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Wenig bekannte

Gemüsearten
Hinweis: Ziffern in Klammern beziehen sich auf die Literaturquellen auf Seite 59.
Vorwort

Die im Jahr 2005 erschienene Broschüre »Wenig schmacksempfinden oft auf die traditionelle
bekannte Gemüsearten« war eine der erfolg­ Küche eingeschworen ist. Würzige Asia-Salate
reichsten Veröffentlichungen der Sächsischen bereichern schon seit längerer Zeit das Sorti­
Gartenakademie. Für über 30 verschiedene Kul­ ment der milden Blattsalate.
turen wurden alle notwendigen Hinweise zur Neues muss oft erst bekannt gemacht werden,
Herkunft, zum Anbau und zur Verwendung pra­ bevor es Einzug in die Gärten und auf die Tische
xisgerecht und leicht verständlich zusammen­ der Familien findet.
gestellt. Die vorliegende Broschüre soll Ihnen bei der
»Wenig bekanntes Gemüse« heißt weder alt und Auswahl geeigneter Gemüse für Ihren Garten
angestaubt noch so unbekannt, dass es keiner behilflich sein.
kennt. Es bedeutet eher, dass es nur selten in
sächsischen Gärten und Küchen zu finden ist.
Es ist oft schwierig, unter den vielen Gemüsear­
ten und -sorten die für ihre Anbauregion güns­
tigste Kultur zu finden. Die Pastinake beispiels­
weise bereichert gekocht, gebraten oder als
Cremesuppe püriert jeden Speiseplan. Früher
wurden die stärkehaltigen Rüben in Mengen an­
gebaut, denn sie sind unempfindlicher als die Norbert Eichkorn
Möhren, vertragen schweren Boden und bleiben
Präsident des Sächsischen
weitgehend frei von Krankheiten. »Wenig be­ Landesamtes für Umwelt,
kannt« heißt ebenso, dass unser heutiges Ge­ Landwirtschaft und Geologie

Vorwort | 01
Inhalt

Vorwort01 Nachtkerze Oenothera biennis29


Adzukibohne Vigna angularis03 Neuseeländer ­Spinat
Andenbeere Physalis peruviana04 Tetragonia tetragonioides 31
Artischocke Cynara scolymus06 Pac Choi Brassica rapa subsp. chinensis33
Asia-Salate08 Patisson Cucurbita pepo35
Bärlauch Allium ursinum10 Pastinake Pastinaca sativa37
Bleichsellerie Römischer Salat Lactuca sativa
Apium graveolens var. dulce12 var. longifolia39
Eierfrucht ­(Aubergine) Salatrauke Eruca sativa und Eruca vesicaria41
Solanum melongena14 Schalotte Allium cepa Aggregatum Grp.43
Eiskraut Sommerportulak
Mesembryanthemum ­crystallinum16 Portulaca oleracea subsp. oleracea 45
Erdmandel Cyperus esculentus17 Spargelbohne
Gemüsefenchel Foeniculum vulgare Vigna unguiculata subsp. sesquipedalis 47
ssp. vulgare var. azoricum18 Teltower Rübchen
Gemüsezwiebel Allium cepa20 Brassica rapa sativa mima teltoviensis 48
Haferwurzel Violette M
­ öhrensorte ’Beta Sweet’
Tragopogon porrifolius ssp. porrifolius21 Daucus carota 50
Limabohne Phaseolus lunatus22 Winterportulak Montia perfoliata51
Löffelkraut Cochlearia officinalis24 Zuckererbse Pisum sativum subsp. ­sativum
Malabarspinat Basella alba und Macrocarbon Grp.53
Basella rubra25 Zuckermais Zea mays Saccharata Grp.54
Mangold Beta vulgaris subsp. cicla26 Zuckermelone Cucumis melo56
Mungbohne Vigna radiata var. radiata28 Zuckerwurzel Sium sisarum58
Adzukibohne
Vigna angularis

Blüte

Bezeichnung Kulturbeschreibung
Der Name geht auf die japanische Bezeichnung Die einjährige Pflanze wächst buschförmig und
»adzuki« für diese Bohne zurück. Sie wird auch wird etwa 50 bis 70 cm hoch. Sie gedeiht am
gelegentlich als Rote Sojabohne bezeichnet. besten auf mittleren Böden mit hohem Humus­
gehalt. Die Temperaturansprüche entsprechen
Herkunft und Geschichte etwa denen der Gartenbohne.
China, Japan und Korea sind die wahrscheinlichen In unseren Breiten sollten die Pflanzen in Töpfen
Herkunftsländer der Adzukibohne. Aus den fern­ vorkultiviert werden. Das Pflanzen bzw. eine Di­
östlichen Ursprungsgebieten gelangte sie nach rektaussaat ist nicht vor Mitte Mai durchzuführen.
Südamerika, den Süden der USA und nach Afrika. Als Gemüse erntet man die jungen, noch unrei­
Sie ist keine eigentliche Pflanze der Tropen, son­ fen Hülsen. Die reifen Hülsen sind meist stroh­
dern mehr in den gemäßigten Zonen der Erde an­ farben. Die Farbe der reifen Bohne geht von gelb
gesiedelt. In Japan ist die Adzukibohne die zweit­ über kastanienrot bis braun.
wichtigste Leguminose nach der Sojabohne (3).

Verwendung
Die trockenen Bohnen werden in den Erzeuger­
ländern als Kochbohne verwendet und als »Rotes
Mus« gegessen. Ein Teil wird zu Mehl verarbeitet,
daraus bereitet man Suppen, Gebäck und süße
Getränke.
In Japan werden die Bohnen häufig gemeinsam
mit Reis gekocht. Dieses Gericht nennt sich »Ad­
zuki mochi«.
Grüne Hülsen und Bohnen kann man als Salat
oder Kochgemüse zubereiten. In einigen Gebie­
ten finden sie auch als Grünfutter und zur Grün­
düngung Verwendung. Samen

Adzukibohne | 03
Andenbeere
Physalis peruviana

Pflanzen Mitte Juli

Bezeichnung
Die Andenbeere wird auch als Kapstachelbeere
oder Goldbeere bezeichnet. Sowohl der deutsche
als auch der wissenschaftliche Name deuten auf
das Ursprungsgebiet der Pflanze in den Anden­
gebieten von Peru hin.
Der Name Goldbeere entspricht der goldgelben
Farbe der reifen Frucht. Weitere Namen im deut­
schen Sprachraum sind Anden-Kirsche oder Pe­
ruanische Judenkirsche.

Herkunft und Geschichte


Vor über 200 Jahren soll die in den Anden wild
wachsende Andenbeere mit Seefahrern nach
Südafrika gebracht worden sein (Kapstachelbee­
re). Ihr hoher Gehalt an Vitamin C dürfte sie als
Mittel gegen Skorbut ausgezeichnet und ihre
Mitnahme auf den langen Seereisen begründet
haben. Dort wurde sie kultiviert und Pflanzen
mit großfrüchtigen Beeren selektiert. Heute wer­
den diese in vielen Ländern angebaut. Sie darf
nicht mit der bei uns allgemein als Lampionblu­
me (Physalis alkengengi) bekannten Zierpflanze
verwechselt werden, deren Früchte ungenießbar
sind. Unreife Frucht

04 | Andenbeere
Reife Früchte

Verwendung
Die kirschenähnliche orange bis goldgelbe nem Stab gestützt werden. Zu hohe Stickstoff­
Frucht steckt in einem dünnen, wie aufgeblasen gaben fördern starkes Laubwachstum, deshalb
wirkenden Kelch. Sie schmeckt süßherb bis säu­ sind langsam fließende Stickstoffdünger zu be­
erlich, angenehm fruchtig und enthält reichlich vorzugen. Für regelmäßige Wassergaben ist die
Karotin sowie die Vitamine C und B. Andenbee­ Pflanze dankbar.
ren sollte man roh verzehren. Sie eignen sich Ende August sind die ersten Beeren ausgereift,
auch hervorragend zum Dekorieren. Die Früchte die umhüllenden Kelchblätter werden dann per­
lassen sich auch einfrieren sowie als Kuchenbe­ gamentartig trocken und die Beeren färben sich
lag und Kompott verwenden. goldgelb. In der Regel kultiviert man die Anden­
beere einjährig. Wer die Pflanze mehrjährig kul­
Kulturbeschreibung tivieren möchte, kann sie in mindestens 10 Liter
Die Kulturführung der Andenbeere entspricht Erde fassenden Kübeln ziehen. Diese werden im
weitgehend der von Tomaten. Die wohl wichtigs­ Winter in einem hellen, frostfreien Raum aufge­
te Standortbedingung ist ein warmer, sonniger stellt. Weil die Pflanzen eine Trockenperiode
Platz. Weinbauklima behagt ihr am besten. Da­ durchmachen müssen, dürfen sie dann nur spar­
mit unter unseren klimatischen Bedingungen sam gegossen werden.
ausreichend Früchte ausreifen können, ist eine
Vorkultur von Jungpflanzen bei Aussaat Mitte
März notwendig.
Wenn die Gefahr von Spätfrösten vorüber ist,
wird in einem Reihenabstand von 60 bis 70 cm
und 50 bis 60 cm in der Reihe ausgepflanzt. Die
etwa 1 m hoch werdende Pflanze sollte mit ei­

Andenbeere | 05
Artischocke
Cynara scolymus

Geöffneter Blütenstand

Bezeichnung Verwendung
Die Griechen nannten die Artischocken »Kinara«, Von der Artischocke verzehrt man den fleischig
daraus leitet sich der wissenschaftliche Name ausgebildeten Blütenboden und die unten ver­
Cynara ab. Die Artbezeichnung scolymus deutet dickten Teile der Blütenhüllblätter. Diese haben
auf den fleischigen, als Gemüse verwendeten einen feinherben bis leicht bitteren Geschmack
Blütenboden hin. und wirken als Vorspeise appetitanregend.
Von den Inhaltsstoffen ist das Cynarin am be­
Herkunft und Geschichte deutsamsten. Es steigert die Gallenabsonderung
Artischocken sind nur in der Kulturform bekannt. und hat auf die Leberzellen einen schützenden
Sie wurden im Mittelmeerraum schon in der An­ Einfluss. Die pharmazeutische Industrie verwen­
tike angebaut und stammen wahrscheinlich von det Artischocken-Extrakte in vielen Arzneimitteln
der Wildform Cynara cardunculus ab. Den rei­ gegen Leber-, Gallen- und Blasenerkrankungen.
chen Römern waren sie eine Delikatesse und Bei der Zubereitung werden zuerst die unteren
galten als teure Gemüsespezialität. Im Mittelal­ Blätter und der Stiel am Blütenansatz abge­
ter ging die Kenntnis vom Gebrauch der Pflanze schnitten, ebenso die oberen zwei Drittel der
wohl verloren. Erst im 15. Jahrhundert wurde sie dachziegelartig gewachsenen Blätter. Die in der
wieder in Italien bekannt, im 16. Jahrhundert Artischocke befindlichen Blütenfäden entfernt
kam sie nach Frankreich und im 17. Jahrhundert man mit einem Teelöffel, damit der Blütenboden
gelangte sie nach Deutschland. freiliegt. Zum Schluss reibt man die Artischocke
Artischocken galten schon immer als teures Ge­ mit einer halbierten Zitrone ein. Dadurch bleibt
müse, ihr Verzehr bedeutete »gehobene Lebens­ ihre Färbung erhalten. Die so vorbereitete Arti­
art«. Nach dem 18. Jahrhundert geriet die Pflan­ schocke kommt in einen Topf (kein Aluminium)
ze in Vergessenheit und erst um das Jahr 1925 mit kaltem Wasser, dem etwas Essig oder Zitro­
wurde sie in Frankreich wieder entdeckt. Heute nensaft zugesetzt wird. Nach dem Aufkochen
liegt der Schwerpunkt des Anbaus im Mittel­ salzen und zugedeckt etwa 20 Minuten kochen
meerraum. lassen. Die Artischocke ist gar, wenn sich die
Hüllblätter problemlos herausziehen lassen.

06 | Artischocke
Gefiederte Blätter mit silbergrauem Laub Dekorative Blütenknospe

Kulturbeschreibung
Die Artischocke stellt recht hohe Ansprüche an Die Blüten entwickeln sich nicht alle zur gleichen
den Standort. Der Boden sollte nährstoffreich Zeit. Der richtige Erntezeitpunkt ist erreicht,
und tiefgründig sein. Unter unseren klimati­ wenn die Schuppenblätter noch eng anliegen
schen Bedingungen ist die Pflanze nicht winter­ und somit die Knospen noch geschlossen er­
hart. Im Freiland gedeiht sie in sonnigen, ge­ scheinen. In diesem Stadium ist der Blütenboden
schützten Lagen. noch zart. Im Oktober werden die Stängel kurz
Wegen der kurzen Vegetationsperiode in den über dem Boden abgeschnitten und ein luft­
mitteleuropäischen Ländern ist eine Vorkultur durchlässiger Frostschutz (Stroh, Laub, Mulch,
sinnvoll. Bei Aussaaten im März ist nach etwa Torf) aufgebracht. Im Kleinanbau kann man die
3 Wochen in 10- bis 12-cm-Töpfe zu pikieren. Die Ballen auch ausgraben und im Keller frostfrei
Temperatur sollte während der Keimung etwa einschlagen.
22 °C betragen, später um 12 bis 15 °C. Gepflanzt Knospen oder voll geöffnete Blüten mit länge­
wird Mitte Mai, wenn stärkere Fröste nicht mehr rem Stiel eignen sich auch als Vasenschmuck
zu erwarten sind, im Abstand von 1 m × 1 m. Eine oder für florale Dekorationen.
Vliesauflage schützt bei noch auftretenden tiefe­
ren Temperaturen die Pflanzen.
Um eine ordentliche Blütengröße zu erreichen,
sollten nicht mehr als 2 bis 3 Stängel mit jeweils
2 bis 3 Blüten belassen werden. Wenn ausrei­
chend Wasser und Nährstoffe zur Verfügung
stehen, entwickelt sich die Artischocke recht
schnell zu einer großen Pflanze. Im ersten An­
baujahr können ab September die Blütenknos­
pen geerntet werden, im Folgejahr bereits ab
Juli.

Artischocke | 07
Asia-Salate

‘Green Boy‘

Bezeichnung Verwendung
Unter der Bezeichnung Asia-Salate, Japanese- Während viele asiatische Gewürze sich mittler­
Greens oder Oriental-Greens werden in Deutsch­ weile großer Beliebtheit erfreuen, sind der An­
land verschiedene, meist als Blatt genutzte Ge­ bau und die Verwendung der Asia-Salate noch
müse verstanden, die vielfach im asiatischen weitgehend unbekannt. Verwendet werden in
Raum beheimatet sind, dort genutzt und auch erster Linie die jungen Blätter, seltener auch die
züchterisch bearbeitet wurden und werden. Stängel und Blüten. Roh Salaten beigemischt,
werden alle Inhaltsstoffe erhalten.
Herkunft und Geschichte Gewöhnungsbedürftig ist der etwas strenge,
Die Asia-Salate gehören überwiegend zur Fami­ mehr oder weniger dominante Kohlgeschmack
lie der Kreuzblütler (Brassicaceae). Verschiedene und die teilweise vorhandene Schärfe.
Arten mit unterschiedlichsten Blattformen und Bei uns noch weitgehend unbekannt ist die Ver­
Blattfarben werden besonders in Südostasien wendung von Blattgemüse als Kochgemüse. In
und China schon sehr lange genutzt. asiatischen Ländern wird Gemüse oft nur kurz in
der Pfanne gegart, z. B. im Wok. Für diese scho­
nende Art der Gemüsezubereitung sind die Asia-
Salate besonders gut geeignet.

