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246 Forschung und Lehre FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G

Europa,
amerikanisch erklärt
Die transatlantische Verlagerung des Publikationsmarktes
und ihre Folgen: das Beispiel der Wirtschaftswissenschaften

E
s ist keine gewagte Behaup- nicht in ihrer Muttersprache schreiben
tung, dass sich der weltweite können, die sie in der Regel wesentlich
Siegeszug amerikanischen besser beherrschen als jede Zweitspra-
Fastfoods weniger dessen che. Das trägt ihnen einen komparati-
Qualität als effizienter Pro- ven Nachteil zu ihren englischsprachi-
duktion und Vermarktung verdankt. gen Kollegen ein und führt zu stilisti-
Was hat das mit der Wissenschaft zu scher Nivellierung. Die Autoren müs-
tun? Nun, ein vergleichbarer Vorgang sen sich den anglophonen Peers anglei-
spielt sich seit langem im wissenschaftli- chen und werden es doch nie ganz schaf-
chen Publikationswesen ab. Über alle fen.
Fachgebiete hinweg blickt man gebannt Diese Entwicklung verstärkt wieder-
in die Vereinigten Staaten, möchte dort um die Herausbildung von Seilschaften
und nirgends anders publizieren, ganz und Ko-Autorenkartellen. Da eine er-
unabhängig von der gebotenen Qualität. folgreiche Publikation eines Einzelarti-
Und weil das schon seit längerem so ist, kels in einem hochrangigen Journal mit
gibt es oft keine einheimische Alternati- hoher Ablehnungsquote sehr unsicher
ve mehr. Das hat allerdings zwei Nach- ist, gibt man lieber seinen eigenen Na-
teile: Erstens senkt es die Marktchancen men einer fremden Publikation hinzu
der eigenen Publikationen, denn der Zu- und verspricht dasselbe als Gegenleis-
gang zum amerikanischen Markt ist tung. In der Folge bekommt man bei
schwer. Zweitens verändert es auch ih- Vorträgen anstelle komplexer Problem-
ren Charakter und den der Wissen- erfassung nur noch Einzelaussagen zu
schaft. hören. Nachfragen zur Methodik wer-
Erinnern wir uns: In der Physik war den mit dem Hinweis beschwichtigt,
Deutsch bis 1933 weltweit die Lingua der dafür zuständige Ko-Autor sei lei-
franca. Wichtige Publikationen wurden der nicht anwesend. Die übermäßige
in deutschen Fachzeitschriften abge- Spezialisierung führt so zu einem Man-
gel an integrativer Kenntnis des eige-
druckt, bis das NS-Regime die besten
nen Fachs, zumal Universitäten, die nur
Wissenschaftler ins Exil trieb. Die
noch auf Kennzahlen blicken, Fachwis- Meditationspause im globalen Netz: Szene aus Werner Herzogs Internetfilm „Lo and Behold“
Volkswirtschaftslehre war noch bis in Foto ddp
sen nicht mehr belohnen.
die neunziger Jahre ein äußerst vielfälti- Nur scheinbar paradox ist der gegen-
ger Publikationsmarkt, auf dem speziel- läufige Trend zu übermäßiger Verallge-

Mondlandung auf der Erde

le Themen mit lokalen Besonderheiten meinerung. Er ist der Forderung vieler
ein hohes Gewicht hatten. Das war für amerikanischer Zeitschriften geschul-
die wirtschaftspolitische Beratung för- det, den eigenen Ansatz mit einem Pra-
derlich und stimulierte intellektuelle In- xisbeispiel zu verzieren, das angesichts
terventionen von Volkswirten. Schon der Empirie-Ferne der betriebenen For-
damals gab es jedoch eine Gruppe euro- schung meist in der Luft hängt.
päischer Volkswirte, die sich lieber an Die Publikationschance auf dem ame-
amerikanischen Ökonomen orientier- rikanischen Markt erhöht sich mit der
ten. Ihr Interesse galt nur noch allgemei- Behauptung, mit der eigenen For-
nen Themen, die sie mit abstrakten ma-
thematischen Modellen untersuchten.
