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4.

Wildtier Igel
Monika Neumeier

1 Biologie und Verhalten ......................................................... 2


2 Gesetzlicher Schutz ............................................................... 4
3 Gefahren-/Vermeidung.......................................................... 4
4 Igelschutz im Garten.............................................................. 5
5 Das Jahr der Igel ..................................................................... 7

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Alle Merkblätter der Reihe IGELWISSEN kompakt 4:


4.1 Wildtier Igel
4.2 Gefahr erkannt – Gefahr gebannt
4.3 Unterschlüpfe und Futterhäuser für Igel im Garten
͘Ǥ͘ƪ‡‰‡Š‹Žˆ•„‡†ò”ˆ–‹‰‡” ‰‡Ž  
4.5 Ernährung hilfsbedürftiger Igel
4.6 Aufzucht verwaister Igelsäuglinge
4.7 Hilfsbedürftige Jungigel im Herbst
4 4.8 Winterschlaf in menschlicher Obhut
͘Ǥ͝—•™‹Ž†‡”—‰˜‘ ‰‡Ž’ƪ‡‰Ž‹‰‡  
4.10 Rechtsvorschriften rund um Igelschutz und Igelhilfe
2 Wildtier Igel

4.1
1 Biologie und Verhalten Die einzig sicheren äußeren Unterschei-
dungsmerkmale sind Lage und Form
Igel gehören erdgeschichtlich zu den GHU *HVFKOHFKWVRUJDQH 'LH 3HQLV|Ϳ-
ältesten noch existierenden Säugetier- nung der Männchen sieht man als klei-
formen. Sie sind seit dem Tertiär nach- QHVNQRSͿ|UPLJHV*HELOGHLQGHU0LWWH
gewiesen. der hinteren Körperhälfte, etwa da, wo
man den Nabel vermuten würde. Die
1.1 Vorkommen und Lebensraum Scheide der Weibchen dagegen erkennt
Wo Nistgelegenheiten und Nahrungsan- PDQXQPLWWHOEDUYRUGHP$IWHU
gebot kleinräumig beieinander sind, füh-
len sich Igel wohl. Sie leben daher heute 1.3 Stachelkleid
vor allem im durchgrünten Siedlungs- Igel besitzen bei der Geburt bereits an
randbereich, in Gärten und Parks, die die hundert in die aufgequollene Rü-
verschiedene Strukturen aufweisen, wie ckenhaut eingebettete Stacheln, aus-
Hecken, Gebüsch, Bodendecker, Laub- gewachsene Tiere haben rund 6000 bis
und Reisighaufen. Igel beobachtete man 8000 Stacheln. Bei unmittelbarer Gefahr
in Höhen bis zu 1200 m. oder Berührung rollen sich Igel ein und
Die Größe der Igel-Lebensräume ist richten die Stacheln auf.
unterschiedlich: In städtischen Parkan-
lagen sind sie relativ klein, in ländlichen
Gegenden betragen sie bei Männchen
bis zu 100 Hektar, bei Weibchen 20 bis
30 Hektar. Nicht nur das Nahrungsan-
gebot spielt für den Flächenanspruch
eine Rolle, für Igel-Männchen ist auch
die Verteilung der Weibchen ausschlag-
gebend. Obwohl Igel Einzelgänger sind,
überschneiden sich ihre Lebensräume
KlXÀJ'LHVHZHUGHQQLFKWJHJHQ$UWJH-
nossen verteidigt. 1.4 Größe, Gewicht
Während der Nacht legen Igel Weg- Erwachsene Igel haben eine Körperlän-
strecken zwischen einigen hundert Me- ge von 24 bis 28 cm. Ihr Gewicht beträgt
tern und mehreren Kilometern zurück. zwischen 800 und 1500 Gramm. Männ-
FKHQVLQGLP$OOJHPHLQHQVFKZHUHUDOV
1.2 Unterscheidung Weibchen.
Männchen|Weibchen
1.5 Sinne | Lautäußerungen
1DKUXQJ XQG $UWJHQRVVHQ ÀQGHQ ,JHO
mit ihrem hervorragenden Geruchssinn.
