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KIEFER MIT B U CH ORNAMENTEN VON P B
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SELBST BET R A C H T U NGEN

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fün o d er d r e Ja hre , wa s i ch d ch s a n ?

D a s Wes en l ch e wa r ei n L e en i m E n lan g m it
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. E ”olyte Ta i ! : (M a r c A u r äle)

M6 5 1 8 9
L
enn unser eben endlos und schmerzlos wäre ,

würde es vielleicht doch keinem einfallen zu


fragen waru m die Welt da sei und gerade diese Be
,

scha ffen heit habe diese Wo rte Schopenhauers welche



, ,

die beiden natürlichen Quellen für die Entstehung


der Philosophie überhaupt aufdecken beleuchten viel ,

leicht besser als irgendwelche anderen die Entstehung


der Selbstbetrachtungen Marc Aurels Denn kaum
e
.

in zweites Werk der antiken Philosophie wurzelt so


tief in der Persönlichkeit des Autors in der schmerz ,

i ich leidenden Seele einer vornehmen D en kem a tu r ,

die durch des Geschickes La une auf den römischen


Kaise rthron berufen ward Es ist müßig sich dar
.
,

über Gedanken zu machen wie Marc Aurels Philo


,

sophie ausgefallen wäre hätte dieser Mann gleich


,

anderen bedeutenden Geistern des Altertums sein


L eben in stiller Beschaulichkeit oder als Lehrer d er
Philosophie hinbringen können aber man d a rf doch
,

wohl vermuten daß es dann niemals die köstliche


,

Frucht der Selbstbetrachtungen wie sie uns jetzt vor


,

liegen gezeiti gt hätte oder doch daß dieses Werk


,

b ,

dann nicht so l e endig und unvergänglicher Wahr


,

VI
heiten voll au sgefallen wä r Aus den täglichene
e
.

kurzen Aufzeichnungen denen man mit iniger Phan


d e
,

tasi c beinahe h eute noch en Anlaß ihrer jew iligen


Entstehung ansehen kann wäre vielleicht ein mehr,

oder minder fein ausgearbeitetes System geworden


um so uninteressanter fü r uns je ärmer es an n uen , e ,

grundlegenden Gedanken geblieben wäre ; die Philo


s o p h en und Philologen würd en es registr ieren n eben
manchem anderen mittelmäßigen Werk der antiken
L iteratur für den weiteren Kreis der Gebildeten aber
,

hätte es kaum noch ein Interesse Allein all das kam .

anders Denn der Philosoph Marc Aurel war zu


ö
.

gleich r mischer Ka i ser l Nicht in der einsamen


Studierstube nicht im anregenden Gespräch mit
,

Gleichdenkenden nein mitten im wogenden Getri ebe


ö ,

des r mischen Kai serreichs reih e die Geda n ken sa at


heran die eine frü he Beschäftigung mit den best n
, e
Philosophen des Altertu ms in den überaus em pfä n g
lichen Gei st Marc Aurels gepflanzt hatte So bekamen
e
.

wir statt einer toten systematischen Darstellung ein


Art Mem o irenwerk aber keines das sich i n der Dar
, ,

stellung vergänglicher äußererTatsachen wie Schlachten


und Kri ege ergeht sondern ein Bekenntn is welches
, ,

das Geistesleben eines interessanten Menschen ent


hüllt der gelitten hat wie wir der des bens Rätsel
, , Le
zu ergründen gesucht hat wie wir und der sich einen
inneren Frieden errungen hat wie wir ihn trotz des ,

Christentums nur sehr selten finden Darin besteht


e
.

die ewig Frisch e der Marc A u rel schen Selbst


betrachtungen das ist der Gru nd warum sie wie
,

Ern est Renan sa gt niemals v ralten Si sind nichts e ,

e ,

e e e
.
,

Abge schlossenes sie zeigen vielm hr die M nsch n


,

VI I
seele in der We
rkstatt ih r s Schaffens u nd was s ie e
dort unter schweren Mühen keuch nd doch auch in e ,

sieghafter Schöpferfreu de ju elnd sich erarbeitet was b ,

ist s eigentlich im letzten Grunde ? Das Urphänomen


'

aller Philosophie wie wir sehen werden die abso , , „

lute Religion wie Renan hymnisch überschwenglich



,
-

sagt welche ausgeht von der einfachen Tatsache


e e
, „

ein s hohen moralisch n Bewußtseins das der Welt


, ,

gegenübergestellt ist .

Marcus A nn iu s Verus wie unser Philosoph u rsp rü n g


e
lich hieß rblickte das Licht der Welt am 26 April
,
,

1 2 1 n Chr in Rom auf dem Berge C ö l i u s er war


. .

der Urenkel eines A n n iu s Verus der aus Succubo in ,

Spanien stammend um die Mitte des ersten kaiser ,

lichen Jahrhunderts nach Rom gekommen und do rt


Prätor und Senatsmitglied g worden war Dessen e .

Sohn A n n i u s nach anderen Marcus den väter


lichen Großvater unseres Philosophen hatte der Kaiser ,

Vespas i an i m Jahre 74 ins Patriziat aufgenommen .

Von ihm stammen außer anderen Kindern eine Tochter


Annia Galeria Faustina seit 1 1 0 die Gemahlin des ,

späteren Kaisers Antoninus Pius und ein Sohn A n n i u s


Verus dessen Ehe mit D o m itia L uz illa unser Stoiker
,

entsp ro ßte Da der Vater des Philosophen bereits im


.

Jahre 1 29 starb adoptierte der noch lebende väter


e ,

lich Großvater A nn i us Verus seinen Enkel und erzog


ihn zunächst in seinem eigenen Hause unter Mit ,

wirkung des Kaisers Hadrian und seiner eige nen


Geliebten ; doch scheint es als ob diese ihren nicht
e ben gü nstigen Einfluß nur kurze Zeit auf das un
,

schuldige Kind ausüben konnt dankt es doch der e


e
später K aiser Marc Aurel in seinen Selbstbetra ch
,

VI I I
tun gen d
I 1 7 aus rücklich den G ttern daß er nicht ö
e e
, , „

noch läng r b ei d er Geliebte n sei nes Großvaters r


zogen ward Hadri an empfa nd sehr früh da s l b

e
e e
.

b attest Interesse für den Knaben den er j denfalls


nicht ohne Grund Verissim us zu nennen pfl gte “
,

e
e

und den er schon sehr früh mit allerlei s inem Alte r


angepaßten Ehren auszeichnete Hadri an war es .

wohl auch besonders der im Verein mit Marc Aurels ,

mütterlichem Großvater Ca lvi si us Tullus und seiner


e igenen Mutter D om iti a Lucilla für ine Erziehung
, , e
des jungen Veri ssim u s sorgte die gegen modern e ,

Prinz en erz i ehu n g sehr angenehm absticht Die nam .

ha ftesten Lehrer der Philosophie Rhetorik und Rechts


gelehrsamkeit den n der spätere Kaiser in seinen
,
e ,

Selbstbetrachtungen die rü hren d ste Dan kbarkeit wid


mete wurden dazu auserwählt den hochbe gabte n
, ,

Jüngl ing zu unterweisen Männer wie der berühmte .


,

Rhetoriker Fronto mit dem Marc Aurel jahrelang i m


,

Briefwechsel stand und die Stoiker Rusticus Apol , ,

lo u i ns Sextu s ein Enkel Plutarchs Catu lus Claudius


, , , ,

Maximus waren seine Erzieher ; den b leiben dsten und


nachhaltigsten Eindruck machten zweifellos schon auf
e
den Knab n die stoischen ehren die er so ernst L
nahm daß er schon als zw lfjäh riger Ju nge di Philo ö ,

e
,

s o p h en kl e i d u n g und streng Lebensweis der Philo e e


s o p h en annahm (Sel stbetrachtungen I b
ohne doch
e ö
,

hierbei einseitig zu werden und sein k rperliche


Ausbildung zu vernachlässigen Hadrians Vorliebe .

für den ernsten Jüngling war so groß daß er ihn i m


Jahre 1 36 mit seines Mitr genten Verus Tochter Fabia e ,

e
v rlobte und nach Verus plötzlichem Tode von An '

ton i n u s den er am 25 Febru ar 1 38 selbst an Sohnes


, .

I X
Sta tt an nahm und zum Kaiser erho mit samt dem b
d
jun gen Soh n es verstorbenen Verus ado ptieren ließ
,

Der philosophische Jüngling seit diesem Akt Marcus ,

Äl iu s Aurelius Verus geheißen den wir u ns als ,

stillen zurückgezogen lebenden Menschen vorzustelle n


b ,

ha en wa r über diese Ehre wie sein Biograph b


, , e
richtet nicht gerade entzückt er trennte sich nur
e ,

ung rn von den Gä rten sei ner Mutt r in denen er


„ e “
,

bisher seinen Gedanken nachzuhängen vollste Muße


gehabt hatte und bezog nur mit einigem Widerstreben
,

den ihm von Hadri an angewiesenen Pru nkp a last .

Von seinen Freunden über den Gru nd seiner Nieder


g e sch l a gen h eit gefra gt setzte er die,mit der T h r on

besteigung verbundenen Unannehmlichkeiten aus


e inander ; er ahnte wohl nur zu gut daß se ine
Le i blingsbeschäftigung das Studium der Philosophie
,
,

von nun an hinter seinen Pflichten als zukünftiger


Regent zurücktreten müsse Und die Wirkl ichkeit .

n ahm ja auch bald den jungen Grübler in ihre


s trenge Schule Al s nämlich am 1 0 Juli 1 38 Had rian
. .

in Baiae starb ergriff Antonin die Zügel der Re gie


,

rung und zog sofort den jungen Marc Aurel näher


an sich heran : Er weihte ihn in d ie Regierun gs
g eschäfte ein überhäufte
, ihn mit Ehrenstellen und
Beweisen seiner Gunst verlieh ihm d en Cä sa rentitel
, ,

ja er verrn ä hlte ihn sogar im Jahre 1 46 mit seiner


eigenen Tochter Faustina indem er seine frühere ,

Verlobung a u fl1 0 b Für das Römerreich begann jetzt


e
.

ine glanzvolle durch keinen Schatten getrübte Zeit


,

v o n 23 Jahren ; e in Antoninus Pius nach einstimmige m

S pru che einer der v orzü gl i chsten r mischen Kaiser


,

ö
e e e
,

a n sein r Spitz e und ihm zur Seit Marc Aurel s in ,

X
t
Schwiegersohn un d voraussich l icher Thron r m it e be ,

welchem ihn ein einzig dastehendes Freun dschafts


verhältnis verband ; es war also ta tsächlich inmal i n e
der Weltgeschichte Platos Ideal erfüllt : Es herrscht n e
W
zwei Philosophen ; was unders wenn da Antonins
e ,

Biogr aphen dies 23 Jahre mit der gold n n Zeit des ee


myth ischen Fri eden skön igs Numa vergl ichen Liest e .

man mit welch rührender Pietät Marc Aurel im ers ten


,

e
Buch der Selbstb trachtu ngen seinen Schwieg r ater ev
schildert dann weiß man nicht ob man mehr das
,

ö e ,

damalige R merr ich um solch einen äußerst seltene n


e
Regenten oder dies n Regenten um einen dera rtig
seltenen Mitregenten und Thronerben beneid n soll e
e
.

Das wirkt die Philosophie wenn sie wirklich inmal


e ,

auf den Thron ein s großen Reiches zu sitzen kommt .

Sie war aber und das ist besonders wichtig


e
den beiden Herrs ch rn nicht nur eine Ar t Jugend
e
geliebte gewes n auf die man in r iferen Jahren e
öe,

d h wenn die sch n Begeisteru ngs fähigkeit fü r gr oße


,

e
. .

Ziel so allmählich zu schwinden beginnt mit einer


Art stiller Verachtung zurückblickt wie s d r Real , e e
,

olitiker Ka l l ikl es dem Sokrates im Gorgias an


p
e m p fi ehlt und wie e
s ja auch bei allen Mensche n
d es Durchschnitts zu gesc hehen pfle gt ; n in Antonin e
e
,

zog als er schon Kaiser war den Philosoph n Apol


, ,

l o n i u s an seinen Hof und sandte ihm d n jugend e


e
lichen Marc Aur l sogar in die Wohnung als der
ee e
,

selbstbewußte G l hrt di es verlan gte und Marc Aurel


e
selbst pfl gte noch lange als Mitregent zu seinem
,

Lehrer Apolloniu s in die Wohnung zu kommen um


vv
,

s eine Bildung zu er ollkommnen ; auch mit dem


Philosophen Junius Rusticus war er in sp äter n Jahren e
XI
aufs innigste befreundet zog ihn in allen wichtigen ,

Staats und Privatangelegenheiten zu Rate und erwies


ihm die größten Ehren Schon in diesen Jahren un .

getrübten Glückes war Marc Aurel allgemein beliebt


wegen seiner Milde und Herzens güt und hatte an e
den bekannten sozialen Maßregeln Antonins wie ,

man wohl annehmen darf keinen ganz geringen ,

Anteil Es war darum eigentlich selbstverständlich


v
.
,

daß er als sein Schwieger ater am 7 März 1 61 die


,
.

Augen schloß ohne jede Schwierigkeit sein Nach


,

folger wurde Die erste Regierungshandlung des


.

nunmehr unumschränkt gewordenen Herrs chers zeigt


e
gleich sein selbstlos Bescheidenheit : Er erhob e
L
seinen Adoptivbruder ucius V rus der damals noch e ,

zu schönen Hoffnungen berechtigte zum Mitregenten ,

und ließ allgemein die tr endige Erwartung entstehen ,

daß die goldene Zeit Antonins unter seinen beiden


N a chfol gem ihren u n gestö rten Fo rtl a uf nehmen werde .

Und wahrlich an Marc Aurel lag es nicht daß auf


,

den friedlichen sonnigen Morgen dem sein eben


, ,
,

L
bisher geglichen hatte ein so stürrn isch er Nachmitta g
, ,

ein so gewitterschwerer Abend folgte ! Denn des


neuen Regenten Tun war r in und lauter stark und e ,

konsequent in der äußeren Politik wie wir sehen ,

werden sozial und human im Innern wie er es sich


, ,

selbst an vielen Stellen seiner Selbstbetrachtungen


als Ideal vorhält Marc Aurel lebte tatsächlich a ls
.

ein Gekrönter Apostel der Menschenliebe er war “

e ,
„ ,

wi Stuart Mill sagt Ein besserer Christ im nicht


, „

dogmatischen Sinn a ls fast alle sich zum Christen


,

tum bekennenden Fürsten die seither regiert haben “

L e e
.
,

ächerlich schien ihm jeder despotisch Größ nwahn ,

XI I
e
lächerlich all s Prunken mit dem Gottesgnad ntum e
lächerlich die Millionen erschlingende Hofhaltung v ,

mit allem was dazu geh rt verächtlich die Ansicht


, ö , ,

daß ein Fürst etwas anderes sei als der oberste


e
Di ner seines Staates Gegen sich s lbst sehr streng
. e ,

war er gegen seine Umgebung milde und nach


sichtig und besaß einen iel zu großen G ist als v e
daß er sich für ein Universalgeni gehalten hätte e ,

das nicht von seiten erpro ter Räte auch manchmal b ,

ein em stes ja ein tadelndes Wort h ren dürf Da ö e


e e
.
,

bei kündi gte er die viel n sozialen Handlung n mit ,

denen er sein Reich beglückte nicht mit prunkenden ,

Worten an um sie hinterher doch nicht auszuführen


, ,

wie er überhaupt seine Stärke nicht im Reden


suchte sondern in der Stille handelte aber mit Kraft
,

e , .

So verbessert er die Getreid ez ufu hren baute neue ,

Straßen schränkte dagegen die Ausgaben für Volks


,

belusti gungen und Gladiatorenkämpfe denen r nur , e


ungern beiwohnte ein setzte fo rt was Pius fü r die
, ,

Gr ündung von Wa isenh ä u sern und and ren wohltätigen


,

e
Anstalten zu tun begonnen hatte lieh allen Bedrückten ,

und Bedrängten ein offenes Ohr suchte die Erpres ,

s u n gen der Pr ovi n z i a lb ea mten einzuschränken u n d


ö
die ffentl ichen Lasten gerecht zu verteilen mit einem
e
,

Wort er regi erte nach dem i n den S lbstgesprächen


,

I 1 4 ausgesprochenen Ideal des Freien Staates m it


, „

vollkommener Rechtsgleichheit für alle ohne Unter


schied Und doch war das Glück seiner Regi rung
.

e
n icht hold Hatte er schon viel Unannehmli c hkeiten
e
.

durch seinen Mitregenten Verus zu dulden d r sich ,

mehr und mehr als genußsüchtiger träger Weichling


e e
,

e ntpuppt so brach auch noch ein ganze Menge


,

X III
ee e e e
unerwart t r ä uß rer Er igniss wä hr n seiner Re ed
i beü r das Reich herein Schon in den ersten
e e ee
g eru n g .

Jah r n v rursacht ine Ti berüberschwem m u n g große


ee b
Hungersnot un d fast gleichzeitig li f n eunruhigend e
e e
Nachricht n a us Britannien Rhäti en und d m Parter
de d
,

land ein Doch die Aufstän in iesen Lä ndern


e e
.

wurden glücklich ni dergeworfen der der Parter a ll r


e b ve e e
dings rst n ach d re i is i r schw r n Kriegsjahren
,

e e e e be
durch d n ta pfem n rgisch n a r ungeme in rohen
e vd ,

e e b ,

Feldh rrn A i i ns Cassius w lch r ald darauf auch


d e
,

e ine n Aufsta n d r H i rtenbevölkeru ng im Nildelta


e
unt rdrückt e Die T ri u mp hsti mmung d ie infolge
ee e e be e
.
,

di s r Si g im Jahre 1 66 Rom herrschte s ollt


b
a e r n ur zu b e e
ald durch furchtbar Er i gnisse in ihr
,

e e ee e v
Gegent il umschlagen : Des V rus H r hatt on
e eb e b
As ien die P st mit nach Rom g racht di sich ald
e e e b e be
in ents tzlich r W ise ü er das ganz Reich ver r itete
,

u nd b e e e
ei nah 1 00 Jahr lang ihr Schrecken sgeißel
e
geschwung n hat Dazu brach im Jahr 1 67 in ge e
e e
.

fä hrli cher Krieg am Rh in und an d r Don a u au s


e e
.

Di Ma rkoman n n Qu a den und Jazygen hatten ein


e v e
,

r ö m isch s Heer on 20 000 Man n geschla gen wa r n


e e v e e
mit Ung stüm nach Süd n org drung n un d be
,

e e
la ge rte n schon Aquileja Ma rc Aur l eilt vo n Verus
e b e e
.
,

n ur ung rn e gl itet nach d m Norden und trieb


e e
,

z un ä chst d n Feind wieder aus d m La nd konnte


e e
i hn ab r e e
rst nach einem w chs lvollen Krieg von
,

e e
e twa achtjähriger Dau r z u ein m Fried en nöti gen
e e
d er allerdin gs nicht viel m ehr a ls in Waff nstillsta n d
,

e ee
war Marc Aurels Hauptquarti r in di s m Feldzug
e e e e
.

w ar Ca m untu m in Pan nonien wo r e in en T il s in r


b be e ebe ,

S el st trachtung n geschri n hat I m V rlauf e e .

XI V
e e e eb
di ses Kri g s v r rachte Marc Aur l i rmal j e ve e
e inen “ Enter i n Rom ; auf einer der Heimreisen da
hin i m Jahr 1 69 war Verus neben i hm im Wagen
,

s itzend gestorben ; im folgenden Jahre


,
,

siegt dann
,

be e
Marc A u rel die Markomannen im Winter darauf auf
e
der gefr oren n Don au di Ja zygen und im Somme r e ,

1 73 die Q u a d en diese unter gr oßen Gefahr n durch e


,

Wa ssenn a ngel an d n sich die bekannt Sage vo n e e


,

der legio fu l m inata knüpft Doch kaum waren ies d e


e
.

Erfolge einigermaß n gesichert als eine ganz uner


wartete neue Gefahr von Osten her droht : A idi n s
,

e v
Cassius nämlich d n der Kaiser zum Genera lkomma n e
,

danten aller Str eitkr äfte im Orient gemacht hatt wa r e ,

auf den Gedanken gekommen die Herrschaft an sich


M
,

zu rei ßen hatte i n Antiochia verkündet a rc Aurel


,

s ei gestorben hatte s lbst den Kaisertitel ang nomme n e ,

e
b
,

und machte ereits Mi ne gegen Westen orzurücken e v


e e
, .

Der letzte Grund zu dieser Handlungsw ise ist j den


falls i n der Verachtu ng zu suche n di der is rne e ee
ausam Soldat e gegen den i h m weichlich scheinen
, ,

g
e e e
r

den Kaiser hegt w lchen er in philosophisches


e e
, „

altes W ib nannt Es ist ja auch b egreiflich daß


e
.
,

i n der Armee nicht w nige waren denen Marc Aurels


Mi lde und Einfachh it ebenfalls nicht recht impo e ,

n i erte ro here Naturen die nur durch ein protziges


,

Pr äto ri a n erka isertu m erbunden mit d r nötigen v


,

e
e
,

S tr enge zu gewinn n waren So allein erklärt si c h


, .
,

daß Cassius überhaupt einige Anhänge r fand gegen


e
üb r dem doch allg mein beliebten Kais r Durch e e
e e
.

a us bez ichne nd war nun des Kaisers V rhalten in

diesem Kampf Schon vorher als man ihn vor


e e e e M
.
,

Cassius g wa rnt hatt s oll r g s a gt haben : eine , „

XV
Kinder sollen alle zu grund gehen wen n Cassius e ,

größere Liebe als sie verdient oder wenn dem Sta ate ,

dessen Leben mehr Segen bringt als das meiner ,

Kinder Und i n einem Brief an Verus der ihn


.

,

wiederholt auf den verdächtigen Cassius aufmerksam


gemacht hatte schrieb Marc Aurel : Dein Schreiben
, „

verrät mehr An gst als kaiserliche Würde und steht


nicht im Einkl a ng mit dem Zeitgeiste Und wie .

recht hatte er doch ! Der Zeitgeist war tatsächlich


für Marc Aurel : Cassius wurde von zweien seiner
L
eigenen eute ermordet und dem Kaiser blieb so in e
e ,

g fährlicher Kampf erspart Dennoch unternahm er .

den geplanten Zug nach dem Orient und brachte die


durch den Aufstand eingetretenen Wirren selbst in
Ordnung wobei er gegen die Empörer mit außer
,

ordentlicher Milde verfuhr Auf der Rückreise sta rb


.

seine Gemahlin Faustina an der er trotz ihrer m a nni g


,

fachen Verirrungen sie hatte angeblich den Com


modus aus einer ehebrecherischen Verbindung mit
einem Gladiator oder Matrosen empfangen mit
abgöttischer Liebe gehangen hatte Es fol gte jetzt .

eine Friedenszeit von zwei Jahren während deren ,

dem Kaiser das bekannte Reiterstandbild auf dem


Kapitol ein Triumphbogen und ine Ehrensäule er
,
e
richtet wurden Doch schon im Jahr 1 78 brach der
.

Krieg in Germanien aufs n eue los Der Kaiser bezog .

mit dem jugendlichen Commodus wieder sein Haupt


quartier an der Donau starb aber bereits nach zwei
,
.
,

Jahren am 1 7 März 1 80 in Vindo ona wa hrs chein b ,

lich an der Pest n ach anderen von Commodus ver


,

e
giftet Seine letzt n Worte waren : Weinet nicht um
e e e
. „

mich sondern über di Pest und üb r das a llgemein


,

XVI
Schwerer n och scheint ein anderer Vorwurf z u wiegen ,

den mit ziemlicher Einmütigkeit die neueren Histo


riker diesem Kaiser zu machen für nötig halten : Sie
finden es nämlich ganz u nb egreiflich daß unt r seiner ,
e
Regierung ziemlich heftige Chri stenverfolgu ngen statt
fanden die selbst vor Grausamkeiten wie dem Feuer
,

tod des 86jährigen Bischofs Polyka rp u s und den


L
Unmenschlichkeiten in yon und Vienne nicht zurück
schreckten Dem gegenüb r ist zu betonen daß die
. e ,

e igentlichen Grausamkeite n jedenfalls ohne den


Willen des Kaisers geschehen sind wenn er auch selbst ,

kein Hehl d a raus machte ein prinzipieller Feind ,


'

der Christen zu sein das beweist schon sein Edikt


,

gegen jeden der eine neue Glaubensweise einführe


, ,

die geeignet sei die Gem üter der Menschen a ni zu


,

r egen und die bekannte Stelle seiner S elb stb etra ch


,

tungen wo er vom Trotz der Christen spricht Allein


, .

Marc Aurels Verha lten ist für jeden der sic h einiger
m aßen bemüht die Geschichte objek iv d h mit
,
,

t , . .

tu nl i chster Abstrahierung von seiner eigenen Zeit un d


ihren Idealen zu betrachten durchaus verständlich ,
.

Marc Aurel war römischer Kaiser und zwar ein ,

Kaiser der es mit seinen Pflichten sehr ernst nahm ;


,

fü r ihn war der Staat den zu leiten er berufen war


, ,

das Höchste in der Welt und das Aufgehen in dessen


,

Dienst die höchste sittliche Pflicht wie er dies in ,

seinen Selbstbetrachtungen oft aufführt Die Christen .

jener Zeit aber waren geschworene Feinde dieses


Staates hielten ihn für ein Teufelswerk entzogen
,

sich seinem Dienst so gu t sie konnten und sehnt n


,
,

e
ein Ende mit Sc hrecken für ihn herbei Wie konnte
e e e
.

es darum a nd rs sein als daß gerade di e best n V r


,

XV III
treter dieses Staates in den Christen nichts anderes
als eine Rotte sta atsgefä hrlicher Neuerer sahen ?

Wenn also schon der römische Kaiser Marc Aurel


kein Freund des Christentums sein konnte so war ,

es der Philosoph Marc Aurel erst recht nicht .

Doch das wird erst ganz klar werden wenn wir Marc ,

Aurels Weltanschauung näher kennen gelernt haben


e
.

Di Grundlage der Weltan scha u u n g Marc Aurels ist der


gemilderte Stoizismus wie ihn sein direkter Vorgänger
, ,

der syrische Freigelassene Epiktet gelehrt hat dessen ,

Schriften Marc Aurel durch seinen Lehrer Rusticus


kennen gelernt hatte Aber b zeichnenderweise inter
. e
ess i eren den vielbeschäfti gten Kaiser der nur wenig ,

Muße fü r Philosophie hat weder die Dialektik noch


,

Physik seiner Vorgänger (Selbstbetrachtungen VI I ,

noch überhaupt die Teile des Systems welche nicht ,

i m unmittelbaren Zusammenhang mit der Ethik stehen


z
.

Marc Aurel gleicht in der Be iehung Männern wie


Emerson Maeterlinck ja gewissermaßen selbst ,

Nietzsche : er übernimmt die naturwissenschaftlichen


und erkenntnistheoretischen An sichten seiner Zeit und
baut auf ihnen eine Art ebenskunst auf fest überL ,

zeugt davon daß sie wichtiger ist als alle th eoreti


, ,

schen Spitzfindigkeiten Berührt er gelegentlich er


.

ken ntn istheo reti sche und metaphysische Gebiete so ,

wird seine Ausdrucksweise unklar bald erscheint er ,

als Materialist bald als D u a li sit bald als Hylozoist


, , ,

damit mischen sich wieder Vorstellungen wie di e


Senecas von der periodischen Verbrennung und Neu
erstehung der Welt dann auch wieder mythologische
v
,

on einer Götterwelt die dem Menschen im Trä u m e


e
,

e rscheint ,kurz d r strenge Fachphilosoph der ein


, ,

X IX
n eues System erwartet kommt bei Marc Aurel nicht ,

auf seine Rechnung Der Weise auf dem Kaiserthron .

weiß das übrigen s recht gut ; er tröstet sich (V 1 0) ,

damit daß auch nach der Ansicht gr oßer Philosophen


,

viel Dunkel in der Welt herrsc he und es bereitet ihm ,

kei n er lei Schm erz daß er nicht alle Rätsel lösen kann
, .

Tai ne geht so gar so weit anzunehmen Marc Aurel


, ,

s ei sich dessen wohl bewußt gewesen daß er immer ,

nu r i n Bilde rn rede wenn er Worte wie Weltke i m



, „ ,

„ Weltvernunft Weltsubstanz und Gotth eit aus



, „


spreche und er meint nur ein Satz könne a ls


, ,

wesentlich für Marc Aurels Weltansc hauung auf


ge stellt werden : D i e We l t i st e i n e E i n h e i t e i n e
„ ,

ge s e tz l i ch e O r d n u n g b e h e rrs c h t s i e u n d d i e s e ,

O rd n u n g h at d i e H a rm o n i e e i n e r Ve r n u n ft .

Kein Satz kann knapper und besser das Bleibend e


der Marc A u relsch en Weltanschauung heraus schälen .

Von ihm las sen sich auch a lle anderen Wesentlichen


Sätze ableiten : Denn der Mensch ist n ichts anderes
als eine solche Einhei im k leinen auc h ihn be t ,

herrs cht eine gesetzmäßige Ordnung die Vernunft , ,

die nichts anderes ist als ein Teil der die Welt durch ,

waltenden A llvern u nft und die von Marc Aurel sehr


glücklich mit dem gu ten Däm on identifiziert wird ,

d er na c h hellenischem Volksglauben den Mensche n


z
als Schüt er durchs Leben begleitet (Vergl die Stellen
z
. .

hierüber usam men gestellt in der Anmerkung 1 z u


,

No 1 3 Buch
.
, Wie nun die Welt im großen von
d ieser A l l v ern u nft weise regiert wird also daß es ,

keinen Zufall geben kann und im Grunde genommen , ,

auch keine Übel so sollte sich der Mensch im kleinen


,

von sei nem Dämon regieren lassen ; er würde dan n



XX
‚ natürlich und damit zugleich sittlich le en ja



b ,

n och mehr er hätte damit die hö c hstmögliche Stu fe


,

d es erreichbaren Glückes erklommen : nichts könnte


ih n aus seiner Fassung bringen es gäbe fü r ihn kein ,

Leid denn alles i st ja notwendig und weise ; eine


,

klare Heiterkeit ebenso fern von laut r Freude wie


, e ,

von lautem Jammer würde einem ewig wi n dstillen


e e
, , ,

lächelnden blauen See v rgleichbar s in Wesen sein ,

v
.

Und in der Tat ist auch das Bild dieses ollende ten
Weisen das von Marc Aurel s chmerzlich erstrebte
e
Ideal d s Menschentums dem all sein Denken und ,

Trachten gilt Warum sind aber die Mensche n nicht


D e e
.

so ? as ist die ungeh ur Frage die unü bersteig ,

l iche Mauer vor der unseres Philosophen schöne


,

zarte Menschheitstr äum resign ie rt Halt machen ! Ja e ,

warum ? D ie Seele Marc Aurels ist selbst viel zu


rein und adlig als daß sie i m Bösen etwas wirklich

Vorhandenes eine positiv Macht sehen könnte : sie


, e
weiß nur von einem irregeleiteten oder noch irrende n
Guten von einer niedrig ren Entwi ckelu n gsstu fe des
, e
Guten oder sie beruhi gt sich schließlich wenn aller
, ,

Opti mismus nichts verschlagen will mit dem stoischen ,

Ausweg daß man auch das Böse als eine Notwendig


,

e
keit hinnehm n m üsse di im Weltlauf irgendwie e
b e
egründ t sei wenn wir auch nicht wüßten wie ohne
,
,

s ich selbst darum von dem fü r recht Erka nn ten ab


bringen zu l a ssen Al s recht aber erkennt Marc
e
.

Aurels Seele nur ein Leben nach den G setzen der


Vem u nit Und die Vernunft gebietet sich ohne Rück
.
,

s icht auf e igenes Wohl für das große Ganze zu be


tätigen auf dem Post n auf wel chen man durch das e
,

ee
Geschick g st llt word n ist ; si gebietet aber weiter e ,

e ,

XXI
in jedem Wesen ein ebenso notwendi ges Glied der
Gesa m theit zu erblicken als man selbst ist also sic h
z
, ,

über keine s derselben irgendwie auf uregen oder zu


ärgern vielmehr alle mit milder iebe zu umfassen !
, L
Wie e rnst es unser Weiser gerade mit dieser Folge
rung nahm ist bekannt vergleicht er doch selbst
, ,

einmal den kriegführenden Feldherr n a h einer hoch


bedeutsamen Stelle seiner Selbstbetrachtungen (X 1 0) ,

mit dem Jäger und Räuber ! D rittens aber gebietet die


Vernunft daß man sie selbst als das Höchste betrachte
, ,

wie in der Welt so im Einzelmens chen Ist sie aber


,
.

das Höchste d a s einzige wahre Gut so erscheine n


, ,

neben ihr alle anderen angeblichen Güter der Welt „


in ihre m wahren Wesen d h als Nichtigkeiten die, . .


,

weder Glü ck noch Un glü ck im wahren Sinne des


Wortes bringen können Ganz konsequent zu Ende
.

gedacht führt dieser Gedankengang zum Neu p la to


,

n i s m u s zur Askese zum Quietis m us Unsern Weisen


,

e
.
,

behütete di Notwendigkeit seines Berufes davor


t
prak isch diese Schlüsse zu ziehen Ihm ist die Ein .
,

kehr bei der eigenen Seele in s eltenen Stunden der


Einsamkeit nur wie ein stärkendes Bad in welchem ,

man nicht zu lange verweilen darf damit seine Heil ,

wirkungen nicht ins Gegenteil umschlagen ! In diesen


Stunden vielleicht des Nachts im Feind eslan d e wen n
, ,

draußen die Wache n ihren eintönigen Gang machten



,

die errn a tteten Krieger ringsum schliefen und d i e


düsteren Urwälder Germaniens von den Stürrn en ge
schüttelt wurden während die Donau mächtig rauschte
, ,

oder in Rom nach Erledigung all der unangenehmen


,

Rep r ä sen ta ti o n s gesch äfte und Regierungsakte in den ,

einsamen Gärten wo er als Kind schon geträumt


, ,

XXI I
unte r dem strahlenden Stem en meer die Blicke a uf ,

die gewaltige und doch so verderbte Stadt gerichtet ,

wie jämmerlich mögen da unserm Philosophen all


die vielgepriesenen Werte und Güter vorgekommen
sein um deren Besitz sich die Welt die er u regieren
, , z
berufen war bis aufs Blut q u ä lte l Wahn Wahn
, ‚ , ,

überall Wahn ! Dieses Motiv klin gt in gar vielen


seiner Sätze recht vem ehm lich durch also daß man ,

geneigt ist ihn einen Pessimisten zu nennen Und


, „

.

er ist es auch in dem Sinne in dem E v Hartmann , . .


,

Maeterlinck ja selbst Nietzsche Pessimiste n genannt


,

werden können Auch Marc Aurel hat schon wie


.

diese modernen Geister das Janusgesicht der Welt


gesehen und zwar hat er vor allem die Welt nach
,

der Seite ihrer Vergänglichkeit und Flüchtigkeit durch


s chaut . In zahllosen geradezu packenden nie er
, ,

m ü den d en Bildern gibt er mit der Phantasie eines


Poeten diese Erkenntnis wieder am erschüttern dsten ,

vielleicht in der berühmten Stelle XII 5 jener rühren , ,

den Frage an das Schicks a l warum die Gute n ,

u nterschiedslos wie die Bösen der Vernichtung an

heimfallen müssen Man kann über diesen Pessi


.

m ism u s Marc Aurels verschiedener Meinung sein


man kann wie Renan diese wiederholten Darstellungen
ei n und desselben Gedankens betr achten als d ie
Äußerungen eines fortdauernden Kampfes der Seel e
Marc Aurel s mit den nie ganz zu besiegenden Wün
z
schen seines Her ens das trotz aller entgegengesetzte n
,

Versicherun gen nicht wenig an den Vergä n gl ichkeiten


der Welt hing ; man kann dann weiter wie Renan von
einem martyr e intérieur des gr oßen Weisen reden “

L
„ ,

vo n d en u n geheu em eiden die diese edle Seele in ,

XX III
e
der si umgebe nden verdorbenen Welt durchzumachen
b
hatte is sie endlich auch den letzten Schrecken
,

e
den Gedank n an die Verni chtung mit kühlem Gleich
,

v
mut j a ielleicht mit einer Art Sehnsucht nach Er
,

l ösung in sich aufgenommen und den Zu stand erreicht


hat den Schopenhauer am Ende des IV Buches von
, .

Welt als Wille und Vorstellung so ergreifend be “


e
s chreibt j ner Friede der höher ist als alle V rnunft e
e
, „ , ,

jen e gänzlich M eeresstille des Gemüts jene tiefe ,

Ruhe unerschütterliche Zuversicht und Heiterkeit


,

deren bloßer Abglan im An tl itz wie ihn Raffael undz ,


,

Con eggio dargestellt habe n ein ganzes und sicheres ,

Evangelium ist nur die Erkenntni s ist geblieben der


Wille ist v rschwu nden e ,

Es ist wahr gegen En de “


.
,
,

der Selbstbetrachtungen Marc Au rels werden die Ge


danken an den Tod welc he ja schon vorher wie ein ,

angedeutetes Motiv da und dort durchklingen zu m ,

herrschenden Leitm otiv und die ganze ti efem ste Sti m ,

mung welche di ese Teile des Buches beherrs cht hat


, ,

ganz gewiß ihre Hauptursache in der viel tieferen ,

aber auch viel bittereren Lebense rfahrung die der ,

Kaiser seit Abfassun g des ersten Buches seiner Schrift


gesammelt hat Sehr schön sagt Renan über diese
.

S chlu ßteile der Selbstbetrachtungen : Die letzten


Bü cher der Selbstbetrachtungen stammen aus der Zeit ,

da Marc Aurel allein geblieben mit seiner Philo ,

s ophie die niemand mehr teilte nur noch einen


e
, ,

e inzigen G danken hat nämlich den ganz sanft aus , ,

der Welt zu scheiden Es ist dieselbe Melancholie .

wie in der Philosophie von Cam u ntu m aber der


D
Tag de s enkers hat si ch zum Abend genei gt ! In
d
Ca m u ntu m un an den Ufern des Granna sinnt Marc
b
rung wi e ei ihrer Fortdauer und dessen einzelne
Äußerungen das Werk der Weltvem u nft sind ? Was
habe ich zu tun mit den tausend verstümmelten Ge
danken durch die mein Geist sich in Beziehun g
,

setz t zu dem Stückwerk das mich umgi t ? Ei n , b


Gedanke ist ganz ist wahr der der Natur und alle , , ,

andern gelten nur insofern als sie mit diesem zu


'

s a m m en h ä n gen Ich werde also nur diese n einen


e
.

Gedank n h aben wie es auch nur ein einziges Wesen


e ,

gibt : ich w rde darauf alle andern beziehen ; ich


werde die enge Schranke meines Ich erweitern ; ich
werde die allumfassende Gottheit begreifen deren ,

ich ein Glied bin und ich werde handeln nach dieser
Eingebung .

D
ies Leben das sich im Sc hoße des ,

Ewigen geborgen weiß tri umphiert trotz aller Ver


, ,

g gä n l i chke it über den Todesgedanken und über


windet den erdenschweren Pessimismus für imm er
e e
.

Es ist R ligion im höchsten und delsten Sinne dieses


e ,

viel mißv rstandenen Wortes und ist von den Weise n ,

a ller Zeiten mit tiefster Sehnsucht gesucht und sei n


Besitz in überschwenglicher Weise gepflesen werden
e
.

Es steht himmelhoch über all n D o gm enreligio nen ,

e s steht auch über allem was man mit Christentum ,

b ezeichnen kann denn es faßt die bleibenden Mo


ee e
,

mente di s r Religi on ihren thischen Gehalt schon ,

i n sich und hat gerade ihn tiefer begr ündet als das ,

Christentum mit seiner Mythologie oder Philosophie


e e
.

