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Horst Siegfried Kolb; BA, MSc

Pflegeplanung
Grundlagen und Theorie

2015
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis 2
Abbildungsverzeichnis 6
Tabellenverzeichnis 8
1 Einführung und Ziel der Publikation 9
2 Pflegeprozess 9
3 Informationssammlung 11
3.1 Informationssammlung als Assessment 12
3.1.1 Datensammlung 13
3.1.2 Datenorganisation 13
3.1.3 Datenkategorisierung 13
3.1.4 Musterbildung / Clusterbildung 13
3.1.5 Datenbewertung und Datendokumentation 14
3.2 Assessment-Typen 16
3.3 Informationssammlung und Informationsauswertung im 17
Clinical Reasoning
3.3.1 Pre-Assessment Image 17
3.3.2 Cue Acquisition 18
3.3.3 Hypothesis Generation 18
3.3.4 Cue Interpretation 18
3.3.5 Hypothesis Evaluation 19
3.3.6 Diagnosis 19
3.4 Förderliche Instrumente im Informationsgewinnungsprozess 19
3.4.1 Pattern Recognition 19
3.4.2 Illness-Script 22
3.4.3 Die 4 C des Clinical Reasoning 23
3.4.4 Die 6 L des Clinical Reasoning 24
3.4.5 CR-Web 28
4 Erkennen von Problemen und Ressourcen 28
4.1 Problembeschreibung 29
4.2 Problembeurteilung 31
4.3 Problemlösung 32
4.4 Ressourcen, Kompetenzen und Performanzen 33

2
5 Festlegung der Ziele 35
5.1 Zielvereinbarungen 35
5.2 Vorteil der Zielvereinbarung versus einer Zielvorgabe 36
5.3 Begriffsdefinition Ziel 37
5.4 Akzeptanz im Zielvereinbarungsprozess 37
5.5 Zielbeziehungen 39
5.6 Positive Auswirkungen einer Zielvereinbarung 39
5.6.1 Positive Auswirkungen auf die Motivation 40
5.6.2 Positive Auswirkungen auf die Sicherheit 40
5.6.3 Positive Auswirkungen auf allgemeine Aspekte 41
5.6.4 Chancen für Pflegekraft und Pflegeeinrichtung 41
5.7 Zielarten 42
5.7.1 Quantitative versus qualitative Ziele 42
5.7.2 Ziele in Abhängigkeit von Freiheitsgraden und 42
Anforderungskomplexität
5.7.3 Ziele in Abhängigkeit vom Planungshorizont 44
5.7.4 Ziele in Abhängigkeit vom Abstraktionsniveau 45
5.7.5 Ziele in Abhängigkeit von der Verhaltensdimension 47
5.7.6 Ziele in Abhängigkeit von Kompetenz 47
5.7.7 Ziele in Abhängigkeit von der Nähe der 50
Erreichbarkeit
5.7.8 Ziele in Abhängigkeit vom Zielbereich 50
5.7.9 Ziele in Abhängigkeit von der Personenanzahl 51
5.7.10 Ziele in Abhängigkeit von festgestelltem Mangel 52
5.7.11 Ziele in Abhängigkeit vom Status quo 53
5.7.12 Ziele in Abhängigkeit von Integration versus 53
Autonomie
5.8 Wirkung der Ziele 53
5.9 Gütekriterien und Anforderungen 54
5.9.1 Zielformulierung SMART 56
5.9.2 Zielkriterien im 3-V-Modell 58
5.10 Messung des Zielerreichungsgrades 60
5.10.1 Prozentuale Messung 60
5.10.2 Skalierte Messung 61

3
5.10.3 Goal Attainment Scaling (GAS) 63
5.11 Fehler bei Zielvereinbarungen 65
5.11.1 Zielsetzung statt Zielvereinbarung 66
5.11.2 Verwechslung von Ziel und Indikatoren 66
5.11.3 Ziele ohne Zukunftsentwurf 67
5.11.4 Ziele ohne sinnvolle Begründung 67
5.11.5 Opferung sinnvoller Ziele für Messbarkeit 67
5.11.6 Fehlende Anknüpfung 67
5.11.7 Kumulierte Sicherheitspuffer 68
5.11.8 Bestehende Zielkonflikte 68
5.11.9 Zu lange Zielzeiträume 68
5.11.10 Geringschätzung konstruktiver Atmosphäre 69
6 Planung der Maßnahmen 69
7 Durchführung der Maßnahmen 70
8 Beurteilung der durchgeführten Pflege 71
9 Nutzung gerichteten Denkens zur Pflegeplanung 72
9.1 Denkweise versus Denkstrategie 73
9.2 Gerichtetheit des Denkens 73
9.3 Methoden und Formen des gerichteten Denkens 73
9.3.1 Divergentes und konvergentes Denken 75
9.3.2 Analytisches und synthetisches Denken 76
9.3.3 Induktives und deduktives Denken 77
9.3.4 Deskriptives und normatives Denken 80
9.3.5 Kritisches Denken 80
9.3.5.1 Faktoren des kritischen Denkens 81
9.3.5.2 Kognitive Fähigkeiten 83
9.3.5.2 T.H.I.N.K.-Modell 83
9.3.6 Kreative Denkformen 85
9.3.6.1 Laterales und lineares Denken 85
9.3.6.2 Paradoxes Denken 86
9.3.6.3 Lautes Denken 87
9.3.6.4 Systemisches Denken 87
9.4 Denkstrategien nach Pesut & Herman 88
9.5 Denkstrategien nach De Bono 90

4
9.5.1 Six Thinking Frames 90
9.5.2 Six Thinking Hats 96
9.6 Einflussfaktoren auf das Denken 101
10 Fallbeispiel 103
11 Falldarstellung im ICF-Schema 105
12 Pflegeplanung unter Verwendung des 108
Modells der fördernden Prozesspflege
12.1 Vorstellung des AEDL-Strukturmodells 108
12.2 Einbindung von Pflegediagnosen 109
12.2.1 Arten von Pflegediagnosen nach NANDA 110
12.2.2 PESR-Schema 114
13 Pflegeplanung für Frau M. 116
13.1 Beispiel aus dem Bereich Nahrungsaufnahme 116
13.2 Beispiel aus dem Bereich Körperpflege / Waschen 117
13.3 Beispiel aus dem Bereich 118
Anziehen / Ausziehen / Kleiden
13.4 Zusammenschau zum Beispiel 119
14 Zusammenfassung und Schlussbetrachtung 119
Anhang 1: AEDL-Strukturmodell 121
Anhang 2: Stoffsammlung Denkbegriffe 122
Literaturverzeichnis 124

5
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Pflegeprozess nach 10
Verena Fiechter und Martha Meier
(Kolb 2012:5)
Abb. 2: Pflegeprozess als evolutionäre Helix 11
(Kolb 2012:5)
Abb. 3: Gewinnung biographischer Daten 12
(Tafelanschrift. Entstanden im Unterricht)
(Eigene Darstellung, Jan. 2012)
Abb. 4: Logik der Diagnose 24
(Kolb 2012:135)
Abb. 5: Logik der Beziehung und Verknüpfung zwischen 25
konkurrierenden Pflegediagnosen und dem Endergebnis
(Kolb 2012:136)
Abb. 6: Logik der Pflegemaßnahmen 26
(Kolb 2012:136)
Abb. 7: Logik der Muster und Beziehungen 26
(Kolb 2012:137)
Abb. 8: Logik der pflegerischen Entscheidung 27
(Kolb 2012:137)
Abb. 9: Logik der Selbstbeobachtung 27
(Kolb 2012:137)
Abb. 10: Kompetenzen und Performanzen 34
(Eigene Darstellung)
Abb. 11: Das 3-V-Modfell der Kriterien guter Ziele 59
(Kolb 2014b:33 in Anlehnung an Paschen & Dihsmaier 2011:121)
Abb. 12: Pflegeplanung: 70
Ausgehend von der Informationssammlung wird der Pflege-
prozess initiiert und durch die Evaluation geschlossen.
(Eigene Darstellung / Tafelanschrift im Unterricht entstanden)
Abb. 13: Aufbau einer Pflegeplanung 71
Zusammenhang von Problemen und Ressourcen
(Eigene Darstellung / Tafelanschrift im Unterricht entstanden)
Abb. 14: Problemzergliederung 74
Manche Probleme müssen aufgrund ihrer Komplexität zer-
gliedert werden um sie zu lösen.
(Kolb 2012:83)
6
Abb. 15: Divergentes und konvergentes Denken 75
(Kolb 2012:84, leichte Modifikation)
Abb. 16: Analytisches Denken 76
(Kolb 2012:84)
Abb. 17: Synthetisches Denken 76
(Kolb 2012:84)
Abb. 18: Induktives und deduktives Denken 77
(Kolb 2012:85)
Abb. 19: Induktives Denken im Pflegeprozess 78
(Kolb 2014c:30-32)
Abb. 20: Über deduktives Wissen zu neuen Erkenntnissen 79
(Kolb 2014c:36-39)
Abb. 21: Lineares Denken und laterales Denken 85
(Kolb 2012:92)
Abb. 22: The Triangle Frame 92
(Kolb 2012:98)
Abb. 23: Brows and scan in the Triangle Frame 92
(Kolb 2012:99)
Abb. 24: The Circle Frame 93
(Kolb 2012:100)
Abb. 25: The Square Frame 94
(Kolb 2012:100)
Abb. 26: The Heart Frame 94
(Kolb 2012:101)
Abb. 27: The Diamond Frame 95
(Kolb 2012:101)
Abb. 28: The Slab Frame 95
(Kolb 2012:102)
Abb. 29: Six Thinking Hats 96
(Kolb 2014c:21)
Abb. 30: The White Hat 97
(Kolb 2012:103)
Abb. 31: The Red Hat 97
(Kolb 2012:103)
Abb. 32: The Black Hat 98
(Kolb 2012:104)

7
Abb. 33: The Yellow Hat 98
(Kolb 2012:104)
Abb. 34: The Green Hat 99
(Kolb 2012:104)
Abb. 35: The Blue Hat 99
(Kolb 2012:104)
Abb. 36: Einsatz der 6 Denkhüte im Pflegeprozess 100
(Kolb 2014c:77)
Abb. 37: Aufbau der ICF 106
(Eigene Darstellung)

Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Arten von Zielen in Abhängigkeit von den Freiheitsgraden 43
(Kolb 2014b:17 in Anlehnung an Hacker & Sachse 2014:124)
Tab. 2: Arten von Zielen in Abhängigkeit vom Planungshorizont 45
(Kolb 2014b:19 in Anlehnung an Küpper 1995; Egger & Winterheller 2007)
Tab. 3: Arten von Zielen in Abhängigkeit vom Abstraktionsniveau 46
(Kolb 2014b:20 in Anlehnung an Neubert 2011)
Tab. 4: Alternative Bezeichnungen des SMART-Akronyms 58
(Kolb 2014b:32 in Anlehnung an Morrison 2010:1 und Wikipedia 2014:1)
Tab. 5: Beispiel zur Zielerreichungsskala 65
(Kolb 2014b:39)
Tab. 6: Arten von Pflegediagnosen 113
(Angelehnt und modifiziert an Lauber 2012:231; Tab. 7.2)
Tab. 7: PESR-Format 115
(Angelehnt und modifiziert an MDS 2005:21; Abb. 3)

8
1 Einführung und Ziel der Publikation
Im Rahmen der Ausbildungen innerhalb der Altenpflege, also der Ausbildung zum /
zur Staatl. anerk. Altenpfleger / in bzw. zum / zur Pflegefachhelfer / in ist es immer
wieder Aufgabe, Pflegeplanungen zu erstellen. Hierbei entstehen bei den Schüler-
innen und Schülern oft Unsicherheiten aufgrund unterschiedlicher Lehrmeinungen
ebenso, wie der Diskrepanz zwischen Schule und Einrichtung. Diese Publikation
versucht das Phänomen „Pflegeplanung“ zu beleuchten, zu klären und einige Grund-
lagen und dahinterstehende Theorien aufzugreifen.

2 Pflegeprozess
Unter einem Prozess versteht man einen Satz von in Wechselbeziehung stehenden
Mitteln und Tätigkeiten, die Eingaben in Ergebnisse umgestalten (DIN EN ISO
9000:2005) beziehungsweise die Gesamtheit von in Wechselbeziehungen stehenden
Abläufen, Vorgängen und Tätigkeiten, durch welche Werkstoffe, Energien oder
Informationen transportiert oder umgeformt werden. (DGQ 2009)
Seit 1974 verwendet auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Begriff
„Prozess“ (WHO 1987) zur Festschreibung des Pflegeprozesses als Bestandteil
der pflegerischen Arbeit. (MDS 2005) Der Pflegeprozess besteht dabei auf logisch
aufeinander folgenden, sich wechselseitig beeinflussenden Phasen. „Seinen
Ursprung hat der Pflegeprozess in der Systemtheorie der Kybernetik und der
Entscheidungstheorie. In Deutschland gilt der Pflegeprozess als anerkannte fachliche
Methode zur systematischen Beschreibung der professionellen Pflege“ (MDS
2005:10)
Erste Veröffentlichungen zum Pflegeprozess gehen auf Helen Yura und Mary Walsh
1967 zurück, die ein 4-schrittiges Pflegeprozessmodell, bestehend aus Assessment,
Planung, Intervention und Evaluation vorstellten. (MDS 2005:11)
Das, von den beiden Schweizerinnen Verena Fiechter und Martha Meier (1998)
konzipierte 6-schrittige Modell zum Pflegeprozess gilt heute in der Altenpflege
innerhalb der Bundesrepublik Deutschland als das gängigste.

9
Es besteht dabei aus folgenden Phasen:

- Informationssammlung
- Erkennen von Problemen
und Ressourcen
- Festlegung der Ziele
- Planung der Maßnahmen
- Durchführung der Maßnahmen
- Beurteilung der durchgeführten
Pflege

Die folgende Abbildung verdeutlicht nochmals die Abfolge der einzelnen Prozess-
Schritte.

Abb. 1: Pflegeprozess nach Verena Fiechter und Martha Meier


(Kolb 2012:5)

10
Die gängige Beschreibung des Pflegeprozessmodells nach Fiechter und Meier ist
ein deterministischer Zyklus. Bei genauerer Betrachtung erkennt man, dass sich
dieser Prozess durch die Zeit fortbewegt und immer zu neuen, umfangreicheren
Erkenntnissen führt. Er ist folglich ähnlich dem Clinical-Reasoning-Prozess als
Spirale (Helix) aufgebaut. Daher soll für die weiteren Betrachtungen diese Metapher
einer evolutionären Helix verwendet werden. (Kolb 2012:5)

Abb. 2: Pflegeprozess als evolutionäre Helix


(Kolb 2012:5)

3 Informationssammlung
Die Informationssammlung dient dazu, sich zunächst ein umfassendes Bild über den
Pflegebedürftigen zu verschaffen. Neben den Grunddaten wie Name, Geburtsdatum
und -ort oder Bezugsperson sollen die Probleme, Ressourcen (bestehend aus
Kompetenzen und Performanzen) als auch Gewohnheiten, Vorlieben und
biographischen Daten (noopsychische Biographie ebenso wie thymopsychische
Lebensbeschreibungen) festgestellt werden. Hierzu dienen Instrumente der
Anamnese (Eigen- und Fremdanamnese sowie eigene Beobachtungen und
Interviews), Screening- und Assessmentverfahren als auch medizinische Diagnosen.
Ziel der Informationssammlung ist schließlich das Erkennen und Beschreiben der
Probleme und Ressourcen.

11
Abb. 3: Gewinnung biographischer Daten
(Tafelanschrift. Entstanden im Unterricht)
(Eigene Darstellung)

3.1 Informationssammlung als Assessment


Der Prozess der Informationssammlung wird in Daniel (2004) beschrieben, wobei die
Informationssammlung als Assessment aufgefasst wird und die folgenden Punkte
inkludiert:

- Datensammlung (aus unterschiedlichen Quellen)


- Datenorganisation
- Datenkategorisierung
- Musterbildung / Clusterbildung
- Datenbewertung und Datendokumentation

(Grendell in Daniel 2004)

12
3.1.1 Datensammlung
Die benötigten Daten der Pflegebedürftigen können aus unterschiedlichen Quellen
gesammelt werden.
Prinzipiell lassen sich folgende Arten unterscheiden:

- Subjektive Daten
Subjektive Daten sind Aussagen des Patienten aus dessen eigener Sicht

- Objektive Daten
Objektive Daten sind beobachtbar, messbar und quantifizierbar.

Als Datenquellen dienen der Pflegekraft neben der Eigenanamnese (Auskünfte und
Befragungen des Pflegebedürftigen), Fremdanamnese (Auskünfte und Befragungen
Dritter, beispielsweise Angehörige, Freunde, Bekannte, behandelnde Ärzte sowie
Therapeuten) auch die eigene Beobachtung (Eigene Wahrnehmungen, eigene
Messungen z. B. des Gewichts, BZ-Wertes, RR-Wertes). (Kolb 2012:19)

3.1.2 Datenorganisation
Im nächsten Schritt kann es notwendig sein Daten zu organisieren. Daten sind meist
zunächst einmal Zahlen. Diese werden erst durch eine gewisse Zusammenschau –
vor allem aber durch die Verknüpfung mit Einheiten - zu Informationen. Zur Datenor-
ganisation können auch Mindmaps oder Concept-Maps verwendet werden. Neuere
Erkenntnisse zeigen, dass Pflegekräfte die Organisation der gewonnenen Daten zum
Teil auf metakognitiven Wege tun und unter anderem mit steigender Expertise auch
Intuition einsetzen. (Kolb 2014a)

3.1.3 Datenkategorisierung
Sind aus den Daten Informationen generiert, so können Kategorien gebildet werden.
Die Pflegekraft geht dabei, bewusst oder unbewusst, schriftlich oder auch nur mental
analog einem Statistiker vor, bildet Kategorien und kann so die gewonnenen Daten
(Informationen) zunächst ordnen und gegebenenfalls zuordnen. (Kolb 2012:20)

3.1.4 Musterbildung / Clusterbildung


Bereits jetzt kann eine erfahrene Pflegekraft (Experte) im Rahmen der Muster-
erkennung (Pattern Rekognition) erste Anhaltspunkte für das weitere Vorgehen im
Prozess der Informationssammlung gewinnen. (Kolb 2012:20)

13
Vorteilhaft, so Grendell (2004) ist es, gewonnene Daten zu Clustern zusammen zu
fügen, denn hierdurch wird der Pflegekraft ermöglicht:

- Relevante und unrelevante Daten zu differenzieren


- Fehlende Daten (Datagaps) zu bestimmen
- Muster zu identifizieren (Pattern Rekognition)

(Grendell in Daniel 2004)

3.1.5 Datenbewertung und Datendokumentation


Zum Abschluss des Assessments zur Informationsgewinnung müssen alle not-
wendigen gesammelten Daten und Informationen dokumentiert und letztlich evaluiert
werden. (Kolb 2012:20)

Diese Auswertung kann auf unterschiedlicher Art und Weise geschehen:

- Narrative Auswertung (Narrativ Charting)


- Ursachenorientierte Auswertung (Source-oriented Charting)
- Problemorientierte Auswertung (Problem-oriented Charting)
- PIE-Auswertung (PIE-Charting)
- Fokussierte Auswertung (Focus Charting)

Narrative Auswertung (Narrativ Charting):


Bei der narrativen Auswertung werden alle Daten, Aussagen, Informationen als
Fließtext chronologisch niedergeschrieben. Der Vorteil besteht darin, dass diese
Methode relativ einfach ist. Angewandt wird dies in der Verlaufsdokumentation des
Pflegeberichtes. Nachteilig ist anzusehen, dass eine Verknüpfung zwischen Daten
und Ergebnissen schlecht herstellbar ist, jede Pflegekraft ihren eigenen Schreib-
stil hat und ihren Bericht somit unterschiedliche Gewichtungen verleiht. Die Methode
ist aufgrund des elaborierten Stils sowohl beim Verfassen, als auch beim Lesen
zeitaufwendig, was dazu führt, dass die Informationen schwer einzeln wieder
entnehmbar sind sondern vielmehr der gesamte Text gelesen werden muss. (Kolb
2012:21)

14
Ursachenorientierte Auswertung (Source-oriented Charting):
Hier werden die Ursachen und die jeweiligen Pflegestrategien getrennt voneinander,
aber im Fließtext (narrativ) aufgeschrieben. Der Überblick verbessert sich dadurch,
jedoch bleiben weitgehend die gleichen Probleme wie bei der narrativen Auswertung
bestehen. (Kolb 2012:21)

Problemorientierte Auswertung (Problem-oriented Charting):


Die Variante der problemorientierten Auswertung wurde erstmals von Lawrence
Weed 1969 (Case Western Reserve University) vorgeschlagen und im US-
amerikanischen Raum eingeführt. (Grendell in Daniel 2004) Die problemorientierte
Auswertung, auch „problem-oriented report“ (POR) folgt dem SOAP-Schema und legt
den Schwerpunkt auf die Probleme des Pflegebedürftigen. (Kolb 2012:21)

SOAP steht dabei für:

S: Subjektive Daten
(Angaben des Pflegebedürftigen oder dessen Angehörigen)
O: Objektive Daten
(Beobachtungen, Messungen, Untersuchungen)
A: Assessment
(Schlussfolgerung aufgrund der Datenlage)
P: Planung
(Ergriffene / geplante Pflegemaßnahmen und Interventionen)

(Kolb 2012:21)

PIE-Auswertung (PIE-Charting)
Während das SOAP-Schema anfangs ein eher medizinisches Strukturschema war,
wurde 1984 am Craven Regional Medical Center mit der PIE-Auswertungsmethode
ein pflegerisches Strukturschema geschaffen. (Grendell in Daniel 2004)
PIE ist ein Akronym für Problem (P), Intervention (I) und Evaluation (E) pflegerischer
Maßnahmen. Jedes Problem (P) wird aufgelistet und nummeriert Die dazugehörigen
Interventionen (I) also Pflegemaßnahmen werden zugeordnet und in bestimmten
Intervallen evaluiert (E). (Kolb 2012:22)

15
Fokussierte Auswertung (Focus Charting)
Die fokussierte Auswertung bezieht sich nicht nur auf das Problem des Pflege-
bedürftigen sondern kann auch alle anderen Angelegenheiten (Ressourcen,
Wünsche) in den Brennpunkt (Fokus) stellen. Diese Methode der Auswertung wurde
1981 am Eitel Hospital in Minneapolis erstmals eingeführt. (Grendell in Daniel 2004)

3.2 Assessment-Typen
Je nach Zielsetzung und vorhandener Zeit (Notfall) unterscheiden sich die möglichen
Assessments. Rayman (2004) nennt vier Assessment-Typen, die in der Pflege
Anwendung finden:

- Umfassendes Assessment (Comprehensive Assessment)


Hier geschieht eine Zusammenstellung aller (pflegerelevanter) Daten,
vorzugsweise bereits bei der Aufnahme des Pflegebedürftigen. Dieser Typus
des Assessments umfasst beispielsweise Gesundheitsstatus, Befunde, Daten,
Risikofaktoren, Coping-Strategien des Pflegebedürftigen. (Kolb 2012:23)

- Fokussiertes Assessment (Focused Assessment)


Dieses Assessment ist zielgerichtet auf bestimmte, ausgewählte Datensätze,
die besonders von Interesse sind. Es ist detaillierter als das umfassende
Assessment, geht mehr in die Tiefe, allerdings weniger in die Breite. Es ist
spezifisch, vergleichbar mit beispielsweise dem Einsatz der Braden-Skala im
Rahmen eines Dekubitus-Assessments. (Kolb 2012:23)

- Kontinuierliches Assessment (Ongoing Assessment)


Kontinuierliches, systematisches Beobachten spezieller Probleme und Risiken
zum Beispiel um eine genaue Evaluierung zu erzielen, ist mit kontinuierlichem
Assessment gemeint. (Kolb 2012:23)

- Notfall-Assessment (Emergency Assessment)


Darunter ist ein schnelles, auf die wesentlichen Punkte der akuten Situation
eingehendes Assessment gemeint. Dabei können sowohl psychische, als
auch physische Probleme betroffen sein. (Kolb 2012:23)

(Rayman in Daniel 2004)

16
3.3 Informationssammlung im Clinical Reasoning
Im Clinical Reasoning (CR) wird der Weg, den die Daten nehmen, damit aus ihnen
Informationen werden und schließlich eine Entscheidung für den Pflegebedürftigen
getroffen werden kann, als Prozess-Schritte des Clinical Reasoning bezeichnet. Kolb
(2012) hat sich der Thematik des Clinical Reasoning in der Altenpflege eingehend
gewidmet und beschreibt unter anderem folgende Prozess-Schritte:

- Pre-Assessment Image
- Cue Acquisition
- Hypothesis Generation
- Cue Interpretation
- Hypothesis Evaluation
- Diagnosis

(Kolb 2012:24-26)

3.3.1 Pre-Assessment Image


Der erste Prozess-Schritt, den viele Pflegekräfte bereits unbewusst durchführen, ist
das Pre-Assessment Image. Gemeint ist damit ein Bild, welches sich die Pflegekraft
vom Pflegebedürftigen macht, ohne mit ihm bereits direkt in Kontakt getreten zu sein.
Es basiert auf Informationen, die die Pflegekraft beispielsweise dem Überleitungs-
bogen oder Aussagen dritter (Telefonat mit den Angehörigen, dem Arzt, Kranken-
haus, Pflegedienst) entnimmt. So macht sich die Pflegekraft bereits ein Bild anhand
von Alter, Geschlecht, Diagnose (medizinischer und ggf. bereits vorhandener pflege-
rischer Diagnose), Herkunft, Beruf und anderen Merkmalen. Dabei muss sich die
Pflegekraft bewusst sein, dass sie hier neutral und sachlich bleiben muss um nicht
durch eine kognitive Verzerrung im weiteren Prozess beeinflusst zu werden.
Burtchen (2007:11) fasst den Begriff „Pre-Assessment Image so zusammen, dass es
„um den ersten Eindruck und damit verbundenen Überlegungen, die sich auf der
Basis minimaler Informationen bei Professionellen ergeben (geht) und ihre
Erwartungen im Hinblick auf die Patienteninteraktion bestimmen. Sie werden von den
bisherigen […] Erfahrungen, eventuellen früheren Begegnungen mit dem Patienten
oder auch mit ähnlichen Patienten und Krankheitsbildern gespeist.“

17
3.3.2 Cue Acquisition
Ausgehend und geleitet vom Pre-Assessment Image sucht und sammelt die Pflege-
kraft nun Schlüsselwörter (Cues) um den Pflegestatus (Pflegeprobleme, Ressourcen,
Kompetenzen und Performanzen) des Pflegebedürftigen zu erheben. „Dies geschieht
durch Befragung, Beobachtung und Untersuchung des Patienten. Dabei werden
Schlüsselwörter gesucht, die zur Bestätigung oder Zurückweisung der Arbeits-
hypothesen herangezogen werden können. […] Der erste Eindruck lenkt […] in
eine bestimmte Richtung bei […] [der] Auswahl von Daten […].“ (Burtchen 2007:11)
Cues triggern eine oder mehrere Hypothesen. Cues, die zu Hypothesen führen
variieren. Manchmal ist es ein einziges Symptom, meistens führen allerding mehrere
Schlüsselwörter bzw. deren Zusammenschau zu einer Hypothese. (Kassirer &
Kopelman 1991)

3.3.3 Hypothesis Generation


Hypothesen bilden ein Rahmenkonzept (Framework) des Denkens und der
Erfahrungen. Sie bilden einen Rahmen für das Problem oder bilden einen Ausgangs-
punkt für genauere, weitere Hypothesen. (Kassirer & Kopelman 1991) Bei der
Hypothesenproduktion (auch Hypothesenbildung, Hypothesengenerierung)
(Hypothesis Generation) beginnt die Pflegekraft nun die gesammelten Daten und
Informationen „zu organisieren, zu strukturieren und Annahmen bezüglich bestimmter
[…] [Pflegeprobleme] herauszubilden. Häufig werden dabei mehrere Vermutungen
[Hypothesen] gebildet.“ (Klemme & Siegmann 2006:26) Dabei beeinflussen Expertise
und Erfahrung die Qualität einer Hypothese. Kassirer & Kopelman (1991) sehen
somit beide als äußert wichtig an. Buchwissen alleine ist ungenügend um optimale
Hypothesen bilden zu können. (Kassirer & Kopelman 1991)

3.3.4 Cue Interpretation


Im Rahmen der Interpretation der Schlüsselworte (Cue Interpretation) sammelt nun
die Pflegekraft weitere Cues und ordnet sie den bereits aufgestellten Hypothesen zu.
Hierdurch kann eine Hypothese verifiziert (bestätigt, unterstützt) oder falsifiziert
(widerlegt) werden. „Die Suche und Interpretation von Schlüsselwörtern stützt sich
auf das vorhanden wissenschaftliche und empirische Wissen (…) (der Pflegekraft).“
(Burtchen 2007:11)

18
3.3.5 Hypothesis Evaluation
Im nächsten Clinical-Reasoning-Prozess-Schritt werden die verschiedenen, eventuell
konkurrierenden Hypothesen verglichen und ausgewertet (evaluiert). „Die Hypothese,
die am besten durch die gesammelten Daten gesichert ist, wird ausgewählt und bil-
det die Basis für den nächsten Schritt.“ (Klemme & Siegmann 2006:26)

3.3.6 Diagnosis
Abschließend erstellt die Pflegekraft eine pflegerische Diagnose (Pflegediagnose),
die sie in die Pflegeplanung übernimmt und daraus die weiteren Pflegemaßnahmen
ableitet. Günstig hierzu, ist die Verwendung des PESR-Schemas, welches später
noch eingehender beschrieben wird.

