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net/publication/276266585
H. Meller/F. Knoll/J. Filipp, Rot − vom Leben bis zum Tod. Prähistorische
Rötel- und Hämatitfunde aus Mitteldeutschland. In: H. Meller/C.-W.
Wunderlich/F. Knoll (Hrsg.), Rot − Die...
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Harald Meller
Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt
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I S B N 97 8 - 3 - 9 4 4 5 0 7- 01- 0 9
I S S N 18 6 7- 4 4 0 2
10 10 2013 TAGUNGEN DES L ANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE
Tagungen des
Landesmuseums für Vorgeschichte Halle
Band 10 | 2013
herausgegeben von
Harald Meller,
Christian-Heinrich
Wunderlich und
Franziska Knoll
Halle (Saale)
2o13
Die Beiträge dieses Bandes wurden einem Peer-Review-Verfahren unterzogen.
Die Gutachtertätigkeit übernahmen folgende Fachkollegen: Prof. Dr. François Bertemes,
Prof. Dr. Helga Bumke, Dr. Stefan Dreibrodt, Prof. Dr. Gerhard Eggert, Dr. Michal Ernée,
Prof. Dr. Peter Ettel, Prof. Dr. Andreas Furtwängler, PD Dr. Jürgen Golz, Prof. Dr. Hans
Peter Hahn, Prof. Dr. Friedrich-Wilhelm von Hase, Dr. Olaf Jöris, Dr. Flemming Kaul,
Dr. Mechthild Klamm, Dr. Regine Maraszek, Prof. Dr. Carola Metzner-Nebelsick, PD Dr. Jörg
Orschiedt, Prof. Dr. Andreas Ranft, Dipl.-Phys. Thomas Richter, Dr. Ralf Schwarz,
Dr. Burkard Steinrücken, PD Dr. Thomas Weber, Dr. Christian-Heinrich Wunderlich.
Wissenschaftliche Redaktion Franziska Knoll, Dorothee Menke, Sven Roos, Manuela Schwarz, Wolfgang Schwarz,
Andrea Welk
Redaktion der englischen Texte Orla Mulholland, Louis D. Nebelsick
Organisation und Korrespondenz Dorothee Menke
Technische Bearbeitung Thomas Blankenburg, Nora Seeländer, Mario Wiegmann
53 Alexandra Wessel
Rot in Melanesien: Eine Farbe zwischen Menschen und Ahnen
65 Annemarie Schlerka
Rot im Wandel der Zeit durch Religionen und Kulturen
99 Constantin Rauer
Die blutende Felswand. Zur Ikonografie der Farbe Rot im Jungpaläolithikum
287 Vicente Lull, Rafael Micó, Cristina Rihuete Herrada und Roberto Risch
Rot in der Unterwelt: Die chthonischen Rituale der Spätbronzezeit auf den Balearischen Inseln
307 Franziska Knoll, Christian-Heinrich Wunderlich, Maral Asgarzadeh und Vanessa Sever
Alles Rot in der spätbronze-/früheisenzeitlichen Wandmalerei Mitteldeutschlands?
Naturwissenschaften
385 Annemarie Elisabeth Kramell, Christian-Heinrich Wunderlich und René Csuk
Identifizierung von historischen Textilfarbstoffen aus der Bestattung Königin Edithas
Summary Zusammenfassung
For this conference, a survey has been compiled of finds of Anlässlich der Tagung wurden erstmals Rötel-/Hämatit -
ochre/haematite, i. e. pigments containing iron (III) oxide, funde, also Eisen(III)-oxid-haltige Farbstoffe, aus prähisto
from prehistoric archaeological contexts in Central Ger- rischen Befunden Mitteldeutschlands zusammengetragen2 .
many1. The focus of this catalogue is on Saxony-Anhalt, Der Schwerpunkt des Kataloges liegt bedingt durch den
matching the conference venue. As this collection of material Tagungsort auf Sachsen-Anhalt. Da diese Sammlung größten-
is for the most part based on published finds and contexts, it teils nur anhand der publizierten Funde und Befunde mög-
does not claim to be exhaustive. Thus while the evidence pre- lich war, ist kein Anspruch auf Vollständigkeit gegeben. Wenn
sented here may just be the tip of the iceberg, it can nonethe folglich hier nur die Spitze des Eisbergs erfasst sein mag, so
less serve as the basis for future work and as a contribution to kann der Artikel doch als Basis für künftige Arbeiten dienen
our knowledge of the distribution, use and changing signifi- und einen Beitrag zu Verbreitung, Verwendung und dem
cance of this mineral pigment in prehistoric times. In particu- Bedeutungswandel des mineralischen Farbstoffes durch die
lar, the dominance of findspots in a settlement context calls Prähistorie leisten. Insbesondere die Dominanz der Fund-
the significans that the colour red is frequently held to have punkte im Siedlungszusammenhang relativiert die oftmals
borne in funerary ritual into question. herausgestellte Bedeutung der Farbe Rot im Bestattungsritus.
Die Farbe Rot spielt seit dem Paläolithikum eine wichtige größtenteils auf Literaturangaben, aber auch Hinweisen
Rolle in der Vorstellungswelt der prähistorischen Men- von zahlreichen Kollegen zu unpublizierten Befunden4.
schen. Dieser Umstand kann sicherlich nicht alleine durch Erschwert wurde die Recherche dadurch, dass »Farbe«
die ubiquitäre Verfügbarkeit des Farbrohstoffes Hämatit/ nicht als eigenständige archäologische Fundkategorie
Eisenoxid (Fe2O3) begründet werden. Ein kurzer Blick auf behandelt wird und deshalb oft keinen Einzug in die Daten-
ethnologische Vergleiche zeigt, dass gerade Rot in Verbin- banken, Kataloge oder Veröffentlichungen findet. Dennoch
dung mit Schwarz, Weiß und in manchen Fällen auch konnten über 18o Fundstellen mit mehr als 24o Einzelfun-
Ocker die Bildsprache schriftloser Kulturen bis heute domi- den vom Paläolithikum bis zur älteren vorrömischen Eisen-
niert (Beitrag Wessel in diesem Band). zeit erfasst und kartiert werden.
Einer solchen gezielten Farbwahl wären nun die Über Ein erster Blick auf die Fundverteilung offenbart, dass
lieferungsbedingungen entgegenzusetzen. Alle im archäo- fast zwei Drittel der Funde eindeutig einen Siedlungsbezug
logischen Spektrum vertretenen Farben, also eben jenes aufweisen. Lediglich ein Viertel stammt aus Gräbern
Rot und Ocker, Weiß und Schwarz, bestehen in der Regel (Abb. 1). Eine gehobene Bedeutung des roten Farbstoffes im
aus mineralischen Pigmenten 3. Organische Färbemittel, Zusammenhang mit Bestattungen sollte vor diesem Hinter-
die in einer wesentlich breiteren Farbpalette eingesetzt grund überdacht werden (s. u.).
worden sein dürften, sind archäologisch meist nicht mehr Farbdepots bestehend aus gebrauchsfertigen Farbpul-
fassbar. vern spielen offensichtlich eine untergeordnete Rolle. Als
Im Fundgut Mitteldeutschlands vertreten sind »rote einziges gesichertes »Farbstofflager« ist der spätbronzezeit-
Funde« vom Rohstoff, über die Verarbeitung bis hin zum liche Depotfund aus Niederröblingen (Kat. 175) anzuspre-
Endprodukt. Die Einteilung für die Erfassung erfolgte chen. Der größte Fundniederschlag ist, wie zu erwarten
daher in eben diesen drei Kategorien. Die vorliegende Mate- war, im Neolithikum – insbesondere im Frühneolithikum –
rialsammlung der roten Funde Mitteldeutschlands fußt zu verzeichnen.
