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(Jassy)
1 Philipp MENCZEL hat im Januar 1903 zusammen mit Leon KOENIG und Josef HOROWITZ die
Zwanzig Jahre „Czernowitzer Allgemeine Zeitung“; 30. Dezember 1923, S. 26: Einige Daten über
die „Czernowitzer Allgemeine Zeitung“; 11. November 1931, (Nr. 8000), S. 1: Die 8000te
„Allgemeine“. Journalismus im Interesse des Einzelnen und der Allgemeinheit“; 11. November
1931, S. 3: 8000 Tage Zeitungsgeschichte. 8000 Tage Zeitgeschichte; 27. März 1932, S. 4: Unsere
Propagandanummer; 24. Dezember 1933, Jubiläums-Ausgabe, S. 1-2: 30. Jahre „Allgemeine“.
Den Blick nach vorne. Von Dr. Adolf Niederhoffer; S. 2: 30 Jahre Publizistik. Von Minister Ion I.
Nistor; S. 2: Der Gruß unseres Gründers. Von Dr. Philipp Menczel.
5 30. Dezember 1913, S. 1: Zehn Jahre.
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wirtschaftlich liberal. Dies schloss jedoch nicht aus, dass Artikel über
linksgerichtete, vor allem zionistische Bewegungen publiziert und soziale
Themen behandelt wurden. 6 Philipp Menczel, der Eigentümer und Herausgeber
der Czernowitzer Allgemeinen Zeitung, war überzeugt, dass seine Zeitung das
wichtigste Organ der Bukowina sei. In einer Verteidigungsrede bezeichnete er
sich als "ersten Publizisten des Landes". 7
Vom 29. Dezember 1903 bis zum 7. Dezember 1913 erschien die Czernowitzer
Allgemeine Zeitung eigenständig unter diesem Titel. Am 14. September 1912
kündigte die Redaktion an, dass die Zeitung ab dem gleichen Tag in zwei
Tagesausgaben erscheinen würde 8 und erinnerte ihre Leser wiederholt in den
weiteren Tagen daran. Ende 1913 wurde sie zusammen mit dem Czernowitzer
Tagblatt und der Bukowinaer Post als Gemeinsame Ausgabe gedruckt (12.
Dezember 1913 – 28. Dezember 1913). Vom 30. Dezember 1913 an erschien sie
wieder alleine als Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Am 30. August 1914 wurde
Czernowitz von den Russen besetzt und die Zeitung musste ihr Erscheinen
einstellen. Sie wurde 1915 wieder gedruckt. Im Jahr 1916 bildete sie zusammen
mit dem Czernowitzer Tagblatt kurzzeitig die Bukowinaer Kriegs-Zeitung. 9 Am
25. August 1917 erschien die Czernowitzer Allgemeine Zeitung wieder unter
ihrem ursprünglichen Titel, aber mit einer neuen Nummerierung. Ab dem 9.
Oktober 1917 war sie zusammen mit dem Czernowitzer Tagblatt Teil einer
Notausgabe, die bis zum 24. November 1918 den Titel Gemeinsame Kriegs-
Ausgabe trug und vom 26. November 1918 bis (wahrscheinlich) zum 27.
September 1919 Gemeinsame Ausgabe betitelt war. In der Zwischenkriegszeit
erschien sie ununterbrochen als Czernowitzer Allgemeine Zeitung bis Nichifor
Robu, der national-christliche Präfekt des Kreises Czernowitz, am 1. Januar
1938 ihr Erscheinen sowie das des Czernowitzer Morgenblatts einstellen ließ. 10
Nachdem die national-christliche Regierung am 10. Februar 1938 gestürzt war,
erschien die Czernowitzer Allgemeine Zeitung ab dem 24. Februar 1938 wieder
mit ihrem deutschen Titel. Vom 13. bis zum 25. März 1938 wurde die Zeitung
nicht herausgegeben, da die Redaktion die zweisprachige rumänisch-deutsche
Ausgabe vorbereitete. Im Folgenden trug die Zeitung rumänisierte Titel: Ziarul
Allgemeine. Cotidian independent (26. März 1938 – 28. März 1938); Ziarul
Allgemeine Zeitung. Cotidian independent (29. März 1938 – 1. April 1938);
6Z. B.: 20. Dezember 1931, S. 9: Mich hungert´s, mich friert´s! Czernowitzer Elendsbilder.
71. Oktober 1908, S. 1: Herr Aurel von Onciul als Kläger.
8 14 September 1912: "An unsere geehrten Abonnenten und Leser!"
9 Markus WINKLER: Jüdische Identitäten im kommunikativen Raum. Presse, Sprache und
Allgemeine Zeitung – –
28. Juni 1940). Die letzte Nummer erschien am 28. Juni 1940, dem Tag des
Einmarschs der Roten Armee.
Die Czernowitzer Allgemeine Zeitung behielt in Großrumänien ihre
Unabhängigkeit und Überparteilichkeit bei, bis sie sich infolge des Thronantritts
von König Carol II. und verstärkt mit dem Verfassungswechsel 1938 dem
Regime anpassen musste.
Zeitweilig erschienen weitere Tagesausgaben: "Extrablatt" (1930-1937),
"Allgemeine –
-1940).
2. Informationsquellen
Die Redaktion erhielt ihre Informationen von Nachrichtendiensten oder
übernahm sie aus ausländischen und inländischen Zeitungen und Zeitschriften.
Während des Ersten Weltkrieges übernahm sie die Nachrichten von dem k.uk.
Telegraphenkorrespondenzbüro. 11 Ihre wichtigsten Informationsquellen waren
die hauptstädtischen Zeitungen, vor allem, bis Kriegsende, das Regierungsblatt
Wiener Zeitung und, nach dem Anschluss der Bukowina an Rumänien, das
Organ der rumänischen liberalen Partei Viitorul. Die Artikel aus anderen
Zeitungen wurden kommentiert oder kopiert, wobei die Herkunftsangabe
generell entfiel. Bei der Gründung wurde die Einrichtung eines
Nachrichtendiensts angekündigt, 12 es ist jedoch nicht klar, ob dieser Plan
verwirklicht wurde. Der Beisatz "Orig.-Korr." könnte darauf hindeuten. In jedem
Fall entsandte die Redaktion in außergewöhnlichen Fällen Korrespondenten und
warb ab und zu in ihren Anzeigen für solche. Verschiedene Beiträge erschienen
als "Briefe aus...", was auf Gelegenheitskorrespondenten hinweisen könnte. Die
Zeitung forderte auch ab und zu ihre Leser auf, sich als Provinzkorrespondenten
an der Redaktion zu beteiligen. 13
3. Leser
Sowohl dem redaktionellen Inhalt der Czernowitzer Allgemeinen Zeitung als
auch den Inseraten, die in ihr erschienen, kann man das Profil ihrer Leser
entnehmen. Beide richteten sich vornehmlich an ein Czernowitzer Publikum, das
sich an der lokalen, nationalen und internationalen Politik interessierte, das
11 28. September 1917, S. 2: An unsere Leser.
