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FACHSTELLE FÜR SUCHTPRÄVENTION

ZENTRUM FÜR AMBULANTE


DROGENTHERAPIE

INFORMATIONSBLATT

Kokain und Amphetamine

Fachstelle für Suchtprävention Berlin gGmbH


Chausseestraße 128 / 129 | 10115 Berlin | Tel.: 030 - 29 35 26 15 | Fax: 030 - 29 35 26 16
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INFORMATIONSBLATT Kokain und Amphetamine

IMPRESSUM INHALT
1. Auflage | Dezember 2021 Einführung 3

Herausgeber: Fachstelle für Suchtprävention Berlin gGmbH Eigenschaften und Konsumformen von Kokain 3
Chausseestr. 128 / 129 | 10115 Berlin
Tel.: 030 - 29 35 26 15 | Fax: 030 - 29 35 26 16 Eigenschaften und Konsumformen von Amphetaminen 4
info@berlin-suchtpraevention.de
www.berlin-suchtpraevention.de Wirkungsweisen 4
www.kompetent-gesund.de
Die Fachstelle für Suchtprävention im Land Berlin Verbreitung 5
ist ein Projekt der Fachstelle für Suchtprävention
Berlin gGmbH und wird gefördert durch die Konsummotive 6
Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Genuss- und Freizeitkonsum 6
Gleichstellung. Konsum in Ausbildung und Arbeit 7
Konsum aufgrund psychosozialer Probleme 8
V.i.S.d.P.: Kerstin Jüngling, Geschäftsführerin der
Fachstelle für Suchtprävention Berlin gGmbH
Mischkonsum 8

Redaktion: Jasmin Ehrhardt und Christina Weidanz,


Kokain und Amphetamine in der Schwangerschaft 9
Fachstelle für Suchtprävention Berlin gGmbH

Rechtliche Situation 9
Hanspeter Eckert, Psychologischer Psychotherapeut
Therapeutische Leitung,
KOKON Zentrum für ambulante Drogentherapie Konsum im Straßenverkehr 9

Gestaltung: Martina Jacob Prävention und Jugendschutz 9


Bilder Titel: Freepik / Rawpixel, Shutterstock / edsonchagas,
Freepik, Freepik /ksandrphoto Beratungs- und Hilfsangebote 10
Gefördert durch: Berliner Hilfeangebote 10
Bundesweite Informations- und
Präventionsangebote 11

2
Einführung
In einer Gesellschaft, in der Leistung, Erfolg und Attraktivität im-
mens hohe Stellenwerte haben, erstaunt es nicht, dass Menschen
zu Fitmachern, stimmungsaufhellenden „Uppern“ und leistungs-
steigernden Substanzen greifen. Ihre vielfältigen körperlichen und
psychischen Wirkungen machen Kokain und Amphetamine zu
beliebten Mitteln im stressreichen und anforderungsvollen Alltag.
Mithilfe ihrer chemischen Wirkung lassen sich Belastungen, Frus-
trationen und subjektive Kompetenz- und Attraktivitätslücken ver-
meintlich leichter bewältigen. So werden Kokain und Amphetamine KOKAIN IN PULVERFORM BILD: ISTOCKPHOTO / KZENON

nicht selten zur künstlichen Leistungssteigerung und Erhöhung der


Lebenslust im Beruf, beim Lernen, im Sport und in der Partyszene Eigenschaften und Konsumformen von Kokain
genutzt. Einst von der Öffentlichkeit als Droge der Reichen und In Südamerika ist das Kauen von Kokablättern (Erythroxylum
Schönen wahrgenommen, die in der Mode-, Künstler- oder Party- coca) seit langer Zeit unter Indigenen für medizinische, religiöse,
szene Verbreitung findet, ist Kokain längst in der Mitte der Gesell- soziale und Genusszwecke verbreitet. Mit einer basischen Sub-
schaft angekommen und wird querbeet konsumiert. Anders als stanz wie Asche oder Kalk zusammen werden die Blätter in die
Heroin, welches mit Spritzen und Verelendung assoziiert wird, hat Wangentasche gelegt oder gekaut. Die Base setzt die Alkaloide
Kokain ein weniger „schmuddeliges“ Image. Auch Amphetamine der Blätter frei. In seiner reinen Form wird Kokain seit 1860
haben als Partydrogen oder als verschreibungspflichtige Medika- (zuerst durch den Chemiker Albert Niemann) aus den Blättern des
mente einen eher harmloseren Ruf. So zeigt sich deutschlandweit Strauchs gewonnen. Dieses Kokainhydrochlorid ist ein weißes,
über den Zeitraum der letzten 25 Jahre ein kontinuierlicher Anstieg kristallines Pulver. Unter Konsumierenden wird es z.B. „Koks“
des Kokain- und Speedkonsums.1 Abwasseranalysedaten zeigen, oder „Schnee“ genannt. Es ist geruchlos,
dass auch in Berlin der Konsum von Kokain und Speed seit 2014 hat einen bitteren Geschmack und wirkt
kontinuierlich gestiegen ist, für Kokain haben sich die Werte bis betäubend auf die Schleimhäute, weshalb
2018 sogar verdoppelt.2 Im Vergleich zum Bundesgebiet wird in es ab Mitte des 19. Jahrhunderts auch als
Berlin im Schnitt deutlich häufiger Kokain und Speed konsumiert.3 Lokalanästhetikum bei Operationen genutzt
In ganz Europa boomt der Schwarzmarkt für Psychostimulanzien wurde. Gegen 1885 wurde Kokain aufgrund
wie nie zuvor und auch in Berlin können sie heutzutage ohne gro- seiner stimulierenden Wirkung der Limona-
ßen Aufwand in sogenannten „Koks-Taxis“ zu jeder Tages- und de Coca-Cola zugesetzt und sehr erfolg-
Nachtzeit direkt nach Hause geliefert werden. Die hohe Verfügbar- reich vertrieben. Die orale Aufnahme war
keit ist dabei nicht nur für die Berliner Partytourist*innen attraktiv, zu jener Zeit am weitesten verbreitet. 1914
sondern auch für Berliner*innen, die leistungssteigernde Subs- wurde Kokain als Zutat in Getränken und
tanzen zur Bewältigung ihres Alltages anwenden. rezeptfreien Arzneien jedoch verboten, da ONLINE-MESSENGERDIENSTE:
es zahlreiche Todesfälle nach dem Konsum EINFACHER ZUGANG ZU KOKS & CO
gegeben hatte.  BILD: FREEPIK / RAWPIXEL

