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Digital
Leadership
Kompetenzen – Führungsverhalten –
Umsetzungsempfehlungen
BestMasters
Mit „BestMasters“ zeichnet Springer die besten Masterarbeiten aus, die an renom
mierten Hochschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz entstanden sind.
Die mit Höchstnote ausgezeichneten Arbeiten wurden durch Gutachter zur Ver
öffentlichung empfohlen und behandeln aktuelle Themen aus unterschiedlichen
Fachgebieten der Naturwissenschaften, Psychologie, Technik und Wirtschaftswis
senschaften.
Die Reihe wendet sich an Praktiker und Wissenschaftler gleichermaßen und soll
insbesondere auch Nachwuchswissenschaftlern Orientierung geben.
Digital Leadership
Kompetenzen – Führungsverhalten –
Umsetzungsempfehlungen
Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Yasmin Mei-Yee Weiß
David Jonathan Wagner
Ansbach, Deutschland
u.d.T.: David Jonathan Wagner: „Digital Leadership – Welche Kompetenzen und welches
Führungsverhalten benötigen Führungskräfte in Zeiten der digitalen Transformation?“
BestMasters
ISBN 978-3-658-20126-5 ISBN 978-3-658-20127-2 (eBook)
https://doi.org/10.1007/978-3-658-20127-2
Springer Gabler
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2018
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die
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implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt
im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten
und Institutionsadressen neutral.
Bedanken möchte ich mich bei Frau Prof. Dr. Yasmin Mei-Yee Weiß für
die Möglichkeit am Forschungsprojekt „Kompetenzen der Zukunft“ mitzu-
arbeiten und für die hervorragende Betreuung meiner Masterarbeit.
Ein weiterer Dank gilt meiner Frau, meinen Eltern und meinem Schwager
für ihre großartige Unterstützung.
Geleitwort
Wer Technologie und Software nicht versteht, versteht bald auch die Welt
und erfolgreiche Geschäftsmodelle nicht mehr. Dies gilt insbesondere für
Führungskräfte. Für sie geht es selbstverständlich nicht darum, selbst zum
besten Programmierer oder Technologieexperten im Unternehmen mit tief-
gehendem Spezialwissen zu werden. Vielmehr geht es darum, die grund-
sätzliche DNA sowie die Möglichkeiten einer digital vernetzten Welt zu ver-
stehen. Führungskräfte müssen hier offen und lernbereit sein. Warum ist
das so wichtig? Erstens, weil Führungskräfte ansonsten dem Risiko aus-
gesetzt sind, zu manipulierbaren Digital-Analphabeten zu werden. Zwei-
tens weil ein gewisses digitales Grundwissen die Voraussetzung für die
persönliche Vorstellkraft des gegenwärtig und zukünftig Machbaren ist.
Und drittens weil Führungskräfte die grundsätzliche Machtverschiebung
vom materiellem zum immateriellen Geschäft mit Daten und Software ver-
stehen müssen, denn gerade dort liegt die Macht im 21. Jahrhundert. Füh-
rungskräfte sind daher gut beraten, sich mit dem Thema „Digital Lea-
dership“, d.h. was erfolgreiche Führung im digitalen Zeitalter bedeutet, in-
tensiv auseinanderzusetzen. Kompetenzen, Führungsrolle und -selbstver-
ständnis müssen auf den Prüfstand gestellt und teilweise neu definiert wer-
den. Vor allem muss ein Lernprozess angestoßen werden. Die vorliegende
Masterarbeit von David Jonathan Wagner kann für diesen Lernprozess ei-
nen sehr guten Beitrag leisten. Die Arbeit bietet einen wertvollen Überblick,
wie sich die Führungsrolle im digitalen Zeitalter verändert und welche Kom-
petenzen für Führungskräfte an Bedeutung gewinnen werden.
Abbildungsverzeichnis ............................................................................ XV
1
Das Thema „Digitale Transformation“ ist aktuell in aller Munde, oftmals
2
unter anderen Begriffen wie: „Digitalisierung“ oder „Digitale (R)Evolu-
3 4
tion“ . In Bezug auf die Industrie heißt das Schlagwort „Industrie 4.0“ . Un-
abhängig von der Begrifflichkeit merken wir als Individuen, aber auch Un-
ternehmen, die Auswirkungen immens. Nicht umsonst wird diese Phase,
in der wir uns aktuell befinden, als die vierte industrielle Revolution be-
5
zeichnet. Die „IBM CEO Studie“ belegt beispielhaft die herausragende Be-
deutung der technologischen Veränderungen als Treiber für den Wandel
6
im Unternehmen. Den Schätzungen nach besteht durch die Digitalisie-
rung die Chance auf einen industriellen Bruttowertschöpfungszuwachs in
7
Höhe von 1,25 Billionen Euro (bis 2025 für Europa).
In den Medien und der Forschung wird die digitale Transformation aber
nicht nur positiv betrachtet. Horrorszenarien dramatisieren einen hohen
8
Jobwegfall. Es wird Angst geschürt, dass wir bald nur noch Handlanger
9
von Robotern sind. Doch ist es wirklich so? Sicherlich wird es in nahezu
allen Bereichen massive Veränderungen durch die Digitalisierung geben.
Diese erleben wir heute bereits. So ist das Smartphone aus dem Alltag
nicht mehr wegzudenken. Das autonome Fahren, das vor Jahren noch als
10
Science-Fiction gesehen wurde, steht in den Startlöchern. Genauso wird
11
es in naher Zukunft möglich sein, virtuell zum Arzt zu gehen. In der In-
dustrie sind es Systeme, die sich selbst aufeinander abstimmen, Informa-
tionen austauschen und miteinander vernetzt sind. Man spricht hier von
1
Eine Definition dieses Begriffes findet sich in Kapitel 2.5.
2
Vgl. bspw. BMWi u.a. (2014), S. 2.
3
Vgl. bspw. Petry (2016b), S. 23.
4
Vgl. bspw. BMWi online (2016).
5
Vgl. Schwab online (2016).
6
Vgl. IBM (2012), S. 13.
7
Vgl. Bloching u.a. (2015), S. 3.
8
Vgl. Frey/Osborne (2013).
9
Vgl. Kremer online (2014).
10
Vgl. Doll online (2015).
11
Vgl. Thranberend u.a. (2015).
12
„Cyber-Physischen Systemen“. Aber auch Roboter, die immer intelligen-
ter werden, kommen häufiger zum Einsatz und das sind nur einige Bei-
spiele, die den Transformationsprozess deutlich machen. Trotz der Angst
nutzen viele Arbeitnehmer schon heute konkret die Vorteile der Digitalisie-
rung, indem sie sich u.a. von zu Hause über eine Cloudlösung auf den
Firmenaccount einloggen und so zeitlich und örtlich flexibel arbeiten kön-
nen. Vor einigen Jahren wäre so etwas noch undenkbar gewesen. Kurz
zusammengefasst finden sich Vorteile, aber auch gewisse Nachteile. Die
digitale Transformation kann aber nicht als Wahlmöglichkeit aufgefasst
werden, da es um das blanke Überleben und das Bestehen im Konkur-
13
renzkampf mit anderen Nationen geht. „Digitalisierung und Vernetzung
14
sind kein Schnupfen: Sie gehen nicht wieder weg!“
Führungskräfte sind hier in einem besonderen Spannungsfeld und müssen
vorausgehen. Die Aussage von Cole trifft es gut: „Die Digitale Transforma-
tion beginnt und endet in der Chefetage, aber sie durchzieht alle Unterneh-
15
mensbereiche.“ Das Bewusstsein, das Thema in den obersten Chefeta-
gen zu bringen, wird mit der Besetzung der neuen Stelle des „Chief Digital
Officer“ (CDO) Rechnung getragen. Im europäischen Raum beschäftigen
bereits 13% der befragten Unternehmen einen CDO, der das Thema im
16
Unternehmen zentral steuert. Digital Leader sind aber nicht nur in der
obersten Führungsebene notwendig, vielmehr sind sie in nahezu allen Be-
reichen des Unternehmens notwendig, um die digitale Transformation
ganzheitlich und erfolgreich zu stemmen. Somit ist auch das Ergebnis der
Studie der „Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA)“ nicht verwunderlich,
in der sich 75% der Befragten einig sind, dass sich an der Führungspraxis
17
in Deutschland etwas verändern muss. In diesem Sinne soll mit dieser
Arbeit der Veränderungsprozess weiter angestoßen werden und ein Bei-
trag dazu geleistet werden, dass Deutschland nicht unter seinen Möglich-
keiten bleibt und dass Führungskräfte zu Digital Leadern werden.
12
Vgl. VDI (2013), S. 3.
13
Vgl. Cole (2015), S. 192.
14
Urchs/Cole (2013) S. 30.
15
Cole (2015), S. 32.
16
Vgl. Friedrich u.a. (2015), S. 12.
17
Vgl. INQA (2014), S. 10.
1.1 Problemstellung 3
1.1 Problemstellung
Aus der Einleitung geht bereits hervor, dass die digitale Transformation
einen großen Einfluss auf unser Leben hat. Genauso ist das bei Unterneh-
men; jede Branche wird davon betroffen sein, natürlich in unterschiedli-
18
chem Maße und zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Jedes Unternehmen
muss aber, um am Markt bestehen zu können, ein digitales Geschäftsmo-
dell entwickeln oder zumindest für das eigene Geschäftsmodell ein digita-
19
les als Unterstützung haben. Die Führungskräfte stehen im Epizentrum
der digitalen Transformation und müssen es schaffen digitale Geschäfts-
modelle zu etablieren und kontinuierlich weiterzuentwickeln; aber auch un-
ter den veränderten Rahmenbedingungen die Mitarbeiter und sich selbst
zu führen. Laut der durchgeführten Expertenbefragung beschäftigen sich
62 % der befragten Experten (n=60) bereits mit dem Thema „Digital Lea-
20 21
dership“. Das verdeutlicht die hohe Relevanz des Themas. Bei einer
Folgefrage, die nach konkreten Beispielen fragte, sah das Ergebnis schon
wesentlich dürftiger aus. Eine vertiefte Beschäftigung mit den veränderten
Kompetenzen und dem veränderten Führungsverhalten findet größtenteils
nicht statt und ist auch in der Literatur nur selten zu finden, zumindest nicht
unter dem spezifischen Aspekt der Führung. Genau diese Punkte bilden
jedoch die Grundlage für alle weiteren Schritte auf dem Weg zum DL. Die
überaus hohe Relevanz des Themas zeigt sich darüber hinaus an der be-
22
reits eingangs erwähnten Studie. Zusammengefasst zeigt sich in den Ex-
perteninterviews und in Studien ein vorhandenes Bewusstsein, doch oft-
mals herrscht noch eine große Ratlosigkeit, was konkret zu verändern ist.
Das bestätigt auch eine andere Studie, in der festgellt wird, dass aktuell
nur 7 % der Führungskräfte als Digital Leader bezeichnet werden kön-
23
nen. Daher soll in dieser Arbeit der Fokus auf den Führungskräften lie-
gen, die eine zentrale Rolle im Zeitalter der digitalen Transformation ein-
nehmen.
18
Vgl. Bloching u.a. (2015), S. 24f.
19
Eine Definition des Begriffes „Digitales Geschäftsmodell“ findet sich in Kapitel 2.5.
20
Vgl. Anhang 3.
21
Im Folgenden wird der Begriff „Digital Leadership“ als DL abgekürzt.
22
Vgl. INQA (2014), S. 10.
23
Vgl. Velten u.a. (2015), S. 29.
4 1 Einleitung
Getreu dem Motto: „Je schneller Sie sich anpassen, desto schneller wer-
24
den Sie zum Gewinner“ , soll an der oftmals vorhandenen Ratlosigkeit
angesetzt werden und in erster Linie die Forschungsfrage beantworten
werden, welche im Titel bereits verankert ist:
„Digital Leadership – Welche Kompetenzen und welches Führungs-
verhalten benötigen Führungskräften in Zeiten der Digitalen Trans-
formation?“
Abgeleitet davon lassen sich zwei Kernelelemente der vorliegenden Mas-
terarbeit definieren:
• Welches Führungsverhalten ist in Zeiten der digitalen Transfor-
mation erfolgreich?
• Welche Führungskompetenzen sind im Zeitalter der digitalen
Transformation erforderlich?
Darüber hinaus stellt sich die Frage der Umsetzung, auf die ebenso einge-
gangen werden soll:
• Wie werden Führungskräfte zu Digital Leadern und was und wer
unterstützt sie auf diesem Weg?
Die Beantwortung dieser drei Fragen soll branchenunabhängig und mög-
lichst unabhängig von der Führungsebene beantwortet werden und für die
Praxis für viele Ebenen relevant dargestellt werden. Die Abbildung 1 zeigt
die Zielgruppen dieser Masterarbeit auf.
24
Bornschein (2016), S. 1.
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit 5
25
Abbildung 1: Zielgruppen der Masterarbeit
!
26
Abbildung 2: Aufbau der Masterarbeit
1.3 Methodik
26
Quelle: Eigene Darstellung.
27
Vgl. Lauth u.a. (2015), S. 145f.
28
Der Auszug aus dem Interviewleitfaden ist im Anhang 1 ersichtlich.
8 1 Einleitung
29
Vgl. Lauth u.a. (2015), S. 454.
30
Statistische Daten sind im Anhang 2 ersichtlich.
31
Vgl. Bacher u.a. (2010), S. 15.
32
Vgl. Bacher u.a. (2010), S. 16.
2 Definitorische Grundlagen
33
Duden online (2016a).
34
Rosenstiel (2014), S. 3.
35
Bea (2011), S. 23.
36
Eine Aufstellung weiterer Definitionen findet sich bspw. bei Neuberger (2002), S. 12-15.
37
Vgl. Comelli u.a. (2014), S. 83 f.
38
Vgl. Becker (2015), S. 13f.
39
Der Begriff „Leadership“ wurde von Kotter geprägt, vgl. bspw. Hegele-Raih (2004), S.
37.
40
Yukl (2013), S. 7.
41
Vgl. Yukl (2013), S. 7.
42
Vgl. Yukl (2013), S. 3.
43
Vgl. Duden online (2016c).
44
Vgl. Bruch u.a. (2006b), S. 5 oder auch Grolman (2016) online.
2.1 Digital Leadership 11
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5<;.&'(
45
Abbildung 3: Elemente des Leaderships
sogar noch einen Schritt weiter und stellen fest, dass ein Wandel von Ma-
50
nagement zu Leadership stattfindet.
In Abbildung 4 zeigt sich der Unterschied zwischen „Führen“ und „Mana-
gen“. Herauszuheben ist beim Führen die Vorbildsfunktion und das in die
Zukunft gerichtete Denken und Handeln unter Einbeziehung der Mitarbei-
ter. Im Vergleich dazu ist ein Manager eher auf die Gegenwart fokussiert
und weist Aufgaben zu und kontrolliert, anstatt zu inspirieren.
51
Abbildung 4: Führen vs. Managen
50
Vgl. Schomburg u.a. (2016), S. 92.
51
Quelle: Gasche (2016), Abb. 2.2, S. 12.
52
Bennis/Goldsmith (2010), S. 31.
2.1 Digital Leadership 13
53
Buhse (2014) S. 230.
54
Vgl. Euler online (2016).
55
Vgl. Euler online (2016).
56
Vgl. Peters (2015), S. 2.
57
Vgl. Petry (2016a).
58
Hinterhuber/Krauthammer (2015), S. 11.
14 2 Definitorische Grundlagen
59 60
„New Leadership“ oder auch „Führung 2.0“ . Egal wie man es nun nen-
nen mag, zeigen alle Begriffe auf, dass Führung sich verändern muss.
