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[Bild 1, Bildquelle: Autoren]

Uluru, so wird Australiens Mythosmonolith, der Ayers Rock, von den Ureinwohnern, den Aboriginies,
genannt.

Stromversorgung in Australien und Neuseeland


Autoren: PD Dr.-Ing. habil. Jörg Schneider / Gunter Kuhs

Die Strombereitstellung in Australien befindet sich derzeit, trotz großer Vor-


kommen an Kohlen und Uran, in einer Umbruchphase. Australien vollzieht seine
Energiewende im rasanten Tempo und wird das Emissionsreduktionsziel von 26 %
bis 2030, gemäß des Pariser Klimaschutzabkommens, u.a. wegen hoher Investi-
tionen von 2,2 Mrd. AUD in den Klimaschutz, der günstigen Geographie für den
Ausbau von Wind- und Solarstrom* sowie einer geringen Bevölkerungsdichte
sicher erreichen.
Andererseits liegt der Anteil der Kohlenverstromung derzeit noch bei fast 60 % und
Australien ist mit jährlich etwa 390 Millionen Tonnen der zweitgrößte Kohlen-
exporteur der Welt.
Obwohl auch Neuseeland über fossile Energierohstoffe verfügt, werden jetzt schon
etwa 83 % des Strombedarfes über erneuerbare Energien - vornehmlich Wasser-
kraft und Geothermie - gedeckt. Positive Aussichten bestehen für Solarenergie,
speziell im Wohnbereich. Der Einsatz von Kohlen zur Stromerzeugung ist zu-
künftig nicht mehr vorgesehen.
Der Beitrag gibt Auskunft über den Status quo der Kraftwerksstrukturen beider
Länder.

*stabile starke Winde und hohe Sonneneinstrahlung in Äquatornähe


Australien
„Down Under“ - so wird Australien wegen seiner isolierten Lage in der südlichen Hemisphäre
genannt - hat fast 25 Millionen Einwohner und besteht aus sieben Bundesstaaten mit den je-
weiligen Hauptstädten: Northern Territory (NT) / Darwin, Western Australia (WA) / Perth, South
Australia (SA) / Adelaide, Queensland (QLD) / Brisbane, New South Wales (NSW) / Sydney,
Victoria (VIC) / Melbourne und Tasmanien (TAS) / Hobart. Die Landeshauptstadt ist Canberra.
Im Herzen von Australien liegt Alice Springs (NT). Dort gingen die ersten Telegraphenstationen
um 1885 in Betrieb. [Bild 2, Bildquelle: Autoren] zeigt einige Relikte aus dieser Zeit.

Große Nasszellen-Batterien versorgten die Überland-Telegraphenleitungen mit dem nötigen


Strom. Somit konnte die telegraphische Verbindung zur übrigen Welt hergestellt werden. Den
heutigen Stand hinsichtlich der innerstädtischen Stromversorgung dokumentiert [Bild 3, Bild-
quelle: Autoren].
[Bild 4, Bildquelle: Autoren] zeigt die Elektrizitätsübertragung auf dem Lande.
Australien verfügt über eine installierte Kraftwerksleistung von etwa 66 GW. [Bild 5, Bildquelle:
Autoren]
Die Strombereitstellung der in [Bild 5] dargestellten Großkraftwerke, welche überwiegend an
den West- bzw. Südost-Küsten und Tasmanien anzutreffen sind, nach Primärenergieeinsätzen,
zeigt Bild 6 [Bild 6, Bildquelle: Autoren].

