Sie sind auf Seite 1von 20

Friedrich-Koenig-Gymnasium Würzburg Oberstufenjahrgang 2022/2024

SEMINARARBEIT
im W-Seminar

im Fach

Thema:

Verfasser / -in:

Kursleiter / -in:
spät. Abgabetermin: Di., 07.11.2023

Tag der Abgabe im OS-Büro:

Bewertung: Punkte für die W-Seminararbeit


(einfache Wertung, Ergebnis liegt zwischen 0
und 15 Punkten)

Punkte für die Präsentation


Gesamtnote:
Punkte
(Arbeit dreifach gewertet, Präsentation einfach gewertet, Summe
geteilt durch 2, Ergebnis gerundet; Gesamtergebnis liegt zwischen
0 und 30 Punkten)

Besprochen am:
_______________________________________
Unterschrift der Kursleiterin / des Kursleiters

Erklärung
Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Arbeit in allen Teilen
selbstständig angefertigt und keine anderen als die in der Arbeit angegeben
Quellen und Hilfsmittel benutzt habe. Insbesondere habe ich keine KI generierte
Unterstützung benutzt bzw. eine solche angegeben und gekennzeichnet.

____________________________ ________________________________
Ort, Datum Unterschrift der Schülerin / des Schülers

Gliederung

1. Das Leben des Archimedes


2. Archimedes als Naturwissenschaftler
2.1. Archimedes als Physiker
2.1.1. Hebelgesetz
2.1.2. Über schwimmende Körper
2.2. Archimedes als Ingenieur
2.2.1. Bewässerung
2.2.2. Heben schwerer Lasten
2.2.3. Kriegsmaschinen
2.2.4. Schiffsbau
2.3. Archimedes als Mathematiker
2.3.1. Methode der Erschöpfung
2.3.1.1. Archimedisches Näherungsverfahren
2.3.1.2. Quadratur eines Parabelsegments
2.3.2. Über Kugel und Zylinder
3. Schlussbetrachtung
4. Literaturverzeichnis
5. Abbildungsverzeichnis
Archimedes – ein antikes Genie

1. Das Leben des Archimedes


Archimedes war einer der bedeutendsten Universalgelehrten der Antike, der die Mathematik
benutzte, um die Mechanik zu erklären und maßgeblich voranzutreiben. Wußling und Arnold
(1975) verweisen auf die Erzählung des griechischen Schriftsteller Plutarch, dass Archimedes
so vertieft in seinen Gedanken war und „immer wie von einer eigentümlichen Sirene in
seinem Inneren bezaubert gewesen wäre, Essen und Trinken vergessen habe und oft mit
Gewalt zum Baden und Salben hingeschleppt werden musste.“ (S.34f)
Archimedes wurde 287v. Chr. in Syrakus als Sohn des Astronomen Phidias geboren. Zu
dieser Zeit begann der römische Staat sich als politische Macht im Mittelmeerraum zu
etablieren. 275v. Chr. In Archimedes‘ Jugend wurde Hieron der II. zum König Syrakus‘.
(Schneider, 1979, 5) Neben Rom versuchte auch Syrakus zu einem Reich heranzuwachsen. So
besiegte Syrakus 265v. Chr. mit karthagischer Hilfe die Mamertiner, die im Nordosten
Siziliens einen Staat gegründet hatten. (Wußling & Arnold, 1975, 34f)
Die Mamertiner waren allerdings Verbündete Roms, weswegen Rom Syrakus angriff und
belagerte. Während der Belagerung wandte sich Hieron von Karthago ab, indem er
Friedensverträge mit den Römern schloss und sich mit ihnen verbündete. Diese Verträge
wurden unterzeichnet, bevor die Römer mit der Hilfe Syrakus‘ Karthago am Ende des ersten
punischen Krieges besiegten und mit Ausnahme von Syrakus ganz Sizilien eroberten.
(Cartwright, 2016) Die Angehörigkeit Syrakus‘ zum römischen Reich führte außerdem dazu,
dass Hieron fortan eine romfreundliche Oligarchie führte. (Schneider, 1979, 5)
Durch die Möglichkeiten des Handels mit Rom und die Förderung der Landwirtschaft schufen
die Friedensverträge darüber hinaus die Voraussetzungen für eine wirtschaftliche Blütezeit
Syrakus‘, da der Transport und die Lieferung von Getreide durch Syrakus monopolähnliche
Ausmaße hatte. (Schneider, 1979, 8) Auch wissenschaftlich und kulturell befand Syrakus sich
in einem Aufschwung, da Hieron Dichter und Denker wie Theokrit und Gelehrte wie den
Astronomen Phidias an seinen Hof holte. (Wußling & Arnold, 1975, 34f)
Vermutlich wurde Hieron dadurch auch aufmerksam auf das Potential Archimedes, den Sohn
Phidias. Archimedes und sein Vater waren Freunde Hierons und vermutlich auch mit diesem
verwandt, was neben ihrer Bildung ein Grund für ihre Zugehörigkeit zur privilegierten
Minderheit war. (Scheider, 1979, 4f) Seine hohe Stellung in der Gesellschaft, sowie die
damalige Diplomatie und Wirtschaft Syrakus‘ schufen für Archimedes ideale
Arbeitsbedingungen auf dem Hof Hierons. (Wußling & Arnold, 1975, 34)

