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DIE DREI KOSMOLOGISCHEN SYSTEME IM ZWEITEN BUCH VON CICEROS SCHRIFT ÜBER DAS
WESEN DER GÖTTER
Author(s): Philipp Finger
Source: Rheinisches Museum für Philologie, Neue Folge, 80. Bd., 2. H. (1931), pp. 151-200
Published by: J.D. Sauerländers Verlag
Stable URL: http://www.jstor.org/stable/23216119
Accessed: 27-10-2015 09:10 UTC
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DIE DREI KOSMOLOGI8CHEN SYSTEM E
IM ZWEITEN BUCH VON CICEROS SCI 1RIFT
ÜBER DAS WESEN DER GOTTER
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I'll. Finger
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Die drei kosmol. Systeme in Ciceros Sclirift iib. tl. Wesen il. Göttor 153
') Diog. Lj. VII 142 (JTavainoc utpftaQiov untyip'aio xov Hootiov.
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154 Pii. Finger
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Die drei kosmol. Systeme iti Ciceros Schrift iib. d. Wosen d. Güttor 155
zieht sich auf mens, ratio, consilium. Dann sind aber mens,
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Ph. Fingor
st iirkt er das haec durch ipsa, uni die Beziehung auf das
unmittelbar Vorausgehende nocli mehr hervorzuheben. Es
') \ gl. J1ncli hacc ipsa, (las zu stcllae an und ftlr sich nicht rcclit
pnssrn will.
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Die drei kosinol. Systeine iu Ciceros Sclirift iib. (1. Woseii (l. Gütter 157
Hier ist denn nun auch der Ort, auf meine oben aus
gesprochene Vermutung zurückzukommen, dass der Autor,
dem Cicero § 54 f. folgt, selbst an das Festsitzen der Fix
sterne geglaubt hat und (lass er aus diesein Grande den
hangs dieser Liste mit dem Folgenden muss auch sio aus
Antiochus stammen. Posidonius kann auf Grund dessen, was
Philologus I5d. 84
H. 3 S. 347 f. nacligowicscn liabu.
') Wie Koinhardt und Hcincinann (II S. 180) iiiinint nticli Hultscli
Bd.II 1859,23) irrtiimlich einon Stoiker ala Urliober
(Pauly-Wissowa
der Liste an und donkt an Posidonius.
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Ph. Finger
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Die drei kosmol. Systeme in Ciceros Sclirift iib. d. Wesen d. Gutter 159
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Hid I'll. Fingor
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Die drei kosmol. Systeme iu Cicoros Schrift lib. d. Wesen d. Göttor 161
quae omncs res sit complexa, non optimam dici, aut, cum sit
optima, non primum animantem esse, dcinde rationis et con
silii compotem, postremo sapientem? Aber was soli hier
plötzlich und ohne jede Vermittlung die einfache nulttra ?
Der pantheistische Standpunkt ist doch sowohl in dem, was
dieser Stelle vorangeht, als auch in dem, was nachfolgt, sehr
scharf und genau festgehalten (vgl. in omni natura; uni
versum naturam, mundum im vorausgehenden ft} 35 und
36 Anfang]; mundus fortwiihrend wiederholt im folgenden
bis § 36 Schluss). Nun könnte man einwenden: Die natura ist
ja durch die nähere Bestimmung quae omnes res sit com
plexa deutlich als die pantheistische natura des Panätius
gekennzeichnet. Aber da frage ich: Warum heisst es dann
mit genau der gleichen Bestimmung im vorausgehenden (§35):
universum autem naturam nulla res potest impedire, propter
ea quod omnes natutas ipsa cohibet et continct? Warum
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102 I'll. Fingor
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Dio clrei kosniol. Systomc in Cicoros Schrift iil). tl. Wcson U. Gutter 163
erkannt. Cicero
beruft sich § 32 anf Plato: alles, was sich
freiwillig bewegt, muss beseelt sein. Daraus würde ohhe
weiteres folgen, dass die obere Atherwelt, eben weil sie sich
freiwillig bewegt, ein beseeltes Wesen ist. Aher Cicero ver
quickt mit diesem Beweis einen anderen. Er sa«t: quaproj'ter,
quoniam ex mundi ardorc moLus omnis oritur, is
aulem ardor rum ulieno impulsu, sad sua t-ponlc movetur,
animus sit necesse est\ ex quo efficilur animantem esse muudum.
