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Heidelberger Angelos Chaniotis

Althistorische
Beiträge und
Epigraphische
Studien

herausgegeben
von
Die Verträge
Geza Alföldy

Band 24
zwischen
kretischen Poleis
in der
hellenistischen Zeit

Franz Steiner Verlag Stuttgart


1996
Än Ja.nnt.s und: Jens-Uwe
qnÄ.laq zapiv

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme


Die Verträge zwischen kretischen Poleis in der hellenistischen
Zeit/ Angelos Chaniotis. - Stuttgart: Steiner, 1996
(Heidelberger althistorische Beiträge und epigraphische Studien : Bd.
24)
Zug!.: Heidelberg, Univ., Habil.-Schr. A. Chaniotis, 1992
ISBN 3-515-06827-9
NE: Chaniotis, Angelos [Hrsg.]; GT


ISO 9706

Jede Verwertung des Werkes außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist
unzulässig und stratbar. Dies gilt insbesondere für Übersetzung, Nachdruck, Mikrover-
filmung oder vergleichbare Verfahren sowie für die Speicherung in Datenverarbeitungs-
anlagen. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Gedruckt mit Unterstützung der
Deutschen Forschungsmeinschaft. © 1996 by Franz Steincr Verlag Wiesbaden GmbH,
Sitz Stuttgart. Druck: Druckerei Proff, Eurasburg.
INHALTSVERZEICHNIS
VORWORT X11l

EINLEITUNG
1. Das Problem: 'O KpTJ~tov Kpfha 1
2. Zu Anlage und Methode der Arbeit 3
Anhang 1
·oKpT]~tov Kpftta und cruyKpTJtt/;Elv/ cruyKprittcrµ6~:Die Beziehun-
gen zwischen den kretischen Poleis im Urteil der Griechen 6
A. ERSTER TEIL 9
DIE HELLENISTISCHEN VERTRÄGE KRETAS VOR IHREM
HISTORISCHEN HINTERGRUND
I. Historische Voraussetzungen 11
1. Der historisch-geographische Rahmen 11
2. Die innenpolitischen Konflikte 13
3. Die Rolle der hellenistischen Großmächte 16
4. Der soziale Rahmen und die Agrarverfassung 18
5. Ernährungsraum 22
6. Der demographische Rahmen 25
II. Der historische Rahmen 29
1. Kreta zu Beginn des 3. Jh. und die Anfänge des Kretischen Koinon 29
2. Die innere Spaltung vom Chremonideischen Krieg bis zum Hellenenbund
des Antigonos Doson 32
3. Die Einigung von Knosos und Gortyn und der Lyttische Krieg 36
4. Die 1tpocrtacria Philipps V. und der Erste Kretische Krieg 38
5. Gortyns Bestrebungen um die Hegemonie (ca. 201-184) 41
6. Krieg und Frieden zwischen römischen Vermittlungen (184-145) 44
7. Die letzten Kriege in Ostkreta (ca. 145-110) 49
viii Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis IX

B. ZWEITER TEIL 57 VII. Rechtshilfe 134


1. Einleitung 134
DIE KRETISCHEN STAATSVERTRÄGE IN SYSTEMATISCHER
2. Die Rechtssprechung im Rahmen des Kretischen Koinon 136
DARSTELLUNG
2 .1. Das Problem 136
I. Kategorien von Staatwerträgen im hellenistischen Kreta 59 2.2. Diagramma und Prodikos 137
II. Abschluß und Beurkundung 63 2.3. Koinodikion 141
l. Einigungsurkunde, Vertragsmuster, Vertragsformel 63 2.4. Das vom Diagramma des Kretischen Koinon vorgesehene Prozeßver-
2. Vertragseid 66 fahren 143
2.1. Die Leistung des Vertragseids 66 3. Die kretischen Rechtshilferegelungen: Rechtsstreite zwischen Bürgern
2.2. Schwurgötter 68 der Vertragspartner 144
2.3. Eidesformeln 76 4. Vertragsverletzung und Popularklage 147
3. Inschriftliche Aufzeichnung 77 5. Festsetzung der Strafe und Fristen 148
4. Abänderungsklausel 81 6. Auseinandersetzungen zwischen Gemeinwesen und Vermittlungen 150
5. Der Vertrag als Inschrift 82 VIII. Grenzziehungen 153
5 .1. Überschrift 83 160
IX. Abhängige Gemeinden
5. 2. Götteranrufung und Segensformel 83 160
1. Entstehung und Definition
5. 3. Datierung 85 2. Rechtsform der Dokumente über die Verhältnisse zwischen Hauptort
III. Bündnis 87 und abhängiger Gemeinde 164
1. Bilaterale Bündnisse 87 3. Inhalt der Vereinbarungen 167
2. Hegemonialbündnisse 94 169
X. Schlußbetrachtungen
3. Das Kretische Koinon (Kotvov Twv KpTJ'taterov) als Symmachie 99
IV. Isopolitie, Sympolitie, Außengemeinden 101 C. DRITTER TEIL 177
1. Isopolitie 101 TEXTE UND TESTIMONIEN
2. Sympolitie und Außengemeinden 104
I. Verträge zwischen kretischen Städten 179
V. Vereinbarungen wirtschaftlichen Charakters 109 1. Vom Beginn des 3. Jh. bis zum Ende des Lyttischen Krieges (2 l 9) 179
1. Enktesis 109 Nr. 1. Bündnisvertrag zwischen Polyrrhenia und Phalasama 179
2. Pachtrecht 113 Nr. 2. Bündnisvertrag zwischen Aptera und Kydonia 181
3. Weiderecht 114 Nr. 3. Vertrag zwischen Praisos und einer anonymen Stadt 182
4. Ausfuhr und Bergungsrecht 120 Nr. 4. Grenzvertrag zwischen Dragmos und Itanos 183
5. Geldgeschäfte 122 Nr. 5. Isopolitievertrag zwischen Hierapytna und Praisos 185
VI. Mittel zur Verstärkung der Freundschaft 123 Nr. 6. Vertragseid zwischen Eleuthema und einer anonymen Stadt 190
1. Vereidigung der Jungmannschaften 124 Nr. 7. Bündnisvertrag zwischen Knosos und Dreros 195
2. Jährliches Verlesen des Vertrags 125 Nr. 8. Vertrag zwischen Gortyn und den Arkadem 201
3. Teilnahme an Festen und Agonen und das Problem der kretischen 'Amphi- Nr. 9. Vertrag zwischen Axos und Gortyn 204
ktionien' 126 Nr. 10. Bündnisvertrag zwischen Elcuthema und Phaistos 205
4. Besuch der Partnerstadt 130 Nr. 11. Bündnisvertrag zwischen Lyttos und Malla 208
Nr. 12. Bündnisvertrag zwischen Lyttos und Praisos 213
Nr. 13. Bündnisvertrag zwischen Axos und Gortyn/Phaistos 214
Nr. 14. Isopolitievertrag zwischen den Arkadcm und Hierapytna 217
Nr. 15. Isopolitievertrag zwischen Axos und Tylisos 221
X Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis xi

Nr. 16. Vertrag zwischen Axos und einer anonymen Stadt 222 Nr. 50. Vertrag zwischen Hierapytna und Knosos 310
Nr. 17. Bündnisvertrag zwischen Malla und einer anonymen Stadt 223 Nr. 51-52. Bündnisverträge zwischen Gortyn und Olus bzw. Knosos und Lato 315
2. Vom Ende des Lyttischen Krieges bis zur ersten römischen Vermittlung Nr. 53. Bündnisvertrag zwischen Lyttos und Olus 315
(ca. 219-184) 225 Nr. 54. Vertrag zwischen Lato und Olus über eine Vermittlung der Knosier 318
Nr. 18. Rechtshilfevertrag zwischen Gortyn und Lato 225 Nr. 55. Vertrag zwischen Lato und Olus über eine erneute Vermittlung der
Nr. 19. Bündnisvertrag zwischen Hierapytna und Itanos 231 Knosier 321
Nr. 20. Isopolitievertrag zwischen Hierapytna und Itanos 234 Nr. 56. Vertrag zwischen Lato und Olus über eine Verlängerung des Ver-
Nr. 21. Vertrag zwischen Hierapytna und Praisos 236 mittlungsauftrags der Knosier 325
Nr. 22. Vertrag zwischen Hierapytna und Lato 236 Nr. 54-56. Testimonien über den Konflikt zwischen Lato und Olus 327
Nr. 23. Bündnsivertrag zwischen Lyttos und Praisos 237 Nr. 57. Vertrag zwischen Hierapytna und Itanos über eine Vermittlung der
Nr. 24. Bündnisvertrag zwischen Gortyn und Hierapytna 239 Römer 333
Nr. 25. Bündnis zwischen Gortyn und Lyttos 240 Nr. 58. Bündnisvertrag zwischen Lyttos und Lato 337
Nr. 26. Bündnisvertrag zwischen Hierapytna und Lyttos 241 Nr. 59. Bündnis- und Isopolitievertrag zwischen Hierapytna und Lato 338
Nr. 27. Bündnisvertrag von Gortyn und Hierapytna mit Priansos 245 Nr. 60. Bündnis- und Isopolitievertrag zwischen Lyttos und Olus 352
Nr. 28. Isopolitievertrag zwischen Hierapytna und Priansos 255 Nr. 61. Bündnis- und Isopolitievertrag zwischen Lato und Olus 358
Nr. 29. Bündnis zwischen Gortyn und Rhaukos 264 Nr. 62. Grenzziehung zwischen den Arkadern und einer anonymen Stadt 376
Nr. 30. Grenzziehung zwischen Lyttos und Lato 264 II. Abkommen zwischen Städten und abhängigen Gemeinden 381
Nr. 31. Bündnisvertrag zwischen Gortyn und Lappa 265 Nr. 63. Vertrag zwischen zwei anonymen Städten Westkretas 381
Nr. 32. Bündnisvertrag zwischen Gortyn und Sybrita 267 Nr. 64. Beschluß von Praisos über sein Rechtsverhältnis zur abhängigen
Nr. 33. Bündnisvertrag zwischen Gortyn und Elyros 270 Gemeinde der Staliten 383
Nr. 34. Bündnisvertrag zwischen Lato pros Kamara und einer anonymen Stadt 271 Nr. 65. Beschluß von Praisos über sein Rechtsverhältnis zur abhängigen
Nr. 35. Vertrag zwischen Hierapytna und einer anonymen Stadt 273 Gemeinde der Setaiten 393
Nr. 36. Vertrag zwischen Gortyn und einer anonymen Stadt 275 Nr. 66. Vertrag zwischen Gortyn und der abhängigen Gemeinde der Amyklaioi 394
Nr. 37. Bündnis- und Isopolitievertrag zwischen Eleutherna und Lato 276 Nr. 67. Vertrag(?) zwischen Gortyn und einer abhängigen Gemeinde
Nr. 38. Bündnisvertrag zwischen Aptera und Eleutherna 278 (Amyklaioi?) 399
Nr. 39. Vertrag Gortyns 281 Nr. 68. Vertrag zwischen Eleutherna und der abhängigen Gemeinde der
Nr. 40. Friedensvertrag zwischen den kretischen Städten 281 Artemitai 402
3. Von 184 bis zum Frieden von ca. 112-110 285 Nr. 69. Vertrag zwischen Gortyn und den Bewohnern von Kaudos 407
Nr. 41. Isopolitievertrag zwischen Kydonia und Apollonia 285 III. Sympolitieverhältnisse und Außengemeinden 421
Nr. 42. Isopolitievertrag zwischen Lyttos und einer anonymen Stadt 287 Nr. 70. Sympolitie der westkretischen Städte (Koinon der Oreioi) 421
Nr. 43. Friedensvertrag zwischen Gortyn und Knosos 289 Nr. 71. Sympolitie von Gortyn und Phaistos 422
Nr. 44. Vertrag zwischen Gortyn und Knosos über die Eroberung und Teilung Nr. 72. Sympolitie (?) zwischen Lato und Lato pros Kamara 428
von Rhaukos 296 Nr. 73. Sympolitie zwischen Lyttos und Chersonesos 430
Nr. 45. Beschluß Gortyns über einen Vertrag mit Knosos in bezug auf das Nr. 74. Isopolitievertrag zwischen Hierapytna und einer Außensiedlung 432
Gebiet Apollonias 300
IV. Das Kretische Koinon und kretische Bündnissysteme 440
Nr. 46. Bündnisvertrag zwischen Gortyn und einer anonymen Stadt 301 Nr. 75. Bündnis zwischen Knosos, Gortyn und deren Verbündeten 440
Nr. 47. Friedens- und Grenzvertrag zwischen Itanos und Praisos 303 Nr. 76. Bündnis zwischen den kretischen Städten 441
Nr. 48. Grenzvertrag zwischen Hierapytna und Praisos (?) 306 Nr. 77. Vertrag zwischen Gortyn und Knosos (und deren Verbündeten?) 442
Nr. 49. Vertrag zwischen Hierapytna und Itanos über die Beilegung eines
Nr. 78. Das Bündnis der Gortynier 445
Grenzkonflikts 307
Nr. 79. Das Bündnis der Knosier 448
xii Inhaltsverzeichnis

Nr. 80. Das Bündnis der Lyttier 449


Nr. 81. Das Bündnis der Polyrhenier 450
Nr. 82. Bündnisvertrag zwischen Lyttos und dem Bündnis der Polyrrhenier 451
Anhang 2: Zur Paläographie der hellenistischen Inschriften Kretas 452
LITERATURVERZEICHNIS 461
REGISTER 489
TAFELN

VORWORT

Vorliegendes Buch ist die überarbeitete Fassung meiner Habilitationsschrift, welche


im Dezember 1992 der Fakultät für Orientalistik und Altertumswissenschaft der Univer-
sität Heidelberg vorlag. Das Manuskript wurde im Mai 1995 abgeschlossen; später
erschienene Literatur konnte nur in geringfügigem Maße berücksichtigt werden.
Prof. Dr. Fritz Gschnitzer, der mein Interesse für die griechische Rechtsgeschichte
geweckt hat, hat diese Arbeit von Beginn an mit hilfreicher Kritik verfolgt und durch ein
substantielles Gutachten wesentlich verbessert. Wenn ich gelernt habe, die Inschriften
mit den Augen des Historikers zu sehen, so verdanke ich dies ihm. Prof. Dr. Hubert
Petersmann und Priv.-Doz. Dr. Helmut Müller danke ich für ihre gründlichen Gutachten,
die mich vor etlichen Fehlern bewahrt haben.
Prof. Dr. Jannis Sakellarakis (Nationalmuseum von Athen) verdanke ich nicht nur
mein Interesse fur der Geschichte und Archäologie Kretas, sondern auch die Möglich-
keit, meine ersten epigraphischen Projekte im Museum von Herakleion durchführen zu
können. Ganz besonders danken möchte ich meinem Freund HD Dr. Rolf Schneider
(Heidelberg); unsere von der DFG unterstüzte Reise in Kreta im Oktober 1993 förderte
meine Kenntnis der Topographie wesentlich. Meine Kollegen und Freunde Dr. Eftychia
Stavrianopoulou (Heidelberg) und Prof. Dr. Michael Peachin (New York) waren stets
bereit, ihre Hilfe zu gewähren. Dr. Eckehard Kraft hat feinfühlig die ursprüngliche
Fassung der Arbeit sprachlich korrigie11. Die letzten sprachlichen Korrekturen verdanke
ich Priv.-Doz. Dr. Jens-Uwe Krause (Heidelberg).
Meine nun mehr als fünfzehnjährige Arbeit an den Inschriften Kretas haben Chara-
lambos Kritzas (Epigraphisches Museum von Athen), Popi Galanaki, Alexandra Kare-
tsou, Giorgos Rethemiotakis und Antonis Vasilakis (Museum von Herakleion), Maria
Andreadaki-Vlasaki und Stavroula Markoulaki (Museum von Chania), Irini Gavrilaki
(Museum von Rhethymnon), Stavroula Apostolakou (Museum von Agios Nikolaos) und
Prof. Dr. Thanasis Kalpaxis (Universität Kreta, Ausgrabung von Eleuthema) vielfach
unterstützt. Ohne die wertvolle Hilfe der wahren Obwalter kretischer Altntümer, der
freundlichen Wächter der lokalen Musseen, wären meine Forschungen oftmals beinahe
gescheitert. Unter ihnen möchte ich Antonis Papadakis und Kostas Tsangarakis (Mu-
seum von Herakleion) auch an dieser Stelle meinen herzlichen Dank aussprechen.
Michalis Ploumidis (Institut für Geologische Forschungen - IrME, Athen) danke ich für
die Bereitstellung von Karten Kretas. Der Deutschen Forschungsgemeinschaft bin ich für
die Gewährung eines Druckkostenzuschusses zu Dank verpflichtet, ihren Gutnchtem für
hilfreiche Hinweise.
xiv Vorwort

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Geza Alföldy möchte ich für die Aufnahme meines Buches in
diese Reihe herzlich danken.
Für die Bewältigung der trockenen Materie, die in diesem Buch präsentiert wird,
erhielt ich die wertvolle moralische Unterstützung, die notwendige gelegentliche Ablen- EINLEITUNG
kung und die noch wichtigere humorvolle Ernüchterung von meinen Freunden Jens-Uwe
Krause und Jannis Mylonopoulos. Ihnen widme ich dieses Buch wohl wissend, daß sie 1. Das Problem: 'O Kp11c;-rov Kpft-ra.
eine aufregendere Lektüre verdient hätten.
Das hellenistische Kreta vermittelte dem antiken Beobachter das verwirrende Bild
einer von ständigen inneren Kriegen erschütterten Insel. Fast ratlos standen die
New York, Juni 1996 antiken Historiker diesem Phänomen gegenüber 1 und behalfen sich mit der Erklä-
rung, die ständigen Kriege lägen im Charakter der Kreter begründet, in ihrer Hab-
gier, Treulosigkeit und Kriegslust.2 Die Unbeständigkeit der innerkretischen Be-
ziehungen und die ständigen internen Konflikte drückt ein antikes Sprichwort aus: o
Kp11i;'tov Kpftw ('der Kreter überlistet den Kreter', Anhang l). Ist die antike literari-
sche Überlieferung reich an spöttischen Bemerkungen und Vorurteilen über die Kre-
ter, so sind die brauchbaren historischen Nachrichten umso spärlicher. Diesem Man-
gel vermag der Reichtum an Inschriften aus hellenistischer Zeit nur bedingt abzuhel-
fen, denn die Texte sind oft in sehr fragmentarischem Zustand überliefert und lassen
sich nur selten exakt datieren. Die Einordnung des reichen epigraphischen Materials
in einen historischen Rahmen erweist sich somit als äußerst schwierig. 3 Es über-
rascht also nicht, wenn es an Untersuchungen zur politischen Geschichte Kretas in
der hellenistischen Zeit fehlt.4
Die hier zu untersuchenden kretischen Staatsverträge aus der hellenistischen Zeit
sind ein Spiegelbild der wechselnden Beziehungen der zahlreichen Städte der Insel
zueinander, die durch das Sprichwort 6 Kp11i;'tov Kpftw: gekennzeichnet werden. Sie
zeugen sowohl von der ständigen Angst vor einem Angriff eines Nachbarn, der "die
Stadt oder die Häfen besetzen, für sich Teile des Landes abschneiden, die Landlose
und die Siedlungen der unfreien Bauern zerstören" würde, - wie es charakteristisch in
der Beistandsformel heißt (B III 1c) -, als auch von der Gefahr der Überlistung (86-
A.oi;),der Verletzung eines Vertrags durch Heimtücke oder V01wand.
Die kretischen Staatsverträge (Verträge zwischen kretischen Poleis bzw. mit nicht-
kretischen Staaten) überragen durch ihre Zahl die Verträge anderer griechischer
Gebiete aus derselben historischen Epoche und bilden somit eine auffällige histo-
rische Erscheinung, die der Aufmerksamkeit weder der zeitgenössischen Griechen
noch der modernen Forschung entgangen ist. H. van Effentcrre, der die zweifellos

1
Polyb. 24,3,1: ... d XP~ A.Eynvapxi1v itpayµarnv EVKp~tn- 0ta yap t~V G\JVEXEtaV tWVEµ-
(j)\JA.\(J)V
7t0A.EµffivKat t~v U7t€pßot-..~v wµOtT)t~,tautov apx~Kat tEA.OsfottV EV
tr\, Ei, O.A.A.~A.O\Js
Kp~tn, Kat to OOKOUV "tOytvoµEvov; App.,
itapaOO~ffisttcr\v dpijcr0m toiit' [K€t 0€(J)p€ttat G\JVEXWs
Ill. 6: ~µot-..oyricraµi:v Ka\ 7t€pt Kp~tris AEY(J)V oux €Up€tVta, o.KptßEtstWV7tOA.Eµ(J)Vapxa, u Kai
itpoq,acrn, ...
2
Zu antiken Vorurteilen über die Kreters. van Effcnterre 1948, 300-313; Brule 1978, 138-140;
vgl. Harrison 1994, 20-24.
3
Zu den methodischen Problemen s. insbes. van Effcnterre 1948, 202-207 und 210f.
4
Van Effentcrre 1948 bietet die einzige Ausnahme; Brulc 1978, Kreuter 1992 und llarrison 1994
untersuchen nur Dctailfragrn; llocck 1829, III 464-472, 483-514 ist überholt.
2 Einleitung. 1. Das Problem Einleitung. 1. Das Problem 3

einflußreichste Darstellung der Geschichte Kretas in der hellenistischen Zeit ge- streben der zahlreichen kleinen und großen Poleis verbirgt, den für das Fortbestehen
schrieben hat, faßte in einem Kapitel über 'den Sinn der kretischen Geschichte' 5 jene ihrer alttradierten Gesellschaftsstruktur nötigen Lebensraum zu sichern. Die Be-
Faktoren und Tendenzen zusammen, die im Lichte der bisherigen Forschung und vor ziehungen zwischen den kretischen Poleis, wie sie in diesen Texten hervortreten,
allem seiner eigenen Untersuchung die Geschichte Kretas prägten: Er erkannte eine wurden weder von ideologischen Überzeugungen, wie etwa von einem Eintreten für
Tendenz zum Zusammenschluß (" des tendances federalistes"), der auf der anderen die Demokratie, noch von der Einmischung fremder Mächte geprägt, sondern von
Seite die Freiheitsliebe und die Beharrung auf der Souveränität ("l'amour de Ja liberte den in der hellenistischen Zeit akut gewordenen Versorgungsproblemen, die zu den
et le sens jaloux de la souverainete nationale") entgegentraten; er unterstrich ferner die unzähligen lokalen Grenzkonflikten führen mußten. Die Einmischung fremder
Bedeutung des ewigen Kampfes zwischen den beiden mächtigen Poleis, Knosos und Staaten und Könige konnte diese Konflikte natürlich verstärken und die Unbeständig-
Gortyn, um die Hegemonie; davon wußten schon die antiken Autoren zu berichten. 6 keit der kretischen zwischenstaatlichen Beziehungen vergrößern, sie war jedoch nicht
Van Effenterre betonte aber vor allem die Rolle, die die großen Mächte der helleni- die Ursache der Kriege und der Bündnisse.
stischen Welt (Ägypten, Makedonien, das Seleukidenreich, Pergamon, Sparta,
schließlich Rom) in diesem Konflikt spielten. 7 Schließlich sah er ir:1 ideologischen 2. Zu Anlage und Methode der Arbeit
Kampf für eine Demokratisierung der Verfassung ("Ja revolution democratique")
einen weiteren bedeutenden Faktor. Diese Ansichten, die ansatzweise schon in älteren Die vorliegende Arbeit begann als eine systematische Darstellung der kretischen
Untersuchungen vertreten werden, 8 haben die spätere Forschung geprägt. P. Brule Staatsverträge; es hat sich jedoch sehr bald herausgestellt, daß einer systematischen
und A. Petropoulou haben in ihren Studien den von van Effenterrc eher vernach- Darstellung die detaillierte Auseinandersetzung mit den einzelnen Vertragstexten und
lässigten sozialen Aspekt unterstrichen und im Seeraub bzw. Siildncrtum eine sonstigen Zeugnissen vorausgehen mußte: Die meisten kretischen Verträge sind
Antwort der kretischen Poleis auf ihre sozialen Probleme, vor allem die Beschäfti- fragmentarisch erhalten und die bisherigen Lesungen und Ergänzungen oft problema-
gung landloser Bürger, gesehen, ohne allerdings die Theorie der Demokratisierung tisch. Für viele Texte fehlen eingehende Kommentare; weder die Verträge noch die li-
und die Rolle der fremden Mächte in Frage zu stellen. 9 Erst in einer jüngst terarischen Zeugnisse sind bisher systematisch gesammelt worden; 11 ein systema-
veröffentlichten Arbeit machte H. van Effenterre auf den direkten Zusammenhang tischer Versuch ihrer zeitlichen Einordnung fehlt. 12 Eine solche Untersuchung konnte
zwischen den Expansionsbestrebungen zweier ostkretischer Städte (Hierapytna und ihren Platz weder in umfangreichen Anmerkungen oder Anhängen noch in verstreu-
Lato) in der hellenistischen Zeit und dem dadurch gewonnenen 'Ernährungsraum' ten und sich häufig überschneidenden Aufsätzen haben. Die Notwendigkeit der
aufmerksam. lO Analyse jedes einzelnen Textes hat allerdings dazu geführt, daß eine Arbeit, die eine
Die folgende Untersuchung geht von der Annahme aus, daß diejenigen Faktoren, systematische Darstellung sein sollte, hier doch die Form eines um einige zusammen-
die tatsächlich die hellenistische Geschichte Kretas prägten, ihre Spuren in der größ- fassende Abschnitte erweiterten Katalogs annehmen mußte.
ten und aussagekräftigsten Gruppe zeitgenössischer Zeugnisse hinterlassen haben Ferner mußte ich aus der Untersuchung die Verträge kretischer Städte mit Städten,
müssen, den Staatsverträgen zwischen den kretischen Poleis. Eine genaue Analyse Bundestaaten und Königen des Auslands, die mit besonderen Problemen verbunden
ihrer Bestimmungen zeigt, daß sich sowohl hinter den zahllosen kleinen Konflikten sind und eine allgemeine Untersuchung der Außenbeziehungen Kretas erfordern,
als auch hinter der großen Auseinandersetzung zwischen Gortyn und Knosos das Be- ausschließen; diese Lücke wird jetzt z.T. durch die Untersuchung S. Kreuters ge-
schlossen.13 Ausgeschlossen wurden auch die wenigen Verträge aus der klassischen
Zeit; 14 sie unterscheiden sich zwar kaum von den hellenistischen Verträgen, würden
5Van Effenterre 1948, 235-244 ("Lesens de l'histoire cretoise"). aber eine eingehende Behandlung der klassischen (und archaischen) Geschichte Kre-
6Strab. 10,4,7 (C 4 76).
7Van Effenterre 1948, 241: "C'est dans une etude de Ja politique etrangere proprement dite que
nous pensons avoir enfin decouvert Ja clef du probleme". Die Lösung ist: "La cite ou Je groupe de
cites qui exer~ait l'heg6monie en Crete parait avoir etc regulierement I'allie de celui ou de ceux des
grands etats qui avaient Je plus d'interet a rnaintenir Ja securite de Ja navigation marchande en Me-
diterranee Orientale"; vgl. ebenda 214f., 244-273, 315. S. aber jetzt Kreutcr 1992, Ilf., 117-II9,
I 25-I 34, die zu Recht die große Unabhängigkeit der kretischen Poleis unterstreicht. 11Die IC enthalten nicht alle Texte; in den SV III fehlen einige Neufunde, und SV IV ist noch
8
Von einer Demokratisierung sprach bereits Muttelsee 1925, 15f., 19f., 32f. Die Rolle der Außen- nicht erschienen; außerdem berücksichtigen die SV die literarischen Zeugnisse zu den kretischen
beziehungen Kretas bildet den zentralen Gegenstand der Arbeiten von Scrinzi 1897/98 und Cardinali Staatsverträgen nicht.
1904, 1905 und 1907; s. auch Niese 1899, 428f. 12Scrinzi 1897/98, Cardinali 1904, 1905 und 1907 sind überholt. Van Effenterre 1948 und Brule
9Brule 1978 betont stets den fremden Einfluß und übernimmt (mit Vorbehalt) die Demokratisie-
I 978 bieten den besten Überblick, aber berücksichtigen nicht alle Texte.
rungstheorie; Petropoulou I 985 ihrerseit~ versuchte, zusätzliche Zeugnisse für eine Demokratisie- 13Kreuter 1992 (ohne Edition der Texte).
rung der Verfassung heranzuziehen, und unterstrich die Bedeutung der auswärtigen Beziehungen für 14SV II 147-148 (Knosos-Tylisos, um 450?); SV II 216 (Gortyn-Rhizenia, 5. Jh.); s. jetzt auch
die Anwerbung von Söldnern und den Seeraub; vgl. z.B. Huß 1976, 146, der den Lyttischen Krieg van Effenterre 1993; Hennig 1994, 3:;or. Auch SEG XXXV 991 A (Lyttos, 6./5. Jh.) setzt vielleicht
(ca. 221-219) als Teil der Auseinandersetzung der griechischen Staaten des Festlandes deutet. Die so- einen Vertrag zwischen Lyttos und Itanos voraus. Faure 1993, 69 will aber die in diesem Text er-
zialen Hintergründe des kretischen Seeraubs unterstreicht auch Pohl 1993, 55. wähnten Itanioi mit den Bewohnern einer Siedlung in der Nähe von Lyttos (heute 'Ai:tavta) identifi-
10 van Effenterre 1991b.
zieren.
4 Einleitung. 2. Anlage und Methode Einleitung. 2. Anlage und Methode 5

tas erfordern, die den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde. Für die Interpretation Städten (1-62), 2) Abkommen zwischen souveränen Poleis und abhängigen Ge-
der hier zusammengestellten Texte wurden allerdings auch diese Verträge sowie Ver- meinden (63-69), 3) Sympolitien (70-74) und 4) Zeugnisse über Bündnissysteme
träge aus anderen Gebieten berücksichtigt. (75-82). In jedem Teil folgen die Texte ihrer chronologischen Ordnung. Die
In den Kommentaren der einzelnen Texte und im systematischen Teil wurde der Verträge werden drei Abschnitten zugewiesen, die wichtigen Perioden der hellenisti-
Versuch unternommen, die kretischen Staatsverträge im Lichte der besonderen kreti- schen Geschichte Kretas entsprechen. Die Datierung der Texte bereitet stets große
schen Institutionen zu sehen; da die Vertragstexte sich nicht nur mit der politischen Probleme. Die paläographischen Kriterien sind ebensowenig sicher wie Feststellun-
Zusammenarbeit zweier Poleis befassen, sondern sämtliche Bereiche des Lebens gen, die Texte seien im Dialekt abgefaßt oder wiesen Koine-Merkmale auf, 16 die Sil-
betreffen, von der Gesellschaft (Syssitien, Organisation der Jungmannschaften, Un- bentrennung werde beachtet, das iota adscriptum angefügt. Um eine möglichst zuver-
freie, abhängige Gemeinden usw.) und dem Wirtschaftsleben (Viehzucht, Ackerbau, lässige Grundlage für die Datierung zu schaffen, ist eine Tabelle mit den verschie-
Exporte) bis hin zum Recht und zur Religion, ist ihr richtiges Verständnis und ihre denen Buchstabenformen erstellt worden (Anhang 2, S. 453). Der Vorrang wird
Auswertung nur dann möglich, wenn man sie unter Berücksichtigung aller ver- jedoch immer geschichtsimmanenten Kriterien gegeben. In jedem Lemma des Kata-
fügbaren Zeugnisse über die Insel betrachtet. So wurden für diese Untersuchung logs finden sich die Beschreibung des Inschriftenträgers, Angaben zum Fundort und
nicht nur Vertragstexte herangezogen, sondern auch die verstreuten literarischen, epi- zur Paläographie. In den Lemmata wird - nach dem von L. Robert geforderten
graphischen und archäologischen Zeugnisse. Für jeden Forscher, der sich mit Kreta Muster - zwischen den originären Editionen oder Neupublikationen und den von die-
befaßt, ist es ein Gemeinplatz, daß die Zustände in der frühen Neuzeit und z.T. heute sen nur abgeleiteten Editionen unterschieden; letztere werden in eckige Klammern ge-
noch in den rückständigen Gebieten der Insel mutatis mutandis Aufschluß über die setzt; im Anschluß werden Arbeiten angeführt, die zur Lesung bzw. Ergänzung
Situation im Altertum, vor allem im Bereich der historischen Geographie, geben einzelner Stellen des Textes beigetragen haben. Es wird ferner vermerkt, ob eine
können. 15 So wurden für einzelne Aspekte dieser Untersuchung auch nachantike eigene Autopsie der Inschriften vorgenommen wurde; leider konnten viele Texte in
Quellen (mittelalterliche und spätere Kartenwerke, Portulani, Berichte von Reisenden den lokalen Museen nicht mehr gefunden werden. Alle Verträge werden hier ver-
der frühen Neuzeit) und sozialanthropologische Untersuchungen (insbesondere für öffentlicht, übersetzt und kommentiert. Bei der Edition wurden die im SEG an-
das Phänomen der Transhumanz') herangezogen. gegebenen diakritischen Zeichen verwendet. Im Falle der indirekten epigraphischen
Zeugnisse habe ich auf detaillierte Lemmata verzichtet: Nur die wichtigsten Veröffent-
Im ersten Teil der Arbeit werden die historisch-geographischen Voraussetzungen
lichungen (vor allem in Corpora) werden zitiert, und einen kritischen Apparat gibt es
der hellenistischen Staatsverträge Kretas erläutert und der historische Rahmen rekon-
nur für lectiones variae, die das Verständnis des Textes und dessen Auswertung für
struiert. Im zweiten Teil werden die allgemeinen Merkmale der kretisch-kretischen
die Ziele dieser Arbeit wesentlich berühren.
Verträge abgehandelt. Der dritte - und größte - Teil enthält einen Katalog der Verträge
(Texte und Testimonien) mit kritischer Ausgabe, Übersetzung und Kommentar. Die Die kretischen Staatsverträge sind in erster Linie juristische Dokumente. Rechts-
kretischen Staatsverträge unterscheiden sich in ihrer Form kaum von anderen giechi- texte zeichnen sich durch ihren formelhaften Charakter aus; so mußte der Neuedition
schen Staatsverträgen, sieht man von den wenigen Formeln ab, die unmittelbar mit dieser Inschriften eine Analyse des Wortlauts und der Formeln der Inschriften vor-
den Eigentümlichkeiten kretischer Institutionen zusammenhängen (vgl. B X, Anm. ausgehen, die zur Ergänzung der fast immer fragmentarisch erhaltenen Texte beiträgt.
1?86). Die_se1:exte stehen ohnehin am Ende einer langen historischen Entwicklung, Durch die Analyse des Wortlauts wurden sich oft - mit kleinen Variationen - wieder-
die dem gnech1schen Völkerrecht aufgrund intensiver und vielseitiger Kontakte weit- holende Formeln festgestellt, die die wesentlichen Inthalte der Verträge zum Aus-
gehend feste und einheitliche Formen verliehen hatte. So kann das Ziel der Aus- druck bringen. Dadurch ist es oft möglich, den Charakter fragmentarisch erhaltener
führungen im systematischen Teil nicht darin liegen, durch eine Untersuchung der Klauseln zu bestimmen. Für das Verständnis einzelner Bestimmungen bieten Paralle-
formalrechtlichen Merkmale der kretisch-kretischen Staatsverträge einen Beitrag zur len aus anderen Gebieten oft wertvolle Hilfe. In der griechischen Epigraphik ist es
Geschichte des griechischen Völkerrechts zu leisten, sondern lediglich die Diskussion allerdings ein Gemeinplatz, daß Ergänzungen des genauen Wortlautes nur exempli
der einzelnen Texte im dritten Teil von unnötigen Wiederholungen zu entlasten. Die gratia vorgeschlagen werden können, selbst an Stellen, deren Inhalt bekannt ist.
Ausführungen des zweiten Teils stützen sich auf die Ergebnisse der kritischen Aus- Alle Texte sind übersetzt worden. Eine Übersetzung ist bekanntlich zugleich die
gabe und Diskussion der Texte im dritten Teil; für einzelne Deutungen wird der Leser Interpretation eines Textes. Aus diesem Grund werden in den Übersetzungen auch
oft auf den Katalog verwiesen. diejenigen Ergänzungen berücksichtigt, die nur im kritischen Apparat vorgeschlagen
Der Katalog umfaßt die epigraphisch überlieferten Staatsverträge und sonstigen werden, sowie die Ergebnisse der Kommentierung des Textes. Um unnötige Wieder-
zwischenstaatlichen Vereinbarungen zwischen kretischen Städten, Stammstaaten holungen zu vermeiden, beschränken sich die Kommentare einerseits auf problema-
bzw. abhängigen Gemeinden. Zusammengestellt wurden ferner die Testimonien (In- tische bzw. fragmentarische Stellen und andererseits auf Bestimmungen, die im
schriften und literarische Berichte), die auf die Existenz eines Vertrags schließen zweiten, systematischen Teil nicht ausführlich behandelt worden sind.
lassen. Der Katalog gliedert sich in vier Teile: 1) Verträge zwischen kretischen
16
_ In der hier in Frage kommenden Periode (3. und 2. Jh.) erscheinen nebeneinander Inschriften mit
15S. z.B. Bennet 1990, 193; Chaniotis 1992, 354f.; Haggis 1993.
remen Dialekt- und Koine- sowie Mischformen: s. die Tabellen von Bubenik 1989, 79-90.
Anhang 1. ·oKpi,c;rov Kpfjra und O"U'f'(pTJrt(nv/ crvy,cpT]rtCTµ6c; 7

menschluß der Kreter führte. 21 Auch sonst gibt es keine sicheren Zeugnisse von
V crcinigungsbestrebungen vor der hellenistischen Zeit. 22 Ebensowenig sind fremde
Angriffe bezeugt, die die gesamte Insel bedroht hätten. Wenn der cruyKpf1ttcrµ6c;
jemals eine historische Realität darstellte, dann nur in der für die politische Ge-
ANHANG 1 schichte Kretas fast quellenlosen archaischen Zeit. Das Hauptmerkmal des cruyKpfl-
ncrµoc;, d.h. die vorübergehende Beilegung lokaler Konflikte zur Bekämpfung eines
·o Kp71c;;'COVKp11-caund O'UYICPTl'Cl~EtV
/ O'UYICPTl'CtO"µoc;;:
Die gemeinsamen Feindes, erinnert auf jeden Fall an die Funktion des Pcloponncsischen
Bundes in der archaischen Zeit: Auf Aufforderung der Spartaner hin beendeten die
Beziehungen zwischen den kretischen Poleis im Urteil der
Mitglieder ihre Auseinandersetzungen und leisteten ihnen Bcistand. 23
Griechen
Zwei antike Redewendungen charakterisieren die Beziehungen zwischen den kreti-
schen Städten: einerseits das Sprichwort oKpric; tov Kpilm ('der Kreter überlistet
den Kreter'), 17 das die Treulosigkeit der Kreter und die Unbeständigkeit ihrer
Freundschaften zum Ausdruck bringen soll, andererseits die Worte crnyKpT]tisnv
bzw. cruyKpT]ttcrµ6c;,die auf ihr geschlossenes Auftreten gegenüber den Nichtkretem
hinweisen. Der Sinn des Sprichworts oKpric; tov Kpilm ergibt sich aus einem Ver-
gleich mit verwandten Sprichworten, wie 1tpoc;Kpilta KpT]tisnv, KPiic;1tpoc;Aiyivfi-
tT]V und KpT]tisnv . 18 T. Nikolaidis 19 weist auf moderne Sprichwörter hin, die
dieselben Eigenschaften (Treulosigkeit, Betrugslust) der Kreter unterstreichen: KPT1-
tt1Co Kl ä yKaµT]c;<ptAO,ßacrm Kat Koµµatt ~UAO ('wenn du Freundschaft mit
einem Kreter schließt, halte am besten auch einen Stock') und µai; Evvotcocrav K' oi
Kpf\ttKd 1twc;~µe0a Xavtwtmc; ('die Kreter haben erkannt, daß wir aus Chania
kommen·, d.h. die Kreter haben den Betrug anderer Kreter erkannt).
Auch der Ausdruck <J'UYKPT]tt<Jµ6c; oder cruyKpT]tisnv, der auf das trotz aller
Streitigkeiten eintretende Zusammenstehen der Kreter gegen Gefahren von außen
verweist, setzt eigentlich die ständigen Konflikte voraus.2° Der historische Gehalt
des Begriffs cruyKpT]tmµ6c; ist allerdings problematisch: Es ist fraglich, ob sich im
Kompositum cruyKpT]ttsnv wirklich der Name Kpfitll verbirgt; die Möglichkeit einer
Volksetymologie ist nicht von der Hand zu weisen. Eine ernsthafte Bedrohung durch
die Außenwelt ist weder für das klassische noch für das hellenistische Kreta bezeugt.
Zwar wird für die spätklassische Zeit ein 1t6Aeµoc;~EVtK6c;überliefert, der jedoch mit
Sicherheit keine Bedrohung für die ganze Insel darstellte und auch zu keinem Zusam-

17CPG I p. 291,31 ed. LeuL\Ch-Schneidewin:o Kp~; tOVKprim· Ellt t&v oµototp07tüJV.


18
CPG II p. 205,35: npo; Kpfim Kprttisn;· fllt t&v npo; oµoiou; lj!EUÖOµi:vwv (vgl. Plut., Lys.
20,2; anders Suda s.v. (IV p. 229,4f. cd. Adler): npo; Kpijm KPrttiCwv·napotµia bt tfuv µa111vno-
vouvtwv); CPG I p. 268,92: Kp~; 1tpo; AiytvT]triv· fll! t&v navoupy(q XPWµt:vwv7tpo; UAAN,ou;
A.EyEmt(vgl. CPG II p. 181,28, p. 487,6); CPG I p. 101,62: Kp111isnv· Elll toU lj!EUÖECJ0m l((X1,
unmuv (vgl. CPG I p. 262,58; II p. 119,87; p. 487,7 ed. Cohn 1887, 66); vgl. Nikolaidis 1989,
400f.
19Nikolaidis 1989, 401. 21Arist., Pol. II 1272 b 19-22; zu den Problemen, diesen Krieg zu identifizieren, s. Kirsten 1942,
20Piut., mor. 490 b: µ1µouµEVOVauto youv toUto to Kp111wv,di llOA,A,(ll(l; crmcnasovtEs UAAT]- 60-62; van Effenterre 1948, 81-84.
A.OtsKat noA.EµouvtE;,El;w0Evim6vmv noA.EµiwvÖtEA.uovwmt cruvicrmvw · Kat wut · ~v o KaA.Ou- 22Die wenigen unsicheren Zeugnisse hat 1.ulctztvan Hfentcrrc 1948, 26-28 zusmnmcngcstcllt und
µEvo-;{m' aut&v <JUY1Cp11ncrµ6;; CPG II p. 647,80: <JUYKP11HGµov i:xn;· dp11mt Elll tfuv Öt' uvo.y- kritisch untersucht; zum Kretischen Koinon in der hellenistischen Zeit s.u. R llf 3.
lCT)V
cruµµaxwv ywoµt:V(l)V aA.AT]AOls · ol KpijtEs yap Ka0' i:auwu; crmcrtasovtEs, ÖtEcrtpatov SEVt- 23S. z.B. Martin 1940, 186-191; Gschnitzer 1978. 36-38; Clauss 1983. 160. Cardinali 1907, 17-
KOVEcopwvElllGtpmEuovm tji i:autfuv nmpiÖt, cruµµaxlav l((Xloµmxµiav Tj<J7l0.S0Vto · Ö1tEpcruy- 20 Anm. 2 bezog das Phänomen des cruyKpflttaµ6; auf die Existenz eines kretischen Koinon in der
KP11H<Jjlüs EKA.TJ811;
Etym. Magn. 732,55-57 ed. Gaisford: cruY1Cp111icrav <JUYKPrtticrm ;\.t\youmv oi vorhcllcnistischen Zeit; vgl. Hoeck 1829, III 470f.; Mullelscc 1925, 40; C,uan.lucci 1950h. 147:
Kpfitc;, Ömv 1'1;w0EV autot; YEVT)tat llOAEµo;.fotacrlasov yap UEl. Willctts 1975, 145-148 ("tribal confcderncy"); Martin 1'!75, 500.
ERSTER TEIL

DIE HELLENISTISCHEN VERTRÄGE


KRETAS VOR IHREM HISTORISCHEN
HINTERGRUND
1. HISTORISCHE VORAUSSETZUNGEN

1. Der historisch-geographische Rahmen


Das geographische Bild Kretas wird durch eine Reihe von Gegensätzen charakte-
risiert:24 Auf der einen Seite liegt die Insel an einer strategisch wichtigen Position im
östlichen Mittelmeer, die Aristoteles sogar als eine ideale Voraussetzung für die
Ausübung der Herrschaft über alle Griechen betrachtete. 25 Auf der anderen Seite liegt
Kreta jedoch am Rande des Ägäisbeckens, 100 km vom europäischen und 180 km
vom asiatischen Festland entfernt, von den Hauptsiedlungsplätzen der Griechen iso-
liert;26 diese Isolation wird noch durch den Mangel an natürlichen Häfen, besonders
an der Südküste, verstärkt. 27 Der geographisch bedingte Gegensatz zwischen Abge-
schlossenheit einerseits und zentraler Lage im östlichen Mittelmeer andererseits28
kommt seit den Eroberungen Alexanders des Großen sehr stark zum Vorschein:
Kreta befindet sich plötzlich im Zentrum einer politisch und kulturell - vorübergehend
auch staatlich - geeinten Welt, ohne jedoch jemals seine Unabhängigkeit zu ver-
lieren.29 Während die zahlreichen kretischen Staatsverträge mit fremden Städten,
Bundesstaaten und Königen die Intensivierung der Außenbeziehungen verraten (A l
3), zeigt sich der introvertierte Charakter der kretischen Politik in den zahllosen lo-
kalen Konflikten, deren Ergebnis die hier zu besprechenden Staatsverträge und
Grenzabkommen sind.
Ein weiterer z.T. geographisch bedingter Gegensatz ist in der Tendenz zur Einheit
und der Zersplitterung in zahlreiche Gemeinden zu erblicken. Die Tendenz zur Einheit
ist einer Insel immanent und bedarf keines weiteren Kommentars; sie drückt sich heu-
te noch im ausgeprägten gesamtkretischen Lokalpatriotismus aus.30 Andererseits aber
erkennen wir auf einer physikalischen Karte Kretas die Zersplitterung in viele kleine

24Nützliche Überblicke: Hoeck 1823, I 1-46; Bursian 1872, 529-533; Neumann • Partsch 1885,
49f., 132; Pendlebury 1939, 1-16; Allbaugh 1953, 41-54; Matton 1957, 13-46; Kirsten • Kraiker
1967, 440-444; Brule 1978, 142-148; Gifford 1992.
25Arist., Pol. II 1271 b 32-37.
26Brule 1978, 142f. So sprachen einige Forscher von einer 'Entdeckung' Kretas im 4. Jh.: Wila-
mowitz 1893, II 26; vgl. Morrow 1960, 21. S. aber van Effenterre 1948, 84, 245. Zeugnisse für die
ununterbrochenen Kontakte Kretas zu den anderen Griechen bei Kirsten 1942, 10-27, 57-70.
27Vgl. Bosanquet 1939/40, 70; Kirsten - Kraiker 1967, 440f. Der Stadiasmus Maris Magni nennt
nur sieben Häfen O„tµEv€~)an der ganzen Südküste Kretas: Hierapytna (319), Matalon (323), Sulia
(324), Psycheion (325), Lamon (326), Phoinix (328) und Syia (331); nur ein Hafen wird als gut be·
zeichnet (331, Syia: Atµ~v icaM~). Östlich von Hierapytna führt er keinen einzigen Hafen auf. Die
schlechten nautischen Verhältnisse im Süden Kretas bestätigen die frühneuzeitlichen Portulani: z.B.
Delatte 1943, 76-80 (Portulan I, 16. Jh.).
28
Vgl. Kirsten• Kraiker 1967, 441, mit einiger Überteibung: Kreta "war bald ein Brennpunkt im
östlichen Mittelmeer, in Tun und Leiden, bald auch zeitweise aus all seinen Bindungen und Bezieh-
ungen gelöst und in einen Dornröschenschlaf versunken".
29
Diese Änderung in der hellenistischen Zeit unterstrich Cardinali I 904, 69f.; vgl. jetzt Kreuter
1992, 9-15, 125-134.
30
s. z.B. Herzfeld 1985, 94, 118; vgl. ebenda 36.
12 A 11. Der historisch-geographische Rahmen A I 2. Die innenpolitischen Konflikte 13

geschlossene Kammerlandschaften: Das wichtigste Merkmal der Insel ist zweifellos Siedlungen ohne den Status einer Polis (abhängige Gemeinden und Hafenorte) 37hin-
ihr gebirgiger Charakter. 31 Von den 8.259 qkm der Insel sind 4.281 qkm Gebirge zufügt, wird der dezentrale Charakter des kretischen Siedlungswesens noch deutl-
(52 %). Eine fast durchlaufende Kette von Bergen (die Weißen Berge im Westen, icher. Kreta war ein Paradies der Klein- und Kleinststaaten, 38 das in der alten Welt
Kedros, Ida, Juktas und Asterousia in Zentralkreta, die Berge von Lasithi und Orno seinesgleichen sucht.
im Osten) teilt die Insel vom Westen nach Osten, ohne daß die Senken zwischen den
Hochgebirgen immer wirkliche Einschnitte und für den Verkehr günstige Pässe in 2. Die innenpolitischen Konflikte
Nord-Süd-Richtung bilden. Die Verbindung zwischen den wenigen großen Ebenen,
Unter den vermuteten Beweggründen für den Abschluß von Verträgen spielen die
den kleinen Küstenebenen und den für den Ackerbau sehr wichtigen Hochplateaus ist
'ideologischen' Motive eine große Rolle (s.o. S. 2). Die Quellenlage erlaubt leider
zwar immer möglich,32 aber die natürlichen Verkehrswege führen durch die Berge
kein klares Bild der politischen Verhältnisse in den zahlreichen kretischen Poleis. Die
und sind häufig schwer begehbar. 33 Selbst während der venezianischen und türki-
epigraphischen Zeugnisse deuten darauf hin, daß - trotz sicherer Modifizierungen -
schen Besatzungszeit gab es kretische Landschaften, die wegen ihres gebirgigen
das soziale Gefüge im Hellenismus weitgehend seine alte Form und das politische
Charakters völlig abgeschlossen waren und zum Zufluchtsort aufständischer Kreter
System seinen aristokratischen Charakter bewahren konnten (s.u. A I 4). Dieses un-
wurden (Sphakia, Lasithi).3 4
gestörte Bild an der Oberfläche kann jedoch nicht über tiefe Spannungen hinweg-
Aufgrund des gebirgigen Charakters der Insel sind ausgedehnte Siedlungen, um- täuschen. Abgesehen von einer vermuteten Erweiterung der Bürgerschaft, 39 die
geben von einem für den Ackerbau geigneten Territorium, in der Regel nicht mög- sicher nicht ohne Konflikte vollzogen wurde, gibt es gelegentlich Nachrichten über
lich. In den meisten Gebieten ist die Teilung in viele kleine Siedlungsräume, die Bürgerkriege und Staseis in einigen Städten, und zwar fast immer im Zusammenhang
politisch nicht immer selbständig sein müssen, aber auf jeden Fall selbständig sein mit äußeren Konflikten. In der griechischen Geschichte ist es ein Gemeinplatz, daß
können, unabdingbar. Die große Zahl kretischer Siedlungen beeindruckte die anderen außenpolitische Sympathien oft - aber längst nicht immer - auf verfassungspolitische
Griechen so sehr, daß sie seit Homer (Od. 19,174) Kreta als die Insel mit den 90 Überzeugungen zurückgehen; es stellt sich daher die Frage, ob es im hellenistischen
Städten (später h:m6µ1t0At1;)kannten. 35 Für die klassische und hellenistische Zeit ist
durch Inschriften und Münzen die Existenz von mindestens 56 unabhängigen Poleis
und eines Stammstaates (der Arkader) gesichert (vgl. Tafel 2). 36Wenn man noch die

Arbeiten Faures; zu Diatonion s. Chaniotis 1992, 76. Zu Aria s.u. Anm. 2153. Zu den Arkadern
31Strab. 10,4,4 (C 475): i:cm 8' cipnv~ Kat OUaE'ia~ vfiao~. Zu den kretischen Bergens. Hempel (Lokalisierung bei 'Iv(, nicht in 'Aq>pm(): Viviers 1994, 232-234, 257f. N. Papadakis hat auf dem
1984, 21-24; Hempel 1990; Hempel 1991, 47-146; Chaniotis 1991b; Hempel 1992; Gifford 1992; letzten 'Kretologischen Kongreß' (1991) von der Existenz einer Stadt mit eigener Münzprägung 3 km
Hempel 1995; Chaniotis 1996a; vgl. Hoeck 1823, I 3-8; Bursian 1872, 531-533; Ncvros - Zvorykin östlich von Seteia (Tpu7TT1t6~) berichtet, die vielleicht Po(seidonia) hieß; vgl. Papadakis 1985, 300f.;
1938/39, 242f.; Pendlebury 1939, 4f.; Allbaugh 1953, 42; Matton 1957, 13f.; Creutzburg 1958; Papadakis 1989, 109. Anders Faure 1993, 67 (Polichna?). Im Falle der Stadt Arsinoe in Zentralkreta
Faure 1965b; Kirsten - Kraiker 1967, 440; Dirnitrakos 1967, 782, 793, 801, 812; Brule 1978, 143; ist m.E. nicht klar, ob wir es mit einer Umbenennung von Rhithymna oder einer neuen Gründung zu
Verginis 1980, 198-203; Fabre. Maire 1984; Bennet 1990, 207. tun haben: s.u. Anm. 140. Hinzuzufügen ist das durch Münzen bekannte Gemeinwesen der Ainaones
32Vgl. Watrous 1982, 6 zu Lasithi. (oder Ainaeis/Ainaioi?), das vielleicht nach einer Stasis in Gortyn entstand (s.u. Anm. 46), vielleicht
33Eine ausgezeichnete Beschreibung der natürlichen Wege bietet Pendlebury 1939, 7-15. Ein aus- die Stadt(?) Kurtolia, bekannt nur durch das Ethnikon KouptwAtato~ (s.u. Anm. 1779). Von diesen
gebautes Straßennetz ist nur für das minoische Kreta anzunehmen: s. Tzedakis- Chrysoulaki · Städten wurden einige im Laufe der klassischen oder hellenistischen Zeit miteinander vereinigt
Boutsaki • Venieri 1989; Tzedakis - Chrysoulaki - Avgouli • Bougia 1990; Tzedakis • Chrysoulaki • (Chersonesos-Lyttos; Elyros-Hyrtakina-Lisos-Tarrha bildeten das Koinon der Oreioi, s. 70, 73),
Kyriopoulou 1990; Müller 1991. Zu einem hellenistischen Straßennetz in Westkreta s. Niniou- andere verloren ihre Unabhängigkeit oder wurden zerstört (Apollonia, Dragmos, Dreros, Eltynia?, He-
Kindeli 1990 (Elyros-Lisos). In den hellenistischen Grenzziehungen werden häufig Straßen erwähnt: rakleion, Istron, Matalon, Milatos, Phaistos, Polichna?, Praisos, Rhaukos, Rhizenia, Setaia, Stalai,
s.u. B Vill; zu ihrer Bedeutung für die Transhumanz s.u. S. 117-119. Tylisos?). Die Zahl der Poleis war jedoch sicher größer, denn einige der folgenden Siedlungen dürften
34Zu Sphakia s. z.B. Matton 1957, 184 mit Anm. l; Davaras 1976, 301; zu Lasithi s. Spanakis in der archaiSl:uen oder klassischen, z.T. auch noch in der hellenistischen Zeit, unabhängig gewesen
1957b, insbes. 9 mit Anm. 2; vgl. Watrous 1982, 24. sein: Acharna, Arnpelos (Hafen von Praisos?, s.u. Anm. 1814), Datala (s. jetzt Vivicrs 1994, 239f.;
35Die Zeugnisse bei Faure 1959, 173-180 auch mit einer Diskussion der Bemühungen antiker und vgl. u. 61 Kommentar zu Z. 64), Hydramia, Inatos (Hafen von Priansos), Kantanos, Katre, Kisamos
venezianischer Autoren, eine Liste der 100 Städte Kretas zusammenzustellen; zu einer Liste aus dem (Hafen von Polyrrhenia), Kisarnos (Hafen von Aptera), Larisa (auf dem Gebiet von I lierapytna, s.u.
17. Jh. s. Spanakis 1957a. Anm. 2112), Lasaia, Lebena (Hafen von Gortyn), Lykastos (auf dem Gebiet von Knosos), Oleros
36Die Listen von Faure 1959, 182-184 (vgl. Faure 1960a, 232-239), 1963, 1965a und 1993 (auf dem Gebiet von Hierapytna), Osmida, Pantomatrion (Hafen von Eleuthema: s. Le Rider 1966,
bedürfen einer Revision, die an dieser Stelle nicht möglich ist. Faure unterscheidet häufig nicht zwi- 248-250), Pelkis oder Pelkin, Pergamon, Poikilasion, Rhytion (auf dem Gebiet von Gortyn, s.u.
schen Siedlungen ohne den Status einer Polis (s.u. Anm. 37) und unabhängigen Poleis. Ich halte nur Anm. 377), Syrinthos und Tegea. Für manche ist die Eigenstaatlichkeit in der archaischen Zeit wahr-
die Existenz folgender Poleis in der klassischen und hellenistischen Zeit für gesichert: Allaria, Ano- scheinlich, z.B. für Acharna, Datala, Larisa, Lebena, Lykastos, Rhytion.
polis, Apollonia, Aptera, Araden, Aria? (Ethnikon Ariaioi), Axos, Biannos, Bionnos, Chersonesos,
37Z.B. Amphimala, Arnyklaion, Arsinoe (von Lyttos), Boibc, Kaudos, Kyt.aion, Minoa (in West-
Diatonion, Dragmos, Dreros, Eleuthema, Eltynia, Elyros, Eronos, Gortyn, Herakleion, llierapytna, kreta bzw. Hafen von Lyttos), Phoinix, Psycheion (63), Pyranthos, Sipilen, Syia; für die Zeugnisse
Hyrta? (Ethnikon llyrtaioi), Hyrtakina, Istron, Itanos, Keraia, Knosos, Kourtolia, Kydonia, Lappa, s. die in Anm. 36 zitierten Arbeiten Faures; s. auch Anm. 1036, 1037 und 1043.
Lato, Lisos, Lyttos, Malla, Maroneia, Matalon, Milatos, Moda? (Ethnikon Modaioi), Olus, Petra, 38Vgl. Kirsten 1956, 44f., 90f.; Beule 1978, 142, 144 mit Hinweis auf die Existenz von mehr als
Phaistos, Phalanna, Phalasarna, Polichna, Polyrrhenia, Praisos, Priansos, Rhaukos, Rhithymna, 1000 Siedlungen im 16. Jh.; Bennet 1990, 203; van Effenterre 1991b, 395f.
Rhizenia, Setaia, Sisai, Stalai, Sybrita, Tanns, Tarrha und Tylisos. Die Zeugnisse in den o.e. 39Van Effenterre 1948, 168f.; Spyridakis 1977; Brule 1978, 17lf., 179f.
14 A I 2. Die innenpolitischen Konflikte A I 2. Die innenpolitischen Konflikte 15

Kreta Indizien dafür gibt, daß Bündnisse zwischen Städten abgeschlossen wurden, tcien als 'demokratisch' bzw. 'konservativ'. 48 Ein Vertrag zwischen Lyttos und Prai-
die gemeinsame verfassungspolitische Ziele verfolgten. 40 sos (12, aus der Zeit vor dem Lyttischen Krieg?) enthielt vielleicht eine Klau~! über
Die Hintergründe eines innenpolitischen Konflikts in Itanos (frühes 3. Jh.) gehen Unterstützung im Falle einer Stasis, die spärlichen Buchstabenenreste lassen Jedoch
relativ deutlich aus dem anschließend eingeführten Bürgereid hervor: Eine Partei setz- keine Entscheidung zu. Ebenso unklar ist der Hintergrund eines Bürgerkriegs in Pha-
te sich ohne Erfolg für die Neuverteilung des Landes ein; dabei erhielt sie sicher Jasarna um 185, der zur Besetzung der Stadt durch die Kydoniaten führte (A II 5).
fremde Unterstützung, denn der Eid, der das Ende des Konflikt~ besiegelte, bezieht Wohl in dieselbe Zeit ist auch eine Vermittlung der Stadt Magnesia am Mäander in
sich ausdrücklich auf 'Verrat' und 'Feinde'. 41 Der fremde Mitstreiter der 'Reform- einem Krieg zwischen Gortyn und Knosos zu datieren; die magnetischen Gesandten
partei' in Itanos läßt sich jedoch nicht bestimmen. Kurz vor dem Lyttischen Krieg, forderten die Gortynier auf, die demokratische Verfassung der kretischen Städte zu
der Auseinandersetzung zwischen Lyttos und dem Bündnis von Knosos und Gortyn wahren. 49 Es ist aber überhaupt fraglich, ob hier der Begriff 'Demokratie' in seinem
(ca. 221-219, s.u. A II 3), siedelten viele Kreter mit ihren Familien - nach Schätzun- klassischen Sinn gebraucht wird und dementsprechend auf eine Spaltung in Demo-
gen ca. 3.000-4.000 Menschen aus verschiedenen Städten - nach Milet über und er- kratieanhänger bzw. -gegner deutet; 50 ebensowenig läßt sich feststellen, welche
hielten dort Bürgerrecht und Land (234/33 bzw. 229/28). 42 Dieser Vorgang, den H. Städte (oder Bündnisse) gegen die Demokratie standen. Um die Mitte des 2. Jh. er-
van Effenterre auf Bürgerkriege in den entsprechenden Poleis zurückführen wollte, 43 fahren wir von einer Stasis in Malla, die durch die Schuldenfrage verursacht worden
hatte wahrscheinlich nicht die Form eines 'Flüchtlingsstroms', sondern dürfte auf die war; in diesem Konflikt standen möglicherweise die Bürger und die freien Nicht-
Bemühung Milets zurückgehen, Söldner anzuwerben. 44 Die Bedeutung dieser Über- hürger einander gegenüber.5 1 Er wurde mit Hilfe von Schiedsrichtern aus Knosos
siedlung für die Gesellschaftsgeschichte Kretas ist sicher sehr groß, denn sie belegt, und Lyttos gelöst; auch in diesem Fall wissen wir nicht, ob die Schiedsrichter des-
daß die Inselstädte nicht mehr in der Lage waren, ihren Bürgern Landbesitz und halb aus diesen Städten kamen, weil Knosos bzw. Lyttos unterschiedliche politische
Lebensunterhalt zu sichern; konkrete politische Auseinandersetzungen lassen sich je- Richtungen vertraten. Schließlich gibt es das Ehrendekret einer kretischen Stadt für
doch nicht erkennen. 45 Wenige Jahre später kam es während des Kriegs der Knosier. Richter aus Mytilene (2. Jh.); 52 auch diese fremden Richter versuchten eventuell,
der Gortynier und ihrer Verbündeten gegen Lyttos um 220 zu einem Bürgerkrieg in einen internen Konflikt zu lösen.
Gortyn, dessen Hintergründe noch nicht in befriedigender Weise erklärt worden sind: Diese spärlichen Quellen lassen keinen Zweifel daran, daß es an politischen Aus-
Die 'Jüngeren', die die Lyttier unterstützten, besetzten die Hafenstädte Lebena und einandersetzungen im hellenistischen Kreta nicht mangelte. Für die Ansicht, daß es
Matalon, während sich die 'Älteren' mit Hilfe der Knosier auf der Burg behaupten dabei um die Einführung einer demokratischen Verfassung ging, fehlt jedoch jedes
konnten; 46eine ähnliche innere Spaltung läßt sich vielleicht in derselben ZL:itauch bei zuverlässige Zeugnis. Wenn die Quellen etwas über den Hintergrund der Auseinan-
einem anderen Verbündeten der Knosier, Dreros, feststellen. 47 Daß beide Konflikte dersetzungen sagen, geht es um die Fragen des Landbesitzes und der Schulden.
mit außenpolitischen Fragen verknüpft waren, steht fest; das Fehlen jeder Auskunft Solche Probleme betreffen an sich - zumindest indirekt - auch die Verfassung; die
über die Hintergründe dieser Staseis erlaubt jedoch keine Charakterisierung der Par- epigraphischcn Zeugnisse zeigen jedoch, daß die kretische Verfassung ihren aristo-
kratischen Charakter nie wirklich verlor. 53Die Besetzung der Ämter war bis zur Zeit
der römischen Eroberung das Privileg weniger aristokratischer Familien. 54 Wenn die
40v gl. van Effenterre 1948, 172: "Jes rivalites entre Jes grandes cites cretoises coincident souvcnt gegeneinander kämpfenden Parteien von anderen Staaten militärische Unterstützung
avec I'opposition de Jeurs conceptions politiques"; vgl. van Effenterre 1937, 327-332 und 1948, 162-
167 in bezug auf das Bündnis zwischen den 'demokratischen' Poleis Knosos und Dreros gegen das
'konservative' Lyttos. 48van Effenterre 1937, 327-332 und 1~. 168-172 sah in den 'Jüngeren' Gortyns die Vorkämpfer
41IC III,iv 8: zu diesem Texts. van Effenterre 1948, 168f.; Willetts 1955, 128f.; Brule 1978. der Reformen; ähnlich Petropoulou 1985, 109-111; vgl. Brule 1978, 35 Anm. 5 ('revolutionaires');
178f.; Petropoulou 1985, 47, 11 lf.; Kreurer 1992, 23. Zur Datierungs. Mikrogiannakis 1967, 85- er konnte jedoch keine Erklärung dafür finden, daß diese 'Reformpartei' das seiner Meinung na_ch
87 (während des Chremonideischen Krieges); vgl. schon van Effenterre I 948, 248; llcinen 1972, 'konservative' Lyttos unterstützte. Überzeugender ist die Deutung Willetts' 1955, 182-191, der hier
144. einen Zusammenhang mit den Organisationen der vr01 erkannte; vgl. Willctts 1977; Willetts 1986b;
42Demographische Analyse der einschlägigen Texte: Petropoulou 1985, 177f.; Drule 1990, vgl. Walhank 1957, 509; Errington 1969, 29-31. Muttelsee 1925, 23-26 ließ die Frage offen.
insbes. 238-242, 246. Zur Datierung: Hennig 1994, 340 (nach der Rekonstruktion der milesischen 49 40 Testimonium c Z. 13f.; die Datierung ist umstritten (216-207, 197/96, ca. 184); s. Kom-
Chronologie durch Wörrle 1988; hierzu vgl. Ph. Gauthier, Bull. cpigr. 1989, 277). Früher wurden mentar zur Stelle.
diese Texte auf 228n bzw. 223/2 datiert. 50v gl. Willetts 1955, 179f. Zur Aushöhlung des Begriffes Demokratia in der hellenistischen Zeit
43van Effenterre 1948, 169f. s. z.B. Musti 1967; Orth 1977, 155-158; Quass 1979, insbes. 37-41, 51f.
44Vgl. Brule 1978, 165-168; Du~aniC 1983, 23 (aber mit dernun überholten Datierung auf 228). 51rc I,xix 3 A; zur Interpretation: Brulc 1978, 179.
45Es ist nicht auszuschließen, daß diese Menschen durch Vermittlung ihrer Poleis nach Milet 52IG XII 2, 17. Aufgrund der Onomastik ist dieses Dekret einer kretischen Polis zuzuweisen.
übersiedelten. 53Die Ansicht, daß die Verfassung im hellenistischen Kreta demokratisiert wurde, vertreten vor
46Polyb. 4,54,6. Spyridakis 1977n8, 55-61 vermutete aufgrund numismatischer Zeugnisse, daß allem Muttelsee 1925, 15-33 (passim), van Effenterre 1948, 163-172 und Petropoulou 1985, 104-
sich während dieses Bürgerkrieges die gortynische Phyle der Ainaonen verselbständigte; s. aber Faure 114, 154-156. S. aber die berechtigte Kritik von Willetts 1955, 170-181 und die Zurückhaltung von
1965a, 222f.; 1993, 68 (Ainaeis oder Ainaoi und nicht Ainaones). Brule 1978, 175-178; vgl. Spyridakis 1979, 384 Anm. 28.
477 Testimonium b; van Effenterre 1937, 327-332; 1948, 168; vgl. Kirsten 1940, 143; Petro- 54Petropoulou 1985, 154-156 versuchte, zu zeigen, daß die Ämter nicht nur einer kleinen Ober-
poulou 1985, 112-133; s. aberGuarducci 1939c, 94; Willetts 1955, 182-185. schicht zugänglich waren; s. aber Chaniotis 1988b, 158; Bowsky 1989b; Chaniotis 1992, 305-310.
16 A I 3. Die Rolle der hellenistischen Großmachte AI 3. Die Rolle der hellenistischen Großmachte 17

erhielten, heißt dies längst nicht, daß die innenpolitischen Gegner grundsätzlich eine tischer Mächte beherbergten. 58 Diese Rolle der hellenistischen Staaten führt jedoch
unterschiedliche Außenpolitik verfolgten; sie wandten sich vielmehr an den nächsten mitunter zu nicht gerechtfertigten Verallgemeinerungen. Die Beziehungen einzelner
Verbündeten, der sich im Augenblick anbot. kretischer Städte zur selben fremden Macht werden als Beweis angeführt, daß diese
Städte auch miteinander verbündet waren. Dies trifft zweifellos häufig zu: Gortyn
3. Die Rolle der hellenistischen Großmächte schloß zusammen mit allen seinen Verbündeten Bündnisverträge mit den Königen
Magas von Kyrene bzw. Demetrios von Makedonien ab; das lyttische Bündnis ging
Alle Untersuchungen der hellenistischen Geschichte Kretas unterstreichen die als geschlossener Staatenbund ein Bündnis mit Antiochos II. ein, das gleiche tat auch
intensivierten Beziehungen der Insel zur Außenwelt und weisen auf die wiederholte das Bündnis unter der knosischer Führung mit den Aitolern und jenes unter der
Einmischung fremder Mächte in die innerkretischen Auseinandersetzungen hin. 55 So Führung Polyrrhenias mit Makedonien und den Achaiem. 59 Die kretischen Bündnis-
nimmt die Frage, ob der auswärtige Faktor die kretisch-kretischen Staatsverträge er- verträge enthalten ferner häufig eine Klausel, die die Bündnispartner zu einer gemein-
klären kann, eine besondere Stellung ein. samen Außenpolitik verpflichtet (B llI 1 e, j).
Einige Verträge zwischen kretischen Städten wurden in der Tat durch aktive Ver- Die zahlreichen Ausnahmen von dieser Regel rechtfertigen jedoch große Skepsis
mittlung oder Beteiligung einer fremden Macht abgeschlossen, namentlich Spartas, gegenüber diesem Kriterium: Ein nichtkretischer Staat konnte gleichzeitig mit
Makedoniens, Ägyptens und Roms. 56 Die fremden Mächte verfolgten bei ihrer Ver- mehreren kretischen Städten verbündet sein, die miteinander nicht verbündet, ja sogar
mittlung verständlicherweise immer ihre eigenen Ziele: Sparta bemühte sich um die verfeindet waren: 60 Das mit Knosos verbündete Rhodos schloß ca. 205 einen
Stärkung seiner Position am Vorabend des Chremonideischen Krieges, Philipp V. Bündnisvertrag mit Hierapytna, das damals einen Krieg gegen Knosos führte; ein
ließ sich zum 1tpocr'ta't17i;des Bündnisses der meisten kretischen Städte wählen, die entsprechender Vermerk in der Beistandsklausel entband die Rhodier von der Pflicht,
Ptolemäer gewährten ihrem jeweiligen Verbündeten (Itanos und Gortyn) Unter- die Hierapytnier in diesem Krieg militärisch zu unterstützten.61Ein analoger Vermerk
stützung, und Rom war stets um die Beilegung lokaler Konflikte im unruhigen Osten im Bündnisvertrag zwischen Malla und Attalos I. - Attalos sei nicht verpflichtet, den
bemüht. Die Bedeutung der kleinen und großen hellenistischen Staaten für die Ge- Malläem in Kriegen gegen Hierapytna, Priansos und die Arkader beizustehen - zeigt,
schichte Kretas ist allerdings viel größer, als dies die wenigen Fälle einer direkten daß der König von Pergamon mit untereinander verfeindeten Städten Bündnis-
Einmischung beim Abschluß eines Vertrags zwischen kretischen Städten erkennen verträge abschloß;62 derselben Politik folgte auch Eumenes II., der im Jahr 183
lassen. 57 Es kam gelegentlich auch vor, daß kretische Städte Garnisonen nichtkre- Bündnisverträge mit 30 kretischen Städten (wahrscheinlich den Mitgliedern des

55Vgl. Cardinali 1904, 1905 und 1907; van Effenterre 1948, 201-234; Kreuter 1992. Zu den
Hyrtakina, Istron, Knosos, Kydonia, Lappa, Lato, Lato pros Kamara, Malta, Polyrrhenia, Priansos,
Beziehungen einzelner Staaten zu Kretas. auch Errington 1969, 27-48 (Achaia); Spyridakis 1970;
Rhaukos, Sybrita). Auch folgende epigraphische bzw. literarische Texte setzen Verträge voraus: SV
Bagnall 1976, 117-123; Huß 1976, 132-162 (Ägypten); Kreuter 1995 (Rom).
56Sparta: 1 (Polyrrhenia-Phalasarna), vielleicht 2 (Aptera-Kydonia); Makedonien: 76 (Neugrün- III 468 (Gortyn-Magas), 476 (mehrere Städte-Areus, vgl. Plut., Pyrr. 27,2), 486 (Lyttos-Antiochos
1.), 551 Z. 75-77 (Knosos-Rhodos, vgl. Polyb. 4,53,lf.; Diod. 20,88,8f.); IC IIl,iv 9 Z. 40-42,
dung des Kretischen Koinon); Ägypten: 19 (Hierapytna-Itanos), 43 (Knosos-Gortyn), vielleicht 46 107f., 119-121 (Gortyn, Itanos, Kretisches Koinon-Ptolemäer); lll,iv 10 Z. 3 (Jlierapyu1a-Rom); IV
(Gortyn-unbekannte Stadt); Rom: 40 (Friedensvertrag), 49 und 57 (Hierapytna-llanos), 54-56 Te- 195 Alf. (Gortyn-Ptolemäer, vgl. IC III,iv 9 Z. 119-121); Ducrey - van Effenterre 1969, 281 Z.
stimonium b (Lato-Olus); vielleicht 62 (Arkader-Knosos?). Es ist denkbar, daß die Gründung des 15f. (Attalos 1.-Hierapytna, Priansos und die Arkader); Polyb. 4,53,8 (Knosos-Aitoler); 7,ll,8f.
Kretischen Koinon wohl im frühen 3. Jh. auf Intitiative Ptolemaios' II. zurückgeht: s.u. A II 1. (Kretisches Koinon-Philipp V.); 28,15,lf. (Kydonia-Eumenes II.); App., Sie. 6,1 (Mitliridates VI.-
57S.u. A II. Ein Hinweis auf Abkommen kretischer Städte mit nichtkrctischen Staaten und
kretische Städte); Paus. 1,36,5 (kretische Städte-Athen); 8,50,6 (Gortyn-Achaier; vgl. IG IV 12 ,
Königen demonstriert dies zur Genüge: SV III 468 (Oreioi-Magas), 482 (Rechtshilfeverträge mit 244); vielleicht Milet I 2 Nr. 12 Z. 7f. und Milet I 3 Nr. 37 Z. 3 (Milet-kretische Städte). Kreuter
Milet), 486 (Lyttos-Antiochos 11.),498 (Gortyn-Demetrios), 501-502 (Eleuthcma bzw. Hierapytna- 1992 untersucht nur die Verträge mit den Reichen der Ptolemäer, Antigoniden und Attaliden sowie
Antigonos Doson), 551-552 (Hierapytna bzw. Olus-Rhodos), 562 (Phaistos-Tenos), 577 (Polyrrhe- mit Rhodos.
nia-Melos, vgl. SEG XLI 771), 582 (Praisos-unbekannter Staat), 585 (Axos-Aitoler); IC 1,v 20 A 58zurptolemäischen Garpison in Itanos s. Kreuter 1992, 21-34; vgl. Spyridakis 1970, 69-103;
(Arkader-unbekannter Staat); I,xxii 14 (Olus-ein Makedonenkönig?); I,xxiv 2 (Kretisches Koinon- Bagnall 1976, 120-122; Huß 1976, 147f. Zur rhodischen Garnison in Olus (SEG XXIII 548) s. van
Samos); 11,i 2 (Allaria-Paros); 11,iii 4 C (Aptera-Attalos II.?); 11,iii 16 (Aptera-Milet; s. Robert Effenterre 1948, 230-234; vgl. Kreuter 1992, 80-87. Die von Livius (34,35,9) implizierte Kontrolle
1940, 113-117); 11,v21 (Axos-Nikomedes II.?); 11,v22 (Kretisches Koinon-unbckannter Staat); II, kretischer Städte durch Nabis von Sparta läßt sich nicht genau erklären; es dürfte sich um ein Bünd-
xxx 3 (unbekannte Polis-Athen); IV 179 (kretische Städte-Eumenes II.); IV 197 (Kretisches Koinon- nisverhältnis handeln, spartanische Garnisonen sind jedoch nicht ganz auszuschließen; s. van E~fen-
Anaphe); SEG XLI 768 (Chersonesos-Rhodos); SEG XLI 772 (unbekannte Polis-Melos); Ducrey - terre 1948, 259; vgl. Errington 1969, 35; Spyridakis 1992b, 132; Harrison 1994, 12; s.u. A II).
van Effenterre 1969, 279f., 281f. (Lato bzw. Malla-Attalos I.; vgl. SEG XVI 524). Vgl. die Inschrif- 59Gortyn: 78; Lyttos: 80; Knosos und Polyrrhenia: 81.
tendossiers mit Psephismata kretischer Städte zu ihren Beziehungen zu Kos (IC I S. 100 mit Anm. 60Beispiele aus dem klassischen Griechenland: Martin 1940, 186-191; Moslcy 1971, 323.
2: Hierapytna, Istron, Phaistos), Magnesia am Mäander (IC I,viii 9; III,iii 3 C; IV 176; !.Magnesia 61SV III 551 Z. 75f. (hier 79 Testimonium c); vgl. Kreuter 1992, 70f.
21, 65, 70: Allaria, Aptera, Arsinoe, Eleuthema, Eltynia, Gortyn, Hierapytna, Keraia, Milatos, Pha- 62Der Text: Ducrey - van Effenterre 1969, 281 z. 14-16: i½[a]vµribt' 'IEpmrnwiou~ ~ CTpiavcriou~
lasarna, Polyrrhenia), Mylasa (I.Mylasa 641-659, 720; SEG XXXIX 1127; XLII 1003-1006), Tenos
(IC I,xvii 1; I,xxx 2; II,xvi 2; IV 196; IG XII 5, 868 A: unbekannte Stadt, Gortyn, Lappa, Phaistos, ~ 'ApKaÖCX~ 1mp1CaAÖJotv. Diese Stelle wird von Huß 1976, 159 als Hinweis auf ein Bündnis der
Tylisos), Teos (IC I,iii !; I,v 52-53; I,vi 1-2; I,viii 8 und 11; I,xiv 1; I,xvi 2 und 15; I,xix 2; I,xxiv Malläcr mit diesen Staaten mißverstanden. Derselbe Irrtum findet sich auch bei Brulc 1978, 27 Anm.
1; 1,xxvii !; 11,i 1; 11,iii 1-2; 11,v 17; 11,x2; 11,xii21; 11,xv2; 11,xvi 3; 11,xxiii 3; 11,xxvi 1; IIl,iii 2; 2. Richtig Kreuter 1992, 96f.; Bertrand 1992, 208f. Für analoge Ausnahmen in bczug auf die Bei-
SEG IV 600; SGDI 5182: Allaria, Apollonia, Aptera, Arkader, Axos, Biannos, Eronos, Hierapytna, standspflicht s. Tausend 1992, 177f.; SV lll 551 Z. 75-77.
18 AI 4. Der soziale Rahmen und die Agrarverfassung AI 4. Der soziale Rahmen und die Agrarverfassung 19

Kretischen Koinon), darunter Knosos und Gortyn, abschloß, aber gleichzeitig auch sacra des Heiligtums des Zeus Diktaios finden wir eine interessante Zusammen-
mit Kydonia verbündet war, das in dieser Städtegruppe fehlt; ca. 170 unterstützte er stellung der wichtigsten Formen der Bodennutzung auf Kreta: rvvr.µetv (weiden),
die Kydoniaten sogar in ihrem Krieg gegen Gortyn. 63 Ziel solcher Verträge war in rvauAocrtate"iv (Aufenthalt von Herden im Zusammenhang mit der Transhumanz),
der Regel die Anwerbung kretischer Söldner; und dazu bedurfte es keiner grundsätz- cr1tdpetv ('säen', also Ackerbau betreiben) und ~uAeuetv (Holz fällen). 68 Die mit
lichen außenpolitischen Überzeugungen. So konnten kretische Söldner in der Armee dem Außenhandel zusammenhängende Plantagenwirtschaft und das Handwerk spiel-
sowohl des Perseus als auch der Römer dienen, und zwar zu einer Zeit, in der das ten vor der römischen Eroberung keine bedeutende Rolle. 69
Kretische Koinon allem Anschein nach noch Bestand hatte. 64 Die hellenistische Zeit brachte in dieser Hinsicht keine wirkliche Veränderung. Die
Die Beziehungen kretischer Städte zu den großen und kleinen Mächten der helleni- Intensivierung der Außenbeziehungen Kretas führte zwar auch zu wirtschaftlichen
stischen Welt müssen also differenziert betrachtet werden. Auf der einen Seite stehen Beziehungen mit dem 'Ausland', die jedoch fast immer Nebenaspekte des Söldner-
die Verträge zwischen bereits bestehenden kretischen Bündnissen und nichtkretischen dienstes, Seeraubs und Sklavenhandels darstellen: Die fremden Münzen fanden ihren
Staaten; in diesem Fall ist in der Tat von einer gemeinsamen Außenpolitik der betref- Weg nach Kreta vorrangig als Lohn von Söldnern und nicht im Gefolge von Han-
fenden kretischen Poleis auszugehen. Dies heißt jedoch längst nicht, daß diese ge- delsaktivitäten;70 die Geldgeschäfte mit anderen griechischen Gebieten erweisen sich
meinsame Außenpolitik die Grundlage für die Entstehung der kretischen Bündnisse in der Regel als Folge der seeräuberischen Aktivitäten der Kreter (Freikauf von Ge-
bildete. Auf der anderen Seite stehen die Verträge nichtkretischer Staatenmiteinzel- fangenen, Geldverleih im Zusammenhang mit dem Freikauf von Gefangenen, Ver-
nen kretischen Städten oder Bündnissen. Ziel dieser Verträge war gewiß nicht, eine kauf von Beute u.ä.). 71 Eine intensive Handelstätigkeit mit den Produkten der Insel,
Vereinigung der einzelnen Bündnispartner der fremden Macht herbeizuführen. Wir die die Agrarwirtschaft und das Handwerk fördern und zu einer wirklichen Änderung
müssen festhalten, daß außenpolitische Ziele oder Pflichten ebensowenig den Ab- des Wirtschaftslebens beitragen würde, ist nicht bezeugt. 72 Vor allem aber scheint die
schluß der überwiegenden Mehrheit der kretisch-kretischen Abkommen erklären Agrarverfassung im hellenistischen Kreta weitgehend unverändert geblieben zu
können wie verfassungspolitische Ziele. Eine Erklärung für diese charakteristische sein;73 die hellenistischen Inschriften bezeugen das Fortbestehen der Unterteilung des
Erscheinung im hellenistischen Kreta bieten vielmehr die soziale und die Versor- Landes in zwei rechtliche Kategorien: a) Landlose (KAapot), 74 die in der hellenisti-
gungskrise in den kretischen Städten (A I 5-6). schen Zeit eher Privat- als Sippeneigentum waren und wohl von Privatsklaven be-

4. Der soziale Rahmen und die Agrarverfassung


Bezeichnend für die hellenistische Gesellschaft Kretas 65 ist die erstarrte Form einer 68IC III,iv 9 Z. 81f.
69 Willetts 1955, 176f.; Brule 1978, 157; Chaniotis 1988c, 67-69; Chaniotis 1995a, 42-51, 56-
archaischen Gesellschaftsstruktur, deren Hauptmerkmale die Bindung des Bürger-
rechts an die kriegerische Ausbildung und die Teilnahme an den Syssitien auf der 76.
7°LeRider 1966, 143-146, 191-194, vgl. 293f. (Seeraub).
einen und die Herrschaft über eine abhängige Bevölkerung von verschiedenen rechtli- 71Allgemein zur engen Beziehung zwischen Handel und Seeraub: Garlan 1978, Sf.; de Souza
chen Stellungen (Kaufsklaven, Hörige, freie Nichtbürger) auf der anderen Seite 1995, 186-189. Zu Kretas. vor allem Brule 1978, 158-161; Petropoulou 1985, 39f., 49f.. 6lf., 68-
waren. 66 Den Bedürfnissen dieser Gesellschaft entspricht eine Subsistenzwirtschaft, 74; vgl. Chaniotis 1988c, 70. Zum Freikauf von Gefangenen s. Bielman 1994 (zu Kreta eben<la
deren Grundlage Ackerbau und Viehzucht waren: 67 In einer indirekt überlieferten lex insbes. 18-22, 119-125, 146, 156-159, 231, 235); Sahin 1994. Es wir<l angenommen, <laß ein Dar-
lehen an Paros (SEG XXXII 825, frühes 2. Jh.) mit dem Seeraub (Freikauf von Gefangenen?) zusam-
menhängt: Petropoulou 1985, 41 mit Anm. 45; zu Angriffen kretischer Piraten auf Paros: Brule
1978, 72. Anders Spyridakis 1982, 9-26; er bringt die Inschrift mit der Pest <les Jahres 188 in Ver-
63Der Vertrag mit den 30 kretischen Städten: IC IV 179; vgl. Kreuter 1992, 99-105. Zum Bündnis bindung und nimmt an, daß das Kretische Koinon der Gläubiger war; s. aber <lie Kritik von H.W.
mit Kydonia s. Polyb. 28,15,1 undA II 5-6; vgl. Kreuter 1992, 102. Pleket in SEG XXXII 825. In einer Inschrift von Arkesine wer<len Darlehen im Zusammenhang mit
64S.u. A II 6. Daß die Präsenz von Söldnern aus einer bestimmten kretischen Stadt in einer nicht- Kreta erwähnt (IG XII 7, 63, 2. Jh.; vgl. Brule 1978, 59f.); aus der Inschrift geht nicht hervor, daß
kretischen Armee nicht unbedingt bedeutet, daß die kretische Polis mit dem fremden Staat verbündet die Gläubiger Kreter waren. Robert - Robert 1989, 49 nahmen (ohne zwingende Grün<le) an, <laßauch
war, wird oft zu Recht betont (z.B. van Effenterre 1948, 206; Huß 1976, 148; Bagnall 1976, 117; eine Inschrift von Klaros, die eine Gesandtschaft der Kreter nennt, einen lilmlichen l lintergrund hatte
Kreuter 1992, 43), häufig aber auch vergessen (s. z.B. u. Anm. 152, 181 und 195). (SEG XXXIX 1243 eo!. IV 17-20, ca. 130-100).
65Eine informative Schilderung der aristokratischen Gesellschaft Kretas (mit einigen Fehldeutun- 72Chaniotis 1988c, 70f.; Chaniotis 1995a. Die einzigen nennenswerten Ausnahmen sind <ler
gen) bei Willetts 1955, insbes. 33-36, 166-191, 249-356; vgl. Willetts 1965, 85-118; Willetts Export von Zypressenholz (Chaniotis 1996a) und der wohl auf Kreta hergestellten 'Ila<lra'-Vasen
1969, 139-150; vgl. auch Link 1994, jedoch ohne ausreichende Berücksichtigung der epigraphischen (Callaghan 1983; 1984; Callaghan - Jones 1985; Hayes 1991, 198).
Zeugnisse und eines großen Teils der neueren Literatur; zur hellenistischen Zeit s. Petropoulou 1985, 73Auch die Forscher, die eine Änderung der Verfassung und der Gesellschaft in demokratischer
115-122. Richtung annehmen (s.o.), stellen den Fortbestand der alten Agrarverfassung nicht in frage; s. Petro-
66Zu den verschiedenen Formen der persönlichen Unfreiheit und der Abhängigkeitsverhältnisse s. poulou 1985, 47 mit Anm. 178. Dies heißt allerdings nicht, daß Refonnbestrebungen ganz ausge-
vor allem Gschnitzer 1976, 75-80; vgl. Willetts 1955, 37-56; Willetts 1965, 95-109; van Effenterre blieben wären; der Bürgereid von Itanos (frühes 3. Jh.) verbietet eine Neuaufteilung <les Lan<les (A I
1982; Petropoulou 1985, 125-128; Bile 1988a, 346f.; Link 1994, 30-51 (ohne Berücksichtigung 2), und Polyb. 6,46,lf. impliziert eine Konzentration des Landes in wenigen llän<len: zu <liesen
aller Quellen). Nachrichten s. Brulc 1978, 175-180; Petropoulou 1985, 47f., 110-112. Willens 1955, 243f. erkann-
67Zu diesem Ideal der griechischen Poleis: Martin 1940, 87-90; Bintliff 1977, 104; Austin - te zu Recht, daß vor allem die jungen Bürger vom Mangel an Landlosen betroffen waren.
7437 Z. 16, 20; 38 Z. 9, 15. Vgl. den seit der archaischen Zeit belegten Tenninus Klarotes (<lie
Vidal-Naquet 1977, 15-17; Wagstaff - Augustson - Gamble 1982; Sallares 1991, 298f.; Gallant
1991, 7-10; Jameson - Runnels - van Andel 1994, 262-276, 278. Zeugnisse bei Willens 1955, 46-49).
20 AI 4. Der soziale Rahmen und die Agrarveifassung A I 4. Der soziale Rahmen und die Agrarveifassung 21

stellt wurden, 75 und b) in von einer abhängigen und zu Tributzahlung verpflichteten der Insel zurückzuführen, sondern in erster Linie auf eine Agrarverfassung, die den
Bevölkerung bebaute Ländereien (oiKE'tTJta).Die Bedeutung des letzteren Begriffs Separatismus nicht nur ermöglichte, sondern geradezu nach ihm verlangte.
geht aus zwei hellenistischen Inschriften hervor. 76 Das erste Wort bezeichnet sicher Vereinigungsbestrebungen konnte das aristokratische Gesellschaftssystem Kretas
die Landlose, die im direkten Besitz der freien Bürger waren und wahrscheinlich von kaum dulden. Die lokalen Bindungen des Einzelnen, des Jünglings zu seiner Age-
unfreien Bauern bebaut wurden. 77 Der Terminus oiKE'tTJtabezeichnet eine andere la,81 des Erwachsenen zu seinem Männerhaus (avöpetov), 82 waren zu stark, als daß
rechtliche Größe, nämlich Siedlungen unfreier Bevölkerung (oiKE'tTJtavon oiKE'tTJ<;) sie die Mobilität innerhalb der Insel und die Annäherung zwischen den einzelnen Po-
auf Land, das zwischen den Bürgern offenbar nicht aufgeteilt worden war und sich leis hätten ermöglichen können. Hauptziel der Erziehung des jungen Mannes in der
daher von den Landlosen unterscheidet. 78 Hierbei muß es sich um Gemeindeland Agela war die Förderung kriegerischer Tugenden und des Lokalpatriotismus, 83 die
gehandelt haben, 79 das von den unfreien Bauern gegen Lieferung eines Teils der am Tag seiner Aufnahme in die Bürgerschaft sehr prägnant zum Ausdruck kam: Die
Produktion (wohl einer Dekate) bewirtschaftet wurde. Magistrate der Polis vergegenwärtigten den neuen Bürgern durch das Verlesen der
Die Stabilität eines solchen Systems setzt voraus, daß das Land für die Versorgung Verträge, welche Freunde ihre Polis hatte und gegen welche Feinde sie kämpfen
der Bevölkerung ausreicht, die kleine Schicht der sich mit dem Kriegshandwerk be- sollten (B VI J-2). Allem Anschein nach blieb die Institution der kretischen Ephebie
schäftigten Bürger mit Land versorgt werden kann und das unfreie Bauerntum das bis zum Ende der hellenistischen Zeit unverändert und bildete nach wie vor eine der
Land bestellt und Abgaben zahlt. Wenn auch nur eine dieser Voraussetzungen nicht beiden wichtigen Grundlagen der kretischen Gesellschaft. 84 Die zweite Grundlage
erfüllt wird, kann das empfindliche Gleichgewicht gestört werden und das ganz waren die 'Männerhäuser', in deren Rahmen die Syssitien stattfanden, auch noch in
System gerät in eine Krise: Bevölkerungswachstum bedeutet, daß viele Bürger ohne der hellenistischen Zeit (B VI 3).
Land sind; eine schlechte Ernte - aufgrund von Dürre, Krieg oder Landverlust - führt Voraussetzung für eine wirkliche Vereinigung Kretas wäre die Überwindung des
zu Versorgungskrisen; und wenn die abhängige Bevölkerung nicht mehr bereit ist, Lokalpatriotismus, der ausschließlich lokalen Bindungen und dieser archaischen
das Land unter den alten Bedingungen zu bestellen, geraten die Grundlagen des Strukturen gewesen; dies wurde in der hellenistischen Zeit tatsächlich versucht, ist
Systems, die Syssitien und die kriegerische Beschäftigung der Bürger, in Gefahr. So aber nie ganz verwirklicht worden. Eines der auffälligsten Merkmale der kretischen
gilt als erstes Prinzip einer solchen Agrarverfassung, das von alters her im Besitz be- Staatsverträge, das sie von den anderen griechischen Staatsverträgen unterscheidet, in
findliche Land zu verteidigen und, wenn es nicht mehr ausreicht, neues zu erobern. der Forschung bisher jedoch am allerwenigsten Beachtung gefunden hat, ist das
Diese Agrarverfassung führt notgedrungen dazu, daß der Nachbar als ein wirklicher Bemühen um Förderung der engen Kontakte zwischen den Vertragspartnern (B V])
oder potentieller Feind gilt. So ist es verständlich, daß die einmal in den Dunklen durch die gegenseitige Teilnahme an Festen und Syssitien, gemeinsame musische
Jahrhunderten etablierte Teilung Kretas in viele kleine Gemeinwesen sich bis zum und athletische Veranstaltungen, den feierlichen Empfang der Magistrate des Bünd-
Ende der hellenistischen Zeit behaupten konnte. Diese politische Teilung ist weder ners, die Verleihung des Heiratsrechts, möglicherweise auch durch den gemeinsamen
auf die unterschiedliche Herkunft der Bevölkerung 80 noch auf die Geomorphologie Militärdienst der Epheben zweier Städte. 85 Diese Bestimmungen waren keine höfli-
chen Ehrenerweise, sondern Ausdruck eines bewußten Versuchs, die Bürger der
Vertragspartner eng miteinander zu verbinden. Ihr Erfolg war jedoch ein höchst
75Vgl. Gschnitzer 1976, 80 mit Anm. 175. Das Wort ciqmµ(a (59 Z. 71f.; vgl. IC 11,xii 16 Ab bescheidener. Derartige Bemühungen konnten höchstens die Beziehungen zwischen
2) bezeichnete ursprünglich eine andere rechtliche Kategorie, von Sklaven bestellte Grundstücke in
zwei Städten verbessern; sie untergruben das bestehende Gesellschaftssystem keines-
Grenzgebieten (van Effenterre - Bougrat 1969, 39-41; Gschnitzer 1976, 76-78; vgl. Bile 1988a, 345; wegs, sondern verbanden lediglich zwei in ihrer Gesellschaftsstrnktur ähnliche Ge-
Koerner 1993, 363). In der hellenistischen Zeit wurde m.E. zwischen KA.apotund cicpaµ(m nicht so meinwesen. Und da die neue Partnerschaft in der Regel den Charakter eines
scharf unterschieden, wie die Gleichsetzung von KA.apiiitm und cicpaµtiiitat zeigt (Kallistratos
FGrHist 348 F 4).
7637 Z. 16, 20; 38 Z. 9, 15.
77Petropoulou 1991, 59; vgl. Gschnitzer 1976, 80 Anm. 175. 81zur Erziehung in Agelai und zu den lnitiationsriten der Epheben auf Kreta: Willetts 1955, 7-17;
78Petropoulou 1991, 59; Xanthoudidis 1908, 224 dachte dagegen an die Sklaven. Guarducci 1935, Willetts 1965 110-119· Brelich 1969 196-207; Lebessi 1985, 188-198; Scrgent 1985, 52-74; Le-
134 unterschied nicht zwischen KA.apo~und oiKETI]ta.Auch die im Vertrag 18 genannten u1tofotKot bessi 1991, i~sbes.103~113; Bile 1992b; Link 1994, 21-26 (ohne Kenntnis der Arbeiten von Bile,
gehören vielleicht zur rechtlichen Kategorie der oiKufita. Auf das Verhälnlis der oiKnfim zu den im Brelich und Lebessi); Leitao 1995.
82zu den Andreia und den Syssitien s. Talamo 1987; Lavrencic 1988; Link 1991, I 18-124 mit d~r
Gesetz von Gortyn genannten oiKE'i~kann hier nicht eingegangen werden.
79zu Zeugnissen dafür, daß das Gemeindeland nicht nur Weidegründe, sondern auch Ackerland um- älteren Literatur; Schmitt Pantel 1992, 60-76; Link 1994, 9-15; vgl. Bile 1992h, 13; Chaniolls
faßte s.u. Anm. 681-682. 1995a, 44-49. Andreia und Syssitien in der hellenistischen Zeit: 28 Z. 38-40; vgl. u. Anm. 825.
80von der bunten Zusammensetzung der Bevölkerung, aus Achaiern, Eteokretern, Kydonen, 83S. besonders Brelich 1961, 70-73; zum militärischen Inhalt der Agogc und der Ephcbie vgl. z.B.
Doriern und Pelasgern, spricht bereits Homer (Od. 19,175-177); vgl. den Kommentar Strabons van Effenterre 1949; Willetts 1965, 115-119; Willetts 1977; 1986, 223-238; 13rulc 1978, 140-142,
hierzu (10,4,6, C 475-476). Die moderne Sprachwissenschaft hat die Vielfalt der Sprachen und 147f.; Link 1994, 21.
84Van Effenterre 1948, 86f.; Brulc 1978, 174; Pctropoulou 1985, 115 mit Anm. 572 (mit den
Dialekte auf Kreta in der historischen Zeit bestätigt: zu den eteokretischen Inschriften der klassischen
und hellenistischen Zeit s. Duhoux 1982; zu den lokalen Unterschieden des kretischen Dialekts: Bile Zeugnissen); Leitao 1995, insbes. 131-136.
- Brixhe 1991; vgl. van Effenterre 1991c; zu den nicht-dorischen Elementen des kretischen Dialekts:
857 Testimonium b z. 52-55 impliziert, daß an den Grenzfestungen der Knosicr auch drerische
Duhoux 1988, 57-72; Brixhe 1991. Vgl. auch Kirsten 1968, 61-72. Epheben dienten.
22 A I 5. Emtihrungsraum A I 5. Emtihrungsraum 23

Offensiv- oder Defensivbündnisses hatte, wurden die Spannungen, die früher zwi- Konflikten, die durch die oben geschilderte Agrarverfassung und Gesellschafts-
schen zwei Gemeinden bestanden, auf eine dritte übertragen. So wurden die je- struktur noch verschärft wurden.
weiligen lokalen Bindungen nicht aufgehoben, sondern durch die Aufnahme einer
Das größte Problem lag darin, die Selbstversorgung der zahlreichen Poleis zu ge-
neuen Personengruppe in dieselben lediglich erweitert.
währleisten: In vielen Gebieten Kretas ist eine landwirtschaftliche Tätigkeit auf vielen
Erfolglos blieben auch die Bemühungen um eine Änderung der Gesellschaft und Sektoren und das ganze Jahr hinweg nicht möglich: Mancherorts ist der Sommer heiß
der Verfassung. Die traditionelle Untergliederung der Gesellschaft in Bürger, Freie und regenarm, während andere Gebiete sich im Sommer als Weideplätze anbieten, im
ohne Bürgerrecht (am:mtpot), abhängige Bevölkerung (im6fotKot) 86 und Sklaven Winter aber unbewohnbar sind; der Olivenanbau ist nur bis zu einer Höhe von 600-
war noch bis zum Ende der hellenistischen Zeit intakt, 87 auch wenn es gelegentlich 700 m möglich, so daß er für die sonst fruchtbaren Hochplateaus nicht in Frage
zu einer Erweiterung der Bürgerschaft kam (s.o. Anm. 39), oder den Bewohnern kommt. 94 Die Autarkie einer Gemeinde setzt somit nicht so sehr ein ausgedehntes,
abhängiger Gemeinden mehr Rechte verliehen wurden (B IX 3). als vielmehr ein für mehrere Zweige der Landwirtschaft geeignetes Territorium vor-
aus.95 Diese Probleme können am besten am Beispiel einer Tätigkeit demonstriert
5. Ernährungsraum werden, die durch die geographische Situation der Insel bedingt ist, der Viehzucht.
Das Territorium der vielen Zwergstaaten bestand in der Hauptsache verständlicher- Die Viehzucht ist bis heute in manchen Regionen Kretas durch die Transhumanz ge-
weise aus gebirgigem Land mit nur kleinen Kammern von Ackerland,88 sehr selten kennzeichnet.96 Für die Ernährung ihrer Herden benötigen die Hirten - und dies gilt
aus Ebenen (Mecrapa) 89 oder Hochplateaus (Aacri8t, Ka0ap6, 'AcrKu<pou, 'Oµa- für das antike Kreta wie für das heutige glcicherma&n - etwa von März his Septem-
Aoc;,Niöa). 90 Auch wenn die Fruchtbarkeit der Insel im Altertum berühmt war,91 die her (in manchen Gebieten bis Dezember) Weideplätze auf den Bergen, während sie in
Milde des Klimas und der Reichtum an Wasser gute Ernten trotz der geringen Aus- den restlichen Monaten auf warme Aufcnthalt~ortc in der Nähe des Meeres oder auf
dehnung der Anbauflächen sicherte 92 und die Berge nicht nur günstige Weideplätze, den kleinen vorgelagerten Inseln angewiesen sind. Diese Tätigkeit setzt voraus, daß
sondern auch einen Reichtum an Produkten und Rohstoffen boten,93 führte die eine Polis sowohl gute Weideplätze auf den Bergen als auch den Küstenebenen oder
Konzentration so vieler Poleis auf einem beschränkten Raum gezwungenermaßen zu kleinen Inseln besitzt, und gerade diese Voraussetzung konnten viele kretische Städte
nicht erfüllen. Sie waren dann auf die Gebiete ihrer Nachbarn angewiesen, manchmal
erhielten sie aufgrund zwischenstaatlicher Vereinbarungen entsprechende Möglich-
86zumBegriff s.u. 18 Kommentar zu Z. 38f. keiten. Auch in diesem Fall bedeutet aber die Transhumanz die beständige Über-
87Petropoulou 1985, 115f., 123-128. schreitung von Grenzen durch fremde Hirten, was leicht zu Konflikten führen kann:
88Kirsten 1956, 110. Streitigkeiten über die Verteilung der Weideplätze, die Ein- und Ausfuhr von Waren,
89Watrous et al. 1993, 194-214; vgl. Burgei 1965 zur wirtschaftlichen Rolle dieser Ebene in der Viehdiebstahl oder Flurschäden; diese Probleme, die nicht selten der Anlaß zu Krie-
Neuzeit.
90Zur Bedeutung der Hochplateaus für die kretische Landwirtschafts. Stavrakis 1890, 35-38; gen waren, 97 bildeten oft den Hintergrund zwischenstaatlicher Abkommen und noch
häufiger von Grenzziehungen.
Pendlebury 1939, Sf.; Kirsten - Kraiker 1967, 443; Zois 1973, 14f., 19, 111-116; Verginis 1980,
200-202; Watrous 1982, 6-8; Chaniotis 1996a. Die Probleme, die sich aus dem beschränkten Ernährungsraum der kretischen
91S z B Ho
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!tOV'tq> '' Kat' 7ttElpa,
/ KU/\.T] ' Städte ergaben, konnten bei Bevölkerungswachstum, Gebietsverlusten oder klima-

!tEptppU'tüs; Strab. 10,4,4 (C 475): fXEl UU/\.WVUs E\lKClp!tüUs;Leon Diaconus, hist. 1,4 (p. 9,14-
tisch bedingten schlechten Ernten besonders akut werden. Unsere Quellen lassen uns
1~ Bo?n): EU~ai1;1wv ya.p Tlxropa Kat wpaiwv Kapnfuv Kat xuµwv iofots E!tlElKWs7tEptßp(0ouoa.
rnß 0 rns 'tE Kat rnµTJAOs.Die byzantinischen Historiker bezeichnen Kreta als da~ Land, in dem Honig über alle drei Fragen weitgehend im Stich, und dennoch gibt es einige Indizien dafür.
und Milch fließen (Chaniotis 1988c, 63 Anm. 6). daß derartige Probleme in der spätklassischen Zeit auftraten. Obwohl ein Bevöl-
92
Allgemein zur Fruchtbarkeit der Insel: Bursian 1872, 530f.; Allbaugh 1953, 42-53, 265-278 kerungswachstum in absoluten Zahlen nicht gesichert ist, hatte die Insel in der
(zum frühen 20. Jh.); Kirsten - Kraiker 1967, 443f.; Bintliff 1977, 73f., 99; Chaniotis 1988c;
1995b; zurückhaltender Brule 1978, 144. Zum Wasserreichtum: Bursian 1872, 533; Rackham 1972,
295; Bintliff 1977, 608 (Südkreta); Roberts 1979, 231, 233f. (zu Knosos); Angelakis - Spyridakis
94 Beispiele bei Watrous 1977, 3f. (Oslkreta); Watrous 1982, 7f. (Lasilhi): zum Olivenbau (all-
1996, 164-168 (minoische Zeit). In den kretischen Grenzziehungen werden zahlreiche Flüsse und
Sturzbäche erwänt: B VIII. Zur modernen Hydrographie s. Nevros - Zvorykin 1938/39, 250f.; Hem- gemein) s. Kolodny 1974, I 85-92.
pcl 1992, 20f. Zum Klimas. Neumann - Partsch 1885, 49f.; Philippson 1948, 193-195; Allbaugh 95Allgemein: Osbome 1987, 37-40; Gallant 1991, 36-38; 41-44. Zu Kreta: van Effenterrc 1991b,
1953, 43-45; Rackham 1972, 284-286; Zacharis 1977, 15-18; Robert.~ 1979, 233-235; Hempel insbes. 403f.; Haggis 1993; Chaniotis 1995a, 54-56; Chaniotis 1996a; vgl. z.B. die französischen
1991 '. 24-46; Flaccus 1992. In der neuesten Forschung wird allgemein angenommen, daß das Klima Untersuchungen zu den Möglichkeiten der minoischen Siedlung von Mallia für die Sicherstellung
und die Flora (vor allem der Wälderbesland) in den letzten vier Jahrtausenden keine wesentlichen Än- einer Selbstversorgung und zu den unterschiedlichen landwirtschaftlichen Tätigkeiten in verschie-
derungen kannten: Dewolf - Postei - van Effenterre 1963, 32; Wagstaff 1972, 282; Watrous et al. clenen geographischen Zonen: Dewolf - Postei - van Effenterrc 1963, insbes. 42-53; vgl. Burgei
1993_,203; vorsichtiger Roberts 1979, 234f.; Hayden - Moody - Rackham 1992, 307f.; Angelakis - 1965, 23-40 (Kreta in der Neuzeit); Robert5 1979, 240; 1981, 5 (Knosos); über die wirtschaftliche
Spyndak1s 1996, 166f. Dies schließt kurzfristige Klimaänderungen nicht aus (vgl. u. Anm. 103). Einheit, die die kretischen Berge und Küstengebiete bilden, s. Watrous 1982, insbes. 36; vgl. Bcnnet
Die Wälder müssen aber viel ausgedehnter gewesen sein: s. Zacharis 1977, insbes. 58-70 (mit sehr 1990, 208.
guter Kenntnis der Zeugnisse des Mittelalters); Chaniotis 1991b, 98f. (im Lichte der literarischen 96Ausführlicher hierzu Chaniotis 1995a; vgl. B V 3.
und epigraphischen Quellen); vgl. Chaniotis 1996a. 97S. z.B. Hell. Oxy. 21,3 vv. 480-485 ed. Chambers (18,3 ed. Bartolctti); vgl. Sartre 1979.
93
S. jetzt Chaniotis 1991b, 98-103; Chaniotis 1996a; vgl. lkmpel 1995. 214f.; Bravo 1980, 869.
A / 6. Der demographischeRahmen 25
24 A I 5. EnuJhrungsraum

hellenistischen Zeit eine größere Bevölkerung als ernährt oder auf jeden Fall mit Land Zeit war dies nicht mehr möglich. 103Diese Nachricht wird durch eine weitere Beo-
versorgt werden konnte (A 16). Die ständigen Kriege behinderten die landwirtschaft- bachtung des antiken Naturkundlers bestätigt: Die kretischen Berge und die gesamte
liche Produktion; wir finden in kretischen Bündnisklauseln sogar gelegentlich Hin- Insel sei von Zypressen bedeckt; 104überall, wo man auch nur ein bißchen gra-be,
weise auf die Zerstörung der Landlose (1CA.apo1) und der Siedlungen der abhängigen wachse die Zypresse von allein. tos Die Zypresse gedeiht bekanntlich vor allem auf
Bauern (oiKE'tllta). 98 Eine Nachricht bei Plinius, der sicher Theophrast (4.13. Jh.) zuvor landwirtschaftlich genutzten Böden. 106
zitierte, zeigt die Folgen des Krieges für die Landwirtschaft auf Kreta: Als die Stadt Diese spärlichen Zeugnisse implizieren, daß sich manche kretische Poleis mit einer
Arkadia - gemeint ist wohl die Hauptsiedlung des Stammes der Arkader ('Ivi allmählichen Verringerung des Ackerlandes und gelegentlichen Versorgungseng-
oder'Acppa'ti) - von Feinden zerstört wurde, blieb das Land für sechs Jahre pässen in der spätklassischen und hellenistis~h~n Zeit konfr~ntiert sahen. __1:'ie
unbebaut; dies hatte negative Konsequenzen für den Wasserreichtum, denn die Bäche Existenz des Problems wird durch die späthellemsttschen Grenzziehungen bestattgt,
und Flüsse - so Plinius - benötigen für ihre Existenz das Ackerland. 99 Hier wird auf die den Versuch belegen, das in der Eschatia der Poleis liegende Land urbar zu ma-
die Verödung des Gebirges angespielt, wenn infolge von Kriegen die Landwirtschaft chen (B VIII). Diese Probleme wurden wahrscheinlich durch ein Bevölkerungs-
und damit die Terrassierung aufgegeben wird. IOODer im Hochplateau von Aacri01 wachstum verschärft. Auf der anderen Seite aber geht aus den Vereinbarungen
beobachtete Rückgang der Siedlungen in der klassischen Zeit hängt z.T. sicher mit wirtschaftlichen Charakters hervor, daß einzelne Städte noch in der Lage waren, der
der Machtkonzentration von Lyttos zusammen, kann aber auch Zeichen einer überschüssigen Bevölkerung ihrer Vertragspartner Land und eine neue Existenz zu
wachsenden Unsicherheit sein.101 geben (B IV 1 und B V 1-2).
Für die Zeit um 330-326 wird für Kreta eine Hungernot überliefert, die mehrere
Städte (Elyros, Gortyn, Hyrtakina, Knosos, Kydonia) dazu zwang, Getreide aus 6. Der demographische Rahmen
Kyrene einzuführen. Die fünf kretischen Städte erhielten insgesamt 20.429 hl Getrei- Für eine starre und wenig durchlässige Gesellschaftsordnung sind die Folgen eines
de; Athen erhielt zum Vergleich 52.526 hl. Es steht jedoch nicht fest, über wie viele Bevölkerungswachstums schmerzlich. 107Für demographische Untersuchungen ~m
Jahre sich diese Getreidelieferung erstreckte. Da dieser Getreidemangel damals ganz antiken Kreta fehlen freilich zuverlässige Quellen, so daß die Schätzungen der Em-
Griechenland betraf, können wir keine Schlüsse auf die spezifisch kretischen Ver- wohnerzahl gewaltig schwanken. 108 Aber auch wenn die Ermittlun~ absoluter Zahl~n
hältnisse ziehen. 102 Daß Kreta aber nicht immer und überall das Land war, 'wo nicht möglich ist, besteht in der Forschung Einigkeit darüber, daß die Be_völkerungm
Honig und Milch flossen', zeigt vielleicht eine Nachricht bei Theophrast. Er zitiert im der hellenistischen Zeit zunahm und auf jeden Fall viel größer war, als die Insel unter
frühen 3. Jh. kretische Gewährsmänner, die davon berichteten, daß die Insel früher Beibehaltung der tradierten Agrarverfassung und Gesells~haftsform v~r~orgen
regen- und bevölkerungsreicher war; die Winter waren milder, und so konnte man konnte.109 Die massenhafte Anwerbung kretischer Söldner m den hellemsttschen
auch die Hochplateaus - z.B. die !da-Hochebene (Nioa) - bebauen; zu Theophrasts
103Theophr., de ventis,fr. V 13 ed. Wimmer:Ei 8' o\Jva1..110i:~.
Ö AEY?U<H ä~Aot'tE~at ?i 1tcpt
98S.u. B III I c. Zu den katastrophalenFolgendes Kriegsfür die Landwirtschaftim alten Grie- Kp~,11v, <0~äpa vuv µdl;,ovc~oi xnµwvc~Katxu:ov1tt..dwv1ti1t,n,,cKµljpta<pEp?v,c~ w~,o,c µcv
cl>KE\'tO
't<lÖpljKat E<pEPE Kap1toV Kat 'tOVCJl'tljpov~at 'tOV?Ev8pi'tljV~~lpU't~U~EVfl~
K~l8~EW('a~
chenlands.Hanson1983,11-63;Foxhall1993.DiesenFaktorübersiehtGallant1991. rii~xoipa~- fon yap 1tcfüai\v,o'i~'J8aio1~oprntvcuµcyc011
crµ€v11~ KmEVwt~ aAAOt~ wvv~vou,8
99 Plin, nat. bist. 31,53: et coli moverique terram callumque summae cutis solvi aquarum
o,wuv ycwpyoucrt 8ta 'toµ~ <pEpnv, ,6,c 8' öxmcpdp11,mKati\mpKo,:iv, öe,cvKat~ vi\cro~
1t\l1Pll~
Tl~
interest.proditur certe in Creta,expugnatooppidoquod vocabaturArcadia,cessassefontes amnesque av0p0l1twv, öµ~pwvµl:vycvoµi:vwv Kat i:Kc'ivov,ov XP6vov1to1..1..wv,
xwvwvöc Kat xnµwvwvµ11
qui in eo situ multi erant, rursus conditopost sex annos emersisse,ut quaequecoepissentpartes coli; y1voµi:vwv; vgl.Watrous1982,22.
vgl. Sen.,nat.qu.3,11,5:idem (sc. Theophrastus)ait circa Arcadiam, quae urbs in Creta insulafuit, 104Theophr.,bist. plant. 3,2,6; 4,1,3. .
fontes et rivos substitisse, quia desierit coli terra diruta urbe; postea vero quam cultores receperit, !05Theophr.,bist. plant. 3,1,6. Das Zypressenholzwar das einzige ProduktKretas, das m de~
aquasquoquerecepisse.
100Zur Terrassierungauf Kreta:Moody- Grove 1990;Hayden- Moody- Rackham1992,314; klassischenund hellenistischenZeit nachweislichin Massenexporuertwurde:die Zeugn_isse bei
Chaniotis1991b,102 Anm.60; Chaniotis1996a.Zur kretischenZypresses. auch Zachans 1977,
Watrouset al. 1993,204; allgemein:Isager- Skydsgaard1992,8lf.; Rackham- Moody 1992.Zu
Erosionserscheinungen nachder Aufgabeder Terrassierung:van Andel- Zangger- Demitrack1990, 41-47.
insbes.383. I06Rackham1972,295.
101Watrous 1982, 22f. Zur Expansionvon Lyttos s. jetzt Viviers 1994, insbes. 252. Sanders 107Das Problem der Überbevölkerungfür die aristokratischeGesellschaft Kretas erkannte
Aristoteles(Pol.II 1272a 22-25),auch wennseineErklärung,die Scheidungunddie Homoscxualt
1976, 131, 136 nahm einen analogenRückgangder Siedlungenin der Ebene von Mesara in der tät hätten einer Geburtkontrollegedient, sicher nicht zutrifft; zur Stelle vgl. Spyndakis 1979,
klassischenundhellenistischenZeit an. NeuereUntersuchungen zeigeneine erhöhteSiedlungsdichte
in der späterenhellenistischenZeit im Westteilder Ebene: s. Chatzi-Vallianou- Watrous 1990, Panagopoulos1987,85-91.
122f.;Watrouset al. 1993,231. !08Marinatos1936,285 schätztedie BevölkerungKretasauf eine Million,Faure 196l__ auf ca.
102SEG IX 2; s. Oliverio 1933,84-90;Laronde1987,30-33;Brun 1993;Jameson- Runnels- 200-300.000.Die einzigenQuellensind Angabenüber Söldnerin fremdenHeerenbz"".·uber die
van Andel 1994, 559-561.Die neue Untersuchungvon G. Marasco,Economiae storia, Viterbo Soldaten,die einzelneStädtebei Bedarfan einenBündnispartner entsendensollten,fe1;1er
die Angabe,
daß 180EphebeneinenEid in Drerosleisteten;zumletztenZeugniss.u. 7. Zur Entwicklungder Be-
1992,war mir nicht zugänglich.Zu den kompliziertenMechanismen,die zu Hungernotführenkön- völkerungszahlKretasin der Neuzeits. Stavrakis1890;Allbaugh1953,466; Faure 1961.
nen, s. Gallant1991,5-7. Auf Getreidemangeldeutetvielleichtauch die Lieferungvon Wacholder-
beeren,die als besondersnahrhaftgalten,an Gortyndurchdie Bewohnervon Kaudos(69 Z. 15-18 I09Niese 1899, 427; Pendlebury 1939, 354; van Effenterre 1948, 303 mit Anm. 1; Launcy
mit Kommentar);wilde Flora wurde oft für die ErgänzungknapperNahrungsmittelgesammelt 1949/50,275; Willetts 1955,246; Brule 1978,162; Spyridakis1979,381; van Effcnterre1991b,
(Gallant1991,116-119). 396,404.
26 AI 6. Der denwgraphische Rahmen A I 6. Der denwgraphische Rahmen 27

Armeen 110ist ein deutliches Zeichen für die stark gewachsene Bevölkerung, die nicht tel 17 sowie Grabinschriften kretischer Frauen an Orten mit kretischen Söldnern, vor
mit Land versorgt werden konnte und im Söldnerdienst und Seeraub ein Auskommen allem in den makedonischen Garnisonen in Thessalien und auf Euboia. 118 Obwohl
suchte. 111Die Untersuchung von A. Petropoulou über die Familienstruktur auf Kreta nicht alle kretischen Söldner die Absicht oder die Möglichkeit hatten, sich an ihrem
im Lichte der Einbürgerungsurkunden von Kretern in Milet bestätigt dieses Bild: Dienstort niederzulassen, gab es viele, die dies offenbar taten.
Kinderlose Paare sind in der Minderzahl, in der Regel hatten die Paare mehr als zwei Die hellenistischen Staatsverträge bezeugen vor allem den zweiten Weg, die Nie-
Kinder. 112 derlassung im Gebiet einer anderen kretischen Stadt: Im Rahmen von Isopolitiever-
Wenn die Bevölkerungszahl zunimmt und das Land knapp wird, bleiben für das einbarungen wurde den Bürgern der Vertragspartner wechselseitig das Recht ver-
grundsätzlich auf die Landwirtschaft angewiesene griechische Gemeinwesen zwei liehen, sich in der Partnerstadt niederzulassen und dort Grund und Boden zu erwer-
Wege für die Versorgung der landlosen Bürger: die Eroberung und die Auswande- ben. In einigen Fällen wurden 'Kolonien' kretischer Städte an anderen Orten Kretas
rung. Die Kreter haben in der hellenistischen Zeit beide Wege beschritten, was ein gegründet. Bürger von Eleutherna ließen sich in Sipilen, auf dem Gebiet einer ande-
unzweideutiges Zeichen einer wachsenden Versorgungskrise darstellt. Die wenigen ren westkretischen Stadt, nieder, möglicherweise infolge einer entsprechenden ver-
Quellen über den Ernährungsraum und die demographische Entwicklung im helleni- traglicher Vereinbarung (s.u. S. 112). Hierapytnische Bürger gründeten eine Kolo-
stischen Kreta legen nahe, daß das Land der kretischen Städte für die Versorgung nie, vielleicht auf dem Gebiet des Nachbarstaates der Arkader (74). Auch die ab-
ihrer Bevölkerung nicht reichte. Diese Annahme findet ihre Bestätigung in den zahl- hängigen Gemeinden der Bewohner von Kaudos und der Artemitai waren möglicher-
reichen Zeugnissen über Grenzkonflikte und Auswanderung, die oft in einem un- weise das Ergebnis einer internen Kolonisation (B IX]).
mittelbaren Zusammenhang mit Staatsverträgen stehen. Die zweite Möglichkeit des Landerwerbs war die Eroberung, und von dieser Mög-
Die kretische 'Kolonisation' in der hellenistischen Zeit nahm zwei Formen an: lichkeit machten die kretischen Städte in der klassischen und hellenistischen Zeit
Niederlassung in fremden Ländern 113und in anderen Gebieten auf Kreta. Außerhalb reichlich Gebrauch. l l9 Bei einer sehr großen Zahl von Kriegen in dieser Epoche ging
der Insel finden wir kretische Siedler - sicher ursprünglich Söldner - vor allem in es eindeutig um den Gewinn von Land. Darauf deuten die zahlreichen Grenzziehun-
Ägypten, 114 Kleinasien (Milet, Aspendos) und im Seleukidenreich, vor allem in drei gen nach Beendigung eines Konflikts hin (B Vill), häufig genug gibt es aber auch di-
kretischen Kolonien.1 15 Ferner findet man kretische Metoiken auf Delos. I 16 Ein rekte Zeugnisse in dieser Richtung: Im späten 4. oder frühen 3. Jh. wurden Setaia
deutliches Zeichen für die Niederlassung kretischer Söldner in den Orten, in denen und Stalai von der Nachbarstadt Praisos erobert (64-65), etwas später erlitt Dragmos
sie ihren Dienst leisteten, sind Mischehen mit Vertretern anderer griechischer Gebie- das gleiche Schicksal (4). Dreros kämpfte gegen Milatos um ein Grenzgebiet ca. 220;
etwas später wurden beide Städte von Lyttos erobert. 120Um 184 eroberte Gortyn die
knosischen Gebiete Lykastion und Diatonion (25, 29, 40); etwas später Zeit zerstör-
te es Phaistos und verleibte sich sein Gebiet ein (s.u. S. 49). Um 170 besetzten die
110oie Prosopographie von Launey 1949/50, II, 1152-1169 (mit den Nachträgen: Launey 1987, Kydoniaten das Gebiet von Apollonia, das anschließend (bis 168) den Gegendstand
II, xii-xiii) bietet immer noch ein repräsentatives Bild (mehr als 400 Personen); vgl. die Prosopo- eines Konflikts zwischen Gortyn und Knosos bildete (A 116). Wenig später er-
graphie kretischer Söldner bei Spyridakis 1981, 55-83 (140 Personen). Allgemein zu den kretischen oberten die beiden Städte gemeinsam Rhaukos und teilten sein Gebiet untereinander
Söldnern in der hellenistischenZeit s. Petropoulou 1985, insbes. 15-20, 23-34. auf (A II 6). Itanos und Praisos führten im frühen 2. Jh. lange Zeit Krieg über
111Zu diesen Gründen für das kretische Söldnerwesenund den Seeraubs. Willctts 1965, 143-148,
241; Brule 1978, 161f., 182-184; Pohl 1993, 55; vgl. (allgemein) Garlan 1978, 4f.; Gallant 1991, Grenzgebiete (47). Nach der Einverleibung des praisischen Gebiets durch die Hiera-
137-139. Für die Größe von Grundstückenim hellenistischenKreta gibt es nur ein einziges Zeugnis, pytnier (um 145) entflammte ein Grenzkonflikt, diesmal zwischen Hierapytna und
eine Liste von Grundstücken (Weinbergen), die Kydonia Proxenoi, vielleicht nur für die Zeit ihres Itanos, der bis 112 dauerte (A II 7). Ein Grenzgebiet war auch Gegenstand der Aus-
Aufenthaltes, gab (IC II,x 1, 3. Jh.). Nach modernen Schätzungen (Jameson - Runnels - van Andel
1994, 283 mit Bibliographie) gewährte ca. ein Hektar Ackerlands (ca. 11 Plethra) die Subsistenz
einer Person. Die meisten Grundstücke, die die Proxenoi Kydonias erhielten, erreichen dieses
Existenzminimumnicht (4, 4, 4, 8, 10 Plethra); nur drei Personen erhielten größere Weinberge (14, 117Vgl. Brule 1978, 163f.: OGIS 134 (Kreterin-Aitoler auf Zypern); SEG VIII 269 (Kreterin-
20, 22 Plethra): vgl. Chaniotis 1988c, 82. Leider darf dieses vereinzelte Zeugnis nicht als repräsenta- Aitoler in Palästina); IC II,v 19 B (Kreter-Frau unbekannter Herkunft auf Zypern). Es smd noch
tiv gelten. folgende Zeugnisse hinzuzufügen: Grenfell - Hunt 1901, 63 (vgl. Masson 1985, 195 _Anm.50:
112Petropoulou 1985, 177f.; vgl. Brule 1990, 246. Kreter-Perserin in Ägypten); Jalambert 1904, lOf. (Kreter-Frau unbekannter Herkunft m S1don);
113Grundlegendhierzu Launey 1949/50,I 277f., der jedoch die Ansicht vertrat, daß die kretischen BGU 1563 (Kreterin-Makedone in Ägypten); s. auch zur Familie des Kreters Dryton (PP 2206,
Söldner in der Regel in ihre Heimat zurückkehrenwollten; s. aber Brule 1978, 163-170. 2884, 11343) Winnicki 1972; Meleze-Modrzejewski1984, insbes. 358-366.
114Zurückhaltend Launey 1949/50, I 277; s. aber Brule 1978, 162-164; vgl. Heichelcheim 1925, 118Hellenistische Grabsteine kretischer Frauen in Ägypten: SB 1655; GY! 866; Masson 1985,
55-59; zum 1toÄitEUµcx tiov Kp11twvs. Launey 1949/50, II 1068-1072; s. z.B. P.Tebt. I 32; zu den 198; Zypern: Murray - Smith - Walters 1900, 96 (vgl. LGPN I, s.v. Euq,pcxti;);Athen: IG II2 9085,
KpijtE~tij~ Emy_ovij~ s. z.B. P.Tebt. III 1 815 fr. 5 Z. 37; vgl. auch u. Anm. 117 und 118 zu kreti- 9088, 9092, 9198, 10135; Thessalien: Arvanitopoulos 1909, 155-164 Nr. 20, 292-~94 Nr. 79;
schen Frauen in Agypten und zu Mischehen. Euboia: IG XII 9, 323 (vgl. LGPN I, s.v. 'Aptc:novocx),1129 (vgl. LGPN I, s.v. 'Aptc:noKÄEtcx)und
115Launey 1949/50, I 277f.; Brule 1978, 163f.; man rechnet mit der Niederlassung von ca. 3- 1143 (vgl. SEG XXXIII 713); Telos: IG XII 3, 70; Lindos: Lindos II 627.
4.000 Kretern in Milet im späten 3. Jh.: Brule 1978, 168. l l9Vgl. Bennet 1990, 200-203. Zur Expansion von Knosos und Gortyn in der klassischen Zeit:
116Treheux 1992: Aristion, lleraippos und Hermippos von Eleuthcma, Sarapion und Timokrates van Effenterre 1948, 117; zur Expansion von Lyttos: Viviers 1994.
von Knosos, Dion von Lyttos, Philippos von Polyrrhenia, Arkeon, Dcxios, Sotadas und Sotas. l 20y gl. jetzt Viviers 1994, 252.
7

28 A I 6. Der demographische Rahmen

einandersetzung zwischen Lato und Olus (121-113, A II 7). 121 Die vollständige
Eroberung war sicher auch das Schicksal der vielen kleinen Poleis, die noch in
klassischer und frühhellenistischer Zeit durch Münzen und Staatsverträge als unab-
hängige Staaten bezeugt sind, aber später entweder gar nicht oder nunmehr als ab-
hängige Gemeinden auftreten: Istron wurde sicher von Lato erobert (59), das um II. DER HISTORISCHE RAHMEN
259/50 noch unabhängige Matalon 122fiel noch vor 220 in die Hände der Phaistier
(71 Testimonium c); Tylisos wurde wahrscheinlich von Knosos erobert. 123Auch El- Eine Rekonstruktion der politischen Geschichte Kretas in der hellenistischen Zeit
tynia dürfte Opfer der knosischen Expansion gewesen sein. 124Es besteht also kein stößt auf fast unüberwindliche Schwierigkeiten. Die wenigen und knappen historio-
Zweifel, daß die Landnot für die berüchtigten kretischen Kriege verantwortlich graphischen Nachrichten (vor allem bei Polybios) betreffen in der Hauptsache wich-
war.125 tige Ereignisse der hellenistischen Geschichte, an denen - eher am Rande - kretische
Die kretisch-kretischen Staatsverträge wurzeln in diesen z.T. geographisch ge- Städte beteiligt waren. Unsere wichtigste Quelle sind die Inschriften, die sich jedoch -
prägten und z.T. im sozialen System begründeten Spannungen. Die nähere Untersu- mit wenigen Ausnahmen - nicht so leicht in einen historischen oder chronologischen
chung ihrer Bestimmungen zeigt überaus deutlich, daß die Beweggründe für den Ab- Kontext einordnen lassen. Schließlich erlaubt die berüchtigte Unbeständigkeit der
schluß von Verträgen mit der Krise dieses archaischen Gesellschafts- und Wirt- kretischen Verhältnisse kaum, allgemeine Tendenzen zu erkennen. So ist der folgen-
schaftssystems zusammenhängen: ständige Bedrohung durch nach Expansion stre- de Versuch einer chronologischen Einordnung der kretisch-kretischen Staatsverträge
bende Nachbarn, Wunsch nach Gewinnung neuer Gebiete, die Erleichterung der Nie- sehr spekulativ. Ohnehin hat sich sehr oft im Studium der politischen Geschichte des
derlassung des Bevölkerungsüberschusses in anderen kretischen Städten, Grenz- Hellenismus gezeigt, daß neue Funde alte Spekulationen oder selbst vermeintliche
ziehungen, Beilegung von aus der Freizügigkeit resultierenden rechtlichen Konflik- Gewißheiten als fehlerhaft erweisen. Als Kriterien für die Zuweisung der kretischen
ten, gegenseitige Verleihung von Privilegien wirtschaftlichen Charakters. Aus diesem Staatsverträge zu verschiedenen Perioden der kretischen Geschichte dienen die Paläo-
Grund stellen die kretisch-kretischen Staatsverträge in erster Linie ein spezifisches graphie der einschlägigen epigraphischen Zeugnisse, einige Klauseln, die auf den hi-
Phänomen des hellenistischen Kreta dar. Eine Auseinandersetzung mit ihnen ist mit storischen Kontext hinweisen (Beendigung eines Krieges, Bestrebungen zur Bildung
besonderen methodischen Problemen verbunden, die über die allgemeinen Probleme eines Hegemonialbündnisses usw.), und unsere (mangelhaften) Kenntnisse der
der Geschichte des Hellenismus und des griechischen Völkerrechtes hina.1sgreifen. Außenpolitik der jeweiligen Vertragspartner.