1 The term »Central Germany« is understood gende Regionen zusammengefasst: west Weiß konnte Gips, Kalk, Kaolin oder einfach
to comprise the following regions, on the liches Sachsen, Nordostthüringen, südliches helle Tonerde dienen.
basis of modern political borders: Western Sachsen-Anhalt. Sie entsprechen im Wesen 4 Den Kollegen gilt unser besonderer Dank,
Saxony, Northeast Thuringia, Southern tlichen den folgenden geographischen Regi- ohne sie wäre dieses Vorhaben nicht möglich
Saxony-Anhalt. These correspond in essence onen: Harz-Umland, Halle-Leipziger Tief- gewesen; insbesondere H. Stäuble, der die
to the following geographical regions: the landbucht sowie Thüringer Becken bis hin noch unpublizierten Daten der sächsischen
area around the Harz Mountains, the Halle- zum Thüringer Wald. Bodendenkmalpflege großzügig zur Verfü-
Leipzig basin and the Thuringian basin to 3 Zur Gewinnung von Schwarz wird neben gung stellte.
the Thuringian forest. Holzkohle und Graphit Manganerz verwen-
2 Unter dem Begriff »Mitteldeutschland« wur- det, ein Gestein, das wie Hämatit verarbeitet
den nach modernen politischen Grenzen fol- wird. Als Rohstoffgrundlage für die Farbe
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146 H a r a l d M e ll e r , F r a n z i s k a K n o ll u n d J u l i a n e F i l i pp
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Form der Rohstoffe – Problem der Klassifizierung zu einem Roteisenstein von etwa 1 kg (Kat. 18). Die Stücke
konnten aber im geförderten Zustand durchaus ein Gewicht
Von 244 »Rotfunden« macht die Kategorie »Farbrohstoff« von mehreren Kilogramm erreichen, wie ein Fund aus
gut ein Drittel der Funde aus. 83 Befunde mit einem oder Lamersdorf 2 (Lkr. Düren, Nordrhein-Westfalen; Löhr/Zim-
mehreren Rohstoffstücken ließen sich in diese Kategorie mermann 1977, 171) zeigt. Im Siedlungskontext sind jedoch
einstufen (Liste 1). In der Regel handelt es sich bei den durch in erster Linie kleine, bereits abgeriebene Gesteinsstücke zu
Eisen(III)-oxid rot färbenden Gesteinen um Erzstücke oder erwarten, die wohl als Abfallprodukt betrachtet werden dür-
Gesteinsstücke mit Hämatitanteil verschiedenster Form. fen (Weller 2oo3, 97). Bis zur Unbrauchbarkeit abgerieben
Dazu zählen oolithische und sandig-siltige Eisenerze sowie wurden sie zusammen mit anderem Abfall in Gruben ent-
eisenschlüssige Sandsteine, denen ein sedimentärer Ent sorgt. Solche Eisenerze, Roteisensteine oder Hämatite klei-
stehungsprozess zugrunde liegt, aber auch Eisenkieselerze neren Formates mit Abriebspuren oder Schlifffacetten
bzw. kieselige Hämatiterze, die vulkanosedimentär geformt waren in den mitteldeutschen Befunden immerhin zwölf-
werden. Ebenso häufig sind Nachweise von Verwitterungs- mal vertreten (Abb. 3e,g,h). Sechs weitere Exemplare zählen
produkten, die verallgemeinert als Rötel- oder Ockererden zu sog. durchlochten Farbsteinen, die, obwohl am Körper
angesprochen werden können. Eine erste, einfache Unter- getragen5, sicherlich nicht als Schmuck, sondern ebenfalls
scheidung wäre folglich die nach der Struktur des Stückes, als Rohstoff einzustufen sind (Kaufmann 1976, 69). Zeitlich
also hart und ohne Abrieb – »Erze« – und weich mit star- sind diese Anhänger, wie auch die wohl zugehörigen Reibe-
kem Abrieb – Verwitterungsprodukte – (Horsch/Keesmann platten, auf einen Abschnitt vom Jungpaläolithikum bis in
1982; Zimmermann 1988, 622–623; Siegl/Wunderlich 2o11). die Bandkeramik beschränkt6.
Leider existiert für die Beschreibung der Rohstofffunde
im archäologischen Kontext keine einheitliche Termino
logie. Sie werden in der Literatur fast durchweg als »Rötel« Herkunft der roten Pigmente
oder »Rötelstück« bezeichnet. Zudem werden die oftmals
unansehnlichen Stücke in den seltensten Fällen bildlich wie- Rötel- oder Ockererden sind nahezu überall verfügbar. Als
dergegeben. Eine genaue Ansprache der Funde war deshalb Verwitterungsprodukt diverser eisenhaltiger Gesteine wer-
auch in vorliegendem Katalog nur bedingt möglich. den sie aufgelesen.
Rötelstücke aus Erden wurden in eher kleineren Teil Auch Eisenerze sind in Mitteldeutschland zahlreich ver-
stücken aufgefunden (Abb. 3a). Die Größe der roten Gesteins- treten. Hämatitvorkommen sind für den Harz, Thüringer
stücke variierte zwischen daumengroßen Stückchen bis hin Wald, Thüringer Schiefergebirge und ferner Erzgebirge und
5 Ü ber die Tragweise geben die linienbandke- (Fritsch u. a. 2o11, 81; 183). Wahrscheinlich Fund in Gönnersdorf, Konzentration IV
ramischen Bestattungen von Derenburg führte man die Steine an einer Schnur um (Terberger 1997, 289).
Aufschluss: Hier wurden sechs Gräber mit den Hals oder am Gürtel mit sich. Von der 6 Eine Bestattung der Glockenbecherkultur
Farbsteinen gefunden. Allerdings handelt es Fundstelle Laurenzberg 7 ist sogar ein Boh- aus Rössen enthielt der Literatur nach eben-
sich um Manganerz (Pyrolusit) mit schwar- rer, mit dem diese Anhänger durchlocht falls einen Farbstein (Gerhardt 1953, 6 f.).
zer Strichfarbe. Die Steine wurden allesamt wurden, erhalten (Zimmermann 1988, 624). Ob dieser jedoch die für die bandkerami-
im Hals- oder Beckenbereich der überwie- Bekannt sind die Farbsteine seit dem Jung- schen Exemplare charakteristische Durch
gend juvenilen Bestatteten gefunden paläolithikum, nachgewiesen durch einen lochung aufwies, ist nicht bekannt.
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178
Siedlung
168 135
Grab
Sonderbestattung
Lesefund
20
Farbcode
101 Jungpaläolithikum
89
Mesolithikum
78 83
79 81
Bandkeramik
25 80 7
173
LBK
99 18 SBK
29 17
38 91 30 75 39
111 Mittel- bis
100
150 145
180 136 Endneolithikum
103 146
177 172 151 Metallzeiten
82 95 174
14 169
139 152/158 Bronzezeit
26
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37
84 140 ältere Eisenzeit
87/88 24
undatiert
176 104 109 36
138
92 144 90
74 157146
98
76 93 56
51 175 28
141 21 57
156 110
1 97 160 19 70
50 8 125 143 64 142
170 33 6 69 61 132
155 126 165
27 9 164 10
115 77 166 62
179 159 72
127 96 148 85 153
13 16 167
41
73 181
123 23
älteren vorrömischen Eisenzeit. Die Nummern neben den Fundpunkten entsprechen den Katalognummern.
