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E PRAXIS

Finanzielle Hilfen für junge Familien

N T I E RT Ralf Hauner

Finanzielle Hilfen
für junge Familien
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Alle Rechte vorbehalten. © WALHALLA Fachverlag. Download vom 06.12.2023 14:36 von www.wiso-net.de.

hwangere und
eht und welche

Schutz für Schwangere – Mutterschaftsgeld – Elternzeit –


mfassend über die Elterngeld – Kindergeld – Steuerliche Entlastung

us,

behörden erleich-

or.
Hauner
4142

29.07.2021 11:56:36
WISSEN FÜR DIE PRAXIS

• V E R S TÄ N D L I C H

Finanzielle Hilfen für junge Familien


• A N W E N D U N G S O R I E N T I E RT
Ralf Hauner
• M I T P R A X I S -T I P P S

Finan
Familienleistungen kennen und nutzen
für ju
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Für Familien gibt es zahlreiche staatliche Leistungen. Gerade Schwangere und


junge Mütter und Väter wissen aber häufig nicht, was ihnen zusteht und welche
Anträge sie bei welcher Institution stellen müssen.
Schutz für S
Dieser Leitfaden informiert Elternpaare und Alleinerziehende umfassend über die Elterngeld
ihnen bzw. ihren Kindern zustehende staatliche Unterstützung:

· Elterngeld: Basiselterngeld, Elterngeld Plus, Partnerschaftsbonus,


Landeserziehungsgeld
· Elternzeit
· Kündigungsschutz, Beschäftigungsverbote, Urlaubsansprüche
· Mutterschutzlohn, Mutterschaftsgeld
· Hilfe bei Schwangerschaft und Mutterschaft
· Vorsorgeleistungen für Mütter und Väter
· Gesundheitsuntersuchungen für Kinder
· Kindergeld, Kindererziehungszeiten

Eine Übersicht der zuständigen Elterngeldstellen und Aufsichtsbehörden erleich-


tert die Suche nach dem richtigen Ansprechpartner.

Ralf Hauner ist Krankenkassenbetriebswirt, Dozent und Fachautor.


Hauner

www.WALHALLA .de
ISBN 978-3-8029-4142-9
€ 14,95 [D]

4142

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Ralf Hauner

Finanzielle Hilfen
für junge Familien
Schutz für Schwangere – Mutterschaftsgeld – Elternzeit –
Elterngeld – Kindergeld – Steuerliche Entlastung

WALHALLA Rechtshilfen

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Ralf Hauner, Finanzielle Hilfen für junge Familien


Walhalla Fachverlag, Regensburg 2021

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 | 5

Inhaltsverzeichnis
Vorwort.................................................................................... 9
Abkürzungen........................................................................... 12

1. 
Mutterschutz für Arbeitnehmerinnen.............................. 15
Schutz- und Geltungsbereich des Mutterschutzgesetzes....... 16
Mitteilung der Schwangerschaft............................................. 20
Mitteilung darüber, ob gestillt wird........................................ 22
Kein Fragerecht des Arbeitgebers bei Einstellung.................. 23
Beschäftigungsverbote............................................................ 23
Freistellung von Untersuchungen........................................... 38
Kündigungsverbot................................................................... 38
Urlaubsansprüche.................................................................... 41

2. 
Geldleistungen rund um die Geburt................................. 43
Mutterschutzlohn.................................................................... 44
Mutterschaftsgeld................................................................... 46
Arbeitgeberzuschuss zum Mutterschaftsgeld......................... 56

3. 
Leistungen der Krankenkasse............................................. 61
Ambulante Leistungen bei Schwangerschaft und
Mutterschaft............................................................................ 62
Gesundheitsuntersuchungen für Kinder................................. 68
Medizinische Vorsorgeleistungen........................................... 71
Vorsorgeleistungen für Mütter und Väter............................... 74

4. 
Elternzeit.................................................................................... 77
Übersicht................................................................................. 78
Anspruchsvoraussetzungen.................................................... 78

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6 | 

Anmeldung, Ankündigungsfristen......................................... 79
Dauer und zeitliche Aufteilung............................................... 81
Teilzeitarbeit in Elternzeit...................................................... 85
Kündigungsschutz in der Elternzeit........................................ 88
Wiedereinstieg nach der Elternzeit......................................... 90

5. 
Elterngeld................................................................................... 91
Berechtigter Personenkreis..................................................... 92
Dauer des Anspruchs auf Elterngeld....................................... 95
Höhe des Elterngelds............................................................... 99
Elterngeldstellen..................................................................... 106
Landeserziehungsgeld............................................................. 108
Sonderregelungen aus Anlass der COVID-19-Pandemie........ 111

6. 
Kindergeld.................................................................................. 113
Anspruchsberechtigung.......................................................... 114
Höhe des Kindergeldes............................................................ 115
Antragserfordernis.................................................................. 117
Mitwirkungspflichten............................................................. 119
Abzweigung Kindergeld.......................................................... 119

7. 
Kindererziehung und rentenversicherungsrechtliche
Auswirkungen........................................................................... 125
Kindererziehungszeiten.......................................................... 126
Berücksichtigungszeiten wegen Kindererziehung.................. 128

8. 
Hilfen für finanziell schwache Familien.......................... 131
Hilfe bei Schwangerschaft, Mutterschaft, Gesundheit........... 132
Sicherung des Lebensunterhalts............................................. 132
Kinderzuschlag........................................................................ 134

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 | 7

Bedarfe für Bildung und Teilhabe........................................... 136

9. 
Durchsetzung Ihrer Ansprüche........................................... 139
Durchsetzung Ihrer Ansprüche............................................... 140

10. 
Hilfreiche Adressen................................................................. 145
Elterngeldstellen..................................................................... 146
Für den Kündigungsschutz zuständige Aufsichtsbehörden... 156

Stichwortverzeichnis.............................................................. 157

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Vorwort | 9

Vorwort
Die verschiedenen gesetzlichen Regelungen sind für „junge“ Familien
aufgrund der Komplexität der Vorschriften oft sehr unübersichtlich.
Aus diesem Grund ist es für Eltern sehr schwierig, die ihnen zustehen-
den Möglichkeiten zu erkennen und dementsprechend auch Ansprüche
geltend zu machen. Die Schaubilder auf den Seiten 10/11 geben einen
ersten Einblick über die verschiedenen Leistungen für junge Familien.
Hier soll der vorliegende Ratgeber allen Familien eine Hilfestellung
geben. Thematisiert werden insbesondere
■■ Leistungsansprüche und Schutzvorschriften im Zusammenhang
mit Schwangerschaft und Entbindung inklusive der arbeitsrecht-
lichen und sozialversicherungsrechtlichen Aspekte (insbesondere
Mutterschutz),
■■ Elterngeld und Kindergeld sowie die Elternzeit als Kernleistungen
zur Förderung junger Familien.
Darüber hinaus werden auch die rentenrechtlichen Ansprüche gegen
die Rentenversicherung aufgezeigt und insbesondere die Anrechnung
von Kindererziehungszeiten bei der Berechnung der zukünftigen Rente
berücksichtigt. Mit Datum vom 15.02.2021 wurde mit Artikel 1 das
Zweite Gesetz zur Änderung des Bundeselterngeld- und Elternzeitge-
setzes beschlossen. Dieses Gesetz reformiert das Elterngeld, das dann
mit Stichtag 01.09.2021 gilt. Ziel des Gesetzgebers ist, das Elterngeld
flexibler, partnerschaftlicher und einfacher zu machen. So wird etwa
die zulässige Arbeitszeit während des Elterngeldbezugs und der Eltern-
zeit angehoben; Gleiches gilt für den Partnerschaftsbonus.
Nähere Details zu den neuen Ansprüchen ab dem 01.09.2021 finden
Sie in Kapitel 5. Aufgrund der Vielzahl von zuständigen Stellen und
Vorschriften fällt es Eltern manchmal schwer, die für sie zuständigen
Behörden zu kennen. Dieser Ratgeber soll sie dabei unterstützen, sich
auch u. a. bei begrenzten finanziellen Möglichkeiten an die richtigen
Stellen zu wenden und ggf. Sozialhilfe zu beantragen. Denn, wer seine
Ansprüche kennt, kann diese bewusst und auch zielgerichtet einsetzen.
München, im August 2021
Ralf Hauner

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Geldleistungen für Arbeitnehmerinnen bei Schwangerschaft und Mutterschaft

Keine Arbeits-
10 | Vorwort

leistung infolge Arbeits-


Schutzfrist vor Schutzfrist nach nach der
der Schwanger- unfähigkeit vor Entbindungstag
der Entbindung der Entbindung Schutzfrist
schaft (vor der Schutzfrist
Schutzfrist)
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Entgeltfort-
Weiterzahlung zahlung nach Mutterschafts-
Elterngeld
des Entgelts dem Entgeltfort- geld
zahlungsgesetz
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gegebenenfalls
ggf. Krankengeld
Krankengeld

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Ansprüche bei Schwangerschaft und Mutterschaft und zuständige Stelle

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Anrech-
Sach- nung
Kündi- Zuschuss
Elternzeit leistun- Mutter- Elterngeld Kinder-
Mutter- gungs- zum
(Mütter gen, wie schafts- (Mütter erzieh- Kinder-
schutz schutz Mutter-
und Väter) ärztliche geld und Väter) ungszeiten geld
(Mütter schafts-
Behand- (Mütter
und Väter) geld
lung usw. und Väter)
        
Arbeitgeber Renten- Familien-
gesetzliche gesetzliche
Arbeit- versiche- kasse der
Kranken- Kranken- Bund
geber rungs- Agentur
kasse kasse
träger für Arbeit
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eventuell:
 eventuell:
 ggf. auch:

Bundesamt gesetzliche
für Soziale Kranken- Land
Sicherung kasse
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oder:

Bundesamt
für Soziale
Sicherung
Vorwort | 11

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12 | Vorwort

Abkürzungen
Abs. Absatz
BEEG Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz
BGB Bürgerliches Gesetzbuch
BKGG Bundeskindergeldgesetz
BMA Bundesministerium für Arbeit und Soziales
BMFSFJ Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und
Jugend
BSG Bundessozialgericht
bzw. beziehungsweise
d. h. das heißt
EG Europäische Gemeinschaft
ELFE Einfach Leistungen für Eltern
EStG Einkommensteuergesetz
EU Europäische Union
EWG Europäische Wirtschaftsgemeinschaft
g Gramm
ggf. gegebenenfalls
GKV Gesetzliche Krankenversicherung
i. V. m. in Verbindung mit
MuSchG Mutterschutzgesetz
Nr. Nummer
OZG Onlinezugangsgesetz
SGB Sozialgesetzbuch
SGB II Sozialgesetzbuch – Zweites Buch (Grundsicherung für
Arbeitsuchende)
SGB III Sozialgesetzbuch – Drittes Buch (Arbeitsförderung)
SGB IV Sozialgesetzbuch – Viertes Buch (Gemeinsame Vorschriften
für die Sozialversicherung)
SGB V Sozialgesetzbuch – Fünftes Buch (Gesetzliche Krankenver-
sicherung)

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Abkürzungen | 13

SGB VII Sozialgesetzbuch – Siebtes Buch (Gesetzliche Unfallver-


sicherung)
SGB IX Sozialgesetzbuch – Neuntes Buch (Rehabilitation und
Teilhabe behinderter Menschen)
SGB XII Sozialgesetzbuch – Zwölftes Buch (Sozialhilfe)
sog. sogenannte/r
vgl. vergleiche
z. B. zum Beispiel

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1
1.
Mutterschutz für Arbeitnehmerinnen

Schutz- und Geltungsbereich des Mutterschutzgesetzes.............. 16


Mitteilung der Schwangerschaft.................................................... 20
Mitteilung darüber, ob gestillt wird............................................... 22
Kein Fragerecht des Arbeitgebers bei Einstellung......................... 23
Beschäftigungsverbote.................................................................. 23
Freistellung von Untersuchungen.................................................. 38
Kündigungsverbot......................................................................... 38
Urlaubsansprüche.......................................................................... 41

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16 | Mutterschutz für Arbeitnehmerinnen

Schutz- und Geltungsbereich des Mutterschutz-


1
gesetzes
Die Regelungen des Mutterschutzgesetzes (MuSchG) sind arbeits-
rechtliche Bedingungen, welche die Rechtsbeziehungen zwischen Ar-
beitnehmerinnen und dem Arbeitgeber regeln. Sie gehören nicht zum
Gebiet der Sozialversicherung.
Das Mutterschutzgesetz umfasst drei große Schutzbereiche. Diese
umfassen:
■■ den Gesundheitsschutz,
■■ den Kündigungsschutz und
■■ die Regelungen zur finanziellen Absicherung der Arbeitnehme-
rinnen (siehe dazu Kapitel 2).
Die Regelungen des Mutterschutzgesetzes gelten für jede Arbeitneh-
merin.
Das Mutterschutzgesetz gilt auch für Arbeitsstätten aller Art, sofern
dort Frauen beschäftigt sind; der sachliche Geltungsbereich des Ge-
setzes ist also nicht begrenzt.
Arbeitsstätten in diesem Sinne sind alle Betriebe und Verwaltungen in
■■ Industrie,
■■ Handel,
■■ Handwerk und
■■ Landwirtschaft.
Dazu zählen auch Verwaltungen und Betriebe des öffentlichen Diens-
tes. Dies gilt allerdings nur, wenn die Frauen dort aufgrund eines pri-
vatrechtlichen Arbeits- oder Ausbildungsverhältnisses tätig sind.

Wichtig: Das Mutterschutzgesetz gilt nicht für Beamtinnen und Richte-


rinnen. Das Gesetz gilt ebenso nicht für Soldatinnen, auch soweit diese
in einem Beschäftigungsverhältnis stehen.

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Bereich
ImDie der Beschäftigung
Bestimmungen gilt das
des Gesetzes
Mutterschutzgesetz
zum Schutze der erwerbstätigen Mutter
für: gelten für:

Mehrfach- Unständig
Frauen in einem
beschäftigte beschäftigte
Arbeitsverhältnis
Frauen Frauen
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Weibliche
Teilzeit- Familienange- Frauen in einem In Heimarbeit
beschäftigte hörige in einem Leiharbeits- beschäftigte
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Frauen Beschäftigungs- verhältnis Frauen


verhältnis

Mutterschutz gilt auch für versicherungsfreie Beschäftigungen, z. B. Mini-Jobber und kurzzeitig Beschäftigte.
Schutz- und Geltungsbereich des Mutterschutzgesetzes | 17

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18 | Mutterschutz für Arbeitnehmerinnen

Rechtlich wird dabei unter „Beschäftigung“ eine unselbstständige Ar-


1 beit, insbesondere in einem Beschäftigungsverhältnis, verstanden (so
die gesetzliche Definition in § 7 Abs. 1 SGB IV).
Maßgebend ist hier die Eingliederung des Arbeitnehmers in den Be-
trieb des Arbeitgebers und ein Weisungsrecht gegenüber der Arbeit-
nehmerin.
Mit dieser Definition reagierte der Gesetzgeber vor allem auf die
Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs vom 11.11.2010; dort
wurden erstmals auch Fremdgeschäftsführerinnen einer GmbH auf-
grund ihrer persönlichen Abhängigkeit als unselbstständig Beschäf-
tigte in den Arbeitnehmerbegriff einbezogen.
Seitdem haben sich folgende Voraussetzungen für den Arbeitnehmer-
begriff herauskristallisiert:
■■ Arbeit im wirtschaftlichen Sinne,
■■ privatrechtlicher Vertrag,
■■ Arbeitsvertrag als Untervertrag des Dienstvertrags,
■■ Leistung weisungsgebundener, fremdbestimmter Arbeit in per-
sönlicher Abhängigkeit.
Keine Rolle spielt, ob die Beschäftigung der Sozialversicherungspflicht
unterliegt.
So haben auch Frauen in einer Teilzeit- oder einer geringfügigen
Beschäftigung aufgrund ihrer Arbeitnehmerrolle Ansprüche aus dem
Mutterschutzgesetz. Für Frauen in einem Probearbeitsverhältnis oder
Frauen, die zur Aushilfe tätig sind, gilt das Mutterschutzgesetz eben-
falls.

Wichtig: Eine Beschäftigung bei einem Familienangehörigen kann eben-


falls ein Beschäftigungsverhältnis im Sinne des Mutterschutzgesetzes
darstellen. Voraussetzung ist allerdings, dass
■■ ein regulärer Arbeitsvertrag abgeschlossen wurde,
■■ die Arbeit tatsächlich ausgeübt wird,
■■ die Arbeitnehmerin leistungsgerecht bezahlt wird und
■■ die Lohnkosten als Betriebsausgabe verbucht werden.

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Schutz- und Geltungsbereich des Mutterschutzgesetzes | 19

Des Weiteren gilt das Mutterschutzgesetz im Ausbildungsbereich in


einem Betrieb, in der Schule oder Hochschule, also für: 1
■■ Frauen in betrieblicher Ausbildung und Praktikantinnen
■■ Schülerinnen
■■ Studentinnen
■■ Umschülerinnen
■■ Volontärinnen
Das Mutterschutzgesetz gilt auch für folgende Frauen, unabhängig
davon, ob ein Beschäftigungsverhältnis vorliegt:
■■ Frauen mit Behinderung, die in einer Werkstatt für behinderte
Menschen beschäftigt sind
■■ Frauen, die als Entwicklungshelferinnen im Sinne des Entwick-
lungsgesetzes tätig sind
■■ Frauen, die als Freiwillige im Sinne des Jugendfreiwilligendienstes
oder des Bundesfreiwilligendienstes tätig sind
■■ Frauen, die in Heimarbeit beschäftigt sind, und ihnen Gleichgestell-
te im Sine des Heimarbeitsgesetzes
■■ Frauen, die wegen ihrer wirtschaftlichen Unselbständigkeit als ar-
beitnehmerähnliche Personen anzusehen sind
■■ Schülerinnen und Studentinnen, soweit die Ausbildungsstätte Ort,
Zeit und Ablauf der Ausbildungsveranstaltung verpflichtend vor-
gibt oder sie ein im Rahmen der schulischen oder hochschulischen
Ausbildung verpflichtend vorgeschriebenes Praktikum ableisten

Für diese Personen gilt das Mutterschutzgesetz nicht:


■■ Hausfrauen, die als Ehefrauen ihren Haushalt führen, soweit sie
nicht gleichzeitig Arbeitnehmerinnen sind
■■ Beamtinnen auf Lebenszeit, auf Zeit, auf Probe, auf Widerruf und
Ehrenbeamtinnen
■■ mithelfende Familienangehörige, bei denen kein Arbeitsverhältnis
vorliegt
■■ Frauen in unfreier Arbeit, zum Beispiel Strafgefangene
■■ Frauen, die aus Gefälligkeit, Nachbarschaftshilfe oder Nächsten-
liebe tätig werden
■■ Selbstständige

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20 | Mutterschutz für Arbeitnehmerinnen

Mitteilung der Schwangerschaft


1
Nach dem Wortlaut von § 15 Abs. 1 MuSchG „soll“ eine Frau ihrem
Arbeitgeber ihre Schwangerschaft und den voraussichtlichen Tag der
Entbindung mitteilen, sobald sie weiß, dass sie schwanger ist.
Dies bedeutet, es besteht keine gesetzliche Verpflichtung der Frau,
die Schwangerschaft gegenüber ihrem Arbeitgeber mitzuteilen. Auf die
Regelungen des Mutterschutzgesetzes kann sie sich aber nur berufen,
wenn der Arbeitgeber über die Schwangerschaft informiert worden ist.
Der Arbeitgeber muss sich nicht allein auf die Information der Ar-
beitnehmerin über ihre Schwangerschaft verlassen, sondern kann ein
Zeugnis eines Arztes, einer Hebamme oder eines Entbindungspflegers
über das Vorliegen der Schwangerschaft und den voraussichtlichen Tag
der Entbindung verlangen (§ 15 Abs. 2 MuSchG).
Auch, wenn der tatsächliche Entbindungstermin während der
Schwangerschaft noch nicht bekannt sein kann, muss ein voraussicht-
licher Entbindungstermin definiert werden, damit festgestellt werden
kann, wann die Schutzfrist beginnt oder ab wann bestimmte Beschäfti-
gungsverbote während der Schwangerschaft zu beachten sind (§§ 3, 11
Abs. 5 Satz 2 Nr. 3 MuSchG). Um hier Rechtssicherheit zu schaffen, ist
das Zeugnis über den mutmaßlichen Tag der Entbindung verbindlich,
selbst, wenn es sich nachträglich als unzutreffend herausstellen sollte
(§ 3 Abs. 1 Satz 3 MuSchG).
Die Kosten für dieses Zeugnis hat der Arbeitgeber zu tragen. Dazu ge-
hören auch die Kosten der entsprechenden ärztlichen Untersuchungen.
Bei krankenversicherten Frauen werden in der Regel die Kosten von der
Krankenkasse getragen.

Wichtig: Der Arbeitgeber kann die Mitteilung nicht erzwingen. Nach


herrschender Rechtsauffassung handelt es sich um eine „ausdrückliche“
Empfehlung im Interesse der werdenden Mutter und des Kindes. Die
Nichtmitteilung ist allerdings nicht strafbewehrt.

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Mitteilung der Schwangerschaft | 21

Entsteht dem Arbeitgeber allerdings ein Schaden durch unterbliebene


oder eine verspätete Mitteilung der Frau, kann er Schadensersatz von 1
der werdenden Mutter verlangen.

Beispiel:
Eine Arbeitnehmerin teilt ihre Schwangerschaft erst bei Beginn der
Schutzfrist vor der Entbindung mit. Die Frau ist in einem kleinen Betrieb
als sog. Schlüsselkraft mit drei Angestellten tätig. Durch die verspätete
Meldung ist es für den Arbeitgeber nicht mehr möglich, rechtzeitig eine
Ersatzkraft zu finden.
Er verliert dadurch einige Aufträge von Kunden, da die Arbeitsbelastung
von den anderen zwei Angestellten nicht aufgefangen werden kann. Da-
durch entstehen ihm Umsatzverluste. Hier droht der Arbeitnehmerin ein
Schadensersatzanspruch.

Praxis-Tipp:
Teilen Sie die Schwangerschaft dem Arbeitgeber rechtzeitig mit. In der Praxis
wird als allgemeiner Zeitpunkt der dritte Schwangerschaftsmonat angesehen.
Sind allerdings aufgrund der Arbeitsplatzsituation frühzeitige Maßnahmen
des Arbeitgebers notwendig, ist auch eine frühere Mitteilung erforderlich.

Die gesetzliche Sollbestimmung gilt nur für Frauen, die in einem Ar-
beitsverhältnis stehen. Heimarbeiterinnen sollen die Mitteilung dem
Auftraggeber oder Zwischenmeister vorlegen.
Eine bestimmte Form ist für die Mitteilung nicht vorgesehen. Sie
kann deshalb mündlich oder schriftlich erfolgen. Als Empfänger der
Mitteilung kommen neben dem Arbeitgeber selbst auch die von ihm
zur Entgegennahme befugten Personen in Betracht.
In der Praxis erfolgt die Mitteilung in der Regel an die Personal-
abteilung, was vollkommen in Ordnung ist. Nicht ausreichend dagegen
ist, wenn die Mitteilung an die Arbeitskolleginnen oder Arbeitskollegen
erfolgt oder an den Betriebsrat gerichtet wird.
Bezüglich des Zugangs ist anzumerken, dass bei einem direkten Ge-
spräch – auch Telefongespräch – die Mitteilung in dem Zeitpunkt die

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22 | Mutterschutz für Arbeitnehmerinnen

Arbeitgeberseite erreicht, in dem das Gespräch stattfindet. Bei einem


1 Brief oder einer E-Mail dagegen ist die Sachlage komplizierter. Ein
Zugang beim Arbeitgeber ist erst gegeben, sobald die Information
tatsächlich in den „Machtbereich des Empfängers“ eintritt und nach
allgemeinen Maßstäben eine Kenntnisnahme erwartet werden darf
(vgl. die allgemeinen Zugangsregeln des Bürgerlichen Gesetzbuches,
§ 130 BGB).

Beispiel:
Von einem „normalen“ Unternehmen ausgehend:
In den Machtbereich des Empfängers gelangt
■■ ein Brief, wenn er in den Briefkasten eingeworfen oder dem Emp-
fänger direkt übergeben wird,
■■ ein Fax, wenn es von seinem Empfangsgerät gespeichert wurde,
■■ eine E-Mail, wenn sie im E-Mail-Account des Empfängers (bzw. auf
dem Server seines Providers) abgespeichert wurde.
Üblicherweise darf mit einer Kenntnisnahme nur zu den Bürozeiten ge-
rechnet werden.

Wichtig: Der Arbeitgeber ist verpflichtet, dem Betriebsrat alle ihm be-
kanntwerdenden Fälle der Schwangerschaft von Arbeitnehmerinnen nach
vorheriger Einwilligung der Schwangeren unaufgefordert mitzuteilen.
Eine solche Mitteilung ist erforderlich, damit der Betriebsrat seine Auf-
gaben in Bezug auf den Mutterschutz wahrnehmen kann.

Mitteilung darüber, ob gestillt wird


Wie bei der Schwangerschaft, so soll eine stillende Frau ihren Arbeit-
geber so früh wie möglich über ihr Stillen informieren, damit dieser
Vorkehrungen für die Wiederaufnahme der Erwerbstätigkeit der betref-
fenden Frau treffen kann. Es gelten die Ausführungen zur Mitteilung
wie eben ausgeführt.

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Beschäftigungsverbote | 23

Kein Fragerecht des Arbeitgebers bei Einstellung


1
Der Europäische Gerichtshof hat die Zulässigkeit der Frage nach einer
Schwangerschaft durch den Arbeitgeber vor Vertragsschluss verneint.
Grund hierfür ist, dass eine solche Frage die betreffende Bewerberin
wegen ihres Geschlechts benachteiligt, da ihre Einstellungschancen
vermindert werden.
Auch die Anfechtungsregelungen nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch
können einen Vertragsschluss mit einer schwangeren Bewerberin nicht
„ungeschehen“ machen:
■■ Der Irrtum über die Schwangerschaft führt auch zu keiner Anfecht-
barkeit des Arbeitsvertrags nach § 119 BGB. Die Schwangerschaft
ist nur ein vorübergehendes und gerade kein dauerhaftes Hindernis
und deshalb keine verkehrswesentliche Eigenschaft einer Frau.
■■ Ebenso wenig kommt eine Anfechtung nach § 123 BGB in Betracht
(„arglistige Täuschung“). Das gilt selbst dann, wenn etwa ein be-
fristetes Arbeitsverhältnis aufgrund von Beschäftigungsverboten
(siehe dazu gleich im Folgenden) gar nicht erst angetreten werden
darf. Aus der Sicht des Unionsrechts ist infolge der strikten Linie des
Europäischen Gerichtshofs selbst dann das Fragerecht zu verneinen.

Beschäftigungsverbote
Individuelles Beschäftigungsverbot
Der Arbeitgeber darf eine schwangere Frau nicht beschäftigen, soweit
nach einem ärztlichen Zeugnis ihre Gesundheit oder die ihres Kindes
bei Fortdauer der Beschäftigung gefährdet ist (§ 16 Abs. 1 MuSchG).
Dieses individuelle Beschäftigungsverbot setzt voraus, dass die Frau
schwanger ist. Es spielt keine Rolle, ob die Schwangerschaft normal
verläuft oder mit Komplikationen verbunden ist.
Die Bestimmung des Beginns der Schwangerschaft erfolgt durch
Rückrechnung um 280 Tage von dem ärztlich festgestellten voraus-
sichtlichen Entbindungstermin.

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24 | Mutterschutz für Arbeitnehmerinnen

Das ärztliche Zeugnis


1
Die Gefährdung der Frau ist durch ein ärztliches Zeugnis nachzuwei-
sen. Dies ist somit für das Beschäftigungsverbot ausschlaggebend. Der
Gesetzgeber regelt keine bestimmte Form des Zeugnisses, allerdings
wird der Arbeitgeber die Vorlage eines ärztlichen Attests verlangen.

Wichtig: Damit das Beschäftigungsverbot greifen kann, wird empfohlen,


eine schriftliche Bescheinigung durch einen approbierten Arzt ausstellen
zu lassen. Die Kosten für dieses Attest trägt die Frau. Das Attest sollte so
gestaltet sein, dass der Arbeitgeber erkennen kann, ob die Arbeitnehme-
rin schwanger ist, welcher Art das Beschäftigungsverbot ist und ob jede
Beschäftigung verboten oder aber leichtere Arbeiten zulässig sind. Es
ist wichtig, die Dauer des Beschäftigungsverbotes genau zu bestimmen
und das Beschäftigungsverbot kann mit bestimmten Einschränkungen
versehen werden.

Das Bundesarbeitsgericht hat dem von einem Arzt veranlassten Be-


schäftigungsverbot einen hohen Beweiswert zugesprochen. Dieses Be-
schäftigungsverbot kann allerdings nicht nur durch eine anderweitige
ärztliche Untersuchung widerlegt werden, sondern auch durch tatsäch-
liche Umstände, die der Arbeitgeber allerdings zu beweisen hat. Hat
die Schwangere durch unrichtige Angaben ein Beschäftigungsverbot
erreicht, trägt sie insoweit das Lohnrisiko.
Das Beschäftigungsverbot gilt, wenn ein kausaler Zusammenhang
zwischen fortdauernder Beschäftigung und Gesundheitsgefährdung
besteht. Die Gefährdung muss nicht durch die konkrete Tätigkeit oder
deren Eigenart bedingt sein. Maßgebend ist, dass eine Fortdauer der
Beschäftigung zu einer Gefährdung führt. Es ist nicht entscheidend,
ob die Schwangerschaft normal oder anormal verläuft, wie der Arbeits-
platz konkret beschaffen ist oder welche Ursache zu einer Gefährdung
führt.

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Beschäftigungsverbote | 25

Praxis-Tipp:
1
Gehen die Schwangerschaftsbeschwerden über das übliche Maß hinaus, liegt
eine Krankheit vor. Damit besteht für gesetzlich Krankenversicherte ein An-
spruch gegenüber ihrer gesetzlichen Krankenkasse. Diese Erkrankung kann
ggf. bei Arbeitsunfähigkeit zum Anspruch auf Entgeltfortzahlung gegenüber
dem Arbeitgeber führen.

Generelle Beschäftigungsverbote
Ein generelles Beschäftigungsverbot im Sinne des Mutterschutzgeset-
zes ist nur ein Beschäftigungsverbot nach den §§ 3 bis 6, 10 Absatz 3,
§ 13 Absatz 1 Nummer 3 MuSchG. Sie zielen auf Zeiten vor und nach
der Entbindung, in denen es dem Arbeitgeber gesetzlich verboten ist,
die Frau zu beschäftigen:
■■ § 3: Schutzfristen vor und nach der Entbindung (sog. Mutterschafts-
urlaub)
■■ § 4: Verbot der Mehrarbeit
■■ § 5: Verbot der Nachtarbeit
■■ § 6: Verbot der Sonn- und Feiertagsarbeit
■■ § 10 Abs. 3: nur Tätigkeiten, für die der Arbeitgeber die erforderli-
chen Schutzmaßnahmen getroffen hat
■■ § 13 Abs. 1 Nr. 3: ggf. Arbeitsplatzwechsel
Diese Beschäftigungsverbote werden im Folgenden erläutert:

Mutterschaftsurlaub
Schutzfrist vor der Entbindung
Der Arbeitgeber darf eine schwangere Frau in den letzten sechs Wochen
vor der Entbindung nicht beschäftigen (Schutzfrist vor der Entbindung),
soweit sie sich nicht zur Arbeitsleistung ausdrücklich bereit erklärt (§ 3
Abs. 1 MuSchG). Sie kann die Erklärung jederzeit mit Wirkung für die
Zukunft widerrufen. Für die Berechnung der Schutzfrist vor der Ent-
bindung ist der voraussichtliche Tag der Entbindung maßgeblich, wie
er sich aus dem ärztlichen Zeugnis oder dem Zeugnis einer Hebamme
oder eines Entbindungspflegers ergibt. Entbindet eine Frau nicht am

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26 | Mutterschutz für Arbeitnehmerinnen

voraussichtlichen Tag, verkürzt oder verlängert sich die Schutzfrist vor


1 der Entbindung entsprechend.
Die Frist beläuft sich auf 42 Kalendertage und beginnt mit dem Wo-
chentag der sechsten Woche, der nach seiner Benennung dem mutmaß-
lichen Tag der Entbindung entspricht.

Beispiel:

Mutmaßlicher Tag der Ent- Mittwoch, 04.10.2021


bindung:
Beginn der Schutzfrist: Mittwoch, 23.08.2021

Schutzfrist nach der Entbindung


Der Arbeitgeber darf gem. § 3 Abs. 2 MuSchG eine Frau bis zum Ablauf
von acht Wochen nach der Entbindung nicht beschäftigen (Schutzfrist
nach der Entbindung). Die Schutzfrist nach der Entbindung verlängert
sich auf zwölf Wochen
■■ bei Frühgeburten,
■■ bei Mehrlingsgeburten und
■■ wenn vor Ablauf von acht Wochen nach der Entbindung bei dem
Kind eine Behinderung im Sinne von § 2 Absatz 1 Satz 1 SGB IX
ärztlich festgestellt wird.
Bei vorzeitiger Entbindung verlängert sich die Schutzfrist nach der
Entbindung um den Zeitraum der Verkürzung der Schutzfrist vor der
Entbindung. Im Falle der Behinderung des Kindes verlängert sich die
Schutzfrist nach der Entbindung nur, wenn die Frau dies beantragt.

Beispiel:

Mutmaßlicher Entbindungstag 16.10.2021


Beginn der Schutzfrist vor der 04.09.2021
Entbindung
Letzter Arbeitstag 03.09.2021
Entbindungstag 01.10.2021
Verkürzung der Schutzfrist 04.09.2021 – 30.09.2021

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Beschäftigungsverbote | 27

Dadurch nicht in Anspruch 16 Tage


genommen 1

Ergebnis: Die Schutzfrist nach der Entbindung von acht Wochen ver-
längert sich um 16 Tage und endet nunmehr am 12.12.2021.

Wichtig: Liegt eine Fehlgeburt vor, liegen die Voraussetzungen der


Schutzfrist nach der Entbindung nicht mehr vor. Hierbei kommen dann
Leistungen im Rahmen der Krankenbehandlung der gesetzlichen Kran-
kenversicherung in Betracht.

Weiterarbeit auf Wunsch der Frau


Die Ausbildungsstelle darf eine Schülerin oder Studentin bereits in
der Schutzfrist nach der Entbindung im Rahmen der schulischen oder
hochschulischen Ausbildung tätig werden lassen, wenn die Frau dies
ausdrücklich gegenüber ihrer Ausbildungsstelle verlangt. Die Frau kann
ihre Erklärung jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen.
Der Arbeitgeber darf eine Frau nach dem Tod ihres Kindes bereits
nach Ablauf der ersten zwei Wochen nach der Entbindung beschäftigen,
wenn
■■ die Frau dies ausdrücklich verlangt und
■■ nach ärztlichem Zeugnis nichts dagegen spricht.
Sie kann ihre Erklärung jederzeit mit Wirkung für die Zukunft wider-
rufen.