1. Kreta zu Beginn des 3. Jh. und die Anfänge des Kreti-


schen Koinon
Die politische Geschichte Kretas im ersten Viertel des 3. Jh. wird weder durch
epigraphische noch durch literarische Quellen erhellt, so daß wir nur auf vage Ver-
mutungen angewiesen sind. Auf jeden Fall scheinen bereits im späten 4. oder frühen
3. Jh. die politischen Grundlagen vorgegeben gewesen zu sein, die die Entwicklung
im 3. und 2. Jh. prägten: die Teilung Kretas in mehrere Lager, die Existenz eines
Kretischen Koinon (Kotvov -rwv Kpri-radcov ), die lokalen Grenzkonflikte, unter
anderem auch Ausdruck innenpolitischer Spannungen, und die Beziehungen zu den
großen hellenistischen Staaten, die um die militärische Unterstützung der kretischen
Städte bemüht waren.
Kreta bildete zu dieser Zeit sicher keine politische Einheit: Ein Bündnis mehrerer -
sicher nicht aller - kretischer Städte unter Führung der Gortynier ist bereits für das
121Zum Krieg zwischen Dreros und Milatos s. 7; Eroberung von Dreros: s. 30 (Datierung); von erste Viertel des 3. Jh. gesichert, während die Anfänge eines zweiten unter der Ägide
Milatos: Strab. 10,4,14. der Knosier wohl auf die klassische Zeit zurückgehen (78-79, vgl. B III 2). Es wird
122Matalon unterzeichnete den Rechtshilfevertrag mit Milet (SV III 482 Z. 67).
123Guarducci 1935, 306; Bennet 1990, 200; Callaghan 1992, 135; vgl. A II 6. mindestens ein Krieg - zwischen Gortyn und einem unbekannten Gegner (Knosos?) -
124Anders Viviers 1994, 252, der eine Eroberung durch Lyttos für wahrscheinlich hält. Für die überliefert, 126 weitere lassen sich erschließen: Praisos eroberte, wohl in früh-
Annahme einer Eroberung von Priansos durch Gortyn (Sanders 1976, 131) und Biannos durch Hiera- hellenistischer Zeit (wenn nicht früher) Setaia und Stalai (64-65), und der Grenz-
pytna (Svoronos 1890, 42; van Effenterre - van Effenterre 1994, 123f.) fehlt jeder Anhaltspunkt.
125Brule 1978, 183; van Effenterre 1991b, 397-404; vgl. Link 1991, 126 für das archaische und
klassische Kreta. Dies gilt für Griechenland allgemein: Martin 1940, 332-340; Daverio Rocchi 1988, 126Plut., Pyrr. 27,1. Die Münzhorte des frühen 3. Jh. im Gebiet von Mesara stammen vielleicht
28-31; Tausend 1992, 220-225. Diesen Faktor unterschätzt z.B. Shipley 1993, 13f. aus der Zeit dieses Kriegs: Le Rider 1966, 42.
30 A II 1. Der historische Rahmen

vertrag zwischen Dragmos und Itanos ( 4) wurde wohl nach einem Grenzkonflikt
abgeschlossen. Das Ehrendekret für den ptolemäischen Nauarchen Patroklos (um
r A II 1. Der historische Rahmen

kennt. Da die Überlieferung den Namen Kpri1me1<; (im Unterschied zum Ethnikon
Kpil·te<;) als Bezeichnung des Koinon kennt, 136muß man folgern, daß die früheste
31

266) impliziert eine Gefahr auch für Itanos. 127 Eine Stasis in derselben Polis, Erwähnung dieses Terminus erst nach der Gründung des Koinon möglich ist. Das
vielleicht zur gleichen Zeit, zeigt, daß auch im Inneren der Städte nicht immer Ruhe Koinon muß folglich vor 267 gegründet worden sein 137 und erhielt diesen künst-
herrschte (vgl. A I 2). lichen Namen, der gerade die Neuartigkeit dieser Einrichtung unterstrich. 138
Trotz der internen Konflikte sind m.E. die Anfänge des Kretische Koinon (B III 3) Dieser Bund vermochte aber nicht, die internen Konflikte auf Kreta zu lösen; es ist
bereits für diese frühe Zeit anzusetzen. Wir wissen nicht, wann das Kotvov 1wv nicht einmal sicher, daß dieses - sicher sehr lockere - Koinon alle Städte der Insel
Kpri1merov gegründet wurde. Seine Gründung wird in der Zeit zwischen 260- umfaßte, und wir dürfen nicht annehmen, daß seine Mitglieder alle derselben Außen-
230, 128 aufs Jahr 222, als sich Knosos und Gortyn einigten, um ganz Kreta zu be- politik verpflichtet waren oder die Mitgliedschaft bilaterale Bündnisverträge zwischen
herrschen (75) 129 oder ins Jahr 216, als die Kreter die npocrmcria Philipps V. an- einzelnen Poleis ausschloß. Kurz vor der Mitte des 3. Jh. forderten die Knosier, an
erkannten,130 datiert. Manche Forscher hielten das Koinon für eine uralte Institution, der Spitze eines großen Bündnisses, die anderen Kreter auf, ihrem Beispiel zu folgen
die von Zeit zu Zeit zu neuem Leben erweckt wurde und im 3. Jh. feste Formen an- und den Rechtshilfevertrag mit Milet zu unterzeichnen; 139zum selben Zeitpunkt führ-
nahm.131 Alle Versuche, die Gründung des Koinon genau zu datieren, gehen von der te Gortyn ein eigenes Bündnis. Die Knosier verwenden bezeichnenderweise den
Prämisse aus, daß sich seine Existenz mit dem parallelen Vorhandensein anderer Ausdruck Kprimti::t<;;dies impliziert möglicherweise ihren Anspruch auf die Führung
Bündnisse nicht vereinbaren läßt. So wird die politische Teilung Kretas zur Zeit des des Koinon. Es ist auch etwa denkbar, daß zu jener Zeit das Kretische Koinon mit
Chremonideischen Krieges (ca. 267-262/1) und später, zur Zeit eines Rechts- dem knosischen Bündnis identisch war.
hilfeabkommens mit Milet (ca. 259/50), als ein gortynisches und ein knosisches Im frühen 3. Jh. scheinen sich vor allem zwei hellenistische Mächte um Einfluß
Bündnis nebeneinander existierten (78-79), als ein Beweis gewertet, daß das auf Kreta bemüht zu haben: das ptolemäische Ägypten und Sparta. Das Interesse
Koinon noch nicht gegründet worden war. Ähnlich werden spätere Erwähnungen Ägyptens an Kreta geht vielleicht auf die Regierungszeit Ptolemaios' I. zurück, wird
von cruµµaxot der Gortynier, der Knosier bzw. der Lyttier gedeutet. 132So wird die aber erst unter Ptolemaios II. manifest. 140Es ist sogar denkbar, daß die Gründung
Gründung des Koinon in der zweiten Hälfte des 3. Jh. datiert. Es gibt jedoch keinen
Grund zur Annahme, daß das Kretische Koinon jemals alle kretischen Städte in
136Dieshat Muttelsee 1925,46 mit Hinweisauf die feine Unterscheidungzwischen Kp~, (Her-
seinen Reihen hatte. Es muß auf jeden Fall vor dem Lyttischen Krieg (221-219) ge-
kunftaus der Insel)und Kp17tatEt~ (Zugehörigkeitzum Koinon),die die Inschriftenund Polybiosma-
gründet worden sein, denn die Vermittlung Magnesias in diesem Krieg wird als chen, gezeigt; vgl. schon Niese 1899,428 Anm.4. Die kretischenEthnikain -Eu~(Eltynieus,Elty-
Wohltat eben gegenüber dem Kretischen Koinon bezeichnet (s.u. Anm. 182). 133Zu naieus, Priansieus) stellen eine späte Entwicklungdar und sind erst seit dem 3. Jh. belegt (Bile
einer viel früheren Datierung führt die offizielle Bezeichnung des Koinon, der Te1mi- 1992a.222f.).Der linguistischeBefundbestätigtdie Annahmeeiner spätenEinführungdes Namens
nus Kpri1me1<;.134Er begegnet zum ersten Mal bereits im Chremonides-Dekret (ca. Krctaieus.
267).135 In der bisherigen Diskussion ist nicht beachtet worden, daß der Name Kpri- 137Fürdas Jahr 258/7 wird eine Kp17,.1tpEcrßdanach Ägypten überliefert (P.Cairo Zen. IV
59674; vgl. Huß 1976, 134 Anm. 20); vielleicht sollte man 1tap16vmv .~, ,wv Kp17,(mi'-Cllv)
1meu<; ein künstlich gebildetes Ethnikon ist, das erst im 3. Jh. erscheint, während die nprnßda, und nicht-rij~ ,wv Kp17,(wv) nprnßda, lesen.
gesamte frühere literarische und epigraphische Überlieferung nur das Ethnikon KpTJ<; 138Vgl. z.B. den ebenso künstlichenNamenN17cr1wta1 für das unter dem Einflußvon Antigonos
Monophthalmosgegründeteund späterunterptolemäischemEinflußstehendeInsel-Koinonoder den
1271cIIl,iv 2 z. 11-16:Ö1tCll~ Namen"OpEtot(70).
... tuv xcopavµnu micm~CXCT(j)O.AE\O.~
VEµCllVtat. 139 SV III 482 1.
128Van Effenterre 1948, 132-138;vgl. schon Muttelsee 1925,45, 63 (ca. 250-225).Van Effen- 140PtolemaiosI.: Spyridakis1970,72f., 76f.; s. aber Beinen 1972, 146; Huß _1976,132 Anm. I;
terre stützte seine Vermutungauf eine Datierungder AsyliedekretekretischerStädte für Tenos ins Krcuter 1992, 20f. Ptolemaios II.: Niese 1899, 102; Cardinali 1904, 72f.; W1llc11s1955, 235f.;
frühe 3. Jh.; s. aber Guarducci 1950b, 145; vgl. Huß 1976, 135f.Anm. 25; Etienne 1990, 199. Spyridakis 1970, 70-72; Huß 1976, 132-136;Bagnall 1976, 120f.; Brule 1978, 5f.; Kreu_ter19.92,
129Busolt - Swoboda 1926,740; Mijnsbrugge1931,58; vgl. Niese 1899,428. 21-26,35. Den großenEinflußPtolemaios'II. auf Kreta zeigt m.E. auch ~ie Gründ_ung zweierS~dte
130Kirchner 1900, 453; Guarducci 1940a, 151; 1950b, 143-147;vgl. Martin 1975, 501; Brule (oderSiedlungen)mit dem NamenArsinoe,eine im Gebietvon Lyllos,die zweitem Zcntralkrel~,zu
1978, 34. den Zeugnissen s. Le Rider 1966, 242-245; 1968, 229-240. Manganaro 1974, 49 lokah_s1erte
131Cardinali 1907, 17 Anm. 2; Willetts 1955, 230; 1975, 145f. ("tribal confederacyof the Do- Arsinoein MEAAaµ1tE~; die Siedlungmit diesemNamen im Gebiet von Lyuos 1stv1elle1chtm der
rians"); vgl. Martin 1975,500. Umgebungvon MaAAta zu suchen, sicher nicht in Chersonesos(so Bosanq_uet1904, 111:_Faure
132Diese Argumentationzuletzt bei Guarducci 1950b, 145-147.Nicht alle Nennungender Kp17- 1960a.236), denn Chersonesoswurde erst nach 183 Teil des lyllischenGebietes_(s. 73). Die_Da-
mt€t~ in der literarischenÜberlieferungbeziehensichjedoch auf da~ Koinon. tierungdieserGründungenin die RegierungszeitPtolemaios'IV. (222-205,so Le R1der;vg_l.zuruck-
133Vgl. Cardinali 1907, 17-20 Anm. 2. Dieses Zeugnis haben die Forscher übersehen, die die haltend Bagnall 1976, 119f.) ist unwahrscheinlich;s. vor allem Huß 1976, 155f. (alle Grundungen
Gründungdes Koinonauf216 datieren. von Städten mit diesem Namen fallen in die RegierungszeitPtolemaios'II.; vgl. Jones - Habicht
134Muttelsee1925,42, 46; van Effenterre1948, 130; Guarducci1950b, 145;WillcW;1975, 144; 1989, 336f.); vgl. Cardinali 1904, 72 Anm. 4; Niese 1899, 102 Anm. 4; van Effenterre 19~8,2~8
Anm. 4; Heinen 1972, 148 Anm. 232; Hölbl 1994, 60. Auch die Identifizierungvon Arsmoe m
Brule 1978,43 Anm. 1. Zentralkretamit Rhithymna(so Le Rider; vgl. Faure 1960a.236, 247) halte ich trotz ~er Ahnhch-
135SV III 476 Z. 25f.: Kai Kp17tarCllv ÖcrotEicrivi:v ,Et cruµµ[axim t]E"iAaKf0atµov[CllvKat keit der Münztypenfür unwahrscheinlich.Man müßte annehmen,daß Rhithymnasemen Namen
'AprCll~;Z. 39f.) und Kp17t[aEÜm]v 0001i:v,Et cruµµaxim Eicriv,Et AaKEomµoviCllvrn[i 'Aprw.;]. zweimal innerhalbvon 30 Jahren (ca. 223-ca. 190) änderte (Rhithymna-Arsmoe-Rh11hymna); vgl.
Zur Datierungs. Heinen 1972, 132, 143,201 Anm. 431; Habicht 1979, 116 Anm. 111. Beinen 1972, 148 Anm. 232; Huß 1976, 154-156.
32 A 1/ 2. Der historische Rahmen A 1/ 2. Der historische Rahmen 33

des Kretischen Koinon auf Initiative eines der ersten Ptolemäer erfolgte.141 Sparta Ägyptens standen einige Mitglieder des Kretischen Koinon (Kprp:me"ii;), wahrschein-
war sicher mit Gortyn verbündet, wahrscheinlich auch mit Polyrrhenia, Phalasama lich Aptera, Gortyn, Itanos, Olus, Polyrrhenia, Phalasama und Rhithymna. 148 Der
und Aptera. 142 Spartas Einfluß insbesondere in Westkreta manifestiert sich in der Erweis der Teilnahme der kretischen Städte an diesem Krieg läßt jedoch nicht ohne
Aufstellung einer Statue des Areus in Polyrrhenia sowie der (wahrscheinlichen) Teil- weiteres auf ihre gegenseitigen Beziehungen schließen: Nicht alle kretischen Mitglie-
nahme von Phalasama und Polyrrhenia am Chremonideischen Krieg auf Seiten der des ägyptisch-spartanischen Bündnisses müssen unbedingt miteinander
Spartas. 143 Auf Spartas Initiative geht der Bündnisvertrag zwichen Polyrrhenia und verbündet gewesen sein, und umgekehrt ist die vermutete Animosität zwischen zwei
Phalasama (1), vielleicht auch jener zwischen Aptera und Kydonia (2) zurück. Die kretischen Städten kein eindeutiger Beweis dafür, daß sie eine unterschiedliche
Spartaner waren offenbar daran interessiert, die Beziehungen zwischen den Städten Außenpolitik verfolgten. 149 Zwei Verträge zwischen den westkretischen Städten Po-
in Westkreta zu festigen (vielleicht auch den Frieden dort wiederherzustellen) und da- lyrrhenia und Phalasama bzw. Kydonia und Aptera (1-2) dürften vom Vorabend des
durch ihr Bündnis zu den wichtigen westkretischen Städten zu stärken. Eine weitere Chremonideischen Krieges stammen und sind vielleicht auf eine Vermittlung Spartas
große hellenistische Macht, das Seleukidenreich, war mit Lyttos verbündet, wahr- zurückzuführen.
scheinlich zur Zeit des 1. Syrischen Kriegs (274-271). 144 Aus dieser Zeit stammt Eine wichtige Quelle für die politische Geschichte Kretas im 3. Jh. sind die
wohl auch der Bündnisvertrag zwischen König Magas von Kyrene, einem Verbünde- Rechtshilfeverträge Milets mit drei Gruppen kretischer Städte. 150Zur Zeit dieser Ver-
ten Antiochos' 1., und dem Bündnis der Gortynier.1 45 träge war Kreta in mindestens zwei große Bündnisse geteilt, 151 unter Führung von
Knosos bzw. Gortyn. Aus diesem Dokument (s. 78 Testimonium b, 79 Testimo-
2. Die innere Spaltung vom Chremonideischen Krieg bis nium a) geht hervor, daß Knosos auf mehr Städte Einfluß ausübte als Gortyn, so daß
zum Hellenenbund des Antigonos Doson (267-ca. 222) die Vormachtstellung dieser Stadt in der Zeit vor dem Krieg von Lyttos (221) - viel-
leicht an der Spitze des Kretischen Koinon - außer Zweifel steht. 152 Die Datierung
Die erste große Zäsur in der hellenistischen Geschichte Kretas ist der Chremo-
nideische Krieg (ca. 267-262/61), 146 an dem einige kretische Städte als Verbündete
Spartas und Ägyptens teilnahmen. Der Chremonideische Krieg zwischen dem Bünd-
nis von Areus und Ptolemaios' II. auf der einen und Antigonos Gonatas auf der
anderen Seite fand Kreta in seiner Außenpolitik sicher nicht vereinigt. Es sind einige Zeit des Gonatas - und nicht des Doson - zurückzudatieren und mit dem Chremonideischen Krieg in
Versuche unternommen worden, die kretischen Verbündeten beider Lager festzustel- Verbindung zu bringen, ist von Buraselis 1981, 114-125 mit überzeugenden Argumenten zurück-
len, und mindestens in einigen Fällen ist dies gelungen: 147 Auf der Seite Spartas und gewiesen worden (vgl. Kreuter 1992, 49-53; Le Bohec 1993, 387f.). Zu Olus s. die Bedenken von
Kreuter 1992, 38.
148Einzelne Forscher fügten noch Lyttos (De Sanctis, Cardinali), Knosos (van Effenterre, Mikro-
giannakis), Eleutherna und Dreros (Spyridakis), Lappa und Rhaukos (Brule) hinzu. Cardinali 1904,
74f., 78 schloß eine Unterstützung des antimakedonischen Lagers durch Kydonia, Knosos und
141So Muttelsee 1925, 51; vgl. Kreuter 1992, 63. Ein schwaches Argument dafür ist der Fach- Praisos aufgrund ihrer vermuteten Feindschaft zu Polyrrhenia-Phalasama(Kydonia), Gortyn (Knosos)
ausdruck ouiypaµµa, Bezeichnung des Strafkodex des Koinon, der für die ptolemäische Rechts- bzw. Itanos (Praisos) aus (vgl. schon De Sanctis 1901, 495f.). Diese Ansicht kann nicht angenom-
sprache charakteristisch ist (B VI/ 2.2). Das Wort kann auch von einer anderen hellenistischen men werden: Der in Praisos geehrte Thrason (IC III,vi 9) ist nicht mit Sicherheit mit dem gleich-
Monarchie übernommen worden sein, aber bisher sind nur die Beziehungen Ptolemaios' II. zu Kreta namigen Freund des Antigonos Doson zu identifizieren (so Mikrogiannakis 1967, 114; s. aber van
gut belegt (s.o.). Es ist allerdings zu betonen, daß das Wort Diagramma auf Kreta erst für das späte Effenterre 1948, 204 Anm. 4); zu Kydonia s.u. 2. Axos, das seit dem frühen 3. Jh. mit den Aitolern
3. Jh. belegt ist. durch Isopolitie verbunden war (frühestes Zeugnis: IG IX2 6 Z. IOf.) blieb wahrscheinlich, ebenso
142Vgl. Cardinali 1904, 70-73; van Effenterre 1948, 203f., 248; Willetts 1955, 235f. Gortyn: wie die Aitoler, neutral (zu den Aitolern s. Harnmond - Walbank 1988, 289). Dies gilt wahrschein-
Plut., Pyrh. 27,2; Polyrrhenia und Phalasama: 1; Aptera: Im Jahre 273 begegnet man unter den Kre- lich auch für Lyttos (nach Cardinali 1904, 74f. prospartanisch), das sicher mit Antiochos I. ver-
tern, die auf der Seite Spartas gegen Pyrrhos kämpften, einem Bürger Apteras, was den spartanischen bündet war (SV III 486); auch van Effenterre 1948, 204 äußerte Zweifel an der angeblichen prospar-
Einfluß impliziert Plut., Pyrrh. 30,4; van Effenterre 1948, 248. Dies sowie die Ehrung eines Bür- tanischen Haltung der Lyttier. Die Haltung von Knosos ist nicht bekannt; nach van Effenterre 1948,
gers von Aptera zusammen mit den ptolemäischen Nauarchen im Chremonideischen Krieg, Patroklos 204 unterstützte es das antimakedonische Lager; vgl. Errington 1969, 31f. mit Zeugnissen über die
und Kallikrates, wenige Jahre später in Olus (IC I,xxii 4 A V) führte zu der Annahme, daß Aptera zu 'traditionelle' antimakedonische Haltung der Knosier; s. aber Heinen 1972, 132. Zu Rhithymna s. die
den BundesgenossenSpartas in der Zeit des ChremonideischenKrieges (ca. 267-262/1) zählte. Bedenkens von Heinen 1972, 132.
143De Sanctis 1901, 495f.; Guarducci 1939a, 133; van Effenterre 1948, 203f.; Schmitt 1969, 149Vgl. o. S. 17 und u. Anm. 152.
117. Statue des Areus: IC II,xxiii 12 A. 150sv III 482. Zu diesen Verträgen s. auch Herrmann 1975; Bravo 1980, 839f.; Bielman 1994,
144SV III 486. 311-313.
145SV III 468; zur Datierungs. Schmitt 1969, 158; vgl. Kreuter 1992, 21, 35. 151Brule 1978, 9-11 hat plausibel gemacht, daß der Rechtshilfevertrag zwischen Phaistos und
146Zum Chremonideischen Kriegs. Heinen 1972, 95-213; Will 1979, 219-233; Buraselis 1982, Milet (SV III 482 III), der unter denselben Bedingungen auch von Matalon und Polyrrhenia ange-
157-160; Harnmond - Walbank 1988, 280-289; Gehrke 1990, IOlf., 200f. nommen wurde, kein Beweis ist, daß Phaistos an der Spitze eines Hegemonialbündnisses stand,
147Zur Haltung der kretischen Städte während des Chremonideischen Kriegs s. De Sanctis 1901, dessen Mitglieder Matalon und Polyrrhenia waren, wie dies für Gortyn und Knosos angenommen
495f.; Cardinali 1904, 71-81; van Effenterre 1948, 203f., 215, 247f.; Willetts 1955, 236; Mikro- werden kann (78 Testimonium b und 79 Testimonium a).
giannakis 1967, 109f.; Schmitt 1969, 132; Spyridakis 1970, 47; Heinen 1972, 132, 143-148; Brule 152Vgl. van Effenterre 1948, 237; Huß 1976, 135f. Anm. 25; Callaghan 1992, 134. S. auch o.
1978, 5; Marek 1984, 319f.; Harnmond - Walbank 1988, 277 Anm. 4; Hölbl 1994, 40f. Der Ver- S. 31 zur Möglichkeit, daß Knosos damals für sich die Führung des Kretischen Koinon beanspruch-
such von Huß 1976, 139-141, den Vertrag von Hierapytna und Eleutherna mit Antigonos auf die te. Auf diese VorrnachL~tellungist wohl auch eine Nachricht Strabons (10,4,7, C 476) zu beziehen:
34 A II 2. Der historische Rahmen A II 2. Der historische Rahmen 35

der Rechtshilfeverträge mit Milet ist umstritten. A. Rehm datierte sie auf die Zeit °
Milet alle gortynischen Verbündeten verzeichnet werden. 16 Ferner gibt es keinen
zwischen 260/59 und 232/31, indem er den milesischen Stephanephoros Demetrios Grund, die Hyrtaioi mit den Hyrtakinioi zu identifizieren. 161Wenn sie also unter den
in die entsprechende Lücke der milesischen Eponymenliste setzte. 153H. van Effen- Verbündeten von Gortyn erscheinen, heißt dies nicht, daß der Bund der Oreioi noch
terre154 wies darauf hin, daß angesichts der engen Beziehungen zwischen Ägypten nicht existierte. Eine Mitgliedschaft von ltanos im knosischen Bündnis ist auch nach
und Kreta der Vertrag wohl aus einer Zeit stammt, in der Milet freundschaftliche Be- dem Chremonideischen Krieg gut vorstellbar. Obwohl der ptolemäische Einfluß in
ziehungen zu den Ptolemäern unterhielt; das Ende des Zweiten Syrischen Krieges Itanos sicher auf die Zeit vor dem Chremonideischen Krieg zurückgeht, 162 ist die
(253) wäre dann der wahrscheinliche terminus post quem. 155 Da der kretische Bun- Stationierung ägyptischer Truppen erst für die letzten Jahrzehnte des 3. Jh. mit Si-
desstaat der Oreioi aber nicht unter den Verbündeten Gortyns angeführt wird, schloß cherheit belegt; 163 aber selbst dann hatte Itanos die Möglichkeit, Verträge (auch
er hieraus, daß er sich dem gortynischen Bündnis etwas später anschloß. Der Bünd- Bündnisverträge) abzuschließen (vgl. z.B. 19-20). Die Formen AuK'ttot und Aut-
nisvertrag der Oreioi (als Mitglied des gortynischen Bündnisses) mit Magas (s.o. not erscheinen parallel vom 4. bis zum frühen 2. Jh., 164während die Verwendung
Anm. 145) sei demnach zwischen 253/2 und 250 (Todesjahr des Magas) zu datie- des Wortes Kocrµoc;im Sinne von 'Kosmenkollegium' noch bis zum späten 3. Jh. ge-
ren. 156E. Mikrogiannakis sprach sich schließlich für eine viel frühere Datierung des läufig ist.1 65 Schließlich ist angesichts der Häufigkeit des Namens Demetrios eine
Rechtshilfevertrags mit Milet, ins Jahr 293, aus, indem er folgende Argumente Identifizierung des Stephanephoros im Rechtshilfevertrag mit Milet mit dem Epony-
anführte: 157 1) Der Stephanephoros des Jahres 293/2 hieß Demetrios. 2) Da Itanos mos des Jahres 293/2 keineswegs zwingend und aufgrund paläographischer Kriterien
noch als Verbündeter der Knosier erscheint, ist der Vertrag vor dem Chremonidei- unwahrscheinlich. 166 So muß es bei der alten Datierung des Rechtshilfevertrags
schen Krieg (267-262/1) und dem Beginn des ägyptischen Einflusses in Itanos zu Milets mit den kretischen Städten bleiben, also nach 259 (Beginn der Lücke in der
datieren. 3) Die Dialektform AuK'ttot (statt Au't'ttot) und die Singularform Kocrµoc; Stephanephorenliste) - und wohl nach 253 (Annäherung zwischen Ptolemaios II. und
(Z. 2 und 31) im Sinne von 'Kosmenkollegium' sprechen für eine frühe Datie- Antiochos II.) - und vor 250 (Existenz eines lyttischen Bündnisses).
rung.158 4) Der Vertrag ist älter als die Gründung des Koinon der Oreioi, da dieses Die Bemühungen der Knosier bzw. Gortynier, ihre Bündnisse zu stärken, de-
Koinon nicht erwähnt wird, während eines seiner Mitglieder ('Ypmtot = Hyrtakina) monstrieren die Verträge von Knosos mit Eleutherna (6) und Dreros (7) bzw. der
unter den Verbündeten von Gortyn erscheint. 5) Die Inschrift ist wohl älter als das Gortynier mit den Arkadern (8), die ziemlich sicher aus der Zeit vor dem Rechts-
Jahr 250, denn 250 führte Lyttos sein eigenes Bündnis (80), während es hier unter hilfevertrag mit Milet stammen. Der Vertrag der Gortynier mit Axos (9), einem Ver-
den knosischen Verbündeten erscheint. Die Argumente von E. Mikrogiannakis halten bündeten der Knosier vor der Mitte des 3. Jh., ist zu fragmentarisch erhalten, als daß
einer Überprüfung nicht stand. Das Fehlen der Oreioi unter den gortynischen Ver- er eine Feststellung über seinen Charakter erlauben könnte. Außer Knosos und Gor-
bündeten im Rechtshilfevertrag mit Milet ist kein sicheres Datierungskriterium, denn tyn gelang es kurz vor der Mitte des Jahrhunderts auch Lyttos, ein eigenes Bündnis
erstens können sich die Oreioi vor dem Rechtshilfevertrag mit Milet von Gortyn zu bilden, an dem wahrscheinlich Nachbarstädte in Zentral- und Ostkreta teilnahmen
gelöst haben, 159 und zweitens wissen wir nicht, ob in dem Rechtshilfevertrag mit (80). Die Verträge aus dieser Periode betreffen jedoch nicht nur die großen Mächte.
Aus dem stets unruhigen Ostkreta stammen drei Verträge, die Bemühungen um die
Lösung von Konflikten (4) und Zusammenarbeit im militärischen (3) und wirtschaft-
lichen Bereich (5) erkennen lassen.
Direkte Zeugnisse über die innere politische Geschichte Kretas in den ersten Jahr-
Kat ö~ Kat ÖtuilicrE µi:xpt110MOU q>EpoµEVT],a 11pwm(sc.Knosos),dm E,wmvwßiiKo.t110,JJ,. ,wv zehnten der zweiten Hälfte des 3. Jh. gibt es nicht. Von den auswärtigen Mächten be-
µufotT] fü:to cx~icoµaEt~'tEfopt1Jva ICO.l Mmov, ÜcrtEpovö' cxvü..aße7t(l/\.\V't0
voµiµcovCX(jll]pi:6T],
crx11µa,o 'tll~µT],po110AE~.
110.11.mov Die VermutungBndes 1978,6 Anm. 2, daß Knosos nach dem mühte sich jetzt vor allem Makedonien, Einfluß auf der Insel zu gewinnen. König
Chremonideischen Krieg die Gortynier in der Führung eines ptolemäerfreundlichenBündnisses Dcmetrios II. schloß 237/6 einen Bündnisvertrag mit dem gortynischen Bündnis
abgelösthät\e, läßt sich nicht begründen;die guten BeziehungeneinigerknosischerVerbündeter(z.B. ab,167 und Hierapytna und Eleutherna wurden möglicherweise Mitglieder des Hel-
Itanos) zu Agypten sind kein Beweis hierfür. Ptolemaios II. hatte gute Beziehungen zu mehreren
Städten,darunterauch Gortyn: s. Huß 1976, 136-139(Apollonia,Eleuthema,Gortyn, Itanos, Lappa,
Polyrrbenia,Phalasarna).
153Rehm 1914, 310; vgl. Schmitt 1969, 153. l60Vgl. van Effcntcrre 1948, 251 Anm. 2; Schmitt 1968, 145.
154Van Effenterre 1948, 250f. 161Vgl. Faure 1959, 203.
155Ptolemaios II. verlor Milet in den ersten Jahren des Zweiten Syrischen Krieges (ca. 259); zu 162Spyridakis 1970, 70-76; Bagnall 1976, l 20f.; vgl. Guarducci 1942,77.
diesen Ereignissens. Günther 1971, 53; Will 1979, 239f.; Mastrocinque1979, 81-92; Gehrke 1990, 163Das früheste Zeugnis stammt aus der Zeit Ptolemaios' IV. Philopator: IC IIl,iv 18 (ca.
102f., 20lf.; Kreuter 1992, 25. 217/209). Spyridakis 1970, 70-76 datiert die Stationierung ägyptischer Truppen viel früher; vgl.
156Ähnlich schon Guarducci 1938, 52f.; Guarducci 1939a, 213; Guarducci 1950a, 20. Vgl. auch Bagnall 1976, 121 (zurückhaltend).
Charnoux 1956, 30 mit Anm. l; Le Rider 1966, 191 Anm. 4; Huß 1976, 133 Anm. 14 (ca. 260); l6 4zu den beiden Formens. Guarducci 1935, 182 (nummi); Guarducci 1942, 4lf. Die Form
Laronde 1987, 375 Anm. 177. S. aber o. Anm. 145. AuKttot erscheint noch in 26 Z. 13 (ca. 205-195).
157Mikrogiannakis1967, 65f. Anm. 1. 165Vgl.hier 18 Z. 16-18, 29-31; IC I,ix I Z. 74.
158Vgl. schon Rehm 1914, 310. 166Rehm1914, 307 (Mitte des 3. Jh.).
159Van Effenterre 1948, 121 Anm. 4; Schmitt 1968, 145; Schmitt 1969, lll. 167sv III 498; vgl. 78 Testimoniumc; Krcuter 1992, 48f.
36 A II 3. Der historische Rahmen A II 3. Der historische Rahmen 37

lenenbundes unter Antigonos Doson (ca. 227/24). 168Einzelne kretische Städte unter- Städte fielen nach und nach ab (81), und in Gortyn kam es zu einem Bürgerkrieg
hielten allerdings weiterhin Beziehungen zu Ptolemaios III.169 zwischen den 'Älteren', die die Knosier unterstützten, und die für die Lyttier ein-
Die innere Spaltung Kretas in mehrere lokale Bündnisse unter Führung von tretenden 'Jüngeren'; die wirklichen Hintergründe dieser Spaltung sind nicht bekannt
Knosos (79), Gortyn (78) und Lyttos (80) bestand weiter. Einige Verträge aus (A I 2). Dieser lokale Krieg verlief parallel zum Bundesgenossenkrieg auf dem grie-
dieser Zeit können als der Beitritt zu einem dieser Bündnisse erklärt werden: der chischen Festland: Das Bündnis der Knosier unterstützte die Aitoler, die Feinde der
Bündnisvertrag von Malla bzw. Praisos mit Lyttos (11-12) und jener von Axos mit Knosier traten dem Bündnis Philipps V. und der Achaier bei. 175 Während dieser
Gortyn (13). Aus der zweiten Hälfte des 3. Jh. stammt wohl der Bündnisvertrag Kämpfe (wahrscheinlich 220) wurde die Stadt Lyttos von den Knosiern völlig zer-
zwischen Eleutherna und Phaistos (10), und etwas später ging Phaistos eine Sympo- stört, und die Lyttier fanden in Lappa Zuflucht; 176 die 'Jüngeren' von Gortyn be-
litie mit Gortyn ein (70). setzten die Häfen Lebena und Matalon, während sich die 'Älteren' mit knosischer
Unterstützung in der Burg von Gortyn behaupten konnten. 177In die letzte Phase des
3. Die Einigung von Knosos und Gortyn und der Lyttische Lyttischen Kriegs fallen die Ankunft des Philopoimen in Kreta, der - vielleicht in
Verbindung mit Philipp V. - das antiknosische Lager unterstützte,178 und die Kriegs-
Krieg (ca. 222/21-219)
handlungen zwischen Rhodos (einem Verbündeten der Knosier) und Eleutherna
Die große Zäsur in der hellenistischen Geschichte Kretas kam mit dem Bündnis (219).1 79 Der Krieg endete wahrscheinlich kurz danach (219 oder 218). 180 Die Be-
zwischen Knosos und Gortyn und den jeweiligen Verbündeten um 222, das gleich- teiligung von 5.500 kretischen Söldnern in der Schlacht von Raphia (217) 181zeigt
zeitig die Vereinigung des größten Teils Kretas und eine Wiederbelebung des Kreti- auf jeden Fall, daß die Kämpfe auf der Insel nachgelassen hatten. Von entscheidender
schen Koinon bedeutete (75). Federführend dabei war sicher Knosos, das für sich Bedeutung für die Wiederherstellung des Friedens auf Kreta war eine Vermittlung der
°
offenbar eine Vormachtstellung beanspruchte. 17 Knosos war mit dem Aitolischen Stadt Magnesia am Mäander, uns fehlen jedoch weitere Details über Zeitpunkt und
Koinon verbündet, 171was vielleicht für das gesamte Bündnis gilt. Möglicherweise Art dieser Vermittlung. 182 Es ist nicht auszuschließen, daß Magnesia in enger Ver-
wurden in dieser Zeit - schon vor der Schlacht bei Sellasia, an der keine kretischen bindung mit Philipp V., dem späteren npo<Ha'tT)~ des Kretischen Koinon, handel-
Söldner auf der makedonischen Seite kämpften - 172 die Bündnisverträge der kreti-
schen Städte (Gortyn, Eleutherna, Hierapytna) mit Makedonien gebrochen.1 73 Mit
dieser Vereingung der meisten kretischen Städte in einer Symmachie unter knosischer
und gortynischer Führung hängen wahrscheinlich zwei Abkommen zwischen Nach- 175zum Bundesgenossenkrieg s. Harnmond- Walbank 1988, 371-391. Zur Haltung der kretischen
Städte s. Cardinali 1905, 515; Errington 1969, 31; vgl. 81. Ptolemaios IV. blieb wahrscheinlich
barstädten zusammen, die wohl früher verschiedenen Bündnissen angehört hatten. Es neutral (so Huß 1976, 192f.), empfing aber zwei Gesandtschaften - der Polyrrhenier und der Phala-
handelt sich um die Isopolitieverträge zwischen den Arkadern und Hicrapytna (14) sarnier (Huß 1976, 157-159; Kreuter 1992, 40). Beide kretischen Städte gehörten zum antiknosischen
bzw. Axos und Tylisos (15); dies gilt vielleicht auch für die Bündnisverträge von Lager; forderten diese Gesandten vielleicht Ptolemaios dazu auf, nicht die Aitoler zu unterstützen?
Axos bzw. Malla mit anonymen Städten (16-17). Dies hatten auf jeden Fall Philipp V. und die Achaier getan: s. Harnmond - Walbank 1988, 374. Zu
Kontakten zwischen kretischen Städten (Gortyn, Knosos, Polyrrhenia und ltanos) und Aitolien im
Als Knosos und Gortyn versuchten, die mächtige Stadt Lyttos zu unterwerfen, 3./2. Jh. s. die in Kallipolis gefundenen Abdrücke offizieller Siegel kretischer Städte: Pantos 1985,
kam es zu einem Krieg (Lyttischcr Krieg), der ihr Bündnis spaltete.174 Mehrere 30 Nr. 7, 112f. Nr. 88, 160f. Nr. 133, 172-174 Nr. 144.
17682 Testimonium b; zur Datierung: Cardinali 1905, 525; Walbank 1957, 508. Die Zerstörung
von Lyttos ist auch archäologisch dokumentiert: s. Rethemiotakis 1984, 51-58.
177Polyb. 4,55,6. S.o. A I 2.
168 Nach der überzeugenden Interpretation von SV III 501 und 502 durch Bura,elis 1981; vgl. Le 178Paus. 8,49,7; vgl. Plut., Phil. 7,1-2; hierzu vor allem Errington 1969, 28, 32f.
Bohec 1993, 387f.; Reger 1994, 59. Anders Kreuter 1992, 49-55. 179Polyb. 4,53,lf.; s. Cardinali 1905, 521f., 525f.; Walbank 1957, 507f.; Brule 1978, 33 Anm.
169Huß 1976, 136-139; Kreuter 1992, 26-29, 39.
170Vgl. van Effenterre 1948, 159 Anm. 4; Errington 1969 31. 4; Bravo 1980, 847, 963. Huß 1976, 156f. vermutete, daß auch ein Krieg um Armpolis (SEG VIII
269) zu den Ereignissen des Lyttischen Krieges zählt; denkbar ist auch ein Zusammenhang mit den
171 '
Zu Knosos s. Polyb. 4,53,8; zu Axos s.o. Anm 148; zu Gortyn, Eleutherna und Polyrrhenia Kriegen des späten 3. Jh.; vgl. Kreuter 1992, 39.
s. Brule 1978, 21. 180 Hammond - Walbank 1988, 391 (vor 217); vgl. Errington 1969, 33 (219, aber mit dem
172Hammond - Walbank 1988, 360 Anm. 4. Argument, daß die Entsendung von Hilfstruppen der Polyrrhenier an Philipp V. nur nach Beendigung
173Zur Änderung der Haltung Gortyns s. Errington 1969, 32. des Kriegs vorstellbar ist; Polyb. 4,55,5 impliziert jedoch, daß dies noch während des Kriegs ge-
174Zur Chronologie und Geschichte des Lyttischen Kriegs grundlegend Cardinali 1905, 521-527; schah); vgl. Huß 1976, 146 (ca. 217).
s. auch van Effenterre 1948, 158-160, 185-191, 253f.; Willetts 1955, 236; Walbank 1957, 508-510; 181 Launey 1949/50, I, 257. Aus der Tatsache, daß der Söldnerführer im ägyptischen Heer ein
Huß 1976, 143-146, 156f.; Brule 1978, 33. Die von Mikrogiannakis 1967, 143-161 vorgeschlagene Knosier war, im seleukidischen dagegen ein Gortynier, darf man nicht folgern, daß auch ihre Städte
Chronologie der Ereignisse ist nicht ~altbar. Niese 1899, 429 Anm. 3 führte den Lyttischen Krieg mit der einen oder anderen Seite verbündet waren; so van Effenterre 1948, 191; s. aber Huß 1976,
auf den Tod Ptolemaios' III. und die Anderung der ägyptischen Politik zurück; dafür gibt es keinen 148 (vgl. o. Anm. 64). Zur Schlacht von Raphia s. Will 1982, 37-40; Gehrke 1990, 112, 207f.
Anhaltspunkt; vgl. van Effenterre 1948, 158f. Ob die Nachricht Strabons (10,4,11, C 478) über die 182!.Magnesia 46 = Syll3 560 z. 10-12 (Beschluß von Epidamnos, ca. 208/7): ,av EuE[py]rn(av
unvollendete Errichtung einer Stadtmauer in Gortyn mit Unterstützung Ptolemaios' IV. mit dem äv [ou]vE,EÄfoavw (sc. oi Muyvri,E~) d~ ,o Kmvo[v] ,iov Kpri,mk[wv] 01[a]Äuaav,E~ ,ov /,µ<j>uÄ.wv
Ausbruch des Krieges zusammenhängt (so Spyridakis 1970, 96), ist zweifelhaft: s. van Effenterre 1toÄEµov;hierzu s. Guarducci 1934, 77f.; van Effenterre 1948, 224, 255 Anm. 6; Du~nit 1983, 20-
1948, 253 Anm. 2; Huß 1976, 152f.; Kreuter 1992, 36; zu den Befestigungsanlagen von Gortyn s. 23. Anders Huß 1976, 150 Anm. 108. Diese Vermiltlung Magnesias ist von einer weiteren in einem
Allegro - Ricciardi 1990. Krieg zwischen Gortyn und Knosos zu unterscheiden (hier 40 Testimonien b-c).
38 A ll 4. ner historische Rahmen A ll 4. Der historische Rahmen 39

te. 183 Aus der späteren Entwicklung darf man erschließen, daß die antiknosische ziehungen zu Philipp V. vermilteln uns ein ziemlich zuv:..~rlfü;sigcsBild v_,n der Zu-
Seite (zunä1:hst unter Führung der Polyrrhenier und der Lytlier) siegreich war; auch sammensetzung des Kretischen Koinon in dieser Zeit. Zudem kann man d:c kreti-
in Gortyn setzte sich wohl die Partei der 'Jüngeren' durch. 184 Der Rechtshilfevertrag schen Asyliedekrctc für Tcos (ca. 204/3) heranziehen. 188Die Gesandten von Tcos
zwischen Gortyn und Lato (18) im Anschluß an einen Waffenstillstand und einen wurden von Perdikkas, dem Gesandten Philipps, begleitet. Dieser Befürworter des
Friedensvertrag stammt wahrscheinlich aus dieser Zeit. tcischen Anliegens besuchte natürlich die Städte, die er bceinl1usscn konnte; sü kann
man feststellen, welche Poleis um 204 freundschaftliche Beziehungen zu Makedonien
4. Die 1tpocnaaia Philipps V. und der Erste Kretische unterhielten, d.h. dem Kretischen Koinon unter gortynischer Führung angehör-
cen.189 Auf der Seite Philipps waren sicher Gortyn, als führende Macht des Koi-
Krieg (ca. 217-201) non, 190 die Verbündeten Philipps und der Achaier im Bundesgenossenkricg (Po-
lyIThenia und seine Verbündeten, namentlich die Arkader, Eleuthema, Keraia, Kydo-
Die Zeit nach dem Ende des Lyttischen Krieges wird von der Vormachtstellung
nia, Lappa und die Oreioi), 191 ferner Hierapytna, dessen Kampfhandlungen gegen
Gortyns und den ständigen Kriegen sowohl zwischen Gortyn und Knosos als auch
Rhodos und Knosos bezeugt sind, 192 vielleicht Chersonesos und Ol us, die erst
zwischen anderen kretischen Städten charakterisiert. Kurz nach dem Ende des
später (gegen 203) Verträge mit Rhodos abschlossen. 193 wahrscheinlich auch Apte-
Lyttischen Kriegs. ca. 217/6, vereingte sich unter Vermittlung des Aratos und des
ra, das im späten 3. Jh. den (späteren) Strategen der Achaier Aristainos ehrte. 194
Philopoimen der größte Teil Kretas in einem Bündnis, das die 1tpo0-mcria (vielleicht
Man darf die Städte hinzufügen, die im Jahr 204 den Gesandten Philipps, Perdikkas,
eher 'Schutz' als 'Führung') Philipps V. anerkannte (76). Dieser Vorgang, den viele
empfingen (Allaria, Axos, Eleutherna, Istron, Lato, Syb1ita und der Stamm der Arka-
Forscher für die Gründung des Kretischen Koinon hielten, war sicher nur ein neuer
dcr). Schließlich erscheinen in den makedonischen Garnisonen in Thcssalien im spä-
Versuch. das Koinon in der Form einer Symmachie zu heleben. Es ist fraglich, ob
ten 3. Jh. kretische Söldner aus Dreros, Eleuthema, Lyttos, Polyrrhcnia. Priansos,
alle kretischen Städte an diesem Bündnis teilnahmen. Knosos führte auf jeden Fall
Rhaukos und Tyhsos; ihr Dienst im makedonischen Heer könnte - mit Vorbehalt - als
schon vor 205 wieder ein eigenes Bündnis (79 Testimonium c). Das Koinon hatte
ein Indiz für die Außenpolitik ihrer Städte gelten. 19" Aufgrund der Tatsache, daß
mindestens bis 208/7 Bestand, denn in einem Beschluß von Epidamnos über die
Pcrdikkas einige Städte nicht besuchte (Knosos, Rhaukos, Kydonia, Pulynhcnia und
Asylie von Magnesia am Mäander werden die Verdienste dieser Stadt um die Be-
endigun~ des Lyttischen Krieges als eine Wohltat gegenüber dem Kretischen Koinon
bezeichnet (s.o. Anm. 182). Wenn sich das Kretische Koinon zwischen 216 und 188zur Datierungs. Herrmann 1965, 93-100, 136; Kreutcr 1992. 60. Bei dieser Datierung bleibt
208, also unmittelbar nach der Vermittlung Magnesias, wieder aufgelöst hätte, wären c;;, auch wenn der teische Ehren beschluß für Antiochos III. ins Jahr 197/6 (nicht 2(W3) zu datieren
die Verdienste Magnesias nicht in dieser Form hervorgehoben worden. ist (so Piejko 1991; vgl. schon Rawlings 1976, 17!.; vgl. Sahin 1994. 13. 3'i; SEG XLI J()(ß). Zu
den kretischen Asylicdekreten für Teos s. Gauthier 1972, 277-282; Brul6 1•!78, 72t.: Uravo 1980,
Wenige Jahre später traten neue Konflikte zum Vorschein. Für diese Frage stehen 748f., 841; Marek 1984, 314f.; Kreutcr 1992, 57-61.
uns leider nur indirekte und häufig nicht so leicht zu datierende Zeugnisse über die 189Dies hat Jlolleaux 1913a, 140-145 gezeigt (allerdings mit einer Datierung ins Jahr 201); vgl.
Außenbeziehungen kretischer Städte zur Verfügung. Aussagekräftig sind vor allem Muttclsce 1925, 52; van Effenterre 1948, 222; Willctts 1955, 237; Martin 1975, 511: Ilrulc 1978.
di~ Zeugnisse über den 'Kretischen Krieg' (wohl 206-204): 185 Dieser Krieg begann 48
190Brule 1978, 33.
mJt emem Akt der Piraterie der Hierapytnier gegen Kalymna (206/5) und nahm 191zu den Verbündeten Polyrrhenias s. 81; vgl. van Effentcrre 1948. 222,225. EkutJ1ema führte
schnell die Form von Seeräuberaktionen kretischer Städte gegen Rhodos und andere hcreits 219 Krieg gegen Rhodos (s.o. Anm. 179) und war noch 204 promakedonisch: Brulc 1978, 56
Städte der Dodekannes, der Kykladen und Kleinasiens an. Wahrscheinlich wurden Anm. 1. Van Effentcrre 1948, 222 Anm. 4 schloß nicht ganz aus, daß Pnlyrrhenia und Elcuthcrna
die Kreter durch Philipp V. zu diesem Krieg angestiftet, in jedem Fall jedoch von ihm um 204 bereit waren. die Fronten zu wechsdn.
192Brule 1978, 35-39, 47f. Vgl. 79 Testimonium c.
unterstützt. 186 P. Brulc hat nahegelegt, daß der 'Kretische Krieg' vom Koinon 19301us: Brule 1978, 54f.; Chersonesos: Chaniotis 1991a, 260.
getragen wurde, dessen Führung die Gortynier ubemommen hatten. 187 Die Nach- 194 IC II,iii 6 F; Errington 1969, 46; Marek 1984, 322.
richten über die Beteiligung kretischer Städte an diesem Krieg sowie über ihre Be- 195v gl. die (teilweise überholte) Liste kretischer Söldner in Thcssalicn bei Pouilloux - Vcrdclis
1950, 47. Dreros: Kougeas 1945/47, 108. Eleutherna: IG IX 2, 1176. Lyttos: IG IX 2, 365;
Arvanitopoulos 1909, Nr. 8. Polyrrhenia: Arvanitopoulos 1909, Nr. 61. Priansos: Arvanitopoulos
18'Du!:anit 1983, 23; ähnlich schon van Effentcrrc 1948, 255 Anm. 6.
1909, Nr. 83; Rhaukos: Pouilloux - Verdclis 1950, 47 (hierzu s. Bull. cpigr. JC)51, 128). Tylisos:
:;;canlinali 1905, 526; van Effenterrc 1948, 215; Errington 1969, 30; Du~anil". 1983, 24. IG IX 1, 33 und SEG XL 504 (vgl. hierzu Marek 1982, 112-116: Habicht I'J82b. 382 Anm 2; zur
Grundlegend: Brule 1978, 33-56; vgl. Cardinali 1907, 5-9; Herzog 1902, 316-333; Holleaux Datierungs. jetzt Helly 1991, 334-343); JG IX 2, 366, 1181, 1182; (,VI 1074. 1693; Arvanito-
19_17._88-104; llolleaux 1920, 223-247; van Effenterre 1948, 221-234, 254-257; Will 1982, lOf.; poulos 1909, Nr. 20, 79. Wie schwierig es ist. mit Hilfe solcher 1/.cugnissc Rückschlüsse auf die
Bnzz1 1990 (im wesentlichen nach Brule); Ager 1991a, 17-19; Baker 1991; Krcuter 1992, 56f.; Pohl Außenpolitik der kretischen Städte zu ziehen, zeigt die Präsenz von Sölllncrn aus den an sich pro-
19ii' 130-133; Reger 1994. 65-68; Sahin 1994, 19f., 35f. makedonischen Städten llierapytna und Eleuthema (auch aus Kydonia) im llccr Attalos' 1. wiihrcnd
6 Herzog 1902, 327; van Effcnterre 1948, 221,224,256; Willetts 1955, 237; Walbank 1967, <le, 1. Makedonischen Krieges; sie dienten in der Garnison von Lilaia (ca. 208/7): FdD 1114, 134 Z.
415f.; Ernngton 1969, 39; Martin 1975, 510: Brule 1978, 33f., 44-46; Will 1982, 105f.; Ager 13; 135 Z. 9-11; vgl. l.iv. 28,7,6 (hierzu Krcutcr 1992, 91, ohne Kenntnis dieser Inschriften).
1991a, 18; Reger 1994, 61. Vielleicht stammen diese Inschriften jcdPch aus der Zeit um 200, in der Attalos Bündnisverträge mit
187Brule 1978, 34; vgl. van Effenterre 1948, 260; HnLI 1976, 135f. Anm. 25 über die führende mehreren kretischen Sllidten anschloß (Lato. Ilicrapytna. Priansos. Malla und den Arkadem, s.u.
Position der Gortynicr nach dem Lyttischen Krieg. /\nm. 205)
40 A II 4. Der historische Rahmen A II 5. Der historische Rahmen 41

Lappa), wird angenommen, daß diese um 204 zum antimakedonischen Lager gehör- chen, z.T. auf den Einflußverlust Philipps V. und z.T. auf territoriale Streitigkeiten
ten.196 Dies trifft für Knosos sicher zu, nicht jedoch unbedingt für die restlichen zurückzuführen sein; der eine Faktor schloß den anderen nicht unbedingt aus.
Städte, denn für Polyrrhenia und Lappa gibt es Indizien dafür, daß sie Philipp V.
freundlich gesinnt und mit Gortyn verbündet waren, was wahrscheinlich auch für 5. Gortyns Bestrebungen um die Hegemonie (ca. 201-184)
Rhaukos (s.o.) gilt. Es ist also denkbar, daß Eleutherna die letzte Station des von
Osten kommenden Perdikkas war und er deswegen die Städte im Westen der Insel Kurz nachdem Philipp seine kleinasiatischen Pläne hatte aufgeben müssen (um
(Kydonia, Polyrrhenia, Lappa) nicht besuchte. Somit ergibt sich folgende Liste von 201), distanzierten sich seine kretischen Verbündeten von ihm. 203 Den Verlust Make-
Verbündeten Makedoniens (Mitgliedern des Koinon unter gortynischer Führung): doniens an Einfluß spiegelt deutlich eine Reihe von Bündnisverträgen kretischer
Allaria, Aptera, die Arkader, Axos, Chersonesos (?), Eleutherna, Gortyn, Hierapy- Poleis mit den Gegnern Philipps im Zweiten Makedonischen Krieg (Pergamon,
tna, Istron, Keraia, Kydonia, Lappa, Lato, Lyttos, Olus (?), die Oreioi, Polyrrhenia, Athen, Rhodos, Milet) wider. Soweit sich feststellen läßt, handelt es sich um die
Priansos (?), Rhaukos, Sybrita und Tylisos (?). Den Rhodiern gelang es allmählich, Städte, die früher der Politik Makedoniens folgten, nämlich Gortyn und seine Ver-
getrennte Verträge mit mehreren kretischen Städten (Hierapytna um 205, Olus um bündeten.204 Diesen reversement des alliances belegen wohl auch die Bündnisver-
203, Chersonesos um dieselbe Zeit) abzuschließen und sie in diesem Krieg zu träge Attalos' I. mit mehreren kretischen Städten (Lato, Hierapytna, Priansos, Malla
neutralisieren. 197 und den Arkadern), 205 ein von Kephisodoros vermittelter Bündnisvertrag zwischen
Kurz vor der Jahrhundertwende, seit spätestens 205, war auch die Insel Schau- Athen und mehreren kretischen Städten (um 200?) 206 und das Ehrenepigramm für
platz heftiger Kriege, die parallel zum 'Kretischen Krieg' und im Anschluß an diesen den milesischen Politiker Lichas, dessen Ehrung durch Athen, Rhodos, und Städte
ausgetragen wurden. Im Vertrag zwischen Hierapytna und Rhodos (um 205) wird Kretas vielleicht mit seiner diplomatischen Tätigkeit während des Zweiten Make-
ein Krieg zwischen Hierapytna und dem knosischen Bündnis erwähnt.198 Der donischen Krieges zusammenhängt. 207
Rhodier Hegesandros, der als Abgesandter Antiochos' III. die Gesandten von Teos In dieser unruhigen Zeit gingen die Kriege auf Kreta weiter, wohl zwischen
in Eleutherna begleitete, bemühte sich im Jahr 204 um die Beendigung eines Krieges Gortyn und seinen Verbündeten (an der Spitze des Kretischen Koinon?) und
(fol tfö; t& 1t0AeµcoÖtaA.ucrni;a1tocrtcx1..di;), womit vielleicht nicht der 'Kretische Knosos. Die Gortynier, nun auf der Seite der Gegner Philipps im Zweiten Makedo-
Krieg' gegen Rhodos, 199 sondern der Krieg zwischen den kretischen Städten ge-
meint war. 200 Der Bündnisvertrag zwischen Attalos I. und Malla (um 200) impliziert
eine Auseinandersetzung zwischen dieser Stadt und ihren Nachbarn, den Arkadern, 203Errington 1969, 43 (vor 198); vgl. Kreuter 1992, 6lf., 111-113, die zu Recht auf die Konkur-
renz zwischen Pergamon und Rhodos um Einfluß auf Kreta hinweist. Ducrey - van Effenterre 1969,
Hierapytna und Priansos (s.o. Anm. 62). Die Aufnahme einer rhodischen Garnison
299 nahmen dagegen an, daß sich mehrere kretische Poleis einer pergamenisch-rhodischenAllianz an-
durch die Oluntier war vielleicht als Verteidigungsmaßnahme gegen die Latier ge- geschlossen hatten. Es handelt sich m.E. eher um bilaterale Veträge mit einzelnen Mächten (Rhodos,
dacht.201 Der Rechtshilfevertrag zwischen Hierapytna und Priansos (28, um 200) Pergamon, Athen, Milet, s.u.).
deutet auf einen früheren Konflikt hin. Auch die Eroberung von Milatos und Dreros 204Einen reversement des a/liances hat bereits van Effenterre 1948, 214-216 angenommen; vgl.
Errington 1%9, 45f.; Kreuter 1992, ll l. S. auch die folgenden Anmerkungen.
durch die Lyttier kann in das späte 3. Jh. datiert werden (s. 30). Schließlich kann ein
205zu diesen Verträgen s. Ducrey - van Effenterre 1969, 277-288; vgl. Ducrey 1970; Daux 1971;
Krieg um Anopolis im späten 3. Jh. mit diesen lokalen Kriegen (eher als mit dem Allen 1983, 72; Kreuter 1992, 91-99. Attalos I. unterhielt vielleicht freundschaftliche Beziehungen
Lyttischen Krieg) in Verbindung gebracht werden. 202 Diese Kriege dürften z.T. auf zu Aptera; eine Ehreninschriftfür Attalos 1. oder II. (IC II,iii 4 C) weist auf freundschaftlicheBezieh-
die Bemühung der Rhodier, die Front ihrer Gegner im 'Kretischen Krieg' zu bre- ungen zwischen dieser Stadt und den Vorfahren des Königs. Die Nennung der Vorfahren ist jedoch
kein eindeutiger Beweis für frühere Beziehungen(s. Kreuter 1992, 109). Zur Datierung dieses Textes
s.u. Anm. 249.
206 Paus. 1,36,5. Auf die Zeit kurz vor dem Ausbruch des 2. MakedonischenKrieges datiert diesen
196 Vertrag die Mehrheit der Forscher: Cardinali 1904, 82f.; Holleaux 1913a, 147; van Effenterre 1948,
Holleaux 1913a, 146-148, 153; vgl. Mijnsbrugge 1931, 66f.; Willetts 1955, 237 (zu 223. Anders Scrinzi 1897/98, 1558 (216). Zur attischen Politik vor dem Ausbruch des 2. Make-
Polyrrhenia); Martin 1975, 511 (zu Polyrrhenia und Rhaukos); Brule 1978, 48; Kreuter 1992, 117. donischen Krieges: Habicht 1982, 142-158; zur Rolle des Kephisodoros:eb<l.124-127, 156. Die Be-
S. aber die berechtigte Skepsis van Effenterres 1948, 222 mit Anm. 4, 225.
197 ziehungenKretas zu Athen bezeugen auch die in Athen gefundenenDekrete westkretischerStädte (IG
. Van Effenterre 1948, 225f.; Brule 1978, 51-56 (auch mit der Vermutung, daß diese Städte in II2 1130 = IC II,xxx 3 = Bielman 1994, 200f. Nr. 55, frühes 2. Jh.), die mit der Piraterie der Kreter
eme~ Bünd~is verein~waren; diese Poleis waren aber bereits vor Abschluß ihrer Verträge mit Rho- zusammenhängen (s. zuletzt Habicht 1995, 231). Das erste der kretischen Dekrete nimmt auf eine
dos un Kretischen Komon unter gortynischer Führung vereint); Chaniotis 1991a, 260; Ager 1991a, bestehende Symmachie Bezug (Z. 9f.: 1tpciaaovta~ tat~ auv0~rni~ tat, tiiiv auµ[µaxwv]). Es han-
18; Kreuter 1992, 65-89; Kreuter 1995, 144 mit Anm. 95. Van Effenterre 1948, 229, der in SV III delt sich möglicherweiseum das gortynische Bündnis.
552 B 4 (Bündnisvertragzwischen Olus und Rhodos, ca. 201) Kai tot~ äUoi[~ auµµcixoi~] ergänzte, 207Milet I 2 Nr. 12 z. 5-8; hierzu Herzog 1902, 331f.; Haussoullier 1902, 140-142; Cardinali
n~~ an, daß Olus einem Bündnis beitrat; die Ergänzung ist jedoch nicht sicher. 1907, II; Fredrich 1908, ll5-ll7; Hanunond - Walbank 1988, 421; vgl. llolleaux 1913a, 147 (zu-
f_ SV III 551 Z. 75-77; hierzu van Effenterre 1948, 226, 229; Brule 1978, 47f.; Kreuter 1992, rückhaltend).Rehm 1914, 199 vermutetedagegen, daß da~ Ehrenepigranun für Licha~auf seine Rolle
70
199So Holleaux 1913a, 148f., 151; van Effenterre 1948, 222. bei der Einbürgerung von Kretern in Milet anspielt; so auch Habicht l 991, 328. Um die Jahrhundert-
200Ager 1991a, 19; vgl. Brule 1978, 56 Anm. l. wende gibt es epigraphische Zeugnisse aus Milet über seine Beziehungen zu Gortyn, Eleuthema
201Ager 1991a, 19. Zur Garnison s.o. Anm. 58. (Milet I 2 Nr. 11, um 200), Rhaukos, Malla und Biennos = Biannos (SEG XXXVIII 1197, 197/6; s.
202SEG VIII 269; vgl. o. Anm. 179. Günther 1988, 393-396), also eben zu Städten, die mit Gortyn (Eleuthcrna: s.o. und 37-38;
Rhaukos: 29; Biannos: vgl. 35) bzw. mit Attalos I. (Malla, s.o. Anm. 205) verbündet waren.
42 A II 5. Der historische Rahmen A II 5. Der historische Rahmen 43

nischen Krieg, mußten sogar Philopoimen zu Hilfe in ihren Kriegen rufen, wohl engen Freund der Römer, ab. 216 Im Kretischen Koinon blieb Gortyn offenbar die
gegen Knosos, das vielleicht von Nabis unterstützt wurde (ca. 200-195). 20 8 Dieser führende Macht. 217 Kydonia beteiligte sich an dieser Vereinigung nicht, schloß aber
Krieg endete wahrscheinlich ca. 195, auf jeden Fall vor 194, wie R.M. Errington aus (zur selben Zeit?) ebenfalls einen Bündnisvertrag mit Eumenes ab. 218
der Rückkehr des Philopoimen nach Achaia erschloß. 209 Das Kretische Koinon unter Die Einordnung der zahlreichen Verträge, die aufgrund paläographischer Kriterien
Führung Gortyns schickte 192 den Achaiem Hilfstruppen gegen Nabis. 210 ins späte 3. und frühe 2. Jh.datiert werden können, in diese bewegte historische Pe-
Vor 189 kam es auf jeden Fall zu einer vorübergehenden Einigung der Gortynier riode ist leider sehr spekulativ. Man kann höchstens einige allgemeine Tendenzen er-
und der Knosier, denn im Jahr 189 führten die beiden Großmächte Kretas ge- kennen, vor allem die Bemühungen Gortyns, sein Bündnis auszubauen. Aus der Pe-
meinsam Krieg gegen Kydonia. 211 Eine Vermittlung des römischen Praetors Q. riode zwischen der Wiederherstellung des Kretischen Koinon durch Philipp V. (um
Fabius Labeo blieb erfolglos. Die Ankunft Labeos auf Kreta und die im selben Jahr 216) und dem großen Krieg in Westkreta (189) stammen m.E. die meisten Verträge
in Aptera und Polyrrhenia vorgenommene Ehrung von L. Comelius Scipio, P. Cor- Gortyns. 219 Einer ersten Phase gortynischer Anstrengungen um den Ausbau eines
nelius Scipio Africanus, Cn. Comelius Scipio Hispallus und M. Aemilius Regillus Bündnisses (ca. 216-204) ist eine Gruppe von Verträgen mit Städten Ostkretas zuzu-
hängen sicher mit der Flucht Hannibals nach Gortyn sowie mit der Anwesenheit weisen (Lyttos, Hierapytna, Priansos: 24, 25, 27; vielleicht Lato und Chersonesos:
vieler römischer Gefangener auf der Insel zusammen. 212 Fünf Jahre später finden 34?, 36?). Aus dieser Periode kennen wir kriegerische Ereignisse nur in Ostkreta,
wir Knosos und Gortyn erneut in einen Krieg verwickelt (185/4): Den Gortyniern und dies erklärt das Interesse Gortyns an diesem Teil der Insel. Es ist sicher kein Zu-
gelang es, die knosischen Gebiete Lykastion und Diatonion zu erobern, während fall, daß gerade in dieser Periode Kreta eine bedeutende Rolle in der Politik Philipps
Kydonia um dieselbe Zeit Phalasarna besetzt hielt. 213 Nach wohl gescheiterten Ver- in der Ägäis spielte (A II 4). Die Verträge Gortyns mit Städten Westkretas (Lappa,
suchen der Stadt Magnesia und König Ptolemaios' V., zwischen Knosos und Gortyn Sybrita und Elyros: 31-33; vgl. Rhaukos: 29?; vgl. Eleutherna-Lato, Eleutherna-
zu vermitteln, 214 war eine neue römische Vermittlung (40) erfolgreich. Der Friede Aptera: 37-38) bilden m.E. eine zweite, etwas spätere Gruppe, die mit einer Inte-
wurde wiederhergestellt, Knosos erhielt die verlorenen Gebiete zurück, die Kydo- ressenverschiebung zusammenhängen. Bedeutende historische Nachrichten aus dem
niaten mußten sich aus Phalasama zurückziehen, und allem Anschein nach wurde das Westen der Insel haben wir erst für die Zeit nach dem Ende des 2. Makedonischen
Kretische Koinon wieder ins Leben gerufen. 215 Ein Jahr später schlossen 30 Städte, Krieges (Krieg von 189, Ehrungen der Scipionen in Westkreta). Es liegt nahe, die
die als KprrrmE'is bezeichnet werden, einen Bündnisvertrag mit Eumenes II., einem Bemühungen Gortyns, sein Bündnis im Westen aufzubauen, in die Zeit vor dem
Krieg von 189 zu datieren. Da Philipps npocr-mcria das Koinon nicht mehr zusam-
menhalten konnte, mußte Gortyn seine Anstregungen um Ausbau seines Bündnisses
in einer Zeit kriegerischer Auseinandersetzungen verstärken. Einen weiteren Grund
für Gortyns Anstregungen im Westen dürften wir in der Präsenz von Nabis, einem
208 Plut.. Phil. 13; Paus. 8,50,6; Cardinali 1907, 9; van Effenterre 1948, 192, 258f.; Errington Verbündeten der Knosier, in Kreta in den ersten Jahren des 2. Jh. (s.o. Anm. 208).
1969, 34f. Zur Unterstützung der Knosier durch Nabis: Errington 1969, 35-41; Texier 1975, 62, 69; Nabis' Machtbereich ist wahrscheinlich eben auf Teile Westkretas zu suchen, wo
Brule 1978, 46-50; Brizzi 1990, 36f.; Biclman 1994, 161; vgl. schon van Effenterre 1948, 214; Sparta im frühen 3. Jh. großen Einfluß hatte (s.o. Anm. 142).
anders Kreuter 1992, 63-65 und 1995, 140 Anm. 52. Nabis 'kontrollierte' (wohl beeinflußte) mehrere
kretische Städte bis 195: Liv. 34,35,9; vgl. Polyb. 13,8,2. Eine in Andros gefundene Liste kretischer Städte, die vermutlich die Asylie der
209Errington 1969, 44. Er führt das Ende des Kriegs auf den Verlust der kretischen Städte durch Insel anerkannten, nennt vielleicht Städte, die im frühen 2. Jh. unter dem Einfluß
Nabis 195 zurück (hierzu s. auch Texier 1975, 85); vgl. Brule 1978, 48f.; Will 1982, 176; anders Gortyns standen: Als erste Stadt wird Gortyn genannt, gefolgt von Lappa (vgl. 31),
Cardinali 1907, 11; er sah da~ Ende dieses Kriegs in einem Zusammenhang mit dem Ende des 2. Sybrita (vgl. 32), Lato (vgl. 34), der oberen und unteren Stadt Lyttos (vgl. 25). 220
Makedonischen Kriegs (197). Die neuesten Untersuchungen zur milesischen Chronologie zwingen
uns jetzt, eine Vermittlung Magnesias in einem kretischen Krieg, die früher ins Jahr 196 datiert wur-
Gortyn schloß Verträge sowohl mit gleichberechtigten Bundesgenossen als auch mit
de, eher mit dem Krieg von 185/4 in Verbindung zu bringen (anders Ager 1994, 17 Anm. 73: ca. Poleis, die seine Hegemonie akzeptierten. Verträge mit gleichberechtigten Partnern
180-168/7); s. 40.
210 Cardinali 1907, 12-15; van Effcnterre 1948, 192; Errington 1969, 37; Texicr 1975, 97-100;
Krcuter 1995, 140. 216 IC IV 179; genannt werden folgende Städte bzw. Stämme: Gortyn, Knosos, Phaistos, Lyttos,
211 Liv. 37,60,3. Rhaukos, Hierapytna, Eleuthema, Aptera, Polyrrhenia, Sybrita, Lappa, Axos, Priansos, Allaria, die
212Liv. 37,60,2-5; vgl. Broughton 1951, 361. Römische Gefangene: Bielman 1994, 305. Arkader, Keraia, Praisos, Lato, Biannos, Malla, Eronos, Chersonesos, Apollonia, Elyros, llyrtakina,
Hannibal in Gortyn: Nepos, llann. 9; Just. 32,4,3f. Ehrung der Scipionen: IC II,iii 5 A; II,xxiii 13; Eltynia, Anopolis, Araden, Istron und Tarrha; der Name einer 31. Stadt ist crauiert worden. Hierzu:
vgl. Broughton 1951, 358. Zu diesen Ereignissen: van Effenterre 1948, 26lf.; Willett.s 1955, 238; Cardinali 1907, 19-21; Muttelsee 1925, 53; van Effenterre 1948, 263; Martin 1975, 503; Walbank
Brule 1978, 25-27; Marek 1984, 323; Spy1idakis 1992b, 132, 134; Kreuter 1995, 141-144. 1979, 201f.; Marek 1984, 324; Kreuter 1992, 99-105.
213 217 Der Vertrag wird nach dem Protokosmos von Gortyn datiert; zur führenden Stellung Gortyns in
Zu einer möglichen Zusammenarbeit zwischen Gortyn und Kydonia s.u. 40.
214 Diese Vennittlungen wurden früher ins Jahr 196 datiert; s. aber 40. Eine Vemüttlung von der ersten Hälfte des 2. Jh. s. auch van Effenterre 1948, 260; Huß 1976, 135f. Anm. 25; vgl.
Mylasa in einem Krieg zwischen Ciortyn und Knosos zu einem Zeitpunkt, an dem das Koinon noch llarrison 1994, 42.
bestand, kann nicht genau datiert werden, könnte aber mit diesem Krieg zusammenhängen; s. aber 2 18Vgl. Polyb. 28,15,1; Kreuter 1992, 102.
auch u. Anm. 222. 219Vgl. van Effenterre 1948, 155-157.
21 5Vgl. Muttelsee 1925, 52. Weitere Literatur unter 40. 220 10 XII 5, 723 Z. 2f., 7; vgl. van Effenterre 1948, 157 Anm. 2.
r
1

44 A II 6. Der historische Rahmen A ll 6. Der historische Rahmen 45

sind die Bündnisse mit Hierapytna (24) und Lyttos (25); der zweiten Kategorie sind Römern. 224 Im Dritten Makedonischen Krieg kämpften auf beiden Seiten kretische
die Verträge mit Priansos (27), Rhaukos (29), Lappa (31), Sybrita (32), Elyros Söldner, 225und dies impliziert vielleicht eine Spaltung Kretas.226
(33), Lato (?, 34) und Chersonesos (?, 36) zuzuweisen. Vielleicht sind auch die
Ein neuer großer Krieg entflammte unmittelbar nach dem Ausbruch des Dritten
Verträge zwischen Eleutherna und Lato (37) bzw. Eleutherna und Aptera (38), also
Makedonischen Krieges. Kydonia griff seinen Verbündeten Apollonia an und
zwischen Städten, die wohl zu den Verbündeten Gortyns zählten, auf den Einfluß
eroberte die Stadt und ihr Gebiet (170, 41). Dies forderte die Reaktion der mächtigen
dieser Stadt zurückzuführen, wie man dies für die Verträge zwischen Hierapytna und
Nachbarn Apollonias, Knosos und Gortyn, heraus. Aus einem Exzerpt des Polybios
Lyttos (26) bzw. Priansos (27-28) mit Sicherheit annehmen kann.
(für das Jahr 170/69) erfahren wir von einem Angriff der Gortynier unter Notho-
Eine relativ große Zahl von Verträgen aus Ostkreta zeugt vom Versuch Hiera- kartes auf Kydonia und einer andauernden Bedrohung der Stadt durch die Gorty-
pytnas, seine Verhältnisse zu den Nachbarn zu ordnen, namentlich zu Itanos, das nier.227 Allerdings können wir nicht feststellen, ob die Gortynier Apollonia zu Hilfe
damals von einer ägyptischen Garnison geschützt wurde (19-20), Praisos (21), eilten oder erst nach seiner Zerstörung Kydonia angriffen.228 Eine Reihe von In-
Lato (22), Lyttos (26), Priansos (27-28), wahrscheinlich auch Biannos (35; vgl. schriften (43-45) ergänzt unsere Kenntnisse über diese Vorgänge im Gebiet von
28). Auch Lyttos gelang es nach den schweren Schlägen während des Lyttischen Apollonia. Ihre historische Einordnung und Deutung durch M. Guarducci 229bedarf
Krieges, neue Macht zu gewinnen; sein Bündnisvertrag mit Praisos (23) ebenso wie in etlichen Punkten der Modifizierung. Der aussagekräftigste Text ist ein Friedens-
die Eroberung von Dreros und Milatos (vgl. 30) zeigen wieder diesen Macht- vertrag (43) zwischen Knosos und Gortyn unter Vermittlung eines Ptolemaios (Z. 5,
zuwachs. 10). Aus diesem Vertrag geht folgendes hervor: 1) Die Gortynier waren irgendwann
in den Besitz von Apollonia gelangt. 230Die Vermutung liegt nahe, daß sie im Ver-
6. Krieg und Frieden: Zwischen den römischen Vermittlun- laufe des Krieges die Kydoniaten aus dem Gebiet Apollonias vertrieben und es be-
gen von 184 und 140 setzten.231 2) Nach diesem Ereignis griff Knosos an (Z. 12: i6v[·m; E1tt1toA.eµco1?]),
besetzte die Stadt sowie das Land der Apolloniaten (Z. 18-20) und plünderte ein wohl
Der Friede von 184 war nicht von langer Dauer. In den nächsten Jahren spielte ne- auf gortynischem Gebiet befindliches Athenaheiligtum (Z. 10-18). Dieses Ereignis ist
ben Knosos und Gortyn Kydonia eine bedeutende Rolle. Aus dieser Zeit stammt viel- vor 167/6 anzusetzen, denn in diesem Jahr erscheinen die Knosier als Verbündete der
leicht sein Isopolitievertrag mit Apollonia (41), vielleicht ein Vertrag mit Lyttos (42). Gortynier (44). 232 3) Die Gortynier schlugen zurück und besetzten Teile des knosi-
Für das Jahr 181 deutet Polybios den Beginn von 'großen Dingen' (wohl Unruhen) schen Gebietes, die sie aufgrund dieses Vertrags zurückerhielten (vgl. Z. 8f.: [a1to-
an, die ansonsten jedoch völlig im dunklen bleiben. 221 Eine Reihe sehr fragmenta- xco]p11crm).Die geschlagenen Knosier baten die Gortynier danach um Frieden (Z.
risch erhaltener kretischer Beschlüsse, die in Mylasa gefunden wurden und in die 7f.). 4) Nach Vermittlung eines Ptolemaios - wohl Ptolemaios' VI. (oder VIII.?) -
erste Hälfte des 2. Jh. datiert werden können, deutet auf Unruhen und Krieg auf ganz
Kreta, wahrscheinlich zwischen dem knosischen und dem gortynischen Bündnis,
224Liv. 43,7,1-5 (Cretensium legatis); van Effenterre 1948, 264; Kreuter 1995, 145.
hin. 222 Die durch diese Texte implizierte Vermittlung der Stadt Mylasa kann leider 225Cardinali 1907, 24f.; Launey 1949/50, I, 268f.; Spyridakis 1992b, 134; Kreuter 1995, 145f.
nicht datiert werden, es ist auf jeden Fall nicht auszuschließen, daß sie mit diesen 226 Van Effenterre 1948, 215 und 264 nahm an, daß Knosos und Phalasarna König Perseus
Ereignissen - oder mit dem Krieg von 185 - in Zusammenhang steht. Im Jahre 174 unterstüzten, während Gortyn eher römerfreundlich war; vgl. Walbank 1979, 369; dies ist denkbar,
war bereits wieder ein großer Krieg entflammt. Der Vermittlung des Q. Minucius die nur spärlichen Zeugnisse lassen jedoch keine Entscheidung zu.
227Polyb. 28,15,1: "On Kata tllV Kp~t11VödhotE~ Kuöwvtiitat tou~ foptuv(ou; Öta to KU\ ti/>
gelang es nur, einen sechsmonatigen Waffenstillstand zu erreichen. 223Wer die Geg-
ltj)OtEpov EtEl 1tap' OA.t")'OV
1CE1ClVOUVEU1CEVatt1\ ltOAfl tiov 7tEplNo0oKaptriv EittßaA.oµEV<OV
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ner in diesem Krieg waren, ist nicht bekannt. Trotz dieser Konflikte scheint das
lCUtaaxE'iv, E~E7tEµ1jlUV 1tpfoßn~ 1tpo~ Euµi:vri, ßo~0nav aitouµEVOl Kata tT)Vauµµaxiav. Zur
Kretische Koinon auf jeden Fall noch bis ca. 170 bestanden zu haben, denn in Datierung: Walbank 1979, 348. Auch van Effenterre 1948, 266, Guarducci 1934, 71f., 77, Walbank
diesem Jahr verhandelte eine Gesandtschaft der Kreter (des Koinon?) mit den 1979, 349 und Harrison 1994, 27f. betrachten diesen Krieg als Folge der Eroberung Apollonias.
228Guarducci 1950a, 258 vermutete, daß Gortyn den Apolloniaten zu Hilfe kam und das Gebiet
nur vorübergehend besetzte; die weitere Entwicklung macht dies unwahrscheinlich. Kirsten 1940,
4lf. unterstrich, daß die Gortynier eine konsequente Eroberungspolitik betrieben und mit der Erobe-
rung Apollonias wohl einen Hafen an der Nordküste Kretas gewinnen wollten.
229Guarducci 1934, 69-78; vgl. van Effenterre 1948, 266. Die früheren Deutungen von Dümmler
1895, 208-210, Scrinzi 1897/98, 1542-1545 und Deiters 1904b, 572-579 gingen von falschen
Datierugen der einschlägigen Dokumente aus; vgl. Cardinali 1905, 539-541.
23<>wenndie Gortynier Apollonia nicht besetzt hätten, könnte man später nicht von seiner 'Rück-
gabe' an sie durch die Knosier sprechen (43 Z. 18-20; a1toö6[µEv]).
221Polyb. 24,3,1; van Effenterre 1948, 211; Walbank 1979, 256; Kreuter 1995, 136; Harrison 231Vgl. Guarducci 1934, 72.
1994, 26f. vermutet einen Krieg zwischen Gortyn und Knosos. 232Aus Polyb. 29,8,6 erfährt man, daß Knosos eine gewisse Rolle in den Verhandlungen
222I.Mylasa 641-659; SEG XXXIX 1127; XLII 1003-1006. S. vor allem I.Mylasa 642 Z. 5 und
zwischen Perseus und Eumenes II. (169/8) spielte (vgl. Walbank 1979, 369). Dies impliziert gute
11. Beziehungen zu Eumenes, der aber damals mit Kydonia verbündet war. Vielleicht fallen diese Ver-
223Liv. 41,25,7; Cardinali 1907, 22f.; van Effenterre 1948, 263; Willetts 1955, 238, Spyridakis handlungen, der Kampf der Truppen des Eumenes für die Kydoniaten gegen Gortyn (Polyb. 28, 15, 1)
170, 59f.; Walbank 1979, 256; Syridakis 1992, 134; Kreuter 1995, 136. und der Angriff der Knosier auf Gortyn in dieselbe Zeit.
46 A II 6. Der historische Rahmen A II 6. Der historische Rahmen 47

diktierten die Gortynier die Friedensbedingungen. In dieser Zeit scheint der ägypti- Eroberung der Nachbarstadt Rhaukos. 237 Polybios berichtet, daß Knosos und
sche Herrscher mit Gortyn verbündet gewesen zu scin. 233 5) Seine Vermittlung er- Gortyn gegen Rhaukos Krieg führten und vertraglich vereinbarten, den Krieg nicht
folgte vielleicht in der Zeit nach der Auflösung der Dreierherrschaft von Ptolemaios zu beenden, ehe Rhaukos erobert war. Ihre Annahme stützten Guarducci und De
VI., Ptolemaios VIII. und Kleopatra III. (169) oder - eher - nach der Schlacht bei Sanctis in erster Linie damit, daß diese Inschrift von der Teilung einer Stadt, eines
Pydna und dem Abzug der seleukidischen Truppen aus Ägypten (Sommer 168).234 Gebietes und aller beweglichen Güter einer Gemeinde zwischen Gortyn und Knosos
In diesem Frieden verpflichteten sich die Knosier u.a., Apollonia (Z. 18f.: [,av berichtet, einer Aufteilung zu zwei gleichen Teilen, einem nördlichen und einem
'A1tEA.A.COVjiav, vielleicht [,av 1tOA.lV,av 'AitEA.A.COV
]tav ), ein umliegendes Land südlichen. Dies schließt aus, daß von der Teilung Apollonias die Rede war, 238etwa
(Z. 19: ,av xc.opav ,av nop~ia00av) und eine nicht zu bestimmende Besitzung der nach dem Friedensvertrag und infolge weiterer Verhandlungen zwischen Gortyn und
Apolloniaten ([Kat------ ,&v 'A1tEA.A.ro]vta1a.v an die Gortynier zurückzugeben (Z. Knosos. Die Erwähnung von beweglicher Beute spricht eindeutig für ein kriegeri-
18: a.noo6[µEv ]). sches Unternehmen und nicht für friedliche Verhandlungen. Auch der einmalige Aus-
Der zweite Text, der sicher Apollonia betrifft, ist wiederum ein Beschluß der Gor- druck 1tEÖCX ,a.~ ,&v 0EmVEUVoia~erinnert an die Formulierung Ei ÖE,i lCU 0Emv
tAECOV Öv'trov/ßrot.oµevrov EA.otµEv/A.aßotµEvcxya0ov CX1t0 3 9 die
,&v 1tOA.Eµirov,2
tynier über einen Vertrag mit Knosos (45). Die Ereignisse bzw. Vorgänge. die dieser
Text erwähnt, sind in ihrer Chronologie die folgenden: 1) Die Gortynier schickten in ausschließlich im Zusammenhang mit Bestimmungen über gemeinsam geführte Krie-
der Frage der Rückgabe Apollonias eine Gesandtschaft an Knosos (Z. 5-7), weil die ge und die anschließende Aufteilung der Beute vorkommt.
Knosier vermutlich ihren Abzug aus diesem Gebiet hinauszögerten. Die Knosier Der Vertrag über die Eroberung von Rhaukos (44) und die anschließende Grenz-
gaben dann Apollonia (nur die Stadt?), der Forderung der Gortynier folgend (Ka- 1.iehung zwischen Gortyn und Knosos erfolgten sicher nach dem Friedensvertrag
0[w]~ 1tapE1CaA.rnav), zurück (Z. 5f.). 235 2) Unmittelbar danach (Z. 8: E~ a{na.~) (43) und wahrscheinlich vor dem neuen Vertrag über das Schicksal von Apollonia
schickten die Knosier ihrerseits eine Gesandtschaft zur Verhandlung über die Stadt ( 45), 240 - zumindest nach der Reihenfolge dieser Texte auf dem Stein zu urteilen. Es
und das Gebiet Apollonias nach Gortyn (Z. 7-9). 3) Diese Ereignisse sind auf die läßt sich nicht mehr feststellen, was die Gortynier und die Knosier in ihrem neuen
Zeit nach dem Friedensvertrag (43) anzusetzen, der eben die Rückgabe Apollonias Vertrag über Apollonia vereinbarten; es ging jedoch sicher um Zugeständnisse an die
angeordnet hat (s.o.). Als die Gortynier nun diese Gebiete erhielten (Z. 5f.: cx1to- Knosier, um die Rückgabe Apollonias an Knosos (s.u. S. 301). Die Ereignisse sind
[1.aß6v1rov ]), geschah dies in Erfüllung des Friedensvertrags. 4) Die Gortynier ·re- demnach wie folgt zu rekonstruieren und zu datieren: 241
agierten auf die knosische Gesandtschaft mit einem nicht mehr erhaltenen Beschluß Eroberung Apollonias durch die Kydoniaten (um 171);
(Z. 10). Krieg zwischen Gortyn und Kydonia und Besetzung Apollonias durch die
Der dritte einschlägige Text ( 44) steht auf demselben Stein wie der gortynische Gortynier (ca. 171/70);
Beschluß (45) und ist von demselben Steinmetzen aufgezeichnet worden;236 er steht Unterstützung der Kydoniaten durch Eumenes II. und Besetzung Apollonias
vor diesem Beschluß und dürfte demnach etwas älter sein. Dieser Text enthält die durch die Knosier (ca. 170/69);
Beschreibung einer Linie, die mitten durch eine Stadt und ein Gebiet verläuft (Z. 1- Krieg zwischen Gortyn und Knosos;
11). Es folgt die Anordnung, daß die südich dieser Linie liegenden Gebiete den Gor- Friedensvertrag ( 43) durch Vermittlung Ptolemaios' VI. (169 oder nach dem
tyniem, die nördlichen den Knosiern zufallen sollen (Z. 11-14 ), sowie eine Be- Sommer 168);
stimmung über die Aufteilung aller beweglichen Güter unter beide Städte zu gleichen Rückgabe Apollonias durch die Knosier an Gortyn (vor 167);
Teilen (Z. 14-16). Der Text schließt mit Bestimungen über die Veröffentlichung des Vertrag zwischen Gortyn und Knosos über die Eroberung von Rhaukos (44,
Vertrages (Z. 16-21). M. Guarducci und G. De Sanctis sahen in dieser Inschrift wohl 167);
zu Recht den von Polybios erwähnten Vertrag zwischen Gortyn und Knosos über die Eroberung und Teilung von Rhaukos (ca. 166);
Beschluß der Gortynier über das Schicksal Apollonias (45, kurz nach 166).
Die Eroberung von Rhaukos ist bezeichnend für die Expansionspolitik von Gortyn
und Knosos. Beide Städte vereinigten ihre Kräfte zur Eroberung der einzigen noch
233 43 Z. 9f. impliziert, daß Gortyn den Frieden mit Knosos im Einvernehmen mit Ptolemaios
([11E]öaßacnts.fo~ ntots.Eµaiw) abschloß (s. 43 Kommentar).
234 Vgl. Guarducci 1934, 72 (ca. 168/65); Bagnall 1976, 118 Anm. 7 zweifelt an einer Datierung
237Guarducci 1934, 73-77; De Sanctis 1934, 386f.; vgl. van Effenterre 1948, 266 Anm. 5;
der Vermittlung auf die Zeit ca. 168/65, gibt aher keine Gründe an. Die Datierung auf ca. 168/65
stößt auf das Problem, daß trotz der Dreierherrschaft in diesem Zeitraum (Herbst 168-164/3) die gor- Guarducei 1950a, 261; Faure 1963, 16f.; Walbank 1979, 447; Petropoulou 1985, 21; van Effentcrre
tynische Inschrift nur einen Ptolemaios nennt (zur Chronologie s. Hölbl 1994, 130). - van Effenterre 1994, 122; Harrison 1994, 28-31 (jedoch mit der unbegründeten Annahme, daß
235Zur Formulierung vgl. 59 Z. 67f.: [11apali11iovt(J)v?]/i/, ,ca\ oi 'lapam'itvtot toi~ Aatiotc Rhaukos vorher im Besitz von Kydonia war).
238 So Halbherr 1889, 41; Cardinali 1905, 539f.; vgl. (zurückhaltend) Bultraghini 1994, 76-79.
xwpav Ka6co~7tUp€KUAf:CJ[av Aci]ttot; 54 z. 9f.: €7lUKOAOU6ijam ,ca6~ 11apaKaAiovn Kvwcrtot;
SV III 482 Z. 6f.: rnou1aaµE6a ta~ oµoAOy(a~,ca66n MtA~CJtot~~i(J)(Jav;Z. 17f.: U7lO/\.Uµßcivoµcv 239zu dieser Formel s. B III 1 h.
öE"ivauyypciljlacr6m ,ca66tt uµd~ ci~twcratE (RechL~hilfevcrtrag zwischen Knosos und MileL Mitte 240 Guarducci 1934, 74-77.
des 3. Jh.). 241 Im wesentlichen nach Guarducci 1934, 77. Guarducci datiert jedoch den Vertrag 43 auf ca.
236Guarducci 1950a, 261. 168/66 und die Eroberung von Rhaukos auf da~ Jahr 166/5.
48 A II 6. Der historische Rahmen A II 7. Der historische Rahmen 49

unabhängigen Stadt an ihrer westlichen Grenze, denn Tylisos und Apollonia hatten Kretische Koinon vereinigte in seinen Reihen wohl die meisten Städte und erkannte
bereits früher ihre Unabhängigkeit eingebüßt. 242Nach dem Gewinn einer Exklave an ca. 164 die Schirmherrschaft Ptolemaios' VI. über Itanos an. Wenige Jahre später
der Nordküste durch die Eroberung Apollonias war es für die Gortynier wichtig, (ca. 158/54) unterstützte es den ägyptischen König in seinem Krieg gegen seinen
auch Rhaukos, die einzige noch unabhängige Polis in diesem Gebiet, zu erobern. Bruder.2 48 Nur im äußersten Osten der Insel gab es noch anstehende Grenzstreitig-
Noch wichtiger war dies allerdings für die Knosier, von denen vielleicht die Initiative keiten, zwischen Itanos und Praisos bzw. Hierapytna und Praisos. Aus dieser Zeit
zu diesem Krieg ausging (Kvc.ocrwtµeta foptuvirov): Nur 17 Jahre früher (184) stammen sicher zwei Grenzziehungen (47-48).
hatten die Rhaukier, damals Verbündete der Gortynier (29), einen Teil des knosi- Die nächste historische Nachricht über Kreta betrifft einen Krieg der Kpritmet<;,
schen Gebietes (Lykastion) vorübergehend besetzt. Die Eroberung von Rhaukos also sicher des Kretischen Koinon, gegen Rhodos (ca. 155-153). Wie beim ersten
stellte für die Knosier jedoch nicht allein einen Akt der Vergeltung dar, sondern war 'Kretischen Krieg' handelte es sich um Angriffe der kretischen Piraten auf die
auch Teil einer konsequenten Eroberungspolitik. Bereits seit dem 4. Jh. waren sie ägäischen Inseln (vielleicht auch auf die kleinasiatischen Küstenstädte). 249Der Aus-
darum bemüht, sämtliche kleineren abhängigen Poleis in ihrer Umgebung sich einzu- gang des Krieges bleibt im dunklen. Ferner ist anzunehmen, daß Gortyn spätestens
verleiben (Lykastos, Diatonion, 243 Tylisos, dann Apollonia und Rhaukos). Das während des zweiten 'Kretischen Krieges' oder kurz danach Phaistos eroberte und
Grenzabkommen zwischen Gortyn und Knosos war der vorläufige Schlußpunkt ihrer zerstörte.250 Um 150 befand sich Knosos an der Spitze des Kretischen Koinon.251
Eroberungspolitik: Den beiden Städten war es gelungen, alle kleinen Nachbarstädte
zu erobern. Phaistos erlitt um dieselbe Zeit oder etwas später (um 150?) das gleiche 7. Die letzten Kriege in Ostkreta (ca. 145-110)
Schicksal. Nach der Teilung von Rhaukos und dem Vertrag über die Rückgabe Apol-
lonias an Knosos besaßen sowohl Gortyn als auch Knosos ein ausgedehntes und ein- Die relativ friedliche Periode im Inneren der Insel (166-145) fand mit dem Tod
heitliches Territorium, und auf dieser Basis konnten sie vorerst in Frieden leben. 244 Ptolemaios' VI. (145) und dem Rückzug seiner Truppen aus Itanos ein Ende. 252Alte
territoriale Konflikte (vgl. 4, 47, 48), die nie wirklich gelöst worden waren, kamen
Die Annäherung von Gortyn und Knosos nach der Vermittlung durch Ptolemaios
und dem Vertrag über die Teilung von Rhaukos bedeutete wahrscheinlich auch die wieder zum Vorschein, nachdem zwei wichtige Stabilitätsfaktoren in Ostkreta ausge-
schaltet worden waren, Rhodos (um 155) und das ptolemäische Ägypten (um 145).
Wiederherstellung des Kretischen Koinon, das auf jeden Fall im Jahr 168 existierte.
Nur Rom, das schon seit Beginn des 2. Jh. wiederholt für die Beendigung der
In diesem Jahr empfing das Koinon eine Gesandtschaft der Rhodier. 245 Die Rolle
kretischen Kriege gesorgt hatte und wahrscheinlich Bündnisverträge mit einzelnen
Ägyptens bei der Neugründung des Koinon geht indirekt aus zwei späteren
kretischen Poleis abgeschlossen hatte, 253 vermochte zwischen den rivalisierenden
Nachrichten hervor: Das Kretische Koinon - wahrscheinlich unter Führung der Gor-
Mächten der Insel zu vermitteln. Kurz nach Rückzug der ptolemäischen Truppen
tynier -246erkannte die 1tpocrmcria Ptolemaios' VI. über Itanos (wahrscheinlich um
brach ein großer Krieg aus (49 Testimonium a Z. 45: Evm:avm; Si: Kata 'tTJV Kpri-
164/3 s. 47) an und schloß mit ihm einen Bündnisvertrag ab.247
'tTJV 1t0Arµou Kat µdl;,ovoc;). Vielleicht war zwischen Gortyn und Knosos wieder der
Die Festsetzung der Grenze zwischen Gortyn und Knosos ca. 166 (44-45) leitete
eine für kretische Verhältnisse relativ lange Periode inneren Friedens ein. Nachdem
die beiden Städte ihre Eroberungspolitik durch die Annexion des Territoriums aller 248DieserBündnisvertrag gehtaus einer Inschrifthervor,die die Zusendungvon Hilfstruppenan
schwachen Nachbarn beendet hatten, gab es vorerst keinen Anlaß für Konflikte. Das Ptolemaiosdurch das Koinon,wahrscheinlichca. 158/54,bezeugt(Durrbach1921/23Nr. 92): s.
Holleaux1913b,14f.;Muttelsee1925,53; vanEffenterre1948,217;Bagnall1976,119f.
249Quellenund Diskussion:van Effenterre1948,267-269;Brule 1978,32, 61f.; vgl. Holleaux
1917,88-104;Gruen 1984,29; Spyridakis1992b,134;Pohl 1993,137f.;Kreuter1995,137, 146.
242Die Eroberung von Tylisos durch Knosos erschloß Guarducci 1935, 306 aus der Kreuter1992,105-111hat plausibelgemacht,daß der von ApterageehrteKönigAttalos(IC 11,iii4
Nichtteilnahme dieserStadtam Vertragder kretischenStädtemit EumenesII. (IC IV 179,183);vgl. C) mit AttalosII. zu identifizierenist; die Inschriftstammtdemnachaus der Zeit des zweitenKreti-
Svoronos1890,329;Callaghan1992,135;andersvan Effenterre1948,156Anm.6. Kirsten1948, schenKrieges(ca. 155/4),als AttalosII. Söldnerin seinemKrieggegenPrusiasII. anwerbenwollte.
1730vermutete,daß TylisosseineBedeutungzugunstenseinerHafenstadt,die er mit Apollonia(bei Das Dekretvon ApteraerwähntVerdienstedes Königsum das KretischeKoinon,das in derselben
ro:~t)identifizierte,verlorenhatte. Diese Vermutungwird durchdie LokalisierungApolloniasin Zeit den Krieg gegen Rhodosführte.Eine Datierungunter AttalosI. (um 200, so van Effenterre
'Ayia IlEAayia(s.u.41) hinfällig. 1948,129,258 Anm. 1; Hopp 1977,42f., 76 Anm. 100;Gauthier1985,51) ist jedoch nicht ganz
243Diatonionund Lykastos,früherunabhängigeStädte,gehörtenim frühen2. Jh. zu Knosos:s. ausgeschlossen.
40. 250oieseDatierunggehtausdemarchäologischen undnumismatischen Materialhervor:Callaghan
244Zur Expansionvon Knososs. auch Callaghan1992, 135f.,der jedoch annimmt,daß Gortyn 1981,37; Vallianou1987,540-542.
Apolloniabehielt.Aus einer Nachrichtbei Vitruvius(1,4,10)schloßer ferner,daß im 2. Jh. der 251van Effenterre1948,271 mit Hinweisauf Syll3654 A Nr. 8; vgl. Huß 1976,135f.Anm.25.
FlußPothereus(fa~av6~?)die GrenzezwischenKnososundGortynbildete. Auf dieseEntwicklungist eine NachrichtStrabons(10,4,7,C 476) übereine neue Hegemonieder
245Polyb. 29,10,6;Cardinali 1907, 17-20Anm. 2; van Effenterre1948, 267; Walbank1979, Knosierzu beziehen.
372. Aus dem Jahr 165 stammtSylP 653 A Nr. 8, eine Ehreninschriftdes KretischenKoinonfür .. 252Der Rückzugder Ptolemäeraus Itanosist im Rahmender Aufgabeihrer Stützpunktein der
Kassandros,Sohndes Menestheus,aus Alexandreia/froas(Delphi).Zu diesemText vgl. Chaniotis Agäiszu sehen;s. Habicht1992,90 mit Anm.136(mitältererLiteratur).
1988a,307mit der älterenLiteratur. 253Die hierapytnischenGesandtenerinnerten112den römischenSenatdaran,daß wederKnosos
246vanEffenterre1948,216. noch Itanos zu den Verbündetender Römerzählte (57 Testimoniuma Z. 11: [o]Ü,Ecruµµaxou~
247Holleaux 1913b, 14f.; Muttelsec1925,53; van Effenterre1948,217; Bagnall 1976, 119f. au.ou~ 1tpocrrtyopEucrEoÜ,EKvcocriou~). Die Ausdrucksweise impliziert,daß anderekretischePoleis
S.u. Anm. 248. (HierapytnaundGortyn?)ebenmit Romverbündetwaren.
T
50 A II 7. Der historische Rahmen A II 7. Der historische Rahmen 51

alte Streit um die Hegemonie erwacht. 254 Von diesem Krieg kennen wir nur eine daß Kreta in dieser Periode wieder in mehrere Lager gespalten war. Eine große Zahl
lokale Episode, nämlich die Eroberung von Praisos durch die Hierapytnier (49 Testi- von Inschriften aus Ostkreta hilft uns, die bewegte Geschichte des letzten Viertels des
monium a Z. 46) und einen anschließenden Grenzkonflikt zwischen Hierapytna und 2. Jh. zu rekonstruieren. Nach dem Frieden von 140 führten Knosos und Gortyn
Itanos, den eine römische Vermittlung 140 beendete. wieder getrennte Bündnisse an. Zu den Verbündeten Gortyns gehörten Hierapytna
Die Frühgeschichte des Streits zwischen Hierapytna und Itanos über den Besitz und Olus, zu denjenigen der Knosier Lato und Itanos (51-52, 57). Die Haltung von
des Gebietes mit dem Namen Heleia in der Nähe des Heiligtums des Zeus Diktaios Lyttos läßt sich nicht eindeutig feststellen; es war mit Olus verbündet (53) und stand
und der Insel Leuke läßt sich aus dem Urteil des Schiedsgerichts in Magnesia am wohl dem gortynischen Bündnis nahe. Wahrscheinlich parallel zum siegreichen
Mäander in dieser Sache ( 112/11, 49 Testimonium a) und einer fragmentarisch erhal- Krieg der Knosier gegen Gortyn (um 121) kämpften die Verbündeten der beiden
tenen Rede hierapytnischer Gesandter vor dem römischen Senat im Jahr 112 (49 Te- Städte gegeneinander um den Besitz von Grenzgebieten: Lato gegen Olus bzw.
stimonium b) rekonstruieren. 255Nach der Zerstörung von Praisos durch die Hiera- Hierapytna gegen Itanos.
pytnier und der Einverleibung des größten Teils ihres Territoriums durch Hierapytna Die Auseinandersetzung der Nachbarstädte Lato und Olus betraf das Grenzgebiet
um 145 - vielleicht mit Ausnahme der praisischen Hafenstadt Setaia (s. 48) - grenzte Kresa und die Insel Pyrrha (54-56 Testimonien a-b). Über diesen Grenzstreit
das hierapytnische Gebiet an jenes von Itanos. Die Hierapytnier beanspruchten für besitzen wir außergewöhnlich reichhaltige epigraphische Quellen, die H. van Effen-
sich die damals unter itanischer Kontrolle stehende Insel Leuke (KoucpovlJcn)und ein terre in mehreren Arbeiten präsentiert, M. Guarducci kurz besprochen und
Gebiet mit dem Namen 'E1cda in der Nähe des Zeus-Heiligtums in Tia1cah:mHpo M.W.Bowsky historisch ausgewertet hat. 260Dabei handelt es sich um drei Verträge
(49). Der Krieg zwischen Hierapytna und Itanos (ca. 145-140) wurde durch Vermitt- zwi-schen Lato und Olus über die Schlichtung ihres Konflikts durch ein knosisches
lung einer römischen Gesandtschaft unter dem ehemaligen Konsuln (im Jahr 144) Schiedsgericht (54-56), das Urteil des Schiedsgerichts (54-56 Testimonium a),
Servius Sulpicius Galba im Jahr 140 beendet. 256Hierapytna war militärisch offenbar seine Bestätigung durch die Römer (54-56 Testimonium b), einen Bündnis-,
im Vorteil, denn die Itanier waren diejenigen, die den Engriff des römischen Senats Isopolitie- und Grenzvertrag zwischen den Kontrahenten (61), einen Vermerk über
forderten. Das senatus consultum des Jahres 140 (unter dem Konsulat des C. Laelius die Festsetzung der latisch-oluntischen Grenze durch Horothetai aus Milet (54-56
Sapiens) 257sah vor, daß sich ein auswärtiges Schiedsgericht mit der Angelegenheit Testimonium c), eine Siegesweihe der Latier (54-56 Testimonium d), zahlreiche
befaßen sollte. Der Konsul beauftragte Magnesia am Mäander mit dem Schiedsge- Bau- und Weihinschriften in dem zwischen Lato und Olus umstrittenen Heiligtum des
richt; das Urteil fiel zugunsten der Itanier aus. Aus der späteren Geschichte der Ares und der Aphrodite in Dera 261sowie Grabepigramme für Beamte von Lato, die
Auseinandersetzung gewinnt man den Eindruck, daß das umstrittene Land, vielleicht sich während der Auseinandersetzung verdient gemacht hatten. 262 Diesen Texten
auch die Insel, trotz dieses Urteils in der Hand der Hierapytnier verblieb. 258 Mit sind ein weiterer Vertrag zwischen Hierapytna und Lato (59) und eine Urkunde un-
diesen Ereignissen hängt möglicherweise ein Vertrag zwischen Hierapytna und Kno- klaren Charakters (54-56 Testimonium e) hinzuzufügen, in denen die latisch-
sos (SO)zusammen, dessen zeitliche Einordnung (vor oder nach der Vermittlung der oluntische Grenze beschrieben wird. 263 Diese Auseinandersetzung wird in keiner
Römer) große Schwierigkeiten bereitet. literarischen Quelle erwähnt. Da Olus mit Gortyn und Lato mit Knosos verbündet
Die römische Vermittlung des Jahres 140 war nicht von bleibendem Erfolg. Für war (51-52), stellt ihr Konflikt wahrscheinlich eine lokale Episode des Kriegs zwi-
die Zeit nach dem Frieden von 140 gibt es nur eine einzige historische Notiz über schen Knosos und Gortyn dar. Mit Hilfe dieses in seinem Umfang einziga11igen In-
Kreta in der literarischen Überlieferung: Strabon berichtet von einem siegreichen schriftenmaterials und sich auf die Arbeiten H. van Effenterrcs und M. Guarduccis
Krieg der Knosier gegen Gortyn ca. 121.259 Diese Nachricht und das Fehlen von stützend bot M.W. Bowsky die folgende Rekonstruktion der historischen Ereignisse
Zeugnissen über das Kretische Koinon aus der zweiten Hälfte des 2. Jh. legt nahe, (die unten genannten Beamten sind die Leiter des Kollegiums der Eunomia bzw. die
Kosmoi in Lato):264
122/1: Sieg Latos über Olus in einem lokalen Krieg und Weihung einer Sieges-
254Vgl. van Effenterre 1948, 271 und o. Anm. 251. inschrift im Aphroditeheiligtum in Dera (54-56 Testimonium d, im Amtsjahr der
255Ich folge im wesentlichen den Ausführungen von Guarducci 1942, 92 und Sherk 1969, 83f.;
vgl. Guarducci 1969, 557f.; Scuderi 1991, 400-404; Kreuter 1995, 138f. S. auch Cary 1926 mit
wichtigen Beobachtungen, aber mit einer Identifizierung des S. Sulpicius mit dem Konsul des Jahres
108 (S. 195) und einer Datierung des ersten Urteils der Magneten ins Jahr 115 (nicht 140); dieselbe 260van Effenterre 1942; 1943; 1986; Guarducci 1947; Bowsky 1989b, 338-342, 345-347.
Datierung auch bei Passerini 1937, 35f.; Spyridakis 1970, 58-63. Die früheren Besprechungen von 261Neueste Zusammenstellung der Texte bei Bowsky 1989b, 338-341, 345-347, Nr. 5, 7. 9, 12,
Berard 1894, 75-80 Nr. XLVIII, Phillipson 1911, II, 158 und Raeder 1912, 119-122 gingen von 19-21 auch mit der älteren Literatur.
mangelhaften Editionen der einschlägigen Inehriften aus. 262Van Effenterre 1986, 89-98; Bowsky 1989a, 118-123. Zur letzten Inschrift vgl. Rigsby 1990,
256Vgl. De Sanctis 1926, 129-131; Guarducci 1942, 92; Sherk 1969, 83f. Zu Scrvius Sulpicius 237-239; Voutiras 1990, 669-673; Petzl 1992, 3f.
Galba und seiner Gesandtschafts. Broughton 1951, 470,478; 1952, 623. 263Eine in Athen gefundene Inschrift, in der die Oluntier genannt werden (Meritt 1961, 222f. Nr.
257Broughton 1951, 479; 1952, 578; 1986, 116. 19; Bull. tpigr. 1962, 107), wird von Bowsky 1989b, 340f. mit derselben Auseinandersetzung in
258 57, Kommentar. So auch Scuderi 1991, 43 (ohne Begründung). Verbindung gebracht. Die Paläographie unterscheidet sich jedoch sehr deutlich von jener aller anderen
259Strab. 10,4,10 (C 477). Kurz danach (µucpov üo,rpov) ist Mithridatcs V. Euergctes ermordet Inschriften über diesen Rechtsstreit; die Inschrift stammt vielleicht aus der ersten Hälfte des 2. Jh.
worden (120 v. Chr.); diese Ereignisse fallen also auf ca. 121. 264Bowsky 1989b, 338-341; vgl. van Effenterre 1942, 41-44.
52 A II 7. Der historische Rahmen A II 7. Der historische Rahmen 53

Phyle der Aischeis); Bündnis- und Isopolitievertrag zwischen Lato und Olus (61, Diese Inschrift müßte deshalb aus einer frühen Phase der Auseinandersetzung stam-
unter Pyleros); men; die Oluntier hätten bei einem neuen Angriff den Namen der Latier auf dem Stein
121/20: Aufzeichnung des Vertrags (61 Kopie B Z. 206-221, unter Mainaios); Weih- getilgt. 269 Der Name der Latier wurde aber keineswegs absichtlich eradiert (s. 54-56
ung der Eunomiotai unter Aution im Heiligtum in Dera; Testimonium d, Kommentar). Ferner ist der Brief der Römer (54-56 Testimonium
120/19: Weihung der Eunomiotai unter Damatrios; Bauarbeiten in den Grenzheilig- b, 113) unmißverständlich: Der Schiedsspruch der Knosier im Jahre 115 habe den
tümern von Eileithyia und Aphrodite; Krieg beendet. Dieser Schiedsspruch sei zwischen Lato und Olus vereinbart und ge-
119/8: Bauarbeiten an einem Tempel durch die Eunomiotai unter Aristodamos; fällt worden "während des Krieges, in welchem die Latier Verbündete der Knosier
118/7: Bauarbeiten (?) unter Polytimos; und die Oluntier Verbündete der Gortynier waren". Da das Vermittlungsabkommen
117/6: erstes Vermittlungsabkommen zwischen Lato und Olus (54); ein knosisches sicher auf 116 datiert werden kann, muß der Krieg zwischen Lato und Olus auf die
Schiedsgericht soll innerhalb von 10 Monaten den Konflikt lösen (unter Diokles); Zeit vor 116 (und nicht 115-114) datiert werden: Der Krieg brach gleichzeitig mit
117/6: zweites Vermittlungsabkommen (55) mit einer sechsmonatigen Frist, be- dem knosisch-gortynischen Konflikt (121) aus und setzte sich bis zur ersten knosi-
ginnend mit September/Oktober 116 (unter Diokles); 265 schen Vermittlung (118) fort. Die Bauarbeiten in dem zwischen Lato und Olus um-
116, Oktober/November: drittes Vermittlungsabkommen (56, unter Kydannos); strittenen Heiligtum des Ares und der Aphrodite dürften demzufolge erst nach dem
Bauarbeiten an den Heiligtümern der Athena Deramis und der Eileithyia; knosischen Urteil begonnen worden sein (also nach 115).270
vor Oktober 115: Schiedsspruch der Knosier (54-56 Testimonium a, unter Thar- Auch die Datierung der drei Abkommen über die Lösung des Konflikts zwischen
siphanes); Lato und Olus durch ein knosisches Schiedsgericht bedarf der Modizifierung. Das
115 oder 114: neuer Krieg zwischen den Oluntiem und den Latiem; 266 erste Abkommen sah vor, daß das knosische Schiedsgericht innerhalb von 10 Mona-
114/3: Olus fordert einen neuen Schiedsspruch durch die Römer (vgl. 54-56 Testi- ten ein Urteil fällen sollte, das zweite Abkommen erneuerte den Vermittlungsauftrag
monium a); und setzte eine Frist von sechs Monaten; das dritte Abkommen verlängerte den
113/2: Bestätigung des knosischen Schiedsspruchs durch eine römische Gesandt- Vermittlungsauftrag schließlich um weitere zwölf Monate. 271 Für die Datierung der
schaft unter Q. Fabius Maximus Eburus 267 (54-56 Testimonium b); Bauarbeiten im drei Abkommen ergeben sich aus den Texten folgende Anhaltspunkte:
Heiligtum des Ares und der Aphrodite; 1) Das dritte Abkommen ist in Delos im Monat Pyanopsion (Oktober/November) des
112/11: Bauarbeiten im Heiligtum des Ares und der Aphrodite (unter Charisthenes); Jahres 116 aufgezeichnet worden, als Sarapion Archon in Athen war (56 Z. lf.); 272
111/10: Bündnis- und Isopolitievertrag zwischen Lato und Hierapytna (59, unter dies bietet einen festen Anhaltspunkt für die Datierung aller anderen Verträge.
Aution); Bauarbeiten im Heiligtum des Ares und der Aphrodite;
2) Da für das zweite Abkommen eine Aufzeichnungsfrist von 30 Tagen galt (55 Z.
110/09: Bauarbeiten im Heiligtum des Ares und der Aphrodite (unter Tymon?).
18), darf man dieselbe Frist auch für das dritte Abkommen annehmen; es ist also
Dieser Rekonstruktionsversuch bedarf einer Modifizierung. Zunächst ist es nicht höchstwahrscheinlich im September/Oktober des Jahres 116 abgeschlossen worden.
möglich, den Bündnis- und Isopolitievertrag zwischen Lato und Olus (61, unter Py- 3) Die drei Abkommen sahen vor, daß das Schiedsgericht aus den gerade in Knosos
leros) in das Jahr 122/1 zu datieren, weil die in diesem Vertrag beschriebene latische amtierenden Kosmoi bestehen sollte (54 Z. l lf., vgl. 55 Kopie A Z. 20f.). Da es
Grenze in diesem Verlauf erst nach 111/10 bestand, nachdem nämlich die Hiera- unwahrscheinlich ist, daß Beamte eine im Amt begonnene Aufgabe nach Ablauf ihrer
pytnier den Latiem ein geschlossenes Gebiet übergeben hatten (59); dieses Gebiet er- Amtszeit als Privatpersonen zu Ende führten, dürften die jeweils gesetzten Fristen die
scheint im latisch-oluntischen Vertrag als Teil des latischen Territoriums. Der Bünd- Dauer des Amtsjahres in der Stadt der Schiedsrichter (Knosos) berücksichtigt haben.
nis- und Isopolitievertrag zwischen Lato und Olus (61) ist also jünger als der Vertrag
zwischen Lato und Hierapytna (59), steht am Ende der Auseinandersetzung zwi-
269Van Effenterre 1942, 43f. Ähnlich schon Bousquet 1938, 405f. Auch Guarducci 1947, 34
schen den beiden Städten und stammt wohl aus dem Jahr 110/09. 268 Ein zweiter
nahm an, daß es einen zweiten Krieg zwischen Lato und Olus nach dem Urteil der Knosier (115) gab.
Krieg zwischen Lato und Olus (115 oder 114) hat nicht stattgefunden. H. van Effen- 270 Ich kann hier nicht auf die Datierung der einzelnen Bauinschriften eingehen. Die relative
terre (ihm folgt M.W. Bowsky) will dies aus einer Siegesinschrift der Latier (54-56 Chronologie ergibt sich aus den Angaben dieser Texte über den Fort,chritt der Bauarbeiten; die Beo-
Testimonium d) erschließen, aus der der Name der Latier angeblich entfernt sei. bachtungen van Effenterres 1943, 29-39 hierzu haben ihren Wert nicht verloren.
271 Aufgrund der Erwähnung so vieler Monatsnamen in den drei Städten bilden diese Texte die
Grundlage für die Rekonstruktion des Kalenders von Knosos, Lato und Olus und sind wiederholt
265 Roussel - Launey (Kommentar zu I.Delos 1514) hielten dagegen das Abkommen 54 für jünger
Gegenstand eingehender Untersuchungen gewesen. Ausführlicher s. Chaniotis 1996b. Meine Ergeb-
als 55 und 56. nisse stimmen mit jenen von Homolle 1879, 303-309 überein; vgl. Hiller (Kommentar zu Syll3 712
266 Vgl. van Effenterre 1942, 43 (115); Guarducci 1947, 33 (114).
Anm. 6). Zu ganz anderen Ergebnissen kamen Maiuri 1910b, l 13f. und Guarducci 1945, 75-79, die
267 Zur Identifizierung mit Q. Fabius Maximus Eburus (Konsul im Jahr 116 und Prokonsul in den zweiten und dritten Gesichtspunkt (s.u.) nicht berücksichtigten. Außerdem gingen sie von der
1
Makedonien im Jahr 115/4) eher als mit Q. Fabius Maximus Allobrogicus (Konsul 121) s. Annahme aus, daß Karonios der erste Monat des knosischen Jahres sei; dies erschlossen sie aus dem
Broughton 1986, 87f.; vgl. Broughton 1951, 536. Von den anderen vier Mitgliedern der Gesandt- Vertrag 43; meine Untersuchung führte jedoch zu dem Ergebnis, daß Karonios (=Leschanorios) der
schaft (C. Fannius, Q. Plautius, P. Rutilius, M. Domitius) ist nur P. Rutilius (Konsul 105) sonst erste Monat der zweiten Jahreshälfte sein muß. Den Ansichten von Maiuri und Guarducci folgen
bekannt: s. Broughton 1951, 536f. Samuel 1972, 134f.; Bowsky 1989b, 339f.
268s0auch van Effenterre - Bougrat 1969, 39. 272zu Sarapion s. Meritt 1957, 97.
54 A II 7. Der historische Rahmen A II 7. Der historische Rahmen 55

Diese Vermutung wird durch den auffälligen Umstand bestätigt, daß jedes Abkom- in zwei verschiedenen Jahren abgeschlossen wurden. Auf aufeinanderfolgende Jahre
men eine andere Frist nennt: Im ersten Abkommen sind es 10 Monate (54 Z. 12), im weist die Tatsache hin, daß beim zweiten Abkommen in Lato immer noch das
zweiten 6 Monate (55 Kopie A Z. 20), im dritten 12 Monate (56 Kopie A Z. 14). In Kosmenkollegium unter Diokles amtierte; entweder hatte dieses Kollegium aufgrund
keinem Fall überschreitet die Frist die Dauer eines Amtsjahres (12 Monate), sicher der außerordentlichen Situation sein Amt iteriert, 278oder der Amtswechsel erfolgte in
aus dem oben genannten Grund. Im Hinblick auf diese Fristen und auch angesichts den drei Städten in verschiedenen Monaten.
der auf Kreta belegten Bestimmung, daß Prozesse bis zum Ende eines Jahres durch- Unter Berücksichtigung dieser Beobachtungen und vom einzigen festen Anhalts-
zuführen waren, 273 muß jede Frist die bis zum Jahresende noch verbleibende Zeit punkt, der Aufzeichnung des dritten Abkommens in Delos in Oktober/November 116
angeben. Im ersten Abkommen waren es 10 Monate, folglich ist der Vertrag vor dem ausgehend, ergibt sich folgende Chronologie:
3. Monat des Jahres abgeschlossen worden; im zweiten Abkommen waren es gerade 121: Krieg zwischen Knosos und Gortyn und den jeweiligen Verbündeten (Lato
noch sechs Monate; das dritte Abkommen sah als neue Frist das gesamte Amtsjahr
bzw. Olus); Sieg der Knosier (54-56 Testimonium b Z. 7f.). 279
vor, weil es das zweite Abkommen verlängerte, dessen Frist mit dem Jahresende ab-
121-118: Unterbrechung der Kontakte zwischen Lato und Olus und Fortsetzung ihres
lief. Damit gewinnen wir Anhaltspunkte für die Position gewisser Monate im Jahr,
mindestens in der Stadt der Schiedsrichter (Knosos): Nekysios, der den Beginn einer GrenzstreiL5 (54 Z. 6f.).
12monatigen Frist markiert, muß der erste Monat sein, Belchanios, der Monat vor Im zweiten Monat des Jahres 118/7 (Oktober/November 118' 1) Abschluß des ersten
dem Beginn einer lümonatigen Frist, der 2. Monat, Spermios, der Monat vor dem Vermittlungsabkommens auf knosische Initiative hin (54); Dauer des ersten, zehn-
Beginn einer sechsmonatigen Frist, der 6. Monat, Karonios, der auf den Spermios monatigen Vermittlungsauftrags der Knosier vom dritten Monat bis zum Jahresende
folgt und den Beginn einer sechsmonatigen Frist markiert, der 7. Monat. 274 (November/Dezember 118-August/September 117?); Scheitern der knosischen
4) Es ist immer sehr schwierig, antike Monate mit Monaten unseres Sonnenjahres zu Schiedsrichter.
identifizieren. 275 Einen Anhaltspunkt bietet hier der Monat Pyanopsion (normaler- Im sechten Monat des Jahres 117/6 (Februar/März 116?) und na.:h erneuter Friedens-
weise Oktober/November), in dem das dritte Abkommen in Delos aufgezeichnet initiative der Knosier Abschluß eines zweiten Vermittlungsabkommens (55); Dauer
wurde; wir wissen jedoch nicht, ob es im betreffenden Jahr Verschiebungen im Ver- des neuen, sechsmonatigen Vermittlungsauftrags der Knosier vom siebten Monat bis
gleich zum 'Normaljahr' gab. Das dritte Abkommen ist wohl einen Monat vor seiner zum Jahresende (März/April-August/September 116?).
Aufzeidung abgeschlossen worden, also in September/Oktober. Da das einzige Ziel Im ersten Monat des Jahres 116/5 (September/Oktober 116'1) Verlängerung des Ver-
dieses Abkommens darin bestand, den Vermittlungsauftrag der Knosier um ein volles mittlungsauftrags um ein Jahr (56); Dauer des dritten Vermittlungsauftrags der
Amtsjahr zu verlängern, weil die Amtszeit der mit dem Schiedsgericht beauftragten Knosier vom Anfang bis zum Ende des Jahres 116/5 (September/Oktober 116-
Kosmoi gerade ablief oder bereits abgelaufen war, muß das Abkommen entweder im September/Oktober 115?); Aufzeichnung des drittcn Abkommens in Dclos im Okto-
letzten Monat des laufenden Amtsjahres oder zu Beginn des ersten MonaL5 des neuen ber/November 116 (Pyanopsion, Archontat des Sarapion in Athen).
Amtsjahres vereinbart worden sein. Die zweite Erklärung ist wahrscheinlicher, da der Vor September/Oktober 115 Urteil der knosischen Schiedsrichter zu Gunsten der La-
Name des neuen Protokosmos zu dem Zeitpunkt des Vertragsabschlusses bereits tier (54-56 Testimonium a).
bekannt war. Demzufolge enL5pricht Pyanopsion (Oktober/November) dem 2. Monat
113: Wahrscheinlich nach Weigerung der Oluntier, das knosische Urteil zu akzeptie-
des knosischen Amtsjahres. Das Amtsjahr muß also (mindestens in Knosos) im
ren, Bestätigung des knosischen Urteils durch die riimischcn Gesandten (54-56 Te-
September/Oktober begonnen haben. 276
stimonium b).
5) Das zweite und dritte Abkommen (55-56) stammen mit Sicherheit aus zwei auf-
einanderfolgenden Jahren (117/6 bzw. 116/5), denn das dritte Abkommen verlängert 110/9 bzw. 109/8: Freundschafts-, Bündnis-, Isopolitic- und Grenzverträge zwi-
das zweite. Wir wissen dagegen nicht, ob zwischen dem ersten und zweiten Abkom- schen Lato und Olus (61).
men (54-55) eine zeitliche Lücke bestand. Es liegt nahe, anzunehmen, daß auch das Parallel zu dieser Auseinandersetzung verlief auch der Streit zwischen Hierapytna
erste Abkommen nur ein Jahr älter als das zweite war: 277 Aus der Erwähnung ver- und Itanos um den Besitz eines Landes in der Nähe des Heiligtums des Zeus Diktaios
schiedener Protokosmoi in Knosos und Olus geht hervor, daß die beiden Abkommen und der Insel Leuke.280 In den Jahren 115-114 (Konsulate des M. Aemilius
Scaurus28l bzw. M.' Acilius Balbus 282) kam es erneut zu einem Krieg zwischen den
273 28 Z. 62, 70. Dies bemerkte auch Homolle 1879, 305f. Vgl. Durrbach 1921/23, 183.
274Ausführlicherzur Rekonstruktionder Kalenderdieser Städte: Chaniotis 1996b. Zu Nekysios
278 Vgl. Chaniotis 1992, 310-313.
vgl. Bischoff 1919, 1581 (1. oder 2. Monat). Zur ReihenfolgeSpcnnios-Karoniosvgl. schon Ho-
279 Vgl. Strab. 10,4,10 (C 477).
molle 1879, 305f.; Maiuri 1910b, 119; lliller (Kommentarzu Sy!J3712 Anm. 6); Bischoff 1919,
1581. 2801m folgenden folge ich der historischenRekonstruktionvon Guarducc1l 942, 92 und Sherk
275zu den Problemens. Bickerman1980,32f. 1969,83f.; vgl. jetzt Scudcri 1991,403f.; Krcutcr 1995, 138f.Cary 1926, 194-200daticrte_dieerste
276Dies wird allgemein (und unabhängigvon diesen Inschriften)angenommen:Homolle 1879, VcnnittJungder Römer (mit der Gesandtschaftdes Servius Sulpicius)ins Jahr 115 und nicht 140;
304; Maiuri 19!Ob, I l 7f. dieser DatierungfolgtenPa~scrini1937,35f. und Spyridak.is1970,58-63.
277Vgl. Guarducci 1935, 115. 281Broughton 1951, 531; 1952, 528; 1986, 10-12;vgl. Cary 1926, 195.
56 A II 7. Der historische Rahmen

beiden Städten nach einem Angriff der Itanier (57 Testimonium a Z. 6-8)_283Wahr-
scheinlich nutzten die Itanier die momentane Schwäche Hierapytnas aus, dessen eng-
ster Verbündeter, Gortyn, 120 eine Niederlage im Krieg gegen Knosos erlitt (s.
o.).284 Knosos war wohl um 115-112 (vielleicht schon vor 121) mit Itanos ver-
bündet (s.u. S. 337). Nach wiederholten Vermittlungsversuchen der Römer (115-
114, 57 Testimonium a Z. 10-12) kam 113 eine fünfköpfige römische Gesandtschaft
unter Q. Fabius Maximus Eburus nach Kreta, die auch die Auseinandersetzungen ZWEITER TEIL
zwischen Olus und Lato beilegen sollte (s.o.), und verhandelte mit Vertretern der
Streitparteien (57 Testimonium a Z. 13-19, 32-34). Ein Jahr später kamen Gesandte
aus Hierapytna und Itanos nach Rom und legten ihre Auffassungen vor dem römi-
schen Senat dar. Das senatus consultum aus dem Jahr 112 (57 Testimonium b) be-
auftragte den Konsul L. Calpumius Piso Caesoninus 285damit, einen Schiedsrichter
zu bestimmen, der aufgrund des status quo ante (vor dem Krieg von 145-140) ein
Urteil fällen sollte. Magnesia am Mäander wurde erneut mit einem Urteil in dieser
Sache beauftragt. Die Richter entschieden wieder zugunsten der Itanier.
Kurz nach den Urteilen der Knosier und der Magneten in den Gebietsstreitigkeiten
DIE KRETISCHEN STAATSVERTRÄGE IN
zwischen Lato und Olus bzw. Hierapytna und ltanos wurde eine Grenzziehung unter- SYSTEMATISCHER DARSTELLUNG
nommen, deren Ergebnis zusammen mit den anderen zeitgleichen Grenzziehungen in
Ostkreta (Olus-Lato, Lato-Hierapytna) in einem Dokument registriert wurde (54-56
Testimonium e). Kommissionen milesischer (54-56 Testimonium c) - möglicher-
weise auch römischer (62?) - Horothetai zogen die Grenzen zwischen den ostkreti-
schen Städten (Lato-Olus, Hierapytna-Itanos, Arkader-Knosos?), die anschließend
Bündnis- und Isopolitieabkommen miteinander abschlossen (58-61).
Diese Verträge sind auch die letzten in der hellenistischen Epoche Kretas. Nach der
Fixierung der Grenzen und offenbar nach Abschluß der Expansion der großen Mäch-
te Kretas (Gortyn, Knosos, Hierapytna, Lyttos, s. B X) gibt es keine Zeugnisse über
weitere Kriege auf der Insel. Aufgrund der Nachrichten über den Widerstand der
Kreter gegen die Römer (74-67) darf man erschließen, daß in dieser Zeit auch das
Kretische Koinon wiederhergestellt wurde, wahrscheinlich unter der Führung der
siegreichen Knosier. 286

282Broughton 1951, 533; 1952, 524; 1986, l; vgl. Cary 1926, 195.
283Guarducci 1942, 92; Sherk 1969, 84.
284Auch Cary 1926, 196 nahm an, daß Itanos ca. 121 die Hicrapytnier angriff und hierapytnische
Bürger in die Gefangenschaft führte; durch diese setzte Itanos den Feind unter Druck. Zu den guten
Beziehungen zwischen Hierapytna und Gortyn s. 24; vgl. Spyridakis 1970, 59. Es ist bezeichnend,
daß Vertreter der Gortynier den Hierapytniern beim Prozeß in Magnesia im Jahr 112/11 beistanden: s.
IC III,iv 9 Z. 111: [fo]pTilvirov öl: crnvmxpovtrov E7tl,ij~ Kpiacw~ 'kpamn[v ]iot~. Robert 1935, 492
hielt dagegen die auv1tapovtc~," die auch in Z. 28 erwähnt werden, für Bürger von Itanos und Hiera-
pytna, die die Vertreter ihrer Städte unterstützten.
285Broughton 1951, 538; 1952, 541; 1986, 46f.
286Zum Kretischen Koinon im 1. Jh. s. Chaniotis 1992, 301-303. Zu den Außenbeziehungen
Kretas im 1. Jh. (insbes. zu Mithridates Eupator und Rom) s. Spyridakis 1992b, 135-137.
1.KATEGORIEN VON STAATSVERTRÄGEN IM HEL-
LENISTISCHEN KRETA
Fonn und Inhalt der kretischen Staatsverträge weisen eine derartige Vielfalt auf,
daß es trotz des häufig typischen Fonnulars und der im großen und ganzen einheitli-
chen Gliederung keinen einzigen Vertrag gibt, dessen Inhalt mit dem eines anderen
übereinstimmen würde. Dennoch lassen sich mindestens einige größere Kategorien
von Verträgen grob unterscheiden. Da im systematischen Teil nicht die Vertragskate-
gorien als solche, sondern die einzelnen Vertragsbestimmungen zusammenfassend
besprochen werden, erfolgt hier eine kurze Übersicht.

a) Bündnisverträge

Die große Mehrheit der kretischen Verträge sind Bündnisverträge (cruµµaxia), 287
entweder in 'reiner' Fonn oder kombiniert mit Isopolitie (s.u.). Sie regeln in erster
Linie militärische Angelegenheiten (Beistand im Falle eines Verteidigungs- oder An-
griffskriegs, Aufteilung der Kriegsbeute) bzw. verpflichten zu einer gemeinsamen
Außenpolitik. Ein Bündnis setzt in der Regel Freundschaft voraus, und im allgemei-
nen wird die qnAia ausdrücklich mit der Symmachie verbunden. 288Häufig wird das
Bündnis um ein Isopolitieabkommen erweitert, so daß Bündnis-Freundschaft-Isopo-
litie ein festes Triptychon kretischer zwischenstaatlicher Zusammenarbeit bilden. 289
Die Bündnisverträge (mit oder ohne Isopolitie) enthalten über die Klauseln militä-
rischen Charakters hinaus auch solche über die Festsetzung oder Anerkennung der
bestehenden Grenze, 290Rechtshilfe, 291gemeinsame kultische und kulturelle Veran-
staltungen292 und wirtschaftliche Zusammenarbeit. 293

287Vgl. Voretsch 1870, 2; 1, 2, 10, 11, 12, 13, 17, 19, 23, 26, 27, 31, 33, 34, 37, 38,
44, 46, 53, 58, 59, 60, 61; vgl. 74 (Abkommen zwischen Hierapytna und hierapytnischen Sied-
lern); vgl. auch die Bündnissysteme: 75-82. Obwohl der Inhalt folgender Verträge unklar ist, handelt
es sich wohl um Bündnisverträge: 3, 6, 15, 32, 42, SO. Indirekte Zeugnisse: 7, 24, 25, 29, 51,
52. Zu Symmachie-Verträgen der archaischen und klassischen Zeit s. Baltrusch 1994, 3-91.
2882, 31, 34, 37, 58, 59, 60, 61; vgl. SV III 486 (Lyttos-Antiochos II.), 498 (Gortyn-
Demelrios), 551 (Hierapytna-Rhodos), 552 (Olus-Rhodos); IC IV 179 (Kreter-Eumencs II.); Ducrey -
van Effenterre 1969, 279f. (Lato-Attalos I.), 281f. (Malla-Attalos !.); allgemein zur Verbindung der
ouµµaxia mit q>t11.ias. Heuss 1933, 26 Anm. 1; Klose 1972, 141; Baltrusch 1994, 6f., 14.
289Vgl. Gawantka 1975, 89. 15?, 37, SO?, 59, 60, 61; vgl. 74. Auch die dem Schein nach
'reinen' Isopolitieverträge zwischen Hierapytna und Itanos (20) bzw. Hierapytna und Priansos (28)
stellen eigentlich nur die Ergänzung bestehender Bündnisverträge dar (19 bzw. 27); dies gilt wohl
auch für den fragmentarisch erhaltenen Vertrag 35, zu dessen Beginn auf eine ältere ouv6~K17 ver-
wiesen wird. Auch das Freundschafts- und Isopolitieabkommen zwischen Apollonia und Kydonia
(41) war m.E. Teil eines Bündnisvertrags.
290 1, 27, 31, 59, 61; s.u. B III 1 g.
291 11, 23?, 27; vgl. 60, 61. S. u. B VII.
29226, 27, 32?, SO, 59, 60, 61. S. u. B VI 3-4.
293 26,27,31,37, 38,59, 60,61. S. u. B V
60 BI. Kategorien von Staatsvertragen B 1. Kategorien von Staatsvertragen 61

b) Freundschaftsverträge dem anderen Gemeinwesen als ganzem geregelt wird. 302Die kretischen Vereinbarun-
gen über Rechtshilfe sind in der Regel Bestandteile umfassender Bündnis- oder
Obwohl die Freundschaft (q>tAia)im griechischen Völkerrecht eine eigenständige Isopolitieverträge. 303 Der Rechtshilfevertrag zwischen Gortyn und Lato (18) ist
Institution darstellte und ein Freundschaftsvertrag unabhängig von einer Symmachie keine Ausnahme, da er im Anschluß an einen Friedensvertrag abgeschlossen wurde.
abgeschlossen werden konnte, 294 kommt die q>tAiain den kretischen Verträgen fast
ausnahmslos in Verbindung mit einem Bündnisvertrag vor (s.o.); andernfalls be- f) Vermittlungsabkommen
zeichnet sie das Verhältnis zwischen kretischen und nichtkretischen Städten. 295 Es
gibt lediglich ein indirektes Zeugnis eines Freundschaftsvertrags zwischen Lato und Im Unterschied zu den Rechtshilfeabkommen, die allgemeine Richtlinien für die
Olus, der später aber durch ein Bündnis- und Isopolitieabkommen ergänzt wurde. 296 Lösung von Konflikten zwischen Bürgern der vertragschließenden Teile enthielten,
wurden die kretischen Vermittlungsabkommen ad hoc zur Beilegung einer bestimm-
c) Isopolitieverträge ten Auseinandersetzung - immer einer Grenzstreitigkeit - abgeschlossen (B VII 6). 304
Soweit sich feststellen läßt, enthielten die Vermittlungsabkommen Details über den
Soweit sich feststellen läßt, waren die Isopolitievereinbarungen zwischen Schiedsrichter, die Zusammensetzung des Gerichtes, die Fristen für das Urteil, die
kretischen Städten immer Bestandteile umfassender Bündnisverträge. 297Die wenigen Einsetzung von Bürgen, die Veröffentlichung des Urteils und die Konventional-
Inschriften, die nur Isopolitieabkommen enthalten, erweisen sich als Zusatzverträge strafen.305 Das Vermittlungsabkommen konnte die zu entscheidende Angelegenheit
im Anschluß an einen Bündnisvertrag. Über die mit der Isopolitie verbundenen konkret definieren 306 oder aber sämtliche anstehenden Streitigkeiten umfassen
Modalitäten hinaus befassen sich diese Isopolitievereinbarungen hauptsächlich mit (mxv-mnepl. navi:wv). 307
der wirtschaftlichen Zusammenarbeit, 298 der Rechtshilfe 299 und der Stärkung der
freundschaftlichen Beziehungen durch gemeinsame Feste, athletische Veran- g) Friedensverträge
staltungen u.ä. 300
Obwohl nur ein kretischer Friedensvertrag - in fragmentarischem Zustand -
d) Sympolitieabkommen erhalten ist ( 43), stellten die Friedensverträge auf Kreta sicher keine Seltenheit
dar.3° 8 Normalerweise schlossen aber die kretischen Städte nach Beendingung eines
Sympolitieabkommen werden auf Kreta nur indirekt überliefert. Die Existenz von Krieges Bündnisverträge ab (z.B. 59-61), die separate Friedensverträge überflüssig
Staaten, die aus zwei weitgehend selbstverwalteten Gemeinden, einst unabhängigen machten und sich mit denselben Fragen auseinandersetzten (Rechtshilfe, Grenzzie-
Poleis, bestanden, setzt ein Sympolitieverhältnis voraus. 301 hung). Die Friedensverträge regelten, soweit sich feststellen läßt, in erster Linie
territoriale Fragen, 309 ferner die Rückgabe von Beute und Gefangenen bzw.
e) Rechtshilfeverträge Geiseln 310 sowie Fragen der Rechtshilfe. 311
Als Rechtshilfevertrag wird ein Abkommen zwischen zwei Gemeinden definiert,
durch welches das Verfahren bei Streitigkeiten privatrechtlicher Natur zwischen
Angehörigen zweier Gemeinwesen bzw. zwischen einem Angehörigen des einen und
302Hilzig 1907, 31; s. auch Martin 1940, 500-505.
303s.o. Anm. 289 und 297; vgl. Hi1zig1907, 32 mit Beispielenaus anderen Gebieten.
30449, 54, 55, 56, 57; vgl. 40 und 43. Zusammenstellung kretischer Beispiele bei Hitzig
1907, 25-30 Nr. 37-47.
294Beispiele (auch Diskussion des Begriffs (!ltA.iuin der archaischen und klassischen Zeit) bei 305s. vor allem 54-57. Allgemein zu antiken Vermittlungsabkommen: Berard 1894, 87-90;
Panessa 1990, 261-267; vgl. Baltrusch 1994, 6; im Hellenismus: Klose 1972, 140f.; Gruen 1984, Raeder 1912; Tod 1913, insbes. 70-106; Martin 1940, 491-576; Rousset 1994, 101-109; im Hel-
69-76, 93. cl>tA.(u-Verträge
zwischen griechischen Städten aus der hellenisischen Zeit: z.B. SV III lenismus: Klose 1972, 144-147; zu den Abkommen nach römischer Vermittlung im griechischen
407, 419, 568.
295sv III 482 z. 13 (Knosos-Milet);IC I,viii 9 (Knosos-Magnesia);I,xxiv 2 (KretischesKoinon- Osten: Marshall 1980, insbes. 648-650, 661; Scuderi 1991, 390-409. Überblick der römischen Ver-
mittlungenauf Kreta: Kreuter 1995, 135-139.
Samos); I,xxx 2 (Tylisos-Tenos);11,i2 B (Allaria-Paros);11,iii4 C (Aptera-AttalosII.?); III,iii 3 C 30657; wahrscheinlich 49; vgl. 54-56 Testimonium a Z. 3-8 mit Aufzählung der einzelnen
(Hierapytna-Magnesia);IV 176 (Gortyn-Magnesia).
Punkte. Allgemeinhierzu: Tod 1913, 80-82.
29661 Kopie B Z. 206-222 (mit Diskussion); die Sache läßt sich jedoch nicht eindeutig ent- 30754-55; vielleicht 40. Beispiele auch bei Tod 1913, 63f., 79f.
scheiden. 30840 (nach römischer Vermittlung);vgl. 47 (Auszug). Der Rechtshilfevertragzwischen Gortyn
297s.o. Anm. 289. Bei folgendenfragmentarischerhaltenenVerträgenist eine entsprechendeFest-
und Lato (18) selzt einen Waffenstillstandund einen Friedensvertragvoraus. Zum Unterschiedzwi-
stellung nicht möglich: 5, 14, 15, 42, 50. Zu den kretischen Isopoliticn s.u. B IV 1.
schen anovSu( und dpTJVT\s. Kommentar zu 18. Ein Waffenstillstand in einem kretischen Krieg
2985, 14, 15, 28, 35. S.u. B V.
wird auch für das Jahr 174 überliefert:A II 6.
29914?, 28. S.u. B VII. 309 40, 43, 47.
3005, 14, 28, 35. S.u. B VI 3-4. 310 18, 40, 43.
30170.73_ S.u. B IV 2. 311 18, 40, vielleicht 43.
62 B /. KaJegorienvon Staatsvertrttgen

h) Grenzverträge

Die Grenzabkommen bildeten wohl nie selbständige Verträge, sondern waren


immer Teile umfangreicher Verträge, z.B. von Bündnis- und Friedensverträgen. Dies
ist auch für die nur fragmentarisch erhaltenen Verträge anzunehmen. 312
II. ABSCHLUß UND BEURKUNDUNG
i) Abkommen zwischen Städten und abhängigen Gemeinden
1. Einigungsurkunde, Vertragsformel, Vertragsmuster
Die Dokumente, die die Rechtsverhältnisse zwischen einer Stadt und einer von ihr Die kretischen Verträge (crov0i,Km318 ,
selten oµoAoyim) 319 fügen sich, was die
abhängigen Gemeinde regelten, sind ein typisch kretisches Phänomen (B IX). Die Form betrifft, in der sie abgeschlossen wurden, in die aus dem alten Griechenland
Bestimmungen betreffen die Freiheit und bedingte Autonomie der abhängigen allgemein bekannte Praxis ein. Der Vertrag kam durch einseitige Aufforderung
Gemeinde, 313 territoriale Fragen, 314 Rechtshilfe, 315 die Zahlung von Tribut an die ('Vertragsofferte') und deren Annahme durch den anderen Vertragsteil bzw. durch
herrschende Po!is316 und den Beistand im Falle eines Kriegs. 317 dessen Gegenvorschlag und Annahme zustande. Der Bündnis- und Isopolitievertrag
zwischen Lyttos und Olus (60) ist auf Initiative der Oluntier abgeschlossen worden
(60 A 7f.), die die Lyttier durch eine Gesandtschaft nach Lyttos (obere Stadt) bzw.
Chersonesos (untere Stadt) aufforderten, einen Bündnis- und Isopolitievertrag
abzuschließen. Darauf folgte ein Beschluß der beiden lyttischen Volksversammlun-
gen (60 A 10), der der Bitte der Oluntier entsprechend die Bestimmungen des
Vertrags enthielt. 320 Bei Verträgen, die die Lösung von Konflikten betrafen, ging die
Vertragsofferte in der Regel von einem dritten vermittelnden Staat aus. 321 Zur Zeit
der hier untersuchten Staatsverträge stellte die schriftliche Fixierung der Vertragsbe-

318 zur Terminologie s. Keil 1916, 62f.; Heuss 1934, 28; Baltrusch 1994. 203f. In den kretischen
Verträgen begegnen fast ausschließlich die Worte cruv0~1CTl, cruv0i'pmt bzw. cruvti0rn0m: 1 Z. 2; 2
Z. 2; 12 Z. 4; 13 Z. 1, 15 (?); 20 Z. 5, 8; 27 Z. 5, 66f., 78, 81f.; 28 Z. 5; 31 A 3; 32 Z. 1, 5,
lüf.; 34 Z. lf.; 37 Z. 2; 38 Z. 3; 43 Z. I; 50 Z. 12, 17, 23; 57 Testimonium a Z. 39f.; 59 Z. 2,
30f., 35, 37; 60 A 1, B 10, C 9, 12, 14; 61 Kopie A Z. 1, 22, 26, 28f., 47; 68 C 7. Manchmal
wird das Wort cr,~Af\ in der Bedeutung 'Vertrag' verwendet: s.u. Anm. 429. Häufig wird an Stelle des
Oberbegriffs cruv%JCT1 ein Wort gebraucht, das auf den Inhalt oder den Typus des Vertrags hinweist;
cr1tovoai: 18 Z. 5 (s.u. Anm. 1313); vgl. Lindos II Nr. 13 A II 3 (Lyttos-Lindos); zum Terminus s.
Herrmann 1971; Klose 1972, 160-162; Baltrusch 1994, passim; cruµßo1..ov: 28 Z. 71; 57 Testimo-
nium a Z. 36; vielleicht 69 B 6; zum Terminus s. Hitzig 1907, 31; Gauthier 1972, 62-104.
319 Zur Terminologie s. Keil 1916, 64-66; Heuss 1934, 28; Bomkamm 1936; Wolff 1957, 53-61;
Virgilio 1982, 104f.; Baltrusch 1994, 203f. Eine eindeutige inhaltliche Unterscheidung zwischen
cruv0~1CTl und oµoA.Oy(cxläßt sich im kretischen Material nicht feststellen; vgl. Keil 1916, 66 (allge-
mein); für die Unterscheidung zwischen 0µ01..oyEtv und cruv,i0rn0m s. z.B. IPArk 17 Z. I04f.
(Stymphalos-Demetrias). Der Terminus 0µ01..oyicx,der in der Regel auf einseitige Anerkennung von
Forderungen hinweist, begegnet bezeichnenderweise nur in 44 Testimonium b Z. 17 (Vertrag zwi-
schen Gortyn und Knosos über die Teilung von Rhaukos), vielleicht in 3 Z. IO; die Ergänzung
coµo1..onµ€vcx (32 z. 23; 34 Z. 7) ist nicht sicher; cruvKEiµEvcxist eine Alternative. Die Worte oµo-
kommen häufiger in Verträgen mit fremden Staaten vor: SV III 482 Z. 6, 11. 29;
A.OyE'iv/0µ01..oyicx
IC IV 179 Z. 11, l 7f.; Ducrey - van Effenterre 1969, 480 Z. 9f. (ergänzt); ebenda 28lf. A 6, B 1-3,
3124 (Auszug aus einem Vertrag), 30 (Verweis auf einen Vertrag), 45 (Beschluß Gortyns über die 6f., 17; das Adjektiv 0µ6A.Oyo9'ov begegnet in Abkommen über Schiedssprüche: 54-56 Testimo-
nium b Z. 7; 57 Testimonium c Z. 26.
Rückgabe Apollonias ?), 48 (Auszug), 62 (Fragment). 320 Hübsche Beispiele bieten auch die RechL~hilfeverträge kretbcher Städte mit Milet (SV III 482)
31369.
314 64,65?; vgl. 69. sowie die kretischen Asyliebeschlüsse für Teos, der Bündnisvertrag von Rhodos mit Olus (SV III
315 63,66,67,68, 552) und der Beschluß von Allaria über die Isopolitie mit Paros (IC 11,i 2 B). S. hier auch 43 und
69.
316 64, 65, 69. 45 (Beschlüsse von Gortyn nach Gesandtschaften der Knosier): vgl. auch SV II 139, 142. Allge-
31768, 69, vielleicht auch 64 und 65. mein: Hitzig 1907, 35; Heuss 1934, 28.
321 54, 55; vgl. 40, 43, 49, 56, 57.
64 B II 1. Einigungsurkunde, Vertragsformel, Vertragsmuster
r B II 1. Einigungsurkunde, Vertragsformel, Vertragsmuster 65

dingungen eine Selbstverständlichkeit dar, 322 wie es z.B. sehr deutlich in dem ergänzt. 333Zuweilen wird auf eine Vertragsformel verzichtet, weil der Charakter des
Gebrauch des Wortes 'ta ,iypaµµrva als Synonym für den Begriff 'das Verein- Dokuments aus der Überschrift (cruv0rpm) hervorgeht, und man führt (mit Verben
barte'323 zum Ausdruck kommt. Die Anfertigung einer Niederschrift mit dem im Futur) die Verpflichtungen der Vertragspartner an.334Wenn die Inschrift nur den
Ergebnis der Verhandlungen ('Einigungsurkude') war zwar formalrechtlich unerheb- (von der anderen Vertragspartei angenommenen) Volksbeschluß eines Vertragspart-
lich für den Abschluß des Vertrags - im Gegensatz zur Annahme der Bedingungen ners enthält, finden wir allerdings nur die in der jeweiligen Stadt übliche Eöo~ev-
durch die Volksversammlungen und zur Leistung des Vertragseids -,324 diese Nie- Formel.335 Ferner kommt es vor, daß nicht auf den Tatbestand der Vereinbarung,
derschrift hatte jedoch eine große praktisch-technische Bedeutung, indem sie der sondern auf die Eidesleistung hingewiesen wird (B II 2.1).
Festhaltung der Vertragsbedingungen (bis zur inschriftlichen Veröffentlichung) dien- Die Texte über die Rechtsverhältnisse zwischen herrschenden Poleis und abhängi-
te. Sie bildete nach der Ratifizierung des Vertrags das verbindliche Dokument, auf gen Gemeinden unterscheiden sich von den anderen Verträgen dadurch, daß sie die
das sich die Vertragsteile sogar in ihren Vertragseiden bezogen. 325 Über das Zu- Rechtsform des Volksbeschlusses haben und dementsprechend mit der Beschluß-
standekommen der Einigungsurkunden informieren uns die kretischen Staatsverträge formel (Eöo~ev-Formel) eingeleitet werden, 336auf die der Ausdruck i:1t1.
'totcröe + ein
nicht. Auf jeden Fall ist anzunehmen, daß nach der allgemein verbreiteten Praxis die Verb des Gebens folgt (B IX 2).
nach Verhandlungen möglicherweise geänderte oder ergänzte Vertragsofferte als
Grundlage diente. Eine Unterzeichnung oder Siegelung der Einigungsurkunde nach ihrer Annahme
durch die Volksversammlung wird in den hier berücksichtigten Texten nicht überlie-
Die 'Einigungsurkunde' mit den in Verhandlungen festgesetzten Vertragsbedin- fert.337Der Austausch von Kopien der Einigungsurkunde ist nur im Falle des späten
gungen wurde danach von den getrennten Volksversammlungen der Vertragspartner Vermittlungsabkommens zwischen Lato und Olus belegt. 338
angenommen.32 6 Dieser Vorgang wird in der epigraphischen Veröffentlichung der
Es gibt einige, leider zu unsichere Indizien für die Existenz von Vertragsmustern,
Verträge durch folgende Vertragsformeln zum Ausdruck gebracht: 327
nach denen eine führende Stadt Verträge mit anderen abzuschließen ptlegte: 339Die
'taöe cr-uvr0ev't0 + Namen der Vertragspartner3 28 + Wiedergabe der Vertragsbe- Verwendung der Präposition EKacr'tOi; statt ha'tepoi; in einem Vertrag zwischen zwei
dingungen durch Infinitive329 Poleis, Lyttos und Malla (11), deutet vielleicht darauf hin, daß diesem ein Vertrag
i:1t1.
'totcröe cruvt0ev't0 + Namen der Vertragspartner+ zusammenfassende Bezeich- zwischen Lyttos und mehreren Bundesgenossen als Vorlage diente. Im Vertrag
nung des Inhaltes bzw. Wiedergabe der Vertragsbedingungen durch Infinitive;330 zwischen Gortyn und Axos war vielleicht ein Verweis auf ein Vertragsmuster enthal-
'taöe eöo~ev (oder eine entsprechende Dialektform) + Namen der Vertragspartner+ ten (13 Z. 15f.), die Ergänzung der entsprechenden Stelle ist jedoch zweifelhaft.
Wiedergabe der Vertragsbedingungen durch Infinitive;331 Aber auch wenn kein bestimmtes Vertragsmuster verwendet wurde, griff man für
Eöo~ev + Namen der Vertragspartner+ Wiedergabe der Vertragsbedingungen durch einzelne Bestimmungen auf ältere Dokumente zurück, wie aus der Ähnlichkeit der
Infinitive. 332 verwendeten Vertragsformeln hervorgeht, wie z.B. in den Verträgen Eleuthernas mit
In Sonderfällen, d.h. in Ergänzungsverträgen mit von beiden Vertragsparteien
angenommenen Änderungen oder Nachträgen sowie Verträgen nach Vermittlung
eines dritten Staates, wird die Vertragsformel durch einen entsprechenden Hinweis 333Nachtrag:20 ([KotviitßmA.EUaaµi:vmr; ?]. Vermittlung:1: r;vav,iov KAEmvuµou KtA.;56
KopieA Z. 9f.:KotviitßouA.EUaaµi:votr; auvEUOOICljaav,mv KatKv(J)(Jimv. Vgl.denVerweisauf be-
stehendeVertragsverpflichtungen: 28 Z. 6-10([i:µµi:vov
]tEr;i:vm'ir; 1tpoü1tapxwamr;cnaAmr;KtA.).
322Allgemeinzur BeurkundungantikerVerträgeundzur GeschichtedieserPraxiss. Heuss1934, 33413: au[µ]µax~aouat KtA.
16,218-240;vgl. Klaffenbach1960,27-33. 33543 Z. 6f.; 45 Z. 10; 60 A 10.
323Besondersaufschlußreich: SV II 216Z. 12 (Gortyn-Rhizenia, 5. Jh.): ,a i\ypaµµi:v',ä)J„a fü: 33664 A 2; vielleicht67 Z. 2.
µi:("wasfestgelegtist, soll gültigsein,andersabernicht",'Übersetzung von H. Bengtson);vgl. van 337Zu dieserPraxiss. Heuss1934,226-228,der ihr eine rechtlicheBedeutungfür den Abschluß
Effenterre1993,20 Anm.43. unddie Beurkundung abspricht;diestrifftfürdie hellenistische
Zeitnichtmehrzu; s. z.B.SV III 429
324vgl. Heuss 1934,218-221. Z. 25f.(Eupolemos-Theangela): Im Eid wirddie PflichteinerSiegelungdes Vertragserwähnt;SV III
325z.B. 27 Z. 66f.: [Katlt<lVta tÜA.]A.aKa8E~fiv ta EV tÜt a[uv8~KattiitOEyt:ypaµµiva]; vgl. 492 Z. 28, 87f. (Smyrna-Magnesia am Sipylos):Die Siegelungwird in einem Atemzugmit der
ebendaZ. 8lf.; 74 Z. 19f.:ou KaKo,Exv11aiii
ou8/:v,iiivEV tiitOE,Üt ia01toA.ttdm yrypaµµivwv. Eidesleistunggenannt;vgl. SV III 549A 2-4 (PhilippV.-Lysimacheia). Ein versiegeltesSchreiben
326Heuss 1934,224f. der Parieran Allaria(IC 11,i2 A 7f.)hat nichtsmitder SiegelungvonVerträgenzu tun (Heuss1934,
327zu ähnlichenVariantenin anderenGebieten:Heuss1934,24lf. 228).AbdrückeoffiziellerSiegelkretischerStädte(Gortyn,Knosos,PolyrrhcniaundItanos)sindin
328Entwederbeideim Nominativ(1, 31, 37, 38, 61) oder abwechselndim Nominativund Dativ Kallipolis(Aitolien,3.-2.Jh.) gefundenworden:s. Pantos1985,30 Nr. 7, 112f.Nr. 88, 160f.Nr.
(27 Z. 5-7). 133, 172-174Nr.144.
3291, 27, 31, 37, 38, 61; vgl. 28 (taOEauvi:8Evto. ..aA.A.aA.Otr;
'I. Kat IT.). 33854-56 mit Diskussion.
3302, 59. Vgl. IC IV 179Z. lf. (VertragzwischenEumenesII. undden kretischenStädten,183): 339WeitgehendnacheinemeinheitlichenMusterwurdenz.B. die Verträgevon Rhodosmit den
rnt to"iaoE
auvt:8Evto riiµ q>tA.iav
Katauµµaxiav. kretischenStädtenHicrapyllla,Olus und Chersonesosabgeschlossen:Chaniotis1991a,259f. mit
331 18, 20. 35. Anm.87. ZumFormularder VerträgeSpartasmit denMitgliederndes Pcloponnesischen Bundess.
332 54, 55, 56. Gschnitzer1978,26; vgl. Baltrusch1994,24-30.
66 B II 2. Vertragseid
B 112.1. Die Leistung des Vertragseids 67

Lato bzw. Aptera (37 Z. 14-20 bzw. 38 Z. 8-17), in den Verträgen zwischen den Eine für die Frage der Beurkundung antiker Verträge besonders aufschlußreiche
ostkretischen Städten ca. 112/110 (59-61) und in den gortynischen Bündnisver- Erscheinung ist die Aufnahme von Formulierungen, wie wir sie eigentlich im Eides-
trägen.340 text erwarten, in die den Vertragstext enthaltende Inschrift: In einem Bündnisvertrag
zwischen Eleutherna und Phaistos findet sich die Exsekrationsformel unmittelbar im
2. Vertragseid Anschluß an den Vertragstext, ohne das Anrufen von Schwurgöttern und die typi-
schen Eidesformeln (10 Z. 7-13). Ähnlich geht der Verfasser des Vertrags zwischen
2.1. Die Leistung des Vertragseids Lyttos und Praisos (12) von den Vertragsbedingungen in der Form von Konjunktiv-
sätzen (Z. 4-6) zum Versprechen in der 1. Person Singular oder Plural über (Z. 11-
Nach der Annahme der Vertragsbedingungen wurde der Vertrag durch die Leis- 13), die ihren Platz nur in Vertragseiden haben. Im Vertrag zwischen Axos und Gor-
tung des Vertragseids rechtskräftig. 341Bezeichnend für ihre rechtliche Bedeutung als tyn (13) schließlich werden zuerst die gegenseitigen Verpflichtungen (Z. 2-16) ange-
Vollzugsmittel ist die Tatsache, daß in einem Vertrag der Hinweis auf die Eides- führt, danach, ganz im Stil eines Eids, einzig diejenigen der Axier (Z. 16-19).
leistung in einem Atemzug mit der Vertragsformel erscheint. 342Das Wort evopKov
('vom Eid geschützt') bezeichnet eben die Vertragsbedingungen (B II 4). Eidestexte, Manche Verträge enthalten konkrete Vorschriften über die Schwurzeremonie,
Hinweise auf bzw. Bestimmungen über die Eidesleistung finden sich in den kreti- insbesondere über die Art des Opfers und die zu opfernden Tiere. 346 Diese Vor-
schen Staatsverträgen ausschließlich im Zusammenhang mit Bündnisverträgen. 343 schriften, die natürlich aus der Phase vor dem Vertragsabschluß stammten und beim
Die einzigen gesicherten Ausnahmen sind zwei Verträge von Praisos bzw. Gortyn Vollzug des Abschlusses ihren Sinn verloren, standen in der Einigungsurkunde, die
mit ihren abhängigen Gemeinden Stalai bzw. Kaudos (64, 69), die aber auch die für ohne redaktionelle Änderungen veröffentlicht wurde (vgl. B II 3).
Bündnisverträge typische Beistandspflicht enthalten. Der Text des Eids kann sich Bei der Leistung des Vertragseids müssen wir zwischen der erstmaligen Schwur-
allgemein auf die Einhaltung der Vertragsartikel beziehen oder ausdrücklich die wich- zeremonie, durch welche der Vertrag abgeschlossen und rechtskräftig wurde, und der
tigsten Vertragsbedingungen nennen, 344oft getrennt nach den Vertragspartnern. 345 alljährlichen Vereidigung von Beamten bzw. von Jungmannschaften (B VI 1) unter-
scheiden. Im alten Griechenland gab es keine einheitliche Regelung der Frage, wer
den Vertragseid zu leisten hatte. Die entsprechenden Bestimmungen sehen die Ver-
340zu den gemeinsamenZügender gortynischenBündnisverträges. B III I c (i:1trn0m-Formel). eidigung einiger oder aller Magistrate, einer bestimmten Zahl von Vertretern des
Vgl. auchB IX 2 zur Ähnlichkeitzwischenden AbkommenGortynsmit den abhängigenGemeinden Gemeinwesens oder ganz selten aller Bürger vor. 347Entsprechende Belege über die
von Rhizeniabzw. Kaudos. erstmalige Eidesleistung sind auf Kreta selten, wir dürfen je~och annehmen, daß in
341Heuss 1934, 16, 20, 29-31;Mosley 1961,59f.; z.B. SV III 551 Z. 7-9 (Rhodos-Hierapytna):
der Regel alle Bürger den Vertragseid leisteten. 348Folgende Uberlegungen führen zu
1CUpco0dcm; 0€ tf\; cruµµcxx(cx;Kai TWVÖpK(J)V lCCXlO.tu yeypcxµµevcx
O"VVTEÄ.Ea0i:vrrov ima.pxnv
cruµµcxx(cxvKtA.. dieser Annahme: a) In allen Verträgen, in denen eine derartige Bestimmung erhalten
3422 Z. 2f.: [E1tlto"i]croecruvi\0evto... [rni Öp]mv wµoaav; vgl. den stehendenAusdruckÖpKo~ ist, handelt es sich um die Vereidigung aller Bürger. 349Auch der Beschluß von Prai-
Kcxlcruv0fpcri:Beispieie bei Heuss 1934, 29 Anm. 2. Der Hinweisauf die Eidesleistung(ta.o' sos bezüglich seines Rechtsverhältnisses mit der abhängigen Gemeinde der Stalitcn
CÖµoocxv)ersetztin 8 Z. 11 die Vertragsformel,weilanschließendder Text des Eidessteht. Ähnliche sah die Vereidigung aller Staliten vor. 350 b) In zwei Verträgen, in denen von der
Hinweiseauf die Eidesleistungin 7 Testimoniumb Z. 10-14(Eid von Dreros)und IC III,iv8 Z. 2f. Eidesleistung berichtet wird, hat das Verb oµvuw die Ethnika der vertragschließenden
(BürgereidvonItanos).
343Eidestexte: 6, 8, 16, 17, 19, 22?, 26, 27, 31 B, 32, 33, 42 B, 59, 60, 61, 64, 74.
Hinweisauf die Eidesleistung:2. Bestimmungenüber die jährliche Vereidigungder Jungmann-
schaften: B VII. Vorschriftenüber die Schwurzeremonie:6, 31, 60 B. IndirekerBezug auf den 3466 31 wahrscheinlich60 C 2-4; allgemein:Siewert 1972, IO!f. mit Anm. 212-215;Rohcrt-
Vertragseid: 20 Z. 6; 28 Z. 10; 41 Testimoniuma; 44 Testimoniuma. Vgl. die Mischungvon Robert'1983,215 Anm. 8; vgl. SV II 134 Z. 16-18;III 545 Z. 9f., 31-33 Hinweiseauf die Kult-
Vertrags-und Eidesformeln:10, 12, 13. Vgl. auch die Eide von Verträgenzwischenkretischen handlungenfindensich im Berichtüber den Vollzugder Eidesleistungim Bürgcreidvon Itanos(IC
Städten und fremden Mächten: SV III 468 (Oreioi-Magas),552 (Olus-Rhodos);Ducrey - van III,iv 8 z. 2-9: [ta.]oe CÖµocrav... Kcx0'iEpwvvrnKcxu[t]wv) und auch in einem Vertrag zwischen
Effenterre 1969, 279f. (Lato-Attalos1.) und ebenda 28lf. (Malla-Attalos1.). Abgesehenvon den LyttosundLindos(LindosII Nr. 13 A II 3-6:cr1tovoa.~ E[cr]nfocxv10 A[.. icx]pwv
Eµ1tu[pwv], 5. Jh.).
Vertragseidenkennt man aus Kreta den Bürgereid von Itanos (IC III,iv 8, frühes 3. Jh.), den 3475_die von Mosley1961,60-63zusammengestellten Belegeaus dem 5. und 4. Jh. .
Ephebeneidvon Dreros(7 Testimoniumb) und einenarchaischenProzeßeidaus Gortyn(IC IV 51; 348Mosley(ebenda)führtnur ein einzigesBeispielfür die Vereidigungaller Bürgeran, den Eid_der
Koemer 1993,411-414Nr. 139,6./5. Jh.). Chatkideis446/5 (SV II 155),der jedoch in keinerHinsichtein nonnalcrVertragseidist. Beispiele
344Heuss 1934,20-23.Zu den Eidender ersten Kategorie(Typusa von Heuss)gehörteigentlich
aus der hellenistischenZeit: SV III 492 Z. 40f. (Smyrna-Magnesia am Sipylos);III 545 Z. 2 (Kos-
nur der Eid in 60; vgl. SV III 468 (Oreioi-Magas).Eide der zweitenKategorie(Typusc von Heuss) Kalymna).
mit Nennung der wichtigsten Vertragsbedingungen:17, 19, 26, 27, 33, 59, 61, 64, 74. Der 34931 A 19: 6µocr6.v1wv 8' oi µi:v fop1uvt0t 101~Aannatot, oi ävopE,;; SV III 551 Z. 8~:
Typusb von Heuss(Nennungaller Vertragsbedingungen im Eid) fehlt im kretischenMaterial.
345S. z.B. den Unterschiedzwischendem Eid der Priansiereinerseits und der Gortynier und
Op!Ctscivtwv 10Vv6µtµovÖp!COV ?
'Pooiou, än:avm,; rou,; Övrm; iv CXAIKlal,"z. 93f.: oi.:aipE0E,t~
CX<j)lKOµEVo~1totl'1Epcx1tUtvlO\J~opKtSO.t(J}
au10u~.Kcx0a.lCCXt'Poo([ou,]yeypmttm1tot11cracr0m 10\J~
Hierapytnierandererseitsin 27, fernerdie unterschiedlichenEide der Praisierund der Staliten(64). ÖpKou,;vgl. 27 Kommentarzu Z. 42; 60 Kommentarzu C 2-4.
Auchdie in HierapytnawohnendenBürgerund ihre KolonistenleistetenwahrscheinlichEide unter- 35064B 4f.: Kcxlt[ou~ÜA.A.o]u~ no1..(m,ESopKtw;daß in Itanosalle Bürgereinenneu eingeführten
schiedlichenInhalts(74); vgl. z.B. SV III 492 Z. 60-69bzw. 70-78(Vertragseidder Smymäerbzw. Eid leisteten(IC Ill,iv 7), verstehtsich von seihst.
der Magnetenvon Sipylos).
68 B II 2.1. Die Leistung des Venragseids B II 2.2. Schwurgötter 69

Städte als Subjekte. 351 c) Die jährliche Leistung des Vertragseids durch alle die Ephe- Eid fehlt und als erste angerufen wird, 357 Zeus Agoraios, der Schutzgott der Ver-
bie verlassenden Männer, d.h. alle neuen Bürger, zeigt, daß die Leistung des sammlung,358 und Athena Polias bzw. Poliouchos, 359 die Schutzgöttin der Burg.
Vertragseids zu den Pflichten aller Bürger gehörte. b) Gottheiten, die als Zeugen die Vereinbarungen schützen: Zeus Oratrios (Rhatri-
In der Regel waren bei der Vereidigung des eines Vertragspartners Vertreter des os)360 galt auf Kreta als Beschützer der Verträge; als solcher wurde wahrscheinlich
anderen anwesend; dies geht indirekt aus den Klauseln über die jährliche Vereidigung auch Helios angerufen.361
der Jungmannschaften und das jährliche Verlesen des Vertrags hervor (B VI 1-2). c) Gottheiten, die allgemein in Griechenland verehrt wurden und auch in den Kulten
Zuweilen waren bei der Vereidigung auch Vertreter anderer Staaten als Zeugenzuge- der kretischen Poleis ihren festen Platz hatten: 362 Hera, 363 Poseidon, 364 die apollini-
gen, weil ihr Staat beim Zustandekommen des Vertrags mitgewirkt hatte. So begeg- sche Trias (Apollon Pythios, Leto und Artemis), 365 Hermes, 366 das Paar Ares und
nen spartanische Gesandte als Zeugen beim Abschluß des Bündnisvertrags zwischen Aphrodite, 367 Amphitrite 368 und der Kriegsgott Enyalios.3 69
Polyrrhenia und Phalasama (1 Z. 2: Evav'tiov). 352 Der Bündnisvertrag zwischen
König Magas von Kyrene und dem Bund der Oreioi, etwa aus derselben Zeit, bietet
hierfür vielleicht eine Parallele: Vertreter der Gortynier und ihrer Verbündeten waren 3578? (Gortyn-Arkader), 26 (Hierapytna-Lyttos), 27 (Gortyn-Hierapytna-Priansos), 32? (Gortyn-
Sybrita), 60 (Lyttos-Olus), 61 (Lato-Olus), 74 (Hierapytna-hierapytnische Siedler); vgl. SV III 552
beim Vertragsabschluß anwesend, weil sie damals sowohl mit Magas als auch mit
(Olus-Rhodos); vgl. auch den Eid von Dreros (7 Testimonium b). Einzige Ausnahmen sind die Eide
den Oreioi verbündet waren. 353 in 6 (Eleutherna-Knosos) und 59 (Hierapytna-Lato). Hestia fehlt auch in den Eiden von Praisos (64)
Der Beschluß von Praisos über sein Rechtsverhältnis zur abhängigen Gemeinde und Itanos (IC III,iv 8). Zum Kult auf Kretas. Willetts 1962, 252-255.
3586? (Eleuthema-Knosos), 8 (Gortyn-Arkader},27? (Gortyn-Hierapytna-Priansos), 32? (Gortyn-
der Staliten sieht abgesehen von der Vereidigung aller Staliten auch die jährliche
Sybrita); vgl. auch den Eid von Dreros (7 Testimonium b) und den Bürgereid von Itanos (IC III,iv
Eidesleistung durch das gerade sein Amt antretende Kosmenkollegium sowie 12
8). Zum Kult auf Kretas. Willetts 1962, 233f.; Verbroggen 1981, 145f.
weitere Bürger vor (64 A 10-15). Dieses Verfahren stellt eine eigenartige Mischung 3596? (Eleutherna-Knosos},8 (Gortyn-Arkader},26 (Hierapytna-Lyttos), 27? (Gortyn-Hierapytna-
von Amtseid und jährlicher Bestätigung eines Vertrags dar.35 4 Priansos), 32 (Gortyn-Sybrita}, 60 (Lyttos-Olus), 74 (Hierapytna-hierapytnische Siedler); vgl. auch
die Eide von Dreros (7 Testimonium b), Praisos (64) und Itanos (IC III,iv 8). Zum Kults. Willetts
2.2. Schwurgötter 1962, 281.
360 6? (Eleuthema-Knosos), 8? (Gortyn-Arkader), 26 (Hierapytna-Lyttos), 27 (Gortyn-Hierapytna-

Die Götterlisten der kretischen Vertragseide fallen durch ihren Umfang auf.355 Die Priansos), 32? (Gortyn-Sybrita), 59 (Hierapytna-Lato), 60? (Lyttos-Olus}, 74 (Hierapytna-hierapyt-
nische Siedler). Zum Kult: Guarducci 1950a, 244; Willetts 1962, 247; Verbroggen 1981, 149.
angerufenen Gottheiten lassen sich in folgende Kategorien unterteilen (vgl. S. 3616? (Eleuthema-Knosos); vgl. auch den Eid von Dreros (7 Testimonium b, zusammen mit Ge
72f.):356
und Ouranos); vgl. Ducrey - van Effenterre 1969, 279 und 282 (Lato bzw. Malla-Attalos 1.): Helios
a) Allgemein verbreitete Schutzgottheiten der Poleis, wie Hestia, die in fast keinem und Ge. Zum Helios-Kult auf Kretas. Willetts 1962, 293.
362Diesen Charakter haben die Gottheiten im archaischen Prozeßcid von Gortyn (IC IV 51): Zeus,
Apollon, Athena und Hermes.
363 6? (Eleuthema-Knosos), 8? (Gortyn-Arkader), 22? (Hierapytna-Lato), 26 (Hierapytna-Lyttos},
27? (Gortyn-Hierapytna-Priansos), 32? (Gortyn-Sybrita), 59? (Hierapytna-Lato), 60 (Lyttos-Olus},
3512: Kuowvtiitat K[cxt'Antcxpcx'iot.
.. Öp]KOV wµoocxv;8: tali' wµoacxvo[i 'ApKCXOE~ foptuvtot~ 61? (Lato-Olus), 74 (Hierapytna-hierapytnische Siedler); vgl. SV III 552? (Olus-Rhodos). Zum Kult
KCXt oi foptUVtot] 'ApKa00t. Vgl. 60 C 2-4. s. Willetts 1962, 252-255.
352Zum Gebrauch des Worts lvcxvtiov in bezug auf Zeugen vgl. SV III 528 = Polyb. 7,9,1-2 3646 (Eleuthema-Knosos), 59 (Hierapytna-Lato), 61 (Lato-Olus); vgl. den Eid der Praisier (64)
(Hannibal-Philipp V.): ÖpKo~.öv i!SEto... ivavdov f.to~ KCXt
"H pcx~KtA. und SV III 552 (Olus-Rhodos). Zum Kult: Willetts 1962, 289f.
353 78 Testimonium a Z. 3-6: a[uµµcxx]icxv 110111acxa8m11cxp6v[twv]foptuviwv Kat twv 3656? (Eleuthema-Knosos), 8? (Gortyn-Arkader), 27? (Gortyn-Hierapytna-Priansos), 32 (Gortyn-
auµµaxwv. Sybrita), 59 (Hierapytna-Lato), 60 (Lyttos-Olus), 61 (Lato-Olus), 74 (Hierapytna-hierapytnische
354Eine Erneuerung des Vertragseids Jahr für Jahr kommt gelegentlich vor: s. z.B. Thuc. 5,18,9 Siedler); vgl. auch den Eid von Dreros (7 Testimonium b). In 26 (llierapytna-Lyttos) werden nur
(SV II 188); alle 4 Jahre: Thuc. 5,47,10 (SV II 193); vgl. Baltrusch 1994, 81; weitere Beispiele: Apollon Pythios und Lato ar,gerufen; im Eid von Praisos (64) und im Bürgereid von Itanos (IC
Schmitt 1969, 416 (Sachregister B 2). III,iv 8) kommt nur Apollon vor. Zu Apollon Pythios s. Aly 1908, 2-8; Willetts 1962, 267-269;
355Die griechischen Listen von Schwurgöttem sind in der Regel kürzer als die orientalischen: s. Artemis: Willetts 1962, 272-277; Leto: Willetts 1962, 264f., 272, 274.
366 6? (Eleutherna-Knosos), 32? (Gortyn-Sybrita), 59 (Hierapytna-Lato), 60 (Lyttos-Olus), 61
Darre 1983, 17 (Griechenland), 105-108, 110-115, 118 (alter Orient). Kurze Diskussion der kreti-
schen Eide: Ziebarth 1892, 24-26; Deiters 1901, 590f.; Jacobi 1930, 23-25. (Lato-Olus); vgl. SV III 552 (Olus-Rhodos); Hermes Hegemon. Zum Hermes-Kult auf Kreta:
356Für die Ergänzungsprobleme einzelner Götternamen bzw. Epitheta wird der Leser auf die Kom- Willetts 1962, 287-289; Lebessi 1985, 163-187.
3676 (Eleuthema-Knosos), 8 (Gortyn-Arkader), 26 (Hierapytna-Lyttos), 27 (Gortyn-Hierapytna-
mentare der einschlägigen Texte verwiesen. Der Eid von Dreros (7 Testimonium b) ist kein
Vertragseid und wird aus diesem Grund in der folgenden Diskussion von den sonstigen Zeugnissen Priansos), 32? (Gortyn-Sybrita}, 59 (Hierapytna-Lato), 60 (Lyttos-Olus), 61 (Lato-Olus), 74
unterschieden. Auch die Eide in 64 (Praisos-abhängige Gemeinde der Staliten) und 74 (Eid der beiden (Hierapytna-hierapytnische Siedler); vgl. SV III 552? (Olus-Rhodos) und den Eid von Dreros (7
Teilgemeinden der Hierapytnier) können nur beschränkt als Parallelen für die Vertragseide Testimonium b). Zum kretischen Kult: Willetts 1962, 284-286; vgl. Pirenne-Delforgc 1994, 167-
herangezogen werden. Berücksichtigt werden hier ferner der Bürgereid von Itanos (IC III,iv 8), der 169.
368
Prozeßeid von Gortyn (IC IV 51) und die Eide von Verträgen zwischen kretischen Städten und 59 (Hierapytna-Lato), 60? (Lyttos-Olus), 61 (Lato-Olus).
fremden Mächten (s.o. Anm. 343). 3698 (Gortyn-Arkader). Zum Kult: Willetts 1962, 293.
70 B II 2.2. Schwurgötter B II 2.2. Schwurgöuer 71

d) Spezifisch kretische Gottheiten, deren Kult auf ganz Kreta verbreitet war, ohne f) Eine Zwischenposition zwischen den pankretischen und den lokalen Göttern
engere Beziehungen zu einem der Vertragspartner aufzuweisen: Diese Kategorie nehmen die kretischen Gottheiten ein, deren Kult für eine ganze Region von Bedeu-
vertreten Zeus Kretagenes 370 und Zeus Idaios oder Idatas (vom Berg Ida), 371 ferner tung war. Solche Götter kennen wir aus Ostkreta, namentlich Zeus Diktaios, 386 Bri-
die Kureten und die Nymphen.372 tomartis (Britomarpis) 387 und Athena Samonia. 388
e) Lokale Gottheiten, deren Kult nur für einen Vertragspartner eine besondere Bedeu- Abgesehen von diesen Gottheiten werden zum Abschluß der Götterlisten generell alle
tung hatte bzw. deren wichtigstes Heiligtum auf seinem Gebiet lag: 373 Hierzu ge- Götter und Göttinnen angerufen. 389 Auch wenn eine Schwurgottheit nur für einen
hörern Zeus Thenatas (Knosos), 374 Zeus Tallaios (Olus), 375 Zeus Monnitios Vertragsteil spezifische Bedeutung besaß, wurde sie dennoch in den Eid des anderen
(Hierapytna oder Lyttos), 376 Zeus Skylios (Gortyn), 377 Apollon Bilkonios (Eleu- Vertragspartners aufgenommen. 390
therna?),378 Apollon Sasthraios (Eleutherna), 379 Apollon Delphinios (Knosos),380 Auf den ersten Blick vermitteln die kretischen Eide ein recht uneinheitliches Bild.
Athena Oleria (Hierapytna), 381 Hermes Dakytios (Gortyn, Hierapytna oder Prian- Trotz der vielen Variationen in der Reihenfolge der Schwurgötter (vgl. S. 72f.), der
sos),382 Eileithyia / Eileithyia Inatia (Priansos), 383 Eileithyia (Lato)3 84 und die sehr großen Zahl der auftretenden Götter (37 Götter bzw. Epitheta) 391 und der Tat-
Kyrbanten (Hierapytna). 385 sache, daß keine einzige Götterliste mit einer anderen identisch ist und auch keine
Gottheit in allen Eiden zu finden ist, können wir jedoch sowohl eine Entwicklung als
:l7022? (Hierapytna-Lato). 32 (Gortyn-Sybrita). 59 (Hierapytna-Lato), 60 (Lyttos-Olus). 61 auch eine allgemeine Regel erkennen. Die frühesten kretischen Eide (etwa bis zum
(Lato--Olus);SV III 468 (Oreioi-Magas). Zum Kult: Verbruggen 1981, 140. ersten Viertel des 3. Jh.) unterscheiden sich von den späteren ganz deutlich durch die
3716 (Eleuthema-Knosos). 8? (Gortyn-Arkader). 27? (Gortyn-llierapytna-Priansos). 32? (Gortyn- sehr kleine Zahl der angerufenen Götter: Im archaischen Eid von Gortyn werden nur
Sybrita). 60 (Lyttos-Olus); vgl. SV III 552 (Olus-Rhodos); zum pankretischen Charakter des Kultes vier Gottheiten erwähnt (Zeus, Apollon, Athena, Hermes), im Eid von Praisos vier
s. Kirsten 1940, 41; Willetts 1962, 239-243; Verbruggen 1981, 140; Chaniotis 1988d, 34f. (Zeus Diktaios, Athena, Apollon Pythias, Poseidon), im Bürgereid von Itanos fünf
37226 (Hierapytna-Lyttos), 27? (Gortyn-Hierapytna-Priansos). 32 (Gortyn-Sybrita). 59
(Zeus Diktaios, Hera, Athena Polias, Zeus Agoraios, Apollon Pythios). Im Eid der
(Hierapytna-Lato). 60 (Lyttos-Olus), 61 (Lato-Olus). 74 (Hierapytna-hierapytnische Siedler). Zu
den Kuretcn s. Willetts 1962, 98-100, 211-217; zu den Nymphen: Willetts 1962, 207f., 217f. Oreioi werden nur zwei Götter namentlich angerufen (Diktynna, Zeus Kretagenes);
373Lokale Götter erscheinen auch im Eid von Dreros (7 Testimonium b: Zeus Tallaios, Apollon man erwähnt aber auch die Synnaoi von Diktynna und die Götter von Poikilasion.
Delphinios, Britomartis/Britomarpis, Phoinix, Amphione, die Heroen und Heroinnen), im Eid der Somit erscheint der Schluß berechtigt, daß die langen Götterlisten, die seit dem
Oreioi (SV III 468: Diktynna, die Götter von Poikilasion) und im Bürgereid von Itanos (IC III,iv 8: zweiten Drittel des 3. Jh. erscheinen, eine Neuerung darstellen. 392 Auf Kreta wie
die Götter von Dikte). Zu lokalen Schwurgöttem (allgemein) s. Ziebarth 1892, 25; Plescia 1970, 5- auch sonst in Griechenland bestand die ursprüngliche Liste der Schwurgötter aus nur
9; Rudhardt 1992, 204. drei Gottheiten, Himmel, Erde, und Sonne. 393 Die Dreizahl ist beibehalten worden,
374 6. Zum Kults. Chaniotis 1992, 88-103.
375 60-61. Vgl. auch SV III 552? (Olus-Rhodos). Zeus Tallaios wird auch im Eid von Dreros (7
Testimonium b) wegen der Bedeutung des Kultes in Ostkreta angerufen. Zum Kult in Olus s.
Willetts 1962, 248f.; vgl. Verbruggen 1981, 142f.
376 26. Das Heiligtum des Zeus Monnitios lag in Malla (IC I,xix 2 Z. 14), einem Nachbarn der 3 8659 (Hierapytna-Lato). vgl. 64? (Praisos-Stalai), 74 (llierapytna-hicrapytnische Siedler); vgl.

