Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
von M a r k u s M a r q u a r t
Vorwort
Zugleich mit meinem Beginn als Archäologe an den Museen der Stadt
Aschaffenburg 1987 begann eine Sichtung aller Fundakten zu den archäolo-
gischen Sammlungsstücken. Dabei blieb es nicht aus, dass auch zahlreiche
Dokumente aus den vergangenen Jahrzehnten der Museumsverwaltung
durchgesehen werden mussten, aus denen dann wichtige Informationen zu den
einzelnen Stücken und ihrer Historie zu gewinnen waren. Anfänglich schienen
die dort verstreut gesammelten Hinweise aus der Museumsgeschichte nur ein
Nebenprodukt zu sein, doch mit der Zeit wurde klar, dass sich darin auch eine
Fülle von Informationen zur Geschichte und Entwicklung der Aschaffenbur-
ger Museen und der mit ihnen verbundenen Personen verbarg, die so bislang
nirgends zusammengefasst bereit lagen. So entstand über die Jahre ein sich
immer weiter verdichtendes Netz von Informationen, das es nun ermöglicht,
eine Geschichte der Aschaffenburger Museen zu zeichnen, die durchgängig
versucht, die Einrichtung und ihre handelnden Personen auch im Zeitge-
schehen zu verorten. Dabei wird des Öfteren deutlich, wie ausgedünnt die
Quellenlage durch lückenhafte Überlieferung ist, aber auch, dass weite Bereiche
der jüngeren Zeitgeschichte noch einer wissenschaftlichen Aufarbeitung be-
dürfen, die in diesem Zusammenhang und von dieser Stelle aus nicht zu leisten
ist. Deswegen soll dieser Beitrag auch als Hinweis und Anstoß dienen, an
diesen offenen Enden anzuknüpfen und weitere Erkenntnisse zu erreichen.1
1
Eine gekürzte Zusammenfassung zur Aschaffenburger Museumsgeschichte wurde bereits in der
Internetpublikation vorgelegt Marquart, Aschaffenburg. Dieser Beitrag spart daher die dort
auch behandelte früheste archäologische Forschungsgeschichte am Untermain aus, die dem-
nächst in anderem Zusammenhang vorgelegt werden soll. Hier verwendet wird die in der
archäologischen Forschung übliche Zitierweise entsprechend der Richtlinien und Abkürzungs-
verzeichnisse für Veröffentlichungen der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen
Archäologischen Instituts von 1975; Für die Durchsicht des Manuskripts und Beratung danke
ich Herrn Martin Kempf, Glattbach.
156 Markus Marquart
Nur ein Jahr später erschien aus der Hand des Großherzoglich-Hessischen
Kirchen- und Schulrates Conrad Dahl9 ein Werk, das sich erstmals ausführ-
licher der Geschichte Aschaffenburgs widmete.10 Er führte den Namen und die
Gründung Aschaffenburgs schon auf die germanische Sprachwurzel Asch=
Eschen zurück und schrieb die Entstehung der Burg allerdings den „übermüti-
gen“ Römern zu, deren Festungslinie nach damaliger Ansicht noch durch den
Spessart verlief. Er war der Erste, der von einer ältesten Klosterkirche – ge-
gründet von Benediktinern aus dem Elsaß – berichtete. Seine Mutmaßungen
gingen auf Interpolationen zurück und sind auch schon sehr schnell widerlegt
worden.
Richtig erkannt hat er aber wohl schon den Umstand, dass die Schenkung
Herzog Ottos von Gütern im Spessart und anderswo an den Altar des Hl.
Martin zu Aschaffenburg nicht die Stiftskirche betraf, sondern eine andere
ältere Kirche, nämlich die des Hl. Martin auf dem Sattel zwischen Stifts- und
Badberg.11 Er referierte außerdem noch einmal den Fund der römischen
Weihesteine aus der Aschaffenburger Stadtmauer 1777-1782 nach Heim und
vertrat die Meinung, dass es sich aufgrund der römischen Funde bei Aschaffen-
burg um ein römisches Kastell gehandelt haben müsse. Als Beleg führte er dazu
den Bericht von Heim über die Funde am alten „Bergschloße“ von 1783 an.12
Gleichzeitig wurden in Stockstadt bei Feldarbeiten immer wieder römische
Altertümer aufgedeckt, und der dort ansässige Gastwirt Johann Hock sammelte
diese Gegenstände eifrig.13 Seine ehemals umfangreiche Sammlung ist aller-
dings verschollen, so wie die meisten Münzfunde aus Stockstadt älteren
Datums heute nicht mehr existieren. Dies mag auch daran liegen, dass die
zahlreichen Münzfunde vom Stockstädter Feld häufig eingeschmolzen wurden,
um sie zu Schuhschnallen umzugießen.14 Dies überliefert das Geschichtswerk
von Johann Wilhelm Christian Steiner, der als Zeitgenosse und Nachbar in
9
Nähere Angaben zur Biographie liegen nicht vor, doch ist anzunehmen, dass Conrad Dahl seine
Funktion als Kirchen- und Schulrat zu Zeiten des Großherzogtums Hessens, also bis 1814, auch
in Aschaffenburg ausübte
10
Dahl, Aschaffenburg
11
Dahl, Aschaffenburg 11 f. 39 beruft sich dabei auf Valentin Ferdinand Baron von Gudenus,
Codex diplomaticus sive Anectdotorum, Res Moguntinas, Francicas, Trevirenses, Colonienses,
Finitimarumque Regionum, nec non Ius Germanicum et S.R.I. Historiam vel maxime illustran-
tium, Bd. 2 (Göttingen bzw. Frankfurt/Leipzig 1743–1747) 304
12
Dahl, Aschaffenburg 200 f. mit Bezug auf Heim, Historisch-numismatische Abhandlung
(Erfurt 1789); Heim behandelt die römischen Fundmünzen aus der näheren Umgebung; Das
Werk liegt leider nicht vor.
13
zur Forschungsgeschichte des Römerkastells Stockstadt: Drexel, Stockstadt 1 ff. u. P. Knauth,
Heimathkunde der Stadt und des K. bayer. Bezirksamtes Aschaffenburg im Kreise Unter-
franken. Aschaffenburg (1876) 34
14
Steiner, Spessart 178 f. – FMRD I,6 25 ff.
158 Markus Marquart
König Ludwig I. von Bayern und die Gründung der historischen Vereine
Waren alle Forschungen und Entdeckungen von denen wir wissen bis dahin
durch die Interessen von Einzelpersonen geprägt, so gewann die Denkmal-
pflege mit dem Bayerischen König Ludwig I. auch staatliches Interesse.16
Schon 1827 plädierte er für die Gründung von Historischen Vereinen.17 Bei
einem Besuch in Würzburg regte er 1831 die Gründung eines „Historischen
Vereins für Unterfranken“ an, der am 22. Januar 1831 dort als „Historischer
Verein für den Untermainkreis“ durch den Regierungspräsidenten des Unter-
mainkreises Maximilian Freiherr von Zu Rhein mit 28 weiteren Mitgliedern
gegründet wurde.18 Ausstellungsort des Vereines war das „Antiquarium“ in
Würzburg, Publikationsorgan das „Archiv des historischen Vereins des Unter-
mainkreises“. Erste Ausgrabungen des historischen Vereins, unter Anderem im
Guttenberger Wald bei Würzburg, brachten reiche Funde.19 Daher stammen
vermutlich die im Aschaffenburger Museumsinventar von 1880 mit dem Fund-
ort Guttenberger Wald und dem Zusatz „Gesch. v. Broili“ aufgeführten Ob-
jekte: „röm. Grablämpchen20, Schälchen mit Ausguss21, Thränenkrüglein“22,
sowie Bruchstücke einer bronzezeitlichen Armberge.23
15
J.W.C. Steiner, Altertümer und Geschichte des Bachgaues im alten Maingau (Aschaffenburg/
Darmstadt 1821/29)
16
König Ludwig I. von Bayern, geb. 1786, König von 1825–1848, gest. 1868
17
Ludwig I. stellt den Kabinettsbefehl in seiner Villa Colombella bei Perugia am 29.5. aus; Hen-
ner, Hist. Ver. 17 – Keller, Denkmalpflege 11 ff. mit Anmerkungen.
18
Henner, Hist. Ver. 18; darunter Legationsrath Dr. Scharold, Regierungsrat Ph. Heffner, Dom-
kapitular Dr. Oberthür, Archivar Dr. Buchinger, als Numismatiker Kanonikus Hübner und
Studienlehrer Dr. Keller, Antiquitätensammler und Regierungsrath Martinengo, Geschichts-
forscher Pater Wig. Weigand, ehemals Conventuale von Ebrach, Bischof Friedrich von Groß,
Domvikar Dr. Müller, Oberpfleger Horn des Juliusspitals, Professoren Friedrich und Ringel-
mann.
19
die Funde vom Guttenberger Wald im Museum Aschaffenburg haben aber mit den Unter-
suchungen Panzers nichts zu tun; vgl. Fr. Panzer, Ausgrabungen und Funde an mehreren in der
Umgebung von Würzburg entdeckten heidnischen Opferstätten. Archiv des historischen Ver-
eins für den Untermainkreis I.1, 1832, 86 ff. – Henner, Hist. Ver. 19 u. 36
20
im Inventar von 1880 unter XII. Miscellen N°179
21
im Inventar von 1880 unter XII. Miscellen N°180
22
im Inventar von 1880 unter XII. Miscellen N°181, im Inventar Friedrich 1903 unter VI.
Roemische Gefäße N°49;
23
im Inventar von 1880 unter XIII. Römische Alterthümer N°200, im Inventar Friedrich 1903
unter II. Keltische Bronse N°5 u. N°14, MSA Inv.-Nr. 52 a, b (alt 101a/b).
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 159
Mitglied des Historischen Vereins für Unterfranken war auch der Offizier
und Großherzoglich-Hessische Hofgerichtsadvocat Johann Wilhelm Christian
Steiner in Seligenstadt. Er widmete sich schon seit Beginn der 20er Jahre der
Erforschung des Untermaingebietes und veröffentlichte größtenteils im Eigen-
verlag mehrere Schriften über verschiedene Städte und Regionen am Unter-
main und im angrenzenden Hessen.24 Auf Bitten des historischen Vereins für
Unterfranken begann er eine Darstellung des römischen Limes und der Stra-
ßenzüge im Spessart, die ursprünglich in den Annalen des historischen Vereins
erscheinen sollte. Seine Arbeit wurde aber wesentlich umfangreicher, so dass er
sie 1834 schließlich im Eigenverlag publizierte. Sein Werk widmete er dem
Bayerischen König Ludwig und aus dem Subskribentenverzeichnis geht her-
vor, dass es sofort maßgebliche Verbreitung fand. Seine überaus farbige und
phantasievolle Darstellung der Geschichte wird auch damals beim Publikum
angekommen sein. Nach seiner Ansicht aber verlief der römische Limes über
den Spessart und Aschaffenburg selbst ging, wegen der dort gefundenen
Römersteine, auf eine römische Kastellgründung auf dem Badberg zurück.
24
Bibliographie im Personenindex
25
Ludwig hielt sich häufig während der Sommermonate in Aschaffenburg auf; Daten zusammen-
gestellt bei W. Krämer, Zum 200. Geburtstag König Ludwig I. von Bayern - Freund und Förde-
rer unserer Stadt. In: B. Schad (Hrsg.) Fühle mich heimisch bei dir... Ludwig I. und Aschaffen-
burg. Ausstellung zum Ludwig-Gedenkjahr 1986 vom 31. Oktober bis 30. November 1986 in
Aschaffenburg (1986) 9–14 u. dies., König Ludwig I. von Bayern – Freund und Förderer
Aschaffenburgs. Mittlg. Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg 2, 1989, 18–23;
26
Die Grundsteinlegung erfolgt am 10. Juni 1843, Fertigstellung 1848; vgl. K. Sinkel, Pompeja-
num Aschaffenburg – Villa Ludwigshöhe in der Pfalz. Veröffentlichungen Geschichts- und
Kunstverein Aschaffenburg 22 (1984) – zuletzt auch H.-B. Spies (Hrsg.), 150 Jahre Pompeja-
num in Aschaffenburg 1843–1993. Mittlg. Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg 4 (1993)
160 Markus Marquart
27
Behlen u. Merkel; zu Merkel vgl. auch C. Pollnick, Aschaffenburger Portraits Nr. 51. In:
Aschaffenburger Volksblatt Nr. 68 vom 21.03.1991
28
Behlen u. Merkel 4
29
Behlen u. Merkel 7 ff.
30
Richard Wanderer, The Pompeian Building at Aschaffenburg, with view and plan, together with
an historical description of Pompeii and its destruction. Hrsg. von Max Joseph Richard-Janillon
(Knight of the Bavarian Order of Merit of St. Michael). Ins Englische Übersetzt von H.J.
Grainger, Englischlehrer zu Heidelberg. Ohne Erscheinungsjahr (Heidelberg) vermutlich kurz
nach 1850
31
„Neapel sehen und sterben“ geht darauf zurück, dass viele der Touristen aus Mitteleuropa dort
tödlich an Typhus, Tbc oder Malaria erkrankten.
32
Schneider, Stiftsmuseum IV – K. Böhner, Das Römisch-Germanische Zentralmuseum – eine
vaterländische und gelehrte Gründung des 19. Jahrhunderts. Jahrb. RGZM 25, 1978, 1–48 bes.
20 ff. – zur Entwicklung der Vorgeschichtsforschung in Deutschland vgl. Gummel, For-
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 161
Abb. 1: Zeichnung eines römischen Altares aus Stockstadt von J. H. von Hefner-Alteneck um 1860
39
Biographie im Personenindex
40
erster Direktor wird Karl Maria Freiherr von Aretin; Hefner übersiedelt 1853 mit seiner Familie
nach München; Zu Hefner vgl. J. Wirth, Jakob Heinrich von Hefner=Alteneck. Ausstellung
1943 zum 40. Todestag (1943) u. Spies, Hefner-Alteneck mit weiterer Literatur – siehe auch
Personenindex
41
Die Altbestände sind bei Marquart, Aschaffenburg im Katalog aufgenommen soweit sie nach-
weislich einen archäologischen Ursprung haben. Die ethnologischen Altbestände sollen in
einem andern Zusammenhang vorgelegt werden.
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 163
Abb. 3: (Detail) Objektbeschriftung von Valentin Hofmann um 1860, Tusche auf Pappe 3,5 x 15,5 cm
Diademartiger Kopfschmuck von Bronze, gefunden in den Leuchtenbergischen Waldungen bei
der Stadt Morschantzke im Tamlinfischen Gouvernement. Geschenkt von Forstmeister Ott.
(Aus einem Mongolengrabe stammend.)
164 Markus Marquart
42
vgl. Endrich, Untermaingebiet 260 f. und freundl. Mittlg. von St. Wirth, Römisches Museum
Augsburg
43
zu den Korkmodellen Helmberger u. Kockel, Korkmodelle
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 165
44
Erste Grabungen in Grabhügeln im Lindigwald bereits 1826 beim Neubau der Landstraße
Aschaffenburg-Hanau vgl. Steiner, Spessart 184 f.
45
Aschaffenburger Zeitung N° 224 vom 19. Sept. 1854
166 Markus Marquart
Abb. 8: Funde der Hallstatt- und Latènezeit aus Bestattungen in einem 1854 geöffneten Grab-
hügel im Lindigwald, Fundzeichnung Valentin Hofmann, Bleistift und Wasserfarben auf Papier,
55 x 44 cm
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 167
46
Das Original des Schreibens von König Ludwig I. wurde von C. Pollnick im Frühjahr 2003 in
den Beständen des Stadt- und Stiftsarchivs aufgefunden und dem Museum übergeben. –
B. Schad, König Ludwig I. und Aschaffenburgs Hofbibliothekar Joseph Merkel. In: Ludwig I.
und Aschaffenburg. Hrsg. Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg u. Geschichts- u. Kunstverein
Aschaffenburg (1986) 23
168 Markus Marquart
Abb. 10: Hallstattzeitliches Kegelhalsgefäß aus einem 1855 geöffneten Grabhügel im Sulzbacher
Gemeindewald, Fundzeichnung Valentin Hofmann, Bleistift und Wasserfarben auf Papier, 55 x 44 cm
Abb. 11: Steinzeitliche Becher der Schnurkeramik und Bronzeringschmuck der Hallstattzeit aus
1856 geöffneten Grabhügel im Goldbacher Gemeindewald, Fundzeichnung Valentin Hofmann,
Bleistift und Wasserfarben auf Papier, 55 x 44 cm
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 169
Abb. 12: Graphitierte Schale der Frühlatènezeit aus 1860 geöffneten Hügelgräbern im
Lindigwald, Zeichnung signiert von Dr. I. H. v. Hefner
Abb. 13: Keramische Nachbildungen vorgeschichtlicher Gefäße u. A. nach den Funden aus den
Ausgrabungen im Lindigwald, Hafnerwerkstatt Hettinger, Aschaffenburg um 1860-1890
170 Markus Marquart
47
Schneider, Stiftsmuseum V; Eine detaillierte chronologische Übersicht zu Vereinsgründung und
Entwicklung bei C. Pollnick, Das „Historische Bezirks-Comité“ 1854–1860. in: Pollnick,
100 Jahre 13–17
48
Handschriftliche Notizen Schohe 1934
49
Am 15. Juni 1866 bricht der Krieg um die Vorherrschaft in Deutschland zwischen Preußen und
Österreich aus. Nach einem siegreichen Gefecht gegen österreichische und hessische Einheiten
vor den Toren der Stadt bei der Aumühle besetzen preußische Truppen Aschaffenburg am
14. Juli und bleiben bis zum 28. September. Der Krieg war nach der Schlacht bei Königgrätz am
3. Juli entschieden und Bayern damit auf der Seite der Verlierer. – vgl. zur preußischen Besat-
zung R. Martin, Aschaffenburg und die Reichsgründung 1870/1871. Aschaffenburger Jahrb. 15,
1992, 29–38 bes. 31 ff. Für die gefallenen Österreicher wird an der Fasanerie das Österreicher-
Denkmal errichtet, der Stadtteil heißt heute nach der Bebauung in den 1930er Jahren Öster-
reicher Kolonie.