Nun fragc ich: Was hat die Beliauptung ,vom Ather geht
alle Bewegung (im ganzen Kosmos) aus' mit dem zu tun, was
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I'll. Finger
davon kann
hier noch niclit gesprochen' werden. Wir gehen
also zum seclisten Absclinitt iiber, in welchem die Lehre des
I'osidonius iiber die Weltvernunft dargelegt ist (§37 bis c. 14
Scliluss). Keinhardt (I S. 227) spricht unseren ganzen Ab
sclinitt dem Posidonius ab, weil er so ganz aus der Beweis
fiihrung des ,1'liysikers' hcrausfalle. Er hat niclit erkannt,
dass hier ein Grund- und Eckpfeiler niclit nur eincs einzelnen
Zweiges der Lclire des I'osidonius steht, sondern seines ge
samten pliilosopliischen Systems. Denn hier ist in wenigen
Sätzen sein ganzes kosmisch-teleologisches System, seine Theo
logie und seine Ethik zusammengefasst. Iieinhardt hat nur
recht in bezug auf § 38 und 39 (bis igitur mtindi est propria,
virtus). Diese Syllogismen haben tatsächlich mit Posidonius
nichts zu tun. Nach § 37 ist der Kosmos allein in alien seinen
Teilcn und Gliedern vollkommen. Der Beweis dafür ist: Alle
Naturstufen weisen auf ein Höheres,
ihnen Liegendes iiber
hin, wegen dessen sie geschaffen sind; sogar der Mensch hat
sein Ziel ausser sich, in der Betrachtung und Nachahmung
des Kosmos. Schliesst man daran den letzten Satz von c. 14
an (von ncc vcro liominis natura perfecta est an), so erhält
man ein abgcrundetes Ganzes, das, wie oben gesagt, die
weitcsten Perspektiven eriiflnet. Der Kosmos allein ist auto
nom. Seine Vernunft ist zwar nicht grosser als die des
Mensclien — davon stcht keine Silbe da —, aber es begegnen
ihr niclit die iiusseren Schwierigkeiten (quanto in mundo
facilius). Der Beweis stiitzt sicli also auf die den Kosmos
durchwaltcnde Teleologie; alles Einzelne in der Welt steht
gewissermassen geneigt und bedarf einer Stiitze, der Kosmos
allein stelit aufrecht und
gerade und bedarf keiner Stiitze.
Ein notwendiges Glied in diesem Beweis ist der Mensch.
Sein Ziel ist die Betrachtung und Nachahmung des Kosmos.
Wenn man nun ctwas nachahmen soli, muss man docli auch
im Prinzip die Möglichkeit haben, das Nachzuahmende zu
erreichen. Deshalb bildet den notwendigen Abschluss dieses
Beweiscs die Lelire von der prinzipiellen Gleichheit der gött
lichen und der menschlichen Tugend. Dagegen wird in dem
Einscliiebsel (§ 38) die Vollkommenheit, die doch sclion § 37
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Die drei kosmol. Systemo in Ciceros Schrift iib. d. Wcson d. Gutter 105
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1 (Hi I'll. Fin go r
Sittengcsctzen hat, wic z. 13. die Lehre von Kant zeigt, nur
einen Wert, wenn sie audi erfiillt werden können. Gerade in
unscrer Fragc untcrscbcidet sich l'osidonius von Antiocbus
tind l'aniit.ius, die beide eine Überlegenheit der güttlichen
Vernunft iiber die menschliche annehmen. Abcr Taniitius
fasst das Wesen der Seele ganz anders auf ais l'osidonius,
was sicb schon aus der Leugnung der Unsterblichkeit ergibt,
und Antioclius ist noch weniger ais jener ein echter Stoiker.