schung am nächsten „großen Ding“
dran zu sein. Gern bezieht man sich des-
Der Umschwung in Europa kam ins- halb auf Debatten, die an amerikani-
besondere durch die Vereinigung des eu- schen Universitäten gerade geführt wer-
ropäischen Marktes. Regionale und na- den, ohne zu fragen, inwieweit sie auf
tionale Barrieren verschwanden, die
Globalisierung nahm Fahrt auf. Es lohn-
europäische oder nationale Gegeben-
heiten übertragbar sind. Für Nach-
te sich fortan viel weniger, zu lokalen wuchswissenschaftler gilt in den Wirt-
Themen zu forschen, und Publikatio- schaftswissenschaften mittlerweile:
nen widmeten sich fortschreitend allge- „Publiziere in den dir gerade noch er-
meinen Themen. Die deutsche Betriebs-
wirtschaftslehre schlug etwas später
reichbaren hochrangigen amerikani-
schen Top-Journals.“ Das hört sich un-
den gleichen Weg Richtung Amerika verfänglich an. Allerdings regeln diese
ein. Fachzeitschriften auch den Wissen-
en Techniken des switching kleiner Daten-
Vor fünfzig Jahren pakete und des „Sprechens“ von Rechnern
wurde die erste Internet- über gemeinsame Protokolle, war keines-
wegs glamourös. Sie war im Gegenteil
botschaft verschickt. technisch und organisatorisch hoch un-
wahrscheinlich. Ohne die luxuriöse For-
Computer begannen schungsfinanzierung der Advanced Re-
miteinander zu „reden“, search Projects Agency des amerikani-
schen Militärs wäre sie nicht möglich ge-
und die E-Mail entstand wesen. Auch aufgrund dieser Geldquelle
hat sich der urbane Mythos etablieren kön-
fast nebenbei. Es war nen, das Internet wäre eine Erfindung des
die Geburtsstunde des amerikanischen Militärs.
Für die beteiligten Computerwissen-
Arpanet. schaftler und Technikfirmen wie Bolt, Be-
ranek & Newman in Boston standen je-
doch militärische Zwecke keineswegs im
Vordergrund. Vielmehr hatten der Psycho-
und ein Timesharing von Rechenkapazi-
tät ermöglichen.
Das Teilen wissenschaftlicher Ressour-
cen wurde infolgedessen als Hauptanwen-
dung vernetzter Rechner propagiert. Statt
Magnetbänder zu transferieren und die
Software für den eigenen Rechner neu zu
programmieren, sollten sich Programme
auf den Großrechnern anderer Universitä-
ten ausführen lassen. Robert Taylor ge-
lang es mit dieser Grundidee, in einem
zwanzigminütigen Gespräch mit Arpa-Di-
rektor Charles Herzfeld eine Million Dol-
lar Anschubfinanzierung zu sichern.
Beim Aufbau des Arpanet etablierte
sich von 1968 an eine Arbeitsteilung, bei
der Softwareentwicklung als noble akade-
mische Aufgabe angesehen wurde. Die
bung gekennzeichnet, in der technische
Expertise das Maß aller Vorschläge blieb
– Meritokratie zählte, nicht demokrati-
sche Abstimmungsverfahren.
Die Welt des Arpanet blieb weitestge-
hend eine geschlossene, männliche Do-
mäne technischer und wissenschaftlicher
Expertise. Für andere staatliche Großpro-
jekte wie das Raumfahrtprogramm der
Nasa ist die unsichtbare Arbeit schwarzer
wie weißer Mathematikerinnen und Pro-
grammierinnen in den letzten Jahren re-
habilitiert worden. Einige hidden figures
des Arpanet harren noch einer vergleich-
baren Würdigung, darunter Elizabeth
Jake Feinler, die eine zentrale Rolle in der
am Stanford Research Institute angesie-
delten Nutzerberatung spielte.

