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Schiller, Die Horen: Das ästhetische Programm der Klassik

Johann Christoph Friedrich Schiller: * 10. November 1759 in Marbach, † 09. Mai 1805 in
Weimar war ein Arzt, Dichter, Philosoph und Historiker. Er gilt als einer der bedeutendsten
deutschen Dramatiker, Lyriker und Essayisten.

Die Horen:
1. Figuren der griechischen Sagenwelt (Göttinnen der Jahreszeiten, des Schönen und
der Ordnung)
2. Eine von 1795 bis 1797 von Friedrich Schiller herausgegebene
Literaturzeitschrift. Erschien monatlich in der Cotta’schen Verlagsbuchhandlung
in Tübingen. Durch die Mitarbeit führender Vertreter der Kultur in Deutschland gilt
sie als Gründungselement der Weimarer Klassik und hatte großen Einfluss auf
die deutsche Geistesgeschichte.

„… Unterhaltung soll sie gewidmet sein … Mitten in diesem politischen Tumult soll sie
für Musen und Charitinnen1 einen engen, vertraulichen Zirkel schließen …“ (Schiller,
Ankündigung der Horen, 1794)

Historischer Kontext:
 14. Juli 1789: Beginn der Französischen Revolution
 21. Januar 1793: König Ludwig XVI. wird hingerichtet
 1793/94: Schreckensherrschaft der Jakobiner: Zehntausende werden per Guillotine
hingerichtet („Die Revolution frisst ihre eigenen Kinder“)
 1792-1797: Erster Koalitionskrieg zwischen (zunächst) Preußen, Österreich und
kleineren deutschen Staaten gegen das revolutionäre Frankreich zur Verteidigung
der Monarchie
 Als Folge der Hinrichtung von Ludwig XVI. traten 1793 unter anderem
Großbritannien, die Vereinigten Niederlande, Spanien und ab 22. März 1793
Reichsstände des Heiligen Römischen Reiches der Koalition gegen die
Revolutionäre bei
Ziele der Zeitschrift sowie des ästhetischen Programms der Klassik:
– Ablenkung vom Kriegsalltag
– zeitlose Literatur schaffen
– Kunst soll durch die Horen perfektioniert bzw. veredelt werden
– Humanität ohne Politik erreichen
– Vereinigung von Gesellschaft und Wissenschaft sowie von Wahrheit und
Schönheit
– Wohlanständigkeit, Ordnung, Gerechtigkeit und Frieden proklamieren

→ Die Kunst muss veredelt werden. Wenn der Mensch die veredelte Kunst sieht, erkennt
er die Schönheit, welche ihn zu einem besseren Menschen macht. Der durch die veredelte
Kunst veränderte Mensch überträgt seine Ästhetik auf die Welt, die dadurch friedlich wird.

Anmerkung:
Natürlich hatte das Ganze auch ökonomische Interessen, Schiller wollte mit seiner
Zeitschrift vor allem auch Geld verdienen. Zudem stand der Traum Schillers, einer
kulturellen Vereinigung Deutschlands mit Weimar als Hauptstadt und seiner Zeitschrift als
intellektuellem Herz der Ästhetik und deutschen Kultur, im Vordergrund.

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Charitinnen: wie die Horen segensspendende göttliche Wesenheiten
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Der Erfolg der „schönen Literatur“ darf aufgrund einer Reichweite von 250.000 Auflagen
(1% der damaligen deutschen Bevölkerung) allerdings durchaus bezweifelt werden.

Schiller: Briefe zur ästhetischen Erziehung (1793-1795)

Thema: Schiller kritisiert die reine Vernunft der Aufklärung und die aus ihr hervorgehende
„Barbarei“ der Französischen Revolution (Schreckensherrschaft). Er entwirft ein
idealistisches Kunstprogramm, dass die Menschen letztlich zum Humanismus führen soll.

Kunstverständnis Schillers:

 Kunst soll sich vom Zeitlichen und von der Wirklichkeit distanzieren
 die Antike wird als Vorbild gesehen und nachgebildet
 Kunst ist nicht die reine Abbildung von Wirklichkeit, sie idealisiert die
Wirklichkeit
 Gesellschaft, Politik und die Wissenschaft fesseln den Menschen – die Kunst soll
diese Fesseln sprengen
 Einzig und allein durch die Kunst ist der Wandel der Menschen zur Sittlichkeit
möglich sowie der Einklang von Natur und Verstand
 Die Kunst wird personifiziert, so als habe sie ein Eigenleben und könne agieren und
reagieren. Dies zeigt die enorme Kraft, die Schiller der Kunst beimisst
 Kunst = Idealismus, Harmonie und Freiheit. Das bedeutet, sie muss fei von
Politik sein und darf niemals dem politischen Missbrauch verfallen oder den
Zwängen von Herrschern unterstellt sein.
 Die Regentschaft der Vernunft (wie die Aufklärung sie propagiert) ist auf
Jahrhunderte hinaus utopisch; dies hat die Diskrepanz zwischen Theorie und
Praxis in der Französischen Revolution gezeigt
 Schiller spricht diesbezüglich von der „Barbarei“ einer „verderbten
Generation“, die keine „Reife zur Freiheit“ besessen habe; damit bezieht er sich
auf die Schreckensherrschaft der Jakobiner, in der Tausende im Namen der
„Vernunft“ und „Freiheit“ zu Tode kamen (vgl. Robespierre: „Der Despotismus
der Freiheit“).
 Schiller fordert daher eine „Reform“, die „von der Denkungsart“ ausgeht.
 Eine Staatsverbesserung beginnt seiner Ansicht nach mit der „Veredelung des
Charakters“ jedes Einzelnen.
Fazit:

 Die Existenz eines perfekten Staates ist nur durch die Kunst möglich, die ein
Gleichgewicht schafft zwischen Natur (emotio) und Verstand (ratio)
 Ziel der Kunst: Die charakterliche Veredelung des Einzelnen durch ästhetische
Erziehung -> erst wenn dieser Vorgang abgeschlossen ist, kann gesellschaftliche
und politische Freiheit entstehen.

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