1 Seitz, N.-N. et al. (2019a): Kurzbericht Epidemiologischer Suchtsurvey 2018.


Tabellenband: Trends der Prävalenz des Konsums illegaler Drogen und Die gebräuchlichste Konsumform von Kokain in westlich gepräg-
Drogenmissbrauch und -abhängigkeit nach Geschlecht und Alter 1990-2018.
München: IFT Institut für Therapieforschung. https://tinyurl.com/3nay7a94
ten Ländern ist heute das Schnupfen in die Nase. Der Wirkstoff
(abgerufen am 15.10.2021) Kokainhydrochlorid ist wasserlöslich und tritt so über die Nasen-
2 Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (2019): schleimhaut über ins Blut. Dazu wird das Pulver zu einer dünnen
Europäischer Drogenbericht 2019. Trends und Entwicklungen. Amt für Veröffent-
Linie geformt und mithilfe eines Röhrchens (z.B. Strohhalm) in
lichungen der Europäischen Union, Luxemburg. https://tinyurl.com/d6dkk2xh
(abgerufen am 15.10.2021) die Nase eingezogen („gesnifft“). Eine weitere Konsumweise ist
3 Seitz, N.-N. et al. (2019b): Kurzbericht epidemiologischer Suchtsurvey 2018. das Spritzen einer wässrigen Lösung des Kokainhydrochlorids.
Tabellenband: Konsum illegaler Drogen, multiple Drogenerfahrung und Hinweise
Das intravenöse Injizieren wird häufiger bei Konsumierenden
auf Konsumabhängigkeit und -missbrauch nach Geschlecht und Alter im Jahr
2018. München: IFT Institut für Therapieforschung. https://tinyurl.com/5ntpr86v beobachtet, welche auch Heroin gebrauchen. Nach der chemi-
(abgerufen am 15.10.2021) schen Abspaltung des freien Alkaloids vom Hydrochlorid kann

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INFORMATIONSBLATT Kokain und Amphetamine

die Substanz auch in speziellen Pfeifen oder Zigaretten, seltener kann aber auch geraucht, in Getränken aufgelöst oder in kleine
auf Alufolie erhitzt, geraucht werden. Bekannt sind diese verän- Portionen verpackt als „Bombe“ geschluckt werden. Sehr selten
derten chemischen Substanzen unter den Namen „Crack“ oder wird Speed intravenös injiziert.5
„Freebase“, kleine gelbliche Körnchen, die auch als „Steine“
oder „Rocks“ bezeichnet werden. Der Name „Crack“ stammt von Wirkungsweisen
dem knackenden Geräusch, das die Körnchen beim Verbrennen Im zentralen Nervensystem des Gehirns bewirkt der Konsum
machen. Crack und Freebase gehören zu den am schnellsten von Kokain / Crack eine längere und verstärkte Verfügbarkeit der
abhängig machenden Substanzen.4 Auch Vorläuferstoffe und allgemein als „Glückshormone“ bekannten Neurotransmitter
Rückstände, die bei der Produktion entstehen, Kokainsulfat (Botenstoffe) Dopamin, Noradrenalin und Serotonin, da die
oder „Paco“ werden geraucht, derzeit v.a. in Regionen, wo die Rezeptoren zu ihrer Wiederaufnahme blockiert werden.
Produktion stattfindet.
Amphetamine leiten sich chemisch gesehen von ihrer sog. Mutter-
Zyklischer Konsum größerer Mengen über einige Tage abwech- substanz, dem Phenylethylamin, ab und sind unseren körper-
selnd mit Erholungsphasen von der Erschöpfung ist ein typisches eigenen Hormonen Adrenalin und Noradrenalin strukturähnlich
Konsummuster. Aber auch täglicher Konsum ist verbreitet. aufgebaut (sog. Catecholamine bzw. Ephedrine). Diese beiden
Stoffe wirken auf den Sympathikus im zentralen Nervensystem,
der für die aktiven Reaktionen des Körpers verantwortlich ist. Im
Gegensatz zu körpereigenen Catecholaminen können chemisch
synthetisierte Amphetamine die Blut-Hirn-Schranke überwinden
und dort entsprechend Adrenalin und Noradrenalin freisetzen, die
ähnlich wie Kokain zu einer Verstärkung oder Verlängerung der
Dopaminwirkung führen.