A
Die negativen Folgen dieser Konti- schafts-Arbeitsmarkt in den Vereinig- Der Erfolg des digitalen Netzes mani-
m 29. Oktober 1969 notierte loge J.C.R. Licklider und der Computer- Realisierung der Hardware qualifizierte
nentaldrift lassen sich heute in vielen ten Staaten (Einstellungen, Gehälter et festierte sich in genau dem Bereich, für
Charles S. Kline um 22.30 Uhr wissenschaftler Robert Taylor als Leiter man gern als Ingenieursangelegenheit ab, den es eigentlich gebaut worden war:
Feldern beobachten. Beispielsweise im cetera). Umso mehr werden europäi- im Laborbuch: „mit SRS gespro- des Information Processing Techniques mit der sich externe Dienstleister befas-
Berufungsverfahren: War eine hochwer- sche Autoren als Eindringlinge betrach- dem bis heute zentralen Teilen von Res-
chen/von Host zu Host“. Mit die- Office weitgehend freie Hand. Im Gegen- sen sollten. Dabei verfügten die Angestell- sourcen der Nutzer. Bevor Feinler im Auf-
tige Publikation in einem angesehenen tet, die knappen Journalplatz wegneh- sem protokollarischen Eintrag dokumen- satz zu anderen Arpa-Projekten mit ver- ten von Bolt, Beranek & Newman (BBN)
Journal einmal der Mindeststandard für men. Doktoranden mit wissenschaftli- trag von Douglas Engelbart das Network
tierte Kline, der an der University of Cali- heerender Relevanz für Kalten Krieg und über wesentlich mehr Erfahrung als die Information Center aufbaute, hatten alle
eine Professur, so werden heute in bei- chen Ambitionen wird deshalb häufig fornia in Los Angeles arbeitete, die erste Vietnam-Krieg stand baldige Anwendbar- zahlreichen jungen Computerwissen-
geraten, ihren Doktor in den Vereinig- Beteiligten betont, wie experimentell das
den Fächern hauptsächlich Publikati- gelungene Verbindung zweier Computer keit zunächst nicht auf der Prioritätenlis- schaftler, die an den beteiligten Universi-
ten Staaten zu machen, um vom un- Computernetzwerk weiterhin sei. Was
onspunkte gezählt. Nicht mehr der In- im Arpanet. Es handelte sich um den zwei- te. Der staatliche Kapitalvorschuss wurde täten tätig waren. Folgerichtig wurde das 1971 und 1972 trotz verfügbarer Netzver-
halt und dessen fachliche Begutachtung gleich besseren Zugang zum amerikani- ten Kontaktversuch. Eine erste Verbin- eher als Möglichkeit zur Realisierung von erste Vernetzungsdiagramm von Alex-
schen Publikationsmarkt ihrer dortigen bindungen fehlte, waren Anwendungen
spielen die Hauptrolle, sondern der In- dung zwischen UCLA und dem Stanford Wissensutopien angesehen – wobei die ander McKenzie bei BBN gezeichnet – und Anwender.
