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Romeo und Julia auf dem Dorfe (Erklärung)

"Romeo und Julia auf dem Dorfe" ist eine Novelle von Gottfried Keller aus dem Jahr 1856.
Das Werk "Romeo und Julia auf dem Dorfe"behandelt den erbitterten Streit zweier
Bauernfamilien, deren Kinder sich trotz Feindschaft ineinander verlieben und ein tragisches
Ende finden.
"Romeo und Julia auf dem Dorfe" – Zusammenfassung
Im Folgenden findest Du die Zusammenfassung des Werks "Romeo und Julia auf dem
Dorfe".

Abb. 1: Handlungsablauf
Der Streit zwischen den Bauern Marti und Manz
Die beiden Bauern Marti und Manz haben Streit wegen eines Stücks ungenutzter
Ackerfläche, das zwischen ihren Feldern liegt. Da dieses Zwischenstück nur durch Steine
abgegrenzt wird, nehmen sie bei jedem Pflügen ein Stück dieses Ackers in Anspruch. Der
Besitzer des Ackerstücks ist verstorben und eigentlich wäre der rechtmäßige Erbe des Ackers
der schwarze Geiger – ein fahrender Musiker, der gelegentlich im Dorf auftritt. Da er aber
keine Geburtsurkunde vorweisen kann, steht ihm der Acker laut Behörde nicht zu. Während
die Väter Marti und Manz arbeiten, spielen ihre beiden Kinder Sali und Vrenchen zusammen.

Nachdem das mittlere Stück Acker zur Versteigerung freigegeben wird, ersteigert schließlich
Bauer Manz das Feld. Bauer Marti will seine beim Pflügen in Anspruch genommene Fläche
jedoch nicht zurückgeben, weshalb ein heftiger Streit zwischen den beiden Bauern
entbrennt. Sie gönnen einander nichts und hassen und beneiden sich gegenseitig. Ihre
Kinder müssen sich ebenfalls strikt voneinander fernhalten.

Die Bauern treiben durch den Streit ihre Familien in den Ruin, denn sie scheuen keine Kosten
und Mühen, um zu gewinnen. Sie prahlen und verschwenden ihre Gelder an vermeintliche
Anwälte im Dorf. Besonders ihre Kinder Sali und Vrenchen leiden darunter – Vrenchen
verliert ihre Mutter und Salis Eltern wirtschaften den Hof soweit herunter, dass dieser
versteigert werden muss.

Bauer Marti sucht sich daher einen neuen Arbeitsplatz und beginnt am Fluss zu angeln,
während Manz eine heruntergekommene Gaststätte im Nachbarort Seldwyla eröffnet. Als er
damit jedoch auch keinen wirtschaftlichen Erfolg hat, versucht er ebenfalls sein Glück als
Fischer.
Sali und Vrenchen verlieben sich ineinander
Als die beiden Männer eines Tages beim Fischen aufeinandertreffen, bricht der Streit wieder
aus: es kommt zu einer Prügelei und die beiden Kinder, mittlerweile junge Erwachsene,
müssen ihre Väter trennen, bevor die Situation außer Kontrolle gerät. Dabei berühren sich
ihre Hände und Vrenchen und Sali verlieben sich ineinander.

Trotz der Differenzen ihrer Väter treffen sich die Beiden heimlich beim Acker. Dort begegnet
das Paar dem schwarzen Geiger, der ihnen den Grund des Streits zwischen den Vätern
offenbart, aber keine Rachegefühle zu haben scheint. Vrenchen und Sali sind zunächst
entsetzt, besinnen sich aber wieder auf ihre Liebe.
Bauer Marti hat in der Zwischenzeit Verdacht geschöpft und will das Paar zur Rede stellen.
Als er jedoch Vrenchen angreift und an den Haaren wegziehen möchte, schlägt Sali ihn mit
einem Stein auf den Kopf, woraufhin Marti in Ohnmacht fällt.

Vrenchen und Sali beschließen, den Vorfall zu verheimlichen und trennen sich daraufhin am
Acker. Marti überlebt die Verletzung und kann sich nicht mehr an das Vergangene erinnern.
Er wird von seiner Tochter zwar gesund gepflegt, behält aber durch den Schlag einen
permanenten Schaden. Er wird daher schließlich in eine psychiatrische Klinik eingewiesen.