50
Nachruf in: „Jahres-Bericht über die königl. Gewerbs- und Handels-Schule zu Aschaffenburg
für das Schuljahr 1867 in 1868“, 21 f. mit Anmerkung
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 171
Arbeit für unsere Schule war das zerlegbare Modell einer bayerischen Loko-
motive im zehnten Theile der natürlichen Größe, bis ins kleinste Detail aus-
geführt. – Er war ein gutmüthiger, wohlwollender Mann, ein vortrefflicher
Familienvater und überall beliebter Gesellschafter. Seine Kenntnisse und
Kunstfertigkeit in so vielen Zweigen werden selten, wie bei Hofmann, sich in
derselben Person vereinigt finden. Auch war er ein Kenner der romanischen
und gothischen Antiquitäten.“
Hofmanns Stelle als Museums-Konservator schien begehrt, denn es bewar-
ben sich sogleich drei Aschaffenburger Lehrer um die Nachfolge. Ausgewählt
wurde am 12. September der Rektor der Stiftsschule und Organist der Stifts-
kirche Andreas Blüm, der im Stiftskapitelhaus residierte und wohl auch des-
wegen den Vorzug vor seinen Mitbewerbern erhielt.51 Neben ihm hatten sich
um die Nachfolge als Museums-Konservator noch zwei weitere Lehrer bewor-
ben: Maximilian Beilhack, Realienlehrer an der Gewerbeschule und Franz
Josef Stumpf, Lehrer an der Knaben-Realschule ad St. Agatha.52
Als 1868 Hefner-Alteneck zum neuen Direktor des Bayerischen National-
museums bestellt wurde, stand damit an der Spitze dieser Institution ein Wis-
senschaftler, der auch durch seine Ausgrabungen auf der Burg Tannenberg53 bis
heute als Mitbegründer einer modernen Archäologie gilt. Wohl auch daher
wurde ihm in Personalunion die Leitung des bisher selbstständigen General-
Konservatoriums der Kunstdenkmale und Altertümer Bayerns übertragen.
Hefner-Alteneck war damit auch oberster Denkmalpfleger im Königreich
Bayern.54 Zusätzlich erhielt das Bayerische Nationalmuseum in München dann
noch den größten Teil der bis dahin im Antiquarium der Residenz auf-
bewahrten archäologischen Funde aus königlich-staatlichem Besitz, die Hef-
ner-Alteneck vorher betreut hatte. Ergänzend und nicht ohne Konkurrenz trat
1870 die von Johannes Ranke gegründete Gesellschaft für Anthropologie,
51
Im „Wohnungs-Anzeiger nebst Adreß- und Geschäftshandbuch für die Stadt Aschaffenburg
auf das Jahr 1879“ im Einwohnerverzeichnis ein „Blümm Andreas, Rektor“ wohnhaft in der
Stiftsgasse 16. Die unterschiedliche Schreibweise dürfte auf einen Druckfehler zurückzuführen
sein, da im Straßenbewohnerverzeichnis „Blüm Andreas“ unter derselben Hausnummer ge-
nannt; Der Druckfehler wiederholt sich allerdings auf S.103 in der Auflistung der Lehrer der
städtischen Elementarschulen „Blümm Andreas, I (bedeutet wohl Rektor), Lehrer an der Schule
St.Peter und Alexander (Stift); zuletzt auch Ebert, Schulen: Andreas Blümm, Schullehrer an der
Stiftschule und Organist 1847–1874, nach seinem Ausscheiden aus dem Schuldienst führt er das
Museum noch bis 1879
52
Handschriftliche Notizen Schohe 1934; vgl. Ebert, Schulen 78: Franz Joseph Stumpf, Lehrer
und Organist, Schulmeister an der Pfarrschule St. Agatha 1851–1865
53
J.H. v. Hefner-Alteneck, Die Burg Tannenberg und ihre Ausgrabungen (1850); weitere Biblio-
graphie im Personenindex
54
alle Angaben zur Geschichte des Amtes nach Keller, Denkmalpflege 10 f.
172 Markus Marquart
Ethnologie und Urgeschichte hinzu, der dann 1872 die staatliche Aufsicht über
die archäologische Denkmalpflege übertragen wurde.
Die Zahl der Museumsräume im Stiftskapitelhaus war inzwischen auf drei
gestiegen, und die Jahresmiete dafür betrug 100 Mark. Für Besucher geöffnet war
sonntags von 10–12 und mittwochs vom 14–16 Uhr. Dort versammelt war eine
Vielzahl archäologischer, zoologischer, ethnologischer und mineralogischer
Exponate. Mit der Gründung des Naturwissenschaftlichen Vereins bot sich
1878 die Möglichkeit, die Bestände thematisch zu trennen und neu zu ordnen.
Diese Aufgabe wurde für das „Antiquitätenkabinett“ dem Apotheker Johann
Baptist Broili55 und für die zoologische Sammlung dem praktischen Arzt Dr.
Carl Fröhlich übertragen, beides Gründungsmitglieder des neuen Vereins.56
Die naturwissenschaftlichen Bestände, besonders die zoologischen Objekte,
wurden daraufhin der Obhut des Naturwissenschaftlichen Vereins übergeben.
55
1867 ist der Apotheker Johann Baptist Broili Schriftführer der Gemeindebevollmächtigten in
Aschaffenburg; Wohnungs-Anzeiger nebst Adreß- und Geschäftshandbuch für die Stadt
Aschaffenburg auf das Jahr 1879, 104
56
Handschriftliche Notizen Schohe 1934; Fröhlich war Mitglied des Naturwissenschaftlichen
Vereins vgl. R. Huber, Das naturwissenschaftliche Museum der Stadt Aschaffenburg. In:
Aschaffenburger Adressbuch (1960) Beilage
57
Die ausführlich Vorstellung dieses Verzeichnisses und die Identifizierung der dort aufgelisteten
Objekte mit heute noch vorhandenen Sammlungsgegenständen ist an anderer Stelle vorgesehen.
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 173
XII Miscellen
XIII Römische Alterthümer
XIV Eisen Waaren
XV Div. Bilder
XVI Römische Bronze Geräthe
XVII Fränkischer Gräberfund (Fundort Obernburg) – Aegyptische Alterthü-
mer – Denksteine Deutsche – Indianische und Mexikanische Trophäen –
Urkunden – Porträt. Bilder – Mobiliar – Nach Berlin zur Ausstellung
geliehen 1880 (Abb. 14)
Die Neuordnung des Museums und die veränderten Vorgaben erhöhten
natürlich den Arbeitsanfall. Im Dezember 1879 stellte daher Blüm, der ja auch
noch Rektor der Stiftsschule war, das Gesuch, wegen Überarbeitung im Schul-
betrieb aus dem Konservatorenamt entlassen zu werden. Dem wurde am 17.
Dezember stattgegeben und Georg Frisch, Lehrer an der Oberen protestanti-
schen Schule, trat am 18. Dezember die Nachfolge in der Konservatorenstelle
an.58 Die „Reorganisatoren“ der Sammlung, Broili und Fröhlich, blieben dane-
ben aber im Amt und hatten dazu auch „Inventarien“, der erste Hinweis auf
tatsächliche Inventarverzeichnisse.59 Ein Jahr darauf war die Neuordnung der
Bestände abgeschlossen, die wohl in den Museumsräumen im Stiftskapitel-
haus auch eine neue Aufstellung der Sammlung zur Folge hatte. Dies lässt sich
allerdings nur indirekt aus der Änderung der Öffnungszeiten schließen. Das
Museum war nun von Oktober bis April geschlossen, da die Räume nicht be-
heizbar waren. Geöffnet war von Mai bis September täglich außer mittwochs.60
58
Frisch war Lehrer in der oberen protestantischen Schule seit 1872; vgl. Ebert, Schulen 82.
59
Handschriftliche Notizen Schohe 1934
60
Handschriftliche Notizen Schohe 1934
174 Markus Marquart
61
Katalog Berlin (1880)
62
Katalog Berlin (1880) 27 f. alle ohne Abbildung
63
vgl. Gummel, Forschungsgeschichte 248 f. mit Anm.
64
Handschriftliche Notizen Schohe 1934
65
Kleine Mitteilungen. Aschaffenburger Geschichtsblätter 4, 1907, 32; dort auch der Artikel
nachgedruckt.
66
Seine Angabe ist nicht nachzuvollziehen, da der Katalog Berlin (1880) zwar einige Abbildungen
enthält, darunter aber keine von Aschaffenburger Fundstücken
176 Markus Marquart
Grabfund mit Elchgeweih aus Obernburg. – Der zweite Saal enthält außer
älteren historischen Gegenständen einige alte Waffen, Folterwerkzeuge,
Gegenstände der Zunftzeit, eine ziemliche Anzahl Münzen und Portraits aus
der kurmainzer Zeit. – Ein dritter Saal enthält ein Naturalien=Kabinett. Im
Jahre 1881 wurden von mir zwei keltisch Gräber im Strietwalde mit Erfolg
geöffnet und der Fund: eine Bronzearmspange mit sehr schöner Verzierung und
eine steinerne Streitaxt von vollendeter Schönheit der Sammlung einverleibt.
Weitere Grabhügel sollen daselbst in diesem Jahre geöffnet werden.“
Seine Ankündigung, weitere Gräber zu öffnen, konnte Broili erst später
verwirklichen (s.u.), denn zwischenzeitlich zogen die Ausgrabungen des Kreis-
richters und Streckenkommissars der Reichslimeskommission Conrady im
Kastell Wörth alle Aufmerksamkeit auf sich. Die Kastellgrabungen wurden
vom Historischen Verein Unterfrankens finanziell unterstützt67 und die allge-
meine Begeisterung für die archäologische Forschung veranlasste auch den
Verein der Spessart- und Odenwaldfreunde68 dazu, das Sammeln archäologi-
scher Funde in sein Tätigkeitsfeld aufzunehmen.
Zudem bot das Jahr 1882 noch einen besonderen Anlass, die historischen
Wissenschaften zu bemühen. Die 900jährige Wiederkehr der ersten urkund-
lichen Erwähnung des Stiftes St. Peter und Alexander gab aber eigentlich nur
dem Stift eine Berechtigung zu Jubelfeiern. Die Stadt Aschaffenburg veranstal-
tete aus diesem Grund auch keinen eigenen Festakt, nahm das Datum aber
gleichwohl auch für die Stadt in Anspruch. Daher war man bemüht, den für die
kirchliche Festschrift gewonnenen Historiker zu einer zusammenfassenden
geschichtlichen Darstellung zu bewegen.69 Josef Girstenbrey sah sich allerdings
außerstande, das gesamte gedruckte und ungedruckte Material zur Stadtge-
schichte mit zu verarbeiten und erklärte sich auf Bitten der Stadt bereit, die
geschichtlichen Verhältnisse der Stadt im Rahmen seiner Festschrift nach
Möglichkeit zu berücksichtigen. So beschränkte sich seine Zusammenfassung
auf eine kurze Zusammenstellung der bekannten Ansichten.
Inzwischen wurden die Ausgrabungen der Reichslimeskommission auch
auf das Kastell Stockstadt ausgedehnt und zahlreiche Funde gelangten auch
nach Aschaffenburg. Um sie eigens präsentieren zu können, wurde dazu dem
Museum ein weiterer Raum im Stiftskapitelhaus überlassen.70
Mit der Vergrößerung der Sammlung und der Ausweitung der Ausstellungs-
räume stiegen natürlich auch die Aufwendungen. In einem Schreiben des
Aschaffenburger Stadtmagistrats an das Stiftsrentamt vom 4. Dezember 1884
67
Henner, Histor. Verein 29
68
gegründet 1880 als Verein der Spessartfreunde
69
J.M. Girstenbrey, Festschrift zur 900jährigen Jubelfeier der Stiftskirche in Aschaffenburg (1882)
70
Handschriftliche Notizen Schohe 1934
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 177
werden die Aufwendungen der Stadt Aschaffenburg für die städtischen Samm-
lungen für das Jahr 1883 mit insgesamt 465,46 Mark beziffert. Im Einzelnen
verteilten sich die Ausgaben auf: „Miete für 4 Erdgeschossräume im Stiftskapi-
telhaus 125,00 Mark, Aufwendungen für Neuanschaffungen und Unterhalt
200,00 Mark, Remuneration des Konservators einschl. Reinigung und Heizung
126,71 Mark; Feuerversicherungsprämie 13,75 Mark“71.
Der Name des daraus zu erschließenden Konservators ist nicht genannt, es
muss sich allerdings um Gottfried Frisch handeln. Die Zahl der archäologi-
schen Funde stieg aber nicht allein durch die Ausgrabungen. Auch die Wasser-
baumaßnahmen zur Kanalisierung des Mains72 erbrachten in den Jahren 1883
bis 1886 eine Anzahl vorgeschichtlicher Flussfunde, die aber nur zum kleinen
Teil in das Aschaffenburger Museum kamen.73 Erst im Sommer 1885 fand
Broili wieder Zeit, mit dem Rest seines 1881 bewilligten Grabungsetats von 60
Mark die im Strietwald begonnen Ausgrabungen fortzusetzen. Er öffnete zwei
weitere Grabhügel, vermutlich in der Waldabteilung Molkenborn, die Reste
schnurkeramischer, hallstattzeitlicher und frühlatènezeitlicher Bestattungen
erbrachten.74
Mittlerweile begannen sich durch die Untersuchungen der Reichslimeskom-
mission an den römischen Kastellen am Main auch die Ansichten über den
Verlauf des Limes zu ändern. Dies betraf nicht nur die Fachgelehrten, sondern
auch allgemein historisch interessierte Kreise. So belehrte Kreisrichter und
Mitglied der Reichslimeskommission Wilhelm Conrady aus Miltenberg den
Verein der Spessartfreunde in einem Vortrag mit dem Titel „War Aschaffen-
burg Römisch?“ über die bisherigen und die neueren Ansichten.75
71
Aktennotiz von Museumsdirektor Ernst Schneider vom 24. Juni 1955 nach den Akten des
Stiftsrentamtes (Fach 105/6), die Vermietung des vorderen Archivgebäudes an den Stadtmagis-
trat zur Unterbringung der historischen Sammlung betreffend.
72
F. Woerner, Die Weiterführung der Kanalisierung des Mains bis Aschaffenburg (1893) u. ders.,
Die Weiterführung der Kanalisierung des Mains bis Aschaffenburg (1894)
73
G. Wegner, Die vorgeschichtlichen Flußfunde aus dem Main und aus dem Rhein bei Mainz.
Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte Reihe A, 30 (1976)
74
Handschriftliche Notizen Schohe 1934 – vgl. B.-U. Abels, Die Vor- und Frühgeschichtlichen
Geländedenkmäler Unterfrankens. Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte Reihe B -
Inventare der Geländedenkmäler 6 (1979) 55 Nr. 3
75
am 21. Februar 1885 im Vereinslokal Frohsinn
178 Markus Marquart
76
Keller, Denkmalpflege 11
77
Keller, Denkmalpflege 20 bes. Anm. 84
78
Ranke war zugleich auch Vorsitzender des „Museumsvereins für Vorgeschichtliche Alter-
thümer Bayerns“. In seinem Vorstand finden sich außerdem die größten privaten Ausgräber
Bayerns, so Julius Naue, wie auch mit Oberstlandesgerichtsrat Vierling beste Verbindungen in
die Justiz vgl. Dannheimer, Staatssammlung 11
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 179
79
Keller, Denkmalpflege 11 mit Anm. 20
80
gilt als Gründungsdatum der Prähistorischen Staatssammlung vgl. Dannheimer, Staats-
sammlung
81
Dannheimer, Staatssammlung 13 ff.
82
ähnlich in der Oberpfalz durch den Einsatz von Dampfpflügen vgl. W. Torbrügge, Die Hall-
stattzeit in der Oberpfalz I. Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte 39 (1979)
83
Ch. Thomas, Die Alteburg bei Schöllkrippen. Corr. Bl. Anthrop. Ges. 33, 1902, 1 ff.