‘Misome‘ ‘Mizuna Early‘

08 | Asia-Salate
‘Green Spray‘

Kulturbeschreibung
Als Saatgut werden verschiedene Asia-Salate Samen in wenigen Tagen. Die Kulturdauer be­
angeboten, meist Kreuzungen verschiedener trägt im Frühjahr und Herbst 35 bis 40 Tage, im
Brassica-Arten (z. B. Chinakohl, Pak Choi, Senf Sommer etwa 30 Tage.
oder Raps). Die Ansprüche an Boden und Klima Probleme bereitet der Befall mit tierischen Schäd­
sind gering. Die Kulturzeit ist extrem kurz. Sie lingen, insbesondere mit Erdflöhen. Deshalb ist
eignen sich deshalb sehr gut, um zeitliche An­ das Bedecken mit Vlies (Frühjahr oder Herbst)
baulücken zu füllen. bzw. mit einem Erdflohnetz (Sommer) anzuraten.
Die Aussaat kann von Anfang April bis Anfang Bei einer Pflanzenhöhe von 15 bis 20 cm können
September erfolgen. Der Saatgutbedarf beträgt die Blätter geschnitten werden. Sollte ein zwei­
bei einem Reihenabstand von 15 bis 20 cm 5 bis ter Schnitt erfolgen, müssen die Pflanzen beim
10 g/m². Eine breitwürfige Aussaat ist ebenfalls ersten Schnitt etwas höher über dem Erdboden
möglich. Bei zu dichtem Stand ist auf 1 bis 3 cm abgeschnitten werden. Um über die ganze Ve­
Abstand zu vereinzeln, sonst schieben sich die getationsperiode frische Ware zu ernten, sind
Pflanzen zu sehr in die Höhe und der Stängelan­ in Abständen von etwa 2 Wochen jeweils neue
teil wird zu hoch. Bei genügender Bodenfeuchte ­Sätze zu säen.
und entsprechenden Temperaturen keimen die

‘Red Giant‘ ‘Tatsoi‘

Asia-Salate | 09
Bärlauch
Allium ursinum

Blühender Bärlauch

Bezeichnung
Der wissenschaftliche Name Allium bedeutet erten sie sogar ein Ramp-Fest. Im Kaukasus wer­
Lauch und ursinum Bär. Die Verbindung des Na­ den die Blütenstände milchsauer eingelegt. Sie
mens mit dem Bären beruht wohl auf einem heißen dort »Tscheremscha« (16).
alten Volksglauben, dass die Bären nach dem
Erwachen aus dem Winterschlaf bevorzugt Bär­ Verwendung
lauch als erstes frisches Grün suchten. Der gesundheitliche Wert des Bärlauchs ähnelt
Weitere Namen sind Wilder Knoblauch, Wald­ dem des Knoblauchs. Die schwefelhaltigen äthe­
knoblauch oder Hexenzwiebel. rischen Öle regen die Verdauung an und haben
einen günstigen Einfluss auf Galle und Leber. Sie
Herkunft und Geschichte wirken auch vorbeugend bei Arteriosklerose. Der
Bärlauch ist mit der Zwiebel und dem Knoblauch Verzehr von Bärlauch wirkt sich günstig auf die
eng verwandt. Darmflora aus. Neben Vitamin C ist der Gehalt
In vielen Gegenden Mitteleuropas wächst die an Eisen, Schwefel, Magnesium und Mangan von
Pflanze wild in feuchten Laubwäldern. Sie treibt Bedeutung.
schon im zeitigen Frühjahr ihre lanzettlichen Essbar sind Zwiebeln, Blätter und Blüten, wobei
Blätter aus kleinen Zwiebeln. die Verwendung der Blätter die häufigste Form
Bärlauch gehört zu den ältesten Nutz- und Heil­ ist. Diese werden als Salat oder bei der Zuberei­
pflanzen in unseren Breiten. In der Verordnung tung von Soßen oder Suppen verwendet. Fein
»Capitulare de villis« über die Landgüter Karls des gehackt sind sie Bestandteil von Kräuterquark
Großen im 8. Jahrhundert wird der Bärlauch oder Kräuterbutter. Einige Bäcker bieten sogar
­bereits erwähnt, ebenso von Hildegard von Bin­ Bärlauchbrot an.
gen (1098 –1179). Die Indianer kurierten mit
dem »ramp«, dem nordamerikanischen Bärlauch
­(Allium tricoccum) Erkältungen. Im Frühjahr fei­

10 | Bärlauch
Bärlauchbestand im Frühjahr

Kulturbeschreibung
Geeignet sind humose, feuchte und kalkhaltige Im September erfolgt die Pflanzung der kleinen
Auenböden. Die Anzucht aus Samen ist recht Zwiebeln im Abstand von etwa 25 × 25 cm. Sie
aufwändig und oft unbefriedigend. Bärlauch be­ müssen recht tief (5 bis 10 cm) in den Boden
nötigt vor der Keimung eine Samenruhe. Die kommen. Diese Pflanzen blühen im Folgejahr
Samen fallen nach der Reife im Sommer auf den und bilden Samen. Durch Selbstaussaat entsteht
Waldboden und sind im Winter dem Frost aus­ allmählich ein dichter Bärlauchbestand. Eine en­
gesetzt. Bei einer Aussaat im Frühjahr fehlen gere Pflanzung als beschrieben ist möglich und
diese unterschiedlichen Temperatureinwirkun­ führt schneller zu einem erntefähigen Bestand.
gen und die Samen keimen nicht. Man muss Die Ernte erfolgt mit dem ersten Austrieb im
deshalb nach der Ernte die Samen einer Warm­ Frühjahr. Aus jungen Beständen sollten nur 1 bis
phase und dann einer Kaltphase aussetzen. Dazu 2 Blätter je Pflanze entnommen werden, um die
sind die Samen mit Sand zu mischen und etwas Pflanzen zu schonen. Mit Blühbeginn ist die Ern­
angefeuchtet etwa 4 Wochen bei 20 bis 25 °C in te einzustellen. Das Einziehen der Blätter nach
einem Beutel aufzubewahren. Anschließend wird der Blüte sollte ungestört verlaufen können, da­
der Beutel im Kühlschrank bei Temperaturen um mit die Zwiebeln genügend Reservestoffe für das
0 °C gelagert. Dann wird in Schalen ausgesät und folgende Jahr einlagern können.
diese werden bei Temperaturen um 10 °C aufge­
stellt. Nach dem Auflaufen der Pflanzen kann die
Temperatur erhöht werden.
Wesentlich einfacher, sicherer und schneller ist
die Kultur mit Zwiebeln. Diese können aus Bär­
lauchbeständen nach dem Einziehen der Blätter
gerodet oder von Samenhandlungen bezogen
werden. Auf eine Entnahme aus unseren Wäl­
dern sollte aus Gründen des Schutzes der heimi­
schen Natur verzichtet werden.

Bärlauch | 11
Bleichsellerie
Apium graveolens
var. dulce

Laub von Staudensellerie

Bezeichnung
Die als Gemüse genutzten, verdickten Blattstiele Nutzung. Bis zum 16. Jahrhundert diente er haupt­
wurden früher durch Anhäufeln oder Umwickeln sächlich als Arzneipflanze. Danach begann sich
mit Stroh oder Wellpappe »gebleicht«. Dadurch durch Auslese der heutige Knollen-, Bleich- und
erhielten die Stiele eine goldgelbe Farbe. Die Schnittsellerie herauszubilden.
heutigen Sorten haben auch ohne »Bleichen«
einen hellen Stiel. Deshalb nennt man sie auch Verwendung
»selbstbleichende« Sorten. Die grünstieligen Sor­ Beim Bleichsellerie werden die verdickten Blatt­
ten werden als Stauden-, Stangen- oder Stielsel­ stiele als Gemüse genutzt. Diese können roh
lerie bezeichnet. Im allgemeinen Sprachgebrauch verzehrt, gekocht, gedünstet, geschmort oder
wird allerdings kaum unterschieden. gebacken werden. Die Stängelenden und Blatt­
spreiten werden abgeschnitten. An den Stängel­
Herkunft und Geschichte kanten entfernt man anschließend die Fasern.
Bleichsellerie ist nur als Kulturform bekannt. Er Roh eignet sich Bleichsellerie als Happen zu kal­
stammt, wie auch Knollensellerie (Apium grave- ten Platten mit Käse oder Fisch und in Salaten.
olens var. rapaceum) und Schnittsellerie (Apium Gedippt in delikate Soßen sind sie ein schmack­
graveolens var. secalinum), wohl von dem im hafter Bissen. Die Stangen können auch wie
Mittelmeerraum vorkommenden Sumpfsellerie Spargel zubereitet werden.
(Apium graveolens var. graveolens) ab (5). Diesen Der Geschmack des Bleichselleries ist milder als
nutzten die alten Ägypter als Arzneipflanze. der des Knollenselleries, aber noch typisch selle­
Die Wildform wurde vermutlich von den alten rieartig. Bedeutsam ist sein Gehalt an ätheri­
Griechen in Kultur genommen. Sie bekränzten schen Ölen, die den typischen Geruch und Ge­
die Sieger sportlicher Wettkämpfe mit Selle­ schmack bewirken.
rielaub. Von diesen übernahmen die Römer die

12 | Bleichsellerie
Stangensellerie

Kulturbeschreibung
Der Anbau entspricht weitgehend dem des we­ Die Pflanzung in das freie Land erfolgt ab Mitte
sentlich bekannteren Knollenselleries. Die Pflan­ Mai, wenn die Gefahr von Spätfrösten vorüber
ze bevorzugt mittelschwere, humose Standorte ist. Zeitigere Pflanzungen sollten mit Vlies abge­
mit ausgeglichener Bodenfeuchte. An das Klima deckt werden, um die Schossgefahr durch Ein­
stellt der Sellerie wenig spezielle Ansprüche. Al­ wirken tiefer Temperaturen zu vermindern.
lerdings sollte während Trockenperioden die Bleichsellerie, insbesondere die selbstbleichen­
Möglichkeit zusätzlicher Wassergaben bestehen. den Sorten, wird etwas enger als Knollensellerie
Als Vorfrucht dürfen keine Doldenblütler (Apia- gepflanzt, etwa im Abstand 30 × 30 cm.
ceae) wie Petersilie, Dill, Möhre, Fenchel, Liebstö­ Während der Hauptwachstumszeit ist auf eine
ckel oder Kerbel gestanden haben. Auch nach der ausreichende Wasser- und Nährstoffversorgung
Kultur sollte eine Anbaupause von etwa 3 Jahren zu achten, gegebenenfalls sollte eine Kopfdün­
eingehalten werden. gung mit einem stickstoff- und kalihaltigen
Unter unseren klimatischen Bedingungen ist Dünger erfolgen.
eine Vorkultur der Pflanzen notwendig. Bei eige­ Die Ernte erfolgt etwa 8 bis 10 Wochen nach der
ner Anzucht muss infolge der langsamen Ju­ Pflanzung. Geerntet wird die ganze Pflanze, wo­
gendentwicklung allerdings schon Mitte März bei das Laub von den Stängeln zu trennen ist.
ausgesät werden. Dabei sollte die Anzuchttem­
peratur 16 bis 18 °C betragen und möglichst
14 °C auf längere Zeit nicht unterschreiten. Zei­
gen sich die ersten Laubblätter, werden die Säm­
linge pikiert. Eine gute Nährstoffversorgung
durch reichliche Kompostgaben vor der Pflan­
zung ist Voraussetzung für hohe Erträge.

Bleichsellerie | 13
Eierfrucht
­(Aubergine)
Solanum melongena

‘Ronde de Valence‘

Bezeichnung Verwendung
Die Früchte der schon vor Jahrhunderten in Kul­ Die Eierfrucht ist sehr energiearm, weshalb sie
tur genommenen Pflanzen waren weiß und sa­ für eine fettreduzierte Ernährung besonders ge­
hen dem Ei ähnlich. Weil sie aus Asien zuerst eignet ist. Ein hoher Anteil fettlöslicher Ballast­
nach Spanien gelangten, wurden die Früchte stoffe kann schädliches LDL-Cholesterin binden.
auch »Spanische Eier« genannt. Im allgemeinen Sie bildet Terpene, welche neben ihrer Funktion
Sprachgebrauch bezeichnet man sie meist als als Aromastoffe auch krebshemmende Wirkung
Auberginen. besitzen sollen.
Die Aubergine ist eine der Gemüsearten mit dem
Herkunft und Geschichte höchsten Gehalt an Kaffeesäure. Diese wirkt an­
Als Ursprungszentren der Eierfrucht werden timikrobiell, antioxidativ und antikanzerogen
­Indien und China angenommen (15). Auf den (29). Der höchste Gehalt an Vitaminen, Nähr­
Schiffen der Araber soll die Pflanze schon um stoffen und Pflanzeninhaltsstoffen befindet sich
1200 nach Spanien gelangt sein. In Europa be­ direkt unter der Schale. Deshalb sollte die Frucht
gann der Anbau im 13. und 14. Jahrhundert, aus­ bei der Zubereitung nicht geschält werden.
gehend von Spanien und Italien. In Deutschland Die Früchte lassen sich wegen ihres Solanin- und
wurde die Eierfrucht erst ab Mitte des vorigen Bitterstoffgehaltes nicht roh verzehren. Sie ha­
Jahrhunderts bekannt. ben keinen besonderen Eigengeschmack. Ihr
Aroma entwickelt sich erst durch das Würzen
beim Zubereiten. Beträufelt man das Frucht­
fleisch mit Zitronensaft, verfärbt es sich nicht
braun. Eierfrüchte können gedünstet, gegrillt
oder gebacken werden.