/weifellos stainmt unser Abschnitt aus l'osidonius; er bildet
die notwendigo Ergiinzung zuin ersten Abschnitt, in welchem
der Kosmos ais Lebewesen erwiesen wird; denn er zeigt, dass
dieses I.cbcwesen ein niit Tugend und Wcisheit begabtes,
göttliches Wesen ist. Oder wilrc (las noch dio Lehre des
l'osidonius voni Kosmos, wenn man diesen Abschnitt weg
nimmt V
Dor Anliang:
') nulla in odo pur feet us, sed est quae,dam par
t.icula perfecti driickt, wio boi Clom. Al. Rtroin. IL 4!I7, das xatu ti>
livraiiir, oino gowisso ICinscliritiikung aus. VVonn l>ei Cicero niclit. wio
<lort :wf oinen unvcrniinftigon Kcclcntoil (bzw. Soolenkritfto) Itingewiosen
ist. so lag in diosotn Zusainrnctihang gowiss audi kein Grnnd dazu vor.
Dor wosi'iitliolio Bcstandtoil (lor posidonisclion Tolosfonncl int dio
Kordorung dor Itotraclitung und Naolialummg dos Kosmos, und dicsen
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Die drei kosmol. Systems in Ciceros Sclirift iib. tl. Woseu (I. Göttor 107
ist vor der Widerlegung des contrarium, also vor dem Satz:
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H>8 Ph. Finger
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Die drei kosmol. Systems in Cicoros Sclirift lib. d. Wesen d. Güttor 1G9
Die
Abhandlung stiitzt sich wieder auf das Triumvirat
Posidonius, Panätius und Antiochus:
1. Posidonius zu Wort c. 15.39 bis 16.43 (nihil
kommt
fortuitum) und § 56 (bis in terrisqiie versantur);
2. Panätius § 43 (von ordo autcm sidcrum an) und 44,
ferner § 49 (von primusque sol an) und 50;
3. Antiochus wahrscheinlich c. 18.48 bis 19.49 (ambitus
cognoscuntur)\ sicher §51 bis 55 u. 56 (von caelestium ergo an).
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170 I'll. Finger
') Wcnn os § '13 lioissl: nihil est enim, quod rationc el numero
moveri )>ossil sine consilio, so bedentet liior ratio natllrlich nur
,l?orcchrnbarkcit', niclit Vcrnnnft.
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Dio drci kosmol. Syatome in (Jicoros JSclirift iib. d. Westm (I. Gutter 171
schliessen, der mitbeteiligt ist. l)er Mond kann das niclit sein,
weil von ilun noch niclit die Itede war. Wir erkennen den
anderen Faktor
aus § 28 (quod intcUcgi debet calidum Mud
atque igneum ita in omni Jusum esse, nutm a, ut in co ins it
procrcandi vis et causa gignendi, a quo el animantia
omnia et ea, quorum stirpes terra continentur, et nasci sit
necesse et augescerc).. Es ist die vitalc VViirme, die Ather
kraft, die durcli alles, sogar das kleinste Stein fragment,, hin
durchgeht (§ 25). Diese Atlierkraft stammt aber otVenhar
niclit aus der Sonne; sic ist unabliängig von ilir, wie das
13eispiel von den .Koclibninnen' ($ 25) zur Gcniige zeigt. Und
diese Atlierkraft ist fiir Posidonius der llauptfaktor, der
Sonne kommt der eingeborenen Wiirme nur cine
gegeniiber
unterstützende Mitwirkung zu. Das ist die posidonische Lelire,
wie wir sie bei Diodor II c. 52.G lesen (?) avyynn% Oen/taoia,
cvrepyrjoanoQ rjliov). Posidonius hat gemiiss seiner Unter
scheidung eines{^EWQiytixov und eines jtquxtixov bei der menscli
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J72 Ph. Finger
und von der Erde heisst cs: Es herrscht Zufall, Irrtum und
Liige, wo die den Sternen
zugeschriebenen Eigenschaften
fehlen. isl allerdings cin weiter Abstand, aber von einer
Das
Überlegenheit der Vcrnunft der Gestirne iiber die mensch
Iiche steht keine Si I be da — es heisst einfach ratio.
