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Book Reviews • 149

economy. We begin to underdstand what 1920. Der Sportkalender des Hermannstäd-


the “auriferous quadrilateral” was like, ter Turnvereins für das Jahr 1922 (S. 145-
and implicitly what Transylvania was like 222); 5. Sportblatt, die wöchentliche Bei-
in terms of the national banking system, lage der Hermannstädter Deutschen Tages-
therefore of the economy of the Austro- post in der Zeit 1924-1925 (S. 223-253);
Hungarian Monarchy. The information 6. Die wöchentlichen Hermannstädter Pu-
presented here outlines the state of the eco- blikationen Sport-Schau, 1926, und Sport.
nomy of the Danube Monarchy, in general, Wochenblatt für allgemeinen Sport, 1928
in the eve of the Great War, in 1914. (S. 255-291); 7. Der Start. Monatsschrift
Therefore, the book is a complex syn- des Kronstädter Sächsischen Turn- und Sport-
thesis describing in detail Transylvania’s vereins, 1928 (S. 293-338); 8. Schluss-
“auriferous quadrilateral,” in the form of folgerungen. Beitrag zur Weiterführung
a historical and economic, but also social der Forschung im Bereich der Geschichte
radiography; the volume’s merit is that it der Sportpresse (S. 339-383; mit rumän.
opens new horizons of research in various Rezumat, engl. Summary, frz. Résumé);
scientific fields, such as economy, sociolo- Literaturverzeichnis/Sekundärliteratur (S.
gy, or demography. 385-400); drei Anhänge, Nr. 1 (S. 401-
q 408): Chronologische Zeittafel der Arbeit
Robert-Marius Mihalache vorkommenden Titel deutschsprachiger
Publizistik in Rumänien: 1. Die deutsch-
sprachige Presse auf dem heutigen Gebiet
Rumäniens bis zum Zweiten Weltkrieg,
Ioana Florea 1.1. Banat, 1.2. Siebenbürgen, 1.3 Bu-
Die Anfänge eines Massenphänomens. kowina, 1.4. Sathmar, 1.5. Bessarabien,
Die deutschsprachige Sportpresse in 1.6. Bukarest (S. 401-408, insgesamt 164
Siebenbürgen in der Zwischenkriegszeit Titel); 2. Die deutschsprachige Presse in
(1920-1928) der kommunistischen Zeit und nach der
Cluj-Napoca/Klausenburg, Presa Univer- Wende 1989 (S. 408: 9 Titel, z.B. Neuer
sitarã Clujeanã, 2016 Weg, 1949-1993, Bukarest, Tageszeitung,

D
ab 1993 Allgemeine Deutsche Zeitung
für Rumänien [adzr]; Anhang Nr. 2 (S.
iese Klausenburger Promotions- 409-410): Siebenbürger sächsische Turn-,
Arbeit (2016) enthält acht umfangreiche Bergsteiger-, Jagd- und Sportvereine so-
Kapitel: 1. Einführung. Theoretischer und wie Verbände; Siebenbürger sächsische
methodologischer Rahmen (S. 13-42); 2. Jugendorganisationen (29 Titel; Zeitraum
Die Vorstellung des historischen Rahmens ab 1822 (Mediascher Turnverein) bis 1938
vom Blickpunkt der deutschsprachigen (Organisation der Deutschen Jugend); An-
Publizistik auf dem Gebiet Rumäniens (S. hang Nr. 3 (S. 411-412): Zeittafel der
43-91); 3. Die Publikationen Siebenbür- deutschsprachigen Sport-, Touristik- und
ger sächsischer Turn- und Sportvereine bis Jagdperiodika auf dem Gebiet des heuti-
1918 sowie der Bergsteiger-, Jagdvereine gen Rumäniens (33 Titel, z.B. Jahrbuch
und Jugendbewegungen (S. 93-143); 4. des Siebenbürgischen Karpathenvereins, Her-
Die wöchentlichen Hermannstädter Pub- mannstadt, 1881-1914, 1922-1944); Per-
likationen Sportblatt und Sport im Sommer sonenverzeichnis (S. 413-420); dt. Orts-
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namen, mit den entsprechenden rumän., Für die kommunistische Zeit und nach
ungar., ukrain. on (S. 421-425). der „Wende 1989“ sind neun dt. Tages-
Unter den in Anhang Nr. 1 (S. 401- bzw. Wochenzeitungen aufgezählt (S.