Für die Energieversorgung sind - wie auch z.B. für das Verkehrswesen, die Bildung usw. - die
jeweiligen Bundesstaaten zuständig. Die Energiewirtschaft ist teilweise dereguliert und priva-
tisiert. Als eine weitere Option wird die Vermietung von Kraftwerken gesehen.
Australien ist reich an Bodenschätzen wie Kohlen, Uran, Eisenerz, Edelmetallen und Mineralien.
Die australischen Minen produzieren jährlich bis zu 510 Mio. t Kohlen. Die Akzeptanz der
Kohlennutzung ist bei der Bevölkerung gesunken. Der Anteil der Stromerzeugung aus Kohlen-
kraftwerken ging in den letzten zehn Jahren von 80 % auf knapp unter 60 % zurück. Weiterhin
sind Kohlen eines der bedeutendsten Exportgüter des Landes. Mit einem Kohlenexport von etwa
390 Mio. t/a zählt der fünfte Kontinent zur Weltspitze.
[Bild 7, Bildquelle: Stanwell Energy]
Australiens letztes 2003 in Betrieb gegangene Kohlen-Großkraftwerk Tarong North/QLD (im Bild links,
443 MW). Rechts das 1400-MW-Kohlenkraftwerk aus den 1980er Jahren.

[Bild 8, Bildquelle: INPEX Corp.]


Das letzte mit fossilen Brennstoffen befeuerte Großkraftwerk befindet sich in Bladin Point, nahe Darwin
im Northern Territory. Die japanische INPEX Corp. errichtete hier 2017 ein Liquefied Natural Gas (LNG)
Terminal und ein Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerk (490 MW). Das Erdgas wird im 890 km entfernten
Ichthys Field gefördert und per Untersee-Pipeline zum LNG-Terminal in Bladin Point transportiert.
Der Elektrifizierungsgrad in Australien liegt bei 100 %. Trotzdem kommt es zu Stromausfällen.
Speziell das Jahr 2020 war in der ersten Hälfte wegen gekappter Stromleitungen durch vernich-
tende Großfeuer, Stürme und Überschwemmungen besonders davon gekennzeichnet.
Der überwiegende Anteil einer Stromerzeugung auf Basis fossiler Brennstoffe führt natürlich zu
einem erheblichen Ausstoß an Treibhausgasen. Klimaschutz ist zwar in Australien umstritten,
dennoch hält das seit 2019 von Sussan Ley geführte Umweltministerium an einer Reduzierung
der Treibhausgase bis 2030 um 26 % gegenüber 2005 gemäß der Vereinbarung des Pariser Klima-
schutzabkommens fest.
Staatliche Programme sollen die Einführung neuer Technologien im Bereich der Clean-Coal-
Technologien unterstützen.
Zur Reduzierung der Kohlendioxidemissionen wird der Einsatz der Carbon Capture, Utilization
and Storage (CCUS)-Technologien als wichtig angesehen.
Die meisten Aktivitäten werden vom Cooperative Research Centre for Greenhouse Gas Tech-
nologies (CO2CRC) in Canberra koordiniert.
Die drei Hauptverfahren zu Carbon Capture (CC) wurden in zahlreichen australischen Demon-
strationsprojekten realisiert und abgeschlossen.
Beispiele hierfür sind die Demonstrationsprojekte Hazelwood/VIC (Kraftwerk seit März 2017
stillgelegt) und Tarong/QLD (post combustion, beide CC in Betrieb ab 2009), Callide/QLD
(Oxyfuel, in Betrieb seit 2011, Kraftwerk außer Betrieb seit 2015/2016) sowie die Pilotprojekte
Munmorah/NSW (post combustion, in Betrieb seit 2010, Kraftwerk außer Betrieb seit 2012) und
Loy Yang/VIC (pre combustion, in Betrieb seit 2009). Membranverfahren wurden ebenfalls ver-
folgt.
Speziell die Kohlenstoffdioxid-Speicherung und der -Transport werden in dem 2019 gestarteten
Carbon Capture Storage Programm der australischen Regierung untersucht. Die Einlagerung und
Speicherung von CO2 soll sowohl im Landesinneren als auch in großem Maße im Otway Basin
(überwiegend offshore) erfolgen. Das Parlament hat ein Gesetz über die Festlegung der Zugangs-
und Eigentumsrechte für die sichere Offshore-Speicherung von Treibhausgasen verabschiedet.
Für die Speicherung auf dem Festland sind für die Gesetzgebung die Bundesstaaten zuständig,
die unter Beachtung einheitlicher Rahmenbedingungen derzeit entwickelt werden und zum Teil
bereits existieren.
Die Speicherbedingungen sind in Australien besonders vorteilhaft. Die Speicherpotenziale sind
für den australischen Kraftwerkspark ausreichend.
Als einen weiteren Schritt unterstützt die australische Regierung über den bereits 2014 ge-
schaffenen Emissionsreduktionsfond die großtechnische CO2-Speicherung mit der Förderung des
Moomba Cooper Basin Carbon Storage Project in South Australia mit den Akteuren Santos und
British Petrol (BP).
Gas-, Wasser- und Windkraftwerke decken etwa 32 % des Strombedarfes des Landes.
Hervorzuheben ist Tasmanien, welches etwa 240 km südlich des australischen Kontinents liegt
und von diesem durch die Bassstraße getrennt ist. Die Stromversorgung auf dieser den ältesten
Regenwald dieser Welt besitzenden und aus 45 % Nationalparks bestehenden Insel geschieht
nahezu ausschließlich aus Wasser- und Windkraftwerken. Das nahe George Town am Tamar
River gelegene von Aurora Energy betriebene Gaskraftwerk Tamar Valley verfügt über einen
Open-Cycle-Gas-Turbine- (OCGT-) sowie einen Combined-Cycle-Gas-Turbine- (CCGT-) Teil
und ersetzte 2009 das in der Nähe befindliche Gaskraftwerk Bell Bay. Es ist grundlastfähig und
eignet sich zum Abfahren von Lastwechseln und der Spitzenlast. Weiterhin ist Tasmanien über
die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitung mit hoher Spannung (HGÜ) „Basslink“
mit dem Festland verbunden. Diese trägt ebenfalls zur Netzstabilität auf Tasmanien bei und er-
möglicht die Nutzung von regenerativen Energien von der Insel auf dem Kontinent.
Mehrere über 100 MW große Windparks wurden in den Bundesstaaten Western Australia (um
Perth), South Australia (nördlich von Adelaide) und Victoria (um Melbourne) errichtet.
Weitere Überlegungen zum Ausbau der Windkraftnutzung sind vorhanden, schreiten aber wegen
administrativer Mängel mitunter nur langsam voran.
In Zentralaustralien, dem „roten Land“, erfolgt die Energieversorgung oft mit Blockheiz-
kraftwerken.
Kernkraftwerke sind in Australien nicht in Betrieb. Das Land benötigt jedoch wenig CO2-
belasteten Strom im Grundlastbereich, so dass die Regierung in Canberra den Bau von Kernkraft-
werken erwägt. Widerstand der Bevölkerung gegen die Nukleartechnologie ist jedoch vorhanden.

