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D
ab 1993 Allgemeine Deutsche Zeitung
für Rumänien [adzr]; Anhang Nr. 2 (S.
iese Klausenburger Promotions- 409-410): Siebenbürger sächsische Turn-,
Arbeit (2016) enthält acht umfangreiche Bergsteiger-, Jagd- und Sportvereine so-
Kapitel: 1. Einführung. Theoretischer und wie Verbände; Siebenbürger sächsische
methodologischer Rahmen (S. 13-42); 2. Jugendorganisationen (29 Titel; Zeitraum
Die Vorstellung des historischen Rahmens ab 1822 (Mediascher Turnverein) bis 1938
vom Blickpunkt der deutschsprachigen (Organisation der Deutschen Jugend); An-
Publizistik auf dem Gebiet Rumäniens (S. hang Nr. 3 (S. 411-412): Zeittafel der
43-91); 3. Die Publikationen Siebenbür- deutschsprachigen Sport-, Touristik- und
ger sächsischer Turn- und Sportvereine bis Jagdperiodika auf dem Gebiet des heuti-
1918 sowie der Bergsteiger-, Jagdvereine gen Rumäniens (33 Titel, z.B. Jahrbuch
und Jugendbewegungen (S. 93-143); 4. des Siebenbürgischen Karpathenvereins, Her-
Die wöchentlichen Hermannstädter Pub- mannstadt, 1881-1914, 1922-1944); Per-
likationen Sportblatt und Sport im Sommer sonenverzeichnis (S. 413-420); dt. Orts-
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namen, mit den entsprechenden rumän., Für die kommunistische Zeit und nach
ungar., ukrain. on (S. 421-425). der „Wende 1989“ sind neun dt. Tages-
Unter den in Anhang Nr. 1 (S. 401- bzw. Wochenzeitungen aufgezählt (S.
408) aufgezählten 164 Zeitungen aus den 408), darunter Neuer Weg (1949-1993,
(ehemals) deutschsprachigen Gebieten, Bukarest), ab 1993 als Allgemeine Deutsche
stammt die Mehrzahl, 87 Titel, für den ge- Zeitung für Rumänien fortgeführt, so auch
nannten Zeitraum (bis zum Zweiten Welt- die Hermannstädter Zeitung (1968/1989).
krieg), mit teils wechselnden Namen, aus Während der Papierkrise in den 70er
Siebenbürgen (S. 402-406). Die Auflis- Jahren unterlagen die dt. Zeitungen keiner
tung dieser Zeitungen erschließt den wei- Begrenzung ihres Layout (Anmerkung
ten Raum der deutschen Minderheiten in Rezensent).
Südost-Europas vor dem II. Weltkrieg: für Als Quellen für die Sportpresse wer-
die Bukowina („Buchenland“/rumän. Bu- den folgende 15 Zeitungen angeführt,
covina) 19 Titel, darunter die Czernowitzer von denen die Mehrzahl (neun Titel)
Allgemeine Zeitung (1904-1940, Tageszei- in Hermannstadt erschien (S. 385, Nr.
tung, heute ukrain. Tscherniwzi, rumän. 1-15), darunter Nr. 2. Deutsche Tagespost
Cernãuþi), das Czernowitzer Morgenblatt (1919-1925), 4. Jahrbuch des Siebenbür-
(1918-1940, Tageszeitung), die Ostjüdi- gischen Karpathen-Vereins (1881-1914,
sche Zeitung (1919-1937) oder die Czerno- 1922-1944), 8. Siebenbürgisch-Deutsches
witzer Deutsche Tagespost (1924-1940) mit Tageblatt (1909-1944), 9. Sport (1920),
dem Untertitel Allgemeine Volkszeitung für 10. Sport-Rundschau (1926), 11. Sport,
das Deutschtum in Großrumänien; schließ- Wochenblatt für allgemeinen Sport (1928),
lich, im extremen Südosten, aus Bessarabi- 12. Sportblatt, 13. Sportblatt, Beilage Deut-
en 3 Belege: die Odessaer Zeitung, Odessa sche Tagespost (1924-1925), 14. Sportka-
(1863, kein Abschluss-Datum), die Deut- lender des Hermannstädter Turnvereins für
sche Zeitung Bessarabiens (1919-1939), das Jahr 1922. Mit Leistungstabellen des
aus Tarutino (ukrain. Tarutyne, südl. heimischen und ausländischen Körpersportes
Ukraine, Oblast Odessa) und Deutsches – eine typisch deutsche, vom „Turnvater“
Volksblatt, Tarutino („nationalsozialistisch Friedrich Ludwig Jahn im 19. Jhdt. in
geprägt“); für Bukarest, die Hauptstadt, Berlin eingeführte sportliche Betätigung
sind zwischen 1843 bis 1942 nicht weni- (zitiert im Personenverzeichnis S. 416) –
ger als 21 Titel mit unterschiedlicher Lauf- wer aber interessiert sich heute noch für
zeit aufgeführt, z.B. Bukarester Tageblatt jene Leistungstabellen? In Deutschland be-
