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§ 1a BauGB Rn.

1-9
Schlichter / Stich / Driehaus / Paetow: Berliner
Kommentar zum Baugesetzbuch
Autor: Mitschang
Titel: Berliner Kommentar zum Baugesetzbuch Herausgeber: Schlichter; Stich; Driehaus;
Paetow
Auflage: [keine Angabe] Autor: Mitschang
Vorschrift: § 1a BauGB

§ 1a BauGB Rn. 1-9 – Ergänzende Vorschriften zum Umweltschutz


(1) Bei der Aufstellung der Bauleitpläne sind die nachfolgenden Vorschriften zum
Umweltschutz anzuwenden.

(2) Mit Grund und Boden soll sparsam und schonend umgegangen werden; dabei sind zur
Verringerung der zusätzlichen Inanspruchnahme von Flächen für bauliche Nutzungen die
Möglichkeiten der Entwicklung der Gemeinde insbesondere durch Wiedernutzbarmachung von
Flächen, Nachverdichtung und andere Maßnahmen der Innenentwicklung zu nutzen sowie
Bodenversiegelungen auf das notwendige Maß zu begrenzen. Landwirtschaftlich, als Wald
oder für Wohnzwecke genutzte Flächen sollen nur im notwendigen Umfang umgenutzt
werden. Die Grundsätze nach den Sätzen 1 und 2 sind nach § 1 Abs. 7 in der Abwägung zu
berücksichtigen. Die Notwendigkeit der Umwandlung landwirtschaftlich oder als Wald
genutzter Flächen soll begründet werden; dabei sollen Ermittlungen zu den Möglichkeiten der
Innenentwicklung zugrunde gelegt werden, zu denen insbesondere Brachflächen,
Gebäudeleerstand, Baulücken und andere Nachverdichtungsmöglichkeiten zählen können.

(3) Die Vermeidung und der Ausgleich voraussichtlich erheblicher Beeinträchtigungen des
Landschaftsbildes sowie der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes in seinen
in § 1 Abs. 6 Nr. 7 Buchstabe a bezeichneten Bestandteilen (Eingriffsregelung nach dem
Bundesnaturschutzgesetz) sind in der Abwägung nach § 1 Abs. 7 zu berücksichtigen. Der
Ausgleich erfolgt durch geeignete Darstellungen und Festsetzungen nach den §§ 5 und 9 als
Flächen oder Maßnahmen zum Ausgleich. Soweit dies mit einer nachhaltigen städtebaulichen
Entwicklung und den Zielen der Raumordnung sowie des Naturschutzes und der
Landschaftspflege vereinbar ist, können die Darstellungen und Festsetzungen auch an
anderer Stelle als am Ort des Eingriffs erfolgen. Anstelle von Darstellungen und
Festsetzungen können auch vertragliche Vereinbarungen gemäß § 11 oder sonstige geeignete
Maßnahmen zum Ausgleich auf von der Gemeinde bereitgestellten Flächen getroffen werden.
§ 15 Absatz 3 des Bundesnaturschutzgesetzes gilt entsprechend. Ein Ausgleich ist nicht
erforderlich, soweit die Eingriffe bereits vor der planerischen Entscheidung erfolgt sind oder
zulässig waren.

(4) Soweit ein Gebiet im Sinne des § 1 Abs. 6 Nr. 7 Buchstabe b in seinen für die
Erhaltungsziele oder den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen erheblich beeinträchtigt
werden kann, sind die Vorschriften des Bundesnaturschutzgesetzes über die Zulässigkeit und
Durchführung von derartigen Eingriffen einschließlich der Einholung von Stellungnahmen der
Kommission anzuwenden.

(5) Den Erfordernissen des Klimaschutzes soll sowohl durch Maßnahmen, die dem Klimawandel
entgegenwirken, als auch durch solche, die der Anpas-

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sung an den Klimawandel dienen, Rechnung getragen werden. Der Grundsatz nach Satz 1 ist
in der Abwägung nach § 1 Absatz 7 zu berücksichtigen.