Neuseeland

Neuseeland ist ein geographisch isolierter Inselstaat, der aus einer Nord- und einer Südinsel sowie
mehr als 700 kleineren Inseln besteht. Mehr als vier Millionen Einwohner leben im Common-
wealth-Staat mit demokratisch-parlamentarischer Verfassung. Die Hauptstadt ist Wellington, im
Süden der Nordinsel gelegen.
Neuseeland liegt im südpazifischen Ozean und grenzt auf der Westseite an die Tasmansee. Die
Nordinsel wird von der Südinsel durch die Cookstraße getrennt.
Neuseeland verfügt über eine installierte Kraftwerksleistung von etwa 9,5 GW (Nordinsel ca. 5,8
GW, Südinsel ca. 3,7 GW) und muss sich autark versorgen. [Bild 9, Bildquelle: Autoren]
Das Land verfügt über große Vorkommen an Braunkohlen und Steinkohlen auf der Südinsel.
Steinkohlen sind dominant auf der Nordinsel. Bedeutende Erdöl- und Erdgaslagerstätten befinden
sich westlich der Nordinsel im Taranaki-Becken in der Tasmansee vor der Küste bei New
Plymouth.
Neuseeland ist mit großen Regen- und Schneemengen entlang der Neuseeländischen Alpen auf
der Südinsel zur Wasserkraftnutzung und durch den pazifischen Vulkangürtel zur Geothermie-
wassernutzung von der Natur begünstigt.
Deshalb können rund 83 % des Strombedarfes aus erneuerbaren Energien gedeckt werden.
Beispielhaft ist dabei die Südinsel zu nennen, in der fast ausschließlich Wasserkraftwerke den
Elektrizitätsbedarf decken. Die Nordinsel verfügt über einen Energiemix. [Bild 10, Bildquelle:
Autoren]
Die größten Wasserkraftanlagen sind das im Fjordland National Park gelegene Kavernen-
kraftwerk Manapouri, die Systeme des Clutha River und Waitaki River auf der Südinsel sowie
das Waikato River System auf der Nordinsel.