3.4 Förderliche Instrumente im Informationsgewinnungsprozess


Um den Prozess der Informationssammlung möglichst schnell erfassen zu können
und der Pflegekraft Unterstützung in der Entscheidungsfindung zu geben, können
förderliche Instrumente eingesetzt werden, wie sie aus dem Clinical Reasoning be-
kannt sind.

Im nachfolgenden werden diese förderlichen Instrumente des Clinical Reasoning


vorgestellt:

- Pattern Recognition
- Illness-Script
- 4 C des Clinical Reasoning
- 6 L des Clinical Reasoning
- CR-Web

3.4.1 Pattern Recognition


Unter Pattern Recognition (Mustererkennung) ist die Fähigkeit der Pflegekraft zu
verstehen, in einer Menge von Daten (Beobachtungen, Beschreibungen, Aussagen
des Pflegebedürftigen) Regelmäßigkeiten, Ähnlichkeiten, Gesetzmäßigkeiten, also
Muster zu erkennen. Durch die Anwendung dieser Mustererkennung gelingt es
der Pflegekraft in dem zunächst ungeordneten Datenstrom eine gewisse Ordnung zu
sehen. „Die Mustererkennung […] kann als eine komprimierte, vor allem zeit-
sparende Form des […] Vorgehens angesehen werden.“ (Beushausen 2009:16)

19
Pattern Recognition wird vor allem von Pflegekräften mit Expertise angewandt, die
nicht mehr jedes Detail aufsuchen sondern ähnlich einem Scanner das Muster der
vorliegenden Erkrankung und den daraus resultierenden Pflegebedarf aufgrund der
Pflegeprobleme erfassen.

Pattern Recognition kann dabei auf zwei Wegen erfolgen:

- Schablonenvergleich (Template Matching)


- Merkmalsanalyse (Feature Analysis)

Sowohl Klemme & Siegmann (2006), als auch Beushausen (2009), die sich auf
McAllister und Lincoln (2005) beruft, gehen lediglich auf die Möglichkeit der Muster-
erkennung nach dem Prinzip des Schablonenvergleichs (Template Matching) ein.

Schablonenvergleich (Template Matching)


Beim Schablonenvergleich liegen im Gedächtnis der Pflegekraft bestimmte
Erkrankungen und deren Pflegeprobleme als Prototypen (Schablonen) bereit.
Die vorgefundenen Informationen und die daraus resultierende Pflegeproblematik
wird dann mit der Schablone im Wissensgedächtnis verglichen. Findet sich hierdurch
eine Deckung, so ist das Problem identifiziert und die Pflegekraft weiß, welche
Pflegeinterventionen im Folgenden indiziert sind. (Wilken 2009)

Beushausen (2009) beschreibt in Bezug auf McAllister und Lincoln (2005) folgende
fünf Schritte zur Mustererkennung:

1. Schritt: Beobachtung
(Aufnahme des Störungsbildes, der Alltagseinschränkungen)
2. Schritt: Identifikation
(Signifikante Symptome und Merkmale werden wahrgenommen,
es findet eine kognitive Merkmalsreduktion statt)
3. Schritt: Erkennen der Zusammenhänge
(Zusammenhänge zwischen einzelnen Symptomen werden
erkannt oder ausgeschlossen)
4. Schritt: Klassifikation
(Die vorliegende Konstellation wird mit verinnerlichten Kategorien
des gleichen Typs verglichen)

20
5. Schritt: Evaluation des Musters
(Bewertung des Musters und Festlegung der weiteren Vor-
gehensweise)

(McAllister & Lincoln 2005 nach Beushausen 2009)

Nach Klemme & Siegmann (2006), die ähnlich argumentieren, ist Pattern
Recognition der „Vergleich aktueller Fakten und Ereignisse mit abgespeicherten
Schemata“ (Klemme & Siegmann 2006:29) Schemata sind dabei Prototypen häufig
erlebter Pflegeprobleme und Pflegesituationen. „Sie umfassen nicht nur den Fall mit
allen Kontextfaktoren, sondern beinhalten auch Produktionsregeln. In Form von
„Wenn-Dann-Regeln“ leiten diese Produktionsregeln das […] [pflegerische] Handeln.“
(Klemme & Siegmann 2006:29)

Merkmalsanalyse (Feature Analysis)


Die Merkmalsanalyse (Feature Analysis) stellt die andere Sichtweise der Musterer-
kennung, wie sie in der Wahrnehmungspsychologie beschrieben wird, dar. Demnach
unterscheiden sich die wahrgenommenen Erkrankungen und Pflegebedürftigen
durch kritische Merkmale. Nachdem die Merkmale durch die Pflegekraft erkannt
wurden, findet eine Kombination dieser und schließlich eine Analyse mit Erkenntnis-
gewinn statt. Die Muster (Pattern) entstehen aus der Kombination der Merkmale
(Feature-Integration Theory). Diese Theorie (Merkmalsintegrationstheorie) besagt,
dass die Extraktion der Reizmerkmale automatisch und parallel erfolgt und zur
Integration seitens der Pflegekraft Aufmerksamkeit abverlangt. Im Anschluss werden
die zugehörigen Merkmale gebunden und das Muster erkannt. (Wilken 2009)

Mit zunehmender Expertise steigt auch die Anwendung und Verbesserung der
Mustererkennung, so dass Pattern Recognition ein Zeichen für Pflegeexperten ist.
Allerdings müssen auch sie bei „schwierigen oder komplizierten Fällen […] auf die
Bildung von Hypothesen und extensives Hypothesentesten zurück-greifen.“ (Klemme
& Siegmann 2006:29) Die Gefahr des Pattern Recognition liegt darin, dass bei zu
geringer Wissensbasis (Novize) eine zu schnelle Klassifizierung des Pflegeproblems
stattfindet und es somit leicht zu Fehlern kommen kann. Mustererkennung ist kein
automatisch ablaufender Prozess sondern muss strategisch angewandt und geübt
werden. (Klemme & Siegmann 2006)
21
3.4.2 Illness-Script
Pattern Recognition und Illness-Scripts hängen unmittelbar miteinander zusammen
und werden in manchen Publikationen sogar austauschbar, synonym verwendet.
Im Folgenden soll allerdings das individuelle Krankheitsskript (Illness-Script) näher
beleuchtet werden, um der Pflegekraft auch dieses Werkzeug zum Gebrauch im
Pflegeprozess / Prozess des Clinical Reasoning darzustellen.

Das Konzept „Illness-Script“ basiert auf der kognitiven Skript-Theorie. Skripts


sind erfahrungsbasierte Wissensstrukturen, die Pflegeprobleme verallgemeinert
beschreiben. Sie haben dabei feste und variable (optionale) Anteile und können
sowohl durch ein einziges Merkmal (Symptom) als auch durch die Zusammenschau
mehrerer Symptome bei der Pflegekraft aktiviert werden. Illness-Scripts erlauben der
Pflegekraft eine schnelle Vorschau (Forward Reasoning), was bei den gefundenen
Informationen, beim vorliegenden Pflegeproblem, beim vorliegenden Pflege-
bedürftigen möglicherweise zu tun ist. (Strasser & Gruber 2006)

Illness-Scripts weisen drei Bestandteile auf:

- Ermöglichende Bedingung (Enabling Condition)


(Prädisposition)
Bedingungen, die z. B. als Risikofaktoren zur Erkrankung bzw. zum Pflege-
problem geführt haben oder führen können

- Störung (Fault)
(Pathophysiologie)
Einschränkungen und Defizite des Pflegebedürftigen beispielsweise in der
Bewältigung des Alltags

- Auswirkungen / Konsequenzen (Consequences)


(Symptome)
Auswirkungen auf den Pflegebedürftigen, Symptome, die der Pflegebedürftige
zeigt, Pflegeaufwand

(Strasser & Gruber 2006)

22
Der Vorteil der Nutzung der individuellen Krankheitsskripten ist die gehirngerechte
Speicherung als Geschichte (narrative Codierung), so dass dieses Wissen durch die
Pflegekraft in der konkreten Pflegesituation leicht erinnert und im Pflegeprozess
eingesetzt werden kann.

„We dream in narrative, daydream in narrative, remember, anticipate, hope, despair,


believe, doubt, plan, revise, criticize, construct, gossip, learn, hate and love by
narrative.” (Greenhalgh & Hurwitz 1999:48) Die narrative Codierung als Illness-Script
bietet darüber hinaus den Vorteil, dass bereits die Informationsaufnahme (Daten-
sammlung im Rahmen des Assessments, Cue Acquisition) häufig narrativ, also als
erzählte Geschichte erfolgt. Meist reden Pflegebedürftige mit der Pflegekraft und
schildern so, als Geschichte verpackt, ihre Probleme. (Greenhalgh & Hurwitz 1999)

3.4.3 Die 4 C des Clinical Reasoning


Pesut (2007) beschreibt 4 C, die im Clinical Reasoning (The 4 C’s of Clinical Judge-
ment) wichtig sind und durch die Pflegekraft berücksichtigt werden sollen:

- Contrast (Kontrast)
Welcher Unterschied besteht zwischen den momentanen Status (Probleme,
Ressourcen) und dem gewünschten Zustand (Pflegeziel)?
Ist dieser Unterschied (Contrast) ausreichend, angemessen oder überzogen?

- Criteria (Kriterien)
Werden geeignete Standards und Kriterien erfüllt bzw. bei der Datenerhebung
und Pflege eingesetzt?
Diese können Expertenstandards oder Evidence-based nursing ebenso wie
Rating-Skalen und Zielskalierungen beim Assessment sein.

- Concurrent Thinking (Konkurrenzdenken)


Welche Konkurrenz besteht zwischen den Pflegeproblemen, den Pflegezielen
und den Pflegemaßnahmen?
Bauen sie aufeinander auf, passen sie zusammen oder schließen sie sich ge-
genseitig aus?

23
- Conclusion (Konklusion, Schlussfolgerung)
Letztlich müssen die ersten 3 C evaluiert werden:
→ Ja, Probleme, Ziele und Maßnahmen stimmen überein
→ Nein, Probleme, Ziele und Maßnahmen stimmen (noch) nicht überein
→ → Erneutes Denken, Reflektieren und eventuell auch Erheben
von Daten notwendig, ggf. muss der Bezugsrahmen
(Frame) also die Sichtweise geändert werden.

(Pesut 2007)
3.4.4 Die 6 L des Clinical Reasoning
Ursprünglich fünf, später sechs Logiken (L) des Clinical Reasoning wurden von
Persut (2007) zusammengestellt um der Pflegekraft ein weiteres Hilfsmittel im
Pflegeprozess an die Hand zu geben.

Dieses Tool der 6 L (Logics of Clinical Reasoning) beinhaltet:

- Logik der Diagnose


(Logic of the Diagnoses)
Die Pflegekraft soll einerseits nachdenken, welche Pflegeprobleme logischer-
weise aus einer bestimmten medizinischen Diagnose erwachsen, zum
anderen reflektieren, ob ihre eigene Pflegediagnose auf logischen Er-
wägungen basiert und eine logische Schlussfolgerung darstellt.

Abb. 4: Logik der Diagnose


(Kolb 2012:135)

24
- Logik der Beziehung und Verknüpfung zwischen konkurrierenden Pfle-
gediagnose und dem Endergebnis
(Logic of relationships among competing diagnoses and outcome)
Im Pflegeprozess können konkurrierende Pflegediagnosen aufkommen, die,
wollte man beiden mit einer entsprechenden Pflegemaßnahme begegnen
durchaus im Widerspruch stehen können. Beispielsweise wenn bei einem
multimorbiden Pflegebedürftigen einerseits Ruhe, andererseits Mobilität
indiziert ist. Hier muss sich die Pflegekraft überlegen, wie unterschiedliche,
konkurrierende Pflegediagnosen mit ggf. konkurrierenden Pflegezielen zu
vereinbaren sind. Nötigenfalls ist die Lösung dieses Dilemmas nur über eine
Zielpriorisierung erreichbar.

Abb. 5: Logik der Beziehung und Verknüpfung zwischen


konkurrierenden Pflegediagnosen und dem Endergebnis
(Kolb 2012:136)

- Logik der Pflegemaßnahmen


(Logic of the intervention that transitions client from present to desired state)
In diesem Logikbereich denkt die Pflegekraft über die ausgewählte Pflege-
maßnahme nach und evaluiert diese in Bezug auf die Wirkung und Zielgerich-
tetheit. Erreicht die gewählte Intervention tatsächlich das gewünschte Ziel
beim Pflegebedürftigen? Ermöglicht sie dem Pflegebedürftigen vom momen-
tanen Pflegezustand den gewünschten Zustand zu erreichen? Ist die gewählte
Maßnahme evident?

25
Abb. 6: Logik der Pflegemaßnahmen
(Kolb 2012:136)

- Logik der Muster und Beziehungen


(Logic of patterns and relationships among problems, outcomes and interven-
tions)
Um sich die Fragestellung innerhalb dieser Logik zu stellen, kann die Pflege-
kraft auf die 4 C des Clinical Reasoning – insbesondere dem Konkurrenzden-
ken (Concurrent Thinking) zurückgreifen und sich fragen, ob Pflegeziele
und -maßnahmen mit erkannten Mustern und Ver-bindungen innerhalb der
Pflegeprobleme zusammenwirken und auf-einander aufbauen, ob sie sich
ausschließen oder ergänzen.

Abb. 7: Logik der Muster und Beziehungen


(Kolb 2012:137)

- Logik der pflegerischen Entscheidung


(Logic of clinical judgements)
Mittels dieser Logik soll die Pflegekraft ihren gesamten Entscheidungs-
findungsprozess nochmals überprüfen. Dienlich hierzu sind die 4 C des CR-
Prozesses.

26
Abb. 8: Logik der pflegerischen Entscheidung
(Kolb 2012:137)

- Logik der Selbstbeobachtung


(Logic of managing and monitoring one’s self)
Reflektiertes Handeln und Selbstbeobachtung im Pflegeprozess soll der
Pflegekraft in dieser Logik helfen richtige Entscheidungen zu treffen und somit
den Pflegebedürftigen optimal zu pflegen. In diesem Bereich sind Meta-
Fähigkeiten der Pflegekraft gefragt (Metakognition, Meta-kommunikation)

(Pesut 2007)

Abb. 9: Logik der Selbstbeobachtung


(Kolb 2012:137)

27
3.4.5 CR-Web
Pesut & Hermann (1999) schlagen für die Erfassung der Komplexität die Erstellung
eines CR-Web vor. Dieses könnte besonders für Ungeübte und Novizen eine gute
Hilfestellung bieten. Prinzipiell ist das von Pesut & Hermann vorgeschlagene CR-
Web die Anwendung eines Concept Map auf den Prozess des Clinical Reasoning.

Zur Erstellung ist ein ca. DIN A 3 großes Blatt Papier im Querformat zu nehmen und
folgendermaßen vorzugehen:

- Medizinische Diagnose in die Blattmitte schreiben


- mehrere mögliche Pflegeprobleme werden außen herum angeordnet
- Pflegerischen Problemen werden nun die gefundenen Schlüsselwörter (Cues)
also Zahlen, Daten, Fakten und Aussagen zugeordnet
- nun wird das Gesamtbild betrachtet und mögliche Verknüpfungen erstellt.
Probleme, die miteinander zusammenhängen werden mit Doppelpfeilen mitei-
nander verbunden
- Beurteilung, welche Pflegeprobleme besonders herausragend sind
- Abschließend wird nochmals nachgedacht, in wie weit das gefundene Muster
mit dem bisherigen eigenem Denken, aber auch mit den Aussagen des Pfle-
gebedürftigen übereinstimmen.

(Pesut & Hermann 1999)

4 Erkennen von Problemen und Ressourcen


„Der zweite Schritt im Pflegeprozess bündelt die während der Informationssammlung
gewonnenen Informationen und analysiert die Bedürfnisse, die Probleme und die
Fähigkeiten des Pflegebedürftigen. Bei diesem Arbeitsschritt geht es darum, aus den
erhaltenen Einzelinformationen Themenbereiche zu erkennen und zu interpretieren,
um somit Pflegeprobleme zu formulieren. Eine Problembeschreibung ist eine Aus-
sage über ‚Zustände‘, die Pflege erfordern.“ (MDS 2005:19) Pflegeprobleme sind
also Probleme der Pflege, die auch durch Maßnahmen der Pflege beeinflusst werden
können. Das Ziel der Beschreibung von Ressourcen und Problemen ist es, den
Pflegebedürftigen zu charakterisieren und somit prospektiv professionelle Unter-
stützung, also Pflegeinterventionen zukommen zu lassen. (Kolb 2012)

28
Ein Problem besteht nach Bamberger (2001) in der Regel aus vier Bestandteilen:

- „der Wahrnehmung einer Diskrepanz zwischen dem, wie etwas ist und dem,
wie es […] sein sollte (Ist-Soll-Diskrepanz) […];
- der subjektiven Bewertung, nach der dieses „Soll“ als deutlich attraktiver ein-
geschätzt wird als die aktuelle Ist-Befindlichkeit;
- dem vergeblichen Versuch, aus eigenen Kräften von Ist nach Soll zu kommen
(„Ist-Barriere-Soll-Modell“);
- und den dysfunktionalen Interaktionsmustern, die sich quasi als Folge der
misslungenen Problemlösungsversuche etabliert haben und die nun einem
engeren Sinne sich als „das Problem“ bzw. „die Probleme“ präsentieren.“

(Bamberger 2001:15)

4.1 Problembeschreibung
Der MDS (2005) fordert eine genaue Problembeschreibung im Rahmen des Pflege-
prozesses durchzuführen und diese transparent in den Dokumentationssystemen
zu kommunizieren.

Die Problembeschreibung soll dabei:

- Selbstpflegedefizite des Pflegebedürftigen nennen und


- Problembereiche ggf. priorisieren.

(MDS 2005)

Das Ziel der Problembeschreibung wird darin gesehen, dass sich daraus eine
„zusammenhängende, informative, übersichtliche, anschauliche und individuelle
Kurzbeschreibung der Bereiche“ (MDS 2005:19) ergeben, in denen der Pflege-
bedürftige Unterstützung benötigt.

Die Beschreibung des Problems soll:

- „so kurz und knapp wie möglich […]


- so exakt und spezifisch wie nötig […] [und]
- so objektiv wie möglich […]“ sein.

(MDS 2005:20)

29
Dabei ist es notwendig, dass die Problembeschreibung qualitative und quantitative
Angaben, ggf. auch Ursachen, Erklärungen, Zusammenhänge und Art der Be-
einträchtigung enthält. (MDS 2005)

Für den Pflegealltag hat sich das PESR-Format der Problembeschreibung als
nützlich heraus gestellt:

P Problem Was ist das Alltagsproblem?


Was hat der Pflegebedürftige für Pflegeprobleme =
Alltagsprobleme?

E Etiology Was sind die Einflussfaktoren für dieses Problem?


(Ursache, Etiology)
Womit hängt das Problem zusammen?
Warum hat er es?

S Symptom Wie zeigt / äußert sich das Problem? (Symptom)


(Beobachtungen und Aussagen des Pflegebedürftigen)

R Ressourcen Welche Ressourcen sind beim Pflegebedürftigen und


dessen sozialem Netzwerk vorhanden?
Welche Fähigkeiten, Potentiale, Fertigkeiten hat der
Pflegebedürftigen (Kompetenzen und Performanzen)

(Kolb 2012:125)

Folgende sechs Aspekte sind für die vollständig ausformulierte Problembeschreibung


durch den MDS (2005) vorgegeben:

- Nennung der betroffenen Aktivität oder Funktion


(Aussagen über Zustände, die Pflege erfordern. Pflegeproblem)
- Art der Beeinträchtigung
(Was zeigt sich?
Welche Lebensqualität ist betroffen?
Leidet der Pflegebedürftige darunter?
Fehlt es dem Pflegebedürftigen an speziellen Kenntnissen?)

30
- Quantität und Qualität der Beeinträchtigung
(Wie zeigt sich das Problem, wie viel / wie stark?
- Ursachen, Zusammenhänge und Risikofaktoren
(Warum tritt das Problem (akut) auf?
Wann könnte sich das Problem (erneut) zeigen?
In welchem Zusammenhang steht es?
Welche Risikofaktoren bestehen?)
- Darstellung und Ausdruck
(Symptome, Beobachtungen und Äußerungen?
Wo und wie zeigt sich das Problem?
Auf welchen Beobachtungen beruht das Pflegeproblem?
Welche Äußerungen des Pflegebedürftigen waren ausschlaggebend?
Nennung der betroffenen Lebensqualität aus der Perspektive des
Pflegebedürftigen.)
- Ressourcen, Fähigkeiten, Fertigkeiten, gezeigtes Verhalten
(Kompetenzen und Performanzen,
Welche Potentiale hat der Pflegebedürftige?)

(MDS 2005)

4.2 Problembeurteilung
Die Beurteilung des Pflegeproblems durch die Pflegekraft ist wichtig, da dies zur
möglichen Problempriorisierung beitragen kann.

Faktoren, die die Problembeurteilung beeinflussen sind:

- Art des Befundes


(Akuter retrosternaler Brustschmerz bedarf im Gegensatz zur chronischen
Wunde einer sofortigen Behandlung. Infektiöse oder nicht infektiöse Erkran-
kung? Weitere Schädigung? Gefahr für Dritte?)
- Schwere des Befundes
(Wurden 10kg Gewicht in einem Jahr verloren oder in zwei Wochen abge-
nommen?)
- Verlauf und Dauer
(Akuter Husten oder chronischer Husten?)

31
- Pflegerischer Hintergrund
(Sturz bei Demenz kann sich anders auswirken als beim
markumarisierten Pflegebedürftigen)
- Störender Einfluss auf den Pflegebedürftigen
(Hat der Pflegebedürftige Copings entwickelt und lebt damit oder fühlt er sich
stark beeinträchtigt?)

(Ginsburg 1980)

4.3 Problemlösung
Im Pflegeprozess ist die Kenntnis um die Pflegeprobleme wichtig, im Vordergrund
steht aber das Bearbeiten der Probleme und damit deren Lösung, die Problem-
lösung. Alle Pflegeinterventionen sind daraufhin ausgerichtet Pflegeprobleme zu
lösen – zumindest aber eine Verschlechterung abzuwenden.

Allen Newel und Herbert Simon (1972) gelten als die Urheber der Problemlösungs-
psychologie, weshalb nahezu alle weiteren Studien zu diesem Themenbereich deren
Arbeiten zitieren. Damit habe sie das Fundament zur Erforschung des Problemlösens
gelegt. (Cash 2010)

Newel & Simon (1972) unterscheiden nachfolgend fünf Stufen des Problemlösens:

1. Stufe: Problemerkenntnis und Problem erkennen


2. Stufe: Problem-Repräsentation erstellen.
Anfangszustand und mögliches Ziel feststellen.
3. Stufe: Lösungen entwickeln und bewerten
4. Stufe: Lösung auswählen
5. Stufe: Lösung ausführen und evaluieren

(Newel & Simon 1972)

(Anmerkung: Der Unterschied zwischen „Problemerkenntnis“ und „Problem


erkennen“ ist, dass im Zuge der Problemerkenntnis erkannt wird, dass es
(überhaupt) ein Problem gibt, während im Bereich „Problem erkennen“ erkannt wird,
welches Problem vorliegt.)

32
Die IDEAL-Methode zur Problemlösung stellten 1993 John Bransford und Barry Stein
vor.

Das Akronym „IDEAL“ kann im Deutschen folgendermaßen umschrieben und


dargestellt werden:

I Identifiziere das Problem


D Definiere und repräsentiere das Problem
E Erkunde mögliche Strategien
A Aktion, handle
L Lösungen retrospektiv evaluieren

(Bransfort & Stein 1993; Cash 2010)

Albers et al. (2002) vom Institut für Produktentwicklung (IPEK) an der Universität
Karlsruhe stellen das Akronym SPALTEN zur methodischen Problemlösung vor. Das
Akronym symbolisiert gleichzeitig, dass komplexe Probleme zur Bearbeitung und
Lösung „geSPALTEN“ werden müssen.

Die einzelnen Schritte sind hier:

S Situationsanalyse (Situation Analysis)


P Problemeingrenzung (Problem Containment)
A Alternativen suchen (Search for Alternative Solutions)
L Lösungsauswahl (Selection of Solutions)
T Tragweitenanalyse (Analysis of the Level of Fulfillment)
E Entscheiden / Umsetzen (Make Decision / Implement)
N Nacharbeiten / Lernen (Recapitulate / Learn)

(Albers et al. 2002)

4.4 Ressourcen, Kompetenzen und Performanzen


Unter dem Oberbegriff der Ressourcen sind Fähigkeiten und Fertigkeiten (Kompe-
tenzen) sowie gezeigtes Verhalten (Performanzen) zu verstehen, die geeignet sind,
um Pflegeziele zu erreichen. Wichtig ist dabei die Mithilfe des Pflegebedürftigen,
die sogenannte Compliance.

33
Abb. 10: Kompetenzen und Performanzen
(Eigene Darstellung)

Ressourcen dürfen dabei nicht „im freien Raum“ stehen sondern müssen geeignet
sein, Maßnahmen zu unterstützen bzw. einzuleiten um damit Ziele zu erreichen!
Die alleinige Anwesenheit einer Ressource hat daher keinen Nutzen. Jede
Ressource, die in die Pflegeplanung aufgenommen wird muss auch einsetzbar
sein um die Alltagskompetenz des Pflegebedürftigen positiv zu beeinflussen – also
Einfluss auf das Pflegeproblem haben.
Daher ist eine Unterscheidung in Kompetenzen und Performanzen förderlich:
Natürlich kann es als Ressource angesehen werden, wenn ein Pflegebedürftiger
einen Rollator besitzt – aber nutzt er diesen auch? Kompetenzen sind nicht messbar,
aber Performanzen! Jede Kompetenz kann sich demnach nur in der Performanz
feststellen und zeigen. Dazu ist es notwendig, dass aus Emotion mit der Wandlung
über Motivation schließlich Volition wird und ein Handeln eingeleitet wird. Dieses
Handeln, mindestens die Bereitschaft aber dazu, sind Ressourcen, die die Pflege-
kraft supportiv nutzen kann um innerhalb des Pflegeprozesses ihre Interventionen mit
ausreichen Stärke zur Zielerreichung auszustatten.

34
5 Festlegung der Ziele
Fiechter & Meier (1998) fordern zu jedem Pflegeproblem die Formulierung eines
Pflegezieles, welches die Richtung der geplanten Pflegemaßnahme angibt. Problem-
komplexe können auch unter einer gemeinsamen Zielsetzung subsummiert werden.
(Fiechter & Meier 1998) Das Pflegeziel ist dabei gleichzeitig als Beurteilungskriterium
und Beurteilungsmaßstab zur Evaluation der geplanten Pflegemaßnahme und der
etwaige Differenz zwischen Ausgangssituation (Input) und Resultat (Outcome) zu
formulieren. (Kolb 2012) Günstig ist es, und diese Vorgehensweise wird auch seitens
des Medizinischen Dienstes gefordert, so weit möglich, den Pflegebedürftigen bzw.
dessen nahestehenden Personen, in den Zielfindungsprozess einzubeziehen. (MDS
2005:27) Es handelt sich also nicht um eine autokrate Zielsetzung durch die Pflege-
kraft sondern eher um eine Zielvereinbarung zusammen mit dem Pflegebedürftigen.
Die nachfolgenden Ausführungen gehen auf den Umstand der Zielvereinbarung
näher ein.