4
Der König erkannte das Talent und die Möglichkeiten praktischer Natur von Archimedes.
Deshalb finanzierte er sein Studium in Alexandria. (Schneider, 1979, 6) Während dieser Zeit
korrespondierte Archimedes mit den Schülern Euklids von Alexandria, Dositheos und Konon
von Samos, mit denen er Erkenntnisse und Überlegungen teilte. Auch lernte er dort den
Vorsteher des Museion von Alexandria, Eratosthenes von Kyrene, kennen, mit welchem er
brieflich Meinungen und Gedanken austauschte. Sein intellektueller Austausch mit diesen
großen Geistern verschaffte ihm ein hohes Ansehen innerhalb des römischen Reiches.
(Wußling & Arnold, 1975, 34f)
215v. Chr. starb Hieron, weswegen sein Enkel Hieronymos zum König Syrakus wurde, mit
dessen Machtübernahme der andauernde Frieden zwischen Syrakus und Rom endete.
Hieronymus wandte sich vom römischen Reich ab, indem er sich im zweiten punischen Krieg
auf die Seite Karthagos stellte, woraufhin die Römer Syrakus belagerten. (Beathalter, 2022,
115) Obwohl Archimedes als militärischer Fachmann durch die Entwerfung effektiver
Maschinen unterstützte und die Eroberung hinauszögerte gelang es den Römern 212v. Chr.
nach 3 Jahren Belagerung die Stadt Syrakus einzunehmen, wobei Archimedes von einem
römischen Soldaten in seinem Garten erschlagen wurde, als er gerüchteweise Körper in den
Sand zeichnete.
Bevor der Römer seine Geduld verlor, soll Archimedes noch gerufen haben: „Noli turbare
circulos meos“, zerstöre nicht meine Kreise. (Wußling & Arnold, 1975, 41)

5
2. Archimedes als Naturwissenschaftler
2.1. Archimedes als Physiker
Aristoteles gilt als größter Naturphilosoph, obwohl sein physikalisches Vermächtnis
hauptsächlich aus Irrtümern besteht. „Man bezeichnet aus diesem Grund Archimedes gern als
den ersten Physiker.“ (Rosenberger, 1882, 28)

2.1.1. Hebelgesetz
Diese Anerkennung als erster Physiker verdankt Archimedes nicht zuletzt seiner
bahnbrechenden Entdeckung, die als das Hebelgesetz bekannt ist, auf das sich auch sein
berühmtes Zitat bezieht: "Gebt mir einen festen Punkt im Weltall, und ich hebe die Welt aus
den Angeln“ (Arnold & Wußling, 1975, 40)

Abbildung 1: Archimedes Hebelgesetz (Lossau, 2011)

Das Hebelgesetz besagt, dass die Summe der Momente um einen Drehpunkt in einem
Gleichgewichtszustand gleich Null ist. Das bedeutet, dass die auf der einen Seite eines Hebels
ausgeübte Drehkraft oder das Drehmoment gleich dem auf der anderen Seite des Hebels
ausgeübten Drehmoment sein muss, um das System im Gleichgewicht zu halten.