Verbot der Mehrarbeit, Ruhezeit


Der Arbeitgeber darf eine schwangere oder stillende Frau, die 18 Jahre
oder älter ist, nicht mit einer Arbeit beschäftigen, die die Frau über
achteinhalb Stunden täglich oder über 90 Stunden in der Doppelwoche
hinaus zu leisten hat (§ 4 MuSchG). Eine schwangere oder stillende
Frau unter 18 Jahren darf der Arbeitgeber nicht mit einer Arbeit be-
schäftigen, die die Frau über acht Stunden täglich oder über 80 Stunden
in der Doppelwoche hinaus zu leisten hat. In die Doppelwoche werden
die Sonntage eingerechnet. Der Arbeitgeber darf eine schwangere oder

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28 | Mutterschutz für Arbeitnehmerinnen

stillende Frau nicht in einem Umfang beschäftigen, der die vertrag-


1 lich vereinbarte wöchentliche Arbeitszeit im Durchschnitt des Monats
übersteigt. Bei mehreren Arbeitgebern sind die Arbeitszeiten zusam-
menzurechnen.
Der Arbeitgeber muss der schwangeren oder stillenden Frau nach
Beendigung der täglichen Arbeitszeit eine ununterbrochene Ruhezeit
von mindestens elf Stunden gewähren.
Hierbei geht es nicht um bestimmte Tätigkeiten, sondern um arbeits-
zeitliche Begrenzungen für den Arbeitgeber. Hierbei handelt es sich um
generelle Beschäftigungsverbote. Die Frau kann von sich aus nicht auf
den Schutz verzichten.
Nach den Vorschriften des Arbeitszeitgesetzes ist Arbeitszeit die Zeit
vom Beginn bis zum Ende der Arbeit ohne die Ruhepausen. Hierzu
gehört nicht nur die Zeit, in der die Frau tatsächlich arbeitet, sondern
auch der Bereitschaftsdienst und die Rufbereitschaft.
Zum Schutz der Frau in der Praxis kann die Aufsichtsbehörde in be-
sonders begründeten Einzelfällen Ausnahmen vom Verbot der Mehr-
arbeit bewilligen, wenn
■■ sich die Frau dazu ausdrücklich bereit erklärt,
■■ nach ärztlichem Zeugnis nichts gegen die Beschäftigung spricht
und
■■ insbesondere eine unverantwortbare Gefährdung für die schwange-
re Frau oder ihr Kind durch Alleinarbeit ausgeschlossen ist.

Verbot der Nachtarbeit


§ 5 MuSchG beschäftigt sich mit dem Verbot der Nachtarbeit: Der Ar-
beitgeber darf eine schwangere oder stillende Frau nicht zwischen 20
Uhr und 6 Uhr beschäftigen. Er darf sie bis 22 Uhr beschäftigen, wenn
die Genehmigung der zuständigen Aufsichtsbehörde vorliegt.
Die Ausbildungsstelle darf eine schwangere oder stillende Schülerin
oder Studentin nicht zwischen 20 Uhr und 6 Uhr im Rahmen der schu-
lischen oder hochschulischen Ausbildung tätig werden lassen. Die
Ausbildungsstelle darf sie an Ausbildungsveranstaltungen bis 22 Uhr
teilnehmen lassen, wenn

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Beschäftigungsverbote | 29

■■ sich die Frau dazu ausdrücklich bereit erklärt,


■■ die Teilnahme zu Ausbildungszwecken zu dieser Zeit erforderlich 1
ist und
■■ insbesondere eine unverantwortbare Gefährdung für die schwange-
re Frau oder ihr Kind durch Alleinarbeit ausgeschlossen ist.
Die schwangere oder stillende Frau kann ihre Erklärung jederzeit mit
Wirkung für die Zukunft widerrufen.
Die Aufsichtsbehörde kann Ausnahmen vom Verbot der Nachtarbeit
auch zwischen 22 Uhr und 6 Uhr bewilligen, wenn
■■ sich die Frau dazu ausdrücklich bereit erklärt,
■■ nach ärztlichem Zeugnis nichts gegen die Beschäftigung spricht
und
■■ insbesondere eine unverantwortbare Gefährdung für die schwange-
re Frau oder ihr Kind durch Alleinarbeit ausgeschlossen ist.

Verbot der Sonn- und Feiertagsarbeit


Der Arbeitgeber darf eine schwangere oder stillende Frau nicht an
Sonn- und Feiertagen beschäftigen – so der Grundsatz in § 6 MuSchG.
Er darf sie an Sonn- und Feiertagen nur dann beschäftigen, wenn
■■ sich die Frau dazu ausdrücklich bereit erklärt,
■■ eine Ausnahme vom allgemeinen Verbot der Arbeit an Sonn- und
Feiertagen nach § 10 des Arbeitszeitgesetzes zugelassen ist,
■■ der Frau in jeder Woche im Anschluss an eine ununterbrochene
Nachtruhezeit von mindestens elf Stunden ein Ersatzruhetag ge-
währt wird und
■■ insbesondere eine unverantwortbare Gefährdung für die schwange-
re Frau oder ihr Kind durch Alleinarbeit ausgeschlossen ist.
Die schwangere oder stillende Frau kann ihre Erklärung jederzeit mit
Wirkung für die Zukunft widerrufen.
Die Ausbildungsstelle darf eine schwangere oder stillende Frau nicht
an Sonn- und Feiertagen im Rahmen der schulischen oder hochschu-
lischen Ausbildung tätig werden lassen. Die Ausbildungsstelle darf sie
an Ausbildungsveranstaltungen an Sonn- und Feiertagen teilnehmen
lassen, wenn

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30 | Mutterschutz für Arbeitnehmerinnen

■■ sich die Frau dazu ausdrücklich bereit erklärt,


1 ■■ die Teilnahme zu Ausbildungszwecken zu dieser Zeit erforderlich
ist,
■■ der Frau in jeder Woche im Anschluss an eine ununterbrochene
Nachtruhezeit von mindestens elf Stunden ein Ersatzruhetag ge-
währt wird und
■■ insbesondere eine unverantwortbare Gefährdung für die schwange-
re Frau oder ihr Kind durch Alleinarbeit ausgeschlossen ist.
Die schwangere oder stillende Frau kann ihre Erklärung jederzeit mit
Wirkung für die Zukunft widerrufen.
Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Berufsgruppe spielt seit der
Reform des Mutterschutzgesetzes keine Rolle mehr.

Schutzmaßnahmen (Gestaltung der Arbeitsbedingungen)


Der Arbeitgeber darf eine schwangere oder stillende Frau nur diejeni-
gen Tätigkeiten ausüben lassen, für die er die erforderlichen Schutz-
maßnahmen getroffen hat.
Sobald eine Frau dem Arbeitgeber mitgeteilt hat, dass sie schwanger
ist oder stillt, hat der Arbeitgeber unverzüglich die nach Maßgabe
der Gefährdungsbeurteilung erforderlichen Schutzmaßnahmen fest-
zulegen (§ 10 Abs. 2 MuSchG). Zusätzlich hat der Arbeitgeber der Frau
ein Gespräch über weitere Anpassungen ihrer Arbeitsbedingungen
anzubieten.
Im Rahmen der Beurteilung der Arbeitsbedingungen nach § 5 des
Arbeitsschutzgesetzes hat der Arbeitgeber für jede Tätigkeit
■■ die Gefährdungen nach Art, Ausmaß und Dauer zu beurteilen,
denen eine schwangere oder stillende Frau oder ihr Kind ausgesetzt
ist oder sein kann, und
■■ unter Berücksichtigung des Ergebnisses der Beurteilung der Gefähr-
dung zu ermitteln, ob für eine schwangere oder stillende Frau oder
ihr Kind voraussichtlich
■■ keine Schutzmaßnahmen erforderlich sein werden,
■■ eine Umgestaltung der Arbeitsbedingungen erforderlich sein wird
oder

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Beschäftigungsverbote | 31

■■ eine Fortführung der Tätigkeit der Frau an diesem Arbeitsplatz


nicht möglich sein wird. 1
Werden unverantwortbare Gefährdungen (gemeint ist die Wahrschein-
lichkeit eines Gesundheitsschadens von Mutter und/oder Kind) fest-
gestellt, hat der Arbeitgeber für jede Tätigkeit einer schwangeren oder
stillenden Frau Schutzmaßnahmen in folgender Rangfolge zu treffen:
■■ Der Arbeitgeber hat die Arbeitsbedingungen für die schwangere
oder stillende Frau durch Schutzmaßnahmen umzugestalten.
■■ Kann der Arbeitgeber unverantwortbare Gefährdungen für die
schwangere oder stillende Frau nicht durch die Umgestaltung der
Arbeitsbedingungen ausschließen oder ist eine Umgestaltung we-
gen des nachweislich unverhältnismäßigen Aufwandes nicht zu-
mutbar, hat der Arbeitgeber die Frau an einem anderen geeigneten
Arbeitsplatz einzusetzen, wenn er einen solchen Arbeitsplatz zur
Verfügung stellen kann und dieser Arbeitsplatz der schwangeren
oder stillenden Frau zumutbar ist.
■■ Kann der Arbeitgeber unverantwortbare Gefährdungen für die
schwangere oder stillende Frau weder durch Schutzmaßnahmen
noch durch einen Arbeitsplatzwechsel ausschließen, darf er die
schwangere oder stillende Frau nicht weiter beschäftigen.
Der Arbeitgeber hat bei der Gestaltung der Arbeitsbedingungen einer
schwangeren oder stillenden Frau alle aufgrund der Gefährdungsbeur-
teilung nach § 10 MuSchG erforderlichen Maßnahmen für den Schutz
ihrer physischen und psychischen Gesundheit sowie der ihres Kindes zu
treffen. Er muss dazu die Maßnahmen auf ihre Wirksamkeit überprüfen
und erforderlichenfalls den sich ändernden Gegebenheiten anpassen.
Der Arbeitgeber hat die Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass
Gefährdungen einer schwangeren oder stillenden Frau oder ihres Kin-
des möglichst vermieden werden und eine unverantwortbare Gefähr-
dung ausgeschlossen wird. Eine Gefährdung ist unverantwortbar, wenn
die Eintrittswahrscheinlichkeit einer Gesundheitsbeeinträchtigung
angesichts der zu erwartenden Schwere des möglichen Gesundheits-
schadens nicht hinnehmbar ist.
Eine unverantwortbare Gefährdung gilt als ausgeschlossen, wenn der
Arbeitgeber alle Vorgaben einhält, die aller Wahrscheinlichkeit nach

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32 | Mutterschutz für Arbeitnehmerinnen

dazu führen, dass die Gesundheit einer schwangeren oder stillenden


1 Frau oder ihres Kindes nicht beeinträchtigt wird.
Der Arbeitgeber hat sicherzustellen, dass die schwangere oder stil-
lende Frau ihre Tätigkeit am Arbeitsplatz, soweit es für sie erforderlich
ist, kurz unterbrechen kann. Er hat darüber hinaus sicherzustellen,
dass sich die schwangere oder stillende Frau während der Pausen und
Arbeitsunterbrechungen unter geeigneten Bedingungen hinlegen,
hinsetzen und ausruhen kann.
Alle Maßnahmen des Arbeitgebers sowie die Beurteilung der Arbeits-
bedingungen müssen dem Stand der Technik, der Arbeitsmedizin und
der Hygiene sowie den sonstigen gesicherten wissenschaftlichen Er-
kenntnissen entsprechen. Der Arbeitgeber hat bei seinen Maßnahmen
die vom Ausschuss für Mutterschutz ermittelten und im Gemeinsamen
Ministerialblatt veröffentlichten Regeln und Erkenntnisse zu berück-
sichtigen; bei Einhaltung dieser Regeln und bei Beachtung dieser Er-
kenntnisse ist davon auszugehen, dass die in diesem Gesetz gestellten
Anforderungen erfüllt sind.
Der Arbeitgeber kann zuverlässige und fachkundige Personen schrift-
lich damit beauftragen, ihm obliegende Aufgaben nach diesem Unter-
abschnitt in eigener Verantwortung wahrzunehmen.
Kosten für Maßnahmen nach dem Mutterschutzgesetz darf der Ar-
beitgeber nicht den Personen auferlegen, die bei ihm beschäftigt sind.
Die Kosten für Zeugnisse und Bescheinigungen, die die schwangere
oder stillende Frau auf Verlangen des Arbeitgebers vorzulegen hat,
trägt der Arbeitgeber.

Wichtig: Soweit es verantwortbar ist, ist der Frau auch während der
Schwangerschaft, nach der Entbindung und in der Stillzeit die Fortfüh-
rung ihrer Tätigkeiten zu ermöglichen. Nachteile aufgrund der Schwan-
gerschaft, der Entbindung oder der Stillzeit sollen vermieden oder aus-
geglichen werden.

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Beschäftigungsverbote | 33

Gefährdung von Schwangeren bei Arbeiten mit Gefahrstoffen


1
Der Arbeitgeber darf eine schwangere Frau keine Tätigkeiten ausüben
lassen und sie keinen Arbeitsbedingungen aussetzen, bei denen sie
in einem Maß Gefahrstoffen ausgesetzt ist oder sein kann, dass dies
für sie oder für ihr Kind eine unverantwortbare Gefährdung darstellt.
Eine unverantwortbare Gefährdung liegt insbesondere vor, wenn die
schwangere Frau Tätigkeiten ausübt oder Arbeitsbedingungen aus-
gesetzt ist, bei denen sie folgenden Gefahrstoffen ausgesetzt ist oder
sein kann:
■■ Gefahrstoffe, die nach den Kriterien des Anhangs I zur Verordnung
(EG) Nr. 1272/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates vom
16.12.2008 über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung
von Stoffen und Gemischen, zur Änderung und Aufhebung der
Richtlinien 67/548/EWG und 1999/45/EG und zur Änderung der
Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 (ABl. L 353 vom 31.12.2008, S. 1)
zu bewerten sind
– als reproduktionstoxisch nach der Kategorie 1A, 1B oder 2 oder
nach der Zusatzkategorie für Wirkungen auf oder über die Lak-
tation,
– als keimzellmutagen nach der Kategorie 1A oder 1B,
– als karzinogen nach der Kategorie 1A oder 1B,
– als spezifisch zielorgantoxisch nach einmaliger Exposition nach
der Kategorie 1 oder
– als akut toxisch nach der Kategorie 1, 2 oder 3,
■■ Blei und Bleiderivate, soweit die Gefahr besteht, dass diese Stoffe
vom menschlichen Körper aufgenommen werden, oder
■■ Gefahrstoffe, die als Stoffe ausgewiesen sind, die auch bei Ein-
haltung der arbeitsplatzbezogenen Vorgaben möglicherweise zu
einer Fruchtschädigung führen können.
Eine unverantwortbare Gefährdung gilt insbesondere als ausgeschlos-
sen, wenn
■■ für den jeweiligen Gefahrstoff die arbeitsplatzbezogenen Vorgaben
eingehalten werden und es sich um einen Gefahrstoff handelt, der
als Stoff ausgewiesen ist, der bei Einhaltung der arbeitsplatzbezo-

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34 | Mutterschutz für Arbeitnehmerinnen

genen Vorgaben hinsichtlich einer Fruchtschädigung als sicher be-


1 wertet wird, oder
■■ der Gefahrstoff nicht in der Lage ist, die Plazentaschranke zu über-
winden, oder aus anderen Gründen ausgeschlossen ist, dass eine
Fruchtschädigung eintritt, und
■■ der Gefahrstoff nach den Kriterien des Anhangs I zur Verordnung
(EG) Nr. 1272/2008 nicht als reproduktionstoxisch nach der Zusatz-
kategorie für Wirkungen auf oder über die Laktation zu bewerten
ist.
Die vom Ausschuss für Mutterschutz ermittelten wissenschaftlichen
Erkenntnisse sind zu beachten.
Der Arbeitgeber darf eine schwangere Frau keine Tätigkeiten ausüben
lassen und sie keinen Arbeitsbedingungen aussetzen, bei denen sie in
einem Maß mit Biostoffen der Risikogruppen 2, 3 oder 4 im Sinne von
§ 3 Absatz 1 der Biostoffverordnung in Kontakt kommt oder kommen
kann, dass dies für sie oder für ihr Kind eine unverantwortbare Gefähr-
dung darstellt.
Eine unverantwortbare Gefährdung liegt insbesondere vor, wenn die
schwangere Frau Tätigkeiten ausübt oder Arbeitsbedingungen aus-
gesetzt ist, bei denen sie mit folgenden Biostoffen in Kontakt kommt
oder kommen kann:
■■ mit Biostoffen, die in die Risikogruppe 4 im Sinne von § 3 Absatz 1
der Biostoffverordnung einzustufen sind, oder
■■ mit Rötelnvirus oder mit Toxoplasma.
Dies gilt auch, wenn der Kontakt mit Biostoffen im Sinne von Satz 1
oder 2 therapeutische Maßnahmen erforderlich macht oder machen
kann, die selbst eine unverantwortbare Gefährdung darstellen. Eine
unverantwortbare Gefährdung gilt insbesondere als ausgeschlossen,
wenn die schwangere Frau über einen ausreichenden Immunschutz
verfügt.
Der Arbeitgeber darf eine schwangere Frau keine Tätigkeiten aus-
üben lassen und sie keinen Arbeitsbedingungen aussetzen, bei denen
sie physikalischen Einwirkungen in einem Maß ausgesetzt ist oder
sein kann, dass dies für sie oder für ihr Kind eine unverantwortbare

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Beschäftigungsverbote | 35

Gefährdung darstellt. Als physikalische Einwirkungen im Sinne von


Satz 1 sind insbesondere zu berücksichtigen: 1
■■ ionisierende und nichtionisierende Strahlungen,
■■ Erschütterungen, Vibrationen und Lärm, sowie
■■ Hitze, Kälte und Nässe.
Der Arbeitgeber darf eine schwangere Frau keine Tätigkeiten ausüben
lassen und sie keinen Arbeitsbedingungen aussetzen, bei denen sie
einer belastenden Arbeitsumgebung in einem Maß ausgesetzt ist oder
sein kann, dass dies für sie oder für ihr Kind eine unverantwortbare
Gefährdung darstellt. Der Arbeitgeber darf eine schwangere Frau ins-
besondere keine Tätigkeiten ausüben lassen
■■ in Räumen mit einem Überdruck im Sinne von § 2 der Druckluft-
verordnung,
■■ in Räumen mit sauerstoffreduzierter Atmosphäre, oder
■■ im Bergbau unter Tage.

Gefährdung von Schwangeren durch körperliche Belastung


Der Arbeitgeber darf eine schwangere Frau keine Tätigkeiten ausüben
lassen und sie keinen Arbeitsbedingungen aussetzen, bei denen sie
körperlichen Belastungen oder mechanischen Einwirkungen in einem
Maß ausgesetzt ist oder sein kann, dass dies für sie oder für ihr Kind
eine unverantwortbare Gefährdung darstellt. Der Arbeitgeber darf
eine schwangere Frau insbesondere keine Tätigkeiten ausüben lassen,
bei denen
■■ sie ohne mechanische Hilfsmittel regelmäßig Lasten von mehr
als 5 Kilogramm Gewicht oder gelegentlich Lasten von mehr als
10 Kilogramm Gewicht von Hand heben, halten, bewegen oder be-
fördern muss,
■■ sie mit mechanischen Hilfsmitteln Lasten von Hand heben, halten,
bewegen oder befördern muss und dabei ihre körperliche Beanspru-
chung der von Arbeiten nach Nummer 1 entspricht,
■■ sie nach Ablauf des fünften Monats der Schwangerschaft überwie-
gend bewegungsarm ständig stehen muss und wenn diese Tätigkeit
täglich vier Stunden überschreitet,

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36 | Mutterschutz für Arbeitnehmerinnen

■■ sie sich häufig erheblich strecken, beugen, dauernd hocken, sich


1 gebückt halten oder sonstige Zwangshaltungen einnehmen muss,
■■ sie auf Beförderungsmitteln eingesetzt wird, wenn dies für sie oder
für ihr Kind eine unverantwortbare Gefährdung darstellt,
■■ Unfälle, insbesondere durch Ausgleiten, Fallen oder Stürzen, oder
Tätlichkeiten zu befürchten sind, die für sie oder für ihr Kind eine
unverantwortbare Gefährdung darstellen,
■■ sie eine Schutzausrüstung tragen muss und das Tragen eine Belas-
tung darstellt, oder
■■ eine Erhöhung des Drucks im Bauchraum zu befürchten ist, ins-
besondere bei Tätigkeiten mit besonderer Fußbeanspruchung.
Der Arbeitgeber darf eine schwangere Frau folgende Arbeiten nicht
ausüben lassen:
■■ Akkordarbeit oder sonstige Arbeiten, bei denen durch ein gesteiger-
tes Arbeitstempo ein höheres Entgelt erzielt werden kann,
■■ Fließarbeit oder
■■ getaktete Arbeit mit vorgeschriebenem Arbeitstempo, wenn die Art
der Arbeit oder das Arbeitstempo für die schwangere Frau oder für
ihr Kind eine unverantwortbare Gefährdung darstellt.

Gefährdung von Stillenden durch Gefahrstoffe


Der Arbeitgeber darf eine stillende Frau keine Tätigkeiten ausüben
lassen und sie keinen Arbeitsbedingungen aussetzen, bei denen sie
in einem Maß Gefahrstoffen ausgesetzt ist oder sein kann, dass dies
für sie oder für ihr Kind eine unverantwortbare Gefährdung darstellt.
Eine unverantwortbare Gefährdung liegt insbesondere vor, wenn die
stillende Frau Tätigkeiten ausübt oder Arbeitsbedingungen ausgesetzt
ist, bei denen sie folgenden Gefahrstoffen ausgesetzt ist oder sein kann:
■■ Gefahrstoffe, die nach den Kriterien des Anhangs I zur Verord-
nung (EG) Nr. 1272/2008 als reproduktionstoxisch nach der Zusatz-
kategorie für Wirkungen auf oder über die Laktation zu bewerten
sind, oder
■■ Blei und Bleiderivate, soweit die Gefahr besteht, dass diese Stoffe
vom menschlichen Körper aufgenommen werden.

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Beschäftigungsverbote | 37

Der Arbeitgeber darf eine stillende Frau keine Tätigkeiten ausüben


lassen und sie keinen Arbeitsbedingungen aussetzen, bei denen sie in 1
einem Maß mit Biostoffen der Risikogruppen 2, 3 oder 4 im Sinne von
§ 3 Absatz 1 der Biostoffverordnung in Kontakt kommt oder kommen
kann, dass dies für sie oder für ihr Kind eine unverantwortbare Gefähr-
dung darstellt.
Eine unverantwortbare Gefährdung liegt insbesondere vor, wenn die
stillende Frau Tätigkeiten ausübt oder Arbeitsbedingungen ausgesetzt
ist, bei denen sie mit Biostoffen in Kontakt kommt oder kommen kann,
die in die Risikogruppe 4 im Sinne von § 3 Absatz 1 der Biostoff-
verordnung einzustufen sind. Dies gilt auch, wenn der Kontakt mit
Biostoffen im Sinne von Satz 1 oder 2 therapeutische Maßnahmen
erforderlich macht oder machen kann, die selbst eine unverantwort-
bare Gefährdung darstellen. Eine unverantwortbare Gefährdung gilt
als ausgeschlossen, wenn die stillende Frau über einen ausreichenden
Immunschutz verfügt.
Der Arbeitgeber darf eine stillende Frau keine Tätigkeiten ausüben
lassen und sie keinen Arbeitsbedingungen aussetzen, bei denen sie
physikalischen Einwirkungen in einem Maß ausgesetzt ist oder sein
kann, dass dies für sie oder für ihr Kind eine unverantwortbare Gefähr-
dung darstellt. Als physikalische Einwirkungen im Sinne von Satz 1
sind insbesondere ionisierende und nichtionisierende Strahlungen zu
berücksichtigen.

Gefährdung von Stillenden durch eine belastende Arbeitsumge-


bung
Der Arbeitgeber darf eine stillende Frau keine Tätigkeiten ausüben
lassen und sie keinen Arbeitsbedingungen aussetzen, bei denen sie
einer belastenden Arbeitsumgebung in einem Maß ausgesetzt ist oder
sein kann, dass dies für sie oder für ihr Kind eine unverantwortbare
Gefährdung darstellt. Der Arbeitgeber darf eine stillende Frau ins-
besondere keine Tätigkeiten ausüben lassen
■■ in Räumen mit einem Überdruck im Sinne von § 2 der Druckluft-
verordnung oder
■■ im Bergbau unter Tage.

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38 | Mutterschutz für Arbeitnehmerinnen

Der Arbeitgeber darf eine stillende Frau folgende Arbeiten nicht aus-
1 üben lassen:
■■ Akkordarbeit oder sonstige Arbeiten, bei denen durch ein gesteiger-
tes Arbeitstempo ein höheres Entgelt erzielt werden kann,
■■ Fließarbeit oder
■■ getaktete Arbeit mit vorgeschriebenem Arbeitstempo, wenn die Art
der Arbeit oder das Arbeitstempo für die stillende Frau oder für ihr
Kind eine unverantwortbare Gefährdung darstellt.

Freistellung von Untersuchungen


Der Arbeitgeber hat eine Frau für die Zeit freizustellen, die zur Durch-
führung der Untersuchungen im Rahmen der Leistungen der gesetz-
lichen Krankenversicherung bei Schwangerschaft und Mutterschaft
erforderlich sind. Entsprechendes gilt zugunsten einer Frau, die nicht
in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert ist.
Der Arbeitgeber hat eine stillende Frau auf ihr Verlangen während
der ersten zwölf Monate nach der Entbindung für die zum Stillen er-
forderliche Zeit freizustellen, mindestens aber zweimal täglich für eine
halbe Stunde oder einmal täglich für eine Stunde. Bei einer zusammen-
hängenden Arbeitszeit von mehr als acht Stunden soll auf Verlangen
der Frau zweimal eine Stillzeit von mindestens 45 Minuten oder, wenn
in der Nähe der Arbeitsstätte keine Stillgelegenheit vorhanden ist,
einmal eine Stillzeit von mindestens 90 Minuten gewährt werden.
Die Arbeitszeit gilt als zusammenhängend, wenn sie nicht durch eine
Ruhepause von mehr als zwei Stunden unterbrochen wird.

Kündigungsverbot
Die Kündigung gegenüber einer Frau ist unzulässig
■■ während ihrer Schwangerschaft,
■■ bis zum Ablauf von vier Monaten nach einer Fehlgeburt nach der
zwölften Schwangerschaftswoche und
■■ bis zum Ende ihrer Schutzfrist nach der Entbindung, mindestens
jedoch bis zum Ablauf von vier Monaten nach der Entbindung,

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Kündigungsverbot | 39

wenn dem Arbeitgeber zum Zeitpunkt der Kündigung die Schwanger-


schaft, die Fehlgeburt nach der zwölften Schwangerschaftswoche oder 1
die Entbindung bekannt ist oder wenn sie ihm innerhalb von zwei Wo-
chen nach Zugang der Kündigung mitgeteilt wird. Das Überschreiten
dieser Frist ist unschädlich, wenn die Überschreitung auf einem von der
Frau nicht zu vertretenden Grund beruht (z. B., weil die Frau von ihrer
Schwangerschaft noch gar nichts weiß) und die Mitteilung unverzüg-
lich nachgeholt wird.
Nach dem Mutterschutzgesetz sind bereits Vorbereitungsmaßnahmen
des Arbeitgebers, die er im Hinblick auf eine mit der Schwangerschaft
in Verbindung stehenden Kündigung trifft, unzulässig. Nicht erfasst
werden aber solche Vorbereitungsmaßnahmen (z. B. Abmahnung),
die der Vorbereitung einer von Gesetzes wegen zulässigen schwanger-
schaftsunabhängigen Kündigung dienen (z. B. wegen grober Pflicht-
verletzung).
Eine Kündigung unter Verstoß gegen das Verbot der Kündigung bei
Schwangerschaft nach § 17 MuSchG ist gem. § 134 BGB nichtig! Umfasst
sind dabei alle Kündigungsarten im Arbeitsrecht. Das Kündigungsver-
bot greift daher bei einer ordentlichen als auch einer außerordentlichen
Kündigung, bei einer Kündigung während der Probezeit oder auch bei
einer Kündigung eines befristeten oder auflösend bedingten Arbeits-
verhältnisses. Andere Auflösungsgründe, wie etwa Beendigung des
Arbeitsverhältnisses wegen Befristung oder Einigung auf einen Auf-
hebungsvertrag, werden dagegen nicht umfasst (siehe dazu gleich im
Folgenden).

Wichtig: Während für den Arbeitgeber grundsätzlich ein absolutes Be-


schäftigungsverbot gilt (Ausnahmen siehe gleich), hat die Frau das Recht,
das Arbeitsverhältnis während der Schwangerschaft und nach der Ent-
bindung aufzulösen.
Aber: Kündigt sie in Unkenntnis ihres Rechts auf Kündigungsschutz, steht
ihr kein Anfechtungsrecht zu!

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40 | Mutterschutz für Arbeitnehmerinnen

Ausnahmen vom Kündigungsverbot


1
Die für den Arbeitsschutz zuständige oberste Landesbehörde oder die
von ihr bestimmten Stelle kann in besonderen Fällen, die nicht mit
dem Zustand der Frau in der Schwangerschaft, nach einer Fehlgeburt
nach der zwölften Schwangerschaftswoche oder nach der Entbindung
in Zusammenhang stehen, ausnahmsweise die Kündigung für zulässig
erklären.

Beispiele:
Dauerhafte Betriebsstilllegung; hier kommt eine betriebsbedingte Kün-
digung in Betracht.
Grobe Pflichtverletzung oder Straftat gegenüber dem Arbeitgeber; hier
kommt eine verhaltensbedingte Kündigung in Betracht.

Die Kündigung bedarf der Schriftform und muss den Kündigungsgrund


angeben.
Die Kündigungsverbote nach dem Mutterschutzgesetz und nach dem
Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz (§ 18 BEEG) bestehen neben-
einander, sodass die Zulässigkeitserklärung der Arbeitsschutzbehörde
nach beiden Vorschriften erforderlich ist. Dies betrifft Fälle, in denen
eine Arbeitnehmerin während der Elternzeit erneut schwanger wird.

Andere Auflösungsgründe als Kündigung


Befristete Arbeitsverträge
Endet das Arbeitsverhältnis, weil der Endzeitpunkt der Befristung
erreicht ist, so ist keine Kündigung erforderlich. Der Arbeitgeber kann
sich auch bei Schwangerschaft auf die Befristung berufen, einen „Kün-
digungsschutz“ gibt es nicht.

Aufhebungsvertrag
Ein Aufhebungsvertrag muss bestimmte formelle Voraussetzungen
erfüllen, damit er wirksam ist:
■■ Schriftform: Ein Aufhebungsvertrag muss von beiden Seiten unter-
schrieben werden. Keinesfalls rechtswirksam sind Aufhebungsver-

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Urlaubsansprüche | 41

träge per E-Mail oder Fax. Auch eine mündliche Vereinbarung ist
nicht gültig. 1
■■ Bedenkzeit: Ein Aufhebungsvertrag darf nicht ohne Bedenkzeit ge-
schlossen werden, der Arbeitnehmer darf also nicht „überrumpelt“
werden. Hintergrund ist, dass der Abschluss eines Aufhebungs-
vertrages gravierende sozialversicherungsrechtliche Folgen haben
kann (z. B. Sperrzeit beim Arbeitslosengeld) und der Arbeitgeber
keine Hinweispflichten gegenüber dem Arbeitnehmer hat.
Arbeitnehmer sollten sich hier dringend rechtlich beraten lassen, bevor
eine Unterschrift unter einen solchen Vertrag gesetzt wird. Denn eine
Anfechtung dieser Unterschrift ist schwierig. Dies gilt auch für schwan-
gere Arbeitnehmerinnen. Das gilt selbst dann, wenn die Schwangere
bei Unterzeichnung noch nichts von ihrer Schwangerschaft weiß. In
einem Grundsatzurteil ließ das Bundesarbeitsgericht die Anfechtung
nicht zu und erklärte den Aufhebungsvertrag als wirksam. Das Gericht
sah das alleinige Risiko bei der Schwangeren, schließlich hätte sie auch
den Vertrag nicht anfechten können, wenn sie von ihrer Schwanger-
schaft gewusst, sich allerdings über die mutterschutzrechtlichen Fol-
gen lediglich geirrt hätte.

Urlaubsansprüche
Für den Anspruch auf bezahlten Erholungsurlaub und dessen Dauer gel-
ten die Ausfallzeiten wegen mutterschutzrechtlicher Beschäftigungs-
verbote als Beschäftigungszeiten.
Hat die Frau ihren Urlaub vor Beginn der Beschäftigungsverbote nicht
oder nicht vollständig erhalten, kann sie nach Ablauf der Fristen den
Resturlaub im laufenden oder im nächsten Urlaubsjahr beanspruchen
– also nach Ende des Mutterschutzes bzw. einer an den Mutterschutz
anschließenden Elternzeit.
Der Urlaub verfällt also nicht – auch nicht über den 31.03. des Fol-
gejahres. Dies gewährleistet die Sonderregelung in Satz 2 des § 24
MuSchG.

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2.
2
Geldleistungen rund um die Geburt

Mutterschutzlohn.......................................................................... 44
Mutterschaftsgeld.......................................................................... 46
Arbeitgeberzuschuss zum Mutterschaftsgeld............................... 56

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44 | Geldleistungen rund um die Geburt

Mutterschutzlohn
Eine Frau, die wegen eines Beschäftigungsverbots außerhalb der
2 Schutzfristen vor oder nach der Entbindung teilweise oder gar nicht
beschäftigt werden darf, erhält von ihrem Arbeitgeber Mutterschutz-
lohn. Als Mutterschutzlohn wird das durchschnittliche Arbeitsentgelt
der letzten drei abgerechneten Kalendermonate vor dem Eintritt der
Schwangerschaft gezahlt. Dies gilt auch, wenn wegen dieses Verbots
die Beschäftigung oder die Entlohnungsart wechselt. Beginnt das Be-
schäftigungsverhältnis erst nach Eintritt der Schwangerschaft, ist das
durchschnittliche Arbeitsentgelt aus dem Arbeitsentgelt der ersten drei
Monate der Beschäftigung zu berechnen (vgl. § 18 MuSchG).
Nähere Einzelheiten zu den jeweiligen Beschäftigungsverboten
finden Sie im Unterkapitel „Beschäftigungsverbote“ (Kapitel 1). Der
Mutterschutzlohn bezweckt einen finanziellen Ausgleich für die Ein-
kommensverluste, die eine Frau aufgrund der Beschäftigungsverbote
erleidet. Ein Anspruch besteht allerdings nur, wenn eine Kausalität
zwischen dem Beschäftigungsverbot und dem Einkommensverlust vor-
liegt. Die Regelung schützt keine Einkommensverluste, die die Frau
auch ohne Schwangerschaft hätte hinnehmen müssen.
Der Anspruch nach § 18 MuSchG ist privatrechtlicher Natur und regelt
die Rechtsbeziehungen zwischen Arbeitnehmerin und Arbeitgeber. Der
Mutterschutzlohn ist ein sog. mutterschutzrechtlicher Lohnersatz-
anspruch.

