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Zeitungsleser (Nachrichtenkonsumenten) gehen von vier Dingen aus:

-es ist tatsächlich passiert


-es ist so passiert, wie es dargestellt wird
-wichtige Themen werden mehr behandelt als unwichtige Themen
-wenn Ereignisse häufiger stattfinden, wird mehr über sie berichtet

-> Korrespondenz-Annahme von Lesern: die Art und Frequenz von Ereignissen
korrespondiert mit der Art und Frequenz der Berichterstattung

-> Beispiel: Flüchtlingskrise

-Wellen an Nachrichten üben Druck auf Regierungen aus


-zeigen Problematik auf politischer, gesellschaftlicher, wirtschaftlicher o.Ä.
Ebene auf

-> Indikator einer öffentlichen Krise

Entstehung von Nachrichtenwellen:

-Auswahlkriterium bleibt gleich, aber Ereignisse häufen sich


-Frequenz der Ereignisse bleibt gleich, aber Auswahlkriterium ändert sich
-sowohl Frequenz als auch Auswahlkriterium ändern sich

->Auswahlkriterien ändern sich aus bestimmten Gründen, z.B. Key Events (bei
Flüchtlingskrise: Krieg in Afghanistan, Geflüchtete werden in Europa
aufgenommen

Key Events sind entweder an sich besonders (z.B. ein brutaler Mord), oder weil
es als besonders dargestellt wird, aber an sich nicht selten ist

->lockere Verbindung zwischen Ereignis und daraus folgender Entstehung


eines Schlüsselevents

-Annahme dass Schlüsselevents Wellen an Nachrichten über ähnliche Events


auslösen, ohne dass Events in Frequenz steigen, bestätigt Medien als auf sich
selbst verweisendes System
-falls zutreffend: Medien könnten unter bestimmten Umständen eigenen
Mikrokosmos erschaffen und nur auf sich selbst reagieren
-falls zutreffend: erhöhte Berichterstattung über negative Ereignisse bedeutet
nicht zwangsweise Verschlechterung der Umstände

->schwer empirisch zu beweisen

-Schlüsselevents rücken Problematik in Fokus, wecken Interesse und


beeinflussen Leser und Entscheidungsträger in Politik, Wirtschaft usw.
-machen wissbegierig auf mehr
-ziehen journalistische Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Thema
-selber Effekt wie auf Leser, allerdings zusätzlich Annahme, dass Leser
Interesse am Thema haben
-Machtgruppen wollen aus Publicitygründen am Thema teilhaben (z.B. über
Statements, Kundgebungen etc.)
-> erhöhte Anzahl an inszenierten Events
-lösen Reaktionen bei Machthabern auf, manchmal unter der fiktiven Annahme,
was passieren könnte
-> Reaktionen können sinnvoll sein, aber nicht auf Abfolge der Ereignisse
basieren

Nach Key Event:


-mehr Media Coverage
-mehr Media Coverage von ähnlichen Ereignissen
-mehr Media Coverage von vergangenen, ähnlichen Events
-Key Event wird als besonders herausgehoben
-mehr News Coverage von thematisch verwandten Events, z.B. inszenierten
Events
-umso mehr Berichterstattung erfolgt, umso mehr wird über zukünftige Events
berichtet

->Statistik S. 380<-

-Key Events beeinflussen eher Tagesnachrichten als Wochennachrichten


-sehr erhöhte Anzahl an Nachrichten nach Key Event in Tagesnachrichten,
Unterschied in Wochennachrichten nur gering
-auch Unterschied bei Tagesnachrichten:
-> im Beispiel vor allem Bild und Regionalzeitschriften (Allg. zeitung
Mainz) erhöhte Berichterstattung, weniger Einfluss bei nationalen
Blättern (FAZ, Süddeutsche)

-Anzahl an dramatischer Information beeinflusst maßgeblich die Menge der


Berichterstattung
-Anzahl an ähnlichen Events beeinflusst ebenfalls Berichterstattung über Event
->Statistik S. 386<-

10 Statements als Fazit:

-Falls über ein Ereignis spezifisch oft berichtet wird, kann dieses als Key Event
gesehen werden
-nach Key Event häuften sich (anscheinend plötzlich) ähnliche Ereignisse
-nach Key Events steigerte sich die Intensität der Berichterstattung stark
-weitere, nicht inszenierte Ereignisse würden häufiger behandelt als zuvor
-inszenierte Events wurden häufiger aufgegriffen
-häufiger ausführlichere Berichterstattung über vergangene Ereignisse
-öfter Berichterstattung über ähnliche Events, die dem Key Event ähneln
(ähnliche Eigenschaften wurden besonders herausgehoben)
-Darstellung der Realität nach Key Event bestand aus entweder Key Event
selbst, ähnlichen „natürlichen“ Events und inszenierten Events
-> abhängig von Art des Schlüsselevents
-umso intensiver über das Key Event berichtet wurde, umso häufiger wird über
„echte“ Ereignisse berichtet
-> Berichterstattung über inszenierte Ereignisse basiert auf Aktivität von
Interessengruppen und bleibt daher von Intensität der Berichterstattung über
Key Event eher unberührt

->Key Events bündeln Aufmerksamkeit von Lesern, Zuhörern, Zuschauern,


aber auch von Journalisten
->da öffentliches Interesse häufiger schneller steigt als Events stattfinden
werden öfter vergangene Events in den Fokus genommen
->neue Kontroversen im Bezug auf Key Event werden ausgelöst,
Wissbegier steigt weiter

->Korrespondenzannahme nicht bestätigt: Anzahl der Berichte über ein


Event bedeutet nicht, dass mehr Events stattfinden
->in Krisen ist es schwer von der Anzahl an Berichten auf die tatsächliche
Anzahl von Events zu schließen
->Medien schaffen Eindruck, dass Events sich plötzlich nach Key Event
häufen
->nach Key Event: entweder ist nach Nachrichtenwelle nicht viel passiert
bis auf Key Event, das die Welle auslöste
->nach erhöhter Berichterstattung ohne besonderes Key Event muss
angenommen werden, dass sich Events tatsächlich häuften

Claas Relotius:

-mehrfach ausgezeichnet für seine Reportagen


-fälschte bis Ende 2018 Großteil seiner Reportagen für den Spiegel
-trotz Affäre keinen großen Einfluss auf öff. Medienvertrauen (Studie Uni
Mainz)

-äußerte sich am 1.6.2021 erstmals öffentlich


-bedaurte, dass er Vertrauen in Journalisten nachhaltig geschädigt hat
-

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