12 29. Dezember 1903, S. 1: Unser Blatt.
13 6. Februar 1907, S. 4.
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14Siehe 8.
151. Oktober 1904, S. 2.
16 20. Dezember 1913: Die Notwehr der Buchdruckereibesitzer im Tarifstreit. An die
Bevölkerung; 30. Dezember 1913, S. 1: An die geehrten Abonnenten und Leser der Czernowitzer
Allgemeine Zeitung.
17 27. Mai 1919.
18 Reichsamt des Inneren: Berichte über Handel und Industrie. Berlin 1914, S. 257
19 Markus WINKLER: Jüdische Identitäten im kommunikativen Raum. Presse, Sprache und
DIE CZERNOWITZER ALLGEMEINE ZEITUNG, DIE LANGLEBIGSTE TAGESZEITUNG… 175
22 -
23 31. Dezember 1911, S. 1: Neujahr 1912; 21. Februar 1912, S. 1 Ruthenen und Polen.
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weniger als die christlichen Weihnachten, Ostern oder Pfingsten, die von der
Bevölkerung im Allgemeinen als Feiertage begangen wurden. Im September
1908 berichtete die Czernowitzer Allgemeine Zeitung ausführlich über die erste
jüdische Sprachkonferenz, die in Czernowitz stattfand und an der Nathan
Birnbaum und Jizchok Leib Perez teilnahmen. 24 Andererseits nahm die
Redaktion regelmäßig für das Judentum in der Bukowina Stellung, wie weiter
unten gezeigt wird. Vor und im Ersten Weltkrieg brachte die Czernowitzer
Allgemeine Zeitung auch Nachrichten und Beiträge über die Situation der Juden
in Russland und Rumänien, namentlich über die Pogrome gegen sie. 25 Nach dem
Zweiten Weltkrieg berichtete die Czernowitzer Allgemeine Zeitung wiederholt
über die Rechtsfragen, welche die jüdische Bevölkerung betrafen und trat für die
Rechte der jüdischen Bewohner Großrumäniens ein, so in der Frage der
Einbürgerung und der darauffolgenden Überprüfungen der Staatsbürgerschaften
im Jahre 1938. 26
Infolge der zahlreichen Maßnahmen gegen die Juden ab 1937 begann die
Redaktion, Auswanderungsmöglichkeiten vorzuschlagen. Obwohl manche
Autoren der Meinung waren, dass nur Palästina als Wahl in Frage käme,
erschien ab Dezember 1938 alle drei oder vier Tage ein Artikel über ein
mögliches Auswanderungsland. Auf der Liste standen Argentinien, Australien
sowie weitere britische Dominions, Belgisch-Kongo, Bolivien, die
Dominikanische Republik, Guyana, Kenia, Kolumbien, Kuba, Süd-Rhodesien,
Nicaragua, Paraguay, Peru, die Philippinen, Trinidad, Uruguay, die Vereinigten
Staaten, und verschiedene portugiesische Kolonien in Afrika.
in den Delegationen; 15. April 1913, S. 1: Ein Beitrag zur rumänischen Judenfrage, von Dr.
Siegmund Dische; 4. Dezember 1918, S. 1: Entsendung einer Ententenkomission nach Lemberg.
Zur Feststellung der Schuldigen des Pogroms; 12. Dezember 1918, S. 1: Englische Offiziere in
Lemberg; S. 2: Gegen die blutigen Judenpogrome und für die endliche, wahre Emanzipation der
Juden. Eine Denkschrift Dr. Strauchers an die Präsidenten Wilson und an die Ententeregierungen;
5. Juli 1919, S. 2: Die Juden von Kolomea und Rumänien. Unterredung mit Dr. Marek Laks,
gewesener Präsident des jüdischen Nationalrats in Kolomea.
26 6. Mai 1924, S. 1: Bist du Staatsbürger? 15. Oktober 1924, S. 1: Die Staatsbürgerschaft.
Die Aktion Dr. Straucher; 21. Oktober 1924, S. 2: Staatsbürgerschaft und Schulfrage. Eine
Massenversammlung im Rathaussaale; 16. Januar 1925, S. 1: Die Staatsbürgerschaft. Eine
entscheidende Phase; 24. Dezember 1939, S. 11: Die Staatsbürgerschaftsrevision in der Bucovina.
Von Salomon Kassner.
DIE CZERNOWITZER ALLGEMEINE ZEITUNG, DIE LANGLEBIGSTE TAGESZEITUNG… 177
Herzl; S. 4: Trauerkundgebung für Dr. Theodor Herzl; 7. Juli 1904, S. 2: Der Tod Theodor Herzls;
10. Juli 1904, S. 3: Herzls letzte Fahrt, von Julius HIRSCH.
29 7. Juli 1934, S. 9 u. 8. Juli 1934, S. 10: Aus dem Leben Theodor Herzls, von Josef
FRÄNKEL.