Anspruchsvoraussetzungen
Ein Anspruch auf Mutterschutzlohn verlangt, dass
■■ die Frau wegen eines Beschäftigungsverbotes teilweise oder gar
nicht beschäftigt werden darf oder die Beschäftigung oder die
Entlohnungsart wechselt und deshalb eine Verdienstminderung
hinnehmen muss
■■ und sie kein Mutterschaftsgeld bezieht.
Liegt für die Zeit eines ärztlicherseits angeordneten Beschäftigungs-
verbots gleichzeitig eine krankheitsbedingte Arbeitsunfähigkeit vor,
besteht kein Anspruch auf Mutterschutzlohn. In diesen Fällen be-

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Mutterschutzlohn | 45

steht gegenüber dem Arbeitgeber Anspruch auf Entgeltfortzahlung im


Krankheitsfall nach den allgemeinen Bestimmungen über die Entgelt-
fortzahlung bei Krankheit.
2
Berechnung des Mutterschutzlohns
Steht der Frau ein Anspruch auf Mutterschutzlohn zu, so muss ihr der
Arbeitgeber den Durchschnittsverdienst der letzten drei abgerech-
neten Monate vor Beginn des Monats, in dem die Schwangerschaft
eingetreten ist, d. h. den Durchschnittsverdienst des sog. Berechnungs-
zeitraums, zahlen.
Bei der Bestimmung des Berechnungszeitraums für die Ermittlung des
durchschnittlichen Arbeitsentgelts bleiben Zeiten unberücksichtigt, in
denen die Frau infolge unverschuldeter Fehlzeiten kein Arbeitsentgelt
erzielt hat. War das Beschäftigungsverhältnis kürzer als drei Monate,
ist der Berechnung der tatsächliche Zeitraum des Beschäftigungsver-
hältnisses zugrunde zu legen.
Für die Ermittlung des durchschnittlichen Arbeitsentgelts bleiben
unberücksichtigt:
■■ einmalig gezahltes Arbeitsentgelt,
■■ Kürzungen des Arbeitsentgelts, die im Berechnungszeitraum infol-
ge von Kurzarbeit, Arbeitsausfällen oder unverschuldetem Arbeits-
versäumnis eintreten, und
■■ im Fall der Beendigung der Elternzeit nach dem Bundeselterngeld-
und Elternzeitgesetz das Arbeitsentgelt aus Teilzeitbeschäftigung,
das vor der Beendigung der Elternzeit während der Elternzeit er-
zielt wurde, soweit das durchschnittliche Arbeitsentgelt ohne die
Berücksichtigung der Zeiten, in denen dieses Arbeitsentgelt erzielt
wurde, höher ist.
Ist die Ermittlung des durchschnittlichen Arbeitsentgelts nicht mög-
lich, ist das durchschnittliche kalendertägliche Arbeitsentgelt einer
vergleichbar beschäftigten Person zugrunde zu legen.
Bei einer dauerhaften Änderung der Arbeitsentgelthöhe ist die ge-
änderte Arbeitsentgelthöhe zugrunde zu legen, und zwar
■■ für den gesamten Berechnungszeitraum, wenn die Änderung wäh-
rend des Berechnungszeitraums wirksam wird,

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46 | Geldleistungen rund um die Geburt

■■ ab Wirksamkeit der Änderung der Arbeitsentgelthöhe, wenn die


Änderung der Arbeitsentgelthöhe nach dem Berechnungszeitraum
wirksam wird.
2
Verdienstminderungen
Der Frau steht gegenüber dem Arbeitgeber ein Anspruch auf Mutter-
schutzlohn nur zu, wenn sich infolge eines Beschäftigungsverbotes der
Verdienst mindert oder ganz entfällt.
Ist hingegen die Verdienstminderung durch andere Umstände ver-
ursacht, so besteht kein Anspruch auf Mutterschutzlohn. Eine Ver-
dienstminderung liegt auch vor, wenn Mehrarbeits-, Nacht-, Sonn- und
Feiertagszuschläge entfallen, weil die Frau derartige Tätigkeiten nicht
mehr ausüben kann.
Ein Anspruch besteht auch dann, wenn wegen dieses Verbots die
Beschäftigung oder die Entlohnungsart wechselt und hieraus ein Ver-
dienstausfall resultiert.
Eine Frau, die an und für sich den Mutterschutzlohn beanspruchen
könnte, ist zur Aufnahme einer erlaubten Arbeit verpflichtet, wenn
diese nach den Gesamtumständen zumutbar ist. Allerdings braucht
sie sich nicht selbst um eine solche – zumutbare – Arbeit zu bemühen.
Sie kann sich diese vielmehr von ihrem Arbeitgeber nachweisen lassen.
Lehnt eine Frau eine Arbeit der vorstehend erwähnten Art ab, hat sie
keinen Anspruch auf Zahlung des Mutterschutzlohns.

Wichtig: Der gezahlte Mutterschutzlohn ist wie das Arbeitsentgelt steuer-


und sozialversicherungspflichtig. Das weitergezahlte Entgelt wird dem-
nach so behandelt, als ob es sich um „reguläres“ Entgelt handeln würde.

Mutterschaftsgeld
Übersicht
Sofern die Frau Mitglied in einer gesetzlichen Krankenkasse ist, erhält
sie für die Zeit der Schutzfristen vor und nach der Entbindung sowie
für den Entbindungstag Mutterschaftsgeld der Krankenversicherung
nach den Vorschriften des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (vgl. ins-

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Mutterschaftsgeld | 47

besondere § 24i SGB V; siehe dazu ausführlich gleich) oder nach den
Vorschriften des Zweiten Gesetzes über die Krankenversicherung der
Landwirte.
Eine Frau, die nicht Mitglied einer gesetzlichen Krankenkasse ist (z. B. 2
private Krankenversicherung oder eine Familienversicherung in der
GKV), erhält für die Zeit der Schutzfristen vor und nach der Entbindung
sowie für den Entbindungstag Mutterschaftsgeld zulasten des Bundes
in entsprechender Anwendung der Vorschriften des SGB V über das
Mutterschaftsgeld, jedoch insgesamt höchstens 210 Euro. Das Mutter-
schaftsgeld wird dieser Frau auf Antrag vom Bundesamt für Soziale
Sicherung gezahlt.

Mutterschaftsgeld der gesetzlichen Krankenversicherung


Es gibt zwei Arten von Mutterschaftsgeld in der gesetzlichen Kranken-
versicherung, und zwar:
■■ Mutterschaftsgeld in Höhe des Nettoarbeitsarbeitsentgelts
■■ Mutterschaftsgeld in Höhe des Krankengelds
Anspruch auf Mutterschaftsgeld haben weibliche Mitglieder, die
■■ bei Arbeitsunfähigkeit Anspruch auf gesetzliches Krankengeld oder
einen Wahltarif Krankengeld abgeschlossen haben oder
■■ wegen der Schutzfristen vor bzw. nach der Entbindung („Mutter-
schaftsurlaub“, § 3 MuSchG) kein Arbeitsentgelt erhalten.
Mutterschaftsgeld erhalten auch Frauen, deren Arbeitsverhältnis un-
mittelbar am Tag vor Beginn der Schutzfrist vor der Entbindung endet,
wenn sie am letzten Tag des Arbeitsverhältnisses versicherungspflich-
tiges oder freiwilliges Mitglied einer Krankenkasse waren.
Das Gesetz unterscheidet nicht zwischen Arbeitnehmerinnen und
anderen Versicherten, die bei Arbeitsunfähigkeit Anspruch auf Kran-
kengeld haben. Hiernach gehören alle Frauen, die Mitglieder in der
gesetzlichen Krankenversicherung sind, zum anspruchsberechtigten
Personenkreis, sofern sie bei Arbeitsunfähigkeit Anspruch auf Kran-
kengeld haben.
Ferner sind solche weiblichen Mitglieder anspruchsberechtigt, die
zwar keinen Anspruch auf Krankengeld haben, denen jedoch wegen

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48 | Geldleistungen rund um die Geburt

der Schutzfristen nach § 3 MuSchG kein Arbeitsentgelt gezahlt wird.


Hierzu gehören z. B.
■■ Arbeitslosengeld II-Empfängerinnen,
2 ■■ Studentinnen,
■■ Bezieherinnen einer Rente aus der gesetzlichen Rentenversiche-
rung,
■■ freiwillig Versicherte,
■■ Frauen, die in einem Arbeitsverhältnis stehen, das krankenver-
sicherungsfrei ist (z. B. eine geringfügige Beschäftigung ausüben).
Arbeitnehmerinnen, deren regelmäßiges Jahresarbeitsentgelt die Jah-
resarbeitsentgeltgrenze (2021: 64.350 Euro jährlich) übersteigt und
die freiwillige Mitglieder in der gesetzlichen Krankenversicherung
sind, haben, unabhängig davon, ob sie mit oder ohne Anspruch auf
Krankengeld versichert sind, einen Anspruch auf Mutterschaftsgeld.
Keinen Anspruch auf Mutterschaftsgeld haben Beamtinnen, Richte-
rinnen, Dienstordnungsangestellte und Soldatinnen. Diese stehen
nicht in einem privatrechtlichen Arbeitsverhältnis, sondern in einem
öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnis und erhalten während der
Schutzfristen eine Fortzahlung ihrer Bezüge.
Es haben nur Mitglieder einen Anspruch auf Mutterschaftsgeld. Daher
können familienversicherte Frauen grundsätzlich kein Mutterschafts-
geld erhalten. Eine Ausnahme besteht nur, wenn schon eine Familien-
versicherung besteht und dann eine Schutzfrist beginnt oder die Frau
sich in Elternzeit befindet.
Familienversicherte Frauen, die eine geringfügige bzw. kurzfristige
Beschäftigung (Minijob) ausüben oder deren Arbeitsverhältnis (Mini-
job) während der Schwangerschaft oder während der Schutzfrist nach
der Entbindung zulässig aufgelöst worden ist, haben Anspruch auf
Mutterschaftsgeld gegenüber dem Bundesamt für Soziale Sicherung in
Höhe von maximal 210 Euro.

Mutterschaftsgeld in Höhe des Nettoarbeitsentgelts


Anspruch auf Mutterschaftsgeld in Höhe des Nettoarbeitsentgelts be-
steht für Mitglieder, die

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Mutterschaftsgeld | 49

■■ bei Beginn der Schutzfrist vor der Geburt,


■■ in einem Arbeitsverhältnis stehen oder
■■ in Heimarbeit beschäftigt sind oder
■■ deren Arbeitsverhältnis während der Schutzfrist beginnt oder 2
■■ deren Arbeitsverhältnis während der Schwangerschaft oder wäh-
rend der Schutzfrist nach der Geburt vom Arbeitgeber zulässig
(insbesondere mit Zulässigkeitserklärung der Aufsichtsbehörde für
den Mutterschutz, vgl. § 17 Abs. 2 MuSchG) aufgelöst worden ist.

Höhe des Mutterschaftsgelds


Als Mutterschaftsgeld wird das um die gesetzlichen Abzüge vermin-
derte, durchschnittliche kalendertägliche Arbeitsentgelt der letzten
drei abgerechneten Kalendermonate vor Beginn der Schutzfrist vor der
Geburt gezahlt, höchstens jedoch 13 Euro für den Kalendertag. Für die
Ermittlung des kalendertäglichen Arbeitsentgelts sind die Vorgaben
des § 21 MuSchG zu berücksichtigen.
Danach bleiben z. B. ein einmalig gezahltes Arbeitsentgelt sowie Kür-
zungen des Arbeitsentgelts, die im Berechnungszeitraum infolge von
Kurzarbeit, Arbeitsausfällen oder unverschuldeter Arbeitsversäumnis
eintreten, unberücksichtigt.
Das Mutterschaftsgeld ist vorrangig auf der Grundlage des tatsäch-
lichen Arbeitsentgelts zu ermitteln. Nur, wenn die Berechnung des
durchschnittlichen Arbeitsentgelts im Berechnungszeitraum nicht
möglich ist, ist das durchschnittliche kalendertägliche Arbeitsentgelt
einer vergleichbar beschäftigten Person zugrunde zu legen.

Dauer des Anspruchs auf Mutterschaftsgeld


Mutterschaftsgeld in Höhe des Nettoarbeitsentgelts – begrenzt auf
höchstens 13 Euro – wird für Kalendertage gezahlt. Dabei sind jeweils
die tatsächlichen Kalendertage eines Monats zu berücksichtigen, auch
wenn die Leistung für einen vollen Kalendermonat zu erbringen ist.

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50 | Geldleistungen rund um die Geburt

Mutterschaftsgeld für die Zeit vor der Entbindung


Der Anspruch auf Mutterschaftsgeld beginnt grundsätzlich sechs Wo-
chen vor dem voraussichtlichen Tag der Entbindung; der Entbindungs-
2 tag wird als Ereignistag nicht in die Frist eingerechnet.
Wird das Mutterschaftsgeld bereits vor der Entbindung beantragt,
ist für die Zahlung des Mutterschaftsgeldes vor der Entbindung das
Zeugnis eines Arztes oder einer Hebamme maßgebend, in dem der
voraussichtliche Entbindungstag angegeben ist.

Wichtig: Grundsätzlich gilt das aktuellste Zeugnis. Liegen jedoch dem


Arbeitgeber und der Krankenkasse Zeugnisse/Bescheinigungen mit un-
terschiedlichen Daten über den voraussichtlichen Entbindungstag vor, ist
das dem Arbeitgeber vorliegende maßgebend.

Der nach dem voraussichtlichen Entbindungstag errechnete Beginn


der Mutterschaftsgeldzahlung ändert sich nicht, wenn die Entbindung
später eintritt. Die Bezugsdauer bis zum Tag der Entbindung verlängert
sich entsprechend.
Tritt die Entbindung früher als erwartet ein, so verkürzt sich der
Anspruch auf Mutterschaftsgeld vor der Entbindung vom Beginn
des „Mutterschaftsurlaubs“ vor Geburt (= Schutzfrist nach § 3 Abs. 1
MuSchG) bis zum Tag vor der tatsächlichen Entbindung. Die Bezugs-
dauer verlängert sich dementsprechend nach der Entbindung um den
Zeitraum, der vor der Entbindung nicht in Anspruch genommen werden
konnte.
Liegt der Krankenkasse und/oder dem Arbeitsgeber kein Zeugnis vor,
wird vom tatsächlichen Entbindungstag ausgegangen (sog. Günstig-
keitsprüfung).
Vom tatsächlichen Entbindungstag ist auch auszugehen, wenn die
(Früh-)Geburt vor dem Beginn der eigentlichen Schutzfrist stattfindet.

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Mutterschaftsgeld | 51

Mutterschaftsgeld für den Entbindungstag


Es ist auch für den Entbindungstag Mutterschaftsgeld zu zahlen. Das-
selbe gilt für den gegebenenfalls zu zahlenden Zuschuss des Arbeit-
gebers. 2
Der Entbindungstag gehört allerdings weder zur Anspruchsdauer für
die Zeit vor noch zu der nach der Entbindung; damit besteht für den
Entbindungstag zusätzlich Anspruch auf Mutterschaftsgeld. Dieser ist
durch die Versicherte gegenüber der Krankenkasse nachzuweisen (z. B.
durch eine Geburtsurkunde).
Werden bei einer Mehrlingsgeburt Kinder an verschiedenen Tagen
geboren, so ist jeder dieser Tage als Entbindungstag zu werten.

Beispiel: Versicherte ist schwanger mit Zwillingen.

Voraussichtlicher Entbindungstag 25.03.


Beginn der Schutzfrist nach § 3 Abs. 1 MuSchG 11.02.
Tatsächlicher Entbindungstag des ersten Kindes 12.03.
Tatsächlicher Entbindungstag des zweiten 13.03.
Kindes

Lösung:
Die Schutzfrist vor der Geburt (11.02. bis 11.03., 29 Tage anstelle von
42 Tagen) konnte aufgrund der früheren Entbindung nicht vollständig
in Anspruch genommen werden. Die noch fehlenden 13 Tage (42 Tage –
29 Tage) verlängern damit die Schutzfrist nach der Geburt.
Die Kinder wurden an zwei aufeinanderfolgenden Tagen (12.03. und
13.03.) geboren. Damit sind beide Tage als Entbindungstag zu berück-
sichtigen. Die nachgeburtliche Schutzfrist beginnt daher am 14.03. Sie
verlängert sich aufgrund der Mehrlingsgeburt von 8 auf 12 Wochen
(84 Tage) und verläuft grundsätzlich bis 05.06. Zudem ist sie um den
Zeitraum der Verkürzung der Schutzfrist vor der Entbindung (13 Tage) zu
verlängern. Damit endet die Schutzfrist am 18.06.

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52 | Geldleistungen rund um die Geburt

Mutterschaftsgeld für die Zeit nach der Entbindung


Die normale Bezugszeit für Mutterschaftsgeld beträgt für die Zeit nach
der Entbindung acht Wochen, bei Mehrlingsgeburten oder Frühgebur-
2 ten jedoch zwölf Wochen. Die Bezugszeit verlängert sich auch auf zwölf
Wochen, wenn vor Ablauf von acht Wochen nach der Entbindung bei
dem Kind eine Behinderung ärztlich festgestellt wird und die Mutter die
verlängerte Auszahlung von Mutterschaftsgeld bei ihrer Krankenkasse
beantragt.
Unter Frühgeburt ist eine Entbindung zu verstehen, bei der das Kind
ein Geburtsgewicht unter 2.500 g hat. Diesen Entbindungen sind solche
gleichzusetzen, bei denen das Kind trotz höheren Geburtsgewichtes
wegen noch nicht voll ausgebildeter Reifezeichen (an Rumpf, Haut,
Fettpolstern, Nägeln, Haaren und äußeren Geschlechtsorganen) oder
wegen verfrühter Beendigung der Schwangerschaft einer wesentlich
erweiterten Pflege bedarf. Bei Mehrlingsgeburten liegt eine Frühgeburt
dann vor, wenn mindestens eines der Kinder ein Geburtsgewicht unter
2.500 g hat (Bescheid des BMA vom 05.05.1962 und Schreiben des
BMFSFJ vom 16.07.2001).
Das Vorliegen einer Frühgeburt sowie einer Behinderung des Kindes
ist mit der Bescheinigung einer Frühgeburt oder einer Behinderung
des Kindes ärztlich zu bestätigen, sofern es sich nicht zugleich um eine
Mehrlingsgeburt handelt.
Der Anspruch auf Mutterschaftsgeld bei Frühgeburten von zwölf
Wochen nach der Entbindung besteht auch dann, wenn es sich um ein
totgeborenes oder in der Geburt verstorbenes Kind handelt, sofern bei
dem Kind die Anzeichen einer Frühgeburt vorliegen und sein Gewicht
mindestens 500 g beträgt oder bei einem Gewicht von unter 500 g die
24. Schwangerschaftswoche erreicht wurde (§ 21 Abs. 2 Personen-
standsgesetz i. V. m. § 31 Abs. 2 der Personenstandsverordnung, vgl.
Urteil des BSG vom 15.05.1974 – 3 RK 16/73). Eine solche Totgeburt ist
ebenfalls ärztlich zu bescheinigen.

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Mutterschaftsgeld | 53

Geburt vor dem Termin: Verlängerung der Anspruchsdauer auf


Mutterschaftsgeld
Die Schutzfristen für die Mütter von 8 bzw. 12 Wochen nach der Ent-
bindung werden um den Zeitraum verlängert, der nach § 3 Abs. 1 2
MuSchG nicht in Anspruch genommen werden konnte. Diese Regelung
gilt für Frauen, die in einem Arbeitsverhältnis stehen und vor dem
bescheinigten voraussichtlichen Entbindungstag entbunden haben,
sodass sich die Schutzfrist vor der Entbindung dadurch verkürzt.
Parallel zur Verlängerung der Schutzfrist verlängert sich auch die An-
spruchsdauer auf Mutterschaftsgeld bei Frauen, die früher als voraus-
berechnet entbunden haben, und zwar um den Zeitraum, der während
der Schutzfrist vor Geburt nicht in Anspruch genommen werden konn-
te.
Dadurch wird grundsätzlich – entsprechend dem absoluten Beschäfti-
gungsverbot nach § 3 Abs. 2 Satz 1 oder 2 MuSchG – sichergestellt, dass
Mutterschaftsgeld für 14 bzw. 18 Wochen zuzüglich des Entbindungs-
tages gezahlt werden kann. Damit erfüllt der deutsche Gesetzgeber
auch die unionsrechtlichen Vorgaben der EG-Mutterschutzrichtlinie,
die einen Mutterschaftsurlaub von insgesamt mindestens 14 Wochen
ununterbrochen (vor und nach der Geburt) vorsieht.

Beispiel:

Voraussichtlicher Entbindungstag 24.07.


Anspruchsbeginn auf Mutterschaftsgeld (auch 12.06.
Beginn der Schutzfrist nach § 3 Abs. 1 MuSchG)
Letzter Arbeitstag 11.06.
Entbindungstag 14.07.

Lösung:
Die Schutzfrist ist verkürzt vom 12.06. bis 13.07.
Dadurch werden 10 Tage nicht in Anspruch genommen (14.07. bis 23.07.).
Der Anspruch auf Mutterschaftsgeld von 8 Wochen nach der Entbindung
(Ende 08.09.) verlängert sich um 10 Tage und endet nunmehr am 18.09.

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54 | Geldleistungen rund um die Geburt

Mutterschaftsgeld in Höhe des Krankengeldes


Nach § 24i Abs. 2 Satz 5 SGB V erhalten Frauen nach § 24i Abs. 1
Satz 2 SGB V sowie „andere Mitglieder“ Mutterschaftsgeld in Höhe des
2 Krankengeldes.
Gemeint sind hier Frauen,
■■ die zwar nicht bei Beginn der Schutzfrist in einem Arbeitsverhältnis
standen, bei Arbeitsunfähigkeit jedoch aus ihrem Versicherungs-
verhältnis einen Anspruch auf Krankengeld haben (siehe gleich
Nicht-Arbeitnehmerinnen);
■■ die bei Beginn der Schutzfrist in einem befristeten Arbeitsverhält-
nis standen und Mutterschaftsgeld in Höhe des Höchstbetrags von
13 Euro erhalten, der Anspruch auf den Zuschuss vom Arbeitgeber
jedoch während der Schutzfristen wegfällt (Arbeitnehmerinnen
ohne Arbeitgeberzuschuss);
■■ die in einem Arbeitsverhältnis standen, dieses aber unmittelbar
am Tag vor Beginn der Mutterschutzfrist endet und die am letzten
Tag des Arbeitsverhältnisses Mitglied einer Krankenkasse waren
(siehe Beispiel).

Beispiel:
Anspruch auf Mutterschaftsgeld bei Ende des Arbeitsverhältnisses am
Tag vor Beginn der Schutzfrist
Versicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis 30.06.
endet am
Beginn der Schutzfrist nach § 3 Abs. 1 MuSchG 01.07.
am

Lösung:
Die Schutzfrist beginnt unmittelbar am Tag nach Beendigung des Arbeits-
verhältnisses, welches eine Mitgliedschaft mit Krankengeldanspruch
begründete. Daher besteht Anspruch auf Mutterschaftsgeld in Höhe des
Krankengeldes ab dem 01.07.

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Mutterschaftsgeld | 55

Nicht-Arbeitnehmerinnen
Zu den anspruchsberechtigten Nicht-Arbeitnehmerinnen gehören:
■■ freiwillig versicherte Selbstständige, die mit Anspruch auf Kran-
kengeld nach § 44 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 SGB V oder (nach Erfüllung 2
einer ggf. bestehenden Wartezeit) § 53 Abs. 6 SGB V versichert sind
■■ Empfängerinnen von Arbeitslosengeld nach dem SGB III
■■ Frauen, deren Anspruch auf Arbeitslosengeld wegen einer Urlaubs-
abgeltung oder wegen einer Sperrzeit zu Beginn der Schutzfrist ruht
■■ Mitglieder, deren Versicherungspflicht z. B. wegen Bezuges von
Krankengeld erhalten bleibt, und Frauen, deren Arbeitsverhältnis
unmittelbar vor Beginn ihrer Schutzfrist nach § 3 Abs. 1 MuSchG
endet und die am letzten Tag des Arbeitsverhältnisses Mitglied
einer Krankenkasse waren (ausgenommen sind Versicherte, deren
Arbeitsverhältnis zwar beendet ist, deren Mitgliedschaft aufgrund
einer Elternzeit, des Bezuges von Elterngeld oder Erziehungsgeld
erhalten bleibt, vgl. Urteil des BSG vom 08.08.1995 – 1 RK 21/94)
■■ Künstlerinnen und Publizistinnen
■■ Teilnehmerinnen an Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben mit
Anspruch auf Übergangsgeld
■■ Frauen mit Behinderungen
■■ Antragstellerinnen auf eine Rente aus der gesetzlichen Rentenver-
sicherung mit gleichzeitigem Bezug von Arbeitseinkommen
■■ Bezieherinnen von Renten wegen teilweiser Erwerbsminderung,
Hinterbliebenenrenten mit gleichzeitigem Bezug von Arbeitsein-
kommen

Berechnung des Mutterschaftsgeldes


Die Berechnung des Mutterschaftsgeldes in Höhe des Krankengeldes
erfolgt analog der Berechnung von Krankengeld. Es sind daher die
§§ 47 und 47b SGB V zur Berechnung, Höhe und Zahlungsweise des
Krankengeldes anzuwenden. Die Vorschriften zum Ruhen, Ausschluss
und Kürzung des Krankengeldes finden keine Anwendung.
Die Höhe des kalendertäglichen Krankengeldes richtet sich nach dem
regelmäßigen Einkommen. Im Allgemeinen sind das 70 Prozent vom

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56 | Geldleistungen rund um die Geburt

Bruttoeinkommen, jedoch höchstens 90 Prozent vom Nettoeinkom-


men. Einmalzahlungen (z. B. Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld) werden
berücksichtigt. Das Krankengeld ist auf einen gesetzlichen Höchst-
2 betrag von 112,88 Euro pro Tag (2021) begrenzt.
Auch Mutterschaftsgeld in Höhe vom Krankengeld wird kalendertäg-
lich gezahlt; ein voller Kalendermonat ist wie die Krankengeldzahlung
mit 30 Tagen anzusetzen.

Arbeitgeberzuschuss zum Mutterschaftsgeld

Eine Frau erhält während ihres bestehenden Beschäftigungsverhält-


nisses für die Zeit der Schutzfristen vor und nach der Entbindung
sowie für den Entbindungstag von ihrem Arbeitgeber einen Zuschuss
zum Mutterschaftsgeld. Als Zuschuss zum Mutterschaftsgeld wird der
Unterschiedsbetrag zwischen 13 Euro und dem um die gesetzlichen
Abzüge verminderten durchschnittlichen kalendertäglichen Arbeits-
entgelt der letzten drei abgerechneten Kalendermonate vor Beginn der
Schutzfrist vor der Entbindung gezahlt.
Einer Frau, deren Beschäftigungsverhältnis während der Schutzfris-
ten vor oder nach der Entbindung beginnt, wird der Zuschuss zum Mut-
terschaftsgeld von Beginn des Beschäftigungsverhältnisses an gezahlt.

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Arbeitgeberzuschuss zum Mutterschaftsgeld | 57

Ist eine Frau für mehrere Arbeitgeber tätig, sind für die Berechnung
des Arbeitgeberzuschusses die durchschnittlichen kalendertäglichen
Arbeitsentgelte aus diesen Beschäftigungsverhältnissen zusammen-
zurechnen. Den sich daraus ergebenden Betrag zahlen die Arbeitgeber 2
anteilig im Verhältnis der von ihnen gezahlten durchschnittlichen
kalendertäglichen Arbeitsentgelte.

Beispiel:
Die Arbeitnehmerin hat ein kalendertägliches Nettoarbeitsentgelt von
49 Euro und erhält ein kalendertägliches Mutterschaftsgeld von 13 Euro
(Höchstbetrag). Der Differenzbetrag zum Nettoarbeitsentgelt beläuft sich
auf 36 Euro. Dieser Betrag ist vom Arbeitgeber kalendertäglich während
der Mutterschutzfristen als Zuschuss zum Mutterschaftsgeld zu zahlen.

Praxis-Tipp:
Der Zuschuss des Arbeitgebers unterliegt nicht der Lohnsteuerpflicht und
damit auch nicht der Beitragspflicht zur Sozialversicherung.
Während der Elternzeit sind Ansprüche auf Leistungen des Arbeitgeber-
zuschusses aus dem wegen der Elternzeit ruhenden Arbeitsverhältnisses
ausgeschlossen. Für den nach Ende der Elternzeit verbleibenden Zeitraum
der Schutzfristen besteht jedoch ein Zuschussanspruch.

Bei der Bestimmung des Berechnungszeitraumes für die Ermittlung


des durchschnittlichen Arbeitsentgelts für den Zuschuss zum Mutter-
schaftsgeld bleiben Zeiten unberücksichtigt, in denen die Frau infolge
unverschuldeter Fehlzeiten kein Arbeitsentgelt erzielt hat. War das
Beschäftigungsverhältnis kürzer als drei Monate, ist der Berechnung
der tatsächliche Zeitraum des Beschäftigungsverhältnisses zugrunde
zu legen.
Für die Ermittlung des durchschnittlichen Arbeitsentgelts bleiben
unberücksichtigt:

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58 | Geldleistungen rund um die Geburt

■■ einmalig gezahltes Arbeitsentgelt,


■■ Kürzungen des Arbeitsentgelts, die im Berechnungszeitraum infol-
ge von Kurzarbeit, Arbeitsausfällen oder unverschuldetem Arbeits-
2 versäumnis eintreten, und
■■ im Fall der Beendigung der Elternzeit nach dem Bundeselterngeld-
und Elternzeitgesetz das Arbeitsentgelt aus Teilzeitbeschäftigung,
das vor der Beendigung der Elternzeit während der Elternzeit er-
zielt wurde, soweit das durchschnittliche Arbeitsentgelt ohne die
Berücksichtigung der Zeiten, in denen dieses Arbeitsentgelt erzielt
wurde, höher ist.
Ist die Ermittlung des durchschnittlichen Arbeitsentgelts nach diesen
Grundsätzen nicht möglich, ist das durchschnittliche kalendertägliche
Arbeitsentgelt einer vergleichbar beschäftigten Person zugrunde zu
legen.
Bei einer dauerhaften Änderung der Arbeitsentgelthöhe ist die ge-
änderte Arbeitsentgelthöhe bei der Ermittlung des durchschnittlichen
Arbeitsentgelts zugrunde zu legen, und zwar
■■ für den gesamten Berechnungszeitraum, wenn die Änderung wäh-
rend des Berechnungszeitraums wirksam wird,
■■ ab Wirksamkeit der Änderung der Arbeitsentgelthöhe, wenn die
Änderung der Arbeitsentgelthöhe nach dem Berechnungszeitraum
wirksam wird.

Wegfall des Arbeitgeberzuschusses


Endet das Beschäftigungsverhältnis mit Zustimmung der zuständigen
Aufsichtsbehörde durch eine Kündigung (siehe Kapitel 1), erhält die
Frau für die Zeit nach dem Ende des Beschäftigungsverhältnisses den
Zuschuss zum Mutterschaftsgeld von der für die Zahlung des Mutter-
schaftsgeldes zuständigen Stelle. Dies gilt entsprechend, wenn der Ar-
beitgeber wegen eines Insolvenzereignisses den Zuschuss zum Mutter-
schaftsgeld nicht zahlen kann.
Der Zuschuss entfällt für die Zeit, in der unbezahlten Urlaub ge-
nommen wird, denn der Arbeitgeber ist während dieser Zeit nicht zur
Zahlung von Arbeitsentgelt verpflichtet. Ein Anspruch auf Zuschuss
zum Mutterschaftsgeld besteht demnach erst ab dem Tag nach Ende

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Arbeitgeberzuschuss zum Mutterschaftsgeld | 59

des unbezahlten Urlaubs (Tag der vereinbarten Wiederaufnahme der


Arbeit). Umfassen die Zeiten des unbezahlten Urlaubs vollständig die
Schutzfristen nach § 3 MuSchG, besteht demnach kein Anspruch auf
den Arbeitgeberzuschuss. 2
Der Zuschuss zum Mutterschaftsgeld wird nicht mehr gezahlt
■■ bei Ende des Anspruchs auf Mutterschaftsgeld oder
■■ bei Ende des Arbeitsverhältnisses.
Weigert sich der Arbeitgeber, den Zuschuss auszuzahlen, muss die Ar-
beitnehmerin gegebenenfalls Klage vor dem Arbeitsgericht erheben. Sie
kann sich nicht an die Krankenkasse wenden und um eine Vorleistung
bitten, denn bei dem Zuschuss zum Mutterschaftsgeld handelt es sich
um keine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung.

Zuschusszahlung bei insolventem Arbeitgeber


Ein etwas anderer Fall liegt vor, wenn der Arbeitgeber wegen eines
Insolvenzereignisses den Zuschuss nicht zahlen kann. In diesem Fall
springt die gesetzliche Krankenkasse ein und zahlt anstelle des Arbeit-
gebers (§ 20 Abs. 3 Satz 2 MuSchG).
Ein Insolvenzereignis liegt gemäß § 165 Abs. 1 Satz 2 SGB III in
folgenden Fällen vor:
■■ bei Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das Vermögen des Ar-
beitgebers
■■ bei Abweisung des Antrags auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens
mangels Masse
■■ bei vollständiger Beendigung der Betriebstätigkeit im Inland, wenn
ein Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens nicht gestellt
worden ist und ein Insolvenzverfahren offensichtlich mangels Mas-
se nicht in Betracht kommt
Die Höhe des Zuschusses ergibt sich aus der Differenz zwischen 13 Euro
und dem im Berechnungszeitraum erzielten durchschnittlichen kalen-
dertäglichen Nettoarbeitsentgelt. Maßgebend sind insoweit die letzten
drei abgerechneten Kalendermonate vor Beginn der Schutzfrist. Ist
eine Berechnung des Zuschusses nach den gesetzlichen Vorgaben nicht
möglich, ist das durchschnittliche kalendertägliche Arbeitsentgelt ei-
ner vergleichbar beschäftigten Person heranzuziehen.

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60 | Geldleistungen rund um die Geburt

Dauerhafte Änderungen der Arbeitsentgelthöhe, die während oder


nach Ablauf des Berechnungszeitraums eintreten und nicht auf einem
mutterschutzrechtlichen Beschäftigungsverbot beruhen, sind dabei
2 entsprechend zu berücksichtigen.

