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03.11.

23, 12:43 Der Hexentanzplatz - kult-ur-ort-harz

DER OPFERSTEIN AM HEXENTANZPLATZ


Einst trottete ein armer Thalenser zum alten Heidenberg, warf sich vorm
altheiligen Opferstein auf die Knie, um sein hartes Los zu beweinen. „Ich
armer Tor“, schluchzte er verbittert, „Ach hätte ich doch einen Wunsch frei,
nur für mich - nur ein Begehr! Dann wäre ich der glücklichste Mann im
Harz.“
Eine kleine silberne Münze legte er in des „Teufels Waschbecken“, strich mit
seinen Fingern über die Runen - von denen einige sagen es wären die
Kratzspuren des aufgebrachten Teufels - malte die Svastika nach und bat
dann mit erhobenen Armen zum Himmel: „Bitte Gott, oder irgendjemand,
von mir aus auch der Teufel, erhöre mich. Einen Wunsch - mehr möcht‘ ich
nicht!“

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03.11.23, 12:43 Der Hexentanzplatz - kult-ur-ort-harz

Eine Elfe, die in einer der alten Eichen hauste, hatte endlich Mitleid, wohl
auch um dem Kopfbrummen vorzubeugen, den das Gezeter der Menschen
bei allzu feinfühligen Wesen stets zu verursachen pflegte. Das feine Wesen
zeigte sich dem Menschen, dem das Maul vor Erstaunen so weit
offenstand, dass Falken darin Kreise hätten ziehen können.
„Mensch“, sagte die Elfe, „hörst du nur auf zu Jammern, sollst du drei
Wünsche bekommen!“ „Drei Wünsche? Womit hab‘ ich dich verdient guter
Geist? Ich schwör’s – nimmer wieder wird‘ ich dich belästigen!“
Der Manne aus dem "Dorp to dem Tale" ging, nein er schwebte fast nach
Hause, rief all seine Lieben zusammen und gemeinsam berieten sie sich,
wie denn die drei Wünsche in pures Glück zu verwandeln seien.
„Ein Ziegengespann wünsch ich mir!“, sagte der Bube. „Nein, ich will ein
Püppchen zum Spielen.“, widersprach seine Schwester. „Ein Diadem und
schöne Kleider!“, begehrte die Dame des Hauses. „Einen Stall voller Vieh!“,
war die Antwort des Großvaters. „Einen großen Hof“, „eine Truhe voller
Gold“, „immer genug Brot“, „einen Grafentitel“ – unzählige Ideen trafen
aufeinander, aber einig wurde man sich nicht!
Nach drei Tagen und drei Nächten des Debattierens ohne gegessen oder
geschlafen zu haben, meinte das Eheweib des Suderöders, sie müsste
doch zumindest über einen Wunsch bestimmen dürfen, erledige sie doch
im Haushalt alle Aufgaben, erziehe die Kinder, versorge das Vieh, pflege den
Mann, nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.
Ja, es war ein guter, wenn auch oft törichter Ehegatte. Er gab der Frau
einen seiner drei Wünsche. In ihrem großen Hunger aber sagte sie: „Ach,
möge doch eine Wurst durchs Fenster geflogen kommen und sich hier auf
den Tisch legen!“ Wie gewünscht, so geschehen. Der erste Wunsch ward
töricht verbraucht, aber der Ehegatte ertrug es in stoischer Gelassenheit …,
oder doch eher nicht: „Möge dir diese Wurst doch an der Nase wachsen!“,
rief er erbost und der zweite gute Wunsch war auch dahin.
Was sollte nun werden? Der Frau wuchs eine meterlange dicke Wurst an

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der Nase. Sollte man etwa auch den dritten Wunsch verschwenden, um die
Wurst wieder wegzuzaubern? Mitnichten! Der Mann nahm sein schärfstes
Messer zur Hand und stutzte kurzentschlossen die Nase seiner Frau auf die
alte Länge. Doch ihr Zipfel-Zinken wuchs sofort wieder nach. Länger und
länger ward die Wurst und schlängelte sich bereits durchs ganze Haus.
Wieder schnitt der Suderöder die Wurst von der Nasenspitze und wieder
wuchs sie und wollte kein Ende nehmen. Als er ein drittes Mahl sein Messer
ansetzte, sagte die Frau: „Schneidest du mir noch einmal die Wurst von
meiner Nase, dann schwöre ich beim Himmel, ich schneide dir dein
Würstchen …“
Das verstand der Mann und brachte es mit diesem Bild viel lieber übers
Herz seinen letzten Wunsch zu opfern. „Möge die Nase meiner Frau wieder
ihre alte, zierliche Form bekommen!“, sagte er verzweifelt. Töricht
gewünscht – töricht erfüllt. Alle Wünsche waren verbraucht. Aber Hunger
leiden musste die Großfamilie nie wieder. Ja, man sagt sogar, deren
Nachkommen hätten nach vielen Jahren noch immer so viel Wurst übrig
gehabt, um im Ort die erste Fleischerei zu eröffnen.
(WANDERSAGE, die auch von anderen Harzorten erzählt wird,
aufgeschrieben von Carsten Kiehne)

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