Lyttier und der Hierapytnier; die Epheben von Lyttos nahmen am dortigen Fest teil (11 Z. 9). Zum ,lcn Bürgereid von Itanos (IC III,iv 8); zum regionalen Charakter des Kultes: Willetts 1962. 237;
Kults. Willetts 1962, 246; Verbruggen 1981, 153f. Verbruggcn 1981, 134-138; Chaniotis 1988d, 28.
1 387 60 (Lyttos/Chersonesos-Olus), 61 (Lato-Olus); vgl. SV III 552'' (Olus-Rho<los).Vgl. auch
377 27. Das Heiligtum des Zeus Skylios lag in Rhytion (wahrscheinlich auf dem Gipfel K6q,iva~.
nach einem unpublizierten Referat von A. Karetsou im 7. Kretologischen Kongreß, Rhethynon 1 ,lcn Eid von Dreros (7 Testimonium b). Zum Kult: Willetts 1962, 179-194.
388 74 (Hierapyuia-hierapytnische Siedler); zum Kult: Willetts 1962, 28 lf., inshcs. 179f. (Lyttos,
1991), das in hellenistischer Zeit wohl Teil des gortynischen Gebiets war: Kirsten 1940, l 154f.; es
Lato, Oius, Chersonesos, Dreros).
ist unwahrscheinlich, daß Rhytion von Priansos erobert wurde, dessen Schwäche aus 27 hervorgeht.
Zum Kult des Zeus Skylios s. Willetts 1962, 247f.; Verbruggen 1981, 141. 1 389 26, 27, 59, 60, 61, 64, 74; vgl. 7 Testimonium b; SV III 452: Ducrey - van Effenterre
378 6 mit Kommentar. 'i 1969, 280. 282. Außerhalb Kretas: SV III 429, 463, 481, 492, 499: vgl. Jacobi 1'!30, insbes. 20-
379 6. Das Epitheton leitet sich vom alten Namen Eleuthemas (Satra) ab: Van Effenterre 1991a, 2~; Barre 1983, 18. Ein Pries,er von 1tav,c~ Bw( ist für Kydonia bezeugt: CEG 2, 846 (4. Jh.).
390 1nGriechenland kommt es aber auch vor, daß jede Polis nur ihre eigenen lokalen Götter anrief;
28.
380 6. Vgl. auch den Eid von Dreros (7 Testimonium b). Das Delphinion war das wichtigste s. z.B. SV III 492 Z. 61 (Apollon von Panda für Magnesia am Sipylos) bzw. Z. 71 (Aphrodite
Heiligtum von Knosos: s. Willens 1962, 262-264 (mit den Zeugnissen); vgl. Aly 1908 13f. Stratonikis für Smyrna); vgl. Ziebarth 1892, 22f.
381 26, 27, 59?, 74. Zum Kult s. Willetts 1962, 280. Zu Oleros s.u. Anm. 628. '
391Amphione, Amphitrite, Aphrodite, Apollon Bilkonios, Apollon Delphinios, Apollon Pylhios.
382 27. Die Etymologie ist unklar: s. Bile 1988a, 135 Anm. 245; vgl. Willclts 1962, 288. Eine /\pollon Sasthraios, Ares, Artemis, /\thena Oleria, Athena Polias, /\lhena Smnonia. Britomartis,
Diktynna, Eileithyia, Eileithyia Inatia, Enyalios, Ge, llclios, Hera, Hennes. Hermes Dakytios,
Verbindung mit der Insel Akytos in Westkreta (so Maiuri 19()9/10,434) ist unwahrscheinlich.
383 27. Inatos war der Hafen von Priansos; hierzu und zum Kult der Eileithyia Inatia s. Kirsten Hermes Hegemon, Ilestia, Leto, Ouranos. Phoinix, Poseidon, Zeus /\goraios. Zeus Diktaios. Zeus
ldaios, Zeus Kretagenes, Zeus Monnitios, Zeus Oratrios, Zeus Skylios, Zeus Tallaios. Zeus
1940, 172; Guarducci 1950a, 244; Willetts 1962, 171f.
384 59, 61; vgl. auch IC I,xvi 2 und 15. Zum Eileithyia-Kult in Lato: Willetts 1962, 279; auf Thcnatas. Diesen sind die Kureten, die Nymphen, die Kyrbanten, Quellen- und Hußgiilter und die
anonym angerufenen Götter des Bergs Dikte (ltanos) und der Stadt Poikilasion (Oreioi) hizuzufügen.
Kreta: ebenda 168-172; Chaniotis 1992, 84-87. 392 Vgl. Usener 1903, 22; Jacobi 1930, 24f.
385 74. Nach Stephanos von Byzanz war Kyrba der alte Name von Hierapytna. Zu den
9
' 'Usencr 1903, 17-24: vgl. Plescia 1970, 4: Rudhardt 1992. 205.
Kyrbanten=Korybanten s. Willetts 1962, 98f.
72 B ll.2.2. Schwurgötter B ll.2.2. Schwurgötter 73

6 8 26 27 32 59 60 61 7 74 SV III 552 IC 111,iv 8


Eleutherna- Alkader- Hierapytna- Gortyn- Gortyn- Hierapytna- Lyttos- Lato- Dreros Hierapytna Olus- Itanos
Knosos Gortyn Lyttos Hierapytna- Sybrita Lato Olus Olus Rhodos
PrianSQS
[Hestia] Hestia Hestia [Hestia] Hestia Hestia Hestia Hestia [Hestia]
Zeus Kretagen. Zeus Kretagen. Zeus Kretagen. Zeus Kretagen.
Hera Hera
[Zeus Agoraios] [Zeus Idaios] [Zeus Idaios] [Zeus Agoraios] Zeus Agoraios Zeus Idaios
Zeus Idaios Zeus Agoraios [Zeus Agoraios]
Zeus Skylios Zeus Diktaios
[Zeus Oratrios] [Zeus Oratrios] Zeus Oratrios Zeus Oratrios [Zeus Oratrios] Zeus Oratrios [Zeus Oratrios] Zeus Oratrios
Zeus Thenatas [Zeus Idaios] Zeus Tallaios Zeus Tallaios Zeus Tallaios Zeus Diktaios Zeus Tallaios Zeus Diktaios
[Hestia] Athena Oleria
Zeus Monnitios
[Hera] [Hera] Hera Hera [Hera] Hera
[Hera] Hera
Poseidon Poseidon
Poseidon
Amphitrite Amphitrite
Apollon Delph. Athena Oleria
[Athena Polias] Athena Polias Athena Polias Athena Polias
[Athena Polias] Athena Polias Athena Polias [Athena Polias]
Athena Oleria Athena Oleria Athena Samon.
Zeus Agoraios
Poseidon Eileithyia
Apollon Delph.
Apollon Pyth. Apollon Pyth. Apollon Pyth. Apollon Pyth. Apollon Pyth. Apollon Pyth.
[Apollon Pyth.] [Apollon Pyth.] Apollon Pyth. [Apollon Pyth.] Apollon Pyth. Apollon Pyth.
Apollon Bilk.
Apollon Sasthr.
[1.ato] Lato [1.ato] [1.ato] Lato Lato Lato Lato
Lato
[Artemis] [Artemis] [Artemis] [Artemis] Artemis Artemis Artemis Artemis
Artemis
[Hera]
Enyalios Athena Polias
[Ares] Ares Ares Ares [Ares]
Ares Ares Ares Ares [Ares] Ares
[Aphrodite] Aphrodite Aphrodite Aphrodite [Aphrodite]
Aphrodite [Aphrodite] Aphrodite Aphrodite [Aphroditel Aphrodite
[Lato]
Hermes Hermes Hermes Hermes Hegern.
Hermes Hermes Dakyt. [Hermes] Hermes
Kureten [Kureten] [Kureten] Kureten Kureten Kureten
Kureten
Nymphen [Nymphen] Nymphen Nymphen Nymphen Nymphen
Nymphen
[Helios] Helios [Jlelios]
Bri tomartis Britomartis Kyrbantes Britomartis
Eileithyia Inatia
74 B II 2.2. Schwurgöller B II 2.2. Schwuri-:öuer 75

auch wenn olympische Götter angerufen wurden; diese waren für Kreta Zeus, Athena der Grenzkonflikte im hellenistischen Kreta überrascht dies keineswegs; es bestätigt
und Apollon, die in den Eiden von Gortyn, Praisos und Itanos vorkommcn.394 Die aber auch die Annahme einer später Entstehung dieser Eide.
Götter dieser Trias konnten mit Epitheta versehen werden (Zeus Diktaios, Zeus Diese späteren Eide folgen trotz aller Unregelmäßigkeiten einem festen Schema.398
Agoraios, Apollon Pythias, Athena Polias). An ihre Seite trat zuweilen noch eine An der Spitze der Götterlisten steht Hestia, wohl stellvertretend für das Gemein-
weitere Gottheit (Hermes, Poseidon, Hera). Der später so deutlich lokale Charakter wesen. In den wenigen Ausnahmen, in denen Hestia fehlt, wird die Liste von einer
der Schwurgötter fehlt in dieser Zeit noch. Gottheit angeführt, deren Kult für das Gemeinwesen (Zeus Agoraios), ganz Kreta
Den Übergang zur späteren Gestalt der Götterlisten vertritt der Eid der Oreioi (70), (Zeus Kretagenes) oder einen der Vertragspartner (Diktynna für das Koinon der
in dem zum ersten Mal ausschließlich lokale Götter erscheinen. Dieser Eid verrät auf Oreioi, Zeus Diktaios in Praisos und Itanos) von besonderer Bedeutung war. Nimmt
den ersten Blick seine späte Entstehung und seinen Charakter als Schwur eines neu- Hcstia die erste Stelle ein, so folgt ihr stets Zeus, der durch mehrere Epitheta als Gott
geschaffenen Staates: Nur zwei Götter werden namentlich angerufen, für die anderen der Stadt, der Region oder als Beschützer der Verträge gekennzeichnet wird. Entwe-
gibt es lediglich Hinweise auf ihre Kultorte in zwei Städten des Koinon (Diktynnaion der nach dem ersten Epitheton des Zeus oder am Schluß der Auflistung seiner Epi-
von Lisos, Poikilasion). Dieser Eid kann nur nach der Entstehung des Koinon der theta wird seine Gemahlin Hera angerufen, gefolgt von Athcna, entweder als Be-
Oreioi verfaßt worden sein, als ÖpKoc;emxcoptoc;dieses neuen Staatcs.395 schützerin der Stadt (Polias) oder mit einem Epitheton, das auf ihren lokalen Kult
In den späten kretischen Eiden werden vorwiegend lokale Gottheiten berücksich- hinweist (Oleria, Samonia). Nur in wenigen Fällen wird diese feste Regel durch-
tigt, wie vor allem aus deren Epitheta hervorgeht. Zeus z.B. wird immer mit einem brochen, um einer für eine Gemeinde besonders wichtigen Gottheit den Vorzug zu
Epitheton versehen, das selten eine besondere Schutzfunktion (Agoraios, Oratrios), geben: So nimmt Athena Oleria, die Göttin des alten Siedlungsgebiets der
vid häufiger seine lokalen Bindungen zeigt (Kretagencs, Idaios, Diktaios, Tallaios, Hierapytnier, einen vornehmen Platz in einem Eid der Hierapytnier (26) ein,
Monnitios, Thenatas, Skylios); dies stellt man auch bei Apollon (Bilkonios, Sasthrai- während im Eid von Dreros (7 Testimonium b) Apollon Dclphinios vor Athena ange-
os), Athena (Olcria, Samonia), Hermes (Dakytios) und Eilcithyia (Inatia) fest. Diese rufen wird. Nach Hestia, Zeus, Hera und Athena wird manchmal das Paar Poseidon-
bewußte Betonung der lokalen Götter steht sicher im Zusammenhang mit dem Lokal- Amphitrite genannt. Einen festen Bestandteil der kretischen Eide bildet sodann die
patriotismus und der Selbstdarstellung der kretischen Poleis, die in der hellenisti- apollinische Trias (Apollon Pythios, manchmal auch mit weiteren Epitheta be-
schen Zeit durch die Pflege der Lokalhistoriographie zum Ausdruck kommt.396 Häu- zeichnet, Leto und Artemis), fast ausnahmslos vom Paar Ares-Aphrodite, Hermes,
fig verweisen diese Epitheta auf Grenzheiligtümer: Das Heiligtum des Zeus Thenatas den Kureten und den Nymphen gefolgt. In dieses feste Schema können weitere
in Amnisos lag an der östlichen Grenze von Knosos, das Heiligtum der Athcna Oleria Gottheiten eingeschoben werden, in eine mehr oder weniger herausgehobene Po-
am alten Siedlungsplatz der Hicrapytnier an ihrer Grenze zu Lato, das Heiligtum der sition, je nach ihrer Bedeutung für die Vertragspartner (Enyalios, Eileithyia, Eilci-
Eileithyia in Inatos, dem Hafenort der Priansicr, das Heiligtum des Zeus Skylios im thyia Inatia, Britomartis, Phoinix, Amphione, Kyrbanten). Am Ende der Liste
Gebiet der von den Gortyniern in der klassischen oder früh-hellenistischen Zeit erscheinen in wenigen Fällen die alten Schwurgötter Hclios-Ouranos-Ge und eine
eroberten Stadt Rhytion (s.o. Anm. 377); das Heiligtum des Zeus Diktaios lag an der Epiklese aller Götter und Göttinnen (im Eid von Dreros auch aller Heroen, Heroin-
Grenze zwischen Itanos und Praisos (später Hierapytna). Man gewinnt den Ein- nen, Flüsse und Quellen).3 99 Es ist zu beachten, daß das wahrscheinlich sehr früh in
druck, daß die Vertragspartner durch die Erwähnung solcher Götter ihre Ge- Ionien entstandene Dodekatheon, 400das im hellenistischen Hierapytna sogar kultisch
hictsausdchnung bzw. -ansprüche unterstreichen wolltcn.39 7 Bei der Häufigkeit verehrt wurde, 401 in keinem der kretischen Eide vollständig erscheint; zwei seiner
Mitglieder (Demeter und Hephaistos) werden sogar kein einziges Mal genannt. Trotz
der auf den ersten Blick störenden Unregelmäßigkeiten, die auf die unterschiedliche
394Vgl. Jacobi 1930, 23 (ohne Kenntnis aller Texte); zur Trias Zeus-Apollon-Athena s. Usener
Bedeutung vieler Götter in den einzelnen Städten zurückgehen, bleiben die Götter-
1903, 19.
listen der kretischen Eide einem einheitlichen Schema verpflichtet. Leicht läßt sich
395fa ist bekannt, daß einzelne Städte ihre eigenen Eide hatten (ÖpKo; lmxwpw;): Thuc. 5,18,9; eine immanente Hierarchie (Hestia, Zeus, Hera, Athena, Poseidon, Apollon, Leto,
5,47,8; s. hierzu Ziebarth 1892, 14-33; llirzel 1902, 7-11; Plescia 1970, 5; Rudhardt 1992, 204f.; Artemis, Ares, Aphrodite, Hermes) erkennen, auch wenn sie immer wieder unter Be-
Baltrusch 1994, 87. rücksichtigung lokaler Besonderheiten durchbrochen wird.
396Die Lokalhistoriker des hellenistischen Kreta: FGrllist 458-467; s. auch ebenda 468 (Sammel-
Natürlich stellt sich die Frage, wie dieses einheitliche Schema zu erklären ist. Da es
zitate) über die Bedeutung der lokalen Mythologie. Ein neuer Historiker und Politiker von Lato: SEG
XXXIX 972 Z. 7; vgl. die Rolle der historiographischen Werke als Beweismaterial im Grenzstreit erst seit etwa dem zweiten Viertel des 3. Jh. erscheint (frühester Beleg: 6), ist nicht
zwischen Hierapytna und Itanos: IC IIl,iv 9 Z. 93. lJscner 1903, 22 erklärte dagegen die Erweiterung
der Liste der Schwurgottheiten im hellenistischen Griechenland als ein Zeichen des Verfalls des 398Vgl. Deiters 1901, 591; er erkannte einen Grundstock (Hestia, Zeus, Hera. Apollon Pythios,
Cilaubens an die Götter. Leto, Artemis, Ares, Aphrodite, die Kureten und die Nymphen), dem lokale Götter hinzugefügt
' 97 Dieselbc Absicht erkennt man auch in der besonderen Pflege von Grenzheiligtümern in der wurden; vgl. Jacobi 1930, 24.
hellenistischen Zeit, z.B. des Grenzheiligtums des Ares und der Aphrodite in Dera durch die Latier 399Zur Anrufung von Flüssen und Quellen in antiken Eiden: ßarre 1983, 90-93.
(van Effenterre 1943) und des Heiligtums des 2'.cus Thcnatas durch die Knosier (Chaniotis 1992, 400wilamowitz 1931/32, I 322-324; Burkert 1977, 199f.
295f.). 40150 Z. 25; 59 Z. 46; IC III,iii 9.
76 B II 2.3. Eidesformeln B II 3. Inschriftliche Aufzeichnung 77

auszuschließen, daß es mit der Gründung des Kretischen Koinon zusammenhängt. Segensformeln
Die Städte hätten für ihre bilateralen Verträge den Grundstock der im Eid des Kreti- iUoc; ~µev 1tavmc; 0rnuc; oüc; coµocra o.ä. 413
schen Koinon enthaltenen Liste übernommen und durch ihre jeweiligen lokalen Göt- tEKVffiVÖvacrtv y(yvrn0m414
ter ergänzt Diese Annahme läßt sich jedoch nicht beweisen. Etllµev µot Kat autcot Kat EK"fOVotc; 415
Kat xpfiµacrt tote; eµotc; KaAcoc;
Kat 7tOAeµou(7t0AEµcp)VtKav ~µev Kat EVyfö Kat EV0aA.a't1:m416
2.3. Eidesformeln Kat yav <pEpElV Kat 1tp6ßam E'\J~VEtV/ ttKtEV Km:a v6µov 417
Die kretischen Eide folgen der den griechischen Eiden typischen Struktur, die hier Ein weiteres auffälliges Merkmal der kretischen Eide sind die Verbote einer 'sophi-
nur kurz zusammengefaßt wird: 402Der Eid wird entweder mit dem Verb 6µvum 403 stischen Deutung' des Eids und der Verletzung der Vertragsbestimmungen durch
oder mit dem Beteuerungswort vfi (va) 404 eingeleitet, worauf die Namen der Vorwände und Heimtücke (öoAoc;,1tapeuprn1c;, µ11xavfi, texv11, 1tp6q,acr1c;,KaKo-
Schwurgötter im Akkusativ folgen. 405 Nach dem Hinweis auf die Einhaltung des texve"iv).418 E. L. Wheeler hat aufgrund des in den SV zusammengestellten
Vertrags bzw. nach der Nennung der wichtigsten Vertragsbedingungen in der Form Materials die m.E. nicht haltbare Ansicht vertreten, daß diese Verbote im Laufe der
von Versprechen oder Verboten (s.o.) werden Vcrwünschungsformeln gegen die klassischen Zeit seltener wurden. In den kretischen Eiden sind sie auf jeden Fall auch
Eidbrüchigen und Segensformeln für die Einhaltung des Eides angeführt. Gerade in späterer Zeit weit verbreitet. 419Wheeler hat sicher Recht mit der Vermutung, daß
diese Exsekrationsformeln geben uns einen lebhaften Einblick in die Gedankenwelt die Verbreitung dieser Formeln in Kreta mit der dortigen besonderen Bedeutung des
und die Werte der Kreter: Die Eidbrüchigen werden mit dem Zorn der Götter, dem öoAoc; für die Kriegführung zusammenhängt. 420 Dabei ist zu unterstreichen, daß
Tod und der Vernichtung ihrer Nachkommen und ihres Eigentums, Niederlage im diese Verbote nicht die Überlistung als solche verurteilen, sondern nur die Anwen-
Krieg zu Wasser und zu Land sowie Unfruchtbarkeit der Erde, des Viehs und der dung von List, um den Vertragseid zu übergehen. Für die Kreter, für die noch in hel-
Frauen bedroht. 406 Es lassen sich folgende Verwünschungen bzw. Segensformeln lenistischer Zeit der Raub einen legitimen Weg für den Erwerb von Eigentum
unterscheiden: darstellte und auf derselben Stufe wie ihre Lieblingsbeschäftigung, die Jagd,
Verwünschungen stand, 421 war die List im Krieg nicht nur zulässig, sondern geradezu geboten; 422sie
mxvmc; 0wuc; iµµaviac; ~µev oüc; coµocm407 durfte aber nicht gegen einen Verbündeten angewandt werden.
KaKtO'tffit6A.e0pon E~6Uucr0m m'.n6v tE Kat xp11a Kat yevoc; bzw. yevtav 408
a1t0Aficrnv Kat m'.itoc;Kat yevoc;to eµ6v 409 3. Inschriftliche Aufzeichnung
tcot 1t0Aeµm1VtKT1cr0m4lO Die Anfertigung einer Niederschrift der Vertragsbedingungen (ypaq>Etv) ist streng
µfite VtKav 7t0AEµffildvm µfit' EVyfö µfit' EV0aA.a't1:at411 von der epigraphischen Veröffentlichung des Vertrags auf Stein (avaypa<pnv) zu
µfite aµ"iv yav (µfite öevöprn) Kap1t6v / Kap1toc; <pEpElVµfite 1tp6ßma µfite unterscheiden. Der Unterschied wird in 18 Z. 40f. sehr deutlich gemacht: ava-
yuvatKac; ttKtEV Kata <pucnvbzw. Kata v6µov o.ä. 412

41326 Z. 25; 27 Z. 82f.; 42 B 3; 74 Z. 26; vgl. JC J,ix 1 Z. 9lf. (Eid von Dreros).
414 19 z. 14.
41564A 23-25und B 7f.
402Vgl. hier;:uHeuss 1934, 33. Allgemeinzum griechischenEid: Hirzel 1902; Burkert 1977, 416 16 z. 8f.
377-382;Rudhardt1992,204-208. 41716 Z. 6-8; 19 Z. 14f.
40326 Z. 13; 27 Z. 57; 32 Z. 18?; 59 Z. 82; 60 C 4; 61 Kopie A Z. 79; 64 A 15; 74 Z. 11. 418S. die AusdrücketµµEvElv,ßori0E'iv, cruµµaxE'iv u.ä. aooAw~Kat a1tA6w~ bzw. aooAw~Kat
Vgl. 7 Testimoniumb Z. 14; Rudhardt1992,204. a1tpoq,aaiatw~(B III I c), µ~ KCtKO'tEXVElV(28 z. 11-14?;60 C 7-11;74 z. 19).µ~tEtEXVatµ~tE
404 6 Z. 5; 8 Z. 12; Rudhardt1992,204. µrixavih (7 Testimoniumb Z. 39f.; vgl. 66 Z. 7), 1tapEUpfoEtµTjöEµtcxt (54 Z. 15; 55 Z. 30; 60
405Rudhardt1992,204f.; Barrcs 1983, 16 Behauptung,die Götterlistenwürdenin den griechi- C 13; SV III 502 Z. 2; SV III 551 Z. 44-46, 77f., 84f.; SV III 552 A 22f.; SEG XLI 768 Z. 5),
schenEidenin der Mitteoder zumSchlußerscheinen,trifft nichtzu. 1tapEUpE<JEl OUÖEµtcxtoufü: 'tp07t(Ol
ou0Evi(74 Z. 21f.). Hierzus. Wheelcr1984;zu den sophi-
406Für Parallelens. Strubbe1991,37-43. stischen Eiden s. auch Hirzel 1902, 41-53; Latte 1931, 348f. Zu KaKOtEXVE'iv in Verträgens.
407 10 Z. 8; 26 Z. 24; 31 B lf.; 74 Z. 23; vgl. IC I,ix 1 Z. 77-81 (Eid von Dreros). Voutiras1985,340 Anm.8.
40810 Z. 9f.; 27 Z. 85; 42 B lf.; 74 Z. 23f.; vgl. IC 1,ix 1 Z. 81-84 (Eid von Dreros);IC IIJ,iv 419Wheeler1984,256, 264; die dort vorgestellteStatistikist unbrauchbar,da derartigeVerbote
8 Z. 47-49(Bürgereidvon Itanos). nicht im Vertragstextselbst stehen,sondernin den Eiden,die häufignicht aufgezeichnetwurden.
409 64 B 8f.; vgl. Strubbe 1991,38, 43. Wheelerberücksichtigtefernernicht,daß ähnlicheFormelnauch in privatrechtlichenDokumenten
41010 Z. 1lf.; 27 Z. 84f.; 74 Z. 25. begegnen(z.B.SEG VII 15Z. lüf.).
411 16 z. 4f. 420wheeler 1984,265 mit den Zeugnissen.
412 10 Z. lüf.; 16 Z. 1-3; 27 Z. 83f.; 74 Z. 24f.; vgl. IC I,ix 1 Z. 85-89 (Eid von Dreros);IC 421s. die Beobachtungenvon Garlan 1978,4 und Brule 1978, 138-142mit Hinweisauf die
III,iv8 Z. 45-47(Bürgereidvon Itanos);vgl. Strubbe1991,37f.,43. Die Einbeziehungdes Viehsin kretischeOnomastik(hierzu:Masson1965,166-170);vgl. Petropoulou1985,38.
dieseVerwünschungist fastnur aus kretischenEidenbekannt;die nächsteParalleleist der Amphikti- 422zumöoAo~in der Kriegführungder Kreter s. besondersPolyb.4,8,11; Plut., Philop. 13,6;
onen-Eid(frühes6. Jh., Aesch.3,111):µ~tr ~crK~µata Kata qrucrtv yova~1totr'icr0m. vgl.den in KretabelegtenNamenMt..wv:Chaniotis1989a,72.
78 B II 3. Inschriftliche Aufzeichnung B II 3. Inschriftliche Aufzeichnung 79

yp[a}ytavrwvoe ßeKan:pot EVßpumv[efon ra] i,ypaµµiva (etwa "jeder von beiden Verbindlichkeit verlor, in dem seine Inschrift zerstört oder umgedreht wurde. 433Der
soll die schriftlich festgelegten Vereinbarungen im Amt~lokal aufzeichnen"). 423 häufig miserable Erhaltungszustand der kretischen Staatsverträge ist sicher z.T.
Die inschriftliche Aufzeichnung war formalrechtlich gesehen für den Abschluß und dieser Praxis zuzuschreiben.
das Inkrafttreten des Vertrags unerheblich. 424Der Rechtshilfevertrag zwischen Milet Obwohl es eine klare Unterscheidung zwischen dem einseitigen Beschluß mit der
und den kretischen Städten ist in dieser Hinsicht sehr aufschlußreich: Als Milet um Vertragsofferte, der Annahme der Vertragsbedingungen durch die zweite Vertrags-
die Mitte des 3. Jh. die Knosier bat, die beim Brand des Apollontempcls zerstörte partei und dem durch Eid ratifizierten Vertrag gibt, 434wird diese Unterscheidung bei
Inschrift eines älteren Rechtshilfevertrags zu ersetzen, antworteten die Knosier, daß der inschriftlichen Aufzeichnung des Vertrags nicht berücksichtigt; wie G. Klaffen-
das ältere Abkommen "weiterhin gültig war, auch wenn es nicht (wieder)aufge- bach gezeigt hat, war nicht die Form, sondern nur die sinngemäße Wiedergabe des
zeichnet wurde". 425 Die inschriftliche Aufzeichnung hatte aber eine bedeutsame Inhalts für die Authentizität der griechischen Urkunde entscheidend. 435 So wurde
praktische Funktion und wurde im Laufe der Zeit unentbehrlich. Sie wird fast immer nicht immer der Vertragstext, d.h. die von beiden Vertragspartnern angenommene
im Vertrag angeordnet, 426und den zuständigen Beamten drohen hohe Strafen, falls und durch den Vertragseid rechtskräftig gewordene Einigungsurkunde, veröffent-
sie die Aufzeichnung nicht vornehmen (s.u.). Die Publikation diente nicht nur der licht,436 sondern manchmal der Beschluß eines der Vertragspartner ('psephisma-
ständigen Vergegenwärtigung der Vertragsbedingungen und der Stärkung der morali- tische Aufzeichnung'), 437 der Vertragseid mit einem Bericht vom Vollzug der
schen Pflicht, den Vertrag nicht zu verletzen. 427Die inschriftliche Kopie des Vertrags Schwurhandlung 438oder ein mit Eidesformeln vermischter Vertragstext. 439Ebenso
stellte im Gegensatz zur Einigungsurkunde auch die maßgebliche und endgültige frei war man bei der Wahl des Dialekts und der Rechtschreibung in den verschiede-
internationale Urkunde dar, auf die man stets zurückgriff. 428 Die kretischen Staats- nen Kopien. 440 Einige kretische Verträge des späten 2. Jh., die in jeweils zwei
verträge bieten in dieser Hinsicht aufschlußreiche Zeugnisse: So wird das Wort cn~- Kopien erhalten sind, weisen geringe Unterschiede auf und bieten interessante Bei-
All (Inschrift mit dem Vertragstext) als Synonym für den Begriff 'Vertrag' verwen- spiele für dieses Phänomen:
det,429 der Text des Vertrags wird immer von der Stele verlesen, 430und Änderungen 55, Vertrag zwischen Lato und Olus über eine erneute Vermittlung der Knosier, 117
des Vertrags müssen auf den vorhandenen Stelen aufgezeichnet werden. 431 So Kopie von Delos Kopie von Dera
kommt der Aufstellung von Inschriften zuweilen eine quasi rechtliche Bedeutung zu: 1 'Aya8füTuxm 1 0wi. 'Aya8ii1Tuxm
Auf diese Weise ist der indirekte Hinweis darauf, daß ein Vertrag an dem Tag in 18f.crtu[cra]tcrtaAavEsÖ.vcivaypaq,11cr[Et?
tu 14 crm8ritO"tClAflE~Ö.vcivaypwpfit
ÖEÖOyµEva]
2Hµµlv lHvµl[v]
Kraft trat, an dem die epigraphische Publikation (Aufstellung einer Stele) vollzogen 30 EVKA.T]µa 22 ifyicA11µa
wurde, zu deuten, 432 sowie die Auffassung, daß der Vertrag in dem Moment seine 31 i\yypoq>w 23 i\vypoq>w
35 i:vtoutepti/>i:yyp6q,ep 27 Evrou,w1t&1i:yyp6q,w1
36f.ruv ltpU~\V 28 tuµ ltpU~\V
39f.ciyypaq>1\1 30 civypaq,rit
40 öo~n 31 oosri1
423v gl. IC III,iii 3 C 4-6 (Beschlußvon llierapytna über seine Beziehungenzu Magnesiaam
Interessant unter diesen Unterschieden ist vor allem die etwas stärkere Vertretung des
Mäander,frühes2. Jh.): ci~tc0VtWV rci ycypaµµcva nap' a{no'i, Kp11crtv ttµta Kat nap' aµ'iv ava-
ypacpfjµcv KCHU tu mitu Ma[y]VT]crt KatSlµEvEViapiiit. iota adscriptum in der kretischen Kopie; die Assimilation erscheint in beiden Kopien
424Anders Keil 1916,4f.: ''Formalgehört zur vollen Ratifizierungendlich noch die amtliche aber an unterschiedlichen Stellen.
Publikationdes Vertrags",mit Hinweisauf SV II 289 (Vertragdes Chahriasmit Keos);dieserText
istjedochein Sonderfall(VertrageinesFeldherrnohnevorherigeBefragungder Volksversammlung),
wie Heuss 1934,256f.Anm.5 richtigbemerkte.
425sv III 482 A IOf.;die Stelle ist korrupt,aber der Sinn klar: AMEMMEN.ON Kat µ~ ava- 433Vgl.Plut., Per. 30,1: Da das 'MegarischePsephisma'in Athen nicht rückgängiggemacht
ypwpEiCTTJs ti\s 0µ011.0Yias.Zu den Verbesserungsversuchen s. den kritischenApparatin SV III 482; werdenkonnte,schlugder spartanischeGesandtevor, die Inschriftmit dem Bes~hl~ßder Mauer
am nächstenkommtder von A. Wilhelm:(Öt)Eµ{µ}Ev(ov). zuzukehren;vgl. z.B. auch SV II 289 z. 31f.: ta, tE crt~Aa, ESEßaA.o[v] c[v all, ncrav civayE-
426Vgl.Heuss 1934,255f. ypaµ[µ]Evmal cruv8riKm.Vgl. Klaffenhach1960,33; FemandezNieto 1981,285. In einem Ver-
427z.B. SV III 551z. 95f. (Hierapytna-Rhodos): öi: Kat tu ÖEÖoyµlva
Önro<; ltEpttu; cruµµaxia, tragseid(SV III 429 z. 27-29)findetsich sogardie Formelou KwAuow t~v n61.1vcivaypaljlmtu,
Katt~ cruvta~\Oscivaypaq>EVta ElsO"tClAfls
q>avEpU~\Els ltClVtatov xpovov. cruv8~Ka,.
428Heuss1934,252-254,256f.;vgl.aber Klaffenhach1960,27-30,der dieseAnsichtdahingehend 434Heuss 1934,29-37,231-234.
korrigierte,daß eineKopieauchim Archivdeponiertwurde. 435KJaffenhach 1960,34-36.
429Vgl. Klaffenbach1960,31-33;28 Z. 6f.: [i\µµlvov]tEsEVmi, npoünapxwcrau;crtaAm,; vgl. 436Diesist im Falle der Inschriftenanzunehmen,derenTextemit der VertragsformeltaÖEouv-
59 Z. 45: [Öp]Kov öi: Kat crtaAfl,(stattouv8~Ka,)civ[aypmvav,wv]; ähnlichin IPArk 16Z. 9 (SV t8Evto, int to'ioÖEcruvl8Evtohzw. EÖo~Ev eingeleitetwerden.Beispielehei Schmitt 1969,415
III 499,OrchoinenÖs-Achaier); s. auchdie nächsteAn.in. (SachregisterB a 1). ..
430 11 Z. 20: civaytVWO"K0VtWV öi: tUV[cr]taAav:28 Z. 40f.: avaytVWO"K0VtWV s;_,tUVcrtaAav 437Heuss1934,233, 238. Hier 43 (unter der Überschriftcruv8[~]KCd, 45, 60 (unter der Uher-
Kat' EV\aUtov. schriftcruv8riKm). Beispielebei Schmitt1969,415 (SachregisterBa 2).
43155 KopieA Z. 23f.; 56; 61 KopieB 218-220;vgl. FemandezNieto 1981,285f. 4388;vgl. Heuss 1934,239 Anm.2; Schmitt1969,415 (SachregisterBa 5).
432v gl. 28 Z. 62-64:Kat to, EY'fUOs Katacrtacravtwvuni:ptoUtWV aq>'&,rn aµEpm;a crtaA.a 43910, 12, 13; s.o. B II 2.I.
tdnit i\µµ11vi. 440Grundlegend hierzu:Buck 1913,insbes.152-159.
80 B II 3. Inschriftliche Aufzeichnung B II 4. Abanderungsklausel 81

60, Bündnis- und Isopolitievertrag zwischen Lyttos und Olus, 111/10 oder panhellenischen Heiligtümem, 449 oder in einem Grenzheiligtum deponiert, in
Kopie von Athen Kopie von Rhodos letzterem vor allem dann, wenn der Vertrag mit der Beilegung einer Streitigkeit oder
C 6 Ilut[i]ov 4 nunwv mit einer Grenzziehung °
zusammenhing. 45 Für die Aufstellung in der jeweiligen
C 61mt["A]pt[cxµ1v] 4 KÜpw:µiv Stadt dienen fast immer wichtige Heiligtümer, seltener das Prytaneion. 451 Für die
C 13f. [Kcx0ox;
1mcxi1to]AlE~
crn[v0{covw:l] ll Kcx0ox;
l((X crnv0iwµE0cx
Aufzeichnung verantwortlich waren die amtierenden Kosmoi (28 Z. 77f.), die bei
61, Bündnis- und Isopolitievertrag zwischen Lato und Olus, 109/8 Versäumnissen hohe Geldstrafen an die andere Polis zu zahlen hatten.452
Eine Kopie ist auf einer nach Venedig gebrachten Inschrift erhalten (Kopie A), eine
zweite ist nur durch die sehr schlechte Abschrift D. Molins bekannt (Kopie B). 4. Abänderungsklausel
Obwohl Molin sicher manche Dialektformen übersehen hat, kann man dennoch
Die griechischen Verträge enthalten seit dem späten 5. Jh. in der Regel eine
feststellen, daß die beiden Kopien in mehreren Punkten voneinander abwichen. Ich
Abänd~rungsklausel, die auch in vielen kretischen Verträgen zu finden ist. 453 Für die
weise nur auf die gesicherten Abweichungen hin:
Modifizierung eines Vertrags durch Streichungen (E~atpctv, a<pmpctv), Ergänzun-
Kopie von Venedig Kopie von Suda
1 'Aycx0füTuxm 1-2 'Aycx0füTuxm Kcxlfol crcotr1pim gen (Evn0evm, 1tpoo-n0evm, Eyypa<pnv, 1tpocrypa<pclV, lµßaA.Anv) oder Ände-
1-3 Die Namen der amtierenden Phylen fehlen 2-8 Vollständige Datierungsformel rungen (Öwp0ouv, E1t1Öwp0ouv) galten im großen und ganzen dieselben formal-
29f. ci1totnaavtcov oi Koaµoi... EKCXCJto~ oKooµo~EKCXO"tO~
[m'.m'iiv] 46f. Cl1tOtE\CJUVtcoV rechtlichen Prinzipien in bezug auf Abschluß und Beurkundung wie beim erstmaligen
47 l((X\ civ0eµEVEKcxtEpo~
€Vtfü 1t[6Al] 9lf. Kciv0eµEvEKcxtepo~ r.vtfü (8{m 1t6AE1
Abschluß des Vertrags. In den kretischen Verträgen begegnet folgende Formel in ver-
49 KvCOCJo'i 96 tv KVCOCJ(J)\
49 t.u[q>]ioico 97 CiEAq>lVICO schiedenen Varianten: at Öe Ka (bzw. ö n öe 1m) ö6~111 (bzw. o-1JVö6~111)aµ<po-
73 "OpKo~Acxticov 171-174 '0µ6crm to~ Amio~ tot~ 'OAOVtlO\~ KCXI -repm~ 'tat~ 1tOA.cO"l(ÜO"'tcpov) lCOlVat ßmA.nicraµevm~ (bzw. ßmAn>oµevm~) E1t1.
to~ 'OAovtio~ tot~ AcxttO\~tOV\J1toyqpcxµµevov 'tWl lCOtvfö O"Uµ<pepov'tl E~ 'tUV 0"1JV0fpcav 'taVÖc Evypa\jfat (bzw. tv0eµcv, 1top'tl-
ÖpKov."OpKo~Acxticov
ypa\jfat, 1tpoo-0ctVat, tvßaActv) 11E~cA.ctV (bzw. a<pcA.clV, Öwp0wo-m), ö n µev
Die Aufzeichnung der Staatsverträge wird in den Einigungsurkunden stets ange- 1Ca E~EA01µcv (bzw. a<pEA.01µcv) µ~ Ev01vov (bzw. Evapov) fom µ11fü: Evop1Cov, ö
ordnet 441 Die Anfertigung von jeweils einer Inschrift für die Vertragspartner - das in 'tl öe 1Ca Eyypa\jfmµcv (bzw. 1tpoo-0ctµcv) Ev01v6v 'tc (bzw. Evapov) Kat Evop1Cov
Griechenland geläufige Verfahren - stellte auf Kreta die Ausnahme dar. 442 In der EO"'t(O/ ~µcv (bwz. lCUptov EO"'t(O 'tO Ölop0m0ev, rnurn lCUpta EO"'tffi)_454
Regel sind viele Kopien vorgesehen, 443 was zweifellos mit der Bemühung zusam-
Die Bestimmungen über künftige Vertragsänderungen sehen lcidiglich vor, daß die
menhängt, den Vertragstext vor willkürlichen Eingriffen zu schützen und durch seine
Zustimmung beider Vertragspartner (1Co1vfö ßmA.n>craµevm~ u.ä.) unerläßlich
große Publizität die moralische Verpflichtung zur Vertragstreue zu steigem.444 In
einigen Fällen werden zwei Kopien für einen der Vertragspartner oder aber für jede
der beiden Städte angefertigt. 445 Manchmal werden zusätzliche Inschriften bei einem
gemeinsamen Verbündetcn, 446 Vermittler oder Schicdsrichter, 447 in pankrctischen448
44754-56 (Lato-Olus in Knosos), vielleicht 5 (Hierapytna-Praisos in Itanos), wohl nicht 60
(Lyttos-Olus in Athen und Rhodos); vgl. 57 (Veröffentlichung des Urteils der Schiedsrichter in ihrer
441 18 Z. 40f.; 26 Z. 10-13; 28 Z. 77-83; 44 Z. 17-21; 50 z. 23-26; 54 Z. 15-20; 55 Kopie A Stadt).
448 41 (Apollonia-Kydonia in der Idäischen Grotte); so wohl auch 50 (Hierapytna-Knosos im Hei-
Z. 11-15; 56 Kopie A Z. 22-27; 59 Z. 45-47; 61 Kopie A Z. 47-50; 74 Z. 3-8; vgl. 32 Z 6. Viel-
leicht 3. Unklar in 32. ligtum des Zeus Diktaios).
442 18, 28; wahrscheinlich 27 (s. dazu 28 Z. 7-9); vgl. 74. 449 54-56 (Delos).
443 26 (5 Kopien: jeweils zwei Kopien in Hierapytna bzw. Lyttos, eine in Gortyn); 54-56 (5 45054-56 (Lato-Olus im umstrittenen Heiligtum in Dera). So wahrscheinlich 44 (Gortyn-
Kopien: jeweils eine in Lato, Olus, Knosos, Dera bzw. Delos); 50 (4 Kopien: zwei in Hierapytna, Knosos in einem Athena-Heiligtum).
451 Für Gortyn das Pythion (44 Z. 19; vgl. 31, 32, 33, 43, 45, 46, 69); für Hierapytna die
eine in Knosos, eine im Heiligtum des Zeus Diktaios); 61 (4 Kopien: jeweils eine in Lato, Olus,
Knosos bzw. Lyttos); 44 (3 Kopien: jeweils eine in Gortyn, Knosos bzw. in einem Athena-Heilig- Heiligtümer der Athena Pohas (28), des Apollon (26) und das Dodekatheon (50, 59, 74) in der
tum); 59 (3 Kopien: jeweils eine in Hierapyu1a, Lato bzw. Lyttos); 74 (3 Kopien: jeweils eine in Stadt und das Heiligtum der Athcna Oleria in Oleros (26, 74); für Knosos das Delphinion (44, 50,
Hierapytna, Oleros bzw. im Wohnort der hierapytnischen Siedler). Vgl. 5 (Hierapytna, Praisos bzw. 54-56, 61); für Lato das Heiligtum der Eileithyia (54-56, 59, 61); für Lyttos die Heiligtümer des
Itanos?), 41 (Apollonia, Kydonia und Idäische Grotte'/), 60 (Lyttos, Olus, Athen und Rhodos). Apollon (26) und der Athena Polias (26, 59, 61); für Olus das Heiligtum des Zeus Tallaios (54-
Auch von 1 (Polyrrhenia-Phalasama) waren sicher mehrere Kopien angefertigt; eine davon ist die im 56, 61); für Priansos das Heiligtum der Athena Polias. Der Aufstellungsort geht manchmal aus dem
Diktynnaion gefundene Stele, eine weitere ist jüngst gefunden worden und wird von St. Markoulaki Fundort hervor: 1 (Diktynnaion, wohl als Heiligtum der Polyrrhenier); 31, 32, 33, 43, 45, 46,
veröffentlicht. 69 (Pythion von Gortyn). Prytaneion: 18.
444Vgl. o. Anm. 427; zum Schutz vor willkürlichen Änderungen s. Heuss 1934, 256; Klaffen- 45228: 50 Statere jeder Kosmos; vgl. 32 (unbekannte Summe).
453Allgemein: Martin 1940, 487-490; Femandez Nieto 1981, 275, 280-286 (280f. zur Termi-
bach 1960, 32f.
44550: zwei Kopien für Hierapytna; 26: jeweils zwei Kopien für J-lierapytna bzw. Lyttos; eine nologie); Thür - Taeuber 1994, 187 (zu IPArk 17 Z. 183-200). Beispiele hci Schmitt 1969, 416
fünfte Kopie war für Gortyn vorgesehen. (Sachregister B f l); s. auch SEG XXXIV 849 Z. 1-4. S.u. Anm. 454.
44626 (Hierapytna-Lyttos in Gortyn); 59 (Hicrapytna-Lato in Lyttos); 61 (Lato-Olus in Knosos 454 10 Z. 5-7; 20 Z. 4-7; 26 Z. 6f.; 28 Z. 74-77; 32 Z. 9-13; 50 Z. 21-23; 55 Kopie A Z. 40-
bzw. Lyttos). Vielleicht 5 (llierapytna-Praisos in Itanos), 60 (Lyttos-Olus in Athen und Rhodos). 42; 59 Z. 42-44; 60 B 14-16; 61 Kopie A Z. 45f.; 69 C 3-5; 74 Z. 8-11.
82 B II 4. Abanderungsk/ausel B II 5.1. Überschrift 83

ist.455 Im Zusammenhang mit der Ergänzung von Verträgen, in denen auch die unnötige Wiederholungen bei der Kommentierung der einzelnen Inschriften zu ver-
Zustimmung eines beteiligten Dritten notwendig ist, kommt in den kretischen Ver- meiden. Im folgenden werden nicht nur die hier zusammengestellten Verträge, son-
trägen das Verb crnveuöoJCEtV('gemeinsam gut heißen') vor. 456 Es ist nicht sicher, dern auch Verträge mit fremden Mächten und kretische Volksbeschlüsse berück-
ob auch für die Ergänzungsverträge eine Eidesleistung nötig war; der Ausdruck 1:vop- sichtigt.
JCovdvm ("es soll vom Eid geschützt sein" in bezug auf die geänderte Form des
Vertrags)457 darf so gedeutet werden, daß die von beiden Vertragspartnern ratifizierte 5.1. Überschrift
Änderung vom ursprünglichen Eid umfaßt wurde. 458Das Verb ßouAEurn0m bringt
in den entsprechenden Klauseln die Beratungen und Verhandlungen zum Ausdruck, Überschriften sind in dem hier zusammengestellten Material äußerst selten. 461
während für die anschließende Ratifizierung das Verb öoJCEtVverwendet wird. Kommt eine Überschrift vor, oft mit größeren oder nicht eng nebeneinander geschrie-
benen Buchstaben aufgezeichnet, 462so handelt es sich entweder um eine allgemeine
Einige Verträge unserer Sammlung stellen sicher das Ergebnis von solchen Er-
Bezeichnung des Vertrags (crnv0111CT1, crnv0111Cmmit Nennung der Vcrtrags-
gänzungen dar. Die aufeinanderfolgenden Vermittlungsabkommen zwischen Lato
partner)463 oder um einen Hinweis auf seinen genauen Charakter (cruµµaxia). 464
und Olus (54-56) liefern gute Beispiele für dieses Verfahren. 459 Aber auch der
Rechtshilfevertrag zwischen Gortyn und Lato (18) bezieht sich auf einen früher
5.2. Götteranrufung und Segensformel
vereinbarten Friedensvertrag, der Isopolitievertrag zwischen Hierapytna und Priansos
(28) ergänzte einen Bündnisvertrag (27), und dies ist auch für den Isopolitievertrag Die Anrufung von Göttern im Nominativ (Invokation) und Segensformeln (im Da-
zwischen Hierapytna und Itanos (20) anzunehmen. Als Ergänzungsverträge sind tiv) begegnen in den meisten Verträgen. Es sind folgende Formeln zu unterscheiden:
m.E. auch ein Beschluß Gortyns (45) über Apollonia, ein Vertrag Hierapytnas (mit
I. Nur Invokation III. Invokation und Segensformel
Biannos?, 35), in dem gleich am Anfang auf eine cmv0r11cr1 Bezug genommen wird,
0rni 465 0rni, aya0at 1uxm 466
und der Bündnis- und Isopolitievertrag zwischen Lato und Olus (61 Kopie B Z. 206-
'Aya0a Tuxa 467 0e6i;, Tuxa, aya0iit 1uxm 468
220) zu deuten. Diese erstaunlich hohe Zahl von Ergänzungsverträgen vermittelt ein
beeindruckendes Bild von der Intensität der diplomatischen Kontake im hellenisti- II. Nur Segensformel 0Eoi; aya06i;, aya0at 'tUXat lC(Xl. E7t1.
schen Kreta. 'Aya0iit 1uxm 469 Offi'tTJptat 470
'Aya0iit 1uxm Kat E1ttcrmripim 471
5. Der Vertrag als Inschrift
Unabhängig vom unterschiedlichen Inhalt der kretischen Staatsverträge weisen die
Inschriften in ihrer Gliederung gemeinsame Merkmale auf, die für die griechischen 461Es ist zwischenÜberschriftund Invokationbzw. Segensforrnelzu unterscheiden;dieseUnter-
Inschriften allerdings banal sind 460und hier nur ganz kurz besprochen werden, um scheidungmachtPounder1984,243f.nicht.
462 2, 38, 43, 60 Kopie A; vgl. 54-56 Testimoniuma. Oft ist die Invokationbzw. die Segens-
formel mit größeren Buchstabenaufgezeichnet:1, 28, 55 Kopie B, 54-56 Testimoniumb, 59,
64.
455Die Zustimmungbeider Vertragspartnersetzt allerdingskeine gemeinsamenVolksversamm- 463 13, 43, 60KopieA; vgl. LindosII Nr. 13: [Aun(w]v1Ccx[1] Atvö(rov[cr1tovocx1]
Kat cruv0~KCX
lungenvoraus.Das EinvernehmenallerBeteiligtenwirdauchfür Änderungendes Rechtsverhältnisses (5. Jh.).
zwischenGortyn und den Bewohnernvon Kaudosvorausgesetzt:69 (vgl. C 5: 1tEt00(rovn).Bei- 464Ergänzt in 2 (mit Diskussion)und 38. Vgl. 54-56 Testimoniuma: Kp(µcxKvwcr(rov. Bei-
spieleaus der klassischenZeit: FemandezNieto 1981,280, 283f. spielevon Überschriftenaus Athen:Pounder1984,243f.
456 28 Z. 5f.: taÖEcruvi:0E[vto UMIXA.Ols
lCCXlCIUVEU]OOICT]CICXV (Gortyn,Hierapytna,Priansos).In 4651, 18; vgl. SV II 216 (Gortyn-Rhizenia).In kretischen Beschlüssen:SEG XXVII 631 =
56 Kopie B Z. lf. begegnetdas Verb im Zusammenhangmit der Verlängerungdes knosischen Nomima22 (Datala,spätes 6. Jh.); SEG XXXV991 (Lyttos,spätes 6. Jh.); IC IV 43 Ba-Bb; 51;
Auftragsund in bezug auf die Zustimmungder Knosier:i:öo~EAcxtiot, 1Ccx1 '01..ov,iot, Kotvfü 65; 78; 231; 233; 236 (Gortyn,5.-3. Jh.); II,xiii 1 A (Elyros,2. Jh.). Der Singular0E6,: ML 2 =
ßouAEucrcxµi:vm,, avvruöoK71aavTmv1Ccx1 KvOJC11rov.
Das Wortkommtin derselbenInschriftauch in
einemprotokollarischenVermerküberdie Aufzeichnungdes Vertragsin Delosmit Zustimmungder Koemer 1993, 332f. Nr. 90 (Dreros,7. Jh.); IC III,iii 3 C (Hierapytna).Vgl. auch die Invokation
kretischenGesandten(KopieA Z. 4f.: cruvrn(E}OOKtovtrov 1Ccx1
,iov ncxpcxyi:voµi:vwv
nprnßrn,äv) 0Eo, 'Aycx06,:IC III,iv8 (ltanos,frühes3. Jh.).
466 34 (ergänzt),37 (ergänzt),55 Kopie B. Beschlüsse:IC IV 64 (Gortyn,frühes 5. Jh.). Vgl.
vor. Vgl. 19 Z. 7 (ergänzt: ZustimmungPtolemaios' IV.); ähnlich in IPArk 30 Z. 12 ('einer
Veränderunggemeinsamzustimmen',Megalopolis).In 10 Z. 5f. wird das Verb von H. van Effen- den Singular0E6,, 'Aycx0i\t Tux11cIC III,vi9 und 10 (3. Jh.).
terrein der Klauselüber Vertragsänderungen ergänzt:ö n fü:cruv[rnÖo!CT]CJE,m
m'i, 1t]61..rnt
t:v0rµEv 46764.
Ücr,Epov Kotvät[ßroAEuovtE,]; s. aberden Kommentarzur Stelle(cruv[oo~11t]). 468 7 Testimoniumb. Vgl. die Formelin SV III 551: 0E6,, ,uxm aya0fü (Hierapytna-Rhodos).
4577 Testimoniumb Z. 44-46 (mit Diskussion);20 Z. 6; 26 Z. 7; 32 Z. 12; 50 Z. 22f.; 59 Z. 46931, 38 (zweimal),43, 53 (ergänzt),54, 55 Kopie A, 56 Kopie A, 54-56 Testimoniumb-
44; 60 B 15f.; 61 Kopie A Z. 46; 69 C 6; 74 Z. 10. c, 59, 61 Kopie A, 69; vgl. SV III 498 (Gortyn-Dcmetrios); lC II,i 2 B 9 (Allaria-Paros);IV 179
458Vgl. 28 Z. 76f.: KUptovfo,w ,o öwp0ro8i:v;55 KopieA Z. 42: tcxutcx fo,ro Kuptcx.Ähnlich (Kreter-Eumenes).In kretischenBeschlüssen:IC I,xix 3 A (Malla,2. Jh.); I,xxiv 2 Z. 23f. (Kreti-
FemandezNieto 1981,280, 285. sches Koinon,2. Jh.); II,iii 9 (Aptera,2. Jh.); II,xiii 2 (Elyros,2. Jh.). AndereInschriften:IC II,x I
459Vgl. den Ausdruckl:öo~EKotvfüßou1..rncrcxµi'-vot,: 55 KopieA Z. 4f.; 56 KopieA Z. 9f.; 61 (Kydonia,3. Jh.).
KopieB Z.211-213. 470 21 (ergänzt),28. Vgl. 0Eo, 'Aycx06,: IC III,iv 8 (ltanos,frühes3. Jh.).
460AllgemeinhierzuHeuss 1934,233f. 47160 A (z.T. ergänzt),61 Kopie B.
84 B II 5.2. Götteranrufung und Segens.forme/
l B II 5.3. Datierungs.forme/ 85

Eine eindeutige chronologische Entwicklung dieser Invokations- und Segensfor- versammlung verbindet, an Wahrscheinlichkeit. 479 Diese Deutung erhält durch den
meln läßt sich nicht feststellen. Die Invokation ohne Segensformel (I) kommt in Bündnisvertrag zwischen Rhodos und Hierapytna entscheidende Unterstützung. In
früher Zeit häufiger vor, aber auch die Kombination von Invokation und Segens- diesem stehen Götteranrufung und Segensformel nebeneinander in dem Passus über
formel (III) ist bereits im frühen 5. Jh. belegt; Segensformeln ohne Invokation (II) die Gebete, die beim Abschluß des Vertrags verrichtet werden sollen: 480 "Gott, auf
kommen in der archaischen und klassischen Zeit nicht vor, werden in der helleni- gutes Glück (8e6<;,1ux,m aya0ixt). Der Demos hat beschlossen, auf gutes Glück
stischen Zeit aber besonders häufig. Die häufigste Invokation ist die Pluralform 8eoi; (1uxm aya0ixt). Die Priester und die Opferpriester sollen zu Helios und Rhodos und
der Singular 8e6<; kommt bereits im 7. Jh. vereinzelt vor, scheint sich aber erst in allen anderen Göttern und Göttinnen und den Archegeten und den Heroen beten, die
später Zeit (seit dem letzten Viertel des 3. Jh.) stärker verbreitet zu haben. Wenn wir die Stadt und das Land der Rhodier beherrschen, daß das, was die Rhodier und die
über die Staatsverträge hinaus auch die anderen kretischen Inschriften berücksich- Hierapytnier in bezug auf ein Bündnis beschlossen haben, ihnen von Nutzen sein
tigen, stellen wir eine stärkere Verbreitung der Invokation 8eoi in der archaischen wird. Und nachdem die Gebete mit Erfolg gesprochen wurden, soll man ein Opfer
und klassischen Zeit fest. Der Ausdruck 8eo<; 'Aya06<;begegnet zum ersten Mal in darbringen und einen feierlichen Zug veranstalten, so wie das Volk beschließt". 481
einer Inschrift von Itanos (frühes 3. Jh.); 472 wir begegnen ihm später (um 200) im Auch in den Fällen, in denen ähnliche Invokationen im Zusammenhang mit der
Vertrag zwischen Gortyn, Hierapytna und Priansos sowie im anschließenden Er- Aufstellung von Inschriften in Heiligtümern vorkommen, ist es deutlich, daß sie als
gänzungsvertrag zwischen Hierapytna und Priansos. Die Invokation Tux11bzw. Segens- und nicht als Weihungsformeln verstanden wurden. 482
'Aya011Tum (im Nominativ) ist von der Segensformcl aya0ftt 1ux11tzu unter-
scheiden, wie die Folge 8e6<;,Tuxa, aya0ixt 1ux,m (III) eindeutig zeigt; sie kommt 5.3. Datierungsformel
nur vereinzelt im 3. Jh. vor. Die Segensformel aya0ftt 1ux11t(mit allen Variationen) Nur in wenigen Inschriften fehlt eine Datierungsformel. 483 Sie findet sich meist zu
findet sich sporadisch im 5. Jh. und wird erst seit dem 3. Jh. beliebt. 473 Beginn der Inschrift, nach der Vertrags- bzw. Beschlußformel 484 oder nach der In-
Die Frage nach der Bedeutung der Invokationen und Segensformeln, die häufig vokation und vor der Vertrags- bzw. Beschlußformel, 485 seltener direkt am An-
gar nicht voneinander unterschieden werden, ist in der Forschung umstritten. W. fang486 und nur einmal zum Schluß der Inschrift (als Hinweis auf das Inkrafttreten
Larfeld charakterisierte sie als 'Weiheformeln' und 'Segenswünsche', sprach aber des Vertrags). 487 In der Regel werden die eponymen Beamten aller Vertragsparteien
gleichzeitig von der Anrufung der Götter als Mitwisser und Beschützer des Inhalts genannt,488 gelegentlich wird jedoch eine Datierung nur für den Aufstellungsort
der Urkunde; 474 A. G. Woodhead verband diese Formeln mit den Kulthandlungen, angegeben. 489 Eine feste Regel für die Reihenfolge der Namen der Vertragsparteien
die vor der Beschlußfassung durchgeführt wurden; 475 D. M. Robinson betrachtete
sie als "words of good omen", 476 M. Guarducci als "invocazioni agli dei"; 477 P. L.
Pounder argumentierte schließlich, vor allem unter Heranziehung orientalischer In-
schriften mit Fluchformeln gegen diejenigen, die Inschriften zerstörten, für die
apotropaische Funktion der Invokation. 478 Für eine Entscheidung dieser Frage darf 479Vgl.te Riele - te Riele 1987, 170: "il s'agit sans doute du residu de la priere qui precedait les
man nicht die Invokationen von den Segensformeln trennen. Das parallele Vorkom- sessions officielles des assemblees ou les decisions etaient prises". Zu diesen Kulthandlungen s.
men des Ausdrucks 'AyaSTJTux,11 sowohl als Invokation im Nominativ als auch als Ferguson 1949, 138f. mit Beispielenaus Athen.
480sv III 551 Z. 1-7 (um 205).
Segensformel im Dativ zeigt dies zur Genüge. Zieht man dies ebenso wie das Vor- 481Vgl. z.B. auch SV III 539 Z. 20-22, 50-55, 73-78; 566 Z. lf.
kommen des Ausdrucks E7ttcH0111pim im selben Kontext in Betracht, gewinnt die 482z.B. IC III,iii 3 C 5f. (Beschluß Hierapytnas, frühes 2. Jh.): &vaypmpijµEv... Kat 8i:µEviv
Deutung von Woodhead, der diese Formeln mit den Kulthandlungen in der Volks- iapiin &ya8iit,uxm Kat Elttcrwtr1pim;vgl. IC II,i 2 B 20-25 (Allaria-Paros,2. Jh.): &vaypaljlav,wv
... Kat &v8iv,wv ... mum lii: dvm iq,' {,-ytEim Kat crwtr1pimt&v noAEwvaµq,otEpiiv;vgl. LSAM 15
Z. 42-44 (Beschluß über die Weihung der Tafeln mit dem Vertrag zwischen Elaia und Rom, 129,
vgl. SEG XXXIV 1244): [avoi~a]vta~ to\l~ vaou~ [t&v8]EWV E1tt8uµtii[vtOVAt~]avwtov E[ux]o-
472IC Ill,iv 8 (ltanos); in ML 2 ist nicht 8to~ oMto(~) (als Vorläuferder Formel 8Eo~aya86~) zu
µi:[vou~]-in' ayaSfit tuX[llt Kat crw]tr1piatKtA.Diesen Sinn hatte wahrscheinlichauch die Invo-
lesen, sondern wohl 0t6~. ö Mfov: Callavotti 1977, 13lf. kation in der archaischenInschrift von Dreros (ML 2): 8t6~. ö Mfov ("möge Gott uns da~ Beste ge-
473Vgl. Nilsson 1961, 208f. mit attischen Beispielen.
ben"); s. Callavotti 1977, 132, der aber übersetzt: "Deus statuit quod melius est".
474Larfeld 1898/1907, II 591; vgl. Hermann 1854, 697 (Weiheformel). Ablehnend Traywick 4831, 13.
1969, 327. 484 2, 18,34, 37,38,55,59,61,64.
475Woodhead 1981, 39 ("before the matter under discussionwas consideredand decided upon, the 485 27,28,31,43,54,60,69.
proper religious exercises had been performed or invocations made"); vgl. te Riele - te Riele 1987, 486 8, 45, 61 Kopie B Z. 206-211; vgl. 71 Testimonium a.
170. 487 20. In 56 Kopie A Z. 14-17 geht die Datierungaus dem Text des Abkommenshervor.
476Robinson 1958, 74; Traywick 1969, 327: "commendationto the god~of textual contents". 488 2,8, 18,20, 27,28,31, 35, 37, 38, 43,45,53, 54, 55, 59,60,61,69. Unklar in
477Guarducci 1969,43.
478Pounder 1984, 245-250. Das einzige ernstzunehmendeZeugnis Poundcrs ist die o.e. Inschrift 34. Allgemein zu dieser Praxis: Sherk 1993, 280f.
48964 (Beschluß von Praisos über die Staliten); vgl. 71 Testimonium a (gemeinsamer Beschluß
von Dreros (ML 2); Pounder liest 8to~ ÖA.otöv (etwa "der Gott möge ihn vernichten"); s. aber o. von Gortyn und Phaistos).Ferner ist zu beachten,daß die Datierungsformel,selbst wenn nach beiden
Anm. 472; vgl. die Krititk von Ph. Gauthier, Bull. epigr. 1987. 277. Vertragspartnerndatiert wird, manchmalnur für den Aufstellungsortvollständigist; s.u. Anm. 493.
86 B II 5.3. Datierungsformel

läßt sich nicht erkennen. 490Die Datierungsfonneln der Verträge übernehmen naturge-
mäß die in den kretischen Volksbeschlüssen belegten Fonneln. 491Eine vollständige
Datierung besteht in der Regel aus der Nennung der Phyle, die im betreffenden Jahr
das Kollegium der Kosmoi stellte, und des Protokosmos (mit Vatersnamen). Mit-
unter werden alle amtierenden bzw. geschäftsführenden Kosmoi genannt; des weite- III. BÜNDNIS
ren findet sich ein Hinweis auf Monat und Tag; in manchen Städten erscheinen als
eponyme Beamte die Damiurgen. 492 Von dieser selten anzutreffenden vollständigen 1. Bilaterale Bündnisverträge
Datierung gibt es unzählige Varianten: Hinweise auf den Monat sind häufig, 493aber
der genaue Tag wird sehr selten angegeben. 494Zuweilen wird die geschäftsführende Die große Mehrheit der kretischen Verträge sind Bündnisverträge (cruµµaxia), 507
Phyle oder das genaue Datum nur für den Aufstellungsort angegeben. 495 Die oft kombiniert mit Freundschaft und Isopolitie (B [). In vielen Fällen handelt es sich
Formeln weisen eine sehr große Vielfalt auf, selbst in ein und derselben Inschrift: 496 um bilaterale Verträge zwischen einer führenden Macht (Gortyn, Knosos, Lyttos,
Polyrrhenia, s.u. B III 2) und einem schwächeren Partner. 508Auch einige unter den
bd. 1wv NN (Name der Phyle) 1rncrµt6vnov 1wv cruv NN (Name des Protokosmos
Bündnisverträgen, die nicht mit einer 'Hegemonialmacht' abgeschlossen wurden,
mit oder ohne Vatersnamen) 497 bzw. 1rncrµt6V'tcovi:1t1.1wv NN (Name der Phyle)
hingen möglicherweise indirekt mit den außenpolitischen Zielen einer anderen kreti-
1wv cruv NN (Name des Protokosmos mit Vatersnamen); 498
schen oder nichtkretischen Macht zusammen. 509 Die meisten aber dürften im An-
i:1t1.,wv NN (Name der Phyle) 1rncrµt6v1cov,wv cruv NN (Name des Prokosmos) + schluß an einen Friedensvertrag (oder anstelle eines Friedensvertrags) abgeschlossen
Name aller Kosmoi im Nominativ; 499
worden sein. 510
rn1.1wv cruv NN (Name des Protokosmos mit/ ohne Vatersnamen) 1rncrµt6v1cov;500
Die Beistandsklausel und die Bestimmungen über die Aufteilung von Kriegsbeute
1Cocrµt6v1cov1wv cruv NN (Name des Protokosmos mit Vatersnamen); 501
(s.u.) verraten die zentralen Ziele der kretischen Bündnisverträge: Verteidigung des
rn1.,wv cruv NN (Name des Protokosmos mit Vatersnamen);50 2 eigenen Gebietes vor Angriffen anderer kretischer Poleis und Gewinn von Beute. 511
rn1.Kooµcov,wv cruv NN (Name des Protokosmos mit Vatersnamen); 503 Letzteres Ziel hängt zweifellos mit dem Seeraub zusammen - dies ist besonders im
i:1t1.NN 1tpCO"Co1C6crµou
Kat ,wv ä,')..},,cov 4
cruvK6crµcov;50
Eitt+ Nane der eponymer Damiurgen;505
Kopµot + Namen aller Kosmoi im Nominativ.5 06
507 1 (Polyrrhenia-Phalasama), 2 (Kydonia-Aptera), 10 (Eleuthema-Phaistos). 11 (Lyttos-Malla),
12 (Lyttos-Praisos). 13 (Axos-Gortyn), 17 (Malla-anonyme Stadt), 19 (llicrapytna-Itanos), 23
(Lyttos-Praisos), 26 (Lyttos-Hierapytna), 27 (Gortyn-Hierapylna-Priansos), 28 (J-licrapytna-
490An erster Stelle erscheint häufig der Name der Stadt, in der die Inschrift aufgestellt war: 8, 20, Priansos), 31 (Gortyn-Lappa), 33 (Gortyn-Elyros), 34 (Lalo pros Kamara-anonyme Stadt), 37
31, 34?, 35, 37, 43, 45. Die Ausnahmen (2, 18, 38, 53, 59) sind nicht unbedingt als Hinweise (Eleuthema-Lato), 38 (Eleuthema-Aptera), 44 (Gortyn-Knosos), 46 (Gortyn-anonyme Stadt), 53
auf ein größeres Gewicht eines der Vertragspartner zu deuten. In den Vermittlungsabkommen zwi- (Lyttos-Olus), 59 (Hierapytna-Lato), 60 (Lyttos-Olus), 61 (Lato-Olus): vgl. 64 (Beschluß von
schen Lato, Olus und Knosos erscheint als erster Name der des Vermittlers (54-56). Praisos über seine Rechtsverhältnisse zu Stalai), 74 (Hierapytna-hierapyrnische Siedler); vgl. auch
491Vgl. hierzu Gschnitzer 1965, 672; Sherk 1990, 267-269 (mit einigen Fehlern: Knosos wird als die Bündnissysteme: 75-82. Obwohl der Charakter folgender Verträge unklar ist, handelt es sich
der Sitz des Kretischen Koinon betrachtet; die aus Lebena bekannten gortynischen Kosmoi werden für wohl um Bündnisverträge: 3 (Praisos-anonyme Stadt), 6 (Knosos?-Eleuthema), 15 (Axos-Tylisos),
Beamte Lebenas gehalten; Olos statt Olus; Echanopeis statt Echanoreis usw.); Chaniotis 1992, 294f. 32 (Gortyn-Sybrita), 36 (Gortyn-anonymc Stadt), 41 (Apollonia-Kydonia), 42 (Lyttos-anonyme
492 2, 38?. Zu den kretischen Damiurgen s. jetzt Chaniotis 1991a, 245-247. Stadt), 50 (Hierapytna-Knosos). Indirekte Zeugnisse: 7 (Knosos-Dreros), 24 (Gortyn-llicrapytna),
49328, 35, 38, 43, 45, 54, 55, 60, 61 (und Kopie B z. 207-211), 69. Vgl. 56. 25 (Gortyn-Lyttos), 29 (Gortyn-Rhaukos), 51 (Gortyn-Olus), 52 (Knosos-Lato), 58 (Lyttos-Lato).
49443, 45 (nur für den Aufstellungsort), 55, 60, 61 (s. auch Kopie B Z. 207-211). Zu Symrnachie-Vcrträgen der archaischen und klassischen Zeit s. jetzt Baltrusch 1994, 3-91.
495Phyle: 31, 69; vgl. 54 (nur die knosische Phyle). Datum: 45, 69. 508 7 (Knosos-Dreros), 11 (Lyttos-Malla), 13 (Axos-Gortyn), 31 (Gortyn-Lappa); vielleicht 6
496S. den Unterschied zwischen den beiden Kopien von 61 in der Datierungsformel. (Knosos-Eleuthema), 8 (Gortyn-Arkader), 12 (Lyttos-Praisos), 23 (Lyttos-Praisos), 24 (Gortyn-
497 27, 34?, 45, 53, 54 (nur für Knosos), 60, 69. Vgl. 7 Testimonium b (aber mit Nennung Hierapytna), 25 (Gortyn-Lyttos), 29 (Gortyn-Rhaukos), 32 (Gortyn-Sybrita). 33 (Gortyn-Elyros),
von 5 Kosmoi und nicht nur des Protokosmos; die ersten beiden Namen stehen im Dativ, abhängig 34 (Gortyn?-Lato), 36 (Gortyn-Chersonesos?), 51 (Gortyn-Olus), 52 (Knosos-Lato); vgl. 27 (Gor-
von ouv, die drei letzten im Genitiv, abhängig von rnoµ16v,ffiv); vgl. 71 Testimonium a. tyn-HierapyUta-Priansos), 28 (Hierapytna-Priansos).
498 31, 43, 59, 61 Kopie B Z. 3-10. 509 Gortyn: 26, 28, 37, 38. Sparta: 1, vielleicht 2. Ptolemäcrreich: 19 (Ptolemaios IV.),
499 8 (auch mit Nennung des Hierorgos, Gortyn). vielleicht 46 (Ptolemaios VI.?).

l
500 18, 54 (nur für Lato und Olus). 510Sicher 59 (Hierapytna-Lato), 60 (Lyttos-Olus), 61 (Lato-Olus); wahrscheinlich 1 (Polyrrhc-
501 61 Kopie A. nia-Phalasama) und 58 (Lyttos-Lato). Dies kann man auch für einige der zwischen Nachbarn abge-
502 69 (nur für Kaudos). schlossenen Bündnisverträge annehmen: 2 (Kydonia-Aplera), 15 (Axos-Tylisos), 26? (llicrapytna-
503 28, 35?, 37?, 38?, 55, 61 (Kopie B Z. 206-211). Lyttos), 38 (Elcuthema-Aptera), 53 (Lyttos-Olus).
504 64 mit Diskussion. l. 511 S.u. B X. Vgl. Voretsch 1870, 2. Zu Kriegen und Bündnissen mit dem Zweck, ßeute zu ma-
505 2, 38?; vgl. 20: bd Kooµ11,T\PffiV
NN (Namen der geschäftsführenden Kosmoi). chen: Pritchett 1991, 438-445; Tausend 1992, 217-220. Zur Bedeutung des Kriegs als Ilauptcin-
506 8 (auch mit Hinweis auf Arnl~iteration, Arkader). nahmequclle der kreti,chcn Poleis: Petropoulou 1985, 15.

