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Wie mit dem Drohen
aufhören
&
trotzdem deine Grenze setzen
Schritt für Schritt erklärt
mit Beispielen
By FriedvolleMutterschaft
Schön, dass du da bist!
Wir alle kennen die Situationen mit unseren Kindern, in denen wir anfangen zu
drohen.
Entweder wissen wir nicht weiter und sehen keinen anderen Ausweg oder wir
sind zu erschöpft, genervt oder wütend um in dem Moment einen alternativen
Weg zu gehen. Häufig fühlt es sich so an, als würde nur das "funktionieren".
Schön, dass du da bist und bereit bist genau da hinzuschauen. Ich bin Dani und
durfte in der Begleitung tausender Frauen der letzen Jahre, immer wieder
erkennen, wie viel Unsicherheit es in Bezug auf auf das Thema Grenzen setzen
gibt. Es gibt einen Weg und den möchte ich hier mit dir teilen!
Du bist hier beim Großlieben gelandet und gehörst damit zu den Menschen,
die sich trotz eigener Erziehung und damit einhergehenden Wunden, immer
wieder für die Liebe entscheiden! Auf uns!
Auf den nächsten Seiten erwartet dich:
Drohungen sind Strategien zur Konfliktlösung. Wir wissen nicht weiter, es geht
nicht schnell genug, in uns wird der Druck immer größer und ein
"Wenn...dann...-Satz" folgt. Wir selbst sind mit Drohungen aufgewachsen und
wissen häufig schlicht und einfach keine Alternative. Was tun, wenn das Kind
nach vielen Versuchen einfach nicht vom Spielplatz mit nach Hause kommt? Wir
können ja nicht ewig dort bleiben. Was tun, wenn das Kind immer wieder uns
mit dem Wasserschlauch bespritzt?
Zu drohen ist wie eine Abkürzung (es funktioniert in jungen Jahren der
Kinder noch häufig) und lässt keinen Raum für gemeinsame
Lösungsfindung.
Warum nicht Drohen?
Deine Not wird nicht von dem ein zum anderen Tag verschwinden, hat mit
vielen Aspekten zu tun und braucht Übung. Mutterschaft stürzt uns in so viele
Themen hinein und besonders, wenn wir es anders machen wollen wird es
schwierig.
Wenn wir drohen fehlen uns zwei Fähigkeiten: Selbstregulation; die Fähigkeit,
dass du dich und deine eigenen Gefühle (wie Wut, Erschöpfung, Hilflosigkeit)
und Nöte begleiten kannst und liebevolle Führung; die Fähigkeit Grenzen
deinem Kind zu kommunizieren und zu halten.
In diesem Prozess ist es zunächst einmal wichtig, dass du für dich in die
Reflexion gehst. Dass du verstehst, wann und warum du zu Drohungen oder
Manipulation greifst.
Wertvolle Fragen könnten sein:
"In Welchen konkreten Situationen drohe ich immer wieder?"
"Welche Not habe ich in dem Moment (was will ich das endlich funktioniert)?"
"Was könnte mir in diesen Situationen helfen?"
Ein weiterer wichtiger Baustein ist das Verständnis. Fange an zu verstehen, was
du anstatt tun kannst (dabei werden dir die Fallbeispiele weiter hinten helfen).
Wir greifen so häufig zum drohen, da wir nicht wissen, was wir sonst tun
können.
Als letzten Baustein haben wir Verbindung. Drohen wird noch eine lange zeit
dein schnellerer Weg sein, dass was schneller funktioniert, doch du darfst dich
immer wieder dazu entscheiden, dass die Verbindung zu deinem Kind dir
wichtiger ist.
3 Fallbeispiele
Wichtig:
Diese Fallbeispiele kommen aus meinem eigenen Alltag und es kann
sein, dass du solche Situationen nicht erlebst, sondern ganz andere. Dies
ist jedoch nicht wirklich wichtig.
Schau dir die Situationen und die Schritt-für-Schritt-Anleitungen an und
übertrage es auf eure Konflikte und nimm das mit, was mit dir räsoniert.
Erwarte bitte nicht von dir, dass du danach jegliche Situationen so lösen
kannst; du darfst in diesem Thema mit Hilfe dieses PDF's deine ersten
Schritte gehen und ein Verständnis darüber bekommen, wie du anfängst
sicherer darin zu werden Grenzen zu kommunizieren und zu halten.
