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Perioden der Berufsgeschichte in Deutschland
1. Präjournalistische Periode (bis Ende des 16. Jahrhunderts)
2. Korrespondierender Journalismus (Ende 16. bis Mitte 18. Jahrhundert)
3. Schriftstellerischer Journalismus (Mitte 18. bis Mitte 19. Jahrhundert)
4. Redaktioneller Journalismus (seit Mitte des 19. Jahrhunderts)
5. Redaktionstechnischer Journalismus (seit den 1970er Jahren)
1. Präjournalistische Periode
‐ Johannes Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Metalllettern um 1450
macht die Massenproduktion von Druckwerken erst möglich und begünstigt so das
Entstehen von Zeitungen.
‐ Zeitraum vom Mittelalter bis zum Ende des 16. Jahrhunderts
‐ sporadisches, nicht berufsmäßig betriebenes Nachrichtenwesen
‐ Entwicklung des (privaten) Briefs zu einer Art „brieflichen Zeitung“ + sog. „wandernde
Journalisten“ als Nachrichtenüberbringer
‐ Wachsendes Bedürfnis an Nachricht(en): Herausbildung eines ständigen Botenwesens
‐ handschriftliche Vervielfältigungen: „Korrespondenten“ (Boten, Abschreiber etc.)
‐ eher beruhend auf Gerüchten / Sensationen als auf seriöse Berichterstattung
‐ durch Obrigkeit: öffentliche Meinungsvermittlung sehr beschränkt
‐ Journalisten
o Keine hauptberuflichen: als Berichterstatter fundgieren Boten, Dichter, Sekretäre
und Chronisten
o Zunächst war der Drucker die entscheidende Person für die Verbreitung
o Ab dem 16. Jahrhundert gibt es Verleger
‐ Quellen: offizielle Informationsquellen
‐ Medien:
o Briefe zwischen Behörden, Fürsten, Kaufleuten und Gesandtschaften
o Flugblatt: Nachricht etwa über einen Unglücksfall oder eine Himmelserscheinung;
Blätter mit mehreren Meldungen nannte man „Zeitungen“
o Später auch Flugschriften: Medium der religiösen und politischen Debatten
‐ Externe Faktoren:
o Bildungsbewegung des Humanismus breitet sich aus: Bedarf nach Büchern
griechischer und lateinischer Autoren
o Neue Handelsverbindungen: Bedarf nach zuverlässigen Informationen über Preise
und Kriege steigt
o Luther: Reformation: heftiger Meinungsstreit
o Die Obrigkeit bekämpft die freie öffentliche Meinungsäußerung
Mit freundlicher Unterstützung von Carina B., Luisa H. & Roger V.
2. Korrespondierender Journalismus
‐ Auch „referierender“ oder „relatorischer“ Journalismus
‐ Zeitraum: Ende 16. bis Mitte 18. Jahrhundert
‐ neutral vermittelnde Berichterstattung Æ rubriklose Nachrichtenblätter
‐ Mitteilungen, Gerüchte, Meldungen über lokale / allgemeine Obrigkeiten, Meldungen über
allgemein sichtbare Begebenheiten; später auch politische Inhalte
‐ Etablierung des Postwesens im 17. Jh. Æ intensiverer Nachrichtenverkehr
‐ Zensurmaßnahmen; Einschränkung der Berichterstattung auf rein nachrichtliche
Darstellungen
‐ meist nebenberufliche Korrespondenzfunktion der „Bericht‐Erstatter“
‐ (innerhalb der Zeitungen aber keine „journalistische“ Tätigkeit)
‐ Medien: Flugschriften und Avisenzeitungen
o Seit 1600 entstehen die ersten Wochenmedien
o 1605 – Relation – Straßburg
o 1609 – Aviso – Wolfenbüttel
o Ungeprüfte Aneinanderreihung von Nachrichten
o Keine redaktionelle Bearbeitung oder Kommentierung
o Angabe von Ort und Zeit des Geschehens, Nachrichtenquelle
‐ 1650 erste Tageszeitung: „Einkommende Zeitungen“ – Leipzig
‐ Journalisten:
o Herausgeber: Nachrichtensammler und –schreiber, Drucker und Verleger in einer
Person
o Korrespondenten: Beamte, Konsulatsschreiber, Gebildete, politisch Interessierte
o Publizisten (Flugschriften) vs. Zeitunger (Zeitungen)
‐ Quellen: offizielle Informationsquellen, Gerüchte
‐ Externe Faktoren: Zensur, Nachfrage nach Nachrichten durch Entstehung gebildeter
Schichten
‐ Das ist in dieser Periode neu:
o Aus Briefen werden Avisen‐Zeitungen
o Selbstverständnis der Journalisten (=Zeitunger):
Sie sehen ihre Nachrichtenweitergabe als ihre (häufige neben‐) berufliche Aufgabe
an.
Sie geben Informationen ungefiltert und ungeprüft weiter.
Sie nennen in den Nachrichten stets Ort, Zeit, Umstände und meinst eine Quelle –
sonst gilt ein Informantenschutz.
Sie kommentieren nicht und bleiben meist anonym.
o Die Publizisten als Flugschriftenverfasser dagegen verbreiten Meinungen und
definieren sich über ihren Hauptberuf.
3. Schriftstellerischer Journalismus
‐ Auch „räsonierender“ Journalismus
‐ Zeitraum: Mitte 18. bis Mitte 19. Jahrhundert
‐ Hintergrund: Geist der Aufklärung Æ öffentlicher „Kampf um die Freiheit des Denkens“
Mit freundlicher Unterstützung von Carina B., Luisa H. & Roger V.
‐ geistig anspruchsvolle Flugblatt‐ und Zeitschriftenliteratur
(vs. eher anspruchslose „Avisenpresse“)
‐ historische, philosophische, religiöse u. später auch politische Fragen
‐ Ausdruck in gelehrter Zeitschriftenliteratur, wissenschaftlich‐belletristische Journalliteratur,
moralische Wochenschriften
‐ literarisch‐politische Zeitschriften: Literat, Herausgeber u. Verleger in einer Person, dann:
ÆÜbertragung der Unternehmerfunktion auf Verleger
‐ Politisierung der Journalliteratur
‐ Medien: (Gelehrten‐) Zeitschriften; Herausgeberzeitungen vs. Verlegerzeitungen
‐ Herausgeberzeitungen:
o Herausgeber als selbstständige Haupt‐ und Alleinverfasser
o Z.B. Joseph Görrers: Rheinischer Merkur
Christian Schubart: Deutsche Chronik
o Oft kurze Lebensdauer wegen Verbots‐ oder Wirtschaftsproblemen
o Öffentliche politische Diskussionen
‐ Verlegerzeitungen:
o Seher langlebig, z.T. gibt es die Titel bis heute
o Ziel: ökonomischer Erfolg
o Werden über Generationen in der Verlegerfamilie weitergegeben
‐ Journalisten:
o Zahl der hauptberuflichen Journalisten steigt: um 1800 sind es rund 100 in
Deutschland
o Erste Journalisten arbeiten als Angestellte. Sie müssen meist der politischen Linie der
Verleger folgen.
o Viele sind Akademiker und arbeiten zeitgleich als Schriftsteller.
‐ Quellen:
o Breite der Quellen nimmt zu.
o Erste Korrespondenten werden entsandt, auch ins Ausland.
Die Zeitschrift „Minerva“ hatte seit 1791 einen festen Korrespondenten in Paris.
‐ Externe Faktoren:
o Politische Ereignisse im Zeitalter von Aufklärung, Französischer Revolution, Vormärz
lassen Informationsbedürfnis der Bevölkerung wachsen.
‐ Das ist in dieser Periode neu:
o Hauptberuflicher Journalismus und Korrespondentenwesen entstehen
o Nachrichten werden zunehmend (zuerst in Herausgeberzeitungen in Gegenden
liberaler Zensurgesetze) kommentiert und eingeordnet.
o Forderung nach Pressefreiheit wird in den deutschen Staaten laut – diese wird
verstanden als Informationsfreiheit.
o Augsburger „Allgemeine Zeitung“ des Verlegers Johann Friedrich Cotta wird zum
Prototyp der sich entwickelnden modernen Zeitung.
Zu seinen Korrespondenten zählt Heinrich Heine
o Drucktechniken werden verbessert
o Das Lesen fand oft in Lesezirkeln statt.
Mit freundlicher Unterstützung von Carina B., Luisa H. & Roger V.
4. Redaktioneller Journalismus
‐ „Der redaktionelle Journalismus entstand nicht zufällig bald nach der Aufhebung der Zensur
(1848) um die Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem (planmäßigem) Zusammenwirken von
Nachrichtenwesen und Tagesliteratur – also durch die Vereinigung korrespondierender und
schriftstellerischer Leistungen in der redaktionellen Fraktion.“
‐ Nachrichtenbedarf (‐beschaffung u. ‐bearbeitung) stieg
‐ politische Verflechtungen / wachsendes Interesse an Außenpolitik
‐ Gemeindewachstum Æ Bedarf an Lokalberichterstattung
‐ wirtschaftliche u. kulturelle Ereignisse als Quelle aktueller öffentlicher Nachrichten
‐ Arbeitsteilung notwendig Æ Redaktion:
ÆPrüfung, Sichtung, Ergänzung, Bearbeitung (allgemeinverständliche Darstellung)
‐ größere Leserkreise: Vielseitigkeit steigt
‐ Notwendigkeit der kostenmindernden Massenproduktion durch Inseratengeschäfte
‐ 2 (bzw. 3) Zeitungstypen:
o „Generalanzeiger“‐Presse (Aktualität, allgem. Information, wirtschaftlicher Gewinn)
o Parteienpresse (politische Gesinnung)
o Qualitätszeitungen (überregionale Blätter)
‐ Æ
‐ Redaktioneller Journalismus:
o (ganztäglicher) Hauptberuf
o Funktionen des Verlegers, Herausgebers und Redakteurs bildeten sich heraus
o Lokal‐, Wirtschafts‐ und Kulturteil bildeten sich heraus
‐ Zeitraum: seit Mitte des 19. Jahrhunderts
‐ Medien:
o Seit Ende des 19. Jahrhunderts aufkommen der Generalanzeiger‐ und Massenpresse
o Finanzierung der Zeitungen auch durch Anzeigen
o Abgrenzung von parteilichen Zeitungen, wirtschaftliche Konkurrenz zu alten
Verlegerzeitungen
o Entstehung und Ausbau von Lokalteilen
o Konzentration auf Nachrichten statt auf Kommentierung
o Anspruch der Unparteilichkeit
‐ Ab 1886 revolutionierte Ottmar Mergenthalers Erfindung der Setzmaschine „Linotype“ die
Zeitungsherstellung und begünstigte das Entstehen der Massenpresse
‐ Journalisten:
o Unabhängige Beobachter, nicht mehr Vertreter einer politischen Richtung
o Sie müssen für ein breites, nicht‐intellektuelles Publikum schreiben und
entsprechende Nachrichten auswählen
o Das Berufsfeld des Lokalreporters entsteht – Vor‐Ort‐Recherchen werden nötig,
Ressorts bilden sich heraus
‐ Quellen: Nachrichtenagenturen, andere Zeitungen, Korrespondentennetz, eigene
Recherchen
‐ Externe Faktoren: Lockerung der Zensur 1848
‐ 1848, Reichsverfassung (Artikel 4),
„(1) Jeder Deutsche hat das Recht, durch Wort, Schrift, Druck und bildliche Darstellung seine
Mit freundlicher Unterstützung von Carina B., Luisa H. & Roger V.
Meinung frei zu äußern.
(2) Die Pressefreiheitdarf unter keinen Umständen und in keiner Weise durch vorbeugende
Maßregeln … beschränkt, suspendiert oder aufgehoben werden.“
‐ Diese Gesetzgebung bestand allerdings nur auf dem Papier
‐ Artikel 118 der Weimarer Reichsverfassung von 1919 garantiert Meinungsfreiheit und
Zensurverbot.
„Jeder Deutsche hat das Recht, innerhalb der Schranken der allgemeinen Gesetze, sein
Meinung durch Wort, Schrift, Druck Bild oder in sonstiger Weise frei zu äußern. An diesem
Recht darf ihn kein Arbeits‐ oder Anstellungsverhältnis hindern, und niemand darf ihn
benachteiligen, wenn er von diesem Recht Gebrauch macht.“
‐ Die der SPD nahestehende „Volks‐Zeitung“ aus Dortmund wird wie viele andere Zeitungen im
Zuge der Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten am 26. Februar 1933 verboten.
5. Redaktionstechnischer Journalismus
‐ Zeitraum: seit den 1970er Jahren
‐ Massenpresse bis 1970er: getrennte Bereiche für redaktionelle und technische Arbeiten
‐ ab ca. 1975: Redaktionscomputer; Verschmelzung beider Bereiche
Æ elektronische Datenbanken, computergesteuerte Bildbearbeitung etc.
(„optischer Journalismus“)
‐ Medien:
o Print, Radio, Fernsehen, Online
o Einfluss technischer Neuerungen verändert das Berufsbild
‐ Journalisten:
o Sie sind nicht mehr nur für die Inhalte sondern auch für die Form ihrer Beiträge
verantwortlich
‐ Quellen:
o Zugriff auch elektronische Datenbanken verändert dir Recherche
‐ Externe Faktoren:
o Erfindung elektronsicher Datenverarbeitung (EDV)
6. Entstehung des modernen Journalismus in Großbritannien
‐ Geburtsphase:
o Whigs und Tories nutzen die Zeitungen für politische Ziele:
1726 Henry Saint‐John Bolingbroke gründet den „Craftsmen“ als publizistische
Plattform der Opposition. Es entsteht erstmals eine politisch räsonierende
Öffentlichkeit.
o Funktion der Presse: Erweiterung des Parlamentsforums, Fortführung der Debatten
in der Öffentlichkeit
o Whigs und Tories kaufen oder gründen in der Folge Zeitungen als Organe der
jeweiligen lokalen Parteiorganisationen.
‐ Ab 1830: Die Penny‐Press feiert ökonomische Erfolge
‐ Als Redaktion erkennt die „Times“ Unabhängigkeit als Wert
o Ökonomische Gründe: „Independence is a marketable commodity”
Mit freundlicher Unterstützung von Carina B., Luisa H. & Roger V.
‐ Die politische Rolle spielten Zeitungen später noch einmal für die entstehende
Arbeiterbewegung (Northern Star)
o Ihr Ziel bestand darin, zu agitieren, Anhänger zu gewinnen und auf diese Weise die
Gesellschaft umzuformen.
‐ Medien:
o Die „Quality Press“ versteht sich als „Fourth Estate“ – als vierte Gewalt im Staat
o Mit ihrem hohen Anspruch grenzt sie sich von der Penny‐Press und später der
Massenpresse („Daily Mirror“ & „Daily Mail“) ab.
‐ Journalisten:
o Sie sehen es als ihre Pflicht an, wahrheitsgemäß zu berichten und die Regierenden zu
kontrollieren
o Mit dem „new journalism“ ab Ende des 19. Jahrhunderts kommt der (Sozial‐)
Reportagejournalismus auf.
7. Entstehung des modernen Journalismus in den USA
‐ Medien in der Geburtsphase:
o 1760er Samuel Adams schreibt für die „Boston Gazette“
(Er kämpft für die Unabhängigkeit von England)
o 1789 Gründung der „Gazette of the United States“ durch Alexander
Hamilton (Finanz‐ und Wirtschaftsminister)
o 1791 Gründung der „National Gazette“ durch Thomas Jefferson (politischer
Gegner Hamiltons)
‐ Alle Zeitungen dienten in der Phase der Staatsbildung als Foren zur Unterstützung der
jeweiligen politischen Linie. Die politische Parteilichkeit blieb auch danach strikt erhalten.
‐ Medien ab etwa 1830:
o Aufkommen der Penny‐Press, z.B. „New York Sun“
o 1835 Gründung des “New York Herald” durch James Gordon Bennett:
Prototyp der nicht parteigebunden Zeitung: neue Entwicklung!
‐ Journalisten beim New York Herald:
o Sie recherchieren ihre Nachrichten selbst und geben sie nicht nur einfach weiter
o Sie verstehen sich als politisch unabhängig
o Sie locken ihre Leser mit sensationellen Nachrichten
‐ Quellen:
o Eigene Recherchen stehen im Mittelpunkt
Ab etwa 1865 setzt ein Wettbewerb um die schnellsten exklusiven Nachrichten ein.
Die Sozialreportage gewinnt an Bedeutung, in der einfach Leute die Hauptrolle
spielen. Einige Journalisten wie etwa Jacob A. Rils (ab 1877 Polizeireporter in New
York) werden sogar zu Sozialreformern.
Auch die Investigativrecherche und die Rollenreportage entstehen in dieser Zeit
(z.B. Elisabeth Cochrane)
‐ Phase des „Muckranking“ (1902‐17)
o Geprägt von Enthüllungsreportagen, die landesweit in „ten cent“ –Magazinen wie
etwa „Collier’s“ oder „Cosmopolitan“ erschienen. Lukratives Geschäft, hoher „news
value“
Mit freundlicher Unterstützung von Carina B., Luisa H. & Roger V.
o Zeit‐ und kostenintensive Recherchen sind möglich
Bsp.: Für eine Reportage über die Standart Oil Company recherchiert Ida M. Tarbell
vier Jahre lang – ihr Verleger trägt die Kosten von 50.000 $
o Die umfangreichen, kritischen Artikel bewirken ein politisches Reformklima
o Die Presse ist als Kontrollinstanz anerkannt.
8. Zusammenfassung
‐ In allen vier Staaten gibt es eine Phase der parteilichen Presse
‐ Dabei weisen britische und amerikanische Presse des 19. Jahrhunderts relativ große
Ähnlichkeiten auf
o Weitgehende Pressefreiheit
o Vergleichsweise geringe Änderung im politischen System
o Relativ stabiles, bipolares parlamentarisches Parteiensystem
‐ In Frankreich bleiben die Interessen der Journalisten lange identisch mit den Interessen von
Politik, Wirtschaft und Kultur.
9. Hintergrundinformationen: Vom „Zeitunger“ zum Publizisten
- Frühe Neuzeit (ca. 1450 bis 1800): „öffentliche Kommunikation“ als Nebengewerbe
Zeitunger: Niedriges Ansehen sog. „Zeitunger“, aber: journalist. Grundregeln;
Angabe von:
o Herkunftsort u. Datum Æ Zuverlässigkeit & Aktualität
o Zeugen des Geschehens u. Informanten Æ Beglaubigung & Absicherung
Æ aber: Art „Informantenschutz“
o Quellenangabe (generell)
o möglichst genaue Angaben
o kein Zusatz eigener Kommentare Æ Objektivität wichtig
o abhängige Stellung; nicht hoch geachtet
Publizist:
Weitergabe von Meinungen & Argumenten Æ Anregung zur öffentl. Debatte
meist: Politiker, Juristen, Theologen (hoch angesehen) 16. u. 17 Jh.
ökonom. Absicherung dieser Personen musste gewährleistet sein: nur
Gewinn an „Ansehen“ (Ehre) durch Schreibertätigkeit
Æ Regeln zur Abfassung von Flugschriften:
o sorgfältige Gliederung
o Zulassung von Gegenmeinungen (ggf. Zitate)
= Verwirklichung: Gebot der Fairness & Sachlichkeit
- ABER: 16. Jh.: gefühlsbetonte Themen – persönliche Angriffe; viele Schmähschriften
(Sanktionen für Beleidigungen zu schwach; zu viele Vorkommnisse der Art)
- Politische Publizistik damals: viel Korruption (Fälschungen, verdeckte Ermittlung etc.)
Æ viele falsche / verzerrte Nachrichten (politische & geschäftliche Interessen)
- wissenschaftliche Publizistik: noch undifferenziert
Mit freundlicher Unterstützung von Carina B., Luisa H. & Roger V.
Stellung & Ansehen der Publizisten / Journalisten waren in der frühen Neuzeit durch deren
Hauptberuf definiert
Der „Verlegerpublizist“ des 18. und 19. Jahrhunderts
- Publizist:
o „Belehrung“ & „Erziehung“ des Publikums über die Gesellschaft (UNTERHALTSAM)
Æ finanzielle und geistige Unabhängigkeit (Lebenserfahrung) nötig
- Ziel: Setzen von Maßstäben des „guten Geschmacks“ u. gesellschaftlichen Umgangs
Æ Art „kritischer Journalismus“ (keine festen Regeln)
- Einfachheit, Eingängigkeit u. Unterhaltsamkeit; Realitätsnähe
- aktueller, kritischer politischer Journalismus (informierend / kommentierend): Ausnahme
- NEU: nicht bloße Weitergabe, sondern Einordnung & Bewertung der Meldung
Æ wird zum Ideal des journal. Stils
- Warum? : * Orientierung in der Gesellschaft bzw. Erziehung politisch bewusster Staatsbürger
& * Journalist „Sprachrohr der öffentlichen Meinung“ Æ Darstellung der „öffentl. Meinung“
vor den Regierenden ( ‐ noch keine parlamentarische Herrschaft; Journalist als Ersatz bis
1848)
- Differenzierung der gesamt‐öffentlichen Meinung nach der Revolution: Parteiensystem
Æ kommentierte Mitteilung rückt (vor der sachl. Berichterstattung) immer mehr in den
Vordergrund
Æ 19. Jh.: Zeitalter der „GESINNUNGSPUBLIZISTIK“
Journalisten und Verleger seit dem Ende des 19. Jahrhunderts
- bis Mitte des 19.Jh.: Journalismus kein eigenständiger Beruf
(„Durchgangsstudium“ zu akademischen Berufen)
- oftmals: Publizist, Verleger u. Drucker in einer Person; Journalist eigentlicher Herausgeber
- Reichspressegesetz 1874: Berufsjournalist ist Angestellter des Verlegers (Machtgefüge)
- Ende des 19. Jh.: Entwicklung der Massenpresse – Vergrößerung der Redaktionen
Æ Leistungsausbau – „Kampf um den Leser“ – redaktionelle Differenzierung (fortschreitende
Spezialisierung)
Æ * quantitative Ausdehnung + * qualitative Ausdifferenzierung
‐ journalistische Selbstorganisation: „Journalistentage“ (1864)
‐ (vermeintliche) publizist. Vielfalt: Tiefschlag im 1. WK und während der Inflation / WWK
‐ starke Gehaltsschwankungen
Fazit: Berufsverständnis „Journalist“ im 19. Jh. :
- GESINNUNGSPUBLIZISTIK; Parteilichkeit, Erziehung im Sinne einer parteilichen Überzeugung
- 1910: „Reichsverband der dt. Presse“
- 1916: erste Forderungen nach einem Journalistengesetz
Æ Ziel: „redaktionelle Pressefreiheit“ (Entspannung des Verhältnisses zw. Redakteur – Verleger)
1933: Schriftleitergesetz; freier Zugang zu journalist. Berufen unmöglich
Æ Journalist als verlängerter Arm / Funktionär der diktatorischen Herrschaft
Mit freundlicher Unterstützung von Carina B., Luisa H. & Roger V.
- Professionalisierung des Journalismus: seit Ende des 19. / Anfang des 20. Jh.:
o hauptberufliche Tätigkeit
o Entwicklung journalist. Eingangsvoraussetzungen
o Redaktionelle Differenzierung
o Verbandsentwicklung
Presse heute:
- weiterhin privat organisiert
- größere u. weniger anfällige Zeitungen als vor 1933
- mehr Journalisten, weniger Zeitungen (im Vergleich zu damals)
- Spannungsverhältnis Redakteur – Verleger: Richtlinienkompetenz beim Verleger
Æ Begriff „innere Pressefreiheit“
- mehr soziale Sicherheiten der Journalisten heute
Mit freundlicher Unterstützung von Carina B. & Roger V.
Nachrichtenauswahl – Grundlagen des Journalismus
Meldungstypen 2007
1934 2007
Unmittelbarkeit eines Ereignisses Aktuelle Meldung
Räumliche Nähe Lokalmeldungen
Prominenz der beteiligten Personen Gesprächswert Meldungen
Ungewöhnlichkeit Gesprächswert Meldungen
Konflikt diverse Kategorien
Spannung diverse Kategorien
Emotionen Human‐Interest‐Meldungen
Auswirkungen Service Meldungen
Journalismus und Selektionsforschung
‐ Die Selektionsforschung nimmt in der Journalistik eine zentrale Rolle ein.
‐ Besondere Bedeutung innerhalb der Selektionsforschung kommt der journalistischen
Nachrichtenauswahl zu.
‐ Hier besteht die Aufgabe, ein internationales und damit komplexes Angebot sinnvoll zu
reduzieren und relevante Informationen auszuwählen.
‐ Die Nachrichtenauswahlforschung ist der etablierteste und empirisch ertragreichste Zweig
der Selektionsforschung.
Einar Östgaard – 1965
‐ Simplifikation
‐ Identifikation
‐ Sensationalismus
Drei Ansätze bei der Nachrichtenauswahlforschung
‐ Gatekeeper‐Forschung:
o Begriff des „Gatekeepers“ vergleicht die Rolle des Journalisten im Nachrichtenfluss
mit der eines Torhüters, der darüber entscheidet, was das Tor passieren darf.
o Die Gatekeeper‐Forschung beschäftigt sich mit den selektionsrelevanten
Eigenschaften von Journalisten und Medienunternehmen.
‐ New‐Bias‐Ansatz:
o Hier liegt der Fokus auf den politischen Einstellungen der Journalisten und der daraus
resultierenden Tendenzen für die Berichterstattung.
‐ Nachrichtenwertforschung:
o Die Nachrichtenwerttheorie geht davon aus, dass der Nachrichtenwert eines
Ereignisses von Nachrichtenfaktoren bestimmt wird.
o Nachrichtenfaktoren sind (wiederum von Journalisten „zugeschriebene“) inhaltliche
Merkmale von Ereignissen. Sie verleihen einem Ereignis einen bestimmten
Nachrichtenwert und sind damit Entscheidungshilfen für Journalisten, um den
Berichtswert zu erkennen.
Mit freundlicher Unterstützung von Carina B. & Roger V.
o Die Höhe des Nachrichtenwertes entscheidet, ob ein Ereignis überhaupt berichtet
wird, wie prominent die entsprechende Nachricht platziert wird und wie ausführlich
sie ist.
o Æ Nachrichtenwert beruht auf Summe und unterschiedlichen Ausprägungen der
Nachrichtenfaktoren
Winfried Schulz: „Konstruktion von Realität in den Nachrichtenmedien“
‐ Je mehr eine Meldung über ein Ereignis dem entspricht, was Journalisten für wichtig und
mithin berichtenswerte Eigenschaften der Realität halten, desto größer ist ihr
Nachrichtenwert.
‐ 18 Nachrichtenfaktoren
‐ 6 Dimensionen
o Zeit Nähe Status Dynamik Valenz Identifikation
2Komponentenmodell von Hans Mathias Kepplinger:
Die beiden Variablen Nachrichtenfaktor und Nachrichtenwert sind unabhängig voneinander
Wandel im Mediensystem und Generationswechsel verändern Nachrichtenwert zahlreicher
Nachrichtenfaktoren.
Johann Friedrich Staab:
Umfang einer Nachricht stark abhängig von Nachrichtenfaktoren, bei Platzierung nicht
solche Abhängigkeit
Nachrichtenfaktoren nach Galtung/Ruge 1965
‐ Frequenz: Erscheinungsperiodik
‐ Schwellenfaktor/Außergewöhnlichkeit
‐ Eindeutigkeit Einfachheit und Überschaubarkeit des Ereignisses
‐ Bedeutsamkeit Betroffenheit und Tragweite
‐ Konsonanz Übereinstimmung mit vorhandenen Vorstellungen und
Erwartungen
‐ Überraschung
‐ Kontinuität was einmal als Ereignis berichtet wurde, wird weiter
berichtet
‐ Variation/Komposition Schwellenwert niedriger, wenn es zu anderen Nachrichten
passt
‐ Elite‐Nationen = wirtschaftlich, militärisch & politisch mächtig
‐ Elite‐Personen
‐ Personalisierung
‐ Negativismus je tragischer umso eher wird es zur Nachricht
Auswahlhypothesen nach Galtung/Ruge
1. Selektivitätshypothese
‐ Je mehr ein Ereignis den aufgeführten Kriterien entspricht, desto größer ist die
Wahrscheinlichkeit, dass es als Nachricht registriert wird.
2. Verzerrungshypothese
‐ Die Merkmale, die den Nachrichtenwert eines Ereignisses bestimmen, werden
akzentuiert.
Mit freundlicher Unterstützung von Carina B. & Roger V.
3. Replikationshypothese/ Wiederholungshypothese
‐ Selektivität und Verzerrung finden auf allen Stufen des Nachrichtenflusses statt, von
der ersten Beobachtung eines Ereignisses über alle Phasen der Übermittlung und
Weiterverarbeitung bis zur Veröffentlichung. Die Wirkung dieser Mechanismen
verstärkt sich also im Nachrichtenfluss, und sie ist daher besonders ausgeprägt bei
solchen Nachrichten, die viele Übermittlungsstadien durchlaufen.
4. Additivitätshypothese
‐ Je mehr Nachrichtenfaktoren auf ein Ereignis zutreffen, desto größer ist seine
Chance, zur Nachricht zu werden.
5. Komplementaritätshypothese
‐ Wenn ein Ereignis eines oder einige der Kriterien überhaupt nicht oder nur in
geringem Maße erfüllt, dann müssen die anderen Faktoren in umso stärkerem Maße
zutreffen, damit das Ereignis als Nachricht ausgewählt wird.