Das Gehör ist ebenfalls ausgeprägt; es
reicht weit in den Ultraschallbereich hi-
nein. Gut ausgebildet erweist sich auch
der Tastsinn (Vibrationssinn), das Seh-
vermögen ist hingegen nur mäßig.
Wildtier Igel 3

4.1
%HL *HIDKU IDXFKHQ SXͿHQ RGHU WX- erwachsene Igel, Katzen ein Igeljunges tö-
ckern Igel. Selten hört man ein helles Ke- ten. Diese Verluste spielen jedoch für das
ckern. Beim Paarungsvorspiel geben sie hEHUOHEHQGHU$UWNHLQH5ROOH'HUJU|‰-
schnaubende Geräusche von sich. Ihre te „Feind“ der Igel ist der Mensch durch
ODXWHQ 6FKPHU]HQV RGHU $QJVWVFKUHLH VHLQHYLHOIlOWLJHQ(LQJULͿHLQGLH1DWXU
erinnern an das Kreischen einer Eisen-
säge. Wenn Igelsäuglinge die Mutter su- 1.9 Nestbau
chen oder Hunger haben, piepsen und Im Lauf des Sommers bewohnen Igel meh-
zwitschern sie fast wie Vögel. rere oft wenig sorgfältig errichtete Nester,
die selten längere Zeit benützt werden.
Manchmal ruhen sie tagsüber nur in ho-
hem Gras. Haltbarer konstruiert sind die
Nester, in denen Igelmütter ihre Jungen
aufziehen. Winterschlafnester müssen gut
wärmeisoliert und möglichst regen- und
schneedicht sein. Damit das als Hauptbau-
VWRͿYHUZHQGHWH/DXEQLFKWDXVHLQDQGHU-
fallen kann, legen Igel ihre Winterschlaf-
nester vorwiegend unter stützendem
1.6 Lebenserwartung $VWZHUNDQHWZDLQ+HFNHQXQWHU%RGHQ-
,JHON|QQHQHLQ$OWHUYRQVLHEHQELVDFKW deckern, auch in Hohlräumen unter Gara-
Jahren erreichen. Die durchschnittliche gen, Schuppen, Holzstapeln o.ä.
Lebenserwartung wird aber auf lediglich
zwei bis vier Jahre geschätzt. Die Jugend- ͕Ǥ͕͔ ‘”–’ƪƒœ—‰
sterblichkeit ist mit etwa 60 bis 80% be- Je nach Witterung und Klima liegt die
trächtlich. Menschengemachte Gefahren 3DDUXQJV]HLW]ZLVFKHQ0DLXQG$XJXVW
erhöhen die Mortalitätsrate zusätzlich. In Deutschland werden rund 50 % aller
,JHOLP$XJXVWJHERUHQZHLWHUHLP
1.7 Nahrung September. Zweitwürfe bzw. Ersatzwür-
Igel sind nachtaktive Insektenfresser. Ihre fe sind nicht ausgeschlossen, aber selten.