408) aufgezählten 164 Zeitungen aus den 408), darunter Neuer Weg (1949-1993,
(ehemals) deutschsprachigen Gebieten, Bukarest), ab 1993 als Allgemeine Deutsche
stammt die Mehrzahl, 87 Titel, für den ge- Zeitung für Rumänien fortgeführt, so auch
nannten Zeitraum (bis zum Zweiten Welt- die Hermannstädter Zeitung (1968/1989).
krieg), mit teils wechselnden Namen, aus Während der Papierkrise in den 70er
Siebenbürgen (S. 402-406). Die Auflis- Jahren unterlagen die dt. Zeitungen keiner
tung dieser Zeitungen erschließt den wei- Begrenzung ihres Layout (Anmerkung
ten Raum der deutschen Minderheiten in Rezensent).
Südost-Europas vor dem II. Weltkrieg: für Als Quellen für die Sportpresse wer-
die Bukowina („Buchenland“/rumän. Bu- den folgende 15 Zeitungen angeführt,
covina) 19 Titel, darunter die Czernowitzer von denen die Mehrzahl (neun Titel)
Allgemeine Zeitung (1904-1940, Tageszei- in Hermannstadt erschien (S. 385, Nr.
tung, heute ukrain. Tscherniwzi, rumän. 1-15), darunter Nr. 2. Deutsche Tagespost
Cernãuþi), das Czernowitzer Morgenblatt (1919-1925), 4. Jahrbuch des Siebenbür-
(1918-1940, Tageszeitung), die Ostjüdi- gischen Karpathen-Vereins (1881-1914,
sche Zeitung (1919-1937) oder die Czerno- 1922-1944), 8. Siebenbürgisch-Deutsches
witzer Deutsche Tagespost (1924-1940) mit Tageblatt (1909-1944), 9. Sport (1920),
dem Untertitel Allgemeine Volkszeitung für 10. Sport-Rundschau (1926), 11. Sport,
das Deutschtum in Großrumänien; schließ- Wochenblatt für allgemeinen Sport (1928),
lich, im extremen Südosten, aus Bessarabi- 12. Sportblatt, 13. Sportblatt, Beilage Deut-
en 3 Belege: die Odessaer Zeitung, Odessa sche Tagespost (1924-1925), 14. Sportka-
(1863, kein Abschluss-Datum), die Deut- lender des Hermannstädter Turnvereins für
sche Zeitung Bessarabiens (1919-1939), das Jahr 1922. Mit Leistungstabellen des
aus Tarutino (ukrain. Tarutyne, südl. heimischen und ausländischen Körpersportes
Ukraine, Oblast Odessa) und Deutsches – eine typisch deutsche, vom „Turnvater“
Volksblatt, Tarutino („nationalsozialistisch Friedrich Ludwig Jahn im 19. Jhdt. in
geprägt“); für Bukarest, die Hauptstadt, Berlin eingeführte sportliche Betätigung
sind zwischen 1843 bis 1942 nicht weni- (zitiert im Personenverzeichnis S. 416) –
ger als 21 Titel mit unterschiedlicher Lauf- wer aber interessiert sich heute noch für
zeit aufgeführt, z.B. Bukarester Tageblatt jene Leistungstabellen? In Deutschland be-
(1927-1938; Zeitung der dt. Botschaft). ruft sich noch heute der Deutsche-Turner-
Während die meisten Zeitungen aus dem Bund (dtb) bisweilen noch auf den „Turn-
Banat und Siebenbürgen erst 1944 ihr vater“. Aus Kronstadt sind fünf Titel ver-
Erscheinen einstellten (genauer: am „23. zeichnet: Nr. 3. Jahrbuch des Burzenländer
August 1944, dem Jahrestag der Befreiung Sächsischen Museums (1925), 5. Die Karpa-
vom faschistischen Joch“), galt für jene then. Halbmonatsschrift für Kultur und Le-
aus Czernowitz und Odessa als terminus ben (1907-1914), 6. Kronstädter Zeitung
ad quem der 28. Juni 1940, als das Land (1880-1944), 7. Mitteilungen des Burzen-
zwischen Pruth und Djnestr (rum. Nistru) länder sächsischen Museums (1937-1944),
von der Sowjetunion im sog. Russenjahr 15. Der Start. Monatsschrift des Kronstädter
besetzt wurde. Sächsischen Turn- und Sportvereins (1928)
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sowie ein Titel aus Bistritz: Nr. 1. Die deutschsprachigen Presse in Rumänien“
Bistritzer Deutsche Zeitung (1913-1940). ein, die 1771 mit dem Druck der Temes-
Die Autorin hat Kopien von Seiten ver- warer Nachrichten und der Siebenbürger
schiedener Original-Sportseiten eingefügt, Zeitung (1784-1907, Hermannstadt),
z.B. aus Sport, Hermannstadt (Jahrgang der ersten politischen Zeitung, beginnt.