Je nach Konsumform und Qualität tritt die Wirkung von Kokain


und Speed unterschiedlich schnell ein und hält verschieden lang
an. Nach dem Schnupfen des Pulvers wirkt Kokain innerhalb von
CRACK GEHÖRT ZU DEN AM SCHNELLSTEN ABHÄNGIG MACHENDEN SUBSTANZEN 2 – 3 Minuten und hält ca. 20 – 60 Minuten an. Bei einer Injektion
 BILD: ISTOCKPHOTO / KEIRA01 bzw. beim Rauchen stellt sich die Wirkung des Kokains / Cracks
innerhalb von Sekunden ein, die intensivere Wirkung dauert dann
Eigenschaften und Konsumformen von Amphetaminen nur ca. 5 – 15 Minuten an. Die Wirkung von Amphetamin setzt
Amphetamine sind eine Gruppe synthetisch hergestellter beim Schnupfen nach ca. 4 – 15 Minuten ein, beim Schlucken
Stimulanzien, auch als „Weckamine“ bekannt, deren Wirkung in nach etwa 30 – 45 Minuten. Gespritzt setzt auch hier die Wirkung
erster Linie anregend und aufputschend ist. Zumeist sind sie unter augenblicklich ein. Je nach Konsumform und Reinheitsgrad der
dem Namen „Speed“ oder „Pep“ als illegale Suchtmittel im Um- Substanz kann der Rausch zwischen 4 – 12 Stunden anhalten.
lauf. Manche Amphetamine sind jedoch auch in gebräuchlichen
Medikamenten enthalten (z.B. im ADHS-Medikament Ritalin®, Sowohl Kokain als auch Amphetamine stimulieren in extremer
Appetitzüglern, Grippe- oder Asthmamitteln), weshalb diese auch Weise das zentrale Nervensystem, wobei das Ausmaß der auf-
missbräuchlich zur Leistungssteigerung genutzt werden. putschenden Wirkung beider Substanzen neben der Qualität der
Droge stark von „Set“ (Gefühlslage und Zustand der Konsumie-
Außerhalb der ärztlichen Verordnung werden Amphetamine renden) und vom „Setting“ (Umfeld und Konsumsituation) ab-
in Form eines weiß bis gelblich aussehenden Pulvers oder als hängig ist.
Paste, seltener als Tabletten verkauft. Zumeist wird Speed, ähn-
lich wie Kokain, als „Line“ geformt und dann geschnupft. Es

4 Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (Hrsg.) (2018a): 5 Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (Hrsg.) (2018b):
Die Sucht und ihre Stoffe. Kokain, Crack & Freebase. Die Sucht und ihre Stoffe. Amphetamine & Ecstasy.
https://tinyurl.com/45z4ehf7 (abgerufen am 15.10.2021) https://tinyurl.com/5pbts88z (abgerufen am 15.10.2021)

4
Zu den erwünschten psychischen Wirkungen, Eine objektivierbare Verbesserung der geistigen Leistungsfä-
die dadurch hervorgerufen werden, zählen: higkeit, Kreativität und Attraktivität tritt jedoch nicht ein. Für
■ Euphorie und Gefühl der Stärke nüchterne Außenstehende kann auch das erhöhte Redebedürf-
(sowie der Allmacht bei Kokain) nis ausgesprochen anstrengend sein und die Konsumierenden
■ stark gesteigertes Selbstvertrauen (v.a. bei Kokain) oberflächlich, rücksichtlos und geltungsbedürf-
mit erhöhter Risikobereitschaft tig erscheinen.
■ Ausgelassenheit, Redseligkeit („Laberflash“)
■ Wegfall von Hemmungen und Ängsten, Häufiger Konsum beschleunigt die Alterung des Hirns. Die
Erhöhung der Kontaktfreudigkeit graue Masse schrumpft schneller und stärker als bei Nicht-
■ Gesteigerte Wachheit und Konzentrationsfähigkeit Kokainkonsument*innen gleichen Alters, Geschlechts und Bil-
■ Steigerung von sexuellem Interesse / sexueller Aktivität dungsstands.6

Zu den unerwünschten psychischen Wirkungen zählen: Verbreitung


■ Starkes Drogenverlangen bei Abklingen der Seit den 1990er Jahren erlebt der Konsum stimulierender Drogen
euphorisierenden Wirkung und Wunsch nachzulegen einen kontinuierlichen Anstieg. Seit 2015 spricht man bei Polizei
■ Bingekonsum, Kontrollverlust und Behörden von einer „Kokainschwemme“. Die Gesamtsicher-
■ Ängste, Panik, Reizbarkeit, Paranoia, stellungsmengen haben im Jahr 2019 einen neuen Höchststand
Halluzinationen, depressive Zustände von ca. 10 Tonnen erreicht. Die Polizei vermutet für das Jahr
■ Unvermögen riskante Verhaltensweisen zu 2020 einen neuen Höchststand von mindestens 11 Tonnen.7
stoppen (z.B. Glücksspiel, ungeschützter Sex) Deutlich wird dies auch an den gestiegenen Zahlen zu Todesfäl-
len durch Überdosierung: Vergiftungen durch Kokain sind im Jahr
Langfristig unerwünschte psychische Wirkungen sind: 2020 nach dem Opioid- und dem (Meth-)Amphetaminkonsum
■ Einengung des Interesses auf die Drogenwirkung die dritthäufigste durch Drogen induzierte Todesursache.8
■ Erschöpfung, Gefühl, ausgelaugt und apathisch zu sein
■ Starkes Drogenverlangen Während Kokain und Crack deutschlandweit im Jahr 1990 von
■ Abnahme der (Selbst-)Kritikfähigkeit 1,3% der Erwachsenen schon einmal ausprobiert wurden, lag die
■ Vermindertes Interesse an einem vormals Zahl mit 4,4% im Jahr 2018 bereits mehr als drei Mal so hoch.
wichtigen Menschen und Tätigkeiten Im gleichen Zeitraum zeigen auch Amphetamine einen bedeutsa-
■ Verminderte kognitive Funktionen men Anstieg der (Probier-) Konsumzahlen von 2,8% auf 4,2%.9
■ Schädliche Entscheidungen, erhöhte Impulsivität Auffällig hoch sind hier die Berliner Zahlen: So hatte im Jahr
■ Sinkendes Selbstwertgefühl 2018 mehr als jede*r zehnte Berliner*in bereits einmal Kokain/
■ Unvermögen diese Einengungen wahrzunehmen Crack (13,9%) bzw. Amphetamine (10,2%) probiert,10 was auch
■ Gefahr, dass mit dem Konsum gekoppelte deutlich über dem europaweiten Durchschnitt liegt (4,8% bzw.
Verhaltensweisen, wie Sex, Spielen oder Kaufen 3,0%)11.
ihrerseits exzessiv werden oder Drogencraving nach
Kokain oder Amphetaminen auslösen 6 Molecular Psychiatry (Hrsg.) (2013): Cocaine dependence: a fast-track for
brain ageing? https://tinyurl.com/kse32m8 (abgerufen am 15.10.2021)
7 Bundeskriminalamt (2021): Rauschgiftkriminalität. Bundeslagebild 2020.
Körperlich lässt sich vor allem eine Erhöhung von Blutdruck, Puls- Seite 16. https://tinyurl.com/yd8dynhj (abgerufen am 15.11.2021)
und Atemfrequenz, des Herzschlages und der Körpertemperatur 8 Ebd.: Seite 28.
beobachten. Grund hierfür ist die Verengung der Blutgefäße. 9 Seitz, N.-N. et al. (2019a), a.a.O.
10 Kraus, L., Seitz, N.-N. & Rauschert, C. (2020): Epidemiologischer Suchtsurvey
Auch weiten sich die Pupillen und die Bronchien und Gefühle von
Berlin 2018. Ergänzende Ergebnisse zu illegalen Drogen und substanzbezogenen
Hunger, Durst, Müdigkeit und Schmerzempfinden werden un- Störungen. München: IFT Institut für Therapieforschung.
terdrückt, während das Sexualbedürfnis deutlich zunimmt. Eine https://tinyurl.com/yeuskcut (abgerufen am 15.10.2021)
11 Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (2021):
Verengung peripherer Blutgefäße führt zu einem Wärmestau, der
Europäischer Drogenbericht 2021: Trends und Entwicklungen.
Körper überhitzt. Bei hohen Dosen kann es zu Herz-Kreislauf- Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union, Luxemburg. S.13.
Problemen bis hin zum Herzinfarkt und Schlaganfall kommen. https://tinyurl.com/53w7em8m (abgerufen am 15.10.2021)