Hauptnahrung sind Laufkäfer, die Larven Nach einer Tragzeit von 35 Tagen kommen
(Raupen) von Nachtschmetterlingen so- zwei bis zehn, im Durchschnitt fünf Junge
ZLH5HJHQZUPHU$X‰HUGHPYHU]HKUHQ mit einem Gewicht von 15 - 25 Gramm zur
sie Schnaken- und Käferlarven, Schne- :HOWGHUHQ$XJHQXQG2KUHQELV]XP
cken, Spinnen, Hundert- und Tausendfü- Lebenstag geschlossen sind. Die Igelin
‰HUVHOWHQHU$VVHOQKLQXQGZLHGHU$DV säugt sie etwa 42 Tage lang, und zwar
3ÁDQ]HQWHLOHQHKPHQVLHQXU]XIlOOLJPLW tagsüber, denn nachts geht sie auf Nah-
DQGHUHU 1DKUXQJ DXI $Q )DOOlSIHOQ ]% rungssuche. Mit drei Wochen stoßen die
LQWHUHVVLHUHQ ,JHO QXU GLH GDUDQ EHÀQGOL- =lKQFKHQ GXUFK LP $OWHU YRQ  7DJHQ
chen Würmchen und Mücken. verlassen die Jungen erstmals das Nest
XQG XQWHUQHKPHQ NOHLQHUH $XVÁJH EHL
1.8 Feinde denen sie beginnen, auch feste Nahrung
Igel gehören zum Nahrungsspektrum von aufzunehmen. Weder begleitet die Mut-
Uhu, Dachs und Fuchs. Hunde können ter sie auf der Futtersuche, noch zeigt sie
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ihnen, wie sie welche Nahrung erbeuten ͖ ‡•‡–œŽ‹ Š‡” Š—–œ
N|QQHQ,P$OWHUYRQVHFKV:RFKHQVLQG
die Jungtiere selbstständig. Igel zählen nach den Vorschriften des Bun-
desnaturschutzgesetzes zu den besonders
geschützten Tierarten. Es ist verboten, ih-
nen nachzustellen, sie zu fangen, zu ver-
letzen, zu töten, ihre Nist- Wohn- und Zu-
ÁXFKWVVWlWWHQGHU1DWXU]XHQWQHKPHQ]X
EHVFKlGLJHQ RGHU ]X ]HUVW|UHQ $XVQDK-
men gelten nur für kranke, verletzte und
KLOÁRVH,JHO ]%YHUZDLVWH,JHOVlXJOLQJH 
Solche hilfsbedürftigen Igel dürfen vorü-
bergehend in menschliche Obhut genom-
men werden. Sie müssen unverzüglich in
die Natur entlassen werden, wenn sie sich
dort selbstständig erhalten können.
͕Ǥ͕͕‘œ‹ƒŽ˜‡”ŠƒŽ–‡
Igel sind Einzelgänger. Nur in der Paa- ͗ ‡ˆƒŠ”‡ȀǦ˜‡”‡‹†—‰
rungszeit kommen sich die Stacheltiere nä-
her, ansonsten interessieren sie sich nicht Dem Straßenverkehr in Deutschland fallen
IU$UWJHQRVVHQ0LWGHU-XQJHQDXI]XFKW jährlich etwa eine halbe Million Igel zum
haben die Männchen nichts zu tun, sie Opfer. Nachts sollte man vor allem im Sied-
paaren sich mit mehreren Igelinnen. Die lungsbereich, in der Nähe von Laubwäl-
Wurfgeschwister trennen sich mit Errei- dern mit Unterholz, von Gärten, Hecken
chen der Selbstständigkeit, jeder Jungigel XQG %VFKHQ PLW JHVWHLJHUWHU $XIPHUN-
sucht sich einen eigenen Lebensraum. samkeit fahren und die Verkehrsvorschrif-
WHQ *HVFKZLQGLJNHLW$EVWDQG HLQKDOWHQ
1.12 Winterschlaf
Die nahrungsarmen Monate überbrü-
cken Igel, indem sie winterschlafen. Sie
fressen sich bis zum Herbst ein Fettpols-
ter als Energiespeicher an. Dank der auf
ein Minimum herabgesetzten Körper-
funktionen können sie einige Monate
ohne Futter auskommen. Im Winterschlaf
ist ihre Herztätigkeit von ca. 180 Schlägen
pro Minute auf etwa 8 Schläge pro Minu- Baugruben, Gräben, Kabelschächte
te verringert; sie atmen lediglich 3–4mal sowie Kellerabgänge, Lichtschächte,
anstatt 40–50mal pro Minute. Die Kör- ebenerdige Kellerfenster, Gartentei-
pertemperatur kann von 36 Grad C auf che und Schwimmbecken bilden Igel-
5 Grad C absinken, ist aber immer höher fallen. Sie sollten mit Zäunen (50 cm
als die Umgebungstemperatur. Während hoch, engmaschigem Draht oder Bret-
des Winterschlafs verlieren Igel ein Fünf- WHUQ  (UGE|VFKXQJHQ $XVVWLHJVKLOIHQ
tel bis ein Drittel ihres Körpergewichts. (schräggestellte Bretter mit Querleisten,
Wildtier Igel 5

4.1
auf Kellertreppen Ziegelsteine zur Ver- PLWHLQHP$EVWDQGYRQFP]XP%R-
ringerung der Treppenhöhe legen) oder den gespannt sein, damit sich Igel nicht
$EGHFNXQJHQYHUVHKHQZHUGHQ%HVWHKW darin verfangen können.