Mathematisch ausgedrückt lautet das Hebelgesetz:


F 1·r 1= F 2·r 2
Dabei steht F 1 für die Kraft auf der einen Seite des Hebels, r 1 für den Abstand von der
Drehachse zu dieser Kraft, F 2 für die Kraft auf der anderen Seite des Hebels und r 2 für den
Abstand von der Drehachse zu dieser Kraft. Umgangssprachlich heißt es, dass Kraft mal
Kraftarm gleich Last mal Lastarm ergibt. Je länger die Arme sind, desto größer sind die
möglichen Anwendungen, was im Alltag an diversen Beispielen zu sehen ist. (Boll, 2017, 2)
Hierzu gehören Brechstangen, Wippen, Flaschenöffner oder Türen. Wenn man eine Türe
öffnet, wirkt das Hebelgesetz. Der Punkt, an dem sich die Tür um die Scharniere dreht, ist der
Drehpunkt oder Fulcrum. Die Türklinke ist der Kraftpunkt und die Tür selbst ist die Last.

6
Indem man die Tür weiter vom Drehpunkt entfernt drückt, wird ein größeres Drehmoment
erzeugt, wodurch sich die Türe leichter öffnen lässt. Außerdem geht das Sprichwort, dass
derjenige, der eine größere Wirkung erzielen kann, am längeren Hebel sitzt, auf das
Hebelgesetz zurück. Deshalb ist es bei der Waage der Justitia ist es auch deshalb wichtig, dass
Kraft- und Lastarm die gleiche Länge besitzen, da bei wahrer Gerechtigkeit niemand am
längeren Hebel sitzen sollte. (Boll, 2017, 2)

2.1.2. Archimedisches Prinzip


Seine Haupteinwirkung auf die Physik hatte Archimedes allerdings durch sein Werk „Von den
ins Wasser eingetauchte und in ihm schwimmende Körper“, in welchem er 4 Behauptungen
aufstellt.
1. Objekte mit spezifischer Dichte, die der umgebenden Flüssigkeit entspricht, werden so
in die Flüssigkeit eintauchen, dass ihre Oberfläche mit dem Flüssigkeitsniveau
fluchtet, ohne weiter abzusinken. An diesem Punkt ist die Einwirkung der
Auftriebskraft auf den Körper nach oben genauso groß, wie die Einwirkung der
Gewichtskraft auf den Körper nach unten. Die Kräfte gleichen sich aus, weshalb sich
das Objekt in einem Schwebezustand befindet.
2. Körper, deren spezifische Dichte wiederum geringer ist als die der Flüssigkeit, tauchen
so tief in die Flüssigkeit ein, dass das vom Körper verdrängte Gewicht dem Gewicht
des Körpers entspricht. Aus dem Kräfteausgleich folgt wieder der Schwebezustand.
3. Wenn ein Körper in eine Flüssigkeit mit höherer spezifischer Dichte gewaltsam
eingetaucht wird, folgt aus der ersten Behauptung, dass der Körper eine Aufwärtskraft
erfährt. Das liegt daran, dass der Körper mehr Flüssigkeit verdrängt hat als sein
Gewicht zulässt, weswegen die Auftriebskraft nun höher ist als die Gewichtskraft. Die
Auftriebskraft entspricht der Differenz zwischen der Gewichtskraft der verdrängten
Flüssigkeit und dem Gewicht des Körpers und sie wirkt so lange bis der Körper sich
wieder in einem Schwebezustand befindet.
4. Körper, die eine größere spezifische Dichte als die Flüssigkeit haben, sinken
vollständig auf den Grund der Flüssigkeit und erfahren in der Flüssigkeit ein
scheinbares Gewicht, das durch das Gewicht der verdrängten Flüssigkeit ausgeglichen
wird, weswegen Objekte unter Wasser auch leichter scheinen als über Wasser.
(Schneider, 1979, 66)