5
INFORMATIONSBLATT Kokain und Amphetamine
k

8
4
5
3
4 In den vergangenen Jahren ist Kokain in Berlin immer leichter
7 Lebenszeitprävalenz des Konsums »schneller Drogen« in Deutschland
9 erhältlich geworden. Wer eine Telefonnummer oder eine Mes-
5,0
1 Kokain/Crack sengeradresse kennt, kann sich eine Drogenlieferung an einen
6 4,5
2 Amphetamine Ort und zu einem Zeitpunkt seiner / ihrer Wahl bestellen. Der
4,0
3,5
Erwerb ist unproblematisch, bequem und wirkt fast wie legal.
3,0 An Hotspots des Nachtlebens ist der Erwerb ebenso leicht mög-
2,5 lich. Auch der Versand über Webshops im Clearweb oder im
2,0 Darknet ist ein verbreiteter Weg, der ohne persönlichen Kontakt
1,5 zu den Handelnden stattfindet.
1,0
0,5 Konsummotive
0 Es lassen sich drei grundlegende Motive für den Konsum
90

95

97

00

03

06

09

12

15

18

von Stimulanzien unterscheiden:14


19

19

19

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20

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20

20

20

20

 QUELLE: VGL. SEITZ, N.-N. ET AL. (2019A), A.A.O. S. 5.. 1. Genuss- und Freizeitkonsum
2. Konsum in Ausbildung und Arbeit
Auch der deutschlandweite Konsum innerhalb der letzten 3. Konsum aufgrund psychosozialer Probleme
12 Monate ist zwischen 1990 und 2018 hinsichtlich Kokain /
Crack (von 0,3% auf 1,2%) und Amphetamin (von 0,4% auf 1,3%) Genuss- und Freizeitkonsum
kontinuierlich gestiegen, wobei die Berliner*innen im Jahr 2018 Diese meist moderat konsumierende Gruppe nutzt
wiederum deutlich häufiger leistungssteigernde Substanzen Psychostimulanzien v.a. im Freizeitbereich, um
konsumierten (Kokain / Crack: 4,5% und Amphetamine: 4,2%) ■ „gut drauf“ zu sein
als der Bundesdurchschnitt.12 In Berlin ist eine besonders häufig ■ locker und unterhaltsam zu sein
konsumierende Personengruppe die der 25- bis 29-Jährigen, ■ Hemmungen und Schüchternheit zu überwinden
wobei fast jede fünfte Person schon einmal „schnelle Drogen“ ■ trotz Erschöpfung nach der Arbeit noch lange
konsumiert hat (Kokain: 18,7%, Amphetamine: 18,3%) und ausgehen zu können
mehr als jede zehnte Person dieser Altersgruppe im vergange- ■ eine Auszeit vom verantwortungsvollen Alltag zu erleben
nen Jahr Kokain / Crack (11,6%) bzw. Amphetamine (11,8%) ■ (sexuell) leistungs- und erlebnisfähig zu sein
gebrauchte.13 ■ abzunehmen.

Auffallend ist, dass auch im Freizeit- und Privatleben Motive zur


Konsumprävalenz nach Altersgruppen in Berlin
Leistungssteigerung zu finden sind. Durchfeiern und zugleich
14 Lebenszeitprävalenz Kokain Lebenszeitprävalenz A. 25
vom Alltag abzuschalten, sich zu entspannen und dabei mit allen
12-Monatsprävalenz 12-Monatsprävalenz
12 Kokain Amphetamine Sinnen und Fähigkeiten präsent zu sein, scheint der Anspruch
20
dieser Konsument*innengruppe zu sein. Zahlreiche Untersu-
Lebenszeitprävalenz in %