dazu keine Möglichkeit, ist tägliche Kon- Schlagfallen und Giftköder zur Rat-
trolle geboten. Bei Rodungsarbeiten für ten- und Mäusebekämpfung stellt man
Bauvorhaben gilt es, vermutliche Igel- für Igel unerreichbar, also in oder auf
verstecke vorher abzusuchen. Notfalls mindestens 50 cm hohe Kisten, Tische,
müssen die Tiere umgesiedelt werden. Mäuerchen oder Bretterstapel.
Brauchtumsfeuer bereiten vielen In achtlos weggeworfenen Büchsen,
Igeln einen grausamen Tod, denn sie Joghurtbechern usw. können sich Igel
KDOWHQ LQ GHQ RIW ODQJH YRU GHP $E- verklemmen. Plastiktüten und Müllsä-
brennen aufgeschichteten Haufen ihren cke („Gelbe Säcke“) bindet man zu und
Winter- oder Tagschlaf. Solche Haufen stellt sie hoch, damit Igel nicht hinein-
sollten unmittelbar vor dem Entzünden kriechen und womöglich mit der Müll-
vorsichtig (!) umgesetzt werden. Das abfuhr „entsorgt“ werden.
Verbrennen von Gartenabfällen ist in
den meisten Bundesländern verboten ͘ ‰‡Ž• Š—–œ‹ ƒ”–‡
und dank der Grünmüllabfuhr auch un-
nötig. Igel halten sich zunehmend im Sied-
Beim Mähen unter Buschwerk, unter lungsbereich auf, weil sie im angrenzen-
Hecken, im hohen Gras muss vorher GHQ KlXÀJ LQWHQVLY JHQXW]WHQ *HOlQGH
sorgfältig nachgesehen werden, ob dort (Monokulturen, chemische Gifte und
Igel ihren Tagschlaf halten. Verletzun- Dünger, Gülle etc.) keine Lebensmög-
gen z.B. durch Tellersensen sind so gut OLFKNHLWHQÀQGHQ(VIHKOWGRUWPHLVWDQ
wie immer tödlich. Ist der Gebrauch von vielseitiger Nahrung und an Deckung.
Laubsaugern unumgänglich, sollte man So sieht ein igelgerechter Garten aus:
das Laub mit Hilfe der Blasfunktion un- Durchgang zu anderen Gärten er-
ter Hecken o.ä. pusten. möglichen! Igel durchstreifen große
*HELHWH DXI GHU 1DKUXQJVVXFKH $OV
Umzäunung gut geeignet sind z.B. He-
cken und Jägerzäune. In großmaschi-
gem Draht können sich Igel verfangen;
Drahtzäune sollten nicht bis auf den
%RGHQUHLFKHQ$XFK6WW]XQG*DUWHQ-
mauern sollten Durchschlüpfe erhalten.
Kein Gift einsetzen! 3ÁDQ]HQVFKXW]-
PLWWHO W|WHQ ,QVHNWHQ ,JHO ÀQGHQ NHLQH
1DKUXQJ 'LH GLUHNWHQ $XVZLUNXQJHQ
Beim Umsetzen von Kompost- oder von Insektiziden auf Wildtiere wie Igel
Reisighaufen arbeitet man behutsam. sind noch gar nicht bekannt! Wenn ein
$FKWORVHV+LQHLQVWHFKHQNDQQ,JHOYHU- „Schädling“ überhandnimmt, sollte
letzen. man ihn mit ökologisch verträglichen
Vogelnetze über Beerensträuchern 0LWWHOQ EHNlPSIHQ $P EHVWHQ LVW QD-
und in Weinbergen VROOWHQ VWUDͿ XQG turgemäßes Gärtnern!