Beispiel #1
Der Wasserschlauch
Dein Kind möchte mit dem Wasserschlauch und der damit verbundenen
Spritzdüse spielen. Du hast deinem Kind deutlich gemacht, dass es dich und
euren Hund nicht bespritzen darf. Dein Kind macht es nach einer Zeit
trotzdem und hört nicht auf dein "Hör auf damit, das hatten wir abgemacht!".
Zu drohen fühlt sich gerade in solchen Situationen als die schnellste und
einfachste Lösung an. "Wenn du nicht aufhörst mich zu bespritzen, ist Schluss
mit dem Schlauch und wir gehen rein!" oder "Wenn du nicht aufhörst, darfst du
nie wieder mit dem Wasserschlauch spielen!".
Schauen wir uns das Ganze Schritt für Schritt an. Was können wir in so einer
und ähnlichen Situationen genau tun ohne zu drohen oder zu bestrafen:
Beispiel #1
Egal ob dein Kind dies nun befolgen kann oder nicht, gehst du zu deinem
2. Kind. Du hast zwar im Vorhinein mit deinem Kind besprochen, dass du nicht
bespritzt werden möchtest, wenn dein Kind jedoch müde oder überreizt ist,
das Bedürfnis nach Spielen hat oder der Reiz mit Wasser zu bespritzen zu
stark ist, ist die vorherige Absprache deinem Kind nicht mehr präsent!
Gehen wir mal davon aus, dass dein Kind deine Anforderung, den
Sandkasten zu bewässern nicht folgen KONNTE, was machst du dann? Wie
3. geht es weiter? Um nicht weiter bespritzt zu werden, nimmst du den Teil
des Schlauches der in deiner Nähe ist und klemmst ihn ab, so schützt du
dich vor weiterem Wasser. Es ist nun wichtig, dass du körperlich bei deinem
Kind bist, so kannst du es viel näher begleiten. Mit abgeklemmten Schlauch
in der Hand gehst du in die Knie zu deinem Kind drückst deine Grenze aus:
"Stopp! Ich lasse es nicht zu, dass du mich mit Wasser bespritzt, dass ist meine
Körpergrenze!"
Als nächstes gehst du auf dein Kind ein, versucht zu formulieren welches
4. Bedürfnis oder Not dein Kind gerade hat, zB. "Dir ist langweilig, oder?" oder
"Du möchtest so gerne mit mir eine Wasserschlacht machen?!" oder "Du findest
das richtig doof, dass ich nicht bespritzt werden will, weil es dir so Spass macht!"
oder oder oder.
Beispiel #1
Als letzten Schritt geht ihr in die gemeinsame Lösungsfindung, wobei du dir im
Vorhinein klar darüber werden darfst, was für dich okay ist und was nicht (in
Einbeziehung deiner Ressourcen und Grenzen). Es kann sein, dass du dich für
5. eine Wasserschlacht entscheidest, nachdem du dir einen Schwimmanzug
angezogen hast und dies mit deinem Kind so absprichst. Es kann sein, dass du
dein Kind dabei begleitest die Blumen zu bewässern oder ihr ein Spiel findet,
wie auf den Baum zielen etc.
Es kann also sein, dass du nicht auf den Wunsch deines Kindes nach einer
Wasserschlacht mit dir eingehst, egal wie sehr dein Kind sich das wünscht. Das
ist okay und du darfst und solltest bei deiner Grenze bleiben. "Ich weiß, wie sehr
du dir die Wasserschlacht wünscht. Ich möchte das heute nicht! Hättest du eine
andere Idee, was wir zusammen machen können?"
Höchstwahrscheinlich wird dein Kind dann viel Wut, Frust und Trauer
empfinden. Das ist okay. Dein Kind darf das. Diese Gefühle dürfen da sein. Je
nach Tageszeit und wie viel dein Kind schon erlebt hat, wird es deinem Kind
leichter oder schwerer fallen. Besonders intensive Kinder können dann in
6. starke Gefühlsstürme kommen und manche Kinder zeigen sehr viel
motorischen Ausdruck. Es kann also sein, dass dein Kind, sobald du eine
Grenze hältst, anfängt zu schlagen, zu schreien oder dich zu beschimpfen. Dies
ist ein Ausdruck seiner Gefühlswelt in diesem Moment. Du kannst dein Kind
dabei begleiten, einfach da sein und die Gefühle gemeinsam halten.
Beispiel #2
Das Laufrad
Dein Kind möchte mit dem Laufrad zum Supermarkt fahren.