84
Der Vorgang wird erwähnt in einer Fundmeldung betreffend Frankfurt a. M. – Bonames in:
Fundber. Hessen 21, 1981 (1992), 51 f. – Für biographische Daten danke ich Herrn Volker
180 Markus Marquart
Funde aus Hessen und vom bayerischen Untermain resultierten aus einer
intensiven Feldforschung, wie sie ebenfalls von Elmar Freiherr von Haxthau-
sen85 betrieben wurde. Er kaufte von Bauern aus dem gesamten Untermain-
gebiet steinerne Gerätschaften, die wohl zum größten Teil aus umgeackerten
Grabhügeln oder auch Siedlungsflächen stammten. Zusätzlich führte er auf der
Trasse der Eisenbahn Aschaffenburg-Höchst im Odenwald und bei Eschau im
Spessart eigene Grabungen in einer neolithischen Siedlung durch, deren Ergeb-
nisse er auch vorlegte. Seine Sammlung verkaufte er in der Folge häppchen-
weise an das Konservatorium der prähistorischen Sammlung des Staates in
München, wobei er immer wieder geschickt taktierend die Preise in die Höhe
trieb.86 Einige Funde aus seinem Bestand verkaufte er auch an das Aschaffen-
burger Museum, wofür dort neben dem Konservator Frisch besonders Jean
Friedrich verantwortlich zu machen sein dürfte. Ohne ihm eine konkrete
Funktion zuweisen zu können, war Friedrich neben Konservator Frisch für
das Museum tätig. Zur Erweiterung der Museumsräume bat er 1893 um die
Überlassung des Korkraumes und des nebenliegenden Gewölbes im Stiftskapi-
telhaus an das Museum.87
Haxthausen stellte derweilen mit den „Vorgeschichtlichen Bewohnern des
Südspessarts“88 seine Grabungsergebnisse aus Eschau vor und in Würzburg
feierte der Historische Verein von Unterfranken sein 60jähriges Bestehen.89
Dort gründete sich zudem ein „Kunst- und Altertumsverein“, der die Errich-
tung eines „Fränkischen“ Museums anstrebte. In Stockstadt begannen 1895 die
Grabungen der Limeskommission in den Kastellthermen. Im Oktober sichtete
Paul Reinecke90, damals noch Assistent am Römisch-Germanischen Zentral-
Harms-Ziegler von Institut für Stadtgeschichte Frankfurt a.M.: Christian Ludwig Thomas, geb.
29.3.1848 in Frankfurt, gest. 16.12.1913 Frankfurt, königl. Baurat, Architekt und Ringwallfor-
scher. Nachruf von E. Anthes mit vollständiger Bibliographie in: Nassauische Heimatblätter.
Mittlg. des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung 17, 1913/14,
111–114; ein kurzer Hinweis auf seinen Tod mit entsprechender Würdigung auch in: Nassovia.
Zeitschr. f. nassauische Gesch. u. Heimatkunde 15, 1914, 14. – Mit der Sammlung Thomas in
Berlin hat sich schon in siebziger Jahren A. Jockenhövel beschäftigt. Seine gesammelten Unter-
lagen stellte er damals dem hessischen Amt für Denkmalpflege zur Verfügung, eine geplante
forschungsgeschichtliche Würdigung des Forschers Thomas konnte damals aufgrund des Ver-
bleibs des Nachlasses im geteilten Berlin, Museum für Vor- und Frühgeschichte/Berlin-West
und Museum für Ur- und Frühgeschichte/Berlin-Ost nicht verwirklicht werden.
85
zu Haxthausen siehe Personenindex
86
Der Briefwechsel ist in der Prähistorischen Staatssammlung in München noch vollständig
erhalten
87
Handschriftliche Notizen Schohe 1934
88
E.v.Haxthausen, Vorgeschichtliche Bewohner des Südspessart (1893)
89
Henner, Histor. Verein
90
zur Biografie von Paul Reinecke vgl. Keller, Denkmalpflege 26
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 181
Abb. 15: Planzeichnung der Kastelltherme Stockstadt von Dipl.-Ing. Wirth, ca. 1910,
Tusche und Wasserfarben auf Papier, 77 x 54 cm
91
Zellstoff-Fabrik der Aschaffenburger Aktiengesellschaft zur Maschinenpapier-Fabrikation,
später PWA - Papierwerke Waldhof-Aschaffenburg Grafische Papiere GmbH, Werk Stockstadt
92
Drexel, Stockstadt 1 ff.
182 Markus Marquart
93
am 31. August 1899
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 183
Kaum eine Woche später erhielt Friedrich eine Gratifikation von 200 Mark
„in Anerkennung der verdienstvollen Leistungen für die städtischen Sammlun-
gen im Allgemeinen und der uneigennützigen Mithilfe bei der Einrichtung der
städtischen Sammlungen in die neuen Lokale im Besonderen“.94 Am 16. Sep-
tember 1899 beschloss der Magistrat „Friedrich fest anzustellen und zwar nicht
allein wegen seiner Verdienste, sondern damit auch die Sammlungen häufiger zur
Besichtigung offenstehen“. Gottfried Frisch legte sein Amt daraufhin am 21.
Oktober 1899 nieder, ob aus Enttäuschung oder aus Entlastung, wissen wir nicht.95
Die vormaligen großzügigen Öffnungszeiten von 1880 (Mai bis September
täglich außer mittwochs) waren offensichtlich schon seit längerem stark
zurückgeschnitten worden. Mit dem Amtsantritt des neuen Leiters der „städti-
schen Sammlungen“ in Aschaffenburg – dem gelernten Buchbinder und be-
geisterten Sammler Jean Friedrich – wurden daher auch neue Öffnungszeiten
festgelegt: Sonntags 10–12 Uhr und donnerstags 14–15.30 Uhr. Friedrichs
Bezüge wurden auf jährlich 200 Mark festgesetzt.96
Friedrich scheint zu Beginn seiner Tätigkeit für seinen Enthusiasmus vom
Magistrat besondere Unterstützung genossen zu haben. Anders wäre es ihm
nicht möglich gewesen eine solche Menge von „Altertümern“ zu erwerben.
Aber die Ausgrabungen in Stockstadt gaben ihm dazu genügend Gelegen-
heiten, die er auch für sich selbst nutzte (s. u.). Zusätzlich scheint er auch bei
seinen „Kollegen“ als versierter Fachmann angesehen worden zu sein, denn
1902 übernahm das städtische Museum die berühmte Aschaffenburger Kork-
modellsammlung aus dem Schloss als Leihgabe, die Friedrich in der Folge auch
selbst restaurierte.97 Die römischen Keramikfunde aus Stockstadt ließ er in der
Töpferwerkstatt des Aschaffenburger Hafnermeisters Bernhard Hettinger
restaurieren (Abb. 16). Die Werkstatt nahm die römischen Formen als Anre-
gung auf und produzierte eine ganze Palette von Nachahmungen, die sie auch
verkaufte (Abb. 17). Friedrich selbst beschränkte sich aufs Malen und schuf
neben einigen Aschaffenburger Straßenszenen (Abb. 18) zahlreiche aquarel-
lierte Blätter mit der Darstellung der römischen Steinaltäre aus Stockstadt
(Abb. 19 u. 20). Daneben schuf er kleine Bildgeschichten zur Steinzeit, die er
als didaktische Erläuterungen im Museum zur Illustration der vorgeschicht-
lichen Funde aufhängte. Seine erhaltenen sieben Blätter zeigen fellbekleidete
Wilde bei der Bodenbearbeitung, beim Kornmahlen und bei der Feuererzeu-
gung (Abb. 21 u. 22). Friedrichs Bezüge wurden ab 1901 auf 370 Mark jährlich
94
Am 6. September 1899
95
Handschriftliche Notizen Schohe 1934
96
Handschriftliche Notizen Schohe 1934
97
Dort blieben die von Friedrich nach heutigen Gesichtspunkten unsachgemäß restaurierten 34
Modelle bis 1945; Bei Helmberger u. Kockel, Korkmodelle 121 wird Johann Friedrich aufgrund
einer falschen Interpretation als Konservator der königlichen Schlossverwaltung bezeichnet.
184 Markus Marquart
Abb. 16: Restaurierung von römischen Ölamphoren aus dem Kastell Stockstadt in der Hafnerei
Bernhard Hettinger, Aschaffenburg um 1900
Abb. 17: Nachschöpfungen römischer Keramik nach Funden aus dem Kastell Stockstadt,
Hafnerei Bernhard Hettinger, Aschaffenburg, um 1900
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 185
Abb. 18: Darstellung des historischen Löhergrabens vor der Zulegung um 1864/65,
Jean Friedrich um 1900, Tusche und Wasserfarben auf Papier, 108 x 61 cm, MSA 150/2009
Abb. 20: Darstellung des Weihealtars des Benefiziariers Caius Justus aus Stockstadt 180 n. Chr.
(MSA 180), Illustration von Jean Friedrich um 1900, Tusche und Wasserfarben auf Papier,
37 x 23 cm
Abb. 21: Zwei steinzeitliche Wilde bei der Bodenbearbeitung mit Holzspaten und Asthaken,
Illustration von Jean Friedrich um 1900, Tusche und Wasserfarben auf Papier, 37 x 23 cm
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 187
Abb. 22: Drei fellbekleidete Wilde bei der Bodenbearbeitung mit Pflug mit Steinschar,
Illustration von Jean Friedrich um 1900, Tusche und Wasserfarben auf Papier, 37 x 23 cm
Abb. 23: Illustration zur steinzeitlichen Steinbohrtechnik, Illustration von Jean Friedrich um
1900, Tusche und Wasserfarben auf Papier, 37 x 23 cm
188 Markus Marquart
erhöht98, daneben betrieb er bis 1905 auch noch einen kleinen Laden mit
Zeichen- und Schreibmaterialien in der Herstallstraße, den er von seinem Vater
übernommen hatte.99
Inzwischen hatten sich die Missstände in der Administration der Denkmal-
pflege auch öffentlich manifestiert. In der bayerischen Kammer der Abgeord-
neten (Landtag) wurde 1902 die Loslösung des Generalkonservatoriums vom
Nationalmuseum diskutiert. Wie so oft behielten allerdings vorgeschobene
finanzielle Aspekte die Oberhand. Die Durchführung der Trennung wurde
wegen der Kosten auf 1907 vertagt, auch weil dann der Wechsel des General-
direktors bevorstand.100 In der Forschung blieb derweilen die Ansicht noch
hart umkämpft, dass die Archäologie, weder – wie zuvor – nur den histori-
schen Wissenschaften zugehörig sei, noch der Anthropologie – der Wissen-
schaft von der Menschwerdung –, sondern ein eigenes Forschungsgebiet dar-
stelle. Nach heftigen Meinungskämpfen wurde an der Universität Berlin für
Gustav Kossinna eine außerordentliche Professur für „deutsche Archäologie“
eingerichtet.101 Dazu gründete das Kaiserlich-Deutsche Archäologische Insti-
tut in Frankfurt am Main die Römisch-Germanischen-Kommission.102 Deren
erster Direktor wurde Hans Dragendorff, zuvor Professor für Archäologie in
Basel.
Das bayerische Kompetenzwirrwarr im Denkmalschutz führte auch im
Untermaingebiet zu wilden Grabungen, denen mit juristischen Mitteln kaum
beizukommen war. Schon seit 1879 hatte der Würzburger Kommerzienrat
Lang in den Waldungen nahe Pflaumheim über 25 Grabhügel ausgegraben und
dabei Grabfunde der Bronze- bis Hallstattzeit geborgen. Seine Funde wurden
in Würzburg bekannt103 und so gelangte er zu der zweifelhaften Ehre, gewis-
sermaßen als erster Raubgräber Bayerns, mit einem amtlichen Grabungsverbot
belegt worden zu sein, obwohl es für Raubgräberei noch gar keine gesetzliche
Regelung gab.104
Dem Würzburger Kommerzienrat dürfte dieser Umstand sicher bekannt
gewesen sein, denn er setzte seine Grabungstätigkeit unbeirrt fort. Aus einer
von ihm dann 1902 – nach heutigen und auch nach damaligen Standards –
98
Handschriftliche Notizen Schohe 1934
99
Grimm, Häuserbuch IV, 32 ff: Herstallstr. 19; das Haus wird 1905 an den Nachbarn Mathias
Löwenthal verkauft und 1913 für den Neubau des Kaufhauses Löwenthal (heute Peek &
Cloppenburg) abgerissen.
100
Direktor Wilhelm Heinrich von Riehl
101
Keller, Denkmalpflege 19
102
W. Krämer, Das Römisch-Germanische Zentralmuseum und die deutsche Vorgeschichtsfor-
schung um die Jahrhundertwende. Jahrb. RGZM 25, 1978, 63 ff.
103
Wilbertz, Unterfranken 127 f. Taf. 19 u. 20
104
Wilbertz, Unterfranken 128 Nr. 41
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 189
105
Lang übergab seine Sammlung später dem Historischen Verein für Unterfranken, wodurch sie
ins Mainfränkische Museum Würzburg gelangte – vgl. F.J. Lang, Aus Frankens Urzeit. (1905) –
Wilbertz, Unterfranken 128 Nr. 41 und in: Schätze aus Bayerns Erde – 75 Jahre archäologische
Denkmalpflege in Bayern. Arbeitsheft 17 Bayer. Landesamt f. Denkmalpflege (Katalog zur
Jubiläumsausstellung in Würzburg) (1983) 58 mit Abb. 23
106
Pescheck (1958) 90 f. u. bes. 99 f. u. 137 f.
107
Dr. Georg Hock, geb. 24.5.1875 in Großostheim, gest. 15.9.1936 in Würzburg; kurze Bio-
graphie bei Keller, Denkmalpflege 26, ausführlicher in Mannus 28, 1936, 534 u. Nachrbl. Dt.
Vorzeit 12, 1936 177 ff.
190 Markus Marquart
108
am 15. Februar 1903
109
Pollnick, Stadtoberhäupter 57–61: Friedrich Ritter von Medicus, Bürgermeister 1877–1904. Das
Amt des Oberbürgermeisters wurde in Aschaffenburg erst am 7. Januar 1917 mit Überschreiten
der Einwohnergrenze von 50.000 eingeführt.
110
im Museum liegt ein handschriftliche Fassung von Paul Reinecke sowie eine in Kanzleischrift
übertragene amtliche Fassung des Briefes vor.
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 191
Abb. 25: Kanzleiabschrift des Briefes von Paul Reinecke an den Bürgermeister von Aschaffenburg
1903
192 Markus Marquart
Euer Hochwohlgeboren !
In den verflossenen 2 Monaten war ich verschiedene Male im Städt. Museum
in Aschaffenburg, um dessen vor- und frühgeschichtliche Sammlungen in
meiner Eigenschaft als freiwilliger Mitarbeiter der Commission zur Herstellung
einer archäologischen Karte Bayerns (die der Prähist. Comm. bei der Akademie
der Wissenschaften in München angegliedert ist) in ihrem augenblicklichen Bes-
tande aufzunehmen und die Materialien für kritische Weiterverwertung aus-
zuarbeiten. Da ich zuvor von einigen Quellen, die die Abteilung des Museums
betreffen, Einsicht genommen hatte, ich mir ferner im Jahr 1895 bereits mög-
lichst ausführliche Notizen über die Sammlung gemacht hatte, war es mir klar,
dass die Alterthümersammlung in Aschaffenburg jahrzehnte hindurch ver-
nachlässigt worden war. Dass diese Verwarlosung der Alterthümerabteilung
nicht nur vor 2–3 Dezennien erfolgt war, dafür spricht u.a. der Umstand, dass
ich mir bei einem Besuch im October 1895 zu einer Reihe von Fundstücken
genaue Fundortangaben notiren konnte, während ich jetzt die Gegenstände
zum grössten Theil unsignirt antraf. Dass die einzelnen Objekte durch den
Verlust bestimmter Fundortangaben für die Wissenschaft aber völlig entwertet
werden, brauche ich nicht erst zu bemerken. Zum Glück gelang es mir, auf
Grund meiner Notizen von 1895 und mit Hilfe bestimmter Angaben der ge-
druckten wie handschriftlichen Quellen wenigstens einen Theil der Fundstücke
neu zu bestimmen. So viel ich konnte, machte ich den derz. Conservator
Friedrich, der sehr grosses Interesse zeigte, auf die verschiedenen Differenzen
aufmerksam, gruppierte ihm auf seinen Wunsch auch die Materialien möglichst
nach Fundorten und gab ihm auch Anweisungen wie er die Sachen (unter
sorgfältigster Anwendung der älteren Etiquetten) neu etiquettieren müsse etc.
Ich that das weder aus besonderem Interesse für ihn noch gerade für die
Aschaffenburger Sammlung, sondern weil ich mir sagte, dass ein Fachmann
uber all da, wo er Schäden ausbessern könne, eingreifen müsse.
Mein eben vollständig ausgearbeitetes Inventar der vor- und frühgesch.