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3.
Leistungen der Krankenkasse
3
Ambulante Leistungen bei Schwangerschaft und Mutterschaft... 62
Gesundheitsuntersuchungen für Kinder....................................... 68
Medizinische Vorsorgeleistungen................................................. 71
Vorsorgeleistungen für Mütter und Väter..................................... 74

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62 | Leistungen der Krankenkasse

Ambulante Leistungen bei Schwangerschaft und


Mutterschaft
Die Vorschrift des § 24c SGB V normiert den Leistungsinhalt von ambu-
lanten Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung bei Schwan-
gerschaft und Mutterschaft.
3
Danach haben Versicherte Anspruch auf:
■■ ärztliche Betreuung und Hebammenhilfe
■■ Versorgung mit Arznei-, Verband- und Heilmitteln
■■ Entbindung
■■ häusliche Pflege
■■ Haushaltshilfe
■■ Mutterschaftsgeld (siehe Kapitel 2)

Ärztliche Betreuung und Hebammenhilfe


Durch die ärztliche Betreuung während der Schwangerschaft, bei und
nach der Entbindung sollen mögliche Gefahren für Leben und Gesund-
heit von Mutter und Kind abgewendet, Gesundheitsstörungen recht-
zeitig erkannt und einer Behandlung zugeführt werden. Als ärztliche
Betreuung gelten solche Maßnahmen, die der Überwachung des Ge-
sundheitszustandes der Schwangeren bzw. Wöchnerin dienen, soweit
sie keine ärztliche Behandlung (§ 28 SGB V) sind.
Zur ärztlichen Betreuung gehören insbesondere Untersuchungen und
Beratungen während der Schwangerschaft wie
■■ die frühzeitige Erkennung und besondere Überwachung von Risi-
koschwangerschaften und Risikogeburten (Ultraschalldiagnostik,
Fruchtwasseruntersuchung),
■■ die serologische Untersuchung auf Infektionen (Röteln, Hepati-
tis B),
■■ medikamentöse Maßnahmen und Verordnungen von Verband- und
Heilmitteln,
■■ Aufzeichnungen und Bescheinigungen (z. B. Bescheinigung über
den mutmaßlichen Entbindungstag zur Vorlage bei der Kranken-
kasse zum Erhalt von Mutterschaftsgeld).

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Ambulante Leistungen bei Schwangerschaft und Mutterschaft | 63

Mit Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses vom 20.08.2020


wurde die nicht-invasive Pränataldiagnostik zur Bestimmung des Ri-
sikos autosomaler Trisomien 13, 18 und 21 mittels eines molekularge-
netischen Tests (NIPT) bei Schwangerschaften mit besonderen Risiken
in die Mutterschafts-Richtlinien und damit in den Leistungskatalog der
GKV aufgenommen. Voraussetzung für die Durchführung eines NIPT 3
ist, dass dieser geboten ist, um der Schwangeren eine Auseinander-
setzung mit ihrer individuellen Situation hinsichtlich des Vorliegens
einer Trisomie im Rahmen der ärztlichen Begleitung zu ermöglichen.
Weitere Informationen zu den Inhalten finden Sie in der Richtlinie
des Gemeinsamen Bundesausschusses über die ärztliche Betreuung
während der Schwangerschaft und nach der Entbindung.
Die ärztliche Betreuung fungiert als vorbeugende und heilende Maß-
nahme und als Hilfe bei der Entbindung. Zur ärztlichen Betreuung
gehört auch die Geburtsvorbereitung während der Schwangerschaft.
Diese Leistungen können von Hebammen, welche einen Vertrag nach
§ 134a SGB V haben, über die Versorgung mit Hebammenhilfe von frei-
beruflich tätigen Hebammen erbracht und gegenüber der Krankenkasse
abgerechnet werden.

Praxis-Tipp:
Erkundigen Sie sich bei Ihrer Krankenkasse, ob evtl. auch die Kursgebühren
für Männer als Satzungsleistung übernommen werden.

Auch die Rückbildungsgymnastik und Massage ist Gegenstand der


ärztlichen Betreuung während der Schwangerschaft und wird von den
gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Die Hebammenhilfe ist
Gegenstand der ärztlichen Betreuung und umfasst
■■ Leistungen der Mutterschaftsvorsorge und der Schwangerenbetreu-
ung,
■■ Geburtshilfe,
■■ Leistungen während des Wochenbetts und
■■ sonstige Leistungen wie Beratung der Mutter bei Stillschwierig-
keiten oder Rückbildungsgymnastik.

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64 | Leistungen der Krankenkasse

Hebammen können von den Versicherten zulasten der Krankenver-


sicherung nur in Anspruch genommen werden, wenn diese einen Ver-
trag mit den Krankenkassen haben.

Praxis-Tipp:
Eine Liste der zugelassenen Hebammen erhalten Sie bei Ihrer jeweiligen Kran-
3
kenkasse. Des Weiteren kann die Krankenkasse in ihrer Satzung zusätzliche
vom Gemeinsamen Bundesauschuss nicht ausgeschlossene Leistungen von
Hebammen bei Schwangerschaft und Mutterschaft vorsehen.

Versorgung mit Arznei-, Verband-, Heil- und Hilfsmitteln


Bei Schwangerschaftsbeschwerden und im Zusammenhang mit der
Entbindung erhält die Versicherte über eine ärztliche Verordnung Arz-
nei-, Verband-, Heil- und Hilfsmittel.

Wichtig: Die Zuzahlungsregelungen für Arznei-, Verband-, Heil- und Hilfs-


mittel gelten im Zusammenhang mit Leistungen bei Schwangerschaft
und Mutterschaft nicht, d. h., es sind für die Versicherten keine Zuzah-
lungen zu entrichten.

Sofern eine schwangere Frau Arznei-, Verband-, Heil- und Hilfsmit-


tel nicht zum Zwecke der Entbindung, sondern wegen der über das
gewöhnliche Maß hinausgehenden Schwangerschaftsbeschwerden
benötigt, handelt es sich um Krankenbehandlung nach § 27 Abs. 1
SGB V, sodass die in der gesetzlichen Krankenversicherung üblichen
Zuzahlungsregelungen Anwendung finden.

Entbindung
Die Versicherte kann zwischen einer ambulanten und einer stationären
Entbindung wählen. Bei einer ambulanten Entbindung im Rahmen
einer Hausgeburt kommt eine Leistungserbringung sowohl durch Ver-
tragsärzte als auch durch Hebammen in Betracht. Weiterhin kann eine
ambulante Entbindung auch in einer ärztlich geleiteten Einrichtung,

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Ambulante Leistungen bei Schwangerschaft und Mutterschaft | 65

einem Krankenhaus, durch Beleghebammen im Krankenhaus sowie in


einer von einer Hebamme geleiteten Einrichtung in Betracht kommen.
Die stationäre Entbindung umfasst Unterkunft, Pflege und Verpfle-
gung in einem zum Zwecke der Entbindung aufgesuchten Kranken-
haus oder in einer anderen Einrichtung. Dabei muss es sich allerdings
um ein zugelassenes Krankenhaus nach § 107 SGB V oder eine andere 3
stationäre Vertragseinrichtung handeln, in denen Geburtshilfe ge-
leistet wird. Für die Inanspruchnahme stationärer Entbindung ist keine
ärztliche Einweisung erforderlich.

Praxis-Tipp:
Erkundigen Sie sich bei Ihrer Krankenkasse, ob es einen Zuschuss für eine
Entbindung im Geburtshaus gibt.

Erfolgt die Entbindung in einer Einrichtung, mit der kein Vertrag zur
ambulanten oder stationären Durchführung der Geburtshilfe besteht,
ist eine Kostenübernahme nicht möglich.

Praxis-Tipp:
Hier bitte bei der Krankenkasse vor der Entbindung erkundigen, ob die Kosten-
übernahme erfolgen kann.

Der Anspruch beginnt mit dem Tag, an dem die Schwangere in ein
Krankenhaus zum Zwecke der Entbindung aufgenommen wird, also
u. U. bereits einige Tage vor der Entbindung. Der Charakter der Leis-
tung ändert sich nicht dadurch, dass die Frau vor der Entbindung wieder
aus der stationären Einrichtung entlassen wird. Die Leistungsdauer der
Entbindung ist nicht begrenzt. Sie endet daher mit der Entlassung aus
der stationären Einrichtung nach der Entbindung.
Sofern eine Frau nicht zum Zwecke der Entbindung, sondern wegen
der über das gewöhnliche Maß hinausgehenden Schwangerschaftsbe-
schwerden in ein Krankenhaus aufgenommen wird, handelt es sich um
Krankenhausbehandlung nach § 39 SGB V. Die Entscheidung darüber
trifft der behandelnde Arzt.

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66 | Leistungen der Krankenkasse

Befindet sich eine Frau bereits in Krankenhausbehandlung und wird


nach der Entbindung nicht auf die Entbindungsstation verlegt, handelt
es sich vom Entbindungstag an gleichwohl um stationäre Entbindung.
Ebenso handelt es sich bis zur Entlassung um stationäre Entbindung,
wenn die Frau nach der Entbindung von der Entbindungsstation auf
3 eine andere Station des Krankenhauses verlegt wird.

Wichtig: Die stationäre Entbindung ist keine Krankenhausbehandlung,


sodass für den Zeitraum der stationären Entbindung kein Anspruch auf
Krankenhausbehandlung besteht und deshalb auch keine Zuzahlung zu
leisten ist.

Die Betreuung des gesunden Neugeborenen ist Bestandteil der statio-


nären Entbindung der Mutter. Sofern das Neugeborene jedoch selbst
der stationären Behandlung bedarf und wegen Krankheit in eine andere
Abteilung desselben Krankenhauses oder in ein anderes Krankenhaus
verlegt wird, liegt in der Person des Neugeborenen ein eigener Ver-
sicherungsfall vor.

Praxis-Tipp:
Prüfen Sie die Ansprüche auf Familienversicherung des Neugeborenen gegen-
über der Krankenkasse.

Häusliche Pflege
Die häusliche Pflege kommt in erster Linie als Ergänzung zur Heb-
ammenhilfe und zur ärztlichen Betreuung infrage. Sie umfasst Grund-
pflege (Waschen, Hygiene usw.) ohne hauswirtschaftliche Versorgung.
Ziel ist, dass die Versicherte zu Hause verbleiben kann.
Der Antrag auf häusliche Pflege ist bei der Krankenkasse grund-
sätzlich vor dem Tätigwerden der Pflegekraft zu stellen. Diesem Antrag
ist eine ärztliche Bescheinigung oder die einer Hebamme beizufügen,
die Angaben über
■■ den Grund der häuslichen Pflege,
■■ die Art der Pflege,

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Ambulante Leistungen bei Schwangerschaft und Mutterschaft | 67

■■ die Intensität der Pflege und


■■ die voraussichtliche Dauer der erforderlichen Maßnahme
enthält.
Eine zeitliche Begrenzung der häuslichen Pflege gibt es nicht. Sie ist
deshalb solange zu gewähren, wie sie von einem Arzt oder einer Heb-
amme für notwendig erachtet wird. Der Umfang der Leistung bestimmt 3
sich nach
■■ dem Gesundheitszustand der Versicherten und
■■ dem Bedürfnis nach persönlicher Betreuung.
Der Anspruch besteht allerdings nur, soweit eine im Haushalt lebende
Person die Versicherte in dem erforderlichen Umfang nicht pflegen und
versorgen kann.
Kann die Krankenkasse keine Kraft für die häusliche Pflege stellen
oder besteht Grund davon abzusehen, sind der Versicherten die Kosten
für eine selbstbeschaffte Kraft in angemessener Höhe zu erstatten.

Haushaltshilfe
Haushaltshilfe nach § 24h SGB V – also eine Unterstützung für haus-
wirtschaftliche Tätigkeiten (z. B. Beschaffung und Zubereitung von
Mahlzeiten, Wäschepflege, Reinigung der Wohnung) – erhält die Ver-
sicherte nur, soweit ihr wegen Schwangerschaft oder Entbindung die
Weiterführung des Haushalts nicht möglich ist und eine andere im
Haushalt lebende Person den Haushalt nicht weiterführen kann.
Eine zeitliche Begrenzung ist nicht vorgesehen. Die Hilfe ist deshalb
solange zu gewähren, wie sie von einem Arzt oder einer Hebamme
wegen Schwangerschaft oder Entbindung für notwendig und begründet
erachtet wird.
Die Haushaltshilfe ist vor ihrer Inanspruchnahme bei der Kranken-
kasse zu beantragen. Diesem Antrag ist eine Bescheinigung eines Arz-
tes oder einer Hebamme beizufügen mit folgenden Angaben:
■■ Grund der Haushaltshilfe (Diagnose)
■■ täglicher Umfang
■■ voraussichtliche Dauer des Unterstützungsbedarfs
Kann die Krankenkasse keine Haushaltshilfe stellen oder besteht Grund
davon abzusehen, so sind der Versicherten die Kosten für eine selbst-

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68 | Leistungen der Krankenkasse

beschaffte Haushaltshilfe in angemessener Höhe zu erstatten. Für


Verwandte und Verschwägerte bis zum 2. Grad werden keine Kosten
erstattet.

Gesundheitsuntersuchungen für Kinder


3 Versicherte Kinder und Jugendliche haben bis zur Vollendung des
18. Lebensjahres Anspruch auf Untersuchungen zur Früherkennung
von Krankheiten, die ihre körperliche, geistige oder psychosoziale Ent-
wicklung in nicht geringfügigem Maße gefährden. Die Untersuchungen
beinhalten auch eine Erfassung und Bewertung gesundheitlicher Risi-
ken einschließlich einer Überprüfung der Vollständigkeit des Impfsta-
tus sowie einer darauf abgestimmten präventionsorientierten Beratung
einschließlich Informationen zu regionalen Unterstützungsangeboten
für Eltern und Kind.
Einzelheiten über die Untersuchungen sehen die Kinder-Richtlinien
des Gemeinsamen Bundesausschusses vor.
Die Früherkennungsmaßnahmen bei Kindern in den ersten sechs
Lebensjahren umfassen insgesamt zehn Untersuchungen. Die Unter-
suchungen können nur in den jeweils angegebenen Zeiträumen unter
Berücksichtigung folgender Toleranzgrenzen in Anspruch genommen
werden:
Untersuchung Zeitraum Toleranzgrenze
U1 Unmittelbar nach der Geburt
U2 3.–10. Lebenstag 3.–14. Lebenstag
U3 4.–5. Lebenswoche 3.–8. Lebenswoche
U4 3.–4. Lebensmonat 2.–4 ½ Lebensmonat
U5 6.–7. Lebensmonat 5.–8. Lebensmonat
U6 10.–12. Lebensmonat 9.–14. Lebensmonat
U7 21.–24. Lebensmonat 20.–27. Lebensmonat
U7a 34.–36. Lebensmonat 33.–38. Lebensmonat
U8 46.–48. Lebensmonat 43.–50. Lebensmonat
U9 60.–64. Lebensmonat 58.–66. Lebensmonat

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Gesundheitsuntersuchungen für Kinder | 69

Auch bei Frühgeborenen sind die Untersuchungszeiträume einzuhal-


ten. Die Frühgeburtlichkeit wird bei der Beurteilung der Ergebnisse
berücksichtigt.
Die Richtlinien schreiben vor, welche Untersuchungen jeweils vor-
genommen werden müssen. Sie sehen zudem ein Untersuchungsheft
für Kinder vor, in dem die jeweils durchzuführenden Untersuchungen 3
aufgeführt sind.

Praxis-Tipp:
In der Praxis erinnern die Krankenkassen ihre Versicherten an die jeweiligen
Untersuchungstermine. Bitte wenden Sie sich an Ihre Krankenkasse bei Be-
handlungsbedarf.

Ergeben die Untersuchungen das Vorliegen oder den Verdacht auf das
Bestehen einer Krankheit, hat der Arzt dafür Sorge zu tragen, dass diese
Fälle im Rahmen der Krankenbehandlung einer gezielten Diagnostik
und ggf. Therapie zugeführt werden.
Die Kinderuntersuchungen sollen Ärzte durchführen, welche die vor-
hergesehenen Leistungen aufgrund ihrer Kenntnisse und Erfahrungen
erbringen können, nach der ärztlichen Berufsordnung dazu berechtigt
sind und/oder über die erforderlichen Einrichtungen verfügen. Der
untersuchende Arzt dokumentiert die vorgenommenen Untersuchun-
gen im Kinder-Untersuchungsheft. Dort ist anzugeben, ob aufgrund
der Untersuchungen weitere Maßnahmen veranlasst oder empfohlen
werden.
Zu den Früherkennungsuntersuchungen für Kinder zählt auch die
Früherkennung auf Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten. Diese um-
fasst insbesondere:
■■ die Inspektion der Mundhöhle
■■ die Einschätzung oder Bestimmung des Kariesrisikos
■■ die Ernährungs- und Mundhygieneberatung
■■ Maßnahmen zur Schmelzhärtung der Zähne und zur Keimzahl-
senkung
Die Leistungen werden bis zur Vollendung des sechsten Lebensjahres
erbracht und können von Ärzten oder Zahnärzten erbracht werden.

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70 | Leistungen der Krankenkasse

Versicherte haben zwischen dem vollendeten 13. und vollendeten


14. Lebensjahr Anspruch auf eine Jugendgesundheitsuntersuchung.
Dieser Anspruch ist durch Vorlage der Krankenversichertenkarte oder
eines Behandlungsausweises nachzuweisen. Dabei ist sicherzustellen,
dass nicht bereits eine Jugendgesundheitsuntersuchung vom Ver-
3 sicherten in Anspruch genommen wurde. Die Anspruchsberechtigung
schließt einen Zeitraum von jeweils zwölf Monaten vor Vollendung
des 13. Lebensjahres und nach Vollendung des 14. Lebensjahres ein
(Toleranzzeit).
Ziel der Jugendgesundheitsuntersuchung ist die Früherkennung von
Erkrankungen, die die körperliche, geistige und soziale Entwicklung
in nicht geringfügigem Maße gefährden. Insbesondere wird auch
beabsichtigt, durch Früherkennung psychischer und psychosozialer
Risikofaktoren eine Fehlentwicklung in der Pubertät zu verhindern.
Darüber hinaus sind individuell auftretende gesundheitsgefährdende
Verhaltensweisen frühzeitig zu erkennen. Über die hierdurch vermit-
telte gesundheitliche Gefährdung ist der Jugendliche frühzeitig auf-
zuklären, und sofern dies medizinisch angezeigt ist, wird eine Präven-
tionsempfehlung für Leistungen zur verhaltensbezogenen Prävention
ausgestellt.
Durch die Jugendgesundheitsuntersuchung sollen mögliche Gefahren
für die Gesundheit der Anspruchsberechtigten dadurch abgewendet
werden, dass bei aufgefundenen Verdachtsfällen eine eingehende Di-
agnostik, Beratung und erforderlichenfalls eine rechtzeitige Behand-
lung erfolgt. Anamnese und körperliche Untersuchung beschränken
sich dabei auf diejenigen Störungen und Verhaltensauffälligkeiten,
die schon in einem frühen Stadium einer Behandlung und Beratung
zugeführt werden können bzw. von Bedeutung sind für die soziale
Integration des Jugendlichen.
Nach Abschluss der Maßnahmen hat der Arzt den Jugendlichen über
das Ergebnis der durchgeführten Untersuchung zu informieren und
mit ihm die möglichen Auswirkungen im Hinblick auf die weitere
Lebensgestaltung zu erörtern. Dabei soll der Arzt insbesondere das
individuelle Risikoprofil des Jugendlichen ansprechen und diesen auf

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Medizinische Vorsorgeleistungen | 71

die Möglichkeiten und Hilfen zur Vermeidung und zum Abbau gesund-
heitsschädigender Verhaltensweisen hinweisen.
Wird im Verlauf der aufgeführten Untersuchungen das Vorliegen einer
Erkrankung entdeckt oder ein Krankheitsverdacht erhoben, so soll der
Arzt dafür Sorge tragen, dass die betroffenen Jugendlichen im Rahmen
der Krankenbehandlung einer weitergehenden gezielten Diagnostik 3
oder Therapie zugeführt werden.
Untersuchungen sollen diejenigen Ärzte durchführen, welche die
vorgesehenen Leistungen aufgrund ihrer Kenntnisse und Erfahrungen
erbringen können, nach dem Berufsrecht dazu berechtigt sind und über
die erforderlichen Einrichtungen verfügen. Hierzu zählen Fachärzte
für Allgemeinmedizin und praktische Ärzte, Fachärzte für Kinder- und
Jugendmedizin und Fachärzte für Innere Medizin, die sich für die Teil-
nahme an der hausärztlichen Versorgung entschieden haben.

Medizinische Vorsorgeleistungen
Versicherte haben Anspruch auf ärztliche Behandlung und Versorgung
mit Arznei-, Verband-, Heil- und Hilfsmitteln, wenn diese notwendig
sind,
■■ eine Schwächung der Gesundheit, die in absehbarer Zeit voraus-
sichtlich zu einer Krankheit führen würde, zu beseitigen,
■■ einer Gefährdung der gesundheitlichen Entwicklung eines Kindes
entgegenzuwirken,
■■ Krankheiten zu verhüten oder deren Verschlimmerung zu vermei-
den oder
■■ Pflegebedürftigkeit zu vermeiden.
Reichen bei Versicherten diese Leistungen nicht aus oder können sie
wegen besonderer beruflicher oder familiärer Umstände nicht durch-
geführt werden, kann die Krankenkasse aus medizinischen Gründen
erforderliche ambulante Vorsorgeleistungen in anerkannten Kurorten
erbringen.

Wichtig: Die Leistung ist eine Komplexleistung, die ihre Wirkung erst
durch das Zusammenspiel von medizinischen Maßnahmen (Heilmittel-

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72 | Leistungen der Krankenkasse

anwendungen) mit aus medizinischen Gründen erforderlichen weiteren


Maßnahmen entfaltet.

Die Satzung der Krankenkasse kann zu den übrigen Kosten, die Ver-
sicherten im Zusammenhang mit dieser Leistung entstehen, einen
3 Zuschuss von bis zu 16 Euro täglich vorsehen. Bei ambulanten Vorsor-
geleistungen für versicherte chronisch kranke Kleinkinder kann der
Zuschuss auf bis zu 25 Euro erhöht werden.
Zu den übrigen Kosten, zu deren Finanzierung der Zuschuss beitragen
soll, zählen insbesondere Unterkunft, Verpflegung, Kosten der An- und
Abreise und die Kurtaxe.
Sowohl im Zusammenhang mit der Leistungsgewährung im Rahmen
ambulanter Behandlung als auch im Rahmen der ambulanten Vor-
sorgekuren sind die Vorschriften über Arznei- und Verbandmittel,
Heilmittel, Hilfsmittel sowie über ausgeschlossene Arznei-, Heil- und
Hilfsmittel zu beachten. Es gelten auch die Regelungen der Eigenbetei-
ligung für Arznei- und Verbandmittel sowie für Heilmittel – bis zur in
der gesetzlichen Krankenversicherung festgelegten Belastungsgrenze.
Reichen bei Versicherten die ambulanten Leistungen nicht aus, kann
die Krankenkasse Behandlung mit Unterkunft und Verpflegung in einer
Vorsorgeeinrichtung erbringen.

Stationäre Vorsorgeleistungen
Die stationären Vorsorgeleistungen können im Übrigen auch in einer
Eigeneinrichtung der Krankenkasse durchgeführt werden.
Die ambulanten und stationären Vorsorgeleistungen sollen für längs-
tens drei Wochen erbracht werden.
Bitte beachten Sie, dass eine Verlängerung möglich ist, wenn sie aus
gesundheitlichen Gründen dringend erforderlich ist.
Die vorstehende Regelung gilt nicht, soweit der Spitzenverband Bund
der Krankenkassen gemeinsam und einheitlich nach Anhörung der
für die Wahrnehmung der Interessen der ambulanten und stationären
Vorsorgeeinrichtungen auf Bundesebene maßgeblichen Spitzenorga-
nisationen in Leitlinien Indikationen festgelegt und diesen jeweils
eine Regeldauer zugeordnet hat. Von dieser Regeldauer kann nur abge-

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Medizinische Vorsorgeleistungen | 73

wichen werden, wenn dies aus dringenden medizinischen Gründen im


Einzelfall erforderlich ist.
Medizinisch notwendige stationäre Vorsorgemaßnahmen für ver-
sicherte Kinder, die das 14. Lebensjahr noch nicht vollendet haben,
sollen in der Regel für vier bis sechs Wochen erbracht werden.
3
Vier-Jahres-Frist
Leistungen nach zur ambulanten Vorsorge können nicht vor Ablauf
von drei, Leistungen zur stationären Vorsorge können nicht vor Ablauf
von vier Jahren nach Durchführung solcher oder ähnlicher Leistungen
erbracht werden, deren Kosten aufgrund öffentlich-rechtlicher Vor-
schriften getragen oder bezuschusst worden sind, es sei denn, eine vor-
zeitige Leistung ist aus medizinischen Gründen dringend erforderlich.
Bei der Prüfung der Vier-Jahres-Frist werden nicht nur Maßnahmen
der Krankenkasse berücksichtigt. Vielmehr zählen auch Gesundheits-
maßnahmen der Rentenversicherungsträger, Maßnahmen der vorbeu-
genden Gesundheitshilfe nach dem Recht der Sozialhilfe (SGB XII) und
Vorsorgemaßnahmen im Rahmen der Heilbehandlung und Krankenbe-
handlung nach dem SGB V dazu.

Wichtig: Die genannten Fristen müssen nicht eingehalten werden, wenn


eine vorzeitige Leistung aus gesundheitlichen Gründen erforderlich ist.

Praxis-Tipp:
Wollten Sie eine ambulante oder stationäre Maßnahme vor Ablauf von vier
Jahren erneut antreten, dann lassen Sie sich dies von Ihrem behandelnden
Arzt bescheinigen und legen Sie diese Bescheinigung zusammen mit Ihrem
Antrag der jeweiligen Krankenkasse vor.
Die Krankenkasse wird die Angelegenheit ggf. dem Medizinischen Dienst
vorlegen, der eine entsprechende Prüfung durchführt. Ist die Entscheidung
des Medizinischen Dienstes negativ, wird die Krankenkasse Ihren Antrag
ablehnen.
Gegen diese Ablehnung können Sie Widerspruch erheben und eventuell im
Klageverfahren vorgehen. Die Erhebung des Widerspruchs bzw. der Klage soll-

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74 | Leistungen der Krankenkasse

te allerdings nur dann erfolgen, wenn die Angelegenheit Aussicht auf Erfolg
hat. Auch hier empfehlen wir eine Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt.

Vorsorgeleistungen für Mütter und Väter


3 Versicherte haben unter den vorhin genannten Voraussetzungen An-
spruch auf aus medizinischen Gründen erforderliche Vorsorgeleis-
tungen in einer Einrichtung des Müttergenesungswerks oder einer
gleichartigen Einrichtung; die Leistung kann in Form einer Mutter-
Kind-Maßnahme erbracht werden. Dies gilt auch für Vater-Kind-Maß-
nahmen in dafür geeigneten Einrichtungen. Diese Vorsorgeleistungen
werden in Einrichtungen erbracht, mit denen ein Versorgungsvertrag
nach § 111a SGB V besteht.
Die Leistungen für Mütter und Väter sind Regelleistungen mit Rechts-
anspruch für die Versicherten.
Beim Anspruch auf diese Leistungen wird klargestellt, dass bei
Vorsorgeleistungen für Mütter und Väter ambulante Behandlungs-
möglichkeiten nicht ausgeschöpft sein müssen, wenn das angestrebte
Vorsorgeziel nicht mit diesen Maßnahmen zu erreichen ist. Dies ent-
spricht der Begutachtungs-Richtlinie Vorsorge und Rehabilitation des
Medizinischen Dienstes.
Vorsorgeleistungen für Mütter und Väter sind ausschließlich stationär
in Einrichtungen mit einem Versorgungsvertrag nach § 111a SGB V zu
erbringen. Die ambulante Erbringung einer komplexen Vorsorgeleis-
tung nach § 24 SGB V ist im Gesetz nicht vorgesehen. Insofern kommt
bei der Notwendigkeit einer Herausnahme aus dem häuslichen Umfeld
nur eine stationäre Vorsorge in Betracht. Entsprechende Leistungen
können als Mutter- bzw. Mutter-Kind-Maßnahme oder als Vater- bzw.
Vater-Kind-Maßnahme erbracht werden.
Im Rahmen der primär- und sekundärpräventiven Ausrichtung ver-
folgen die Leistungen unter Berücksichtigung der allgemeinen und
mütter-/väterspezifischen Kontextfaktoren das Ziel, den spezifischen
Gesundheitsrisiken und ggf. bestehenden Erkrankungen von Müttern
und Vätern im Rahmen stationärer Vorsorgeleistungen durch eine
ganzheitliche Therapie unter Einbeziehung psychologischer, psycho-

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Vorsorgeleistungen für Mütter und Väter | 75

sozialer und gesundheitsfördernder Hilfen entgegenzuwirken. Dabei


handelt es sich um Angebote, bei denen insbesondere psychosoziale
Problemsituationen von Familien (z. B. Partnerschafts- und Erzie-
hungsprobleme) berücksichtigt werden.
Das Leistungsangebot ist auf die besonderen Bedürfnisse der Mütter/
Väter und ggf. Kinder ausgerichtet. Beispielsweise finden sich bei Müt- 3
tern/Vätern gehäuft nachfolgend genannte Gesundheitsstörungen:
■■ Erschöpfungssyndrom (Burn-out-Syndrom)
■■ unspezifische muskuloskelettale Beschwerden
■■ Anpassungsstörung
■■ Unruhe- und Angstgefühle
■■ depressive Verstimmung
■■ Schlafstörungen
■■ Kopfschmerzen
■■ Unter-/Über-/Fehlernährung
■■ funktionelle Magen-Darm-Probleme
■■ funktionelle Sexualstörungen
Insbesondere aus den oben genannten Gesundheitsstörungen kann sich
die Indikation zu einer Vorsorgeleistung ergeben, sofern die medizini-
schen Indikationskriterien (Vorsorgebedürftigkeit, Vorsorgefähigkeit,
Vorsorgeziele und Vorsorgeprognose) erfüllt sind.

Zuzahlung durch den Versicherten


Bei stationären Vorsorgeleistungen sieht das Gesetz eine Zuzahlungs-
pflicht der Versicherten vor.

Wichtig: Das gilt für Versicherte, die das 18. Lebensjahr vollendet haben.
Zu zahlen ist je Kalendertag ein Betrag von 10 Euro. Die gleiche Zu-
zahlungspflicht besteht bei medizinischen Vorsorgeleistungen für Mütter
und Väter, wenn die Kosten der medizinischen Vorsorgeleistungen voll
von der Krankenkasse übernommen werden.

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4.
Elternzeit

Übersicht........................................................................................ 78
Anspruchsvoraussetzungen.......................................................... 78 4
Anmeldung, Ankündigungsfristen................................................ 79
Dauer und zeitliche Aufteilung...................................................... 81
Teilzeitarbeit in Elternzeit............................................................. 85
Kündigungsschutz in der Elternzeit.............................................. 88
Wiedereinstieg nach der Elternzeit............................................... 90

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78 | Elternzeit

Übersicht
Die Elternzeit soll berufstätigen Eltern die Betreuung und Erziehung
ihres Kindes in den ersten Lebensjahren ermöglichen und erleichtern.
Deshalb wurde mit der Elternzeit folgendes Konstrukt geschaffen:
■■ Freistellung von der Arbeitspflicht bei Fortbestand des Arbeitsver-
hältnisses für den/die Beschäftigten
■■ Freistellung des Arbeitgebers von der Vergütungspflicht
4 Das Arbeitsverhältnis ruht somit während der Elternzeit; die sich aus
dem Arbeitsverhältnis ergebenden Pflichten leben erst nach Beendi-
gung der Elternzeit wieder auf.

Anspruchsvoraussetzungen
Der Anspruch auf Elternzeit steht allen Arbeitnehmern und Arbeitneh-
merinnen zu, also allen
■■ Angestellten,
■■ Arbeiterinnen und Arbeitern,
■■ Auszubildenden,
■■ in Heimarbeit Beschäftigten und die ihnen Gleichgestellten.
Stehen sowohl Vater als auch Mutter im Berufsleben, haben sie die
Wahl: Entweder Vater oder Mutter nimmt Elternzeit oder beide gleich-
zeitig. Ist nur einer von beiden berufstätig, so hat automatisch derjeni-
ge Anspruch auf Elternzeit, der im Berufsleben steht. Ist ein Elternteil
arbeitslos oder befindet sich in Ausbildung, kann der andere Elternteil,
der im Berufsleben steht, in Elternzeit gehen.

Wichtig: Beamtinnen und Beamte, Richterinnen und Richter, Soldatinnen


und Soldaten haben keinen Anspruch auf Elternzeit nach dem BEEG. Für
sie gibt es spezielle Regelungen, die aber größtenteils auf die Vorgaben
des BEEG Bezug nehmen.

Voraussetzung ist, dass das Kind im Haushalt lebt. § 15 Abs. 1 BEEG


definiert näher, was mit „Kind“ gemeint ist:
■■ leibliches Kind
■■ Stiefkind (also leibliches Kind der Ehefrau/des Ehemannes)

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Anmeldung, Ankündigungsfristen | 79

■■ Adoptivkind (auch, wenn das Adoptionsverfahren noch nicht abge-


schlossen ist)
■■ Pflegekind, wenn dieses in Vollzeitpflege ist
■■ Enkelkind, wenn ein Elternteil des Kindes minderjährig ist oder
sich in einer Ausbildung befindet, die es vor seinem 18. Geburtstag
begonnen hat und wenn beide Eltern des Kindes selbst keine Eltern-
zeit nehmen.

4
Wichtig: Falls Sie nicht das Sorgerecht für das Kind haben – etwa als
nichtehelicher Vater –, benötigen Sie die Zustimmung des sorgeberech-
tigten Elternteils, um Elternzeit nehmen zu können. Diese Zustimmung
muss dem Arbeitgeber des sorgeberechtigten Elternteils nachgewiesen
werden.

Praxis-Tipp:
Der Anspruch auf Elternzeit ist unabdingbar (§ 15 Abs. 2 Satz 6 BEEG), das
heißt, der Arbeitgeber kann den Anspruch auf Elternzeit nicht durch Vertrag
ausschließen, beschränken oder an Bedingungen knüpfen.
Auch seit kurzer Zeit beschäftigte Arbeitnehmer oder geringfügig beschäftigte
Arbeitnehmer haben daher einen Anspruch auf Elternzeit.

Anmeldung, Ankündigungsfristen
Wer Elternzeit beanspruchen will, muss sie
■■ für den Zeitraum bis zum vollendeten dritten Lebensjahr des Kindes
spätestens sieben Wochen und
■■ für den Zeitraum zwischen dem dritten Geburtstag und dem voll-
endeten achten Lebensjahr des Kindes spätestens 13 Wochen
vor Beginn der Elternzeit schriftlich vom Arbeitgeber verlangen.
Verlangt die Arbeitnehmerin oder der Arbeitnehmer Elternzeit bis
zum vollendeten dritten Lebensjahr, muss sie oder er gleichzeitig erklä-
ren, für welche Zeiten innerhalb von zwei Jahren Elternzeit genommen
werden soll.