I, Nr. 1/3. August 1920; archiviert in der Im Zuge der Aufhebung der Bücher- und
Brukenthal Bibliothek in Hermannstadt, Zeitungszensur durch Kaiser Josef II. im
S. 172/173). Jahr 1781 erfolgte ein Aufschwung des
Das langjährige, kontinuierliche Er- siebenbürgisch-sächsischen Zeitungswe-
scheinen einzelner Zeitungen wie Nr. sens (S. 61), in dessen Verlauf sich mit
4 (Jahrbuch…, 1.-56. Jahrgang), Nr. 6 dem Erscheinen des Siebenbürger Wo-
(Kronstädter Zeitung, 44.-108. Jahrgang) chenblatts aus Kronstadt 1837-1944 (ab
oder Nr. 8 (Siebenbürgisch-Deutsches Tage- 1849 Kronstädter Zeitung) konträre gesell-
blatt, XXXVI.-LXXI. Jahrgang) spricht für schaftspolitische Positionen abzeichnen:
eine zeitnahe Diskussion politisch-sozialer das Wochenblatt galt als Sprachrohr des
Alltagsfragen, natürlich unter Einbezie- freisinnig-liberalen sächsischen Bürger-
hung – eben der in der Darstellung thema- tums und geriet in ideologische Auseinan-
tisierten – längst verflossenen sportlichen dersetzung mit den konservativ gesinnten
Ereignisse. Zugleich lassen die Angaben österreichischen Beamten [im Dienste der
über die Jahrgänge von Nr. 6 und Nr. 8 auf Siebenbürgischen Hofkanzlei, Wien] und
einen längeren editorischen Verlauf – und den sächsischen Patriziern in Hermann-
damit auch auf Diskussionen zu früheren stadt, den Lesern des Siebenbürger Boten
gesellschaftlichen Fragen in Siebenbürgen (1792-1907). Ab 1852 wurde der Bote
schließen. Und dann ging im Schicksals- amtliche Landeszeitung, die laut Auto-
jahr 1944 – nicht nur in Siebenbürgen – rin ihren Inhalt hauptsächlich aus Wiener
alles zu Ende. Blättern übernahm (S. 64). Die in beiden
Man wird mit Blick auf Siebenbürgen Zeitungen zum Ausdruck kommende un-
– geopolitische Informationen über diesen terschiedliche Bewertung politischer An-
südosteuropäischen Raum vorausgesetzt sichten bezog sich im Wesentlichen auf
– für die im Titel aufgerufene „Zwischen- die vom Kronstädter Wochenblatt aus der
kriegszeit (1920-1928)“ – einen aus der Vormärz-Bewegung angemahnte „Beteili-
Gesamtschau der dt. Zeitungen aufgestell- gung des Volkes am politischen Leben der
ten Rückblick auf den politischen Alltag Gemeinschaft und dem Bedarf an Transpa-
in Siebenbürgen erwarten, als eine Schau renz“ – ein Ansinnen, das vom Hermann-
längst verblichener sportlicher Ruhmesta- städter Boten zurückgewiesen wurde. Ein
ten. Wieweit die „deutschsprachige Sport- weiterer Streitpunkt galt den über Jahr-
presse“ hier – unbeabsichtigt – tragfähige hunderte mit entscheidenden sbbg.-sächs.