7
Diese Behauptungen bilden das Auftriebsgesetz oder archimedisches Prinzip. Archimedes soll
es entdeckt haben, als Hieron II. ihn dazu aufforderte festzustellen, ob seine Krone aus reinem
Gold bestehe. Angeblich habe sich Archimedes, wenn er einen Geistesblitz brauchte ein Bad
eingelassen. Diesen hatte er dann schließlich, als er sich in ein randvolles Fass setzte. Er
beobachtete, dass die Menge des Wassers, das aus der Wanne floss der Menge gleicht, die
sein Körper in dem Fass einnahm. Überwältigt von seiner Erkenntnis soll er nackt auf die
Straße gerannt sein und „Heureka!“ gerufen haben, was so viel bedeutet wie "Ich habs!" Also
nahm er sich ein Barren aus reinem Gold, der so viel wog wie die Krone. Wenn sowohl
Barren als auch Krone aus reinem Gold bestehen, sollten sie die gleiche Dichte besitzen und
somit die gleiche Menge Wasser verdrängen. Der Goldbarren verdrängte mehr Wasser,
weshalb klar war, dass die Krone nicht aus reinem Gold bestehen konnte. (Schneider, 1979,
67f)
Mathematisch lässt sich das Auftriebsgesetz so ausdrücken:
F Auftrieb= ρ Medium·V K ö rper ·g
Dabei ist:
 F Auftrieb die Auftriebskraft in Newton (N).
 ρ Medium die Dichte der Flüssigkeit oder des Mediums in Kilogramm pro Kubikmeter (
kg
).

 V K ö rper das Volumen des Körpers, der in die Flüssigkeit eintaucht, in Kubikmetern
(m³).
m
 g die Erdbeschleunigung, etwa 9,81 .

„Von den ins Wasser eingetauchte und in ihm schwimmende Körper“ gilt als eine, wenn nicht
sogar als die größte Leistung Archimedes‘, bei der er die ihm zu Verfügung stehende
Mathematik und Physik bis auf ihre Grenzen ausreizte. „Welche Leistung dieses Werk von
Archimedes darstellt, kann man auch daraus ermessen, dass eine Fortsetzung und ein
Fortschritt über die von ihm erzielten Ergebnisse hinaus nicht vor dem 17. Jh. Gelang“
(Schneider, 1979, 64)

8
2.2. Archimedes als Ingenieur
Archimedes betrachtete die in der Praxis anwendbare Mechanik zunächst als niedere
handwerkliche Arbeit. Er widmete sich dieser nur auf Drängen von Hieron. (Schneider, 1979,
11) Dennoch erfand er eine beeindruckende Anzahl von Geräten, die ihrer Zeit weit voraus
waren, wie die Schnellwaage, die aus lediglich einem Faden und einer Rolle bestand.
(Schneider, 1979, 59)

2.2.1. Bewässerung
Seine Erfindungen waren von enormer Bedeutung, um die Bewässerung von Syrakus
während der Belagerung im zweiten Punischen Krieg aufrechtzuerhalten. Eine dieser
bahnbrechenden Erfindungen ist die sogenannte archimedische Schraube.
Sie besteht aus einer langen, spiralförmigen Schraube, die um eine zylindrische Achse
gewickelt ist. Um Wasser oder eine andere Flüssigkeit zu fördern, wird die Schraube in die
Flüssigkeit eingetaucht, und durch das Drehen der Achse wird die Flüssigkeit entlang der
Schraube nach oben befördert. Archimedes‘ Erfindung fand nicht nur in Syrakus Anwendung,
sondern auch in Ägypten zur Bewässerung und in Spanien zum Auspumpen von Bergwerken.
Diese innovative Erfindung wird bis heute in Bergwerken und Kläranlagen genutzt.
(Schneider, 1979, 60)

Abbildung 2: Archimedische Spirale (OldBo, 2013)


Die archimedische Spirale wird allerdings nicht ausschließlich zu Bewässerungszwecken
benutzt. Die Tatsache, dass sie in der Lage ist sich unbegrenzt zu drehen, macht sie sehr
nützlich als Antrieb.