1
88 B llI 1. Bilaterale Bandnisvenrtige

Falle -~er von Privatpersonen durchgeführten Raubzüge anzunehmen -,512 schließt


' ai ÖEtii; JC(J.
B llI 1. Bilaterale Bündnisvertrtige

a[1totaµVT]'tat xc.opm;tiic; ITptaVO"lECOV, ßoa]0T]criovn Ol 'tE foptt>Vtol


89

aber Uberfiille gegen kretische Städte nicht aus. Auch die Unterstützung in Erobe- JC(Ol['1Epa1t\J'tVlOlto'ii; ITptaVO"lE\JO"lV 7tCJ.V'tt
cr0EvEt] a1tpoq>acricrtcoi;lCCJ.t lCCJ.'ta
rungskriegen scheint oft das Ziel bilateraler Bündnisse gewesen zu sein (s. B X). [yav lCCJ.1. lCCJ.'tCX
0aA.a00av ];518
Bevor das Phänomen der kretischen 'Hegemonialbündnisse' untersucht wird (B IJJ 7t0A.Eµfito'ii; foptuvioti;, T\<ppc.optovT\A.tµEvai; lCCl.ta.A.aµßavnT\xc.o-
lC' CJ.l'tt<; JC(J.
2), werden zuerst hier die Bestimmungen und Formeln aller bilateralen Bündnis- pai; a1totaµv11tm, ßoa016vtcov oi. Aa1t1ta'io1to'ii; foptuvioti; lCCJ.t lCCJ.'tCX
yav lCCJ.t
verträge zusammengestellt. lCCJ.'tCX0aA.a88av 7tCJ.V'tt o0EvEl E<;'tO öuvat6v · lCCJ.'tCX fü: lC' CJ.ttii; rn to'ii;
ta CJ.\)'t(X
a) Symmachie-Formel Aa1t1taioti; 7tOA.Eµfi ft <X7tOtaµvT]talxc.opai; &i; EXOVtE<; 1topt11u0ov E<;'tCXV 7t0ptt
foptuviovi; <ptA.iavKat ou[µ]µaxiav, ft <ppc.optaft A.tµEvai; KataA.aµßavT]tm,
Das Symmachie-Verhältnis wird mit einer der folgenden Formeln zum Ausdruck
gebracht: ßoa016vtcov oi. foptt>Vtol to'ii; Ammaioti; lCCJ.t lCCJ.'tCX
yav lCCJ.1.JCata 0aA.a00av
a1tpo<pacriotcoi;7tCJ.V'tt o0EvEt E<;'tO Öuvat6v;519
cruµµaxE'iV 'tlVl bzw. W..A.1V„01i;;513
at tii; lC' eµßa[M1ll E<;'tCXV t&v 'Iapmrntvicov xc.opa]v [fta1t]otaµVT]'tat xc.o[pai;
u1tapxE1v ouµµaxiav <XMTJA.oti;;514
-ia]i; 'Iapa~~j~~COV [ßoa0T]O"TlV toi; Amioi; a1tpo<pacricrtco]~1CCJ.1CX yav ~at lCCJ.[ta
\l7t<XPXElV
ouµµaxoui; <XMTJA.ol<;(37); 0a]A.acrcrav 1Cat[a 'tO Öuvat6v· lC' CJ.ltii; lC' eµßa/\.1\.T]lE<;'tCXV t]&v Amicov xc.o-
U1toµEVElV cruµµaxoui; <XMTJA.ol<;
(61); p[a]v [ft a]io'..caµVT]'tat x[c.opai; tai; Amicov (O(JCJ.U'tCO<; ßoa0T]cr~v to]i; 'lapa-
cruµµaxiav ouvn0tvm (2). 7tUtvioi; aö[6],.:[ro]i; [1Ca1tpo]q,acricrtcoi;
~~~t[t cr0EvEt];520
Oft wird Symmachie mit qnA.iaverbunden.515 [ai ÖEtii; lC' evßaMT]l e]i; 'tCXV t&v 'EA.upicovxc.opa[v ft]a1totaµVT]'tat ft a1to[---
b) Dauer 'E]A.upicov,ßoo:8T]cricolCCJ.t 7t0A.~[µTJ]crico
(l7t()xc.opai;.521 .

Alle nach 384 zwischen griechischen Staaten eingegangenen Verträge wurden auf Die Beistandspflicht gilt oft auch für Angriffskriege. 522 In 'Hegemonial-
ewige Dauer (tov (ä)1tavm XP6vov) abgeschlossen, was auch für alle kretischen bündnissen' bringt die foEo0m-Formel die entsprechende Pflicht nur des schwäche-
Verträge gilt, in denen die Klausel über die Dauer des Verhältnisses überliefert ren Partners zum Ausdruck:523
wird. 516Der Vertrag von Knosos und Gortyn über die Eroberung von Rhaukos (44) bv[1100m to'ii; foptuvioti; rn1. to'ii; '1Epa1tutvio]1i; rn1. 1toA.eµcorn1. i.pfivai; cm[ut
ist keine wirkliche Ausnahme, da er wahrscheinlich im Anschluß an einen Bündnis- lCCJ.
7tCl.pCl.1CCJ.A.tCOV'tl <X7t0]xc.opa<;tiHlCCJ.
CJ.\)'tOt,7tOA.EµtOVta<; O foptuv[to<; KW
lCCJ.t
vertrag (mit ewiger Dauer) abgeschlossen wurde. '1Epa1tutv10i;(einseitige Pflicht der Priansier);524 ..
c) Beistand und Folgepflicht (ßo118E'iv-Formel, e1teo8m.-Formel) 1Cll'l'T100mtov Aa1t1ta'iov [t]o'ii; foprnvioti; Kat 1toA.eµcox[i.)pfivai; 01tu'i rn
1tap1Ca.A.icovtt
oi. foptuVtol (einseitige Pflicht der Lappäer).525
Die Bundesgenossen verpflichteten sich gegenseitig für den Fall eines Angriffs zur
Verteidigung ihres Territoriums durch Entsendung von Hilfstruppen (ßo110E'iv-
Formel).517 Die entsprechende Formel weist mehrere Varianten auf: 518 27 Z. 14-16; vgl. ebendaz. 78-81: [,av OE;cwpav,äv [XOV"tE~ ,av crnv0,iKavi'SEv]w,ov"t'
ni; lT]t] E7tttay xc.o[pav] (13 Z. 16f.);
[ß]o118rioco[foptuvioti;, E<XV auwt <l(j)lllA[f!OOµE0aovtÜM.olsEltl"tpaljlWµEv. Ai 0€ KaiiUos nsl aq>mAfim1 T\ltOMµ[fi1"tOls
TTptaVO\E\lO\V, ~oa0ria(ovn o't tE fop,uv1]01Kat oi 'lapanu"tV\O\,[ots TTptaVO\E\lO\V KCX"tatO
öuvm6v];vgl.64 A 18-23 (Praisos-Stalai): [K~t,av ;cwpavKa]l,av ltOA\V Kat"tUV0a).,aaaa[vKat
tas vciaous rm]Attals EaaoµEv[XE\Va[aq>aAECOs Els "tOVÜltCXv,]aXPOVOV, Kat O\J"tE
au"tOts
[aq>mpriaoµE0a, at "tEKa ÜA]A.0~n~ aq>mpfim1 [---OUK Enl]"tpEljlOµEv
KCX"tU
Öu[vaµiv,av aµciv].
512BnM 1978, 107-109, 18lf.; vgl. Bravo 1980, 969; Petropoulou1985, 20-27. Fragmentarischerhalten:12 z."4-6 (Lyttos-Praisos).
5 1313, 26, 27, 31, 59; ergänzt: 19, 23. 519 31 Z. 7-15.
514 34, 38, 60. 520 59 Z. 6-10.Diese Formel begegnetmit kleinen Abweichungenin 37 Z. 14-21, 38 Z. 8-17
515 2, 58, 59, 60, 61;
ergänzt: 33, 37. Vgl. B /. und 61 KopieA Z. 4-10; vgl. 53 B 2-6.
516Allgemein:FemandezNieto 1981, 275-278; vgl. Schmitt1969, 414 (SachregisterAl); Klose 521 33 Z. 2f.
1972, 162; Kreta, Bündnisverträge:9?, 17, 26, 27, 28, 31, 34, 37, 38, 60, 61; s. auch SV III 522Vgl.auch44 (mit einemkonkretenZiel, nämlichder Eroberungvon Rhaukos).S. hierzuauch
498, 551, 552; IC IV 179; Ducrey - van Effenterre 1969, 282; Friedensverträge:18, 47. Zu be- Pctropoulou1985, 20-27. Zu Symmachienmit NennungeineskonkretenFeindes:Bickerman1950,
der archaischenundklassischenZeit s. Tausend1992, 242-244; Baltrusch
fristetenBündnisverträgen 105; Gruen 1984, 18-20; Baltrusch1994, 83.
1994, 15. 523Zur tnrn0m-Formel ('Hegemonieklausel') in der klassischenZeit, insbes. im Peloponncsi-
51712, 13, 27, 31, 33, 34, 37, 38, 59, 60, 61. Fragmentarischerhalten: 1 (s. Kommentar schen Bund: Schaefer 1932, 81; Gschnitzer1978, 34-36; Baltrusch1994, 23-30. Allgemeinzur
zum Verb napay(yvrn0m, Z. 7), 3 (anon'-µvnv-Formel?), 10, 17, 19, 36, 53; indirekt über- Folgepflicht:Bickerman1950, 113. In der hellenistischenZeit begegnetdie i.'itEa0m-Fonnelm.W.
liefert: 24, 25, 29. Vgl. auch den praisischenBeschlußüber Stalai (64 A 18-23 mit Kommentar nurauf Kretaundzwareinzigin dengortynischenVerträgen.
524 27 A 8-10. Vgl. 34 z. 7 (Gortyn?-Lato):[Kat t]nrn0m; 69 A 7f. (Gortyn-Kaudos): xiino-
und Anm. 1851). Allgemeinzu den antiken Defensivbündnissen:Schaefer 1932, 64-70; Martin
1940, 126-133; Bickerman1950, 103-105. Zur 'Schutzklausel'im 5. Jh. s. Baltrusch1994, 17, 22-
24, 29, 64-73 (Ursprungim VerhältniszwischenMetropolisund Apoikie);vgl. Klose 1972, 142
1 µ&ov~KT]µ 1toA1µco1
Z. 4 (Lyttos-Praisos).
0

a8m-Fonnelbegegnetvielleichtauchin 23
xip,iv[m],ots fopruviois. Die E1tE

Anm.613 (hell.Zeit). 52531 A 5f.


90 B /II 1. Bilaterale Bundnisvenrage B /111. Bilaterale Bündnisvenrage 91

Die konkrete Bedeutung des Ausdrucks 01tu"iKa 1tapKaA.icovtt("wohin= wogegen o-Üt' EVEipa.vm 534). Diesen Sinn hat m.E. auch der Ausdruck 7tOA.EµEtV a1to xro-
auch immer sie auffordern werden", also Hilfe bei Angriffskriegen) wird durch eine pai;,535der zwar öfter im Zusammenhang mit der Beistandspflicht in Angriffskriegen
Bestimmung im Bündnisvertrag zwischen Malla und König Attalos I. verdeutlicht: vorkommt (s.o.: 1tOAEµEiva1to xwpai; ut bzw. ci)tKat oNN),536 aber auch auf die
Attalos sollte den Malläern durch Entsendung von Truppen gegen ihre Feinde helfen, Hilfeleistung in Defensivkriegen hinweisen kann.537Zuweilen wird die Hilfeleistung
mit einer Ausnahme: e[a]v µ11rn' 'Iepa7t1ltvioui; 11Ilpiavcrioui; 11'ApKa.Öai;1tapKa- von bestimmten Bedingungen abhängig gemacht, wie z.B. einer gemeinsamen
A@tv ("es sei denn die Malläer würden (Hilfstruppen) gegen die Hierapytnier oder Kriegserklärung 538oder der Absprache mit einer Hegemonialmacht.539
die Priansier oder die Arkader auffordern").526 d) Euvoeiv-Formel
Die auffällige Ähnlichkeit der Verträge Gortyns mit Priansos bzw. Lappa in die- Im Zusammenhang mit der ßori0e'iv-Formelkommt des öfteren auch die Verpflich-
sem Punkt erweckt den Verdacht, daß beide Verträge nach einem gemeinsamen tung des einen Vertragspartners vor, dem Verbündeten gegenüber wohlwollend zu
Muster verfaßt worden waren, das die Gortynier für ihr Verhältnis zu ihren Bundes- sein. Diese Pflicht scheint vorwiegend den schwächeren Partner eines Bündnisver-
genossen ausgearbeitet hatten (ca. 205-195). Auch in zwei älteren Verträgen (sp. 3. trags zu belasten:
Jh.) verweist das Verb KaA.EtVbzw. 1tapaKaA.Etvauf die Pflicht, dem Bündner bei
[euv]vo11crfu[auto'ii;] (13 Z. 16f., Pflicht der Axier gegenüber Gortyn);
seinen Angriffskriegen zu helfen: ßoa[0~]croucrt a\'. [Ka 8cco?]vtm oi fop[tluvtot
[fooµm fü:e]-üvoui;tov [ä1tavm xp6vov] (19 Z. 8f., Pflicht der Itanier gegenüber
Ka0a.1t(ep]1tapaK[aA]oucrtv Käv8pa~ a1tocrtEAiou[crtK]a0[a.1tep] E1ttßa.A.A.Et au-
EVfü:tav ßoa.0nav Ka0w]i;
to"ii;(13 Z. 4-6, einseitige Pflicht der Axier) und 1tEµ1t( Hierapytna);
l((l KO:A.tCOVttE<;to 8uvat6v (10 Z. 2f., Pflicht der Phaistier). EUVOT]O"W tot<; E7tt7t0:0"t
'lepa1tutvioti; 'COVä1tavm xp6vov a1tA.6coi;Kat a86Acoi;
(74 Z. 15-17, Pflicht der hierapytnischen Siedler gegenüber Hierapytna). 540
In bilateralen Bündnisverträgen zwischen gleichberechtigten Partnern geht die Bei-
standspflicht bei Angriffskriegen nur indirekt aus Bestimmungen über die Aufteilung Nur in einem Fall (64 A 17: euvo11crfu
L'CaA.hmi;)begegnet das Verb euvoe'iv im Zu-
der Beute (s.u.) oder dem Verbot hervor, einseitig Krieg zu erklären bzw. Frieden sammenhang mit der Pflicht einer souveränen Polis (Praisos), die Rechte einer ab-
oder Waffenstillstand (bei gemeinsam beschlossenen Kriegen) abzuschließen: hängigen Gemeinde nicht zu verletzen.541
µri E~fotco fü:iöim µ~tE 1t6A.Eµov(',xcpcprn0mxcopti;µ~tE ei~vav ti0rn0m, ai'. Ka e) Gemeinsame Freunde und Feinde
µri aµcpotcpot<;öo~T]t(26 Z. 8f.) Die Verpflichtung, gemeinsame Freunde und Feinde zu haben (-covautov cpiAov
[ai 8c 1((l7tOA.Eµicovtt
aµcp6tEpm ai 7tOA.tE]i; a1to xropai;, µri E~fotw (µ]11[8atcpcot
0
Kat (',x0pov i:xetv),542 begegnet schon in den vorhellenistischen Bündnisverträgen
µ~tE 0"7tOVÖai; äyev µ~tE dpa.vav ti0rn0m ai1 rn µri aµcp61Epat ai 7tOA.tEi; Griechenlands. Die neue Untersuchung von E. Baltrusch hat plausibel gemacht, daß
[ß)coA.E[ucrcovmt](59 Z. 26-28); diese Klausel ihren Ursprung im Kriegskameradeneid hat; in den Bündnisverträgen
[ai ÖE l((l 7t0A.Eµicovnaµcp6te]pm 7tOA.Et<; a1to xropai;, µii~(fo)tco µT]Öatcpcot der archaischen und klassischen Zeit weise die Hilfeleistung-Klausel auf einen bereits
[cr1to]v8ai; äyE[v µ~t' Eip~vav ti0rn0m, ai'. rn µri] Kotviit ai 1t6A.Et<; ßcoA.EU- erfolgten Angriff hin und begründe das Bündnis gegen einen feststehenden
crcovtm (61 Kopie A Z. 18-20).527
Sodann bringen verschiedene Wendungen die Bereitschaft des Bündners zum Aus-
druck, nach besten Kräften zu kämpfen (7tOA.EµEtV bzw. ßo110eivKata öuvaµtv,528
53417 Z. 3f.; 19 Z. llf.; 59 Z. 88; 60 C 9f.; 61 Kopie A Z. 80f.
UÖOA.CO<;Kat a1tpocpacricrtcoi;bzw. a1tAfui;!((lt a86Acoi;529,7t0:Vtt cr0cvn,530 E<; 53512 Z. 12;23 Z. 4?; 26 Z. 16, 22; 27 Z. 9f., 65; 33 Z. 3; 59 Z. 26-28;61 Kopie A Z. 10;
bzw. Kata to 8uvat6v, 531!((lt Kata YllV!((lt Kata 0a.A.acrcrav532) und den Partner
3 Oll 7tpOA.Et7tElV 74 z. 17.
nicht im Stich zu lassen (OUKEYKO:taA.Et7tEtV,53 o-Üt' EV7tOA.cµcot 536So Garlan 1976,305f.;s. 26 Z. 16f.,22f.;27 Z. 9f.; 74 Z. l 7f., vgl. 23 Z. 4.
537Eindeutig in 33 Z. 3 (Gortyn-Sybrita). Unklar: 59 Z. 26-28;61 Kopie A Z. 10 (ergänzt).
53826 z. 8-10 (mit Diskussion).
526Ducrey - van Effcnterre 1969,281 A 14-16. 539 10 Z. lf. (Eleuthema-Phaistos, Absprache mit Knosos).
527 540so wohl auch in den Verträgen der Rhodicr mit Hierapytna bzw. Olus: SV III 551Z. llf.: Kat
Vgl. 19 Z. 5-7 (ergänzt). Für gemeinsame Beratungen für die Beendigung eines Krieges in der
klassischen Zeit s. Baltrusch 1994,22 mit Anm. 107. EÜvou~lCUl <plAoU~lCUl cruµµ6.xou~U7tUPXElV Ei~tov Ü1tavta xpovov; vgl. ebenda 58-60;SV III 552
528 17 Z. 7; 53 B 6. A 27f. Unklar: SV III 468 Z. 19f. (Oreioi-Magas). Zu beachten ist, daß EÜvoia auch zwischen
52912 Z. 6; 13 Z. 12; 19 Z. 3; 23 Alf.; 26 Z. 15f., 21f.; 27 Z. 7f.; 31 A 3f.; 37 Z. 5f., Städten existieren kann, die nicht miteinander verbündet sind: z.B. SV III 482Z. 13f.;IC 1,xxi, 2 Z.
II, 21; IC II,i 2 B 6.
16f.;38 Z. IOf.;59 Z. 4f., 7, 9; 60 C 9; 61 Kopie A Z. 6, 9; 74 Z. 16. Vgl. SV III 551 Z. 89; 541In 27 Z. 77 ist die Ergänzung des Verbs nicht sicher (s. kritischen Apparat und Diskussion).
552 B 14. 5421 Z. 4; 13 Z. 8f.; 26 Z. 22; 31 A 6f.; 33 Z. l; 37 Z. 6f.; 59 Z. 5; 61 Kopie A Z. 4; 74 Z.
53019 Z. 3?; 27 Z. 16; 31 A 10;37 Z. 17f.;59 Z. 9f.; 61 Kopie A Z. 7, 10.
53119 Z. 3?, II; 31 A 10;38 Z. 12; 59 Z. 7f.; 61 Kopie A Z. 7, 10. Vgl. SV III 502 Z. 33; 17;SV III 468 Z. 8f. (Oreioi-Magas), 552A 20f.(Olus-Rhodos); vgl. SV III 446 V 27f. (Hellencn-
bund unter Antigonos und Demetrios), 469 (Nikomedes I.-Galater), 561Z. 3-5 (Rhodos-Telos). Zu
551 Z. 15, 2lf., 42f., 55, 66, 73, 8lf.; 552 A 30. dieser Formel in Symmachie-Verträgen der archaischen und klassischen Zeit s. Baltrusch 1994,17-68
53219 Z. 4; 27 Z. 16; 31 A 9; 37 Z. 17;38 Z. llf.; 59 Z. 7, 87; 61 Kopie A Z. 78f.
(passim), 80-83,89; vgl. Bickerrnan 1950,113;Klose 1972,142Anm. 613; Gschnitzer 1978,36;
53312z. 11.
Tausend 1992,175f.
92 B ll/ J. Bilaterale Buruinisvertrage B lll l. Bilaterale BUruinisvertrage 93

Feind.543Jn den hellenistischen Bündnisverträgen Kretas läßt sich dies nicht immer EXElVund Kpa'tEtv in bezug auf das Gebiet der Vertragspartner verdient besondere
feststellen: Diese Formel begegnet sowohl in Verträgen, die aus der Zeit der Aufmerksamkeit. Xmpav i:xnv bedeutet im griechischen Völkerrecht 'ein Gebiet
Auseinandersetzung zwischen Gortyn und Knosos (ca. 205-195) stammen, 544 als rechtmäßig besitzen', im Gegensatz zu xmpav KpmE'iv ('die souveräne Gewalt über
auch in den Bündnis- und Isopolitieverträgen der Zeit um 110, die eigentlich die ein Gebiet ausüben'). 551 Die Wahl dieser Formulierung war nicht unerheblich: Die
Kriege in Ostkreta beendeten. 545Die Klausel kann auch nicht als eindeutiger Hinweis Gebiete der Vertragspartner, die durch den Bündnisvertrag garantiert wurden, waren
auf die Vormachtstellung des eines Vertragspartners verstanden werden. 546 Sie die Gebiete, die sie rechtmäßig und souverän besaßen; der eine Bundesgenosse war
verpflichtete faktisch zu einer gemeinsamen Außenpolitik insbesondere im nicht verpflichtet, den anderen zu unterstützen, wenn dieser Gebiete (zurück)ge-
Verteidigungsfall. winnen wollte, deren rechtmäßigen Besitz er für sich beanspruchte, aber zum Zeit-
f) Einschränkung der Vertragsfreiheit - Absprache der Bündner punkt des Vertragsabschlusses nicht besetzt hielt.
Der Bündnisvertrag zwischen Hierapytna und Itanos (19 Z. 4f.) enthält auch eine h) Aufteilung der Beute aus gemeinsamen Feldzügen
Klausel, die jedem Partner verbietet, Verträge, ohne die Zustimmung des anderen ab- Mehrere Bündnisverträge sehen die Durchführung von staatlich 552oder privat553
zuschließen:547 [Öp1CovöE ä.').)..,ov'tOU'tou 1Cupu.on:povo]u Sricroµ[m ... at 1C]~ µ11 organisierten Feldzügen vor, die auf die Beutegewinnung (nicht auf Eroberung)
Ko1vat cr[uvöol;T]1m'ic; 1t6A.rn1aµ<pO'tepmc;].Diese Klausel ist mit dem in bilateralen abzielten. Die Prinzipien für die Aufteilung des Beuteguts wurden im voraus fest-
Bündnissen zwischen gleichberechtigten Partnern belegten Verbot, einseitig Krieg zu gelegt:554
erklären bzw. Frieden oder Waffenstillstand abzuschließen, verwandt (s.o. B III 1 ai ÖE't[l] lCOlVat<J'tpmou6µEv[ 01 0100v]0EA.OV'tCOV EA.otµEv'tWV7t0A.Eµicovc[l;-
c). Diese gegenseitige Einschränkung der Vertragsfreiheit im Sinne einer Kampfge- OÖOU<JCXV ]'tCOV'tWVAu't'tt(OVKat MaA.A.aicov,A.[anav6v ]'tCOVEKa<J'tOl'tel µepta
meinschaft ist von dem in Hegemonialbündnissen enthaltenen und dem schwächeren m'ta 'toc; &[vöpac;] 'toc; 1:p1tovmc;(11 Z. 4-8);
Partner geltenden Verbot, Verträge abzuschließen, die dem Vertrag mit der Hegemo- Ei ÖE'tl Ka 0EOOV i.A.ECOVOV't(OVA.aßcoµEvC(7t()'tWV7tOA.Eµicov, A.anavOV'tCOVKa'ta
nialmacht entgegenstehen könnten, zu unterscheiden (s.u. S. 96f.). 548 'to 'tEA.oc;eKa'tEpo1 (26 Z. 7f.);
g) Anerkennung des territorialen Besitzstandes ai ÖE'tl 0EOOV ßcoA.oµevcovEA.OlµEvaya0ov C(7t()'tWV7t0A.Eµicov'~ KOlVat cl;oöou-
<JaV'tE<;~ ioim nvkc; 1tap' EKa'tEpcov~ Ka'ta yav ~ Ka'ta 0aA.a<J<Jav, A.avxa-
Die Verbündeten erkennen ihren territorialen Status zum Zeitpunkt des Vertrags-
VOV't(OV EKCX'tEpOl Ka'ta 'toc; &vöpac; 'toc; Ep1tovmc;Kat 'tac; ÖEKamc;A.aµßavov'tCOV
abschlusses an ('Territorialklausel': EXElV'tTJVau'tOOVxmpav EKCX'tEpot, E7tt'tat xm-
EKCX'tEpOl cc;'tUViöiav 7tOA.lV (28 z. 53-58);
pm &1 eKa'tEpo1 hov'tE<; Kat Kpmov'tE<; 'tav cruv011Kav i:0Ev'to o.ä.). 549 Dies
Kat µ[ev n KOtvat] cvßa[U6µEvo1? 0EOOV ßco]A.oµevcovA.a~otµEv C(7t()'t[oo]v [1to]-
erklärt sich z.T. daraus, daß viele Bündnisverträge das Ende eines Krieges bedeuten
A~~~co[v]a[ya06v, Xo:ix/1.vevEKa]'tEpoc;Ka'ta 'tO 'tEA.oc;(38 Z. 22-24);
(z.B. 59-61). Diese Anerkennung bezweckt nicht nur die Vermeidung von gegensei-
tigen Angriffen und Grenzstreitigkeiten, sondern hängt auch mit der Beistandsklausel
bei Verteidigungsbündnissen zusammen: Der Bundesgenosse verpflichtet sich zur
Verteidigung nur des Landes, das sein Partner beim Vertragsabschluß de iure (i:xnv) 551lm griechischenPrivatrechthat das VerbEXElV die Bedeutung'besitzen',ohne unbedingtetwas
und de facto (Kpa'tEtv) besaß. Dies wird im Vertrag zwischen Hierapytna und überdie Berechtigungdes Habensauszusagen:s. Kränzlein1950,13-16,insbes.15.Die Gegenü_ber-
Priansos unterstrichen: E7tt'tat xmpm &1 ha'tEpo1 i:xov'tE<;Kat Kpm6v[ 'tE<;'tav stellungdes VerbsKpCl'tEtv, das keinEigentumsterminus ist (Kränzlein1950,17-19),zu i!xEtv/Eivm
n vt/{6t~ in den u.a. Inschriftenzeigtjedoch,daß EXEtv hierdas rechtmäßigeEigentumbezeichnet:s.
cruv]011Kav i:0Ev'to cc;'tov 1tavm xp6vov. 550 Die feine Unterscheidung zwischen IC 111,iv9 Z. 38 (Schiedsspruchder Magnetenim Streit zwischenltanos_und Hierapytna,! 1~):
xoopcxv lxovTE~1tpoyovt1,fiv; vgl.aberz. 68f.:xcopcxv... 'tT)V1tp6ttpovµkvovaav ti.pcxyµ(wvl((l\ ~V
Opmoiwv,Karrxoµi:vryv fü:vuv u1to,iilv 'ltpmm'tViwv;SEGXXXV823 Z. 23f. (Rom-Marone1a,
543Baltrusch 1994, 16-18. Anders Klose 1972, 142, 613 (kein eindeutiger Hinweis auf ein ca. 167):6tu TI\~i6icx~xcopcx~ Kcxi~~ Ö.vmiwi Kparwcnv; vgl.auch 64 A 5f. Kpmouv.wvwird in
Offensivbündnis). IC 111,iv9 Z. 89 im Zusammenhangmit dem von den Hierapytniembesetztenund von den ltaniem
54426 (Hierapytna-Lyttos), 31 (Gortyn-Lappa), 33 (Gortyn-Elyros),
37 (Eleuthema-Lato).
mit ErfolgbeanspruchtenLandin der Nähedes Heiligtumsdes ZeusDiktaiosverwendet;s. z.B.SV
II 257 Z. 60f.: /i[m:p]'A0T]vcx'iot
Kcxioi ouµµcxxotKpar&n[v] (Aristotelesdekret, 377 v. Chr.);Syll3
54559 (Hierapytna-Lato), 61 (Lato-Olus).
546Baltrusch 1994, 64-68. Die Formel begegnet allerdings öfters in Verträgen zwischen 456 Z. 35f. (Briefdes Ziaelasan Kos,ca. 250):,o'i~,61tot~ciJvriµt'i~Kparofiµcv; vgl. Syll31192Z.
3f. (Horns-Stein,Athen,ca. 300): (XElVKcxl. Kpmt'iv(sc. xwpiov).Vgl. Jehne 1992,278-282(die
ungleichenPartnern:13 (Gortyn-Axos),31 (Gortyn-Lappa),vielleicht33 (Gortyn-Elyros);SV III Territorialklausel im 4. Jh.).
552 (Rhodos-Olus),561 (Rhodos-Telos);Gschnitzer1978, 36 (PeloponnesischerBund); Gruen 55211 (Lyttos-Malla),28 (Hierapytna-Priansos), 46 (Gortyn-anonymeStadt), 59 (Hierapytna-
1984,27 mit Anm. 73 (hellenistischeVerträge).Vgl. SV I1I446 (Hellcnenbundunter Antigonos Lato),61 (Lato-Olus),wahrscheinlich60 (Lyttos-Olus).
undDemetrios). 55328 (Hierapytna-Priansos), 46 (Gortyn-anonyme Stadt, mit Diskussion);vgl. Pritchett 1991,
547zurKlauselvgl. SV II 147A 6-B 6 (Knosos-Tylisos, um 450). 366. 26 (Hierapytna-Lyttos) betrifftkeineprivatorganisiertenFeldzüge,wie manchmalangenom-
548Vgl.auch 43 z. 9f. (AbsprachezwischenPtolemaiosVI. und Gortyn). men wird(s. zur Stelle).
5491 Z. 5f.; 28 z. 1lf.; vgl. 27 z. 78f.; 31 A 1lf. Die Grenzbeschreibungen in 27, 59 und 61 554Allgemeinzur Beuteaufteilung im altenGriechenlandund zur großenVielfaltder Modalitäten:
dientenu.a. diesemZweck.Zur Territorialklausel'in Verträgendes 4. Jh. s. Jehne 1992,278-282. Bickerman1950,17; Aymard1957,236-238;Garlan1977,158-164;Pritchctt1991,363-389(auch
550 28 z. 1lf. Vgl. 31 A 1lf. (Gortyn-Lappa):xcopcx~ &~lxovm; 1top,~u8ovE~'tUV7tüp'tt mit kretischenBeispielen,ebenda 366-368).Für Kreta: Brule 1978, 106-114;Petropoulou1985,
foproviov~qnA.icxv KU!cru(µ]µcxx(cxv; hierzuvgl.Kreuter1992,70. 20f., 80f.
94 B III 2. Hegemonialbiindnisse B II/ 2. Hegemonialbiindnisse 95

'tWVö. ElC'tTl<;7t0A.Eµta<;eo[q,]EA.tWV'
Öcm µkv Ö:vE~OÖEUO"UV'tE<; lCOlVTlt'tWVapx6v- bezeichnet, was die führende Stellung einer bestimmten Stadt und zugleich den
'tO)Vnvoi; iirouµtvou Aaµßcxvrom: ytvfo0rot 'tWVE1tt1CaArnaµEvrov'tT]µßofi0nav, bilateralen Charakter der Symmachie unterstreicht. 562Zeugnisse für Bündnissysteme
'tel ö' iö{m Ariq,0Ev'ta !C[a't]EXE'tO>O"UV
iö{m· 'tel ÖE['t]EATJ(a)1t(oÖtÖO)V'tO)V'tel EV gibt es durchgehend vom frühen 3. Jh. bis ca. 185: Spätestens seit dem frühen 3. Jh.
mt<; 1t6A.Ecrtv{E} 'tE'tayµtva (46 Z. 2-6); standen jeweils Gortyn und Knosos an der Spitze eines eigenen Bündnisses (78-
[ai ÖE'tt lCOtVatE~oöcooav'tE<;,0E]wv ßroA.oµEVO>V, [Ü..otµEVaya0ov 'tWV7t0A.Eµi- 79), ein drittes, unter Führung der Lyttier (80), entstand vor 250. Kurz vor 222 kam
O)V,'Ca µEpta AaVXUVEV ElCa'tEpo<; äv[Öpa<;] (59 Z. 23-25);
lCa'tCl't]o<;Ep7tOV'ta<; es zu einer Vereinigung des knosischen und des gortynischen Bündnisses im
[ai ÖE'tt lCOtVat0-'tpa'tEUOµEvotEA.otµEv'tWV]7t0AEµ{ro~,AavxavEv ElCa'tEpo<; lCU- Rahmen des Kretisches Koinon (s.u. B III 3); die beiden führenden Poleis erklärten
'tCl'to<;r(p]1t[ovm]<; ävöpa<;] (61 Kopie A Z. 17f.). den Lyttiem den Krieg. Diese Symmachie brach aber kurz darauf auseinander, und
Bei den staatlich organisierten Feldzügen wurde die Beute in der Regel proportio- die abtrünnigen Städte bildeten ein neues Bündnis, offensichtlich unter Führung
nal zur Größe der beteiligten Kontingente durch Los aufgeteilt ( JCa'ta'to<;ävöpa<; 'tü<; Polyrrhenias (81). Dieses Bündnis schloß um 220 einen Bündnisvertrag mit Lyttos
rp1tovm<;).555Der Gewinn fiel den Städten zu, die auch die Kosten tmgen,556 und ab (82). Nach dem Ende des Lyttischen Kriegs (um 219) und der Vereinigung vieler
wurde dann wohl als Teil der öffentlichen Einnahmen unter den beteiligten Männern Städte in einer Symmachie unter gortynischer Führung, die um 216 die 1tpocrmcria
bzw. unter deren Hetairien verteilt, die damit die Syssitien finanzierten.55 7 Ein Ver- Philipps V. anerkannte (76), hören wir um 205 wieder auch von einem knosischen
trag zwischen Gortyn und einem anonymen Vertragspartner sah dagegen vor, daß die Bündnis (79). Beide Bündnisse wurden möglicherweise nach dem durch die Römer
gesamte Beute an die Stadt ging, die die Initiative zu dem Feldzug ergriffen hatte und vermittelten Frieden im Jahr 184 (40) wieder im Kretischen Koinon zusammenge-
die Truppen führte, während sich die andere Seite wohl mit dem Söldnerlohn der ent- schlossen. Im späten 2. Jh. gibt es wieder Zeugnisse über Bündnisverträge der Kno-
sandten Soldaten begnügen mußte. 558Im Falle privat organisierter Raubzüge wurde sier und der Gortynier mit einzelnen Städten, aber es ist zweifelhaft, ob es sich hier-
die Beute unter die Soldaten verteilt, die einen Zehnten des Gewinns an ihre Stadt bei um Bündnissysteme handelt (51-52).
abtreten mußten. 559Im einzigen Vertrag, in dem ein konkretes Angriffsziel genannt Die kretischen Hegemonialbündnisse haben ihren Ursprung in bilateralen Verträ-
wurde, wurde die Beute (und das eroberte Land) in zwei gleiche Teile geteilt. 560 gen zwischen einer mächtigen Stadt und kleineren Poleis.563Einige Zeugnisse deuten
auf Vertragsformulare hin, deren sich die führenden Mächte bei dem Abschluß bilate-
2. Hegemonialbündnisse raler Verträge bedienten (s.o.S. 65 und 90). Aus diesen bilateralen Beziehungen
Abgesehen von den erhaltenen Vertragstexten und den direkten Hinweisen auf konnten sich im Laufe der Zeit feste Strukturen entwickeln, über die sich unsere
Verträge zwischen zwei kretischen Gemeinden gibt es zahlreiche Zeugnisse über Quellen jedoch weitgehend ausschweigen. Nach anderen griechischen Parallelen zu
Bündnisse unter Führung einer mächtigen Stadt (Gortyn, Knosos, Lyttos, Polyrrhe- urteilen bestand die Möglichkeit - aber keineswegs die Notwendigkeit-, daß die Ver-
nia), an denen mehrere kretische Städte beteiligt waren (78-81). 561Auch wenn sich bündeten der führenden Polis auch miteinander verbündet waren.564 Eine große Ge-
nicht immer feststellen läßt, ob diese Bündnisse auf bilaterale Abkommen der führen- schlossenheit ist für das während des Lyttischen Kriegs entstandene Bündnis der
den Macht mit einzelnen Städten zurückgingen oder fest organisierte Bündnisse dar- Polyrrhenier und der Lyttier (81-82) anzunehmen und angesichts der besonderen
stellten, die neue Mitglieder aufnehmen konnten, hatten sie sicher eine völkerrecht- Kriegsumstände leicht zu erklären. Sonst scheint der Beitritt zum Bündnis in der
liche Grundlage. Hier gilt es, ihre gemeinsamen Merkmale kurz zusammenzufassen. Regel die Form eines bilateralen Vertrags zwischen der führenden Macht und dem
Die kretischen Hegemonialbündnisse werden, wie alle anderen griechischen auch, neuen Mitglied angenommen zu haben. Dies geht vor allem aus dem bilateralen Ver-
durch den Ausdruck 'NN (Ethnikon der führenden Polis) und die Bundesgenossen' trag zwischen Gortyn und Axos (13; 78 Testimonium d) hervor: Der Vertrag ist ein

555 11, 28, 59, 60 B 2f.?, 61. Allgemein zu diesem Prinzip: Garlan 1977, 162f.; Pritchett 562 78 (foptUVtotl((X\ oi cruµµaxot),79 (Kvoxnotl((X\ oi cruµµaxot),80 (Autnot l((Xt oi {l/1./1.0l
1991,368; vgl. z.B. Diod. 11,25,1;11,33,1.Zur Bedeutungvon ti:AO~s. Garlan1977,163Anm.5 auµµaxot), vgl. 81 (noA.\lPP~Vtol l((X\ oi auµµaxot). Schmitt1968,143mit Anm. 16 wies auf die

("delegationalliee").EineVariantediesesPrinzipsstelltder VertragzwischenHierapytnaundRhodos Analogieder Bezeichnungfoptuvtot Kaioi cruµµaxo1zumAusdruck'A817va1ot 1C<Xt


oi auµµaxot
dar (SV III 551Z. 56-58):Die Rhodierbehieltendie gefangenenSchiffeund Seeräuber,und nur die hin; vgl. auch SV II 120 Z. lf. (hierzus. Baltrusch1994,1lf.): l\lßap"imt Koiauvµaxot; SV III
restlicheBeutewurdeproportionalaufgeteilt.ZumVertrags.Kreuter1992,74f.;Pohl 1993,131f. 476 z. 8f.: 'A817vatotl((X\ A<XKE8mµ6vtot l((X\ oi auµµaxot oi ElC<Xti:pwv;
SV III 507 Z. 1-3:
556Diesgehtaus demAusdruckMXrxavnvh:mi:po\l~Kata to~ l!pn:ovm~ ävllpa~hervor.Wenn ßMt/1.Eu~ 'Avtiyo[vo~ßaatUw~] ~17µ17tpto\l K<X[tMaKeoove~]Katoi auµµaxot; Polyb.7,9,1 (SV
die beteiligtenSoldatendie Beuteanteileerhielten,wäre dies andersformuliert(etwa 11.arxavbw III 528):<l>i11.11tno~
... K<XtMaKellovwv Kat tiov CJ\lµµcixwv.
Allgemeinhierzu(ohnedie kretischen
EK<XCJto~tiov rpnovtwvfoov µi:po~u.ä.).So auchPetropoulou1985,20f.,79. Fälle):Bickerman1950, 116, 120;Baltrusch1994,15,48. Zu den griechischenHegemonialsym-
557Zur Finanzierungder SyssitiennachdiesemVerfahrens.u. S. 414.Zur Existenzvon Syssitien machien:Schaefer1932,74-82;Martin1940,133-141;Bickerman1950,101,113, 116-124;Klose
im hellenistischenKretas.u. S. 133. 1972,142.Vgl. Baltrusch1994,15,der daraufhinweist,daß der Begriff'Hegemonialsymmachien'
558 46 (mit Diskussion);Petropoulou1985,80f.;diesesVerfahrenist selten:Garlan1977,159.
vordem5. Jh. in denQuellenkeineGrundlagehat.
55928,46 (mit Diskussion). 563s. vor allem78. Vgl. z.B. Gschnitzer1978,33; Baltrusch1994,29 (zum Peloponnesischen
560 44 (Knososund GortyngegenRhaukos);vgl. Thuc.5,31,2zu einemFeldzugder Eleicr und Bund);Cargill1981,189f.(zumZweitenAttischenSeebund);Tausend1992,176,179.
derLepreaten€1tt-rftT]µtcrd<;t
-rij~ rfi~;hierwGarlan1977.162(ohnedie kretischeParallele). 564Vgl. Gschnitzer1978, 33, 37f. (zum PeloponnesischenBund);Cargill 1981, 83-96 (zum
561Zur Frage,ob auchPhaistosan der SpitzeeinesHegcmonialbündnisses stand,s.o. Anm.151. ZweitenAttischenSeebund).
96 B IlI 2. HegemonialbUndnisse B Ill 2. Hegemonialbürulnisse 97

Bündnis zwischen Gortyn und Axos, nimmt jedoch auch auf die anderen Bundes- aber nach entsprechender Empfehlung der führenden Stadt, 573Verträge mit anderen
genossen der Gortynier Bezug. Die bilateralen Verträge zwischen Lyttos und Malla Staaten ab. Die Einschränkung ihrer Handlungsfreiheit durch den Hegemon des
(11) bzw. Gortyn und Lappa (31) sind auch allem Anschein nach als Beitritt zum Bündnisses kommt - leider an einer fragmentarisch erhaltenen Stelle - im Bündnis-
jeweiligen Bündnis zu deuten. 565Dies geht im Falle Lappas aus der Wendung trpoa- vertrag zwischen Eleutherna und Phaistos zum Ausdruck (10): Eleutherna war sicher
tivat di; triv 1tpoi;foptuvioui; qnAiav Kat auµµaxiav (31 A 1lf.) hervor. Ähnlich Mitglied des knosischen Bündnisses (6, vgl. 79 Testimonium a), Phaistos wahr-
brachte man zum Ausdruck, daß die Epidaurier dem Achäerbund beitreten: [1Ca]Ela scheinlich nicht. So durften die Eleuthernäer die Phaistier ohne vorherige Absprache
1rorfj).8ev 1tot1.tav 'Axm&v cr[uvoSov?].566Eine Reihe bilateraler Bündnisverträge mit den Knosiern (ÜvEut&v KvffiO"tffiv) militärisch nicht unterstützen. Hierfür lassen
kretischer Poleis mit führenden Mächten (Gortyn, Knosos bzw. Lyttos) aus Pe- sich Parallelen anführen. So lesen wir z.B. in einem Vertrag zwischen Korkyra und
rioden, für die die Existenz der entsprechenden Bündnisse gesichert ist, ist so zu er- Athen: 1t6[A]E[µ]ov Se 1Ca1. dp11vriv µri E~E'ivm Kop1Cupaioti;1tot11cracr0m[ä}vw
klären.567 Nichts schließt allerdings aus, daß auch andere Möglichkeiten bestanden, t&v cruµµaxrov574oder im Bündnisvertrag zwischen
'.AfnJva{wvKat [tou 1t]11.11Eloui;
Beziehungen zu einem Bündnissystem zu unterhalten, etwa durch einen regelrechten Hierapytna und Rhodos: d Se JCa1tOAEµovE~EveyJCrovtt'1Epa1tutvtot [1toti nvai;
Bündnisbeitritt, d.h. mit Teilnahme an den Bündnisorganen, insofern solche vorhan- ävt:}v rfö; 'Po8{wv yvwµaf, µri E1tavay1CEi;fotm 'PoStoti; IX7tOO"'tEA.A.Et(v) cruµ-
den waren. µaxiav.575
Das etwas besser bekannte gortynische Bündnis besaß - zumindest vor dem Lytti- Die Verbündeten der führenden Polis waren ferner verpflichtet, nach Aufforderung
schen Krieg - vielleicht ein Synhedrion, dessen Entscheidungen für die Mitglieder ihr in Verteidigungs- und Angriffskriegen militärische Unterstützung zu gewähren,
verbindlich waren: Denn unabhängig davon, ob im Vertrag zwischen Gortyn und während sich die entsprechende Pflicht der führenden Stadt in der Regel auf die De-
Axos (13 Z. 15), der sicher den Beitritt der Axier zu diesem Bündnis bedeutete, fensivkriege des Bündners beschränkte (s.o. B III J c).576Dieser Unterschied tritt im
[7totEtVJCata tai; cruv0riJCai;]t&v cruµµaxrov oder [7tOtEtVJCatll ta S6yµata] t&v Vertrag zwischen Gortyn und Lappa besonders deutlich zum Vorschein (31): Gortyn
auµµaxrov zu ergänzen ist, muß man annehmen, daß Axos gewisse Verpflichtungen und Lappa gingen als ungleiche Partner ein zeitlich unbegrenztes Bündnis- und
als Mitglied des Bündnisses hatte. 568 Eine gelegentliche Versammlung der Ver- Freundschaftsverhältnis ein. Den Gortyniern wird eine Vormachtstellung eingeräumt,
bündeten ist durchaus denkbar. 569Im o.e. Vertrag zwischen Gortyn und Axos findet wie aus der i:1trn0m-Formel hervorgeht. Die Lappäer waren ferner verpflichtet, die
sich vielleicht auch ein Hinweis darauf, daß Gortyn den Umfang der von den Ver- Gortynier auch bei ihren Angriffskriegen zu unterstützen (01tu'iJCa1tap1CaA.imvn), 577
bündeten zu stellenden Hilfstruppen festsetzte.570 während sich die Verpflichtungen der Gortynier auf die Verteidigungskriege der Lap-
Ansonsten waren die cruµµaxot von Gortyn, Knosos bzw. Lyttos verpflichtet, päer beschränkten (A 10-15). Mit manchen bedeutenden Städten konnte die führende
dieselbe Außenpolitik wie die führende Macht zu haben (vgl. B III 1 e zur Formel Macht jedoch auch Verträge unter gleichen Bedingungen abschließen. 578Der Bünd-
tov autov q>tA.OV JCat EXElpovexnv). Sie entsandten und empfingen Gesandt- ner verpflichtete sich schließlich, den Hegemon nicht zu verraten. Eine solche
schaften571 und schlossen entweder als geschlossene Gruppe572 oder jeder für sich, Klausel ist im Vertrag zwischen Gortyn und Axos enthalten (13 Z. 17f.: µri 1tp0Sm-
ÜA.[A]mt1tp0St86[µEv --- tav aut&v 7t0A.t]v~ xwpav). 579
cr]em, µri 7tElO"(l)

565Zum analogenVerfahrenim Peloponnesischen Bunds. Gschnitzer1978,33; vgl. Buraselis


1981(zu den Verträgenvon Hierapylnaund Eleuthernamit AntigonosDoson).Im ZweitenAtti-
schenSeebunddagegenleistetedas neueMitgliedsowohlgegenüberden Athenemals auchgegenüber trägezwischendempolyrrhenischenBündnisund Lyttosbzw. PhilippV.). Hierzus. Kreuter1992,
den anderenBundesgenoßen Eide:s. Cargill1981,101-106. 36 (Magas),48f. (Demetrios),55f. (PhilippV.).
566SV III 489 Z. 2-4. 57378 Testimonium
567Diesist besondersplausibelfür folgendeVerträge:6 (Knosos-Eleutherna), a (Bündnisvertrag der Oreioimit Magas);Testimoniumb (Rechtshilfevertrag
7 (Knosos-Dreros), mit Milet);79 Testimoniuma (Rechtshilfevertrag mit Milet).
8 (Gortyn-Arkader), 11 (Lyttos-Malla),13 (Axos-Gortyn), 31 (Gortyn-Lappa); vielleicht12 (Lyt- 574SV II 263 Z. 11-14 (375); SV III 469 (Nikomedes!.-Galater, 278): .~~ yvwµ11~tou
tos-Praisos),23 (Lyttos-Praisos),24 (Gortyn-Hierapylna), 25 (Gortyn-Lyttos), 29 (Gortyn-Rhau- NtKoµ~oou~ xrop(~;vgl. die Ergänzungenvon Du~it 1980/81,26 (SEGXXXII 65) zu SV II 296
kos),32 (Gortyn-Sybrita), 33 (Gortyn-Elyros),34 (Gortyn?-Lato),36 (Gortyn-Chersonesos?). Z. lf. (Athen-Kydonia, ca. 360):µ~ [i:~r"ivato1:Kuorovuitm~ouµµaxiav 1totr"io8m1tpo~Mauo-
568Vgl.39 (VertragGortyns):Das Wort [ouvr]opov?kommtin diesemText im Zusammenhang o]roU[ovavro '.40ryvafrovKattou 1tA.~8ou~
tcovouµµaxrov]. S. auchGruen1984,27f.
mit der Nennungder Bundesgenossen Gortyns([ol äU]ot ouµ[µaxoi?))vor. Vielleichthängtaber 575sv III 551 Z. 73f. (ca. 205); hierzus. Kreuter1992,69, die zu Rechtdaraufhinweist.daß
dieserTextmit demKretischenKoinonzusammen. yvwµ11 nicht'Genehmigung' sondern'Absprache'bedeutet.
569Vgl.80. Zweifelhaftist dagegen,ob das Wort1tA.i'j80~im frühestenkretischenBündnisvertrag 576Vgl. Gschnitzer1978,36 (zum Peloponnesischen Bund);Baltrusch1994,17, 22-24,29, 68-
(Knosos,Tylisos,Argos,um 450, SV II 147 A 6-B 6) eine Versammlungimpliziert(so Szanto 82 (5. Jh.).
1892,75; H. Bengtson,Übersetzungund Kommentarzur Stelle);s. Gawantka1975,85 mit Anm. 577zu 1tapaKaAr"iv in diesemZusammenhang s.o. S. 90.
106;Merrill1991;vanEffenterre- Ruze 1993,228. 578Wahrscheinlich12 (Lyttos-Praisos),13 (Gortyn-Axos), 24 (Gortyn-Hierapy!na),25 (Gortyn-
570
13 Z. 5f. mit Kommentar: KÜvopa~ Cl7tOOtfA.tou[ot
K]a0[6.1rcp]imßa.M.fl avwi'~. Lyttos).
57178 Testimoniumc; 79 Testimoniumb; 81 Testimoniumb. 579Vgl. 7 Testimoniumb Z. 49-60 (Eid von Dreros);17, Kommentar(Malla-anonymcStadt).
572
78 Testimonium c (Bündnisvertragdes gortynischenBündnissesmitDemetrios);80 (Bündnis- Vgl. die analogeKlauselattischerBündnisverträge OUK Cl7tOOt~ooµmoÜt' autor; i:ywoüt' ÜAA.ljl
vertragzwischendemlyttischenBündnisund AntiochosII.); 81 Testimoniuma und b (Bündnisver- 1tdooµmoÜtrtEXVD oütr µ11xavfi(hierzuBaltrusch1994,62).
98 B III 2. HegemonialbUnanisse B III 3. Das Kretische Koinon als Symmachie 99

Für den Charakter und die Funktion der kretischen Hegemonialbündnisse beson- vorübergehende Sicherheit, daß sie nicht die nächsten Opfer der Expansionspolitik
ders aufschlußreich sind die Zeugnisse über die gortynische Symmachie in ihrer ihres mächtigen Nachbarn werden würden.
letzten Phase (nach 216). Gortyn schloß zwischen 216 und 185 anscheinend nur
bilaterale Bündnisverträge ab, 580 sowohl mit gleichberechtigten Partnern (Hiera- 3. Das Kretische Koinon als Symmachie
pytna, Lyttos)581als auch mit Städten, die die uneingeschränkte Hegemonie Gortyns Das Kretische Koinon (Kotvov -cwvKprirnu:rov) ist oft genug Gegenstand ein-
anerkannten. Bei den letzteren kommt die führende Position Gortyns in der Formel gehender Untersuchungen geworden, so daß es nicht nötig ist, die einschlägigen
über die Folgepflicht der Verbündeten im Krieg und Frieden (Enrn0m-Formel) be- Zeugnisse hier erneut auszubreiten. 589 Angesichts der Tatsache, daß seit der Ver-
sonders prägnant zum Ausdruck (B III I c). Der lockere Charakter des gortynischen öffentlichung der letzten Untersuchungen zu diesem Thema 590keine neuen epigra-
Bündnisses in dieser Phase läßt sich auch an dem Umstand erkennen, daß einzelne phischen Zeugnisse bekannt geworden sind, ist es vorläufig nicht möglich, die offe-
Verbündete Gortyns auch miteinander Bündnisverträge abschlossen. 582 nen Probleme zu lösen. Hier kann nur auf zwei Fragen eingegangen werden, die für
Die Ziele dieser Hegemonialbündnisse lassen sich aus ihren Bestimmungen und die Beurteilung der kretischen Bündnisverträge von Bedeutung sind, nämlich die
den wenigen Zeugnissen über ihre Tätigkeit erkennen. Allen Verträgen gemeinsam ist Frage nach den Beziehungen des Kretischen Koinon zu dem gortynischen bzw. kno-
die Beistandsklausel, die die Verteidigung des Territoriums der Hegemonialmacht sischen Bündnis. Für alles weitere behalten die Ausführungen H. van Effenterres
und ihrer jeweiligen Verbündeten sowie Hilfe bei Eroberungskriegen nur der über die Institutionen des Koinon nach wie vor Geltung: 591Im Rahmen des Kreti-
Hegemonialmacht anordnet.5 83 Hierzu kam es manchmal tatsächlich: Um 185 schen Koinon behielt jedes Mitglied seine Eigenstaatlichkeit. Ein Bundesbürgerrecht
eroberte Gortyn sicher mit Hilfe seiner Verbündeten knosische Gebiete und trat Teile gab es ebensowenig wie Bundesbeamte und Bundesarmee. Ein cruvEÖpwv(Bundes-
davon an die Lyttier und Rhaukier ab (25, 29). Daraus kann man schließen, daß die rat), an dem alle Städte beteiligt gewesen sein dürften - die Modalitäten ihrer Vertre-
von der Symmachie eroberten Gebiete zunächst in den Besitz der Hegemonialmacht tung sind nicht bekannt -, tagte in verschiedenen Städten und befaßte sich vor allem
übergingen, 584denn Gortyn konnte diese Gebiete nur dann an zwei Verbündete ab- mit außenpolitischen Fragen (Anerkennung der Asylie von Heiligtümern, Verleihung
treten, wenn es sie als seinen Besitz betrachtete. Hinweise auf gemeinsame innen- des Titels eines Proxenos, Zusendung von Hilfstruppen u.ä.). Im Hinblick auf die
politische Ziele (Verteidigung der Verfassung u.ä.) fehlen. 585Die Verbündeten ver- häufigen Konflikte zwischen den kretischen Städten entwickelte das Koinon einen
folgten dieselbe Außenpolitik und schlossen Verträge mit nichtkretischen Mächten Strafkodex und ein Prozeßsystem, die in einem Dokument (Öuxypaµµa) festgehalten
gemeinsam ab. Abgesehen vom Rechtshilfevertrag mit Milet586handelt es sich immer wurden (B VII 2.2). Ob das Koinon auch über ein permanentes Bundesgericht ver-
um Bündnisverträge, die vor allem auf die Vermittlung von Söldnertruppen abzielten. fügte, ist nicht bekannt und m.E. unwahrscheinlich (B VII 2.3).
Das gortynische Bündnis schloß Bündnisverträge mit Magas (79 Testimonium a) Wir wissen eigentlich nicht, wann das Kotvov ,wv Kp11,mtwv gegründet wurde.
und Demetrios (79 Testimonium c), das lyttische mit Antiochos II. (80), das polyr- Wie aber an anderer Stelle gezeigt wird (S. 30f.), gibt es Indizien, daß es bereits vor
rhenische mit den Achäern und Philipp V. (81 Testimonium b). In der unruhigen hel- dem Chremonideischen Krieg bestand. Wie ist nun die frühe Gründung des Koinon
lenistischen Zeit sicherten die Bündnissysteme Knosiern wie Gortyniern Unter- (vor 267) mit der Existenz weiterer Bündnisse auf Kreta vor und nach der Mitte des
stützung für ihre Eroberungskriege. Sie konnten auch ein der Eroberung vorausge- 3. Jh. zu vereinbaren? Die literarischen Berichte über das Koinon sind sich in einem
hendes politisches Druckmittel werden;5 87 manchmal festigten sie Abhängigkeits- einig: Voraussetzung für seine Existenz war der Konsens der Gortynier und Knosier
verhältnisse, die sich aus einem kriegerischen Konflikt ergaben. 588 Die kleineren über eine Zusammenarbeit. 592Dies bedeutet aber, daß die Teilung Kretas in zwei
Verbündeten erhielten durch das Bündnis mit einer Hegemonialmacht zumindest die Lager, ein knosisches und ein gortynisches, nicht nur kein Hindernis für die Existenz

58024 (Hierapytna),25 (Lyttos),28 (Priansos),29 (Rhaukos),31 (Lappa),32 (Sybrita),33


(Elyros),34 (Lato),36 (Chersonesos?). S. auchA II 4-5.
58124, 25.
58226 (Hierapytna-Lyttos), 27-28 (Hierapytna-Priansos);
vgl. 35 (Hierapytna-Biannos?), 37 589DieZeugnissefindensich bei Muttelsee1925,4 lf.; vgl. auchMijnshrugge1931,14f.;van
(Eleuthema-Lato), 38 (Eleuthema-Aptera).Zur Fragenachdem Verhältniszwischenden Hegemo- Effenterre1948,128-132;Willetts1955,227f.Anm.3; Willetts1975,143f.;Martin1975,517f.;
nialbündnissen derGortynierbzw.derKnosierunddemKretischenKoinons.u.B III 3. Ager1994,2f. S. auchdie hypothetischen
Ausführungen vonSpyridakis1982.
583S.o.Vgl.B X. Die VerbündetenführtenfernergemeinsameFeldzügedurch,um Beutezuge- 590vanEffenterre1948,127-160;Guarducci1950b;vgl.Willetts1955,227f.;Martin1975,500-
winnen:11 (Lyttos-Malla). 519.
584AnalogeBeispieleausder klassischenZeitbei Bickennan1950,117f. 59Ivan Effenterre1948,insbes. 141-149;vgl. Muttelsee1925,insbes.48-51; Willett~1955,
585Nur vielleichtin 12 (Lyttos-Praisos). 228; 1975,145f.;Martin1975,insbes.504-508;Brule1978,83-88.Die Monographievon Mijns-
58678 Testimoniumb; 79 Testimoniuma. brugge1931enthältdagegenvieleFehler. _
587Dies hatte Martin 1940,332f. für die Bündnisseder klassischenZeit festgestellt.In Kreta 59251rab.10,4,11 tEyap aU~),,m, ä1to.vm,umpc6ou;Eixovo.umt (sc.
(C478):cruµ1tpanoucro.(
kommtes gelegentlichvor,daß einemächtigePoliseine verbündeteStadterobert:Gortynerobene Knososund Gortyn)tou, ÖAÄ.ou,, crmcr1acro.cro.(
,E otfotTJcro.v
tc'xKa'ta ,~v v~crov;vgl.Polyh.
PhaistosundRhaukos,KydoniaeroberteApollonia,KnososerobertevielleichtTylisos(vgl.B X). 4,53,4:Kvcoo101 cruµ<ppoV~OO.VtEs
foptuviot, 1tiicro.v
E7tot~OO.V't0
t~VKp~tr]V u<p'O.\J'tO\ls
7tA~V
t~,
588v gl. fürdas klassischeGriechenland
Baltrusch1994,8f. A UttlOlV 7t0Af:OJ<;.
100 B III 3. Das Kretische Koinon als Symmachie

des Koinon war, sondern geradezu seine politische Voraussetzung: 593 Das Koinon
war nichts anderes als der Zusammenschluß des knosischen mit dem gortynischen
Bündnis, die unabhängig vom Koinon weiter existieren konnten. Es gibt keinen Hin-
weis darauf, daß die Beteiligung am Koinon nicht mit derjenigen an anderen Bünd-
nissen zu vereinbaren gewesen wäre. Im Gegenteil stammen einige genau datierbare IV. ISOPOLITIE, SYMPOLITIE, AUSSENGEMEINDEN
Zeugnisse über das Koinon aus Zeiten, für die die Teilung Kretas in zwei Lager be-
zeugt ist 594Im Licht dieser Feststellungen ist vielleicht auch ein auf dem ersten Blick 1. Isopolitie
rätselhafter Vertrag zwischen Gortyn und Knosos aus dem frühen 2. Jh. zu erklären,
in dem das Wort cruv1::Öp0<;, ein auf Kreta nur für das Koinon bezeugter Terminus, Der Begriff Isopolitie (icrmtoAt'tda) bezeichnet die gegenseitige Verleihung des
vorkommt (77). Das Kretische Koinon ist also vor 267 als Symmachie des gortyni- vollen Bürgerrechtes an alle Bürger der Vertragspartner, die es vorzogen, Bürger der
schen und des knosischen Bündnisses gegründet worden. Partnerstadt zu werden ('aktive' oder 'effektive Isopoliten'). 597Die Isopolitie wurde
Seine weitere Geschichte war immer von den wechselnden Beziehungen zwischen immer als ein individuell wahrzunehmender Rechtstitel verstanden. 598Durch die Iso-
den Führern der beiden großen kretischen Symmachicn, Gortyn und Knosos, ab- politie erhielten aber auch diejenigen, die ihr potentielles Bürgerrecht in der Partner-
hängig. Die großen Zäsuren in dieser Geschichte waren sicher die enge Zusammen- stadt nicht aktivieren wollten ('Isopoliten im engeren Sinne'), 599gewisse Privilegien.
arbeit vor dem Krieg von Lyttos (222, 75, A II 3) unter der Führung der Knosier, Isopolitieabkommen zwischen kretischen Städten sind seit dem frühen 3. Jh. be-
die Anerkennung der Prostasia Philipps V. (um 216, 76, A 114) unter der Führung zeugt und kommen in großer Zahl bis zum Ende des 2. Jh. vor. 600 Die Isopolitie
Gortyns und die Vermittlungen der Römer (184, 40, A II 5) bzw. eines Ptolemaios wurde nicht nur zwischen Nachbarn vereinbart, 601sondern auch zwischen Städten,
(168, A II 5), die einer Neugründung bzw. Wiederbelebung des Koinon ähneln. 595 die weit voneinander entfernt waren. 602 Für die Verleihung der Isopolitie werden
Das Kretische Koinon, strapaziert durch die häufigen Kriege zwischen den beiden mehrere Formeln verwendet:
führenden Mächten im 2. Jh., bestand sicher bis ins 1. Jh. hinein und war möglicher- 1toAt'tE1>rn0m + eine Form des Ausdrucks µE'tfXElV0ivcov Kat av0pco1tivcov 1tav-
weise der Träger des kretischen Widerstands gegen die Römer (69-67). 596 'tcov603
icro1t0At'tdav dvm + eine Form des Ausdrucks µE'tEXEtV(bzw. µEWXTJ)0ivcov Kat
av0pC07ttVCOV 604
7t<XV'tCOV

597Allgemeinzur griechischenIsopolitie:Gawantka1975.Ich kann hier nur auf die besonderen


Merkmaleder IsopolitiezwischenkretischenPoleiseingehen;zur kretischenIsopolitiekurz Petro-
poulou 1985, 92f.; Capdeville 1994b, 267-272; Chaniotis 1995a, 61-76. Isopolitien zwischen
kretischenund nichtkretischenStädten:SV III 562 (Phaistos-Tenos); III 585 (Axos-Aitoler);IC I,v
53 z. 36-38(Arkader-Teos);I,vi 2 Z. 24f. (Biannos-Teos);I,xix 2 Z. 14f.(Malla-Teos);11,i2 (Alla-
ria-Paros);11,xv2 (Hyrtakina-Teos);III,iii 3 C (Hierapytna-Magnesia am Mäander);SGDI 5182
(Eronier-Teos);I.Mylasa643 Z. 14f.;650 Z. 17f.(anonymeStädte-Mylasa);Gawantka1975,215-
219 K 1, 2, 5, 8, 9, 10, 12, 14, 20, 21, 22.
598Gawantka1975,24 mit Anm.46.
599so nach der DefinitionGawantkas1975,32.
600Frühes 3. Jh.: 5; zweite Hälfte des 3. Jh.: 14, 15, 20, 28; erste Hälfte des 2. Jh.: 35, 37,
41, 42, 74; zweite Hälfte des 2. Jh.: 50, 59, 60, 61. In der SammlungGawantkas 1975 fehlen
41 (s. aber ebenda 150 Anm. 128),50 und 59.
601UnmittelbareNachbarn:Hierapytnaund die Arkader(14), Hierapytnaund Praisos(28), Axos
und Tylisos(15), Hierapytnaund Biannos(?, 35), Hierapytnaund Lato (59), Lyttosund Olus (60),
Lato und Olus (61).
593Dies wird allgemeinakzeptiert,ohne daß jedoch daraus die nötigen Konsequenzengezogen 602Eieuthema und Lato (37); Apolloniaund Kydonia (41); vgl. Hierapytnaund Itanos (20),
würden:s. z.B. Muttelsee1925,45; Mijnsbrugge1931,20-22;Guarducci1940a,151;van Effenterre Hierapytnaund Knosos(50).Unklarin 42 (Lyttosund Kydonia?). Vgl. Capdeville1994a,197.
60315 z. Sf.; 37 z. 9; 59 z. lüf.; 61 Kopie A z. 10-14. Vgl. 41 Testimoniuma; 50 Z. 27.
1948, 150f.;Willetts 1955,228; 1975, 145; Martin 1975, 501, 506 ("the League was basicallya 60420 Z. 2-4; 28 Z. 13-15;35 Z. 3-6; SV III 562 Z. 3-5 (Phaistos-Tenos);IC 11,i2 B 15-18
unionof Gortynand Knossosand their respectiveallies");Brule 1978,88 Anm.2; Ager 1994,2f.
594Unsere Quellen (40 Testimoniena-c) sprechenvon Kp11tmd~(= Koinon;s. van Effenterre (Allaria-Paros).Die Formel ist fragmentarischerhaltenin 60 A 9, C 9; 74 Z. 2, 4, 20; SV III 585.
In Verträgenmit nichtkretischenStädtensind andereVariantenbelegt.Vgl. IC I,v 53 Z. 36-38(Ar-
1948,130)wahrend des knosisch-gortynischen Krieges;in Testimoniumbist sogar von einemgor-
tynischenundeinemknosischenBündnisdie Rede. kader-Teos):6ouvm... iao1toA.1tdcxv KcxtEVKt11atv
yii~KCXt oiKicx~ KCXt att'.Ancxv;IC I,vi 2 Z. 24-26
595Vgl. Muttelsee1925,51-53;Guarducci1940a,151. (Biannos-Teos): 7tOtoUµEv ... ia01t0Aitcx~
l((X\
atEA.El~
l((X\7tOA.€µW l((XtEipavcx;;vgl. IC 11,xv2 z. 3f:
596Chaniotis1992, 301-303. (Hyrtakina-Teos); IC I,xix 2 z. 14f.(Malla-Teos):6[{6oµEv...] att'.A.ncxvKcxtiao1toA.1tdcxv; IC IIl,111
T
102 B IV 1. l.wpolitie B IV 1. lsopolitie 103

noAitrii; dvm (ergänzt)+ eine Form des Ausdrucks µnlxnv 0ivwv 1m1.av0pwni- c) Ordnung aller finanziellen und rechtlichen Angelegenheiten in der Heimatstadt
vwv 1tavtwv 605 (Formel: ÖtKatonpayrJcravm toii; iöioti;). 614
Im frühesten Isopolitievertrag wird der Vorgang der Einbürgerung in die Partnerstadt d) Verzicht auf Eigentum in der Heimatstadt (Formel: öm0lµEvoi; ta i'.öm i:KatEpoi;
beschrieben, ohne daß man sich einer dieser Formeln bedient hätte. 606 i:KatEprj):615Der Empfänger des Bürgerrechtes muß sein Eigentum in seiner Heimat
verkaufen oder vermachen, d.h. seine finanziellen Verbindungen zu seiner alten Polis
Für die Aktivierung des Bürgerrechts in der Partnerstadt werden verschiedene
abbrechen. Betroffen von dieser Klausel war naturgemäß vor allem der Grundbesitz.
Voraussetzugen genannt:
Es galt wohl zu verhindern, daß wohlhabende Bürger Land in beiden Städten erwar-
a) Mitgliedschaft an einer Phyle in der eigenen Heimat (Formel: öi; Ka ~t EµqmAoi;,
ben.616
im Singular oder Plural): 607 Der Empfänger des Bürgerrechtes muß also das volle
e) Antrag auf Einbürgerung und Zustimmung der Volksversammlung der Partner-
und aktive Bürgerrecht besitzen. 608 Ziel dieser Bestimmung ist es, den Kreis der
durch die Isopolitie Privilegierten einzuschränken. 609Ausgeschlossen wurden etwa stadt. 617
Die beiden letzten Voraussetzungen kommen nur im frühesten Isopolitievertrag vor
die Ehrenbürger der beiden Städte, die sich in keiner Phyle eintragen ließen, d.h. ihr
(5). Es ist anzunehmen, daß auch in den Isopolitieabkommen, in denen entsprechen-
Bürgerrecht nicht aktiv ausübten, 610sowie Bürger, die ihre Heimat verlassen hatten,
de Bestimmungen fehlen, das volle Bürgerrecht in der Stadt des Ve1tragspartners nur
nicht nur Verbannte, 611sondern auch Söldner und Personen, die ihre Beiträge zu den
auf entsprechenden Antrag und nur bei der Niederlassung des Isopoliten aktiviert
Syssitien nicht leisteten und nicht mehr in die Phylenregister aufgenommen wurden.
wurde.618
b) Verlassen der Heimatstadt (Formel: 1tapmtricraµEvoi; tav aut& 1t6Atv)612 und
Niederlassung in der Partnerstadt: 613Auch durch die Änderung des Wohnsitzes wur- Für die Bürger, die von ihrem Bürgerrecht keinen Gebrauch machen wollten,
de wohl die volle Eingliederung des Isopoliten in seine neue Polis beabsichtigt. bedeutete das Isopolitieabkommen in mehrfacher Hinsicht eine Privilegierung: Wohn-
recht in der Partnerstadt (KatotKEiv: 14 Z. 5f.), eine Reihe wirtschaftlicher Begünsti-
gungen (B V), vor allem das Recht auf Erwerb von Grund und Boden (EyKtr]crti;:B
V ]), Rechte in bezug auf die Teilnahme an Festen und Syssitien (B VI 4) und
Legitimität ihrer Ehen mit Bürgern/Bürgerinnen der Partnerstadt (emyaµia). 619Das
3 C 7-9 (1-lierapytna-Magnesia): atEAftav Kat npodip(av Ka[t tmyaµiavJ Kat EvKn1cnvKat 0dwv Vorrecht der Epigamie sicherte vor allem die Legitimität der Kinder aus solchen
Kat av0rrnnivwv µnoxav Kat foayrnyav Ka[t E~ayrnyo.v]. Vgl. 1.Mylasa 643 Z. ]4f., 650 z. 17f. Ehen. Das frühe kretische Recht setzte sich unseres Wissens nicht mit diesem
(Reste der Formel µ€t(XE\V0€t!OVKat av0pOllttVOlV). Problem der Ehen zwischen Bürgern und Nicht-Bürgern auseinander, faßte jedoch
605 42 A 1-6 (in fragmentarischem Zustand); vgl. SGDI 5182 (Eronicr-Tcos): ~µ€v noAiw; ...
ein analoges Problem ins Auge, nämlich die Legitimität der Kinder aus Ehen
dvm l:i/;auto'i; Kat UtEAftaV Kat EVKTilCHV ya; Kat O\Kta;.
60 65 B 1-16; vgl. Gawantka 1975, 28f. mit Anm. 60. zwischen Freien und Unfreien: Aus dem Gesetz von Gortyn geht hervor, daß die
6075 B 4-6 und 28 Z. 15. Kinder von freien Frauen und unfreien Männern den Status ihrer Mutter hatten,
608Vgl. zu 5: Roussel 1976, 258 Anm. 12; Jones 1987, 225; vgl. Bile 1988a, 343: "enregistre vorausgesetzt, der Unfreie lebte im Hause der freien Frau; die Kinder freier Männer
dans une tribu". Willetts 1955, 135 sah dagegen einen Zusammenhang mit der 'tribal kinship'.
609Vgl. Roben 1927, 217; Gawantka 1975, 70f.; Petropoulou 1985, 124f. und unfreier Frauen galten jedoch möglicherweise als unfrei. 620Durch die Intensivie-
610 Vgl. Petropoulou 1985, 124. Allgemein zu diesem Verfahren Jones 1991, 79-102. In Kreta
gibt es keine Belege für die Zuweisung von Ehren- und Neubürgern zu Phylen.
611So Gawantka 1975, 72 mit Anm. 73; Petropoulou 1985, 124. Es ist jedoch zweifelhaft, ob die
Verbannten als Hierapytnier bzw. Praisier bezeichnet werden konnten. 6 1437z. lOf.; 59 z. 11; 61 Kopie A Z. 13. Zur Deutung des Ausdrucks l:itrntonpayr1v to'i;
6125 B B-16, vielleicht 37 Z 11. So ist das Verb napmtoüµm zu verstehen; vgl. Reinach 1911, il:iiot; s. Wilhelm 1951, 23. Abwegig sind die Deutungen von Xanthudidis 1908, 223 (ÖtKatonpa-
369, 382 Anm. 3; Guarducci 1942, 80; Willetts 1955, 135; Spyridakis 1970, 45; Gawantka 1975,
70; Petropoulou 1985, 124; Capdeville 1994a, 204. Zu dieser Bedeutung des Verbs s. z.B. Roben
19:N, 245 Anm. 6 (im antiken Sponwesen); vgl. Syll3 873 Z. 18f. (napmt€'icr0m vüv to rpyov ,ij;
!
:I
y€'iv würde bedeuten, daß der Isopolit in der anderen Stadt die gleichen Rechte vor Gericht besaß wie
der Bürger) und Fraenkel 1915, 1041 (er "genießt und übt die Rechte nach den für seine Stadt gelten-
den Gesetzen"). Das Verb begegnet im Partizip des Aorist; es bringt also eine Handlung der Vergan-
tnµij;). Schmitt 1969, 330 bevorzugt dagegen die Deutung 'um Erlaubnis bitten'. Das Verb hat genheit zum Ausdruck (vor Aktivierung der Isopolitie). Auch LSJ, s.v. sind ungenau: "act honestly".
öfters die Bedeutung 'ersuchen, bitten' (LSJ; Preisigke II 244); ich kenne jedoch keine Parallele dafür, 6 155 B 1-4. Vgl. Reinach 1911, 382; Guarducci 1942, 80: Gawantka 1975, 70: Petropoulou
daß ein Bürger die Erlaubnis seiner Stadt erhält, sich in einer anderen niederzulassen. 1985, 124.
6135 B 16-20: r; 01toti\pav l:iEKa noAtv rpn11t 1roAiTEvawv.CToAtt€unv kann sowohl 'Bürger sein'
als auch 'in einer Stadt wohnen' bedeuten (LSJ; vgl. Bile 1988a, 343); Reinach 1911, 379 bevorzugt
1
,1
616Vgl. Wilhelm 1951, 21f. und B V 1.
6175 B 16-33. Zu diesem Verfahren in der Isopolitie: Gawantka 1975, 73f.
hier die erste Deutung ('das Bürgerrecht erhalten'). Wenn jedoch noAtt€unv und noAmurn0m (B 7f.) 61Rso auch Gawantka 1975, 31 zu 28.
im selben Text vorkommen, müssen sie unterschiedliche Bedeutungen haben; da in B 7f. von Bürger- 619 14 Z. 3-5; 28 z. 13f.; 35 z. 4; 59 Z. 12; 60 C 8. Allgemein zur Epigamie im Rahmen der
recht (noAttrnfo0w) die Rede ist, muß in B 19f. von Niederlassung (noAtt€ucrwv) die Rede sein. Die lsopolitic: Szanto 1892, 75, 79; Gawantka 1975, 34 mit Anm. 72; Capdcville 1994a, 217. Daß die
Niederlassung stellt eine der Bedingungen für die Aktivierung des Bürgerrechts in der Partnerstadt dar. Rechte der Epigarnie und der Enktesis allen Isopolitcn zustanden, nicht nur jenen, die da~ B ürgcrrccht
Allgemein zum Unterschied zwischen noAtt€unv-noAtt€urn0m: Bull. cpigr. 1958, 79. Zur Bedeu- in der Partnerstadt aktivierten, wird u. (B V]) gezeigt.
tung noAtuunv ('wohnen') s. z.B. Syll3 306 Z. 21; 522 I 2-4 (AitwAwv µ111:ii: twv iv AitwAim noAt- 6201c IV 72 vi 55-vii 10; hierzu Willetts 1955, 34f.; Willetts 1967, 69; Kcicmer 1993, 516f.:
trnov,wv); Schwyzer 1923, Nr. 425 Z. 5; IPArk 5 Z. 21. Link 1994, 45. Vgl. u. Anm. 2040.
104 B N 1. lsopolitie B lV 2. Sympolitie und Außengemeinden 105

rung der zwischenstaatlichen Beziehungen im hellenistischen Kreta wurde eine ent- Inneren der Insel (ävco 1t6A.1~.'obere Stadt'), die zweite am Meer (Ka'tco1t6A1~.1t6-
sprechende Regelung für die Ehen zwischen Bürgern und Nicht-Bürgern notwendig. At~ &.1tpo~ 0aAacrcr~. 7t0Al~ &.E7tt0aAacrcr~. 'untere Stadt'). E. Kirsten, dessen
Die Zwecke der Isopolitie waren sicher vielfältig. Ihre Kombination mit Bündnis- besonderes Verdienst die Untersuchung dieses Phänomens ist, bemerkte, daß nicht
verträgen (B [) legt nahe, daß sie u.a. die Beziehungen zwischen den Verbündeten alle Paare von Binnenstädten und Hafenorten dieser Kategorie zuzuordnen sind. Er
stärken sollte. Die volle Eingliederung des Isopoliten in seine neue Heimat62I und die verwies ausdrücklich auf die Städtepaare Lato-Lato pros Kamara, Oleros-Hierapytna,
Bildung neuer Verwandtschaftsverhältnisse durch die Institution der Epigamie ver- Anopolis-Araden, Lyttos-Chersonesos, Gortyn-Phaistos, vielleicht Polyrrhenia-Ki-
mochten die beiden Städte einander nahe zu bringen. Dieses Ziel dürften vor allem die samos. 626Die rechtliche Verbindung einer Binnenstadt mit einem Hafenort konnte
Isopolitien des späten 2. Jh. (59-61) angestrebt haben, die z.T. zwischen vor kur- auf verschiedene Weisen vollzogen werden, durch Eroberung, 627Ansiedlung eines
zem noch verfeindeten Städten (Lato-Olus, Lato-Hierapytna) abgeschlossen wurden; Teils der Bürgerschaft in einem Hafenort, 628Verleihung des Bürgerrechts an die Be-
im Vertrag zwischen Lato und Olus (61 Kopie B Z. 22lf.) wird dieses Ziel deutlich wohner des Hafenortes oder die Anerkennung ihrer Selbstverwaltung, 629schließlich
ausgesprochen: Ömo~µaA.A.ovaÜ~'ll'tat &.qnt.ia. In den meisten Fällen waren es je- die vertragliche Verbindung zweier unabhängiger Staaten. Nur das letztere Verfahren
doch eher wirtschaftliche Bedürfnisse, die zum Abschluß von Isopolitieverträgen kann als Sympolitie bezeichnet werden: Aus früher unabhängigen Poleis entstand ein
führten. 622 Die überschüssige Bevölkerung erhielt die Möglichkeit, sich in der Gemeinwesen mit einem Bürgerrecht, aber zwei weitgehend selbstverwalteten
Partnerstadt niederzulassen, dort Land zu erwerben und sich eine neue Existenz auf- Siedlungen. 630
zubauen. So konnte diese Institution den inneren Frieden in einer Polis sichern. Die Eine Sympolitie in diesem Sinne ist im Fall von Gortyn und Phaistos (71) bzw.
Abkommen würden keine detaillierten Einschränkungen enthalten, hätte man es mit Lyttos und Chersonesos (73) anzunehmen. Diese Städte waren unabhängige Poleis,
dieser Mögli~hkeit nicht ernst gemeint; man rechnete offenbar mit einer großen Zahl die zu einem bestimmten Zeitpunkt einen Sympolitievertrag abschlossen. 631Die Ent-
potentieller Ubersiedler6 23 und wollte den Mißbrauch der Isopolitie verhindern. Die
Isopolitie durfte nicht von Personen mißbraucht werden, die lediglich ihren Schulden
in der Heimat entgehen wollten, denn für die Niederlassung in der Partnerstadt war
626Kirsten 1942, 83f.; eine fast vollständige Zusammenstellung der kretischen E1tiv~ia ebenda
die vorherige Regelung der Vermögensangelegenheiten in der Heimatstadt unerläß-
82f.; vgl. Brule 1978, 149-156. Kirsten machte jedoch keine Unterscheidung zwischen Sympolitien
lich.
und abhängigen Gemeinden (s.u. B lX 1). Das Verhältnis von Araden zu Anopolis bzw. Polyhrenia
Wie anschließend gezeigt wird (B V]), 624waren die Interessen und die Ziele der zu Kisamos läßt sich m.E. nicht bestimmen; anders Kirsten 1942, 83f. (ävw-Katw 1toA1~).
627z.B. 64, 65 (Eroberung von Setaia und Stalai durch Praisos). S.u. B IX 1.
Vertragspartner oft unterschiedlicher Natur, auch wenn alle Bestimmungen min- 628s0ist vielleicht die Entstehung von Hierapytna zu erklären: Im 4. Jh. siedelte die Bevölkerung
destens formal beide Partner betrafen: In der Regel hatte nur einer der Partner einen
aus dem alten Ort Oleros nach Hierapytna über; die neue Stadt überragte Oleros rasch an Bedeutung,
Bevölkerungsüberschuß sowie eine große Zahl landloser Bürger und wollte durch die das nur als Kultzentrum noch von Bedeutung war: Kirsten 1942, 83; Guarducci 1942, 131; Brule
Isopolitie (vor allem das Recht der Enktesis und Niederlassung) seinen Bürgern neue 1978, 149. Andere Forscher vermuteten dagegen, daß Oleros von Hierapytna erobert wurde: Willetts
Möglichkeiten für den Erwerb von Land im Gebiet der Partnerstadt eröffnen (z.B. 1955, 144; 1962, 280; Spyridakis 1970, 56; van Effenterre 1991b, 397f.; s. auch Muttelsee 1925,
Hierapytna, Kydonia, Eleutherna, Axos); der andere Partner dagegen, manchmal eine 38 (Sympolitie). Die späte Gründung von Hierapytna durch lJbersiedlung geht m.E. aus der genealo-
wesentlich schwächere Stadt (z.B. Itanos, Apollonia, Tylisos), sicherte sich auf diese gischen Inschrift IC III,iii 8 Z. 2f. hervor (oiKt(,oµi:vu~ ta~ '1Epu1tutvu~). Auch die Entstehung der
Gemeinde auf Kaudos war vielleicht das Ergebnis einer Kolonisation (s. 69 und B IX /); diese
Weise den Schutz des Vertragspartners, mit dem er in der Regel auch durch ein
Gemeinde bildete jedoch sicher keine Katw 1toA1~.
Bündnis assoziiert war.625Daß manche Städte (Apollonia, Praisos, Itanos) Opfer der 629Beispiele lassen sich nicht anführen, aber die Aufwertung abhängiger Gemeinden an der Küste
Expansion einer Stadt wurden, mit der sie früher ein Isopolitieabkommen abge- (Stalai, Setaia, Kaudos, vielleicht Amyklaion) ist belegt: s. 64-67, 69.
schlossen hatten, belegt zur Genüge, daß die Landnot einer Gemeinde stärker war als 630zum Begriff der Sympolitie: Szanto 1892, 104-160; Busolt 1920, 156-159; Sehwahn 1931,
die Vertragstreue. 1172-1192; Schaefer 1932, 141f.; vgl. Giovannini 1971, 21-24 (zum antiken Tenninus). Manchmal
wird nicht zwischen Synoiki~mos und Sympolitie differenziert. Der Unterschied besteht darin, daß der
2. Sympolitie und Außengemeinden Synoikismos nicht nur die Verschmelzung in einem Staat, sondern auch die Konzentration der
Bevölkerung an einem Siedlungsort bedeutet. Auch wenn im Falle mancher Synoikismen keine neue
Ein für die historische Geographie Kretas besonders wichtiges Phänomen ist die Siedlung entstand, wurde eine Siedlung zur Polis erhoben, die anderen zu Demen degradiert. Zum
Zusammensetzung einer Bürgerschaft aus zwei weitgehend selbstverwalteten Unterschied zwischen Synoikismos und Sympolitie s. Busolt 1920, 156; vgl. Szanto 1892, 104f.;
Schaefer 1932, 94-104; Kahrstedt 1932, insbes. 1444; Gschnitzer 1981, 101. Einen Eindruck von
Gemeinwesen an verschiedenen Siedlungsplätzen. Die eine Siedlung befand sich im
Sympolitieverträgen vermitteln die Verträge zwischen Smyrna und Magnesia am Sipylos (SV III
492), Kos und Kalymna (SV III 545), Teos und Kyrbissos (SEG XXVI 1306; Robert - Robert 1976,
621Hierzu s. vor allem 5 (mit Diskussion). die jedoch ebenda 189 von Synoikismos sprechen), Mantineia und Helisson (SEG XXXVII 340; te
622Chaniotis 1995a, 72-76. Riele - te Riele 1987).
631Gschnitzer 1958, 157 spricht von 'Zwillingsstaaten', Petropoulou 1985, 97f. von Sympolitie
623
S. vor allem 5 (mit Diskussion); vgl. Gawantka 1975, 70f.; Marek 1984, 312. (Gortyn-Phaistos, Lato-Lato pros Kamara). Ein Sympolitieverhältnis wird auch für Poleis vermutet,
624Vgl. Chaniotis 1995a, 72-75.
die dieselben Münztypen benutzten, wie Gortyn und Sybrita (5. Jh.: Le Rider 1966, 160-162),
625Vgl. Gawantka 1975, 150 Anm. 128.
Gortyn und Phaistos (ca. 450-425 und 360-330: Le Rider 1966, 162), Polichna und Kydonia bzw.
106 B IV 2. Sympolitie und Außengemeinden B IV 2. Sympolitie und Außengemeinden 107

stehung des Koinon der Oreioi (70) im späten 4. oder frühen 3. Jh. erklärt sich wohl Trotz dieser Unterschiede zwischen Sympolitie zweier Städte, bundesstaatlicher
auch durch einen Sympolitievertrag. Der Unterschied zu den oben erwähnten Fällen Sympolitie und 'Außengemeinden' berücksichtigt die folgende zusammenfassende
besteht darin, daß der neue Staat (mit einem gemeinsamen Bürgerrecht, eigenen Darstellung alle diese Fälle. Die kretischen Sympolitien wurden stets zwischen un-
Münzen und eigenem Territorium) aus mehr als zwei früher unabhängigen Poleis be- mittelbaren Nachbarn abgeschlossen: oft - aber nicht immer - zwischen einer Stadt im
stand (Elyros, Hyrtakina, Lisos, Tarrha). Die Oreioi sind von einem anderen kreti- Inneren der Insel (Lyttos, Lato) und einem Hafen (Chersonesos, Kamara). Auch das
schen Koinon, jenem der Arkader, zu unterscheiden, da letzteres sicher eine Koinon der Oreioi entstand aus je zwei Städten am Meer (Lisos, Tarrha) und im In-
Stammesgemeinde sehr alten Ursprungs und keine neue Schöpfung war. Den Unter- neren (Elyros, Hyrtakina). Gortyn bzw. Phaistos besaßen dagegen eigene Hafenorte
schied erkennt man auch sofort an den Namen der beiden Koina: (der Stamm) der (Lebena bzw. Matalon). Das Interesse an der Gewinnung von Häfen, die manchmal
Arkader bzw. (der Bund) der 'Bergleute' (Oreioi). Das Koinon der Oreioi, in dem im Laufe der Zeit den binnenländischen Ort an Bedeutung überragten, hängt sicher
jede Polis wahrscheinlich neben dem Bundesbürgerrecht auch das eigene Bürgerrecht mit der wachsenden Rolle der Seefahrt - in der Form der Piraterie - in der hellenisti-
behielt, ist mit der griechischen bundesstaatlichen Sympolitie verwandt. 632 schen Zeit zusammen.63 6 Das neue staatliche Gebilde kannte nur ein Bürgerrecht:
Eine dritte Möglichkeit für ein Sympolitieverhältnis wird m.E. in der Beziehung Man spricht von "OpElot, fop't"UVtol, Autttol, Aanot, 'lEpmt"ll'tVtol. In einem Fall
zwischen Lato und Lato pros Kamara deutlich (72). Zeugnisse für die Eigenstaatlich- handelt es sich um ein neu gebildetes Ethnikon ("OpEtot), in den anderen Fällen
keit von Lato pros Kamara, das seit etwa dem frühen 2. Jh. die 'untere Stadt' von weist das Ethnikon auf die stärkere Stadt hin, die in der Sympolitie federführend war
Lato bildete, vor dieser Verbindung mit Lato gibt es nicht. Angesichts der geringen (Gortyn, Lyttos), oder auf den Ort, von dem die Gründung der zweiten Siedlung
Entfemung zwischen Kamara und Lato ist es auch unwahrscheinlich, daß Kamara ausging (Lato, Hierapytna). Die einzelnen Siedlungen behielten nach der Einrichtung
jemals eine von Lato völlig unabhängige Stadt gewesen ist. Das Verhältnis der beiden der Sympolitie ihren bisherigen Namen. 637Wollte man auf die einzelnen Glieder des
Orte ist wohl anders zu erklären. Entweder wurde eine abhängige Gemeinde durch Staates hinweisen, so benutzte man eine Paraphrase (ävw 1t6Ati;,K<ltO> 1t6Ati;,ävw-
Verleihung des vollen latischen Bürgerrechtes aufgewertet, wofür allerdings die Pa- a
0Ev 1t6Ati;,1t6Ati; E1tt0aMcrcr~, Aattot o\. 1tpoi; Kaµap~ bzw. E1ttKaµap~, Aui:-
rallelen auf Kreta fehlen, oder aber es wurden latische Bürger in Kamara angesiedelt. not o\. 'tCXVävw 7t0Atv bzw. 'tCXV E7tt 0aA.acrcr~ 7tOAtVoiKO\JV1Ei;,o\. KatOtKOvtEi;
Dieser 'Außengemeinde' 633wurde dann eine beschränkte Selbstverwaltung und das 'IEpa1tutvtot), 638seltener das alte Ethnikon (foptuvtoi;, <l>aicrnoi;).639Das Koinon
Recht, eigene Volksversammlungen abzuhalten, zuerkannt. Für den zweiten Vor- der Oreioi unterschied sich in dieser Hinsicht dadurch, daß jede Polis ihr eigenes
gang, also die Gründung einer Außengemeinde, bietet Hierapytna eine Parallele (74): Bürgerrecht - neben demjenigen der Oreioi - beibehielt. Den einzelnen Städten ver-
Eine Gruppe von Hierapytniem ließ sich an einem Ort - vielleicht im Gebiet der Ar- blieb im Rahmen der Sympolitie weitgehend ihre Selbstverwaltung, ihre eigenen Be-
kader - nieder und behielt das hierapytnische Bürgerrecht. Vermutlich drohte diese amten640 und Gerichtshöfe, 641 die eigene Volksversammlung - wahrscheinlich neben
Gruppe, sich völlig selbständig zu machen, weshalb ihr durch einen Vertrag die Ver- einer allen gemeinsamen -, 642und in einem Fall sogar das Recht, eigene Münzen zu
bindung mit dem Hauptort bestätigt wurde. Das Verhältnis zwischen Lato und Ka- prägen. 643Sie verfolgten jedoch dieselbe Außenpolitik, 644und ihre Gebiete bildeten
mara bzw. Hierapytna und seinen auswärtigen Siedlern unterscheidet sich inhaltlich offenbar eine xcopa.645
nicht von den o.e. Sympolitien. Der Unterschied ist nur ein genetischer: Statt der
Verbindung zweier unabhängiger Poleis haben wir es hier mit der Teilung einer
Bürgerschaft in zwei Siedlungsplätze und der vertraglichen Regelung ihrer gegen-
seitigen Verhältnisse zu tun, ein Verfahren, das mit dem ötotKtcrµ6i;, der Aufteilung 636Kirsten 1942, 83f.; Gschnitzer 1958, 35, 49, 185; Brule 1978, 148-156; Petropoulou 1985,
einer Bürgerschaft auf mehrere Siedlungen, verwandt, aber nicht identisch ist. Weite- 133.
637 70; 71 Testimonium a (Gortyn, Phaistos), 72 (Lato-Kamara).
re Beispiele für solche Außengemeinden auf Kreta bieten die aus der klassischen Zeit 638Vgl. z.B. SEG XXVI 1306 Z. 41-43: 1to1.."im1i:v 1t61..nbzw. 1to1.."im1i:v Kupß1cmii'll Kmot-
bekannte Gemeinde gortynischer Bürger in Aulon 634und die hellenistische Gemein-
Kouv,c, (Sympolitie von Teos und Kyrbissos).
de der Eleuthemäer in Sipilen.635 639 71 Testimonium a.
640 71 Testimonium a mit Kommentar; 73 Testimonien b und c; sicher 72 und 74; vgl.
Gschnitzer 1958, 176.
641 71 Testimonium a; vgl. 73 Testimonium a.
642Die Existenz von Beamten und die Bezeichnung iivw/Ka,w 1t61..1,setzt getrennte Volks-
versammlungen voraus. S. auch 72 Testimonien a und b; sicher 73 Testimonium a (getrennte Wahl
Aptera (3. Jh.: Capdeville 1994b, 275). Allein aufgrund des numismatischen Materials kann man
von Richtern). Es ist nicht klar, ob die Dekrete 71 Testimonium a und 73 Testimonien b und c von
m.E. den genauen völkerrechtlichen Charakter der Beziehungen dieser Städte nicht bestimmen.
63270; zum Bundes- bzw. Polisbürgerrecht in der bundesstaatlichen Sympolilie: Kolbe 1929, getrellllten Volksversammlungen verabschiedet wurden; vgl. Gschnitzer 1958, 176.
643 70 mit Diskussion.
129-154; Sehwahn 1931, 1174; Giovannini 1971, 36. 644 70 Testimonien c, e; 71 Testimonium b; 72 Testimonien a, b (die Verträge wurden wahr-
633Der Ausdruck stammt von Gschnitzer 1958; Diskussion ebenda insbes. ll 9f., 155-157, 184
(auch mit kretischen Beispielen: Aulon, Lato, Hierapytna). scheinlich von getrennten Volksversammlungen ratifiziert); 73 Testimonien b, c; 74. Vgl. Sehwahn
634IC IV 64; Gschnitzer 1958, 55. 1931, 1187; Gschnitzer 1958, 157.
635IC Il,x 4. S.u. B V 1. 645 70 mit Diskussion.
108 B IV 2. Sympolitie und Außengemeinden

Die kretischen Sympolitien ergänzen unsere Kenntnisse von den vielfältigen For-
men zwischenstaatlicher Beziehungen im hellenistischen Kreta. Ihr Ziel war die enge
Verbindung von Nachbarstaaten, wahrscheinlich mit dem Zweck einer besseren Ver-
teidigung gegen mächtige Nachbarn, ferner die Sicherung günstiger Häfen. In einem
Fall erweist sich die Sympolitie jedoch nur als Vorstufe einer gewaltsamen Eroberung V. VEREINBARUNGEN WIRTSCHAFTLICHEN CHA-
und Ausdruck von Expansionsbestrebungen: 646 Gortyn, das im Laufe der klassi-
RAKTERS
schen und hellenistischen Zeit alle kleinen Poleis in seiner näheren Umgebung und
vor allem im Gebiet der fruchtbaren Mesara-Ebene eroberte, versuchte sicher, sich Einen festen Bestandteil der kretisch-kretischen Isopolitieverträge bildet die ge-
durch seine Verbindung mit Phaistos den einzigen noch unabhängigen Nachbarn zu genseitige Begünstigung der Vertragspartner in bezug auf wirtschaftliche Tätig-
unterwerfen. Die Auflösung der Sympolitie im späten 3. Jh. verrät ein gespanntes keiten. 647 Entsprechende Bestimmungen finden sich fast ausschießlich im
Verhältnis. Um das gesamte Gebiet südlich Gortyns in einem Staat zu vereinigen, Zusammenhang mit der Isopolitie. Nur die Klausel über die Ausfuhr von Waren
mußten die Gortynier Phaistos erobern und zerstören, was ihnen in der ersten Hälfte begegnet gelegentlich auch in Bündnisverträgen, die keine Isopolitieklausel ent-
des 2. Jh. gelingen sollte. halten. 648 Dies ist leicht zu erklären: Gerade die Ausfuhr von Waren hing mit der
Kriegführung und der Piraterie zusammen, und so überrascht ihr Vorkommen in
Bündnisverträgen (manchmal fast in einem Atemzug mit Bestimmungen über die
Teilung der Beute) nicht.
Sieht man nun von dieser Klausel ab, betreffen die sonstigen Bestimmungen wirt-
schaftlichen Charakters in erster Linie die Viehzucht (7 Texte), dann den Ackerbau (4
Texte) und nur ein einziges Mal Geldgeschäfte. Es ist allerdings nicht auszuschlie-
ßen, daß auch diese Geldgeschäfte (Kaufgeschäfte und Darlehen) mit der Viehzucht
und dem Ackerbau zusammenhingen. Diese Bestimmungen bestätigen das früher (AI
4-5) kurz skizzierte Bild von der kretischen Wirtschaft in der hellenistischen Zeit: Sie
behielt ihren Charakter als eine auf Ackerbau und Viehzucht orientierte Subsistenz-
wirtschaft mit geringer Bedeutung des Handwerks und enger Verbindung des Han-
dels mit Seeraub und Krieg.

1. Enktesis
649 EYK'tflcrti;
Das Vorrecht der Enktesis (EYK'tflcrti;, 7tcXV'tCOV
8vm&v Kat a8ava-
'tCOV650),d.h. des Erwerbs von Grund und Boden (a8avarn) sowie von Vieh und
Sklaven (8vma) in der Partnerstadt, wird in sehr lapidaren Formulierungen in
mehreren Isopolitieverträgen erwähnt. 651 Zuweilen wird hinzugefügt, daß für den
Isopoliten, der von diesem Recht Gebrauch macht, die Gesetze des Ortes gelten, an
dem das Geschäft gemacht wurde. 652 Die entsprechenden Formeln lauten ~µEv 1tap'

647 5, 14, 15, 28, 37, 59, 61. Vgl. Chaniotis 1995a, 61-70.
648 27, 31 und 38.
649 28 z. 14.
65037 Z. l lf. (aber mit dem Zusatz oriµo(aim Ka\ ioia]1?); 59 Z. 12. Zur Terminologie s. Petro-
poulou 1985, 5lf.
651
28 Z. 14 (Hierapytna-Priansos); 37 z. llf. (Eleutherna-Lato); 59 Z. 12 (Hicrapytna-Lato);
vielleicht 53 B 1 (Lyttos-Olus); 61 Kopie A Z. 10-14 (Lato-Olus). Kurze Diskussion der Enktesis
646Vgl. B X. Auch die Sympolitie zwischen Teos und Kyrbissos (SEG XXVI 1306) ist wohl als (aber mit einseitiger Betonung ihrer Beziehung zum Seeraub): Petropoulou 1985, 51-53; vgl. Capde-
ville 1994a, 199 Anm. 45. Zur Enktesis allgemein: Hennig 1994, insbes. 332f. (Kreta); in Athen
eine Form der Unterwerfung zu erklären; die stärkere Position der Teier erkennt man in ihrem Ver- (als Vorrecht): Stelzer 1971.
sprechen, Kyrbissos nicht zu zerstören; Robert - Robert 1976, 189f.; durch die Sympolitie gewannen 65237 Z. 12-14; sicher ebenso in 59 Z. 12f. und nicht [Ka,a ,o; io(o; v6µo;], d.h. nach den
die Teier die Kontrolle über eine strategisch wichtige Festung.
Gesetzen der Stadt des Fremden (so van Effenterre - Bougrat 1969, s. den kritischen Apparat).
110 B V 1. Enktesis B V 1. Enktesis 111

653 bzw. ~µev ey1C't1l<HV


aAAaAot1; EV1C'tl1Crtv (Ö11µocriat JCCXt
iöim?) nav't<ov, 1Ca1. Beschluß Hierapytnas über seine Beziehungen zu Magnesia am Mäander 663 ordnet
a0ava'tCOV, l((X't(l 'tO~ NN (bzw. lCCX'ta
0vmrov lCCXt lCEtµEvo~v6µo~. 654
'tO~ ElCCX'tEpij) die Verleihung folgender Rechte an die Magneten an (Z. 7-9): a'tEAEtcxv JCCXt npo-
Die Frage, ob das Recht der Enktesis (ebenso wie jenes der Epigamie) allen Isopo- eöpiav 1C[ ext fotyaµiav] Kat EV1C't1l<JtvJCat 0dcov Kat av0pconivcov µe'tOxav JCCXt
liten zustand oder nur jenen, die das Bürgerrecht in der Partnerstadt aktivierten foaycoyav rn[l. e~aycoyav]. Wir finden hier, sogar in derselben Reihenfolge wie im
('effektive Isopoliten'), wird kontrovers diskutiert. Die Tatsache, daß im Vertrag Isopolitievertrag zwischen Hierapytna und Priansos (28), die Rechte der Epigamie,
zwischen Hierapytna und Priansos die Isopolitie in einem Atemzug mit den Vorrech- der Enktesis und der Isopolitie (0dcov lC(Xlav0pC01ttVCOV µe'tOxav), aber in einem
ten der Enktesis und der Epigamie erwähnt wird, 655 führte U. E. Paoli656 zu der An- Kontext, der eindeutig zeigt, daß es sich um gesonderte Rechte handelt, nicht um die
nahme, jedes dieser Rechte (Bürgerrecht, Enktesis, Epigamie) habe einen gegenüber Beschreibung der materiellen Rechtswirkung, die allein die Aktivierung des Bürger-
den anderen klar abgegrenzten Inhalt gehabt, d.h. das Bürgerrecht schloß Enktesis rechtes in der Partnerstadt mit sich bringt. Alle diese Rechte - Abgabenfreiheit, Pro-
und Epigamie nicht mit ein. Diese These ist nicht haltbar, wie W. Gawantka657 über- hedrie, Epigamie, Enktesis, Ein- und Ausfuhr von Gütern - standen jedem Bürger
zeugend nachgewiesen hat. Wer von der Isopolitie Gebrauch machte, also das Bür- von Magnesia zu, der von ihnen Gebrauch machen wollte, ohne deshalb in Hiera-
gerrecht in der Partnerstadt aktivierte, besaß auch die Rechte der Epigamie und der pytna eingebürgert zu werden, denn dann hätte er diese Rechte ohnehin besessen.
Enktesis. Gawantka meinte aber, daß letzere Rechte nur den 'effektiven Isopoliten' Lediglich einer beschränkten Zahl von Bürgern Magnesias steht die 'effektive' Isopo-
zustanden, indem er einige kleinasiat.ische Zeugnisse heranzog, die darauf hinweisen, litie (0dcov JCCXt av0pconivcov µe'toxa) zu. Aber auch alle kretischen Verträge, in
daß die Epigamie die Aktivierung des Bürgerrechtes voraussetzte. 658 Er bemerkte vor denen die Epigamie erwähnt wird, zeigen, daß es sich dabei um ein Recht handelt,
allem, daß Enktesis und Epigamie im Vertrag zwischen Hierapytna und Priansos an welches gerade jene Bürger der Partnerstadt besaßen, die von der Isopolitie keinen
einer Stelle angeführt werden, an der im Isopolitievertrag zwischen Milet und Se- Gebrauch machen wollten, 664 und dies trifft sicher auch für die Enktesis zu.
leukeia/Tralleis659 Rechte erwähnt werden, die nur dem 'effektiven Isopoliten' Ein zweites Problem betrifft die genaue Bedeutung der Enktesis in diesen Staats-
zustanden, nämlich Rechte innerhalb des Gemeinwesens (iepa und apxe'ia). 660 verträgen. Denn obwohl sie immer gegenseitig verliehen wurde, muß man sich die
Daraus folgerte er, daß auch im kretischen Vertrag die beiden Rechte (Heirats- und Frage stellen, ob die Bürger beider Partner gleichermaßen von diesem Vorrecht
Erwerbsrecht) nur eine Beschreibung der materiellen Rechtswirkung für den Fall der Gebrauch machen konnten. 665 Dieselbe Frage muß auch in bezug auf die Isopolitie
Aktivierung des Bürgerrechtes in der Partnerstadt darstcllten. 661 Diese These ist nicht erhoben werden, die dem 'effektiven Isopoliten' die Möglichkeit eröffnete, Land in
abwegig. Nach Gawantkas Interpretation wäre es nicht möglich, daß eine Person in der Partnerstadt zu erwerben. Mehr als die Hälfte der überlieferten Isoplitieverträge
beiden Städten Land besaß, da dieses Recht (Enktcsis) nicht jedem Bürger der zwischen kretischen Städten betrifft ein und dieselbe Stadt, namentlich Hiera-
Partnerstadt zustände, sondern allein dem 'effektiven Isopoliten' vorbehalten bliche. pytna.666 Man gewinnt den Eindruck, daß die Initiative zu diesen Verträgen von den
Dies war in der Tat vom älteren Isopolitievertrag zwischen Hierapytna und Praisos Hierapytniern ausging und daß gerade diese Stadt am meisten von der Isopolitie pro-
(5) bezweckt worden, der den Erwerb des Bürgerrechtes in der Partnerstadt von der fitieren wollte. Der Bedarf der Hierapytnier an neuen Siedlungsplätzen und neuem
Auflösung des Besitzes in der Heimatstadt abhängig gemacht hatte. 662 Und doch gibt Land geht eindeutig aus ihrer konsequenten Eroberungspolitik (B X), der Existenz
es m.E. eindeutige Argumente gegen Gawantkas Deutung. Ein etwa zeitgleicher einer auswärtigen Siedlung (wahrscheinlich auf dem Gebiet der Arkader, 74), der
Nachricht über den Synoikismos mit der alten Siedlung Larisa 667 und der Gründung
einer befestigten Siedlung (xcopiov) in der Nähe des Heiligtums des Zeus Diktaios 668
653 28 Z. 13f.
hervor. Wenn aber Hierapytna seine eigenen Bürger offenbar nicht mit Land versor-
654Vgl. 37 Z. 7-14: ~µEv... E'(KtT]OlV gen konnte, war es dann wirklich bereit und in der Lage, neue Siedler aus seinen
öriµo[a[m Kat i1iia]t? 8vmiiiv Kata8avamv Kata t[o;
Aat[covvoµo_s-Kata taut]a ÖrKat tiin Aaticot "EA.rnfü'-pva[t Kata toc;'EA.ru8cpvaico]v voµo;; vgl. Partnerstädten aufzunehmen? Das Isopolitieabkommen der Stadt mit den Arkadern
59 Z. 11-13:ii[µEv81:KaL. E'(KtT]OlV] rravtcov[8v]atiiiv [Kat a8avcitcovKata to; €Katepi; KEtµi:voc; z.B. erlaubt die Niederlassung auf dem jeweils anderen Gebiet ohne Aktivierung des
Der
voµoc;]'laparrutvicot Kat Aatico[t]. ic'ioergrößtenteilsergänzteZusatzöriµo[aim Kat iöia]t wies Bürgerrechts (14). Es ging also ausschließlich um die Übersiedlung von Bürgern der
vielleichtauf das Rechtdes Ei-werhsöffentlichenund privatenLandeshin. einen Stadt auf das Gebiet der anderen. Eine derartige Übersiedlung kann im Hin-
655 28 Z. 13-15. So auch wohl in 35 Z. 3f. und 59 Z. 12.
656Paoli 1930, 285-292.
657Gawantka 1975, 30f.
658Gawantka 1975, 33f. 663IC III,iii 3 C (frühes 2. Jh.).
659SV III 537 Z. 23-25 (212/1). 664Deutlich in 14 Z. 3-5, wo die Epigamieunahhängigvon der Isopolitiegenannt wird; vgl. auch
660Gawantka 1975, 37. 60 Kopie AC 8: [tiit qn]A.ic;t rni lmyaµim]; cf. Kopie B Z. 6f.
Kat [au]µµaxim rnt iaorro[A.ttdc;i
661Dieselhe Ansicht vertrat schon P. Deiters, der im Isopolitievertragzwischen Lato und Olus 665Das Problem wird von Petropoulou 1985, 51-53 verkannt; sie hezieht die Enktesis einseitig
(61 Kopie A Z. 11-14)folgendenText ergänzte(vgl. kritischenApparat):[l~i:]crtco ör tiiit ßcoA.[o
]µi:- auf Mohilien.
666Zum folgendenvgl. Chaniotis 1995a, 72-76.
[vcotAm[covf'V'OA.6vnrroA.ttruw8mKat ~µEvaurwz yiic;Kat oiKiac;E"fKtTJcrtv
]. Nach Deitershätte
667Strab. 9,5,19 (C 440).
also nur der 'effektive Isopolit' das Recht des Erwerbs von Grund und Boden. Vgl. Kommentarzur
Stelle. 668IC 111,iv9 Z. 86; zur Bedeutung von xcopiov in diesem Texts. Chaniotis 1995a, 75 Anm.
662Vielleichtauch in 37 Z. 11 (s. den kritischen Apparat). 178; vgl. Bile 1986, 141; van Effcnterre 1948, 304 Anm. 1.
112 B V 1. Enktesis
f B V 2. Pachterecht 113

blick auf das derartig gut dokumentierte Bestreben der Hierapytnier, neues Land zu schluß eines Isopolitie- oder Sympolitievertrags mit den Aitolern um die Ansiedlung
gewinnen, nur als eine einseitige Bemühung Hierapytnas verstanden werden, auch seines Bevölkerungsüberschusses in Aitolien. Eine Reihe epigraphischer Zeugnisse
wenn diese Bestimmung formell auf Gegenseitigkeit beruht. Diese Vermutung wird läßt keinen Zweifel daran, daß sich viele Axier tatsächlich im Gebiet des Aitolischen
dadurch bestätigt, daß sich für keinen der Isopolitiepartner Hierapytnas (Praisos, Bundes niederließen und nicht nur vorübergehend bei den Aitolem Dienst als Söldner
Lato, Arkader, Biannos?, Itanos) - Knosos ist die einzige Ausnahme - entsprechende taten.674 Für den Isopolitiepartner der Axier, Tylisos, läßt sich zwar Söldnerdienst in
Bemühungen belegen lassen. Dieselbe einseitige Interessenlage gilt vielleicht auch für fremden Armeen nachweisen, aber nur beschränkt eine Niederlassung im Aus-
weitere kretische Isopolitien. Das Isopolitieabkommen zwischen Kydonia und Apol- land. 675
lonia ( 41) überrascht auf den ersten Blick angesichts der großen Entfernung der Diese Zeugnisse führen zu dem Ergebnis, daß die Isopolitie und die mit ihr
beiden Städte voneinander. Die anschließende Eroberung Apollonias durch Kydonia verbundene Möglichkeit der Niederlassung in einer Partnerstadt und des Erwerbs von
verrät aber die Absichten der Kydoniaten: Es war Landnot, die sie zu diesem Schritt Land häufig genug die sozialen und wirtschaftlichen Bedürfnisse nur eines der Ver-
veranlaßte. Bereits seit dem 5. Jh. verfolgten die Kydoniaten eine Eroberungspolitik: tragspartner befriedigen sollte. Dies wird auch durch eine Klausel im frühesten
Sie führten Krieg gegen die kleine Stadt Polichna, die sie wohl später eroberten, und Isopolitievertrag erhärtet, wonach der 'effektive Isopolit' nur in einer Stadt Land
um 185 besetzten sie die Nachbarstadt Phalasarna. 669Wenig später versuchten sie, besitzen durfte. 676 Man wollte offenbar vermeiden, daß die Isopolitie den Grund-
Apollonia zu erobern. Auch für Eleutherna (37 und 38: Isopolitie mit Lato bzw. besitzern neue Möglichkeiten für Anhäufung von Land eröffnete und die Landlosen
Aptera) lassen sich Bestrebungen nachweisen, den Bevölkerungsüberschuß in aus- weiterhin ohne Land beließ. Die Isopolitie durfte andererseits jedoch nicht von
wärtigen Gebieten anzusiedeln. Eine auswärtige Siedlung von Eleuthernäern ist in Personen mißbraucht werden, die lediglich ihren Schulden in der Heimat entgehen
Westkreta, im nicht näher zu lokalisierenden Ort Sipilen, bekannt. Wir kennen sie aus wollten, denn für die Niederlassung in der Partnerstadt war die vorherige Regelung
einer heute im Museum von Chania aufbewahrten Inschrift, in der von den 'EArn- der Vermögensangelegenheiten in der Heimatstadt unerläßlich (B IV 1). Die Gegen-
Elepvcxi:01[o]i i.v I11t1A.11v1die Rede ist (3.12. Jh.), 670also einer in Sipilen wohnen- seitigkeit bei den Isopolitieabkommen und der Verleihung der Enktesis war in der
den Gruppe von Bürgern Eleuthernas. M. Guarducci vermutete, daß es sich um Pro- Regel also nur eine nominelle.
xenoi handelt, denen Kydonia Land zur Verfügung gestellt hatte. 671Die Formulie-
rung 'EA.Eu0epvcx'io1[o]i i.v L17t1AJ1V1 (sc. 1CCX'to11Couvtei;)legt jedoch nahe, daß wir 2. Pachtrecht
es mit einer fest konstituierten Gruppe von Bürgern Eleuthemas zu tun haben. Wären
Das Recht, in der Partnerstadt Land zur landwirtschaftlichen Nutzung (crneipnv,
diese Personen Proxenoi, würde es sich dann um einzelne Individuen handeln, nicht
um eine organisierte Gemeinde, die sich nach ihrem auswärtigen Aufenthaltsort defi- 'säen') zu pachten, kommt nur im Isopolitievertrag zwischen Hierapytna und Prian-
sos vor. 677 Das Wort crndpetv bezieht sich auf einen spezifischen Teil der
nierte. Ähnlich bezeichnen sich die auswärts wohnhaften und fest als handlungs-
Bodennutzung, den Getreideanbau, der für die Wirtschaft der kretischen Poleis von
fähige Gemeinde konstituierten Bürger einer Stadt: z.B. 6 011µoi;6 'AElrivcxicov t&v
672 existenzieller Bedeutung war (A I 4). Gerade diese Tätigkeit wird ins Auge gefaßt,
f.VdTJA.q> 1CCX't011COUV'tffiV
oder MtA,TJ0"101 oi 'Aµopyov Aiy1aA.flVlCCX'tOllCO\lV'tEi;.
nicht nur in diesem, sondern auch in dem Vertrag zwischen Hierapytna und den
Angesichts der kretischen Verhältnisse darf man auch nicht an einen Verein fremder
Arkadern, der die abgabenfreie Ausfuhr von Getreide gestattet (14 Z. 34-36). Das
Händler oder Handwerker denken. Es muß eine Gruppe von Siedlern aus Eleutherna
Saatrecht stand allen Bürgern der Partnerstädte, nicht nur den 'effektiven Isopoliten',
sein, die, vielleicht aufgrund vertraglicher Vereinbarungen mit einer anderen Polis,
zu. 678 Was diese Klausel im weiteren Sinn sichert, ist das Recht der Bürger einer
das Recht hatte, sich auf fremdem Territorium niederzulassen. Guarducci lokalisierte
Stadt, in der anderen Stadt Land zu pachten und zu bestellen; 679sie stellt also eine
Sipilen auf dem Gebiet Kydonias, weil diese Inschrift im Museum von Chania (dem
antikem Kydonia) aufbewahrt wird. 673 Ihr Fundort ist jedoch unbekannt, und alle
Funde aus Westkreta wurden ins Museum von Chania gebracht. Vielleicht lag diese 674Axier, die sich in Aitolien niederließen: IG IX 2 6 Z. IOf.; 99 Z. lf.; SGDI 1951 Z. 3, 5f.
Siedlung auf dem Gebiet von Aptera, in der Nähe von Kydonia, das um diese Zeit (Hyperballondas); 1954 Z. 11 (Dosiadas); vgl. Masson 1985, 196; IC 11,v 19. Axier in anderen Ge-
mit Eleutherna verbündet war (38). Schließlich kann man in analoger Weise vielleicht bieten: IG 112 9087 (Athen); Milet I 3 Nr. 38 <l<l3-4.
675Söldner aus Tylisos sind nur in make<lonischen Garnisonen im späten 3. Jh. bekannt: s.o.
die Isopolitie zwischen Axos und Tylisos erklären. Bereits seit dem frühen 3. Jh. be-
Anm. 196; auf eine Niederlassung deuten zwei Grabinschriften von Frauen: Arvanitopoulos 1909,
mühte sich Axos, im Besitz eines gebirgigen Gebiet~ auf dem Ida, durch den Ab-
155-164 Nr. 20; 292-294 Nr. 79.
6765 (mit Kommentar). Vgl. 37 Kommentar zu Z. 10-13.
67728 Z. 18-20: €~€(HO)öl: "tüJ\,€ '1€pcmu,viro1 Cl7t€tp€V f.V,iit npiavcriat im\ ,fut np1avcrt€l €V
669Polichna: Thuc. 2,85,5; Phalasama: 40. ,a
,fü '1€po.1tu.viat ÖtÖüJCI\ "t€Af'aim8a1t€p ol ÜM.ot 7t0Al"tatKa"t<l,o, v6µo, ,o, ixmepij Knµ€vo,.
6701cII,x 4. Vgl. IC III,iv 9 z. 8lf.: v6µ01, yap t€pot, Kai apat, KU!f.7ttnµim,ävro0€v Ot€K€KWAU"t0 \'.va µ118d,
671Guarducci 1939a, 119 mit Hinweis auf IC II,x 1 (Landgabe an Proxenoi von Kydonia). Ev,ip i€pfu1.ou ft.tos ,ou ft.tK,a(ou µft,e i:.vv€µ111
µft,€ EvauAOcnmijt µft,e amdpryi µftte ~umn.
672z.B. Syll3 662 Z. 19f.; IG XII 7, 396 Z. lf. Diese Bürger bewohnten allerdings Teile des 678Gawantka 1975, 62.
Hoheitsgebiets ihrer Städte. Zu den Außensiedlungen milcsischer Bürgers. Gschnitzer 1958, 119f. 679Vgl. Guarducci 1942, 47; Petropoulou 1985, 49: Jlennig 1994. 333; vgl. Link 1991, 121
673Guarducci 1939a, 119. Faure 1993, 71 lokalisiert Sipilen (ohne stichhaltige Argumente) in (allgemein). Ich kenne nur noch eine Parallele für eine zwischenstaatliche Vercinharung üher das
Eleuthema. Pachtrecht: SV III 557 (Chaleion-Tritea, 3. Jh.).
114 B V 3. Weiderecht
1 B V 3. Weiderecht 115

Ergänzung der Enktesis dar (B V]). Es ist nicht bekannt, ob die kretischen Städte 1 geomorphologischen Gestalt der Insel (A I 5) wird das Kleinvieh (Schafe und
grundsätzlich Fremden Land zu verpachten pflegten, wie es in anderen griechischen Ziegen) etwa von März bis September (in manchen Gebieten bis Dczcmber) 688 auf
Gebieten geschah. 680 So wissen wir nicht, ob die Privilegierung der Isopoliten den Bergen, in den restlichen Monaten an Orten nahe des Meeres oder auf kleinen
überhaupt in der Möglichkeit bestand, Land zu pachten, oder lediglich darin, daß die Inseln gehalten. 689 Gute Weideplätze sowohl auf den Bergen als auch in der Nähe
Zahlung des Pachtzinses unter denselben Bedingungen erfolgte wie für die Bürger. der Küste oder auf kleinen Inseln lassen sich aber nicht sehr leicht in dem geo-
Angesichts der Bodenknappheit scheint mir die erste Annahme die wahrscheinlichere. graphisch beschränkten Raum einer Gemeinde finden, und so sind die Hirten ge-
Sie wird auch durch den Umstand bestätigt, daß nur die Verpachtung an privilegierte zwungen, periodisch Weidegründe in entfernten Gebieten aufzusuchen.
Fremde bezeugt ist. Die Transhumanz ist für das alte Kreta direkt erst in der hellenistischen Zeit be-
Diese Klausel zeigt auf jeden Fall, daß das Gemeindeland der kretischen Städte in zeugt,690 durch den Vertrag zwischen Hierapytna und Praisos (S Z. 52-68): Die
der hellenistischen Zeit nicht nur aus Weide- sondern auch aus Kulturland be- Hirten der beiden aneinandergrenzenden Städte erhielten das Recht, ihre Herden
stand.681 Weitere Zeugnisse bestätigen dieses Bild. Aus einer Inschrift in Kydonia langfristig auf dem Gebiet der Partnerstadt weiden zu lassen. Für diese Tätigkeit wird
(spätes 3. Jh.) geht hervor, daß die Stadt Grundstücke (darunter 80 Plethra Wein- das Verb auA.ocr-rmetv verwendet, ein Kompositum des Wortes au).fi, das die ab-
berg) besaß, die sie, wahrscheinlich nur für die Zeit ihres Aufenthaltes in Kydonia, wechselnd im Sommer bzw. Winter benutzten Aufenthaltsorte der transhumanten
an Proxenoi überließ. 682 Auch das von den Hierapytniern beanspruchte Land in der Hirten bezeichnet. 691 Auch das verwandte Verb evauA.ocr-rmE"iv kommt in einer !ex
Nähe des Heiligtums des Zeus Diktaios kann als Gemeindeland aufgefaßt werden, sacra des Heiligtums des Zeus Diktaios vor, 692 die den Aufenthalt von Herden auf
das den Bürgern zur landwirtschaftlichen Nutzung überlassen wurde. Im Schieds- dem heiligen Land verbot. Dieselbe Tätigkeit geht ferner aus dem Vertrag zwischen
spruch der Magneten (vgl. 57) wurde das strittige Land, wo die Hierapytnier ein Hierapytna und Priansos (28 Z. 27-30) hervor: Dort ist lediglich von der Möglichkeit
xropiov - sicher auch zum Zweck landwirtschaftlicher Nutzung - errichtet hatten, in die Rede, die Weideplätze des Vertragspartners zu benutzen. Da die Vertragspartner
die Kategorie der xropa yeropyrJµEVTJ -re Kat yeropyrJGi,croµevTJeingeordnet.683 aber keine gemeinsame Grenze hatten, ergibt diese Klausel nur in Verbindung mit der
Transhumanz einen Sinn. 693 Auch die gelegentlichen Nachrichten über kretische Hir-
3. Weiderecht ten auf den Bergen, etwa in der hellenistischen Dichtung, sind sicher im Lichte dieser
Die größte Zahl von Bestimmungen wirtschaftlichen Charakters betrifft direkt oder Tätigkeit zu sehen. 694 Mindestens einige der kleinen Siedlungen auf den Bergen
indirekt die Viehzucht. 684Dies liegt nicht nur in der großen Bedeutung der Viehzucht dürften als Sommerquartiere transhumanter Hirten gedient haben. 695 Viele Fragen
für die kretische Wirtschaft begründet, sondern auch in der Wanderviehhaltung, die - etwa über die Größe der Herden, die Beschäftigung von Freien oder Unfreien als
eben sehr häufig zu Konflikten im zwischenstaatlichen Verkehr führte. Die Viehzucht Hirten, die Größe der Entfernung zwischen Sommer- und Winterweide, die Wald-
spielte in jeder Epoche der kretischen Geschichte, vom Neolithikum bis zu unseren rodung zur Schaffung neuer Weidegründe - müssen allerdings mangels aussage-
Tagen, eine bedeutende Rolle. 685 Obwohl das Vieh sicher auch in kleinen Herden kräftiger Quellen unbeantwortet bleiben. 696Die Transhumanz war ein zentrales The-
gehalten und die Viehzucht oft in Symbiose mit dem Ackerbau betrieben wurde, 686 ma der kretischen zwischenstaatlichen Beziehungen, da viele Gemeinden auf die
existierte auf Kreta zumindest zeitweise auch die Transhumanz.6 87 Aufgrund der

Runnels - van Andel 1994, 291f. Für Kreta vgl. van Effentcrre 1942, 38f.; Faurc 1964, 56-59; van
680z.B. in Athen: s. Behrend 1970, 106 (Metoikenals Pächter). Effenterre - Bougrat 1969, 47f.; Watrous 1977, 3f.; Watrous 1982, 6, llf., 20; Mantcli 1990, 442-
681Brul~ 1978, 176; Petropoulou 1985, 49 mit Hinweis auf diese Inschrift, ein frühes Dokument 445; Chaniotis 1991b, lOOf.;im modernen Kreta: Xanthudidis 1918, 312-321; Allbaugh 1953, 279;
aus Gortyn (IC IV 43 B; dazu s. Cataudella 1976, 96-100; Link 1991, l 14f.; Koemer 1993, 399-401 Faure 1964, 24f., 46f., 217-220; Bintliff 1977, 630; Watrous 1982, 34; Mavraka.kis1985, 46-81;
Nr. 132) und die in der nächsten Anm. zitierteInschrift. Herzfeld 1985, 22, 38, 43, 130f., 216,270; Nixon - Moody - Price - Rackham 1989, 212f.; Blitzer
682IC 11,x 1; Petropoulou 1985, 49; Chaniotis 1988c, 82; Marek 1984, 317-319 hat die über- 1990; Hempcl 1995. Allgemein zur kretischen Viehzucht: Petropoulou1985, 50; Chaniotis, 1995a.
zeugendeVennutung geäußert,daß diese ProxenoiSöldnerführeroder Söldnerwaren.Zu diesemText 688Mavrakakis 1985, 47, 49f.; vgl. Georgoudi 1974, 167-169.
s. Hennig 1994, 338. 689Mavrakakis 1985, 49; Chaniotis 1995a, 54.
683IC IIJ,iv 9 Z. 78-88. Zur Bedutung von xcopiovhier s.o. Anm. 668. 69°Chaniotis 1995a, 56-61.
684Chaniotis 1995a, 61-70. 691zu au1,.fi,ouvauAo~.r1tauAo~.crm0µ6~im Zusammenhangmit der Transhwnanz:SkyJsgaard
685Eine systematische Behandlung fehlt. Zusammenstellungder Zeugnisse aus der historischen 1988, 74f. (ohne das Verb auAocrtatEtv).S. auch SEG XXIII 305 III 6f. (ati\(snv im Vertrag zwi-
Zeit und Diskussion: Chaniotis 1995a (ebenda 39 Anm. 1 Literatur für andere Perioden); vgl. auch schen Myania und J-Jypnia,um 190).
Petropoulou 1985, 50-53; van Effenterre 1991b, 396,400, 403f. 6921c IJJ,iv 9 z. 82.
686Für diese Praxis im alten Griechenlands. z.B. Hodkinson 1988, 38-51; vgl. aber die kritischen 693 Chaniotis 1995a, 60.
Bemerkungenvon Skydsgaard1988,76-84. 694Chaniotis 1995a, 70f.
687Chaniotis 1995a, insbes. 53-77 (mit Differenzierungfür einzelne Landschaften und Perioden). 695Watrous 1977, 3f.; vgl. aber Chaniotis 1995a, 58 Anm. 104.
Zur Transhumanz im antiken Griechenland:Georgoudi 1974; llalstaed 1987, 79-81; Osbome 1987, 696Vgl. Chaniotis 1995a, 41, 44-49, 51-53. Allgemein zu diesen I'ragcn im Zusammenhangmit
47-52; Hodkinson 1988, 51-58; Skydsgaard 1988; Isager - Skydsgaard 1992, 99-101; Jameson. der Erforschungder antiken Transhumanz:Hodkinson1988,51-55; SkydsgaarJ 1988,76.
116 B V 3. Weiderecht B V 3. Weuierecht 117

Weidegründe eines Nachbarn angewiesen waren. Darüber hinaus wurde die Grenze troffen.705 Die entsprechenden Formeln lauten bnvoµa fo'tCo acrtvfo~ e6v,a~ 706
ständig von den auf die Sommer- oder Winterweide ziehenden Hirten überschritten. bzw. Et 'tl~ 1ca veµ111 U'tEA.11~Ecr'CCO"ai OEKa criv11mt U7tO'tElO"ll't(O
't(Xrnniµta Ka-
Der Viehdiebstahl, für den die Kreter heute noch berüchtigt sind, sorgte sicher auch 'tCX'tO~ v6µo~ 'tO~ flCa'tEPll KEtµevo~. 707
im Altertum für Konfliktstoff. 697 Probleme verursachte aber vor allem die Tatsache, Die transhumanten Hirten mußten oft sehr lange Strecken zurücklegen und das
daß die Weidegründe in der Eschatia der Poleis lagen und von mehreren Gemeinden Territorium mehrerer Staaten durchqueren. 708 Um die Weideplätze der Priansier zu
in Anspruch genommen wurden. Dies führte zu häufigen Grenzstreitigkeiten, ja so- erreichen, mußten z.B. die Hirten Hierapytnas durch die Gebiete der Malläer,
gar zu Kriegen. 698 Biannier und Arkader ziehen; mit den Arkadern und vielleicht mit Biannos hatten die
Eine oft belegte Klausel betrifft die Verleihung des Rechtes der rntvoµia (imkre- Hierapytnier Isopolitieverträge abgeschlossen (14, 35), die diese Tätigkeit erleichter-
tischen Dialekt Emvoµa) an die Bürger der Vertragspartner, d.h. der Nutzung der ten. Diese langen Reisen waren nicht nur mit Gefahren und Konflikten, 709 sondern
Weideplätze des Vertragspartners ohne Entrichtung der für die Bürger vorgesehenen auch mit Kosten verbunden, denn für die Ein- und Ausfuhr von Waren - und dazu
Gebühr.699 Die Vertragspartner waren oft Nachbarn (Hierapytna und Praisos, Axos zählte auch das Vieh - mußte der Fremde grundsätzlich eine Gebühr zahlen. Die Be-
und Tylisos, Hierapytna und Lato), deren Weidegründe in der Nähe der gemein- freiung von dieser Gebühr bei der zu Land erfolgenden Ausfuhr wurde oft eben im
samen, nicht immer leicht festzustellenden Grenze lagen. 700 In einem Vertrag (5 Z. Hinblick auf die transhumanten Hirten vereinbart (B V 4). 110 Mit der Viehzucht
33-51) ist die Benutzung der Weidegründe an der Grenze von Hierapytna und Prai- hängen weitere Bestimmungen der kretischen Verträge mindestens indirekt zusam-
sos mit der Auflage verbunden, daß die Hirten nach dem Weiden ins Gebiet ihrer men. Das Bergungsrecht z.B. (B V 4) ermöglichte den Bürgern der Vertragspartner,
Stadt zurückkehren.7 01 Bei dem langfristigen Verbleib fremder Herden ergaben sich etwa im Falle eines Krieges, ihr Vermögen in die andere Stadt zu retten, ohne bei der
Problemeinbezug auf die Zuweisung eines Weideplatzes. Mit diesem Problem be- Wiederausfuhr hohe Gebühren zahlen zu müssen.7 11 Es versteht sich von selbst, daß
faßt sich der Vertrag zwischen Hierapytna und Praisos, der die Bestellung eines ein- vor allem die transhumanten Hirten in den von Kriegen besonders bedrohten Escha-
heimischen Vermittlers vorsieht, der den fremden Hirten Weideplätze zuweisen tiai von dieser Vergünstigung Gebrauch machen konnten. Daß gerade diese Perso-
sollte. 702 Drei Verträge 703 verraten eine weitere Ursache von Konflikten, nämlich die nengruppe ins Auge gefaßt wird, erfährt durch ein Detail seine Bestätigung: Auch die
durch das Vieh verursachten Flurschäden an den Ackerfeldern. 704 Ferner wurden 'Erträge' (Kap1to{) dessen, was in die Partnerstadt gebracht wird, also das Jungvieh,
Maßnahmen gegen das Weiden auf dem zu Heiligtümern gehörenden Land ge- werden von Abgaben befreit.712
Schließlich ist anzunehmen, daß die in zwei Verträgen enthaltenen Bestimmungen
über den Schutz der Vertragspartner vor Raubüberfällen auf den 'Fremdenwegen' mit
dem Problem des Viehdiebstahls zusammenhängen 713 und daß das Kollegium der
697Viehdiebstahl im heutigen Kreta: Faure 1964, 218; Herzfeld 1985, passim, insbes. 3f., 9-11, E\)Voµia sich eben mit der Einhaltung der 'Weideordnung' befaßte. Die entspre-
20-33, 38-50, 163-205; im alten Kreta: Chaniotis 1995a, 67; vgl. u. S. 117-119. Für derartige chende Formel lautet (in der vollständigen Form): [ai] OE,i rn 1::A11m1Amicot ~
Probleme im Altertum: Georgoudi 1974, 177, 180-182. Ein hübsches Beispiel: Petz! 1994, 86-88 BoA.ov,i[cot, E1tt6v,cov o\. 1tpdytcr,ot o\. E]1t1.rn['i]~ Ellvoµim~ o\. ~Ka'tEPll Eprnvi-
Nr. 68 (Lydien, 114/5 n.Chr.).
698Vgl. van Effenterre 1942, 40 (Lato-Olus); 1991b, 395f. (llierapytna, Praisos, Itanos). Über
analoge Streitigkeiten im heutigen Kreta: Mavrakakis 1985, 47. Beispiele für Grenzkonflikte in
Zusammenhang mit Weideplätzen an der Grenze im alten Griechenland: Sherk 1969, 30, 53, 253; 705Chaniotis 1995a, 63. 5 Z. 38-43 (mit Kommentar); wahrscheinlich 59 Z. 14. Vgl. die !ex
Sartre 1979, 214f.; Bravo 1980, 869; Hodkinson 1988, 51; Skydsgaard 1988, 80. S. z.B. Hell.Oxy. sacra des Heiligtums des Zeus Diktaios: IC III,iv 9 Z. 82. Für andere griechische Gebiete s. z.B.
21,3 vv. 480-485 ed. Chambers (18,3 ed. Bartoletti); SEG XI 377 Z. 21-23; IG IV2 1, 75 z. 20, 37 LSCG 79 (Delphi, 178), 84 Z. 13f. (Korope, um 160), 104-105 (los, 4. Jh.), 116 Z. 2-22 (Chios,
(Grenzstreit zwischen Hermione und Epidauros über Weidegründe,Mitte des 2. Jh.; hierzu s. Jame- 4. Jh.), 136 (lalysos, um 300); Syll3 963 Z. 35-39 (Arkesine, 4. Jh.); IPArk. 2 Z. 11-21 (= LSCG
son - Runnels - van Andel 1994, 596-606). 67, Tegea, 5. Jh.).
6995, 14, 28, 59, vielleicht 15 Z. 7. Ausführliche Besprechung des Begriffs Entvoµa in 5: S. 7065 Z. 33-51; 59 Z. 13-15.
187f.; vgl. Chaniotis 1995a, 63f. 10128 z. 28-30; 14 z. 1-3.
700Vgl. Petropoulou 1985, 54; van Effenterre 1991b, 395f. 708Beispiele aus dem modernen Kreta: Bintliff 1977, 630. Hirten aus Kpoucrwva~ führen im
701Diese Maßnahme, die nicht unbedingt mit der Transhumanz in Verbindung steht, erinnert an Winter ihre Herden nach KaA.OtAtµi:vE~,Hirten von :!:<paKtasuchen Aacra(a und das Gebiet von
die gelegentlichbezeugte gemeinsameNutzung von Grenzgebieten(Kowat xwpm) durch zwei Nach- 'Ayto<papayyo,südlich von Gortyn, auf. Weitere Beispiele: Faure 1964, 24f.; Herzfeld 1985, 38;
barstaaten. Anstatt eine Grenzziehung in den zwischen zwei Staaten umstrittenen Gebieten vorzu- Mavrakakis 1985, 50.
nehmen, nutzen die Vertragspartnerdie Weidegründegemeinsam;z.B. SEG XI 377 Z. 15-19; vgl. IG 709v gl. 18 über die Möglichkeit, daß die Auseinandersetzung zwischen Gortyn und Lato mit
IV 2 1, 75 Z. 2, 37 (Hermione-Epidauros). Zu den Kotvat xwpm: Daverio Rocchi 1988, 37-40; Konflikten transhumanterHirten zusammehing.S. auch o. Anm. 698.
Skydsgaard 1988, 80. Eine Klausel im Vertrag zwischen Lusoi und Phigaleia (3. Jh.), in der das 710zu diesem Problems. z.B. die vom Vertrag zwischen Aigai und Olympenoi (SV III 456, 4./3.
Wort 1tpol3ma vorkommt, ist leider zu fragmentarischerhalten: SV III 573 Z. 8. Jh.) vorgesehene zollfreie Ausfuhr bestimmter Waren durch transhumanteHirten; hierzu Georgoudi
702chaniotis 1995a, 62; 5 Z. 52-68 mit Kommentar. 1974, 176-178; vgl. Hodkinson 1988, 51.
7o35 Z. 46-48 (Hierapytna-Praisos); 14 Z. lf. (Hierapytna-Arkader); 28 Z. 28f. (llierapytna- 711Müller 1975, insbes. 143, 147; Petropoulou 1985, 22f.; Chaniotis 1995a, 66f.
Priansos). 7 12Vgl.Müller 1975, 143, 147 und Petropoulou 1985, 22 (Tiere und Sklaven).
704Chaniotis 1995a, 63; vgl. z.B. Robert 1949h; MAMA IV 297. 713Zum folgenden s. Chaniotis 1995a, 67f. Vgl. 11 Z. 8-16 (mit Kommentar).
1
1

118 B V 3. Weiderecht B V 3. Weiderecht 119

ovu:c; Kat pu0µinov[tE<; Kat l('l)plOl E(J'[(J)V ------] 7tpos aucrau1:oc; Kat 't<XAA[aj sechsfacher Höhe. D. Gondicas dachte zurückhaltend an 'heilige Straßen', die zu
7tClVta xpfiµevot, Ka0wi; Ka E7tHK[E<; ~l. ?Hµev öe( ~Cll 1:ac;oöoc; 1:ac;~Ef vt]Ka.c; Heiligtümern führten; 722 Ziel dieser Klausel wäre dann der Schutz der Teilnehmer am
0ivo:c;· cd ◊E 1:ic;Kanva aötK17<JT1t ev rn[uwic; tat<; 68oic;,] a1t01:H<Ja't(J)kta1t[A.6a Kult des Heiligtums. Diese Erklärung beruht jedoch auf einem falschen Verständnis
ta. 1t]p6crnµa ötKat vtm0i:c;.7 14 Die beiden Klauseln über de~ Eingriff des Kolle- des Wortes 0ivoc; in diesem Kontext als 'heilig' und nicht als 'unverletzlich' (s.o.
giums der Eunomia(i) bei Raubüberfällen bzw. über den Schutz ('Heiligkeit') 715 der Anm. 715). A. Petropoulou hat dargelegt, daß als 'Fremdenwege' dicjenigen Straßen
'Fremdenwege' (~EvtKat oöoi) hängen sicher eng zusammen. Das Kollegium der bezeichnet wurden, die ins Ausland führten. 723 Aus den harten vorgesehenen Strafen
Eunomia, dessen Mitglieder im Vertrag zwischen Lato und Olus (61) als 1tpdytcrtot erkennt man sofort, daß Lato, Lyttos und Olus ein häufig ihre gegenseitigen Be-
01.fo1.1:aic; euvoµ{mc; bezeichnet werden, ist aus mehreren kretischen Städten be- ,:ichungen gefährdendes Phänomen bekämpfen wollten, wahrscheinlich Konilikte
kannt (Lato, Olus, Aptera, Polyrrhenia). Obwohl es in der Regel in Weih- und Bau- zwischen transhumanten Hirten, die von den 'Fremdenwegen' am häufigsten Ge-
inschriften auftritt, 716 heißt dies nicht, daß seine Hauptaufgabe darin bestand, für die brauch gemacht haben dürften. Sowohl die Natur der kretischen Wirtschaft in der
Erhaltung oder Restaurierung von Bauten sakralen Charakters zu sorgen. Das ent- hellenistischen Zeit - vor allem der relativ unbedeutende Handel und die große Bedeu-
scheidende Zeugnis über die Aufgaben der Eunomia ist der Vertrag zwischen Lato tung der Transhumanz - als auch der gebirgige Charakter der Grenzgebiete zwischen
und Olus, aus dem eindeutig hervorgeht, daß die Eunomia in Fälkn von Überführun- Lato, Olus und Lyttos, wo diese 'Fremdenwege' lagen, legen dies nahe. 724 Die
gen oder Raub eingriff, 717 die Angelegenheit richterlich untersuchte (Eprnviov- Streitigkeiten zwischen transhumanten Hirten (etwa über Weideplätze) und vor allem
1:ec;),718 in Ordnung brachte (puf:lµ{nov[i:ei;]) und als Schlichter zwischen den die Viehdiebstähle (s.o. Anm. 697) machten an mehreren Orten Griechenlands die
streitenden Parteien fungierte (xpilcr0m Ka0roc;Ka E7tet[KE<; n]).719 So veglichen A. Überwachung der häufig überschrittenen Grenze und der zwischen zwei Staaten lie-
Mai uri und M. Guarducci die Aufgaben der Eunomia mit jener der attischen acr1:uv6- genden und oft gemeinsam genutzten Weideplätze durch spezielle Behörden (opo-
µot und ötanriwi: 720 Erhaltung der öffentlichen Ordnung (einschließlich der Auf- (p{JA.aKE<;,i:priµoq>UA.aKec;)unerläßlich. 725 Zu diese Behörden gehört m.E. auch die
sicht über öffentliche Bauten) und Schlichtung bei kleinen Streitigkeiten. H. van Eunomia. Dies würde auch den Namen des Kollegiums erklären. Er wurde als ein
Effenterre präzisierte diese Kompetenzen; das Kollegium sei für die Aufrechter- Kompositum von cUund voµoc; ('Gesetz, Ordnung') erklärt und häufig mit dem alten
haltung von Gesetz und Ordnung in den gebirgigen Grenzgebieten und den 'inter- .1ristokratischen Ideal der eüvoµia in Verbindung gehracht. 726 Gegen diese Deutung
nationalen' Straßen zuständig; aus diesem Grund liege in Lato das AmL~lokal in der sprechen jedoch nicht nur die Kompetenzen der Behörde, sondern auch die in 61
Nähe ei 1es Grenzheiligtums; so sei auch zu erklären, daß das Kollegium auch für die vorkommende Pluralform euvoµim. G. De Sanctis, der eine Weihung der Mitglieder
Restaurienmg von Grenzheiligtümern zu sorgen hatte.721 Die Aufgaben der Eunomia des Kollegiums (cruvrnvoµtwwt) an Pan veröffentlichte, erkannte in diesem Wort
hingen zweifellos mit den 'Fremdenwegen' zusammen, deren Schutz ausdrücklich ein Kompositum von vi:µr.tv ('weiden'). 727 Auch wenn die cruvrnvoµtwi:m kein
hier und im zur selben Zeit abgeschlossenen Vertrag zwischen Olus und Lyttos (60) Hirtenverein waren, wie er annahm, 728 impliziert die Weihung dieser Magistrate an
betont wird. Für die auf diesen Straßen begangenen Vergehen galten Geldstrafen in den Gott der Hirten, daß die Viehzucht in ihren Kompetenzbereich fiel. 729 Die Euno-
mia erweist sich somit als ein Kollegium, das sich mit den Problemen befaßte, die

714 61 Kopie A Z. 34-38; vgl. 60 B :\-8: [~µEV OE] KU\ tac; ooo; ta; ~EV[\l(('x;Oivu;. ,;ot; t[
Auttioi; i':; BoAorvta KU\ tot; BoAorvtim; Aut}tovOE. ui Oe ti; J((l t[ lVUaOtlCTlCTll\ EVtm'.itm; tat; 722Gondicas 1988, 28lf.
OOOL~, <lltOtncrat(J)f~O.ltAoUta !tp<Xl
]nµu oiKm V\Ku0€[{;]. 723Petropoulou 1985, 99f.; vgl. Dubois 1989, 242 ("la pnncipale mute qui menc hors du
7150ivo; (Ocio;) bedeutet hier 'heilig, vom Gott geschützt, unverletzlich' (vgl. Blass 1905, 339); tcrritoire"). Zu den bei Petropoulou zusammengestellten Belegen ist noch Plut.. Lyc. 31,7 hinzuzu-
diese Straßen sind nicht mit den 'heiligen Straßen' zu verwechseln, die zu Heiligtümern führten (so fügen, der vom Grab des Lykurgos in der Nähe einer ~EV\K~600; im Gebiet der westkrctisd1en Stadt
Uondica~ 1988, 28lf.). Pergamon spricht; s, van Effenterre - van Effenterre 1985, 170 Anm. 29; (_iondicas 1988, 281; Cap-
716 IC I,xiv 2 und I,xvi 24 (Lato, nicht Istron, spätes 2. Jh.): Bauarbeiten am latischen Grenz- deville 1994a, 1% Anm. 35.
heiligtum des Ares und der Aphrodite; IC I,xvi 21 (Lato, spätes 2. Jh.): Bauarbeiten in einem Hei- 724Die 'Fremdenwege' von Lato nach Olus führten durch den Berg Kadistl)ll. von Olus nach Lyttos
ligtum; IC 11,iii 20 (Aptera, 2. Jh.); 11,xxiii 9 (Polyrrhenia, 2 Jh.): Weihung der cruvrnvoµiwtat an über die Ao.cri8i-Berge; der 'Fremdenweg' von Pergamon befaml sich im Bereich der Berge von L(l)U·
Pan. Es ist nicht klar, ob sich das Wort cüvoµio.; in einer fragmentarischen Stelle eines in Mylasa Kta. Auch hei den nichtkretischen Belegen für 'Fremdenwege' (Polyh. 11, 11,5: SylP 636 Z. 23f.),
gefundenen Volksbeschlusses von Gortyn auf dieses Kollegium bezieht: IC TV 178 = I.Mylasa 654 handelt es sich in der Regel um Wege in gebirgigen, für die Viehzucht günstigen Gebieten (auf dem
Z. 2 (2. Jh.). Berg Alesion in der Nähe von Mantineia, auf dem Parnass in der Nähe von "Apaxoßu bzw. zwische~
717Deiters 1904a, 47; Muttclsee 1925, 28; Pctropoulou 1985, 99. Pamon und Taygetos). Petropoulou 1985, 136 vennutete dagegen. daß der Schutz der 'Fremdenwege
718Andere Beispiele füdprnviiv in diesem Sinn bei Maiuri 1910a, 38f. den Handel und die Anwerbung von Söldnern erleichtern sollte
719 Maiuri 1910a, 39f., der auf Arist., Rhet. I 13, 1374 b 20-21 hinwies: o yap öiai,11,~; to 725Beispiele bei Georgoudi 1974, 176, 182; Robert - Robert 1983. 101 · 109: Daverio Rocchi
brtEtK~ op(l-. 1988, 84-91; Rousset 1994, 98f. mit Anm. 4.
72°Maiuri 1910a, 42-45 (vgl. Maiuri 1909, 239); Guarducci 1933c, 204; 1935, 123; vgl. schon 726Voreto;ch 1870, 6; Muttelsee 1925, 27-30; Guarducci 1933c. 204; van Effcnterre 1942, 46;
Dciters 1904a, 47 (richterliche Funktion). Andere Dcutungsversuche sind unbegründet. Xanthudidis Willetts 1955, 195.
1908, 209-212 und 1912, 42-51 hielt Eunomia für einen anderen Namen des Kosmrnkollegiums; 727De Sanctis 1901, 475f. Vgl. die Bildung des Wortes emvoµ(u.
Muttelsee 1925, 26-35 identifizierte die Eunomia mit dem Rat; nach Harrison 1994. 21 war sie für 728oe Sanctis 1901, 475f.; ihm folgte Poland 1909, 540.
die Revision von Gesetzen zuständig. 729Vgl. die Weihung an Pan und die Nymphen im Korykion Antron durch die Pcripoloi, die eine
721 Van Effenterre 1942, 46; vgl. Petropoulou 1985, 99. ähnliche Funktion hatten: s. Robert 1937, 108-110.
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120 B V 4. Ausfuhr und Bergungsrecht B V 4. Ausfuhr und Bergungsrecht 121

sich aus der häufigen Überschreitung der Grenze durch fremde Hirten ergaben· die gen würde. Auch hier galt also die Zollbefreiung nur für die Ausfuhr von Waren für
~mtsbezeichnung 1tpdyicr10i E7tttat<; i::uvoµim<; könnte man vielleicht als,'die den Eigenbedarf. Es versteht sich von selbst, daß vor allem die Hirten in den von
Altesten, die für die Weideordnung zuständig sind', übersetzen. 730 Kriegen besonders gefährdeten Eschatiai von dieser Vergünstigung Gebrauch ma-
chen konnten. Daß hier die Hirten ins Auge gefaßt wurden, wird durch eine Einzel-
4. Ausfuhr und Bergungsrecht heit bestätigt: Auch die 'Erträge' (x:ap1tot) des in die Partnerstadt Gebrachten, also
. Viel~ Verträge (nicht nur Isopoliti,e- sond~rn auch Bündnisverträge)73I befassen das Jungvieh, wird von Abgaben befreit. 738 Diese Abgabenfreiheit galt allerdings
sich mit dem Problem der Ausfuhr (i::~ayroyri)von Waren aus dem Gebiet des Ver- nur, wenn das Gut in der Partnerstadt verkauft wurde und anschließend nicht auf
tragspartners und den dafür vorgesehenen Gebühren. Die entsprechende Vereinba- dem Seeweg ausgeführt wurde. In diesem Fall mußte der Verkäufer 739die "von den
rung sieht grundsätzlich vor, daß für die Ausfuhr zu Land keine Gebühr erhoben jeweils geltenden Gesetzen" - also der Stadt, in der die Transaktion stattfand - vorge-
wird, während ~ur die Ausfuhr auf dem Seeweg die in der jeweiligen Stadt vorgese- sehene Abgabe zahlen; der Empfänger der Abgabe war also die Partnerstadt. Auch
~enen ,Zollb~st1i_nmungeng_elten.Di,e Formel !autet: i~ay<fY'(a.v~µi::v xm:a. yav µEv diese Klausel begünstigte in der Praxis vor allem die Hirten, denn die Besteuerung
a'tEA~l, x:ma 0aA.~crcravOEx:ataßaAA.OV'tlta 'tEAW x:ma. to<; v6µo<;to<; EKU'tEPll galt nur für die Ausfuhr auf dem Seeweg. Die durch gebirgige, nicht leicht zu über-
732 In e1~em Vertrag wird die Gebühr ausdrücklich als Hafengebühr
x:,nµi::v?<;. wachende Gegenden wandernden Hirten waren hiervon nicht betroffen. Vielleicht
(EAAiµi::vwv) bezeichnet (31 A 18), in drei anderen wird die Begünstigung der zwangen ganz praktische Überlegungen die Städte dazu, die Besteuerung auf den
Bürger des Vertragspartners mit der Auflage verbunden, daß die ausgeführten Waren Seeweg zu beschränken; denn nur dann konnte die Ausfuhr kontrolliert und eine Ge-
dem Eigenbedarf dienten.7 33 Eine Sonderregelung in bezug auf die Ausfuhr von bühr erhoben werden. 740 Diese Klausel hatte jedoch vorrangig zum Ziel, den
Ge~ide enthält_der an ~er entscheidenden Stelle leider sehr fragmentarische Vertrag Mißbrauch dieses Privilegs durch Seeräuber zu verhindern. Wenn sie ihre Beute in
zwischen den Hierapytmern und den Arkadern; wahrscheinlich war die Ausfuhr einer die Partnerstadt brachten 741 und sie dort dann an fremde Händler (z.B. Sklaven-
bestimmten Menge zollfrei. 734Dieser Vertrag ist im übrigen der einzige, der auch händler) verkauften, sollten sie nicht von den Marktgebühren befreit werden.742
Bestimmungen über die Einfuhr von Waren enthält.735 Die Details der Ausfuhr- und Bergungsklauseln zeigen also eindeutig, daß sie im
Mit der A:usfuhrklausel ~st auch das Bergungsrecht in Verbindung zu bringen. Es Zusammenhang mit der Viehzucht und der Piraterie, zwei wichtige Beschäftigungen
kommt nur 1m Vertrag zwischen Hierapytna und Priansos vor, der bezeichnender- der Kreter, zu sehen sind. 743 Die für die Ausfuhr zu Land grundsätzlich geltende
~eise kei~e Ausfuhrkl~useJ ~nthält (28 Z. 22-27): Ei ot ti x:a O 'lepam'.itvw<; im- Gebührenfreiheit erleichterte den transhumanten Hirten ihren Weg mit ihren Herden,
i::x0ritm E<;ITpiavcr{i}ov Tl O ITpiavmi::u<;E<;'Ji::pa7tU'tVUV O'tlOUV,U'tEAEafotw ihrem Proviant und dem sonstigen Mobiliar über die Grenze mehrerer Staaten (B V
x:al.~crayoµEVWlx:a} E~ayoµEVWlauta. x:al 10U't(l)Vto<; x:ap1to<;x:al x:ma. yav x:al 3). Transporte zu Land lohnten sich angesichts der geographischen Verhältnisse in
~ma 0aA.acrcrav· cbv Of.x:a a1toO&tm x:ma. 0aA.acrcrav icocrai; i~aywya<; 't(J)V der Hauptsache nur für Vieh. Da alle von diesen Klauseln betroffenen Städte Häfen
U7tE~0miµwv a1toO?'t(l)'ta. 'tEA.Eax:ata. 'tü<;v6µoi; 'tü<;EX:U'tEPll
X:ElµEvoi;.736
Diese besaßen, 744wurden andere Mobilien zur See befördert. Nur die Arkader, die wahr-
Bestimmung ermöglichte den Bürgern der beiden Städte, ihre Mobilien in der anderen scheinlich keinen Hafen besaßen, dürften auf Landwege angewiesen gewesen sein,
Stadt, e~wa im _Falle eines Krieges, in Sicherheit zu bringen (imi::x:n0tvm), ohne und dies erklärt vielleicht, warum ihr Vertrag mit Hierapytna sehr detaillierte Bestim-
dann bei der Wiederausfuhr hohe Gebühren zahlen zu müssen. 737 Gebühren wurden mungen enthält (14 Z. 31-37), u.a. auch über die Ausfuhr von Getreide. Demgegen-
nur dann erhoben, wenn die Ausfuhr zum Zweck des Weiterverkaufs zur See erfol- über scheinen die Bestimmungen über die Ausfuhr zur See vor allem den Transport
von Waren zu betreffen, die zum Verkauf bestimmt waren, wohl vorrangig Sklaven
und sonstige Seeräuberbeute. Der Zusammenhang mit dem Seeraub wird auch da-
730---.. , cj , durch bestätigt, daß die Ausfuhrklausel sehr häufig in Bündnisverträgen vorkommt,
;Lu itpr_i~crto~pnyicrtoi'.11sAmtsbezeichnungauf Kretas.u.Anm.2017,2018.
73
. lsopohtievertrage:14 (Hlerapytna-Arkader), 15 (Axos-Tylisos);Bündnisverträge:22 (?,
HI_erap~tna-Lato),27_(Gortyn-Hierapytna-Priansos), 31 (Gortyn-Lappa), 38 (Eleulhema-Aptera); 738Vgl.Müller1975,143,147undPctropoulou1985,22 (TiereundSklaven).
Bundms-und Isopohtieverträge:59 (Hierapytna-Lato), 60 (Lyllos-Olus),61 (Lato-Olus).Vgl. 739Der Verkäuferzahlt diese Abgabe,denn ci1toÖ&tm('verkaufen')und ci1toö6tco ta tO..w
(ohneDiskussion)Capdeville1994a,206f.mit Anm 70 72
732 . ' . ('Abgabenzahlen')habendasselbeSubjekt(Z. 25f.).
2~ Z. 34-37; 31 A 15-18;38 Z. 18-22;59 Z. 20-23; 60 B 3-5; 61 Kopie A z. 15-17. 740oer VermutungPetropoulous1985,65f.,daßGebührenfür den Exportauf dem Seewegerho-
Unklarm 14 Z. 31-36;15 Z. 1-5;22 Z. 8f. benwurden,weiler überLandkaumbetriebenwurde,widerspricht die BedeutungvonLandwegen auf
733J8Z2lf·['' , ·~') ' ,~, vgl.59 Z. 23; 61 KopieA z 17.
734 ·. :· oµ?crcxvta~ E~ tut cxvxpncxvE~cxyEv; Kreta:s. B V 3.
741Müller1975,143Anm.51 vermutetzu Recht,daß auchPiratengutin Fragekam.
14 mit D1skuss1on.Zur BedeutungvonVerembarungen überGetreideausfuhrfür die Gewähr-
leistungder Subsistenzs. Gallant1991,18lf. (ohnediesesBeispiel). 742Vgl.Müller1975,150Anm.74.
735 743Chaniotis1995a,66f. Petropoulou1985,63 sah dagegeneinenZusammenhang
D~ Rechtder (zollfreien?)EinfuhrundAusfuhr(ecrcxycoyci,t\~cxycoyci)
wirdvonHierapytnaan mit dem Han-
Magnesiaam Mäanderverliehen:IC III,iii3 C (frühes2. Jh.). del.
736
73728 Z. 21-27;hierzus. Müller1975,insbes.143, 147·' Petropoulou1985' 22f. 744Aptera(Kisamos),Eleulhema(Pantomatrion), Gortyn(Lehena),Hierapytna,Lappa,Lato,Lyt-
Müller 1975, i_nsbes.143, 147; Petropoulou 1985, 22f.; Pritchett 1991, 351. Anders tos (Chersonesos,Minoa),Olus, Priansos(lnatos),Tylisos.EinzigeAusnahmensind die Arkader
Guarducc11942,47, die (mitBöckh)hiereinenZusammenhang mit demHandelsah. (dazus.u.)undAxos.
l
122 B V 5. Geldgeschlifte

die u.a. auch die Aufteilung von Beutegut betreffen. Ziel dieser Bestimmungen war
mithin vor allem die Begünstigung transhumanter Hirten. Krieger und Seeräuber da-
gegen, die ihre Beute in der Partnerstadt fremden Händlern (z.B. Sklavenhändlern)
verkauften, wurden von den Markt- und Hafengebühren nicht befreit.
VI.MITTEL ZUR VERSTÄRKUNG DER FREUND-
5. Geldgeschäfte
SCHAFT
Bestimmungen über Geldgeschäfte finden sich in den kretisch-kretischen Ver-
trägen kaum, und dies ist sicherlich auf den vorwiegend agrarischen Charakter der In diesem Abschnitt werden alle Bestimmungen der kretisch-kretischen Verträge
kretischen Wirtschaft während der hellenistischen Zeit zurückzuführen. Nur die zusammengstellt, deren Ziel in der Intensivierung der Beziehungen zwischen den
lsopolitieverträge zwischen Hierapytna und Priansos bzw. Lato und Olus enthalten Vertragspartnern zu sehen ist. 747 Ihr gemeinsames Merkmal ist die sehr enge
eine Klausel über Kaufgeschäfte und Darlehen zwischen Bürgern der Vertrags- Beziehung zu den Grundlagen und besonderen Merkmalen der kretischen Gesell-
partner. Die Formel lautet: l(Ut 7t(J)AoV'tai;lCUt covoµevoi; JCat öavdl;;ovmi; JCat schaft. So finden wir sie bezeichnenderweise nur in den Verträgen zwischen
öavnl;;oµevoi; lCCl.l 1cDJ.a 7t0:V'ta<n>VaA.acmovmi;1C'Uptoi; ~µEv 1Ca'ta 1oi; ,map- kretischen Städten und nicht in Verträgen zwischen kretischen und nichtlcretischen
xovmi; nap' eJCmEpoti; v6µoi; (28 Z. 15-18) bzw. [1Cupt]ov8' ~µi:v 10v Aa[nov Staaten. Parallelen hierfür außerhalb Kretas lassen sich kaum finden. Die Bestim-
EV]BoME[v]n 7tüp'tl 'tOVBoA.6vnov Kat 'tOVBoMvnov 1t[op'tt 'tOVAa't]tov EV mungen über die Vereidigung der Jungmannschaften, das Verlesen der Verträge, die
Amon JCat [1tWAto]vm öt[a 1]fu XPTlü(f)UAa[K)too Kat covtoµi:vov Kat öavi[soV'ta gemeinsamen athletischen und musischen Veranstaltungen sind im Lichte der kre-
Kat öavtl;;6µi:v[o]v Kat 1äU[a 7t0:V'tacr]uvaU[a't't]OV'ta 1Ca'ta1oi; 1a.i; 1t[6]At[oi; tischen Institution der Ephebie und der Prinzipien der Erziehung der jungen Kreter in
v6µoi;] 1oi; flCa'tEPllKEl[µ]evo[i;] (61 Kopie A Z. 38-42). den ayEA.at zu sehen. Die Teilnahme an den Syssitien hängt mit der Organisation der
Das eigentliche Ziel dieser Bestimmung ist jedoch nur die Klärung der Frage, wel- Männer in Speisegemeinschaften (avöpi:ta) zusammen. Diese beiden hocharchai-
ches Recht bei solchen Geschäften gilt, mit anderen Worten, welches Gericht bei schen Grundlagen der kretischen Gesellschaft (vgl. A I 4) scheinen bis in die helleni-
einer Rechtsstreitigkeit die Sache zu entscheiden hätte. 745 Hierfür gilt die allgemeine stische Zeit hinein intakt geblieben zu sein und förderten den Lokalpatriotismus der
Regel, daß das Recht der Stadt, in der die Transaktion stattgefunden hat, Anwendung kretischen Städte. So setzte die effektive Bindung zweier Städte durch Bündnis oder
finden soll. Isopolitie die gegenseitige Heranziehung der Bürger des Partners zu allen Veran-
staltungen voraus, die das Gemeinschaftsgefühl prägten. Diese Funktion erfüllten
Aus diesen wenigen Nachrichten können wir weder Umfang noch Charakter der
auch die für die Identität und den Zusammenhalt einer Gemeinde wichtigen religiösen
Transaktionen ermitteln. Aus dem Friedensvertrag zwischen Gortyn und Knosos Feste. 748 Wir werden noch sehen, daß die von diesen Bestimmungen betroffenen
(43) erfahren wir, daß sowohl Privatpersonen als auch Städte von Privatpersonen Feste in der Regel mit der Institution der Ephebie zusammenhingen. Wie wichtig die
anderer Städte Darlehen nahmen. Zu diesem Zweck gab es in mehreren Städten ein Bindung des neuen Partners an die lokalen gesellschaftlichen, kulturellen und re-
746 Überliefert werden ferner Darlehen von
entsprechendes Archiv (xpi:oo<puA.aKtov). ligiösen Veranstaltungen war, erkennen wir leicht an den hohen Geldstrafen, die die
Kretern (oder kretischen Städten?) an Städte des Auslands, wahrscheinlich im Zu- Kosmoi zu zahlen hatten, wenn sie etwa versäumten, die Jungmannschaften zu
sammenhang mit dem Seeraub und dem Freikauf von Gefangenen (A I 4). Festen der Partnerstadt zu führen 749 oder die Bürger der Partnerstadt zu einem Fest
oder Opfer einzuladen, die Jungmannschaft zu vereidigen, den Vertrag zu verlesen
oder die Vertragspartner zum Verlesen einzuladen, Opfer darzubringen oder den Ge-
sandten Transportmittel zur Verfügung zu stellen (B VI 4). Diese Versäumnisse wur-
den geradezu als grobe Verletzung des Vertrags betrachtet, und deswegen wurde die
Geldstrafe immer an den Vertragspartner ausgezahlt.

747Solche Bestimmungen finden sich sowohl in Bündnis- als auch in Isopolitieverträgcn: 5


(Hierapytna-Praisos), 11 (Lyttos-Malla), 14 (Arkader-Hierapytna), 26 (Hierapytna-Lyttos), 27
(Gortyn-Hierapytna-Priansos), 28 (Hierapytna-Priansos), 32 (Gortyn-Sybrita), 35 (Hierapytna-Bian-
nos?), 38 (Eleutherna-Aptera), 50 (Hierapytna-Knosos), 59 (Hierapytna-Lato), 60 (Lyttos-Olus),
745Hitzig 1907, 42.
61 (Lato-Olus); vielleicht 15 (Axos-Tylisos), 22 (Hierapytna-Lato).
746 Bezeugt für Knosos (55 Kopie A Z. 32-35), Polyrrhenia (IC 11,xxiii 6 A 4), Lato und Olus 748 Vgl. Stengel 1920, 142 (zum Ausschluß von Fremden); Nilsson 1951, 17-48; Burkert 1972,
(61 Kopie A Z. 38-42); vgl. WilletL~ 1955, 200; Petropoulou 1985, 66. Allgemein zu diesen Ar- 48, 383; Chaniotis 1991c, 138-142.
chiven in Griechenland: Dareste, 1882, 241-245; Gauthier 1972, 336,363. 749 11 (jeder Kosmos 100 Statere?).
124 B VII. Vereidigung der Jungmnnnschaften B VI 2. Verlesen des Vertrags 125

1. Vereidigung der Jungmannschaften Die Vereidigung der in die Bürgerschaft aufgenommenen jungen Männer wurde
von den Kretern zweifellos als ein wichtiges Mittel für die Aufrechterhaltung der
Die Vereidigung der jedes Jahr aus der Ephebie ausscheidenden Jungmann-
Bündnisse betrachtet. Sie bedeutete faktisch eine Bestätigung des Vertrags und erin-
schaft750 ist von der Leistung des Vertragseids zu unterscheiden, die dem Vertrag
nerte alle Bürger an die auswärtigen Verpflichtungen ihres Gemeinwesens. 755 Diese
Rechtskraft verlieh (B II 2.1). Da die Einhaltung eines Vertrags jedoch zu den Bür-
Bedeutung wird noch deutlicher, wenn man den militärischen Aspekt der Ephebie
gerpflichten gehörte, wurde die Eidesleistung durch die neuen Bürger erneuert: Am
und die Aufgabe der jungen Bürger, die Grenze zu überwachen und bei Feldzügen
Tag, an dem die jungen Männer in die Bürgerschaft aufgenommen wurden und die
das Kampfaufgebot zu bilden, 756 in Betracht zieht. An einem von symbolträchtigen
Kriegertracht anlegten, 751 leisteten sie unter Verantwortung der amtierenden Kosmoi
Handlungen uralten Ursprungs geprägten Initiationsfest, 757 einem im Leben des
nicht nur den vorgesehenen Bürgereid, sondern auch die Eide für alle Verträge, durch
Mannes entscheidenden Wendepunkt, beteuerte der junge Bürger in Anwesenheit von
die ihre Stadt zu jenem Zeitpunkt mit anderen Staaten verbunden war; dies wird
Bürgern - manchmal auch der Epheben (vgl. B VI 3) - des Verbündeten seine
immer wieder unter hohen Strafandrohungen angeordnet.75 2 Zuweilen wird auch die
Beistandspflicht. Umso eindrucksvoller war diese Vereidigung, wenn sie während
Anwesenheit von Vertretern der Vertragspartner bei der Eidesleistung angeordnet. 753
eines Kriegs vorgenommen wurde, wie es im Fall des Eids von Dreros anzunehmen
Einige Verträge sprechen ledigich von der Pflicht der zu jenem 'Zeitpunkt amtierenden
ist, der zwar kein Vertragseid ist, aber direkt auf einen Bündnisvertrag zwischen
Kosmoi, die Vereidigung der gerade die Ephebie verlassenden Männer vorzunehmen.
Dreros und Knosos und die ewige Feindschaft gegenüber Lyttos hinweist. 758
Die entsprechende Formel lautet etwa: E~opKt~avnuv fü: 1:av a:yf},.,_av 1:av 1:6Ka
foouoµtvav (bzw. E1tElKa E"(Opaµoovn) EVElCa'tEpat 'tat 7t0Al E1t' au,:&v 1COO"µt6v-
2. Jährliches Verlesen des Vertrags
't(t)V,1tapt6v1:oov 1tpecrßEiac;.754 Trotzdem kann kein Zweifel daran bestehen, daß die
Vereidigung auch in Zukunft vorzunehmen war; denn im Vertrag zwischen Olus und Eine analoge Funktion erfüllte das nur auf Kreta belegte Verlesen der Verträge
Lato wird die Bestimmung über die erstmalige Vereidigung der gerade in die Bürger- durch die Kosmoi an bestimmten Festen, 759 wieder in Anwesenheit von Vertretern
schaft aufzunehmenden Agela (61 Kopie A Z. 20f.: E~opKt~avmv ... foEi K' h- des Vertragspartners;76() eine Einladung hierzu sollte rechtzeitig ergehen. 761 Das Ver-
op(a)µoovn oi. Kocrµot E1t' au,:&v Ko[(j ]µ16v1:[(t)V])mit einer Klausel über die künftig lesen des Vertrags fand in den einzelnen Städten an verschiedenen Festen statt: In
Jahr für Jahr vorzunehmenden Eidesleistungen ergänzt (Z. 23: Kat 1:ov ÖpKov 'tEAt- Lyttos war es das Fest Periblemaia (11 Z. 21), an dem die neuen Bürger offenbar die
crKov,:oov). Der fragmetarisch erhaltene Vertrag zwischen den Arkadern und Hiera- Bürgertracht anlegten. 762 In Hierapytna, Priansos und Malla fand es am Zeusfest
pytna (14 Z. 18f.) erweckt den Eindruck, daß die jährliche Vereidigung nicht in der Hyperboia statt.763 Da Zeus auf Kreta als Beschützer der Jugend galt, 764 und das
Stadt, sondern in einem beiden gemeinsamen Heiligtum vorgenommen wurde. Das Fest ein Pendant zu den lyttischen Periblemaia darstellte, darf man annehmen, daß
dabei verwendete Verb cruvnµt könnte die Zusammenkunft der Epheben beider Ver- auch dieses Fest mit der Institution der Ephebie zusammenhing. 765 In Lato war für
tragspartner in einem gemeinsamen Heiligtum implizieren, möglicherweise dem Her-
mesheiligtum auf dem Heiligen Berg (Iuµ17 Btavvou), das für die Initiationsriten der 755Vgl. Brelich 1961, 71f.
Epheben noch in der hellenistischen Zeit eine besondere Rolle spielte (s.u. S. 129). 756zur militärischen Rolle der jungen Bürger: Brelich 1961, 70-73; Willetts 1977; Petropoulou
1985, 108f.; vgl. Link 1994, 21f.
757zu den Initiationsriten der kretischen Ephebie s. die in Anm. 81 angeführte Literatur. Für die
Annahme von Bile 1992b, 15f., daß die hellenistischen Jnitiationsriteneine künstliche Wiederbele-
bung alter Traditionendarstellen, gibt es keinen Anhaltspunkt.
750Der Eid wurde beim Austritt aus der Ephebie (und nicht zu deren Beginn) geleistet: s. 7587 Testimonium b. S. auch die hohe Strafandrohung für die Kosmoi, falls sie es versäumen
Haussoullier 1894, 168f.; Lipsius 1909, 410; Ziebarth 1914, 164; Schwyzer 1928, 245; Guarducci sollten, die künftigen Jungmannschaften zu vereidigen: Jeder Kosmos hatte 500 Statere zu zahlen;
1935, 87; Kirsten 1940, 146; Willetts 1955, 16f.; Brelich 1969, 199f.; Bile 1992b, 14; Perlman weI111der Rat versäumte,das Strafgeld einzuziehen,war von jedem Mitglied die doppelte Summe zu
1995, 166. Anders Danielsson 1890, 20; Busolt - Swoboda 1926, 754 Anm. 1 (beim Eintritt in die entrichten.
Ephebie). 75911 Z. 20-23; 27 Z. 40-42; 28 Z. 40-47; 32 Z. 1-5; 50 Z. 12f.; 59 Z. 30-34; 61 Kopie A Z.
7517 Testimonium b. Vgl. Willctts 1955, 16f. Anm. 3. Zum Ritus vgl. u. B VI 4. 22-25. Das Verlesen stellte mindestens in einigen Fällen eine Alternativezur jährlichen Vereidigung
7 5214, 38, 50, 59, 60, 61; vielleicht 22, 27; vgl. Petropoulou 1985, 93 Anm. 440 (ohne dar; denn eine entsprechende Klausel finden wir oft in Verträgen, die keine Vereidigungsklausel
Diskussion). Das Verb vu6w in 11 hängt mit der Schwurzeremonienicht zusammen (s. Kommentar enthalten: sicher 28, wahrscheinlich 11, vielleicht 27 und 32. Vereidigung und Verlesen wird aber
zur Stelle). in 50 und 61 angeordnet.
75338 Z. 25-28; 59 Z. 28-30; 60 B 8f.; 61 Kopie A Z. 20-22; vgl. B VI 2 über eine ähnliche 760 11, 32, 50, 59, 61; vgl. 28.
Anordnungim Zusammenhangmit dem Verlesendes Vertrags. 76128 Z. 42f.; 32 Z. 3f.; 50 Z. 16f.; 59 Z. 32-34; 61 Kopie A Z. 24f.
754Daß es sich um eine einmalige Handlung handelt, geht eindeutig aus dem Aorist i~opKt~civ- 762Willetts 1962, 294; Leitao 1995, 136.
twv (38 Z. 25; 59 Z. 28; 60 B 8; 61 Kopie A Z. 20) hervor (vgl. Jacobstahl 1907, 43-48), ferner 76311 z. 23; 28 z. 42; 50 z. 13; 59 Z. 31. Zum Fest: Brelich 1961, 72; Willetts 1962, 239;
aus dem Ausdruck €1t'uutiiiv Koaµtovtwv ("noch während ihrer Amt~zeit"):61 Kopie A Z. 21; er- Leitao 1995, 136.
gänzt in 38 Z. 26f.; 59 Z. 29; 60 B 9. Trotzdem ergänzten einige Forscher in der entsprechenden 764S. z.B. Verbruggen 1981, 85f., lülf.
Formel den Ausdruck Kat' i:to~ bzw. Kat' i:vmut6v: 38 Z. 25 (Pctropoulou);60 B 9 (Deiters); 61 765Der Monat Hyperboios wird auch in einer archaischen Inschrift von Dreros (Nomima 68) im
Kopie A Z. 21 (Comparetti,Deiters); s. die kritischen Apparate. Zusammenhangmit der Agela genannt; vgl. Brelich 1961, 72.
126 B VI 3. Feste, Agone, Amphiklionien B VI 3. Feste, Agone, Amphiklionien 127

das Verlesen des Vertrags das Fest Theodaisia vorgesehen. 766 Die Beziehung des den Beitrag an Opfertieren, 776 die Geldstrafen für Versäumnisse (B VII 5), allerdings
Festes zur Ephebie geht aus dem Vertrag zwischen Olus und Lato (61) hervor: Der nur für den Fall, daß nicht ernsthafte Hinderungsgründe (z.B. Krieg) vorlagen. 777
Eid sollte zum erstenmal an dem Tag geleistet werden, an dem die jungen Männer in Die kretischen Verträge ordnen gelegentlich auch die gemeinsame Veranstaltung
der jeweiligen Stadt in die Bürgerschaft aufgenommen werden (Kopie A Z. 21: E7ttt von Tanzaufführungen (xopot) und Laufwettkämpfen (Öpoµot) anläßlich religiöser
K' i:yÖp(a)µcovn). Der Termin für die künftige Vereidigung wird dann für jede Stadt Feste sowie die Teilnahme von Opferchören (0iaom) an. 778 Die Liebe der Kreter für
näher bestimmt, wobei es sich in Lato eben um das Fest Theodaisia handelt (Z. Musik, Gesang und Tanz ist mehr als bekannt, 779 so daß hier der Hinweis genügt,
23).767 Das Verlesen des Vertrags steht also in einem direkten Zusammenhang mit daß Kreta den anderen Griechen als der Ort galt, an dem bestimmte Tanz- und Ge-
der Institution der Ephebie, als eine erzieherische Maßnahme zur Einführung in die sangsarten zum ersten Mal aufgeführt wurden. 780 Ebenso bekannt sind die Leistun-
Pflichten des Bürgers. gen der Kreter im Lauf. Es ist z.B. bezeichnend, daß die meisten kretischen
Olympioniken ihre Siege in Laufwettkämpfen errangen. 781 Diese Bestimmungen sind
3. Teilnahme an Festen und Agonen und das Problem der jedoch nicht im Lichte dieser Vorliebe zu sehen, sondern lassen sich aus der Rolle der
kretischen 'Amphiktionien' Musik, des Tanzes und des Laufens in der kretischen kriegerischen Erziehung er-
Die Teilnahme der Bürger des einen Vertragsstaates an Festen des anderen kommt klären. Der Waffentanz (EvorrAto~ öpxrim~, rrvpptxo~). angeblich eine Erfindung der
in vielen kretischen, aber auch in griechischen Staatsverträgen allgemein vor. 768 kretischen Kureten,7 82 und die Scheinwettkämpfe der jungen Kreter unter Begleitung
Solche Bestimmungen betreffen in der Regel das Fest der wichtigsten Gottheit einer von Lyra- und Flötenspiel hatten einen festen Platz innerhalb der kretischen Ago-
Stadt - bei den Arkadern das Fest des Asklepios, 769 in Gortyn und Lyttos das Fest ge.783 Strabon (nach Ephoros) und Plutarch heben die Förderung aller guten Eigen-
Pythia, 770 in Malla das Fest Monnitia, 771 in Lato und Olus das Fest der Göttin schaften des Bürgers durch die kretischen Lieder hervor. 784 Ebensogroß war die Be-
Britomartis.7 72 Wie im Falle der Vereidigung der Epheben und des Verlesens des
Vertrags ist aber auch hier häufig ein direkter Zusammenhang mit der Institution der
Ephebie festzustellen: Der Bündnisvertrag zwischen Lyttos und Malla (11 Z. 16-19) 77614 z. 12f.; vgl. 26 Z. 4f.
ordnet die Teilnahme der gerade aus der Ephebie ausscheidenden Jungmannschaft am 77714 z. 17; 26 Z. 4-6; vielleicht 22 Z. 5.
wichtigsten Fest des Vertragspartners an. Auch der oft vorgesehene Auftritt von 778x 0 po(: 5 z. 68-78; 61 Kopie A Z. 44; 8p6µoi: 5 Z. 69-78; 50 Z. 8; 60 B 13?; 61 Kopie A
Z. 44; vielleicht 15 Z. 7; 0iaooi: 27 Z. 38f.; 60 B 13; 61 Kopie A Z. 44.
Opferchören und Läufern (s.u.) muß als Teilnahme von Epheben und jungen Bür- 77 9s. z.B. Kirsten 1942, 4; Lawler 1951, 23-51; Dctorakis 1972, 208-216; Caputo 1974, 189-
gern verstanden werden. Die 'Fest'-Klausel betrifft ferner oft das Fest Theodaisia (in 195; Lebessi 1989, 55-61; Willetts 1988, 19-31. Besonders charakteristisch sind zwei hellenistische
Hierapytna, Lato und Olus), dessen Beziehung zur Ephebie gut belegt ist.7 73 Der Epigramme (Anth. Gr. 7,448 und 449), die die Lieblingsbeschäftigungender Kreter nennen: Liebe,
ausdrückliche Hinweis auf diese Feste bedeutet allerdings nicht, daß die Bürger der Jagd, Krieg und Tanz.
Vertragspartner von anderen Festen ausgeschlossen waren. 774 Weitere Details betref- 780s. vor allem Strab. 10,4,16-18 (C 480-481); vgl. z.B. Horn. hymn. Apoll. 516-519;
fen die Pflicht der Kosmoi, den Vertragspartner rechtzeitig zum Fest einzuladen, 775 Aristoph., Ran. 849; Schol. Aristoph., Eccl. 1165; Cratinus fr. 237 PCG; Nik. Damask. FGrHist
90 F 103aa 2; Athen. XIV 638 b; Aristid. Quintil.. de musica I 17 und 27. Zum kretischen Tanz s.
z.B. Horn., II. 18,590-606; Pind. fr. 107b ed. Maehler (= fr. 31 ed. Bergk); Aristoph., fa:cl. 1165f.:
Luc., de salt. (45) 8; Athen. I 22 b-c; V 181 b; XIV 629 c; XIV 630 b.
781Vgl. van Effenterre 1948, 41; Brelich 1969, 204 Anm. 250. Kretische Olympioniken in Lauf-
wettkämpfen: Moretti 1957, 91 Nr. 224, 101 Nr. 296, 113 Nr. 367b, 117 Nr. 390, 154 Nr. 752,
170 Nr. 906; Moretti 1987, 69 Nr. 390, 74 Nr. 752. S. auch Xen., Anab. 4,8,27: 60 Kreter unter
76659 Z. 3lf; 61 Kopie A Z. 23. den Myrioi ragten im Dolichos hervor.
767Die Beziehung des Festes zur Ephebie nimmt auch Willetts 1962, 109 an; vgl. Brclich 1969, 7s2strab. 10,4,16 (C 480). Zur Erfindung des Waffentanzes: vgl. Diod. 5,65,4; Schol. Pind.
201; Lebessi 1985, 195-197; Leitao 1995, 136. Pyth. 2, 127 ed. Drachmann; vgl. Nik. Damask. FGrHist 90 F 103 aa 2 (Pyrrichos aus Kydonia);
768Kreta: 11 Z. 16-19; 14 Z. 6-17; 26 Z. 1-6; 27 Z. 37-40; 28 Z. 38-40; 50 Z. 6-10; 60 B 10- P.Oxy. 1241 Z. 24-28 (der Kreter Pyrris). Hierzu s. Petersmann 1991, 80-84.
14; 61 Kopie A Z. 42-45; vgl. Voret~ch 1870, 8f.; Petropoulou 1985, 93 Anm. 443; Capdeville 783Strab. 10,4,20 (C 483 = Ephoros FGrHist 70 F 149): taKta"i; 81:naiv iiµ1:pm; ayD„rt itpo;
1994a. 199 Anm. 48. Andere Beispiele: SV III 408 Z. 2-6 (Isopolitie Milct-Olbia); 537 Z. 64-66 ayEA.f\V croµßa.A.MlµEta (l\)Af)\) l((l\ A.upa; Ei; µa.xriv EVpu0µ0, WOltEpl((ll EV"tOlsltOAEµtlCOls
(Isopolitie Milet-Seleukeia); 563 (Sinope-Histiaia); SEG XXX 1117 Z. 17f.; 1118 Z. 20-22 (De- EiwSaotv; vgl. Nik. Darnask. FGrHist 90 F 103 aa 2. In einer archaischen Inschrift von Eltynia (IC
krete von Entella für Herbita und Gela); Stroud 1984, 202-205. I,x 2 z. 6, 6. Jh.) wird der Tanzplatz in einem Atemzug mit dem Männerhaus, dem Haus der Agela.
76914; zum Kults. Willetts 1962, 225. dem Ort, an dem Scheinkämpfestattfanden,und dem Tempel als einer der öffentlichen Orte der Stadt
770Gortyn: 27; Lyttos: 11. genannt:~v av8priiot ~v ay[E]A.a[t]~ ouv[ß]oAfitpm ~ 'm Kop8t~ 'm vrio[---].IuvßoArttpa ist eher
771 11 (auch zum Kult des Zeus Monnitios in Malla). mit dieser Strabon-Stelle in Verbindung zu bringen, als mit ouµßoA.ov ("endroit ou des contrats
77260, 61; zum Kult der Britomartis in Olus s. Willetts 1962, 180. etaient conclus": Bile 1988a. 179) oder ouµßoAT)(Guarducci 1935, 92: "locus communium convi-
773 14, 50, 60, 61; an diesem Fest wurde in Lato ein Vertrag den Epheben verlesen (s.o. S. viorum"). Zur Rolle der Musik in der Schlacht s. z.B. Polyb. 4,20,6; Athen. XII 517 a; vgl. XIV
125f. mit Anm. 766). 626 b; 627 d; Ael. Gell., noct. Att. 1,11,6.
77 4 28 Z. 38-40; 50 Z. 7. 784Strab. 10,4,16 (C 480) und 20 (C 483); Plut., Lyc. 4,2f. Vgl. Kirsten 1942, 120f.; Willetts
77514 Z. 9-11; 50 Z. 9f. 1965, 115; Brelich 1969, 198.
128 B VI 3. Feste, Agone, Amphiktionien B VI 3. Feste, Agone, Amphiktionien 129

deutung des Wettlaufs: Zu den Aufgaben des für eine Agela verantwortlichen Bürgers Präsens von cruvnµt ('zusammen sein'). 791 Das Verb bezieht sich sicherlich auf das
gehörte die Veranstaltung von Laufwettkämpfen; 785der Terminus öpoµi::u<;('Läufer') Zusammentreten der Jungmannschaften an einem bestimmten Fest (oder an mehreren
bezeichnet eben den 'Volljährigen'. 786 Die Rolle der Musik, des Tanzes und der Festen) bzw. am selben Kultort. 792 Daß die aus der Ephebie austretenden Jungen
Laufwettkämpfe für die kretische Erziehung lassen uns den Sinn der entsprechenden mehrerer Städte gemeinsam an Festen 'pankretischer' Heiligtümer teilnahmen, geht
Bestimmungen in den Staatsverträgen richtig verstehen. Ihr Ziel war die enge Bin- aus dem 'Kureten-Hymnus' von Palaikastron hervor (s.o.). Bisher ist nur ein Kultort
dung der Jungmannschaften der Vertragspartner durch die gemeinsame Teilnahme an bekannt, an dem die Teilnahme sowohl von Hierapytniern als auch von Arkadern
den wichtigsten Veranstaltungen der Agoge, Laufwettkämpfen und Waffentänzen. bezeugt ist, nämlich das Heiligtum des Hermes Kedrites auf dem Hieran Oros (bei
Den Zusammenhalt der Epheben der Vertragspartner besiegelte schließlich der Luµ11 Buivvou). Dieses Heiligtum, das auf eigenem heiligen Land - vielleicht an der
gemeinsame Auftritt von Opferchören an den wichtigen Festen ihrer Städte (s.o. Grenze mehrerer Staaten (Arkader, Lyttos, Biannos, Malla, Hierapytna) - lag, spielte
Anm. 778). Im Lichte dieser Praxis wird auch der berühmte 'Hymnos der Kureten' eine besondere Rolle für die Initiationsriten der kretischen Epheben. 793 Die Inschrif-
verständlich, der am Fest des Zeus Diktaios an einem für viele ostkretische Städte tenfunde legen nahe, daß das Heiligtum von Epheben und Bürgern mehrerer Staaten
wichtigen Heiligtum gesungen wurde. 787 Aus dem Text geht hervor, daß dieser (u.a. Arkader, Lyttier, Priansier, Hierapytnier) besucht wurde. 794 Da nun für das
Hymnos von den Epheben mehrerer Städte aufgeführt wurde. 788 Ähnlich wie eine Heiligtum bei Luµ11 eine besondere Rolle für die Initiationsriten der kretischen
Polis Opferchöre zum wichtigsten Fest ihres Verbündeten entsandte, wurden wahr- Epheben eindeutig bezeugt ist, ist nicht auszuschließen, daß die Epheben der Hiera-
scheinlich von den verschiedenen Städten, die am Kult des Zeus Diktaios teilnahmen pytnier und der Arkader gerade diesen Ort Jahr für Jahr aufsuchten (vgl. cruvi:wvn),
(Itanos, Praisos, Hierapytna, Knosos), Thiasoi abgeordnet, die nicht nur dem Gott, die Initiationsriten durchführten und von den Kosmoi vereidigt wurden. Im verlore-
sondern auch dem Frieden (a q,{AoA.ßo<; Eipfiva) huldigten, wohl eine Anspielung nen Teil eines anderen Vertrags der Hierapytnier, mit Lyttos, war von einem Opfer
auf die Verbindung ihrer Städte. 789 die Rede (vgl. 26 Z. 4: 0ucriav tav riypaµµi:vav), das jedes Jahr von den Kosmoi
dargebracht werden sollte. Sollten die Kosmoi einer Stadt es vernachlässigen, hätte
Der 'Kureten-Hymnos' hängt aber auch mit einem besonderen Phänomen zusam- jeder von ihnen Hundert Silberstatere an die andere Stadt zu zahlen. Dieses Opfer
men, der Existenz von Heiligtümern regionalen oder pankretischen Charakters, die an
könnte mit der gegenseitigen Teilnahme an Festen zusammenhängen; die Kosmoi
lokale Amphiktionien erinnern. 790Die hellenistischen Verträge enthalten möglicher-
hätten dann Opfertiere an die fremde Stadt zu schicken. 795 Gegen diese Deutung
weise auch Bestimmungen über derartige Kultorte, an denen mehrere Städte beteiligt spricht allerdings die Tatsache, daß hier nur von einem Opfer die Rede ist, das aus-
waren. Solche Bestimmungen kennt man nur aus Verträgen Hierapytnas, was die
führlich vorher beschrieben wurde (vgl. tav riypaµµi:vav ). Vielleicht handelt es sich
Vermutung nahelegt, daß sie denselben Kultort betreffen. Im Vertrag zwischen
um ein gemeinsames Opfer an einem Kultort, den die Bürger beider Städte besuch-
Hierapytna und den Arkadern (14 Z. 18f. begegnet in einem fragmentarischen ten. In Frage kommt wieder eigentlich nur das Heiligtum des Hermes Kedrites: Die
Passus über die Vereidigung der Jungmannschaften das Verb cruvi:wvn, Konjunktiv
Teilnahme von Hierapytniern und Lyttiern am Kult ist dort belegt (s.o.), und der
Kultort dürfte etwa an der gemeinsamen Grenze der beiden Poleis liegen. Bestim-
mungen über die Durchführung von Opfern bilden schließlich einen wichtigen Teil
des Abkommens zwischen Hierapytna und einer anonymen Stadt (35 Z. 10-14,
785Strab. 10,4,20 (C 483); zu Laufwettkämpfen vgl. ebenda 10,4,21 (C 484); Nik. Damask.
Biannos?). M. Guarducci brachte diesen Passus mit der Eideszeremonie in Verbin-
FGrHist 90 F 103aa 2; vgl. Kirsten 1942, 121; Willetts 1965, 115f.; Brelich 1969, 199; s. auch dung.796 Der für die Vereidigungsklausel ungewöhnlich große Umfang des Ab-
Capdeville 1994a, 205 Anm. 65, 219f.; Capdeville 1994b,271f.
786Willetts 1955, 7f., llf.; Brelich 1969, 199, 204f.; Bile 1988a, 344; vgl. den Monatsnamen schnittes (5 Zeilen), die Nennung eines Priesters (Z. 14) und von Ausgaben (Z. 14:
Dromeios (Willetts 1962, 264f.), der wohl mit dem Kult des Apollon Dromaios zusammenhängt(s. ap[yupwv?]) sowie die mögliche Nennung eines Priesteramtes (Z. 9f.: [\.i::p]ocruvm,
Plut., mor. 724 c; anders Willetts 1962, 265). imDativ?) machen jedoch eine andere Deutung wahrscheinlicher: Der Vertrag regelte
787IC III,ii 2 (vgl. SEG XXVIII 751). Zum Texts. auch Verbruggen 1981, 101-111 (mit der nicht das einmalige Opfer bei der Sanktionierung des Vertrags, sondern das regel-
älteren Literatur); zur Teilnahmemehrerer Städte am Kults. Guarducci 1942, 6, 17; van Effenterre mäßig an einem Heiligtum, an dessen Kult beide Vertragspartner teilnahmen, darzu-
1948, 126f.; Guarducci 1974, 38; Verbruggen 1981, 109; Chaniotis 1988d, 28; Capdeville 1994b, bringende Opfer. Die kretischen Staatsverträge enthielten oft Bestimmungen darüber,
275. Perlman 1995, 162f. hat den engen inhaltlichenZusammenhangzwischen dem Hymnos und
dem Bürgereid von Itanos (IC III,iv 8) gezeigt. Sie vermutetjedoch, daß das Heiligtum bei Palai-
kastro unter der Kontrollevon Itanos war; s. aber Chaniotis 1988d,28.
788IC III,ii 2 z. 29f.: [0opEICE~]ltOAT]U~ aµwv... 0opE ICE~v[fo~ 110]1..Eim~.
Perlman 1995, 166 791Die verbreitete Form ist i'.rovtl(Bile 1988a, 97), also mit Wendung des Ein l vor dunklem
vermutet,daß der Hymnosvon den Ephebenvon Itanosund seinenVerbündetengesungenwurde. Vokal; Ostkreta ist jedoch eine Ausnahme:s. Thumb - Kieckers 1932, 149f.
789IC III,ii 2 Z. 20. Diese Verse werden mit dem Zeushymnos des Kleanthes verglichen 792Es könnte aber auch einen konkretenBezug auf den Stamm der Arkader haben, wo die Jung-
(Guarducci 1942, 17). Da Zeus in diesem Text jedoch nur als Beschützerder kretischenStädte (bes. mannschaftender verschiedenenSiedlungensich möglicherweisean einembestimmtenTag trafen.
Z. 29f.) aufgerufen wird, hängt m.E. dieser Hinweis auf den Frieden (ebenso wie der Hinweis auf 793Lebessi1985, 188-198.
l>ilCT]
in Z. 19 und 81:µl~in Z. 30) mit der Verbindungder am Kult teilnehmendenStädte zusammen. 794Chaniotis 1988d, 33.
790 79526 Z. lf.: [Suµata? 11apq]6vrnv. Vgl. 14 Z. 13.
S. zuletzt Chaniotis 1988d (Heiligtümerdes Zeus Diktaios in Palaikastron, des Zeus ldaios
und des HermesKc<lritesin IuµT]Bu:ivvou). 796Guarducci1942, 53.
130 B VI 3. Feste, Agone, Amphiktionien B VI 4. Besuch der Pannerstadt 131

welche Stadt für die Opfer an Grenzheiligtümern zuständig war. 797 So ist von einem für die Kosmoi bestimmt waren.8°5 Die Kosmoi durften ferner ihr besonderes Amts-
Priester im Vertrag zwischen Knosos und Tylisos die Rede, und zwar im Zusammen- kleid tragen (s.u.). Die entsprechenden Formeln lauten:
hang mit dem Opferrecht an den Heiligtümern des Poseidon auf dem Berg Iy(k)tos [o fü:KOO"µO(; t&v 'IepaJtUtvi]cov Ep7tEtCO AuttOl ec;to ap;(ElOV.Kata t(X\)'[(l OEKat
sowie des Ares und der Aphrodite an einem unbekannten Ort. Beide Heiligtümer Ot&[ V Autticov KOO"µoc; EV'Iepam'nvm ec;]to apx[ Etov806
Ep7tEtCO
lagen mit Sicherheit an der Grenze zwischen Knosos und Tylisos.79 8 Auch der () OEKocrµoc;() t&v 'lepa1tutvicov Ep7tEtCO EVTTptaVO'lOlec; to apxeiov Kat EV
Vertrag zwischen Hierapytna und Lato enthielt Bestimmungen über das Opferrecht EKKATJO'latKa011cr0coµeta t&v Kocrµcovcocrautcoc;ÖEKat o ,&v n ptaVO'lECOV
der Hierapytnier an einem an der Grenze zwischen den beiden Städten gelegenen Kocrµoc;Ep7tEtCO EV'Iepa1tutvm ec;to apxeiov Kat EVEKKA.TJO'lat Ka0T]cr0coµe,a
Hermes-Heiligtum. 799Im Lichte dieser Parallelen scheint es wahrscheinlich, daß der t&v K6crµcov 807
Vertrag Hierapytnas mit der anonymen Stadt ein Grenzheiligtum betraf. Wenn der rni'. x:a x:ocrµicov [eA]0TJt Aatto[c; ec; 'OA.6vta fl 'OA.6vttoc;] ec; Aatcov, t[6 'CE
Vertragspartner mit Biannos zu identifizieren ist, ging es in diesem Fall wieder um i,µa]ttoV a<p<pav&EXEtCO Kat Ep7tEtCOec;1t[putaVT]lOVrn0coc;] Ka 01.[K6cr]µ[o]t ec;
das Opfer am Heiligtum des Hermes Kedrites, das sich an der Grenze zwischen [EOP]~av ~ 7t07t7tUV [i::p]1tCOVtl.
808
Hierapytna und Biannos befunden haben dürfte.800 Möglicherweise wurde mit
Die Magistrate der Vertragspartner waren ferner verpflichtet, den Gesandten der
diesem Abkommen die Höhe der Beiträge für das Opfer festgesetzt (Z. 14) sowie
Partnerstadt Transportmittel zur Verfügung zu stellen. 809
vereinbart, welche Stadt den Priester zu stellen hatte (Z. 9f.). Diese Deutungen
bleiben natürlich in hohem Maße hypothetisch. Angesichts der Bedeutung, die das Diese Bestimmungen werden verständlich, wenn man sie im Lichte der antiken
Heiligtum von Hermes für die Initiationsriten der Epheben hatte, wäre es allerdings Überlieferung über spezifisch kretische Institutionen betrachtet. Die Einladung zum
nicht befremdend, wenn die o.a. Bestimmungen tatsächlich dieses Heiligtum betref- Amtslokal und der Ehrenplatz in der Volksversammlung bedürfen keines besonderen
fen würden. Die Teilnahme der Bürger und Epheben der Vertragspartner am dortigen Kommentars, da dies allgemein verbreitet war. 810Die Klausel über das Tragen eines
Fest vermochte ihre Freundschaft zu verstärken. Eine ähnliche Rolle spielte wohl besonderen Kleids stellt im griechischen diplomatischen Verkehr jedoch etwas Eigen-
auch das Heiligtum des Zeus Diktaios (B VI 3). artiges dar8 11 und kann nur aus den Besonderheiten der kretischen Gesellschaft
erklärt werden. Die Kosmoi werden also aufgefordert (EXEtco),ihr Kleid (1.µattov)
4. Besuch der Partnerstadt auf eine besondere Art (aµ<pav&, a<p<pav&)zu tragen. Die Etymologie des letzteren
Wortes ist umstritten. 812M.E. handelt es sich um ein Adverb auf -co,813das ähnlich
Einige (nur in kretischen Staatsverträgen belegte) Klauseln betreffrn den Besuch
von Beamten in der Partnerstadt. 801Die Kosmoi wurden ins Amtslokal (apxeiov,
1tputave1ov) eingeladen. 802In der Volksversammlung saßen sie zusammen mit den 805zum 'Theater' von Lato s. Ducrey - Picard 1971, 515-531; für die Identifizierungals
lokalen Kosmoi, die die Volksversammlung einberiefen und leiteten, 803 auf be- Ekklesiasterions. Kolb 1976, 298-302;Hansen- Fischer-Hansen1994,63-65. Ducrey - Picard
sonderen Ehrenplätzen (28). Daß das leitende Magistratenkollegium besondere Plätze (ebenda529)nahmenan, daß dieseSitzplätzefür die Kosmoials eineArt Prohedriebestimmtwaren.
in der Volksversammlung innehatte, ist ein seit Homer belegter Brauch, 804für den es S. aberKolb 1976,297f.KolbdeutetdieseExhedraals Bouleuterion(1976,298-302);dies schließen
auf Kreta vielleicht auch ein archäologisches Zeugnis gibt: Im hellenistischen Hansen- Fischer-Hansen1994,63-65zu Rechtaus.
806 26 z. 2f.
'Theater' in Lato, das sicher der Abhaltung von Volksversammlungen diente, finden 807 28 z. 34-38.
sich in einer podiumsartigen Konstruktion besondere Sitzplätze, die wahrscheinlich 808 61 KopieA z. 30-32;vgl. 59 Z. 39-42:[a.iOEl((l tl~ KOOµiwv EA81)t 'Ia.pa.1t1Jtvl0~E~Aa.tw]v
1'1xwv tOlµ]a.ttova[q>q>]a.vÖJ
Epltft(J)
[ri;ltpUta.V~lOVE~Aa.tcov, (000.Ut~öi: rn]l ()[Aa.]tw[i;KO<Jµo~]
1'xwvto [lµ]6.[tt]o~aq>[q>a.vÖJ,
EpltE~(J)
E~ltpllta.V~lOV E~'Ja.p6.1tutva.]v,
Ka.[8~lCOt KO<Jµo]t Epit[ÖJvtt
E~EOptuvi\ 1toµ1t6.]v;
Aa.ttol 1(0.t'la.pa.1t1Jtvtot 27 z. 54-56:o ö[i: Kopµoi;a.\'.1(0.EpltElE~to
ltpUta.VEto]v EXEt(J)
to fiµa.novaµq>a.v& K[Olfopruvtoi;1(0).1Epa.1t1Jtvtoi;
n pta.VCTOtlCOln] pta.vcru:ui;
f6ptuvt (Kat'Ia.pa.1tutvm); vgl. 50 z. 5°f.
797Chaniotis1988d,25f., 31, 33. 80928 Z. 30-33mit Kommentar.
798 SV II 148 A 14-16,B 14f.; s. Chaniotis 1988d,33. Ein Priester wird auch im Brief der 810s. z.B. Spitzer1994.
römischenGesandtenan Lato und Olus (54-56 Testimoniumb) erwähnt;es handeltsich auchdort 81IFüreine analogeBestimmungvgl.den Vertragzwischendem Akamanenbund und Anaktorion
um ein zwischenLato und Olus umstrittenesHeiligtum,das vorübergehendvon einemknosischen überdas Heiligtumdes Apollonvon Aktion;besondereKleiderund Haartrachtwarenfür die an der
Priesterverwaltetwurde. Prozessionteilnehmenden Anaktoriervorgesehen,als ein besonderesPrivilegodergemäßeinesalten
19959 Z. 81f. mit Kommentar. Brauchs(SVIII 523Z. 41-43).
800Auchdie moderneGrenzeder EparchienvonBuivvo~bzw.'Jepa.netpa.(=Hierapytna)verläuft 812Bücheler bei Deiters1904a,46 (aµq>a.v& = /,µq>a.v&~);
Brause1909,167f.Anm.1 (Adverb,das
in der NähevonKa.twruµ11. das in bestimmterWeisedrapierteHimationals Festtrachtbezeichnet);Bechtel1923,764 (Instru-
801 26 Z. 2f.; 27 Z. 54-56; 28 Z. 34-38; 59 Z. 39-42; 61 Kopie A Z. 30-32; vgl. Voretsch mentalis);Bile 1988a,213 Arun. 244 läßt die Frageoffen.S. auchdie wohlauf ein Mißverständnis
1870,7; Petropoulou1985,93 Anm.442; Capdeville1994a,200. dieser KlauselzurückgehendenGlossen(Hes., s.v. aµqnv&·tou~ XttÖJva.i; KpiitE~Hyoucn; s.v.
80226 Z. 3; 27 Z. 54f.; 28 Z. 35; 50 Z. 5f.; 59 Z. 41; 61 Kopie A Z. 31. aµq>ECOta.~· oKpl)ttlCO~ Xltwv;Etym.M. 93,16,s.v. 'Aµq>wmi; · XltOJV
tt~ A[YEta.t,1(0.t'Aµq>tV(J)tt~);
803zu diesenAufgabender Kosmois. Muttelsee1925,15f.;z.B. SV III 501 Z. 11-17. vgl. Deiters1904a,46.
804Gschnitzer1983,154. 813zukretischenAdverbenauf -w s. Bile 1988a,213f.
132 B VI 4. Besuch der PartnerstaaJ B VI 4. Besuch der Partnerstadt 133

wie cxvmpavöov (cxµcpavoov, 'sichtbar, vor allen Augen') etymologisch zu erklären daß die Vertragspartner eine Einheit bildeten, so daß ihre Bürger gegebenfalls im
sein dürfte. 814 Es handelt sich also um die Aufforderung, daß die fremden Kosmoi Krieg unter den Befehlen des Kosmos der Partnerstadt dienen sollten. 820
ihr Kleid 'sichtbar' tragen, und diese Klausel ergibt nur dann einen Sinn, wenn die Auch die Bürger, die anläßlich eines Festes die Partnerstadt besuchten, wurden in
Kosmoi in ihrer Stadt ein besonderes Amtskleid zu tragen pflegten. Dies wird zwar die Männerhäuser eingeladen und nahmen an den Syssitien teil.821 Der Vertrag zwi-
nicht überliefert, jedoch läßt sich eine Stelle bei Pollux mit diesem Brauch verbinden, schen Hierapytna und Lato erwähnt wahrscheinlich ein [Kat]aycoytov, eine Unter-
in der vom KpT]'ttJCoviµattov des attischen Archons die Rede ist. 815Pollux wußte kunft für die fremden Bürger, die die Stadt anläßlich eines Festes besuchten (59 Z.
also von einem Amtskleid kretischen Ursprungs, das er (wie unsere kretischen Texte) 50). Auch in einem frühen Vertrag zwischen Knosos und Tylisos (Mitte des 5. Jh.)
iµanov nannte. Es ist offenbar das Amtskleid der Kosmoi, das sie in der Regel bei verpflichtete sich Knosos, all denen Gastfreundschaft zu gewähren, die in Knosos
festlichen Anlässen sowie - offenbar als eine besondere Ehre - bei ihren Besuchen in Opfer darbrachten.822 Der Lokalhistoriker Dosiadas spricht von einem Schlafsaal
der verbündeten Stadt trugen. 816 Auf dieses Festkleid der Kosmoi sind m.E. auch (KotµT]tflptov) in jeder kretischen Stadt, in dem die Fremden untergebra~ht wur-
archäologische Funde aus dem Hermes-Heiligtum bei LuµT] Btavvou zu beziehen. den;823 sie durften auch an den Syssitien teilnehmen - ihnen standen zwei 'Gäste-
Auf Weihgeschenken der archaischen und klassischen Zeit werden neben den Ephe- tische' zur Verfügung - und erhielten ihre Portion als erste. 824Weitere, fragmenta-
ben mit ihrer Jagdtracht auch mit einem Himation bekleidete Männer dargestellt, die risch erhaltene, Klauseln in Verträgen zwischen Hierapytna und Knosos (SO), Hiera-
A. Lebessi als Magistrate identifizierte, ohne sie jedoch mit den literarischen und pytna und Lato (59) bzw. Lato und Olus (61) betreffen mög_licherwe(se die Mod~li-
epigraphischen Zeugnissen in Verbindung zu bringen. 817Die Symbolträchtigkeit des täten der Bewirtung von Gästen in den Männerhäusem.8 25Diese Bestimmungen smd
besonderen Kleides gerade in der kretischen Gesellschaft wird durch weitere Zeug- nicht als ein allgemeiner Ausdruck kretischer Gastfreundschaft zu erklären, sondern
nisse bestätigt. Am kretischen Initiationsfest der Ephebie legten die jungen Männer als Mittel zur Stärkung der Solidarität zwischen den Bündnern: Die Bürger der
die Kleider der Ephebie ab (vgl. Ekdysia, 'Fest des Sich-Ausziehens') und erhielten Partnerstadt nehmen an Syssitien Ka0wi; JCClto\. ÜAAot noA"itat teil, 826 was den
die Tracht des Kriegers und Bürgers (vgl. Periblemaia, 'Fest des Sich-An- wahren Sinn aller hier besprochenen Klauseln deutlich genug zeigt.
ziehens'). 818 Nach Ephoros erhielt der Ephebe als Abschiedsgeschenk seines Lieb-
habers eine Kriegstracht (crtoA:riv 1toAEµuc-f1v);allein den Geliebten vornehmer
Männer (KAnvoi) stand es zu, durch das Tragen der ihnen von diesem geschenkten
Tracht sich hervorzuheben (tft tE CJtoAftICOCJµE"icr0m Ota<pEpovtwi;tWV aAAWV
E<ptEtCll tft oo0Eicrn napa tfuv Epacnwv). Noch als erwachsene Männer trugen sie
ein besonders gekennzeichnetes Kleid (Kat tEAEtot yEvoµEvot OtacrT]µov fo0f\m
<pEpoucrtv,a<p' ~i; yvwcr0ricrEtat EICClCJtoi;ICAEtvoi; yEvoµEvoi;).8l 9 Die Kosmoi wur-
den also aufgefordert, bei ihren Besuchen der Partnerstadt ein Kleid zu tragen, das
sie eben als Amtsträger kennzeichnete. Wenn wir bedenken, daß in einer Stadt nur
die lokalen Kosmoi eine besondere Tracht besaßen, erkennen wir den Sinn der Klau-
sel deutlicher: Die Kosmoi der Partnerstadt sollten in den Augen der Einheimischen 820oaß die Kriegereiner Stadt dem Befehlder Magistrateeines Verbündetenunterstelltsein
nicht von den lokalen Kosmoi zu unterscheiden sein und dieselben Ehren und Privile- konnten,gehtaus46 z. 3 hervor:i:1;oorucravtE~ Kotvf\ttWVcipx6vtwvnvo~iiyouµEVOU.
8212s z. 38-40;61 Kopie A z. 32-34, Kopie B Z. 51-53 mit kritischemApparat. S. auch
gien haben wie diese, d.h. das besondere Amtskleid, die Speisung im Amtslokal und Chrimes1944,231f.;van Effenterre1948,87-89;Brule1978,174f.;Petropoulou1985,48, 8lf. ,
den besonderen Platz in der Volksversammlung. Deutlicher konnte man nicht zeigen, 8225y II 148B 16-22:tOl~01'.iovcrt SEVtanap(XEV tOV~Kvoo~ov~. t~V~o' :Apy~(ov~ tot xopoEV
TuAtcrih...•ai OEµEöo"iEV l;Evta,ßoM::i:nayüoputtovOEKa crmtEpova_unKarnt Kooµo~. , ,
8230osiadasFGrHist458F 2: EicrlOEnavmxouKata "TT\V Kpii111voiKOIOuom"i~crucrcrmat~. (J)V
toV µEvKCXAO~crtv civOpElOV, tov o· iiAAOV, EVq>tou; SEVO\l~ Kotµil;;oucrt,
Ko1µ111iip10v 1tpocr-
814Vgl.Bechtel1923,764. ayoptuoucr1. , ~ ,
815PoJ1.,Onom.7,83(II 75,13-18ed. Bethe).Andersvan Effenterre1948,176Anm.5 (Waffen- 8240os;~dasebd · Kata OEtOVcrucrcrttlKOV otKOV 1tpWtOV µEVKElVlatOuo1pa1tE/;;at -,EVIKat KU-
Ä.ouµEvat,- ' ..
at~ 1tpocrKa8i~oucr1twv1;€vwv ?ina!J<?V•E~; ~eracl.,exc.~ht. _15~d. 1,ts:~p~ovm,1OE
· 0·1 "
rockderBogenschützen). ,wv napattStµEVwv cinotwv 1;tvrov
... Ka8oA.Ou OEno:U.17<P_1Äav8~wn1'.1101~
Sf;Vo~~ rnnv ,Ev~Pll•Tl•
816Vgl.Deiters1904a,45 (er brachtediesesKleidjedochmit der Funktionder Kosmoials Richter Kat Ei; npotOp(av1mÄ.ouvtat; PyrgionFGrHist467 F 1: ricra~OEKat l;EvtK?tSaKotKat tpanE/;;a
in Verbindung);Willetts1955,137:"ceremonialclothing"(ohnenähereErläuterung);daß den Amts- 1pit11OEl;tä~ Eicr16v1rov Ei~ta civOpE"ia,~v::::Eviou
tE~10~l;EvtavtE1tpocr17yoprnov. Zur krcuschen
trägernbei Festenund Prozessionen(vgl.hier kopta undnoµnci)einebesondereTrachtvorgeschrie- Gastfreundschaft:Willetts 1955, 115; Capdeville 1994a, 200 Anm. 49; vgl. auch das Wort
ben war, weißmanaus den Kultgesetzen;s. z.B. Chaniotis1991c,128,131-133,134mit Anm. 18; l;Evotpo(j)tovin einemin MylasagefundenenDekreteinerkretischenPolis(I.Mylasa651_Z. 6).
Chaniotis1995c,158. 82550z. 3, 6 (Ehrenplätze?).In 59 z. 51 beginntmit ,wv cip[--l möglicherweiseeme_Klau:;!
817Lebessi1985,145f.mit Taf. 51. überdie iipxovtE~.d.h. die Vorsitzendender Syssitien;zumTerrnmusvgLHeracl.,exc. poht. 15 ·
818zu diesenFestens. Willctts1962,108, 175-178,294; Willetts1965,117;Brelich1969,200- Dilts(in bezugauf die kretischenSyssitien);zu den Archontender Syss111en s. Lmk 1994,_ 17 Anm.
202;Detienne1973,306; Bile 1992b,14;Cucuzza1993,23-27;Leitao1995,insbes.131-136. 33. In 61 KopieB z. 51-53las D. Molindas Wort civOpTJtoV ('Männerhaus'),wahrschemhchim
819EphorosFGrHist70 F 149 (Strab. 10,4,21,C 483-484);s. WilletLs1955, 155; Link 1994, Zusammenhang mit der BewirtungvonGästenin denSyssitien(s. Kommentar).
25-27. 826 28 Z. 40.
B VII 1. Rechtshilfe 135

Die prozeßrechtlichen Klauseln sind recht vielfältig, was z.T. mit den vielfältigen
Problemen, z.T. aber auch mit dem unterschiedlichen Ursprung der Bestimmungen
zu erklären ist. Im großen und ganzen lehnen sich die kretischen Verträge an das
archaische und klassische Recht Kretas an. Daran läßt die oft spezifisch kretische
VII. RECHTSHILFE Terminologie keinen Zweifel, etwa der Gebrauch des Partizips nouc,cx~('Kläger', 11
z. 3), der Verben epnnv und µcoAE'ivim Sinne von 'Anzeige erstattcn', 830des Verbs
1. Einleitung e/;;Etv in der Bedeutung 'als Richter einsetzen'. 831 Ebenso erkennt man dies an der
Rolle verschiedener Magistrate im Prozeßwesen 832sowie in vielen Details, wie der
Die meisten kretisch-kretischen Verträge enthalten - völlig unabhängig von ihrem öffentlichen Einreichung der Anklage auf der Agora 833und ihr Ausrufen durch einen
spezifischen Charakter (als Bündnis-, Isopolitie- oder Friedensverträge, Abkommen Herold,834 die Bestrafung der Richter für Versäumnisse bei der Führung der Pro-
zwischen herrschender Stadt und abhängiger Gemeinde) - Klauseln über die Lösung zesse835 und die Entscheidung des Falles zugunsten des Kontrahenten, für den die
rechtlicher Konflikte zwischen den Bürgern der Vertragspartner, aber auch zwis1:hen meisten Eideshelfer aussagten. 836
den vertragschließenden Gemeinwesen. 827 Im folgenden werden diese beiden Kate- Andererseits gehören viele Bestimmungen zum allgemein griechischen Rechtsgut,
gorien von Streitfällen getrennt behandelt, obwohl unser Material eine strenge Unter- wie z.B. die Verdoppelung der Geldstrafe bei Versäumnissen der Magistrate, 837die
scheidung zwischen privatem und öffentlichem Bereich nicht immer zuläßt. Eindeut- Zurückerstattung endwendeten Eigentums unter Verantwortung der Kosmoi, 838die
liches Zeugnis für die Vermischung der beiden Bereiche gibt der Vertrag zwischen Auszahlung der Hälfte der Geldstrafe an den Kläger bei der Popularklage. 839Viele
Lyttos und Malla (11), der gewaltsame Taten der Selbsthilfe (aber wohl auch Raub- Termini waren in Griechenland so allgemein verbreitet, daß sich nicht feststellen läßt,
überfälle) durch Bürger der einen Gemeinde gegen Bürger der anderen verbot: 828 ob sie erst in späterer Zeit nach Kreta kamen, z.B. öt1CT1V Kat 1tpa~1v 8186vm, 8i-
Dem Eigentümer wurde das entwendete Gut zurückerstattet, zugleich hatte der Täter 1Cawv \l7tEXElV,<pavEpa-aq,avfo, ÖllCTJV anoypa<pElV u.a. 840 Schließlich ist eine
ihm Strafgeld zu entrichten. Die Angelegenheit wurde als eine Auseinandersetzung direkte Beeinflussung durch das hellenistische Recht anderer Gebiete sehr wahr-
zwischen zwei Privatpersonen aus zwei verschiedenen Städten betrachtet. Wenn ein sdH.:inlich, vor allem was die Rechtshilfeverträge mit nichtkretischen Staaten be-
Magistrat jedoch versäumte, in die Sache einzugreifen und die Rückstellungsweisung trifft. 841 Auch einige Termini, die erst in der hellenistischen Zeit erscheinen und
zu erteikn, wurde er mit einer Geldbuße bestraft, die er aber an die Stadt des Opfers, immer mit dem Recht des Kretischen Koinon zusammenhängen (ötaypaµµa, 1Cotvo-
nicht an das Opfer selbst zu zahlen hatte. Der private Recht~streit entwickelte sich zu ö11Cwv,E7tl1CpltTjptoV,1tp6öt1CO~,ÖllCTl7tp0Öl1CO~ JCalanapaßoA.o~: B VII 2.2-3)
einer Vertragsverletzung, die naturgemäß als eine Schädigung der einen Gemeinde c,rhärten diese Vermutung. Schließlich stehen die kretischen Vermittlungsahkommen
durch die andere verstanden wurde. Für solche Vertragsverletzungen war eine Popu-
larklage zulässig, die - soweit es sich fesl~tellen läßt - wie jede andere Klage bei den-
selben Behörden einzureichen war. 829
83018z. 34; 69 B 9f. (ergänzt); 71 Testimonium a Z. 8, 12.
83 127 z. 51 mit Kommentar.
832Kosmoi: s.u. passim. Allgemein zur Rolle der Kosmoi in der Rechtsprechung: V.:olff 1_946.
65f.; Willetts 1955, 205f. Titas: 18 Z. 33; 71 Testimonium a Z. 7 (mit Kommentar). Lrcuta1: 50
7. 18. Zu diesen Magistraten s. Willetts 1955, 194f.
8279 A 3-6 (Axos-Gortyn); 11 Z. 1-16 (Lyttos-Malla); 14 Z. 24-31'! (Arkader-Hierapytna); 18 Z. X3314z. 26f. mit den Parallelen aus dem archaischen Recht Kretas.
9-40 (Gortyn-Lato); 23 B 1-6 (Lyttos-Praisos); 27 Z. 46-54 (Gortyn-llierapytna-Priansos); 28 Z. 834 66 z. 1-3 mit den Parallelen.
47-53, 58-74 (Hierapytna-Priansos); 60 B 5-8 (Lyttos-Olus); 61 Kopie A Z. 34-38 (Lato-Olus); 77 83 518 z. 15-17 mit den Parallelen.
Z. 7-9 (Gortyn-Knosos-Verbündete); vielleicht 5 B 78-80 (Hierapytna-Praisos); 13 Z. 12-14 (Axos- 81 669 B IOf.; vgl. IC IV 81 (= Koemer 1993, 442 Nr. 155) Z. 151.; unklar in IC IV _51(=
Gortyn): 15 Z. 13f. (Axos-Tylisos); 50 Z. 26-28 (llierapytna-Knosos); vgl. 7 Testimonium b Z. Koemer 1993, 412 Nr. 139). Zu Eideshelfern s. Jones 1956, 138f.; Koemcr 1993, 413f., 444: fhur -
44-46; 26 Z. 17, 23 (Hierapyrna-Lyttos); 74 Z. 18 (Hierapytna-hierapytni,che Siedler). Die Rechts- Taeuher 1994, 73 Anm. 1.
hilfeabkommen zwischen herrschender Stadt und abhängiger Gemeinde unterscheiden sich nicht von 83711 z. 3f.; wahrscheinlich 15 Z. 14; für dieses Verfahren im archaischen Recht Kretas:
den kretisch-kretischen Verträgen und werden hier berücksichtigt: 63 Z. 3-12 (zwei anonyme Ge- Willetts 1955, 106,110,218 Anm. 4. Allgemein: Berger 1911, 31; Koemcr 1987, 475.
meinwesen); 66 Z. 1-18 (Gortyn-Amyklaioi); 67 Z. 5-15 (Gortyn-anonyme Gemeinde); 68 Frgm. 83811 z. 12-14; 18 z. 17f.; vgl. allgemein: Wilhelm 1914, 214; Weiss 1923, 173.
A (Eleuthema-Artemitai); 69 B 6-20 (Gortyn-Kaudos). Zum Begriff des Rechtshilfevertrags s. B 1.
839B VII 4; vgl. z.B. 1.Erythrai 17 (5. Jh.).
Übersicht der Rechtshilferegelungen auf Kreta (auch unter Berücksichtigung der Beziehungen zu 84üzum Gebrauch allgemein verbreiteter rechtlicher Termini sind die VennitUungsabkommcn ~4-
nichtkretischen Staaten): Gauthier 1972, 316-325; Petropoulou 1985, 93-101 (zu den Problemen
56 besonders aufschlußreich (s. Kommentare). Zu 0\KT)VKat 7tpa~tV 0to6vm: s.u. Anm. _890. Zu
einzelner Deutungen s.u.).
828Chaniotis 1994, 424; 11 Z. 10: d ot rf~ Ka crn[1..aari1]; gemeint sind also Bürger und nicht o[Kmov u1t1:xnv: 18 Z. 39; vgl. z.B. SV II 289 Z. 48; P.Entcux. 59 Z. 11; s. auch lhtztg l90 7,
37. Zu q>avcpa-aq>avfo: 18 Z. 7-9 mit Parallelen. Zu 0LKT)Va1toyp<Xq>EtV: 27 Z. 52; vgl. z.B.
Gemeinwesen.
829S.u. B Vll 4. In der Regel werden keine spezifischen Angahen üher die Behörden gemacht, bei Vorct-;ch 1870, 15; Lipsius 1908, 11.1, 301-304. Zu 0tKT)vciaayEtv: 69 B 18; vgl. z.B. IPArk 16
Z. 4f. Zur Popularklage (B VII 4) vgl. Thür - Taeuber 1994, 19, 42, 117, 121, 157'. 272. 285 · I
denen die Popularklage einzureichen ist; zuständig waren also wie hei allen anderen Klagen die 84 1merzu s. vor allem Gauthicr 1972, 277-282; Brule 1978.6-12, 71-105, Pctropoulou 981· ·
Kosmoi. 28 ist eine Ausnahme: Für die Popularklagc ist das Kotvov 0tKaa,~pt0v (Z. 49f.)
351, 94-96.
zuständig.
136 B Vll 2.1. Rechtssprechung und Kretisches Koinon B Vll 2.2. Diagramma und Prodikos 137

ganz im Rahmen des hellenistischen Völkerrechts und der Prinzipien römischer Ver- denen das Koinon nicht funktionierte. In jeder Kategorie unterschied er ferner die
mittlungspolitik. 842 Verfahren, die für Prozesse zwischen Privatpersonen, zwischen Poleis oder zwi-
schen einer Privatperson und einer fremden Polis galten. So ergibt sich folgendes
D~e folgenden A~sführungen bieten eine Zusammenfassung der verschiedenen
Bestunmu?gen_ der hier untersuchten Texte in systematischer Form. Eine vergleichen- Bild:
la: Prozesse zwischen Privatpersonen im Rahmen des Kretischen Koinon wurden
d~ rechtshi~tonsche _Untersuchung, die eine eingehende Auseinandersetzung sowohl
nach den Regeln des vom Koinon ausgearbeiteten Strafkodex (Diagramma) geführt.
mit dem frohen kreuschen Recht als auch allgemein mit dem Recht des klassischen
Weitere Details waren Gegenstand zwischenstaatlicher Abkommen.
und hellenistischen Griechenland voraussetzt, kann in diesem Zusammenhang nicht
1b: Mit Prozessen zwischen Poleis (bzw. einer Privatperson und einer Polis) im
unternommen werden. 843
Rahmen des Kretischen Koinon befaßte sich das Bundesgericht (Koinodikion, mit
Richtern aus verschiedenen Poleis), nachdem die Sache einem Schlichter (Prodikos)
2. Die Rechtsprechung im Rahmen des Kretischen Koinon
vorgelegt worden war.
2.1. Das Problem 2a: Prozesse zwischen Privatpersonen in den Zeiten, in denen das Kretische Koinon
nicht bestand, wurden nach den in Abkommen zwischen zwei Städten (Symbola)
In der Forschung wird allgemein angenommen, daß das Kretische Koinon eine festgelegten Prinzipien durchgeführt.
m_aßgeblic_heRolle bei der Ausarbeitung eines Verfahrens für die Lösung von Kon- 2b: Für Rechtsstreitigkeiten zwischen Poleis (bzw. zwischen einer Privatperson und
flikten zwischen den Bürgern der kretischen Städte und zwischen den Städten selbst einer Polis) wurde das Gericht einer EKKArrcoi; 1t0Ati;angerufen.
spielte.8 44 Die genaue Definition dieser Rolle ist jedoch sehr umstritten, 845 und die Diese Rekonstruktion Gauthiers stellte einen wichtigen Beitrag zum Verständnis des
dürftigen einschlägigen Zeugnisse erlauben keine eindeutige Interpretation. Auch der hellenistischen Rechtes Kretas dar. Sie bedarf jedoch der Modifizierung, da m.E. die
folgende Versuch, die Rolle des Kretischen Koinon im Bereich der Rechtshilfe zu vom Diagramma und den kretischen Staatsverträgen berücksichtigten Rechtsstreitig-
bestim~en, stößt angesichts dieser schlechten Quellenlage an seine Grenzen. Eine keiten solche zwischen Privatpersonen waren (s.u. S. 138f.).
e?tsc_~ei~ende Rolle für den folgenden Deutungsversuch spielt die Feststellung, daß
die fur ~ie Rechtsprechung des Koinon belegten Termini (ötaypaµµa, 1tpoöt1coi;, 2.2. Diagramma und Prodikos
Kotvoö~K~ov)_auf_Kr~ta zum er~ten Mal im späten 3. Jh. auftreten. Ihr Ursprung
Die prozessualen Bestimmungen des Kretischen Koinon waren in einem Doku-
kann mithm mcht im älteren kretischen Recht gesucht werden; ein Deutungsversuch
ment enthalten, das in mehreren Inschriften als 10 ötaypaµµa -cwvKprrcmüov oder
muß von der Bedeutung dieser Termini außerhalb Kretas ausgehen.
einfach 10 ötaypaµµa bezeichnet wird. 848 Aus den verschiedenen inschriftlichen
Die bisherigen Erörterungen über das Recht des Kretischen Koinon stützten sich Zeugnissen über dieses Diagramma geht hervor, daß es eine Liste von Delikten, die
v~r allem auf den w~gen des. inkonsequenten Gebrauchs der Terminologie ver- für diese vorgesehenen Geldstrafen (nµai) sowie die Prinzipien für die Führung von
~irr~nden Vertr~g zwischen Hierapytna und Priansos (28).8 46 Ph. Gauthier, der die Prozessen enthielt. 849 Der Charakter der rechtlichen Auseinandersetzungen - zwi-
emztge systemallsche Darstellung der Prozeßverfahren auf Kreta bietet 847 erkannte schen Privatpersonen bzw. zwichen Gemeinwesen - ist umstritten. Die einzige aus-
zwei große Kategorien von Prozeßverfahren, nämlich die während der Existenz des sagkräftige Quelle hierfür ist der Vertrag zwischen Hierapytna und Priansos (28 Z.
Kretischen Koinon angewandten und jene, die zu den Zeiten vereinbart wurden, in
58-71). Der entsprechende Abschnitt lautet:
oc
'Yni:p t&v 11poyr)Qvotrovnap' i:Kati:poi~
aOtKf\µu,rov aq>'Ölto KO\VOO\KlOV UllEA\ltExpovro, 110\f\-
842 Vgl. z.B. Partsch 1905, 23-52; Marshall 1980, insbes. 648-650· Scuderi 1991 390-409· s u 60 aacrßrov tr:J.VO\E~ayroya.voi CJ\lV'Ev(navn Kat NE(J)V\ Ko[a-]
B VII 6. ' ' ' .. µ01 Ev6)1Ka Kmva.i00~1110tKaCJ"tf\P\l!l aµq>Otrpm~tat~ 116-
843Die h~llenistischen Proz~ßi~sc~riften ICre~ werden Gegenstand getrennter Untersuchung (zu- A.Ea1Eil' aut&v KOOµovtrovKat "CO~ i::yyuo~Kataataauv-
~~n mit Prof. _Ger~ Thur) m emem kunfügen Band der Reihe 'Prozeßrechtliche Inschriften der
gnech1schen Poleis' sem.
844 Diese ~olle is~ auch für andere Koina bezeugt; s. Marshall 1980, 633-635 (allgemein); vgl. 84818 Z. 36f.; 27 Z. 53f.; 28 Z. 64f.; 69 B 16, 19?; IC IV 197 Z. 27 (Asylicbeschluß für
vor allem die ~tud1e~ ~on Roesch 1982, insbes. 397-401 und 1985, 127-134 zu Recht und Anaphe).
Rechtsprechung im Bmouschen Koinon. 84918 z. 36-38: nµat~ öl: XPf\Clloµr0a tat~ E~ to Öiaypaµµato~ to tWVKpf\ta\E(J)V&1EKUCJt(J)V
845 S. v_or allem Cardinali 1907, 17-20 Anm. 2; Muttelsee 1925, 54-62; Mijnsbrugge 1931; EYP<Xlltat;27 z. 53f.: KatfJ. to O\uypaµµa t(J)VK[pT\ta\E(J)V--- ot]aypaµµato~ E~ ~µiva~; 28 z.
Guarducc1 1950b; van Effenterre 1948, 143-148; Willetts 1955, 232f: Gauthier 1972 316-325· oc
64f.: {ml:p t&v Üatrpov E"(Y\VOµEV(J)V aOtKf\µUt(J)VnpoO(K(J)L
µl:v xp~crßrovKa0w~ to ö1uypaµµa
Petropoulou 1985, 94f.; Ager 1994. ' ' ' fxn; 69 B 19: tiµa['i]~ OEXPf\Cll[oµr0a tat~ E~t& öiaypaµµato~?). Dies wird allgemein angenom-
. 846 Petropoul~u 1985, ~4-97, die sich zuletzt mit dem Problem befaßt hat, glaubt allein in diesem men: Demargne 1903, 225; Hitzig 1907, 27; Muttelsee 1925, 54; Mijnsbrugge 1931, 39f.; Guar-
e~en Ve~g v1~rver~ch1edene V~rfalrren,zu erkennen, vor dem Bundesgericht (Koinodikion), vor ducci 1935, 111; van Effenterre 1948, 143; Guarducci 1950a, 232; Willetts 1955, 232f.; Schmitt
e1I1emGenc~t emer dritten Stadt (r11ucp1t11pwv),vor einem gemeinsam von den Partnerstädten ge- 1969, 374; Gauthier 1972, 323, 324 Anm. 102; Petropoulou 1985, 94f. mit Anm. 467. Nur
w~lten Gencht und vor einem Prodikos. S. aber Ager 1994, der zu ähnlichen Ergebnissen wie Cardinali 1907, 17-20 Allffi. 2 nahm an, daß das Diagramma in 28 ein Abkommen zwischen Hiera-