5.1 Zielvereinbarungen
Die Pflegeplanung enthält gemäß der Idee der Zielvereinbarung in Kooperation mit
den Pflegebedürftigen also „Zielvereinbarungssysteme“ Diese Zielvereinbarungs-
systeme, und die darin enthaltenen Ziele basieren auf einer Vereinbarung von Zielen.
Bevor also von Zielvereinbarung und Zielvereinbarungssystemen gesprochen wird,
schlagen Winkler & Hofbauer (2010:82) vor, zunächst den Unterschied zwischen
„Zielvereinbarung“ und „Zielvorgabe“ zu vergegenwärtigen. „Bei Zielvorgaben hat der
[…] [Pflegebedürftige oder dessen Angehöriger] wenig Einfluss auf die Formulierung
des Zieles, er kann bestenfalls vorschlagen, wie es erreicht werden könnte. Eine
Vorgabe schließt ebenfalls aus, dass […] [Pflegebedürftige] eine Rückmeldung
geben können, ob aus ihrer Sicht die Ziele zu erreichen sind.“ Dagegen tauschen bei
einer Zielvereinbarung innerhalb eines Gespräches Pflegebedürftiger und Pflege-
kraft, ihre Zielvorstellungen miteinander aus. Dies macht beide betroffenen Seiten
gleichermaßen zu Beteiligten. (Winkler & Hofbauer 2010:82; Saul 2012:205) Nach
Saul (2012:205) handelt es sich dabei um ein wichtiges Instrument und Ziel-
vereinbarungen werden als Gespräch im Regelfall immer dann geführt, wenn sich an
der pflegerischen Situation etwas geändert hat und neue Ziele festgelegt werden
müssen. Dabei sollen Zielvereinbarungen sicherstellen, dass eine Effizienz-

35
steigerung eintritt, Organisation und Arbeitsprozesse innerhalb der Pflege optimiert
werden und alle Beteiligten ihre (Mit)-Arbeit als sinnhaft erleben. (Saul 2012:205)

5.2 Vorteil der Zielvereinbarung versus einer Zielvorgabe


Als ein Vorteil der Zielvereinbarung kann angesehen werden, dass durch die
gemeinsame Aushandlung der Ziele der Pflegebedürftige nicht überfordert wird.
Schließlich kann er selbst bei der Formulierung mitwirken und durch Einschätzung
seiner eigenen Leistungsfähigkeit auf die Zielformulierung einwirken. Im Vergleich
zu Zielvorgaben beinhalten Zielvereinbarungen eine höhere Wahrscheinlichkeit,
dass eine Identifikation des Pflegebedürftigen mit diesen stattfindet. Dies fördert
schließlich auch die Umsetzungsbereitschaft und –wahrscheinlichkeit. (Winkler &
Hofbauer 2010:82) Nicht zu unterschätzen ist der Vorteil der Sinnstiftung durch
Vereinbarung versus Vorgabe. Sowohl beim eigenen Stellen von Aufgaben oder
setzen eigenen von Zielen und der Aushandlung zwischen den in der Pflege
beteiligten Parteien (Zielvereinbarung), als auch bei der Übernahme gesetzter Ziele
(Zielvorgabe) „erfolgen Bewertungen – bei gegebenen Freiheitsgraden – Inter-
pretationen der Aufträge [Ziel]. Die Bewertung der Forderung des Auftrags erfolgt
durch das Vergleichen mit Ansprüchen, Bedürfnissen und Wertvorstellungen sowie
mit Selbsteinschätzungen der eigenen Leistungsmöglichkeiten.“ (Hacker & Sachse
2014:122)
Nach Hacker & Sachse (2014:122) haben auf die Zielsetzungen, gleichwohl, ob
eigene bzw. vereinbarte oder auch durch Pflegekräfte festgesetzte Ziele, eine
subjektive Kalkulation zweier Verhältnisse einen wesentlichen Einfluss:

 „des Verhältnisses zwischen dem erwarteten Aufwand und dem erwarteten


Nutzen einschließlich des Ausmaßes und der Wahrscheinlichkeit, mit dem
er auch außerhalb des […] [Pflegeprozesses] liegende Bedürfnisse zu
befriedigen gestattet (‚Instrumentalität‘ für diese Bedürfnisse hat),
 des Verhältnisses der erfassten Anforderungen zu der Einschätzung der eige-
nen Leistungsmöglichkeiten.“

(Hacker & Sachse 2014:122)

36
Diese subjektive Kalkulation wird durch die Art der Zielsetzung determiniert. „Selbst-
gesetzte Ziele sind im Erleben klar hervorgehoben. Sie sind mit höherem Wohl-
befinden verbunden und führen zu einem verbesserten Leistungsverhalten“ fassen
Hacker & Sachse (2014:123) zusammen und sehen nur für eigenständige Ziele alle
dem Zielbegriff zugeschriebenen Merkmale (vgl. weiter unten) als erfüllt an.

5.3 Begriffsdefinition Ziel


Um sich den einzelnen Parametern der Zielvereinbarung zu nähern erscheint es
sinnvoll zunächst eine Definition des Zielbegriffes zu erarbeiten. Unter dem Begriff
„Ziel“ ist ein „festgesetzter (angestrebter) örtlicher oder zeitlicher Endpunkt, [ein]
erstrebter Zustand […]“ (DWDS 2014:1), also übertragen, etwas, was „man als
Ergebnis seines Handelns anstrebt“ (DWDS 2014:1), zu verstehen. Dabei präzisiert
der Duden, dass ein Ziel ein Punkt oder Ort sei, „bis zu dem jemand kommen will,
den jemand erreichen will“, also auf „etwas, worauf jemandes Handeln, Tun […] ganz
bewusst gerichtet ist, was jemand als Sinn und Zweck, angestrebtes Ergebnis seines
Handelns, Tuns zu erreichen sucht.“ (Duden online 2014:1) Es wird dabei eine
„Sollgröße mit […] [einem] Istzustand verglichen [...], der so lange zu bearbeitet ist,
bis er dem Sollzustand entspricht.“ (Gabler 2014a:1) Auf den Punkt gebracht handelt
es sich bei einem Ziel um eine „Ausrichtung oder Endpunkt einer Bestrebung“
(Wiktionary 2014:1), dem Synonyme wie „Absicht, Destination, Intention, Vorhaben“
(Wiktionary 2014:1) zur Seite stehen.

5.4 Akzeptanz im Zielvereinbarungsprozess


Letztlich geht es bei der Pflegeplanung, dem Pflegeprozess und dem darin inkludier-
ten Zielvereinbarungsprozess um eine gemeinsame Führung und Gestaltung der
Pflegeinterventionen. Diese sehen Paschen & Dihsmaier (2011:71) als erfolgreiche
Sinnstiftung und konstatieren, dass Menschen, die von ihren Zielen, Visionen und
Strategien überzeugt sind, bewirken können, dass ihnen Andere folgen.

37
Dabei ist die Akzeptanz von zwei Voraussetzungen abhängig:

- Die [Pflegebedürftigen] […] müssen verstehen, warum ein Ziel formuliert


wurde […] [und]
- [sie] […] müssen erkennen können, welchen Beitrag sie für die Zielerreichung
leisten können, wie andere zur Zielerreichung beitragen und warum es wichtig
ist, dass auch sie die Zielvorgabe unterstützen.“

(Locke & Latham 2002 zit. in. Winkler & Hofbauer 2010:83)

Bei Erfüllung dieser Bedingungen bestehe sogar bei Zielvorgaben – und dann
natürlich verstärkt bei Zielvereinbarungen – eine „hohe Wahrscheinlichkeit, dass die-
se akzeptiert werden.“ (Winkler & Hofbauer 2010:83)
Locke & Latham (1990, 2002) modellierten die Goal Theory, auf der das Goal Setting
als Motivationstechnik zur Zielerreichung basiert. „Im Goal Setting werden präzis
spezifizierte (sog. spezifische) sowie anspruchsvolle, ‚schwierige‘, d. h. an der
oberen Grenze der Leistungsfähigkeit liegende Aufträge (Goals) gestellt. Werden
diese vom Pflegebedürftigen übernommen, d. h. redefiniert, so wie sie gemeint
sind und als eigene Ziele oder Vorsätze interiorisiert, so können vermittels des
gesteigerten Anspruchsniveaus, der Anstrengung, diese zu erreichen, sowie des
Abrufs spezifischer Vorgehensweisen für spezifische Ziele Leistungssteigerungen
erzielt werden.“ (Hacker & Sachse 2014:223) Leistung, was im Kontext des Zielver-
einbarungsprozesses immer auch Zielerreichung meint und schließlich auch
Leistungssteigerung korrelieren mit der Akzeptanz der Zielvereinbarung.

Zu dieser Akzeptanz und nachfolgenden Leistungssteigerung tragen bei:

- Dass diese umso höher ist, als dass die Ziele spezifiziert werden,
- Ziele schwierig, aber auch erreichbar sein müssen,
- „präzise operationalisierte und klar vorgestellte ‚intern repräsentierte‘ Kriterien
für die […] [Zielmessung] und für deren Rückmeldung [enthalten],
- überlegtes Abwägen der Beziehungen zwischen den Kriterien [ermöglichen]
so, dass keine Widersprüche zwischen ihnen bestehen,
- spezifische sowie einordnende und klärende Rückmeldungen über den
Leistungsverlauf […] als Grundlage neuerlicher spezifischer Zielstellungen
[beinhalten]. (Hacker & Sachse 2014:224)

38
Wobei innerhalb der Goal Theory, auf der das Goal Setting als Motivationstechnik
aufbaut, entscheidend ist, dass Goals „in diesem Zusammenhang nicht Ziele,
sondern Aufträge bezeichnen, die zunächst zu selbstgesetzten Zielen (self-set-goals)
interiorisiert werden müssen. Eben das ist die psychologische Kernanforderung.“
(Hacker & Sachse 2014:224) Die Akzeptanz steigt also mit dem Maß der Internalisie-
rung und der verbundenen Identifizierung mit den gesetzten Zielen.

5.5 Zielbeziehungen
Unterschiedliche Ziele stehen miteinander in Beziehung, es wird dabei von
sogenannter „Zielbeziehung“ gesprochen.

Dabei können folgende Zielbeziehungen auftreten:

- Konfliktär: Konfliktäre Zielbeziehungen bestehen, wenn die


(stärkere) Verwirklichung des einen Zieles das
andere Ziel behindert, verhindert oder sich so
auswirkt, dass dort Abstriche erfolgen müssen.
- Komplementär: Bei komplementären Zielbeziehungen ergänzen sich
die Ziele gegenseitig, unterstützen sich und sorgen
so für eine bessere Verwirklichung untereinander.
Das eine Ziel wird durch das andere gefördert.
- Indifferent: Bei indifferenten Zielen haben die Ziele aufeinander
keine gegenseitige Auswirkung und beeinflussen
sich nicht.

(Kolb 2008:54)
5.6 Positive Auswirkungen einer Zielvereinbarung
Saul (2012:206) gibt überblickartig eine Zusammenschau der positiven Auswirkung
einer gemeinsamen Zielvereinbarung. Demnach wirken sich gemeinsam innerhalb
eines Zielvereinbarungsgespräches elaborierte Ziele positiv auf Motivation, Sicher-
heit und weitere Aspekte der Bewältigung des Pflegeprozesses aus. Im letzten Punkt
nennt er auch Chancen, die aus gemeinsamen Zielvereinbarungen erwachsen.

39
5.6.1 Positive Auswirkungen auf die Motivation
Als positive Auswirkung auf die Motivation des Pflegebedürftigen nennt Saul
(2012:206) folgende Aspekte:

 „Gemeinsam vereinbarte Ziele mobilisieren Energien und Ausdauer und


lenken die Aufmerksamkeit auf Wichtiges.
 Sie fördern Eigeninitiative.
 Sie kommen dem Wunsch nach selbstständigem und eigenverantwortlichem
Handeln entgegen.
 Sie ermöglichen zusätzliche Erfolgserlebnisse; beispielsweise durch Erreichen
von Zwischenzielen.
 Sie zeigen dem […] [Pflegebedürftigen] seinen Beitrag zum […] [Erfolg].
 Sie wirken sich positiv auf die […] [Zufriedenheit] und damit auch auf […] [die
Pflegebeziehung] aus.“

(Saul 2012:206)

5.6.2 Positive Auswirkungen auf die Sicherheit


Im Bereich des positiven Bezuges zum Sicherheitserleben des Pflegebedürftigen
benennt Saul (2012:206) die Aspekte:

 „Gemeinsam vereinbarte Ziele geben dem […] [Pflegebedüprftigen] mehr


Sicherheit bei […] [der gemeinsamen Pflege], weil er weiß, was genau von
ihm erwartet wird […].
 Sie liefern zusätzliche Informationen über Ziele und Situationen [...]
 Sie befähigen Selbstkontrolle durchzuführen.
 Sie ermöglichen, das eigene Leistungsvermögen realistischer einzu-
schätzen.“

(Saul 2012:206)

40
5.6.3 Positive Auswirkungen auf allgemeine Aspekte
Saul (2012:206) geht weiterhin auf allgemeine Aspekte ein, die durch eine gemein-
sam gefasste Zielvereinbarung positiv berührt werden.

Er nennt dabei:

- „Gemeinsam vereinbarte Ziele schärfen Leistungs-, Termin- und Kosten-


bewusstsein.
- Sie verbessern die Zusammenarbeit zwischen […] [Pflegekraft] und […]
[Pflegebedürftigen].
- Sie schöpfen Potenziale der […] [Pflegebedürftigen] besser aus.
- Sie erleichtern es, Entscheidungen zu treffen.
- Sie vermeiden Über- und Unterforderung durch Mitwirken am Zielfindungs-
prozess. […]
- Sie helfen, unwichtige Aktivitäten zu vermeiden.“

(Saul 2012:206)
5.6.4 Chancen für Pflegekraft und Pflegeeinrichtung
Letztlich benennt Saul (2012:207) auch Chancen, die die Pflegekraft und das
gesamte Unternehmen, also die stationäre oder ambulante Pflegeinrichtung aus
Zielvereinbarungsprozessen ziehen können.

Er listet folgende Chancen als positive Aspekte auf:

 „Die Ziele des eigenen Bereichs werden transparenter.


 Leistungen aller […] können besser eingeschätzt werden.
 Deutliche Entlastung durch eigenverantwortliches, zielgerichtetes Handeln
[…].
 Potenziale der […] [Pflegebedürftigen] werden bereits beim Vereinbaren der
Ziele genutzt.
 Kontrolle und Lenkungsaufgaben [also die Evaluation] werden erleichtert.
 Objektive Grundlagen für eine sachgerechte Beurteilung […] entsteht.“

(Saul 2012:207)

41
5.7 Zielarten
Beim Blick in die umfangreiche Literatur zu den Themen Management, MbO,
Zieltheorien etc. finden sich, je nach Branche und Ebene die unterschiedlichsten
Arten von Zielen. Nachfolgend kann daher nur auf eine Auswahl eingegangen
werden. Zum Teil können die beschriebenen Zielarten ihre Anwendung im Kontext
einer Zielvereinbarung zwischen Pflegekraft und Pflegebedürftigem bzw. dem
Pflegeteam, manchmal aber auch nur auf strategischen Ebenen zwischen Einrich-
tungsleitern bzw. Einrichtungsleiterinnen unterschiedlicher stationärer oder ambulan-
ter Einrichtungen (beispielsweise innerhalb eines Unternehmens) oder vorgesetzter
Dienststelle (Träger) und der jeweiligen Einrichtung, repräsentiert durch die Einrich-
tungsleitung Anwendung finden.

5.7.1 Quantitative versus qualitative Ziele


Obwohl Ziele – darauf wurde und wird noch näher eingegangen – messbar formuliert
werden müssen / sollen, ist diese Anforderung nicht immer leicht umsetzbar. Saul
(2012:211) differenziert beispielsweise in quantifizierbare und qualitative Ziele.
„Quantifizierbare Ziele lassen sich leicht messen, weil es sich hierbei vorwiegend
um Zahlen, um absolute Werte handelt: Kosten, Mengen, Umsätze, Zeiteinheiten.
[…] Qualitative Ziele hingegen sind weniger leicht messbar. Im Regelfall ist man
auf Ersatzmaßstäbe angewiesen, die häufig erst im Gespräch entwickelt werden.“
(Saul 2012:211) Häufig, so bedauert Saul (2012:211) werden Ziele vornehmlich
quantitativ formuliert und operationalisiert, jedoch „das Kriterium Qualität außer Acht
gelassen […]. Das darf jedoch nicht sein, denn die Qualität von Produkten oder
Dienstleistungen ist nicht weniger wichtig als deren Menge.“ (Saul 2012:211)

5.7.2 Ziele in Abhängigkeit von Freiheitsgraden und


Anforderungskomplexität
Der Zielvereinbarungsprozess ist generell dadurch gekennzeichnet, dass die
vereinbarten Ziele ausgehandelt wurden. Es ginge an der Realität vorbei, glaubte
man, dass es sich hierbei stets um eine Zielbildung aufgrund eines Konsenses
handle. Vielmehr entstehen Ziele immer auch als Kompromiss, so dass Aspekte
der Zielvorstellung des anderen Zielvereinbarungspartners übernommen und
mitgetragen werden (müssen). Sogenannte Freiheitsgrade beeinflussen also die
Ziele. Nach Hacker & Sachse (2014:123) können auch ursprünglich lediglich

42
übernommene Ziele „in solchem Maße angeeignet werden, dass sie als selbstgesetzt
erlebt und verhaltenswirksam werden.“ Dabei ist natürlich die Verbindlichkeit
aufgrund der Ich-Nähe bei selbstgesetzten Zielen meist höher. Die Ich-Nähe
beeinflusst auch die subjektive Bewertung der Zielerreichung und konjugiert diese mit
Gefühlen der Zufriedenheit und Unzufriedenheit mit sich selbst, was zu Erfolgs- und
Misserfolgserleben führt. (Hacker & Sachse 2014:123) Letztlich korreliert diese
Erkenntnis auch mit der Zwei-Faktoren-Theorie, die Leistungs- und Erfolgserleben
als Motivator ansieht. (Herzberg et al. 1959) „Positive Gefühle (Emotionen) aus
Selbstbewertungen bekräftigen und stimulieren die Zielsetzungen.“ (Lantermann
1981 zit. in Hacker & Sachse 2014:124) Ziele können demzufolge eine hohe bzw.
niedrige Anforderungskomplexität mit oder ohne Freiheitsgrade besitzen, was die
nachfolgende Tabelle ausweist.

Tabelle 1: Arten von Zielen in Abhängigkeit von den Freiheitsgraden


(Kolb 2014b:17 in Anlehnung an Hacker & Sachse 2014:124)

Anforderungs- Freiheitsgrade
komplexität ohne mit

Übernommene
Niedrig Mengenziele Selbstgesetzte
(Weg- oder qualitative (Quantitative Ziele)
Ergebnisvorwegnahme
Mengenziele
findet nicht statt)  Erleben zeitlichen (Quantitative Ziele)
 Fortschrittes

Selbstgesetzte
Übernommene Vornahme von
Hoch inhaltliche Ziele - Abfolgen
(Vorwegnahme des (Qualitative Ziele)
Weges oder des - Wegen / Mitteln
Ergebnisses)  Erleben inhaltlichen
 Fortschrittes - Ergebnismerkmalen
(Qualitative Ziele)

43
5.7.3 Ziele in Abhängigkeit vom Planungshorizont
Je nach Planungshorizont werden auf Organisations- und Unternehmensebene drei
Zielarten: strategische Ziele – taktische Ziele – operative Ziele, unterschieden.
(Maas 2014:3)
Unter strategischen Zielen sind solche zu verstehen, die die gesamte Organisation,
Einrichtung, Pflegedienst oder das Gesamtunternehmen betreffen, wobei nicht
unbedingt jeder Teil dieser Organisation in gleicher Weise betroffen sein muss. Sie
sind dabei häufig relativ abstrakt formuliert und umreißen einen weiten Zeithorizont.
(Maas 2014:3)

Ursprung strategischer Ziele können beispielsweise sein:

- Leitung der Organisation (Vorstand, Geschäftsführung) kann eine Vision


haben und diese in einer Strategie festschreiben.
- Aus der Belegschaft kommende Anregungen können durch die Leitung der
Organisation zu einer Strategie festgeschrieben werden.
- Umfeld- oder Marktveränderungen können eine Anpassung erzwingen oder zu
einer Chance führen, was sich in einer Strategie niederschlägt.

(Maas 2014:3)

Die Festschreibung strategischer Ziele erfolgt, gleichgültig, aus welcher Quelle der
Anstoß kommt, stets durch die Organisationsleitung. Diese Strategiesetzung ist
daher in den seltensten Fällen von einem demokratischen Prozess getragen sondern
eher ein von oben verordnetes Ziel. (Kolb 2014b:18)
Die strategischen Ziele speisen die taktischen Ziele, welche aus ihnen abgeleitet
werden. Taktische Ziele betreffen nicht mehr die Gesamtorganisation sondern ihre
Teile (Abteilungen, Wohnbereiche, zentrale Einrichtungen, Hauswirtschaft, Psycho-
soziale Betreuung). „Die oberste Ebene unterhalb der Leitungsebene (z. B. Vorstand
oder Geschäftsführung) kann daher auch als ‚erste taktische Ebene‘ bezeichnet
werden, die darunter liegenden Ebenen sind dann die ‚zweite taktische Ebene‘ usf,“
(Maas 2014:4) wobei sie stets Teile der Organisation betreffen, die sich oberhalb des
Individuums befinden.
Operative Ziele finden sich schließlich unterhalb der untersten taktischen Ebene,
betreffen also Individuen (Menschen, Mitarbeiter, Pflegekraft, Pflegebedürftigen)
direkt. (Maas 2014:4) In der Regel liegt der Zeithorizont zur Zielerreichung bei einem

44
Jahr, innerhalb der Anwendung im Pflegesetting logischerweise innerhalb eines Zeit-
raumes, in dem sich pflegerische Veränderungen ergeben.
Die nachfolgende Tabelle veranschaulicht als Übersicht den Zusammenhang des
Planungshorizontes, der damit generierten Ziele sowie weiterer Parameter.

Tabelle 2: Arten von Zielen in Abhängigkeit vom Planungshorizont


(Kolb 2014b:19 in Anlehnung an Küpper 1995; Egger & Winterheller
2007)

Strategische Taktische Operative


Planung Planung Planung
Zielart Strategisches Ziel Taktisches Ziel Operatives Ziel

Qualitative Eher quantitative Quantitative


Zielgröße Zielgrößen Zielgrößen Zielgrößen

Kurzfristig;
Langfristig;
Planungs- Mittelfristig; bis ca. 1 Jahr und
Nach oben offen;
horizont 3 bis ca. 5 Jahre kürzer, beispielsweise
ca. 5 bis über 10 Jahre
bei Pflegezielen

Risiko und
Hoch Mittel Gering
Unsicherheit
Programmier-
barkeit der Gering Mittel Hoch
Entscheidung

5.7.4 Ziele in Abhängigkeit vom Abstraktionsniveau


In Analogie zum Planungshorizont findet sich in der einschlägigen Literatur auch die
Benennung der Ziele nach deren Abstraktionsniveau. Generell könnten diese mit
denen des Planungshorizontes gleichgesetzt werden, finden sich aber eher im
pädagogischen oder pflegerischen Bereich wieder und sind von der zeitlichen
Dimension eher weicher determiniert.
Dabei wird oft eine dreischrittige Vorgehensweise empfohlen:

 Richtziel
 Grobziel
 Feinziel

(Möller 1973:80)

45
Richtziele sind auf dem höchsten Abstraktionsniveau (Abstraktionsniveau 3)
formuliert. Sie geben dem Handeln eine Richtung und schließen nur sehr wenige
alternative Konkretisierungen aus. Es wird auf einen Bereich der angestrebten
Veränderungen verwiesen, so dass ein äußerer Rahmen zur Konkretisierung
gegeben ist. Auf dem mittleren Abstraktionsniveau (Abstraktionsniveau 2) werden die
Grobziele formuliert. Diese schließen bereits eine größere Reihe an Alternativen aus
und engen den Fokus weiter ein. Weiters sind Grobziele handlungsnah formuliert,
meist jedoch ohne eine präzise Beschreibung nachprüfbarer Kriterien. Am
präzisesten sind schließlich Feinziele operationalisiert. Durch die Formulierung
auf Abstraktionsniveau 1 erlauben sie die Bestimmung einer exakten Merkmals-
ausprägung und schließen alternative Interpretationen aus. (Möller 1973:80; Meyer
2007:4-5)
Eine zusammenfassende Übersicht dieser drei Zielarten gibt die nachfolgende
Tabelle.

Tabelle 3: Arten von Zielen in Abhängigkeit vom Abstraktionsniveau


(Kolb 2014b:20 in Anlehnung an Neubert 2011)

Zielart Formulierung Merkmal Funktion

Beschreibung mit Geringer Grad an Bestimmung


umfangreichen und un- Präzision. Normativer
Richtziel spezifischen Schließt nur wenige Grundlagen für
Begriffen Alternativen aus Zielentwicklung

Mittlerer Grad an
Vage Erstellung von Zielen im
Eindeutigkeit.
Grobziel Endverhaltens- Rahmen von
Schließt viele
beschreibung Plänen
Alternativen aus

Endverhaltens- Höchster Grad an Ein-


Erstellung von Zielen für
beschreibung. deutigkeit.
Feinziel konkrete
Nähere Bestimmung Schließt alle
Merkmalsausprägungen
des Endverhaltens Alternativen aus

46
5.7.5 Ziele in Abhängigkeit von der Verhaltensdimension
Ziele in Abhängigkeit von der Dimension eines angestrebten Verhaltens bzw.
eines Verhaltensbereiches zu definieren ist eine Einteilung, die ebenfalls häufig im
pädagogischen, sozialen oder pflegerischen Bereich anzutreffen ist. Nichts desto
weniger können sie im gesamten Kontext der Zielvereinbarung (wie auch der
Zielvorgabe) als Konstruktion vorzugebenden Merkmalsausprägungen eingesetzt
werden.
Je nach der Dimension des Verhaltensbereiches werden unterschieden:

 Kognitive Ziele
 Affektive Ziele
 Psycho-motorische Ziele

(Bloom 1956, 1972; Krathwohl, Bloom & Bertram 1973)

Die Zieldimensionierung ist zunächst rein deskriptiv, analytisch sortierend durch die
Angabe der Dimension, also der Domäne des entsprechenden Verhaltens und gibt
die Möglichkeit zur Zuordnung eines bestimmten Zieles. (Meyer 2007:6) Nach Meyer
(2007:7) gingen die Konstrukteure dieser Taxonomie davon aus, dass sich alle
denkmöglichen Ziele einer dieser drei Dimensionen zuordnen lassen, was sie auch
empirisch überprüften.
Kognitive Ziele sind demnach auf Erwerb und / oder Veränderungen im Bereich
Denken, Wissen, Problemlösen, auf Kenntnisse und intellektuelle Fähigkeiten
bezogen. Affektive Ziele beziehen sich auf die Veränderung von Interessenlagen,
Einstellungen, auf die Bereitschaft, etwas zu tun oder zu denken und auf die
Entwicklung dauerhafter Werthaltungen. Letztlich geht es bei psycho-motorischen
Zielen um manipulative, motorische Fertigkeiten, Handhabung von Gegenständen
und Ausübung körperlicher Aktivität. (Meyer 2007:6; Neubert 2011:11-13)

5.7.6 Ziele in Abhängigkeit von Kompetenz


Sehr unterschiedlich geht die Literatur mit dem Begriff „Kompetenzziel“ um. So kann
zum einen ein Ziel gemeint sein, welches auf ein bestimmtes Kompetenz-Level
gerichtet ist. Solche Kompetenz-Levels oder Kompetenz-Niveaus beinhaltet
beispielsweise PISA.

47
Zum anderen, und hieraus soll an dieser Stelle eingegangen werden, kann der
Begriff Kompetenzziel sich auf die Kompetenz-Bereiche beziehen, was eine
einheitliche Definition nicht erleichtert! Gerade die Kompetenzbereiche werden in
unterschiedlichen (wissenschaftlichen) Disziplinen auch unterschiedlich gebildet, so
dass sich zunächst die Frage stellt: Was ist Kompetenz? Und welche Kompetenzen
gibt es? Der Begriff der Kompetenz ist vieldeutig, so dass je nach Disziplin, Stand-
punkt und Kontext es unterschiedliche Definitionen gibt, woraus sich Kompetenzen
zusammensetzen. (Heyse & Erpenbeck 1997; Erpenbeck & von Rosenstiel 2003)
Zur Eingrenzung soll lediglich auf Ziele eingegangen werden, die die in der Pflege
definierten Kompetenzen als Selbstorganisationsdispositionen adressieren. Demge-
mäß verfügt ein Mensch über Kompetenz, wenn er in der Lage ist, bestimmte Dinge
sachgerecht zu erledigen, er ist dann in dieser Hinsicht kompetent.
Es haben sich dabei in der Bildung, wie auch in der Pflege folgende vier Kern-
kompetenzen herauskristallisiert, auf die folglich Kompetenzziele gerichtet sein
können:

 Fachziele sind auf Fach- (manchmal auch Sach-)Kompetenz gerichtet


 Methodenziele sind auf Methodenkompetenz gerichtet
 Sozialziele sind auf Sozialkompetent
 Selbstziele sind auf Personale Kompetenz (Ich-Kompetenz) gerichtet.

