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A)

19.11.23
Wege zur modernen Demokratie

Die Entwicklung der modernen Demokratie wurde im 17. und 18. Jahrhundert entstanden infolge politischer, kultureller und sozialer
Veränderungen geprägt. Wegweisend für ihre Ausgestaltung sind die Entwicklungen in England, Frankreich und den USA. Es unterscheidet
sich von der antiken Demokratie, die durch Revolutionen und soziale Auseinandersetzungen geformt wurde.
Die historischen Voraussetzungen für die Entstehung der modernen Demokratie umfassten die Veränderung politischer Ordnungen,
bedingt durch den Übergang von kleinräumigen politischen Strukturen zu großflächigen Territorialstaaten. Dies erforderte neue
Mechanismen für politische Teilnahme aufgrund der Unmöglichkeit regelmäßiger Versammlungen.
Der Absolutismus und die beanspruchte ungeteilte Souveränität der neuzeitlichen Flächenstaaten, geschaffen von Fürsten und Königen,
erforderten eine demokratische Antwort, um Machtbeschränkungen und Bindungen zu etablieren.
Die Reformation und Religionskriege brachten Religionsfreiheit und Toleranz ins Zentrum der Diskussion, während die Aufklärung
traditionelle Vorstellungen erschütterte und die Bedeutung individueller Freiheit betonte.
Die wirtschaftlichen Veränderungen in Form einer kommerziell-industriellen Gesellschaft führten zur Forderung nach wirtschaftlicher
Betätigungsfreiheit und Schutz des durch Arbeit erworbenen Besitzes, wodurch der bürgerliche Stand gegen feudalistische
Beschränkungen aufstieg.
Der Gesellschaftsvertrag wurde zur Legitimationsgrundlage des Staates, basierend auf Zustimmung, Gewaltenteilung und Prinzipien des
Naturrechts. Diese Ideen manifestierten sich in verschiedenen politischen Realitäten, von den Bürger- und Religionskriegen in England über
die Unabhängigkeitserklärung der USA bis hin zur Revolution in Frankreich, der deutschen Revolution von 1848 und der Verfassung von
Polen im Jahr 1791.
In England erfolgte die Entwicklung über die Ausbildung einer konstitutionellen Monarchie, schrittweise Stärkung des Parlaments und
allmähliche Erweiterung des allgemeinen Wahlrechts. Der parlamentarische Zusammenwirkung von König, Oberhaus und Unterhaus stellte
eine Balance sozialer Kräfte und politischer Gewalten her, während das Prinzip der “verantwortlichen Regierung” betonte, dass Bürger ihre
Repräsentanten wählen und für deren Handeln verantwortlich machen können.
Die Kontroverse zwischen Jean-Jacques Rousseau und den Federalists spiegelt unterschiedliche Auffassungen darüber wider, wie
moderne Demokratien gestaltet werden sollten. Rousseau bevorzugte eine direkte Demokratie, bei der das Volk selbst Gesetze erlässt,
während die Federalists, darunter die US-Verfassungsväter von 1787, eine repräsentative Demokratie mit Gewaltenteilung favorisierten.
Diese repräsentative Form wurde als notwendig erachtet, da Rousseaus Vorstellungen in einem großen Territorialstaat als unpraktikabel
erschienen.

B)

Auffassungen von Hobbes, Locke, Rousseau

Im 17. Jahrhundert prägten drei bedeutende Staatstheoretiker das politische Denken: Thomas Hobbes, John Locke und Jean-Jacques
Rousseau.

Thomas Hobbes (1588-1679) formte seine Auffassungen im Kontext des Englischen Bürgerkriegs und der Restauration unter Karl II. Er
betonte die Notwendigkeit einer absolutistischen Staatsautorität, da der Mensch von Natur aus egoistisch sei und im Naturzustand im
"Krieg aller gegen alle" lebe. Hobbes sah im Staat einen Schutz vor Chaos und einen Entscheider über Wahrheit, Gut und Gerechtigkeit.