Der Faktor „Nähe“ – Die wichtigsten Ergebnisse
‐ „Nähe“ hatte in sehr vielen Studien große Erklärungskraft
‐ World of the News Study (1979): Regionalismus
‐ Foreign News Study (1995): Struktur internationaler Beziehungen
Der Faktor „Nähe“ muss im internationalen Journalismus differenziert
werden
‐ Geographische Nähe
‐ Kulturelle Nähe
‐ Ökonomische Nähe
‐ Politische Nähe
NewsBiasForschung
Bias bedeutet allgemein: Unausgewogenheit bzw. Verzerrung
Elisabeth NoelleNeumann (1987) – „The Event as Event and the Event as News”
Methode: Vergleich von extramedia (Augenzeugen) und intramedia (Berichte) Daten.
Ergebnis: Opinion Leader = Meinungsführer definieren die Relevanz von Ereignissen
>> Agenda‐Setting
Kennzeichen von Opinion Leader:
1. Große Reichweiter unter der Bevölkerung und unter den Journalisten
2. Elitepublikum
3. Hohe Ressourcenausstattung (Korrespondenten, Reporter, Redakteure)
4. Verlässlichen Zugang zu Quellen
Folge: Konsonanz = Uniformität oder Ähnlichkeit in der Tendenz der Berichterstattung
Meinungsklima strukturiert Argumentationslinien
Mit freundlicher Unterstützung von Carina B. & Roger V.
Medienethik und Journalismuskatastrophen
Was ist Ethik?
Teilgebiet der Philosophie:
‐ Definition des „guten“ und des „schlechten“ menschlichen Handelns
‐ Teleologischer Ansatz:
o „Richtig“ ist, was den Zweck erfüllt: Genuss, Allgemeinwohlfahrt
‐ Deontologischer Ansatz:
o „Richtig“ ist ein absoluter Begriff der entweder fremd‐ (z.B. christliche Ethik) oder
eigenbestimmt (z.B. kategorischer Imperativ) ist.
‐ Philosophischer Ansatz:
o moralisches / sittlich richtiges Handeln
o Moral: eigene Neigungen / spontane Handlungswünsche mit Rücksicht auf andere
o „Krisenreflektion“
o moralischer Verantwortungshorizont: Hinblick auf sich ergebende Konsequenzen
durch die Reichweite von Entscheidungen für die 1. natürliche Umwelt &
2. zukünftige Generationen
o Ethik: keine Berufung auf politische oder religiöse Autoritäten, sondern:
• Kriterien:
¾ Rationalität
¾ Begründung
¾ Verallgemeinerungsfähigkeit
• keine „objektiven Werte“, stattdessen: intersubjektive Gültigkeit
• (innerhalb eines bestimmten Zeitraums und einer bestimmten Kultur)
o Diskrepanz: Ideal‐ vs. Praxisnormen:
• (normative) Ethik: Theorie „richtigen Handelns“; moralische
Entscheidungsprobleme innerhalb von (Handlungs‐)Normen, Werten,
Grundorientierungen des Menschen (aber: keine „absolute“ Wahrheit)
‐ Normative Ethik:
o individuelle demokratische Rechte (Grundlage: Verfassung)
o Verpflichtungen durch Vertragsmodelle
o Pflichten im Sinne normativer Erwartungen an gewählte oder zugeschriebene Rollen
o allgemeine Prinzipien mit bestimmten Bindungen
• Kontinuum: normative und praktische Fragen der Ethik
• Grundprinzipien: Wechselseitigkeit, Allgemeingültigkeit, Gerechtigkeit
• angewandte Ethik: Bezug auf Lebensgestaltung und gesellschaftliches
Zusammenleben
• Normen: Verbindungsglied zwischen Wünschenswertem und praktischen
Problembereichen
¾ Idealnormen: philosophische Fundierung (meist aber
wirklichkeitsfremd; zu allgemein, unbestimmt, rigide)
¾ Praxisnormen: rechtliche und politische Fundierung (Angleichung
der Idealnormen an faktische Verhältnisse)
Mit freundlicher Unterstützung von Carina B. & Roger V.
• Ableitung der Praxis‐ aus den Idealnormen
• Ethik: das „Sollen“ vs. Pragmatik: das „Können“ (in der Praxis)
o Ebenen:
1. Ideale Ebene: abstrakte Moralprinzipien ohne Rücksicht auf strukturelle
Einschränkungen, menschliche Schwächen oder Macht‐/Herrschaftsverhältnisse
2. Ebene der sozio‐kulturellen und politischen Rahmenbedingungen: faktisch
bestehende Verhältnisse der Interaktion der Individuen
3. Ebene der Interessen: unterschiedliche Präferenzen der Akteure (innerhalb eines
moralischen Entscheidungsfindungsprozesses)
4. Ebene der „menschlichen Unvollkommenheit“: Schwächen menschlicher Akteure
(Zeitpräferenz, Willensschwäche, Ungeduld, egoistische Motive)
Ethische Problemfelder
‐ Kommerzialisierung
‐ Konkurrenzdruck
‐ Konzentrationsprozesse
‐ Anonymisierung von Verantwortung
‐ Zunehmende Komplexität
‐ Journalistische Kompetenz
Ethische Konzepte für die Medien
Individualethik
‐ Der einzelne Journalist trägt die Verantwortung für eine ethisch‐korrekte Problemerstattung
‐ Mitmenschlicher Respekt gegenüber Publikum und Betroffenen
‐ Berichterstattung von Tatsachen ohne Manipulation
Professionsethik
‐ Selbstkontrolle durch Berufsverbände, welche Kodizes, Standesethiken, etc. erlassen
Institutionsethik
‐ Verantwortung der Verleger und des Gesetzgebers zur Schaffung geeigneter
Rahmenbedingungen zur Entfaltung ethischer Medienarbeit.
Publikumsethik
‐ Verantwortung des Publikums unethisches Medienverhalten durch Nichtrezeptions zu
sanktionieren.
AnalyseSchema (Weischenberg)
‐ Auf der Ebene der Normen (Ethikkataloge und ihre Verschränkung mit rechtlichen
Regelungen);
‐ Auf der Ebene der Strukturen (institutionelle Voraussetzungen für individuelle
Selbstregulierung journalistischen Handelns);
Mit freundlicher Unterstützung von Carina B. & Roger V.
‐ Auf der Ebene der Funktionen (Übereinstimmung von ethischen Prinzipien mit den
Kommunikationsabsichten der Journalisten und den Kommunikationserwartungen des
Publikums;
‐ Auf der Ebene der Rollen (Disposition von Journalisten gegenüber ethischen
Entscheidungssituationen)
Verständnis der Medienethik
Merkmale:
Idealebene: individualethische Konzeptionen für Journalisten (professionsethische Maßstäbe,
verankert in Berufskodizes Æ idealtypische Richtlinien und Standards)
Praxisebene: systemspezifische Institutionenethik; Berücksichtigung der vorherrschenden
Machtstrukturen (politische, ökonomische, juristische Gegebenheiten; sozio‐
ökonomische Rahmenbedingungen)
‐ „Orientierungsrahmen“: allgemeine Idealebene
‐ Medienethik: Sensibilisierung und Verantwortungszuschreibung;
o Aufzeigen von Defiziten in den Bereichen:
• Medienangebote
• Mediennutzung
• Programminhalte
‐ medienethische Reflexion: alternative Handlungskonzepte, „anhand derer die Qualität und
Angemessenheit medialen Handelns bewertet werden können“
‐ zentrale Diskussion von:
• Medienkonzentration (Machtaspekte)
• Medieninhalten (moralisch‐fragwürdige Programme; Sensationslust,
Enthüllungsgier)
Reichweite moralischer Verantwortung:
‐ Individualethik Rollenverantwortung des einzelnen Journalisten
‐ Institutionsethik Verantwortung der Medienunternehmer, Gesetzgeber,
Medieneigner, Medienmitarbeiter; außerdem Moral des politischen
und des medialen Systems
‐ Professionsethik Kodizes in Standesethiken der Berufsverbände Æ Selbstkontrolle,
transparentes Agieren der Journalisten. DEUTSCHER PRESSERAT:
publizistische Grundsätze [1957]: Achtung des Privatlebens,
Methoden zur Informationsbeschaffung, Verbot der Diskriminierung,
Manipulationsverbot, Informationssachlichkeit
‐ Aber: dt. Presserat verfügt über keine Sanktionsgewalt! („zahnloser Tiger“)
‐ Publikumsethik „mündiger Zuschauer“; Verweigerung der Rezeption moralisch‐
fragwürdiger Medieninhalte / Programme Æ Boykott. Anhebung des
Qualitätsniveaus; aufgeklärtes, emanzipertes Publikum
Mit freundlicher Unterstützung von Carina B. & Roger V.
Regeln des Presserats:
‐ Publikumsorientierung
‐ Trennung von Nachricht und Meinung
‐ Wahrheit und Wahrhaftigkeit
‐ Ausgewogenheit und Objektivität
‐ Beschaffungskriterien (korrektes Recherchieren)
‐ Pflicht zur Richtigstellung
‐ „lautere“ Methodenausrichtung
‐ Wahrung des Berufsgeheimnis (Zeugnisverweigerungsrecht)
‐ Schutz der Privat‐ und Intimsphäre
‐ Verbot der Verletzung sittlicher oder religiöser Empfindungen
‐ Verbot der Diskriminierung (Rassen‐ und/oder Geschlechtszugehörigkeit)
Probleme der Einhaltung ethischer Grundsätze:
- kommerzielle Interessen, Zeit‐ und Konkurrenzdruck, Zwang zur Aktualität
( vs. Recherche, Überprüfung der Richtigkeit, Hintergrundinformation): Spannungsverhältnis der
ethischen Postulate und Leitbilder und faktischer Gegebenheiten journalistischer Praxis
Æ Lügen, Fälschungen, Manipulationen (Fotomontagen, Zensur, Vermischung mit PR,
Behinderung von Polizeiarbeit, Bloßstellung von Opfern, einseitige Darstellung, „Sex‐
Anbieter“)
Normativontologisches Verständnis
„Im Journalismus gibt es eine personale Verantwortungszuweisung.“
„Von Tugenden, von Verantwortung, von Schuld und Gewissen muss gesprochen werden.“
Boventer 1996
Normativontologischer Ansatz
„Journalistische Verhaltensnormen dürfen […] nicht ausschließlich situationsbezogen
relativiert und additiv behandelt werden. Sie müssen zwar situations‐ und
menschenbezogene Differenzierungen sowie Güterabwägungen in Sachfragen erlauben,
allein, sie bedürfen auch dauerender Grundlagen, bleibender Werte.“
Bosshart 1985
EmpirischAnalytischer Ansatz
Für Rühl und Saxer ist:
„eine Ethiktheorie für Kommunikation einzubetten in die durch konkrete Personal‐ und
Sozialsysteme konstituierenden Situationssysteme, die sich wiederum in einer
gesellschaftlichen Gesamtlage (soziale Umwelt) spezifischer Kulturen befindet.“
Rühl/Saxer 1981
Empirischanalytisches Verständnis
„Nicht mehr der einzelne als ‚ganzer Mensch‘ macht Journalismus, sondern Journalismus
wird durch organisatorisches Handeln produziert.“
Mit freundlicher Unterstützung von Carina B. & Roger V.
„Individuelle Wertvorstellungen, Gesinnungen und Willensentscheidungen sind im
Journalismus gegenüber organisatorischen Arbeits‐ und Berufsprämissen zurückgetreten.“
Rühl 1996
Ethische Konflikte in den Medien
‐ Falsche Tatsachenberichterstattung
o Stern: Hitlertagebücher
‐ Vereinnahmung von Journalisten zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung
o Pentagon: Kriegsberichterstattung über ‚Briefing‘
‐ Verletzung von Persönlichkeitsrechten
o Benetton: blutdurchtränkte Kleidung eines Unfallopfers
‐ Jugendschutz
o TV, Internet, Computersoftware, Videos
‐ Beeinflussung von Ereignissen
o Gladbecker Geiseldrama 1988
Analyse des Spiegelbeitrags
über Geiselnahme 16.Aug. 1988 in Bank, forderten 300 000 DM Lösegeld
- gab zahlreiche Möglichkeiten einzugreifen, doch wurde nicht getan → dies war der
eigentliche Skandal
- Journalisten als einzige Verhandlungspartner
- Verbrecher gaben Fernseh‐ Interviews!?
- eine Geisel stirbt im Blitzlicht der Journalisten → Moral / Ethik (wie fühlt sich Familie u.
Opfer)
- Beamte inkompetent, Polizei greift nicht ein, fehlt Munition usw.
Journalistisches Fehlverhalten:
- Aufpuschen der Verbrecher falsch (durch Interviews/Radiointerview)
- Journalist hat Taten nahe gelegt
- Auffällig war die Sprache, normales Interview? Routine?
- Moral? Filmen einer Tragödie ←→ behandeln wie Normalität
- Auch Behinderung der Polizei durch Journalistenmassen
- eine Geisel wird entgegen ihrem Willen gefilmt und ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt, dies
bedeutet neben der eigentlichen Tat zusätzlich Gefahr
Dieser Vorfall hat zu Bewusstseinswandel der Journalisten geführt
Im Zweifelsfall nicht berichten!
Mit freundlicher Unterstützung von Roger V.
Theorie und Praxis der journalistischen Darstellungsformen
Journalismus‐Typ Formenstruktur
Klassischer Journalismus
Bis ins 19. Jahrhundert melden – berichten
betrachten – beurteilen
sowie Feuilleton‐Formen
Gegen Ende 19. Jahrhundert zusätzlich:
‐ analytische Formen:
Leitartikel, Kommentar
‐ authentische Erzählformen
Moderner westlicher (bürgerlicher) gesellschaftspolitisches Modell
Journalismus I & marktwirtschaftliche Begründung
Formen
Walter von La Roche (pragmatischer Ansatz)
Darstellungsformen
Informierende meinungsäußernde
a) Nachricht a) Kommentar
b) Bericht b) Glosse
c) Reportage c) Rezension & Kritik
d) Feature
e) Interview
f) Korr.bericht / analyt. Bericht
Î Informieren Æ bewerten
Mit freundlicher Unterstützung von Roger V.
Siegfried Weischenberg (konstruktivistischer Ansatz)
Darstellungsformen
Fischerlexikon für Publizistik (Kurt Reumann) (legitimistischer Empirismus)
Darstellungsformen
Journalismus‐Typ Formenstruktur
Moderner westlicher (bürgerlicher) staatspolitische, ökonomische & gesellschafts‐
Journalismus II politische Begründung
In Deutschland
Formen
Formen
Formen
Mit freundlicher Unterstützung von Roger V.
Sozialistische Journalistik ideologisch‐funktionale Begründung
UDSSR informatorische/analytische/künstlerisch‐publizistische
Genres
DDR informatorische/analytische/bildhaft‐konkrete
Genres
Leipziger Schule (Sozialistische Modell)
Genres
Tafelbild:
Meldung Bericht MZ (???) Feature Reportage
empirischen Darstellungsformen
OBJEKTIV SUBJEKTIV
kognitive Darstellungsformen
Analytischer Polemischer Glosse
Kommentar Kommentar
Haller: Funktionskonzept Darstellungsformen
Kognitive Formen
Subjektiv objektiv
Empirische Formen
¾ Trennung zwischen empirisch und kognitiv
¾ Fließende Übergänge zwischen subjektiv und objektiv
Mit freundlicher Unterstützung von Roger V.
Journalismus‐Typ Formenstruktur
Moderner westlicher (bürgerlicher) normativ‐pragmatisches Modell
Journalismus III funktionstheoretische Begründung
in Deutschland
Haller/Leipzig empirische Formen
von objektiven zu subjektiven Formen
Meldung – Bericht – Hintergrundbericht – Feature
– NM – Geschichte – Reportage
kognitive Formen
von objektiven zu subjektiven Formen
Essay/Betrachtung – Leitartikel – Kommentar –
Rezension/Kritik – Glosse/Satire
Schaubild: Berichtende Darstellungsformen
Anmerkung: ähnlich wie das Tafelbild; bei Interesse stell ich es als Foto extra ins Netz
Quelle: Haller, Michael: Die Reportage; Konstanz; UVK‐Medien; 1997; S.93
<< Der 2. Teil kommt im 2. PDF >>
Mit freundlicher Unterstützung von Roger V.
Die umgekehrte Pyramide
Nachrichten und ihre kommunikative Qualität
1. Die umgekehrte Pyramide
2. Traditionelle Durchsetzungsthesen
a. Die technologische These
b. Die politologische These
c. Die kulturwissenschaftliche These
d. Der ökonomische Erklärungsansatz
3. Empirische Untersuchung
4. Die wahrnehmungspsychologische These
1. Die „umgekehrte“ Pyramide
‐ Bezeichnet den Stil des Nachrichtenaufbaus, bei dem die wichtigsten Informationen am
Anfang vorkommen. (wichtig = W‐Fragen)
‐ Der erste Satz (Lead‐Satz, Nachrichtenkopf) beantwortet bereits alle W‐Fragen
‐ Danach folgt im „Body“ (Nachrichtenkörper) das „weniger Wichtige“, meist zusätzliche
Informationen, die auch gekürzt werden können, ohne dass der Sinn entstellt wird.
abnehmende Relevanz aber steigende Quantität
Der klassische Nachrichtenaufbau
Lead Relevanz abnehmend
Zunahme Quantitativ
Body unwichtiger Details
2. Traditionelle Durchsetzungsthesen
‐ Im 19. Jahrhundert dominierte der chronologische Nachrichtenstil die Berichterstattung
‐ Die Form der umgekehrten Pyramide entstand Anfang des 19. Jh. in Nordamerika,
setzte sich aber erst gegen Ende es Jh. auch in den Redaktionen durch
‐ Es gibt verschiedene Thesen warum die Pyramidenform zur dominierenden Form wurde.
Mit freundlicher Unterstützung von Roger V.
2.1 Die technologische These
‐ Anfälligkeit der Telegrafenverbindungen als Ursache für Durchsetzung der Pyramidenform
‐ Einführung der Pyramidenform im amerikanischen Bürgerkrieg (1861‐1865)
‐ Zusammenfassung der wichtigsten Nachrichtenteile im ersten Satz, stellte auch bei Abbruch
die notwendige Vollständigkeit sicher.
Die technologische These ist eine einfache Kausalhypothese:
Unsichere Telegrafenverbindung führte zu Pyramidenform in Nachrichten
Anmerkung: Zu einfach gedacht?!
‐ Setzte sich der Pyramidenstil wirklich 1860 durch?
‐ Warum ging man, nachdem die Telegrafen sicher arbeiteten (ca.1970) nicht wieder zum
alten Stil über?
2.2 Die politologische These
‐ Regierungsbulletins im US‐Bürgerkrieg im Pyramidenstil gehalten
‐ Stärkerer Einfluss auf öffentliche Meinung erhofft (durch erhöhte, quasi‐autoritative
Position, wirkt „objektiv“)
‐ Bsp. Kriegsminister Edwin M. Stanton, autoritärer Politiker, der so Einfluss auf die
Berichterstattung nehmen wollte (und nahm)
Anmerkungen:
‐ Warum kam sie erst im Bürgerkrieg auf?
‐ Setzte sich die Pyramidenform wirklich während des US‐Bürgerkriegs durch?
‐ Wieso ist die Pyramidenform in autoritären Gesellschaften nicht stärker aufgetreten, wenn
sie so wirksam ist?
2.3 Die kulturwissenschaftliche These
‐ Pyramidenform setzte sich nach dieser These erst zwischen 1880 und 1910 durch
‐ Stärkste Verbreitung Anfang des 20. Jahrhunderts
‐ Ursachen:
o Quantitative Bildungsexpansion (Analphabeten)
o Paradigmenwechseln des Bildungsideals (hin zum pragmatisch‐technischen
Bildungsideal)
Der Kulturwandel habe einen Wandel der Erwartungen und Fähigkeiten bei Journalisten wie
bei dem Publikum bewirkt.
Anmerkungen:
‐ Gibt es mehr als nur eine zeitliche Koinzidenz zwischen Kulturwandel und journalistischem
Wandel?
‐ Bisher fehlt eine Theorie…
Mit freundlicher Unterstützung von Roger V.
2.4 Der ökonomische Erklärungsansatz
‐ Der Pyramidenstil weißt mehrere ökonomische Vorteile auf:
o Hohe Übertragungskosten von „wire‐news“
o Einsparung von Korrespondenten und Nutzung von Nachrichtendiensten
o Zeitsparendes Lesen
o Kürzbarkeit von Hinten
Kapitalistisch geprägtes System beflügelt Durchsetzung journ. Professionalität
Anmerkungen:
‐ Die kommerziell orientierte „Penny‐Press“ gab es schon 1830, wieso setzte sich der
Pyramidenstil erst so spät durch?
‐ War die Einführung der Telegrafentechnik wirklich ausschlaggebend für den Pyramidenstil?
3. Empirische Untersuchung
„Die Zahl der Pyramiden mit mehr als 50 Wörtern ist daher hoch interessant – die Durchsetzung
der umgekehrten Pyramide erfolgte also um 1895.“
Trends im Zeitungswesen zwischen 1875 – 1895:
‐ Überschriften setzten sich durch
‐ Zeichnungen unterstützen Artikelaussage
‐ Einteilung in Ressorts
‐ Gestaltung der Zeitung orientiert sich an den Wünschen des Lesers
Steigerung der kommunikativen Qualität
Schlussfolgerungen:
Alle bisherigen Thesen sind ungeeignet! Es muss nach einer neuen gesucht werden!
4. Die Wahrnehmungspsychologische These
‐ Vorteile der Pyramidenform:
o Fördert Ankommen der Information beim Leser
o Ermöglicht zeitsparendes Lesen
o Erleichtert Rezeption
Verbessert kommunikative Qualität
‐ Einfluss wirtschaftlicher Interessen auf die Entwicklung der kommunikativen Qualität ist
nicht ausgeschlossen.
o Ermöglicht Arbeitsroutinen (Kürzen von Hinten)
o Schnelles Redigieren
Mit freundlicher Unterstützung von Roger V.
Ökonomisches Kalkül und publizistisches Ethos
Die umgekehrte Pyramide hat sich als Darstellungsform nicht durch
äußere Umstände durchgesetzt, sondern weil sie eine
kommunikative Qualität aufweist, die für Leser wie für Journalisten
Vorteile bietet.
Mit freundlicher Unterstützung von Roger V.
Der Bericht
Vom Melden zum Berichten
Unterschiede und Übergänge zwischen den Darstellungsformen Meldung und Bericht
Verschiedene Definitionen
‐ Print: nach Weischenberg:
o Meldung: Kurz‐Meldung mit nicht mehr als 25 Zeilen;
„Einspalter“; enthält nur wichtigste Informationen
o Bericht: ausführliche Darstellung; „Zwei‐„ oder „Dreispalter“;
Narration eher erlaubt
o Aber: beide mit Pyramiden‐Aufbau; klare Unterscheidung in der Praxis nicht mehr
möglich
‐ TV: nach Ausbildungshandbuch für audiovisuelle Medienberufe
o Meldung: nicht kausal entwickelt; oft keine Handlung; nach Leadsatz‐Prinzip
aufgebaut; Länge zwischen 20 und 50 Sekunden
o Bericht: liefert Hintergrund‐Info; beleuchtet verschiedene Seiten der Information;
Verbindung von Konkretem mit Abstrakten; Länge sehr flexibel
o Aber: genaue Abgrenzung teilweise schwierig
‐ Allgemein: nach La Roche:
o Meldung: objektive und aktuelle Nachricht; allgemeines Interesse; nicht länger als
20 bis 30 Zeilen oder ein bis zwei Sendeminuten (Machill: 2min sind zu viel)
o Bericht: Darstellung von Zusammenhängen; weniger streng im Aufbau; mehr Zitate
o Aber: Bericht als „großer Bruder“
Aufbau
Meldung: Bericht:
‐ strenger nachrichtlicher Aufbau (Pyramide) ‐ Weniger strenger Aufbau
‐ Lead – Body ‐ Pyramiden‐Aufbau der Absätze
‐ Von hinten kürz bar ‐ chronologischer Aufbau der Absätze
möglich (Handlungsbericht)
Formen des Berichts – formal
‐ Terminbericht:
o Bericht über im Voraus bekannte Veranstaltungen (Pressekonferenzen, Parteitage,
etc.)
o Vorteil: genug Zeit für Vorarbeit (Recherche und technische Vorbereitung)
o Nachteil: meist wenig interessante Bilder
Mit freundlicher Unterstützung von Roger V.
‐ Hintergrundbericht:
o Oft aus Anlass von Jahrestagen oder Gesetzesänderungen
o Informiert über Folgen und Auswirkungen von Ereignissen
o Erklärt den Sachverhalt näher
o Nachteil: oft abstrakte Materie; Rückgriff auf Archiv‐Material
‐ Aktueller Bericht:
o Deckt überraschende Ereignisse ab
o Kaum planbar
o Vorteil: oft gute Stories; erzeugt größtes Interesse beim Rezipienten
o Æ Wichtigste Form des Berichts
Arten von Berichten nach Weischenberg
‐ Tatsachenbericht(TB)
o Im TB geht es vor allem um die Zusammenfassung, Zuordnung und Gewichtung von
Fakten. Dabei werden zentrale Tatsachen an den Anfang gestellt; es folgen die
weniger wichtigen Informationen. Wertungen sind bei der Darstellung der Fakten zu
vermeiden. Stets wird hervorgehoben, was sich ereignet hat oder stattfinden wird.
Dies gilt gleichermaßen für Tatsachen in der Vergangenheit (also Ergebnisbericht)
wie den Ausblick auf ein künftiges Ereignis (Vorbericht).
‐ Handlungsbericht(HB)
o Im HB werden Ereignisabläufe zusammengefasst. Es geht also z.B. um die
Berichterstattung über einen Unfall oder eine Katastrophe. So geht es um einen
Ablauf von Ereignissen zu einem konkreten Endpunkt hin. Dieser Endpunkt wird an
den Anfang des Berichts gestellt; die jeweils weniger wichtigen Einzelinformationen
folgen dann.
‐ Zitatenbericht(ZB)
o Der Aufbau des ZBs erfolgt nach demselben Prinzip, wie für alle Nachrichten. Am
Anfang steht der Kern dessen, was eine Person gesagt hat. Auch deren Name sollte
früh erscheinen. Nach dem Einstieg werden die weniger wichtigen Informationen
zusammengefasst: Bei welcher Gelegenheit eine Rede gehalten, wann, wo und von
wem. Der Rest des ZBs enthält dann die Wiedergabe weiterer Äußerungen, wobei
zwischen direkter und indirekter Rede gewechselt wird.
Gemeinsamkeiten
‐ Trennung von Information und Meinung
o Urteil dem Rezipienten überlassen
o Aber: Fakten in Relation setzen
‐ Zuverlässigkeit vor Schnelligkeit
o Journalistische Sorgfaltspflicht
Mit freundlicher Unterstützung von Roger V.
Die Reportage
Gliederung:
1. Geschichtliches
2. Schulen und Definitionen
3. Funktionen und Themen
4. Schreibwerkstatt
5. Fazit
1. Geschichtliches
2 historische Wurzeln:
Reisebericht Augenzeugenbericht
‐ lat. reportare = zusammentragen, zurückbringen ‐ Ereignissen beiwohnen
‐ Brücke zu Ereignissen
Moderne Reportage: Ereignis als Erlebnis
2. Schulen und Definitionen
‐ Weischenberg
o Reportage bei der Unterhaltungs‐Darstellungsform(DF)
‐ La Roche
o Reportage bei informierenden DF
‐ Mainzer Schule
o Reportage bei tatsachenbetonten DF
‐ Leipziger Schule
o Reportage bei bildhaft‐konkreten Genres
Definition nach Haller
‐ Reportage bei tatsachenbetont‐orientierten DF
‐ Subjektivste der tatsachenbetonten DF
‐ Funktionale Definition
‐ Sieht das Besondere im Ereignis als Erlebnis
‐ Authentischer Erlebnis‐ oder Augenzeugenbericht
3. Funktionen und Themen
‐ Funktion
o Nachrichtlicher Kern
o Ergänzung zu Nachricht und Bericht
o Teilnehmen lassen
o Soziale Distanzen und institutionelle Barrieren überwinden
o Hinter Fassaden blicken
Mit freundlicher Unterstützung von Roger V.
4. Schreibwerkstatt
4.1 PrintReportage
Arbeitsablauf:
1. Reportage‐gerechten Aspekt finden
‐ ungewohnte Perspektiven
‐ erlebnisstarke Aspekte
‐ Jagd nach Einzelheit
2. Materialbeschaffung
‐ in der Regel nicht von außen nach innen
o gleich auf Hauptakteuer zielen
‐ Augenzeugenschaft
3. ?
4. Printtext
‐ Keine Musterlösung Æ Individualität
‐ Realitätsprinzip
‐ 3 Erzählweisen vermischen
o Kolportage
o Eigene Erlebnisse
o Fakten
4.2 HörfunkReportage
‐ „Reportage ist Kino im Kopf“
o Alle Sinnesorgane anregen
o Plastische Sprache
o Atmo‐Elemente
‐ Zeittechniken
o Zeitgleichheit
o Raffen
o Dehnen
o Intermittieren (stückeln)
Mit freundlicher Unterstützung von Roger V.