Fachziele sind auf Kompetenzen gerichtet, die fachbezogenes und fachüber-


greifliches Wissen verknüpfen, vertiefen oder darauf diese kritisch zu prüfen abheben
sowie dieses in Handlungszusammenhängen anzuwenden. Es handelt sich um rein
fachliche Fertigkeiten und Kenntnisse. (Gabler 2014b:1) Beispielsweise könnte ein
Ziel sein, dass der pflegebedürftige Symptome seiner Krankheit kennt, um Prophyla-
xen weiß oder bestimmte Medikamente den Verordnungen zuordnen kann (z. B. im
ambulanten Bereich).

Auf die Fähigkeit zur Anwendung von Arbeitstechniken, Verfahrens- und Vorgehens-
weisen sowie Handlungsstrategien sind Methodenziele gerichtet. Diese Ziele sollen
im Bereich der Methodenkompetenz beispielsweise Eigenschaften wie „die Fähigkeit,
Informationen zu beschaffen, zu strukturieren, wiederzuverwerten, darzustellen,
Ergebnisse von Verarbeitungsprozessen richtig zu interpretieren und sie geeignet
zu präsentieren“ (Gabler 2014c:1) beeinflussen. Auch kann dazu die „Fähigkeit zur
Anwendung von Problemlösungstechniken und zur Gestaltung von Problemlösungs-
48
prozessen“ (Gabler 2014c:1) gehören. Hier können sich Ziele im Rahmen der
Beschäftigung befinden. Beispielsweise, dass der Pflegebedürftige bestimmte
Methoden kennt um im Rahmen einer psychosozialen Betreuung beispielsweise
Wollblumen herstellen zu können.

Sozialziele beinhalten Aspekte kommunikativer (Dialogfähigkeit), integrativer


(Konsensfähigkeit) und kooperativer (Teamfähigkeit) Fähigkeiten eines Menschen
(Gabler 2014d:1) und können, je nach Definition auch emotionale Kompetenzaspekte
inkludieren. Hierunter fallen Ziele, die darauf angelegt sind, dass Pflegebedürftige mit
anderen Bewohnern, Angehörigen oder Gästen der Einrichtung interagieren.

Selbstziele beziehen sich auf Personalkompetenz (Pätzold 1999) oder, wie Bader
(1990) schreibt, „Human(Selbst)kompetenz“. Sie fokussieren auf die Fähigkeit und
Bereitschaft des Menschen Lebenspläne fassen zu können und diese weiterzuentwi-
ckeln. „Gleichermaßen gehört die Entwicklung von durchdachten Wertvorstellungen
sowie die selbstbestimmte Bindung an Werte“ (Albl 2003:9) dazu. Es geht bei Selbst-
zielen weiterhin darum „eigenes Wissen, Können und Fähigkeiten zu reflektieren und
gegebenenfalls zu verändern.“ (Albl 2003:9 mit Bezug auf Pätzold 1999)
Nach Erpenbeck & Heyse (1999:157) handelt es sich bei der personalen Kompetenz
(Individualkompetenz) um „die Disposition, reflexiv selbstorganisiert zu handeln, d. h.
sich selbst einzuschätzen, produktive Einstellungen, Werthaltungen, Motive und
Selbstbilder zu entwickeln, eigene Begabungen, Motivationen, Leistungsvorsätze zu
entfalten“ und sich im Rahmen der Pflegetätigkeit, Beschäftigung und Betreuung
auch außerhalb kreativ zu entwickeln und zu lernen.“

Zusammenfassend werden die viel Kompetenzbereiche häufig zur Handlungs-


kompetenz zusammengeführt, wobei, je nach genutzter Literatur noch weitere
Kompetenzen und entsprechend Ziele formuliert werden können. So spricht
beispielsweise die Empfehlung zu Schlüsselkompetenzen für lebensbegleitendes
Lernen des Europäischen Parlaments und der Rates (2006/962/EG) vom 18.12.2006
von einem Referenzrahmen mit insgesamt acht Schlüsselkompetenzen. (ABl. EU
2006)

49
5.7.7 Ziele in Abhängigkeit von der Nähe der Erreichbarkeit
Nah- und Fernziele – sofern man vom zeitlichen und nicht, wie vielleicht zunächst
vermutet werden kann, von einer Entfernung ausgeht – werden häufig innerhalb
eines therapeutischen Settings formuliert. Aber auch darüber hinaus finden sich
beide Begriffe in Zielvereinbarungsprozessen.
Mit dem Begriff „Nahziele“ werden einzelne, kleiner sequenzierte Schritte ver-
standen, die zu einem definierten Fernziel führen. „Dabei können mehrere Nahziele
nach einander oder neben einander ablaufen, um in Richtung Fernziel voranzu-
kommen.“ (Pflegewiki 2014:1) Synonym finden sich die Begriffe „Teilschritt“ oder
„Feinziel“ im Gegensatz zu Global- oder Grobziel. Fernziele repräsentieren
übergeordnete, „große“ Ziele, welche nach Durchlaufen eines Gesamtprozesses,
einer Intervention oder Maßnahme erreicht werden sollen. (Pflegewiki 2014:1)

5.7.8 Ziele in Abhängigkeit vom Zielbereich


Aus dem Bereich Projekt- und Qualitätsmanagement stammt die Einteilung der
Zielarten nach dem Zielbereich. Meist wird dabei in:

 Ergebnisziele
 Prozessziele
 Strukturziele

unterschieden.

Ergebnisziele gehen der Frage nach: „Was soll erreicht werden?“


Ergebnisziele sind nach Schönenberg (2012:1) allgegenwärtig. Sie beschreiben
welches Ergebnis angestrebt wird und haben einen großen Einfluss auf die
Motivation gerade dann, wenn dauerhafte Motivation über lange Zeiträume gefordert
ist. „Hierbei ist aber zu bedenken, dass dieser schöne Motivationsschub nur dann
zum Tragen kommt, wenn das angestrebte Ergebnis auch realistisch ist. Un-
realistisch hoch gesteckte Ziele können dagegen sogar starken Stress und
Versagensängste […] auslösen.“ (Schönenberg 2012:1) Ergebnisziele sind
„eigentliche“ Ziele, während Prozessziele und Strukturziele den Weg zum Ergebnis-
ziel beschreiben.

50
Prozessziele beziehen sich auf die Frage: „Wie soll etwas erreicht werden?“
„Prozessziele definieren bestimmte Handlungen beziehungsweise die qualitative
Ausführung einer Handlung. Sie beantworten also die Frage danach, wie bestimmte
Strategien oder Fertigkeiten in einer bestimmten Situation umgesetzt werden sollen.“
(Schönenberg 2012:1) Der Fokus wird dabei auf den jetzigen Moment und die
momentane Aufgabe fokussiert, was der Konzentration und Aufmerksamkeit auf
das Wesentliche dient. „Aufgrund ihrer bewussten Beschränkung auf die aktuelle
Situation und Handlung haben Prozessziele […] weniger starken Einfluss auf die
langfristige Motivation.“ (Schönenberg 2012:1)

Strukturziele beschäftigen sich mit Antworten auf die Frage: „In welcher Form soll
das Ziel erreicht werden?“ Es werden in ihnen Rahmenbedingungen definiert, um mit
Hilfe der Prozessziele die Ergebnisziele zu erreichen.

5.7.9 Ziele in Abhängigkeit von der Personenanzahl


Nach der Anzahl der Personen, die gemeinsam ein Ziel erreichen wollen, können in
Teamziele und Individualziele unterschieden werden. Teamziele (auch „Kollektiv-
ziele“) werden von einer Gruppe gemeinsam verfolgt, wobei die Ergebnisverantwor-
tung beim gesamten Team liegt. (Charité o. J.:9) „Kollektivziele sind die gemeinsame
Schnittmenge der Individualziele, also diejenigen Ziele, die von einer Gruppe geteilt
werden.“ (Paschen & Dihsmaier 2011:122) Demgegenüber werden Individualziele
von einzelnen Menschen verfolgt. Da beide Zielarten Vor- und Nachteile haben,
sollte vor einer Entscheidung diese bedacht werden.

Teamziele (Kollektivziele):

 „Förderung des gemeinschaftlichen Handelns


 Chancen zur gegenseitigen Unterstützung und Hilfestellung
 Selbstverantwortung und Selbststeuerung können weitgehend in das Team
verlagert werden
- erhöhter Aufwand für den Abschluss einer Zielvereinbarung
- Risiko der Verantwortungsdiffusion
- Gefahr des Gruppendrucks auf einzelne Team-Mitglieder

51
Individualziele:

 Abstimmung von individueller Aufgabe und Zielstruktur


 erleichterte Konsensfindung
 Abgleich des Anspruchsniveaus der Ziele auf die persönlichen Kompetenzen
und Motivationshaltungen
- Gefahr der Konkurrenzorientierung
- übergreifendes Denken und Handeln kommt zu kurz
- Individualziele sind auf den unteren Hierarchieebenen nicht immer sinnvoll, da
der individuelle Gestaltungs- und Entscheidungsspielraum relativ klein ist.“

(Charité o. J.:10)

Nachdem innerhalb einer (derzeitigen) Pflegeplanung Ziele immer spezifisch und


adressatenbezogen auf den speziellen Pflegebedürftigen bezogen sind, ist davon
auszugehen, dass es hauptsächlich um die Formulierung von Individualzielen geht.
Aktuell lässt sich aber auch ein Trend zur sogenannten „Familienpflege“ erkennen,
was dazu führen kann, dass in zukünftigen Entwicklungen auch Kollektivziele seitens
der Pflegekraft – hier wahrscheinlich vorzugsweise im ambulanten Dienst – formuliert
werden.

5.7.10 Ziele in Abhängigkeit von festgestelltem Mangel


Paschen & Dihsmaier (2011:122) gehen im Hinblick auf festgestelltem Mangel
auf latente und innovative Ziele ein. So sind latente Ziele solche, die die „direkt
beobachteten Missverhältnisse gewachsen sind und wie die Antwort auf die
beobachteten Missverhältnisse wirken.“ Andererseits enthalten innovative Ziele
darüber hinaus expansives Potential. „Man könnte sagen, dass der gegenwärtige
Mangel erst vor dem Hintergrund der Chancen, die das Ziel beinhaltet, wirklich
erlebbar wird.“ (Paschen & Dihsmaier 2011:122) Pflegekräfte und Pflegebedürftige,
die sich im Zuge einer Zielvereinbarung mit innovativen Zielen befassen, könnten
folgende Aussage zugeschrieben werden: „Mir / uns war gar nicht bewusst, was in
diesem Thema / Bereich / AEDL noch möglich ist. Aber jetzt, wo ich mir klargemacht
habe, was hier eigentlich noch geht, wird mir bewusst, was mir fehlt.“ (Paschen &
Dihsmaier 2011:122)

52
5.7.11 Ziele in Abhängigkeit vom Status quo
Eine weitere wichtige Zielunterscheidung – und damit Zielarten – sehen Paschen &
Dihsmaier (2011:123) in der Diskussion, ob es sich um Verteidigungsziele oder
um Veränderungsziele handelt. Dabei adressieren Verteidigungsziele auf einen
Beibehalt des Status quo, welcher verteidigt wird, um diesen zu erhalten. „Antreiber
ist also die Angst vor der Verschlechterung [besser „Veränderung“ (Anm. d. Verf.)]
und das Ziel wird energetisiert durch die Sehnsucht, den Status quo zu erhalten.“
(Paschen & Dihsmaier 2011:123) Anders verhält es sich bei Veränderungszielen, die
auf den Wunsch abzielen, den Status quo zu verändern.

5.7.12 Ziele in Abhängigkeit von Integration versus Autonomie


Letztlich können Ziele der Frage nachgehen, ob eher eine Autonomie gewünscht
wird, also Ziele, die nach Freiheit und Selbständigkeit streben, sogenannte Autono-
mieziele, oder ob „es eher darum geht, zu vereinen, zusammenzuführen und in einer
großen gemeinsamen Sache aufzugehen“ (Paschen & Dihsmaier 2011:123), was zu
Integrationsziele führt. Paschen & Dihsmaier (2011:123) sehen große „politische
Entwürfe und religiöse Ideen“ eher als Integrationsziele und „die typischen
Unternehmerziele“ eher als Autonomieziele an. Dennoch können sich beide Zielarten
auch auf einzelne Personen beziehen und als Ziel im Zielvereinbarungsprozess
angesprochen und verabredet werden.

5.8 Wirkung der Ziele


Will man nicht assoziativ arbeiten, so sind Ziele nach Maas (2010:2) notwendig.
Die Wirkung der Nutzung von Zielen als Führungsinstrument lässt sich auf vier
Mechanismen zurückführen, welche das Leistungshandeln der Mitarbeiter be-
einflussen. Demnach

- geben Ziele der Handlung eine Richtung,


- lenken die Aufmerksamkeit auf handlungsrelevante Informationen (vergleich-
bar mit der selektiven Wahrnehmung)
- führen höhere Zielen zu mehr Anstrengung und Ausdauer
- wirken Ziele zudem indirekt, indem sie zur Entwicklung von aufgabenspezifi-
schen Strategien und Plänen beitragen.

(Kleinbeck 1991, 2004 zit. in Maas 2010:2)

53
„Neueren Erkenntnissen der Neuropsychologie folgend erlebt das Gehirn auch immer
dann, wenn es sich das Erreichen eines eigenen Zieles vorstellt bzw. wenn es an der
Umsetzung des Zieles arbeitet, eine Stimmungsaufhellung, die durch körpereigene
Hormone verursacht wird.“ (Maas 2010:2)

5.9 Gütekriterien und Anforderungen


Um Ziele und Zielvorgaben gewinnbringend einsetzen zu können, bedürfen diese
einiger Gütekriterien. Gütekriterien dienen dazu, dass Unklarheiten und Unstimmig-
keiten weitgehend vermieden werden. Maas (2014:6) unterscheidet in formale und
inhaltliche Gütekriterien. Formale Gütekriterien beziehen sich auf die sprachliche
Formulierung der Ziele, die inhaltlichen Kriterien umfassen logisch-sinnhafte
Faktoren. (Maas 2014:6)

Zu den formalen Gütekriterien zählen:

- Eindeutigkeit
- Messbarkeit
- Zeitliche Befristung
- Persönlicher Bezug

Die inhaltlichen Gütekriterien beinhalten:

- Beeinflussbarkeit
- Erreichbarkeit
- Widerspruchsfreiheit
- Ernsthaftes Anstreben
- Akzeptanz

(Maas 2014:6)

Eine weitere Aufstellung der Gütekriterien und Anforderungen ist bei von Rosenstiel
(2001:177-178) zu finden, die sich größtenteils mit den von Maas (2014:6) formulier-
ten Regeln decken, jedoch elaborierter dargestellt werden.

54
Nach v. Rosenstiel (2001:177-178) gilt für Ziele:

- „Ziele sollten konkret [spezifisch (v. Rosenstiel 2007:96)] und präzise


formuliert werden. […] Es gilt […] möglichst zahlenmäßig die zu erreichende
Menge, Indikatoren der Qualität […] [etc.] zu präzisieren und auf diese klare
Weise anzugeben, was nun ganz genau erreicht werden soll.

- Ziele sollten so formuliert sein, dass sie kontrollierbar werden. Eine Voraus-
setzung ist, dass man sie klar und präzise bestimmt hat; man sollte aber auch
dafür sorgen, dass man über Methoden verfügt, welche die Überprüfung
gestatten. […] [in transparenter Weise messbar (v. Rosenstiel 2007:96)]

- Ziele sollten schwierig und herausfordernd sein. Sie sollten weder so hoch
angesetzt werden, dass der Einzelne von vornherein resigniert, noch so leicht,
dass ihre Bewältigung kein Erfolgserlebnis vermittelt. [schwierig aber erreich-
bar (v. Rosenstiel 2007:96)]

- Ziele sollten wichtig sein, sich also nicht auf Aspekte […] beziehen, die eher
nebensächlich und vernachlässigenswert erscheinen. […]

- Ziele sollten für die Aufgabe repräsentativ sein. Sie sollten alle wichtigen
Aspekte der Aufgabe betreffen. […]

- Ziele sollten miteinander nicht im Widerspruch stehen. [bei einer Mehrzahl von
Zielen einander nicht widersprechen. (v. Rosenstiel 2007:96)]

- Ziele sollten akzeptiert werden. Dies bedeutet, dass der […] [Mensch] von der
Wichtigkeit des Ziels zu überzeugen ist und dass er es zudem für erreichbar
hält. Ein guter Weg, dies zu sichern, besteht darin, dass […] [Pflegekraft] und
[…] [Pflegebedürftiger] das Ziel vereinbaren. Ein Ziel, bei dessen Formulierung
man selbst mitgewirkt hat, wird eher akzeptiert. In diesem Sinne gilt: So viel
Zielvereinbarung wie möglich, so viel Zielvorgabe wie nötig!

55
- Ziele sollten durch eine überdauernde Zielbindung verbindlich bleiben. Dies
bedeutet, dass sie im Bewusstsein des Tätigen repräsentiert bleiben sollen,
indem sie entweder in die Aufgabe selbst integriert werden oder indem
von außen – etwa durch […] [die Pflegekraft] – wieder und wieder darüber
gesprochen wird.

- Ziele sollten mit einer Rückmeldung über den Grad der Zielerreichung
verbunden werden. Dies lässt sich durch die Aufgabengestaltung realisieren,
wobei spezifische Gestaltungsprinzipien die Rückmeldung darüber sichern,
ob man den Sollwert erfüllt hat bzw. wie groß die Abweichung davon ist, oder
indem […] [die Pflegekraft den Pflegebedürftigen] regelmäßig im Einzelnen
darüber informiert, ob das Ziel erreicht wurde oder nicht.“

(v. Rosenstiel 2001:177-178)

Weiterhin sollten Ziele:

- „überschaubar, also zeitlich und inhaltlich begrenzt sein […];

- aus übergeordneten […] Zielen ableitbar, jedenfalls mit ihnen vereinbar sein
[und]

- Handlungsspielräume lassen [also] [nicht zu detailliert im Sinn eines dirigis-


tisch erlebten Zwischenzielsystems (v. Rosenstiel 2007:96)] […].“

(IM NRW 2003:16)


- Sowie „glaubhaft (d. h. keine ersatzweise ‚verdeckten‘ Ziele).“ sein
(v. Rosenstiel 2007:96)]

5.8.1 Zielformulierung SMART


Um den Gütekriterien und Anforderungen an Ziele zu entsprechen hat sich, vor allem
im Projektmanagement die Nutzung der sogenannten SMART-Formel als gewinn-
bringend herausgestellt und allgemein etabliert. Der Ursprung dieser Formulierung
nach SMART-Kriterien ist bislang (2015) noch nicht genau geklärt (Morrison 2010:1)
und je nach Literatur finden sich, vor allem beim Buchstaben A des Akronyms
unterschiedliche Anforderungen.

56
Das Akronym SMART steht dabei für:

Specific - Measurable - Accepted - Realistic - Timely“

Ins Deutsche übertragen kann folgende Bedeutung verwendet werden:

- Spezifisch
- Messbar
- Attraktiv / Aktuell / Akzeptiert / Angemessen / Anspruchsvoll
- Realistisch / Realisierbar
- Terminiert / Terminierbar

(Kolb 2012:XIV)
Dabei bedeutet:

Spezifisch: Ziele müssen eindeutig und klar zuordenbar definiert sein.


Messbar: Ziele müssen messbar sein, also ein Messbarkeitskriterium
enthalten.
Attraktiv / Aktuell / Akzeptiert / Angemessen / Anspruchsvoll:
Ziele müssen akzeptiert werden, was sowohl auf den Zielsetzer,
als auch, sofern es sich um Zielvereinbarung handelt, auf
weitere Beteiligte zutreffen muss (auch: angemessen, attraktiv,
abgestimmt ausführbar oder anspruchsvoll).
Realistisch / Realisierbar:
Ziele / Zielerreichungen müssen möglich sein
Terminiert / Terminierbar:
Ziele benötigen einen Zeithorizont, ansonsten handelt es sich
lediglich um Absichten bzw. Absichtserklärungen.

Besonders effektiv […] hat sich die Formel „SMART2+“ erwiesen. Neben der Zielfor-
mulierung im SMART-Modus werden Ziele „positiv“ formuliert (erstes „+“), das be-
deutet, als denjenigen Zustand, der erreicht wird und nicht als derjenige, welcher
vermieden sein soll. Als zweites „+“ soll das Ziel so formuliert sein, wie der ge-
wünschte Zustand bei Zielerreichung tatsächlich ist.

57
Alternativ finden sich für das Akronym SMART auch die in der Tabelle zusammen-
gefassten folgenden Varianten:

Tabelle 4: Alternative Bezeichnungen des SMART-Akronyms


(Kolb 2014b:32 in Anlehnung an Morrison 2010:1
und Wikipedia 2014:1)

S Significant, Stretching, Simple

M Meaningful, Motivational, Manageable

Appropriate, Achievable, Agreed, Assignable, Actionable, Ambitious, Aligned,


A
Aspirational, Attainable, As if now (wie bereits erreicht formuliert)

R Relevant, Realistic, Resourced, Resonant

Time-oriented, Time framed, Timed, Time-based, Timeboxed, Timely, Time-


T
Specific, Timetabled, Time limited, Trackable, Tangible

5.8.2 Zielkriterien im 3-V-Modell


In Ergänzung zum SMART-Modell, welches nach Ansicht von Paschen & Dihsmaier
(2011:120) eine starke Indikator-Orientierung aufweist und daher „eher technische
Zielkriterien“ beinhaltet, schlagen sie vor, dass mit dem 3-V-Modell eine Möglichkeit
gegeben ist, dem Ziel Kraft zu geben. Diese Kraft, die die Person in ihrer Ziel-
erreichung führen soll, nennen sie daher auch „Führungs-Kraft“, womit nicht der
Vorgesetzte gemeint ist.

Um Zielen „Führungs-Kraft“ zu verleihen, müssen die drei Zielkriterien des 3-V-


Modells erfüllt sein:

- Visionär:
Das Ziel muss visionär im Sinne von bildhaft sein. „Wenn man das Bild
eines Zieles verinnerlicht, kann gefühlsmäßig antizipiert werden, wie es
sein wird, wenn das Ziel erreicht wird. Nur ein Bild der Zukunft (und
nicht z. B. eine nackte Zahl) lässt vorwegnehmen, welche Unvoll-

58
kommenheit der Gegenwart verschwunden ist, wenn das Ziel erreicht
wurde.“ (Paschen & Dihsmaier 2011:120-121)

- Vielversprechend:
Das Ziel muss vielversprechend sein. Es muss „eine Antwort auf die
gegenwärtige Krise, auf die erlebten Unvollkommenheiten oder die
Sehnsüchte darstellen. Nur solche Ziele sind anknüpfungsfähig, die zu
der Welt der Wünsche und Träume der Geführten passen. Ziele ohne
Verheißungen und ohne Versprechen können für sich genommen keine
Führungs-Kraft entfalten.“ (Paschen & Dihsmaier 2011:121)

- Verstehbar:
Ziele müssen verstehbar sein. Ziele müssen verstehbar werden, indem
„sie auf die Vergangenheit verweisen und an einen Zustand anknüpfen,
den es in der Vergangenheit schon einmal gab oder der als Mangel
nach wie vor existiert. Erlebbar und verstehbar ist nur, was wir kennen.
Ziele können aber nicht im ganz eigenen Sinn neuartig sein. Wer sich
etwas völlig Neuartiges wünscht, hat keinen Anknüpfungspunkt, mit
dem er verstanden wird.“ (Paschen & Dihsmaier 2011:121)

Die folgende Abbildung veranschaulicht das 3-V-Modell nochmals bildhaft.

Abb. 11: Das 3-V-Modfell der Kriterien guter Ziele


(Kolb 2014b:33 in Anlehnung an
Paschen & Dihsmaier 2011:121)

59
5.10 Messung des Zielerreichungsgrades
Obgleich es wesentlich einfacher ist, festzustellen, ob quantitative Ziel erreicht
wurden, sehen Eyer & Haussmann (2005:37) auch qualitative Ziele als messbar an.
Die Messbarkeit hängt dann davon ab, ob eine präzise Definition der Bedingungen
erfüllt ist, die die Messbarkeit ermöglichen. „Dennoch liegt natürlich ein Unterschied
zwischen der präzisen Definition von Kriterien und Bedingungen für die Erreichung
von qualitativen Zielen auf der einen Seite und der Festlegung von Kennzahlen für
die Erreichung von quantitativen Zielen auf der anderen Seite vor.“ (Eyer & Hauss-
mann 2005:37)
Für quantitative Ziele ist – bei exakter Formulierung – eine zugehörige Kennzahl
(Größe, Menge, BMI, mg/dl, mmHg, Stückzahl etc.) gegeben. „Bei qualitativen Zielen
hingegen lässt sich eine allgemein gültige Regel nur in abstrakter Form aufstellen:
Die Erreichungskriterien sollten so klar und unzweideutig formuliert sein, dass
vollkommen klar ist, unter welchen Bedingungen das Ziel erreicht ist.“ (Eyer &
Haussmann 2005:37) Besonders günstig wäre darüber hinaus eine Angabe, die
Aufschluss darüber gibt, welche Bedingungen gegeben sein müssen, dass das Ziel
als teilweise erfüllt, als übererfüllt oder beispielsweise als völlig verfehlt anzusehen
ist. (Eyer & Haussmann 2005:37)

5.10.1 Prozentuale Messung


Verfügt das vorgegebene Ziel über eine genaue quantifizierte Zielgröße, so kann
die Zielerreichung prozentual gemessen werden. 100% Zielerreichung würde dabei
bedeuten, dass das Ziel genau erreicht wurde, 0% wäre der absoluten Zielverfehlung
zugeordnet.

Die Berechnung erfolgt nach der Formel:

Grad der Zielerreichung = (Erreichtes Ziel) / (Vorgegebenes Ziel)

Dabei kann der Zielerreichungsgrad auch gestaffelt werden und somit dem Mitarbei-
ter ein Toleranzbereich eingeräumt werden.

60
Folgende Staffelung wäre denkbar:

Kleiner als 50 % = nicht erfüllt


Größer als 50 % bis 80% = teilweise erfüllt
Größer als 80 % bis 100% = voll erfüllt
Größer als 100 % = übererfüllt.