2.2 Führungskraft
59
Vgl. Bryman (1992), S. 91.
60
Vgl. Aron-Weidlich (2012), S. 5.
61
Springer Gabler Verlag online (2016c).
62
Vgl. Holst u.a. (2015), S. 16.
63
Vgl. Gasche (2016), S. 10.
64
Gasche (2016), S. 10.
65
Vgl. Stöwe/Keromosemito (2013), S. 5.
2.2 Führungskraft 15
Abhängig von den Kompetenzen der Führungskraft zeigt sich ein bestimm-
tes Führungsverhalten. Dieses spiegelt sich auf die „Follower“ (im Idealfall
die Mitarbeiter) wider und zeigt sich an deren Verhalten und deren Einstel-
lung. Das Führungsverhalten, aber auch die Follower, werden durch die
Situation beeinflusst. Hier ist aktuell der größte Faktor die digitale Trans-
formation. Am Ende des Prozesses steht der Führungserfolg. Anhand wel-
cher Variablen dieser gemessen wird ist unternehmensabhängig. Analog
der Unterscheidung zwischen Leadership und Management ist auch hier
in der Begrifflichkeit ein Unterschied. Synonym verwendet werden jedoch
die Begriffe „Leader“ und „Führungskraft“. Im Themenbereich DL spricht
man von einem „Digital Leader“. Laut einer Studie sehen sich 60% der
66
Befragten nicht als solche. In der „Crisp Studie“ wird ein „Digital Leader“
wie folgt definiert:
„… steht als digitale Führungsperson stellvertretend für die Digitalisie-
rung des eigenen Unternehmens. Er zeichnet sich durch ein fundiertes
Wissen sowie ein ausgeprägtes „Digital-First-Denken“ aus. Der Digital
Leader führt sein Team mit einem hohen Partizipationsgrad, regt neue
Innovationen an und geht für den Fortschritt der Digitalen Transforma-
67
tion auch neue Wege.“
Dies wird auch in der Aussage von Petry klar, der den Führungskräften in
der digitalen Transformation einerseits die Treiber-, aber auch die Enabler-
68
Rolle zuschreibt. Das Digital Mindset (Denkweise) spielt hier eine ele-
mentare Rolle und geht über das Verständnis der digitalen Kundenerfah-
rung hinaus, sondern muss ganzheitlich auf das gesamte Unternehmen
gesehen werden und somit auch interne Prozesse und Vorgehensweisen
69
erfassen.
Hauptaufgabe von Digital Leadern ist es Digital Businesses zu führen (dies
in Bezug auf das Business selbst, die Mitarbeiter und sich selbst). Oftmals
muss zuerst der Transformationsprozess zu einem Digital Business bewäl-
tigt werden. Daher können auch Führungskräfte Digital Leader sein, selbst
wenn sie noch kein Digital Business führen, aber selbst fit in der Materie
66
Vgl. Velten u.a. (2015), S. 36.
67
Velten u.a. (2015), S. 9.
68
Vgl. Petry (2016b), S. 74.
69
Vgl. Kühmayer (2015), S. 84.
16 2 Definitorische Grundlagen
sind. Das zeigt auch eine Studie auf, die keine Abhängigkeit zwischen DL
70
und der Digitalisierung des Geschäftsmodells sieht. Um diesen Transfor-
mationsprozess zu stemmen, werden in Unternehmen vermehrt CDOs ein-
71
gestellt, die den Prozess von oben herab führen sollen. Dieses Vorhaben
ist sicherlich richtig, da so Anstöße aus der Chefetage kommen und das
Thema Digitalisierung allein von der Wichtigkeit auf höchster Ebene plat-
ziert ist. Digital Leader sollen aber in der Auffassung dieser Arbeit nicht nur
eine einzelne Person im Unternehmen in Form eines CDOs sein, sondern
vielmehr sollen alle Führungskräfte im Unternehmen zu Digital Leadern
werden; jeder individuell auf seinen Bereich bezogen und in unterschied-
lich hohem Ausmaß. Das höchste Ausmaß hat selbstverständlich der
CDO. Da die Digitalisierung, wie schon beschrieben, vor keinem Unterneh-
men haltmachen wird, wird diese genauso wenig vor einzelnen Abteilun-
gen stoppen.
2.3 Führungsverhalten
70
Vgl. Dick u.a. (2016), S. 15.
71
Vgl. Friedrich u.a. (2015), S. 5f.
72
Vgl. Wegge/Rosenstiel (2014), S. 334.
73
Vgl. Weinert (2004), S. 465.
74
Vgl. Rosenstiel (2014), S. 9.
75
Vgl. Wegge/Rosenstiel (2014), S. 335.
2.3 Führungsverhalten 17
76
dem demokratischen Stil (auch als kooperativ bezeichnet ) unterschieden
wurde. Wenn man sich nun konkrete Definitionen des Führungsstils an-
sieht, wie z.B. die von Weibler, der den Führungsstil „... als konsistentes
und typisches Verhalten, das von einem Führenden gegenüber den Ge-
77
führten vielfach wiederkehrend gezeigt wird“ , stellt man fest, dass der
Führungsstil als die Grundausrichtung oder auch das typisches Muster des
78
Führungsverhaltens bezeichnet werden kann . Ähnlich sieht dies Fiedler,
der den Führungsstil als „... the underlying need-structure of the individual
79
which motivates his behavior in various leadership situations“ definiert.
Hier kommt zusätzlich zur Grundausrichtung (need structure) der Begriff
des Führungsverhaltens (behaviour) zu Tage, welches in Abgrenzung zum
Führungsstil situationsbezogen ist. Der Führungsstil ist abhängig von di-
80
versen Faktoren wie dem Charakter und den Werten der Führungskraft ,
81
ist aber situationsunabhängig . Man stellte in der Forschung fest, dass es
nicht den Führungsstil gibt, sondern es immer von der Situation abhängig
82
ist. Im Führungsalltag ist es selten bzw. nie anzutreffen, dass eine Füh-
rungskraft immer autoritär oder immer nur kooperativ entscheidet. Viel-
mehr spielt die Situation und der zu führende einzelne Mitarbeiter eine
Rolle.
Daher ging man dazu über, das Führungsverhalten zu betrachten.
Weinert beschreibt es so: „Führungsverhalten bezieht sich lediglich auf Ak-
tivitäten der Führungsperson, die in hohem Maße von der Situation abhän-
83
gig sind.“ Ueberschaer beschreibt es als „... die Gesamtheit der Aktivitä-
84
ten und Verhaltensweisen der Führungskräfte im Führungsprozess.“ Das
Verhalten besteht aus drei Dimensionen: Handeln (also etwas aktiv tun),
Dulden (etwas geschehen lassen) und Unterlassen (nichts tun). Darüber
hinaus kann unterschieden werden, ob das Verhalten bewusst, unbewusst
76
Vgl. Rosenstiel (2014), S. 9.
77
Weibler (2012), S. 339.
78
Vgl. Weibler (2012), S. 340 u. Hofbauer/Kauer (2014), S. 18.
79
Fiedler (1967), S. 36.
80
Vgl. Hofbauer/Kauer (2014), S. 19
81
Vgl. Kauffeld, (2014), S. 75.
82
Vgl. Rosenstiel (2014), S. 10.
83
Weinert (2004), S. 465.
84
Ueberschaer (2014), S. 3.
18 2 Definitorische Grundlagen
85
oder gelernt umgesetzt wird. Zusammenfassend lässt sich feststellen,
dass das Führungsverhalten situationsbezogen ist; im Vergleich zum Füh-
rungsstil, welcher relativ konstant und situationsunabhängig ist. Unabhän-
gig davon, ob man sich mit den unterschiedlichen Führungsstilen und den
Führungsverhalten beschäftigt, ist beides Mal das Ziel der Führungserfolg.
Wichtig ist auch hier, dass es kein ideales Führungsverhalten gibt; ebenso
86
gibt es keinen idealen Führungsstil, vielmehr ist situativ zu entscheiden.
Wenn man das Führungsverhalten näher betrachtet, wird dieses oftmals
in unterschiedliche Dimensionen untergliedert. Gängige Untergliederung
ist nach „Mitarbeiterorientierung“ (der Mitarbeiter steht im Mittelpunkt) und
87
„Aufgabenorientierung“ (die Erfüllung der Aufgabe steht im Mittelpunkt).
Rosenstiel, aber auch Weibler, fordern auf Grundlage von anderen For-
schungsergebnissen bei der Unterscheidung noch eine dritte Dimension
zu ergänzen, nämlich die „Partizipationsorientierung“ (die Beteiligung der
88
Mitarbeiter steht im Mittelpunkt).
Im weiteren Verlauf der vorliegenden Arbeit soll das Führungsverhalten in
drei andere Ebenen untergliedert werden, da nach der oben erwähnten
Einteilung oftmals Unschärfen entstehen. Zudem ist es in der heutigen Zeit
überholt, einerseits nur aufgabenorientiert oder auch nur mitarbeiterorien-
tiert zu denken. Eine Kombination aus beidem ist erforderlich. Der Fokus
ist darüber hinaus noch um externe Partner zu erweitern, um ein ganzheit-
liches Bild zu bekommen. Daher soll im weiteren Verlauf dieser Arbeit die
Aufteilung des Führungsverhaltens analog den Führungsdimensionen vor-
genommen werden:
• In Bezug auf die Unternehmensführung: Hier geht es um Füh-
rungsverhalten, dass vor allem Rahmenbedingungen vorgibt und
erstmal nur indirekt einen Einfluss auf den Mitarbeiter hat und vor
allem externe Partner (z.B. Kunden) mit einbezieht.
• In Bezug auf die Mitarbeiterführung: Hier geht es um Führungs-
verhalten mit konkretem Bezug auf die Mitarbeiter (sowohl Ein-
zelner, als auch einer Gruppe).
85
Vgl. Springer Gabler Verlag online (2016i).
86
Vgl. Rosenstiel (2014), S. 14.
87
Vgl. Rosenstiel (2014), S. 11.
88
Vgl. Rosenstiel (2014), S. 12f. u. Weibler (2012), S. 344f.
2.4 Führungskompetenz 19
2.4 Führungskompetenz
89
Vgl. Becker (2009) S. 8.
90
Vgl. Krumm u.a. (2012), S. 2.
91
Heyse (2007), S. 14.
92
AK DQR (2011), S. 4.
20 2 Definitorische Grundlagen
93
auf die Wahrnehmung der konkreten Arbeitsaufgabe.“ Diese unter-
schiedlichen Definitionen zeigen nur eine kleine Auswahl der in der Litera-
tur gängigen Definition. Es kristallisieren sich folgende Punkte heraus, die
als „gemeinsamer Nenner“ für den Verlauf dieser Arbeit betrachtet werden
können:
• Kompetenz setzt sich aus Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kennt-
nissen zusammen.
• Diese werden besonders benötigt um Aufgaben/Situationen, die
unbekannt oder komplex sind, zu bewältigen (hier die Führungs-
aufgabe/-situation), aber auch um den beruflichen Alltag zu meis-
tern.
• Es geht nicht nur um das Können, sondern auch um das Wollen
und das Dürfen.
• Selbstorganisiertes Handeln steht im Fokus.
94
Für den Begriff der „Führungskompetenz“ gibt es auch unzählige Defini-
tionen. Diese soll jedoch für die vorliegende Arbeit als Querschnittskom-
petenz verstanden werden, die sich aus Fach-, Methoden- und Sozialkom-
95
petenzen zusammensetzt. Aus diesem Grund reichen für das Verständ-
nis die allgemeinen Kompetenzdefinitionen aus.
In den einzelnen Kompetenzdefinitionen kommen immer wieder die Be-
griffe „Fähigkeiten“, „Fertigkeiten“ und „Kenntnisse“ vor.
Fähigkeiten: Ist eine „.. geistige, praktische Anlage, die zu etwas befä-
96
higt.“ Unterschieden werden kann in angeborene und erlernte Fähigkei-
97
ten. Diese stellen die Basis für die Entwicklung von Fertigkeiten und
98
Kenntnissen.
Fertigkeiten:
„Fertigkeiten (skills) beschreiben das erlernbare sowie anwendungs-
und funktionsbereite Können einer Person. Das Erlernen von Fertigkei-
93
Becker (2009), S. 767.
94
In der Literatur wird „Führungskompetenz“ oftmals auch als eigenständiger Kompetenz-
bereich gesehen, vgl. bspw. Ritz/Thom (2011), S. 244.
95
Vgl. Schirmer/Woydt (2012), S. 30.
96
Springer Fachmedien Wiesbaden (2013a), S. 47.
97
Vgl. Springer Fachmedien Wiesbaden (2013a), S. 47.
98
Vgl. Becker (2009), S. 762.
2.4 Führungskompetenz 21
ten wird beeinflusst durch die Fähigkeiten einer Person, das bereits er-
lernte Wissen, schon vorhandene Fertigkeiten (Erfahrung) sowie Moti-
99
vation und Wille als innere Voraussetzung.“
Es sind „... durch Übung automatisierte Komponenten von Tätigkeiten
100
...“ , somit kann durch Übung aus einer Fähigkeit eine Fertigkeit werden.
101
Kenntnisse (Synonym: Wissen ): Beinhalten einerseits explizites aber
auch implizites Wissen. Ersteres kann einfach weitergegeben werden, da-
gegen ist das implizite Wissen an die Person gebunden und ist nur schwer
weitervermittelbar und entsteht vor allem durch Erfahrung und Erfahrungs-
102
austausch.
Ebenso vielstimmig wie die einzelnen Kompetenzdefinitionen, ist die Auf-
teilung der Kompetenzen in verschiedene Bereiche. So untergliedert bspw.
Heyse/Erpenbeck in vier Ebenen (Personale Kompetenz, Aktivitäts- und
Handlungskompetenz, Sozial-kommunikative Kompetenz, Fach- und Me-
103
thodenkompetenz). Im Folgenden soll, wie bereits erwähnt, die in der
Praxis gängige Untergliederung nach Fach-, Methoden- und Sozialkom-
104
petenz vorgenommen werden. Zudem bietet sich für den Kontext des
DL eine vereinfachte Darstellung an, da der komplette Kontext überaus
komplex ist und jede Möglichkeit genutzt werden sollte Komplexität zu re-
duzieren. Nach dieser Untergliederung wurde auch die Expertenbefragung
durchgeführt. Die einzelnen Kompetenzbereiche im Detail:
Fachkompetenz: „.. bezeichnet die erforderlichen fachlichen Fähigkeiten,
Fertigkeiten und Kenntnisse zur Bewältigung konkreter beruflicher Aufga-
105
ben.“ „Unter der fachlichen Kompetenz eines Mitarbeiters versteht man
106
sein Fachwissen.“ Doch es geht nicht nur um das reine Wissen, sondern
vielmehr darum es anwenden zu können. In Bezug auf die konkrete Be-
wältigung der Aufgabe kann es auch erforderlich sein, berufsübergreifende
99
Becker (2009), S. 762
100
Erpenbeck/Rosenstiel (2007b), S. XXXV.
101
Vgl. Duden online (2016f).
102
Vgl. Becker (2009), 7.
103
Vgl. Heyse/Erpenbeck (2009), S. XIII.
104
Vgl. bspw. North/Reinhardt (2005), S. 42 u. Hänggi (1998), S. 156.
105
Becker (2009), S. 762.
106
Jung (2011), S. 254.
22 2 Definitorische Grundlagen
107
Springer Fachmedien Wiesbaden (2013a), S. 91.
108
Becker (2009), S. 775.