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80 | Elternzeit

Bei dringenden Gründen ist ausnahmsweise eine angemessene kür-


zere Frist möglich.
Nimmt die Mutter die Elternzeit im Anschluss an die Mutterschutz-
frist (siehe Kapitel 1), wird die Zeit der Mutterschutzfrist auf den Zeit-
raum der Elternzeit angerechnet. Nimmt die Mutter die Elternzeit im
Anschluss an einen auf die Mutterschutzfrist folgenden Erholungs-
urlaub, werden die Zeit der Mutterschutzfrist und die Zeit des Er-
holungsurlaubs auf den Zweijahreszeitraum angerechnet.
4
Jeder Elternteil kann seine Elternzeit auf drei Zeitabschnitte verteilen;
eine Verteilung auf weitere Zeitabschnitte ist nur mit der Zustimmung
des Arbeitgebers möglich. Der Arbeitgeber kann die Inanspruchnahme
eines dritten Abschnitts einer Elternzeit innerhalb von acht Wochen
nach Zugang des Antrags aus dringenden betrieblichen Gründen ab-
lehnen, wenn dieser Abschnitt im Zeitraum zwischen dem dritten Ge-
burtstag und dem vollendeten achten Lebensjahr des Kindes liegen soll.
Der Arbeitgeber hat dem Arbeitnehmer oder der Arbeitnehmerin die
Elternzeit zu bescheinigen. Bei einem Arbeitgeberwechsel ist bei der
Anmeldung der Elternzeit auf Verlangen des neuen Arbeitgebers eine
Bescheinigung des früheren Arbeitgebers über bereits genommene El-
ternzeit durch die Arbeitnehmerin oder den Arbeitnehmer vorzulegen.

Beispiel:
Geburt des Kindes am 05.08.
Normalerweise wird die Arbeitnehmerin die Elternzeit ab dem Tag nach
dem Ende der Schutzfrist nach der Entbindung verlangen.
Die Schutzfrist dauert acht Wochen (bei Mehrlingsgeburten und Früh-
geburten zwölf Wochen zuzüglich der Tage, die von der Schutzfrist vor
der Entbindung wegen der früheren Geburt nicht in Anspruch genommen
werden konnten).
Ende der Mutterschutzfrist: 30.09.
Frühester Beginn der Elternzeit: 01.10.
Sieben Wochen, also 49 Kalendertage, vorher = 13.08.
Spätestens am 13.08. muss der Antrag der Arbeitnehmerin beim Arbeit-
geber vorliegen.

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Dauer und zeitliche Aufteilung | 81

Wichtig: Können Arbeitnehmerinnen aus einem von ihnen nicht zu ver-


tretenden Grund eine sich unmittelbar an die Mutterschutzfrist anschlie-
ßende Elternzeit nicht rechtzeitig verlangen, können sie dies innerhalb
einer Woche nach Wegfall des Grundes nachholen. Es ist dann aber
Aufgabe der Arbeitnehmerin zu beweisen, dass keine rechtzeitige Antrag-
stellung möglich war. Dies ist u. a. mit einem ärztlichen Attest möglich.

Beispiel: 4
Die Arbeitnehmerin aus vorherigem Beispiel war am 25.08. sehr schwer
erkrankt und befand sich ab diesem Zeitpunkt im Krankenhaus. Sie war
nicht in der Lage, den Antrag auf Elternzeit zu stellen. Nach ärztlichem
Attest konnte sie dies frühestens ab dem 16.09. tun. Deshalb läuft ab dem
17.09. die Frist von einer Woche, die dann am 23.09. endet.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt muss der Antrag gestellt worden sein.

Die Einhaltung der Schriftform bei der Antragstellung ist Wirksam-


keitsvoraussetzung für die Inanspruchnahme der Elternzeit und für
die Auslösung des Sonderkündigungsschutzes. Es gibt kein „Antrags-
formular“ oder ein vorgegebenes Schreiben. Allerdings gilt die strenge
Schriftform des § 126 Abs. 1 BGB (also schriftlich und unterschrieben,
so auch das Bundesarbeitsgericht, vgl. BAG, Urteil vom 10.05.2016 –
9 AZR 145/15). Ein Fax oder eine E-Mail mit dem Antrag auf Elternzeit
reicht nicht aus.

Dauer und zeitliche Aufteilung


Der Anspruch auf Elternzeit besteht bis zur Vollendung des dritten
Lebensjahres eines Kindes, also für drei Jahre.

Beispiel:
Bei Geburt des Kindes am 05.09.2020 besteht zum Beispiel bis zum
04.09.2023 ein Anspruch. Das dritte Lebensjahr des Kindes ist am Tag vor
dem dritten Geburtstag vollendet.

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82 | Elternzeit

Wichtig: Ein Anteil von bis zu 24 Monaten kann dabei auch zwischen dem
dritten Geburtstag und dem vollendeten achten Lebensjahr des Kindes
in Anspruch genommen werden (vgl. § 15 Abs. 2 BEEG). Grundsätzlich
kann die Elternzeit in bis zu drei Zeitabschnitte aufgeteilt werden (siehe
dazu gleich).

Die Zeit der Mutterschutzfrist wird für die Elternzeit der Mutter auf
die Begrenzung der Elternzeit angerechnet. Bei mehreren Kindern
4
besteht der Anspruch auf Elternzeit für jedes Kind, auch wenn sich die
Zeiträume der Elternzeit überschneiden.
Bei einem angenommenen Kind, bei einem Pflegekind oder einem
Kind in Adoptionspflege (also während des Adoptionsverfahrens) kann
Elternzeit von insgesamt bis zu drei Jahren ab der Aufnahme bei der
berechtigten Person, längstens bis zur Vollendung des achten Lebens-
jahres des Kindes genommen werden.

Zeitliche Aufteilung in Phasen


Die Elternzeit darf auf bis zu drei Zeitabschnitte verteilt werden (§ 16
Abs. 1 Satz 6 BEEG). Eine Verteilung auf weitere Zeitabschnitte ist
möglich, bedarf aber der Zustimmung des Arbeitgebers. Der Antrag
muss schriftlich gestellt werden. Es handelt sich um eine einseitige,
empfangsbedürftige, rechtsgestaltende Willenserklärung, die bereits
mit Zugang beim Arbeitgeber wirksam ist.

Beispiel:
Eine Arbeitnehmerin kann Elternzeit ab 31.08.2020 in Anspruch nehmen
(unter Anrechnung der Mutterschutzfrist nach der Entbindung, die seit
06.07.2020 läuft) und sie bis zum 05.07.2020 beantragen. Ab 06.07.2021
– also nach Ablauf eines Jahres – soll ihr Ehemann, der Vater, das Kind
betreuen. Er muss deshalb rechtzeitig, das heißt sieben Wochen vor dem
06.07.2021, den Antrag auf Genehmigung von Elternzeit bei seinem Ar-
beitgeber beantragen.
Die Arbeitnehmerin muss aber zusammen mit ihrem Antrag auf Genehmi-
gung von Elternzeit ab 31.08.2020 angeben, dass ihre Elternzeit nur bis
zum 05.07.2021 dauern soll.

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Dauer und zeitliche Aufteilung | 83

Der Ehemann soll die Elternzeit aber zunächst nur bis zum 30.06.2022
nehmen. Er soll danach für seine Firma einen Auslandsauftrag durch-
führen. Ab 01.07.2022 solle also ein zweiter Wechsel in der Durchführung
der Elternzeit vorgenommen werden. Nun soll die Mutter wieder das Kind
betreuen.
Nach seiner Rückkehr aus dem Ausland soll der Ehemann ab 01.11.2022
diese Aufgabe übernehmen. Dies ist dann der dritte Wechsel und der
vierte Abschnitt der Elternzeit.
4
Die Elternzeit soll also wie folgt aufgeteilt werden:
06.07.2020 (da die Schutzfrist nach der Entbindung auf die Elternzeit
angerechnet wird, ist von diesem Datum auszugehen) – 05.07.2021
(1. Zeitabschnitt)
06.07.2021 – 30.06.2022 Vater (1. Wechsel – 2. Zeitabschnitt)
01.07.2022 – 31.10.2022 Mutter (2. Wechsel – 3. Zeitabschnitt)
01.11.2022 – 05.07.2023 Vater (3. Wechsel – 4. Zeitabschnitt)

Beide Elternteile können ihre Elternzeit jeweils auf die Zeitabschnitte


verteilen.
Beide müssen bei ihrem jeweiligen ersten Antrag auf Elternzeit bereits
die weiteren Zeiträume in den nächsten zwei Jahren bekannt geben.
Diese Festlegung erzeugt dann eine Bindungswirkung.

Wichtig: Es reicht nicht aus, die weiteren Zeiträume jeweils sieben Wo-
chen vorher zu beantragen. Diese Frist hat hier keine Bedeutung.

Vorzeitige Beendigung, Verlängerung


Die Elternzeit kann vorzeitig beendet oder verlängert werden, wenn
der Arbeitgeber zustimmt. Im Fall der vorzeitigen Beendigung verfällt
der restliche Elternzeitanspruch nicht, er kann zu einem späteren Zeit-
punkt wieder beansprucht werden.
Ohne Zustimmung des Arbeitgebers kann die Elternzeit vorzeitig
beendet werden, wenn die Mutter während der Elternzeit nochmals
schwanger wird und sie die Mutterschutzfristen in Anspruch nehmen

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84 | Elternzeit

möchte; in diesen Fällen soll die Arbeitnehmerin dem Arbeitgeber die


Beendigung der Elternzeit rechtzeitig mitteilen.
In folgenden Fällen darf der Arbeitgeber nur ablehnen, falls dringende
betriebliche Gründe dagegenstehen – dabei gilt eine Frist von vier
Wochen:
■■ Geburt (Entbindung) eines weiteren Kindes (gilt auch für den Vater,
wenn er zu dieser Zeit in Elternzeit ist, auch er kann seine Elternzeit
abbrechen und später wieder aufnehmen)
4 ■■ Fälle „besonderer Härte“, beispielweise bei
– Eintritt einer schweren Krankheit, Schwerbehinderung oder
Tod eines Elternteils oder eines Kindes der berechtigten Person,
– erheblich gefährdeter wirtschaftlicher Existenz der Eltern nach
Inanspruchnahme der Elternzeit.
Um dringende betriebliche Gründe geltend machen zu können, muss
die Verkürzung der Elternzeit zu einer erheblichen Beeinträchtigung
der Organisation oder der betrieblichen Abläufe führen. Liegt dies
vor und lehnt der Arbeitgeber ab, so muss dies schriftlich geschehen
und innerhalb der oben angesprochenen 4-Wochen-Frist. Diese Frist
beginnt mit Zugang des Verkürzungsbegehrens.

Wichtig: Lehnt der Arbeitgeber die vorzeitige Beendigung nicht form-


und fristgerecht oder nicht mit hinreichenden Gründen ab, so wird die
Elternzeit nach regelmäßiger Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts
automatisch beendet.

Eine Verlängerung der Elternzeit kann verlangt werden, wenn ein vor-
gesehener Wechsel der Anspruchsberechtigten aus einem wichtigen
Grund nicht erfolgen kann.
Eine Änderung in der Anspruchsberechtigung hat der Arbeitnehmer
oder die Arbeitnehmerin dem Arbeitgeber unverzüglich mitzuteilen.

Beispiel:
Ein wichtiger Grund liegt im vorherigen Beispiel zweifellos vor, wenn der
Vater des Kindes am 01.11.2022 die Betreuung nicht übernehmen kann,
weil sich seine Rückkehr aus dem Ausland verzögert. Deshalb beantragt

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Teilzeitarbeit in Elternzeit | 85

die Arbeitnehmerin die Verlängerung der Elternzeit. Dieser Verlängerung


muss der Arbeitgeber zustimmen.
Kehrt der Kindesvater z. B. einen Monat früher aus dem Ausland zurück
als ursprünglich vorgesehen und will er die Betreuung des Kindes über-
nehmen, ist die vorzeitige Beendigung der Elternzeit ebenfalls an die
Zustimmung des Arbeitgebers gebunden. Diese kann verweigert werden,
wenn er zum Beispiel eine Ersatzkraft eingestellt hat.

4
Stirbt das Kind während der Elternzeit, endet diese spätestens drei
Wochen nach dem Tod des Kindes. Arbeitnehmer und Arbeitgeber
können sich in diesem Fall auch darauf verständigen, dass die Arbeit
früher wieder aufgenommen wird.

Teilzeitarbeit in Elternzeit
Während der Elternzeit darf höchstens 32 Wochenstunden (bis
31.08.2021 galten noch 30 Wochenstunden) im Monatsdurchschnitt
gearbeitet werden.
Eine Ausnahme gibt es bei Tagesmüttern/-vätern: Sind sie als ge-
eignete Tagespflegeperson im Sinne des § 23 SGB VIII anerkannt,
können sie bis zu fünf Kinder in Tagespflege betreuen, auch wenn die
wöchentliche Betreuungszeit 32 Stunden übersteigt.
Sind beide Eltern gemeinsam in der Elternzeit, können beide eine
Erwerbstätigkeit von jeweils bis zu 32 Wochenstunden (zusammen
64 Stunden) ausüben.

Teilzeitarbeit beim bisherigen Arbeitgeber


Liegt vor Anmeldung der Elternzeit bereits ein Teilzeitarbeitsverhält-
nis bis zu 32 Stunden vor und wird gleichzeitig mit der Anmeldung der
Elternzeit mitgeteilt, dass und ab wann die bisherige Tätigkeit wieder
aufgenommen werden soll, ist keine Zustimmung des Arbeitgebers
notwendig. Erfolgt die Mitteilung später, setzt die Fortsetzung der
Teilzeitarbeit die Zustimmung voraus.

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86 | Elternzeit

Liegt eine bisherige Beschäftigung über 32 Wochenstunden vor und


soll die Stundenanzahl reduziert werden, dann gelten folgende Regeln
des § 15 Abs. 7 BEEG, dessen Voraussetzungen erfüllt sein müssen:
■■ Der Arbeitgeber beschäftigt, unabhängig von der Anzahl der Per-
sonen in Berufsbildung, in der Regel mehr als 15 Arbeitnehmer und
Arbeitnehmerinnen,
■■ das Arbeitsverhältnis in demselben Betrieb oder Unternehmen be-
steht ohne Unterbrechung länger als sechs Monate,
4 ■■ die vertraglich vereinbarte regelmäßige Arbeitszeit soll für min-
destens zwei Monate auf einen Umfang von nicht weniger als 15
und nicht mehr als 32 Wochenstunden im Durchschnitt des Monats
verringert werden,
■■ dem Anspruch stehen keine dringenden betrieblichen Gründe ent-
gegen, und
■■ der Anspruch auf Teilzeit wurde dem Arbeitgeber form- und frist-
gerecht mitgeteilt.
Für den Antrag gelten neben dem Formerfordernis der Schriftlichkeit
die gleichen Fristen wie bei der Anmeldung der Elternzeit:
■■ vor dem 3. Geburtstag des Kindes: sieben Wochen vor Tätigkeits-
beginn
■■ vom 3. Geburtstag bis zum Tag vor dem 8. Geburtstag des Kindes:
dreizehn Wochen
Der Antrag muss den Beginn und den Umfang der verringerten Arbeits-
zeit enthalten. Die gewünschte Verteilung der verringerten Arbeitszeit
soll im Antrag angegeben werden.
Auch für die Ablehnung des Arbeitgebers gibt es Fristen:
■■ vor dem 3. Geburtstag des Kindes: vier Wochen
■■ vom 3. Geburtstag bis zum Tag vor dem 8. Geburtstag des Kindes:
acht Wochen
Reagiert der Arbeitgeber nicht oder nicht fristgerecht, so gilt die Zu-
stimmung als erteilt (Genehmigungsfiktion) und die Verringerung der
Arbeitszeit entsprechend den Wünschen der Arbeitnehmerin oder des
Arbeitnehmers als festgelegt.
Die Ablehnung des Elternteilzeitantrags des Arbeitnehmers muss
unter Einhaltung der Schriftform des § 126 Abs. 1 BGB (Unterzeichnung

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Teilzeitarbeit in Elternzeit | 87

durch eigenhändige Namensunterschrift oder mittels notariell beglau-


bigten Handzeichens) erfolgen. In seinem Ablehnungsschreiben hat der
Arbeitgeber den wesentlichen Kern der betrieblichen Hinderungsgrün-
de zu benennen. Er muss die Tatsachen mitteilen, die für die Ablehnung
maßgeblich sind. Es bedarf dazu aber weder einer „schlüssigen“ noch
einer „substantiierten“ Darlegung (vgl. Urteil des BAG vom 11.12.2018
– 9 AZR 298/18).
Haben Arbeitgeber und Arbeitnehmerin oder Arbeitnehmer über die
4
Verteilung der Arbeitszeit kein Einvernehmen erzielt und hat der Ar-
beitgeber nicht innerhalb der genannten Fristen die gewünschte Ver-
teilung schriftlich abgelehnt, gilt die Verteilung der Arbeitszeit ent-
sprechend den Wünschen der Arbeitnehmerin oder des Arbeitnehmers
als festgelegt.
Soweit der Arbeitgeber den Antrag auf Verringerung oder Verteilung
der Arbeitszeit rechtzeitig ablehnt, kann die Arbeitnehmerin oder der
Arbeitnehmer Klage vor dem Gericht für Arbeitssachen erheben.

Praxis-Tipp:
Wenn Sie vorhaben, während der Elternzeit oder zu einem späteren Zeitpunkt
in Teilzeit zu arbeiten, sollten Sie dies dem Unternehmen schon bei der An-
meldung der Elternzeit signalisieren. Außerdem empfiehlt es sich, Vorschläge
zum Zeitpunkt und der Lage der Arbeitszeit zu unterbreiten. So kann sich der
Arbeitgeber in Ruhe auf die Situation einstellen und man vermeidet damit
eventuell unnötige Konflikte.

Teilzeitarbeit bei einem anderen Arbeitgeber, selbstständige


Tätigkeit
Teilzeitarbeit bei einem anderen Arbeitgeber oder selbstständige Tä-
tigkeit bedürfen der Zustimmung des Arbeitgebers. Dieser kann sie
nur innerhalb von vier Wochen aus dringenden betrieblichen Gründen
schriftlich ablehnen.

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88 | Elternzeit

Beispiel:
Wegen der Weigerung der Arbeitnehmerin, bei ihrem Arbeitgeber an-
stelle für das andere Unternehmen tätig zu sein, muss dieser jetzt eine
Ersatzkraft einstellen.

Lehnt der Arbeitgeber die Zustimmung zur Aufnahme einer Teilzeit-


beschäftigung ohne Begründung ab, hat dies keinerlei Wirkung. Dies
4 bedeutet, dass die Arbeitnehmerin die Beschäftigung bei einem ande-
ren Arbeitgeber aufnehmen kann.
Denn auch hier gilt: Beantragt der Arbeitnehmer beim Arbeitgeber
ordnungsgemäß die Zustimmung zur Aufnahme einer Teilzeitarbeit
während der Elternzeit bei einem anderen Arbeitgeber, kann der Ar-
beitgeber die Zustimmung nur innerhalb von vier Wochen aus drin-
genden betrieblichen Gründen schriftlich ablehnen. Erklärt er sich
nicht frist- oder formgerecht, entfällt das Zustimmungserfordernis mit
Ablauf der gesetzlichen Frist (Urteil des BAG vom 11.12.2018 – 9 AZR
298/1). Voraussetzung ist aber, dass der Arbeitgeber die Gründe nicht
bis zum Ablauf der Frist von vier Wochen „nachschiebt“ (danach darf
er keine neuen Argumente vorbringen – auch nicht in einem etwaigen
Arbeitsgerichtsverfahren –, weil sonst die 4-Wochen-Frist ins „Unend-
liche“ gezogen werden könnte).

Kündigungsschutz in der Elternzeit


Bei der Elternzeit ist der Kündigungsschutz nach § 18 BEEG dem § 17
MuSchG nachgebildet (siehe Kapitel 1). Es gilt ein Kündigungsverbot
mit Erlaubnisvorbehalt, das gleichermaßen zugunsten von Frauen und
Männern gilt.

Praxis-Tipp:
Wechseln sich die Eltern bei der Elternzeit ab, gilt der Kündigungsschutz
für den Elternteil, der sich gerade in der Elternzeit befindet. Deshalb haben
selbstverständlich auch Väter einen Kündigungsschutz während ihrer Eltern-
zeit.

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Kündigungsschutz in der Elternzeit | 89

Während der Elternzeit darf also der Arbeitgeber das Arbeitsverhältnis


nicht kündigen. Nur in besonderen Fällen kann ausnahmsweise eine
Kündigung für zulässig erklärt werden. Die Zulässigkeitserklärung
erfolgt durch die für den Arbeitsschutz zuständige oberste Landes-
behörde oder die von ihr bestimmte Stelle, also die gleiche Behörde wie
im Mutterschutzrecht. Die Aufsichtsbehörde erkennt die Zulässigkeit
der Kündigung in der Regel nur an, wenn beispielsweise der Betrieb
eingestellt wird oder seine Existenz gefährdet ist.
4
Die Kündigungsverbote nach § 17 MuSchG und § 18 BEEG bestehen
nebeneinander, sodass ggf. die Zulässigkeitserklärung der Arbeits-
schutzbehörde nach beiden Vorschriften erforderlich ist.
Der Kündigungsschutz beginnt
■■ frühestens acht Wochen vor Beginn einer Elternzeit bis zum dritten
Geburtstag des Kindes und
■■ frühestens 14 Wochen vor Beginn einer Elternzeit zwischen dem
dritten Geburtstag und dem achten Geburtstag des Kindes.

Beispiel:
Sollte die Elternzeit erst am 01.06. beginnen, wurde dies aber bereits am
05.04. beantragt, kann der Arbeitgeber bis zum 05.04. eine Kündigung
aussprechen. Die letzten acht Wochen vor Beginn der Elternzeit beginnen
am 06.04.

Der Kündigungsschutz gilt auch dann, wenn während der Elternzeit in


Teilzeit gearbeitet wird.

Wichtig: Nach herrschender Rechtsauffassung gilt die Kündigungsschutz-


regelung nach § 18 Abs. 2 BEEG nicht bei einer Teilzeittätigkeit für andere
Arbeitgeber. Leistet eine Arbeitnehmerin bzw. ein Arbeitnehmer während
der Elternzeit Arbeitsleistungen bei einem anderen Arbeitgeber, erfolgt
dies regelmäßig auf der Grundlage eines eigenständigen Arbeitsvertrags.
Für diesen gelten dann die allgemeinen Regelungen des Arbeitsrechts
und damit – soweit vertraglich nicht anders vereinbart – die gesetzlichen
Kündigungsfristen des § 622 BGB.

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90 | Elternzeit

Adressen der für den Kündigungsschutz zuständigen Behörden finden


Sie in Kapitel 10.

Praxis-Tipp:
Der Arbeitnehmer selbst kann das Arbeitsverhältnis zum Ende der Elternzeit
nur unter Einhaltung einer Kündigungsfrist von drei Monaten kündigen (§ 19
BEEG).

4
Wiedereinstieg nach der Elternzeit
Mit Ablauf der Elternzeit leben die Leistungspflichten aus dem Arbeits-
vertrag wieder in vollem Umfang wieder auf. Der Arbeitnehmer oder die
Arbeitnehmerin schuldet dem Arbeitgeber wieder die Arbeitsleistung
wie im Vertrag vereinbart.
Er oder sie hat jedoch keinen Anspruch auf seinen/ihren alten Ar-
beitsplatz, es besteht lediglich Anspruch darauf, entsprechend den
Abmachungen im Arbeitsvertrag beschäftigt zu werden. Im Rahmen
seines Gestaltungsrechts (sog. Direktionsrechts) kann der Arbeitgeber
den/die Beschäftigten auf allen Arbeitsplätzen einsetzen, auf denen er/
sie die arbeitsvertraglich vereinbarte Leistung erbringen kann und der
dem bisherigen Arbeitsplatz entspricht („gleichwertiger Arbeitsplatz“).
Auch ein Anspruch auf Umwandlung eines Vollzeitarbeitsplatzes in
einen Teilzeitarbeitsplatz besteht nicht. Das gilt auch, wenn während
der Elternzeit in Teilzeit gearbeitet wurde.
Befristete Arbeitsverhältnisse enden zum vereinbarten Beendigungs-
zeitpunkt. Die Elternzeit verlängern den Befristungszeitraum nicht.
Ausnahme: Berufsausbildungsverhältnisse verlängern sich hingegen
automatisch um die Zeit der Elternzeit (§ 20 Abs. 1 Satz 2 BEEG).

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5.
Elterngeld

Berechtigter Personenkreis........................................................... 92
Dauer des Anspruchs auf Elterngeld.............................................. 95
Höhe des Elterngelds..................................................................... 99
Elterngeldstellen............................................................................ 106 5
Landeserziehungsgeld................................................................... 108
Sonderregelungen aus Anlass der COVID-19-Pandemie............... 111

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92 | Elterngeld

Berechtigter Personenkreis
Unerheblich für den Anspruch auf Elterngeld ist, ob Elternzeit besteht
oder nicht. Auch die Arbeitnehmereigenschaft ist hier nicht ausschlag-
gebend. Elterngeld kann daher bei Vorliegen der Voraussetzungen
auch an Beamtinnen und Beamte und Selbstständige gezahlt werden.
Gleiches gilt für Auszubildende, Schüler/innen und Studierende, un-
abhängig davon, ob sie ihre Ausbildung unterbrechen.
Der Elterngeldanspruch ist auch nicht vom Geschlecht abhängig.
Keinen Anspruch auf Elterngeld haben Paare, die im Kalenderjahr vor
5
der Geburt ihres Kindes gemeinsam ein zu versteuerndes Einkommen
ab 300.000 Euro (ab 01.09.2021; bis 31.08.2021 waren es 500.000 Euro).
Für Alleinerziehende liegt die Einkommensgrenze bei 250.000 Euro.
Anspruch auf Elterngeld hat, wer
■■ einen Wohnsitz oder seinen gewöhnlichen Aufenthalt in Deutsch-
land hat,
■■ mit seinem Kind in einem Haushalt lebt (siehe dazu aber gleich
unten),
■■ dieses Kind selbst betreut und erzieht und
■■ keine bzw. nur eine eingeschränkte Erwerbstätigkeit bis zu 32 Wo-
chenstunden ausübt.
Wer nicht in Deutschland wohnt, kann nach § 1 Abs. 2 BEEG dennoch
Anspruch auf Elterngeld haben, wenn er/sie
■■ von seinem deutschen Arbeitgeber ins Ausland entsandt wurde,
■■ als Entwicklungshelfer tätig ist oder
■■ in einer zwischen- oder überstaatlichen Einrichtung tätig ist.
Ausschlaggebend ist hier, dass der Auslandsaufenthalt vorübergehend,
also nicht länger als die erforderliche Zeit zur Erfüllung der Aufgaben,
sein muss. Diese Regelung gilt auch für den mit dem Entsandten in
einem Haushalt lebenden Ehegatten oder (gleichgeschlechtlichen)
Lebenspartner.
Wie gerade dargestellt, ist eine Anspruchsvoraussetzung, dass der/die
Berechtigte mit „seinem/ihrem Kind“ in einem Haushalt lebt. Es muss
sich bei dem Kind also dem Wortlaut des Gesetzes folgend grundsätz-
lich um das eigene Kind handeln (leibliches Kind). In § 1 Abs. 3 BEEG

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Berechtigter Personenkreis | 93

werden aber Ausnahmen definiert, bei denen von einer verfestigten


familiären Bindung ausgegangen werden kann, die zu einem Eltern-
geldanspruch führt:
■■ Kinder, die adoptiert werden sollen (Adoptiveltern)
■■ Kinder des Ehe- oder Lebenspartners, die im Haushalt aufgenom-
men wurden (Stiefeltern)
■■ Kinder, bei denen die Anerkennung einer Vaterschaft bzw. über die
vom Kindesvater beantragte Vaterschaftsfeststellung noch nicht
wirksam entschieden worden ist

Wichtig: Für diese Kinder sind die Vorschriften des Bundeselterngeld- 5


und Elternzeitgesetzes mit der Maßgabe anzuwenden, dass statt des
Zeitpunktes der Geburt der Zeitpunkt der Aufnahme des Kindes bei der
berechtigten Person maßgeblich ist.

Der Anspruch auf Elterngeld bleibt unberührt, wenn die Betreuung


und Erziehung des Kindes aus einem wichtigen Grund nicht sofort
aufgenommen werden kann oder wenn sie unterbrochen werden muss.
Eine weitere Ausnahme sind Härtefälle: Können die Eltern wegen
einer schweren Krankheit, Schwerbehinderung oder Tod ihr Kind nicht
betreuen, haben Verwandte bis zum dritten Grad (Großeltern, Onkel
oder Tante) und deren Ehegatten oder Lebenspartner Anspruch auf
Elterngeld (§ 1 Abs. 4 BEEG). Neben den oben genannten Voraussetzun-
gen in Bezug auf Wohnsitz, Betreuung des Kindes und Erwerbstätigkeit
ist hier ausschlaggebend, dass kein anderer Berechtigter Anspruch auf
Elterngeld erhebt.
Erfüllen beide Ehegatten bzw. Lebenspartner die Anspruchsvoraus-
setzungen, wird das Elterngeld in der Regel demjenigen gewährt,
den sie zum Berechtigten bestimmen. Das insgesamt für höchstens
14 Monate zu gewährende Elterngeld kann von den Eltern gleichzeitig
bezogen werden.

Zulässige Teilzeitarbeit
Wie gerade dargestellt, ist eine Anspruchsvoraussetzung für das El-
terngeld, dass keine oder keine volle Erwerbstätigkeit ausgeübt wird.

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94 | Elterngeld

Eine Person ist nicht voll erwerbstätig,


■■ wenn ihre Arbeitszeit 32 Wochenstunden (bis 31.08.2021: 30 Wo-
chenstunden) im Durchschnitt des Monats nicht übersteigt,
■■ sie eine Beschäftigung zur Berufsbildung ausübt oder
■■ sie eine geeignete Tagespflegeperson im Sinne des SGB VIII ist und
nicht mehr als fünf Kinder in Tagespflege betreut (Tagesmutter/-
vater).

Praxis-Tipp:
Die neue Regelung zum 01.09.2021 gilt sowohl für Arbeitnehmer als auch für
5 Selbstständige und mithelfende Familienangehörige.

Der Nachweis der zulässigen Teilzeitarbeit kann bei Arbeitnehmern


durch die Vorlage des Arbeitsvertrags erbracht werden. Selbstständige
und mithelfende Familienangehörige müssen erklären, welche Maß-
nahmen sie getroffen haben, um die Einschränkung ihrer Tätigkeit auf-
zufangen. Dazu gehört beispielsweise das Einstellen einer Ersatzkraft
oder die Übertragung von Aufgaben auf andere Mitarbeiter.
Das Einkommen aus der Teilzeitarbeit wird mitberücksichtigt, wenn
es um die Höhe des Elterngeldes geht. Bei Aufnahme einer Teilzeit-
beschäftigung wird das Elterngeld somit neu berechnet.

Anspruch bei Arbeitslosigkeit


Auch Bezieher von Arbeitslosengeld I haben einen Anspruch auf Eltern-
geld. Hierfür kann man während des Elterngeldbezuges entweder den
Anspruch auf Arbeitslosengeld I ruhen lassen oder beides gleichzeitig,
also Arbeitslosengeld I und Elterngeld, beziehen.

Anspruch auf Arbeitslosengeld I ruhen lassen


Bei der Arbeitsagentur wird zwar die Arbeitslosigkeit gemeldet, die An-
sprüche werden aber für den Zeitraum des Elterngeldbezuges zurück-
gestellt. Nach dem Ende des Elterngeldbezuges wird dann Arbeits-
losengeld I ausgezahlt.

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Dauer des Anspruchs auf Elterngeld | 95

Wichtig: Diese Möglichkeit lohnt sich vor allem, wenn die Arbeitslosigkeit
erst kurz vor der Geburt des Kindes eingetreten ist. Denn: Die Höhe des
Elterngeldes wird aus dem durchschnittlichen Einkommen der letzten
zwölf Monate errechnet (siehe ausführlicher dazu auf S. 99). Monate,
in denen Lohnersatzleistungen gezahlt werden – dazu gehört auch der
Bezug von Arbeitslosengeld –, werden mit null Euro berücksichtigt.

Arbeitslosengeld I und Elterngeld gleichzeitig beziehen


Es ist möglich, gleichzeitig Arbeitslosengeld I und Elterngeld zu bezie-
hen. Bis auf einen Freibetrag von 300 Euro monatlich wird das Eltern- 5
geld jedoch auf das Arbeitslosengeld angerechnet. In der Praxis heißt
das: Zusätzlich zum Arbeitsgeld erhält man 300 Euro Elterngeld.

Praxis-Tipp:
Lassen Sie sich im Falle der Arbeitslosigkeit unbedingt von der Elterngeld-
stelle oder für Sie zuständigen Agentur für Arbeit beraten, welche Variante
für Sie die „günstigere“ ist.

Dauer des Anspruchs auf Elterngeld


Basiselterngeld
Elterngeld kann in der Zeit vom Tag der Geburt bis zur Vollendung
des 14. Lebensmonats des Kindes bezogen werden. In einigen Bundes-
ländern können noch zusätzliche Leistungen bezogen werden, vgl.
hierzu Seite 108.
Elterngeld wird in Monatsbeträgen für Lebensmonate des Kindes
gezahlt. Der Anspruch endet mit dem Ablauf des Monats, in dem eine
Anspruchsvoraussetzung entfallen ist. Die Eltern können die jeweiligen
Monatsbeträge abwechselnd oder gleichzeitig beziehen.

Zusätzliche Elterngeldmonate bei Frühgeborenen


Zum 01.09.2021 wurden die Bezugszeiten für das Basiselterngeld bei
Frühgeborenen erweitert. Ab diesem Stichtag gelten folgende Regelun-
gen:

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96 | Elterngeld

■■ mindestens sechs Wochen vor dem voraussichtlichen Tag der Ent-


bindung geboren: 13 Monate Basiselterngeld
■■ mindestens acht Wochen vor dem voraussichtlichen Tag der Ent-
bindung geboren: 14 Monate Basiselterngeld
■■ mindestens zwölf Wochen vor dem voraussichtlichen Tag der Ent-
bindung geboren: 15 Monate Basiselterngeld
■■ mindestens sechzehn Wochen vor dem voraussichtlichen Tag der
Entbindung geboren: 16 Monate Basiselterngeld.
Für die Berechnung des Zeitraums zwischen dem voraussichtlichen
Tag der Entbindung und dem tatsächlichen Tag der Geburt ist der
5 voraussichtliche Tag der Entbindung maßgeblich, wie er sich aus dem
ärztlichen Zeugnis oder dem Zeugnis einer Hebamme oder eines Ent-
bindungspflegers ergibt.

ElterngeldPlus
Seit 01.01.2015 gibt es das ElterngeldPlus. ElterngeldPlus kann bis zur
Vollendung des 32. Lebensmonats bezogen werden, solange es ab dem
15. Lebensmonat in aufeinanderfolgenden Lebensmonaten von zu-
mindest einem Elternteil in Anspruch genommen wird. Für angenom-
mene Kinder kann Elterngeld ab Aufnahme bei der berechtigten Per-
son längstens bis zur Vollendung des achten Lebensjahres des Kindes
bezogen werden.
Statt für einen Monat Elterngeld zu beanspruchen, kann die berech-
tigte Person jeweils zwei Monate lang ein Elterngeld beziehen, das sog.
ElterngeldPlus. Das Elterngeld Plus beträgt monatlich höchstens die
Hälfte des Basiselterngeldes, das der berechtigten Person zustünde,
wenn sie während des Elterngeldbezugs keine Einnahmen hätte oder
hat. Für die Berechnung des ElterngeldPlus halbieren sich:
■■ der Mindestbetrag für das Elterngeld (300 Euro),
■■ der Mindestgeschwisterbonus,
■■ der Mehrlingszuschlag sowie
■■ die von der Anrechnung freigestellten Elterngeldbeträge (je Kind
300 Euro).
Die Eltern haben gemeinsam Anspruch auf zwölf Monatsbeträge Basis-
elterngeld. Erfolgt für zwei Monate eine Minderung des Einkommens

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Dauer des Anspruchs auf Elterngeld | 97

aus Erwerbstätigkeit, können sie für zwei weitere Monate Basiseltern-


geld beanspruchen (Partnermonate).