Du hast dein zweites Kind auf dem Rücken in der Trage, ihr geht in der Stadt
zum nächstgelegenen Supermarkt und du wirst auf dem Rückweg die Einkäufe
tragen müssen. Du weißt ganz genau, dass es eher schwierig wird dann noch
dein Kind auf dem Laufrad zu begleiten, da deine Hände eh schon voll sind, ihr
in vielbefahrenen Straßen wohnt und dein Kind noch nicht wirklich die
Straßenregeln befolgen kann.
Du willst los. Vielleicht gab es davor schon Konflikte wegen Anziehen und
Co. Fühlst dich selbst nicht wirklich gewappnet für einen nächsten Konflikt.
Du weißt, dass dein Kind, wenn du sagst, dass das mit dem Laufrad nicht so
eine gute Idee ist, sehr wütend wird oder sich dazu beschließt gar nicht mehr
mitzukommen.
Du bist dir innerlich nicht wirklich klar. Siehst häufig wie andere Mütter
scheinbar mit Leichtigkeit und Ruhe ihre Kinder beim Laufrad fahren
begleiten und möchtest dies deinem Kind eigentlich auch ermöglichen.
Es wäre ein leichtest für dich zur Manipulation zu greifen "Wenn du das
Laufrad hier lässt, kaufe ich dir gleich ein Eis." oder zu drohen "Wenn du das
Laufrad nicht hier lässt, gibt es kein Eis."
Schauen wir uns das Ganze Schritt für Schritt an. Doch zuvor noch etwas
Wichtiges:
Beispiel #2
Im 2. Schritt kann ich dir empfehlen auf dein Kind einzugehen "Du willst so
gerne das Laufrad mitnehmen, oder?". Kommt ins Gespräch, nimm dir hier
2. noch eine Minute mehr. Hol dein Kind erstmal da ab, wo es gerade ist.
Verbinde dich mit dem Wunsch deines Kindes dieses Laufrad mitzunehmen
und mit seinem Bedürfnis. Das Bedürfnis könnte Autonomie sein (selbst zu
entscheiden, wie es zum Supermarkt kommt), es könnte auch Spiel&Spaß
sein (da es mit dem Laufrad sich diese Bedürfnisse erfüllt) oder Bewegung
etc. Im Gespräch kannst du vielleicht herausfinden worum es deinem Kind
geht, vielleicht auch nicht.
Dein Kind wird dann je nach Situation, Tag, Charakter deines Kindes
reagieren. Mit Frust, Wut, Verständnis, der Fähigkeit eine Alternative zu
4. finden etc. Das kommt auf viele Aspekte drauf an.
Erwarte hier von deinem Kind nicht, dass es deine - so wie ich sie nenne -
"Erwachsenenlogik" versteht. Für dich ist klar, dass dies eine
Gefahrensituation ist oder dass du bei diesem Einkaufstripp nicht alle deine
Ressourcen verbrauchen willst, um auch noch den Rest des Tages deine
Kinder begleiten zu können. Für dein Kind ist erstmal nur das Gefühl da.
Beispiel #2
Vielleicht entschärft sich die Situation, weil dein Kind sich in seinem Gefühl
"Ich weiß wie doof das jetzt ist, das Laufrad nicht mitnehmen zu können" und in
seinem Bedürfnis "Das macht dir so viel Spaß!" gesehen fühlt. Wenn dies so ist
5. und dein Kind aufnahmefähig ist, könntest du einen Vorschlag machen "Ich
habe eine Idee: Lass uns ein Spiel finden, dass wir auf dem Weg zum Einkaufen
spielen! Fällt dir was ein?"
Es kann sein, dass dein Kind (aufgrund deiner Entscheidung das Laufrad zu
Hause zu lassen) mit großen Gefühlen beschäftigt ist. Es ist hier ganz wichtig,
dass diese Gefühle da sein dürfen, ihr da gemeinsam hindurchgeht und du bei
6. deiner Entscheidung bleibst. Wenn wir Angst vor diesen Gefühlen haben oder
denken: "Mein Kind leidet jetzt, das möchte ich nicht" oder "Ich muss meinem Kind
seinen Wunsch erfüllen um eine liebende Mutter zu sein" werden wir nicht bei
unserer Entscheidung bleiben können und immer und immer wieder über
unsere Grenzen gehen, bis wir nicht mehr können und uns in großer Wut
wieder finden.