30 13. Juni 1924, S. 2: Der Zionistenführer Ussischkin in Czernowitz. Ein grandioser
Empfang durch die Bukowinaer Judenschaft; 7. November 1924, S. 2: Die zionistische Bewegung
grandiose Empfang des Präsidenten der Exekutive der zionistischen Weltorganisation durch die
jüdische Bevölkerung der Bukowina.; 17. Januar 1925, S. 2: Das Sokolowbankett; 17. August
1930, S. 2: Die jüdische Legion. Der „Jüdische Masaryk“ – Balfours Zionsgelübbe, das beste, was
vom Krieg zurückgeblieben ist. Wie die jüdische Legion gebildet wurde (...) Von Wladimir
Jabotinsky; 29. August 1935, S. 5: Der XIX Zionistenkongreß. Beginn der Generaldebatte. – Die
Parteiführer am Rednerpult. Für die „Allgemeine Zeitung“ von Dr. Leon Schmelzer; 11. Juli 1936,
S 8: Wie es um Palästina eigentlich steht. Erklärungen der Palästinensischen Mitglieder des
Aktions-Komitees; 14. August 1936, S. 8: Der jüdische Weltkongress. Interview mit Dr. Nahum
Goldmann für die „Czernowitzer Allgemeine Zeitung“; 16. September 1938, S. 4: Palästina von
7: Martin Buber; 13. April 1939, S. 8: Vortrag Martin Buber; 14. April 1939, S. 2: Nationale
Erziehung. Der Vortrag Professor Dr. Martin Buber – ein intellektuelles Ereignis – Die Sendung
des Judentums.
31 11. Januar 1930, S. 3: Wladimir Jabotinsky in Czernowitz. Empfang am Hauptbahnhof.
Festsitzung des Kulturrates; Die Rede Jabotinskys; 11. Januar 1930, S. 7: Jabotinsky; 18. Mai
1933, S. 5: Wladimir Jabotinsky in Czernowitz. Presseempfang im Hotel „Schwarzer Adler“. Der
Revisionistenführer über zionistische Probleme. Die Revisionisten fordern Vertretung in der
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des Direktors der zionistischen Ostjüdischen Zeitung, Mayer Ebner. Nach dem
Verbot dieser Zeitung im Jahr 1937 übernahm die Czernowitzer Allgemeine
Zeitung zusätzlich die Rolle des deutschsprachigen Organs für den Zionismus in
der Bukowina.
Oktober 1938: Zionistenkonvent in Warschau. Zum Vortrag von Wladimir Jabotinsky hatten sich
ein nach vielen tausenden zählendes Publikum eingefunden; 29. Oktober 1938, S. 6: Die Einheit
kommt – wenn die Wahrheit siegt. Der Schluß des Jabotinsky-Vortrages. 5000 Palästinaeinwohner
– die Avantgarde der Masseneinwanderung. Die Vorbereitung für den Kampf um das heilige Land.
– Vortragstournee durch Rumänien; 31. Mai 1939, S. 4: Zum Besuche Wladimir Jabotinskys.
32 5. Januar 1907, S. 1: Die Gemeinderatswahlen; 13. u. 17. u. 20. u. 27. Januar u. 17. u. 24.
Februar 1907: Jüdische Politik. Zeitgemäße Betrachtungen von Dr. Philipp Menczel.
33 26. Februar u. 27. Februar 1907: Zur Judenfrage, von Julius WALZ.
34 5. Mai 1910, S. 1: Die vertraulichen Briefe.
35 8. März 1922, S. 1: Dr. Benno Straucher zum Deputierten gewählt. Dr. Straucher hat eine
als Kläger.
40 29. Juni 1910, S. 1: Die "Hauptnationen".
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41 17. März 1910, S. 1: Die unterbliebene Rede; 18. März 1910, S. 2: Die unterbliebene
verloren, nach innen seien sie immer mehr zerstritten. Die Redaktion fasste
zusammen: "Sie wollten die Deutschen retten und gaben das Deutschtum
preis." 44 Anlässlich der Vollendung des Deutschen Hauses publizierte die
Czernowitzer Allgemeine Zeitung im Juni 1910 einen weiteren Leitartikel, in
dem sie erneut unterstrich, "daß die deutsche Sprache und das Deutschtum
gerade zu einer Zeit an Einfluß zu verlieren begannen, in welcher die
konfessionelle und nationale Hetze unter den Deutschen Adepten gewann". 45
Der deutsche Nationalismus der Jahre nach 1933 führte zum offenen Konflikt
zwischen der Czernowitzer Allgemeinen Zeitung und der deutschen Presse der
Bukowina.
44
3. April 1907, S. 1: Ein Jubiläum.
45 5. Juni 1910, S. 1: Das deutsche Haus.
46 14. Juni 1908, S. 1: Ein Jubiläum.
47 11. März 1910, S. 1-4, 6-7: Dr. Karl Lueger †.
48 14. Dezember 1922, S. 1: Die antisemitischen Ausschreitungen: Minister Banu über die
Judenfrage. Was die Studentenschaft fordert. Die Erklärung der jüdischen Studenten; 2. April
1924, S. 1: Die Studenten; 3. April 1924, S. 2: Der Überfall auf Aristide Blank. Ein Schreiben
Aristide Blanks an die Studenten.
49 13. September 1923, S. 1: Die Faszistenbewegung in Rumänien; Der gehäutete Faszismus.
(sic)
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50 28. Oktober 1924, S. 1: Politisches Verbrechen in Jassy. Der Student Zelea Codreanu
erschießt den Polizeipräfekten Manciu. Noch zwei Polizeibeamte verwundet. Verhaftung des
Studenten Popescu in Czernowitz; 7. Mai 1930, S. 1: Cuza beginnt seine parlamentarische
Tätigkeit. Antisemitische Exzesse in Târgu-Frumos. Zusammenstöße zwischen Juden und
Studenten; 18. Juni 1930, S. 1: Antisemitische Vorfälle; 23. Juli 1930, S. 1: Es war ein Attentat auf
Maniu geplant. Die Attentäter gehören zur Garde Codreanus. Man fand bei Beza Manifeste der
„Eisernen Garde“. Auch Stere sollte erschossen werden. Von r.r.; 27. Juli 1930, S. 1: Endlich!
Zelea Codreanu verhaftet. Im Zusammenhang mit dem Attentat; 10. August 1930, S. 4: Die
Stellung der Juden in Rumänien. Vaida über seine „Antisemitenpolitik“. – Petre And
Popp über die Juden als Minderheit; 15. August 1930, S. 1: Zelea Codreanu freigesprochen. Appel
der Staatsanwaltschaft. Er bleibt vorläufig im Haft; 11. Dezember 1930, S. 1: Gegen die blutigen
Studentenexzesse. Die Juden, der Staat und die Regierung. Heftige Angriffe Dr. Mayer Ebner
wegen der laxen Behandlung der exzendierenden Studentenschaft; 24. Januar 1931, S. 9: Der
Wucher und die Juden. Die Quelle des Judenhasses; 5. Januar 1932, S. 3: Cuza, Hitler und die
Interessen Rumäniens. Die Hitlerdiskussion in Rumänien. Aus Haß gegen die Juden übersehen die
rumänischen „Nationalisten“ die wichtigsten nationalen Interessen Rumäniens; 25. März 1932, S.