Vor allem unt rscheidet es sich ganz bemerkensw rt


in zwei Punkten vom Christ ntum : es kennt kei n n e e
Gott der etwas ander es wäre als die in allem Seien
,

d en also auch in uns s elbst leb nde Vernunft und e


,

es kennt k in e e
andere Welt als die in welcher wir ,
,

XXV I
wirken müssen solange wir dazu die Kraft besitzen
, ,

es ist also diesseits freundlich und handelt nicht in

L
-

der egoistischen Er wartung eines himmlischen ohnes ,

kennt überhaupt kein Handeln um Lohn ! Daß ein


Mensch der sich dieses wahrhaft hier schon in jedem
,

Augenblick der Gottheit sicheren Lebens bewußt war ,

und darin seinen höchsten Trost ge genüber allem


Weltl ei d gefunden hat vom Christentu m der da
,

m a l i gen Zeit auch theoreti sch nichts wissen wollte ,

wird nunmehr verstä ndlich sein !


Es bleibt uns jetzt n u r noch übri g zu verfolgen w ie , ,

der Same den Marc Aurels Buch ausgestreut hat


, ,

im La uf der Geschichte des Geistes weiter gewirkt


h at. Daß der Stoizismus und mit ihm Marc Aurel
v ergessen war unter der He r rschaft der Scholastik ,

ist nicht schwer verständlich Erst mit der Renaissance


.

b eginnt mit Pla ta auch der Stoizismus wi eder be


a chtet z u werden freilich zunächst nur in seinem
,

H auptvertreter Seneca Von den neueren Philosophen


.

z eigt Spinoza stellenweise stoische E inflüsse sein ,

I deal des Weisen ) nähert sich wenigstens dem Marc


A urels in mancher Beziehung und Spinozas Satz :


die Glückseli gkeit ist nicht der ohn der Tugend
,

L “

L

i st durchaus nach dem Sinne Marc Aurels eibniz .

b enutzte in der T h eo d icee ab und zu stoische Ge


d a n ken gä n ge um seinen Optimismus damit zu er
,

h ärten ja gewisse Sätze der T h eo d icee z B 5 1 45


, , . .

p i t t
d l t tt d
S i i
n oza sa g l tl
E h k V Te Sa z 42 , A nmerku ng : ‚ D er We se
.

i ti id
il
wi r in d er See e ka u m b eu nruh g , son e rn
ii
a gegen

di it t t i di i
s ei ne r se b s , Go es u n d d er D nge m it e ner gew ssen No t

l
wen gke bewuß , h ö r er n em a s a u f, zu se n , un d ist m m er i m
Besi tze d er wa h ren Befr e gung d er See e “
.
i
XXV II
und 1 47 erinnern ganz an Marc Aurel auch der eib ,
L
n iz sch e teleologische Grundgedanke hat Verwandt
schaft mit der stoischen Teleologie Kant und be .

sonders Fichte griffen den stoischen Pfli chtgeda nken


auf und bauten darauf ihre kühnen Mo ra l geb ä u de ,

und von den noch jetzt lebenden Philoso phen klas


s i sch er Richtung z
eigt Ed von Hartmanns Ethik und
.

Teleologie Äh nlichkeit m it stoischen Lehren Neben


z z
.

diesen verein elten E inflüssen des Stoi ismus und


Marc Aurels muß aber besonders auf zwei Werke hin
gewiesen werden die ohne Marc Aurel gerade u un
, z
denkbar wären : es sind dies Schleierma chers Mono
loge und Maeterlincks Buch Weisheit und Schicksal „

.

Schleiermache r dessen durcha us moderne wirklich e


,

Religiosität die si ch ja mit der eines Marc Aurel so


,

wunderbar berü hrt und uns erst wieder durch Meyer


,

B en feys schönes Buch Mode rn e Religion so recht



nahe gebra cht worden ist tritt uns in seinen Mono


,

logen als der Weise entgegen der Marc Aurels Seelen ,

käm pfe durch gekä mpft hat und nun im Bes itze seines
z
stol en A llb ewu ßts eins wie von einem hohen leuchten
den Gipfel herab die Welt betrachtet ; Ma rc A u rel ist
der keuchende Wandersmann der dem Gipfel zu ,

strebt ohne ge gen die Schönheiten seines Weges


,

blind zu sein Schleienn a cher aber steht schon oben :


,

Von innen kam die hohe Offenbaru n g durch keine


v
„ ,

Tu gendlehren und kein System der Weisen her or


gebra cht ; das lange Suchen dem nicht dies nicht , ,

jene genü gen wollten krönte ein heller Augenblick ;


,

die Freiheit löste die dunkeln Zweifel durch die Tat .

Ich darf es sa gen daß ich nie seitdem mich selbst


,

verloren Was sie Gewissen nennen kenne ich so


.
,

XXV I I I
n icht mehr ; so straft mich kein Gefühl so braucht ,

m ich keines zu mahnen In stiller Ruhe in wechsel


.
,

loser Einfalt fü hr ich ununterbrochen das Bewußt


sein der ganzen Menschheit in mir Gern und leichten .

Herzens sehe ich oft mein Handeln in Zusam men


h ang und sicher d a ß ich nirgend etwas was die
, , ,

Vernunft verleugn en müßte fi nden werde , Oder .


noch klarer und tiefer : So oft ich aber ins innere


Selbst den Blick zu rü ckwende bin ich zugleich im


,

Reich de r Ewigkeit ! “

Noch mehr als S chleierrn a cher stehen unter dem Ein


fl u ß Marc Aurels endlich einige mode rne Franzosen
wie Renan Taine und vor allem Maeterlinck Ist es
, .

bei Renan mehr die melancholische Grundstimmung ,

bei Taine das ästhetische Moment das den Pes si ,

m i sm u s zu über winden geeignet ist so hat Maeter ,

linck von Marc Aurel sozusagen alles übernommen


L
daß man be i der ektü re seines Buches Wei s heit „
,

und S chicksal nicht selten meint eine m odem isierte



,

Übertragung Marc Aurels vor Augen zu haben .

S chon die Grundansicht Maeterlincks die er bei ,

allen Wandlungen festgehalten hat das Einssein der ,

Menschenseele m it dern Weltgrund ist durchaus ,

stoisch Im m erhin lehren ja allerdings auch andere


.

Systeme diesen Satz ; aber weiter : Genau wie Marc


Aurel folgert auch Maeterlinck aus dieser These daß

Glück und Unglück für den Menschen nie in äußeren


Dingen bestehen könne da ß d a s einzig möglich e
, ‚

Glück in der Pflege des göttlichen Kem es in uns


gefu nden werden könne daß man die eiden die
, L ,

auch Maeterlinck nicht leugnet als Boten betrachte n


,

muß die uns zur Einkehr und Sel bsterkenntni s


, „

XX X I
m ahnen Es sei mir gestattet eini ge der markan
'

.
,

testen Sätze Maeterlincks hier anzuführen zu denen


L
der eser die Parallelstellen in den Selbstbetrachtungen
,

M arc Aurels leicht finden wird an ist bei sich .


„ M ,

man ist vor den Tü cken d es Zufalls geschützt man ,

ist glü cklich und stark nur im Umkreise seines Be


w ußts e in s Jedes Wesen das die blinde Macht
.

„ ,

des Instinktes in si ch zu verringern weiß verm indert ,

rings um sich die Macht d es Schicksals Es gibt .



Unglücksfälle die das Geschick in Gegenwart einer


,

Seele die es mehr als einmal bes iegt hat nicht zu


, ,

unternehmen wagt und der vo rübergehende Weise ,

unterbricht tausend Dramen Wo ein Weiser auf .



tritt macht das E reign is vor ihm Halt ehe es Blut


, ,

und Tränen gibt Es gibt nicht allein u n te r den .

Weisen nie es gibt auch u m den Weisen sehr selten


,

ein Drama Der Wille zur Weisheit hat das Ver


.

m ögen alles was unse rn Körper nicht tödlich be


,

rü hrt wieder ins Geleise zu bringen


, Das wahre .

Schicksal ist ein inneres Schicksal Was ihnen zu .

stößt macht den meisten Menschen das Leben finster


oder licht ; aber das innere eben derer von denen L ,

ich spreche verklärt ganz allein alles was ihnen zu


, ,

stößt . Weise ist wer dieses Leben mit allem unter



„ ,

halten lernt was der Zufall ihm tagtäglich z u bri i1 gt


, .

„ Weise ist wem selbst das Böse den S cheiterli a ufen


,

der Liebe nähren muß Die Freude der .



kommt nicht vom äußeren Glücke noch von einer ,

Befriedigung der Eigenliebe E i n Geist der sich .



„ ,

erhellt hat Freuden die kein Körper kennt der glück


, , ,

lich ist ; aber eine Seele die sich bessert hat Freuden , , ,

die auch ein aufstrebender Geist nicht immer kennen

XXX
wi rd In Wahrheit leidet der Weise auch

Es “

e
.
.
„ „

h andelt sich auch gar nicht um V rmeidung des


Sch merzes sondern um Vermeidung der Entmutigung
,

und der Ketten die r jedem bringt der ihn wie


, e ,

e inen Herrn aufnimmt A lles was uns um gibt “


.
„ , ,

wird zum Engel oder Teufel je nachdem unser Herz


beschaffen ist Was aber im Dasein
.

a rc

,

M
Aurels recht ist das ist im Dasein jeder Seele billig
, .

Und so könnte man die Zitate beliebig lang fo rt


setzen und würde find n daß Maeterlinck d en Marc e ,

Aurel den er auch oft zitiert wirklich in glück


, ,

l i chster Weise auf unsere Zustände anzuwenden ver


steht Auch der Grundgedanke des Ma eterlin ckschen
.

Bienenbuches d ie selbstbewußte Unterordnung des


e
,

e inzelnen unter die an rkannten Gesetze eines höheren


Organismus von dem der einzelne ein Teil ist läßt
, ,

sich wie wir sehen leicht aus Marc Aurel ableiten !


, ,

An gesichts der Tatsache nun daß Maeterlinck weite ,

Verbreitung gefunden hat und noch findet schien es


nicht unzeitgemäß d m deutschen Volke auch ein e e ,

e
,

der Quellen der Weltanschauung Maet rlincks bequem


zugänglich zu machen und damit vielleicht auch ein
kleines Steinchen beizutragen zu dem gewaltigen
e
Temp l einer neuen reineren wirklich menschen
würdigen Kultu r di gerade unsere Besten nach , e
, ,

den fruchtlosen toten Tagen des Materialismus u n d


e ,

der wiss nschaftlichen Zänkerei ersehn en l

Es gibt in deutscher Sprache bereits eine Reihe anderer


Übertragun gen des arc A u relsch en Werkes so daß M ,

es noch einiger Worte der Erklärung bedarf über die


Absicht m it welcher die vorliegende Neuübertragung
,

XXX I
e
bearbeitet wurde : Die bisher vorhand nen deutschen
Üb ersetzungen dienen entweder mehr nur sprach
wissenschaftlichen Zwecken oder sie sind wie die bei
, ,

Reclam populär im weitesten Sinne ; eine Über


, „

tr agu ng aber in modernem Deutsch welche unter


,

Vermeidung unnötiger Fremdwörter dem Geiste und


d en sprachlichen Eigentümlichkeiten des O riginal s
g erecht zu werden sucht ohne
, sich do c h sklavisch
an den Urtext zu binden ist nicht vorhanden Außer
e
.
,

dem fehlt es auch an ein r weiteren Kreisen z u gän g


e
lichen Monographi e über di kulturelle Bedeutung des
Marc A ur elschen Bekenntn isbuches
e
.

Diesen beiden Bedürfnissen möchte das vorliegend


Buch abzuhelfen ve rsuchen .

Stutt ga rt im Juli 1 903

Dr Otto Ki e fe r
.
Din gen , d ie i ne nenichts a ngehen ; auch flößte er mir
W
_
i d emr ilie r
_
i : gegen _
A n geberei
_ _
ein .
( )
5
or1_
i
D gno €i u s lernte ich den Haß ge g en alles Eitle
m i d i é U lä b i k i t gegenüber dem Ge chwät
W
-
l t n g u —
g e s z

der Gaukler Beschwörer ahrsager und dergleichen


, ,

und die Vera chtung der Wa chtelpflege und äh nlicher


Torheiten ; wohl a ber lehrte er mich ein freies Wort
zu ertr agen und mir die Philosophie zum ebens
,

L
inhalt zu machen ; so ließ er mich zuerst den Bacchius ,

dann den Ta n d a sis und Marcianus hören und be


s ch ä fti gte meinen jugendlichen Geist mit En twe rf en
von Dialogen und gab mir die Freude am einfachen
e
nur mit ein m Tierfell bedeckten Nachtl ager und
,

allem anderen zur ebensart griechischer Weisen L


Gehörigen .
( )
6
on Rusticus bekam ich die Überzeugung einge
prä gt ich müsse an der Ausbildung und Besserung
,

meines Charakters arbeiten alle sophistische Leiden


schaft vermeiden nicht ü er leere Theorien Schrift
, b
,

stellerei treiben keine S ittenpred igten halten noch


e ,

in augenfällig r Weise den As keten oder Menschen


,

e
freund spi len ; er bewahrte mich auch vor jedem
rhetorischen und poetischen Wortgep rä n ge jeder ,

Schönrednerei vor Kleiderluxus und all derartigem


, .

E r lehrte mich die Schlichtheit im Briefstil wie er ,

sie selbst anwandte in einem aus S inu essa an meine


Mutter geschriebenen Brief di Versöhnlichkeit und , e
das Entgegenkommen meinen Wi ders a chem und Be
leidi gem gegenüber sobald sie selbst zum Einlenken
,

bereit seien ; er unterwies mich in der Kunst mit ,

Aufmerksamkeit zu lesen und nicht mit ob erfläch


l ich em D a rü b erhi nweggl eiten zufrieden zu sein noch ,
Schwä tzern so oh n e weiteres zuzustimmen Er machte .

mich auch mit Epiktets Gedanken bekannt die er ,

m ir aus seiner Bibliothek mitteilte .

on Apollonius habe ich die Geistesfr eiheit die die ,

Bedachtsamkeit nicht ausschließt und in allem


nie etwas anderes als die Vernunft zum Leitstem
wählt ; ihm verdanke ich die stetige Seelen ruhe auch
unter den hefti gsten Schmerzen beim Verlust eines
,

Kindes in langwierigen Krankheiten Er gab mir


, .

ein lebendiges Beispiel wie man tiefen Ernst mit


,

Nachsicht verbinden könne Beim Unterricht war er


.

nie verd rießlich und war auf seine Geschicklichkeit


und Gewandtheit im Vortrag nie eingebildet Endlich .

zeigte er mir auch wie man sogenannte Gefällig


,

keiten von Freunden annehmen müsse ohne dafür ,

s ich zu demütigen oder unerkenntlich sie außer acht

zu lassen .
( )
8
on Sextu s le rnte ich das Wohlwollen er war ,

mir das Vorbild eines echten Familienvaters und


e r weckte in mir die Einsicht wie man nach den
,

Gesetzen der Natur leben müsse ; er besaß eine un


gezwu ngene Würde des Benehmens war sorgsam , ,

die Wüns che seiner Freunde zu e rraten besaß Mild e


gegen d ie Unwissenden und die eute die u n ü ber L ,

legt urteilen und verstand die seltene Kunst sich in


, ,

alle Menschen zu schicken So lag im Um gang mit


.

ihm mehr Süßigkeit als in aller Schmeichelei und ,

e r e rfreute sich bei denselben Menschen stets der


gr ößten Hochachtung Er entwickelte in mir die
.

Fähigkeit die zur Lebensweisheit erforderlichen Grund


,

sätze in klarer und regelrechter Weise zu finden und


z u verknüpf n e Niemals sah man diesen Mann i n
.

3
2 0 m i gerAufwallung oder sonst einer Leidenschaft
h ingegebe n aber trotz dieser Leidenschaftslosigkeit
entfaltete e ,

r herz gewinn en de Liebenswürdigkeit ; er


le gte Wert auf einen guten Ruf doch ohne viel
e v e
,

Aufhebens r besaß ielseitiges Wiss n ohne Pe


d a nteri e ( )
9
e
.

lexander d r Grammatiker belehrte mich wie m a n


A
,

schonend und ohne Tadel und verletzende Vor


w ü rfe mit Leuten die einen fremda rti ge n oder sprach
,

widrigen oder ü b elklin gen den Ausdruck gebrau chten ,

u m gehen müsse ; er nannte an Stelle des unrichtige n


Ausdrucks einfach den richtigen und zwar so daß ,

es n i e wie e ine Ko r rektur aussah sonde rn als sei es ein e ,

Antwort oder Bestätigung oder handle sich um ein e


emeinsame Untersuchung über die Sache selbst
g
n icht über das betreffende ort oder er legte es a uf W ,
,

e ine sonsti ge passende Weise die gerade der Unter


r icht mit sich b
rachte n ahe wie man hätte sage n , ,
,

sollen ( )
1 0
e
.

ronto rweckte in mir die Einsicht daß Miß


F
,

gu nst Ränkesucht und Verstellun gskunst vo n


,

der Willkürherrschaft verursacht werden und d a ß


im allgemeinen die welche wir die Edelgebo ren en ,

n ennen weniger Menschenliebe besitzen als die an


,

dern .
( )
I I
0 11 Alexander dem Platoniker lernte ich niemal s

V
, ,

oh n e Not je m andem mündlich oder schrift


lich zu erklären ich hätte für ihn keine Zeit und
, ,

n icht auf diese Wei s e unter dem Vo r wand drin gender


Geschäfte die Pflichten eständig zurückzuweisen b ,

die uns das Zusammenleben mit den Mitmensche n


a uferle gt .
( )
1 2

4
a tu l u sermahnte mich Klagen eines Freund s e
C
, ,

auch wenn sie unbegründet seien nie gering ,

s c h ä tz i g hinzunehmen sondern mich zu bemühen s ei n


, ,

Vertrauen wiederzugewinnen ; ferner auch von meine n ,

Lehrern nur Gutes zu reden wie das von Domiti us


und A th eno dotus gerühmt wird und meinen Kindern
,

e i n wahrhaft liebender Vater zu sein ( )


1 3.

ein B ruder Severus war mir ein Vorbild in d er


Liebe zu meinen Verwandten in der Liebe zu r,

W ahrheit und Gerechtigkeit ; er machte mich bekan nt


m it einem T hra s ea s , H elvi d iu s Cato Dion u n d
, ,

B ru tu s u n d gab mir die Vorstellung von einem freie n


S taat mit vollkommener Rech tsgleichheit für alle oh ne
Unterschied und von einem Reiche in welchem die
.
,

Freiheit derUntertanen höher gilt als alles ; er prägte mit


d ie unwandelbare Hochachtu ng für die Philosophie
e i n dieWohltätigkeit und Freigebigkeit die hoffnun gs
, ,

frohe und ver trauende Liebe zu meinen Freunden ;


e twaige Mißbilligung aber lernte ich ihnen gegenüber
ohne Rückhalt auszusprechen und ihnen offenherzi g
v o r Auge n zu fü hren was ich von ihnen erwarte
,

was nicht ohne daß sie e rst lang im unklaren e ,

b leiben .
,

( )
1 4
axi m u s gab mir die goldene Lehre der Selb st

beherrschung und des unbeirrten Fortschreiten s


a u f dem einmal eingenommenen Wege ; se i gutes
Mutes in allen Lebenslagen pfle gt e er zu sagen be
, ,

s onders aber in den Krankhei ten ! Suche dir einen


a u s M ilde und Würde gemischten Charakter anzu
e ignen und verrichte d i e vorliegenden Geschäfte ohn e
,

Murren ! Von ihm glaubte jeder er rede wie er denke


u n d handl e ,

immer nur in reinster Absicht ; Bewu n de


, ,

5
rung und Staunen waren ihm gleich fremd nicht ,

minder Übereilung und Saumseligkeit ; Verlegenheit ,

Trostlosigkeit und unechte Freundlichkeit kannte er


nicht nie sah man ihn zom ig oder in schlechter
L ,

aune ; in seiner Wohltätigkeit Großmut und Wahr,

h eitsli eb e zeigte er eher das Bild eines fertigen


Mannes als eines sich erst mühsam h era nbild en d en .

Nimmer konnte man meinen von ihm verachtet zu,

werden noch andererseits es wage n sich besser zu


, ,

dünken I m Scherz endlich war er stets taktvoll und


.

geistrei ch .
( )
1 5
ein Vater war mir vorbildlich in seiner Milde ,

die eine unerschütterliche Bestä ndigkeit in dem ,

wofü r er sich nach reiflicher Überlegung entschieden


hatte nicht au sschloß Er war ein Verächter c itel u
, .

Ruhme3 beanspruchter Ehren ein Freund der Arbeit


,

und der Ausdauer ; er verschloß nie sein Ohr gemein


n ü tz i gen Vorschlägen anderer und behandelte jede n

n ach Verdienst verstand es wohl a rri rechten O r t die


,

z
Zügel strammer anzu iehen und nach ulassen ; der
,

z
Jü n gl i ngsli eb e entwöhnt widmete er sich nur dem
,

Staatswohl ; er erließ seinen Freunden den Zwang ,

immer mit ihm zu speisen oder auf Reisen stets in


seiner Umgebung zu sein ; wer ihm aber aus dringender
Ursache nicht folgen konnte fand ihn bei der Rück
,

kehr ni cht verstim m t Bei Beratungen p rüfte er grü nd


.

lich und mit Ausdauer und begn ügte sich nie mit
Wah rscheinlichkeiten Seine Freunde verstand er zu
e
.

halten wurde ihrer ni überd rüssig war aber auch


, ,

nie u nvem ü nfti g ihnen ergeben In jeder Lebenslage.

bewahrte er die Zufriedenheit und Heiterkeit Für .

d i e Zuku nft sorgte er gewissenhaft vor und war ohne

6
viel Aufhebens auf die geringsten Vorfälle gefaßt .

Das Zujau chzen des Volkes und jegliche Schmeichelei


h ielt er sich fern Ein wachsames Auge besaß er
.

fü r die Sta a tsb ed ü rfn i s se und war sparsam beim


Ausgeben öffentlicher Gelder ertrug auch willig den ,

Tadel der ihm deshalb manchmal er wuchs In seinem


, .

Verhältnis zu den Göttern beherrschte ihn keine aber


g l ä u b i s c h e Furcht und ,den Menschen gegenüber
buhlte er nicht um Beliebtheit durch Gefallsucht oder
Begünsti gung des Pöbels vielmehr besaß er in allem ,

n ü c htem e Festigkeit achtete die Sitten und war ein


,

Feind unklarer Neuerer Die Genüsse die das Leben .


,

angenehm machen und die das Glück reichlich bot ,

benutzt e er mit Maß und Freiheit indem er sich ,

dessen was er hatte ungesucht erfreute ohne das ;


, , ,

was er nicht hatte zu vermissen Niemand konnte


, .

von ihm behaupten er sei ein Sophist ein einfältiger


, ,

Schwätzer oder ein Pedant ; sondern jeder mußte zu


geben einen Mann von reifem Verstand und großer
,

Vollkommenheit zu gr oß für Schmeichelei fähig sich


, ,

s elbst und andere wohl zu leiten vor sich zu haben , .

Außerdem wußte er wahre Philosophen wohl zu ehren ,

ohne die andern herabzusetzen oder sich von ihnen


leiten zu lassen Im Umgang war er angenehm und
.

liebte einen maßvollen Scherz Seinen Leib pflegte .

er mit Maßen und nicht wie ei n Lebemann oder

p u tz s ü c h ti ger Mensch doch ohne ihn zu,


v ern a ch
lässigen so daß er auch dank seiner Sorgfalt fast
, , ,

n i e einen Arzt gebrauchte Einer seiner Haupt .

charakterzüge aber war daß er Männern die irgend


e ine hervo rragende Gabe besaßen ob nun in der
, ,

ee ee
B r dsamkeit Ges tz skunde Ethik oder auf einem
, ,
,
e
sonstigen G biete neidlos den Vorrang ließ ja ihnen
e
, ,

sogar dazu b hilflich war die ihren Gaben geb ü h


e
,

rende A n rkennung zu e rl a ngen Wenn er weiterhi n .

i n allem dem Vo rb il de seiner Vorfahren nachahmte


v ermied er doch mit seiner konservati en Gesinnung v ,

z u prahlen Er wa r fern on a ll m ankelmut un d v e W


e
.

jeder Unbestä ndigkeit und verweilt gern an den


s elben Orten und bei denselbe n G schäften zu denen e ,

er nach d en heftigsten Kopfschmerzen mit der Kraft


e ines Jünglin gs zurückkehrte Er war kein Geheimnis
e
.

krämer di wenigen Geheimnisse die er hatte be


, , ,

trafen das Staatswohl Klugheit u nd Maßhalten lenkten


e ö e
.

ihn bei d r Veransta ltung ffentlicher Spiel bei der


Errichtung von Gebäuden Austeilung von Spend n
,

e
d e e
,

und an er m derart ; überhaupt li ß er sich seine


e
Handlung n nur durch das Gebot der Pflicht nicht
du rch die Aussicht auf zu gewinn nden Ruhm vor e ,

e
s chreib n Er badete nicht zur Unzeit frönte keiner
.
,

übertri ebenen B a u lu st machte sich nich ts aus Lecker


bissen nichts aus feinem Geweb und auserlesene n
,

e
,

Farben der Gewänder n ichts aus lühender Schö n b


e e
heit s in r Sklave n Seine gewöhnlich Toga stammte
.
,

e
von der unteren Villa in Lot ium da s übri ge vo n ,

L a n u vi u m in Tusculum trug er einen Oberrock


,

e
wegen dess n er sich entschuldigte bei seinen Gästen ;

und s o war seine ganze Art Nichts Hartes U ne hr .


,

e rb i eti ges Heftiges lag in ihm noch etwas wie m a n


, , ,

s agt U n ha rrn o n isches s ondern all es war wie bei


,

e
guter Muß wohl überlegt unerschütterlich geordnet
, ,

e ,

i n sich f st und mit sich s lbst üb reinstimmend


,

e e ,

e
.

Auf ihn könnte man anwend n was von Sokra tes


e e
bericht t wird daß r zu entbehren un zu genießen
,
,

d
8
er rf eute ; sie schenkten mir Kinder deren Geist hell , ,

de ren Körper gesund war ; sie fügten es daß ich weder ,

i n der Rheto rik und Poesie noch in anderen Wisse n


,

schaften zu gr oße Fortschritte machte die mich viel ,

l eicht sonst zu einseitig gefesselt hätten ; sie len kten


meine Hand als ich meine Erzieher in Stellen erhob
, ,

d i e ihnen gerade wünschenswert waren und sie nicht


m it der leeren Hoffnung a b sp ei ste daß ich e rst später ,

i hrer gedenken werde Der göttlichen Fügung ver


.
s

da nke ich meine Bekanntschaft mit Apollonius Rusti cus ,

u n d Maximus Die Götter lenkten meine Gedanke n


L
.

a u f ein naturgemäßes eben und seine Beschaffenheit


hin ; an Gaben Hilfeleistungen und Eingebunge n
,

l ie ßen sie es nicht fehlen mich auf den naturgemäße n


,

Le bensweg hinzuführen und wenn ich von diesem


,

Ziele noch entfernt bin so ist es meine Schuld daß


, ,

i ch die göttlichen Mahnungen ja geradezu Offen ,

b ar u n gen so schlecht befolgt habe Die Götter ver


t
.

l ich en meinem Kö rper die Kraf so viele Beschwerde n ,

d es Lebens ertragen zu können sie hielten mich fern


t
v o n der Gemeinschaf mit Le u ten wie Benedicta u n d
,

Theodotus ) und heilten mich auch später in meine n


Li ebesschmerzen ; ihnen verdanke ich daß ich ob , ,


é

s ch o n öfter gegen Rusticus aufgebracht mir doch ,

n i e eine Handlung gegen ihn erlaubte die mich jetzt ,

re uen könnte ; daß meine Mutter die so jung hat ,

s te rben müssen weni gstens ihre letzte Lebenszeit bei

z ,

m i r ubringen durfte ; daß meiner für die Ar men und


s onstigen Bedürftigen offenen Hand stets auch die
M ittel zur Ve rfügu ng standen und ich nie die drückend e
La ge des Schu lden m a chen s kennen lernte Sie schenk
ebe
.

ten mir eine lenksa m e zärtliche li ,


nde und ein ,

10
fa che Gattin geschickte Erzieher für mein e Kinder ;
,

im Trä ume ließen sie mich Heilmittel besonde rs


,

gegen Blutspeien und Schwindel erkennen ; sie ließen


meinen nach Philosophie dürstenden Geist nicht in
die Hände der Sophisten geraten noch sich mit Lesen
,

ihrer Schriften Auflösung von Trugschlüssen und


,

Untersuchungen über die Gesti m e unnütz aufreiben .

Alles das fügten die Götter und ein gnädiges Ge


s chick t ( )
1 7
b
Geschrieben ei den Qu a den am Granna .
n der Morgenstunde sage zu dir selbst : Ich werde
heute mit einem vorwitzigen undankbaren über , ,

m ü ti gen r ä nkesü chti gen verleumderischen u n gese l


, , ,

ligen Menschen zusammentreffen All diese Fehler .

haften jenen an weil sie das Gute und Böse nicht


,

kennen Ich aber habe eingesehen daß das Gute


.
,

seinem Wesen nach schön das Böse seinem Wesen ,

n ach häßlich ist und daß die Natur des Fehlende n


selbst mir verwandt ist nicht weil wir von gleichem
,

Blut und gleicher Abkunft wären sondern da wi r ,

derselben Vernunft der göttlichen Bestimmung teil


,

h afti g sind Auch kann mir keiner von ihnen schaden ;


.

denn niemand kann mich zum Schändlichen ver


führen Auch kann ich dem der mir verwandt ist
.
, ,

nicht z ü m en oder ihm gram sein Sind wir doch


, .

zur gemeinsamen Wirksamkeit geschaffen wie die ,

Füße die Hände die Au genlider die obere und untere


, , ‚

Kinnlade Einander entgegen zuwirken wä re also natur


.

widrig ; entgegenwirken aber hieße es wenn man


b
Unwillen und A scheu gegeneinander empfände ( 1 )
,

e
.

as ich auch sein mag s ist nur ein wenig


Fleisch ein Lebenshauch und di l itende Ver
,
,

e e
12
n u nft La ß die Bücher ! La ß dich nicht zerstr euen
e
.
,

es ist dir nicht rlaubt ! Sondern wie ein dem Tod e


Entgegen schreiten der verachte dieses Fleisch : Blut ,

Knochen ein Gewebe aus Nerven Sehnen und Adern


, ,

z u s a m m en geflo chten weiter nichts betrachte aber


L ,

auch diesen ebenshauch was ist er denn ? Ein Wind


e b e
, ,

n icht inmal immer dersel e sondern in jed r Stunde


ausgehaucht und wied r ingeatmet Das Dritte ist e e ,

die leitende Vernunft ; darüber denke so : Du bist alt ,

laß sie also nicht mehr länger Sklavin sein nicht mehr
e
län ger durch wild Triebe hin und hergezerrt werden
,

n och zürne dem gegenwärtigen Geschick oder werd e


erschüttert von dem zukü nftigen ( )
2
e ö
.

ie Werke d r G tter sind voll von Spuren ihrer


Vorsehung Auch die scheinbar zufälligen Er
.

e i gn i sse sind nichts Unnatürliches sie sind Glieder


v
im Weltgeweb e und erkettet mit den von der Vor
,

s ehu n g gelenkten Ursachen ; von ihr g ht all s aus e e .

Mit ihr verkettet ist auch die Notwendigkeit und das


was dem Weltga nzen nützlich ist on dem du ein v ,

e
,

Teil bist Denn jed m Einzelteil der Natur muß das


e
.

gut sein was di Natur des Ganzen erfordert u n d


,

was fü r sie erhaltend wirkt Das Weltganze aber .

wird erhalten durch die Veränderung der Grund stoffe


e e
u n d der aus ihn n b stehenden Körper Damit be .

g g
n ü e dich ,das sei dein einziger Lehrsatz Die .

B ü ch erb egi er tue ab damit du nicht murr end stirbst


, ,

sondern heiter und mit echter Dankbarkeit gegen


die Götter .
( )
3
enke daran wie lange du diese Aufzeichnun gen
D
,

a u fs ch ob est und wie of du di t


on den Göttern ev
e
dir gebotene G legenheit vorübergehen ließest Du .

13
mußt es doch endlich einmal merken welcher Welt ,

du ein Teil welches Weltregenten du eine Aus


,

strömung bist ! Schon ist die Zeit für dich abgegrenzt ,

sie schwindet dahin wenn du sie nicht zur Seelen


heiterkeit nützest und du sel er fährst dahin und
,
,

b ,

nie wird sie wi ed erkehren l ( )


4
tü n d lich denke daran als Römer und Mann dein
Tagewerk mit gewissenhaf em und ungekünsteltem
,

t
Ernst mit Menschenliebe Freimut und Gerechtigkeit
z ,

u verrichten ! Halte alle andern Gedanken von dir


,

fern und das wird dir gelingen wenn du jede deiner


, ,

Handlungen verrichtest als sei es die letzte deines ,

Lebens frei von jeder Übe rstürzung und leidenschaft


,

li chen Abnei gung gegen die eitung der Vernunft L ,

frei von Heuchelei und Eigenliebe ergeben in das ,

dir bestimmte Los Du siehst wie wenig man sich


.
,

anei gn en muß um auf glatten Wogen durchs Leben


,

zu fahren ja um göttergleich zu leben Denn die


, .

Götter selbst verlangen ni chts weiter von dem der ,

dies beobachtet .
( )
5
c h m ä h e dich schmähe dich 0 Seele : dich zu
S L
, ,

ehren wirst du keine Zeit mehr haben ! Denn


,

unser eben ist so kurz Dein eigenes ist nahezu .

beendet und du hast keine Achtung vor dir selbst


, ,

sondern suchst dein Glück in den Seelen a n derer l (6)


as zerstreuen dich die Außendinge ? Nimm dir
Zeit etwas Gutes zu lernen und laß dich nicht
, ,

weiter wie ein Wind u m hertreiben l Auch vor jener


anderen Verirrung hüte dich : denn es gibt auch Toren
die sich ihr ganzes eben lang ab m ühen aber keinL ,
,

Ziel vor Augen haben auf das sie alle ihre Wünsche ,

und Gedanken richten ( )


7
.

14
a d u rch , daß man sich nicht um das kümmert was
D
,

in der Seele eines andern vor sich geht wird ,

man wohl nicht so leicht unglücklich ; wer aber nicht


mit aller Aufmerksa m keit den Bewe gungen der eigenen
Seele folgt muß notwendig unglücklich werden (8)
, .

aran mußt du immer denken was die Natu r des


,

Ganzen und was die deinige ist und in wel


z
chen Beziehungen diese u jener steht und von wel
chem Ganzen sie einen Teil bedeutet und daß s
,

e
dir niemand wehren kann im Reden und Handel n
,

dich immer in Übereinstimmung mit d er Natur vo n ,

der du ein Teil bist zu befinden, .


( )
9
h eo p h ra st sagt bei einer Vergleichung der Ver
gehen insofern man nach den gewöhnlichen B e
,

griffen eine solche aufstellen kann in echt p hiloso p hi


,

schern Geiste die Übertretungen aus Begierden seien


,

schwerwiegender als die aus Zorn ; entfe rnt si ch doch


o ffenbar der Z o m i ge mit einem gewissen Schmerz

u n d einer geheimen Beklommenheit von der Vernunft ;

wer aber aus Begierden fehlt wen die ust übermannt L


e ,

rscheint zügelloser und unmännlicher in seinen


,

Fehlern ; mit Recht und eines Philosophen würdig


sagte er daher der mit Lust begangene Fehler sei
,

s tra fwü r d i ge r als der mit Mißstimmung verbundene ;


,

i m ganzen gleicht ja auch der Z ü m en d e mehr einem


Menschen der vorher gekränkt war und durch Schmerz
,

zum Zorn fortgerissen wurde der andere dagegen ent


,

s chließt sich freiwillig zum Unrecht durch seine Be ,

g i e r d en zu einer Tat hingerissen .


( )
I O
ie wenn du diesen Augenblick aus dem Leben
gehen solltest so sei dein Tun Reden und Denken
, ,

b eschaffen Von den Menschen zu scheiden ist nichts


.

15
Schreckliches wenn es Götter gibt denn diese werden
, ,

dich ja wohl nicht dem Unheil preisgeben ; wenn es


a ber keine Gö tter gibt oder sie sich nicht um die
Menschen kümmern was soll ich dann noch lebe n
,

in einer Welt ohne Götter oder ohne Vorsehung ?


Aber es gibt Götter und sie sorgen fü r den Menschen
, ,

u n d sie haben es ganz in seine Hand gelegt daß er ,

n icht in die wahren Übel gerate ; wenn es aber noch

a ndere Übel gäbe hätten sie auch dafür gesorgt


,

daß er die Macht habe nicht von ihnen betroffen u


, z ,

w erden Was aber den Menschen selbst nicht schli m


.

m e r macht wie sollte dies sein Leben schlimmer


,

m achen können ? Die A llna tu r hätte weder in Un


bewußtheit noch mit Bewußtsein aber aus Unfähig ,

keit so etwas zu verhüten oder wieder gutzumachen


, ,

e ine derartige Nachlässigkeit sich zu schulden kommen

l ass en ; ebensowenig hätte sie aus Unvermögen oder


Ungeschicklichkeit ein solches Verfahren begangen ,

Güter und Übel in gleichem Maße ohne Unterschied


den guten und bösen Menschen zukommen u lassen z .

T o d und Leben Ruhm und Ruhmlosigkeit Unlust


und L ,

ust Reichtum und Armut all dies wird den


, ,
,

Gu ten und Bösen in gleicher Weise zuteil ist an ,

s ich aber weder etwas Schönes no c h etwas H ä ß


l iches also auch weder ein Gut noch ein Übel
, ( )
l l .

ie schnell doch alles entschwindet ! In der Welt


die Menschen selbst im auf der Zeit ihr Ge , L
d ä chtn i s ! Was sind alle Dinge der Sinnenwelt be
s onders die die uns durc h
, ust anlocken oder durch L ,

Unlust zurückschrecken oder endlich durch ihre ,

S che i n gr ö ße laut gewiesen werden ? Wie un edeutend b


v erächtlich wie , b
efleckt hinfällig und tot ! Darübe r
,
,

16
d
ein an eres Leben verliert als das welches er wirk , ,

lich lebt und kein andere s lebt als das welches er


,

L
verliert Das längste eben läuft also mit dem kürzesten
.
, ,

auf eines hinaus Der gegenwärtige Augenblick ist


e
.

für alle gleich und der ntschwindende sollte es


n icht sein ? Auch der verlorene erscheint in Wirk
e
lichkeit nur wie in Augenblick denn weder kan n
e t
,

m a n die Vergangenheit noch di Zukunf verliere n , ,

denn was man nicht hat kann man auch nicht ver ,

lieren Folgende beiden Wahrheiten muß man sich


e
.

also merken : Di eine daß alles von Ewigkeit her,

gleich ist und sich im Kreislauf befindet und daß es


e inerlei ist ob man dieselben inge hundert oder
, D
zweihundert Jahre lang oder eine ewi ge Zeit hindurch
beobachtet die andere daß der im höchsten Alter
, ,

Sterbende und der sehr jung Dahingeraffte das gleiche


verlieren Denn nur den gegenwärtigen Augenblick
.

verlieren sie da sie nur diesen allein besitzen ; was


,

man aber nicht besitzt kann man auch nicht ver ,

lieren .
( )
1 4
lles beruht auf der Meinung Die Aussprüche des .

Cyn ikers M on i m o s ) beweisen dies ; sie sind au c h


1

n ützlich wenn m a n sie auf das daran Wahre ein


,

schränkt .
( )
1 5
es Menschen Seele entehrt sich selbst am meisten
dann wenn sie durch eigene Schuld ein Aus
,

wu chs und ein Geschwür der Welt wird Denn die .