Materialien in Aschaffenburg enthält nun bei der Mehrzahl der Funde oder
Einzelobjekte kritische Bemerkungen, und dem ganzen Inventar, dem ich auch
sämtliche „Quellen“ in Abschrift beigelegt habe, musste ich demgemäss eine
Einleitung vorausschicken. In dieser Einleitung spreche ich von dem von mir
angetroffenen schlechten Zustand der Abtheilung, erwähne, dass im Laufe der
Zeit eine Nummerirung der Objekte stattgefunden, ohne dass ein Register der
neuen Nummern F.F. vorläge, dass weiter Etiquetten vertauscht worden sind
u.s.w. u.s.w. Weiter schrieb ich in diesem Zusammenhange: „Diese Verwahr-
losung reicht jedoch nicht nur in die verflossenen Jahrzehnte zurück, doch ist
auch in neuerer Zeit Manches verloren gegangen, Z.B. notirte ich mir im Octo-
ber 1895 zu einzelnen Gegenständen noch Fundorte, während jetzt die betref-
fenden Objekte ohne Zettel und Nummern sind“. Ich spreche also von der
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 193
Besonders bedauerlich ist vor allem, dass die von Reinecke in seinem Brief
erwähnten Unterlagen – Inventar der Museumssammlung, Gutachten und
Briefe Valentin Hofmanns – heute im Bayerischen Landesamt für Denkmal-
pflege nicht mehr aufzuspüren sind. Auch das dem Magistrat für das Städtische
Archiv versprochene Exemplar des Inventars ist dort nach Kriegsereignissen
und mehrfachen Umzügen nicht mehr auffindbar, wenn es denn je dorthin
gelangte.
Die von Reinecke angesprochene Verwahrlosung der Museumssammlung
wurde allerdings nicht nur von ihm konstatiert. Auch andere Fachleute äußer-
ten sich ungewöhnlich kritisch über den „sehr unwürdigen Zustand des unter-
fränkischen Fundmaterials im Aschaffenburger Museum“111 oder, wie Georg
Hock, über die „jahrzehntelange Verwahrlosung der Funde im Museum zu
Aschaffenburg“.112 Paul Reinecke war demnach mindestens dreimal zur Fund-
aufnahme in diesem Jahr im Aschaffenburger Museum, einmal im Februar, am
25. April und am 16. Mai. Die Beschwerdebriefe Friedrichs auf die Anschuldi-
gungen von Reinecke, eine Postkarte und ein Brief, sind im Museum vor-
handen, bezeugen aber in ihrer Verworrenheit, dass Friedrich tatsächlich nicht
in der Lage war, die Beweggründe Reineckes überhaupt zu verstehen.
Auf die gleichen misslichen Umstände zielte offensichtlich auch schon
Ohlenschlager 1890, der die Aschaffenburger Sammlung ebenfalls besucht
haben muss.113
„...ich kann nicht oft genug wiederholen, dass die Angaben über Herkunft
der Fundstücke in solchen Sammlungen, die nicht ein wohlgeordnetes Verzeich-
nis gleich bei ihrer Gründung angelegt und ohne Unterbrechung durchgeführt
haben, vielfach unzuverlässig und lückenhaft sind...“.114
Friedrichs Bilderbuch
Nach diesen Einwendungen höchster bayerischer Autoritäten wurde Fried-
rich vom Magistrat das Anlegen eines Inventarbuches aufgetragen. Er legte
daraufhin ein handaquarelliertes Inventar in zwei Bänden an, die schon in ihren
insgesamt 12 Unterteilungen erweisen, wie wenig Friedrich mit dem gliedern-
den System Paul Reineckes vertraut war. (Abb. 26)
111
R. Stampfuß, Die Jungneolithischen Kulturen in Westdeutschland (1929) 30 f.
112
G. Hock, Die schnurkeramische Kultur in Mainfranken. BVbl. 10, 1930/31, 5 bes. Anm. 14
113
Gummel, Forschungsgeschichte 250 nach Ohlenschlager, Korr.-Bl. Deutsche Anthropologische
Gesellschaft 21, 1890, 146
114
dieselben Zustände herrschten damals aber auch in München in der prähistorischen Staats-
sammlung vgl. Dannheimer, Staatssammlung 21
196 Markus Marquart
Band I
I. Steinzeit
II. Keltische=Bronse(? -zeit)
III. Keltisch (Funde)
IV. Pfahlbauten (Funde)
V. Römische Votivsteine und
Aren
VI. Römische Gefaesse
Band II
VII. Römische Bronse
VIII. Römisches Glas
IX. Römische Beingeräthe
X. Fränkisch (Funde)
XI. Römische Eisen-Theile
XI. Nachbildungen (müsste
eigentlich XII. sein !)
Abb. 26: Bemalter Deckeleinband von Band I des
neu angelegten Inventarbuches von Jean Fried-
rich 1903, Tusche und Wasserfarben auf Pappe,
28 x 37 cm
Abb. 27: Darstellung des „Skythencolliers“ (vgl. Abb. 2) und weiterer Funde von Jean Friedrich, 1903
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 197
115
die Verteilung von 31 Räumen nur auf einen Teil des Stiftskapitelhauses ist nicht mehr nach-
zuvollziehen
116
Friedrich offenbart damit ungewollt seine Praxis, als Museumskonservator von sich selbst als
Sammler gegen Spesen Funde anzukaufen, ohne dies schriftlich auszuweisen.
198 Markus Marquart
117
Ritz, Museum Aschaffenburg; Joseph Ritz war Hauptkonservator des Bayerischen Landes-
amtes für Denkmalpflege
118
Aschaffenburger Adressbuch (1904) II, 5
119
Namentliche Zusammenstellung mit Portraitfotografien bei Pollnick, Geschichtsverein
120
W. Fischer, Vorwort im Aschaffenburger Jahrb. 1, 1952 und zusammenfassend C. Pollnick,
Geschichtsverein 17–22 sowie H. Karpf, Aschaffenburger Geschichtsblätter 1907–1941. Ebda.
125–136
121
Bibliographie von Haxthausen im Personenindex
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 199
lung bevorstand (s.o.), wurde für die Zeit danach die Neuordnung vorbereitet.
Im Auftrag des Staatsministeriums des Inneren für Kirchen- und Schulangele-
genheiten entwarf Georg Hager, Leiter der Inventarisation am Generalkonser-
vatorium, die „Leitsätze über die Neuorganisation der Pflege der urgeschicht-
lichen und geschichtlichen Denkmäler in Bayern“122. Sie kamen auch zur
Durchführung, und am 1. November 1908 wurde auf „Königliche allerhöchste
Verordnung“ das „Generalkonservatorium der Kunstdenkmale und Alter-
tümer Bayerns“ (gegr. 1868) eine eigene Behörde (Gründungsverordnung vom
6. Sept.) gegründet. Ihr unterstanden die Bau-, Kunst- und Bodendenkmal-
pflege.123 Für die Bodendenkmalpflege wurden zwei Wissenschaftlerstellen,
eine Technikerstelle sowie eine Konservierungsanstalt eingerichtet. Bayern
wurde in zwei Zuständigkeitsbezirke aufgeteilt:
Ober- und Niederbayern, Oberpfalz und Schwaben betreute Konservator
Paul Reinecke von München aus. Dazu stand ihm mit Joseph Maurer ein
eigener Grabungstechniker zur Verfügung.124 Die fränkischen Regierungs-
bezirke und die bayerische Pfalz unterstanden Georg Hock in Würzburg,
zuvor Konservator am dortigen königlichen Museum.125 Die bayerische Pfalz
mit ihrer Vielzahl bedeutender römischer Fundstellen war aber von Würzburg
aus unmöglich zu betreuen und so wurde noch im selben Jahr der Vertrags-
konservator Friedrich Sprater am Historischen Museum der Pfalz in Speyer
mit den Aufgaben der „prähistorischen Denkmalpflege“ in der Pfalz betraut
(Institutionalisiert 1910).126 Bei der äußerst spärlichen Personalausstattung mit
zwei Konservatoren und einem Techniker für ganz Bayern blieb Hock und
Reinecke gar keine andere Wahl, als Geschichtsvereine und andere interessierte
Zeitgenossen zu einem geographisch verteilten Beobachtungs- und Mitarbei-
terstab zu gewinnen. In Würzburg und München fanden daher erste Lehr-
gänge für ehrenamtliche Mitarbeiter der Bodendenkmalpflege statt127. Der
Aschaffenburger Geschichtsverein war also von vornherein ein prädestinierter
Partner für die Übernahme denkmalpflegerischer Aufgaben. So stellte das
erneuerte Bayerische Generalkonservatorium dem Aschaffenburger Ge-
schichtsverein auch gleich entsprechende Mittel zur Verfügung, um auf dem
Gelände der PWA im Römerkastell Stockstadt 1908/09 mehrere Nachgrabun-
gen durchzuführen, nachdem die Ausgrabungstätigkeit durch die PWA inzwi-
122
Keller, Denkmalpflege 10 bes. Anm. 7
123
Keller, Denkmalpflege 10 bes. Anm. 1
124
Keller, Denkmalpflege 14 bes. Anm. 39
125
Während seiner gesamten Dienstzeit mußte er ohne Schreibkraft, ohne Techniker und ohne
Dienstwagen auskommen. Wamser, Denkmalpflege 29 – Keller, Denkmalpflege 20 bes. Anm. 84
126
Keller, Denkmalpflege 14 bes. Anm. 38
127
Keller, Denkmalpflege 12 bes. Anm. 26
200 Markus Marquart
Eine gewisse Flexibilität in der Frage der Zuteilung von Funden hatte Fried-
rich ja schon früher anklingen lassen, und in diesem Fall handelte er ja gewisser-
maßen in höherem Auftrag, gemäß der kaiserlichen Weisung, möglichst alle
Funde aus den Limeskastellen im Saalburgmuseum zu vereinen. Dagegen
konnten selbst seine Widersacher im Aschaffenburger Geschichtsverein kaum
öffentlich Kritik äußern. Offensichtlich wurde man aber jetzt auch im Bayeri-
schen Generalkonservatorium auf die Situation in Aschaffenburg aufmerksam.
128
Die dabei geborgenen Funde gehen 1939 in das Eigentum des Museums über s.u.
129
Dazu wurde eine Stiftung des Geschäftsführenden Kommerzienrates Albert an den Kaiser-
lichen Saalburgfonds verwendet
130
Drexel, Stockstadt
131
am 26.1.1910 ausgestelltes Begleitschreiben vom geheimen Kabinets.Rath, wirklichem Gehei-
men Rath v. Valentini. Nach Saalburg Jahrb. 1, 1910, 25 handelt es sich sogar um eine Brillant-
nadel. Ein entsprechendes Stück ist im Museumsbestand nicht ausfindig zu machen.
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 201
132
C. Pollnick, Der Schönborner Hof – Aschaffenburgs erster Barockbau. Mittlg. Stadt u. Stifts-
archiv Aschaffenburg 1, 1983, 3 ff. u. ders., Der Schönborner Hof, Daten zu seiner Geschichte.
Mittlg. Stadt u. Stiftsarchiv Aschaffenburg 4, 1993, 184 ff.
133
Der Vorsitzende des Geschichtsvereins war zugleich Rektor der dort residierenden Realschule:
Pollnick, Geschichtsverein 17 ff.
134
29.10.1911 Handschriftliche Notizen Schohe 1934.
135
z. B. Urnengräberfeld Goldbach vgl. Wilbertz, Unterfranken 114 ff.
136
G. Hock, Die schnurkeramische Kultur in Mainfranken. BVbl. 10, 1930/31, 5 bes. Anm. 14
137
Aktennotiz des LfD Würzburg – Ritz, Museum Aschaffenburg 236 – Die Unterlagen Reineckes
werden zuletzt als Originalvorlage von H. Gerdsen, Studien zu den Schwertgräbern der älteren
Hallstattzeit (1986) verwendet. Sie sind heute in der Außenstelle Würzburg nicht mehr
aufzufinden.
202 Markus Marquart
Durchführung ab, denn 1918 erhielt er, inzwischen zum Leiter der Außenstelle
Würzburg des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege umbenannt138, an
der Universität Würzburg eine mit einem Lehrauftrag verbundene Professur
für Vorgeschichte.139 Würzburg entwickelte sich damit zu einem innovativen
Zentrum der Forschung, wo neben dem neuen Luitpoldmuseum und der Gips-
sammlung im Martin-von-Wagner-Museum das Fach Vorgeschichte erstmals
als eigene Sektion in den universitären Lehrbetrieb aufgenommen wurde.140
Das Aschaffenburger Museum wie auch die Stadt selbst konnten einer
solchen Entwicklung nicht folgen (Abb. 29). Hier galt Jean Friedrich offen-
sichtlich als griesgrämiger und harmloser Sonderling.141 Diesen Eindruck ver-
mittelt ein Gedicht von Auguste Haarländer142 über den „Konservator“ mit
dem Titel „Im Stadtmuseum“, das Josef Singer in seinem selbst gestalteten Ge-
dichtband mit einer kolorierten Federzeichnung versehen hat und das sich
heute im Museumsbesitz befindet (Abb. 30, 31).
Abb. 29: Blick in den Ausstellungssaal mit „Dammer Porzellan“ im Stiftsmuseum um 1920
138
Das „Generalkonservatorium der Kunstdenkmale und Altertümer Bayerns“ wird 1917 in
„Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege“ umbenannt Keller, Denkmalpflege 10 bes. Anm. 2
139
Keller, Denkmalpflege 20 bes. Anm. 84
140
zehn Jahre vor der Einrichtung des ersten Lehrstuhls für Vor und Frühgeschichte an der
Universität Marburg
141
direkte Beurteilungen Friedrichs durch Kollegen sind nicht überliefert, zu Jean Friedrich mit
weiteren zeitgenössischen Quellen Schmittner, Jean Friedrich 14–21
142
zu Auguste Haarländer geb. 17.6.1882 gest. 26.12.1919 vgl. Schmittner, Haarländer
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 203
Abb. 30: Aquarellierte Handzeichnung von Josef Singer im Poesiebuch von Auguste Haarländer
(nach 1919). Im zentralen Bildfeld führt der Blick von oben auf die Stiftstreppe, über die
eine Gestalt mit Hut, Mantel und Stock ins „Städtchen“ hinabsteigt – gemeint ist zwei-
fellos Jean Friedrich.
Im Stadtmuseum
Überm Städtchen Sommerstille.
Unser Konservator sitzt
in des Kreuzgang luft`ger Kühle
putzt bedächtig seine Brille,
stülpt behaglich eine Prise,
lauscht noch einmal nach den Toren,
lehnt sich dann ins Chorgestühle,
wo er eine Hauspostille
sich zurechtgelegt zum Lesen
Bald der Gegenwart verloren,
geht er in den Stadtgeschichten,
in den friedensarm Geschehen
langsam stöckelnd auf und nieder
wie in schattigen Aleen.
Manchmal tropft der Stundenklang
von des Meisters Ponchons Glocke
wie ein heimwehdunkler Sang.
Sinnend schleicht das Sonnenband
um die schlanken Kreuzgangbogen,
wo der Stiftsherrn Balsaminen
blühen vor der grauen Wand.
Summend haben ein paar Bienen
honigsuchend sich verflogen
in des Hauses Einsamkeit.
Muffig riecht es in den Stuben
voll von Höchster Porzellanen,
Münzen, Krügen, Innungsfahnen,
Opfersteinen, Römertuben,
Henkerschwerter, Meisterstücken,
seidnen Schirmen und Perücken.
Manchmal wispelt`s in den Ecken
hinter Bildern, seidnen Decken.
Spinnverwobne Butzenscheiben
klirren auf in jähem Schrecken
als ob irgendwo, ein geheimes Leben quille.
Vier Uhr hallts...
unser Konservator hackt
sich heraus zur Wirklichkeit.
Kein Besucher ist gekommen,
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 205
143
Ab 1. September 1920 Handschriftliche Notizen Schohe 1934.
144
bis 1925 Keller, Denkmalpflege 30
145
Aktennotiz LfD Würzburg – Ritz, Museum Aschaffenburg 236
146
Aktennotiz Jean Friedrich o. Datum; Wen er mit Referenten und Inspizienten meint, ist nicht
mehr zu eruieren. Mit dem Stadtrat dürfte aber nicht der gesamte Stadtrat gemeint sein, sondern
der Stadtrat Fritz Trockenbrodt, der zugleich in seiner Stadtratsfunktion auch Museumspfleger
war.
206 Markus Marquart
der Bevölkerung wegen der dort gelagerten Schätze den Spitznamen „Glas-
palast“ erhielt.147
Wegen der Besetzung des Ruhrgebietes durch die Franzosen wurden 1923
die Bestände der staatlichen graphischen Sammlung, wie der staatlichen
Gemäldegalerie aus Aschaffenburg nach München gebracht.148 Die dortige
Krongutverwaltung genehmigte dagegen Friedrich eine monarchische Leih-
anfrage: Bett, Schreibtisch, Tischchen und Bettdecke König Ludwig I. durften
im Stadtmuseum ausgestellt werden.149 Die graphische Sammlung und die
staatliche Gemäldegalerie kehrten aber vorerst nicht nach Aschaffenburg
zurück und der Verdacht war berechtigt, dass sie in der Landeshauptstadt ver-
bleiben sollten.