John Locke (1632-1704) prägte während der Englischen Bürgerkriegszeit und der Glorious Revolution seine Theorien. Als Begründer der
repräsentativen Demokratie glaubte er, dass Menschen von Natur aus frei und gleich seien. Natürliche Rechte (Leben, Freiheit, Eigentum)
existierten vor dem Staat, und ein Gesellschaftsvertrag bildete die Basis für den Staat, mit Betonung von Gewaltenteilung und Schutz vor
Machtmissbrauch.

Jean-Jacques Rousseau (1712-1778) formte in der Zeit der Aufklärung und vor der Französischen Revolution seine Ideen. Er glaubte, der
Mensch sei von Natur aus gut und werde durch die Gesellschaft korrumpiert. Rousseau legte den Fokus auf die Freiheit des Einzelnen im
Staat, betonte den "allgemeinen Willen" im Gesellschaftsvertrag, propagierte direkte Demokratie und eine gleichmäßige Verteilung von
Rechten und Besitz.

In ihren Ansätzen gibt es Gemeinsamkeiten und Unterschiede: Hobbes betont die absolute Staatsgewalt zur Verhinderung von Anarchie,
Locke setzt auf natürliche Rechte, Gesellschaftsvertrag und Gewaltenteilung, während Rousseau nach der Erhaltung der natürlichen
Freiheit durch den "allgemeinen Willen", direkte Demokratie und gleichmäßige Ressourcenverteilung strebt.

In einer fiktiven Fernsehdiskussion würden die drei Theoretiker ihre Standpunkte verdeutlichen: Hobbes sähe die Staatsgewalt als
notwendiges Übel, basierend auf menschlichem Egoismus. Locke würde natürliche Rechte, den Gesellschaftsvertrag und den Schutz vor
Machtmissbrauch betonen. Rousseau hingegen würde für den "allgemeinen Willen", direkte Demokratie und eine gleichmäßige
Ressourcenverteilung plädieren, um die natürliche Freiheit zu bewahren.
C)

Staatstheoretiker: Jean-Jacques Rousseau

Politische Theorie: Wichtige Werke:


- Fokus auf der Erhaltung der - "Du contrat social" („Der
ursprünglichen Freiheit im Gesellschaftsvertrag") 1762.
Staatszusammenschluss. - „Émile ou De
- Begründer der direkten Demokratie, in l'education" („Émile oder über
der der Einzelne im Einklang mit dem die Erziehung") 1762.
allgemeinen Willen handelt.

Biografie:

- Geboren 1712 in Genf, ohne systematische


Ausbildung.
- Abenteuerliche Jugend, seit 1742 in Paris,
Jean-Jacques Rousseau verbunden mit Enzyklopädisten.
Einfluss auf die Französische - Verurteilung 1762, Exil, Rückkehr 1770, Tod
1778, autobiographisches Werk.
Revolution:
- Satz "Der Mensch ist frei geboren
und überall liegt er in Ketten" als
revolutionäre Losung.
- Ideen des Gesellschaftsvertrags
prägten die revolutionäre Denkweise. Grundlegende Auffassungen:
- Mensch von Natur aus gut, durch Gesellschaft
korrumpiert.
- Zentrale politische Frage: Wie kann ursprüngliche
Freiheit im Staat bewahrt werden?
- Betonung der Übereinstimmung von individuellem
Willen und allgemeinem Willen für eine wahre
Gesellschaft.

Persönliche Meinung

—> Jean-Jacques Rousseau kommt meinen persönlichen Auffassungen zur Demokratie am nächsten. Seine Betonung
der ursprünglichen Güte des Menschen und der Erhaltung dieser Freiheit im Staat, indem der individuelle Wille mit dem
allgemeinen Willen übereinstimmt, spiegelt meine Überzeugung wider. Die Idee der direkten Demokratie als Mittel zur
Verwirklichung dieses Gleichgewichts erscheint mir als ein sinnvoller Ansatz für eine gerechte Gesellschaft.

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