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schwebenden Sarg
Author(s): Bernhard Heller
Source: Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums , Juli/August
1926, Jahrg. 70 (N. F. 34), H. 7/8 (Juli/August 1926), pp. 271-276
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Wissenschaft des Judentums
natürlich diese Schreibart nicht. Neben dem Toten Meere wird die
Salzsäule gezeigt, in die Lots Weib verwandelt wurde; das Weide
vieh lecke gerne daran, doch allemal wachse die Lücke nach.
Weites Gebiet öffnet sich der Legendenbildung in Jerusalem.
Hier begegnen wir auch einem namentlich hervorgehobenen Sagen
tradenten: Abraham, dem Frommen, dem Asketen, der sich in
Trauer um Zijjon kasteit. Dieser Abraham genießt auch das Zu
trauen des Patriarchen, er wird in das Geheimnis hineinbezogen,
als christliche Arbeiter auf das Grab Davids und Salomos und der
Könige Judas stoßen, die Krone und das Zepter Davids sowie ver
schlossene Schränke finden, aber von grauenhaften Stimmen betäubt
werden; der Patriarch berät sich mit Abraham dem Frommen und
läßt die Zugänge zu den geheimnisvollen Gräbern verschütten. All
dies erzählt Abraham unserm Benjamin.
Im Libanontale sieht Benjamin ״salomonische Bauten, welche,
nach dem Volksglauben, von Aschmodai aufgeführt sein müssen.
Zuweilen fließt Jüdisches und Muhammedanisches ineinander: der
Abbasidenkalif erscheint bewandert in der Lehre Mosis, in der heiligen
Sprache und Schrift, der Exilarch wieder als von Muhammed ein
gesetzt. In Ispahan lernen wir einen zweiten Gewährsmann Ben
jamins mit dem Namen kennen: es ist R. Moses, der ihm fabelhafte
Kämpfe der Perser schildert, unter anderem auch den Einfall in
Persien von wundersamen Menschen mit zwei Gesichtern, die an
Stelle der Nase nur zwei Löcher haben. (Ed. Grünhut S. 77). Da
stehen wir nun schon ganz auf dem Boden des Märchens, ähnlich
wie bei der Erzählung von den Toten, die heimkehren, um ihre
Schulden abzutragen (S. 86) oder von den Menschen, die sich auf
dem Rücken des Vogels Greif übers Meer tragen lassen (S. 87).
Ueberaus reich sind die angeblich der Vorzeit entstammenden
Denkmäler. Die Sage wird niemals verlegen, sie kennt alles, sie findet
alles: Abrahams Haus und Brunnen; Elijah us Höhle; Achabs Palast
in Samaria; das Zimmer, in dem Daniel betete; den Ofen, in den
Chananja, Mischael, Azarja geworfen wurden; die Tora, welche Ezechiel
für seine Verbannungsgenossen geschrieben.
Besonders geläufig sind der Volks Vorstellung die berühmten
Gräber. Alles wird aufgefunden: die Höhle Machpela mit allen
ihren Gräbern, das Grab Rachels, Josephs Grab bei den Samaritanern,
das Grab Baraks ben Abinoam, die Gräber der meisten Propheten,
der Könige in Palästina und in Babylon, das Grab Ezras, die Gräber
der Tannaiten und Amoräer, der berühmtesten Gaonen (von den
Gräbern der Letzteren durfte manches auch historisch sein). In den
Kreis dieser Volks Überlieferungen gehört auch der Bericht Benjamins
über den Sarg Daniels.