4.3 OnlineReportage
‐ Aufbau und Unterteilung spezifisch
o Roter Faden durch Links
o Perspektivenwechsel
o Einheit trotz Zerteilung!
o Leser ist Regisseur der Geschichte
o Nichtlineare Erzählweise
5. Fazit
‐ Reportage schildert Erlebnisse und Ereignisse
‐ Feature beschreibt Situationen
‐ Magazingeschichte erzählt Geschichte
Das Feature
1. Definition:
[englisch »Merkmal«, »Eigenschaft«, »Besonderheit«] das, auch die, journalistische Darstellungsform nach
angloamerikanischem Vorbild, bei der ein Thema innerhalb eines Beitrags durch verschiedene stilistische
Mittel abwechslungsreich und möglichst farbig behandelt wird, im Fernsehen z. B. durch eine Mischung von
Spiel‐ und Dokumentarszenen, im Hörfunk durch den Einsatz von O‐Tönen, Archivaufnahmen, Geräuschen,
Musik, Sprecher‐ und Szenenwechsel, Einblenden kurzer Statements, Kurzinterviews usw. Das Feature als
effektvolle Aufbereitung eines zunächst eher undramatischen Stoffs setzt sich zum Ziel, abstrakte Sachverhalte
zu veranschaulichen und sie auf unterhaltende Weise interessant zu präsentieren; es enthält daher mehr
subjektive Elemente als die Reportage.
Quelle: http://lexikon.meyers.de/meyers/Feature
2. Schaubild: Merkmale von Reportage, Feature & Magazingeschichte
Reportage
Szene / Person
Fakten, Fakten, Fakten, Fakten, …
Feature
Rückbezug
Szene / Person Fakten Fakten
Szene / Person
Magazingeschichte
Szene 1 Fakten Szene 2
Mit freundlicher Unterstützung von Roger V.
3. Was soll, darf, muss ein Feature?
‐ Möglichst objektiv sein.
‐ Das Allgemeingültige durch Einbezug der Handelnden sinnlich darstellen.
‐ Hintergründe und Zusammenhänge aufzeigen, Zustände und Ereignisse analysieren.
‐ Fakten in einen größeren Zusammenhang einordnen.
‐ Die Dimension eines Themas verdeutlichen.
4. Was muss ein Feature nicht?
‐ Aktuell sein
‐ (Stringent(bündig, zwingend, streng)und vollständig sein)
‐ Antworten und Lösungsvorschläge geben
‐ Sich auf spezifische Themenfelder begrenzen
5. Prinzip des Features
‐ Das Feature basiert auf dem human‐interest‐Faktor, d.h. darauf, dass sich Menschen für das
Schicksal anderer interessieren.
‐ Dem Feature gelingt es daher mit dem Mittel der Personalisierung die Aufmerksamkeit des
Rezipienten auf ein Thema zu ziehen.
Die Magazingeschichte
1. Ursprung
‐ Abgewandelte Form der angelsächs. „Newsstory“ (Time, Newsweek)
‐ In Deutschland v.a. durch den Spiegel geprägt (die „Spiegelgeschichte“)
2. Inhalt
‐ Inhalt besteht aus Fakten und deren Interpretation durch den/die Autor/en
‐ Interpretationen werden oft als allgemeingültige Tendenzen formuliert
3. Unterschied zu Feature und Reportage
‐ erzählt eine Geschichte, während die Reportage Erlebnisse plus Ereignisse und das Feature
Situationen beschreibt
‐ anders als Feature: korrekte Details werden anhand von konkreten Personen erzählt
‐ anders als Reportage: nicht am Einzelfall interessiert, sondern an der „Tendenz“
‐ deshalb Einbettung der Hintergrundinformationen in recherchierte Zusammenhänge
4. Gefahren
‐ versteckt‐subjektive Tendenzen erwecken Eindruck der Manipulation d. Lesers
‐ daher: tendenzielle Berichterstattung (im Spiegel z.B.: „Antikapitalistisch“ & „Links“)
Mit freundlicher Unterstützung von Sebastian R. & Roger V.
Der Kommentar
Definition:
Tatsachen: erläutern, interpretieren
Meinung: begründen, wiederlegend, argumentierend
‐ W.E. Süskind (SZ): „… erläuternde, interpretierende Anmerkung zu einem allgemein bekannten
oder als Neuigkeit von der Zeitung gemeldeten Sachverhalt…“
Bedeutung:
‐ Orientierungshilfe in Informationsflut
‐ Faktor der Meinungsbildung
‐ Hilfe zur Meinungsbildung des Lesers
Funktion:
‐ Eröffnung einer Diskussion
‐ Aufzeigen einer neuen Wendung
‐ Abschließendes Urteil zu Geschehen geben
‐ Reflexion von Nachrichteninhalten
‐ „Erklärung eines Phänomens“
Wenn…
‐ Thema zur Stellungnahme auffordert
‐ Starkes Interesse in der Öffentlichkeit besteht
‐ Oder: wenn formale & inhaltliche Vorschriften Entfaltungsspielraum einer Nachricht so stark
eingrenzen, dass sie einer Ergänzung bedarf
Der gute Kommentar…
‐ Hintergrundwissen & Sachkenntnis
‐ Keine utopischen Forderungen Æ orientiert an der Realität
‐ Überwiegend sachlich Æ aber auch Leidenschaft
‐ Spricht keine Experten, sondern breite Masse an
‐ Ereignisse in historische Perspektive einordnen
‐ Vermeidet Ironie
‐ Ursprung: klassische Rhetorik
Aufbau der Rede:
a) Kontaktaufnahme mit Publikum
b) Narratio (Darstellung der Lage)
c) Argumentatio (Folgerung daraus)
d) Rifutation (Widerlegung gegnerischer Argumente)
e) Conclusio (Schlussfolgerung)
Mit freundlicher Unterstützung von Sebastian R. & Roger V.
Aufbau:
‐ Nachrichtlicher Kern
‐ These des Autors (Meinung)
‐ Argumentation (Erörterung)
‐ Schlussfolgerung (Überzeugung)
„Idealtyp“, der je nach Art des Kommentars variiert werden kann.
Problem:
‐ Viele Journalisten nehmen persönliche Meinung zu wichtig
‐ „veröffentlichte Meinung“ anstatt „öffentliche Meinung“
Typen Klassifizierung:
Kommentar: ‐ analytischer ‐ polemischer ‐ vergleichender
‐ ratloser ‐ Leitartikel ‐ konstruktive / innovative
‐ windelweicher (bei Relativierungen in einem Kommentar)
nach: Linden, Peter / Behler, Christian: Glossen und Kommentare in Printmedien
Argumentationskommentar(AK)
‐ Gilt als Grundform des Kommentar
‐ Dreischritt‐Argumentation:
1. These
2. Pro‐ und Contra‐Argumente / Frage‐Antwort‐Verhältnis
3. Fazit
‐ Nachvollziehbarkeit und Beweiskraft
‐ Vorteile: ist nachvollziehbar und entwickelt Beweiskraft und kommt danach zu einem Fazit
‐ Klar auf der objektiven Seite angesiedelt
Beispiel für eine gute Aufteilung:
1. Nachrichtenlage
2. These
3. Einordnung
4. Gegenargumente
5. Kritik
6. Weiter Argumente
7. Fazit
Pro und Contra
‐ Zwei Geradeaus‐Kommentare mit unterschiedlicher Meinung zum selben Thema auf einer
Seite
‐ Æ ähnliche Funktion wie Argumentationskommentar
Mit freundlicher Unterstützung von Sebastian R. & Roger V.
GeradeausKommentar(GK)
‐ Der GK konfrontiert den Leser mit einseitiger Argumentation
‐ Standpunktkommentar lässt nur das eigene Erklärungsmuster zu
‐ Kommentator will verdeutlichen: An meinem Ergebnis lässt sich nicht rütteln
‐ Ziel: Standpunkt erklären und argumentativ stützen
‐ Vorteil: Argumentation ist für den Leser nachvollziehbar und leicht verständlich
‐ eindeutig auf der subjektiven Achse angesiedelt
‐ finden sich oft in der Boulevardpresse, da sie sehr leicht verständlich sind. kommen dadurch
sehr gut beim Leser an
Problem:
‐ GKe sind begrenzt (Aufgrund geringer Argumentation)
‐ Standpunktkommentar wirkt intolerant (bezieht sich nicht auf den Gegenstand)
‐ Kann bei einem Thema, bei dem der Meinungsprozess schon läuft, nur wenig ausrichten
Beispiel für GK:
1. Anlass
2. Einordnung
3. These
4. Ausstieg
Balancierenden Kommentar(BK)
‐ Auch Einerseits‐Andererseits‐Kommentar
‐ Wägt Alternativen zu einem Thema ab
‐ Autor bezieht nicht eindeutig Stellung
‐ Leser muss selbstständig bewerten
‐ Bietet sich vor allem bei komplexen Themen an
‐ Argumentation noch bedeutender als bei anderen Typen
Leitartikel
‐ Länger!
‐ Diskutiert „Grundsatzfragen“
‐ Bewertet Normen und Grundsätze
‐ Bettet Einzelereignisse in den Rahmen ein
‐ Unabhängig von Aktualität
‐ Oft analytische Argumentation
‐ Argumentiert mit Beispielen und Vergleichen
‐ Ist eine Sonderform des Kommentars
‐ Deckt sich mit der allgemeinen Ausrichtung des Publikationsorgans
Mit freundlicher Unterstützung von Sebastian R. & Roger V.
Kolumne, Lokalspitze
Bedeutung:
‐ „columna“ Æ Säule
‐ Festgelegter Platz auf der Seite / einheitliches Layout
‐ Regelmäßige Erscheinungsweise
‐ Meist Einspalter
Merkmale:
‐ „subjektivste“ Kommentar‐Darstellungsform
‐ Autorengebunden Æ bekannte Autoren, Prominente, „fremde Feder“
‐ Unterliegt nicht den publizistischen Richtlinien des Hauses Æ nicht redigiert
Themen:
‐ Aktueller Betrachtungsgegenstand von gesellschaftlicher Bedeutung
‐ Entfernung vom beobachteten Gegenstand Æ distanzierter Blickwinkel
‐ Oft Themengebunden Æ Politik, Wirtschaft, Kultur, Medien, Klatsch
‐ Neue Sichtweisen, bisher nicht wahrgenommene Aspekte
‐ „Agenda‐Setting“ Æ gesellschaftskritischer Erkenntnisgewinn
Stil:
‐ Ironische Parallelen oder übertriebende Schlüsse
‐ Einfach‐direkte „wenn, dann“‐Schlüsse, „als ob“‐Vergleiche und „so wie“‐Parallelen
‐ Kritisch, pamphletisch, polemisch, pointiert, ironisch
‐ Literarisch‐anspruchsvoller Sprach‐ und Dramaturgiestil
Kognitive Formen
subjektiv
objektiv
Empirische Formen
Mit freundlicher Unterstützung von Sebastian R. & Roger V.
Mögliche KommentarEinstiege
Themeneinstieg:
‐ Kurze Rekapitulation der Fakten
‐ Wie „Lead“ der Nachricht
Theseneinstieg:
‐ Typisch für wertenden Kommentar
‐ Keine verfestigte öffentliche Meinung
Sentenzen Einstieg:
‐ Humorvoller, witziger & unterhaltender Einstieg
Mögliche KommentarAusstiege
Resümee‐Ausstieg:
‐ Zusammenfassung „vorangegangener Inhalte […]“ (Nowag/Schalkowski)
Appellative Ausstieg:
‐ Konkreter Adressat, konkreter Auftrag
Sentenz Ausstieg:
‐ Wie Sentenz Einstieg
Prognostischer Ausstieg
‐ Ungeeignet (Der Journalist muss sich im Zweifelsfall daran messen lassen.)
Die Glosse
„Glossenschreiben gilt als die Königsdisziplin des Journalismus – und als eine Frage von Talent.
Doch Glossenschreiben kann man systematisch lernen. Es ist zum weit überwiegenden Teil journalistisches
Handwerk, für das sich feste Regeln, Standards und Qualitätskriterien formulieren lassen.“ Anja Maria Hoppe
Woher stammt der Begriff Glosse?
1. Glosse stammt ursprünglich aus dem Bereich der Anatomie:
„glossa“ (griech.) = Zunge
2. Glosse stammt ursprünglich aus dem Bereich der Sprachwissenschaft:
„Glottogonie“ = Wissenschaft über die Entstehung der Sprache
3. „glos“ (polinisch) = „die Stimme“
4. „Glossema“ = „eigentümlicher Ausdruck“; „ungebräuchliches Wort, das der Klärung bedarf“
(nach Grimm)
5. Anmerkungsapparate im römischen Recht „Glossa ordinaria“
6. Spanische Gedichtsform: „glossas“
7. Spöttische Bemerkung: „sine Glosse machen“ (im 18.Jhd. gebräuchlicher Ausdruck)
Mit freundlicher Unterstützung von Sebastian R. & Roger V.
1. Was ist die Glosse?
„Königsdisziplin“ der Darstellungsformen
‐ Hohe Ansprüche an den Autor
‐ Hoher personeller und zeitlicher Aufwand
‐ Ursprung: Satire
‐ Kognitiv‐subjektive Darstellungsform
‐ „Letztes Mittel“
‐ Sarkastisch‐satirischer Kurzkommentar, Randbemerkung, feuilletonistischer Form
‐ Humoristisch, satirisch, erheiternd
‐ Soll nicht unbedingt zum Lachen animieren
Problem: Welche Nachricht?
‐ Lustige Nachricht heißt nicht lustige Glosse
‐ Prinzipiell jede Nachricht, ABER
‐ Vorsicht vor aufgezwungener Witzigkeit
‐ Gutes Glossenschreiben kann man lernen
Übt Kritik > braucht Anlass zur Kritik
‐ Ohne Zielscheibe keine Glosse
‐ Die Glosse muss angreifen
Arten der Komik:
‐ Humor: stellt kleine, harmlose Mängel fest, harmlos und unschädlich
‐ Ironie: will Verachtung gegenüber dem Widerspruch der Sache ausdrücken, von
oben herab, im Gegenteil
‐ Satire: Polemisch, will polarisieren, gegen wesentliche Aspekte der Sache
‐ Zynismus: lehnt Realität komplett ab
Zynismus: 1. derber, bissiger, verletzender Spott;
2. Lebensart und ‐betrachtung, die von einer zutiefst verinnerlichten
Verachtung des menschlichen Lebens an sich geprägt ist und damit alle
menschlichen Werte in Frage stellt und herabwürdigt;
http://www.webseiten.de/z_000_lexikon.html?suchbuchstabe=z&suchbereich=web
‐ Groteske: Abbildung von miteinander unvereinbaren Formen
‐ Glosse sollte komisch, nicht witzig sein. Sie kann sich all dieser Formen bedienen.
Mit freundlicher Unterstützung von Sebastian R. & Roger V.
Was ist komisch?
‐ Übertreten
> von Grenzen, Tabubrüche
‐ Übertragen
> von Sachverhalten
‐ Übertreiben
> Überziehen, aber nicht verändern
Komik
‐ Komik ist Reibung und Zusammenprall widersprüchlicher Elemente
‐ Genauer: Widerspruch zwischen Begriff und Sache (Schopenhauer)
‐ Ineinandergreifen von Lebendigem und Mechanischem (Bergson)
‐ Spannung zwischen psychischen Aufwand und Entladung (Freud)
Übertretung
‐ Tabubruch: Grenzen übertreten
‐ Nur komisch, wenn Leserselbst wagt, diese Grenze zu übertreten
‐ Mögliche Tabus: Sexualität, Religion, Rasse, politische Korrektheit, angemessene
Ausdrucksweise, Respektpersonen
‐ Vorsicht: nur mit plausiblen Grund angreifen Æ nichts als Selbstzweck missbrauchen
2. Abgrenzung vom Kommentar
Kommentar Glosse
argumentiert illustriert: geht über reines Argumentieren hinaus
Arbeitet mit Begriffen und argumentiert Arbeitet mit Bildern und konstruiert
(Welt ist vernünftig) (eine Gegenwirklichkeit)
Kritik an These Kritik an Bild
Begründung der These plastische Ausmalung des Bildes
Argumentation für Rezipienten nachvollzieh. Über‐ und Untertreibung, Übertretung
> Darstellung abhängig von Person des Autors
Appelliert an den Verstand höchst subjektiv
Explizite Stellungnahme implizite Stellungnahme
‐ „Der Kommentar umfasst die Glosse, die Glosse jedoch nicht den Kommentar.“
‐ „Der Kommentar spricht begrifflich aus, was die Glosse bildlich darstellt.“
Edmund Schalkowski
Mit freundlicher Unterstützung von Sebastian R. & Roger V.
3. Wie schreibt man eine Glosse?
„Sie ist die schwerste Darstellungsform, gerade weil sie so leicht daherkommt. Wer mit einer Glosse wirklich
treffen will, muss sich genauso gut vorbereiten und auskennen, wie der Kommentar, zusätzlich aber braucht er
noch die Kunst, einer verhältnismäßig ausgeprägten feuilletonistischen Sprache mit epigrammatischer Eleganz
der Formulierung‘ (Reumann).“
Walter von La Roche
„(…) [P]erfekte Glossen zu schreiben, ist tatsächlich eine Kunst; gute zu schreiben, aber ein Handwerk, das
erlernbar ist.“
Werner Nowag und Edmund Schalkowski
3.1 Der Inhalt
Unterscheidung von typischen Glossentypen:
a) Nach Zielen und Motiven
b) Nach angewandten Mitteln und Methoden
Der Entstehungsprozess:
a) Die Komik wahrnehmen
b) Die Komik zuspitzen
c) Die Glossenidee
Die Arten der Glosse:
a) Die karikierende Glosse
• Ereignisse, Handlungen. Lebensverhältnisse
• Arbeitet Besonderheiten der Karikierten heraus
• Verspottet oft politisches und macht lächerlich
b) Die ironische, zynische oder sarkastische Glosse
• Ironisch: Ironie ist häufigstes Mittel der Glosse
• Zynisch: vollendete Skepsis
• Sarkastisch: berichtet scheinbar sachlich, wirkt aber bissig oder sogar gehässig
„Was missverstanden werden kann, wird missverstanden“ (Meyer, Journl. Von heute)
c) Die Vexierglosse
• Nutzt Parallelitäten und Ähnlichkeiten der verschiedenen Bereiche
• Dem tatsächlichen Thema wird ein Tarnmantel übergeworfen
• Kein offener Vergleich der Bereiche
d) Die Zitatglosse
• Verarbeiten und pointieren Rede‐ und Textauszüge
• Je unsinniger der Textauszug ist, desto weniger muss er noch direkt verspottet
werden
Mit freundlicher Unterstützung von Sebastian R. & Roger V.
e) Die Sprechglosse
• Sprachkritisch
• Regt dazu an, bewusster mit Sprache umzugehen
• Modewörter, Redewendungen, Fachchinesisch
i. Sprache bloßer Gegenstand: schulmeisterhaft
ii. Sprache Gegenstand und Mittel: greift direkt Unarten auf
iii. Spielt mit der Sprache: nicht primär sprachkritisch
f) Die groteske Glosse
• Fiktion, kurze Prosastücke, Irrealität: Wirklichkeit wird in einen fremden
Zusammenhang gestellt (Verfremdung)
g) Die literarisch‐fiktiv‐satirische Glosse
• Fiktive kurze Prosastücke mit Pointe
• Mittel: Übertreibung und Verfremdung
• z.B. fiktive Interviews, Ereignisse, Vorgänge,…
Der Entstehungsprozess
a) die Komik wahrnehmen
• Gespür für Widersprüche („böser Blick“ – Nowag und Schalkowski)
• Distanz erhöhen (emotionslosen Blick eines unbeteiligten Zuschauers)
• Genauer und länger hinschauen
• Respektlos sein (Hinterfragen: Wie könnten die Dinge sein?)
b) Die Komik zuspitzen
• Leser soll das Komische ebenfalls erkennen
• Æ Komik eines Sachverhaltes muss konzentriert, zugespitz, verschärft werden
• Æ Widersprüche bis zu dem Punkt treiben, an dem sie erkennbar werden
• Æ Bereits verdrehte Wirklichkeit noch einmal verdrehen Æ so kommt die
ursprüngliche, unentstellte Realität wieder zum Vorschein
„Die Glosse entstellt die Wirklichkeit zur Kenntlichkeit“ (Nowag und Schalkowski)
3.2 Der Aufbau
Zwei‐ und Dreiteilung von Glossen
‐ Grundsätzlich kein festgelegter Aufbau
‐ Zwei wesentliche Vorschläge
Zweiteilung: Dreiteilung:
1. Nachrichtenkern 1. Nachrichtenkern
(z.B. Wiedergabe einer Äußerung)
2. Glossierung (Pointierung) 2. Angriff (Glossierung)
3. Lächerlich‐machen (Pointe)
Æ Nachrichtenkern, Glossierung und Pointe als wesentliche Bestandteile der Glosse
Mit freundlicher Unterstützung von Sebastian R. & Roger V.
Dramaturgie:
a) Fallhöhe:
• Etwas kann nur dann fallen, wenn es vorher hochgehoben wurde
• Æ erst Erwartungen aufbauen, die dann in der Pointe abrupt abstürzen / sich in
Nichts auflösen
• Je größer die Fallhöhe, desto größer ist der dramaturgische Effekt
• Æ Konstruktion von zwei Ebenen mit möglichst großer Distanz (außerdem:
gemeinsames Element; irritierende, den Absturz ankündigende Signale)
b) Dramaturgie‐Typen
1. Pointen‐Dramaturgie:
‐ Spannungskurve von unten nach oben:
‐ Gradlinige Steigerung bis zur Pointe als Höhepunkt
+ Assoziation C Pointe
+ Assoziation B
Assoziation A
Einstieg
2. Paukenschlag‐Dramaturgie
‐ Spannungskurve von oben nach unten:
‐ Mit der Pointe wird wie mit einem Paukenschlag begonnen, dann
Spannungsabfall und schließlich ein zweiter Höhepunkt
Pointe 2
Einstieg (in Verbindung
(=Pointe 1) + Assoziation B mit Pointe 1)
Assoziation A
Erklärung von
Pointe 1
Mit freundlicher Unterstützung von Sebastian R. & Roger V.
3. Assoziations‐Dramaturgie:
‐ Nähert sich der Pointe sprunghaft uns assoziativ: viele Wendungen;
Spannung nicht durch Fallhöhe der Gesamtkonstruktion, sondern
durch Fallhöhe zwischen den einzelnen Assoziationsschritten.
Pointe
Einstieg
Assoziation B
Assoziation D
Assoziation A
Assoziation C
4. Was darf die Glosse?
‐ Was darf die Satire – Tucholsky: „Alles!“
‐ § 185‐187 des StGB
‐ Beleidung, üble Nachrede, Verleumdung
‐ Gerichtliche Unterscheidung in „Einklang“ und „Ausklang“
Problem:
‐ Als künstlerische Ausdrucksform lebt die Glosse vom Verkürzen, Verfremden und
Übertreiben
‐ Es muss ein notwendiger künstlerischer Freiraum gelassen werden
‐ Trotz alledem müssen die allgemeinen Gesetze beachtet werden
Eigenschaften:
‐ Glossen überzeichnen bestimmte Merkmale, Eigenschaften oder Verhaltensweisen
‐ Sind diese vom Rezipienten durchschaubar und als Satire erkennbar, wird dem Autor nach
dem Pressegesetz einen gewissen Freiraum bei der Ausgestaltung zugesprochen.
Juristische Differenzierung:
Satirische Einkleidung: Aussagekern:
‐ Ästhetische, künstlerische Seite der Glosse ‐ versteckt aber erkennbare Meinungsäußerung
Mit freundlicher Unterstützung von Sebastian R. & Roger V.
Satirische Einkleidung:
‐ „Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei.“
‐ Kunstfreiheit: ist ein Grundrecht. Geschützt sind die künstlerische Betätigung und
Verbreitung des Kunstwerks.
‐ Die Kunstfreiheit enthält das Verbot, auf Methoden, Inhalte und Tendenzen der
künstlerischen Tätigkeit einzuwirken, insbesondere den künstlerischen Gestaltungsraum
einzuengen, oder allgemein verbindliche Regelungen für diesen Schaffungsprozess
vorzuschreiben.
Aussagekern:
‐ „Jeder hat das Recht seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu
verbreiten uns sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten.“
‐ Meinungsäußerungen in Glossen werden durch das Grundrecht auf Meinungsfreiheit
geschützt.
‐ „Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetzte, den
gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen
Ehre.“
Juristische Beurteilung einer Glosse:
1. Form: ist der Text eine Glosse?
2. Abgrenzung: was ist satirische Einkleidung was der Aussagekern?
3. Überschreitung: werden die Grenzen der Meinungsfreiheit missachtet?
Form:
Die Glosse muss als satirische Form erkennbar sein:
‐ Der Aussagekern muss mit satirischen Mitteln eingekleidet werden
‐ Meist wird eine kursive Überschrift gesetzt oder eine andere Typographie für den Text
gewählt
‐ Glossen erscheinen fast immer an dem gleichen Platz und mit dem selben Titel
Abgrenzung:
Problematisch: die Unterscheidung zwischen Einkleidung und Aussagekern
‐ „Welches Argument den Ausschlag gibt, den Aussagekern so oder so zu bestimmen, die
Grenzen zwischen freier satirischer Form und strafrechtlichen relevanten Aussagekern da
und dort zu ziehen, beruht auf einer subjektiven Entscheidung, man kann auch sagen: hängt
von der politischen Einstellung der urteilenden Richter ab.“
Linden, Peter; Bleher, Christian: Glossen und Kommentare in den Printmedien, S.191
5. Was darf die Glosse wirklich?
‐ Fazit: Nicht alles
‐ Aber: Immer noch die „freieste“ Darstellungsform
Mit freundlicher Unterstützung von Roger V.
Das Radiofeature
Begriff und Definition
1. [lat. „factura, facere“] = Merkmal, charakteristischer Zug, Machen
2. [altfranz. „faiture“] = Mode
3. [engl. „to featrure“] = effektvolles, wirksames Aufmachen, herausstellen
Das Radio‐Feature ist eine journalistisch‐künstlerische Sendeform, die mit allen akustischen
Mitteln Abbilder von der Wirklichkeit schafft.
Ein Feature‐Autor macht abstrakte Sachverhalte/Begriffe anschaulich. Ziel ist, die Strukturen des
Vorgangs durchsichtig zu machen, charakteristische Merkmale herauszufiltern. Im Idealfall
entsteht ein akustischer Film.
Tafelbild:
Sujet Kommunikationsabsicht & Intention
DSF
Publikum & Erwartungen Medium
Unterscheidung der wichtigsten Hörformen
Gebauter Beitrag Reportage Radio‐Feature Hörspiel
Kurzdefinition
Erklärung s.u.
Hauptfunktion(HF)
Erklärung s.u.
Gebauter Beitrag: = eine radiophone Form der in der Presse entwickelten Darstellungsform Bericht
HF: über ein aktuelles Thema/Sachverhalt als Berichterstatter informieren.
Reportage: = ein tatsachenbetonter bzw. –orientierter, aber persönlich gefärbter Erlebnisbericht
HF: erlebte, erfahrene Geschehnisse als Beobachter/Teilnehmer schildern; den Hörer teilhaben
lassen.
Radio‐Feature: = eine journalistisch‐künstlerische Sendeform, die mit allen akustisch verfügbaren
Mitteln Wirklichkeitsabbilder schafft.
HF: abstrakte Sachverhalte anschaulich & Strukturen durchsichtig machen; charakteristische
Merkmale herausfiltern.
Hörspiel: = ein arteigenes Spiel des Rundfunks, das im Hörer die Illusion einer sich vor dem Ohr
abspielenden Handlung erwecken will. >>Kein journalistisches Medium<<
HF: unterhalten, Information und Unterhaltung verknüpfen zum Spiel; Wirklichkeit verdichten
Mit freundlicher Unterstützung von Roger V.
Abgrenzung vom Hörspiel
RadioFeature:
• Dramatische Gestaltung muss kunstvoll angelegt sein
• Unterschiedliche Gestaltungselemente werden von einem Thema zusammengehalten &
tragen dieses wiederum
• Kein Zwang zur Stringenz
• Verfolgt einen ständigen Wechseln zwischen Abstraktion & Anschauung, zwischen
Schilderung & Schlussfolgerung
• Ist sinnlich konkret, wichtig ist die gedankliche Durchdringung: Die Form geht eine Symbiose
mit dem Stil ein
• Fiktive Szenen sind denkbar, wenn sie der Veranschaulichung von Tatsachen dienen & der
journalistischen Sorgfaltspflicht gerecht werden.
Hörspiel:
• Entstand Mitte der 20er Jahre des letzten JH. Aus Bühnenadaptionen fürs Radio, heute gibt
es neben Realhörspielen fiktionale & experimentelle Formen
• Ist vor allem unterhaltend und wird auch als „Drama des Funks“ bezeichnet.
• Strenge Konzentration auf die Handlung, den spannenden Zusammenhang der Einzelszenen,
eine geringe Anzahl von Personen & Abwechslungsreichtum (Charaktere können frei kreiert
werden)
• Bedient sich filmähnlicher Montage und Schnittverfahren; Verfremdung dokumentarischen
Materials
• Fokussiert eine Idee meist auf ein fiktives Individuum/Handlung
• Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt
Dramaturgische Gestaltungsmittel
Î Hier einige Hörproben…
Akustische Gestaltungsmittel
1. Musik
Funktionen von Musik im Feature:
o Begleitmusik … kann den Text begleiten & damit einzelne Aussagen flankieren
o Gliedernde Musik … hilft das Feature zu gliedern, verbindet verschiedene Elemente,
Schauplätze und Zeiten
o Leitmotivische Musik … kann als Leitmotiv dienen, stellvertretend für Personen
und/oder Situationen auftreten, sie charakterisieren
o Hintergrundmusik … vermittelt eine schauplatzspezifische Stimmung
o Handelnde Musik … greift in die Handlung ein, treibt sie voran oder stoppt sie
Mit freundlicher Unterstützung von Roger V.
