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Arbeitsblatt zu den Weltreligionen,

speziell wie sich Religionen auf unsere


Pflegearbeit auswirken
Wolfgang Haug

Religiöse Menschen in der Pflege


Wissen über die großen Weltreligionen, das für die Pflege wichtig ist. Wir besuchten Moslems,
Christen, Juden und Buddhisten in ihren religiösen Stätten in Freiburg und interviewten die
jeweiligen Fachleute zu den relevanten Themen. In Info-Mappen fassten wir die wesentlichen
Informationen zu den großen Religionen (und den Bedürfnissen ihrer Anhänger) zusammen. Eine
solche Infomappe sollte in den Einrichtungen ständig verfügbar sein, um dem Pflegepersonal das
wichtigste Know-How (and Know-Why ) „auf einen Blick“ zu präsentieren.

Warum sind Menschen religiös?


Jeder Mensch braucht etwas, an das er glauben kann, das sein Bedürfnis nach dem Sinn des Lebens
und nach ethischer Orientierung befriedigt. Wir alle brauchen Werte und Normen, die unserem
Leben Richtung geben und dabei helfen, unseren Platz in der Gesellschaft zu finden. In jedem von
uns steckt auch das Streben nach Glück und Geborgenheit, für Viele ist Religion ein Weg dazu.
Jede Kultur hat sich ihre eigene Interpretation von Wahrheit und Wirklichkeit erschaffen, darauf
beruhen Sitten, Regeln und Bräuche, so sind auch die fünf großen Weltreligionen mit ihren
Interpretations- und Begründungssystemen entstanden.
In jeder dieser Religionen gibt es Aspekte, auf die man in der Pflege achten muss.
Folgende Punkte sollten beim Eintrittsgespräch mit jedem Bewohner geklärt werden.
• Bedürfnisse im Bezug auf Ernährung
• Bedürfnisse bezüglich Körperpflege
• Bedürfnisse bezüglich religiöser Praxis
• Einrichtung des Zimmers ( ob z.B. Möbel umgestellt werden müssen zum Zweck der
religiösen Ausübung oder ob das Kreuz aus dem Zimmer entfernt werden soll)
• Besondere Feiertage
• Religiöse Betreuung – wer soll ggf. verständigt und um Betreuung gebeten werden?
Christentum
Das Christentum ist die Religion der Anhänger von Jesus Christus, den sie als Sohn Gottes verehren
und der ihnen durch seine Lehre einen Weg zu Gott eröffnet hat. Durch die Taufe werden Christen
zu Nachfolgern Jesu. Seinen Lehren zu folgen, führt zu eigener Erlösung
Christen glauben an die Auferstehung nach dem Tod (jüngstes Gericht) in neuer, nicht vorstellbarer
Seinsweise. Wichtigste Lehre des Christentums ist das Prinzip der Nächstenliebe.
Besonderheiten in der Pflege:
• Christen feiern am 25.12. „Weihnachten“, d.h. die Geburt von Jesus Christus,
• am Karfreitag den Tod von Jesus Christus,
• an Ostern seine Auferstehung,
• an Pfingsten, dass Jesus seinen Jüngern erschienen ist.
• Der Sonntag gilt als „Tag des Herrn“, er wird mit Arbeitsruhe und einem Gottesdienst
gefeiert.
• Die Fastenzeit dauert 40 Tage (Aschermittwoch bis Karfreitag). Während dieser Zeit wird
häufig auf Genüsse wie Alkohol, Nikotin oder Süßigkeiten verzichtet. Die Fastenzeit dient
der Neuorientierung und Besinnung der Christen.
• Der Karfreitag ist der bedeutendste protestantische Feiertag. Der Gläubige möchte an diesem
Tag in Form von Gebeten mit Gott in Zwiesprache treten. Viele Christen essen am Freitag
kein Fleisch, ganz besonders am Karfreitag.
Weitere Regeln beim Essen, bei Medikamenten oder medizinischen Eingriffen sind nicht zu
beachten.
(Quelle: „Pflege von Schwerstkranken und Sterbenden: Religiöse Bedürfnisse müssen
berücksichtigt werden“, Marc Kegreiß , Pflegezeitschrift 4/2001, S. 240-244).

