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2 Historische Evolutionstheorien

2.1 Vom Altertum bis zum Mittelalter der Ursprung aller Dinge sei. Sein Schüler AN
AXIMANDER (610-546 v.Chr.) entwickelte dar
Antang des vorigen Jahrhunderts entdeckten aus die ldee der Urzeugung und nabm an, dass
drei Brüder bei
Montesquieu-Avantès in den die ersten Lebewesen in Feuchten entstanden
Iranzösischen Pyrenäen die Höhle Les Trois und erst später an Land gegangen seien. Auch
Prères" mit altsteinzeitlichen Zeichnungen. die ersten Menschen seien in fischähnlichen
Unter den Darstellungen, die etwa 15000 Jalhre Tieren herangewachsen und dann aus diesen
alt sind, befinden sich auch einige
merkwür geschlüpft. Obwohl ANAXIMANDER fü die
dige Wesen, die halb Mensch und halb Tier zU Lebewesen einen gemeinsamen Ursprung im
sein scheinen. Sie werden heute als Schamanen Mcer annim1nt, bedeutet dies keine allmäh
16.1 Darstel gedeutet. In Ermangelung eines naturwissen liche, evolutive Entwicklung, sondern eher
lung eines schaftlichen Verständnisses wurden vielfach eine Art Metamorphose.
Schamanen Geister, Dänonen oder Götter als Verursacher
von Naturphänomenen angenommen. Dies ARISTOTELES (384-322 v.Chr.) war nicht nur
beinhaltet meist auch die Vorstellung, dass Philosoph, sondern auch der ersle empirische
diese höheren Mächte für die Existenz der
Erde und aller sie bewohnenden Lebewesen
Naturwissenschaftler. Er nahm eine gestufte
Abfolge von niederen zu höher entwickelten
inklusive der Menschen verantwortlich sind. Lebewesen an, die späler als Scala naturae
Schamanen versuchten als Mittler die reale, ir (lat., Stufenleiter der Natur) bekannt wrde
dische mitder mystischen, überirdischen Welt und großen Einfluss auf verschiedene Evo
zu verbinden.
lutionstheorien ausübte. ARISTOTELES selbst
verstand die Scala naturae jedoch nicht als
Im ersten Jahrtausend vor Christus entstanden
evolutionäre Abfolge der Lebewesen, sondern
in Griechenland die ersten Ansäze zu natür war davon überzeugt, dass alle Arten unver
lichen Erklärnungen für Umweltphänomene. änderlich seien.
THALES von Milet (um 625-547 v.Chr.) dach
te bereits grundsätzlich in naturwissenschaft Die großen drei monotheistischen Religionen,
lichen Bahnen, indem er zu einem beobachte Judentum, Christentum und Islam, übernah
ten Phänomen eine Hypothese aufstelte und men die aristotelischen ldeen von der Scala
diese anschließend mit nachvollziehbaren Ar naturae und der Unveränderlichkeit der Arten
gumenten zu bestätigen oder zu widerlegen und erweiterten sie noch um einen Schöpfer
suchte. THALES nahm auch an, dass Wasser samt Schöpfungsprozess. Daraus ergibt sich
die Lehre von der Konstanz der Arten: Seit
16.2 Scala na dem Schöpfungsakt haben sich Aussehen und
turae aus dem Anzahl der Arten von Lebewesen nicht ver
ändert. Dies liegt in der Unfehlbarkeit Goltes
18.Jahrhundert
begründet. Wären die Arten nur durch Verän
derungen überlebensfähig, hätte Gott etwas
Unvollkommenes geschaffen, was mit seiner
Unfehlbarkeit nicht vereinbar ist. Deshalb
sind Uberlegungen zur Veränderlichkeit der
Lebewesen nach Auslegung der damaligen
Kirche Gotteslästerung und wurden zum Dei
spiel durch die Inquisition hart sanktioniert.