Auskünfte vermittelt, könnte durch eine Zünften, die vom Wochenblatt als eine
vom Leser selbst vorbestimmte Auswahl den Fortschritt hemmende Einrichtung
gesellschafts-politischer Fragen anhand angesehen wurden – eine Grundsatzfra-
einer Auswertung der umfangreichen ge, die sich während der darauffolgenden
Kapitel 3-7 (S. 93-338) nachvollzogen Jahrzehnte verschärfen sollte (S. 62). Sie
werden. Die Autorin geht in Kapitel 2. dürfte für die wirtschaftlich-soziale Ein-
(43ff.) zunächst auf die „Geschichte der bindung in den sächsischen Alltag von
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weitaus größerer Bedeutung gewesen sein, Facharbeiterzeitungen in kleiner Auflage,


als die angestrebte Umsetzung der 1848er daher wohl eher von beschränkter poli-
Revolutions-Ideen. Die Autorin verweist tischer Wirkung (S. 73) – oder war der
auf die Rücknahme der kurzlebigen Pres- Einfluss der (lokalen) rumän. und ungar.
sefreiheit nach 1848, was offensichtlich zu Presse bereits allzu dominant?
einer weiteren Verschärfung der angedeu- In der Zwischenkriegszeit unterlag
teten innersiebenbürgischen Gegensätze dann sowohl die sbbg.-sächs. wie auch die
beitrug: 1852 wurde der sog. Königs- rumän. Presse der rumänischen Pressever-
boden1 abgeschafft, doch vom „liberalen ordnung, die beiden Seiten offensichtlich
Regime“ in Wien 1861 wiederhergestellt. ausreichende Freiheit zugesteht (S. 70).
Er wurde nach dem österreichisch-unga- Für 1918 verzeichnet die Autorin drei Ta-
rischen Ausgleich 1867 und der Einglie- geszeitungen, das Siebenbürgisch-Deutsche
derung Siebenbürgens in das Königreich Tageblatt, die Siebenbürgisch-Deutsche Ta-
Ungarn und der administrativen Reform gespost (beide aus Hermannstadt) und die
in Ungarn 1876 aber definitiv zerschlagen Kronstädter Zeitung, in denen die aus der
(S. 64). 2. Hälfte des 19. Jhdts. geführte politische
Neben den genannten politisch ein- Diskussion zwischen den „Altsachsen“
flussreichen Periodika der größeren sbbg. und „Jungsachsen“ um das Für oder Wi-
Städte wie Kronstadt, Hermannstadt der einer Vereinigung mit Ungarn, den
oder Bistritz (Bistritzer Deutsche Zeitung; Erhalt des Königsbodens, der „Nations-
1913-1940) werden auch lokale Wochen- universität“, fortgeführt wird. Dabei wäre
zeitungen (mit unterschiedlicher Erschei- eine solche Diskussion heute – selbst bei
nungsdauer) aufgezählt, z.B. das Sächsische Zugriff auf einzelne Exemplare der Blätter
Volksblatt (Schäßburg, 1869, Polit-Blatt – für den an der Geschichte Siebenbürgens
der „Jungsachsen“), die Bistritzer Wochen- interessierten Leser nur anhand einer Aus-
schrift (1872-1916), der Schäßburger An- wahl der umfangreichen Sekundärlitera-
zeiger (1872-1918, ab 1901 Schäßburger tur nachvollziehbar (S. 385-399, mit 264
Zeitung), der Großkokler Bote (1879-1944, Publikationen, auf die in 795 Fußnoten
Schäßburg, Amtsblatt des Großkokler stellenweise verwiesen wird). Allerdings
Komitats) oder die Mediascher Zeitung würde diese bibliographische Auswahl
(1893-1944) u.a. (vgl. S. 65) – eine be- bereits ein Minimum an historischen Vor-
merkenswerte journalistische Vielfalt. kenntnissen zur Geschichte Siebenbürgens
Einige dieser Blätter überlebten – wie voraussetzen.