2. Geräusche
Funktionen von Geräuschen im Feature:
o Gliedernde Funktion … Mittel akustischen Interpunktion
o Leitmotivische Funktion … Autor setzt sie als Symbole ein
o Illustrieren und den Schauplatz bezeichnen
o Handelnde Funktion … ins Geschehen eingreifen, die Handlung voran treiben oder
stoppen
Geräusche als Gestaltungsmittel sind nicht zu verwechseln mit „Atmo“. – Atmosphärische
Elemente sind eigene Gestaltungsmittel für ein Feature.
3. O‐Töne
Funktionen von O‐Tönen im Feature:
o Als sprachliche Aussage … konserviert eine Äußerung, die damit verbürgt und
authentisch ist.
o Als Konserve akustischen Geschehens … versetzt den Hörer mitten ins Geschehen
und lässt ihn miterleben ‐> Verständnis wird erleichtert, emotionale Involviertheit
des Hörers verstärkt.
4. Sprecherrollen
Sprecherrollen im Feature:
o Erzähler … gibt als roter Faden dem Hörer Orientierung
o Anonyme Stimmen … liefern Sachinformationen
o Personen ohne Eigennamen … liefern Atmosphäre, sind Teil der Handlung
o Personen mit Eigennamen … sind Hauptpersonen im Feature, geben dem Hörer
weitere Orientierung
Raum und Zeit im Feature
• Naturgetreuer Raum soll radiophon vermittelt werden
• Raum liefert Ausdruck und gibt schauplatzgemäße für die Szene/Phase typische Stimmung
wieder
• Wechsel eines Raumhalles macht z.B. einen Schauplatzwechsel deutlich
• Zeit in einem Feature wird selbst gestaltet: innerhalt einer Stunde können 60min oder auch
2000J dargestellt werden
Mittel der Montage im Feature
1. Szenenwechsel
2. Blenden
o Einblenden
o Ausblenden
o Überblenden/Kreuzblenden
o Crescendo
Mit freundlicher Unterstützung von Roger V.
o Decrescendo
o Sturzblenden
o Simultanblenden
3. Schnitte
o Harte Schnitte
o Harmonische Schnitte
4. Akustischer Vorhang
o Die Idee ist nicht neu. Schon in den dreißiger Jahren träumten die Wissenschaftler von der Möglichkeit,
das räumliche Schallfeld wie mit einem "akustischen Vorhang "zu übertragen. Das Prinzip war
folgendes:
Wenn in die Wand eines Raumes dich an dicht viele größere Löcher gebohrt würden, so könnte man die
Schallereignisse hinter dieser Wand perfekt hören. Wenn nun jedes dieser Löcher mit einem
Lautsprecher zugestopft wird, der über einen Verstärker mit einem Mikrofon auf der
gegenüberliegenden Seite der Wand verbunden ist, ändert sich daran prinzipiell nichts. Dann könnte
man natürlich auch an jedes dieser Mikrofone ein langes Kabel anschließen und hätte so die perfekte
Übertragung.
Aufgegeben hat man diese Idee damals nur deshalb, weil man es niemals für möglich gehalten hätte, so
viele Kanäle in mit ausreichender Bandbreite zu übertragen. Das wäre selbst heute noch ein Problem.
Lösbar ist das aber nach dem Verfahren der Wellenfeldsynthese. Genauer betrachtet ist doch das
Audiosignal selbst bei einer einzelnen Schallquelle in allen Löchern gleich, also als einfaches Monosignal
übertragbar. Den zeitlichen Versatz kann moderne DSP‐ Technologie problemlos aus den geometrischen
Daten erzeugen.
Quelle: http://www.syntheticwave.de/akustischer%20Vorhang.htm
>> keine Ahnung ob die Definition zum Problem passt<<
5. Akzente
o (lateinisch accentus, aus ad und cantus: zum Gesang [gehörend]), zum einen Bezeichnung eines
musikalisches Stilmittels zur Hervorhebung einzelner Töne, zum anderen Vortragsform in der Liturgie,
außerdem eine bestimmte Form der Verzierung beim Gesang.
Mit Akzenten werden einzelne Töne oder Klänge hervorgehoben, d. h. akzentuiert. Hierfür gibt es vier
Möglichkeiten: den dynamischen Akzent mit größerer Lautstärke (Betonung), den rhythmischen Akzent
mit längerer Dauer, den melodischen Akzent mit herausgehobener Tonhöhe und den harmonischen
Akzent mit besonderer beigefügter Harmonie. Diese „Extraverstärkungen” (Hugo Riemann)
funktionieren auf der Basis des metrisch regulären Taktmodells, d. h., Akzente „stören” die normale
metrische Abfolge (Übergang zur Synkope). Akzente spielen zwar in allen Musikformen eine
bedeutende Rolle, besonders stark jedoch in der Volksmusik und im Jazz.
In der einstimmigen Liturgie unterscheidet man seit 1517 zwei Vortragsformen: Rezitierend
(„sprechend”) vorgetragene Formen wie Orationen, Lektionen oder Paternoster nennt man Accentus;
dagegen bezeichnet man gesungene Formen wie Antiphon oder Introitus als Concentus.
Akzent bedeutet vom 16. bis zum 18. Jahrhundert eine Form der Verzierung beim Gesang: Hierbei wird
ein Intervall von bis zu fünf Zwischennoten improvisierend ausgefüllt.
Verfasst von: Jörg Theilacker; MS Encarta 2007
6. Klangbrücken
o Keine passende oder unpassende Definition gefunden /
Mit freundlicher Unterstützung von Roger V.
Journalistische Darstellungsformen im Fernsehen
Zentrale TVCharakteristika
‐ Führender Kommunikationsforscher Denis McQuail:
‐ 1.) Fernsehen seit 1930er Jahren „window oft he world“.
Vermittelt in Echtzeit Bilder und Töne
„to create an illusion of ongoing reality”: Anschein erwecken, die Wirklichkeit
fortzusetzen.
‐ 2.) Fähigkeit, persönliche Nähe vor allem durch emotionale Bindungen zu schaffen und
auszubauen.
‐ 3.) Fernsehen gilt weiterhin als „Leitmedium“: „the most ‚massive‘ of the media“
In Bezug auf Reichweite, Nutzungszeit und Beliebtheit.
Global betrachtet: in den jüngsten 30Jahren kaum verändert, in denen das
Fernsehen seine Zuschauerschafft weiter ausbauen konnte.
Information im Medium Fernsehen
‐ Zugleich gilt – trotz seines eigenen Unterhaltungsschwerpunktes – das Fernsehen im
Medienvergleich als Hauptquelle für Nachrichten und Informationen für die meisten Menschen.
‐ „ARD/ZDF – Langzeitstudie Massenkommunikation“
o Primärmotiv für 90% der Zuschauer: „Information“
o Danach folgen mit 83% und 79%: „Spaß“ und „Entspannung“
o Schon erste Studie dieser Reihe hatte 1964 ergeben das „Information“ und „Unterhaltung“
als Einheit betrachtet werden.
‐ Fernsehen liegt im Medienvergleich bei allen Nutzungsmotiven vorn, verliert aber 2005 leicht beim
Motiv „Information“.
‐ Laut ARD/ZDF‐Studie klare Aufgabenteilung im dualen TV‐System Deutschlands aus Zuschauersicht:
o Öffentlich‐rechtliche Anbieter vor allem mit kognitiven Kompetenzen
o Private Sender mit Stärken im emotionalen Bereich.
Programmsparten im Medium TV – Geordnet nach Anteilen
‐ Information (44%)
‐ Fiction (24%)
‐ Nonfiktionale Unterhaltung (10%)
‐ Werbung (10%)
‐ Sport (8%)
‐ Sonstiges (4%)
Programmankündigungen & Restzeitfüller
Mit freundlicher Unterstützung von Roger V.
Sendungsformen in der Programmsparte Information
‐ Nachrichten
‐ Magazine/Ratgeber
‐ Reportage/Dokumentation/Lesung
‐ Doku‐Inszenierung/Real Life
‐ Ereignisübertragung
‐ Talk/Gespräch/Ansprache
‐ Wetterinformation
‐ In der Sparte „nonfiktionale Unterhaltung“ zudem „journalistische Personalityshows“
z.B. „Menschen bei Maischberger“ u.ä.
Journalistische Darstellungsformen im Medium Fernsehen
‐ Journalistische Darstellungsformen:
Historisch gewachsene, stark konventionalisierte Formen journalistischer Beiträge mit
jeweils bestimmten gemeinsamen Merkmalen:
Funktion (z.B. informierend, beratend, rat gebend)
Struktur oder auch
Inhalt
Wirken als kommunikatives Muster sowohl für die Produzenten als auch für die
Rezipienten.
Sollen kommunikative Mindeststandarts sichern, und zugleich helfen, neue
Vermittlungsformen zu entwickeln.
Bestimmt durch ihre eigene Strukturlogik und ihre jeweils typische Ansprechhaltung
Ihre besondere Sprache und Sprechweise
Die wichtigsten Darstellungsformen
‐ Zu den wichtigsten journalistischen Darstellungsformen gehören medienübergreifend Meldung,
Bericht, Reportage, Feature, Interview sowie Kommentar und Glosse.
‐ Als wichtigste Nachrichtenformen in den TV‐Nachrichten wiederum gelten Berichte, „Nachrichten
im Film“ (NiFs) und Wortmeldungen.
Wortnachricht
‐ Auch: Sprecher‐ oder Studiomeldung
‐ Historisch älteste Form der TV – journalistischen Nachrichtenvermittlung
‐ Im „ON“ vorgetragen
‐ Wichtigste „W‐Fragen“ vollständig und geschlossen vorgetragen.
‐ Fernseh‐untypisch (relativ statisch)
‐ Deutlicher Bedeutungsverlust 1992‐1004
Mit freundlicher Unterstützung von Roger V.
Warum Wortnachricht?
‐ Thema relevant, aber …
‐ Weder Bilder und O‐Töne von Frau XY
‐ Noch hinreichend aussagekräftige Bilder der damals Betroffenen
‐ Versuch, Aussage durch dreierlei Visualisierung zu unterstützen:
‐ Als „Freiform“ bzw. „Hintersetzer“ Foto XY
‐ Mit eingesetztem Nachnamen
Um Wiedererkennungseffekte zu verstärken
‐ Bild‐Unterschrift
Die hier zugleich die Schlagzeile, den „Leadsatz“ der Wortmeldung markiert
‐ Neuste kommunikationswissenschaftliche Studien:
Trend zur stärkeren Visualisierung von Nachrichtenereignissen setzt sich fort
Bemühen um Verständlichkeit
Vorsicht vor Über‐Vereinfachungen
Meldungen in bewegten Bildern
‐ Zwei weitere Meldungsformen, die weit fernsehtypischer sind:
Nachricht im Film
Off‐MAZ‐Meldung
‐ Eigenschaften der NiF:
Lebt von bewegten Bildern
Text wird komplett im „OFF“ eingesprochen
Ca. 15‐30 sec. Länge
Kaum O‐Töne (gelegentlich bei RTL)
Warum NiF?
‐ Aspekt der Sendungsdramaturgie/ Abwechslung
‐ Themenbereich „Unfall/Katastrophe“ wird am häufigsten dazu verwendet
‐ Relativ dramatische Bewegtbilder und Atmo‐Töne unmittelbar vom Ort des Geschehens
‐ Fremdmaterial:
Partnersender („Euro“‐Verbund der öffentlich rechtlichen Sender)
Fernsehnachrichtenagenturen wie Reuters TV oder APTN
Freie Produzenten oder Videoreporter
Problem der Transparenz
‐ Lead‐Prinzip:
Zusammenwirken von verbaler und optischer Schlagzeile
‐ Risiken und Chancen des (möglichen) Live‐Vertonens
Versprecher
Möglichkeit der Aktualisierung bis zum Sendebeginn
Mit freundlicher Unterstützung von Roger V.
Zwei NiFs hintereinander
‐ NiFs hier in Form eines Blockes
‐ Anmoderation
Vom glaubwürdigen „XY“
Thematisch unspezifisch
‐ Drama‐NiF mit visualisierenden Animationen
Schlagzeile
Landkarte
‐ Politik‐NiF:
Exklusiver O‐Ton
Bewegte, konfliktträchtige Bilder
‐ Private Sender: Politik meist im NiF‐Format
Die OFFMAZNachricht
‐ Eine Mischform zwischen „Nachricht im Film“ und „Wortnachricht“
‐ Von den USA nach Deutschland eingewandert
‐ Nachrichtensprecher/Moderator beginnt im „ON“ mit der Meldung,
Womöglich auch durch Studiovisualisierung unterstützt
‐ Nach ein bis zwei Sätzen werden bewegte Bilder eingespielt
‐ Sprecher/Moderator liest weiter, aber jetzt aus dem „OFF“
Warum „OFFMAZ“ Meldung?
‐ Dramatische Bilder aus Themenbereich „Unfall/Katastrophe“
‐ Sendungsdramaturgie: Es agieren mehrere Menschen miteinander, meist Moderator und
Nachrichtensprecher; neben‐ bzw. miteinander
‐ Kommt ebenfalls aus den USA
‐ Erzeugt Abwechslung und vermittelt ungezwungen Eindrücke durch kompetenzbezogene
Arbeitsteilung
Darstellungsformen Themenüberblick
‐ Im Zuge fortschreitender Visualisierung
Relativ junge Darstellungsform
‐ Bewegt bebilderter Themenüberblick bzw. Sendungsübersicht, auch „Opener“ oder „Teaser“
genannt
‐ Extrem verknappt und unvollständig
‐ Optische (Bewegtbild mit Schriftzug) sowie akustische (hörbarer Trenner und verbale Überschrift)
Schlagzeilen
‐ Um Zuschauer einige wichtige Themen der Sendung zu präsentieren und sie damit anzureizen (to
tease), möglichst die gesamte Sendung zu rezipieren.
‐ Meist drei Themen angerissen
Oft zunächst der Aufmacher
Als zweites ein ebenfalls wichtiges Thema ca. aus der Mitte der Sendung und
Schließlich nicht selten das „bunte“ Schlussthema,
Mit freundlicher Unterstützung von Roger V.
Oft „Soft‐News“ Beitrag (Privat‐Relevantes, wie Sport oder human touch) oder aus
dem Bereich Kultur/Wissenschaft
Besonderheiten der Teaser
‐ ARD‐Version:
Verbale Schlagzeilen mit Wiederholungsmuster
Je eine Einstellung als markanteste zum jeweiligen Thema
Ein kurzer Satz nach der verbalen Schlagzeile
Sämtliche öffentlich‐relevanten Themen
‐ RTL‐Version
Länger als bei ARD
Jeweils vier Einstellungen und ein (zusammengesetzter) Satz nach der Schlagzeile
Verbale Schlagzeilen und Bilder klar Boulevard orientiert
Zumindest die Themen zwei und drei gehören zu den „Soft‐News“
‐ Analysebefund 2004: bei Öffentlich‐Rechtlichen werden m häufigsten politische Themen
angekündigt, bei den Privaten unpolitische Themen.
Der Bericht als wichtige Form
‐ Wichtigste Themen sehr häufig in Form eines Berichts
‐ Meist anderthalb bis zwei Minuten lang und fast immer mit O‐Tönen.
‐ Unterscheidung nach Grad der Planbarkeit
Der (geplante) Terminbericht
Z.B. Pressekonferenz, Parteitag, Kongress
Oft ergänzt durch aktuelle und ansprechende Themenbilder
Der Hintergrundbericht
Meist auf absehbare Ereignisse bezogen (Jahrestage)
Auch als Ergänzung/Vertiefung eingesetzt
Der aktuelle Bericht
Auf kaum planbare Ereignisse bezogen (z.B. Unfall, Geiselname, Enthüllung)
Besonderer Zeitdruck für Reporter und Redakteure
‐ Differenzierung nach Art der Produktion
Reporter‐ oder Korrespondentenbericht
Journalist vor Ort, direkter Zugang zu den Ereignissen und Gesprächspartnern
Redaktionsbericht
Oft aus Agenturmaterial
Mit freundlicher Unterstützung von Roger V.
Besonderheiten dieses Berichts
‐ Berichte stehen typischerweise nicht für sich allein, sondern fast immer an‐ und manchmal auch
abmoderiert.
Nachrichtensprecherin mit Anmoderation
Verweist auf Anlass und zitiert diesen auch
Führt direkt und entlang der der Nachrichten‐Agenturlage zum Beginn des eigentlichen
Beitrags hin.
Ohne dessen Kernaussagen explizit vorweg zunehmen
‐ Aktueller Korrespondentenbericht verwendet
Neben dem visuellen Aufgreifen und Fortführen der Anmoderation
Selbst vor Ort produzierte (offensichtlich inszenierte, aber nicht gefakte) aktuelle
Themenbilder
Sowie O‐Tonmaterial zweier wichtiger Seiten in diesem Konflikt
Das Statement
‐ O‐Ton von XY in besonderer Form, die manchmal (oft aus Gründen des Zeitdrucks) auch als
eigenständige journalistische Darstellungsform zum Einsatz kommt.
‐ „Statement“ = Feststellung oder Äußerung
‐ Jeweilige Person wird durch Abgabe solcher Erklärung, zur Quelle einer originären Nachricht
‐ Feststellender wendet sich von sich aus an die Fernsehöffentlichkeit – Verlautbarung
‐ Statement soll 30sec. nicht überschreiten ‐> meist viel kürzer
‐ Zwei strukturelle Probleme:
Inhaltlich einseitig, weitgehende Selbstdarstellung
Formal wegen „sprechendem Kopf“ wenig ansprechend
‐ Deswegen soll das Statement, sofern es die Zeit erlaubt, in einen größeren Zusammenhang
eingeordnet werden, wie es auch in diesem Bericht geschieht.
‐ Bis hierhin hätte der Bericht auch ein Redaktionsbericht sein können.
Der Aufsager
‐ In der Regel ca. 30sec Auftritt eines Reporters oder Korrespondenten, der im „ON“ zusehen ist und
direkt in die Kamera hinein‐ und somit direkt zum Zuschauer spricht.
‐ Inhaltlich soll der Aufsager als informationsbetonte Darstellungsform vor allem eine Lage vor Ort
liefern und dafür die zuvor vermittelten Fakten einordnen.
‐ Es geht NICHT um seine persönliche Bewertung, sondern um eine Kontextualisierung des von ihm
beobachteten Geschehens.
Aufsager sollte nicht die Grenzen zum Kommentar überschreiten
‐ Aufsager auch live und/oder als alleinstehend als Darstellungsform
‐ Neben dem inhaltlichen Aspekt auch formale Aspekte
Präsenz vor Ort
Fehlen von Bildern
Transportieren von Stimmungen an einen bestimmten Ort
Mit freundlicher Unterstützung von Roger V.
Erlebnisberichte
‐ Besondere Form des Reporterberichts
‐ Stark subjektiv gefärbt, sollte aber mit recherchierten Fakten angereichert und als journalistische
Darstellungsform – um Objektivierung bemüht sein.
‐ Ein solcher Erlebnisbericht kann von vornherein mit dem Reporter im „ON“ arbeiten (US‐Tradition),
um Identifikation, Wiedererkennbarkeit und Glaubwürdigkeit zu erhöhen.
‐ Erlebnisberichte sind kürzer als Reportagen
Was besagt dieser Bericht?
‐ Seriöser Anmoderationsbeitrag wird übergeleitet zu einem Superlativ, dass rein emotional bzw.
serviceorientiert besetzt ist.
‐ Reporter begrüßt im „ON“ und fordert zu einem Abenteuer auf
‐ Strukturell handelt es sich eher um ein narratives als um ein nachrichtliches herangehen
Geschichte mit einer gewissen Dramaturgie erzählen
‐ Problematisch in Hinsicht auf die Objektivierungsfunktion des Journalismus
‐ Sieht stark nach PR Arbeit aus
Kaum recherchiert und zum Teil unvollständig
‐ Keine Infragestellung der Informationen, weder von Haupt‐ noch von Nebenfiguren
‐ Gefahren dieser Erzähldarstellung
Über‐Emotionalisierung
Über‐Personalisierung
Journalistisch unprofessionelles Vereinseitigen
Berichte aus empirischer Sicht
‐ Bei Öffentlich‐Rechtlichen: Bericht ist die wichtige Darstellungsform für politische Themen
Mehr als 40% der politischen Themen als Bericht vermittelt
‐ Bei Privaten fällt auf:
Meist Soft‐News in Berichten dargestellt, ca. 70%
‐ Insgesamt lässt sich vor dem Hintergrund wachsender Visualisierung wissenschaftlich erkennen,
dass Berichte (neben NiFs) mittlerweile die TV‐Nachrichten dominieren.
‐ Dabei scheinen Berichte insgesamt in der deutschen Fernsehlandschaft bei politischen Themen
etwas bedeutsamer zu sein und werden von den öffentlich rechtlichen Journalisten stärker
bevorzugt.
Journalistischer Dokumentationen
‐ Im Vergleich zum Feature sachlicher gehalten
‐ Autoren sollten hier weniger subjektiv vorgehen und damit ihren Anspruch auf Objektivierung
unterstreichen.
‐ Im Mittelpunkt steht das Ergebnis der Analyse eines Sachverhalts
‐ Dokus gehen im Unterschied zum Feature synthetisch‐induktiv vor:
Soll zeigen, was sie vorfindet, und dieses Material in einen größeren Zusammenhang
einordnen.
‐ Durch die „Hybridisierung“ der Darstellungsformen kommt es zu einer Vermischung von Doku‐
Inhalten und Realitätsinhalten (z.B. Doku‐Soap/‐Drama oder essayistische Filme)
Mit freundlicher Unterstützung von Roger V.
Ausblicke für den TVJournalismus
Publikumsseite:
‐ Digitalisierung und Fragmentierung
‐ Fernsehen wirkt gemeinschaftsstiftend
‐ Zuschauer erwarten Orientierung
‐ Jüngere und formal weniger Gebildete allerdings eher unterhaltungsorientiert
Produzentenseite:
‐ Technisierung und Intensivierung der journalistischen Arbeit
‐ Gefahren der Ent‐Professionalisierung
‐ Aufregende Aufgaben für angehende TV‐Journalisten
‐
Mit freundlicher Unterstützung von Sebastian R. & Roger V.
Kommunikatorforschung
Der Kommunikator
Maletzke (1963) zufolge
ist derjenige ein Kommunikator, der „an der Produktion von öffentlichen für die Verbreitung
durch ein Massenmedium bestimmten Aussagen beteiligt ist, sei es schöpferisch‐gestaltend
oder selektiv oder kontrollierend“
Was ist Kommunikatorforschung?
Ansatzpunkte:
‐ Journalismus als Addition von Personen
‐ Journalismus als Addition von Berufsrollen
‐ Journalismus als Ergebnis von Kommunikationsprozessen
Objektive Dimension:
‐ Kommunikationsprozesse bei der Aussagenentstehung, die von instituionellen und
technologischen Einflüssen geprägt werden;
‐>Redaktionsforschung
Subjektive Dimension:
‐ Einstellungen von Journalisten, soweit sie für die Aussagenentstehung von Belang
sind
Kommunikationsprozesse, die diese Einstellungen prägen (Sozialisation)
> Die Individuen selbst werden betrachtet, nicht die Redaktionsstrukturen wie bei der
Objektiven Dimension
Wer sind „die Journalisten“?
Bestimmung des Untersuchungsobjekts: Definition des Begriffs „Journalist“
‐ DJV‐Berufsbild (1996): „Journalistin/Journalist ist, wer hauptberuflich an der
Erarbeitung bzw. Verbreitung von Informationen, Meinungen und Unterhaltung
durch Medien mittels Wort, Bild, Ton oder Kombination dieser Darstellungsmittel
beteiligt ist.“
‐ Diese Berufsbild umfasst explizit auch Öffentlichkeitsarbeit und innerbetriebliche
Kommunikation
> sehr weit gefasster Begriff
Vergleich Journalisten Gesamtbevölkerung
‐ Raaba 2005: Zuordnung von 565 bayerischen Journalisten zu den so genannten SINUS‐
Milieus (unterschiedliche soziale Milieus)
Mit freundlicher Unterstützung von Sebastian R. & Roger V.
Forschungsinteressen
‐ Welche Positionen nehmen Journalisten im sozialen Raum der Gesellschaft ein?
‐ Inwiefern unterscheiden sich diese Positionen von denen der übrigen Bevölkerung
Deutschlands?
Das Konzept der sozialen Milieus ist komplex. Es erfasst zugleich:
‐ Subjektive, den Lebensstil und Lebensstrategien mitbestimmende
Wertorientierungen
‐ Lebensweltliche Sinn‐ und Kommunikationszusammenhänge
‐ Äußere Bedingungen der sozialen Lage (wie Alter, Bildung, Einkommen)
Vergleich Journalisten Gesamtbevölkerung
Die meisten Journalisten zählen zu den bildungsstärkeren Schichten. 94% aller
Journalisten rekrutieren sich aus folgenden fünf (aus zehn) sozialen Milieus
1. Das konservativ‐technokratische Milieu (ausgeprägtes Statusdenken,
Machtbewusstsein)
2. Das aufstiegsorientierte Milieu (große Bedeutung von Konsumwerten, zentrales
Lebensmotiv: sich hocharbeiten)
3. Das moderne Arbeitnehmermilieu (haben flexibles Anspruchsniveau, wollen sich
leisten können was ihnen gefällt, junges Milieu (Altersschwerpunkt unter 30), keine
geschlossenen Weltbilder und hohe Mobilitätsbereitschaft, High‐Tech‐Affinität)
4. Das liberal‐intellektuelle Milieu (ökologische und politische Korrektheit,
Ziel=Selbstverwirklichung, Bildungsniveau: Abitur oder Studium, sinnentleerter
Konsum wird abgelehnt, Weltoffenheit, gut verdienen ist wichtig)
5. Das postmoderne Milieu (ungehinderte Entfaltung der Persönlichkeit, Zurückweisung
von Normen und Leitbildern, Altersschwerpunkt 25 bis 30, viele Singles, nicht
unbedingt gehobenes Einkommen, Selbstinszenierung durch Konsum)
Die übrigen Milieus sind:
6. Das kleinbürgerliche Milieu
7. Das modern bürgerliche Milieu
8. Das traditionelle Arbeitermilieu
9. Das traditionslose Arbeitermilieu
10. Das hedonistische Milieu
Statistik zu den Anteilen der Journalisten an der Gesamtbevölkerung im Bezug auf Milieus
Das konservativ‐technokratische Milieu ausglichen (10%)
Das aufstiegsorientierte Milieu G 20%, J 5%
Das moderne Arbeitnehmermilieu G 7%, J 12%
Das liberal‐intellektuelle Milieu G 10%, J 45%
Das postmoderne Milieu G 5%, J 23%
Mit freundlicher Unterstützung von Sebastian R. & Roger V.
Berufsdemographie
Der deutsche Journalist im statistischen Durchschnitt 2005
‐ War männlich (63%)
‐ War knapp 41 Jahre alt
‐ Hatte einen Hochschulabschluss (69%)
‐ Hatte ein Volontariat absolviert (63%)
‐ Arbeitet bei einem Print‐Medium (61%)
‐ Verdient rund 2300 €/Monat netto
‐ Weischenberg‐Studie von 2006 war die umfassendste Studie seiner Art
‐ zusätzliche statistische Informationen:
‐ stammt aus der Mittelschicht
‐ ist zu 57% kinderlos
Der USamerikanische Journalist im statistischen Durchschnitt 2002
‐ verheirate, weis, über 40
‐ hauptsächlich bei einer Tageszeitung beschäftigt
‐ die News‐Organisation gehört einem großen Unternehmen
‐ haben nicht im Kernfach Journalistik oder KMW studiert Weaver 2007
Zahl der Journalisten in Deutschland
‐ Vergleich: 1993 zu 2005: Abnahme der Freiberufler
‐ 1993 noch überwiegend junge Journalisten (26‐35j)
‐ 2005 eher Journalisten im Mittleren Alter (36‐45j)
‐ Einkommensverteilung hauptsächlich von 1000‐3000€
‐ Zur Berufsvorbereitung nahm das Praktikum stark zu allerdings in fast gleichem Maße
nahmen auch „sonstige Aus‐ und Weiterbildungsmaßnahmen“ ab
‐ Starker Rückgang bei Zeitungen dafür hohe Zunahme bei Online‐ TV‐ & Hörfunk.
‐ Bei US‐Journalisten zeigt sich ein ähnliches Bild, allerdings sind die Abstände geringer
‐ allgemein: leichte Zunahme der Professionalisierung zwischen 1993 (65%) und 2005
(69%)
‐ beliebteste Ressorts mit höchstem Wachstum gegenüber 1993:
o Lokales/Regionales
o Spezielles Gesellschaft
o Buntes/Lifestyle
Mit freundlicher Unterstützung von Sebastian R. & Roger V.