Sein letzter Besitz wird verkauft und Vrenchen kehrt in ein Zuhause zurück, welches ihr nicht
mehr gehört. Sali tritt an sie heran und erzählt von seinen Problemen: Seine Eltern versuchen
mittlerweile auf kriminellem Weg, an Geld zu kommen und arbeiten mit Dieben zusammen,
die sich in ihrem Zuhause niedergelassen haben.

Die beiden sind sich einig, dass Salis Angriff auf Marti einen schlechten Grundstein für das
zukünftige Leben des Paares gelegt hat und wollen noch einen letzten gemeinsamen Tag
miteinander verbringen. Vrenchen möchte auf der Kirchweih mit Sali tanzen, so als wäre es
ihr Hochzeitstag und Sali läuft in die Stadt, um seine silberne Taschenuhr, sein letzter Besitz
aus besseren Tagen, gegen ein Paar Schuhe für Vrenchen einzutauschen.
Das Ende der Liebesgeschichte
Sali holt Vrenchen am nächsten Tag zur Kirchweih ab und die beiden gehen gemeinsam als
Paar die Straßen zum Dorf entlang. Auf dem Weg begegnen ihnen die Leute respektvoll und
sie werden von einer Gastwirtin beim Mittagessen als Hochzeitspaar begrüßt.

Auf dem Fest fangen die Dorbewohner jedoch an, das glückliche Paar zu erkennen und die
beiden trauen sich nicht, den Tanzboden zu betreten. Daraufhin suchen sie sich einen
abgelegenen Ort und suchen die Wirtschaft Paradiesgärtlein auf, wo sich fahrendes Volk
aufzuhalten scheint. Dort begegnet ihnen auch der schwarze Geiger wieder und bietet den
beiden an, sich den Heimatlosen anzuschließen und fortan ein Leben in den Bergen zu
führen.

Vrenchen und Sali willigen ein und ziehen mit der tanzenden Gesellschaft weiter, wobei sie
auf dem Weg in die Wälder an den drei Äckern ihrer Eltern vorbeikommen. Dort bleibt das
Paar zurück und möchte auf der Stelle zu heiraten. Sie tauschen die Ringe, welche sich jeder
der beiden zuvor heimlich im Dorf gekauft hatte, und schwören sich ewige Treue.

Jedoch haben Vrenchen und Sali Angst vor einer möglichen Trennung und der Gefahr des
Untreuwerdens.

Die beiden laufen zum Fluss hinunter und klettern auf ein mit Heu beladenes Schiff, welches
als "Hochzeitsbett" bezeichnet wird, und lassen sich durch die Strömung treiben. Am
nächsten Tag findet man das Heuschiff an einer Brücke und weiter unten am Fluss die beiden
Leichen von Vrenchen und Sali.
"Romeo und Julia auf dem Dorfe" – Charakterisierung
Nachfolgend findest Du die Charakterisierung der Figuren in "Romeo und Julia auf dem
Dorfe".
Abb. 2: Figurenkonstellation
Salomon Manz

 Salomon Manz, genannt Sali, ist ein "hübscher und kräftiger junger Bursche" mit
blonden Locken und blauen Augen. Er ist das einzige Kind seiner Eltern.
 Trotz seiner Herkunft aus armen Verhältnissen hat er stets ein gepflegtes Aussehen.
 Er freundet sich bereits als Kind mit Vrenchen an und trifft sie mit 19 Jahren wieder.
Zu dieser Zeit hat er noch keine Lehre begonnen, sondern "tat [...] lässig und
gedankenlos, was ihm gefiel".
 Der Ruin seiner Familie belastet ihn und bereitet ihm "Scham und Kummer". Seine
Mutter versucht, dies auszugleichen, indem sie dem Jungen viele Freiheiten lässt.
Dennoch gerät Sali, anders als seine Eltern, dadurch nicht auf die schiefe Bahn.
 Obwohl er sich um die Zukunft sorgt, bleibt er zuversichtlich.
 Er ist sehr leidenschaftlich und liebevoll im Umgang mit seiner großen Liebe Vreeli,
die er Vrenchen nennt.
 Das folgende Zitat des Erzählers macht Salis Frömmigkeit und Sehnsucht nach einer
Zukunft mit Vrenchen deutlich:

"Das Gefühl, in der bürgerlichen Welt nur in einer ganz ehrlichen und gewissenfreien Ehe
glücklich sein zu können, war in ihm ebenso lebendig wie in Vrenchen (...)."