14 | Eierfrucht (­ Aubergine)
‘Ophelia‘

Kulturbeschreibung
Die Eierfrucht ist eine wärmeliebende, einjährige Geerntet wird, wenn die Früchte die sortenspe­
Pflanze, deren erwerbsmäßiger Anbau in unse­ zifische Farbe mit dem typischen Glanz erreicht
rem Klimabereich nur unter Glas oder Folie mög­ haben. Die Samenkörner sollten noch weich und
lich ist. An geschützten Stellen in Gebieten mit weiß sein. Bei zu starkem Fruchtansatz ist es
Weinbauklima kann der Freizeitgärtner aber in sinnvoll, zur Entlastung der Pflanze den Behang
Verbindung mit einer Vliesabdeckung mit dem auszudünnen.
Anbau durchaus erfolgreich sein. Dafür ist eine
Vorkultur in Töpfen unabdingbar.
Die Aussaat sollte bereits Anfang März erfolgen,
um zur Pflanzzeit Mitte Mai gut entwickelte
Jungpflanzen zu haben. Pikiert werden die Säm­
linge in 10- bis 12-cm-Töpfe. Der Boden sollte
mit­telschwer mit einem möglichst hohen Hu­
musanteil sein. Infolge der beschränkten Kultur­
zeit im Freiland erreichen die Pflanzen nur Hö­
hen von 50 bis 60 cm. Die Reihenentfernung
beträgt 60 bis 80 cm bei einem Abstand in der
Reihe von 50 bis 60 cm. Die Pflanzen müssen
rechtzeitig mit Stäben gestützt werden. An jeder
Pflanze werden nur die Haupttriebe und an je­
dem Trieb 3 bis 4 Früchte belassen. Anfang Au­
gust sind die ersten Früchte reif. Blüte

Eierfrucht (­ Aubergine) | 15
Eiskraut
Mesembryanthemum
­crystallinum

Detail eines Blattes

Bezeichnung Kulturbeschreibung
Eiskraut verdankt seinen Artnamen crystallinum Eiskraut ist frostempfindlich und stellt hohe
(lat. kristallartig) den sich durch Verdunstung Wärmeansprüche. Unter unseren Bedingungen
auf der Pflanze bildenden winzigen Salzkristallen sollte eine Aussaat nicht vor Mitte Mai erfolgen
und glänzenden, mit Wasser gefüllten, blasigen und anschließend die Fläche mit Vlies abgedeckt
Epidermiszellen. Diese geben der Pflanze ein wie werden.
mit Eisperlen übersätes Aussehen. Weitere Be­ Der Reihenabstand sollte 30 bis 40 cm betragen.
zeichnungen sind Kristallkraut oder Eisblume. In der Reihe sind die Pflanzen auf 15 bis 20 cm
zu vereinzeln. Eine Vorkultur in Töpfen ist eben­
Herkunft und Geschichte falls möglich. Sie erhöht die Anbausicherheit
Eiskraut ist im südafrikanischen Küstengebiet und ermöglicht eine frühere Ernte.
beheimatet und eng mit der auch bei uns be­ Die Ernte beginnt im Juli. Nach dem Ernten bil­
kannten Mittagsblume (Mesembryanthemum den sich immer wieder neue Blätter. Diese kön­
criniflorum) verwandt. Eiskraut gelangte in das nen bis zum Frosteintritt entnommen werden.
Mittelmeergebiet, auch nach Indien, Australien Die stark wasserhaltigen Blätter und Triebe wel­
und Kalifornien und verwilderte dort. ken schnell und müssen deshalb bald verbraucht
werden.
Verwendung
Der salzig-säuerliche Geschmack ähnelt etwas
dem des Neuseeländer Spinats. Salaten verleihen
die jungen Blätter und fleischigen Triebe eine
erfrischende Note. Unter guten Wachstumsbe­
dingungen breitet sich die Pflanze schnell aus.
Unter anderem wird sie am Rande von Wüsten
zur Dünenbefestigung angepflanzt. Auf den Ka­
naren diente sie einst zur Gewinnung von Soda.

16 | Eiskraut
Erdmandel
Cyperus esculentus

Erdmandelpflanzen

Bezeichnung Verwendung
Der etwas mandelartige Geschmack war wohl Die nur etwa eichelgroße »Nuss« (botanisch eine
ausschlaggebend für die Namensgebung. Weite­ unterirdische Sprossknolle) besitzt eine runzeli­
re Bezeichnungen sind Gras-, Ried-, Zulu-, ge, schwarzbraune Haut, die man vor der Zube­
Chufa- oder Tigernuss und Kaffeewurzel. reitung abschälen oder im warmen Wasser zwi­
schen den Händen abreiben muss.
Herkunft und Geschichte Die mandelartig schmeckenden Knöllchen wer­
Die Erdmandel ist von den Arabern nach Südeu­ den roh, gekocht oder geröstet verzehrt. Es lässt
ropa gebracht worden (28). Die Pflanze hat sich sich daraus auch ein hochwertiges Speiseöl ge­
mittlerweile so verbreitet, dass sie in zahlreichen winnen. Verwandte der Erdmandel sind bei uns
Ländern eher als Unkraut denn als Nutzpflanze als Zimmerpflanze unter dem Namen Cypergras
angesehen wird. In Nordafrika wird sie noch in bekannt.
geringem Umfang angebaut.
Kulturbeschreibung
Die Pflanze liebt Wärme und tiefgründigen, gut
gelockerten, leichten Boden. Sie verträgt auch in
gewissem Umfang Trockenheit. Die Vermehrung
erfolgt durch Sprossknollen. Diese werden An­
fang Mai 5 cm tief im Abstand von etwa 50 x 50 cm
ausgelegt. In jede Legestelle kommen ungefähr
5 bis 7 Knöllchen. Die Entwicklungszeit beträgt
in unseren Breiten im Mittel 5 Monate.
Im Herbst, nach dem Vergilben der Halme, wer­
den die oberirdischen Teile abgeschnitten und
mit der Grabegabel die Wurzelstöcke aus dem
Boden gehoben. Ein Teil liefert Pflanzgut für das
Knolle folgende Jahr.

Erdmandel | 17
Gemüsefenchel
Foeniculum vulgare ssp.
vulgare var. azoricum

Knolle

Bezeichnung Verwendung
Im deutschen Sprachraum wird Gemüsefenchel Charakteristisch sind sein ausgeprägter Geruch
auch als Knollen-, Zwiebel-, Bologneser, Floren­ und Geschmack, bedingt durch den Gehalt an
tiner, Italienischer oder Römischer Fenchel be­ ätherischen Ölen. Für eine gesundheitsbewusste
zeichnet. Der Name leitet sich vom lateinischen Ernährung ist Gemüsefenchel besonders geeig­
foeniculum ab (5), dieses wiederum von foenum net. Er hat nur wenige Kalorien, viele Vitamine,
(lat. Heu), was auf das Aussehen des getrockne­ Mineralstoffe und ätherische Öle, welche die
ten Krautes Bezug nehmen könnte. Durchblutung und Verdauung fördern und die
Nieren- und Lebertätigkeit anregen.
Herkunft und Geschichte Die Fenchelknolle kann als Rohkost mit ver­
Fenchel stammt ursprünglich aus Vorderasien schiedenen Soßen zum Dippen, roh als Salat mit
und dem Mittelmeergebiet. Älteste Nachrichten anderem Gemüse oder Obst, gekocht, zum Fül­
über seine Verwendung stammen um 3000 v. u. Z. len und Überbacken oder gedünstet als Gemü­
aus dem Zweistromland. Die alten Griechen sebeilage zu Fleisch oder Fisch verwendet wer­
scheinen ebenfalls Fenchel kultiviert zu haben, den. Das Fenchelkraut findet ganz oder gehackt
denn sein griechischer Name »marathon« soll zum Würzen oder Dekorieren von Speisen Ver­
sich von den Fenchelfeldern des Ortes Marathon wendung.
ableiten. Auch die Römer schätzten ihn sehr. Sie
kultivierten bereits mehrere Sorten und verbrei­
teten den Gemüsefenchel bis an die Grenzen
ihres Imperiums.
Fenchel war ein Symbol für Erfolg. Im frühen
Mittelalter galt er als Mittel gegen Hexerei (23).
Heute wird Fenchel als Gemüse-, Gewürz- und
Heilpflanze weltweit angebaut.

18 | Gemüsefenchel
Erntefähiger Bestand

Kulturbeschreibung
An den Boden stellt Gemüsefenchel nur geringe Nach Ausbildung der Knollen erfolgt die Ernte.
Ansprüche. Temperaturen zwischen 15 bis 20 °C Man schneidet diese kurz über der Erde ab. Ern­
bieten günstige Wachstumsbedingungen. Hohe tereife Knollen verholzen vor allem im Sommer
Temperaturen und lange Tage sowie Trockenheit schnell. Die Blattstiele werden fächerförmig ein­
fördern das Schossen. Der Anbau sollte nicht gekürzt, dabei lässt man einige zarte Herzblätter
nach sich selbst oder anderen Doldenblütlern stehen.
erfolgen.
Für den Frühanbau ist eine Vorkultur der Jung­
pflanzen bei Aussaat im März vorteilhaft. Die
frühe Pflanzung sollte nicht vor Mitte bis Ende
April erfolgen. Eine Abdeckung mit Vlies ist zu
empfehlen. Es sollte auf flaches Pflanzen geach­
tet werden. Später kann die Aussaat auch direkt
in das Freiland erfolgen. Für einen Sommeranbau
sind schossfeste Sorten (z. B. ’Zefa Fino’) zu wäh­
len. Spätester Pflanztermin wäre Anfang August.
Der Reihenabstand beträgt etwa 40 cm, der Ab­
stand in der Reihe 20 bis 25 cm. Während der
Kultur ist auf eine möglichst gleichmäßige Was­
serversorgung zu achten. Mit Beginn der Knol­
lenbildung kann je nach Nährstoffgehalt des
Bodens eine Volldüngergabe verabreicht werden.

Gemüsefenchel | 19
Gemüsezwiebel
Allium cepa

Pflanze, Erntegut

Bezeichnung Kulturbeschreibung
Die recht milde Zwiebel findet meist als Kochge­ Gemüsezwiebeln sind recht wärmebedürftig.
müse Verwendung. Sie wird auch als Fleischer­ Deshalb erfolgt der Anbau vorwiegend in den
zwiebel bezeichnet. Mittelmeerländern, insbesondere in Spanien.
Mittlerweile werden auch bei uns verschiedene
Herkunft und Geschichte Sorten wie z. B. ’Exhibition’, ’Alisa Craig’ oder ’The
Als Ursprungsgebiet der Speisezwiebeln wird Kelsae’ angeboten.
Mittelasien angenommen. Die ältesten Berichte Bei Direktaussaat im Freiland reicht die Dauer
über Anbau und Verwendung stammen aus dem der Vegetation in unseren Breiten oft nicht aus,
alten Ägypten aus der Zeit um 3400 v. u. Z. (19). um die volle Größe zu erreichen. Deshalb emp­
Auch Griechen und Römer nutzten sie als Kul­ fiehlt sich eine Vorkultur. Diese erfolgt ab Mitte
turpflanze. Die ältesten Nachrichten über Anbau bis Ende Februar in Saatschalen oder direkt in
und Verwendung in Deutschland stammen da­ Anzuchttöpfen. Die Zwiebeln werden recht warm
gegen erst aus dem Mittelalter. angezogen. Zumindest bis zum Zweiblattstadi­
um sollte die Temperatur nicht unter 15 °C fal­
Verwendung len. Ungefähr in diesem Stadium werden die in
Die Gemüsezwiebel ist ein besonders großer Ver­ den Saatschalen aufgelaufenen Zwiebeln in Töp­
treter der Speisezwiebeln. Sie ist sehr saftig und fe pikiert. Die Pflanzung erfolgt Ende April. Eine
schmeckt angenehm mild. Ihre vielfältigen Ver­ gute Nährstoffversorgung, genügend Wasser
wendungsmöglichkeiten tragen zu ihrer allge­ und viel Sonne sind wichtige Voraussetzungen
meinen Beliebtheit bei. Gemüsezwiebeln werden für eine erfolgreiche Kultur.
zum Schmo­ren und Kochen als Gemüse verwen­ Beginnt das Laub abzusterben, haben die Zwie­
det, auch kombiniert mit anderen Gemüsearten beln ihre volle Größe erreicht. Es kann je nach
wie z. B. Paprika zu Suppen, als gebackene Zwie­ Bedarf schon früher für den sofortigen Ge­
belringe oder gefüllt mit Hackfleisch sowie im brauch geerntet werden. Für eine längere Lage­
Döner Kebap. rung sind die Zwiebeln ohnehin nicht geeignet.

20 | Gemüsezwiebel
Haferwurzel
Tragopogon porrifolius
ssp. porrifolius

Haferwurzel

Bezeichnung
Weitere Bezeichnungen im deutschen Sprach­ und intensiv als die Schwarzwurzel. Verbleiben
raum sind Bocksbart, Markwurzel, Milchwurzel Wurzeln im Boden, kann man die gebleichten
oder Weißwurzel. Aus dem Gattungsnamen Tra- Schösslinge ebenfalls nutzen.
gopogon (griech. trako: Bock, pogon: Bart) ist die
Bezeichnung Bocksbart abgeleitet. Weil die Wur­ Kulturbeschreibung
zeln im Gegensatz zur Schwarzwurzel hell sind, An das Klima stellt die Pflanze keine besonderen
entstand die Bezeichnung Weißwurzel. Anforderungen. Der Boden sollte tiefgründig
und steinfrei sein. Die Aussaat kann sehr früh im
Herkunft und Geschichte Jahr erfolgen, sobald der Boden abgetrocknet ist.
Die Haferwurzel ist eine alte Kulturpflanze in Der Reihenabstand beträgt etwa 30 cm, in der
Südosteuropa und Nordafrika. Schon Dioskuri­ Reihe ist nach dem Auflaufen auf 10 cm zu ver­
des, der Verfasser der berühmten »Materia Me­ einzeln. Bei Trockenheit sollte gewässert werden,
dica«, schrieb im 1. Jahrhundert über sie (2). In sonst kann das Schossen der Pflanzen einsetzen.
unseren Breiten hat Albertus Magnus die Hafer­ Wurzeln geschosster Pflanzen sind holzig.
wurzel im 13. Jahrhundert erstmalig erwähnt Die Ernte darf nicht zu früh erfolgen, weil im
(14). Seit Mitte des 16. Jahrhunderts wird über Herbst noch ein deutlicher Massezuwachs er­
ihren Anbau berichtet. In Deutschland scheint folgt. Die Wurzeln brechen leicht, deshalb sind
die Haferwurzel kaum bedeutungsvoll gewesen sie tief auszugraben.
zu sein. Im 19. Jahrhundert wurde sie von der Die Wurzeln sind winterhart und können auch
Schwarzwurzel abgelöst. im Boden verbleiben. Um diese auch bei Frost
ernten zu können, sollte der Boden zu Winter­
Verwendung beginn mit organischem Material bedeckt wer­
Die Zubereitung erfolgt wie die der Schwarzwur­ den. Um gebleichte Schösslinge zu erhalten,
zel. Die Wurzeln werden geschält, gedünstet und häufelt man die Pflanzen, deren Laub man im
als Beilage für Fleisch- oder Kartoffelgerichte Herbst abgeschnitten hat, 10 bis 15 cm hoch an.
verwendet. Sie schmeckt weniger aromatisch

Haferwurzel | 21
Limabohne
Phaseolus lunatus

Jungpflanze aus Vorkultur

Bezeichnung
Die Limabohne verdankt ihren Namen der (Phaseolus vulgaris) dem gemeinen Volk als
Hauptstadt von Peru. Eine weitere Bezeichnung Speise dienten. Es wird angenommen, dass die
Mondbohne nimmt Bezug auf die mondförmig Limabohne durch Sklavenhändler nach Afrika
geformten Hülsen. gelangte und sich von dort in die Tropen und
Botanisch werden zwei Varietäten unterschie­ Subtropen der ganzen Welt verbreitet hat (3).
den: die etwas größere und robustere Phaseolus
lunatus var. macrocarpus, auch Birmabohne Verwendung
oder Sichelhülsige Bohne genannt, und die klei­ Die Samen der farbigen Formen enthalten relativ
nere Phaseolus lunatus var. lunatus, auch Mond­ große Mengen des Blausäureglycosides Phaeso­
bohne, Sievabohne, Rangoonbohne, Karolina­ lunatin (Linamarin). Die Samen müssen durch
bohne oder Kapbohne genannt. Die Bezeichnung Kochen und Wegschütten des Kochwassers ent­
Limabohne oder Mondbohne wird meist für bei­ giftet werden. Besonders viel Blausäureglycosid
de Varietäten verwendet (3). enthalten die Samenschalen. In den Samen mit
weißer Schale sind nur geringste Mengen Lina­
Herkunft und Geschichte marin enthalten, sie sind deshalb ungiftig.
Die Limabohne hat wahrscheinlich ihren Ur­ Jung gepflückte Bohnen zeichnen sich wegen
sprung in Mittel- und Südamerika. Samenfunde ihrer zarten Hülsen und der milchreifen Samen
aus Peru werden in die Zeit von etwa 5000 v. u. Z. besonders aus. Die noch kernweichen Samen
datiert. Die Spanier berichteten, dass bei den werden überwiegend als Frischgemüse, seltener
Inkas die farbigen, dekorativ gemusterten als Konservengemüse verwendet. Die reifen, har­
Limabohnen als Spielbohne, die weißen, essba­ ten Samen ergeben, gekocht mit Reis oder Mais,
ren Limabohnen als Speise der herrschenden ein wichtiges Nahrungsmittel in den Anbaulän­
Klasse vorbehalten waren und die Gartenbohnen dern.