(Charité o. J.:14)

Eyer & Haussmann (2005:38) fragen: „Soll die Zielerreichung prozentual oder mittels
Skala gemessen werden?“ und geben folgend an, dass eine Antwort auf diese Frage
generell schwer zu geben sein. „Allgemein gesagt werden kann freilich, dass eine
prozentuale Messung der Zielerreichung eigentlich nur in Frage kommt, wenn es sich
um ein quantitatives Ziel handelt. Bei qualitativen Zielen lassen sich prozentuale
Grade der Zielerreichung allenfalls mit einem hohen, kaum nachvollziehbaren Maß
an Willkür festlegen.“ (Eyer & Haussmann 2005:38)

5.10.2 Skalierte Messung


Um die Zielerreichung festzustellen – insbesondere auch den Grad der Ausprägung -
gehen Eyer & Haussmann (2005:37) auf die Möglichkeit ein, dies mittels einer mehr-
stufigen Skala auszuführen. Eine solche Skala könnte im Extremfall dichotom
sein und lediglich die Ausprägungen „Ziel erreicht“ und „Ziel verfehlt“ enthalten, was
aber dann nicht den Grad erfasst. Daher ist die Nutzung mehrstufiger Skalen, die
vierstufig, fünfstufig, sechsstufig, siebenstufig oder sogar noch weiter elaboriert sein
können, sinnvoll. „Entscheidet man sich für eine mehrstufige Skala, so stellt sich
die Frage, wie viele Stufen die Skala haben soll. Auch hier ist die Antwort schwer zu
geben. Ein grundsätzlicher Unterschied zwischen verschiedenen Skalen besteht
nicht nur in der Anzahl der Stufen, sondern auch darin, ob es sich um eine Skala mit
einer geraden oder […] [einer] ungeraden Anzahl von Stufen handelt“ (Eyer &
Haussmann (2005:38), wobei Eyer & Haussmann (2005:38) im Weiteren auf die
Tendenz der Entscheidung zur Mitte hinweisen. „Bei diesem Fehler häufen sich die
Beurteilungen übermäßig in der Mitte der Beurteilungsskala, oder es werden sogar
nur mittlere Beurteilungen abgegeben.“ (Bähr 2008:8 zit. in Kolb 2012b:50) Ähnlich
beschreibt auch Siegrist (2005:112 zit. in Kolb 2012b:50) dies als „Effekt der
zentralen Tendenz: Liegen unvollständige Informationen zur Urteilsbildung vor oder

61
scheint die Beurteilungsaufgabe so schwierig, dass eine Differenzierung schwer fällt,
so wählt der Beobachter vermehrt mittlere Werte auf Beurteilungsskalen.“ Nach Eyer
& Haussmann (2005:38) haben sich vier- und fünfstufige Skalen in der Praxis
bestens bewährt und sind dort auch am häufigsten anzutreffen. Die Beschriftung der
Skala, also die Benennung der einzelnen Stufen ist neben der Skalenbreite das
bedeutendste Element und sollte positiv formuliert werden. Insbesondere gilt dies
auch bei der Zielverfehlung um diese „nicht als zu negativ […] [herabzuwürdigen].“
(Eyer & Haussmann 2005:38)

Denkbare Skalenbenennungen nach Eyer & Haussmann (2005:39) wären


beispielsweise:

Dreistufige Skala:
1 Punkt: „entspricht nicht den Anforderungen“
2 Punkte: „entspricht voll den Anforderungen“
3 Punkte: „übertrifft die Anforderungen“

Vierstufige Skala:
1 Punkt: „entspricht den Mindestanforderungen“
2 Punkte: „entspricht voll den Anforderungen“
3 Punkte: „übertrifft die Anforderungen“
4 Punkte: „übertrifft weit die Anforderungen“

Fünfstufige Skala:
1 Punkt: „entspricht nicht den Anforderungen“
2 Punkte: „entspricht größtenteils den Anforderungen“
3 Punkte: „entspricht voll Anforderungen“
4 Punkte: „übertrifft die Anforderungen“
5 Punkte: „übertrifft erheblich die Anforderungen“

62
5.10.3 Goal Attainment Scaling (GAS)
Eine, ursprünglich aus dem Bereich der klinischen Psychologie stammende Ziel-
erreichungsskala, 1968 von Thomas Kiresuk und Robert Sherman entwickelt,
schlagen Ina Schäfer und Prof. Dr. Petra Kolip zur Messung der Zielerreichung vor:
Goal Attainment Scailing (GAS). Es handelt sich dabei um ein Instrument, welches
genutzt werden kann, um selbstgesteckte Ziele zu evaluieren. Nachdem ein
oder auch mehr Ziele entsprechend den allgemeinen Gütekriterien (u. a. SMART)
festgelegt wurden, werden Indikatoren fixiert, mit deren Hilfe die Zielerreichung
überprüft wird. Die Indikatoren spannen eine 5-stufige Skala auf (-2; -1; 0; +1
und +2), deren Mitte (Wert = 0) das erwartete Ergebnis, also die Zielerreichung
repräsentiert. Von dieser Mitte ausgehend „werden je zwei Stufen nach oben (‚mehr
als erwartet‘ und ‚viel mehr als erwartet‘) und zwei Stufen nach unten (‚weniger als
erwartet‘ und ‚viel weniger als erwartet‘) gebildet.“ (Schäfer & Kolip 2011:3) Schäfer &
Kolip (2011:3) spricht davon, dass es sich bei GAS um eine flexible Zielerreichungs-
skala handelt, die unterschiedliche Ziele unterschiedlicher Ebenen in unter-
schiedlichen Kontexten bedienen kann. Wichtig sei, dass Goal Attainment Scailing
(GAS) möglichst bereits während des Planungsprozesses – also der Zielsetzung
bzw. Zielvereinbarung – und somit vor Beginn der Umsetzung implementiert wird.
„Es ist nicht erforderlich, die Zielerreichung in einem Schritt bis zum Ende […] zu
formulieren. Es können auch Zwischenziele formuliert werden, die dann im Prozess
fortgeschrieben werden.“ (Schäfer & Kolip 2011:3) Die Qualitätsentwicklung im
Arbeitsprozess werde nach Schäfer & Kolip (2011:3) unterstützt, allerdings erfordere
GAS Zeit sowie die Bereitschaft, sich „auf einen zunächst abstrakt erscheinenden
Prozess einzulassen.“ Zunächst benötigt der Anwender etwas Übung, um die Skalen
zu formulieren, so Schäfer & Kolip (2011:3)
Goal Attainment Scailing wirke sich unterstützend auf die Qualitätsentwicklung
im Bereich der Planungs- und Prozessqualität aus indem eine Überprüfung selbst-
gesetzter Ziele möglich wird.

63
„GAS…

 sorgt für eine Konkretisierung und Strukturierung des Arbeitsprozesses, indem


Klarheit, Verbindlichkeit und Transparenz bezüglich der […] Ziele und […] zu
bewältigenden Aufgaben gefördert werden;
 intensiviert die Zusammenarbeit und vertieft das gegenseitige Vertrauen;
 kann überhöhte Erwartungen auf ein realistisches Maß begrenzen und so die
Motivation aller Beteiligten stärken.“

(Schäfer & Kolip 2011:4)

Zur Zielevaluation wird eine Skalierung mit Indikatoren angelegt. Diese ergeben sich
nach Schäfer & Kolip (2011:10) aus Strategie beziehungsweise Maßnahmen, die zur
Zielerreichung umgesetzt werden. „Der Indikator steht daher in direkter oder indirek-
ter Beziehung zu der Zielsetzung und muss messbar sein.“ (Schäfer & Kolip 2011:10)
Hierfür steht das Akronym ZWERG zur Verfügung.

Das Akronym steht für:

Z: Zentrale Bedeutung:
Der Indikator liefert aussagekräftige Hinweise auf das Ziel
W: Wirtschaftlichkeit:
Der Indikator muss mit einem angemessenen und vernünftigen Aufwand
messbar, erhebbar sein.
E: Einfachheit:
Der Indikator muss einfach, verständlich und nachvollziehbar sein.
R: Rechtzeitigkeit:
Die Daten müssen rechtzeitig und zu einem sinnvoll-nützlichen Zeitpunkt
verfügbar sein
G: Genauigkeit:
Der Indikator muss einen verlässlichen Maßstab darstellen.

(Schäfer & Kolip 2011:10)

Die nachfolgende Tabelle stellt ein Beispiel für eine Zielerreichungsskala vor.

64
Tabelle 5: Beispiel zur Zielerreichungsskala
(Kolb 2014b:39)

(Beispiel:
+2:
Ist:
Viel mehr als erwartet
Hr. M. läuft bis zum 01.07. selbständig 90m in 2 Minuten)

(Beispiel:
+1:
Ist:
Mehr als erwartet
Hr. M. läuft bis zum 01.07. selbständig 70m in 2 Minuten)

2+
Zielbeschreibung entsprechend SMART
(Beispiel:
0: Soll:
Erwartetes Ziel Hr. M. läuft bis zum 01.07. selbständig 50m in 2 Minuten)
Ist:
Hr. M. läuft bis zum 01.07. selbständig 50m in 2 Minuten)

(Beispiel:
-1:
Ist:
Weniger als erwartet
Hr. M. läuft bis zum 01.07. selbständig 50m in 3 Minuten)

(Beispiel:
-2:
Ist:
Viel weniger als erwartet
Hr. M. läuft bis zum 01.07. selbständig 50m in 5 Minuten)

Für die Auswertung schlagen Schäfer & Kolip (2011:10) graphische oder tabellari-
sche Darstellungen oder auch eine summative Evaluation vor, sofern mehrere Ziele
erreicht werden wollen.

5.11 Fehler bei Zielvereinbarungen


Wie bei allen anderen Prozessen innerhalb des Arbeitslebens, so kann es auch
bei der Zielvereinbarung zu Fehlern kommen. Eine Auswahl wird nachfolgend
beschrieben.

65
5.11.1 Zielsetzung statt Zielvereinbarung
Die Pflegekraft bestimmt allein die Ziele und breitet diese dem Pflegebedürftigen
vor. Der Pflegebedürftige ist dabei kein Beteiligter sondern erlebt die Ziele als
von außen kommend, was dazu führt, dass sie mittels extrinsischer Motivation
verfolgt werden. „Das Verhältnis extrinsischer und intrinsischer Motivation ist bei
sog. Fremdbestimmten Handlungen mit übernommenen Zielen anders als bei sog.
Selbstbestimmten mit selbstgesetzten Zielen. Bei übernommenen Zielen wird ein
deutlicher Unterschied erlebt zwischen der Instrumentalität von […] [Pflege-
ergebnissen] und Valenzen, die dem Handeln selbst entstammen. In der
Gesamtvalenz herrscht die Instrumentalität der Ergebnisse vor. Bei Handlungen
mit selbstgesetzten Zielen wird dagegen kein klarer Unterschied zwischen der
instrumentellen Ergebnisvalenz und der intrinsischen Valenz des Handelns erlebt,
und hier ist die letztere bestimmend.“ (Kuhl 1983 zit. in Hacker & Sachse 2014:233)
Es gilt, dass selbstgesetzte Ziele (Zielvereinbarungen) im Erleben hervorgehoben
sind, mit höherem Wohlbefinden und verbessertem Leistungsverhalten verbunden
sind und daher wirksamer als übernommene bzw. gesetzte Ziele verfolgt werden.
(Hacker & Sachse 2014:123)

5.11.2 Verwechslung von Ziel und Indikatoren


Paschen & Dihsmaier (2011:72) benennen die Tatsache, dass es dazu kommen
kann, dass Ziel und Indikator verwechselt wird und somit die Sinnhaftigkeit eines
Zieles nicht erlebbar wird, als ein Problem und somit einen Fehler innerhalb des
Zielvereinbarungsprozesses. Die Aussage: ‚Der Pflegebedürftige kann bis zum
30.04.2020 5% weiter gehen‘ ist in diesem Sinne nämlich kein Ziel sondern lediglich
der Indikator für ein dahinter liegendes Ziel. (Paschen & Dihsmaier 2011:72) Der
Indikator ist in diesem Fall die 5%ige Steigerung, die auch als Indikator messbar ist –
es bleibt aber die Frage nach dem tatsächlichen Ziel. „Was ist das ‚Zielfoto‘, für das
sich Einsatz und Mühsal lohnen?“ fragen Paschen & Dihsmaier (2011:73) hier zu
Recht.

66
5.11.3 Ziele ohne Zukunftsentwurf
Die Qualität einer guten Pflegekraft drückt sich unter anderem dadurch aus, dass
diese Zukunftsbilder für den Pflegebedürftigen vorgeben kann. Wenn diese allerdings
nicht klar und bildhaft den Pflegebedürftigen eine Vorstellung – ein Bild der Zukunft
(Zukunftsbild) – „malen“ können, fällt es für letztere schwer, ihnen zu folgen. „Wenn
sie nur Indikatoren für […] Ziele benennen können, bleibt […] [der] Zukunftsentwurf
schal und blutleer“ (Paschen & Dihsmaier 2011:73) und es wird nicht deutlich, „wie
es dort aussehen wird, wenn man angekommen ist.“ (op. cit.)

5.11.4 Ziele ohne sinnvolle Begründung


Ein weiterer Fehler ist, dass Ziele vereinbart werden, ohne, dass diese auf einer
sinnvollen Begründung basieren. Ziele müssen daher sinnvoll zu begründen sein.
Dies kann hinterfragt werden durch Erotemata wie: Was ist der eigentliche Zweck,
der durch die Erreichung des Zieles erfüllt wird? Warum ist es wichtig? Warum muss
z. B. investiert werden? Paschen & Dihsmaier (2011:74) weisen weiter auf die Gefahr
hin, dass fehlender Sinn dann durch externe Motivation kompensiert werden muss,
was wesentlich aufwändiger und anstrengender ist.

5.11.5 Opferung sinnvoller Ziele für Messbarkeit


Obgleich Ziele messbar sein sollen führen nach Ansicht von Paschen & Dihsmaier
(2011:77) zu strenge Anforderungen an die Kriterien der Messbarkeit dazu, dass auf
den „oberen Ebenen […] das System [funktioniert]. Weiter unten in der Hierarchie
werden solche Ziele, die viel Sinn ergeben, aber nicht messbar sind, nicht vereinbart.
Stattdessen werden Dinge vereinbart, die nicht selten nutzlose Sonderaufgaben
beinhalten, aber gut messbar sind.“ Es entstehen dadurch eher „nervige Sonder-
aufgaben“, anstatt Motivation durch sinnhaft erlebte Zielvereinbarung. (Paschen &
Dihsmaier 2011:77)

5.11.6 Fehlende Anknüpfung


Entsprechend dem 3-V-Modell müssen Ziele verstehbar sein und an die Erfahrungs-
welt der Pflegebedürftigen anknüpfen. Bei fehlender Anknüpfung werden Zielerrei-
chungsprozesse abgelehnt, da ein klares Bild des erreichten Zustandes - Paschen &
Dihsmaier (2011) sprechen an mehreren Stellen von „Zielfoto“ – fehlt. Demnach
können völlig neuartige Ziele, ohne jegliche Vorerfahrung seitens der Pflegebedürfti-

67
gen, nicht verstanden und folglich nicht verfolgt werden. (Paschen & Dihsmaier
2011:121)

5.11.7 Kumulierte Sicherheitspuffer


Winkler & Hofbauer (2010:134-135) beschreiben einen Effekt, bei dem Ziele
über eine Kaskade an die Mitglieder des Zielsetzungsprozesses von oben nach
unten herangetragen werden. Nicht nur, dass es dazu kommen kann, dass die
Pflegebedürftigen dies weniger als Zielvereinbarung sondern eher als Zielsetzung
auffassen, so „besteht […] die Tendenz, auf jeder Stufe einen ‚Puffer‘ einzubauen.
[Termin, Zielhöhe etc.]. […] Damit beabsichtigen sie, sich ein ‚Sicherheitspolster‘
anzulegen, für den Fall, dass ein […] [Pflegebedürftiger] das Ziel nicht ernst […]
[nimmt].“ (Winkler & Hofbauer 2010:134) Das dadurch entstehende Problem ist
allerdings, dass sich diese Puffer kumulieren und schließlich unrealistische Ziele
ankommen. (op. cit.:135)

5.11.8 Bestehende Zielkonflikte


Bestehen zwischen den Zielen Zielkonflikte, beispielsweise indem zwei oder mehrere
Ziele zueinander konfliktär formuliert wurden, kann dies dazu führen, dass keines der
Ziele erreicht wird bzw. erreicht werden kann. Möglichkeiten, um Zielkonflikte zu
vermeiden sehen Winkler & Hofbauer (2010:135) beispielsweise darin, dass

- Ziele an Prioritäten ausgerichtet werden und


- weitere Personen, beispielsweise benachbarter Bereiches einbezogen
werden.

(Winkler & Hofbauer 2010:135)

Letztlich bietet sich hier die Möglichkeit des Multigrade Clinical Reasoning.

5.11.9 Zu lange Zielzeiträume


Direkt nach der Zielvereinbarung muss überprüft werden, ob das Ziel auch in der
Praxis umsetzbar, also realisierbar / erreichbar ist. Hiermit verbunden ist auch die
Prüfung der temporären Komponente. Dabei weisen Winkler & Hofbauer (2010:137)
nochmals explizit darauf hin, bereits im Zielvereinbarungsgespräch zwischen der
Pflegekraft und dem Pflegebedürftigen zu vereinbaren, dass auch er selbst für die

68
Umsetzung der Maßnahmen zur Zielerreichung zuständig und verantwortlich ist. Das
bedeutet, auf eine gewisse Compliance hinzuweisen.

5.11.10 Geringschätzung konstruktiver Atmosphäre


Mindestens genauso wichtig wie eine präzise Zielformulierung (SMART 2+; 3V) ist für
die Zielerreichung eine vertrauensvolle Atmosphäre, da nur so offene Diskussionen,
gemeinsame Kreativität oder gegenseitige Hilfen und Unterstützung möglich sind.
Daher ist es umso wichtiger, dass den Pflegebedürftigen pflegerische Maßnahmen,
Ziele etc. offen kommuniziert werden und ihnen damit vermittelt wird, dass ihre
Ansichten, Gefühle und Bedenken ernst genommen werden. (Winkler & Hofbauer
2010:139) „In Experimenten konnte nachgewiesen werden, dass […] [Ziele], die
in einer freundlichen unterstützenden Atmosphäre erläutert und begründet wurden,
sowohl eine ebenso hohe Identifikation mit dem Ziel als auch Leistung zur Folge
hatten wie Ziele, die partizipativ [Anm.: als Zielvereinbarung gemeinsam entwickelt]
vereinbart wurden.“ (Locke & Latham 1990 zit. in Winkler & Hofbauer 2010:139)

6 Planung der Maßnahmen


Planung und Durchführung der Pflegemaßnahme soll geeignet sein, um das
Pflegeproblem zu lösen, indem das aufgestellte Pflegeziel erreicht wird. Die Planung
entspricht sozusagen einer Pflege-Verordnung (Wortwahl in Analogie zur ärztlichen
Verordnung) und ist somit für alle an der Pflege Beteiligten verbindlich. (Uhl 2000)
Die Maßnahmen können demnach nur Pflegemaßnahmen, also „pflegerische
Maßnahmen“ sein, da sie von Pflegenden geplant und von Pflegenden ausgeführt
werden.
Aus der Planung muss ersichtlich sein,

wer, was, wann, wie oft, wo, wie

durchführen soll. „Die Pflegemaßnahmen sind präzise, kurz und verständlich zu


formulieren, sie beschreiben keine medizinische Therapie.“
(MDS 2005:30)

69
7 Durchführung der Maßnahmen
Die Umsetzung der Pflegeplanung geschieht durch die tatsächlichen Pflege-
maßnahmen. Hierbei kommt es zu Überschneidungen mit den anderen Phasen des
Pflegeprozesses: Neue Informationen werden gewonnen, Probleme und Ressourcen
neu erkannt oder präzisiert und dementsprechend kann eine Anpassung der Ziele
und schließlich eine Modifikation der Planung wichtig werden. Um Pflegemaßnahmen
wirkungsvoll durchzuführen sollten sich Pflegekräfte zunehmend Evidence Based
Nursing (EBN) und Best Practice (BP) bedienen. Dies inkludiert „die Nutzung
der derzeit besten wissenschaftlich belegten Erfahrungen Dritter im individuellen
Arbeitsbündnis zwischen einzigartigen Pflegebedürftigen […] und professionell
Pflegenden.“ (Behrens & Langer 2010:25)

Abb. 12: Pflegeplanung:


Ausgehend von der Informationssammlung wird der Pflege-
prozess initiiert und durch die Evaluation geschlossen.
(Eigene Darstellung / Tafelanschrift im Unterricht entstanden)

70
8 Beurteilung der durchgeführten Pflege
Als letzter Schritt findet die Bewertung (Evaluation) als retrospektiver Vorgang statt.
In ihr wird die durchgeführte Pflege, alle vorgenannten einzelnen Schritte sowie
das Resultat (Outcome des Pflegebedürftigen) beurteilt. Mittels Soll-Ist-Analyse
werden die Wirkungen der Pflegemaßnahmen auf die Pflegeziele, Probleme und
Ressourcen bewertet. Die Evaluation findet bei unvorhersehbaren Veränderungen
zum Beispiel stetiger Verschlechterung oder zu einem bereits in der Planung
festgelegten Zeitpunkt statt. Aus dem Ergebnis folgt gegebenenfalls eine neue
Zielfestschreibung und / oder eine Veränderung der Pflegemaßnahmen. (Kolb 2012)

Abb. 13: Aufbau einer Pflegeplanung


Zusammenhang von Problemen und Ressourcen
(Eigene Darstellung / Tafelanschrift im Unterricht entstanden)

71
9 Nutzung gerichteten Denkens zur Pflegeplanung
Als Vorbemerkung sei gesagt, dass es sich bei den folgenden Ausführungen um
ein bewusstes Denken handelt. Vorgänge des unbewussten Denkens, wie dies
beispielsweise innerhalb der Intuition stattfindet werden hier ausgeklammert. Alle
Beispiele und Anmerkungen beziehen sich auf einen rein rational-deliberaten Bereich
des Denkens. Denken bedeutet das intellektuelle Vorgehen, um zu Folgerungen zu
gelangen, Entscheidungen zu fällen oder Gedankengänge zu vertiefen. Demgemäß
gehört zum Denken die korrekte Anwendung logischer Gesetzmäßigkeiten, ebenso
wie Erinnern und Behalten. Es umfasst als ein kreativer Prozess des Entdeckens,
Erfindens und Konzipierens das Entstehen von Meinungen und Überzeugungen
ebenso wie das Urteilen. (Neufeld 1991 zit. in Kolb 2012:82)
Der Duden (2014a:1) definiert den Begriff „Denken“ als:

- die menschliche Fähigkeit des Erkennens und Urteilens anwenden; mit dem
Verstand arbeiten; überlegen
- eine bestimmte Gesinnung haben, gesinnt sein
- annehmen, glauben, vermuten, meinen
- eine bestimmte Meinung von etwas haben, etwas von etwas halten
- sich etwas [in bestimmter Weise] vorstellen
- sich erinnern, gedenken
- seine Gedanken, sein Interesse auf jemanden, etwas richten
- eine bestimmte Absicht haben, etwas Bestimmtes vorhaben

(Duden online 2014a:1)

Denken im Pflegeprozess soll zum „Purposeful Thought“, dem zielgerichteten


Gedanken führen. Er beinhaltet die Wahrnehmung von Schlüsselwörtern (Cue
Acquisition), der Generierung von Hypothesen (Hypothesis Generation) und der
Testung dieser Hypothesen (Hypothesis Evaluation). Zum Erkennen dieser Cues
ist seitens der Pflegekraft Fachwissen notwendig, welches während des kognitiven
Vorganges des Denkens eingesetzt wird. Ohne dieses Wissen können Cues
übersehen werden. Es gilt das Grundprinzip der Diagnostik: „Man erkennt nur,
was man kennt!“, welches Barrows und Pickell folgendermaßen erweiterten:
„If you don´t look for it – you won´t see it. If you don´t listen or sniff for it – you won´t
hear or smell it!” (Barrows & Pickell 1991:33)

72
9.1 Denkweise versus Denkstrategie
Zu unterscheiden ist die Denkweise von der Denkstrategie. Auch für den Begriff
der „Denkweise“ gibt der Duden (2014b:1) Auskunft. Demnach handelt es sich
bei der Denkweise um Anschauung, Anschauungsweise, Denkart, Einstellung,
Gedankengang, Gedankenrichtung, Geist, Geisteshaltung, Gesinnung, Ideologie,
Sinnesart, Weltanschauung, Weltbild, (bildungssprachlich) Mentalität, (salopp)
Denke, (umgangssprachlich scherzhaft); Gehirnakrobatik, (veraltend) Denkungsart,
Denkungsweise (Duden online 2014b:1) während Papadakis (2010:1) den Begriff
der „Denkstrategie“ im Bereich der Problemlösestrategie, Vorgehensweise
beim Problemlösen verortet, was bedeutet, dass es sich dabei um eine bewusst
geplante, also intendierte, zielgerichtete Denkweise zur Problemlösung handelt.
Innerhalb des Pflegeplanungsprozesses benötigt die Pflegekraft folglich eine
Denkstrategie!

9.2 Gerichtetheit des Denkens


Denken im pflegerischen Prozess kann gerichtet oder ungerichtet sein. Gerichtetes
Denken sucht nach Antworten und Bedeutungen, es ist zweck- und zielorientiert.
Besonders wichtig ist es in den Phasen 1 bis 4 und 6 des Pflegeprozesses. Es unter-
liegt der Kontrolle des Denkers und kann durch Denkstrategien beeinflusst werden.
In der Literatur findet sich für diese Art des Denkens auch der Begriff „Kontrolliertes
Denken“.
Ungerichtetes Denken als „Basis für Routineverrichtungen und gewohnheitsmäßige
Aktivitäten“ (Miller 2000:31) trifft man eher, aber nicht ausschließlich in Phase 5
„Durchführung der Pflege“. Es ist mit Eigenschaften wie mühelos, absichtslos,
unwillkürlich oder unbewusst assoziiert, weshalb auch der Begriff „Automatisches
Denken“ (auch: „Automatisiertes Denken“) verwendet wird.

9.3 Methoden und Formen des gerichteten Denkens


Die nachfolgend dargestellten Methoden und Formen beziehen sich auf das
gerichtete, kontrollierte Denken. Dieses kann die Pflegekraft im Pflegeprozess nutzen
um ihn bestmöglich auszugestalten. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich
Denken zwar kategorisieren lässt, „diese Kategorien […] wichtig [sind] für die
Auseinandersetzung mit dem Phänomen, [sich jedoch] überlappen.“ (Miller 2000:32)
Die Anwendung unterschiedlicher Denkmethoden und -formen ermöglicht es

73
der Pflegekraft ein Problem zu zerlegen und es von mehreren Aspekten aus zu
betrachten.

Abb. 14: Problemzergliederung


Manche Probleme müssen aufgrund ihrer Komplexität zergliedert
werden um sie zu lösen.
(Kolb 2012:83)

Oft verwehrt die Komplexität eine schnelle Lösung und nur durch die analytische
Betrachtung beispielsweise durch die Zergliederung kann eine gute Entscheidung
und schließlich eine bestmögliche Pflege erreicht werden. Diese Differenzierung
ist nach George A. Miller notwendig, da die Gedächtnisspanne, also die Anzahl der
Einzelinformationen, die ein Mensch im Arbeitsspeicher seines Gedächtnisses
gleichzeitig vergleichen und in logischer Beziehung miteinander setzen kann,
begrenzt ist. Miller hat diese einzelnen Speichereinheiten „Chunks“ genannt und
in der nach ihm benannten „Millerschen Zahl“ mit 7 ± 2 Chunks angegeben.
(Miller 1956) Folgende Methoden und Formen werden dargestellt:

- Divergentes und konvergentes Denken


- Analytisches und synthetisches Denken
- Induktives und deduktives Denken
- Deskriptives und normatives Denken
- Kritisches Denken
- Kreatives Denken
• Laterales Denken
• Paradoxes Denken
• Lautes Denken

74
9.3.1 Divergentes und konvergentes Denken
Beim divergenten Denken hat die Pflegekraft zunächst eine Information zur
Verfügung oder ein Pflegeproblem erkannt. Hieraus kann sie mehrere Hypothesen
bezüglich Planung, Zielsetzung und Durchführung der Pflege bilden. Es kommt dabei
darauf an, möglichst viele Alternativen zu erarbeiten. Diese können im Bereich der
Pflegediagnosen, der Interventionen aber auch der Prophylaxen liegen. Aus diesen
divergierenden Gedanken folgen zahlreiche neue Gedanken und Ideen, welche dann
wieder zusammengefügt werden können. Dieser Vorgang, das konvergente Denken,
soll dann zur besten Idee führen. Unter Umständen können Lösungen geclustert und
innerhalb mehrerer Konvergenzen zusammengeführt werden.

Abb. 15: Divergentes und konvergentes Denken


(Kolb 2012:84, leichte Modifikation)

75
9.3.2 Analytisches und synthetisches Denken
Beim analytischen Denken betrachtet die Pflegekraft den gesamten Pflege-
bedürftigen, sein gesamtes Umfeld oder den gesamten notwendigen Pflegebedarf.
Dann zergliedert sie und untersucht einzelne Teile separat. Die Bestandteile werden
nunmehr einzeln und zunächst einmal unabhängig voneinander betrachtet und
gegebenenfalls bewertet.
In der Synthese, dem synthetischen Denken werden mehrere Elemente, die zuvor
vielleicht in keinerlei Relation standen, zusammengefügt. Es kann dabei nachgedacht
werden, ob Beziehungen existieren und welche Wechselwirkungen bei unter-
schiedlichen Additionen auftreten. Eine Gesamtbewertung kann hierbei zu anderen
oder weitreichenderen Schlüssen führen. Das verkürzte Zitat: „Das Ganze ist mehr
als die Summe seiner Teile!“, welches Aristoteles zugeschrieben wird, trifft hier den
Kern synthetischem Denkens.