Einstellungen
Politische Einstellung (1993 & 2005)
‐ Eher links‐orientierte Journalisten mit einer starken „Grünen“ Ausprägung
Arbeitszufriedenheit (1993‐2005)
‐ Allgemein sehr hohe Zufriedenheit bei Selbstauskunft, auch wenn die Realität meist
andere Eindrücke liefert
Methoden und Moral
In Deutschland überwiegend die These des modernen Informationsjournalismus vertreten,
wobei die US Journalisten eher „härtere“ Methoden bevorzugen
Informationsquellen und Mediennutzung
Die wichtigsten Orientierungsmedien:
‐ Süddeutsche Zeitung
‐ Bild
‐ Frankfurter Allgemeine Zeitung
‐ TAZ
‐ Spiegel
‐ Die Zeit
‐ ARD Tageschau & Tagesthemen
‐ ZDF heute Journal & heute
‐ Google
‐ Spiegel Online
‐ Wikipedia
‐ 94% aller Redakteure überregionaler Printmedien lesen die SZ, ebenso 89% beim
öffentlich‐rechtlichen TV, aber nur 27% beim privaten Radio.
‐ Journalisten die sich im politischen Spektrum eher links beschreiben, lesen häufiger
SZ oder FR, konservative eher Welt oder FAZ und häufiger als linksorientierte BILD.
‐ Rund 90% der TV‐ und Radiojournalisten bei Privatsendern lesen täglich BILD.
Leitmedien: Definition
‐ Reichweite
‐ Qualität des Publikums
‐ Zahl der Zitate / Exklusivnachrichten in anderen Medien
‐ Wertschätzung durch Journalisten
‐ Reichweite bei Journalisten
‐ Bsp.: BILD, FAZ‐Kampagne „Dahinter steckt immer ein kluger Kopf“, Spiegel
Vorabmeldungen
Mit freundlicher Unterstützung von Sebastian R. & Roger V.
Rollenverständnis und Außenwirkung
„Die Journalisten meiner Generation sind vielleicht einfach pragmatisch. Sie dienen sich
keiner Partei an, sind keine verkappten Missionare, sondern verstehen sich als Beobachter,
als Informations‐Staubsauger und Analytiker. Diese Sorte Journalisten sind schwer
erpressbar.“ Maybrit Illner (2005)
Stärkstes Wachstum der Frauenquote in folgenden Arbeitsbereichen:
‐ Anzeigenblätter
‐ Agenturen und Mediendienste
‐ Online‐Medien
Entwicklung des Frauenanteils
‐ Seit Ende der 1970er Jahre ist der Frauenanteil im deutschen Journalismus von knapp
20 auf etwa 37% angestiegen.
‐ Ihr Anteil an Studierenden und Volontären ist seit Anfang der 1990er Jahre
vergleichsweise hoch.
Aber:
1. In der Vergangenheit haben weniger Frauen als Männer ihren Beruf später einmal ein
Leben lang ausgeübt.
2. Journalistinnen erhalten seltener als ihre männlichen Kollegen eine Festanstellung
Beim Vergleich des Frauenanteils in Deutschland und USA fällt auf, dass Deutschland bei den
Kategorien Hörfunk und Agenturen und Mediendienste weit vor den USA liegen, wo
hingegen die anderen Positionen ausglichen sind.
Tendenziell sinkt in den USA der Frauenanteil, mit steigenden Jahren der Berufserfahrung.
Vertikale Segregation
Befund von Neverla/Kanzleiter für Ende der 1970er Jahre:
‐ Je weiter unten die Position in der medieninternen Hierarchie,
‐ Je abhängiger und weniger eigenverantwortlich die Tätigkeit,
‐ Æ desto höher der Frauenanteil.
Horizontale Segregation
Männer haben die deutliche Mehrheit an solchen Arbeitsplätzen, die gewissermaßen die
Zentren des Berufs darstellen; Es sind dies die klassischen Medien, wie Funk, Fernsehen,
Tageszeitungen; die klassischen Ressorts, wie Politik, Nachrichten, Wirtschaft und Sport; und
es sind dies politiknahen und aktuellen Themen und Tätigkeitsbereiche.
Dem gegenüber arbeiten Frauen eher an den Rändern, in den Ecken und Nischen des Berufs;
Anteile der Frauen sind größer unter den Freiberuflern als unter den Festangestellten.
Frauen arbeiten eher in den weniger aktuellen und in den politikfernen Ressorts und
Medien.
Mit freundlicher Unterstützung von Sebastian R. & Roger V.
Zusammenfassung
Quantitative Reduzierung (im Journalismus wird immer mehr gespart, gleichzeitig gibt es
immer mehr Fachmagazine mit geringeren Reichweiten, Journalisten können immer öfter
nicht von ihrem Gehalt leben)
Partielle Deprofessionalisierung (viele freie Journalisten müssen in angrenzende Bereiche
abwandern bspw. PR, für sie ist der Journalismus dann nur noch Nebenjob)
Funktionale Stabilisierung (nach wie vor fühlt sich die deutliche Mehrheit deutscher
Journalisten dem Standard des Informationsjournalismus verbunden ‐> ist aber eine
Selbsteinschätzung der Journalisten. klärt nicht, ob dies auch funktioniert. Lässt sich auch als
Effekt der professionalisierten Journalisten‐Ausbildung interpretieren.)
Qualitative Differenzierung (Die Vielfalt der Medienlandschaft wächst besonders im Bereich
der Special Interest Medien. Die Bezahlung der Journalisten fällt sehr unterschiedlich aus.
Besonders schlecht bezahlt: Online Medien. Gute bezahlt: Öffentlich‐rechtliche
Medienanstalten)
Horizontale Feminisierung (Weibliche Journalisten sind durchschnittlich höher qualifiziert)
Forcierte Selbstorientierung (Journalisten orientieren sich an ihren Medienpartnern. „Es wird
viel mehr als früher im eigenen Saft geschmort.“ Faktor, der dazu beigetragen hat, war der
Regierungsumzug von Bonn nach Berlin. Journalisten zählen häufig ihre Arbeitskollegen zu
ihrem engeren Freundeskreis.)
Mit freundlicher Unterstützung von Roger V.
Finden ist Macht! – Suchmaschinen als Gatekeeper
in der digitalen Informationsgesellschaft
Wer hat die „Macht der Auswahl“? – Journalisten und Nachrichtenauswahlforschung
Funktionen des Journalismus
Herstellen von Öffentlichkeit
Aufgabe des Journalismus: ein (internationales und damit) komplexes Angebot und sinnvoll
zu reduzieren und relevante Informationen auszuwählen.
Organisieren von Öffentlichkeit – Strukturieren von großen Informationsmengen
Nachrichtenauswahlforschung:
Gatekeeper‐Forschung:
‐ Begriff des „Gatekeepers“ vergleicht die Rolle des Journalisten im Nachrichtenfluss mit
der eines „Torhüters“, der darüber entscheidet was das Tor passieren darf.
‐ Die Gatekeeper‐Forschung beschäftigt sich mit den selektionsrelevanten Eigenschaften
von Journalisten und Medienunternehmen.
News‐Bias‐Ansatz:
‐ Hier liegt der Fokus auf der politischen Einstellung des Journalisten und den daraus
resultierenden Tendenzen für die Berichterstattung.
Nachrichtenwert‐Forschung:
‐ Nachrichtenauswahl und –Gestaltung auf spezifische Eigenschaften und Qualitäten von
Ereignissen zurückzuführen.
Annahmen der Nachrichtenwert‐Forschung:
‐ Die Nachrichtenwerttheorie geht davon aus, dass der Nachrichtenwert eines
Ereignisses von Nachrichtenfaktoren bestimmt wird.
‐ Nachrichtenfaktoren sind (wiederrum von Journalisten „zugeschriebene“) inhaltliche
Merkmale von Ereignissen. Sie verleihen einem Ereignis einen bestimmten
Nachrichtenwert und sind damit Entscheidungshilfen für Journalisten, um
Berichtenswertes zu erkennen.
‐ Die Höhe des Nachrichtenwerts entscheidet, ob über ein Ereignis überhaupt berichtet
wird, wie prominent die die entsprechende Nachricht platziert wird und wie ausführlich
sie ist.
Hypothesen zum Zusammenwirken der Nachrichtenfaktoren
Additivitätshypothese
‐ Je mehr Nachrichtenfaktoren auf ein Ereignis zutreffen, desto wahrscheinlicher wird
darüber berichtet.
Selektionshypothese
Mit freundlicher Unterstützung von Roger V.
‐ Je stärker die Nachrichtenfaktoren auf ein Ereignis zutreffen, desto wahrscheinlicher ist
es, dass darüber berichtet wird.
Komplementaritätshypothese
‐ Das Fehlen eines Faktors kann durch einen anderen ausgeglichen werden.
Akzentuierungshypothese
‐ Die Merkmale, die den Nachrichtenwert eines Ereignisses bestimmen, werden in der
Berichterstattung akzentuiert – und diese somit verzerrt.
Wiederholungshypothes
‐ Je mehr Selektionsprozesse in den unterschiedlichen Stadien des Nachrichtenflusses
stattfinden, desto stärker sind die Verzerrungseffekte.
Nachrichtenwerttheorie
Frequenz
Persönlicher Einfluss
Institutioneller Einfluss Hypothesen zum Zusammenspiel der Faktoren
Nachrichtenfaktoren eines Ereignisses
Prominenz
Personalisierung
Emotionalisierung
Kontroverse
Aggression Platzierung und
Nutzen/Erfolg Nachrichtenwert Umfang der
Schaden/Misserfolg Nachricht
Reichweite
Überraschung
Konsonanz
Räumliche Nähe
Kulturelle Nähe
Wirtschaftliche Nähe
Status der Ereignisnation
Journalismus Æ Vermehrte Suche nach Online‐Quellen Æ Internet‐Suchmaschinen
Parallelen zu InternetSuchmaschinen
Parallelen zwischen Suchmaschinen und Journalisten
‐ Suchmaschinen nehmen mit ihrer zentralen Gatekeeper‐Funktion im globalen Internet
eine ähnliche Rolle ein, wie der Journalismus
‐ Beide haben die Aufgabe Informationen zu sammeln, aus der großen Menge an
weltweit verfügbaren Informationen zu selektieren und die ausgewählten Inhalte nach
ihrer Wichtigkeit zu präsentieren.
‐ Ähnlich wie der Journalismus besitzen Suchmaschinen daher einen erheblichen Einfluss
darauf, welche Informationen Menschen überhaupt wahrnehmen können.
Mit freundlicher Unterstützung von Roger V.
Journalistische Auswahl und SuchmaschinenSelektion im Vergleich
‐ Suchmaschinen versuchen ähnlich wie in der Nachrichtenwerttheorie veranschaulicht,
die Relevanz einer Internetseite über verschiedene Faktoren zu bestimmen.
‐ Je mehr und je intensiver diese Ranking‐Faktoren zutreffen, desto höher wird eine
Internetseite in der Ereignisliste der Suchmaschine platziert.
‐ Der Unterschied zur journalistischen Auswahl ist jedoch, dass die Ranking‐Faktoren
keine originär inhaltlichen Kriterien sind, sondern formale Faktoren (Häufigkeit und
Platzierung der Suchworte, Aktualität des Dokuments und Verlinkungshäufigkeit)
„Neue“ Auswahlforschung – RankingTheorie
Abfrage unabhängige Faktoren Such‐Algorithmus
Ranking‐Faktoren von Suchmaschinen
Häufigkeit der Suchwörter
Platzierung der Suchwörter
Metatags
Aktualität des Dokuments
Anfrage abhängige Faktoren
Ranking der
Zahl der Links auf die Seite Relevanz der
Internetseite in der
Nutzungshäufigkeit der Seite Internetseite
Ergebnisliste
Sonstige Faktoren
Bezahlung für das Ranking
usw.
‐ Suchmaschinen kanalisieren den Informationsfluss im Internet. Mit dieser „Gatekeeper‐
Funktion“ besitzen Suchmaschinen eine wichtige gesellschaftliche Verantwortung.
‐ Suchmaschinen sind aber keine neutralen Suchwerkzeuge, die Rangfolge der Treffer
kann manipuliert werden. Für die Nutzer werden die Ranking‐Kriterien nicht
transparent gemacht. Forschung hinkt hinterher.
Befunde der Suchmaschinenforschung
Marktanalyse ‐ Befragung aller Suchmaschinen im deutschsprachigen Raum
Leistungsvergleich ‐ identische Suchanfrage an verschiedene Suchmaschinen und
Inhaltsanalyse der Websites der Trefferliste
Nutzerbefragung ‐ repräsentative Telefonbefragung unter 1000 Internetnutzern
Laborexperiment ‐ Beobachtung des tatsächlichen Verhaltens von Suchmaschinennutzern
Anteil der Suchmaschinennutzer an Internetnutzern
SuMaNu: 91,2% keine Nutzer: 8,8%
Marktanteile von Suchmaschinenanbietern in Deutschland
Viele nutzen nur eine Suchmaschine 77%, wobei 11% immerhin noch eine zweite Suchmaschine
verwenden, um die Suchergebnisse zu überprüfen.
Suchmaschinen „powern“ andere mit ihrem Suchalgorithmus, beispielsweise Google (häufig auf
Internetseiten eingesetzt, um im Content der Seite zu suchen).
Egal wie groß die Suchmaschine auch ist, mehr als 40% Treffergenauigkeit sind nicht
beobachtet worden.
Bedeutung der Eigenschaften eines Dokuments für das Ranking der
Suchmaschine
Häufigkeit der Suchwörter Aktualität des Dokuments
Position der Suchwörter Zahl der Links auf das Dokument
Linkbezeichnung Bezahlung für das Ranking
Wichtigkeit der Links Nutzungshäufigkeit des Dokuments
Häufigkeit von SpamMethoden
Falsche Keywords Mehrfachanmeldung der Seiten
Brückenseiten Wiederholung von Keywords
Linkfarmen unsichtbarer Text (Keywords)
Netz von Seiten mit dem Suchwort in der Linkbezeichnung
Cloaking – Nutzer und Suchbot haben unterschiedliche Startseiten
Übereinstimmend melden die Suchmaschinenbetreiber, dass Spamming stark zugenommen
hat.
Allerdings gibt es auch unabhängige Optimierer, die im ethisch moralischen vertretbaren Sinn,
die Seiten von Kunden optimal anpassen. (BVDW‐Zertifikat)
Wie Finanzieren sich Suchmaschinen?
Die Finanzierung von Suchmaschinen ist in der Bevölkerung nicht wirklich bekannt. Viele
falsche Nennungen.
Tatsächlich: Verkauf der Suchmaschinentechnik 35%
E‐Commerce Einnahmen 24%
Sponsoring Treffer Einnahmen 27%
Werbeeinnahmen 62%
Probleme bei Anfragen als auch politische Beeinflussung der Suchmaschinen
‐ Häufig Nachzensur der Inhalte, um landesspezifischen Regierungsinteressen gerecht zu
werden. Anmerkung meiner Person: höchst verwerflich! Freiheit der Information!
‐ Sonstige Eingabe und Suchfehler
‐ Weblogs erscheinen mitunter in den Suchanfragen (nicht aus Wichtigkeit im
journalistischen Sinne, sondern weil die Ranking‐Kriterien erfüllt werden)
Suchmaschinen zum „Organisieren“ von „Öffentlichkeit“ zu verwenden ist
problematisch, weil…
‐ … Nutzung nicht adäquat geschieht
Mit freundlicher Unterstützung von Roger V.
‐ … Marktkonzentration auch hinter den Kulissen besteht
‐ … Manipulation stattfindet
‐ … Quellen mitunter zweifelhaft sind
Konsequenzen für Medienschaffende
Zur Erinnerung – es geht um…
1. … das Organisieren von Öffentlichkeit und um das Strukturieren großer
Informationsmengen
2. … die Bedeutung der Nachrichtenauswahl für diesen Prozess
3. … wie scheinbar „ähnlich“ und dennoch anders als die Journalisten auch
Suchmaschinen an diesem Auswahlprozess teilnehmen.
Medienkompetenz und Journalisten
‐ Technologische Kompetenz (das Nutzen der Technik, sowohl PC als auch
Suchmaschinen und die Kenntnis des Funktionierens dahinter)
Strategien bei der Suche
Mehrwortsuche / boolesche Operatoren nutzen
erweiterte Suche / suche in Webkatalogen, Verzeichnissen, etc.
‐ Informationskompetenz (richtige Einordnung und Auswertung der Ergebnisse)
‐ Kreative Kompetenz (neu Gestaltung und Aufbereitung der Info´s)
‐ Soziale Kompetenz und Verantwortlichkeit (ethisch, moralische Normen)
Zusammenfassung: Klassische Herausforderungen an den Journalismus und
Medienpolitik betreffen klassische Herausforderungen für Journalismus und
Medienpolitik
Hauptproblemfelder der Suchmaschinennutzung
Tippfehler / Manipulation / Extremseiten Propaganda
Bezahlte Treffer / Werbung / PR Trennung von Werbung und
redaktionellem Inhalt
Journalismus
Geringes Wissen der Nutzer Medienkompetenz für Journalisten
und
Google‐Monopol Medienpolitik
Marktkonzentration
Gatekeeper‐Funktion publizistische Macht / Recherche
Möglichkeiten
Funktionen des Journalismus
‐ Herstellen von Öffentlichkeit
‐ Organisieren von Öffentlichkeit / Strukturieren großer Informationsmengen
‐ Evaluieren und Orientieren
Rechtliche und kommunikationswissenschaftliche Beratung für die Medienpolitik
Das Herstellen von Aussagen: Journalistische Darstellungsformen
Prof. Dr. Marcel Machill
1. Vorlesung am 9. April 2003
Einführungsvorlesung
Mitteilungsweisen
1. Erzählen
2. Vermelden/Hinweisen
3. Erklären/Begründen
Alle diese drei Typen sind Ur-Typen der journalistischen Aussageform.
Mitteilen
o das aktuelle Ereignis
o nutzwertiges Erfahrungswissen (=Ratgeberquelle)
o Normabweichung
Ö relatorischer Erzähler
korrespondierender Journalismus; „Berichterstatter“; AVISO, RELATION
Formbestimmende Dimension
Darstellungsform
Journalistische Publikum/
Intention Erwartungen
Nachrichtenjournalismus
9 Trennung von Meinung und Nachrichten (Tatsachen)
9 Top-Down-Prinzip
9 Raffer/Lead
Ö Standardisierung von Nachrichten durch die Agenturen
Neutralität sicher
Breiter Abnehmerkreis
Starke Effizienz
In den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts kam das Interview als weitere
Darstellungsform hinzu. Hier gab es eine Entwicklung vom erzählten Interview zum
„Gesprächsprotokoll“. Das Interview sollte besondere Authenzität garantieren.
Der Duden definiert ein Interview so: Unterredung (von Reportern) mit (führenden)
Persönlichkeiten über Tagesfragen.
Dabei ist festzustellen, dass das Interview nicht nur eine Form des Recherchierens
ist, sondern auch eine Darstellungsform.
Je stärker einer oder mehrere Nachrichtenfaktoren ausgeprägt sind, desto größer ist
der Nachrichtenwert eines Ereignisses und damit dessen Chancen, als Nachricht
veröffentlicht zu werden. Denn Nachrichtenfaktoren sind die Stimuli, die die
Aufmerksamkeitszuwendung der Medien steuern.
Additivitätshypothese:
Je mehr Nachrichtenfaktoren auf ein Ereignis zutreffen, desto größer ist dessen
Nachrichtenwert.
Wilfried Schulz setzte sich mit diesen Thesen auseinander und überprüfte empirisch.
Sein Ergebnis: Je mehr eine Meldung über ein Ereignis dem entspricht, was
Journalisten für wichtig und mithin berichtenswerte Eigenschaften der Realität halten,
desto größer ist ihr Nachrichtenwert.
Schulz überarbeitete die Faktorenliste von Galtung und Ruge und kam zu sechs
Dimensionen, bei denen er keine Hierarchie nennt:
- Zeit: je aktueller ein Ereignis ist – in Hinblick auf die Erscheinungsweise des
jeweiligen Mediums, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit der
Berichterstattung. Für Tageszeitungen sind daher kurzfristige Ereignisse, für
Wochenzeitungen länger dauernde Debatten berichtenswerter.
- Nähe: je größere die regionale bzw. kulturelle Nähe eines Ereignisse ist, umso
größer ist die Wahrscheinlichkeit der Berichterstattung.
- Status: Auch der Status von Akteuren – Elite-Personen bzw. Elite-Nationen –
hat einen Einfluss auf die Berichterstattung. Die Statuseinschätzung variiert
dabei stark bei den einzelnen Medien, die sich „opportune Zeugen“ für ihre
Meldungen und Kommentare suchen (z.B. FAZ vs. TAZ).
- Dynamik: Je schneller sich Ereignisse weiterentwickeln, umso öfter wird
darüber berichtet.
- Relevanz: Je größer der potentielle Schaden oder der Nutzen für die
Rezipienten ist, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit der Berichterstattung.
- Konsonanz: Je etablierter ein Thema in den Medien ist und je mehr Medien
darüber berichten, umso häufiger wird über diejenigen Ereignisse berichtet,
die in dasselbe Deutungsschema passen.
Wie entsteht die Diskrepanz zwischen Realität und Medienrealität? Dabei muss der
Ablauf der Medienberichterstattung in verschiedene Phasen untergliedert werden. In
der Agenda-Setting-Phase wird ein Bezugsrahmen/Deutungsmuster eines
Ereignisses festgelegt; in der zweiten Phase werden bestimmte
Perspektiven/Tendenzen in der Berichterstattung in den unterschiedlichen Medien
deutlich; in der dritten Phase wird erst über ein Ereignisses, seinen tatsächlichen
Verlauf, berichtet.
Ein Medium kann nur zum „Trendsetter“ werden, zum Multiplikator wenn es
Hat sich ein Medium diesen Status erarbeiten, so steigt deren Zitierhäufigkeit in
anderen Medien, die auf deren Berichte Bezug nehmen.
So kommt es zur intermediären Konsonanz in der Berichterstattung, also zu einer
Uniformität oder Ähnlichkeit in der Tendenz der Berichterstattung.
Klassische Formenlehre:
Historische Schule: Herleitung aus der angelsächsischen Tradition
Praktiker-Schule: Nominaldefinition
NACHRICHT
W-Fragen
Nicht jede Information ist eine Nachricht
(Ver-)Melden Berichten
prägnant in Zusammenhang reflektierend
hierarchisch (top-down) Lead, detailreicher Korpus
lead & body Chronologie
THEMATHISIEREN
Gegenstand: Handlungen und/oder Sachzusammenhänge mit ihren Akteuren
Aktuelles Ereignis nicht zwingend
Funktion: Aufklären und Orientierung geben
Kriterium: nachrichtliche Exklusivität
Formen:
Recherche Feuilleton
Berichtend Analytisch
Lead & Body Interpretativ
Akteure mit Handlung Sprachstil als Inhalt
Roter Faden (u.U. Chronologie) wertende Elemente
Pointiert
Reporterbericht Veranstaltungsbericht
Newsstory Erlebnisbericht
Report Rezension
Befragung Interview
Authentisch Authentisch
O-Ton Dialogisch
Person über Sache O-Ton
Zeugenschaft Verschränkung zw.
Subjektiv Person und Sache
Statement Interviewformen
Straßenbefragung Gesprächsformen
Umfrageinterview moderierte Form
NARRATIVE FORMEN
Gegenstand: Erlebnisse aus der Perspektive des Beobachters/Akteurs. Teilhabe
Miterleben erzeugen
Funktion: Authentizität
Berichtend Beschreibend
Einstieg situativ oder szenischer Einstieg
Szenisch Akteure handeln in
Handelnde Akteure Sinnzusammenhang
Zitate, Sprachspiele Story-Charakter (Dramaturgie)
Corpus berichtend
Erlebnisse Porträtieren
Authentisch handelnde Akteure O-Ton
Schildernde Sprache sinnlich-anschaulich
Sprache, Tiefenschärfe
Reportage Reportage-Porträt
Beobachterrolle Collagenporträt
Selbsterfahrung
SINNBEZOGENE FORMEN
Gegenstand: Vorgänge und/oder Strukturprobleme in Sinnzusammenhang stellen
(einordnen). Sinnorientierung/Meinungsbildung
Kriterium: empirische Belege
Räsonieren Aufklären
Mittelbar, aktuell auf Kontext bezogen
Themenzentriert faktizierend berichten
Argumentativ erzählend
Sachkompetent argumentativ
Essay Hintergrundbericht
Hintergrundbericht Report
Betrachtung
Statements Leitartikel
Kurzkommentar Kritik
Kommentar
ÜBERHÖHUNG
z.B. Glosse oder Lokalspitze
Gegenstand: Ereignisse oder Vorgänge werden attributiv ausgeschmückt,
angereichert.
Funktion: Provokation zur Emotionalisierung/Meinungsbildung
Dramatisieren Ironisieren
Pointierung & Kontraste episodaler/pointierter Einstieg
Sensationalismus Übersteigerung
Personalisierung Sprachspiele
Emotionalisierung Schlusspointe
Boulevard Glosse
Vermischtes
VISUALISIERUNG
Durch de verbesserte Technik gab es eine Zunahme in diesem Bereich, z.B.
Einzelbilder, Fotoserie, Featurefoto, Reportagefoto.
Gegenstand: bildhafte oder schaubildliche Darstellung von Personen, Ereignissen
etc.
Illustrieren Berichten
Visualisierung von Situationen Personen
Pars pro toto aktueller Bezug
Erzählen Ironisieren
Personen analog zur Glosse
Sequenz
Dynamik
PHANTASIEREN
Roman Zeitgeist-/Szeneheft
Feuilleton (Genre)
Hier ist das Feuilleton als Genre gemeint, d.h. eine Plauderei, die mit spitzer Feder
geschrieben wurde. Steht zumeist aber auch im Feuilleton-Teil der Zeitung.
5. Vorlesung: Gastvortrag Suppe (MDR)
6. Vorlesung am 7. Mai 03
Journalismus-Typ Formenstruktur
Klassischer
Journalismus
bis ins 19. Jh. melden – berichten
betrachten – beurteilen
sowie Feuilleton-Formen
Journalismus-Typ Formenstruktur
Moderner westl. gesellschaftspolit. Modell
(bürgerlicher) & marktwirtschaftl.
Journalismus Begründung
FORMEN
DARSTELLUNGSFORMEN
Informierende Meinungsäußernde
a) Nachricht a) Kommentar
b) Bericht b) Glosse
c) Reportage c) Rezension & Kritik
d) Feature
e) Interview
f) Korr.bericht/ analyt. Bericht
=> Informieren => Bewerten
DARSTELLUNGSFORMEN
DARSTELLUNGSFORMEN
Journalismus-Typ Formenstruktur
Moderner westl. staatspolit., ökonom.
(bürgerlicher) & gesellschaftspolit.
Journalismus II Begründung
In Deutschland
FORMEN
UdSSR informatorische/analytische/künstler.-
publizist.
GENRES
Leipziger Schule
(Sozialistisches Modell)
GENRES
Unter dem Begriff Artikel verstand man in der DDR eine Situationsanalyse, die Widersprüche
aufzeigen sollte und Lösungen anbot.
Journalismus-Typ Formenstruktur
Moderner westl. normativ-pragmat. Modell
(bürgerlicher) funktionstheoretische
Journalismus III Begründung
In Deutschland
kognitive Formen
von objektiven zu subjektiven Formen
Essay/Betrachtung – Leitartikel –
Kommentar – Rezension/Kritik – Glosse/
Satire
7. Vorlesung am 14. Mai 03
Darstellungsformen im Fernsehen
Gastvortrag von Thomas Präkelt – Leiter des RTL-Landestudios Ost (Leipzig)
CvD
Redaktionsassistenten Autoren
Produktion Technik
Schnitt Kamera
In den Printmedien
Design der Zeitung => Makro
Text und Aufbau => Meso
Satzbau => Mikro
Mikrostruktur (Satzbau)
Die Rezipientensituation eines jeden Mediums bestimmt den Satzbau. Jedes Medium
hat nämlich auch eine andere Situation der Aufnahme durch den Rezipienten.
z.B. TV: Couch Potato (Kontemplation)
WWW: Mouse Commander (Interaktivität)
Merksatz I
Journalistische Texte knüpfen eine intentionale Beziehung zwischen beiden
Kommunikationspartnern (Medium/Journalist und Mediennutzer)
Ö Stets ein Kommunikationsziel
Merksatz II
Wir legen die Verstehensweise unserer Aussagen weitgehend fest:
Neugierde wecken
Anteilnahme ermöglichen
Identifikation ermöglichen
Daten (Wissen) vermitteln
Einstellungen beeinflussen
Genuss gelesen zu werden (Literatur)
Ö „Kommunikationshandlungen“
Merksatz III
Ein journalistischer Text (auch Radio) strukturiert die transaktionale Beziehung
zwischen Text und Rezipient durch seine syntaktische Gliederung.
Die Aussage ist strukturiert in Symbolik und Handlung.
Sprache
INHALTSASPEKT BEZIEHUNGSASPEKT
(nach Watzlawick) (nach Watzlawick)
Bei Übernahme von Begriffen (z.B. „Kolalateralschäden“ etc.) wird das ganze
System, das dahinter steht, mitübernommen.
Darstellungsformen im Wissenschaftsjournalismus
Tagesaktualität
> Trend
> z.B. Welt-Aids-Tag, BSE, Börse, Klima, …
So gibt es eine Menge von Beispielen, die auf dem „Index“ stehen, oft einfach
übernommen werden.
z.B. in der Medizin:
Medikamentöse Therapie Ù Nach der Behandlung mit Medikamenten
Die Forscher konnten zeigen Ù Die Forscher zeigten
Nach oraler Verabreichung Ù Nachdem die Patienten das Mittel
einnahmen
Es wurden Untersuchungen Ù Klaus Müller untersuchte
durchgeführt
Dies führte zum Resultat Ù Demnach ist
Die Fragen, die man sich stellen muss: Was wird noch verstanden? Also, kann der
Leser es verstehen, wie kann ich es erklären?