Unzufriedenheit über irgend ein Geschehnis ist scho n


ein Abfall von der Natur die in ihren Teilen das
e
W sen der Einzeldinge in sich faßt Ferner entehrt
,

v
.

sie sich wenn sie einen Menschen erabscheut oder


,

aus Feindseligkeit ihm zu schaden trachtet wie es ,

18
die Zü m en den tun Sie würdigt sich auch herab
L
.
,

wenn sie der ust oder Unlust erliegt ; ferner wenn ,

s i e heuchelt oder im Reden und Tun Verstellung und

Unwahrheit an den Tag legt Schließlich wenn sie


e
.
,

nicht b i jeder ihrer Handlungen ein Ziel erstrebt


sondern unbesonnen sich vom Zufall tr eib n läßt e ,

während doch die unbedeutendsten Tätigkeiten immer


mit Rü cksicht auf einen bestimmten Zweck geschehen
. t
sollen Zweck vernünf iger Wesen aber ist dem ver ,

n ü n fti gen Gesetz des ältesten Staates und der ehr


wü rdigsten Verfassung zu folgen ( )
1 6 .

es menschlichen Lebens Zeit ist ein Augenblick


D sein Wesen dem fließenden asser ähnlich ; die W ,

Empfindung ist dunkel des ganzen Kö rpers Gewebe


,

zum Verwesen geneigt die Seele ein Kreisel ihr , ,

Schi cksal ein Rätsel des Menschen Nachrede ver


w o rr en ; kurzum was zum
,

eib gehört ein Strom L


,

was zur Seele gehört Traum und Rauch ; das eben


,

L ,

e i n Kampf und eine Reise im fremden


,

and der L ,

Nachruhm Vergessenheit Was gibt es nun das uns .


,

da leiten kann ? Einzi g und allein die Philosophie .

Diese aber besteht da rin den Genius in seinem ,

Inneren vor ü berrn üti ger Schädigung zu bewahren


L
der ust und dem Schmerz überlegen zu sein nichts
,

L
,

dem Zufall zu überlassen nie zur üge und Heuchelei ,

zu greifen unabhängig zu bleiben vom Tun und


,

Lassen der andern alle B egegn isse und Schicksale


,

als von daher kommend hinzunehmen woh r wir , e


selbst kommen bei allem aber den Tod mit heiterem
,

Sinn zu erwarten a ls nichts anderes denn die Trennung


der Elemente aus denen jedes lebende Wesen zu
,

s a m m en ge setz t ist Wenn aber für die Elemente selbst


.

19
n ichts Schreckliches darin liegt daß jedes von ihnen
,

fortwährend in ein anderes umgewandelt wird warum


,

s ollte man die Umwandlung und Auflösung aller zu


s a m m en mit betrübtem Auge betra chten Auch sie
e
eschi ht ja der Na tur gemäß und was der Natur ge
g
e
m äß g schieht ist kein Übel
,
,

.
( )
1 7
Geschrieben in Ca m u ntu m.
an muß nicht nur das bedenken daß unser Leb n e
M
,

sich tagtäglich aufzehrt und mit jedem Tag der


,

R est kleiner wird sondern auch jenes daß s elbst


, , ,

w enn jemand länger leben sollte es doch unge wiß ,

i st ob auch unsere Denkkraft dieselb e Fähigkeit be


,

h alten wird für jene Betrachtung die die Einsi cht in ,

öttli he und menschliche Dinge bezweckt Den


g
d
c n .

wenn man einmal beginnt kindisch zu wer en so


, ,

h ört zwar das Vermögen zu atmen zu verdauen Vor , ,

s tellungen und Tr iebe zu haben und alles andere derart


nicht auf ; die Fähigkeit aber seine Kräfte selbsttätig
,

zu brauchen seine jeweilige Pflicht zu berechnen die


, ,

Eindrücke zu zergliedern sich dar über klar zu werden


L e ,
,

o b es Zeit ist bereits jetzt a u s dem eben zu scheid n


u n d über ander
,

e
derarti ge eine g übte Denkkraft er e
fo rd em d e Dinge diese Fähigkeit ist in uns erloschen
, .

Darum müssen wir eilen denn wir nähern uns nicht


,

n u r mit jedem Augenblick dem Tode sondern die


Fassungskraft und die Fähigkeit zu denken h ren oft
,

ö
sc hon früher auf .
( )
I
s verdient unsere Beachtung daß auch Erschei
E e e
,

nungen di sich zufällig in d n Naturerzeugnisse n


,

21
vo rfinden etwas Reizendes und A n zie hend es besitzen :
,

So hat z B man chmal das geb a clm e Brot Risse und


. .

Spalten die zwar der Absicht des B äckers nicht ent


,

springen aber doch eine gewisse Annehmlichkeit be


,

sitzen und in eigentümlicher Weise unsere Eßlu st er


regen S o brechen auch die Feigen wenn sie über
.
,

reif sind auf ; und den ü b erz eiti gen Oliven verleiht
,

gerade die Annäherung der Fäulnis der Frucht etwas


besonders Liebliches Die n ieder hä n gen den Ähren
L ,
.

die faltige Stirn ha ut des öwen der aus des Eb ers


'

Rachen triefende Schaum und vieles andere derart


ist an und für sich betr achtet fern von aller Wohl
, ,

gestalt und doch trägt es weil es zur Natur eines


, ,

Dinges gehört mit zu seinem Schmuck bei und macht


,

uns Vergnügen Wenn daher jemand nur Em pfä n g


e
.

li chkeit und tief res Verständnis für alles was i m ,

All geschieht besitzt so gibt es kaum etwas das


, , ,

nicht auch unter solchen Nebenumständen ihn die


Harmonie auch des Klei n sten mit dem Weltall lehre n
ö
k nnte Wer das begr iffen hat wird den natürliche n
.
,

Rachen wilder Tiere mit nicht geringerem Vergnüge n


betrachten als den von Malern und B ildha u em n äch
e ,

gebild ten und s einem von der Weisheit geöffnete n


e
,

Auge wird sich benso die eigenartige Schönheit be


tagtet Frauen und alter Männer enthüllen wie die
liebliche Jugendblüte von Knaben Derart gibt es
v
.

noch i eles was nicht jedermann sondern nur den


,

an spricht der fü r die Natur und ihre Werke inen


,
,

e
erschlossenen Sinn besitzt ( )
2 .

ipp okr a tes der doch so viele Krankheiten geheilt


,

hatte wu rde selbst krank un starb D i e Chal d


e
.
,

d ä er die viel n den Tod prophezeit hatten erlage n


, ,

22
schließlich doch demselben Geschick Alexander .
,

Po m p eiu s und Gaius Cäsar hatten so oft ganze Städte


von Grund aus zerstört und viel tausend Mann zu
Pferd und zu Fuß in den Schlachten vernichtet aber ,

endlich wurden auch sie hinweggerafft Heraklit der .


,

so viele natu rphilosophis che Betrachtungen über den


Weltuntergang durch Feuer angestellt hatte mußte ,
.

an der Wassersucht sterben in Rin ds dü n ger gehüllt


D
, .

en Demokrit brachte Ungeziefer um ; Sokrates erlag


dem Ungeziefer in Menschengestalt Wozu diese .

Erwägungen ? Auch du hast das Leben sschiff be


stiegen bist abgefahren und im Hafen ang langt
, e
steige nun aus ; ist s zu einem andern Dasein so ist

ja nichts götterlos auch dort nicht ; ist s aber in einen ’

Zusta nd der Fühllosigkeit so enden deine L iden


, e
und Freuden du bist nicht mehr in ein Gefäß ein
e ,

g schlossen dessen Wertlosigkeit durch den Wert


e ,

d s dari n Dienenden erst recht deutlich wird D nn . e


dies ist der vernünftige Geist der Genius in dir , ,

jenes dagegen Erde und Verwesung ( )


3
L
.

er schwen d e nicht den Rest deines ebens mit


V Gedanken an andere wofern sie keine Beziehung
,

zum allgemein Nützlichen haben Denn du v rsäumst . e


dadurch ein anderes Geschäft wenn du da rüber nach ,

denkst was der oder jener tut und warum und was er
,

redet denkt oder beabsichtigt und dergleichen Erwä


,

gungen die dich vo n der Beobachtu n g der leitenden


,

Vernunft abziehen Darum muß man da s Zufällige und


.

Vergebliche aus der Reihe unserer Vorstellungen ver


b
bann en vor allem a er die Ne u gier und Ar glist ; da
e ,

g gen muß man sich daran gew hnen nur solch e ö


e
,

Vorst llungen zu haben über die man wen n uns


, ,

23
jemand plötz lich fr agt : Was denkst du im Augen „

blick ? freimütig antworten könnte : An dies oder


e

das so daß man ohne weiter s erkennt hier ist


,

,

alles einfach und voller Güte wie es einem geselligen ,

Wesen geziemt welches alle Vorstellungen der Wollus t


,

oder eines sonstigen Genusses und ebe nso der Streit


sucht des Neides des Argwohns und dergleichen
,

was uns erröten machen k nnte gar nicht in sich


,

ö ,
,

a uflro m m en läßt Wahrlich ein solcher Mann der ,

e
.
,

nichts unterläßt sich den Besten a nz u rei hen ist wi


e ,

in Priester und Diener der Götter in innigem Ver ,


,

kehr mit dern Genius der in ihm seinen Tempel hat


D ,

L
.

er ma cht ihn zu einem Menschen den üste nicht ,

b eflecken Schmerzen nicht verletzen Kränkung nicht


, ,

beugt Bosheit nicht trifft zu einem Helden im


,

schwersten aller Kämpfe in dem mit den eiden ,


,

L
s chaften tief durchdrungen vom Geist der Gere chti g
,

keit aus vollem Herzen alles gerne hinnehmend was


, ,

i hm zustößt und beschert wird Selten und nur .


,

wenn es das Gemeinwohl unbedingt fordert denkt


e r daran was wohl ein anderer sagt tut oder meint
,

ö
, , .

Nur was in den Kreis seiner Pflichten geh rt ist ,

Ziel seiner Tätigkeit und was im Gewebe des Ganzen ,

das Geschick ihm gesponnen hat beständig Gegen


e
,

stand seines Nachde nk ns Jenes verrichtet er so


e z
.

gut r kann dieses nimmt er mit fester Über eugung


,

für gut hin Ist ja doch das einem jeden ugeteilte


. z
Lo s auch für jeden zuträglich Auch daran denkt
e
.

r daß alle vernünfti gen Wesen miteinander ve rwandt


,

s ind und daß es in de r menschlichen Natur liegt ,

a lle Menschen zu lieben daß m an nicht nach der


e
,

An rkennung aller sondern nur derer die n atur , ,

24
eigenen Begierden si ch unterworfen hat seine Vor ,

stellungen genau prüft sich wie Sokrates zu sage n , ,

pfle gte von der Herrschaft der Sinne befreit und der
,

Leitung der Götter u nterwt und für Men schenwo hl


sorgt wenn alles andere dir demgegenüber gering
und wertlos erscheint so gib auch keinem andern ,

Dinge Raum Denn hast du dich einmal hinreißen


.

lassen so steht es nicht mehr in deiner Macht jenem


, ,

einzigen Gute das in Wahrheit dein eigen ist den


, ,

Vorrang einzuräumen Denn jenem Gut der Ver .

n u nft und des Handelns irgend etwas Fremdartiges , ,

wie den Beifall der Menge H errscherrn a cht Reichtum


oder S inn en gen ü sse an die Seite u stellen wäre ein
,

z ,

Unrecht All dies würde wenn es dir anfangs auch n u r


.
,

w enig zu taugen schiene bald die Oberhand gewinne n ,

u n d dich ablenken Du aber sage ich wähle mit


.
, ,

geradem und freiem Sinn das Bessere und halte


d aran fest Das Bessere ist aber auch das Zuträgliche ;
.

d a s was dir als ve rnünftigem Wesen nütz t bewahre


e ,

w nn es aber nur dem Tierischen in dir förderlich


, ,

ist so laß es fahren und erhalte dein Urteil frei vo n


, ,

Voru rteilen damit deine Entscheidung auch richtig


,

a usfällt .
( )
6
alte nie etwas für dich zuträglich was dich nötigen
könnte je dein Wort u brechen deine Ehre z ,

z
, ,

z u verlieren einen Menschen , u hassen ihn zu ver ,

d ä chti gen oder zu verwünschen und dich vor ihm zu


verstellen ; wünsche nie etwas das der Wände und ,

Vorhänge bedü rfte Denn wer die Ve rnunft und d en


.

inneren Genius und den seiner Herrlichkeit geweihte n


Dienst allem vorzieht vor dessen Schwelle wird das ,

Tragische Halt machen er wird nicht stöhnen wird , ,

26
sich weder nach Einsamkeit noch nach dem Umga ng
mit einer großen Gesellschaft sehnen er wird Meister ,

s éi n der höchsten Lebenskunst : leben ohne das Lebe n,

ängstlich zu suchen oder zu fliehen gleichgültig ob


seine Seele einen längeren oder kür eren Zeitraum
,

z ,

hindurch im Körper eingeschlossen sein soll Und .

wenn er sich eben jetz t vom Leben trennen sollte ,

wird er ebenso ge m e aus demselben scheiden a ls ,

wenn er eine andere mit E hre und Anstand überein


stimmende Handlung erfüllen müßte Nur davor
L
.

hütet er sich sein eben lang seine Seele einer Rich


,

tung zu überlassen die eines denkenden und ge


,

s ell i gen Wesens unwürdig ist .

n der Seele eines erzogenen und g eläuterten Men


I schen findet sich nichts Eitem des Unreines oder ,

innerlich Faules Auch en treißt ihm das Geschick


L
.

sein eben nicht unvollendet wie man von einem


,

Sc hauspieler sagen könnte daß er von der Bühne


,

abgetreten sei ohne seine Rolle ausgespielt zu haben


, .

An ihm findet sich nichts Knechtisches nichts Ge ,

z i erte s
,
keine Aufdringlichkeit keine Zerrissenheit
, ,

nichts Tadelnswertes noch Lichtscheues ( )


8 .

flege deine U rteilskra ft l Sie allein kann dich davo r


bewahren daß in dir Ansichten entstehen d ie
, ,

mit der Natu r und der Beschaffenheit eines vernü nf


tige n Wesens im Wide rspruch stehen Sie aber ver .

lan gt von uns Enthaltung von vors chnellen Urteilen ,

Wohlwollen im Verkehr mit den Menschen Gehorsam ,

gegenüber den Götte rn .


( )
9
ege alles andere beiseite halte nur an jenem eine n
,

fest und bedenke überdies daß wir nur diesen


, ,

kurzen gegenwärtigen Au genblick leben ; die übrige


27
Zeit ist entweder schon durchlebt oder liegt noch im
Dunkel Unbedeutend ist also das eben ines jeden
. L e ,

unbedeutend das Fleckchen Erde auf dem er sich


b
herumtreibt un edeutend auch der d a uem dste Nach
,
,

ruhm ; denn er pfla nzt sich fort durch eine Reihe


schnell dahinsterbender Menschen die nicht einmal ,

sich selbst kennen geschweige denn einen längst


,

vor ihnen Gestorbenen ! ( )


1 0
en hier ausgesprochenen Lebensregeln muß noch
D eine beigefügt werden : von jedem Gegensta nde
der in den Kreis deiner Vorstellungen fällt bilde dir
,

einen genauen bestimmten Begriff so daß du ihn ,

n ach seinem wirklichen Wesen unverhüllt ganz und ,

n ach allen seinen Bestandteilen anschaulich erkenne n

u n d ihn selbst wie auch die einzelnen Merkmale

e
aus denen r zusammengesetz t ist und in die er sich
,

wieder zerlegen läßt mit ihrem richtigen Namen be


,

n ennen kannst Nichts nämlich kann uns hoch


.

herziger machen als die Fähigkeit jedes uns im Leben


,

begegn ende Ding nach richtiger Methode zu unter


suchen und es immer vo n der Seite ins Auge zu
fassen die uns seinen Zusam menhang mit dem
,

Ganzen beleuchtet die uns erkennen läßt welchen


,

Nutzen es bietet welchen Wert für das Gan e welchen


, z ,

für den Einzelmen schen als Bürger jenes höchsten


z
Staates u dem sich die übri gen Staaten nur wie
e z ,

in elne Häuser zur ganzen Ortschaft verhalten Sage .

zu dir selbst : Was ist denn das das jetzt in mir ,

diese Vo rstellung auslöst woraus ist es zusammen


,

gesetzt wie lange kann es seiner Natur nach be


,

stehen ? Welche Seite meines Wesens muß ich ihm


e
gegenüber ntfalten ? Ehre Sanftmut Mannh aftigkeit
, , ,

28
Wahrheitsliebe Vertrauen Einfalt Selbstgenügsam
, , ,

keit oder sonst eine Tugend ? Darum muß man bei


jedem Erei gnis sagen : dies kommt von Gott dies ,

von der durchs Geschick gewobenen Verkettung der


Dinge und von einem zufälligen Zusammenfluß d er
Umstände oder endlich dies rü hrt von einem
, ,

Stamme s genossen Verwandten oder Freund her der


, ,

aber nicht weiß was für ihn natürlich ist Ich aber
, .

weiß es Darum behandle ich ihn nach dem n atü r


.

lichen Gesetz der Gemeinschaft wohlwollend und ,

gerecht Ebenso bemühe ich mich gleichgültige Dinge


.
,

nach ihrem wa hren Werte zu schätzen ( l .

enn du immer folgsam der gesunden Vern unft


, ,

das was der Augenblick von dir verlan gt m it


, ,

Eifer Kraft Freundlichkeit betreibst und ohne d en


, , ,

Blick nach rechts oder links zu wenden den Genius ,

in dir rein zu erhalten suchst als ob du ihn sogleich ,

zurückgeben müßtest wenn du so ohne Furcht und ,

ohne Hoffnun g dir an der jeweils natürliche n Tätig


keit und heldenmütigen Wahrheitsliebe in deinen
Reden und Äußerungen g nügen läßt wirst du ein e ,

glückliches Leben führen und n iemand kann dich ,

daran hindern .
( )
1 2
ie die Ärzte immer für une rwartete Operationen
ihre Instrumente und E isen bei der Hand haben ,

so sollst auch du deine Grundsätze stets bereit haben ,

um göttliche und menschliche Dinge zu erkennen


b
und im Hin lick auf den gegenseitigen Zusammen
,

hang beider alles auch das Kleinste dam ach z u


, ,

verrichten Denn du wi rst ebensowenig etwas Men


.

schen wü rd iges ohne Aufblick zum Göttlichen als


umgekehrt glücklich zuwege bringen ( )
1 3 .

29
chweife nicht mehr ab ! Denn du kommst ja doch
8 nimmer dazu deine eigenen D enkwü rd i gkeiten
,

oder die Geschichten der alten Römer und Griechen


oder die Auszüge aus anderen Schriftstellm u lesen z
z
die du für dein Alter urückgelegt hast Eile also .
,

zum Ziel laß leere Hoffnungen fahren und hilf dir


,

selber solange du es noch kannst w nn du dich


, ,
,

e
selbst ein wenig lieb hast ( )
1 4.

re Menschen wissen nicht was alles Wörter wie ,


stehlen säen kaufen ruhen sehen was man
, , , ,

tu n muß bedeuten ; freilich mit unsern leiblichen



,

Augen kann man solches nicht erkennen da u be


,

, z
d arf es einer ande rn Sehkraft ! ( )
1 5
eib Seele Ve rnunft ; zum eib gehören die Em pfin
, , L
dungen zur Seele die Triebe zur Vernunft die
, ,

Grundsätze Durch äußere Eindrücke Vorstellungen


.

zu empfangen ist auch den Tieren eigen ; durch


,

Triebe mechanisch erregt zu werden ist den wilden ,

Tieren und den Halbmenschen wie Phalaris und


Nero gemein Und sich durch die Vern unft nur zu
.

Handlungen des äußeren Anstandes leiten zu lassen ,

das verstehen auch die Gottesleugn er Vaterlands ,

verräter und geheimen Sünder Wenn n u n so dies .

allen gemeinschaftlich ist so bleibt als eigentümlich


,

für den Guten nur daß er alles was ihm das Schicksal
L ,

bietet mit iebe aufnehme den in seiner Brust


, ,
,

thronenden Genius nicht beflecke noch durch ein ,

Gewirr von Vo rstellungen beunruhige sonde rn i hn ,

heiter erhalte unbei rrt der Gottheit folge und niemal s


,

die Wahrheit mit seiner Zunge noch die Gerechti gkeit


mit seiner Tat verletze Und wenn auch alle Men
.

schen ihm nicht glauben daß er ein einfaches sitt , ,

30
e
sames und wo hl gem utes L ben führt so wi rd er
,

darüber weder jemandem böse sein noch sich von


,

dem Weg abbringen lassen der uns dem Ziel ent


,

i ü h t bei dem wir rein ruhig bereit und voll


b
e
g g en , r , ,

williger Erge un g in das Geschick ankomm en


müssen .
( )
1 6
W
enn das in uns Herrschende seiner Natur folgt ,

stellt es sich d en Ereign issen gegenüber so daß ,

e s sich immer le icht in das Mögliche und Gegebene


zu finden weiß Denn es liebt nicht einen bestimmt
.

a userlesenen Stoff d er T ä ti gkeit sondern die wünschens


,

werten Dinge sind nur mit Ausnahme Ziel seines


Strebens Was ihm aber an deren Stelle begegn et
.
,

m acht es sich selbst zum Stoff seines Handelns der ,

Fl amme gleich die sich des in sie hineinfallenden


,

Stoffes bemächti gt durch den ein schwaches Licht


,

erlöschen würde ; ein helles Feuer aber pflegt das ,

was ihm zugeführt wird sich gar schnell anzuei gne n


,

u n d zu verzehren und seine Flammen schlagen da


,

d urch nur um so höher empor .


( )
1
eine deiner Handlungen sei unüberle gt keine ge
K
.

s cheh e anders als nach den Regeln vollendeter


Lebenskunst .
( )
2
i nsa m keit suchen die Menschen auf ländliche n
Fluren am Meeresufer in den Bergen ; und auch
, ,

d eine Seele sehnt sich immer lebhaft da m ach Doch .

einer wie beschränkten Ansicht entsprin gt dieser


Wunsch ! Kannst du doch so oft du nur willst
, ,

32
d
En e treibt dich die Ruhmsucht in er Welt umher ? d
Da sich hin wie schnell alles ins Grab der Ver
,

g esse n h e i t sinkt sieh hin auf,


den une r meßlichen Ab
grund der Zeit vor dir und nach dir mache dir klar
die Nichtigkeit des L obgetö ns die Wandel arkeit un ,
,

b d
U rteil sl osi gke it de rer die dir Beifall klats chen u n d
, ,

die Enge des Rau m es der deinen Ruhm u mfaßt ! Ist


z
doch die gan e Erde nur ein Punkt im All u nd welch
,

kleiner Winkel auf ihr ist deine Wohnun g ! Und hier ,

wie viele sind es die dich preisen und wer ist s ?


, ,

Darum denke daran dich i n das G ebiet das kleine, , ,

das du selbst bi st zurü ckz uziehen und vor allem


,

zerstreue und überreize dich nicht bleibe frei und ,

s ic h die Dinge an wie ein Mann wie ein Mensch , ,

wie e i n Bürger wie ein sterbliches Wesen Unter


,

d
.

den Wahrheiten aber die du immer zur Han haben ,

soll st merke dir vor allem zwei : Erstens daß die


, ,

Au ßenwelt deine Seele nicht berühren kann sondern ,

i m mer unbeweglich draußen steht also Störungen ,

deines inneren Friedens nur aus deiner Einbildung


e e
ntsteh n und zweitens daß alles was du siehst
, , , ,

sich gar schnell verändert und nicht mehr sein wird


b
.

Und wie vieler Veränderungen Augenzeuge ist du


nicht selbst schon gewesen ? Die Welt ein ewiger
Wechsel das Leben ein Wahn ! ( )
3
,

enn wir das D en kvenn ö gen miteinan er ge d


m ei n sa m haben so ist auch die Ver nunft ge ,

m ei n sa m durch die wir v em ü nfti g sind ; ist dies der


,

Fall so haben wir auch die innere Stimme gemein


, ,

die uns vo rschreibt was wir tun sollen und was ,

n icht ; wenn aber dies dann auch ein gemeinsames Ge

setz wenn dies dann sind wir alle Bürger ein s u n s


, ,
,

e
34
llen gemeinschaftlich n Staates dann ist ab r diee e
W
a ,

elt gleichsam ein Sta at ; welchen andern gemein


s amen Sta at könnte auch jemand nennen der das
an ezMenschengeschlecht umfaßte ? Eben daher von
,

g
e
d iesem gemeinsam n Staat haben wir auch das De nk
,

e
v rmögen die Ve rnunft und die Gesetz mäßigkeit
,
,

o der woher sonst ? Denn wie das Erda rtige an mir


s ich von ge wissen Erdteilen abgesondert hat und das
Feuchte von einem andern Grundstoff und mein Atem
u n d das Wa nn e und F urige je aus einer e igentü m e ,

lichen Quelle herrüh rt denn nichts entsteht aus


,

dem Nichts so wenig als ein Etwas je in das Nichts


,

übergeht so ist natürlich auch das D enkvenn ö gen


i rgend woher gekommen ( )
4
b
.

er Tod ist ebenso wie die Ge urt ein Geheimnis


d
er Natur diese eine Zusam m ensetzung jener
e ine Auflösung ders l en Grundstoffe
,

eb
Al s o nichts .
,

dessen man sich schämen müßte ; widerstreitet es doch


nicht dem Be griff eines vem ü nfti gen Wesens und e en b
sowenig der Art und eise seiner Einrichtung (5) W .

aß Leute die so und so beschaffen sind so und


D
, ,

nicht anders handeln müssen ist ganz natürlich ;


d
wollen aß dies a nders sei heißt woll n daß der
, ,
,

e ,

Feigenbaum keinen Saft habe Überhaupt denke nur .

immer daran daß in kürzester Zeit ihr beide du und


, ,

e r sterben müßt ; bald darauf aber wird nicht einmal


,

e uer Name mehr übrig sein ! ( )


6
aß den Wahn schwinden ann ist auch das ehe , d „ W
mir ! geschwunden Mit dem Wehe mir ! aber

.

a uch das Wehe ( )


7
e
.

W
as den Mensch n selbst nicht schlechter macht
e
als r von Natur ist das kann auch sein Leben ,
,

35
n ve
icht rschlimmern und schadet ihm weder äu ßer
lich noch innerlich .
( )
8
ei ! es nützlich ist handelt die Natur notwendiger ,

weise so wi e sie handelt , 9


( ) .

lles was geschieht geschieht mit Recht Bei


A
, , .

sorgfältiger Beobachtung wirst du das finden .

I ch meine damit nicht nur : nach d er natürli chen „

Ordnung sondern : nach dem Prinzip der Gerechti g


e
, „

ke it und wie von einem W sen herrührend d as


e ,

all s n ach Würdigkeit verteilt Fahre nun in deiner .


,

Beobachtu ng fort wie du begonnen hast und was , ,

d u auch tust tu e mit dem Be streben gu t zu sein


, ,

t in der eigentliche Bedeut ng des Wo t es D


e
g u n u r as .

s i dir Regel bei allem deinem Tun ( )


I O .

ess e die Dinge ni cht so auf wie s i e dei n Beleidi ger ,

beurteilt ; noch wi e er will daß du sie beurteilst ;


, ,

son d em b etr a chte sie so wie sie in Wahrheit sind ( 1 1 )


'

e
, .

u zweierlei mußt du stets bereit s in ; einmal nu r


Z so zu handeln wi e es dir die königliche Gesetz
geberin Vem u nft um des M en schenwo hls willen ein
,

i bt und dann eine Meinung zu ände d n wenn j


d z
g , , r e ,

man dich da u veranlaßt dadurch d a ß er dich vo n


einer un ri chtigen Meinung abbringen will Di se
,

e
e
.

M inungs änderung muß aber immer nur von der


Überzeu gung daß sie gerecht oder ge m einnützig oder
e
,

d rgleichen sei aus gehen aber n ie davon daß sie


, , ,

Annehmlichkeiten oder Ruhm mit sich bringe ( 1 2) .

ast du Vernunft ? Ja Warum gebrauchst du s ie .

denn aber nicht ? Tut sie nur das ihrige was


d
wi llst u dann noch weiter ? ( )
1 3
,

ls ein Teil des Gan en hast du bisher existiert z


A
,

und du wi rst verschwinden in dem was dich ,

36
rzeu gt hat Vielm hr u wirst nach dem Gesetz der e d
ebe
e .

Umwandlung zurü ckgenommen werden in d en L ns


keim der Welt ( )
1 4
e be
.

fele Weihra u chkö rn er fallen auf dens l n Altar


die einen früher i andern später a r das de be ,

b
, ,

b l ei t sich ganz gleich ( )


1 5
11 zehn Tagen wirst u denen ein Gott schein n d e
die dich heute für in wildes Tier und inen Affen e e ,

h alten wenn du zu en Grundsätzen u nd zur Ver


, d
e hrung der Ve r nunft zu r ü ckkehrst ( )
1 6
e e d d e
.

ebe nicht wi w nn u Tausen e von Ja hr n zu


leben hätt ste D d ,

er To schwebt über ir ! Sod


eb
.

l ange du noc h l st sol an ge es noch Ta g, se i ,

t ! ( )7 1
Muße gewi t der s ein
gu
nicht
'

evi el d er a uf

Nächsten Reden Tun oder Denken sieht sonde r


nn , es

ch nur darum kümm e rt ob seine e igenen Hand


, , n
si ,

l un gen gerecht fromm sind also nicht u nd t i h


schwarzen La ter d er Umgebung sond e n wandle
, g u ; s c

di e
eigener Bahn deinen L uf unb ei t
s , r

a uf ( ) 18
er um Nachruhm b uhlt üb erlegt nicht
a rr .

all d aß
seiner ged enken gar chnell se l b st terb e
, , e,

d ie
wied e rum jedes w i re Ge chl e h
, s s n
w rden und e te t,
endlich di eser ganze Ruhm mit
e so s c
b is Ruhmsüchtige den
l b st die ihn
n
haben gleichf lls
fo rtgepfla nzt ä
ich erlösche wird Ab er selbst ngenomm en
se , , a g nz l

l ß da
deiner geden t nsterblich wäre un d unste rb lich
n . a , ,

wer k, u ,

d eines Namens Gedächtnis was soll dir d nützen ?


meine nicht ach deinem Tode so de rn wen
, as

Ich
och l b st Was rommt Lob s e lb st
n , n n
d ? f d as de m
Leb end en außer eb e in Verbindu g mit gewiss e
u n e

itlich en V il e n L ß darum beizeite j en es nichti


,
n n n

ze o rte ? a n ge

37
Geschenk fahren das doch nur von fremdem Gerede
,

abhängt .
( )
1 9
lles Schöne welcher Art es auch sein mag ist an
A d
, ,

und für sich schön un i n sich selbst vollend et .

Das Lob bildet keinen Besta ndteil seines Wesens .

Durch das Lob wird also ei n Gegenstand weder


schlechter noch bess er Das gilt von allem was m a n
.
,

so gewöhnlich schön nennt z B von dem Natur , . .

schönen und dem Kunstschö nen Fehlt dem wahr .

haft Schönen noch irgend etwas ? Gewiß so wenig ,

wie dem Gesetz so wenig wie der Wahrheit s o


, ,

wenig wie dem Wohlwollen und der S ittsa m keit l


Wird eines dieser Dinge durch Lob e rst schön ? Oder
d urch Tadel schlecht ? Wird der Smaragd wertlo s ,

wenn er nicht gelobt wird ? Oder das Gold das


Elfenbei n der Purpur oder eine eier ein Schwert
, , L ,
,

ein Blümlein und ein Bäumchen ? ( )


20

w
enn die Seelen fortdauern wie kann der Luft ,

raum sie von Ewigkeit her fassen ? Aber wi e


faßt den n die Erde die Leichname all derer die se it ,

so langer Zeit in ihr begr aben wurden ? Ebenso wie


diese hier nach einiger Zeit des Aufenthalts sich ver
wandel n und auflösen und so andern Toten Platz
machen so dauern auch die in den Luftraum ver
,

setzten Seelen noch eine Weil fort verwandeln siche ,

dann z erfließen verbrennen werden in den Lebens


, , ,

keim der Welt aufgenommen und machen so den


Nachkommen Platz Das darf man vielleicht auf di e
.

Frage nach d er Fortda uer der Seelen antworten Man m u ß .

dabei aber auch außer der Menge der so begra bene n


e
M nschenleiber a uch noch die der Tiere hinzurechnen
e e
,

die täglich von un s und andere n L bew se n verzehrt

38
w erden Denn wie groß ist nicht die Anzahl der
.

tä glich verzehrten und so gleichsam in den Le ibern


derer die sich von ihnen nähren begrabenen ? Und
, ,

doch faßt sie alle derselbe Raum weil sie hier teils
in Blut ü ber geben teils sich in uft und Wärmestoff , L ,

verwandeln Wie erklärt sich nun in Wahrheit dies e


.

Erscheinun g ? Durch die Auflösung in die Materie


und den Urgrund der Erscheinungen ( )
2 1 .

och l aß dich von Zweifel n nicht hin und her


D reißen sonde rn bei allem Streben denke an d as
, ,

w a s recht ist und bei allem Denken halte dich ans


,

B e gr e ifli che .
( )
22
eine Harmonie 0 Welt ist auch die meinige
z
.
, ,

Nichts kommt mir zu früh nichts u spät was , ,

für dich zur rechten Zeit kommt Alles was deine .


,

Stu nden 0 Natur reifen ist m ir liebliche Frucht Von


, , , .

dir geht alles aus in dir ruht alles in dich kehrt , ,

alles zurück Jener Aristophanes sagt : 0 liebe


.

Kekr o p ssta dt und du solltest nicht sagen können :



,

0 liebe Gottesstadt ? ( )
23

z

u e weniges sagt Demokrit wenn du u innerem


, ,

Frieden gelange n willst Wäre es nicht vielleicht


b
.

esser zu sagen : Tue was notwendig ist nämlich


, ,

das was die Vernunft eines von Natur zur Staats


,

gemeinschaft bestimmte n Wesens gebietet und so ,

wre s re es gebietet ? Dann erlangen wir nicht nur


den Frieden der aus einer schönen Handlung son ern
, , d
auch den der aus de rn Wen i gtu n entspringt U n d
, .

g ew i ß wenn,
wir nur das meiste in unserem Reden und
Tun was nicht notwendig ist wegließen hätten wii
, , ,

m ehr Muße und weniger Unruh e Frage dich drum .

b ei allem : Gehört dies zu den unnötigen Dingen ?

39
b
A er man muß nicht nur unnüt e Handlung n sond rn z e , e
a uch unnütze Gedanken vermeiden ; so allein werden

d ie sen keine unnützen Taten folgen .

ers u ch s doch einmal wie sich s als tü chti ger M a nn


’ ’

lebt der mit dem ihm vom A 1! bestimmten Ge


,

s chick zufrieden ist und in seiner eigenen recht


s cha ffen en Handlungsweise und seiner wohlwollenden
e
G s innung sein Genüge findet .

ast du dir das ins Herz geschrieben ? So denke


H auch noch an folgendes : Beunruhige dich selbst
n icht ! Sei schlicht ! Vergeht sich jemand an dir ?
Er vergeht sich an sich selbst ! Ist dir etwas zu
gestoßen ? Gut das ist dir seit Urbeginn der elt
, W
so bestimmt und jedes Ereignis ist durch Schicksals
,

schluß beschieden Überhaupt : kurz ist d as Leb en ;


e
.

d n Augenblick muß m an nütz en mit fe inem Sinn


und rechter Tat und die Nüchternheit wahren auch
b ei der Erholung .
( )
26
st die Welt ein wohlgeordnetes Ganzes oder ein zu
fälliges Gemenge das man dennoch eltordnung , W
nennt ? Doch wie ? In dir selbst kann Ordnun g
h errs chen im Weltga n z en aber Unordnung ? Und
e ,

das b i der so harmonischen Verknüpfung aller ein


e
a nder wid rstreitenden und zerteilten Kräfte ? ( )
27
3 gibt schwarze Charaktere weibische starrköpfige , , ,

tierische kindische träge zweideutige gecken


, , , ,

h a tte betr ügerische tyranni s che Charaktere ( )


28
de
.
, ,

enn der ein trüber Gast in der Welt ist r ,

nicht weiß was in ihr vorhanden ist so ist


,

n icht weniger ein t rüber Gast wer nicht wei wa s ,


,

ß ,

in ihr geschieht Ein Flüchtling ist wer sich dem


e e e e
.
,

Sta atsg dank n entzieht ein Blinder w r das Geist s , ,

40
sto rb en In gleicher Weis betrachte di anderen
. e e
Zeitabschnitte und Geschichtsperioden und siehe wie ,

vi ele die Großes leisteten in kurzer Zeit d a hi nsa nkerr


'

, ,

u n d in die Grundstoffe aufgelöst wurden Besonders .

a ber rufe dir die ins Gedächtnis zurück die du per ,

s ö n l i ch gekannt hast halte dir vor Augen wie sie


, ,

i n dem Haschen nach üblen Dingen es unterließen ,

d a s was ihrem a l ler eigen sten Wesen entsprechend


,

ewesen wär zu tun und daran unabläs ig f t


e L
g e ,
s e s z u

halt n und darin ihren ebenszweck zu finden Du .

m ußt auch daran denken daß die auf jedes Geschäft ,

verwandte Sorgfalt in richtigem Verhältnis zu dessen


Wichti gkeit stehen muß Denn so wird aller Unmut .

in dir schwinden wenn du dich mit Kleinigkeiten n i e


,

m ehr als nötig abgi bst


, , .

ordem gebräuchliche Worte sind jetzt veraltet ; so


V sind auch die Namen einst weltbe rühmter Männ r e
w i e Camillus Cä so Volesus L eo n na tu s jetzt sozu
, ,

s agen veraltet und bald wird s aber auch mit Scipio


, e
,

u n d Cato nachher mit Augustu s und dann m it


, ,

Had rian und An tonin nicht anders sein Denn alles .

v ergeht wird rasch zum Märch en und sinkt schnell


,

i n den Strom der Vergessenheit Und das ist das .

Geschick derer die einst so wunderbar glänzten !