Rdn.
Übersicht
I. Allgemeines 1
1. Inhaltlicher Überblick 1
2. Ziel und Zweck der Regelung 3

I. Allgemeines

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1. Inhaltlicher Überblick

1 Die Bestimmung in § 1a wurde durch das Bau- und Raumordnungsgesetz 1998 (BauROG 1998 vom
18.08.1997, BGBl. I S. 2081) in das BauGB eingefügt, durch das Europarechtsanpassungsgesetz Bau
(EAG Bau vom 24.06.2004, BGBl. I S. 1359) im Jahr 2004 und die Klimaschutznovelle 2011 (»Gesetz
zur Förderung des Klimaschutzes bei der Entwicklung in den Städten und Gemeinden«, BGBl. I
S. 1509) sowie zuletzt durch die Innenentwicklungsnovelle 2013 (»Gesetz zur Stärkung der
Innenentwicklung in den Städten und Gemeinden und weiteren Fortentwicklung des
Städtebaurechts«, BGBl. I S. 1546) fortentwickelt. Die insoweit vorgenommenen Änderungen
standen zunächst im Zusammenhang mit der Umsetzung der Anforderungen der Plan-UP-RL
(Richtlinie 2001/42/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 27.06.2001 über die Prüfung
der Umweltauswirkungen bestimmter Pläne und Programme, ABl. EG Nr. L 197 S. 30). In erster Linie
betrafen sie die Streichung der vormals in § 1a enthaltenen Regelung über die
Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP), die in die neu

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geschaffene Umweltprüfung (UP) eingegliedert wurde sowie eine deutlichere Strukturierung der
Vorschrift in Bezug auf die bauleitplanerische Abwägung (im Einzelnen genauer, vgl.
Rdn. 25 ff. und 38 ff. ). Aufgrund der verheerenden Folgen, die ein Erdbeben mit einem darauf
folgenden Tsunami im japanischen Atomkraftwerk Fukushima im Frühjahr 2011 ausgelöst hatte und
der hieran anknüpfenden Energiewende in der Bundesrepublik Deutschland, die einen Ausstieg aus
der Atomenergie mit sich brachte, wurde § 1a im Rahmen der Klimaschutznovelle 2011 um den
Aspekt des Klimaschutzes schließlich in einem neuen Abs. 5 ergänzt. Mit der Innenentwicklungsnovelle
2013 (zur Entstehung, vgl. Krautzberger, UPR 2012, 380 ff.; ders ., GuG 2012, 129 ff. ; Stüer, DVBl
2012, 1017 ff. ; zum Planspiel: Bunzel, ZfBR 2013, 211 ff.), die inhaltlich an dem im Jahr 2007 in Kraft
getretenen BauGBÄndG 2006 und an der dort schon verfolgten Zielsetzung der Stärkung der
Innenentwicklung ausgerichtet war, fanden im Jahr 2013 nochmals Änderungen in § 1a Abs. 2 und 3,
und dies in zweierlei Richtung, statt. Die in § 1a Abs. 2 enthaltene Umwidmungssperre, wonach
landwirtschaftlich, als Wald oder für Wohnzwecke genutzte Flächen nur im notwendigen Umfang
umgenutzt werden sollen, wurde im Hinblick auf die aus ihr resultierenden Anforderungen für eine
sachgerechte Abwägung um eine Begründungs- und Ermittlungspflicht konkretisiert und in § 1a
Abs. 3 wurde die planerische Eingriffsregelung um die in § 15 Abs. 3 BNatSchG enthaltenen
Prüfpflichten im Hinblick auf die Berücksichtigung agrarstruktureller Belange bei der Heranziehung
von land- oder forstwirtschaftlich genutzten Flächen für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen
erweitert.