147
Friedrich bezieht in diesem Jahr ein Gehalt von 2440 Mark. Es setzt sich zusammen aus 840
Mark – 1/3 der Bezüge aus Gruppe II/Endstufe, 700 Mark für Reinigung, 900 Mark Abzahlung;
Handschriftliche Notizen Schohe 1934.
148
dies führt später zur Gründung des Aschaffenburger Kunstvereins vgl. Halm, graphische
Sammlung und G. van Driesum, Die Gründung des Kunstvereins Aschaffenburg 1927. In:
Pollnick, 100 Jahre 23–48
149
Handschriftliche Notizen Schohe 1934.
150
zu Schohe siehe Personenindex
151
Driesum, Geschichtsverein 24 f.
152
Zu den beteiligten Personen vgl. Driesum, Kunstverein 28 ff. – zu Julius Maria Becker vgl.
J. Mager, Der junge Julius Maria Becker. Aschaffenburger Jahrb. 10, 1968, 275–374
153
Zum Aschaffenburger Stiftsmuseum: G. Hartmann, Aus dem Spessart. Kultur- und Heimat-
bilder. (Frankfurt a.M. 1924)4 156: „....birgt heute die städtischen Sammlungen. In manchem
ungewollt malerisch-systemlosen Winkel bewahren sie den einen oder anderen wertvolleren
kunstgewerblichen Gegenstand.“
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 207
154
Oberbürgermeister Matt gratuliert Friedrich am 6. Juni 1929 noch zu seinem 70. Geburtstag
und erhöht mit Zustimmung des Stadtrates in Anerkennung seiner Verdienst Friedrichs
Monatsgehalt um 25 RM, Friedrich erleidet seinen Schlaganfall demnach vermutlich in der
zweiten Jahreshälfte
155
Pollnick, Stadtoberhäupter 62–67; Dr. Wilhelm Matt Oberbürgermeister 1904–1933
156
Handschriftliche Notizen Schohe 1934
157
Redemanuskript von Schohe zur Neueröffnung 1934 für Oberbürgermeister Wohlgemuth
158
Ritz, Museum Aschaffenburg 236
159
Friedrichs „handschriftliche geschichtliche Notizen“ benutzt auch Oberlehrer Göbel in seinem
Buch über den Aschaffenburger Stadtteil Schweinheim: M. Göbel, Schweinheim – ein Heimat-
buch (1930), VII; Die Notizen befinden sich im Museumsbesitz
160
Schohe wohnt in der Hofgartenstr. 12, wo später auch der SS-Sturmbann III/83 sein Büro hat
vgl. Einwohnerbuch der Stadt Aschaffenburg 1939/40 (1940)II/59, zu Schohe siehe auch Perso-
nenindex
208 Markus Marquart
1930 bis 31. März 1931 erhielt Schohe einen Monatsbezug von 200 RM, die
Stadt schloss aber die Festanstellung eines Fachkonservators wegen der dann
„möglicherweise notwendigen tariflichen Besoldung“ aus.161
Am 1. August 1930 begann Erich Schohe ein Hauptinventar anzulegen,
jenes zentrale Verzeichnis der Museumsbestände, das nun schon seit über drei-
ßig Jahren nicht mehr ernsthaft in Angriff genommen worden war.162 Zusätz-
lich führte er ein „Zuwachs- und Schenkungs- Inventar“, das alle Eingänge vom
Beginn seiner Dienstzeit an aufnehmen sollte.163 Einigen der aufgezeichneten
Zugänge wurden hierbei auch Inventarnummern zugeordnet. Die sporadisch
verzeichneten Inventarnummern reichen bis in den 5000er Bereich. In seinem
Hauptinventar verweist er auch gelegentlich auf die Zeichnungsnummern im
Inventar von Jean Friedrich, gemeint sind dabei die aquarellierten Abbildun-
gen im „Bilderbuch“ von 1903. Die von Schohe angelegten Inventarblätter be-
ziehen sich aber offensichtlich nur auf die ausgestellten Gegenstände. Bei den
neolithischen Steinwerkzeugen zitiert Schohe gelegentlich auch Nummern
nach Haxthausen und alte Inventarnummern nach Hofmann, wo sie sich noch
auf den Objekten befanden.
Abb. 32: Schreinermeister Roman Schmittner und Museumsleiter Erich Schohe in der Eingangstür
des Stiftsmuseums um 1930
161
Schreiben von Oberbürgermeister Matt an Schohe vom 28. November 1930
162
es trägt den Untertitel „Inventar II“, beginnend mit Inventarnummer 1 bis zur Nummer 1254
und füllt von 576 im Band vorhandenen Seite die ersten 91
163
Innenüberschrift: „Zuwachsverzeichnis des städt. histor. Heimatmuseums Aschaffenburg“;
(Seite 1-46 von 286). Ab Seite 290 „Schenkungsverzeichnis des städt. histor. Heimatmuseums
Aschaffenburg“ (bis Seite 301 von 576)
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 209
164
Schneider, Stiftsmuseum VI
165
seine gesamte im Originalzustand erhaltene Werkstatt konnte 1996 von den Museen der Stadt
erworben werden
166
im gleichen Jahr erscheint sein Aufsatz zur Schnurkeramischen Kultur in Mainfranken –
G. Hock, Die Schnurkeramische Kultur in Mainfranken. BVbl. 10, 1931/32, 1–25
167
Präparator Maurer des Bayr. LfD von Mitte November bis Mitte Dezember 1931
168
E. Schohe, Aus den Anfängen des Theaters. Beiträge zur Geschichte des priv. Hoftheaters zu
Aschaffenburg (o. Jahr)
169
E. Schohe, Die Stiftskirche Aschaffenburg (1939)
170
E. Schohe, Das kulturhistorische Heimatmuseum der Stadt Aschaffenburg (1933) – Ders., Die
Sammlungen im Schloß Aschaffenburg (1933) und ders., Das Spessartmuseum (1939)
171
Briefwechsel zwischen Schohe, Hock und Dr. F. Kutsch, 1. Vorsitzender des Verbandes
210 Markus Marquart
Abb. 33: Das einzige Foto von Jean Friedrich zeigt ihn auf einem
Gruppenbild halb verdeckt hinter Stiftspfarrer Geistl. Rat
Ignaz Hergenröther um 1920/25
172
Halm, Graphische Sammlung 233 f.
173
Handschriftliche Notizen Schohe 1934 – Aschaffenburger Anzeiger und Beobachter am Main
vom 16. Juni 1932 – Das Pfründnerhaus befand sich im Hinterhaus des Katharinenspitals in der
Löherstraße und wurde von der Hospitalstiftung betrieben. Mit seiner städtischen Rente zählte
Friedrich wohl eher zu den „reichen“ Pfründnern, das Gebäude wurde 1945 zerstört; Grimm
Häuserbuch II, 639 ff.
174
Schriftliche Mitteilung von Oberbürgermeister Matt an Schohe vom 15. Juni nach 17.45 Uhr, da
Friedrich, wie im Schreiben angegeben, zu dieser Zeit verstarb. Die Abnährungserklärung
Friedrichs stammt nach Matt ebda. vom 5. Dezember 1912. Die städtische Schätzung seines
Vermögens auf 54.000 Mark im Nachruf im Beobachter am Main vom 16. Juni 1932
175
Neben den zahlreichen Erwerbungen für das Museum ist Friedrich auch für den Erhalt der
Kittel’schen Notizsammlung verantwortlich, die er an das Aschaffenburger Stadt- und Stifts-
archiv abgab. Die Zettelsammlung galt als eine der wichtigsten und auch umstrittensten Quel-
lensammlungen zur Aschaffenburger Geschichte. Nach Mitteilung von Archivleiter Dr. H.-B.
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 211
Spies wurde sie 2004 wegen wissenschaftlicher Wertlosigkeit vollständig kassiert, d. h. ver-
nichtet.
176
Von Oberbürgermeister Matt unterzeichnete Geschäftsanweisung für Konservator Erich
Schohe vom 26. November 1932 mit Abdruck an Vogt, Bauamt und Trockenbrodt, Museums-
pfleger.
177
Erich Schohe, Einführungsvorträge des Städtischen Museums. In: Beobachter am Main 1932
Nr. 261 vom 12. Nov., 3.
ders., Einführungsvorträge des Städtischen Museums. In: Beobachter am Main 1932 Nr. 284
vom 10. Dez., 4.
ders., Einführungsvorträge des Städtischen Museums. In: Beobachter am Main 1933 Nr. 13 vom
17. Jan., 3.
ders., Einführungsvorträge des Städtischen Museums. In: Beobachter am Main 1933 Nr. 23 vom
28. Jan., 3.
ders., Das Heimatmuseum Aschaffenburg. In: Das schöne Franken 4, 1933, Nr. 15/16, 11-13.
ders., Museumskurs Aschaffenburg. In: Beobachter am Main 1933, Nr. 264 vom 15. Nov., 4.
ders., Museumskurs Aschaffenburg. In: Beobachter am Main 1933, Nr. 275 vom 28. Nov., 3.
ders., Museumskurs Aschaffenburg. In: Beobachter am Main 1933, Nr. 276 vom 29. Nov., 3.
ders., Museumskurs Aschaffenburg. In: Beobachter am Main 1934, Nr. 1 vom 2. Jan., 3.
ders., Museumskurs Aschaffenburg. In: Beobachter am Main 1934, Nr. 249 vom 28. Okt., 4.
ders., Museumskurs Aschaffenburg. In: Beobachter am Main 1934, Nr. 261 vom 13. Nov., 3.
ders., Museumskurs Aschaffenburg. In: Beobachter am Main 1934, Nr. 263 vom 15. Nov., 4.
178
Abschrift eines Aktenvermerks von Oberbürgermeister Matt an Schohe vom 10. August 1932
212 Markus Marquart
Als am 23. März 1933 in Berlin der Reichstag das Ermächtigungsgesetz be-
schloss, trat der Aschaffenburger Oberbürgermeister Dr. Wilhelm Matt „aus
gesundheitlichen Gründen“ von seinem Amt zurück.179
179
seine Rücktrittserklärung im Wortlaut wiedergegeben bei Pollnick, Nationalsozialismus 144
180
Pollnick, Nationalsozialismus 146 ff.
181
Pollnick, Stadtoberhäupter 68–73. Zuletzt war Wohlgemuth auch Obersturmbannführer der SS,
trug aber nach Aussage von Zeitgenossen nie deren Uniform
182
Er war schon 1922 Vorsitzender des Verbandes Vaterländischer Vereine; Pollnick,
Nationalsozialismus 60 ff.
183
verantwortlich für die Bücherverbrennungen missliebiger Literatur und Vertreibung von
„Unerwünschten“ Wissenschaftlern und Künstlern
184
Pollnick, Nationalsozialismus 178 ff. – Pollnick, NSDAP 31 f.
185
Kurzbiographie bei C. Pollnick, Die 1. Vorsitzenden. In: Pollnick, 100 Jahre 73
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 213
186
Handschriftlicher Brief von Sachse an Schohe
187
so Schohes Bruder in einem Brief an Archivleiter Willibald Fischer 1945
188
„Der Gesamtverlauf der Kunstgeschichte von der altchristlichen Zeit bis zur Gegenwart“
189
K. Stade, Die Mainlinie von Seligenstadt bis Miltenberg. Der Obergermanisch-Rätische Limes
(ORL). Band 6 (1933)
190
Antwortschreiben von Schohe an Josef Ritz im B.L.f.D. vom 11. November 1936
214 Markus Marquart
191
Schneider, Stiftsmuseum VI u. Ritz, Museum Aschaffenburg 236 f.
192
Schreiben an die Redaktion von Grieben-Reiseführer in Berlin vom 25. Oktober 1934
193
Beschluss des Stadtrates vom 15. Mai 1934 unterzeichnet von Wohlgemuth
194
Redemanuskript von Schohe zur Neueröffnung 1934 für OB Wohlgemuth und Presse-
mitteilung zur Neueröffnung von Schohe.
195
Eine Protestnote von sieben Aschaffenburger Pfarrern über die „Staatsjugend“ (Hitlerjugend)
am 10. November führt zu einer Strafanzeige gegen die betroffenen Geistlichen durch die
Bayerische Politische Polizei. An Weihnachten untersagte die Stiftsverwaltung der NSDAP bei
ihrer „Deutschen Weihnacht“ vor der Stiftskirche die Benutzung der Orgel, was bei Oberbür-
germeister Wohlgemuth zu öffentlich geäußertem Unwillen führt vgl. Pollnick, NSDAP 74 f. u.
113 f.
196
Schreiben vom 15. März 1934
197
W. Köhl, Aschaffenburg: Urgeschichte, Geschichte, Wirtschaft (1935)
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 215
198
J. Wirth, Schriftfragment zum Haushaltsplan des städtischen Heimatmuseums 1941
199
Der zweite war Karl Mell, der nach einem handschriftlichen Zeugnisentwurf von Schohe von
Oktober 1934 bis Januar 1936 für drei Tage die Woche angestellt war, von da an bis Anfang 1937
in Vollzeit
200
Speyerer blieb aber Aschaffenburg auch weiter eng verbunden; vgl. Pollnick, NSADP 89 f.
201
Zusammenstellung der Daten nach Pollnick, NSDAP 92 ff.
202
auch in den Angaben, die Schohe an Reinerth für das Handbuch der vorgeschichtlichen
Sammlungen weitergibt, bezeichnet er für den Beginn seiner Tätigkeit das Jahr 1927, Schohe
muß also schon während seines Studiums am Museum tätig gewesen sein, wenn er sich bei
seiner Tätigkeit nicht allein auf die Gründung des Kunstvereins bezieht.
216 Markus Marquart
203
Schreiben vom 18. Dezember 1935
204
ergibt sich aus dem Inhalt einer Postkarte an Schohe vom Frühjahr 1936.
205
Georg Hock war außerdem ordentliches Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts,
1. Vorsitzender des fränkischen Kunst- und Altertumsvereines, Gründungsmitglied des Fran-
kenbundes und Beirat des Historischen Vereins von Unterfranken; Wamser, Denkmalpflege 29
– Keller, Denkmalpflege 20 bes. Anm. 84 – Peter Endrich, Nachruf für Dr. Georg Hock in:
Aschaffenburger Jahrb. 3, 1956, 419 ff. u. O. Handwerker, Nachruf auf Dr. Georg Hock.
Mannus 28, 1936, 534.
206
Keller, Denkmalpflege 14 bes. Anm. 40
207
R. Bollmus, Das Amt Rosenberg und seine Gegner (1970) und neuerdings: U. Halle, Die
Externsteine sind bis auf weiteres germanisch! Prähistorische Archäologie im Dritten Reich.
Sonderveröffentlichung des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins für das Land
Lippe 68 (2002) sowie A. Leube u. M. Hegewisch (Hrsg.), Prähistorie und Nationalsozialismus.
Die mittel- und osteuropäische Ur- und Frühgeschichtsforschung in den Jahren 1933–1945.
Studien zur Wissenschafts- und Universitätsgeschichte 2 (2002)
208
aus dem Schriftwechsel in den Museumsakten geht allerdings nur hervor, dass es sich um Möbel
handelt. In der Person des Konservators Dr. Kreisel verfügt Schohe jetzt in München über einen
einflussreichen Freund in der Schlösserverwaltung.
209
Ausstellungsraum seit 1927; Die dabei gefährdete Barocktür soll auf Drängen Schohes ins
Stiftsmuseum. Schreiben Schohes an die Schlösserverwaltung vom 31. August 1936
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 217
210
Pollnick, NSDAP, 132 f.
211
Erst später stellte ihnen der Festungs-Pionierstab 14 vorsorglich zwei Pässe für alle Even-
tualitäten aus
212
Ebenso erkundigten sich zahlreiche Zahnärzte und Zahntechniker aus dem In- und Ausland
(London, Prag, Budapest) schriftlich bei Schohe nach den Funden
213
zur Entstehungsgeschichte der Strietwaldsiedlung vgl. Pollnick, NSDAP 131
214
Endrich, Untermaingebiet – H.-G. Rau, Das urnenfelderzeitliche Gräberfeld von Aschaffen-
burg-Strietwald. Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte 26 (1972) – Wilbertz, Unterfran-
ken
218 Markus Marquart
Abb. 34: Ausgrabung von Grabhügel II auf der Schafweide bei Ringheim im Winter 1937
Besonderes Augenmerk legte Schohe allerdings auf den Kies- und Sand-
abbau. So beobachtete er die Gruben in Obernau, Goldbach und Pflaumheim,
wo immer wieder Funde aus Gräbern auftraten. In Nilkheim wurde er sogar
selbst tätig und grub vor dem Bagger mehrere latènezeitliche Bestattungen aus.
Deswegen schlug er dem Landesamt für Denkmalpflege vor, auch in Pflaum-
heim mit systematischen Ausgrabungen zu beginnen (s. u.). Auch für die
Erforschung und den Erhalt alter Glashüttenstandorte bei Heigenbrücken und
Kleinkahl setzte er sich ein und führte sogar Versuchsgrabungen durch. In
Stockstadt gelang es ihm, mehrere bei Bauarbeiten auf dem Werksgelände der
PWA entdeckte römische Weihesteine der Beneficiarier für das Museum
sicherzustellen. Mit Hilfe seines Ausweises des Festungs-Pionierstabes konnte
er auch in Ringheim Funde aus Hügelgräbern bergen, die bei der Anlage des
Militärflugplatzes eingeebnet wurden (Abb. 34).