,

D enn die übrigen vollends schwinden mit ih re m


l etzten Atemzug un r ü hmlich dahin „ weder g hö rt “
, „ e
n och gesehen Was bedeutet denn aber auch ein

.

u nsterblicher Nachruhm ? Ein reines Nichts Wa s .

bleibt also nur noch wora uf wir unsern Eifer lenken


,

s ollen ? Nur das eine : gerechte Sinnesart gemein


W
,

n ü tzi ges Handeln beständige ahrhaftigkeit und ein


, e ,
,

Gemüt das all s was uns trifft als etwas Notwendiges ,

42
und Bekanntes gern hinnimmt da es doch a u s der ,

allen gemeinsamen Urquelle ents pringt ( )


33 .

r e iwil li g gi b dich der Parze hin damit sie dich


F
,

v erflechte in welche Verhältnisse sie will


, ( )
34 .

lles dauert e i n e n Tag die da rühmen und di e,

da ge r ü hmt werden .
( )
35
er sen ke dich ganz in den Gedanken wie alles ,

Werdende durch Umwandlung entsteht und ge ,

wö h n e dich an die Einsicht daß die Al ln a tu r nichts ,

so sehr liebt als das was da ist zu verwandeln und


, , ,

Neu es von ähnlicher Art zu sch affen ; denn alles was ,

da ist ist gewissermaßen der Keim d essen was aus


, ,

ihm werden soll Du aber meins t nur das seien Keime


.
, ,

was in die Erde oder den Mutterschoß fällt Das .

ist aber eine sehr oberflächliche An sicht ! ( )


36
ald wirst du tot sein und bist doch immer noch
B
,

nicht lauter nicht leidenschafts los nicht frei vo rn


, ,

Wahn daß dich Außendinge unglücklich machen


,

könnten nicht mild gegen alle nicht gewohnt die


W ,

eisheit allein im Rechtha n deln zu verwirkl ichen (37)


,

.
,

ie he rrschenden Gesinnungen der Menschen suche


D zu ergrü nden sic h was die Weisen fliehen und
wonach sie trachten
, ,

11 der he rrs chenden Denkungsart eines andern hat

I d ein Übel sein en Grund nicht ; und gewiß auch


n icht in der Veränderung und Umstimmung deiner

körperlichen Hülle Wo nun ? Nirgends anders als wo


e
.
,

dein Vermögen über Übel Meinungen zu haben s ine n


Sitz hat W ,

enn dort kein Wahn herrscht ist alles


,

e
.

gut Und wenn selbst das mit ihm so ng ver


.

b u n d ene Körperchen geschnitten gebrannt wird ver , ,

e itert verfault so soll doch der Teil deines Wesens


, , ,

43
e
der üb r dies alles s eine M inungen hegt ruhig e ,

bleiben das heißt er urteile daß das was in gleicher


, ,

Weis e den Schlechten und Guten tr ffen kann wed r


,

e ,

, e
e i n Übel noch ein Gut i st Denn was den natur
e e e
.

widrig und n atürlich l be nd n Menschen ohne Unt r


s chied trifft ist selbst wede r n atürlich noch natu r
,

widrig
e W e e
.

ls i n lebendes es n m it i n e r Substan z und


e
mit i n e r Seele mußt du dir di Welt beständi g e
e
vorstell n ; betrachte wie a lles zur i n n Empfindun g e e
dieses We e ,

s ns gelangt wie s a u s e i n e r inneren e


Kraft alles wirkt wi all es bei allem Geschehenden e ,

e e ,

mitwi rk nd Ursache ist und von welcher A rt d ie


b
Verwe ung und Verknüpfung ist ( )
40
e b e
.

in Seelch n ist du das ein n Toten trägt sagt , ,

Ep iktet .
( )
4 1
ein Übel ist es in einer Umwa ndlung begriffen
K e ,

zu s in kein Gut kraft i n r Umwandlung z u


, e e
existieren ( )
42
e e eß
.

in Fluß des G schehens in r i ender Strom ist


e
di Zeit ; alles wird ka um in die Erscheinun g
,

etrete uch wieder m it fo tgerissen und ein and re


,

e
e
g n a
, r s
wird herbeigetra gen um bald wieder w gge schwemmt
zu werd n e ,

( )
43
e e d
.

ll s wa s uns auch trifft ist so g wöhnlich un


,

bekannt wie die Rose im L nz und die Frucht


,

e
zur Em tezeit ; solcher A rt sind auch Krankheit To , d ,

Verleumdung Gezänk und was so nst einen Toren


e
e be
e rfreu n od r trüben mag
,

( )
44
e
.

as Folgende schließt sich dem Vorherge gangen n


D v
immer erwandtschaftlich an Es ist da nicht
e e e e e ö
.

wi b i in r Zahlenreihe ungleicha rtig r Gr ßen ,

44
di e man zufällig nebeneinander st llt sond rn hier e ,
e
herrscht eine logische Verbindung ; und wie bereits
in allem was existiert ein vollkommener Zusa mmen
e
, ,

hang herrscht so offenbart a uch das eben erst Werd nde


,

keine rein äußerliche Aufeinanderfolge der Dinge ,

sondern ihre wunderbare innere Zusammengehörig


keit .
( )
4 5
mmer s ollst du an Heraklits Ausspruch denken
daß es der Erde Tod sei zu Wasser zu werd n des , e ,

Wassers Tod zu Luft zu werden der Luft zu Feuer


, , ,

zu werden und umgekehrt Denke ferner an den .

Menschen der es vergaß wohin ihn s ein Weg füh rt e


,

e ,

und daran wi wir uns mit der alles d u rchwa ltenden


,
,

Vernunft mit der wir doch täglich verkehren im


,

e
Zwiespalt befinden w il uns oft Dinge auf die wir
, ,
,

täglich stoßen fremd scheinen ; weiter daß wir ni cht


, ,

wie Schlafende handeln und reden sollen nur ein


Schein ist in diesem Zusta nd unser Reden und
Handeln und endlich daß wir es nicht wie d ie
verzogenen Kinder machen s ollen di da sagen :
,

, e
so hat s meine Mutter gemacht und dabei will ich

bleiben .
( )
46
enn ein Gott dir sagte : du mußt morgen oder
e
spätest ns übermorgen sterben so würdest d u ,

wohl nicht darauf bestehen lieber übe rmorgen als


morgen zu sterben außer w nn du ein Feigling bist
, e
,

denn wie kurz ist der Zwischenraum ! Ebenso halte


es für gleich gültig ob du erst nach langen Ja hren
e
od r morgen schon sterben mußt
,

47
( ) .

alte dir stets vor Augen wie viele Ärzte schon ,

gestorben sind die oft am Lager ihrer Kranken


,

die Sti m e in ernste Falten gelegt wie viele As tro ,

45
logen die andrer Menschen Tod wie ein Wunder vor
,

ausgesagt haben ! Wie viele Philosophen die über Tod ,

und Unsterblichkeit tausenderlei a us gesp on n en ; wie


viele Kriegshelden die viel Volks getötet ; wie viele
,

Gewaltherrscher die ihre Macht über fremdes Leben


,

in gewaltigem Übenn ut gem ißbr a u cht haben wie


wenn ihnen selber der Tod nicht nahen könne ! Wie
viele Städte sind sozusagen mit Mann und Maus ge
sto rb en, wie Helice und Pompei und H erku l a nu m
,

und noch manch andre ! Und dann betrachte dir


deine Bekannten einen nach dem andern : der eine
,

hat diesen der andre jenen begraben und mußte bald


v ,

selber on hinnen und das alles in kurzer Zeit Im


, .

ganzen also : alles Menschliche wie flüchtig und


z
,

j äm m erlich ist es jeder eit ! Gestern noch Keim ,

morgen schon einb a lsm iert oder ein H ä uflei n Asche .

Da rum durchlebe deinen Augenblick nach der Natu r ,

und scheide heiteren Sinnes wie die reife Olive , ,

welche noch im Fallen den Baum segnet der sie ,

hervorgebracht hat und dem Ä ste dankt der sie ge ,

tragen ! ( )
48
leiche dem Fels an dem sich beständig die
,

Wogen brechen er bleibt unerschüttert und ,

zu s einen Füßen schlafen die wilden Wasser ein .

„ Wie bin ich unglücklich daß ich das erleben mußte !


,

Nicht doch sondern : Wie bin ich glücklich daß ich


,

v
„ ,

trotz dieses Schlages ku m m erl os bleibe nicht on


d er Gegenwa rt gebeugt nicht von der Zukunft g
,
,

e
ängstigt ! Konnte doch ders elbe Schlag jeden ande rn

e
e benso treffen ; ab r nicht jeder andere wäre dab i e
ku mm erl os geblieben Warum soll nun jenes eh r
. e
e in Unglück als dies ein Glück sein ? Ist denn über

46
haupt das für den Menschen ein Unglück was mit
e
der Men sch nnatur nicht im Widerspruch steht ? Oder
,

e
scheint dir etwas der M nschennatur zu widersprechen ,

w as nicht gegen den Willen s einer Natur ist ? Was


ist aber dieser Wille ? Du kennst ihn Hindert dich n u n .

a ber d ein Geschick gerecht hochhe rzig besonnen ver

e
, , ,

s tä ndig voru rt eilslos ohn e Falsch


,
bescheiden fr i
, , ,

m ü tig zu sein und alle andern der Menschennatur


wirklich eigenen Tugenden zu entfalten ? B i alle m e
also was dich traurig machen könnte suche bei dies r e
W ,

ahrheit Zuflucht : dies ist kein Unglück es edel z u


,

tragen aber ein Glück !


e
ar ein gewöhnlich s aber wirks ames Hilfsmittel
2
,

zur Todesverachtung ist es sich die zu vergegen ,

wärti gen die mit Zähigkeit am Leben hingen Wa s


e
.
,

h aben sie jetzt vor denen voraus die früher g


storb en sind ? Sind sie ja doch alle unt rlegen
,

e
Ca d icia n u s Fabius Julianus Lepidus und all die e ,

be
, , , ,

viele bestattet ha n um dann selbst besta ttet zu


d
werden Kurz ist da ie Zwischenzeit und unter
,

e ,

e
.

wie viel Mühseligk iten in welcher Umg bung und


e L
in w lchem eib muß man diese Zeit hinbringen !
,

M a ch dir also nicht viel daraus ! Schau auf die un

e rm eßl ich e Zeit hinter dir und die ander En dl os ig e


k eit vor dir welch ein Unterschied ist denn da noch
d e
:

z wischen einem der rei Tage und einem and rn


, , ,

d er drei Menschenalter gelebt hat ? ( )


5 0
mmer wandle den kü rzesten Weg Er ist r na tü r . de
liche ; man fol gt da im Reden und Tun nur der
esunden Vernunft Ein solcher En tschluß ämlich
e e
g . n

e rspart dir Kümmernisse Kämpf Rücksicht n jeder


e , ,

A rt und Eitelkeit n .
( )
5 1

47
es Morgens wenn du unwillig aufstehst denke
D
, , ,

ich erwache um als Mensch zu wirken ! Soll ich


,

, e
verdri eßlich sein w nn ich hingehe das zu tun wes , ,

halb ich geworden bin und wozu ich in die Welt


g esandt bin ? oder bin ich etwa dazu geboren u m ,

auf meinem La ger l iegend mich zu pflegen ? Aber „

das ist so süß ! Also bist du zum Genuß geboren


und gar nicht zur Tätigkeit ? Siehst du denn nicht
d ie Pflanzen die Sperlinge die Ameisen die Spinnen
, , ,

und die Bienen ? Alle verrichten sie ihr Geschäft und


dienen jedes in seiner Art der Weltharmonie ! Und
du willst nicht tun was dir als Mensch obliegt und
,

ei lst nicht hin deine Besti m mung zu erfüllen ? Aber


,

man muß doch auch ausruhen ! Gewiß ! Aber auch “

dafür hat die Natur eine besti m mte Grenze gesetzt ,

wie auch im Essen und Trinken Du aber über .

schreitest diese Grenze und willst über das Bedürfn is


hinau s gehen ! In den Äußerungen deiner Tätigkeit
a llerdings nicht ; hier bleibst du im Gegenteil hint r e
dem Möglichen zu r ü ck L
iebe dich selbst tiefer
e
.
,

dann wirst du auch deine Natur und was sie v rlangt


e
tiefer lieben ! Müh n sich doch ab schon alle d ie ,
,

48
e
W
enn auch niemand Grund hat dich wegen dein r ,

Geistessch ä rfe zu bewundern was tu t s ? Aber


viel anderes gibt es wovon du nicht sagen kannst


,

dazu fehlt mir die An lage Entwi ckle also aus dir
.

heraus was in deiner Macht steht : sei lauter ehrbar


,

geduldig laß das Vergnügen sei zufrieden mit dein m


, ,
,

e ,

Geschick genügsam freundlich freimütig einfach


, , , , ,

ernst und großherzig Fühlst du nicht welche Fähig


.
,

keiten d u schon aus dir hättest entwickeln können ,

ohne den Mangel an Anlagen und Geschick dafü r


als Ents chuldigung vorschützen zu können ? Und
doch bleibst du freiwillig hinter dieser Vollkommen
heit zurück ? Oder zwingt dich etwa deine fehlerhafte
Naturanlage zu murren träge zu sein zu schmeicheln
, , ,

dein Körperchen anzuklagen seinen La unen n a chz u


,

geben gr oß zu tun und darum der Seele so oft d i e


, ,

Ruh e zu rauben ? Nein bei den Göttern so ist es


, ,

nicht ! Vielmehr hättest du von diesen Mängeln schon


längst frei sein können ! Wenigstens hättest du wenn
du wirklich G ru nd hast dich etwas schwer on Be
, v ,

gr iff und langs am im Denken zu nennen diesem ,

Mangel durch Übung abhelfen sollen a nstatt dich ,

nicht darum zu kümmern oder gar deine Untätigkeit


zu lieben ! ( )
5
a n ch er der einem andern Dienste erwiesen hat

M
, ,

ist sogleich bei der Hand sie ihm in Rech ,

n ung z u stellen ; ein anderer ist zwar dazu nicht ohn e

weiteres bereit sieht aber sonst in jenem seine n


,

Schuldner und merkt sich gena u was er geleistet ,

hat Ein dritter aber weiß sozusagen nicht einma l


e ,
.

wa s er geleistet hat ; er gl icht dem Weinstock der ,

Trauben trägt und weiter nichts will wenn er einmal ,

50
e
eine Frucht getrag n hat Wie ein rennendes Pferd
d e
s .
,

e in Hund auf der Jag und eine Bi ne die Honig


e
b ereitet : so sei d r Me nsch der Gutes erwiesen : r
,

e
osaunt nicht aus w r getan i d schrei t te ,

e e W e
p a s s o r, ern e ,

w iter zu and rem Wohltun dem einstock gl ich , ,

d er neu sich bera nkt u m zu seiner Zeit wiede r ,

Trauben zu tragen Man muß al s o zu denen ge


e
.

hör n die dergleichen ohne Überlegung tun ? Gewiß


,

d
.

Aber man muß doch wissen was man tut ? enn


e ,

inem geselligen We e
s n ist es doch wie es h ißt
,

e
e igentümlich zu wissen daß es für das Ga nz e wirke
, ,
, ,

u nd bei Gott auch zu wollen daß sein Mi tmensch


d , , ,

as merke ! Zu gegeben l Doch verstehst du mich nicht


r echt und wirst darum zu denen gehören derer ich
v orhin gedacht habe ; enn sie lassen sich durch eine d ,

Scheinwahrheit irreleiten ; wenn du aber d n wahren e


Sinn des Gesagten rfassen willst so fürchte nicht e
d arüber eine gemeinnützige Tat zu unterlassen (6)
, ,

e
.

ie Athen r beten : Laß regnen lieber Zeus la ß


D e
regnen üb er di Fluren und Gefilde der Athener !
„ , ,

Entweder gar nicht oder so mußt du beten so ein ,

fa ch und fr eimütig n ä mlich ! ()


7
ie man sagt : der Arzt hat dem oder jenem das
Reiten ein kaltes Bad oder das B a rfußgehen
,

verordnet so kann man sagen : die A llnatu r hat dem


,

oder jenem eine Krankheit eine Verstümm lung einen e


Verlust oder etwas a nderes der A rt rordnet Den n
,

ve ,

d v
.

ort bedeutet das er hat es verordnet so iel wie :



er hat es ihm als s einer Gesundheit dienlich ver


ordnet hier aber so viel wie : was jed m Menschen



, „ e
b egegnet ist für ihn als nach S chicksa lsschlu ß dien
l ich verordne
,

Denn gerad wi der B a umeister e e


51
von den Quaderst inen in den Mau rn un Pyrami e n e e d d
s agt : sie passen wenn sie sich irgendwie zusammen

e „ ,

füg n lassen ebenso sagen wir : das oder das paßt


, „

für uns Denn das Al l d u rchwaltet e i n e Harmonie ;



.

u n d wi e a u s dem Zusammenwirken aller Körper d er


ein e vollendete Weltkörper wird so wird auch a u s
e
dem Zusamm nwirken aller U rsachen jene vollendete
,

Urs ache das Schicksal Es verstehen aber dies ort W


e
.
,

auch di unwissendsten Menschen denn sie sagen : ,


Das fügte ihm das Geschick Also wurde es u n s “
.

bestimmt wir wollen es darum annehmen wie die


,

Mittel die der Ar zt v rordnet Ist auch manch es e ,

e
.
,

bittere Tr ä nklein dab i so b ringt es doch Gesundheit , .

Denke dir also unter dem zweckmäßigen Geschehen


i m Weltall etwas deiner Gesundheit Ähnliches u n d ,

heiße alles was geschieht mag es dir a uch noch so


, ,

h a rt erscheinen willkommen weil es zum Ziel hin


e ,

fü hrt welch s da h ißt : Gesundheit der Welt und


, e ,

freies Schaffen und Seligkeit des höchsten Gottes .

Denn n ichts sendet er einem Menschen was nicht ,

dem Ganzen zuträglich ist Sendet ja nicht einmal .

die zufällige Natu r einem von ihr abhän gigen Wese n


etwas das ihm nicht zuträglich ist Aus zwei Gr ünden
,

e
.

also mußt du mit dein m Geschick zufrieden sein :


einmal weil es dir besti mmt und verordnet wurde
,

und in der Verkettung mit einer langen Reihe voraus


g egangener Ursachen irgendwie auf dich Bezug hat te ;
dann aber weil es für den das Al l d u rchwa lten den
,

Geist Bedingung sein es freien Schaffens seiner Voll


ko m m en heit und b i Gott seiner Fortdauer ist e ,

e
, , .

Denn verstümmelt würd das We ltganz e wenn du


auch nur das Geringst om Zusammenhang u nd ev ,

52
e
Zusammenhalt der B standteil wie d r wirkenden e e
Ursachen lostrennen wolltest Du trennst es aber
v
.

l os so weit du es
,
ermagst wenn du damit un ,

zufrieden bist und es gewi ssem aßen wegschiebe n


will st ( )
8
e
.

alt dir den Unmut fern laß deinen Eifer und ,

deinen Mut nicht sinken wenn es dir nicht ,

gl eich vollständig gelingt jede einzelne Handlung ,

mit deinen Prinzipien in Einklang zu bringen ! Ist


d ir etwas mißlungen fa nge frisch von neuem an z u
,

frieden wenn wenigstens di Mehrzahl deiner Hand e ,

l ungen der Menschennatur ents pricht un behalte , d


l ieb das worauf du zu r ückkommst Auch zur Philo
,
.

w p h ie ke i ne nicht zurück wie ein ä n gstlicher Schul


e
,

kn abe zum schl ä gereichen Lehrer hinschl icht sondern


wi e die A u ge nkra nken zum Augenarzt oder and re
,

e
zum Pflaster und zur Wass erkur Denn so wird es .

fü r dich keine Qual sein der Vernunft zu gehorche n


e ,

sondern e in Befriedigung dich ihr a nzuvertrauen


,

D enke immer : die Philosophie verl a ngt nur was ,

d einer Natur entspricht ; und du solltest etwas anderes


a lso etwa s Naturwidriges wollen ? Was on beiden is t v ,

den n anziehender ? Täuscht uns denn nicht di Lust e


e
d urch l eren Schein ? Sieh doch einm al zu ob nicht ,

e in e ho ch ge m u tete Seele ein freier Geist, ein ein ,

faltiges Gemüt und ein gerechter und u nsträ fli cher


Sinn doch anziehender sind ! Oder was ist a nziehender
a l s die Einsicht wenn du darunter in fertiges Ver e
e
,

m ögen der Einsicht und des Wissens v rstehst wie


e
m a n in all m ohne Anstoß seine Zwecke rreicht ? ( )
9 e ,

re Dinge der Welt sind gewissem aßen in solch s e


e
Dunk l gehüllt daß sie nicht wenige Philosoph en
,

53
und zwar nicht die ersten besten fü r durchaus un ,

b egr eiflich halten Auch die Stoiker halten sie für


.

schwer ergrü ndlich Und in der Tat sind auch all e


.

unsere Begr iffe wandelbar denn wo ist der Mensch ,

d er noch nie seine U rteile geändert hätte ? Und n u n


erst di e erkannten Gegenständ selbst ! Wie kurz ihre e
Dauer wie nichtig ihr Wert und sie können sogar
, ,

das Ei gentum eines Scha ndb uben einer Di m e eines , ,

Räub ers werden ! Und nun si ch dir den Geist deiner


Zeit an : kaum der angenehmste deiner Mitmensch en
ist noch ert räglich davon zu schweigen daß mancher
, ,

kaum sich selbst noch ertragen kann ! Was bei solchem


D unkel solch widrigen Zuständen und dem so rasch n
, e
Vergehen der Dinge der Zeit der Bewegung und
e ,

des Bew gten noch der Hochschätzung oder des


,

Strebens überhaupt wert sein kann kann ich nicht


einsehen Im Gegenteil getr ost muß man s in e
,

e
e
.
,

natü rlich Auflösung er wa rt en und über ihren Ver ,

zug nicht in Unwillen ausbrechen sondern mit fol


e
genden Gedank n allein sich beruhigen : erstens es
,

kann mir nichts geschehen was n icht dem Gesetze


des Ganzen ents präche und dann in m e i n e r Han
,

d
,

liegt es gegen den Gott und Genius in meinem Inn rn


,

e
e
,

m ich nicht a ufz ul hnen ; denn niemand kann mich


dazu zwingen .
( )
I O
ozu nütze ich denn nun meine Seele ? So mußt
du dich immer selbst fragen und dann weiter
e
fors chen : was g ht jetzt rn dem Teilchen meines
Wesens vor das man das lenk nd nennt ? Und e e
,

e e e e
wessen ist mein S el e h ut ? Etwa die eines Kindes
oder eines Jünglin gs oder e in es Weiblei ns ? Od r in s ee e ,

Tyr a nnen eines La sttiers oder ines wilden Tieres ? l )


, , e
54
Art die Dinge sind di den A llz uvi elen
el ch er e
Güter scheinen kannst du auch aus folgen m
,
,

de
entnehmen : Wenn nämlich jemand an Güter d enkt
, e
d i e es in Wahrheit sind wi Einsicht S elbstz ucht ,
,

Gerechtigkeit Tüchtigkeit so wird es ihm angesichts


, ,

solcher Gedanken unmöglich sein noch über jene


z
Gü ter etwas an uhören ; denn das p aßt nicht zu

,

sa m m en ; den kt er dagegen z u n ächst a n die Schein

g üter der A l l z u v i el e n so wird


, er aufhorchen und
jenes Wort des Aristophanes : der Besitzer derarti ger

Gü ter habe vor lauter Reichtu m kein Plätzchen wo ,

er seine Notdurft ver richten könne als eine treffende “

Äußerung sich gefallen lassen So kann man den .

Unters chied auch den A llzuvielen klar machen Denn .

sonst würde uns ja jenes witzige Wort nicht als an


stößig und unwürdig erscheinen sondern wir wür en , d
es als einen passenden und geistreichen Ei nfall auf
n ehmen wen n es auf den Reichtum und d ie Förde
,

ru n gs m ittel der Wollust und der Ehrsucht angewendet

wird Geh nun hin und frage ob Dinge schätzbar


e
. ,

und als Güter zu betrachten sind deren Vorst llung ,

einem das eben genannte Wort des Aristophanes


i ns Gedächtnis ruft ! ( )
1 2
ch bestehe aus einem bildenden und einem stoff
lichen Teil keines von beiden wird in nichts
,

vergehen wie es auch nicht aus dem Nichts ent


,

sta nden ist Es wird also jeder Teil meines Wesens


.

durch Umwandlung in irgend einen andern T eil der


Welt gewandelt und jener wieder in einen andern
Teil derselben Welt und sofort ins Unermeßlich e
v
.

Einer solchen Umwandlung erdanke a uch ich mein


Da sei n und ebenso meine Eltern das ihre und so

55
rückwärts ins Unermeßlich enn nichts hind rt e D e
eW
.

u n s so zu reden wenn auch di elt nach fest


,

begr enzten Umläufen gelenkt wird ( )


1 3
v e
.

ie Vern unft und d ie on ihr geleitete Leb ns


kunst sind Kräfte die mit sich selbst und ih r n e
W irkungen im Einklang stehen Sie gehen von ihre m
,

e
.

e igenen Prinzip aus u nd str be n ge radeswe gs d em


e d
ihnen vorli gen en Ziel zu ; darum nenn t m an a uch
die aus diesem Prinzip entspringenden Handlung n e
rechte weil sie den rechten Weg weisen ( 1 4)
“ “

e
.
, „

inge die den Mensch n in seiner Eigenschaft


D
,

als Mensch nicht angehen dürfen unter k in n , e e


Umständen als menschliche Eigentümlichkeit b e
trachtet werden Sie sind k ine Erfordem isse d es
. e
Menschen die mens chliche Natur verheißt sie n icht
, ,

n och bringen sie der Menschennatu r e ine Vervol l


ko m mn u n g Also liegt in ihnen we der das Ziel der


.

Menschheit noch das was das Ziel verwirklicht näm , ,

l ich d as Gute Zudem wenn eines von ihnen d en


.
,

Menschen anginge so stünd e ihm deren Verachtung ,

o der Bekämpfung schlecht a n ; und wer sich so st l lt e


b e
,

a ls rauche er sie nicht wär nicht zu loben ; und


s elbst wer sich eines ders elben
, ersagte wäre kein
,

v ,

gu ter Mensch wenn sie wirklich Güter wären Nun


v
.
,

a ber i st man um so besser je mehr man sich iele


dieser und ähnlicher Dinge rsagt oder sich ihre
,

ve
Versagung gefallen läßt ! ( )
1 5
on der Beschaffenheit der inge die du dir am D
e
häufigst n vorstellst wir deine Ges innung ab d ,

h ängen Denn die Seele wird on den Vorstellungen


,

v
e
.

gleichsam g färbt Netze sie darum mit einer Reih e


e be
.

von Vorst llungen wie : wo man le n muß kan n ,

56
ihn ertragen sollen ; insofern aber in Mensch mich e
an der Erfüllung meiner Pflichten hindert wird er fü r ,

m ich zu eine m gleichgü ltigen Ding nicht anders wie ,

die Sonne der Wind die Tier welt Von diesen


, , .

kann zwar meine äußere Wirksamkeit gehemmt


werden für mein Wollen aber und meine Gesinnung
,

gibt es keine Hemmnisse sondern nur bedingende


,

Ausnahmen und andere Richtungen Denn es wendet .

u n d lenkt der Vers tand jedes Hindern is seiner Wirk

s a m keit zum Besseren um und so wird förderlich für


,

eine Handlung was sie zuvor hemmen wollte und


, ,

e inen Weg zeigt mir was mir zuvor d en Weg ver


,

Sperren wollte ( )
20
nter allen Dingen der Welt ein e das Vo llkom
b
m en ste ; es ist dies a er das Wesen d a s alles ,

in seinem Dienste hat und alles beherrscht Eben so .

ehre aber auch was in dir das Vollkommenste ist


, ,

und es ist das jenem ver wandt Denn es ist das in dir
.
,

was alles andere in seinem Dienste hat und dein ,

Leben wird von ihm geleitet .


( )
2 1
as dem Sta at nicht schädlich ist kann auch dem ,

Bürger nicht schaden ; bei jeder Vors tellung


e ines Schadens wende folgenden Satz an : Wird der
Staat dadurch nicht beschädigt so kann auch ich ,

d adurch keinen Schaden erleiden ; wird aber der


Staat beschädi gt so soll ich doch dem Schadenstifte r
,

nicht zü m en ( )
22
e
.

ft stelle dir vor die Seele wi schnell alles ,

Seiende und Werdende fortgerissen und hin


weggerafft wird ; denn das Wesen der Dinge ist w ie
ein Strom in ewiger Bewegu ng ; u nd ihre Wirkungen
W
sind ei nem unaufh örlichen echsel und ihre Ursachen

58
d
unzähligen Verän erungen unterworfen Fast nichts .

beste ht und nahe bei uns liegt jener gähnende Ab


,

grund der Vergangenheit und Zukunft in dem alles ,

verschwindet Ist darum nicht ein Tor wer auf diese


.
,

Dinge stolz ist ihretwegen sich quält oder darüber


,

jammert als über etwas ästiges das von langer L ,

Dauer und nicht nur flü chtig ist ? ( )


23
enke an die Gesam heit des Seins on dem dut v
D
,

nur ein winziges Teilchen bist und an die un


endliche Zeit von der nur ein kurzer und kleiner
,

Abschnitt dir zugemessen ist und an das Geschick ,

wovon deines nur einen Bruchteil bildet !


s vergeht sich ein Mensch an mir : gut möge er ,

selber zusehen ! Er hat seine eigene Gesinnung ,

se ine eigene Art zu handeln Ich aber habe jetzt


b
.
,

was ich nach dem Willen der A l ln atu r jetzt ha en


soll und tue was ich nach dem Willen meiner eigenen
,

Natur jetzt tun soll .


( )
25
er herrs chende und gebietende Teil deiner Seele
bleibe bei tiefen und heftigen Re gu ngen im Be
reich deiner rein körperlichen Sphäre unerschüttert .

Er misch e sich nicht mit ihr sondern beschränke ,

sich auf sein Gebiet und um grenze jene Stimmen


der Körperlichkeit in sein en Gliedem ; wenn sie aber
entsprechend ihrer anderen Mitteilbarkeit in das Denk
vermögen das ja vom Körperlichen nicht ganz ge
,

d v
trennt ist ein ringen dann ersuche nicht gegen ein e
, ,

n atürliche Empfindung zu kämpfen Nur den Wahn a ls .


,

o b es sich um ein Gut oder Übel handle den füge das


in dir leitende Prinzip nicht on sich aus hinzu ! (26) v ,

lt den Göttern in Gemeinschaft leben ! Das tut


M aber nur wer ihnen stets eine Seele zei gt d ie
, ,

59
mit ihrem Lose zufrieden ist und in allem so handelt , ,

wie es der Genius will den einem jeden die Gottheit


W
,

als einen B ruchteil ihres eigenen esens gab daß


L
er ihm Führer und eiter sei Das aber ist eines .
,

jeden Vernunft und Verstand ( )


27
e
.

ü m st du twa einem Menschen der mit üblen ,

Ausdünstungen behaftet ist ? Was kann er dafür ?


Er hat nun einmal solche Glieder d ie derlei Dünste ,

aushauchen Aber der Mensch hat Vernunft sagt mir


.
,

jemand und kann bei einiger Aufmerksamkeit wo h l


e ,

eins hen worin er sich vergeht Gewiß ! Also hast


, .

auch du Vernunft ! Erwecke also mit deiner Vernunft


auch die Vernunft des andern Zeige wie man es
ö
.
,

machen muß erm a hne l Denn wenn er a uf dich h rt


, ,

wirst du ihn heilen und brauchst nicht zu z ü m en ;


b
es gi t dann kein Gejammer und kein entwürdigende e
Hingebung .
( )
28
ie du am Ende deines Lebens wünsch est gelebt
zu haben so kannst du jetzt schon lebe n
, .

Wenn dir aber das deine Umgebung nicht gestattet ,

dann gehe ru hig aus dem Leben so wie wenn d ir , ,

kein Übel widerfahren wäre Es raucht 1 rgendwo .


,

gut so gehe ich eben weg Was schernt dir das


, .

Großes zu sein ? Solange mich aber nichts derart


hinaustreibt bleibe ich freiwillig und niemand so! !
, ,

mein Tun hemmen Mein Wille aber ist der eines


.

vernünftigen und geselligen Wesens ( )


29 .

ie Weltvem unft will daß Geselligkeit sei Daru m


,
.

hat s ie unvollkommene Wesen um der vo ll


kom m en en willen her orgebracht un v
die v ollkom d
m enen miteinander har monisch vereint Du siehst
e e
.

doch wie si alles einander unter und b igeordnet


, ,

60
e
jedem ntsprechend seinem Werte das S ine zugeteilt e
u n d di e
edelsten Wesen zu gegenseitiger Eintracht
miteinander verbunden hat ( )
30
b
.

ie hast du dich isher gegen die Götter dein e


Eltern Geschwist r Gattin Kinder Lehrer Er e ,

z
, , , , ,

ieher Verwandte und Ha usgenossen betragen ? Darfst


,

du allen diesen gegenü er sagen : Weder durch Worte b


e
n och Ta t n hat je er e b
inen eleidi gt ! Rufe dir aber “

auch ins Gedächtnis zurück was u schon alles , d


durchgemacht u nd was z u tragen du Kraft gehabt .

hast ; denke daran da ß zu Ende die Geschichte deines


b
,

Lebens und dein Dienst bereits voll racht ist Wie .

viel Schönes hast du schon gesehen wieviel Freuden


e
der Sinn und wieviel L iden verachtet wieviel Eitel e ,

keiten übersehen gegen wieviel lieblose Menschen


,

dich liebevoll erwi esen ! ( )


3 1
a ru m sollten rohe und ungebildet Gesellen ein e
gebildetes und insichts olles Gemüt aus er e v d
Fassung bringen können ? as ist ab r ei n gebildete W e e
und einsichtsvolle Seele ? Keine andere als die ,

welche den Urs prung und das Ziel der Dinge kennt
und den die Körperwelt durchdri ngenden Geist der von
e
Ewigk it zu Ewigkeit nach bestimmten Zeitläufen
,

das All verwaltet


b
.

ie b ald und du ist Asche und ein Knochen


,

gerippe und nur noch ein Name oder nicht ,

einmal ein Name mehr ! Der Name aber ist Hall u n d


W iderhall Und die vielgerü hm ten Güter des Lebens ?
.

E ifel m odem d nichtig wie Hündlein die sich herum


, , , ,

beißen und Kinder die sich balgen jetzt lachen


, , , ,

dann wieder weinen ! Treue aber und Ehrfurcht ge


r echter und wahrhaftiger Sinn die sin zum Olymp , d „
,

61
der weitstraßigen Erde entflohen as hält dich “
. W
a lso noch hier auf Erden ? I st doch alles Sinnliche
so wandelbar so unbeständig die Sinne selbst aber
, , ,

wie sind sie trübe und leicht zu täuschen ! Und dein


Seelchen was ists anderes a ls ein Aufdampfen des
,

Blutes ? Unter solchen Menschen berühmt sein wie


W
nichtig ! a ru m also siehst du nicht mit heiterer
,

e
Miene dein m Erlöschen d iner Umwandlung ent
, e
gegen ? Bis aber jener Augen blick kommt was bleibt ,

übrig ? Was anderes als die Götter zu ein en und zu


,

preisen den Menschen wo hlzu tu n sie zu ertra gen


, ,

oder zu meiden und zu bedenken daß alles was , ,

außerhalb der engen Grenzen deiner körperlichen


e
und geistigen Sphär liegt weder dein ist n och on
, v
dir abhängt ( )
33
e b
.

3 liegt in dein r Hand daß dein Le en immer


,

r uhig d a h i nfli eße wenn du nur dem recht n Weg


, e
folgen und auf ihm urteilen und handeln willst Denn .

der Seele Gottes und des Menschen und überhaupt


L
jedes vernünftigen ebewesens sind folgende zwei
Eigenschaften gemein : sie läßt sich on nichts a ndenn v
h in d em und ihr Wohl beruht auf einer gerechten Ge
,

s i nn u n g und Handlungsweise und da m ach allei n geht


,

all ihr Streben 34


( )
e
.

enn etwas weder durch meine Schl chtigkeit


noch durch eine Wirkung derselben geschieht ,

und auch die Allgemeinheit dadurch keinen Schaden


erleidet warum bin ich darüber unr uhig ? Und was
,

könnte denn das Universum da ei erleiden ? ( )


35 b
aß dich nicht von deinen Einbildungen hinreißen
L
,

sondern sei hilfreich nach deinen Kräften und wie


e
es die Mensch n verdienen ; w nn sie aber in gl ich e e
62
gültigen Dingen Verluste leiden so denke nicht ,

gleich sie hätten einen wirklichen Schaden erlitten


, .

Denn das ist eine schlimme Gewohnheit sondern mache ,

es wie jener Gre is der seinem Zögling einen Krei sel


, ,

abforderte und dann weiter ging wusste er doch daß


es nur e in Kreisel sei W
enn d u aber or dem Volk
.
,

v ,

auf der Rednerbühne sprichst Mensch vergißt du , , ,

was daran ist ? Ja aber darauf muß man doch allen


„ ,

Eifer verwenden ! Aber warum mußt du denn a uch


so ein Tor werden ? Nein sondern sage dir immer :


,

ich kann wenn auch noch so einsam an allen Orten


,

glücklich sein ; denn glücklich ist wer sich sel st


,

b
L
ein glückliches os bereitet hat ; glückliche ose ab r
,

L e
sind : gute Gemüts stimmun g gute Neigungen gute
, ,

Handlungen .
( )
36
er Weltstoff ist fügsam und leicht v er wa ndlun gs
fähig ; die alles d u rchwaltende Weltvem u nft aber
hat in sich keinen Grund zum Bösen ; denn Bos
heit hat sie keine tut auch nichts Böses noch wird
, ,

von ihr etwas beschädigt Alles aber wird d urch s ie


„ .

und vollendet sich durch sie .


( )
1
enn d u deine Pfli cht tust darf es dir n icht darauf
W
,

ankommen ob du vor Kälte erstarrst oder vor


,

Hi tze glühst ob d u schläfrig bist oder genügend


, ,

geschlafen hast ob man dich tadelt oder lobt ob du


, ,

dem Tode dich nahst oder etwas anderes derart zu


erleiden hast Denn auch das Sterben ist ja eine von
L
.

unsern ebensaufgaben Begnüge dich d rum damit auch


.
,

sie glücklich zu lösen wenn sie dir gestellt wird (2)


,
.

ach innen richte den Blick ! Keines Dinges Be


N s c h a ffen h eit noch s ein Wert entgehe dir
,

l l e Dinge d er Welt verwandeln sich s ehr schnell und


( )
3 .

lösen sich entweder in Dampf auf wenn die Kö r


p er w e lt ein Ganzes bleibt o er sie werden
,
d
zers treut (4)
,

ie alles d u rchwa lten de Weltvem u nft weiß wohl


t W
wie ihr Verhäl nis zur elt ist wie sie wirkt und ,
,

a uf w el chen Stoff .
( )
5

64
d
enn u zugleich eine Stiefmutter un eine l ib d e
e
liche Mutter hätt st würdest du zwar jene e in en
, ,

aber doch beständig bei deiner leibliche n Mutte r


deine Zuflucht suchen Ebenso steht es bei dir mit
.

dem Hof und mit der Philoso phie Bei dieser weile
e
.

immer wieder und ruh e dich aus bei ihr ; durch si


wird dir auch das dortige Leben erträglich und du
selbst am Hofe erträglich werden ( )
1 2 .

ie man bei Fleischgerichten und anderen Eß


waren derart denken soll : das ist nur der
e
L ichnam eines Fisches oder der eines Vogels oder
e ines Schweins und eben so beim Fa lem er wei n : d a s
d
i st nur er ausgedrückte Saft einer Traube oder bei m ,

Purpur : er ist nichts als Schafwolle in das Blut e iner ,

Schnecke geta ucht und beim Geschlechtsakt : er ist


,

nur die Reibung e ines Gliedes und Ausscheidung vo n


Schleim mit Zuckungen verbunden weil solche Vor ,

stellungen den Gegenständen wirklich ganz entsprechen


und ihr Wesen durchdringen so daß man recht ei gent ,

lich sieht was an ih nen ist ebenso nun muß man s


, ,

im ganzen Leben machen und wenn einem Dinge in ,

noch so beifallswürdiger Gestalt vo rgespiegelt werden ,

s i e entlarven ihren Unwert sich anschaulich machen


, ,

und das schim mem d e Gewand womit sie sich b rüsten , ,

ihnen abreißen denn ein gar gewaltiger Betrüge r ist


,

der Schein und gerade wenn man gl a ubt sich mit


, , ,

den wichti gsten Dingen der Welt zu beschäftigen ,

bezaubert er am meisten Denke daran was Kra tes


.
,

selbst von einem Xeno krates gesa gt hat ! ( )


1 3
v
as meiste on dem was die große Menge be
,

wundert gehört zu den a llergewö hnlichsten


d e
,

Dingen er W lt ; teils sind es Gegenstände v on


66
e
f stem und natürlichem Zusammenhalt wie Steine
un d Holzarte n wie Feigenbäu m e
, einstöcke und , W ,

! lbäume teils sind es beseelte Gegenstä nde wi e


‚ ,

Herden von Klein und Großvieh ; diese finden ihre


Be wunderer mehr unter den mittleren Ständen L ute e
e e
.

v o n noch höherer Bildung interessier n sich für W sen ,

d ie eine gebildete Seele haben nicht sowohl eine


v
we ltbürgerliche als i elmehr in auf die Künste ge e e ,

e
.

r i ch tet oder son stwie geartete Seele Diese Men .

s ch en l egen oft einen hohen Wert a uf d en Besitz

e
e in er M nge von Sklaven Wer aber eine vernünftige
.

w e lt und staatsbürgerliche Seele hochschätzt hat fü r ,

a nder e Dinge kein Interesse mehr ; vor allem aber

s ucht er seine eigen e Seele in vernünfti ger und ge


m ei n nü tz i ger Ve rfassung und Tätigkeit zu erhalten
u n d hierzu auch seinen B r üdern behilfli ch zu sei n ( 1 4) .

ier strebt etwas ins Dasein dort strebt etwas a us


,

dem Dasein und von dem Werdenden ist man


,

c hes wieder verschwunden Fl uten und Veränderunge n


.

e rneu ern unaufhörlich die Welt wie der u n unter


L
b ro chen e auf der Zeit uns immer wieder ei ne neue
,

u n begrenzte Dauer aufglänzen läßt In diesem Strom .