Posidonius lehrt also in bezug aut' die Gestirne: Sie sind
Götter (wenn sie auch an Macht
gleich dem Ather nicht
stclien);, sie besitzcn scbiirfere Sinne und grössere Denkkraft
als der Mensch, dagegeri ist ilirc Vernunft der menschlichen
niclit iibcrlegen. Nun kann tnan mit Kecht fragen: Wenn
l'osidonius bei den Gcstirnen der Heihe nach bewiesen hat,
dass sie Lebcwesen, dass sie mit Sinnen, Intellekt und Ver
nunft ausgestattet sind, warum bat er dann beim Kosmos
genz ties Kosmos. Und auch hier wieder wird diese Intelligenz
als der menschlichcn überlegen bezeichnet (esse aliquant men tern,
et cam quidem acriorcm et divinam); denn die BegrilTe mens
und inteUegentia entsprechen einander bei Posidonius und
beziehen sich auf die theoretische Vernunft. So ging also
in Ciceros Vorlage der Beweis der Gottnatur des Kosmos
dem Nachweis der Gottnatur der Sterne parallel: in beiden
Abhandlungen hat Posidonius zucrst die Belebtheit nachge
wiesen, sodann die Intelligenz und schliesslicli die Vernunft.
Der Aufbau des Beweises fur die Gottnatur der Gestirne bci
Cicero sowie die Anzeichen fiir den gleichen Aufbau des
Beweises fiir die Göttlichkeit des Kosmos lassen zusammen
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Die drei kosmol. Syateme in Ciceros Schrift lib. d. VVoson d. Göttor 173
B. Panätius.
Die Gottnatur
des Kosmos liat Panätius, wie wir oben
gesehen haben, aus seinem iiberlegenen Wert, aus seiner über
ragenden Macht und aus seiner ethischen Vollkommenheit
abgeieitet. Sein Heweis für die Gottnatur der Gestirne stiitzt
sich an der friiher sclion bcsprochenen Stelle £ 43 (von ordo
autem sideriiin an) und 44 auf die Annalune der cwigcn Dauer
des in höclister Gleichmässigkeit und Ordnung sich vollziehen
den Sternenlaufs sowie auf die völlige Unabhängigkeit der
Gestirne; nur ihr freier Wille regiert iliren gcordneten Lauf
(sua sponte, suo scnsu ac divinitate moventur). Die Sponta
neität, die Posidonius der Bewegung des Atliers zuschreibt
§ 31, überträgt Panätius auf die Gestirne. Gegeniiber der
Auffassung Heinemanns, der dein Kosmos des Panätius die
Vernunft abspricht, möchte icli folgenden Satz dieses Stoikers
hervorheben: quae qui videat, non indocle solum, varum eliam
impie facial, si deos esse ncgct. Am Sclilusse unserer Stelle
erhält der Beweis fiir die Gottnatur der Gestirne eine weitere
Stiitze durch den Hinweis auf ilire tiltige Fiirsorge fiir die
unteren Naturstufen. Wenn Panätius von einer den Sternen
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174 Ph. Fingor
(J. Antiochus.