Abb. 16: Analytisches Denken


(Kolb 2012:84)

Abb. 17: Synthetisches Denken


(Kolb 2012:84)

76
9.3.3 Induktives und deduktives Denken
Laut Isfort & Weidner (2001) ist es das Ziel des Pflegeprozesses einen individuellen
Pflegeplan über ein induktives Verfahren zu erstellen. Dieser Forderung schließt sich
auch der MDS in seiner Grundsatzstellungnahme an. (MDS 2005) Die Pflegekraft soll
also im Rahmen ihrer Handlungskompetenz über induktives Denken verfügen und
dieses im Pflegeprozess anwenden.
Beim induktiven Denken erkennt die Pflegekraft in einem konkreten Fall,
beispielsweise einem Apoplektiker, aufgrund ihres Fachwissens, welche Hilfe der
Pflegebedürftige benötigt. Sie schließt also von den Problemen des Bewohners
auf dessen Pflegeziele und setzt die Pflegemaßnahmen entsprechend fest. Ebenso,
also induktiv, wird eine Pflegeplanung im Rahmen des Pflegeprozessmodells
nach Fiechter & Meier durchgeführt.
Im umgekehrten Fall, dem deduktiven Denken, verfügt die Pflegekraft zunächst
über eine allgemeine Theorie, welche sie dann auf die Probleme eines speziellen
Pflegebedürftigen anwendet. Dies könnte die Theorie sein, dass Immobilität
zu Obstipation führen kann. Sie erkennt im Apoplektiker diverse Bewegungs-
einschränkungen, schließt darauf (Risikodiagnose), dass dieser aufgrund seiner
Immobilität obstipationsgefährdet ist und setzt prophylaktisch entsprechende
Maßnahmen in der Pflege ein.

Abb. 18: Induktives und deduktives Denken


(Kolb 2012:85)

77
Beispiel für die Anwendung des induktiven Denkens:

Abb. 19: Induktives Denken im Pflegeprozess


(Kolb 2014c:30-32)

78
Beispiel für die Anwendung des deduktiven Denkens:

Abb. 20: Über deduktives Wissen zu neuen Erkenntnissen


(Kolb 2014c:36-39)

79
9.3.4 Deskriptives und normatives Denken
Im Rahmen des Pflegeprozesses nutzt die Pflegekraft sowohl deskriptives
(beschreibendes), als auch normatives (wertendes) Denken. Während der
Dokumentation der durchgeführten Pflegemaßnahmen ist sie angehalten möglichst
neutral, fachlich richtig und ausführlich genug beispielsweise das Verhalten oder
Befinden des Pflegebedürftigen zu beschreiben. Hierzu ist das deskriptive Denken,
welches alle Bewertungen unberücksichtigt lässt entscheidend. Auf der anderen
Seite, vor allem im Rahmen der Evaluation, ist es notwendig Schlussfolgerungen zu
ziehen, zu begründen und somit auch zu werten. Um dies bestmöglich zu erreichen
setzt die Pflegekraft das normative Denken ein. Meist werden beide Variationen
zusammen benötigt. Ein praktisches Beispiel könnte sein: „Ich sehe, dass der alte
Mensch nicht selbständig isst (deskriptiver Anteil), er benötigt daher Hilfe! (normati-
ver Anteil)“

9.3.5 Kritisches Denken


Einen breiten Raum in der englischsprachigen Fachliteratur, hauptsächlich im
Bereich der Vereinigten Staaten von Amerika, nimmt das kritische Denken ein.
Manche Autoren setzen „Critical Thinking“ sogar mit „Clinical Reasoning“ gleich,
während andere darin, wie auch hier, nur ein Werkzeug sehen, welches im CR- und
Pflöegeprozess angewendet werden kann. „Der Begriff kritisches Denken wird
von einigen Autoren ziemlich unpräzise für eine Vielzahl von mentalen Aktivitäten
verwendet, andere bezeichnen damit einen Typ des Denkens, der die Beherrschung
bestimmter kognitiver Fertigkeiten voraussetzt.“ (Miller 2000:33)
Beispielsweise schreibt Ruth N. Grendell: „Kritische Denker (Critical Thinker)
sind Personen, die wissen, wie man denkt.“ (Grendell (2004) zit. in Daniels 2004:180)

Für miteinander in Verbindung stehende Techniken und Einstellungen, die auf


kritischem Denken basieren können folgende genannt werden:

- „Aktiv denken
Unter Einsatz von Intellekt, Wissen und Geschick hinterfragen, erkunden und
mit sich selbst, mit anderen und dem Leben insgesamt effektiv umzugehen.
- Sorgfältige Situationsanalysen durchführen
Relevante Fragen zu stellen und beantworten.

80
- Eigenständig denken
Eigenen Ideen sorgfältig überprüfen und eigene begründete Schluss-
folgerungen ziehen.
- Verschiedene Sichtweisen einnehmen
Tiefes und umfassendes Verständnis anstreben.
- In geordneter Form diskutieren
Gedanken und Erfahrungen mit anderen gemäß gewisser Regeln austau-
schen und erörtern.“

(Miller 2000:32 - 33)

9.3.5.1 Faktoren des kritischen Denkens


Kritisches Denken in der Pflege stützt sich auf Techniken und Einstellungen, die als
Faktoren relevant sind.

Diese Faktoren sind:

- Fokus (Focus)
Abgrenzung, Abklärung und Formulierung des zentralen Themas oder
Problems, was im Pflegeprozess der Problembeschreibung entspricht.

- Sprache (Language)
Hierin wird die Beurteilung von Klarheit und Präzision, die Definition von
Schlüsselbegriffen (Cues), aber auch dem Ausfindigmachen emotional
gefärbter Wörter sowie die Einschätzung des Kontextes zusammengefasst.
Am deutlichsten tritt dies im Zusammenhang mit der Informationssammlung
zu Tage.
3

- Annahmen (Assumptions)
Dies meint sowohl die Einschätzung des klientenbezogenen, familiären,
institutionellen und gesellschaftlichen Kontextes, was sich besonders deutlich
in der Analyse der wertebezogenen, deskriptiven, definitorischen und
kontextuellen Annahmen zeigt. Letzteres präsentiert sich primär in den
Einstellungen des Pflegebedürftigen beispielsweise in Bezug auf seine Ethik.

81
- Bezugssystem (Frame of references)
Die Einschätzung des Bezugssystems, der Einstellungen und Annahmen des
Pflegebedürftigen, aber auch die des Pflegepersonals sind hiermit gemeint.

- Belegmaterial (Evidence)
Das Begründen z. B. der Pflegeinterventionen durch Evidence-basierte
Maßnahmen, also der wissenschaftliche Ansatz, wird im kritischen Denken
in diesem Punkt repräsentiert. Miller (2000) nennt hier die Auswertung von
Datenmaterial aus der quantitativen und qualitativen Forschung, die
Zuhilfenahme der Ergebnisse von Pflegeassessments sowie die Ableitung
stichhaltiger Schlussfolgerungen aus Forschungs- und Klientendaten. Letztlich
führt sie auch die Evaluation dieser Daten auf Relevanz für die eigene
Pflege an.

- Beweisführung (Reasoning)
Innerhalb der Planung der Pflege findet die Bewertung der deduktiven und
induktiven Argumente statt, so dass dieser Punkt umfassend im Pflegeprozess
impliziert ist. Es werden Probleme, Ursachen und Schlussfolgerungen
unterschieden und schließlich nach Zuverlässigkeit und Unzuverlässigkeit
differenziert.

- Schlussfolgerung (Conclusion)
Auch im Punkt Schlussfolgerung sind alle Aspekte des Pflegeprozesses
vertreten: Es geht hierbei um die Untermauerung der Schlussfolgerungen und
Überzeugungen durch relevante Gründe, der Bewertung der Argumente und
der Überprüfung der Stichhaltigkeit von Belegmaterial welches zur Stützung
der Schlussfolgerungen herangezogen wird. Deutlich tritt hier das Element der
Hypothesentestung (Hypothesis evaluation) in den Vordergrund.

- Auswirkungen (Implications)
Im kritischen Denken soll auch darüber nachgedacht werden, welche
Auswirkungen sich eigentlich durch die gemachten Schlussfolgerungen
ergeben. Diese soll der Denker bewerten und über die Konsequenzen
reflektieren.

82
- Einstellungen (Attitudes)
Vom kritischen Denker wird intellektuelle Aufrichtigkeit, Aufgeschlossenheit
gegenüber den Sichtweisen anderer ebenso erwartet, wie die Bereitschaft
seine bezogene Stellung zu verteidigen oder angesichts richtiger
Gegenbeweise zu korrigieren. Diese Einstellungen sind für den gesamten
Pflegeprozess und davor bereits in der Planung der Pfdlege gefordert.

(Miller 2000)

9.3.5.2 Kognitive Fähigkeiten


Redding (1999) identifiziert fünf kognitive Fähigkeiten, die beim Entscheidungs-
findungsprozess, und dieser ist ja ein integraler Bestandteil des CRA-Prozesses,
auf kritischem Denken beruhen.
Diese sind:

- Systematisches Herangehen an das Problem


- Gespür für Informationen, die benötigt werden oder die unterstützen
- Unverzerrte Untersuchung und kreative Analyse von Ursache und Aus-
wirkung. Alternative Perspektiven sollen dabei berücksichtigt und eingebunden
werden.
- Intuition (Anm.: Vgl. hierzu Kolb, H. S. (2014): Intuitive Clinical Reasoning)
- Reflection in action (Evaluation), also wertende Schlussfolgerungen basierend
auf logischen Betrachtungen ziehen.

(Redding 1999)
9.3.5.3 T.H.I.N.K.-Modell
Seitens Rubenfeld & Scheffer (1999) wird vorgeschlagen, dass sich Pflegekräfte
beim kritischen Denken des T.H.I.N.K.-Modells bedienen sollen.

„T.H.I.N.K” steht dabei für:

- T: Total Recall (Gedächtnis)


- H: Habits (Routine)
- I: Inquiry (Recherche)
- N: New Ideas and Creativity (Kreativität)
- K: Knowing how to think (Metakognition)

(Rubenfeld & Scheffer 1999)

83
Total Recall (Gedächtnis)
Mit „Total Recall“ ist das Merken und Erinnern von Daten, Zahlen, Fakten,
Namen und Diagnosen gemeint. Es beinhaltet den Teil „Wissen“ (Fachwissen) sowie
„Kognition“. Daher sind auch die Bereiche Wissen um pflegerische Handlungen als
auch allgemein Wissen, Denken und Erinnern gemeint.

Habits (Routine)
Wie bereits weiter oben beschrieben, lässt Denken sich als gerichteter oder
ungerichteter Vorgang einteilen. Unter „Habits“, also Routine und Gewohnheiten
ist dieser ungerichtete Anteil anzusehen. Während Fähigkeiten und Fertigkeiten
ausgeführt werden, ohne direkt über diese nachzudenken, kann zeitgleich über
etwas anderes nachgedacht werden. Performanzen laufen somit automatisiert um
im Rahmen freier Kapazitäten diese zu weiteren Problemlösungen zu nutzen.

Inquiry (Recherche)
Kritisch denkende Pflegekräfte sollten nach diesem T.H.I.N.K.-Modell den Drang
haben, mehr wissen zu wollen. Das heisst, das Problem tiefer, eingehender und
besser ergründen zu wollen. Es geht darum eine möglichst genaue und umfang-
reiche Cue Acquisition anzustreben.

New Ideas and Creativity (Kreativität)


Antagonistisch und trotzdem in Juxtaposition zu “Total Recall” und “Habits” soll
die Pflegekraft im Rahmen des Critical Thinking neue Denkstrategien, andere
Sichtweisen und Kreativität nutzen um bestmögliche Ergebnisse zu suchen.

Knowing how to think (Metakognition)


Metakognition bildet eines der “Herzelemente“ des Clinical Reasoning (Klemme &
Siegmann 2006) und ist daher auch für den gesamten Pflegeprozess, insbesondere
seiner Planung von entscheidender Bedeutung. Auch für das kritische Denken wird
Metakognition als essentiell angesehen. „Knowing how to think“ meint sowohl
Metakognition als auch Selbstreflektion.

84
9.3.6 Kreative Denkformen
Einige Formen und Methoden des Denkens können unter der Bezeichnung „Kreativ“
zusammengefasst werden. Es sind solche, die sich vom streng logischen Denken
unterscheiden und vom Denker eine gewisse Kreativität im Umgang mit seinen
eigenen kognitiven Fähigkeiten fordern. Als Hilfsmittel können Brainstorming,
Brainwriting, Umkehrmethode und viele andere eingesetzt werden. Der Psychologe
Edward de Bono schlägt beispielsweise den Einsatz von „Denkhüten“ vor. Seine
„Six Thinking Hats“ können dabei ebenso nacheinander vom selben Denker virtuell
oder real getragen, wie auch unterschiedlichen Gruppenmitgliedern zugewiesen
werden. (De Bono 1999). Mit den „Six Frames for thinking about information“ setzt er
sogar noch einen Schritt zuvor an und beschreibt, wie durch den gezielten Einsatz
dieser „Denkrahmen” schon im Assessment Informationen besser gefunden werden
können. (De Bono 2008)

9.3.6.1 Laterales und lineares Denken


Der Begriff „Laterales Denken“ wurde von Edward de Bono geprägt und meint
eine ähnliche Denkweise wie „Paralleles Denken“ oder „Querdenken“. In den
Veröffentlichungen de Bonos findet sich als gegenteiliges Denken häufig die
Bezeichnung „Vertikales Denken“, was aber zu Verwirrungen führen kann, da dies
auch den Unterschied zum „Horizontalen Denken“ darstellen kann.

Abb. 21: Lineares Denken und laterales Denken


(Kolb 2012:92)

85
Es erscheint daher logischer das Paar „Laterales und lineares Denken“ zu
gebrauchen. De Bono stellt jedoch auch fest, dass beide Denkformen nicht völlig
gegenteilig sind, sondern sich vielmehr ergänzen. (De Bono 1990)

Lineares Denken geht nach einer Reihenfolge vor, ist hintereinander geschaltet,
sequentiell, streng logisch, Schritt für Schritt und nachvollziehbar. Diese Denkform
hat eine klar definierte Richtung und ist als Monokausalkette determiniert. „I know
what I´m looking for!“ (De Bono 1990:40) Es wird ein Weg ausgewählt, indem
alle anderen verworfen werden. Diese selektive Denkweise soll zu „Rightness“ also
Richtigkeit führen, während laterales Denken, Denken zur Seite hin, generativ zu
„Richness“ (Reichhaltigkeit) der Gedanken und Lösungen beitragen kann. „One may
jump to a new point and than fill the gap afterwards“ (De Bono 1990:41) verdeutlicht
dieses Denken mit Umwegen und Abkürzungen. Inzwischen wird laterales Denken
auch in Managementseminaren integriert um den Teilnehmern ein Werkzeug zum
kreativen Denken an die Hand zu geben. Für den Pflegeprozess bedeutet dieses
Denken eine Möglichkeit für die Pflegekraft sich von den Einschränkungen des
Kausalzusammenhangs zu lösen: Nicht aufgrund eines Problems erfolgt eine
Intervention und schließlich ein Effekt, sondern bereits eingetretene Effekte wirken
unter Umständen rückkoppelnd so, dass bestimmte Probleme nicht entstehen.
Ein gutes Beispiel hierfür sind Prophylaxen und Präventionen, die nicht nur im
eigentlich vorgesehenen Anwendungsbereich ihre Wirkung entfalten sondern auch
andere Bereiche positiv beeinflussen.

9.3.6.2 Paradoxes Denken


Unter Paradoxem Denken ist das „Denken im Gegenteil“ zu verstehen. Beim
Pflegeprozess kann die Pflegekraft stets überlegen, wie sie ein Problem beseitigt,
welche Pflegemaßnahme zum Erreichen des Pflegezieles dienlich ist. Sie kann
aber auch umgekehrt vorgehen: Was müsste erfolgen, um den Zustand zu
verschlimmern? Welche Maßnahmen und Interventionen hätten keinerlei oder
vielleicht sogar einen negativen Effekt? Hieraus können Rückschlüsse gezogen
werden, was unbedingt vermieden werden muss. Eventuell kann durch dieses
Denken auch eher die Ursache eines Pflegeproblems gefunden werden.
Ähnliche Denkansätze finden sich im zirkulären Fragen der Systemtherapie,
welche im Setting einer psychosozialen Betreuung auch durch die Pflegekraft,
beispielsweise als „Wunderfragen“ gestellt werden können.
86
9.3.6.3 Lautes Denken
Das laute Denken ist eine Strategie um sich Denkprozesse zu verdeutlichen und
dabei Lösungen anzustoßen. Je nach Typ wird das Gedachte vor, während oder
nach der Handlung verbalisiert. Beim Verbalisieren vor der Handlung zwingt
es, langsamer zu denken, Handlungsabläufe genauer zu beschreiben und dabei
mögliche Fehler zu eliminieren. Lautes Denken während der Handlung, auch
„Reflection in action“ ermöglicht dem Denker sein Tun sofort zu überprüfen, aber
auch dritten Personen mitzuteilen. Die letzte Form, dem „Reflection on action“ kann
man der Reflexion, die jede Pflegekraft im Rahmen ihrer Tätigkeit gelegentlich,
spätestens aber in Supervisionen durchführen sollte, gleichstellen.

9.3.6.4 Systemisches Denken


Um beste Pflege durchführen zu können muss sich die Pflegekraft auch des
systemischen Denkens bedienen. Manche Quellen nennen diese Art des Vorgehens
auch kybernetisches Denken.
Es geht dabei darum zu verstehen, dass alles als System miteinander verbunden ist
und sich die einzelnen Elemente untereinander beeinflussen. Um zunächst einen
Überblick zu erhalten, können Subsysteme definiert werden. Letztlich tut dies auch
Clinical Reasoning: Interaktives Reasoning kann als Subsystem des Sozialen
Reasoning und dieses wiederum als Subsystem des Systemischen Reasoning
verstanden werden. Die systemisch denkende Pflegekraft berücksichtigt folglich
Komponenten, die auch außerhalb des eigentlichen Pflegesettings liegen. So ist
beispielsweise die Compliance eines Bewohners nicht nur von ihm selbst sondern
auch von den Meinungen und Ansichten des sozialen Umfeldes wie Familie und
Freunde abhängig. Interessante Ansätze hierzu finden sich im Ökosystemischen
Ansatz, den Kolb (2012) auf Grundlage der Arbeit von Bronfenbrenner (1981) auf
das Clinical Reasoning adaptierte und somit in den Pflegeprozess einbrachte. Dabei
geht es um menschliche Beziehungen und deren Bezugsrahmen (Systeme).
Urie Bronfenbrenner, beeinflusst von Kurt Lewin, strukturierte diese Systemebenen
und wandte sie ursprünglich auf die menschliche Entwicklung an. (Heimlich 1997)
Für die Pflegekraft, bietet der Ökosystemischen Ansatz eine Möglichkeit zur weiteren
Verfeinerung des Denkens, Wahrnehmens, Argumentierens, Entscheidens und
Handelns vor allem in jeglichen Interaktionen mit dem Pflegebedürftigen.

87
9.4 Denkstrategien nach Pesut & Herman
Pesut & Herman (1999) schlagen vor, dass sich die Pflegekraft ihres Denkens
bewusst sein soll und fordern den Einsatz von Denkstrategien.
Sie schlagen dabei folgende Denkstrategien vor:

- Denkarbeit (Knowledge Work)


- Selbstgespräch (Self-Talk)
- Schemasuche / Mustersuche (Schema-Search)
- Modellfall (Prototype Identification)
- Hypothesenbildung (Hypothesing)
- Kausalzusammenhang (If-Then-Thinking)
- Vergleichsanalyse (Comparative Analysis)
- Nebeneinanderstellung (Juxtaposing)
- Reflektion (Reflexive Comparison)
- Sichtänderung (Refraiming)
- Selbstbeobachtung (Reflection Check)

(Pesut & Herman 1999)

Denkarbeit (Knowledge Work)


Mit Denkarbeit ist das aktive Lesen, Nachdenken, Schreiben und Erlernen des
pflegerischen Vokabulares, theoretischem Fachwissens und der Zusammenhänge
gemeint, um eine hohe Fachkompetenz zu erreichen und zu erhalten.

Selbstgespräch (Self-Talk)
Laut oder in Gedanken mit sich selbst sprechen und die eigene Handlung (active
self) selbst erläutern und kommentieren (reflektive self) ist hierunter zu verstehen.
Selbstgespräche aktivieren dabei weiteres und genaueres nachdenken.

Schemasuche / Mustersuche (Schema-Search)


In der Mustersuche sucht die Pflegekraft Zusammenhänge und Ähnlichkeiten
(Muster) zwischen aktuellen Fällen und Problem und bereits bearbeiteten. Gemeint
ist hier auch ein „Lernen aus Erfahrung“. Die Pflegekraft sucht nach Erfahrungen, die
zum aktuellen Fall hilfreich sein könnten.

88
Modellfall (Prototype Identification)
Prototypen und Modellfälle können helfen zu verstehen, wie es in diesem Fall,
bei diesem Problem weiter geht. Die Pflegekraft soll sich dabei fragen: „Wie ist der
„normale“ Verlauf – welche Konsequenzen ergeben sich üblicherweise?“

Hypothesenbildung (Hypothesing)
Aufgrund erster Eindrücke, Daten, Fakten (Cues) können Hypothesen gebildet
werden. Diese können im weiteren Pflegeprozess überprüft und evaluiert werden.
Manche werden weiter verfolgt, andere müssen verworfen werden.

Kausalzusammenhang (If-Then-Thinking)
Ideen und deren logische Konsequenzen werden hierbei in Zusammenhang
gebracht. „Was folgt woraus?“ bzw. „Was hart welches Ziel oder welche
Konsequenz?“

Vergleichsanalyse (Comparative Analysis)


Vergleichsanalysen zu bilden ist eine Denkstrategie, bei der die Stärken und
Schwächen der Ideen und Hypothesen miteinander verglichen werden. Alternativen
werden miteinander in Beziehung gebracht und überprüft.

Nebeneinanderstellung (Juxtaposing)
Der momentane Zustand wird beim Juxtaposing dem gewünschten Endzustand,
dem Erfolg daneben gestellt. Beide werden miteinander verglichen. Die dadurch
ersichtlichen Unterschiede können helfen, die notwendigen Maßnahmen zu
erkennen.

Reflexion (Reflexive Comparison)


Während des gesamten Therapieprozesses, der gesamten Zeit der Pflege,
aber auch bereits beim Assessment werden immer wieder Werte und Aussagen
miteinander verglichen. Eine Evaluation findet somit begleitend und nicht nur
abschließend statt.

89
Sichtänderung (Refraiming)
Diese Denkstrategie berücksichtigt andere Sichtweisen. Dabei ist sowohl die
Sichtweise anderer Fachkräfte, als auch das Ändern der eigenen Sichtweise
gemeint. Probleme werden nun in einem neuen Blickwinkel und unter anderen
Rahmenbedingungen betrachtet.

Selbstbeobachtung (Reflection Check)


Das Beobachten der eigenen Problemlösungsstrategie, der eigenen Argumentation
und Herangehensweise beinhaltet diese Denkstrategie der Selbstbeobachtung.
Kritisches und überprüfendes Denken mit sich selbst und den getroffenen
Entscheidungen wird hier verlangt.

(Pesut & Herman 1999)

9.5 Denkstrategien nach De Bono


Auch de Bono (2008) stellt Instrumente zu Denkstrategien vor, die das Denken der
Pflegekraft fördern sollen und ihr dadurch im Pflegeprozess dienlich sein können.
Er beschreibt dabei die zwei Denkstrategie-Modelle:

- Six Thinking-Frames (Six Frames for Thinking about Information)


- Six Thinking-Hats

9.5.1 Six Thinking Frames (Six Frames for Thinking about Information)
Mit den sechs „Denkrahmen” stellt de Bono (2008) ein System von Bezugsrahmen
(Frames) vor, die der Pflegekraft bei der zielgerichteten Suche nach Informationen
helfen können.

„The frames can be used by an individual as he or she looks at information.


The frames can be used as a language code between two people or in a group
discussion. They provide a simple shorthand for directing attention or suggesting that
attention may be directed to one particular aspect of the information.”(de Bono
2008:120)

90
Warum de Bono es für wichtig erachtet, beim Denken und bei der Suche nach Daten
und Informationen die von ihm vorgeschlagenen sechs Denk-Bezugsrahmen
einzusetzen erläutert er in einem Beispiel:

„If you ask someone to go into the garden and look at all colours, that person is likely
to notice the dominant colours – red in roses, yellow in daffodils, etc. – but may not
notice colours that are less obvious. If you asked the same person to go out and look
for the colour blue, and then the colour red and then the colour yellow, the attention
scan would be much more comprehensive.”
(de Bono 2008:4)

Für die Pflegekraft bedeutet dies, dass sie wesentlich mehr und genauere Daten
erhält, wenn sie weiß, nach was sie sucht und dementsprechend ihre Suche auch
zielorientiert aufbaut. Die Frames sollen ihr hierbei helfen.

„Having frames for thinking about information means that with each frame the
mind is prepared and sensitised to notice diffeent things. We can pay attention to the
accuracy of the information. We can pay attention to the point of view expressed
in the information. Each frame prepares the mind to look at the information in an
specific way. We see what we are prepared to see.”
(de Bono 2008:4)

Die Frames selbst hat de Bono (2008) als geometrische Figuren dargestellt um der
denkenden Pflegekraft bereits aufgrund der Form eine Hilfe zum Einsatz der Frames
zu geben.

Die Six Thinking-Frames nach de Bono (2008) sind:

- The Triangle Frame: Purpose (Zielgerichtetheit)


- The Circle Frame: Accuracy (Treffsicherheit)
- The Square Frame: Point of View (Standpunkt)
- The Heart Frame: Interest (Interesse)
- The Diamond Frame: Value (Wertigkeit)
- The Slab Frame: Outcome (Ergebnis)

91
The Triangle Frame
Purpose
(Zielgerichtetheit)
Die Suche nach Informationen kann dreierlei Absichten
beinhalten.

Abb. 22: The Triangle Frame


(Kolb 2012:98)

Diese beschreibt de Bono mit Informationssuche als:

- Zeitvertreib (Time fitting and distraction)


Hierunter fällt beispielsweise das Lesen einer Tageszeitung.
- Allgemeines Interesse (General Interest)
Die Pflegekraft, die sich für z. B. für Anatomie interessiert könnte hier
beispielsweise eine Artikel zum Thema “Aufbau des Herzens” innerhalb einer
Fachzeitschrift lesen.
- Gezieltes Interesse (Specific Interesst)
Dieses tritt auf, wenn die Pflegekraft beispielsweise im Überleitungsbogen
spezielle Informationen und Schlüsselworte (Cues) sucht.