22 | Limabohne
Hülsen

Kulturbeschreibung
Die Limabohne gedeiht nur in warmen Gebieten zen sollte erst Ende Mai erfolgen. Der Reihenab­
mit Weinbauklima. An den Boden stellt sie keine stand beträgt etwa 50 cm, in der Reihe ungefähr
besonderen Ansprüche. 25 cm.
Bei Temperaturen unter 15 °C keimen die Samen Die Ernte junger Hülsen beginnt je nach Witte­
erst nach 4 bis 6 Wochen. Deshalb ist eine war­ rung Ende Juli/Anfang August. Weil die Pflanze
me Vorkultur in Töpfen zu empfehlen. Je Topf ständig neue Hülsen ausbildet, erstreckt sich die
werden 3 bis 4 Samen abgelegt. Das Auspflan­ Ernte über mehrere Wochen.

Samen der Limabohne

Limabohne | 23
Löffelkraut
Cochlearia officinalis

Junge Blätter von Löffelkraut

Bezeichnung
Der Gattungsname leitet sich vom lateinischen kann durch Mischen mit anderen Salatgemüsen
cochlear (Löffel) ab. Die Bezeichnung Löffelkraut ist gemindert werden. Die jungen Blätter schme­
auf die löffelartige Form der Blätter zurückzufüh­ cken auch als Brotbelag, fein geschnitten in
ren. Ein weiterer Name Skorbutkraut weist auf die Kräuterquark und in grünen Soßen.
frühere Verwendung gegen Vitaminmangel, insbe­ In der Volksmedizin hat die Pflanze als Vitamin-
sondere der Seefahrer auf ihren langen Fahrten, hin. C-Träger Bedeutung. Sie wird auch als harntrei­
Der kresseartige Geschmack der Blätter führte zu bendes Mittel bei Gicht, bei Rheuma und Magen­
dem Namen Löffelkresse. Weitere Bezeichnungen beschwerden eingesetzt. Als »Spiritus Cochleriae«
im deutschen Sprachraum sind Bitterkresse, Lun­ fand das Kraut bei Erkrankungen des Zahnflei­
genkresse, Quellenkraut oder Scharbocksheilkraut. sches Verwendung (21).

Herkunft und Geschichte Kulturbeschreibung


Löffelkraut kommt an den Küsten des Atlantiks Der Boden sollte genügend Humus enthalten
sowie der Nord- und Ostsee vor. Von den See­ und ausreichend Feuchtigkeit speichern können.
fahrern wurde es eingesalzen und auf langen Die Pflanze ist frosthart, somit können die Blät­
Seereisen vorbeugend gegen Skorbut mitgenom­ ter auch in milden Wintern geerntet werden.
men. Schon die Wikinger sollen sich diese Eigen­ Selbst unter Schnee bleibt die Pflanze grün.
schaft auf ihren Seefahrten zunutze gemacht Die Aussaat erfolgt im zeitigen Frühjahr oder im
haben. Von den Seefahrern wurde es später auch Spätsommer. Der Reihenabstand beträgt etwa
über die ganze Welt verbreitet. 20 cm, an Saatgut wird knapp 1 g/m² benötigt.
Bei Trockenheit ist regelmäßig zu bewässern. Um
Verwendung tierische Schädlinge, insbesondere Erdflöhe, ab­
Der Geschmack wird in erster Linie durch Senföle zuhalten, ist ein Abdecken mit Vlies bzw. mit
bestimmt. Aus den frischen, jungen Blättern engmaschigen Netzen sinnvoll.
lässt sich ein schmackhafter Salat zubereiten. Die Ernte erfolgt kurz vor der Blüte. Unter günstigen
Der etwas scharfe, leicht salzige Geschmack Bedingungen kann mehrere Jahre geerntet werden.

24 | Löffelkraut
Malabarspinat
Basella alba und
Basella rubra

Malabarspinat

Bezeichnung Kulturbeschreibung
Sowohl der Gattungsname Basella als auch die Malabarspinat ist eine rankende, mehrjährige
deutschen Bezeichnungen Indischer Spinat und Pflanze. Der Anbau als Gemüse erfolgt in unse­
Malabarspinat weisen auf die Heimat der Pflan­ ren Breiten einjährig. Die Triebe können mehrere
ze hin. Gelegentlich wird er auch als Ceylon- Meter lang werden. Die Vermehrung erfolgt
oder Rankenspinat bezeichnet. meist durch Samen. Eine Vorkultur unter Glas ist
vorteilhaft. Die Aussaat erfolgt im März. Die An­
Herkunft und Geschichte zucht in Töpfen sollte recht warm bei 22 bis
Das südliche Asien wird als Ursprungsland an­ 25 °C geschehen.
gesehen (18). Vermutlich wurde die Pflanze von In unseren Regionen sind vollsonnige, warme
spanischen und portugiesischen Sklavenhänd­ und windgeschützte Lagen zu bevorzugen. Ge­
lern im 17. Jahrhundert verbreitet. Als Kultur­ pflanzt wird erst, wenn die Gefahr von Nacht­
pflanze ist sie mittlerweile in den tropischen und frösten vorüber ist. Der Reihenabstand beträgt
subtropischen Regionen Asiens, Afrikas und etwa 40 cm, in der Reihe ungefähr 20 cm. Mit
Amerikas verbreitet. In Frankreich war die Pflan­ Beginn des Rankens müssen die Pflanzen Stäbe
ze bereits im 19. Jahrhundert bekannt (9). als Rankhilfe erhalten.
Eine ausreichende Wasserversorgung während
Verwendung der Sommermonate und mehrmaliges Zurück­
Nach dem Entfernen der harten Stiele und an­ schneiden der Triebe fördern die Blattproduktion.
schließendem Waschen werden die Blätter als Geerntet werden die jungen, fleischigen Blätter
Kochgemüse wie Spinat zubereitet. Die etwas mit 10 bis 20 cm langen Trieben.
schleimige Konsistenz ist ein wenig ungewohnt.
Die Blätter können auch blanchiert und mit Sahne
püriert als Soße angerichtet werden. Neben der
Verwendung als Gemüse können die Pflanzen auch
als dekorative weiß- (B. alba) und rotblühende
(B. rubra) Zierpflanze im Garten genutzt werden.

Malabarspinat | 25
Mangold
Beta vulgaris subsp. cicla

’White Silver 2’

Bezeichnung
Die Deutung des Namens ist unklar. Er soll even­
tuell auf den altdeutschen Personennamen Ma­
nagold (Vielherrscher) zurückgehen.
Weitere Namen im deutschen Raum sind Römi­
scher Kohl oder Beißkohl.
Mangold gibt es als Schnitt- oder Blattmangold
(Beta vulgaris subsp. cicla var. cicla) und Stiel-
oder Rippenmangold (Beta vulgaris subsp. cicla
var. flavescens).

Herkunft und Geschichte


Mangold hat sich aus einer Wildform der Gat­
tung Beta, vermutlich Beta vulgaris subsp. ma-
ritima (Seemangold, Wild-Bete), entwickelt, zu
der auch unsere Runkel- und Zuckerrüben sowie
Rote Bete gehören. Wahrscheinlich ist Mangold
schon seit zweitausend Jahren bekannt, denn im
8. Jahrhundert v. u. Z. kultivierten ihn die Baby­
lonier. Nach Deutschland kam Mangold durch
die Römer.
Der aus dem Osten eingeführte Spinat verdrängte
im 16. Jahrhundert allmählich den Mangold. In
mehreren europäischen Ländern ist der Anbau
von Mangold aber noch heute verbreitet, während
er in Deutschland kaum noch Bedeutung hat.
’Rhubarb Chard’

26 | Mangold
’De Bolster’ ’Bright Ligths’

Verwendung
In den wertbestimmenden Inhaltsstoffen ist Man­ stärkeren Blattstielen und grünen bis gelbgrü­
gold etwa mit Spinat vergleichbar. Weil die Haupt­ nen gewellten, etwas derberen Blättern können
ernte in die lichtreichen Sommermonate fällt, ist als Schnitt-, aber auch als Stielmangold genutzt
die Gefahr von Nitratanreicherungen im Blatt ge­ werden. Stielmangold wie z. B. ’Rhubarb Chard’
ring. Die Blätter lassen sich wie Spinat zubereiten. oder ’Vulkan’ mit dunkelgrünen derben Blättern
Sie schmecken etwas herzhafter und strenger als und hellen, roten oder farbigen dicken Blattstie­
Spinat. Die Stängel können wie Spargel oder len hat außerdem noch einen hohen Zierwert.
Schwarzwurzel zubereitet werden. Die dünne Haut Eine kräftige organische Düngung mit Kompost
der Stiele sollte man vorher entfernen. ist vorteilhaft. Die Aussaat erfolgt von Ende ­April
Rot- und buntstielige Sorten haben darüber hin­ bis Juni direkt in das freie Land. Bei Schnittman­
aus noch einen Zierwert im Garten. Sie können gold sollte ein Reihenabstand von etwa 30 cm,
durchaus auch ein dekorativer Blickpunkt in bei Stielmangold von 40 bis 50 cm gewählt wer­
Staudenbeeten sein. den. In der Reihe ist Schnittmangold auf 15 bis
20 cm, Stielmangold auf 25 bis 30 cm zu verein­
Kulturbeschreibung zeln.
Mittelschwere, tiefgründige Böden in gutem Hu­ Eine gute Wasserversorgung und eine Volldün­
muszustand sind für den Anbau besonders ge­ gergabe während der Hauptwachstumszeit si­
eignet. Nach sich selbst und anderen Gänsefuß­ chern Entwicklung und Wachstum. Auf Grund
gewächsen (Chenopodiaceae) wie Spinat und der hohen Blattmasse unterdrückt Mangold das
Rote Bete sollte eine mehrjährige Anbaupause Unkraut recht gut.
eingehalten werden. Nach etwa 10 Wochen kann die Ernte erfolgen,
Es gibt mittlerweile zahlreiche Sorten. Bei Schnitt­ wobei die Herzblätter geschont werden sollten.
mangold mit dünnen Stielen und zarten Blatt­ So sind mehrere Ernten möglich. Nach milden
rippen wäre z. B. die Sorte ’Grüner Schnitt’ zu Wintern ist im Frühjahr noch ein Schnitt mög­
nennen. Die Sorten ’Lukullus’ und ’Silber’ mit lich, später schosst die Pflanze.

Mangold | 27
Mungbohne
Vigna radiata var. radiata

Pflanze

Bezeichnung
Mung ist der indische Name für die Mungbohne. werden Mungbohnen auch in der Volksmedizin
Im deutschen Sprachraum wird sie auch als Je­ gegen Blähungen, Rheumatismus und bei Erkäl­
rusalembohne bezeichnet. tung angewendet.

Herkunft und Geschichte Kulturbeschreibung


Die Mungbohne stammt wahrscheinlich vom Als Pflanze südlicher Länder stellt die Mungboh­
indischen Subkontinent. Hier wird sie seit meh­ ne hohe Temperaturansprüche. Somit ist der An­
reren tausend Jahren angebaut. Von dort erfolg­ bau in unseren Regionen nur mit zusätzlichem
te ihre Verbreitung nach Süd- und Ostasien, vor Schutz (Folie oder Glas) sinnvoll. Eine Vorkultur
allem nach China. Erst viel später gelangte sie in Töpfen sollte erfolgen. Um eine bessere Stand­
nach Australien, Ostafrika und Amerika. festigkeit zu erzielen, sind die Pflanzen bei einer
Höhe von etwa 30 cm anzuhäufeln. Je nach Ver­
Verwendung wendungszweck erfolgt die Ernte. Die Trocken­
In Indien steht die Kornnutzung im Vorder­ reife der Bohnen ist erst im September erreicht.
grund. Die Trockenbohnen werden zu Suppen
oder Brei gekocht. Außerdem wird daraus noch
Mehl hergestellt, welches für verschiedene Ge­
richte und zur Herstellung von Nudeln und
Backwaren verwendet wird. Halbe Bohnen wer­
den in Indien in etwas Fett geröstet und zum Tee
angeboten, grüne Hülsen als Salat oder Gemüse
zubereitet.
Die Körner finden, besonders in China und den
USA, in zunehmendem Umfang zur Erzeugung
von Mungsprossen Verwendung. Schließlich
Vorgekeimte Sprossen