10
12-Monatsprävalenz in %

15 chungen weisen darauf hin, dass Befragte im Nachtleben (wie in


8
Clubs, Bars oder auf Musikfestivals) häufiger von Drogenkonsum
6
10 berichten als Befragte in der Allgemeinbevölkerung.15
4
5 Bei jungen Besucher*innen elektronischer Musikveranstaltungen
2
(Durchschnittsalter 23,4 Jahre) spielten Stimulanzien bei einer
0
15-17 18-24 25-39 30-39 40-39 50-64
0 Befragung im Jahr 2018 eine große Rolle. Mit einer 12-Monats-
prävalenz von 43,8% und 30,6% belegen Amphetamine (Speed)
 QUELLE: VGL. KRAUS, L., SEITZ, N.-N. & RAUSCHERT, C., A.A.O. S. 9.
14 Milin, S. et al. (2016): Konsummotive bei Stimulanzienkonsum.
Ein Vergleich von Amphetamin- und Methamphetaminkonsumenten.
12 Seitz, N.-N. et al. (2019a), a.a.O. In: Suchttherapie 2016, 17. S. 17-21.
13 Kraus, L., Seitz, N.-N. & Rauschert, C., a.a.O. S. 9. 15 Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (2019), a.a.O. S. 52.

6
und Kokain hinter Cannabis (74,6%) und MDMA (54,7%) die Konsum in Ausbildung und Arbeit
Plätze drei und vier der am häufigsten konsumierten Substanzen Hierbei handelt es sich um Konsument*-
(Mehrfachnennungen möglich). Unter den Substanzen, die als innen, die in der Regel sozial integriert sind.
besonders „in“ betrachtet wurden, erreichten Amphetamine
(Speed) den 3. Platz und Kokain den 5. Platz unter den befragten Ein Teil setzt Stimulanzien kurzfristig ein,
Partybesucher*innen.16 um mit erhöhtem Zeit- und
Leistungsdruck umzugehen und z.B.
Im Beratungs- und Therapiekontext fällt auf, dass 2 / 3 der behan- ■ für Prüfungen zu lernen
delten Kokain- und Amphetaminkonsument*innen aufgrund ihres ■ bei der Arbeit wacher und fitter zu sein
Konsums schwerwiegende Probleme mit ihrer Sexualität entwi- ■ Termine einhalten zu können
ckelt haben. Eine starke Koppelung vom Rauscherleben mit Sex ■ auch nachts durcharbeiten zu können
ist dabei das Problem, die nur schwer aufzulösen ist. ■ Mehrfachbelastungen zu bewältigen
■ kreativ zu sein. KKSLH-STUDIE  BILD: FACHSTELLE
Das wirkt sich z.B. in folgenden Symptomen aus:
■ übermäßiger zwanghafter Konsum der Stimulanz Ein weiterer Teil setzt schnelle Drogen aus Sorge ein,
während langanhaltender Masturbation und Pornographie- den Anforderungen der Arbeits- und Ausbildungswelt
bzw. Datingappbenutzung nicht mehr gerecht zu werden. Sie konsumieren, um
■ übermäßige Inanspruchnahme von käuflichen ■ dem Druck standzuhalten
Sexangeboten zusammen mit Drogenkonsum ■ Leistungen zu verbessern
■ in sogenanntem „Chemsex“, also Sex in Gruppen mit ■ oder gar mehrere Jobs parallel zu bewältigen.
riskantem Konsum- und Sexualverhalten unter Einfluss
synthetischer Drogen („chems“) Hohe Anforderungen und Leistungsdruck spüren schon junge
Erwachsene beim Start ins Berufsleben im Rahmen der Aus-
Auf sexpositiven Parties in Deutschlands Metropolstädten, so bildung und im Studium. So gaben 4,7% von 1300 befragten
auch in Berlin, ist der Konsum von Stimulanzien verbreitet. Auch Auszubildenden im Jahr 2015 an, bereits einmal Medikamente
innerhalb vieler Dating Apps sind Verabredungen zu Sex unter zur Leistungssteigerung eingenommen zu haben. Auch Kokain/
Drogen keine Seltenheit mehr. Sexualität ohne stimulierende und Heroin (1,1%) und Speed / Ecstasy (2,5%) hatte ein kleiner Anteil
enthemmende Substanzen zu erleben, fällt in diesem Setting kon- der Auszubildenden schon einmal konsumiert.17
sumierenden Personen dann zunehmend schwer.
Diverse Studien belegen, dass auch Studierende – v.a. seit der
Bologna-Hochschulreform – einem hohen Leistungsdruck aus-
gesetzt sind. Sind persönliche Ressourcen wie Selbstwertgefühl,
Selbstwirksamkeitserwartungen oder Copingstrategien einge-
schränkt, können psychoaktive Substanzen als Mittel zur Wahl
zur Stress- und Problembewältigung, zur Entspannung oder zur
Leistungssteigerung zum Einsatz kommen.18

Auch bei einer in Berlin durchgeführten Erhebung wurde fest-


gestellt, dass nicht nur die meisten Studierenden schon vom

17 Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO) (2015): Fehlzeiten-Report 2015.


STIMULANZIENKONSUM SPIELT IM PARTYLEBEN EINE ROLLE BILD: FREEPIK Pressemitteilung vom 7. September 2015. S. 6. In: Pressekonferenz des AOK-
Bundesverbandes und des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) am
16 Lochbühler, K. & Hannemann, T.-V. (2019): Der Konsum neuer psychoaktiver 07.09.2015 in Berlin. https://tinyurl.com/yjf4y8a6 (abgerufen am 15.10.2021)
Substanzen (NPS) in unterschiedlichen Risikopopulationen. Ergebnisse des 18 Schäffler, F. et al. (2015): Drogen und Studium – eine quantitative Querschnitts-
Projekts Phar-Mon NPS aus dem Jahr 2018. München: IFT Institut für Therapie- studie zum Drogenkonsum von Studierenden an der Hochschule München.
forschung. S.9f. https://tinyurl.com/e9sy5kzk (abgerufen am 15.10.2021) In: Suchttherapie, 2015, 16. S. 187-195.