1: Zusammenstöße in Jassy und Bukarest. Studenten mit Revolvern gegen das Militär. Der
Staatsanwalt, der Polizeipräfekt, Offiziere und Soldaten schwer verletzt; 26. März 1932, S. 1: Die
Studenten beim König. Handgranate gegen das Militär. 4 verletzte Gendarmen. Tumultszenen in
der Kammer. Zwischenfall Singer - Robu; 1. April 1932, S. 1: Die Eiserne Garde. „Die Regierung
hat die Auflösung der Banden der Eisernen Garde verfügt.“ 19. Juli 1932, S. 1: Regierung 40%
erreicht. Liberale, Georgisten, Cuzisten, Eiserne Garde - grössere Mandatenzahl. Zwei Prozent
haben erreicht: Lupu, jüdische Reichspartei, Sozialdemokraten; 28. September 1932, S. 1:
Cuzisten misshandeln jüdische Deputierten. Unerhörter Vorfall in der Kammer. Robu und Adam
überfallen den Deputierten Landau. Die beiden Cuzisten vor die Disziplinkommission gestellt; 17.
März 1933, S. 1: Jamandi gegen Cuza. „Alle Juden sind Kommunisten“, sagt Cuza. Jamandis
Abfuhr für die Antisemitenführer; 22. April 1933, S. 1: Gegen das Cuza-Hitlertum. Bukarester
Presse verlangt: Die moralischen Urheber sollen zur Verantwortung gezogen werden. „Die
Behörden sollen nicht sagen, daß sie überrascht worden sind.“ Die Hetze der Bukowinaer
Hitlerpresse hat den Boden für die Exzesse bereitet. Warum wurden keine Verkehrungsmaßregeln
getroffen? 31. Dezember 1933, S. 1: Duca ermordet. Der Ministerpräsident vom Handelsschüler
Nicu Constantinescu, einem Mitglied der „Eisernen Garde‘, erschossen; 3. Januar 1934, S. 1: Der
Brief des Generals Cantacuzino: Auflösung der Eisernen Garde - ist der Totenschein Ducas. Das
Geständnis der Mörder. - Auflage erhoben; 16. März 1934, S. 1: Zelea Codreanu verhaftet. Der
–
Verbindungen mit den Häftlingen in Jilava. Er wollte sich dem Kriegsgericht stellen. Was die
Anklage über die Mordverschwörung erzählt; 19. April 1934, S. 1: Nächste Woche Prozeß gegen
die jugendlichen Mörder. Die Verhaftungen gegen Dinescu, Rascanu und Grigoriu. Interview mit
dem Vater Dinescus; 22. April 1934, S. 1: Vor der Urteilsfällung. Weiter Einzelheiten der
Verschwörung. Juliu Maniu als Zeuge. Andere subalterne Militärs belastet; 23. Mai 1935, S. 8:
Der Protest der rumänischen Judenschaft gegen die antisemitischen Verhetzung in Presse, Schule
DIE CZERNOWITZER ALLGEMEINE ZEITUNG, DIE LANGLEBIGSTE TAGESZEITUNG… 183
56 27. März 1919, S. 2: Siebziger Geburtstag Adolf Wallsteins; 26. März 1924, S. 1:
deutschen Reich. Italien steht treu zu uns. Eine Erklärung der italienischen Regierung. S. 2:
Enthusiasmus in Sarajewo. Die Gärung in Russland; 29. Juli 1914, S. 1: Der Krieg zwischen
Österreich-Ungarn und Serbien S. 1: Die Stimmung in Belgrad. – Hoffnung auf Vermeidung des
Krieges; 30. Juli 1914, S. 1: Der Kaiser hat gesprochen. Der Krieg und die Mächte. Das
Kriegsmanifest.
DIE CZERNOWITZER ALLGEMEINE ZEITUNG, DIE LANGLEBIGSTE TAGESZEITUNG… 185
für uns gut“. Am gleichen Tag wurde Czernowitz von den Russen besetzt und
die Czernowitzer Allgemeine Zeitung musste ihr Erscheinen einstellen. In den
Jahren 1915 und 1916 wurde sie wieder gedruckt, 1916 zusammen mit dem
Czernowitzer Tagblatt als Bukowinaer Kriegs-Zeitung. 61 Am 25. August 1917
erschien sie wieder unter dem eigenen Namen. Ab dem 9. Oktober 1917 wurde
der Kriegsverlauf in einer Notausgabe behandelt, die Gemeinsame Kriegs-
Ausgabe betitelt war. Die Vereinigung der Bukowina mit dem Königreich
Rumänien, mit der Zustimmung der Bukowiner Polen und Deutschen, wurde am
26. November 1918 in einer weiteren Notausgabe mit dem Titel Gemeinsame
Ausgabe bekannt gegeben.
diese aus freundlichen Ländern kämen. 65 Am 16. April 1919 wurde verkündet,
dass Ion Nistor zum Minister für die Bukowina ernannt worden sei. Während
eines neuen Interviews versicherte Nistor, dass man den Minderheiten ihre
nationale, kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung zugestehen würde. 66
Einige Tage später teilte die Redaktion mit, dass Regierungspräsident Flondor
gekündigt habe, weil er mit Minister Nistor nicht zusammen arbeiten könne. 67
Im Februar 1920 verlangte die Redaktion wiederum im Namen der Bukowiner
Bevölkerung, dass die Bukowina im Königreich Rumänien autonom bleibe. Die
Bukowiner seien unzufrieden, da in der Bukowina wichtige Amtsstellen mit
rumänischen Beamten aus dem Altreich besetzt worden seien, was zu
Misswirtschaft führte. Die Redaktion wehrte sich gegen die "Balkanisierung" der
Bukowina, unter der auch die Bukowiner Rumänen, die kultivierter seien als
jene des Altreichs, zu leiden hätten. Der Redaktion zufolge wäre es Pflicht der
Bukowiner Rumänen, für ihre Interessen einzutreten und sich nicht als „force
négligeable” ansehen und behandeln zu lassen. Sogar die rumänische Zeitung
Glasul Bucovinei unterstütze diese Forderungen. 68 In der Folge widersetzte sich
die Redaktion wiederholt der Rumänisierungspolitik. 69 Im Januar 1924 brachte
die Redaktion ihre Empörung gegenüber der Erwartung zum Ausdruck, dass nur
die rumänische Sprache benutzt würde. Laut ihrer Meinung brauchten solche
Veränderungen Zeit. 70 Im Oktober 1924 verteidigte die Redaktion ebenfalls das
Recht der Minderheiten auf den Unterricht in der Muttersprache. 71 Sie musste
jedoch im Laufe der Zeit einsehen, dass sich die Lage der Schulfreiheit ständig
verschlechterte. 72 Die Czernowitzer Allgemeine Zeitung berichtete auch über die
kulturellen Forderungen der deutschen und der ukrainischen Minderheiten. 73 Im
wirtschaftliche und kulturelle Situation der Bukowinaer Deutschen. Die Deutschen und der Staat.