Cicero spricht § 47 (von interca, Vellei an) bis 49 (rotundi
ambitus cognoscunlur) zunächst von der Schönheit, dann von
der Zweckmiissigkeit, ja Notwendigkcit der Kugelgestalt des
Kosmos und der Gestirne. Ileinemann (II S. 181 u. 184) spricht
diesen Abschnitt dem Posidonius zu und beruft sich auf
I)iog. L. 140, wo es heisst: 7TQog yag zijv mvtjotv aQ/iodiditazov
to loiovror (id aqxuQOEides). Er scheint mir aber nur recht
zu liaben in bezug auf c. 18.47; denn hier laufcet der Schluss:
quo nihil fieri potest aptius. Das deckt sich mit dem bei
Diog. L. Gesagten. Im iibrigen mussten docli wohl alle drei
Autoren von der Kugelgestalt des Kosmos sprechen. Aber
im folgenden scheint mir der Ausdruck non potuissc servari
(S 48) und das esse non posset (§ 49) docli entschieden schärfer
zu sein ais der posidonische Ausdruck ,am passendsten*.
Vielleicht hat hier der antiochische Gedanke, dass dem
Schöpfer ein
seinem Wesen fremder StofT gegeniiberstand,
cingewirkt. Von dem die Planetenliste enthaltenden antiochi
schen Abschnitt (>$51—55) wurde schon gesproclien. Ich gelie
deshalb zu dem Schlusssatz von 56 über. Da hier unter
§
den raciest in die Gestirne zu verstehen sind, wird Posidonius,
wie erwiihnt, als Vorlage ausgeschlossen, weil die Ather
wirkung fohlt. Im iibrigen ist die Stelle wieder so viel
deutig, dass man daraus ebensognt den des Pantheismus
Paniitius
wie den Diialismus des Antiochus herauslesen kann.
Da aber die Lehre des Panätius vom Einfluss der Sonne
und des Mondes auf die Organismen schon § 49 f. erörtert
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Dio droi kosmol. Systeme in Ciceros Schrift iib. d. Wosen d. Götter 175
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17(1 I'll. Finger
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Die droi kosmol. Systeme in Ciceros Sclirift iib. d. Woacn d. Gutter 177
zeichen ist der Nachdruck, der auf ein tätiges Sein golegt
wird: ohne Tätigkeit kein Sein. Genau so wird § 44, wo
Panätius die Vorlage bildet, aus der Existenz der Goiter als
solcher die tätige Fürsorge der Götter abgeleitet. Und was
hier von den Göttern gesagt ist, stimmt wieder niit dem Lob des
tätigen Lebens in Ciceros Pflichtenlehre iiberein. Antioclius
kann hier
schon deshalb nicht in Betracht koinmen, weil
dieser, wie ich Rliein. Mus. Bd. 78 H. 4 S. 392 f. in bezug auf
de div. I § 63 nachgewiesen babe, an das Vorhandensein von
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178 Ph. Finger
Ileinemann (a. a. 0.) soli die ,Physis' des Antiochus, die ura
ihrer selbst wiilen, aus verständlichem Egoismus (?) also, ihre
Glieder erhalte, genau die des Paniitius sein. Und bei der
,1'liysis' des Paniitius wieder soli alles Noetische auszuschliessen
sein. Dagegen ist zu sagen: Eine Physis ohne Geist und
Vernunft kennt keines von den drei in de nat. deorum II
niedergelegten Systemen. Zum Beweis dafiir, dass an unserer
Stelle bei Cicero tatsächlich die Lehre des Antiochus vor
liegt, verweise ich auf Ac. post. I § 29: quam vim animum
esse dicunt mundi, candemque esse menlem sapientiamque per
fectam'), quern ileum ajipellant, omniumque rerum, quae sint ei
subiectae, quasi prudentiam quandam, procurantem cac
Ic.stia maximc, deinde in tcrris ca quae perlineant
ad homines; quam interdum eandem necessitatem appellant,
quia nihil
aliter possil, atque ab ca constitutum sit evenire,
quasi, fatalem el immulabilem continuationem ordinis sempi
terni. Ilier kehren die Hauptthesen wieder, die Cicero de
nat. deor. II 77 aufstellt: dio Trennung von Gott und Welt
(vgl. subiectae) dio partielle Vorsehung Got.tes. Wenn
sowic
es § 77 heisst: ,Die Vorsehung Gottes erstreckt sich auf die
wichtigstcn Dingo', so bietet die Stelle aus den Ac. post, dazu
eine wertvolle Spezialisierung, insofern
wichtigsten als die
Dinge cben die himinlischcn Dingo sind und die irdischen
Angclegenheiten, dio auf den Menschen Bezug haben.