109
Vgl. Kauffeld/Grote (2014), S. 122.
110
Becker (2009), S. 771.
111
Vgl. Faix u.a. (1991), S. 81.
112
Vgl. Heyse (2007), 27.
113
Vgl. Hänggi (1998), S. 156.
114
Einen Einblick über die Messung von Kompetenzen gibt bspw. Erpenbeck/Rosenstiel
(2007a).
2.5 Digitale Transformation 23
115
die Kategorien: Kenner, Könner und Experte. Im Bereich der Sozialkom-
petenz wird unterschieden zwischen gering ausgeprägt, ausgeprägt und
116
stark ausgeprägt. Es stellt sich die Frage, wie Kompetenzen das Verhal-
ten beeinflussen oder umgekehrt. Diese beiden Konstrukte stehen in ei-
nem engen Verhältnis. Einerseits kann nur kompetent gehandelt werden,
wenn die erforderlichen Kompetenzen vorhanden sind, anderseits sind
117
Kompetenzen ohne das konkrete Handeln nicht messbar. Man spricht
118
hier von der „Performanz“. Die mit der Führungskraft in Beziehung ste-
hende Personen sehen daher nicht direkt die Kompetenz, sondern das
Verhalten und das Handeln.
115
Vgl. North/Reinhardt (2005), S. 52.
116
Vgl. North/Reinhardt (2005), S. 57.
117
Vgl. Heyse (2007), S. 22.
118
Vgl. Becker (2009), S. 771.
119
Vgl. Duden online (2016e).
24 2 Definitorische Grundlagen
120
Abbildung 5: Digitale Transformation
120
Quelle: Veueve online (2016).
121
Vgl. BMWi (2016), S. 8.
2.5 Digitale Transformation 25
122
Petry (2016b), S. 22.
123
Vgl. Rimowa online (2016).
124
Vgl. Zhu u.a. (2016), S. XX.
125
Meck/Weiguny online (2015).
26 2 Definitorische Grundlagen
sein z.B. Videostreaming, aber auch physischer Natur sein z.B. bestellte
126
Produkte bei Amazon.
126
Vgl. Hoffmeister online (2015).
3 Zentrale Einflussfaktoren auf das Digital
Leadership
127
Für einen Überblick über die Megatrends empfiehlt sich Heß (2008) sowie in Bezug auf
die veränderte Arbeitswelt Universität St. Gallen/Shareground (2015).
128
Vgl. Springer Gabler Verlag online (2016a) u. Petry (2016b), S. 25.
129
BrainyQuote online (2016).
130
„Whats App“ nur ca. 50 Mitarbeiter , hat aber monatlich ca. 1 Milliarde
131
Nutzer . Mit dem Geschäftsmodell wurden klassische Telekommunikati-
onskonzerne massiv angegriffen und die SMS so gut wie vom Markt ver-
drängt. Hier wird deutlich, dass sich das Leadership besonders in Bezug
auf die Unternehmensführung verändern muss. Es können plötzlich neue
und oftmals unbekannte Wettbewerber auftauchen, die das eigene Ge-
schäftsmodell angreifen. Wir selbst erleben in unserem Umfeld die Verän-
derung. Wer hätte es vor Jahren für möglich gehalten, dass es einmal
Smartphones geben wird? Aktuell haben in Deutschland 49 Millionen ein
132
Smartphone. Oder hätte man vor einigen Jahren jemandem erzählt,
dass man sich mit Freunden weltweit virtuell vernetzen kann und das kos-
tenfrei, wäre man für verrückt gehalten worden. In der Industrie sind die
Veränderungen ebenso krass wie im privaten Bereich. Daher spricht man
nicht umsonst von der vierten industriellen Revolution (Industrie 4.0). Ma-
schinen und andere Geräte sind vereinfacht dargestellt miteinander ver-
netzt und tauschen Daten aus und stimmen sich ab. Begonnen hat die
Entwicklung der digitalen Technologien bereits in der dritten industriellen
Revolution. Durch deren Vernetzung und der steigenden Anzahl immer in-
telligenter werdender Systeme, aber auch deren rasanter Entwicklung,
133
wurde eine weitere Revolution ausgelöst. Doch was gehört zu den digi-
talen Technologien dazu? Diese beruhen einerseits auf Hardware, Soft-
134
ware und Netzwerken. Grob zusammenfassen und gliedern kann man
135
diese anhand des Begriffes SMACT :
S=Social: Soziale Netzwerke z.B. Facebook
M=Mobile: Mobilität z.B. durch Smartphones
A=Analytics: Big Data und deren Auswertung/Nutzung
C=Cloud: z.B. Arbeiten von überall durch Cloud-Lösungen
T=(Internet of) Things: Vernetzung von Gegenständen z.B. Smart Home
130
Vgl. Kühmayer (2015), S. 12.
131
Vgl. Süddeutsche Zeitung online (2016).
132
Vgl. comScore online (2016).
133
Vgl. Schwab online (2016).
134
Vgl. Springer Gabler Verlag online (2016a).
135
Vgl. Tank online (2015).
3.2 Veränderte Umwelt – VUCA 29
136
Vgl. i-share online (2016).
137
Die folgenden Ausführungen sind an Mack/Khare (2016), S. 5-7 u. Petry (2016b), S. 38f.,
angelehnt.
30 3 Zentrale Einflussfaktoren auf das Digital Leadership
sich aber in der Führungslehre ebenso durchgesetzt. Die vier Wörter ste-
hen für jeweils unterschiedliche Charaktermerkmale unserer heutigen
Welt:
V= Volatility: Der Begriff steht für die häufigen Veränderungen die gesche-
hen und rasant an Tempo zunehmen. Das zeigt sich exemplarisch an den
industriellen Revolutionen, die ein rasantes Tempo aufgenommen haben.
So folgte relativ schnell auf die dritte Revolution, die vierte und die nächste
Revolution wird nicht lange auf sich warten lassen. Auf diese häufigen Ver-
änderungen muss man sich als Unternehmen möglichst schnell und effek-
tiv einstellen und sich anpassen.
U=Uncertainty: Es ist die Ungewissheit, aber auch die Unsicherheit in der
wir uns befinden. Diese ist bedingt durch die Volatilität. Es wird zunehmend
schwieriger die Zukunft vorherzusagen und konkrete langfristige Planun-
gen anzustellen, da diese im nächsten Moment hinfällig sein können. So
wird es zunehmend schwieriger Herausforderungen und Chancen einer
Situation zu beurteilen
C=Complexity: Das Umfeld ist überaus komplex, viele Elemente hängen
mit anderen zusammen und spielen ineinander. Alles und jeder ist mitei-
nander vernetzt. Es wird daher immer schwieriger Ursache und Wirkungen
zu erkennen bzw. klar zuzuordnen.
A=Ambiguity: Es beschreibt die Mehrdeutigkeit. Unser Umfeld ist unklar,
es gibt nicht nur eine Lösung die zum Ziel führt, sondern eine Vielzahl.
Einen Standardprozess bei der Auswahl der besten Lösung gibt es hinge-
gen nicht. Vielmehr muss experimentiert werden und aus den gemachten
Fehlern gelernt werden.
Auf diese veränderten Umweltbedingungen, die u.a. durch die Globalisie-
rung forciert wurden und werden, müssen die Führungskräfte ihr Unter-
nehmen, ihre Mitarbeiter und sich selbst vorbereiten und dementspre-
chend ausrichten.
3.3 Gesellschaftliche Einflussfaktoren 31
138
Vgl. Schwarzmüller u.a. (2015), S. 155.
139
Vgl. Franken (2015), S. 33.
140
In der Literatur herrscht hier eine leicht unterschiedliche Einteilung.
141
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Klaffke (2014b), Abb. 1.1, S. 12.
142
Vgl. Prensky (2001), S. 1f.: Digital Immigrants=lernen die digitale „Sprache“ erst im
Nachhinein kennen (sind nicht mit den digitalen Technologien aufgewachsen), Digital
Natives=“Muttersprachler“ der digitalen Sprache (sind damit aufgewachsen)
143
Vgl. Petry (2016b), S. 30.
32 3 Zentrale Einflussfaktoren auf das Digital Leadership
144
Vgl. Zukunftsinstitut online (2016).
145
Vgl. Kienbaum Communications (2016), S. 6.
146
Vgl. PwC (2015), S. 5.
3.3 Gesellschaftliche Einflussfaktoren 33
147
Arbeitskräfte , da die Bevölkerung prognostiziert auf 67,6 Millionen zu-
148
rückgehen wird . Logische Folge daraus ist, dass sich in Bereichen, in
denen es aktuell zu wenig Fachkräfte gibt, sich dieser Trend noch ver-
149
stärkt. Es wird auch Bereiche treffen, die aktuell noch nicht betroffen
sind. Das hat Auswirkungen auf das Leadership, insbesondere im Bereich
der Rekrutierung von Mitarbeitern, aber auch auf die Bindung von Arbeit-
nehmern ans Unternehmen. Es stellt sich die Frage, ob die Jobs, die durch
die digitale Transformation wegfallen werden, durch neu geschaffene Jobs
kompensiert werden können. Eine einheitliche Antwort darauf gibt es nicht.
147
Vgl. Beutelsbacher/Sommerfeldt online (2015).
148
Vgl. Destatis (2015a), S. 15.
149
Vgl. Ristau-Winkler (2015), S. 14.
4 Erfolgreiches Führungsverhalten in Zeiten der
digitalen Transformation
150
Vgl. Kapitel 2.1.
151
Abbildung 7: Auswertung Führungsstil
Insgesamt (inkl. der nicht vorgestellten) wurden in Bezug auf die Unterneh-
153
mensführung in der Expertenbefragung 41 Nennungen notiert. In Abbil-
dung 8 werden die Führungsverhaltensweisen aufgeführt, die im Folgen-
den beschrieben werden.
151
Quelle: Eigene Darstellung.
152
Das vollständige Ranking findet sich im Anhang 3.
153
Vgl. Anhang 3.
4.1 Führungsverhalten in Bezug auf die Unternehmensführung 37
154
Abbildung 8: Führungsverhalten in Bezug auf die Unternehmensführung
Hierarchien abbauen (13 Nennungen): Das zeigt auch die Studie der
„INQA“ auf. Hier erteilen die befragten Führungskräfte der klassischen Li-
nien-Hierarchie eine Absage und sehen diese sogar als Gegensatz von
155
erfolgreicher Führung. Ebenso stellt Kotter fest, dass die hierarchische
Organisation in der heutigen Zeit mir ihren vielfältigen Herausforderungen
156
weniger hilfreich ist. In der Studie der „INQA“ werden drei Entwicklungs-
stufen auf dem Weg zur guten Führung beschrieben, mit dem Ziel von der
157
Hierarchie zu selbstorganisierenden Netzwerken überzugehen. Wichtig
ist es den Hintergrund zu betrachten, warum Hierarchien abgebaut werden
sollen. In der digitalisierten Welt herrscht enorme Komplexität. Diese kann
nicht von einzelnen Führungskräften im Unternehmen gestemmt werden,
da zusätzlich zur Komplexität eine enorme Geschwindigkeit bei der Ent-
wicklung von Produkten und Dienstleistungen gefragt ist. Daher benötigt
154
Quelle: Eigene Darstellung.
155
Vgl. INQA (2014), S. 7.
156
Vgl. Kotter (2015), S. 82.
157
Vgl. INQA (2014), S. 14f.
38 4 Erfolgreiches Führungsverhalten in Zeiten der digitalen Transformation
158
Vgl. Bock (2016), S. 117.
159
Vgl. Kastelle online (2013).
160
Vgl. Kottmann online (2016).
161
Vgl. Kotter (2015), S. 82.
162
Vgl. acatech (2016), S. 26.
4.1 Führungsverhalten in Bezug auf die Unternehmensführung 39
aber durch völlige Hierarchiefreiheit. Diese würde eher zur Unordnung bei-
163
tragen und weniger zu einem guten Geschäftsergebnis. Unternehmen
mit einer flachen Hierarchie entwickeln sich Untersuchungen nach besser
164
als andere.
Vernetzung ermöglichen (9 Nennungen): Die Vernetzung geht weit dar-
über hinaus einzelne Mitarbeiter miteinander zu vernetzen, sondern be-
zieht alle Partner in der Wertschöpfungskette mit ein. Daher ist das als
Verhaltensweise in Bezug auf die Unternehmensführung aufgeführt. Ver-
netzung ist kein neues Thema, es ist aber durch die sozialen Medien wie-
165
der stärker in das Bewusstsein gerückt worden. Die Vernetzung soll ei-
nerseits unternehmensintern, aber auch unternehmensextern erfolgen,
z.B. mit Kunden und Lieferanten, wie die Studie des „Instituts für Führungs-
166
kultur im digitalen Zeitalter“ (IFIDZ) feststellt. Unternehmensintern ist es
die Aufgabe der Führungskraft die einzelnen Mitarbeiter und Abteilungen
miteinander in Kontakt zu bringen, sodass diese sich vernetzen können.
Die digitale Transformation betrifft das komplette Unternehmen. Daher
müssen alle Abteilungen an einem Strang ziehen. Hilfreich können hier
unternehmensinterne soziale Netzwerke sein. Es gilt auch Anlässe zu
schaffen, um miteinander in Kontakt zu kommen. Interdisziplinäre Projekte
können bspw. einen Anreiz zur gegenseitigen Kontaktaufnahmen bieten.
Die Mitarbeiter müssen dazu motiviert werden zu „networken“ und die po-
sitiven Seiten sowohl für sich persönlich als auch für das Unternehmen zu
erkennen. Unternehmensextern ist vor allem das Netzwerk mit den Kun-
den wichtig, sodass man direkt weiß was der Kunde sich wünscht. Es steht
so in engem Zusammenhang zur Verhaltensweise „Kundenorientierung le-
ben“. Eine Vernetzung erfolgt nicht nur auf persönlicher Ebene, sondern
z.B. auch durch die Vernetzung von Systemen. Zudem gilt es die Vernet-
zung mit Lieferanten sicherzustellen und womöglich sogar mit Konkurren-
163
Vgl. Walter (2016), S. 149.
164
Vgl. Kastelle online (2013).
165
Vgl. Rank (2015), S. 1f.
166
Vgl. IFIDZ/F.A.Z.-Institut (2014), S. 4.
40 4 Erfolgreiches Führungsverhalten in Zeiten der digitalen Transformation
167
Vgl. BMWi (2016), S. 18.
168
Vgl. Jäger/Körner (2016), S. 110.
169
Unter „Digital Talents“ werden hier Menschen verstanden, die digital affin sind. Eine Ein-
schränkung auf ein gewisses Alter etc. wird hier nicht vorgenommen, da das potenziell
geeignete Kandidaten ausgrenzen würde.
170
Vgl. Capgemini (2016), S. 14.
171
Vgl. Kirchgeorg/Müller (2013), S. 88.
4.1 Führungsverhalten in Bezug auf die Unternehmensführung 41
180
Vgl. Ellebracht u.a. (2011), S. 122.
181
Google online (2016).
182
Vgl. Braun (2014), S. 103f.
183
Vgl. zur Bonsen (1994), S. 26f.
184
Vgl. Ameln (2015), S. 22.
185
Vgl. Simon (2004), S. 502.
186
Vgl. BMWi (2016), S.13-15.
4.1 Führungsverhalten in Bezug auf die Unternehmensführung 43
ist es auch in Bezug auf die Führung der Mitarbeiter die Kundenorientie-
rung vorzuleben und diese zu fördern.