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Keinen Kunstdünger verwenden! schützte Haus- oder Schuppenwand ge-
Komposterde, Gesteinsmehl, Rinden- lehnt, den Hohlraum mit Haferstroh ge-
mulch und ähnliche natürliche Dünger füllt, ergibt einen einfachen Unterschlupf.
erfüllen den gleichen Zweck und scha- Ebenfalls wenig Mühe bereitet der re-
den keinem Tier. gendichte Reisighaufen. In einer Garten-
ecke türmt man einen größeren Haufen
aus Reisig, Ästen und trockenem Laub
auf und überspannt ihn mit einer festen
Plastikfolie. Nur die vier Eckzipfel der
Folie sollen auf den Boden herabreichen.
Dort beschwert man sie mit Steinen. Da-
mit man die Folie nicht sieht, deckt man
sie mit weiterem Reisig zu.
Etwas zeitaufwendiger ist der Bau eines
Nur einen Teil des Gartens mähen! Unterschlupfs aus Feld-, Mauer- oder Zie-
$XI NXU]JHVFKRUHQHP 5DVHQ ÀQGHQ ,JHO gelsteinen.'LH$X‰HQPD‰HVSLHOHQNHLQH
,QVHNWHQXQGYRUDOOHP5HJHQZUPHU$Q Rolle, der Innenraum sollte etwa 30 x 30
den Gartenrändern, unter Hecken und Ge- FPPHVVHQXQGFDFPKRFKVHLQ$Q
büsch mäht man das Gras am besten gar der wetterabgewandten Seite spart man
nicht, jedoch höchstens zwei Mal im Jahr HLQ (LQVFKOXSÁRFK YRQ XQJHIlKU  [ 
– und dann nur nach genauer Inspektion. FPDXV$OVÅ'DFK´GLHQWHLQH*DUWHQSODW-
Nur einheimische Stauden, Büsche WH =XU $EGLFKWXQJ GHU ,JHOEHKDXVXQJ
XQG*HK|O]HSÁDQ]HQSie sind unseren kann man den Bau von außen bis über
Böden und unserem Klima angepasst das Dach mit Erde anfüllen und mit Gras-
und bilden die Lebensgrundlage für vie- VRGHQ EHGHFNHQ $OV 1LVWPDWHULDO HLJQHW
lerlei Insekten, für Vögel und auch Klein- sich Haferstroh. Heu schimmelt leicht.
säuger wie den Igel. Viele exotische Um festzustellen, ob ein Unterschlupf
3ÁDQ]HQ VLQG RKQH 1XW]HQ IU XQVHUH tatsächlich von einem Igel bewohnt ist,
einheimische Tierwelt. steckt man einen Strohhalm (oder Trink-
Vorhandene Unterschlüpfe belas- KDOP YRUGHQ(LQJDQJ$XINHLQHQ)DOO
sen! Igel bevorzugen als Unterschlüpfe sollte man hineinfassen!
dichte Hecken, Gebüsche, Reisig-, Laub-
und Komposthaufen, Hohlräume unter
Holzstapeln, Gartenhäuschen, Schup-
pen, Treppen, Steinhaufen und alten
Baumwurzeln.
Entdeckt man bei Gartenarbeiten
ein Igelnest – womöglich mit Jungen
darin – muss man es umgehend wieder
abdecken und vor weiteren Störungen
schützen (Hunde fernhalten!). Igelmütter
fressen oder verlassen sonst ihre Jungen! Wasserstellen einrichten! Ein Garten-
Neue Nistmöglichkeiten anbieten! WHLFKPLWÁDFKDXVODXIHQGHP8IHUEHUHLFK
Ein breites Brett, schräg an eine wetterge- rettet besonders in trockenen Sommern
Wildtier Igel 7

4.1
Igel vor dem Verdursten. Täglich mit fri- Aprilabend an den Teller schleicht, den
VFKHP:DVVHUYHUVHKHQHÁDFKHVWDQGIHV- Sie eigentlich für Ihre Katze auf die Ter-
te Schalen erfüllen diesen Zweck ebenso. rasse gestellt haben. Das Stachelkleid
In den nahrungsarmen Zeiten, d.h. der Igelin schlottert an den Seiten ihres
im Frühjahr und Herbst, zufüttern! Körpers. Sie ist gerade aufgewacht und
Durch die rechtzeitige Einrichtung ei- hat in den vergangenen Monaten fast ein
ner Futterstelle in den nahrungsarmen Drittel ihres Gewichts verloren. Gierig
Jahreszeiten erübrigt es sich oft, kleine schmatzt sie an den übriggebliebenen
Igel in menschliche Obhut zu nehmen. Brocken des Katzenfutters, gibt es doch
Für den Futterteller eignen sich z.B. Mi- im Frühjahr noch nicht so viele Insekten,
schungen aus einem Teil Katzen- oder Würmer und Schnecken, dass sie ihren
Hundedosenfutter und einem Teil unge- Riesenhunger damit stillen könnte.