7
INFORMATIONSBLATT Kokain und Amphetamine

Phänomen Neuroenhancement gehört (92%), sondern dass unter wieder „runterzukommen“. Umgekehrt ist auch der Gebrauch
den konsumierenden Studierenden 20% schon zu Kokain und von Kokain und Amphetaminen zur Antriebssteigerung nach dem
15% zu Amphetaminen gegriffen hatten.19 Konsum von Cannabis oder Opiaten bekannt. Der Körper und die
Psyche verlieren nach und nach die Fähigkeit, sich selbstständig
In einigen Branchen, wie z.B. der Gastronomie oder den Medien, zu regulieren, was langfristig den Weg in die Sucht begünstigen
ist der Substanzkonsum verbreiteter als in anderen. Dadurch be- kann. Sehr schnell kann es zu einer zwanghaften Spirale des ab-
steht eine höhere Gefährdung für die dort Arbeitenden. wechselnden Konsums von „Uppern“ und „Downern“ kommen
– beide machen stark abhängig. Mischkonsum geht aufgrund
Konsum aufgrund psychosozialer Probleme substanzspezifischer Wechselwirkungen stets mit einem erhöh-
Menschen, die mit Stimulanzien in Kontakt kommen, während ten Risiko einher. Auch der Mix mit Alkohol ist dabei besonders
sie unter psychosozialen Problemen (wie z.B. soziale Konflikte, problematisch, da die Alkoholwirkung weniger stark wahrgenom-
Erwerbslosigkeit etc.) leiden, können erleben, dass die als un- men wird – Alkoholvergiftung kann die Folge sein.
angenehm wahrgenommenen Gefühle und Zustände unter dem
Substanzkonsum als nicht mehr so schlimm empfunden werden.
SUBSTANZMISCHUNG KÖRPERLICHE AUSWIRKUNGEN
BZW. WECHSELWIRKUNGEN
Im Zusammenhang mit dem euphorischen Erleben des Rausches
kann dies eine Wiederholung des Konsums befördern. In dem Kokain und Alkohol Da Alkohol eher beruhigend auf den Körper wirkt, ist
der Konsum zusammen mit Kokain wie Autofahren mit
Maße wie eine substanzspezifische Einengung der Selbstwahr- angezogener Handbremse: Der Körper soll sich beruhigen
nehmung stattgefunden hat, werden in der Folge Substanzen und zugleich mehr leisten. Bei Mischkonsum beider Sub-
stanzen entsteht das hochtoxische Cocaethylen, welches
immer häufiger für immer mehr Zwecke eingesetzt, z.B. um zur besonderen Belastung des Herzens führt. Zusätzlich
besteht die Gefahr der Alkoholvergiftung und von Leber-
Kontakte besser bewältigen zu können, um die Stimmung aufzu- schäden, da der Alkoholrausch weniger wahrgenommen
hellen, um eine Auszeit zu nehmen, um aggressive Stimmungen wird. Aufgrund der erhöhten Selbstüberschätzung wird
dies zu einer besonderen Gefahr im Straßenverkehr.
zu hemmen oder um über traurige Gedanken hinweg zu kommen.
Amphetamine und Beides entzieht dem Körper Flüssigkeit, weshalb eine
Wenn gelegentlich Konsumierende starken Stress erleben, eine Alkohol erhöhte Gefahr der Dehydration besteht. Auch hier gibt es
gravierende Änderung der Lebensumstände (Jobwechsel, Um- eine hohe Gefahr der Alkoholvergiftung.

zug, Beziehung, Geburt) oder einen Schicksalsschlag erleiden, Kokain und Durch die extreme Belastung des Herz-Kreislauf-Systems
steigern sie mitunter Menge und Frequenz des Konsums und ent- Amphetamine verschiedener aufputschender Substanzen besteht die
Gefahr eines lebensbedrohlichen Kreislaufkollapses.
wickeln in der Folge eine Abhängigkeitserkrankung.
Kokain bzw. Amphetamine Durch die überhöhte Steigerung von Blutdruck und
und Cannabis Herzfrequenz kann es zu einer hohen Kreislaufbelastung
Menschen, die an einer psychischen Erkrankung oder einer kommen. Zudem ist das Auftreten von Angst- oder Panik-
zuständen sowie im schlimmsten Fall von Psychosen
Verhaltens- und emotionalen Störung, wie Depression, Angst- mit Halluzinationen (Dermatozoenwahn) oder Wahn-
störung, Psychose, ADHS oder einer bipolaren Störung leiden, vorstellungen (Paranoia) möglich.

können durch den Konsum eine zeitweise Linderung ihrer Be- Kokain bzw. Amphetamine Aufgrund der verstärkten Gefäßverengung besteht eine
und Nikotin erhöhte Schlaganfallgefahr.
schwerden erleben. Langfristig entsteht durch den Konsum je-
doch häufig eine Verschlimmerung der Erkrankung. Kokain bzw. Amphetamine Kann zu Unruhe, Krämpfen bis hin zu Herzversagen führen.
und Koffein

Mischkonsum Amphetamine und MDMA Risiko für Nervenschäden sind erhöht.