2.2.2. Heben schwerer Lasten

9
Die vielseitigen Einsetzungsmöglichkeiten der endlosen Schraube erlauben außerdem die
Synergie mit anderen archimedischen Konstruktionen, wie z.B. dem Flaschenzug. (Schneider,
1979, 63). Ein Flaschenzug ist eine mechanische Vorrichtung, die aus einer Seilrolle oder -
trommel und einem oder mehreren beweglichen Blöcken besteht. Er wird zum Heben
schwerer Lasten verwendet, indem die Zugkraft über mehrere Seilsegmente verteilt wird. Der
Flaschenzug ermöglicht es, die benötigte Kraft zu reduzieren, während der zurückgelegte
Weg vergrößert wird.
Mithilfe des Flaschenzugs bewegte Archimedes allein ein großes, mit Mannschaft und Fracht
voll beladenes Schiff, um zu beweisen, dass man mit relativ geringer Kraft enorme Lasten
bewegen kann. (Schneider, 1979, 62)
Schneider (1979) veranschaulicht folgendermaßen:
„Dafür genügt z.B. eine Seiltrommel mit einem Umfang von einem Meter, die von einer
endlosen Schraube über ein Zahnrad mit 50 Zähnen bewegt wird. Nimmt man weiterhin an,
dass das zur endlosen Schraube gehörige Antriebsrad, vielleicht auch eine Kurbel, bei einer
Umdrehung ebenfalls einen Weg von einem Meter zurücklegt, so wird das
Übersetzungsverhältnis 1:50 sein; schaltet man noch zwischen Seiltrommel und Schiff einen
Flaschenzug mit 5 Rollen, so kann Archimedes, wenn man einmal von der Reibung absieht,
schon mit der 250fachen Kraft ziehen. Bewegt man nun die erste endlose Schraube über ein
Zahnrad und eine weitere vorgeschaltete endlose Schraube, vergößert sich das Kraftverhältnis
entsprechend.“ (S.63)

2.2.3. Kriegsmaschinen
Archimedes' Erkenntnisse im Bereich der Mechanik legten auch das Fundament für einige
seiner Kriegsmaschinen. Schnecken, Schneckenräder und endlose Schrauben, die Zahnräder
antrieben, dienten als Kern seiner Kriegsmaschinen. (Schneider, 1979, 60) Durch sie
entwickelte er unter anderem kranähnliche Vorrichtungen, die Schiffe von Land aus ganz oder
teilweise aus dem Meer hoben, die Besatzung abschüttelten und die Schiffe versenkten.
(Heath, 1897, 17)
Mythische Geschichten erzählen sogar davon, dass er große Brennspiegel verwendete, um
feindliche Schiffe von Land aus anzubrennen. (Schneider, 1979, 2) Archimedes gilt auch als
der Erfinder des Katapults, darunter solche, die 80 kg schwere Geschosse bis zu 180m weit
feuern konnten und andere, die halbtonnenschwere Felsen auf Schiffe schleuderten.
Archimedes‘ Geschütze wurden auch zur Befestigung von Syrakus eingesetzt. (Heath 1897,

10
17) Ob es seine revolutionären Kriegsmaschinen waren oder die Tatsache, dass er als
alleiniger Verteidiger der Sadt bezeichnet wird, „dessen technische Genialität der römischen
Übermacht das Gleichgewicht hielt. (Schneider, 1979, 10)
Er war ein militärischer und technischer Fachmann und als solcher war Archimedes der
Verantwortliche für den syrakusischen Schiffsbau. Dafür liefert sein Werk von den ins
Wasser eingetauchte und in ihm schwimmende Körper maßgebliche Erkenntnisse (vgl. S.8)
Dieses Werk ermöglichte Archimedes auch den Bau des größten Schiffes der Antike, der
Syracusia unter seiner Oberaufsicht. (Schneider, 1979, 60) Sie diente als Getreidefrachter,
Luxusyacht und Kriegsschiff zugleich und war angeblich so groß, dass es nur im Hafen
Alexandrias anlegen konnte. (Nenova, 2015) Der Schiffsbau unter Archimedes war nicht nur
vorteilhaft für den Ausbau der Seemacht, sondern war ein ausschlaggebender Faktor für den
syrakusischen, monopolähnlichen Getreidehandel. (Schneider, 1979, 8)
Zusammenfassend ausgedrückt war Archimedes ein Visionär auf dem Gebiet des
Ingenieurwesens, was daran zu erkennen ist, dass der große Widerstand Syrakus‘ während der
Belagerung durch Rom hauptsächlich auf ihn zurückzuführen ist. (Schneider, 1979, 2) Wegen
der intakt gebliebenen Bewässerung Syrakus‘ und der effektiven archimedischen
Kriegsmaschinen benötigten die Römer, die zu der Zeit über die modernste Kriegstechnik
verfügten, ungewöhnlich lange die Stadt einzunehmen. „Wörtlich schreibt Plutarch, dass alle
Syrakusaner zusammen nur den Körper der in der Stadt zu Verteidigung getroffenen
Vorkehrungen bildeten, während als eigentlicher Motor, als Seele des ganzen allein
Archimedes wirkte.“ (Schneider, 1979, 10)