meme Untersuchung kommt. pytna und Priansos bezeichnete. Zu Listen von Delikten mit den hierfür vorgesehenen Strafen im
847 Gauthier 1972, 316-325, insbes. 323-325. griechischen Recht s.u. Allffi. 860.
138 B VII 2.2. Diagramma und Prodikos
' B Vll 2.2. Diagramma und Prodikos 139
troviml:ptO"\lt{l)Vaq,' &~KU<XµE~&.Ota.Nl,c:6fiti:µµri-
vi. 'Y1tl:pöl:tfuvÜotcpovi:yytvoµi:vrovaÖt"l"!µcitrov
1tpo- bzw. zu befreien, sie eine Geldstrafe an die Partnerstadt und nicht an das Opfer
65 Ö(Krot µEVXPT\o0roV K<lßw<;
to ÖtaypaµµaE;(€l"1t€ptÖEtio entrichten müssen (s.o. B VII 1). Derartige Versäumnisse der Kosmoi wurden als
ÖtKUOt11p(ro oi rntotaµcvotKm' €VlUUtov 1tap'bmtEpot~ Verletzungen des Vertrags verstanden, die der Partnerstadt (und nicht einem Indivi-
Kooµot1t0'1.tv otavui:o0rovÜyK(laµq>oti:pm~ mi:~1t0A€0[t] duum) schadeten. Ob die Vergehen - im modernen Sinn - privatrechtlicher Art waren
[ool~rit€~&~to €1ttKpttftptov t&nm, 1ml.qyuo~KU6totciv- oder nicht, spielte dabei keine Rolle. Ähnlich läßt sich auch das einzige starke Argu-
t(l)Vaq,' &~KUo.µi:pa~E1ttOtU.Vttrnt to ctPX€lOVEVÖtµftvrot, ment für die Ansicht Gauthiers, nämlich die Einsetzung von Bürgen durch die
70 K(llÖt€~ay6vtrov miim E1t'autfuvKooµ6vtwv Kuta to
öox6tvKotvfüouµßoAOv. Kosmoi, widerlegen. Die Bürgen vertraten nicht die Kontrahenten, sondern ga-
rantierten die Vertragspflichten ihrer Stadt und deren Beamten; aus diesem Grund
M. Muttelsee hatte sich mit einleuchtenden Argumenten für die Annahme aus- wurden sie nur einmal im Jahr (d.h. für alle in diesem Jahr anstehenden Prozesse)
gesprochen, daß diese Klausel Prozesse zwischen Privatpersonen und nicht Klagen von den Kosmoi bestimmt. 857 Die Kontrahenten konnten sehr wohl Privatpersonen
der einen Gemeinde gegen die andere betrifft. 850 Dies wurde von Ph. Gauthier, ohne sein. Es ist allerdings denkbar, daß beide Städte nicht so streng zwischen einem Ver-
Kenntnis der Arbeit Muttelsees, mit folgenden Argumenten abgelehnt: 851 Bei der fahren auf die Klage von Privatpersonen gegen Bürger der Partnerstadt hin bzw. der
Führung der Prozesse lag die maßgebliche Rolle bei den Kosmoi; es muß sich also einen Stadt gegen die andere oder einer Privatperson gegen die andere Stadt unter-
um Konflikte zwischen den beiden Gemeinden oder zwischen einer Privatperson und schieden.
einer Gemeinde handeln. Wenn die Kosmoi ihrer Pflicht in bezug auf die Prozesse
nicht nachkamen (Z. 71-74), hatten sie eine Geldstrafe an die andere Stadt und nicht Das Diagramma des Kretischen Koinon faßte also zumindest in erster Linie die
an den durch ihr Verhalten benachteiligten Bürger der fremden Stadt zu zahlen. Die Auseinandersetzungen zwischen Privatpersonen ins Auge. Das Wort Ötaypaµµa ist
Kosmoi setzten jedes Jahr Bürgen für die Prozesse ein (Z. 68f.); dies ist nur bei Aus- ein in der hellenistischen Zeit verbreiteter Terminus, der sowohl den Erlaß eines
einandersetzungen zwischen zwei Gemeinden sinnvoll. 852Hätte es sich um Delikte Herrschers als auch die Prozeßordnung, bezeichnen kann. 858Auf Kreta kommt der
von Privatpersonen gehandelt, wäre eher das Wort ly0..fiµma und nicht a.ÖtKT]µata Ausdruck erst in der hellenistischen Zeit und nur im Zusammenhang mit dem Kreti-
(Z. 59, 64) gebraucht worden. Der Ausdruck -ra nap · hmi:pot1; a.ÖtKT]µata (Z. schen Koinon vor. Er stammt also sicher aus einem anderen griechischen Gebiet,
58f.) weist auf Vergehen der einen Stadt gegen die andere hin. Alles in allem gehe es möglicherweise dem ptolemäischen ÄgXpten, mit dem Kreta _bereitsseit dem frü_hen
hier um die Beilegung von Konflikten, die aus dem Isopolitieverhältnis hervor- 3. Jh. enge Beziehungen unterhielt. In Agypten ist das Wort m der _B~deutung~mes
gegangen waren oder noch hervorgehen würden, z.B. Konflikte bei der Verteilung Dokumentes mit Vorschriften prozessualer Natur seit der frühhellemst1schen Zeit gut
der Kriegsbeute_853Diese Argumente zwingen jedoch nicht zu dieser Deutung. Die belegt_859Listen von Delikten und Strafen sind im griechischen Recht allerdings seit
Kosmoi waren in allen Bereichen des Rechts aktiv, auch bei Prozessen zwischen Pri- sehr früher Zeit bekannt und auch im frühkretischcn Recht vertreten. 860
vatpersonen.854 Die Worte aöi,aiµa/a.ÖtJCEtv kommen auch bei Konflikten zwischen Das kretische Diagramma sah einen bestimmten Prozeßtypus mit Anrufung eines
Privatpersonen vor. 855 ITapa + Dativ verweist auf den Ort, an dem das Vergehen np68uco.; vor.861Die Deutung des Wortes ist umstritten: Ein Teil der Forschung sa_h
stattfand, und nicht auf seinen Urheber; 856es ist also von Unrechtstaten in der je- in dem im Vertrag zwischen Hierapytna und Priansos (28 Z. 64f.) erwähnten Prod1-
weiligen Stadt (nap' EJCa-tEpot.;)
die Rede, deren Urheber ja auch Privatpersonen sein kos einen Schlichter (Otat'tTJ'tTJ.;);versagte dieser, suchte man ein Gericht (Z. 66:
können. Die Zahlung einer Geldstrafe an die Partnerstadt und nicht an eine Privat- ÖtJCacnfiptov) auf.862 Anderen wiederum galt der Prodikos als Anwalt, 863 Sach-
person steht in keinem Zusammenhang mit dem Charakter der Delikte. In analoger
Weise wird im Vertrag zwischen Lyttos und Malla (11 Z. 14-16) angeordnet, daß,
857so bereiL~Voretsch1870, 13f.; Pansch 1909,421; Haussoullier1917,84; Muttelsee1925,
wenn die Kosmoi es versäumen, gepfändete Güter und Menschen zurückzuerstatten
56f. .
858Muttelsee 1925, 54f.; Bickerman1938,295-317;Welles 1934,324; Ager 1991b,89 mit
85°Muttelsee1925,57-60;vgl. Voretsch1870, 13; Lolling1879,214; Szanto 1892,90; Cardi- Anm.6; Thür - Taeuber1994,57 Anm.2.
nali 1907,17 Anm. 2; Partsch 1909,421; Haussoullier1917,84f.; Guarducci1940a,162;Guar- 859Muttelsee1925,55; vgl. Biekerman1938,304-308.ZummöglichenägyptischenEinflußs. A
ducci 1942,48f.; Pctropoulou1985,95f.; Agcr 1994,18. III. ·
851Gauthier 1972, 318, 321f., 324; vgl. schon Böckh (Kommentarzu CIG 2556); Demargne 86üvan Effenterre1948, 143.Zu Listen von Deliktenmit den hierfürvorgesehenenStrafen1m
1903,225; Deitcrs 1904a,45 Anm. I; Hitzig 1907,52, 58; Caillemer1908, 1566;Maiuri 1910a, frühenRecht Gortynss. Willctts 1955,33f.; vgl. z.B. IG 11246 (SymbolazwischenAthen und
42; Lipsius1915,975 Anm.32; Mijnsbruggc1931,40f. Troizenmit Listeder Strafenfür verschiedeneDelikte,frühes4. Jh.). , .
852s0auch Hitzig 1907,52, 58. 861
28 Z. 64f.:1tpo0tKOll
µi:vxpfto6wvl((I8CO~ to 0taypaµµa hn: 69 B 16:XP1"!0to~€~(l
1tpo~~K(l)l
853Gauthier1972,321f.Er findeteineParallelein der Vermittlungder Knosierim Kriegzwischen &1[Kuto 0taypaµµa EXH];vgl. IC IV 197Z. 21-27(Asyliebeschluß U1t0◊.t~O~ ,rntw
f~r A,nap~e):
Lato und Olus (54-56). Es gibt aber keinenHinweisdarauf, daß Knososaufgrundeines älteren [Öbmv€V]t€ 'Avmpa(ot[~ 1:iv11:'a]ut[o]t 1tpoo,asw[vtt,K'EVK)o1vo0tKtOll
U1tp[ootKOVK a1t]ap_ßo-
Rechtshilfevertragsals E1CK11.ri-rn~
1t611.t~vermittelte. '1.0V
K<llK[up(a&.]1tpa.~1~fotw Kat"[to otciypaµµa].Zu diesemTexts. Muttclsee1925,48; MtJnS-
854Wolff1946,65f.; Willetts1955,205f. hrugge1931,17-19·: ·Brule1978,75, 85f.
855z.B. 61 KopieA Z. 37f.: ai ÖE,(~ KUtlV(laÖtKT\Ol"llEVta[utm~ mi:~0001;];IC IIl,iii 3 C 862Grundlegend:Muttelsee1925,60, 68-72;Gauthier1972,320; Petropoulou1985,243 ~nm'.
10:ai fü:,(; K(lct0ll(116iit
Mci-yvri~
ii:v'lapa1tutv[m]. 455 und 461; vgl. Böckh(Kommentarzu CIG 2556); Htcks 1882,294; Lollmg 1879,214, De
8 6 margne1903,223; Caillemer1908, 1566;Maiuri 1910a,45f. (zurückhaltend);Guarducci1940a,
5 Partsch1909,420f.;z.B. SV III482 Z. 9f.: Ö1tw~avaypaq,iitmuta Kat 1mp' vµ'iv.
151;Guarducci1942,49; van Effenterre1948,145;Bile 1988a,342.
140 B VII 2.2. Diagramma und Prodikos B VII 2.3. Koinodikion 141

walter, 864 Richter der ersten Instanz, 865 Vertreter des Gemeinwesens. 866 Mijns- personen befaßten; denn unabhängig von den Ergänzungen der entsprechenden
brugge las im Vertrag zwischen Hierapytna und Priansos schließlich 1tpocSi1@t(sc. Zeilen ist m.E. klar, daß der Beschluß Vergehen von Kretern als Privatpersonen ins
ötKm) xpficr0mv und identifizierte den Prodikos mit dem dort erwähnten i:mKpnfi- Auge faßt: Ei cSeT{~n[va cruM]crrJt 'Avacpaimv Twv [b.: Kpf,r}a~ opµwµivwv (Z.
ptov, das er als Gericht deutete. 867 Da das Wort Prodikos in den Quellen unter- 17-19)_874
schiedliche Bedeutungen hat, 868ist für die Erklärung des Wortes in diesem Zusam-
menhang der Hinweis auf das Diagramma entscheidend; in diesem wurden ja die 2.3. Koinodikion
Aufgaben des Prodikos erklärt. Einen wichtigen Hinweis hierauf gibt der o.e. Be- Das Wort KotvoötKtov kommt in zwei Inschriften vor: Im Vertrag zwischen Hiera-
schluß des Kretischen Koinon über die Asylie von Anaphe (s.o. Anm. 861). Dort ist pytna und Priansos (um 200, 28 Z. 59) ist von einem Koinodikion die Rede, wel-
von einer ÖtKa a1tpOÖlKO~Kat anapßoA.o~ (=anapaßoA.o~) EVKOlVOÖlKtq:> 869die
ches früher für Prozesse zwischen Bürgern der beiden Städte zuständig war und zu
Rede, die auch vom Diagramma vorgesehen wurde (Kat K[upia a] npa~t~ fo-rm Ka-r einem nicht bekannten Zeitpunkt aufgelöst wurde (vgl. u. B VII 2.4). Der frag-
[-ro ötayp]aµµa). Es handelt sich also um einen zweiten Prozeßtypus, diesmal ohne mentarisch erhaltene Beschluß des Kretischen Koinon über die Asylie von Anaphe
Einschaltung des Prodikos (anpoötKo~) und ohne die Zahlung einer Prozeßkaution (l. Hälfte des 2. Jh.) sieht für die Kreter, die dagegen verstießen, einen Prozeß vor
(napaßoA.ov), die bei Verlust des Prozesses verfiel. 870Bei diesem zweiten Prozeß- einem Koinodikion gemäß den Anordnungen des Diagramma vor.875 Auch dieses
typus entschied sich die Sache gleich vor einem Koinodikion. Dieses Verfahren Verfahren betrifft Klagen von Privatpersonen, den Opfern kretischer Seeräuber. Mit
eignete sich offenbar für eine rasche Abwicklung von Prozessen. Da das Diagramma dem Koinodikion wird auch eine Stelle bei Polybios in Verbindung gebracht, in der
zwei Verfahren - ohne bzw. mit Prodikos - vorsah, muß der Unterschied zwischen er im Zusammenhang mit der römischen Vermittlung des Jahres 184 von einem
den beiden Prozeßtypen darin gelegen haben, daß beim zweiten, zeitaufwendigeren KotvoöiKatov (mss.) oder KotvoötKtov (edd.) auf Kreta spricht: 876m:pt fü: -r&v
Vorgang die Sache eine der Vorentscheidung dienende Instanz durchlief, wo sie Ka-ra KotvoöiK(a)wv cruvExc.op11crav (sc. die römischen Vermittler) au-rois (sc. den
einem Prodikos präsentiert wurde. 871Der Prodikos muß also ein Schlichter sein. Wir Kydoniaten) ßouA.oµEVOl~µev [au-rot~] E~ElVat µE-rexnv, µ11ßouA.oµEVOl~cSeKat
wissen leider nicht, welche Modalitäten das Diagramma für seine Wahl vorsah. 872 '[01}'[' anExoµEVOl-ri,~
E~Etvm, 1tacr11~ äU11~ Kpfi,11~-
Vorerst können wir also festhalten, daß das Diagramma des Kretischen Koinon Die spärlichen Zeugnisse führten zu unterschiedlichen Erklärungen: Das Koinodi-
zwei verschiedene Prozeßtypen vorsah: a) mit Einsetzung eines Schlichters (Pro- kion sei ein für die ganze Insel geltendes Recht, 877eine gemeinsame Verfassung der
dikos); erst im Falle seines Versagens sollte ein Koinodikion angerufen werden; 873 Kreter,878 ein von zwei Städten angerufenes Schiedsgericht einer dritten Stadt, 879ein
b) mit sofortiger Anrufung eines Koinodikion ohne Einsetzung eines Schlichters Vertrag, mit dem die kretischen Städte das Diagramma des Kretischen Koinon
(ötKa anpoötKO~)- Der Beschluß über Anaphe bestätigt ferner, daß sich das Dia- übemahmen, 880oder ein gemeinsames Gericht, bestehend aus Bürgern der Vertrags-
gramma, der Prodikos und das Koinodikion mit Rechtsstreitigkeiten von Privat- städte. 88 1 Die am häufigsten vorgebrachte Erklärung sieht im Koinodikion ein
Bundesgericht des Kretischen Koinon. 882 Diese Deutung wird jedoch mit dem
Problem konfrontiert, daß in der die Asylie von Anaphe betreffenden Inschrift vor

863Hoeck1829,III 90; Egger 1866,83. 874Vgl. Ager 1994,18.


864Phillipson1911,64. 875s.o. Anm. 861. Die Ergänzungenan wichtigenStellensind nicht sicher;s. Wilhelm1921,
865Haussoullier1917,82-85;er faßtedas Wort1tpoO(Koll als Adjektiv(sc. 0t1Caa,11picot)
auf; vgl. 14-19;Guarducci1950b,149f.;Ager 1994,6-14.
Voretsch1870,14(Schiedsrichter vorderEinsetzungeinesAppellationsgerichts). 876Polyb.22,15,4f.(hier 40 Testimoniuma).
866Egger 1866,83; Hitzig 1907,52. 877Hoeck 1829 III, 87, 470; Caillemer1908, 1565; vgl. Willetts 1955,232 ("mutualagreed
867Mijnsbrugge1931,44. Zur Bedeutungvon EmKpt,T)ptov (schiedsrichterliche
Urteil)s.u. Anm. federalcustom,traditionallybaseduponthe ancientpracticeof submittingdisputesto the arbitration
1459. of a tribalconfederacy");
vg!.Willetts1975,146f.
868EinengutenÜberblickbietetMuttelsce1925,68-72;vgl. Hitzig1907,51-53. 878Perrot 1908,1563.
869DerAusdruckfindetsichauchin 77 Z. 8f. (imZusammenhang mit demKretischenKoinon). 879so Gawantka 83 Anm. 102, der das Koinodikionmit dem in 28 Z. 65-68 erwähnten
870zum 1tapai3oA.Ov s. Bemeker1949,1127-1129.BemekersDeutungvono.1tpoOt1Co~ ('ohneVor- ÖtKaa,fiptovidentifizierte;
vgl.zurückhaltendSzanto1892,89.
entscheidung')trifftm.E. das Richtige;vgl. Gauthier1972,324 ('actionnon soumisea l'arbitrage'); 88°Mijnsbrugge1931,50f.;vgl. Martin1975,506f.;dieseDeutunghat van Effenterre1948.144-
andersHitzig1907,53 Anm.2 (derFremdewürdeohneVertreterzurKlagezugelassen). 146widerlegt.
871vgl.69 B 17f.:[,a~0€oi]Ka~"tül~1tp[o]Ot1Ca~aµi'-v[ot~ Eiaay6v,cov]. 881Van Effenterre1948, 146f.;vgl. Szanto1892,89; Scrinzi1897/98, 1568(identischmit dem
872In 27 Z. 47 ist nicht klar, wer durchLosverfahrenbestimmtwurde,ein Gerichtshofoder ein in 28 genanntenKotvovÖtKcxcrtfiptov);Bile 1988a,342.
Prodikos. 882Forschungsüberblick bei Mijnsbrugge1931,37f.; s. vor allem Böckh(Kommentarzu CIG
873Ein vergleichbares Verfahrensiehtder Rechtshilfevertrag zwischenStymphalosundDemetrias 2556);Voretsch1870,2, 13; Ciccotti1892,181;Demargne1903,225;Cardinali1907,17f.Anm.
vor (IPArk 17; SV III 567, spätes3. Jh.); s. hierzuThür - Taeuber1994,202, 204, 221, 235-237; 2; Hitzig 1907,28f.,46; Partsch1909,420;Raeder1912,97, 122;Waszynski1913,6f.; Haussoul:
vgl. Gauthier1972,298f. Beispielevon Schlichtung(otaA.uat~,auA.A.uat~). bevordie Sachevor lier 1917, 81; Muttelsee 1925,49, 54; Guarducci1940a, 164; Guarducci1942,49; Guarducci
einemGericht(OtKO.SElV, OtKasEtV µE,' 0.7tocpaaEco~)
entschiedenwurde,bei Bousquet- Gaulhier 1950b,151f.;Gaulhier1972,317, 323f.;Martin 1975,506f.;Walbank1977,202; Brule 1978,85
1993,20-23. Anm.6; Petropoulou1985,94f.
142 B VII 2.3. Koinodikion B VII 2.3. Koinodikion 143

dem Wort Koinodikion nicht der bestimmte Artikel ergänzt werden kann, den man dieser Sache gibt m.E. ein von der Forschung übersehenes Dekret der Knosier, das
gebraucht hätte, wenn das Koinodikion das Bundesgericht wäre. 883 Es wäre auch in Magnesia am Mäander gefunden wurde und wahrscheinlich die Auseinander-
befremdend, wenn das Kretische Koinon, mit seiner lockeren Organisation (B III 3), setzung zwischen den Bündnissen der Knosier und der Gortynier um 184 betrifft (40
ein permanentes Bundesgericht gehabt hätte. Seihst das Boiotische Koinon, das feste Testimonium b). Die Knosier schlugen vor, daß "die Bundesgenossen der Gortynier
Strukturen aufwies, hatte kein derartiges Organ. 884 Es ist auch nicht ohne weiteres und die Bundesgenossen der Knosier gemeinsam als Richter (Ko[tvi':n öta◊t]Ka­
anzunehmen, daß alle Nennungen eines Koinodikion ein und dieselbe Institution [s6 ]vrrov) über diese Angelegenheit ein Urteil fällen". Sie wollten die Angelegenheit
betreffen. Die Identifizierung des Koinodik(a)ion bei Polybios mit dem in der In- einem aus den Verbündeten der beiden führenden Städte zusammengesetzten Gericht
schrift von Anaphe und im Vertrag zwischen Hierapytna und Priansos (28) ge- überlassen, also eben einem 1Cotvoöt1Catov.Dieses Organ sollte ad hoc einberufen
nannten Koinodikion ist nicht ganz sicher. 885 Das Koinodikion in 28 betrifft Klagen werden.
von Privatpersonen, das Koinodikion bei Polybios anscheinend Konflikte zwischen Zieht man in Betracht, daß das Kretische Koinon wahrscheinlich der Zusammen-
Poleis. Es ist nicht auszuschließen, daß unter Koinodikion bei Polybios ein für alle schluß des knosichen und des gortynischen Bündnisses war (B 1113), versteht man
Kreter geltendes Rechtsverfahren zu verstehen ist. 886 auch die Verwirrung über den Charakter des Koinodikion. Das Koinodikaion ähnelt
Für eine Deutung muß man m.E. vom Gebrauch des Wortes Koinodikion im einem Bundesgericht. Eigentlich war es aber - entsprechend der allgemeinen Bedeu-
hellenistischen Recht, vor allem in Kleinasien und Ägypten, ausgehen. Außerhalb tung des Wortes - ein für Rechtsstreitigkeiten zwischen Bürgern zweier Parteien
Kretas begegnen wir dem Terminus im Sinne eines 'gemeinsamen Gerichts', das (zweier Poleis, zweier Symmachien oder einer Polis und einer Symmachie) zuständi-
Rechtsangelegenheiten zwischen Personen unterschiedlichen Bürgerrechts, die somit ges und wahrscheinlich aus Bürgern (oder Magistraten) beider Parteien zusammenge-
verschiedenen Rechtsordnungen unterlagen, regelte. 887 Auch das kretische Koinodi- setztes Gericht. Zu den Zeiten, in denen das Kretische Koinon bestand, war es wohl
kion muß ein 'gemeinsames Gericht' gewesen sein, 888 d.h. wohl ein aus Richtern ein aus Bundesgenossen beider führenden Poleis bestehendes Gremium, das Kon-
von zwei (oder mehr) Städten zusammengesetztes Gremium. 889 Mehr Klarheit in flikte zwischen den Symmachien, den einzelnen Poleis bzw. Bürgern der Bundesge-
nossen lösen sollte.
883 Van Effenterre 1948, 146f.; Ager 1994, 7, 12. Guarducci 1950b, 15lf., die sich mit der 1bese
van Effenterres auseinandersetzte, konnte m.E. beweisen, daß das Koinodikion ein Gericht war, nicht 2.4. Das vom Diagramma des Kretischen Koinon vorgesehe-
daß es ein BundesgerichJwar. ne Prozeßverfahren
884 S. die Analyse der Rechtsprechung im Boiotischen Koinon bei Rocsch 1982, 397-401 und
Roesch 1985. Fassen wir nun die Ergebnisse dieser Analyse zusammen:
885 Diese Identifizierung schlug Cardinali 1907, 17-20 Anm. 2 vor: vgl. Guarducci 1940a, 163
(später änderte sie ihre Ansicht); Martin 1975, 506f.; Walbank 1979, 202.
1) Die Rechtsstreitigkeiten zwischen Privatpersonen aus zwei verschiedenen Poleis
886 Vgl. das Verb µrn:xEtv (vgl. z.B. die Wendung µrn:xEtv 0ivwv imt av0pwnivwv: B IV i) und wurden in der Regel einem Schlichter (Prodikos) vorgelegt, dessen Auswahl im Dia-
den Ausdruck ta ,mt&. ,cowooi,cmov. Vgl. van Effenterre 1948, 147f. ('le droit föderal t,TCtois');vgl. gramma geregelt wurde.
Waszynski 1913, 4f.; Muttelsee 1925, 52; Guarducci 1950b, 153f.; Ager 1994, 18 ("concept or type 2) Bei Prozessen, die einer schnellen Abwicklung bedurften - vor allem solchen, an
of court").
887 Welles 1934, 345f.; Ager 1994, 9-11. Z.B. RC 53 eo!. II A 3f.: Otol1Cl:t00a[t] fü:1Catta lCU'ta denen auch Nichtkreter beteiligt waren-, sah das Diagramma eine ötKa anp6ötKoc;,
to 1CO\V0011ClOV, (007t€pcruv€0rvto npo~ uµa~. Op1Cl~oµi:vwvtwv 0\1Caotwv, Öv tponoy lCC<t ~µnpoo- also einen Prozeß ohne die vorherige Einsetzung eines Prodikos, vor.
0rv. Die Deutung dieser Inschrift durch Waszynski 1913, 7 Anm. 1 ist völlig abwegig: Er las owi- 3) Wenn der Prodikos versagte, wurde die Sache vor einem gemeinsamen (wohl aus
,cr'io0[m] ÖE ,ca1 [t]&. (sc. aµapt~µata) (!) und meinte, daß es hier i:nt toü ,coivooi,c(ou heißen Richtern aus beiden Parteien bestehenden) Gericht entschieden; alle Details über
müßte, wenn das Koinodikion ein Gericht wäre. Dementsprechend übersetzte er den Satz ,cata to
,cowoö(,cwv mit "gemäß dem gemeinsamen Recht". Der Sinn dieser Bestimmung ist jedoch ein ganz
dessen Zusammensetzung reg•~lte ein Abkommen (auµßoA.ov) zwischen den Ver-
anderer: "Alles was das gemeinsame Gericht betrifft, soll gemäß dem Vereinbarten verwaltet/durchge- tragspartnern.
führt werden". Ein zweisprachiges (griechisch-phönizisches) Siegel, das ein Koinodikion erwähnt, ist
Dieses Ergebnis ist angesichts der Quellenlücken natürlich in hohem Maße
in einem Privathaus in Delos gefunden worden: SEG XXXII 811 (128/7): die Zweisprachigkeit der
Inschrift und die Fundumstände zeigen deutlich die Funktion der Koinooikia im Zusammenhang mit hypothetisch. Eine Kontrolle bietet jedoch der ausführlichste Text, der Vertrag zwi-
Prozessen zwischen Privatpersonen unterschiedlicher Herkunft; s. Boussac I 982, 444-446; Boussac schen Hierapytna und Priansos (28), dessen Bestimmungen sich in dieses Ergebnis
1992, 16f. SP 10. nahtlos einfügen lassen. Der entsprechende Abchnitt lautet:
888 So schon Welles 1934, 345f.; van Effenterre 1948, 147f. ('trihunal mixte'); Bile 1988a. 342;
Ager 1994, 11-18 ("mixed tribunal or joint court", "concept or type of court"). 'Y1tEpOEtWV7tpü"(E')'OVOt0JV nap' ElCatEpot;
88 9Dies sieht der Rechtshilfevertrag zwischen Stymphalos und DcmetrilL~ (IPArk 17; SV III 567) C10\1CllµUt(J)V Ci)to 1CO\V00!1C\OV
Cl<j)' a7tEA\7tExpovw, lt0\11-
für die Beilegung von Rechtsstreitigkeiten zwischen Bürgern der heiden Poleis vor. Zur Zusammen- 6() oaoBwv t&.vO\E~aywyav oi O\lV'Evi1tavn ,cai NEOJV\ ,co[o-]
setzung und Funktion dieses Gerichtes ü'x06001,cov 01,caot~ptov) s. 1hür - Tacuhcr 1994. 201,204, µ01 EVCi)\,ca lCO\Va\00~11\O\lCaOTT\PlCfl uµ(j)OtEpat~ta'i~ltO-
223, 226, 237. Für ein aus Bürgern von zwei Gemeinwesen bestehendes Gericht, allerdings für Af:O\f7t' aUtWV,cooµovtOJV1CattO~ f:YYUO~ lCataotaOUV-
Rechtsstreitigkeiten zwischen den Gemeinwesen, s. auch SV III 480 Z. 9-11 (Vertrag zwischen dem tOJVU7tEptOUtOJV a<p' (J.~,ca aµi:pa~ aOtUA.atclnji Eµ µ11-
Aitolischen und dem Akamanischen Bund über die Festsetzung der Grenze, 263/2). Daß das Koi- vi. 'Yn/.p OEtwv ÜotEpoVtyyivoµi:vwv aOtlCllµatOJV7tpo-
nodikion ein von zwei Städten gemeinsam angerufenes Gremium einer dritten Stadt w,rr. halte ich für 6'i OllCOJ\µi:v XP~o0wv ,ca~ to Otaypaµµa EXE\· 71EptOEtW
sehr unwahrscheinlich.
144 B V// 2.4. Prozeßverfahren B V// 3. Rechtshilferegelungen 145

6umaTI1p(w oi rnia,aµEV01 Ka,' i:viau,ov 1tap' bca,ipo1~ In ihrer rudimentären Form sehen die Bestimmungen die Möglichkeit vor, daß der
KOOµo11tOAIV amvufo6wv äy l((l aµq>O"tEpm~ ta~ 1toA.Ea[
1] Bürger der Partnerstadt ohne Vertreter zu einem gerichtlichen Verfahren und - auf-
[00]~111i:~&~ "tOEltlKPITilPIOV "tEM"tCll,l((lt cyyuo~Ka0ia,av- grund dieses Verfahrens - zur Eigenvollstreckung des Urteils zugelassen wird
"t(OV Eltt "tOllPXEtoVi:v 61µfivw1,
ll(j).&~l((l aµEPf½ €1tlCJ"tUV"tl
70 l((lt Ö!E~ayov,wv taUta rn' au,ii'>v Kooµov,cov l((l"t(X "tO
(o{Katov OlOOVat,OtKai; Kat 7tpa~ni; OtOOVat).890 Diese Regel galt vor allem für
oox0rv 1(01viii auµßoAov. Poleis, die miteinander durch Isopolitie verbunden waren; ihre Bürger besaßen in der
Partnerstadt vor Gericht dieselben Rechte wie die einheimischen Bürger. 891 Nur in
Betrachtet man diese Bestimmungen genau, so stellt man fest, daß sie aufs ge-
den Fällen, in denen diese Regel nicht galt, also bei Verträgen zwischen Poleis, die
naueste diesen hier dargestellten Prinzipien entsprechen, obwohl die verwendete Ter-
kein Isopolitieabkommen abgeschlossen hatten, ferner bei Abkommen mit ab-
minologie uneinheitlich ist. Für diese Rechtsstreitigkeiten galt folgendes Verfahren:
hängigen Gemeinden 892 und bei nach einem Krieg abgeschlossenen Verträgen 89 3
1) Früher wurden Rechtsstreitigkeiten zwischen Privatpersonen der beiden Poleis vor
wurden detaillierte Bestimmungen getroffen.8 94 Soweit sich feststellen läßt, handelt
das Koinodikion gebracht, wahrscheinlich ein Gericht, dessen Richter von den ver-
es sich um Regelungen, die sowohl aus der Vergangenheit herrührende Streitfälle als
schiedenen Poleis des Kretischen Koinon (unter gortynischer Führung?) gestellt
auch künftige Auseinandersetzungen betrafen. Im Vertrag zwischen Hierapytna und
wurden (Z. 59).
Priansos (28) galten für die beiden Kategorien (alte bzw. neue Streitfälle) jeweils
2) Mit den künftigen Rechtsstreitigkeiten zwischen Privatpersonen der beiden Ge-
verschiedene Regeln, während im Vertrag zwischen Gortyn und Lato (18) wahr-
meinwesen (vgl. 1tap' h:mepoti;) sollte sich ein Schlichter (Prodikos) befassen (Z.
scheinlich für alle Auseinandersetzungen dasselbe Verfahren galt.
64f.).
3) Wenn der Prodikos versagte, wurde die Sache von einem gemeinsamen, von Die Ursachen der Rechtsstreitigkeiten werden sehr selten ausdrücklich genannt
beiden Städten angerufenen Gericht entschieden. Alle Details über seine Zusammen- oder auch nur angedeutet. Abgesehen vom Raub von Mobilien und der Entführung
setzung regelte ein Abkommen (m'.>µßoÄov)zwischen den Vertragspartnern (Z. 65- von Freien und Unfreien, 895 stehen sie häufig im Zusammenhang mit der Trans-
68). humanz (Flurschäden durch Vieh, Streitigkeiten über Weideplätze). 896 Mit dieser
4) Nur bei Prozessen, die einer schnellen Abwicklung bedurften, d.h. bei den seit Tätigkeit ist wahrscheinlich auch die Klausel über die Unverletzlichkeit der 'Frem-
längerer Zeit anstehenden Rechtsstreitigkeiten, war eine oh:a a1tpoourni; vorgesehen. denwege' und die sehr hohen Strafen für auf ihnen begangene Delikte in Verbindung
Diese Prozesse fanden vor einem ad hoc, unter Verantwortung der amtierenden zu bringen (B V 3).
Kosmoi zusammengesetzten Gericht statt (Z. 58-62). Entsprechend den allgemeinen Prinzipien des kretischen Diagramma bemühte man
Trotz der uneinheitlichen Terminologie entsprach das diesem Vertrag zugrundeliegen- sich um eine schnelle Beilegung des Streits, wenn möglich ohne einen Prozeß. 897
de Verfahren jenem des Diagramma des Kretischen Koinon. Verschiedenen Aus- Ein Gerichtsverfahren wurde nur angestrebt, wenn sich Widersprüche ergaben 898
drücke (Kotvooi1nov, OtKa<HT]ptov,ö Kotvfü o6~rtt OtKacr'tfiptov) bezeichnen ein und die eingesetzten Schlichter die Parteien nicht zufriedenstellen konnten. Das Prin-
von zwei Städten gemeinsam angerufenes Gericht, das sich mit den Rechtsstreitig- zip der Schlichtung ist nicht nur beim Prodikos erkennbar (B Vll 2.2), sondern läßt
keiten zwischen ihren Bürgern befaßte, wenn ein Prodikos diese Streitigkeiten nicht sich auch in weiteren Details der Verträge erkennen, vor allem in der Rolle des 'Ver-
beilegen konnte oder sollte. Die unterschiedliche Terminologie erklärt sich aus dem mittlers' (cruyKpnai;), der wohl Streitigkeiten zwischen den Hirten bei der Nutzung
konkreten historischen Kontext: Das Wort KotvooiKtov bezieht sich auf ein Gericht, von Weideplätzen beizulegen hatte, 899 der eprnwi ('Untersucher'), die einmal in
das nicht mehr bestand, der Ausdruck ö Kotvfü o6~rtt OtKacr'tfiptov bezeichnet das
Gericht, das nur zu jenem Zeitpunkt für die Prozesse zuständig sein sollte, während 890 MKmov 6166vm: 26 Z. 17, 23; 66 Z. 3; 74 Z. 18. Mrn~ l((Xt1tpa~E1~ 6i66vm: 61 Kopie A
schließlich der neutrale Terminus OtKacr'tfiptov auf das künftighin anzurufende Z. 81f.; vgl. 7 Testimonium b Z. 44-46; 9 A 3; zum Ausdrucks. Hitzig 1907, 37f., 49, 62; Wolff
Schiedsgericht hinweist. 1957, 35f.; Bravo 1980, 702-704; Petropoulou 1985, 93f. t.iKcx~ 0106vm/Acxµßavnv: 69 B 6f. S.
auch 63 z. 7 (1tpa~1v~). Vgl. 18 Z. 6f.: 0\l((X\(XOlCXKpivnv.
891 S. die Diskussion bei Petropoulou 1985, 96f.
3. Die kretischen Rechtshilferegelungen: Rechtsstreitig- 892 63 (?), 66, 67, 68, 69.
893 Sicher 18 (Gortyn-Lato), wahrscheinlich 27 und 28 (Hierapytna-Priansos).
keiten zwischen Bürgern der Vertragspartner 894 Die Bestimmungen in 14 Z. 24-28 (Arkader-Hierapytna), 23 B 2-5 (Lyttos-Praisos), 63 Z. 3-
Das Diagramma des Kretischen Koinon kommt in den Quellen zum ersten Mal im 12 (zwei anonyme Gemeinwesen Westkretas) und 68 A 1-11 (Eleutherna-Artemitai) sind kaum zu
späten 3. Jh. vor (18, nach dem Lyttischen Krieg) und wird nach dem ersten Viertel rekonstruieren. Für eine detaillierte Besprechung dieser Verträge sei der Leser auf den jeweiligen
Kommentar verwiesen.
des 2. Jh. (27, 28) nicht mehr erwähnt. So kann es die Rechtshilfeverträge auf Kreta 895 11 Z. 8-16 (mit Kommentar); 18 Z. 7-9 (wahrscheinlich nach einem Krieg); 61 Kopie A Z.
nur kurzfristig beeinflußt haben. Hier werden alle Regelungen über Rechtshilfe zu- 34; vielleicht 13 Z. 12-14.
sammengefaßt, auch jene die mit dem Diagramma des Kretischen Koinon nicht (oder 896 5 B 40f.; 14 Z. 1-3.
nicht direkt) zusammenhängen. Abgesehen von Regelungen über Vertragsverletzun- 897 vgl. B V// 2.2 (Prodikos) und VII 5 (Fristen); s. auch Pctropoulou 1985, 94 über die

gen (B VII 4) fassen die entsprechenden Klauseln Rechtsstreitigkeiten zwischen Erlaubnis der Selbsthilfe in den Verträgen kretischer Städte mit Teos.
898 Petropoulou 1985, 94.
Privatpersonen, Bürgern der Vertragspartner, ins Auge. 899 5 B 56f. (Hierapytna-Praisos); s. B V 3.
146 B Vll 3. Rechtshilferegelungen B VII 4. Vertragsverletzung und Popularklage 147

unklarem Kontext erwähnt werden (50 Z. 18), und des Kollegiums der euvoµia, des anschließenden Prozeßverfahrens sind leider nicht klar. Anders wurde bei gegen-
dessen Rolle sich mit jener der Ötm-crrmi in Athen vergleichen läßt (B V 3). Auch der seitigen Beschuldigungen verfahren. Zuerst wurde ein Schlichter (Prodikos) einge-
sofortige Eingriff der Kosmoi im Falle von Raub (oder unzulässiger Pfändung) ist im setzt. Hatte er keinen Erfolg, leiteten die Kosmoi (von Gortyn?) die Sache an ein Ge-
Hinblick auf diese Bemühung um eine rasche Beilegung der Konflikte zu erklären. richt weiter.
Die Aufgabe der Kosmoi (in der Stadt des Täters) bestand darin, das geraubte Gut Auch diese so unterschiedlich erscheinenden Verfahren folgen in ihrer Struktur
dem Opfer zurückzuerstatten oder dem entführten Menschen wieder die Freiheit zu eigentlich den oben rekonstruierten Prinzipien des kretischen Diagramma: sofortige
geben. 900 Wenn es zu einem gerichtlichen Verfahren kam, war es wiederum Aufgabe Beilegung des Konflikts durch Einsetzung eines Prodikos oder Eingreifen der
der Kosmoi, die Anzeige entgegenzunehmen. Ihnen wurden die vom Kläger ausge- Kosmoi, Anrufung eines Gerichtes, falls sich Widersprüche ergaben. Die Moda-
wählten Richter gemeldet, sie leiteten die Angelegenheit an das zuständige Gericht litäten für die Anrufung des Gerichts waren Gegenstand getrennter Vereinbarungen.
weiter und waren für den Einzug der Geldstrafe verantwortlich_90l Bei Versäum- Der Vertrag zwischen Gortyn und Lato über die Zusammensetzung des Gerichtshofes
nissen mußten sie eine Geldstrafe entrichten.902 gibt uns einen Eindruck vom Inhalt solcher Abkommen.
Viele Verträge entllalten ausführliche Bestimmungen über die Führung von Pro- 4. Vertragsverletzungen und Popularklage
zessen, doch nur in drei Dokumenten sind die diesbezüglichen Bestimmungen relativ
gut erhalten. Sie sehen drei verschiedene Verfahren vor: 903 Der häufigste Anlaß zu einem Streit zwischen den Vertragspartnern war die Ver-
1) Bei Raub griffen die Kosmoi ein und erteilten die Rückerstattungsweisung. Bei letzung einer Vertragsklausel, in der Regel durch Magistrate. 906Insofern die entspre-
Unrechtstaten wählte der Kläger Richter aus der Stadt des Angeklagten, der Prozeß chenden Bestimmungen erhalten sind, 907fassen unsere Texte folgende Vertragsver-
fand aber in der Stadt des Klägers statt (Gortyn-Lato).90 4 letzungen ins Auge: Versäumnisse der Magistrate, Sorge für die Rückgabe ent-
2) Die beiden Vertragspartner bestimmten für die in der Vergangenheit anhängig ge- wendeten Gutes, 908 die Unterstützung fremder Gesandter, 909 die Führung von Pro-
wordenen Rechtsstreitigkeiten gemeinsam ein Gericht. Mit künftigen Streitfällen be- zessen,910 die gegenseitige Teilnahme an Festen, 911 die Vereidigung der Jungmann-
faßte sich zuerst ein Schlichter; wenn er die Parteien nicht zufriedenstellen konnte, schaften, das Verlesen und die Aufzeichnung des Vertrags zu tragen. 912 Bei Ver-
wurde die Sache an ein Gericht weiterverwiesen, das von einer alljährlich von den tragsverletzungen konnte jeder Bürger oder Magistrat Anzeige erstatten ('Popular-
Vertragspartnern gewählten Stadt gestellt wurde (Hierapytna-Priansos ). 905 klage');913 der Kläger erhielt dann in der Regel die Hälfte der Geldstrafe, die andere
3) Im Falle des Vertrags zwischen Gortyn und der abhängigen Gemeinde von Hälfte ging an die Stadt, die geschädigt worden war. 914Der Vertrag zwischen Hiera-
Kaudos (69) wurden die Details von einem anderen Dokument geregelt. So - auch pytna und Priansos beschreibt das Verfahren in detaillierter Form (28 Z. 47-53):
wegen des fragmentarischen Erhaltungszustands des Textes - kann man das genaue A( OC tl~ 00\KOil)
Verfahren nicht rekonstruieren. Anscheinend wurde bei Unrechtstaten gegen Be- tu CIUVKELµEVo: Kowfö OwAuwv i\ Kooµo~ i\ ioiwto:~, E-
~fotw tön [)<,>AoµEV(J)\O\Ka~o:cr0mEltl t& 1(0\VW0\-
wohner von Kaudos bei den Kosmoi (von Gortyn?) Anklage erhoben. Die Details
50 1mcrtl)piw tiµo:µo: rniypmvaµEVOV,ä; obm~ l((Xt(l to
aoiKT)µo:ö Ka n~ aO\JCT]Ol)\· Ko:tEi'.
1(0:v1Kacr111.Aaßi:tw to
tpitov µi:po~ tä~ oiKo:~o Ö\KO:~aµEVO~, fo-
to oi: A.O\ltOV
900 11 Z. 12-14 (Lyttos-Malla) mit Kommentar; wahrscheinlich auch in 18 Z. 7f.: als Subjekt t(J)tiiv it6AEwv.
von tu µev qmvq><Xitpa~o:[vtE~ o:Wo:µEpo]v <iitoÖOµEVsind wohl die Kosmoi anzunehmen; allge-
mein zum Rückstellungsbefehl: Weiss 1923, 173; Petropoulou 1985, 94 mit Anm. 454. Vgl. auch
B Vll 5 zu den hierfür geltenden Fristen.
901Anzeige: 23 B 2-5 (s. den Ausdruck Eltl to apxE'iov 1m8icrmcr8m, der auch im Rechts-
hilfevertrag zwischen Knosos und Milet für die Erstattung einer Anzeige vorkommt: SV III 482 A 906Vgl. Petropoulou 1985, 95f. Nach der Definition von Hitzig 1907, 32 gehören auch diese
30-33); 66 Z. 14-17; 67 Z. 11 ([btt tov~ Kopµo]v~ Ö:yEv?);69 B 9f. Meldung der Richter: 18 Z. 29-
31 ?. Einleitung des Prozesses: 28 Z. 54-61 (1to1E"ivtrJV 01E~O:YOJYT1V);
66 Z. 16 (OiKT)Vdcru:vm); 69 Probleme zur RechL5hilfe.
907Unklar: 22 Z. 5-7; 27 Z. 43f.; 66 Z. IOf.; 77 Z. 1-8. Allgemein: 28 Z. 47-53; 50 Z. 26-
B 17f. (oiKT)vEicrayElv). Rückgabe entwendeten Gutes: 11 Z. 12-14; 18 Z. 17-19. Einzug der Geld-
strafe: 18 Z. 16f.; vgl. 15 Z. 13; 66 Z. 9, 13. Vgl. die Rolle der Kosmoi bei der Ernennung der 28?; 71 Z. 5-12.
90811 Z. 14-16; 18 Z. 21f., 26f., 31-34.
Bürgen: 28 Z. 62-64; vielleicht 50 Z. 13-16. Die Rechtshilfeverträge mit Milet (SV III 482) zeigen,
daß die Kosmoi manchmal auch den Gerichtshof bildeten: Petropoulou 1985, 95. Zu den Kosmoi als
90928 z. 32f.
Richter: Muttelsee 1925, 18; Willetts 1955, 111. 91011 Z. 3f?; 14 z. 28; 18 Z. 31-36; 27 Z. 51-54? (mit Kommentar); 66 Z. 5?.
902 11 Z. 14-16; 18 Z. 21f.; 66 Z. 2?; wahrscheinlich 15 Z. 14. 91111 Z. 23-26; 14 Z. 11-13.
903Ich gehe davon aus, daß der Vertrag zwischen Hierapytna und Priansos Prozesse zwischen 91214 Z. 19f.; 28 Z. 44-46; 32 Z. 5-9; 50 Z. 16f.; 59 Z. 34-39; 61 Kopie A Z. 25-30.
Bürgern und nicht zwischen Gemeinwesen betrifft (s.o. S. 138f.). Zu den folgenden Verfahren vgl. 913 11 z. 3 (itoucro:~); 18 Z. 34f. (µ[w]Afiv tov AEiovm); 28 z. 48f. (€~fotw tW\ ßwAoµEV(J)l
auch die Kommentare der einschlägigen Texte. Für die von den Rechtshilfeverträgen mit Milet vor- O\Ka~o:cr0m); 66 z. 13 (Oumooi:00w ö[i: o ßwAoµEvo~]); 71 Testimonium a z. 8 (µWAEVtOV ßwA6-
gesehenen gerichtlichen Verfahrens. Hemnann 1975; Petropoulou 1985, 94f. In 27 Z. 47 ist nicht µEvov); 77 Z. 7f. ([O\Ko:OOi:]OOw öl: o ßwA6µE[vo~]). Vielleicht 50 Z. 28; 63 Z. 11. Zur Popular-
klar,ob durch Los verfahren ein Gerichtshof oder ein Prodikos bestimmt wurde. klage für Verfehlungen der Magistrates. Hitzig 1907, 65f.; für Vertragsverletzung: z.B. IG 1121128
90418 mit Kommentar; vgl. 69 B 14f.: Der Gortynier lud Zeugen aus Kaudos, der Kaudier aus Z. 18f.; SV III 446 II 35f., 46f.
Gortyn vor. 91411 Z. 1-3?; 18 z. 35f.; 27 Z. 54; 28 Z. 51-53; 71 Z. 10-12. Zur Delatorenprämie s. Busolt
905s.o. B Vll 2.4. Ein O\Ko:crt11pwvwird auch in 63 erwähnt. 1920, 546; Weiss 1923, 464.
148 B VII 4. Vertragsverletzung und Popularklage B VII 5. Strafen und Fristen 149

Jeder Bürger hatte das Recht, Anklage gegen Beamte oder Privatpersonen - wahr- 1 Stater bei Nichterfüllung der Aufgabe des Richters (18 Z. 16f.?);
scheinlich beider Städte - im Falle vertragswidriger Handlungen zu erheben. 915 Der 10 Statere (jeder Kosmos?) für Versäumnisse, Gesandte zu unterstützen (28 Z. 33);
Kläger meldete das Vergehen bei einem 'gemeinsamen Gericht' an. Der bestimmte 100 Statere bei Raub im Land des Vertragspartners (11 Z. 1lf.);
Artikel ('tro JCotvro ÖtJCacr'tTJpiw)zeigt, daß dieses Gericht als ein bekanntes (wohl 100 Statere (jeder Kosmos?) bei Versäumnissen im Zusammenhang mit Festen und
bereits bestehendes) Gremium vorausgesetzt wird. Seine Zusammensetzung muß Opfern;922
also in einem anderen Dokument geregelt worden sein. Aus diesem Grund kann es 100 Statere (jeder Kosmos?) bei Nichtvereidigung der Jungmannschaft oder Nicht-
nicht mit dem Schiedsgericht identifiziert werden, das im selben Vertrag weiter unten verlesen des Vertrags;923
(28 Z. 65-71) und mit anderen Kompetenzen erwähnt wird. 916 Es ist viel eher an ein 200 Statere (jeder Kosmos) bei Nichterfüllung der Pflichten im Zusammenhang mit
aus Richtern (Magistraten oder Bürgern) beider Städte zusammengesetztes Gericht zu Prozessen (18 Z. 33);
denken, also ein 'Koinodikion'. 917 Möglicherweise enthielt das etwas ältere Symbo- 500 Statere (jeder Kosmos) bei Nichterstattung geraubten Gutes (11 Z. 15f.);
lon zwischen Hierapytna und Priansos (27 Z. 46-54) die Bestimmungen über das 2000 Statere (alle Kosmoi) bei Verletzung eines Sympolitievertrags (?, 71 Testimo-
'gemeinsame Gericht'; dort ist nämlich an einer fragmentarischen Stelle von einem nium a Z. 6).
Losverfahren die Rede, möglicherweise zur Bestimmung der Mitglieder dieses Manchmal wird aber allgemein auf die von den Gesetzen des jeweiligen Ortes, an
Gerichtes. Der Kläger schlug die Höhe der Geldstrafe vor. Diese floß zu gleichem dem die Straftat geschah, vorgesehenen Geldstrafen, 924 auf den Strafkodex (Dia-
Teil an den Kläger wie an die beiden Städte. 918 Die Bestimmung, daß beide Städte gramma) des Kretischen Koinon (B VII 2.2) oder ein bestimmtes Gesetz (69 B 20)
- also auch die des Verurteilten - einen Anteil vom Strafgeld erhielten, ist befremdend verwiesen. Bei Vertragsverletzungen sah der Vertrag zwischen Hierapytna und Prian-
und unterscheidet sich von den analogen Bestimmungen in anderen kretischen Verträ- sos vor, daß der Kläger die für die Straftat angemessene Strafe vorschlug. 925 Bei
gen.919 Möglicherweise liegt dies in der Tatsache begründet, daß diese Prozesse vor seinem Vorschlag berücksichtigte er wohl die entsprechenden Bestimmungen des
einem 'gemeinsamen Gericht' stattfanden. So hatten beide Städte einen Anspruch auf Vertrags oder das Diagramma des Kretischen Koinon.
einen Teil der Geldstrafe. Vielleicht wollte man dadurch aber auch die enge Ver-
Die meisten Vereinbarungen lassen die Bemühungen der kretischen Städte um eine
bindung zwischen den Vertragspartnern zum Ausdruck bringen: Vertragswidrige
rasche Beendigung der Rechtsstreitigkeiten erkennen. Im Falle von Raub galten sehr
Handlungen würden beiden Städten schaden. Die Anordnung, daß das Strafgeld dem
knappe Fristen für die Rückgabe der geraubten Waren oder Menschen - gerechnet
Vergehen angemessen sein sollte (Kma 'to aötlCT]µa), ist vielleicht ein impliziter Hin-
wahrscheinlich von dem Tag an, an dem die Meldung bei den Kosmoi gemacht wur-
weis auf das kretische Diagramma, welches u.a. eine Liste von Strafen für verschie-
de; keine Frist übersteigt die zwanzig Tage. 926 Auch die Prozesse sollten möglichst
dene Vergehen enthieJt.920
rasch abgewickelt werden, auf jeden Fall noch innerhalb des laufenden Amts-
jahres;927 einmal wird eine knappe Frist von zwanzig Tagen genannt. 928 Dasselbe
5. Festsetzung der Strafe und Fristen
Prinzip gilt auch für alle weiteren Details der Rechtsprechung, etwa für die Bestim-
Die Geldstrafen für Delikte von Privatpersonen als auch für Vertragsverletzungen mung von Bürgen (ein Monat)929 und die Vollstreckung der Strafe (ein bis zwei Mo-
(E1tt'ttµm, 1tp6crnµa, nµai, 'ttµriµa) 921 werden häufig im voraus im Vertrag fest- nate).930
gesetzt:

92211 Z. 25; 26 Z. 5; vgl. 14 Z. 11.


92328 Z. 45; 32 Z. 7f.?; 50 Z. 19-21; 59 Z. 36, 39; 61 Kopie A Z. 27, 29; vgl. 14 Z. 20; 22
Z. 5f?.
915Hitzig 1907, 29; Muttelsee 1925, 56; Tod 1913, 61. Ganz abwegig sind die Deutungen von 92414 Z. l; 22 Z. 9?; 28 Z. 29f.
Szanto 1892, 89 (Kriminalfälle)und Mijnsbrugge 1931, 38f. ("privateinternationaloffences"). 925zu diesem Verfahrens. z.B. Hitzig 1907, 54.
9 I6so Waszynksi 1913, 6; Mijnsbrugge 1931, 44f.; Guarducci 1942, 48. 926Ein Tag: 18 z. 8 (ergänzt, für die Rückgabe von Kriegsbeute?);zu Prozessen au81iµEpovvgl.
917Auch Muttelsee 1925, 56 dachte an ein gemeinsamesGericht (vgl. Tod 1913, 36). Hitzig 1907, 51; Willetts 1955, 219; vgl. Berger 1911, 78-80 (Fälligkeitsterminder Konventional-
918Muttelsee 1925, 56; ungenauTod 1913, 36: "the remainderbeing paid to the aggrieved state". strafe). 5 Tage (für die Verkündungdes Urteils): 23 B 3f.; 27 Z. 50; SV III 482 30-33. 10 Tage: 11
919Nach dem Vertrag zwischenGortyn und Lato (18) erhielt die Stadt des Bürgers, dem der Scha- Z. 12f. (für die Freilassung entführter Menschen); SV III 482 Z. 65. 20 Tage: 11 Z. 14 (für die
den entstandenwar, die Hälftedes Strafgeldes;im VertragzwischenHierapytnaund AntigonosDoson RückerstattunggeraubtenGutes).
(SV III 502 Z. 7-IO)erhielt die Stadt des Klägersdiesen Anteil. 92720 Tage?: 66 z. 17; vgl. 67 z. 9-IO; 1 Monat?: 69 B 18f.; 2 Monate: 18 Z. 15 (ergänzt);
920Ähnlich Mijnsbrugge 1931, 39. innerhalb des laufenden Jahres: 28 Z. 62, 70: €7t'autfuv 1rncrµovtwv;vgl. S. 53f. zu 54-56.
921 'Eitttiµw: 14 Z. 2 (ergänzt); 28 Z. 29f. Das Wort ist in der hellenistischen Zeit der Fach- 928 66 Z. 17; vgl. Hitzig 1907, 55 (Frist von einem Monat für die Einleitung des Prozesses); s.
ausdruck für das Strafgeld bei Vertragsverletzung:s. Berger 1911,4-8; vgl. SV III 501 Z. 25; 502 Z. z.B. SV II 289 z. 47f. Vgl. die knappen Fristen im Rechtshilfevertragzwischen Stymphalos und
4f. (ergänzt); 551 Z 47, 78; IC I,viii 9 Z. 31 (ergänzt); IC IV 176 Z. 37; SEG XLI 768 Z. 6; IPArk Demetrias:Thür-Taeuber 1994, 227f. (zu IPArk 17).
929 28 z. 62-64.
32 A 16. npoattµa: 60 B 7f. (ergänzt); 61 Kopie A Z. 38. npoattµa in bezug auf Vertragsver-
letzung: 28 Z. 82; Berger 1911, 4-8 meinte dagegen, daß das Wort in dieser Bedeutungin den Papy- 930Ein Monat: 18 z. 18; zwei Monate: 11 Z. lf. Eine Frist von fünf Tagen kommt in 27 Z. 50
rusurkundenerst in der byzantinischenZeit vorkommt.Tlµai: 18 Z. 36; 69 B 19 (vom Diagramma in einem unklaren Kontext, auf jeden Fall im Zusammenhangmit Prozessen, vor. Fünf Tage sind
vorgeseheneGeldstrafe).Tiµ11µa:28 Z. 50 (vom Kläger vorgeschlageneGeldstrafe). eine oft belegte Ladungsfrist:Hitzig 1907, 55; z.B. SV III 408 Z. 16. Vgl. die knappe Zahlungsfnst
150 R VII 6. Vermittlungen R VII 6. Vermittlungen 151

6. Auseinandersetzungen zwischen Gemeinwesen und Ver- Nachdem ein Waffenstillstand vereinbart worden war. wurde die Angelegenheit
einem Schiedsgericht übergeben. Die Konfliktparteien waren nicht immer über die
mittlungen wahl des Schiedsrichters einig. Im Krieg des Jahres 185/4 wollten die Gortynier die
Nur ein aus der klassischen Zeit stammender Vertrag zwischen Gortyn und Rhize- Angelegenheit dem Urteil Ptolemaios' V. überlassen, während die Knosier einen
nia berücksichtigt die Klagen einer Gemeinde gegen die andere; in den hier unter- Schiedsspruch der Bundesgenossen von Gortyn und Knosos bevorzugten (40. vgl.
suchten Verträgen sind keine analogen Bestimmungen erhalten. 931Kein Vertrag zwi- o. B Vll 2.3). Bei den römischen Vermittlungen beauftragte der Senat einen Konsul
schen kretischen Poleis sieht die Einsetzung einer EJCJCAT]'toi;
n6Ati; für die Prozesse mit der Bestimmung der auswärtigen Schiedsrichter. 936 Die Kontrahenten schlossen
des einen Gemeinwesens gegen das andere vor. 932 Allerdings wurde im Falle eines in der Regel ein Abkommen ab, 937 durch welches die fremden Schiedsrichter aner-
Kriegs und nach Vermittlung eines fremden Staates oft ein Dritter mit der Lösung des kannt und verschiedene Fragen (Fristen, Einsetzung von Bürgen, Konventionalstra-
Konflikts beauftragt. Eine Reihe kretischer Kriege des 2. Jh. wurden durch Ver- fen, Austausch von Kopien, Aufzeichnung des Urteils) geregelt wurden.9 38 Die
mittlung fremder Mächte beendet.9 33 Es handelt sich immer um ad hoc Bemühungen Schiedsrichter hatten ihr Urteil bis zum Ende des laufenden Jahres (s. S. 53f. zu 54-
fremder Staaten (oft des ptolemäischen Ägypten und Roms), Auseinandersetzungen 56) bzw. innerhalb eines Jahres (57) zu fällen. In einem Fall befand sich das um-
über territoriale Fragen ein Ende zu setzen: Die Vermittlung Roms (wahrscheinlich strittene Gebiet (das Land des Heiligtums in Dera) während der Vermittlung unter der
nach gescheiterten Bemühungen Ptolemaios' V. und der Magneten) 184 betraf die Aufsicht der Stadt, die mit dem Schiedsgericht beauftragt worden war, nämlich Kno-
Eroberung knosischer Gebiete durch die Gortynier und ihre Übergabe an Lyttos sos (54-56 Testimonium b). Die Kon11iktparteien hatten also das umstrittene Gebiet
(Diatonion) bzw. Rhaukos (Lykastion) sowie dIC Besetzung von Phalasarna durch zu räumen. Ähnlich sorgte der römische Konsul I l 2 dafür, daß alle im zwischen
Truppen der Kydoniaten (40). Bei der Vermittlung Ägyptens ] 68 ging es um das Hierapytna und Itanos umstrittenen Land gebauten Anlagen niederge1issen werden;
zwischen Gortyn und Knosos umstrittene Gebiet von Apollonia (43). 140 und 112- es handelte sich dabei um eine von den Hicrapytniern gebaute festung (xwpiov). Die
110 versuchten die Römer, durch die Einsetzung eines Schiedsgerichtes in Magnesia römischen Vermittlungen sahen in der Regel vor, daß das Schiedsgericht sein Urteil
am Mäander und die anschließende Entsendung milesischer (vielleicht auch römi- aufgrund des status quo ante, d.h. nach dem Prim:ip uti possidetis, fällen sollte
scher) Horothetai die Grenzen der ostkretischen Städte (Hierapytna, Itanos, Lato, (57). 939
Olus, vielleicht auch der Arkader) zu bestimmen (49; 54-56 Testimonium c; 57; Das Urteil der Schiedsrichter sollte öffentlich aufgezeichnet werden und war unwi-
vgl. 621. Schließlich betrafen die knosischen Vermittlungen der Jahre 117-115 die derrullich (54 Z. l 3f.); es bestand keine Möglichkeit für die Kontrahenten, in
Grenze zwischen Lato und Olus. Die Friedensinitiative ging in der Regel von der Zukunft Klage aufgrund vergangener Taten zu erheben oder andere Punkte streitig zu
vermittelnden Macht aus,934 die oft mit der einen Konfliktpartei verbündet war. 935 machen.940 Nach dem Schiedsspruch sollten die Probleme zwischen den Nachbarn
voll und ganz bereinigt sein. Das zweite Vermittlungsabkommen zwischen Lato und
Olus (55) sah für den Fall der Verletzung des Abkommens bzw. Ablehnung des
Urteils der Schiedsrichter eine Konventionalstrafe in Höhe von zehn alexandrinischen
(10 Tage) im Rechtshilfevertrag zwischen Stymphalos und Demctrias (IPArk 17 Z. 80f.). Vgl. auch Talenten vor, die unter der Verantwortung der Schiedsrichter der dem Abkommen
43 Z. 14, 20? (zweimonatige Frist für die Rückgabe von Beute); 68 A 7f. und 77 Z. 9 (zehntägige
Fristen in unklarem Kontext).
931Gortyn-Rhizenia, SV II 216 Z. 12-14: Ö n Öl: [!Caau]t[t~] UV'tlltUl<JOV'tl'tO lCOlVOV
oi 'Pml:VlOl
nop,t ,ov~ fop,uviov[~]. Es ist jedoch denkbar, daß die Abkommen zwischen herrschenden Städten
und abhängigen Gemeinden derartige Klagen berücksichtigten (s. 66 Z. 1-3 mit Kommentar).
9 :l2Die Vermutung Gauthiers 1972, 322, daß Knosos aufgrund eines älteren Rechtshilfevertrags
1161..t~angerufen wurde (54-56), ist unbegründet. Der Vertrag
zwischen Lato und Olus als ElClCAJ'\'tO~
zwischen Hierapytna und Priansos (28 Z. 65-71 ), der die Einsetzung eines fremden Gericht~ vorsieht,
betrifft Prozesse zwischen Bürgern der Vertragspartner und nicht zwischen den Vertragspartnern (s.o.
936 49, 57 Testimonium b. In beiden Fällen beauftragten die Konsuln Magnesia am Mäander -
B VI/ 2.2). Nur die Verträge mit Antigonos Doson (SV !II 501 und 502) sehen das Einschalten einer
EKKA.J'\,O~ 1161..t~vor. wohl im Hinblick auf die traditionellen Beziehungen dieser Stadt /.U Kreta- mit dem Schiedsgericht.
933 40 (Vermittlung Ptolemaios' V., Magnesias am Mäander und Roms im Krieg zwischen Gort- :ru Vermittlungen der Magneten in kretischen Kriegen s. A II 3 (ca. 219) und 40 (um 184''). Zu den
yn und Knosos, 184), 43 (Vermittlung Ptolemaios' VI. ? im Krieg zwischen Gortyn und Knosos, BeLiehungcn Krews zu Magnesia s. auch Kern 1894: IC I,viii 10; 11,iii 7 C; 11,fasson 198'i, 196 (rn
168), 49 und 57 (Vermittlung Roms im Krieg zwischen Hierapytna und Itanos, 140), 54-56 (Ver- einem Bürger von Magnesia mit dem typischen kretischen Namen Taskomenos). . ,
93754-56; vgl. 49 Testimonium b Z. 25: 6µ6Äoyov i:yrv1'1011: vgl. 57 Testimonium c Z. 251.: rv
mittlung der Knosier und der Römer im Krieg zwischen Lato und Olus, 117-113).
934 40: Magnesia am Mäander, Ptolemaios V., Rom; 43: Ptolemaios VI. (?); 54: Knosos. Un- rijt :u<Jl'h:m:cpwv yrn16ci[aT\t]oµo?..oycp~µ1:pm.
938 Allgcmein zu Vermittlungsabkommen: Berartl 1894, 87-90; Raeder 1912; Tod 1913, 75-80;
klar: 49. Bei den römischen Vermittlungen des späten 2. Jh. (54-56 Testimonium b, 57), nachdem
sich die römische Macht im östlichen Mittchnecr fest etabliert hatte, ging jedoch die Initiative von Martin l;J40, 491-576; Rousset 1994, 101-109; Thür - Taeubcr 19'J4, 12'J, 277, 2921., 320--326.
939 Part,ch 1905, 15-23, 16-19; vgl. Passcrini 1937, 34-46; (iuarducci 1942.110; Sherk 1969,
einer kretischen Stadt aus. Für mögliche wirt,chaftliche Interessen der Römer in Kreta s. Bowsky
1994, 15-17. Für die römischen Vermittlungen im Ostens. Partsch 1905, 15-52; Marshall 1980, >i4f.; Marshall 1980, 643f.; Scuderi 1991. 395. Über weitere Para.Helen römischer Venmttlungen un
insbes. 648-650; Gruen 1984, 111-1 I 9; Scuderi 1991, 390-409. 2. Jh. s. Partsch 1905, 23-52; Marshall 1980, insbes. 648-650; Scudcri 1')91, 3'J0-409.
93 5Ptolemaios VI. (?) mit Gortyn (43); Knosos mit Lato (56). ()40-,r,uYcnnitllungen über alle anstehenden Frngen (nuvm ncp\ nuv,c,iv) vgl. Bcrard 1894, 88.
152 B VII 6. Vermittlungen

treu gebliebenen Partei auszuzahlen war. 941 Zu diesem Zweck hatte jeder Kontrahent
innerhalb von zwanzig Tagen Bürgen (fyyuot) zu benennen. Im übrigen verlor das
Urteil seine Rechtskraft nicht, selbst wenn einer der Kontrahenten es anfechten wollte
(55 Kopie A Z. 38f., 'salvatorische Klausel'). 942 Zusätze und Streichungen waren
nach gemeinsamer Entscheidung der Kontrahenten und des Schiedsrichters möglich VIII. GRENZZIEHUNGEN
(55). Doch akzeptierten in einigen Fällen die Kontrahenten das Urteil des Schieds-
richters nicht. Hierapytna scheint trotz des Urteils der Magneten von Mäander auch Keine andere griechische Landschaft hat so viele Grenzbeschreibungen (1tept-
nach 140 im Besitz des Heiligtums von Zeus Diktaios und des umliegenden Landes optcrµoi)943 aufzuweisen wie Kreta, 944 was sich aus der Häufigkeit der Grenz-
geblieben zu sein (57). Auch Olus akzeptierte das knosische Urteil von 115 nicht und konflikte leicht erklären läßt. Die meisten Grenzziehungen wurden ja im Anschluß an
suchte um eine Revision durch die Römer nach (54-56 Testimonium b Z. 8f: Yva einen Krieg untemommen. 945 Die Grenzbeschreibungen betreffen in der Regel nur
tou'to 'to 1tpiiyµa e~ aKepairov ÖtaKoucrroµev). Die Römer bestätigten jedoch das zwei Städte;94 6 es ist jedoch zu unterstreichen, daß auch in bilateralen Grenzab-
Urteil der knosischen Schiedsrichter mit der Begründung, daß es gemäß einem Ab- kommen nicht nur die gemeinsame Grenze der Vertragspartner beschrieben wurde,
kommen (oµoA.oyov ~v) zwischen Latiem und Oluntiem gefällt worden war. sondern die gesamte Ausdehnung ihres Gebietes. 947
Die kretischen Grenzbeschreibungen unterscheiden sich nicht von den aus dem
griechischen Festland und Kleinasien bekannten: 948 Die Beschreibung beginnt in der
Regel mit der Präposition a1t6 + Genitiv 949 ausgehend von einem bestimmten Punkt,
in den meisten Fällen am Meer. 950 Mit den Präpositionen foi + Akkusativ 951 bzw. ec;
+ Akkusativ952 wird der nächste Orientierungspunkt angegeben. Während die
Präposition eni in der Regel einen festen Orientierungspunkt nennt, weist die Präpo-

9434 z. 57; 48 z. 65f.; zum Wort vgl. IPArk 30 D 16. Vgl. fupot. Öpwv in der Bedeutung
'Grenze'. 'Qpo1/Öpo1: 4 Z. 59; 27 Z. 16; 48 Z. 66; 59 Z. 52, 60, 62, 69; 61 Kopie A Z. 51; 54-
56 Testimonium a Z. 10; vgl. auch Anm. 1015 zu fupo1(opo1in der Bedeutung 'Grenzsteine'. "Op1-
ov: 47 Z. 62; 54-56 Testimonium b Z. 12. Zu diesen Worten s. zulezt Gschnitzer 1994, 21-24.
944Vgl. van Effenterre - van Effenterre 1994, 111-113. 4 (Dragmos-Itanos); 27 (Priansos); 44
(Teilung von Rhaukos zwischen Knosos und Gortyn); 47 (ltanos-Praisos); 57 (Hierapytna-Itanos,
vgl. 54-56 Testimonium e); 59 (Ilierapytna-Lato; vgl. 54-56 Testimonium a und e); 61 (Lato-
Olus; vgl. 54-56 Testimonium a und e); 62 (Knosos-Arkader); SV II 148 B 6-9 (Knosos-Tylisos,
um 450). Indirekte Zeugnisse: 30 (Lyttos-Lato), 40 (Gortyn-Knosos-Lyttos-Rhaukos), 49 (Hiera-
pytna-ltanos). Eine archaische Abgrenzung eines Weidegrundes in Lyttos: van Effenterre - van Effen-
terre 1985 (SEG XXXV 991 B); vgl. Chaniotis 1995a, 46-48; eine ebenfalls aus Lyttos stammende
spätantike Grenzziehung: Chaniotis 1989b (SEG XXXIX 975).
94 540, 44, 47, 57, 59, 61; wahrscheinlich 4, 27, 30, 48.
946zwei Städte: 4 (Dragmos-Itanos), 30 (Lyttos-Lato), 44 (Knosos-Gortyn), 47 (ltanos-Praisos),
48 (Hierapytna-Praisos oder Itanos), 49 (Jlierapytna-Itanos), 57 (Hicrapytna-Itanos), 59 (Hiera-
pytna-Lato), 61 (Lato-Olus), 62 (KnosfJs?-Arkader).Mehrere Städte: 27 (Gortyn, llierapytna, Prian-
sos, wahrscheinlich auch Biannos und die Arkader); vgl. 40 (Gortyn, Knosos, Lyttos, Rhaukos).
94727, 59 und 61 (mit Kommentar). Die Texte 4, 47 und 48 sind lediglich Auszüge aus Grenz-
ziehungen und erlauben keine entsprechendeFeststellung.
948Vgl. Daverio Rocchi 1988, insbes. 49-57 (nur mit einem kretischen Beispiel: SV II 148); van
Effenterre - Bougrat 1969, 41-48 (zu 59); Scudcri 1991, 407f. (zu 59 und 61); Rousset 1994 (allge-
mein); van Effenterre - van Effenterre 1994 (zu Struktur und Terminologie der kretischen Grenz-
ziehungen).
94927 Z. 17, 30; 44 Testimonium b Z. 1, 7, 9; 47 Z. 65; 59 Z. 52, 58, 63, 69, 75; 61 Kopie
A Z. 5lf.; vgl. die Präposition EK(und im kretischen Dialekt l;) in 59 Z. 69; 61 Kopie A 52; 62
A 22.
950 21 Z. 17, 30; 59 z. 52, 63; 61 Kopie A z. 51. Die Grenze in 47 Z. 65 endet am Meer. Vgl.
van Effenterre - van Effenterre 1994, 114f.
941Zur Formulierung in 55 Kopie A Z. 36f. vgl. z.B. Schwyzer 1923, Nr. 523 Z. 106-108 9514 Z. 60; 44 Testimonium b Z. 3, 5, 7, 10; 47 Z. 64; 48 Z. 67; 59 Z. 53-55, 63, 71-80; 61
(Orchomenos, spätes 3. Jh.): T\fü:11pa~1~fot0>... EKt&v Eyyu0>v.Zum Verfahren vgl. auch SEG Kopie A Z. 51, 56-71; 62 A 10, 11, 20, 23, 26, B 3, 4, 8.
XXXV 665 B 20-22, 41-43 (Ambrakia-Charadros). 9524 Z. 59f.; 27, 17, 19, 21-24, 27-29; 44 Testimonium b Z. 4-13; 47 Z. 63f.; 48 Z. 66f.; 59
942Allgemein zu dieser Klausel s. Berger 1911, 47-50. Z. 54-81; 61 Kopie A Z. 52-72; 62 A 6'1, 9'', 18, 22, 27.

1
r
154 B Vill. Grenzziehungen B VIII. Grenzziehungen 155

sition ei; häufig nur allgemein auf die Richtung der Grenze hin. 953 Die Adverbien coi; 7t1'l),973 Bergtäler (öElpai;, S11pai;),9 74 Bergränder (cn:E<pava, Fcoia,coia), 975 Berg-
bzw. ~1 (dorisch &1) im Zusammenhang mit einer Fluß- oder Grenzlinie zeigen die rücken (paxii;),9 76 Abhänge (rnwßa0µ6i;), 977 ferner künstliche Linien, wie
allgemeine Richtung. 954 Die Präpositionen lCU'ta + Akkusativ9 55 und ava + Ak- Straßen,9 78 künstliche Grüben, Kanäle (wohl für die Bewässerung gedacht) und
kusativ956 bringen den ab- bzw. aufsteigenden Verlauf der Grenze entlang einer Linie Minen.979 Die einzelnen Fix- und Wendepunkte der Grenzlinie sind in der Regel
zum Ausdruck. Hinzuzufügen sind weitere Präpositionen (napa + Akkusativ, 'an markante Merkmale der Geomorphologie, natürlich vor allem Berge, die in der Regel
einem Ort vorbei',95 7 Öta + Akkusativ, 'durch',95 8 µforn, 'bis', 959 1tEpi + Akkusa- namentlich genannt werden, 980 - manchmal weist man ausdrücklich auf ihren Gipfel
tiv, 'in der Nähe von' 960 ), Adverbien (Ka'tco, unoKa'tco, 1tEp1Ka'tco, 'unten, unter- oder Rücken hin (ÜKpov, ÜKpa, KE<paA.a, vgl. Eu0uwpiat)-, 981 ferner Hügel (A.6-
halb',961 ävco, ICCX'tUVffi, 'oben, oberhalb', 962 nepav, 'hinüber', 963 7tEptaµna~,
7tEptaµ(7t)7tE'tl~, 1tEptaµ(1t)1teni;, 'ringsherum', 964 ötavna~, 'durch?',9 65 6p06v, ei;
6p06v, 'geradeaus', 966 ävSov, 'einwärts', 967 µaKpav, 'weithin' 968), und allgemeine
Orientierungsworte (ßopfoi;, vowi;, µEmiµßpia, f.7tl'tOA.T],969 ÖE~toi;, EUC.OVUµoi;9 70).
Als Grenzlinien dienen am häufigsten Merkmale der Geomorphologie, die leicht als
63f.; 62 A 16; vgl. SV II 148 B 8f. (ÜÖoopöµßpwv); s. auch das Wort p6o,: 27 Z. 21; 44 Testimo-
Linien aufgefaßt werden können: 971 Flüsse und Sturzbäche, 972 Talschluchten (va-
nium b Z. 9f.; 61 Kopie A Z. 68; vgl. das Wort xapo.Öpo,: 59 Z. 55f. Allgemein zu uöa,oov poo.(
als Grenzlinien: Daverio Rocchi 1988, 51f.; vgl. van Effenterre - Bougrat 1969, insbes. 46 (zu 59);
Capasso 1989 (zu IG XIV 352); van Effenterre - van Effenterre 1994, 115, 119.
97344 Testimonium b Z. 8; 59 Z. 72; 61 Kopie A Z. 53, 55; vgl. Chaniotis 1989b, 30 mit
953Genau umgekehrt van Effenterre - van Effenterre 1994, 114: "Pour indiquer Je point final d'une Anm. 36; van Effenterre - van Effenterre 1994, 119.
scction, c'est di; (en dialecte cretois, ri;). Pour preciser une direction, c'est r1t( avec l'accusatif". 97427 z. 18f.; 47 z. 63; 48 Z. 66; 59 Z. 66, 79; 61 Kopie A Z. 61, 72. Zur Bedeutung des
Besonders aufschlußreich für diese Unterscheidung ist aber 44, z.B. Z. 8f. (E7tt,ov 06Mv ,ov y(oo)vt- Wortes s. van Effenterre 1942, 48-51 ('vallon haut, combe'); vgl. Daverio Rocchi 1988, 51; IPArk
o.'iov, aber KTJ<;
,av va1to.[v]); vgl. 62 A 20 und 22: e1tt ,o µdAtov aber [e)i; ,av ooov. Vgl. LSJ, s.v. 14 z. 14, 18, 24; 31 z. 8. Vgl. den Ortsnamen Dera in der Nähe von Lato (54-56) und in Arkadien
ed, C I c ('up to, as far as'). (IPArk 23 Z. 4).
9544 Z. 59 (wi; o Ufoµvoi;); 27 Z. 20, 22; 44 Testimonium b Z. 11; 47 Z. 63 (wi; a ampavo.); 975:Empavo.: 4 Z. 59f.; 47 Z. 63; 48 Z. 67; 59 Z. 56; 61 Kopie A Z. 65. Boo(o., FOlto., w(o.: 27
48 Z. 66f.; 59 Z. 52, 60, 64, 70, 78; 61 Kopie A Z. 51; SV II 148 B 8f. Vgl. van Effenterre - van z. 24; 59 Z. 76. Zum Wort vgl. Maiuri 1909/10, 433; Ca~ewitz 1993, 20 mit Anm. 18; van Effen-
Effenterre 1994, 114. terre - van Effenterre 1994, 119 ('lignes de faite couronnant un cirque de hauteurs'); Bull. epigr. 1995,
955 27 Z. 18, 20f.; 44 Testimonium b Z. 8; 61 Kopie A Z. 53, 66f.; 62 A 14, 23, 25f. Vgl. 206 (L. Dubois: "frange de terrain qui reste en päturage a l'exterieur et a l'interieure des remparts", in
Martinez Fernandez 1992, 103, 128, 132f., 187; van Effenterre - van Effenterre 1994, 114. einer Inschrift Thessaliens).
956 27 Z. 31; 44 Testimonium b Z. 4, 8-10; 59 Z. 52, 63 (appaxiv): 61 Kopie A Z. 51, 67-70; 976 ·Paxii;: 59 z. 63; 61 Kopie A z. 66-70.
62 A 27. Vgl. Martinez Fernandez 1992, 103-106; van Effenterrc - van Effenterre 1994, 114. 97759 Z. 80; 61 Kopie A Z. 62.
957 44 Testimonium b Z. 2; 59 Z. 66. 97 84 z. 60; 27 z. 29; 44 Testimonium b Z. 1, 4f. (aµo.~u6i;), 6; 47 Z. 64; 59 Z. 73, 77, 79;
95 844 Testimonium b Z. 6; 59 Z. 74. 61 Kopie A Z. 66 (oöoi; öo.µoa(o.); 62 A 22. In der archaischen Grenzinschrift von Lyttos (SEG
95959 z. 72. XXXV 991 B 5-12) werden 8 oöo( genannt: van Effenterre - van Effcnterre 1985, 163, 182f. Vgl.
96 059 Z. 72; 62 A 15. 1tEplßo.m, (Rundweg?): 59 Z. 65; 61 Kopie A Z. 72.
96127 Z. 30; 59 Z. 73-76, 79. Zur Bedeutung von 1tcpticarn s. Bile 1988a, 213 ("tout cn bas"). 979 Kanäle: 62 A 22f. (Öto>pu~. z.T. ergänzt), A 27 (Öpuµo.). Minen: 62 A 24 (yo.oopuxwv).
962 59 Z. 53, 73, 76; 61 Kopie A Z. 66. fo.oopuxwv ist nicht "action de becher la terre" (Bile 1988a, 155), sondern da,~ Ergebnis dieser Arbeit,
963 4 Z. 59f.; 47 Z. 63; 48 Z. 66; 59 Z. 75. also ein unterirdischer Tunnel bzw. Mine; s. z.B. SEG XXXIX 1180 Z. 81. Van Effenterre - van
964 4 Z. 60; 47 Z. 63; 48 Z. 67; 59 Z. 69f., 73, 80f.; 61 Kopie A Z. 52f., 55f., 62-65; 62 A Effentcrre 1994, 119 machen keine Unterscheidung zwischen xapo.Öpo,, Öpuµo., Öto>puxEi;(sie) und
yo.oopuxwv.
11, 17, 19, 24f.; van Effenterre - van Effenterre 1994, 115 ('en suivant Je tour'); anders Bile 1988a, 980Vgl. allgemein Daverio Rocchi 1988, 49f.; van Effenterre - Bougrat 1969, insbes. 46f. (zu
211 ('autour a nouveau?'); vgl. das Wort u1to.v1thw in der archaischen Grenzziehung von Lyttos
59). Als Berge bzw. Gipfel sind wohl folgende Ortsnamen zu identifizieren: Acherdoeis: 59 Z. 79f.;
(SEG XXXV 991 B 8, 10): van Effenterre - van Effenterre 1985, 169.
965 62 A 12f., 21, 26. Vgl. van Effenterre - van Effenterre 1994, 114 ('a travers'); anders Bile 61 Kopie A Z. 61f.; Aigyros: 61 Kopie A Z. 65; Airepo: 59 Z. 65; 61 Kopie A Z. 71; Akamas:
59 Z. 66; 61 Kopie A z. 69, 72; Akimos: 59 Z. 77; 61 Kopie A Z. 60; Arax (Berg?): 61 Kopie
1988a, 211 ('de part en part'). A Z. 63; Archelarchos: 59 z. 65f.; 61 Kopie A Z. 72; Benkasos: 59 Z. 54, 69; 61 Kopie A Z. 52;
9664 Z. 60; 44 Testimonium b Z. 4; 59 Z. 59, 71; 62 A 16, 18, 20; vgl. van Effentcrre - van
Danaparxos: 61 Kopie A z. 65; Dorthanai: 4 Z. 60; 47 Z. 64; 48 Z. 67; Epathes: 61 Kopie A Z.
Effenterre 1994, 114. 66; Gnaphos: 59 Z. 74f.; 61 Kopie A Z. 57; Ialketai: 59 Z. 78; 61 Kopie A Z. 60; Kalliorasos:
96744 Testimonium b Z. 3. 61 Kopie A Z. 67f.; Kureten (Gipfel?): 59 z. 78; 61 Kopie A Z. 60; Kyrtairaxos: 59 Z. 80; 61
968 59 Z. 54; vgl. das Adjektiv µo.icp6i;: 27 Z. 29; 62 A 19. Kopie A Z. 62; Laginapytos (Berg?): 61 Kopie A Z. 67; Metallapytos (Berg?): 61 Kopie A Z. 68;
969 44 Testimonium b Z. 12f.; 47 Z. 64; 59 Z. 64, 69; 61 Kopie A Z. 52, 71. Mitoi: 59 Z. 70; 61 Kopie A z. 54 (nach van Effenterre 1991h, 395 eine Siedlung); Mollos: 4 Z.
97o44 Testimonium b Z. 3, 6, 10. Vgl. auch die Verben, die einer näheren Bestimmung des Ortes 60; 47 Z. 65; Pamphyriasos (Berg?): 61 Kopie A z. 65f.; Plymon: 59 Z. 63; 61 Kopie A Z. 69f.;
dienten: ciynv (44 Testimonium b Z. !, 6; 59 Z. 74, 77), E7tfXE\V(59 Z. 71), KE'ia0m (27 Z. 22; Prornenetissa: 59 Z. 65; 61 Kopie A z. 71; Spinoeis: 59 z. 81; 61 Kopie A Z. 63; Stiotion: 61
62 A 14), 1to.po.-cpi'-xnv(59 Z. 70; 61 Kopie A Z. 53). Vgl. (allgemein) Daverio Rocchi 1988, 57. Kopie A Z. 68; Syonia (Berg?): 61 Kopie A Z. 63. Vgl. SV II 148 B 6f. (huov Öpo,, Ainol);
971Jetzt gibt Roussct 1994, 116-119 einen nützlichen Überblick. vielleicht Boinops: 59 Z. 77; 61 Kopie A Z. 59;
972Ftüsse: 4 Z. 59 (Sedamnos); 27 Z. 25 (Pand-), 26 (Telephilas), 27 (Pharankitas), 31; 47 Z. 981Kcq,o.Aa: 27 z. 22; 59 z. 56, 71-74; 61 Kopie A Z. 53, 55; vgl. die Bezeichnungen iccq,aAo.
63 und 48 Z. 66 (Sedamnos); 59 Z. 52f. (Kymaios); 61 Kopie A Z. 51 (Kymaios), Z. 67f.; 59 Z. (Bergstock, Bergrücken) und iccq,aAt(Hügel, Hügelkuppe) im modernen Kreta; s. Schlager 1991/92,
77 (Boinops; vgl. Bürchner 1903. 254: Scuderi 1991, 405); vgl. SV II 148 B 7f. (ho 1tomµ6i;). 5-8; äicpov: 59 Z. 59?, 80; 61 Kopie A Z. 62; äicpo.: 59 Z. 70; Eu0uoop(o.t: 47 z. 63-65; 48 z.
Sturzbäche (vgl. ~\ üöoop pc'i): 44 Testimonium h Z. 11; 59 Z. 53, 60. 78f.; 61 Kopie A Z. 51, 61, 67.
156 B VIII. Grenzziehungen B VIII. Grenzziehungen 157

q>o~)982 und Felsen (1tfapa). 983 Darüber hinaus finden sich gelegentlich natürliche (1tEpt<r'tEptwv),997 eine Mauer ('totxo~),99 8 vielleicht eine Werkstatt. 999 Besonders
oder künstliche Vertiefungen O,..chx:o~, x:oiAtov, x:otAov),9 84 Seen und Sümpfe interessant sind Fixpunkte, die mit der Landwirtschaft zusammenhängen, eine Tenne
()..{µv11),985 Vertiefungen, an denen sich Wasser angesammelt hat (äpo~), 986 ein (aAO><X),1000 ein Grundstück (aq>aµia) 1001und Streifen kultivierten Landes in früher
Salzberwerk (oder Salzwasserquelle bzw. Saline: aAtKTJ),987 Grotten (äv'tpov),988 öden und unbebauten Gebieten (mtvia, 1taAm xrpcrov). 1002 Letztere sind ein
Bäume 989 und vielleicht ein Walder (~oprita). 990 wichtiges Zeugnis der Bemühung der hellenistischen Städte, die abgelegenen Gebiete
Unter den Bauwerken nehmen die Grenzheiligtümer eine besondere Stellung der Eschatia urbar zu machen (vgl.AI 5).
ein. 991 Verläuft die Grenze in der Nähe von bewohnten Gebieten, so häufen sich die In den kretischen Grenzziehungen finden sich natürlich auch viele Ortsnamen, vor
Hinweise auf künstliche Konstruktionen; im Falle der Teilung der Stadt Rhaukos allem Namen von Bergen, Flüssen, Gipfeln, Ortschaften, selten von Siedlungen. 1003
versteht sich dies von selbst. 992 Aber auch auf dem Lande fehlten nicht die Bauwer- Eine Charakterisierung aller Ortsnamen auf ihre Etymologie hin ist hier nicht mög-
ke, die als Fixpunkte gut geeignet waren: Gräber (0ftx:m),993 ein Wachposten (crx:o- lich, 1004 es sei aber auf Ortsnamen hingewiesen, die einen Eindruck von der Flora
1ta),994 ein Aussichtsraum (E~Eöptov),9 95 Ruinen (EpEmtwv), 996 ein Taubenschlag und Fauna Kretas geben, 1oo5 wie "Apa~ (zu äpax:o~, eine Hülsenfrucht), 1006
'Axepö6n~ (zu äxepöo~, wilder Bimbaum), 1007 "E)..mov (Olivenhain?), 1008 'E)..a-
q>co)..{µva ('der See des Hirsches'), 1oo9 'l1t1taypa ('Pferdejagd', der Ort, an dem ein
Pferd gefangen wurde),lOIO 1taxu~ Aoq>o~ ('großer' oder 'bewaldeter Hügel'), 1011
98244 Testimonium b Z. 8; 59 Z. 75; 61 Kopie A Z. 57; vgl. mcona (Wachposten): 59 Z. 75; Tiptvoecrcrm (zu 1tp1vo~, Steineiche),10 12 vielleicht Iuöaq>vm (zu öaq>vri, Lor-
61 Kopie A Z. 58. beer),1013 Iucovia (zu cru~?, Schwein, Eber). 1014 Abgesehen von diesen natürlichen
98359 z. 69f., 76f.; 61 Kopie A z. 52f., 57, 59; vgl. 62 A 15 (,paxu), A 21 (7!E'tpWÖEs), oder künstlichen Orientierungspunkten wurden bei den Grenzziehungen auch Grenz-
984AaKKos: 4 Z. 60; 47 z. 64; 48 z. 67; vgl. KaAOAUKa:59 Z. 65; 61 Kopie A Z. 71. AaK-
steine (ci>pot, Öpot), 10l5 einmal sogar Meilensteine (µEiAta) verwendet. 1016 Diese
KOshat viele Bedeutungen, von Vertiefung bis hin zu Zisterne (Demargne - van Effenterre 1937, 29
Z. 4; Rousset - Katzouros 1992, 212). S. auch 62 A 23 (KoiAwv); 44 Testimonium b Z. 10 (Ko'i-
Mv).
985 44 Testimonium b Z. 5; 59 Z. 79; 61 Kopie A Z. 61; 62 B 7.
99761 Kopie A z. 64.
98659 Z. 55, 74; 61 Kopie A z. 56. Vgl. Hesych., s.v.: iipos · Kat (111:,pas)KotAas, r;v ats üocop 998 62 A 8.
a0poi~nm öµßptov (ed. Latte); im heutigen Kreta bezeichnet das Wort apoAt0os Höhlungen in 999 59 z. 57f.
Grotten, wo sich das Wasser sammelt; die apoA.t0otspielen für die Wasserversorgungder Hirten eine l00059 z. 58f.
große Rolle: Mavrakakis 1985, 53, 56. Ähnlich (zurückhaltend) Faure 1967, 101 ('Je creux') auch 100159 z. 72; 61 Kopie A z. 54f.; auf Grundstücke deuten auch die Personennamen in 27 Z. 18
mit Hinweis auf Hesychios und auf das Wort apoAt0os (vgl. van Effenterre - van Effenterre 1994,
118). Van Effenterre - Bougrat 1969, 18 mit Anm. 13 verbanden dagegen das Wort mit iipoupa und 59 Z. 57 hin.
100259 z. 70f.; 61 Kopie A z. 53f. Nach Faure 1972, 230 bedeutet mtvia einen Streifen
(<*Ö.poFos)und übersetzen S'ivos iipos 'lieusaint', der 'heilige Ort'. Bile 1988a, 356 Anm. 116 läßt
die Frage offen. kultivierten Landes, der entlang der Felsen verläuft und die Grenze zwischen Kulturland und Felsen
darstellt. Er verweist auf den heutigen Gebrauch des Wortes in diesem Sinn in Ostkreta; vgl. LSI
98759 Z. 76; 61 Kopie A Z. 58. s.v.: "strip or tongue of land". Van Effenterre - van Effenterre 1994, 119 zweifeln an dieser Deutung.
98859 Z. 59?, 73?; 61 Kopie A Z. 67f. 1003Berge: s. Anm. 980; Flüße: s. Anm. 972. Siedlungen: vielleicht Dattalla (61 Kopie A Z.
98927 z. 28 (q>OlV\KEs);59 Z. 66; 61 Kopie A Z. 72 (np'ivos); 62 A 12 (npEtVOs), A 18
64), Kordoila (61 Kopie A Z. 67), Laxos (59 Z. 74; 61 Kopie A Z. 56). Ortschaften:
(ÜXEPöos). Chambritrasos (61 Kopie A Z. 63), Dera (59 Z. 64), Hippagra (59 Z. 53, 77; 61 Kopie A Z. 52,
99o59 Z. 80; 61 Kopie A Z. 62. Vgl. LSJ, S.V.öop~tos,
59), Kolos (59 z. 78; 61 Kopie A Z. 60), Kymnetalla (59 Z. 78; 61 Kopie A Z. 60), Prinocssai
99127 Z. 20 (Tantalion), 28 Z. 23 (Heiligtum des Zeus Idatas); 59 Z. 63; 61 Kopie A Z. 70
(61 Kopie A Z. 64), Sorasa (59 Z. 79; 61 Kopie A Z. 61), Sydaphnai (61 Kopie A Z. 66).
(Aphrodision); 59 Z. 64; 61 Kopie A Z. 70 (Temenos); SV II 148 B 7 (Artemision). Vielleicht 59 1004s. vor allem Faure 1967, 96-106; seine Etymologien sind aber oft zu spekulativ: s. Bull.
Z. 73; 61 Kopie A Z. 55 (Hermesheiligtum?); 59 Z. 78; 61 Kopie A Z. 60 (Kureten, Ortsname epigr. 1968, 428.
oder Kultort). Vgl. allgemein Sartre 1979, 217-219, 221f.; Daverio Rocchi 1988, 54-57; Chaniotis 1005Vgl.Scuderi 1991, 407 und van Effenterre - van Effenterre 1994, 118f.
1988d; Rousset 1994, 119-121; van Effenterre - van Effenterre 1994, 118. 1006 61 Kopie A Z. 63.
99244 Testimonium b; s. dort die Hinweise auf das Prytaneion, den Markt, ein Tor, einen Rund-
bau, die Burg (mit Kommentar). l00 759 Z. 79f.; vgl. 62 A 18 (iixrpöos).
993 59 Z. 76; 61 Kopie A Z. 58. Vgl. Rousset 1994, 117; s. auch das Wort µvaµam in einer 100862 A 10.
Grenzziehung in Phigaleia (IPArk 29 Z. 6). l00959 z. 79; 61 Kopie A Z. 61.
99459 Z. 75; 61 Kopie A Z. 58. Es handelt sich wohl um einen Wachposten für die Über- lOl059 Z. 53, 77; 61 Kopie A Z. 52, 59.
101159 z. 75. Vgl. die Verwendung des Adjektivs naxus im Zusammenhang mit Baumbeständen
wachung der Eschatia; solche Wachposten (in der Regel in der Form von Türmen oder kleinen
Festungen), häufig in der Nähe von Straßen, sind archäologisch belegt: allgemein s. van Effenterre (LSJ s.v.) und die Ausdrücke ljltAOsA.Oq>os ('niedriger Hügel'?) bzw. 11EuKwö11s Mq>o,('Pinienhügel')
1949, 1033-1046; weitere Beispiele auf Kreta: Hood 1981, 19f.; Gondicas 1988, 18, 20f.; Niniou- in IPArk 31 I A 6 bzw. I B 14 (Megalopolis).
101261 Kopie A Z. 64; vgl. 59 Z. 66; 61 Kopie A Z. 72; 62 A 12 (npE'ivo;).
Kindeli 1990, 53; Beispiele in anderen griechischen Gebieten: Rousset - Katzouros 1992, 213f.; vgl.
Rousset 1994, 121f. 1013 61 Kopie A Z. 66.
99559 Z. 76; 61 Kopie A Z. 58. Die Bedeutung geht hier aus dem Kontext hervor, denn dieses 101461 Kopie A Z. 63. .
E~Eöptovbefindet sich auf einem Berg; vgl. LSJ, s.v. E~Eöpa('bclvedere'). Zum semantischen Feld 1015 27 Z. 20, 22; 44 Testimonium b Z. 11; 59 Z. 64; 61 Kopie A Z. 70; vgl. allgemem
des Wortes (im hellenistischen Delos) s. Heilmann 1992, 126-130. Daverio Rocchi 1988, 53f.; Rousset 1994, 109-112. Zum Worts. auch Ca~ewitz 1993, 17-20.
9 9 6 59 Z. 72; 61 Kopie A Z. 55. 1016 62 mit Diskussion.
158 B VIII. Grenzziehungen B Vill. Grenzziehungen 159

künstlichen Fixpunkte wurden vor allem für die Ziehung von Grenzen in ebenen Ge- einige Ortsnamen haben offenbar durch die Jahrhunderte hindurch überlebt: 1023
bieten verwendet. 1017 Obwohl Grenzsteine sicher seit früher Zeit benuzt wurden, KaA.A.topacroc; ('die schöne Aussicht', vgl. heute Mirabello?), 1024Kapuµm (vgl.
sind sie auf Kreta erst in hellenistischer Zeit belegt. 1018Im Rahmen der römischen heute Kapouµ1m;, Kapouµmc;), 1025KaA.oA.a1m(vgl. heute KaA.oc;AaHoc;). 1026
Vermittlung in Ostkreta ( 113-112) setzten milesischc opo0fam Grenzsteine zwischen
Lato und Olus, 1019und möglicherweise gehört in diesen Zusammenhang auch eine
Grenzziehung (zwischen den Arkadern und Knosos?), bei der Meilensteine
verwendet wurden (62, oder 1. Jh.?).
Diese große Vielfalt der Orientierungshinweise und Fixpunkte war in der so reich
gegliederten Landschaft Kretas zur Beschreibung von Grenzlinien vonnöten. Für die
Beschreibung der Grenze paßte man sich den jeweiligen Gegebenheiten an: Für die
Grenze von Priansos (27) reichten wenige Hinweise auf die zahlreichen Flüsse im
Südosten der Ebene von Mecrapa, für jene zwischen Gortyn und Knosos, die mitten
durch eine Stadt verlief, bediente man sich vor allem charakteristischer Bauten (44
Testimonium b), während für die Grenzziehung in einer Ebene (62) die Verwendung
von Grenzsteinen in regelmäßigen Abständen (Meilensteine) unerläßlich war. Dage-
gen wurden bei der Beschreibung der langen und komplizierten Grenze zwischen
Hierapytna, Lyttos und Lato (59) zahlreiche und vielfältige Fixpunkte verwen-
det.1020
Ein auffälliges Merkmal der kretischen Grenzen ist, daß sie oft den modernen
Grenzlinien zu entsprechen scheinen. 1021Dies hat zweierlei Gründe: Einerseit.s be-
diente man sich sowohl im Altertum als auch in der frühen Neuzeit, als die Ge-
meindegrenzen festgesetzt wurden, analoger Fixpunkte bei der Beschreibung der
Grenze, 1022und andererseits verändern sich die Gemarkungen der Agrargemeinden
im durch eine starke Siedlungskontinuität charakterisierten Ostkreta selten. Auch

1017S.u. Anm.1787; s. aber Beispiele auf Bergen (nicht auf Kreta): Daverio Rocchi 1988, 50;
Jarneson - Runnels - van Andel 1994, 602f.
1018Zu den in Anm. 1015 zitierten Texten ist auch ein Grenzstein aus dem Gebiet der kleinen
Stadt Sisai hinzuzufügen: SEG XXV 1022.
1019 54-56 Testimonium c.
1020s. die Beobachtungen von van Effenterre - Bougrat 1969, 44f. Vgl. van Effenterre - van
Effenterre 1994, l 15f. zur Länge der Grenzlinien.
1021s. 305 (47), S. 346 Anm. 1721, 348-350 (59).
1022Darauf wies schon Pendlebury 1939, 359 hin. Er zitiert die Verse einer metrisch verfaßten
Grenzbeschreibung zwischen den Gemeinden von 'AvcoyEta und fi:pyEpfl (19. Jh.): MaupoKopq>~,
XriÄ.riöovtat~Kat KauKaÄ.oul:7tT1Ä.tupa / Kat Maupo~ Kouµo~ Kat "Amtpo 'Apµt Kat toU l:KtvUKOU Tl
l:Ka.Ä.a("der schwarze Gipfel, der Hügel der Schwalben, die Grotte des Kafralos und der Schwarze
Gipfel und der Weiße Bergrücken und der Paß(?) des Skinakos", d.h. "des Bergs des Mastixbaums").
Vgl. folgende Auszüge aus der Abgrenzung der für den Anbau verbotenen Zone im Hochplateau von
Lasithi im Jahr 1343 (bei Spanakis 1957, 11-14): "...entlang der Straße zum sogenannten Wald der
Nonne(?) und durch den Wald zum Ort mit dem Namen Paraserta; von Paraserta entlang des Berg-
fußes auf der linken Seite, bis zum Bergßuß, wie die Linie, die die bebauten Äcker vom Berg trennt
[vgl. ,mv(a] ... Von diesem Berg abwärts entlang des Bergkamms [vgl. Ka,a /,6.xiv] in nordöstlicher
Richtung und durch den "reinen Graben" (Ka86.pto~ Aa.KKo~)[vgl. Ä.a.KKo~] auf dessen südlicher Sei-
te, und geradeaus [vgl. Eu8urop(c:,:]in nordöstlicher Richtung bis zum Gipfel des Berges Kelaria ... 1023Bei einigen Ortsnamen, deren Weiterleben vermutet wurde (47 Z. 64: AUKKO~,vgl. das
Von dort nordwärts und aufwärts, geradeaus entlang des Pfades, zum Gipfel der TIÄ.aKoKEq>a.Ä.a [vgl. heutige 'Ava.Ä.aKKo~;47 z. 63: cr,Eq>ava, vgl. heute wri cr1Eq>a.vm~;
59 Z. 66: 1tptvot vgl. heute
KEq>aÄ.6.]... Von dort abwärts entlang des Bergtals [vgl. Kata liripuoa], und entlang der Schlucht des
ßuo npivot), ist jedoch Skepsis angebracht.
Sideros, entlang der Schlucht [vgl. Kata vumiv], sich drehend und abbiegend [vgl. 1tEptaµ1t1:,t~].bis 102461 Kopie A Z. 67f. mit Kommentar.
zum Fuß des Berges oberhalb des Dorfes Gonies, hinter der Kirche des Hlg. Gcorgios, auf der östli- 102547 Z. 63 mit Kommentar.
chen Seite; von dort in südöstlicher Richtung entlang des Bergfußes und über das Bach von Kar- 102659 Z. 65 mit Kommentar.
diotissa und südwärts, entlang des Bergfußes, und über den Fluß der Ampclos ...".
B IX./. Abh/Jngige Gemeinden: Entstehung, Definition 161

Siedlungen unfreier Bauern zu erkennen (vgl. S. 20). Diese Siedlungen können je-
doch nicht als Gemeinden bezeichnet werden und werden deshalb hier - auch im
Hinblick auf die schlechte Quellenlage und die zeitlichen Grenzen dieser Arbeit - nicht
besprochen. Es muß jedoch betont werden, daß einige Siedlungen, die in späterer
IX. ABHÄNGIGE GEMEINDEN Zeit als abhängige Gemeinden auftreten, vielleicht nur rechtlich aufgewertete Sied-
lungen unfreier Bauern waren.
1. Entstehung und Definition Die lokalen Kriege von der archaischen bis zur hellenistischen Zeit führten oft ge-
Eine besondere Gruppe unter den Abkommen zwischen kretischen Gemeinden nug zur völligen Zerstörung einer unabhängigen Stadt und Annexion ihres Gebietes
bilden die Dokumente, die die Rechtsverhältnisse zwischen einer souveränen Polis durch einen mächtigeren Nachbarn. 1031 In einigen Fällen wurde die Hauptsiedlung
und einer abhängigen Gemeinde regeln (63-69). Die Existenz abhängiger Gemein- jedoch nicht zerstört, sondern bestand als abhängige Gemeinde fort, nunmehr aller-
den auf Kreta ist in der Forschung längst bekannt und in mehreren Arbeiten dings auf dem Gebiet einer anderen Stadt. 1032 Ein relativ zuverlässiges Indiz für den
eingehend und kontrovers besprochen worden. 1o27 In der Regel werden solche Orte früheren Polis-Status abhängiger Gemeinden ist die Verwendung eines Ethnikons
als 'Perioiken-Gemeinden' bezeichnet, dieser Terminus wird jedoch hier vermieden, auch nach der Eroberung: 'Ptl;;~vtot, tpayµ101, I:mAt'tat, I:rim11m1, 'AµuKAatot,
da er in keiner kretischen Rechtsinschrift in dieser Bedeutung zu finden ist und leicht Aeßrivatot, MmaAtot, Ktcraµtot. 1033 Wenn eine abhängige Gemeinde dagegen den
zu einem unbegründeten Vergleich mit den lakedaimonischen Perioiken führen Polis-Status früher nicht besessen hatte, bezeichnete man ihre Bewohner mit einer
könnte. 1028 F. Gschnitzer hat im Hinblick auf die Probleme der antiken Terminologie Paraphrase (o\. NN oiKouvm;). 1034 Die Abhängigkeit der Rhizenier (von Gortyn,
den Terminus 'abhängige Orte' vorgeschlagen. 1029 Hier wird jedoch dem Terminus frühes 5. Jh.), 1035 der Staliten und der Setaiten (von Praisos, 64-65) ist wohl auf
'abhängige Gemeinden' der Vorzug gegeben, da er die Tatsache zum Ausdruck Eroberung zurückzuführen. 1036 Unter den hier gesammelten Texten ist der Beschluß
bringt, daß wir es mit organisierten, z.T. selbstverwalteten Gemeinwesen - wenn von Praisos über Stalai (64) besonders aussagekräftig: Stalai wird als n6Ati; bezeich-
auch minderen Rechtes - zu tun haben. Die kretischen abhängigen Gemeinden stellen net und besaß sein eigenes Bürgerrecht; dennoch bildete diese Gemeinde keinen
alles andere als ein einheitliches Phänomen dar, sowohl was ihre Entstehung als auch unabhängigen Staat. Die Praisier gaben den Staliten ihre xropa, blieben aber weiter-
was ihre rechtliche Stellung betrifft, 1030 was oft zu Mißverständnissen geführt hat. hin die Eigentümer dieses Gebietes.
So soll hier versucht werden, die einzelnen Formen und Gründe der Abhängigkeit zu
erläutern.
1031 Hierzu gehören Phaistos (annektiert von Gortyn), Rhytion (von Gortyn), Praisos (von Hiera-
Die dorische Einwanderung führte vermutlich zur Unterwerfung der einheimischen
pytna), Milatos (von Lyttos), Lykastos und Diatonion (von Knosos), Apollonia (von Kydonia, dann
Bevölkerung, die im unfreien Status das Land für die Eroberer bestellen mußte. In von Knosos und Gortyn), Rhaukos (von Gortyn und Knosos), Dreros (von Lyttos), Istron (wahr-
dem uns hier interessierenden Zeitraum ist im Terminus ohTt~ta eine Spur dieser scheinlich von Lato); zu diesen Eroberungskriegen s. AI 6, B X. Vgl. die erste Gruppe von Kirsten
1942, 81f. (Phaistos, Rhytion, Praisos, Milatos, Lykastos, Apollonia und Dragmos; Dragmos be-
stand jedoch vielleicht weiterhin als abhängige Gemeinde: s. 4).
1032 Zu diesen 'Poleis ohne Territorium' s. Hampl 1939 (ohne Kreta); Gschnitzer 1958, insbes.
159-172; vgl. Gschnitzer 1975, 100-102. Sie enL~prechender dritten Gruppe von Kirsten 1942, 82f.
102 '.Larsen 1936; Guarducci 1936b; Larsen 1937; Kirsten 1942, 80-97; van Effcnterre 1948, 90- (Stalai, Setaia), der zu dieser jedoch nur Hafenorte rechnete. Gschnitzer 1958, 160f., 170-172 wies
Stalai und Kaudos den 'Poleis ohne Territorium' zu; für Stalai trifft dies zu, für Kaudos m.E. nicht.
98; Willetts 1955, 37-39; Gschnitzer 1958; Gschnitzer 1975; Petropoulou 1985, 125-128. Vgl. Petropoulou 1985, 126 mit Anm. 631, die aber auch die Artemiten und Amyklaion dieser
1028 Ausführlich: Kirsten 1942, 88-97 mit den literarischen Quellen, die von Perioiken auf Kreta
Kategorie zuweist.
reden; vgl. van Effenterre 1948, 91, 94-96; Willetts 1955, 37-51; Gschnitzer 1958, 146-151; Link 1033 'P1s~v1oi: SV 216; ~pa.yµtoi: Anm. 1130; LtaA.ttm: 64; Lljtaf\tm: 65; 'AµvKA.Ct\Ol:66;
1994, 30 (allgemein). Der Terminus itEptotKo~bezeichnet auf Kreta wohl die Hörigen (Gschnitzer AE~ljva'iot: Dumont 1892, 437 Nr. 101; Baillet 1926, !, 175 Nr. 816; Mata.A.toi: SB I 5860 (vgl.
1958, 150) und nicht abhängige Gemeinden. Das Wort wird in einer sehr fragmentarischen !ex sacra hierzu Masson 1985, 199 A 76); Kwa.µtot: IG XIV 1575.
aus Gortyn ~elesen (IC IV 65 Z. 10: itEPtFot[--]), Lesung und Deutung sind jedoch äußerst zweifel- 103463 (?), 69.
haft; vgl. Blle 1988a, 345 Anm. 87. In einem in Athen gefundenen Beschluß einer kretischen Stadt 1035SV II 216; dazu Gschnitzer 1958, 41-43; vgl. van Effentcrre 1993.
(IC Il;xxx ~=IG 1121130 Z. 8) ~zeichnet dieses Wort wahrscheinlich die Nachbarstädte (tat~ OE 1036 Vielleicht auch von Dragmos und Ampelos (Häfen von Praisos); zur Lokalisierung von
1tEpto1Ko~tv [---]); vgl. Guarducc1 1939a, 314.
1029 Gschnitzer 1958, insbes. 151-153. Ampelos s.u. Anm. 1814. Auch Amyklaion, dessen Name auf eine vordorische Siedlung hindeutet,
1st wohl von den Gortyniem erobert worden. Die Existenz eines Ethnikons ('AµvK1..a'io~)ist ein Indiz
_1030 V:ersu~h e~er, K~tegorisierung: Kirsten 1942, 80-97 mit einigen Lücken und Mängeln; von
für einen älteren Polis-Status. Es ist nicht möglich, die Verbindung von Matalon zu Phaistos zu er-
semer Li_stes1_nd_dievnoF01Ko1zu streichen (ebenda 85f.), die er mit den Bewohnern von Lato pros klären: Matalon erscheint im Rechtshilfevertrag mit Milet (SV III 482 Z. 67, ca. 259/50) als unab-
Karnara 1_denu~z1ert(s. 18), ebenso die 'Kransopeioi' (ebenda 87), die in einer gortynischen Inschrift hängige Polis, im späten 3. Jh. dagegen als Hafenort von Phaistos (Strab. 10,4,14, C 479; vgl.
(71 Tes~~onmm a) falsch gelesen wurden. Kirsten kannte die Texte 66 und 69 nicht. Vgl. die Pulyb. 4,55,6); ob Phaistos die kleine Stadt eroberte oder dessen Bewohner in seine Bürgerschaft
Ka~egons1erung ~on. Petropoulou 1985, 125f. (Kolonisten, Hafenstädte, abhängige Städte) mit (etwa in einem Sympolitieverhältnis) aufnahm, ist nicht bekannt. Die Frage muß auch für Hera-
em1~en~ehl~m (die Siedler von H1erapyma z.B. werden als abhängige Gemeinde betrachtet) und ohne klcmn offen bleiben: Im Rechtshilfevertrag mit Milet (ca. 259/50) war es ein souveräner Staat, Ver-
Berucks1chugung des gesamten Materials. Auch van Effenterre 1948, 90-98 unterstrich die Vielfalt bündeter der Knosier (79 Testimonium a), im 1. Jh. aber Hafenort von Knosos (Strab 10,4,7. C
bei den Abhängigkeitsformen. 476).
162 B IX.J. Abluingige Gemeinden: Entstehung, Definition B IX./. Abluingige Gemeinden: Entstehung, Definition 163

Eine recht uneinheitliche Gruppe abhängiger Gemeinden bilden die vielen Sied- zur Paramone-Formel der griechischen Freilassungsurkunden ist evident. 1041Im
lungen, die als Hafenorte (btivna) binnenländischer Städte bekannt sind. 1037 Falle von Kaudos ging es wahrscheinlich um die Sicherung einer für die Seefahrt
Manche entstanden durch Sympolitie (z.B. Chersonesos, Epineion von Lyttos), wichtigen Insel. Die Ansiedlung von Freigelassenen bzw. Hörigen in der Nähe von
andere durch die Ansiedlung von Bürgern aus dem Hauptort (von Lato nach Kamara, Heiligtümern (Artemitai<Artemision, Latosion<Leto?) zielte vielleicht auf die Pflege
von Oleros nach Hierapytna?); in diesem Fall besaßen ihre Bewohner selbst- des Heiligtums ab, könnte aber auch mit der Freilassung in der Form der Weihung an
verständlich das Bürgerrecht des Hauptortes, ähnlich wie z.B. die meisten Bewohner eine Gottheit zusammenhängen. 1042
von Piräus attische Bürger waren. 1038Derartige Siedlungen können natürlich nicht Es gibt ferner binnenländische Siedlungen, die als einer anderen Stadt zugehörig
als abhängige Gemeinden oder abhängige Orte bezeichnet werden. Insofern sie über bezeichnet werden, 1043 wie z.B. Boibe ,11c;fopn>viöoc;; 1044ob es sich dabei um er-
eine beschränkte Selbstverwaltung verfügten, stellten sie Teilgemeinden' eines sou- oberte Städte oder aufgewertete Siedlungen von Hörigen handelte, ist nicht bekannt.
veränen Staates dar (B IV 2). Im Falle dieser Häfen haben wir es nicht mit ab-
Dieser kurze Überblick der Zeugnisse zeigt, daß die abhängigen Gemeinden Kretas
hängigen Gemeinden zu tun. Es ist aber keineswegs sicher, daß alle Hafenorte diesen
in hellenistischer Zeit genetisch und rechtlich ein vielfältiges Phänomen darstellten. In
Status besaßen. Es gab auch Epineia, deren Bewohner nicht das Bürgerrecht des
den meisten Fällen waren es eroberte Poleis - häufig Häfen -, die nach der Eroberung
Hauptortes besaßen, also tatsächlich abhängige Gemeinden bildeten. Wir haben
eine gewisse Selbständigkeit behielten und manchmal sogar ihre Unabhängigkeit wie-
schon gesehen, daß manche Hafenorte erobert wurden (Stalai, Setaia, vielleicht
dergewinnen konnten. 1045 Darüber hinaus gab es Gemeinden die durch Ansiedlung
Amyklaion, Dragmos, Ampelos, Lebena, Matalon, s.o. und Anm. 1036); die Abhän-
einer freien (oder freigelassenen) Bevölkerung ohne Bürgerrecht an Orten mit einer
gigkeit anderer erklärt sich möglicherweise aus der Ansiedlung von Nichtbürgern
(Kaudos?, 69). gewissen Bedeutung in nautischer, strategischer oder kultischer Hinsicht entstanden
waren. Schließlich müssen wir auch mit der rechtlichen Aufwertung von Siedlungen
Die Ansiedlung einer freien Bevölkerung ohne Bürgerrecht an einem bestimmten unfreier Bauern rechnen. Diese Entwicklungen vollzogen sich in den meisten Fällen
Ort scheint weitverbreitete Praxis auf Kreta gewesen zu sein: Aus einer frühen gor- bereits vor Beginn der hellenistischen Zeit. Seit dem 3. Jh. verspürten jedoch
tynischen Inschrift (spätes 5. Jh.) erfahren wir, daß die Gortynier den Freigelassenen mehrere Städte das Bedürfnis, ihre Rechtsverhältnisse mit ihren abhängigen Gemein-
die Möglichkeit gaben, sich am Ort Latosion niederzulassen (Ka'taFOtKtöi::0m) und den neu zu bestimmen.
zwar mit gleichen Rechten (E7tt'tat FicrFm[K/al. ,]at oµoim) wie die Gortynier.
Abgesehen vom Abkommen zwischen Gortyn und Rhizenia stammen die
Über das Bürgerrecht verfügten diese Menschen nicht, denn für sie - wie allgemein
einschlägigen Texte aus dem 3. und frühen 2. Jh. Sie betreffen die Beziehungen zwi-
für die Nicht-Bürger - war der Xenios Kosmos zuständig. 1039Um die Mitte des 3.
schen Praisos und seinen Hafenstädten Stalai (64) und Setaia (65), Gortyn und den
Jh. ließ die Stadt Allaria theraische Gefangene frei und siedelte sie auf ihrem Gebiet
Bewohnern der Insel Kaudos (69) und des Hafens Amyklaion (66, vielleicht 67)
an. 1040 Es gibt einige Indizien, daß auch die auf Kaudos angesiedelte Gruppe bzw.
bzw. Eleutherna und der Gemeinde der Artemitai (68). Diesen Texten ist vielleicht
die abhängige Gemeinde der Artemitai auf dem Gebiet von Eleutherna aus freige-
ein Abkommen zwischen einer anonymen Polis und der Hafenstadt Psycheion (?)
lassenen Hörigen bestanden (s.u. S. 406 und 413). Die Artemitai, die als E1tot1Cot be-
hinzuzufügen.10 46 Der Vertrag zwischen Hierapytna und einer Gruppe hierapytni-
zeichnet werden (68 A 9), genossen gewisse Rechte, nur solange sie den Ort be-
wohnten, den ihnen Eleutherna zugewiesen hatte. Die Parallelität dieser Bedingung
1041zurParamone-Klausel s. Albrecht1978,189-200.Vgl.auchdie Parallelitätder Formulierung
in der FreilassungsinschriftSEG XXXIV 397 Z. 4f. (Delphi, 1. Jh. n. Chr.: rrrl to('i]crorwcr1r
EA.rnßr[pcxv] Eiµrv... rrcxpcxµEi(v]cxcra[
v]) und im '"!'extüber Kaudos(69 A 4-6: r1tEXWPT1<Jav ...
I037Sie entsprechender zweiten und vierten Gruppe von Kirsten 1942, 82 und 83f.; zweite EA.Eußrpov~ FOUcijv,µ€VOV<Jt €V,iit KUta<J(tcicr)t
K'tA.).
Gruppe: Syia (Hafenortvon Etyros), Minoa (von Lyllos), Minoa (von Aptera), Kisamos(von 1042 Es fälltauf,daß vieleabhängigeGemeindenKretasin engerVerbindungmiteinemHeiligtu?1
Potyrrhenia),Lebena(vonGortyn),Lissen(von Phaistos),Pantomalrion(von Eleulhema),Korykos standen.Der Namedes Hafenortesvon Knosos,Herakleion(sc. irp6v, und nicht Heraklciasc. rro-
(von Phalasama);vgl. Petropoulou1985, 125f. Vierte Gruppe Kirstens:Kamara(Hafenortvon At~).leitetsich voneinemHeraklesheiligtum ah; Pantomalrion,der Hafenortvon Elcuthema,erklärt
Lato),Hierapytna(von Oleros),Araden(von Anopotis);Chersonesos(von Lyttos);zu Kamaraund sich als der Ort des Kultesder Mcx,ipr~(zum Kult in Eleulhemas. Stavrianopoulou1991,43-49;
Chersonesoss. aber B IV 2; vgl. Brutc 1978, 149f. (ohne Differenzierungder rechtlichenStel- Stavrianopoulou1993);Amyklaionhängtsichermit dem Kult des ApollonAmyklaioszusammen,
lungen).Das Verhältnisvon Aradenzu Anopolisbzw. Polyhreniazu Kisarnosläßt sich m.E. nicht Latosionmit dem Kult von Leto, Artemitaimit dem Artemiskult.Es ist evident,daß die Existenz
bestimmen;andersKirsten1942,83f. (ävw-Ka,co rr6Au;).Für Hafenortes.auchAnm.36 und 37. einesHeiligtumsfür die EntstehungeinerabhängigenGemeindeoft vonBedeutungwar.
I038DiesnahmKirsten1942,85 für die meistenHafenortean; vgl. Petropoulou1985.126f. 1043Die fünfteGruppevon Kirsten1942,84: Beneund Boibe(Gortyn).Es ist jedochzweifelhaft,
10391cIV 78 z. 1-3:'tOVU!tEAEU[ßipov --/--K]a Afl KU'tUFOtKiörßm Aat6crwv€lt\ tat Ft<JFUl ob ein Ort Benejemalsexistierte:s. Rigsby1986,350-353.NurdieserGruppespr~chKirsten_1942,
[K/cxi
,)fö oµoim, 1ccxi
µi nvcxtoütov µÜEKcxtcx6oA6[8m µÜEcruAEv). Dazus. Willetts1955,40-44; 85 den Charaktervon 'Perioiken-Städten' zu. Er erwogaber,daß sie vielleichterst m hellemsuscher
Koemer1987,483f.;Koemer1993,433-437Nr. 153;vgl. Link 1994,48. Anders(ohnestichhaltige Zeitunterworfen,der vollenSelbständigkeit abernichtberaubtwurden. .
Argumente)van Effenterre- Ruzc 1994,72-75Nr. 16:Sie ergänzencirrrArn[craµivov FotKaor]o.ä. 1044Steph. Byz., s.v. Lipsius 1909, 400f. und Willells 1955, 39 hielten Auto~ für eme
unddeutenLatosionnichtals Ortsnamen,sondernals Attribut(ebenda75: "cornmeLatosien").Zum Perioiken-Siedlung; s. aber Kirsten1942,86f; Gschnitzer1958,54; unentschiedenvan Effenterre-
Text vgl.Capdeville1994a,210 Anm.88-90. Ruzc 1994,52.
1040IG XII 3,328= Syll3 921. Die Inschriftist leider sehr fragmentarisch;s. Brulc 1978, 15f.; 1045Dies ist im Falle von Setaiaanzunehmen:s.u. S. 307.
Petropoulou1985,49 mit Anm.202, 73, 123;Bielman1994,195-199Nr. 54. 1046Wenndort (63z. 2) taL<;ächlich der Ausdruck[t]&vto 'Pux~wv[FmKouv,wv] zu ergänzenist.
164 B IX.2. AbhLingige Gemeirulen: Rechtsfonn B /X.2. Abhangige Gemeiruien: Rechtsfonn 165

scher Siedler (74) gehört dagegen nicht dazu,10 47 weil die hierapytnischen Siedler in (68 C 7) vorkommt, zeigt auf jeden Fall, daß derartige Regelungen durchaus als
Hierapytna das volle Bürgerrecht besaßen. Ebensowenig sind die Sympolitieverhält- Verträge aufgefaßt werden konnten. Andererseits ~~t der St3:ai b,etreffend~ ~ext ?er
nisse binnenländischer Städte hiermit in Verbindung zu bringen. 1048 Volksbeschluß eines souveränen Staates (64 A 2: Eöo[~E] 'tWt 1<ocrµw1Kat 'tat 1t0At
'tat TTpatcriwv), der freiwillig gewisse Zugeständnisse an eine abhängige Gemei~d~
2. Rechtsform der Dokumente über die Beziehungen zwi- macht (A 4: eöwKav), diese aber an bestimmte Voraussetzungen knupft (A 4: rn1
'tOt<JöE). Ebenfalls mit einem Verb des Gebens werden die einseitigen Zugeständ-
schen Hauptort und abhängiger Gemeinde . 1. , ,: ' , 1054
nisse der Gortynier gegenüber Kaudos (69 A 4) emge eitet: muE rnExwpricrav.
Die Regelungen der Rechtsverhältnisse zwischen herrschender Polis und abhän- Diese einseitige Formulierung des Rechtsgeschäfts reicht allerdings nicht, um den
giger Gemeinde haben in der Regel die Rechtsform eines Volksbeschlusses, der Texten den Charakter von Verträgen abzusprechen; denn in den Augen der Griechen
einseitige Zugeständnisse der Polis gegenüber der abhängigen Gemeinde enthält und war die Form nebensächlich für den Charakter der Urkunde. Nicht nur im Privatrecht
andererseits die Pflichten der abhängigen Gemeinde definiert. Die beiden aussage- gibt es Verträge, die ihrer Form nach als e!nseitig formulierte -~echtsgeschäfte
kräftigsten Texte, über Stalai bzw. Kaudos (64 und 69), stellen eine Mischung von erscheinen - darauf weist auch Gschnitzer hm -, 1055 auch das Volkerrecht kennt
Volksbeschluß und Staatsvertrag dar, die das Interesse der Forschung erregt hat. 1049 einseitige Zugeständnisse, die als Verträge verstanden wurden. Der ~ertrag zwischen
F. Gschnitzer, der weitere Vertreter dieses besonderen 'Geschäftstyps' des griechi- dem Akarnanenbund und Anaktorion 1056 ist der Form nach em Beschluß von
schen Völkerrechts zusammengestellt und ihre Merkmale eingehend untersucht Anaktorion (Z. 61: 'Jfll<!>t<Jµa),
der sogar mit einer Formulierung eingeleitet wird, die
hat,I050 legte nahe, daß diese Texte keine Vertragsurkunden darstellen, sondern ein-
an die zwei kretischen Dokumente erinnert: crnvExcop11crav ... e1t1.'tOt<JöE(Z. 26). Das
seitig formulierte zwischenstaatliche Rechtsgeschäfte, mit denen der handelnde/herr- Psephisma enthält die Bestimmungen des Vertrags (Z. 6lf.: 'tO 'tE \j/aqn~µ,a K<:t'ta
schende Staat einer Gemeinde einen rechtlich geschützten Freiraum unter seiner
Herrschaft und unter bestimmten Bedingungen einräumte. Für dieses Geschäft war
(K<l't<l)KEXWPflµEV(lEV <lU'tWt oµ6Aoya). Auch der Vertrag <.~-3_5:~7t_t'tOt<JÖE
zwischen Smyrna und Magnesia am Sipylos 1057enthalt emse~tife Z:1ge-
<J1.>ve0Ev'to)
die Einwilligung des Empfängers der Rechte unerheblich. 1051 Die Eidesleistung ständnisse (Z. 35f.: fot 'totcröE ... 'tTJV1toA.ndav eöwKav; vgl. 64 A 4: rnt 'tOt<JöE
durch beide Parteien (64, 69), die diese Urkunden den bilateralen Verträgen nahe- eöwKav). Schließlich wird das Dokument über die Zu_geständnisse ,Kön~g Eum.~n.es'
bringt, 1052 deutete Gschnitzer als äußerliche Angleichung an das Formular der I an seine Truppen in Philetaireia und Attaleia 1058mit dem Satz [a~] twµam a rn-
Staatsverträge. Er wies zudem darauf hin, daß der Eid der Praisier kein Vertragseid E~[copricr]Ev Euµevrii; <l>tAE't<ltpo[u'toti; eµ] <l>tAE'tatpdat <J'tp<l'.lü.l't<lti;1(~1.'tüti;
war, der den Bestimmungen Rechtskraft verliehen hätte, sondern ein Amtseid. 1053 'A'tmA.dat eingeleitet; auch hier liegt also eine einseitige Formulierung (mlt dem-
Gschnitzer hatte sicher Recht, wenn er diese Regelungen von den normalen Ver- selben Verb des Gebens wie in 69) vor. Und doch wurde dieses Dokument als
trägen trennte und ihnen eine besondere Stellung im Völkerrecht zuwies. Doch bedarf Vertrag verstanden (oµoA.oyia: z. 16; vgl. Z. 40, 48, 50: 'ta wµoA.OYflµEva):dessen
seine Besprechung in einigen Punkten der Modifizierung, und vor allem zeigen einige Einhaltung Eumenes und seine Truppen gegenseitig schworen. Und es 1st ganz
Texte, daß eine klare Antwort ebensowenig möglich ist, wie eine Verallgemeinerung normal, daß Beschlüsse einer Stadt über ihr Verhältnis zu einer anderen als cruv-
dieses Phänomens. 0ftKat, also als Verträge, bezeichnet werden konnten. 1059
Das kretische Material umfaßt neben den drei von F. Gschnitzer zusammenge- Diese Beispiele zeigen, daß für die Charakterisierung der Urkunden, die sich auf
stellten Texten (Gortyn-Rhizenia, Praisos-Stalai, Gortyn-Kaudos) noch zwei weitere abhängige Gemeinden beziehen, nicht die äußere Form von Belang ist, sondern vor
fragmentarische Regelungen, zwischen Gortyn und den Amyklaioi bzw. Eleutherna allem die Frage, ob die Einwilligung der Bewohner der abhängigen Gemeinde erheb-
und den Artemitai, die zur Frage nach dem rechtlichen Charakter dieser Texte leider lich war. Sicher kann man von Verhandlungen zwischen herrschender Stadt und ah-
wenig beitragen können. Der Text über die Artemitai, in dem das Wort crnv0fpmt

1054Wie in dem um 300 Jahre älteren AbkommenzwischenGortyn und Rhizeniawerdendie wei-


1047Anders Petropoulou1985, 125. teren Bestimmungenin Partizipialgruppenangeführt;zu dieser Ausdrucksweises. Gschnitzer 1~78,
1048AndersPetropoulou1985, 125. 29-32 (im Zusammenhangmit den VerträgenSparta~).Zur rechtlichenBedeutungdes Verbs rnt-
I049zutetzt und am ausführlichstenGschnitzer 1975. S. auch Heuss 1934, 238 Anm. 2 (zu 64); XWPEtv s. 69 Kommentar.
Larsen 1936, 20f.; Guarducci1942, 145; Kirsten 1942, 82f. ('Vertrag');Bickerman1950, 111 ('Kapi- 1055Gscbnitzer 1975, 95f.
tulationsvertrag', zu 64); Gschnitzer 1958, 35-37, 168f.; Schmitt 1969, 327, 415 ('Psephismata 1056SV III 523 (um 216).
über Abhängigkeitsstatut',zu 64 und 66); Brule 1978, 151 (Statut, zu 64). 1057SV III 492 (um 240).
I050Gschnitzer1975, 81-88, 90-102 auch mit der älteren Literatur; vgl. Gschnitzer 1958, 167f.; 1058sv III 481 (ca. 263/41).
die anderenTexte sind SV II 155 (attischerVolk~beschußüber Chalkis,446/5), SV II 216 (Beschluß 1059Vgl. B II J. Z.B. wird der Beschluß Gortyns über ei?en Frieden mit Knosos _(43) ~l;
Gortyns über Rhizenia, 5. Jh.), 64 und 69. auv0fiKo: bezeichnet (Z. 1), obwohl er der Form nach emen Beschluß Gortyns uber 1
1051Gschnitzer1975, 90-102, insbes. 97-99; vgl. Schmitt 1969, 327, 415 ('Statut'). Friedensbedingungen darstellt. Sicher waren Verhandlungen zwischen Knosos und Gortyn
1052Gschnitzer1975, 92f. vorausgegangen(Z. 7-9), und die Bestimmungendes gortynischen Beschlusses waren auch von
1053Gschnitzer1975, 87f. Knososakzeptiertworden.
166 B IX.2. Ahhlingige Gemeinden: Rechtsform B /X.3. A/Jhün,?ige Gemeinden: Jr1hall 167

hängiger Gemeinde ausgehen. 1060Die gortynische Regelung für Kaudos sieht sogar der Text über die Artemitai (68) ist möghcherweis-: als eine erste Rcgdung für diese
die Einwilligung der Kaudier zu künftigen Änderungen vor (69 C 4f.). Wichtig ist Gemeinde zu verstehen.
ferner die Tatsache, daß diejenigen, denen die Zugeständnisse gemacht wurden, die
Einhaltung der gestellten Bedingungen eidlich bekräftigten; ein Eid setzt grundsätzlich 3. Inhalt der Vereinbarungen
eine Einwilligung voraus. Eide leisteten sicher die Kaudier (69 B 12, C 3f.) und die Die Dokumente über die ahhängigen Gemeinden betreffen drei Punkte: Die Zuge-
Staliten (64 B 1-9). Bezeichnend für den letzteren Fall ist auch, daß der Eid wahr- ständnisse der herrschenden Stadt, die Pflichten der abhängigen Gemeinde und die
scheinlich nur einmal geleistet wurde, also einem Vertragseid entsprach. Wichtig für Rechtshilfc.1063 Die abhängigen Gemeinden hatten eigene Magistrate, 1064 eigene Ge-
diese Frage ist auch die Feststellung, daß das Abkommen zwischen Gortyn und setze und Gerichtshöfe_ 1°65 Eigentümer des Landes war die herrschende Polis, 1066
Amyklaion auch die Popularklage für vertragswidrige Handlungen vorsieht, die wir sie gewährte aher den abhängigen Gemeinden das Rec~l. das Lan~_zu_hewohnen_und
aus Verträgen zwischen souveränen kretischen Staaten kennen. 1061In mancher Hin- zu nutzcn.1067 Die herrschende Stadt gewährte schließlich der abhang1gcn Gemeinde
sicht sind diese Texte also nicht so klar von den Verträgen zu unterscheiden. Schutz vor Angriffen.1068 Die P11ichten der abhängigen Gemeinde hestanden in der
Nur eine Kategorie von Urkunden über abhängige Gemeinden läßt sich von den Einhaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen, die die herrschende Stadt für die
Staatsverträgen aufs schärfste unterscheiden, nämlich die Dokumente, die den rechtli- Existenz der abhängigen Gemeinde festgesetzt hatte. 1069Für die Nutzung des Landes
chen Status der Bewohner der abhängigen Gemeinde von Grund auf definieren: Die hatte sie Abgaben zu zahlen, die in der Regel einen Zehnten aller o?er der wich~igsten
abhängigen Gemeinden verdankten ihre Existenz dem einseitigen Akt einer souverä- Erträge betrugen_ 1070Im Falle von Kaudos verlangten die G~rty~1e_raber bewmmtc
nen Gemeinde. Der Text über Kaudos formuliert diesen Umstand sehr priignant: EV Mengen zweier Produkte (Salz und Wacholderbeeren). 1011Eimge Bereiche der
1&1 1Camcr(1acr)t &1oi. fop,uvwt 1CCl'tfomcrav(69 A 6f. mit Kommentar). Diese Nutzung des Landes, der Häfen und des Meeres wurden zuweilen von Abgahe~ be-
grundsätzliche Regelung, mit der eine abhängige Gemeinde überhaupt konstituiert freit.1072 In einem Fall überließ die herrschende Stadt (Praisos) der abhang1gen
wurde, war sicher kein Vertrag, sondern eine einseitige Verleihung von Rechten, die Gemeinde die Hälfte der ihr im Prinzip zustehenden Dekate. 1073Ferner war die ah-
in Form und Inhalt nicht den Kapitulationsverträgen des Völkerrechts, 1062sondern
-1_1~~m;c
hängige Gemeinde verpflichtet, die herrschende ,sta d_t :111 - ·· · h zu un~rs t··~tzen, 1074
den Freilassungsurkunden des Privatrechts nahesteht (B IX 1), und sich somit von Truppen und Aufsichtsmagistrate aufzunehmen, 107) Sch1!tstransporte !ur sie durch-
. K .... F ..b h 1077
Verträgen deutlich unterscheidet. Dies erkennt man besonders deutlich im Falle der zuführen,1076 Heiligtümer zu pflegen und die osten rur este zu u erne men.
Kaudier und der Artemitai: Die Kaudier erhielten Autonomie und Freiheit (69 A 5f.), Im großen und ganzen verraten die Regelungen üher die ahhäng_ige~ Gemein~en
vorausgesetzt, daß sie in der ihnen von den Gortyniern zugewiesenen rechtlichen ,:ine Tendenz zur Verbesserung ihres Status. 1078Für diese Deutung 1st nicht so wich-
Stellung blieben (A 6f.); die Artemitai ihrerseits sollten gewisse Rechte nur solange tig, daß die Bestimmungen als Zugeständnisse der herrschenden Stadl hingestellt
genießen, wie sie den Ort bewohnten, den ihnen Eleutherna zugewiesen hatte. Wir werden, worauf die Verben des Gebens hinweisen, oder den abhängigen Gemernden
haben schon auf die Parallelität dieser Bedingung zur Paramone--Formcl der griechi- .Autonomie, Freiheit und Besitz des Landes zugesichert werden. Entscheidend ist
schen Freilassungsurkunden hingewiesen (s.o. Anm. 1041).
Von diesen ursprünglichen, konstitutiven Regelungen, die keine Verträge waren,
smd spätere nach Verhandlungen erfolgte Änderungen zu unterscheiden, die den Ver-
l06363,66,67,68,69. Zur Rechtshilfe s. B VII.
trägen in Form und Inhalt sehr nahestehen. Aber selbst diese sekundären Abkommen 1064Kmnmentar zu 64 B 1-9: 69 A 3f.
sind keine normalen Verträge, sondern einseitig formulierte Rechtsgeschäfte. Am J06569 A 5-8: autoÖ(JCOV~ta 7t0ptt lj/Ea\JtOV, ... XPllµE\'O, v6µ01; tot; iöi01;.
meisten wird uns dieser Unterschied zu den Verträgen im Beschluß von Praisos 106664(mit Kommentar); sicher auch 68, 69, wahrscheinlich 65.
verdeutlicht: Er betrifft nicht nur Praisos und Stalai, sondern auch eine dritte Ge- 1067Kommentar zu 64 A 8f.; 69 A 6.
meinde, Setaia; sein Inhalt hat auch für die Setaiten rechtliche Konsequenzen, und lO(,X64 A 20-23; vgl. 69 B 23 das Wort cput..uJCa. , . _
ll,6964 A 4 (fat to'ie>ÖE); 68 B 7-13 (Verhot, den Ort zu verlasen): 69 A 6f.: wvovot €V mt
allein aus diesem Grund kann er nicht als Vertrag zwischen Praisos und Stalai auf-
li:CHUO(tao)t &1 Ol foptUV\Ol JCatfomoav.
gefaßt werden. 1070 69 A 9f. (Dekate aller Erträge des Landes), A 18f. (Dckatc des Strandgutes); vgl. 64 A 6f.
(tlie Hälfte der Dckalc des Purpur- und Fischfanges). Allgemein zur Ahgatx:npi1ichl der ahhangigcn
Unser Material umfaßt, wenn ich richtig sehe, in der Hauptsache sekundäre Ab-
Orte: Gschnitzcr 1958, 173; Petropoulou 1985, 79f.
machungen: Die Regelung über Kaudos setzt eine 1CCl'tacr1acrti;voraus, der Beschluß 1071 69 A 11-17.
über Stalai ver.veist auf eine ältere Regelung (64 A 7f.: 1Ca0a1tE(p]Kat 1tp61Epov), lD7264 (w,dmchcinlich der Ackerbau); 69 A lOf (Viehzucht, llakngchührcn. Gemüse).
der Text über Amyklaion (67) scheint keine grundsätzlichen Fragen zu klären. Nur 1071 64 A 6-8.
107469 A 7: wohl auch 68 B 1-7 (mit Kommentar); 64 B 10-25. Allgemein ,ur lleeresfolge der
gricdlischcn at>h:ingigcn Orte: Gschnitzcr 1958, 174.
10 7 569 ß 20-25; vgl. Gschnitzer 1958, 174.
1060so auch Gschnitzcr 1975, 93. 1076 64 B 9-25; 65; 69 A 13-18, B 2f.
10 61 66 Z. 10-13 mit Kommentar; zur Popularklage vgl. B VII 4. lll 7766 Z. 18-20 mit Kommentar; vgl. SV 11216 Z. lf.
1062 so Bickennan 19'i0. 111. lO?Xsn auch n,chnitzcr 1958, 169.
168 B IX.3. AbMngige Gemeinden: Inhalt

überhaupt die Tatsache, daß die Rechtsverhältnisse genau definiert und nicht der
Willkür der herrschenden Stadt überlassen wurden. Es gibt auch Indizien, daß einige
Dokumente nach Verhandlungen zustandekamen oder filtere Dokumente modifizier-
ten. 1o79 Aufschlußreich ist ferner die Feststellung, daß die Details über die Rechts-
hilfe den aus Verträgen zwischen souveränen Staaten bekannten Prinzipien folg-
X.SCHLUSSBETRACHTUNGEN
ten. 1°80 Auch die Sorge von Praisos für eine gerechte Verteilung der Transportkosten
unter seinen abhängigen Gemeinden, 1081die Ausnahme wichtiger Wirtschaftszweige
von der Abgabenpflicht (s.o.) und die Rücksichtnahme der Gortynier auf gute und
Vertrag, Migration, Expansion: Aspekte einer Krise im
schlechte Erntejahre bei der Lieferung von Wacholderbeeren durch die Bewohner von hellenistischen Kreta
Kaudos 1082 zeigen, daß diese Regelungen das Gleichgewicht zwischen den Inte- Die kretischen Staatsverträge sind in erster Linie juristische Dokumente. Rechts-
ressen der beiden Seiten wahrten. texte zeichnen sich durch ihren formelhaften Charakter aus. Trotz des fragmentari-
In einer konfliktreichen Epoche waren die kretischen Städte sowohl an der Stär- schen Erhaltungszustandes der meisten Texte war es möglich, eine relativ beschränk-
kung ihrer Verteidigung, vor allem der am meisten gefährdeten Grenzgebiete, wo te Zahl sich mit kleinen Variationen wiederholender Formeln zu isolieren, die die
sich die abhängigen Gemeinden befanden, als auch an der Sicherung ihrer Einkünfte wesentlichen Inhalte der Verträge zum Ausdruck brachten (s. B II-VI[). Zugleich
interessiert. Die Verleihung gewisser Rechte an die abhängigen Gemeinden sicherte stehen die kretischen Staatsverträge in einem fortgeschrittenen Stadium der Ent-
den Städten treue Verbündete, die z.T. auch Söldner für nichtkretische Verbündete wicklung des griechischen Staats- und Völkerrechtes. Jahrhunderte intensiver diplo-
stellen konnten. 1083Die meisten Einkünfte blieben den Städten auch nach der Neu- matischer Kontakte und Austausches von Urkunden (insbesondere von Psephismata)
regelung erhalten. Die Ansiedlung von Freien ohne Bürgerrecht (Kaudos?, Artemitai) führten zu einer gegenseitigen Beeinflussung und Vereinheitlichung der Rechts-
an abgelegenen Orten ergab durch die Erschließung von Gebieten, die sonst mög- sprache griechischer Poleis. 1084 So ist es nicht überraschend, wenn auch Kreta von
licherweise in ihrem verödeten Zustand verharrt wären, deutliche militärische, aber dieser Entwicklung erfaßt wurde. Die hellenistischen Staatsverträge der Inselstädte
auch wirtschaftliche Vorteile. So bauten die kretischen Poleis die Spannungen ab, verwenden in der Regel dieselben Formeln und Termini, die man z.T. aus dem
1085
ohne der abhängigen Bevölkerung völlige Gleichberechtigung zu gewähren. Diese klassischen und vor allem aus dem hellenistischen Griechenland kennt. Dies ist
verbesserte wesentlich ihre rechtliche und wirtschaftliche Stellung und sicherte sich im Falle der Bündnisverträge evident (z.B. 'tOVO.U'tOV (j)lA.OV 1m1h0pcw exnv,
den Schutz der herrschenden Stadt vor fremden Angriffen. e1trn0m-Formel u.a.) und leicht zu erklären: Die meisten Verträge kretischer Poleis
mit Staaten der 'Außenwelt' waren eben Bündnisverträge (Anm. 58), und so fanden
entsprechende Formeln leicht Eingang in Kreta. Umso auffälliger ist_jedoc? die
Tatsache, daß etliche Formeln kaum Parallelen außerhalb Kretas aufweisen. Sie er-
klären sich z.T. aus spezifischen kretischen Institutionen und lokalen Gegeben-
heiten;l086 z.T. aber geben sie einen klaren Einblick in die besonderen Ziele der
Verträge und erlauben uns somit, die kretischen Staatsverträge historisch zu erklären.
Bei der Besprechung einzelner Bestimmungen ist auf solche Besonder~eiten ~i~ge-
wiesen worden; hier gilt es, sie im Zusammenhang zu studieren. Die spez1f1sch
'kretischen' Vertragsklauseln betreffen vier Bereiche: a) militärische Zusammenar-
beit, b) Mittel zur Verstärkung der Freundschaft, c) Rechtsverhältnis zwische~
souveräner Stadt und abhängigen Gemeinden und d) wirtschaftliche Zusammenarbeit
im Rahmen von Isopolitie-Abkommen. Obwohl es schwierig erscheint, diese Be-
reiche auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, stellt man bei genauer Betrachtung
107964 A 7f.: 1m8a1tE[p K]at 1tpotEpov;67 z. 4f.: [to 156-y]µa
to ap[xa"iov?); 69 A 6: µi\vovcn
EVtfü Ka,ao(taO)l.
1080B VII; s. vor allem 66 Z. 2 mit Kommentar; vgl. 18 Z. 38-40 über die Gültigkeit des 1 1084s. z.B. Baltrusch 1994 über die allmählicheVereinheitlichungder mit der Symmachieund
RechtshilfeabkommenszwischenGortynund Lato auch für die abhängigeBevölkerungvon Gortyn
(u1toro1Ko1); vgl. B VII 4 zur Popularklage. den Spondaizusammenhängenden Klauselnund Formeln.
10 164 B 18-21 mit Kommentar. I085s. z.B. B II J (Vertragsformel),B II 4 (Abänderungsklausel),B II 5.2 (Götteranrufung_und
1082 69 A 15-17. Segensformel), B /Il J (verschiedene Symmachie-Formeln), B VII 1, 2.2, 2.3 (Rechtshilfe,
108368 mit Kommentar.Spyridakis 1977deutet die in hellenistischenArmeen dienendenNeo- Diagramma,Prodikos,Koinodikion).
kreter als Angehörigeder abhängigenGemeinden;andersvan Effenterre1948, l 79f.,der diesenAus- 1086S. z.B. B II 5.3 (Datierungsformeln);B VII 2 (die mit dem KretischenKoinon zusamm~n-
druck mit einer neuen Bewaffnungund Kampfartin Verbindungbringt;Rigsby 1986,359f. stellt die hängenden Recht5hilferegelungen);B II 2.3 (die mit der ViehzuchtzusammenhängendeVerwun-
Neokreterden Eteokretergegenüber. schungµ~tE1tpoßam Eu0iivE'iv); B VI 3-4 (Einladungzu Syssitien,Andrciaund Festen).

1
170 B X. Schlußbetrachtungen B X. Schlußbetrachtungen 171

fost, daß alle diese Bestimmungen nur die vielfältigen Bemühungen der kretischen 2. Jh. nicht nur das gesamte Gebiet des Isthmus von Ierapetra in seinen Besitz brach-
Poleis widerspiegeln, Auswege aus einer Versorgungs- und Gesellschaftskrise zu te, sondern auch den größten Teil Ostkretas eroberte. 1088
finden. Gortyn, Knosos und Lyttos sind auch als Führer von Hegemonialbündnissen
Den Kern der Abkommen über militärische Zusammenarbeit (B Ill 1-3) bilden die bekannt (B III 3), die offenbar Organe dieser Expansionspolitik waren. Die Bündner
Klauseln, die den Beistand in Defensivkriegen, die Unterstützung in Offensivkriegen Gortyns waren verpflichtet, den Gortyniern "im Krieg und im Frieden zu folgen,
und die Aufteilung von Beute betreffen. Die militärischen Operationen, die ins Auge wogegen sie auch immer auffordern sollten, und von ihrem Land aus den Krieg zu
gefaßt wurden, waren Überfälle zu Land (also auf Kreta) und zur See (also wohl führen, wogegen auch immer die Gortynier Krieg führen" (e1t1::cr0m-Formel:B III I
Piraterie) für den Gewinn beweglicher Beute (B III 1 h). Einige Verträge belegen, c). Die von der Symmachie eroberten Gebiete gingen zunächst in den Besitz der
daß ein Teil des Gewinns (in der Regel eine Dekate) den Polis-Einkünften zufiel, die Hegemonialmacht über (B III 3); Gortyn trat dann zuweilen Teile der eroberten Ge-
u.a. für die Finanzierung der noch in der hellenistischen Zeit stattfindenden Syssitien biete an Verbündete ab, z.B. an Lyttos (25), Rhaukos (29) und vielleicht Axos (vgl.
gedacht waren. 1087 Viele kretische Kriege waren jedoch ganz eindeutig Eroberungs- 13 z. 9-14). Die offensiven Ziele der gortynischen Hegemonialpolitik treten auch
kriege, zielten also auf die Erweiterung des Gebietes und somit des landwirtschaftlich dann deutlich zum Vorschein, wenn Gortyn verspricht, das Gebiet eines Verbündeten
nutzbaren Landes. Dies geht aus Formulierungen in den Symmachieverträgen hervor; nicht zu erobern (27 Z. 78f.): "Und das Land, welches die Priansier hatten, als sie
in der Beistandsformel (B III 1 c) ist von <l7tO'tEµVHV, 1cawAaµßavnv und a<pm- diesen Vertrag eingingen, werden wir ihnen nicht wegnehmen und wir werden dies
pElVdie Rede, also von Operationen, die den territorialen Besitzstand verändern; wir auch anderen nicht erlauben". Die Symmachie mit einer Hegemonialmacht war oft
begegnen ferner Klauseln, die den territorialen Besitzstand garantieren (B III 1 g). nur die Vorstufe der Annexion, und dies gilt auch für manche Isopolitie- und
Auch die sonstigen epigraphischen und literarischen Zeugnisse lassen keinen Zweifel Sympolitie-Verhältnisse. Knosos verleibte sich das Gebiet von fünf Poleis, die um
daran, daß das Ergebnis der kretischen Kriege vom späten 3. bis zum späten 2. Jh. die Mitte des 3. Jh. als seine Bundesgenossen erscheinen, ein (79 Testimonium a:
die Annexion von Land war (s. A I 6 und Tafel 3). Obwohl kleine territoriale Tylisos, Rhaukos, Eltynia, Herakleion, Apollonia); Kydonia besetzte vorübergehend
Konflikte stets präsent waren (z.B. zwischen Dreros und Milatos, Lato und Olus, das Gebiet von Apollonia (40), mit dem es durch Isopolitie, wahrscheinlich aber
Praisos und Itanos) waren fünf Städte Träger einer konsequenten Expansionspolitik: auch durch Bündnis, verbunden war. Auch die Sympolitien von Gortyn mit Phaistos
Gortyn, Knosos, Lyttos, Hierapytna und Kydonia. Gortyn hatte schon vor dem 3. (71) und Lyttos mit Chersonesos (73) führten schließlich zur Annexion des
Jh. Amyklaion, Lebena, Rhizenia und Rhytion, kleinere Siedlungen in der Mesara- schwächeren Partners. Die zahlreichen Grenzziehungen der hellenistischen Zeit (B
Ebene und die Insel Kaudos unter seine Herrschaft gebracht und verleibte sich im VI//) spiegeln die territorialen Konflikte wider, die somit als ein wesentliches Merk-
Laufe des 2. Jh. das Gebiet von Phaistos (einschließlich Matalon) und Teile des Ge- mal der hellenistischen Geschichte Kretas erscheinen. Auch die Einrichtung, die die
bietes von Rhaukos ein. Zeitweise besetzte Gortyn auch die knosischen Gebiete Ly- Einheit in Kreta fördern sollte, das Kretische Koinon, war aller Wahrscheinlichkeit
kastion und Diatonion ( 184) und das Gebiet von Apollonia ( 168-166). Am Ende des nach nur Ausdruck dieser gespannten Situation, ein Zusammenschluß des gortyni-
2. Jh. reichte sein Territorium vom !da-Gebirge bis zum östlichen Ende der Mesara- schen und des knosischen Bündnisses und somit Organ der Politik dieser beiden
Ehene und von Rhizenia (Prinias?) bis zum Libyschen Meer. Knosos seinerseits, Städte (B III 3).
bald Verbündeter und bald Gegner Gortyns, eroberte noch im Laufe der archaischen Eines der auffälligsten Merkmale der zahlreichen Symmachieverträge, die sie von
und klassischen Zeit alle kleineren Städte in seiner Umgehung (Lykastos, Diatonion, den anderen hellenistischen Bündnisverträgen unterscheiden, ist die vielfältige Be-
Archana). Nach der Eroberung der Gebiete von Eltynia, Apollonia, Tylisos, Hera- mühung um Förderung der engen Kontakte zwischen den Vertragspartnern(~ V/).
kleion und z.T. Rhaukos in der hellenistischen Zeit dehnte sich sein Territorium von Nicht nur werden die Bündnisverträge in der Regel um ein Isopolitieverhältms er-
den nordwestlichen Ausläufern des !da-Gebirges bis zur Ebene von Kastelli und von weitert (B /, B N J), sondern sie enthalten auch ausführliche Bestimmungen über d~e
der Nordküste Kretas bis zum nördlichen Rand der Mesara-Ebene aus. Eine kon- gegenseitige Teilnahme an Festen und Syssitien, gemeinsame musische und athle~-
sequente Expansionspolitik machte Lyttos zum Besitzer des nordöstlichen Teils von sche Veranstaltungen, den feierlichen Empfang der Magistrate des Bündners, ~ie
Zentralkreta, etwa von der Kasteli-Ehene bis zu den östlichen Ausläufern der Berge Verleihung des Heiratsrechts. Solche Bestimmungen finden wir bezeichnende~eise
von Lasithi (Milatos. Dreros) und von der Nordküste (Chersonesos) bis zum Dikte- nur in den Verträgen zwischen kretischen Städten und nicht in Verträgen zwischen
Gebirge; darüber hinaus besaß Lyttos eine Exklave an der Ostküste, den Hafen kretischen und nichtkretischen Staaten. Sie betreffen, wie aus der entsprechenden
Minoa. Auch die Expansionspolitik Kydonias ist deutlich (] 85 Besetzung von Phala- Untersuchung hervorging (B VI J-3), in erster Linie die in Jungmannschaften organ_i-
sarna, 170 Besetzung von Apollonia), obwohl sie anscheinend keinen bleibenden sierten Epheben. Ihre feierliche Vereidigung, das jährliche Verlesen des Vertrags, die
Erfolg hatte. Spektakulär war vor allem die Expansion von Hierapytna (s.u.), das im gemeinsamen athletischen und musischen Veranstaltungen, ja vielleicht auch der ge-
meinsame Militärdienst an Wachposten der Eschatia, zielten zweifellos auf die Stär-

I0 88 Vgl. Bennet 1990, 201f. Eine Schätzung des Umfang des Territoriums einzelner Poleis
1087 Syssitien in der hellenistischen Zeit: Anm. 821; Finanzierung: S. 414. ebenda Tafel 3 (s.u. Anm. 1096).
172 B X. Schlußbetrachtungen B X. Schlußbetrachtungen 173

kung des Kampfgeistes und der Solidarität der verbündeten Poleis ab. Ohne Verzicht Am prägnantesten kommt die Bedeutung von interner Mobilität und Eroberung im
auf den Lokalpatriotismus jeder einzelnen Stadt wurde auch Gemeinschaftsgefühl hellenistischen Kreta im Falle der Außenpolitik Hierapytnas zum Ausdruck, 1wo einer
demonstriert, und zwar an den mit der militärischen Institution der Ephebie zusam- Stadt mit einer günstigen Lage am Meer und einer für kretische Verhältnisse relativ
menhängenden Festen. Lokalpatriotismus und Zusammengehörigkeitsgefühl brachten ausgedehnten Küstenebene. Doch lag das Gebiet Hierapytnas nicht nur an der
auch die in den Eiden angerufenen Götter zum Ausdruck; die Bürger der einen Stadt engsten Stelle Kretas, dem Isthmus von 'Iepa1tnpa (12 km breit), 1091und im regen-
riefen nicht nur die lokalen Götter ihres Gemeinwesens an, sondern auch jene des ärmsten Gebiet Griechenlands, 1092sondern war darüber hinaus von allen Seiten von
Bündners (B II 2.2). Die neuen Bürger des einen Gemeinwesens schworen den Ver- den Gebieten zahlreicher Nachbarstaaten umgeben, deren Hauptsiedlungen in gerin-
tretern des anderen, dieselben Freunde und Feinde zu haben und sie nie im Stich zu ger Entfernung von Hierapytna lagen: Malla (14 km) und Biannos (35 km) im
lassen. Die Kosmoi, politische wie militärische Führer der Polis, wurden bei ihren Westen, Lato im Norden (20 km), Istron (14 km) und das lyttische Minoa (foup-
Besuchen in der Partnerstadt derselben Ehren teilhaftig, die den lokalen Magistraten vta?, Tiaxuaµµo~?. 12 km) im Nordosten, Praisos im Osten (32 km). Es lag auf der
zukamen. Die Bürger der verbündeten Stadt wurden zu den Männerhäusern einge- Hand, daß das bevölkerungsreiche Hierapytna 1093seine Bürger nicht so leicht mit
laden und saßen zusammen in den Syssitien. Selbst diese auf dem ersten Blick feier- Land versorgen konnte und auf Migration, Expansion oder Ansiedlung in Partner-
lich und friedlich anmutenden Bestimmungen verraten also ein wesentliches Merkmal städten angewiesen war. Bei Strabon ist die Nachricht über den Synoikismos Hiera-
kretischer Vertragspolitik: die Stärkung der Kampfgemeinschaft in einer Epoche pytnas mit der Siedlung Larisa erhalten. 1094Die konsequente Bemühung Hierapyt-
ständiger Kriege. nas, die wirtschaftlichen Aktivitäten seiner Bürger zu erweitern, geht aber vor allem
Auch der dritte Bereich, in welchem sich die Eigenart der kretischen Staatsverträge aus seiner Vertragspolitik hervor. In den Verträgen mit anderen kretischen Staaten
manifestiert, nämlich die Regelung der Verhältnisse zwischen Polis und abhängiger steht Hierapytna quantitativ an der ersten Stelle, sieht man einmal von den Groß-
Gemeinde (B IX), ist eindeutig im Lichte desselben historischen Phänomens zu mächten Knosos und Gortyn ab. Unter seinen Vertragspartnern sind fast alle nahen
sehen, der ständigen Kriege und der Bemühungen um Verteidigung des eigenen und und fernen Nachbarn zu finden: Gortyn (24), Knosos (50), Lyttos (26), Priansos
der Eroberung fremden Territoriums. In einer konfliktreichen Epoche sicherte die (27, 28), Biannos (?, 35), Lato (22, 59), Praisos (5, 21), Itanos (19, 20, 48,
Verleihung gewisser Rechte an die abhängigen Gemeinden, die sich in der Regel in 49, 57) und der Stamm der Arkader (14). Allein der wiederholte Abschluß von Ver-
Grenzgebieten befanden (Artemitai?) oder günstige Häfen besaßen (Kaudos, Stalai, trägen (mit Priansos, Lato, Praisos und Itanos) ist bereits ein Indiz für Auseinander-
Setaia, Amyklaion?), den Städten treue Verbündete oder baute gefährliche Spannun- setzungen, wir brauchen uns aber nicht auf Indizien zu stützen: Hierapytna führte im
gen ab. Ein zweiter wichtiger Aspekt dieser Abkommen ist wirtschaftlicher Natur: späten 3. Jh. Krieg gegen Knosos und Priansos, wahrscheinlich auch gegen Malla,
Die Poleis erhielten einen Teil der Einkünfte der abhängigen Gemeinden. Die An- im 2. Jh. gegen Praisos und Itanos. 1095Bis zum Ende des 2. Jh. war es den Hiera-
siedlung von Freien minderen Rechtes an abgelegenen Orten ergab durch die Er- pytniern gelungen, ihr Gebiet zu verdreifachen: Sie eroberten um 145 fast das ge-
schließung von Gebieten, die sonst möglicherweise in ihrem verödeten Zustand samte Gebiet von Praisos und gewannen neue Gebiete nach der Eroberung von Istron
verharrt wären, deutliche wirtschaftliche Vorteile. Die Bemühung der kretischen durch die Latier hinzu.1096
Städte (nicht nur der Hegemonialmächte) um Verbesserung ihrer Versorgung und
ihrer Einkünfte zeigt sich jedoch am besten in den Vereinbarungen wirtschaftlichen
Charakters (B V). Wie in den einschlägigen Abschnitten gezeigt wurde (s. vor allem 1090-zumfolgendenvgl. Chaniotis 1995a,74-76.
B V/), sollte die Isopolitie und die mit ihr verbundene Möglichkeit der Niederlas- l09lzu den für eine dichte BesiedlungungünstigengeologischenVerhältnissens. Lehmann1939,
sung in einer Partnerstadt und des Erwerbs von Land häufig genug die sozialen und 213.
wirtschaftlichen Bedürfnisse nur eines der Vertragspartner befriedigen. Obwohl das I092zum Klima:Philippson1948, 193, 196; Wagstaff 1972, 276-280;Rackham 1972, 284 (das
Recht der Enktesis immer gegenseitig verliehen wurde, konnten in der Regel die heutige 'IEpo.11Etpcx"has a more seasonalclimatethan anywhereeise in MediterraneanEurope and
closelyresemblesthe drier parts of Palestine");Watrous 1982,7. Von Juni bis Septemberherrschen
Bürger nur des einen Partners von diesem Vorrecht Gebrauch machen. Die Isopo- Temperaturenvon über 25°; von Juni bis Augustgibt es keine Regenfälle.
litievereinbarungen und ihre wirtschaftlichen Aspekte (Landerwerb, Pachtrecht, l093Die Bevölkerungszahlläßt sich nicht ermitteln;die relative Größe Hierapytnasgeht jedoch
Weiderecht, Bergung von Gütern, Ausfuhrrecht) ermöglichten eine Mobilität inner- aus einemVergleichder Angabenüberdie Zusendungvon Hilfstruppenin drei etwa zeitgleichenVer-
halb der Insel, die in erster Linie jenen Bürgern zugute kam, die in ihrer Heimat kein trägen hervor. Hierapytna sollte den Rhodiern 200 Mann schicken, Olus dagegen nur 100, und
AttalosI. an Malla 300 Mann; die Zeugnissebei Petropoulou1985, 16. Hierapytniersind außerhalb
Land besaßen (Landlose, Hirten). Diese Mobilität führte oft allerdings auch zu Kon- Kretasbekannt,in Delphi,Lilaia, Zypern und Delos: s. Launey 1949/50,II, 1154 und J.Delos2598
flikten (z.B. Auseinandersetzungen um Weideplätze, Rechtsstreitigkeiten über Tran- Z. 34.
saktionen u.a.); die Rechtsstreitigkeiten, die die Rechtshilfeabkommen ins Auge faß- 1094Strab. 9,5,19 (C 440). Vgl. S. 437.
1095A II 4 (Knosos,Priansos,Malla); 49 und 57 (Praisos,ltanos).
ten, dürften - mindestens z. T. - mit diesem Phänomen zusammenhängen. 1089
I096zur ExpansionHierapytnasvgl. auch Bennet 1990,200-202;van Effenterre 1991b,397-400;
Bowsky 1994, 6, 16. Zur Eroberung von Praisos s. 49. Für eine Eroberung des Gebietes von
Biannosdurch Hierapytna(Svoronos1890,42) fehltjeder Anhaltspunkt.Bennet 1990,200 vermu-
tet, daß Istron von Hierapytnaerobertwurde;s. aber u. Anm. 1741.Zur Ausdehnungdes hierapytni-
1089S. insbesondereB V 3, B V 5 und B VII 3. schen Territoriumsum 111 s.u. 59; Benne!1990,202 schätzt seinen Umfangauf 1.050km 2; somit
174 B X. Schlußbetrachtungen B X. Schlußhetrachtungen 175

Noch auffälliger sind aber die Bemühungen Hierapytnas, die Möglichkeit für seine Sprichwort o Kpri<; ,ov Kpftm nicht als pauschales Urteil über den Charakter der
Bürger zu sichern, sich im Gebiet der Nachbarn niederzulassen: Hierapytna schloß Kreter,1102 sondern als prägnanter Ausdruck des Bildes, das die innerkretisehen
die meisten Isopolitieverträge mit anderen kretischen Städten (mit dem Stamm der Konflikte und zwischenstaatlichen Beziehungen den anderen Griechen vermittelten.
Arkader, mit Priansos, Biannos?, Praisos, Itanos, Lato, wahrscheinlich auch Kno- Die hellenistischen Staatsverträge Kretas sind daher als der Ausdruck einer z.T.
sos) ab und sorgte immer für eine Klausel über das Recht auf Niederlassung bzw. geographisch geprägten und z.T. im sozialen System begründeten Spannung zwi-
den Erwerb von Grund und Boden in der Partnerstadt. Hierapytna gehörte zu den schen der Beschränktheit und Geschlossenheit des geographischen Raums und der
Poleis, die auswärtige Kolonien gründeten, wahrscheinlich im Gebiet der Arkader Bemühung der zahlreichen Staaten um die Sicherung des für ihre Existenz nötigen
(74); es bemühte sich um die Neubesiedlung eroberter Gebiete, wie aus der Grün- Lebensraums zu sehen. Die Expansion der großen Mächte (Gortyn, Knosos, Lyttos,
dung einer befestigten Siedlung (xcopiov) in der Nähe des Heiligtums des Zeus Hicrapytna, Kydonia) war bis zum Ende des 2. Jh. abgeschlossen, 1103 und somit
Diktaios hervorgeht (S. 111). Darüber hinaus sicherten die hierapytnischen Verträge waren die Voraussetzungen für einen bleibenden Frieden gegeben. Die Friedensver-
seinen transhumanten Hirten die Möglichkeit, in Sicherheit und ohne Bezahlung von träge und Grenzbeschreibungen der Zeit um 112-110 setzten den territorialen
Weide- bzw. Ausfuhrgebühren ihre Herden zu den günstigen Weidegründen seiner Konflikten (auch jenen zwischen kleinen Poleis) ein Ende und leiteten die längste
nahen und fernen Nachbarn (Praisos, Priansos, Arkader) zu führen. Neue Untersu- rriedensperiode im hellenistischen Kreta (ca. 112-69 v. Chr.) ein. Die Kreter kämpf-
chungen haben plausibel gemacht, daß die transhumante Viehzucht nur unter be- ten vereint gegen die Römer (69-67). Dieses einzige Beispiel von crnyKpT]1t<Jµ6<;
sonderen Bedingungen vorkommt, in der Regel unter starkem demographischen markiert das Ende der hellenistischen Geschichte Kretas. Die Eroberung durch die
Druck.1097 Auch dies spricht dafür, daß Hierapytna nach Auswegen suchte, eine Reimer bedeutete nicht nur das Ende der Freiheit der letzten griechischen Poleis, son-
wachsende Bevölkerung mit Land zu versorgen oder ihr weitere wirtschaftliche dern auch das Ende einer archaischen Gesellschaft.
Aktivitäten zu ermöglichen. Zu letzteren zählt allerdings nicht nur die Transhumanz,
sondern auch Seeraub und Söldnerdienst. 1098Was also die Expansion Hierapytnas
verursachte, war nicht die so oft von Polybios beschworene rtAEOve~ia der
Kreter, 1099sondern Landnot, Bevölkerungswachstum und die damit verbundenen
sozialen und Versorgungsprobleme. Das Beispiel Hierapytnas steht sicher nicht allein
im hellenistischen Kreta. Die typische Verpflichtung des Verbündeten in den Staats-
verträgen, Beistand zu leisten, wenn ein Feind 'Teile des Landes für sich abschneidet
oder Grenzfestungen, Häfen und Insel besetzt", läßt keinen Zweifel daran, daß dies
die schmer.tliche Realität darstellte.
Die kretischen Staatsverträge sind sicher nicht der Ausdruck 'großer' Politik. Ihre
Bestimmungen zeigen vielmehr die immer größer werdende Schwierigkeit einer auf
Selbstversorgung angelegten archaischen Gesellschaft auf, ihren Bürgern den Le-
bensunterhalt zu sichern. Die Antwort auf diese Situation kann zuweilen die Zu-
sammenarbeit zwischen zwei Nachbarn sein, oft gegen einen Dritten gerichtet, häufi-
ger aber der Versuch, zu expandieren. In den so entstehenden Lokal- und Grenzkon-
flikten kann der einstige Verbündete bald zum Feind werden. Um sie auszulösen,
bedarf es keiner besonders gravierenden Vorfälle; es genügt ein Streit zwischen Hir-
ten an den Weideplätzen der Eschatia, 1100die Uneinigkeit über die Aufteilung der
Beute aus einem Raubüberfall 1101 oder der Anspruch auf Strandgut (54-56 Testimo-
nium a Z. 5-8) oder auf das Land eines Heiligtums (49, 54-57). So erweist sich das

wäre das hierapytnischeGebiet größer als jenes von Knosos (770 km1), Gortyn (920 km 2 ) und
Lyttos (ca. 600 km 2).
l 102Dies gilt auch für andere Urteile über die Kreter, die sie als Seeräuber, ungerecht usw.
I097Whittaker 1988, 3; Chcrry 1988, 17; llodkinson 1988,57; vgl. Chaniotis 1995a.72-76.
1098Vgl.Willctts 1965, 143-148;Brule 178, 161f., 182-184. einstufen;s. hierzudie sehr treffendenBemerkungenBrules 1978,138-140über den Zusammenhang
dieserUrteilemit den Idealender kriegerischenGesellschaftKretas;vgl. o. Anm.422 zur Bedeutung
l099Po!yb. 6,46,9. der List in der kretischenKriegführung.Zum Urteil des Polybioss. van Effenterre 1948, 285-292,
1100s.o.B V J; vgl. z.B. Hell. Oxy. 18 (13), 3 ed. Bartoletti. 108-312. . .
1l0l5_ z.B. Polyb.4,53,5: t'yyrvoµi:v11,
OEcptAonµia,fK twv ,ux6vtwv, Önrpi:Oo~i:crttKpr1criv, 1103Vgl. Bennet 1990, 201f. mit Tafel 3 (mit dem Versuch, den Umfang des Temtonums
fotacriaaav 1tpo, tou,äMou, (zumLyttischenKrieg). einzelnerPoleiszu bestimmen).
DRITTER TEIL

TEXTE UND TESTIMONIEN


1. VERTRÄGE ZWISCHEN KRETISCHEN STÄDTEN
1. Verträge des 3. Jh. bis zum Lyttischen Krieg (ca. 222,
Nr. 1-17, vgl. A II 1-2)
Nr. 1. Bündnisvertrag zwischen Polyrrhenia und Phalasarna, erstes
Viertel des 3. Jh.
Beschreibung: Kalksteinstele mit Giebel, unten abgebrochen; H 98 cm, B 55,5 cm, T 13,5 cm;
Buchstabenhöhe 1-1,5 cm (Z. 1), 0,5-0,7 cm (Z. 2-8). Das Relief auf dem Giebel zeigt zwischen
einem Schiffsheck (links) und einer Wildziege vor einem Baum (rechts) die Dexiosis zwischen einer
weiblichen Gottheit in Chiton und Mantel (Nymphe von Phalasarna) und einer Göttin mit kurzem
Chiton, Mantel und Köcher (Diktynna); über dem Giebel antithetische Hundc. 1104 Der Text ist heute
nicht mehr zu lesen.
Fundort: Gefunden in den Ruinen des Diktynnaion, dann zum Kloster von fwvui gebracht; jetzt im
Museum von Chania (lnv.Nr. E 1).
Ed.: IC II.xi 1 (Photo) [SV III 471; Gondicas 1988, 2.31]. Vgl. Myres 1896, 179 Nr. 3 (nur einzel-
ne Buchstaben); De Sanctis 1901, 495 (Wiedergabe nur einzelner Worte) und Taf. XXVI 3. Autopsie.
Eine jüngst gefundene weitere Kopie dieses Vertrags wird von St. Markoulaki veröffentlicht.
0eo [.
[TaöE cru]v1:8EV10 IToÄup~vtol Kat <f>aÄacrapVtoltvavtiov KÄEwvuµou [Kat]
[,&v Ö.M?iwv AaKEOatµoviwv oü, a1tfomÄEv [.]O[..]Äii'ooi'iµo, IT[.....]
[.....]I (j)tÄov°Kat tx(lpov 'tOVau,ov ~µEVAIT0{-----------------------------------1
5 [------------------------------]N Kat [qov,E,] 'tU.Vau,&v EKa,[E-]
[pot ? --- ]KAT A[----------------------------------------]NEKATEPO[..]MN EK,fuv [.]
[------------------------------] ,fuv IT0Äup11v[wv Kat 1tapyi:vwv~atME[..]
[-------------------------------------------
l EN[..l <f>aÄacrapVtol'tWV[...l
[-----·-- ---------------- . l
1 Im Giebel. 1-5 Lesungen Guarduccis. 2 Anfang auch De Sanctis; i\vav,[[a] De Sanctis. 3 [K]o[t-
v]a'i, ... 'h[aÄtw,--] Guarducci. 5 Chaniotis; EKAT De Sanctis; EKm[cpo--?J Guarducci. 6f. Lesun-
gen von De Sanctis. 6 Anfang Ka,a Guarducci. Ende, eine Form von i:KmEpo,. 8 Guarducci.

"Götter. Folgendes vereinbarten die Polyrrhenier und die Phalasarnier in Gegen-


wart des Kleonymos [und der anderen?] Lakedaimonier, die[---] der Damos [---]
schickte;[---] sie sollen denselben Freund und denselben Feind haben[---], indem
jeder das eigene Land [behält?;---] der Polyrrhenier und (wenn?) sie ankommen[---]
die Phalasarnier [---}".
Die Inschrift war im Diktynnaheiligtum aufgestellt, dem wichtigsten Kultort West-
kretas, der damals im Besitz der Polyrrhenier war. 1105 Die Inschrift stellt einen
Bündnisvertrag zwischen den Nachbarstädten Polyrrhenia und Phalasarna dar. Eine

1104 Zum Reliefs. Halbherr 1899, 528; Savignoni 1901, 298-304; Meyer 1989, 298-305.
1105 zur Kontrolle des Diktynnaion durch Polyrrhenia: Strab. 10,4,13 (C 479); Guarducci 1939a,
133; Willetts 1962, 192; Gondicas 1988, 296.
180 CI I. Nr. I. Polyrrhenia-Phalasarnn CI I. Nr. 2. Aptera-Kydonia 181

nach Kreta enL~andte spartanische Delegation (vgl. Z. 3) 1106 unter der Leitung des die Vermittlung des Kleonymos in die Zeit nach seiner Rückkehr nach Sparta und vor
Kleonymos, zweiten Sohnes Kleomenes' II., vermittelte den Vertrag. I 1o 7 Anlaß zu seiner Auseinandersetzung mit Areus (27 5) ansetzen. 1112
dieser Vermittlung durfte ein lokaler Krieg zwischen Polyrrhenia und Phalasama ge-
wesen sein, da Grenzstreitigkeiten eine Rolle in diesem Vertrag gespielt zu haben Nr. 2. Bündnisvertrag zwischen Aptera und Kydonia, frühes 3. Jh.?
scheinen (s.u.). Beschreibung: Stark verwittertes Fragment des oberen Teils einer Stele aus porösem Kalkstein mit
Invokation (Z. I; vgl. B II 5.2). profiliertem Aufsatz; schräg links, unten und schräg rechts abgebrochen; H 21,5 cm, B 30 cm, T 12
cm; Buchstabenhöhe 1,2 cm. Der profilierte Aufsatz besteht aus zwei Zonen; die zweite Zone trägt
Vertragsformel (Z. 2f.; vgl. B II]): Die Anwesenheit einer spartanischen Delegation die Überschrift.
beim Vertragsabschluß deutet darauf hin, daß Sparta zu diesem Zeitpunkt mindestens Buchstabenformen: Al, <ll, E2, E4, 02, K2, MI, N3, 01, 04, P2, I2, Yl, Q6.
mit einem der Vertragspartner verbündet war, denn seine Gesandten traten als Zeugen Fundort: Ruinen von Aptera (1958); jetzt im Museum von Chania (Inv.-Nr. E 81).
Ed.: Chaniotis 1991a, 241f. Nr. 1 (Photo, Faksimile) [SEG XLI 731; vgl. Bull. epigr. 1992, 356].
beim Vertragsabschluß auf (Z. 2; vgl.o. Anm. 352-353). Die Spartaner waren offen- Kurzer Bericht: Daux 1959, 752 Nr. f [Bull. epigr. 1961, 494; SV III S. 393 (Neufunde); Bile
bar daran interessiert, den Frieden in Westkreta wiederherzustellen und dadurch ihr 1988a, 42 Nr. 36]. Autopsie.
Bündnis zu den wichtigen westkretischen Städten zu stärken (A II 1). [I] Y M ~ [ A X I A ?]
Bündnis (Z. 4-7): Der Charakter des Vertrags geht aus der Klausel über gemeinsame ['E1t1,oi]croE cruvffiEV,oKuöwv1iim1 K[at 'A1twpato11av (jltAiav Kat cruµµax(av]
[Kat Öp]K~vci\µooav rnt öaµ10py[&v r.v µrv Kuowv(m? ------------------------------------]
Freunde und Feinde (Z. 4) hervor, die - ebenso wie die Bestimmung über die Beibe-
[.........
] fv01' 'A1t,apm Tacr[K]W? [-------------------------------------------·--------]
haltung der bestehenden Grenze (Z. 5) - im Zusammenhang mit der Symmachie er- 5 [------~-p:.~~-[..].[----·------ ·---------------]
scheint (B III 1 e, g). Das Verb napayiyvrn0m (Z. 7) gehört wohl zur Beistands- Die Buchstaben der Überschrift haben einen Abstand von jeweils 7 cm; ihre Breite beträgt ca. 1,5
formeJ.11 os cm. Daraus ergibt sich als ursprüngliche Breite des Aufsatzes der Stele ca. 61 cm. Der beschriftete
Teil der Stele war links (sicher auch rechts) um 2,8 cm schmaler als der Aufsatz; die ursprüngliche
Festhalten am territorialen Besitzstand (Z. 5f.): Der Ausdruck ,av au,wv in Z. 5
Breite der beschrifteten Fläche betrug also ca. 55,5 cm. Da die Buchstaben des Textes ca. 1 cm breit
(wahrscheinlich gefolgt von einer Form von EKa,Epo~) bezieht sich m.E. auf ,:wpav; sind (das I bildet natürlich eine Ausnahme), kann man mit jeweils ca. 55-60 Buchstaben pro Zeile
der Vertrag garantierte die bestehende Grenze der Bündnispartner (vgl. B III Jg). rechnen.
I Vom zweiten Mist nur die linke Hälfte erhalten. 2 TaOE cruvffiEv,o Kuowv1iim1 Kai Daux; Kat
Datierwig ['A1twpaio1] J. und L. Robert. Am Anfang ist die obere schräge Haste des I erhalten, am Ende nur
Paläographische Indizien weisen auf das frühe 3. Jh. Der historische Zusammen- der obere Teil einer senkrechten Haste. 3 Möglich auch r.1ttöaµ10py[ &]; [Öp]Kov ciiµocrav r.möaµtop-
yoi Daux; [Kat Öp]KOV CÖµocrav,Eltt öaµ10pyo[u 10\l OEtVO~Robert. 4 €V01' 'A1t1apa[1 ---] Daux. Nach
hang führt zu einer Datierung auf ca. 300-275. M. Guarducci 1109vertrat die Ansicht,
'A1t1apm ist TAI deutlich zu lesen, am Ende die obere Rundung des Q. 5 Unter dem <l der 4. Zeile
daß Kleonymos, der 303 von Sparta nach Taras geschickt wurde, um den Tarenti- der obere Teil einer senkrechten Haste, dann die obere schräge Haste eine I, eine waagrechte Haste,
nern gegen die Lukaner zu helfen, 1110 auf Kreta Station machte, vermutlich, um wei- zwei senkrechte Hasten, dann ein A, <l oder A, ein E, zwei senkrechte Hasten, Platz für 1-2 Buch-
tere Söldner anzuwerben, und in diesem Zusammenhang auch diesen Ve11rag ver- staben und ein N oder M.
mittelte; in den Zeilen 3f. seien die Tarentiner gemeint ( 'h[aAwn-]). Dieser Vermu- "Bündnis, Unter folgenden Bedingungen haben die Kydoniaten [und die Apteräer
tung kann nicht zugestimmt werden, erstens, weil eine derartige Erklärung über die Freundschaft und Bündnis] vertraglich vereinbart und einen Eid geleistet, als [in Ky-
weiteren Reiseziele des Kleonymos im Präskript eines Vertrags unvorstellbar ist, und donia NN und] in Aptera Taskos (?) [--- Damiourgoi waren,--],"
zweitens, weil Diodor ausdrücklich schreibt, daß Kleonymos in Eile nach Taras
Bei dieser Inschrift handelt es sich, wie aus der Überschrift hervorgeht, um einen
segeln mußte und erst nach seiner Ankunft in Italien weitere Truppen rekrutierte. 1111
Bündnisvertrag zwischen den westkretischen Städten Aptera und Kydonia,
Für diplomatische Vermittlungen dieser Art blieb ihm sicher keine Zeit. So muß man
Überschrift (Z, 1): Die Überschrift I:uµµa,:ia ist unter den kretischen Staatsverträgen
selten (vgl. 38 Z. 1), kommt jedoch in Verträgen anderer Gebiete oft vor, allerdings
immer mit Nennung der Vertragspartner.1113 Möglicherweise fanden sich die Worte
Kuomvm,äv Kat 'Anmpaimv in der jetzt völlig verwitterten ersten Zone des Auf-
satzes.
1106
Auch Guarducci 1939a, 133 und Schmitt 1969, 117 identifizieren den oiiµo; (Z. 3) mit dem
spartanischen Demos.
I10
7De Sanctis !901, 495 mit Anm. 1.
1108
napay(yvrn0m im Zusammenhang mit der Aufforderung bzw. Zusendung von Hilfstruppen:
SV III 501 Z. 10-13; III 551 Z. 25f.; Ducrey - van Effenterre 1969, 281 A 20.
1109Guarducci 1939a, 133.
1112Cardinali 1904, 70; van Effenterre 1948, 203 Anm. 6; Kirsten 1952, 2540 (gegen seine
I110
Diod. 20,104f.; zu diesem Ereignis: C'artledgc - Spawforth 1989, 30 mit Anm. 6. frühere Datierung in die 260er Jahre: Kirsten 1938, 1657); Schmitt 1969, 117; Cartledge - Spawforth
1111
Diod. 20,104,2: o µrv KAEwvuµo; Eltt Tmv&pCf>,~; AaKWVlK~-~EVOAOYT\<m; <Hpanwm; 1989, 32.
ltEV'taKt<JXlAtou;cruvroµw.; Ka'tCltAEU<JEVfl~ Tapavm. 'Evmu0a 01' µtcr0o(ll6pou; a0poicra; iiUou; 1113
Z.B. SV II 223,229,248, 263; vgl. auf Kreta die Überschrift Iuv0fiKa bzw. Iuv0ijKm, auch
oÜKEAanou; ,&v 1tpo,€pwv K,A.; vgl. van Effcntcrrc 1948, 203 Anm. 6; Kirsten 1952, 2540. immer mit Nennung der Vertragspartner: s. B II 5.I.
T

182 CI I .Vr. 3. Pra;,•os-ananvmR Stadt CI 1. Nr. 4. nrawrws-llanos 183

Vertragsformel (Z. 2): Zur Ergänzung der Vertragsformel vgl. B 11 1. 1114Zur Ver- [--· u.rco,:aµ ,iii, [--------------------]
VTFm'>]xwpru;
(----- ----------------]~ KatTA[---------------------]
bindung von Freundschaft und Bündnis vgl. BI. [----------- -----------------]11'[----------------------1
Hinwtis auf die Leistung des Vertragseids (Z. 3, vgl. B ll 2.1). LesungenGuarduccis.1 AY;\ Bosanquet.5 rm,- Guarducci;rm,[aoua 0 ] oder rn\ t·? 6 Aafang\,
Di11ierung.1formcl (Z. 3f., vgl. B II 5.3): Datiert wird mit Nennung der in Kydoni:i - Guarducci;es kannnur ein A sein. 8-11Chaniotis;11xwpa; Guarducci.12Ende/, Guarducci.
und Aptcra? - eponymen Damiurgoi. 1115Der Name dt:s cponymcn Damiurgos \'On Dieses kleine Fragment stammt allem Anschein nach aus einem Vertrag, wie vor
Aptna Taskos ist - ebenso wie die verwandten Namen Taskadas, Taskannadas. allem aus dem Wort xwpa (Z. 11) hervorgeht. In Z. 10 läßt sich in diesem Kontext
Ta:,kiadas, Taskis, Taskomcncs, Taskydas und Taskys - ausschließlich aus West- wohl 0µ011.oyia ('Abkommen') ergänzen. 1119 Die Bestimmungen des Vertrages
kreta bekannt. 1116 Jassen sich nicht fesl,tellen. Vielleicht regelte er die Sendung von Hilfstruppen (Z. 8:
Datierung eine Form von anocr,EAAelV).112° Auch das Wort xwpa im Genitiv in Z. 11 kann
mit der Beistandsformel in Verbindung gebracht werden. 1121In Z. 5f. könnte von
Die Form der Buchstaben weist eher in das frühe 3. Jh., obwohl einzelne Buch-
S..:efahrten die Rede sein: Möglicherweise standen dort die Worte i:mi:a8na (Z. 5)
stabenformen noch bis ins späte 3. Jh. belegt sind. 1117Stammt der Ve11rag aus dem
und eine Form von 1tAe'ivoder nAo'iov (Z. 6). Dies erinnert an die Verpflichtungen
frühen 3. Jh., ist er vielleicht im Rahmen der diplomatischen Aktivitäten in Westkreta
rler Staliten und Setaiten gegenüber Praisos, Seefahrten für die Praisicr auf eigene
zu sehen, die der Vertrag zwischen Phalasama und Polyrrhenia bezeugt (1, vgl. A II
Kosten zu unternehmen (64-65, B IX 3).
/). Ob das Bündnis zwischen Aptera und Kydonia nur eine Reaktion auf die An-
näherung der beiden anderen Großmächte Westkretas war oder auf die Vermittlung Datierwzg
Spartas zurückzuführen ist, wissen wir nicht. 1118Aptera scheint Juf jeden Fall gute Die Paläographie weist auf die erste Hälfte des 3. Jh. 1122
Beziehungen zu Sparta unterhalten zu haben (A 11 1 ). Nach der Mitte des 3. Jh. wa-
ren Kydonia und Aptera im selben Lager zu finden, nämlich im Bündnis von Knosos Nr. 4. Grenzvertrag zwischen Dragmos und Itanos, frühes 3. Jh. (?).
(75 Testimonium e); beide fielen während des Krieges um Lyttos (um 220) von Testimonium:IC III,iv9 Z. 56-60(SchiedsspruchMagnesia~am Miiandcrim Get>ietsstreit zwischen
Knosos ab. Die Form der Buchstaben schließt eine Datierung in die bewegten Jahre l fierapytnaund Itanos,112/11).
des späten 3. Jh. nicht aus. :,(i o{icrav(SC. ,av ;(Wpav)
o/:KatU7t0,:fi~apxii~'Imviwv,m0[6JnKat[oiEntOEtX]Orv,E; i)µ'ivu<p'i:Ka-crpwv7tEptoptcrµot
Nr. 3. Vertrag zwischen Praisos und einer anonymen Stadt, frühes 3. ,fi~zw-
Jh. pa~rµllVlJOV, vac.Ö "tEnpo~10\ls!tpü"tEpOV
[:tapopouvm~au,]ot~,',payµ(ou;YEVT)ÜEt~ \T)s)7trp,-
f:xrov
Beschreibung:Fragmenteines Blocksaus Kalkstein;abgebrochenoben, rechL,und links;der Text oüwi;;·vac."cilpot0€Öv,wvaui:ot~,ii~ xwpa~w([oE·(~ o Lfoaµvo~]i:; Kap{iµa;KU\ni.'pavr;
,ct?te sich auf einemweiterenBlockfort; II 27 cm, B 15cm, T 10cm, Buchstat>cnhühc
J,4 cm. ,:av<J"tE<pU-
Fundort:Akropolisvon Praisos(1904);jetzt im Museumvon Heraklcion(lnv.Nr.E 103). 60 vav, a <J"tE<pava
1tEptaµ1ta~,
E~6p0ovt; i\.o[p6avva;E!tl.tov] Af1)(l(OV
KUlE~,av ooovKUI.Jlf-
Ed.: Bosanquet1909/10,285 Nr. 4 (Druckfaksimile); IC Jll,vi 13. pav i:~
1--------------------------------------------------------] ,ovM6Uov".
[---- --- ]A[-----------------------------1
[---------------------]Al
KU\,fö [---------------------] "...Das Land gehörte von Anfang an den Itaniem, wie die von beiden Städten vor-
[------------------- jN[. ]O[.]IOI[--------------------] gelegten Grenzz.iehungen des Landes zeigten, und zwar die Grenzziehung zu denfrü-
[-------------------------]EIMEN[---------------------] l1eran sie {angrmzendenJ Dragmiern, die folf?cndes enthiilt: 'Und ihr Land soll fu!-
5 [------------------------- )NEnIT(-------------------1 i;ende Grenzen haben: {Entlang des Flusses Sedamnos} nach Karymai und hinüber
[--------------------------]A Katr1J\[---------------l zum Bergrand und ringsherum entlang des Bergrandes, geradeaus nach [Dorthannai
]Aicllwvr-.
[--------------------------- ------------------1
[-----------------------
Ct7t0 ]crt[fAJ;\.oµF[
V- ------------]
bis zur J Grube und zur Straße und hinüber zum Mo/los"'.
[--------------------
i:aJvaµ ilwlv1--~-----------------1 Das Urteil der Schiedsrichter aus Magnesia am Mäander im Streit zwischen Hicra-
cr,:ii'']crat,a;oµ[oAoy(a;,, ----1
: ü 1-------------------- pytna und Itanos über einen Landbesitz in der Nähe des Heiligtums des Zeus Diktai-

1114Zur Trennungdes Verbumsvom Objektdurchd,1,Subjektvgl. 64 A 4f.: in\ rniaoc Eooimv II 19Vgl.44 Z. 17f.:cr,&.crm,av oµoAoyiavmu[mv); für weitereBeispieles.o. Anm. 319.
flpat1JtotLmA.[,m~,av xwpav. 1I20Füra1tocnlUnv im Zusammenhangmit Hilfstruppens. 13 Z. 6; SV III 501 Z. 8, 18, 26,
1115zurFrageder Damiurgoiin Kydoniaund Aptcras. Chaniotis199la. 245-247 (mit der älteren 29; SV III 502 Z. 20-28;SV III 551 Z. 16-76passim;SV III 552 A 32; IC IV 179Z. 14;Ducrey-
U1eratur).Vgl. Sherk 1990,268f. v:mEffentcrre28lf. A 11,26f. ,,
1116LGPN I, s.v. mit zahlreichenBelegenaus Anopolis,Hyrtakina,Kcra,aund Polyrrhcnia.Zu 112loer Genitivxwpa~kommtin den kretischenVerträgenin folgendenWendungenvor: opot
diesenNamens. Masson1985,195-197. ,ii~ xwpa~(z.B.4 Z. 59),1tOAEµEtV UJ!O xwpw;(111der Beistands-
xwpac;(s. B 1111c) und (!JlO"tCµVElV
iil 7 Chaniotis 1991a,243. klausel:B llI 1 c).
1118AusführlicherhierzuChanioti, 199Ja, 243-245. 1122(,uarducci1942,150.
C 11. Nr. 5. Hierapytna-Praisos 185
184 CI I. Nr. 4. Dragmos-lranos

i:nt 8a1cacmav). Mollos, wahrscheinlich ein markanter Berggipfel, war der Punkt,
os 1123stützte sich u.a. auf vier ältere Grenzziehungen, aus denen hervorging, daß
an dem sich die Grenzen von Itanos, Dragmos und Praisos trafen.
"diese Grenzen deutlich das Land der Itanier vom Land trennten, das früher den
Dragmiern und den Praisiern gehörte, jetzt aber von den Hierapytniern besetzt ge- Datierung
halten wird, und daß das Heiligtum des Zeus außerhalb des umstrittenen Landes Terminus ante quem ist die Eroberung von Dragmos durch die Praisier, die vor
liegt. "1124Diese Grenzziehungen wurden sicher in ihrer zeitlichen Reihenfolge zitiert: dem Vertrag 47 erfolgte.1129 Für letzteren wird eine Datierung in die erste ~älfte des
1) zwischen Dragmos und Itanos (hier); 2) zwischen Praisos und Itanos; die alte 2. Jh. vorgeschlagen. Dragmos tritt in keinem Dokument als unabhängig~ Stadt
dragmisch-itanische Grenze bildet nunmehr den größten Teil der praisisch-itanischen auf-' 130wenn man bedenkt, wie viele Listen kretischer Städte uns aus der Zeit nach
Grenze (47); 3) zwischen Hierapytna und Praisos (48). Die Lokalisierung der in de/Mitte des 3. Jh. vorliegen, 1131ohne daß Dragmos in ihnen genannt wird, kommt
diesen Grenziehungen immer wieder erwähnten Orte wird im Zusammenhang mit man zum Schluß, daß es seine Unabhängigkeit schon früher verloren haben muß.
dem ausführlicheren Text 47 besprochen. Das älteste Dokument, auf welches die ..
Auch diese Uberlegung .
führt zu emer D atJerung
. au fd as f„h
ru e 3. Jhll32
.
magnetischen Schiedsrichter verwiesen, war die Grenzziehung zwischen Itanos und
seinem südwestlichen Nachbarn Dragmos. Daraus ging hervor, daß das umstrittene Nr. s. Isopolitievertrag zwischen Hierapytna und Praisos, frühes 3.
Land den Itaniern gehörte. Das Grenzabkommen zwischen Dragmos und Itanos wur- Jh.
de wahrscheinlich nach einem Krieg zwischen den beiden Städten geschlossen.
Beschreibung:In drei Teile zerbrochenerPfeileraus weißemMarmor,untenabgebrochen,obenmit
Dragmos war sicher eine kleine unabhängige Stadt, die in der hellenistischen Zeit von Giebelversehen;H 83,5 cm, B 29-31cm, T 7 cm. Der Pfeilerist auf der jetzt verwittertenVorder•
den Praisiern erobert wurde; denn in der späteren Grenzziehung (47) bildet die alte seite(A) undder rechtenNebenseitebeschriftet;Buchstabenhöhe 5·6 cm. .
dragmisch-itanische Grenze einen Teil der praisisch-itanischen Grenze. 1125 Buchstabenforen:Al, til, El, E3, Zl, HI, 02, K2,Al, M2, N3, 01, 04, TI4,PI, I4, Yl, QJ. Kerne
Silbentrennung.
Die Stadt Dragmos kennt man aus dieser Inschrift, ferner durch den kretischen Hi- Fundort:Itanos;jetzt im Museumvon Herakleion(lnv.Nr.E 94).
storiker Xenion bei Stephanos von Byzanzl 126und (in unklarem Kontext) aus einem Ed.: Reinach 1911, 379·381 (Photo) [Fraenkel1915, 1204Nr. 37; Schwyzer_1923,Nr. 197]; IC
Brief der Hierapytnier an den römischen Senat (57 Testimonium a Z. 9-13, 112). !Il,iv l (Photo) [SV III 554]. Vgl. Bull. epigr. 1913, S. 470f. (P. Roussel);Wilhelm 1921, 19·21
Nr. 39. Autopsie.
Das einzige Zeugnis über ihre Lage ist diese Grenzziehung, aus der hervorgeht, daß
das Gebiet von Dragmos südlich des Heiligtums des Zeus Diktaios bei Palaikastron A
lag. Die genaue Lokalisierung von Dragmos bleibt umstritten. 1127Der einzige Ort
[······l 'IEpa!tUtvto[ -··-·················----·-·-······-·················---···· l
östlich-südöstlich von Praisos bzw. südwestlich von Itanos, der nennenswertes B
archäologisches Material geliefert hat, ist m.W. 'Enavw ZaKpoi; (Tafel 4); abgesehen [·-···] otEpavOE [o'] fotw tfu•
oia0EµE· KUltOA.t
VEp· 35 [t ,E] 'IEpCl!t·
von geometrischem Material und der Scherbe einer rhodischen Amphora des 4./3. Jh. [utv[]witv t·
vo,ta \Ota 7t11t
!tOAttE·
finden sich in diesem Ort und in seiner näheren Umgebung kaiserzeitliche Scherben 20 ucrwv,ota[\jl·] [fü Tip]mcrim,
lxatEpo,
und die Ruinen einer Villa. 1128Seine Identifizierung mit Dragmos ist jedoch keines- ö[ ,l
EKatEpr], aqnl;foBw- [x]&pitfuvt·
wegs zwingend. Das Gebiet von Dragmos dehnte sich offenbar sehr weit nach Nord- 5 KU~t EV(j)U· v tv KUp[{a.] (E]µEVEWV
westen aus, denn Mollos, der letzte Fixpunkt für den Grenzverlauf im Westen, lag Aos,Kelt OÜ- i EKKAricr[
ia•] 40 tfuvEV'Ap·
nicht sehr weit von der Nordküste Kretas (47 Z. 65: Kat ano
-rwM61c1cwru0uwpiat tWltOAtt·
25 oKE'i
ov O·l
t ltOtEp[
1t0Al:
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OCXVtt<JtK·
at tv tiapoi,
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[EhEXWV K· av od 0008•l KattfutTip·
10 at SivwvK· m ~ µ~· Ka[ta•] mcriwtEVt·
at civ8pW1t(- l KUUVti0E• 45 v\it 'IEpCl!t·
l l 23s.o. A 117; vgl. 49 und 57; vgl. Chaniotis1988d,26-28 mit der älterenLiteratur. vv , ,
1124IC III,iv 9 Z. 67-70. voov1tci:Vt· tot 'lfUq>ot Y· U'tVtat,CX·
1125Vgl. Bursian1872,576 Anm. 1; Guarducci1942,104. wv,1tapatt· 30 i:vwvmtt· crtvfo,t6v•
1126Steph.Byz.,s.v. tipayµo,· 1t0AtsKp~Tlls,eo, 2Ev(wv(FGrHist460 F 4) rv .oi; Kprrrncoi,.to 11craµEvo, pd,, µ~ fo- (m]sohat
ffivucovtip&yµw,,~ tipayµ(Tll,,Ö1tEp /iµnvov. Zur Frageder Zuverlässigkeitder Angabenvon Stc- 15 tav aimo lt· tw !tOA.ltCl· ~ovm,[r:]
phanosvon Byzanzüber den Statusvon Siedlungens.u. Anm. 1867. 6)..iv·t, 01t• ~-foivoµ& 50 KatEpo,t,
1127"0pµo, w\i KoupEµEvou (kleinerAnkerplatzin der BuchtfpavtE,, in der Nähe von Palaika-
stro) Kalomenopoulos1894, 87 Anm. 2; vgl. Bürchner 1905, 1645 (östlich von Praisos);Palai-
kastro;Chryssoulaki• Vocotopoulos1993,76; fpaµµo; oder KatEAiwva,:Papadakis1938,28f.; 1!29Vgl.Svoronos 1890, 285. ·
Kam Zcbcpo,:Faure 1960a,192;vgl. Bosanquet1939/40,69 (dieserOrt erwiessich doch späterals 1130Das Ethnikon begegnet in 57 Testimoniuma Z. 9.13. Aus dieser Stelle kann man_mcht
minoischerPalast; dort gibt es keine Siedlungsspurenaus der historischenZeit: Chryssoulaki· schließen,daß die Dragmiernoch im späten2. Jh. eine unabhängigeGemeindewaren;denn m den
Vocotopoulos1993,75); Kacrtp( (KoumouA.61tnpE;), in der Nähe von Poucra 'EKKAricri&:Faure DokumentenüberdieseAngelegenheitwerdenauchabhängigeGemeindenbzw.frühererobertePo_leis
1963,18;zu den donigen Ruinens. Faure 1960b,193.Dragmoskannaber nicht so weit im Norden erwähnt(IC Ill,iv 9 z. 123und 130:Stalai).Die abhängigenGemeinden,die früherden Statusemer
lokalisiertwerden. Polishatten,behieltennach ihrerEroberungoft ihr Ethnikonbei (s.o. Anm. 1033).
1128zum archäologischenMaterial:Mariani 1895, 292f.; Lehmann 1939, 224; Sanders 1982, 1131Zusammenstellungbei Faure 1960a,232f.
137f.;Papadakis1989,39f.; Chryssoulaki• Vocotopoulos1993,75.

1
186 Cl!. Nr. 5. Hierapytna-Praisos C 11. Nr. 5. Hierapytna-Praisos 187

,av iliiav· ICUAT]lUUA- ['i]:; tE 'kpaitu-


ailii: Kat..T]to OCl'tatfv i- tvioH; kµ n-
sprüchen) der Vermittler (s. B II 3), was hier nicht geklärt werden kann. 1134 Vom
('I]Epami'tVt- v tat 'IEpait- 75 patcrii>tKalt- Vertragstext sind nur die Bestimmungen über die Isopolitie, das Weiderecht und die
o:; auN><H- 65 U'tVtat, Cl'UV- ~i::;ITpmcrio[1-] gemeinsame Durchführung von Festen erhalten. Es ist nicht sicher, ob Bestim-
55 mEv kv ta[1J Kpt'tCXV EXE- [:;]EV'ifpa[7tU-] mungen über Prozesse folgten.
ITp(a)1crim, cr- 'tOJ'ifpaitu- [t]vm.til[ .. ]
U'(Kpnav E- 'tVlOV.)'.Opo- \.TAN[-----]
lsopolitie (B 1-33): Diese Inschrift stellt den frühesten uns bekannten Isopolitie-
xfooITpa(- :;ÖEKO.t
Öpo- 80 NEtiE[------] vertrag Kretas dar. 1135 Er gehört zur Gruppe von Isopolitievereinbarungen, in denen
Cl'lOV · WCl'O.U- 70 µo:; Cl'UVICOl- [-----. ---] die Worte 1toA.1tda, icrn1toA.1tda u.ä. fehlen und nur der Vorgang der Aktivierung
60 ,ox;öi:Ka1 VOs~µEv i:- des Bürgerrechts beschrieben wird (B IV 1). 1136 Die Voraussetzungen für die gegen-
o ITpaicrto:; a[t1 K(a),i:po1:;'t?- seitige Verleihung des vollen Bürgerrechte~ an all jene, die es vorziehen, Bürger der
Bei manchen Zeilen hat Guarducci einige Buchstaben erkannt. die Reinach nur ergänzt hatte. A 1 Partnerstadt zu werden, werden hier sehr detailliert erläutert. Gemeint ist die Ver-
[cruv0~Ka 'IE]paitu,viwv [Kat ITpmcriwv] Reinach; vielleicht [taÖE cruvr0Evto] 'IEpa1tutvto[1 Kat leihung des vollen Bürgerrechtes (Z. 7f.), die von bestimmten Voraussetzungen
ITpaicrtot] oder [i.'lio~E]'lEpa1tU'tV(o1[:;Kat ITpmcriot:;]. B 4 ö[:;] oder o[u] Reinach. 27f. Ka[l a]\'. Ka
abhängig gemacht wird (s. ausführlich B IV I). Unter den kretischen Isopolitiever-
Guarducci; Ka'i Ka Reinach. 45f. Einrückung am Anfang der ?,eilen wegen alter Beschädigung des
Steins. 46-49 Guarducci; ci[cr]tvfo:; fov[n w]; lii•Ka [vEµ]6vta:; [i:]Kati:po:; Reinach; ci[cr]tvfo:; Eov- trägen ist dieser der einzige, der einen Antrag auf Einbürgerung anordnet. Drei Ge-
[ta]:; lii: Ka[l K(]ovta:; Th. Reinach (bei Reinach), Roussel; ci[cr]1vfo; i,6v[ta:;, w]:;lik Ka[tEt..0]6vm:; genstimmen genügen, um dem Bewerber die Niederlassung und das Bürgerrecht zu
Fraenkel; Ka[81:p1t]ovta:; Wilhelm, Schwyzer; ci[cr]1vfo:; t6v[tal:; lii: Ka[l liu]ovtm; Reinach 1914. verwehren. Dies ist nicht das Zeichen demokratischer Verfassung und Machtzu-
56f. cruvKpttav Reinach; am Anfang fPAIIAI auf dem Stein. 72 Stall A, A. 78f. Öt[K](acr)tav? Rei-
nach, Fraenkel; öiK[a:;] bzw. ÖtK[av] öi: tav bzw. ,av Guarducci. 79 Vom zweiten Buchstaben sind
wachses der Volksversammlung, 1137 sondern hat seine Wurzeln in der dorischen
zwei waagerechte Ha~ten sichtbar (E oder L). Kriegs- und Speisegemeinschaft. Vergleichbares galt für die spartanischen Syssitien,
wo jedes neue Mitglied einstimmig aufgenommen werden mußte. 1138 Derartige Be-
"[---] nachdem jeder sein Eigentum in der jeweiligen Stadt geordnet hat, wer Mit-
stimmungen zielten auf die Förderung der Geschlossenheit und Eintracht der Ge-
glied einer Phyle ist; und so soll er Bürger sein und an allen sakralen und profanen
meinde. Die Ausführlichkeit der Bestimmungen zeigt, daß es mit der Isopolitie ernst
Dingen teilhaben, nachdem er seine eigene Stadt verlassen hat ( 7). Und in der Stadt,
gemeint war;I 139 man rechnete offenbar mit einer großen Zahl von Interessenten.
in die er kommt, um sich niederzulassen, soll eine Abstimmung in einer der Haupt-
volksversammlungen abgehalten werden, ob es gut scheint, ihm das Bürgerrecht zu Weiderecht (B 33-51, vgl. B V 3): Die Bedeutung des Wortes Emvoµia ist umstrit-
verleihen oder nicht; und wenn es drei Gegenstimmen gibt, darf er nicht Bürger wer- ten. Drei Deutungen sind vorgeschlagen worden: 1140 1) Epinomia bedeutet nach J.
den. Der Hierapytnier soll das Weiderecht im Land der Praisier haben, mit Ausnahme H. Thiel grundsätzlich das Recht eines Fremden, die Weideplätze einer Gemeinde zu
der heiligen Bezirke in Ardanitos und Daros, ebenso der Praisier im Land der Hiera- benutzen; die Bürger der Vertragspartner erhalten gemäß dieser Deutung das Recht,
pytnier, unter der Bedingung, daß sie keinen Schaden anrichten undjeweils zu ihrer die Weideplätze der Nachbarstadt gegen Entrichtung der auch für die Bürger vorgese-
Stadt zurückkehren. Und wenn der Hierapytnier es vorzieht im land der Praisier henen Gebühr zu benutzen. 1141 2) Epinomia bedeutet das Recht der kostenlosen Be-
seine Herde zu stationieren, soll er einen Praisier als Vermittler haben; ebenso soll der nutzung der staatlichen Weidegründe für privilegierte Bürger und Fremde, nicht nur
Praisier, wenn er es vorzieht, seine Herde im land der Hierapytnier zu stationieren,
einen Hierapytnier als Vermittler haben. Und es soll gemeinsame Tänze und Lauf- 1134Ein Bündnis zwischen Praisos, Hierapytna und ltanos im frühen 3. Jh. ist nicht auszu-
wettkämpfe geben für beide, sowohl für die Hierapytnier in Praisos als auch für die schließen: Guarducci 1942, 80; van Effenterre 1948, 127; Willetts 1955, 135; van Effenterre 1991b,
395f. Van Effenterre weist auch auf den Kuretenhymnus von Palaikastron hin (IC Ill,ii 2), der auf
Praisier in Hierapytna. [---]". eine Art Amphiktionie der ostkretischen Städte hir.deutet (s. B VI 3); vgl. Heinen 1972, 144f. Zwei
Die Inschrift überliefert einen kleinen Teil eines umfassenden Vertrags zwischen dieser Städte (Praisos und Itanos) gehörten zum Bündnis der Knosier um die Mitte des 3. Jh. (79
Testimonium a). Spyridakis 1970, 47 nimmt eine Vennittlung Ptolemaios' II. an (s. aber Kreuter
Hierapytna und Praisos. Im verlorenen Teil (auf der Vorderseite) standen vermutlich
1992, 20); Mikrogiannakis 1967, 92f. nahm dagegen an, daß die Praisier das Gebiet von ltanos
Bestimmungen über Bündnis und Freundschaft, denn Symmachie-Philia-Isopolitie erobert hatten; die Inschrift sei also eigentlich im Gebiet von Praisos aufgestellt worden; für beide
bilden ein Triptychon der kretischen Staatsverträge (B [). Aus den erhaltenen Bestim- Vennutungen fehlt jeder Anhaltspunkt.
mungen geht nicht hervor, daß die Hierapytnier stärker waren oder begünstigt 1135& gibt nur noch eine kretische Isopolitievereinbarung aus der ersten Hälfte des 3. Jh.: SV III
wurden, wie M. Guarducci aus dem Umstand, daß ihr Name als erster erscheint, er- 562; vgl. Gawantka 1975, 215 K 5 (Phaistos-Tenos).
1136Vgl. Gawantka 1975, 28f. mit Anm. 60; Gawantka weist die Ansicht von Schmitt 1969, 330
schließen will. 1133 Die Inschrift ist nicht in einer der beiden Partnerstädte gefunden (ähnlich Guarducci 1942, 80; van Effenterre 1948, 155 Anm. 5; Willetts 1955, 135) zurück, es
worden, sondern in Itanos. Die Veröffentlichung von Verträgen in einer dritten Stadt handle sich hier um eine Vorstufe zur üblichen Isopolitie.
ist nichts Ungewöhnliches; diese ist ein gemeinsamer Verbündeter oder (bei Sehieds- 1137So Muttelsee 1925, 16; Guarducci 1942, 80. Daß auch in Athen seit der ersten Hälfte des 4.
Jh. die Verleihung des Bürgerrechtes von einer Abstimmung in der Volksversammlung abhängig war
(dazu Gawantka 1975, 74 mit Anm. 78; Osborne 1983, 161-164), erhärtet diese Deutung nicht.
1138Plut., Lyc. 12,9-11.
1139Vgl. Gawantka 1975, 70f.
1132so auch Perlman 1995, 165. 1140zum folgenden vgl. Chaniotis 1995a, 63f.
1!3 3Guarducci 1942, 80. 1141Tiliel 1926, 54-60; so auch Petropoulou 1985, 50 Anm. 221.

i
l
188 CI 1. Nr. 5. Hierapytna-Praisos CI!. Nr. 5. Hierapytna-Praisos 189

das Weiderecht an sich. Zu dieser Ansicht kam D. Hcnnig (ohne Bezug auf diese In- Stationierungsrecht für Herden (Z. 52-68, vgl. B V 3): Die nächste Klausel betrifft
schrift) durch die Beobachtung, daß das Vorrecht der Epinomia auch an Bürger nicht mehr die kurzfristige Überschreitung der Grenze und Nutzung von Weide-
verliehen werden konnte, die das Weiderecht ohnehin bcsaßen. 11423) Epinomia ist plätzen, sondern die langfristige Stationierung von Herden auf dem Gemeindeland
auf Kreta das Recht der gebührenfreien Nutzung der Weideplätze, das an die Isopoli- des Vertragspartners. 1151 Hier liegt ein wichtiges Zeugnis für die antike Transhu-
tcn verliehen wurde; dieses Recht stand den Bürgern ohne weiteres zu. Diese Deu- manz auf Kreta vor (vgl. B V 3). Die Hirten des am Libyschen Meer gelegenen
tung schlug Chr. Marek unter Heranziehung des Vertrag 28 vor. Letzterer ordnet Hierapytna, das eine kleine, für die Viehzucht geeignete Insel (Chrysea) besaß, 1152
einen Erlaß der Weidegebühr für die Isopoliten an; so vermutete Chr. Marck, daß die hatten gute Möglichkeiten, ihre Herden für den Winter unterzubringen; im Sommer
gebührenfreie Nutzung der Weideplätze auf Kreta eines der Rechte der Bürger dar- mußten sie aber bessere Weideplätze auf den Bergen aufsuchen und waren zu einem
stellte.1143 Gegen die Deutung Mareks spricht die Tatsache, daß die Bürger der kreti- großen Teil auf das gebirgige Gebiet ihrer Nachbarn angewiesen. Für die Praisier be-
schen Städte für alle ihre wirtschaftlichen Tätigkeiten - vom Ackerbau und Fischfang stand umgekehrt die Notwendigkeit, ihre Herden im Winter an wärmere, nahe dem
bis zum Söldnerdienst und zur Gewinnung von Kriegsbeute - Abgaben an ihre Städte Meer gelegene Orte zu treiben. Diese Klausel bezweckte also die Befriedigung ge-
zu zahlen hatten. 1144Es ist unwahrscheinlich, daß gerade die Nutzung der staatlichen meinsamer Bedürfnisse. Das Recht der Stationierung von Herden auf dem fremden
Weidegründe für die Bürger gebührenfrei war, zumal die Bürger (auch in Hicra- Gebiet für längere Zeit setzte auch die längere Anwesenheit der fremden Hirten vor-
pytna) für die Bebauung von Gemeindeland eine Gebühr entrichten mußten (28 Z. aus, ebenso gute Kenntnisse des fremden Gebietes und vor allem der traditionellen
18-21). So muß man wohl annehmen, daß Emvoµa in dieser Inschrift - wie auch im Aufteilung der Weideplätze unter den einheimischen Familien. Das Weideland war im
restlichen Griechenland - das Vorrecht bedeutet, die staatlichen Weidegründe der griechischen Altertum, schon seit der Zeit der Linear-B-Texte, immer Gemeindeland,
Partnerstadt ohne Entrichtung einer Gebühr zu benutzen. Eine Alternative wäre aller- seine Nutzung stand allen Mitgliedern der Gemeinde zu. 1153Parallelen aus der jüng-
dings, daß die Isopoliten die nur für die Bürger vorgesehene - d.h. niedrigere - Ge- sten kretischen Geschichte lassen darauf schließen, daß den einzelnen Hirten bzw.
bühr zu entrichten hatten. 1145 Wahrscheinlich pflegten die Hirten beider Poleis die Hirtenfamilien verschiedene Weideplätze zugewiesen wurden. 1154 Das Eindringen
nicht leicht zu kontrollierende Grenze zu überschreiten und die Weideplätze der Nach- fremder Hirten in diese traditionelle Ordnung brachte Probleme mit sich, die mit Hilfe
barstadt zu benutzen. 1146 Gerade diese Gewohnheit führte zu Konflikten. 1147Jetzt eines einheimischen Vermittlers (cruvKpt1:ac;), der genau die Weideplätze kannte und
wird diese Praxis erlaubt, aber gleichzeitig streng reglementiert. Die Genehmigung den Fremden ihren Weideplatz zuwies, geregelt werden sollten. 1155
betrifft nur das gelegentliche Weiden auf den Weideplätzen der Eschatia; denn einer-
Gemeinsame Feste (B 68-78, vgl. B VI 3): Die beiden Vertragspartner feiern gemein-
seits wird vorausgesetzt, daß die Hirten nach dem Weiden in das Gebiet ihrer Stadt
sam athletische (öp6µot) und musische (xopoi) Agone. 1156
zurückkehren (B 49-51 ), 1148und andererseits werden für den langfristigen Verbleib
von Herden andere Maßnahmen getroffen (s.u.). Die Herden sollen ferner keine
Schäden anrichten. 1149Gemeint sind wohl Schäden in der Landwirtschaft, eine häu-
fige Erscheinung, die ebenso wie die Inanspruchnahme von Weideplätzen reichlichen
Konfliktstoff bot (B V 3). Zwei Temene waren ausgenommen, wahrscheinlich der heiligen Bezirken s.o. Anm. 705; vgl. Chaniotis 1995a, 63. Temenos kann zwar "territorium certe
Landbesitz zweier Heiligtümer von Praisos in Ardanitos bzw. Daros. 1150 definitum" bedeuten (Guarducci 1942, 80; vgl. Schmitt 1969, 330), im hellenistischen Kreta be-
zeichnet jedoch das Wort nur heiliges Land; s. Bile 1988a, 360; vgl. Petropoulou 1985, 51, 85; s.
auch Heilmann 1992, 169-172 (zum hellenistischenDelos).
1142Hennig 1977, 130 Anm. 24; vgl. Hodkinson 1988, 5lf. 1151Reinach 1911, 389; Schmitt 1969, 330; Petropoulou 1985, 51; Chaniotis 1995a, 59f., 62.
1143Marek 1984, 148f. Zu aut..oatatE'iv s.o. Anm. 691-692.
1144Eine Zusammenstellungdieser Abgahen bietet Petropoulou 1985, 79f. 1152zu Chrysea: Guarducci 1942, 20; Spyridakis 1970, 37.
1145Vgl. die Klausel üher das Saatrecht in 28 Z. 18-21: i:1/arn oL. cr1tdpEv... 01/iiiicrtta tE'-11.w 1153s. z.B. Gschnitzer 1981, 36; Audring 1989, 77; für Kreta Petropoulou 1985, 54; Link 1991,
Ka0a1tepot äUot 1tot..'itm.Vgl. Chaniotis 1986. Mavrakakis 1985, 48 berichtet, daß im heutigen 108, 114f., 118.
Kreta die Weidepacht der fremden Hirten zwei oder drei Mal größer ist als die der Mitglieder der 1154Mavrakakis 1985, 46-48; Chaniotis 1995a, 62.
Gemeinde. 1155Vgl. Reinach 1911, 380, 389f.; Guarducci 1942, 81; Schmitt 1969, 330 ('Flurrichter');
1146Vgl. Reinach 1911, 383; Guarducci 1942, 80; allgemein Petropoulou 1985, 54. Petropoulou 1985, 51; van Effenterre - van Effenterre 1985, 183 Anm. 100; Chaniotis 1995a, 62.
1147Vgl. Chaniotis 1995a, 67-70. Zu solchen Weidekonflikten in der Neuzeit s. Mavrakakis Das Wort auvKptta~ steht in einer fernen Verwandtschaft zum ebenfalls im Zusammenhang mit der
1985, 47. Viehzucht bezeugten Wort auvKptcrt~.Letzteres Wort findet sich in einem Volksbeschluß von Lyt-
l1 48Richtig Reinach 1911, 387; Wilhelm 1921, 20. tos aus der archaischen Zeit, in dem von den Grenzen der Kotvawv[a und der auvKptcrt~tiiiv npoßa-
1149Richtig Reinach 1911, 387f. (vgl. LSJ, s.v.: "doing no harm"); vgl. Chaniotis 1995a. 63. twv Kat tiiiv Kaptamoöwv Kat tav uiiiv die Rede ist (SEG XXXV 991 B 1-4 = Nomima 12), also
Andere Forscher (Fraenkel, 1915, 1205; Wilhelm 1921, 20; Schmitt 1969, 330; Marek 1984, 148) von der 'Vereinigung'und dem 'Auseinanderhalten'der Schafe,der größerenTiere (Rinder u.ä.) und der
nahmen dagegen an, daß der Hirt keinen Schadenerleiden soll, also ihm ungehinderteRückkehr in die Schweine. Zur Deutung dieser Stelle s. jetzt Chaniotis 1995a, 46-48; vgl. Link 1991, 1l 7f.; Koer-
Heimat zugesichertwird. ner 1993, 33lf: Es geht nicht um die Bildung kollektiven Eigentums, sondern um Zusammentreibe_n
1150v ersuche einer Lokalisierung: Reinach 1911, 384-386; Guarducci 1942, 81; sicher ist nur, der Herden von Kleinbauern. Dies wird noch heute in Griechenland praktiziert; s. z.B. Mavrakakis
daß diese Temene in der gebirgigen Eschatia von Praisos lagen. Der Name Ardanitos hängt viel~eicht 1985, 49 über Kreta.
mit der Viehzucht zusammen: vgl. Jlesych.. s.v. a.poavim, ai twv npaµiwv yacrtpm, i:v ol~ ta 1156Vgl. Guarducci 1942, 81; Willetts 1955, 135; Schmitt 1969, 330. Reinach 1911, 390 dachte
ßocrK~µaw i:non~ov und Maiuri 1911,660f. Für das Verbot bzw. die Einschränkungdes Weidens in dagegen vor allem an die für Tänze und LaufwettbewerbeeingerichtetenPlätze.
190 CI 1. Nr. 6. EleUlhema-Knosos :1 C 11. Nr. 6. Eleuthema-Knosos? 191

Rechtshilfe? (B 78-80): In den kretischen Staatsverträgen wurden häufig die Moc.l:1- "Apw · val ,av 'A,pop8[,l av · vat ,av t.(JCrnvvav· val ,aµ Bpt,6µapnv · vai ,ov]
[·Epµ]~ · vat ,ov ["Mwv ----------------------------------]
litäten für die Führung von Prozessen zwischen Bürgern der Vertragspa11ner geklärt
(B VII). Die spärlichen Buchstabenreste in diesen Zeilen lassen jedoch keine ent- "{--- Sie sollen den Eid leisten ( ?), indem sie einen Stier und einen Widder] und
sprechende Feststellung zu. einen Eber {opfern ? ---; man soll die] Oberschenkel [verbrennen (?).Eid:] Bei Zeus
Datierung [Agoraios, bei Zeus] ldatas, bei [Zeus Oratrios ?, bei Zeus] Thenatas, [bei Hestia?,
bei Hera?, bei] Athena [Polias, bei] Poseidon, {bei Apollon] Delphinios, bei Apollon
Paläographische Kriterien führen zu einer Datierung in das frühe 3. Jh.1157
{Pythios? }, bei Apollon Bilkonios, [bei Apollon] Sasthraios, bei [Artemis, bei] Ares,
Nr. 6. Vertragseid zwischen Eleutherna und einer anonymen Stadt bei Aphrodite, [bei Lato?, bei] Hermes, bei [Helios? ---]".
(Knosos?), frühes 3. Jh. Vorliegendes Fragment enthält die letzten Bestimmungen eines Vertrags (Z. 1-4) und
Beschreibung: Zwei zusammengehörende Fragmente eines Blocks aus lokalem grauen Kalkstein. Bei- den Beginn eines Eids mit der Liste der Schwurgötter. 1158 H. van Effenterre, dessen
de Fragm_entesind allseits abgebrochen. Frgm. A trägt einen Text von 9 Zeilen, Frgm. B einen Text Rekonstruktion der Götterliste lokale Götter aus allen Landschaften Kretas
von 7 Zeilen. Die 9. Zeile des Fragments A setzt die 1. Zeile des Fragments B fort; H 27 cm, B 15 versammelt, 1159 vermutete, daß dieser Eid mit dem unter gortynischer und knosi-
cm, T 15 cm; Buchstabenhöhe 0,6-1,4 cm. Interpunktion (vier in der Form eines Kreuzes ange- scher Führung stehenden Kretischen Koinon in Verbindung steht.1 160 Diese An-
ordnete Punkte) in Z. 5; jeweils ein Punkt vor jedem va( (Z. 6, 9, 10, 12-14).
Buchstabenformen: A2, A4, A6, B2, td, Zl, H2, 02, A2, M3, N3, 03, m, P2, P4, 12. 13. <!>2,m. nahme steht auf sehr schwachen Füßen: Das Epitheton Apollons BtA.Kwvtoi; war
Fundort: NW des Stylobats des klassischen Peribolos in NT]cri,im antiken Elcutherna (1987). Jetzt bisher ausschließlich aus einem im späten 3. Jh. in Magnesia am Mäander gefälschten
im Museum von Rhethymnon. 'Beschluß' des Kretischen Koinon bekannt, in dem von der Versammlung des Koi-
Ed.: Van Effenterre 1991a, 26 [SEG XLI 743; vgl. Bull. epigr. 1992, 360, Ph. Gauthier]; Ch:uliotis
1995d, 16-27 Nr. 2. Vgl. Faure 1993, 71. Autopsie. non im sonst nirgends erwähnten Ort BtAKCOV(wohl ftA.Kcov) im Heiligtum des
'AnoA.Acov BtA.Kwvwi; die Rede ist. 1161 Der Fälscher dieses Textes bemühte sich,
[------------------------------------- l
]A[------------------------
ihn echt erscheinen zu lassen,I 162 und aus diesem Grund konnte bereits vor der Ent-
[----------------------------------------
Jn'rnNr-------------------1
[------------------ 'taUpüV !CU!!Cpto]v!CU!1Ca1tp[ov------------] deckung des Eids von Eleutherna als sicher gelten, daß das Epitheton BtA.Kwvwi;
[-------------------------,au ]m:pµTJpilha(-----------------1 nicht frei erfunden war. 1163 Nach der Entdeckung der neuen Inschrift schlug van
5 [-----------------------------"Op1Cix;.]•:• Nal ,ov Z~[va ,ov 'Ayo-] Effenterre vor, BtA.Kcov mit dem heutigen Ort NTJcri,einer der beiden Akropolen von
[pa'iov. val 'tOVZ~va ,oµ B186.]mv. val [,ov Z~va 'tov] Eleutherna, zu identifizieren. 1164 Da der Fälscher aus Magnesia das Epitheton des
['Opa'tpt0v?· val 'tOVZ~va 'to]v 0cv6.[mv · val 'tCXV '[cr-] Apollon nicht frei erfunden hatte, folgerte van Effenterre, daß auch eine weitere Ein-
[tiav? · val'tav "Hpav · val't]av 'A8av[aiav 'tCXV no-]
zelheit authentisch war, nämlich die Zusammenkunft des Kretischen Koinon in Bil-
[Ata8a · val ,oµ] nom8a· val [,ov 'A1t°tUmva,ov]
lO [C.EA],pivtov . vahbv 'Am'U[c"ova'toµ nunov'!· vai] kon. Das große Heiligtum in NTJO't, wo diese Inschrift gefunden wurde, sei also mit
[,]ov 'AitÜ..AfOva ,oµ BtA!Cw[vtov. val 'tOV'AitEM-] dem Heiligtum des Apollon Bilkonios zu identifizieren, dem Versammlungsort des
wva ,ov Iacr8pa1ov · val [~av "Ap,cµtv?· val ,ov] Kretischen Koinon. Diese scharfsinnige Rekonstruktion stößt jedoch auf Probleme.
"Apw · val 'tav 'A,pop8i~[av · val 'tUVAa.wv?· vai 'to-] Erstens ist es methodisch bedenklich, die Angabe eines gefälschten Dokuments (hier
[v 'Epµ]<'!v· val ,ov ["AAtov?----------------------------------1 Bilkon als Versammlungsort des Koinon) zu übernehmen, nur weil andere Angaben
Lesungen van Effenterres, Rekonstruktion von Chaniotis (s. S. 194). 7 Am Anfang vielleicht [TaA-
A,afovJ.7f.,Vielleicht statt [val ,av 'Jcrl'tiav · val ,av "Hpav] ein weiteres Epitheton des 2'.cus([val 1158Ausführlich zum folgenden Chaniotis 1995d, 18-27.
,ov ZT]vawv ---]). Van Effenterre bietet folgenden Text:
1159Zeus [Tallaios] und Idatas vertreten die von Eleutherna nicht weit entfernten Idäischen und