Denkt die Pflegekraft im „Triangle Frame”, so


öffnet sie zunächst ihre Gedanken und fragt nach,
welche (Arten von) Informationen benötigt werden
(Browse) um anschließend gezielt nach diesen
zu suchen (Scan). (Kolb 2012:99)

Abb. 23: Brows and scan in the


Triangle Frame
(Kolb 2012:99)

92
Zur Informationsgewinnung kann sich die Pflegekraft zweierlei Fragearten bedienen:

- Shooting Questions
Hier wird gezielt nach einer bestimmten Information, Menge, Qualität gefragt,
z. B. “Wie kommen Sie mit ihrem neuen Rollstuhl zurecht?”
- Fishing Questions
Durch diese Fragetechnik wird weniger vorgegeben, dem Pflegebedürftige
steht nicht nur der Antwortinhalt sondern auch das Thema relativ frei,
z. B. „Gibt es in letzter Zeit Probleme?” Auf diese allgemeinere Frage hin
kann nun der Pflegebedürftige gezielt seine Schwierigkeiten mit dem Rollstuhl
ansprechen – er kann aber auch andere Probleme in den Focus des
Gespräches rücken. (Kolb 2012:99)

Das Triangle Frame gibt die Möglichkeit zunächst durch eine Fishing Question
ein großzügiges Gesprächs- und damit Informationsfeld zu öffnen (Browse) um dann,
sollte es für den Pflegeprpzess wichtig sein, mit gezielten Fragen (Shooting
Question) wichtige Daten zu extrahieren (Scan). (Kolb 2012:100)

The Circle Frame


Accuracy
(Treffsicherheit)

Abb. 24: The Circle Frame


(Kolb 2012:100)

Mit diesem Denkrahmen symbolisiert de Bono die Treffsicherheit. Die Pflegekraft soll
dabei ihren Schwerpunkt auf die Frage richten, ob denn die gewonnenen Daten und
Informationen wirklich korrekt sind, ob die richtigen und somit auch (alle) (die)
notwendigen Informationen eingeholt wurden. Sind die Informationen „Eminence
based”, das bedeutet von einer Authorität so bestimmt und auch die Entscheidungen
von einer Authorität beeinflusst und nur deshalb getroffen, weil es eine Authorität
(Arzt, Heimleiter, Pflegedienstleitung) so will oder gründen sich Informationen und
Entscheidungen auf Erfahrungswissen, Studien und Wirksamkeitsuntersuchungen
(Evidence based). (Kolb 2012:100)

93
The Square Frame
Point of View
(Standpunkt)

Abb. 25: The Square Frame


(Kolb 2012:100)

Das Quadrat wählte de Bono, da die vier Seiten eines Quadrates gleich lang sind.
Informationen, Daten und Situationen (Wahrnehmungen) werden demnach zunächst
aufgenommen, gleich-berechtigt betrachtet und analysiert jedoch nicht bewertet.
Es besteht die Möglichkeit etwas „einseitig” zu betrachten oder alle bzw. viele
Blickwinkel einzunehmen, somit etwas auch „von der anderen Seite aus“, durchaus
auch von der gegenüberliegenden Seite aus, zu betrachten, also den eigenen
Standpunkt, die eigene Sichtweise zu verändern. (Kolb 2012:100) De Bono fordert
auf, dass sich die denkende Pflegekraft überlegt: „Is this the only way of viewing the
data?“ (de Bono 2008:70)

The Heart Frame


Interest
(Interesse)

Abb. 26: The Heart Frame


(Kolb 2012:101)

Im Prozess der Pflege soll die Pflegekraft Interesse zeigen. Dieses Interesse
bezieht sich sowohl auf die Probleme und Bedürfnisse des Pflegebedürftigen
als auch an der eigenen Arbeit, dem eigenen Beruf und den dazu notwendigen
Kenntnisse (Fachwissen). Mit Interesse vorgehen bedeutet den Einsatz von
generellem Interesse (General Interest) und speziellem Interesse (Specific Interest).
(Kolb 2012:101) „While ‘general interest‘ does not need the concept of relevance,
‘special interest‘ or directly based on relevance.” (de Bono 2008:83)

94
The Diamond Frame
Value
(Wertigkeit)

Abb. 27: The Diamond Frame


(Kolb 2012:101)

Bevor nun die Suche nach Informationen abgeschlossen wird setzt die Pflegekraft
den Diamant-Denkrahmen ein und überprüft die Wertigkeit und Wichtigkeit der
bereits erhaltenen Informationen. (Kolb 2012:101) „The value frame would tend to be
used at the end – after the use of the other frames. What has been the value in this
information.” (de Bono 2008:93) Es wird nunmehr darüber nachgedacht, ob die ge-
fundenen Daten auch tatsächlich eine Antwort auf die gestellte(n) Frage(n) darstellt.
„You frame the question very carefully and then you assess whether the information
has indeed answered your question.” (de Bono 2008:95-96) Sollte die Pflegekraft
sich nicht über die tatsächliche Wertigkeit der gewonnenen Informationen im Klaren
sein, schlägt de Bono vor, dieses Daten ggf. nochmals durch ein anderes Frame
zu betrachten und abschließend das Diamond Frame zu benutzen. (Kolb 2012:101)

The Slab Frame


Outcome
(Ergebnis)

Abb. 28: The Slab Frame


(Kolb 2012:102)

Nun folgt ein zusammenfassendes Denken. Die Pflegekraft fragt sich nun
beispielsweise:
- „Was kommt heraus?”
- „Was ist die Zusammenfassung?”
- „Hat die Information zufrieden gestellt?”
- „Werden weitere Informationen benötigt?”

95
Und letztlich auch, wie die gefundenen Informationen die weiteren Aktionen,
Planungen sowie das Handeln und die Problembewältigung beeinflussen. De Bono
(2008) zieht den Schluss, dass nicht jeder mit der gleichen Information zur selben
Schlussfolgerung gelangt. (Kolb 2012:102)

9.5.2 Six Thinking Hats


Edward de Bono (1999) stellt mit seinen 6 Denkhüten (auch 6-Hut-Denken) eine
Denkstrategie vor, die sowohl von der einzelnen Pflegekraft genutzt, als auch im
Team angewandt werden kann. Es handelt sich dabei um ein Instrument, welches
ermöglicht, dass systematisch unterschiedliche Denkpositionen zu einer Frage,
einem Problem oder einer Entscheidung eingenommen werden können. Dadurch
gewinnt die Pflegekraft wesentlich mehr Lösungen und Ideen als wenn
sie nur einen Standpunkt mit einer Denkweise einnimmt. Das 6-Hut-Denken
ist nach de Bono schnell zu erlernen und ohne materiellen, finanziellen oder
organisatorischen Aufwand einzusetzen. (Kolb 2012:102)

Die „Six Thinking-Hats” nach de Bono (1999) sind:

- The White Hat


- The Red Hat
- The Black Hat
- The Yellow Hat
- The Green Hat
- The Blue Hat

(de Bono 1999)

Abb. 29: Six Thinking Hats


(Kolb 2014c:21)

96
The White Hat
(Der weiße Hut)
Objektivität und Neutralität

Abb. 30: The White Hat


(Kolb 2012:103)

Der weiße Hut steht für das Sammeln von Daten und Informationen, ohne diese
zunächst zu bewerten. „The white hat is about information. When the white hat is in
use, everyone focuses directly and exclusively on information.“ (de Bono 1999:25)
Trägt die Pflegekraft den weißen Hut, dann verschafft sie sich einen objektiven Über-
blick über die Cues (Informationen, Daten, Fakten). (Kolb 2012:103)

Folgende Fragen können der Pflegekraft dabei helfen:


- „Welche Informationen habe ich?”
- „Welche Informationen benötige ich?”
- „Welche Informationen fehlen mir (noch)?”

The Red Hat


(Der rote Hut)
Subjektives, emotionales Empfinden

Abb. 31: The Red Hat


(Kolb 2012:103)

Der rote Hut ist der Hut der Emotionen und subjektiven Empfindungen. Hierbei sind
sowohl positive, wie auch negative Gefühle gemeint. Dieser Denkhut beinhaltet auch
die Aspekte Gefühl, Vermutung, Hoffnung, Zweifel und Intuition. (Kolb 2012:103)
„Wearing the red hat allows the thinker to say ‘This is how I feel about the matter.’”
(de Bono 1999:70)

97
The Black Hat
(Der schwarze Hut)
Objektiv negative Aspekte

Abb. 32: The Black Hat


(Kolb 2012:104)

Trägt die Pflegekraft den schwarzen Hut stehen Bedenken, Zweifel, Gefahren
und Risiken im Vordergrund ihres Denkens. Sie sucht nach objektiv negativen aber
sachlichen Aspekten der gewonnenen Informationen oder zu treffenden
Entscheidung. Das „Schwarz-Hut-Denken” beinhaltet Vorsicht und Zweifel. (Kolb
2012:104)

The Yellow Hat


(Der gelbe Hut)
Objektiv positive Aspekte

Abb. 33: The Yellow Hat


(Kolb 2012:104)

Der gelbe Denkhut repräsentiert das Gegenteil des schwarzen Hutes. Hier geht
es der Pflegekraft darum, die positiven Aspekte zu entdecken und darüber
nachzudenken. (Kolb 2012:104)
„Yellow hat thinking is positive and constructive. […] [It] covers a positive spectrum
ranging from the logical and practical at one end to dreams, visions and hopes at
the other end.” (de Bono 1999:112)

98
The Green Hat
(Der grüne Hut)
Kreativität

Abb. 34: The Green Hat


(Kolb 2012:104)

Kreativität, Wachstum und neue Ideen stehen für diesen Hut und diese Denk-
strategie. Hiermit sucht die Pflegekraft Alternativen, neue und andere Lösungen zu
finden. Mit dem grünen Hut auf dem Kopf sind negative, kritische Bemerkungen laut
de Bono untersagt sondern vielmehr ist Lösungsorientierung erwünscht. (Kolb
2012:104) „The green hat is the energy hat. Think of vegetation. Think of growth.
Think of new leaves and branches. The green hat is the creative hat.” (de Bono
1999:115)

The Blue Hat


(Der blaue Hut)
Überblick

Abb. 35: The Blue Hat


(Kolb 2012:105)

Der blaue Hut steht für Kontrolle, Überblick und Organisation des gesamten
Denkprozesses. Er repäsentiert somit Aspekte eines Meta-Denkens. Trägt die
Pflegekraft diesen Hut, so ist sie aufgefordert ihre Denk-Ergebnisse zusammen-
zufassen und zu entscheiden, ob im weiteren Denkprozess eventuell nochmals
bestimmte Hüte aufgesetzt werden müssen um bestimmte Bereiche nochmals zu
durchdenken. (Kolb 2012:105) „The blue hat is for thinking about thinking.” (de Bono
1999:145)

99
De Bono (1999) erachtet als den schlimmsten Feind des Denkens die Komplexität
eines Problemes, denn dadurch kann es zu Verwirrung und Unübersichtlichkeit
kommen. Probleme und Aufgaben müssen also von verschiedenen Seiten angedacht
werden, ggf. mehrfach durchdacht und somit strukturiert verlegt werden. Hilfreich
ist der Einsatz der sechs Denk-Hüte. (Kolb 2012:105) „When thinking is clear and
simple, it becomes more enjoyable and more effective. The Six Thinking Hats
concept is very simple to understand. It is also very simple to use.” (de Bono
1999:172)

Blue Hat White Hat

Black Hat
Black Hat

Yellow Hat

Yellow Hat

Red Hat

Green Hat

White Hat Green Hat

Abb. 36: Einsatz der 6 Denkhüte im Pflegeprozess


(Kolb 2014c:77)

100
9.6 Einflussfaktoren auf das Denken
Die Durchführung der Pflege – der Pflegeprozess – und dessen vorherige Planung
erfolgt durch Pflegekräfte, die, wie alle Menschen, durch physische, psychische und
kognitive Fähigkeiten und Fertigkeiten beschränkt sind. Außer diesen, in der eigenen
Person liegenden Umstände, wirken weitere Faktoren von außen auf sie ein.
Diese beeinflussen auch das Denken der Pflegekraft. Solche, sogenannte kognitive
Verzerrungen können neben Sprache, Kultur, Intelligenz und eigenem Wissen
ebenso psychische Erscheinungen beinhalten. Die Liste der kognitiven Verzerrungen
(Cognitive Biases) ist lang und kann an dieser Stelle nicht erschöpfend dargestellt
werden, weshalb auf einschlägige Publikationen hingewiesen werden muss. (Kolb
2012:105-106) (Anm.: z. B.: Kolb, H. S. (2012): Kognitive Verzerrungen im Clinical
Reasoning der Altenpflege)

Deshalb wird auf die nachfolgende kurze Aufstellung verwiesen.

Nach Richard Paul (Paul 1993) beeinflussen vier Hauptfaktoren das menschliche
Denken:

- Anpassung an das soziale Umfeld


Menschen leben angenehmer mit anderen zusammen, die ähnlich denken.
Daher suchen sie sich Freunde mit ähnlichen Wertvorstellungen, Meinungen
und Überzeugungen.
(„Menschen denken, wie die anderen in ihrer Umgebung“) (Miller 2000)
- Belohnungsverhalten
Denkt man ähnlich gibt es in der sozialen Gruppe weniger Ärger. Belohnungen
und Lob sind häufiger, mit Kollegen lässt sich leichter zusammen arbeiten.
(„Menschen denken so wie sie denken, weil sie dafür belohnt werden“) (Miller
2000)
- Vermeidungsverhalten
Ansichten und Überzeugungen naher Bekannte, Freunde oder Familien-
angehörige werden ungern in Zweifel gezogen.
(„Menschen scheuen sich, eine abweichende Meinung zu vertreten“) (Miller
2000)
- Opportunismus
Durch bestimmte Denkstile und Verhaltensweisen kann der Mensch eigene In-
teressen verfolgen und damit Vorteile gewinnen. Denkt man beispielsweise
101
ähnlich wie ein Vorgesetzter und stellt dessen Meinung nicht zur Diskussion
kann man eher befördert werden.
(„Das Denken wird von persönlichen Interessen beeinflusst“)
(Miller 2000)

Das Denken als Aspekt der Kognition ist eine wichtige Fähigkeit im Pflegeprozess.
Nur wenn die Pflegekraft über die unterschiedlichen Formen und Methoden des
Denkens unterrichtet ist, kann sie diese anwenden und in den Pflegeprozess positiv
einfließen lassen. Die Gedanken formen unser Handeln. Daher ist unser Handeln
durch unsere Gedanken bestimmt. Gute Pflege heißt richtig Handeln – heißt also
auch: Richtig denken! (Kolb 2012:107)

„Wir sind, was wir denken.


Alles was wir sind,
entsteht mit unseren Gedanken.
Mit unseren Gedanken machen wir die Welt!“

(Zitat wird Buddha zugeschrieben)

Welche Macht unsere Gedanken haben zeigen selbsterfüllende Prophezeiungen und


psychosomatische Erkrankungen. Nutzen wir dieses Wissen, kann unser Denken
dazu beitragen im Pflegeprozess bestmögliche Ergebnisse zu erzielen.
Der Ausspruch: „Unser Leben ist, wozu unser Denken es macht!“ wird Mark Aurel
zugeschrieben und gilt im übertragenen Sinn auch für die Pflege: „Unsere Pflege ist,
wozu unser Denken sie macht!“ (Kolb 2012:107)

102
10 Fallbeispiel
Die weiteren Darstellungen beziehen sich auf das nachfolgende Fallbeispiel Frau M.

Biographie
Frau M. 85 Jahre geb.: 02.06.19xx
Bewohnerin des Seniorenheimes Sonnenseite, K-Stadt seit 31.03.20xx, nachdem
sie zunächst ca. ein Jahr im Altenpflegehaus Cranachstift lebte.

Gebürtig ist Fr. M aus Schlesien und musste gemeinsam mit ihrem Ehemann
von dort gegen Ende des 2. Weltkrieges 1945 fliehen. Sie ist das dritte Kind der
Landwirtseheleute Erich und Hilde M.
Obwohl sie ihre angestammte Heimat verlassen musste, lebte sie sich in Z-hausen
(heute Ortsteil von M-Reuth) gut ein. Den Schmerz des Heimatverlustes hat sie
relativ gut überwunden, da bereits hier ihr Gemahl an ihrer Seite war. Fr. M. hat
keinen Beruf erlernt. In den ersten Jahren war sie in der Landwirtschaft tätig und die
letzten 20 Jahre bevor sie in Rente ging als Montiererin in der Elektroindustrie.

Aus ihrer gemeinsamen Ehe gingen 2 Söhne (Wolfgang und Christoph) hervor.
Während der eine (Wolfgang) im elterlichen Haus in Z-hausen lebt, zog es den
anderen (Christoph) nach Bad Staffelstein.
Das Verhältnis untereinander ist familiär und sehr gut.
Fr. M. freut sich stets auf den Besuch, besonders ihres Enkels Florian und ist auch
danach sehr ausgeglichen. Man kann erkennen, dass ihr die Zuneigung ihrer Familie
gut tut.

Früher hat Fr. M. gerne gesungen, was sie aufgrund ihres Apoplex nicht mehr kann.
So ist es auch schwer, dass sich Fr. M. mitteilen kann und eine Erarbeitung ihrer
Biographie erschwert. Auch Blumen und der eigene Garten waren Fr. M. sehr
angelegen. Als ihr Ehemann Paul noch lebte gingen sie oft in die Natur zum
Wandern in die nähere Umgegend. In den Urlaub sind sie nie weiter weg gefahren.

Aufgrund eines Schlaganfalls (Apoplexie) mit Hemiparese ist sie auf den Rollstuhl
angewiesen. Von der Lähmung ist vor allem der rechte Arm betroffen. Diesen nimmt
sie nur bedingt wahr und verspürt hier weder Gefühl noch kann sie ihn eigenständig
bewegen. Das Sprechen fällt ihr ebenso schwer, die Sprache wurde ebenso durch

103
den Apoplex in Mitleidenschaft gezogen. Das rechte Bein, welches von der
Hemiparese betroffen ist, kann bedingt bewegt und gespürt werden.
Hier schmerzt vor allem das Knie, welches daher täglich mit „Schmerzsalbe“
(Voltaren®) eingerieben und gelegentlich gekühlt wird.
Fr. M. wurde in Pflegestufe 2 eingestuft und erhält zur Besserung ihrer Beweglichkeit
Physiotherapie. Dies hat zum Ziel die Motorik, Kraft und Ausdauer zu erhalten bzw.
bedingt zu verbessern.
Darüber hinaus besucht sie wöchentlich einmal eine Logopädin um Sprech-, Sprach-
und Wortfindungsübungen mit ihr durchzuführen.
Mit Einwilligung wird das Bettgitter hochgezogen, um zu vermeiden, dass der
gelähmte Arm herausfällt, ohne dass dies von der Bewohnerin wahrgenommen wird.

Medizinische Diagnosen

Bezeichnung: Code nach ICD 10-GM:


- Z. n. Apoplexia cerebri I63.9
Hirninfarkt, nicht näher bezeichnet
- Hemiparese rechts G81.0R
Schlaffe Hemiparese und Hemiplegie
- Hypertonie I10.9
Essentielle Hypertonie, nicht näher be-
zeichnet
- Diabetes mellitus Typ 2 E14.0
Nicht näher bezeichneter Diabetes
mellitus mit
R73.9
Hyperglykämie, nicht näher bezeichnet

Medikamente
- Marcumar® (Wirkstoff: Phenprocoumon
- Voltaren® (Schmerzsalbe; Wirkstoff Diclofenac)
- Ramipril® AL 10mg (ACE-Hemmer der zweiten Generation)
- Metformin® (Antidiabetikum; Gruppe der Biguanide)

104
Hilfsmittel
- Sehhilfe Brille
- Rollstuhl
- Antithrombosestrümpfe - Apoplektiker-Besteck
- Pflegebett - Knöpfhilfe

11 Falldarstellung im ICF-Schema
Zur Erfassung und Darstellung komplexer Gesundheitsprobleme kann die
International Classification of Functioning, Disability and Health (ICF) herangezogen
werden. Das Grundverständnis der ICF basiert auf dem Begriff der funktionalen
Gesundheit, die dann vorliegt, wenn bei einer Person vor dem Hintergrund ihrer
gesamten Lebenssituation (Kontextfaktoren) ihre Aktivität und ihre Teilhabe denen
eines Menschen ohne Gesundheitsproblem (normativer Aspekt) entsprechen.
(Schuntermann, 2007)
„Das beinhaltet, dass sie in allen wichtigen Lebensbereichen so agieren kann, wie es
einer Person ohne Gesundheitsproblem in einer vergleichbaren Lebenssituation
möglich ist bzw. von ihr erwartet werden kann. Bezüglich Teilhabe sollte der Zugang
zu bzw. die Entfaltung in Lebensbereichen, die für eine Personen relevant sind,
in dem Ausmaß gewährleistet sein wie dies bei einer vergleichbaren Person ohne
Gesundheitsproblem der Fall ist.“ (Töns 2009:19)
Innerhalb der Altenpflege-Ausbildung bietet das Modell der ICF eine gute Möglichkeit
sich klar zu werden, welche Bereiche des Pflegebedürftigen durch seine Erkrankung
betroffen sind und welche Alltagsprogleme (=Pflegeprobleme), Ressourcen und auch
Risiken daraus erwachsen, also die Determinaten der Pflegeplanung zu eruieren.
Die ICF folgt dabei dem nachfolgend, auf der nächsten Seite, dargestellten Schema.

105
Abb. 37: Aufbau der ICF
(Eigene Darstellung)

Je nach ausgewählter Literatur werden die innerhalb der ICF verwendeten Begriffe
„Komponenten“ und „Konzepte“ nicht immer einheitlich getrennt und unterschieden.
Nachfolgend wird daher auf DIMDI (2005) Bezug genommen, da aufgrund der Nähe
zur Originalfassung der Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization
[WHO]) mit der authentischsten Fassung zu rechnen ist.

Demnach wird die ICF durch zwei Teile mit je zwei Komponenten gebildet:

- Teil 1: Funktionsfähigkeit und Behinderung


(a) Körperfunktionen und –strukturen
(b) Aktivitäten und Partizipation [Teilhabe]

- Teil 2: Kontextfaktoren
(c) Umweltfaktoren
(d) Personbezogene Faktoren
(DIMDI 2005)

106
Gesundheitsproblem / ICD 10
- I63.9 Hirninfarkt, nicht näher bezeichnet
(Z. n. Apoplexia cerebri)
- G81.0R Schlaffe Hemiparese und Hemiplegie
(Hemiparese rechts)
- I10.9 Essentielle Hypertonie, nicht näher bezeichnet
(Hypertonie [Bluthochdruck])
- E14.0 Nicht näher bezeichneter Diabetes mellitus mit
R73.9 Hyperglykämie, nicht näher bezeichnet
(Diabetes mellitus Typ 2)

Körperfunktionen / Aktivitäten Teilhabe


Körperstrukturen (Partizipation)
- Gehen und
Treppensteigen nicht - Erhält Besuch ihrer
- Schlaffe Lähmung im möglich Familie und nimmt am
rechten Arm und Bein - Kurzzeitiges Stehen Familienleben teil
- Schmerzen im mit Stehhilfe möglich - Besucht
rechten Knie - Aus- und Ankleiden Beschäftigungs-
- Sprach- und Sprech- nur mit Hilfe möglich angebote innerhalb
störung - Waschen und Pflegen der Einrichtung
nur mit Hilfe möglich - Kann keine sozialen
- Wäscht Gesicht und Kontakte außerhalb
rechten Arm selbst der Einrichtung
- Kann nur bedingt an selbstknüpfen und
Unterhaltungen aufrechterhalten
teilnehmen
- Benötigt Hilfe beim
Toilettengang

Umweltbezogene Personbezogene
Kontextfaktoren Kontextfaktoren
- Guter familiärer Support - Positive Lebenseinstellung
- Bewohnerin eines Seniorenheimes - Singt gerne
- Behindertengerechtes Zimmer - Verwitwet
(z. B. durch Pflegebett) - Nutzt Hilfsmittel (Sehhilfe, Rollstuhl
etc.)

107
12 Pflegeplanung unter Verwendung des
Modells der fördernden Prozesspflege
Erfahrungsgemäß arbeiten die meisten Alten- und Pflegeheime innerhalb der
Bundesrepublik Deutschland nach dem, von der deutschen Pflegewissenschafterin
Monika Krohwinkel konzipierten „Modell der fördernden Prozesspflege“. Krohwinkel,
die von 1988 bis 1991 ein Forschungsprojekt an Apoplexiekranken leitete,
modellierte dieses aus ihren Forschungserkenntnissen (Zielke-Nadkarni 2006) und
wurde dabei stark beeinflusst durch die Arbeiten von Roper, Logan und Tierney.
Ähnlichkeiten sind auch zum Pflegemodell der Aktivitäten des täglichen Lebens
(ATL) (original: ADL = „activities of daily living“) von Liliane Juchli spürbar. (Korečić
2005)
Das Modell der fördernden Prozesspflege beinhaltet neben der Definition eines
Metaparadigmas in dem auf den Menschen, Umgebung, Gesundheit und Krankheit
sowie Pflege Bezug genommen wird ein Pflegerahmenmodell, ein Pflegeprozess-
modell (vierphasig, welches auch bei Einrichtungen, die „nach Krohwinkel pflegen“
zugunsten des 6schrittigen Pflegeprozessmodells von Fiechter und Meier verworfen
wird), ein Managementmodell und die Methode des reflektierenden Erfahrungs-
lernens. Seinem Bekanntheitsgrad verdankt das Pflegemodell allerdings seiner
bisher noch nicht genannten Komponenten: Dem AEDL-Strukturmodell.

12.1 Vorstellung des AEDL-Strukturmodells


Häufig neigen unerfahrene Pflegekräfte das AEDL-Strukturmodell mit dem Modell
der fördernden Prozesspflege oder „Pflege nach Krohwinkel“ gleich zu setzen.
Richtig ist jedoch, dass das AEDL-Strukturmodell „lediglich“ ein Bestandteil des
größeren Modells der fördernden Prozesspflege darstellt.
Durch das AEDL-Strukturmodell sollen Bedürfnisse, Fähigkeiten und Ressourcen
des Pflegebedürftigen abgebildet werden. Zugleich dient es als Erfassungs- und
Datenzuordnungsinstrument, mit denen individuelle Pflegebedarfe benannt werden
können.

Eine Aufstellung der insgesamt 13 „Aktivitäten und existentiellen Erfahrungen des


Lebens“ ist dem Anhang 1 zu entnehmen.

108
12.2 Einbindung von Pflegediagnosen
Das bundesdeutsche Sozialgesetzbuch XI (SGB XI, aktuelle Fassung vom
15.07.2013) fordert eine geplante Pflege innerhalb der Maßstäbe zur Qualitäts-
sicherung. Das bedeutet nichts anderes, als dass Pflegemaßnahmen geplant werden
müssen und geplant – also zielgerichtet – erfolgen müssen. Eine Möglichkeit bietet
hier die sogenannte „Pflegeplanung“. Die Pflegeplanung bildet den Pflegeprozess –
meist innerhalb des 6-schrittigen Modells nach Fiechter und Meier, also die Informa-
tionssammlung, Feststellung von Problemen und Ressourcen etc. – ab.
„Mit dem Formulieren von Pflegeproblemen, Pflegezielen und Pflegemaßnahmen
wurde in Praxis und Ausbildung sehr viel Zeit verbracht, ohne zu einem befriedigen-
den Ergebnis zu kommen. Auch die unterschiedlichen Einstufungen durch den
Medizinischen Dienst der Pflegekassen sorgten trotz einheitlicher Richtlinien in
der Vergangenheit für Unmut bei den Versicherten. [Anm. d. Verf.: Und nicht nur
hier, sondern auch bei Pflegekräften und Einrichtungen] Durch das Anwenden der
Pflegediagnosen im Pflegeprozess kann dieses Problem weitgehend gelöst werden.“
(Ehmann & Völkel 2000:V) Ehmann & Völkel (2000) sehen Pflegediagnosen als
Basis des Pflegeprozesses an da hierdurch eine einheitliche Fachsprache generiert
wird, die die Formulierung und Dokumentation der Pflegeintervention im Pflege-
prozess erleichtern. Weiters unterstützen Pflegediagnosen beim Nachweis der
Prozess- und Ergebnisqualität und wirken sich auch supportiv auf die transparente
Darstellung der Pflege und schließlich deren Leistungserfassung aus.
Die NANDA (North American Nursing Diagnosis Association) definierte den Begriff
„Pflegediagnose“ im Jahre 1990 gemäß Stefan et al. (2006:8) als eine „klinische Be-
urteilung der Reaktion von Einzelpersonen, Familien oder sozialen Gemeinschaften
auf aktuelle oder potenzielle Probleme der Gesundheit oder im Lebensprozess.
Pflegediagnosen liefern die Grundlage zur Wahl von Pflegehandlungen und zum
Erreichen erwarteter Pflegeziele, für welche die Pflegeperson die Verantwortung
übernimmt.“

109
12.2.1 Arten von Pflegediagnosen nach NANDA
Die North American Nursing Diagnosis Association (NANDA) unter-scheidet fünf
unterschiedliche Arten von Pflegediagnosen.