2 § 1a trägt heute die Überschrift »Ergänzende Vorschriften zum Umweltschutz«. Gemeint sind
damit im Wesentlichen vier Sachgebiete des städtebaulichen Umweltschutzes:

Die Bodenschutzklausel (§ 1a Abs. 2), wonach mit Grund und Boden sparsam und schonend
umgegangen werden soll. Zur Verringerung der zusätzlichen Inanspruchnahme von Flächen
für bauliche Nutzungen sind dabei die Möglichkeiten der Entwicklung der Gemeinde
insbesondere durch Wiedernutzbarmachung von Flächen, Nachverdichtung und andere
Maßnahmen zur Innenentwicklung zu nutzen sowie Bodenversiegelungen auf das notwendige
Maß zu begrenzen. Ergänzt wird die Bodenschutzklausel um die sog.
»Umwidmungssperrklausel«, wonach landwirtschaftlich, als Wald oder für Wohnzwecke
genutzte Flächen nur im notwendigen Umfang umgenutzt werden sollen. Zur Begründung der
Notwendigkeit der Umwandlung landwirtschaftlich oder als Wald genutzter Flächen sollen
Ermittlungen zu den Möglichkeiten der Innenentwicklung angestellt werden. Dies betrifft vor
allem Angaben zu Brachflächen, Gebäudeleerstand, Baulücken und andere
Nachverdichtungsmöglichkeiten (vgl. § 1a Abs. 2 S. 4).

Die städtebaurechtliche oder planerische Eingriffsregelung (§ 1a Abs. 3), wonach die


Vermeidung und der Ausgleich voraussichtlich erheblicher

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Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes sowie der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des
Naturhaushaltes in seinem in § 1 Abs. 6 Nr. 7 Buchstabe a bezeichneten Bestandteilen
(Eingriffsregelung nach dem Bundesnaturschutzgesetz) in der Abwägung nach § 1 Abs. 7 zu
berücksichtigen sind. Der Ausgleich erfolgt dabei durch geeignete Darstellungen und
Festsetzungen nach den §§ 5 und 9 als Flächen oder Maßnahmen zum Ausgleich. Außerdem
können die Darstellungen und Festsetzungen auch an anderer Stelle als am Ort des Eingriffes
erfolgen, soweit dies mit einer nachhaltigen städtebaulichen Entwicklung und den Zielen der
Raumordnung sowie des Naturschutzes und der Landschaftspflege vereinbar ist. An Stelle von
Darstellungen und Festsetzungen können auch vertragliche Vereinbarungen nach § 11 oder
sonstige geeignete Maßnahmen zum Ausgleich auf von der Gemeinde bereitgestellten Flächen
getroffen werden. § 15 Abs. 3 BNatSchG gilt entsprechend. Schließlich ist ein Ausgleich nicht

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erforderlich, soweit die Eingriffe bereits vor der planerischen Entscheidung erfolgt sind oder
zulässig waren.

Die Verträglichkeitsprüfung nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-RL) und der


Vogelschutz-Richtlinie (Vogelschutz-RL) in § 1a Abs. 4, wonach auf die Kohärenz des
Schutzgebietssystems »Natura 2000« abgestellt wird. Soweit nämlich ein Gebiet im Sinne
des § 1 Abs. 6 Nr. 7b in seinen für die Erhaltungsziele oder dem Schutzzweck maßgeblichen
Bestandteilen erheblich beeinträchtigt werden kann, sind die Vorschriften des
Bundesnaturschutzgesetzes über die Zulässigkeit und Durchführung von derartigen Eingriffen
einschließlich der Einholung der Stellungnahme der Kommission anzuwenden.

Der Klimaschutz, dessen Erfordernissen sowohl durch Maßnahmen, die dem Klimawandel
entgegenwirken als auch durch solche Maßnahmen, die der Anpassung an den Klimawandel
dienen, Rechnung getragen werden soll.