94 35
114 154
31 34 58–60
32 22 102 55
63
121 107/108 65/66
45 112 86
149 105/ 47 67/68
113 48 12
53 116 106 15 134 133 137
54
117 46
130 119 40
52 162 131
42 43/ 49
128 122 124
120 44 71
5 129
163 161 118 11 182
171
3 0 50 km
2
Abb. 2 Verbreitung der »Rotfunde« in Mitteldeutschland (inkl. Gebiet um Dresden). Kartiert wurden prähistorische Befunde vom Paläolithikum bis zur
Rot – vom Leben bis zum Tod
147
148 H a r a l d M e ll e r , F r a n z i s k a K n o ll u n d J u l i a n e F i l i pp
Lausitz bekannt (vgl. Beitrag Frotzscher in diesem Band). Farbgewinnung und -aufbereitung
Eine prähistorische Nutzung der Erze in Form von Abbau-
spuren konnte bislang allerdings nicht beobachtet werden. Weder Erde noch Gestein sind im Rohzustand für das
Dieser fehlende Nachweis ist in erster Linie dem derzeitigen Anmischen von Farbe geeignet. Der Rohstoff muss zerrie-
Forschungsstand zuzuschreiben. Der älteste bekannte ben, zermahlen oder geschlämmt werden, um einen kleine-
bergmännische Abbau von Hämatit datiert bereits in die ren Körnungsgrad zu erhalten. Diesen Prozess belegen die
Linienbandkeramik. In Sulzburg, Lkr. Breisgau-Hoch- 17 Reibeplatten, bzw. Mahlsteine aus dem mitteldeutschen
schwarzwald, wurde Hämatit gefördert7, dies wäre im Harz Umfeld (Liste 2). Zu den Reibeplatten gehörige Reibsteine
gleichfalls möglich gewesen. oder Läufer fehlen in den Befunden, da die hämatithaltigen
Für die Nutzung der Hämatitvorkommen spricht weiter- Gesteine direkt auf der Unterlage zerrieben wurden. Um die
hin die Verteilung der Rot-Fundstellen rund um den Harz eisenoxidhaltigen Gesteine aufzubereiten, mussten diese
und dessen Vorland sowie im daran anschließenden Tief- oftmals, bevor sie zerrieben werden können, mit einem
land (Abb. 2). Der Farbrohstoff könnte für die Bandkerami- Klopfstein zerkleinert werden8. Solche Werkzeuge sind im
ker auch bei der Wahl des Siedlungsplatzes willkommen Arbeitsgebiet immerhin fünfmal, zumeist in Kombination
gewesen sein. So beschreibt D. Kaufmann eine Siedlung der mit einer Reibeplatte belegt (Abb. 4f, g). Anstelle der Schlag-
linien- und stichbandkeramischen Kultur bei Röpsen- steine könnten die Erze auch mit ausgedienten Beilen zer-
Dorna, die in nur 15o m Entfernung zum Eichberg – einer schlagen worden sein. Ein Amphibolithbeil aus einer stich-
Buntsandsteinkuppe, auf der Rötel ansteht – liegt (Kat. 49 bandkeramischen Siedlung bei Roßleben (Kat. 125) trägt
und 124; Kaufmann 1976, 68). eindeutige Rötelspuren auf der Bruchfläche.
7 Der Hämatitbergbau bei Sulzburg datiert um großen Stück Roteisenstein aus Wollbrands- genen Beilschmuckes mit Ocker- oder Rötel-
5ooo v. Chr. und ist somit nicht nur der erste hausen, Lkr. Göttingen erkannt (Lönne 2oo3, erde und organischen Materialien zu
Nachweis für die bergmännische Gewin- Kat.-Nr. 88.17; Taf. 51:17). interpretieren. Vergleiche hierzu sind zahl-
nung von Hämatit, sondern gleichzeitig der 9 Kaufmann 1976, 69. Weitere Literatur bei reichen ethnologischen Zeugnissen zu ent-
erste Beleg für einen Untertagebau in Mittel- Weller 2oo3, 97. nehmen. Siehe beispielsweise Musée Saint-
europa (Goldenberg/Steuer 1998). 1o Die Farbspuren auf den Steingeräten des Germain-en-Lay 2oo6, 254 (87 669).
8 Auch Schlagmarken belegen dieses Vorge- Depots von Dresden-Nickern sind mit höhe-
hen. Solche wurden z. B. auf einem ca. 3 cm rer Wahrscheinlichkeit als Reste des vergan-
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Rot – vom Leben bis zum Tod 149
Einen anderen Interpretationsvorschlag für Rötelreste spuren der Erze und Hämatite vom Abrieb zur Gewinnung
an Steingeräten verfolgte W. A. Graf. Er postulierte eine der Pigmente her.
Nutzung der Hämatitbrocken als Schleifmittel bei der Fels- Einen weiteren Erklärungsansatz für rote Farbreste an
geräteproduktion9. Steinwerkzeug mit eindeutigen Rötel- Steinklingen könnte die Verwendung von Roteisenstein und
spuren ist im Mitteldeutschen Gebiet allerdings sehr spär- Feuerstein als Feuerzeug liefern. Das rote Erz muss eine
lich vertreten. Neben dem eben erwähnten Beil sind nur ein schwefelhaltige Komponente aufweisen und dient bei der
linienbandkeramisches Depot bei Dresden-Nickern mit sie- Feuergewinnung – vergleichbar mit Pyrit oder Schwefel-
ben Schuhleistenkeilen und Felsgesteingeräten10 sowie eine kies – als Ambos, der bis zum Funkenflug mit dem Schlag-
paläolithische Spitzklinge aus der Ilsenhöhle bekannt stein bearbeitet wird. Als Schlagsteine kamen durchaus
(Kat. 67, Kat. 2; Abb. 5d). Vielmehr rühren die Schleif auch Silexklingen zum Einsatz (Seeberger 1977). Ein solches
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150 H a r a l d M e ll e r , F r a n z i s k a K n o ll u n d J u l i a n e F i l i pp
Ensemble zur Feuererzeugung ist beispielsweise aus einem lich von einem organischen Behältnis geschützt in eine
Grab der älteren Eisenzeit aus Bescheid, Lkr. Trier-Saarburg Siedlungsgrube (Kat. 175; Abb. 3b; vgl. Beitrag Siegl/Wun-
bekannt. Der Bestattete trug auf Hüfthöhe einen Roteisen- derlich in diesem Band). Die gängigere Aufbewahrungs-
stein mit einer Feuersteinklinge, die, wie zwei eiserne Ring- weise für das rote Pigment scheinen Keramikgefäße zu sein
lein nahe legen, wohl am Gürtel befestigt waren (Cordie- (Abb. 4a). Insgesamt neun solcher Farbtöpfe sind im Arbeits-
Hackenberg 1993, 94; 193 f. Taf. 76). gebiet bekannt. Die Hälfte der Farbpulvertöpfe wurde aus
Die häufigste Verwendung von roten Gesteinen, wie auch Gräbern geborgen (vgl. Liste 2). Oftmals handelt es sich um
Rötelerden ist jedoch die Gewinnung von rotem Farbpulver. besondere Bestattungen, die mit reichen Beigaben versehen
Das Pulver ist je nach Ausgangsprodukt – Hämatit oder waren12. Neben einer rituellen Bedeutung für den Totenkult
eisenoxidhaltige Erde – mehr oder weniger rein. Nun konnte wird der großen Menge an Farbpulver folglich ein gewisser
das mineralische Pigment mit Wasser oder Bindemittel ent- materieller Wert nicht abzusprechen sein. Mit solchen Farb-
weder sofort zu Farbe angerührt11 oder aber verwahrt wer- töpfen ist freilich auch im Siedlungskontext zu rechnen, teils
den. Das Farbdepot aus einer spätbronzezeitlichen Siedlung in wahrscheinlich rituellem Kontext, wie der wie der stich-
bei Niederröblingen enthielt mindestens sechs scheibenför- bandkeramische Befund aus Salzmünde belegt (Kat. 1o4a;
mig gepresste Fladen aus aufbereiteten Rötel- und Ockerer- Schunke in Vorb. a). Doch lassen sich die zahlenmäßig stark
den. Die Scheiben aus Farbpulver gelangten wohl ursprüng- vertretenen Wandungsscherben mit Rötelspuren an der
11 Organische Bindemittel auf Basis von frühe Neolithikum sind weiterhin oftmals hier um einen Kenotaph handelt, oder die
Kasein, pflanzlichen oder tierischen Fetten Pech und Harz auf Keramik mit roten Farb- Knochen bereits vergangen waren, ist nicht
oder Extrakten sind nach Bodenlagerung resten festgestellt worden (z. B. Kat. 14; 16). mehr zu klären. Vgl. hierzu Beitrag Jurkénas
chemisch nicht mehr nachzuweisen. Diese 12 Der schnurkeramische Befund aus Köthen u. a. in diesem Band.
