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SINUS SOCIOVISION
Sinus und microm zeigen mit einer neuen Prognose, wie sich die Be-
völkerung in unseren Städten in den nächsten 15 Jahren verändern
wird. Die Folgen sind in vielen Fällen dramatisch, das soziale und
soziokulturelle Klima wird sich grundlegend wandeln. Denn hinter
den dürren Zahlen der amtlichen Bevölkerungsprognose verbirgt
sich nicht nur der demografische Wandel, sondern oftmals starke
Veränderungen in der Zusammensetzung der sozialen Milieus. Da-
mit kündigt sich ein grundlegender Wandel in Deutschlands Städten
und Gemeinden an. Für Politik, Unternehmen und den Wettbewerb
der Regionen hat das gravierende Folgen.
kolonnen bedeutet – aber auch für die politisch und wirtschaftlich Verantwort-
lichen in Städten und Regionen und für das soziale und gesellschaftliche
Klima.
Besondere Brisanz erhält diese Arbeit dadurch, dass sie nicht nur die amt-
liche Bevölkerungsprognose als Grundlage einbezieht, sondern auch die Zu-
sammenhänge der wirtschaftlichen Entwicklung integriert. Dabei zeigt sich
klar: Erfolgreiche Regionen haben ihren ganz eigenen Mix aus sozialen Milieus,
der sich von dem anderer Regionen unterscheidet. Vor dem Hintergrund
eines zunehmend schärferen Wettbewerbs der Regionen und Städte ist diese
Aussage von höchster Bedeutung: Denn es liegt auf der Hand, dass die
Zusammensetzung der Bevölkerung und damit ihre Interessen, Grundorien-
tierungen und Fähigkeiten die Attraktivität, die Leistungsfähigkeit und den
Charakter von Städten und Regionen stark prägen. Solche Aspekte sind
nicht nur für die Politik wichtig, für die es hier um sehr unterschiedliche
Wählergruppen der Zukunft geht, sondern auch für Unternehmen mit Blick
auf den Arbeitsmarkt und die lokalen Verbraucher der Zukunft.
Sinus und microm stellen unter dem Namen Milieu-Regio-Trend® diese Prog-
nosen flächendeckend und für unterschiedlichste Raumeinheiten zur Verfü-
gung: beliebig definierbare Regionen, Kreise, größere Gemeinden und die
größeren Stadtbezirke der großen deutschen Städte. Damit finden Planer und
Verantwortliche aus Politik, Stadtentwicklung, Immobilienwirtschaft, regiona-
ler Versorgung und Unternehmen nun solide prognostische Daten auf lokaler
Ebene für die Projektentwicklung und für Entscheidungen mit langfristigen
Auswirkungen.
Typische Fragen, die hier tangiert sind: Welche Städte und Regionen werden
die "richtigen" Milieus für bestimmte Unternehmen und Branchen bieten?
Welche Städte haben aufgrund der Zusammensetzung ihrer Bevölkerung die
besten Chancen, zu den Gewinnerregionen zu zählen? Welche Angebote
muss man in einer Region entwickeln, um auch in 5, 10 oder 15 Jahren noch
attraktiv für die dortige Bevölkerung zu sein und Abwanderung zu verhindern?
Gibt es Handlungsbedarf, um für die Zukunft wichtige Milieus und Bevölke-
rungsgruppen anzulocken, und was muss dafür getan werden? Wo macht es
Sinn, in bestimmte größere Einzelhandelsprojekte zu investieren? Wie ent-
wickelt sich der Bedarf an Infrastruktur? Welche Art von Wohnungsbau hat
Zukunft? Wo findet man für sein Unternehmen die richtigen Arbeitskräfte?