die Jahreszahlen belegen – die politisch- Die Hrsg. des Tageblatts (1874-1941)
administrative Vereinigung der deutsch- versuchten die Unabhängigkeit ihrer Zei-
sprachigen Bevölkerung Siebenbürgens tung gegenüber den ersten nationalsozia-
mit Rumänien aufgrund eines Beschlus- listischen Einflüsterungen zu verteidigen,
ses des Sächsischen Zentralausschusses in nachdem Fritz Fabritius bereits 1922/3 in
Mediasch vom 8. Januar 1919 (S. 66ff.; Hermannstadt das Blatt Selbsthilfe (Unter-
vgl. die dort angeführte historische Fach- titel: Kampfblatt für das ehrlich arbeitende
literatur). Für Klausenburg (Cluj-Napoca/ Volk) aufgelegt hatte, laut Ioana Florea
Kolozsvár) ist die sozialdemokratisch ori- „ein Vorgänger der nationalsozialistisch
entierte Gewerkschaftszeitung Lederarbei- ausgerichteten Siebenbürger sächsischen
ter (1919-1940) genannt, sowie weitere Publizistik“ (S. 73/4). Es folgten weitere
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‚gleichgesinnte‘ Einrichtungen wie die der schwer nachvollziehbaren kurzfristigen


„Unzufriedenen“, des Sachsenbundes, der Neuauflage des Siebenbürgisch-Deutschen
Banater Jungschwaben oder der Klingsor- Tageblatts (1874-1941) unter seinem al-
Gruppe. In Anlehnung an den „Völki- ten Namen, vom 1.-11. September 1944
schen Beobachter“, Berlin, wurde aus der bis zu seiner endgültigen Einstellung. Der
Selbsthilfe der Ostdeutsche Beobachter. Nach Hrsg., Hans Otto Roth, ermahnt hier die
1933 erstarkte die rechtsextreme ‚Bewe- Deutschen in Rumänien, das Land nicht
gung‘ auch in Rumänien, bei wachsendem zu verlassen und sich Rumänien gegen-
Widerstand der traditionell-demokrati- über loyal zu verhalten, unter heftiger Kri-
schen Parteien. Als Folge wurden von der tik der Nazi-Politik, die die deutsche Be-
(rumän.) Regierung 1934 alle extremen völkerungsgruppe in Rumänien zu einer
Parteien/Bewegungen im Lande verbo- nationalsozialistischen Bevölkerungsgrup-
ten, so dass auch der Beobachter eingestellt pe umgewandelt habe – ein Aufruf (vgl.
werden musste. Für die aus dem „Reich“ S. 76), der mit Blick auf jene dunkle Zeit
auch nach Siebenbürgen hereinströmende auch heute noch Respekt verdient, das
Nazi-Propaganda wurde eigens eine Pres- Schicksal der Rumäniendeutschen, ihre
sestelle zur ‚Bereinigung‘ – sprich Gleich- Stigmatisierung, Deportation und Enteig-
schaltung – der Presse der dt. Volksgruppe nung unter dem neuen kommunistischen
eingerichtet (S. 75). Der neue, verheeren- Regime aber nicht mehr abzuwenden ver-
de Zeitgeist traf damit ältere demokrati- mochte.
sche Blätter, wie etwa die 1913 gegründete Bleibt noch der Rückblick auf die für
Bistritzer Deutsche Zeitung, die von einhei- den multisprachlichen Kulturaustausch
mischen Nazi-Sympathisanten aufgekauft in Siebenbürgen wichtige (deutschspra-
und ab 1941 als Siebenbürgische Deutsche chige) Zeitschrift Klingsor, die zwischen
Zeitung zum (lokalen) Sprachrohr der 1924-1937 in Kronstadt von Heinrich
‚Bewegung‘ wurde. Ein weiteres, beredtes Zillich2 herausgegeben wurde und zwi-
Beispiel für die systematisch abgewickel- schen 1937-1939, nachdem Zillich 1936
te Gleichschaltung mit Nazi-Deutschland nach Deutschland gegangen war, von
liefert die Süddeutsche Tageszeitung [nicht Harald Krasser3 nach Hermannstadt über-
zu verwechseln mit der heutigen sz aus stellt wurde. Die Kulturzeitschrift Klingsor
München], die am 16. März 1941 aus (er erscheint bei den Meistersingern als
der Zusammenlegung des Siebenbürgisch- Dichter) förderte laut Autorin „einen Dia-
Deutschen Tageblatts (1874-1941, Her- log zwischen deutschen, rumänischen und
mannstadt) mit der 1919 als Schwäbische ungarischen Kulturtätigen, literarische
Volkspresse gegründeten Banater Deutschen Werke rumänischer Dichter und Schrift-
Zeitung aus Temeswar (Timiºoara/Temes- steller wurden übersetzt und veröffent-
var) hervorging. Diese Süddeutsche, mit licht, die rumänische Theater- und Mu-
dem Hakenkreuz in der Kopfzeile, erschien siklandschaft wurde vorgestellt“ (S. 77).