Es sind dies:

- Aktuelle Pflegediagnose (Actual Nursing Diagnose)


- Risiko-Pflegediagnose (Risk and High-Risk Diagnose)
- Verdachts- Pflegediagnose (Possible Nursing Diagnose)
- Syndrom- Pflegediagnose (Syndrom Nursing Diagnose)
- Gesundheitspflegediagnose (Wellness Nursing Diagnose)

Aktuelle Pflegediagnose (Actual Nursing Diagnose)


„Aktuelle Pflegediagnosen beschreiben menschliche Reaktionen auf Gesundheits-
zustände / Lebensprozesse, die bei Individuen, Familien oder Gemeinschaften
vorkommen.“ (Doenges et al. 2002:896)

Die Struktur einer aktuellen Pflegediagnose folgt dem Schema:

1.) Pflegediagnosetitel (Label) (PD)


„beeinflusst durch“ / „bedingt durch“ / „aufgrund“ [b/d]
2.) Beeinflussende Faktoren (Ätiologie, engl. Etiology)
„angezeigt durch“ [a/d]
3.) Bestimmende Merkmale oder Kennzeichen (Symptome)

Beispiel: Gestörtes Schlafmuster (6.2.1/0095)


aufgrund
fehlender Privatsphäre während des Schlafes
angezeigt durch
länger andauernde Wachphasen

(Beispiel entnommen aus Dörr 2009:13)

110
Risiko-Pflegediagnose (Risk and High-Risk Diagnose)
„Risiko-Pflegediagnosen beschreiben menschliche Reaktionen auf Gesundheits-
zustände / Lebensprozesse, die sich bei verletzlichen (vulnerablen) Individuen,
Familien oder Gemeinschaften entwickeln können. Sie sind abgestützt auf Risiko-
faktoren, die zu einer erhöhten Verletzlichkeit (Vulnerabilität) führen.“ (Doenges et al.
2002:896)

Die Struktur einer Risiko-Pflegediagnose folgt dem Schema:

1.) (Gefahr von) Pflegediagnosentitel (Label) (PD)


„beeinflusst durch“ / „bedingt durch“ / „aufgrund“ [b/d]
2.) Risikofaktoren (Umweltbezogene oder personbezogene Faktoren)

Beispiel: Gefahr eines Flüssigkeitsdefizites


aufgrund / bedingt durch [b/d]
übermäßigen Flüssigkeitsverlust auf normalem Weg
(z. B. Durchfall [Diarrhoe])

(Beispiel entnommen aus Lauber 2012:229)

Verdachts- Pflegediagnose (Possible Nursing Diagnose)


Doenges et al. (2002:60) empfehlen: „Formulieren / dokumentieren Sie eine
Verdachtsdiagnose, wenn Sie noch nicht ausreichend Informationen gesammelt
haben, um das Vorliegen einer Diagnose zu belegen:

• Verdacht auf (V.a.) Diagnosenname

Die Verdachtsdiagnose muss in der Folge be- oder widerlegt werden.“

Mittels Verdachtspflegediagnosen werden vermutete Reaktionen des Pflege-


bedürftigen auf Gesundheitsprobleme beschrieben und klassifiziert. „Sie beschreiben
mögliche vorliegende Probleme des Patienten, für deren Bestätigung [Verifikation]
oder Ausschluss [Falsifikation] jedoch zusätzliche Informationen benötigt werden.“
(Lauber 2012:230)

Verdachts-PD stellen also „unfertige“ Pflegediagnosen dar, die „vorläufig“ sind und
eine Zwischenstufe des pflegediagnostischen Prozesses repräsentieren.

111
Die Struktur einer Verdachts-Pflegediagnose folgt dem Schema:

1.) (Verdacht auf [V. a.]) Pflegediagnosetitel (Label) (PD)


„beeinflusst durch“ / „bedingt durch“ / „aufgrund“ [b/d]
2.) Beeinflussende Faktoren (z. B. Gesundheitsproblem

Beispiel: Verdacht auf (V. a.) Flüssigkeitsdefizit


aufgrund / bedingt durch [b/d]
Versagens regulatorischer Mechanismen

(Beispiel entnommen aus Lauber 2012:231)

Syndrom- Pflegediagnose (Syndrom Nursing Diagnose)


„Syndrom-Pflegediagnosen beschreiben ein Bündel (cluster) menschlicher
Reaktionen auf aktuelle und potenzielle Gesundheitszustände / Lebensprozesse, die
bei Individuen oder Familien vorkommen. Sie sind abgestützt auf ein Bündel (cluster)
einzelner aktueller oder Risiko-Pflegediagnosen, deren Vorliegen aufgrund eines
bestimmten Ereignisses oder einer bestimmten Situation vorhergesagt wird. Die
Ätiologie einer Syndromdiagnose wird im Diagnosenamen beschrieben (z. B.
Relokation, Vergewaltigung, Immobilität).“ (Doenges et al. 2002:896)
„Wird beispielsweise die Syndrom-Pflegediagnose ‚Gefahr eines Immobilitäts-
syndroms‘ (Pflegediagnosentitel) gestellt, ist hiermit eine Ansammlung von
Komplikationen gemeint, die sich aus der Immobilität eines Menschen als
verursachender Faktor ergeben.“ (Lauber 2012:229)
Mit Verweis auf NANDA listet Lauber (2012:230) beispielhaft die Komplikationen
„Dekubitus, Obstipation, Stasis pulmonaler Sekrete, Thrombose, […] reduzierte Kraft
/ Ausdauer (Aktivitätsintoleranz), […] reduzierter Bewegungsrahmen der Gelenke
[z. B. Kontrakturen] […].“

Gesundheitspflegediagnose (Wellness Nursing Diagnose)


„Wellness-Pflegediagnosen [Gesundheitspflegediagnosen] beschreiben menschliche
Reaktion von Individuen, Familien oder Gemeinschaften auf verschiedene Grade von
gesundheitlichem Wohlbefinden (Wellness), die das Potenzial einer Entwicklung auf
ein höheres Niveau beinhalten“ (Doenges et al. 2002:896)

112
Gesundheitspflegediagnosen, manchmal auch einfach „Gesundheitsdiagnosen“
beschreiben somit Fähigkeiten, Fertigkeiten (Kompetenzen und Performanzen)
und Ressourcen, die ein Pflegebedürftiger zur Steigerung seines Wohlbefindens
einsetzen kann und dadurch die Möglichkeit zur Steigerung des Gesundheits-
zustandes zu erhalten.

Tabelle 6: Arten der Pflegediagnosen


(Angelehnt und modifiziert an Lauber 2012:231; Tab. 7.2)

Aktuelle Risiko- Verdachts- Syndrom- Gesundheits-


Pflegediagnose Pflegediagnose Pflegediagnose Pflegediagnose Pflegediagnose

Es liegt eine
Es bestehen
komplexe Re- Zustand der
ein oder Es werden ein
Es besteht ein aktion aufgrund Ausgeglichen-
mehrere oder mehrere
oder mehrere eines besonde- heit (Homöo-
Situation Risikofaktoren Gesundheits-
Gesundheits- ren Erlebnisses stase); stabiler
für ein probleme ver-
probleme oder einer be- Gesundheits-
Gesundheits- mutet
sonderen Situ- zustand
problem
ation vor

PD-Titel +
„Verdacht auf“
beeinflussende PD-Titel +
„Gefahr von“ + +
Faktoren + „Bereitschaft
PD-Titel + PD-Titel + PD-Titel
Struktur bestimmte für eine
Risikofaktor beeinflussende (einteilig)
Merkmale und Verbesserte“
(zweiteilig) Faktoren
Kennzeichen (zweiteilig)
(zweiteilig)
(dreiteilig)

Flüssigkeits- Gefahr eines Gesundheits-


defizit b/d Ver- Flüssigkeits- Verdacht auf förderung
sagen regulato- defizits b/d Flüssigkeits- anstrebende
Gefahr eines
rischer Mecha- übermäßigen defizit b/d Ver- Verhaltenswei-
Beispiel Immobilitäts-
nismen a/d Flüssigkeits- sagen regulato- se
syndroms
trockene Haut verlust auf rischer Mecha- Bereitschaft für
und Schleim- normalem Weg nismen eine verbesser-
häute (z. B. Diarrhoe) te Ernährung

113
12.2.2 PESR-Schema
Um Pflegediagnosen sicher und sinnvoll formulieren zu können sind ausreichend
Kenntnisse über den Pflegebedürftigen notwendig. Diese individuellen Gesundheits-
probleme, Alltagsprobleme aber auch Gewohnheiten, Fähigkeiten und Fertigkeiten
(Ressourcen) ergeben sich aus der Informationssammlung. „Die gesammelten
Informationen sind die Grundlage für das Stellen der Pflegediagnose.“ (Völkel &
Ehmann 2000:23)

Völkel & Ehmann (2000:23) bringen das Ergebnis „Pflegediagnose“ mittels einer
Addition prägnant auf den Punkt:

„Problem + Ursache + Symptome (erkennbare Zeichen) = Pflegediagnose“

Hierin enthalten ist die Idee, deren sich auch NANDA-Pflegediagnosen bedienen,
Pflegediagnosen nach dem PES- (auch PÄS-) Schema zu konstruieren. Dabei
entsprich P dem Pflegediagnosetitel, E (auch Ä) dem Einflussfaktor / Ursachen
(Ätiologie, engl. Etiology) und S den erkennbaren Symptomen, Zeichen und
Merkmalen. Im Verlauf der letzten Jahre wurde das PES-Schema durch die
Aufnahme der Ressourcen zum PESR-Schema erweitert.
„Das PESR-Format nimmt die Gedanken des PES-Formats aus der Diskussion
um Pflegediagnosen auf und setzt den Akzent stärker auf die Ressourcen des
Pflegebedürftigen und seiner sozialen Umgebung.“ (MDS 2005:20)

Damit besteht eine vollständige Problembeschreibung im PESR-Format aus:

1.) Was ist das Problem? (P)


2.) Was sind die Einflussfaktoren für dieses Problem?
Womit hängt es zusammen? (E)
3.) Wie zeigt / äußert sich das Problem? (S)
4.) Welche Ressourcen sind beim Pflegebedürftigen vorhanden? (R)

(MDS 2005)

114
Tabelle 7: PESR-Format
(Angelehnt und modifiziert an MDS 2005:21; Abb. 3)

P(roblem) Was hat der Pflegebedürftige?

E(tiologie) Warum hat er das Problem?

S(ymptom) Wie zeigt sich das Problem?

Welche Fähigkeiten, Fertigkeiten, Potentiale und Ressourcen


R(essource) hat und nutzt der Pflegebedürftige, die zur Problem-
beeinflussung möglich sind? (Kompetenzen und Performanzen)

Für den Medizinischen Dienst der Spitzenverbände der Krankenkassen e. V. kurz


„MDS“ besteht demnach eine vollständig ausformulierte Problembeschreibung aus
folgenden sechs Aspekten:

1.) Betroffene Aktivität / Betroffene Funktion


Aussagen über Zustände, die Pflege erfordern
2.) Problem / Art der Beeinträchtigung / Fähigkeit
Was zeigt sich?
3.) Quantität / Qualität der Beeinträchtigung
Wie viel zeigt sich? Wie zeigt sich das Problem?
4.) Ursachen / Zusammenhänge / Risikofaktoren
Warum tritt das Problem auf?
5.) Ausdruck (Symptome / Beobachtungen / Anzeichen, auch Äußerungen
des Pflegebedürftigen)
Wo und wie zeigt sich das Problem?
Betroffene Lebensaktivität aus Perspektive des Pflegebedürftigen?
6.) Ressourcen
Welche Fähigkeiten und Potentiale hat der Pflegebedürftige?

(MDS 2005)

115
13 Pflegeplanung für Frau M.
Die nachfolgende Pflegeplanung bezieht sich auf das Fallbeispiel aus Kapitel 3 und 4
und stellt keine vollständige, alle relevanten AEDL-betreffende Planung dar sondern
dient lediglich zur beispielhaften Veranschaulichung.

13.1 Beispiel aus dem Bereich Nahrungsaufnahme

NANDA- Selbstversorgungsdefizit: Essen


Pflegediagnose: (Feeding Self Care Deficit)

Taxonomie I: Sich bewegen, Essen 6.5.1/1980; R 1998

Taxonomie II: Aktivität / Ruhe, Aktivität / Bewegung, Essen 00102/1998; R 1998

Typ: Aktuelle Pflegediagnose

Beeinträchtigte Fähigkeit, Aktivitäten zur Nahrungsaufnahme durchzuführen oder


Definition:
zu Ende zu bringen

AEDL 5 Essen und Trinken (können)

Probleme und
Pflegeziel(e) Pflegemaßnahmen Evaluation
Ressourcen

- ausreichend Zeit zur


Nahrungsaufnahme
bieten (Pk.)
- Bew. zum Essen und
Fr. M. kann Nahrung
Trinken aufrecht
nicht selbständig Fr. M. nimmt dreimal
hin-setzen (Pk.)
zerkleinern täglich feste Nahrung
- Nahrungsmittel im
b/d entsprechend ihrem
Beisein der Bew.
Hemiparese rechts Bedarf (xx kJ / xxx
mundgerecht 17.05.20xx
a/d kcal) mit Unterstützung
zerkleinern (Pk. / VÜ)
Unfähigkeit mit zu sich.
- Esshilfen (Apoplekti-
Besteck umzugehen (BMI im Bereich
ker-Besteck) anreichen
R: Bew. nutzt Esshilfen 24 bis 28 kg/m²)
(Pk. / VÜ)
für Apoplektiker
- Hilfestellungen immer
von der stärker
betroffenen (=rechte)
Seite [Bobath-Konzept]

116
13.2 Beispiel aus dem Bereich Körperpflege / Waschen

NANDA- Selbstversorgungsdefizit: Körperpflege


Pflegediagnose: (Bathing / Hygiene Self Care Deficit)

Taxonomie I: Sich bewegen, Körperpflege 6.5.2/1980; R 1998

Taxonomie II: Aktivität / Ruhe, Aktivität / Beweg., Körperpflege 00108/1998; R 1998

Typ: Aktuelle Pflegediagnose

Beeinträchtigte Fähigkeit, Aktivitäten der Körperpflege durchzuführen oder


Definition:
zu Ende zu bringen

AEDL 4 Sich pflegen (können)

Probleme und
Pflegeziel(e) Pflegemaßnahmen Evaluation
Ressourcen

- ausreichend Zeit zur


Unterstützung bieten
und die Compliance
der Bew. einbinden
(Pk.)
Fr. M. kann linke - Bew. mittels Rollstuhl
Körperhälfte nicht zum Waschbecken
selbständig pflegen fahren. (Pk. / VÜ)
Fr. M. verfügt über
b/d - Bew. zum Pflegen der
saubere intakte Haut,
Hemiparese rechts rechten Körperhälfte
fühlt sich gepflegt.
a/d Pflegemittel (Wasch-
Unfähigkeit, den handschuh, Handtuch) 17.05.20xx
Fr. M. hilft soweit ihr
Körper oder Körperteile anreichen.(Pk. / TÜ)
möglich bei der
zu waschen - VÜ der linken
Körperpflege mit
R: Bew. hilft mit, Körperhälfte unter
(Ressourcenerhalt).
ist compliant und Einbindung der Bew.
akzeptiert Unterstüt- - Hilfestellungen immer
zung von der stärker be-
troffenen (=rechte)
Seite [Bobath-Konzept]
(- Anwendung
Standard KPW 03 für
Hemiparese rechts)

117
13.3 Beispiel aus dem Bereich Anziehen / Ausziehen / Kleiden

Selbstversorgungsdefizit: Sich kleiden / äußere Erschei-


NANDA-
nung
Pflegediagnose:
(Dressing / Grooming Self Care Deficit)

Taxonomie I: Sich bewegen, sich kleiden / äußere Erscheinung 6.5.3/1980; R 1998

Aktivität / Ruhe, Aktivität / Beweg., sich kleiden / äußere Erscheinung 00109/1998;


Taxonomie II:
R 1998

Typ: Aktuelle Pflegediagnose

Beeinträchtigte Fähigkeit, sich zu kleiden und die äußere Erscheinung zu pflegen


Definition:
oder diese Aktivität zu Ende zu führen

AEDL 7 Sich kleiden (können)

Probleme und
Pflegeziel(e) Pflegemaßnahmen Evaluation
Ressourcen

Fr. M. kann linke


Körperhälfte nicht
selbständig - ausreichend Zeit zur
an- u/o. auskleiden Mithilfe (Compliance)
b/d bieten (Pk.)
Hemiparese rechts - Kleidungswunsch der
a/d Bew. erfragen (Pk.)
eingeschränkter - Kleidung anreichen
Fr. M. ist entsprechend
Fähigkeit, an (Pk. / VÜ)
ihren Wünschen
Kleidungsstücke zu - VÜ des Kleidens der
jahreszeitlich,
gelangen, sie zu linken Körperhälfte
witterungsbedingt 17.05.20xx
wechseln die (Pk. / VÜ)
und anlassbezogen
notwendigen - Knöpfhilfe anreichen
gekleidet und fühlt sich
Kleidungsstücke an- / und Bew. beim
wohl.
auszuziehen, Knöpfe, Schließen der Kleidung
Klett- / Reißverschlüsse unterstützen (Pk. / TÜ)
zu handhaben - Hilfestellungen immer
R: Bew. nutzt Knöpfhilfe von der stärker
für Apoplektiker; hilft betroffenen (=rechte)
mit, ist compliant und Seite [Bobath-Konzept]
akzeptiert Unterstüt-
zung

Anmerkungen:
Pk. Pflegekraft (Fach- und Hilfskräfte m/w)
VÜ Vollständige Übernahme
TÜ Teilweise Übernahme

118
13.4 Zusammenschau zum Beispiel
Über die dargestellten AEDL, Pflegeprobleme und Pflegediagnosen hinaus sind für
das vorliegende Fallbeispiel Fr. M. weitere Planungen notwendig, die hier aufgrund
des überblickartigen Charakters und der Aufgabe keine vollständige Pflegeplanung
zu erstellen, nicht dargestellt werden. So könnten Pflegediagnosen wie
„Selbstversorgungsdefizit: Toilettenbenutzung“ (Beeinträchtigte Fähigkeit,
Ausscheidungsaktivitäten auf der Toilette zu verrichten oder zu Ende zu bringen),
„Stuhlinkontinenz“ (Veränderung der normalen Stuhlgewohnheiten, die durch
ungewollte Stuhlentleerung gekennzeichnet ist) oder „Sturzgefahr“ (Erhöhte
Anfälligkeit für Stürze, die zu körperlichen Schaden führen können) eine weitere
Pflegeplanung ergänzen. Gleichwohl – sofern Pflegediagnosen nicht verwendet
werden – die entsprechenden AEDL (oder ATL, je nach implementierten
Pflegemodell) wie „Kommunizieren“ (Bew. leidet vielleicht unter Aphasie),
„Ausscheiden“ (Toilette kann nicht selbst aufgesucht werden, Inkontinenz ist
vorhanden), „Sich beschäftigen“ oder „Soziale Bereiche des Lebens sichern“ (Bew.
benötigt Hilfen zur Fortbewegung, zum Telefonieren etc.).
Auch muss klar sein, dass eine Pflegeplanung immer nur aktuell gilt, sich der
Zustand des Bew. verändert, neue Informationen gewonnen werden und Probleme
zum Teil variabel sind, so dass eine kontinuierliche Anpassung notwendig ist.
Ebenso spielt das benutzte Pflegemodell eine Rolle beim Blick auf den Bewohner
und seinen Pflegebedarf und letztlich ist auch eine Pflegeplanung „lediglich“
eine Planung, die nach Evaluation und somit dem Vergleich des Ist-Zustandes
mit dem Soll-Zustand immer wieder überarbeitet werden muss. „Panta rei“ –
„Alles fließt“ / „Alles ist im Fluß“, also ständigen Veränderungen unterworfen:
Dies gilt ebenso für die Planung von Pflegemaßnahmen am Individuum Mensch.

14 Zusammenfassung und Schlussbetrachtung


Wie in jedem Themenbereich, so auch in Bezug auf die Pflegeplanung, können
immer nur Aussagen über den aktuellen Stand der Kenntnis bzw. Unkenntnis
getroffen werden. Derzeitig findet innerhalb der Bundesrepublik Deutschland
ein Umbruch im Bereich der geplanten Pflege statt. Bereits seit Jahren drängen
EDV-Programme in diesen Bereich und mit Implementation der Strukturierten
Informationssammlung (SIS) wird hier weiter Bewegung kommen. Prioritär ist
geplant, die SIS im Rahmen des Erstgespräches zu etablieren und im weiteren

119
Verlauf der Pflege ihre Inhalte in Pflegevisiten und Fallbesprechungen zur
Aktualisierung zu nutzen. Beachtung soll dabei die Sichtweise des Pflegebedürftigen
finden, seine Wünsche und Bedarfe. Interessant ist dabei der Begriff „Bedarf“,
der nicht mit „Bedürfnis“ verwechselt werden darf! Wirtschaftswissenschaftlich ist ein
Bedarf ein, mit Kaufkraft ausgestattetes Bedürfnis! Interessant ist aber auch, dass im
Rahmen der SIS spezielle Aspekte zur Haushaltsführung (ambulant) und Wohnen /
Häuslichkeit (stationär) als sechstes Feld die Situationseinschätzung ergänzen.
Dies zeigt eine Tendenz hin zu den instrumentellen Aktivitäten des täglichen Lebens
(IADL, Instrumental activities of daily living) nach Lawton & Brody (1969). Dabei
soll es Ziel sein, die individuelle, subjektive Sicht des Pflegebedürftigen mit der
fachlichen Expertise der Pflegekraft zusammen zu führen – eine Forderung, die
aber doch nicht neu ist sondern bereits jetzt besteht?! Auf Grundlage dieses
„Verständigungsprozesses“ sollen die Pflegemaßnahmen geplant werden und
den sechs pflege- und betreuungsrelevanten Themenfeldern zugeordnet werden.
Die pflege- und betreuungsrelevanten Themenfelder sind im Einzelnen:

- Themenfeld 1: Kognition und Kommunikation


- Themenfeld 2: Mobilität und Bewegung
- Themenfeld 3: Krankheitsbezogene Anforderungen und Belastungen
- Themenfeld 4: Selbstversorgung
- Themenfeld 5: Leben in sozialen Beziehungen
- Themenfeld 6: Wohnen/Häuslichkeit (stationär) / Haushaltsführung (ambulant)

(Beikirch et al. 2014:10)

Auch zukünftig müssen folgende Gebote für die Pflegeplanung gelten:

Gebot 1: Pflege planen – Behandlung dokumentieren!


Gebot 2: Pflege ist die Unterstützung bei Alltagsproblemen!
Gebot 3: Pflegeprobleme sind Alltagsprobleme, keine medizinischen Diagnosen!
Gebot 4: Pflegefachkräfte diagnostizieren, sie erstellen Pflegediagnosen!
Gebot 5: Kein Pflegeproblem – keine Planung in diesem Bereich!
Gebot 6: Pflegeziele dienen der Beeinflussung von Pflegeproblemen!
Gebot 7: Pflegemaßnahmen müssen zur Erreichung der Pflegeziele dienen!
Gebot 8: Pflegemaßnahmen müssen Pflegeprobleme beeinflussen können!
Gebot 9: Ressourcen müssen Pflegemaßnahmen unterstützen!
Gebot 10: Die Pflegeplanung muss eine Zielvereinbarung sein!

120
Anhang 1 AEDL-Strukturmodell
(Aktivitäten und existentielle Erfahrungen des Lebens)

AEDL 1: Kommunizieren (können)


AEDL 2: Sich bewegen (können)
AEDL 3: Vitale Funktionen des Lebens aufrecht erhalten (können)
AEDL 4: Sich pflegen (können)
AEDL 5: Essen und trinken (können)
AEDL 6: Ausscheiden (können)
AEDL 7: Sich kleiden (können)
AEDL 8: Ruhen und schlafen (können)
AEDL 9: Sich beschäftigen (können)
AEDL 10: Sich als Mann oder Frau fühlen und verhalten (können)
AEDL 11: Für eine sichere Umgebung sorgen (können)
AEDL 12: Soziale Bereiche des Lebens sichern (können)
AEDL 13: Mit existentiellen Erfahrungen des Lebens umgehen (können)

121
Anhang 2 Stoffsammlung Denkbegriffe
Die Auswahl zeigt einen Überblick in welchem Zusammenhang der Begriff „Denken“
im Internet verwendet wird.

Abstraktes, aktives, allgemeines, analoges, analytisches, anarchistisches,


anschauliches, archaisches, assoziatives, autistisches, ,autistisch-undiszipliniertes,
autonomes, begriffliches, behavioristisches, beschleunigtes, bildliches, bizarres,
deduktives, depressives, dereierendes, dialektisches, dichotomes, didaktisches,
digitales, divergentes, diskursives, disziplinierendes, divergierendes,
egoistisches, egozentrisches, eingeengtes, empirisches, erfassendes, esoterisches,
extrapolierendes, figurales, formal-operatorisches, freies, funktionales,
ganzheitliches, gebundenes, gehemmtes, gerichtetes, gestörtes, glossogenes,
heuristisches, ideenflüchtiges, illegales, induktives, inkohärentes, interpolierendes,
intuitives, instrumentelles, irrationales, juristisches, kausales, kindliches, klares,
kompromissloses, konditionales, konfabulierendes, konformistisches,
konkret-operatorisches, kontextualisiertes, konvergentes, konvergierendes,
konzentriertes, kreatives, kritisches, künstlerisch-schöpferisches, laterales, lautes,
leises, logisches, magisches, mathematisches, mechanisches, mehrgleisiges,
metaphysisches, metaphorisches, multidimensionale, multiples,
mystisch-prälogisches, naives, naturwissenschaftliches, nichtendendes,
nichtgegebenes, nichtsprachliches, normales, normatives, numerisch-
zahlengebundenes, operatives, östliches, paralogisches, pathologisches,
phantasierndes, phantastisches, philosophisches, poretisches, prälogiches,
präoperatives, pragmatisches, praktisches, primitives, problemlösendes, produktives,
psychoanalytisches, psychologisches, radikales, räumlich-relationales, rationales,
rationelles, realitätsorientiertes, rechnerisches, reflexives, relationales, religiöses,
reproduktives, richtiges, romantisches, scharfsinniges, schizophrenes,
schlussfolgerndes, selbstreflektorisches, schöpferisches, schwarz-weiß, sinnloses,
sinnvolles, skeptisches, skurriles, sprachloses, sprachunabhängiges, sprunghaftes,
stereotypes, syllogistisches, symbolisches, systemtranszendierendes, theoretisches,
transzendentales, umsichtiges, umständliches, unabhängiges, unanschauliches,
ungeordnetes, unklares, unterscheidendes, unzusammenhängendes, urteilendes,
verarmtes, verbal-sprachgebundenes, verknüpfendes, verlangsamtes, versetzendes,
vertikales, verwirrtes, vorbegriffliches, voroperatorisches, vorstellendes, wahnhaftes,
wertendes, westliches, wildes, wirres, wissenschaftliches, wortloses, zerfahrenes.
122
Quelle: Sponsel, Rudolf: „Denken. Eine wichtige psychologische
Grundfunktion. Einführung in die Denkpsychologie aus Sicht
der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie.“

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Internet Publikation für Allgemeine und


Integrative Psychotherapie
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Stubenlohstr. 20; D-91052 Erlangen
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Geladen am 18.04.2011
Genehmigung zur Verwendung erhalten am 19.04.2011

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instrument. Handbuch für Führungskräfte und Personalverantwortliche.
München: Carl Hanser Verlag
v. Rosenstiel, L. (2001): Motivation im Betrieb. Mit Fallstudien aus der Praxis.
Reihe: Der Mensch im Unternehmen. Band 14: Leonberg: Rosenberger
Fachverlag

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v. Rosenstiel, L. (2003): Motivation managen. Psychologische Erkenntnisse ganz
praxisnah. Weinheim: Beltz Verlag
v. Rosenstiel, L. (2007): Grundlagen der Organisationspsychologie – Basiswissen
und Anwendungshinweise. Stuttgart: Schäffer-Poeschel
(WHO) World Health Organization (Hrsg.) (1987): People´s Needs for Nursing
Care: A European Study. Kopenhagen
Zielke-Nadkarni, A. (2006): Pflegehandeln personenbezogen ausrichten. In:
A. Warmbrunn (Hrsg.): Werkstattbücher zu Pflege heute. Analyse und
Vorschläge für den Unterricht, München: Urban & Fischer Verlag

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Weitere Publikationen

Vom gleichen Autor sind bisher erschienen:

Kolb, H. S. (2012): Clinical Reasoning in der Altenpflege. München: Grin-Verlag


Kolb, H. S. (2012): Kognitive Verzerrungen im Clinical Reasoning der Altenpflege.
München: Grin-Verlag
Kolb, H. S. (2014): Intuitive Clinical Reasoning. München: Grin-Verlag
Kolb, H. S. (2014): Clinical Reasoning und der Pflegeprozess als CRA-Prozess
in der Altenpflege. Hamburg: Disserta-Verlag
Kolb, H. S. (2014): Evidence-based Practice. Einführungsvortrag. München:
Grin-Verlag
Kolb, H. S. (2014): Clinical Reasoning. Einführungsvortrag. München: Grin-Verlag
Kolb, H. S. (2014): Denkstrategien und die 6 Denkhüte im Pflege- und Therapie-
prozess. Einführungsvortrag. München: Grin-Verlag
Kolb, H. S. (2014): Motivation durch Zielvereinbarung innerhalb der Zwei-Faktoren-
Theorie. München: Grin-Verlag
Kolb, H. S. (2015): Vegetarismus. Geschichte und Bewertung aus verschiedenen
Fachbereichen. München: Grin-Verlag
Kolb, H. S. (2015): Symbolische Führung als Managementaspekt des Schulleiters
an einer BRK-Berufsfachschule für Altenpflege. München: Grin-Verlag
Rattinger, S. & Kolb, H. S. (2015): Situationen pflegender Angehöriger. Eine
empirische Studie in der Marktgemeinde Nordhalben. München: Grin-Verlag

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