28 | Mungbohne
Nachtkerze
Oenothera biennis

Blühende Nachtkerzen

Bezeichnung
Die großen, gelben Blüten öffnen sich in den verwilderte sie und verbreitete sich über ganz
Abendstunden und dürften zur Namensgebung Europa. Hier schmückt sie heute mit ihren leuch­
geführt haben. Die Pflanze wird auch Rapontika tend gelben Blütenkerzen Wegränder, Ödflächen,
genannt, darf aber nicht mit der Rapunzel-Glo­ Steinbrüche und Kiesgruben.
ckenblume (Campanula rapunculus) verwechselt
werden, deren Wurzeln im ersten Winter eben­ Verwendung
falls essbar sind. Die zweijährige Pflanze bildet im ersten Jahr flei­
Von den zahlreichen weiteren Bezeichnungen schige, verästelte Wurzeln, die von Herbst bis
seien Gelbe Rapunzel, Roter Sellerie, Gelber zum folgenden Frühling essbar sind. Mit der
Nacht­schatten, Nachtschlüsselblume, Nacht­stern, dann einsetzenden Blütenbildung verholzen die
Abendblume, Rübenwurzel, Schinkenkraut, Stol­ Wurzeln und werden damit für den Verzehr un­
zer Heinrich oder Weinblume genannt. brauchbar. Die Wurzeln können wie Sellerie als
Salat verwendet oder wie Schwarzwurzel ge­
Herkunft und Geschichte schält und gedünstet als Gemüse zubereitet und
Die Nachtkerze ist in Peru beheimatet, gelangte mit weißer Soße angerichtet werden. Die Samen
nach Nordamerika und wurde wohl im 17. Jahr­ liefern ein wertvolles Öl mit einem hohen Anteil
hundert nach Europa eingeführt. Hier baute man an Linolsäure und Gamma-Linolensäure. Quali­
sie in beschränktem Umfang als Wurzelgemüse tativ hochwertiges, kaltgepresstes Nachtkerzen­
an. Dieses galt als sättigend und wohlschme­ öl liefert essentielle Fettsäuren, welche vom
ckend. Körper nicht selbst hergestellt werden können.
In ihrer Heimat wurde die Pflanze von verschie­ Sein Einsatz in der Naturheilkunde ist ungemein
denen Indianerstämmen genutzt. Sie bereiteten vielfältig. So wird es z. B. bei Asthma, Heu­
aus Blättern und Wurzeln eine nahrhafte Speise schnupfen, Neurodermitis, Bluthochdruck, Mig­
zu. Die ölhaltigen Samen wurden zu einem Brei räne oder rheumatischen Beschwerden ange­
zerstampft und wegen ihrer Heilkraft genutzt. In wendet (26).
England anfangs als Gartenblume eingeführt,

Nachtkerze | 29
Kulturbeschreibung
Die Pflanze bevorzugt einen leichten, sandigen Die Ernte der Wurzeln erfolgt von Herbst bis
Boden und ist außerordentlich anspruchslos. Die Frühjahr. Diese sind frosthart und können somit
Aussaat erfolgt Ende April bis Ende Mai. Bei zu im Boden verbleiben.
früher Aussaat können die Pflanzen schon im
ersten Anbaujahr Blüten bilden und die Wurzeln
verholzen.
Relativ starke Wurzeln erreicht man durch Pflan­
zung von Sämlingen, indem man deren Seiten­
wurzeln entfernt. Der Reihenabstand beträgt 20
bis 25 cm, in der Reihe ist auf etwa 15 cm zu ver­
einzeln.

Wurzel

30 | Nachtkerze
Neuseeländer
­Spinat
Tetragonia tetragonioides

Jungpflanzen

Bezeichnung
Der wissenschaftliche Name leitet sich von «te­ Die Zubereitung erfolgt wie beim Spinat. Die
tragonia« (Viereck) ab und nimmt Bezug auf die Triebspitzen mit den jungen Blättern werden ge­
charakteristische Form der Früchte, in denen waschen, in Salzwasser kurz aufgekocht und mit
sich in mehreren Fächern die Samen befinden. kaltem Wasser abgeschreckt. Anschließend kann
das Gemüse noch in heißem Olivenöl geschwenkt
Herkunft und Geschichte werden.
Heimat des Neuseeländer Spinats sind die Küs­
tenregionen Neuseelands, Tasmaniens sowie Kulturbeschreibung
Süd- und Westaustraliens. Von dort gelangte er Die frostempfindliche Pflanze bevorzugt leicht
schon recht früh nach Südamerika und Japan. erwärmbare Böden mit hohem Humusgehalt und
Ende des 18. Jahrhunderts kam die Pflanze nach gutem Wasserhaltevermögen.
Europa (1). Neuseeländer Spinat gehört zu den Außer Eiskraut (Mesembryanthemum crystalli-
Eiskrautgewächsen (Aizoaceae). Diese sind vor num) gehören der Familie der Eiskrautgewächse
allem in den Trockengebieten Australiens und keine weiteren bei uns kultivierten Gemüse an,
Südafrikas verbreitet. In Deutschland wird die sodass es in Bezug auf eine Fruchtfolge keine
Pflanze ab und an als Sommerspinat in Haus- Probleme gibt. Der recht hohe Nährstoffbedarf
und Kleingärten angebaut. muss durch ausreichende Zufuhr organischer
Substanz und ein bis zwei Stickstoffgaben im
Verwendung Sommer abgedeckt werden.
Geschmacklich ähnelt der Neuseeländer Spinat
dem heimischen Blattspinat, schmeckt aber kräf­
tiger und intensiver. Verwendet werden die jun­
gen Triebspitzen. Weil er überwiegend im Som­
mer kultiviert wird, spielen zu hohe Nitrat­gehalte
kaum eine Rolle.

Neuseeländer ­Spinat | 31
Weil die Pflanzen eine recht lange Jugendent­
wicklung haben, ist eine Vorkultur sinnvoll. Das
hartschalige Saatgut sollte einen Tag vorgequellt
werden. Je Topf werden Anfang bis Mitte März
2 bis 3 Korn ausgelegt. Abhängig von der Tem­
peratur beträgt die Keimdauer 10 bis 20 Tage.
Die Pflanzung erfolgt erst nach den »Eisheiligen«
mit einem Reihenabstand von 80 bis 100 cm
und etwa 50 cm in der Reihe. Eine Aussaat direkt
in das freie Land ist frühestens ab Mitte April
möglich. Bei der langen Keimdauer um diese
Zeit erscheinen die Pflanzen meist erst nach
Mitte Mai. Anfangs wachsen die Pflanzen lang­
sam. Während Trockenperioden muss gewässert
­werden.
Die Ernte beginnt Anfang Juli und kann je nach
Bedarf bis zum Frost fortgesetzt werden. Die
Triebspitzen sollten höchstens 10 cm lang sein.
Mit dem Abschneiden der Triebspitzen wird die
weitere Seitentriebbildung gefördert.
Bestand

Triebbildung

32 | Neuseeländer ­Spinat
Pac Choi
Brassica rapa
subsp. chinensis

Pac Choi

Bezeichnung
Der chinesische Name Pac Choi bedeutet »Wei­ Üblicher ist aber der Verzehr als Kochgemüse,
ßes Gemüse« (8). Die weißen Blattstiele und Blatt­ ähnlich Spinat oder Wirsing. Dieses eignet sich
nerven weisen darauf hin. Im deutschen Sprach­ als Beilage zu Fleisch- und Fischgerichten. We­
raum wird er auch als Chinesischer Senfkohl, gen seines Eigengeschmacks sollte Pac Choi nur
Pekingkohl oder Blätterkohl bezeichnet. sparsam gewürzt werden. Die fleischigen Blatt­
rippen können auch wie Spargel zubereitet
Herkunft und Geschichte werden.
Pac Choi ist eine alte Kulturpflanze, wahrschein­
lich aus Mittelchina. Um 1880 soll diese nach Kulturbeschreibung
Japan gelangt sein. Wann er nach Deutschland Wegen seiner schnellen Entwicklung und damit
kam, ist nicht bekannt. Vor ungefähr 150 Jahren kurzen Wachstumszeit von 6 bis 8 Wochen eig­
wird allerdings schon eine neue Kohlart als Pac net sich Pac Choi gut als Vor- oder Nachkultur.
Choi beschrieben (10). Durch in Holland lebende Trotz toleranter Sorten gegenüber der Kohlher­
Asiaten gelangte er vermutlich dorthin und wird nie sollte ein Anbau möglichst nicht nach Kreuz­
heute in geringen Mengen auch dort angebaut. blütlern erfolgen. Sandiger bis lehmiger, nähr­
In Japan, China und Korea hat Pac Choi eine gro­ stoffreicher, humoser Boden ist für den Anbau
ße Bedeutung als Gemüse. besonders geeignet.
Weil die Pflanze sehr schnell wächst, ist sie auf
Verwendung eine optimale Nährstoffversorgung angewiesen.
Durch seine guten Geschmackseigenschaften Alle Gebiete, in denen Kohl angebaut wird, sind
und zahlreichen Möglichkeiten der Zubereitung auch für den Anbau von Pac Choi geeignet. Er ist
ist Pac Choi ernährungsphysiologisch durchaus wie Chinakohl eine Langtagspflanze. Trotz Züch­
bedeutsam. Der typische Kohlgeschmack ist nur tung schossfester Sorten ist ein Anbau unter
wenig ausgeprägt. Nach kurzem Blanchieren Langtagsbedingungen und niedrigen Tempera­
eignet sich das fein geschnittene Blatt als Salat. turen ein Risiko. Die Pflanze kann auf solche

Pac Choi | 33
äußeren Bedingungen mit Schossen reagieren.
Niedrige Temperaturen zur Ernte schaden aller­
dings nicht.
Die Pflanzung vorkultivierter Pflanzen sollte der
Direktsaat vorgezogen werden. Während der
Keimphase dürfen die Temperaturen möglichst
nicht unter 20 °C sinken, danach nicht unter
15 °C. Gut wüchsige, nicht zu große Pflanzen
werden ab Mitte Mai in den Boden gebracht.
Frühe Pflanzungen sind mit Vlies zu überdecken.
Spätere Sätze werden mit einem engmaschigen
Netz bedeckt, um Schädlinge fernzuhalten. Bis
Mitte August können weitere Sätze folgen. Der
Reihenabstand beträgt je nach gewünschtem
Erntegewicht 30 bis 40 cm, der Abstand in der
Reihe 20 bis 25 cm. Eine Kopfdüngung ist not­
wendig, um ein zügiges Wachstum zu ermögli­
chen. Der Erntezeitpunkt hängt von der ge­
wünschten Größe des Erntegutes ab. Mini Pac
Choi können schon ab einem Gewicht von 100 g
geerntet werden. Wer Wert auf kräftige Blattrip­
pen legt, wird die Pflanze erst bei einem Kopfge­
wicht von 600 bis 800 g ernten.

34 | Pac Choi
Patisson
Cucurbita pepo

Junge Früchte

Bezeichnung
Die eigentümlichen, flachrunden Früchte erin­ Gemüsearten wie Tomaten, Paprika und Zwie­
nern mit ihrer Form an Bischofs- oder Kaiser­ beln. Die verwendeten Gewürze bestimmen den
mützen, aber auch an Ufos (fliegende Untertas­ Geschmack. Mini-Patisson mit einer Größe zwi­
sen). Sie werden im deutschen Sprachraum schen 3 und 5 cm können wie Gewürzgurken
mitunter auch so genannt. konserviert werden.

Herkunft und Geschichte Kulturbeschreibung


Ursprungsgebiete von C. pepo sind das nördliche Patisson bevorzugt ähnlich Gurke und Zucchini
Mexiko und der Osten der USA (19). Inzwischen humusreiche, leicht erwärmbare, mittelschwere
sind zahlreiche Varietäten entstanden, weil Böden. Die Pflanzen sind frostempfindlich und
Kreuzungen zwischen ihnen ohne Schwierigkei­ wärmebedürftig, allerdings nicht ganz so wär­
ten gelingen. Diese haben sich mittlerweile über mebedürftig wie die Gurke. Der Anbau sollte
alle Kontinente ausgebreitet. nicht nach sich selbst oder anderen Kürbisge­
wächsen (Cucurbitaceae) erfolgen.
Verwendung Vor der Pflanzung ist es zweckmäßig, in den Bo­
Zum Verzehr geeignet sind vor allem die jung den Kompost als langsam fließende Nährstoff­
geernteten, kleinen Früchte mit einem Durch­ quelle unterzumischen. Die Jungpflanzen wer­
messer von etwa 3 bis 8 cm, je kleiner, umso bes­ den vorkultiviert. Die Aussaat erfolgt Ende April
ser. Große Früchte sind nicht mehr zart genug mit je 2 Korn pro 8- bis 9-cm-Topf. Die Töpfe
und erfüllen dann nur noch dekorative Zwecke. werden zur Aussaat nur bis zur Hälfte mit Erde
Das Fruchtfleisch junger Früchte hat kaum einen gefüllt. Wenn die Sämlinge über den Topfrand
Eigengeschmack und ähnelt darin den Zucchi­ hinausgewachsen sind, wird die restliche Erde
nifrüchten. Ähnlich Zucchini können die kleinen aufgefüllt. Die Temperatur während der Keimung
Früchte gekocht, gedünstet, gebraten oder ge­ sollte mindestens 22 °C, später um 18 °C betra­
backen werden, meist in Mischung mit anderen gen. Zur Pflanzung muss der Topf gut durchwur­

Patisson | 35
zelt, die Pflanzen aber noch nicht zu groß sein, spät ein. Der Reihenabstand beträgt etwa 1 m,
weil diese schlechter anwachsen. Als günstig der Abstand in der Reihe etwa 50 cm. Die Pflan­
erweist es sich, 2 bis 4 Wochen vor der Pflanzung zen verlangen für ein zügiges Wachstum und
schwarze Mulchfolie auf die vorgesehenen Rei­ guten Fruchtansatz eine gleichmäßige Wasser-
hen aufzulegen, damit sich der Boden darunter und Nährstoffversorgung.
schneller erwärmen kann und gleichzeitig das Geerntet werden je nach Verwendungszweck die
Unkraut unterdrückt wird. jungen Früchte mit einem Durchmesser von
Gepflanzt wird frühestens Mitte Mai mit an­ etwa 3 bis 8 cm. In Abhängigkeit vom Witte­
schließender Vliesauflage. Zur Pflanzung schnei­ rungsverlauf beginnt die Ernte etwa Ende Juni
det man entsprechend der Topfgröße Löcher in und erstreckt sich bis in den September, wenn
die Folie. Die Aussaat in das freie Land ist eben­ nicht vorher Pilzkrankheiten, insbesondere Ech­
falls möglich, die Ernte setzt dann allerdings erst ter Mehltau, diese vorzeitig beendet hat.