(1927-1938; Zeitung der dt. Botschaft). ruft sich noch heute der Deutsche-Turner-
Während die meisten Zeitungen aus dem Bund (dtb) bisweilen noch auf den „Turn-
Banat und Siebenbürgen erst 1944 ihr vater“. Aus Kronstadt sind fünf Titel ver-
Erscheinen einstellten (genauer: am „23. zeichnet: Nr. 3. Jahrbuch des Burzenländer
August 1944, dem Jahrestag der Befreiung Sächsischen Museums (1925), 5. Die Karpa-
vom faschistischen Joch“), galt für jene then. Halbmonatsschrift für Kultur und Le-
aus Czernowitz und Odessa als terminus ben (1907-1914), 6. Kronstädter Zeitung
ad quem der 28. Juni 1940, als das Land (1880-1944), 7. Mitteilungen des Burzen-
zwischen Pruth und Djnestr (rum. Nistru) länder sächsischen Museums (1937-1944),
von der Sowjetunion im sog. Russenjahr 15. Der Start. Monatsschrift des Kronstädter
besetzt wurde. Sächsischen Turn- und Sportvereins (1928)
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sowie ein Titel aus Bistritz: Nr. 1. Die deutschsprachigen Presse in Rumänien“
Bistritzer Deutsche Zeitung (1913-1940). ein, die 1771 mit dem Druck der Temes-
Die Autorin hat Kopien von Seiten ver- warer Nachrichten und der Siebenbürger
schiedener Original-Sportseiten eingefügt, Zeitung (1784-1907, Hermannstadt),
z.B. aus Sport, Hermannstadt (Jahrgang der ersten politischen Zeitung, beginnt.
I, Nr. 1/3. August 1920; archiviert in der Im Zuge der Aufhebung der Bücher- und
Brukenthal Bibliothek in Hermannstadt, Zeitungszensur durch Kaiser Josef II. im
S. 172/173). Jahr 1781 erfolgte ein Aufschwung des
Das langjährige, kontinuierliche Er- siebenbürgisch-sächsischen Zeitungswe-
scheinen einzelner Zeitungen wie Nr. sens (S. 61), in dessen Verlauf sich mit
4 (Jahrbuch…, 1.-56. Jahrgang), Nr. 6 dem Erscheinen des Siebenbürger Wo-
(Kronstädter Zeitung, 44.-108. Jahrgang) chenblatts aus Kronstadt 1837-1944 (ab
oder Nr. 8 (Siebenbürgisch-Deutsches Tage- 1849 Kronstädter Zeitung) konträre gesell-
blatt, XXXVI.-LXXI. Jahrgang) spricht für schaftspolitische Positionen abzeichnen:
eine zeitnahe Diskussion politisch-sozialer das Wochenblatt galt als Sprachrohr des
Alltagsfragen, natürlich unter Einbezie- freisinnig-liberalen sächsischen Bürger-
hung – eben der in der Darstellung thema- tums und geriet in ideologische Auseinan-
tisierten – längst verflossenen sportlichen dersetzung mit den konservativ gesinnten
Ereignisse. Zugleich lassen die Angaben österreichischen Beamten [im Dienste der
über die Jahrgänge von Nr. 6 und Nr. 8 auf Siebenbürgischen Hofkanzlei, Wien] und
einen längeren editorischen Verlauf – und den sächsischen Patriziern in Hermann-
damit auch auf Diskussionen zu früheren stadt, den Lesern des Siebenbürger Boten
gesellschaftlichen Fragen in Siebenbürgen (1792-1907). Ab 1852 wurde der Bote
schließen. Und dann ging im Schicksals- amtliche Landeszeitung, die laut Auto-
jahr 1944 – nicht nur in Siebenbürgen – rin ihren Inhalt hauptsächlich aus Wiener
alles zu Ende. Blättern übernahm (S. 64). Die in beiden
Man wird mit Blick auf Siebenbürgen Zeitungen zum Ausdruck kommende un-
– geopolitische Informationen über diesen terschiedliche Bewertung politischer An-
südosteuropäischen Raum vorausgesetzt sichten bezog sich im Wesentlichen auf
– für die im Titel aufgerufene „Zwischen- die vom Kronstädter Wochenblatt aus der
kriegszeit (1920-1928)“ – einen aus der Vormärz-Bewegung angemahnte „Beteili-
Gesamtschau der dt. Zeitungen aufgestell- gung des Volkes am politischen Leben der
ten Rückblick auf den politischen Alltag Gemeinschaft und dem Bedarf an Transpa-
in Siebenbürgen erwarten, als eine Schau renz“ – ein Ansinnen, das vom Hermann-
längst verblichener sportlicher Ruhmesta- städter Boten zurückgewiesen wurde. Ein
ten. Wieweit die „deutschsprachige Sport- weiterer Streitpunkt galt den über Jahr-
presse“ hier – unbeabsichtigt – tragfähige hunderte mit entscheidenden sbbg.-sächs.