dex-Rang der Journale, in denen mög- Betreuer zu profitieren. Research Institute (SRS) war noch am Log- mögliche militärische und geheimdienstli- mit den in Boston gefertigten IMPs als Fix- Als eigentliche Geburtsstunde gilt da-
lichst viele Publikationen erschienen in-Befehl gescheitert: Bei Eingabe des G che Nutzung von den Wissenschaftlern punkten und den universitären Rechnern her die International Conference on Com-
sind. Die Wahrscheinlichkeit, in hoch- Wirtschaftspolitik ohne stürzte der SDS-940-Computer in Stan- stillschweigend eingepreist wurde. in Stanford, Salt Lake City, Santa Barbara puter Communication im Washingtoner
klassigen amerikanischen Zeitschriften konzeptionellen Unterbau ford ab. Die Inbetriebnahme des Arpanet Licklider hatte den Zielhorizont hoch und Los Angeles als lediglich nachgelager- Hilton. Sie brachte im Oktober 1972 die
zu publizieren, ist allerdings gering. am 29. Oktober 1969 fand im Gegensatz angesetzt: Nicht weniger als ein Interga- ten Knoten. verteilte Arpanet-Gemeinde in einem Ho-
Deshalb orientieren sich junge Wissen- So hat sich zwar eine globale For- zur Apollo-Mission nicht öffentlich statt. lactic Computer Network schwebte ihm Zum Arpanet gehörte nicht nur diese tel zusammen. Nicht nur die Umgestal-
schaftler zunehmend an den Themen, schungsliteratur herausgebildet, wie Sie gilt gerade deswegen als mythische in einem Memorandum von 1963 vor. Zu- Arbeitsteilung, sondern ein unverzichtba- tung des Hotels zum Netzwerkknoten
die in diesen Journalen gerade hoch im Marx und Engels schon 1848 prophe- zweite Mondlandung und mittelfristig grö- sammen mit Robert Taylor plädierte er res Medium des kooperativen Austauschs samt Terminal-IMP für über 40 Rechner
Kurs stehen. Wirtschaftspolitische, zeit hatten, die aber nicht zu größerer ßere Überraschung des Jahres – unschein- 1968 in einem legendären Artikel für den zwischen Akademikern und Technikern: gelang. Hektische Programmieraktivitä-
praktische und lokale Themen spielen Vielfalt, sondern zur Anpassung an bar, aber weltverändernd. „Computer as Communication Device“. die Textkultur der Requests for Com- ten im Vorfeld führten zur Demonstrati-
für sie kaum noch eine Rolle. amerikanische Standards geführt hat. Andere Forschungsnetze der sechziger Licklider fasste Vernetzung und Mensch- ments. Unter dem Sekretariat von Steve on lauffähiger Anwendungen, etwa für
Der Mangel wird dadurch verschärft, Tatsächlich scheinen amerikanische und siebziger Jahre, ob nun in England, Maschine-Interaktion als eine vor allem Crocker wurden ab 1969 technische Vor- ein verteiltes Flugsicherheitssystem oder
dass Publikation in hochrangigen inter- Ökonomen in experimentellen, theore- Frankreich oder der Sowjetunion projek- sprachlich verfasste Angelegenheit auf. schläge per verteiltem Memorandum dis- eine Wetterabfrage.
nationalen Journalen wie „Nature“ und tischen und empirischen Aspekten inno- tiert und teils realisiert, bleiben oft nur Ex- Die interaktive Programmierung und Be- tribuiert. Der bis heute typische Stil frei- Zur wirklich zentralen Software des Ar-
„Science“ von großen Förderorganisatio- vativer zu sein. Das gilt aber nicht für perten bekannt. Das Netz der Advanced dienung des Computers sollte an die Stel- williger Netzwerkstandardisierung beton- panet entwickelte sich jedoch die von Ray
die wirtschaftspolitischen Konzepte. Research Projects Agency (Arpa) aber ist le des Lochkartenbetriebs treten. Compu- te zwar die Offenheit für Neues. Er war Tomlinson bei BBN 1971 entwickelte
nen wie der Deutschen Forschungsge-
Durch die Amerikanisierung wurde mittlerweile Pop. Thomas Pynchon zele- ter sollten lernen, untereinander zu reden aber von Anfang an durch eine Umge- Kombination der zwei Programme
meinschaft besonders hoch gewichtet
zwar die Artikelqualität deutlich gestei- briert es als paranoisches Element seiner SNDMSG und READMAIL. Sie ermög-
werden. Man muss dann nur noch die
gert und ein Zugewinn an Rigorosität er- Kifferballade „Inherent Vice“. In der Fern- lichte den Versand elektronischer Post
Impact-Faktoren der Luxus-Journale zu- reicht. Vorteilhaft ist dies besonders für zwischen Arpanet-Rechnern, der schnell
sammenzählen, und fertig ist die Beru- sehserie „The Americans“ infiltrieren rus-
politiknahe Analysen, da hier avancier- sische Spione das abgeschlossene Netz 75 Prozent des Netzwerkverkehrs aus-
fung. Aus dem Blick gerät, dass der Im- te empirische Werkzeuge auf reale Pro- machte und die Adresskonvention inklusi-
pact-Faktor, der den wissenschaftlichen (während in der Realität die CIA nicht ge-
bleme angewendet werden und vorläufi- lingende Vernetzungspläne der russischen ve @-Zeichen etablierte. Der Mailverkehr
Rang einer Zeitschrift vorgeblich neu- ge und unbegründete Urteile zurück- unter Experten entstand ohne Planung
tral bestimmt, ursprünglich nicht als Kri- Kybernetik ausspionierte).