~~~~~~~~;;==~:~~=~- :~:=~:
01~~:1~,f 1: Talläischen Berge; mit Eleuthema sind ferner Apollon Sasthraios (Satra war der alte Name von
Eleuthema, s.u.) und vielleicht Apollon [Styrakitas] (vom Berg Styrakion) verbunden; der Kult des
1- ·---m Zeus [Diktaios] ist nur im äußersten Osten Kretas, jener des Zeus Thenatas nur für Knosos belegt;
5 [----------------------------]Na\ ,ov Z~[va ,ov KpT]taycvia· val ,ov Z~va ,ov TaA-] /cus [Skylios] und Athena [Skylia] sind mit dem Berg Skylion (Asterousia), damals im gortyni-
[AatOV. val 'tOVZ~va ,oµ B186.]'tav . val ['tOVZ~va 'tOVC.tlCtalOV. val 'tOVZ~va tov l <;(;henMachtbereich, verbunden. [Diktynna] vertritt schließlich den Westen der Insel. Diese Konstel-
[IJCUMtov·vahov Z~va ,o]v 0Ev6.[mv · val ,ov Z~va ,ov 'Ayopaiov · val ,av "Hpav·j lation erfährt durch Zeus [Kretagenes] ihre Krönung, den Gott aller Kreter.
[vat 'tCXV 'EA.ru8utav· vat ,]av'A8av[aiav 'tCXV LlCDMtav·val 'tCXV 'ASavo:iav 't(XV'Ayo-) l 160van Effenterre 1991c 83; vgl. 1991a, 27f.
[paiav · val ,oµ l nom8a · val 1'tOV'AitEAAfOVU 'tOVAu~toV · val 'tOV'A1tEMWVO: 'tOVJ 1161!.Magnesia 20; FGrHist 482 F 4; Chaniotis 1988a, 246 D 27, 257f.
10 [t.0,J~ivt?V · val \ov 'Am:~[wva ,oµ nunov · val 'tOV'AitEM(üVU'tOVKapv~toV· vo:lj l l62Er benutzte den kretischen Dialekt, kannte kretische Institutionen und Städte und gab dem
[,]ov A1tEMWvawµ BtA1Cw[v10v · val tov 'AitEMWva,ov Irnpo:JC[mv· val ,ov 'A1tic'1c-J cponymen Beamten von Gortyn den typisch kretischen Namen Kydas.
wva tov Iacr8patov · vo:~[tav Aa.oiv · val 'tCXV "AptEµtv tav 'Aypotlpav · val 'tOVJ 1163So vermutete Kern (1894, 17 Anm. 3) und ihm folgend Faure (1965a, 223f.; anders Faure
1993, 71), daß im Epitheton BtAJCwvto~ der Name des kretischen Gottes Velchanos steckte. Zur Form
1157 des Namens s. Bile 1988a, 361 (F1:Axavo~.Fcuxavo~). Velchanos wird auf Kreta mit Zeus identi-
Vgl. Reinach 1911, 378, 391 (sein Versuch, den Vertrag mit historischen Kriterien in die fiziert (Verbruggen 1981, 143f.; Capdeville 1990, 89f.), und gerade auf Kreta weist Apollon viele ge-
Zelt um 260 zu datieren, ist unbrauchbar, da er von der falschen Annahme ausging, daß SV III 502 meinsame Züge mit dem jungen Zeus, dem Schützer der Fruchtbarkeit auf; dazu Levi 1945, 294,
e'.n Vertrag Hierapytna~ mit Antigonos Gonata~ ist; s. aber Burasclis 1981); Fraenkcl 1915, 1204; 306f.
Guarducci 1942, 78; Schmitt 1969, 328. 1164van Effenterre 1991a, 29f.; 1991c, 83.
192 CI I. Nr. 6. E/eutherna-Knosos 7 CI I. Nr. 6. E/eutherna-Knosos? 193

im selben Dokument (hier das Epitheton Apollon Bilkonios) richtig sind. 1'65 Zwei- ren Namen Eleuthernas; 1170sein Kult dürfte sich also auf Eleutherna beschränken.
tens ist die Annahme irrig, daß das Kretische Koinon einen festen oder nur einen Das Heiligtum des Zeus Thenatas befand sich in Amnisos, in der Nähe von Knosos.
Versammlungsort hatte; aus dem Asyliebeschluß des Koinon für Anaphe erfahren Beamte aus Knosos waren dort im späten 2. und frühen 1. Jh. tätig. 1171Dieser nur
wir, daß es in Knosos (bzw. auch in Knosos) tagte. 1166Und drittens kann man dar- in Knosos praktizierte Kult schließt die Möglichkeit aus, daß es sich um einen Bür-
aus, daß Apollon Bilkonios in einem in Elcutherna gefundenem Eid zusammen mit gereid von Eleutherna handelt. Es war sicher ein Staatsvertrag, an dem Eleutherna
dem sicher eleuthernäischen Gott Apollon Sasthraios genannt wird, nicht folgern, und Knosos beteiligt waren. Es liegt nahe, hier den in einem Vertrag zwischen den
daß Bilkon im Gebiet von Eleuthcrna lag. Wenn dem so wäre, müßten auch die Epi- beiden Städten enthaltenen Eid zu sehen, zumal bekannt ist, daß sie vor dem Lytti-
theta Idatas und Thenatas (für Zeus) mit Eleutherna zusammenhängen, was sicher schen Krieg Verbündete waren (79 Testimonium a). Es sei noch bemerkt, daß auch
nicht der Fall ist. Der Eid von Eleutherna erlaubt also keine Schlüsse, weder über den Apollon Dclphinios (Z. 10) eng mit Knosos verbunden ist, denn das Delphinion war
Versammlungsort des Kretischen Koinon noch über die Lokalisierung von Bil- das wichtigste Heiligtum der Stadt (B II 2.2). Allerdings können wir nicht ganz aus-
kon.1167 schließen, daß auch andere kretische Städte am Vertrag beteiligt waren.

Zu einer anderen Vermutung kam P. Faure. 1168Er erkannte in dieser Liste lokale Bestimmungen über die Eidesleistung (Z. 3f., vgl. B II 2.1): Die Zeilen 3f. betreffen
Götter von Eleutherna (Apollon Sasthraios), Gortyn und Knosos (Zeus Idatas, Zeus ein Opfer. 1172Für die Ergänzung Kanp[ ov] spricht die unmittelbare Nähe zum Wort
Thenatas, Apollon Pythios, Apollon Delphinios) und wies das Fragment einem vor b1tEpµ11p1öta, das sicher mit einem Opfer zusammenhängt und einen Teil des Opfer-
dem Krieg um Lyttos (221-219) zwischen Eleutherna einerseits und Knosos und tieres ('Oberschenkel'?, uni::p + µTjptötov), 1173bezeichnet. Es ist offenbar die Rede
Gortyn andererseits abgeschlossenen Bündnisvertrag zu. Keine von diesen Gotthei- davon, wer die 'Oberschenkel' erhalten soll. Sie bildeten wahrscheinlich den Anteil
ten weist jedoch spezifische Beziehungen zu Gortyn auf. Zeus Idatas kommt in den eines Gottes und nicht den des Priesters. Die Schenkel waren sehr häufig die Teile
Eiden mehrerer Städte (Lyttos, Olus, Gortyn, Hierapytna, Priansos) vor (B II 2.2). des Opfertieres, die für die Götter auf dem Altar vollständig verbrannt wurden. 1174
Ebensowenig eindeutig ist die Zuweisung des (nur ergänzten) Apollon Pythias an Das Opfer von Ebern (oft zusammen mit dem Stier und dem Widder als 'tptnvi; oder
Gortyn. Zwar war das Pythion das wichtigste Heiligtum der Stadt, Apollon Pythias 'tpl't'toia) ist gerade bei Schwurzeremonien bezeugt. 1175Es ist anzunehmen, daß
wird jedoch auch im Ephebeneid von Dreros, im Bürgereid von Itanos sowie in Ver- diese Bestimmung mit der Eidesleistung zusammenhing. Dafür spricht nicht nur die
tragseiden von Gortyn, Hierapytna, Lato, Lyttos, Olus und Sybrita angerufen. Fer- Tatsache, daß der Text des Eids unmittelbar nach dieser Klausel über ein Opfer be-
ner geht aus dem Bericht des Polybios über den Vorabend des Krieges von Lyttos ginnt, sondern mehr noch der Umstand, daß das nur ein weiteres Mal belegte Wort
keineswegs hervor, daß die einzelnen kretischen Städte einem Bündnis von Knosos unEpµ11piöta wieder im Kontext einer Schwurzeremonie vorkommt. 1176Derartige
und Gortyn beitraten; im Gegenteil bezeichnet er Eleutherna als Verbündeten der Angaben über die Schwurzcremonie vor dem Text eines Eides sind in den griechi-
Knosier, ohne dabei die Gortynier zu nennen. 1169 Zudem gibt es keinen Anhalts- schen Inschriften - auch in Staatsverträgen - nicht selten (B II 2.1).
punkt dafür, daß das von Polybios erwähnte Bündnisverhältnis zwischen Knosos Eid (Z. 5-14; vgl. B II 2.2): Vom Eid ist nur der erste Teil mit den Schwurgottheiten
und Eleutherna unmittelbar vor dem Lyttischen Krieg (ca. 221) abgeschlossen wur- erhalten. In diesem Teil weicht meine Rekonstruktion von der von H. van Effenterre
de. Der Rechtshilfevertrag zwischen Milet und den kretischen Städten impliziert so- cxempli gratia vorgeschlagenen wesentlich ab (s.u. S. 194). 1177Die 28 Gottheiten
gar, daß Knosos und Eleutherna bereits vor der Mitte des 3. Jh. miteinander verbün- seiner Liste übersteigen erheblich die Zahl der in kretischen Eiden belegten Schwur-
det waren (79 Testimonium a). götter (meistens 11-17, s. B II 2.2). Darüber hinaus sind die zu Athena ergänzten
Betrachtet man die erhaltenen oder mit einiger Sicherheit zu ergänzenden Götter-
namen und Epitheta, so kommt man zu einem anderen Ergebnis: Hier findet man l l 70van Effenterrc 1991a, 28 mit Diskussion. Zum Namen Satra (Iappa) s. auch Kannen-
neben den mehr oder weniger 'pankretischen' oder 'neutralen' Göttern (Zeus Idatas, gicsser 1910, 37f.
Athena, Poseidon, Ares, Aphrodite und Hermes), einige Götter mit einer deutlichen 1171Chaniotis1992, 88-103, 288-296.
1172 AusführlicherChaniotis 1995d, l 7f.
lokalen Verbindung: Apollon Sasthraios ist eine nur in Eleuthcrna belegte Gottheit,
1173vanEffenterre 1989a,449, 1991a,27 und 1991c,83 führt als analoge Bildungendie Worte
Zeus Thenatas ist ein ausschließlich in Knosos verehrter Gott. Das nur hier belegte 1tapaµ11piom("!espieces d'arrnurequi se trouventde Jongdes cuisses") und b1tO<J1tAaxvi81a an und
Epitheton Sasthraios leitet sich wahrscheinlich vom Ortsnamen I:a,:pa ab, dem älte- erklärtdie b1tEpµ11pi8ta ("hautsde cuisse")als die Lammrücken("sellesd'agneau").Vielleichtsollte
man in Poil. 5,63 (p. 278,23 ed. Bethe)die von den Mss. überlieferteVersion µ11pi8tabypa nicht in
µ11pia'imuypai korrigieren.
1174Berthiaume1982,48f. Auch eine drerischeInschrift(7.16. Jh.: van Effenterre 1946,603f. Nr.
1165zu antiken Fälschungenvgl. Chaniotis 1988a,265-273. 6; Bile 1988a,31 Nr. 8) bezeugt,daß der Anteildes Zeus Agoraios,der in diesemEid wahrscheinlich
1166IC IV 197 Z. 2f. (erste Hälfte des 2. Jh.); Kvw[cro'it]v ,i?n cruvMywi;vgl. Willctts 1975, als erste Gottheitgenanntwurde,'Schenkel'waren.
145. Zu diesem Text s.o. Anm. 861. 1175Aristoph., Lys. 202. Zur trittoia s. Stengel 1910, 195f.; vgl. Robert - Robert 1976, 228f.
1167Faure 1993, 70f., der auch Gortyn zu den Vertragspartnernzählt, lokalisierteBilkon in der Beispiele:SV III 545 Z. 9f.; SEG XXVI 1306Z. 55f.
Mesara-Ebcne,in der Nähe von Gortyn. 1176sEG XXXIX 954 (vgl. van Effenterre 1946, 603; 1989, 448f.; 1991a, 27: t' b1tEpµ11pi8w·
1168Faure 1993, 71. 6µoom 8' Ü1tEp tv 6p1doicr1a[---l (Dreros,6. Jh.).
1169Polyb. 4,53,4 und 4,55,4. 1177Ausführlichzum folgendenChaniotis 1995d,18-27.
194 CI!. Nr. 6. Eleutherna-Knosos> CI!. Nr. 6. Eleutherna-Knosos? 195
Epitheta Skylia und Agoraia auf Kreta nicht bekannt. Folgt man diesen Ergänzungen, Eiden ostkrctischer Städte belegt (Anm. 386), Zeus Skylios, dessen Heiligtum sich
bliebe am Anfang von Z. 7 und 9 Platz für ca. 2-3 Buchstaben. Schließlich gibt es im Gebiet von Gortyn befand, wird verständlicherweise nur in einem Vcrtragseid der
keinen Grund für die Annahme, daß die Liste der Schwurgöttcr lokale Gottheiten Gortynier angerufen (Anm. 377. In Z. 7f. wurde entweder Zeus mit einer weiteren
aller kretischen Poleis enthielt (s.o.). Wenn man von den sicheren Gottheiten ausgeht Epiklese oder Hera, vielleicht auch Hcstia, angerufen. Wenn Athcna (Z. 8) ein Epi-
(Zeus Idatas, Zeus Thenatas, Athena, Poseidon Apollon Delphinios, Apollon Bilko- theton trug, dann wohl das der Athena Polias oder Poliouchos, belegt in vielen kreti-
nios, Apollon Sasthraios, Ares, Aphrodite, Hermes) und möglichst wenige sonst schen Eiden (Anm. 359). Weder Athena Skylia noch Athcna Agoraia sind in anderen
nicht belegte Schwurgötter in diesen Eid ergänzen will (Athena Skylia, Athena Ago- kretischen Eiden belegt. Poseidon (Z. 9) kommt auch in Eiden von Hierapytna, Lato,
raia, Apollon Lykaios, Apollon Karneios, Artemis Agrotcra), kommt man zu einer Olus, Praisos, Lyttos und Malla vor (Anm. 364). Apollon war mit mindestens 4 Epi-
anderen Rekonstruktion. Man braucht nur die in Eiden nicht belegten Epitheta von theta versehen, von denen nur drei gesichert sind: Dclphinios, Bilkonios und Sas-
Apollon (Lykaios, Karneios) zu streichen, um zu erkennen, daß sich Poscidon in Z. thraios. Der Kult des Apollon Delphinios war auf Kreta stark verbreitet; hier wird er
9 unmittelbar an Athena (und ihr Epitheton) in Z. 8 anschließt. Zeus Idatas (Z. 6) wahrscheinlich als lokaler knosischer Gott angerufen (s.o.). Apollon Sasthraios ist
kann mit Sicherheit ergänzt werden, denn abgesehen vom Epitheton Thenatas, ist sicher ein lokaler Gott von Eleutherna; eine lokale Zuweisung von Apollon Bilkonios
'lcSarni; (ftÖarni;, Btoami;) das einzige auf Kreta belegte Epitheton des Zeus, das ist nicht möglich (s.o.). Van Effenterre ergänzte ferner die Epiklesen Pythias, Kar-
auf -mi; endet. An seinem Kult in der Idäischen Grotte nahmen viele Städte Kretas neios, Lykeios und Styrakitas. Die erste Ergänzung ist sehr plausibel; der Kult des
teil. Zeus Idatas kommt daher in den Eiden mehrerer Städte (Lyttos, Olus, Gortyn, Apollon Pythios war auf ganz Kreta stark verbreitet (s.o.). Die anderen Epitheta des
Hierapytna, Priansos) vor, 1178 und seine Erwähnung im Eid von Elcutherna über- Apollon erscheinen jedoch in keinem anderen kretischen Eid. 1179 Die Nennung von
rascht deshalb nicht. Die weiteren Epitheta des Zeus in diesem Eid sind nicht er- Artemis und Lato ist wahrscheinlich; das Epitheton Agrotera für Artemis findet aber
halten. In Frage kommt vor allem Zeus Agoraios (auch durch van Effenterrc in Z. 8f. keine Parallelen in kretischen Eiden. 1180 Eileithyia, Britomartis und Helios erschei-
ergänzt), der an vornehmer Stelle in mehreren kretischen Vertragseiden erscheint. Er nen als Schwurgottheiten nur in Eiden ostkretischcr Städte (Anm. 361, 384, 387),
kann in diesem Eid an erster Stelle gestanden haben. Auch Zeus Kretagenes, ein Gott Diktynna nur in einem Eid des westkretischen Koinon der Oreioi. Das Paar Ares und
ohne Verbindung mit einer bestimmten Stadt, wäre eine sinnvolle Ergänzung; aller- Aphrodite fehlt in fast keinem kretischen Eid; ihm folgt immer Hermes (Anm. 366,
dings begegnet er häufiger im späten 2. Jh. (Anm. 370). In Frage kommt ferner Zeus 367). Die einzigen Anomalien meiner hypothetischen Rekonstruktion sind, daß
Oratrios (Z. 7), der Schutzgott der Verträge (Anm. 360), oder Tallaios, dessen Epi- Hestia nicht an erster Stelle, sondern (wenn überhaupt) nach Zeus, sowie daß Lato
klese auf die unweit von Eleuthema liegenden Talläischen Berge hinweist aber bisher nach Ares und Aphrodite und nicht direkt nach Artemis genannt werden; derartiges ist
nur in Eiden von Olus belegt ist (Anm. 375). Zeus Diktaios dagegen ist bisher nur in jedoch in Listen von Schwurgottheiten nicht ungewöhnlich. 1181
Datierung
Die Buchstabenformen führen in die erste Hälfte des 3. Jh. 1182 Mit dieser Da-
tierung stimmt auch die Tatsache überein, daß Eleutherna im Rechtshilfevertrag mit
Milet (ca. 259/50) bereits unter den Verbündeten von Knosos erscheint (79 Testimo-
nium a). 220 fiel es von diesem Bündnis ab (75 Testimonium e).

Nr. 7. Bündnisvertrag zwischen Knosos und Dreros, vor der Mitte des
3. Chr.
Testimonien
f"'A r or-, f' Yr I o r,,. ,-,AI Testimonium a: 79 Testimonium a; Rechtshilfevertrag kretischer Städte mit Milet; Eleuthema er-
scheint unter den von Knosos beeinflußten Sädten.
r, f/'/'-1\./VA To,..,t,IA ,c Nlotv,f'/AtT<>fVAflE/\A Testimonium b:
Beschreibung: Stele aus blaugrauem Stein in Form eines Pyramidenstumpfs; beschriftet auf allen
./\../VA.iorvf_ Al erA(Or,/•~A A/VA.P'TE,4111'/,f"'A.I Totv vier Seiten (A Z. 1-43, B Z. 44-60); H 86,5 cm, B 23,5 cm, T 20 cm, Buchstabenhöhe 0,7-1 cm .
Buchstabenformen: A3, B4, A2, E3, Z2, H2, H4, A3, A4, M6, NI, 03, 04, CT4,m, PI, L2, L4, Y3,
A·""A ITAIV'Ai:#> 0 P.<il :4.IV·/VA/ TA~AAT..f'I.N•IVA.t To <l>3,Xl,n2.
Fundort: Dreros (1854); jetzt im Archäologischen Museum von Istanbul (lnv.Nr. 691 ).

Rekonstruktion der Götterliste (6) 1179 zu Apollon Styrakites s. Aly 1908, 52f.; Apollon Kameios: Aly 1908, 8-10.
1180oer Kult der Artemis Agrotera ist jedoch in Eleuthema belegt: s. Stavrianopoulou 1991, 39 •
1181 s. z.B. 26: Von der apollinischen Trias fehlt Artemis; vgl. auch B II 2.2.
1178 s.o. Anm. 371; vgl. Chaniotis 1988d, 28. l 182ygl. van Effenterre 1991a, 24.
196 C / 1. Nr. 7. Knosos-Dreros CI 1. Nr. 7. Knosos-Dreros 197
Ed.: Hermann 1854, 707-709 (Druckfaksimile); Vischer 1856, 393-404; Dcthier 1859, 5-10 (Faksi-
mile) [Cauer 1883, Nr. 121); Halbherr 1890, 657-666 Nr. 73 [Michel 1900, Nr. 23; SGDI 4952; ren, ganz ungegürtet. Ich schwöre bei Hestia, die ihren Sitz im Amtslokal hat, und
Solinsen 1905, Nr. 31; SylJ3 527; Schwyzer 1923, Nr. 193]; IC 1,ix 1 (Photo) [SV III 584 (nur Z. bei Zeus Agoraios und Zeus Tallaios und Apollon Delphinios und Athena Poliouchos
36-60); SEG XXV 1002]. Vgl. Voretsch 1870, 13 (zu Z. 44-46); Danielsson 1890, 13 (zu Z. 44- und Apollon Pythias und Lato und Artemis und Ares und Aphrodite und Hermes und
46); Marinatos 1924/25, 81 (zu Z. 29); Schwyzer 1928, 237f. (zu Z. 5-7); Dcmargne - van Effenterre Helios und Britomarpis und Phoinix und Amphione und bei der Erde und beim
1937, 31 (zu Z. 5-7). Himmel und bei den Heroen und den Heroinnen und bei den Quellen und den
0E6,. Tuxa. Kat "tOV Oupavov Kat Flüssen und bei allen Göttern und Göttinnen. Wahrhaftig werde ich den Lyttiern ge-
'Aya0at -ruxm. ~pwa, KUtT)pOXXCHJUs genüber niemals wohlgesinnt sein, in keiner Weise und unter keinem Vorwand, we-
'Eid -riiivAi0aAk- KUtKpUVUsKUtllO"tU- der in der Nacht noch am Tag; und ich werde mich bemühen, so gut wie ich kann,
OJV KOOµtOV"tOJV 35 µou, Kat 0rnu, rravm,
der Stadt der Lyttier zu schaden.1 183 Und keiner der Prozesse und der Vollstreckun-
5 -riiivcruyKuim Kat KUtrracra, · µfi µcxvqw
KEq>aAwi, nupwi, llOKU-rot, Auniot, gen von Urteilen soll vom Eid geschützt sein. Und ich werde freundlich gegenüber
niwt, Btcriwvo, KUA.iiis q>pOVTjCTELV den Draiern und den Knosiern sein. Und ich werde weder die Stadt der Drerier noch
ypaµµmi:as µ~,E -ri:xvmµ~TEµa- die Grenzfestungen der Drerier noch die Grenzfestungen der Knosier verraten; und
fü:<l>tAlllllOU, 40 xavfü, µ~TEEvvuKTt ich werde auch keine Männer, weder Drerier noch Knosier, den Feinden verraten".
10 -raÖECÖµooav µ~,E llEO'aµi:pav, Kat
uyi:Aaotrrav- O"llEUO"lOJ Ö "tlKUOUVUµat Der oben abgedruckte Text ist der erste Abschnitt einer langen Inschrift, die bisher
asOJO",oti:Ka- KaKov-rat rroAEt-rat -riiivAuniwv. in der Forschung kontrovers diskutiert wurde. Hier werde ich nur insofern auf den
,ov 6yoo~- B Text eingehen, als er einen Eindruck vom Inhalt des drerisch-knosischen Bündnis-
KOV"ta. '()µvUOJ i'.tKavfü:Kat rrp[a~H vertrags gibt, auf den er zurückgeht. 1184 Der Text gibt den Eid wieder, den die dre-
15 -rcxv'Ecr-riav-rcxv 45 OJV µri0i:vi:'vopKOV
i:µrrpumvdwt
rische Jungmannschaft (ayD„aot) unter Aufsicht der Kosmoi leistete. 1185 Der Eid
~(µ)riv.Kat -ri:Aoµm
Kat -rovi'.i\va -rov q>tAOÖp~pto, Kat war künftig an dem Fest zu leisten, an dem die aus der Ephebie austretenden jungen
'Ayopa"iovKat -rovf.i\- q>1AoKVwcrto,. Männer in die Bürgerschaft aufgenommen wurden. Man kennt derartige Feste mit
va -rovTaAMtov Kat µ~"tE-rcxµllO- den Namen 'EKöt><Jtabzw. ITE:ptßATJµata in mehreren kretischen Städten (B VII).
20 Kat -rov'Arri:MOJv(a) 50 AtVllpüOOJO"ElV Dieser Eid ist allerdings kein Vertragseid: Es ist bezeichnend, daß die Liste der
-rovi'.EA.q>tvtov Kat -rcxv-riiivt.pripiwv, Schwurgötter keinen spezifischen Bezug zu Knosos aufweist, wie man in einem Ver-
-rcxv'A0avaiav -rcxv µ~,E oupEta -ra
noA.toUXOV Kat "tOV
tragseid erwarten würde, sondern entweder spezifisch drerische (Phoinix, Amphio-
-riiivtipripiwv
'Arr€AA.Olva -rovnoinov µrioha-riiiy Kv[w-] ne, vgl. Heroen, Heroinnen, lokale Quellen und Flüsse) bzw. ostkretische Götter
25 Kat "ta.VAa-rouvKat "tO.V 55 O"tOJV, µTjOE Öv- (Zeus Tallaios, Britomarpis) enthält oder Gottheiten, die allgemein in Kreta als
"Ap,EµtvKat -rov"Apm opa, -ro'i,rro- Schwurgottheiten erscheinen (Hestia, Zeus Agoraios, Athena Polias, Apollon Delphi-
KUt"tO.V 'Aq>op(o)i-ravKat AEµiot,rrpooOJ-- nios und Pythios, Lato, Ares, Aphrodite, Hermes; vgl. Helios, Ge, Ouranos: s. B II
"tOV 'Epµav Kat "tOV "AAtoV O"EtV µ~"tEf.pTj- 2.2). Er ist aber auch kein typischer Ephebeneid, wie man sie aus dem alten Grie-
Kat "t(XV Bpt-roµaprr(t)v piou, µ~,E KvOJ-
30 KUt,oµ <l>OtVlKU KUt"tO.V chenland kennt, 1186insofern als sein Inhalt nicht die Epheben- oder Bürgerpflichten
60 criou, ...
'Aµq>t[w]vavKUt"tayrav auflistet. Wie anschließend gezeigt wird, sind in diesen Eid Bestimmungen aufge-
nommen worden, die mit der aktuellen historischen Situation und einem zu jenem
Zeitpunkt bestehenden Bündnis zwischen Dreros und Knosos zusammenhingen. 1187
Es folgen Verbote, einen Bürgerkrieg anzustiften, die Exsekrationsfonnel und Bestimmungen über
die Bestrafung der Kosmoi, wenn sie nicht die Jungmannschaften vereidigen.
5-7 van Effenterre; 6f. CTupwtund niwt (abhängig von cruvin Z. 5) statt CTupouund niou; Kuoa Kat
KEq>aNp nYPmmm Btcriwvo,Hermann, Vischer; Kuim Kat KEq>aAOJt, rrupiiirriw1Dethier; nup~mi- 1183Vgl. IG J298 = IG J3 93 Z. 4f. (attisches Dekret über den sizilischen Feldzug): [KaKomxv]-
OJt?Halbherr; Ku(oiA)m, KEq>aAOJ( 1}, nup(p)w, 'Irrrriw(t}, Bwiwvo, Schwyzer; nupw Guarducci. -ro[v]? -ro, llOAEµio,hasäv ouvovmt llAEt[crm](nach J. Kirchner).
1lf. rra(p)asOJO"-rotVischer; rravasOJO"-rotHalbherr. 20 ACTEAAQNt. auf dem Stein. 24 TOOauf dem · 1184Literatur bei Guarducci 1935, 86; van Effenterre 1937, 331f.; Schmitt 1969, 389.
Stein. 25 Aa-rouv Vischer; Aa-ro"ivHermann. 29 BPITOMAPCTN auf dem Stein; Bpnoµaprr(t)v Mari- 1185Schwyzer 1928, 245-247 zeigte, daß äswcr-rot ('ungegürtet') die Knaben bezeichnet, die im
natos, Guarducci; Bp1-r6µapy1vDethier; Bp1-r6µap(-r)1v Halbherr, Blass. 37 Zwischen -rot, und Au-r- Unterschied zum Mann keinen Gürtel tragen dürfen; vgl. Danielsson 1890, 12; Blass 1905, 241 mit
-rioi, alter Riß des Steins. 44-46 Halbherr; OtKavoi: Kat rr[pan]wv µri0h i:[vav-rio,] ~µritv · Kat -ro Hinweis auf Hesych., s.v. äs(J)(J-ro,· iivorrAO,(die noch nicht bewaffneten Epheben); vgl. Hennann
[Ürrav] Dethier; OtKavoi: Kat rr[pa~i]wv µri0i:v i:[vav-riov]~µriv Voretsch; OtKO'.V oi: Kat rrpa~EOJV 1854, 695 (vor der Wehrhaftmachung); Lipsius 1909, 409; Busolt - Swoboda 1926, 754 Anm. l;
µri0i:vi:vav-rio, ~µriiv Kat -roÜrrav Danielsson. 46 IIIIJIN auf dem Stein. 52 oupE'ia Vischer, Halb- Kirsten 1940, 147 (ohne Bürgertracht); Willetts 1955, 120f.; Leitao 1995, 133. nav-al;roa-rot be-
herr; oÜpKtaDethier. deutet m.E. nicht 'alle Ungegürteten' (uyt\Aaot rrav,E,, vgl. navaxmoi, navi:AATlVEs u.ä.), wie Da-
"Gott. Glück. Auf gutes Glück. Als die Phyle der Aithaleis die Kosmoi stellte, die nielsson 1890, 4 und van Effenterre 1937, 331 meinten, sondern 'ganz ungegürtet' (vgl. z.B. Bildun-
gen wie rravayi:vri-ro,, rrava~pao,, rrava0foµw, u.ä.); vgl. Hennann 1854, 698; Brelich 1969,
zusammen mit Kyias und Kephalos amtierten, Pyros, Pios, Eision, und als Philip- 200; Detienne 1973, 306; Bile 1988a, 344; Bile 1992b, 14; Leitao 1995, 133.
pos Schreiber war, haben 180 Mitglieder der Jungmannschaften folgendes geschwo- 1186s. z.B. Haussoullier 1894, 168; Siewert 1972.
1187Vgl. van Effenterre 1937, 329-332; Kirsten 1940, 143.
198 Cl 1. Nr. 7. Knosos-Dreros Cl/. Nr. 7. Knosos-nreros 199

Auf diesen Bündnisvertrag weisen der Ausdruck ,eAoµm <ptAoKvc;iCHoc; (Z. 46- sier gerade zu Beginn des Lyttischen Krieges häufig von ihren Verhündeten ver-
48), der an das zwischen Verhündete bestehende Verhältnis der <ptAia ninnerl (vgl. lassen; hcreiL~ um 220 traten Polyrrhenia, Keraia, Lappa und die Stämme der Oreioi
B [), sowie das Verhot, Grenzfestungen der Knosier zu verraten (Z. 49-55) hzw. und der Arkader aus dem Bündnis mit Knosos aus; später schlossen sich ihnen
Knosier dem Feind zu übergehen (Z. 55-60), hin. 1188 Die Pllicht, die Grenz- Elcutherna, Kydonia und Aptera an. 1194 Einen ähnlichen Bezug auf die aktuellen
festungen des Verhündeten zu verteidigen, gehört durchaus zu den Beistandspl1ichten Ereignisse hat man in den weiteren Bestimmungen des Eides angelegentlich der Ge-
des Symmachos (B III] c). Der Satz ÖlKav ÖE Kat 1tp[asilcov µ178Ev rvoprnv fahr einer Stasis erkannt und mit dem Bürgerkrieg in Gortyn während des Lyttischen
~(µ)17v (Z. 44-46) läßt sich nicht leicht deuten. Die Schwierigkeit liegt in der Dopp.:l- Krieges in Verbindung gehracht (s. A II 3). 1195 Wahrscheinlich spielt auch der
deutigkeit des Adjektivs rvopl(()c; ('von Eid geschützt, durch Eid gebunden'): Man drcrische Eid auf diese Stasis in Gortyn an. Die Analogie ist auffällig: Auch in Dreros
kann nämlich den Satz so verstehen, daß die ÖtKat und die 1tpasEtc; von diesem Eid hat man Angst, daß die Jungen, die den Eid leisten, eine Verschwörung organisieren
der Feindsehschaft auf die Lyttier nicht betroffen werden. 1189Ahcr auch das Gegen- (Z. 60-65: µ17ÖEcnacrtoc; apsEtV ... µ17ÖEcruvco(µ)ocriac; cruvasEtV ), wie in Gortyn
teil ist möglich, daß nämlich weder ◊tKat noch 1tpasEtc; nunmehr Geltung hahen. ,\ußcnposten besetzen (vgl. Z. 66-68: µfi,E Eµ noAEt µfi,E ESo'i ,a; noAEcoc;) oder
Diese zweite Deutung scheint mir die wahrscheinlichere, 1190nicht nur in Hinhlick Mitbürger an die Feinde verraten. Daß man sich zum Zeitpunkt der Eidesleistung im
auf den Haß gegen die Lyttier, den dieser Text offenhart, sondern auch angesichh Krieg befand, würde einige Eigentümlichkeiten des Eids erklären. Zunächst ist es
des Sprachgebrauchs in anderen kretischen Eiden, wo das Wort i:vopl(()V etwa die merkwürdig, daß die Drerier schwören, keine Grenzposten der Knosier bzw. keine
Bedeutung 'gültig' hat. 119 1 Diese Klausel verbietet faktisch jeden friedlichen Kontakt knosischen Krieger (ävöpac;) den Feinden zu verraten. Nur wenn Knosier und Dre-
mit den Lytticrn: Prozesse - vermutlich sowohl in der Vergangenheit als auch in der rier zu diesem Zeitpunkt gemeinsam kämpften und die Drerier zur Besatzung knosi-
Zukunft - werden für 'ungültig' erklärt, ähnlich wie Vollstreckungen gerichtlicher scher Festungen gehörten, ergibt diese Bestimmung einen Sinn. Eine Kriegssituation
Entscheidungen. Man vermutet, daß sich das Bündnis zwischen Dreros und Knosos könnte auch die Angabe zu Beginn des Textes erklären, daß 180 Jungen den Eid
konkret gegen Lyttos richtete, 1192wie etwa der knosisch-gortynische Ve11rag gegen leisteten (Z. 10-14); wiederholt hat man diese Zeilen als eine Angabe über die Zahl
Rhaukos (44) einen konkreten Zweck hatte. M.E. erklärt sich die explizite Er- der drerischen jungen Männer im Alter von 18 hzw. 18-20 Jahren angesehen und
wähnung der Lyttier jedoch aus der konkreten historischen Situation, in der der Eid versucht, sie für demographische Zwecke auszuwerten. 1196 Diese Zahl ist jedoch zu
verfaßt und zum ersten Mal geleistet wurde (s.u.). Im ursprünglichen Ve11ragstexl rund, als daß sie auf einen Zensus beruhen könnte. Wenn man berücksichtigt, daß
müssen die Lyttier nicht angeführt worden sein. Dreros w diesem Zeitpunkt Krieg führte und nicht seine gesamte Jugend in der Stadt
Datienmg .mwesend sein konnte, da sie die Grenzfestungen bewachte (vgl. Z. 126f.: icat a\' nd
:1vEv oupEucov(,)t ~pfiptot), versteht man nicht nur, warum hier eine runde Zahl an-
Der Bündnisvertrag zwischen Dreros und Knosos geht wohl auf das frühe 3. Jh.
geführt wird, sondern auch, warum überhaupt eine Zahl angegeben wird: Die 180
zurück, denn die Drerier waren hereits wr Zeit des Rechtshilfevertrags mit Milet (ca.
bildeten eine Vertretung aller Kriegsdienst leistender Epheben, z.B. 60 Jungen von
259/50) mit Knosos verbündet (Testimonium a). Dieses Bündnis hestand wohl unun-
jeder Phyle oder von jedem der drei Jahrgänge der Ephebie. 1197 Diese Vermutung
terbrochen his zur Zeit des Eids (Testimonium h), der aufgrund der Paläographie auf
wird durch die Unterscheidung zwischen dieser ersten Eidesleistung durch eine Ver-
das späte 3. Jh. zu datieren ist, wahrscheinlich auf das Jahr 220 (s.u.). Die For-
tretung dreier Jahrgänge und der künftigen regelmäßigen Leistung des Eids bekräf-
schung bringt diesen Eid mit dem Lyttischen Krieg in Verhindung, datiert ihn jedoch
tigt. Künftighin sollten die jeweils aus der Ephebie austretenden Männer schwören,
meistens auf die Zeit vor hzw. nach dem Krieg. 1193Die explizite Nennung der Lyt-
also der letzte Jahrgang (Z. 97-100: 1CXVayeAav rov<; rom eyouo1-1ivou<;).während
tier und eine Reihe von Eigentümlichkeiten des Eids erklären sich nur, wenn man
die jetzt den Eid leistenden Männer als ayeAaot rcavascocr-rot (Z. 11f.) bezeichnet
annimmt, daß zum :Z..eitpunkt der Eidesleistung Dreros und Knosos einen Krieg ge-
werden, also nicht mit dem letzten Jahrgang identisch sind. 1198
gen Lyttos führten, den großen Krieg der Jahre 221-219. Mit diesem Lyttischen
Krieg läßt sich zunächst die VerraL~klausel verbinden. Tatsächlich wurden die Kno- Die Datierung des Eids in die Zeit des Krieges würde ferner einen merkwürdigen
Eintrag in derselben Inschrift erklären:

1188Vgl. Schmitt 1969, 389.