Insgesamt (inkl. der nicht vorgestellten) wurden in Bezug auf die Mitarbei-
terführung in der Expertenbefragung 138 Nennungen notiert und ist damit
189
Vgl. Hoffmeister online (2015) u. Kreutzer/Land (2016), S. 4 u. 26.
190
Vgl. bspw. StMWi (2015), S. 4.
191
Urchs/Cole (2013), S. 29.
192
Vgl. Accenture (2015), S. 14.
4.2 Führungsverhalten in Bezug auf die Mitarbeiterführung 45
193
von den Nennungen der größte der drei Bereiche. In Abbildung 9 wer-
den die Führungsverhaltensweisen aufgeführt, die im Folgenden be-
schrieben werden.
194
Abbildung 9: Führungsverhalten in Bezug auf die Mitarbeiterführung
Coach für die Mitarbeiter sein (21 Nennungen): Die Führungskraft soll
als Berater auftreten und die Mitarbeiter unterstützten eigenständige Lö-
195
sungen zu finden. Die Führungskraft soll aber nicht nur einzelne Mitar-
193
Vgl. Anhang 3.
194
Quelle: Eigene Darstellung.
195
Vgl. Rauen (2014b), S. 248.
46 4 Erfolgreiches Führungsverhalten in Zeiten der digitalen Transformation
beiter, sondern ebenso ein Team coachen, welches sich aus den unter-
schiedlichen Generationen, unterschiedlichen Disziplinen, unterschiedli-
chen Kulturen etc. zusammensetzt und soll dieses zum Erfolg führen. Es
geht nicht nur darum eine Abteilung zu einem Team zu formen, sondern
aufgrund der vermehrten Flexibilitätsanforderungen auch darum schnell
temporäre agile Projektteams aus den unterschiedlichen Disziplinen zu-
sammenzustellen. Hierfür ist es erforderlich die Kompetenzen der einzelne
Mitarbeiter zu kennen, diese gekonnt einzusetzen und diese auch weiter-
zuentwickeln. Es ist wie im Sport, bei dem der Coach seine Mannschaft so
aufstellt, dass diese das bestmögliche Ergebnis erzielt. Beim Coaching
196
geht es um die Hilfe zur Selbsthilfe. Im klassischen Mentoring dagegen
geht es um die Begleitung weniger Mitarbeiter und Anleitung aufgrund ei-
gener Erfahrungen. Als Digital Leader nimmt man daher die Rolle eines
Coachs ein, der aber auch Anleitung in fachlichen Themen gibt. Diese am
häufigsten genannte Verhaltensweise kristallisiert eine deutliche Verände-
rung der Führung heraus. Es geht nicht mehr nur darum klare Anweisun-
gen zu geben wie etwas zu machen ist, sondern vielmehr darum, den Pro-
zess zu begleiten und zu unterstützen. Mitarbeiter sollen systematisch wei-
terentwickelt, motiviert, zu einem Team geformt und immer wieder zu
neuen Bestleistungen angespornt werden.
Mitarbeiter in den Mittelpunkt stellen (18 Nennungen): Diese Verhal-
tensweise hört sich im ersten Moment widersprüchlich an, da es normaler-
197
weise heißt, dass der Kunde König ist. Doch betrachtet man dieses Ver-
halten näher, macht es durchaus Sinn. Wenn ein Unternehmen sich nur
auf den Kunden fokussiert, kann es sein, dass die Mitarbeiter darunter lei-
den, weil z.B. die Arbeitsbelastung zu hoch ist und dadurch die Motivation
sinkt. Ein motivierter Mitarbeiter hingegen, der im Mittelpunkt steht, wird
versuchen, alles für den Kunden zu geben. Als Führungsverhalten ist es
daher wichtig die Motivation der Mitarbeiter zu erhalten, indem Rahmen-
bedingungen (z.B. Gehalt, Arbeitszeit) so gestaltet werden, dass diese zur
Motivation beitragen. Die Rücksichtnahme auf die Mitarbeiter und deren
198
Lebenssituation stellt hierbei eine wichtige Komponente dar. Es geht um
196
Vgl. Rauen (2014b), S. 248.
197
Vgl. bspw. Geffroy (2015), S. 195.
198
Vgl. Aron-Weidlich (2012), 72.
4.2 Führungsverhalten in Bezug auf die Mitarbeiterführung 47
199
Vgl. Aron-Weidlich (2012), S. 68.
200
Bösenberg/Küppers (2011), S. 204.
201
Vgl. Bösenberg/Küppers (2011), S. 204.
202
Details zu Servant Leadership finden sich bspw. bei Greenleaf/Spears (2002).
203
Vgl. Krost/Kaehler (2010), S. 54.
204
Vgl. Hochreither (2005), S. 21.
205
Vgl. Ciesielski/Schutz (2016), S. 168.
48 4 Erfolgreiches Führungsverhalten in Zeiten der digitalen Transformation
206
Vgl. Ciesielski/Schutz (2016), S. 168.
207
Buhse (2014), S. 232.
208
Vgl. Buhse (2014), S. 145.
209
Vgl. Buhse (2014), S. 61.
210
Vgl. Bock (2016), S. 236.
211
Vgl. Schültken (2016), S. 220.
212
Vgl. Petry (2016b), S. 29.
213
Vgl. Kuckertz u.a. (2015), S. 27.
4.2 Führungsverhalten in Bezug auf die Mitarbeiterführung 49
214
Vgl. Bauer (2015), S. 8.
215
Vgl. 3M online (2016).
216
Vgl. Blumenschein/Ehlers (2016), S. 34.
217
Vgl. Nink (2015), S. 65f.
218
Vgl. Buhse (2014), S. 70.
50 4 Erfolgreiches Führungsverhalten in Zeiten der digitalen Transformation
219
Vgl. Laufer (2007), S. 47.
220
Vgl. Luhmann (2000), S. 40.
221
Vgl. Kühmayer (2015), S. 19.
222
Vgl. Covey/Merrill (2009), S. 57.
223
Vgl. Laufer (2007), S. 56.
224
Vgl. Morlok u.a. (2016), S. 314.
225
Vgl. Böhle u.a. (2014), S. 74.
4.2 Führungsverhalten in Bezug auf die Mitarbeiterführung 51
arbeiter bspw. eine Aufgabe übertragen wird und man hier auf seine Kom-
petenz vertraut. Durch solch ein Vertrauen entsteht Schnelligkeit und diese
führt zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil in unserer schnelllebigen
226
Welt und senkt zudem Kosten. Ein enger Zusammenhang besteht hier
zur Delegationsfähigkeit und zur Fehlerkultur. Es geht aber auch darum,
das Vertrauen der Mitarbeiter in digitale Technologien zu gewinnen, so-
227
dass diese eingesetzt werden. Vertrauen gewinnt an großer Bedeutung
in Zeiten der Digitalisierung, auch in Bezug auf die virtuelle Führung und
die Umsetzung von demokratischen Führungsstilen. „Vertrauen ist die Ba-
228
sis, um außergewöhnliche Dinge zu realisieren.“
Lernen ermöglichen und fördern (10 Nennungen): Acht von zehn Un-
ternehmensvertreter gaben an, dass Weiterbildung und somit das Lernen
229
für das Bestehen in der digitalen Arbeitswelt maßgebend ist. Der Lern-
prozess ist nicht nach der Schule bzw. Hochschule beendet, sondern muss
lebenslang erfolgen. Diese hohe Bedeutung von Lernen lässt sich dadurch
erklären, dass wir in einer Wissensgesellschaft leben, in der Wissen das
Kapital ist. Dieses gilt es sich anzueignen. Lernen muss von den Führungs-
kräften ermöglicht und gefördert werden, oftmals werden diese im Unter-
nehmen durch eine Personalentwicklungsabteilung unterstützt. Lernen er-
möglichen und fördern geht über die Genehmigung von Seminaren, Trai-
nings etc. hinaus und beinhaltet u.a. auch das Zulassen von Fehler am
Arbeitsplatz und dem daraus resultierenden Lernen aus Erfahrung. Die Be-
reitstellung von finanziellen Mitteln ist hierzu erforderlich und ist erfreuli-
cherweise über die letzten Jahre gestiegen und betrug 2013 1.132 € je
230
Mitarbeiter. Die Führungskraft sollte das zielgerichtete Lernen der Mit-
arbeiter steuern. Lebenslanges Lernen ist erforderlich, um wettbewerbsfä-
hig zu sein und zu bleiben. Die Führungskraft soll hier als „Teacher“, also
231
als Lehrer agieren. So können einerseits Kosten gespart werden und
zudem das Vertrauensverhältnis zwischen Mitarbeiter und Führungskraft
gestärkt werden. Doch es geht auch umgekehrt, indem die Mitarbeiter als
226
Vgl. Covey/Merrill (2009), S. 28.
227
Vgl. acatech (2016), S. 33.
228
Raich (2007), S. 81.
229
Vgl. BMWi (2016), S. 50.
230
Vgl. Seyda/Werner (2014), S. 1.
231
Vgl. Graf/Edelkraut (2014), S. 32f.
52 4 Erfolgreiches Führungsverhalten in Zeiten der digitalen Transformation
232
Lehrer auftreten, wie das Beispiel Google zeigt. Das muss als Führungs-
kraft initiiert und gesteuert werden. Als Führungskraft ist es von Bedeu-
tung, die Lernbereitschaft zu fördern und das Wissen nicht als Macht zu
233
sehen, im Gegensatz zum Zitat von Francis Bacon , sondern das Wissen
zu teilen. Bewusst sein muss man sich als Führungskraft auch der Tatsa-
che, dass nicht nur die Arbeitswelt sich wandelt, sondern auch die Lern-
möglichkeiten zunehmend digitaler werden. Von Mitarbeitern wird mehr
234
selbstorganisiertes und eigenverantwortliches Lernen erwartet. Das Ziel
ist die kontinuierliche Weiterentwicklung und die schnelle Anpassung an
die aktuellen Gegebenheiten. Der Erfolgsfaktor ist hier das Lernen des Ein-
235
zelnen, welches sich auf die Organisation auswirkt.
Führen über Ziele (9 Nennungen): Das scheint im ersten Moment nichts
Neues zu sein. In Zeiten der digitalen Transformation gewinnt das aber
vermehrt an Bedeutung, insbesondere wenn Führung nur noch unterstüt-
zend fungiert und von den Mitarbeitern selbstorganisiertes Arbeiten erwar-
236
tet wird. In den Managementtechniken wird dies als „Management by
237
Objectives (MbO)“ bezeichnet. Wesentlicher Unterschied zu „Manage-
ment by Results (MbR)“ ist, dass die Ziele hier nicht autoritär vorgegeben
238
werden. Mit dem Führungsverhalten „Führen über Ziele“ ist daher MbO
gemeint und nicht MbR. Die Ziele werden gemeinsam zwischen Führungs-
kraft und Mitarbeiter vereinbart; wie diese erfüllt werden ist dem Mitarbeiter
239
überlassen. Das steigert die Motivation der Mitarbeiter. Bei der Zieldefi-
nition ist es wichtig, dass die Führungskraft die Unternehmensziele im Fo-
kus hat und diese auf die Ebene des konkreten Mitarbeiters runterbricht.
Dieser muss verstehen können, was das übergeordnete Ziel für seinen
240
konkreten Arbeitsbereich bedeutet. Wichtig ist, dass die Ziele SMART
232
Vgl. Bock (2016), S. 196f.
233
Vgl. Zitate online (2016).
234
Vgl. Meiß (2015), S. 536.
235
Vgl. 4managers online (2016).
236
Vgl. Korge u.a. (2016), S. 10.
237
Vgl. Wöhe/Döring (2005), S. 151.
238
Vgl. Springer Gabler Verlag online (2016f).
239
Vgl. Wöhe/Döring (2005), S. 151.
240
Vgl. Doran (1981), S. 35f.
4.2 Führungsverhalten in Bezug auf die Mitarbeiterführung 53
241 242
sind und somit spezifisch, messbar, zuordenbar/erreichbar /attraktiv ,
realistisch und terminiert. Führen über Ziele ist mit einem Mindsetwandel
verbunden und hängt eng mit Vertrauen zusammen, da ich als Führungs-
kraft das Ergebnis kontrolliere, aber nicht oder nur in eingeschränktem
Maße den Prozess.
Innovation und Kreativität fördern (9 Nennungen): „Führungskräfte
sind der wichtigste Hebel für eine verbesserte Innovationskultur und ein
243
günstiges Klima der Kreativität im Betrieb!“ Innovation und Kreativität
sind die Erfolgskriterien, um langfristig als Unternehmen am Markt zu exis-
tieren. Eine Innovation muss nicht zwangsläufig eine Neuheit sein, son-
dern kann genauso auch eine Verbesserung von etwas Bestehendem
244
sein. Darüber hinaus bezieht es sich nicht nur auf Produkte oder Dienst-
leistungen, sondern genauso auf Prozesse. Zwischen den beiden Begrif-
fen „Innovation“ und „Kreativität“ gibt es einen Unterschied. Kreativität ist
245
die Fähigkeit, neue Ideen zu entwickeln und kann als Denkprozess auf-
246
gefasst werden. Eine Innovation hingegen ist das Ergebnis eines krea-
247
tiven Prozesses, also die Umsetzung von Ideen. Hierzu bedarf es Mitar-
beiter, die innovativ und kreativ sind. Das muss von der Führungskraft
durch deren Verhalten gefördert werden. Darstellen lässt sich das Füh-
248
rungsverhalten anhand von sechs Begriffen. Müssen: Zunächst gilt es
zu akzeptieren, dass Innovationen erforderlich sind, um langfristig am
Markt bestehen zu können, insbesondere Innovationen im digitalen Be-
reich. Sollen: Hierunter ist die organisatorische Struktur zu verstehen, die
auf Kreativität und Innovation ausgelegt ist. So empfiehlt sich eine Organi-
sationsstruktur, die möglichst unterschiedliche Mitarbeiter miteinander zu-
sammenzubringt. Dürfen: Mitarbeiter benötigen Freiräume, um kreativ zu
werden, wie bereits bei der Verhaltensweise „Freiräume schaffen“ be-
241
Vgl. Pifko/Züger (2007), S. 98.
242
Vgl. Lorenz/Rohrschneider (2013), S. 147.
243
Rütten (2015), S. 1.
244
Vgl. Backerra u.a. (2007), S. 5.
245
Vgl. Gerrig u.a. (2008), S. 353.
246
Vgl. Rütten (2015), S. 10.
247
Vgl. Gemünden/Salomo (2004), S. 505.
248
Die folgenden Ausführungen sind an Rütten (2015), S. 33-178, angelehnt.
54 4 Erfolgreiches Führungsverhalten in Zeiten der digitalen Transformation
250
zur Verfügung stehen. Ein Zeichen kann aber auch schon sein, als Pro-
duktionsleiter durch die Fertigung zu laufen oder in anderen Bereichen ein-
fach ein Rundgang durch die Abteilung zu machen. Erstgenanntes nennt
man im Toyota Production System „Genchi Genbutsu“ (= Gehe an den Ort
251
des Geschehens). Hier erhält man die Informationen direkt und „unge-
filtert“ und kann sich sein eigenes Bild von der Situation machen. Als Füh-
rungsverhalten wird diese Verhaltensweise als „Management by Wan-
252
dering Around (MBWA)“ bezeichnet. Durch diese Verhaltensweise kann
Vertrauen zu den Mitarbeitern aufgebaut werden und Probleme bereits im
253
Ansatz erkannt und behoben werden. Alles jedoch mit der nötigen Sen-
sibilität, damit das gut gemeinte Verhalten nicht als Kontrolle aufgefasst
wird.