Im Gegensatz zu dem Dualismus des Antiochus \steht dor
Monismus des Posidonius, den Cicero § 78 von atqui necesse
est an bis tj 79 (ab superis defluere potuerunt) darlegt2). Fiir
diesen Stoiker ist der Kosmos eino einlieitliche Vernunftwelt,
ein prossor Vcrnunftsta.it, in welchem dio die
Vernunftwesen,
Gutter und Menschen, unter einem einheitlichen Gesetz leben.
Menschliche und göttliclie Vernunft sind ihrem Wesen nach
gleich (radem ratio). Iicinhardt (K. u. S. S. 186) spricht diese
I>ehre dem Posidonius mit Unrecht ab. Wir haben schon aus
39 ersehen, dass dieser /.war von äusseren der
Hemmungen
nienschlichen Tugend und Vernunft spricht^ nicht aber von
■) Ein editor Stoikor spriclit nur von sapientia, niclit von per
fecta snpientia.
') Violleieht wird in dioscm Absclinitt dor zwoito Punkt dor § 58
•inppRoboncn Disposition orürtort: tit nulla re eycal (quae con
qui
venit penes (leos esse nc{/arc?).
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Dio drei kosinol. Systeme iu Cicoroa Schrift iib. d. Wosen d. Güttor 179
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180 Ph. Fingor
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Die drei kosinol. Syateme in Cicoros Schrift üb. d. Wescn tl. Gutter 181
(liesen gemäss weiter wirkt. Sie ist den Gesetzen der giitt
lichen Vemunft .unterworfen' (subiccta). Also die göttlicho
Vernunft, die im Gegensatz zti der Lehre der Atomisten tat
siichlich vorhanden ist, wirkt im Gegensatz zu den Stoikern
nicht in den Dingen d r i n, sondern a in A n f a n g der
Schöpfung und über den gcschaffenen Dingen. So sagt
Cicero im Anschluss an Antiochus de div. I 118: nam non
placet Stoicis') singulis iccorum Jissis aut avium cantibus
interesse deum; ncquc enim decorum est ncc dis ditjnum ncc
fieri ullo pacto potest; scd ita a principio inchoatum
esse mundum, ut certis rebus certa signa praccurrercnt. Waruni
') Wio ich Khoin. Mug. a. .1. O. S. 377 nacligowiesen liabo, ist mit
den Stoici Antioclms gemeint.
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182 I'll. Finger
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Die drei kosinol. Systeme in Cicoros Sclirift iil). d. Wcscn d. Gutter 183
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181 Ph. Finger
') Kino Natur. dio bloss Pflanzon und Tiere hervorbrilchte, gibt
es jagar niclit. Ciccro mcint eben : ,um lioch einmal daranf hinzti
wciscn, was die boiden obongonannton Naturstufen liervorbringen'.
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Die drei kosmol. Systome in Cicoros Sclirift lib. d. Wcsen d. Gutter 185
der Ather; auf dem Wege hinab entsteht aus dem Äther die
Luft, aus dieser das Wasser und aus diesem wieder die Erde.
Aber mit keiner Silbe ist da etwas gesagt von einem Über
gewicht des Äthers über die anderen Elemente, der Kreislauf
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180 I'll. Finger
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Die droi kosmol. Systemo in Cicoroa Sclirift lib. d. Wosen il.Güttor 187
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188 Ph. Finger
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Die drei kosmol. Systomo in Ciceros Schrift lib. d. VVcsen d.Gutter 189
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1 IM) Ph. Fingor
S 84 geschildert ist.