11
2.3. Archimedes als Mathematiker
2.3.1. Methode der Erschöpfung
Archimedes verwendete des Öfteren die von Eudoxos von Knidos entworfene 'Methode der
Exhaustion'. Das Wort Exhaustion kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie
Vollendung oder Erschöpfung, weswegen die Methode der Exhaustion auch als Methode der
Erschöpfung bezeichnet wird. Sie dient dazu Flächen und Volumina komplexer geometrischer
Körper und Flächen zu bestimmen. Die Methode der Erschöpfung funktioniert, indem man
diese komplexe Figur oder Fläche in eine Reihe von einfacheren, leichter zu berechnenden
Teilen aufteilt und sich so näherungsweise an den wahren Flächeninhalt bzw. das wahre
Volumina heranschmiegt. Man schöpft es quasi aus. (Bertine, 2019)

2.3.1.1. Archimedisches Näherungsverfahren


Diese Methode verwendete Archimedes beispielsweise bei der erstmaligen Näherung an die
Kreiszahl π . Das archimedische Näherungsverfahren funktioniert durch Ausschöpfung des
Flächeninhalts eines Einheitskreises durch regelmäßige Vielecke, zur Bestimmung des
Verhältnisses zwischen Durchmesser und Umfang eines. Dafür zeichnete er ein regelmäßiges
Dreieck in einen Einheitskreis, dessen Ecken die Kreislinie berühren. (JustMaths -EasyGoing,
2019)

Abbildung 3: Archimedisches Näherungsverfahren


Mit Sicherheit konnte Archimedes behaupten, dass U Vieleck <U Kreis gilt.
"Von zwei konvexen Flächen, die dasselbe Ebenenstück Überspannen und von denen die eine
die andere umschliesst, ist die äussere die grösste" (Hjelmslev, 1950, 3)

12
Archimedes verdoppelte die Anzahl der Ecken, um den Flächeninhalt weiter zu
approximieren. Er zeichnete also ein regelmäßiges Sechseck, dessen Ecken die Kreislinie
berühren. (Stender, 2021, 194)

Abbildung 4: Archimedisches Näherungsverfahren II


Auch hier steht fest, dass U Vieleck <U Kreis gilt.
360°
Die Formel für den Umfang des eingeschlossenen Vielecks lautet: A=2n·sin( ), wobei n
2n
die Anzahl der Ecken des Vielecks angibt. Da das Verhältnis zwischen Durchmesser und
Umfang eines Kreises gesucht ist lautet die Formel: U= π •d, also U=2 π , da wir den
Durchmesser eines Einheitskreises betrachten.
U Vieleck <U Kreis
360° 360°
2n•sin( )<2 π bzw: n•sin( )< π
2n 2n
Im Falle eines Sechseckes ergibt sich:
360°
6•sin( )< π
2 •6
3< π
Je größer n wird, desto genauer ist die Approximation an π. Auf diese Art und Weise gelang
es Archimedes sich von unten an π zu approximieren. Dasselbe Verfahren verwendete er zur
Approximation an π von oben, indem er ein regelmäßiges Dreieck zeichnete, dessen Kanten
die Kreislinie eines Einheitskreises an ihrem Mittelpunkt tangential berühren.

13
Abbildung 5: Archimedisches Näherungsverfahren III
Mit Sicherheit kann man sagen, dass U Vieleck >U Kreis gilt. Wieder verdoppelte Archimedes die
Anzahl der Ecken, um sich weiter an den Kreisumfang zu approximieren. Er zeichnete also
ein regelmäßiges Sechseck, dessen Kanten die Kreislinie wieder tangential an ihrem
Mittelpunkt berühren.

Abbildung 6: Archimedisches Näherungsverfahren IV


Auch hier gilt U Vieleckk >U Kreis. Ebenfalls ist die Approximation von oben genauer, je größer n
360°
wird. Die Formel für den Umfang des umschließenden Vielecks lautet: 2n•tan( )
2n
U Vieleck >U Kreis
360° 360°
2n•tan( )>2 π bzw: n•tan( )> π
2n 2n
Im Falle eines Sechsecks ergibt sich:
360°
6•tan( )> π
2 •6
3,464> π
Durch die Approximation an π mit einem umschließenden und einem einschließenden
Sechseck konnte Archimedes die Kreiszahl schon auf das Intervall 3< π <3,464 approximieren.