,

wo man kein en festen Fuß fassen kann kann man


e
d o ch kein s von den v or üb ereil en d en Dingen be
,

s onders W erts chätzen ? Das wäre doch gerade wie ,

w enn jeman d sich in einen v o r üb erfl i egen den Vogel


v erlieben wollte der ihm kaum daß er ihn gesehe n
, , ,

w ieder aus den Augen entschwunden ist So ist aber .

a uch jedes Menschenleben es i st nichts anderes a ls


, ,

d a s Au fdampfen von Blut und das Einatmen der


L uft Denn es ist ganz dass elbe die uft einmal
.
, L
e in z u atrn en und s i e dann wieder von sich zu geben ,

67
wie wir es jeden Augenblick tun oder ganz , da s e

das du gestern oder f üher mit


A tm u n gsverm ö gm
deiner Geburt bekamst wieder dahin zurückzugeben
, r

, ,

woher du uerst bekommen hast 5


( ) 1
wir usdünsten wie die Pflanzen oder
v on es z .

ic t h d aß
Atem hol e n
, a ,

Tier macht unsern W


w i e d ie e, e rt

aus ebensowenig daß wir durch unser Vorstellungs


, ,

v enn ö gen Eindrücke von der Außenwelt erh a lten oder

e
durch uns re Triebe in Bewe gung gesetzt werden ,

od er uns zu sa m m en gesellen und uns nähren denn


d
,

dies ist nicht mehr wert a ls as Wi ederau sscheid en ,

der verdauten Nahrung ; was aber macht uns d en n


eigentlich a chtun gswert? Etwa daß wi r eklatscht b
e
werden ? G wiß nicht Also auch nicht die Beifalls
,

e
bezeu gung n mit der Zunge ; denn die Lobes
erhebungen von seiten der großen Menge sind d o ch
e
nichts and res als Klatsch Laß also da s bißchen .

Ruhm fahren ! Was bleibt aber wirklich A chtu n gs


b
wertes ü rig ? Ich glaube dieses : d ich nach den dir
innewo hnenden Fähigkeiten zu rühren und Zwe ck
entsprechendes zu schaffen darauf leiten auch di G e e
werbe und Kü nste hin Ha t doch jede Kunst das .

Ziel ii n Erzeugnis dem Zwecke anzupassen zu dem


,

es hervorgebracht wurde Das ist es Gärtners Ab . d ,

sicht wenn er den Weinstock pflegt das die Absicht


, ,

der Rosseb än diger und H un dewä rter Erziehung aber .

und Unterricht der Jugend was bezwecken diese ?


Hier liegt also das A chtu n gswer te Bist du da on
,

. v
überzeu gt so wirs t du dir um andere Dinge keine
,

Sorge machen Und doch willst du nicht aufhören


.
,

so vi el andere Dinge hochzu schätz en ? Dann bist


du ebe e
n k i n freier selbstgenügsamer leid enschafts
, ,

68
e
nicht zornig od r ärg rlich n och für die Zukunft e
ee
argwöhnisch g g n ihn als trachte er uns nach dem
e
,

Leben ; a b r wi r hüten uns vor ihm n icht als ob es


e
ein F ind oder ein verd ächtiger Mensch wär sonde rn
,

e
e
wi r g hen ihm nur gelass n aus dem eg Gerad e e
'

W ,

e
.

so muß man s auch in den übrigen Verhältniss en


e ee
d s L b ns machen und über vieles i denen hin be
e e
w gsehen die auf d m Spi lplatz d s Lebens unsere e e
e e ,

G noss n sind Denn wie gesagt es ist ganz gut


e
.
,

möglich ohne Ar gwohn u nd Groll gewissen L ute n


aus dem ege zu gehen
,

W .

enn mich jemand überzeugen ka nn daß ich


n icht richtig urt ile oder handle e
so will i c h s
,

m it Freuden anders machen denn ich bin ein ahr


,

W
h eitssu cher un d von der ahrh it hat n och n ie je W e ,

m and Schaden g litten


,

e
Schaden l id t aber wer e e
e e
.
,

a u f seinem Irrtum und au f sein r Unwiss nheit be

h a rrt ( )
2 1
e e
.

ch tue m i n Pflicht ; das übrige kümmert mich


I n i cht denn es ist entweder s elenlos oder ver e
,

n u n ftl o s oder v rirrt und e


d s Weg s nicht kun e e
dig
e W
.

ie v rnunftl osen esen u nd überhaupt die ganze


e
Sinn nwelt beh andle als vernünftiger Mensch
e
weil ihr die V rnunft fehlt hochherzig und edel ; d ie
,

e e e
,

Men sch n aber weil sie V rnunft besitzen behandl


m it Lieb e ,

Bei allem rufe di Götter an und kümmre


. e ,
,

dich nicht darum wie lange du noch so handeln


,

d a rfst denn schon drei solcher Stunden reichen


,

hin ( )
2 3
e e e
.

lexan d er von Mazedoni n und s in Maulti r treiber


h aben n ach ihrem Tod ganz das gl iche Schick e
70
sa ! e
erfa hren denn ntwed r wurden sie in dieselben
, e
Weltkei m e aufgenommen oder der eine wie der ,

andere in die Atome zerstreut


ee v
.

ache dir klar wie viel bei einem j d n on un s


M
,

in einem und demselben Augenblick vorgeht


eL ibliches und Geisti ges ; so wird es dich nicht mehr
,

wundern daß noch viel mehr ja daß alles Werd n de e


e
,

e
in der inen G samtheit die wir elt n ennen zu ,
,

W ,

gleich existiert ( )
2 5
e e e
.

nn man dir die Frage vorl gte wi der Name


An toninus geschrieben wird würdest du twa
,

e
e
jeden einzeln n Buchsta ben mit angestren gt r Stimme
,

e
e
h rvorstoßen ? Und w nn man dir darüber z üm te e ,

wü rdest du etwa wieder z üm en ? Oder nicht vielmehr


e
di einzelnen Buchsta ben ohne weit res ruhig auf e
zählen ? Das sei dir ein Beispiel dafü r daß j de , e
Pflicht aus einzelnen Bestandteilen zusammengesetzt
ist die du einhalten und fern von Beunruhigung
,

e
und Erbitt rung gegen erbitter te Tadl r auf die rechte e
W e
eise voll nden mußt .

w
elche Grausamkeit den Menschen nicht zu ge
statten nach dem zu str eb n was ihnen an
,

e
e e ,

gem ss n und zuträglich scheint ! Und doch was tust


,

e
du anderes als di s wenn du über ihre Fehler un
,

e ,

gehalten bist ? D nn sie lassen sich ja üb rall durch e


den Schein des Angemessenen und Zuträglichen dazu
fortreißen Du sagst : Sie betrügen sich selbst So
e e e
. .

belehre sie d nn und zeig ihnen das R chte ohne ,

über sie ungehalten zu sein ( )


27 .

er Tod : das Ende für die Widersprüche der


D W
sinnlichen ah rnehmung das A u sm hen von den
Erre gungen der Trieb und der fortwä hr nden Ar beit e ,

e
71
e e de
d s Denk ns i Freih it von d r Knechtschaft d s
, e e e
Fleisches
e
.

W
ie schändlich wenn im L ben die Seele schon
ermüdet ohne daß noch der ib müde ist (29)
,

Le
e
.
,

üte dich in Tyrann zu werden nimm eine n


H
,

solchen Schein gar nicht an ; denn s geschieht


,

e
e
so l icht Erhalte dich a lso einfach gut lauter m st
.
, , , e
haft prun klos als Freund der Gerechti gkeit voll
e e
, , ,

Ehrfurcht gegen das Göttliche wohlwollend li br ich , , ,

standhaft in der Pflichterfüllun g Ringe dam ach der


Man n zu bleib n zu dem dich die Philosophie e ,

machen wollte Ein e die Götter förd r das Heil


,

ee
e
.
,

der Menschen ! Das Leben wie kurz ; i n e Frucht ,

des irdischen Daseins nur : Edle Gesinnung und ge


m einn ützi ges Tun Sei in allem ein Schüler Antonin s
.

Wie er beharrlich im Gehorsam gegen die Gebote


d er Ve rnu nft wie er gleichmütig in allen Stücken
, ,

wie er u n sträflich und heiter in deiner Miene wie er


freundlich und ohne Ruhmbegierde wie er ifrig be , e ,

müht um die Erkenntn is der Dinge Nichts ließ er .

je a n sich vorübergehen ohne es zuvor ganz genau


e
b trachtet und reiflich durchdacht zu haben ; geduldig
,

e rtrug er seine ungerechten Tadler ohne sie wieder


zu tadeln ; nichts übereilte r keiner Verleumdung e ,

schenkte er Gehör ; sorgfältig beobachtete er sein n


,

e
Charakter und seine Handlungen ; fern war ihm d ie
Schmähsucht die Ängstlichkeit das argwöhnisch e
,

und klü gelnde Wes n Mit wenigem war er zufrieden e .


,

in Wohnung Na chflager Kleidung Nahrung und


,

Dienerschaft Arbeitsamkeit und Langmut waren s i n


, ,

e
e
.

Wesen Auch bei seiner einfachen Lebensw ise war


e e e e
.

r imstand bis zum Abend auszuh a lt n ohn d as


, ,

72
iehst du nicht wie die gewöhnlichen Künstler sich
e ,

bis zu inem gewissen Grad nach dem Geschmack


e
der gr oß n ungebildet n Meng richten und dennoch e e ,

die Vorschriften ihrer Kunst zu beobachten und von


d iesen sich nicht abbringen zu lassen suchen ? I st
e
es nicht schr cklich daß der Ar t und der Bau z
,

künstler vor den Gesetzen s iner Kunst mehr Achtu n g e


hat a ls der Mensch vor den G setzen s iner Ve rnunft e e
ee ,

di r doch mit d n Göttern gemein hat ! e ( )


35
,

sien Europa : Winkel der elt ; der ganze Ozean W


A
,

ei n Tropfen im A l l ; der Athos : ein Erdscholl e e


im Weltall ; die ganze Gegenwart : ein Augenblick
e e
d r Ewigkeit ! Al l s klein veränderlich verschwindend ; , ,

alles kommt von e i n e r Quelle von jenem gemein ,

sa m en A llbeherrscher unmittelbar oder infolge seiner


W irksamkeit Also sind auch der Rachen des Löwen
.
,

das Gift alles Schlechte wie Dornen und Sümpfe


, ,

notwendige Stücke jener prachtvollen und herrliche n


Welt Fort also mit d m Wahn als seien sie dem e
W ,
.

esen das du verehrst fremd betrachte vielmehr


e
,

d i e Qu lle aller Dinge ( )


36.
, ,

er gesehen hat was jetzt vorhanden ist hat alles


, ,

gesehen was von jeher war und in alle Ewigkeit


,

sein wird Denn all s ist vo n derselben Natur und


. e
( )
3 7
ed en ke oft e
d n Zu sa mm nhang aller Dinge in der e
Welt und ihr gegenseitiges Verhältnis denn ge ,

w i ss erm a ßen sind sie alle ineinander verflo chten un d ,

insofe rn ist keines dem andern feind eines fol gt


ja aus dem andern und zwar kraft ihres örtlichen
Zusammenwirkens ihrer Übereinstimmung und der
,

Ei nheit alles Seienden .


( )
38

74
e
er L benslage in die dich d in Los v rs tzt hat
, e ee ,

passe dich an und den Menschen mit denen


e
, ,

dich das Schicksal zusammenführt rweise Liebe , ,

aber aufri chtig


ee W
.

ed e Maschine j d s erkzeug jedes Gefäß ist


, ,

in gutem Zusta nd wenn es leistet wozu es ge


bildet worden ist ; und doch ist hier d r s bildete
, ,

e e
e
, ,

viellei cht ferne ; bei den Dingen aber w lche die ,

Natur umfaßt ist und bleibt die bildende Kraft im


,

Innern Sie sollst du demnach u m som ehr vere i nen


.

und dabei glauben daß wenn du nur nach ihrem


e
,

Willen beständig l bst alles bei dir nach d r Ver ,


,

e
n u nft sich richten wird ; denn so richtet sich auch
im Welta ll alles nach der Weltvem u nft ( )
40
e
.

enn du irgend ines von den Dingen d ie außer ,

deiner Willkür stehen als ein Gut oder als ein


Übel betrachtest so mußt du notwendig wenn in
,
,

, e
solches Übel dich trifft oder ein solches Gut aus
bleibt über die Götter mu rren und die M nsch n
, e e
hassen die daran schuld sind oder nach deinem
, ,

Argwohn das zukünftige Ausbleiben oder Eintreffen


derar tiger Dinge veru rs a chen sollen Und so begehen
v
.

wir iel Unrecht weil uns derartige Dinge n icht


gleichgültig sind
,

W
enn wir aber nur die von uns
e e
.

abhängigen Dinge für Güt r oder Übel erklär n so ,

bleibt kein Grund übrig die Gottheit anzuklagen oder


e
gegen ein n Menschen ine feindliche Stellung ein
,

e
zuneh m en ( )
4 1
e
.

ir alle wirken zu sammen auf e i n Zi l ; die einen


e
b wu ßt und mit Einsicht die andern unbewu ßt ,

e
.

Ja sogar die Schlafenden sind wie glaub ich H raklit


b e
, , ,

s a gt
, Ar eiter und Mitwirker am Weltgesch hen .

75
Jeder arbeitet auf eine ander Weise mit ; im Über e
maß sogar der Tadler der dem Gesch hen ntgegen e e
e e
zutret n und es w gzuräumen sucht Denn auch eines
,

W
.

solchen Menschen bedurfte die elt Dir bleibt .

übrig zu überlegen wem du dich anschließen willst


e
.
,

Der Beherrs cher d s Alls wird dich zwar auf all e


Fälle richtig zu verwenden wissen und dich a ls e in
Glied unter die Zahl der Mitwirk r und Gehilfen e
aufn ehmen Du a ber hüte dich in solch s Glied u e e z
ee
.
,

werden wi j ner schlechte und lächerliche Vers i m


,

Drama den Chrysipp ) erwähnt


1
( )
42
e e e e e
.
,

erlan gt twa die Sonn die Di nst des R gens


V e
,

zu leisten ? Oder Äs kulap die der Fru chtsp enderin ?


Und di Gestim e wirken sie nicht trotz ihrer Ver
, ,

schi ed en h eit alle auf e i n Ziel hin ?


, ( )
43
enn die Götter über mich und über mein Ge
schick etwas be schlossen haben so haben si e
e
Gutes b schlossen ; denn ein ratlos r Gott ist nicht e ,

leicht denkbar ; aus welchem Grund aber sollten sie


mir weh tu n wollen ? Denn was könnte für sie oder
für das Ganze fü r das sie doch vorzüglich sorgen
,

dabei herau skommen ? Wenn si aber über mich e ,

im einzelnen nichts beschlossen haben so hab n sie , e


zum mindesten über das Ganze im allgemeinen etwas
beschlossen und ich muß darum auch m in daraus
, e
folgendes Geschick willkommen heißen und lieb
e
gewinn n Pa ssen sie aber über gar nichts Beschlüsse
.

das zu glauben ist gottlos wozu dann un sere


Opfer unsere Gebete unsere Eide wozu die übrigen
, , ,

Handlungen die wir im Glauben an die Gegenwart


,

und lebendige Gem inschaft mit d n Göttern ver e e


richten ? W
enn also di Götter selbst in gar nichts , e
76
un d Gewalthe rrscher später r Tage und a ußer diese n e ,

Eu d oxo s Hipparch Ar chimede s und andere scharf


, ,

sinnige hochherzige a rbeitslieb en de a ll gewan dte


, , , ,

selbstgefällige Geister ja selbst des nichti gen einen


,

Tag dauernden Menschenleb ns Verächter wie ein e ,

Men ipp us und so viel andere seiner A rt erweilen


,

v .

Von all diesen stelle dir vor daß sie län gst im Grab e
e
l i gen W e
arum soll di s für sie so fu rchtbar sein ?
,

W
.

arum fü r die deren Namen niemand mehr nennt ?


,

e W
Ein s nur besitzt hoh n ert : im Bunde mit ahrh e it W
und Gerechtigkeit das ganz L ben hindurch a uc h e e
gegen Lügner un d Ung rechte oll ohlwollen e v W
zu sein .
( )
47
i ll st du dich e rfreuen beherzige die Vorzüge
e
deiner Zeitgenoss n : so des inen Tatkraf t des
,

e
andern Bescheidenheit eines dritten Freig bigke it e ,

e
und an einem vi rten sonst eine gute Eigenschaft
,

e
.

Denn nichts erfr ut so sehr als die B ilder der Tüchti g ,

keifen die aus dem Tun und Treiben unserer Zeit


,

e
genoss n in reicher Fülle u ns in die Augen fall en
e
.

Darum muß man sie sich auch imm r gegenwärtig


halten .
( )
48
u wirst di ch doch nicht darüber gr ämen daß du
D
,

nur so und so viel Pfu nd und keine 300 wiegst ? So


gr äme dich denn auch nicht darüber daß du nur s o ,

und so viel Jahre und nicht noch mehr zu leben


hast ! Denn wie du mit dem dir bestimmten Kö rper
gewicht zufri eden bist so s i es a u ch 4 n it der dir
, e
bestimmten Lebensdauer
e e
.

ers u ch s die andern zu üb rzeugen ! Handle


V e ,

ab r auch gegen ihren Willen wenn es Ge


rechti gkeit und Vernunft als o verlangen Widers tz t
,

. e
78
be e
ich a r dir iner mit Gewalt so w nd e dich der e
e
s ,

Zufri edenheit und Gemütsruh e zu und nütze jen n


Widerstand zu einer andern Tüchtigkeit ; und denke
daran daß du nur bedingun gsweis etwas rstrebst e e
,

und nicht nach Unmöglichem tracht st onach also ? e W .

Nach solch einer Willensrichtung Sie e rringst du


eb
.
,

m a g auch das ersehnte Ziel u n en eicht bl i en ( )


50
e
.

er den Ruhm liebt sucht s in eigen Gut im


,

Benehmen eines andern gegen ihn ; w r die e


e
Lüste liebt in s iner eigenen Leidenschaft wer aber
e ,

, e
V rnunft hat in s iner eigenen Tätigkeit ( )
5 1 .
,

u brauchst über dies oder das keine Meinung


D e zu haben und kannst so deiner Seele alle Unruh e
e
e rs par n ; denn die Dinge s lbst sind nicht derart ,

daß sie uns Urteile abnötigen .

ewö hn e dich auf die Rede eines andern genau

G zu achten und versetze dich so viel wie möglich


in des Redenden Seele
,

.
( )
53
as dem B ien en schwa rrn nicht zuträglich ist ist ,

auch der Biene nicht zuträglich .

o llten die Schiffsleute den Steuermann die


Kranken den Ar zt schmähen würden si da
,

e
n och sonst auf einen achten ? Oder wie sollt da
,

e
jener den Eingeschifften die glückliche an dung oder L
e
dieser den Kranken die G sundheit verschaffen ? (55)
e
i viele derer mit denen ich auf di
, elt eW
gekommen sind bereits wieder daraus ge
,

schieden !
elb s ü chti gen kommt der Honig bitt r vor ; von e
e
der Hundswut B fallenen das Wasser fu rchtbar
und Kindern ein Ball schön arum also sich er W ,

e
.

c ite m ? Oder m i n st du falsch e Ansichten hätten


,

79
e e e
w nig r Einfluß als di Galle beim Gelbsüchti gen
e
oder das Gift b im Wasserscheuen ? ( )
57
em Gesetz deiner Natur zu leben kann dich
D e
,

niemand hin dem ; dem Gesetz der g meinsamen


Natur zuwider kann dir nichts zustoßen ( )
58
e ö
.

er sind denn die denen man gefall n m chte


Wee
, ,

und um welcher Vorteile willen und durch


welch rl i Mittel ? Wie schnell wird die Zeit all s e
e e
v rschlingen und wie viel s hat sie schon v r
,
e
s chl u ngen l
e
spiele ein Knoch n unt r jung Hu nde in Brocken e e e
,

in einen Fischbehälter geworfen die mühsam Last ,


,

e
tr ä gerei der A meisen d a s Hin und Herlaufen er
,

e
s ch rocken er Mäuse bew gliche Gl ie ü rp u p p e n ha be n
,

im Grunde denselben Wert Mitten in diesem Ge


e
.

triebe muß man freundlich und ohne L idensch aft


dastehen ; man muß erkennen daß der eine denselben
e
W rt hat wie der andere und wi die Gegenstände
,

e
e
,

um di er sich so a bm ü htl ( )
3
e
c i m Red n muß man auf die Ausd rücke b im , e
Handeln auf die Erfolge achten Bei diesem .

muß man sogleich zusehen auf wel chen Zweck e s


z
hin ielt bei jenem p r üfen welchen Sinn di Worte
, ,
,

e
haben ( )
4
ee
.

eicht mein Verstand zu di s m Geschäft aus oder


R nicht ? Reicht er aus so verwende ich ihn daz u
als ein mir von der A lln atu r verliehenes erkzeug
,

W .

Reicht er nicht aus so überlasse ich die Ausführun g


,

des Geschäftes dem der s b sser fertig bringt wenn


,
e e ,

es anders nicht zu meinen Pflichten gehört ; oder ich


vollbr inge es nach besten Kräften und bediene mich
dabei der Hilfe eines andern der von meiner Geis es t
e , ,

kraft unt rstützt vollb r ingen kann was dem all


, ,

gemeinen Besten gerade jetzt dienlich und nützlich


ist Denn was ich auch durch eigene Kraft oder mit
.

Hilfe eines andern vollende es soll immer nur ,

das allgemeine Beste und Ersprießliche zum Zie l


hab ne . S
( )
ie viele Weitbesu n gen e sind nicht schon der
Vergessenheit überliefert ! Und wi viele die e
b
jene besungen ha en sind schon längst hinweg ,
,

geräumt ! ( )
6

82
ch ä m e dich nicht dir helfen zu lass n ; denn dir e
8
,

ist wie dem Krieger beim Stu rmla ufen nur vor
, ,

eschrieben deine Pflicht zu tun Wie nun wenn


g ,

e ,
.

d u deines lahmen Fußes w gen allein die Schan ze


n icht ersteigen kannst wohl aber mit Hilfe ines
,
e
a n d em l
as in Zukunft sein wird laß dich nicht anfechten ,
.

Wirst du es ja doch wenn es bestimmt ist einst


,

e rleben begabt mit de rselben V rnunft die dir jetzt


, e ,
,

i n der Gegenwart Dienste leistet ( )


8 .

lles ist ineinander verflochten wie durch ein


heiliges Band und beinahe nichts ist dem andern
,

fremd Eines ist dem ande rn beigeordnet und dient


W W
.

zur Harmonie ders elben elt Denn e i n e elt ist


z e
.

vorhanden aus allem usammengesetzt e i n Gottheit


,

a lles d urc hw a lten d e i n Urstoff e i n Geset e i n e


, ,
,

z ,
,

Vernunft allen vernünftigen Wesen gemeinsa m und


e i n e Wahrheit
,

alles unter der Vorausset ung daß


, z ,

es auch e i n e Vollkommenheit für all diese ver

wandten ders elben Vernunft teilhaftigen Wesen


,

gibt.
( )
9
lles S toffliche vers chwindet schnell wieder im Ur
A stoff des Ganzen und jede wirkende Kraft wi rd
,

schnell wieder in die Vernunft des Ganzen aufge


n ommen Und ebenso schnell fließt die Erinnerung
e
.

a n alles dahin ins Grab des wigen Z eitla u fes ( I O) .

ü r ein ve rnünftiges Wesen ist eine natürliche Hand


lung auch eine vernünftige Handlung ( )
l l .

n twe d er stehst du von selbst aufrecht oder mußt

dich aufrecht halten lassen ( )


1 2 .

re bei einem vereinten Kö rp er ga n z e n die Organe

e
so v rhalten sich trotz ihrer Trennung d ie
,

83
z
ein elnen vernünftigen Wesen zueinander : sie sin d
zum Zusammenwirken eingerichtet Diese E insicht .

wird um so gr ößeren Eind ruck auf dich machen wenn ,

du oft zu dir sagst : ich bin ein O rga n der Gesam t


heit von Ve rnunftwesen ; erklärst du dich aber n u r
für einen T e i l des Gan en so liebst du die Menz ,

schen noch nicht von Herzen so erfreut dich d a s ,

Wohltun noch nicht aus reiner Überzeugung Du .

übst es bloß weil es die Sitte so will aber noch


, ,

n icht weil es dir selbst ein Bedürfnis ist ( )


1 3
e
.
,

ag wa s will die Teile di äußeren Einflüssen


M
, , ,

zugänglich sind treffen diese Teile mögen


, , ,

wenn sie wollen darüber mu rren ; ich aber habe s o


, ,

lange ich das Begegnis nicht für ein Übel halte noch ,

nicht darunter gelitten ; und ich m u ß es ja nicht dafii r


halten ! ( )
1 4
as auch einer tun oder sagen mag i c h muß
W
,

jedenfalls rechtschaffen sein So könnte auch .

das Gold oder der Smaragd stets sagen : was auch


einer tun oder sagen mag i ch muß ein Smaragd ,

sein und meine Farben behalten ( )


1 5 .

ie gebietende Vernunft beunruhigt sich selbst


D nicht sie stürzt s ich z B nicht in Furcht n och
,

in Schmerz ; wenn aber ein anderer ihr Furcht oder


. .

Traurigkeit einflößen kann so mag er es tun ; sie ,

selbst wird sich durch ihr Urteil in keine solche Ge


m ütsb ew egu n g vers etzen Daß aber der Körper nichts
e
.

leide dafür mag er selbst sorgen wenn r kann und


, , ,

es sagen wenn er leidet Die Seele aber der eigen t


, .
,

liche Sitz der Furcht der Traurigkeit und der dahin


,

gehörenden Vorstellungen wird wohl nicht wenn s i e ,

sich nicht selbst zu derlei Urteilen verführt leiden , .

84
e
des Mensch n überhaupt nicht will oder nicht so ode r
n icht gerade im jetzigen Augenblick ( )
20 .

ald wirst du alles vergessen haben und bald ,

werden auch dich alle vergessen haben ( )


2 1 .

s ist dem Menschen eigentümlich auch die welch e


E
, ,

sich verfehlen zu lieben Dieser Zustand tr itt


, .

ei n wenn es dir klar wird daß die Menschen m it


, ,

dir e i n e s Geschlechtes sind daß sie aus Unwissen


,

heit und gegen ihren Willen fehlen und daß ihr beid e
z
nach kur er Zeit tot sein werdet vor allem aber , ,

daß dein Widersacher dich nicht beschädigt hat ; den n


d
er hat ie in dir gebietende Vern unft nicht schlimmer
gemacht als sie vorher war
, .

ie A lln a tu r bildet aus de m Gesamtstoff der Welt ,

wie der Künstler aus Wachs bald ein Pferd


z
bald schmil t sie es wieder ein und ver wendet
, ,

seinen Stoff mit um einen Bau m dann ein Kind


,

dann wieder ein anderes Wesen h rvor ubringen


,

e z ,

z
.

Jedes derselben besteht nur sehr kur e Zeit Es ist .

a ber doch nichts Sch reckliche s fü r ein Kistchen ob ,

es zusa mmengenagelt oder wieder a u s eina n dergelegt


ist
.
( )
23
in zorniges Gesicht ist etwas sehr Unnatürliche s .

Wenn die Sanftm ut im Innern erstirbt erlischt ,

auch die freundliche Miene ganz so daß sie gar nicht


,

wieder aufgeheitert werden kann Schon durc h dies e .

Er wägung versuche dir klar zu machen daß der Zorn ,

vernunftwidrig ist Denn wenn ei nm al für uns d as


.

Bewußtsein unserer Fehler geschwunden ist was habe n ,

wir dann noch für einen Grund zum Weiterleben ? (24)


li es was du siehst wird die a llwa lten d e Natu r
, ,

gar b ald verwandeln und aus diese m Stoff anderes

86
e
schaff n und wiederum anderes aus demselben Stoff ,

da m it die Welt i m mer verjüngt sei .

at jemand in etwas gegen dich gefehlt so er ,

wäge sogleich welche Ansicht über Gut und


,

Böse ihn zu diesem Vergehen bestimmt habe Denn


b
.

sobald dir dies klar ist wirst du ihn nur emitleiden


, ,

dich aber weder verwu n dem noch erzürnen ; denn


entw eder hast du über Gut und B se dieselbe An ö
s icht wie er oder doch eine ähnliche dann mußt du
, ,

verzeihen ; oder du hast über Gut und Böse nicht


dieselben An sichten wie er in dies m Fall wird dir e
,

d a s Wohlwollen gegen den Irrend n umso leic hter e


sein .
( )
26
enke nicht an das was dir fehlt sondern an das
, , ,

was jetzt noch fü r dich da ist und wähle dir ,

unter den vorhandenen Gütern die a nn ehm b a rsten


aus und erinnere dich daran mit welcher An strengu ng
,

du sie suchen würdest wenn sie nicht vorhanden


b ,

wären ; a er hüte dich zugleich daß dieses ohl W


gefallen daran dich nicht an ihre Ü erschätzung ge
,

b
wohne sonst m üßte ihr einstiger V rlust dich nur
, e
beunruhigen ( )
27
z e
.

n dich selbst iehe dich zurück ! Die in uns g


bietende Vernunft ist ja von d r Natur daß si e , e
im Rechfi un Heiterkeit und Selbstzufriedenheit fin
det ( )
28
d e
.

ache den Einbil ungen in Ende Hemme den


L
.

Zug der eidenschaften Behalte die Gegen


d
.

wart in einer Gewalt Durchschaue das was dir


e
.
,

o d er einem andern begegnet Trenne und zerleg.

jeden Gegensta nd in seine Urkraft und seinen Stoff


e e
.

Denk a n deine letzte Stu nde Die Fehler di .


,

87
andere begehen laß da wo si b egangen worde n
, , e
sind .
( )
29
i chte deine ganze Aufmerksamkeit auf das was ,

gesprochen wird ; versenke deinen Geist in die


B etrachtung d er B e geb en he iten und ihrerUrsachen (30) .

ein Sch m uck sei Einfalt Bescheidenheit und


Gleichgültigkeit gegen alles was wische n
,

z
Tugend und Bos heit in der Mitte liegt iebe das
,

. L
Menschengeschlecht folge der Gottheit Alles ge
, .

setz l i ch ! sagt jener Dichter und wenn auch keine


,

Götter wären sondern nur Grundstoffe so muß m a n


e , ,

doch bed nken daß alles mit sehr geringe n Aus


,

nah m en gesetzlich geschieht .


( )
3 1
om Tode : entweder Zerstreuung nämlich Auf ,

lösun g i h die Atome oder Ve rnichtun g oder ein ,

A u s lö s chen oder ein Übergang ( )


3 2
z
.

om Schmer : ist er unerträglich so führt er aus ,

dem Dasein hinaus dauert er fort so läßt er


, ,

sich tragen Und die denkende Seele in uns bewah rt


.

durch Sammlung in sich selbst dabei ihre Heiterkeit ,

u n d die gebietendeVernunft erleidet so keinen Schaden .

Die vom Schmerz beschädigten Teile aber mögen ,

wenn sie können sich da rüber äußern


, ( )
33 .

om Ruhm : betrachte die Gesinnungen der Ruh m


V s ü chti gen wie sie sind und was sie meiden
,

und was sie s uchen Denke ferner daran daß wie


,

.
, ,

die früheren Sandhügel verdeckt werden wen n neuer


Sand über sie hergetrieben wird so auch im eben ,
,

L
das Frühere vo m Nachfolgenden gar bald bedeckt
wird ( )
34
z
.

n s Platon : Wem aus ge eichnete Denkkraft und


d e

E insicht in je e Zeit und jed s Wesen zu Ge

88
a ihr Männer von Athen so verhält es sich in der
, ,

Tat Den Posten a u fwelchen einer in der Meinung


.
, , ,

daß es der beste sei sich selbst gestellt hat oder ,

v o n seinem Feld h errn gestellt worden ist muß er , ,

dünkt mich auch in Gefahr behaupten und dabei alles


, ,

s elbst den Tod verachten nur die Schande nicht ( )


5

4 , .

ieh doch genau zu mein Freund ob das Edle


S
, ,

und Gute nicht in etwas anderem bestehe als i n


L
,

Erhaltung eines fremden oder des eigenen ebens .

Denn wer in Wahrheit ein Mann ist der s oll nicht ,

wünschen so oder so lange zu leben noch mit feiger


L ,

L
iebe am eben hängen sondern die Bestimmung ,
,

hierüber Go tt überlassen und glauben was selbst d ie ,

Weiber wissen daß auch nicht einer seinem Schick


,

s a l entrinnen kann Nur der eine Gedanke be schäfti gt


.

ihn wie er die ih m noch beschiedene Lebenszeit so


,

gut als möglich durchlebe ( )


46 .

etr a chte den Umlauf der Gestim e als wenn dei n

L
eben mit ihnen umliefe und e rwäge beständig ,
,

d i e wechselnden Übergänge der Grundstoffe in c in


a nder Denn solche Vorstellungen reinigen dich vo m
.

Sc hmutz des Erdenlebens ( )


47
e
.

c h ö n ist der Ausspruch Platons : Wer üb r Men


8

schen reden will der muß wie von einem höheren , ,

Standpunkt aus auch ihre irdischen Verhältnisse ins


,

Auge fassen ihre Versammlungen Kriegszüge Feld


, , ,

a rbeiten Heiraten Friedensschlüsse Geburten Todes


, ,

fälle lä nn en den Gerichtsverhandlungen veröd te


,
,

,
,

e
La ndesteile die buntgemi s chten fremden Völker
,

s chaften ihre Feste Totenklagen Jah rmärkte dieses


,

Gemenge und dies Zusammensetzung aus den


,

e , ,

fre m dartigsten Bestandteilen ( )


48 .

90
aß die Vergangenheit an dir vorüberziehen den ,

häufigen Wech s el so vieler Reiche ; daraus kannst


du auch die Zukunft vo rhersehen l Denn sie wi rd
dem Gewesenen ganz ähnlich sein und kann u n mö g
lich von der Regel der Gegenwart abweichen Darum .

ist es auch einerlei ob du das Menschenleben vierzig


,

o der zehntausend Jahre lang erforschst Denn was .

w ürdest du mehr sehen ?


as aus derErde stammt muß wieder Erde werden
, ,

Doch was desÄthers Saat entkeimte kehrt zurück ,

Zum Himmel wieder


mit andern Worten : es ist eine Auflösung der in
einander verflochtenen Atome oder eine Art Zer
streuung der e m pfindungslosen Grundstoffe ( )
50 .

urch Essen Trinken und durch Za u berrn ittel


,

Sind wir bemüht das Todessc hicksal a bzu


,

wenden
Doch müssen wir den Hauch der vo n der Gottheit ,

weht

L
Sei s auch mit vielem eid hinnehmen ohne Klage (51 )
,
,

ag jemand immerhin ka m pfgeü bter sein als du !


Nur sei er nicht m enschen li eb en d er nicht an ,

s pru chsl os er
,
nicht mehr gefaßt allen Ereignissen
gegenüber nicht nachsichti ger gegen die Verirrungen
,

sein er Nebenmenschen !
0 etwas im Einklang mit der den Göttern und
Menschen gemeinsamen Vernunft getan werden
kann da kann keine Gefahr sein ; denn wo die Mög
,

lichkeit besteht etwas Nützliches z u schaffen in glück


,

lich fortschreitender unseren Anlagen nicht wider


,

sprechender Tätigkeit da braucht man k inen Schaden


, e
zu befürchten .
( )
53

91
b era ll z
und jeder eit ist es in deiner Macht in ,

deiner gegenwärti gen La ge gottergebene Zu


fr i e d en h e it zu beweisen gegen deine Mitmenschen
,

Gerechtigkeit walten zu lassen und deinen augen ,

b lickli ch en Vorstellungskreis sorgf ältig u prüfen da z ,

mit sich nichts Unbe greifliches einschleiche ( )


54 .

i ch dich nicht nach den leitenden Grundsätzen


8 anderer um sondern schaue vielmehr unve rwandte n
,

Blickes auf das Ziel worauf die Natur dich hinfüh rt


, ,

sowohl die Allna tu r durch das was dir zustößt als


, ,

deine eigene durch das was sie von dir verlangt


, .

Jeder aber hat zu leisten was eine Folge seiner An


,

lagen ist Nun sind aber die übrigen Wesen der


.

Vem ü n fti gen halber hervorgebracht sowie überhaupt ,

das Niedere um des Höhere n willen die Vernunft ,

wes en aber sind füreinander da Von den Anlagen .

des Menschen ist die erste sein Trieb zur Gesellig


keit die zweite aber seine Überlegenheit über die
,

Verlockungen der Sinne Denn der vernünftigen und


.

verständigen Täti gkeitskraft ist es eigen sich selbst ,

zu beschränken und weder den Anforderungen der


Sinne noch der Triebe je zu unterliegen Beide sind .

ja tierisch Die Vem unftkra ft aber will den Vo rrang


.

haben und sich nicht von jenen meistern lassen und ,

das mit Recht ; denn dazu ist sie von Natur da jene
überall ihren Zwecken dienstbar u machen Der z .
,

dritte Vorzug in den Anlagen eines vernünftigen


Wesens besteht dari n nicht blindlings b eiz u pflichten
, ,

n och sich täuschen zu lassen Mit di es en Ei gen


.

schaften ausgestattet wandle die gebietende Ver


,

n u n ft ihren geraden Weg und sie hat was ihr ge


, ,

büh rt .
( )
55

92
auf unvorhergesehene Streiche gerüstet sein und un
e rs ch ütterli ch fest stehen muß ( )
61 .

ache dir beständi g klar wer die sind nach deren , ,

Anerkennung dich verla n gt u n d welche Grund ,

sätze sie haben Denn dann wirst du weder üb er


.

ihre u nvorsä tz lichen Fehler z üm en noch ihre An ,

e rkennung verlangen wenn du einen Blick in die


,

Quellen ihrer Meinun gen und Tri ebe getan hast (62) .

ede Seele sagt Platon wird nur gegen ihren



, , „

Willen der Wahrheit beraubt Ebenso auch der Ge .

r echti gke it der Selbstbehe rrschung des Wohlwollens


, ,

u n d jeder anderen Tugend Es ist aber sehr nötig .


,

daran immer zu denken denn man wird so milder ,

gegen jede rmann .



( )
63
ei jedem Schmerz sei dir der Gedanke gegen
w ä rti g daß er nichts Entehrendes sei noch auch
, ,

die leitende Denkkraft in dir schlechter mache ; denn


diese kann weder an und für sich ihrem Wesen nach , ,

noch in ihrem Verhältnis zur Gesellschaft betrachtet ,

zerrüttet werden Doch möge dich bei den meisten


.

schmerzlichen Empfindungen der Ausspruch Epikurs


stärken daß sie ebensowenig unerträgli ch als von
, ,

ewigerDauer sind wofern du sie nicht durch Einbildung


,

vergrößerst und bedenkst daß alles seine Grenzen ,

h at . Erinnere dich aber auch dessen daß manch es , ,

was mit dem Schmerz einerlei ist in uns ohne daß , ,

wir s bemerken Unlust erregt wie Schläfrigkeit Er



, , ,

h itz u n g und Appetitlosigkeit So oft dich nun etwas .

der Art in schlechte Stimmun g brin gen will sage zu


dir selbst : du erliegst ja d em Schmer ( )
64 z ,

e
.

üte dich , selbst gegen Unmensch n ebenso zu


handeln wie sie gegen andere Menschen tun (65)
, .