 Die damaligen Gesellschaftsverhältnisse sowie die Fehde zwischen den Vätern


machen Sali und Vrenchen eine glückliche Zukunft unmöglich.
 Sali ist aber unsterblich in Vrenchen verliebt, denn er kann sich ein Leben ohne sie
nicht vorstellen und bringt sich deshalb gemeinsam mit ihr um.
 So bringt er seine Liebe zum Ausdruck, als er zu Vrenchen sagt:

"Es ist schon so gut wie getan, es nimmt dich niemand mehr aus meiner Hand als der Tod!"
Verena Marti

 Vrenchen ist vermutlich die Kurzform von Verena, doch sie wird immer nur beim
Spitznamen gerufen. Vrenchen ist ein "schlank gewachsenes, ziervolles Mädchen" mit
dunkelbraunen, lockigen Haaren und braunen Augen.
 Sie hat rote Wangen, purpurfarbene Lippen und ein "bräunliche[s] Gesicht".
 Zudem "mochte [sie] sich gern halbwegs ordentlich und reinlich kleiden", legt also
wie Sali, trotz der einfachen Verhältnisse auch Wert auf ein gepflegtes Äußeres.
 Vrenchen ist in großer Armut aufgewachsen, nachdem der Vater das Feld verlor und
auch ihre Mutter zu früh verstorben ist, sodasssie schnell selbstständig werden
musste:

"Vrenchen hatte anscheinend einen schlimmern Stand als Sali, da seine Mutter tot und es
einsam in einem wüsten Hause der Tyrannei eines verwilderten Vaters anheim gegeben war".

 Sie ist jedoch klug und fleißig, denn nachdem die Mutter verstorben war, "durfte [sie]
wohl arbeiten wie ein Haustierchen".
 Sie bewahrt sich ihre Werte, wie Ordnung und Sauberkeit, nachdem das Haus ihres
Vaters aufgrund seiner Schulden immer weiter verwahrlost und versucht
beispielsweise das langsam zerfallende Haus zu putzen oder mit Blumen zu
schmücken.
 Trotz ihres Schicksals bewahrt sie sich ihr "lustige[s] und feurige[s] Wesen" und ist ein
immer fröhliches Mädchen.
 Sie trifft Sali mit 17 Jahren wieder und ist ebenfalls unsterblich in ihn verliebt.
 Sie genießt jede Sekunde mit ihm, doch auch ihr ist bewusst, dass sie keine Zukunft in
dieser Gesellschaft haben werden. Also beschließen sie, sich vor dem Abschied noch
einen Tag zu vergnügen und Vrenchen sagt:

"Vorher aber möchte ich einmal, nur einmal recht lustig sein, und zwar mit dir; ich möchte
recht herzlich und fleißig mit dir tanzen irgendwo, denn das Tanzen aus dem Traume steckt
mir immerfort im Sinn!"

Bauer Marti

 Marti ist der Vater Vrenchens. Er ist etwa 40 Jahre alt und bewirtschaftet zu Beginn
der Geschichte fleißig und stetig seinen Acker, sodass er seiner Familie ein gutes
Auskommen sichern kann.
 Er und Bauer Manz werden optisch sehr ähnlich beschrieben:

"knochige Männer […] und verkündeten auf den ersten Blick den sichern, gutbesorgten
Bauersmann."

 Auch ihre Kleidung ist fast gleich: Sie tragen beide Zipfelkappen, haben große
Hemdärmel und Zwillichhosen an. In Gestik und Mimik weisen sie ebenfalls Parallelen
auf, sodass der Erzähler zu dem Schluss gelangt:

"So glichen sie einander vollkommen in einiger Entfernung".

 Außerdem könnte man die Namen der Bauern "Marti" und "Manz"
als Alliteration bezeichnen.
 Zu Beginn der Geschichte ignorieren beide den Landraub des mittleren Ackers, doch
als Manz den Acker schließlich ersteigert, weigert sich Marti "seinen" Teil
zurückzugeben:

"mich geniert das Krumme gar nicht; ärgert es dich, gut, so machen wir es grad, aber nicht
auf meiner Seite, darauf kannst du Gift nehmen".