Delegation an Mitarbeiter (4 Nennungen): Die Umsetzung dieser Ver-
haltensweise gliedert sich in drei Schritte auf: Vorbereitung, Unterstützung
254
und Kontrolle. Im ersten Schritt geht es darum zu entscheiden, welche
Aufgaben kann ich delegieren und vor allem an wen. Im zweiten Schritt
geht es darum, wenn eine Aufgabe delegiert worden ist, den Mitarbeiter
dabei zu unterstützen und ihm Zwischenfeedback zu geben. Im dritten
Schritt geht es darum die Ergebnisse zu kontrollieren und dem Mitarbeiter
Feedback zu geben. Alle drei Schritte müssen sorgsam durchgeführt wer-
den, um zu erfolgreichen Ergebnissen zu gelangen.
Sinnstiftung vermitteln (4 Nennungen): Es geht darum, seinen Mitarbei-
tern in ihrer Tätigkeit einen Sinn aufzuzeigen und dadurch ihre intrinsische
255
Motivation anzuregen. Dazu muss ich als Führungskraft zuerst selbst
vom Sinn überzeugt sein. Es gilt, den Mitarbeitern die „Warum-Frage“ zu
erklären und sie davon zu überzeugen, warum gewisse Ziele und Aufga-
256
ben von Bedeutung sind. Es besteht ein enger Zusammenhang zu den
Verhaltensweisen „Orientierung vermitteln“ und „Vision vorgeben“. Eine Vi-
sion ist die Grundlage für die Sinnstiftung. Einschränkend muss gesagt
250
Vgl. Bock (2016), S. 39. (TGIF steht für „Thank God it´s Friday“)
251
Vgl. Gorecki/Pautsch (2014), S. 77.
252
Vgl. Peters/Waterman (1982), S.122.
253
Vgl. Aron-Weidlich (2012), S. 68f.
254
Vgl. Lorenz/Rohrschneider (2013), S. 109-111.
255
Vgl. Hackman/Oldham (1976), S. 257f.
256
Vgl. Landes u.a. (2012), S. 202.
56 4 Erfolgreiches Führungsverhalten in Zeiten der digitalen Transformation
257
Vgl. App (2013), S. 13-16.
258
Vgl. Herrmann u.a. (2012), S. 19.
259
Vgl. Herrmann u.a. (2012), S. 39-42.
260
Vgl. Herrmann u.a. (2012), S. 40.
4.2 Führungsverhalten in Bezug auf die Mitarbeiterführung 57
261
Vgl. Rattay (2013), S. 102.
262
Vgl. Pfetzing/Rohde (2009), S. 69.
263
Vgl. Buhse (2014), S. 211 u. Vranken online (2016).
264
Die folgenden Ausführungen sind an Riordan online (2014) angelehnt.
58 4 Erfolgreiches Führungsverhalten in Zeiten der digitalen Transformation
265
Vgl. Harvey Nash/KPMG (2015), S. 19. u. Urbach/Ahlemann (2016), S. 145.
266
Vgl. Harvey Nash/KPMG (2015), S. 19.
267
Vgl. Nink (2016), S. 15.
268
Vgl. Nink (2016), S. 13f.
269
Vgl. Wöhe/Döring (2005), S. 172.
270
Vgl. BMAS (2015) , S. 27 oder auch Kienbaum Institut (2015), S. 10.
271
Erickson online (2011).
4.2 Führungsverhalten in Bezug auf die Mitarbeiterführung 59
272
Vgl. Bock (2016), S. 240.
273
Vgl. Bock (2016), S. 11.
274
Vgl. Kobi (2012), S. 155.
275
Vgl. Buhse (2014), S. 43 u. Bolten (2013), S. 176.
276
Vgl. Stock-Homburg (2010), S. 575.
277
Vgl. Schulenburg (2016), S. 10.
278
Vgl. Kienbaum Institut (2015), S. 21.
60 4 Erfolgreiches Führungsverhalten in Zeiten der digitalen Transformation
279
Mitarbeiter die Führungskräfte. Es gibt andere Umsetzungsmöglichei-
ten, wie bspw. die Beteiligung von Mitarbeitern bei der Entwicklung eines
280
neuen Führungsleitbildes bei der Daimler AG. Über Mitarbeiterbefragun-
gen und das betriebliche Vorschlagswesen können die Mitarbeiter ebenso
partizipieren. Abgeleitet aus dem Change-Management geht es darum Be-
281
troffene zu Beteiligten zu machen. Die digitale Transformation im Unter-
nehmen ist ein solcher Change-Prozess. Durch die Partizipation der Mit-
arbeiter wird die Motivation erhöht, die getroffen Entscheidungen auch um-
282
zusetzen. Partizipation kann vielfältig erfolgen, wichtig ist nur, dass sie
erfolgt. Mitarbeiter möchte hauptsächlich bei den Punkten partizipieren, die
in ihrem direkten Einflussbereich liegen. Bei Strategiethemen ist vor allem
283
eine ausreichende Information wichtig.
Insgesamt (inkl. der nicht vorgestellten) wurden in Bezug auf die Selbst-
284
führung in der Expertenbefragung 26 Nennungen notiert. In Abbildung
10 werden die Führungsverhaltensweisen aufgeführt, die im Folgenden
beschrieben werden.
285
Abbildung 10: Führungsverhalten in Bezug auf die Selbstführung
279
Vgl. Haufe-umantis online (2014).
280
Vgl. Straub online (2016).
281
Vgl. Osmetz u.a. (2004), S. 31.
282
Vgl. Staehle u.a. (1999), S. 758.
283
Vgl. acatech (2016), S. 32.
284
Vgl. Anhang 3.
285
Quelle: Eigene Darstellung.
4.3 Führungsverhalten in Bezug auf die Selbstführung 61
286
Vgl. Schwarzmüller u.a. (2015), S. 161.
287
Vgl. Katzengruber (2010), S. 201.
288
Vgl. Petry (2014), S. 86f.
62 4 Erfolgreiches Führungsverhalten in Zeiten der digitalen Transformation
289
Vgl. Ackermann (2009), S. 342.
290
Vgl. Helfer (2014), S. 130f.
291
Vgl. Ackermann (2009), S. 339.
292
Vgl. Petry (2014), S. 86f.
293
Vgl. Posé (2016), S. 24 u. Klein (2010), S. 67.
294
Vgl. Spreiter (2014), S. 66.
4.4 Zusammenführung und Diskussion der Ergebnisse 63
295
Vgl. Rosenstiel (2014), S. 14.
296
Demokratische, partizipative, aber auch kooperative Führungsstile werden der Vereinfa-
chung halber hier zusammengefasst.
64 4 Erfolgreiches Führungsverhalten in Zeiten der digitalen Transformation
297
„Beidhändige Führung“ ist hier das Stichwort. So ist es zeitweise ange-
bracht, schnelle Entscheidungen zu treffen. Hier kann es kurzzeitig zu au-
toritärem Handeln kommen, alleine schon aufgrund des Zeitfaktors. Im
Normalfall ist jedoch demokratisches Handeln angesagt. Die „Kunst“ eines
guten Digital Leaders ist es, genau zu wissen, wann welches Verhalten
gefragt ist und dieses dann zielgerichtet einzusetzen.
Die Mitarbeiterführung steht im Mittelpunkt: Zusammenfassend lässt
sich feststellen, dass am häufigsten Führungsverhaltensweisen in Bezug
auf die Mitarbeiterführung genannt worden sind. Das mag einerseits an der
verwendeten Definition von Leadership als Mitarbeiterführung liegen. Viel-
mehr liegt es jedoch an der Tatsache, dass es das tragende Element in
Bezug auf die Digitalisierung ist und Mitarbeiter selbst im Zeitalter der Ro-
boter die entscheidendste Ressource sind. Nur wer gute innovative Mitar-
beiter hat, kann am Markt bestehen. Daher ist es ein zentrales Anliegen
beim DL diese Mitarbeiter in den Mittelpunkt der Betrachtung zu stellen
und diese „zu hegen und zu pflegen“. Die Aussage von Bernhard von
Mutius trifft es: „Je mehr die Vernetzung zunimmt, desto wichtiger wird das
298
Individuum.“
Die unterschiedlichen Führungsverhalten bedingen sich gegenseitig:
Festzustellen ist, dass die einzelnen Führungsverhaltensweisen eng mit-
einander zusammenhängen und sich gegenseitig oftmals bedingen und
miteinander vernetzt sind. So führt exemplarisch das Verhalten „Den Mit-
arbeiter in den Mittelpunkt zu stellen“ zu einer höheren Bindung an das
Unternehmen, aber auch zu einer erhöhten Kreativität. Das lässt sich an
vielen weiteren Beispielen fortführen. Es zeigt sich nicht immer eine trenn-
scharfe Abgrenzung in Bezug auf die einzelnen Ebenen (Unternehmens-
führung, Mitarbeiterführung, Selbstführung), da einige Verhaltensweisen je
nach Ansicht in unterschiedliche Ebenen passen. Im Fokus sollte jedoch
nicht die Diskussion darüber sein, sondern vielmehr die Umsetzung der
Verhaltensweisen in die Praxis.
297
Vgl. Petry (2016b), S. 48.
298
Hornung online (2016).
4.4 Zusammenführung und Diskussion der Ergebnisse 65
299
Abbildung 11: Führungsverhalten eines Digital Leaders
299
Quelle: Eigene Darstellung.
5 Erforderliche Führungskompetenzen in Zeiten der
digitalen Transformation
5.1 Fachkompetenzen
300
Das vollständige Ranking findet sich im Anhang 3.
301
Vgl. Anhang 3.
302
Abbildung 12: Ranking Fachkompetenzen
302
Quelle: Eigene Darstellung.
5.1 Fachkompetenzen 69
303
Vgl. Kienbaum Communications (2015), S. 39.
304
Vgl. Europäische Gemeinschaften (2007), S. 7.
305
Vgl. Springer Gabler Verlag online (2016g).
70 5 Erforderliche Führungskompetenzen in Zeiten der digitalen Transformation
aufgefasst werden. So wird z.B. auch das Bedienen von Fahrzeugen da-
306
runter eingeordnet. Es geht dabei um die wirkungsvolle Zusammenar-
beit und die Beherrschbarkeit der Maschinen. Zuvor geht es um die Ent-
scheidung, welche Tätigkeit ich als Mensch übernehme und wo ich mich
von Maschinen unterstützen lasse und somit Arbeiten delegiere. Eine vo-
rausschauende Denkweise ist hier für Führungskräfte bedeutend, um ein-
zuschätzen zu können, wo ich noch Mitarbeiter benötige und wo die Auf-
gaben von Maschinen erledigt werden können. Zudem geht es um eine
Akzeptanz der Maschinen, aber auch um ethische Gesichtspunkte.
Kompetenz zum zielgerichteten Umgang mit Big Data (3 Nennungen):
Durch den technischen Fortschritt, bspw. im Bereich der Sensorik, der Pro-
zessoren, aber auch der Fortschritt bei den Speicherkapazitäten und durch
307
das Zusammenspiel diverser Technologien werden große Datenmen-
308
gen erzeugt. Diese verdoppeln sich ca. alle 2 Jahre. Die Daten einer-
seits zu erfassen, aber vielmehr zu analysieren, zu deuten und daraus
Schlüsse zu ziehen, ist bedeutsam. Dazu kommt der verantwortungsvolle
Umgang mit diesen Daten. Für das Erfassen benötigt es vor allem das
Wissen über technische Möglichkeiten und Tools, ebenso für das Analy-
sieren. Voraussetzung sind analytische Fähigkeiten und IT-Kompetenzen.
In der Literatur wird diese Kompetenz als „Computational Thinking“ defi-
niert und ergänzt einen weiteren Punkt, nämlich datenbasierte Entschei-
309
dungen zu verstehen.
310
Kompetenz zum zielgerichteten Umgang mit künstlicher Intelligenz
(3 Nennungen): Roboter, die immer menschenähnlicher werden und im-
mer mehr machen können, sind Alltag. Aber auch Computerprogramme,
die immer intelligenter werden, gehören dazu. Roboter werden sogar als
311
mögliche neue Chefs gehandelt. Die Kompetenz im Umgang damit be-
deutet eine kritische Denkweise in Bezug auf die künstliche Intelligenz zu
306
Vgl. Johannsen (1993), S. 1.
307
Vgl. Bitkom (2014), S. 12.
308
Vgl. Gantz/Reinsel (2012), S. 1.
309
Vgl. Davies u.a. (2011), S. 10.
310
Eine bekannte Definition von künstlicher Intelligenz stammt von Elaine Rich. Diese defi-
niert künstliche Intelligenz als „... the study of how to make computers do things at which,
at the moment, people are better.“ Rich (1983), S. 1.
311
Vgl. Lobe online (2016).
5.1 Fachkompetenzen 71
haben, insbesondere bis wohin man gehen kann und wo ethische Grenzen
erreicht sind. Für Unternehmen muss entschieden werden, wo diese ein-
gesetzt wird und wo damit Kosteinsparungen oder auch Effizienzgewinne
realisiert werden können. Die Kompetenz beinhaltet einerseits das Wissen
über künstliche Intelligenz und deren Anwendung, aber auch die Fähigkeit
zur Entscheidung wo diese eingesetzt wird.
Kompetenz zum zielgerichteten Umgang mit Social Media (3 Nennun-
gen): Social Media spielt mittlerweile eine große Rolle im Unternehmen
und diese wird sich noch weiter vergrößern; bereits im Jahr 2012 nutzten
312
47% der befragten Unternehmen Social Media. Zu diesen gehören nicht
nur soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter, XING etc., sondern auch
313
Blogs und andere digitale Plattformen über die ein Austausch stattfindet.
Für Digital Leader ist es daher unabdingbar, diese Social Media Kanäle zu
kennen, mit diesen arbeiten zu können, auf diesen präsent zu sein (sowohl
als Person als auch als Unternehmen) und diese effektiv einzusetzen (z.B.
für Marketing, Employer Branding, Recruiting, Networking, E-Learning).
Der Digital Leader muss aber auch die dahinterstehende Logik und Rele-
vanz verstehen, also die Spielregeln von Social Media beherrschen. We-
sentliche Mechanismen, die es zu beherrschen gilt, sind: Teilnahme, Mit-
sprache, Weitergabe, Beurteilung, Erweiterung, Korrektur und Vernet-
314
zung. Zum sicheren Umgang mit Social Media gehört ein permanentes
Monitoring der Kanäle und eine Analyse der Daten, um z.B. Bedürfnisse
der Kunden ableiten zu können. Das bezeichnet man als „Social Media
315
Intelligence“. Voraussetzung für den sicheren Umgang ist zumindest die
IT-Kompetenz, Networkingkompetenz und die Kommunikationsfähigkeit.
Laut der Studie „Führung 2.0“ ist der sichere Umgang mit sozialen Medien
316
der zweit häufigste genannte Mangel von Führungskräften.
312
Vgl. Bitkom (2012), S. 6.
313
Vgl. Springer Gabler Verlag online (2016h).
314
Vgl. Babka (2016), S. 2f.
315
Vgl. Koß (2013), S. 229.
316
Vgl. Petry (2014), S. 86.
72 5 Erforderliche Führungskompetenzen in Zeiten der digitalen Transformation
5.2 Methodenkompetenzen
317
Vgl. Jessen (2012), S. 19f.
318
Vgl. Anhang 3.
5.2 Methodenkompetenzen 73
319
Abbildung 13: Ranking Methodenkompetenzen
319
Quelle: Eigene Darstellung.
74 5 Erforderliche Führungskompetenzen in Zeiten der digitalen Transformation
326
Vgl. Springer Fachmedien Wiesbaden (2013b), S. 200.