Partnerschaftsbonus
Wenn beide Elternteile in vier aufeinanderfolgenden Lebensmonaten
gleichzeitig
■■ nicht weniger als 24 und nicht mehr als 32 Wochenstunden im
Durchschnitt des Monats erwerbstätig sind und
■■ die übrigen Voraussetzungen für Elterngeld erfüllen,
hat jeder Elternteil für diese Monate Anspruch auf vier weitere Monats-
beträge ElterngeldPlus (Partnerschaftsbonus). 5
Die Eltern haben je Elternteil Anspruch auf höchstens vier Monats-
beträge Partnerschaftsbonus. Sie können den Partnerschaftsbonus nur
beziehen, wenn sie ihn jeweils für mindestens zwei Lebensmonate in
Anspruch nehmen.
Die Eltern können den Partnerschaftsbonus nur gleichzeitig und in
aufeinanderfolgenden Lebensmonaten beziehen.
Treten während des Bezugs des Partnerschaftsbonus die Voraus-
setzungen für einen alleinigen Bezug von Elterngeld ein, so kann der
Bezug durch einen Elternteil unter bestimmten Voraussetzungen fort-
geführt werden.
Das Erfordernis des Bezugs in aufeinanderfolgenden Lebensmonaten
gilt auch dann als erfüllt, wenn sich während des Bezugs oder nach
dem Ende des Bezugs herausstellt, dass die Voraussetzungen für den
Partnerschaftsbonus nicht in allen Lebensmonaten, für die der Part-
nerschaftsbonus beantragt wurde, vorliegen oder vorlagen.

Alleiniger Bezug durch einen Elternteil


Ein Elternteil kann abweichend zusätzlich auch das Elterngeld für die
Partnermonate beziehen, wenn das Einkommen aus Erwerbstätigkeit
für zwei Lebensmonate gemindert ist
und
1. bei diesem Elternteil die Voraussetzungen für den einkommen-
steuerrechtlichen Entlastungsbetrag für Alleinerziehende (§ 24b

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98 | Elterngeld

Absatz 1 und 3 EStG) vorliegen und der andere Elternteil weder mit
ihm noch mit dem Kind in einer Wohnung lebt,
2. mit der Betreuung durch den anderen Elternteil eine Gefährdung
des Kindeswohls im Sinne von § 1666 Absatz 1 und 2 des Bürger-
lichen Gesetzbuchs verbunden wäre oder
3. die Betreuung durch den anderen Elternteil unmöglich ist, ins-
besondere, weil er wegen einer schweren Krankheit oder einer
Schwerbehinderung sein Kind nicht betreuen kann; für die Fest-
stellung der Unmöglichkeit der Betreuung bleiben wirtschaftliche
Gründe und Gründe einer Verhinderung wegen anderweitiger Tätig-
5 keiten außer Betracht.
Liegt eine der drei genannten Voraussetzungen vor, so hat ein Eltern-
teil, der in mindestens zwei bis höchstens vier aufeinanderfolgenden
Lebensmonaten nicht weniger als 24 und nicht mehr als 32 Wochen-
stunden im Durchschnitt des Lebensmonats erwerbstätig ist, für diese
Lebensmonate Anspruch auf zusätzliche Monatsbeträge Elterngeld-
Plus.
Ein Elternteil kann höchstens zwölf Monatsbeträge Basiselterngeld
zuzüglich der vier zustehenden Monatsbeträge ElterngeldPlus bezie-
hen. Er kann Elterngeld nur beziehen, wenn er es mindestens für zwei
Monate in Anspruch nimmt.
Lebensmonate des Kindes, in denen einem Elternteil anzurechnende
Leistungen oder nach § 192 Absatz 5 Satz 2 des Versicherungsvertrags-
gesetzes Versicherungsleistungen zustehen, gelten als Monate, für die
dieser Elternteil Elterngeld bezieht.
Ein Elternteil kann abweichend zusätzlich auch die weiteren Monats-
beträge Elterngeld beziehen, wenn für zwei Monate eine Minderung des
Einkommens aus Erwerbstätigkeit erfolgt, und wenn
■■ bei ihm die Voraussetzungen für den Entlastungsbetrag für Allein-
erziehende nach dem Einkommensteuergesetz vorliegt und der an-
dere Elternteil weder mit ihm noch mit dem Kind in einer Wohnung
lebt,
■■ mit der Betreuung durch den anderen Elternteil eine Gefährdung
des Kindeswohls im Sinne des Bürgerlichen Gesetzbuchs verbunden
wäre oder

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Höhe des Elterngelds | 99

■■ die Betreuung durch den anderen Elternteil unmöglich ist, ins-


besondere, weil er wegen einer schweren Krankheit oder Schwer-
behinderung sein Kind nicht betreuen kann; für die Feststellung
der Unmöglichkeit der Betreuung bleiben wirtschaftliche Gründe
und Gründe einer Verhinderung wegen anderweitiger Tätigkeiten
außer Betracht.
Ist ein Elternteil in vier aufeinanderfolgenden Lebensmonaten nicht
weniger als 25 und nicht mehr als 32 Wochenstunden im Durchschnitt
des Monats erwerbstätig, kann er für diese Monate vier weitere Monats-
beträge ElterngeldPlus beziehen.
5
Höhe des Elterngelds
Elterngeld wird in Höhe von 67 Prozent des Einkommens aus Erwerbs-
tätigkeit vor der Geburt des Kindes gewährt. Es wird bis zu einem
Höchstbetrag von 1.800 Euro monatlich für volle Monate gezahlt, in
denen die berechtigte Person kein Einkommen aus Erwerbstätigkeit
hat.
Elterngeld wird mindestens in Höhe von 300 Euro gezahlt. Dies gilt
auch, wenn die berechtigte Person vor der Geburt des Kindes kein Ein-
kommen aus Erwerbstätigkeit hat.
Für die Ermittlung des Einkommens aus nichtselbstständiger Er-
werbstätigkeit (z. B. Arbeitnehmer) vor der Geburt sind die zwölf Ka-
lendermonate vor dem Monat der Geburt des Kindes maßgeblich.

Beispiel:
Ein Kind wird am 05.06.2021 geboren. Heranzuziehen sind die Monate
Juni 2020 bis Mai 2021.

Bei der Bestimmung des Bemessungszeitraums bleiben Kalendermona-


te unberücksichtigt, in denen die berechtigte Person
■■ im Zeitraum nach § 4 Absatz 1 Satz 1 Elterngeld für ein älteres Kind
bezogen hat,
■■ während der Schutzfristen nach § 3 des Mutterschutzgesetzes nicht
beschäftigt werden durfte oder Mutterschaftsgeld bezogen hat,

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100 | Elterngeld

■■ eine Krankheit hatte, die maßgeblich durch eine Schwangerschaft


bedingt war und dadurch ein geringeres Einkommen aus Erwerbs-
tätigkeit hatte.
Besondere Bedeutung hat diese Regelung bei Berechnung des Eltern-
geldes für ein weiteres Kind.

Beispiel:
Eine Arbeitnehmerin entbindet im Juni 2019 und beantragt für zwei Jahre
Elternzeit. Als sie im Juni 2021 wieder die Arbeit aufnimmt, ist sie erneut
schwanger. Das zweite Kind wird im Oktober 2021 geboren.
5 Hier werden zunächst die Monate vor der zweiten Geburt des Kindes
herangezogen (Juni bis September 2021). Da für die Bemessung zwölf
Monate heranzuziehen sind, fehlen acht Monate. Hier werden die recht-
lichen acht Monate in die Zeit vor Beginn des Elterngeldbezugs für das
erste Kind verschoben.

Besonderheiten bestehen für Selbstständige. Hier sind die jeweiligen


steuerlichen Gewinnermittlungszeiträume maßgeblich, die dem letzten
abgeschlossenen steuerlichen Veranlagungszeitraum vor der Geburt
des Kindes zugrunde liegen.

Wichtig: Elterngeld wird bis zu einem Höchstbetrag von 1.800 Euro


monatlich für volle Monate gezahlt, in denen die berechtigte Person kein
Einkommen aus Erwerbstätigkeit hat.

Beispiel:
Eine Arbeitnehmerin, die Elterngeld beantragt hat, erzielte in den letzten
zwölf Monaten vor der Geburt ihres Kindes ein zu berücksichtigendes
monatliches Einkommen von 3.000 Euro.
Ergebnis: 67 Prozent von 3.000 Euro belaufen sich auf 2.010 Euro. Da das
Elterngeld aber höchstens in Höhe von 1.800 Euro im Monat gezahlt wird,
wird dieser Betrag monatlich an die Frau gezahlt.

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Höhe des Elterngelds | 101

Wichtig: In den Fällen, in denen das Einkommen aus Erwerbstätigkeit vor


der Geburt geringer als 1.000 Euro war, erhöht sich der Prozentsatz von
67 Prozent um 0,1 Prozentpunkte für je 2 Euro, um die dieses Einkommen
den Betrag von 1.000 Euro unterschreitet, auf bis zu 100 Prozent. In den
Fällen, in denen das Einkommen aus Erwerbstätigkeit vor der Geburt
höher als 1.200 Euro war, sinkt der Prozentsatz von 67 Prozent um
0,1 Prozentpunkte für je 2 Euro, um die dieses Einkommen den Betrag
von 1.200 Euro überschreitet, auf bis zu 65 Prozent.

Beispiel:
5
Eine Arbeitnehmerin erzielt ein durchschnittliches monatliches Entgelt
von 900 Euro.
Ergebnis: Das Entgelt liegt damit um 100 Euro unter dem Grenzwert von
1.000 Euro. Das bedeutet, dass 50 × 2 Euro zu berücksichtigen sind. 50 ×
0,1 % = 5 %. Deshalb sind statt 67 % nunmehr 72 % zu berücksichtigen.
Der Frau sind demnach 648 Euro (72 % von 900 Euro) monatlich aus-
zuzahlen.

Elterngeld und Einkommen


Für Monate nach der Geburt des Kindes, in denen die berechtigte Per-
son ein Einkommen aus Erwerbstätigkeit hat, das durchschnittlich
geringer ist als das Einkommen aus Erwerbstätigkeit vor der Geburt,
wird Elterngeld in Höhe des maßgeblichen Prozentsatzes des Unter-
schiedsbetrages dieser Einkommen aus Erwerbstätigkeit gezahlt.
Als Einkommen aus Erwerbstätigkeit vor der Geburt ist dabei höchs-
tens der Betrag von 2.770 Euro anzusetzen. Der Unterschiedsbetrag ist
für das Einkommen aus Erwerbstätigkeit in Monaten, in denen die be-
rechtigte Person Basiselterngeld in Anspruch nimmt, und in Monaten,
in denen sie ElterngeldPlus in Anspruch nimmt, getrennt zu berechnen.

Beispiel:
Eine Frau entbindet im Mai 2021. In den letzten zwölf Monaten vor dem
Monat der Geburt des Kindes (Zeitraum Mai 2020 bis April 2021) erzielte
sie ein durchschnittliches Einkommen von 3.000 Euro. Im September

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102 | Elterngeld

und Oktober 2021 hat sie in ihrer Firma ausgeholfen und erzielte ein
monatliches Einkommen von 1.700 Euro.
Ergebnis: Als durchschnittliches Einkommen vor der Geburt des Kindes
sind monatlich 2.770 Euro zu berücksichtigen. Diesen sind die tatsäch-
lich erzielten 1.700 Euro gegenüberzustellen. Die Differenz beträgt
1.070 Euro. Hieraus sind 67 % an Elterngeld zu zahlen. Das ergibt einen
monatlichen Betrag von 716,90 Euro.

Geschwisterbonus
5 Lebt die berechtigte Person in einem Haushalt mit
■■ zwei Kindern, die noch nicht drei Jahre alt sind, oder
■■ drei oder mehr Kindern, die noch nicht sechs Jahre alt sind,
wird das Elterngeld um 10 Prozent, mindestens jedoch um 75 Euro
erhöht (Geschwisterbonus).
Zu berücksichtigen sind alle Kinder, für die die berechtigte Person die
Voraussetzungen des Anspruchs auf Elterngeld erfüllt und für die sich
das Elterngeld nicht aufgrund einer Mehrlingsgeburt erhöht.

Beispiel:
Eine Frau bezieht Elterngeld in Höhe von 1.500 Euro im Monat. Sie hat
außer dem Kind, das der Grund für den Elterngeldbezug ist, noch zwei
weitere Kinder, insgesamt lebt sie also mit drei Kindern in einem Haus-
halt. Alle Kinder haben das 6. Lebensjahr noch nicht vollendet.
Ergebnis: Das Elterngeld der Frau erhöht sich um 10 Prozent, das heißt
um 150 Euro im Monat und beträgt insgesamt 1.650 Euro.

Hat sich nach den obigen Regelungen das Elterngeld erhöht, endet der
Anspruch auf den Erhöhungsbetrag mit dem Ablauf des Monats, in dem
eine der aufgeführten Anspruchsvoraussetzungen entfallen ist.

Mehrlingsgeburt
Bei Mehrlingsgeburten erhöht sich das Elterngeld um je 300 Euro für
das zweite und jedes weitere Kind (Mehrlingszuschlag). Dies gilt auch,
wenn ein Geschwisterbonus gezahlt wird.

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Höhe des Elterngelds | 103

Geschwisterbonus und Mehrlingszuschlag

Berechtigte Person lebt


in einem Haushalt mit


zwei Kindern  die noch nicht drei Jahre alt sind


oder


drei und mehr Kindern  die noch nicht sechs Jahre alt sind

Erhöhung des 5
Elterngelds
um 10%


mindestens um
75 Euro


kein Mehrlings-
Voraussetzungen 
zuschlag

Elterngeld erhöht sich um je


Mehrlingsgeburten  300 Euro für das zweite
und jedes weitere Kind


gilt auch, wenn ein Geschwister-


bonus gezahlt wird

Welches Einkommen wird berücksichtigt?


Als Einkommen aus nichtselbstständiger Arbeit ist das um die Steuern
und Sozialabgaben verminderte Bruttoarbeitsentgelt zu berücksichti-
gen. Die abzuziehenden Steuern und Sozialabgaben werden anhand von
Pauschalen berücksichtigt.
Als Abzüge für Steuern sind Beträge zu berücksichtigen:
■■ die Einkommensteuer
■■ der Solidaritätszuschlag

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104 | Elterngeld

■■ die Kirchensteuer (wenn die berechtigte Person kirchensteuer-


pflichtig ist)
Die Abzüge für Steuern werden einheitlich für Einkommen aus nicht-
selbstständiger und selbstständiger Erwerbstätigkeit auf Grundlage
einer maschinellen Berechnung ermittelt.
Sonderregelungen gelten für Einkommen aus Gewerbebetrieben und
selbstständiger Arbeit sowie bei Einkommen aus Land- und Forstwirt-
schaft. Danach gilt folgende Regelung:
Die monatlich durchschnittlich zu berücksichtigende Summe der po-
sitiven Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft, Gewerbebetrieb und
5 selbstständiger Arbeit (Gewinneinkünfte), vermindert um die Abzüge
für Steuern und Sozialabgaben, ergibt das Einkommen aus selbst-
ständiger Erwerbstätigkeit.
Bei der Ermittlung der im Bemessungszeitraum zu berücksichtigen-
den Gewinneinkünfte sind die entsprechenden im Einkommensteuer-
bescheid ausgewiesenen Gewinne anzusetzen.
Als Abzüge für Sozialabgaben sind Beträge für die gesetzliche Sozial-
versicherung oder für eine vergleichbare Einrichtung sowie für die
Arbeitsförderung zu berücksichtigen. Die Abzüge für Sozialabgaben
werden einheitlich für Einkommen aus nichtselbstständiger und selbst-
ständiger Erwerbstätigkeit anhand folgender Beitragssatzpauschalen
ermittelt:
■■ 9 Prozent für die Kranken- und Pflegeversicherung, falls die be-
rechtigte Person in der gesetzlichen Krankenversicherung ver-
sicherungspflichtig gewesen ist,
■■ 10 Prozent für die Rentenversicherung, falls die berechtigte Person
in der gesetzlichen Rentenversicherung oder einer vergleichbaren
Einrichtung versicherungspflichtig gewesen ist, und
■■ 2 Prozent für die Arbeitsförderung, falls die berechtigte Person in
der Arbeitslosenversicherung versicherungspflichtig gewesen ist.
Bemessungsgrundlage für die Ermittlung der Abzüge für Sozialabgaben
ist die monatlich durchschnittlich zu berücksichtigende Summe der
Einnahmen und der Gewinneinkünfte.
Einnahmen aus geringfügigen Beschäftigungen werden nicht berück-
sichtigt.

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Höhe des Elterngelds | 105

Ein Anspruch entfällt, wenn die berechtigte Person im letzten abge-


schlossenen Veranlagungszeitraum vor der Geburt des Kindes ein zu
versteuerndes Einkommen nach in Höhe von mehr als 250.000 Euro
erzielt hat.
Erfüllt auch eine andere Person die Voraussetzungen für das Eltern-
geld, entfällt der Anspruch, wenn die Summe des zu versteuernden
Einkommens beider Personen mehr als 300.000 Euro beträgt. Bis zum
31.08.2021 betrug die Einkommensgrenze 500.000 Euro und wurde
durch den Gesetzgeber mit dem Zweiten Änderungsgesetz zum Bundes-
elterngeld- und Elternzeitgesetz abgesenkt.
5
Verhältnis zu Mutterschaftsleistungen
Auf das der berechtigten Person zustehende Elterngeld werden Mutter-
schaftsleistungen angerechnet, und zwar in Form
■■ des Mutterschaftsgeldes aus der Krankenversicherung. Dies gilt
nicht für Mutterschaftsgeld, das allein nach dem Mutterschutz-
gesetz in Höhe von höchstens 210 Euro gezahlt wird, oder
■■ des Zuschusses zum Mutterschaftsgeld durch den Arbeitgeber nach
§ 20 des Mutterschutzgesetzes, die der berechtigten Person für die
Zeit ab dem Tag der Geburt des Kindes zustehen.
Stehen der berechtigten Person die Einnahmen nur für einen Teil des
Lebensmonats des Kindes zu, sind sie nur auf den entsprechenden
Teil des Elterngeldes anzurechnen. Für jeden Kalendermonat, in dem
Einnahmen im Bemessungszeitraum bezogen worden sind, wird der
Anrechnungsbetrag um ein Zwölftel gemindert.

Wichtig: Bis zu einem Betrag von 300 Euro ist das Elterngeld von der
Anrechnung frei, soweit nicht Einnahmen aus Mutterschaftsgeld auf das
Elterngeld anzurechnen sind. Dieser Betrag erhöht sich bei Mehrlings-
geburten um je 300 Euro für das zweite und jedes weitere Kind.

Solange kein Antrag z. B. auf Mutterschaftsgeld der Krankenversiche-


rung gestellt wird, ruht der Anspruch auf Elterngeld bis zur möglichen
Höhe der vergleichbaren Leistung, sog. fiktive Anrechnung.

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106 | Elterngeld

Verhältnis zu anderen Sozialleistungen


Nicht angerechnet werden:
■■ Arbeitslosengeld II
■■ Ausbildungsförderung
■■ Sozialhilfe
■■ Wohngeld
■■ Kurzarbeitergeld
■■ Krankengeld
Außerdem wird neben dem Elterngeld Kindergeld gezahlt, soweit An-
5 spruch darauf besteht. Dasselbe gilt für den Kindergeldzuschlag.
Fällt das Einkommen eines Elternteils aus einer Teilzeittätigkeit wäh-
rend des Bezugs von ElterngeldPlus krankheitsbedingt weg, wird das
ersatzweise gezahlte Krankengeld auf das ElterngeldPlus angerechnet.
Dadurch kann sich das ElterngeldPlus bis auf das Mindestelterngeld re-
duzieren, siehe hierzu Urteil des BSG vom 18.03.2021 – B 10 EG 3/20 R.

Unterhaltsverpflichtungen werden nicht berührt


Unterhaltsverpflichtungen bleiben von der Gewährung von Elterngeld
insoweit unberührt, als die Zahlung 300 Euro im Monat nicht über-
steigt. Das gilt auch für das Landeserziehungsgeld bzw. Familiengeld
eines Bundeslandes.

Elterngeldstellen
Wer für die Zahlung von Elterngeld zuständig ist, wird in den einzelnen
Bundesländern unterschiedlich geregelt. In Kapitel 10 sind die jeweils
zuständigen Stellen einschließlich Adresse aufgeführt. Diese Stellen
zahlen nicht nur das Elterngeld, sondern auch das Landeserziehungs-
geld, falls es in den jeweiligen Bundesländern eine solche Leistung gibt.
Die Elterngeldstellen sind auch Auskunftsstellen für alle im Zusam-
menhang mit dem Elterngeld entstehenden Fragen.

Wo und wie beantrage ich Elterngeld?


Beantragen Sie Elterngeld schriftlich bei der jeweils zuständigen El-
terngeldstelle. Der Antrag ist immer zu unterschreiben. Jeder Elternteil

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Elterngeldstellen | 107

stellt einen eigenen Antrag. Die zuständige Elterngeldstelle zu finden


ist allerdings eine kleine Herausforderung, denn jedes Bundesland
und jeder Wohnort handhabt seine Verwaltung anders. Oft sind die
Jugendämter oder die Kommunen verantwortlich. Es gibt aber auch
Elterngeldstellen, die tatsächlich Elterngeldstelle heißen.

Welche Unterlagen muss ich dazu vorbereiten?


Für einen Antrag bittet die Elterngeldstelle, neben dem ausgefüllten
Antragsformular, um folgende Unterlagen:
■■ zwölf Gehaltsnachweise des Jahres vor der Geburt beziehungsweise
vor dem Mutterschutz 5
■■ Bestätigung des Arbeitgebers über Elternzeit
■■ Bestätigung des Arbeitgebers über Zuschuss zum Mutterschaftsgeld
■■ Bestätigung der Krankenkasse über Mutterschaftsgeld
■■ Personalausweiskopien der Eltern
■■ Geburtsbescheinigung des Babys im Original
Das Elterngeld wird rückwirkend nur für die letzten drei Lebensmonate
vor der Antragstellung geleistet.

Beispiel:

Geburt des Kindes 12.07.2020


Antragseingang 25.01.2021
Anspruchsbeginn 12.10.2020

Praxis-Tipp:
Wechseln Sie Ihr Konto während des Bezugs von Elterngeld möglichst nicht.
Wenn es dennoch erforderlich ist, sollten Sie die Elterngeldstelle frühzeitig
informieren. Geschieht dies nicht zwei Wochen vorher, müssen Sie ggf. mit
Verzögerungen rechnen.

ElterngeldDigital beantragen
Künftig sollen Eltern in der Phase rund um die Geburt ihres Kindes von
Bürokratie entlastet werden. Der Gang zum Amt soll durch eine um-

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108 | Elterngeld

fassende Digitalisierung von Verwaltungsdienstleistungen im Bereich


Familie und Kind entfallen.
Gemäß dem bundesweit geltenden Onlinezugangsgesetz (OZG) müs-
sen bis Ende 2022 alle Verwaltungsdienstleistungen online zur Ver-
fügung stehen, u. a. die Beantragung des Elterngeldes.
Die Online-Antragstellung ist über die Plattform www.elterngeld-
digital.de möglich. Antragsteller können dort ihre Postleitzahl angeben
und werden anschließend – basierend auf den benötigten Eingaben für
die zuständige Elterngeldstelle – durch den Antragsprozess geführt.
ElterngeldDigital ist bereits jetzt für einige Bundesländer verfügbar,
5 weitere kommen schrittweise hinzu.
Für einige Bundesländer wird ElterngeldDigital nicht zur Verfügung
stehen. Dort gibt es alternative Möglichkeiten der elektronischen An-
tragstellung:
■■ Baden-Württemberg: www.l-bank.de,
■■ Bayern: www.elterngeld.bayern.de,
■■ Hessen: https://elterngeld.hessen.de,
■■ Saarland: https://service.buergerdienste-saar.de/elterngeld/online-
antrag.
Aktuell arbeiten Bund und Länder außerdem am Pilotprojekt „Einfach
Leistungen für Eltern“ (ELFE). In Zukunft sollen vier Leistungen in
einem elektronischen Kombiantrag gebündelt werden: Geburtsanzei-
ge, Kindergeld, Elterngeld und Kinderzuschlag. Die antragstellenden
Eltern müssen somit nur einmalig ihre Daten eingeben. Der Gang zu
verschiedenen behördlichen Stellen entfällt.

Landeserziehungsgeld
In zwei Bundesländern wird aktuell Landeserziehungsgeld oder eine
vergleichbare Leistung gezahlt, nämlich in Bayern und Sachsen. Die
Voraussetzungen und die Höhe sind in den Ländern unterschiedlich
geregelt.

Bayern
Das Bayerische Familiengeldgesetz (BayFamGG) ist zum 01.08.2018 in
Kraft getreten.

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Landeserziehungsgeld | 109

■■ Vom bayerischen Familiengeld profitieren alle Eltern von ein- und


zweijährigen Kindern (vom 13. Lebensmonat bis zur Vollendung des
36. Lebensmonats).
■■ Die Eltern werden mit 250 Euro pro Monat und Kind unterstützt.
Ab dem dritten Kind gibt es 300 Euro monatlich. Das bedeutet bei
Inanspruchnahme des vollen Bezugszeitraums von zwei Jahren ins-
gesamt 6.000 bzw. 7.200 Euro.
■■ Bei Mehrlingen wird die finanziell vorteilhafteste Förderung zu-
grunde gelegt (z. B.: bei Drillingen ist jedes Kind ein drittes, so
erhalten alle drei Kinder jeweils 300 Euro Familiengeld).
■■ Das Familiengeld wird unabhängig von Einkommen und Erwerbs- 5
tätigkeit gezahlt.
Anspruch auf Familiengeld hat, wer
■■ seine Hauptwohnung oder seinen gewöhnlichen Aufenthalt im Frei-
staat Bayern hat,
■■ mit seinem Kind in einem Haushalt lebt und dafür die Personen-
sorge hat,
■■ dieses Kind selbst erzieht und für eine förderliche frühkindliche
Betreuung des Kindes sorgt.

Wichtig: Wer in Bayern Elterngeld beantragt und bewilligt erhalten hat,


muss keinen Antrag stellen. Der Elterngeldantrag gilt zugleich auch als
Antrag auf Familiengeld.

Sachsen
Eltern, die im Freistaat Sachsen leben, können im zweiten oder im
dritten Lebensjahr ihres Kindes auf Antrag ein Landeserziehungsgeld
erhalten – im Anschluss an den Bezug von Basiselterngeld oder parallel
zum ElterngeldPlus.
Anspruch auf Landeserziehungsgeld hat, wer
■■ seine Hauptwohnung oder seinen gewöhnlichen Aufenthalt im Frei-
staat Sachsen hat,
■■ mit seinem Kind in einem Haushalt lebt und dafür die Personen-
sorge hat,

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110 | Elterngeld

■■ dieses Kind selbst betreut und erzieht,


■■ für dieses Kind keinen mit staatlichen Mitteln geförderten Platz in
einer Kindertageseinrichtung oder staatlich geförderten Kinder-
tagespflege in Anspruch nimmt (Ausnahmen sind hier möglich, z. B
im Falle einer Ausbildung),
■■ während des Bezugs von Landeserziehungsgeld nicht oder höchs-
tens 30 Stunden pro Woche arbeitet.
Landeserziehungsgeld wird in Sachsen längstens bis zum vollendeten
dritten Lebensjahr des Kindes gezahlt, und zwar für folgende Zeiträu-
me:
5 Bei Beginn des Bezugs von Landeserziehungsgeld im 3. Lebensjahr
des Kindes:
■■ beim 1. und 2. Kind: für 9 Monate,
■■ ab dem 3. Kind: für 12 Monate (jeweils unter der Voraussetzung,
dass für dieses Kind seit seinem vollendeten 14. Lebensmonat kein
mit staatlichen Mitteln geförderter Platz in einer Kindertagesein-
richtung oder staatlich geförderter Kindertagespflege in Anspruch
genommen wurde),
sonst
■■ beim 1. Kind: für 5 Monate,
■■ beim 2. Kind: für 6 Monate,
■■ ab dem 3. Kind: für 7 Monate.
Bei Beginn des Bezugs von Landeserziehungsgeld im 2. Lebensjahr des
Kindes:
■■ beim 1. Kind: für 5 Monate,
■■ beim 2. Kind: für 6 Monate,
■■ ab dem 3. Kind: für 7 Monate.
Bei der Anzahl der Kinder berücksichtigt werden nur eigenen Kinder
oder die des Partners, die mit in einem Haushalt leben. Außerdem muss
für diese Kinder Kindergeld gezahlt werden. Als Partner gelten hier
Ehegatten, Lebenspartner oder Partner in eheähnlicher Gemeinschaft.
In allen Fällen beträgt das Landeserziehungsgeld monatlich
■■ für das 1. Kind: 150 Euro,
■■ für das 2. Kind: 200 Euro,
■■ ab dem 3. Kind: 300 Euro.

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Sonderregelungen aus Anlass der COVID-19-Pandemie | 111

Das Landeserziehungsgeld ist eine einkommensabhängige Leistung; es


gelten folgenden Einkommensgrenzen:
■■ bis 24.600 Euro bei Paaren,
■■ bis 21.600 Euro bei Alleinerziehenden,
■■ jeweils zuzüglich 3.140 Euro je weiteres Kind.
Bei diesen Höchstgrenzen handelt es sich um ein pauschaliertes Jahres-
nettoeinkommen.
Landeserziehungsgeld wird in Sachsen zusätzlich zu verschiedenen
Sozialleistungen gezahlt (z. B. Arbeitslosengeld II, Sozialgeld oder
Sozialhilfe).
Zuständig für die Gewährung von Landeserziehungsgeld ist die El- 5
terngeld- bzw. Erziehungsgeldstelle des Landkreises bzw. der kreis-
freien Stadt des Wohnsitzes oder des gewöhnlichen Aufenthalts.

Sonderregelungen aus Anlass der COVID-19-


Pandemie
Übt ein Elternteil eine systemrelevante (z. B. im medizinischen Be-
reich) Tätigkeit aus, so konnte sein Bezug von Elterngeld auf Antrag
für die Zeit vom 01.03.2020 bis 31.12.2020 aufgeschoben werden. Der
Bezug der verschobenen Lebensmonate musste spätestens bis zum
30.06.2021 „angetreten“ werden. Wurde von der Möglichkeit des Auf-
schubs Gebrauch gemacht, so kann das Basiselterngeld auch noch nach
Vollendung des 14. Lebensmonats bezogen werden. In der Zeit vom
01.03.2020 bis 31.12.2021 entstehende Lücken im Elterngeldbezug sind
unschädlich.
Für ein Verschieben des Partnerschaftsbonus genügt es, wenn nur
ein Elternteil einen systemrelevanten Beruf ausübt. Hat der Bezug des
Partnerschaftsbonus bereits begonnen, so gelten folgende Regelungen:
„Liegt der Bezug des Partnerschaftsbonus ganz oder teilweise vor dem
Ablauf des 31.12.2021 und kann die berechtigte Person die Vorausset-
zungen des Bezugs aufgrund der COVID-19-Pandemie nicht einhalten,
gelten die Angaben zur Höhe des Einkommens und zum Umfang der
Arbeitszeit, die bei der Beantragung des Partnerschaftsbonus glaubhaft
gemacht worden sind.“

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6.
Kindergeld

Anspruchsberechtigung................................................................ 114
Höhe des Kindergeldes................................................................... 115
Antragserfordernis........................................................................ 117
Mitwirkungspflichten.................................................................... 119
Abzweigung Kindergeld................................................................. 119
6

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114 | Kindergeld

Anspruchsberechtigung
Kindergeld für seine Kinder erhält, wer nach den Vorschriften des
Einkommensteuergesetzes nicht unbeschränkt steuerpflichtig ist und
auch nicht nach den Vorschriften des Einkommensteuergesetzes als
unbeschränkt steuerpflichtig behandelt wird und
■■ in einem Versicherungspflichtverhältnis zur Bundesagentur für
Arbeit nach dem Dritten Buch Sozialgesetzbuch steht oder ver-
sicherungsfrei ist oder
■■ als Entwicklungshelfer Unterhaltsleistungen erhält oder als Mis-
sionar der Missionswerke und -gesellschaften, die Mitglieder oder
Vereinbarungspartner des Evangelischen Missionswerkes Hamburg,
6 der Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen e. V., des Deut-
schen katholischen Missionsrates oder der Arbeitsgemeinschaft
pfingstlich-charismatischer Missionen sind, tätig ist, oder
■■ seine beamtenrechtliche Tätigkeit bei einer Einrichtung außerhalb
Deutschlands zugewiesene Tätigkeit ausübt oder
■■ als Ehegatte oder Lebenspartner eines Mitglieds der Truppe oder
des zivilen Gefolges eines NATO-Mitgliedstaates die Staatsangehö-
rigkeit eines EU-/EWR-Mitgliedstaates besitzt und in Deutschland
seinen Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt hat.
Kindergeld für sich selbst erhält, wer
■■ in Deutschland einen Wohnsitz oder seinen gewöhnlichen Aufent-
halt hat,
■■ Vollwaise ist oder den Aufenthalt seiner Eltern nicht kennt und
■■ nicht bei einer anderen Person als Kind zu berücksichtigen ist.
Ein nicht freizügigkeitsberechtigter Ausländer erhält Kindergeld nur,
wenn er
■■ eine Niederlassungserlaubnis oder eine Erlaubnis zum Dauerauf-
enthalt-EU besitzt.
Als Kinder werden auch berücksichtigt
■■ vom Berechtigten in seinen Haushalt aufgenommene Kinder seines
Ehegatten oder Lebenspartners,
■■ Pflegekinder (Personen, mit denen der Berechtigte durch ein fami-
lienähnliches, auf Dauer berechnetes Band verbunden ist, sofern

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Höhe des Kindergeldes | 115

er sie nicht zu Erwerbszwecken in seinen Haushalt aufgenommen


hat und das Obhuts- und Pflegeverhältnis zu den Eltern nicht mehr
besteht),
■■ vom Berechtigten in seinen Haushalt aufgenommene Enkel.
Ein Kind, das das 18. Lebensjahr vollendet hat, wird berücksichtigt,
wenn es
■■ noch nicht das 21. Lebensjahr vollendet hat, nicht in einem Be-
schäftigungsverhältnis steht und bei einer Agentur für Arbeit im
Inland als Arbeitsuchender gemeldet ist, oder
■■ noch nicht das 25. Lebensjahr vollendet hat, und
– für einen Beruf ausgebildet wird, oder
– sich in einer Übergangszeit von höchstens vier Monaten befin-
det, die zwischen zwei Ausbildungsabschnitten oder zwischen 6
einem Ausbildungsabschnitt und der Ableistung des gesetz-
lichen Wehr- oder Zivildienstes, einer vom Wehr- oder Zivil-
dienst befreienden Tätigkeit als Entwicklungshelfer oder als
Dienstleistender im Ausland oder der Ableistung des freiwilligen
Wehrdienstes oder der Ableistung eines freiwilligen Dienstes
liegt, oder
– eine Berufsausbildung mangels Ausbildungsplatzes nicht be-
ginnen oder fortsetzen kann, oder
– ein Freiwilliges Soziales Jahr oder ein Freiwilliges Ökologisches
Jahr im Sinne des Jugendfreiwilligendienstegesetzes oder ei-
nen Bundesfreiwilligendienst im Sinne des Bundesfreiwilligen-
dienstgesetzes leistet, oder
– wegen körperlicher, geistiger oder seelischer Behinderung au-
ßerstande ist, sich selbst zu unterhalten; Voraussetzung ist,
dass die Behinderung vor Vollendung des 25. Lebensjahres ein-
getreten ist.