Die Graphik zur Entwicklung der Milieus in Berlin zeigt, wie sich die Berliner
Bevölkerung bis 2020 verändert. Mit Ausnahme der "Konservativen" finden
wir heute in der Berliner Bevölkerung noch eine relativ ausgeglichene Ver-
teilung aller Milieus. Das ändert sich in den kommenden Jahren stark. Die
traditionelle, kleinbürgerliche Seite stirbt aus, auch das gehobene "Etablierte
Milieu" verliert an Bedeutung. Die Polarisierung verschärft sich – einerseits
gewinnt der Geist von Berlin-Mitte und Potsdamer Platz (die leistungs- und
businessorientierte Modernität der Inner City mit ihrer Ästhetik aus Glas und
Stahl) an Bedeutung in der Stadt, andererseits aber auch die betont unkon-
ventionelle Qualität der experimentalistischen Szenen: Berlin wird Zentrum
einer digital geprägten Bohème des 21. Jahrhunderts. Damit gewinnt das
kreative Profil der Stadt, auch die wirtschaftliche Vielfalt nimmt zu, jedoch
nicht zwangsläufig auch die ökonomische Prosperität.
25%
20% Etablierte
Postmaterielle
Moderne Performer
Konservative
Anteil der Haushalte
15%
Traditionsverwurzelte
DDR - Nostalgische
Bürgerliche Mitte
10%
Konsum - Materialisten
Hedonisten
Experimentalisten
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2007 2010 2015 2020
Zeitachse
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KS Essen KS Dortmund KS Düsseldorf
Greifen wir als Beispiel Essen heraus: Der kontinuierliche Rückgang der Be-
völkerung wird bis zum Jahr 2020 unvermindert andauern. Lag die Gesamt-
bevölkerung Anfang der 90er Jahre noch bei ca. 627.000 Einwohnern, sieht
die Bevölkerungsprognose des BBR1 für 2020 gerade noch 541.300 Einwoh-
ner voraus. Dies entspricht einem Rückgang um 85.700 Einwohner, also
13,7%. Strukturell bedeutet das ebenso wie in Berlin einen dramatischen
Rückgang des "Traditionsverwurzelten Milieus" von rund 20% in 2007 auf
unter 10% bis 2020. Damit stirbt die alte Welt der Arbeiter und Taubenzüchter
endgültig aus – und mit ihr die Prägung der Region durch die Werte einer
auf Bescheidenheit, Fleiß, Anstand und Solidarität gründenden Lebenswelt.
Zu den Gewinnern zählen am ehesten die Milieus der "Konsum-Materialisten",
"Hedonisten" und "Modernen Performer". Aber anders als in Berlin wird in
Essen die moderne Unterschicht (d. h. die Milieus der "Konsum-Materialisten"
und "Hedonisten") mit einem Gesamtanteil nahe 40% bis 2020 zum prägen-
den Faktor. Trotz gleichbleibender Anteile werden aus den Mittel- und Ober-
schichtmilieus der "Postmateriellen", "Etablierten" und "Bürgerlichen Mitte"
unter dem Vorzeichen der Bevölkerungsabnahme absolut weniger Menschen
in Essen leben.
Damit wird das Bild der Stadt, ihre Außenwahrnehmung und ihr Image künf-
tig durch die moderne Unterschicht bestimmt. Während Berlin zum Zentrum
der digital geprägten Bohème des 21. Jahrhunderts wird, werden Essen und
das Ruhrgebiet eher zum Schmelztiegel des neuen Prekariats. Wenn solche
Effekte sichtbar werden, führen sie dazu, sich über Imagewirkungen selbst
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Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung
/Users/lars/Downloads/Milieu Regio Trend.doc
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SINUS SOCIOVISION
25%
20%
Etablierte
Postmaterielle
Etablierte
Moderne Performer
Postmaterielle
15% Performer
Konservative
Anteil in Prozent
Konservative
Traditionsverwurzelte
Traditionsverwurzelte
DDR DDR-Nostalgische
- Nostalgische
Bürgerliche Mitte
10% Bürgerliche Mitte
Konsummaterialisten
Konsum - Materialisten
Hedonisten
Experimentalisten
Hedonisten
Experimentalisten
5%
0%
2007 2010 2015 2020
Zeitstand
Zeitachse
für Unternehmen und Institutionen, die den soziokulturellen Wandel als Erfolgs-
faktor nutzen. Drei Jahrzehnte Erfahrung bei der Erforschung der Verbrau-
cherpsychologie, der Lebensstile und des gesellschaftlichen Wandels haben
die innovativen Methoden, die Forschungsprogramme und das strategische
Know how des Instituts geprägt.