Überhaupt war Schohe 1936/37 fast ständig in ganz Unterfranken und auch
Hessen unterwegs, um neue Sammlungsstücke zu akquirieren, ohne dass dafür
ein höherer Ankaufsetat feststellbar wäre. Schohe suchte – im städtischen
Dienstwagen mit Fahrer – dabei offensichtlich gezielt auswanderungswillige
Juden auf, darunter auch jüdische Antiquare, denen er – wie Emil Rothschild
in Frankfurt – einen Großteil ihrer Bestände abhandelte.215 Die „Freiwilligkeit“
der Verkäufe an Schohe darf dabei durchaus in Zweifel gezogen werden, viele
215
Brief der Architektin Annemarie Funk aus Frankfurt an Schohe vom 12. März 1937
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 219
216
Die vorgeschichtlichen Sammlungsbestände gingen vorwiegend an das Mainfränkische
Museum Würzburg
217
Über den Inhalt ist aus den Unterlagen nichts zu schließen
218
Jahresbericht von Schohe für 1936
219
Oskar Winterhelt, Architekt, Sammler, Heimatforscher (1. Dezember 1873 – 7. April 1958),
geb. in Miltenberg, Grundschule Miltenberg, Gymnasium in Würzburg, Steinmetzlehre in Ber-
lin (Mitarbeit am Aufbau des Pergamonaltares), Bauschule Nürnberg, TH Stuttgart und TH
Paris, väterlicher Steinmetz- und Baubetrieb 1897 bis 1907, Privatsammler und Forscher,
römische Ausgrabungen in Miltenberg, architektonische Betreuung zahlreicher Sanierungs-
maßnahmen in Miltenberg – Wertheim, Entdeckung und Teilrettung des Askanier-Schlosses in
Berlin, Verlust großer Teile seiner Sammlungen in Berlin und Aschaffenburg während des
Krieges. Nachrufe auf den „Nestor fränkischer Sammler und Historiker“ in: Mainpost, Bote am
Untermain Nr. 80 vom 8.4.1958 , Aschaffenburger Volksblatt (Miltenberg) vom 10.4.1958, Bote
vom Untermain vom 8.4.1958
220
nach Hotz, Wildenburg mit Anm. 4 und älterer Literatur: eine Schmuckplatte Ende 12. Jh. heute
im Museum Amorbach
221
bereits genannt bei Hotz aber ohne Abbildung: W. Hotz, Bau- und Kunstgeschichte der Burg.
in: F. Droop (Hrsg.), Burg Wildenberg – die Gralsburg im Odenwald (1936) 41–58 bes. 53 und
dann auch später, ebenfalls ohne Abbildung Hotz, Wildenburg 20–26
220 Markus Marquart
umgehend zurückgefordert wurden (Abb. 35, 36).222 Denn am Platz der Burg
Walthers von der Vogelweide planten die Nationalsozialisten eine Rekonstruk-
tion der Wildenburg als „Gralsburg“. Schohe stimmte dem zunächst mit der
Bitte um eine Gegengabe (Keramik- und Kachelfunde von der Wildenburg) zu,
Abb. 35: Portallöwe aus Sandstein von der Wildenburg, 12./13. Jh., 72 x 29 x 36 cm, MSA 363/58
Abb. 36: Doppelköpfiger Portallöwe aus Sandstein von der Wildenburg, 12./13. Jh.. Das Stück
wurde bereits nach 1936 erworben und unter der Inv.Nr. 1492 inventarisiert und in Unkenntnis
dieses Umstandes 1958 zusammen mit dem restlichen Nachlass Winterhelt erneut aufgenommen.
50 x 25 x 26, MSA 364/58
222
Schreiben des Bayer. Landesamtes für Denkmalpflege an den Bürgermeister der Stadt Aschaf-
fenburg vom 18. Juli 1935 und Schreiben der Fürstlich Leiningenschen Generalverwaltung an
das städtische Heimatmuseum Aschaffenburg vom 4. Dezember 1936
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 221
Abb. 37: Kopf der Marienfigur vom Junker-Altar in der Schlosskapelle im Schloss Johannisburg.
Obwohl der Altar während des Krieges zum Schutz eingemauert worden war, wurde er von
Bombensplittern schwer beschädigt. Einige seitdem verschollene Fragmente kehrten in den letzten
Jahrzehnten auch aus Nachlässen ehemaliger amerikanischer Soldaten nach Aschaffenburg
zurück
Auf dem Dachboden des Stiftsmuseums richteten Schohe und Schork noch
„Spessartzimmer“ ein, in denen sie die volkskundlichen Sammlungsstücke in
Situationen arrangierten. Dabei zog Schohe auch eigens Volkskundler aus
München zu Rate (Abb. 38). Für die Ausschmückung und Beschriftung der
Räumlichkeiten war schon seit längerem der bekannte Aschaffenburger Grafi-
ker Karl Vollmer zuständig.228
Von 25. bis 27. September 1937 fand in Aschaffenburg die Jahrestagung des
Verbandes der Geschichts- und Urgeschichtsvereine statt. Schohe arrangierte
dazu im Schloss „Glanzstücke aus der graphischen Sammlung Aschaffen-
burgs“, wobei ihm Hans Schork, wie auch bei der Inventarisierung, wesentlich
zur Hand ging.229 Die für die Beschäftigung von Schork als Hilfskraft notwen-
digen Gelder wurden aber nicht weiter bewilligt, so dass er nach drei Jahren Fest-
anstellung Anfang Dezember aus dem Museumsdienst ausscheiden musste.
In seinem Jahresbericht für 1937 skizzierte Schohe auch seine Vorgaben für
1938. Er wollte sich verstärkt den mittelalterlichen und neuzeitlichen Spessart-
gläsern widmen, für deren Klassifizierung er schon umfangreiche Archivarbeit
geleistet hatte: „ ...nach diesen Arbeiten, wird unser Museum erst zu dem be-
deutendsten Ort für neuere Spessartgläser geworden sein“.
228
Schohe in einer Postkarte: „...habe Ausstellungsraum vervollmern lassen...“. zu Vollmer vgl.
Schmittner, Haarländer 10: „Eine vergessene Aschaffenburger Künstlergeneration“
229
Schohe Jahresbericht 1937 – auch erwähnt in einem Schreiben des Landesleiters Bayern des
Reichsbundes für deutsche Vorgeschichte, Studienprofessor Hornung aus Erlangen am
2. November 1937
224 Markus Marquart
230
vom 18. Juni bis 18. Juli 1938
231
ab wann diese Bezeichnung öffentlich benutzt wurde, ist nicht zu belegen. Heute führt das
Museum Lohr den Namen „Spessartmuseum“
232
Schohe (1938) – Pollnick, NSDAP 189. Zum Gauleiter Hellmuth vgl. Pollnick, Nationalsozia-
lismus 75 f.
233
Schohe (1938)
234
F. Zülch, Der historische Grünewald (1938)
235
Brief von Hans Schork von 1945
236
Brief von Hans Schork; zu Siebert und Schellert vgl. Pollnick, NSDAP 187 f. u. 229 f.
237
Rückerstattungsverfahren der Wiedergutmachungskammer am Landgericht Nürnberg-Fürth
für Anneliese Trier 1969
238
Die Überprüfung und Darstellung der Vorgänge ist einer späteren Untersuchung vorbehalten
239
bei Körner, 1993 232 wird für Anneliese Trier allerdings 1934 als Abmeldedatum genannt.
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 225
240
zitiert nach Pollnick, NSDAP 190
241
Für einen normalen Rekruten war Schohe mit 38 Jahren schon zu alt, weswegen er auch nicht
zu den Rekruten gehört haben dürfte, die am 28. November 1939 in Aschaffenburg feierlich
vereidigt wurden; vgl. Pollnick, NSDAP 212
242
Der Parteigenosse Christian Huber aus Kleinwallstadt leiht sich schon 1938 Bücher von Schohe
aus dem Museum aus. Handgeschriebener Brief von Huber an Schohe vom 2. September 1938
243
zu Wirth siehe Personenindex
244
H.-B. Spies, Das Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg. Mittlg. Stadt- und Stiftsarchiv Aschaf-
fenburg 1, 1983, 15
226 Markus Marquart
245
Dort schreibt er auch über die Mobilmachung des Archivs; Christian Josef Huber, Die Mobil-
machung des Archives. Aschaffenburger Geschichtsverein (1939); zu Huber siehe Personen-
index
246
Gummel, Forschungsgeschichte
247
die Bekanntschaft entstand wohl durch ihre Brüder, die beide bei den Aschaffenburger Gas-
werken beschäftigt waren; Zu Schork siehe Personenindex und Anhang
248
Die Gegenstände wurden nach der Wiederauffindung im Museum 1979 dem Rabbiner der jüdi-
schen Kultusgemeinde Würzburg zurückgegeben; Sie sind heute teilweise im Jüdischen Doku-
mentationszentrum (seit 2008: Museum für jüdische Geschichte und Kultur) in Aschaffenburg
ausgestellt.
249
Daher erklärt sich auch der außerordentlich große Sammlungsbestand des Prager Museums an
Judaica vgl. F. Reuter, Das Jüdische Museum Raschi-Haus in Worms. Der Wormsgau 15,
1987/91, 12.
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 227
250
Brief von Hans Schork 1945
251
In den Museumsakten befinden sich: mit Bleistift von Schork von Hand geschriebene Liste der
Objekte mit Name und Anschrift der Eigentümer. Die neunseitige Liste ist nach den Objekten
Möbel, Uhren, Diverses, Dammer Stücke, Zinn und Bilder gegliedert. Von Schohe stammt dazu
eine spätere einseitige alphabetische Auflistung der Eigentümer
252
Schreiben vom 9. Februar 1939
253
Das Schreiben ebenfalls wiedergegeben bei Pollnick, NSDAP 235
228 Markus Marquart
Reihe von steinzeitlichen Objekten, die im Lauf der Zeit über Mitglieder in die
Sammlung gelangt waren.254
Kriegswirtschaft
Zwei Wochen nach Kriegsbeginn wurden auch die Bestände der Bayeri-
schen Staatsgemäldesammlung aus dem Schloss Johannisburg in Aschaffen-
burg in ein „schwäbisches Schloss“ ausgelagert. Vier wandfeste oder zu große
Bilder verblieben am Ort zusammen mit den Kurfürstenbildnissen, die nicht
der Staatsgalerie gehörten.255
Schohe wurde auf Anforderung vom Aschaffenburger Museum – wohl
wegen der noch notwendigen Auslagerungen – 1940 von der Wehrmacht frei-
gestellt. Er kehrte von seinem Stationierungsort, dem Gefangenengenesungs-
lager in Dieburg, als Unteroffizier in seine Dienststelle zurück.256 Hier bekam
er es wieder mit der Liste der Kulturgüter in jüdischem Besitz zu tun und er
musste feststellen, dass inzwischen schon mehrere verzeichnete Kunstgegen-
stände aus der Liste gestrichen worden waren, ohne dass sie sich im Museums-
besitz befanden. Parteigrößen hatten sich aus dem Verzeichnis mittlerweile
selbst bedient und die Gegenstände für sich selbst oder andere in Beschlag
genommen.257
Schohes Kompetenzen in Aschaffenburg waren inzwischen stark be-
schränkt, „Unstimmigkeiten“ mit der politischen Führung kamen hinzu.
Außerdem war das „Spessartmuseum“ wegen der kriegsbedingten Auslage-
rungen inzwischen für die Besucher geschlossen und auch Hilfskräfte waren
nicht mehr vorhanden. Dies widerspricht natürlich völlig den Angaben, die im
„Handbuch der vorgeschichtlichen Sammlungen Deutschlands“ für 1940 ge-
macht wurden: Öffnungszeiten täglich 9–12 und 14–17 Uhr.258 Schohe bewarb
sich 1941 nach Hanau, um dort den Aufbau des Deutschen Goldschmiede-
museums zu leiten, da, so sein Bruder Herrmann:
„... das Verhältnis zu Wohlgemuth und wie ich genau weiß auch zur Partei
und SS gespannter wurde. Natürlich erhoffte er sich außer mehr Verständnis für
kunsthistorische Belange, auch um eine bessere Bezahlung, die aber auch nicht
besonders war“.
254
Schneider, Stiftsmuseum VI – Handschriftliche Auflistung der neuen Steinwerkzeuge vom
Geschichtsverein von Schohe ohne Datum.
255
Busch, Staatsgemäldesammlung
256
Brief seines Bruders Herrmann vom 15. Februar 1970
257
Die gelegentliche Einklammerung von Namen oder Objekten auf der Liste mit der Beifügung
„Wohlfahrtsamt“ betrifft vermutlich das Amt für Volkswohlfahrt, Dienststelle der NSDAP,
Rubrik A: Politische Leitung: Heinrich Endrich
258
Reinerth, Sammlungen 71
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 229
259
E. Schohe, Der Neuaufbau des Hanauer Stadtmuseums im Stadtschloß. Mitteilungen Hanauer
Gesch. Ver. 1942 Nr. 2,3,5 (wegen der geringen Papierzuteilung maschinen geschriebene
hektographierte Ausgabe)
260
entnommen aus der Einladung zum Museumsfest „25 Jahre Museum Hanau in Schloß Philipps-
ruhe“ Juli 1992 – E. Schohe, Der Neuaufbau des Hanauer Stadtmuseums im Stadtschloß. Mitt.
Hanauer Gesch. Ver. 1942 Nr. 2,3,5 – K.L. Krauskopf, 150 Jahre Hanauer Geschichtsverein.
Hanauer Gesch. Bl. 33, 1994, 44 f. u. 218 f.
261
J. Wirth, Schriftfragment zum Haushaltsplan des städtischen Heimatmuseums 1941. Wirths
Ehrgeiz lässt sich auch an seinem Bemühen verfolgen, die Aschaffenburger Geschichtsblätter
durch ein neues Vereinsorgan zu ersetzen vgl. C. Pollnick, Heimat und Geschichte 1938–1941.
In: Pollnick, 100 Jahre, 137–143
230 Markus Marquart
262
Zuvor Leiter der Meisterschule für Steinmetzen und Mitbegründer des Aschaffenburger
Kunstvereins s.o.
263
Schneider, Stiftsmuseum IV
264
Nachruf auf G. Stadelmann in: Aschaffenburger Jahrb. 15, 1992, 263–267
265
Brief von Fischer an Huber vom 8. August 1949
266
Ursprünglich hatte Lautenschläger die Absicht, sich mit seiner Sammlung in Italien nieder-
zulassen, was er aber nicht mehr durchsetzen konnte
267
Vertragsentwurf von Wirth an das städtische Personalamt vom 15. Juni 1942
268
Mitteilung von Schohe über den Erwerb an das Museum Aschaffenburg vom 17. April 1942 auf
Briefbogen des Hanauer Geschichtsvereines e.V.; Schreiben vom 20. April 1942 von Wirth an
Kunsthaus H.Hahn / Frankfurt.
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 231
269
Brief von Wirth an Gefr. Stommel in Breslau vom 15. Dezember 1942
270
„Höchst, Saarbrücken, Mettlach, Tell, Vaudrevange, Paris, Schramberg, Gersweiler, Neu-
Leinigen, Eichstätt, Amberg, Wedgewood, Großbreitenbach, Worchester, Berlin, Ludwigsburg,
Frankenthal, Plauen, Meißen, Nürnberg, Neapel, Frauenreuth, Passau, Wien, Fürstenberg,
chinesische und andere in- und ausländische Fabriken“. Das Porzellan und Steingut wurde für
den Verkauf zum Großteil erst in Stand gesetzt und gekittet. Brief von Wirth an Gefr. Stommel
in Breslau vom 15. Dezember 1942; Wirth schreibt Stommel offensichtlich auf dessen Vorwurf
der „Verschleuderung von Heimatgut u. A.“... dass sowohl der Oberbürgermeister wie der
Museumsleiter ins Konzentrationslager überführt worden wären, wenn die versteigerten
„Bilder“ Originale gewesen wären.“
271
E. Stenger, Die Steingutfabrik Damm bei Aschaffenburg 1827–1884. Veröffentlichungen des
Geschichts- und Kunstvereins: Reihe Nachdrucke Bd. 1 (1990); <Reprint der Erstausgabe von
1948> Das Manuskript lag schon 1942 im Stadt- und Stiftsarchiv vor, konnte aber wegen des
kriegsbedingten Papiermangels nicht mehr veröffentlicht werden, was dann 1948 durch den
Geschichts- und Kunstverein unter Mithilfe des Verlages Paul Pattloch geschah
272
Schriftlicher Bericht von Wirth vom 28. Oktober 1942
273
Schreiben von Wirth mit der Mitteilung über seine Einberufung zum 26. Februar 1943 an das
Polizeiamt vom 23. Februar 1943. Sein Amt als Betriebsluftschutzleiter im Städt. Heimat-
museum wird an den städtischen Angestellten Hegmann vom Standesamt übertragen
274
Schreiben von C. Huber an Arthur Freiherr von Tautphöus vom 25. Februar 1943
275
Bestätigung über die Ausleihe und Rückgabe mit Auflistung der Inventarnummern vom
22. März 1943
232 Markus Marquart
276
Schreiben von Huber an das Kulturamt der Stadt Offenbach vom 3. Juni 1943
277
Brief von Herrmann Schohe vom 15. Februar 1970
278
A. Stadtmüller, Maingebiet und Spessart im zweiten Weltkrieg. Veröffentlichungen des Gesch.-
u. Kunstvereins Aschaffenburg 19 (1987) 162 f.