Wenn Kinder durch diese Gefühle gehen, brauchen sie uns an ihrer Seite. Du
7. musst dafür nicht viel sagen. Sei da und halte diese Gefühle gemeinsam mit
deinem Kind aus. Es könnte sein, dass dein Kind dann handgreiflich wird, auch
da ist es wichtig wieder seine Grenzen zu kommunizieren "Stopp! Das ist meine
Körpergrenze!" oder dich anfängt zu beleidigen "Wenn du "xyz" sagst, bist du
gerade ganz schön wütend." In solchen Momenten darüber zu reden, dass ihr
euch nicht beleidigt und warum ist nicht wirklich effektiv oder hilfreich, dies
könnt ihr zu einem späteren Zeitpunkt tun, wenn das Kind wieder Kapazität
hat.
Wenn wir den Raum geben für die Gefühle des Kindes, kann es länger dauern.
Dies ist eine Konsequenz, die wir tragen, wenn wir uns gegen Drohungen und
8. Manipulation entscheiden. Dies ist jedoch nicht immer der Fall. Je häufiger du
den Raum aufmachst und dich darin übst dein Kind und seine
Gefühle&Bedürfnisse zu sehen, desto sicherer wirst du darin gemeinsam mit
deinem Kind durch den Konflikt zu gehen.
Beispiel #3
Du willst los und spürst den Druck, dass es jetzt funktionieren muss, da ihr
zu Hause noch Abendessen müsst, Zähne putzen, Gute-Nacht-Geschichte
etc..
Du hast Angst vor den Blicken der Anderen, wenn dein Kind einfach nicht
mitkommen will. Immer wieder siehst du wie andere Eltern mit ihren Kindern
den Spielplatz verlassen und vergleichst dich und dein Kind mit ihnen.
Du weißt einfach nicht, was du tun kannst damit dein Kind mitkommt, da du
es schon dreimal versucht hast. Die Situation könnte dich sehr wütend
machen, da sie immer wieder vorkommt und du dich sehr hilflos und unfähig
fühlst.
Es wäre ein leichtest für dich jetzt zu drohen: "Wenn du nicht mitkommst,
gehe ich ohne dich" oder "Wenn du nicht mitkommst, lese ich dir zuhause keine
Gute-Nacht-Geschichte mehr vor.".
Frage dich, ob dein Kind dich überhaupt wahrnehmen konnte als du gesagt
hast "Wir müssen jetzt nach Hause. Komm bitte.". Häufig ist es so, dass
3. unser Kind so vertieft ist im Spiel oder aber schon sehr müde und/oder
überreizt ist, dass es dich gar nicht wirklich wahrgenommen hat.
Wenn du deinem Kind nun etwas sagen möchtest, ist es wichtig, dass du
auch körperlich ganz nah bei deinem Kind bist, sodass es dich wahrnehmen
kann. Was du sagen könntest "Wir gehen jetzt nach Hause.".
Je nach dem Bedürfnis und der Kapazität deines Kindes gibt es viele
Möglichkeiten. Wenn dein Kind noch die Kapazität hat, kann es sehr helfen
"Spiel&Spaß" mit reinzubringen. "Hast du Lust auf ein Spiel und wir laufen wie
4. rennende Pinguine nach Hause". Einigen Kindern hilft es auch sich noch von
dem Spielplatz zu verabschieden oder das Kind zu fragen, welche eine Sache
es noch machen möchte. Es gibt da wirklich viele Möglichkeiten.
Beispiel #3
Es kann jetzt sein, dass du einiges probiert hast und dein Kind dich nicht mehr
5. wahrnimmt. Du probiert hast gemeinsam eine Absprache zu treffen, dein Kind
jedoch immer wieder wegrennt, dich mit Sand beschmeißt oder oder oder.
Wichtig ist es dann, dass du Verständnis für dein Kind hast; es kann jetzt
schlicht und einfach keine Absprache, Kompromiss oder Lösung mit dir finden.
6. Nicht weil es das nicht will, sondern es das nicht mehr kann. Einige Eltern
berichten dann auch, dass die Kinder immer wieder wegrennen und sich weh
tun, da sie schon so müde und überreizt sind.
Geh zu deinem Kind und bevor du etwas tust, sagst du deinem Kind was als
nächstes passieren wird: "Ich weiß, dass du noch ganz lange hier bleiben willst. Ich
7. verstehe das. Wir gehen jetzt nach Hause. Ich werde dich jetzt auf den Arm nehmen
und mit dir nach Hause gehen."
8. sondern seinen Gefühl freien Lauf lassen. Das ist okay. Du bist mit deinem
Kind in einem Team. Du nimmst dein Kind auf den Arm und begleitest seine
Gefühle.
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