in einer Auflage von 15.000 Exemplaren Die Zeitschrift Klingsor kann zweifellos als
für Siebenbürgen und das Banat (S. 76). das wichtigste deutschsprachige Kulturpe-
Der im August 1944 erfolgte militärisch- riodikum in Südosteuropa während der
politische Seitenwechsel Rumäniens zog Zwischenkriegszeit bezeichnet werden.
die Einstellung aller dt. Presseorgane nach Im Klingsor konnten auch deutschspra-
sich, mit der aus heutiger Perspektive nur chige jüdische Autoren aus der Bukowina
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erscheinen – trotz der eindeutig national- Kopie der Titelseite Nr. 1) oder der Sport-
sozialistisch ausgerichteten „Volkstumsar- kalender des Hermannstädter Turnvereins
beit“ von Zillich, der sich von seiner ultra- für das Jahr 1922 (S. 185ff.) sowie die wei-
rechten Position nie eindeutig distanziert teren o.g. Sportblätter tatsächlich als ‚Spie-
hat. Die untadelige Gesinnung des Her- gel‘ – wenn auch nur lokaler – Entwicklun-
mannstädters Harald Krasser (der bis zu gen angeführt werden können? Zumindest
seinem Tode, 1981, in Freiburg i. Br. leb- lässt sich bereits in der ersten sbbg.-sächs.
te) steht hier nicht zu Diskussion, war es Sportzeitung nach dem I. Weltkrieg, dem
also die politische ‚Gleichschaltung‘, der Sportblatt (21. Juni 1920, Hermannstadt)
die Zeitschrift 1939 zum Opfer fiel? Es in der Aufgliederung der Mitglieder der
bleibt die Bewertung der Autorin (S. 70), Sportbewegung eine Art ‚gesellschaftli-
dass der sbbg.-sächs. Presse mit 89 Peri- che Ordnung‘ ablesen, gegliedert 1.) nach
odika von 19 Ortschaften an Bedeutung der Nationalität der Mitglieder: Sbbg.
und Qualität ein erster Platz bei den dt. Sachsen/‚Deutsche‘; 2.) nach sozialer
Bevölkerungsgruppen zukommt – immer- Herkunft, z.B. Arbeitervereine; 3.) nach
hin noch im Jahre 1933! politischer Orientierung der Mitglieder,
Im Vorwort zu der Arbeit stellt Rudolf z.B. Verein der Sozialdemokraten; 4.)
Gräf, Prorektor der Babeº-Bolyai-Univer- nach Zugehörigkeit zum Militär, z.B. Gar-
sität, Klausenburg, die Erforschung der nisonssportverein – in der Tat, eine nach
Anfänge der deutschsprachigen Sportpres- ethnisch-sozialen Kriterien ausgerichtete
se in Rumänien bzw. aus Siebenbürgen als ‚Aufgliederung‘, die laut Autorin heute
eine „Neuheit in der Geschichtsschreibung undenkbar wäre (S. 152). Zweifellos dürf-
mit siebenbürgischem Bezug“ vor und te den Mitgliedern des Turnrats des htv
bewertet sie als eine „Pionierarbeit“ (S. (Hermannstädter Turnverein; S. 153ff.)
11/12). Nach Lektüre der materialreichen im örtlichen Alltagsleben eine mehr oder
und differenzierten Ausarbeitung wird weniger respektvoll beachtete gesellschaft-
man diese Bewertung uneingeschränkt an- liche Vorbildfunktion zugekommen sein,
erkennen. Mit Blick auf die fünf umfang- aber wer erinnert sich heute noch an ihre
reichen, der Sportpresse gewidmeten Ka- Namen und Verdienste? Noch einmal ge-
pitel (Nr. 3-7), entspricht die detailreiche fragt: wieweit spiegelt sich hier – mit dem
Beschreibung der im Titel vorgegebenen Aufkommen der Sportpresse nach dem I.