94
o ber wissen wir ob nicht T
, ) einen edleren
el a u ges 1

Charakter besaß als Sokrates ? Denn hier ist


es nicht damit getan daß Sokrates auf r u hm vollere
,

A r t starb daß er in seinen Unterredungen mit den


,

Sophisten mehr Geist entwickelte daß er mit mehr ,

Geduld die Nacht unter eiskaltem Himmel verbrachte ,

daß er dem B efehl d en S a l a m in ier ) zu holen sich mit


,
2
,

noch größerer Seelenstärke widersetzte daß er was , ,

man selbst wenn e s wahr wäre kaum glauben kann


, , ,

auf den Straßen stolz einherschritt Man muß da .

gegen folgende Fragen stellen : wie war Sokrates ’

Seele beschaffen ? Genü gte ihm die Gerechtigkeit


'

e e
gegen die M nsch n und die Frömmigkeit gegen
die Götter ? Hat er sich nie gr undlos über die
Schlechtigkeit anderer geärgert nie ihrer Unwissenhei
, t
nachgegeben ? Hat er die Schicksale die i h m vom ,

We ltga nz en bestimmt waren nie mit Befr emden auf


,

genommen oder sich unter sie nur wie unter ein un


e rträgliches Joch gebeugt ? War nie seine Vernunft
L
G enossin der eiden des armseligen Fleisches ? (66)
ie Natur hat dich nicht in dem Grade mit d r e
D z
Kö rpermasse usammengeschweißt daß du dich ,

nicht auf dich selbst besc hränken und deine Pflicht


mit ungehinderter Freiheit tun könntest Denn man .

kann recht wohl ein göttlicher Mensch sein ohne ,

von jemandem dafür erkannt zu werden Daran denke .

immer und vergi ß auch nie daß zur Glückseligkeit


,

nur sehr wenig nöti g ist ; und wen n du auch die


t
.

Hoffnung aufgeben mußtest es in Dialek ik und Natur


,

philosophie weit zu bringen so da rfst du doch nicht


,

d arauf verzichten ein freiges in nter bescheidener ges cl


e
, , ,

liger und d rGottheit er geben er Men sch zu werden (67) .

95
hn e Anfechtung kannst du in höchst r Seelen e
ruhe leben wenn auch alle Menschen nach
z ,

Her enslust ein Geschrei wider dich erhe ben und


wenn auch wilde Tiere die schwachen Glieder deiner
Kö rp er hü ll e z erfle isch en sollten Denn was hindert .

dich trotz alledem deiner Seele die Heiterkeit ein


, ,

ric htiges Urteil über die Welt und eine erfol greich e
Benützung der ihr gebotenen Gelegenheiten zu be
w ahren ? Dann sa gt das Urteil zum Ereignis : das ist
dein Wesen wenn du auch äußerlich anders scheinst ;
,

z
u n d die Benüt ung sagt zur Gelegenheit : gerade dich

hab ich gesucht denn immer bietet mir die Gegen


,

wart Stoff zur Betätigung einer ve rnünftigen und


bürgerlichen Tüchti gkeit überhaupt einer Kunst die , ,

eines Menschen die eines Gottes würdig ist Den n


, .

a lles was dich trifft steht mit der Gottheit oder dem
, ,

M enschen in einem gewissen Verwa n dtscha ftsv er hä lt


nis und ist mithin nichts Unerhörtes oder schwer zu Be
h andelndes sondern etwas Bekanntes und Leichtes (68)
,
.

s zeu gt von sittlicher Vollkom m enheit wenn man ,

jeden Tag als wäre er der letzte verlebt ohne


, , ,

Aufwallung ohne Errn attu n g ohne Falsch


, ( )
69 , .

ie Götter sind nicht unwillig darüber daß sie , ,

die Unsterblichen eine Ewigkeit lang eine so,

gr oße Menge schlechter Menschen ertragen müssen ,

im Gegenteil sie sorgen für sie auf alle mö gliche


,

Weise ! Und du dessen E nde nicht mehr weit ist


, ,

u n d der selber zu den Bösen gehört wolltest er ,

müden ?
ä ch erli ch ist es die eigene Schlechtigkeit nicht
,

meiden zu wollen was doch möglich dagegen


e ,

die Schlechtigk it anderer was unmöglich ist ! (7 1 ) ,


,

96
uch das kann dich vor eitler Ruh m begierde be
wahren daß d u nicht dein gan es eben zumal
, z L ,

nicht von Jugend auf als Philosoph hast verbringen


,

können sonde rn vielen andern und nicht uletz t d ir


, z
s elbst als ein Mensch erschienen bist der mit Philo

z
sophie wenig u tun hat ! Es entstand m ithin eine
,

Unordnung in deine m Denken ; und es ist jetzt recht


schwierig für dich den Ruhm eines Philosophen zu
,

e rwerben Auch deine Leben sstellung tritt dir d a bei


.

entgegen Wenn du nun wirklich einge sehen hast


.
,

worin das Wesentliche be steht s o laß ab von allem


Dünkel begnüge dich deinen ebensabend i m Ein
, ,
,

L
klan g mit der Natur zu verbrin gen E rw ä ge ihre .

Anforderungen und laß dich durch nichts davon ab


bri n gen D u hast ja allerlei vers ucht bist unter vielen
.
,

Gegenständen umhergeirrt und hast nirgend s d a s


L
Glück des ebens gefunden Nicht in Ve rnunft .

schlüs s en nicht i m Reichtu m nicht i m Ruh m nicht


, , ,

im S in n es gen u ß nirgends Wo ist es denn nun


, .

eigentl ich ? Da wo man tut was die Menschennatur


, ,

verlan gt Aber wie läßt sich das tun ? Wenn man


.

Grundsätze besitzt denen alle unsere Bestrebungen


,

98
u nd Handlungen entspringen Wa s für Grundsät e ? . z
G rundsä tze über Güter und Übel nach denen nichts ,

fü r den Menschen ein Gut ist was ihn nicht gerecht , ,

wei s e mannhaft fr ei ges i nnt macht und nichts e i n


b , ,

Ü el was nicht das Gegenteil von dem Gesagten


,
,

bewirkt .
( )
l
ei all deinem Tun fr age dich selbst : in welchem
Verhältni s zu mir st ht diese Handlung ? erd ee W
ich sie bereuen müssen ? Über ein kleines und ich
b in tot und alles ist aus Was verlange ich denn
e
.
,

mehr wenn meine g genwärtige Handlungsweis e


,

der eines vernünftigen und geselligen Wesens ent


spricht das mit der Gottheit unter gleichen Gesetzen
,

steht ? ( )
2
lexa n de r Ga i u s und Po m p e i u s was sind sie
A
, , ,

v er gl ich e n mit einem Diogenes Heraklit und ,

Sokrates ? Diese erkannten die Din ge ihre Ursachen ,

und Bestandteile und bewahrten sich ihre Seelen


ruh e ; bei jenen aber welche Besorgn is vor so ,

viele m und welch knechtische Abhängigkeit von s o


vielem ! ( )
3
nd wenn du darüber bersten solltest sie werden
U
,

immer gleich handeln . 4


or alle m laß dich nicht beunruhigen ! Alles steht
ja i m Einklang mit der A lln atu r ; ine kurz e e
S panne Zeit und du bist nirgends mehr so wenig ,

wie Hadrian und Augustus Sodann fasse dein e .

Lebensaufgabe unverwandten Blicks ins Auge und


b edenke daß du ein guter Mensch sein sollst und
, ,

tu e unentwegt was die Natur des Menschen von dir


,

fordert und rede nur was dir durchaus gerecht scheint ;


, ,

sei bescheiden ruhig und ohne Heuchelei !


, ( )
5

99
ie A lln atu r arbeitet immer daran die vorhandenen ,

Dinge von einer Stelle an die andere zu ver


s etzen sie umzuwandeln sie von hier we gzuräume n
, ,

und dorthin zu verpflanzen Überall Wechsel und .

doch nirgends etwas Neues ; alles gewöhnlich aber ,

auch überall die gleichen Gesetze ( )


6 .

edes Wesen ist zufrieden wenn es ihm wohl geht , .

Einem Vernunftwesen aber geht es wohl wenn ,

es unter seine Vorstellungen nichts Unwahres Un ,

klares aufnimmt seinen Willen nur auf gemeinnützige


,

Handlungen richtet seine Nei gungen und A b n ei


,

gungen nur auf das lenkt was in unserer Ma cht ,

steht und was uns die A lln atu r zuteilt mit Freude n
, ,

annimmt Denn ein Vernunftwesen ist doch ein Teil


.

von ihr wie das Blatt ein Teil der Pflanze ist nur
, ,

mit dem Unterschied daß das Blatt ein Teil einer ,

empfindungslosen v ern u nftle ere n Hinde rnissen unter


, ,

w orfen en Natur ist dagegen die Menschennatur ein


,

Teil einer über alle Hindernisse erhabenen ver ,

nü nftigen und gerechten Natur insofe rn sie jedem ,

Wesen seinem Werte entsprechend gleichen Anteil


, ,

an Dauer Stoff Ursächlichkeit Wirksamkeit Begeg


, , , ,

nissen verleiht Um das zu erkennen vergleiche nicht


.
,

die einzelnen E igenschaften der Wesen miteinander ,

sonde rn die Gesamtheit aller Eigenschaften der einen


mit der Gesamtheit der E igenschaften eines andern (7) .

um Studieren hast du keine Zeit Aber du hast


L
.

Zeit deinen Hochmut zu bekämpfen ust und


, ,

Schmerz zu b em eiste m über eitle Ruh m sucht dich ,

erhaben zu zeigen gefühllosen und undankbaren ,

Menschen nicht zu z ü m en ja noch mehr dich ihre r , ,

anzunehmen ! ( )
8

1 00
od er s han
o dl
e t ; und ich will denken , daß er ge
w zu handeln
'

z u ngen
-
( )
1 4
.

i
n c ht, däß es ebenso töri cht ist, sein Be
fre mderr darü ber zu äußern , daß die Welt das
'

hervorbringt, wozu sie die Kei m e in sich trägt, a ls


darü ber, daß der Feigenbaum Feigen hervorb ringt ;
wie töricht wäre doch auch ein Arzt und ein Steuer
m ann wollte jener über einen Fieberkranken dieser
, ,

über einen ungünstigen Fahrwind sein Befr em den


ä ußern .
( )
1 5
ed e n ke daß du deine innere Freiheit bewahrs t

B
, ,

ob du nun selbst deine Meinung änderst oder


dem der sie berichtigt nachgibst Denn auch da n n
, , .

vollzieht sich deine Tätigkeit nach deinem Wille n


u n d Urteil ja sogar nach deiner Absicht
, ( )
1 6 .

a nn st du es ande rs machen warum tust du s ? ’

Hängt es aber von einem andern ab wem machst ,

du Vorwü rfe ? Den Atomen oder den Göttern ? Beides


wäre verrückt Hier ist nie m and anzuklagen denn
.
, ,

kannst du es so bessere den der es tat ; kannst


, ,

du es aber nicht so bessere wenigstens die Sache


,

selbst ; kannst du aber auch das nicht wozu ,

dann die Anklagen ? Denn zwecklos m u ß man nie


handeln .
( )
1 7
as stirbt kommt darum noch nicht aus der Welt
, .

Wenn es also hier bleibt so ver wandelt es sich ,

auch hier und löst sich in s eine Grundstoffe auf d ie ,

e s mit der Welt und mit dir gemein hat Ver .

wandeln sich doch auch die Elemente ohne z u ,

m urr en ( )
1 8
W
.

edes esen z B ein Pferd oder eine Rebe ist zu


, . .
,

irgend einem Zweck in der Welt Was wunde rst .


du dich da ? Auch Helios wird dir sagen : Ich erfülle „

e in e n be stimmten Zwec und ebenso die übri gen


Göt er Was ist nu n d e i n Zweck ? Etwa das eben
t . L
für sinnliche Genüsse ? Überlege dir doch genau ob ,

vernünft iges Nachdenken das gesta ttet ( )


1 9 .

ie Natur berücksichtigt jedes Wesen und zwar


D
,

ebensosehr sein Ende wie seinen Anfang und


seine Dauer ; gerade wie der der einen Ball in die ,

Höhe wi rft i hn nicht aus dem Auge läßt Was soll


, .

nun dem Ball Gutes widerfahren wenn er empor ,

geworfen wird was Schlechtes wenn er hi nabfäh rt


,

W
,

oder zu Boden fällt ? Was für eine ohltat der


Wasserblase solange sie zusamm enhält was für ein
L ,

eid wenn sie zerplatzt ? Ähnliches ließe sich auch


,

b ,

L
ü er das icht sagen .
( )
20
ehre ein m al das Innere deines Leibes nach außen
K und schau wie er inwendig beschaffen ist und
,

was aus ihm werden wird wenn Alter Krankheit und, ,

Ausschweifu ng ihn aufreiben Kurz lebt wer lobt .


,

u n d wer gelobt wird wer eines andern gedenkt und


,

der dessen gedacht wird Außerdem geschieht es


, .

ja nur in einem klei nen Winkel die ses Erd strichs und ,

selbst hier stimmen nicht alle miteinander ja nicht ,

einmal der einzelne sti m m t mit sich selbst überein ,

und die ganze Erde ist nur ein Punkt ( )


2 1 .

ichte deine ganze Aufmerksa m keit immer auf das


Gegenwärtige sei s eine An sicht eine Handlung
,

oder ein Ausdruck ; sonst geschieht dir ganz recht .

Du willst lieber erst morgen gut werden als es heute ,

schon sein .

meine Handlungen geschehen mit Rücksicht


A a u f M en schenwo hlfa h r t all meine Erlebnisse
,

1 03
nehme ich hin als von den Göttern und dem all
gemeinen Urquell kommend von dem alles wa s , ,

ge schieht eng verbunden h erfli eßt


, ( )
23 .

e i m Baden siehst du nichts als ! l Schweiß , ,

Schmutz klebriges Was ser lauter ekelhafte Dinge


, ,

von eben der Art ist alles im Leben und was darin
geschieht .
( )
24
n zilla sah den Verus sterben und starb dann selbst ,

Sekunda den Maximus und folgte i h m nach ,

E p itync ha n u s den D i oti m u s und folgte bald Antoninus ,

die Faustina und starb bald darauf selbst Celer den ,

Hadrian und folgte ihm ins Grab So ging s mit .


allen Jen e s charfsinnigen Menschen jene Z u kunfts


.
,

deuter jene aufgeblas enen Hohlköpfe wo sind sie ?


,

Wo 2 B scharfsinnige Männer wie Cha ra x Dem etriu s


. .
, ,

der Platoniker Eu dä m on und andere der A rt? Al les


,

E inta gs ges chö pfe längst tot Von einigen hat s ich
,

z
.

nicht einmal auf kur e Zeit ein Andenken erhalten ,

andere wurden Fa b elhelden wieder andere sind auch ,

a u s der Fabel bereits ve rsch wu nden Denke also .

daran daß auch d e i n Körpergewebe sich auflösen


,

muß daß dein Geist verlöscht oder auswandert oder


,

a nderswohin verset t wird z25


( ) .

es Menschen Freude besteht i n wahrhaft m ensch


lichen Handlun gen ; wahrhaft m enschlich aber
i st das Wohlwollen gegen s eines gleichen Verachtung ,

der S in n en reiz e Unterscheidung bestechender Vor


,

stellungen Betrachtung der A lln atu r und ihrer


,

Wirkung ( )
26
z
.

r e ie rl ei Be iehungen sind fur den Men schen von

Bedeutung ers ens zu der ihn u m gebenden ,


t
Kö rp erhü lle zweite n s zum göttlichen Ursprung woher
, ,

1 04
an m u ß in sein ganzes Leben wie in j de Ein el e z
handlung Ordnung bringen ; ist jede Handlung
t
nach bes en Kräften geta n so muß m an sich d ab ei
,

b
genügen lassen ; daß du a er dei n e este n Kr ä fte b
e i nsü zest d a ra n kann di ch n i em an d hin d em Aber
,

e „
.

w enn mir ein äußer er Wid rstand entgeg entritt ?


Keiner wird sich erheben gegen ein gerechtes weises ,

und überlegtes Handeln Wenn sich aber irgend


W

.

etwas anderes mir in den eg legt ? Dann laß dir “

jenes Hindernis gefallen und strebe dem dir noch


Freistehenden mit Überlegung zu so tritt sofort ,

ei n neuer Gegenstand der Tätigkeit an die Stelle ,

der sich in die Lebensordnung einfügen läßt vo n ,

der wir reden .


( )
32
an muß ohne Anmaßung nehmen ohne B edauern ,

geben ( )
33
b
.

ewi ß hast du schon einmal eine a geschnittene

Hand einen abgehauenen Fuß oder Kopf da


,

liegen sehen ; gerade so etwas m acht der aus sich ,

d er über sein Geschick unwillig wird sich ein s i ed le ,

risch zurü ckzieht oder gem ein schä dl iche Handlungen


begeht Du hast dich so gewissermaßen selbst von
d
.

er natürlichen Einheit hinweggeschleudert ; als ein


Teil warst du so einverleibt und hast dich nun selbst
davon abgesondert Aber immer steht dir der wunder
.

volle Weg offen dich mit ihr aufs neue wieder zu


e ,

v reinen ! Keinem andern Teil der Natur hat die


Gottheit diese Möglichkeit verliehen nach Trennung ,

und Verstümmelung wieder mit dem Ganzen sich zu


e inen . Mache dir den Vorzug den die Gottheit dem,

Menschen verliehen hat klar : denn beides hat sie i n


des Menschen Hand gelegt
,

e
s ine Trennung vo m

1 06
Ganzen von Anfa ng an zu vermeiden a be r au ch nach ,

seiner Trennung sich wieder mit ihm zu einen sich ,

von neuem ihm einzuverlei ben und seine Stellun g


als Teil wieder einzunehmen .

edes von uns vernünftigen Wesen hat neben seinen


übrigen Kräften von der A lln atu r auch noch fol
gende mitbekom m en : wie sie näm lich allem was ihr ,

w iderstrebt und entgegenwirkt e ine andere Wendung


,

gibt es in die Kette ihrer Notwendigkeiten einreiht


, ,

zu einem Bestandteil ihrer selbst macht so kann ,

jedes vernunftbegabte Wesen alle Hindernisse zu


einem Gegenstand seiner Wirks amkeit machen und
sie seinen jeweiligen Zwecken dienstbar machen (35)
L
.

aß dich nicht durch die Betrachtung des ebens


L in seine r Gesamtheit entmutigen ! Stelle dir nicht
L
alle die eiden die dich vielleicht noch tr effen können
, ,

nach ihrem Wesen und ihren Mengen auf einmal vor ;


z
sonde rn frage dich bei jedem ein elnen gegenwärtigen
Vo rfall : was ist denn daran so ei gentlich une rträgli ch
u n d un ü berwindlich ? Du m ußt dich ja schämen es

zuzugestehen ! Dann mache dir klar daß weder was , ,


,

v ergan gen noch was kommt sondern nur was i s t


, , , , ,

dich bedrücken kann ; dies aber wird ve rmindert ,

wenn du es für sich betrachtest und es deiner Seele


v orhältst ,
daß sie nicht ein m al diese kleine Bürd e
tragen könne .
( )
3 6
itzen etwa auch jetzt noch Panthea und Perga m us
8 am Hügel des Verus ? oder Cha uria s und D iotimu s
am Grabe Hadrians ? Lächerlicher Gedanke ! Und
wenn sie wirklich da s ä ßen würden sie es fühlen und
, ,

wenn sie es fühlten würden sie sich freue n und


e
, ,

w nn sie sich freuten wären sie darum u nsterblich ?


,

1 07
War es ni cht auch ihnen besti m mt zue rst alte Frauen ,

und Männer zu werden und dann zu sterben ? Und


können denn die Klagenden dem Tod entrinnen ?
Alles Menschliche gleicht einem Schlauche voll Unrat
und Modergeruch .
( )
3 7
st dir Scha rfsicht eigen nütze sie in weisen U rteilen !
,

( )
38
nter den An lagen eines vernünftigen Wesens finde
1c h keine die der Gerechtigkeit widers trebt wohl
, ,

aber eine die dem Gelüste widerstrebt die Entha lt


, ,

s a m ke it .
( )
39
ib nur deine Meinung von dem auf was dich
q
,

betrüben scheint und du hast dich selbst in


,

vollko m m ene Sicherheit gebracht Wer ist dies .

„ Selbst ? Die Vernunft Aber ich bin doch nicht



.

die Vernunft ! Du s o l l s t es s ein und darum soll



,

die Vernunft nicht sich selbst betrüben Ist aber sonst .

noch etwas bei dir in schlimmem Zustand so möge ,

es selbst zusehen ! ( )
40
e s c h rä n ku n g der Sinnlichkeit : ein Übel für die

tierische Natur ; Beschränkung d es Triebes ebens o .

So gibt es auch manch es was der Entwickelung des


z
Pfl an enlebens hinderlich ist
,

Gerade so ist abe r.

Beschränkun g der Vernunft ein Übel für die v em ü nf


tige Natur Alles dies wende auf dich selbst an
. .

Schmerz oder Lust berühren dich ? Da mag die


Sinnlichkeit zusehen Gegen deinen Trieb erhebt
.

sich ein Widerstand ? Willst du nun deinem Tri eb


unbedingt n achgeben so ist das schon ein Übel für
,

dich als vernünftiges Wesen Siehs t du aber in jenem .

Wide rstand etwas Gewöhnliches so wird kein Nach


teil kein Hindernis für dich intreten I n den d er
, e ,

1 08
ei n em Menschen ka nn etwas be ge gn en was nicht ,

Mens chen Schi cksal wäre so wenig als dem


-

S tier etwas begegn et was nicht seiner Sti em a tu r , ,

oder der Rebe was nicht ihrer Na tur oder de m


, ,

Stein was nicht seiner Natur ange m e ssen wäre


, .

Wenn nun jedem bege gnet was gewöhnlich und ,

natürlich ist wa s willst du darob murren ? Denn


,

ni chts Unerträgli ches hat ja die A l ln a tu r uber dich


verhän gt .
( )
46
eru rs a cht dir ein Gegenstand der Außenwelt Leid

V
,

s o ist e r es nicht der di c h beunruhi gt sondern , ,

dein Urteil darüber Dies aber ohne weiteres zu be .

s eitigen steht ja in deiner Macht Hat aber dein


L z
.
,

eid in deinem Seelen u stand seinen Grund wer ,

hindert dich deine Ansichten zu berichtigen ? Ebens o


L
wenn es dir eid bringt daß du nicht wirken kann st , ,

wie es dir vernünftig erscheint ; warum nicht lieber


w irken wie es ebe n geht als sich dem eide hin L
h ?
,

Aber ein Hindernis tärker l ich stell


,

t
L
g e e n „ s a s , ,

sich mir in den Weg ! aß dich trotzde m nicht a n


fechten der Grund deiner Untätigkeit liegt ja dann


,

nicht in dir Aber das eben ist für m ich wertlos


. L ,

wenn dies nicht getan wird Nun so verlaß das “

L
.
,

eben freundlich wie wenn du es vollbracht hättest


,

t ,

in milder S immung gegen deine Wide rs acher (47) .


,

enke daran daß die herrsche nde Vernunft wen n


D
,

sie sich in sich selb st zurück ieht und s ich da z ,

bei genü gen läßt nichts zu tun was sie nicht will
, , ,

u n u b e rwi n d li ch wird auch wenn s ie ein m al ohne


,

g enügenden Grund Wide r stand leiste n sollte Wie .

viel mehr also dann wenn s ie mit Grund und mit ,

Bedacht über etwas u rteilt Darum ist die leid enschafts .

1 10
e e
lose Se le wie ein feste Burg ; denn keine stärkere
S chutzwehr besitzt der Mens ch hinter der er ver ,

s ch a n z t fortan unbezwinglich s ein kann Wer diese .

nun nicht kennt ist unwissend wer sie aber kennt


z
, , ,

ohne seine Zuflucht zu ihr u nehmen ist un ,

glücklich ( )
48
z
.

rtr ä u m e ni cht noch mehr zu dem hin u was ,

die sinnlichen Wahrneh m ungen dir unmittelb a r


verkünden Du hast erfahren der oder jener red e ,

e
. ‚

schlecht von dir D a s hast du rfahren ; daß du aber


.

dadurch Schaden leidest das hast du nicht erfahren , .

Ich sehe daß m ein Kind krank ist


, Das sehe ich ; .

daß es aber in Gefahr schwebt das sehe ich nicht


b
, .

So leibe immer bei den ersten Eindrücken stehen


und träume nicht noch etwas aus deinem Inneren
hinzu und dir wird nichts geschehen Oder besser
z
.
, ,

denke nur hin u was ein Mann der die Welt kennt
, , ,

h inzu denken würde .


( )
49
iese Gurke ist bitter : nun so wi rf sie weg Es
D
, .

ist Dorn en gestrüpp am Weg weiche i hm aus ; ,

das genügt Frage nicht noch : Wozu gibt es denn


.

nur solche Dinge in der Welt ? Sonst würde dich


e in N a tu rku n d i ger auslachen wie der Tischler und ,

Schuster dich ausla chen würden wolltest du s ihnen ,


zum Vorwurf machen daß du in ihren Werkstätten


Hobelspäne und Led era bfä lle siehst Und doch ha en
,

. b
diese Leute noch einen Winkel wo sie dergleichen ,

hinwerfen können Die A llnatu r aber hat außer sich


b
.

selbst nichts ; sondern das Wunder are ihrer Kunst


besteht eben darin daß sie in ihrer Selbstbe grenzung
,

alles was in ihr zu verderben zu alte m und nu


,

b
brauch ar zu werden droht in ihr igenes Wes en ,
,

e
111
umwandelt und eben daraus wieder anderes Neues
bildet Und sie bedarf hier u keines außer ihr be
. z ,

fi n dlich en Stoffes noch braucht sie eine Stätte um


, ,

d as M o rs c h gewo rd en e dort zu bergen Sie läßt sich .

viel m ehr genügen an ihrem eigenen Raum ihrem ,

eigenen Stoff und ihrer eigenen Kunst .

ein Tun laß nicht behe rrscht sein von der Nach
lä ssigkeit deine Reden nicht von der Unklarheit
,

deine Vorstellungen nicht von der Unordnung aß . L ,

deine Seele nie ganz einengen noch leidenschaftlich


L
aufwallen ; laß auch dein eben nie ganz in den Ge
schäften aufgehen Mögen sie dich töten zerfleischen
.
, ,

mit ihren Verwünschungen verfolgen Ka nn deine


z
.

denkende Seele nicht trot dem rein verständig weise , , ,

gerecht bleibe n ? eine klare und köstliche Quelle hört


j a au ch nicht auf ihren La b etru nk hervorzusprudeln
, ,

sollte gleich jemand h erz utreten und sie schmähen ;


und ob er au ch Schmutz hineinwi rft alsba ld wird ,

sie ihn zerteilen oder wegspülen und nicht im ge


r in gsten getrübt werden Wie kann st du dir n ur
.

eine sol che nie versiegende Quelle zu eigen machen ?


Wenn du dir selbst ohne Unterlaß Geistesfreiheit ver ,

bunden m it Wohlwollen E infalt und Bescheidenheit


,

zu erringen strebst . 5
( )
1
er nicht weiß was die Welt ist weiß auch nicht
wo er lebt
. W
,

er aber nicht weiß wo u sie da


,

, z ,

ist weiß au ch nicht wer er ist noch was die Welt


, , ,

ist Wer aber eins dieser Dinge nicht weiß kan n


.
,

auch nicht sagen wozu er s elbst da ist In welchem


,
.

Licht erscheint dir nun ein Mensch der u m den ,

lauten Beifall derer buhlt die nicht wissen wo noch


, ,

wer sie selber sind ?


1 12
e W
d m orte ausgedehnt w rden (éu eive0 0a r) Was
„ e “
.

aber ein Strahl a n sich ist kann m an erkennen


e
w nn man das Sonn enlicht beobachtet wie es durch
,

,
,

einen e ngen Spalt in ein d unkles Gem ach eindringt .

Es dehnt sich nämlich in gerader Richtung aus u nd


bri cht sich indem es die Luft durchschneidet wenn
, ,

es auf einen festen Körper stößt ; hier bleibt es dan n


stehen o h ne herabzugleiten oder zu fallen So m uß
e e
.
,

au ch unser Seel ausstrahlen und sich e rgießen ,

keineswe gs aber sich a u s gi eßen vielmehr nur sich ,

a usdehnen u n d ge ge n d i e ihr begegn enden Hinde r


nisse nicht gewaltsam und heftig anstürmen aber auch ,

n icht herabsinke n s onde rn stehen bleiben und b e


,

strahlen was dem Lichte zugänglich ist Es beraubt


e
.
,

sich aber selbst des Lichtes w r seinen glänzenden ,

Strahl nicht d urchläßt .

er den Tod fürchtet fürchtet entweder das Auf


,

hören alles Empfindens o der e inen Wechse l


der Empfindung Aber wenn man gar nichts mehr
.

empfindet wird man auch kein Übe l mehr empfinden


,
.

Wenn m a n aber eine andere Ar t d es Em pfindens


e
erhält wird man in anderes Wesen sein und nicht
,

aufhö ren zu leben . 5


( )
8
ie Menschen sind füreinander geboren Also .

belehre oder e rtrage s ie .

n ders der Flug des Geschosses anders der Geistes ,

flu g l Und doch bewe gt sich der Geist ob e r ,

e iner Sache ausweicht o der b eachtend bei ihr weilt ,

n icht minder in gerader Richtung und auf se in Zi el

zu.
( )
60
r inge ins I nnere e in es j ed en ; ge statte abe r auch

e e
j de m a ndern d n Eintri tt in d e i n Seele (61 ) e .

1 14
e
er unr cht tut ist gottlos en n di D
A ll natu r e
e , .

hat di vernünftigen Wese n fürein a nder ge


s chaffen a uf daß sie einander nach Bedü rfnis nütz en
,

keineswegs aber schaden ; wer ihr n Willen übertr itte ,

fr evelt also gegen die älteste Gottheit Auch der .

Lügner frevelt gegen diese Gottheit Denn die A ll


D e
.

n atur ist des Se ienden Reich as Sei nde a be r


.

s teht mit allem Vorhandenen in engster Verbindu ng .

Ferner wird die A llnatu r auch die Wahrheit genannt


u n d ist alles Wahren erste Quelle Der absichtliche
.

Lügn er ist also gottlos weil er durch Betrug unrecht


,

tut ; der unabsichtliche Lü gner aber ebenso weil er ,

m it der A ll natu r nicht i m Ei nklang steht und durch


s einen Streit mit der Weltnatur ihre Ordnung stö rt
b
.

D oc h auch ge gen sich sel st streitet wer sich zu m ,

Wahrheits widrigen hinreißen läßt ; denn er hatte von


d er Natur unter seinen A nlagen Abn igung dagege n e
e rhalten durch deren Vernachlässigung er nunmehr
,

u nfähig ist das Falsche von dem ahren zu unte r W


s c heiden
,

Ferner ist gottlos wer dem V rgnügen e


L b
.
,

w i e eine m Gute nachja gt das eiden a e r wie e in


e e
,

Üb l flieht ; den n ein solch r muß n otwendigerwei se


1 15
si ch gar oft über die gem einsame Natur beschweren ,

als teile sie den bösen und den tüchtigen Menschen


L
ihr os nicht nach Verdienst zu ; denn wie oft leben
die Bösen in Wonne und verschaffen sich die Mittel
z
h ier u während die Tüchtigen dem b ei d e anheim
,

fallen und dem was Leid bringt ; außerdem kann


L ,

wer das eid fürchtet niemals ohne Furcht in d ie


,
,

Zukunft blicken ; das ist aber an sich schon gottlos ;


und wer dem Vergnü gen nachjagt wird sich vom ,

Unrecht nicht ferne halten ; das ist aber vollends


offenbare Gottlosigkeit Gegen das aber was vo n
.
,

der A llnatu r mit Gleichgültigkeit behandelt wird


sie würde aber nicht beides hervorbringen wenn si , e
sich nicht gegen beides nach einerlei Regel verhielte
dem gegenüber müssen auch die welche der ,

Natur folgen wollen Gleich m ut bewahren Wer n u n


L L
.
,

gegen eid und Freude Tod und eben Ehre und , ,

S chande deren sich die A l ln a tu r ohne Wahl bedient


, ,

n icht ebenfalls Gleichmut bewahrt ist offenbar gott ,

los Die gemeinsam e Natur aber sage ich bedient


.
, ,

sich derselben wahllos das heißt : diese Veränderung


,

b e ge gnet nach dem Gesetz der Aufeinande rfol ge den


L
,

jetzt wie den künfti g ebenden nach einerlei Regel ,

und zwar schon zufolge einer u ra nfä n gli chen Be


s ti m mung der Vorsehun g nach welcher sie v o m An
z ,

fang a n u allen möglichen Veränderungen der Dinge


den Grund le gt e inde m sie gewisse Gru ndstoffe der
,

werdenden Dinge z usa m m enfa ßte und die erzeugen


z
den Kräfte der Substan en selbst ihrer Verwandlung ,

und ihrer derarti gen Aufeinanderfolge bes chloß ( 1 ) .

er vollkom m enste Mensch wäre wer aus dem ,

Kreis der Menschen schi ede unberührt von ihre m


,

1 16
söhnen Denn Anstoß n hmen sollst du zwar a n
. e
ihr möglichst wenig sonde rn für sie sorgen und sie ,

mit Geduld ertr agen ; aber du darfst doch daran


e
d nken daß es sich nicht um ine Trennu ng von e
,

gleichgesinnten Mensch n handelt Denn dies allein e


e
.
,

wenn i rgend etwas könnte uns anzieh n und im


L e e
,

eb en festhalt n wenn es uns vergönnt wär m it


e
Mensch n zu sammenzuleben die sich dieselb n
, ,

e
e
,

Grundsätze zu igen gemacht haben wie wir Nun .

siehst du aber mit eigenen Augen wie viel Verdruß


au s d em Zwiespalt mit Zeitg nossen ents p r ingt so e ,

daß d u wohl a usm fen möchtest : Komm doch schnelle r


heran lieber Tod damit ich nicht etwa noch m eine r
, ,

selbst vergesse ! ( )
3
er fehlt fehlt an sich selbst wer unrecht tu t
, , ,

tut sich selbst u nrecht indem er sich ver ,

s chlechtert

e
.

fttut auch d e r unr cht der nichts tut nicht , ,

bloß der der etwas tut


e
.
,

3 g nüge dir wenn dein jeweiliges Urteil klar


, ,

dein jeweiliges Tun ge m einnützig de ine jeweilige


Gemütsve rfassung zufrieden ist mit all m was a u s
,

e ,

n atü rlichen Ursachen geschieht ( )


6
e
.

nter drü cke die bloße Einbildung ; hemme di


L
eidensch aft ; dämpfe di Be gierde erhalte di e e
e
leitende V rnunft bei der Herr schaft über sich
,

selbst ( )
7
We e e
.

en ve m unftl o sen s en ist i n e Seele g geben ,

den vernünftigen aber e i n e denkende Seele zu


geteilt wie es auch fü r alle Erd geb i lde nur e i n e
,

Erde gibt und wir all e die wir sehen und leben
durch e i n Licht s hen und e i n Luft ein atm en (8)e ,

e .
,

1 18
lles was irgend twas G m einschaftlich es hat e e
A
, ,

strebt zum Gleichartigen hin Was von Erde .

i st neigt sich zur Erde alles Feuchte und eb enso


L
, ,

alles uftige fließt zusam m en so daß man Gewalt ,

b raucht um es a useinander zu halten Das Feuer


e
.
,

z war h a t infolge d s El em enta rfeu ers seinen Zug

n ach oben ; aber doch ist es zugleich geneigt an ,

j e dem hier befindlichen Feuer sich zu entzünden ,

s o daß alles Stoffl iche was nur einige rmaßen trocken


t
,

u n d also weniger mit dem gemischt is was der


En tzündung wehrt leicht in Brand g rät Ebenso e ,

e
.
, ,

j och mehr s trebt alles was an der ge m inschaft


e
a n , ,

l ich n vernünftigen Natur teil hat dem ihm Ver


w andten zu ; d enn je stärker s ist a llem übrige n e ,

g egenüber um ,so mehr ist es auch genei gt mit dem ,

Verwandten sich zu venn en gen u nd z u sa m menzu


e
fl ieß n Schon bei den vernunftlosen Wesen findet
.

m a n ja Schwärme Herden Fü tteru n gsa n sta lten fü r


e
, ,

d ie Jungen ja gewissermaßen Li besverhältnisse


e ee
.
,

D nn schon i n diesen Wesen wohnen Se l n und


fi n d et sich daher auch jener Gem ei nsch aftstri eb in
e
stä rk rem Grade als er bei Pfl a nzen Stein n oder
, , e
B ä u m en vorhanden ist Bei vernünftigen Wesen aber .

k ommt es zu Staaten Freundschaften Fa milien Ge


e
, , ,

n o ss en scha ften und im Krieg zu Bündnissen und


,

Wa ffenstillständ en Bei den noch höh ren ab r fi nd t


. e e , e
trotz ihrer sonstigen Abstände voneinander do ch
e ine Art Einigung statt wie bei d n Gesti m en ; so e
kann der Aufschwung zum Höhere n auch bei so nst g
,

e
e e
trennt n Wes n Verein igu ngssehnsucht h rvorbringen e .

Betr achte nun was jetzt geschieht Die denkenden


e e e e e e
.
,

W s en all in näm lich v rg ssen j tzt di ses Zuein

1 19
a ndersü eb en und Zusammenhalten u n d b ei i hn en ,

allein ist dies Zusammenfließen nicht ers ichtlich .

Und doch wenn sie sich auch imm erhin fliehen s ie


, ,

u m schließen sich dessenungeachtet ; denn es sie gt


e
die H rrscherin Natu r Gib nur acht und du wi rst
e e
.
,

m ine Worte b stätigt finden Denn eher findest d u


e
.

ein Erdteilch n das von keinem andern Erdteilchen


,

berührt wird als einen Menschen der vom Menschen


, ,

ganz abgetrennt ist .


( )
9
er Mensch die Gottheit und die Welt bringen
,

Frucht hervor ein jegliches zu seiner Zeit Ma g


e
, .

auch der herrschende Sprachgebrauch di sen Aus


d ruck nur bei der Rebe und ähnlichen Dingen an
wenden gleichviel Trägt doch auch die Ve rnunft
e
.

Frucht fü rs Ganz und für den einzelnen Auch aus .

ihr gehen andere Erzeu gnisse derselben Art hervor ,

wi e die Vernunft selbst ist ( )


1 0 .

a n nst du s so belehre den Fehlenden ; wo nicht


K
, ,

e r in n er e dich daß dir für diesen Fall Nachsicht


,

verliehen ist Sind d och auch die Götter ge ge n


z
.

s olch e nachsichtig ; ja sie verhelfen ihnen sogar u


Gesundheit Reichtum und Ehre So groß ist ihre
e
.
,

Güte Auch du kannst so sein ; oder sag w r h in


.

dert dich daran ? ( )


l l
ulde nicht wie ein Unglücklicher oder um Mi t
leid und Bewunderung u erregen ; wolle vielmehr z ,

n ur das eine : deine Kraft in Bewe gung setze n oder


z urückhalten wie es das Ge m einwesen verlan gt ( 1 2)
, .

c ute bin ich allen Hindernissen entgangen ; oder

H vi el m eh r ich habe alle Hindernisse zu rü ckge


,

wiesen ; denn sie lagen ja nicht außer mir sondern


, e e
in mir in m in n Vorurteilen ( )
1 3 .
,

1 20
u nd e
dann unter dein m Vat r v rlebt hast u n d w nn e e e
d u dann n och viele ander Trennungen Umwan e d
e
l ung n un d Auflösungen di du rlebtest hi nz u e e ,

n im m st e
so frag dich : War d a ra n etwas Schreck
, ,

l iches ? Eb nsowenig wir e s auch das Aufh ren de ö


d er Stillsta nd u nd di Umwandlung d ines ganze n e e ,

e e
Le b n s s i n ( )
2 1
e e e e e ee
.

o r schen d wende dich d in r ei g n n S le d r


e d e
Se le des Weltal ls un dein s Nächsten zu ; d in r e e ,

ee
eig n n u m ihr G erechtigkeitssinn ei nzu flöß en der
W e
, ,

d es elta lls um dich dein r Zugehö rigkeit zu i hr


e ,

e
b wu ßt zu werden der d ines Nächsten um zu r e
e e
, ,

kennen ob er unwi ssentlich od r wis s entl ich gehand lt


e ,
,

e
h ab u nd um zu bedenk n da ß si der d in en ver e e ,

w a n dt ( ) 22
i e d u selbst ergänzend e r Te il d e r ensch
.

e in m
lichen Gesellschaft bist sei auch jede dei
andlunge n e ine Ergä zung d es politischen Leb ens
, so ner
H
nun di e oder jene deiner Handlungen ein
n .