Der zeitgleiche oder spätere Konsum von dämpfenden Substan-
zen, wie Barbituraten, Tranquilizern, Cannabis oder Alkohol, soll Kokain bzw. Amphetamine Da die Wirkungen sich gegenseitig überdecken, ist, sobald
und GHB/GBL die Wirkung einer Substanz nachlässt, die Gefahr einer
die anregende Wirkung (Unruhe) leicht zurücknehmen, um Zu- Überdosierung mit lebensbedrohlichen Folgen gegeben.
stände eines beruhigten Wohlbefindens zu verlängern oder nicht
Kokain bzw. Amphetamine Da die Substanzen sich scheinbar gegenseitig abschwächen,
mehr gewünschten pushenden Effekten entgegenwirken, um und Tilidin kann eine dadurch höhere Dosierung von Tilidin zur Atem-
lähmung führen.
19 Fachstelle für Suchtprävention Berlin gGmbH (Hrsg.) (2019):
Kokain/Crack und Sog. „Speedball“: Aufgrund der gegensätzlichen
Kurzbericht Berliner KKSLH-Studie. Konsumverhalten und Konsummotivation Heroin (intravenös) Wirkungsweise besteht eine extreme Gefahr einer
von Substanzen zur Leistungssteigerung an deutschen Hochschulen. S. 15 ff. Überdosierung mit Herz-/ Lungenversagen.
https://tinyurl.com/2p96fm9y (abgerufen am 01.12.2021)

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Amphetamine und Heroin Da Heroin die Wirkung von Speed überdeckt Konsum im Straßenverkehr
ist die Gefahr einer hohen Kreislaufbelastung Es ist verboten, ein Fahrzeug unter Einfluss von berauschenden
und Überdosierung gegeben.
Mitteln und Substanzen zu führen. Dazu zählen auch Kokain und
Kokain bzw. Amphetamine Lebensgefahr durch unkontrollierte Wechselwirkung
und Medikamente (MAO- und Gefahr der Überdosierung. Amphetamine. Noch schwerer wird ein Vergehen geahndet, wenn
Hemmer, Beta-Blocker,
ADHS-Medikamente etc.)
weitere Personen dadurch gefährdet werden. In beiden Fällen
gibt es, anders als bei Alkoholkonsum am Steuer, keine Höchst-
mengen, die konsumiert werden dürfen. Der Substanznachweis
QUELLE: VGL. DAZU: HTTPS://COMBI-CHECKER.CH durch einen Schnelltest während einer Verkehrskontrolle allein
genügt. Drogen am Steuer haben meist ein hohes Bußgeld und
Kokain und Amphetamine in der Schwangerschaft ein Fahrverbot zur Folge. Sollte das Gericht entscheiden, dass
Die gefäßverengende Wirkung von Kokain und Amphetaminen der*die Konsument*in grundsätzlich nicht zur Teilnahme am
hat Durchblutungsstörungen der Gebärmutter und der Plazenta Straßenverkehr geeignet ist, ist ein Entzug der Fahrerlaubnis so-
zur Folge. Dadurch wird das werdende Kind schlechter mit gar dann möglich, wenn im Moment der Kontrolle gar kein Fahr-
Sauerstoff und Nährsubstanzen versorgt, und es kann zu einer zeug geführt wurde.
vorzeitigen Plazentaablösung (Fehlgeburt), zu vorzeitigen Wehen
(Frühgeburt) und weiteren schwerwiegenden Beeinträchtigungen Im Urin sind die Abbauprodukte von Kokain und Amphetaminen
beim Kind, wie Hirninfarkt oder Entwicklungsdefiziten, kommen. bis zu 4 Tage nachweisbar. Im Blut können beide Substanzgrup-
Durch den Substanzkonsum während der Schwangerschaft pen bis zu 24 Stunden, in Haarproben sogar über mehrere Monate
können nach der Geburt Entzugserscheinungen beim Kind auf- hinweg nachgewiesen werden, selbst bei einmaligem Gebrauch.
treten.
Prävention und Jugendschutz
Da die Wirkstoffe auch in die Muttermilch übergehen, sollten Eines der Hauptziele der Suchtprävention ist, Suchtmittelmiss-
Drogen konsumierende Mütter ihr Kind nicht stillen. Aufgrund brauch und -abhängigkeit zu verhindern. Hier sind alle Gesell-
dieser negativen Auswirkungen, sollten schwangere Frauen und schaftsbereiche (Schule, Familie, Politik etc.) gefragt, um Kinder
stillende Mütter auf den Konsum dieser Substanzen gänzlich ver- und Jugendliche in ihrer Persönlichkeit und sozialen Kompetenz
zichten. zu stärken. Zu diesen Kompetenzen zählen z. B. ein angemes-
sener Umgang mit Gefühlen, das Entwickeln von Frustrationsto-
Rechtliche Situation leranz und das Ausbilden adäquater Konfliktlösungsstrategien.
Kokain und Amphetamine zählen laut Anlage III des Betäubungs- Auch die Risikokompetenz sollte gefördert werden, z. B. durch
mittelgesetzes (BtMG) zu den Betäubungsmitteln. Damit unterliegt die Vermittlung von Informationen und Anregung zur Reflexion
ihre Verschreibung im Rahmen einer medizinischen Behandlung den der eigenen Konsummuster in suchtpräventiven Workshops.
besonderen Regelungen der Betäubungsmittel-Verschreibungs-
verordnung (BtMVV) und erfordert die Benutzung der speziellen Es gilt aber auch die eigenen körperlichen oder geistigen Gren-
Rezeptformulare für Betäubungsmittel. Zugelassene Anwendungs- zen akzeptieren zu lernen, insbesondere wenn Leistungen in
bereiche des lokal wirkenden Betäubungsmittels Cocaine einem sich zeitlich immer weiter verdichteten Rahmen erbracht
z. B. in der Augenheilkunde sowie die erlaubte Höhe werden müssen („Turboabitur“, „Turbobachelor“). So missbrau-
des Wirkstoffanteils sind in der BtMVV genau definiert. chen beispielsweise Student*innen zunehmend Mittel, die die
Gleichermaßen verhält es sich mit verschreibungs- Konzentration steigern und die Wachheit fördern. Um diesem
pflichtigen Medikamenten auf Amphetaminbasis, wie Trend nicht zu folgen, ist es wichtig zu lernen, angemessen mit
bspw. bei der Behandlung von ADHS. Leistungs- und Erholungsphasen in Schule und Beruf umzuge-
hen. Neben den Maßnahmen der universellen Prävention sollte
Nach § 29, Abs. 1 BtMG wird bei Anbau, Her- Kindern und Jugendlichen, die besonderen Risiken ausgesetzt
stellung, Handel, Erwerb oder Besitz von Betäu- sind, (z.B. durch eine Suchterkrankung im Elternhaus oder der
bungsmitteln eine Freiheitsstrafe mit bis zu 5 Jahren Erfahrung von sexueller Gewalt oder anderen traumatischen
oder eine Geldstrafe verhängt. Strafbar ist auch die Erlebnissen) auch besondere Aufmerksamkeit zu Teil werden,
Verbreitung des Cocastrauches. damit den Risikofaktoren frühzeitig und angemessenen be-