Microm – einer der führenden Anbieter für Consumer Marketing – stellt die
ganzheitliche Kundenbetreuung durch einen an Kundennutzen und individu-
ellen Problemstellungen orientierten Beratungsansatz in den Vordergrund.
Die Schwerpunkte der Geschäftsaktivitäten liegen auf Kunden- und Markt-
strukturanalysen sowie der Optimierung von Maßnahmen für ein innovatives
Zielgruppenmarketing von der Neukundengewinnung bis hin zur Kundenreak-
tivierung. Diese Kernleistungen basieren auf einer soliden Datensubstanz mit
nachweisbar hoher Qualität und Quantität. Strukturen entdecken, Informatio-
nen ergänzen und Wissen generieren sind die Eckpfeiler für die Optimierung
von (Dialog-) Marketing- und Vertriebsmaßnahmen, Standortbewertungen
und Customer-Lifecycle-Prozessen. Als Servicepartner wählt microm immer
die am besten geeigneten Instrumente aus – Standardprodukte, maßgeschnei-
derte Lösungskonzepte oder Zukauf von Leistungen Dritter.
Microm ist ein Unternehmen der Creditreform Gruppe mit Hauptsitz in Neuss
und Niederlassungen in Zürich (CH) und Wien (A).
Vor rund 10 Jahren haben microm und Sinus gemeinsam das Modell der Sinus-
Milieus® unter dem Namen MOSAIC Milieus® in den Raum übertragen.
Die MOSAIC Milieus® verknüpfen das auf dem Konzept der mikrogeogra-
fischen Marktsegmentierung basierende MOSAIC Datensystem von microm mit
dem qualitativen Zielgruppenmodell der Sinus-Milieus®. Die Möglichkeiten der
mikrogeografischen Analyse werden damit erweitert, und die Sinus-Milieus®
werden für Direktmarketing-Anwendungen zugänglich, indem sie auf vorhande-
ne Kunden-Adressbestände und auf beliebige Flächengliederungen projiziert
werden können. Die Sinus-Milieus® erhalten so über ihre generelle strategi-
sche Aussage hinaus einen lokalisierbaren Nutzen.
Sinus Sociovision und microm haben anhand mehrerer für Testzwecke gemein-
sam entwickelten Datenbasen (über 35.000 Fälle) nachgewiesen, dass die
Verknüpfung ihrer Datensysteme diesen Informationsmehrwert liefert. Im
Rahmen dieser Entwicklung wurden repräsentative Befragungsdaten aus der
Sinus-Milieu-Forschung mit den microm Daten (MOSAIC Typologie, MOSAIC
Variablen, etc.) verknüpft. Auf Basis dieser Daten wurden Modelle entwickelt,
die für jedes Haus in Deutschland die statistische Wahrscheinlichkeit berech-
nen, mit der die einzelnen Sinus-Milieus® vorkommen.
Die einzelnen Cluster bzw. Typen wurden mit allen verfügbaren Merk-
malen genauer beschrieben. Darauf basierend folgte die Erstellung von
raumspezifischen Milieuprognosen (für jeden Raumtyp wurde eine spezi-
fische Milieuverteilung errechnet) und schließlich die räumlich differen-
zierte Übertragung dieser Prognosen auf die MOSAIC Milieus®.
Verwendete Quellen:
Altersklassen
kartographische Aufbereitung
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