Der Abschnitt c. 40—44 stammt (natiirlich mit Ausnahme
der Aratiibersctzung) aus Posidonius. Für ihn kennzeichnend
ist dio Lehre vom Ather (= Ilimmel), die uns gleich am
Anfang dcs Abschnittes entgegentritt: restat ultimus ct a
domiciliis nostris altissimus omnia cingens ct cocrcens cacli
complcxus. Diese Lehro ist die niimliche, der wir § 32 schon
begegnet sind. Ciccro liisst dort von dem Äther alle Be
wegung im Kosmos ausgelien; hier lässt or den Äthor alles
umschlicssen und ,in Schranken haltcn'. Beide Male denkt
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Dio drei kogmol. Systeme in Ciceros Sclirift lib. d. Woson d. Göttcr 191
die und dio Ursachen aller Dingo in Land und Moor zu.
Anfflngo
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192 Ph. Finger
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Die droi kosmol. Systome in Cicoros Sclirift iib. d. Woson d.Uüttor 193
Kraft? Und das Nämliche soli auch bei der Erde der Fall
sein, auch sie soil sich durch sich selbst, durch ihre eigene
Kraft, zusammenhalten (contingere idem tcrrac necesse est).
Wo ist da Raum für die allgemeine Gravitation nacli dem
Mittelpunkt der Erde? Erde und Meer, heisst es liier, gravi
tieren nacli dem Mittelpunkt der Erde. Nun miisste doch,
wenn dieser Autor die allgemeine Gravitation leliren sollte,
auch die Luft nacli
dem Mittelpunkte der Erde gravitieren.
Aber was lehrt unser Philosoph? Die Luft, sagt er, steigt
ihrer Natur nach zum Himmel empor und ergiesst sicli per
straffo Konznntration.
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194 Ph. Finger
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Die drei kosmol. Systeme in Cicoros Schrift lib. d. Woson d. GiSttor 105
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100 Ph. Fin per
') Für dioscn ist dor Trilgor dor Gravitation nattlrlich dio Matorio
dor Woltkörpcr; an
Stollo dor allgoineinoii Gravitation im Sinno des
1'osidonius tritt boi ilim dor froio Willo dor Gostirngöttor (§ 43 f.).
') Koinbardt (K. u. S. S. 1(i!)) und lioinomnnn (II S. 196) betr.iclit.on
don Absrhnitt ata oino Kiuhoit; sio sind sich nbor niclit oinig darllbor,
oli 1'osidonius odor I'aniitius Cicoros Quollo ist. Mir iBt iii diosom
Ahsclmitt mir daruin zu tuil, nac.bzuwoisoii, dass drei Quollonsclirifton
bciuitzt sind. Dio
Zutoilung im oinzolnon ist natllrlicli snlir unsichor.
Dosbalb möclitc io.li dio obigon Ausfflbrungcn inolir ais oinon Versucli
bolraolitot wisfsrn. oinon gangbnron Wop 7.11 findon.
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Dio droi kosinol. Syateine in Cicoros Schrift Ub. d. Woson d. Götter 107
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1U8 I'll. Fingor
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Die drei koamol. Systemo in Ciceros Sclirift lib. d. Woson d. Gottor I'J'J
Luft mit den Beispiel'en vo"m Weill und Kaben, fcrner den
Kranichen. Diese beziehen sich wieder auf das Gemeinschafts
leben, auf Kampf oder fricdliches Zusaminenwirken, und zwar
hier nicht mehr beim Nahrungserwcrb, sondern beim Leben
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200 Ph. Fingnr: Dio drei koainol. SyBtomo in Ciceros Sclirift etc.
München. Phi
Philipp
lipp Finger.
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