327
Vgl. Langhoff (2015), S. 20.
328
Vgl. Grots/Pratschke (2009), S. 18.
329
Vgl. Scherer (2007), S. 13.
330
Vgl. Wübbelmann (2001), S. 143.
76 5 Erforderliche Führungskompetenzen in Zeiten der digitalen Transformation
Unternehmen und nicht nur auf einzelne Bereiche. Ähnlichkeit besteht hier
zur Kompetenz „Verständnis für übergreifende Geschäftsprozesse“.
Visionäres und zukunftsorientiertes Denken und Handeln (4 Nennun-
gen): Hierzu gehört eine Vision für das Unternehmen zu entwickeln, diese
Vision zu kommunizieren und vor allem die Mitarbeiter dafür zu gewin-
336
nen. Diese Denk- und Handlungsweise zeichnet sich dadurch aus, dass
der gegenwärtige Zustand nicht als Dauerzustand gesehen wird. Es wird
vielmehr weitergedacht und überlegt, wie man in der Zukunft mit dem Un-
ternehmen Umsätze generiert. Daraufhin wird dann das entsprechende
Handeln angepasst.
336
Vgl. Mohr u.a. (2010b), S. 120.
337
Vgl. Kienbaum Communications (2015), S. 39.
338
Vgl. Zell (2015), S. 2.
339
Vgl. Davies u.a. (2011), S. 12.
340
Vgl. Davies u.a. (2011), S. 12.
341
Vgl. Kahl online (2015).
78 5 Erforderliche Führungskompetenzen in Zeiten der digitalen Transformation
5.3 Sozialkompetenzen
342
Vgl. Kahl online (2015).
343
Vgl. HayGroup (2011), S. 13.
344
Vgl. Weinert (2004), S. 288.
345
Vgl. Clauß u.a. (2016), S. 22.
346
Vgl. Clauß u.a. (2016), S. 22.
347
Vgl. Anhang 3.
5.3 Sozialkompetenzen 79
348
Abbildung 14: Ranking Sozialkompetenzen
348
Quelle: Eigene Darstellung.
80 5 Erforderliche Führungskompetenzen in Zeiten der digitalen Transformation
349
Vgl. Heyse/Erpenbeck (2009), S. 274
350
Vgl. Heyse (2010), S. 124.
351
Vgl. Hays/Pierre Audoin Consultants (2015), S. 8.
352
Vgl. Springer Gabler Verlag online (2016b).
353
Vgl. Schermuly online (2013).
354
Vgl. Franken (2015), S. 33.
5.3 Sozialkompetenzen 81
355
Vgl. Heyse/Erpenbeck (2009), S. 46
356
Vgl. Jenny (2016), S. 377.
357
In der Auswertung tauchen sowohl Kooperationsfähigkeit, als auch Teamfähigkeit auf.
Erstgenanntes gilt als Grundlage der Teamfähigkeit.
358
Vgl. Heyse/Erpenbeck (2009), S. 322.
359
Vgl. Heyse/Erpenbeck (2009), S. 322.
360
Rosenberger (2007), S. 166.
361
Vgl. Körner (1998), S. 1-17.
362
Vgl. Trude (2016), S. 237
82 5 Erforderliche Führungskompetenzen in Zeiten der digitalen Transformation
dass sogar zukünftige Trends erkannt werden und hier ein Einfühlungsver-
363
mögen für den Markt vorhanden ist.
Lebenslanges Lernen (6 Nennungen): Es kann vereinfacht als Lernbe-
reitschaft definiert werden und steht u.a. in einer engen Verbindung zur
364
Offenheit, aber auch zur Flexibilität/Anpassungsfähigkeit. Hier geht es
vor allem um die Bereitschaft (Motivation) sich kontinuierlich weiterzubil-
den und das auch wirklich zu tun. Das Lernen kann in formelles Lernen
(Lernen in Bildungsinstitutionen – strukturiertes Lernen) und informelles
Lernen (Lernen außerhalb von Bildungsinstitutionen – findet ungeregelt
365
statt) unterschieden werden. Lebenslanges Lernen, nicht nur bei sich
selbst, sondern auch bei anderen, vor allem bei den Mitarbeitern zu för-
dern, ist ein elementarer Bestandteil dieser Kompetenz.
Motivation (6 Nennungen): Es kann einerseits als Handlungsantrieb,
aber auch als Beweggrund definiert werden und untergliedert sich in die
366
Eigen- und in die Fremdmotivation. Sich selbst und andere (vor allem
die Mitarbeiter) für ein Handeln anzuregen, aber auch sich selbst durch
andere zu einem Handeln anregen zu lassen ist der Tenor. Ein enger Zu-
sammenhang besteht zur Coachingkompetenz, die auf die Motivations-
kompetenz aufbaut.
Kommunikationsfähigkeit (5 Nennungen): Diese Kompetenz bezieht
sich darauf, zielgerichtet mit anderen kommunizieren zu können (schrift-
367
lich, mündlich, nonverbal ), sich der verschiedenen Einflussfaktoren auf
die Kommunikation bewusst zu sein und sich der Zielgruppe anzupassen.
368
Verdeutlicht wird das im Kommunikationsquadrat von Schulz von Thun.
Dieses Quadrat zeigt auf, dass zum Senden von Informationen auch das
Zuhören gehört, also das Empfangen von Informationen und dem Be-
wusstsein, dass Aussagen unterschiedlich aufgefasst werden können.
Durch die digitalen Technologien bekommt die Kommunikationsfähigkeit
363
Vgl. Rosenberger (2007), S. 166.
364
Vgl. Heyse/Erpenbeck (2009), S. 66.
365
Vgl. Heyse/Erpenbeck (2009), S. 66.
366
Vgl. Sitzenstock (1989), S. 377.
367
Vgl. Nerdinger u.a. (2014), S. 57.
368
Vgl. Schulz von Thun (1981), S. 14f.
5.3 Sozialkompetenzen 83
369
Vgl. Trude (2016), S. 234 f.
370
Vgl. Heyse/Erpenbeck (2009), S. 284f.
371
Moritz online (2016).
372
Vgl. Prieß (2016b), S. 207.
373
Vgl. Wilk (2011), S. 128.
374
Langhoff online (2016).
375
Vgl. Paulini-Schlottau u.a. (2004), S. 1f.
84 5 Erforderliche Führungskompetenzen in Zeiten der digitalen Transformation
378
Vgl. Ritzenhöfer u.a. (2015), S. 735.
379
Vgl. Petry (2016b), S. 74.
380
Vgl. Duden online (2016d).
381
Vgl. IFIDZ online (2016).
382
Vgl. North u.a. (2013), S. 71.
383
Vgl. Peters (2015), S. 48.
384
Vgl. Lippe (2015), S. 199.
385
Vgl. IFIDZ online (2016).
386
Borgert (2013), S. 9.
86 5 Erforderliche Führungskompetenzen in Zeiten der digitalen Transformation
tenz ist in Zeiten der digitalen Transformation von großer Bedeutung, ins-
besondere als Führungskraft, da man hohen Belastungen ausgesetzt ist.
Diese Belastungen gilt es ohne nachhaltige gesundheitliche Schäden zu
meistern, aber auch daran zu „wachsen“.
387
Feedbackkompetenz : Diese Kompetenz beinhaltet einerseits kon-
struktives Feedback zu geben, aber auch Feedback anzunehmen und die-
ses als Chance zu sehen. Diese Kompetenz steht in enger Verbindung zur
Kritikfähigkeit, aber auch zum lebenslangen Lernen und baut auf der Kom-
munikationsfähigkeit auf.
388
Kundenorientierung bzw. Nutzerorientierung : Es ist die Fähigkeit die
Maßnahmen des Unternehmens auf die Bedürfnisse und die Probleme des
389
Kunden bzw. Nutzers auszurichten. Hierzu ist es zuerst erforderlich die
wirklichen Probleme und Bedürfnisse herauszufinden und dann entspre-
chende Maßnahmen einzuleiten. Dazu benötigt es einen Dialog mit dem
Kunden bzw. Nutzern, der heutzutage oftmals über Social Media abläuft.
387
Vgl. Kienbaum Communications (2015), S. 39.
388
Vgl. Schüller (2014), S. 64-66.
389
Vgl. Springer Gabler Verlag online (2016e).
390
Die T-shaped Ausrichtung wurde erstmals erwähnt von Guest (1991).
391
Aus Gründen der Übersichtlichkeit werden nur die TOP 5 Kompetenzen aufgeführt.
5.4 Zusammenführung und Diskussion der Ergebnisse 87
392
Abbildung 15: Vergleich der TOP 5 Kompetenzen anderer Studien
Einschränkend ist hier zu sagen, dass die Studien nur beschränkt ver-
gleichbar sind, da jeder unterschiedliche Definitionen zugrunde liegen und
andere Untersuchungshorizonte betrachtet worden sind. Zusammenfas-
send zeigt sich jedoch, dass die Ergebnisse anderer Studien mit den Er-
gebnissen dieser Arbeit übereinstimmen. Es bleibt anzumerken, dass zwi-
schen Führungskompetenzen und Führungsverhaltensweisen eine große
Schnittmenge besteht (z.B. wird die in der „HR Trendstudie“ genannte
Kompetenz „Wertschätzung des Individuums“ als Verhaltensweise „Mitar-
beit in den Mittelpunkt stellen“ in dieser Arbeit aufgeführt). Darüber hinaus
zeigt sich, dass inhaltlich gleiche Kompetenzen unterschiedlich benannt
werden.
Bei der genaueren Betrachtung der in dieser Arbeit aufgeführten Füh-
rungskompetenzen zeigen sich zusammenfassend drei wesentliche
Trends:
Sozialkompetenzen sind am Wichtigsten für Digital Leader: Als we-
sentlicher Trend ist festzustellen, dass Fachkompetenzen weniger bedeut-
sam sind (zumindest für Führungskräfte), wenn man das alleine an der
Anzahl der Nennungen der Expertenbefragung festmacht. Die Sozialkom-
petenzen werden am wichtigsten eingeschätzt, gefolgt von den Metho-
denkompetenzen. Genau das zeigt auch eine Studie von Hays auf. Hier
392
Quelle: Eigene Darstellung. Vgl. IZF/IfD (2015), S. 48, Kienbaum Communications
(2015), S. 39 u. IFIDZ online (2016). (die grünen Haken symbolisieren die Übereinstim-
mung)
88 5 Erforderliche Führungskompetenzen in Zeiten der digitalen Transformation
393
Vgl. Eilers u.a. (2014), S. 10.
394
Vgl. Fischer (2004), S. 26.
5.4 Zusammenführung und Diskussion der Ergebnisse 89
395
Abbildung 16: Führungskompetenzen eines Digital Leaders
395
Quelle: Eigene Darstellung.
6 Konkrete Umsetzungsempfehlungen auf dem Weg
zum Digital Leadership
Nun stellt sich die entscheidende Frage, wie man zum Digital Leader wird
und was bei der Umsetzung des Führungsverhaltens hilft, bzw. wie man
die erforderlichen Kompetenzen erlernt. Dieses Kapitel soll Aufklärung
schaffen und konkrete Umsetzungsempfehlungen geben.
Im ersten Unterkapitel wird zunächst das veränderte Rollenbild einer Füh-
rungskraft beschrieben. Im zweiten Unterkapitel werden konkrete Füh-
rungsmodelle und -techniken vorgestellt, die als Basis für ein erfolgreiches
Führungshandeln dienen. Im dritten Unterkapitel geht es konkret um Maß-
nahmen aus Sicht der Personal- und Führungskräfteentwicklung, um Füh-
rungskräfte zu Digital Leadern zu qualifizieren. Anschließend werden im
vierten Unterkapitel konkrete Methoden und Instrumente vorgestellt, die
das Führungsverhalten unterstützten. Im fünften Unterkapitel wird thema-
tisiert, wie man von Role Models (Vorbildern) lernen kann. Abschließend
werden im sechsten Unterkapitel die Ergebnisse zusammengefasst und
diskutiert.
Interessant ist es, sich einleitend Abbildung 18 anzusehen, die aufzeigt,
wie die befragten Experten DL im Unternehmen umsetzen.
396 397
Abbildung 17: TOP 10 Umsetzung Digital Leadership
396
Quelle: Eigene Darstellung.
397
Das vollständige Ranking findet sich im Anhang 3.
398
Vgl. Buhse (2014), S. 43.
6.1 Veränderung des Rollenbildes einer Führungskraft 93
399
Agilität. Bei Petry wird Vertrauen noch hinzugefügt. Diese Charakteris-
tika von digitalen Technologien müssen Führungskräfte für sich persönlich
verinnerlichen. Zum besseren Verständnis wird ein altes Rollenbild gegen-
übergestellt (neues Rollenbild vs. altes Rollenbild).
Vernetzung vs. Autarkie: Es geht um Vernetzung von Mitarbeitern, Kun-
den, etc. und nicht wie früher das Unternehmen als autarkes System zu
sehen.
Offenheit vs. Geschlossenheit: Offenheit soll auf allen Ebenen gelebt
werden, anstatt verschlossen zu sein für neue Ideen, andersdenkende Mit-
arbeiter etc.
Partizipation vs. Hierarchie: Die Beteiligung der Mitarbeiter und die Ein-
bindung der Kunden steht anstelle streng hierarchischer Organisations-
strukturen.
Agilität vs. Starrheit: Beweglich bleiben und sich auf veränderte Anforde-
rungen einzustellen ist das Motto. Ein früheres Rollenbild war eher auf Per-
fektion und starre Prozesse ausgelegt.
Vertrauen vs. Kontrolle: Führungskräfte müssen ihren Mitarbeitern ver-
trauen. Kontrolle war früher das Maß der Dinge.
Unabhängig von dem VOPA Modell lässt sich ein Digital Leader verein-
400
facht als „Spielertrainer“ bezeichnen. Dieser coacht sein Team, steht
selbst mit auf dem Platz und spielt mit. Er wechselt sich aber auch aus,
wenn er nicht gebraucht wird. Er ist bestens mit seinen Teamkollegen ver-
netzt und ist für diese offen. Mit einem Bewusstsein um den Wert seines
Teams arbeitet er erfolgsorientiert, indem er seine Spieler fähigkeitsbezo-
gen einsetzt.
Wie das veränderte Rollenbild umgesetzt wird, zeigen die nachfolgenden
Unterkapitel.
399
Vgl. Petry (2016b), S. 44.
400
Das dahinterstehende Zitat „Vom Würdenträger zum Spielertrainer“ wird Peter F. Dru-
cker zugeschrieben, vgl. bspw. Hamann/Huber (2015), S. 16.
94 6 Konkrete Umsetzungsempfehlungen auf dem Weg zum Digital Leadership
401
Vgl. Urban (2008), S. 111f.
402
Vgl. Urban (2008), S. 110f.
403
Vgl. bspw. Hauer/Ultsch (2010), S. 165.
404
Gloger (2016), S. 211.
405
Vgl. Petry (2016b), S. 68.
406
Vgl. Goll/Hommel (2015), S. 87.
6.2 Konkrete Führungsmodelle und -techniken in Zeiten der digitalen Transformation 95
407
Vgl. Goll/Hommel (2015), S. 88.
408
Vgl. Gloger (2016), S. 201.
409
Details zu Scrum finden sich bspw. bei Gloger (2016) u. bei Goll/Hommel (2015).
410
Vgl. Robertson (2016), S. 43.
411
Vgl. Brinsa (2015).
412
Details zu Holacracy finden sich bspw. bei Robertson (2016).
413
Vgl. Kemp online (2014).