Islam
Der Islam entstammt den gleichen Ursprüngen wie das Judentum und Christentum. Das Alte und
das neue Testament (also die jüdische Thora und die christliche Bibel) gelten als authentische
Offenbarungen Gottes, Jesus als ein Prophet (aber nicht als Gottessohn!). Nach islamischer
Überzeugung ist Mohammed der letzte Prophet, der die letztgültige Offenbarung Gottes erhielt –
den Koran. „Islam“ bedeutet „Frieden“ und “ Djihad “ die andauernde persönliche Anstrengung, ein
rechtschaffenes und gottgefälliges Leben zu führen. Hauptidee des Islam ist der „Gehorsam gegen
Gott“. „Heiliger Wochentag“ im Islam ist der Freitag, an dem das Mittagsgebet eine zentrale
Stellung hat.
Die fünf Hauptpflichten eines Muslims sind:
• Allah ist der eine, einzige Gott, Mohamed ist sein Gesandter.
• 5 mal täglich nach Mekka beten und jeweils davor eine rituelle Reinigung durchführen
• Armensteuer
• Fasten im Monat Ramadan
• Ein mal im Leben nach Mekka reisen, zum zentralen Heiligtum, der Kabaa.

Ernährung
Hier muss eine besondere Feinabstimmung mit dem bzw. der Patient/in, getroffen werden.
Allgemein ist weder Schweinefleisch noch Alkohol erlaubt.
Ausscheiden
Allgemein gilt: der Intimbereich einer moslemischen Frau, darf auch nur von einer Frau gesehen
bzw. behandelt werden. Ebenso ist es beim moslemischen Mann, er darf nur einem anderen Mann
betreut werden. Der Intimbereich kann je nach Tradition den ganzen Körper außer Gesicht und
Händen bei der Frau und umfassen, und bei Mann von den Oberschenkeln über den Körperstamm
bis zu den Oberarmen reichen.

Bewegen
Wenn die Einrichtung über einen Gebetsraum für Muslime verfügt, muss einem/einer
Moslem/Muslime die Aufsuchung des Raumes, zu den Gebetszeiten ermöglicht werden.
Ein moslemische/r Heimbewohner/in sollte auf Wunsch auch die Möglichkeit erhalten, nach Mekka
zu pilgern, sofern dies gesundheitlich vertretbar ist.

Schlaf/Ruhe
In den meisten Einrichtungen gibt es bestimmte Bettgehzeiten, die sich allerdings nicht immer mit
dem letzten Gebet der Muslime (nach Sonnenuntergang) decken. Deswegen muss hier auch eine
Regelung getroffen werden, wie der/die Bewohner/in, diese Gebetszeit einhalten kann. Wichtig ist
auch, dass beim Gebet Ruhe gegeben ist.

Kleiden
Bei Frauen ist das Tragen eines Kopftuches ein wichtiger Bestandteil des Glaubens. Ebenso darf
Ihre Kleidung nicht körperbetonend sein und muss so geschnitten sein, dass keine Haut (bis zu den
Fußknöcheln und bis zu den Handgelenken) sichtbar ist.
Bei den Männern dürfen nur der Unterarm, und die Waden zum Vorschein kommen. Diese Angaben
sind besonders für Betreuer, die vom Staat für den Kleiderkauf beantragt wurden, wichtig.

Hygiene
Sollten muslimische Frauen oder Männer beim Waschen auf Hilfe angewiesen sein, dürfen hier die
Frauen nur von Frauen und Männer nur von Männern gewaschen werden.
Bei beiden Geschlechtern muss der Schamhaarbereich, wie auch die Achselbehaarung stets entfernt
werden. Traditionell wird „fließendes Wasser“ zur Reinigung verwendet, kein „stehendes“.
Da vor jeder Gebetszeit (bis zu 5 täglich) eine Reinigung erfolgen muss, sind bei hilfebedürftigen
Muslimen das Gesicht, die Ohren, die Hände bis zum Ellebogen und die Füße zu waschen.
Auch Vor jeder Mahlzeit muss einem Moslem/einer Muslima die Möglichkeit gegeben werden, sich
die Hände zu waschen.