1189Vgl. 26 Z. IO mit Kommentar. l l 94polyb. 4,53,6 (arrocnav,E,,ij, qnt..ia,; vgl. hier (j)lAOKVW<Jto,)
,&v KV(l)<Jl(l)V und 4,55,4.
1190soauch Halhherr 1890, '566mit Hinweis darauf, daß hier das Gegenteil der Fonnulierung Si- Vgl. A /1 3.
l l95Van Effenterre 1937, 329f.; Kirsten 1940, 143; Petropoulou 1985, 112f.; Schmitt 1969,
,m, ,E ,m1 rrpa~n, 8186vai steht; vgl. Blass 1905, 241. Ungenau Oshorne l'J87, 146: "no lawsuit, .,89. Die Vermutung van Effentcrres, daß der Eid von den Anhängern einer Demokratisierung ge-
or action will hc hound hy oath". leistet wurde, läßt sich nicht stützen; s. Guarducci 1939c, 94f.; Willctts 1955, 182-185; vgl. A 12.
l 191S. den Ausdruck ö n r~ÜotµEv µ~ i.'vopKovfotw ("was wir streichen, soll ungültig sein") in l 196Dethier 1859, 442f.; Danielsson 1890, 9f.; Marinatos 1936, 283-285; Kirsten 1940, 147f.; s.
der Ahänderungsklausd(B /14).
1192Vischer 1856, 110; Yoretsch 1870, 9f.; Cauer 1883, 79; Schmitt 196'). 389. <1hcrdie Kritik dazu: van EffcntcITC1937, 331; van EffcnteITe1948, 303 Anm. l; Faure 1961, 320.
l 197DieEphchie dauerte wahrscheinlich vom 18. bis zum 20. Lchcnsjahr: s. Dmlielsson 1890. -
4
1193Vor 220: Vischer 1856, 110; Dittenhcrger (zu Sy!P 527); vor oder nach 220: 1knnann 1854,
'I: Willetts 1955, 7, 13-17. Zur Leistung des Eids durch eine Vertretung vgl. 64 A 12f.
709; Kirsten 1940, 144; Ende des 3. oder Anfang des 2. Jh.: van EffentcITc 1'!17, 329f.; Schmitt l 198AuchDaniclsson 1890, 4-10 nahm an, daß mehrere Jahrgänge den Eid leisteten; vgl. Busolt -
1969. 387. Cardinali 1905, 54lf. licß LlicFrage offen.
Swohoa 1926, 754 Anm. l; Guarducci 1939c, 95 Anm. 3.
.,
1

CI/. Nr. 8. Arkader-Gortyn 201


200 CI/. Nr. 7. Knosos-Dreros

Kal oi Mwittot war eine Zisterne, 12os deren Einrichtung am Vorabend oder während
Dieser 11.a1ococ;
145 E1tEl3<0Af:V<mv eines Krieges und angesichts der Gefahr einer Belagerung einen guten Sinn er-
f:Vtat VEalV€- gibt.1206
µov~taltat 7t0-
Alles in allem scheint die Vermutung berechtigt, daß dieser Eid während des Lyt-
Af'ltat tOJV C.pri-
p((J)VfV€KatU\; tischen Krieges geleistet wurde. Der unmittelbare Anlaß hierfür war einerseits der
150 xwpa\;tii\; a- Abfall vieler Verbündeter der Knosier und andererseits die Stasis in Gortyn. Der Eid
µii\;,tii\; aµqn- wäre demnach auf ca_ 220 (auf jeden Fall vor der Zerstörung von Lyttos) zu datieren.
µax6µc8a. Sein Inhalt hängt mit der aktuellen Situation zusammen und geht nur indirekt auf
"Und am ersten Tag des neuen Jahres 1199 bereiteten die Milatier einen Anschlag ge- einen Bündnisvertrag zurück. Dreros war schon seit dem frühen 3. Jh. Mitglied des
gen die Stadt der Drerier wegen unseres Landes, für welches wir kämpfen." knosischen Bündnisses (79 Testimonium a) und blieb diesem Bündnis wohl
Als man in dieser Inschrift noch die Kopie eines älteren, boustrophedon geschrie- frühestens bis 220 treu.
benen Textes sah, vermutete man, daß diese Zeilen zusammen mit dem Eid aus der
Nr. 8. Vertrag zwischen Gortyn und den Arkadern, vor der Mitte des
alten Vorlage übernommen worden seien. 1200Der Fund einer Inschrift des späten 3.
Jh. mit den Namen derselben Beamten zeigt aber, daß der Eid im späten 3. Jh. ge- 3. Jh.
leistet wurde und machte diese Ansicht hinfällig. 1201Nach der scharfsinnigen Inter- Beschreibung:Block aus Kallcstein,rechts abgebrochen,an den übrigenRändernerhalten;H 53,5
pretation von M. Detienne weist dieser Eintrag zusammen mit einem weiteren Eintrag cm, B 30 cm, T 30 cm; Buchstabenhöhe2-2,5 cm.
Buchstabenformen:Al, t.1, E4, 02, K2,A3,M2,N3, 2:2,03, m. P2,I2, I4, <1>4,Q6.
über den Sieger einer Agela und ein Gesetz über das Pflanzen eines Ölbaums durch
Fundort:Odeionvon Gortyn,späterverbautin ein Haus in AgioiDeka.
die Epheben auf einen aus drei Handlungen bestehenden Initiationritus hin: Kampf an Ed.: Halbherr 1890,69lf. Nr. 132 (Druckfaksimile)[SGDI5023); IC IV 171 (Photo);SV III 576.
der Grenze des Stadtgebietes, Agon, Pflanzen eines Baums. 12°2 Zahlreiche Paralle- Vgl. Blass 1891,4 (zu Z. 11-15);Deiters 1904a,21 (zu Z. 12f.); Aly 1908,4 Anm. 2 (zu Z. 15);
len zeigen jedoch, daß hier eine 'chronikartige Notiz' vorliegt. Solche Notizen findet Chaniotis1995d,35f. Nr. 7 (zu Z. 1-10).
man vor allem in Beamten- und Priesterlisten, an deren Rand wichtige Ereignisse des ['E]1tltOJV
&:K[------(J)VtOJVcruv ----- ---]
entsprechenden Jahres verzeichnet wurden.1203 Mit dem Ausdruck rv ,at vfot vi:µo- Kopµt6vt(J)V,ia[popyouvto\; oi:------------------------------]
VTJlat machte der Eintragende deutlich, wann der Angriff der Milatier erfolgte: am LOOPXO\; <l>ctö[~
----------------------------------]
ersten Tage des Jahres nach dem Amtsjahr der hier genannten Kosmoi. Es folgt der 'I1t1t0wiÖC½[ --- --- --------]
5 TTpa~fil\; 'Aptcr[t---------------------------------]
Hinweis auf einen im selben Jahr stattgefundenen Agon und der Text eines mit der <l>tÄ.ootaptO\;
[-----------------------------------]
Ephebie zusammenhängenden Gesetzes. Dieser lokale Krieg zwischen Milatos und May~ Euµvu[crt--·---------------------------]
Dreros könnte also eine Episode des Lyttischen Krieges gewesen sein. Auf eine kriti- K6pµotörutdpov 1tap' 'ApKu88tvac.?]
sche Situation im Amtsjahr dieser Kosmoi weist schließlich eine 1936 gefundene KMaxO\; NtKoA.[----------------- ------------------]
Bauinschrift hin:1204 1o Kapt(J)v ----------------------------1
KAf'(J)~[-
0€6\;.Iu[v t]Oll Ta.ö'CÖµooav o[i 'ApKaöc\;fop"tUv(ot\; Kaloi foptuvtot]
'Alt€M.OlVlC.cÄ.(j>tV\(J)\. 'ApKa.OOt:vat ta.[v 'lcrt(av KatTftvaBtöa.tavKalTft-]
'E1tlt&vAi8a(Ä.)€(J)V
KOOµt- v · 'AyopatovKal [Tftv''Opatptovri\pav Kat 'A8ava(av]
6vt(J)V OAfll(l(O\;,
CTUV€t€(Ä.)fo8ri TToA.toxov KU7t€[M(J)Va nunov KalAato>V KÜptcµtv]
5 tOJVcruyKu(mKatKcq>aÄ.(J)t, 15 ~VUM\OV KÜp[mKaq>poöitav -------------------------------1
Kai Ilupou, Lesungenvon Halbherr.Die Länge der Zeilen ergibt sich aus der Ergänzungenin Z. 11-15. 1 ~h_a:
[K]almou niotis; t.EK- Cattaneo (bei Guarducci);t.EK oder t.EN Halbherr;t.EE o.a. Schmitt. 2 Ch'.111~011s,
KalBtcr((J)VO\;. vom letztenBuchstabenist nur eine schrägeHasteerhalten(alsoein A, t. oder A). 3-7 WennmJeder
Zeile nur eine Person (mit Vatersnamen)genanntwar, blieb der Rest der Zeile le~r._3<I>d,ö((J)vo\;]
o.ä. Halbherr.5 'Aptcr[toq>wvto\; o.ä.J Halbherr.7 Euµva[crt(J))Halbherr.8 Chan10~1s; örn?tc[pov]
Halbherr;öcutc[pot?)Blass.9 NtKoÄ.Ja.(J)?J Halbherr.,10KÄ.E(J)v[uµ-?) H~~herr;}<-Ak~v[o\;.] Guar-
1199Für diese Bedeutungvon vfo vouµrivias. Hodot 1982,175f.Anm.90 (zu SEGXXXII 1243 ducci. 11-15Chaniotis.l lf. o[i foptuvtot tot\;] 'ApKa88tBlass 1891;o[t aycÄ.mot1t~vt7~?] Bla~s
(SGDI);o[i foptuvtot] odero[i fop"tUVl(J)V KopµottOt\;]'ApKuOOt? Guarducci.12f. [--Trilv, Ayopat-
Z. 31); s. auch SEG XXI 510 Z. 2. UngenauDetienne1973, 305; van Effenterre-Ruze1994, 198 ov Kat ['A8ava(av] Halbherr;vat ta.[v 'lcrt(av Kal;ft)v' 'Ayopat?vKal ["Hpav Ka8a~mav] Blass
("Jademierenouvellelune"). 1891; [Tii]v' Deiters; [ta.v 'A8ava(av] Aly. 14 Ka1tc[AA(J)Va nu8tov] Halbherr;[TTuttov]Blass
1200BJass1905,240f.;Guarducci1935,88. Van Effenterre- Ruze 1994,200 nehmendies für den
letztenTeil der Inschrift(Z. 137-164= Nomima48) an. 1891.15 KÜp[tcµtv)Halbherr;"Ap[m)Aly.
l20lvan Effenterre1937,327-329.
1202Detienne1973,305f.Zustimmendvan Effenterre- Ruze 1994,200.
1203zusarnmenstellungder Belegebei Chaniotis1988a,188-190;dieserText wird ebd. 190 Anm. i205oemargne- van Effenterre1937,27-29. . . .
406 zitiert;ähnlichKirsten1940,143(Chronikaller Ereignisseeines bestimmtenJahres). 1206Vgl.van Effenterre- Bougrat1969,36 Anm.45; Kirsten1940,144 sah dagegenh1ennemen
l204oemargne - van Effenterre1937,29-32. Ausdruckdes 'Erneuerungswillens'
nacheinerDemokatisierung
der Verfa~sung.
202 Cl l. Nr. 8. Arkader-Gonyn Cl 1. Nr. 8. Arkader-Gortyn 203

"Als die Phyle der Dek{---1 die Kosmoi stellte, f die zusammen mit NN amtierten rung. Dementsprechend kann sie sich entweder auf den Protokosmos, den eigentli-
und als NN Hiarorgos war; Kosmoi waren: J Soarchos, Pheid[--J (oder Sohn de; chen eponymen Beamten, oder das gesamte Kollegium beziehen, keinesfalls jedoch
Pheid{---}), Hippokleidns {---], Praxias, Arist/---}, Philostartos, /---}, Magos, Eu- auf einfache Mitglieder des Kollegiums. 1213Die diesem Vermerk folgenden Namen
mnastos (oder Sohn des Eumnastos), {---], Kosnwi zum zweiten Mal /bei den Arka- müssen daher jene der arkadischen Kosmoi sein; offenbar iterierte bei den Arkadem
dern ?], Klearchos, Nikol{---J (oder Sohn des Nikol-), Karton, Kleon/---] (oder in diesem Jahr das gesamte Beamtenkollegium sein Amt, was in Ausnahmefällen
Sohn des Kleon-). Folgenden Eid haben [die Arkader den Gortyniern und die Gorty- möglich war. 1214Diese Vermutung wird durch die Onomastik erhärtet: Bei den Arka-
nier] den Arkadern geleistet: Ich schwöre bei /Hestia und Zeus Jdaios und] ze;s dem kennt man einen gewissen Kleon, Sohn des Karton, der mit der in Z. 10 ge-
Agoraios und [Zeus Oratrios und Hera und Athena] Poliouchos und Apoll an {Pythias nannten Person verwandt sein kann; auch der Name Nikolaos (vgl. Z. 9) ist bei den
und Lato und Artemis J und Enyalios und Ar[ es und Aphrodite --]". Arkadern belegt. 1215Die Zahl der arkadischen Kosmoi (2 mit Vatersnamen bzw. 4
Diese Inschrift enthält den Eid eines Vertrags zwischen Gortyn und den Arkadern. ohne Vatersnamen) steht nicht fest; in den anderen Zeugnissen variiert sie zwischen 2
Die nicht erhaltenen Bestimmungen des Vertrags waren aus dem Eid ersichtlich und und 3. 1216 Die Personen in den Z. 3-7 müssen demnach die Kosmoi von Gortyn
wahrscheinlich in dieser Inschrift nicht angeführt. 1207Nach M. Guarducci erinnert sein. Eigentlich erwartet man 10 Namen, das vollzählige Kollegium. Manchmal
diese Eidesleistung an den alljährlich von den praisischen Kosmoi gegenüber der ab- wurden aber weniger Kosmoi genannt, wobei man sich vermutlich auf die Mitglieder
hängigen Gemeinde der Staliten zu leistenden Eid. 1208Es kann sich hier jedoch nicht eines geschäftsführenden Auschusses bzw. einer mit einer Aufgabe beauftragten
um einen analogen Vertrag handeln, der die Abhängigkeit der Arkader geregelt hät- Kommission bcschränkte. 1217Wie viele Kosmoi in dieser Inschrift genannt wurden,
te.1209 Es gibt keinen Hinweis auf ein Abhängigkeitsverhältnis der Arkader zu Gor- können wir nicht feststellen. Es ist denkbar, daß in jeder Zeile nur eine Person (mit
tyn. Diese Stammesgemeinde tritt seit dem späten 3. Jh. in Verträgen mit anderen Vatersnamen) aufgeführt wurde, und der Rest der Zeile unbeschriftet blieb. Mit den
Poleis Kretas und des Auslandes als souveräner Staat auf.1210 Außerdem geht aus Buchstaben IA, L1 bzw. IA in Z. 2 beginnt nicht der Name eines Kosmos, sondern
dem erhaltenen Text nicht hervor, daß die gortynischen Kosmoi den Eid leisteten (so die Bezeichnung eines Amtes, jenes des i.apoupyo<;. 1218 In Gortyn war der Hierour-
Guarducci). Es handelt sich wohl um einen Bündnisvertrag, denn sämtliche überlie- gos ein mit sakralen Aufgaben beauftragtes Mitglied des Kosmenkollegiums. 1219 Er
ferten Fälle von Eidesleistungen in den kretischen zwischenstaatlichen Beziehungen wird als einer der Kosmoi genannt, mit entsprechendem Hinweis auf seine Funk-
betreffen Bündnisverträge (B II 2.1) tion.1220 Die besondere Hervorhebung des Hierourgos erklärt sich aus seiner
Tätigkeit bei der Eideszeremonie. So wird er auch in einer anderen Inschrift Gortyns
Datierungsformel (Z. 1-10): Nach allen früheren Ergänzungen der Inschrift folgte auf am Anfang genannt: 1221 oi. Kopµol oi. cruv 'Apa10y6vcp 100 'Ap1rµcuvo<; 1((0
die Formel rrci + Name einer Phyle+ Kopµt6v1wv nicht der Name des Protokosmos
1.Epopyo<;ErtEµEA:rWEv 100't<Xu[p]w KCXl1fo; Ept(pW.
(100vcruv + Name im Dativ, vgl. B II 5.3), sondern eine Liste von Namen. Wenn je-
doch die Zeilen wesentlich länger waren als bisher vermutet, war der Protokos~os Hinweis auf die Leistung des Eides (Z. 1 If.): Die Inschrift registriert die Leistung
vor dem Partizip Kopµ16v.wv genannt worden. Die Namen zerfallen in zwei Grup- des Vertragseides (vgl. B II 2.1). Wer den Eid leistete und wo, steht nicht fest, denn
pen, getrennt vom Vermerk Kopµo1 8dnE[pov] (eher als die nicht belegte Formulie- das Wort 'ApKa00t (='ApKacrt) in Z. 12 kann sowohl den Ort bezeichnen (in einem
rung Kopµo1 8dnE[pot) 1211in Z. 8. Diese Liste läßt sich nicht eindeutig verstehen, präpositionalen Ausdruck, etwa [rcap '] 'ApKa00t 1222bzw. [EV] 'ApKa00t), an dem
da wir nicht wissen, wie lang die Zeilen waren, ob in jeder Zeile nur eine Person mit der Eid geleistet wurde - von den Einheimischen oder von Vertretern des anderen
Vatersnamen genannt wurde oder zwei - hzw. mehr - Personennamen im Nominativ Staates-, als auch die Gemeinde, der der Eid geleistet wurde.1 223 Wahrscheinlicher
oh die Liste schon mit Z. 2 beginnt, die erhaltenen Buchstaben also zum Namen de~
ersten Kosmos (von Gortyn) gehören; schließlich wissen wir nicht, oh es sich hierbei l2 13Chaniotis 1992, 310-313.
allein um die Kosmoi von Gortyn hande!t. 1212 Beginnen wir mit der letzten Frage. 1214Chaniotis 1992, 3 12f.
Der Vermerk in Z. 8 kann sich eigentlich nur auf die Namen der Zeilen 9f. beziehen 1215K!eon, Sohn des Karton: IC I,v 34; ein weiterer Kleon: IC I,v 40; Nikolaos: IC I,v 4; vgl.
,1
als eine Art Überschrift. Es handelt sich also um Kosmoi, die ihr Amt iterierten. I~ Guarducci 1950a, 234; Willetts 1955, 119; LGPN !, s.v.
1216Guarducci 1935, 7; Willetts 1955, 114. IC I,v 4 (2 Kosmoi);I,v 5 (3 Kosmoi, 1 Schreiber).
den kretischen Inschriften dient die Angabe der Iteration einer Präzisierung der Datie- 1217Chaniotis 1992, 306 Anm. 152 mit den einschlägigenQuellen und der älteren Literatur; vgl.
Kommentarzu 28 Z. 30-33 und 66 Z. 16.
1218AusführlicherChaniotis 1995d, 34-36.
1207Schmitt 1969, 381. Dagegen vcnnutet Guarducci 1950a,234, daß es sich um den Schluß des 1219Willetts 1955, 138; Willetts 1962, 302f.; Bile 1988a, 357; Bile 1991, 8f.
Vertragshandelt.Die Datierung(Z. lf.) zeigtjedoch, daß wir hier den Anfangder Inschrifthaben. 1220chaniotis 1995d, 35f. (zu IC IV 195 B 3; 259 z. 6; 260 z. 1-3; 261 Z. 4).
1208Guarducci 1950a, 234; hier 64. 1221IC IV 260 z. lf. Für die Beteiligungsakraler Beamteran der Eidesleistungvgl. z.B. IC III,iv
1209Schmitt 1969, 381 läßt die Frage offen. 7 Z. 2-4 (Hiereis);SV III 551 Z. 91 (Hieronas).Sakrale Beamte spielen auch eine Rolle bei den Ge-
~ 121~14; 62?; 78 Testimonium b; ICl,v 52-53 (Asylicdekrctcfür Teos, spätes 3. und Mitte des beten zwn Gelingeneines Vertrags:SV III 551 Z. 1-5; SV III 552 A 14-17. Allgemeinzum Zusam-
~. Jh.), IC 1,v 20 A (Dez1ehungcnzu emcr unbekanntenPolis, 2. Jh.). menwirkenvon sakralenund profanenMagistraten:Gschnitzer1989.
1211Chaniotis 1992, 311f. 1222Vgl. z.B. IC III,iii 3 C 5: lCUL 1tap' aµ'iv uvaypa<pijµEv;SV III 551 Z. 68f.: ta.V 1Ca8Eata-
1212Zum Problem vgl. Willctts 1955, 119. 1CU'iavÖaµoKpatiav1tapa 'IEpamitviot~.
l223Vgl. z.B. 64 A 12: [oµooa]tw LtaA.ttat~ o Koaµo~.
204 Cl 1. Nr. 9. Axos-Gortyn CI 1. Nr. 10. Eleuthema-Plwistos 205

dürfte sein, daß hier von der Eidesleistung in beiden Städten die Rede ist, durch Die Zeilenlängeist nicht bekannt.A 3 öiim]v Kat 1tpii~iv?Schmitt.4 [o] ÖEpi~to~ oder [to~]ÖE
welche der Vertrag seine Gültigkeit erhält, also "taö' wµocmv o[t 'ApKaöEc;fop-ruvi- Fa~io~Halbherr.5 Vielleichtöi' au[--]. 6 tpui,c]ovt'e.g. Halbherr,Schmitt.
otc; l((l\ 01. fop-ruvtot] 'ApKa00t. Trifft diese Ergänzung ZU, müßte man mit ca. 39- Es ist nicht sicher, ob die beiden Kolumnen der Inschrift zum selben Text gehö-
42 Buchstaben pro Zeile rechnen (vgl. auch die Ergänzung des Namens eines Hierur- ren, 1225aber die Schrift und die Zeilenabstände sind ähnlich. Der Fundort legt nahe,
gos in Z. 2). Dies läßt sich auch durch eine nähere Untersuchung der Götterliste be- daß Gortyn der Vertragspartner von Axos (Kol. A) war. Die Nennung einer Frist (Z.
stätigen. Den Eid leisteten nicht die Kosmoi selbst, sondern die Bürger und die Jung- 6) und der Vollstreckung von Urteilen (A 3?) weisen auf einen Rechtshilfevertrag
mannschaften dieser Städte (B II 2.1, VI l); die Kosmoi waren nur für die Durch- hin. 1226 Für die Vermutung van Effenterres, daß es sich um einen Bündnisvertrag
führung der Zeremonie verantwortlich. handelt, 1227gibt es keinen Anhalt. Kurz vor der Mitte des 3. Jh. gehörte Axos zum
Die Schwurgottheiten (Z. 12-15): Die ältere Forschung ergänzte in diesen Zeilen nur knosischen Bündnis (79 Testimonium a), und auf knosischen Einfluß weisen viel-
6 Götternamen: Hestia, Zeus Agoraios, Athena Poliouchos, Apollon Pythios, Enya- leicht auch die Beziehungen der Axier zu den Aitolern hin. 1228Ein Rechtshilfevertrag
lios, Ares bzw. Artemis. Zu einem anderen Ergebnis führen ein Vergleich mit ande- (hier mit Gortyn) kann nach einem Konflikt abgeschlossen worden sein (vgl. 18).
ren kretischen Vertragseiden (B II 2.2) und die Hinweise auf eine größere Länge der Datierung
Zeilen (s.o.). Die beste Parallele bietet der Eid im Vertrag 27 zwischen Gortyn,
M. Guarducci datierte diesen Vertrag aufgrund der Schrift in das späte 3. Jh_1229
Hierapytna und Priansos. Wenn wir aus dieser Liste von Schwurgöttem diejenigen
Das Auftreten des Digamma (A 4) und das Fehlen der Aspiration (Z. 6) 1230unter-
streichen, die ausschließlich mit den Vertragspartnern Hierapytna und Priansos ver-
scheiden diese Inschrift von einem offenbar späteren Vertrag zwischen Axos und
bunden sind, bleiben folgende Namen: Hestia, [Zeus Idaios, Zeus Agoraios], Zeus
Gortyn (13) und machen eine Datierung auf die Mitte des 3. Jh. wahrschein-
Oratrios, [Hera, Athena Polias], Apollon Pythios, [Lato, Artemis, Ares, Aphrodite].
licher.123 1
Dieselben Götter waren wohl auch im Eid der Arkader und der Gortynier angerufen.
Die Ergänzung der Namen von Hera, Lato und Artemis ist zwingend: Die Gemahlin
Nr. 10. Bündnisvertrag zwischen Eleutherna und Phaistos, ca. 250-
des Zeus fehlt in fast keinem kretischen Eid; in der Regel steht sie nach Zeus und vor
230?
Athena. Die Ergänzung des Apollon Pythios ist sicher. In fast allen Eiden finden wir
dann die Namen seiner Schwester Artemis und seiner Mutter Lato. Wenn wir auch Beschreibung:Quaderaus lokalemgrauemKalkstein,unten,an der rechtenEcke oben und an der
die anderen Götter ergänzen - Zeus Idaios, Zeus Oratrios und, nach der T1ias Apol- linkenEcke untenabgebrochen;H 35 cm, B 41,3 cm, T 22,5 cm, Buchstabenhöhe1 cm. Der Text
fingauf einemanderenQuaderan.
lon-Lato-Artemis, die Kriegsgötter Enyalios und Ares-, ergibt sich ein Text mit einer Buchstabenformen: Al, A4, E4, H2, H3,02, K2,MI, M2,N3, 03, m, PI, :I:2,I:3,Y2,<1>2,
!J.7.
Zeilenlänge, die mit der für Z. 11 erschlossenen Zeilenlänge übereinstimmt. Fundort NW des Stylobatsdes klassischenPeribolosin Nf1cr(,im antikenEleuthema(1987).Jetzt
im Archäologischen Museumvon Rhethymnon(lnv.Nr.E 131).
Datierung Ed.: van Effenterre1991a,24f. und Taf. 3 (Photo)[SEGXLI 741; vgl. Bull. epigr. 1992,359, Ph.
Die Inschrift läßt sich mit Hilfe der Paläographie auf die Mitte des 3. Jh. datie- Gauthier);Chaniotis1995d,27-31Nr. 3. Autopsie.
ren.1224Im Rechtshilfevertrag mit Milet (ca. 259/50) erscheinen die Arkader bereits [-----]tiot <l>mcrttoll
ävru tii>vKv(OCliro[v
----
unter den Verbündeten Gortyns (78 Testimonium b); wir kommen damit auf eine ..ENtou~
1----------] 'EÄ.ru0evva(ou~ · m:µ1t[EVÖEta.v]
Datierung in die Zeit vor ca. 259/50. [ßoa0etav?,ca0co]~ KaKaÄl(l)Vtl (~tOÖUVatOV ..[-----]
[------]NTQN ocautii>v[----]
Nr. 9. Vertrag zwischen Axos und Gortyn, Mitte des 3. Jh. 5 [-----------] ö noccruv[oo-]
[~T\laµq>otrpm~ tat~ 1t]OAf:O"l
tv0rµEVÜcrtepov ICO\Vat
Beschreibung:Fragmenteiner allseitsabgebrochenenKalksteinstele;H 16 cm, B 27 cm; Buchsta- [ßroÄ.ruoaµivm~. touto] i:v0tvovi,µev.AiÖ€[taÖE]µT]Kat[r-]
benhöhe1,5-1,7cm. Der Text ist in zweiKolumnengeschrieben.
Buchstabenformen:A3,A5,E4, K2,M4,N4,2:2,01, 03, CT2, P2, I:2,XI.
Fundort Gortyn.
Ed.: Halbherr1897,190f.Nr. 18 (Photo)[SGDI5020];IC IV 170(Photo);SV III 571. 1225ttalbherr1897,191;Guarducci1950a,232.
l226Schmitt 1969, 376; vgl. van Effenterre 1948, 156 Anm. 5; Petropoulou 1985, 242 mit
A B Anm.447. Zum AusdruckÖl!Cf\Kat1tpii~1;(A 3) s.o. Anm.840.
[----]TnIA.[---] [...]/[------------------] l227vanEffenterre1948,156.
[---]xpovovaid .AITA[----------------] 1228yanEffenterre1948,156.
[---]NKat1tpii~1v .Iii.T[-----------------] l229Guarducci1950a,232; vgl. Cardinali1905,541 Anm.3.
[----foc
Fa~w~ forn[uv- ------------1 1230vgl.Guarducci1950a,232.
s 1----1
tov ociilAY- 0ev[----------------1 l231Dagegenhält Manganaro1966,22 den zweiten,in AxosgefundenenVertrag(13) für älter,
[---,cJovm·aµi:pm HPOI [---------------] obwohldas Digammafehlt; vgl. Schmitt1969,376 (Endedes 3. Jh.). Manganarobegründetdie~
[---------------1 [----------------------] Annahmemit dem Argument,daß das Digammain Axosfrüheraufgegebenwurde(hier 13) als m
Gortyn(hier 9). Dies trifft nicht zu; nochbis zum Beginndes 2. Jh. war das Digammain Axosge-
läufig:s. Capdeville1990,99. ManganarosZeugnissefür die Form"A~totstatt F<X~toi/'Oa~tot sind
I224Vgl.Cardinali1905,541 Anm. 1. AndersScrinzi1897/98,1545f.(nach216). Inschriften,die außerlwlb Krelasaufgezeichnet wurden.
206 CI 1. Nr. 10. Elrntherna-Phaistos CI 1. Nr. 10. Eleutherna-Phaistos 207
[XOtEV, ltCIVta:;
tEßrnu:;]Eµµav(a:;nµrv oÜ:;wµocrav
[1mtKUIQ(Jt(Ot6Aßlp]coti:s6Mucr6ma{nou:;tE1mlYE- ncr zu untcrstrcichcn. 1235Der Vermutung van EffcntcITes kann aus anderen Gründen
10 [VUlV U\ltWV KUlµ~tEya] KUp7tOV q>Cpot
µ~tE1tpoßam nicht zugestimmt werden. 1) Die 'Jüngeren' von Gortyn besetzten nicht Phaistos,
[-- µ~tEY\JVUtKa:;t\KtE]VKatUq>U<J\VtWttE7tOAfµ- sondern Matalon. 12362) Mit dem Wort ll>aicrnoi; können keinesfalls die gortyni-
[<otvticijcr8av
c-uopKiovcrt
ö]hiot tE1to"1µco1
vticijvK- schcn Flüchtlinge gemeint sein. Der Vertrag hängt also nicht mit dem Abfall Elcuther-
[at 7t0MaKCXyaßa nµEY]. nas vom Bündnis mit Knosos. Auch die Rolle der Knosier in Z. 1 ist anders zu ver-
Vacat
stehen: Der Ausdruck ävEu 1fuv KV(J)(JtWv bezieht sich sicher auf eine Zustimmung
½sungen,vanEffe~~rres.y. iivru,twvKv,cocr_ico[v ruv~u:;/ Kal~IAOU:;jn[µ]Evtou-;'EAru0rvvaiou:;. der Knosier; es ist aber nicht von der Möglichkeit die Rede, etwas ohne deren Zu-
1t~µ1t[EY
ÖE--]cxleravru tcovKvcocrtco[vKattcov/ cruµµaxcov1tr]t6rv(odertotEv)wur'EJ,.rn8Evvaiou-
1trµ~[EV--] V,?11
Effenterre.Vielleicht[µ~i:sfiµrvöEµ~tEtiot 'EJ,.rn8rvvaicot
1tot'i,_J,.)_ov
µqörva cru/ stimmung zu tun, sondern vom Verbot, hcstimmte Handlungen ohne ihre Zustim-
µ~x'.av7totEtV b,zw.Kato:pxrv_1tOACµcop~t~]tiot <l>mcrticot
iivrn tiovKvcocrico[v]oder lr1i7EsfiwvOE mung zu unternehmen, wofür es viele Parallelen gibt (S. 97). Was den Inhalt des
t~t EAEU6EVvatcot ßoa6nv] tcot<l>mcrncotavru tiovKvcocricovoder[µ~i:sfiµrvtiot<l>mcrticotßoa6dv Verbots anbetrifft, so kommen drei Möglichkeiten in Frage (vgl. den kritischen
tcot'E~u~;vvai~t ÜVEU t~V Kvcocricov· Kata muta OEµ~<'sfiµEv tWl'EJ,.rn6rvvaicot ßua6dv] tWl Apparat):
<l>mcrncotfVEUtcovKvcocr1co[v ]. Ende2-3 C'haniotis;[Ka6w]c; van Effenterrc.4 [cru]µrccivmv?oder
[1toAE]µ1ouvtcov van Ef~enterre.5-14Im wesentlichenErgän1ungenvan Effcntcrres.7 [ßcoArncraµt- 1) Weder die Elcuthcrnäcr noch die Phaisticr hätten ohne die Zustimmung der Kno-
v~1:;]_
Chan10us:_ lßcoAEUovtr:;J_van E!Tcnterre.10 [yaJ Chaniotis;[yijJvan Effcnterrc.11 Anfang. sicr das Recht gehabt, andere Verträge abzuschließen, Krieg zu führen o.ä. I 237
v1elle1cht
Bcschad1gung des Stems.12vticijvChaniotis;viKqvvanEtTentcrre. Dieses Verbot würde bedeuten, daß sowohl Phaistos als auch Eleuthema bereits vor
"[---] dem Phaistier ohne [die Zustimmung] der Knosier. [---] die Eleutherniier; Abschluß dieses Vertrags mit Knosos verbündet waren. Ihr neuer bilateraler Vertrag
[~nd sie sollen die Hilfstruppen?} nach bester Möglichkeit senden, ent.1prechend der sollte die bcrciL~bestehenden Bündnisverträge mit Knosos nicht beeinträchtigen und
E'.nladung ( der Phaistier ?). [---}. Und was die Städte gemeinsam f beschließen], (in die führende Rolle der Knosier nicht in Frage stellen.
di~sen Vertrag) später nach gemeinsamen [Beratungen] hin::11::11/ugen, soll heilig 2) Es war den beiden Vertragspartnern untersagt, sich gegenseitig zu unterstützen,
sein_ Und wenn sie [das] nicht [befolgen, sollen alle Götter] zornig sl!in, bei denen wenn die Knosier dem nicht zustimmten.
sie (den Vertragseid) leisteten, [und sie sollen auf die schlimmst!! Weise J vernichtet 3) Nur einer der Vertragspartner (Eleuthema) war in seiner Handlungsfreiheit durch
werden, sowohl sie selbst als auch ihre Nachkommen; f und ihre Erde J soll kei111' einen Vertrag mit Knosos (6) eingeschränkt.
Fruc~t tra~en, und we1er ih~e Schafe f noch ihre Frauen} sollen natürlich f gebären]; Die erste Deutung scheint mir die wahrscheinlichere zu sein. Wie auch immer diese
und im Krieg [sollen sie besiegt werden. Wenn sie aber dem Eid treu bleiben], dann Einschränkung zu verstehen ist, handelt es sich gewiß um einen Bündnisvertrag
sollen sie im Krieg siegreich sein f und viel und gutes haben]". zwischen Eleuthema und Phaistos.

Das kleine Fragment enthält den Schlußtcil eines Bündnisvertrages zwischen Beistan<Üpflicht (Z. 2-4, vgL B III 3 c): Der Bündnischarakter des Vertrags geht aus
Eleutherna und Phaistos. 1232Folgende Bestimmungen lassen sich erkennen: der Beistandsklausel hervor: 1238Der Ausdruck ti; 10 owm6v kommt in den kreti-
schen Verträgen nur im Zusammenhang mit der Zusendung von Hilfstruppen vor (s.
Abstimmung mit den Knosiern (Z. lf.): Die Deutung der ersten hcidcn Zeilen hcrcitct Anm. 531); auch das Verb nrµnEtv findet sich in ähnlichem Zusammenhang_ 1239
Sc~wierigkciten. Van Effenterre datiert diesen Vertrag in die Jahre des Lyttischcn KaAftV hcgegnct hier wohl im Sinne von 'um Hilfe/Unterstützung bitten'. 1240
Kneges und zwar in die Zeit des Bürgerkrieges in Gortyn: Um 220 hcsclltcn die
'Jüngeren' von Gortyn, die die Lytticr im Krieg gegen Knosos unterstützten, die Abiinderungsklausel (Z. 5-7, vgL B ll 4): Van Effcnterrc ergänzte hier das Verb crw-
Häfen von Gortyn und Phaistos (Lchcna hzw. Matalon); etwas später fiel auch rnooJCEtv,das in den kretischen Verträgen im Zusammenhang mit der Änderung von
Eleutherna vom Bündnis mit Knosos ab (vgl. A II 3). Nach van EffcntcITc haben wir Ahkommcn begegnet (s.o. Anm. 456). Es wird jedoch nicht unpersönlich ge-
es hier mit einem Vertrag zwischen dem vom knosischcn Bündnis abgefallenen hraucht.1241 Die Rede war sicher von den gemeinsamen Beratungen für die
Eleutherna und den in Phaistos befindlichen Gortyniem zu tun_1211 Nach der in den Vcrtragsändcrung (also crwöoKEtV).
ersten beiden Zeilen enthaltenen Bestimmung würde Elcuthcrna die Möglichkeit Exsekrationsformel (Z. 7-13, vgl. B II 2.3): Die Exsekrationsformcl erwartet man
haben, ohne Zustimmung der Knosier Hilfstruppen an Phaistos zu schicken. Ph. eigentlich im Text des Vertragseids. Der Redakteur der Inschrift übernahm nur diesen
Ga~thier bem~rkte jedoch, der Singular ,wt <I>mmiwtsei auf einzelne Bürger von
~ha1~to~und nicht _aufdie Gemeinde der Phaisticr zu hczichen_1234Dies ist in Prinzip
nchtig, m den kretischen Staalwerträgcn - und zwar immer in der Beistandsklausel - 1235 27 Z. 10; 31 A 5; 38 Z. 11, 17.
":'ird jedoch ?es_öfteren der Singular eines Ethnikons gchraucht, um die Pflicht _jedes 1216Polyb.4,55,6:KatrAcißovtoöEKal tov Atµcva,iov<l>mcrticov (sc. Matalon)oi tiov fopruvi-
emzelnen M1tghcdes der Bürgerschaft zur Gewährung des Beistandes an den Ründ- covq,uyo:öE~.
1217Vgl. den IlündnisvertragzwischenOlusund Rhodos:SV III 552 A 22-25.
1218Van Effentcrre1991a,25.
1232Vgl. van Effenterre1991a,25. Zum folgendenvgl.schonChaniotisi'J<JSJ, 28-3I. 1239SV lJl 501 Z. 8; 502 Z. 20.; 551 Z. 22; 552 A 35; Ducrey- van Effenterrc1969,281 A 17f.
1233Van Effcnterrc1991a,25. 1240B llI 1 c. Vgl. SV II 148Il 18f.(Knosos-Tylisos, Mittedes 5. Jh.): a'{ Ka KaAELho Kvocnoi;
1234Ilull. epigr. 1992,359. rcprcryfov,hfarcr6mhomitKaöÜtm.
124l LS.T,s.V\'. EUÖOKCCO,
(J\)VE\JÖOKf(O,
208 CI I. Nr. 11. Lyttos-Malla CI 1. Nr. 11. Lyttos-Ma//a 209

kleinen Abschnitt vom Text des Vertragseids und fügte ihn an den Schluß des eigent- Ör,µft VaCOOatEV tU[v] ayEAo.v,Cl7tO,E[l]cr[avtwv]
lichen Vertragtextes an (vgl. B II 1, B IJ 2.1). 25 oKooµo, EKo.tOVcrtatfipa,, oµr,v Aumo~ [tot; Mo.t..-]
[t..]o.(ois,oÖ€Malli'io, tot~ Auttio1, KA[----------------]
Datierung [----- ------------]A[--------------------]
Di~ Pal~ographie und das Fehlen der Silbentrennung (Z. l lf.) legen eine Datierung [--- -- . ---]
auf die Mitte des 3. Jh. nahe. 1242 Der historische Zusammenhang (s.o.) schließt eine Lesungen von Haussoullier und Halbherr. 1 IEI.no ....TETANIE2:HKO Haussoullier; nOAI Halbherr;
Datierung nach 220 (Abfall Eleuthemas vom Knosischen Bündnis) aus; ein weiterer Al am Anfang Guarducci; rµ 1t6[t..11K]o.n,iiv FEST]Ko[vtaaµE]piiv Fabricius (bei Halbherr); [F(Ko.n]
Blass, Guarducci; [i'.Kan] Demargne - van Effenterre; [tK(?)]o.n Schmitt. 2 Ende nach dem O ein T,
terminus ante quem ist die nicht näher datierbare Sympolitie von Gortyn und Haussoullier, eine etwas schräge Haste, Halbherr; A, Li, A oder M Blass. 3 1toucro., Blass, Guarducci;
Phaistos. Der Text ist wohl jünger als der Vertrag zwischen Knosos und Eleuthema r[ cr,wv] Blass; r[ cr,wao.v] Haussoullier, Halbherr. 4 Auf dem Stein iiinAOO. Ende [0Ewv] Haussoul-
(6), vielleicht auch jünger als der Rechtshilfevertrag zwischen Phaistos und Milet (ca. lier; [0twv] Halbherr. 5-10 Haussoullier. 5f. Efsoooucrav ],wv Haussoullier, Blass, Guarducci,
Schmitt; i:[p1t6v]twv Halbherr. llf. [cr,mfi]po., Haussoullier; [Kat cr,mfip]a, Bücheler, Halbherr,
259/50), in dem Phaistos weder zum Bündnis der Knosier noch zum Bündnis der
Guardurci, Schmitt. 12f. Bücheler; [rv,o~ .] ciµEpiiv Haussoullier, Halbherr. 13 Ende 0.1 ,[(~ Ka
Gortynier zu gehören scheint (s.o. Anm. 152). Eine Datierung auf die Zeit zwischen crut..cicrri]1Chaniotis; at ,[1, cruMcro.]1 die früheren Herausgeber. 14 ol [K6crµo1]l Haussoullier,
250-230 wäre am wahrscheinlichsten. Halbherr; oK[ooµo,J Bücheler, Fabricius (bei Halbherr), Blass, Guarducci, Schmitt. 15 KOIMO auf
dem Stein. 16 07tülBlass; (E)1t' EKaam, 1t[pas10sl Haussoullier, Bücheler; 07t(J)KO.CTUAUCTTjl Halb-
Nr. 11. Bündnisvertrag zwischen Lyttos und Malla, Mitte des 3. Jh.? herr; [vo.waav]twv Bücheler; IYAArn auf dem Stein. 17f. [,uv crta]t..av Bücheler; [tiiv ciyE]Aiiv
Haussoullier; EINAYTON auf dem Stein. 18 Ende, Haussoullier. 19 Movvuio1(~)? ... r1t[t nu,(m~?]
Beschreibung: Tafel aus weißem Kalkstein, rechts und unten abgebrochen; H 49 cm, B 48 cm, T 11 Chaniotis; MANHITIOI Haussoullier; MONHTI01 Fabricius, Halbherr; das H ist das kursive ptole-
cm; Buchstabenhöhe 9-1,5 cm. Der erste Teil des Vertragtextes stand auf einer anderen, jetzt verlo- mäische N, Fabricius; Movv1,((w)1 Bla,s; r1t[t nu,(w1] Guarducci; Aunot Haussoullier. 20 Haus-
renen Tafel. soullier. 21 füp1ßt..fiµo.[cn] Haussoullier, Halbherr; füp1ßt..riµa[,(01~] Wilamowitz; nEp1ßt..riµo.[(01,]
Buchstabenformen: Al, 02, M2, N4, 04, m, r2, Q2. Schwyzer. 23-26 Haussoullier. 27 Auf dem Faksimile ist die obere Ecke eines A, Li, A oder M zu
Fundort: Unbekannt; die Tafel befand sich früher im Besitz des Engländers M.T. Sandwich nin Cha- erkennen.
nia; jetzt verschollen.
Text: Haussoullier 1885, 10-13 Nr. 10 (Druckfaksimile); Halbherr 1890, 636-640 Nr. 53 "[---] innerhalb von sechzig Tagen die Hälfte (der Geldstrafe), die andere Hälfte
(Druckfaksimile) [SGDI 5100]; IC I,xix 1 [SV III 511]. Vgl. Bücheler 1886, 310f. (zu z. 8-17); aber (soll)[---] der Kläger (erhalten). Wenn sie es aber nicht tun, dann sollen sie
Schwyzer 1928, 248 Anm. 1 (zu Z. 21): Wilamowitz 1931/32, 239 Anm. 3 (zu z. 21); Demargne - selbst für die doppelte Summe haftbar sein. Und wenn wir bei gemeinsamen Feld-
van Effenterre 1937, 336 Anm. 1 (zu Z. 1)
zügen etwas von den Feinden nehmen, wenn die Götter es wollen, soll jeder durch
[--------- ------------------] Los den Anteil erhalten, der der 'Zahl der mitgekommenen Männer entspricht. Und
[.]1IEMnOAI[ .....]ATI ,iiv FEsfi,rn[vta aµE-] weder der Lyttier darf im Land der Malläer etwas pfänden noch der Malläer im Land
piiv tuv ftµ(vo.v, ,UV o' ftµivo.v o .[...... ] der Lyttier. Und wenn jemand etwas pfändet, soll er die gepfändete Wertsache (zu-
7t0\IOO.~• O.l0€ µfi, O.U-tOt
\J7t00lKOlE[OtWVtfu]
011tM(w).Ai & ,[l] Kotvat a,pmou6µEv[o1 Siwv] rückgeben) und hundert Statere als Strafgeld zahlen. Und das Kosmenkollegium soll
5 ,wv
0EAOv,wvEAOlµEV 7tON:µ(wvl[soöouaav-] innerhalb von zehn Tagen den Freien (zurück)nehmen (befreien); und wenn jemand
,wv ,wv Auniwv Kai Malli(wv, t..[arxav6v-] etwas anderes pfändet, (soll es das Kosmenkollegium) innerhalb von zwanzig Tagen
,wv EKaOtol tu µrpio. Ko.tU,o~ ä[vopa;] (zurück)nehmen. Und wenn das Kosmenkollegium nicht (zurück)nimmt, soll jedes
,~ Ep7tov,o.,. Mft lsfo,w 0€ auA.fv [µfi,E] Mitglied des Kosmenkollegiums fünfhundert Statere an die Stadt bezahlen, von der
tOVAUTilOVEVtat ,wv Malliiwv µT],Et[ov Mat..-]
gepfändet wurde. Und das Kosmenkollegium soll jedes Jahr die sich jeweils aus-
10 Ao.tov EVtat ,wv Auniwv · o.i or ,i, m au[1..aari1]
ci1to,E1vu,w,6 tE xpfo~ ö Ka auMari[ 1 Kat am,ii-l ziehende (s.u. Anm. 1262) Jungmannschaft zum Tempel führen, und zwar die Lyt-
[p]a, EKo.tov· o& Kooµo, [1t]pasavm[v ,iiv öf-] tier in Malla zum Fest Monnitia (?)und die Malläer in Lyttos zum Fest {Pythia?]. Und
[K'] aµEpiiv tOVEAOU0Epov · ÜAAO o' ai'.,[(, Ka auM-] sie sollen jedes Jahr die Stele verlesen, und zwar in Lyttos am Fest Periblemaia in
[ari]1 lv aµrpm~ \KO.n. ai 0€ µft 1tpasmEv OK[ooµo~,] Anwesenheit der Malläer, in Malla aber am Fest Hyperboia in Anwesenheit der Lyt-
15 Cl7tO"tElOUV"tWV EKaa,o~ ,[G:,]Kooµ(w) am[tfipa,] tier. Und wenn sie die Jungmannschaft nicht zum Tempel führen, soll das Kosmen-
7tE[v]to.Ko.t\O~ "tat 7t0Al[0]1twKa auMa(ri)[1. Nawaav-]
"t(J)V o' oKOOµo~Kat' EKaCTtoV E(Vt)au,ov [,uv ciyr-]
kollegium hundert Statere als Strafgeld zahlen, und zwar das lyttische Kosmenkolle-
AD.V,UV "tOKafoouoµrvav, oi µr,v Mmt[Ol EVMat..-] gium an die Malliier, das malläische aber an die Lyttier [---}".
Aal rnt Mownim(,) (?) oi 0€ MaMcttol Aut[tot] Ell[t nu,(01,?.] Dieses Fragment gehört zu einem Bündnisvertrag 1243 zwischen Lyttos und Malla;
20 'Avo.ytVWOKOV"t(J)V 0€ ,UV [cr]taAo.VKat r[vio.u-]
wie die Bestimmung über das Verlesen des Vertrags zeigt, handelt es sich wahr-
tov Auno'i µ€VEVto'i, nEp1ßt..riµa[io1, 1ta-]
p16v,wv ,G:,vMalliiwv, f.V0€ MaM.o.t [rv] scheinlich um dessen Schlußteil.
tot~ 'Y1tEpßoio1,1tap16v,wv ,G:,vAun[iwv· ai]

1242
Van Effentcrre 1991a, 24 gibt zwei Datierungen (vor der Mitte des 3. Jh. bzw. letztes Viertel
des 3. Jh.). 1243
Schmitt 1969, 223.
210 C 11. Nr. 11. Ly/tos-Ma/la C 11. Nr. 11. Lyllos-Malla 211

Popularklage für vertragswidrige Handlungen (Z. 1-4, vgl. B VII 4): Die Lesungen Verbot von Pfändungen als Vergeltung (Z. 8-16): Mit dem Verb cruA.av, da5 ein sehr
und bisherigen Ergänzungen der 1. Zeile befriedigen keineswegs, und angesichts der weites semantisches Feld hat, bezeichnet das griechische Recht in der Regel die Pfän-
vielen Fehler des Steinmetzen (Z. 4, 15, 16, 17, 19) ist ein Schreibfehler nicht auszu- dung von Gütern als Vergeltung für eine offene Schuld oder die private Vollstrek-
schließen. Hier ist sicher von der Aufcrlegung einer innerhalb von sechzig Tagcnl244 kung eines von einem Gericht gefällten Urteils. 1252Angesichts der sehr großen Ver-
zu zahlenden Geldstrafe aufgrund einer Popularklage (Z. 3) die Rede. Die Drohung, wendungsmöglichkeiten des Verbs müssen wir uns für die Deutung der Sylan-
daß bei Nichterfül)ung dieser Bestimmung das Dupplum zu zahlen sei (Z. 3f.), richtet Klausel dieser Inschrift auf interne Kriterien beschränken. Als Gegenstand des Sylan
sich an das säumige Kosmenkollegium. Ähnliches ordnet ein im Eid von Dreros werden hier freie und unfreie Menschen sowie andere Mobilien (Z. 13) ins Auge
zitiertes Dekret an: ai OE µri 7tpa[~at]Ev a ßmM, au[rnt] ,a Ot7tAoa a[1to- gefaßt, die von den Kosmoi befreit bzw. an ihren Besitzer zurückerstattet wur-
'tEt]craV1mv.1245Man erwartet also eine Form des Verbs 1tpa11nv. Das Strafgeld ist den.1253 In dieser Klausel wird zwischen zwei Fristen unterschieden (Z. 12f.: 10
innerhalb von zwei Monaten zu zahlen 1246 und wird zwischen einer Polis und dem Tage für freie Menshen; Z. 14: 20 Tage für andere Mobilien). Die Pfändungen wur-
Anzeiger (1toucrai; = 7tEucrai;) 1247 geteilt (vgl. B VII 4). In den kretischen Staats- den durch Privatleute der einen Stadt (vgl. ,ov Au11tov, ,[ov MaA]Aatov, ai ,ii; oe
verträgen kommt die Popularklage (ivorncvunv bzw. oucal;;nv ,ov ßouAoµEvov, Ka cru[MOT)t]) im Gebiet der anderen (iv ,fü ,wv MaUaimv, iv ,fü ,wv Au11imv)
hier wohl 7tEu0Ev ,ov ßmAoµEvov) im Zusammenhang entweder allgemein mit ver- vorgenommen.125 4 Es handelt sich hier also nicht um öffentlich organisierte Ver-
tragswidrigen Handlungen oder konkret mit der Verletzung einer bestimmten Klausel geltungsmaßnahmen, wie sie auch aus Kreta bekannt sind. 1255Der mögliche Anlaß
vor (B VII 4). H.H. Schmitt denkt hier an Söldnerdienste gegen den Vertragspart- für solche Pfändungen wird nicht genannt. Auf jeden Fall geht es nicht unbedingt um
ner.1248 Alle von Schmitt angeführten Beispiele betreffen jedoch Verträge kretischer Pfändungen aufgrund von Darlehensschulden, wie B. Bravo vermutet, der das Wort
Städte mit fremden Mächten, die Söldner anwerben wollten. Angesichts dieser Beo- xpfoi; mit 'Schuld' übersetzt. 1256Zwar kann xpfoi; (Plural xpfita) 'Schuld' bedeu-
bachtungen erscheint die Ergänzung von E. Fabricius [---]m iµ 1t6[At i'K]an ,av ten, 1257eine weitere Bedeutung im kretischen Dialekt ist jedoch 'nützliche Sache',
FE~T1Ko[v1a aµE]pav 1:av riµivav, ,av o' riµivav 6 [......] 1toucrai; sehr proble- 'Wertsache' bzw. 'Wert'. 1258Der Kontext zeigt, daß xrfoi; hier im Sinne von 'Wert-
matisch; vor allem ergibt die Zahl i'Kan (zwanzig) in diesem Satz keinen Sinn. Man sache' verwendet wird; 1259 wenn man der Deutung Bravos folgt, stünde xpfoi; hier
erwartet etwa folgenden Inhalt: "Und die Kosmoi (oder andere Magistrate) sollen für die Paraphrase "was der Gläubiger als Ersatz für die nicht bezahlte Schuld ge-
innerhalb von sechzig Tagen die Geldstrafe einziehen; die eine Hälfte erhält die Polis, pfändet hatte". Wenn die Sylan-Bestimmung keine (oder nicht vorwiegend) Pfändun-
die andere der Kläger". Die erhaltenen Buchstabenreste fügen sich jedoch nicht in gen aufgrund von Schulden betrifft, haben wir es mit Raubüberfällen 1260und Ver-
einen Text dieses Inhaltes ein, ohne daß weitgehende Eingriffe in die überlieferte Ge- geltungsmaßnahmen von Privatleuten zu tun, wohl mit Konflikten zwische11 Hirten
stalt des Textes vorgenohmen würden. an der lyttisch-malläischen Gebirgsgrenze. Nur dort kann man sich den Raub freier
Aufteilung der Beute gemeinsamer Feldzüge (Z. 4-8, vgl. B III J h): Die Beute aus Menschen und anderer Mobilien (Sklaven, Vieh) vorstellen. 1261 Für den Fall der
gemeinsamen Feldzügen der Bundesgenossen wurde proportional zu der Größe der Übertretung dieses Verbots war, abgesehen von der Rückerstattung des geraubten
beteiligten Kontingente durch Los geteilt. 1249Obwohl es sich nur um zwei Vertrags- Objekts, auch eine hohe Geldstrafe (100 Statere) vorgesehen, was belegt, wie ernst
partner handelt, findet das Pronomen EKacr,ot statt EKa,Epot Ve1wendung (Z. 7). H. das Problem war. Es wird nicht gesagt, an wen die Geldstrafe zu zahlen war, wahr-
van Effenterre hat die Vermutung geäußert, daß diese Klausel vielleicht aus einem
anderen Text übernommen wurde, der mehr als zwei Vertragspartner bctraf;I250 er I252Bravo 1980, 705-750, insbes. 705-722; vgl. Gauthier 1982, 553-572; Thür - Taeuber 1994,
dachte dabei an das Diagramma des Kretischen Koinon, das Vertragstypen enthalten 246-249.
1253Zuletzt Chaniotis 1994 (vgl. Hitzig 1907, 26; Guarducci 1935, 232; Schmitt 1969, 224; Bra-
haben könnte. 1251Wenn jedoch diese Klausel nach einem bestimmten Muster verfaßt
vo 1980, 714) gegen die Deutung von Gauthier 1982, 574.f.Nach Gauthier bedeutet der Satz o Ko-
wurde, war seine Vorlage nicht das Diagramma, das wohl nur Fragen der Rechtshilfe aµo~ [1t)pal;avtro[v) "der Kosmos soll von einem freien Mann (Geld) eintreiben" (so auch Bile
behandelte, sondern ein Bündnisvertrag von Lyttos mit mehreren Städten. Lyttos 1988b, 238). Daß auch Freie das Objekt von Sylan sein konnten bestätigen Thür - Taeuber 1994,
führte frühestens seit der Mitte des 3. Jh. ein eigenes Bündnis (80); hier geht es 247 mit Anm. 135 (zu IPArk 17 Z. 91-94, RechtshilfevertragzwischenStymphalosund Demetrias).
möglicherweise um den Beitritt von Malla zu dieser Symmachic. !254Anders Blass 1905, 351; er hielt die Worte tov AutttoV und tov MaAA.CltOV für Objekte des
VerbsauA.äv.
1255Vgl.Polyb. 4,53,2 (puata der Eleuthernäergegen Rhodos, ca. 219). Allgemein:Bravo 1980,
1244Schmitt 1969, 223. 844-870.
1245rc I,ix 1 Z. 128-131.Zum Dupplum s.o. Anm. 837. l256Bravo 1980, 714f. und 91lf.; so auch Gauthier 1982, 575f. Neutra! Pritchett 1991, 130 ("sei-
1246Vgl. die Frist von zwei Monaten in 28 Z. 68f. (Ilestimmung der llürgen) und 43 z. 13f. zure as reprisals").
l257Bile 1988a,318 mit Hinweis auf IC I,xviii 6 Z. 5. Vgl. auch XPEW(l)UAaKtoV (Anm. 746).
(Rückgabeder Beute). 1258Bile1988a, 318 mit Beispielen.
1247Zum Worts. Guarducci 1935, 232; llile 1988a,349 Anm. 97.
1248Schmitt 1969, 223; Petropoulou 1985, 24f. I 259Chaniotis 1994, 423. So auch Bile 1988a, 318; vgl. Hitzig 1907, 26: "soll er den Betrag
1249Schmitt 1969, 223; Pctropoulou 1985, 20f., 38. 1.ahlcn,in dem er gepfändethat".
l 260so auch Petropoulou 1985, 37.
1250Van Effenterre 1948, 143 Anm. 4; vgl. Chaniotis 1993, 41 mit Anm. 27 S auch B 111
l261Daß es sich um Entführungenhandelt,geht indirektauch aus dem Adverbonw ('von wo') her-
1251Zum Diagrammas. B V/12.2. Zum KretischenKoinon s. A II J und B ni3: · vor. Zur Bedeutungdes Wortes s. Thumb - Kieckers 19:12,169.
212 CI I. Nr. 11. Ly//os-Ma/la
l C 11. Nr. 12. Lyttos-Praisos 213
scheinlich an das Opfer. Die Kosmoi der Stadt, wohin die entführten Menschen und
Jährliches Verlesen des Vertrags (Z. 20-23, vgl. B VI 2): In anderen kretischen
Güter gebracht wurden, waren verpflichtet, die freien Menschen innerhalb von 10
Parallelen wird die Anwesenheit von Vertretern des Vertragspartners bei diesem
Tagen zu befreien und das übrige Pfandgut innerhalb von 20 Tagen (s.o.) - gerechnet
Ereignis angeordnet. Auch wenn hier wörtlich von der Anwesenheit der Lyttier bzw.
vom Tag der Einreichung der Klage und nicht vom Tag der Tat - zurückzuerstatten.
der Malläer die Rede ist, meinte man vielleicht nur die Anwesenheit von Vertretern
Andernfalls hatte jedes Mitglied des Kollegiums die sehr hohe Summe von 500 Sta-
der Partnerstadt. In Z. 26 dürften Strafen gegen die Kosmoi bei Nichteinhaltung die-
teren an die Stadt des Opfers zu entrichten. Daß dieses Strafgeld nicht an das Opfer,
ser Klausel aufgeführt worden sein.
sondern an seine Stadt fließt, erklärt sich daraus, daß das Versäumnis der Kosmoi als
Verletzung des Vertrags verstanden wurde, die sich gegen die Partner-stadt und nicht Datierung
gegen ein Individuum richtet (vgl. B VI! 1). Die Buchstabenformen weisen in das 3. Jh. 1269Es ist denkbar, daß diese Inschrift
Teilnahme der Jungmannschaften an Festen (Z. 16-19, 23-26, vgl. B VI 3): Die den Beitritt von Malla zu einem Bündnis unter Führung der Lyttier betrifft (s.o.).
Kosmoi jeder Stadt sind verpflichtet, alljährlich die jeweils die Ephebie verlassende Dies führt zu einer Datierung auf die Zeit um die Mitte bzw. kurz nach der Mitte des
Jungmannschaft (Agela) 1262 'zum Tempel' in der Partnerstadt zu führen. Die An- 3. Jh. Ein direkter Zusammenhang mit dem Lyttischen Krieg ist nicht ersichtlich. 1270
nahme, es handele sich hier um die Vereidigung der Jungmannschaften,1 263 kann aus
mehreren Gründen nicht angenommen werden: 1) Das Verb va6w bedeutet 'zum
Nr. 12. Bündnisvertrag zwischen Lyttos und Praisos, Mitte des 3. Jh.
Tempel führen'. 1264Es ist nicht zu verstehen, weshalb der Verfasser dieser Inschrift Beschreibung: Zwei aneinanderstoßendeFragmente einer Porosstele, an allen Seiten abgebrochen; H
nicht das geläufige Verb t~op1dsw verwendet, wenn er tatsächlich eine Vereidigung 30 cm, B 22 cm, T 11,5 cm; Buchstabenhöhe 0,8-1,3 cm.
Buchstabenformen:A4, E4, 02, M2, 32, m, 1:3,Q6 (aufgrund des Druckfaksimiles).
meint. 2) Es gibt keine Parallele für eine Vereidigung der Jungmannschaften in der Fundort: Akropolis von Praisos (1902); jetzt im Museum von Herakleion (Inv.Nr. E 105, 110).
Partnerstadt. 3) Die Vereidigung der Jungmannschaft findet in der Regel an jenem Ed.: Bosanquet 1939/40, 284 Nr. 2 (Druckfaksimile); IC III,vi 11 [SV III 580; SEG XXV 1037].
Fest statt, an dem sie die Bürgertracht empfängt (B VI 1), also wohl den Periblemaia
·---------------------)
in Lyttos (wie bereits aus dem Namen des Festes hervorgeht) und vielleicht den -------JA[------------- ·-----)
Hyperboia in Malla. Gemeint ist hier eher die Beteiligung der Jungen an Festen der ------ t)ii'nAu't[tuot)~[---------------------------------------)
Partnerstadt (vgl. B VI 3). Diese Interpetation legt auch die Formulierung lni + Dativ ------ -)1t0µev~vEK[----------------)
in Z. 19 nal!e. M. Guarducci dachte an die Namen von Heiligtümern (das Monnition [-----------a]uvefiicrxv. Ai'.tl~ [K'EV~UMT]l E~tCXV tWV----------xcopuv)
und das Pythion). 1265Die Buchstaben MONHTIOI auf dem Stein könnten aber viel- 5 [-----tllVAuttiwv? x)copav~ tCJ.V tWVn[pmauov?-------------)
[-----------------Aut )tiwv, 1toMµijv&./'i[ 6AOJ<;
Kat a1tpoq>aaiat~? )
leicht in Movvt1:iot(.;) korrigiert werden. Die Jungen von Lyttos gingen also unter
[-------- oi npaiat0 )t Aut[t )io~ ~ oi'Au:r[tlOl CTpat<JtOl~ ----------- l
Aufsicht der Kosmoi nach Malla zum Fest des Zeus Monnitios, des wichtigsten Got- [-----np]m[a()wv CTOAIT[---- ---------]
tes der Stadt, in dessem Heiligtum die Urkunden der Malläer aufgestellt wurden. 1266 [-----JEC ....]ALTALIN[-·----------------1
Der Name des lyttischen Festes, an dem die Jungen von Malla teilzunehmen hatten, 10 [-------1t]oMiovrutA[-------- ----------]
ist uns nicht erhalten. Das wichtigste Heiligtum von Lyttos war jenes des Apollon [--------]\ KUlOUK E'(lC[UtUAf:tljf-
--- t<><;
------------·---)
Pythias; 1267 man muß also hier (auch aus Platzgründen) den Namen des Festes [----- &JJJ:,.1toAf:µT]a-? a.]oo xcopu[~---------- -------------]
Pythia ergänzen. 1268Versäumnisse der Kosmoi in bezug auf diese Bestimmung wur- [------- Ka)ßE~to[µev? tO~OpKO~ ---------------------------------]
den mit einer Geldstrafe von hundert Stateren bestraft (vgl. B VI! 5). [----------------]
Die Zeilenlänge ist nicht bekannt. Im wesentlichen Lesungen Guarduccis. 4 Ende-5 Ch~iotis; viel-
tWVAuttiwv x)copuv~ tCJ.V
leicht a\'.tl~ [K'evßaMT]lE~tCJ.V l:
tW~r:i(pmaicov tWVn[pmcrtcov?]schon
1262 Guarducci. 6 Chaniotis; am Ende eine schräge Haste, Guarducc1.7 Guarducc1;Autrn-?] !3o~q~et. 8
Vgl. Schmitt 1969, 224 (<Jicin den llerresdienst eintretenden Jungmannschaften). Zu fo8uo-
µm = ü:Suoµm ('sich ausziehen', eher als 'austreten') s. Bile 1988a, 344; Bile 1992b, 14. Der Aus- Guarducci. 9 [Kut]aatucrtv? Guarducci; [Kat]u.atacrtv? Schmitt. 10 Vielleicht [1t]o~cov i.:m <;lya-
druck bezieht sich auf den Auftritt unbewaffneter Epheben am Initiationfest; vgl. o. Anm. 1185 und 8wv]. 11 Schmitt; vor dem Keine senkrechte Haste; E"(l([ap1to~] Bosanquet. 12 Schmitt; [a]1to Bo-
die Namen der Feste Ekdysia und Periblemaia (s.u. B VI/}. sanquet. 13 Chaniotis.
1263
So Danielsson 1890, 17; Scrinzi 18()7/98, 1536f. mit Anm. 93; Blass 1905, 351; Ziebarth Der Charakter des Textes als Bündnisvertrag zwischen Lyttos und Praisos ist trotz
1914, 164 Anm. 3; Thumb - Kieckers 1932, 166; Schmitt 1969, 224; vgl. Ilaussoullier 1894, 167f.
1264 seines schlechten Erhaltungszustandes deutlich. 1271Erkennbar ist zunächst die Bei-
LSJ, s.v. ("bring into a temple"); Haussoullicr 1894, 167 ("rcuniront dans un temple"); Guar-
ducci 1931b, 19 ("introduirc in un tempio"); Bilc 1988a, 360 ("amcner dans un temple"). Das Verb standsklausel bei Defensivkriegen (Z. 4-6, vgl. Z. 12 und B lll 1 c). 1272 Vielleicht
begegnet in einer gortynischen Inschrift in der Bedeutung ('in das Heiligtum (d.h. ins Asyl) führen':
IC IV 83 Z. 5 (=Koemer 1993, 448f. Nr. 157, 5. Jh.).
1265Vgl.bereits Haussoullier 1885, 11.
1266
zurtemporalen Bedeutung von i:it( +Dativs. die Beispiele in Syll.3IV S. 339. Zum Kult des l 269Guarducci 1935, 231.
Zeus Monnitios in Malla s. Guarducci 1935, 232; Willetts 1962, 246; Verbruggen 1981, 153f. 1270so Scrinzi 1897/98, 1536-1538; Schmitt 1969, 224 hält dies für möglich, aber nicht ge-
1267Guarducci 1935, 187.
1268 sichert; vgl. Cardinali 1905, 529, 538 (Mitte des 3. Jh.).
Zum Fests. Willetts 1962, 269; allgemein zum Kult des Apollon Pythios ebenda 267-269; 1271Schmitt 1969, 385.
Aly 1908, 2-8.
l272Schmitt 1969, 385.
214 CI/. Nr. 13. Axas-Gort.vn CI/. Nr. 13. A.ws-Gortyn 215