H at k
here od er en fernte B ezi e hung das g m e in
e
nä t auf

Ziel so z r eißt si e d ei Leben verhin de


re e

n ü tzi ge rt
ein e Einheit und ist aufrührerisch
, e r n ,

Me sch wi e e in

ei er Volksversammlu g durch seine einz eln


s n ,

d er i n
er on die Einstimmigkeit hinde
n n e
P s ( )
3 rt 2
und Kind e rspi el e Leben
.

n a b enz ä nkerei en u nd
geiste r mit Leichen beschwe das ist uns e r Wese
s
rt,
da soll di e Totenfeier schwer
n,
u nd uns l sten ( ) a uf ? 24
di e Besch ffe nh eit d e r rs chlich en Kr f
a
nters uch e ä t
e D e e e
a u

Uff vor und be timme dann längste Zeit


a
j des inges stell dir di , s Kr f ohn e a t d en
S to d ie die
i hrer e igentümliche B e sch e heit viell e ich
s ,

s i e b ei aff n t
e tehe k n
n
b s n a n .
( ) 25

1 22
u h a st u nendlich gelitt n w il du nicht damit e e
Dz
,

ufri eden warst daß deine l eitende Vernunft


e
ihrer Bestimmung ntsprech nd handelte Doch ge
,

e
v
.

nug hier on !
enn dich jemand haßt oder tadelt o er man d
W aus einem solchen Grund allerlei d rarti ges
,

e
e
über dich verbreit t so tritt den kleinen Seelen dieser
M ,

enschen näh er suche in ihr Inneres einzudringe n


,
,

u n d sieh wie sie gea rtet sind und du wirst find n , e ,

d a ß du dich nicht zu beunruhigen brauchst wenn der


eL
artig eute so über dich urteilen ! Wohlwollen bist d u
,

i hne n aber tr otzd m schuldig edenn von Natur sin d ,

s i e deine Freunde Und die Götter helfen ihnen au f


e
.

allerlei Weise durch Träume durch Orakelsprüch


e ,

und unt rstützen si in dem woran ih n n so viel e ,

, e
l iegt
.

3 befindet sich a lles in der Welt in demselbe n

Kreislauf h inauf und hinab von Ewigkeit z u


,

Ewigkeit ! Entweder wirkt nun die Vernunft d s elt


,

eW
ganzen bei jeder Veränderung mit und in diese m
e
Fall sei dir was si hervorbri ngt willkommen ; oder
, ,
,

s i e hat nur einmal gewirkt das übrige aber geschieh t


n ach e iner notwendigen Aufeinanderfolg eins a u s
,

e
d em andern ; oder das Gan e ist nur ein Gewi rr von z
e
Atomen ; gibt s n un ine Gottheit so steht alles gu t e
e e
, ,

g ibt es aber nur ein n Zufall so s i du doch ni cht ,

dem Zufall dienstbar Bald wird Erde uns alle be


d d
.

ecken ; darauf wird auch sie sich ve rwa ndel n un


e
s o fort v om Grenz nlosen ins Grenzenlos enn wer e D
d
.

d ies e sich überstürzenden Wa gen von Verwan lungen


e
u n d Veränd rungen mit ihrer reiße nden Schnelligkei t
em ä gt wird a lles Ste r liche g ring acht n
, ( )b
28 e e .

1 23
in reißende r Strom ist die Urkraft des Weltalls
E a ll es führt er mit sich dahin ie unbedeutend
. W
sind selbst die Staatsgeschäfte und was die Menschen
nach der Lehre der Philos ophie getan zu haben
wähnen ! Eitel Schaum ! Was willst du Menschen ,

ki nd ? Tue was die Natur jetzt im Augenblick von


,

dir verlan gt Ringe wenn es dir gegeben ohn e


.
, ,

nach rechts oder links zu blicken ob man s auch ,


s ehe ! Hoffe nicht auf einen platonischen Staat !


Sondern gib dich zufrieden wenn s auch nur ein klein
,

wenig vo rwä r ts geht ; und halte auch einen solchen


kleinen Fortschritt nicht für unbedeutend Denn wer
e
.

kann di Grundsätze der Menschen ändern ? Aber


was ist ohne eine Än derung der Grundsätze zu er
warten als eine Knechtschaft seufzender Menschen
und ein Gehors am von Heuchlern ? Ko m m nun und
n enne mir einen Alexander einen Philipp einen
D emetrius von Phaleron ! Haben sie den Willen der
, ,

A l ln atur erkannt und sind sie ihre eigenen Erziehe r


b
gewesen gut ! Haben sie a er Komödie gespielt so
,

z
kann mich niemand da u verdammen es ihnen gleich
,

zu tun Einfach und bescheiden ist di Aufgabe der


.
,

e
Philosophie ; verleite mich niemand zu feierlicher
H o hl kö p fi gkeit ! ( )
29
ie von einer Anhöhe aus betrachte die u n
gezählten Scharen mit ihren u ngezählten Reli
i b ä h die Seefahrten in alle Himmels
e
g o n s ge r u c e n ,

gegend n unter Stü rrnen und auf glattemMeeresspiegel ,

und die Verschiedenheiten der Dinge die da werden


m it uns sind und dahinschwinden Betracht auch .
,

e ,

die Lebensweise wie sie ehedem war wie sie nach


e ,

dir s in wird und wie sie jetz t i unkulti iert n be ,

v e
1 24
d aran gewöhnen , ihre Se l gleichsam hüll nlos z u ee e
betrachten Wenn si e glauben durch ihren Tadel zu
e b ,
.

s chaden o d r durch ih re Lo gesänge zu nützen welch ,

e i n Wahn !
e
erl u st ist weit r nichts als U m wandlung dara n
V
,

aber findet die A lln atu r Vergnü gen sie nach , ,

d e re n Willen alles recht wird von Ewigkeit her in ,

gleicher Weise ward und ins Unbe grenzte eben so


e
w r den wird Wie kannst du nun sagen a lles was
.
, ,

geschehen sei oder immer geschehen werde sei ,

s chlecht mithin unter soviel Götte rn nie eine Fähi g


,

keit aufzufinden gewesen um jemals diese Zustände


b
zu essem vielmehr sei die Welt verdammt in d en
,
,

B a nden unaufhörlicher Übel zu liegen ?


ä u l n i s ist der Stoff jedes Dinges : Wasser Staub , ,

Knochen Schmutz Die Marmorbrüche sind


, .

n ur Verhärtungen der Erde Gold und Silber n u r ,

Bodensatz unsere Kleidung nichts als Tierhaa re


, ,

Pu rpur nur Blut und so verhält sich s mit allem ’


,

L
übrigen Auch der ebensgeist ist etwas d rarti ges e
e
.
,

d enn auch er ist einer stet n Umwandlung unter


wo rten .

en u g des elenden Lebens des Mu rrens und ,

lächerlichen Benehmens ! Warum bist du so un


r uhig was findest du hier so unerhö rt was bringt
,

d ich aus der Fassung ? Di ursächliche Kraft der e ,

D inge ? Betrachte sie doch nur ! Oder ihr Stoff ?


Betrachte ihn doch nur ! Außer diesen gibt es ja
n ichts se i also doch endlich inmal argloser und e
,

e
freundlicher geg n di Götter ! Ist es doch gl ich e e
gültig ob du hundert oder nur drei Jahre l a ng den
,

W
La uf der elt hast k nnen lernen e ( )
3 7 .

1 26
at sich j emand rgangen so ist da s sein ve
Schaden Vielleicht ab r hat er sich gar n ich t e ,

v
.

ergangen
e e W e e
.

ntwed er ist e i n d nk ndes esen di Urqu l l e


E e
va n welcher dem ganz n Weltall als e i n e m Körpe r
,

alles zustr ömt : dan n d arf s ich der Tei l ü e r d as wa s


,

b
zu m Nutzen des Ganz n geschie ht nicht e
schw ren ; be e
,

o der d i e Welt ist e in Gewi rre v o n Atomen i ne z u


,

,
e
fällige Mi schung und Trennung wozu dann dei ne ,

Unruhe ? Sprich eben zu deiner denkenden Seele :


d e
Tot bist u V rwesung u nd vertiert und küm m rs t e
d ich n ur u m de
in en Hunger und d ein B duri e e
niss e ( )
39
e e ö d
.

ntwed er v rm gen di Götter n ichts o er sie ver

e We
mö g n etwas n n sie nun nichts v rmögen e
e ö e e
.
,

was betest du ? V rm gen s ie ab r doch twas


ee
wa rum b t st du d a nn nicht s tatt um Abw n dun g e ,

e e e e e be
d i s s od r j n s Ü ls oder um Gewährung diese s
,

v
o der jenes Gutes ielmehr um d ie Ga nichts vo n be
,

a lle dem zu fü rchte n o der zu b ege hr n oder zu be e ,

tra u em ? De nn w enn sie überhaupt d n M nsche n e e


zu helfen vermögen so können sie ihnen a uch d azu
v erhelfen
,

Du entgegnest vielleicht : In mein M acht e


e d
.

h ab n ie Götter das gestellt ! Und ist es da nicht “

e
b ess r was in dein r Ma cht steht mit Fre ih it z u e e
ebrauch n
,

l e
zu dem w nicht in deiner ch t
,

M
e
g a s , as a ,

steht mit kn echtischer Em iedri gu ng dich hin r iße n


zu lassen ?
,

W
er hat dir denn aber g sagt d aß d ie e
e e
Gö tt r uns in d m was in unse re r a cht s t ht n icht M e
,

e ,

b e isteh n ? Fa n ge d o ch n u r e inmal an u m solch e


,

D i n ge zu b eten und du wirs t es ja s hen a i st e ,

D
e e e e We e
.
,

n un der in d r b et t : i rla n ge ich d ie Gunst


,

1 27
j en es Weib s ? e D
u aber betest : ie ntreiße i ch W e
mich einem solchen Verl angen ? Ein anderer betet :
Wa s soll ich tun um von jenem Ü el frei zu werden ? b
e
,

Du aber b test : Was soll ich tu n um der Befreiung ,

davon nicht zu bedürfen ? Ein dritter betet : Was ist


e
zu tun daß ich m in Kind nicht verliere ? Du aber
e ,

W
b test : as ist zu tun daß ich seinen Verlust nicht
fürchte ? Mit einem W ,

o rt : Gib all n deinen Gebeten e


e in e solche Richtung und du wirst sehen was ge
, ,

schieht ( )
40
e
.

i k sagt Während m iner Krankheit unterhielt


e e
p u r :

ich mich nicht üb r mein körperlichen Leiden ,

noch sprach ich mit denen die mich besuchten da


von ; ich setzte vie lmehr meine früher begonn nen
,

e
,

Naturforschungen fort und beschäftigt mich haupt e


sächlich mit der Frage wie die denkende Seele trotz
,

ihrer Teilnahme an den körperlichen Em pfindungen


unerschütterlich bleiben und das ihr eigene Gut b e
wahren könne Auch gab ich mich fährt er fort
.
, ,

den Ärzten nicht dazu her sich damit zu rühmen


e
was sie all s für Wunder a n mir getan sonde m ich
,

,
,

führte auch damals ein gutes und heiteres Leben .

So mußt du es nun auch m achen in Krankh eit und


L
anderen derartigen ebenslagen D e n Grundsatz .

haben ja a lle philosophischen Richtungen gemein


ö
bei allen m glichen Erei gn issen der Philos ophie nicht
,

untreu zu werden und in das Geschwätz unwissender


der Natu r unkundiger Mensch n nicht mit einz u stim e ,

men vielmehr nur auf das was gerade jetz t zu tun is t


, ,

und die dazu dienlichen Hilfsmitt l acht zu haben (41 ) e .


,

0 oft du an der Unverschämtheit eines Mensc he n


e
Anstoß nimmst fr ag dich a lsbald : Ist es a uch
,

1 28
, e
jetzt daß e r sich vergang n hat ! Besonders aber ,

wen n du dich über Treu lo sigkeit und Undank eines


b
Menschen zu eschweren hast blicke in dei n eigenes
ee
I nn r e ,

D nn offenbar liegt hier der Fehler a u f


b
.

deiner Seite ; o du nun einem Menschen v on der


artiger Gesinnung zutrautest er werde s in Wort e
h alten oder ob du ihm nicht ohne allerlei Ne en
,

b
,

W
absichten eine ohltat erwiesest anstatt vielmehr i n ,

dem Gedanken daß du von deiner Handlung bereits


b ,

s el st schon all e Frucht ei n geerntet hast Denn was


e
.

w illst du noch weiter wenn du einem Men schen ein


,

Wohltat erwiesen hast ? Genügt dir nicht das allein


schon daß du im Einklang mit deiner Natur etwas
,

tun konntest sondern forderst du noch einen Lo h n


,

e
dafür ? Als ob das Aug dafür daß es sieht ode r , ,

die Füße dafür daß sie gehen einen Lohn forde rn


, ,

wollten ! Denn wie diese Glieder dazu da sind d a ß ,

sie ihre natürlichen Verrichtungen und damit ih ren


Zweck e rfüllen so erfüllt auch der Mensch zum Wohl
, ,

tu n geboren so oft er eine Wohltat erz ei gt oder so n st


,

etwas für das Gemeinwohl Förderlich es leist t d en e ,

Zweck seiner natürlichen Anlagen und erhält eben


darin schon seinen Lohn !
irst du denn nicht endlich einmal meine Seele , ,

gut lauter mit dir selber eins hüllenlos und


, ,

d urchsichtiger als der dich umge ende Leib w rden ? b ,

e
W illst du nicht endlich einmal ein r liebevollen und e
e
fr undlichen Gesinnung froh werden ? Wirst du nicht
e ndlich b
einmal edü rfn islose Befriedi gung finden
wo du nichts mehr begehrst noch erlangst weder v ,

e
B s eeltes noch Unbeseeltes um Freuden zu genießen ?
,
,

Wo du keine Zeit mehr brauchst um den Genuß


ve e
zu rlängern noch inen Ort noch eine Gegend
, ,
,

n och ein besonderes Klima noch eine größer e Har


m onie mit den Menschen ? Vielmehr mit einer j e
,

d
w e il i gen Lage zufrieden dich der gesamten Gegen
,

w art fr eust und die feste Überzeugung h gst d aß e ,

d i r alles zur Ve rfügung stehe alles für dich gut steh e


u nd v on den Götte rn herrühre daß aber zu deinem
,

Besten dienen werde was diesen gefällt und was sie


,

e
n u r zum Heil des voll ndeten guten gerechten und , ,

s chönen Wesens geben werden das alles erzeugt , ,

e rhält umfaßt und umgibt was zur Entstehung an


, ,

derer ähnlicher Wesen sich a uflö st? Wirst du nicht


e ndlich einmal mein , e ee
Se l durch dein Wesen dic h ,

13 1
öe
so mit G tt rn und Menschen stellen können da ß ,

du dich weder über sie beklagst noch von ihnen ,

veru rteilt wirst ? ( )


1
Is unter der Herrs chaft der A lln atu r stehend gib
A acht was deine Natur fordert ; tue dies dan n un d
,

laß sie gewähren vorausgesetzt daß die Verfassun g


, ,

deiner animalischen Natur dadurch nicht verschlimmert


wird Dann aber gi b acht wa s deine animalis che
.
,

Natur verlangt und gönne ihr alles das voraus


, ,

gesetzt daß die Verfassung deiner vernünftigen Natur


,

dadurch nicht verschlimmert wird Das Ve m ü nfti ge


be e
.

ist a r auch ein Ges elliges Di es Grundsätze be


e
.

folg u nd laß dich auf nichts weiter ein ! ( )


2
lles was geschieht geschieht so daß du ent , ,

weder die natürliche Kraft h a st es zu tragen , ,

oder daß du diese Kraft nicht besitzest Trifft dich .

nun ein Geschick das du zu tr agen stark genug bist


e ,

so jammer nicht trag es nach deiner Kraft ! Übe r


,

,

steigt es aber deine Kraft so jammere doch nicht , ,

es wird s ich selbst aufreiben wenn es an dir gezehrt ,

hat Vergiß aber nie daß du vo n Natu r alles tragen


e ,
.

k a n n st was rträglich und Ieidlich zu machen von


,

deinem eigenen Urteil abhängt mit Hilfe der Vor


stellung daß es dir fromme oder gebühre so zu
, ,

handeln .
( )
3
en Irrenden belehre m itWo hlwo llen und zeige ihm
D seinen Fehler Kannst du das aber nicht so klage
.

dich selber an oder auch nicht einmal dich selber ! (4)


,

as d ir auch bege gnet es war dir von Ewigkeit ,

her so vorherbestimmt und die Verkettung der ,

Ursachen hat von Anbeginn an dein Dasein und die s


dein Geschick miteinander verknüpft ( )
5 .

1 32
Te ile zur Veränderung und ihrer vorh rrschenden B e e
sti mmung zur Zerstörung kein gu te Leitu ng Den n e
e
.

sol lte etwa di A llnatu r selber die Einrichtung ge


troffen haben ihren eigen n Teilen Übles zuzufüge n e
,

ja sie nicht nur ins Übel zu stürzen sond rn dies en ,


e ,

Sturz sogar notwendig zu machen ? Oder blieb i hr


e
v rborgen daß so etwas werde ? Beides ist doch u n
.
,

gl aublich Doch angenomm n diese Umwandlungen, e ,

se ien abgesehen von der A lln atu r aus der na tü r


, ,

lichen E inrichtung der Dinge selbst abzuleiten so


ee
wär s doch lächerlich einmal zu behaupten die , ,
,

Teil e des Ganzen müßten sich venn ö ge ihrer n a tü r


l ichen Anlage verwandeln un das andere Ma l über , d
m anches Ereignis als naturwidrig sich zu wunde rn
e
o d r z u ärgern ; e rfol gt doch d i e Auflösung i n d i e

e
Teil aus denen jedes Ding entstanden ist für sie
, ,

wie eine Art Zerstäubung der Grundstoffe woraus


e in Ding zusammengesetzt ward oder e i n Üb rgan g
,

e
z. . e
B d r festen Teile in das E rdige der geistigen
,

i n das Luftartige so daß auch sie wieder ins Welt


,

all aufgenommen werden mag dies nun nach be ,

s timmten Perioden im Feuer a u fl od em oder sich durc h


e wige Umgestaltungen wieder em eu em Denk a er e b
e
.

n icht etwa daß jene festen und geistigen T ile von


e ,

G burt an dir ankleben ; denn alles dies ist dir j a


erst von gestern oder vorgestern durch Speisen un d
e ingeatmete Luft zugeflossen Also wird auch nur
e b
.

d as was auf solch A r t dir z u geflo ssen nicht a e r


,

das was dir Mutter Natur ei der G bu rt mitgab b e ,

u mg wandelt e Stellst du dagegen di Ansicht a uf e ,

W ,
.

d a ß die Natu r jenes mit deiner besonde r en es ens

kra ft innig verflochte n h a be so halte ich da s wirk ,

134
li ch fü r e inen recht nichtig n Einwurf e g egen das
Gesa gte ()7
b
.

ast du dir einmal die Namen gu t escheiden , ,

wahrhaft verständig gleichmütig hochherzig


e
, , ,

er worben so sorg dafür daß du nie die umgekehrte n


, ,

Bezeichnungen verdienst ; und solltest du diese Namen


j verlieren so suche sie dir rasch wieder anzueignen
b
e , .

Ge denke aber daß das Wort verständig edeutet “

e , „

A ll s sorgfältig unterscheiden und genau prüfen ;


gleichmütig : da s willig annehmen wa s di All

e
,

b

n atur b es chieden hat ; hochherzig dagegen edeutet “


d ie Erhebung deines denkenden Teil s über jede leis e


o d er unsanfte Erregung des Fleisches über den
n ichtigen Ruhm den Tod und alle s andere d r Art
,

e
,

d e b
.

Wen n du dich nun im Besitz ies r Namen e


h a u ptest ohne darauf aus zu sei n daß andere ich d
,

na ch ihnen benennen so wirst du ein and rer Mensch


,

e
e e
,

werden und ein a nderes L ben beginnen D nn


e
.

i mmer noch so zu bleiben wi e du s bis jetzt ge


b
w esen ist und in einem solchen Leh en dich herum
,

z erren und verunglimpfen zu lassen säh ine m , ee


Menschen gleich der ganz stumpfsinnig am Leben
,

hi nge w i e jene h a lb z erfleis chten Tierkä m pfer di e


m it Wunden und Blut bedeckt d nnoch bis zum , e , ,

a nder en Tag aufbehalten zu werden fleh en obgleich ,

si e d och denselben Klauen und Bissen i n gleiche m


Zustand vorgeworfen werden Such dich a lso in e
e
.

d en Kreis jener wenigen Namen einzuarbeit n und


b
wenn du darin leiben kannst so tue es wie wenn
,

e
d u auf di Inseln der Seligen v rsetzt wärest Merkst e
, ,

b
.

du a er daß du aus diesem Kreise h erausfällst und


,

dich nicht darin behaupten kannst so zieh dich , e


135
o hne Feigheit in irgend einen Winkel zurück wo d u ,

dich behaupten kannst oder verlaß das Leben über ,

haupt ohn e Zorn in lauterer freier und bescheidener


, , ,

Gesinnung nachdem du wenigstens das ei ne im


,

Leben e rreicht hast es s o zu verlassen Um aber


,

e
.

die Erinnerung an jene Namen in dir imm r lebendig


zu erhalten wird für dich der Gedanke an die Götter
,

und daran ein kräftiges Heilmittel sein d aß dies e


v on allen vernünftigen Wesen kein Schmeichelei e ,

sondern das Streben ihnen ähnlich zu werden ver , ,

langen und daß wie nur das ein Feigenbaum ist


, ,

was die Bestimmung eines solchen und nur das e in ,

Hund oder eine Biene was die Bestimmung eines


e
Hundes oder ein r Biene erfüllt so auch der nur
,

ein Mensch ist der di Bestimmung es Mensche n


, e ,

d
e rfüllt.
( )
8
o m ö d i e n s p ie l Krieg Schrecken Erschlaffung
, , , ,

S kl a ve n s in n können jeden Tag jene heiligen


e
Wahrheiten di du beim Blick in die Natur dir nur so
,

im Vorbeigehen eingebildet hast wieder in dir aus ,

lösch en Man muß vielmehr alles so beobachten


e
.

und betreiben daß zugleich die prakti sch Urteils


,

kra ft vervollkommnet die theoretische Ve rnunft täti g


,

erhalten und die Zuversicht gestärkt werd welch e e ,

aus allumfassender Einsicht stammend geheim doch , ,

nicht verborgen bleiben kann Dann erst wirst d u


L
deiner auterkeit dann deiner Würd froh wer en
, e d
und erkennen was jedes D ing seinem Wes en nach
,

ist welchen Platz es in der Welt einnimmt wie lange


, ,

es seiner Natur nach dauern wird aus welchen Teile n ,

es besteht wem es zufallen und wer es geben und


,

nehmen könne .
( )
9

1 36
ee
B st n dir Rat zu h olen sollten sich a r an er , be d e
Schwierigkeiten dagegen a uftü nn en unter Anwendun g
e
der v o r h a n d e n n Mittel m it Ü erlegung und fester b ,

Anhänglichkeit an das was dir recht scheint vo r , ,

w ä rts zu gehen Das ist das Beste was du tu n


v
.
,

kannst ; es zu erfehlen ist daher bedauerlich Ru he .


,

verbunden mit leichter Beweglich keit Heiterkeit d ie , ,

des Em stes nicht entbehrt das ist das Wesen d es


Mann es der in allem der Vernunft folgt
, ( )
1 2 .

u mußt dich gleich bei m Erwachen aus d e m


Schlafe fragen : Wird es m i r zu gut kommen ,

wenn ein andrer tut was recht und gut ist ? Kei n es
e e
,

wegs Hast du twa vergessen was di jenigen di e


.
, ,

s ich mit ihren Lobsprüchen und ihren Tadeln übe r

andere brüsten auf ihrem Lager oder bei Tisch für


e ,

e
Le u t sind was si alles tu n was sie meiden wo
, , ,

n ach sie streben was si e zusammenstehlen und rauben


, ,

nicht mit Händen und Füß en sondern mit d em kost


b
,

arsten Teil ihres Wesens der wenn man nur wollte


e
, , ,

die Quelle der Tre u e Besch idenheit Wahrheit des


e
, , ,

Gesetzes und eines gu ten Geistes sein könnt ( )


1 3 .

der a lles spendenden und wieder zurück


Z e b
11

nehm nden Natur sa gt der ge ildete und be


s c hei d en e Mensch : Gib was du willst nimm wa s
‚ , , ,

d u willst ; er sagt di es aber nicht aus Trotz so n dern


e d
i n gehorsam r un gelassener Gesinnung ( )
l 4
,

L
.

urz ist der Rest meines Lebens ebe wi e auf


K
.

einem Berg Es ist ja einerlei ob m an hier


d
.
,

oder dort wenn m an nur überall in er Welt wie


,

in seiner Heimat lebt Di Leute sollen in dir einen e


e d
.

wahren im Einklang mit der Natur l ben en Mensche n


,

d
sehen un erkennen Könne n si dich so nicht er . e
138
ö d
trag en so m gen sie ich umbringen I mmer noch
, .

besser als so zu leben ( )


1 5
e
, .

3 kommt gar nicht darauf an dich imm r über ,

die notwendi ge n Eigenschaften eines guten Mannes


z u u n te r h a l te n m an muß vielm hr ein solcher e
sein ! ( )
1 6
ei ganze Ewigkeit u n d den ganzen eltstoff stell e W
dir immer vor und bedenke daß jedes Einz l , e
wesen mit dem All verglichen einem Fe i gen kö m chen
gleicht und mit der unendlichen Zeit verglichen wi e
der Augenblick erscheint in dem man ine n Bohrer
, e
umdreht ! ( )
1 7
edes Sinn enwesen da s du betrachtest stelle dir
°

J
, ,

als schon in Auflösung Verwandlung gleichsam


Verwesung oder Zerstreuung egriffen vor Denke
,

b ,

daran daß jedes Ding nur geboren ist um zu


, ,

sterben .
( )
1 8
as sind das für Menschen die nur essen schlafen
W
, , ,

sich begatten verda u en und dergleiche n tierische


,

F un ktione n mehr ve rrichten ? Und was die welch e ,

die He rren spielen stolz einherschreiten sich un


g ehalten ge b d
är en
,

und von ihrer Höhe herab mit


,

Scheltworten um sich we rfen ? Vor kurzer Zeit beugten


sie sich knechtisch vor weiß Gott wem und um weiß
Gott welchen Lohn ! Und nach einer kleinen Weile
was wird aus ihnen wer en ? d ( )
1 9
edem ist zutr äglich was ihm die A llnatur bringt
J e ,

und gerad i n dem Augenblick w nn s ie es , e ,

br ingt ( )
20
e
.

er Regen liebt die Erde sie licht d r hehre Ather ;


e
,

di Welt l iebt zu tun was geschehen soll daher


,

sa ge ich zur Erde : i ch liebe was du lieb st I st s nicht



, .

1 39
ö
auch so ei ne gew hnliche Redensart : Dies pfleg t
gerne zu geschehen ? ( )
2 1
ntwed er lebst du hier weiter und hast dich dan n

E d
schon aran gewöhnt ; oder du gehst von hie r
weg und wolltest dann eben dies ; oder du stirbst
und hast damit ausgedient Ein viertes aber gibt es
e
.

nicht Sei also nur gut s Mutes !


.

mmer sei dir das klar daß dies Stück Erde auch
I
,

ei n Stück Erde ist und daß hier alles gerade so


ist wie dort wo andere leb en a uf hohen Bergen
, ,

oder an der See oder wo du sonst will st ! Du wi rst


,

Platos Wort bestätigt finden ob du nun vom Stall ,

eines Ziegenhi rten der a uf den Bergen seine Herd e


,

m i lkt odervon ein e r Sta dtm a u er umschlossen bist ! (23)


,

as ist die leitende Vernunft in mir ? Und was


mache ich jetz t selbst aus ihr ? Und wozu be
diene ich mich jetzt ihrer ? Ist sie unsichtbar ? Oder
von der Gemeinschaft abgetrennt und abgerissen ?
Oder an das Fleisch gekettet un mit ihm ver d
s chmolzen ? Muß sie also alle seine Bewegungen
teilen ?
er seinem Herrn durchgeht ist ein Ausr ißer ; e
W
, ,

ein Herr ist aber das Gesetz ; wer also dawider


handelt ist ein Ausreißer Aber nicht minder wer
, .
,

sich betrübt erz am t fürchtet Denn der will nicht


, , .
,

daß geschehen sei oder geschehen S öll was doch ,

der A ll gebieter das Gesetz besti mmt hat der für


, , ,

jeden festsetzt was ihm zukommt Also ist der Fu rcht


, .

s ame Leidtragende und Z o m i ge ein Ausrei ße r


, ( )
25 .

en Samen vertraut man dem M u tterschoße und


geht davon ; nachher nimmt eine andere wirkend e
v
Kraft ihn auf erarbeitet ihn un ollendet es Kindes
, dv d
1 40
e
überlege welch ähnlichen Fehler d u b egehst : du
,

hältst z B Geld Vergn ügungen c itel u Ruhm und


, ,

b
. .

dergleichen für Güter ! Sobald du dies eden kst ,

wi rd dein Zorn schnell nachlas sen zumal wenn es ,

dir noch einfällt daß jener Mensch gezwungen ist


, ,

s o zu handeln Denn w as kann er tu n ? Venn a gst


e
.

du s aber befr eie ihn doch von di sem Zwang ! (30)



,

i ehst du S a tyr i o den So kratiker so stelle dir den


, ,

E utyches Oder H ym en es vor ; beim Anblick des


Euphrates denke an Eutychi o oder Silvanus un d auch
an A lkip hron und T rop aeop horu s und bei Xenopho ns
b
An lick falle dir Kritou oder Severus ein und indem
,

du auf dich selber z u rückschaust stelle dir einen


b
,

andern Kaiser und ei jedem wieder seinesgleichen


v or . Dann stelle dir die Frage : wo sind nun alle
diese ? Nirgends oder weiß Gott wo ! So nämlich
, ,

wi rd dir alles Menschliche stets erscheinen ein Rauch , ,

e i n Nichts ; besonders wenn du dich zugleich da ra n

erinnerst daß was sich einmal verwandelt hat in


, , ,

alle Ewi gkeit nicht mehr sein wird Wie lange also .

du noch ? Aber was bist du nicht damit zufriede n ,

diese kurze Zeit i n Ordnung hinzub ri ngen ? Welchem


Stoff und Anlaß zur Tätigkeit gehst du aus dem Weg ?
Denn all dies um dich her was ist es anderes denn
e
,

Übu n gsm ittel für die Vernunft die alles im L ben ,

m it dem grü ndlichen Blick eines Natu rforschers b e


trachtet ? Verweile also nicht i den Dingen b is be ,

du auch sie dir völlig zu eigen gemacht hast wie ,

e i n starker Ma gen sich gewöh nt alles zu ver ,

d a u en oder wie ein l od em des Feuer all es was


, ,

m a n hineinwi rft zu Flamme und Stra hle n gl ut um


,

b ildet .
( )
3 1

1 42
orge dafür daß niemand in Wahrheit on dir v
S
,

s agen kann du seist nicht lauter du seist nicht


, ,

gut ; vielmehr soll der ein Lü gner sein wer a lso über ,

dich urteilen wollte All dies hängt nur von dir


.

ab Denn wer will dich binde m gut und lauter


.
,

zu sein ! Sei nur entsch losse n eher zu sterben , ,

als nicht ein solcher Mann zu werden Billigt es ja .

auch die Vernunft keineswegs wenn du das ni cht ,

bist .
( )
3 2
as kann man bei dieser Gelegenheit am beste n
W sagen oder tun ? Es sei was es woll e es s teht
ja bei dir es z u tun oder zu sagen ; tue nur nicht
, ,

so als ob du daran gehindert würdest Nicht eher


,
.

wird dein Seufzen ein Ende nehmen bis dein Gefühl


dir sagt daß was für den Wollüstling die Schwelger i
, ,
,

e ,

fü r dich eine Täti gkeit sei die bei jeder sich bieten ,

den Gelegenheit im Einklang mit den menschliche n


Naturanlagen handelt ; denn ebe n als einen Genuß
m u ß man alles auffassen was man im E inklang mit ,

seiner eigenen Natur wirken kann Überall kann .

man dies Der Walze freilich ist es nicht gegeben


.
,

nach eigener Kraft sich in jeder Richtung zu bewegen ,

ebensowenig dem Wasser dem Feuer oder allem


a nderen wa s unter der
,
L
eitung der Naturgeset e oder
, ,

z
eines bewußtlosen Instinktes steht Denn hier treten .

v iele Hinde rnisse ein Geist und Vernunft aber v er


.

mögen kraft ihrer natürlichen Beschaffenheit und ihres


Willens über alles was sich ihnen in den Weg legt
e
, ,

hinw gzuschreiten Diese Leichtigkeit mit der die


.
,

V e r nunft wie das Feuer aufwärts der Stein abwärts , ,

die Walze auf schiefer Fläche überall durchzudrin gen


vermag stelle dir vor und du wir st nichts weiter
, ,

1 43
verlangen Denn alle übrigen Anst ße treffen ent ö
weder den Leib als eine tote Masse oder sie önnen
.

, k
dir keine Wunden schlagen noch dir sonst ein Übel
antun auß e r wenn dein Ur eil oder deine Vernunf
, t t
selbst sich dazu hergibt ; sonst müßte ja wer einen ,

solchen Anstoß erleidet im selben Augenblick da ,

durch schlecht werden wie dies bei allen übrigen ,

Einrichtungen der Fall ist daß wenn dem ei n e n


v ,
,

oder andern on ihnen ein Übel zustößt der leidende ,

Teil dadurch schlechter wird ; hier aber wird i m


Gegenteil der Mensch w nn man es sagen soll e
noch besser und lobenswerter wen n r die ih n
,

e ,

treffenden Anstöße recht b nützt Überhaupt a er e ,

b
v d
.

ergiß nie daß em Bürger nichts schadet was


, ,

dem Staate nichts schadet und daß dem Staate ,

nichts schadet was dem Gesetze nichts schadet ,

e
.

Von die s en sogenannten Unglü cksfällen ab r schadet


keiner dem Gesetz Was also dem Gesetz e nicht .

schadet schadet auch nicht dem Staate noch dem


,

Bürger ( )
33
e
.

W
er von den w a h r e n Grundsätzen durchdrung n
e
ist d m genügt auch der kürzeste und all
,

bekannte Ausspruch um ihm Trost zu bringen und ,

Furchtlosigkeit zu verschaffen : Es ) verwehet der


Wind zur Erde die Blätter so der Menschen


Ges chlecht Blätter sind auch deine Kindlein Blätter
.

,

alles was mit der Wahrheit Miene und lauter Stimme


,

andere lo bp reist oder erwünscht oder im s tillen v


tadelt und v
erhöhnt Blätter ebenso was deinen
Nachruhm fortpflan en wird z
Denn alles dies Wird
,

.
,

da m ach zur Zeit des Frühlings geboren ; dann weht “

es ein Windstoß zu Boden und hierauf treibt der ,

1 44
Dara denke in deiner Sterb stunde und du wi rst
n e ,

leichter von hinnen scheiden wenn du dir sa gst : ,

Ein Leben soll ich also verlassen aus dem selbst


e
m ine Genossen für die ich so viel gekämpft ge
,
,

betet und gesorgt habe mich h inwegwü n schen in


e ,

d m sie von meinem Tode eine Erleichteru ng erhoffen


,

e
.

Waru m sollte sich also einer a n ein länger s Ver


e
weilen hi r festkla mm em Und doch scheide des
halb nicht weniger freundlich on ihn n sondern v e ,

bleibe deiner Sinnesart getreu scheide liebevoll wohl , ,

gesinnt mild und nicht wie gewaltsam von ihnen


, ,

losgerissen sondern wie die Seele des sa nft Sterben


e
den sich leicht d m Körper entwindet so muß auch
dein Scheiden von ihnen sein enn an sie hat die . D ,

Natur dich einst geknüpft und gekettet aber jetzt ,

löst sie das Band wieder So will ich denn von .

ihnen wie von Freunden nicht mit Sträuben sonde rn


ohne Zwang mich ablösen lass n
,

enn auch dies e D ,

e
.
,

eine gehört zu den Gesetz n der Natur .

ewö hn e dich bei allem was ein andrer tut so


G
, ,

v iel wie möglich daran bei dir selbst zu fragen : ,

Welchen Zweck verfolgt dieser Mensch damit ? An


fangen mußt du aber bei dir selbst und dich selbs t
vor allem prüfen ! ( )
3 7
isse daß das was dich wie mit unsichtbaren
, ,

Fäden hin und her zieht in deinem Innern


v D
erborgen wohnt : ie Übe rredungskunst das Leben
,

, ,

ja s ozusagen der eigentliche Mensch Nie ver


, , .

wechsle mit diesem sein äußerliches Gehäuse und


die ihm von allen Seiten a n geb i ld eten Werkzeuge
D
.

enn sie sind eine A rt Verband nur mit dem eine n ,

Unterschied daß sie ihm angeboren sind Denn die


, .

1 46
e d
Körperteile sind ohne die sie b wegen e und hemmende
Kraft nicht mehr wert als ein Weberschi ffchen ohne
W e e e
eber ein Schreibrohr ohn Schr iber ein Peitsche
e ,

e
ohn Wagenl nker .
,

( )
38
ie Eigentü m lichkeiten der vernünftigen Seele sind
D sie betrachtet sich selbst zergliedert sich selbst
,

und bildet sich selbst nach eigenem Gefallen ; d ie


Fru cht die sie trägt genießt sie selbst während vo n
, ,

e
den Früchten der Pflanz n und dem Nutz en den
,

e
,

uns di Tiere gewähren nur andere den Vorteil


b
,

haben ; sie erreicht ihr estimmtes Ziel wo ihrem


L eben auch imm er die Grenze gesetzt ist Es ist
,

e
.

h ier nicht wie b i einem Ballett einem Schauspiel


,

u n d dergleichen, wo eines Zwischenfalls wegen die


ganze Handlun g unvollendet bleibt vi elmehr führt,

s i e wo und wann auch die Handlung aufhören mag


, ,

ihre Aufgabe voll ständig und lückenlos zu Ende s o ,

daß sie sagen kann : Ich habe das Meinige dahin .

Auch umwandelt sie die ganze Welt samt dem diese


umgebenden leeren Ra um und versteht die Form
t
derselben ; sie brei et s ich aus über die endlose Zeit
t
sie begr eift und betrachtet allsei ig die periodisch
,

D
eintretende Wiedergeburt aller inge und erkennt
dar aus daß unsere Nachkommen nichts Neues schaue n
,

werden so wenig als unsere Vorfahren etwas ander s e


,

e
gesehen h aben ; s kann a lso gewissermaßen ein

1 48
e e
abe ich in gemeinnützige Handlung vollbracht ?
Wenn ja so habe ich selbst auch Vorteil davon
, .

Diesen Gedanken habe stets vor Augen und höre in


keiner Lage auf dam ach u handeln ! , z ( )
4
as ist d e i n e Kun st ? Ein rechtschaffener Mensch
q sein Wie gelingt dies aber ande rs als
.

durch klare E insichten teils in das Wesen der Al l


,

natur teils in die dem Menschen eigentümlichen


,

Anlagen . 5
( )
u er st wu rden die Tragödien eingefü hrt um den ,

Zuschauern einzuprägen daß gewisse Ereignisse ,

n a tü rl ichem ei s e so und nicht anders geschehe n


können und da ß sie das was sie auf der Theater ,

bühne anzi eht auf der Bühne der Welt nicht wi der
,

w ä rti g finden dürfen Sehen sie ja doch daß alles


.
,

notwendig so kommen mußte und daß am Ende


auc h die welche 0 wär ich nie geboren ! aus
, ‚
’ “

riefen es haben ertragen müssen Auch wird ja von


, .

d en S ch a u sp i el d i chtem manch n ütz lich e Wa hr he it aus


gesprochen wie : ,

,
Werd ich samt Kind verlassen von den Götter n

Auch d a s hat seinen Grund ; “

und an einer andern Stelle


Der Außenwelt muß man nicht zü m en ! “

Ernte das Leben wi e ie reife Ähre !