Tatsache sollte die Existenz solcher Farb (Kat. 151) ist nicht eindeutig als Grab zu iden-
mischungen jedoch nicht negieren. Für das tifizieren, da Skelettreste fehlen. Ob es sich
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Rot – vom Leben bis zum Tod 151
Innenfläche nicht gesichert mit den Gefäßen zur Farbauf Rot- oder Brauneisenstein wurden in der neolithischen
bewahrung in Verbindung bringen. Keramikproduktion nicht nur zur Bemalung eingesetzt. Die
Magerung mit den Gesteinspartikeln ist für Mitteldeutsch-
land von der Linienbandkeramik bis zum Spätneolithikum
Verwendung der roten Farbe nachzuweisen. Die meisten Funde stammen aus stichband-
keramischem Kontext. Den so aufbereiteten Ton verwendete
Das mineralische Rot dürfte primär zur Bemalung genutzt man nicht nur zur Herstellung von Keramik. Ein tönernes
worden sein (Liste 3). Als weitere Verwendungsmöglichkeit Idol aus Stößen weißt an Bruch und Oberfläche ebenfalls die
– bei der die Farbgebung eine untergeordnete Rolle spielt – charakteristischen Partikel auf (Kat. 1o6; Abb. 5i).
wäre außer dem bereits erwähnten Schleifen von Steinge Nicht nur die Keramik, auch der für die Gebäude genutzte
räten eventuell ein Einsatz bei der Gerbung von Fellen in Lehm wurde mit mineralischem Pigment geziert. Wenn-
Betracht zu ziehen (Zimmermann 1988, 624 mit weiterfüh- gleich für das mitteldeutsche Neolithikum nur ein einziger
render Lit.). Hämatit dürfte als Gerbstoff aufgrund seiner Fund von bemaltem Hüttenlehm bekannt ist (Kat. 138), ist
Feuchtigkeit ziehenden Eigenschaft allerdings eher weniger mit solchen Wandmalereien in den klassischen Farben Rot,
geeignet sein. Ocker, Weiß und Schwarz, wie ein Vergleich mit anderen
Reste der roten Farbe sind am häufigsten auf Keramik Fundregionen zeigt13, seit dem Beginn des Hausbaus zu
erhalten: Reste von 67 Gefäßen tragen Farbspuren. Davon rechnen. Die älteste erhaltene rote Wandfassung eines Gra-
aber sind nur 27 Exemplare gesichert als intentionelle Bema- bes stammt aus Leuna-Göhlitzsch (Kat. 143). Zwar sind die
lung anzusprechen. Erhalten hat sich die Bemalung oftmals teils mit roter Farbe hinterlegten Ritzungen ebenfalls dem
nur in der eingetieften Verzierung. Als seltenes Beispiel für Neolithikum zuzuordnen, doch nicht als Wandmalerei im
die Bemalung erhabener Zier kann der rote Farbauftrag eigentlichen Sinne zu werten. Farbige Wandmalerei mit
eines linienbandkeramischen Kumpfes aus Oechlitz heran- eben jenem roten Pigment ausgeführt begegnet erst wäh-
gezogen werden (Kat. 33, Abb. 5a). Der Großteil der Farb rend der späten Bronze-/frühen Eisenzeit in Gräbern. Für
spuren dürfte auf anderweitigen Kontakt mit der Farbe, eben diese Perioden häufen sich auch die Nachweise für
etwa durch die Verwendung als Farbtopf oder Malpalette Wandmalerei in Gebäuden (Abb. 5b; vgl. Beitrag Knoll u. a.
zurückzuführen sein. Den bereits erwähnten neolithischen in diesem Band).
Farbtöpfen ist ein weiteres Exemplar aus einer spätbronze- Schwieriger als der Nachweis der roten Bemalung von
zeitlichen Siedlung aus Westdorf an die Seite zu stellen Häusern und deren Inventaren sind Hinweise auf Körper
(Kat. 177, Abb. 4b). Dieser Topf aber enthielt bereits mit bemalung zu finden. Das rote Farbpulver dürfte hierfür mit
Wasser streichfertig angerührtes Farbpulver aus zerrie Fetten oder Öl, ähnlich den rezenten Beispielen aus ethno
bener Rötelerde und war auch auf der Außenseite farb logischem Kontext, vermengt worden sein (vgl. Beitrag
beschmiert (Wunderlich 1998). Daher wird die Terrine der Borg in diesem Band). Als Beleg für die rote Bemalung der
jüngeren Saalemündungsgruppe, wie zwei weitere Gefäße Körper kann eine Spondylusmuschel aus einem linienband-
der Linienbandkeramik, als »Maltopf« bezeichnet. Auch keramischen Grab aus Sondershausen herangezogen wer-
bereits zerbrochene Vasen wurden für Farbzubereitung den (Kat. 51). Hinter dem Rücken der weiblichen Bestatteten
und -auftrag benutzt. Scherben, die sekundär als Malpalette aus Grab SO/32 lag die zerbrochene Muschel, die an den
dienten, sind über Farbreste auf dem Bruch zu identifizieren. Rändern rote Farbspuren aufwies. Bei einer Interpretation
Belegt sind solche Spuren auf gut sieben Fragmenten (z. B. der Muschel als Körperschmuck wären die roten Reste als
Kat. 95d; 96a; 11ob), die allerdings einer genaueren Unter Abrieb der Körperbemalung zu deuten. Weitere Muscheln
suchung bedürften, um den Verwendungsnachweis zu mit Spuren roter Farbe stammen aus der jungpaläolithi-
erbringen. Exemplarisch sei hier auf das Fragment eines schen Kniegrotte bei Döbritz (Kat. 3)14. Deren Durchlochung
linienbandkeramischen Kumpfes aus Breitenbach verwie- macht eine Verwendung als Kette wahrscheinlich. Auch die
sen, über das, um die Farbe zu schützen, der Rest des Mal- Beigaben der mesolithischen Bestattung der sog. Schamanin
topfs gestülpt worden war (Kat. 15b, c; Abb. 4c, vgl. Beitrag aus Bad Dürrenberg legen eine Bemalung des Körpers,
Siegel/Wunderlich in diesem Band). Auch die Randscherbe zumindest partiell, nahe. Das reiche Inventar enthielt
eines stichbandkeramischen Gefäßes aus Minsleben könnte diverse »Schminkutensilien«. Allen voran einen gespal
als Palette gedient haben (Kat. 29c; Abb. 5f). Die Farbe kann tenen Metatarsus eines Rehes mit Resten von Spongiosa, an
aber auch zufällig an das Gefäß gelangt sein, wie ein roter der sich noch rote Farbe befand. Dieser Stift diente zum Auf-
Farbspritzer auf der Außenwandung eines Gefäßes aus Stö- bringen der roten Farbe, die zuvor durch das Zerreiben eines
ßen zeigt (Kat. 1o5b, Abb. 5g). Von zufälligen Kontakten mit Rötelstückes auf einem Reibstein gewonnen wurde (Kat. 6a;
dem Farbstoff zeugen außerdem rezente Spuren an Scher- Abb. 4d)15. Falls die tönerne Palette mit Griff aus der Alt-
ben, die unbeabsichtigt zusammen mit dem Rötelrohstoff mark aufgrund der Rötelreste als »Schminkpalette« inter-
gelagert wurden (Abb. 5h). pretiert werden darf, wäre ein Hinweis für die Spätbronze-
13 Rote Motive auf geweißten Lehmwänden miller erhielt 1997 die Auskunft über die tar eines Körpergrabes bei Offenau, Lkr.
sind für das frühe Neolithikum beispiels- unpublizierten Funde von F. Gall (Lohmiller Heilbronn mit einem Rohstofffragment (mit
weise aus Hurbanovo (Slowakei) bekannt. 1999, 45, Anm. 134). Schlifffacetten), einem Reibstein und einem
Vgl. Fries-Knoblach 2oo9, 445 f. mit weiter- 15 Solche »Schminksets« sind selten, ein zeit- knöchernen Spatel zum Auftrag der Farbe.
führender Literatur. gleiches Ensemble ist bislang nicht bekannt. Leider wurde die Bestattung nicht fachge-
14 Die Muscheln befinden sich im Museum für Durchaus zum Vergleich heranzuziehen ist recht geborgen, demnach ist eine Datierung
Ur- und Frühgeschichte Weimar. R. Loh das wahrscheinlich nicht vollständige Inven- nicht möglich (Maier 1964).
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152 H a r a l d M e ll e r , F r a n z i s k a K n o ll u n d J u l i a n e F i l i pp
zeit erbracht (Kat. 178; Abb. 4e). Ob die Rotfärbung von umreißen, da alle Fundarten sowohl aus Siedlungs- als auch
Skelettteilen als Indiz für eine vergangene Bemalung des aus Grabkontexten stammen. Auch eine rituelle Färbung der
Körpers herangezogen werden kann, ist fraglich. Wahr- Verstorbenen, die analog zu ethnologischen Vergleichen aus
scheinlicher ist die Verfärbung der Knochen während der Australien vorgeschlagen wurde (Timm 1964, 4o f.), kann
Lagerung im Boden. Im Falle der linienbandkeramischen durch die Befundlage nicht gestützt werden. Lediglich die
Bestattung aus dem Tagebau Domsen (Kat. 35) wird sogar Streuung von Rötelpulver ist ausschließlich in Gräbern
über eine Rotfärbung nach der Entfleischung analog zu eth- nachweisbar und in immerhin neun Fällen vom Mesolithi-
nologischen, australischen Befunden diskutiert (Timm kum bis in die Schnurkeramik im Arbeitsgebiet belegt.