[Bild 11, Bildquelle: Meridian Energy, 2016]


1972 ging das Wasserkraftwerk Manapouri auf der Südinsel nach achtjähriger Bauzeit mit einer Leistung
von 7 x 122 MW in Betrieb. Vom Umspannwerk über dem Einlaufbauwerk führen zwei 220-kV-
Leitungen zu den Knotenpunkten nach North Makarewa und Invercargill.

Die von dem staatlichen Unternehmen Meridian Energy Ltd. betriebene Manapouri Power
Station ist mit einer Bruttoleistung von 854 MW das größte Wasserkraftwerk Neuseelands.
7 Francis-Turbinen zu je 122 MW erzeugen seit 1972 jährlich ca. 5000 GWh Strom. Die Gene-
ratoren befinden sich in 213 m Tiefe in einer Felswandkammer unter den Bergen. Das Wasser
aus dem Lake Manapouri strömt durch das Einlaufbauwerk [Bild 11] mit einem maximalen
Durchfluss von 500 m³ pro Sekunde und einer Fallhöhe von 180 m hinunter zu den Turbinen
[Bild 12] und dann in zwei Auslasstunnel von je 10 km Länge und 10 m Durchmesser durch das
Gebirge zum Doubtful Sound ins Meer.
[Bild 12, Bildquelle: Autoren]
Die volle Leistung von 854 MW erreichten die im Bild gezeigten 7 Turbosätze am 6. Mai 2002 nach Be-
endigung der Bauarbeiten am zweiten Abflusskanal.

Das Kraftwerk wurde hier im Fjordland wegen des verfügbaren großen Wasservolumens gebaut
(bis zu 7000 mm Niederschlagsmenge pro Jahr) und war ein internationales Projekt mit Bohr-
meistern, Tunnelbauexperten und Ingenieuren aus der ganzen Welt.
Das in der Region Canterbury realisierte „Waitaki Hydro Scheme“-Wasserkraft-Projekt umfasst
die acht Kraftwerke Aviemore, Benmore, Ohahu A, B und C, Tekapo A und B sowie Waitaki.
Die von Meridian Energy Ltd. am Waitaki River System betriebenen 8 Kraftwerke verfügen je
nach Wasserangebot über eine Gesamtleistung von etwa 1740 MW und produzieren jährlich ca.
7600 GWh Strom:

 Aviemore 220 MW [Bild 13]


 Benmore 540 MW [Bilder 14 und 15]
 Ohau A 264 MW
 Ohau B 212 MW
 Ohau C 212 MW
 Tekapo A 25 MW
 Tekapo B 160 MW [Bild 16]
 Waitaki 105 MW [Bild 17]
[Bild 13, Bildquelle: Autoren]
Das Speicherkraftwerk Aviemore verfügt über eine Leistung von 4 x 55 MW. Dieser Standort ist einer
von acht Wasserkraftwerken in einer Kraftwerkskette, die vom Lake Tekapo bis zum Lake Waitaki reicht.

[Bild 14, Bildquelle: Otago Daily Times, 2019]


Das im Lake Benmore angestaute Wasserreservoir stellt seit 1966 über sechs 90-MW-Turbosätze, nach
einer Modernisierung 2009, eine Leistung von bis zu 540 MW zur Verfügung, bis es über den Waitaki
River in den pazifischen Ozean gelangt.
[Bild 15, Bildquelle: Autoren]
Das Speicherkraftwerk Benmore ist mit seinen in alle vier Himmelsrichtungen führenden Stromleitungen
gut in das neuseeländische Landesnetz implementiert.