Schließlich wird für den Anwendungsbereich der vorangehend aufgeführten Sachgebiete des
städtebaulichen Umweltschutzes in § 1a Abs. 1 bestimmt, dass diese Vorschriften bei der Aufstellung
der Bauleitpläne anzuwenden sind.

2. Ziel und Zweck der Regelung

3 Wie aus der Überschrift »Ergänzende Vorschriften zum Umweltschutz« deutlich wird, handelt es
sich bei den in § 1a aufgelisteten Belangen des Umweltschutzes um solche, die einerseits im Rahmen
der Bauleitplanung einer besonderen Berücksichtigung bedürfen bzw. andererseits für ihre
Umsetzung gerade auf eine Bauleitplanung angewiesen sind. Die Bestimmung, auf die mit den
»ergänzenden Vorschriften« Bezug genommen wird, ist § 1 Abs. 6 Nr. 7 . Schon im Rahmen dieser
Bestimmung wird auf die Berücksichtigung umweltschützender Belange in der bauleitplanerischen
Abwägung abgestellt. In diesem Sinne sind bei der Aufstellung der Bauleitpläne insbesondere »die
Belange des

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Umweltschutzes, einschließlich des Naturschutzes und der Landschaftspflege, insbesondere

die Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser, Luft, Klima und das Wirkungsgefüge
zwischen ihnen sowie die Landschaft und die biologische Vielfalt,

die Erhaltung und der Schutzzweck der Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung und der
europäischen Vogelschutzgebiete im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes,

umweltbezogene Auswirkungen auf den Menschen und seine Gesundheit sowie die
Bevölkerung insgesamt,

umweltbezogene Auswirkungen auf Kulturgüter und sonstige Sachgüter,

die Vermeidung von Immissionen sowie der sachgerechte Umgang mit Abfällen und
Abwässern,

die Nutzung erneuerbarer Energien sowie die sparsame und effiziente Nutzung von Energie,

die Darstellungen von Landschaftsplänen sowie von sonstigen Plänen, insbesondere des
Wasser-, Abfall- und Immissionsschutzrechts,

die Erhaltung der bestmöglichen Luftqualität in Gebieten, in denen die durch Rechtsverordnung
zur Erfüllung von bindenden Beschlüssen der europäischen Gemeinschaften festgelegten
Immissionsgrenzwerte nicht überschritten werden,

die Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Belangen des Umweltschutzes nach den
Buchstaben a, c und d«

zu berücksichtigen.

4 Diese nur beispielhaft in der Bestimmung angeführten umweltbezogenen Belange sind ebenso wie die
in § 1a Abs. 2 bis 5 enthaltenen »ergänzenden Vorschriften zum Umweltschutz« in den
Abwägungsvorgang nach § 1 Abs. 7 zu integrieren. Gewährleistet wird dies durch § 1a Abs. 1,
wonach bei der Aufstellung der Bauleitpläne die in den Abs. 2 bis 5 enthaltenen Vorschriften zum
Umweltschutz anzuwenden sind (vgl. Rdn. 10 ). Dementsprechend wird in der amtlichen Begründung
zum BauROG 1998 hervorgehoben, dass mit § 1a nach den Vorstellungen des Gesetzgebers das Ziel
verfolgt wird, die umweltschützenden Maßgaben für die bauleitplanerische Abwägung deutlicher
hervorzuheben und in ihrem Zusammenspiel zu strukturieren (vgl. BT-Drucks. 13/6392, S. 42).