Höhe des Kindergeldes


Das Kindergeld beträgt monatlich seit dem 01.01.2021
■■ für das erste und zweite Kind jeweils 219 Euro,
■■ für das dritte Kind 225 Euro und
■■ für das vierte und jedes weitere Kind jeweils 250 Euro.

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116 | Kindergeld

Ausnahme Kinderbonus:
Um die Familien durch die Belastungen der Corona-Pandemie finanziell
zu entlasten, wurde über den Kindergeldbezug hinaus für jedes Kind im
September 2020 ein Einmalbetrag von 200 Euro und im Oktober 2020 ein
Einmalbetrag von 100 Euro gezahlt (Kinderbonus). Im Jahr 2021 beträgt
dieser Bonus 150 Euro pro Kind. Er wurde für alle Kinder, für die im Mai
2021 Anspruch auf Kindergeld bestand, im Mai 2021 ausgezahlt.

Welches Kind bei einem Berechtigten erstes, zweites, drittes oder wei-
teres Kind ist, richtet sich nach der Reihenfolge der Geburten. Das
älteste Kind ist stets das erste Kind.
Kinder, für die kein Kindergeldanspruch mehr besteht, zählen in der
6 Reihenfolge nicht mehr mit.

Beispiel:
Ein Berechtigter hat vier Kinder. Er erhält als Kindergeld:
Für die beiden älteren Kinder 2 × 219 Euro = 438 Euro
Für das dritte Kind 225 Euro
Für das vierte Kind 250 Euro

Insgesamt hat er Anspruch auf monatlich 1.012 Euro.


Hat das älteste Kind die Altersgrenze überschritten, rücken die drei jün-
geren Geschwister an die Stelle des ersten, zweiten und dritten Kindes.
Das Kindergeld verringert sich durch den Wegfall des Kindes um 250 Euro.

Kindergeld erhält immer nur eine Person. Dies gilt auch, wenn die Part-
nerschaft gescheitert ist und die Eltern getrennt leben oder geschieden
sind. Es kommt dann aber gegebenenfalls das sog. „Zählkind“ zum
Tragen.
Als Zählkinder bezeichnet man bei der Festsetzung des Kindergeldes
Kinder aus einer anderen Beziehung, die bei einem Elternteil zu berück-
sichtigen sind, ohne dass dieser das Kindergeld hierfür erhält. Zähl-
kinder haben die Wirkung, dass ein höheres Kindergeld ausgezahlt
wird, da die Anzahl der Kinder rechnerisch höher gesetzt wird. Dieser

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Antragserfordernis | 117

Vorteil gilt aber nur bei einer entsprechenden Anzahl von Kindern und
beschränkt sich auf höchstens vier Kinder.

Beispiel:
Maria und Josef sind geschieden und haben zwei gemeinsame Kinder. Die
Kinder leben bei Maria; sie erhält ein monatliches Kindergeld in Höhe von
438 Euro (für jedes Kind 219 Euro).
Josef heiratet wieder und bekommt mit seiner zweiten Frau Dagmar zwei
gemeinsame Kinder. Die beiden Kinder aus der Ehe mit Maria sind nun
Zählkinder. Konsequenz: Die beiden Kinder mit seiner Frau Dagmar gelten
nicht als Kind 1 und Kind 2, sondern als Kind 3 (225 Euro) und Kind 4
(250 Euro); es entsteht ein Kindergeldanspruch in Höhe von 475 Euro –
dies ist aufgrund der Zählkinder-Regelung ein Plus in Höhe von 37 Euro 6
pro Monat.

Antragserfordernis
Für die Gewährung des Kindergeldes ist die Bundesagentur für Ar-
beit zuständig. Sie führt im Zusammenhang mit der Gewährung von
Kindergeld die Bezeichnung „Familienkasse“.
Das Kindergeld ist bei der Familienkasse schriftlich zu beantragen.
Der Antrag muss vom Antragsteller eigenhändig unterschrieben sein.
Eine bloß mündliche Antragstellung genügt nicht.
Der Antrag kann, außer vom Kindergeldberechtigten, von jedem
gestellt werden, der ein „berechtigtes Interesse“ an der Kindergeld-
zahlung hat, z. B. auch vom leistenden Sozialamt (siehe dazu Kapitel
„Abzweigung Kindergeld“).

Digitale Beantragung von Kindergeld


Wie bereits erwähnt, schreibt das bundesweit geltende Onlinezugangs-
gesetz (OZG) vor, dass bis Ende 2022 alle Verwaltungsdienstleistungen
online zur Verfügung stehen müssen. Bis zu diesem Zeitpunkt soll es
Eltern möglich gemacht werden, die für sie besonders wichtigen Ver-
waltungsleistungen – von der Schwangerschaft bis zur Geburt und
darüber hinaus – bundesweit komplett papierlos zu beantragen.

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118 | Kindergeld

Das schließt auch die Möglichkeit einer digitalen Beantragung des


Kindergeldes ein. Aktuell arbeiten Bund und Länder dazu am Pilot-
projekt „Einfach Leistungen für Eltern“ (ELFE). In Zukunft sollen vier
Leistungen in einem elektronischen Kombiantrag gebündelt werden:
Geburtsanzeige, Kindergeld, Elterngeld und Kinderzuschlag. Die an-
tragstellenden Eltern müssen somit nur einmalig ihre Daten eingeben.
Der Gang zu verschiedenen behördlichen Stellen entfällt.

Rückwirkende Beantragung
Kindergeld kann auch rückwirkend beantragt werden.

Praxis-Tipp:
6 Die Frist zur rückwirkenden Zahlung von Kindergeld beträgt sechs Monate.
Beantragen Sie Kindergeld daher rechtzeitig und vermeiden Sie finanzielle
Nachteile.

Beispiel:
Für ein am 25.03.2020 geborenes Kind wird am 28.11.2020 Kindergeld
beantragt.
Das Kindergeld ist rückwirkend ab 01.05.2020 – für sechs Monate vor dem
Monat der Antragstellung – zu zahlen. Für die Monate März bis April 2020
kann Kindergeld nicht mehr beansprucht werden.

Beginn und Dauer des Anspruchs


Das Kindergeld wird vom Beginn des Monats an gewährt, in dem die
Anspruchsvoraussetzungen erfüllt sind. Es wird gezahlt bis zum Ende
des Monats, in dem die Anspruchsvoraussetzungen wegfallen. Kinder-
geld wird also für jeden Monat, in dem wenigstens an einem Tag die
Anspruchsvoraussetzungen vorgelegen haben, gewährt.

Beispiel:
Für ein am 31.01. geborenes Kind wird ab 01.01. Kindergeld gezahlt.
Für ein Kind, das am 15. eines Monats die Ausbildung beendet, besteht
Anspruch auf Kindergeld für den gesamten Monat.

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Abzweigung Kindergeld | 119

Wichtig: Wann das Kindergeld auf Ihr Konto überwiesen wird, richtet
sich nach der letzten Ziffer Ihrer Kindergeldnummer. Die Auszahlungs-
termine je „Endziffer“ können auf den Seiten der Bundesagentur für
Arbeit eingesehen werden: www.arbeitsagentur.de/familie-und-kinder/
auszahlungstermine.

Mitwirkungspflichten
Bestimmte Angaben zum Antrag auf Kindergeld müssen im Original
nachgewiesen werden.

Praxis-Tipp:
Die Geburtsurkunde bzw. die Geburtsbescheinigung ist jeweils im Original
6
bzw. als beglaubigte Urkunde erforderlich. Die restlichen Unterlagen können
als Kopie eingereicht werden.

Wer Kindergeld beantragt oder erhält, hat Änderungen in den Ver-


hältnissen, die für die Leistung erheblich sind oder über die im Zu-
sammenhang mit der Leistung Erklärungen abgegeben worden sind,
unverzüglich der zuständigen Familienkasse mitzuteilen. Ein Kind,
das das 18. Lebensjahr vollendet hat, ist auf Verlangen der Familien-
kasse verpflichtet, an der Aufklärung des für die Kindergeldzahlung
maßgebenden Sachverhalts mitzuwirken. Auf Antrag des Berechtigten
erteilt die auszahlende Stelle eine Bescheinigung über das für das
Kalenderjahr ausgezahlte Kindergeld.

Abzweigung Kindergeld
Unter dem Abzweigungsantrag versteht man die direkte Weitergabe
des Kindergeldes an ein volljähriges Kind, wenn die Eltern ihrer Unter-
haltspflicht nicht oder nicht ausreichend nachkommen. Grundsätzlich
können Kinder keinen eigenen Antrag auf Kindergeld stellen. Berech-
tigt zum Bezug von Kindergeld ist in der Regel immer nur ein Elternteil.

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120 | Kindergeld

Abzweigungsantrag ist die Ausnahme


Ist nicht sichergestellt, dass das Kindergeld dem Kind zugutekommt,
weil der kindergeldberechtigte Elternteil seinen Unterhaltsverpflich-
tungen nicht nachkommt, kann das Kind im Ausnahmefall einen An-
trag auf das Kindergeld stellen (sog. Abzweigung). Dies bedeutet, dass
der jeweilige Anspruchsberechtigte (Elternteil) unverändert bleibt und
nur die Zahlung an das Kind selbst erfolgt, da das Kindergeld dem Wohl
des Kindes dienen soll.

Voraussetzungen
Voraussetzung dafür ist, dass das Kind einen eigenständigen Haushalt
führt und sich selbst versorgt. Es bekommt also keinen Unterhalt von
6
den Eltern.
Wenn die Kinder das Kindergeld selbst beziehen möchten, sollten Sie
einen sogenannten Abzweigungsantrag („Antrag auf Auszahlung des
anteiligen Kindergeldes“) bei der zuständigen Familienkasse stellen.
Der Abzweigungsbetrag kann sich von dem Kindergeldbetrag für das
jeweilige Kind unterscheiden. So wird er berechnet: Gesamtsumme des
Kindergeldes geteilt durch die Gesamtzahl der Kinder.
Den Abzweigungsantrag muss das Kind schriftlich stellen. Den An-
trag können Sie direkt online ausfüllen oder per Formular bei der zu-
ständigen Familienkasse einreichen.

Wichtig: Kinder können grundsätzlich keinen eigenen Kindergeldantrag


stellen, anspruchsberechtigt sind nur die jeweiligen Kindergeldberech-
tigten (Eltern).

Eine Abzweigung des Kindergeldes ist nur dann möglich, wenn die
entsprechenden Voraussetzungen erfüllt sind. Dazu gehört, dass noch
ein Kindergeldanspruch besteht und dass der Kindergeldberechtigte
seiner gesetzlichen Unterhaltspflicht nicht entsprechend nachkommt.
Zum Anspruch auf Kindergeld wird auf die obigen Ausführungen
verwiesen. Die zweite Voraussetzung ist, dass der Kindergeldberech-

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Abzweigung Kindergeld | 121

tigte seiner Unterhaltspflicht in entsprechender Weise dauerhaft nicht


nachkommt. Dies ist dann der Fall,
■■ wenn der Kindergeldberechtigte dauerhaft keinen oder auch nur
unregelmäßig Unterhalt zahlt, oder
■■ lediglich Unterhalt zahlt, der geringer ist als das anteilige Kinder-
geld, oder
■■ wenn das Kindergeld zugunsten eines Kindergeldberechtigten fest-
gesetzt wurde, der seine Unterhaltspflicht bereits erfüllt hat (z. B.
durch Unterhaltszahlung während einer adäquaten Erstausbildung)
und auch tatsächlich keinen Unterhalt leistet und zivilrechtlich
auch nicht dazu verpflichtet ist.

Wann ist eine Abzweigung nicht möglich? 6


Eine Abzweigung ist immer dann nicht möglich, wenn das Kind noch
in der Wohnung der Eltern bzw. des Kindergeldberechtigten lebt. In
dem Fall wird unterstellt, dass das Kind entsprechend unterhalten wird
(Unterkunft und Essen). Die Kosten dafür dürften die Höhe des Kinder-
geldes in aller Regel überschreiten.
Auch bei Stief- oder Pflegekindern ist eine Abzweigung des Kindergel-
des unmöglich, denn nur Verwandte in gerader Linie sind verpflichtet,
einander Unterhalt zu gewähren, § 1601 BGB. Eine Verwandtschafts-
beziehung ist in dem Fall jedoch nicht gegeben.
Darüber hinaus besteht kein Anspruch auf Abzweigung des Kinder-
geldes, wenn der grundlegende Kindergeldanspruch überhaupt nicht
mehr existiert.

Höhe des abzuzweigenden Kindergeldes


Die Höhe des abzuzweigenden Betrages kann, muss aber nicht mit der
Höhe des Kindergeldes übereinstimmen, die tatsächlich auch für das
eine Kind, welches den Antrag stellt, entfällt. Vielmehr kommt es hier
zunächst auf den Gesamtanspruch des Berechtigten an, bei dem auch
der Zählkind-Vorteil berücksichtigt wird.

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122 | Kindergeld

Beispiel:
1. Bei nur zwei Kindern, von denen eins die Abzweigung beantragt, wäre
der Anspruch analog dem regulären Kindergeld von 219 Euro, da das
Kindergeld für die ersten beiden Kinder jeweils 219 Euro beträgt
(Stand: 2021).
2. Bei drei Kindern würde der Abzweigungsbetrag vom tatsächlichen
Kindergeldanspruch abweichen. Für die ersten beiden Kinder sind es
jeweils 219 Euro und für das dritte Kind 225 Euro, in der Summe also
663 Euro. Diese müssen nun durch die drei Kinder geteilt werden,
sodass sich eine Abzweigung in Höhe von 221 Euro ergibt.
3. Hat der Kindergeldberechtigte Anspruch auf Kindergeld für vier Kin-
der, so beträgt die Gesamtsumme des Kindergeldes 913 Euro. Bei
6 einer Abzweigung würden auf ein Kind somit 229 Euro entfallen.

Wird vom Kindergeldberechtigten keinerlei Unterhalt an das Kind er-


bracht, ist der rechnerisch ermittelte Betrag auch die Höhe der Ab-
zweigung. Wird jedoch teilweise Unterhalt gezahlt, so werden diese
Beträge noch mit dem abzuzweigenden Kindergeld verrechnet, sodass
sich auch ein geringerer Betrag ergeben kann.

Abzweigung an Sozialleistungsträger (z. B. Sozialhilfeträger)


Nicht nur die Kinder selbst, sondern auch Behörden (z. B. Sozialamt)
können eine Abzweigung beantragen. Insbesondere ist dies dann gege-
ben, wenn Sozialleistungsbehörden für den Unterhalt des Kindes auf-
kommen, beispielsweise, wenn sie Leistungen zur Grundsicherung oder
Eingliederungshilfe für ein volljähriges, vollstationär untergebrachtes
behindertes Kind erbringen.
Sichern Sozialleistungsträger den Lebensunterhalt des Kindes, wel-
ches außerhalb des Elternhauses untergebracht ist, so sind die Eltern
verpflichtet (sofern sie Kindergeld für das Kind beziehen), sich mit
einem Kostenbeitrag von mindestens des Kindergeldes zu beteiligen.
Leisten die Eltern den Kostenbeitrag nicht, so sind die Leistungsträger
ermächtigt, einen Abzweigungsantrag bei der Familienkasse zu stellen.

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Abzweigung Kindergeld | 123

Der Bundesfinanzhof hat mit Urteil Az. V R 48/11 vom 18.04.2013


entschieden, dass Sozialhilfeträger grundsätzlich nicht abzweigungs-
berechtigt sind, wenn sie Leistungen nach §§ 41 ff. SGB XII erbringen
(Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung) und das Kind im
Haushalt der Eltern untergebracht ist.

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7.
Kindererziehung und rentenversicherungsrecht-
liche Auswirkungen

Kindererziehungszeiten................................................................. 126
Berücksichtigungszeiten wegen Kindererziehung........................ 128

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126 | Kindererziehung und rentenversicherungsrechtliche Auswirkungen

Kindererziehungszeiten
Kindererziehungszeiten sind Zeiten der Erziehung eines Kindes in des-
sen ersten drei Lebensjahren. Für einen Elternteil wird eine Kinder-
erziehungszeit angerechnet, wenn
■■ die Erziehungszeit diesem Elternteil zuzuordnen ist,
■■ die Erziehung im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland erfolgt ist
oder einer solchen gleichsteht und
■■ der Elternteil nicht von der Anrechnung ausgeschlossen ist.
Die Kindererziehungszeit beginnt nach Ablauf des Monats der Geburt
und endet nach 36 Kalendermonaten.

Anspruchsberechtigte
Kindererziehungszeit kann immer nur ein Elternteil zur selben Zeit
in Anspruch nehmen. Der Elternteil, welcher das Kind in dem Monat
7
überwiegend erzieht, bekommt die Zeit angerechnet. Wird das Kind
gemeinsam erzogen, so hat grundsätzlich die Mutter Anspruch auf die
Kindererziehungszeit. Soll sie der Vater erhalten, benötigt die Renten-
versicherung hierfür eine gemeinsame, übereinstimmende Erklärung.

Wichtig: Diese Erklärung gilt immer nur für die Zukunft und für maximal
zwei Monate rückwirkend. Die Erklärung über die Aufteilung der Kinder-
erziehungszeiten ist gegenüber dem zuständigen Rentenversicherungs-
träger abzugeben. Sind beide Elternteile aber bei verschiedenen Ren-
tenversicherungsträgern versichert, können die Eltern wählen, welcher
Rentenversicherungsträger zuständig sein soll.

Neben den leiblichen Eltern können auch andere Personen die Kinder-
erziehungszeit erhalten:
■■ Adoptiv-, Stief- oder Pflegeeltern
■■ Großeltern oder Verwandte, wenn das Kind dort dauerhaft in häus-
licher Gemeinschaft wohnt; ein Obhuts- und Erziehungsverhältnis
zwischen den leiblichen Eltern und dem Kind darf in diesem Fall
nicht mehr bestehen

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Kindererziehungszeiten | 127

Bei gleichgeschlechtlichen Eltern und Pflegeeltern gilt: Vorrangig


erhält der leibliche Elternteil die Erziehungszeit. Ist keiner der beiden
der leibliche Elternteil, werden sie dem Elternteil zugeordnet, der die
Elternstellung aufgrund Adoption zuerst erlangt hat.
Nicht angerechnet werden Kindererziehungszeiten bei Personen, die
■■ während der Erziehung bereits eine Altersvollrente nach Erreichen
der Regelaltersgrenze oder eine Versorgung nach Beamtenrecht
oder anderen Regelungen erhalten,
■■ die Regelaltersgrenze erreicht haben und nie gesetzlich rentenver-
sichert waren oder
■■ aufgrund der Erziehung Versorgungsanwartschaften in einem an-
deren Versorgungssystem erworben haben, die dort gleichwertig
wie in der gesetzlichen Rente berücksichtigt werden.

Leistungsrechtliche Auswirkungen der Kindererziehungszeiten


7
Es werden maximal bis zu 3 Jahre (= 36 Monate) Kindererziehungszeit
gutgeschrieben. Dies gilt für Geburten ab dem Jahr 1992. Rentenrecht-
lich bedeutet dies pro Kalenderjahr 0,9996 Entgeltpunkte – für den
Kalendermonat somit 0,0833 Entgeltpunkte. Bei Geburten seit 1992
können also maximal 2,9988 Entgeltpunkte (36 Monate × 0,0833) je
Kind bei voller Kindererziehungszeit erworben werden.
Die Erziehungszeit beginnt mit dem Kalendermonat nach der Geburt
des Kindes.

Beispiel:
Das Kind ist am 17.03.2020 geboren. Die Kindererziehungszeit begann am
01.04.2020 und endet am 31.03.2023.
Dies bedeutet, Sie würden für die Zeit der Kindererziehung 2,9988 Ent-
geltpunkte erhalten. Dies entspricht einem monatlichen Rentenanspruch
von ca. 90 Euro monatlich.
Zusätzlich können Ihnen Berücksichtigungszeiten wegen Kindererziehung
im Umfang von bis zu 10 Jahren angerechnet werden (siehe dazu gleich).

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128 | Kindererziehung und rentenversicherungsrechtliche Auswirkungen

Erziehen Sie gleichzeitig mehrere Kinder (z. B. Zwillinge) oder kommt


während einer Erziehungszeit ein weiteres Kind zur Welt, verlängert
sich die Kindererziehungszeit um diese Zeit.

Beispiel:
Geburt des ersten Kindes: 17.04.2018
Geburt Ihres zweiten Kindes: 02.01.2020
Bei der Geburt des zweiten Kindes waren erst 21 Monate von insgesamt
36 Monaten der Kindererziehungszeit verstrichen. Ab Februar 2020 wer-
den deshalb noch 51 Monate Erziehungszeit (36 Monate für das zweite
Kind plus die noch verbliebenen 15 Monate vom ersten Kind) ange-
rechnet. Insgesamt werden somit 72 Monate an Kindererziehungszeiten
berücksichtigt.

7
Berücksichtigungszeiten wegen Kindererziehung

Berücksichtigungszeiten sind rentenrelevant

Erziehung eines Kindes

Zeit
Zeit bisbis
zumzum vollendeten
vollendeten 10. Lebensjahr
zehnten eines
Lebensjahr Kindes
eines Kindes

Voraussetzungen für die Anrechnung


einer Kindererziehungszeit müssen vorliegen

Berücksichtigungszeit gibt es je Monat nur für einen Versicherten,


auch wenn mehrere Personen das Kind erzogen haben

Zusätzlich zu den Kindererziehungszeiten können Erziehende auch


sogenannte Berücksichtigungszeiten wegen Kindererziehung erhalten.

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Berücksichtigungszeiten wegen Kindererziehung | 129

Diese wirken sich ebenfalls positiv auf die Rente aus. Während Kinder-
erziehungszeiten sich direkt auf Ihre Rentenhöhe auswirken, sind die
Berücksichtigungszeiten wertvoll für die Mindestversicherungszeit
(sog. Wartezeit) – können also Lücken in der Erwerbsbiografie und im
Versicherungsverlauf zur Rentenkasse schließen oder füllen.
Die Kinderberücksichtigungszeiten wird demjenigen Elternteil zu-
geordnet, dem auch die Kindererziehungszeiten zugeordnet werden.
Damit sollen vor allem Frauen, die neben der Geburt und Erziehung der
Kinder keiner weiteren versicherungspflichtigen Tätigkeit nachgehen
können, im Rentenrecht ein wenig bessergestellt werden.
Die Berücksichtigungszeit beginnt am Tag der Geburt und endet an
dem Tag, an dem das Kind das 10. Lebensjahr vollendet. Werden in
diesem Zeitraum weitere Kinder geboren, verlängert sie sich nicht.

Wichtig: Bei mehreren, nacheinander geborenen Kindern endet die Be- 7


rücksichtigungszeit spätestens mit dem Ende des Zehn-Jahres-Zeitraums
für das zuletzt geborene Kind.

Beispiel:
Das erste Kind wird am 01.06.2009, das zweite Kind am 10.05.2015, das
dritte Kind am 10.08.2018 und das vierte Kind am 05.06.2021 geboren.
Die Berücksichtigungszeit besteht vom 01.06.2009 bis zum 04.06.2031.

Berücksichtigungszeiten können sich aber auch indirekt auf die Höhe


der Rente auswirken, da sie die Bewertung beitragsfreier Zeiten ver-
bessern können.

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8.
Hilfen für finanziell schwache Familien

Hilfe bei Schwangerschaft, Mutterschaft, Gesundheit................. 132


Sicherung des Lebensunterhalts.................................................... 132
Kinderzuschlag.............................................................................. 134
Bedarfe für Bildung und Teilhabe.................................................. 136

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132 | Hilfen für finanziell schwache Familien

Hilfe bei Schwangerschaft, Mutterschaft,


Gesundheit
Schwangere mit geringem Einkommen und ohne Krankenversicherung
können unter bestimmten Voraussetzungen „Hilfe bei Schwanger-
schaft und Mutterschaft“ vom Sozialamt erhalten. Gemeint ist hier
die Kostenübernahme von Leistungen, die sonst von der Krankenver-
sicherung übernommen werden:
■■ ärztliche Behandlung und Betreuung sowie Hebammenhilfe,
■■ Versorgung mit Arznei-, Verband- und Heilmitteln,
■■ Pflege in einer stationären Einrichtung und
■■ häusliche Pflege nach den Regelungen der Verhinderungspflege
sowie die angemessenen Aufwendungen der Pflegeperson.

Sicherung des Lebensunterhalts


Einen Anspruch auf „Hilfe zum Lebensunterhalt“ nach dem SGB XII
(Sozialhilfe) haben Personen, die ihren notwendigen Lebensunterhalt
8
für einen befristeten Zeitraum nicht oder nicht ausreichend durch
Einkommen und Vermögen oder durch Unterhalt von Ehegatten oder
Lebenspartner bestreiten können, weil sie nicht oder nicht voll er-
werbsfähig sind. Gemeint sind damit Personen, die wegen Krankheit
oder Behinderung auf absehbare Zeit außerstande sind, unter den
üblichen Bedingungen des allgemeinen Arbeitsmarktes mindestens
drei Stunden täglich erwerbstätig zu sein. Grundsätzlich gelten Kinder
unter 15 Jahren als nicht erwerbsfähig und können daher anspruchs-
berechtigt sein.
Hilfebedürftige, die erwerbsfähig sind – also mehr als drei Stunden
täglich arbeiten können –, erhalten Leistungen nicht nach dem SGB XII
(Sozialhilfe), sondern nach dem SGB II (Grundsicherung für Arbeit-
suchende).

Regelbedarf
Sowohl in der Sozialhilfe als auch in der Grundsicherung für Arbeit-
suchende wird bei Vorliegen der Voraussetzungen monatlich eine Geld-
pauschale zur Verfügung gestellt (sog. Regelbedarf). Dieser Regelbedarf

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Sicherung des Lebensunterhalts | 133

soll den notwendigen Lebensunterhalt – insbesondere Ernährung, Klei-


dung, Körperpflege, Hausrat, Haushaltsenergie – sicherstellen. Der
Regelbedarf bemisst sich nach dem Haushaltstyp (etwa alleinstehend
oder Paar) sowie bei Kindern nach dem Alter (sog. Regelbedarfsstufe).

Mehrbedarf für Schwangere


Bei werdenden Müttern wird nach der zwölften Schwangerschafts-
woche bis zum Ende des Monats, in welchen die Entbindung fällt,
ein Mehrbedarf von 17 Prozent der maßgebenden Regelbedarfsstufe
anerkannt.
Bei Personen, die mit einem Kind oder mehreren minderjährigen
Kindern zusammenleben und allein für deren Pflege und Erziehung
sorgen, ist ein Mehrbedarf anzuerkennen
■■ in Höhe von 36 Prozent der maßgebenden Regelbedarfsstufe, wenn
sie mit einem Kind unter sieben Jahren oder mit zwei oder drei
Kindern unter 16 Jahren zusammenleben, oder
■■ in Höhe von 12 Prozent der maßgebenden Regelbedarfsstufe für
8
jedes Kind, wenn sich dadurch ein höherer Prozentsatz als bei
der vorgenannten Regelung ergibt, höchstens jedoch in Höhe von
60 Prozent der maßgebenden Regelbedarfsstufe.

Erstausstattungen bei Schwangerschaft und Mutterschaft


Als einmalige Bedarfe werden die Erstausstattungen bei Schwanger-
schaft und Mutterschaft übernommen.
Der Antrag auf Erstausstattung bei Schwangerschaft (z. B. Umstands-
kleidung, Still-BH) kann in der Regel ab dem vierten Schwangerschafts-
monat gestellt werden. Die Kosten werden in der Regel in Form einer
Pauschale übernommen.
Die Erstausstattung bei Geburt wird auch Säuglingserstausstattung
genannt, weil damit die Ausstattung mit Gegenständen, die das Kind
benötigt, gemeint ist (z. B. Windeln, Lätzchen, Fläschchen, Kinderbett,
Kinderwagen, Babykleidung). Der Antrag auf diese Ausstattung kann
ab zwölf Wochen vor der Geburt gestellt werden. Auch diese Kosten
werden in der Regel in Form einer Pauschale erstattet.

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134 | Hilfen für finanziell schwache Familien

Kinderzuschlag
Der Kinderzuschlag wurde zum 01.01.2005 mit den sog. Hartz-Ge-
setzen (Arbeitslosengeld II) eingeführt und soll Familien finanziell
entlasten, bei denen die Eltern zwar für sich gesehen mit dem Ein-
kommen zurechtkommen würden, nicht aber wenn man das Kind/die
Kinder mit in die Betrachtung nimmt. Im Prinzip soll dieser Zuschlag
also Familien davor bewahren, nur aufgrund der Kinder Leistungen
der Grundsicherung für Arbeitsuchende (sog. Hartz IV) beantragen zu
müssen. Der Vorteil ist, dass neben dem Kinderzuschlag auch Wohngeld
bezogen werden kann. Reichen diese beiden Sozialleistungen aus, um
den Bedarf der gesamten Familie zu decken, entfällt der Anspruch auf
Hartz IV-Leistungen.
Im Vergleich zum Kindergeld (vgl. Kapitel 6), bei dem es sich um eine
steuerliche Ausgleichszahlung handelt, ist der Kinderzuschlag nach
§ 6a Bundeskindergeldgesetz (BKGG) also eine Sozialleistung. Den ein-
zigen Zusammenhang, den die beiden Leistungen gemeinsam haben,
8 ist, dass für den Zuschlag auch gleichzeitig ein Anspruch auf Kindergeld
bestehen muss.

Erweiterter Zugang
Zum 01.01.2020 wurde im Zuge des Starke-Familien-Gesetzes unter
anderem ein erweiterter Zugang zum Kinderzuschlag eingeführt. Die-
ser ermöglicht den Anspruch auf die Zuschlagszahlung, wenn folgende
Voraussetzungen erfüllt sind:
■■ kein Bezug von Leistungen nach SGB II (Grundsicherung für Arbeit-
suchende),
■■ mit Erwerbseinkommen, Kinderzuschlag und gegebenenfalls Wohn-
geld fehlen höchstens 100 Euro zur Vermeidung der Hilfebedürftig-
keit (SGB II-Anspruch).

Anspruchsberechtigte
Personen erhalten für in ihrem Haushalt lebende unverheiratete oder
nicht verpartnerte Kinder, die noch nicht das 25. Lebensjahr vollendet
haben, einen Kinderzuschlag, wenn

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Kinderzuschlag | 135

■■ sie einen Anspruch auf Kindergeld (§ 1 BKGG, § 62 ff. EStG) oder


eine andere Leistung nach § 4 BKGG (z. B. Kinderzulage nach
SGB VII) haben,
■■ sie mit Ausnahme des Wohngeldes, des Kindergeldes und des Kin-
derzuschlags über Einkommen in Höhe von mindestens 900 Euro
oder, wenn sie alleinerziehend sind, in Höhe von mindestens
600 Euro verfügen, und
■■ bei Bezug des Kinderzuschlags keine Hilfebedürftigkeit besteht,
wobei die Bedarfe für Bildung und Teilhabe (§ 28 SGB II) außer
Betracht bleiben.
Bei der Prüfung der Hilfebedürftigkeit ist das für den Antragsmonat
bewilligte Wohngeld zu berücksichtigen. Wird kein Wohngeld bezogen
und könnte mit Wohngeld und Kinderzuschlag Hilfebedürftigkeit ver-
mieden werden, ist bei der Prüfung Wohngeld in der Höhe anzusetzen,
in der es voraussichtlich für den Antragsmonat zu bewilligen wäre.
Ein Anspruch auf Kinderzuschlag besteht darüber hinaus, wenn
■■ bei Bezug von Kinderzuschlag Hilfebedürftigkeit besteht, der Be-
8
darfsgemeinschaft zur Vermeidung von Hilfebedürftigkeit aber mit
ihrem Einkommen, dem Kinderzuschlag und dem Wohngeld höchs-
tens 100 Euro fehlen,
■■ sich bei der Ermittlung des Einkommens der Eltern wegen Einkom-
men aus Erwerbstätigkeit Absetzbeträge in Höhe von mindestens
100 Euro ergeben, und
■■ kein Mitglied der Bedarfsgemeinschaft Leistungen der Grundsiche-
rung für Arbeitsuchende oder Sozialhilfe erhält oder beantragt hat.

Höchstbetrag
Der monatliche Höchstbetrag des Kinderzuschlags deckt zusammen
mit dem für ein erstes Kind zu zahlende Kindergeld ein Zwölftel des
steuerfrei zu stellenden sächlichen Existenzminimums eines Kindes
für das jeweilige Kalenderjahr mit Ausnahme des Anteils für Bildung
und Teilhabe. Für 2021 bedeutet das einen Höchstbetrag von 205 Euro.

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136 | Hilfen für finanziell schwache Familien

Antrag bei der Familienkasse


Der Zuschlag setzt zwingend einen Antrag voraus, der bei der zu-
ständigen Familienkasse auf dem dafür vorgesehenen Vordruck und
zusammen mit den benötigten Unterlagen eingereicht werden muss.

Wichtig: Der Antrag auf den Kinderzuschlag sollte unverzüglich gestellt


werden, da nur ab dem Monat gezahlt wird, in dem der Antrag bei der
Familienkasse eingereicht wurde. Grundsätzlich ist eine rückwirkende
Antragstellung nicht möglich.

Bedarfe für Bildung und Teilhabe


Für Kinder und Jugendliche aus finanzschwachen Familien wurde das
sog. Bildungspaket geschaffen, das – unabhängig vom Regelbedarf aus
Grundsicherung für Arbeitsuchende bzw. Sozialhilfe – verschiedene
Leistungen enthält, um die eine Teilhabe an Bildung und am gesell-
8 schaftlichen Leben in der Gemeinschaft zu ermöglichen.
Diese Leistungen für Bildung und Teilhabe können auch Kinder-
geldberechtigte für ein Kind erhalten, wenn sie Wohngeld beziehen
oder für ein Kind Kinderzuschlag erhalten.
Das Bildungspaket besteht aus folgenden Komponenten:
■■ Ausflüge, Klassenfahrten: Übernommen werden die tatsächlichen
Kosten, meist durch Gutscheine oder Direktzahlungen an die Schu-
le/den Veranstalter.
■■ Persönlicher Schulbedarf: Es erfolgen Pauschalzahlungen in
zwei Stufen: zum 01.08. und zum 01.02. eines jeden Jahres. Seit
01.07.2020 wird die Höhe dieses Schulbedarfspakets regelmäßig
an die allgemeine Lohn- und Preisentwicklung angepasst; aktuell
sind das 154,50 Euro im Jahr (103 Euro zum 01.08. und 51,50 Euro
zum 01.02.).
■■ Schülerbeförderung: Übernommen werden die Kosten für Fahrten
zur nächstgelegenen Schule des gewählten Bildungsgangs. Soweit
keine direkte Abrechnung mit der Verkehrsgesellschaft erfolgt, wird
Leistung als Geldleistung erbracht.