 Daraus entbrennt ein heftiger Streit, der beide Männer zu neidischen, wütenden und
missgünstigen Rivalen macht, die einander und ihre Familien dadurch in den Ruin
treiben.
 Als Marti seine Tochter mit dem Sohn seines Feindes erwischt, zieht er sie an den
Haaren und stellt sie beide wütend zur Rede. Denn er verlangt auch von seiner
Familie, dass sie Familie Manz hassen.
 Beide Bauern sind selbstsüchtig, da sie dem schwarzen Geiger nicht helfen, obwohl
sie wissen, dass er das Land erben könnte. Sie wollen es jedoch lieber für sich nutzen.
Bauer Manz

 Bauer Manz ist der Vater von Sali und sieht Bauer Marti nach diesem Streit als seinen
Erzfeind an. Er sieht Marti optisch sehr ähnlich. Vor dem Streit speisen beide in ihren
Pausen zusammen, jedoch spaltet das Zanken die beiden Bauern.
 Nachdem auch Manz durch hohe Schulden fast alles verloren hat, lässt er sich mit
seiner Frau auf dubiose Geschäfte ein.
 Auch er verlangt von seiner Familie, dass sie die Familie Martis hassen sollen, obwohl
hauptsächlich er im Streit mit Bauer Marti ist.
 Manz ist der Meinung, dass ihm durch das fehlende Ackerstück Unrecht widerfahren
sei. Der Erzähler fasst die Situation so zusammen:

"Die Gedanken der sonst so wohlweisen Männer waren nun so kurz geschnitten wie Häcksel;
der beschränkteste Rechtssinn von der Welt erfüllte jeden von ihnen, indem keiner begreifen
konnte noch wollte, wie der andere so offenbar unrechtmäßig und willkürlich den fraglichen
unbedeutenden Ackerzipfel an sich reißen könne."
Der schwarze Geiger

 Der schwarze Geiger ist der Enkel des vorigen Ackerbesitzers und der rechtmäßige
Erbe des Ackerstückes zwischen Marti und Manz. Doch er kann keine Geburtsurkunde
vorweisen und darf daher das Erbe nicht antreten. Sein richtiger Name wird nicht
genannt.
 Er ist ein Unglücksbringer in der Geschichte und taucht immer wieder an heiklen
Punkten der Novelle auf.
 So begegnet er Sali und Vrenchen bei einem heimlichen Treffen:

"Ich kenne euch, ihr seid die Kinder derer, die mir den Boden hier gestohlen haben! Es freut
mich zu sehen, wie gut ihr gefahren seid, und werde gewiss noch erleben, dass ihr vor mir
den Weg alles Fleisches geht!"

 Der Geiger symbolisiert Unglück, Schlechtigkeit und die Ungerechtigkeit. Denn auch
er ist ein Ausgestoßener der Gesellschaft und gehört zu den Heimatlosen, die ohne
festen Wohnsitz und Arbeit durch die Gegend ziehen.
 Er bestreitet seinen Lebensunterhalt mit gelegentlichen Tätigkeiten wie
Kohlebrennen, Kesselflicken oder Pechsieden.
 Sein Name rührt daher, dass seine Hände von diesen Arbeiten schwarz gefärbt sind.
Sein Äußeres wird insgesamt wie folgt geschrieben:

"neben einem schwarzen Filzhütchen und einem schwarzen rußigen Kittel, den er trug, war
auch sein Haar pechschwarz so wie der ungeschorene Bart, das Gesicht und die Hände aber
ebenfalls geschwärzt".

 Bei Festen in der Umgebung ist er zudem stets mit der Geige dabei, so auch beim
vermeintlichen "Hochzeitszug" von Sali und Vrenchen.

"Romeo und Julia auf dem Dorfe" – Analyse


"Romeo und Julia auf dem Dorfe" ist der Textsorte "Novelle" zuzuordnen. Im Folgenden
findest Du eine Analyse des Werks, diese umfasst den Aufbau, die Motive und
die Sprache der Novelle.

Eine Novelle ist ein kurzer bis mittellanger Prosatext aus der Gattung der Epik. Wenn Du
mehr über die Novelle erfahren möchtest, sieh Dir doch die entsprechende Erklärung
"Novelle" auf StudySmarter an!
"Romeo und Julia auf dem Dorfe" – Aufbau
Das Werk ist nach den typischen Merkmalen einer Novelle aufgebaut. Die Novelle ist nicht in
Kapitel unterteilt, doch es gibt zwei sich voneinander abgrenzende Handlungsstränge: Zum
einen der Streit zwischen den Bauern und zum anderen die heimliche Liebe zwischen den
Kindern Sali und Vrenchen.