Dies ist ein dynamischer Prozess, also Dinge, die man bereits sehr oft erklärt hat,
kann man später möglicherweise als bekannt voraus setzen.
Darstellungsformen
Die Nachricht ist eine Information, nach der man sich richten kann. Dies ist im
wissenschaftlichen Bereich nicht so einfach.
Wormer unterscheidet zwischen der harten Nachricht und der anmoderierten
Nachricht. Die anmoderierte Nachricht nutzt er für komplexe Themen, zu denen der
Rezipient hingeführt werden muss.
Die Reportage soll dem Leser das Gefühl vermitteln, er sei dabei gewesen. Sie ist
die beste Methode packende Infos zu vermitteln. Staunen reicht nicht für
Wissenschaftsreporter.
Zitate sind im Allgemeinen zur Auflockerung der Texte gedacht. Bei Wissenschaftlern
kann es passieren, dass man das Gegenteil erreicht.
Untersuchungen haben ergeben, dass der Kommentar wenig gelesen wird. Weniger
als die Hälfte der Leser schaut sich den Kommentar an.
Der Kommentar muss sich über die Nachricht erheben und darf nicht nur auf
Emotionen setzen. Der Kommentar soll kein Besinnungsaufsatz sein, sondern die
Leser sollen sich an den kontroversen Positionen reiben.
Leitartikel ...
... meist analytische Argumentation zu grundsätzlichen Themen; endet
mit Appell an die Vernunft
... Kriterium Aktualität z.T. vernachlässigt
... bis zu 200 Zeilen lang
Editorial ...
... Helfen, eine ganze Zeitung/ Zeitschrift einzuordnen (auf welchen
Text/Zusammenhang Leser achten soll)
... oft mit persönlicher Note (Bild/ Signum des Autors, Grußformel am
Ende)
Pro & Contra ...
... zwei oder mehrere Autoren beziehen zum selben Thema Stellung,
Thesen widersprechen einander
... Argumentation als polemischer Kommentar, Argumente des Gegners
werden nicht berücksichtigt
... ausgewogenes Urteil, entsteht im Kopf des Lesers
... geeignet für komplexe, sensible und aktuelle Themen, die keinen
eindeutigen Standpunkt zulassen
Die Glosse
Ausgangspunkt: emotionaler Reiz (Nachricht) ...
... Ereignis mit komischem Kern; Ereignis/
Person, die zu bedeutsam eingeschätzt wird;
zu vertretende These soll Allgemeingut dar-
stellen, tut dies aber nicht
vertritt These indirekt durch Stilmitteln der
Komik
folgt strukturellen Mustern des Kommentars:
polemisch, vergleichend, analytisch oder
konstruktiv
dramaturgische Varianten ...
... Pointen-Dramaturgie
... Paukenschlag-Dramaturgie
... Assoziations-Dramaturgie
• In nahezu allen Medien findet heute Satire statt, auch wenn es nicht immer
drauf steht.
• Heute ist es schwer Satire zu machen, weil es schwer fällt die ohnehin schon
groteske Wirklichkeit satirisch darzustellen.
• Mittel der Satire richten sich nach dem Gegenstand (vom „Florett“ bis zur
„Axt“).
• Hartnäckiges Gerücht, dass Satire alles dürfe (Tucholskys Satz stimme nicht).
Man soll es aber immer wieder versuchen.
Vorlesung am 2. Juli 03
Der Ton ist Teil einer Gesamtinformation. Bilder und Text müssen zusammenpassen
(inhaltlich und formal).
Darstellungsformen:
a) Wortnachricht
Sie werden verlesen. 15-45 Sekunden. Beantwortung der W-Fragen. Auch
mit Grafiken unterstützt. Für das Hören formuliert. Kritik: verfilmter Hörfunk.
b) NiF
Bilder + gesprochener Text. 15-30 Sekunden. Info-Kern zu Beginn.
Endfertigung in der Redaktion. Politiker-Treffs sind schlecht für NiF. Es gibt
auch Mischformen zwischen Wortnachricht und NiF.
c) Reporterbericht
1.30-2 Minuten. Erläuterungen, Hintergründe, Stellungnahme. Eigene
Recherche. Keine Chronologie, sondern Nachrichtenkern zu Beginn. Mit
O-Tönen. Möglicherweise Aufsager am Ende.
d) Interviews
e) Live-Berichterstattung
Technische aufwändigste Form. Vermittelt das Gefühl dabei zu sein. A)
Live-Ausager. B) Live-Nachfrage. C) Live-Reportage
f) Kommentare
g) Reportage
Information + Erleben = Vorteil zu Print und Hörfunk. 3-90 Minuten. Live-
Reportage oder gestaltete Reportage. Mit O-Tönen. Reporter als
Fragesteller und Akteur im Bild. Ab Mitte der 60er Jahre gibt es die
Reportage. In den 70ern: Stuttgarter Schule. Ab den 90ern durch
Privatfernsehen gibt es wieder verstärkt Reportagen.
h) Feature
- (präjournalistische Periode)
- korrespondierender Journalismus
- schriftstellerischer Journalismus
- redaktioneller Journalismus
Mitte 18. Jh. bis 30er Jahre 19. Jh.: schriftstellerischer Journalismus
- die Avisenzeitungen entwickelten sich zu den sog. Herausgeberzeitungen: Verlegerfamilien
verfolgten eine publizistische Linie und sicherten die ökonomische Basis
- eingehende Nachrichten wurden nicht mehr nur einfach aneinander gereiht, sondern durch
Schriftstellerpersönlichkeiten reflektiert
- Formen der Öffentlichkeit
Lesegesellschaften, Leihbibliotheken und Lesezirkel
Zensur schränkte aber die politische Diskussion ein
Pressefreiheit
- 1848, Reichsverfassung (Artikel 4):
„(1) Jeder Deutsche hat das Recht, durch Wort, Schrift , Druck und bildliche Darstellung seine
Meinung frei zu äußern.
(2) Die Pressefreiheit darf unter keinen Umständen und in keiner Weise durch vorbeugende
Maßregeln ... beschränkt, suspendiert oder aufgehoben werden.“
Wurde aber nicht umgesetzt! immer wieder Repressalien gegen die freie Presse!
Telegrafie
- Optischer Telegraf (1809)
- ABC-Telegraf aus dem Jahr 1840
Großbritannien
- das Rechtssystem
Parlamentssouveränität seit Glorious
Revolution der Jahre 1688/89
Gewohnheitsrecht (common law)
Praxis der flexiblen Verfassungsfortentwicklung
- Entwicklung der Presse als Mittel der politischen Opposition
Führende Parteien im 18. Jh.: Whigs und Tories
Organe der Parteiorganisation
Oppositionszeitungen publizierten die parlamentarischen Auseinandersetzungen
- Das Konzept des „Fourth Estate“
vor allem ökonomische Gründe: „Independence is a marketable commodity”
Nachrichtenbeschaffung der TIMES: „correspondents, all over the inhabited world, who have
access to the most authentic sources of information in foreign courts and countries“
aber: regierungsnahe Berichterstattung
„[The newspaper ] is rather the instrument by means of which the aggregate intelligence of
the nation criticizes and controls them all. It is indeed the >Fourth Estate< of the Realm:
not merely the written counterpart and voice of the speaking >Third<
Times-Redakteur Henry Reeve (1852)
- Kommerzialisierung
die Zeitung als „three-headed-thing“: deren Einzelteile Nachrichten, Meinung, Anzeigenteil
keineswegs aufeinander abgestimmt waren
USA
- die USA als Vorreiter in der Presseentwicklung
Freie Presse geht historisch und systematisch der Staatsgründung voraus und war
konstituierendes Element dieses Prozesses
nach erfolgreicher Staatsgründung verfolgten die Verleger das Ziel, Zeitungen als lukrative
Unternehmen zu konzipieren
- die Boston Gazette & der Kampf um die Unabhängigkeit
„Professions of impartiality I shall make none,“
William Cobbett, Porcupine´s Gazette, im März 1897
ein Herausgeber, der nicht sein eigenes Urteil fälle, sei „a poor passive fool and not an
editor.“
- Etablierung der Penny-Press
James Gordon Bennetts New York Herald (1835) mit neuem Konzept:
- Verlagerung des Schwergewichts der Zeitung auf die Verbreitung von selbst
recherchierten Nachrichten
Folgen:
- Sensationsjournalismus (Populismus)
- Investigativer Journalismus (Meinungspluralismus & Unabhängigkeit)
- die „muckrakers“: murder, fire, and sudden death
muckraking = Enthüllungsreportage
in den neuen, landesweit erscheinenden „ten cent“ Magazinen Æ McClure´s, Everybody´s,
Collier´s, Cosmopolitan
ökonomisch sehr lukrativ
aufwändige Recherche möglich
z.B.: Ida M. Tarbell über die Standard Oil Company
Frankreich
- Wandel der Pressefreiheit und die Verbindung von Presse und Politik
Gewährung der Pressefreiheit vs. deren Einschränkung als Spiegelbild der Liberalität des
jeweiligen politischen Systems
Presse ohne Anspruch „Vierte Gewalt“
keine besondere Dynamik in der Nachrichtenrecherche
- Pressefreiheit
im August 1789 proklamiert die Nationalversammlung die Pressefreiheit
zwischen Mai und Juli 1789 wurden allein in Paris 42 Zeitungen und Zeitschriften gegründet
ab 1814 - unter Napoleon - aber viele Einschränkungen für die Presse
Lockerungen erst wieder ab 1868: Expansion der Petite Presse („Generalanzeiger“)
- vom Ancien Regime bis zur V. Republik Ancien Regime
1789 Revolution
1792-1804 Erste Republik
1804-1848 Erstes Kaiserreich
1848-1852 Zweite Republik
1852-1870 Zweites Kaiserreich
1870/75-1940 Dritte Republik
1940-1944 Occupation (Besatzungszeit)
1944-1946 Libération (Befreiung)
1946-1958 Vierte Republik
seit 1958 Fünfte Republik
- die Presse und ihre „Partei-Ersatzfunktion“ – Konsequenzen für das journalistische
Selbstverständnis
Ihrem Selbstverständnis nach eher Mitgestalter als Beobachter der politischen Verhältnisse,
entwickelten die französischen Journalisten jenes spezifische Unabhängigkeitsbewußtsein
kaum, das insbesondere ihre englischen Kollegen beanspruchten
- Kommerzialisierung der Presse
Emile de Girardin: La Presse
Geschäftsidee: Preisreduktion durch Anzeigen und hohe Auflagen
Dennoch: Tendenzblatt – die Beurteilung der Ereignisse war also wichtiger als das Ereignis
selbst
- die journalistischen Vereinigungen - drei Zielsetzungen
Regelung von Arbeitskonflikten
Aushandeln von Vergünstigungen
Ansätze zu einer Regelung der Kranken- und Altersversorgung
- die Symbiose von Presse, Politik, Wirtschaft und Literatur
Presse und Wirtschaft – französische Besonderheit
- geringer Anteil an Anzeigen in der frz. Presse bis weit über das 19. Jh.
- aber: Zeitungen öffneten ihren redaktionellen Teil für zahlende Kunden
- Folgen: Korruption und Machtmonopol – die Zeitungen waren auf die Nachrichtenagentur
Havas angewiesen und mussten im Gegenzug ihren Anzeigenteil Havas zur Verfügung
stellen
Presse und Literatur – Journalismus im schriftstellerischen Duktus
- keine Abgrenzung der Journalisten von Schriftstellern
- Massenpresse: Anspruch auf allgemeinverständliche Sprache
- Wandel der Selbstverständnisses
Zusammenfassung
- Englische und amerikanische Presse des 19. Jahrhunderts relativ große Ähnlichkeiten im
Vergleich zur französischen oder deutschen Presse
- weit gehende Pressefreiheit in beiden Ländern
- vergleichsweise geringen Änderungen in der politischen Verfasstheit
- relativ stabiles, bipolares parlamentarisches Parteiensystem
- Selbstverständnis der Journalisten in Frankreich: lange Zeit identisch mit den Interessen von
Politik, Wirtschaft und Kultur, kein Unabhängigkeitsanspruch
Die Theorien des Journalismus Nachrichtenselektion
Fünf Theoriekonzepte
- Normativer Individualismus
Überlegungen aus der Frühphase der Journalismusforschung zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Orientierung an individualistischer Weltanschauung
Nützlichkeit = moralische Kategorie & Grundlage sittlichen Verhaltens
Individualismus = normative Grundlage journal. Begabungsideologie
geringe theoretische Komplexität
Vertreter: Otto Groth, Karl Bücher
„Natürlich muss man zum Journalismus geboren sein, sofern diese Forderung besagen will,
dass man auch zum Berufe des Redakteurs Lust und Liebe, inneres Bedürfnis, Idealismus
mitbringen soll. Seiner Aufgabe kann der Journalist nicht anders gerecht werden, als durch
unerschütterliche Wahrheitsliebe, unbedingte Wahrheitstreue und große Sachkenntnis. Denn
darin gipfelt sein Beruf: Führer zu sein seinem Volke.“
Jäger, 1926
- Analytischer Empirismus
zentrales Paradigma kontemporärer Journalismusforschung
Übernahme der Prämissen des Empirismus und der analytischen Philosophie
konzentrierte Entwicklung und empirischen Prüfung von Theorien, (Gatekeeper- oder Agenda-
Setting-Modell)
zielt nicht auf gesellschaftstheoretische Einordnung des Journalismus
mittlere theoretische Komplexität
Vertreter: Winfried Schulz, Klaus Schönbach
- Legitimistischer Empirismus
Anlehnung an eine gesellschaftstheoretisch begründete Kritik der Journalismusforschung
Abgrenzung zur funktionalistischen Systemtheorie
großer Einfluss der Massenmedien nur zufriedenstellend zu erklären, wenn die
Medienwirkungsforschung sich auch Kommunikatoren zuwendet
Journalismusforschung = Teil der Medienwirkungsforschung
Vertreter: Elisabeth Noelle-Neumann, Wolfgang Donsbach, Hans Mathias Kepplinger (Mainzer
Schule)
- Funktionalistische Systemtheorie
„Die Person als Paradigma ist ein viel zu komplexer und viel zu unelastischer Begriff, um als
Bezugseinheit für Journalismus dienen zu können. Dafür wird der Begriff des Sozialsystems
vorgeschlagen, der es zulässt, zwischen Journalismus und seinen Umwelten zu entscheiden.“
Manfred Rühl, 1980
„Redaktionelles Handeln als Herstellen von Zeitungen in einem industriell hoch entwickelten
Gesellschaftssystem erfolgt nicht nur durch einige Nachrichten sammelnde, redigierende und
schreibende Redakteure, sondern vollzieht sich vielmehr als durchrationalisierter
Produktionsprozess in einer nicht minder rationalisierten und differenzierten Organisation.“
Rühl, 1969
Journalismus als soziales System in der Weltgesellschaft
Bausteine:
- System/ Umwelt-Paradigma (Ordnungsprinzip einer allgemeinen Theorie des
Journalismus)
- Identifikation einer journalismusspezifischen Funktion (Herstellung & Bereitstellung von
Themen zur öffentlichen Kommunikation)
- Annahme einer journalismusinternen Herausbildung und Differenzierung von
(Entscheidungs-) Strukturen
sehr hohe Komplexität, kein einheitlicher Systembegriff
Vertreter: Manfred Rühl, Bernd Blöbaum
- Konstruktivistische Integrationstheorie
Integration auf 4 Ebenen (nach Weischenberg Æ Zwiebelmodell)
- Mediensysteme (Normenkontext)
- Medieninstitutionen (Strukturkontext)
- Medienaussagen (Funktionskontext)
- Medienakteure (Rollenkontext)
„Normen, Strukturen, Funktionen und Rollen bestimmen in einem Mediensystem, was
Journalismus ist, der dann nach diesen Bedingungen und Regeln Wirklichkeitsentwürfe
liefert.“
Weischenberg, 1992
Zwei Beispiele aus benachbarten Fachgebieten
- die Kritische Theorie der Frankfurter Schule
„Kultur heute schlägt alles mit Ähnlichkeit. Film, Radio, Magazine machen ein System aus ...
Die Abhängigkeit der mächtigsten Sendegesellschaft von der Elektroindustrie, oder die des
Films von den Banken, charakterisiert die ganze Sphäre, deren einzelne Branchen wiederum
untereinander ökonomisch verfilzt sind.“
Horkheimer & Adorno
Hintergründe:
- die Erfahrung totalitärer Ideologie (Hitlerdeutschland) und nivellierender Massenkultur
(USA) führten 1944 zur Veröffentlichung der Dialektik der Aufklärung
Jürgen Habermas: Strukturwandel der Öffentlichkeit – Theorie kommunikativen Handelns
- Die Probleme der Moderne sind durch das Eindringen bürokratischer und ökonomischer
Rationalitäten in die Lebenswelt der Menschen begründet.
- Verständigung ist möglich, wenn:
Verständlichkeit
Wahrheit
Wahrhaftigkeit
Richtigkeit garantiert sind
- damit ist normativ ein Potential bestimmt, an dem sich eine Gesellschaft orientieren sollte
- Milieutheorien (culture studies)
John Hartley - ein Vertreter der cultural studies
- Journalismus ist Kampf
- Journalismus als „lächelnder Beruf“
- denn: Nicht Information, Wissen und Kultur determinieren die Gegenwart, sondern
vielmehr, wie diese redaktionell behandelt werden
News-Bias-Forschung
- Bias bedeutet allgemein: Unausgewogenheit oder Verzerrung
- Elisabeth Noelle-Neumann (1987)
„The Event as Event and the Event as News“
Methode: Vergleich von extramedia (Augenzeugen) und intramedia (Berichte) Daten
Ergebnis: opinion leader = Meinungsführer definieren die Relevanz von Ereignissen
Agenda-Setting
- Bezugsrahmen/Deutungsmuster eines Ereignisses wird festgelegt
- Ausprägung von Perspektiven/Tendenzen in der (Vor-)Berichterstattung
- Berichterstattung über Ereignis, „vorstrukturiert“
Kennzeichen von opinon-leader
- große Reichweite in der Bevölkerung und unter den Journalisten
- Elitepublikum
- hohe Ressourcenausstattung (Korrespondenten, Reporter, Redakteure)
- verlässlichen Zugang zu Quellen
Folge: Konsonanz = Uniformität oder Ähnlichkeit in der Tendenz der Berichterstattung;
Meinungsklima strukturiert Argumentationslinien
Nachrichtenwert-Forschung (Wahrnehmungstheorie der Medien von Johan Galtung und Mari Homboe Ruge)
- Nachrichtenfaktoren
bestimmen den Wert einer Nachricht
(Beschaffenheit eines Ereignisses wie Negativismus, Bedeutsamkeit, Überraschung, Elite-
Personen, Elite-Nationen etc.)
- Selektionshypothese
Je stärker Nachrichtenfaktoren ausgeprägt sind, desto größer ist der Nachrichtenwert eines
Ereignisses und damit dessen Chancen, als Nachricht veröffentlicht zu werden
- Additivitätshypothese
Je mehr Nachrichtenfaktoren auf ein Ereignis zutreffen, desto größer ist dessen
Nachrichtenwert
- Winfried Schulz: „Konstruktion von Realität in den Nachrichtenmedien“
Je mehr eine Meldung über ein Ereignis dem entspricht, was Journalisten für wichtig und
mithin berichtenswerte Eigenschaften der Realität halten, desto größer ist ihr
Nachrichtenwert.
Nachrichtenfaktoren
- Zeit
- Nähe
- Status
- Dynamik
- Relevanz
- Konsonanz
- Medienrealität spiegelt also in zweifacher Weise die Nachrichtenfaktoren wider:
Ereignisse mit hohem Nachrichtenwert dominieren die Berichterstattung
Berichtete Ereignisse sind zugunsten der Nachrichtenfaktoren verzerrt
ABER: Nachrichtenfaktoren sind bei genauerer Betrachtung keine Merkmale von Ereignissen,
sondern auch das Ergebnis ihrer journalistischen Verarbeitung!
- Gatekeeper-Forschung: Schlüsselfunktion von Journalisten, die aus einer Flut von Ereignissen
wenige zur Publikation auswählen müssen
- News-Bias-Forschung: Versuch, Unausgewogenheit, Einseitigkeit und politische Tendenz zu
messen
- Nachrichtenwert-Forschung: Nachrichtenauswahl und Nachrichtengestaltung auf spezifische
Eigenschaften und Qualitäten von Ereignissen zurückführbar
- Aktuelles Beispiel:
Wolfgang Donsbach/Arnd Wenzel
- „Aktivität und Passivität von Journalisten gegenüber parlamentarischer Pressearbeit.
Inhaltsanalyse von Pressemitteilungen und Presseberichterstattung am Beispiel der
Fraktionen des Sächsischen Landtags“
- Thesen
PR determiniert Journalismus (Determinierungsthese) oder
PR und Journalismus beeinflussen durch gegenseitige In- und Outputleistungen die
Themenagenda (Intereffikationsmodell von Prof. Bentele, Uni Leipzig)
- Ergebnisse
Nachrichtenfaktoren Negativismus und Konflikthaftigkeit mit hohem Einfluss
Je höher diese Nachrichtenwerte, desto höher aber auch die Eigenleistung der
Journalisten (Gatekeeper)
Konfliktschärfe häufig durch Kürzungen und zusätzliche Stellungnahmen entschärft
(Bias nicht nachweisbar)
Æ Intereffikation zwischen PR und Journalismus
Medienethik und Journalismuskatastrophen
Ethische Problemfelder
- Kommerzialisierung
- Konkurrenzdruck
- Konzentrationsprozesse
- Anonymisierung von Verantwortung
- Zunehmende Komplexität
- Journalistische Kompetenz
Analyse-Schema (Weischenberg)
- auf der Ebene der Normen (Ethik-Kataloge und ihre Verschränkung mit rechtlichen Regelungen)
- auf der Ebene der Strukturen (institutionelle Voraussetzungen für die individuelle
Selbstregulierung journalistischen Handelns)
- auf der Ebene der Funktionen (Übereinstimmung von ethischen Prinzipien mit den
Kommunikationsabsichten der Journalisten und den Kommunikationserwartungen des Publikums)
- auf der Ebene der Rollen (Disposition von Journalisten gegenüber ethischen
Entscheidungssituationen)
Normativ-Ontologischer Ansatz
- „Journalistische Verhaltensnormen dürfen [...] nicht ausschließlich situationsbezogen relativiert
und additiv behandelt werden. Sie müssen zwar situations- und menschenbezogene
Differenzierungen sowie Güterabwägungen in Sachfragen erlauben, allein, sie bedürfen auch
dauernder Grundlagen, bleibender Werte.“
(Bosshart, 1985)
- „Es sind nicht Situationen oder Sachen, Traditionen oder metaphysische Postulate, die dem
Handeln seine Bestimmung, seinen Wert und seine Wirklichkeit geben, sondern dieses Handeln
entwickelt die Vernünftigkeit aus sich selbst, indem es sich ihr anvertraut und unterwirft.“
(Boventer, 1985)
- Instanzen nach Johannes Binkowski
Instanzen zentrale Prinzipien
Empirisch-Analytischer Ansatz
- „eine Ethiktheorie für Kommunikation ist einzubetten in die durch konkrete Personal und
Sozialsysteme konstituierenden Situationssysteme, die sich wiederum in einer gesellschaftlichen
Gesamtlage (soziale Umwelt) spezifischer Kulturen befindet.“
Rühl/Saxer, 1981
- Die drei systemtheoretischen Axiome (nach Rühl/Saxer)
- Individualethik
Maßstäbe, die als moralische Verhaltensregeln für den einzelnen Journalisten formuliert
werden
- Professionsethik
Maßstäbe, die das berufliche Verhalten innerhalb der Gruppe der Journalisten berechenbar
machen (professionalisieren) sollen, und die zum Teil als Standesethik von Berufsverbänden
kodifiziert werden
- Institutionenethik
Maßstäbe, die Medienbetriebe und ihre Verantwortlichen zu beachten hätten – in einem
demokratischen System, das ihnen Freiräume zur Erfüllung einer `öffentlichen Aufgabe`
einräumt
Journalismusethik
- „Journalismusethik lässt sich sinnvollerweise weder auf die Organisationsnormen des
Mediensystems, noch auf die Dimension persönlicher Gesinnung und Moral verkürzen; sie ist
vielmehr der Sammelbegriff für Begründungen, die professionelle Verhaltens- und
Verfahrensweisen rechtfertigen, soweit und solange die Medienproduktion nach Maßgabe der
erörterten Funktionsnormen vonstatten gehen soll. [...] Die Frage nach Journalismusethik ist
immer ein Hinweis auf den Graben, der zwischen erforderlichem und tatsächlichem Journalismus
klafft – und diese Fragestellung impliziert die Aufforderung, alles zu tun, um den Graben
schmaler, zumindest nicht breiter werden zu lassen.“
Michael Haller, 1992
Kommunikationsfreiheit
- Meinungsfreiheit
- Redefreiheit
- Informationsfreiheit
- Rundfunk- und Pressefreiheit
Æ Dienende Freiheiten für die freie Meinungsbildung
Æ Objektiv-rechtlicher Grundrechtsauftrag der Ausgestaltung der Medienordnung
Pressesystem der BRD – Rechtsgrundlagen
- Presserecht
Verfassungsrecht
Bundesrecht
Landspressegesetze
Arbeits-, Zivil-, Straf-, Wettbewerbs-, Urheber-, Kartell- und Verlagsrecht
- Sächsische Verfassung, Artikel 20
(1) Jede Person hat das Recht, ihre Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu
verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die
Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden
gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.