Kommunikation
Wenn es hier sprachliche Probleme geben sollte, muss bereits im Vorfeld abgeklärt worden sein, ab
auch Betreuungspersonal mit den gleichen Sprachkenntnissen in der Einrichtung tätig sind. Die
Zusammenführung von Moslems in der Einrichtung kann ebenfalls von Vorteil sein.

Sinn/Glaube
Der Glaube nimmt bei Moslems einen ganz besonders hohen Stellenwert ein. Gerade im Alter kann
diese Bedeutung nochmals steigen. Einem gläubigen Bewohner sollte, so weit es eben möglich ist,
das Leben nach seinen Glaubensvorstellungen ermöglicht werden:
Gebetszeiten achten, kein Kreuz oder christliche Bildnisse im Zimmer, Essens -und Hygieneregeln
respektieren.

Buddhismus
Im Buddhismus gibt es keinen Gott, was diese Religion von anderen unterscheidet. Es gibt aber
trotzdem ethische Regeln für ein „rechtschaffenes Leben“. Um nicht mehr wiedergeboren werden
zu müssen, strebt man nach der Verwirklichung der offenen Weite des Geistes, nach der
„Erleuchtung“. Das Ziel ist es, das begrenzte Ego zu überwinden. Die Mittel dazu sind Meditation,
Philosophie und rechtschaffenes Verhalten im Alltag.

Waschen und kleiden


Die Füße gelten als Gegenstück des Kopfes und werden in Asien oft als unrein bezeichnet.
Deshalb möchten Buddhisten, falls sie eine Buddhastatue oder ein Bildnis des Buddhas im Zimmer
haben nicht so schlafen, das sie mit den Füssen darauf zeigen.
Buddhisten der östlichen Länder legen Wert auf gleichgeschlechtliche Pflege (weibliche BW
werden von weiblichen Pflegepersonal gepflegt, bei Männer von männlichen Pflegepersonal)
Im westlichen Buddhismus ist das nicht so strikt, aber es sollte vorher mit dem BW abgesprochen
werden.

Essen und trinken


Grundsätzlich wird im Buddhismus geraten, nicht übermassig viel zu essen, da dies Trägheit und
Faulheit hervorrufen kann und der Gesundheit schade. Einige Buddhisten meiden Fleisch, Alkohol,
manche auch Knoblauch und Zwiebeln. Auf keinen Fall darf ein Tier unmittelbar für eine Mahlzeit
getötet werden. Es sollte von den Pflegenden geklärt werden, was der jeweilige Buddhist an
speziellen Wünschen im Bezug auf Essen und Trinken hat.

Sinn finden
Dem BW sollte es ermöglicht werden, seine Religion nach eigenem Ermessen und eigenen
Bedürfnissen ausführen zu können, z.B. das Zimmer nach seinen Wünschen einzurichten. Dazu
kann ein kleiner „Altar“ gehören, vor dem Der BW seine Meditation durchführen kann und auf dem
er Buddhastatuen aufstellen kann.

Allgemeines
Buddhisten sehen es nicht gerne, wenn Tiere getötet werden( z.B. nach Möglichkeit keine Insekten
töten in Gegenwart von Buddhisten, sondern fangen und ins Freie setzen).