[Bild 16, Bildquelle: Autoren]


Vom Lake Tekapo fließt das Wasser über einen 26 km langen Kanal in ein Staubecken, von dem aus zwei
Druckleitungen zu dem am Ostufer des Lake Pukaki gelegenen Speicherkraftwerk Tekapo B führen.
[Bild 17, Bildquelle: Autoren]
Das Laufwasserkraftwerk Waitaki wurde in den Jahren 1935-1954 in Betrieb genommen. Es verfügt über
sieben 15-MW-Turbosätze und ist mit einer Leistung von über 100 MW auch heute noch unverzichtbar.

Baubeginn war 1928 mit der Errichtung des Waitaki Dams. Die Inbetriebnahme der Waitaki
Power Station erfolgte 1935. Von 1965 bis 1985 wurde das System in verschiedenen Stufen durch
den Bau mehrerer Kanäle und der damit verbundenen Einbindung der Gletscherseen Lake
Tekapo, Lake Pukaki und Lake Ohau erweitert. Lake Benmore ist mit einer Fläche von 74,5 km2
und einem Gesamtstauraum von 2,04 Mrd. m3 Neuseelands größter Stausee. Das Wassereinzugs-
gebiet des Sees umfasst eine Fläche von ca. 8500 km2. Alle 8 Kraftwerke werden von einer
Steuerungszentrale von Meridian Energy in Twizel betrieben (Hauptsitz des Unternehmens ist in
Wellington auf der Nordinsel). Übertragungsnetzbetreiber ist das Unternehmen Transpower.
Meridian Energy betreibt in Australien weiterhin 5 Windparks, eine Vielzahl von Solaranlagen
sowie 3 Wasserkraftwerke.
Die Strombereitstellung aus Geothermie (ca. 17 % der Elektrizitätserzeugung Neuseelands) ist
ausschließlich auf die Nordinsel begrenzt. Grund hierfür ist Neuseelands tektonische Lage an der
Grenze zwischen Australischer und Pazifischer Platte, welche zu häufigen Erdbeben, Verwer-
fungen und erhöhter vulkanischer Aktivität führen. Die letzte große Eruption des Mt. Ruapehu
vom 25. September 2007 begann ohne jede Vorwarnung und wurde von einem siebenminütigen
Erdbeben sowie einer über 5000 m hohen Rauchwolke begleitet. In der Gegend der Bay of Plenty
und der Zentralen Hochebene der Nordinsel beispielsweise ist die Erdkruste so dünn wie kaum
anderswo auf der Welt.
Neben den aktiven Vulkanen zeigen sich die Erdkräfte auch in Form der Geothermie, die in über
65 Geysiren und heißen Quellen zu Tage treten. Das größte und gleichzeitig älteste Geothermie-
Kraftwerk Neuseelands ist die in der Taupo Volcanic Zone gelegene 1958 in Betrieb genommene
und von Contact Energy Ltd. betriebene Wairakei Power Station (181 MW) [Bild 18] und war
das zum damaligen Zeitpunkt weltweit erste geothermische Kraftwerk dieser Größe. Seit 2015
erfolgt bis 2025 der stufenweise Rückbau der Wairakei Power Station und seine Ablösung durch
die nahe gelegene, 2014 in Betrieb gegangene Te Mihi Power Station (166 MW, Contact Energy).

[Bild 18, Bildquelle: Autoren]


Das Kraftwerk Wairakei auf der Nordinsel ging 1958 in Betrieb und war mit einer Leistung von 181 MW
zum damaligen Zeitpunkt das weltweit erste geothermische Kraftwerk dieser Größe. Nun ist bis 2025 die
Außerbetriebnahme vorgesehen.