1964, 39–41). Lediglich drei weitere, gleichfalls schwer zu
interpretierende neolithische Skelettfunde mit Farbspuren
sind im mitteldeutschen Gebiet bekannt (Kat. 39, 155, 158). Rot diachron – im Wandel der Zeiten
Mit Rot wurde nicht nur der Körper geschmückt, auch
beim Färben der Haare wurde diese Farbwahl beibehalten. Der älteste Nachweis von mineralischem Rot in Form eines
Der Nachweis für die rote Haarpracht gelingt für Mittel- Rohstoffstückes stammt aus der Höhle von Qafez/Israel.
deutschland leider nur indirekt: Auf dem Schopf der linien- Während des Jungneolithikums häufen sich die roten Funde
bandkeramischen Figurine aus dem Erdwerk von Eilsleben und Befunde und zählen auch in Mitteldeutschland zum
konnten eindeutig Reste von Eisenoxid identifiziert werden gängigen Inventar. Für Paläo- und Mesolithikum sind häma-
(Kat. 2oa, Abb. 5c). Zum eigentlichen Färben der Haare tithaltige Fundstellen im mitteldeutschen Gebiet zwar recht
wurde wahrscheinlich ein pflanzlicher Farbstoff benutzt. überschaubar, gliedern sich aber in das bekannte Fundbild
Das Schneiden und Färben des Haupthaars der Toten mit ein. Felskunst ist nicht bekannt, dafür massive Rohstoff-
Krapp führen eindrucksvoll die Befunde eines bronzezeit nachweise. Tuben zur Aufbewahrung des Farbpulvers, wie
lichen Kollektivgrabes aus Menorca vor Augen (vgl. Beitrag sie beispielsweise aus Frankreich bekannt sind, fehlen16. Die
Risch in diesem Band). magdalènienzeitliche Wildpferdjagstation bei Bad Franken-
Inwieweit die Farbe Rot im Bestattungsritus Mittel- hausen erbrachte gleich drei verschiedene rote Rohstoff
deutschlands eine spezifische Rolle spielt, ist nicht klar zu arten: Eine Eisenkonkretion (Geode), Eisenerz und ein Stück
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Rot – vom Leben bis zum Tod 153
16 Zur Aufbewahrung des Farbpulvers diente dem Abri von La Ferrassie (Streit 1935, genden (verkieselte Stücke, Sammlung Uni
z. B. eine Tube aus Rentierknochen in der 115). Jena). Der jungpaläolithische Horizont trat
Grotte des Cottés bei Saint-Pierre-de-Maillé 17 Auch die Freilandstation von Oelknitz befin- an der Basis einer 2 m mächtigen Schicht aus
oder eine Büchse aus Vogelknochen aus det sich in unmittelbarer Nähe zum Rotlie- rotem Sand zu Tage (Hemmann u. a. 2oo8, 2).
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154 H a r a l d M e ll e r , F r a n z i s k a K n o ll u n d J u l i a n e F i l i pp
weithin die Lage am Hochufer bevorzugten (Ostritz 2ooo, men bis zum Endneolithikum vor allem aus Gräbern,
Abb. 18). Das Verbreitungsbild der bandkeramischen Rot- beschränken sich in der Regel aber auf kleinere Rötelstücke
Fundstellen fügt sich in das Gesamtverbreitungsgebiet bei- oder Bemalungsspuren auf Gefäßen. Drei schnurkerami-
der Kulturen (Kaufmann 1976, Karte 9; 11; Meller 2oo8, sche Farbtöpfe (Kat. 151, 153, 156) bilden die Ausnahme,
17; 25)18 . hier scheint die frühneolithische Tradition weiterzuleben.
Gräber mit roten Beigaben sind mit 15, bzw. fünf Exem Ein gravierender Bedeutungsverlust des mineralischen
plaren hingegen spärlich vertreten, selbst unter dem Ein Farbstoffes scheint mit der Frühbronzezeit einherzugehen.
bezug der insgesamt sechs bandkeramischen Sonderbestat- Die Rötelbeigabe im Grab ist mit nur noch zwei Funden aus
tungen. Demzufolge scheint die Farbe Rot keineswegs für Haldensleben und Köthen (Kat. 168, 169) belegt. Ein Zusam-
Bestattungen reserviert gewesen zu sein. Vielmehr sind alle menhang mit dem Aufkommen des neuen Rohstoffs Metall
Fundarten – Rohstoffe, Verarbeitungsnachweise und Spu- seit der Kupferzeit kann nur vermutet werden.
ren des Rohstoffs am Endprodukt – sowohl in Gräbern, als Die Nutzung von eisenoxidhaltigem Pigment für Bema-
auch in Siedlungen vertreten; ausgenommen die Rötelstreu- lungszwecke wird jedoch beibehalten. Keramik mit rotem
ung, die bereits behandelt wurde. Die nun seit fast einem Farbauftrag ist bis in die Eisenzeit belegt, wenn auch die
Jahrhundert pauschalisierte Interpretation des roten Farb- eigentliche späthallstattzeitliche Produktion Mitteldeutsch-
stoffes als Symbol für Blut und Leben in Verbindung mit land ausspart 20.
dem Bestattungsritus sollte folglich revidiert werden19. Rot Das vorläufige Ende des Farbstoffes markieren neue rot-
war in der Welt der Lebenden allgegenwärtig, so auch in der färbende Stoffe, die aufgrund ihrer limitierten Verfügbar-
Welt der Toten. keit und des hohen Preises als Statusanzeiger dienten. Zin-
nober, Mennige und Krapp hielten im Laufe der römischen
Kaiserzeit Einzug in die Germania magna. Herausragende
Das Ende der Rötel-Ära Befunde wie das Grab von Gommern zeugen von der unge-
brochenen Begeisterung für rote Farbstoffe, die nun aber der
Mit dem einsetzenden Mittelneolithikum nimmt die Zahl herrschenden Elite vorbehalten sind.
der Rotfunde drastisch ab. Über die Fundverteilung sind
kaum mehr Aussagen möglich. Die wenigen Funde stam-
18 Bei den zitierten Verbreitungskarten handelt Zuge archäologischer Eingriffe untersucht (1976, 234) schlägt vor, Rot im Grab- und
es sich um Fundpunktkartierungen. Sie wurden, erfasst und schließlich deren Werte Siedlungskontext als Symbol für Blut als
beinhalten neben Siedlungsfunden auch in Kartogrammen wiedergegeben (Ostritz Lebenselixier zu interpretieren.
Gräber und Einzelfunde. Die Modelle zur 2ooo, 1o –19). Aktuellere Fundpunktkar 2o Roter Überzug/Firnis auf Keramik wurde
Besiedlungsdichte – basierend auf reinen tierungen zu einzelnen Regionen Mittel- im Katalog nicht berücksichtigt, da es sich
Siedlungsfunden – nach Ostritz 2ooo (98 deutschlands: Nord-Ostthüringen bei bei der eigentlichen Farbe um Tonschlicker
Karte 1; 99 Karte) decken sich nicht mit der Einicke 2o12, 335; Nordharzvorland bei handelt, der erst durch einen kontrollierten
Verteilung der Rot-Fundstellen. Die Ursache Nestmann 2o12, 329. oxidierenden Brand ihre Farbe erhält.
für diese Divergenz liegt in der verwendeten 19 Z . B. Timm 1964, 48: »…dem Toten« sollte »in
Datenbasis begründet. Für die Modelle Form von Blut und rotem Ocker Leben und
Ostritz’ wurden Siedlungsstellen, die im Kraft zugeführt werden.« Auch Maringer
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Rot – vom Leben bis zum Tod 155
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Rot – vom Leben bis zum Tod 157
Abbildungsnachweis
Anschriften
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158 H a r a l d M e ll e r , F r a n z i s k a K n o ll u n d J u l i a n e F i l i pp
Listen
Die Listen 1 bis 3 dienen dem Überblick über das gesamte zu berücksichtigen, dass mehrere Kategorien von einem
erfasste Material und orientieren sich unmittelbar am Kata- Fundplatz bekannt sein können und deshalb Wiederholun-
log. Die Reihenfolge und Benennung der Listen erklärt sich gen möglich sind. Die Reihung der Fundorte erfolgt chrono-
aus den von den Autoren vergebenen Kategorien. Dabei ist logisch. Zu den Kürzeln der Datierung siehe Katalog.
