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BEM

Dr. Klaus Mucha


Diplom-Psychologe

Fortbildung für Fach- und Führungskrä6e, Unfallkasse Hessen, Frankfurt/Main, 12.10.2022 (hybrid)
Diplom-Psychologe Dr. Klaus Mucha
1971 - 1978
Studium der Psychologie, Philosophie, Erziehungswissenscha9, Biologie und Medizin in West-Berlin
1978 - 1983
Wissenscha9licher Assistent am Ins@tut für Psychologie der FU Berlin

1984
Promo@on in Psychologie (Nebenfach Erziehungswissenscha9) zum Dr. phil. am Fachbereich
Philosophie und Sozialwissenscha9en I der FU Berlin

1984 – 1986
Psychotherapeut in der Fachklinik „Birkenbuck“ für Suchterkrankungen der LVA Baden
1986 – ca. 1996
Stellvertretender Leiter der Beratung für KindertagesstäSen im Jugendamt Bezirksamt Schöneberg
von Berlin
1993 – 2003
Personalrat (1999 und 2000 Vorsitzender) beim Bezirksamt (Tempelhof-) Schöneberg von Berlin
2003 – 2018
Beau9ragter für Betriebliches Gesundheitsmanagement, Suchtpräven@on, Konfliktmanagement und
Ergonomie bei der Bezirksbürgermeisterin Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg von Berlin
seit 2018
freiberufliche Tä-gkeit in der Hochschullehre (Berlin, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-
Vorpommern), Organisa-onsberatung, Psychotherapie, Vorträge, Veröffentlichungen
03/2021 - 10/2021
Professor für Sozialpädagogik, Management und Business-Coaching an der Interna-onalen
Berufsakademie Leipzig, University of Coopera-ve Educa-on

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zentrale Stichwörter / Gliederung
• Welchen Sinn hat BEM?
• Ziele, Mo2va2onen, Rituale, gesetzliche Vorschri:en
• Ergebnisoffener Suchprozess
• zwischen Fürsorgepflicht und MA-Recht
• Teilhabe am (Arbeits-) Leben (Inklusion, Diversität)
• Win-Win
• PrävenDon
• primär (Gesundheitsgefahren vermeiden)
• sekundär (Gesundheitsgefahren früh erkennen, an der Quelle besei2gen)
• ter2är (bei Erkrankungen Chronifizierung vermeiden, Reha, BEM i.e.S.)
• AU psych / BEM psych (Praxis-Beispiele und Szenarien)

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Teilhabe Diversi-
Inklusion tät,
psych

ergebnis
-offener Präven-
Suchpro tion
-zess

Uni Duisburg Essen


h2ps://www.uni-
due.de/pe/gm_eingliederung.php

versus
Trans-
parenz
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BEM ist keine läs:ge Pflicht, sondern
Qualitätsmerkmal humaner Arbeitswelt
• Gutes tun im Falschen?
• Kapitalismus setzt auf Profit ohne Rücksicht auf Verluste
• Warten auf bessere Zeiten ist keine Alterna2ve
• Gesundheitsschutz muss täglich erkämp: werden!
• Fürsorgepflicht des/der Arbeitgebers/Arbeitgeberin, Gesundes Führen!
• Eigenverantwortung der BeschäDigten, Selbstschutz
• Teilhabe, Inklusion, Diversität, Gender
• BGM, PrävenDon, GB (einschl. psych.), BGF
• Transparenz vs. Verschwiegenheit/Datenschutz

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Hindernisse im BEM-Prozess
• sogenannte „Sachzwänge“ (kein leidensgerechter Arbeitsplatz)
• Leistungsdruck (objekDv und/oder subjekDv)
• schemaDscher, nicht fall-angemessener BEM-Prozess
• fehlende QualifikaDon Beteiligter
• schlecht vorbereitete/geführte BEM-Gespräche
• Angst (FK und MA) vor Unverständnis von Kolleg*innen
• (medizinisches) Defizitmodell anstelle FunkDonsfähigkeits-PerspekDve
• nicht vertrauensvolle Zusammenarbeit (Misstrauen, Unehrlichkeit)
• macht zusätzlich Arbeit