Auskünfte vermittelt, könnte durch eine Zünften, die vom Wochenblatt als eine
vom Leser selbst vorbestimmte Auswahl den Fortschritt hemmende Einrichtung
gesellschafts-politischer Fragen anhand angesehen wurden – eine Grundsatzfra-
einer Auswertung der umfangreichen ge, die sich während der darauffolgenden
Kapitel 3-7 (S. 93-338) nachvollzogen Jahrzehnte verschärfen sollte (S. 62). Sie
werden. Die Autorin geht in Kapitel 2. dürfte für die wirtschaftlich-soziale Ein-
(43ff.) zunächst auf die „Geschichte der bindung in den sächsischen Alltag von
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erscheinen – trotz der eindeutig national- Kopie der Titelseite Nr. 1) oder der Sport-
sozialistisch ausgerichteten „Volkstumsar- kalender des Hermannstädter Turnvereins
beit“ von Zillich, der sich von seiner ultra- für das Jahr 1922 (S. 185ff.) sowie die wei-
rechten Position nie eindeutig distanziert teren o.g. Sportblätter tatsächlich als ‚Spie-
hat. Die untadelige Gesinnung des Her- gel‘ – wenn auch nur lokaler – Entwicklun-
mannstädters Harald Krasser (der bis zu gen angeführt werden können? Zumindest
seinem Tode, 1981, in Freiburg i. Br. leb- lässt sich bereits in der ersten sbbg.-sächs.
te) steht hier nicht zu Diskussion, war es Sportzeitung nach dem I. Weltkrieg, dem
also die politische ‚Gleichschaltung‘, der Sportblatt (21. Juni 1920, Hermannstadt)
die Zeitschrift 1939 zum Opfer fiel? Es in der Aufgliederung der Mitglieder der
bleibt die Bewertung der Autorin (S. 70), Sportbewegung eine Art ‚gesellschaftli-
dass der sbbg.-sächs. Presse mit 89 Peri- che Ordnung‘ ablesen, gegliedert 1.) nach
odika von 19 Ortschaften an Bedeutung der Nationalität der Mitglieder: Sbbg.
und Qualität ein erster Platz bei den dt. Sachsen/‚Deutsche‘; 2.) nach sozialer
Bevölkerungsgruppen zukommt – immer- Herkunft, z.B. Arbeitervereine; 3.) nach
hin noch im Jahre 1933! politischer Orientierung der Mitglieder,
Im Vorwort zu der Arbeit stellt Rudolf z.B. Verein der Sozialdemokraten; 4.)
Gräf, Prorektor der Babeº-Bolyai-Univer- nach Zugehörigkeit zum Militär, z.B. Gar-
sität, Klausenburg, die Erforschung der nisonssportverein – in der Tat, eine nach
Anfänge der deutschsprachigen Sportpres- ethnisch-sozialen Kriterien ausgerichtete
se in Rumänien bzw. aus Siebenbürgen als ‚Aufgliederung‘, die laut Autorin heute
eine „Neuheit in der Geschichtsschreibung undenkbar wäre (S. 152). Zweifellos dürf-
mit siebenbürgischem Bezug“ vor und te den Mitgliedern des Turnrats des htv
bewertet sie als eine „Pionierarbeit“ (S. (Hermannstädter Turnverein; S. 153ff.)
11/12). Nach Lektüre der materialreichen im örtlichen Alltagsleben eine mehr oder
und differenzierten Ausarbeitung wird weniger respektvoll beachtete gesellschaft-
man diese Bewertung uneingeschränkt an- liche Vorbildfunktion zugekommen sein,
erkennen. Mit Blick auf die fünf umfang- aber wer erinnert sich heute noch an ihre
reichen, der Sportpresse gewidmeten Ka- Namen und Verdienste? Noch einmal ge-
pitel (Nr. 3-7), entspricht die detailreiche fragt: wieweit spiegelt sich hier – mit dem
Beschreibung der im Titel vorgegebenen Aufkommen der Sportpresse nach dem I.