Liste 1 – Rohstoffe
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Rot – vom Leben bis zum Tod 159
Liste 2 – Verarbeitung/Farbaufbereitung
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Rot – vom Leben bis zum Tod 161
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Rot – vom Leben bis zum Tod 163
KATALOG
Der vorliegende Fundkatalog umfasst mitteldeutsche Rot- der Fundorte innerhalb einer Zeitstellung richtet sich dabei
funde (d.h. Rötel, Hämatit, Roteisenstein, Ocker) unter- zunächst nach den drei Bundesländern (Sachsen-Anhalt,
schiedlicher Zeitstellung. Der nachfolgenden Legende sind Thüringen und Sachsen), innerhalb dieser Einteilung nach
die einzelnen Kategorien der Materialerfassung zu entneh- dem Alphabet.
men. Sollten – in der Regel durch die Publikationslage Die Angaben zum Verbleib sind oftmals auf das gesamte
bedingt – Kategorien nicht angeführt sein, waren hier keine Fundmaterial der Fundstelle oder des Fundvorganges for-
näheren Informationen zu gewinnen. Die Gliederung des muliert. Teilweise werden deshalb mehrere Institutionen
Materials erfolgte in chronologischer Reihung. Die Abfolge aufgeführt, die in einigen Fällen nicht mehr existieren.
Legende
Fst. Fundstelle
Fu. Fundumstände (Grabung/Lesefund)
Fk. Fundkontext (Siedlung/Gräberfeld)
Bef. Befund (Grab/Grube/Sonderbestattung/Einzelfund)
Fg. Fundgegenstand (Rotfund/-e; falls mehrere Funde vorlie-
gen, sind diese durch Kleinbuchstaben getrennt in Folge
aufgeführt)
Beschr. Beschreibung; nähere Angabe zur Fund-/Befundlage
VB. Verbleib
Lit. Literatur (Katalognummern sind in Klammer angegeben)
Bem. Bemerkung
Bronzezeit
FBZ Frühbronzezeit
MBZ Mittelbronzezeit
SBZ Spätbronzezeit
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164 H a r a l d M e ll e r , F r a n z i s k a K n o ll u n d J u l i a n e F i l i pp
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Rot – vom Leben bis zum Tod 165
Beschr. m ind. 5o Jahre alte Frau mit Blick nach O, Rötel Linienbandkeramik
sowohl in der Grubenfüllung als auch auf dem Sachsen-Anhalt
Skelett
VB. LDA Halle 12 (LBK) Aylsdorf, OT Zeitz, Burgenlandkreis
Lit. Grünberg 2oo4, 284–286 (mit älterer Literatur) Fk. Siedlung
Fg. Keramik mit Hämatitmagerung
Thüringen VB. Museum Zeitz
Lit. Biermann 2oo3, 32 (278); Biermann 2oo3a, 554
8 (Mesol.) Bottendorf, Kyffhäuserkreis (Liste 1)
Fst. Kiesgrube
Fu. März/April 1939 beim Sandabbau in der Kies- 13 (LBK) Bad Bibra, Burgenlandkreis
grube entdeckt Fst. 1
Fk. Mesolithischer und frühbronzezeitlicher Bestat- Fu. Erweiterung Molkereigenossenschaft; Unter
tungsplatz suchung durch LDA Halle (M. Klamm)
Bef. z wei Gräber mit Rotfärbung der Grabgrube Fk. Siedlung
(Bottendorf I,II) Bef. Lesefund
Beschr. Bottendorf I: adulter Mann, Hocker mit Gesicht Fg. bandkeramische Scherbe mit roter Bandfüllung
nach S. Skelettreste in stark rotgefärbtem Sand VB. LDA Halle, HK-Nr. 96:7349
bestattet. Lit. unpubl., Ortsakte LDA Halle (frdl. Mitt.
Bottendorf II: Skelettreste von zwei Kindern und M. Klamm)
einem Erwachsenen, in aufrecht sitzender Hock-
lage beigesetzt. Grab mit stark rotgefärbtem Sand 14 (LBK) Ballenstedt, Lkr. Harz
gefüllt. Fst. NO/O des Ortes, Lehmgrube Ziegelei Linde am
VB. LDA Halle Fuß der Hohe (auch Ziegelei Schwertfeger),
Lit. Grünberg 2oo4, 279–284 »Fundplatz 3o«
Fu. Erdarbeiten/Grabung (1937, 195o –57), Lesefund
(o2.o6.1961)
Bandkeramik Fk. Siedlung
Sachsen Fg. zwei Gefäßscherben mit Farbspuren (Rötel, Pech)
VB. Museum Ballenstedt, Inv. 1o95, 1o96
9 (BK) Zauschwitz, Lkr. Leipzig Lit. Behrens 196o, 12–13; Biermann 2oo3, 52 (455)
Fst. Ziegelei Finzel »Neue Grube« (PEG-1o)
Fu. Grabungen im Vorfeld des Lehmabbaus, 15 (LBK) Breitenbach, Burgenlandkreis
1952–1978 Fst. »Schneidemühle« , etwa 6 km südwestlich von
Fk. Siedlung Zeitz in der Gemarkung Schlottweh nordöstlich
Bef. Siedlungsschicht von Breitenbach; auf einem nach Südosten verlau-
Fg. Steingerät mit Rötelspuren fenden Geländesporn über der Aga, einem Zufluss
VB. Archäologisches Archiv, LfA Sachsen der Weißen Elster
Lit. Nebelsick 2oo6, 56; Taf. 69 Fu. zufällig entdeckt bei Bauarbeiten in den zwan
ziger Jahren des 2o. Jh.; seit 2oo9 planmäßige
1o (BK) Casabra, Nordsachsen archäologische Untersuchungen durch das LDA
Fst. Lehmanns Feld Halle
Fu. Notbergung Ende 19. Jh. Fk. Siedlung
Fk. Siedlung Bef. Siedlungsgruben
Bef. unbestimmt Fg. a) mehrere Rötelstücke
Fg. Stück Roteisenstein mit angeschliffener Seite b) rote Farbspuren auf der Innenseite eines
VB. Archäologisches Archiv, LfA Sachsen Kumpfes (Maltopf)
Lit. unpubl. (frdl. Mitt. LfA Sachsen/H. Stäuble) c) unter den Scherben des Kumpfes »Malpalette«
d) Reibstein mit roten Farbspuren
11 (BK) Schlagwitz, Lkr. Nordsachsen VB. LDA Halle
Fst. südöstlich von Mügeln, nördlich von Schlagwitz, Lit. Siegl/Wunderlich 2o11
südlich Grauschwitzer Straße (SWX- o3)
Fu. Grabungen im Zuge der Ortsumgehung Mügeln- 16 (LBK) Burgscheidungen-Tröbsdorf, Burgenlandkreis
Schweta S31, 2o12 Fst. A n der Lehmgrube, W-Ortsrand, »Fundplatz 6«,
Fk. Siedlung etwa 75 m westlich des Biberbaches, 13o ü. NN
Bef. Siedlungsgrube Fu. Erdarbeiten (1898–19o2, 1955), Notgrabung
Fg. Mahlstein/Lieger mit rotbraunen Pigmentresten (1961), Lesefunde (1976)
auf konvexer Arbeitsfläche Fk. Siedlung
VB. Archäologisches Archiv, LfA Sachsen Bef. Siedlungsgrube
Lit. unpubl. (frdl. Mitt. LfA Sachsen/H. Stäuble) Fg. Keramik mit Pech- und Bemalungsresten (rot)
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166 H a r a l d M e ll e r , F r a n z i s k a K n o ll u n d J u l i a n e F i l i pp
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Rot – vom Leben bis zum Tod 167
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168 H a r a l d M e ll e r , F r a n z i s k a K n o ll u n d J u l i a n e F i l i pp
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Rot – vom Leben bis zum Tod 169
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170 H a r a l d M e ll e r , F r a n z i s k a K n o ll u n d J u l i a n e F i l i pp
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Rot – vom Leben bis zum Tod 171
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172 H a r a l d M e ll e r , F r a n z i s k a K n o ll u n d J u l i a n e F i l i pp
d) Wandungsscherbe einer Flasche oder Bechers Bef. Grube 139/o3, vom Palisadengräbchen geschnit-
mit Rötelspuren und weißer Paste ten, SO Durchlass des Palisadengräbchens
VB. Museum Egeln »Sonderbestattung«
Lit. Biermann 2oo3, 163 (1423); Kaufmann 1976, Fg. Ocker/Ockerfarbreste ?