Essbare Blüten

36 | Patisson
Pastinake
Pastinaca sativa

Wurzeln

Bezeichnung Verwendung
Die Pastinake wird in Deutschland auch als Ham­ Die Pastinake enthält reichlich Kohlehydrate,
melmöhre, Moorwurzel, Gartenpastinak, Paster­ Stärke, Kalium und Ballaststoffe. In Bezug auf
nak oder Balsternak bezeichnet. Provitamin A ist sie der Speisemöhre unterlegen.
Der recht hohe Gehalt an ätherischen Ölen be­
Herkunft und Geschichte stimmt den typischen Geruch und Geschmack.
Die Pastinake war schon in »grauer Vorzeit« be­ Diesen kann man als süßlich, würzig, nussig be­
kannt. Vermutlich sammelten bereits die Men­ schreiben, ein wenig wie Möhre und Sellerie mit
schen der Steinzeit die wild wachsenden Vor­ einer leichten Maggi-Note.
gänger unserer Kulturformen. Die Pastinake Roh kann die Pastinake in Salaten mit Äpfeln
dürfte somit eine der ältesten Gemüsepflanzen und Nüssen mit Jogurtdressing gereicht werden.
sein. Die Wildform ist in Europa und Asien be­ Als Gemüse lässt sie sich wie die Möhre zuberei­
heimatet. Bereits im Altertum war diese als Kul­ ten. Auch das junge Kraut kann in der Küche als
turpflanze bekannt. Würzkraut verwendet werden und ähnelt im Ge­
Nach Deutschland gelangte sie mit den Römern. schmack etwas der Petersilie.
Bei ihnen war sie eines der häufigsten Wurzel­
gemüse. Bis zum 18. Jahrhundert war die Pasti­ Kulturbeschreibung
nake in Deutschland eine wichtige Nahrungs­ Gut mit Humus versorgte lehmige Sandböden
pflanze, dann wurde sie von der Kartoffel und bis sandige Lehmböden sowie Niedermoorböden
der Speisemöhre verdrängt. sind für den Anbau besonders geeignet. Den Bo­
Auf Grund ihres Zuckergehaltes wurden Pastina­ den sollte man vor dem Anbau tief lockern. Pas­
ken in früherer Zeit auch für die Hefegärung tinaken sollten nicht nach anderen Doldenge­
verwendet. Die Iren brauten ein Bier daraus, die wächsen wie Möhre, Sellerie oder Petersilie
Engländer stellten Pastinakenwein her und un­ stehen. Weil sie heute fast nur noch auf Kleinst­
sere Urgroßmütter kochten den Saft zu einem flächen angebaut werden, ist das Sortenspekt­
dickflüssigen Sirup ein, der den Honig ersetzen rum sehr begrenzt. Die wohl älteste und bekann­
sollte. teste Sorte ist die ’Halblange Weiße’.

Pastinake | 37
Bestand

Die Nährstoffversorgung kann mit gut verrotte­ Weil die Keimung bis 4 Wochen dauern kann,
tem Kompost sichergestellt werden, ansonsten sollte dem Saatgut eine Markiersaat (Salat, Ra­
sind zwei Volldüngergaben im Vegetationsverlauf dies) beigemischt werden. Nach dem Auflaufen
zu verabreichen. Eine frische Stallmistgabe sollte ist auf etwa 10 cm zu vereinzeln.
wegen der Gefahr eines verstärkten Möhrenflie­ Ab September kann mit der Ernte begonnen wer­
gebefalls schon zur Vorfrucht gegeben werden. den. Die Wurzeln können im Boden an Ort und
Ausgesät wird mit einem Reihenabstand von 30 Stelle überwintern. Bei offenem Wetter ist dann
bis 40 cm ab Ende März direkt in das freie Land. je nach Bedarf eine Ernte möglich.

38 | Pastinake
Römischer Salat
Lactuca sativa
var. longifolia

’Little Gem’

Bezeichnung
Der Name stammt von der alten wissenschaftli­ Muskat und zerlassene Butter gegeben werden.
chen Bezeichnung Lactuca sativa. var. romana Man kann ihn auch blanchieren und mit geriebe­
ab. Er wird auch als Bindesalat, Kochsalat, Kassler nem Käse überbacken.
Strünkchen oder Sommerendivie bezeichnet und Für die Zubereitung als Salat sollten nur die hel­
wird vor allem in südeuropäischen Ländern, ins­ len Innenblätter Verwendung finden.
besondere Italien, produziert. Daher stammt
wohl auch der Name Römischer Salat. Er wird Kulturbeschreibung
auch Bindesalat genannt, weil die aufrecht ste­ Die heutigen Sorten bilden hochgeschlossene
henden Köpfe früher zugebunden wurden, damit Köpfe mit gelben Innenblättern, die zum Bleichen
das Herz gelb-grün und zart blieb. nicht mehr zugebunden werden müssen. Der Rö­
mische Salat verträgt höhere Temperaturen als
Herkunft und Geschichte die anderen Salate und schosst deshalb nicht so
Es wird angenommen, dass es sich beim Römi­ schnell. Anzucht und Kultur entsprechen weitge­
schen Salat um die älteste Form von Gartensalat hend der des Kopfsalates. Römischer Salat ist vor
handelt. Im alten Ägypten soll er eine der wich­ allem für den Sommeranbau geeignet.
tigsten Pflanzenarten in den Gärten gewesen Eine Direktsaat ab April, aber auch eine Pflan­
sein. Hinweise auf einen Anbau in Südeuropa zung sind möglich. Der Reihenabstand beträgt
gibt es schon aus dem Mittelalter. etwa 30 bis 40 cm bei ungefähr 30 cm in der
Reihe.
Verwendung Die Ernte erfolgt, wenn die lang-ovalen Blätter
Römischer Salat ist mit Chinakohl vergleichbar. Er einen mehr oder weniger festen Kopf bilden.
lässt sich gut warm zubereiten (Kochsalat). Dazu ’Little Gem’ ist ein Romana-Salat, der klein und
werden die harten äußeren Blätter entfernt, die ohne Umblatt als »Salatherz« angeboten wird.
verbliebenen Blätter abgelöst, gewaschen, ge­ Die Blätter sind dicker, fester und saftiger als
schnitten und weich gedünstet. Dazu kann etwas beim Kopfsalat. Dieser Salat ist praktisch kü­

Römischer Salat | 39
Römischer Salat

chenfertig, weil keine Außenblätter mehr ent­ durchgesetzt, sodass er in den Supermärkten
fernt werden müssen. Sein Anbau hat sich in den mittlerweile zum Standardangebot in der Sa­
letzten Jahren auch in Deutschland großflächig lattheke zählt.

40 | Römischer Salat
Salatrauke
Eruca sativa und
Eruca vesicaria

Gewöhnliche Rauke (oben) und Wildrauke

Bezeichnung
Man unterscheidet die Gewöhnliche-, Öl- oder nussöl und geriebenem Parmesan. Rauke passt
Kulturrauke (Eruca sativa) und die Wildrauke sehr gut zu Tomaten.
(Eruca vesicaria). Im allgemeinen Sprachge­ Rucola ist eine delikate Beilage zu Nudel- und
brauch werden oft für beide Arten die Namen Reisgerichten. Die Blätter können aber auch
Rauke, Rucola, Raukenkohl oder Ruke verwendet. Pfannengerichten oder Pasta-Saucen zugefügt
Die Blätter der Gewöhnlichen Rauke sind nur werden. Die Wildrauke hat ein noch intensiveres,
schwach, die der Wildrauke tief eingeschnitten. leicht bitteres und schärferes Aroma als die Ge­
wöhnliche Salatrauke. Sie wird von Kennern all­
Herkunft und Geschichte gemein bevorzugt.
Die Rauke ist eine alte Kulturpflanze, die bereits
im griechischen Altertum bekannt war. Sie ist im Kulturbeschreibung
ganzen Mittelmeergebiet bis nach Afghanistan Die Gewöhnliche Rauke ist einjährig, sehr schnell
verbreitet. Der griechische Arzt Dioskorides be­ wachsend und frostempfindlich. Die Aussaat
schrieb im 1. Jahrhundert die harntreibende und kann ab Anfang April alle zwei Wochen erfolgen,
verdauungsfördernde Wirkung der Pflanze. Auch um den ganzen Sommer über junge Blätter ern­
im Mittelalter wurde Rucola als harntreibendes ten zu können. Wenn der Boden zu kalt ist, soll­
Kraut in der Medizin verwendet. Daneben war es te mit der Aussaat noch gewartet werden, die
wohl auch schon ein beliebtes Würzkraut. Keimung dauert sonst zu lange.
Rucola eignet sich auf Grund seiner kurzen Kul­
Verwendung turzeit auch sehr gut als Vor-, Nach- oder Zwi­
Rauke enthält Beta-Carotin, Asparaginsäure, schenkultur. Eine zusätzliche Düngung ist nicht
Senföle, Kalium, Calcium, Magnesium und Phos­ notwendig. Der Reihenabstand beträgt 15 bis
phor (22). Die jungen Blätter werden für Salate 20 cm. Stehen die Pflanzen nach dem Auflaufen
und Rohkostplatten verwendet. Ein klassisches zu dicht, ist auf etwa 10 cm zu vereinzeln, sonst
italienisches Rezept ist Rucola-Salat mit Wal­ wird der Stielanteil zu hoch. Bei 10 bis 15 cm

Salatrauke | 41
Blattlänge können die Blätter geerntet werden. wie bei der Kulturrauke beschrieben. Das außer­
Wärme und Trockenheit beschleunigen das Blü­ ordentlich feine Saatgut verlangt ein gut vorbe­
hen des Bestandes, die Blätter sind dann hart reitetes, feinkrümeliges Saatbett. Die Pflanze
und zu scharf. bildet eine dem Löwenzahn ähnliche Rosette.
Ein großes Problem ist der meist starke Befall der
Pflanzen mit Erdflöhen. Deshalb sollte gleich
nach der Aussaat die Kultur mit Vlies oder einem
Erdflohnetz (geringe Maschenweite) abgedeckt
werden.
Die Wildrauke ist eine ausdauernde, langsam
wachsende, frostharte Pflanze, die nach dem
Schnitt wieder nachwächst. Der Anbau erfolgt

Wildrauke in Reihe

42 | Salatrauke
Schalotte
Allium cepa
Aggregatum Grp.

Geernteter Schalottenhorst

Bezeichnung
Sie wird auch als Edelzwiebel, Ascalonzwiebel, und somit ein zweites Mal nach Europa gebracht
Charlotte, Schlotte, Aschlauch oder Eschlauch wurde (23).
bezeichnet (20). Der frühere wissenschaftliche In Deutschland sind die Schalotten etwas in Ver­
Name ascalonicum bezieht sich auf die Stadt gessenheit geraten, in Frankreich werden sie
Ascalon im heutigen Israel. aber noch heute hoch geschätzt.

Herkunft und Geschichte Verwendung


Die Schalotte ist nur in Kultur bekannt (7). Schon Schalotten besitzen einen etwas milderen, feine­
Theophrast (griechischer Philosoph und Natur­ ren, würzigeren und weniger scharfen Ge­
forscher um 300 v. u. Z.) erwähnt eine »ascaloni­ schmack als die Speisezwiebel. Zum Anbraten
sche Zwiebel«. Weil sie aber aus Samen herange­ eignen sie sich nur bedingt, weil sie dabei fad
zogen wurde, dürfte es sich nicht um unsere und bitter werden können. Werden Schalotten
heutige Schalotte handeln. Im »Capitulare de roh verwendet, kommt ihr feines Aroma am bes­
villis« (Landgüterverordnung Karls des Großen ten zur Geltung. Sie eignen sich zum Würzen von
um 800 u. Z.) wird ebenfalls eine »acalonias« er­ Fleisch- und Fischgerichten und auch zum Ein­
wähnt. Auch hier ist es ungewiss, welche Zwiebel legen von Gurken. Besonders gern werden sie
gemeint war (23). fein gehackt zur Bereitung von Rotweinsoßen
Zumindest im Mittelmeergebiet dürfte die Scha­ und für die »Sauce Bernaise« verwendet.
lotte aber bekannt und genutzt worden sein, Die jungen Blätter lassen sich wie Schnittlauch
denn sie kommt verwildert heute noch in Vor­ verwenden. Für asiatische Gerichte nimmt man
derasien und im Orient vor. In Frankreich werden gern Schalotten, weil sie im Geschmack den asi­
Schalotten seit dem 13. Jahrhundert verwendet. atischen Zwiebeln ähneln.
Sie gelangten aber erst im 17. Jahrhundert nach
Deutschland. Es wird angenommen, dass die
Schalotte mit den Kreuzzügen wieder entdeckt

Schalotte | 43
Kulturbeschreibung
Um die Hauptzwiebel bildet sich ein ganzes Bü­ den Boden kommen. Die Pflanzung kann im März
schel von Tochterzwiebeln, die am Grund mitein­ oder in wintermilden Lagen bereits im Herbst bis
ander verwachsen sind. Jede dieser kleinen Anfang Oktober erfolgen, wobei trotzdem ein
­eiförmigen Zwiebeln besteht aus zwei bis drei Abdecken mit Vlies zu empfehlen ist. Der Rei­
­dreikantigen Teilzwiebeln, die fast wie Knob­ henabstand beträgt 20 bis 25 cm, in der Reihe 10
lauchzehen aussehen. bis 15 cm. So können sich die »Zwiebelhorste«
Der Standort im Garten sollte sonnig und warm gut entwickeln. Schalotten unterdrücken das
sein, der Boden leicht und nicht zu nass. Scha­ auflaufende Unkraut nur wenig, sodass ein- bis
lotten sollten nicht nach sich selbst oder ande­ zweimaliges Jäten notwendig wird.
ren Allium-Arten angebaut werden. Es gibt mitt­ Junge Schalotten mit Laub können bereits An­
lerweile auch bei uns einige Sorten wie z. B. fang Juni geerntet werden, die Zwiebeln sind
’Golden Gourmet’, ’Res Sun’ oder ’Sante’. Anfang Juli bis August erntereif. Für eine ausrei­
In unseren Breiten ist nur die Pflanzung ähnlich chende Haltbarkeit ist ein Nachtrocknen von
Steckzwiebeln üblich. Dabei ist darauf zu achten, 2 bis 3 Wochen erforderlich. Das sollte luftig,
dass die Zwiebeln mit dem »Kopf« nach oben in aber vor Regen geschützt erfolgen.

20 Euro

Herbstpflanzung

44 | Schalotte
Sommerportulak
Portulaca oleracea subsp.
oleracea

Sommerportulak

Bezeichnung Verwendung
Der deutsche Name leitet sich von dem wissen­ Sommerportulak bildet eiförmige, zartfleischige,
schaftlichen Namen portulaca ab. Er wird auch saftige Blätter. Es werden nur die jungen Blätter
Gewürz- oder Gemüseportulak, Burzel- oder verwendet, ältere Blätter schmecken bitter. Der
Bürzelkraut, Bürzelkohl, Kreusel oder Sauburzel säuerlich erfrischende, leicht salzige Geschmack
genannt. überzeugt besonders beim Verfeinern von
Der Name Postelein wird im allgemeinen Sprach­ Mischsalaten. Als würzende Komponente dienen
gebrauch sowohl für Sommer- als auch für Win­ die fein gehackten Blätter für Soßen und Sup­
terportulak verwendet. pen. Beim Kochen verliert er allerdings sein Aro­
ma. Die jungen Blätter können als Rohkost ähn­
Herkunft und Geschichte lich Kresse als Brotbelag oder zur Bereitung von
Die Wildform stammt wahrscheinlich aus dem Kräuterbutter dienen oder nur mit Essig und Öl
westlichen Asien und verbreitete sich von dort (5). angerichtet werden. Portulak-Tee wird in der
Erste Aufzeichnungen stammen von Theo­ Volksheilkunde bei Blasen- und Nierenleiden
phrastus (griechischer Philosoph und Natur­ verwendet. Er soll auch blutreinigend wirken.
forscher um 300 v. u. Z.). Hildegard von Bingen Portulak enthält Omega-3-Fettsäuren, die die
(1098 –1179) erwähnte die Pflanze als »Burzel« Serotoninproduktion im Gehirn erhöhen. Das
ebenfalls (30). Serotonin gilt als Glückshormon, fördert gute
Leonard Fuchs beschreibt die Pflanze in seinem Laune und dämpft Depressionen (30).
Kräuterbuch (1543) und empfiehlt diese für me­
dizinische Zwecke (11). Heute kommt der an­
spruchslose Sommerportulak in ganz Europa
sowie Nord- und Südamerika vor.