Judentum
Das Judentum betont das Leben hier auf dieser Erde sehr stark – es soll so geführt werden, wie Gott
es in der Thora (die als „Altes Testament“ auch in der christlichen Bibel enthalten ist) vorgegeben
hat. Viele Juden glauben an eine Auferstehung und ein Leben nach dem Tode. Während im
Christentum die Liebe Gottes zu den Menschen im Mittelpunkt steht, betonen die Juden die
Gerechtigkeit Gottes , des einen und einzigen Gottes. Juden glauben also nicht an den „lieben Gott“,
der ihnen ihre Fehler vergibt, wenn sie ihn nur darum bitten, sondern an den „richtenden Gott“, der
die Fehler des Menschen (Sünden) mit dessen guten Taten verrechnet.
Das Judentum kennt zwar keine unterschiedlichen Konfessionen, jedoch sind die Unterschiede
zwischen orthodoxen und liberalen Juden enorm, weshalb die Frage nach den individuellen
religiösen Bedürfnissen besonderes Gewicht gewinnt.
Für Juden ist es oft auch während eines Krankenhausaufenthaltes üblich, im Kreise ihrer Familie
gepflegt zu werden und zu sterben. Bei orthodoxen Juden ist die Familie dazu verpflichtet, die
Grundpflege und die Ernährung eines Kranken zu übernehmen.
Dem Juden sind tägliche Gebete vorgeschrieben. Der Sabbat ( Freitag- bis Samstagabend ) ist
heilig, jegliche Arbeit (auch Zubereitung von Speisen) sowie die Verwendung bestimmter Energien
ist verboten, weshalb ein streng gläubiger Jude unter Umständen die Notrufglocke im Krankenhaus
oder Altenheim nicht verwendet und gehäuft spontan nach ihm geschaut werden sollte. Dringende
medizinische Maßnahmen sind zulässig.
Einem (orthodoxen) Juden darf nie die Hoffnung auf Gesundung genommen werden. Passive
Sterbehilfe ist verboten.

Waschen und Kleiden

Frauen
• dürfen nicht von Männern gewaschen werden
• dürfen nie ohne Kleidung liegen oder stehen
• benötigen immer eine Kopfbedeckung, ersatzweise eine Perücke

Männer
• dürfen von beiden Geschlechtern gewaschen werden
• dürfen nie ohne Kleidung liegen oder stehen
• tragen immer eine Kopfbedeckung ( Kippa ) auch nachts und bettlägerige Juden
• rasieren sich nie nass, sondern nur trocken
Bettlägerigen Juden muss öfter das Hände waschen angeboten werden, mindestens vor jeder
Mahlzeit und nach dem Aufstehen, da es eine rituelle Bedeutung hat. Während des Sabbats darf
keine Körperpflege durchgeführt werden.

Essen und Trinken


Das Judentum kennt überaus komplexe Vorschriften für rechtschaffene Ernährung, das „koschere“
Essen: Juden
• essen und verbrauchen kein Blut,
• essen bestimmte Teile von Tieren nicht,
• dürfen nur Fleisch vom Stier, Schaf, Ziege, Widder, Hirsch, Rehbock, Antilopen, Bisons und
Bergziegen essen, außerdem Fleisch von Geflügel und Fisch ( Keine Meeresfrüchte ).
• Das Tier muss auf vorgeschriebene Weise geschlachtet werden ( geschächtet ),
• Fleisch, das gebraten wird, muss vorher und nachher gespült werden,
• Insekten, Würmer und Reptilien dürfen nicht gegessen werden,
• Eier und Milch eines verstorbenen Tieres dürfen nicht verzehrt werden,
• Käse der nicht in Überwachung eines Rabbiners steht ist verboten,
• Fleisch- und Milchprodukte dürfen nicht zusammen zubereitet oder verzehrt werden,
besonderes Koch- und Essgeschirr ist für „fleischiges“ und „milchiges“ erforderlich,
• Fleisch und Fisch dürfen nicht zusammen gegessen werden,
• Wein und andere Getränke aus Trauben sind verboten,
• Fisch mit Fasern und Schuppen darf gegessen werden,
• Fleisch, das lebendigen Tieren entnommen wird, darf nicht gegessen werden,
• zu bestimmten Feiertagen gibt es bestimmte Speisen, z.B. zum Passa Fest ungesäuertes Brot.

Sich beschäftigen
• Besuch einer Synagoge organisieren
• Jüdische Kulturvereine einladen
• Mithilfe beim Organisieren von jüdischen Festen ( Schawuot , Chanukka , Passa – Fest,
Rosch – Haschana )

Ruhen und Schlafen


• Abendgebet berücksichtigen
• Duftlampen mit entspr. Düften anbieten
• Zimmer nach Wünsch und Bedürfnissen des jüdischen Bewohners gestalten (z.B. unbedingt
Kreuz entfernen).