Ihr Verhältnis zur rumänischen Bevölkerung. Für eine verfassungsrechtliche Festlegung der
Minoritätenrechte. Der deutsche Volkstag in Czernowitz; 2. März 1930, S. 17: Der Kampf der
Ukrainer um ihre Sprache. Die Bukowinaer vor dem Völkerbund. Im Jahre 1914 und jetzt.
Erfolglose Beschwerden an die rumänische Regierung. Die Aufgabe des Völkerbundes. Von Dr.
Basil Dutzal; 4. März 1930, S. 3: Der Kampf der Ukrainer um ihre Sprache.
DIE CZERNOWITZER ALLGEMEINE ZEITUNG, DIE LANGLEBIGSTE TAGESZEITUNG… 187
protestieren die Bürger von Czernowitz gegen die Verregatisierung unserer Stadt und verlangen
schleunigst Massnahmen gegen Arbeitslosigkeit und Not. Die Bürgerversammlung.
75 18. August 1910, S. 1: Achtzig Jahre; S. 2, 3: Unser Kaiser. Von Dr. Hans Schlitter; S. 3,
4: Der Kaiser und das Bildungswesen; S. 4: Der Allerhöchste Kriegsherr. Von F. Z. M. Zeno
Grafen Welser v. Welfersheumb, k. k. Minister für Landesverteidigung; S. 4: Der Friedenskaiser.
Von Vicomte Gaston de Voisdeffre, erstem Sekretär der internationalen Friedensbureau in Bern;
S. 4: Unseres Kaisers Lebensführung.
76 13. Oktober 1911, S. 4: Audienz des Kaiserin Elisabeth-Denkmalkomitees bei Seiner
Majestät dem Kaiser; 14. Oktober, S. 3, 15. Oktober, S. 4, 17. Oktober 1911, S. 2, 3, 4, 5: Zur
Enthüllung des Elisabeth-Denkmals.
188 NORA CHELARU
Nach 1918 trug die Redaktion die Verehrung der Dynastie auf die rumänische
Königsfamilie über, insbesondere aus Anlass der Krönung in Alba-Iulia und der
Besuche des Königshauses in Czernowitz, aber auch des Todes von Ferdinand
I. 77 Ein peinliches Kapitel war der Thronverzicht von Kronprinz Carol im Jahr
1926. Nach dem Tod von König Ferdinand I. im Jahr 1927 und der
Thronbesteigung von Mihai I., dessen Prärogative während seiner
Minderjährigkeit von einem Regentschaftsrat übernommen wurden, hatte man
keine Erwartungen mehr an Carol und seine Rückkehr wurde als unmöglich und
unnötig dargestellt. Über das Scheitern seines Staatsstreichs 1928 wurde mit
Genugtuung berichtet. 78 Als Carol trotz aller Erwartungen nach Rumänien
zurückkehrte und den Thron bestieg, zeigte sich die Redaktion seinen
Machtmissbräuchen gegenüber anfangs kritisch. 79 Zum Königsgeburtstag 1931
ermahnte die Redaktion den Herrscher, dem Land "endlich" eine Regierung zu
geben und die richtigen Menschen in diese zu nennen. 80
Ab 1933, wahrscheinlich infolge einer stärkeren Pressekontrolle, wurden in der
Czernowitzer Allgemeinen Zeitung nur noch Huldigungen des Königs und des
Thronfolgers publiziert, vor allem anlässlich ihrer Geburtstage und Besuche in
Czernowitz. 81 Zum ersten Besuch von König Carol II. in Czernowitz im Mai
77 18. Mai 1920, S. 1: Das Königspaar in der Bukowina; 5. September 1920, S. 1: Der
Kronprinz in Czernowitz. Feierlicher Empfang; 15. Oktober 1922, S. 1: Die Krönung. Dynastie,
Staat und Volk.
78 6. Mai 1928, S. 1: Alba Iulia. Es wird mit einem Massenbesuch von 200.000 Teilnehmern
gerechnet. Die Opposition erhofft vom heutigen Tage den Sturz der Regierung. Optimismus bei
den Liberalen; 8. Mai 1928, S. 1: Ruhiger Verlauf von Alba-Iulia. Falsche Gerüchte über einen
Marsch der Bauernmassen nach Bukarest. Die Versammlungsteilnehmer sind in Ruhe von Alba-
Iulia in die Heimatsorte abgezogen. Ruhiger Verlauf der Versammlungen in Bukarest und
Czernowitz; 10. Mai 1928, S. 1: Neue Carol-Affäre. Misslungener Putschversuch des
Exkronprinzen. Er wollte von London nach Alba-Iulia fliegen. England weist Carol aus; 13. Mai
1928, S. 1: Kein Staat will Carol mehr aufnehmen. Er beabsichtigt, nach Amerika auszuwandern.
Alba-Iulia und Carol.
79 8. Juni 1930, S. 1: Carol zurückgekehrt. Gestern traf der Prinz in Bukarest ein und stieg im
Königspalais ab. - Von Prinz Nicolae und zwei Regimenten begrüßt; 18. Juni 1930, S. 1: Die
Krönung des Königs Carol; 28. Juni 1930, S. 1: König Carol greift in Verwaltung ein. Ein
Ministerrat unter Vorsitz des Königs. Von nun an allwöchentlich ein solcher Ministerrat; 6.