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Auszug aus einem örtlichen Gesundheitsbericht... der Berliner Verwaltung ... 2011
Die 2010 überarbeitete DV zum Betrieblichen Eingliederungsmanagement BEM ist am 1.1.11 in Kra6 getreten.
FührungskräIeschulungen wurden durchgeführt.
Kennzahlen der staJsJschen Erhebung (Nr. 12.6, Abs. 5, DV Gesundheit) für 2011:
• Anzahl der Beschä6igten mit einer ununterbrochenen oder wiederholten Arbeitsunfähigkeit von länger als sechs
Wochen innerhalb von 12 Monaten: 394 BEM-Fälle. Das bedeutet eine Verringerung gegenüber 2010 um 18 Fälle,
allerdings bei gleichzeiJgem Personalrückgang! Man kann von relaJver Konstanz der Langzeiterkrankungen auf
hohem Niveau (ca. 20% der BeschäIigten) sprechen.
• Anzahl der ZusMmmungen und Ablehnungen zum BEM: 7,3% der angebotenen PrävenMonsgespräche haben
sta]gefunden (10% in 2008, 7% 2009, 8,7% 2010). Damit ist die Quote wieder auf ein noch niedrigeres Niveau
gesunken.
• In 44,8% der Gespräche wurden Maßnahmen eingeleitet (29% in 2008, 43% 2009, 37% 2010). Damit werden
inzwischen in fast jedem zweiten Gespräch Maßnahmen eingeleitet.
Auf Beratungsmöglichkeiten werden die betroffenen KollegInnen je nach Einzelfall hingewiesen: Führungskrä6e,
Personalservice (insbesondere Personalentwicklung / Aus- und Fortbildung), Beschä6igtenvertretungen (insbesondere
Schwerbehindertenvertretung), Kollegiale Beratung / Betriebliche SuchtprävenJon, Betriebliches
Gesundheitsmanagement /BzBmGM, Betriebsärztlicher Dienst, Arbeitssicherheitsfachdienst u.a. externe
Beratungsmöglichkeiten.

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Besondere Anforderungen bei BEM psych
• Tabu Psyche „Irren ist menschlich“ Klaus Dörner et al.
• Mangelnde Kenntnisse hinsichtlich psychischer Probleme
• Erfordernis transparenteren Umgangs bei BEM psych
• Angststörungen
• Abhängigkeiten/Sucht
• Belastung – Beanspruchung – Stress – Burnout
• Depression, Bipolare Störung
• Wahrnehmungs-Integrations-Störung ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung)
• Autismus-Spektrum-Störung ASS
• Trauma-Folge-Störung PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung)
• Gewalterfahrungen, Übergriffe, Mobbing

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Mögliche psychische und soziale Verläufe bei psychischen Problemen am Arbeitsplatz (AUpsych/BEMpsych)

Unverständnis,
Ungeduld, Person Qualifizierter Umgang
wird miteinander, Geben,
Überforderungen,
zum Fördern, Inklusion,
Ausgrenzung,
Schutz, „Irren ist
Übergriffe, „BEM- menschlich“,
Verurteilung, Fall“ Unterstützung
Etikettierung

Veränderungen Regenera-on,
im Verhalten Selbstsicherheit,
der Person Selbstwert,
Chronifizierung, „Rehabilita-on“
Veränderungen im
Verschlimmerung, Verhalten
Verunsicherung, Veränderungen
beteiligter
Verzweiflung im Verhalten der
Kolleg*innen &
Person Führungskrä\e

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BEM psych • Fehlzeiten in relevanten Diagnosekapiteln – Berufstätige
(2000-2019)

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Verteilung der Beratungsanfragen auf die AGG-Merkmale (2021)

Beratungsanfragen nach AGG-Merkmalen 2021


Mehrfachnennungen bei mehrdimensionaler Diskriminierung enthalten

1775 Anfragen betr.


37%
Ethnische
32%
Behinderung
20%
Geschlecht
Behinderung und
chronische
Herkunft Erkrankungen

10% 6% 4%
Sexuelle
3%Weltan-
Alter Religion Identität schauung
AnBdiskriminierungsstelle
des Bundes 2022
Jahresbericht 2021. S. 44

Mit 2.080 Anfragen gab es nahezu


Dr. Mucha
Als zweite
BEM
Entwicklung ist 2021 der
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genauso viele Meldungen zu rassis- Anteil von AGG-Beratungsfällen im
Entwicklung der Beratungsanfragen nach AGG-Merkmalen
Entwicklung der
Mehrfachnennungen beiBeratungsanfragen (An<diskriminierungsstelle
mehrdimensionaler Diskriminierung enthalten des Bundes 2022 Jahresbericht 2021. S. 45)

2.631

2.101 Ethnische Herkunft


2.080

Behinderung
1.775

1.176
Geschlecht
1.070 1.151
1.004 1.029 1.068
912
933

546 573
441 Alter
485
337 332
249 Religion
256 237 240 Sexuelle Identität
156 148 148 Weltanschauung
56 117
64

2018 2019 2020 2021

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Die Diskriminierungserfahrungen im (33 Prozent). Dabei hat sich das
Unterschiedliche subjekMve Beanspruchung bei gleicher objekMver Belastung

... das gilt


ebenso für
psychische
Belastung /
Beanspruchung.
Deshalb sind
„leidens“-
gerechte
Arbeitsplätze zu
finden nach
Kriterien der
FunkJons-
fähigkeit.