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Bedarfe für Bildung und Teilhabe | 137

■■ Außerschulische Lernförderung: Wenn die Förderung geeignet und


erforderlich ist, das im Bildungsplan des jeweiligen Bundeslandes
für den Bildungsgang festgelegte Lernziel zu verwirklichen, kann
Nachhilfeunterricht in Anspruch genommen werden. Übernommen
werden die tatsächlichen Kosten, meist durch Gutscheine oder Di-
rektzahlungen an den Anbieter.
■■ Mittagsverpflegung: Die Kostenübernahme erfolgt durch Gut-
scheine oder Direktzahlungen an die Schule/die Kindertagesstätte.
■■ Außerschulische Teilhabe: Aufwendungen etwa für Mitgliedschaft
in Vereinen in den Bereichen Sport, Spiel, Kultur und Geselligkeit,
Musikunterricht, vergleichbare Kurse oder Aktivitäten kultureller
Bildung oder die Teilnahme an Freizeiten sind pauschaliert auf
15 Euro monatlich.

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9.
Durchsetzung Ihrer Ansprüche

Durchsetzung Ihrer Ansprüche..................................................... 140

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140 | Durchsetzung Ihrer Ansprüche

Durchsetzung Ihrer Ansprüche


Ansprüche gegenüber dem Arbeitgeber
Im Zusammenhang mit den mutterschutzrechtlichen Ansprüchen (vgl.
Kapitel 1) haben wir bereits in verschiedenen Themen die zuständige
Aufsichtsbehörde kennengelernt. Sollten Sie mit der Entscheidung
einer solchen Aufsichtsbehörde nicht einverstanden sein, bleibt Ihnen
der Weg zum Verwaltungsgericht.
Bei Verfahren vor dem Verwaltungsgericht gibt es ein sog. Vorver-
fahren. Dies bedeutet, dass die Verwaltung Ihren Bescheid im Rahmen
des Widerspruchsverfahrens nochmals überprüfen soll.
Erst, wenn Sie einen Widerspruchsbescheid erhalten haben, steht
Ihnen der Klageweg vor dem Verwaltungsgericht zu.
Kommt der Arbeitgeber seinen arbeitsrechtlichen Pflichten nicht
nach, er zahlt z. B. keinen Zuschuss zum Mutterschaftsgeld oder keinen
Mutterschutzlohn bei einem Beschäftigungsverbot oder nach Ihrer
Ansicht evtl. auch in zu geringer Höhe, bleibt Ihnen der Weg zum
Arbeitsgericht.
Allerdings bestehen vor dem Weg zum Arbeitsgericht noch weitere
9 Möglichkeiten:
Ist in dem Betrieb, in dem Sie beschäftigt sind, ein Betriebs- oder Per-
sonalrat vorhanden, können Sie sich jederzeit an diesen wenden. Falls
Sie gewerkschaftlich organisiert sind, können Sie die Gewerkschaft zu
Ihrer Vertretung einschalten oder einen Rechtsvertreter, z. B. Anwalt,
bei einem Verfahren vor dem Arbeitsgericht.
Jeder arbeitsgerichtliche Prozess startet mit einer Güteverhandlung,
die auf die Einreichung der Klage bei Gericht folgt. Ziel ist es hierbei,
die Sach- und Rechtslage genauer zu erörtern. Zudem sollen die beiden
Parteien möglichst zu einem Vergleich bewegt werden. Viele Arbeits-
gerichtsverfahren enden bereits mit dem Gütetermin, da die Parteien
sich weitere Kosten ersparen und das weitere Prozessrisiko umgehen
wollen.

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Durchsetzung Ihrer Ansprüche | 141

Praxis-Tipp:
Die Arbeitsgerichte unterhalten in der Regel einen kostenlosen Beratungs-
dienst. Dort bekommen Sie insbesondere Auskunft darüber, ob eine Klage vor
dem Arbeitsgericht gegen Ihren Arbeitgeber Erfolgsaussichten hat.

Wenn Sie Klage einreichen wollen, dann hat dies bei dem für Sie örtlich
zuständigen Arbeitsgericht zu erfolgen. Berufungsmöglichkeiten gegen
eine Entscheidung des Arbeitsgerichts gibt es vor dem Landesarbeits-
gericht. Als abschließende Instanz ist das Bundesarbeitsgericht für
zugelassene Revisionen zuständig.

Interessen gegenüber Behörden


Streitigkeiten aus den Bereichen Bundeseltengeld- und Elternzeitgesetz
(vgl. Kapitel 4 und 5) können einerseits arbeitsrechtlicher als auch
sozialrechtlicher Natur sein. Im Rahmen der Elternzeit handelt es sich
um arbeitsrechtliche Fragen, bei denen Sie mit Entscheidungen des
Arbeitgebers nicht einverstanden sind. Hier ergibt sich die Möglichkeit
der Klärung vor dem Arbeitsgericht.
Sind Sie mit Entscheidungen der Elterngeldstellte nicht einverstan- 9
den, handelt es sich um eine sozialrechtliche Frage, und diese An-
gelegenheit wird vor dem Sozialgericht behandelt.
Eine ähnliche Regelung gilt, wenn Sie mit den Entscheidungen der
Krankenversicherung nicht einverstanden sind. Dies ist z. B. der Fall,
wenn Sie mit der Höhe des Mutterschaftsgeldes (vgl. Kapitel 2) nicht
einverstanden sind.
Bitte beachten Sie, dass auch in Angelegenheiten des Sozialrechts vor
dem Weg zum Sozialgericht ein sog. Vorverfahren stattfinden muss.
Dies bedeutet, dass erst, wenn Ihre Angelegenheit im Vorverfahren
durch einen Widerspruchsbescheid nicht zu Ihren Gunsten entschieden
wurde, besteht die Möglichkeit der Klage vor dem Sozialgericht.

Wichtig: Sowohl das Widerspruchsverfahren als auch das Verfahren vor


den Sozialgerichten ist für den Versicherten kostenfrei. Bei missbräuch-

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142 | Durchsetzung Ihrer Ansprüche

licher Nutzung des Sozialgerichts kann dies allerdings mit Gebühren


verbunden sein.

Das Gericht entscheidet im Urteil, ob die Kosten für einen Anwalt oder
sonstigen Rechtsbevollmächtigten notwendig waren und ob diese bei
erfolgreicher Klage auch vom Urteilsspruch mit umfasst sind. Das Glei-
che gilt, wenn Ihr Widerspruch gegen einen Verwaltungsakt (Bescheid)
der Krankenkasse erfolgreich war. Dies gilt auch für die Verfahren vor
den Arbeits- und Verwaltungsgerichten.
Ist man mit einer Entscheidung der Familienkasse zum Kindergeld
(vgl. Kapitel 6) nicht einverstanden, kann ein Einspruch eingelegt wer-
den. Die Entscheidung wird daraufhin angenommen und der Bescheid
noch einmal überprüft. Der Einspruch muss innerhalb von einem Mo-
nat nach der Bekanntgabe der Entscheidung in schriftlicher Form bei
der Familienkasse eingereicht werden. Alternativ dazu kann man den
Einspruch auch persönlich bei einem Mitarbeiter der Familienkasse zur
Niederschrift erklären. Das Einspruchsverfahren ist für Sie kostenfrei.
Kann die Familienkasse dem Einspruch nicht folgen, bekommt der
Kindergeldbezieher eine sogenannte Einspruchsentscheidung. Inner-
9
halb eines Monats nach Bekanntgabe der Einspruchsentscheidung kann
der Kindergeldbezieher dann beim Finanzgericht Klage erheben.
Welches Finanzgericht dabei zuständig ist, kann der Einspruchs-
entscheidung entnommen werden. Meistens ist das in der Nähe des
Wohnortes des Klagenden. Hier ist das Klageverfahren im Gegensatz
zum einfachen Einspruch allerdings mit Kosten verbunden. Hilfe bei
der Finanzierung können Sie ggf. mit einer Rechtsschutzversicherung
bekommen.

Interessen gegenüber dem Kindesvater


Der gesetzliche Vater ist generell für das Kind unterhaltspflichtig.
Gesetzlicher Vater ist nach § 1592 BGB derjenige, dessen Vaterschaft
im gerichtlichen Verfahren festgestellt wird, wobei für den Mann die
Vermutung der Vaterschaft besteht, der der Mutter während der Emp-
fängniszeit beigewohnt hat.

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Durchsetzung Ihrer Ansprüche | 143

Alleinerziehende erziehen ihre Kinder meist unter erschwerten Bedin-


gungen. Die Situation verschärft sich noch, wenn das Kind keinen oder
nicht regelmäßigen Unterhalt von dem anderen Elternteil erhält oder
dieser nicht rechtzeitig gezahlt wird. Diese besondere Lebenssituation
soll mit der Unterhaltsleistung nach dem Unterhaltsvorschussgesetz
erleichtert werden.

Unterhaltsvorschuss
Anspruch auf Unterhaltsvorschuss haben Kinder, die bei einem allein-
erziehenden Elternteil leben und keinen oder keinen regelmäßigen
Unterhalt von dem anderen Elternteil erhalten.
Hierbei gibt es keine Einkommensgrenze für den alleinerziehenden
Elternteil. Eine gerichtliche Entscheidung über den Unterhalt gegen den
anderen Elternteil ist nicht erforderlich. Ist der andere Elternteil ganz
oder teilweise leistungsfähig, wird er vom Staat in Höhe des gezahlten
Unterhaltsvorschusses in Anspruch genommen.
Es gilt:
■■ Bis zur Vollendung des 12. Lebensjahres (12. Geburtstag) können
Kinder ohne zeitliche Einschränkung Unterhaltsvorschuss erhalten.
■■ Kinder im Alter von zwölf Jahren bis zum vollendeten 18. Lebens- 9
jahr (18. Geburtstag) können ebenfalls Unterhaltsvorschuss er-
halten. Voraussetzung dafür ist, dass sie nicht auf Leistungen von
SGB II (Grundsicherung für Arbeitsuchende) angewiesen sind oder
dass der alleinerziehende Elternteil im SGB II-Bezug mindestens
600 Euro brutto verdient.
Die Höhe des Unterhaltsvorschusses richtet sich nach dem Alter der
Kinder und beträgt seit dem 01.01.2021 monatlich:
■■ für Kinder von 0 bis 5 Jahren bis zu 174 Euro
■■ für Kinder von 6 bis 11 Jahren bis zu 232 Euro
■■ für Kinder von 12 bis 17 Jahren bis zu 309 Euro.

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10.
Hilfreiche Adressen

Elterngeldstellen............................................................................ 146
Für den Kündigungsschutz zuständige Aufsichtsbehörden.......... 156

10

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146 | Hilfreiche Adressen

Elterngeldstellen
Für die Durchführung des Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetzes
sind die Länder zuständig. Sie haben die Elterngeldstellen unterschied-
lichen Behörden zugeordnet.

Baden-Württemberg
Landeskreditbank Baden-Württemberg, Familienförderung; Schloss-
platz 10, 76113 Karlsruhe; E-Mail: familienfoerderung@l-bank.de;
www.l-bank.de

Bayern
Region Mittelfranken
Zentrum Bayern Familie und Soziales (ZBFS)
Bärenschanzstraße 8c, 90429 Nürnberg; E-Mail: poststelle.mfr@zbfs.
bayern.de;
Region Niederbayern
Friedhofstraße 7, 84028 Landshut; E-Mail: poststelle.ndb@zbfs.
bayern.de
Region Oberbayern
Die Anträge aus der Region Oberbayern werden je nach Geburtstag
10 des Kindes in folgenden Dienststellen bearbeitet:
Geburtstag des Kindes: 1. bis 5. eines Monats; Gebrüder-Netzsch-Stra-
ße 19, 95100 Selb; E-Mail: poststelle.ofr-selb@zbfs.bayern.de
Geburtstag des Kindes: 6. bis 10. eines Monats; Landshuter Straße 55,
93053 Regensburg; E-Mail: poststelle.opf@zbfs.bayern.de
Geburtstag des Kindes: 11. bis 26. eines Monats; Bayerstraße 32,
80335 München; E-Mail: poststelle.obb@zbfs.bayern.de
Geburtstag des Kindes: 27. bis 31. eines Monats; ZBFS - Region Ober-
pfalz; Elterngeldstelle; Stadtplatz 27, 95478 Kemnath; E-Mail: team13.
ofr@zbfs.bayern.de
Region Oberfranken
Hegelstraße 2, 95447 Bayreuth; E-Mail: poststelle.ofr@zbfs.bayern.de

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Elterngeldstellen | 147

Region Oberpfalz
Landshuter Straße 55, 93053 Regensburg; E-Mail: poststelle.opf@
zbfs.bayern.de
Region Schwaben
Morellstraße 30, 86159 Augsburg; E-Mail: poststelle.schw@zbfs.
bayern.de
Region Unterfranken
Georg-Eydel-Straße 13, 97082 Würzburg; E-Mail: poststelle.ufr@zbfs.
bayern.de

Berlin
Die Bezirksämter (Jugendamt); Zentrale Auskunft; Tel.: 030/115
Bezirksamt Berlin-Mitte
Karl-Marx-Allee 31, 10178 Berlin; E-Mail: elterngeld@ba-mitte.berlin.
de
Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg
Frankfurter Allee 35–37; 10247 Berlin; E-Mail: familienservicebue-
ro@ba-fk.berlin.de
Bezirksamt Pankow
Berliner Allee 252–260, 13088 Berlin; E-Mail: post.jugendamt@ba-
pankow.berlin.de
Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf 10
Hohenzollerndamm 174–177, 10713 Berlin; E-Mail: elterngeld@char-
lottenburg-wilmersdorf.de
Bezirksamt Spandau
Klosterstraße 36, 13581 Berlin; E-Mail: elterngeld@ba-spandau.
berlin.de
Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf
Kirchstraße 1–3, 14163 Berlin; E-Mail: bundeseltergeld@ba-sz.berlin.
de
Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg
Rathausstraße 27, 12105 Berlin; E-Mail: elterngeld@ba-ts.berlin.de
Bezirksamt Neukölln
Rathaus Neukölln; Hermannstr. 214, 12049 Berlin; E-Mail: eltern-
geld@bezirksamt-neukoelln.de

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148 | Hilfreiche Adressen

Bezirksamt Treptow-Köpenick
Groß-Berliner Damm 154, 12489 Berlin; E-Mail: jugfs7070@ba-tk.
berlin.de
Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf
Riesaer Straße 94, 12627 Berlin; E-Mail: elterngeld@ba-mh.berlin.de
Bezirksamt Lichtenberg-Hohenschönhausen
Große-Leege-Straße 103, 13055 Berlin; E-Mail: juginfo@lichtenberg.
berlin.de
Bezirksamt Reinickendorf
Eichborndamm 215, 13437 Berlin; E-Mail: elterngeld@reinickendorf.
berlin.de

Brandenburg
Landkreis Barnim
Am Markt 1, 16225 Eberswalde; E-Mail: elterngeld-bafoeg@kvbar-
nim.de
Landkreis Dahme-Spreewald
Beethovenweg 14, 15907 Lübben; E-Mail: elterngeld@dahme-spree-
wald.de
Landkreis Elbe-Elster
Grochwitzer Straße 20, 04916 Herzberg; Tel.: 0 353 5/4 60
10 Landkreis Havelland
Platz der Freiheit 1, 14712 Rathenow; E-Mail: buergerservice@havel-
land.de
Landkreis Märkisch-Oderland
Puschkinplatz 12, 15306 Seelow; E-Mail: elterngeld@landkreismol.de
Landkreis Oberhavel
Adolf-Dechert-Straße 1, 16515 Oranienburg; E-Mail: FB-Soziales@
oberhavel.de
Landkreis Oberspreewald-Lausitz
Dubinaweg 1, 01968 Senftenberg; E-Mail: jugendamt@osl-online.de
Landkreis Oder-Spree
Breitscheidstraße 7, 15848 Beeskow; E-Mail: elterngeld@l-os.de
Landkreis Ostprignitz-Ruppin
Heinrich-Rau-Straße 27–30, 16816 Neuruppin; Tel.: 0 33 91/68 80

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Elterngeldstellen | 149

Landkreis Potsdam-Mittelmark
Niemöllerstraße 1, 14806 Bad Belzig; E-Mail: elterngeld@potsdam-
mittelmark.de
Landkreis Prignitz
Berliner Straße 49, 19348 Perleberg; Tel.: 0 38 76/71 30
Landkreis Spree-Neiße
Heinrich-Heine-Straße 1, 03149 Forst/Lausitz; Tel.: 0 35 62/98 60
Landkreis Teltow-Fläming
Am Nuthefließ 2, 14943 Luckenwalde; Tel.: 0 33 71/60 80
Landkreis Uckermark
Karl-Marx-Straße 1, 17291 Prenzlau; E-Mail: sekretariat-jugendamt@
uckermark.de
Stadt Brandenburg
Wiener Straße 1, 14772 Brandenburg/Havel; E-Mail: elterngeld@
stadt-brandenburg.de
Stadt Cottbus
Karl-Marx-Straße 67, 03044 Cottbus; Tel.: 03 55/61 20
Stadt Frankfurt/Oder
Logenstraße 8, 15230 Frankfurt/Oder; Tel.: 03 35/55 20
Stadt Potsdam
Friedrich-Ebert-Straße 79/81, 14467 Potsdam; E-Mail: bundeseltern-
geld@rathaus.potsdam.de 10
Stadt Schwedt/Oder
Dr.-Theodor-Neubauer-Straße 5, 16303 Schwedt/Oder; E-Mail: buer-
geranliegen.stadt@schwedt.de

Bremen
Stadtgebiet Bremen
Amt für Soziale Dienste; Elterngeldstelle; Hans-Böckler-Straße 9,
28217 Bremen; Tel.: 04 21/36 19 43 00; E-Mail: sozialzentrum-mitte@
afsd.bremen.de
Bremerhaven
Amt für Familie und Jugend; Hinrich-Schmalfeldt-Straße 40, 27576
Bremerhaven; Tel.: 04 71/5 90 20 27

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150 | Hilfreiche Adressen

Hamburg
Die Bezirksämter; Tel.: 040/42 82 80 (verbindet mit allen Dienststellen)
Hamburg-Mitte
Bezirksamt Hamburg-Mitte-Fachamt; Grundsicherung und Soziales-
Elterngeld; Caffamacherreihe 1-3, 20355 Hamburg; E-Mail: eltern-
geld@hamburg-mitte.hamburg.de
Altona
Alte Königstraße 29–39, 22767 Hamburg; E-Mail: bezirksamt@altona.
hamburg.de
Bergedorf
Weidenbaumsweg 21, Eingang C, 21029 Hamburg; E-Mail: sdz-berge-
dorf@bergedorf.hamburg.de
Eimsbüttel
Grindelberg 62–66, 20144 Hamburg; E-Mail: bezirksamt@eimsbuet-
tel.hamburg.de
Hamburg-Nord
Kümmellstraße 7, 20249 Hamburg; E-Mail: elterngeld-erziehungs-
geld@hamburg-nord.hamburg.de
Harburg
Harburger Rathausforum 1, 21073 Hamburg; E-Mail: elterngeld@
harburg.hamburg.de
10
Wandsbek
Wandsbeker Allee 62, 22041 Hamburg; E-Mail: elterngeld@wandsbek.
hamburg.de

Hessen
Die Ämter für Versorgung und Soziales
Darmstadt
Schottener Weg 3, 64289 Darmstadt; E-Mail: poststelle@havs-dar.
hessen.de
Frankfurt
Walter-Möller-Platz 1, 60439 Frankfurt/Main; E-Mail: post@havs-fra.
hessen.de

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Elterngeldstellen | 151

Fulda
Washingtonallee 2, 36041 Fulda; E-Mail: postmaster@havs-ful.hes-
sen.de
Gießen
Südanlage 14a, 35390 Gießen; E-Mail: postmaster@havs-gie.hessen.
de
Kassel
Mündener Straße 4, 34123 Kassel; E-Mail: poststelle@havs-kas.hes-
sen.de
Wiesbaden
Mainzer Straße 35, 65185 Wiesbaden; E-Mail: poststelle@havs-wie.
hessen.de

Mecklenburg-Vorpommern
Landesamt für Gesundheit und Soziales Mecklenburg-Vorpommern;
Abteilung Soziales/Versorgungsamt
Dezernat Neubrandenburg
An der Hochstraße 1, 17036 Neubrandenburg; E-Mail: elterngeld.
neubrandenburg@lagus.mv-regierung.de
Dezernat Rostock
Erich-Schlesinger-Straße 35, 18059 Rostock; E-Mail: elterngeld.ros-
tock@lagus.mv-regierung.de 10
Dezernat Schwerin
Friedrich-Engels-Straße 47, 19061 Schwerin; E-Mail: elterngeld.
schwerin@lagus.mv-regierung.de
Dezernat Stralsund
Frankendamm 17, 18439 Stralsund; E-Mail: elterngeld.stralsund@
lagus.mv-regierung.de

Niedersachsen
Zuständig für das Elterngeld sind in Niedersachsen die kreisfreien
Städte, einige kreisangehörige Städte und Gemeinden, die Städte und
Gemeinden der Region Hannover und die Landkreise.

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152 | Hilfreiche Adressen

Die für den Wohnort zuständige Elterngeldstelle kann im Internet


aufgerufen werden unter: www. ms.niedersachsen.de (Suchbegriff:
Elterngeldstelle)

Nordrhein-Westfalen
Zuständig für das Elterngeld sind in Nordrhein-Westfalen die Kreise
und kreisfreien Städte. Die für Ihren Antrag zuständige Elterngeldstelle
finden Sie unter: www.elterngeld.nrw.de

Rheinland-Pfalz
Zuständig für das Elterngeld sind in Rheinland-Pfalz die Jugendämter
der Kreis- und Stadtverwaltungen. Die für Ihren Wohnort zuständige
Elterngeldstelle finden Sie unter: www.elterngeld.net/elterngeldstel-
len/rheinland-pfalz.html

Saarland
Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie; Elterngeld-
stelle; Hochstraße 67, 66115 Saarbrücken; Tel.: 06 81/5 01 00; E-Mail:
elterngeld@soziales.saarland.de; www.elterngeld.saarland.de

Sachsen
10 Zuständig sind die Landkreise und kreisfreien Städte.
Stadt Chemnitz
Abt. Soziale Leistungen/Elterngeld; Bahnhofstraße 53, 09111 Chem-
nitz; E-Mail: soziale.leistungen@stadt-chemnitz.de
Landeshauptstadt Dresden
Jugendamt; Seidnitz-Center; Enderstraße 59, 01277 Dresden; E-Mail:
elterngeld@dresden.de
Stadt Leipzig
Rathaus Wahren; Georg-Schumann-Straße 357, 04159 Leipzig;
E-Mail: ja-51-24@leipzig.de
Landkreis Erzgebirgskreis
Sachgebiet Elterngeld; Uhlmannstraße 1–3, 09366 Stollberg
Landkreis Mittelsachsen
Abt. Jugend und Familie; Am Landratsamt 3, 09648 Mittweida

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Elterngeldstellen | 153

Landkreis Vogtlandkreis
Amt für Jugend und Soziales SG V; Eltern- und Erziehungsgeld; Post-
platz 5, 08523 Plauen
Landkreis Zwickau
Jugendamt; Sachbereich Elterngeld; Königswalder Straße 18, 08412
Werdau; E-Mail: wirtleistungen@landkreis-zwickau.de
Landkreis Bautzen
Sozialamt; Bahnhofstraße 9, 02625 Bautzen; E-Mail: information@
lra-bautzen.de
Landkreis Görlitz
Jugendamt; Robert-Koch-Straße 1, 02906 Niesky; E-Mail: erziehungs-
geld@kreis-gr.de
Landkreis Meißen
Kreissozialamt; Loosestraße 17/19 Haus A, 01662 Meißen; E-Mail:
kreissozialamt@kreis-meissen.de
Landkreis Leipzig
Sozialamt; Stauffenbergstraße 4, 04552 Borna
Landkreis Nordsachsen
Jugendamt; Friedrich-Naumann-Promenade 9, 04758 Oschatz; E-Mail:
info@lra-nordsachsen.de
Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge
Abt. Soziale Leistungen/Elterngeld; Hüttenstraße 14, 01705 Freital; 10
E-Mail: elterngeld@landratsamt-pirna.de

Sachsen-Anhalt
Zuständig sind die Landkreise und kreisfreien Städte.
Landeshauptstadt Magdeburg
Sozial- und Wohnungsamt, Elterngeldstelle; Wilhelm-Höpfner-Ring
4, 39116 Magdeburg; E-Mail: sozial-und-wohnungsamt@magdeburg.de
Stadt Dessau-Roßlau
Amt für Soziales und Integration, Elterngeldstelle; Zerbster Straße
4, 06844 Dessau-Roßlau; E-Mail: elterngeldstelle@dessau-rosslau.de
Stadt Halle/Saale
Sozialamt, Elterngeldstelle; Hansering 20, 06108 Halle/Saale; E-Mail:
bundeselterngeld@halle.de

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154 | Hilfreiche Adressen

Altmarkkreis Salzwedel
Jugendamt; Karl-Marx-Straße 32, 29410 Salzwedel; E-Mail: info@
altmarktkreis-salzwedel.de
Landkreis Anhalt-Bitterfeld
Jugendamt, Elterngeldstelle; Am Flugplatz 1, 06366 Köthen (Anhalt);
E-Mail: post@anhalt-bitterfeld.de
Landkreis Börde
Jugendamt, Elterngeldstelle; Farsleber Straße 19, 39326 Wolmirstedt;
E-Mail: jugend@boerdekreis.de
Burgenlandkreis
Jugendamt, Elterngeldstelle; Schönburger Straße 41, 06618 Naum-
burg; E-Mail: jugendamt@blk.de
Landkreis Harz
Jugendamt, Elterngeldstelle; Kurtsstraße 13, 38855 Wernigerode;
E-Mail: bundeselterngeld@kreis-hz.de
Landkreis Jerichower Land
Jugendamt, Elterngeldstelle; In der alten Kaserne 4, 39288 Burg;
E-Mail: jugendamt@lkjl.de
Landkreis Mansfeld-Südharz
Jugendamt; Rudolf-Breitscheid-Str. 20/22, 06526 Sangerhausen;
E-Mail: landkreis@mansfeldsuedharz.de
10 Landkreis Saalekreis
Jugendamt; Kloster 4, 06217 Merseburg; E-Mail: jugendamt-avu@
saalekreis.de
Salzlandkreis
Jugendamt, Elterngeldstelle; Friedensallee 25, 06406 Bernburg (Saa-
le); E-Mail: beeg@kreis-slk.de
Landkreis Stendal
Jugendamt, Elterngeldstelle; Hospitalstraße 1–2, 39576 Stendal;
E-Mail: jugendamt@landkreis-stendal.de
Landkreis Wittenberg
Bürgerbüro, Elterngeldstelle; Breitscheidstraße 3, 06886 Lutherstadt
Wittenberg; E-Mail: information@landkreis-wittenberg.de

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Elterngeldstellen | 155

Schleswig-Holstein
Die Außenstellen des Landesamts für soziale Dienste Schleswig-Hol-
stein
Lübeck
Große Burgstraße 4, 23552 Lübeck; E-Mail: post.hl@lasd.landsh.de
Heide
Neue Anlage 9, 25746 Heide; E-Mail: post.hei@lasd.landsh.de
Schleswig
Seminarweg 6, 24837 Schleswig; E-Mail: post.sl@lasd.landsh.de
Kiel/Neumünster
Steinmetzstraße 1/11, 24534 Neumünster; E-Mail: post.nms@lasd.
landsh.de

Thüringen
Zuständig für das Elterngeld in Thüringen sind die Jugendämter der
Landkreise und kreisfreien Städte. Die für den Antrag zuständige Stelle
finden Sie unter: www.elterngeld.net/elterngeldantrag/thueringen.
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156 | Hilfreiche Adressen

Für den Kündigungsschutz zuständige Aufsichtsbe-


hörden
In den einzelnen Bundesländern sind für die Entscheidung über die
Zulässigkeit der Kündigung während der Elternzeit folgende Behörden
zuständig:
■■ Baden-Württemberg: Kommunalverband für Jugend und Soziales
■■ Bayern: Gewerbeaufsichtsämter der Bezirksregierungen
■■ Berlin: Landesamt für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und tech-
nische Sicherheit
■■ Brandenburg: Landesamt für Arbeitsschutz
■■ Bremen: Gewerbeaufsichtsämter
■■ Hamburg: Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz, Amt
für Arbeitsschutz
■■ Hessen: Regierungspräsidien
■■ Mecklenburg-Vorpommern: Landesamt für Gesundheit und Sozia-
les, Abt. Arbeitsschutz und technische Sicherheit
■■ Niedersachsen: Gewerbeaufsichtsämter
■■ Nordrhein-Westfalen: Bezirksregierungen
■■ Rheinland-Pfalz: Struktur- und Genehmigungsdirektion – Ge-
werbeaufsicht
10 ■■ Saarland: Landesamt für Umwelt und Arbeitsschutz
■■ Sachsen: Landesdirektion, Abt. Gewerbeaufsicht
■■ Sachsen-Anhalt: Landesamt für Verbraucherschutz, Gewerbeauf-
sicht, Arbeitsschutz
■■ Schleswig-Holstein: Landesamt für Gesundheit und Arbeitssicher-
heit, Staatliche Arbeitsschutzbehörde bei der Unfallkasse
■■ Thüringen: Landesamt für Verbraucherschutz
Die Anschriften finden Sie im Internet unter: www.bmfsfj.de (Such-
begriff: Aufsichtsbehörden)
Einzelheiten zum Kündigungsschutz bei Elternzeit regelt eine All-
gemeine Verwaltungsvorschrift.

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Stichwortverzeichnis | 157

Stichwortverzeichnis

Abzweigungsantrag 119 COVID-19-Pandemie 111


Adoptionspflege 82
ambulante Entbindung 64 Direktionsrecht 90
ambulante Leistungen 62
Einfach Leistungen für Eltern
Anmeldung der Elternzeit 80
108
Arbeitgeberzuschuss 57
Einkommen 101
Arbeitsagentur 94
Einkommensgrenze 92
Arbeitslosigkeit 94
Einkommensverlust 44
Arbeitspflicht 78
Einspruch 142
Arbeitsplatzwechsel 31
Einstellung 23
Arbeitsunfähigkeit 44
ElterngeldDigital 108
Arzneimittel 64
ElterngeldPlus 96
ärztliche Betreuung 62
Elterngeldstelle 106
ärztliches Zeugnis 23
Entbindungstag 51
Attest 24
Entgeltfortzahlung 25
Aufhebungsvertrag 40
Erstausstattungen 133
Ausbildung 27
Auslandsaufenthalt 92 Familiengeld 109
Familienkasse 117, 136
Basiselterngeld 95 11
Familienversicherung 48
Befristung 40
Fehlgeburt 27
Behinderung 26, 52
Fragerecht 23
Bereitschaftsdienst 28
Fruchtschädigung 34
Berücksichtigungszeiten 129
Frühgeburt 26, 52
Beschäftigungsverbote 20, 23
Beschäftigungsverhältnis 57 Geburtshaus 65
Betriebsrat 22 Geburtsvorbereitung 63
Bildungspaket 136 Gefährdungsbeurteilung 30
Biostoffe 34 Gefahrstoffe 33

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158 | Stichwortverzeichnis

Genehmigungsfiktion 86 Kündigungsschutz 88
Geschwisterbonus 102 Kündigungsverbot 88
gesetzliche Krankenversiche-
rung 47, 62 Landeserziehungsgeld 106, 108
Gestaltungsrecht 90 Lohnrisiko 24
Gesundheitsgefährdung 24
Machtbereich des Empfängers
Gesundheitsuntersuchungen für
22
Kinder 68
Massage 63
Günstigkeitsprüfung 50
Mehrarbeit 27
Gütetermin 140
Mehrbedarf 133
Härtefälle 93 Mehrlingsgeburt 26, 52
Haushaltshilfe 67 Mehrlingszuschlag 102
häusliche Pflege 66 Mitwirkungspflichten 119
Hebammenhilfe 62 molekulargenetischer Test 63
Heilmittel 64 Mutter-Kind-Maßnahme 74
Hilfe bei Schwangerschaft und Mutterschaftsgeld 46
Mutterschaft 132 Mutterschaftsleistungen 105
Hilfe zum Lebensunterhalt 132 Mutterschaftsurlaub 25, 50
Hilfsmittel 64 Mutterschutzfrist 80, 82
Mutterschutzgesetz 20
Insolvenzverfahren 59 Mutterschutzlohn 44
11
Jahresarbeitsentgeltgrenze 48 Nachtarbeit 28
Jugendgesundheitsuntersuchung Nettoarbeitsentgelt 48
70 Nicht-Arbeitnehmerinnen 55

Kinderbonus 116 Onlinezugangsgesetz 108, 117


Kindererziehungszeiten 126
Kinderzuschlag 134 Partnerschaftsbonus 97
körperliche Belastung 35 private Krankenversicherung 47
Krankenhausbehandlung 65
Kündigung 38 Regelbedarf 133

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Stichwortverzeichnis | 159

Rentenhöhe 129 Unterhaltspflicht 106, 119


Resturlaub 41 Unterhaltsvorschuss 143
Rückbildungsgymnastik 63 Untersuchungen 38
Rufbereitschaft 28 Untersuchungsheft für Kinder
Ruhezeit 27 69
Urlaub 41
Säuglingserstausstattung 133
Schutzfrist 20, 26 Vater-Kind-Maßnahmen 74
Schutzmaßnahmen 30 Verbandmittel 64
schwangere Bewerberin 23 Verdienstausfall 46
selbstständige Tätigkeit 87, 100 Verdienstminderung 46
Sonderkündigungsschutz 81 Vergütungspflicht 78
Sonn- und Feiertagsarbeit 29 Versorgungsvertrag 74
Sorgerecht 79 Verwaltungsgericht 140
Sozialabgaben 103 Vier-Jahres-Frist 73
Sozialgericht 141 Vorsorgeleistungen 71, 74
Sozialleistungen 106
Widerspruchsbescheid 140
Sozialleistungsträger 122
Wiederaufnahme der Erwerbs-
stationäre Entbindung 65
tätigkeit 22
Steuern 103
Wiedereinstieg 90
Stillen 22, 38
Wohngeld 134
11
Tag der Entbindung 20
Zählkind 116
Teilhabe an Bildung und am
Zuzahlungspflicht 75
gesellschaftlichen Leben 136
Teilzeitarbeit 85, 93
Trisomie 63

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