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INFORMATIONSBLATT Kokain und Amphetamine

gegnet werden kann. Eine Übersicht zu Hilfeangeboten zum Schwulenberatung Berlin


Thema Kinder aus suchtbelasteten Familien findet sich unter: Suchtberatung für schwule und queere Männer, z. B. zum Thema
www.tinyurl.com/ej9yeu5y Chemsex, Beratung zu anderen Themen, Angebot einer queeren
Suchtgruppe sowie weiteren Selbsthilfeangeboten und Therapie-
Fachstelle für Suchtprävention Berlin maßnahmen.
Chausseestr. 128/129 | 10115 Berlin
Telefon: 030 29 35 26 15 | Fax: 030 29 35 26 16 Niebuhrstraße 59/60 | 10629 Berlin-Charlottenburg
www.berlin-suchtpraevention.de Telefon: 030 446 688 111 | Fax: 030 446 688 119
E-Mail: info@schwulenberatungberlin.de
Beratungs- und Hilfsangebote www.schwulenberatungberlin.de
Betroffene sowie deren Angehörige und Freunde erhalten
kostenlose und auf Wunsch anonyme Beratung in den regiona- StoffBruch
len Sucht- und Drogenberatungsstellen, die auch die Vermittlung StoffBruch ist eine Suchtberatungs- und Behandlungsstelle für
in den stationären Entzug und die ambulanten und stationären Frauen* aus allen Kulturkreisen. Die Hilfeangebote reichen von
therapeutischen Einrichtungen organisieren. Erstberatung über Therapie bis hin zu Selbsthilfegruppen.

Berliner Hilfeangebote Dircksenstr. 47 | 10178 Berlin-Mitte


Eine aktuelle Adressliste der Berliner Hilfsangebote ist in der Telefon: 030 285 99 452 | Fax: 030 282 86 65
Fachstelle für Suchtprävention erhältlich und kann auf der E-Mail: stoffbruch@frausuchtzukunft.de
Webseite www.berlin-suchtpraevention.de unter der Rubrik www.frausuchtzukunft.de
Unterstützung und Hilfe heruntergeladen werden. Adressen und
Telefonnummern der Beratungsstellen sowie weiterer Hilfeein-
richtungen sind auch in der Broschüre „Sucht, Drogen – Rat und
Hilfe“ zu finden. Diese steht unter www.landesstelle-berlin.de
zum Download bereit.

KOKON, Zentrum für ambulante Drogentherapie


KOKON ist auf stimulierende Drogen wie Kokain und (Meth-)Am-
phetamine spezialisiert und bietet Beratung, Therapie und Selbst-
hilfegruppen an.

Galvanistraße 14 | 10587 Berlin-Charlottenburg


Telefon: 030 217 39 70 | Fax 030 217 397 20
E-Mail: mail@kokon.de | www.kokon.de

DRUGSTOP KARUNA e.V.


Beratung und Tageseinrichtung für drogenkonsumierende
Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 13 bis 27 Jahren.
Das Angebot richtet sich an suchtgefährdete und drogenabhän-
gige Jugendliche, deren Familien, Jugendämter so wie allen, die
Rat und Unterstützung suchen.

Münsterlandstraße 5 | 10317 Berlin-Lichtenberg


Telefon: 030 515 8985 00 | Mobil: 0176 102 967 96
E-Mail: hilfe@karuna-ev.de | www.komma-vorbei.de BILD: FREEPIK

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Bundesweite Informations- und Präventionsangebote

Internetportal drugcom
Portal mit jugendgerechten Informationen (nicht nur) zum
Thema Kokain und Amphetamine sowie verschiedenen in-
teraktiven Modulen (Wissensquiz, Selbsttest zur Einschät-
zung des eigenen Konsumverhaltens, Chat-Beratung).
www.drugcom.de

BZgA – Infotelefon zur Suchtvorbeugung


Telefonischer Informationsdienst der Bundeszentrale für ge-
sundheitliche Aufklärung zu Fragen der Suchtprävention (z.B. zu
allen Fragen der Suchtvorbeugung, Vermittlung von regionalen
Ansprechpartner*innen sowie Beratung zu den BZgA-Medien,
Vermittlung von Kontakten der Suchtberatung).

Beratungszeiten:
Mo bis Do von 10 bis 22 Uhr und Fr bis So von 10 bis 18 Uhr
Telefon: 0221 89 20 31 (Preis entsprechend der Preisliste ihres
Telefonanbieters für Gespräche in das deutsche Festnetz)

Bundesweite Sucht & Drogen Hotline


Ein niedrigschwelliges Beratungsangebot für alle, die Fragen und
Probleme zum Thema Sucht haben. Das Angebot richtet sich
sowohl als Konsumierende von Suchtmitteln als auch deren
Angehörige, wie auch an andere Stellen, die Informationen zum
Bereich Suchthilfe benötigen. Ratsuchende aus dem gesamten
Bundesgebiet erhalten an 7 Tagen die Woche – 24 Stunden am
Tag Beratung.

Telefon: 01806 313031 (kostenpflichtig. 0,20 € pro Anruf aus


dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,60 € pro Anruf.)

Informationsportal „ELSA“
Internetbasierte Elternberatung zu Suchtgefährdung
und Abhängigkeit bei Kindern und Jugendlichen.
www.elternberatung-sucht.de

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