2o1 (5o2) VB. LDA Halle
Lit. Bertemes/Northe 2o12, 18 Abb. 9
81 (SBK) Egeln, Salzlandkreis Bem. Der »Ockerrest« ist nicht erhalten
Fst. Friedhof, W Ortslage, 7o –75 m ü. NN; 175 m west-
lich des Mühlengrabens; 1oo m westlich eines 86(SBK) Grana, Burgenlandkreis
Verbindungsbaches zwischen Schäfergraben und Fst. ehemalige Tongrube Fikentscher, Richtung Osida
Mühlengraben Fk. Siedlung
Fk. Einzelfunde (Siedlung ?) Bef. Einzelfund
Fg. Bodenscherbe eines Bechers mit Roteisenstein Fg. Unterteil eines Kumpfes mit Rötelspuren auf der
magerung Außenwandung und besonders in den Einstichen
VB. Museum Egeln VB. Museum Zeitz
Lit. Biermann 2oo3, 164 (1427); Kaufmann 1976, Lit. Biermann 2oo3, 27o (2355); Kaufmann 1976,
2o1 (5o19) 192 (433)
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Rot – vom Leben bis zum Tod 173
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174 H a r a l d M e ll e r , F r a n z i s k a K n o ll u n d J u l i a n e F i l i pp
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Rot – vom Leben bis zum Tod 175
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176 H a r a l d M e ll e r , F r a n z i s k a K n o ll u n d J u l i a n e F i l i pp
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Rot – vom Leben bis zum Tod 177
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178 H a r a l d M e ll e r , F r a n z i s k a K n o ll u n d J u l i a n e F i l i pp
Baalberger Kultur
Jordansmühler Gruppe Sachsen-Anhalt
Sachsen-Anhalt
139 (Baalb) Alsleben, Salzlandkreis
136 (JM) Wulfen, Lkr. Anhalt-Bitterfeld Fst. SO von Alsleben auf einer saalezeitlichen Hoch-
Fst. Fpl. 2, Kiesgrube am Kapellenteich, am ö Orts- terrasse, 11o m ü. NN
rand Fu. bei Bauarbeiten Fundament eines ehem. LPG-
Fu. in den ersten Jahrzehnten des 2o. Jh. untersuchte Wirtschaftsgebäudes am 1o.o2.1987 durch
W. Götze (Köthen) mehrere Grab- und Siedlungs- A. Stier entdeckt und Bergung am 13. und
grubenbefunde der Jordansmühler Gruppe 14.o2.1987 durch H.-J. Döhle, K. Wagner und
Fk. Siedlung und Gräber J. Weigelt
Bef. Grab 1, 3; Grube 1 Fk. Grab und Siedlung (?)
Fg. a) Grab 1 (Frau und Kind; lag etwa 4o m ö von Bef. Stelle 1: Grabgrube (zwei frühadulte Frauen);
Siedlungsgrube 3): unverzierte Standringfuß- Stelle 2: Grube
schale z. T. mit Roteisenstein gemagert Fg. jeweils Spuren von Rötel
b) Grab 3 (untersucht 19o8; SO-NW ausgerich VB. LDA Halle, HK-Nr. 87:1223–1225
teter Hocker): hinter den Lendenwirbeln ein Lit. Döhle u. a. 1992, 51–54
»roter Farbklumpen, in dem 14 Silexmesser
steckten« (Funde nicht auffindbar) 14o (Baalb) Zörbig, Lkr. Anhalt-Bitterfeld
c) Grube 1 (untersucht 1915; Grube mit 12 Fst. N des Ortes, auf ehem. Geländekuppe
z. T. kopflosen Statuetten): kleine massive, plump Fu. Notgrabung 1997 Ortsumgehung Zörbig
geformte anthropomorphe Plastik, an deren (Bau B 183)
»rechtem Schulterbereich ein Stk. Roteisen- Fk. Trapezgrabenanlage
stein (?) zu erkennen« ist Bef. Grab (Bef. 2) außerhalb des Trapezes, mit mög
VB. Museum Köthen lichem Grabeinbau
Lit. Fischer 1956, 42 f.; 262.; Kaufmann 1995, 49–66 Fg. Stk. Rotocker (polygonal, L. ca. 1,5 cm)
VB. LDA Halle, HK-Nr. 97:25867
Sachsen Lit. Hornig 2oo3, 16–17; 24–25
137 (JM) Heidenau, Landkreis Sächsische Schweiz- 141 (Hutberg nach Beran 1993) Wallendorf, Saalekreis
Osterzgebirge Fst. Hutberg
Fst. Fpl. 6, S vom alten Ortskern, Kiesgrube Fu. A ktivitätsnr. 5281, Grabung 2o11 durch LDA
Fu. durch unsachgemäßes Ausheben einer Grube Halle (H. Heilmann)
im November 1932 konnte eine wissenschaftliche Fk. Erdwerk
Untersuchung nicht mehr durchgeführt Bef. G etreidespeicher (Bef. 9; Dat. 39oo –37oo v. Chr./
werden AMS-Datierung), Siedlungsgrube (Bef. 19)
Fk. Siedlung Fg. Keramik mit Hämatitmagerung
Bef. Siedlungsgrube VB. LDA Halle
Fg. 6 Randscherben mit kleineren Hämatitbrocken Lit. In Vorbereitung (Dissertationsprojekt
gemagert J. Schroeter)
VB. Landemuseum Dresden
Lit. Kaufmann 1995, 44–45 Sachsen
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Rot – vom Leben bis zum Tod 179
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180 H a r a l d M e ll e r , F r a n z i s k a K n o ll u n d J u l i a n e F i l i pp
151 (SK) Köthen, Lkr. Anhalt-Bitterfeld 154 (SK) Buttstädt, Lkr. Sömmerda
Fst. 52 Fst. Tongrube Mehner, südl. von Buttstädt, an der
Fu. Grabung 2o11 B 6n – A 5o22 Chaussee nach Niederreissen
Fk. Siedlung ? Fu. 1899
Bef. relativ flache rechteckige Grube (21o cm x 215 cm; Fk. 2 weitere Erdgräber 19o2, 6 weitere 19o4 (Zei-
2o cm tief) mit 3 Gefäßen tungsnotiz); früher aufgefundene Gräber wurden
Fg. ein Töpfchen mit Rötel auf der Innenwandung nicht beachtet
(Farbtopf) Bef. Flachgrab mit linkseitigem Hocker (adulte Frau),
Beschr. In der Grube (Bef. 951) standen 3 vollständige NO-SW/NO-Ausrichtung; Beigaben: Becher,
Gefäße (Bef. 13o1) dicht nebeneinander, darunter Silexmesser, Armband und Halsschmuck aus
zwei Amphoren und ein Töpfchen mit Rötel Hundezähnen
(Maltopf); dazu 1 Felsgestein mit Schlifffläche Fg. haselnussgroßes Rötelstück an der linken Kopf-
(Reibstein ?), 2 unbearbeitete Steinobjekte, seite
4 Silexgeräte bzw. Klingen, eine davon mit VB. Slg. Verworn, Göttingen
Retusche, 1o g gebrannter Lehm Lit. Götze u. a. 19o9, 292; Fischer 1956, 131, 277
VB. LDA Halle, HK-Nr. 5o22:13o1:2 (Rötelgefäß)
Lit. Jurkènas u. a. Beitrag in diesem Band 155 (SK) Roßleben, Kyffhäuserkreis
Bem. ca. 2oo m südlich davon schnurkeramische Fu. Grabung H. Apitz 1925
Bestattungen und Siedlungsreste; Interpretation Fk. Mehrere Grabhügel und Erdgräber
des Befundes nicht eindeutig zu klären. Es könnte Bef. Grab 3/1925: rechtseitiger Hocker (adulter Mann),
sich sowohl um eine Siedlungsgrube als auch um W-O/S-Ausrichtung
eine vergangene Bestattung handeln. Fg. Rötelfleck an einem Oberschenkel
VB. LDA Halle ?