Quellen:
• Pflege Heute, Urban und Fischer
• Die Pflege des Menschen, Mechthild Seel
• Pflegezeitschrift 4/2001

Tod und Sterben


Die Religion ist für viele Menschen das Fundament ihrer Lebensgestaltung. Für Schwerkranke und
Sterbende gewinnt häufig der Wunsch, Frieden mit seinem Schöpfer oder einer spirituellen Macht
zu schließen, an Bedeutung. Manchmal ist das Bedürfnis sich mit Gott und den Menschen
auszusöhnen, stärker als die Sorge vor Siechtum, Schmerz und Unannehmlichkeiten. Der Wunsch,
eine religiöse Handlung zu vollziehen, ist wichtiger als gewaschen zu werden oder Medikamente
einzunehmen.
Nachdem in Deutschland ein in der Verfassung verankertes Grundrecht auf freie Wahl der Religion
und ungestörte Religionsausübung gilt, muss dem Patienten auch, und gerade, in der Pflegesituation
Gelegenheit dazu gegeben werden. Das Pflegepersonal trägt hier eine große Verantwortung, denn
oftmals benötigt ein Patient bei der Glaubensausübung gewisse Hilfe.
Pflege ist nicht nur Hilfestellung bei der Erfüllung physischer Grundbedürfnisse, sondern geht auf
den ganzen Menschen mit seinen seelischen, psychischen uns spirituellen Bedürfnissen ein. Hier
ein kleiner Überblick für den Umgang mit Sterbenden und Verstorbenen der verschiedenen
Konfessionen:

Evangelische Christen
Hilfreiche Handlungen für den Sterbenden
Liegt ein Patient im Sterben, sollten die Angehörigen, und falls es der Sterbende möchte, ein
Priester informiert werden. Auf Wunsch sollten dem Sterbenden Hilfsmittel zum Gebet, eine Bibel
oder ein evangelisches Gesangbuch, gereicht werden. Kann der Patient nicht selber lesen, können
ihm Texte, Lieder und Gebete vorgelesen werden, zum Beispiel Psalm 23, das Lied „So nimm den
meine Hände“, das Glaubensbekenntnis oder das Vaterunser.
Umgang mit Verstorbenen
Beim Umgang mit Verstorbenen gibt es keine Besonderheiten zu beachten. Angehörige sollten
jedoch im Sterbezimmer Abschied nehmen können, evtl. kann auch mit dem Priester eine Andacht
abgehalten werden.

Römisch-katholische Christen
Hilfreiche Handlungen für den Sterbenden
Prinzipiell gelten die gleichen Hilfestellungen wie bei den evangelischen Patienten. Dem
Sterbenden kann die Bibel oder das Gesangbuch „Gotteslob“ gereicht werden. Auch Rosenkränze,
Medaillons mit Abbildungen vom Pabst, der Jungfrau Maria oder von Heiligen werden gern
genommen. Auf Wunsch sollte ein Kruzifix aufgestellt werden. Krankensalbungen sollten
ermöglicht werden.

Umgang mit Verstorbenen


Beim Umgang mit Verstorbenen gibt es keine wesentlichen Abweichungen zu der evangelischen
Kirche. Sofern es möglich ist sollte im Sterbezimmer eine Kerze angezündet werden, sie ist ein
Symbol für den Glauben an die Auferstehung. Vielfach wünschen Angehörige, dass dem Leichnam
die Hände wie zum Gebet gefaltet werden und ihm ein Kruzifix oder ein Rosenkranz in die Hand
gegeben wird.

Juden
Hilfreich Handlungen für den Sterbenden
Neben der Information der Angehörigen und auf Wunsch eines Rabbiners sollte Sterbenden eine
jüdische Bibel (Thora) gereicht werden, so sie es denn wollen. Einem Juden darf niemals die
Hoffnung auf Gesundung genommen werden, da jeder Jude, so lange er kann, leben und damit Gott
dienen soll. Demzufolge sind Maßnahmen, die das Leben verkürzen, nicht erlaubt, auch keine
passive Sterbehilfe. Die Rettung menschlichen Lebens hebt alle Gebote und Verbote des jüdischen
Glaubens auf.