Oktober 1931, S. 1: Zur Rettung der Bukowina. In einer massenhaften Versammlung protestieren
die Bürger von Czernowitz gegen die Verregatisierung unserer Stadt und verlangen schleunigst
Maßnahmen gegen Arbeitslosigkeit und Not. Die Bürgerversammlung.
80 17. Oktober 1931, S. 1: Königs Geburtstag.
81 25. Mai 1933, S. 1: Es lebe König Carol II! Es lebe Großwojewode Mihai! 13. Oktober
1935, S. 1: Allerhöchster Besuch; 17. Oktober 1935, S. 1: Heute Königs Geburtstag; S. 3: Nach
dem Königsbesuch; 17. Oktober 1936, S. 3: Königs Geburtstag; 2. Juli 1937, S. 1: Die Bukowina
heisst S.M. König Carol II. willkommen. S. M. der König und der Großvoevode betreten heute
Bucovinaer Boden. Der Ministerpräsident und Regierungsmitgliede – die
DIE CZERNOWITZER ALLGEMEINE ZEITUNG, DIE LANGLEBIGSTE TAGESZEITUNG… 189
1933 veröffentlichte die Redaktion ein Gedicht auf Rumänisch, das die
Bukowiner Pfadfinder dem König gewidmet hatten und das von Orest Horia
ade
82 25. Mai 1933, S. 4: Czernowitz am Vorabend des Königsbesuches; 26. Mai 1933, S. 1: Die
Heute vor vier Jahren: Als König Carol ins Land zurückkam... Reminiszenzen an die
denkwürdigen Junitage des Jahres 1930. Von n.; Zur Feier des 8. Juni. Von Vizebürgermeister Dr.
und Dynastie.
84 3. Mai 1906, S. 1: Der neue Mann; 6. Mai 1906, S. 1: Die Reihenfolge.
85 20. Februar 1912, S. 1: Minister Graf Aerenthal †; 21. Februar 1912, S. 1: Zum Tode Graf
Aehrenthal.
190 NORA CHELARU
5.5. Persönlichkeiten
Die Redaktion der Czernowitzer Allgemeinen Zeitung berichtete regelmäßig über
die Besuche anerkannter Persönlichkeiten in Czernowitz, so über die des
jüdischen Politikers Wladimir Jabotinsky. 90 Andere Besucher, die bemerkt
wurden, waren der britische Viceadmiral Cecil Vivian Usborne und der britische
Historiker Robert William Seton-Watson. 91
86 3. September 1904, S. 1: Der Zug nach dem Osten; 4. September 1904, S. 1-4 u. 6.
Ungarn nicht am Krieg beteiligt war, konnte sich die Redaktion erlauben, ihre
Leser zu fragen, zu welchem Land sie hielten.
Mit der russischen Revolution von 1905 trat das benachbarte Zarenreich wieder
in den Vordergrund. Die Beiträge, die "Die Vorgänge in Russland" betitelt
waren, bildeten eine Art Rubrik. Im Laufe der Unruhen kamen russische
Flüchtlinge nach Czernowitz, worüber berichtet wurde. 92
Im Jahr 1907 stand Rumänien wegen der Bauernaufstände im Vordergrund. Die
Czernowitzer Allgemeine Zeitung
um die Reaktion der Behörden zu dokumentieren. Die Redaktion war besorgt
wegen des Antisemitismus, der sich während der Unruhen in der Moldau breit
machte, verstand jedoch, dass es sich eigentlich nicht um einen religiösen
Konflikt handelte, sondern dass die Aufständischen sich an den Juden vergriffen,
weil sie sich gegen die Verwalter der Großgrundbesitze auflehnten. So wurden
aus dem gleichen Grunde in der Walachei, wo die jüdische Bevölkerung
bedeutend weniger zahlreich war, Bulgaren oder Griechen attackiert, die die
gleichen Stellen innehatten. 93
Im Februar 1908 wurde über den Mord des Königs von Portugal und seines
Sohnes berichtet. 94 Anfang 1910 wurde darauf hingewiesen, dass die
balkanischen Staaten dabei waren, aufzurüsten. 95 Im Jahr 1911 machte der
italienisch-türkische Krieg in Libyen Schlagzeilen. 96
Die Ausrufung der Republik China 1912 bot der Redaktion erneut die
Möglichkeit, sowohl über die Politik als auch über die Kultur des entfernten
Landes zu informieren. 97
In Europa folgte der erste, dann der zweite Balkankrieg auf den italienisch-
türkischen Krieg. In diesem Kontext stellte sich die Redaktion die Frage der
Auswirkungen des Konfliktes auf Österreich-Ungarn. 98 Während der
Balkankriege erschien die Czernowitzer Allgemeine Zeitung zweimal täglich.
Republik in China; 16. Februar 1912: „Aus dem Reiche der Mitte.” Von Eugen Meller; 17.
Februar 1912, S. 1: Der Militäraufstand in Peking.
98 10. Oktober 1912, S. 1-2: Der Balkan, wir und Russland; S. 1-2: Der bulgarische
Volkscharakter; 11. Oktober 1912, S. 1: Der Balkankrieg; 10. August 1913, S. 1: Im Zeichen des
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Am 21. Oktober 1913, nach Abschluss des zweiten Balkankriegs, publizierte die
Redaktion einen vom 18. Oktober datierten heftigen verbalen Angriff auf
Serbien und Aufruf für das Eingreifen Österreich-Ungarns. Am nächsten Tag
erschien ein unsignierter Beitrag, in dem angekündigt wurde, dass Serbien die
Forderung Österreich-Ungarns angenommen habe, sich aus Albanien
zurückzuziehen und in dem die Donaumonarchie für ihren diplomatischen Sieg
gelobt wurde. 99
Im Februar 1914 warnte die Redaktion noch vor der panslawischen Bewegung,
ehe am 28. Juli der Erste Weltkrieg ausbrach. 100
Friedens.
99 21. Oktober 1913, S. 1: Quousque tandem...? Von Alexander SALKIND; 22. Oktober 1913,
S. 1: Unser Sieg!
100 8. Februar 1914, S. 1: Panslavismus.
101 1. Dezember 1918, S. 1: Die Entente will Kaiser Wilhelm unter Anklage stellen; 6.
der Allierten gegen Ungarn; 16. Januar 1920, S. 1: Fortschritte des Bolschewismus; 23. Januar
1920, S. 1: Wiederaufnahme der Beziehung mit Sowjetrussland; 30. Januar 1920, S. 1: Die Gefahr
des Bolschewismus.