14
Allerdings hörte Archimedes nicht bei einem Sechseck auf. Er verdoppelte die Ecken so
lange, bis er bei einem 96-eck ankam. Damit hatte er π auf 2 Nachkommastellen genau
bestimmen können.

Abbildung 7: Veranschaulichung Approximation an Kreisumfang bei einem 96-eck


10 1
3 < π <3
71 7
„Der Umfang des Kreises ist demnach dreimal so groß als der Durchmesser und noch um
etwas größer nämlich um weniger als 1/7, aber um mehr als 10/71 desselben“ (Rudio, 1892,
81) Das archimedische Näherungsverfahren wird sogar noch heutzutage verwendet, um π
noch genauer zu bestimmen.

2.3.1.2. Quadratur eines Parabelsegments


Ein weiteres Beispiel für Archimedes' Umgang mit der Methode der Erschöpfung, ist die
Quadratur eines Parabelsegments. Dafür nahm er sich ein Parabelsegment und verband die
beiden Endpunkte mit einer Strecke, die auch Sehne genannt wird. Paralell verlaufend zur
Sehne konstruierte Archimedes eine Tangente. Der Berührpunkt der Tangente mit dem
Parabelsegment hat dieselbe X-Koordinate, wie der Mittelpunkt der Sehne. Den Berührpunkt
verband Archimedes anschließend mit den Endpunkten des Parabelsegments. Die
neueingezeichneten Strecken bildeten zusammen mit der Sehne ein Dreieck.

15
Abbildung 8: Quadratur einer Parabel I (Weitz, 2022)
Archimedes war klar, dass A Dreieck < A Parabelsegment gilt. Also musste er sich nur wie bei dem
archimedischen Näherungsverfahren weiter an den Flächeninhalt des Parabelsegments
heranschmiegen, wo die Methode der Erschöpfung relevant wird. Beobachtbar ist, dass das
Dreieck, das Parabelsegment in zwei kleinere Parabelsegmente aufteilt, weswegen
Archimedes sich wieder mit dem gleichen Verfahren an den Flächeninhalt herantasten konnte.
Dafür konstruierte er zwei Tangenten zu der Parabel, die je paralell zu einer der Katheten des
Dreiecks verlaufen. Dadurch ergeben sich zwei neue Berührpunkte, die Archimedes jeweils
mit dem Berührpunkt des Dreiecks mit der Parabel und dem jeweiligen Endpunkt verband.
Dadurch entstanden zwei neue kleinere Dreiecke. (Weitz, 2022)

Abbildung 9: Quadratur einer Parabel II (Weitz 2022)


Dieses Verfahren führte Archimedes so lange fort, bis der Unterschied zwischen der Summe
der Flächeninhalte der Dreiecke und dem Flächeninhalt des Parabelsegments kleiner war als
ein Sandkorn.
"Die Fläche unter der Kurve minus ein Sandkorn ist kleiner als die Summe der Flächen der
Dreiecke" (Beck, 2007, 53)
1
Dabei entspricht der Flächeninhalt der neueingezeichneten Dreiecke stets des
4
Flächeninhaltes der einen Schritt zuvor eingezeichneten Dreiecks. (Surauer, 2003, 9)
Betrachtet wird der Flächeninhalt der Dreiecke D, wobei n für die Anzahl der Durchgänge
steht.
A Parabelsegment =D+2 D1+4 D2+8 D3.…+2n Dn
1
Durch die stetige Abnahme des Flächeninhaltes der Dreiecke um bei jedem Durchgang
4
ergibt sich:
D D D n D
A Parabelsegment =D+2 +4 2 +8 3 .…+2 n
8 8 8 8