Weitere große, ebenfalls von Contact Energy betriebene Geothermie-Kraftwerke sind Mokai
(112 MW) und Ohaaki (104 MW), sowie die von Mercury Energy betriebenen Kraftwerke Nga
Awa Purua (140 MW) und Kawerau (100 MW).
Fossile Brennstoffe wie Gas, Kohlen und Mineralöl trugen im Jahr 2019 zur Stromversorgung
lediglich mit rund 17,5 % bei (Quelle: Ministry of Business, Innovation & Employment of New
Zealand, 2020). Der ständig steigende Strombedarf wird hauptsächlich durch den Bau von Gas-
kraftwerken sowie von Wind- und Solaranlagen kompensiert.
Interessant war der geplante Bau eines 240-MW-Gezeitenkraftwerkes im Hafen von Kaipara, auf
der Westseite der Nordinsel gelegen. Das Unternehmen Crest Energy Ltd. wollte zur Strom-
erzeugung 200 Unterwasserturbinen zu je 1,2 MW entlang einer 8 km-Linie errichten. Das
Projekt ruht jedoch seit 2013 wegen ungünstiger Marktbedingungen. Crest Energy hat das Projekt
2014 an Todd Energy verkauft.
Pläne zum Bau von Kernkraftwerken wurden nach der Entdeckung großer Kohlen- bzw. Gas-
lagerstätten bereits um 1970 verworfen.
[Bild 19, Bildquelle: Autoren]
Die Huntly Power Station des Betreibers Genesis Energy wurde mit 4 x 250 MW Steinkohlenblöcken in
den Jahren 1982 bis 1985 in Betrieb genommen. Danach ging für die Superspitzenlast 2003 eine 50 MW
Gasturbine an das Netz. Weiterhin wurde 2007 am Standort ein 444 MW Gas- und Dampfturbinen-
kraftwerk (GuD) in den kommerziellen Betrieb überführt. Derzeit sind zwei Steinkohleblöcke stillgelegt
und zwei werden als Reservekapazität für Spitzenlastzeiten vorgehalten.

Die Huntly Power Station in der Region Waikato auf der Nordinsel ist das größte mit fossilen
Brennstoffen betriebene Kraftwerk Neuseelands [Bild 19]. In den Jahren 1982-1985 nahm das
Unternehmen Genesis Energy vier Steinkohlenblöcke mit einer Leistung von jeweils 250 MW,
die wahlweise auch mit Erdgas befeuert werden können, in Betrieb. 2007 wurde der Standort um
eine 444-MW-GuD-Anlage erweitert. Zusammen mit einer 2003 errichteten 50-MW-Spitzenlast-
Gasturbine besaß das Kraftwerk bis 2012 eine installierte Leistung von insgesamt 1494 MW und
deckte ca. 20 % des Strombedarfs in Neuseeland. Im Zuge des Ausstiegs aus der Nutzung fossiler
Brennstoffe wurde ein Kohlen-Block im Jahr 2012 in Kaltreserve gesetzt und 2018 stillgelegt,
ein zweiter Kohlen-Block wurde bereits 2015 stillgelegt. Die verbleibenden anderen beiden 250-
MW-Blöcke sollen noch bis Dezember 2022 der Stromversorgung bei hohen Netzlasten dienen
und dann gleichfalls stillgelegt werden.
Der Ausstieg Neuseelands aus der Kohlenverstromung ist bis 2025 vorgesehen.
Literatur und Quellen
[1] Schneider, J.; Kuhs, G.: Kraftwerksdatenbanken Australien und Neuseeland,
Stand Juni 2020
[2] Schneider, J.; Kuhs, G.; Boehringer, A.: Kraftwerke in Australien und Neuseeland
BWK Bd 61 (2009) Nr. 6
[3] Petersen, M.; Dodenhoff, M.: Erstellung eines Archives der konventionellen
Kraftwerke weltweit, Projektarbeit HS Anhalt 2019
[4] www.kraftwerkskarten.de

https://www.energie-lexikon.info

https://www.adelphi.de/de/publikation/überblick-über-die-australische-energiepolitik

https://www.german-energy-
solutions.de/GES/Redaktion/DE/Publikationen/Marktanalysen/2019/zma_neuseeland_2019_en
ergieeffizienz.html

https://www.energy.gov.au/sites/default/files/australian_energy_statistics_2019_energy_update
_report_september.pdf

https://www.mbie.govt.nz/dmsdocument/7040-energy-in-new-zealand-2019

https://www.genesisenergy.co.nz/assets

https://www.meridianenergy.co.nz/who-we-are/our-power-stations/hydro/manapouri

Autoren
PD Dr.-Ing. habil. Jörg Schneider, Berlin
Gunter Kuhs, Kartograph, Halle (Saale)

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