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5 Gleichwohl geht die Regelung in § 1a in ihrer heutigen Fassung über die mit dem BauROG 1998
geschaffene Regelung hinaus. Während die seinerzeitige Regelung in erster Linie das auf eine neue
rechtliche Grundlage gestellte Verhältnis von naturschutzrechtlicher Eingriffsregelung und
Städtebaurecht zum Gegenstand hatte und im Weiteren zwar die Bodenschutzklausel (vgl. § 1a
Abs. 1 BauGB-alt), das Verhältnis zu sonstigen umweltbezogenen Planungen (vgl. § 1a Abs. 2 Nr. 1
BauGB-alt) sowie ansonsten das Verhältnis der bauleitplanerischen Abwägung

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zur Umweltverträglichkeitsprüfung (vgl. § 1a Abs. 2 Nr. 3 BauGB-alt), sowie zu europäischen FFH-
und Vogelschutzgebieten (vgl. § 1a Abs. 2 Nr. 4 BauGB-alt) thematisierte, weist die Vorschrift in der
seit dem Inkrafttreten des EAG Bau 2004 geltenden Form, deutliche Veränderungen auf. Nicht mehr
erfasst wird insoweit das Verhältnis zu den sonstigen umweltschutzbezogenen Planungen sowie zur
Umweltverträglichkeitsprüfung, Anforderungen die mittlerweile in § 2 Abs. 4 BauGB enthalten sind
(vgl. Mitschang, § 2 Rdn. 110 ff. sowie Rdn. 478 ff.). Gerade die zusammenfassende
Berücksichtigung von Umweltbelangen durch die Ausgestaltung einer planerischen UP, wie sie in § 2
Abs. 4 normiert ist und die vor dem sachmethodischen Hintergrund der Ermittlung, Beschreibung
und Bewertung aller Belange in § 1 Abs. 6 Nr. 7 und in § 1a führt zu einer Akzentverschiebung
zwischen den Vorschriften zu Gunsten der Bestimmung in § 2 Abs. 4 , und zwar insbesondere im
Hinblick auf die Bedeutung dieser Vorschrift für die Integration umweltschützender Belange in der
Abwägung. Erkennbar wird dies nicht zuletzt auch durch die Bezeichnung der Bestimmung in § 1a
unter der Geltung des BauROG 1998 sowie des EAG Bau 2004. Während in der Fassung des BauROG
1998 die Vorschrift in § 1a unter dem Titel »Umweltschützende Belange in der Abwägung« geführt
wurde, ist mit dem Inkrafttreten des EAG Bau 2004 eine Veränderung der Vorschriftenbezeichnung in
»Ergänzende Vorschriften zum Umweltschutz« vorgenommen worden. Auch daran wird deutlich,
dass § 1a seine zentrale Stellung für die Berücksichtigung von Umweltbelangen in der Abwägung
eingebüßt hat. Hieran haben auch die Integration des Klimaschutzes und der Klimaanpassung im
Rahmen der Klimaschutznovelle 2011 sowie die durch die Innenentwicklungsnovelle 2013
vorgenommene Konkretisierung der Anforderungen der Umwidmungssperre sowie die Erweiterung
der planerischen Eingriffsregelung um die Agrarklausel des § 15 Abs. 3 BNatSchG nichts geändert.

6 § 1a ergänzt § 1 Abs. 6 Nr. 7 und konkretisiert gleichzeitig das in § 1 Abs. 5 enthaltene


bauleitplanerische Oberziel, nach dem es eine wichtige Aufgabe der Bauleitplanung ist, eine
menschenwürdige Umwelt zu sichern, die natürlichen Lebensgrundlagen des Menschen im Sinne einer
nachhaltigen Entwicklung zu schützen und zu entwickeln sowie den Klimaschutz und die
Klimaanpassung, insbesondere auch in der Stadtentwicklung zu fördern. Dies verdeutlicht die von
Anfang an durch den Gesetzgeber verfolgte Strategie, das Städtebaurecht zu einem zentralen
Umsetzungsinstrument einer modernen Umweltpolitik zu machen (Battis , in:
Battis/Krautzberger/Löhr, § 1a Rn. 1; W. Schrödter, § 1a Rn. 1 sowie Söfker, in:
Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger, § 1a Rn. 3).