würztem Rührei bzw. gekochtem Ei, an- $XFK QRFK LQ GHQ HUVWHQ Maitagen
JHEUDWHQHP+DFNÁHLVFKRGHUJHNRFKWHP bleibt der Igel Ihrer Futterschale treu,
*HÁJHOÁHLVFKHYWOYHUPLVFKWPLWHLQHU aber allein von den kläglichen Resten,
NOHLQHQ 0HQJH +DIHUÁRFNHQ RGHU ,JHO- die Ihre Katze ihm lässt, kann er nicht
trockenfutter. Damit das Futter vor Vö- VDWWXQGUXQGZHUGHQ(UMDJWÁHL‰LJDO-
geln, aber auch vor Regen geschützt ist, lerhand krabbelndes Getier. Im JuniÀQ-
stellt man es abends in ein mit mindes- det er einen reich gedeckten Tisch. Käfer
tens zwei 10 x 10 cm kleinen Einschlupf- sind nun seine Hauptnahrung - Katzen-
löchern versehenes, oben geschlossenes futter interessiert ihn nicht mehr.
Kistchen. Will man Katzen oder andere In einer warmen Julinacht schrecken
Tiere vom Igelfutter fernhalten, emp- Sie auf einmal aus dem Schlaf - was sind
ÀHKOW VLFK GHU %DX HLQHV )XWWHUKDXVHV das nur für seltsame Geräusche im Ge-
PLW YHUZLQNHOWHP (LQJDQJ $XFK HLQH büsch unter Ihrem Fenster? Da schnaubt
Europalette, auf die man Dachpappe XQG VFKQDXIW SXͿHUW XQG WXFNHUW HV
oder Plastikfolie nagelt, ergibt eine kat- deutlich vernehmbar. Ihre Igeldame hat
zensichere Futterstelle. Reste beseitigt Besuch von einem Igelherrn bekommen,
man morgens und spült die Schüsseln der mit ihr Hochzeit feiern möchte und
heiß ab. sie nun heftig umwirbt. Die Igelin wird
immer wieder vom Männchen umkreist.
Mit den Kopfstacheln stößt sie nach ihm,
Igel gehören uns auch im
eigenen Garten nicht! bis sie ihn endlich aufsteigen lässt. Man
nennt dieses Paarungsspiel das „Igelka-
russell“; es kann einige Stunden dauern.
5 Das Jahr der Igel Vielen Gefahren ist der Freier entgan-
gen, legte manche Nacht etliche Kilome-
Damit Sie sich vorstellen können, was ter zurück, ehe er endlich in Ihrem Gar-
ein Igel das Jahr über treibt, nehmen Sie ten an das Ziel seiner Wünsche gelangte.
bitte einmal an, in Ihrem Garten hätte In diesem Monat zählt man auf den Stra-
ein erwachsenes Igelweibchen seinen ßen die meisten überfahrenen Igel, etwa
Winterschlaf gehalten. zwei Drittel davon sind Männchen.