Thematik „deutschsprachige Sportpresse“. Weltkrieg – eine/die „sozial-politische Ent-
Die Autorin begründet ihre Themenwahl wicklung“ (S. 13)?
mit dem Satz (S. 13): „Die Entfaltung der Bleibt noch ein Blick in den Sportka-
Turn- und Sportbewegung und dadurch lender 1922, eine Art Notizbuch für Wett-
auch der Sportpresse widerspiegelt indi- spieltermine, Aufstellungen der Sportler,
rekt die sozial-politische Entwicklung“ – landesweite-internationale Wettbewerbs-
also der siebenbürgischen Gesellschaft? ergebnisse, vor allem aber die Selbstbe-
Man verfolgt die bei der Lektüre stimmung des htv , die in Anlehnung an
wiederholt sich stellende Frage, inwie- den Turnvater Jahn auf der Berliner Hasen-
fern etwa die Zeitungen/Beilagen aus heide längst überholte deutsch-tümmeln-
Hermannstadt, im Titel unverkennbar de Worte vorgibt (S. 153): „Leibesübung
dem Sport verpflichtet, z.B. das Sportblatt zu allseitiger körperlicher Ertüchtigung,
(Hermannstadt, 1920, Nr. 1-5; vgl. S. 147 Wehrhaftmachung, Erziehung zu völki-
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scher Gesinnung, zu freier Sittlichkeit, zu lertum, Turnbewegung gegen Sportbewe-


Ausdauer, Mut und Kraft im Wollen und gung oder Frauen und Sport […] tiefere
Handeln. Turnen muss vaterländisches sozial-politische Begründungen [haben]
Werk sein und volkstümliches Wesen zei- als es auf den ersten Blick zu bemerken
gen […] nach den Bedürfnissen von Him- ist“? Der Rezensent empfiehlt – wie aus
mel, Boden, Land und Volk.“ den kurzen Bemerkungen zu den hier zi-
Die im Grunde lobenswerten sport- tierten Sportblättern deutlich wird – diese
lichen Ideale wie ‚körperliche Ertüchti- Begründungen vorweg in den Kapiteln
gung, Ausdauer, Mut‘ wird man nicht in 1.5. (Die sozio-kulturelle Bedeutung der
Frage stellen, aber war mit der angestreb- Presse im Rahmen der Geschichtsschrei-
ten ‚Wehrhaftmachung‘ [‚Wehr-‘ zu wel- bung, S. 34ff.) und Kapitel 2.1. (Die Ge-
chem Zweck?] nicht schon die Fährte für schichte der deutschsprachigen Presse in
den nach 1933 ideologisch verordneten Rumänien), Kapitel 2.2. (Die deutschen
Missbrauch dieser Sport- Ideale gelegt? Bevölkerungsgruppen auf dem heutigen
Wie steht es mit dem anderen Hermann- Gebiet Rumäniens, S. 43ff.) zu suchen –
städter Sportblatt, das zwischen 15. Juni was ja auch der thematischen Reihenfolge
1924-26. Mai 1925 als Beilage der lokalen der Arbeit entspricht. Für den Rezensent
Deutschen Tagespost (XII.-XVIII. Jahrgang, war die überbordende Materialsamm-
1919-1925) erschien? Ebenfalls gaben lung und fachspezifisch-journalistisch an-
die Bukarester Deutsche Tagespost in der spruchsvolle Präsentation der explizit der
Zeit vom 26. Jan.-23. Dez. 1924 und die Sport-Presse gewidmeten Kapitel (3.-7.)
Czernowitzer Deutsche Tagespost zwischen keine leichte ‚Presse-Lektüre‘.
18. Juli-23. Dez. 1924 dasselbe kurzle- Ein kurzes Fazit: die vorliegende Ar-
bige Sportblatt heraus. Für den in Bezug beit darf als Markstein einer umfassenden
auf die geopolitisch-historische Situation Schau des sozialen Lebens im Spiegel des
der Zwischenkriegszeit in Südosteuropa deutschsprachigen Pressewesens der Zwi-
uneingeweihten (‚west‘-) deutschen Le- schenkriegszeit (sowie nach 1945 bzw.
ser dürften die Ausführungen zu Tagespost 1989) in Rumänien bezeichnet werden.