VBG HERA

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Haus der
Arbeitsfähigkeit

Giesert/Liebrich/Reuter/Conrads 2014,
modifiziert nach Ilmarinen (Tempel &
Ilmarinen 2013)
h]ps://www.wainetzwerk.de/de/der-
work-ability-index-%28wai%29-690.html

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Dr. Mucha 15
Organigramm / Organisa;onsstruktur BGM

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Diagnose betrieblicher Gesundheit (modifiziert nach BGF Berlin GmbH)
Wirkmodell … gesundes Arbeiten

Ressourcen bzw.
positive Gesundheitspotenziale
1: Betriebskultur
2: Fairness
Subjektive Gesundheitsindikatoren
3: Transparenz
Persönlichkeit 25: Arbeitsfreude
4: ParEzipaEon 26: Selbstvertrauen
5: Feedback 27: Lebenszufriedenheit
Belastungen oder
6: ArbeitsorganisaEon
Gesundheitsgefährdungen
7: Arbeitsklima
8: Soziale Ressource Klient*innen 16: Work-Life-Balance-Defizit
17: Soziale Belastungen durch
9: IdenEfikaEon mit der Arbeit Klient*innen
10: Handlungsspielraum 18: Corona
Symptome
11: Anforderungsvielfalt 19: EmoEonale Belastung
(negative Gesundheit)
12: Entwicklungsmöglichkeiten 20: Zeitdruck
28: SomaEsche Beschwerden
13: Fachlicher Austausch mit 21: strukturell-organisatorische
Kolleg*innen Mängel 29: PsychosomaEsche Beschwerden
14: Wertschätzung durch Träger, 22: AusstaZungsmängel, Räume 30: Gereiztheit
Leitung, Öffentlichkeit
23: Arbeitsplatzunsicherheit 31: Depressivität / Burnout
15: Gesundheitsverhalten
24: ergonomische & physikalische

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... noch ein paar grundlegende Hinweise
• betriebs-interne Öffentlichkeitsarbeit
• Kontaktpflege innerhalb und über den Tellerrand hinaus
• Fortbildung, Fortbildung, Fortbildung
• Nicht nur Wissen anhäufen, sondern Kultur entwickeln
• Change-Management
• unfreeze, change, refreeze
• BEM allein reicht nicht aus, aber ist ein wichDger Mosaik-Stein
• BEM darf nicht isoliert betrieben werden, sondern sollte ein Instrument
im BGM-Gesamtkonzept sein (mindestens sekundär prävenDv)
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Beispiel betriebsinterner Öffentlichkeitsarbeit

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Quellen
Mucha 2020 Präven.on in Organisa.onen. Mücken wahrnehmen, bevor sie zu Elefanten werden! In Sonntag, H., Tews, H., Lasch,
M. et al. 2020 Geschichte, Kultur und Philosophie. Essays und Beiträge zu Ethik, Poli.k, Literatur, Ökologie und Psychologie.
Norderstedt: BoD. S. 214-229.
Mucha 2019 Rezension von Dörner et al. (Hg.) 2019 Irren ist menschlich. Lehrbuch der Psychiatrie und Psychotherapie. Köln:
Psychiatrie-Verlag. hYps://www.psychologieausbildung.com/irren-ist-menschlich-klaus-doerner-ursula-plog-thomas-bock-peter-
briegerandreas-heinz-frank-wendt-hg-2019-psychiatrie-verlag-rezension
Mucha 2019 Zur psychischen Regula.on bei/nach Bedrohungen/Übergriffen am Arbeitsplatz. Deutscher Gewerkscha_sbund:
Tagung „Gewalt gegen Beschä_igte im öffentlichen Dienst und priva.sierten Dienstleistungssektor. Maßnahmen und
Handlungsansätze“. hYp://www.dgb.de/themen/++co++b9d526f0-c19e-11e8-a7a9-52540088cada
Mucha 2017 Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM). Workshop für die Schwerbehindertenvertretungen im Land Berlin.
Altes Stadthaus, Berlin-MiYe, 28.9.2017. (gemeinsam mit Birgit Müller). Unveröffentlichtes Manuskript.
Mucha 2014 Betriebliche Suchtpräven.on im Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg. TrokkenPresse – Zeitschri_ für Abhängige und
Unabhängige, Nr. 3, 2014, S. 4-7. hYps://trokkenpresse.de/.telthema-032014-sucht-und-arbeit/
Mucha 2012 Wie erreiche ich Führungskrä_e, um Anstoß für gesundheitsorien.ertes Führen zu geben? In Hübner, Nicholas &
Senatsverwaltung für Inneres Berlin (Hg.) Gesundheitsforum 2012. Dokumenta.on der 6. Tagung zum Betrieblichen
Gesundheitsmanagement in der Berliner Verwaltung. Berlin: Freie Universität. S. 106-109.
hYps://www.fuberlin.de/sites/weiterbildung/PM_weiterbildungsprogramm/pdf/gf/ges2012tagungsband.pdf
Mucha 2012 Von der betrüblichen Gesundheitsförderung zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement: Meilensteine, Spurensuche
und Visionen. In: Bruder, Klaus-Jürgen, Bialluch, Christoph & Leuterer, Bernd (Hg.) 2012 Macht-Kontrolle-Evidenz. Psychologische
Praxis und Theorie in den gesellscha_lichen Veränderungen. Gießen: Psychosozial-Verlag. S. 55-78.
Mucha 1998 Kränkung. In: Peter Heinrich & Jochen Schulz zur Wiesch (Hg.) Wörterbuch der Mikropoli.k. Opladen: Leske +Budrich.
S. 144 - 147.
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