96 6 Konkrete Umsetzungsempfehlungen auf dem Weg zum Digital Leadership
414
Vgl. Bergdolt (2016), S. 138.
415
Vgl. MURAKAMY online (2014).
416
Details zur OKR Methode finden sich bspw. bei Bergdolt (2016) u. bei MURAKAMY
(2014).
417
Vgl. Furtner/Baldegger (2013), S. 131.
418
Vgl. Pundt/Nerdinger (2012), S. 32.
419
Vgl. Furtner/Baldegger (2013), S. 134.
420
Vgl. Furtner/Baldegger (2013), S. 135.
421
Vgl. Michaelis u.a. (2012), S. 366.
422
Vgl. Furtner/Baldegger (2013), S. 134.
6.3 Konkrete Maßnhamen der Personal- und Führungskräfteentwicklung 97
Doch auch ein Blick auf ein bereits älteres Modell, die „traditionelle Vor-
gehensweise“, bringt interessante Aufschlüsse. Das Reifegradmodell
wurde bereits 1977 von Hersey und Blanchard entwickelt und hilft Füh-
rungskräften zu entscheiden, in welcher Situation welches Führungsver-
423
halten angepasst ist. So ist bei einer niedrigen Reife des Mitarbeiters
eher das Unterweisen angebracht, dagegen bei einem reifen Mitarbeiter
das Delegieren.
Weitere exemplarische Modelle sind die „Theory U“ und die „Rethinking
424
Organization“.
Unter den Führungstechniken werden in der Literatur die „Management
by Konzepte“ verstanden. Diese Techniken sind an sich kein Führungsmo-
425
dell, sondern sind Führungshilfen . Folgende dieser Hilfen eignen sich
besonders für DL: Management by Objectives, Management by Delega-
tion, Management by Exception, Management by Participation. Diese sind
einerseits partizipativ und übertragen dem Mitarbeiter Verantwortung; sie
426
haben aber auch die Selbstorganisation im Fokus.
Nun stellt sich die Frage, wie die Führungskräfte, die ein solches Modell
im Unternehmen etablieren müssen, qualifiziert werden. Das folgende Ka-
pitel zeigt hier konkrete Maßnahmen auf.
423
Vgl. Rosenstiel (2014), S. 16f.
424
Vgl. Ciesielski/Schutz (2016), S. 128.
425
Vgl. Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (2014), S. 364.
426
Details zu den Management by Techniken finden sich bspw. bei Hauer/Ultsch (2010).
427
Vgl. Destatis (2015b), S. 11.
98 6 Konkrete Umsetzungsempfehlungen auf dem Weg zum Digital Leadership
schlechte Quote, jedoch besteht hier noch Potenzial. Zu Beginn ist festzu-
428
stellen, dass einzelne Trainingstage nicht ausreichen werden. Der Pro-
zess zum Digital Leader stellte eine Persönlichkeitsentwicklung dar, die
nicht von heute auf morgen stattfindet und daher Zeit und gut entwickelte
Maßnahmen benötigt. Ausgehend von der Devise „Führungskräfte werden
429
nicht geboren“ , ist Leadership lernbar, zumindest in einem gewissen
Maße. Daher muss der Fokus der Personal- und Führungskräfteentwick-
lung in Zeiten der Digitalisierung darauf neu ausgerichtet werden und auch
die Maßnahmen entsprechend angepasst werden. Es kann nicht zu jeder
Kompetenz eine geeignete Entwicklungsmaßnahme aufgezeigt werden.
Das würde den Rahmen der Arbeit sprengen. Unterschieden werden in
430
diesem Kapitel die Maßnahmen in vier Bereiche :
Into-the-job: Hier geht es um Entwicklungsmaßnahmen, die auf eine kon-
431
krete Position vorbereiten. „Training into-the-next-job“ , also vorberei-
tende Maßnahmen auf einen anderen Job, sollen hierunter subsumiert
werden.
On-the-job: Diese Maßnahmen finden direkt am Arbeitsplatz statt und ste-
hen in unmittelbaren Zusammenhang damit. Der Schwerpunkt liegt hier
432
auf dem Lernen aus Erfahrungen.
Off-the-job: Hier geht es um Maßnahmen, die außerhalb des Arbeitsplat-
zes stattfinden. Diese können „... innerbetrieblich und überbetrieblich er-
433
folgen.“
Near-the-job: Diese Maßnahmen zeichnen sich durch die Nähe zum Ar-
beitsplatz aus und sind eine Kombination zwischen „on- und off-the-job
Maßnahmen“. Ergänzend werden hier auch Maßnahmen aufgeführt, die
am Arbeitsplatz stattfinden, aber mit der konkreten Erfüllung der Arbeits-
aufgabe nur bedingt etwas zu tun haben.
428
Vgl. Crummenerl/Seebode (2016), S. 171f.
429
Katzengruber (2010), S. 63.
430
Vgl. Scholz (2014), S. 580. (Die Kategorie „out of the job“ also die Ruhestandsvorberei-
tung ist im Kontext von DL erstmal nicht relevant, ebenso wird die Ebene „along the job“
nicht weiter betrachtet.)
431
Vgl. Kauffeld/Grote (2014), S. 132.
432
Vgl. Kauffeld/Grote (2014), S. 132.
433
Becker (2009), S. 777.
6.3 Konkrete Maßnhamen der Personal- und Führungskräfteentwicklung 99
In allen vier Bereichen können sowohl Fach-, Methoden-, als auch Sozial-
kompetenzen entwickelt werden, welche sich dann im Verhalten zeigen.
Unabhängig von der konkreten Personalentwicklungsperspektive ist fest-
zustellen, dass mit der Kompetenzentwicklung im Kindesalter begonnen
werden muss. Die Auswertung der erforderlichen Führungskompetenzen
hat gezeigt, dass der Schwerpunkt tendenziell auf den Methoden- und vor
allem auf den Sozialkompetenzen liegt. Genau für diese Bereiche kann
bereits früh die Kompetenzentwicklung beginnen. Ein interessantes Bei-
spiel ist in diesem Zusammenhang die „altschool“ in Palo Alto (USA). De-
ren Prinzipien (child-centered, flexible, purposeful and motivating, goal dri-
434
ven) sind mit denen identisch, die auch Digital Leader verinnerlichen
sollten.
434
Vgl. altschool online (2016).
435
Vgl. ESCB Business School online (2016).
436
Vgl. IMD online (2016).
437
Vgl. Hasso Plattner Institute (2016).
100 6 Konkrete Umsetzungsempfehlungen auf dem Weg zum Digital Leadership
Als „on-the-job Maßnahme“ bietet sich auf dem Weg zum Digital Leader
das Mentoring an. In Abgrenzung zum Coaching geht es hier u.a. um
440
fachliche Themen , also um einen konkreten Bezug zur Arbeitsaufgabe.
Die Aufgabe des Mentors ist es, den Mentee durch sein fachliches Wissen
und seine Erfahrung zu unterstützen und ihn dadurch weiter zu fördern.
438
Vgl. BMWi (2016), S. 16-20.
439
Vgl. Graf/Edelkraut (2014), S. 33f.
440
Vgl. Graf/Edelkraut (2014), S. 9.
6.3 Konkrete Maßnhamen der Personal- und Führungskräfteentwicklung 101
441
Vgl. Graf/Edelkraut (2014), S. 24f.
442
Vgl. Springer Gabler Verlag online (2016d).
102 6 Konkrete Umsetzungsempfehlungen auf dem Weg zum Digital Leadership
448
Vgl. Rauen (2014a), S. 24.
449
Vgl. Kauffeld (2016), S. 91.
450
Vgl. Clark/Mayer (2011), S. 8.
451
Vgl. Moriz (2008), S. 17f.
452
Vgl. Clark/Mayer (2011), S. 9f.
453
Vgl. Deterding u.a. (2011), S. 2.
454
Vgl. Moriz (2008), S. 22.
455
Vgl. Kauffeld (2016), S. 104.
104 6 Konkrete Umsetzungsempfehlungen auf dem Weg zum Digital Leadership
Das Social Learning ist eine spezielle Form des E-Learnings bzw. kann
auch als Blended Learning aufgefasst werden (sofern Präsenzphasen in-
kludiert sind). Laut der Definition ist es das Lernen in Lerngruppen mit Hilfe
456
von Social Software. Umgesetzt wird diese Art des Lernens durch eine
virtuelle Community, in der sich die Teilnehmer des Kurses austauschen
und gestellte Aufgaben gemeinsam bearbeiten. Fachinhalte erarbeiten
457
sich die Teilnehmer selbstorganisiert.
Da es aktuell und auch in naher Zukunft von enormer Bedeutung sein wird
ein digitales Geschäftsmodell zu entwickeln, benötigt es dazu Tools. Ein
erstes Tool ist die Lean-Startup-Methode, die auf dem Prinzip Bauen,
458
Messen und Lernen aufbaut. Es geht bei diesem Prinzip darum, schnell
herauszufinden, ob eine Innovation am Markt funktioniert, bzw. ob ein Ge-
schäftsmodell vom Kunden gewünscht ist. Das Ganze ist eine agile Vor-
456
Vgl. Trude (2016), S. 242.
457
Ein Beispiel für die Umsetzung findet sich bspw. bei Trude (2016), S. 242-249.
458
Vgl. Ries (2014), S. 74.
6.4 Konkrete Methoden und Instrumente für Führungskräfte 105
Es gibt viele Methoden und Instrumente mit dem Schwerpunkt auf Kreati-
vität und Innovation, die von Digital Leadern eingesetzt werden können. Im
Folgenden sollen drei Tools vorgestellt werden.
Design Thinking kann als ein klassisches Tool bis hin zu einem Mindset
464
gesehen werden, das zeigt eine aktuelle Studie. Mittlerweile besteht so-
465
gar die Möglichkeit Design Thinking zu studieren. Die „3Ps (People,
459
Details zur Lean Startup Methode finden sich bspw. bei Ries (2014).
460
Vgl. Osterwalder/Pigneur (2010), S. 16f.
461
Details zum Business Model Canvas finden sich bspw. bei Osterwalder/Pigneur (2010).
462
Vgl. Hanschke online (2014).
463
Details zu Lean Management Tools findet sich bspw. bei Gorecki/Pautsch (2014).
464
Vgl. Schmiedgen u.a. (2015), S. 47.
465
Vgl. HPI School of Design Thinking (2016b).
106 6 Konkrete Umsetzungsempfehlungen auf dem Weg zum Digital Leadership
466
Place, Process)“ sind die zentralen Elemente von Design Thinking. Pe-
ople: Die Teams werden bewusst multidisziplinär besetzt, um möglichst
vielfältige Ideen, die nicht nur aus einem Bereich kommen, zu generieren.
Der Fokus liegt hier auf einem Wir-Gefühl und einem gemeinsamen schöp-
ferischen Prozess. Place: Die Raumgestaltung zeichnet sich durch eine
freie und flexible Arbeitsumgebung aus, in der Stühle und Tische frei stell-
bar sind und Wände genutzt werden können, um Ideen zu visualisieren.
Process: Der Design Thinking Innovationsprozess ist ein iterativer Pro-
zess, der sechs Stufen hat und den Nutzer in den Mittelpunkt stellt. Die
Basis ist eine offene Fehlerkultur. Eingesetzt werden kann Design Thinking
467
einerseits zur Innovationsgenerierung, aber auch zur Problemlösung.
Open Space, BarCamp und FedEx Days sind konkrete offene Veranstal-
tungsformate, die als Führungskraft genutzt werden können, um Mitarbei-
ter einzubeziehen, deren kollektive Intelligenz und Kreativität freizusetzen
und auf die Selbstorganisation zu bauen. Diese Formate zeichnen sich al-
lesamt dadurch aus, dass interdisziplinär gearbeitet wird und Hierarchien
keine Rolle spielen. Bei Open Space ist die Teilnehmergröße flexibel (bis
468
zu 2000 Teilnehmer); es ist eine Methode der Großgruppenmoderation.
Am Anfang werden hier völlig offen Themen der Teilnehmer gesammelt.
Dazu gibt es dann jeweils Arbeitsgruppen, zwischen denen die Teilnehmer
jederzeit wechseln können. Am Ende werden die Ergebnisse präsentiert
und die weitere Umsetzung geplant. Open Space Veranstaltungen können
einige Stunden bis zu mehreren Tagen (max. 3 Tage) dauern. Für eine
Open Space Veranstaltung gibt es immer ein Oberthema, z.B. die Entwick-
lung einer Unternehmensvision. BarCamps werden auch als „Un-konfe-
469
renz“ bezeichnet. Es werden nur der Teilnehmerkreis und der Ort fest-
gelegt; das Weitere ergibt sich durch die Teilnehmer, die ihre Themen prä-
470
sentieren können und die Diskussion im Anschluss leiten. Ein solches
BarCamp geht meist ein bis zwei Tage. FedEx Days haben das Ziel (wie
466
Die folgenden Ausführungen sind an HPI School of Design Thinking (2016a) online an-
gelehnt.
467
Details zu Design Thinking finden sich bspw. bei Meinel/Weinberg/Krohn (2015).
468
Die folgenden Ausführungen zu Open Space sind an Buhse (2014), S. 232, angelehnt.
469
Vgl. Petry (2016b), S. 160
470
Vgl. Buhse (2014), S. 160.
6.4 Konkrete Methoden und Instrumente für Führungskräfte 107
der Kurierdienst FedEx, der innerhalb von 24 h Pakete ausliefern soll) in-
nerhalb von 24 h zu einem Ergebnis zu kommen; innerhalb dieser Zeit ha-
471
ben die Teilnehmer Gestaltungsfreiheit. Es empfiehlt sich diese drei of-
fenen Veranstaltungsformate der Reihe nach einzusetzen: Open Space
(zur Themenfindung), dann ein BarCamp (zur Ideengenerierung), im An-
schluss ein FedEx Day (Projektumsetzung) und abschließend ein Bar-
472 473
Camp (zur Generierung von Energie).
Klassische Methoden wie Brainstorming, -writing oder Mindmapping kön-
nen im Kontext von DL ebenso eingesetzt werden und verlieren nicht an
474
Aktualität.
Diese Tools sind vor allem auf die Kommunikation mit den Mitarbeitern
ausgelegt.
Storytelling kann vereinfacht als Geschichten erzählen beschrieben wer-
den und beinhaltet einerseits die Erzählung von Vergangenem, Gegenwär-
475
tigem und Zukünftigem. Besondere Bedeutung hat diese Methode in un-
serer heutigen Welt des Informationsüberflusses. Hier benötigt es eine
Technik, die Aufmerksamkeit und Konzentration schafft; genau das macht
476
Storytelling durch das lebhafte Erzählen einer Geschichte. Der Einsatz
dieses Instrumentes bietet sich vor allem bei der Vermittlung einer sinnstif-
tenden Vision, zur Problemlösung, bei Veränderungsprozessen und bei
477
der Personalentwicklung an. Ebenso ist Beziehungsaufbau durch per-
478
sönlich erzählte Geschichten ein wichtiger Aspekt. Bei Storytelling steht
471
Vgl. Buhse (2014), S. 160f.
472
Vgl. Reppesgaard (2014), S. 9.
473
Details zu offenen Veranstaltungsformaten finden sich bspw. bei Buhse (2014).
474
Details zu weiteren Kreativitätstechniken finden sich bspw. bei Higgins/Wiese (1996).
475
Vgl. Sammer (2014), S. 18.
476
Vgl. Sammer (2014), S. 10.
477
Vgl. Sammer (2014), S. 37f., Kleine Wieskamp (2016), S. 22, Thier (2016), S. 40, Knoll
(2013), S. 227.