„ d “

und was dergleichen Stellen mehr sind .

Nach der Tragödie kam die ältere Komödie ; s ie


übte eine sittenri chterl iche Freimütigkeit und wirkte
durch ihre Rücksichtslosigkeit mit gr oß m Nutze n e
e
auf di Entfe rnung des Eigendünkels ; darum hat
a uch ein Diogenes sich m a nch s aus ihr angeei gnet e .

1 50
e
Di darauffolgende mittlere Komödie was war sie ? ,

Und endlich die neue die bald in mimische Künste ,

l eien ausartete zu welchem Zweck ist sie eingefü hrt


,

worden ? D a s m öcht ich wiss en ! Zwar kann man


nicht Ieugnen daß auch hi r manch nützlich Wo rt


, e ’ ’

gesprochen wird ; aber auf welchen Zweck hat es


denn eigentlich die ganze Mache dieser A rt drama
tischer Poesie abgesehen ? ( )
6
ie einleuchtend muß s dir doch vorkommen e
e
daß keine ander Lebenslage zum Studium der
,

Philosophie so geeignet ist wie die in der du dich , ,

jetzt gerade befindest ! ( )


7
in Zweig von seinem Na chb a rzweig lo sgehau en
E
, ,

i st d a mit notwendigerweise zugleich auch vom


ganzen Baum abgehauen So ist also auch ein
e
.

M ns ch der von einem sein er Mitmenschen sich los


,

sagt von der ganzen menschlichen Gesellschaft ab


,

gefallen D en Z weig nun schlägt doch noch eine


.

fr e m d e Hand ab ein Mensch aber sondert sich durch


,

Haß und Abscheu s e l b s t von seinem Nächsten ab


und bedenkt dabei nicht daß er sich damit zugleich
e
vom ganz n Gemeinwesen losge rissen hat Doch ist
,

e s von der Gottheit die die menschliche Gesellscha ft


,

zusammenfü gte uns vergönnt wieder mit dem Nach


, ,

b a rzwei g zusammen zu wachsen und wieder ein er


g ä n z en d e r Teil des Ganzen zu werden Je häufiger .

freilich eine s olche Trennung eintritt desto s chwieriger ,

wird auch die Wiedervereini gung und Wi eder her


stellung des Getrennten Und überhaupt ist ein .

Unterschied zwischen einem Zweig der von Anfang


a n mit dem ganzen S amm emporwuchs und mit t ,

e
i h m v re i ni gt blieb und ein m andern der erst ab
, e ,

1 51
ge e d
ha u n und ann wie r eingepfropft ward de e nn . D
d ieser wächst was auch d i e Gärtn er sagen mögen
, ,

z war mit seinem Stamm wieder z u sammen schmie gt

s ich ihm a ber doch n icht mehr öllig a n ( )


8 v ,

e
.

er dich hin dem will d n Weg der gesunde n ,

Vernunft zu gehen wü rde d och nicht imstande


v
sein d ich on pflichtrn äßiger Handlungsweise a
,
,

b
wendig zu m a chen ; eb ensowenig abe r laß du dich ’

W
in deinem ohlwolle n gegen die Menschen i rre
m achen e
Vielmehr bleib gleichmäßig fest in diesen
b
.

ei d en Gru ndsätze n n ä mlich nicht nur in dein en Ur


e
,

teilen und Handlunge n Folgerichtigkeit sond rn au ch


Sanftmut gegen die zu zeigen welch dich dara n z u , e
,

h in d em suchen oder sonst deinen Unwillen erre gen


D ,

e e e
.

enn ihn en z ü m en wär g rad so schwach a ls


, ,

seiner Han dlungsweise untreu werden und aus Be


z
stü t ung na ch geh en ; in b e iden Fällen wü rdest du j a

fa hn enflü chti g werden dort aus Furcht hier a u s Ab


e , ,

n eigun g geg n deine natürlichen Verwandte n u nd


Freunde .
( )
9
ie Natur bleibt niemals hi nter der Kunst zurück ;
D vielmehr ahmt jede Kunst die Natur nach und ,

wenn dies ist so dürfte wohl die vollkommenste


,

e
und alles and re umfassende Natur niemals d er
künstlerischen Geschicklichkeit nachstehen A lle Kün ste .

aber bringen das Unvollkommene zum Zweck d es


Vollkommenen hervor ; ebenso verfährt auch die Al l
n atu r e
Hi raus entspringt auch die Gerechtigkeit
e
.
,

a u s der all andern Tugenden sich entwickeln ; d enn


ee
die G r chtigkeit wird von uns nicht beobachtet
werde n solange wir uns noch mit gleichgü ltige n
e ,

Din g n zu schaffe n ma ch n oder u ns als l ich t e , e


1 52
ö
Beste a uf jede m gliche Weise zu fördern das an ,

nimmst was der A llna tu r gerade jetzt dien lich ist ? ( 1 3)


,

en sc h en die sich gegenseitig verachten sind


, ,

gerade die die einander gefallen wollen ; und


e ,
,

M nschen die sich voreinander bücken sind die , ,

die sich untereinander hervortun wollen ( )


1 4 .

n n er l i ch verfault und betrügerisch ist der Mensch

der da sagt : Ich ha e den Entschluß gefaßt ohn e


„ b ,
,

Falsch mit dir umzugehen ! Wozu diese unnöti ge “

Einleitung ? Auf der Stelle muß es sic h zeigen ;


schon auf deiner Sti m e muß diese Versicherung ge
schrieben stehen aus deinen Augen muß sie hervor
,

leuchten wie der Geliebte im Blick des Liebend en


,

sogleich alles lesen kann Überhaupt muß der arg .

los e und gute Mensch in seiner A rt eben das sein


was der übelriechend in der seinigen ist : er ihm e W ,

nahesteht merkt es sogleich er mag wollen od er


, ,

nicht Eine erkünstelte Aufrichtigkeit dagegen ist


e
.

wi ein versteckter Dolch Nichts Schändlich eres .

gibt es als Wo lfsfr eu n dscha ft meide sie allermeist .

Der gu te arglose und wohlwollende Mensch offen


,

e e
bart sich uns rk nnbar schon in seinem Blick ( 1 5)
L
.

ie Fähigkeit ein glückliches eben zu führen


, ,

liegt in unserer Seele sie darf nur gegen gleich ,

g ü ltige Dinge sich wirklich auch gleich g ültig v e r

halten Und sie wird sich d a n n so verhalten wen n


.
,

sie jedes Ding nach seinen Teilen und im ganzen


betrachtet und dabei nicht vergißt daß kein einziges
, ,

unter ihnen uns ein Urteil von ihm aufzwingt noc h ,

zu uns kommt sondern unbeweglich stehen bleibt ;


,

daß vielmehr wir es sind die die Vorstellungen von ,

ih nen erzeugen und uns diese gleichsam selbst ein

1 54
prägen während wir sie doch nicht einzuprägen
,

brauchten oder auch wenn sie sich bei uns etwa


, ,

eingeschlichen haben sie sogleich wieder austilgen


,

können E iner solchen Vorsichtsmaßregel bedarf es


L
.

ja auch n u r auf kurze Zeit da uns er eben bald zu


,

Ende sein wird Was für Schwie ri gkeiten so! ! dem


.

nach dieses richtige Verh a lten eigentlich besitzen ?


Denn steht es mit der Natur im Einklang so freue
, ,

dich dessen und es muß dir leicht sein ; steht es


,

aber mit der Natur im Widerspruch so untersuche , ,

was deiner Natur entspricht und str ebe dann da m ach ,

auch wenn es dir keinen Ruhm einbringt Jeder .

k a n n seines Glückes Schmied werden ! ( )


1 6
c her jedes Ding kommt aus welchen Stoffen
Wz e ,

es be steht in welch Form es s ich verwa ndelt


, ,

wo u es durch diese Verwandlung wird und daß ihm ,

dabei kein Übel widerfäh rt daran denke immer ( 1 7) .

r s t e n s ist zu untersuchen : welches ist mein Ver

h ä ltn i s zu den Menschen ? Füreinander sind


w i r alle da ; und in einer a n dern Hinsicht bin ich
zu ihrem Vorgesetzten geworden wie der Widder
t ,

für die Schafe und der S ier fü r die Rinder ; doch


erhebe dich auf einen höheren Ges ichtspunkt : ist
t
nicht alles nur ein Gewi rre von A omen so ist die ,

Natur die Wa lterin des A lls ; in diesem Falle sind die


niederen Wesen um der höheren willen di höhere n , e
aber um eina nd erwillen da .

Z w e i te n s : Wie zeigen sich die Menschen bei Tische ,

auf dem Ruhebett und in ihren anderen Lebensl a gen ;


e
be sonders aber w lche Gewalt haben ihr Grund e
t ,

s ä ze über sie und mit wievi el Eigendünkel verrichten


s i e ihre Handlungen ?

1 55
D r itte n s : Handeln sie vernünftig so darfst du nich t ,

u nwillig werden hand eln sie aber u nvem ü nfti g so


eschieht dies
,

off enbar gegen ihr b sseres Wolle e ,

g
e
n

und Wissen Denn wi j ede Seele u ngern auf d ie


.

Wahrheit verzichtet so auch auf das richtige Betragen


,

gegen jede rmann S ie ärge rn sich wenigstens d ar


.

über wenn man sie Ungerechte Undankbare Eigen


W
, , ,

n ü tz i ge mit e i n e rn
, ort Übeltäter an ihren Nebe n
menschen nennt .

V i e rt e n s : Auch du fehlst oft und bist also auch so


e i n Mensch ; und wenn du dich auch von gewissen
Ver gehu n gen fern häl tst so hast du wenigstens d ie
,

h ierfür wirksame Anlage magst du dich auch a us


,

Feigheit oder Ehrsucht oder sonst einer schlimmen


Eigenschaft vo n derartigen Vergeh u ngen fem ha lten .

F ü n ft e n s : Du bist dessen n icht einmal gewiß ob ,

der oder jener sich auch wirklich vergangen hat ;


denn vieles geschieht auch unter dem Drang d er
Verhältn isse ; und man muß überhaupt mit viele m
zuvor bekannt sein um über die Handlungsweise
,

eines andern ein begründetes Urteil a bgeben zu


können .

S e ch s t e n s : Wenn du dich einmal allzusehr erz üm st


o der gr ämst so denke daran wie ku rz das Mensch e n
, ,

leben ist und daß wir alle gar bald im Grabe sein
werden .

S i e b e n t e n s : Nicht die Ha n dlungen beunru higen uns ,

denn sie beru hen ja auf ihren leitenden Grundsätzen ;


sondern vielmehr unser Wähnen Besei ige also . t
dies es und habe nu r den Willen dein Urteil darüber , ,

a l s sei es etwas Schreckliches aufzugeben dann ist


auch dein Zorn versch wunden
,

ie kannst du ab r
. W ,

e
endlich einmal an Mensch zu s in solange du noch
, e ,

zu leben hast Hüte dich aber n icht minder davor


.
,

den Menschen zu z ü m en als ihnen zu schmeicheln , .

Beides ist unvereinbar mit dem Grundsatz der Ge


m ei n s cha ft und b ringt Verderben Namentlich b ei .

den Zorn esau fwallu n gen sei dir gegenwärtig daß d as ,

Aufb rausen nicht von Manneskraft zeugt so n dern ,

vielmehr die Milde und Sanftmut in eb en dem Ma ß ,

als sie menschlicher ist auch gr ößere Man nesstärke


e ,

bekund t Nur hier ist Kraft und Nerv und M an n haftig


.

keit nicht aber im Zo rn und der Übella u n e ! Denn


,

je verwandter mit der Leidenschaf slosigkeit um s o t ,

verwandter mit der Kraft und wie Betrüb nis ist auch
Zorn die Eigenschaft des Schwachen In beid n
,

. e
Fällen näm lich ist man verwu ndet und dem Feinde
ausgeliefert Empfange indes wenn du will st vo m
.
, ,

Führer der Musen noch eine zehnte Gabe : den Ge


danken nämlich daß es wahnsinnig ist zu verlangen
, , ,

die Bösen sollen nicht fehlen ; denn das wäre ein


Verlangen nach Unmöglichem ; zugeben aber daß ,

s i e gegen andere ihr wahres Wesen zeigen und zu

g leich fordern daß sie sich gegen


, dich nicht ver
fehlen wäre Unbilligkeit und Tyrannei ( )
1 8
e
.
,

or vier Verirrungen besonders muß dein Ver


V n u nft sich beständig in acht nehmen und ihnen

b
m ußt du so ald du sie a u sgesp ü rt hast ausweichen
,

indem du in einem Fall zu deiner Seele sagst : as


,

‚ D ,

ist eine unnötige Vorstellung im andern : Das zer “


, „

s tört das Band der menschlichen Gesellschaft im “


,

dritten : Was du jetzt sage n willst kommt dir nicht ,

e

v o n Herzen ; anders aber als aus dem Herz n zu


reden halte ich für durchaus unstatthaf !
, er viert
,

t D “
e
1 58
Fall aber ist der wenn du dir selbst Vorwü rfe machen
,

mußt ; si e sind die Stimme des gö tlicheren Teiles t


deines Wesens der vom Körper dem unedleren und
, ,

sterblichen Teil deiner Natur und von dessen grob ,

sinnlichen Lü sten überwälti gt und unter sie herab


gewürdigt worden is t .
( )
1 9
li es Geistige und Feu er a rti ge d a s deinem Wesen ,

beigemischt ist strebt zwar seiner Natur ent


,

sprechend nach oben wird aber um die Ordnun g , ,

d es Weltga n z en nicht zu stören hier im Körper ,

gewebe festgehalten Und das Erda rti ge und Feuchte


e
.

in dir obschon es nach unten str bt hält sich in


, ,

der Höhe und behauptet die seiner Natur nicht zu


kommende Stelle in deinem Körper So gehorchen .

auch die Gru ndstoffe dem Ganzen und bleiben not


wendig da wo sie einmal hingestellt worden sind
, ,

bis ihnen von dorther wieder d a s Zeichen zur Auf


lösung gegeben wird Ist es nun nicht arg daß nur
t
.
,

der vernünf ige Teil deines Wesens ungehorsam ist


und sich über den ihm ange wiesenen Posten b e
schwert ? Und doch wird gerade diesem nichts mit
t
Zwang auferleg sondern nur das was im E inklang
, ,

mit seiner Natur steht Und dennoch läßt er sich s .


nicht gefallen sondern nei gt zum Gegenteil hin ;


,

denn jeder Schritt zu U ngerechtigkeiten A u sschwei ,

fu n gen Z o m esa u sb rü ch en S chwenn u ts a nfä llen und


, ,

Än gsten ist nichts anderes als ein Abfall von der


Natur Und so oft deine Vernunft über irgend ein
.

Ereignis mißmutig wird verläßt sie jedesmal den ,

ihr angewiesenen Posten Bist du doch zur Gleich .

mut und Gottesfurcht nicht minder geschaffen als


zur Gerechtigkeit Denn auch jene Tug n den sind
. e
1 59
im Begriff des Gemeingeis tes entha lt n ja sie sind e ,

s ogar noch älter a l s ge rechte Handlungen ( )


2 0
d
.

er nicht stets ein un d a sselbe Lebm sz iel vor


Augen hat kann auch selbst nicht sei n Leben
e W
,

h indurch ei n er u nd d er selb s ei n Jedoch dies ort .

g enü g t noch nicht wenn man nicht,auch das noch


h inzufü gt v o n welcher A rt jenes Ziel eigentlich sein
,

muß Denn wie die Ansicht aller Menschen über


.
,

d ie Güter die gewöhnlich dafür gehalten werden


, ,

n icht gleich ist sondern nur über gewisse nämlich


, ,

ü ber die allgemeinen so darf man sich auch nur e in


,

s olches Ziel setzen das dem allgemeinen und bürger

W
,

l ichen ohl entspricht Denn wer nach di esem Ziel


e
.

m it allen seinen Kräften hinstrebt wird all n seinen ,

Handlungen Gleichförmigkeit ver leihen und insofern


i mmer einer und derselb bleiben e
( )
2 1
e
.

enke an die Feldmaus und di Sta dtrn au s un d


e
wie erschrock n jene hin und her! i ef l ( )
2 2
o kra te s nannte dieMeinungen d er Men ge G spenster e ,

Schreckgestalten für Kinder ( )


23 .

ie La ced ä m on ier ließen bei ihren Schauspielen


die G äste im Schatten sitzen sie selbst a ber
z
,

s et ten sich an der ers ten beste n Stelle nieder ( )


24 .

o kra tes l i eß dem Pe rd ikka s als Grund warum er

8
,

seine Einladung zum Es sen nicht annahm sagen ,

Ich mag nicht vor Schimpf und Schande vergehen


i ndem ich empfangen e W


ohltaten nicht wieder ver
,

elten kann “
g
e
.

den Schriften der Ep hes ier stand di e Leb ns


I
11

re ge l ,daß man aus der Re ihe der Alten die die ,

Tugend übten beständig eine n im Andenken behalten


,

Se l l e .

1 60
e e
ute unreif Trau b n mo rgen reif bald a u s
e
c , ,

getrocknet all s Umwandlun ge n aber n icht ,

in ein Nichts eiend es so ndern nur in ein jetzt n oc h


,

nicht S eiendes l ( )
35
inen Räuber der Will ensfr eiheit gibt es n icht
E
,

sa gt Epiktet ( )
36
e
.

u n stgerec ht sa gt der gleiche m ußt du in d i n e n


, ,

B eifallsäu ßerungen verfahren lernen und hin


sichtlich deiner Bestrebungen die Vo rs ichtsre gel n i e
vergessen daß sie von Bedingu ngen abh ä ngen sic h
, ,

aufs Gemeinwohl r ichten und durch d en Wert d er


e e
Ding b sti mmt werden ; die Be gi rden a ber mußt d u e
d
gänzlich lassen un meiden was nicht in unsere r ,

Macht steht ( )
3 7
e t
.

s handelt sich a lso m int er wei er nicht u m


E
, ,

ein e A l lta gs a n gelegenheit sondern um die Frage , ,

ob man verrückt ist oder nicht ! ( )


38
o kr a tes sagt : Was wollt ihr ? Vem ü nfti ge o de r
S

u n v em ü n fti ge Seelen haben ?


e
für v rn ünftige ? Gesunde oder zerrüttete ? Ge “

s unde Was strebt ihr denn nicht da m ach ? We il


“ “
.
„ „

wir sie schon besitz en ! So war um streitet ih r


e
„ ,

denn dann und könnt nicht eins werd n ? “


lles das was du nach einiger Zeit u erlangen z
,

wü nschest kannst du jetzt schon haben w n n


, ,
e
du n icht m ißgü nsti g gegen dich selbst bist Das
b
.

a er tritt ein wenn du alles Vergangene beiseite


,

I ä s sest das Zukünftige der Vors ehung anheim gi bst


, ,

und nur das Gegenwärtige der Frömmigkeit u nd


Gerechtigkeit entsprechend einrichtest ; und zwar der
Frömmigkeit ents prechend um mit dem dir zu ge
e
,

te ilten Los zufrieden zu s in denn die Natur ha t


L
,

d ich und dein os füreinander bestimmt ; der Ge


r echti gke it entsprechend aber um freimütig und o hne

z ,

Umschweife die Wahrheit u reden und dein Tu n


d em Gesetz und W
ert der Dinge gemäß zu gestalten ,

u nbeirrt durch fr emde Schlechti gkeit durch Vorurte i l e , ,

d u rch an derer Gerede und durch die Empfindungen


d er dich u mschlie ßenden Körp erhü ll e ; denn da m a g
d e r leidende Teil selbst zusehen La ß denn nun

.
,

o hnehin schon dem E nde nahe alles andere auf sic h


,

b e ru hen e hre einzig und allein die herrs chende Ver


,

n u n ft und das Göttliche in dir fürchte dich nicht


vor dem einstigen Aufhören des Leb n s sondern
,

e ,

n u r davor ,daß du ei n Leben im Einklang mit de r


1 63
Natur noch nicht begonnen hast und du wirst e in
W
,

Mensch sein würdig der elt die dich erzeugte d u


, , ,

wi rst kein Gast mehr in deinem Vaterlande sein nicht ,

m ehr das was doch tagtäglich geschieht als etwas


z
, ,

Une rwartetes anstaunen noch dein Her an di es oder ,

d as hä n gen ( )
l
e e e
.

i Gotth it sieht all vernünftigen Seelen hüll en


los ohne das körperliche Gefäß ohne Rind e
d ,

un Unreinheit Nur durch ihren Geist ist die Gott


.
,

heit mit dem in Berührung was aus ihr selbst in d ie ,

Seelen ü b ergeflossen und abgeleitet worden ist


W
.

enn auch du dich an dies Verfahren gewöhnst s o ,

wirst du d ie meisten Störu ngen von dir abwenden .

Denn wer e rst von der ihm z u n ächstl iegen den Kö rper
hülle absehen kann wird sich doch um Kleidun g , ,

Wohnung Ehre und dergleichen Schmuck und Pomp


,

n icht viel Sorgen machen ! 2)


rei Teile sind es woraus du bestehst : Körper ,

liches Seelisches Denkvermögen Von diesen


d , , .

sin die beiden ersten nur insoweit dein als du fü r


e
si zu sorgen hast ; der dritte Teil aber ist vo rzü g
,

lich dein Eigentum Du mußt also von deinem Ich.


,

d h von deinem D enkvenn ö gen alles fem ha lten


. .
,

was die andern tun oder denken ebenso alles was , ,

du selbst getan oder gedacht h a st a lles was dich , ,

schon im voraus beunruhi gt alles was nur die dich , ,

umgebende Kö rp erhü lle oder die ihr ein gepflanzte


Seele angeht und mithin nicht in deiner freien Wahl
steht und im ewigen Wirbel der Außenwelt dich tri fft
d
so aß die Denkkraft in dir den Einwirkungen der
,

Schicksalsschläge entgegen rein und a n gebu n den ,

sich selbst lebt tu t was recht ist will was geschieht


, , , , ,

1 64
e d
W nn em aber wirklich so sei überz e u t i st, d a ß,
e h tte anders sein ollen die Götter a h
so g ,

w nn ä
d er ei gerich et hä en d e nn wäre es recht so w
es s , es uc

an s n t tt ; , ä re
uch möglich d würde es mit den Gesetzen der
Natur üb ere instimmen so hätte es die Natur auch
es a , un

, so
gefü gt Folglich daraus da ß es nicht so ist ange
.
, , ,

nommen nä mlich es sei wirklich nicht so mußt d u


e e
, ,

di fest Überz eugung nehmen es habe nicht so se in


e
soll n . d
Siehst u doch wohl selbst daß solch e
,

Fragen aufwerfen mit der Gottheit rechten hieße ;


d e
wir wür en ab r nicht m dieser Weise mit den Göttern
'

e
streiten w nn sie nicht wirklich die besten und ge
,

re chtesten Wesen wären ! Sind sie das aber so hab en ,

s i e gewiß bei der Weltein ri chtun g nichts zugelassen w a s ,

der Ge rechtigkeit und der Vernunft widerspräche ! (5)


ewö hn e dich auch an da s dess n Ausführung , e
dir anfangs unmöglich erschien Faßt ja a uch
e
.

di linke Hand die aus Ma ngel a n Übung gewö hn


,

lich schwächer ist den Züg l kräftiger als die r chte e e


d e
, .

D enn ara n ist sie g wöhnt worde n ( )


6
e e
.

enke in welch r Beschaff nheit des Leibes und


,

der Seele dich der Tod antreffen wird sowie an


e e
die Kürz d s Lebens an den unermeßlichen Z it
,

e
e
,

ra um hinter dir u nd di Ewigkeit vor dir a n d ie


Geh rechl ichkeit all s Stoffs e ( )
7
,

e b
.

ntklei det all r Umhüllung etra chte die wirkende n


D
Kräfte der inge un die Zwecke der Hand d
lungen Frage nach d m esen von Unlust Lust e W
d
.
, ,

To d u nd Ruhm wer e dir kl a r darüber was die


, ,

Schu ld der eigenen Ruhelosigkeit ist daß nieman d


v on e inem a nde rn ge hind rt wir e d
und daß all s a uf
,

e
e
di e Vorst llu ng an kommt ( )
.8
,

1 66
ei der praktischen Ausführung dein r Grundsätze e
B e
sei dem Ring r nicht d em Zweikä m pfer ähnlich
e
, .

D enn dieser wird niedergestochen sobald r sein ,

Schwert verliert jenem aber steht immer noch seine


e ö
,

Faust zu Gebot und r hat weiter nichts n tig als ,

sie zu ballen .
( )
9
t ü te die Besch affenheit der Dinge in der Welt

P und unterscheide an ihnen Stoff wirkende Kraft ,

u n d Zweck .
( )
I O
elche Gewalt hat doch der Mensch ! Er braucht
W nichts zu tun a ls was den Beifall d r Gottheit
, e
zur Folge hat und nur alles hinzunehmen was ihm ,

die Gottheit zuteilt .

i n si chtl i ch dessen was eine Folge des Natu r la u fs


H ist soll man weder den Göttern noch den Mensch n
,

e
,

e
Vo rwürfe mach n ; den n die Götter verfehlen sich
weder willkürlich noch unwillkürlich die Menschen
a ber nur unwillkürlich daher soll m a n ni mand Vor
,

e
e
,

w ürf m achen ( )
1 2
e
.

s wäre läch rlich und wir wären Fremdlinge auf


e
,

der Welt wollt n wir über irgend ein Ereignis


,

i m Leben staunen ( )
1 3
e
.

ntwede r gi bt es in u nvem eid liches notwendiges


Schicksal und eine u nverletz bare Ordnung der
D d
inge o er eine milde Vorsehung od r es h rrscht , e e
nur ein verworrener blinder Zufall Gibt es n u n
b
.
,

e i n e unveränderliche Notwendigkeit was sträu st du


dich dagegen ? Gibt es aber eine Vors hung d i e
,

e
s ich versöhnen läßt so m ache dich der g ttlichen ö ,

Hilfe würdig Herrs cht endlich nur in blind er Zu


,

e
e
.

fa ll so erfr eu e dich an d m Gedanken d a ß du mitten


,

in s olchem Wogenstu rm in dir s lbst an d r V rnunft e ,

e e
1 67
eine Lenker n hast Und wenn dich auch die Stro
i .

mung mit fortrei ßt so mag sie das bißchen Fleisch


,

und Lebenskraft und alles and r mit sich fort nehmen ee ,

kann sie doch die Vernunft nicht fortreißen ( )


1 4
e e
.

a s Licht einer Lamp sch int bis es erlischt ;


ee , ‚

nicht h r verliert es seinen Glanz ; in dir aber


e eW
sollt di ahrheit Gerechtigkeit und Besonnenheit

früher rl schen ?
,

( )
1 5
ast du von jemand die Ansicht daß er gefehlt
e
h ab so fr age dich : Weiß ich denn auch gewiß
,

e ,

d aß di s wirklich ein Fehler war ? Ab r selbst an e ,

e
genomm n er habe gefehlt hat r sich damit nicht
, , e
selbst verurteilt und so gleichsam sein ei genes An
gesicht zerfleischt ? Überhaupt wer verlangt daß d er , ,

böse Mensch nicht fehlen soll kommt mir so vor


e
wi e ein r der nicht will daß der Feigenbaum S aft i n
, ,
, ,

den Feigen erze u ge daß die kleinen Kinder schreien


,

daß das Pferd wiehere und was d rgleichen von Natu r e ,

D
,

notwendige inge mehr si nd Denn was soll der


e
.

nun inmal tun der die Anlagen zu so etwas b esitzt ?


v e
,

Heile i hn da on wen n du di Fähigkeit hierzu in


,

dir fühlst .
( )
1 6
as sich nicht ziemt das tue nicht was nicht , ,

wa hr ist sage nicht ; den n die Willens r ichtun g


,

soll ganz von dir abhängig sein ( )


1 7 .

mmer au f das Ganze mußt du sehen und unter


I s u c hen was jenes gerade sei
, da s in dir die Vor ,

stellung erzeugt indem du daran die wirkende Kraft


e ,

den Stoff d n Zweck und d ie Zeit innerhalb welcher


,

e ,

es wi der aufhören muß unterscheidest ( )


1 8
,

e e
.
,

ü bl es doch ndlich daß etwas Besseres u n d


ö e
G ttlich res in dir lebt als d a s wa s ie Leiden
,

, , d
1 68
w ir d da s ganz e We
ltall st ts rjüngt u nd st ht i n e ve e
e
ewi ger Blüt ; im m er a b r i st a u ch all es sc h n u n d e ö
re if w a s d em Ganzen zuträglich i st ; so ist auch d a s
,

Aufh ören d es Lebens fü r niemand n achteilig n och


e ine Sch a nd e
da es ja von unser m Willen unab e ,

e e
,

h ängig u n d d m gr oßen Ga nz n nicht zuwider ist ;


e e e
vi lm hr ist s ein Gut d nn es ist fü r das Ganze , e ,

da s hierdurch ewig erneuert wird nützlich und z u


ed e
,

tr ä gli ch U nt r em Schutze d r Gotth e it wandelt als o


e ee
.
,

we r sich von ihr auf ihr n W g n und m it ihrer Ge


s i n h ung z u m gleichen Ziel wi e sie fü hren läßt ( )
23
d
.

o l gend e rei Grundsätze m uß ma n stets beachten


I n allem Tun ni ohn Grun d n och an ders vere e
fa hren a ls die Gerechti gk it sel st erfahren hätt e b v e
,

b ei all en äußeren Er igniss en e


denk n daß sie nt be e e ,

weder vom Zufall oder von d r Vorsehung h e rrühren e ,

e
ü b er die m an b ide sich n icht beschwer n darf e ,

e e e
.

Zweitens b i jedem W sen d arauf achten wi es


,

v o n seiner Empfängnis an is zu seiner Bese lun g b ,

e
u n d von s iner Beseelung e is zu seiner Entseel ung b
be schaffen ist aus welchen Bestandte il n es b st h t e ee
e e e e
,

u n d in w lche es wieder ze rfallen w rd Dritt ns


e ö e
.
,

d aß w n n du pl tzlich üb er di Erde e mp or gerü ckt


,

v on oben h rab auf die M n schenwelt e ,

h e m ieder e ,

s ch au n e e v
d n gro ßen i elgesta ltigen Wechsel in ihr
e e
, ,

w ahrnehm n und zugleich den ganzen Umkreis lufti g r


u n d ätherischer Wesen m it e i n m Blick üb er seh en e
ö
k n ntes t daß du dennoch sa ge i ch so oft du empor
g e r ückt wärest
,

immer wieder d a,ssel seh n müß


,

tes t be e
,

n ä mlich alles von gleicher Form und derselben ku rz en

e
D a u r Und da ra uf willst du dei n n ünkel e D
e
.

g ründ n ?

1 70
ed
ach ich nur vom Wä hn los und du ist ge e b
M e ,

rettet ! Hind rt dich denn aber jem and das ,

zu tun ? ( )
25
acht dir etwas Kumm r und Sorgen so e hast d u
M e e e
,

vergessen daß a ll s nach den G setz n der


e e
,

Al ln atu r geschieht und da ß fr emde F hl r dich nicht


e
anfechten sollen ; fern r vergessen aß all s was d e
e e e
gesch ieht imm r so g scheh n ist immer so geschehen
, ,

ve e
, ,

wird und überall jetzt so geschieht ; rgess n die


d
innige Gemeinschaft ie zwischen dem Einzelmensche n
e
,

und dem ganze n Menschengeschl echt best ht ; denn


e
hier li gt nicht sowohl eine Gemeinschaft nach Blut
e e
und Samen als vielm hr ine Gemeinschaft d sselben e
,

e
Geistes vor Vergess n h a st du ab r auch da ß der e
e
.
,

denkende Geist ines jeden ein Gott i st und von der


Gottheit herstammt daß niemand etwas ihm aus
ee b e
,

sc hließlich Eig n s esitzt sondem s in Kind sein


e e e e e
, ,

Leib wi auch sei n Seel s lbst aus j ner Quelle


e e e
ihm z ugekommen ist ; v rgess n n dlich da ß m a n
e e e eb
nur d n g genwärtig n Aug n lick lebt u nd daru m
,

auch nur ihn verlieren kann


e
.

ufe dir imm r die ins Gedächtnis z urück d ie


be e v e
ü r irgend twa s gar zu i el Kummer mpfunden
,

de
haben o r durch ihren Ruhm ihr Unglück ihre
d e e e
, ,

Fein schaften o der a nd re Z ufälligkeit n vi l Auf;


e be D
sehen rregt ha n W
ann fr age dich : o ist jetzt
d
.

das a lles ? Ra uch ist s un Asche ei n Märchen nei n


e e ee
, ,

nicht inmal in Märchen m ehr ! Verg g nwärtige


d e ee e
ir auch vi l a nd r s d r A rt z B was Fabius
e e
. .
,

Ca tu l l inu s a uf s in m Landgu t Lusi ns Lupus i n


e
s einen Gärten St t tinius in B aj ä Tiberius auf Capri
,

e eb b e e e
, , ,

Rufus in V lia getr i en h a en und all di a nd rn ,

171
die vom Wä hne b sess n waren ! Bedenke wi ee e ,

jämmerlich alles was sie erstrebten war wieviel


, , ,

philosophischer es wäre bei jeder dargebotenen Ge ,

l egen heit Gerechtigkeit Besonnenheit und Gehorsam


e
gegen die Gött r ohne Gleisnerei zu zeigen Denn
,

der Hochmut der sich mit Demut brüstet ist a m


, ,

a l l em n ertr ä gl ichsten .
( )
27
ragt m a n dich wo du denn die Götter die du
F
, ,

so hoch verehrst gesehen und woraus du ihr


,

Dasein erkannt habest so antworte : Erstens sind si e


,

schon unserm Auge sichtbar ; dan n hab e ich aber


auch meine Seele nicht gesehen und ehre sie Gerade .

so schließe ich auch auf das Dasein der Götter aus ,

den mir von allen Seiten gebotenen Proben ihrer


Macht und verehre sie ( )
28 .

edes Ding im ganzen n ach seinem Stoff nach


J
, ,

seiner Kraft zu erkennen und von ga nzer Seele


das Rechte zu tun und das Wahre zu reden : darauf
L
beruht das Heil des ebens Reihst du so Gutes an
e
.

Gutes oh n e d n m indesten Zwischenraum zu lassen


, ,

was anderes soll dann die Folge sein als wirklicher


L eb en s gen u ß ? ( )
29
gibt nur e i n Sonnenlicht wenn s gleich durch e
e
3 ,

Wände B rge und andere tausenderlei Dinge ge


,

b rochen wird ; ebenso nur e i n gemeinsames Grund


, e
wesen wenn s gleich in unzählige eigentümliche ,

Kö rperbildungen sich spaltet ; nur e i n e Seele wen n ,

sie gleich unter zahllose Naturwesen und ei gentü m


e
liche Begrenzung n verteilt ist nur e i n e n d enkenden ,

Geist wenn gleich auch er zerteilt erscheint Nun


, .

sind zwar einige Teile der genannten Dinge wie di e


Lebensgeister und die ihnen zu Grunde lieg nden K rper e ,

ö
1 72
fü r ein Gut und
die Unlust für ein Üb l erklärt n e e ,

den Tod doch verachtet h a ben .

er nur das was rechtzeitig geschieht für ein


, ,

Gut hält wem es einerlei ist ob er eine


, ,

größere oder kleinere Zahl vernünftiger Handlungen


aufzuweisen hat wer z wischen einer längeren und
e ,

kürz ren Betrachtung der Welt keine n Unterschied


macht für den ist auch der Tod nichts Schreck
,

liches .
( )
3 5
ensch in diesem gro ßen Staate bist du Bürger
,

e
gewesen ; fünf Jahre od r drei Jahr was lie gt e ,

d aran ! Ob im E inklang mit den Ges etzen das war ,

d a s Wichtige ! Was soll nun Schreckliches daran


e
s in diesen Staat wieder zu verlassen nicht vertrieben
,

v o n eine m Tyr annen oder einem unger chten Rich ter


,

e
e
s onde rn geleit t von der Natur die dich einst in ,
,

ihn eingeführt hat wie ein Schauspieler den der


, ,

Prätor eingestellt hat und nun wieder entläßt ? Ich „

h abe aber meine fünf Akte noch nicht gespielt ,

sondern erst drei sagst du Gut gesprochen Aber


L
.
, .

im eben sind diese drei schon das ganze Stü ck !


Bestimmt doch den Schluß der der einst d a s Gesa m t ,

spiel einrichtete und es heute wieder a uflö st während ,

du an beidem unbeteiligt bist So scheide denn


e
.

fr eundlich von hinne n denn auch er d r dich ent


, ,

l äßt ist fr eundlich !


, ( )
36
ANMERKUNGEN
IB H UC
V i b t B t
.

ergl e ch e ü er a ll e d i e i m ers en

V t i it
No 1 . uch e gen a nn e n

e rwan d en und L eh rer Ma rc A urel s d i e E nl e u ng


Si i it i St
.

eh e E n l e ung No 1 7 ) E ne groß e el e n
it i t bi t
2
No . . .

h e , wi e d i e Gesch ch e d er ü r gen C äsar en l ehr !


i i
No 1 7 ) Mögl ch erwe s e , d em Na m en nach z u vermu en , t
t tt it
.
3

en a r e e C h r s en

B H
.

II UC
i r b r i l it i St l
.

III III III III V


No 1 3. Vgl h e ü e d i e E n e ung ; ä hnl che
. e l en :

V VIII S r i
11, 1 7 ; , 3 ; I I I ,
5 ; , 6 ; I II , 7 ; , 1 2 ; , 1 6; , 1 0 ;

t
, 2 7 ; ,
4 5 N o ) 1
. 5 1 e i n c.h ü l e d es D o g e n e s

Kr W l r
i t vr i tt Br r M i
u nd a fes No 1 6
.
) 1 d h der. e , d e en d u rc h
. .

g l e ch e G ese z e e pfl c h e e ü g e d i e e n s ch en s n d

IV B H
.

UC
b f t
.

r
b
No 1 5.
) 1 E e ns o d i e Mensch en a uf d en O p eral a d es
L e ens , (1 . h . i n d en T od .

VI B H UC
t St ik
.

l r r
i ti K t k i l V r b i t
No 4 2.
)C hrys i pp be i P u a c h „ Gegen d i e
1 o e : wi e

v rk i ri f i i
i n e ne m dram a sch en un s wer e e nz e n e e s A s ch n t e -

b it
o omm en , d i e , a n s ch g e ng üg g , doc h z u m Re z e d e s

Ü l
k t it
Ganz en e ra gen m ü ss en, so m ü ssen au ch d i e b e d e n
W
i
Zwec e n d er Got he i m Z u sa mm e n hang d es eltga nz en

d en en .

VII UCB H
S t
.

fl r i Vtr
No .
)T el au ges , e in o h n d es Py hagoras u nd der
66 1

r
t i
T h eano , Na ch o ge s e nes a e s u n d L ehr e d es Em pe
d okl es No 66
.
2
) l
Vgl P a ons A p ol og e 20
. . .

B H X UC
b t St
.

u rv ll r ll
fi t i I i VI
No 34 .
) l D i e w n de o e e ü hm e e e: Es v erwe h et

u s w
.

. . n de s ch l as , 1 46 —
1 49 .

1 75
IN HA LT
Ei it
nl e

r t Bu
u ng .

E ch

it B
s es

Zwe u ch

itt B
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Vi rt B
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A ch ch

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Neu ntes
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Z ehn u ch

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E
w ft B
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Z öl uch

k
es

A n m er u n g en

GEDRU CKT I N DER OFFIZIN


W D R U GU L I N I N L EI PZ I G
.

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