Thematik „deutschsprachige Sportpresse“. Weltkrieg – eine/die „sozial-politische Ent-
Die Autorin begründet ihre Themenwahl wicklung“ (S. 13)?
mit dem Satz (S. 13): „Die Entfaltung der Bleibt noch ein Blick in den Sportka-
Turn- und Sportbewegung und dadurch lender 1922, eine Art Notizbuch für Wett-
auch der Sportpresse widerspiegelt indi- spieltermine, Aufstellungen der Sportler,
rekt die sozial-politische Entwicklung“ – landesweite-internationale Wettbewerbs-
also der siebenbürgischen Gesellschaft? ergebnisse, vor allem aber die Selbstbe-
Man verfolgt die bei der Lektüre stimmung des htv , die in Anlehnung an
wiederholt sich stellende Frage, inwie- den Turnvater Jahn auf der Berliner Hasen-
fern etwa die Zeitungen/Beilagen aus heide längst überholte deutsch-tümmeln-
Hermannstadt, im Titel unverkennbar de Worte vorgibt (S. 153): „Leibesübung
dem Sport verpflichtet, z.B. das Sportblatt zu allseitiger körperlicher Ertüchtigung,
(Hermannstadt, 1920, Nr. 1-5; vgl. S. 147 Wehrhaftmachung, Erziehung zu völki-
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Géza II., der ab 1146 dt. Siedler anwarb, Voinea, vice-governor of the National
erweitert durch den Goldenen Freibrief/ Bank of Romania. The book may be con-
Andreanum (1224) auf das Burzenland/ sidered to be at the same time an economic
Kronstadt und das Nösnerland/Bistritz, ein and historical research, a political analysis,
Gebiet, das als „Nationsuniversität“ unter
a sociological investigation, and a statis-
die politische Selbstverwaltung aller sbbg.
Sachsen fiel, bis zur Auflösung ihres juris-
tical data assessment, combined within a
tischen Statuts 1937. high quality academic work. It is, as stated
2. Heinrich Zillich, 1898-1988, Schriftsteller, by its coordinator, “an economic inquiry
z.B. Zwischen Grenzen und Zeiten, Ro- into the history of the last century of Ro-
man, München 1936. mania’s economic development,” present-
3. Harald Krasser, 1905-1981, Kunst- und Kul- ing and analysing detailed data and facts
turhistoriker, Germanistik-Prof. in Klausen within a global and regional context.
burg 1957-1963; zahlreiche Übersetzun- Mugur Isãrescu, member of the Ro-
gen rumän./ungar. Literatur ins Deutsche, manian Academy and governor of the
z.B. Mihail Sadoveanu: „Baltagul“, 1936
National Bank of Romania, underlines, in
„Die Axt“, nach 1945 u. d. Titel „Nechifor
the foreword to the book, that in society
Lipans Weib“.
4. Wilfried Schreiber, „Die deutsche Minder- as well as in nature new phenomena do
heit in Rumänien heute. Demographische not simply appear and join the old ones,
Entwicklung und Herausforderungen“, but, on the contrary, they develop by as-
in Historia Vita Memoriae. Festschrift für similating them. As a result, the analysis of
Rudolf Gräf zum 60. Geburtstag, Studia the century between the Great Union and
Germanica Napocensia, Band 3, Klausen- the contemporary era shows nothing more
burg 2015, S. 157. than a number of changes of the socio-
economic and political structures within a
given context.
Liviu Voinea (ed.), Alexandra Cojocaru, The analysis covers the period after
Brînduªa Costache, Veaceslav Grigoraª, War World II, with all the political and
Horaþiu Lovin, Camelia Neagu, David economic changes triggered by the evolu-
Orþan, and Andrei Tãnase tion of the two dominant economic and
Un veac de sinceritate: Recuperarea political systems—socialism and capital-
memoriei pierdute a economiei ism, the increasing trends of globaliza-
româneªti, 1918–2018 tion, and, symbiotically, the founding of a
(A century of honesty: Recovering the number of regional integrative structures,
lost memory of the Romanian economy, of which the European Union, with Ro-
1918–2018) mania as a member state, is by far the most
Bucharest: Publica, 2018 important one.
T
Romania was, without any doubt,
highly interconnected within all these
he book A Century of Honesty: Re- changes. Like all Central and Eastern Eu
covering the Lost Memory of the Roma- ropean countries, it experienced massive
nian Economy, 1918–2018 is considered systemic transformations (capitalism—so-
to be part of a trans-disciplinary field of re- cialism and then back to capitalism), eco-
search, developed by a joint group of pro- nomic growth and recession, dependencies
fessionals coordinated by Professor Liviu and interdependencies of markets, labour