bzw. Sportblatt auf Unkenntnis bzw. kaum Sie leistet einen wichtigen Beitrag zur
auf Interesse stoßen: „Deutsch in Buka- Geschichte der siebenbürgisch-deutschen
rest?“, „wo lag noch mal Czernowitz, hat- Minderheit, die Rumänien nach 1989 fast
te das nicht etwas mit k.k.-Österreich zu vollzählig verlassen hat, mit einer klei-
tun?“ Die nötigen Informationen lassen nen Gruppe von vielleicht noch 36.042
sich in historischen Fach-Lexika einholen, deutschstämmigen Bürgern, d.h. einer
können aber nicht das subtile Zusam- Restgruppe von etwa 0,18% der Gesamt-
menwirken jener gesellschaftlich-sozialen bevölkerung Rumäniens.4
Faktoren aufschlüsseln, das die Autorin in q
ihrer (lückenlosen) Gesamtschau des dt.- Rudolf Windisch
spr. Pressewesens in Südosteuropa zu ver-
mitteln versucht. Konnte sie diesen An- Annmerkungen
spruch gemäß der Begründung für ihre
Themenwahl auch voll einlösen, wonach 1. Name für das Gebiet zwischen den Flüssen
– wie sie schreibt – „Angelegenheiten wie Alt/Olt und Großer Kokel/Târnava Mare in
Berufssportlertum gegen Liebhabersport- Siebenbürgen, im Besitz des ungar. Königs
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Géza II., der ab 1146 dt. Siedler anwarb, Voinea, vice-governor of the National
erweitert durch den Goldenen Freibrief/ Bank of Romania. The book may be con-
Andreanum (1224) auf das Burzenland/ sidered to be at the same time an economic
Kronstadt und das Nösnerland/Bistritz, ein and historical research, a political analysis,
Gebiet, das als „Nationsuniversität“ unter
a sociological investigation, and a statis-
die politische Selbstverwaltung aller sbbg.
Sachsen fiel, bis zur Auflösung ihres juris-
tical data assessment, combined within a
tischen Statuts 1937. high quality academic work. It is, as stated
2. Heinrich Zillich, 1898-1988, Schriftsteller, by its coordinator, “an economic inquiry
z.B. Zwischen Grenzen und Zeiten, Ro- into the history of the last century of Ro-
man, München 1936. mania’s economic development,” present-
3. Harald Krasser, 1905-1981, Kunst- und Kul- ing and analysing detailed data and facts
turhistoriker, Germanistik-Prof. in Klausen­ within a global and regional context.
burg 1957-1963; zahlreiche Übersetzun- Mugur Isãrescu, member of the Ro-
gen rumän./ungar. Literatur ins Deutsche, manian Academy and governor of the
z.B. Mihail Sadoveanu: „Baltagul“, 1936
National Bank of Romania, underlines, in
„Die Axt“, nach 1945 u. d. Titel „Nechifor
the foreword to the book, that in society
Lipans Weib“.
4. Wilfried Schreiber, „Die deutsche Minder- as well as in nature new phenomena do
heit in Rumänien heute. Demographische not simply appear and join the old ones,
Entwicklung und Herausforderungen“, but, on the contrary, they develop by as-
in Historia Vita Memoriae. Festschrift für similating them. As a result, the analysis of
Rudolf Gräf zum 60. Geburtstag, Studia the century between the Great Union and
Germanica Napocensia, Band 3, Klausen- the contemporary era shows nothing more
burg 2015, S. 157. than a number of changes of the socio-
economic and political structures within a
given context.
Liviu Voinea (ed.), Alexandra Cojocaru, The analysis covers the period after
Brînduªa Costache, Veaceslav Grigoraª, War World II, with all the political and
Horaþiu Lovin, Camelia Neagu, David economic changes triggered by the evolu-
Orþan, and Andrei Tãnase tion of the two dominant economic and
Un veac de sinceritate: Recuperarea political systems—socialism and capital-
memoriei pierdute a economiei ism, the increasing trends of globaliza-
româneªti, 1918–2018 tion, and, symbiotically, the founding of a
(A century of honesty: Recovering the number of regional integrative structures,
lost memory of the Romanian economy, of which the European Union, with Ro-
1918–2018) mania as a member state, is by far the most
Bucharest: Publica, 2018 important one.

T
Romania was, without any doubt,
highly interconnected within all these
he book A Century of Honesty: Re- changes. Like all Central and Eastern Eu­
covering the Lost Memory of the Roma- ro­pean countries, it experienced massive
nian Economy, 1918–2018 is considered systemic transformations (capitalism—so-
to be part of a trans-disciplinary field of re- cialism and then back to capitalism), eco-
search, developed by a joint group of pro- nomic growth and recession, dependencies
fessionals coordinated by Professor Liviu and interdependencies of markets, labour

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