152 (SK) Köthen, Lkr. Anhalt-Bitterfeld Lit. Fischer 1956, 131, 286
Fst. Hindenburgstraße
Fu. Bergung W. Götze 193o
Fk. 2 jungneolithische Gräber Glockenbecher
Bef. Grab 2 mit zwei übereinander bestatteten Indivi- Sachsen-Anhalt
duen. Unten linker Hocker, O-W-Ausrichtung
(männlich) mit Ketten aus Hundzähnen/Hirsch- 156 (GBK) Bad Lauchstädt, Saalekreis
grandeln, Muschelpailletten, Fleischbeigaben Fst. ICE-Trasse östlich von Bad Lauchstädt, südlich
und Rötel; oberes Individuum mit Becher und der Laucha
Näpfchen niedergelegt. Fu. Grabung LDA Halle
Fg. k leines Rötelstück am Rücken der unteren Fk. Mehrphasiger Siedlungs (?)- und Begräbnisplatz
Bestattung Bef. Siedlungsgrube
VB. Museum Köthen Fg. 2 - oder 4-henkliges Großgefäß; im Inneren bis
Lit. Fischer 1956, 131, 282; Götze 1933, 139 unter den Rand Anhaftungen von Rotocker in
unterschiedlicher Stärke
153 (SK) Poserna, Burgenlandkreis VB. LDA Halle
Fst. auf Posernaer Flur, dicht an der Grenze nach Lit. Schunke in Vorber., Abb. 13.1
Kreischau, auf einem steil abfallenden Plateau
Fu. Untersuchung 19o4 durch A. Götze 157 (GBK) Helfta, Lutherstadt Eisleben, Lkr. Mansfeld-
Fk. mehrphasiger Grabhügel Südharz
Bef. Grab 2, rechteckige Grube, 1,75 m x 1,36 m, Reste Fst. u
eines Holzeinbaus Fk. Grabhügel (?)
Fg. kumpfartiges Gefäß mit eingezogener Mündung Bef. Grab 2
und eingeschwungenem Unterteil; darin Rötel, Fg. Tonklumpen »Rötel«
der die Innenseite des Gefäßes intensiv rot VB Römisch-Germanisches Museum, Köln 6719–
gefärbt hatte; auffällige netzartige, kalkhaltige 6721
Abdrücke, die nach A. Götze (19o9, 193) von Lit. Hille 2o12, 169 (262), Taf. 24.3
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Rot – vom Leben bis zum Tod 181
158 (GBK) Köthen, Lkr. Anhalt-Bitterfeld Fg. lockenbecher mit rot bemalten Verzierungs
G
Fst. T7/17; S der Altstadt, Ringstraße 69 (Hindenburg- bändern
straße; Willy-Lohmann-Str.), Baugelände Mieter- VB. Stadtmuseum Erfurt V 2721
verein Lit. Hille 2o12, 239 (816), Taf. 73.13
Fu. a mtliche Notbergung 1926/1927, Museum
Köthen, W. Götze; W-O gestreckter Höhenrücken 163 (GBK) Wandersleben, Lkr. Gotha
im Süden der Stadt, etwa 7o –8o m von der Stelle Fst. südwestlich vom Ortsausgang Wandersleben;
nach West 3 weitere Hocker unbeobachtet zer- westlicher Teil des Lachenberges
stört Fu. a mtliche Notbergung 11/1937 durch das Museum
Fk. Erdgräberfeld mit 1o Gräbern Erfurt im Zuge des Autobahnbaus
Bef. Grab 1: NNW-SSO, linker Hocker, männl., senil Fk. Grabgruppe
Grab 6: linker Hocker, WNW-OSO/NO-Aus Bef. Grab 2 (7,5o m O von Grab 1); Steinkiste,
richtung, männl. (?) o,9 m x o,7 m x o,36 m; Reste eines Hockers,
Fg. Grab 1: Seitenwandbein und Teile des Ober Kopf fehlt
schenkels mit roten Farbspuren (Spuren der Fg. Rötel am rechten Unterarm
Kleidung ?) VB. Stadtmuseum Erfurt
Grab 6: Zinnoberfarbe in der Sagittalgegend des Lit. G erhardt 1953, 4; Fischer 1956, 167, 3o1; Hille
Schädels 2o12, 263 (1o42)
VB. Prähistorische Sammlung, Schloss Köthen EK
26/1o8 Sachsen
Lit. Fischer 1956, 167; Gerhardt 1953, 11 f.; Hille 2o12,
18o (354); Schulze 193o, 113 164 (GBK) ehem. Cröbern (jetzt Tagebau Espenhain),
Leipziger Land
159 (GBK) Lobitzsch, Gem. Uichteritz, Burgenlandkreis Fst. 1; westlich vom Ort; südlich des Weges Cröbern–
Fst. a m nördlichen Ortsrand; Sandgrube an der Gaschwitz, Hopfenberg
Schule Fu. Lesefunde Ende 19. Jh.
Fu. amtliche Notbergung 1o/1934 Fk. Einzelfunde
Fk. Grab Fg. kalottenförmige Vierfüßchenschale, rotbraun,
Bef. »Grab« einer maturen Frau überfangen, vermutlich bemalt, H. 15,1 cm; Mdg.
Fg. Böhmischer Becher (?) mit roter Bemalung 27,5 cm; Fußh. 4,7 cm
VB. LDA Halle, HK-Nr. 35:95 a–b VB. Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden ZugK
Lit. Hille 2o12, 186 (394), Taf. 35.8 2o/19o7 (c) auf Zettel 8o53; Slg. Presspich
Lit. Hille 2o12, 268 (1o84), Taf. 93.2
16o (GBK) Rössen, Saalekreis
Fst. Südlich des Rössener Hügels 165 (GBK) Schweta, Lkr. Nordsachsen
Fu. P. Berger 1915 Fst. ca. 3oo m östlich von Schweta (SWQ-1o)
Bef. Erdgrab mit linksseitigem Hocker, N-S/O-Ausrich- Fu. Grabungen im Zuge der Ortsumgehung Mügeln-
tung Schweta S31, 2o12
Fg. roter Farbstein an der linken Fußwurzel Fk. Gräberfeld
VB. L DA Halle, HK-Nr. 15:2o56 a–c Bef. 2 Gräber, wahrscheinlich männlich
Lit. Gerhardt 1953, 66 f; Fischer 1956, 167, 3oo Fg. 3 verzierte Glockenbecher mit roter Bemalung
(davon einer mit Henkel)
Thüringen VB. Archäologisches Archiv, LfA Sachsen
Lit. unpubl. (frdl. Mitt. LfA Sachsen/H. Stäuble)
161 (GBK) Apfelstädt, Lkr. Gotha
Fst. Untersuchungen im Vorfeld der WINGAS 166 (GBK) Zwenkau, Leipziger Land
Pipeline Fst. ZW- o1
Fu. Grabung Landesamt Thüringen 2oo5 Fu. Grabungen im Vorfeld des Braunkohletagebaus
Fk. 5 Gräber der GBK durch das Landesamt Sachsen 1999/2ooo
Bef. Grab 5/Bef. 2 (Holzeinbau): Bestattung eines Fk. Grab und Siedlung
35–5o -jährigen Bogenschützen mit Elektron- Bef. reiches Brandgrab (männl. adult und weibl.
Lockenringen. Leichenbrand) und Bef. 1 (ovale Grube)
Fg. Böhmischer (?) Becher mit rot glänzenden Resten Fg. rotbemalter Glockenbecher
VB. TLDA Lit. Conrad 2oo7, 6–8
Lit. Küßner 2oo6, 6o f., Abb. 12.
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182 H a r a l d M e ll e r , F r a n z i s k a K n o ll u n d J u l i a n e F i l i pp
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Rot – vom Leben bis zum Tod 183
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