279
am 1. Juli 1943
280
Pollnick, Stadtoberhäupter 72 f.
281
Brief von Herrmann Schohe vom 15. Februar 1970
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 233
282
Stadtmüller, Aschaffenburg 51 ff.
283
Stadtmüller, Aschaffenburg 73 ff. – zu den Schäden auch F. Bayer, Das Schicksal Aschaffen-
burger Baudenkmale im Zweiten Weltkrieg und ihr heutiger Zustand. Aschaffenburger Jahrb. 1,
1952, 217–228
284
Stadtmüller, Aschaffenburg 84 f.
285
Stellungnahme von Huber vom 15. Oktober 1949
286
Stadtmüller, Aschaffenburg 110 f. Stadtmüller führt diese Auslagerungsaktionen nicht im Ein-
zelnen auf. Karte dieser Linie 141 f. Karte 2a, 2b.
287
Stadtmüller, Aschaffenburg 88 f.
288
Stadtmüller, Aschaffenburg 89 ff.
289
Stadtmüller, Aschaffenburg 109 ff mit Abb. 11 u. 12
290
ausführlich dazu Stadtmüller, Aschaffenburg 167 ff. Bericht von Dr. Reinthaler bei Stadtmüller,
Aschaffenburg 323
234 Markus Marquart
291
Stadtmüller, Aschaffenburg 315
292
Stadtmüller, Aschaffenburg 315 – Pollnick, Stadtoberhäupter 72 f.
293
Stadtmüller, Aschaffenburg 268 u. 335 ff.
294
Stadtmüller, Aschaffenburg 305.
295
Grimm, Häuserbuch II 431 – Stadtmüller, Aschaffenburg 178 f.; gleiches berichtet auch
W. Emrich, Gutachten über die Stadtverwaltung Aschaffenburg (1948) 49; dort auch die
Empfehlung zur Einstellung einer Fachkraft für das Heimatmuseum und das Naturwissen-
schaftliche Museum
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 235
Auch über den Inhalt der Kisten besteht keine völlige Klarheit. Sie enthielten
wohl vorwiegend Schohes Sammlung von Spessartglas und Keramik sowie die
römischen Funde aus Stockstadt und einige Plastiken. Allein für einen Großteil
der vorgeschichtlichen Bestände ist ihr Aufenthalt in diesem Keller heute noch
augenscheinlich: Steinbeile und Keramik sind vom Brand durchgeglüht und
zersprungen, manch einzigartiger Fund ging völlig verloren (Abb. 40).
Abb. 40: Goldene Bommelohrringe des 8. Jh. n. Chr., verschollen seit 1945. Ausschnitt aus dem
Inventarbuch von Jean Friedrich von 1903.
„N° 13.14. 10-11 Jahrhundert, beim Kanal-Bau mit 2 Schädel auf dem Schloß-Platz gefunden.
Von feinem Golde“
296
Raubmord an der Wirtin der Schellenmühle vgl. Stadtmüller, Aschaffenburg 344 f. und ders.,
Aschaffenburg II, 46 ff.
297
Busch, Staatsgemäldesammlung bes. 231
236 Markus Marquart
298
Halm, Graphische Sammlung bes. Anm. 1
299
Pfarrer Fäth aus Leidersbach stellte wertvolle Bestände des Stadt- und Stiftsarchivs nach der
Plünderung der Hohen Warte sicher. Schreiben von Fischer an Fäth vom 14. April 1948
300
so die Aufzählung in der Bekanntmachung des Aschaffenburger Oberbürgermeisters. In: Mit-
teilungen des Oberbürgermeisters der Stadt Aschaffenburg und des Landrates Aschaffenburg,
Herausgegeben mit der Genehmigung der amerikanischen Militärregierung Aschaffenburg am
Samstag, den 23. Februar 1946 Nummer 38
301
Bekanntmachung des Kulturamtes bezüglich der Rückgabe gestohlener Kulturgüter vom 16.
April 1947
302
Brief von Fischer an Huber vom 26. Juli 1946
303
Bestätigung von Fischer für Rosa Huber vom 6. März 1947 für deren Entlastung vor der
Spruchkammer
304
Vernehmungsprotokoll des Polizeipräsidiums Aschaffenburg vom 12. Juli 1945
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 237
305
E. Schneider, Willibald Fischer (1917–1984) – ein Nachruf. Aschaffenburger Jahrb. 8, 1984, 8–14
sowie Pollnick, 1. Vorsitzende, 75
306
Stadtmüller, Aschaffenburg II 237, dort auch Zeittafel zu 1945 u. f.
307
Schreiben des Aschaffenburger Oberbürgermeisters vom 17. Februar 1946
308
briefliche Mitteilung des Bürgermeisters von Pflaumheim vom 7. März 1946
238 Markus Marquart
Der Erfolg der Rückgabeanordnung kann auch bayernweit nicht allzu groß
gewesen sein. Zu viele Menschen waren noch unterwegs, brauchten dringend
Unterhalt, versuchten sich irgendwie durchzuschlagen und waren auch an-
sonsten häufig in mehrfacher Hinsicht entwurzelt. Das inzwischen eingesetzte
Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus verlängerte daher die
Rückgabefrist und gewährte Straffreiheit bis zum 15. Mai 1947. Zumindest für
Aschaffenburg war auch diesmal „Fehlanzeige“ zu verzeichnen. Denn Fischer
musste seine Recherchen fortsetzen, wobei er sich auf die Unterlagen Hubers
stützen konnte, mit dem er aus diesem Grund inzwischen in regem Brief-
wechsel stand. Eine detaillierte Überprüfung der Verluste war Fischer aller-
dings nicht möglich. Dazu waren seine Aufgaben zu vielfältig, Schohes Inven-
tarkartei war verbrannt und längst noch nicht alle Museumsdepots wieder
aufgelöst.
Die Zustände in Würzburg waren auch nicht viel besser. Das Luitpold-
Museum war wie fast die gesamte Altstadt im Bombenhagel untergegangen.309
Große Teile der archäologischen Sammlung wurden von Peter Endrich
allerdings aus dem Brandschutt wieder ausgegraben, so wie dies auch mit den
verbrannten Sammlungsbeständen aus dem Aschaffenburger Schlosskeller
geschah (Abb. 41). Endrich rettete außerdem die Akten und Unterlagen der
Zweigstelle Franken des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, auch
für viele Funde aus dem Untermaingebiet die einzige Informationsquelle.310
Die Festung Marienberg war allerdings weitgehend verschont geblieben. Unter
Leitung von Max von Freeden wurden noch 1947 dort die ersten 5 Museums-
räume im Zeughaus eröffnet.
Der Neuaufbau der Aschaffenburger Stadtverwaltung war bei weitem noch
nicht abgeschlossen. Man war sich noch lange nicht darüber klar, ob alle
ehemals vorhandenen Ämter wieder eingerichtet werden sollten. Auf Betrei-
ben Fischers wurde daher für seinen Zuständigkeitsbereich ein eigenes Gut-
achten in Auftrag gegeben, das dann für das städtische Heimatmuseum und für
das Naturwissenschaftliche Museum zur Einstellung einer Fachkraft riet.311
309
Am 16. März 1945 wird beim Bombenangriff auch das Fränkische Luitpold-Museum in Würz-
burg völlig zerstört; Ein Großteil der Bestände wird dabei vernichtet, ein kleinerer Teil überlebt
durch Auslagerung
310
Die seit 1908 bestehende Zweigstelle des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege in
Würzburg wurde im Rahmen einer Verwaltungsreform 2007, ein Jahr vor ihrem hundertjähri-
gen Bestehen, aufgelöst und nach Schloß Pommersfelden bei Bamberg übertragen. Vgl. dazu
H.-P. Kuhnen, „Steil bergab“ oder: Die neue Eiszeit. Zum Umbau der Landesarchäologie in der
wiedervereinigten Bundesrepublik. In: L. Husty, M. Rind, K. Schmotz (Hrsg.), Zwischen
Münchshöfen und Windberg (Gedenkschrift für Karl Böhm) Int. Arch. Studia honoria 29
(2009) 547–554
311
W. Emrich, Gutachten über die Stadtverwaltung Aschaffenburg (1948) 49
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 239
Abb. 41: Alois Nowotny, Museumsleiter aus Dieburg bei der Bergung verbrannter Museums-
bestände aus dem Aschaffenburger Schlosskeller 1950
Mit Dr. Ernst Schneider erhielt das städtische Museum ab 1949 einen zu-
nächst in Teilzeit, später hauptamtlich angestellten Kunsthistoriker, unter des-
sen Leitung der Neuaufbau der städtischen Sammlungen begann.312 (Abb. 42)
Abb. 42: Museumsleiter Dr. Ernst Schneider bei der Eröffnung der Jubiläumsausstellung
„Aus tausend Jahren Stift und Stadt“ 1957 im Kreuzgang des Stiftes St. Peter und Alexander
312
Ernst Schneider (1913–1995), Aschaffenburger Museumsleiter von 1949–1978, Nachruf von
Markus Marquart in Aschaffenburger Jahrb. 19, 1997, 323–336
240 Markus Marquart
Dabei waren sich die meisten Beteiligten durchaus der Belastungen bewusst,
die ein Neuaufbau mit sich bringen würde, was Joseph Maria Ritz, der Leiter
der Abteilung Nichtstaatliche Museen im Bayerischen Landesamt für Denk-
malpflege zur Eröffnung einer ersten Ausstellung im Stiftsmuseum 1951 so
zusammenfasste:
... „Unsere deutsche Aufgabe, sollen wir weiter bestehen und wieder ein Volk
werden, ist – und ich glaube zutiefst daran – nicht zuerst eine wirtschaftliche
und auch nicht zuerst eine politische, sondern eine geistige und seelische. In ihr
aber besitzt auch das Museum seinen Platz und seinen Wirkungsbereich.
So hat eine schwergeprüfte Stadt wie Aschaffenburg trotz aller drängenden
Sorgen des materiellen Lebens nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht zu
ihrem Museum.“313
Wie wir wissen, hat die Stadt Aschaffenburg ihre „Pflicht“ seitdem sehr
ernst genommen und aus dem 1854 gegründeten Heimatmuseum bis heute eine
eigene Museumslandschaft entstehen lassen.314
313
Ritz, Museum Aschaffenburg 238
314
zur Museumsgeschichte ab 1949 bis 1978 Markus Marquart, Dr. Ernst Schneider (Nachruf).
Aschaffenburger Jahrb. 19, 1997, 323–336
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 241
Anlagen
Anlage 1
Brief von Hans Schork von 1945 in Transkription
Anlage 2
Index der im Beitrag erwähnten Personen
Anlage 3
Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur
Anlage 1
Brief von Hans Schork – Transkription
Schreiben von Hans Schork aus Augsburg an seinen Bruder Hugo Schork in
Aschaffenburg vom 30.6.1945, der das Schreiben wegen des Inhalts an das
städtische Heimatmuseum weiterleitet. Von dort leitet es Stadtrat und Kunst-
maler Max Nein an den Bürgermeister Dr. Reinthaler weiter.
Schreiben mit Bleistift auf Soldlisten der Wehrmacht in deutscher Schrift.
Papier stark vergilbt, Schrift auf den Falzkanten abgewetzt und unleserlich.
Lieber Hugo!
Du wirst erstaunt sein, von mir auch einmal ein Lebenszeichen zu hören. Seit
ich vor nunmehr 2 3/4 Jahren das letztemal in Aschaffenburg war, hat sich doch
ziemlich viel ereignet.
Die letzte Nachricht von Aschaffenburg erhielt ich am 21 Januar 1945 & seit
dieser Zeit hat sich vieles doch geändert. Nie wird wohl meine ...[Zeile unleser-
lich].. Rundfunk hörte man an den Osterfeiertagen von den Kämpfen .. & von
der sinnlosen verbrecherischen Verteidigung. Da waren wir hier in Augsburg
schon vernünftiger & haben den Amerikanern ohne Kampf die Stadt über-
lassen. Leider wurde ich durch die NaziVerbrecher ... auch am 15. Januar .. . ..
nun sehen wie ich wieder von vorne anfange. Aber ich ertrage dieses Unglück
mit Geduld im Hinblick, daß wir diese Höllenbrut endlich los sind. Nun hat
sich unser Glaube & unser Vertrauen doch erfüllt, daß auch diese Leute wieder
von der politischen Bühne verschwinden müssen. Ich habe schon einen heillosen
Haß auf diese Halunken, zumal ich als .. Augenzeuge von Mißhandlungen &
Grausamkeiten an den K.Z. Häftlingen in Landsberg und Kaufering war. Nur
schade, daß man mit dieser Bande noch so glimpflich umgeht. Aber lieber
Hugo, deine Befürchtungen, daß man die Führer der SPD kurz vor Abgang der
Nazi noch umlegen würde, hat sich Gott sei Dank nicht bestätigt. Ich habe dir
ja immer gesagt, daß diese Mistviecher von Nazi sich zu solch einer Tat nicht
getrauen. Leider konnte mein Freund Eisenhauer diese Kunde des Nazi Abgan-
ges nicht mehr erleben, schade, ewig schade. Nicht zuletzt um diesen herrlichen
242 Markus Marquart
ehrlichen Charakter von Rudolf trauere ich am meisten. Wie oft haben wir uns
beide unterhalten, uns .. , daß auch dieses Regime einmal ein Ende findet. Was
macht Eser ? Ist da derselbe noch in Aschaffenburg ? Oder ist er auch ausge.. in
der Leinwanderstraße ? Schade ist es auch um Lauer auch ihm hätte ich es
gegönnt diesen Tag zu erleben. Wie oft mußte ich ihn stärken, daß einmal doch
der Tag kommt, von wem ich wieder .. . Aber es ist im Leben so, die Edelsten
müssen immer durch Tod abgehen, auch der alte Vater Eisenhauer soll gestor-
ben sein, Bestimtes weiß ich leider nicht. Wenn ich einmal von den Allierten
Erlaubnis erhalte, werde ich mal wieder meine liebe Heimat aufsuchen. Wer
leitet denn jetzt eigentlich die Geschicke meiner lieben HeimatStadt ? Habt ihr
schon einen Bürgermeister oder Oberbürgermeister ? Hier geben wir uns einen
kommissarischen Bürgermeister. Einen Oberbürgermeister hat man doch nicht
gefunden. Wenn ich noch einmal zu thun & zu handeln hätte, wäre ich auch in
die Partei gegangen, nicht aus Überzeugung, nein, sondern nur deshalb, damit
wenigstens noch ein Parteimitglied übrig geblieben wäre, nachdem heute
niemand mehr da ist, der in der Partei war. In meinem Betrieb sind nur von
circa 150 Angestellten nur 6 Stück die nicht in der Partei waren & und aus-
gerechnet alle 6 in meinem Zimmer wo ich arbeite. Ausgerechnet 14 Tage bevor
der Ami kam wurde ich noch von dem Büro Chef zur Rede gestellt weil ich
nicht an unseren Sieg glauben wollte & ich glaubte ja schon im August 1939 als
wir, d.h. die Nazis den Krieg begannen, schon nicht an den Sieg, aber glauben
hat ich an den Sieg der Nichtnazionalsozialisten. Also nun wieder zum eigent-
lichen Sinn meines Briefes. Gehe einmal zu dem Herrn der die Geschicke
meiner Heimat leitet und frage ihn nur wie folgt:
1) Als ich im Jahre 1939 bzw. 1942 durch das ... des Obernazis Wohlgemuth das
Museum das ich seit dem Abgang von Schohe führte, an Dr. Wirth abtreten
mußte, habe ich demselben 5 sehr wertvolle massiv schwere Goldmünzen zu
treuen Händen übergeben ob dieselben noch vorhanden sind & wo, wenn ja,
wären die Münzen im Tresor der Stadthauptkasse zu hinterlegen bis wieder bes-
sere Zeiten kommen, damit dieselben nicht verloren gehen & gestohlen werden.