16 Entwicklung des Evolutionsgedankens


2.2 Renaissance und Aufklärung Erde sehr viel alter sein müsse, als nach der
Bibelzu erwarten sei.
Der griechische Universalgelehrte Claudius
PrOLEMAEUS (100-175) sah die Erde als na Auf die Renaissance folgte im 12. und 18.
türliches Zentrum aller Dinge und postulier Jahrhunden das Zeitalter der Aufklärung.
te, dass sich alie Himmelskorper, einschließ Die Menschen befreiten sich von dogma
lich der Sonne, um die Erde drehen müssten. tischen Zwängen und suchten für Naturer
Dieses geozentrische (gi ge, Erde) Weltbild scheinungen vermehrt nach rationalen Erklä
steht im Gegensatz zum heliozentrischen (gr. nungen. in Schweden bemühte sich Carl von Reich: Tiere
helios, Sonne), das ARISTARCHOS von Samos LINNÉ (1707-1778) um eine systematische Klasse:
(310-230 v.Chr.) und 400 Jahre zuvor elab Übersicht der Natur. In seinem grundlegenden Säugetiere
iert hatte. Die christlichen Kirchen übernah Werk Systema naturue (lat., System der Natur) Ordnung:
men das geozentrische Weitbild und verteidig unterschied er die drei Reiche: Tiere, Planzen Fleisch
ten es. Denn in der Bibel (Josua, 10) steht ge und Mineralien. Das Tierreich gliederte er in fresser
schrieben, dass Gott der Sonne befahl, still zu weitere Kateogorien, die sich imner feiner Familie:
stehen. Dies ist kogischerweise erst dann mög aufspalteten. Wegweisend war die Einfübrung Hundeartige
lich, wenn sie sich zuvor bewegt hat. der heute noch güligen binären Nomenklatur. Gattung:
Jedes Lebewesen erhält einen zweiteiligen Hunde
Die ptolemäische Sichtweise hielt sich bis wissenschaftlichen Namen: Der erste Namens Art: Wolf
ins Mittelalter und wurde erst in der Zeit der teil ist der groß geschriebene Gattungsnamen,
17.1 LINNÉSche
Renaissance während des 15. und 16. Jahr beim Menschen zum Beispiel Horno, und der
hunderts erfolgreich in Frage gestellt. Die kul zweite Teil ist der klein geschriebene Artna Systematik am
turelle Rückbesinnung auf die Antike führte zu men, beim Menschen sapiens. LINN glaubte Beispiel Wolf
einer unvoreingenommenen und nicht durch allerdings immer noch an die Konstanz der
die Kirche bestimnten Auseinandersetzung Arten: Alle erschaffenen Dinge sind Zeuge
mit den Schriften römischer und griechischer von Gottes Wissen undMacht".
Philosophen und infolgedessen zu einer neuen
Freiheit des Denkens.

Der Astronom Nikolaus KOPERNIKUS (1473


1543) widersprach dern geozentrischen Welt
bild der Kirche und postulierte stattdessen, 17.2 Leonardo
dass sich die Planeten auf Kreisbahnen um die DA VINCI, Bein
Sonne bewegen. Der Italiener Gallileo GALLILE skelette von
(1564-1642) besttigte durch astronomische Mensch und
Beobachtungen das heliozentrische Wetbild Pferd
des KOPERNIKUS. Er musste diese These aber
vor der Inquisition widerrufen, um sein Leben
zu retten. Trotzdem setzte sich die neue Sicht
weise der Planetenbewegungen durch. In der
Biologie hingegen übte ie Kirche ihren Ein
fluss trotz einiger Fortschritte deutlich länger
aus.

Zwei von Leonardo DA VINCI (1452-1519)


nebeneinander gezeichnete Beinskelette von
Hinweis
Mensch und Pferd werden heute als
Entspre
darauf gedeutet, dass DA VINCI dieGrundbau
chung der beiden Extrernitäten im
auch das Ge
plan erkannt hatte. Er versuchte die er
beimnis von Muscheln zu ergründen,
gefunden
bei Ausflügen hoch in den Bergen
dass diese Fos
hatte. Er war der Überzeugung,
Fundstelle
silien nicht durch die Sintflut an der
dass die
abgelagert wurdern und vermutete,
Entwicklung des Evolutionsgedankens 17

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