7 Im Gefolge der umweltbezogenen Zielsetzungen der Bauleitplanung in § 1 Abs. 5 wird mit § 1 Abs. 6
Nr. 7 , § 1a und schließlich auch § 2 Abs. 4 ein durch und durch integrativer Ansatz für die
Einbeziehung von Umweltbelangen in die räumliche Planung auf örtlicher Ebene verfolgt und
damit unmittelbar zur

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Verwirklichung dieser Belange beigetragen. Nicht zuletzt vermeidet der Gesetzgeber durch diesen
integrativen Ansatz, die Ausgestaltung einer neben dem Städtebaurecht stehenden räumlichen
Planung umweltbezogenen Inhalts. Vor diesem Hintergrund erschließt sich die zunehmende
Ökologisierung des Bauplanungsrechts durch den Umweltschutz in den letzten Jahrzehnten (vgl.
Mitschang, Städtebauliche Planung – eine Positionsbestimmung, in: Spannowsky/Büchner (Hrsg.),
Schnittmengen zwischen Planung und Planverwirklichung im Städtebaurecht – Festschrift für Hans-
Jörg Birk zum 70. Geburtstag, München, 2013, S. 81, 85). Der Schutz und die Sicherung von
umweltbezogenen Belangen sind damit zu einer originären Aufgabe der Bauleitplanung geworden.

8 Damit liegt die Verantwortung für eine umweltverträgliche, ökologisch orientierte städtebauliche
Planung bei den Gemeinden. Über alle Umweltbelange ist im Rahmen der bauleitplanerischen
Abwägung zu entscheiden. § 1a enthält die sich aus dem nationalen und europäischen Recht
ergebenden spezifischen Anforderungen aus den Bereichen des Naturschutzes, des Boden- und
Klimaschutzes, mit der Folge, dass sonstige nicht in § 1a enthaltene Umweltanforderungen unberührt
bleiben. Dies gilt etwa für das Immissionsschutzrecht, das Wasserrecht oder das
Denkmalschutzrecht. Die Verknüpfung mit dem bauleitplanerischen Abwägungsgebot wird durch § 1
Abs. 7 hergestellt. In den Kontext des Abwägungsgebotes werden auch die in § 1a Abs. 2 bis 5
aufgelisteten besonderen Umweltbelange einbezogen. Durch § 1a Abs. 1 wird dies gewährleistet.
Insoweit umfasst das Abwägungsgebot nach § 1 Abs. 7 , dass alle öffentlichen und privaten Belange
gegeneinander und untereinander gerecht abzuwägen sind, mithin also auch die Belange, die
umweltschutzbezogenen Hintergrund haben.

9 Für die in § 1a Abs. 2 bis 5 aufgeführten besonderen Umweltbelange wird das jeweils spezifische
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Verhältnis zur bauleitplanerischen Abwägung im Einzelnen geregelt. So sind die Bodenschutzklausel in
§ 1a Abs. 2, die planerische Eingriffsregelung in § 1a Abs. 3 und die Belange des Klimaschutzes in § 1a
Abs. 5 der bauleitplanerischen Abwägung uneingeschränkt zugänglich, während die Anforderungen in
Bezug auf die Durchführung einer Verträglichkeitsprüfung, soweit ein europäisches Schutzgebiet in
seinen für die Erhaltungsziele oder dem Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen erheblich
beeinträchtigt werden kann, zwingend einzuhalten sind. Die in diesem Sinne erst mit der
Ausgestaltung des EAG Bau 2004 vorgenommene Regelungsänderung macht deutlich, wie mit den
besonderen Umweltschutzbelangen des § 1a Abs. 2 bis 5 im Rahmen der bauleitplanerischen
Abwägung zu verfahren ist. Im Hinblick darauf handelt es sich bei § 1a nicht um eine isolierte
Regelung umweltbezogener Sonderverfahren im Sinne einer Zusatzanforderung an die
Bauleitplanung, sondern um einen Bestandteil eines an Nachhaltigkeitsgesichtspunkten
ausgerichteten Aufstellungsverfahrens (vgl. BT-Drucks. 15/2250, S. 40).

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