Dabei folgt die Novelle dem Aufbau eines 5-Akt-Schemas. Zu Beginn des Werkes gibt es
zudem einen Prolog, bei dem der Erzählererwähnt, dass die Geschichte auf einer wahren
Begebenheit beruhe und dass der ursprüngliche Stoff von Shakespeare verwendet wurde,
denn

"die bedeutenden Fabeln aus großen alten Werken seien tief im menschlichen Leben
verwurzelt und träten daher immer wieder in neuem Gewand zu Tage."

Danach folgt die Exposition, die Erklärung der Ausgangssituation. Zu diesem Zeitpunkt
verstehen sich die Bauern, nutzen heimlich das mittlere Ackerstück und ihre Kinder sind fünf
beziehungsweise sieben Jahre alt.

Die Handlung steigt an, als der Streit entsteht und sich sowohl die Bauern als auch die Kinder
Jahre drauf wieder treffen. Der Ackerkauf durch Manz stellt hierbei ein erregendes Moment,
also einen kleinen Wendepunkt, dar.

Am Höhepunkt erwischt Marti die beiden Kinder zusammen, greift seine Tochter an und Sali
schlägt ihn daraufhin ohnmächtig.

Mit dem Niedergang der Familien beginnt die Handlung zu fallen, Vrenchens Vater kommt ins
Heim und die Familie Manz beginnt, krummen Geschäften nachzugehen.

Die Novelle endet in einer Katastrophe, also mit dem Selbstmord der Protagonisten.

Falls du mehr zu dem 5-Akt-Schema lesen möchtest, schau Dir doch unseren Artikel "Drama"
an!
"Romeo und Julia auf dem Dorfe" – Motive und Sprache
Das Werk "Romeo und Julia auf dem Dorfe" enthält verschiedene Motive und Symbole:

 Der schwarze Geiger steht beispielsweise für Unglück, Schlechtigkeit und die
Ungerechtigkeit.

 Der Fluss kehrt immer wieder: Dieser gibt mit dem Wetter die Stimmung an. Zu
Beginn ist der Fluss ruhig und sanft, während er beim Streit eher bedrohlich und
unruhig wird, sodass die Bauern gegen ihn anschreien müssen.

 Das Motiv der Steine taucht an unterschiedlichen Stellen auf: Sie stehen für
Unfruchtbarkeit, Zerstörung und Wildnis und werden zu Beginn auf den "wilden"
Acker geschmissen, da sie auf dem Feld nicht zu gebrauchen sind. Außerdem schlägt
Sali Bauer Marti mit einem Stein ohnmächtig, was der Auslöser für den Untergang der
Familie Marti ist.

Der Sprachstil des Werks ist der fiktiven Realität der Figuren angepasst:

 Die Geschichte ist in einer einfachen Sprache verfasst, welche ebenso


umgangssprachliche Begriffe beinhaltet. Daher ist sie auch heutzutage noch leicht
verständlich.

 Die Sprache ist natürlich und schlicht gestaltet, so wie sie im echten Leben genutzt
wurde. Sie passt damit auch zur Beschreibung der einfachen Verhältnisse und der
Epoche des Werkes, dem poetischen "Realismus".

Der Autor möchte im poetischen Realismus die reale Lebenswelt objektiv darstellen. In der
Literaturgeschichte findet sich der poetische Realismus ca. von 1850 bis 1899 wieder.

 Aus der Perspektive eines auktorialen Erzählers, der die Geschichte laufend
kommentiert, erhält der Leser einen Einblick in die Gedanken der Figuren und das
Geschehen. Er ist bereits im Prolog vorhanden.

Falls du mehr über die verschiedenen Erzählperspektiven lernen möchtest, lies Dir gerne
unsere Zusammenfassung "Erzähler" durch!

Der folgende Auszug ist ein Kommentar des Erzählers, welcher verdeutlicht, dass dieser von
außen auf das Geschehen blickt:

"So war es nun schlimm bestellt um die armen Kinder, welche weder eine gute Hoffnung für
ihre Zukunft fassen konnten noch sich auch nur einer lieblich frohen Jugend erfreuten, da
überall nichts als Zank und Sorge war."
"Shakespeares Romeo und Julia" – Vergleich
Im Kern haben Kellers und Shakespeares Liebesgeschichte einiges gemeinsam.
Gemeinsamkeiten
 Der Titel "Romeo und Julia auf dem Dorfe" spielt auf Shakespears Werk an, wohin
Keller seine Adaption der Geschichte versetzt hat.