104 2. Februar 1932, S. 1: Russland und der chinesisch-japanische Krieg. Englische,
amerikanische und französische Kriegsschiffe nach Shanghai abgegangen. Heftige Kämpfe. 4000
Tote bei der Beschließung von Shanghai. Der Völkerbund ohnmächtig; S. 2: China hat Japan den
Krieg erklärt.
DIE CZERNOWITZER ALLGEMEINE ZEITUNG, DIE LANGLEBIGSTE TAGESZEITUNG… 193
Ab 1938 wuchs die Besorgnis, dass ein Krieg mit Deutschland bevorstand. Die
Czernowitzer Allgemeine Zeitung brachte Nachrichten über die verschiedenen
Friedensbemühungen und -versprechen. Infolge des Überfalls auf Polen und der
Kriegserklärung Frankreichs und Großbritannien druckte die Redaktion ab dem
6. September 1939 die verschiedenen Heeresberichte in einer Morgenausgabe,
die rumänisch "Edi
zwischen der Sowjetunion und Finnland dokumentierte die Czernowitzer
Allgemeine Zeitung mit Berichten und Karten. Im neuen Weltkonflikt nahm die
Redaktion zwischen den Zeilen für Frankreich und England Stellung.
7. Wirtschaftsnachrichten
Der Mitarbeiter der Czernowitzer Allgemeinen Zeitung für wirtschaftliche
Fragen war Mathias Roll, der eine eigene Rubrik hatte. War er identisch mit dem
gleichnamigen Leiter der Hypothekenbank in Czernowitz? 105 Die Rubrik wandte
sich vor allem an die städtischen Unternehmer und Kleinbürger. Es wurden
regionale Wirtschaftsmöglichkeiten besprochen, wobei ein großes Interesse der
lokalen Holzindustrie galt. Die Czernowitzer Allgemeine Zeitung publizierte
Wechsel- und Börsenkurse und kommentierte die Preisschwankungen der
Handelswaren. Daneben ging sie auf alltägliche wirtschaftliche Fragen ein, wie
die Verteuerung der Lebensmittel, der Verbrauchsgüter und der Mietsätze.
Infolge des Anschlusses der Bukowina an Rumänien erschienen 1920 eine Reihe
Artikel über "Die Einlösung der Krone", da der Wechselkurs der
Österreichischen Krone zum Rumänischen Lei von den rumänischen Behörden
viel zu niedrig festgelegt worden war.
Zwischen 1930 und 1931 waren die wirtschaftlichen Nachrichten von der
Weltwirtschaftskrise und ihren Auswirkungen auf Rumänien dominiert. 106
8. Rechtsfragen
Die Czernowitzer Allgemeine Zeitung bot ihren Lesern auch juristische
Unterstützung bei alltäglichen Problemen, wie Miete, Eigentumsschutz und
Scheidung. Der Spezialist für Scheidungsrecht war Salomon Kassner. 107 Als der
105 Eric ROLL: Crowded Hours, Faber and Faber, Boston 1985.
106 28. Juni 1930, S. 1: Wie kann die Wirtschaftskrise gemildert werden? 27. September
1931, S. 9-10: Wie kommen Sie mit Ihrem Einkommen aus? Ihre Taktik gegen den Hunger.
Vertreter der Berufs- und Erwerbsschichten schildern, wie sie mit ihrem Einkommen haushalten
und auskommen.
107 6. November 1938 u. 13. November 1938, S. 10: Das Ehescheidungsrecht in der
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9. Kultur
Das kulturelle Leben der Stadt Czernowitz, aber auch anderer Großstädte aus
dem deutschsprachigen Raum spiegelte sich in Spalten wie "Feuilleton",
"Kleines Feuilleton", "Theater und Kunst", "Literatur", sowie in verschiedenen
Beilagen. Die Rubrik "Feuilleton" bestand ab der ersten Nummer und die erste
"Literarisch-belletristische Beilage der «Czernowitzer Allgemeine Zeitung»"
(sic) erschien schon ab dem 10. Januar 1904. Auf der letzten Seite der Zeitung
wurden nach und nach die Programme des Stadttheaters, des Deutschen Hauses,
der Bar "Roumain", des Restaurants "Colosseum" und der Kinos gedruckt. Die
Redaktion brachte regelmäßig Nachrichten über Schauspiele, Opern und
Kunstausstellungen aus Czernowitz oder anderwärts aus Europa, ab 1910 auch
über Kinofilme und kurzzeitig, 1930, 1931 und 1938, über Radiosendungen.
9.1. Literatur
Die Redaktion der Czernowitzer Allgemeinen Zeitung publizierte Empfehlungen
und Rezensionen von Büchern, die im deutschsprachigen Raum erschienen, dies
oft in kürzester Zeit nach der Herausgabe. Zudem veröffentlichte die
Schriftleitung fast täglich literarische Texte unterschiedlicher Gattungen, vor
allem Unterhaltungs- und Gebrauchsliteratur von zeitgenössischen
Erfolgsautoren. Verschiedene Texte wurden im Zusammenhang mit lokalen oder
Weltereignissen gedruckt. So erschien ein Tag nach dem sowjetischen Angriff
auf Finnland eine Kurzgeschichte von Leo Tolstoj. 110 Ungefähr die Hälfte der
Bukowina. Nach der Ausdehnung der Gesetzgebung des Altreiches, von S. KASSNER; 18. August
KASSNER.
108 24. Dezember 1939, S. 11: Die Staatsbürgerschaftsrevision in der Bucovina, von Salomon
KASSNER.
109 1. Januar 1930, S. 7: Jahres-Chronik 1929.
110 2. Dezember 1939, S. 8 u. 3. Dezember 1939, S. 6: Iljas, von Leo TOLSTOJ.