drängt werden. Geschwächt wird aller- Werner Herzog beginnt seinen Internet- und wurde später zur Post für alle. Ausge-
terium für die Güte eines wissenschaftli- dings die Synthesekraft. So wurde die rechnet die wichtigste Netzerfindung ent-
chen Beitrags und die Reputation eines film „Lo and Behold“ mit nicht weniger als
Liberalisierung des Telekommunika- stand im praktischen Austausch über an-
Forschers erfunden wurde, sondern von der Inszenierung einer zweiten digitalen dere Erfindungen.
tionsmarktes in Deutschland konzeptio- Schöpfung: Der Ingenieur Leonard Klein-
Bibliothekaren als Kriterium für das nell entscheidend von Ökonomen vor- Der überraschende Erfolg der E-Mail
Abonnement von Zeitschriften. rock führt die Zuschauer zum ersten Arpa- gehört zum Mythos Arpanet ebenso wie
bereitet. Es ist fraglich, ob sich für eine net-Router an der University of California.
so weitreichende Reform heute noch ge- das berüchtigte Image seiner Gründungs-
Herzog hüllt Kleinrocks Legende und den agentur und ihrer geheimen Auftragsfor-
Amerikanische Beispiele für nügend übergreifend qualifizierte Ex- kühlschrankgroßen Interface Message Pro-
perten finden ließen. Die Europäische schungen (F.A.Z. vom 21. September
europäische Debatten cessor (IMP), der als Verbinder zwischen 2018). Tatsächlich hat das Netz die seit
Forschungsförderung und der Bologna- den Universitätsrechnern in Stanford und
In manchen führenden deutschen Uni- Prozess haben dazu beigetragen, die ver- dem Sputnik-Schock bestehende Missi-
Los Angeles fungierte, lustvoll in Sphären- on der Arpa, riskante Forschung zu wa-
versitäten beschränkt man sich in der lustreiche Dominanz des transkontinen- musik. Während das Sprechen „von Host gen, in besonderem Maße erfüllt. Ge-
Betriebswirtschaftslehre bei der Profes- talen Blicks zu institutionalisieren. Ein zu Host“ den Beteiligten schon wie ein
sorenauswahl je nach Bereich auf fünf messen an der Perfidie anderer operati-
europäischer Politiker, der beispielswei- Übergangsritus erschien, verleihen die ers-
amerikanische Zeitschriften. Da Beru- ver Projekte, ist es eine Erfindung geblie-
se nach neuen Wegen in der Industrie- ten beiden Buchstaben des misslungenen ben, die schlussendlich nach ihrer Ab-
fungen langfristige Auswirkungen ha- politik sucht, wird von der Wissen- Login-Befehls zwischen Los Angeles und schaltung 1989 vor allem zivilen Zwe-
ben, lässt man sich so die Themen von schaft weitgehend im Stich gelassen. Stanford Herzogs Film seinen biblischen cken genutzt hat. Kalter Krieg hin, kali-
amerikanischen Universitäten vorge- Auch die Expansion europäischer For- Namen Lo, as in lo and behold. fornische Ideologie her: Ohne diese
ben. Originelle Forschung ist von De- schungsthemen ändert daran nichts, Und siehe da: Die tatsächliche Realisie- zweite Mondlandung würde der Welt et-
partments, die sich auf das Kopieren weil auch sie auf den amerikanischen rung digitaler Vernetzung, mit ihren neu- Die erste Internetbotschaft Foto Andrew Adams was fehlen. SEBASTIAN GIESSMANN
von Trends beschränken, nicht zu erwar- Publikationsmarkt abzielen.