 Zudem teilen beide Geschichte das Urmotiv der familiären Feindschaft und der
heimlichen Liebe.

 Beide Paare heiraten noch vor ihrem Tod, auch wenn es in Kellers Geschichte keine
legitimierte Hochzeit war.
 Sowohl Romeo als auch Sali machen sich aufgrund der Verhältnisse und unter Zwang
schuldig. So tötet Romeo Tybalt und Sali bringt Marti um den Verstand.

Die beiden Werke unterscheiden sich jedoch auch in einigen Punkten.


Unterschiede
 Romeo und Julia gehen an einem Irrtum zugrunde, während sich Sali und
Vrenchen bewusst und absichtlich in den gemeinsamen Tod begeben.

 Shakespeares Liebespaar lernt sich auf einem Maskenball kennen, während sich Sali
und Vrenchen bereits seit ihrer Kindheit kennen.

 Romeo und Julias Streitursache wird von Shakespeare offengelassen, während Keller
den Ackerkonflikt von Beginn an erklärt.

Beide Werke haben sich jedoch zu Klassikern entwickelt, auch wenn sie in unterschiedlichen
Ständen und Epochen angesiedelt sind. Keller hat es erfolgreich geschafft, die Geschichte in
seine Zeit zu versetzen und die damals herrschenden gesellschaftlichen Normen einfließen zu
lassen.
"Romeo und Julia auf dem Dorfe" – Epoche

Die Novelle "Romeo und Julia auf dem Dorfe" beruht auf einem Zeitungsartikel von
September 1847. Demnach soll sich ein junges Liebespaar in der Nähe von Leipzig
umgebracht haben.

Dieser Artikel soll Keller zur Arbeit an dieser Idee veranlasst haben, doch die Novelle erschien
erst 1856 in seinem ersten Novellenzyklus"Die Leute von Seldwyla". Dies ist ein fiktiver Ort,
in dem auch andere Novellen Kellers, wie zum Beispiel "Kleider machen Leute", spielen.
Ebenso ließ er sich auch von Shakespeares Original inspirieren.

Bereits zu Lebzeiten wurde Keller mit seinem Werk erfolgreich und bekam viel Lob. Natürlich
gab es auch Kritik, wie etwa, dass er diese große Liebesgeschichte ins arme, bäuerliche Leben
versetzte oder dass er am Ende in der Hochzeitsnacht eine Liebesszene andeutet, was für
damalige Verhältnisse skandalös war.

Keller (1819–1890) war ein Schweizer Schriftsteller, welcher sich auch politisch viel
engagierte und der vor allem für seine Gedichte und Novellen bekannt ist.

Romeo und Julia auf dem Dorfe - Das Wichtigste

 Sali und Vrenchen sind in dörflicher Umgebung zusammen aufgewachsen und


verlieben sich trotz der Feindschaft ihrer Väter ineinander.
 Der väterliche Streit dreht sich um Ackerland.
 Sali ist ein sorgloser, 19-jähriger Bursche ohne Ausbildung; die Existenz seiner Eltern
geht aufgrund des Ackerstreits zugrunde.
 Vrenchen ist 17 Jahre alt und muss nach dem Tod der Mutter früh Verantwortung
übernehmen.
 Weil ihre Liebesbeziehung keine gesellschaftliche Zukunft ermöglicht, ertränken sie
sich gemeinsam im Fluss.
 Das Werk ist eine Novelle und nach dem 5-Akt-Schema aufgebaut.
 Es wird von wiederkehrenden Motiven wie den Steinen, dem Schwarzen Geiger und
dem Fluss durchzogen.
 Der Text ist sprachlich einfach gehalten und gehört zum poetischen Realismus.
 Das Werk hat folgende Gemeinsamkeiten mit
Shakespeares Drama: Urmotiv, Titel, Hochzeit des Paares und
die VerzweiflungstatRomeos beziehungsweise Salis.
 Im Gegensatz zu Shakespeare kennen sich Sali und Vrenchen länger, bringen sich
absichtlich um und die Streitursache wird im Werk erklärt.

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