DIE CZERNOWITZER ALLGEMEINE ZEITUNG, DIE LANGLEBIGSTE TAGESZEITUNG… 195
9.3. Kino
Im Oktober 1910 erschien das erste Programm des "Kinotheaters mit
Cinephon". 113 Am 6. Dezember 1912 wurde die Eröffnung des Kinos "Modern"
in der "Dom Polski" angekündigt. 114 Im Laufe der Zeit stieg die Zahl der Kinos
in Czernowitz von 3 im Jahr 1923 auf 6 im Jahr 1939 und vervielfachten sich die
Kinoprogramme und -reklamen. Für die Kinoprogramme wurde 1925 eine
eigene Rubrik auf der letzten Seite eingerichtet. Die Kinoreklamen waren durch
111 4. Oktober 1905, S. 1: Das neue Stadttheater; S. 1-2: Zur Geschichte der Erbauung des
neuen Stadttheaters in Czernowitz; S. 2-6: Czernowitzer Theater bis 1877; S. 3-5: Die
Theaterzensur der Schule, von Josef WEIßBERG; 20. Februar 1912, S. 4: Die Verbesserung des
Stadttheaters; 25. Oktober 1922, S. 2: Das rumänische Nationaltheater, von Wilhelmine MOHR.
112 10. November 1907, S. 3: Czernowitzer Angelegenheiten: Die Enthüllung des
Stadttheaters.
114 6. Dezember 1912, S. 4: Kino "Modern".
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9.4. Universitätsnachrichten
Die Redaktion der Czernowitzer Allgemeinen Zeitung berichtete unregelmäßig
über die Aktualität der 1875 gegründeten Czernowitzer Universität. Sie setzte
sich 1904 und wiederholt 1906 für die Einrichtung einer medizinischen Fakultät
an der Universität ein. Allein eine solche könne der Universität einen
internationalen Charakter verleihen und zu einem internationalen Ruhm
verhelfen. Im Jahr 1906 räumte sie jedoch ein, dass die Universität trotzdem
"sehr erfreuliche Fortschritte" mache. 116
Im Juli 1905 äußerte sich die Redaktion zu einem Beschluss von zwanzig
deutschen Professoren der Universität, die forderten, dass der Rektor
"studentische Veranstaltungen nur dann besuche, wenn ihm im einzelnen Fall
genügende Gewähr dafür geboten wird, daß die Rede auf die Alma mater
ausschließlich in deutscher Sprache gehalten werde". Die Redaktion unterstellte
den Professoren, dass sie den gewählten jüdischen Rektoren in Verlegenheit
bringen wollten, da zwei Jahre früher ein deutschnationaler Rektor eine
rumänische Ansprache angehört hatte, ohne dass dieser oder der Senat der
Universität darauf reagiert hätten. Während die Redaktion den Beschluss
missbilligte, unterstrich sie, dass die rumänischen und ruthenischen Studenten
einsehen müssten, dass es in der Bukowina weder eine rumänische, noch eine
ruthenische, sondern nur eine deutsche Universität geben könne, dass sie dieser
dankbar sein müssten für ihre "Selbstemanzipation" und "ein kleines Opfer
darbringen" könnten, indem sie dem Gastrecht gemäß den Rektoren in der
Sprache begrüßten, die dieser verstand. 117
Nachdem im April 1910 Alexandru C. Cuza von der Jassyer Universität an der
Czernowitzer Alma Mater eine Rede gehalten hatte, hob die Redaktion hervor,
dass der bekannte Antisemit, der gerne gegen die "Fremde" hetzte, anerkennend
von der deutschen Wissenschaft geredet, die österreichischen Rumänen zur
"unbedingten Loyalität" aufgerufen, den deutschen Charakter der Universität in
Czernowitz als "ein Glück für sein Volk" dargestellt und sich für den Erhalt
dieses Charakters ausgedrückt habe. Die Redaktion hoffte, dass Cuza auch in
niemals intolerant und fremdenfeindlich sind und daß die nationale Kultur eines
Volkes umso intensiver ist, je weniger sie sich von der fremden abschließt". Sie
schloss ihren Artikel mit den Worten: "Wenn sie die richtigen
Schlußfolgerungen ziehen wollen, werden sie zuhause erzählen, daß der
«Fremde», wenn er nicht mißhandelt wird, eigentlich ein ganz netter Mensch ist
und daß der deutsche Drang nach dem Osten kein brutaler Vorstoß, sondern ein
natürlicher Werdegang ist, den abzukürzen gar nicht im Interesse der Völker des
Ostens gelegen ist." 118
Nach dem Ersten Weltkrieg stellte sich die Frage der Rumänisierung der
Universität in Czernowitz, die schließlich durchgesetzt wurde. 119
10. Werbung
Industrie S.A. (1925). In den zwanziger Jahren erschienen viele Inserate von
Schifffahrtsgesellschaften, die die Überreise nach Nord- und Südamerika, sowie
Kanada, und später nach Afrika oder Ostasien organisierten: Reisebüro R.
Grünberg, White Star Line - Weisse Stern Linie, United States Ltd., Fabre Line -
Compagnie Française de Navigation à Vapeur, Cosulich Line, United Amerika
Lines, American Line Hamburg (Weisse Stern Line, Rote Stern Line). Das
Reisebüro R. Grünberg versprach, den Kunden ein Visum zu besorgen, Fabre
Line listete die für die Reise notwendigen Dokumente auf. Die Czernowitzer
Allgemeine Zeitung warb auch um Kunden für die rumänische Reisegesellschaft
"Europa", die 1940 ihren Namen in "România" umänderte, wobei die Reisen bei
der Czernowitzer Allgemeinen Zeitung gekauft werden konnten. 120
120 25. Oktober 1932: Jeder einmal nach Bukarest; 29. Oktober u. 30. Oktober 1932: Mit der
„Cz. Allg. Ztg.“ nach Wien!; 1. Januar 1936: Sonntag, 5. Jänner, billig u. bequem mit der
DIE CZERNOWITZER ALLGEMEINE ZEITUNG, DIE LANGLEBIGSTE TAGESZEITUNG… 199
In der Zwischenkriegszeit wuchs auch die Zahl der Inserate für Medikamente
und Schönheitsprodukte. Die nun "Kleine Anzeigen" betitelte Rubrik enthielt
jetzt Unterkategorien, wie "Korrespondenz", "Kauf u. Verkauf", "Freie Stellen",
"Unterricht und Stellensuche".
Einige Werbungen waren skurril. So wurde 1919 angekündigt, dass der von der
Redaktion so bekämpfte Iancu von Flondor vierjährige Fichten aus eigener
Anpflanzung in Flondoreni/Storozynetz verkaufe. 121