Umgang mit Verstorbenen


Acht Minuten nach dem Eintritt des Todes wird eine Daunenfeder auf Nase und Mund gelegt. Der
Sohn des oder der Verstorbenen bzw. ein nächster männlicher Angehöriger verschließt Augen und
Mund, danach lässt man den Verstorbenen circa 30 Minuten allein.
Orthodoxe Juden beauftragen eine eigene Gesellschaft, die Chewra Kadischah, übersetzt „heilige
Gemeinschaft“, mit der Versorgung des Verstorbenen. Andernfalls übernimmt diese Aufgabe das
Pflegepersonal. Dabei werden die Hände des Verstorbenen entlang des Rumpfes ausgestreckt, er
wird gewaschen und mit einem weißen Hemd bekleidet. Der Körper wird mit einem weißen Tuch
bedeckt und das Bett so gestellt, dass die Beine in Richtung Tür zeigen. In Kopfhöhe des
Leichnams wird auf dem Nachttisch eine Kerze angezündet
Islam
Hilfreiche Handlungen für den Sterbenden
Liegt ein moslemischer Patient im Sterben, sollen die Angehörigen und ein islamischer Seelsorger
gerufen werden. Der sterbende Moslem hebt den Finger zum Himmel und spricht das Sterbegebet
( Shahada ) und das islamische Glaubensbekenntnis. Wenn der Patient den Finger nicht selbst heben
kann, übernehmen das Angehörige oder andere Muslime. Sollte kein Moslem beim Sterbenden sein,
dürfen dies auch Andersgläubige. Der Sterbende darf nicht durstig sterben, es sollte ihm ständig zu
trinken angeboten werden. Außerdem wird er so gedreht, dass er in Richtung Mekka blickt, also in
südöstliche Richtung. Die Augen werden bereits vor dem Ableben langsam geschlossen und dabei
ein Gebet gesprochen.

Umgang mit dem Verstorbenen


Nach dem Tod wird der Leichnam mit fliesendem Wasser gewaschen. Diese spirituelle Handlung
kann nur der Imam oder ein anderer, darin unterwiesener Moslem durchführen. Ist dies nicht
möglich, wird der Leichnam versorgt und im Nachhinein spirituell gereinigt. Die Versorgung eines
Verstorbenen islamischen Glaubens durch Andersgläubige ist für die Angehörigen sehr schwierig zu
akzeptieren und erfordert daher viel Fingerspitzengefühl. Auf jeden Fall sollte sie immer von
männlichen Pflegekräften durchgeführt werden. Bei der Versorgung ist zu beachten, dass die Hände
stets an die Seiten des Leichnams gelegt werden. Der Leichnam wird in weiße Laken gehüllt und
dann auf die rechte Seite gelagert.

Buddhismus
Hilfreiche Handlungen für Sterbende
Buddhisten wünschen sich, frühzeitig über den bevorstehenden Tod informiert zu werden, damit sie
sich besser vorbereiten können. Sie stehen in der Regel dem Tod mit einer Gelassenheit gegenüber,
von der wir viel lernen können.
Sterbende werden auf die rechte Seite gedreht, da Buddha so gestorben ist. In manchen
buddhistischen Richtungen bevorzugen Sterbende aber die Meditationsstellung, zumindest eine
gewisse aufrechte Körperhaltung.

Umgang mit Verstorbenen


Nach Eintritt des Todes soll der Leichnam 45 Minuten lang nicht berührt werden. Angehörige und
Mitglieder der buddhistischen Gemeinschaft bleiben beim Toten und meditieren. Der buddhistische
Glauben sagt, das 68 Stunden nach Eintritt des Todes das Bewusstsein des Verstorbenen wieder
erwacht und der sogenannte Bado-Zustand beginnt. In dieser siebenwöchigen Zeit lesen die
Angehörigen aus dem tibetischen Totenbuch , das als Anleitung für den Verstorbenen dient, durch
den Bardo-Zustand hindurch in eine gute Wiedergeburt zu finden.
Quellen: „Religiöse Bedürfnisse müssen berücksichtigt werden“ von Marc Kegreiß Pflegezeitschrift
4/2001
Die Pflege des Menschen, Mechthild Seel

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