ten. Und intellektuelle Wortmeldungen Man darf sich daher nicht wundern,
zu europäischen oder nationalen Debat- wenn sich amerikanische Wirtschafts-
ten greifen ins Leere, wenn sie nur mit wissenschaftler immer wieder bar je-
amerikanischen Beispielen aufwarten der Ortskenntnis in europäische Debat- Tübingen: Leitlinien Vorwürfe der vergangenen Monate, wo-
nach Beschäftigte des Zentrums Kontak-
gerufen worden war. Ausrichter der Kon-
ferenz war das zur islamistischen Saadet- Korrektur
ten einmischen, aus der sich ihre deut-
können. Forschung mit lokaler Rele-
vanz und gehaltvolle Debattenbeiträge schen Kollegen heraushalten. Europäi- gegen Radikalismus te zur islamistischen Muslimbruderschaft
pflegten. Laut einer internen Überprü-
Partei gehörende Zentrum für Studien
der Islamischen Union. Hibaoui, der sich Anders als in dem Artikel „Bildungspflich-
kommen deshalb heute nicht mehr von sche Politiker, die für gewöhnlich die Das Zentrum für Islamische Theologie fung gebe es keine Belege für ein „Netz- im Nachhinein von auf der Konferenz ge- ten eines Universitätspräsidenten“ in der
den Universitäten, sondern fast aus- Abstraktheit ökonomischer Theorien (ZITh) der Universität Tübingen will stär- werk der Muslimbrüder“ am ZITh, sagte tätigten radikalen Aussagen distanzierte, vergangenen Woche berichtet, trat der
schließlich von den großen Wirtschafts- kritisieren, lieben die marketingge- ker darauf achten, radikalen Kräften kein Engler. „Ich erwarte aber auch, dass unse- ist in Tübingen für die Ausbildung von Stiftungsausschuss-Vorsitzende Wilhelm
forschungsinstituten. recht formulierten Vorschläge der ame- Podium zu bieten. „Alle Beteiligten müs- re Wissenschaftlerinnen und Wissen- Imamen zuständig. Darüber hinaus ist er Krull erst nach dem Verzicht von Sascha
Eine wichtige Rolle spielt in der rikanischen Starökonomen. Sie können sen künftig genauer als in der Vergangen- schaftler in jedem Fall klar Stellung bezie- Mitglied des Gelehrtenrats des Zentral- Spoun auf das Präsidentenamt an der Uni-
Volkswirtschaftslehre die Quasi-Mono- ihnen ja auch nicht gefährlich werden. heit hinsehen“, teilte der Universitätsrek- hen und sich nicht für fremde Zwecke in- rats der Muslime in Deutschland. Auch versität Göttingen zurück. Spouns Amts-
polstellung der fünf Top-Journale, die THOMAS EHRMANN / ALOYS PRINZ tor Bernd Engler mit. In den kommenden strumentalisieren lassen.“ Zuletzt war die der Muslimbruderschaft zugerechnete verzicht folgte, nachdem ein Verwaltungs-
von mächtigen (Universitäts-)Verlagen Wochen sollen Leitlinien zum Umgang der Tübinger Professor Abdelmalek Hi- Deutsche Muslimische Gemeinschaft und gericht aufgrund einer Konkurrentenkla-
herausgegeben werden und als unantast- Die Autoren sind Professoren für Wirtschafts- mit Menschen und Einrichtungen aus baoui in die Kritik geraten. Hibaoui hatte das dem iranischen Regime zugerechnete ge die Göttinger Universität gebeten hat-
bar gelten. Das hat die nicht zu unter- und Finanzwissenschaften an der Universität dem radikalen Spektrum erarbeitet wer- an einer Konferenz in Ankara teilgenom- Islamische Zentrum Hamburg gehören te, Spoun vorerst nicht zum Präsidenten
schätzende Folge, dass Wissenschaftler Münster. den. Die Universität reagiert damit auf men, bei der zur Vernichtung Israels auf- dem Zentralrat an. F.A.Z./ dpa zu ernennen. F.A.Z.
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