2) Im Jahre 1939 erhielt ich vom Stadtbauamt, Herrn ... den Auftrag das
Museum zu räumen. Die wertvollsten Stücke habe ich in 18 Kisten verpackt
& im Keller im linken hinteren Schloßturm (Keller vom Hausmeister)
hinterstellt & versiegelt ..... . Sind dieselben noch da ? Wenn ja, dann möge
man mit dem Transport sehr vorsichtig umgehen, keine Kiste stürzen & nur
einem Menschen zum späteren auspacken ..., der das nötige Verständnis, die
nötige Liebe & Sorgfalt, sowie ein feines Fingerspitzengefühl besitzt, denn
sonst könnte unersetzlicher nicht wieder gut zu machender Schaden ent-
stehen. In den Kisten befinden sich sämtliche Dämmer Fayencen, also alles
sehr zerbrechlich. Ich habe seinerzeit ein jedes .. & ein jedes .... der Stein-
gutfiguren mit Seidenpapier umwickelt dann nochmals mit Seidenpapier
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 243
umhüllt & dann in feiner Holzwolle gebettet. Also wie du siehst lieber Hugo
handelt es sich um ungeheure Werte um die ich schon sehr besorgt war. Auch
befindet sich in einer Kiste daselbst eine Bronzefigur des Mainzer Erzgießers
Hieronimus Hack vom 14. Jahrhundert Darstellung eine Pieta äußerst wert-
voll. Alles Werte die bei der jetzigen Armut meiner Heimat die durch die
Nazi bereits beschworen wurde, ein Vermögen darstellt.
3) Ebenfalls im Jahre 1939 habe ich die Kupferstich Sammlung des Schloßes, die
rechtmäßig Eigentum der Stadt Aschaffenburg sind, die von dem erlauchten
Mainzer Churfürsten Erthal der Stadt als Erbe hinterlassen wurde im Tresor
der Städt. Sparkasse sichergestellt. Der Wert dieser Blätter ist ungeheuer da
doch Kupferstiche dabei sind, von denen das einzelne Blatt einen Wert von
10–15000 Mark besitzt. Es sind einige 1000 Blätter, darunter Stiche die ein-
malig sind, von Dürer, Rubens Angelika Kaufmann, holländische Meister &
sehr schöne Exemplare englischer Schabkunstblätter, also alles in allem ein
ungeheurer Wert von besonderer Wichtigkeit für unsere Heimat.
4) In den verschiedenen Zimmern des Rathauses wurden unsinnigerweise von
Schohe Ölgemälde & Aquarelle aufgehängt, gemalt von dem heimischen
Kunstmaler Adalbert Hock aus der Hinterlassenschaft von den Papier &
Schreibwarenhändler Kolbe. Auch diese Bilder besitzen durchwegs einen
..wert von 300–500 Mk, dieselben wären einzusammeln & sicherzustellen.
5) Unter der Ära Wohlgemuth erhielt auf Anregung derselben aus der Samm-
lung des städt. Museums als Geschenk, der damalige Kommandeur Schellert
eine Dammer Figur im Werte von 500 MK & Ministerpräsident Siebert eine
Figur die Frisierstube im Werte von 800 Mk es wäre zu erwägen, ob dieselben
nicht wieder zurückzufordern & der Stadt zurückzugeben wären.
6) Im Jahre 1939 am 10 November als sich der Volkswille .. gegen die Juden-
herrschaft austobte (lies auf Befehl des größten Verbrechers der Weltge-
schichte Himmler) habe ich in den zerstörten Synagogen Aschaffenburg,
Großostheim, Hörstein, Alzenau, Wörth, Miltenberg etc. Kultusgegenstände
wie einen Altar von Hörstein, .. Thorarollen, Gebetsriemen Rabbinerge-
wänder sichergestellt. Dieselben sind nach Aufforderung der allierten Mili-
tärregierung den Kultusgemeinden zurückzugeben. Des weiteren wurden
israelitischen Staatsbürgern Kunstgegenstände wie alte Stühle, Tische,
Zinngeschirr & Porzellan um eine geringe Summe abgehandelt (freiwillig ?)
Auch diese Sachen müssen den Eigentümern soweit sie nicht ermordet sind,
zurückzugeben sein.
Also lieber Hugo sei bitte so freundlich, setzte dich mit dem zukünftigen
Bürgermeister in Verbindung & trage ihm die Angelegenheiten vor. Hoffent-
lich wird mir mal baldigst die beglückende Nachricht daß ich von meiner Hei-
mat mal endlich etwas näheres erfahre. Von meiner lieben Tochter habe ich
leider seit 15.1.45 keine Nachricht mehr.
244 Markus Marquart
Für deine Bemühungen sage ich dir im voraus meinen besten Dank.
Ich wünsche dir für die Zukunft alles Gute, Glück & Gesundheit & würde es
mich sehr freuen wenn du wieder berufen würdest mitzuwirken & mitzuhelfen
im Stadtrate zu Aschaffenburg zum Wohl und zum Wiedererblühen meiner
lieben Heimat.
Für Euch herzliche Grüße
Dein Hans Schork
Augsburg
Klinkerberg 6 III
Postscriptum auf dem Seitenrand der letzten Seite und dem Vorderblatt:
Einen Schwager von mir bei München so einen 250%igen hat der Ami auch
verhaftet. dem habe ich es genug gesagt hätte mich mal bald bei der Gestapo
angemeldet zu einem Kuraufenthalt in Dachau & zwar unentgeltlich, aber ich
bin gesund & habe Nazi...
Gesundheitlich geht es mir gut, wenngleich ich auch noch etwas dürrer
geworden bin, das werden die Nazibonzen jetzt so langsam auch. Göring und
Kesselring waren hier in Haft, aber ohne Heil, Heil, sondern mit Heul, Heul.
Göring wird wohl seinen Beruf wechseln müssen & wahrscheinlich Schlan-
genzüchter & Affendressierer auf einer Verbannungsinsel werden, da kann er ja
die Brüllaffen der NaziReichstage gleich umlernen.
Wo ist dem Herrmann sein heißgeliebter Führer Adolf ? Diese Speichellecker
& Byzantinisten
Was macht Dr. Fleischmann ? Als ich in seiner Kleiderfabrik arbeitete gab er
mir 100 Mark pro Monat, obgleich ich tarifmäßig 250 zu bekommen gehabt
hätte, wie mir Eser versicherte, der denselben Posten in der Kleiderfabrik
Geiger innehatte, ja diese Sozialisten ??
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 245
Anlage 2
Index der im Beitrag erwähnten Personen, soweit nicht bereits an anderer
Stelle beschrieben.
Alle ermittelten Angaben setzten sich aus den Eintragungen in den Ansäs-
sigmachungsakten der Melderegister des Stadtarchivs Aschaffenburg sowie aus
den Nennungen in den Adressbüchern zusammen.
Angaben zu Geistlichen oder Angehörigen des Militärs sind über die
Melderegister nicht zu ermitteln, da dieser Personenkreis nicht der allgemeinen
Meldepflicht unterlag.
315
Ansässigmachungsakten Stadtarchiv Aschaffenburg
316
Wohnungs-Anzeiger nebst Adreß- und Geschäftshandbuch für die Stadt Aschaffenburg auf das
Jahr 1879, 104
317
Verzeichnis der Vereinsmitglieder vom Jahre 1878–1903. In: C. Fröhlich, Die Odonaten und
Orthopteren Deutschlands mit besonderer Berücksichtigung der bei Aschaffenburg vorkom-
menden Arten. Beiträge zur Fauna von Aschaffenburg und Umgegend. IV Mitteilung des
Naturwissenschaftlichen Vereins Aschaffenburg (1903) V
318
nach H. Morsheuser, Als der Jean Friedrich im Museum herrschte. Aschaffenburger Volksblatt
Nr. 278 vom 3. Dezember 1954
319
vgl. Ebert, Schulen 82.
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 247
320
Die Todesanzeige für den am Sonntag den 7. August 1910 verstorbenen Freiherrn Elmar von
Haxthausen erschien am 10. August 1910 im Darmstädter Tagblatt Seite 17. Offensichtlich
wurde die Vorlage für die Todesanzeige handschriftlich eingereicht, da der Verstorbene als
„Elmer von Harthausen“ aufgeführt wird (Zeitungsarchiv des Darmstädter Echo, dort auch
Darmstädter Tagblatt)
321
Für die Übermittlung der biographischen Daten danke ich Frau Lemke vom Stadtarchiv
Darmstadt.
322
W. Martin, Hintergründe und Einzelheiten einer Magazinsverlegung von Aschaffenburg nach
Heppenheim im Frühjahr 1800. Mitt. a. d. Stadt- u. Stiftsarchiv Aschaffenburg 4.1, 1993, 12–18
– W. Wagner, Das Rhein-Main-Gebiet vor 150 Jahren (1787) Darmstadt (1938)
323
K. Appel, Eschauer Heimatbuch – 700 Jahre Markt Eschau (1985), 13 ff.
324
A. Väth, Beiträge zur Geschichte des Raumes Bischbrunn / Oberndorf / Esselbach / Steinmark
/ Kredenbach in der älteren, mittleren und jüngeren Steinzeit. In: Beiträge zur Geschichte
Bischbrunn / Oberndorf. Bd. 1 (1992) 5–34 bes. 22
248 Markus Marquart
325
freundliche Mitteilung von Herrn Archivar Kleiner
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 249
329
Angabe nach J. Fischer, Necrologium sacerdotorum Diocesis Herbipolensis ab anno 1803 usque
ad annum 1930 defunctorum. (Würzburg 1930) 213
330
Angabe nach Stiftsmatrikel Stiftsarchiv Aschaffenburg
331
Stiftsarchiv Aschaffenburg, Stiftsmatrikel 1743–1821
332
Gutachten von Hofrat Hoof der Generalschulkommission bei T.J. Scherg, Dalbergs
Hochschulstadt Aschaffenburg I (1954) 19
333
Grimm, Häuserbuch I, 435 nach Stiftsarchiv Aschaffenburg 5701, Stiftsprotokolle S. 256; Das
Haus stand im Stiftseigentum, dem es als Tauschgut für seine an das Jesuitenkolleg 1626 in der
Pfaffengasse gelegenen Besitzungen zugefallen war.
334
Grimm, Häuserbuch I, 431, 365 f. u. 377 f.; Die Vikarie der Seitenkapelle Beata Maria Aegypto
in der Stiftskirche wurde schon 1624 mit dem Altar der Maria-Schnee-Kapelle vereinigt, in dem
sich auch der Flügelaltar von Matthias Grünewald mit der Darstellung der Stuppacher
Madonna befindet
335
Für die Angaben aus dem handschriftlichen Bestand der Akademie gemeinnütziger
Wissenschaften zu Erfurt danke ich Herrn OAss. Dr. J. Kiefer, Erfurt
336
J. Kiefer, Die Vortragstätigkeit an der Akademie der gemeinnützigen Wissenschaften zu Erfurt
während der Jahre 1754–1803. Sonderschriften der Akademie zu Erfurt 19 (1993)
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 251
337
vgl. J. Kiefer u. A., Mitgliederverzeichnis der Akademie der gemeinnützigen Wissenschaften zu
Erfurt. Sonderschriften der Akademie zu Erfurt 18 (1993)
338
alle weiteren biographischen Angaben zu Valentin Hofmann nach handschriftlichen Notizen
von E. Schohe aus dem Jahre 1934. Schohes Personenbeschreibung Hofmanns: „Signalement:
Größe 5 Schuhe 7 Zoll, Haare blond, Stirn hoch, Augen blau, Nase lang, Mund normal, Bart
blond, Kinn rund, Gesicht länglich, Gesichtsfarbe gesund, Körperbau stark : ohne Zweifel ein
Nordarier.“
339
Neben Gottfried Tempel und Gottfried Traupel einer von drei Schwertfegern in der Stadt, der
sich „durch besonders elegante Arbeit auszeichnet“ vgl. H. Ketterer, Das Fürstentum Aschaf-
fenburg und sein Übergang an die Krone Bayern, Festschrift zum Jahrhundertgedächtnisse am
26. Juni, 1814–1914 (1914/1915) 45
340
zum Schul- u. Bildungswesen in Aschaffenburg Ebert, Schulen 49-86 bes. 50 ff. u. 65 f.; Hof-
mann unterlag also zu Anfang noch der Schulpflicht des Dalbergstaates: Schulpflicht für
Knaben vom 5. bis zum Ende des 13. Lebensjahres
252 Markus Marquart
341
das Wanderbuch muß demnach Schohe noch zur Verfügung gestanden haben.
342
die ausgedehnte Wanderschaft erklärt Schohe mit der damaligen Vorschrift, daß „... jeder wirk-
liche Handwerksgesell für schuldig erklärt wird, drei volle Jahre zu wandern, aber nicht in
nächster Umgebung von Aschaffenburg, jeder muß wenigstens in einer der Städte Frankfurt,
Mannheim, Darmstadt Würzburg ... usw. die Gelegenheit zur Erweiterung seiner Kenntnisse
genutzt haben“.
343
Sie unterschreibt „Anna Hofmann & vereheligte Ludewig“. Carolus Ludovicus Louis, Prof. an
der königl. Forsthochschule heiratet am 24. Oktober 1826 Anna Barbara Stadtmüller, Tochter
von Adam Stadtmüller, Jäger in Dörrmorsbach und Gertrud Stadtmüller geb. Baumann.
Trauzeugen sind Franz, Hans und Georg Hofmann, vermutl. die Brüder von Joseph Hofmann.
344
Im Königreich Bayern machte das Gesetz über Ansässigmachung und Verehelichung (gültig
von 1834-1868) die Ehegenehmigung von einem Einkommen abhängig. vgl. K.-J. Matz, Pau-
perismus und Bevölkerung. Die gesetzlichen Ehebeschränkungen in den süddeutschen Staaten
während des 19. Jh.s (1981)
345
Christine Bergmann, geb. 25.2.1808, besucht die Schule in Obernburg vom 6.–13. Lebensjahr
346
ergänzende Daten bei Pollnick, 1. Vorsitzende 74 f.
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 253
† 14.2.1958 in Fulda
Huber wird nach seinem Rücktritt vom Pfarramt, vermutl.
in Kleinwallstadt und nach seinem Aufenthalt im Stadt-
archiv in Aschaffenburg, Priester in der „Altkatholischen
Kirche“. Seine Frau wird die Journalistin Rosa geb. Albert,
Journalistin (Aschaffenburger Adressbuch 1933) später
Schriftleiterin (Aschaffenburger Adressbuch 1939/40). Sie
wohnt in der Würzburger Str. 24, bis sie später ebenfalls in
Kleinwallstadt wohnt.
Huber widmet sein posthum in Marburg erschienenes
Buch seiner „lieben guten Frau, meiner Witwe ..“, die das
Manuskript fertig gestellt hat. Im Geleitwort biographi-
sche Daten: Christian Josef Huber, Seele des Leibes
Christi. Oekumenische Texte und Studien 25 (1963)
Merkel Dr. Joseph Merkel
geb. 4.8.1788 in Mainz
† 14.6.1866 in Aschaffenburg
Nach der französischen Revolution mit der Familie nach
Aschaffenburg übergesiedelt. Abschluss am Philosophischen
Lehrstuhl 1807, danach Professur am Gymnasium und
Lehrtätigkeit an der Karls-Universität in den Fächern Phi-
lologie und Archäologie, daneben Hauslehrer im Hause
Brentano, ab 1818 auch Hof- und Schlossbibliothekar mit
zahlreichen Veröffentlichungen. 1852 von König Ludwig
I. mit dem Ritterkreuz 1. Klasse des Verdienstordens vom
Hl. Michael und 1860 mit dem Ehrenkreuz des Ludwigs-
ordens ausgezeichnet
Bibliographie:
* Kritisches Verzeichnis höchst seltener Incunabeln und
alter Drucke, welche in der ehemals Kurfürstlichen
Mainzischen jetzt Königl. Bayerischen Hof-Bibliothek
in Aschaffenburg aufbewahrt werden. Nebst Bemerkun-
gen aus einem von Wilhelm Heinse hinterlassenen
Manuscripte (Aschaffenburg 1832)
* Die Miniaturen und Manuscripte der Hofbibliothek
Aschaffenburg nebst 14 Blättern mit Umrissen (Aschaf-
fenburg 1836)
* zusammen mit Stefan Behlen, Geschichte und Beschrei-
bung von Aschaffenburg und dem Spessart (Aschaffen-
burg 1843)
254 Markus Marquart
347
Verwandtschaftsverhältnisse: Der Vater Erich Schohes hat 7 Geschwister: Eine Schwester des
Vaters heiratet Wilhelm Ebert, dessen Söhnen (Schohes Cousins) gehörte die Bavaria-Brauerei
in Aschaffenburg, eine Schwester des Vaters, Maria verheiratete Hofmeister; Ein Bruder des
Vaters heiratet die Tochter des Brauereibesitzers der Kalt-Loch-Brauerei in Miltenberg; Eine
Schwester des Vaters heiratet einen Gemeinhart, deren Sohn ist Hans Gemeinhart, Inhaber des
Hotels/Restaurant „Wilder Mann“ in der Fischergasse; über die restlichen drei Geschwister
keine Angaben
Zur Aschaffenburger Museumsgeschichte von 1854 bis 1949 255
348
Driesum, Kunstverein 28 f. ohne Angabe der Quelle
256 Markus Marquart
Anlage 3
Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur:
Abbildungsnachweis
Museen der Stadt Aschaffenburg: 1, 16, 17, 24, 25, 28, 29, 32, 34, 38, 39, 41, 42
Museen der Stadt Aschaffenburg (Ines Otschik): 2-15, 18-23, 26, 27, 30, 31, 35- 37, 40
Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg: 33