Sommerportulak | 45
Kulturbeschreibung
Sommerportulak ist weitgehend anspruchslos
und gedeiht auf allen in Kultur befindlichen Bö­
den. Die wärmebedürftige Pflanze bevorzugt
sonnige Lagen. Zur Keimung benötigt der Samen
im Gegensatz zum Winterportulak mindestens
16 bis 18 °C. Die Pflanze ist frostempfindlich und
sollte deshalb frühestens Anfang Mai ausgesät
und mit Vlies überdeckt werden. Infolge der kur­
zen Vegetationszeit ist eine zusätzliche Düngung
nicht notwendig. Der Anbauzeitraum erstreckt
sich von Anfang Mai bis Anfang Oktober, die
letzte Aussaat Mitte August. Diese kann in Rei­
hen (Reihenabstand etwa 20 cm) oder auch
breitwürfig ­erfolgen. Der Saatgutbedarf beträgt
ungefähr 10 g/m². Weil Sommerportulak zu den
Lichtkeimern zählt, ist der Samen nur schwach
mit Erde zu bedecken.
Die Ernte ist je nach Witterung bereits nach 3 bis
4 Wochen möglich, wobei man durchaus meh­
rere Male ernten kann. Die Pflanzen sind dann
etwa 2 cm über dem Erdboden abzuschneiden.
Nach kurzer Zeit treibt die Pflanze neu durch.
Satzweise Aussaat alle 14 Tage bei nur jeweils
einem Schnitt führt zu zarteren Blättern mit we­
niger Stängelanteil. Nach Blühbeginn schmecken
die Blätter bitter. Die Pflanze samt leicht aus und
kann dann zu einem lästigen Unkraut werden.

46 | Sommerportulak
Spargelbohne
Vigna unguiculata subsp.
sesquipedalis

Pflanze

Bezeichnung
Der Name nimmt Bezug auf die Form der langen, Saat direkt ins freie Land, günstiger ist jedoch
schlanken Bohne. Weitere Bezeichnungen sind eine Vorkultur in Töpfen bei Aussaat Mitte April.
Strumpfbandbohne, Kuhbohne, Schlangenbohne Spargelbohnenhülsen wachsen sehr schnell. Un­
oder Ägyptische Bohne. ter günstigen Wachstumsbedingungen sind
etwa eine Woche nach der Blüte die Hülsen
Herkunft und Geschichte schon erntereif. Für die Verwendung als Gemüse
Das Ursprungsland der Spargelbohne ist wahr­ werden die jungen, noch nicht ausgereiften Hül­
scheinlich Südostasien. Von dort gelangte sie sen geerntet. Die Ernte erstreckt sich von Anfang
nach Afrika. Bereits die alten Ägypter, Griechen Juli bis Ende August.
und Römer kultivierten sie. Nach der Entdeckung
Amerikas gelangte die Spargelbohne auch dahin.

Verwendung
Inhaltsstoffe und Zubereitung entsprechen
weitgehend der Gartenbohne. In Südostasien
und Afrika werden außerdem die jungen Blätter
wie Spinat zubereitet.

Kulturbeschreibung
Spargelbohnen sind noch wärmeliebender als
Gartenbohnen und vertragen auch höhere Tem­
peraturen besser. Nur in klimatisch bevorzugten
Gebieten und besonders geschützten Lagen ist
bei uns ein Anbau möglich. Mitte Mai erfolgt die Samen

Spargelbohne | 47
Teltower Rübchen
Brassica rapa sativa mima
teltoviensis

Teltower Rübchen

Bezeichnung
Teltower Rübchen wurden über Jahrhunderte die Nachfrage. So wurde aus dem um Berlin zu
um Berlin, besonders um das Ackerbürgerstädt­ einem Volksnahrungsmittel gewordenen Gemü­
chen Teltow, angebaut. se eine außerhalb Berlins nur zahlungskräftigen
Feinschmeckern vorbehaltene Speise. Im Aus­
Herkunft und Geschichte land galt sie als Delikatesse.
Vor über 250 Jahren begann südlich von Berlin Allmählich gerieten die Rübchen in Vergessen­
um die Stadt Teltow die Erfolgsgeschichte einer heit. Einige Landwirte wagten in den 1990er-
unscheinbaren Feldfrucht, des Teltower Rüb­ Jahren wieder einen bescheidenen Anbau. Der
chens. Es ist nah verwandt mit den Herbst- oder Verband »pro agro« ließ 1993 die Marke ’Telto­
Stoppelrüben (Brassica rapa subsp. rapa). wer Rübchen’ beim Patentamt schützen. 1998
Ihr Ursprung ist nicht ganz geklärt. Wahrschein­ gründeten einige Begeisterte den Förderverein
lich entstanden sie aus einer alten Landsorte. für das Teltower Rübchen e.  V. So bleibt zu hof­
Nachrichten über einen verbreiteten Anbau gibt fen, dass sich für die traditionsreiche Kultur
es aus der Zeit des Preußenkönigs Friedrich Wil­ wieder die entsprechende Nachfrage einstellt
helm I. Auch bei Friedrich Wilhelm II. standen sie (25).
auf dem Speiseplan. Durch den Briefwechsel
zwischen Goethe und Zelter gingen sie sogar in
die Literatur ein. So schrieb der Dichterfürst an
C. F. Zelter als Dank für eine Lieferung nach Wei­
mar: »So erscheinen mir zuerst die kostbaren
Rübchen, welche zu vergessen mir auch schwer
werden würde, weil sie, ehe ich mich‘s versehe
wieder einmal köstlich auf dem Tische stehen.«
Auf Grund der so erlangten Berühmtheit stieg

48 | Teltower Rübchen
Verwendung
Roh verzehrt schmeckt die Rübe recht scharf.
Nach dem Kochen wird der Geschmack als »lieb­
lich-würzig« bezeichnet. Eine klassische Zuberei­
tung wäre z. B. »Teltower Rübchen nach Art des
Herrn Goethe«: Die Rüben werden gewaschen,
geschält und in Würfel geschnitten. Anschlie­
ßend wird Butter in einer Pfanne geschmolzen
und darin Zucker mit den Rüben karamellisiert.
Darüber wird eine Messerspitze Mehl gestäubt,
leicht gesalzen und Sahne dazugegeben. Dieses
Gemüse schmeckt gut zu Fisch.

Kulturbeschreibung
Teltower Rübchen sind anspruchslos und gedei­
hen besonders gut im kargen, sandigen Boden
der Mark Brandenburg. Gebräuchlich ist der An­
bau als Nachfrucht Ende Juli bis Mitte August.
Früher säte man oft in die Roggenstoppel hinein.
Ein Anbau im Frühjahr ist ebenfalls möglich. Der
Reihenabstand beträgt etwa 20 cm, in der Reihe
wird auf ungefähr 10 cm vereinzelt. Geerntete Teltower Rübchen
Die Ernte erfolgt im Oktober bis November. Bei
einer Lagerung im Keller in leicht feuchtem Sand
oder in Erdmieten bleiben die Rübchen einige
Monate haltbar.

Teltower Rübchen | 49
Violette
­Möhrensorte
’Beta Sweet’
Daucus carota

’Beta Sweet’ Möhrenscheiben der


Sorte ’Beta Sweet’

Bezeichnung
Der angenehme, leicht süße Geschmack führte optisch von den übrigen orangefarbenen Möh­
zu ihrem Namen: ’Beta Sweet’. ren. Besonders attraktiv sind die in Scheiben
geschnittenen Möhren mit ihrem dunkelviolet­
Herkunft und Geschichte ten Außenring.
Um 2000 v. u. Z. sind auf ägyptischen Tempel­ Die Verwendung in der Küche erfolgt analog
zeichnungen purpurfarbene Möhren dargestellt herkömmlicher Möhren.
worden. Im alten Rom waren Möhren weiß oder
purpurn gefärbt. Auch in Pakistan, im Nordiran Kulturbeschreibung
und in Afghanistan wurden im 10. Jahrhundert Es gibt keine Unterschiede im Anbau zu anderen
solche Möhren angebaut. Im 14. Jahrhundert Möhrensorten. Der Boden sollte sandig humos,
wurden weiße, gelbe und purpurfarbene Möh­ tiefgründig und steinfrei sein. Ein Anbau nach
ren nach Südeuropa gebracht. Schwarze, rote sich selbst sowie Sellerie, Petersilie, Dill und Pas­
und grüne Möhren waren ebenfalls bekannt. tinake ist zu vermeiden. Die Aussaat kann schon
Holländische Züchter sollen angeblich eine gelbe früh im Jahr erfolgen, sobald der Boden abge­
Mutante einer nordafrikanischen Möhre ver­ trocknet ist. Der Reihenabstand beträgt etwa
wendet haben, um eine orangefarbene Möhre, 20 cm, der Saatgutbedarf ungefähr 0,5 g/m². Die
der Farbe ihres Hauses Oranje, zu züchten. Zeit bis zum Auflaufen ist stark von der Tempe­
Die violettfarbene Sorte ’Beta Sweet’ ist eine ratur abhängig und kann bis zu 4 Wochen dau­
Züchtung von Dr. L. Pike, Direktor des Vegetable ern. Die auflaufenden Möhren sind deshalb stark
and Fruit Improvement Center an der Texas A&M unkrautgefährdet.
University aus dem Jahre 1989 (4). Schutz vor dem Befall der Möhrenfliege bietet
das Abdecken der Flächen im Frühjahr mit Vlies
Verwendung und im Sommer mit Netzen. Durch Aussaatstaf­
Möhren der Sorte ’Beta Sweet’ sind süß und saf­ felung können bis in den späten Herbst Möhren
tig. In erster Linie unterscheiden sie sich aber geerntet werden.

50 | Violette ­Möhrensorte ’Beta Sweet’


Winterportulak
Montia perfoliata

Winterportulak

Bezeichnung Kulturbeschreibung
Die Bezeichnung entstand durch den bevorzug­ An den Boden stellt die Pflanze keine besonderen
ten Anbauzeitraum während der kälteren Jah­ Ansprüche. Für eine ausreichende Keimung müs­
reszeit. Eine weitere Bezeichnung Tellerkraut sen die Temperaturen unter 12 °C liegen. Der An­
weist auf die tellerartige Form der Blätter hin. bau ist deshalb auf die kältere Jahreszeit be­
Andere Bezeichnungen sind Postelein, Winter­ schränkt. In milden Wintern ist sogar in dieser
postelein, Kleines Postelein oder Kubaspinat. Zeit eine Ernte möglich.
Für Aussaaten in der wärmeren Jahreszeit muss
Herkunft und Geschichte der Samen im Kühlschrank angekeimt werden.
Winterportulak stammt vermutlich aus den küs­ Man gibt ihn mit etwas feuchtem Sand in ein
tennahen Gebieten Nordamerikas. Obwohl der Schraubdeckelglas. Sobald sich die ersten Keim­
Name Kubaspinat auf diesen Ursprung hinwei­ lingsspitzen zeigen, wird ausgesät. Wegen der
sen könnte, ist er dort nur eingebürgert. Nach rasch einsetzenden Blütenbildung ist ein Som­
der Entdeckung Amerikas gelangte die Pflanze meranbau jedoch wenig empfehlenswert. Win­
auch nach Europa. terportulak benötigt zum Wachsen wenig Wär­
me, es reichen schon 4 bis 8 °C aus.
Verwendung Auf gut versorgten Böden kommt man ohne zu­
Der Geschmack von Winterportulak ähnelt dem sätzliche Düngung aus. Hohe Stickstoffgehalte
der Kresse, ist jedoch milder. Als Salat werden die des Bodens können besonders in der lichtarmen
jungen Blätter vorzugsweise in Mischung mit Jahreszeit zu höheren Nitratgehalten, vor allem
anderen Salatgemüsen verwendet. Während der in den Stängeln, führen. Die Aussaat erfolgt für
Wintermonate ist er ein wertvoller Vitaminliefe­ die Herbst- und Winterernte in den Monaten
rant. August und September, für die Frühjahrs- und

Winterportulak | 51
Frühsommerernte in den Monaten März bis An­ auch noch essbar. Herbstsaaten können drei- bis
fang April. Es sollte recht dicht ausgesät wer­den viermal geschnitten werden, Frühjahrssaaten
(ca. 1 g/m²), damit die zarten Blattstiele mög­ meist nur zweimal. Die Stiele sollten höchstens
lichst aufrecht stehen. Das erleichtert die Ernte. 5 cm lang sein.
Die Aussaat kann in Reihen mit einem Reihen­
abstand von etwa 10 cm oder auch breitwürfig
erfolgen.
Durch Aussaatstaffelung ist die Ernte über einen
längeren Zeitraum möglich. Im Frühjahr (Herbst­
aussaat) bzw. Frühsommer (Frühjahrsaussaat)
blüht die Pflanze. Die Blüten eignen sich gut zum
Dekorieren von Salaten und sind darüber hinaus

52 | Winterportulak
Zuckererbse
Pisum sativum
subsp. ­sativum
Macrocarbon Grp.

Hülsen

Bezeichnung
Die zarten, unreifen Hülsen und Samen schme­ Pergamentschicht, die aus verholzten Zellen be­
cken süß, was zu ihrem Namen führte. Weitere steht. Deshalb ist die gesamte Hülse bei Zucker­
Bezeichnungen sind Kaiserschote, Zuckerschote, erbsen essbar. Jung und unreif geerntet, werden
Kieferlerbse oder Kefe. sie allein oder in Verbindung mit anderem Gemüse
verwendet. Sie können auch roh verzehrt werden.
Herkunft und Geschichte
Als Ursprungszentrum der Gemüseerbse (Pisum Kulturbeschreibung
sativum subsp. sativum) gelten der östliche Mit­ Der Anbau erfolgt analog der Schal- oder Mark­
telmeerraum sowie Vorder- und Mittelasien (5). erbsen. Mittlere Böden und Gebiete mit ausrei­
Sie gehört zu den ältesten kultivierten Pflanzen chend Niederschlägen sind besonders geeignete
und ist wohl mit den frühen Ackerbaukulturen Standorte. Die Aussaat erfolgt Anfang April mit
Linsen, Einkorn, Emmer und Gerste über den Bal­ einem Reihenabstand von 10 bis 15 cm. Eine zu­
kan nach Europa gekommen. sätzliche Düngung ist meist nicht erforderlich.
Die Verwendung junger Gemüseerbsen wird erst Als Leguminose ist die Pflanze in der Lage, mit
im Mittelalter erwähnt. Im 16. und 17. Jahrhun­ Hilfe von Knöllchenbakterien Luftstickstoff zu
dert wurden in Mitteleuropa Erbsen angebaut, binden und diesen zu ihrer Ernährung zu ver­
die mit der Hülse gegessen werden konnten. Es wenden.
dürfte sich hierbei um Zuckererbsen gehandelt Der Bestand schließt schnell und unterdrückt
haben. Diese sollen im 16. Jahrhundert aus Wil­ später auflaufendes Unkraut recht gut. Bei den
na (Litauen) gekommen sein (12). zeitigen Aussaaten reicht die Winterfeuchtigkeit
meist für ein optimales Wachstum aus. Spätere
Verwendung Sätze sollten in Trockenperioden zusätzliche
Bei Zuckererbsen fehlt die bei Schal- oder Mark­ Wassergaben erhalten. Geerntet werden die jun­
erbsen im Inneren der Hülsenwand befindliche gen Hülsen mit noch wenig entwickelten Samen.