- Landespressegesetz Sachsen
§1 Freiheit der Presse
§2 Zulassungsfreiheit
§3 Öffentliche Aufgabe der Presse
§4 Informationsrecht der Presse
§5 Sorgfaltspflicht der Presse
§6 Impressum
§7 Persönliche Anforderungen an den verantwortlichen Redakteur
§8 Offenlegungspflicht
§9 Kennzeichnung entgeltlicher Veröffentlichungen
§10 Gegendarstellung
- Innere Pressefreiheit
Grundsatzkompetenz
Richtlinienkompetenz
Detailkompetenz
- Strukturmerkmale des Pressesystems
lokale Bindung vieler Tageszeitungen
eine eher schwache Parteipresse
relativ wenige überregionale Blätter (FAZ; SZ; FR)
eine kleine Zahl politischer Wochenzeitungen mit relativ breitem politischem Spektrum
eine große Zahl von Zeitschriftentiteln
zunehmende Bedeutung von Zielgruppentiteln (Special-Interest-Magazine)
Medienkontrolle - Selbstkontrolleinrichtungen
- Pressekodex
- Rundfunkräte
- Landesmedienanstalten
- Ideelle Werte
Vernunft
Aufklärung
Kritik
Freiheit
Unabhängigkeit
- Medienselbstkontrolle in Deutschland
Freiwillige Selbstkontrolle Filmwirtschaft (FSK)
Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia (FSM)
Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen e.V. (FSF)
Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM)
Arbeitsausschuss der Automobilwerbung
Deutscher Rat für Public Relations
Gemeinschaftsausschuss für Heilmittelwerbung
Deutscher Werberat
Rundfunk- & Fernsehräte
Deutscher Presserat
- Deutscher Presserat
Geschichte
- 1956: Gründung des Presserates (BDZV & DJV)
- 1957: Beitritt des VDZ
- 1960: Beitritt der dju
- 1973: erster Pressekodex
- 1982 – 1985: Presserat stellt seine Arbeit vorübergehend ein (Grund: Uneinigkeit über
Rügenabdruck, speziell: Fall Wallraff)
- 1985: Wiederaufnahme der Arbeit als Verein
- 2001: überarbeiteter Pressekodex an Rau übergeben
Ziele und Aufgaben
- Schutz der Pressefreiheit: Sicherung des unbedingten Zugangs zu den Nachrichtenquellen
- Wahrung des Ansehens der deutschen Presse
- Feststellen und Beseitigen von Missständen im Pressewesen
- Aufstellen und Fortschreiben von Publizistischen Grundsätzen sowie Richtlinien für die
redaktionelle Arbeit
- Selbstregulierung des Redaktionsdatenschutzes
- Behandlung von Beschwerden über redaktionelle Veröffentlichungen und journalistische
Verhaltensweisen auf Basis des Pressekodex
- Beobachten der strukturellen Entwicklung der deutschen Presse und Abwehr von
freiheitsgefährdenden Konzern- und Monopolbildungen
- Vertretung der deutschen Presse gegenüber Regierung, Parlament und Öffentlichkeit und
bei Gesetzesvorlagen, die Leben und Aufgaben der deutschen Presse angehen
Struktur
Trägerverein Plenum
Beseitigung von Missständen um
Zeitungswesen, Eintreten für den
unbehinderten Zugang zu
Nachrichtenquellen
Geschäftsstelle
Ansprechpartner für Leser, Journalisten und Verleger
Beschwerdeausschuss Beschwerdeausschuss
Redaktionsdatenschutz allgemein
Behandlung der Beschwerden, Behandlung der Beschwerden,
Aussprechen von Maßnahmen Aussprechen von Maßnahmen
Pressekodex
- Achtung vor der Wahrheit & Wahrung der Menschenwürde (Ziffer 1)
- Gründliche & faire Recherche (Ziffer 4)
- Klare Trennung von redaktionellem Text & Anzeige (Ziffer 7)
- Achtung von Persönlichkeitsrechten, Privatleben und Intimsphäre (Ziffer 8)
- Vermeidung unangemessen sensationeller Darstellung von Gewalt & Brutalität (Ziffer 11)
- Abdruck öffentlicher Rügen (Ziffer 16)
Arbeitsweise Ablauf des Beschwerdeverfahrens
nicht-öffentliche Rüge
nicht offensichtlich unbegründet offensichtlich unbegründet
öffentliche Rüge
Vermittlung gelingt
Schriftliche Mitteilung
Begründet Unbegründet
(Maßnahme)
Mitteilung an Mitteilung an
die Beteiligten die Beteiligten
- Landesmedienanstalten
Zulassung und Kontrolle der privatwirtschaftlichen Rundfunkveranstalter
zwei Organe
- Rundfunkausschuss
- Exekutivorgan (Direktor, Präsident oder Geschäftsführer)
- Monopolpreisbildung
Der Angebotsmonopolist kann die Absatzmenge und damit die Preisfestsetzung relativ frei
gestalten, da er keine Konkurrenten hat
Dabei muss er aber das Verhalten der Verbraucher und eigene Produktionskosten beachten
Monopolpreisbildungen in der Wirtschaft führen zu
- höheren Verbraucherpreisen
- eingeschränkter Versorgung
- Beschäftigungsrückgang
- Monopolgewinnen
- Marktzutrittsbarrieren
- Inhalte-, Rezipienten- und
Werbemarkt
- Einzeitungskreise
Pressekonzentration:
- In Deutschland ist die Pressekonzentration weit fortgeschritten. Sie wird in publizistischen
Einheiten (Vollredaktionen) gemessen, die auch einen eigenen Mantel herausgeben
- Derzeit gibt es in Deutschland nur noch 135 Vollredaktionen, 1954 waren es in der alten
Bundesrepublik noch 225
Einzeitungskreis
- Ein Landkreis, in dem nur eine lokale Tageszeitung (ohne Konkurrenz) erscheint
- In Deutschland gibt es derzeit 299 Einzeitungskreise
- In 244 Kreisen und kreisfreien Städten konkurrieren zwei oder mehr Zeitungen in der
Berichterstattung miteinander
Lokalmonopol
- Die Zeitung ist in einem bestimmten Gebiet (Kreis/Stadt) Alleinanbieter
- Den Lesern steht nur eine Zeitung mit lokalen (örtlichen) Informationen zur Verfügung
- Konzentrationsformen
Horizontale Konzentration:
- Marktanteile innerhalb einer Wertschöpfungsstufe eines einzigen Gutes (z.B. Senderfamilie
RTL)
Vertikale Konzentration:
- Marktanteile mehrerer, einander nachgelagerter Wertschöpfungsstufen eines einzigen
Gutes (z.B. Produktionsfirmen und Sender der RTLGoup)
Diagonale Konzentration:
- Marktanteile (der gleichen oder einander nachgelagerter Wertschöpfungsstufen) mehrerer
verwandter (substitutiver) Güter (z.B. AOLTimeWarner, Bertelsmann AG)
- Berufsdemographie
Welche sozialen Merkmale haben die Journalistinnen und Journalisten bei den einzelnen
Medien, in den einzelnen Ressorts und unter dem Gesichtspunkt des
Anstellungsverhältnisses?
gleicher Anteil der über und unter 40jährigen
beruflicher Aufstieg eng an das Alter gebunden
Journalismus als Mittelstandsberuf
Journalismus als Männerberuf, aber mit typischen Frauenressorts
- Berufstypologie
Welche Zusammenhänge gibt es zwischen diesen Merkmalen und den Positionen/ Tätigkeiten
der Journalisten?
Berufstypologische Charakteristika
Zuordnung der Variablen auf die
funktionale (=horizontale) Ebene der hierarchische (=vertikale) Ebene der
Ressorts Ressorts
Geschlecht Alter
Schul- bzw. Hochschulbildung Einkommen
Tätigkeitsmerkmale Tätigkeitsmerkmale
- Berufszufriedenheit
Wie reagieren die Journalisten auf die Bedingungen, unter denen sie arbeiten?
„So wenig man dem mit seinem Beruf und sich zufriedenen Journalisten dieses Glück neiden
darf, so deutlich muss man auch aussprechen, dass es sehr oft einen erheblichen Mangel an
Selbstkritik voraussetzt. [...] Hier manifestieren sich Glanz und Elend des Journalismus nahe
beieinander. Denn das Defizit an selbstkritischem Vermögen ist eine offensichtlich notwendige
Bedingung für den hohen Grad an Berufszufriedenheit, der sich beobachten lässt. [...].“
Roegele, 1981
Hypothesen (Irene Neverla, 1979)
Wie wird die Arbeit der Journalisten von der Gesellschaft gratifiziert?
Der Journalist [...] gehört zu einer Art von Pariakaste, die in der ‚Gesellschaft’ stets nach
ihren ethisch tiefststehenden Repräsentanten sozial eingeschätzt wird. Die seltsamsten
Vorstellungen über die Journalisten und ihre Arbeit ist deshalb landläufig. [...] Dass die
Verantwortung eine weit größere ist, und das auch das Verantwortungsgefühl jedes
ehrenhaften Journalisten im Durchschnitt im mindesten nicht tiefer steht als das des
Gelehrten: sondern höher, wie der Krieg gelehrt hat -, wird fast nie gewürdigt, weil
naturgemäß gerade die verantwortungslosen journalistischen Leistungen, ihrer oft furchtbaren
Wirkung wegen, im Gedächtnis haften. [...]
- Rollenselbstverständnis
Wie beschreiben und wie beurteilen Journalistinnnen und Journalisten ihre Aufgaben als
Kommunikatoren?
Drei Berufsrollen von Journalisten
- der Journalist als Kritiker und Kontrolleur politische und gesellschaftlicher Prozesse
- der Journalist als Hüter kultureller und gesellschaftlicher Normen und Werte und Erzieher
zu einer gemeinsamen öffentlichen Moral
- der Journalist als Anwalt gesellschaftlich unterpriviligierter und nicht oder nur ungenügend
artikulationsfähiger Bevölkerungsgruppen
Drei Kommunikationsabsichten
- neutrale Vermittlung
komplexe Sachverhalte erklären
schnell und präzise informieren
- Orientierungsfunktion
neue Trends aufzeigen
positive Ideale vermitteln
dem Publikum Lebenshilfe bieten
- Kritik und Kontrolle
Politik, Wirtschaft und andere gesellschaftliche Bereiche kontrollieren
Stellungnahmen der Regierung recherchieren
EXKURS Journalisten in den USA: „The News People“
- Rollenselbstverständnis amerikanischer Journalisten
die Rolle des Interpretierers und Ermittlers („interpreter-investigator“)
die Rolle des Verbreiters von Informationen („disseminator“)
die Rolle des Widersachers („adversary“)
Bedingungen und Kontexte
- aus ökonomischen und technologischen Gründen gibt es eine Konvergenz (zumindest) im
Journalismus der Demokratien westlichen Typs. Dies gilt insbesondere für den
Journalismus und die Journalisten in der Bundesrepublik und in den USA
- Aussagenentstehung in den Medien ist das Ergebnis eines Prozesses mit hoher
Eigenkomplexität
- Die bisherige wissenschaftliche Diskussion über den Journalismus und die Journalisten in
der Bundesrepublik wird der Eigenkomplexität des Prozesses der Aussagenentstehung
nicht hinreichend gerecht
Frauen im Journalismus
- „Die Situation der Frauen im Journalismus spiegelt in vielerlei Hinsicht den Status der Frauen am
Arbeitsplatz insgesamt wider. Zur selben Zeit, da Frauen in größerer Zahl in den Journalismus
eingedrungen sind, haben sie auch ihre Repräsentanz in der Arbeitswelt insgesamt erhöht.
Darüber hinaus gilt, dass die Ungleichheiten, denen sich die Frauen in Hinblick auf Einkommen
und berufliche Förderung ausgesetzt sehen, und dass die Herausforderung, zwischen Familie und
Arbeit einen Ausgleich zu finden, nicht spezifisch sind für den Journalismus. Viel von dem, was
bei Frauen in den Studien zwischen 1971und 1982/83 als Fortschritt deutlich wurde, war das
Ergebnis einer Kombination aus besseren Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt und einer
Gesetzgebung, die für größere Chancengleichheit sorgte.“
Sue A. Lafky, 1991
- Situation von Frauen in der Redaktion
Journalismus war ein ausgeprägter Männerberuf geblieben, wobei Frauen – trotz höherer
Qualifikation – insbesondere der Zugang zu höheren beruflichen Positionen verwehrt war.
Offenbar brachen Frauen häufiger als Männer ihre journalistische Kariere ab. (vgl. Weiß,
1977)
Bei Journalistinnen ließen sich Verhaltensunsicherheiten und geringerer beruflicher Ehrgeiz
feststellen; traditionelles weibliches Rollenverhalten erwies sich im redaktionellen Alltag als
Hindernis. Die Frauen erkannten zwar berufliche Benachteiligungen, waren jedoch zu
Gegenstrategien nicht in der Lage. (vgl. von Becker, 1980)
Frauen waren – in Deutschland wie auch in Österreich (vgl. Jentzsch/Schilcher, 1991) – Opfer
eines gespaltenen Arbeitsmarktes: auf dem primären – gekennzeichnet durch höheres
Einkommen, stabile Karriereverläufe, geringeres Arbeitsplatzrisiko und bevorzugte
Aufstiegsmöglichkeiten in höhere Ränge – waren in erster Linie Männer tätig; der sekundäree
– gekennzeichnet durch niedrigere Einkommen, geringere Aufstiegschancen und
konjunkturelle Instabilität – blieb Frauen vorbehalten (vgl. Neverla, 1983)
Frauen zeigten im Vergleich zu Männern eine größere Ambivalenz gegenüber Macht und
beruflichem Aufstieg. Ihre Haltung war im allgemeinen distanzierter gegenüber der
Berufstätigkeit insgesamt. Andererseits zeigten sie eine engere Bindung an journalistische
Tätigkeiten wie Recherchieren, Produzieren und Gestalten als Männer. (vgl.
Neverla/Kanzleiter, 1984)
Berufliche Handlungen von Frauen im Journalismus erweisen sich als „Balanceakt zwischen
Angleichung und Abweichung“. (Neverla, 1986)
Unterrepräsentanz von Frauen, hohe Einstiegsinvestitionen, schlechte Ausstiegschancen,
geschlechtsspezifische Ressortbesetzung und Mangel an berufspolitischen Gegenstrategien
charakterisieren auch die Situation von Journalistinnen in der Schweiz, wie zwei empirische
Studien zeigten. „Journalistin – ein Traumberuf“ (Baldes, 1984) erwies sich als rhetorisch
gestellte Frage. Kennzeichen der Gruppe insgesamt: „Sehr gebildet und ein bisschen
diskriminiert“ (Corboud/Schanne, 1987)
Medienorganisation
Chefredakteur
- Der Chefredakteur
Mit dieser Position sind im wesentlichen Führungs-, Kontroll- und Koordinationsfunktionen
verbunden
- Stellvertretende Chefredakteure, oder Chef vom Dienst
Regelung der täglich anfallenden Einzelprobleme
Relais zwischen der Redaktion und anderen Bereichen wie Technik und Anzeigenabteilung
- Ressortleiter
Führungs-, Kontroll- und Koordinationsinstanz innerhalb eines Ressorts
Vorgesetzter der ihm unterstellten Redakteure
Verantwortlicher Redakteur für seinen Fachbereich
- Redaktionsmanager
Koordination des gesamten Materials in den Mantelressorts
ressortübergreifende Themenplanung
Bildung von „Projektteams“
- Die Redaktion als Newsroom: Das Mehrliniensystem
Chefredakteur
- Problem
Aufstieg außerorganisatorischer Gruppen – und dadurch nicht-journalistischer Orientierungen
– bestimmen zunehmend das Verhalten der betreffenden Rolleninhaber
Æ Dysfunktionalität für die Qualität der Medienaussagen „Kommerzialisierung“
Das Herstellen journalistischer Aussagen – Journalistische Darstellungsformen
Mitteilungsweisen
Erzählen Æ keine journ. DF; Überraschung, Ungewöhnliches, Sensationen
Melden Æ aktuelles Ereignis, Erfahrungswissen, Normabweichungen,
relevante Informationen; korrespondierender Journalismus im
17. Jh. zur Faktenvermittlung
Erklären + Begründen Æ Überzeugung, Argumentation, Meinung
überdenken; Erklären von Zus.hängen; Analyse
von Ursachen, Konsequenzen, Schlussfolgerungen
Journalismusgeschichte
mit dem Aufheben der Zensur entwickelte sich Mitte des 19. Jh. aus korrespondierenden
und schriftstellerischen Formen der redaktionelle Journalismus
journ. Texte machen Aussagen über die äußere Realität
Rahmenbedingungen
Demokratisierung
Industrialisierung, Technologisierung
Mobilisierung, Urbanisierung erhöhter Informationsbedarf
Bildungsexpansion, Alphabetisierung
Leserorientierung
Anforderungen
Verständlichkeit Æ Einfachheit, Eindeutigkeit
Informationsvermittlung Æ neutral, objektiv
Dramatisierung + Strukturierung
Unterhaltsamkeit
Journalismus-Typ Formenstruktur
Klassischer Journalismus
bis ins 19.Jh. Melden-Berichten
Betrachten-Beurteilen
Feuilleton-Formen
Ende 19. Jh. zusätzlich analytische und authentische Formen
Moderner westlicher
(bürgerl.) Journalismus I
Angelsächs. + USA tatsachenbetonte vs. meinungsbetonte DF
Moderner westlicher
(bürgerl.) Journalismus II
In Dtl. La Roche informierende vs. meinungsäußernde DF
Weischenberg Nachrichten- vs. Meinungs- vs. Unterhaltungs-DF
Fischer-Lexikon tatsachenbetonte vs. meinungsbetonte vs.
phantasiebetonte DF
Sozialistische Journalistik
UDSSR informatorische vs. analytische vs. künstlerisch-
publizistische DF
DDR informatorische vs. analytische vs. bildhaft-konkrete DF
Moderner westlicher
(bürgerl.) Journalismus III
In Dtl. Haller-Leipzig empirische vs. kognitive DF, zusätzlich fließende
Übergänge zw. subjektiver und objektiver Form
La Roche
DF
informierend meinungsäußernd
Nachricht, Bericht, Reportage, Feature, Kommentar, Glosse, Rezension, Kritik
Interview, Korrespondenz-/analytischer
Bericht
Fischer-Lexikon
DF
Leipziger Schule
DF
Haller
kognitive Formen
Geradeaus - Dialektischer-
Kommentar Kommentar
subjektiv
objektiv
Reportage Bericht
empirische Formen
Nachrichtenwerttheorie
Journalist = Gatekeeper Æ Sammlung, Prüfung, Selektion, sprachliche Formulierung von
Informationen
Wahrnehmnungstheorie
- Nachrichtenfaktoren bestimmen den Wert einer Nachricht
Selektionstheorie
- je stärker Nachrichtenfaktoren ausgeprägt sind, desto höher ist Wert der Nachricht
Additivitätstheorie
- je mehr Nachrichtenfaktoren auf eine Nachricht zutreffen, desto höher ist ihr Wert
Nachrichtenfaktoren
- Zeit (Aktualität)
- Nähe (regional o. kulturell)
- Status
- Dynamik (schnelle Ereignisentwicklung)
- Relevanz
- Konsonanz (themat. Ähnlichkeit)
News Bias
- Bias = Verzerrung, Unausgewogenheit
- Opinion-Leader = Meinungsführer Æ definieren die Relevanz von Ereignissen
- Folgen: Uniformität in der Tendenz der Nachrichtenauswahl und Berichterstattung
Technologische These
Wunsch nach schnellerer und effektiverer Nachrichtenübertragung setzt PF durch
vorher: chronologische Übermittlung von Informationen, Wichtigstes steht am Ende, bei
Abbruch der Telegraphenübertragung geht es verloren
deshalb: PF v.a. während des Bürgerkrieges 1865 durchgesetzt
Politologische These
Regierungsbulletins in PF verfasst
objektive Wirkung, Einfluss auf öffentl. Meinung
schlüssiger, kurzer und einfach formulierter Text
Kulturwissenschaftliche These
quantitative Bildungsexpansion, Wechsel des Bildungsideals hin zu effizient,
wissenschaftlich und rational Æ Kulturwandel erfordert neue Nachrichten form Æ PF
Ökonomische These
Ökonomie der PF Æ kurz, prägnant Æ Zeit- & Geldersparnis (Übertragung, Kürzbarkeit von
hinten, zeitsparendes Lesen)
Wahrnehmungspsychologische These
PF setzte sich erst um 1895 durch
Journalisten suchten nach einer Nachrichtenform zur Schaffung eines positiven
Leseerlebnisses
Vorteile: Ankommen der Information beim Rezipienten, zeitsparendes Lesen, erleichterte
Rezeption durch Einfachheit, verbesserte kommunikative Qualität
Fazit
PF hat sich nicht durch äußere Umstände durchgesetzt, sondern weil sie eine
kommunikative Qualität für Leser und Journalisten bietet
Sprache als DF
Sprache vermittelt zw. Gesellschaft und Akteur Æ objektiv, unabhängig, professionell
Textstruktur in den Printmedien:
- Design Æ Makrostruktur
- Textaufbau Æ Mesostruktur
- Satzbau Æ Mikrostruktur
Kommunikationsziel vermitteln Æ Komm.hdl. = transaktionale Beziehung zw. Journalist und
Rezipient m.H. der Textstruktur
Gliederung des Textes
- symbolisch Æ Inhaltsaspekte
- als Handlung Æ Beziehungsaspekt
Funktion der Struktur Æ Folgerichtigkeit
- chronologisch
- logisch
- assoziierend
- interpretativ
Sachaussagen & Handlungen in einen syntaktischen Zusammenhang stellen
Dysfunktion von Struktur Æ Überzogenheit, ethische Grenzüberschreitung, sprachl.
Ausgrenzung, Abschwächung
Tatsachenbetonte DF
Nachricht
aktuelle, regelwidrige und außergewöhnliche Tatsachen, interessant und relevant
Aufbau = Pyramidenform
Bericht
Tatsachenbericht
- Zusammenfassung, Zuordnung und Gewichtung von Fakten
- zentrale Tatsachen am Anfang
- Faktenvermittlung
Handlungsbericht
- Zusammenfassung von Ereignisabläufen
- Endpunkt am Anfang
- Einzelinformationen folgen
Zitatenbericht
- Kernaussage einer Person am Anfang
- Zusammenfassung weniger wichtiger Informationen + Zitate (Wechsel zw. in- &
direkter Rede)
Anfietschern
Anreißen eines Berichtes mit Stilelementen der Reportage Æ lebendig + attraktiv
anschließend Übergang in die sachliche Nachrichtensprache
Verfietschern
Gestaltung eines ganzen Textes in Feature-Form
Feature
Umsetzung von Sachverhalten durch Einbezug der Handelnden
Æ anschaulich, exemplarisch
sowohl zur Befriedigung des Human-Interest, als auch zur Generalisierung
Thema-Feature Æ Analyse sozialer Tatsachen
Porträt-Feature Æ Besonderheit einer Person/eines Ortes
Begleit-Feature Æ Ergänzung zur aktuellen Berichterstattung
Nachrichten-Feature Æ aktuelle Informationen in freier Form
Reportage
Schilderung erlebter o. erfahrener Ereignisse als Beobachter o. Teilnehmer
Authentizität, Distanz überwinden
interner Wechsel Æ Perspektive; Einzelfall vs. Allgemeines; Aktualität; Tempi;
Erlebnisbericht vs. Stimmungsbild vs. Zitate vs. Dokumentation
interessanter Aspekt am Anfang Æ nicht chronologisch!
Meinungsbetonte DF
Kommentar
Aufbau (der Rhetorik angelehnt)
- Kontaktaufnahme mit dem Publikum m.H. einer These (provokant)
- Darstellung der Lage (narratio)
- Folgerungen daraus (argumentatio)
- Widerlegung gegnerischer Argumente (rifutatio)
- Schlussfolgerung (conclusio) Æ Ausblick, Prognose, Aufforderung
Perspektive auf nachrichtliches Geschehen Æ Notwendigkeit von objektivem Wissen zum
Sachverhalt
Vermeidung von Geradeaus-Kommentaren Æ viel zu einseitig, subjektiv und unnachrichtlich
Polemischer Kommentar
- Anklage-Verteidigungs-Rede ähnlich
- Autor kämpft für seinen Standpunkt; sammelt alle Argumente, die seine These
stützen
- Öffentlichkeit gut informiert; klar definierte Lager; kontroverse Diskussion (beide
Parteien verglichen)
Vergleichender Kommentar
- liefert Kritik; wirkt durch scheinbare Beweisführung überzeugend
- keine klaren Lager; Leser kann Sachverhalt schlecht einschätzen
- Versuch Umdenken/Reaktion beim Rezipienten zu bewirken
- leicht autoritäre Form (Schüler-Lehrer-Beziehung zw. Journalist und Rezipient)
Analytischer Kommentar
- These stellt Prognose dar; These=Beweis & Schlussfolgerung; Begründung mit
logischen Tatsachen
- Prognose stützen; Sachzwänge als unvermeidbar darstellen
- Vernunft des Lesers ansprechen; ihn zum Partner machen
Konstruktiver Kommentar
- Autor warnt o. erteilt einen Rat aus der Leuchtturmperspektive
- Vorwarnung, bevor etwas vermeintlich schlechtes passiert
- Entspricht der Ermahnungsrede
Windelweicher Kommentar & Ratloser Kommentar
- These fehlt; Fragen werden gestellt, aber nicht beantwortet; viele Konjunktive u.
Floskeln; keine schlüssige Conclusio
Geradeaus Kommentar
- argumentiert nicht; Emotionalisierung Æ appeliert an die Gefühle
- legt Wert auf Urteil, aber weniger auf Erklärung u. Erläuterung, wägt nicht ab; ist
sehr subjektiv, scharf u.unsächlich
Diskursiv-Ausschließender Kommentar
- Einleitung (kann entfallen)
- Argumente u. Hypothesen für ein erkenntnisschwieriges Phänomen
- Nennung u. Widerlegung der Argumente
Sonderformen
- Leitartikel Æ analytische Argumentation zu grundsätzlichen Themen,
Aktualität
- Editorial Æ Hilfe zur Einordung der Beiträge einer Zeitschrift
(Relevanz), oft mit persönl. Note (Bild, Gruß)
- Pro & Contra Æ zwei o. mehr Autoren kommentieren ein Thema –
Thesen widersprechen einander; polemischer K. –
keine Beachtung der gegnerischen Argumentation
Glosse
Aufbau
- Erhalt der Nachricht/des außergewöhnlichen Ereignisses
- emotionale Reaktion
- Verfassen einer These (krit. Kern)
- Ideensammlung, Recherche
- Verwerfen des Kommentars als DF
- freie Assoziation
- Techniken der Komik (stilist. Mittel wie Ironie etc.)
- Wahl des Rollenspiels
- Aufbau einer Textstruktur, Festlegen der Pointe
- sprachliche Ausgestaltung
spöttisch, ironisch, grotesk-makabrer & sarkastischer Inhalt in distanzierter, verletzender u.
zerstörender Absicht
Ausgangspunkt: emotionaler Reiz (Nachricht) o. Ereignis mit komischem Kern
vertritt These indirekt durch Stilmittel der Komik
folgt strukturellen Mustern des Kommentars: polemisch, vergleichend, analytisch o.
konstruktiv
dramaturgische Varianten
- Pointen-Daramaturgie
- Paukenschlag-Dramaturgie
- Assoziations-Dramaturgie
juristischer Aspekt
- Unterscheidung zw. satirischer Einkleidung und Aussagekern
- satirische Einkleidung unterliegt keiner Beschränkung, da Freihet der Kunst
- Aussagekern=Meinungsäußerung im allgemeinen Interesse, durch Meinungsfreihet
geschützt, solange sie keine Schmähkritik darstellt, d.h. die Sache und nicht die
Person trifft
DF in den Printmedien
Nachrichten
berichtende Formen
faktische Aussagen, aktuelles Geschehen
Sachzusammenhang
Zitate
Informationsjournalismus Æ Überprüfbarkeit, Intersubjektivität
Meldung, Bericht
Thematisieren
Handlungs- o. Strukturzus.hänge mit ihren Akteuren
Orientierung, Aufklärung Æ analytischer Zus.hang
Recherche, Feuilleton, Befragung, Interview
Erzählen
Perspektive des Beobachters o. Akteurs
Teilhaben Æ Authentizität durch Subjektivität
„gefietscherter Bericht“, Feature, Reportage, Porträt
Analysieren
Strukturprobleme in Sinnzusammenhang stellen, ggf. beurteilen + bewerten
Hintergrundbericht, Essay, Report, Kommentar, Kritik
Überhöhung
Realitätssteigerung Æ attributives Ausschmücken von Ereignissen
Provokation, fiktiver Kontext
Boulevardstory, Glosse, Lokalspitze, Kolumnen
Visualisierung
bildhafte Darstellung von Situationen o. Personen
dokumentierend, symbolisch, interpretierend
Bildfeature, Pars-Pro-Toto-Bild, Porträt-Bild, Bildnachricht, Bildreportage, Karikatur, Info-
/Grafiken, Zeichnungen
Phantasieren ?
Literarisches (keine journ. DF; Roman, Feuilleton, Kurzgeschichte, Essay)
„New Journalism“ (fiktional, auktorial, zeitgeistig)
DF im Rundfunkjournalismus
Wortnachricht
verlesene Nachricht
optisch unterstützt mit Fotos, Grafiken und Animationen
Nachricht im Film
Bilder mit dazu gesprochenem Filmtext
Kern der Information textl. + bildl. am Anfang
Reportagenbericht
Recherche des Reporters vor Ort Æ Lieferung von Zusammenhängen und Hintergründen
Feature
Allgemeines am Beispiel zeigen
häufig im Privatbereich
Live-Berichterstattung
Authentizität, Aktualität
Live-Aufsager, Live-Nachfrage, Live-Reportage
Reportage
subjektive Beobachtung; Atmosphäre
Live-Reportage, gestaltete Reportage
wichtiges Instrument ist der O-Ton
Dokumentation
Aufarbeitung von Vergangenem
distanzierte Beobachtung – authentische Präsentation
Interview
aktiver Journalist, der hinter-/fragt und argumentiert (Vorbereitung!)
deskriptives Interview, kontroverses Interview, Interview zur Person
Statement
kurze Stellungnahme einer Persönlichkeit zu aktuellem Thema (Meinung)
passiver Journalist
Kommentar
Interpretation + Bewertung aktueller Ereignisse
provokant, meist politisch-moralisch
Glosse
emotionaler Reiz des Themas (ähnlich Kommentar)
Komik, audiovisuelle Mittel
Akustische Gestaltungsmittel
Musik Æ begleitend, gliedernd, leitmotivisch, hintergründig, handelnd
Geräusche Æ gliedernd, leitmotivisch, illustrierend, handelnd
O-Töne Æ sprachliche Aussage, Konserve akust. Geschehens
Stille Æ Zeit zum Nachdenken
Sprache
- Redundanz (Wiederholung)
- additiv
- Sprecherrollen Æ Erzähler, anonyme Stimme, Person mit und ohne
Eigennamen
Montagemittel
Szenenwechsel
Blenden
Schnitte
akustischer Vorhang (Überdeckung)
Akzente
Klangbrücken (fließend)
19. Dezember 2007
Arnold, Bernd-Peter, ABC des Hörfunks, S. 232 ff
Feature:
1. Grundlagen
- Moralische Ansprüche mit Anforderungen verknüpft, eigene Neigung oder spontane
Handlungswünsche mit Rücksicht auf Interessen andere zu begrenzen
- Eine gottgegebene Moral ist aus philosophischer Perspektive abzulehnen
3. Verschiedene Ebenen
- Ideale Ebene: Normativ strittige Fragen aus einer Erzengelperspektive und ohne Rücksicht
auf strukturelle Einschränkungen diskutiert werden.
- Ebene der sozio-kulturellen und politischen Rahmenbedingungen: Faktische Verhältnisse,
unter denen Individuen agieren spielen eine zentrale Rolle.
- Ebene der Interessen: Unterschiedliche Präferenzen der Akteure.
- Ebene der menschlichen Unvollkommenheit: Schwächen der menschlichen Akteure.
- Um sich an idealtypische Forderungen zu halten sind Journalisten in best. Fällen
verpflichtet Informationen nicht zu veröffentlichen, sofern sie den Betroffenen oder
Unbeteiligte damit schaden
5. Dezember 2007
Haller, Michael, Reportage, S. 72 – 110
1. Fragestellung
- Zwei versch. Ansichten: a. Die Realitätsdarstellung der Massenmedien wird als Abbild
eines Ausschnittes der Realität betrachtet. b. Massenmedien als Konstrukt, dass die
vorrangige Arbeitsbedingung der Medien spiegelt.
- Vorliegender Text: Konzepte vorgestellt, in denen das Verhältnis zwischen aktuellem
Geschehen und medialen Berichtserstattung empirisch analysiert wird
1. Traditionen
Nachrichtenwert-Forschung: Walter Lippmann (1922)
Gatekeeper-Studien: David Manning White (1950)
News-Bias: Malcolm W. Klein / Nathan Maccobby (1954)
2. Erklärungsmodelle
Akteursorientierter Ansatz: Nachrichtengebung wird auf das Handeln von versch.