Das erste Mal bemerken Sie es viel- Die Paarungszeit erstreckt sich bis
leicht, wenn es sich an einem lauen in den August hinein. Eine „Ehe“ zwi-
8 Wildtier Igel

4.1
schen Igeln gibt es allerdings nicht, denn Etwa ab Mitte OktoberQLPPWGDV$Q-
der Igelmann macht sich aus dem Staub, gebot an Kerbtieren und Larven schon
wenn die Igelin trächtig ist. Deshalb dür- deutlich ab. Nun können sich die jungen
fen Sie ihn aber nicht nach menschlichen Igel pro Nacht nur noch wenige Gramm
Maßstäben „untreu“ nennen. Er will nur anfuttern. Die mehrjährigen Igel hin-
der Igelfrau und künftigen Mutter, die gegen, vor allem die Männchen, haben
nun mehr Nahrung braucht, nicht alles schon an wettergeschützten Stellen ihre
ZHJHVVHQ$XFKPVVHQVSlWHUGLH-XQ- laubgepolsterten Winternester gebaut.
gen im näheren Umkreis ihres Nestes Ihre Igeldame, geschwächt durch die
QRFK JHQJHQG OHEHQGHV )XWWHU ÀQGHQ $XI]XFKWGHU.OHLQHQZLUGVLFKYLHOOHLFKW
Die „Igelfamilie“ gibt es also gar nicht! wieder an Ihrer Katzenfutterschüssel
Igelmütter sind alleinerziehend. gütlich tun. Der eine oder andere Jung-
Die meisten Igelkinder kommen in un- LJHOÀQGHWVLFKHEHQIDOOVGRUWHLQ
VHUHQ%UHLWHQLP$XJXVWDXIGLH:HOWYLHOH $XFKLPNovember stöbern die Jung-
noch im September. Sie werden die Klei- igel oft noch nach Essbarem, allerdings
nen frühestens drei Wochen später sehen, mit geringem Erfolg. Ihr Instinkt sagt
wenn sie abends und bei Nacht, zunächst ihnen, dass sie nur mit einem guten
XQWHU$XIVLFKWGHU0XWWHUGLHHUVWHQQHVW Fettpolster den Winter überleben. Das
QDKHQ$XVÁJHXQWHUQHKPHQ schützende Nest bauen sie spät und
Nur in besonders warmen Gegenden, manchmal recht unordentlich – mit ein
wie zum Beispiel entlang des Rheins, be- Grund, warum viele Jungigel in der kal-
REDFKWHW PDQ PDQFKPDO VFKRQ $QIDQJ ten Jahreszeit sterben.
Juli, ja sogar im Juni Igelbabys. Einen Bei normalen Witterungsverhältnis-
zweiten Wurf kann man hier nicht völlig sen schlafen etwa Mitte November alle
ausschließen. Im allgemeinen bekommen Igel, manchmal mit Unterbrechungen,
Igel aber nur einmal pro Jahr Nachwuchs. bis zum nächsten Frühjahr.
Im September ÀQGHQ GLH -XQJLJHO
noch reichlich Futter; sie können pro ‹‡‰‡•‡–œŽ‹ ŠŽ‡‰‹‹–‹‡”–‡ gel-
Nacht ohne weiteres zehn Gramm zu- hilfe ist nur unter den Kriterien
nehmen. Gegen Ende dieses Monats – der Hilfsbedürftigkeit des Igels und bei
sechs Wochen nach der Geburt – verlas- ƒ Š—†‡†‡•‡–”‡—‡”•œ—Ž¡••‹‰Ǥ ‰‡Ž
sen die nun selbstständigen Igelkinder •‹†—˜‡”œò‰Ž‹ Š‹†‹‡ ”‡‹Š‡‹–œ—
ihre Mutter und wandern auf der Suche entlassen, sobald sie sich dort selbst-
nach Nahrung in andere Gebiete. ständig erhalten können.

Impressum Redaktion: Ulli Seewald, Münster/Westf.


© 1994 Verlag Pro Igel e.V., Münster/Westf. ƒ›‘—–—†ƒ–œǣ
͕͖Ǥǡ˜ÚŽŽ‹‰ò„‡”ƒ”„Ǥ‡—ƒ—ƪƒ‰‡͖͔͕͚ǡ schriftwerk p Pamela Kröhl, Niestetal;
überarbeiteter Nachduck 03|2022 SeewalDDesignMST Ulli Seewald, Münster
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Heiligkreuzsteinach: 4 li; T. Salein, Braunschweig: 1; Aktuelle Informationen im Internet unter
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