Zuckererbse | 53
Zuckermais
Zea mays
Saccharata Grp.

Kolben

Bezeichnung
Vom Geschmack des Maiskorns wurde der Name in Stärke noch weiter zu verlangsamen. Das Korn
abgeleitet. Neben der Bezeichnung Zuckermais schmeckt deshalb noch süßer. In Mittel- und
sind auch noch Namen wie Gemüsemais, Süß­ Nordeuropa wurde der Zuckermais erst in den
mais oder Speisemais gebräuchlich. 1970er-Jahren allgemein bekannt. Wichtigstes
Anbauland mit fast 300 Zuckermaissorten sind
Herkunft und Geschichte heute die USA.
Das Entstehungsgebiet von Mais liegt in Mexiko
und im Südwesten der USA. Zuckermais ent­ Verwendung
stand durch Mutation aus Futtermais. Diese Mu­ Frischer Mais ist eines der gehaltvollsten Gemü­
tation soll Ende des 18. Jahrhunderts auf den se und darin etwa mit den Erbsen vergleichbar.
Indianerfeldern von Massachusetts aufgetreten Die Körner enthalten eine ausgewogene Zu­
sein (15). Durch Kreuzungen entstanden in den sammensetzung von Kohlehydraten, Eiweiß,
USA Anfang des 19. Jahrhunderts die ersten Zu­ ­Mineralien und Vitaminen. Zuckermais kann roh
ckermaissorten. Diese unterscheiden sich vom gegessen werden. Üblicherweise wird er jedoch
Feldmais genetisch nur dadurch, dass ein für den gekocht oder gegrillt. Die Hüllblätter und Fäden
Reservestoffwechsel verantwortliches Gen in werden entfernt und das Kolbenende abge­
abgewandelter Form vorliegt. Bei der Reserve­ schnitten. In leicht gezuckertem Wasser gekocht,
stoffeinlagerung entsteht zunächst Zucker, der kann er anschließend, mit etwas Butter bestri­
dann in die Reserveform Stärke umgewandelt chen, abgeknabbert werden. Fügt man dem
wird. Das Zuckermais-Gen verlangsamt diesen Kochwasser Salz hinzu, werden die Schalen hart
Prozess. Durch diese verlangsamte Umwandlung und das Salzwasser entzieht den süßen Ge­
in Stärke reichert sich somit Zucker an. Das schmack, deshalb erst nach dem Kochen bei Be­
milchreife Korn schmeckt süß. darf salzen. Auch als Mischgemüse mit Erbsen
Bei den extrasüßen Sorten tritt zu dem bereits und Möhren sowie als Komponente für frische
erwähnten Gen ein weiteres hinzu, welches die Blattsalate findet Zuckermais Verwendung.
Pflanze veranlasst, die Umwandlung von Zucker

54 | Zuckermais
Kulturbeschreibung
Zuckermais lässt sich auf den meisten ackerbau­ Hinter dem Ausdruck »Mini-Mais« verbergen sich
lich genutzten Böden kultivieren. Mais ist eine extrem früh geerntete Zucker- oder Futtermais­
Pflanze warmer Regionen und erreicht als Kör­ sorten. Die Kolben erntet man bereits, wenn sie
nermais in Deutschland seine nördliche Verbrei­ erst 8 bis 10 cm lang sind. Diese werden, gut
tungsgrenze. gewürzt, meist sauer eingelegt.
Die Aussaat sollte nicht vor Anfang Mai erfol­
gen. Spätester Termin wäre Anfang Juni. Der Rei­
henabstand beträgt 60 bis 70 cm. In der Reihe
sollte alle 20 cm eine Pflanze stehen. Zu Futter­
mais ist mindestens 500 m Abstand einzuhalten.
Das im Fut­termais vorliegende Gen unterdrückt
bei der Bestäubung das »Zucker-Gen«, was zu
Geschmackseinbußen führt.
Die Fritfliege und der Maiszünsler sind die be­
deutendsten Schädlinge.
Der Zuckermais wird im Stadium der Milchreife
im August geerntet. Äußerlich erkennbar ist die
Abreife am Absterben der Narbenfäden. Zu die­
ser Zeit sind die Körner bereits gelb, dürfen an
der Spitze jedoch noch etwa 2 bis 3 cm unreif
und weiß sein. Mit dem Daumennagel ritzt man
eine Kornreihe ein. An den ältesten Körnern soll­
te der Korninhalt noch cremig-flüssig sein. Die
Ernte eines Bestandes erstreckt sich je nach Wit­
terung auf 5 bis 10 Tage.
Bestand

Zuckermais | 55
Zuckermelone
Cucumis melo

Frucht

Bezeichnung
Die Bezeichnung Zuckermelone könnte aus dem speise und kann ­Obst-, Geflügel oder Krabben­
lateinischen Wort melon oder melopepo ent­ salaten zugefügt werden.
standen sein (13). Bis in das Mittelalter hat man
zwischen Melone (Cucumis melo), Gurke (Cucu- Kulturbeschreibung
mis sativus) und Gartenkürbis (Cucurbita pepo) Bei den Zuckermelonen unterscheidet man drei
kaum unterschieden. Diese Früchte nannte man Gruppen, die alle untereinander kreuzen: die Ho­
alle pepanno oder pepana (19). nigmelone (C. melo var. inodorus) mit glatter, nur
leicht gefurchter, gelber Haut und weißem bis
Herkunft und Geschichte hellgrünem Fruchtfleisch, die Netzmelone (C.
Als Ursprungszentrum der Zuckermelone nimmt melo var. reticulatus) mit einer korkigen Netz­
man das tropische und subtropische Afrika an struktur auf der Schale und leicht grünlichem
(5). China und Indien erreichte sie erst nach der oder gelblichem Fruchtfleisch und drittens die
Zeitenwende. Im frühen Mittelalter gelangten Can­taloupmelone (C. melo var. cantalupensis)
die Früchte in den Mittelmeerraum. In Mitteleu­ mit dunklen, vertieften Längsstreifen in der grü­
ropa gibt es nur in Weinbaugebieten einen be­ nen bis hellgelben, glatten Rinde. Der Name leitet
scheidenen Anbau. sich von der Ortschaft Cantalupo ab, einer klei­
nen Küstenstadt nahe der französisch-italieni­
Verwendung schen Grenze (24). Weil diese Melonen mitunter
Die Zuckermelone ist eine Frucht mit erfrischend Warzen aufweisen, werden sie auch als Warzen­
aromatischem Geschmack. Das Fruchtfleisch melonen bezeichnet. Die wichtigsten Vertreter
enthält viel Karotinoid, welches beim Stoffwech­ davon sind die Charentais-Melonen und die
sel des Körpers zu Vitamin A umgebaut wird. Ogenmelonen (letztere benannt nach dem israe­
Außerdem sind die Vitamine C, B3 und B6, Folsäu­ lischen Kibbuz, in dem sie gezüchtet wurden).
re (für Wachstum und Blutbildung) und Mangan Wichtigster Standortfaktor sind die vorherr­
enthalten (27). Sie wird frisch verzehrt als Vor­ schenden klimatischen Bedingungen im Anbau­

56 | Zuckermelone
‘Caribean Gold‘

gebiet. Die Zuckermelone hat noch höhere Tem­ Bei der Pflanzung werden in die ausgelegte Folie
peraturansprüche als die Gurke. Optimale Tages­ entsprechende Löcher geschnitten und es wird
durchschnittstemperaturen für das Wachstum da hineingepflanzt. Der Platzbedarf beträgt etwa
liegen etwa zwischen 18 und 24 °C. Unter 12 °C 1 bis 2 Pflanzen/m². Ein Abdecken der Fläche mit
stellen sie ihr Wachstum ein. Die Bodentempe­ Vlies bis zum Blühbeginn schützt anfangs die
ratur sollte nicht unter 15 °C abfallen. empfindlichen Pflanzen. Die nach dem Entspit­
Ein Anbau im Freiland ist nur in Gebieten mit zen entstehenden Seitentriebe werden auf 6 bis
Weinbauklima sinnvoll. Sicherer ist allerdings die 8 Blätter gestutzt, um weitere Verzweigungen
Kultur unter Glas oder Folie. Weil eine Pflanzung anzuregen. An diesen Trieben bilden sich die bes­
im Freiland nicht vor Ende Mai bis Anfang Juni ten Früchte. Mit beginnendem Fruchtwachstum
erfolgen sollte, reicht es, Ende April bis Anfang wird bei Bedarf eine N- und K-Düngung gege­
Mai an warmer und heller Stelle auszusäen. Dazu ben.
werden 2 bis 3 Körner direkt in den halb mit Erde Die Ernte beginnt etwa 100 Tage nach der Aus­
gefüllten, 10 bis 11 cm großen Topf abgelegt. Die saat. Die Bestimmung des richtigen Erntezeit­
Temperatur sollte anfangs 23 °C bis 25 °C, nach raumes verlangt Erfahrung. Ein Merkmal für die
dem Auflaufen mindestens 20 °C betragen. beginnende Reife ist die Aufhellung der Früchte.
Wenn die Pflanze über den Topfrand hinausge­ Der Stielansatz beginnt, sich abzulösen. Darauf
wachsen ist, wird die fehlende Erde nachgefüllt. deuten feine Risse hin. Ausgereifte Früchte duf­
Bei Bedarf müssen die Pflanzen mit einem Stab ten aromatisch nach Melone. Häufiges Ernten
gestützt werden. Kurz vor dem Pflanzen wird der fördert die Entwicklung weiterer Früchte.
Haupttrieb entspitzt. Eine reichliche Kompostga­ Bei einer kurzfristigen Lagerung der Früchte soll­
be, im Herbst oder Frühjahr flach untergebracht, ten die Temperaturen nicht unter 7 °C liegen,
sichert die Nährstoffversorgung. Zweckmäßig ist weil es ansonsten zu Beeinträchtigungen in der
es, 3 bis 4 Wochen vor der Pflanzung die Fläche Fruchtqualität kommt.
mit Mulchfolie abzudecken. Das fördert die Bo­
denerwärmung und verhindert Unkrautwuchs.

Zuckermelone | 57
Zuckerwurzel
Sium sisarum

Zuckerwurzel

Bezeichnung Kulturbeschreibung
Die Art wird auch als Zuckerwurz oder Süßwur­ Der Anbau sollte in humusreichen, sandigen Bö­
zel bezeichnet. Der süßliche Geschmack ihres den erfolgen, um die bis 30 cm langen Wurzeln
Wurzelfleisches gab ihr den deutschen Namen leichter ernten zu können. Die Kultur ähnelt der
Zuckerwurzel. Schwarzwurzel. Der Reihenabstand beträgt etwa
30 cm. In der Reihe wird auf 10 bis 15 cm ver­
Herkunft und Geschichte einzelt. Bei Aussaaten im Frühjahr sollte das
Die Zuckerwurzel ist eine uralte Nutzpflanze. Sie Saatgut vorgequollen werden, weil die Keim­
ist wahrscheinlich in China beheimatet, aber dauer sonst 4 bis 5 Wochen betragen kann. Bei
auch Vorderasien kommt in Betracht (6). Sie Aussaaten im Oktober bleiben die Samen im Bo­
wurde jedoch schon früh in Frankreich einge­ den, ohne zu keimen, laufen dann aber im Früh­
führt. (17). Als Zucker noch selten und teuer war, jahr recht bald auf. Die Pflanzen werden gut
wurde die Zuckerwurzel wegen ihres süßen Flei­ einen Meter hoch und entwickeln ein ganzes
sches in Mitteleuropa angebaut. Der Siegeszug Büschel von Wurzeln, entfernt mit Dahlienknol­
der Zuckerrübe schränkte den Anbau immer len vergleichbar. Ein bis zwei Volldüngergaben,
mehr ein und beendete ihn schließlich ganz. besonders auf leichten Böden während der
Hauptwachstumszeit, führen die notwendigen
Verwendung Nährstoffe zu.
Das Fleisch schmeckt süßlich und mehlig. Zu­ Die winterharten Zuckerwurzeln lassen sich ab
ckerwurzel und geraspelte Möhre ergeben eine Herbst bis zum Frühjahr ernten, vorausgesetzt
gesunde und schmackhafte Rohkost. Gekocht der Boden bleibt offen. Im Herbst geerntete
bereitet man sie wie Möhren oder Schwarzwur­ Wurzeln können in Sand eingeschlagen einige
zeln zu oder verarbeitet sie zu Püree. Störend Wochen gelagert werden.
wird die in der Mitte verlaufende mehr oder we­
niger holzige »Ader« empfunden, die nicht mit
verzehrt werden kann.

58 | Zuckerwurzel
Literaturverzeichnis

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(13) Marzell, H. 1994 zit. in Vogel 1996
(14) Müller Lemans, H. 1991 zit. in Vogel 1996
(15) Nonneke, L. 1989 zit. in Vogel 1996
(16) Schlaghecken, J. 2004: Rund um den Bär­
lauch. DLR-Rheinpfalz, Neustadt an der
Weinstraße
(17) Stein, S. 1989: Gemüse aus Großmutters
Garten. BLV Verlagsgesellschaft, München
Wien Zürich

Literaturverzeichnis | 59
Bildquellen

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www-kenko.int.kitami-it.ac.jp (*) www.dpvweb.net (*)
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Schlaghecken, J. (2004): Rund um den Förderverein für das Teltower Rübchen e. V.
­Bärlauch. DLR-Rheinpfalz, Neustadt an der (S. 49 u.), Stadt Teltow (S. 48, 49 o.)
Weinstraße nn Winterportulak (S. 52):
nn Stangensellerie: Bruno Nebelung GmbH/Kiepenkerl
www.egh.de nn alle übrigen Aufnahmen:
(Erzeugergroßmarkt Heidelberg) (*) Bernd Voigtländer, Dr. Gerald Lattauschke,
nn Eiskraut: Barbara Schön, Christina Reinicke, LfULG
www.fotolia.de
nn Limabohne-Hülsen (S. 23 o.):
http:home.tiscali.be8
(Spermatophyta des environs de Kinhasa) (*)
nn Mungbohne-Hülsen (S. 28 o.):
http:instruct.cit.cornel.edu
(Academic Technology Center) (*)
nn Nachtkerze-Blüte:
www.fotolia.de
nn Pac Choi (S. 33):
www.fotolia.de
nn Schalotte (S. 43): (*) Quellenangaben beziehen sich auf die 1. Auflage
www.vegetables.pe.kr/shallot-album.htm (*) vom November 2005.

60 | Bildquellen
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25.11.2013
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