16

1 1
A Parabelsegment =∑ = (Deiser, 2021, 36)
n=1 4n 3
1 3 1
Da das Dreieck , also von sich selbst ist, die Restfläche als des Dreiecks bewiesen ist
1 3 3
3 1 4
und + = ergibt, ist Archimedes‘ Behauptung, dass der Flächeninhalt des
3 3 3
4
Parabelsegments von dem des konstruierten Dreiecks ist, bewiesen.
3
Archimedes Anwendungen auf die Methode der Erschöpfung waren der Vorreiter der
modernen Integralrechnung und beinhalteten darüber hinaus Aspekte des Prinzips von
Cavalieri: „Werden zwei Körper, die auf derselben Ebene stehen, von allen dazu parallelen
Ebenen in gleich großen Flächen geschnitten, so haben diese Körper gleiches Volumen.“
(Fokus Mathematik 10, S.119) Abschließend dazu kann man behaupten, dass Archimedes der
Mathematik seiner Zeit weit voraus war.
Seine Ausschöpfung von π bot Archimedes die Grundlage für seine revolutionären
Berechnungen am Volumen und an der Oberfläche von Kegeln, Kugeln und Zylindern.
Dijksterhuis (1956) verweist darauf, dass das Verhältnis von Zylinder und Kegelvolumen zu
Archimedes Lebzeit schon von Eudoxos von Knidos (390 v. Chr. - 340 v. Chr.) entdeckt
worden ist. "any pyramid is one-third of the prism which has the same base as the pyramid
and equal height, and that any cone is one third of the cylinder which has the same base as the
cone and equal height" (S.142) Ein Kegel mit derselben Grundfläche und Höhe wie ein
1
Zylinder hat des Volumens des Zylinders. Zur Berechnung des Kugelvolumens benutzte
3
Archimedes das von ihm entdeckte Hebelgesetz. (vgl. S.6) Dafür hing er einen Kegel mit der
Höhe 2r und einer Grundfläche mit dem Radius r zusammen mit einer Kugel mit dem Radius
r an einen Hebel. Auf der anderen Seite des Hebels hing er einen Zylinder mit der Höhe 2r
und dem Radius r. Wichtig dabei ist, dass Last- und Kraftarm gleichgroß sind und die Körper
aus demselben Material sind. (Ruppert, 2011, 2)

17
Abbildung 10: Kegel, Kugel und Zylinder an einem Hebel (Ruppert, 2011, 2)
Da die Körper dieselbe Dichte besitzen und sich im Gleichgewicht befinden, besitzen sie nach
dem Hebelgesetz dasselbe Volumen.
V Kugel +V Kegel =V Zylinder (1)
V Kugel=V Zylinder -V Kegel
Nach Eudoxos von Knidos:
1
V Kugel=V Zylinder - V Zylinder
3
2
V Kugel= V Zylinder
3
2
V Kugel= (A•h)
3
Für h setzen wir 2r ein und für A (Grundfläche) setzen wir r²π ein:
2
V Kugel= (r² π •2r)
3
2
V Kugel= (2r³π)
3
4
V Kugel= r³π
3
Aus Gleichung (1) erkannte Archimedes, wegen dem bereits bekannten Verhältnis zwischen
Kegelvolumen und Zylindervolumen, dass sich Kegel-, Kugel- und Zylindervolumen, sofern
sie Radius und Höhe teilen, im Verhältnis 1:2:3 verhalten. Diese Erkenntnis fand Archimedes
so faszinierend, dass er sich einen Querschnitt dieser Körper auf seinen Grabstein meißeln
ließ, wodurch sein Grab 75n. Chr. auf Syrakus identifiziert werden konnte. (Lernhelfer 2010)

18
3. Schlussbetrachtung
Archimedes war einer der bedeutendsten Universalgelehrten der Antike. (vgl. S.4) Zur
Veranschaulichung wie bedeutend er wirklich war, ist z.B. daran zu sehen, wie viele seiner
Erfindungen und Entdeckungen sich bis hin zur Gegenwart gehalten haben. Zur
Veranschaulichung bayrischen Lehrplan für Gymnasien im G9 zu sehen. Bereits der
Mathematikstoff in der 8.Klasse behandelt das archimedische Näherungsverfahren. Ebenfalls
behandelt in der 8. Klasse wird die Mechanik im Physikunterricht. Dabei wird im Bereich
Kräftegleichgewicht sowohl das archimedische Prinzip als auch das Hebelgestz
angesprochen. In der 13. Klasse beschäftigt man sich dann mit der Integralrechnung, für die
Archimedes die Grundlage schuf. „Beide Seiten seiner Tätigkeit, die theoretische, die stark

19
das Übergewicht hat, und die praktische, Kennzeichnen die Größe von Archimedes“ (Wußling
& Arnold, 1975, 41)

20

Das könnte Ihnen auch gefallen