Personen, Organisationen und Institutionen zurückgeführt
3. Realitätsmodelle
Journalisten in der Rolle von Mediatoren zwischen Ereignis und Rezipienten, deren Aufgabe
die sachgerechte Selektion ist (was ist berichterstattungswürdig und was nicht) Æ reines
Selektionsmodell.
1
Kepplinger (1989). Theorien der Nachrichtenauswahl als Theorien der Realität. Seite 3-16
In den vorher genannten Modellen wird unterschieden: genuine, inszenierte und mediatisierte
Ereignisse
- Genuine E.: Erdbeben, Unfälle, natürliche Todesfälle
- Inszenierte E.: geschaffen nur für die Berichterstattung (Pseudo-Ereignisse), z.B.
Pressekonferenzen
- Mediatisierte E.: Vorfälle, die aufgrund der Berichterstattung bestimmten Charakter
haben, aber auch ohne sie stattgefunden hätten, z.B. Olympiaden, Dichterlesungen
ABER: In der Realität stoßen genuine, inszenierte und mediatisierte Ereignisse aufeinander.
Publikationsfolgen werden oft auch zu Publikationen Æ Integriertes Modell
2
Mittwoch, den 24. Oktober 2007
Körber, Esther-Beate, Stöber Rudolf, Geschichte des journalistischen Berufs
- Frühen 18. Jh.: Publizist sein Publikum auf unterhaltsame Weise über Leben und
Gesellschaft belehren, finanziell unabhängig und keiner Partei dienen Æ traf nicht auf
viele Journalisten zu
- Im Zeitalter der Aufklärung war Erziehungsaufgabe sehr wichtig
- Für die neue Art der kritischen Journalismus keine feste Regeln
- Journalist nicht nur Richtigkeit einer Tatsache, sondern auch mit seiner Gesinnung zur
Partei der Zeitung stehen
1. Umfrage
- Umfragen sind nicht repräsentativ nur eine Zufallsauswahl und nicht die Meinung
„aller“
- Vermitteln Eindruck, welche unterschiedlichen Meinungen es zu einem Thema gibt
- Ungeschminkt und in Alltagssprache
- Wirken authentisch (Dialekt/Alltagserfahrungen)
- Zeigen auf, dass das Programm die Bürger (somit Hörer) ernst nimmt
- Haben oft auch Unterhaltungswert
2. Aufsager
kurze Berichte ohne Einspielungen (vor allem in O-Ton-Nachrichten)
- nachrichtliche Darstellungsform, werden von Journalisten geschrieben und selbst
gesprochen
- längere Meldung mit Hintergrundinfo angereichert, keine kommentierende Elemente
- Länge: meist nicht länger als eine Minute
- Quelle: Korrespondenten bzw., Reporter vor Ort, Redaktion (redaktioneller O-Ton)
- Aufsager können die Glaubwürdigkeit und Kompetenz der Nachricht erhöhen
- Nachricht „bekommt Leben“ kurze Schilderungen, Einordnen und bewerten (aber
nicht die eigene Meinung wiedergeben), Stimmungsbild zeichnen (Ideal für
Redaktionsaufsager)
- Überlegt eingesetzte Redaktions-/Expertenaufsager bereichern die Nachricht
Glaubwürdigkeit des Senders wird gesteigert, „newskompetent“
1
La Roche/Buchholz (2004). Radiojournalismus. Seite 81-206
3. O-Ton, Atmo und Geräusche
O-Ton (Original-Ton):
- spezielle eingeholte Statements
- ohne Aufforderung des Journalisten gesprochene Wort-Passagen, „belauschtes Leben“
- Ausschnitte aus Interviews, Reden und Pressekonferenzen
- Wort-Passagen aus Archivmaterial
- O-Töne (bei guter Vorbereitung) als Statements schnell und gezielt einholen, ODER:
im Interview einholen
- Empfehlenswert bei: emotionale Äußerungen, Reaktionen auf überraschende Themen
und Statements von im Umgang mit dem Radio unerfahrene Partner
- Fragen werden nicht gebraucht, außer man braucht sie noch für die Einordnung beim
Schneiden
- O-Töne mit Leben füllen: entweder direkt (Achtung beim Schneiden: ungleichmäßig,
Pausen), oder als Atmo
- Wenn Antwort unpassend ist, ruhig wiederholen lassen; Satzanfang evtl. vorgeben
- Eigene Reaktionen wie „hm“ „aha“ im Griff haben
- Telefon-O-Töne sind für die aktuelle Berichterstattung hilfreich, aber nicht von allen
Redaktionen gestattet
Atmo (Atmosphäre):
- Allgemeine Umweltgeräusche eines Ortes (im Hallenbad: Gelächter,
Wassergeplätscher)
- Transportiert eine Aussage und malt ein Bild im Kopf
- Unterstützt eine Textpassage/Aussage eines O-Tons, oder fungiert als eine nonverbale
akustische Information
- Atmo und O-Töne mit Atmo werden vor allem bei Mini-Features, Features, O-Ton-
Collagen und Dokumentationen verwendet, weniger bei nachrichtlichen
Darstellungsformen
Geräusche:
- Sind Einzelbestandteile der Atmo (nur: Lachen, Wasserplätschern)
- Verstärkung von Einzelaussagen („nasse Fliesen sind glatt“ Geräusch: weinendes
Kind)
- Auch O-Musik kann zur Untermalung oder Verstärkung eingesetzt werden
4. O-Ton-Bericht
- wichtigste Darstellungsform im Radio
- O-Töne und Berichtstext sind gleichwertige Träger von Information
- Auch „BME“ genannt („Bericht mit Einblendung“)
- In den Text (Journalist) gehört:
o „roter Faden“
o das An- und Abtexten von O-Tönen
o Infos, die vom Journalisten besser (einfacher) dargestellt werden können
- In den O-Ton (Experte) gehört:
o besonders wichtige Fakten prägnant formuliert
o die Meinung auf den Punkt gebracht
o die eingängige Begründung
o das illustrierte Beispiel
o einprägsame Zusammenfassung
o Bewegendes
o Persönliches
o Originalitäten
2
La Roche/Buchholz (2004). Radiojournalismus. Seite 81-206
- O-Ton-Anteil im Bericht: 40-60%
- Mehrere O-Ton-Geber pro Bericht: genaues Antexten, Hörer muss wissen wer gerade
spricht
- Zeitrahmen: ca. 2’30’’ (aber kommt auf Format an!)
- Platzierung der O-Töne:
o O-Ton verteilt sich auf mehrere Takes
o O-Töne und Text wechseln sich möglichst gleichmäßig ab
o Erste O-Ton relativ bald
o Einzelne O-Töne dürfen nicht zu lang sein
o Aber auch nicht so kurz, dass der Hörer nichts mehr versteht (Richtlinie: nicht
kürzer als 15s und nicht länger als 30s)
- Antexten: Verbindung zwischen O-Ton und Berichtstext
o Hörer muss wissen wer gleich spricht: Name, Funktion, warum gerade er den
O-Ton gibt, …
o Auf Anrede „Frau“, „Herr“ wird verzichtet
o Antexter kann auch eine Frage sein, aber nicht zu häufig verwenden
5. Kulturbericht
- Kultur-Themen werden mit O-Töne noch eindringlicher vermittelt
- Wie O-Ton-Bericht aber Besonderheiten bei O-Tönen:
o Szenenausschnitte
o O-Töne aus Filmen (Soundtrack-CD)
o Konzert-O-Töne
o Literaten
- Wichtig: immer rechtliche Lage vorher klären, was darf man aufnehmen!?!
7. Mini-Feature
- Kurz, Feature, Mini-Hörbild akustischer Film
- Zutaten:
o O-Ton
o Atmo
o Geräusche
o Musik
o Eigener Text
- O-Ton, Atmo und Geräusche sind keine zufällige Beigabe Teil der Information!!!
- Nicht mit Text beginnen
- Atmo, Geräusche und Musik müssen immer geblendet werden
- Atmo, Geräusche, Musik max. 5-10s alleine dann darüber die ersten Worte des Textes
3
La Roche/Buchholz (2004). Radiojournalismus. Seite 81-206
8. O-Ton-Collage
- Beitrag, ohne dass der Reporter redet ☺
- Zutaten:
o Umfragen
o Atmosphäre von Aufnahmeorten
o Musik (passend zum Thema)
9. Kommentar
- Kritische Stellungnahme zu aktuellem Thema, folgt einer Nachricht oder Bericht
- Beiträge von Auslandkorrespondenten: erläuternde Darstellungen (Mischform zw.
Bericht und Kommentar)
- Journalist muss bereit sein, seine Meinung in Frage zu stellen Mut zur
Entschiedenheit
- Kurze Sätze, klare Gedankenführung, Wiederholung von zentralen Gedanken,
Vermeidung von Fremdwörtern
- Autor ist zugleich Sprecher engagiertes Vortragen Überzeugungskraft
10. Glosse
- Knappe, kritische Meinungsäußerung
„Gut beobachtete Augenblick zwischen zwei Wimpernschlägen“
- Glosse darf verspotten, tadeln, entlarven und erläutern
- Umgangssprache in Maßen: „Sprache des Volkes“
- Mit Klang der Stimme glossieren: „Radio-Glossist hat eine schnelle und spitze Zunge“
- Mit Geräuschen glossieren, aber keine Überflutung an Geräuschen, soll nur der
Verdeutlichung dienen
- Mit O-Tönen glossieren (Aussagen von Politikern, …)
- Zeitrahmen: max. 2min
12. Interview
- Häufig um O-Töne einzuholen, aber auch Interview als Darstellungsform
- Interviewer ist sachlich, neutraler „Anwalt“, interviewt nicht, um sich selbst oder
eigene Meinung darzustellen; Interviewpartner darf nicht positiv oder negativ
dargestellt werden
- Interviewer
o Bestimmt Thema
o Legt Interview-Ziel fest
4
La Roche/Buchholz (2004). Radiojournalismus. Seite 81-206
o Wählt Interview-Partner aus
o Plant und steuert Verlauf
o Führt das Interview
- Befragte ist Hauptperson (Augenzeuge, Experte, Betroffene, Prominente)
- Drei Interview-Typen:
o Interview zur Sache
o Meinungsinterview
o Interview zur Person
o (Sache und Meinung kann auch kombiniert werden)
- Interviewvorbereitung: Brainstorming, Recherche, Eingrenzung des Informationsziels,
Vorbereitung auf Person
- Spickzettel ist oft hilfreich (Namen/Funktion des Befragten, Fragen, Interviewziel)
- Vorgespräch
o Formalitäten klären
o Nachrecherche (fehlende Infos kurz abklären)
o Interviewinhalt kurz besprechen
o Einstellen auf I-Partner
o Evtl. erste Frage (bei nervösen I-Partner)
- NICHT:
o Hinweise auf Fragen mit Überraschungseffekt
o Fakten, die zum Nachhaken verwendet werden können
o Ellenlange Erklärungen zum I-Ziel
- Fragearten: offene ~ (mit/ohne Aufforderungscharakter), geschlossene ~,
Bestätigungs- ~, Alternativ- ~, Skala- ~, Gründe- ~, Suggestiv- ~, Unterstellungs- ~,
Frage mit Balkon, Feststellungs- ~, Einwurf als Frage, Nachfrage, Mehrfach- ~,
Doppel- ~
- Knapp und abwechslungsreich fragen
- Den Antworten genau zuhören und evtl. nachhaken, unterbrechen, verdeutlichen, auf
den Punkt bringen
- Fragen auch noch einmal stellen, wenn die Antwort noch nicht so war wie gewünscht
- Körpersprache des Reporters kann bei der Steuerung des Interviews helfen:
o Interessierter Blick ermuntert zum Weiterreden
o Stirnrunzeln, skeptischer Gesichtsausdruck signalisiert Unzufriedenheit mit
der Antwort
o Drängendes Nicken bittet um Kurzfassen
o Luftholen, angespannte Körperhaltung signalisiert Unterbrechen des
Reporters
- Nachgespräch: kürzer als Vorgespräch, beim Befragten bedanken, …
- Telefoninterviews: Befragte sind nicht so nervös, Unterbrechen ist schwieriger, dürfen
nur mit Erlaubnis aufgezeichnet werden
13. Reportage
- Beschreibt Ereignisse, Erlebnisse und Beobachtungen (subjektiv)
- Vermittelt Fakten, Stimmungen und Hintergründe farbige und emotionale
Darstellungsform
o Live-Reportagen
o Quasi-Live-Reportagen (zeitversetzt)
o Gebaute Reportagen (später produziert)
- Raffen:
- Dehnen:
5
La Roche/Buchholz (2004). Radiojournalismus. Seite 81-206
- Intermittieren:
- Nachsprechen:
14. Sportreportage
- Hauptaufgabe: exakte Vermittlung des Geschehens
- Schilderung erfolgt parallel zum Geschehen
- Passiert nichts, dann:
o Analyse des Verlaufs oder Ergebnisse
o Erläuternde Nachschilderungen
o Darstellung wichtiger Hintergründe
- Stimmführung und Sprechtempo machen deutlich wann „nix los ist“ und „wann’s
wieder los geht“
- Ein- und Ausstieg wichtig (Hinhörer/Earcatcher, Erinnerungseffekt)
- Sprachliche Gestaltung ist wichtig! Stilmittel:
o Verkürzungen, Verbindungen (Namen, Handlungen und Stimmungen) Bsp:
Harter Schlag, Ali steppt, trifft. Links, rechts. Kopf, Körper, Frazier wankt,
fällt, …
o Anakoluth (Satzbruch)
o Ellipse
o Redundanz
- Atmo trägt die Reportage und ist wesentlicher Bestandteil (Jubeln beim Tor)
- Körpersprache auch hier wichtig, Stimme wird impulsiver wenn Reporter bei
hochdramatischen Geschehnissen aufsteht usw.
- Versprecher sind hier menschlich und müssen überspielt werden
6
Löffelholz (2004). Theorien des Journalismus. Seite 17-64
Æ Traditionelle Forschungsansätze:
- Gatekeeperforschung
- Normativ-ontologische Forschungsansätze
- Professions- und Sozialisationsforschung
- Konstruktivistische Systemtheorie
Æ Akteuransatz Journalismusforschung:
• personenbezogene Forschung: „Ein-Person-Paradigma“
• „mikrosoziologisch“: Untersuchung der journalistischen Individuen
• Im Mittelpunkt stehen Fähigkeiten, Talente, Handlungen
• Entstehung: 50er und 60er
Kritik: Geht nicht auf die Gesellschaft ein!
Æ Systemansatz Journalismusforschung:
• „makrosoziologisch“
• Theoretisch-methodische Forschung
• Zwiebel-Modell von Weischenberg
Kritik: Persönliche Einstellungen von Journalisten spielen keine oder nur eine geringe Rolle!
1
Mittwoch, 17. Oktober 2007
Machill, Marcel, Journalistik in Zeiten des Wandels. Qualitätsdiskussion über die
hochschulgebundene Journalistenausbildung unter Berücksichtigung des Bologna Prozesses.
1. Die Forderung nach Integration von Theorie und Praxis ist aktueller denn je
6. Ausblick
„Das Ziel ist, durch öffentliche Kommunikation politische Entscheidungen von abgeklärter
Rationalität herbeizuführen, die in größtmöglichem Maße dem Gemeinwohl dienen“ Æ
Schulze 1997
ABER: Sind Zuschauer wirklich gut informiert, oder fühlen sie sich nur so?
Æ 88% der Zuschauer verstehen die „Tagesschau“ nur zum Teil oder gar nicht
Auch das Behalten der Nachrichten ist unbefriedigend: 98% können schon am Tag danach
nicht mehr sagen, was gemeldet wurde
Verständlichkeitsforschung
3 Faktoren:
- Rezipienten Æ Nachrichten werden von unterschiedlichem Wissenstand beeinflusst
- Beziehung zwischen Rezipienten und Inhalt Æ Nachrichten, die vom Rezipienten bevorzugt
werden oder ihn interessieren, werden automatisch besser verstanden
- Gestaltung der Nachricht Æ Themen, die später in der Nachrichtensendung laufen, können
besser behalten werden
Bildführung (bei TV) kann den Zuschauer auch verwirren und eher kontraproduktiv sein!
Der Erzähler
= Textperson; er vermittelt die Nachrichten. Hier soll deutlich werden, dass Nachrichten auch
inszeniert sind. Die Perspektive erleichtert die Objektivität.
Die Erzählung
Hilfreich in der Gestaltung von Erzählstrukturen Æ Aktantenmodell
Aktanten sind die narrative Rollen oder Funktionen der handelnden Personen unter dem
Aspekt ihrer Bedeutung für den Fortgang der Aktion.
Aktanten sind: Subjekt, Objekt, Sender, Empfänger, Helfer, Gegenspieler (jeder Aktant kann
durch verschiedene Akteure repräsentiert werden)
Dieses Modell dient der besseren Vorstellung und soll die narrative Gestaltung bei
Fernsehnachrichten verdeutlichen. Wie bei einem Märchen soll jeder Meldung eine bestimmt
Rolle zugeordnet werden.
1
Machill/Köhler/Waldhauser (2006). Narrative Fernsehnachrichten. Seite 479-497
Das Erzählen
3 Ausprägungen der Narrativität in Fernsehnachrichten:
- in sich geschlossene Erzählungen
- Beiträge in serieller Erzählung
- erklärende Erzählungen mit deskriptiven Exkursen
Fazit
Das Konzept de narrativen Nachrichtenbeiträge kann das Behalten und das Verstehen der
Inhalte von Beiträgen steigern. Vor allem bei Zuschauer bis 30 Jahre, die wenige
Vorinformationen mitbringen, sich wenig für das Thema interessieren oder insgesamt selten
Nachrichten wahrnehmen.
2
Machill/Lewandowski/Karzauninkat (2005). Journalistische Aktualität im Internet. Ein
Experiment mit den „News-Suchfunktionen“ von Suchmaschinen. Seite 105-164
Spezielle Suchmaschinen
Æ eigenständige Nachrichtensuchmaschinen: nicht an Universalsuchmaschinen gebunden,
dienen ausschließlich dem Zweck der Nachrichtensuche (z.B. Paperazzi)
Æ spezielle Suchfunktion für Nachrichten innerhalb der Websuchmaschinen (z.B. Google-
News)
1
Machill/Lewandowski/Karzauninkat (2005). Journalistische Aktualität im Internet. Ein
Experiment mit den „News-Suchfunktionen“ von Suchmaschinen. Seite 105-164
Überblick über News-Suchmschinen im deutschsprachigen Raum
Alltheweb http://www.alltheweb.com/?cat=news
AltaVista http://de.altavista.com/news/
AOL http://suche.aol.de/suche/index.jsp
http://www.aol.de/index.jsp?sg=News
Fireball http://www.fireball.de
Google News http://news.google.de
Lycos http://www.lycos.de/startseite/news/
Metager http://www.metager.de
MSN Newsbot http://uk.newsbot.msn.com/
Paperazzi http://www.paperazzi.de
Paperball http://paperball.fireball.de/
T-online http://brisbane.t-online.de/fast-
cgi/tsc?PortalLanguage=de&UserLanguage=de&context=profisearch&
device=html&mandant=toi&q=&search_type=profi&tpc=service&activ
e_tab=news
Yahoo http://de.news.yahoo.com/
WEB.DE http://portale.web.de/schlagzeilen/
Ergebnis:
- wer sich nur aus einer Internet-Nachrichtenquelle versorgt, verpasst zwangsläufig eine
große Zahl von Meldungen
- generell dominieren die aktuellen Nachrichten das Internet
- Hintergrundberichte, Analysen, Kommentare erscheinen kaum
- Problem der Zuordnung einzelner Nachrichten in einen Gesamtkontext
- Trotzdem: relativ schnell umfassender Überblick
2
Meckel (1999). Redaktionsmanagement. Seite 59-92
Arbeitsorganisationen:
1
Meckel (1999). Redaktionsmanagement. Seite 59-92
Führungsstrukturen im Verlagsgeschäft:
2
9. Januar 2008
Ordolff, Martin, Fernsehjournalismus,
3. Redaktionelle Aufgaben
- Koordination von aktuellen Themen, bes. Termine im Ausland
- Nachrichtenteam wählt Themen aus, setzt Schwerpunkte und bestimmt die Reihenfolge
der Sendung; Schlusskontrolle und Überprüfung der Fakten
- Die Sendung – das Studio: Eine Sendung ist erst zu Ende, wenn der Abspan erklingt.
Noch während der Sendung kann die Moderaktion von der Redaktion geändert werden
(bei einer aktuellen Lage können auch noch neue Bilder geliefert werden)
4. Nachricht
- Vergl: Nachrichtenfaktoren
- Lead-Satz-Prinzip: Nachricht beginnt mit dem wichtigsten Inhalt
- Nachricht im Film: kürzeste Form der Informationsübermittlung durch bewegte Bilder
- Wortnachricht: Meldung, die der Sprecher im ON verliest (im Hintergrund sind
Standbilder, Karten oder Grafiken zu sehen)
5. Bericht
- Vermittelt einen allgemeine interessanten und aktuellen Sachverhalt (ca. 1:30 min)
- Tatsachenbericht: Fasst Fakten zusammen. Enthält kaum subjektive Wertungen.
- Handlungsbericht: schildert Ablauf von Ereignissen. Ablauf des Geschehens muss dem
Zuschauer klar werden
- Erlebnisbericht: ist stark subjektiv gefärbt, aber mit recherchierten Fakten angereichert;
nüchterner, als eine Reportage
- Zitatenbericht: fasst eine Rede oder eine Pressekonferenz zusammen
- Korrespondentenbericht: Der Korrespondent ist vor Ort und fertigt seinen Bericht aus dem
Material, welches der Kameramann gefilmt hat
- Das erstellen eines Berichts: Ein Bericht steht selten für sich alleine, er wird in der Regel
von einem Moderator eingeleitet
- Bericht muss auf Fakten und Neuigkeiten eingehen – aber nicht am Anfang
- Sprache im Bericht ist kurz und knapp; Zeitform: Präsens
6. Aufsager
- Ein Aufsager ist ein Auftritt eines Reporters, vor der Kamera, der in einen Beitrag oder
Bericht rein geschnitten wird
Pöttker (2003). Nachrichten und ihre kommunikative Qualität. Die ‚umgekehrte Pyramide’ –
Ursprung und Durchsetzung eines journalistischen Standards. Seite 414-426
Technologische These:
Während des amerikanischen Bürgerkriegs (1861-1865) waren die Telegrafenverbindungen
so schlecht Æ das Wichtigste an den Anfang (falls die Verbindung abbricht)
Kritik: Telegrafentechnik entstanden schon vor 1850 (insgesamt 100-jähirge
Entwicklungsphase) und wurde auch von Journalisten zum Nachrichtenaustausch verwendet.
Warum entstand Pyramidenform nicht auch zu dieser Zeit?
Politologische These:
Im Interesse von Regierungen wurde die Pyramidenform zum Zwecke der politischen
Steuerung genutzt. 1865 sendete der Kriegsminister Edwin M. Stanton eine Reihe von
amtlichen Mitteilungen an die Presse (in Pyramidenform). Diese wurden von der Presse
unverändert abgedruckt.
Kritik: Nach Abtreten von Stanton hätte Pyramidenform auch verschwinden müssen! Warum
kam diese Form erst mit dem amerikanischen Bürgerkrieg, autoritäre Politiker gab es auch
schon vorher!
Kulturwissenschaftliche These:
Durch den Wandel des Bildungssystems Ende des 19. und Anfang des 20.Jhd, bevorzugte das
Publikum (und auch die Journalisten) eine kurze und knappe Sprache. Man wollte soviel
Informationen wie möglich!
Kritik: Fehlende Theorie!!! Keine Belege!
Ökonomische These:
Gewinnkalkül von Zeitungsverleger: Möglichst viel Info in wenig Text, Schnelligkeit bei
Produktion
Kritik: Ungenauigkeit in Datierungen, Kommerzielle Verlegerinteressen auch schon vor
1860
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Pöttker (2003). Nachrichten und ihre kommunikative Qualität. Die ‚umgekehrte Pyramide’ –
Ursprung und Durchsetzung eines journalistischen Standards. Seite 414-426
Fallbeispiel (Pöttker): ‚New York Herald’ / ‚New York Times’
Untersuchungsausgaben: 1855, 1875, 1895, 1920
Ergebnisse:
- schon 1855 gibt es 3% an Texten nach dem Schema ‘inverted pyramide’
- zwischen 1880 und 1890 entwickelte sich dieses zum professionellen Standard
- Erscheinungsbild der Zeitung ändert sich (1895): anschaulicher, übersichtlicher,
ansprechender
- Entwicklung zum Redakteur (Impressum) Æ ‚inside editing’
Wahrnehmungspsychologische These:
Wenn Pyramidenform in den 1880er als professioneller Standard in Amerika entstanden ist,
dann ist die technologische, politologische und kulturwissenschaftliche These widerlegt Æ
Entwicklung hätte dann Mitte der 1870er abgeschlossen sein müssen!
Wäre der Bildungsschub der Grund gewesen, hätte es nicht vor dem Jahrhundertwechsel
stattfinden können!
Pyramidenform ist hilfreich bei der Herstellung der Nachricht, ebenso wie die rasche
Aufnahme beim Publikum.
Externe Faktoren wie Politik, Technik und Kultur sind nicht die einzigen
Rahmenbedingungen!
2
Pürer/Raabe (2002). Zur Berufgeschichte des Journalismus. Seite 408-416
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Weischenberg (1998). Journalistik 1. Mediensysteme, Medienethik, Medieninstitutionen.
Seite 171-233
Philosophische Prinzipien:
Deontologische Ethik vs. teleologische Ethik
Æ deontologische Ethik (Pflichtethik): kontextunabhängig Normen, die jederzeit und überall
Gültigkeit besitzen
Æ teleologische Ethik (Zielethik): Entscheidungen werden nach dem Nutzen getroffen. Die
Handlungsfolgen entscheiden über richtig oder falsch.
1
Weischenberg (1998). Journalistik 1. Mediensysteme, Medienethik, Medieninstitutionen.
Seite 171-233
Zur Substanz von Pressekodizes:
Pressekodizes folgen der deontologischen Ethiklogik:
- 1973 überreichte der Deutsche Presserat die ‚Publizistischen Grundsätze’ (16 Punkte)
- 1998: umgeändert in ‚Richtlinien für die publizistische Arbeit’
- Vier grundlegende Handlungsempfehlungen:
o Berichterstattung soll wahrhaftig und unabhängig von Interessen sein
o Bei der Infobeschaffung soll auf unlautere Methoden verzichtet werden
o Persönlichkeitsrechte von der Berichterstattung betroffener Personen sollen
gewahrt bleiben
o Bei schweren Verbrechen soll besondere Zurückhaltung geübt werden
Heute: Grundsätze direkt verbunden mit Richtlinien für die publizistische Arbeit
Kommunikationswissenschaftliche Annäherung
Der normativ-ontologische Ansatz:
Allgemein: Der normativ-ontologische Ansatz ist das älteste, auf die klassische griechische
Philosophie (Platon, Aristoteles u.a.) zurückgehende Konzept von politischer Wissenschaft.
Gemeinsam ist allen dieses Ansatzes demnach die Lehre von einem absoluten Sein, welche
davon ausgeht, dass es eine Realität, eine Wahrheit und eine Moral gibt, und dass man diese
mit den richtigen Methoden auch finden kann.
Æ Für Vertreter des normativ-ontologischen Ansatzes ist nicht entscheidend, was im
Journalismus ist, sondern, was sein soll.
Æ Brücke zwischen normativer Ethik und journalistischer Praxis
Medienethikformen:
Æ Individualethik: Maßstäbe, die als moralische Verhaltensregeln für den einzelnen
Journalisten formuliert werden (Idealisierung)
Æ Professionsethik: Maßstäbe, die das berufliche Verhalten innerhalb der Gruppe der
Journalisten berechenbar machen sollen, und die z.T. als ‚Standesethik’ von den
Berufsverbänden kodifiziert werden (verborgene Gesetzlichkeiten)
Æ Institutionenethik: Maßstäbe, die Medienbetriebe und ihre Verantwortlichen zu beachten
hätten – in einem demokratischen System, das ihnen Freiräume zur Erfüllung einer
‚öffentlichen Aufgabe’ einräumt
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Weischenberg (1998). Journalistik 1. Mediensysteme, Medienethik, Medieninstitutionen.
Seite 171-233
Kommunikation und Verantwortung:
- Journalisten sind Beobachter, die nicht Aussagen über Dinge, Eigenschaften oder
Beziehungen in der „Welt-an-sich“ (Kant) machen, sondern über Ergebnisse von
Unterscheidungen. Auf dieser Grundlage werden Beziehungen und am Ende eigene
Konstruktionen hergestellt.
- ABER: Journalisten sind autonom. Sie entscheiden letztendlich welchem Ereignis
welche Bedeutung zukommt Æ ‚objektive Realität’ = die relative Objektivität des
Beobachters!
- Die Konsequenz dieser Objektivität ist, dass jeder für seine Wirklichkeitsentwürfe
Verantwortung trägt
- Zwar unterliegen Journalisten Normen, aber jeder entscheidet selbst welche
Weltbilder die Medien anbieten
- Diese Verantwortung, auch für ethische Maßstäbe, kann niemand abnehmen, weder
Verleger oder Intendant noch ‚die Realität’