478
Vgl. Duss (2016), S. 52.
108 6 Konkrete Umsetzungsempfehlungen auf dem Weg zum Digital Leadership
479
der Mitarbeiter im Mittelpunkt, genau passend zu dem zweitwichtigsten
480
genannten Führungsverhalten.
Social Media und deren Einsatz kann auch zu einer verbesserten Führung
beitragen. Das zeigt exemplarisch die „brandfog Studie“, in der 75% bzw.
62% (US und UK) der Befragten angaben, dass Führungskräfte, die in
481
Social Media aktiv sind, die besseren Führungskräfte sind. Egal ob in-
terne oder externe Social Media Plattformen genutzt werden, bieten sie
482
vielfältige Anreize für das Unternehmen. Vor allem soll dadurch das Füh-
rungsverhalten „für Mitarbeiter verfügbar und sichtbar sein“ umgesetzt
werden, indem eine Kommunikation schriftlich (z.B. Blogs), über Videos
oder auch über Audiodateien (z.B. Audio-Podcasts) erfolgt. „Leading out
loud“, also die eigene Arbeit sichtbar zu machen und über seinen Füh-
rungs- und Lernprozess zu reden, ist wichtig und durch die sozialen Me-
483
dien erhält man darauf sofort Feedback. Die Kommunikation in Social
Media kann auch zum Storytelling verwendet werden, das wird als „Digital
484
Storytelling“ betitelt.
360 Grad Feedback ist eine Methode, um von möglichst vielen Seiten
(Mitarbeiter, Kunden, Kollegen, Vorgesetzte etc.) als Führungskraft Feed-
485
back über sich als Person zu bekommen. Diese Methode dient einer-
seits der Bewertung, aber auch der Entwicklung als Führungskraft durch
einen Abgleich von Eigen- und Fremdeinschätzung. Geeignet ist diese Me-
thode besonders, wenn von den Mitarbeitern wenig Feedback kommt. In
486
der Regel ist das 360 Grad Feedback anonym.
Daily Stand-up Meeting ist eine Meetingform, welche aus dem Scrum An-
satz stammt. Sie kann aber auch alleine verwendet werden. Dieses Mee-
ting kann als eine Kurzbesprechung bezeichnet werden, die in aller Regel
487
nicht länger als 15 Minuten dauert. Besonders eignet sie sich für virtuelle
479
Vgl. Thier (2010), S. 2.
480
Details zu Storytelling finden sich bspw. bei Thier (2016).
481
Vgl. brandfog (2014), S. 5.
482
Vgl. Babka (2016), S. 174.
483
Vgl. Dückert (2016), S. 122.
484
Vgl. Franz (2010), S. 4.
485
Vgl. Scherm/Sarges (2002) S. 1.
486
Details zum 360 Grad Feedback finden sich bspw. bei Scherm/Sarges (2002).
487
Vgl. Petry (2016b), S. 66.
6.5 Lernen von Digital Role Models 109
Teams, die nicht sehen können, was die anderen Teamkollegen momen-
tan bearbeiten. Es geht um die Beantwortung von drei Fragen: Was habe
ich gestern erledigt? Was erledige ich heute? Was behindert mich da-
488
bei? Solche Daily Stand-up Meetings dienen der Vernetzung, der Offen-
489 490
heit, der Partizipation, aber auch der Förderung der Agilität.
488
Vgl. Buhse (2014), S. 229f.
489
Vgl. Petry (2016b), S. 66. Details zum Daily Stand-up Meeting finden sich bspw. bei
Petry (2016b).
490
Coaching und Mentoring könnten als weitere Tools aufgeführt werden, da diese aber
bereits mehrfach erwähnt worden sind, wird darauf verzichtet.
110 6 Konkrete Umsetzungsempfehlungen auf dem Weg zum Digital Leadership
491 492
Abbildung 18: TOP 10 Digital Role Models
491
Quelle: Eigene Darstellung.
492
Das vollständige Ranking findet sich im Anhang 3.
6.6 Zusammenführung und Diskussion der Ergebnisse 111
Interessant ist die Erkenntnis, dass viele Punkte mit den genannten Füh-
rungsverhaltensweisen identisch sind. Digital Role Models gibt es in allen
Generationen, z.B. Steve Jobs (Baby Boomer), Elon Musk (Generation X),
Mark Zuckerberg (Generation Y). Auch in Deutschland gibt es Role Mo-
dels, wie z.B. Ralph Dommermuth von United Internet.
Unternehmen können ebenso als Role Model gesehen werden. Am Bei-
spiel der Klöckner & Co. SE (ein exemplarisches Role Model) werden drei
Aspekte deutlich. Erstens: Selbst ein klassisches Unternehmen kann zum
digitalen Unternehmen werden. Zweitens: Es ist sinnvoll die Digitalisie-
rungsaktivitäten zu bündeln, wie bei Klöckner durch die Gründung einer
Digital Unit. Diese fungiert als Treiber für die Digitalisierung im Unterneh-
men und ist das „Schnellboot“ bei der Umsetzung; im Vergleich dazu ist
493
der ganze Konzern ein „Tanker“, der nur schwer zu wenden ist. Dieses
Vorgehen bietet sich insbesondere bei klassischen Unternehmen an, bei
denen nicht sofort das gesamte Unternehmen digitalisiert werden kann.
Drittens: Es wird deutlich, dass die vorgestellten Führungsverhaltenswei-
sen, sowie Methoden und Techniken nicht nur theoretischer Natur sind,
sondern wirklich erfolgreich angewandt werden können (wie das Bsp.
Klöckner zeigt).
Weitere Unternehmen, die als Digital Role Models angesehen werden kön-
nen, sind z.B. Haufe Umantis oder auch die Bosch Gruppe.
493
Dieser Vergleich stammt von Heinrich von Pierer vgl. bspw. Petry (2016b), S. 71.
112 6 Konkrete Umsetzungsempfehlungen auf dem Weg zum Digital Leadership
494
dazu über, selbst welche zu entwickeln. Das Modell der transformatio-
nalen Führung empfiehlt sich im Allgemeinen, da wir uns in einer Transfor-
mationsphase befinden und dieses Konzept speziell darauf ausgelegt ist.
Doch pauschalisieren kann man das nicht. So empfiehlt sich bspw. bei ei-
ner Entwicklungsabteilung „Scrum“, dagegen in anderen Abteilungen das
„OKR Modell“. Petry beschreibt das als beidhändig führen oder auch „Am-
495
bidexterity“. So kann in der einen Abteilung ein Führungsmodell ange-
wandt werden, das auf völlige Kreativität und Selbstorganisation setzt. In
anderen Bereichen des Unternehmens kann es sogar notwendig und sinn-
voll sein weiter mit hierarchischen Strukturen zu arbeiten. Wichtig ist es,
hierbei die eigene Organisation mit neuen Modellen nicht zu überfordern
und somit gegenteilige Effekte auszulösen. Empfehlenswert ist es daher,
zunächst in Pilot-Abteilungen einzelne Modelle auszuprobieren, um da-
raufhin eine gute Entscheidungsbasis zu haben, welche Modelle für wel-
che Abteilungen geeignet sind.
Bei den Maßnahmen der Personal- und Führungskräfteentwicklung ist ein
Trend weg von Schulungsräumen als Lernräume festzustellen, stattdes-
sen Lernen am Arbeitsplatz oder in unmittelbarer Nähe („on-the-job“,
„near-the-job“). Hintergrund ist es, den Transferprozess, also die Umset-
496
zung des Gelernten, möglichst handlungsnah zu halten. Social Learning
497
Maßnahmen in Form von Blended Learning empfehlen sich besonders
und spiegeln genau das Aufgabenfeld eines Digital Leaders wider, der ei-
nerseits mit Menschen persönlich im Kontakt ist, aber auch digital fit sein
muss. Warum sollte dann nicht genau so gelernt werden? Aufgabe der
Personalentwicklungsabteilungen ist es eine richtige Kombination der ein-
zelnen Maßnahmen zusammenzustellen. Aber nicht nur die Personal- und
Führungskräfteentwicklung ist in der Pflicht, auch die Führungskraft selbst.
Man spricht in diesem Zusammenhang von selbstorganisiertem Lernen.
Bei den Methoden und Instrumenten zeigt sich ein Trend zu neueren
Vorgehensweisen. Das lässt sich dadurch erklären, dass eine Methode o-
der auch ein Instrument schneller etabliert werden kann als ein ganzes
494
Vgl. Seelos (2007), S. 127.
495
Vgl. Petry (2016b), S. 45.
496
Vgl. Watzka (2014), S. 117.
497
Vgl. Stifterverband/Mc Kinsey (2016), S. 21.
6.6 Zusammenführung und Diskussion der Ergebnisse 113
498
Fuchs (1999b), S. 107.
114 6 Konkrete Umsetzungsempfehlungen auf dem Weg zum Digital Leadership
499
Abbildung 19: Umsetzungsempfehlungen
499
Quelle: Eigene Darstellung.
6.6 Zusammenführung und Diskussion der Ergebnisse 115
500
Ein beispielhafter Leadership Assessment Fragebogen findet sich bei Buhse (2014), S.
223 f.
116 6 Konkrete Umsetzungsempfehlungen auf dem Weg zum Digital Leadership
501
Abbildung 20: Agenda einer exemplarischen Schulungskonzeption
Prozess für eine gewisse Zeit von einem Moderator. Andere Maßnahmen,
wie z.B. Coaching, Mentoring oder auch die „into-the-job Maßnahmen“
können innerhalb dieser Architektur mit einbezogen werden. Bspw. kön-
nen die „into-the-job Maßnahmen“ vor der Durchführung dieses Program-
mes stehen. Begleitend dazu können Coaching und Mentoring angeboten
werden, um auf die individuellen Belange der Führungskraft einzugehen.
Diese exemplarische Konzeption einer Schulungsmaßnahme kann sowohl
innerbetrieblich als auch überbetrieblich stattfinden. Sie kann als ein Be-
ginn in die Thematik gesehen werden. Das Training von einzelnen Kom-
petenzen oder auch eine vertiefte Beschäftigung bspw. mit einzelnen In-
strumenten muss dann im Anschluss erfolgen.
7 Zusammenfassung und Ausblick – Führung in
Zeiten nach der digitalen Transformation
502
Vgl. Veueve online (2015).
503
Vgl. BMWi (2016), S. 7.
504
Vgl. Kaeser (2014), S. 8.
505
Vgl. Veueve online (2015).
506
Vgl. Frey/Osborne (2013), S. 58.
507
Gloger (2016), S. 209.
7 Zusammenfassung und Ausblick 121
508
Verhaltensweisen. Vielmehr wird sogar jeder einzelne Mitarbeiter zu ei-
509
ner Führungskraft und wenn er nur in einer vermeintlich kleinen Aufgabe
Spezialist ist. Das Thema Führung bleibt nicht alleine aufgrund dessen mit
Sicherheit spannend und ist der Stellhebel in der Digitalen Transformation.
So ist es auch keine Science-Fiction Vision mehr, dass eine Führungskraft
aus einem kleinen beschaulichen bayerischen Dörfchen aus seinem
Homeoffice heraus ein weltweites Team bzw. Digital Business erfolgreich
führen kann, es ist bereits Realität.
Bewusst sein muss man sich aber, dass der Prozess zum DL nicht von
heute auf morgen vonstattengeht, daher lässt sich abschließend sagen:
508
Vgl. Gloger (2016), S. 201.
509
Vgl. Kühmayer (2015), S. 3.
Literaturverzeichnis
3M online (2016): 3M: Die 15-Prozent-Regel von 3M: Mythos und Wirklichkeit: http://die-
erfinder.3mdeutschland.de/innovationskultur/die-15-prozent-regel-von-3m-
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Ameln (2015): Ameln, Falko von: Organisationsberatung: Eine Einführung für Berater, Füh-
rungskräfte und Studierende, Wiesbaden, 2015.
Aron-Weidlich (2012): Aron-Weidlich, Martina: Essenz der Führung: Wie Sie sich selbst und
Ihre Mitarbeiter nachhaltig motivieren, steuern und führen, Berlin u.a., 2012.
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Trends in the Digital Era: Evolution of Theories and Applications, Singapur, 2016.
148 Literaturverzeichnis
Zitate online (2016): Zitate online: Zitat von Francis Bacon: http://www.zitate-online.de/lite-
raturzitate/allgemein/15577/wissen-ist-macht.html, Zugriff am 17.10.2016.
zur Bonsen (1994): zur Bonsen, Matthias: Führen mit Visionen: Der Weg zum ganzheitlichen
Management, Wiesbaden, 1994.
Anhang 1: Auszug aus dem Interviewleitfaden
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Anhang 2: Statistische Angaben zur Expertenbefragung 153
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Anhang 3: Detaillierte Ergebnisse der
Expertenbefragung
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Coaching 4
Neue Führungsformate 4
Änderung Performance-Management 4
Workshops 4
Bereichsübergreifende/temporäre Teams 3
Beratung 2
Feedback 2
Mentoring 2
Ausgliederung Bereiche 1
Digitale Vernetzung 1
E-Commerce 1
Freiräume geben 1
Infomesse 1
Kommunikation 1
Offenerer Umgang 1
Traineeprogramme 1
Wissensmanagement 1
Nichts Systematisches 3
Komplexitätsma- 2 Unternehmeri- 5
nagement sches Denken
und Handeln
Projektmanage- 2 Coachingkom- 4
mentkompetenz petenz
Delegationskompe- 1 Entscheidungs- 4
tenz fähigkeit
Vertrauen 4
Kooperations- 3
fähigkeit
Begeisterungs- 2
fähigkeit
Feedbackkom- 2
petenz
Fehlerkompe- 2
tenz
Mitarbeiterori- 2
entierung
Respekt 2
Selbstorganisa- 2
tionskompetenz
Überzeugungs- 2
kraft
Zuhören 2
Anhang 3: Detaillierte Ergebnisse der Expertenbefragung 159
Allgemeine So- 1
zialkompetenz
Belastbarkeit 1
Durchsetzungs- 1
vermögen
Emotionale In- 1
telligenz
Integrität 1
Kritikfähigkeit 1
Kundenorien- 1
tierung
Neugier 1
Reife 1
Resilienz 1
Risikobereit- 1
schaft
Selbstmotiva- 1
tion
Sinnstiftung 1
Umsetzungsfä- 1
higkeit
Verantwor- 1
tungsbewusst-
sein
Vorbildsfunk- 1
tion
160 Anhang 3: Detaillierte Ergebnisse der Expertenbefragung
Delegation an Mit- 4
arbeiter
Sinnstiftung vermit- 4
teln
Projektbezogen 3
Führen
Anhang 3: Detaillierte Ergebnisse der Expertenbefragung 161
Neugierde wecken 2
Haben Visionen 13
Sind Vorbild 7
Schaffen Freiräume 6
Haben Ausstrahlungskraft 4
Haben Überzeugungskraft 4
Sind authentisch 4
162 Anhang 3: Detaillierte Ergebnisse der Expertenbefragung
Sind kommunikativ 4
Sind risikobereit 4
Sind umsetzungsstark 4
Denken lösungsorientiert 3
Sind lernbereit 3
Leben Diversity 2
Sind auf sich bezogen und machen worauf sie Lust haben 2
Sind leidenschaftlich 2
Haben Fachkompetenz 1
Hören zu 1
Managen Ideen 1
Sind diszipliniert 1
Sind empathisch 1
Sind intelligent 1
Sind nachsichtig 1
Sind neugierig 1
Sind radikaler 1
Transformieren Unternehmen 1