AfHfTO.~l.O{-----------------------------------·]ON1t01 'Ac,6v.
waren die Bündnispartner verpflichtet, sich auch bei Angriffen auf die Verfassung 15 [nm~tV oi: ,äMU lCU"tlX "t(!~ouv ]Q[~Kal; ,wv_ouµµa-
gegenseitig Hilfe zu leisten, wenn in Z. 8 eine Form von noA.nda oder noAi,rnµa [xcov."Op1Co;?·ßloi1fu'iow[fop,uviot,, €UV'tl~ i'.17t] i:itl 1iJ..m-
zu ergänzen ist. 1273 In Z. 9 ist vielleicht das Wort cnacrt1;zu erkcnnen_ 1274 In den [pav, lCUI€\J]vofu!co[auw'i~. µ~ itpoococr]t'co. µn 7t€lOW
letzten Zeilen erkennt H.H. Schmitt Eidesformeln: 1275 die Versprechen, den Verbün- äA[A]cot7tpO<ilOO[µEV n
------ ,av au,wv 7t0At]v xwpav,
[ ......]APAf4!.0[-------------------]0X[--------------] oi fop-
deten nie im Stich zu lassen (Z. 11), ihn im Krieg zu unterstützen (Z. 12) und den
20 ["t\JVlOl] O€QO<J[--------------------------------------- , ]aum
Eid zu halten (Z. 13, eine Form des Verbs Kmi:.xnv). 1276 Manchmal stehen jedoch [--------------------------------------------------]CJIIKEAH
selbst im Text des Vertrags Formeln, die sich aus Vertragseiden ableiten (vgl. B Tl 1 [------------------------------.oi oi: JCOOµot oi "t].Q1CU
JCOCJµ(o-
und B Jl 2./). [vnx;------------------------------------------------]
Datierung
Die Paläographie weist in die Mitte des 3. Jh. 1217 Vielleicht handelt es sich um ein
Dokument, das das lyttische Bündnis betrifft (vgl. B Jl J)_1278
25 ~f
k_:~~o~~::=:~~:=::=::=:::::=:::::::::=::=::
\:·.]EM[- --~~~:=:::_-:_-:_-_~-:---~=~~=~~=~~
1
Nr. 13. Bündnisvertrag zwischen Axos und Gortyn/Phaistos, ca. Nicht a11eLesungen Manganaros konnten nach Autopsie des Steins 1990 und 1992 bestätigt werden.
240/21. Unterstrichen werden die Textteile, die ich auf dem Stein lesen konnte. Größere Abweichungen von
Jen Lesungen Manganaros werden im Apparat angeführt. Die Ergänzungen, wenn nicht anders ver-
Beschreibung: Rückseite einer opisthographcn Tafel aus Kalkstein, oben und unten abgebrochen. an merkt, sind Manganaros. 4 ai [81']aitav,ii Manganaro; vielleicht ai'. [,i Ka olco]v~~t,(vgl. ~· 7f.). 7\.
den anderen Rändern stark bestoßen; die Oberfläche ist stark vcrwiltert; II 62 cm, B 56 cm, T 6-9 Wahrscheinlich eine Diplographie von Z. 4f. oder ein Fehler des Stcmmetzen: m n Ka OEcov,mot
cm; Buchstabenhöhe 1,4-1,7 cm. Auf der Seite A ein Sakralgesctz des späten 4. Jh. ("A~)tot. 9 aitA[oco~]?;die Buchstaben 00 in aitoococriovn sin? ü~r At, ges~hrie~n. 10 fo~ruv(-
Buchstabenformen: Al, B3, ~1, E2, E4, H3, 02, Kl, K2, M4, N3, 01, nI, I2, I4, Yl, XI, 121. o[ l'] Manganarn; fop,uvw[t] Chaniotis. 11 ex.gr. Chan10us; [Eµ]µEvcovmt [Ev ,ot, ouyntµtv]ot,
Fundort: Axos; jetzt im Museum von Rhethymnon. Ma~ganaro. 12 [aitAOCO; !CU\aOOAco]t;Chaniotis; [aOOACO~ ~an?an:uo. 13 V~e11eicht
!CU\U7tAüCO]~
Ed.: Manganaro 1966, 18-22 (Photo) [vgl. Bull. cpigr. 1966, 351; SEG XXIII 563: SV III 510 (nur [ ,0]1tOU'odcr [av0peü]7toUt;.]4 'tü[Va]ot[K]o[µ-] Manganaro. 15 oder [KU'ta"ta ooyµam] 'tCOV ouµ-
Z. 1-4)]. Autopsie. µcdxcovj. 18 1tpootoo[µEv] Chaniotis, 1tpo0tow[vm] Manganaro. 19 [µ170/:äv]opa~ Ot[o]o[---?] Man-
ganaro. 20 [--- aA170i,,]aum Manganaro. 21-28 Manganaro schlägt folgenden Text vor:
fäv0[~K]a ['A~i]ot~ [Kat ,o'i~ r]o[p,u]viot; 'tat
· v[al t,ijv]a 'A[yopa'iov --- Nu]µ<pav~?[-------]ov KUT]-
iivco.,.6AtKat ,iit Ka,co· cru[µ]µax~croum
[mt? -----~-----------lm· oi oi: [K6oµot]oi [,]61CaJCocrµio-
.;A~vlQJ& ,iit ävco 7tOAtKat ,ii[t]
[v-tf~ ---------]12[-----]H[-----------]Y0[--------------------1
[~]a,co lCUIßoa[~icroUQl Al[ .....]NTAI oi fop- [--------------]Oin[----------]T[-----------------------------1
5 [t]UVlOlKaea;[Ep] 1tapa1C[~A]OU<HV Kävopa; 25 [i:]vypo<pov [--------]KO{------------]EY[------------------]
aitocr,EAiou[crtK]a0[ait€p] r1ttß6.wt auwk
lCU"tlX"tail't[a 'A~iot~ oi] fo[p]tUV\Ol, 1at "tl!CUOE-
~~~=~~ I[~--~-~----------------------------------------~--~]
COV"tat oi fo[pru]vw[t} · JCa\"tOVau,]ov cy0pov lCUI [---]A[-----]M[--------------------------------------]
[ipLv..o[vli:l;oucr[t]vAOA[------------]ETTHNcbtoococri-
"Vertrag zwischen den Axiern und den Gortyniern, sowohl der oberen Stadt als
10 OV'tlfopru~w[t? ----------------]o;, foi:i !CalC\JQtoh''l
[ota?Jµi:vcov,{a}l [i:µµi:voucrtt]ot~ ÖpKOlC !CU\ auch der unteren. Die Axier werden Bundesgenosse der Gortynier sein, sowohl jener
[,]iitouµµafxim 0.7tM~ KU\aooAWk Ai OE~tva; 1 1hr oberen Stadt alf auch jener der unteren, und ihnen helfen, [wenn] die Gortynier
AO.~OKIOI.fA[--------------------------------]nOYInva; Kat (in Not sind?/, wie sie die Gortynier auffordern werden, und ihnen Männer nach dem
gebührenden Anteil schicken. Unter denselben Bedingungen (werden) die Gortynier
den Axiern (helfen); und sie werden denselben Feind und denselben Freund haben.
1273 Vgl. IC III,iv 8 Z. 36f.: 1':Uto(u) 1tp[oA€llj!C]co
,av 7tOAttdiJav oÜ,E r[v 7tOAC[µcot oÜ,€ i:v Die Gortvnier (oder an die Gortvnier?) werden [---! zurückgeben, indem sie die
d[p]~vm (Bürgereid von ltanos). Vgl. die Bestimmungen über den Schulz der Verfassung· ii-iden Ver-
trägen von Rhodos mit llierapytna bzw. Olus (sp. 3. Jh.): SV III 551 Z. 68f.: ij ,av rn8rnmKUtav Oherhoh;it behalten ( ?), wenn sie ·bei den Eiden und dem Bündnis treu bleiben, f ehr-
6aµo1Cpmiav itapa 'Irpaituwiot; KamAun: vgl. 552 A 29. Andere Beispiele: SV III 403 I 12f.: 476 lich und ohne Heimtücke/. LÜCKE VON ZWEI ZEILEN. [Und sie sollen auch
Z. 74f. sonst gemäß den Verträgen (oder den Beschlüssen)} der Bundesgenossen [handeln.
1274 Vgl. Schmitt 1969, 385: s. auch den Eid der Drerier (IC l.ix 1 Z. 60-63): µ17öc o,aoto,
Eid (der Axier?): !eh werde den Gortyniern} helfen, [wenn jemand] ihr Landfan-
ap~E'iv Kat ,onomcri1;ovn av,io; ,rAoµm; vgl. den Bürgereid von Itanos: IC IIl,iv 8 Z. 16f. (frühes
3. Jh.). gre,ft/; und ich werde ihnen gegenüber wohlwollend sein; [ich werde sie nicht ver-
1275 Schmitt 1969, 385. raten/ und auch keinen anderen überreden, sie zu verraten, [oder ihre Stadt] oder ihr
127 6Vgl. 10 Z. 7f.; 27 Z. 66f., 8!f.: 60 C 11; IC I.ix 1 Z. 76. 1 Land. {---/".
1277Daticrung ins 3. Jh.: Guarducci J<J42, 149: Schmitl 1%9, 384. Anders Dosanquel 1909/10.
284 (4.13. Jh.).
1278 Spyridakis l 970, 32f. brachte das Interesse Jer Lyttier an ihren Beziehungen zu Praisos mil
!

l
der TaL<,achcin Verbinung, daß l.yt1os den Hafen Minoa (naxuaµµo, oder foupvux) an der Grenze
zwischen Istron, llierapytna und Praisos hesaß: es ist jedoch nicht sicher, ob Ly1tos bereits im 3 . .Th.
Minoa in seinem Bcsilz halle: s. S. 346.
216 CI/. Nr. I 3. Axos-Gortyn

Der vorliegende Bündnisvertrag zwischen Axos und Gortyn/Phaistos läßt sich an


' CI/. Nr. 14. Hierapytna-Arkader

[1tapa0t86v1cov?] fü: Kat 01.'Iapa1tU'tVlOl w"ic;Amiotc; xcopav ... e[µµe]v[6v]'tCOV


217

manchen Stellen weder richtig verstehen noch rekonstruieren. 1279Ferner muß man Amicov ev 'tat Au't'ticov Kat 'Iepanuwicov <ptAiat Kat cruµµaxim. 1283 Wahr-
mit Fehlern des Steinmetzen rechnen. scheinlich gaben die Gortynier den Axiern ein (früher erobertes?) Gebiet unter der
Bedingung zurück, daß jene Mitglieder des gortynischen Bündnisses blieben. Das
Überschrift (Z. lf.; vgl. B II 5.1).
letzte Wort in Z. 10 ist eine Form von Kuptoc;bzw. Kuprco, die sich in diesem Kon-
Bündnis- und Beistandsformel (Z. 2-9, vgl. B Jll ]): In diesen Zeilen sind einzelne text schlecht deuten läßt. Eine Möglichkeit wäre, daß die Gortynier die Oberhoheit
aus Symmachieverträgen bekannte Ausdrücke in einer eigenartigen Konstellation zu- (KUpteia) behielten. Die nächste unklare Klausel könnte vom Schutz der Bürger vor
sammengefaßt. Von der üblichen Symmachieformel (crnµµaxe'iv 10v (ä)navrn Entführungen handeln (Z. 12-14).
xp6vov a1tA.6coc; imt aö6Acoc;,vgl. B llJ ]) fehlt der Hinweis auf die ewige Dauer
Verweis auf Beschlüsse des gortynischen Bündnisses (Z. 15f., s. S. 96).
des Bündnisses sowie der Ausdruck anMcoc; 1cat &86).coc;(vgl. Z. 12); letzterer
steckt vielleicht in Z. 9. Die Feind-Freund-Klausel, die hier in Z. 8f. erscheint, er- Der Eid der Axier (?, Z. 16-18): Ob diese Zeilen wirklich den Eid der Axier enthalten,
wartet man eigentlich unmittelbar nach der Symmachieformel. Schließlich machen die ist fraglich, da die Liste der Schwurgottheiten fehlt. Da wir aber Verben in der ersten
Worte ai'.1i Ka ötcovrnt o\. fo[p1uv]to[t] in Z. 7f. keinen Sinn, weil dort von der Person Singular begegnen, betrifft der Text die Pflichten der Axier. Dieser Abschnitt
Pflicht der Gortynier die Rede ist, den Axiern zu helfen (und nicht umgekehrt). Der muß aber nicht unbedingt einen Eid enthalten. Es ist auch an vom Eidestext übernom-
Steinmetz muß hier also einzelne Sätze seiner Vorlage durcheinandergebracht haben. mene Formulierungen zu denken, die in den Vertragstext integriert wurden (B II
Dem Sinn nach müßte der Text folgendermaßen lauten: cruµµaxricrnucn "A~tot fop- 2.J). Man erkennt die Beistands- und die euvoe'iv-Formel (B Jll l c, d) und das vom
1uvio1c;'tCXlavco JtOAlKat 'tat K<X'tCO'tOVänavrn xp6vov CXJtAococ; Kat a86Acoc;Kat Eid der drerischen Jungen (7 Testimonium b) bekannte Verbot, Stadt und Land des
'tOVau'tov ex0pov Kat <ptAOV E~O\JO"lV Kat ßoa0T]croucrt,ai'.Ka ÖECOV'tat01.fop'tu- Bündners zu verraten. Der Inhalt der letzten Zeilen ist vollkommen unklar.
Vtol, Ka8a1tEp 1tapaKaAO\JO"lV,Kavöpac; UJtOO"'tEAtOUO"l Ka8a1tEp emßaAAEl au- Datierung
'totc;· Kma rnu'ta 'A~iotc; o\. fop1uvtot. Es handelt sich also um einen Bündnis- Aufgrund der Schrift ist der Vertrag wohl in die zweite Hälfte des 3. Jh. zu datie-
vertrag, in dem Gortyn federführend war. Die Vormachtstellung Gortyns erklärt sich ren.1284Die Inschrift stammt aus der Zeit, in der Gortyn ein eigenes Bündnis führte
aus der Tatsache, daß es zu diesem Zeitpunkt ein Bündnis führte (78), dem die Axier und ein Sympolitieverhältnis mit Phaistos bestand (71), also ca. 240/21, vielleicht
mit diesem Vertrag beitraten. Auch wenn die Ergänzung der Z. 15f. nicht sicher ist, aus dem Vorabend des Lyttischen Krieges.
war dort sicher von den Bundesgenossen der Gortynier die Rede, entweder von Be-
schlüssen ihrer Versammlung (Kma "Ca86yµma 't(J)Vcruµµaxcov) oder von den von Nr. 14. Isopolitievertrag zwischen den Arkadern und Hierapytna, ca.
ihnen abgeschlossenen Verträgen (Kma 'tac; cruv0T]Kac; 't(J)Vcruµµaxcov).1280Beach- 227/21.
tung verdient in diesem Zusammenhang vor allem der Ausdruck Ka8a1tEpemßaAAEl
au1o"ic;,der darauf hinweist, daß die Axier einen festen Anteil der an Gortyn von Beschreibung: ZweiFragmenteeineropisthographen Steleaus grauemMarmor.Auf d~rVorderseite
ein BündnisvertragzwischenHierapytnaundKönigAntigonosDoson(ca.227/24).BeideTextesmd
seinen Bundnesgenossen zu entsendenden Hilfstruppen (av8pac; anocr'trAAnv) zu vomselbenSteinmetzengeschrieben.
stellen hatte. Offenbar setzte Gortyn den Umfang der Hilfstruppen seiner Bundesge- Buchstabenformen: A4,B2,Al, ES,H4,02, K2,A3,M4,N3,22, 03, 04, P4,I2, X2,n2.
nossen fest. Fundort:Hierapytna;jetztanscheinendverschollen.
Ed.: Babington 1865, 422 Nr. 21, Taf. 1,21 (Fr. b, Faksimile);Doublet 18~_9,54f. Nr. 2 B;
Unklare Bestimmungen (Z. 9-14): Die Rede ist zu Beginn von der Rückgabe eines Halbherr1890,607-612Nr. 34 B-35 B (Druckfaksimile)[SGDI5044];IC IIl,111 1 B; SV III 512
Objektes durch oder an die Gortynier, danach von der Verpflichtung der Axier, [vgl.SEGXXV 1034a].
diesem Vertrag treu zu bleiben. 1281Wahrscheinlich handelt es sich um die Rückgabe a [------- Eiöt KUVEµT]toµEV'1Epa7tutvtos EVtat 'ApKa-]
eines Gebietes; die Buchstaben ETTHN könnten zu einem Ortsnamen mit der Endung öwv~ o'ApKO.s EV[tat 'IEpmrutviwv xwpat,UtEA~s fotw· EiOEKacr(-]
gehören (-E't'tTJV'ano8cocriovn). 1282Diese Vermutung wird durch den
-E~TJv/e~f\voc; VOlVtal,cinottvov[tOlVtO.btttiµta Kata tos voµo;to; ixatEpril
Vergleich mit einer Klausel im Vertrag zwischen Hierapytna und Lato (59 Z. 67f.) KEtµEYD;
· &xm[-------------------------------------------------------------.
'Ent-]
erhärtet, wo wir derselben Reihenfolge (Verb des Gebens, Treuepflicht) begegnen: yaµ(a ÖE:€0t0ltfuttE['1Epa7tutv\Oll
E~'ApKUOOlV Kattfut'ApKaÖt E~'IE-]
5 pam'itva;.Ei öt ti; Ka Ari[tKatotKT]V 'IEpanutviwvEV'ApKaCJt ~ 'ApKUOWV EV'1-]
Epa1tutvat,KUtot~'tOl Ö[tKUto1tpa~CJUs tot; iÖ(ot;.'Es ÖE: ta; i:opta; Ep7t0V-]
twvoi µEY'ApKUOE; E; ;IEp[anutvav,oi ÖE'IEpam'itvtot Es'ApKaoa;,oiµEV'Ap-]
127 9Vgl.Manganaro1966,20; Schmitt1969,221. ~a&(c;)E;tO.0ruoaicrtaKat0(--------------------------------- oi ÖE: '1Epa1tutv\Ol
E-]
1280Vgl. SV II 263 Z. 14f. (Athen-Korkyra, 375):710\ElV
ÖEKat t&Ua Kata ta 86yµam tfuv s 'ApK~[o]a;EstO.'ACJK~llt(E'ia Katta ------?·1tapayyu..ovtwv 0€Kaioi,K~µo:E~i:-]
cruµµaxoiv;IC II,xxx3 = IG II2 1130Z. 10(PsephismaeinerwcstkretischenStadt,3./2.Jh.): [---]ov 10 KUtE~ tu; ltOAtü; rni K[a µEM.OJVtl6uEv?---------------------------------
7tpoaµEpavOE-]
7tpllCJCJOVta;
tat; CJUVSfiKat;
tat; tfuvCJUµ[µUXWV]. Kan~[td EiÖEKUµ~1ta~[yyEwovtta1tomcravtwv -------------------
· EnÜÖEKU6uw-]
1281Die Lesung[Eµ]µi:vwvtat(Z. 11)ist unmöglich,da das Verbimmeraktiv ist. Offenbarliegt
wiederein Fehlerdes Steinmetzenvor.In seinerVorlagestandentwederder Konjunktiv[--]µi'-vwvtt
oderderDativdes Partizips([--]µtvovcrt
= µi:voucrt). 1283Vgl.auchS. 4lf. zur Rückgabedes Gebietesvon Apolloniaan KnososdurchGortyn.
1282 Zur Vertretungvon ~durchtt s. Bilc 1988a,145.Vgl.etwaden Ort,namen'Pttt~v. 1284Vgl.Manganaro1966,19, 22.
...

218 Cl!. Nr. 14. Hierapytna-Arkmier C 11. Nr. 14. Hierapytna-Arkmier 219

:: ~~~~::w:i, =i~:!\
!:~:~--~~~~=~~~~~~~~~~~~-~~---:---~------~------------~-~-_-::::::~_-::::::;
"[Und wenn der Hierapytnier auf dem Land der} Arkader [weidet] oder der Arka-
der [auf dem Land der Hierapytnier, soll er von Abgaben befreit sein; wenn sie aber]

t~-~~~~~=~~~~~~~~~=~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~\
AA~[...] µ11v.ßovt[ E]r;LTA[-------------------------------------------------------------
oi]
15
;t:i~~l~:=~:~~~
?[ ------------------------------------------1
[E]_( E1w.]·1t6Mµor;KwMi:,t,µ[11EpJtOvtwv"!·
Schaden anrichten, sollen sie [Geldstrafen] bezahlen [nach den in der jeweiligen
Stadt} geltenden [Gesetzen]. Und ein 'Zehntel (?)[soll an --- bezahlt werden?}. Und
[sowohl der Hierapytnier bei den Arkadem als auch der Arkader in} Hierapytna soll
[......
] :ar;ÖEa.yD..ar;ESüp~[t/;6vtwvKatEVlatHOV oi itap' EKa-tEpotr; Kooµot]
das Heiratsrecht haben. Und wenn [ein Hierapytnier es vorzieht, bei den Arkadem zu
[rnEt Ka] cruvEWVtl
Kata [,or; v6µor;,or; EKa-tEpij
KEtµEvor;' 7 · --------------ai öl Ka]

20 µ[11ESüp]KtSWVtl,a.[7tO"tEllJO.V"t())V
OKocrµoc; EKa<J"t~----------------------------------]
wohnen, oder ein Arkader in] Hierapytna, darf er wohnen, nachdem er [die eigenen
Rechtsgeschäfte geregelt hat. Und] die Arkader sollen [zu Festen (und Opfern?)}
b f.k;t iaP<?[----------------------------------------------------] 'ApKacr[-----]~[____
[----------------------------------------------------------------------
]N ES01tO"tfPas Ka[1t6-J
!] nach [Hierapytna kommen und die Hierapytnier zu den Arkadem, und zwar] die Ar-
kader zu den Festen Theodaisia und 0(---, die Hierapytnier aber zu den] Arkadern
[AfWs ~t? -------------------------------------------------------:-]TJON Vl~E~ a.:~~\ "tO~- zum Fest Asklepieia [und NN?J. [Und die Kosmoi sollen die Bürger} der anderen
25 [-------------------------------------------- KO]crµ~ Ka"t i:vtauwv E[v] Stadt (?)[einladen}, wenn sie [opfern werden?, und zwar}, fünfzehn Tage [zuvor].
[----------------------------------------------------------- a.y]opac;1tAri6ucooa;EV'Ap-
Und wenn sie nicht einladen, [sollen sie eine Geldstrafe in Höhe von --- bezahlen.
[Ka.öwV -------------------------------------------"tü):ApK]a.~- 01t6Jf•l,ot& ~'.1 µ[11] .
[--------------------------------------------------------
aitO"tEtlJUV]"twvOKOOµ~E[K](!-<Hoc; Und wenn die jeweilige Stadt opfert?}, sollen die Kosmoi [kommen ---; und wenn --]
Epl d "tava.yr.Aav
[------------------------------------------------------------------] Ka"tU7t[ der Opfertiere, sollen sie eine Geldstrafe [in Höhe von---] bezahlen;[---} wenn sie
30 [µ11ESopKismEv---------------------------------------------- Kma ,ov E]vtau,ov rrncrwv nicht kommen,[---] die geschäftsführenden Kosmoi [---], dann sollen sie eine Geld-
[--------------------------------------------------------------- ESa]ywyaöl:fo[ ,]w 7tCXV"t(l)V strafe [in Höhe von ---] bezahlen. Wenn sie aber durch Krieg verhindert sind, [brau-
[,&t "tE'IEpa7tU"tVt(ül ES 'ApKaörnvKat "tWl'Ap]Kaöt ES'lrpmro.vac; ,.,_
chen sie nicht zu kommen?. ---] Und die Kosmoi jeder Stadt sollen Jahr für Jahr] die
[------------------------------------------------------------1~. ö~ ai'.K~ESar.i,i~- 'Ap~~-
[öa; ------------------------------------------------1 ESaYTlt crtwv Tlo IEpaitU- Jungmannschaften nach [den jeweils geltenden Gesetzen? J vereidigen, sowie sie zu-
sammentreten. Und wenn sie sie nicht vereidigen, [soll jeder Kosmos eine Geldstrafe
[-=:----=----------------------------------------------- _·;i1::~~
35 ["tVl~ ES 'ApKaörnvTJo 'ApKac;i:s '1Epa1t]u.vac;U"tE(A)for; rsayürn
TJo_'ApK~[ ~~]
c;_::'. in Höhe von -- bezahlen.} LÜCKE VON 3 ZEILEN. [-- aus welcher der beiden
[Städte er stammt?---] soll er den Prozeß verlieren,[---} der Kosmos Jahr für Jahr
Die unterschiedliche Zahl von Buchstaben pro Zeile ist dadurch zu erklären, daß der Stein an mehre- [---] wenn die Agora am besten besucht ist, bei den Arkadern [---}, und wer nicht
ren Stellen schon vor seiner Beschriftung beschädigt war (Z. 3, 16, 24, 30). 1-3 Chaniotis; I ['Ap- [---!, dann soll jeder Kosmos als Strafgeld bezahlen [denselben Betrag, den auch die
Ka]örnv...Kar;Doublet; TJo'ApKac;EV['IEpa7tUVat]Halbherr, Blass; [i:v "tTJl'ApKajöwv TJo'ApKar;€V Kosmoi bezahlen, die] die Jungmannschaft [nicht vereidigen;---] Jahr für Jahr[---}.
["tTJl'1Epa1tU"tVtrnv]
Schmitt. 2 EQNKAIDoublct; -vrnvmt, a.1tonv6v["trnv--- Kma ,or; v6µor; ,or; EKa-
"tEp11] Halbherr. 3 Nach KEI Beschädigung des Steins; am Ende t.EKA Doublct; AEKAT oder t.EKAT Und [der Hierapytnier} darf [aus dem Land der Arkader] ausführen, und der Arkader
llalbherr; öEKa"t-Guarducci. 3 Ende-4 Halbherr; 4 Ende [E~ 'IE]pam'.nvar; Doublct. 5 Bla,s; EIA.... aus Hierapytna; [---] und wenn er ins Land der Arkader ausführt,[---}; wenn [der
...IKA Doublet; ATJ[ t] Halbherr. 6 ö[ tKato1tpay11crar; wtr; io(otr;] Chaniotis; [-- Ei; oi: ,a; i:op,ar; i:p- Hierapytnier vom Land der Arkader oder der Arkader von] Hierapytna Getreide aus-
1t6v]"trnvHalbherr; vielleicht [1,\ odop-rac; Kat 6ucriac;];1tapotl(T],rnDoublet; Ka-totl(T],rnHalbherr. 7
Anfang PQN Halbherr; ...NAPKAiiEI 'IE[pam'.mav] Doublet. 7 Ende Halbherr; [µiv] Blass. 8 An-
führt, soll er von Ausfuhrabgaben befreit sein, [(bis zu einer bestimmten Menge?.
fang KAiiEEI Halbherr; KAiiEITA [0]EYiiAIIIA Doublet; Ende Halbherr; Kat o[i 'J.] Halbherr; rnt Wenn der Hierapytnier] ins Land der Arkader einführt oder der Arkader in [Hiera-
O[--] Blass. 9 Ende Chaniotis; IAPKAiiEIEITA 'AcrKAa[ittEta]Doublet. 10-17 Im wesentlichen Le- pytna ---?]".
s·ungen von Halbherr. 10 Blass; EnEN Doublet. 1lf. Chaniotis; EI iiE KA MHnQ Doublet; 1tapa[v-
yEiArnvn]Halbherr. 12 [i:p1t6v]-rrnvBlass; NTE...TQN oiKo[uv"trnv]Doublct. 14 AANA,µ11i:A86v,Ec; Das erhaltene Fragment ist Teil eines umfassenden Isopolitievertrages. 1285Daß im
Doublet. 15 Kooµot Eq>Epitov,Er; Doublct. 15 Ende-16 [ai öE rn µ111tpa~rnv]n'I16 Nach AnOTEI Be- verlorenen Anfang des Textes die Isopolitie zwischen den Arkadem und Hierapytna
schädigung des Steins; TIM... aitonvü(ü(Jav 'IE[paitu"tVtotJDoublet. 17 [rji ö[E Ka] Bla,s; EKiiEY abgeschlossen wurde, geht aus der Affinität der Bestimmungen dieses Vertrages mit
Double!; [ai µ~] 7tüAEµor;KrnAUcr[rit µ~ ...] Halbherr. 17 Ende- 18 Chaniotis; [avaytyv(ü(JKOV"t())V tav
cruvSfiKav],ar; ÖE:ayEAar;i:sopK[t/;6v-rrnvKat i:vtau-rov oi EKatEPl"\ KOOµOt ÖKa]cruvErnvnKa"tO.[--- jenen einer Reihe hierapytnischer Isopolitieverträge (insbesondere 5 und 28) und vor
ai oi, µ11avayvcocrrnvn TJ]Halbherr; 18 [-r]a; öE a.yrAar; 'JE[paitu-rvirnv]Doublet; csopK[töö6vmv] allem aus der Erwähnung des Heiratsrechtes (Z. 3f.) hervor, das nur im Zusammen-
Blass. 19 Blass; [Eiµ~ cr]uvrrnvn K[6crµotJDoublet; [Örn'!J cruvrrnvn mm- Halbherr. 20 Halbherr; hang mit Isopolitievereinbarungen vorkommt. 1286
fl:rncrwr; o Kooµoi;]Guarducci; [Ei öe] µJ11lBla,s. 21 Halbherr liest den letzten Buchstaben als A oder
0: vielleicht 'lapa[itu-rv-]. vgl. Z. 36. 22 Es ist nicht sicher, ob die zwei Fragmente sich in dieser Weiderecht (Z. 1-3, vgl. B V 3); Der Inhalt dieser Zeilen geht aus den Wortresten in
Zeile miteinander verbinden; "ApKacr[t' 1] Halbherr. 23 Ende-24 Chaniotis; ri; imo-rcpou; Babington: Z. 2 hervor; -vcov,m gehört wohl zum Verb crivcov,m, welches in den Bestimmun-
01to-rtpai;JA Doublet. 24 Halbherr; aAq>m/crµ6i;Babington; AMHT statt AM<l>lDoublet: zwischen T
gen über das Weiderecht im zeitlich und inhaltlich nahestehenden Vertrag zwischen
und O Beschädigung des Steins; der letzte Buchstahe ist A oder A. 25 Halbherr; Ka,· i:viau-rov ait/o
Babington; [-roi; Ko]crµor; KAIENAIAYTONE Doublet. 26 Doublet; ait/o yiir; TJa.ito 6aAacrcrar;'' Hierapytna und Priansos im Passus über das Weiderecht vorkommt (28 Z. 28-30).
Babington. 27-30 Halbherr; 30 zwischen O und N Beschädigung des Steins. 3lf. Doublet; 32 Am Den Bürgern der Vertragspartner wird erlaubt, jeweils die Weideplätze der anderen
Ende liest Doublet iiE, Halbherr ti.; rs 'Irpaitu-rvai; Babington. 33 Lesungen von Halbherr; IiiEAI
KAf.A .. EIAIK Doublet; [rs 'IEpa1tu-rv]r1r;Halbherr. 34 [Ei ÖE rn] ESCXYTll Doublet. 35 Doublet,
Halbherr; a-rEAfoi;iEvat rn' 'Ap/Kaöai; Babington. 36 Halbherr; [ 'AjpKaöar; TJo "ApKaö[(l)VK<X>µoi;J
Doublct; der letzte Buchstabe ist ein A oder A; vielleicht [o 'Japa1tu-rv1oi;r; 'AjpKaöa; TJo 'ApKa[; 1285Gawantka 1975, 217 K 13; ungenau Scrinzi 1897/98, 1535 (Bündnisvertrag).
c;] 'Ia(p)a[itu.vav]. 37 Halbherr; [rs]ayovn Doublet. 1286B IV J; vgl. Schmitt 1969, 226; Gawantka 1975, 217.
220 C 11. Nr. 14. Hierapytna-Arknder CI 1. Nr. 15. Axos-Tylisos 221

Stadt zu benutzen, wahrscheinlich, ohne dafür Abgaben zahlen zu müssen. Richten Zollfreie Ausfuhr von Gütern (Z. 31-37, vgl. B V 4): Besondere Bestimmungen
die Hirten jedoch mit ihren Herden Schaden an, haben sie die von der fremden Stadt gelten für die Ausfuhr von Getreide. Aus dem Wort ci,i:)..foi; erschloß A. Petropou-
vorgesehene Buße zu zahlen. Anschließend ist wohl eine Form des Worts OEKa,a- lou, daß die Ausfuhr von Getreide von jeglichen Abgaben befreit war, damit gele-
OEKan1 (Z. 3) zu ergänzen. 1287 Auch dieser Satz gehört wohl noch zum selben gentliche Versorgungsmängel leicht gedeckt werden konnten. 1294Überzeugender ist
Passus und deutet darauf hin, daß ein Zehntel (vom Ertrag aus dieser wirL,chaftlichen die Annahme von F. Blass, daß nur die Ausfuhr einer bestimmten Menge zollfrei
Tätigkeit?) an eine juristische Person (an ein Heiligtum?) gezahlt wurde. war.1295 Die Regelung betreffs der Einfuhr (Z. 36f.) ist zu fragmentarisch erhalten.
Heiratsrecht (Z. 3-5; vgl. B IV 1). Datierung
Niederlassungsrecht (Z. 5f., vgl. B IV 1): Die Bürger der Vertragspartner dürfen die Der Vertrag ist aufgrund paläographischer Kriterien ins späte 3. Jh. zu datieren. Er
Partnerstadt zu ihrem Wohnort wählen; Voraussetzung dafür ist, daß sie in ihrer Hei- steht auf der Rückseite der Stele mit dem Vertrag zwischen Hierapytna und Antigo-
matstadt keine offenen Rechtsgeschäfte hinterlassen. 1288Diese Klausel faßt jene Per- nos Doson (ca. 227/24) und ist von der selben Hand wie dieser aufgezeichnet. 1296
sonen ins Auge, die in der Partnerstadt wohnen wollen (Karntn"iv), ohne dort zu- H.H. Schmitt datiert ihn auf 220, also auf die Zeit des Lyttischen Krieges. 1297 In
gleich das Bürgerrecht zu erhalten (noAt,Eurn0m); 1289in diesem Wohnort genießen Frage kommt eher die Zeit unmittelbar vor dem Lyttischen Krieg, also ca. 221. Von
sie allerding gewisse Privilegien (Weiderecht, Epigamie usw.). Polybios erfahren wir, daß um diese Zeit Gortyn und Knosos alle (oder die meisten)
Teilnahme an Festen und Opfern (Z. 6-18, vgl. B VI 3): Die Kosmoi jeder Stadt sind kretischen Städte unter ihrer Führung vereinigten (75). Zu diesem Bündnis gehörten
unter Strafandrohung verpflichtet, die Bürger der Partnerstadt innerhalb einer be- sicher die Arkader (81 Testimonium a), wahrscheinlich auch die Hierapytnier. Der
stimmten Frist (wahrscheinlich 15 Tage vor dem Fest) zu den wichtigsten Festen Vertrag zwischen Hierapytna und den Arkadern fügt sich möglicherweise in die
einzuladen. 1290 Beim Opfer (an diesen Festen?, in einem bestimmten Heilgtum?) Bemühungen um Vereinigung des knosischen und des gortynischen Bündnisses um
hatte die Partnerstadt möglicherweise einen Teil der Opfertiere zu stellen (Z. 13). 221 ein.
Auch für diese Leistung waren die Kosmoi verantwortlich; falls sie versäumten, zum
Nr. 15. Isopolitievertrag zwischen Axos und Tylisos, spätes 3. Jh.
Opferfest zu erscheinen (Z. 14) und ihren Anteil an Opfertieren beizutragen, mußten
(um 221?).
sie eine Geldbuße zahlen. Verhinderung durch Krieg konnte als Entschuldigung gel-
tend gemacht werden (Z. 17).l291 Beschreibung:Rückseite einer allseitig abgebrochenen,opisthographenKalksteinstele:H 0,43 m, B.
0,24 m, T 0,07 m; auf der älteren Vorderseitestand der Text eines Gesetzes; Buchstabenhöhe1,5-1,8
Jährliche Vereidigung der Jungmannschaften (Z. 18-20, vgl. B VI]): Das Verb auv- cm.
Ecovn (auvEtµt, 'zusammen sein'), bezieht sich vielleicht auf das Zusammentreten Buchstabenformen:Al, E3, H3, 02, K2,Al,A3, M3, N3, 1::3,03, m. P2,Il, XI, !16, Fl.
der Jungmannschaften an einem bestimmten Kultort (s.o. S. 128f.). Fundort: Axos, verbaut in einem Privathaus;jetzt im Museum Rhethymnon(lnv.Nr. E 29).
Ed.: Halbherr 1896, 576-578 Nr. 60 B (Photo) [SGDI 5132 B]; J.Cret 11,v20 B (Faksimile); SV III
Unklare Bestimmungen (Z. 2lf.). 570.
Prozesse (Z. 23-31): Der Sinn dieser Bestimmungen ist unklar. Es geht auf jeden Fall [----------]MH ..Tn µ17,E[----------------------------------------------]
um Prozesse, wie aus dem Verb vtKäv (Z. 24) hervorgeht. 1292Auch der Ausdruck [-----·----]A.Wvn ta XPllµa[ta------------------------------------------]
ciyopfö; 7tATJ0ucoam;(Z. 26) gehört dazu; er steht wahrscheinlich in Zusammenhang [-------]wv.at Ka86.1tEp .[-------------------------------]
mit dem Einreichen der Anklage oder der Durchführung des Prozesses. 1293 [---------------] tOJttE Fal;iwtE~TuAt[crov KattOJL TuA.tcriwt E~Fa/;ov---]
'El;fom öl:1tOA.~1E[uEcr8m
5 [------------------------------]TA. 10JltE TuA.LCT!Wl Fa/;ot]
Möglicherweise enthalten diese Zeilen keine allgemeine RechL,hilferegelung, sondern
[Kattwt Fa/;iwtT]u1..1cro"i Kat µEtfXE[v 8ivwvKat av8pW1tivwv 1to.v1wv ----------]
bettreffen konkrete Vertragsverletzungen. [-----------]N Vt:µT)tEOL:iPOM[-------------------------]
[------ ----]A Fa/;ova EMn( -------------------------------------]
[----------------- K]otvavol tav n[-.:..-------------------------------1
1287Vgl. Schmitt 1969, 226. 10 [-- ----1tt:]µivavt~ OPO[---------------------------]
1288B IV 1. Diese Klausel begegnet sonst im Zusammenhang mit der Aktivierung des Bürger- [--------- M]paKcx.1..maµ[ i:v- ---------------------------------------------------1
rechtes durch einen lsopoliten. Zur Ergänzung vgl. 37 Z. 7-11; 59 Z. lOf. [-- ------]! EVtat 00).1[---------------------------------------]
1289Dies geht aus dem Wort KatotKEtvhervor, womit in den hellenistischenInschriften das Be-
[-----------]L Öcm~Ka[-------------------------------------------]
wohnen eines Ortes bezeichnetwird, da~ nicht mit dem Bürgerrechtverbundenist (s.u. Anm. 2116). [----- b1t00tK~rntwtw] 6l11Af>OJ K[---------------------------1
1290zu den Theodaisia s. B VI 2; zu den Asklepieia bei den Arkadern s. Willetts 1962, 225; der
15 [--------].A.[---------------------------------------------1
Name des zweiten Festes in Hierapytna(erkanntvon Blass 1905,239) läßt sich nicht ergänzen.
1291Vgl. Guarducci 1942, 30 mit Hinweis auf 26 Z. 4f.: ai örol Kooµot cAAinotEv1&.v8ucriav
,av 17ypaµµrvav,at Ka µ17n 1toA[Eµo~ KWAUCTT)t.
..]; vgl. Willetts 1955, 126. Zur 'Kriegsklausel's.
z.B. Thür - Taeuber 1994, 27 mit Anm. 10 (zu IPArk 3 Z. 6f., 10, 13).
1292Vgl. 18 Z. 17, 19, 23; 28 Z. 51; 60 B 8; 61 Kopie A Z. 38. 1294Petropoulou 1985, 49, 65.
1293DerAusdruck Kat' ayopo.v begegnet in den kretischen Inschriften im Zusammenhang mit 1295Blass 1905, 320; vgl. Schmitt 1969, 226.
Rechtsgeschäften; z.B. IC IV 72 X 34, XI 12 (= Koerner 1993, 547-554 Nr. 180, Gortyn, 5. Jh., 1296Cardinali 1905, 537; Guarducci 1942, 25; vgl. Schmitt 1969, 226.
Adoption);SV II 216 Z. 14 (Gortyn-Rhizenia,5. Jh., Prozesse). 1297Schmitt 1969, 226; vgl. Scrinzi 1897/98, 1535.
222 CI/. Nr. 16. Axos-unbekannter Staat C 11. Nr. 17. Malla-unbekannter Staat 223
Im wesentlichen Lesungen und Ergänzungen Halbberrs. Die Zeilenlänge ist nicht bekannt. 1 µfi,' Fundort Axos; jetzt wohl verschollen.
[i1rn µfin:? Blass. 2 -Afllvtt Guarducci (-wvn Halbherr). 3 Ende, eine senkrechte! laste. 4 Tu At[crov... Ed.: IC II,v 23 (Teilphoto) [SV III 572].
{;~ Fa~6v] Blass; TuAt[crov ... Fa~o'i] Halbherr. 6 µrn:xdv] Blass; µrn:xdtv] Halbherr; [miv.wv] [----------------------------------------------------]
Chaniotis. 7 i:1tlöpo[--1 Halbherr; i:1ttÖpoµ[--] Guarducci; vielleicht rni öp6u[ o~ fü: --J.8 rµ 1t-? 9 Das
[------------------------------ rntopKOUCJtµl:vµfiw]
n am Ende, Guarducci. 10 7tpo [---aµEpav] Blass; 1tpol~J? 11 [1ta]pcxicaAfocxtHalbherr; -KCXArnaµ[-]
De Sanctis (bei Guarducci). 12 i:v ,at 1t6A[t?] oder 1toA[m(m] Halbherr; das I am Ende, Guarducci. 14 [yav qH'-pEV µfitE yuvatKCX;]111C[tE]V KCX'tO.
VO-
Chaniotis; [tio] Öt1tA6wHalbherr. 15 Vor dem/\ eine senkrechte Haste, nach dem/\ ein E oder n. [µov µfiw 1tp]6ßma [,(K ]tEv icma v6µov
[µfit]E v(iccxv1t0Ü[µ]wt dvm µfi,' r.v yiit µ-
"[---] die Sachen[---} genauso wie{---; darf} sowohl der Axier in Tvlisos als auch 5 [fit' i:v]0aMnm, r[ &:,] picoum ociccx\1totoucr-
der Tylisier in Axos {---}; und der Tylisier darf in Axos Bürger sein, [ebenso der Axi- [t KCX't(It]a~ auv6fiica[~ ~a]l yav q>EpEV KU\yuv-
er} in Tylisos, [und an allen sakralen und profanen Dingen} teilhaben [---; ---, wenn [a'iiccx~,(ic],EV icma v6[µo]v ic[a]i 1tpoßma tiict-
er] weidet(?). Und zu Laufwettkämpfen [sollen sie einladen 7 ---} in Axos [---/ ge- [EVKCX'ta v6]µov KCXt 1t[oAE]µou[v](wv ~µEViccx-
[i i:vyiit Ka]l i:v 6aM[ n]m, f.~Ö[A]ot~KCXt Ö.Ma
meinsam{---}, indem sie schicken, {---} wenn (?)sie einladen, {---/ in der Stadt{---}. 10 [1toAAaicciycx]6aKA(. ... ]ÖNTQN ciya6iov.
Wer aber[---, soll er} für den doppelten Betrag [haften. ---}." Vacat.
Der Charakter des Textes als Isopolitievertrag geht aus Z. 5f. hervor. 1298 Der Ver- Lesungen und Ergänzungen Guarduccis. 1 [i:mopKoum µfitE] Guarducci; [µEv] Chaniotis. 9 i:v Ö[A]ot~
De Sanctis (bei Guarducci). 10 iccx[iµaA]~v tiov ciycx6iovGuarducci. ·
trag regelte vielleicht u.a. die zollfreie Ein- bzw. Ausfuhr (oder Bergung) von Gütern
(Z. 1-4, vgl. B V 4); darauf deutet das Wort xp11µarn (Z. 2) hin. Das Verb vlµnv "{... Und wenn wir den Eid brechen, soll uns die Erde keine Ernte tragen, und we-
(Z. 7) könnte mit dem Weiderecht zusammenhängen (vgl. B V 3). Wenn in Z. 7 das der unsere Frauen] noch unsere Schafe sollen naturgemäß gebären; und im Krieg sol-
Wort öp6µoi; stand, war von der Einladung zu Agonen die Rede (vgl. B VI 3). Ob lt'n wir nicht siegen, weder zu Land noch zur See; wenn wir aber beim Eid bleiben
der Vertrag die Einladung zu einem Fest, zur Verlesung des Vertrages oder zur Eides- und gemäß den Verträgen handeln, soll uns die Erde Ernte tragen, und unsere Frauen
zerernonie mit Angabe einer Frist (Z. 10) 129 9 oder die Zusendung von Hilfstruppen und unsere Schafe sollen naturgemäß gebären, und im Krieg sollen wir siegreich
(vgl. [1tE]µ'Vavrni;, Z. 10) anordnet, ist unklar; 1300 letzteres scheint mir wahrschein- sein, sowohl zu Land als auch zur See, in jeder Hinsicht (? ); und uns soll noch viel
licher, da das Verb 1tapmmA.Etv im Zusammenhang mit der Zusendung von Hilfs- mehr Gutes und noch mehr (?)gegönnt sein".
truppen vorkommt (B III 1 c). Schließlich ist noch die Auferlegung einer Gcldslrafe
Vom Vertrag (vgl. Z. 5) ist nur die Exsekrationsformel des Eides erhalten. Ver-
in doppelter Höhe (bei Versäumnissen von Magistraten?) zu erkenncnY 01
mutlich handelte es sich um einen Bündnisvertrag. 1304 Der Vertragspartner von Axos
Datierung war sicher eine andere kretische Stadt, keine auswärtige Macht, denn die einzelnen
Aufgrund der Schrift ist die Inschrift ins späte 3. Jh. zu datiercn.13° 2 Es ist denk- Exsekrationsformeln finden ihre Parallelen in den Vertragseiden zwischen kretischen
bar, daß der Vertrag auf die Bemühungen um eine Vereinigung Kretas vor dem Lytti- Städten (B II 2.3).
schen Krieg zurückzuführen ist. Axos war mit Gortyn verbündet (13) und Tylisos Datierung
stand wohl im Einflußbereich der Knosier;l3° 3 ihr Vertrag könnte also das Ergebnis
Die Buchstabenformen, die jenen des Vertrages zwischen Axos und Tylisos ähneln
der Annäherung zwischen Knosos und Gortyn kurz vor 221 darstellen.
(15), sprechen für eine Datierung ins späte 3. Jh., 1305 vielleicht um die Zeit (oder
Nr. 16. Vertrag zwischen Axos und einem unbekannten Staat, spätes während?) des Lyttischen Krieges (ca. 222-219).
3. Jh. (um 221 ?).
Nr. 17. Bündnisvertrag zwischen Malla und einem unbekannten kre-
Beschreibung: Zwei zusammengehörende Fragmente einer Stele aus Kalkstein. A: an allen Seiten tischen (?) Staat, 3. Jh.
n
abgebrochen; H 25 cm, B 28 cm, T 9 cm. B: Nur der rechte Rand ist erhalten; 11 cm, B 31 cm, T
9 cm; Buchstabenhöhe 1,5-1,7 cm. Bcschrcihung: Opisihographc Stele aus Kalkstein, in zwei Teile zerbrochen. Auf der sehr verwitterten
Buchstabenformen: A 1, E2, H 1, 02, K2, /\ 1, M6, N 1, 01, ns, r 1, Y2. Keine Silbentrennung. (älteren) Vorderseite befindet sich der Text des Vertrags, der nur auf dem unteren Teil von Fragment
A leserlich ist; die Stele wurde danach auf den Kopf gestellt, um auf ihre Rückseite ein Ehrendekret
für Richter aus Lyttos und Knosos aufzuzeichnen. H (Fragmente A+B) 1 m, B 45 cm, T 9 cm;
Buchstabenhöhe unbekannt (auf der Rückseite 0, 7-1,7 cm).
1298Ha!bherr 1896, 578; Mutlelsee 1925, 37; Guarducci 1939a, 67; Schmitt 1%9, 376; Gawant- Buchstabenformen: Al, 01, NI, 04, m, m. Keine Silbentrennung.
Fundort: Fragment B wurde in der Nähe der Kirche der 'Ay(cx napcxcricEUfizwischen MaAAE; (Malla)
ka 1975, 217 K II. Blass 1905, 374 sprach irrtümlich von einer Sympolitie. und Xpmt6; gefunden; Fragment A war im Besitz von M.T. Sandwitch in Chania; jetzt wohl ver-
1299Biass 1905, 374. schollen.
1300 schmitt 1969, 376. Ed.: llaussoullier 1885, 13-16 Nr. 1J B (Frgm. A, Druckfaksimile); IC I,xix 3 B (Fragm. A+B).
130lvgl. llalhherr 1896, 578; Guarducci 1939a, 66; Schmitt J(J6CJ, 376. Zum Dupplum s.o.
Anm. 837.
IJ02Vgl. Svoronos 1898, 175; Guarducci 1939a, 66; van Effentcrre 1948, 156f. (vor dem Kric)! 1104
Schmiu J969 177
von Lyttos); anders Halbherr 1896, 578 (4. Jh.). 110 ~,·-· ·o ·. .
· · ·ur e111cspäte, allcrung 1m 3. . Jh . sprec h en d.1e K ome-.
. . s . o·ia 1e k t ( Etvat: z . 4·)·· ·
puren 1m
7

n 03van Effenterre 1948, 156 Anm. 1. Ciuarducci 1'J l<Ja,69.


224 C 11. Nr. 17. Mal/a-unbekannter Staat C 12. Nr. /8. Gortyn-lato 225

[---------------------------
ouµµaxi,crcö? ,ov än-] 2. Verträge vom Ende des Lyttischen Krieges bis zur ersten
av,a XP[6vov -----------------------------------]
[.]NON0-U"tE [-------------0-Ü,EKUKO"tfXV1jCJ-?] römischen Vermittlung (ca. 219-184, Nr. 18-40, vgl. A II
CO 0-Ü,E ÜM[<otem,palj/CÖ 0-Ü,'€Vl
KU!0\) 7tpoAf'.\ljll(O 4-5)
ooAiµroio-Ü,'[evEipfivm------------------K-]
5 al Katexn6).;:µov[...]AAA[.....]nOAE[.....] Nr. 18. Rechtshilfevertrag zwischen Gortyn und Lato, spätes 3. Jh.
Ar[.] Katex[.............] Katexy&.v[Kat Kat-] (ca. 219-216).
&0awcrcrav Ka,exöuvaµ[w ,exvaµexv----]
[.....]T[--------------------------------------------1 Beschreibung:Elf Fragmente einer Stele aus graublauemlokalem Kalkstein; H 64 cm, B 35 cm, T 9
cm; Buchstabenhöhe1-1,3 cm.
Die Zeilenlängeläßt sich annäherndaus Z. 6f. erschließen(ca. 35 Buchstaben);auf der vollständiger- Buchstabenformen:Al, A2, B2, ~l, E2, E3, Z3, H4, 02, K1, A3, M3, N4, 32, 01, 05, PI, P3, P4, l:3,
haltenen Rückseite sind die Buchstabenenger geschrieben,so daß in jeder Zeile ca. 40 Buchstaben
Q3, Q6.
I4, I6, Yl, <1>2,
stehen. 1-4 Chaniotis ex.gr.; 4 OOAEMQTOYT Haussoullicr;noAiµrowu,[--] Guarducci.4f. [K/]al
Fundort: Lato (fKouAai;). an verschiedenen Stellen der Agora; jetzt im Museum von Herakleion
Kata Chaniotis; ai Kata Guarducci. 6 Anfang A oder A; Ende Guarducci. 7 Chaniotis; liuvaµ[ iv]
(Inv.Nr. E 72).
Guarducci. Ed.: Demargne 1903, 219-221 Nr. 1 (Faksimile) [Fraenkel 1915, 1032f. Nr. 2; Schwyzer 1923, Nr.
"[Und ich werde Verbündeter der NN sein?] auf alle Zeit, {--- und ich werde nicht 183]; IC I,xvi 1 (Photo); SV III 569. Vgl. Xanthudidis 1908, 243f. (zu Z. 2-5); Wilhelm 1911, 214;
Haussoullier 1917, 93-95; Muttelsee 1925, 11 Anm. 3 (zu Z. 10). Autopsie.
arglistig handeln?} und auch keinem anderen [dies erlauben, --- und ich werde die
NN nicht im Stich lassen] weder im Krieg {noch im Frieden, --- ich werde Hilfe 0rni.
leisten? J zu Lande und zu Wasser nach besten Kräften{---}". [Taö' i']ßaöEtoti; foptuVIO\sKU!toti; Aa-
[ttO\~rnl "t]cövCJ\JV EupuavaK"t\Kooµo(v),<ov ,[öl
Der Text läßt sich als der Eid eines Bündnisvertrags erkennen, 1306der sich jedoch [--ca. 8 -- , foptuV\,] rnl ,cövCJUV 'Oµap<o\,Ö
nicht mehr rekonstruieren läßt. Es ist möglich, daß die Abschrift von Haussoullier 5 [--- ca. 9 --- Amo'i· ,]excrnovöexvi; Ö.yEV
Fehler enthält (vor allem in den Z. 4-6). Die Rede war von der ewigen Dauer des [Kal,exvEtpava]v aid KU!,exÖtKmaÖ\U-
[KptVEV €VaMaA]O\~.Ta µEvq>UVEpex itpa~a-
Bündnisses (Z. 1) 1307 sowie von der Beistandspflicht (Z. 6f., zur ßori0e'iv-Formel
[vta~ au0aµEpo]v0.7tOOOµEv, "tOJV ÖEa<pa-
vgl. B II/ I c). Wenn ich in Z. 3f. die Wendung ofr,' EV1t0Aeµon oü-r' EV dp~VT)t [vf(OV OOµEV 7tp]a~\V.A( Öfni; O.Ö\Kfoßa[ t]
richtig erkannt habe, stand dort das Verbot, den Verbündeten im Krieg im Stich zu 10 [<p<oVtO\ ?, Ö\KUCJtex]vi; fA.ECJß<o OO.Ö\K\OµEV[o~]
lassen. 1308Schließlich können die Wortreste aAA- in Z. 3 zum Satz oÜ-rEäUcot E7tt- [------------------- öv]~KUAi\\au,~. i, µkvfoptu-
-rpmvw (o.ä.) gehören; zuvor fand sich das Verbot, arglistig zu handeln (ou l<aKO- [vw~ Amo'i,o öEAan]o~ r[o]ptuv[v o]i oc ai).;:-
-rexvricrw)1309 oder den Verbündeten zu verraten (ou npoöcocrico: s.o. B I/I 2 mit [0rv,Ei;Ö\KacrmlÖ\Kaöoo]v[,<ov o]i µEvfop-
[tuV\O\vacat?Am]o'i,oi ocA[anm foptuvt}
Anm. 579). Es läßt sich nicht feststellen, ob der Verbündete von Malla eine andere
15 [€Vötµ~]V<o\. [ai OEO]i aiAESE[ V,Ei;µ11Ö\Ka~m-]
kretische Stadt oder eine fremde Macht war, die Söldner anwerben wollte. 1310 Zwar [Ev?,itp]~t~OV"t(OV o KOCJµo[~ €KUCJ"tOV O\Ka<Hexv? am-]
sind mehrere hier verwendeten Formeln (ou KU.Ko-rexvricrw,ou npoArnvico, ßori0E'iv- [Tiip]av·"tOV OEV\Ka0rv[m"ta\ ÖlKU\ npanov,<ov]
Formel) bisher nur in Vertragseiden zwischen kretischen Städten bezeugt, dies ist je- [o Ko]crµo~ ,&.v,ptaKov[m aµEpav "tOv(Kaµa Kal]
doch kein eindeutiges Zuweisungskriterium. [an]OOOV"t(OV tfu[\ V)tKaCJaV[ "t\ ------------------]
20 [----] üv KfA.11[ ,m ---] v(KaµaAl[-------------]
Datierung 0

[..... ai ÖEK~µ11n]pa~mEV,ai[wl anomcrav,<ov]


M. Guarducci datiert beide auf der Stele aufgezeichneten Texte ins späte 2. Jh. l3l 1 [---- ca. 15--------]0PIOIENA YTOI[-------------]
Die Paläographie auf dem Druckfaksimile Haussoulliers und das Fehlen einer Silben- [---------------,CÖ h V\KUCJUV"t\ 11Q[---------------1
trennung (Z. lf., 2f., 4f., 6f.) macht eine Datierung in die Zeit nach dem Ende des 3. [------- a]ÜtOV "tEKU!,exß[tö\U--------]
25 [--------]ANONAIOYXCPI[-----------]
Jh. unwahrscheinlich. Der Text stammt wohl aus der zweiten Hälfte des 3. Jh., eine [--------ai öEµ11n]pa~mEV,unoo[iKmfo,<ovto]
nähere chronologische Einordnung ist allerdings nicht möglich. [ömMro?--------------]EAO[ ...]OM[.]AH[--------]
[------------------- ,Ö ai),,?]illµrv'o füK6,~
[,EV?--- o aomoµEv ]o~,i;l\ KOCJµ<o\ Eltl
30 [, ]6 i:mcrmµivo[KO ]crµo,,6~ Ka au,o~
1306vgI. Haussoullier 1885, 16; Guarducci 1935, 236.
ü..11,m0\KUCJ"tUV~ · o,cio~ ÖErn KOCJµoi;
1307vgI. B IIl J a. Vgl. z.B. 26 Z. 15f.: ~ µexvr.ywcruµµaxricrcötot~ 'I. "tOV7tUVtaxpovov
µ11ßrp&,i Katex,exyqpaµiva anom-
anA[o<o]~KU!O.OOA<o~; 27 Z. 61f.; SV III 552 B 13-15. crarn nexp"tOV ,ita[v l apyupi<oÖ\UKOOIO~ crm,i\pai;
, 3osvg1. z.B. 59 Z. 88: Oll7tp0A\ljll(Oo-Ü,'tµ 7t0AEµ<o\
oü,' (V dpav[m]; 60 C 9f.; 61 Kopie A €Kacrw~o Kooµo~·µ[<o]Ai\v ,ov AEtovm
Z.fü ...... ..
13ü9s.o. Anm. 418. Vgl. z.B. 27 Z. 11-14; 60 C 11-13; 74 Z. 19-22. 35 lCTlXEV ,exv11µivav,,exvÖE11µivav"ta\7t()-
131°Malla schloß einen 'Söldner'-Vertragmit König Attalos I. (ca. 200): s.o. Anm. 205. A\· nµa'i~ öExp11cr16µE0a m'i~t~ ,oöia-
1311Guarducci 1935, 234. ypaµµmo~ ,ö ,cövKp11,mi'-rov &itKacr-
226 Cl 2. Nr. 18. Gortyn-Lato Cl 2. Nr. 18. Gortyn-lato 227
t(J)Vi:ypmmn. Ko.tata o.uta OEKO.tol 1.)-
1t6ßotKOl ,oöiKmovrni:,Aa.-
1.>1tfXOV't(J)V Latiern in Gortyn Recht geben. Und jede Stadt soll das (hier) Geschriebene im
40 tiot, fopn>vt. 'Avo.yp[o.]ljlUVt(J)V
ÖE߀- jeweiligen Prytaneion auft,eichnen."
KUt€potEVßpu.o.v[dwtta) ,iypo.µµi'-vo..
vacat Owohl der mittlere Teil dieser Stele sehr fragmentarisch erhalten ist, lassen sich
ohne Schwierigkeit Charakter und Inhalt des ganzen Vertrages erkennen. Es ist ein
2 Xanthudidis;[niÖEi:Ja.8€Demargne,[tuO€i:Jßo.8€Wilhelm.3 Xanthudidis,Wilhelm;[t]iiiv Dc-
margne; KO:EMOTQN auf dem Stein; Kocrµ(t)o(v)rnvDemargne, Fraenkel. 4 Xanthudidis (aber Vertrag zwischen Gortyn und Lato nach einem Krieg. 1312Im Anschluß an den Waf-
,(iii)); tö Wilhelm;4 Ende-5 [f6/p,uv1, Amoi: Öl:] Demargne. 5 [t)acr1tovöav, Guarducci; [t)a, fenstillstand und den Friedensvertrag 1313werden Bestimmungen über die Beilegung
cr1tovöciv, Wilhelm,Xanthudidis,Fraenkel; [ÖEKo. Et€]o.mmvöa, Haussoullier.6-9 Wilhelm.6 [ta von Rechtsstreitigkeiten zwischen den Bürgern der Vertragspartner vereinbart. Wahr-
߀ßo.811Kot)o. Haussoullier.6f. 810.[Ä/AUHOVt!lsaA.AUA.)OtsDemargne;Öto.[cpu/A.uttovm,) Haus- scheinlich hingen diese Streitigkeiten mit den kriegerischen Ereignissen zusammen.
soullier;7 1tpiil;[m)Demargne,Haussoullier.8f. [EKöi-tiiiv1tpo.x8i'-vtw)v
a1toooµ€v,tiiiv81-ucpo./[vi'--
wv µ11i\µ11v1tpiil;1v)Haussoullier. 10 Haussoullier;[cpi\t]Wilhelm, [cpwvi\t]Muttelsee; [-- ÖtKo.- Offenbar waren während des Krieges (vielleicht auch schon zuvor) Plünderungen
crtci]v,Demargne.11 [tiiivhi'-pwv?övls Ko.Ai\to.u,6, Wilhelm;rnAi\t Dcmargne.12-14Demargne. und Raubüberfälle durchgeführt worden (vgl. Z. 7-9). Die ersten Zeilen nennen in
14 Vielleichtalte Beschädigungdes Steins zwischen den Worten foptuvtot und Ao.toi:;Wilhelm Kurzform die Hauptgegenstände der Vereinbarung: Waffenstillstand (cmovöat),
nimmt eine Diplographiean. 15-18Chaniotis.15 [--]Awt[--lGuarducci.16 o Kooµo[;i:rncr,o,] De- Frieden (dprivri), Beilegung von Rechtsstreitigkeiten (öh.:ma ötmcpivnv). Diese
margne. 18 [Ko]crµo,tiiv tptuKov[m aµEpav) Derriargne.19 Demargne.20 Chaniotis; [--]o.v1(€
AH[----lGuarducci.21 Chaniotis;[1tpa]l;o.i-rv o.---Demargne.22 OPIOIEN o.utouGuarducci;optot Gegenstände werden im anschließenden Text näher erläutert. Aus den dialektalen
rv ·o.utoDemargne;vielleicht-opio1€v,o.urni. 23 Demargne.24 ß[iöto.)Chaniotis;ß[i'-KYovo.?] De- Eigentümlichkeiten hat man erkannt, daß der in Lato gefundene Vertrag in Gortyn
margne. 26f. Haussoullier,Guarducci;[1tpa)l;mev i.>[1t]o8[1K---]Demargne.27 µw1..11 Denmargne. formuliert worden war.1314
28f. Chaniotis,oder ÖtKut[trncr0m];oµEvo ÖtKo.t-Demargne;--toµEvoÖtKo.H-Guarducci.30-41
Demargne; 31 Öt€tos Demargne; ot€10, Schwyzer.33 crmti\po.; ist auf der schmalen Seite des Invokation (Z. 1; vgl. B lI 5.2).
Steinsgeschrieben.34 µwA.i\v Demargne;µ[w)Ai\vGuarducci.41 ...ypo.µµi:vo. Demargne,,iypo.µµi:vo.
Fraenkel. Vertrag:,formel (Z. 2f., vgl. B lI ]).
"Götter. Dies haben die Gortynier und die Latier beschlossen, in Gortyn im Amts- Datierung (Z. 3-5, vgl. B lI 5.3).
jahr der zusammen mit Euryanax, [Sohn des---], amtierenden Kosmoi, in Lato im Waffenstillstand und Friede (Z. 5f.): Die ersten Bestimmungen betreffen die Ein-
Amtsjahr der zusammen mit Homaros, Sohn des [---], amtierenden Kosmoi. Sie haltung des Waffenstillstandes und des Friedens. In Unterschied zu den Wendungen
sollen den Waffenstillstand und [den Frieden] far immer einhalten und untereinander crrcovöai; -ci0rn0m 13l5 bzw. crrcovöai; <JTCEVÖHV,1316die auf den Abschluß des Waf-
Recht sprechen. Die 'deutlichen' Sachen sollen in Beschlag genommen und [am fenstillstandes hinweisen, bringt die Formulierung crrcovöai; äynv einen Dauerzu-
selben Tag] zurückgegeben werden; für die 'undeutlichen' Sachen aber sollen wir stand nach dem Abschluß zum Ausdruck. 1317Vorliegen der Vertrag setzt also einen
eine Entschädigung bezahlen (? ). Und wenn jemand sagt, es sei ihm Unrecht getan bereits bestehenden Waffenstillstand voraus. Welche Bestimmungen letzterer enthielt
worden, soll er [ZAHL (?)Richter/ wählen, diejenigen, die er will; und zwar soll der (z.B. Truppenabzug, vgl. 40 und 43), läßt sich nicht sagen. Ebensowenig läßt sich
Gortynier Richter in Lato (d.h. Latier) wählen, der Latier aber in Gortyn ( ?). Und die der zeitliche Abstand zwischen Waffenstillstand und Vertrag bestimmen, obwohl die
gewählten [Richter] sollen Recht sprechen, und zwar die Gortynier in Lato, die Latier Bestimmung über die rasche Rückgabe der Beute (s.u.) darauf schließen läßt, daß der
aber [in Gortyn?J, innerhab von [zwei?] Monaten. Und wenn die gewählten Richter Vertrag unmittelbar nach dem Ende des Krieges abgeschlossen wurde und den Waf-
[den Prozeß nicht führen(?)], sollen die Kosmoi [von jedem Richter?] eine Geld- fenstillstand mit konkreten Bestimmungen über die Beilegung der Rechtsstreitigkeiten
strafe [in Höhe von einem Stater?J einziehen. Und von demjenigen, der den Prozeß ergänzte. Die vorangehende Vereinbarung über den Waffenstillstand enthielt wahr-
verliert, sollen die Kosmoi innerhalb von dreißig Tagen [die strittige Sache? nehmen] scheinlich auch Bestimmungen über die Wiederherstellung des Friedens, welche jetzt
und dem Sieger zurückerstatten. [---]. die er auffordert[---] die strittige Sache [---].
Und wenn sie die strittige Sache nicht nehmen, [sollen sie selbst (das Dupplum?) be-
zahlen]. LÜCKE VON I ZEILE[---] demjenigen, der den Prozeß gewonnen hat[---] 13l 2Demargne1903,222; Gauthier 1972,292. Auf kriegerischeAuseinandersetzungenzwischen
ihn selbst und seine Habe [---] LÜCKE VON I ZEILE Und wenn sie nicht ein- Gortyn und Lato deutet auch der Fund eines Schleudersteinsmit der Inschriftfoptuviwv in Lato: IC
treiben, [sollen sie für den doppelten Betrag?] haften. LÜCKE VON I ZEILE[---] I,xvi 12; Callaghan 1992,476.
1313zurFormulierungcr1tovöci,Ö.yEv + €ipcivo.vti0rn0m vgl. 59 Z. 27 und 61 Kopie A Z. 19f.
des gewählten Richters (?) [--- derjenige, dem Unrecht getan wurde, soll] an das S. auch SV II 147 B 6-9 (Knosos-Tylisos):o.i öi-µcixo.yi:votto... cr1tovöav,0fo0ov. Zum Unter-
Kosmenkollegium, und zwar noch während der Amtszeit der geschäftsführenden schied zwischencr1tov80.i(vertragsmäßigeGelöbnisse,durch welche sich aussöhnendeParteien ver-
Kosmoi, die Richter [melden?], die er gewählt hat. Und das Kosmenkollegium, das sprechen,von der Anwendungvon GewaltkünftigAbstandzu nehmen)und dp{iv11(Friede~svertrag)
nicht so handelt, wie hier geschrieben steht, soll dem Titas zweihundert Silberstatere s. Herrmann1971, insbes. 140; vgl. Keil 1916,5f., 10-17,73-77; Schaefer 1932, 58-63, Bickerman
1950, 102[; Klose 1972, 160f.; s. jetzt auch Baltrusch1994, 155-186.
entrichten, und zwar jeder Kosmos. Klagen kann jeder, der will, und er bekommt die 1314Muttelsee1925,29 Anm. 1; Guarducci 1935, 111;i:ßo.8€(Z. 2), µwA.i\v(Z. 27, 34), 0.\1..i:w
=
Hälfte der Geldstrafe; die andere Hälfte bekommt die Stadt. Und die Höhe der Geld- o.lpi:w(Z. 12f.). .
strafen werden wir gemäß dem Diagramma des Kretischen Koinon bestimmen, wie 1315Vgl.SV II 147 A 6f., B 7f.; vgl. Eip{iv11v ri0r:a0ar:26 Z. 9; 47 Z. 62; 59 Z. 27; 61 Kopte
es für jede Straftat steht. Und unter denselben Bedingungen sollen die Hypooikoi den A Z. 19; cruv8{iK11vr{fü:a0ar:28 Z. 1lf.; ÖpKov ri0r:a0ar: 60 C 14.
1316z.B.Lindos 13 a II 3f. (Lyttos-Lindos,spätes 5. Jh.).
1317Vgl.59 z. 27; 61 Kopie A Z. 19; vgl. dp{iv11vÖ.ynv:40 Testimoniumb Z. 18; 43 Z. 9.
228 C 12. Nr. 18. Gortyn-Lato C 12. Nr. 18. Gortyn-Lato 229

mit der Bestimmung über die Einhaltung des Friedens (EipTJVT]V äynv) bestätigt wer- reichen hatte. 1329 Die Zahl der Richter war vermutlich in Z. 11 angeführt.1330 Die
den. Der Friedensvertrag sollte ewige Dauer haben (vgl. B III J a). Richter sollten den Prozeß innerhalb von zwei (oder drei) Monaten führen (Z.
Beilegung von Rechtsstreitigkeiten (Z. 6f., vgl. 9-40): Der Ausdruck ötKata ötcx- 15). 1331Aus den Wortfragmenten in Z. 13-15 möchte man schließen, daß die Pro-
Kpivetv EV aAATJAoti; (6f.) ist eine allgemeine Erklärung über die Bereitschaft der zesse in der Stadt der Klägers, nicht in der Stadt der Richter (und des Angeklagten)
Vertragspartner, ihre Streitigkeiten der Rechtsprechung zu untcrstcllen.1318 Diese Er- stattfanden. 1332 Gegen diese Deutung haben einige Forscher Zweifel angemel-
klärung wird durch die weiteren Bestimmungen präzisiert. det, 1333ohne jedoch eine plausiblere Ergänzung vorschlagen zu können (s.u.). Falls
Rückerstattung der Beute (Z. 7-9): Diese Bestimmung ist kein allgemeines Verbot die gewählten Richter ihrer Aufgabe nicht nachkamen, wurden sie von den Kosmoi
von Pfändungen (<n>Aav), 1319 sondern stellt eine einmalige Maßnahme dar, die (ihrer Stadt) zur Entrichtung einer Geldstrafe gezwungen (Z. 15-17). 1334 Bei der
wahrscheinlich die Rückerstattung der Beute, die vor dem Krieg und während des Verurteilung des Angeklagten erstatteten die Kosmoi (sicher der Stadt des Ange-
Krieges gemacht wurde, betrifft; 1320dies geht aus dem Aorist anoMµev bzw. Mµev klagten,1335 also der Stadt, die die Richter stellte) dem Kläger die geraubte bzw. strit-
hervor. Die Beute, die greifbar war ( 1a
<pavepa), 1321war noch am selben Tag zu- tige Sache zurück (Z. 17-19). 1336Bei Versäumnissen mußten die Kosmoi eine Geld-
rückzugeben, sicher nicht am Tag des Vertragsabschlusses, sondern an jenem Tag, strafe zahlen (Z. 21, vgl. Z. 26f.). Aus dem Wort 1a
ßiöta (Fiöta, töta, 'Eigen-
an dem das Opfer seinen Anspruch geltend machte. Die Beamten griffen ein und er- tum', Z. 24) 1337ist zu erschließen, daß es sich hierbei um eine Bestimmung über die
teil_ten die Weisung zur Rückerstattung. 1322 Ähnlich sieht der Rechtshilfevertrag Haftung des Verurteilten handelt, die sich auf seine Person und seinen Besitz er-
zwischen Gortyn und Milet vor, daß im Falle der Entführung von Freien oder Un- streckte, für den Fall, daß er nicht in der Lage war, die umstrittene Sache zurückzu-
freien die Entführten Ueweils) au0T]µep6v zurückzugehen sind. i:m Auch die lokri- erstatten. Für die Pfändung waren sicher wiederum die Kosmoi zuständig; bei Ver-
sche 'Mädcheninschrift' ordnet an, daß die Archonten die Beute von Plünderungen säumnis zahlten sie eine Geldstrafe (im doppelten Wert des strittigen Guts?, Z. 26f).
noch am selben oder nächsten Tag beschlagnahmen und zurückgehen sollcn_ 1324Für Darauf hören wir wahrscheinlich von der Meldung der vom Kläger ausgewählten
den Fall, daß die Beute nicht auffindbar oder nicht greifbar war (z.B. bei Darlehen) Richter an die geschäftsführenden Kosmoi (Z. 29f.). l338 Vielleicht betrifft dieses
oder deren Besitz geleugnet wurde (,a
a<pavfo), wurde beim Täter (nach einem Ge- Verfahren künftige Prozesse. Für etwaige Verletzungen des geschilderten Prozeßver-
richtsverfahren?), 1325eine Pfändung (Z. 17, 21, 26) vorgenommen. fahrens mußten die Kosmoi jeder Stadt an die Titai, jene Beamte, die für die Über-
wachung der Magistrate und das Einziehen von Strafgeldern zuständig waren (s. S.
Führung von Prozessen (Z. 9-40, vgl. B V/1 3): Das ausführlich geschilderte
424), 200 Silberstatere zahlen. Klage gegen die Kosmoi durfte jeder erheben. Das
Verfahren ist bisher nur mangelhaft untersucht worden. So betreffen die meisten Be-
Strafgeld wurde zwischen dem Kläger und der Stadt geteilt (vgl. B VII 4); dabei ist
obachtungen einzelne Punkte der V crcinbarung und nicht ihren Gesamtcharakter.1326
wohl die Stadt des Klägers gemeint. 1339Der Straftarif im Diagramma des Kretischen
Dieser Rechtshilfevertrag galt wahrscheinlich sowohl für Streitigkeiten, die aus dem
Koinon (B VII 2.2) galt als Maßstab für die Festsetzung der Buße für die einzelnen
Krieg herrührten, als auch für künftige Streitfälle. 1327 Das gerichtliche Verfahren,
Vergehen (Z. 36-38).1340
das in erster Linie Entführungsopfer und geraubte Sachen betraf, läßt sich wie folgt
rekonstruieren: Der Kläger wählte unter den Bürgern der anderen Stadt Richter aus
(Z. 9-12). 1328Dies bedeutet zugleich, daß er die Klage in der Stadt des Täters einzu- 1329Auch der Rechtshilfevertrag zwischen Stymphalos und Demetrias (IPArk 17; SV III 567)
sieht vor, daß die Prozesse in der Stadt des Beklagtenstattfinden(Thür - Taeuber 1994, 201, 226).
1330Vgl. Gauthier 1972, 293.
1318zu Ötm:pivnv vgl. Hemd. 1,100,1; Thuc. 5 79 4. 1331zu diesen Fristen s. B Vll 5; vgl. IC I,ix 1 Z. 109-114 (3 Monate).
1319So Hllzig
· · 1907, 27; vgl. Gautiner · _1972,292f.;
' ' s. aber Schmitt 1969, 374. 1332so Wilhelm 1911, 213; Guarducci 1935, 111; Schmitt 1969, 374.
112 1333Hitzig 1907, 27 Anm. 2; Gauthier 1972, 293. Der Kläger in privatrechtlichen Streitigkeiten
· ÜZurRuckerstattungder Beute m fncdensverträgcn vgl. 43; SV III 559 (llennione-Epidauros,
3. Jh.); IG IV2 1, 77 Z. 11-19 (Troizcn-llennione, 2. Jh.). wurde in der Regel auf das heimatlicheGericht des Beklagtei,verwiesen:s. Hitzig 1907, 44.
1121 1334Vgl. ähnliche Bestimmungen des archaischen Rechts von Gortyn: IC IV 42 B 8f. (Koemer
· z um Untersch'ed
I ' '
q,avcpa-aq,avw ' s. Jones 1956, 208-210; vgl. Weiss 1923, 174; Guarducci
1993, 391-394 Nr. 129): Cl\KUµri AT)\6ucu1mat; IV 82 z. 6f. (Kocmer 1993, 443-447 Nr. 156): ai
1935, 1~ 1. Vgl. Hitz_ig1907, 4 lf. (aq,avfo = nicht wieder erkennbares Gut); Schmitt J 969, 374
[6i] Ka µEt661KuKcrn;hierzu vgl. Koemer 1987, 49lf. S. auch 27 Z. 51 (mit Kommentar). Vgl. die
(q,avcpa = noch greifbares geraub!es Gut, aq,avfo = nicht Auffindbares). Pctropoulou 1985, 37
dachte auch an ausgeliehenesKapital. Strafen für das Versäumnis,einen Elt~Koo~ 6tKa<J'tf1piou
zu schicken,im Rechtshilfevertragzwischen
1322Hitzig 1907, 62; Weiss 1923, 173. Vgl. IG XII 2, 15 Z. 6-11 (Asyliedekret des Aitoler- Temnos und Klazomenai (frühes 2. Jh.): SEG XXIX 1130 bis B 10-24 und dazu Herrmann 1979,
bundes für Mytilene, 3./2. Jh.). 264f.
1323SV III482Z . 44f·.. aitoou'tw 1335Vgl. z.B. diese Aufgabe der Kosmoi in 11 Z. 12-16; SV III 482 Z. 64f.
' "' to' crwµa
- o'"qwv 'tült
- f(j)U\j/aµcvw1
' ' au'8 11µcpov.
' 1336Hitzig 1907, 62. Haussoullier 1917, 95 dachte dagegen an Geldstrafe oder Schadensersatz;
1324Wilhelm 1914, 213; SV III 472 A 7.
1325Vgl. Weiss 1923, 173f. vgl. Schmitt 1969, 374 ('Genugtuung').
1337Zur Form Fiöta: Bile 1988a, 113; vgl. hier i'ßa6E (Z. 2), ߀p6111(Z. 32), ßcKu,cpot (Z. 40).
1326Hitzig 1907, 27; Guarducci 1935, 111; Guarducci 1950a, 232· Schmitt 1969 374· G·1uthier
1972, 292f. , ,. , , 1338zum Ausdruck eq,tcrtuµcvot Kocrµots.u. Anm. 1893. Zu eni + Genitiv vgl. 28 Z. 49f.: 6t-
13271Iitzig 1907, 27; Guarducci 1935, 11J · Guarducci 1950a 232· Schmitt 196(' 0 74 Kul;acr8mrntt& KOtVW 6tKa<J'tT\Plül.
Ll28 · · - ' ' . ,, ·' . 1339Demargne 1903, 224; vgl. Schmitt 1969, 374.
· Vgl. Hitzig 1907, 45; Woltf 1946, 65f.; Gauthicr 1972, 293; Petropoulou 1985, 94. Zum 1340oemargne 1903, 225; Hitzig 1907, 27; Muttelsee 1925, 54f.; Mijnsbrugge 1931, 39f.; Guar-
Verfahren vgl. IG IX2 1, 717 (C'haleion-Oianlhcia):hierzu s. Gautllicr 1972. 289f.
ducci 1935, 11I; van Effenterre 1948, 143; Guarducci 1950a, 232; Schmitt 1969, 374.
230 CI 2. Nr. 18. Gorrrn-Lato C 12. Nr. 18. Gvrtyn-Lato 231

Eine letzte Klausel hetrifft die u1t6fOtKot. Ein Teil der Forschung sah in ihnen eine humanz: Der Viehraub und die Auscinanderscuungen über die Verteilung der Weide-
von Gortyn ahhängige Bevölkerung,13 41 E. Kirsten die (freien) Bewohner der Ha- plätze waren zwei mit der Transhumanz eng verbundene Prohleme (B V 3). Wenn
fenstadt von Lato (Kchw 1t6Atc;,daher u1t6fotKot), die in Gortyn dasselhe Recht wie latische Hirten gortynische Gebiete aufsuchten, gerieten sie mit der dortigen abhän-
die Latier haben sollten,13 42 F. Gschnitzer und H.H. Schmitt die abhängige Bevöl- gigen Bevölkerung in Kontakt, hin und wieder eben auch in Konflikt. Dies erklärt
kerung von Lato, die in Gortyn (nach der Klage eines Gortyniers) vor aus Lato stam- auch, wie zwei so weit voneinander entfernte Staaten sich so häufig mit dem Problem
menden Richtern belangt wird. 1343Es besteht kt:in Zweifel, daß die u1t6FotKot eine <les Raubs konfrontiert sahen (vgl. Z. 7-20).
ahhängige Bevölkerungsgruppe waren. 1344Ebenso sicher ist, daß sie von Gorlvn Das hier rekonstruierte gerichtliche Verfahren läßt sich in einzelnen Punkten
abhängig waren, denn der Dativ 1o'ic;Amimc; ist nicht mit Kma 1a au1a verbunden (Hinweis auf das Diagramma des Kretischen Koinon, Bemühung um schnelle Ab-
(also "unter denselben Bedingungen wie die Latier"); dann stünde er unmittelbar nach wicklung der Prozesse, Zuständigkeit der Kosmoi) mit den sonstigen kretischen
KU1U 'ta au1a. Er ist das Ohjekt von OtKatOV D7tEXEtV('sich zum Pron~ß stcl- RcchL~hilfeabkommen in Verbindung bringen (B VII 3). Die auf den ersten Blick
len').1345 Da nun die b1t6FotKot sich für den Latiern angetanes Unrecht zu verani.- befremdende Wahl der Richter aus der Stadt des Angeklagten, die in der Stadt des
worten hatten, kann es sich in keinem Fall um Latier bzw. um von Lato Abhängii:e Klägers richten sollen, kann aus dem Bemühen um eine möglichst unparteiisl·he Lö-
handeln. Der RechL,hilfevertrag galt also auch für die abhängige Bevölkerung von sung von Konflikten erklärt werden.
Gortyn (Kma 'ta au1a), die in vielerlei Hinsicht rechtsfähig war. 1346Die 1l7tüfülKOl Aufzeichnung des Vertrages (Z. 40f.; vgl. B II 3): Der Vertrag wird im Amtslokal der
sollten sich für unrechtmäßige Taten an Latiern in Gortyn verantworten. Nach Ph. jeweiligen Stadt aufgezeichnet. Ein Fragment der Stele ist tatsächlich im Prytaneion
Gauthier stellt diese Bestimmung die Regel dar: Auch die Prozesse gegen gortynische
·von Lato gefunden worden. 1349
Bürger fanden in Gortyn statt, also in der Stadt der Angeklagten.13 47 Und doch er-
weckt gerade der explizite Hinweis auf den Ort, wo die Prozesse gegen die ahhängigc Datierung
Bevölkerung Gortyns stattzufinden hatten, den Verdacht, daß hier eine Ausnahme Der Vertrag wird aufgrund der Paläographie ins späte 3. Jh. datiert. 1350Der Ge-
gemacht wird. Gälte für die b1t6FotKot dieselbe Regel wie für die Gortynier, hätte brauch des Digamma (i{ßaoE, ßiota usw.: Z. 2, 24, 32, 39, 40) schließt eine Da-
der Satz Km:a 't<Xau1a fü: Kat 01.b1t6ßotKOt U7tEXüV'tWV 10 OtKatov 1:0'ic;Amiotc; tierung nach der Mitte des 2. Jh. aus. Terminus ante quem ist die Verlegung des
ausgereicht; eine explizite Nennung des Prozeßorts wäre überflüssig. Die Unterstrei- Zentrums von Lato nach Lato pros Kamara im frühen 2. Jh. (72). Terminus post
chung I 6prvvi ergibt nur dann einen Sinn, wenn man auf eine Abweichung von der quem ist vielleicht die Auflösung der Sympolitie zwischen Gortyn und Phaistos
Regel hinweisen wollte: Eigentlich hätten die b1t6FotKot als Angeklagte in der Stadt während der Wirren des lyttischen Kriegs (71), denn hier ist nur von einer Gemeinde
des Klägers zu erscheinen, gemäß der Bestimmung der Z. 12-15. Für die Halbfreien der Gortynier die Rede. Als 204 eine teische Gesandtschaft Lato besuchte, um die
wird aber insofern eine Ausnahme gemacht, als sie das Gebiet von Gortyn oft nicht Anerkennung der Asylie von Teos zu erreichen, wurde sie vom Gesandten Philipps
verlassen durften; 1348so mußten sie sich in Gortyn - möglicherweise vor gortyni- V. begleitet; zu diesem Zeitpunkt gehörte also Lato zum unter gortynischer Führung
schen Richtern - verantworten. Es stellt sich allerdings die Frage, wie die abhängige befindlichen 'makedonischen Lager' Kretas (A II 4). Die kriegerische Auseinander-
Bevölkerung von Gortyn, die ja das gortynische Gebiet nicht verlassen durfte, den setzung mit Gortyn fand also wohl vor ca. 216, der Zeit der Anerkennung der
Latiern Unrecht tun konnte. Eine Möglichkeit bietet die für Kreta belegte Trans- rcpocrmcria Philipps durch viele kretische Städte (76), statt. Eine Datierung nach 204
erscheint mir aus paläographischen Gründen nicht möglich. So stammt der Vertrag
aus der Zeit nach dem Lyttischen Krieg und kurz vor der Neugründung des Kreti-
schen Koinon durch Philipp V. 1351

Nr. 19. Bündnisvertrag zwischen Hicrapytna und Itanos, (ca. 219-


13411Jemargnc 1903, 225; Ochlcr 1922, 1819; Larscn 1936, B; Guarducci l'l36h, 358; Larscn 204).
1937, 828-830; WilletlS 1955, 38f.; Gauthier 1972, 293 Anm. 22; vgl. Cascwitz 1985. 210. Beschreibung:Allsciis ahgchrochenesFragment einer Stele aus lokalem grauem Marmor; H 21 cm,
1342Kirstcn 1942, 85f..
1313 cm, T 5 cm; Buchstahenhöhe0,7-1,4 cm.
1343Gschnitzer 1958, 51; Schmitt 1969. 374.; vgl. Pctropoulou 1985, l)7f.; vgl. va.nEffcnterrc - Buchstahenformen:Al, til, E2, E3, H3, K2, M2, N3, 01, m, P2, rs, Yl, !26.
ßougrat 1969, 50; ßile 1988a, 273: "quc !es voisins rc\;'oivcntla (mcmc)justicc"; 345: "des popu- Fundort Itanos. Jetzt im Musewn von llerakleion (lnv.Nr. E 156).
lations voisines soumiscs a Latö" Ed.: Reinach 1911, 420 Nr. 5 (Faksimile) [Fraenkel 1915, 1207 Nr. 40); IC JII,iv 5 (Photo); SV llI
1344Die Argumente dafür vor allem in Larscn 1936, 13; (iu,u-ducci 1936h, 358; Lu-sen 1937, 578.
828-830; Willetts 1955, 38f.; Gschnitzer 1958. 51; vgl. van Effcnterrc 1948, 95, 97.
1345Zum Ausdruck oi,mtov u1ti'.xnvnvi s.o. Anm. 840; vgl. Gu;u-duccil'J36h, 358; Ciuarducci
1950a, 232.
1346Vgl. 67-69; vgl. dazu auch WilktLs 1955, 39.
Ll 47 Gauthier 1972, 293 Anm. 22. t349ocmargnc 1903, 219.
1348 Dics ist für die Artcmitai, eine Bevölkerungsgruppeanalogen Status in Elcuthcrna, belegt
1350vgl. Guarducci 1935, 108.
(68). 1351ygJ. Gauthicr 1972. 293 (um 217/6).
232 C 12. Nr. 19. Hierapytna-ltanos C 12. Nr. 19. Hierapytna-ltanos 233

[....].01:(----------------------------------------------] mit einiger Sicherheit ergänzen 1353und gibt einen Eindruck von der Länge der
KatKmaJ
[:::J~r[~[---------------------------------------------------- Zeilen.
[yii~]KatKata [Sawcmav· ÖpKOV 0€Ö.AAOv toUtOU KUptC:mpov] Symmachie und Beistandsformel (Z. 1-4, vgl. B III Je): Mit nav- (Z. 3) beginnt
5 [o]u6fiooµ[mOUOE CJ1tovoa; Ö.~coOUOE ip~vav6fiooµm?,at] wahrscheinlich der Ausdruck nav1:1. cr0evn, der immer eng mit dem hier zu er-
[K]aµ~ KOtVat o[uvoo~111 tat; ltOAfCJtciµ,pcm:pat; tat tEt&v 'Im-] gänzenden Ausdruck lCUt 1Ca'tayav Kat Ka'ta 0a11.acrcrav(Z. 3f.) verbunden ist. Es
[v(]°cov Kattat t[&v'JapaltUtvtrov Katouvru6o~o111? ßaotm; TTto-]
[)..]€µa~. AAA. [----------------------------fooµm oi-] handelt sich also sicher um die Symmachie- und Beistandsformel. 1354Die Buch-
[E]Üvou; tov [Üitavtaxpovovtot; 'lapaitUtvim;Katßoa6fioco] stabenreste zu Beginn der 3. Zeile (EI nach Reinach, LI nach Guarducci) lassen sich
10 [t]ot; 'lapa1tUt[v(o1; --- -----------------------------a1tA6-] jedoch nicht in die typische ßori0eiv-Formel einordnen, es sei denn als Objekt des
(eo>°, Esto ouvmovKatoultpüAftljflCO
Katcioo1.,[ox; oÜtEEVltOAf-] Verbs ßori0eiv. Da aber die beiden Ethnika keinen Dativ Plural auf -crt bilden, müs-
µrotOÜtE Evip~[vm,ci)..)..a Eµµrv&EVtat ouµµaxim Kat] sen wir entweder einen dritten Vertragspartner annehmen (z.B. [Ilptavcrteu]crt) oder
ltiot~ÖpKot~· Eio[i-EuopKiotµt Kattou~ÖpKOU~ KatEXOtµt] darin ein Attribut der Hierapytnier sehen, z.B. [cruµna]crt). Die Itanier hätten somit
[t]eKVcov övao[tvy(vrn0mKatyiivcpepnvKat1tpoßamEU~-]
15 [vEi~KatÖ.AAU ltOMaKatciya0ay(vrn0m.] die Pflicht, allen hierapytnischen Bürgern zu helfen, d.h. auch den in den Außensied-
lungen Hierapytnas ansässigen Bürgern (vgl. 74).
Die Zeilenlängeläßtsichausden sicherzu ergänzendenZ. 13f.errechnen.1-4Ich schlagefolgenden
Text ex. gr. vor: Gemeinsame Außenpolitik (Z. 4-8): Zwar sind die Ergänzungen von Z. 5f. nicht si-
qmouµµa-]
[..].O:E[--------------------------- ~ µ&.v cher, der allgemeine Inhalt dieser Zeilen geht jedoch deutlich aus dem Wort Kotvfü
[rn]o&to[t~'lapaltUtvtot~Katßoa6fiocotot~ 'Iapa1tutvio1;] hervor.1355Die Vertragspartner verpflichten sich, sich vor einem Vertragsabschuß zu
[ouµna?]ot1tav[ttoSevEta1tA6ox; KatCXOOA-ox;
Esto ouvmovKatKata]
(yiiv]Katicma [Sawooav KtA.] beraten und keine Eide zu leisten, die die Gültigkeit dieses Vertrags beeinträchtigen
1 [TTtoN:µa]to~ Reinach;vor dem O eine leichtschrägeHaste.2 [Eitt]ocot[11pim]Reinach;auf dem (vgl. B III I c, f). Die Nennung eines Ptolemaios in Z. 7f. ist dadurch zu erklären,
Photo (bei Guarducci)ist jedoch eher die linke Peripherieeines O erkennbar;für die leicht eckige daß sich Itanos spätestens seit der Mitte des 3. Jh. und - mit kurzen Unterbrechun-
Form des O vgl. Z. 13. 3f. [---]Et1tav[m Kata 8a1.aooav K]al Kata [yiiv]Reinach;[---Jot Guar-
ducci. 4-6 Chaniotis;vielleicht[ouöi-ip~vav S~ooµm ouoi-1t0Ai:µou Katap~co.ai ]; 5 [1.]u81106- gen - bis ca. 145 unter dem Schutz der Ptolemäer befand. 1356A.-J. Reinach erkann-
µ[Evo~?J Reinach;5f. [E/iK]aµ~ Kotviito[uv--]Reinach.5 Ende [all Fraenkel.6 Guarducciliestein te, daß es sich um Ptolemaios IV. (222/1-204) handelt. 1357Wenn Ptolemaios unmit-
E am Anfang,am Endekein :E.7-15 Chaniotisex. gr. 7 [,]covReinach.7f. [TT.o/A]Eµato~ Reinach. telbar nach dem Passus über gemeinsame Beratungen der Vertragspartner bei außen-
9 [E]üvou~Reinach.10 Am Anfang[to]t; Reinach;-01;Guarducci.1lf. [oÜ,Er.v1toAE]/µco1 Reinach. politischen Entscheidungen genannt wird, bedeutet dies wohl, daß derartige Ver-
13 Eiö[i-µ~?]Reinach.14Guarducci;[3ev]cov'Ovao[iµou]Reinach. ··
einbarungen auch mit dem ägyptischen König abzusprechen waren. 1358Diese Deu-
"[Wahrhaftig werde ich Verbündeter der Hierapytnier sein und allen? Hierapyt- tung wird dadurch erhärtet, daß sich zur Regierungszeit dieses Königs in Itanos eine
niern helfen?} mit aller Kraft, [ehrlich und ohne Heimtücke, nach besten Kräften, ägyptische Garnison befand. 1359
sowohl zu Land} als auch zur [See; und ich werde keinen anderen Eid] leisten, [der Evvot:zv- und Beistandsformel, Vertragstreue (Z. 8-13; vgl. B III I c, d). 1360
kräftiger als dieser Eid ist; und ich werde weder Waffenstillstand noch Frieden ab-
schließen], wenn es nicht vorher [die Städte J gemeinsam [beschließen, die der Hiera- Exsekrationsformel (Z. 13-15, vgl. B II 2.3).
pytnier und die der ltanier, und wenn König] Ptolemaios [seine Zustimmung nicht
gibt;? ---. Und ich werde immer den Hierapytniern gegenüber] wohlgesinnt sein
[und} den Hierapytniern [helfen, ---J ehrlich und ohne Heimtücke [nach besten Kräf-
ten; und ich werde sie weder] im Krieg noch im Frieden [verlassen, sondern an die-
sem Bündnis} und diesen Eiden {festhalten]. Und wenn ich [dem Eid treu bleibe}, 1353vgl. IC III,iv 7 Z. 3-8 und 8 Z. 38-44(ltanos,4./3. Jh.).
sollen meine Kinder Nutzen haben [und das Land Ertrag bringen und meine Schafe 1354zu Z. lf. vgl. 13 Z. 2-4. Zu Z. 3f. vgl. 37 Z. 16-18;59 Z. 9f.; 61 Kopie A Z. 6-10; SV
sich vermehren und viel mehr Gutes geschehen ... }". III 551 Z. 54f.
1355zurErgänzungder z. 4-6 s. 59 Z. 27f.; 60 C 14; vgl. 61 Kopie A Z. 19f.; SV II 147 A 6-
Trotz des sehr fragmentarischen Erhaltungszustandes dieser Inschrift sind Charak- 9: [0]1tovoo~VEO,[Epa~] µi-,(0rn0m µEÖatepo[v~ ai] µi-ouvÖOKOl tot 1tAf8E[t]
(Knosos-Tyliso~);SV
ter und Inhalt einigermaßen gesichert. Es ist der Eid eines Bündnisvertrags zwischen III 552A 24f.:µ~ E[~]E'iµEtv OE'O)..ouv,iot~
µ11öi-
Katapxnv ltOAEµou [1to]~~ ~['t1~<:~1.1
~(11)~~Y<: ouv-
Itanos, dem Fundort der Inschrift, und Hierapytna (Z. 10). 1352 Andere kretische ÖOKi\tt&t ooµcot,&t 'Poö(cov.
Parallelen lassen den Inhalt des Eides erkennen, wobei allerdings nicht alle vorge- 13565_zuletztKreuter1992,21-34;vgl. Spyridakis1970,69-103;Huß 1976, 147f.
1357Reinach1911,421; vgl. Schmitt 1969,382; Kreuter 1992,29, 36; Huß 1976, 147 ist dage-
schlagenen Ergänzungen sicher sind. Nur die Eidesformel der l.eilen 13-15 läßt sich
gen skeptisch.
1358Vgl.B 1/l J f Zur Ergänzungdes VerbsouvEuÖOKEtv vgl. Anm.457.
13591cIII,iv 18 (217/209).
1352Guarducci 1942, 86; vgl. Reinach 1911,421. Schmitt 1969,383 läßt die Frage nach dem 1360zurErgänzungder z. 8f. vgl. SV III 551 Z. 11f.:Kat EÜvou~Kat cp(1.,ou~ Kat ouµµaxou;
Charakterdes Vertrags(Friedens-,Bündnis-,Asylievertrag)und den Vertragspartnern(Hierapytna- imapXEtvEi~,ov iiitavm xpovov;vgl. ebendaZ. 58-60;SV III 552 A 27f.; 13 Z. 17; 64 A 17;74
Itanos,Hierapytna-Ptolemaios)offen;so auch Kreuter1992,29, 42. Z. 15-17; SV III 468 Z. 19f. Zu Z. 9-11 vgl. 59 Z. 86f. Zu Z. 11-13vgl. 59 Z. 88f; 60 C 7-10;
61 Kopie A Z. 80f.
234 CI 2. Nr. 20. Hierapytna-Itanos CI 2. Nr. 20. Hierapytna-Itanos 235

Datierung
Der Isopolitievertrag zwischen Itanos und Hierapytna ist vollständig erhalten,1361
Die Paläographie spricht für eine Datierung ins späte 3. Jh. Wenn in Z. 7f. Ptole- denn die Wortreste der beiden ersten Zeilen lassen sich leicht als die eöo~Ev-Formel
maios IV. genannt wird, kann man den Vertrag in die Jahre 222/1-204 datieren, eines Vertrags ergänzen. Seine einzigen Bestimmungen sind mithin die Isopolitie und
wahrscheinlich nach dem Krieg von Lyttos. die Abänderungsklausel. H.H. Schmitt bemerkte aber zu Recht, daß sich die Abände-
rungsklausel nicht auf die Isopolitie beziehen kann, denn dann würde eine Streichung
Nr. 20. Isopolitievertrag zwischen Hierapytna und Itanos, spätes 3. den Vertrag als solchen außer Kraft setzen; so erwog er die Möglichkeit, daß hier ein
Jh. Zusatzbeschl uß vorliegt, der einen umfangreicheren Vertrag ergänzt.1362 In ähnlicher
Beschreibung:Der untere Teil einer Stele aus lokalem grauen Kalkstein,rechts und links leicht Art und Weise wird ein Vertrag zwischen Lato und Olus (61 Kopie B) ergänzt. Aller-
beschädigt;II 32 cm, B 49 cm, T 11 cm; Buchstabenhöhe0,8-0,9cm (Z. 1-7), 0,8-1,2 cm (Z. 8- dings war in diesem Fall die Ergänzung auf demselben Stein wie der ursprüngliche
11).
Vertrag aufgezeichnet worden, und daher brachte man die Sache anders zum Aus-
Buchstabenformen: Al, Li!, ES,02, K2,A3,M2,N4,22, 01, m, P2,:l:5, Y2, <1>2,
XI, 03.
Fundort Itanos;jetzt im Museumvon Herakleion(lnv.Nr.E 66). druck (Z. 91 7tpocr0eµEv, Z. 96 1tpoc,ypa\j/at 7tp0~ 'Ca~ 1tap' UU'tOl~<J'CUA.a~). Für
Ed.: Reinach1911,415 [Fraenkel1915,1206f.Nr. 39]; IC IIl,iv 6 (Photo);SV III 579. Vgl. Maiu- die Annahme eines Ergänzungsvertrags spricht auch der Umstand, daß die Isopolitie
ri 1911,661 (zu Z. 9); Masson 1979,79 (zu Z. 11). Autopsie. in der Regel im Rahmen von unfangreichen Verträgen - häufig im Zusammenhang
El&x;[
[TCWE EV-------------------------------------------------------------j mit Bündnis und Freundschaft - vereinbart wird (B l). Dieser Vertrag stellt vielleicht
[tat] n6i.1.··1cr01t0Attduv
E[ivmr.vµi:v'Jupunutvmtwt 'JmviwtµE-] einen Nachtrag zum Vertrag 19 dar.
[tr]xovtt8dwv tEKatci~8[pW7ttVulY, Kat]a muta 8/:KC<t t[wt 'lapmrut-]
[vi]wiEV'Jtcivwtµncyovtt 8E[iwv tE]KC<t av8pW1tivwv. "Ott 8[ Ka86[~ritl Vertragsformel (Z. lf.; vgl. B II 1): Wenn die Vermutung zutrifft, daß hier die Er-
5 [tat,] 1t6ArntKOtVat ~ E~EAfV,
Estav cruv8firnvtav8EEvyp<X1j1Ctl [Ött] gänzung eines älteren Vertrags vorliegt, wurde vielleicht auf die gemeinsamen Bera-
[µ]lvKa E~EAulµEV µ~ Evupovfotw µri8HvopKOv, ö tt 8hu Ev[y-] tungen hingewiesen, die zum Nachtrag führten (etwa [Kotvat ßwA.rncraµevm~], vgl.
pa1jfoµEV EVapovtE KC<t EVOpKOV fotw. .. B ll 4).
"APXEt ta, cruveiiKCts
Eµµi:v'ltavwt E7tLKocrµrit11[p-]
ulVITEtcrav8pou, Xupt8aµou,'APXEµrivi8u, KmvoKo- Isopolitie (Z. 2-4; vgl. B IV I).1363
10 [.]ou,<l>Ei8wvo,,EV8/:'Japunutvm tn\ Kocrµritfipwv Abänderungsklausel (Z. 4-7): Bis auf das Wort i'vapo~, das auf Kreta nur hier belegt
[K]aucriAW, Iuµay6pa, Ku8tKUo,,MEvrn8i'-vro,, ~Evia. ist,1364ist die Formel in den kretischen Verträgen geläufig; s. B II 4.
lf. Wahrscheinlich[ta8E E]8o~[Ev KotviitßwAcucruµrvm;?'Japanutviwv tat n6Atrn\ 'Jmviwv/ Vermerk über die Inkraftsetzung des Vertrags (Z. 8-11): Die Namen der Kosmeteres
tat] 1t6At;[0E6,· E]öo[~EV tot, cruv--- Kattat] 7t0A.l
'Ii:av(wvtot, KOOµot, Reinach;[--]öo~[--]Guar-
ducci. 2 Ende Guarducci(aberohne [tv µlv]); icronoAttda[vnµEVKtA.]Reinach.2f. [µE/tl]xovtt (Kosmoi),1365 in deren Amtszeit der Vertrag in Kraft tritt, sind mit größeren Buch-
Guarducci;[µE]tfXOVtl Reinach.3 [Kat]a taUta Chaniotis;civ8[pwnivw]v, auta Reinach:[dv ]m staben, vielleicht etwas später als der Vertragstext selbst (wohl vom selben Stein-
auta Guarducci.4 [8dwv]rni Reinach;8c[iwvtr] Guarducci.4 Ende-5AnfangReinach(aber [öJ); metzen) aufgezeichnet. Obwohl das Kosmenkollegium in der Regel zehnköpfig war,
[Ö tt] Guarducci.6 [µl]v Ka Fraenkel;[ä]v Ka Reinach.8f. Kocrµritfip/wvReinach:Kocrµritfi/[p]wv werden hier jeweils fünf Kosmoi genannt, vielleicht eine geschäftsführende Kommis-
Guarducci.9 'ApxEµT]vifoReinach,Guarducci;'ApxEµfiv&aMaiuri.9f. KmvaK6[.]ouSchmitt,
Chaniotis;KavaKotou <l>d8wvo, Reinach;KavaKo[p]ou?Guarducci.11 [K]aucr(Aw Masson(vgl. sion (vgl. Anm. 1893). Die Auflistung von Kosmoi im Postskript von Verträgen
SEG XXXIX 967 Z. 12; Bull.epigr.1991, 204); Aucr(AwReinach;[N]aucr(Awoder [IT]uucriAw bzw. Beschlüssen ist auf Kreta auch sonst belegt. 1366
Guarducci;Ende~EViC: Guarducci;[M]rvE---Reinach.
Datierung
"{Folgendes beschlossen nach gemeinsamen Beratungen? die Stadt der Hierapyt-
Die Buchstabenformen weisen in das späte 3. Jh. 1367Vielleicht handelt es sich um
nier und die] Stadt {der Itanier]. Es soll Isopolitie sein {für den Itanier in Hierapytna],
einen Nachtrag zum Vertrag 19.
indem er an den göttlichen und den menschlichen Dingen teilhat, und unter denselben
Bedingungen für den Hierapytnier in Itanos, indem er an den göttlichen und den
menschlichen Dingen teilhat. Und wenn die Städte gemeinsam beschließen, diesem
Vertrag etwas hinzuzufügen oder zu streichen, soll das, was wir streichen, weder
durch Verrvünschungen noch durch Eid geschützt sein; was wir aber hinzuschreiben,
soll durch Fluch und Eid geschützt sein. Der Vertrag beginnt in Itanos im Amtsjahr 1361AndersGuarducci1942,87 (SchlußteileinesVertrags).
der Kosmeteren Peisandros, Charidamos, Archemenidas, Kainako{.Jos, Pheidon 1362Schmitt 1969, 384.
und in Hierapytna im Amtsjahr der Kosmeteren [K]ausilos, Samagoras, Kydikles, l363Vgl.Gawant.ka1975,218 K 19.
1364"Evapo, = "vouell la malediction",EvopKo,= "lie par un serment":Bile 1988a,352. Zum
Menesthenes, Menias."
Worts. auch Reinach1911,418; Guarducci1942,87.
1365zur BezeichnungKooµri,i\PEsin Itanos s. Guarducci1942,87; Willetts 1955,28, 126; Bile
1988a,338f.
1366Beispiele:Chaniotis1991a,249 mit Anm.44.
1367Vgl.Guarducci1942,86; Schmitt1969,383. Reinach1911,416f.datiertedie Inschriftin die
Zeit nach dem Schiedsspruchvon 140(49).
236 C 12. Nr. 21. Hierap_vtna-Praisos Cl 2. Nr. 23. Lyttos-Praisos 237

---------Ka.]i. [t]av "H[po.v? -----------------------]


Nr. 21. Vertrag zwischen Hierapytna und Praisos, spätes 3. Jh. . . ---------------]

Beschreibung: Fragment einer Stele aus grauem Stein, allseits gebrochen; H 7 cm, B 7,5 cm, T 2,5 Die Länge der Zeilen ist nicht bekannt. 1 Er Xanthudidis; ETI oder Er Guarducci. 4 Guarducci. 5
cm, Buchstabenhöhe 0,9-1 cm. Xanthudidis. 6-8 Lesungen Guarduccis; [a1totnaav,wv / o Koaµo~ rKa.ato~ apyupiw] crta.tijpa.~
Buchstabenformen: Al, Nl, m, D, Q4. / oi µev 'Irpa.m'.itvt]ot ta(t} ltOAft [tiiiv Aa.tiwv, / Ao:ttot ÖE
[EKO.tOV, tat ltOAft tiiiv l 'IEpa.ltUtvtw[v l
Fundort: Ort ro:yKO,a. zwischen Praisos und dem modernen Dorf Nfo Tipa.w6~, in der Nähe einer Xanthudidis. 6 Anfang Chaniotis. 7 AOI oder MOi Guarducci. 9 Xanthudidis; [ixa.tip11] Guarducci;
verfallenen venezianischen Kirche. [EKa.tEpot~]Xanthudidis. 10-12 Chan1otis. 12 Anfang rA, EA oder TA, Ende I oder H, Guarducci.
Ed.: Faure 1969, 314f. (Photo) [Bile 1988a, 50f. Nr. 44].
"[---] in Lato aber[---},[--- wenn etwas] entgegenkommen sollte ( ?), [--- sie müs-
[---------] Kn[--------1
1(0,\ sen eine Geldstrafe} in Höhe von[---} Stateren [zahlen, und zwar die Latier an die
[--------TI]pmaio~ [-------] Stadt der Hierapytnier und die Hierapytnier? Jan die Stadt der [Latier? ---} den Hiera-
[---------Tip ]maioov [-------]
pytnier [---] gemäß den [jeweils geltenden Gesetzen? ---] den Latiern [ und den
[-----]H 'la.pmt[utv- --------]
5 [---------- ]YTnNT[--------- l Hierapytniern?. --- Ich schwöre bei Zeus] Kretagenes (?)[und -- und bei Hera?---}."
[--]1?1",]~--------1 Aus dem kleinen Fragment eines Vertrags zwischen Hierapytna und Lato läßt sich
4 'la.pa.1t[utva.] Faure. 5 [a.]utiiiv t[--]? 6 c'm6Bile. Nur die obere Hälfte der Buchstaben ist lesbar. nur wenig entnehmen. Die Rede ist offenbar von Strafgeld (Z. 6), das wahrscheinlich
Über den Inhalt des Vertrags zwischen Hierapytna und Praisos läßt sich nichts die Kosmoi der einen Stadt an die andere zu zahlen haben (Z. 7, tat 1t6A.et).Wenn
feststellen. die Ergänzung [Eva]vnc.ocre[mt] richtig ist, wurde hier vielleicht eine Entschuldi-
gung für Versäumnisse (der Beamten?) aufgeführt, z.B. die Jungmannschaften zu
Datiernng
vereidigen oder den Vertrag jährlich zu verlesen. 1369 Andererseits begegnet die For-
Die Buchstabenform spricht für eine Datierung ins 3. Jh. 1368 Aus dem späten 3. mel JCata
wu~ unapxovm~ v6µou~ (Z. 9) häufig im Zusammenhang mit Verein-
Jh. stammt eine relativ große Zahl von Verträgen zwischen Städten Ostkretas, die von barungen wirtschaftlichen Charakters (vgl. B V 4). Möglicherweise enthalten die bei-
Bemühungen um Regelung der oft gespannten Verhältnisse zeugt: Hierapytna und den letzten Zeilen den Vertragseid mit der Liste der Schwurgottheiten. Die Buchsta-
Itanos (19-20), Hierapytna und Lato (22), Lyttos und Praisos (23), Hierapytna und ben AfENH können zum Epitheton des Zeus Kretagenes gehören (vgl. B II
Priansos (28), vielleicht Hierapytna und Biannos (?, 35). Vielleicht gehört auch 2.2).1370 In der letzten Zeile wäre dann möglicherweise der Name Heras zu er-
dieser Vertrag zwischen Hierapytna und Praisos in diesen zeitlichen Rahmen, ohne gänzen.
daß jedoch eine nähere Einordnung in das späte 3. Jh. möglich wäre.
Datiernng
Nr. 22. Vertrag zwischen Hierapytna und Lato, spätes 3. Jh. (ca. 216- Die Paläographie spricht für eine Datierung ins späte 3. Jh. 1371 Der Vertrag gehört
200?). wahrscheinlich in die Zeit der gortynischen Hegemonie, in der sowohl Lato als auch
Hierapytna mit Gortyn verbündet waren (A II 5); in dieser Zeit waren Lato und
Beschreibung: Allseits abgebrochenes Fragment einer Tafel aus grauem Kalkstein; H 17 cm, B 10
cm, T 8 cm; Buchstabenhöhe 08,-1 cm. Hierapytna auch mit Attalos I. verbündet (um 200).
Buchstabenformen: A3, td, E5, H5, Al, N4, TI3,P3, I:2, Y3, Q4.
Fundort: "Ayw~ NtKoAa.o~ (Lato pros Karnara, 1907); jetzt im Museum von Herakleion (lnv.Nr. Nr. 23. Bündnsivertrag zwischen Lyttos und Praisos, spätes 3. Jh.
135).
Ed.: Xanthudidis 1908, 224f. Nr. 10 (Druckfaksimile) [Fraenkel 1915, 1041 Nr. 29]; IC I,xvi 16 Beschreibung: Zwei Fragmente einer Stele aus Kalkstein: A: allseits abgebrochen; H 11 cm, B 18,5
(Photo); SV III 583. cm, T 6-7 cm; B: oben, unten und rechts abgebrochen; H 24 cm, B 23 cm, T 0,6-0,7 cm; Buchsta-
benhöhe 1,4 cm. Der Text ist zwischen Doppellinien aufgezeichnet; die Buchstaben waren rot be-
[------ ------------------------------------------------------------] malt.
[---------------------------------- ]A[----------------------------------------------1 Buchstabenformen: A3.~1. E4, H4, K2, M4, NI, N3, 03, Til, P4, I:2, Yl, <1>1,
Q6.
[---- ---------------]TI[ ...]T[---------------------------------------1 Fundort: Akropolis von Praisos (1904); jetzt im Museum von Herakleion (lnv.Nr. E 104, 108).
(-----------------------------------1 ETI[..]T[----------------------------------------1 Ed.: Frgm. A: Xanthudidis 1908, 219 Nr. 7 [Fraenkel 1915, 1040 Nr. 27]; Bosanquet 1909/10,
[------------------------------ r ]v 8fAa.[tiiit ------------------------------------1 284f. Nr. 3. Frgm. B: Bosanquet 1909/10, 286 Nr. 6. Frgm. A+B: IC III,vi 12; SV III 581 [vgl.
5 [--------------- a.t KO.µ~ tt rva.]vttlOOE[ ta.t, ------ UltOtELCICXVtwv? -----------1 SEG XXV 1038].
[------------------ tat 1t6AE ]t ata.Tiipru;[---------------------------------------1
[----- -------- ]AOItat 1t6AE;t[ iiiv----------------------------------1
[------------- to ]v·'IEpa.m'.itvto[v-------------------------------------]
[---------------------]! Ka.ta t~ u[ltCXPXOVta.~ amtEpij v6µ~ 0 ---]
10 [---------- ~o~] Aa.tio~ ic{a.lto~ 'lrpo.ltUtvto~?-------]
!369Vgl. Xanthudidis 1908, 224; Fraenkel 1915, 1041; Schmitt 1969, 387. Vgl. z.B. 14 Z. 17;
[------ ·~vuw tOV~ia. tOVKpri]!a.yrvij? [K~\ ---------------------------------)
26 z.
4.
1370zurn Akk. Kp11ta.yrvij s. SV III 468 Z. 18.
1371Vgl. Xanthudidis 1908, 225. Eine Datierung ins frühe 2. Jh. (so Guarducci 1935, 132;
1368Vgl. Faure 1969, 314; Bile 1988a, 50. Schmitt 1969, 386: 3./2. Jh.) scheint weniger wahrscheinlich.
238 CI 2. Nr. 23. Lyttos-Praisos CI 2. Nr. 24. Gortvn-Hierapytna 239

A
der Kosmoi die Rede, Prozesse zwischen Milesiern und Knosiem innerhalb von fünf
[------------------------------------------------
ouµµaxT10T1v O'.M.a.AO~ 'tov fomvm]
[:wovovl CWOA.ol<; KU!cmpo[(/)OCJl<mo; ------------------------------------------------]
Tagen nach der Anzeige durchzuführen: Kpivnv i:y Kvwcr&[t] µev Kocrµov Kat ßou-
1375Es ist daher
Aav ... 7tEV'tEaµepmi;, aq>' &i; KU Karncrrn0&crtv EJtl.'tO <XPXEtov.
[-------] E½; Mmov Kal [-------------------------------------------------]
[-----------)Si:KU!f.VEipri[vmKat f.VllOAfµ(il\-----------llOAf:µLtV UllOxwpa('] denkbar, daß sich das zweite Fragment mit der Führung von Prozessen zwischen
5 [ut Kal oi A~~l:ttotllOM:(µ&vn?-----------------------------------------------------) Praisiem und Lyttiem befaßte.
B
Datierung
[--------- -------------------------------------------]
[.]Nill:[------- ----------------------------------------] Aufgrund der Buchstabenformen läßt sich der Vertrag ins späte 3. Jh. datie-
wp'~ Ka [K[macr,a0wvn rnl 'tOUPX€lOV? ------------------------------------------] ren.1376 Er ist sicher jünger als der Vertrag zwischen Lyttos und Praisos (12). H.
illOIMEN[---------------------------------------------------------------------- rrc'!-] van Effentcrrc datiert ihn ohne nähere Begründung in die Zeit nach dem Lyttischen
[v ]0' aµq>ÖV [------------------------------------------------------------------KCX'ta-]
Krieg.1377
5
[~.~=[~~~~---------------------------------------------------------------------------1
Nr. 24. Bündnisvertrag zwischen Gortyn und Hierapytna, spätes 3.
[- ·---------------------------------------------------------------------1
Jh. ( ca. 216-206).
Die Zeilenlänge läßt sich nicht bestimmen. A 1-2 Chaniotis ex.gr.; anpof q,acricr'tCJl; -- l Guarducci. 3
Vielleicht ['tov TTpaicrtov]Ei; M.mov [Kat 'tOVAumov Ei; TTpmcr6v].4 Möglicherweise [rnrn0m] ot Testimonien:
Kat f.VEipri(vm Kat r:v1to1u:µwt);vor dem E eine schräge Haste (A, ii, A); [---]; rnl rv Eiprifvm rnl l:v Testimonium a: 27 z. 5-16, 56, 61-81 (Vertrag von Priansos mit Gortyn und Hierapytna, kurz nach
notu:µwt] Bosanquet; [notu:µw]Kat f.VEiprifvm)XanUmdidis;[r:vno1u:µw1]81:rnl tv cip~[vm'') Gu'!r- 205).
ducci. 5 Chaniotis; oi noAi[µtot) Xanthudidis; [--]tot noA.E[--1
Guarducci. B 2 Chaniolis, oder aq,' ~;
5 [Taoc cruvukv,o 01 fop'tUVlotKüll'IEpa-]
KUK[atu:crwv,1];aq,' &; KUK[---l Guarducci. 3 Ende-4 Chaniotis. 4 Vidlcidll [1tcv]6'ixµcpii[v aq,' a;
KU€lt! 'tOapxc'iov Ka'ta/cr,]a0&vn; 4 [au]0aµrpav Bosanquct. :i nONTI Bosanquct; fßo]a8iiiv'tl [n]u-rvtot-rot; TTptavcrtEÜcrtvK[al 01 TTptavcrtfr~'tOt~fop-ruviot~ Kat ,o-]
Guarducci. 7 Unter dem Ader 6. ?.eile Spuren eines runden Buchstaben (0, 0), unter dem zweiten /\ cruµµaxTj[criiv,ov; TTptavcru:a~'tOVÜnavmxpovov cm-]
[t]; 'IEpUltU'tVlOt~·
der 6. Zeile Spuren von A, ii oder/\, Guarducci. ~ Ka1.aOOA.oJ<; Kat Eljl[iiOOm ,o'i~ fop-ruviot~ Kal w'i; 'IEpanu-rvi-]
(o]t~rnl ltOAfµwKat lpl]Va; <'m[ÜtKUnapaKUA.\(l)V'tl auwi, ltOM:µiovm; a-]
A l O [no] ~'?(XX~<iltKa Kat 6 foprov[to; KW'IEpaltU'tVlOs K'tA..]
"[Wir werden Verbündete sein? J ohne Heimtücke und ehrlich /---} nach Lyttos Testimonium b: 28 Z. :i-12 (Vertrag zwischen Priansos und Hierapytna, kurz nach 205).
[---] im Frieden [und Krieg?; --- und wir werden Krieg führen, wohin auch immer 5 TaoE cruvffiE[v,oKat cruvru-]
die] lyttier Krieg fahren ( ?) [---/." OOKTjCJUV UA.A.UMt~ 'IEpa1tU'tVtotKal n ptavcrtot [cµµi:vov-l
'tEsf.Vmt; 1tpoÜ!taPXwcrat; cr-ro.A.m~ ioim 'tE['tat KElµEVm]
B fop-ruviot~ Kat 'Icpa,:tU-rviot;Kat 'tat Kma Kmvo~[fop-ruvio1;]
"[--- innerhalb von -- Tagen}, vom Tag an gerechnet, an dem [sie ::,umAmtslokal Kat 'lrpanu-rvim; Kat TTptavcriot;Kat r;v'tat q,tA.im[Kat cruµµa-]
erscheinen?; --- innerhalb von fii.nf?J Tagen [---}". 10 xim KUI.ÖpKOl~ 'tOl~ltpüYfYOVOOl€V mu,m; ,[at; ltOAf:crtv]
Kat rnl ,fö xwpm &t EKCl'tEpül EXOV'tE~ KUI.Kpmov['tE~'tUVcruv-]
Die zwei Fragmente gehören sicher zusammen: Material und Schrift sind ähnlich; Srirnv EBEv'tO r:;,ov navm xpovov.
in beiden Fragmenten treten Doppellinien auf, die die Zeilen markieren. 1172 Sie las-
Die Existenz eines bilateralen Bündnisvertrages zwischen Gortyn und Hierapytna
sen sich als Teile eines Bündnisvertrags erkennen. 1373 Die Worte a86Awi; 1mt anpo-
kann aus den Bündnis- bzw. Isopolitieverträgen 27 und 28 erschlossen werden. Der
q>acricr'tcoi;
(A 2) kommen in den kretischen Verträgen immer im Zusammenhang mit
Isopolitievertrag zwischen Hierapytna und Priansos nimmt auf zwei weitere Verträge
der Beistandsklausel vor (s.o. Anm. 529). Auch die Wendung rnt i:v no),Jµcp rnt Ev
(Testimonium b Z. 7) Bezug, einen Vertrag zwischen Gortyn und Hierapytna und
dprivrit (vgl. A 4) findet sich häufig in Bündnisverträgen, vor allem in der Enrn0m-
einen etwas jüngeren Vertrag zwischen Gortyn, Hierapytna und Priansos. Den Ver-
Formel (B III J c). 1374 In den Kontext der Beistandspl1icht paßt auch das Wort
trag zwischen Gortyn und Hierapytna setzt indirekt auch das Testimon~um a voraus,
noA.EµE'iv(A 5). M. Guarducci, die in B 5 das Verb ßori0f'iv ergänzte, brachte auch
denn in diesem erscheinen beide Städte als der eine Vertragspartner, Pnansos als der
das zweite Fragment mit der Beistandsformel in Verbindung. Es ist jedoch sicher,
andere. Gortyn und Hierapytna waren also zu diesem Zeitpunkt bereits durch e_inen
daß in diesem Fragment zweimal Fristen genannt werden: aq>· &i;(sc. aµi:pai;) in B 2
Vertrag verbunden. Sicher war es ein Bündnis- und Freundschaftsvertrag (Testimo-
und [nEv]0' aµEpa[v) in B 4. Die Ähnlichkeit mit einer analogen Formulierung im
nien a und b) mit gleichen Rechten der beiden Bündner.
Rechtshilfevertrag zwischen Knosos und Milet ist auffällig; dort ist von der Pflicht

1372Guarducci 1942, 149f.


D 73Vgl. Guarducci 1942, 14'); Schmitt 1969, 385 (ohne Kommentar). U 7 5sv III 482 30-33. Zum Genitiv aµEpav im Sinne von 'innerhalb von X Tagen' vgl. z.B. 18
1374Ansonsten kommt dieser Ausdruck in Verträgen kreti,cher SUidtc mit Staaten lies Auslands Z. 18.
im Zusammenhang mit der acrq,aA.Etavor: s. Chaniotis 1991a, 251 f. 1376Vgl. Guarducci 1942, 150; Schmitt 1969, 385.
1377van Effenterre 1948, 155 mit Anm. 6. Vgl. auch hier zu 20.
240 CI 2. Nr. 25. Gonyn-Lyttos CI 2. Nr. 26. Hierapytna-Lyttos 241

Datierwig Nr. 26. Bündnisvertrag zwischen Hierapytna und Lyttos, kurz nach
Der Bündnisvertrag zwischen Gortyn und Hierapytna ist sicher älter als der auf die 205.
Zeit um 205/200 zu datierende Vertrag zwischen Gortyn-Hierapytna und Priansos Beschreibung: Der untere Teil einer opisthographen Stele aus blaugrauem Kalkstein, gebrochen in
(27). Weitere Anhaltspunkte für die Datierung geben die Nachrichten über die Betei- zwei Teile; H 1,065 m, B 73 cm, T 8,5-9 cm. Auf der Vorderseite trägt er den Vertrag zwischen
ligung Hierapytnas am Krieg der Verbündeten Philipps V. gegen Rhodos (um 206, Rhodos und Hierapytna (SV III 551), auf der Rückseite diesen Vertrag und einen Beschluß Hierapyt-
s. A II 4). Hierapytna war also bereits um 206 mit Gortyn verbündet; vielleicht ge- nas über die Verleihung von Privilegien an Magnesia am Mäander (IC III,iii 3 C). Der Text ist zwi-
schen Richtlinien geschrieben; Buchstabenhöhe 0,7-1,2 cm; Spuren roter Farbe. Der Text auf der
hörte es zu den Städten, die 216 die npocnacria Philipps anerkannten. Vorderseite des jetzt verschollenen Oberteils ist durch den Codex Ambrosianus R 117 sup., ff. 243r-
244v bekannt.
Nr. 25. Bündnis zwischen Gortyn und Lyttos, ca. 219/205 (um 216?). Buchstabenformen: A5, B2, t.1, E5, Zl, H4, 04, K2, A3, M4, N3, 2:2, 04, TT4,P4, I2, I4, Y2, <1>6,
Testimonien:
x2,m.
Fundort Vermauert in einem Haus in Portogruaro (1788), seit 1828 in Venedig;l381 der untere Teil
Testimonium a: 26 Z. 12f. (Vertrag zwischen Hierapytna und Lyttos, um 205). jetzt im Archäologischen Museum von Venedig (lnv.Nr. 53);1382der obere Teil ist verschollen.
crtaaavtwv öl::Kat lCOIVCXV EVrop't\lVl EVtWl lEpWt
crtUAflV Ed.: Naber 1852, l05-I07 [Cauer 1883, Nr. 117; Michel 1900, Nr. 29; SGDI 5041); IC III,iii 3 B
tw [.......]t. (Photo). Vgl. Voretsch 1870, 9 (zu Z. 2); Deiters 1901, 589f. (zu Z. 13); Chrimes 1944, 232 Anm.
1 (zu Z. 1).1383
Testimonium b: Polyb. 22,15,1 (zum Jahr 184).
[---------
"Ott Kata t~V Kp~tllV, ,coaµouvto, EVfoptuvn Kuoa tou 'AvtaA.lCOUs,
Kata 7tClVtatp07tOV [..............]ovtwv OEoi '[Epaitutvtol tot, AUttlOls Esta [-----------------------------------------------------)
EA.attoUµEVOl foptUVlot tou, Kvwaiou,, Cl7tOtEµoµEVOl tri, xwpa, autwv to µEVKaA.oUµEVOV [...........oi OE]Aumot tot, 'IEpa7tUtvlOl~ Estav ruaµEpov tav [-------------------.'O OEKoaµo, tWVl
Au,cacrttoV7tpoCTEVEtµav
'Pau,c(o1,, to OEi'.tatOVlOV
Auttiot;. ['IEpaitutv(]wv Ep7tEt(J) Auttot Es tO ClPXEtov · Kata tauta OEKat otw[v Auttl(J)VKoaµo, Ep7tEt(J)
EV'IEpaitutvm Es]
Unter den Ereignissen des Jahres 184 1378 berichtet Polybios von einem Krieg
to UPX[Etov]. Ai OEoi ,cooµot EM17t0\EV tav 8uaiav tav T)ypaµµEvav,ai'.,caµ~ tt 1t0~[µ~ lC(J),A,1)-
zwischen Gortyn und Knosos, der zu Gebietsverlusten der Knosier führte. Knosos a111,a1totE1aav-]
verlor das Land der alten Stadt Lykastos (AuKacrnov), die wohl mit KavA.1.Kacr'tEA- 5 t(J)Vo,coaµo~E!Cacrto~ apyup(w amtfipa, bmtov, oi µEV'1Epa7tUtvtoltot, AuttlOls tiit 7t0A.El, <?~
At zu identifizieren ist, 1379 und den Landstrich Diatonion ('A<J1:pirn1?). 1380 Aus der & Auttim tot~
Tatsache, daß die Gortynier Diatonion an die Lyttier übergaben, läßt sich erschließen, 'IEpa7tUtvlOls,iit 7tOA.El. "Ott OE,ca oo/;111tat, 7t0A.ECHVE~EA.EVi\ Evfü:µEV, ö tl µEVJ~~~~~ µfit~
daß Lyttos zu ihren Verbündeten zählte. Ev81vovµ11-
tE EVop,cov i;µEV,ö tt OEfyypa'lfatµEVi:v81v6vtE i;µEvKat i:vop,cov.Ei OEti ,ca 8EwviAiwv Övtwv
Datierwig Mßo>-
Der Bündnisvertrag zwischen Lyttos und Gortyn ist sicher auf die Zeit nach dem µEv Cl7t0tWV7tOA.Eµ(wv, AflYX_avovtwv Kata to tEA.OsElCCltEpot
· µ~ E~fCTt(J)
OEiöim µ~tE 7tOA.E-
µov E-
Ende des Lyttischen Krieges (ca. 219/8) zu datieren; er ist auch älter als der um 205
X(!lEprn8mxwpt, µ~tE Eip~vav ti0rn8m, ai'.Ka µ~ aµ(j)OtEpot,oo/;111. Ai OEtlVEs,ca iö(m E9'V-
geschlossene Vertrag zwischen Lyttos und Hierapytna (26); beide Städte waren da- Ey,cwvtm,
mals Verbündete Gortyns, denn ihr Vertrag wurde auch in dieser Stadt aufgestellt 10 autot Kat Ota7tOA.EµovtWV, Katµ~ i:vop!Cotfotwv oi µ~ auµitoA.EµovtE,.Imaavtwv OEta, ~t~-
(Testimonium a). Wahrscheinlich stammt er aus der Zeit der Neugründung des Kreti- AflsElCa-
schen Koinon und der Anerkennung der npocrrncria Philipps V. über Kreta (um tEpot EVtot, iöiot~ lEpot~.oi µEV'IEpa7tUtvtol'ilt..EpotEVtWl iEpWt,tav OEEV'AitoMWVl,oi OE
216, A II 4). Lyttos war bereits während des Lyttischen Kriegs mit Philipp V. ver- Auttwi rvt&i i-
Epw1t[ ü) 'A1t6]MWvo, Kat Eµ7t0A.El EV'ABavaim. crtacravtwv OEKat lCOlVCXV crtUAflVEVfop'tUVl
bündet (A II 3 ), so daß man annehmen darf, daß es anschließend Mitglied des Koi- EVtwt iEpÖn
non unter gortynischer Führung war. tW [.......]!. "Op,co, AuKtl(J)V
· oµvuw tav 'Eatiav Kat Zfiva 'Opatptov Kat 'A8avaiav 'Q1..rpiav
Kat Zfiva
Mov[vhtov Kat "H]pav Kat 'ABava(av TTot..taöaKat 'AitoMWvaTTuttoVKat Aatco Kat "Aprn Kat
. 'Aq>pooitavKat Kwpfi-
15 ta~ [Kat Nuµq>a]sKat BEo,1tavm, Kat itaaa, · rtµav tycoauµµax11crwtot, 'IEpa7tUt;'lOl~tO~
itaVta xpo-
VOV Cl7tt..[6w]sKat aoo~ Kat tOVautov (jllA.OV Kat h8pov f~ü) Kat 1toA.Eµ11aw
U7t0xwpa, ut ,ca
Kat o'IEpaitUtvlO~
1378zur Datierungs. Walbank 1979, 200.
1379Bursian 1872, 561.
138!Anti 1930, 18 Nr. 6.
1380raure 1959, 189, lehnte die Existenz des Diatonion ab und schlug vor, den Namen als Tpt-
1382Anti 1930, 18; Guarducci 1935, 31 gibt die Inv.Nr. 243 an.
twvtov (das Tal des Russes Triton) zu lesen (so auch Callaghan 1992, 135); da aber das Ethnikon 1383Folgende Veröffentlichungen der Inschrift waren mir unzugänglich (zitiert nach Guarducci
t.11~[6]vvto~belegt ist (SEG XXVI 1679), kann diese Korrektur nicht angenommen werden; ausführ- 1942): A. Torres y Ribcra, Antiquitates Crctenses, Venedig (unvollständige Ausgabe um 1800)
licher s. Chaniotis 1992, 76. Zur Lokalisierung von Diatonion s. Guarducci 1935, 46; van Effenterre 76ff.; Ph. Le Bas, "Lettre au directeur gerant de Ja Revue de Philologie sur trois inscriptions inedites
1948, 117f. provenant de l'ile de Crete", RPh 1, 1845, 264-272.
242 CI 2. Nr. 26. Hierapytna-Lyttos CI 2. Nr. 26. Hierapytna-Lyttos 243

Kaito OlKatOV ocoo&KaieµµEv& EVto'ir;CTUVK€tµEV01r;,


i:µµE:VoVtOlV
Kai'tffiV'IEpmtU'tVtOlV. 'Em-
(Krieg führen sollten), und mich zum Prozeß stellen 1384 und an dem Vereinbarten
- opKüV'tlµi:v
T]µ€V't~ 0Eor;eµµaviar;KaiyivEcr0m ltUV'ta'ta UltEVav,ia, EUOpKOOl 0€,or;0Eor;iAior;~µEvKai festhalten, wenn auch die Hierapytnier es tun. Und wenn ich meinen Eid verletze,
yivEcr0m ,roÄ- sollen die Götter erzürnt sein und alles Feindliche geschehen; wenn ich aber dem Eid
Ä[Ä)aKaya0a.vac."OpKor; 'IEpa!tU'tVlOlV
· oµvuw'tUV'Emiav KaiZi\va 'Opa'tplOV rni 'A0a- treu bleibe, sollen die Götter barmherzig sein, und viel Gutes soll geschehen. Eid der
vaiav 'QÄ.Epiav Kai Hierapytnier. Ich schwöre bei Hestia und Zeus Oratrios und Athena Oleria und Zeus
20 Zi\vaMovvinovKai"HpavKai 'A0avaiavnoÄ.1aoa Kai 'A1toÄÄ.Olva
nunov !((ltAmcoKat"A- Monnitios und Hera und Athena Polias und Apollon Pythias und leto und Ares und
pw Kai 'A(j)pooi-
Aphrodite und den Kureten und den Nymphen und allen Göttern und Göttinnen.
tav KaiKwpi\tar;KaiNuµ(j)ar; Kai0Eor;1tavtar;Kat1tacrar;·~ µav eycocruµµaxr1cr& 'tOtr;AUK'ttOlr;
'tOV Wahrhaftig werde ich Verbündeter der lyttier auf alle Zeit ehrlich und ohne Heim-
1ta.v,axpovovc11tÄ.60lr;
KaiaooÄ.wr;Kaitov au,ov (j)tÄ.ov Kati:x0povi:~&Kai1toÄ.€µ11cr& a1toxw- tücke sein und denselben Freund und Feind haben und von meinem land aus
par;ut kämpfen, wogegen auch die lyttier (Kriegführen sollten), und mich zum Prozeß
KaKaiOAu,nor;Katto OtKmov ocoo&Kateµµ€V& [V 'tOtr;
CTUVK€1µEvo1r;,
i:µµtVOVtOlV Kai,&v stellen und an dem Vereinbarten festhalten, wenn auch die lyttier es tun. Und wenn
AUKttOlV. 'E- ich meinen Eid verletze, sollen die Götter erzürnt sein und alles Feindliche geschehen;
~lOP~?Vtl µ€;'.tor;0Eor;eµµaviar;~µ€VKaiyivEcr0m ltUVtatixUltEVClV'tta,r:uopKOOl OEtor;0E-
wenn ich aber dem Eid treu bleibe, sollen die Götter barmherzig sein, und viel Gutes
25 [o]r;[Wor;]T]µ€V Kaiyivrn0mltOMaKaya0a..
soll geschehen."
Lesungenvon A. Torresy Riberaund Cobetbei Naber.Vor I und I AnfangnPEirHIAtiEQN[Ka
XPiavi:x1111top11iw
1tape/x]6vtwvTorres;[i:p,r]ov'tOlvGuarducci;vielleicht[0uµma 1tapex]6vtwv Vorliegender Text ist der Schlußteil eines umfassenden Bündnisvertrages zwischen
bzw.UltOO'tEM]OV'tOlV.1 ta[v eua.µepov'tav) Torres;ta [avOpT]ta
Ka0wr;)Aumo1 Chrimes.2 f\)(l- Hierapytna und Lyttos. Aus den Eiden der beiden Vertragspartner geht hervor, daß
µEpovta[(j)a.v]Voretsch;tav [,&v 0rnomcriwv]Blass.OtiEKOIMOITQTorres.3f. Naber; [Aut-
tiwv) Guarducci;[Auniwv] Naber. 5 Ende, nur der untere Teil der Buchstabenist erhalten. 13 Hierapytna und Lyttos als gleichberechtigte Partner das Bündnis eingingen. 1385 Die
['AoKÄ.a1t1&]
{1}Naber;tii':>[1
eµ nutiw]1Deiters.15Naber. beiden Städte waren zum Beistand bei feindlichen Angriffen (vgl. Z. 16, 22) sowie
gemeinsam beschlossenen Feldzügen (Z. 8f.) verpflichtet (vgl. B III I c). Im ver-
"Und die Hierapytnier sollen den lyttiern [--- zu den Festen und NN ---; ebenso
lorenen Teil der Inschrift wurden auch Vorkehrungen im Zusammenhang mit der
die] lyttier den Hierapytniern zum Fest [NN. Und das Kosmenkollegium der Hiera-
pytnier] soll in lyttos zum Amtslokal kommen; ebenso [soll das Kosmenkollegium
Durchführung von Prozessen getroffen, auf die der Ausdruck ,o
8h:mov öco<Jffi
im
der lyttier in Hierapytna zum] Amtslokal [kommen]. Und wenn die Kosmoi ver- Eid (Z. 17, 23) hinweist
säumen, das (oben) geschriebene Opfer darzubringen, wenn kein Krieg sie [daran Teilnahme an Festen und Opfern (Z. 1-6): Aus anderen Verträgen wissen wir, daß
hindert], soll jeder Kosmos hundert Silberstatere bezahlen, und zwar die Hierapytnier Hierapytna Einladungen für die Feste Heraia (28 Z. 38), Theodaisia (14 Z. 8 und 50
an die Stadt der lyttier und die lyttier an die Stadt der Hierapytnier. Und wenn die Z. 9) sowie für ein Fest, dessen Name mit O anfängt (14 Z. 8), auszusprechen
Städte beschließen, etwas zu streichen oder hinzuzufügen, soll das, was gestrichen pflegte. Analoge Einladungen sind für Lyttos nicht belegt; bekannt sind dort die Feste
wird, weder heilig noch vom Eid beschützt sein; was wir aber hinzuschreiben, soll Periblemaia, Belchania und Theodaisia. 1386Die Einladung der Kosmoi ins AmL~lokal
heilig und vom Eid geschützt sein. Und wenn wir etwas von den Feinden nehmen, des Vertragspartners (Z. 2-4) bezieht sich auf alle Besuche der Kosmoi in der Part-
wenn die Götter barmherzig sind, soll jeder den Anteil, der seinen Truppen ent- nerstadt (vgl. B VI 4). Im verlorenen Teil der Inschrift war von einem Opfer die Rede
spricht, durch los erhalten. Und man darf getrennt weder Krieg führen noch Frieden (Z. 4), das jedes Jahr von den Kosmoi dargebracht werden sollte und vorher be-
abschließen, wenn nicht beide es beschließen. Und wenn jemand getrennt Krieg schrieben wurde (vgl. ,av riypaµµevav).1 387 Vielleicht handelt es sich um ein
führt, soll er (allein) den Krieg zu Ende führen, und wer nicht mit ihm zusammen gemeinsames Opfer an einem Kultort, den die Bürger beider Städte besuchten (vgl. B
kämpft, verletzt den Eid nicht(?). Und sie sollen die Stelen aufstellen, jeder in den VI 3).
eigenen Heiligtümern, und zwar die Hierapytnier in Oleros im Heiligtum und eine Abänderungsklausel (Z. 6f., vgl. B II 4).
andere im Heiligtum des Apollon, die lyttier aber im Heiligtum des Apollon und in
Aufteilung der Beute (Z. 7f., vgl. B III 1 h).
der Stadt im Heiligtum der Athena. Und sie sollen gemeinsam eine Stele in Gortyn,
im Heiligtum[---] aufstellen. Eid der lyttier. Ich schwöre bei Hestia und Zeus Durchführung von Feldzügen (Z. 8-10): Es wird angenommen, daß unter i8im 1t6-
Oratrios und Athena Oleria und Zeus Monnitios und Hera und Athena Polias und 1..eµov fXq>eprn0m (Z_ 8f.) von Privatpersonen organisierte Raubzüge zu verstehen
Apollon Pythias und leto und Ares und Aphrodite und den Kureten und den Nym-
phen und allen Göttern und Göttinnen. Wahrhaftig werde ich Verbündeter der Hiera- 1384DieÜbersetzungHarrisons1994,218 ist fehlerhaft:"Alhenalhe Destroyerand Zeuslhe Zeus
pytnier auf alle Zeit ehrlich und ohne Heimtücke sein und denselben Freund und lhe Steadfast...I shall wage war from011 lhe land in whichis also Lyttianteritoryand I shall graut
Feind haben und von meinem land aus kämpfen, wogegen auch die Hierapytnier equalrightsunderlhe Iaw...".
l 385Guarducci1942,41.
1386Belchania,Theodasia:IC l,xviii 11; Perihlemaia:11; vgl. Willetts 1962, 202-206,250; B
VI 2-3. Zum Wort eua.µepor;('Fest') vgl. IC 11,v35 Z. 17; vgl. Blass 1905,316; Guarducci1942,
41; LSJ Suppl.,s.v.; Bile 1988a,359.
l 387ygl. Willetts 1955, 126.
244 CI 2. Nr. 26. Hierapytna-lyltos CI 2. Nr. 27. Gortyn-Hierapytna-Priansos 245

sind. 1388Das Verbot des Friedensschlusses (Z. 8f.: iöim ... µfin: eipfivav ,i0rn0m) trags zwischen Hierapytna und Rhodos (ca. 205), 1394möglicherweise wurden sogar
kann sich jedoch keineswegs auf private Feldzüge beziehen. Das Adverb iöit;c hat beide Texte von demselben Steinmetzen geschrieben. 1395Da der Vertrag zwischen
nicht nur die Bedeutung 'privat' (im Gegensatz zu öriµocrit;c). sondern auch die Be- Rhodos und Hierapytna (A) eine ganze Seite der Stele deckt, während auf der an-
deutung 'getrennt' (in Gegenüberstellung zu Kotvn). 1389 Das Wort wird hier in deren Seite zwei Texte (B-C) aufgezeichnet wurden, ist anzunehmen, daß erst die
letzterem Sinn verwendet, also als Synonym von xwpii; ('getrennt', Z. 9) und in Seite A beschriftet wurde. Der Vertrag Hierapytnas mit Rhodos (A) ist also älter als
Opposition zum Satz ai'.x:a µ11aµ<po,Epoti; 06~11t. Es handelt sich um die auch sonst der Vertrag mit Lyttos (B). Die Aufstellung einer Kopie dieses Vertrags in Gortyn
gut belegte Bestimmung, daß die Bündner einer gemeinsamen Außenpolitik folgen deutet darauf hin, daß Gortyn mit Hierapytna und Lyttos verbündet war; der Vertrag
(vgl. B III I f): Hierapytna und Lyttos sollen dieselben Freunde und Feinde haben ist also nach dem Vertrag 24 zu datieren. Terminus ante quem ist die Gesandtschaft
(vgl. Z. 16, 22), gemeinsam Krieg führen und Frieden abschließen (Z. 9). Ähnlich der Magneten an Hierapytna über die Anerkennung gewisser Privilegien (C). Den
ist auch die Bestimmung der nächsten Zeilen (Z. 9f.) zu erklären, daß nämlich der dort genannten magnetischen Gesandten Theodotos kennt man auch aus einer ca. 206
eine Vertragspartner von der Beistandspflicht entbunden wird, falls der Feldzug nicht zu datierenden Inschrift; 1396 auch dieser Umstand führt ins ausgehende 3. oder be-
gemeinsam beschlossen wurde. Die mit Eid besiegelte Beistandspflicht (vgl. ginnende 2. Jh. Im hierapytnischen Beschluß über Magnesia (C) fehlt ferner jeder
evopx:ot) galt nur für die jeweilige Polis und nicht für jede beliebige Gruppe von Hinweis auf eine 184 (oder später) erfolgte Vermittlung der Magneten in einem kre-
Privatpersonen. Wenn die beiden Städte darüber hinaus solche nicht gemeinsam be- tischen Krieg und auf die Frage der in Milet wohnenden Kreter (40 Testimonien b-c);
schlossenen privaten Feldzüge hätten unterbinden wollen, hätten sie auch dies- diese Frage nimmt in den zeitgenössischen Urkunden von Knosos und Gortyn eine
bezügliche Strafmaßnahmen getroffen und sich nicht lediglich damit begnügt, den auf zentrale Stellung ein. Eine Datierung auf die Zeit um 205, also während des Kriegs
eigene Faust Kämpfenden die Hilfe zu verweigern. zwischen Hierapytna und Knosos, würde die Bemühung der Hierapytnier erklären,
Aufzeichnung des Vertrags (Z. 10-13, vgl. B II 3): Fünf Kopien des Vertrags sollten die Freundschaft der Lyttier zu gewinnen.
aufgestellt werden, je eine in einem städtischen bzw. außcrstädtischen Heiligtum der Testimonium:59 z. 68-70 (Bündnis-und IsopolitievertragzwischenHierapytnaund Lato, 111/10).
Vertragspartner, in Hierapytna im städtischen Heiligtum des Apollon,13 90 sowie im
Heiligtum der Athena Polias im alten Siedlungsort Oleros, in Lyttos im städtischen Si:KU\oi 'lupum'.itvtol tot~Aatiot~ xcopuvKU0~ 1tUp€KaA-Ecr[uv]
68 [------------nupuÖtOOVtOlv?]
Heiligtum der Athena Polias sowie in einem extramuralen Heiligtum des Apollon. (Aa]ttot, t\[µµe]v[6v]toovAutioovt\v tat AuttioovKU\'Jupcmutvioovq>tAiatKU\cruµµuxim
Das fünfte Exemplar sollte in Gortyn, vermutlich im Heiligtum des Apollon Py- &~tvtt oi {m[oye]ypuµµevotÖpot. ..
thios,1391 aufgestellt werden. Die gemeinsame Aufstellung einer Stele in Gortyn ist "Und die Hierapytnier sollen den Latiem ein Land [geben}, wie die Latier auffor-
nicht aus der VormachL~tellung der Stadt zu erklären, 1392 sondern deutet darauf hin, derten, unter der Bedingung, daß die Latier an der Freundschaft und dem Bündnis
daß die beiden Vertragspartner mit Gortyn verbündet waren (vgl. 24 und 25) und der Lyttier und der Hierapytnier festhalten; seine Grenzen sind die unten geschrie-
gibt somit einen Anhaltspunkt für die Datierung (s.u.). benen ... ".
Vertragseid (Z. 13-25): Die Schwurgottheitcn sind für kretische Vertragseide typisch In einem Bündnisvertrag aus dem Jahr 111/10 (59) vereinbarten die Hierapytnier
(s. B II 2.2). und die Latier die Übergabe eines geschlossenen Gebietes der Hierapytnier an Lato
Datierung unter der Bedingung, daß die Latier ihr Bündnis mit den Hierapytniem und den Lyt-
tiem nicht verletzten. Zu diesem Zeitpunkt waren also nicht nur die Latier, sondern
Paläographische Kriterien führen in das späte 3. oder frühe 2. Jh. 1393Die anderen
auch die Hierapytnier mit Lyttos verbündet. Es ist denkbar, daß das lyttisch-hierapyt-
auf der Stele erhaltenen Texte erlauben eine präzisere Datierung. Die Buchstaben-
formen sind fast identisch mit jenen des auf der anderen Seite aufgezeichneten Ver- nische Bündnis ununterbrochen vom frühen 2. Jh. bis zum Jahr 111/10 bestand.

Nr. 27. Bündnisvertrag von Gortyn und Hierapytna mit Priansos, kurz
nach 205.
1388Guarducci 1942, 41; vgl. Petropoulou 1985, 21. Beschreibung:OpisthographeStele, oben und unten vollständig,rechts abgebrochen,links und auf
1389Vgl. 28 z. 7f. der Rückseiteunten beschädigt;H 1,36 m, B 23 cm, T 13,5 cm; Buchstabenhöhe0,5-1,2 cm.
1390oieses Heiligtum ist möglicherweisemit dem später als Veröffentlichungsortvon Urkunden Buchstabenfonnen:A5, t.l, E3, H3, 02, K2,A2, M4, N4, 03, Il4, P2, 1:5,4>6,X2, 06.
belegten Dodekatheon (50 Z. 25) identisch;aus IC III,iii 9 (2. Jh.) geht nämlich hervor, daß Apol- Fundort: Venedig,beim Abbrucheines Hauses(1850);jetzt im Museumvon Venedig(Inv.Nr.244).
Ion Dekatephoroszusammenmit den Zwölf Göttern und Athena Polias in einem Heiligtum verehrt
wurde.
1391Guarducci 1942 41
1392s0Guarducci 1942„41.
1393Vgl. Svoronos 1890, 186, 229 (nach 220); Cardinali 1905, 534-537 (spätes 3. Jh.); Guar- 1394Brule1978, 51-56; früher wurde der Vertrag um 201 datiert: s. Schmitt 1969, 318 (mit der
ducci 1942, 31, 41. Guarducci bemerkte ferner, daß der Vertrag vor der Expansion Hierapytnas in älterenLiteratur).
Ostkreta (ca. 145) abgeschlossenwurde. da im Vertragseiddie für den äußerstenOsten Kretas cha- 1395cardinali 1905, 536; s. aber Guarducci 1942, 31 mit Anm. 1.
rakteristischenGottheiten,Athena Samoniaund Zeus Diktaios,fehlen. 1396r.Magnesia70; vgl. Guarducci 1942,42. Zur Datierung:Ebert 1982, 210-216.
246 CI 2. Nr. 27. Gortrn-Hierapvtn{I-Priansos CI 2. Nr. 27. Gortyn-Hierapytna-Pri{lnso.1· 247
Ed.: Dcitcrs 1904a, 49f. [SGD! 50241: !C IV 174 (Teilphoto). Vgl. Jacohsta.hl l'J07, 78 (zu z. Es fehlen ca. 30 Zeilen.
78f.); Maiuri 1909/10, 431 r_I397
1---- ,w
JTn[........J 0.01K[----------------------------------------------------------------------
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A [..] KAapwv,wv[....]nnN[-----------------------------------------------ta o/:KptOlvtl-j
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tE? ------------------------------------------------- ai]
?Os KOpµtOV'tWV, EVnptavot[ot oi-E7tt'tWV------------------------Kopµt6v,wv]
[7~:s~t~;~~~~:•~jt:~~~=~~~=~:=:::::::~:~
5 f, ]~v ouv A~oiµwi't(ü\ 'Aßpa[---. Tuor ouvl0Ev't0oi fop-c{ivtotKt()\'lrpa-]
[1t]'ll'tV\Ol
,oti; nptaVO\EUOtV K[a\ ol nptavotfo; 'tOtr fopTtJviotr Kat ,o-] [.]€VKata 1:0ot&ypaµµa ,iiiv K[p17mtEWV -----------------------------------------------]
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[Otoi;o\li; wµoaaµEv· Eto' EmopKiotµEv,µ~tE aµtv] yiiv µ~,E OEv.[SpmKap-]
[110<;<pEpEV µ~tf yuvatKa~ 1:\KtEV Kata <pUOtv] '[(üt1:E11o[Ai:µw1]
40 f-h;E~w ~a_\~ot:EVotu>N[---------------------------------. 'AvaytyvwaKi-twoctt\v) 85 [vtKooOmKat KUK\01:Ctll 6Al0pwt E~OMU00ata]uwi [tE Kat YEVta,]
[KJopµo~EKatE~_t ~~tat 01:[o:Aattll!Of ycypaµµrva --------------------------] [ol & Orn\ µ~tE rüvot µ~,E'iAfotaµtv di:]v t.[------------------------------1

45 gfä;t~I~t~!tf
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·---------------···· ui&li
[- ---- . -------]
Lesungen Bergmanns, an manchen Stellen verbessert durch Guarducci. A 1 Chaniotis; [0c]o; uya-
[Oc,,_Tu]x[m aya0fo ---) Bergmann; [0Eoi;aya0]6i; [---) Guarducci. 2 [i:Jµ µi:v ro[pt'llVl E7ltKopµwv
K,A.)Bergmann; [cn\ ,iiiv --- Kopµ16v1:wv ,iiiv auv ---1:&---l Blass; [a]uµµlvov[t]a; lv ,[a]t Ko[tviit
01:aAm, fopwvt µ.i:vE1tt,&v auv -- tiiit --w]vuµw Guarducci. 4 Anfaiig -ooi; Guarducci, -voi;·Berg-
mann. 5 Bergmann (ahcr [oYff r. Kat oi 'I.J); [f. Kat 'l.l Bla,s; [ol r. KWt'l.l Guarducci; 'Aßpa[y6-
97 pa] Bergmann. 6 Bergmann (aller [wti; ff r.]); [toti; r.J Blass. 7 Bergmann (aber [116:vm]);[ä11avm)
_n Mir_waren folg,endeVeröffentlich~ngen u_nzugä11~1ich (zitiert nach (iuartlucci 1950a): E. Berg- Ciuarducci.8 Guarducci; cu[vo17crfiv
KtA.)Bergmann; E1j1[~00m ,ovi; flpiavatfoi; toti; 'Icpa11uwio1]i;
De msn1p'.1o~cCretcns1 mcdita, h:stschrilt des (,ymnasiwns zu Brandenburg, Berlin I 860, 1-
1111'.nn, Maiuri. 9 Ciuarducci;Ö11[utKUouvwvmt, 1toAEµiov1:a; 7lUV1:t
afüvu a.]110x<opai;Bergmann; [1toAEµi-
13, ~-, Cauer, Dcl,ect,u_sI~scnpttonum Graecarum propter dialccturn mcmorahilium, Leipzig (1. ovm, 0.116)Maiuri. 10 Guarducci; [Kat ,ov, ,E r.J Bergmann; <li(t)Blass; ein Maiuri. I 1 Chaniotis;
Auflage), Nr. 42. Lmc m C,ortyn gefundene Kopte des Vertrags wird von Ch. Kritzas veriiffrntlicht.
248 CI 2. Nr. 27. Gortyn-Hierapytna-Priansos CI 2. Nr. 27. Gonyn-Hierapytna-Priansos 249
70 Guarducci; [tiin tE 1t0Aiµcotµii cr&otvrrn8at] Bergmann, Blass. 71 Chaniotis; vgl. [auto( tE Ka't
[µT]tE1m~~tEXV~'iv?J, ~uai;d~cci; [~11öeva~at~ftcrrn0at ta~ xcopa~µfit' auto, µT]tE]Bergmann. 12 yrvoq"(EVECl, oi ÖE8rn't E\JVOt ?] Guarducci; [autoi tE KU\xpfita ta aµcx·] Bergmann, Blass. 72 Guar-
GuarduCCI,K[am mum ÖEuincrxvwvmt ot tE I.] Bergmann. 13 Chaniotis; [K]a'toi fop-ruvto(t tov), ducci; r[optuv(cov Kat 'lapaJtUtv(cov] Bergmann. 73-86 hn wesentlichen nach Guarducci (vgl. aber
TTptavcrtfo[, ~11ö~v~~atAT\<;1"€00at_ta~ ~wpa~ µ~Ö. &Hot, ltOtE]Bergmann; 7t0ptt tov, n. Maiuri. oben zu z. 57-61). 76f. [itavm, Kat/ Jtavcra, · cruµµax11crijv]Chaniotis; [itcxvm, / KU\1tnvcra,· EU-
1,4f.Gu~du~1; a.'.ÖEn, K~ a[ q>atAlltat111toAEµ11cr111 to'i~ TTpmvcrtEiicrt, / l3oa]8ricr(ovn01 tE r. Kcot vo11crijv] Guarducci. 77 [CXJtAO(J)s KCXOOACOs] Chaniotis; [aitMco, / K' &001..~]Guarducci. 78 Chaniotis;
[ 1.~av;_tcr0E~Et~t :,:a öuvcov(,tat]B~rgmann. 16 Ende Guarducci (aber Öp0t;cilpotChaniotis); Kat [KUÖOACO,. "Ocra öi: EXOVtEqKpatoVtEs tCXV cruv8fiKavi::8E?]vtoGuarducci. 78f. aq>atA[11croµE8a ...
~~m [Y'._lv Kat Kma,0w..a~v . .Opo, 11µEV TTptavcrt/ecov] Bergmann; [ci\po~µic:vTTptavcrtecov] Blass; rnttpaljlwµEv] Jacobstahl; [a( ör Ka ÜMo, n,] Guarducci. 79 Ende 1toAEµ[ij1] Chaniotis; 1toAEµ[ftcr111]
[?pot ti;, TTptavcrtEcov xcopak Maiuri. 17-32 Meist Lesungen und Ergänzungen Bergmanns. 17f. Bergmann. 81 Ende [tat cruv/8fiKm]Chaniotis; [tat/ cruv8ftKat]Guarducci. 82f. Chaniotis; [cruv8fi-
[ EAt]Kcovo~? Bergmann. 19 Lesungen Guarduccis; [..]EAtEtovBlass; am Ende ein I N oder p Guar- Kat tatÖqqpaµµrva. EuopK(ovcrtµEVto, 8to~ iAE]ov~nµEv to, TA[---1---· Ei ö' emopKiotµEVbzw.
ducci. 22 ~E~a[~v] ~h~iotis; ~Eq>aM[~lBerg?:1ann;KEq>a[Aa-] Guarducci. 22 E~de-23 [f;11/v6~] t\itopK(ovcrt6i, µT]tEaµ'iv] Guarducci. 72-86 Bergmann bietet folgenden Text:
Bergmann, [E~t~ tEpovtcoTt11/vo~?]Blass. 23 K E~Guarducci; KT\sBergmann; Ende 'Avtpt[-] Berg- oµvucotav 'lcrtiav Kat T[tij-]
mann, Guardu~1_.24 '07tuK01t1tav Gu_arducci;'OpuK01t1tavBergmann, Blass; ÖJtU(t)K61t1tavMaiuri. [va Btöcitav-----------------------Ka\ T]t~VULlCUA.lOV Kat Ttijva ['Opa-]
25 ~nde ~han10~s; Anfang x&t=KatextBergmann, Maiuri; [exa1.]lEa x&t Blass. 26 Ende Maiuri. 29 [tptov Kat "Hpav ----------------------]Ka't'Aßavalav '.OA.Epiav Ka['t'A-]
[KEt]tat o µaKpo, Blass; der erste Buchstabe ist vielleicht ein P, Guarducci. 30 Blass; oder 'lap[a- 75 [1t6MCOva nu8tov Kat AatOlKÜptEµtvKÜpE]Ea Kaq>poöitavKU\'Epµav Ka['tKup-]
itu_wiav], G~arducci; [xcopavÖtdpyEVci\po~tocrÖEa1t6?] Bergmann. 31 'Aym(a[v] Bergmann. 32
:[covfop;rovtcov?].G~ducci. 33 Am Ende eine waagerechte Haste, Guarducci. 33 Interpunktion nach
[ßavta, KU\Kcopfi_,ta, Kat Nuµq>a,Kat 'J,-(8]utav Btvatiav KU\ Stas [itav-]
[m, Kat itcxvcra,·11µav €"(0l cruµµaxricrijve,] tOVÜitavm xpovov [aitA.6-]
n pu;vcrtECOV Chan1ous_.34-45 Im v.:e~ntli';hen Lesungen und Ergänzungen Guarduccis. 34 tt:[AllKa- [eosKU\ ciOOACOs tot, ITptavcrtEiicrtv,ouör] t[E] oÜt' autot aq>mt..[ftcrE-]
mßaAAOV.crt] Charuous; ..crt.........tÖtav 1t0AtvtE Bergmann. 38 Anfang OIE Bergmann, Blass; OIB [cr0mtü, xcopasOÜt'ällit, Eltttpo.ljlijv· ai ()fti, K']ciq>atAijmt~ ltOAEµ[ficr111]
Guarducc1; _?U~[ay-]oder cruv[E~,it-]Guarducci; Ende, vielleicht [f6prnvt? E~ tci]. 39 „u0.a. 80 [to'i, ITptavcr1Eiicr1, l3oa811cr(ovn01tE fop-ruvt]ot Kat oi 'Iapo.itt>tvtotit[av-]
cr.....[µ]EVotex~o ~- ~ergmann; [-- Ep]itEv0tacrov Maiuri. 40 Anfang [ci1to1..oyt]n€88co? Guarducci; [t't cr8rvn KatCX to 6uvat6v· oµvucoÖEKU\Jtavm t]ÜAA.aKa8Esijvta EV[tat]
[-JttE88cov......EVO"tCOV Bergmann; Ende Chaniotis. 41 [Ko]pµov(~)Katoµocr...ta [E]v tat crt[cit..at [cruv(lfiKmtatÖqqpaµµrva. emopKlOVcrt µEVeµµ]av(a[,l nµEvtot; ita[vm,]
mtÖE 1Eypaµµ~va] Berg~n; [crt~tijpa~ ~Kacrt~VK]opµov EKato[v Kata ta E]v tat crt[cit..at"(E- [810, KU\tav 8cx1..acrcrav µii ltACOtCXV ~µEVKU\µT]tE]yav µT]tEöiv[Öpw]
ypaµµ~va] Mamn. 41f. V1elle1cht[ES~PKtS~tco t]?~ to\JtCOV ~eoµ[fo~]; 42 [ta]; to{:ncov[avayvco- [KapitO,q>EpEV, µfit€ yuvatK<Xs t\KtEVKatCX q>U<Jtv]
t&t tE 1t0[Aiµcot]
crt]o[~E]~ta ~erg~n, Blass,-43 [--- ayEA]ao~8to[~] Bergmann, Blass; [ä1..]1..°'; 8t6[~]? Guarducci. 85 (µii cr&otvfrcr8m, Kat KaK(crtcot ot..ffipcotr.s6Mucr8m a]utol [tE KU\XPT\tata]
43f. [01tototÖEK~l.µ11Kat[oµcocrcovn]Bergmann; [ai ÖEKa] Blass. 45 [ci]1t[o]t[Etcrav.cov J Bergmann, [aµcx· ruopiciovcrtÖEaµ'tv to, 8Eo, iAEo,nµEv KO.tltOM]a Ö[oµEvaya8cx.]
Blass; Guarducc1best aber T, statt n. 46-56 Voretsch bietet folgende Ergänzung:
87 Bergmann las die Buchstaben YT.
[oi fü:KocrµotitpootKov]
[~t]KA<Xpcovt[col,v [es]fo[t]coK[at ti/>ßcoMµivqillicr8m älliv 7tp00tKOV] "[Guter Gott. Auf gutes Glück und zur Rettung. Als in Gortyn die Phyle NN die
[tcovl TTpta[v]crtEco[v · ÖE'iö]ic:cruvKU[p&v tOVEtEpov· isfotco ÖEKat ElttKaAfoa-] Kosmoi stellte, die zusammen mit NN, Sohn des ---]nymos, amtierten, und als in
50 [t~ E];ttKpt'!]~lOV
e:
[~<;lt to Elt'.Kpttftpt~V CXµEpm~ ~ÖEKa?·
!V<X~~at~,7tE[V'!]KOVta?,
i~aV;COVÖEitap' bmtEpot~ oi Kocrµot]
ap'Cl~Ka,aµi:pa~Cl7tEVEX8ijt CXÖtKa·]
Hierapytna die Phyle NN die Kosmoi stellte, die zusammen mit NN, Sohn des NN,
[m öE]Ka µ11tOO[a]vn11tOOavtEsa[ÖtKwvn,a1t0tEtcravtcovcrtmftpa~ 1tEVtT]Kovm?] amtierten,} und als in Priansos [die Phyle NN die Kosmoi stellte,} die zusammen mit
[101~]tci6ö: ci;toy'?°q>ovcrt tav Öt[KavElttt&v Kocrµcov · tCXV ÖEÖtEsaycoyavtav ÖtKaV l Aisimos, Sohn des Habra[---, amtierten, haben die Gortynier und] die Hierapytnier
[11µ]EV Kata to Ötaypaµµa t&v [ciÖtK11µcitcov. ÖtE~"(EVÖEta~ ö(Ka~ESOtt&] mit den Priansiem {folgenden Vertrag abgeschlossen und die Priansier mit den Gor-
[Öt]aypcxµµato,esijµ[E]v,1iso[v6µo, itapaxpijµa KptVEV KEAEUEl · EVÖEta ÖtKa]
55 [itap]EXEtCO to ,iµcxnov ciµ q>av&[vnofop-ruvto~KW'IEpait\ltvlO~ITptavcr~t] '
tyniem und den] Hierapytniern. [Die Priansier werden für alle 'Zeit} ehrlich und ohne
[o 6ic:nJpmvcrtEu, r6ptuvt. • Heimtücke Verbündete [der Gortynier und der Hierapytnier sein] und ihnen im Krieg
46 Guarducci; [t\sr]crtcoAI.........AA--Bergmann; vor dem T sah Guarducci eine waagerechte Haste· und im Frieden folgen, [wohin (=wogegen) sie auch immer auffordern sollten, und
nach dem ,n auta, ?<1eraut6,, Guarducci. 47 KA.apo:>vt[co]v [i:s]fo.co K[---l Bergmann; KAapcovt&v? sie werden] von ihrem Land aus [den Krieg führen}, wogegen auch immer der Gor-
[....]itcov Guarducc1; am Ende hat Guarducci ein P gelesen; [ta öic:Kpt8i:vt/a?] Chaniotis. 48 Le-
~ungen~uar~uccis;,Interpunktion .vort6 6r,Chaniotis; ITpta[v]mrco[vö]ic:cruvKU-Bergmann; [K]upm tynier [und der Hierapytnier (Krieg führt). Und weder sie selbst werden gegenüber
~~tco-_(m]6,Ecruv_'.(<)p[11:at--] ~amn. 50 JtE~[te?]Chaniotis. 50 Ende-52 [01to'i/0tÖE]Ka µii i88[a]vn den Gortyniem} und den Hierapytniem [arglistig handeln(?) noch dies} jemals ande-
11tOOavtEsa[ÖtKCOVtt! <XltOtEtcravtcov crmtripa, EKat6v?tot,/ öic:]tciöö' aitoypoq>ovcrt tav öi[Kav?] ren erlauben; und [unter denselben Bedingungen werden weder die Gortynier noch
Bergmann; Guarduc~1i:ies~tigt die Lesung i88ovn. 51 Ende [e, ta~ cruv8T]Ka,?]taöö' (=tacrÖE)
die Hierapytnier selbst} gegenüber den Priansiern [arglistig handeln noch dies jemals
BI~. 52 Ende-53 [m ÖEitpocrnµa ~/µ].Evoder ähnliches; vgl. [nµat, öic:xp11crtoµE8a mt, e~tel"]6m-
rpaµµ~;os (.18Z. 36-38). 53 Guarducc1.54 Anfang [Öt]aypcxµµmo, es iiµ(va~ oÖ[r? Guarducci; ES- anderen} erlauben. Und wenn jemand {für sich Teile des Landes der Priansier ab-
11µ\E]v<Xso[t ---] Bergmann. 54 Ende-55 Chaniotis. 55 Ende Guarducci; [ÖtE f. Kat o'I. ITpmvcrot schneidet}, werden die Gortynier und [die Hierapytnier den Priansiern mit jeder
Kat] .~iter,s: [ev]EX~tco?[e,]? r[v ]taut]ov? iiµ q>av&[vttor. KCO 'I. ITpmvcrtot]Bergmann. 56 Guar- Kraft} und bereitwillig [zu Wasser und zu Land] helfen. [Die Grenzen des Landes der
ducc1,<Kat la~aJtUtvat> Chan10us. 57-61 Im wesentlichen Ergänzungen Guarduccis. 57 ['Ayopat-
ov] ~tau [Movvmov] (Guarducci) Chaniotis; [Btöcimv Kat Ttijva t.tKmtov Kat Ttijva] Blass. 58 Priansier:J Vom Meer nach Poro[--- und zur] Tatschlucht des [---Jkon und entlang
[1:K]u~tov, Be~gmann;K[at '.'Hpav) Blass. ,60 falCUtt[ov] oder t.aKt>tt[vov] Maiuri; t.aKutp- Berg- des[--- nach ---]yleion, zur Talschlucht und nach K[--- zum] Tantalion, wie die
mann, [K]at Ku[pßavm, Kat Kcop11m~Kat Nuµq>a,] Blass. 61-64 Chaniotis; der Steinmetz hat die Grenz,steine liegen_[--- Und entlang] des Baches nach Mixau[---], wie die Grenz-
~e~te Zeile der Vorderseite irrtümlich ein zweites Mal am Anfang der Rückseite geschrieben; [n µav steine liegen. Und zum Gipfel[--- zum Heiligtum des 'Zeus} Idatas und nach Antri[--1
E"(CO ,cruµµ~x.11~ijv / e,, t~V Jt(lV~.al, x~vo~ a~M[~ Kat ciÖOACOs Kat EUvo11crijv tot, r. / KO.ttot; 'I. lC(lt
ltOAEµco Kat l~11V~- o~ÖEVtE ou~ ~~]to[ t / aq>a,tA.110Ecr8m ta? xcopa, oüt' ät..Mt, i:mtpa1jl~V./ ai 6k zum Bergrücken[--- und entlang?---}, wie der Fluß Pand[--- fließt, und entlang des
~a cr)uv[E~]~i;t ,tot, [Ev,cruµµaxti;tEovcrtAatcrtriPta, ßoa0ricrtco]Bergmann; [--- tov ü]itavm xp6vov Flusses NN?J und des Flusses Telephilas [und --- und des] Flusses Pharankitas.
ait~[<?_, K aöo~ Kat cruµµax11cr~v tot, fopru/viot; Kat tot, 'lapaitutviot, aitMeos] K' a[ö61..]co~ Und zu[---] und zu den Palmen, welche[---] und zur Straße, die [nach NN führt---]
Kat E't11188m tot, KtA.Guarduc.ci.64f. Guarducci; ÖitutKa [Öu/vcoµatitavtl cr8rvn Kat itoAEµ11cr(co]
Bergmann. 65 Am Anfang antike Beschädigung des Steins. 66 Guarducci; [oµvuco öic:Kat itcivm]
des unteren Landes, das Land der Hierapytnier_ [--- Vom] Meer entlang des Flusses
Bergmann, Blass. 67 Blass; [KatEXOVtE,] µEvdipaK0tµ[E]Vi1.fo, nµ[Ev] Bergmann. 68f. Bergmann. [--- bis zum? Land der] Biannier. Und das Land der ( ?) [---] der Priansier. Und man
250 CI 2. Nr. 27. Gonyn-Hierapytna-Priansos CI 2. Nr. 27. Gortyn-Hierapytna-Priansos 251

darf[---}, wie in die eigene Stadt, indem man die Abgaben [zahlt. Und der Gortynier}
noch die Frauen gemäß der Natur gebären;] und im Krieg [sollen wir besiegt werden
und der Hierapytnier und der [Priansier? dürfen Waren aus der jeweiligen (fremden?) und auf die schlimmste Weise zugrunde gehen,] nicht nur wir selbst, [sondern auch
Stadt ausführen, und zwar} zu Land abgabenfrei, zur See aber, [indem sie die Ab- unsere Kinder und die Götter sollen weder wohlwollend noch barmherzig sein?---.]
gaben gemäß den in der jeweiligen Stadt geltenden Gesetzen zahlen.} Und sie sollen
opfern[---} und einen Thiasos zusammenstellen(?)[---}. Und im Fest Pythia [in Die Inschrift enthält den Text eines Bündnisvertrags, welcher zwischen den bereits
Gortyn? J sollen sie einen Thiasos zusammenstellen ( ?). [---} Und in jeder Stadt soll verbündeten Städten Gortyn und Hierapytna einerseits und der ostkretischen Stadt
das Kosmenkollegium das auf dieser Stele [Geschriebene verlesen und---] ihre l.iiu- Priansos andererseits abgeschlossen wurde. 1398
fer, der im[--- und wenn sie] nicht[---]. LÜCKE VON MEHR ALS 30 ZEILEN. Invokation und Segensformel (Z. 1; vgl. B II 5.2).
[---] Sie sollen [Richter/Schiedsrichter? J auslosen [---; und das Urteil der Richter? J
Datierung (Z. 1?-5; vgl. B II 5.3): M. Guarducci vermutete, daß in Z. 2 auf einen
soll gültig sein;[---]; das Urteil des Schieclfgerichtes innerhalb von[---] Tagen[---]
älteren Vertrag zwischen Hierapytna und Gortyn (1<oivacr'taA.a) verwiesen wird, der
das Urteil des Schiedsgerichtes innerhalb von fünf ( ?) Tagen[---] und wenn sie (das weiterhin gültig bleibt (croµµivov't<X~).1399Eine entsprechende Ergänzung ist aus fol-
Schiedsgericht?) nicht berufen(?) bzw., nachdem sie (es?) berufen haben, [(etwas genden Gründen abzulehnen: 1) Die erhaltenen Buchstabenreste lassen sich kaum mit
nicht tun)---], an die Kläger (oder wenn sie klagen?)[---] gemäß dem Diagramma
den Ergänzungen Guarduccis vereinbaren (s. den kritischen Apparat). 2) Einen Ver-
der Kreter[--- die] vom Diagramma [vorgesehene Geldstrafe?], jeder eine Hälfte. weis auf die Gültigkeit früherer Verträge erwartet man erst nach dem Satz 'taOe cruve-
Und wenn ein Kosmos [zum Prytaneion? kommt, ein Gortynier und ein Hierapytnier 0ev't0 (Z. 5, vgl. 28 z_5-11) und nicht am Anfang des Textes, sogar noch vor der
nach Priansos und ein] Priansier nach Gortyn <und nach Hierapytna>, soll er sein
Datierung. 3) Übernimmt man die Ergänzungen M. Guarduccis, bleibt kein Platz für
Amtskleid offen ( ?) tragen. Eid der [Priansier gegenüber den Gortyniern und den die gortynische Datierungsformel.
Hierapytniern:J Ich schwöre bei Hestia und Zeus [Idatas und Zeus Agoraios und
Zeus} Sf.._yliosund Zeus Oratrios und [Hera und Athena Polias und Athena] Oleria Bündnisklausel (Z. 7-16; vgl. Z. 61-66, 77-81, vgl. B III I): Das Bündnis wird auf
und Apollon [Pythias und Leto und Artemis und Ares und] Aphrodite und Hermes ewige Dauer zwischen zwei Parteien abgeschlossen: Gortyn und Hierapytna einer-
Dakytios [und bei den Kureten und den Nymphen und bei Eileithyia] Inatia und bei seits, Priansos andererseits (Z. 5-7). 1400Es handelt sich um einen Vertrag zwischen
allen Göttern [und Göttinnen. Wahrlich werden wir Verbündete der Gortynier <und ungleichen Partnern: Die Priansier verpflichten sich, in ihrer Außenpolitik den An-
der Hierapytnier> Jfü.r alle Zeit ehrlich und ohne Heimtücke sein [ und den Gortyniern weisungen der Gortynier und der Hierapytnier sowohl im Krieg (auch bei An-
und den Hierapytniern] im Krieg und Frieden [folgen, wohin sie auch immer auf- griffskriegen) als auch im Frieden zu folgen. 1401Die rnm0m-Formel (Z. 8-10, 62-
fordern; und wir werden Krieg/ von unserem Land aus [führen], wohin auch immer 66) begegnet in weiteren gortynischen Verträgen derselben Zeit (B III I c, B III 2)
der Gortynier [und der Hierapytnier (Krieg führen);] und wir 'rverden auch alles und bildete wahrscheinlich ein Grundprinzip gortynischer Vertragspolitik. Die Prian-
andere befolgen, was in [diesem Vertrag geschrieben steht]. Und wenn wir unseren sier versprechen ferner, in keiner Weise arglistig zu handeln und das Abkommen zu
Eid halten, sollen [alle Götter und Göttinnen, bei denen wir] diesen Eid geleistet ha- übertreten (1<a1<o'tEXVEtv-Formel: Z. 11-14, vgl. o. Anm. 418). Die Verpflichtungen
ben, barmherzig sein; wenn wir aber unseren Eid brechen, [dann sollen uns weder der Gortynier und der Hierapytnier liegen dagegen in einem anderen Bereich: Sie ga-
die Erde noch die Bäume Früchte tragen] noch die Frauen gemiiß der Natur gebären; rantieren die Grenze der Priansier (Z. 78f.) und stehen ihnen bei Verteidigungskrie-
[und im Krieg sollen wir besiegt werden] und auf die schlimmste Weise zugrunde gen bei (ßori0eiv-Formel: Z. 14-16, 79-81, vgl. B III I c, g); bei Angriffskriegen de'.
gehen, [nicht nur wir, sondern auch unsere Kinder, und die Götter sollen weder Priansier sind sie allerdings von der Beistandspflicht entbunden. M. Guarducc1
wohlwollend noch?] barmherzig sein. Eid der Gortynier [und der Hierapytnier ergänzte in Z. 77 die euvoeiv-Formel, die jedoch in den kretischen Bündnisve~trägen
gegenüber den Priansiern:J Ich schwöre bei Hestia und Zeus [Idatas und Zeus in der Regel die Pflicht des schwächeren Vutragspartners zum Ausdruck bnngt (B
Agoraios und] Zeus Skylios und Zeus [Oratrios un Hera und Athena Polias] und III I d); es ist wohl die cruµµaxe'iv-Formel zu ergänzen.
Athena Oleria und [Apollon Pythios und Lato und Artemis und Ares] und Aphrodite Grenzbeschreibung (Z. 16-32): Die Grenze der Priansier wird hier deshalb aus-
und Hermes Daf.._ytios[und bei den Kureten und den Nymphen und bei] Eleithyia führlich beschrieben, weil Gortynier und Hierapytnier die zum Zeitpunkt des V~r-
Inatia und bei allen Göttern [und Göttinnen. Wir werden Verbündete? der Priansier] tragsabschlusses bzw. nach Beendigung eines Krieges bestehende Grenze garantie-
für alle Zeit [ehrlich und ohne Heimtücke sein. Und das Land, welches sie hatten, als ren (Z. 78). Es ist anzunehmen, daß die Festsetzung der Grenze und der gesamte
sie diesen Vertrag eingingen], werden wir ihnen nicht wegnehmen, [und wir werden Vertrag auf einen Krieg zwischen Priansos und Hierapytna bzw./und Gortyn folg_te;
dies auch anderen nicht erlauben. Und wenn ein anderer} das Land wegnimmt oder der etwas spätere Vertrag zwischen Hierapytna und Priansos (28) zeugt von Ausem-
Krieg [gegen die Priansier J fahrt, [werden die Gortynier] und die Hierapytnier [den
Priansiern nach bester Möglichkeit helfen] und auch alles andere befolgen, [was in
diesem Vertrag geschrieben steht. Und wenn wir unseren Eid halten, sollen alle 1398Guarducci1950a,243, gegenMaiuri 1909/10,435, der hier einen unterVermittlungder Gor-
Götter, bei denen wir den Eid geleistet haben,] barmherzig sein; [wenn wir aber un- tynierabgeschlossenen
VertragzwischenHierapytnaund Priansossah.
seren Eid brechen, dann sollen uns weder] die Erde noch die Bäume [Früchte tragen, l399Guarducci1950a,240; s. den kritischenApparat.
1400Vgl.Guarducci1950a,244.
1401auarducci1950a,244. Vgl. B III 1 c.
252 Cl 2. Nr. 27. Gortvn-Hierapvtna-Priansos Cl 2. Nr. 27. Gortyn-Hierapytna-Priansos 253

andersetzungen zwischen den beiden Städten. Die Beschreibung beginnt wahrschein- wähnte Symbolon (28 Z. 71) enthalten gewesen. 1408 Nach dem Ausweis des
lich im Westen, denn die Grenze zu Biannos (Osten) wird erst später erwähnt (Z. jüngeren Vertrags nahm dieses Symbolon auf das Diagramma des Kretischen Koinon
32). Die Grenze beginnt am Meer, setzt sich dann in nördlicher Richtung mit Hinwei- (28 Z. 65) Bezug und regelte die Durchführung von Prozessen durch einen npoötKoi;
sen auf bestehende Grenzsteine, Straßen, Berge, Flüsse und andere physische Merk- und ein Schiedsgericht (28 Z. 64f., 68) sowie die Einsetzung von Bürgen (28 Z.
male der Landschaft fort und endet wieder in südlicher Richtung am Meer. In einem 68f.). H. Voretsch bietet die überzeugendste Besprechung dieser Zeilen, die an man-
Abschnitt (Z. 25-27) finden wir ein System von mindestens vier Flüssen, die die chen Punkten jedoch einer Modifizierung bedarf. 1409Die Rede ist zunächst von der
nördliche Grenze von Priansos bilden. Es handelt sich sicher um den Fluß 'Avmw- Bestimmung entweder von Richtern odern von Schlichtern durch das Los (Z.
öaprii; mit seinen vielen Nebenflüssen. 1402In einem besonderen, kleinen Abschnitt 47).1410 Es ist jedoch denkbar, daß diese Bestimmung die Zusammensetzung eines
(Z. 29?-32) wird die Abgrenzung zum Gebiet des zwischen Priansos und Hierapytna gemeinsamen Gerichts (Kotvov ötKacr-cfipwv) betrifft, dessen Existenz der spätere
liegenden Biannos angesprochen, das vielleicht um dieselbe Zeit einen Isopolitiever- Vertrag (28 Z. 49f.) voraussetzt. Der Modus seiner Zusammensetzung wurde also in
trag mit Hierapytna abschloß (35). 1403 Die Erwähnung der xwpa oder einer xwpa einem älteren Dokument erklärt, vielleicht in diesem Vertrag. Anschließend ist viel-
der Hierapytnier in Z. 30 (die Ergänzung ist nicht sicher) ist rätselhaft, denn Priansos leicht von der Gültigkeit des Urteils (Z. 47f.) die Rede.1411Es ist nicht klar, worauf
hatte keine gemeinsame Grenze mit Hierapytna (das Gebiet von Biannos reichte bis sich das Verb cruv1C"Upouv ('mitbestätigen') bezieht - möglicherweise auf die nächste
zum Meer). Vielleicht handelt es sich um die hierapytnische Siedlung im Gebiet der Klausel (Urteil, Wahl des Schlichters, Zusammensetzung des Gerichts?). 1412Die an-
Arkader (74), die mit Priansos und Biannos eine gemeinsame Grenze hatten. schließenden Fristen (Z. 49f.) betreffen vielleicht die Konstituierung des Schieds-
Wirtschaftliche Zusammenarbeit (Z. 32?-37, vgl. B V 4): Erkennbar ist lediglich die gerichtes und das (innerhalb von fünf Tagen?) zu verkündende UrteiJ.1413Die Worte
Regelung, daß Waren auf dem Landweg zollfrei, auf dem Seeweg dagegen unter Ent- iOOovn und iOOav-cEi;(Z. 51) sind Formen des Verbs esco, 1414hier wohl in der Be-
richtung der üblichen Gebühren ausgeführt werden können (Z. 34-37). 1404Unmittel- deutung '(Richter) einsetzen'. Wahrscheinlich betreffen diese Zeilen die Bestrafung
bar vorher fand sich vielleicht eine ähnliche, Importe begünstigende Klausel (vgl. Z. der Kosmoi, für den Fall, daß sie es versäumten, das Schiedsgericht einzusetzen. 1415
34: Ei;-cav iöiav n6A.tv)1405oder eine Klausel über die Bergung von Gütern im Falle Anschließend ist vom Kläger (Z. 52: anoyp6cpovcrt -cav öiK[av]) in unklarem Kon-
eines Kriegs. text die Rede.1 416Die Geldstrafen für die verschiedenen Delikte wurden nach dem
Strafenkatalog des Diagramma des Kretischen Koinon (Z. 53) festgesetzt. 1417Wenn
Beteiligung an Festen (Z. 37-40?, vgl. B VI 3): Die zweimalige Erwähnung des
Wortes Oiacroi; (Opferchor, Z. 38f.) zeigt, daß mehrere Feste genannt wurden, wahr-
scheinlich in allen drei Städten; nur der Name des Festes Pythia (Z. 39, in Gortyn?) 1408voretsch 1870,16.
ist erhalten. 1406Die Verpflichtungen der Bundesgenossen umfaßten das Opfer (Z. l409Voretsch1870,14-16.Er hielt z.B. das Diagrarnmafür ein Prozeßregister,in dem die Ankla-
37) und die Entsendung eines Opferchors (Z. 39f.). 1407 ge registriertwurde.
14tovoretsch1870, 16 (Schlichter;er verweistauf attischeParallelen);vgl. Muttelsee1925,61.
Vereidigung oder jährliches Verlesen des Vertrages (Z. 40-42): Das Wort öpoµEti; (Z. DasLosverfahrenbei der Bestimmungder Richterwirdauchin einemgortynischenBeschlußvorge-
42) bezieht sich vielleicht nicht auf die Vertretung des Vertragspartners beim jähr- sehen,derdie EinführungvonKupfermünzenbetrifft(IC IV 162Z. 9f., spätes3. Jh.): Kptvovtoivoi
Elt't(l Kat' ayopav o't !CCXA.axcovtt!CMXpWµEVOl.Vgl. auch SV III 558 I A 6 (Delphoi-Pellana)und
lichen Verlesen des Vertrags (vgl. B VI 2), sondern auf jene Personen, die den Eid hierzuGauthier1972,294;SEGXXIII 305I 5f. (Hypnia-Myania): [KMXp]coaatcoouma[tr\ptov].
leisten sollten (also [E~opKt~avno -c]oi;wunov öpoµ[foi;] o.ä.). Als öpoµEii; wur- 1411Vgl.55 KopieA z. 27f., 38f.: ta OEKpt8Evtcx Kuptcx~µEv.Das Verb KptvEtvwird im Zu-
den auf Kreta die erwachsenen Männer bezeichnet (s.o. Anm. 786). Vielleicht be- sammenhangmit demUrteileinesGerichtesgebraucht,kannaberauchdie Bedeutung'das Verfahren
treffen diese Zeilen die erstmalige Leistung des Vertragseids durch alle Bürger (B II durchführen'haben: Thür - Taeuber 1994,237 zu IPArk 17 Z. 27, 3lf., 44, 62 (Stymphalos-De-
2.1). Es folgt eine Strafandrohung für Nichteinhaltung dieser Bestimmungen (Z. 44). metrias).AndersVoretsch1870,16 (s. kritischenApparat).
1412voretsch1870, 16 vermutete,daß die Kontrahentennach Belieben einen Schiedsrichter
Rechtshilfe (Z. 46-54, vgl. B VII): Der Inhalt dieser Bestimmungen ist nicht klar. In wählenkonnten,vorausgesetzt,daß der GegnerseineZustimmunggab.Zu au-yicupoco s. LSJ, s.v.
diesen Zeilen ist sicher das im späteren Vertrag zwischen Hicrapytna und Priansos er- 1413zurBedeutungvon E1tt1Cptt~ptov s.u. Anm. 1459.AndersVoretsch1870,16f.(Anmeldung
beim Appellationsgericht, Konstituierungdes Gerichtsinnerhalbvon 10 Tagen,Durchführungdes
Prozessesinnerhalbvon 50 Tagen);vgl. Muttelsee1925,61. Zur Frist von fünf Tagenfür die Ver-
kündungdes Urteilss.o. Anm.926.
1402vgl. van Effenterre- van EffenterreI994, 124f. 1414Bile 1988a,232f.
1403van Effenterre- van Effenterre1994,124f.nehmendagegenan, daß Biannosvon Hierapyma 14l5Voretsch1870, 17; anders Maiuri 1910a,4lf. (Nichterscheinenvor dem Schiedsgericht);
Muttelsee1925,61 (Nichterscheinenvor dem Appellationsgericht). Vgl. 18 Z. 15-17(Bestrafung
erobertwordenwarundhiervondiesemerobertenGebietdie Re<leist. Biannosistjedochspäter(183) der Richterbei NichterfüllungihrerAufgabe).Allgemeinzur BestrafüngvonBeamtenfür Versäum-
als unabhängigePolisbelegt(IC IV 179Z. 6). nisse in bezugauf prozessualePflichten:Koerner1987,485-492.
1404Vgl.Guarducci1950a,243f.(mit weiterenBelegen);allgemeinPetropoulou1985,63f.
1405 1416zuÖt!CT\v cmoypaq>Etv s.o. Anm.840.AuchMuttelsee1925,61 erkannte,daß hier die Kläger
Die VermutungGuarduccis1950a,241,es handelesich um die Isotelie,ist unbegründet. gemeintsind,und vermutete,daß sie einenTeilder Bußedes Verurteiltenerhalten;dieseBußewurde
1406Guarducci1950a,244. Zum Heiligtumdes ApollonPythiosin Gortyn vgl. Anm.451 und
aber weiteruntenbehandelt(Z. 53). Die Erklärungvon taöo' als tavo' (so Voretsch1870,16f.)tst
1464.Zum Kult des ApollonPythiosin den kretischenStädtens.o. Anm.365 nicht richtig;es handelt sich um Assimilationvon o vor o (taoOEoder tiiaoE); vgl. Bile 1988a,
1407Maiuri I909, 242 und GuarducciI950a, 244 führtenals Parallelendie in Gortynbelegten
153.
Thiasoi(IC IV 266)an, diejedochals privateKultvereinezu verstehensind. 1417Muttelsee 1925,61; Guarducci1950a,244. ZumDiagrammas. B Vll 2.2.
C / 2. Nr. 28. Hierapytna-Priansos
255
254 CI 2. Nr. 27. Gortyn-Hierapytna-Pnansos

·h d 3 Jh wahrscheinlich.1424 Dieser Vertrag ist einige Zeit nach dem Ve:-


die Lesung E~iiµivai; ('jeweils/jeder die Hälfte') richtig ist, handelt es sich um die ausge e_n eh.. Go.rtyn und Hierapytna (24, ca. 216/206) und vor dem Vertrag zwi-
Aufteilung einer Geldstrafe (zwischen dem Kläger und einer Stadt?, vgl. B VII 4 ). trag zwisc en
• d rr· (28) abgeschlossen worden. Wenn d.ie A nna h me zu-
sehen Hterapytna un iansos . .. . 'h h
Offizielle Besuche der Kosmoi (Z. 54-56, vgl. B VI 4 ). 1418 ~rifft daß diesem Vertrag kriegerische Ereignisse vorausgi~~en, ko~nen wir i n e ~r
Vertragseid (Z. 56-71, 71-86): Die Ergänzung der Schwurgötter und ihrer Epitheta ist
z.T. hypothetisch (vgl. B II 2.2 und S. 7lf.). Zeus Idatas (Z. 57, 73) wird in kei- :~e~e~~t;~n;~1e;~:~~:f::r ~:!::e~c~~~i;~~~~~n~~~)~!~~
;~hl:~ t;:ti~:~~
nem anderen Vertrag dieser Städte erwähnt; er kommt aher in Vertragseiden anderer Krie in v!rbindung bringen. Der Terminus ante quem ist viell_eichtd~r um 2~- ab-
Städte (Lyttos, Olus, Eleuthema, Knosos) vor; die Erwähnung eines Heiligtums des g •· d · t ischen Attalos I. und einer Reihe kreuscher Stadte,
geschlossene Bun msver rag zw .
Zeus Idatas in der Grenzbeschreihung (Z. 22f., an der Grenze zwischen Priansos darunter auch ehen Priansos und Hlerapytna (A II 5).
und Gortyn?) sowie die pankretische Bedeutung des Kultes in der Idäischen Grotte
legen die Ergänzung dieses Epitheton nahe. M. Guarducci hat die Ergänzung Zeus Nr. 28. Isopolitievertrag
·
zwischen
u·ierapy tna und Priansos ' kurz
Monnitios vorgeschlagen, weil dieses Epitheton im Vertrag von Hicrapytna mit nach 205.
Lyttos (26 Z. l 3f., 20) vorkommt; die dortige Erwähnung erklärt sich jedoch aus der . b b hen oben links und an der rechtenoberen
Beschreibung:Stele aus gra_ublauem Kalkstein,a__ ge r°': m
Bedeutung des Kultes des Zeus Monnitios für Lyttos und nicht für Hierapytna. 1419 1
Ecke;H 1,57m, B 43 cm, 1 20 crn,::c~;ta~n~o2heJ>/04~TI4,TI7,P2,I2,I4,<1>2,X2,Ql0,Qll.
Es ist eher das Epitheton Agoraios zu ergänzen, das in gortynischen VeJ1ragseidcn an Buchstabenformen: 4
A3,AS,iil, E ,_ ' . ' ' ' 1 n derUniversitätOxford.
zweiter Stelle genannt wird. M. Guarducci lehnte die Ergänzung Zeus Diktaios zu Fundort:Unbekannt;Jetztm der Ep1~aph1schen Sarnmu g 172· Cauer 1883,Nr. 119; Michel
Recht mit der Begründung ab, daß das Heiligtum dieses Gottes noch nicht von Ed.: CIG II 2556 (mit der älleren__ L1teratur)[H1ck~!~8~it\891' 24 (zu Z. 30); Levi 1925,214
1900, Nr. 16; SGDI5040];IC IIl,lil 4 (Teilphoto). g., ias ,
Hierapytna kontrolliert wurde. 1420In den kretischen Eiden folgt auf Zeus fast immer
(zu Z. 38).
Hera. Auch die Ergänzung der Athena Polias (bzw. Poliouchos) ist angesichts ihrer
l 0 1 € 0 r; a 1 o. e l o .r; _.l
Erwähnung in fast allen Vertragseiden der Hierapytnier und der Gortynier 1421
'Ayo.Sfö nixm Katbt1aoonipio.t. ~EidK~µ[oov€~µEY]
gesichert. Einen festen Platz in den kretischen Vertragseiden hahcn die Tlias Apollon 'lcpo.rru-rvm tiiivauv 'Ev(~°:vn,too'Ep~o.too,~[T\v~]_
Pythios-Artemis-Lato, das Paar Ares-Aphrodite sowie die Kureten und die 'Iµo.A.ioo, i:v81:Tipmvmotrnt KO<Jµoov toova~[vNcoovt :ool
Nymphen. Einige Gottheiten weisen konkrete Beziehungen zu einem der Ver- 5 Xiµa.poo KO.t µ11vor; iipoµT]tOl.vac.Ta.8€a~vifü[vt,oK~tauvru-]
~C L' -ic • 1€po.1tUtv\O\ KO.ln pto.YCJtot
tragspartner auf (vgl. B II 2.2): Athena Oleria zu Hierapytna, Eleithyia Inatia rn uuKl)CJO.V ' "
0./VW.NJ ~ - [(µµEVOY-]
' ]
Priansos, Apollon Pythias zu Gortyn. Der Kult des Zeus Skylios wird in Rhytion lo- trr; r.vto.tr;rrpoimo.PXcoomr; ata.A.~tr;i8(m,tr [to.'.KnµEYm,
fopTUviotr; KO.t 'lcpo.ltlltvioir; Kmtat Ko.to.KOtYO':' [rop,TUvt0tr;]
kalisiert, das spätestens seit der hellenistischen Zeit wohl den Gortyniern gehörte; KO.l 'IEpO.ltlltvtotr; KO.l Tipio.va(otr;KO.l i:~tat q>t/1.!o.t~Kmauµµo.-]
Rhytion (das heutige Po,acn) lag nicht weit von der Grenze zwischen Priansos und 10 xim KatÖpKotr; totr;rrpoyqov6cni:vto.ut~tr;t[o.,ir; rroAf.~tv]
Gortyn, und die Aufnahme des Zeus Skylios unterstrich vielleicht die gortynischen KO.l f.ltltat xwpm&1EKUt€pol i:xovtrr;KmKpmov[t~r; to.Vauv-]
(eher als die priansischen) Ansprüche auf dieses Gebiet (vgl. o. Anm. 377). Auch ßfirnv ffiEYtoi:r;tov rravto.XiJ0VOV. vac.'IEpO.ltll;':'[\Ot~l.
Hermes Dakytios war sicher ein lokaler Gott eines der drei Vertragspartner, wie aus KO.t Tipio.vaio(t~ ~µEvrro.p'a/JJJ.~nr;,iaorro~t;Eto.V K~trniyo.-
seinem nach einem sonst nicht ühcrlieferten Ortsnamen Dakytos bzw. Dakyton gebil- µio.r;KO.l EVKTI)CJ\V KO.lµEtoxavKmSnoov~m o.v8p~lVOl'V
15 rravtoov, öaot KO. i:oovni:µ<pUMl rro.p'i:~o.t€potr;, K~lrrooMv-
deten Epitheton hervorgeht. Zeus Idatas kann hier sowohl wegen seiner Stellung in
to.r;KO.l wvooµEVor; KO.l8o.vdsovmr;Km,8o.~nsoµEY~r;
den gortynischen Kulten als auch als pankrctischer Gott erwähnt sein. Bei Athena KO.l ,iitJ..a rravm auvo.Maaovmr;KUplDr; f\µEv,Ko.tO. , _
Polias läßt sich nicht sagen, ob sie nur aufgrund der Bedeutung ihres Kultt:s in ,or;1lltUPXOVto.r; ltO.P'EKo.tEpotr; voµor;._vac. ·~~:CJt(J)8€,Oll
Hierapytna 1422 in den Eidestext aufgenommen wurde. tE '1€po.ltlltvtoot arrdpEYr.vtat Tipio.vaimKm,toot nf~,o.v-
20 CJ\€\ • EY' 10.\
- 'Jcpo.ltlltvim
~
ötOOXH ta tEA.€0. Ko.80.1t€P OtO.M,Ot
'8' '
Datierwig ,
ltOA.tto.t Ko.ta,or;voµor;,or;EKo.t€pi\ ntµEv?•·.v~c.Et €t\ '
Die Paläographie, vor allem die Ähnlichkeit der Schrift mit jener des auf ca. 205 zu KO. o '1€po.1tUtv\Or; brrtxßr\mt/,r;Tipio.va{ t)ov T\~ Tipio.v?irnr;
datierenden Vertrags zwischen Hierapytna und Rhodos 1423macht eine Datiemng ins i:r;'l€pa.ltlltv0.V onouv,a,wo. fo100K~li:a~yoµE;'oo~ Km
i:~o.yoµEVOlt o.uta KO.l toU,OlV tor;KO.plt<X; KmKat~yo.v ' ,
c , , 8aA.O.CJCJO.V. 6:>V8r KO. arroöiiitmKo.ta 80.A.O.CJCJO.V
((J)-
2.1 KmKO.tO. , ,Af.
ao.r;r.~o.yooyiir; ,iiivb1t(X8€0iµoov arroOOtOl m t€ , o. , , ,
1418Guarducci1950a,244denktdagegenan die Funktionder Kosmoials Rich1cr. Ko.tator;voµor;,or;EKo.t€pi\ K€\µEvor;. ~ac.K:xm,o.~m 8€ '
1419oasHeiligtumdes Zeus Monnitioslag in Malla:die Ephchcnvon LyltosnahmcnjcdcsJahr KO.t €t tir;KO. vrµ[T\ta,€]Arir;fo,oo·o.i8t:KO. CJtvl)to.~
0.7tOt€;CJ0.-
10l 1Uf.ltt,iµto. iol Ol[vo]µEYor; Ko.ta,or;voµor;t0~€KO.;€PT\ K€\-
am dortigenFest Teil: 11 Z. 19. 30 µEVo~. TipHY11to. 81:J:i[K]o.xpdo.vEXT\t rroPT\ioo,rro.pcxovtoov
142oouarducci1950a,242.
1421ygJ.Guarducci1950a,242. . tete) Fehlen des Zeus
1422s0Guarducci1950a,244. 1424Vgl.GuarducciJ950a, 243, die auch auf das (allerdmgsnur verrnu
14235y III 551.Zur Datierungs.o. A II 4. Diktaiosundder AthenaSarnoniaals Schwurgotthe1ten
hmwe1st.
256 C 12. Nr. 28. Hierapytna-Priansos CI 2. Nr. 28. Hierapytna-Priansos 257

Soweit nicht anders vermerkt, wird der Text nach der Ausgabe Böckhs wiedergegeben, der sich auf
oi µi:v 'IEpo:mrrvtotKO<Jµot tot:; np10:va1rucn,oi OEnpmvau:(E):; den Kopien von Maittare und Chandler stützte. 1 Geschrieben mit größeren Buchstaben. 3 µ[riv6:;]
1Cooµo1 tot:; 'IEpo:rnnviot:;·o:i OEµ~7t0:ptcrxo:t€V, UJtOtEtaav- Halbherr, Guarducci; K[o:lµriv6:;] die früheren Herausgeber. 7 Blass (sc. tat tE i8im n1µ€va1); tE-
t<OV oi bcioo:µot t&v KO<Jµcov tiit 7tpttydm CJto:tijpo::; 0€1CO:. [0dam:;] Böckh. 11 [,av] Bla~s. 12 e:; Halbherr; E[i]:; die früheren Hg. 13 nPIANIIOY:!: auf dem
·oOEKooµo:;ot&v '1Epo:7t1ltvt<OV Ep7tft(OrvnptO:VCJtot e:; Stein. 28 Halbherr, Guarducci; vE[i]µ[rit a,]E).~:; Böckh, Blass. 30 <li[vK]o:xpdo:v EXlltSkias. 38
35 to UPXEIOV lCO:L evElClCATICJto:t 1Co:6fia0w µrn'x t&v JCOOµwv, 'Hpo:iot:; Halbherr (bei Levi); 'Hp[o:io]t:; Hicks; ~p<0i:1Co1:;
bzw. ~poi:Kot:;die früheren Hg.; 'Hpo:i:Ko"i:;
<000:utwi;OElCO:L ot&v npto:VCJ1€<0V Kooµoi;Ep7t€t<O EV'IE- Reinesius. 68 ,EAE("i)to:tHicks.
p0:7t1ltvo:t e:; to UPXElOV lCO:L €VElClCATICJlo:t 1Co:6fia0w µrn'x "Guter Gott. Auf gutes Glück und zur Rettung. In Hierapytna im Amtsjahr der
t&v KO<Jµcov. 'Ev OEtot:; 'Hpo:iot:;lCO:l EVmt:; iiAAo:t:;ropmt:;
Kosmoi, die zusammen mit Enipas, Sohn des Hermaios, amtierten, im Monat Hima-
oi Jto:po:turxavovtE~Ep7t0Vt<OV 1to:p'UMUAO:;e:;avop~t-
40 ov JCo:0~lCO:L oi iillit JtOAttm.'Avo:ytV!OCJlCOVt<OV OEtelV lios, in Priansos im Amtsjahr der Kosmoi, die zusammen mit Neon, Sohn des Chi-
CJtUAo:V lCO:tEVlO:\JtOV oi t6K' ad JCOCJµovtE:; 7t0:p· E1Co:tf- maros amtierten, im Monat Dromeios. Folgendes haben die Hierapytnier und die
p01:;€Vtot:; 'Y1tEpßw101:; lCO:L 1tpo1to:po:yyEMvtwv aMci- Priansier miteinander vereinbart und gemeinsam beschlossen, indem sie an den be-
AOt:;Jtpü aµEpiiv OEJCO: ~ lCO: µEAA!OVtl avo:ytVWCJlCEV. reits existierenden Stelen festhalten, und zwar sowohl der Stele, die getrennt zwi-
OJtOtotOElCO: µ~ avo:yv&vn Tlµ~ JtO:PO:YYTlA!OVtt UJt0- schen den Gortyniem und den Hierapytniem besteht, als auch jener, die gemeinsam
45 tEtcravtwv oi o:1ttottoutwv crto:-rijpo::; EKo:tov,oi µEv
'IEpo:JtUtvtOt JCooµott&v npto:VCJtE!OV tat JtOAEt, oi OE
für Gortynier, Hierapytnier und Priansier besteht, ferner der Freundschaft und dem
Opto:vcrtfr:;'1Epo:7t1ltvt(OV tii JtOAEl. vac. Ai OEtt:; aOtlCOlll Bündnis und den früher geleisteten Eiden in diesen Städten, und unter der Voraus-
tel CJU\IJCEtµEVo: lCOtVat Oto:AU<OV TlJCO<Jµo:; Tli81wm:;,E- setzung, daß sie das Land behalten, welches sie rechtmäßig hatten und besaßen, als
SECJt<O t&t ßwAOµEV<Ol Ot1Caso:a0mfJtt t& lCOtVW Ot- sie diesen Vertrag auf alle Zeit eingingen. Zwischen den Hierapytniern und den
50 1CO:CJTI1piw tiµo:µo: bctypmvaµEVOV tii:; ÖIKO:<; 1Co:tel to Priansiern soll es lsopolitie geben und das Recht auf Eheschließungen und den Er-
a8i1Cllµo: ö l((l n:; a81~crri1. lCO:t Et lCO: Vt1Cacrri1, Ao:ßEt<O to werb von Grund und Boden; und alle, die in den beiden Städten Mitglieder von Phy-
tpitov µ€po:;tii:; 8i1Co::; oOtKO:SaµEvo:;, to OEAOtJtOV fo-
len sind, sollen an den sakralen und profanen Dingen teilhaben. Sie sollen das Recht
t<Otiiv JtOAE!OV. Ai 8€ tt 0EiiivßWAoµEV<OV U..OtµEv ayo:-
Sov ci1tot&v JtOAEµiwv, i't1C0tvatesooouao:vtE:;r\ ioim n- haben, zu verkaufen und zu kaufen, Geld auszuleihen und Darlehen aufzunehmen so-
55 VE<; Jto:P'ElCO:tEpwv i'tlC();tel yiiv i'tKo:tel0aAo:CJCJO:V, Ao:V- wie alle sonstigen Geschäfte zu tätigen, gemäß den in der jeweiligen Stadt geltenden
xo:v6vtcovElCCltEpot 1Co:tel to:; ävopo::;to:; Ep7tovm:; Gesetzen. Und der Hierapytnier darf auf dem Land der Priansier Getreide säen, eben-
lCO:Ltel:;OEKato::; Ao:µßo:v6vtwvElCCltEpot /,:;telVioi- so der Priansier auf dem Land der Hierapytnier, indem er die Gebühren genau wie
0:VJtoAtv.'Y1tEpOEt&v 1tpoyqov6tcov1to:p'EKo:tEpot:;
die anderen Bürger gemäß den jeweils geltenden Gesetzen bezahlt. Und wenn der
aOt1CT1µatwv U(jl'<lito lCOtVOOtlClOV UJtEAtJtE xp6vw,Jtotll-
60 aaa0w;- telVOtESO:Y<OyelV oi CJUV 'Evi1to:vnlCO:L NicovtKo[a-]
Hierapytnier etwas in Priansos in Sicherheit bringt oder der Priansier in Hierapytna,
µ01EVOlllCO:lCotVat86sri1Ot1CO:CJtT1picp ciµ(j)OtEpo:t:; mt:; JtO- darf er dies zallfrei ein- und ausführen, sowohl es selbst als auch seine Erträge, so-
AECJl bc' 0:UtWV KOCJµovtwv JCO:t to:; /,yyuo:;mmamaav- wohl zu Land als auch zur See. Für das aber, was er verkauft, wenn die Sachen, die
t!OVU7t€pto1Jt<OV U(jl'&:;lCO: aµ€po::;a CJ"taAo: n:0ijt /,µ µri- er in Sicherheit gebracht hatte, auf dem Seeweg ausgeführt werden, soll er die Ge-
vi. 'Y1ti.:pOE"tWV ÜCJtEpov /,yy1voµ€vwv UOl1CT1µat<Ov Jtpü- bühren gemäß den jeweils geltenden Gesetzen bezahlen. Ebenso, wenn jemand
65 OtlC(Ot µi.:vxp~a0wv Ko:0ro:; "tOOtaypo:µµo:EXEt · 7tEpl8/.:"tffi weidet, soll er keine Abgaben zahlen. Wenn er aber Schaden anrichtet, soll derjenige,
Öl1CO:CJTI1piw oi bctcr,aµEVOllCo:t'EVto:\J"tOV 7t0:p.ElCo:tEpot:;
KO<Jµot JtOAtvCJtO:VUEa0cov äy 1C(); aµ(jlotEpm:;to:t:;JtOAECJ[t] der den Schaden angerichtet hat, das Strafgeld gemäß den jeweils geltenden Gesetzen
[86Jsri1ES&:;"tOE7tt1Cpt~ptov"tEAEto:t, JCO:t /,yyuo:;Ko:0ta,av- zahlen. Und wenn eine Gesandtschaft Beförderungsmittel (?) braucht, sollen die
t<OV acp'&:;1(0:aµEpo::;EJtt'J"tiivnbcl "tOapxEtOV€V81µ~v<01, Kosmoi der Hierapytnier sie an die Priansier und die Kosmoi der Priansier an die
70 lCO:L OtESO:YOVt<OV miho: rn'O:U"tWV JCOCJµOVt<OV 1Co:tel to Hierapytnier geben; wenn sie sie nicht geben, sollen die anwesenden Kosmoi 10
oox0i.:vlCOtvatauµßoAOv. o:iOElCO: µ~ JtOl~CJ<OVtt oi JCO<Jµot lC0:- Statere an die Gesandtschaft zahlen. Und das Kosmenkollegium der Hierapytnier soll
0~ YEYPO:Jtto:t, UJtO"tEtCJat<O EKO:crto:; 0:U"tWV crm"t"ijpo::;
in Priansos zum Amtslokal kommen und in der Volksversammlung zusammen mit
JtEV~Kovm,oi µi:v 'kpo:JtUtvtot Kooµm Opto:vaiwv tat JtoAEt,
oi ocCTptaVCJtot KO<Jµot '1Ep0:7t\Jt\lt(OV ,iit JtOAEt. Ai OE"ttlCO: den Kosmoi Platz nehmen; ebenso soll das Kosmenkollegium der Priansier in Hiera-
75 OOSlltciµ(j)OtEpm:; mt:; 1t6AEa1 ßwAOuoµrvm:;bcl t&t pytna zum Amtslokal kommen und in der Volksversammlung zusammen mit den
lCOtvUt CJ\Jµ(j)EpüVtt Otop0wcro:a0m,1CUptoV ECJ"t<O tO Otop- Kosmoi Platz nehmen. Und am Fest für Hera und an den anderen Festen sollen die
0w0Ev,amaavt<Ov 8/.:tel:; CJ"tUAo::; oi EVWto:lCO"tE<; E- anwesenden (Bürger des Vertragspartners) jeweils zum Männerhaus kommen, genau
lCo:tEpijtKooµot€lt' 0:U"tWV JCOCJµ6vtwv, oi µi.:v'kpo:JtU- wie die anderen Bürger. Und die jeweils in den beiden Städten amtierenden Kosmoi
t\llot ev"tffillEpWt,ii:; 'A0o:vo:io::; ,ii:; noAta8o:; lCO:t oi
sollen jedes Jahr am Fest Hyperboia die Stele verlesen und sich gegenseitig zehn
80 Optavcrtot EV"tffiliEpiiit,ii:; 'A0o:vo:io::; -ca:;noAta8o:;.
'ÜJt6tEpotOElCO: µ~ CJ"taawvnKo:0ro:; Yf'YPO:Jtto:t UJtO- Tage vor dem Verlesen einladen. Und wenn einer nicht verliest oder nicht einlädt,
tEtCJaVt<OV tel 0:U"tel 7tpoottµo:Ko:0.'mJCO:t 7tEpl"tWV sollen die dafür Schuldigen hundert Statere zahlen, und zwar die Kosmoi der Hiera-
ÖllCO:t(OV YEYPO:Jt"to:t. pytnier an die Stadt der Priansier und die Kosmoi der Priansier an die Stadt der
258 CI 2. Nr. 28. Hierapytna-Priansns CI 2. Nr. 28. Hierapytna-Priansns 259

Hierapytnier. Und wenn jemnnd Unrecht tut, indem er das gemeinsam Vereinbarte Vertragsformel (Z. 5-12; vgl. B II J): Das Verb cruvEu◊on"iv ('gemeinsam gut
zerstört, sei es ein Kosmos, sei es eine Privatperson, darf jeder, der will, vor dem heißen') in der Vertragsformel unterstreicht die Tatsache, daß es sich um einen Er-
gemeinsamen Gericht prozessieren und auch die Strafe für den Prozeß beantragen, je gänzungsvertrag handelt (s.o. Anm. 456). Der mit foi + Dativ beginnende Satz
nach dem Vergehen, dessen mnn sich schuldig mnchte. Und wenn er den Prozeß ge- bringt ebenso wie die Präposition eµµrvov-m; die Bedingungen zum Ausdruck, unter
winnt, soll der Kläger ein Drittel des Strafgeldes erhalten, der Rest soll den Städten denen der neue Vertrag gilt. 1428 Anerkannt werden die Grenzen des Landes, das die
gehören. Und wenn wir von den Feinden ettt·as Gutes nehmen, wenn die Götter es Vertragspartner zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses rechtmäßig und souverän be-
wollen, entweder wenn wir gemeinsam einen Feldzug zu Wasser oder zu Land saßen (vgl. B III 1 g). Ähnlich steht im Friedensvertrag zwischen Itanos und Praisos
füh,ren, oder wenn Bürger der beiden Städte es privat tun, sollen sie es untereinander (47), daß der Frieden bei Einhaltung der zu jenem Zeitpunkt existierenden Grenze
auslosen, nach der Zahl der Männer, die mitgekommen sind; und jeweils ein Zehntel gilt.
sollen sie zu ihrer Stadt bringen. Und was die Vergehen betrifft, die früher in den Isopolitie, Epigamie und Enktesis (Z. 13-15, vgl. B IV I, V 1): Auch im Vertrag 20
beiden Städten geschahen, seit der Zeit, in der das Koinodikion aufhörte, sollen die wurde die Isopolitie wahrscheinlich im Anschluß an einen älteren Bündnisvertrag
Kosmoi, die zusammen mit Enipas und Neon amtieren, diese Prozesse vor einem vereinbart. Obwohl entsprechende Bestimmungen fehlen, ist anzunehmen, daß das
Gericht führen, welches beide Städte gemeinsam bestimmen, und zwar noch volle Bürgerrecht in der Stadt des Vertragspartners nur auf entsprechenden Antrag
während ihrer Amtszeit; und sie sollen innerhalb eines Monates nach der Aufstellung und nur bei Niederlassung des Isopoliten aktiviert wurde. 1429 Die Vorrechte der Epi-
der Stele die Bürgen für diese Prozesse ernennen. Was aber die Vergehen betrifft, die gamie und der Enktesis standen auch jenen Personen zu, die das Bürgerrecht in der
später geschehen werden, sollen sie einen Prodikos einsetzen, wie das Diagramma Partnerstadt nicht aktivierten (s.o. S. l lüf.).
bestimmt. Und was das Gericht betrifft, sollen die jedes Jahr in den beiden Städten
Wirtschaftliche Begünstigungen (Z. 15-18): Auch diese Begünstigungen galten nicht
geschäftsfü.hrenden Kosmoi eine Stadt bestimmen, die die beiden Städte gemeinsam
allein für diejenigen, die von der Isopolitie Gebrauch machten. 1430 Es galten die
wählen, von welcher das schiedsrichterliche Urteil gefällt wird, und sie sollen Bür-
Gesetze des Ortes, an dem die Geschäfte abgewickelt wurden (B V 5). Dies konnte
gen innerhalb von zwei Monaten nach dem Tag ernennen, an dem sie ihr Amt an-
vielleicht für die Isopoliten insofern von Vorteil sein, als daß sie für derartige Ge-
treten; und sie sollen das (diese Prozesse) noch während ihrer Amtszeit nach den Be-
schäfte die für die Bürger vorgesehenen (niedrigeren) Abgaben zu zahlen hatten. 1431
stimmungen des gemeinsam vereinbarten Abkommens führen. Und wenn die
Kosmoi nicht so tun, wie es hier geschrieben steht, dann soll jeder von ihnen 50 Sta- Pachtrecht (Z. 18-21, vgl. B V 2): Diese Klausel sichert das Recht aller Bürger einer
tere zahlen, und zwar die Kosmoi der Hierapytnier an die Stadt der Priansier bzw. die Stadt, in der anderen Stadt Land zu pachten und zu bestellen; 1432 sie stellt somit eine
Kosmoi der Priansier an die Stadt der Hierapytnier. Und wenn die beiden Städte be- Ergänzung zur Enktesis dar.
schließen, etwas zu verbessern, indem sie über das gemeinsam Nützliche beraten, Bergung von Gütern in der Stadt des Vetragspartners (Z. 21-27, vgl. B V 4).
soll das Verbesserte gültig sein. Und die Stelen sollen die in den beiden Städten ange- Weiderecht (Z. 27-30; vgl. B V 3): Diese Klausel betrifft nicht die gelegentliche
tretenen (oder geschäftsführenden?) 1425 Kosmoi noch während ihrer Amtszeit auf- Überschreitung der Grenze und Nutzung fremden Weidelandes, sondern die Wander-
stellen, die Hierapytnier im Heiligtum der Athena Polias und die Priansier im Heilig- viehhaltung. Offenbar waren die Hierapytnier an den Sommerweideplätzen des ge-
tum der Athena Polias; und diejenigen, die eine Stele nicht aufstellen, wie es ge- birgigen Priansos interessiert, die Priansier ihrerseits an den Winterweideplätzen
schrieben steht, sollen dasselbe Strafgeld zahlen, wie es in bezug (auf Versäumnisse Hierapytnas (vgl. 5). Für das Weiden auf dem Gemeindeland des Partners wird
im 'Zusammenhang) mit der Rechtsprechung steht". anders als im Vertrag zwischen Hierapytna und Praisos (5) keine Abgabe verlangt.
Der bilaterale Isopolitievertrag zwischen Hierapytna und Priansos ergänzt den kur- Es stellt sich die Frage, ob diese Abgabenfreiheit nur für die Isopoliten galt, oder
ze Zeit vorher abgeschlossenen Bündnisvertrag zwischen Priansos auf der einen und auch für die eigenen Bürger. Ersteres scheint mir zuzutreffen, 1433 nicht nur, weil der
Gortyn-Hierapytna auf der anderen Seite (27). Gerade dieser Bündnisvertrag wird in Begriff a,EA.Eta/a,EA.TJi;in bezug auf die Privilegierung von Fremden verwendet
Z. 9-12 angesprochen: 1426
Invokation und Segensformel (Z. lf.; vgl. B II 5.2).
Datierungsformel (Z. 2-5; vgl. B II 5.3).1427 wohl erst kurz vor Vertragsabschluß angetreten. Die Hesychios-Glossen iµaA.ux, iµaA10v und iµU;A1~
bringen den Monatsnamen in Zusammenhang mit der Ernte (10 €1ttµE1povtwv ciMupwv, rn1Kap7tw):
1425S.u. Anm. 1893. vgl. Guarducci 1942, 47; Willetts 1955, 109; Trümpy 1996, § 110.
1426Voretsch 1870, 3f.; Muttelsee 1925, 60; Guarducci 1940a, 150f.; 1942, 46. Vgl. folgende 142Bzu e1ti + Dativ vgl. Bile 1988a, 309.
1429s0 auch Gawantka 1975, 31.
Verweise: Bündnis- und Freundschafüvertrag (28 Z. 9f.; vgl. 27 Z. 7), ewige Dauer (28 Z. 12; vgl. 1430Gawantka 1975, 31.
27 Z. 7), Festsetzung der Grenze von Priansos (28 Z. 11; vgl. 27 A 16-32), Eid (28 Z. 10; vgl.
27 z. 56-58). 1431Vgl. Chaniotis 1986, 16lf.
1427zu den Monaten Himalios und Dromcios s. Guarducci 1940a, 153; Trümpy 1996, § 110. Sie 1432Vgl. Guarducci 1942, 47; Gawantka 1975, 62; Pctropoulou 1985, 49; Link 1991, 121.
sind wohl auf den Beginn des Jahres zu setzen, wenn der Ausdruck oi ivrnmKo,E~ Kooµo1 (Z. 77f.) 1433s0 auch Thiel 1926, 61; Pctropoulou 1985, 51 mit Anm. 220; anders Guarducci 1940a, 156;
auf das neugewählte Kosmenkollcgium hinweist. Die gerade amtierenden Kosmoi halten ihr Amt 1942, 47f.
260 CI 2. Nr. 28. Hierapytna-Priansos CI 2. Nr. 28. Hierapytna-Priansos 261

wird, sondern vor allem auch weil die Entrichtung einer 'Weidegebühr' durch die schrift genannte Amtshandlung zuständig war, 1442oder eben die in der Stadt an-
Bürger von Hierapytna belegt ist (5). Die Benachteiligung der eigenen Bürger durch wesenden Kosmoi. Aufgrund der häufigen Kriege kam es offenbar vor, daß einige
diese Gebühr wurde dadurch ausgeglichen, daß sie in der Partnerstadt davon befreit Kosmoi in ihrer Funktion als Heerführer die Stadt verlassen mußten. Für diesen Fall
waren. Diese Reziprozität entspricht der Natur der transhumanten Viehzucht, mit wurde Vorsorge getroffen, daß einige Mitglieder des Kollegiums zurückblieben, um
ihrer wechselseitigen Mobilität der Herden in die geographisch unterschiedlich gele- die Geschäfte weiterzuführen. 1443
genen Gebiete der Vertragspartner.
Einladung der fremden Kosmoi (Z. 34-38; vgl. B VI 4).
Gegenseitige Unterstützung von Gesandten (Z. 30-33): Diese Klausel ist einmalig
Teilnahme an Festen (Z. 38-40): In anderen Verträgen werden die Isopoliten zu den
für die kretischen Staatsverträge. TTopfiwv (nopEtov) bedeutet 'Beförderungs-
Festen ausdrücklich eingeladen (B VI 3 ). Hier wird keine Einladung ausgesprochen
mittel'.1434Es ist von der Unterstützung fremder Gesandter durch den Gastgeber die
(s. aber 27 Z. 37-39), man geht aber davon aus, daß an dem Hera-Fest 1444 und
Rede, was auch andere Quellen bezeugen. So sieht z.B. der etwa zeitgleiche Be-
anderen Festen Bürger der Partnerstadt anwesend sein würden. Diese Besucher wer-
schluß Hierapytnas über eine Gesandtschaft aus Magnesia am Mäander vor, daß die
den zu den 'Männerhäusern' (avöpEta, s.o. Anm. 82, 825) der jeweiligen Stadt ein-
Hierapytnier den Gesandten solange sicheres Geleit gewähren, wie sie es wünschen
1435Die von den Kosmoi für den geladen. Diese Stelle zeigt, daß die Syssitien noch in der fortgeschrittenen hellenisti-
(napm:µ'Vo:t µE-r' a[m:pa]Adm; UlKa ßcoAWV'tat).
schen Zeit bestanden.
Fall, daß sie dieser Verpflichtung nicht nachkommen, zu zahlenden 10 Statere sind
kein sehr hoher Betrag, verglichen mit den 100 Statercn als Strafe für das Ver- Verlesen des Vertrages (Z. 40-47; vgl. B VI 2 ).
säumnis der jährlichen Verlesung des Vertrages oder den 50 Stateren bei Versäum- Popularklage im Falle vertragswidriger Handlungen (Z. 47-53; vgl. B VII 4).
nissen in Prozessen. Die Erwähnung von 'anwesenden' (E1ttöaµo1) Kosmoi 1436 Aufteilung der Kriegsbeute (Z. 53-58, vgl. B III I h): Die Kriegsbeute stammte aus
erlaubt vielleicht die Beantwortung der Frage, warum in den kretischen Inschriften Feldzügen zu Wasser und zu Land, die entweder die beiden Gemeinden gemeinsam
die Zahl der Kosmoi variiert. Obwohl nach der literarischen Überlieferung jede kre- ( Kotvat) oder ihre Bürger auf eigene Faust (iöim) durchführten. 1445Hiermit dürften
tische Stadt zehn Kosmoi hatte, 1437gibt es in den epigraphischen Zeugnissen große Raubüberfälle auf Nachbarn bzw. Piraterie gemeint sein. Die Beute wurde unter den
Abweichungen von dieser Zahl, die nicht allein durch die unterschiedliche Größe der beteiligten Kriegern anteilmäßig durchs Los geteilt. 1446Nur in diesem Vertrag ist von
Bevölkerung zu erklären sind: 1438In Gortyn, einer der größten Poleis, wo das zehn- dem Anteil (öEKamt) die Rede, den die Städte erhielten. Es handelt sich um eine Ver-
köpfige Kollegium epigraphisch bezeugt ist, 1439werden in einigen Inschriften weni- steuerung der Beute, die sowohl bei den von der Gemeinde als auch bei den von
ger Namen angcführt. 1440Auch in Hicrapytna, wo das zehnköpfige Kollegium ein- Bürgern durchgeführten Feldzügen gewonnen wurde. 1447Aus der sehr allgemein ge-
mal bezeugt ist, werden in einer anderen Inschrift nur 5 Kosmoi genannt. 1441Die ge- haltenen Formulierung (Z. 57f.: "und jeweils ein Zehntel sollen sie zu ihrer Stadt
ringere Zahl bedeutet freilich nicht, daß eine Stadt mal fünf, sieben, neun oder zehn bringen") geht nicht eindeutig hervor, wie der Anteil der Städte bestimmt wurde. Es
Kosmoi besaß; in den einschlägigen Texten werden nicht alle Mitglieder des Kol- ist anzunehmen, daß die Anteile der beiden Poleis nicht gleich waren, sondern der
legiums genannt, sondern nur die Mitglieder des Ausschusses, der für die in der In- Zahl der von der jeweiligen Stadt gestellten Krieger entsprachen; also auch hier galt
das Prinzip Ka-ra -roi; ävöpai; -roi; Epnovmi;_1448 Als sinnvoll erscheint folge?des
Verfahren: Erst wurde der Anteil jeder Partei festgestellt (entsprechend der Zahl ihrer
Krieger); vom Anteil jeder Partei wurde ein Zehntel für die Stadtkasse (wo~! im ~?s-
1434Garlan1977, 152f.;vgl. schon Voretsch1870,5 mit Anm.4; Voretsch1872,279; Guar-
verfahren) ausgesondert und der Rest unter den Kriegern verlost. Denkbar ist freilich
ducci 1940a,157 ("mezzide transporto");Bile 1988a,279 ("moyende transport");andersllocck auch, daß jeder Krieger einen Zehnten seines Gewinns an seine Stadt abtrat. 1449
1829,III 473 (Reisegeld);so auch und Guarducci1942,48; Capdcville1994b,269. Irrig llicks
1882,292 ("privilegesof publichospitality").
14351c lll,iii 3 C 15f.Interessanterweisesiehtauchder im späten3. Jh. gefälschteBeschlußdes 1442Vgl.Treheux 1984, 329-342,der die Möglichkeiterwog, daß die Gesch~ft~jeweils ab-
KretischenKoinonüberHilfefür die magnetischenKolonisten(angeblichaus dem 10.Jh.) vor,daß wechselndvon einemAusschußdes Kollegiumsgeleitetwurden;er vermutete1mubngen,daß die
die Kreterden Kolonistenbis nachAsiensicheresGeleitgewähren:!.Magnesia20 Z. 18-21(FGrllist Kosmenzahlin den Inschriftenauchdeswegenvariiert,weileinigeKosmenihr Amtniederlegten.Zu
482 F 4; Chaniotis1988a,246 D 27, 257f.):[1t]po1tEµ'1'at [8/:]autou, µrxp1Ei, tu.V'Aoiav tat, geschäftsführenden Ausschüssenvgl.u. Anm.1893. . .
µm:pat, vauotv KUlouµnEµ'!'atautot, tos6m, Ei, lt(Vtm:oo(ou,äv8pa,. Mangewinntfast den 1443ÄhnlicheMaßnahmenfindet man z.B. in !SEI 51 (Thuria,frühes 2. Jh.): Die Synhedrm
Eindruck,daß derantikeFälschereineBesonderheit kretischerDiplomatieansprechenwollte. einerPhyledurftendie Stadtnichtverlassen,uman einemauswärtigenProzeßteilzunehmen. .
1436!rrigHicks1882,292 ("thefellow-citizens of thcneglctfulKooµm").
1437Aristot.,Pol. II, 1272a 6; Strab. 10,4,22 (C484)= EphorosFGrllist 70 F 149. 1444zumHerakultin den beidenStädtens. Guarducci1940a,157f.;Guarducci1942,48; W1lletts
1438So Willetts 1955, 113f.; Petropoulou1985, 249f. Anm. 524; van Effenterre 1948, 100 1962,254f.
1445retropoulou1985,24, 26, 81 sprichtvon Söldnern,derenArbeitgeberPi:ivatpersonenwaren
Anm.1 nahmeineÄnderungderZahlin der hellenistischen Zeitan. und von staatlicherVermittlungdieserSöldner.Diesist wederaus dieserInschnftnochaus anderen
14391c IV 259 (10 Kosmoi+ 1 KosmosHiarorgos,2. Jh.); vgl. IC IV 195B (9 oder 10 Kosmoi,
Quellenzu entnehmen.
2. Jh.). 1446Guarducci 1942,48; Petropoulou1985,21, 24, 38. Vgl. B III 1 h.
14401c IV 261 (5 Kosmoi?+ 1 Jliarorgos+ 1 Schreiber,1. Jh.; s. Chaniolis1995d,34f.),260 (5 1447Petropoulou 1985,80. Vgl. B III lh.
Kosmen+ 1 lliarorgos+ 2 Schreiber,2./1.Jh.). 1448Vgl.Guarducci1942,48; Petropoulou1985,21.
14411c III,iii9 (10 Kosmoi),III,iv6 (5 Kosmoi).
262 CI 2. Nr. 28. Hierapvtna-Priansos
CI 2. Nr. 28. H1erapytM-l'rianso.1 263

Führun1: von Prozessen (Z. 58-74): Ein sehr großer Ahschnitt des Vertrags hefaßt samen Ent,cheidung der Vertragspartner überlassen (Z. 61 f.). 1455 Es war wahr-
sich mit Prozessen, in die Hicrapytnier und Priansier verwickelt waren. Für die schemlich ein ad hoc wohl aus Bürgern (Amtsträgern?) beider Städte zusammenge-
Rechtsstreitigkeiten aus der Zeit vor hzw. nach dem Vertragsahschluß galten zwei ~cl/:tes Gericht ähnlichen Charakters, wie das 'gemernsame Gericht' (Z. 49f.),
verschiedene Verfahren (Z. 58-64 hzw. 64-71 ), deren Deutung dadurch erschwert welches die (ebenfalls außerordentlichen) Prozesse wegen Vertragsbruches durchzu-
wird, daß dieser V ertrag für viele Einzelheiten mehrmals entweder auf kün fti e:e Ah- fuhren hatte. Für ein fremdes Schiedsrichterkollegium fehlte offenhar die Zeit. Gera-
kommen oder frühere Vereinharungen verweist, die uns z.T. fehlen (Z. 59, 65. 61, Je hier erkennt man den Unterschied des Verfahrens gegcnüher dem für künftige
67f., 70f.). In vielen Einzelfragen hahen inshcsondere M. Muttclsec und H. v:•n V ergehen vorgesehenen Rechlsweg. 1456
Effentcrre das Richtige getroffen, ahcr in unterschiedliche Gesamtdeutungen eing~. Das für künftige Streitigkeiten vorgesehene Verfahren war von den Problemen
fügt (vgl. B VII 2-4).1450 ,:iner außerordentlichen Situation entlastet. Hietfor wurden allgemeine Regeln verein-
In Z. 59 ist von einem Koinodikion die Rede, welches früher für die Prozesse rn- bart. Als Grundsatz galt, daß künftige RcchLstreitigkeiten durch einen Schlichter (Z.
ständig war und zu einem nicht näher hckannten Zeitpunkt aufgelöst wurde, viellcidn 64f.: Prodikos) zu entscheiden waren. Wenn er die Parteien nicht beruhigen konnte,
in Folge eines Kriegs zwischen Hierapytna und Priansos. 1451 Das Koinodikion war setzte man ein aus mehreren Richtern bestehendes Gremium (◊tKam~ptov, Z. 66)
wahrscheinlich ein von heiden Städten gemeinsam angerufenes Gericht (B VII 2.3 ). ein, das aus B ürgcrn einer dritten, jedes Jahr neu bestimmten Stadt bestand. 1457 Die
In Z. 65 ist vom Diagramma des Kretischen Koinon die Rede, das eine Li~te von Knsmoi der beiden Städte entschieden sich zu Beginn eines jeden Amtsjahres 145 8 für
Strafen für verschiedene Delikte privatrechtlicher Natur enthielt und die Prinzipien fiir eine dritte Stadt, die für das betreffende Jahr die Rolle des Schiedsrichters über-
die Führung von Prozessen dieser Art hestimmte (B VII 2.2). Hier wurden auch die nehmen sollte (Z. 65-68). Das Wort E1ttKptt~pt0v (Z. 68, vgl. 27 Z. 49f.) be-
Aufgaben des Prodikos festgesetzt. Das in Z. 71 genannte Symbolon, ein bereits zeichnet wohl das Urteil der Schiedsrichter. 1459Innerhalh von zwei Monaten nach
existierendes Rechtshilfeabkommen, ist wahrscheinlich mit einem Abschnitt des Ver- ihrem Amtsantritt hatten die Kosmoi die Bürgen zu bestimmen (Z. 68f.). 1460Auch
trages 27 identisch (Z. 46-54). 1452Auch dort wird ein i:1ttKpn~pt0v (Z. 49f., vgl. diese Proze;;se sollten innerhalb eines Jahres durchgeführt werden (Z. 70f.). Für De-
hier Z. 68) sowie das Diagramma erwähnt (Z. 53f.). tails wird auf das Rechtshilfeabkommen (Symholon, Z. 70f.) verwiesen.
An anderer Stelle wird gezeigt, daß sich der Vertrag mit Prozessen zwischen Pri- ,1hiinderun1:sklausel (Z. 74-77; vgl. B 114).
vatpcrs,men befaßt (B VII 2.2). Zunächst wird das bei älteren Vergehen anzu- !nschrijrliche Aufzeichnung (Z. 77-83; vgl. B II 3).
wendcnJe Verfahren erläutert. Es hat einen besonderen Charakter, da es eine lange
Reihe von KonOikten beseitigen sollte, die sich in dem Zeitraum angehäuft hatten, in
dem die Rechtsprechung zwischen den beiden St:idten (mittels des Koinodikion)
nicht funktionierte. Beide Städte sahen sich mit einer außerordentlichen Situation
konfrontiert. Erste und wichtigste Sorge war es. diese Knnllikte möglichst rasch zu 1455zur Ausdrucksweisevgl. IG VII 4130 Z. 5f. (Grcnzstn;itzwischen Akraiphia und seinen
beseitigen: Die Verfahren sollten in weniger als 12 Monaten abgeschlosscn sein (Z. Nachbarn,nach 172):auvEAoµEvot [K]pt,~Ipt]ov Kai,a]Kotvo[,].wohciunter Kotv6vsichernicht
62, i:1t' a-1'.nfovKo<Jµovrwv); bereit, einen Monat nach dem Inkrafttreten des Vet1rags der ßoiotischcBundw verstehenist: s. RocschI 982,406f.
l-156Vgl. Pansch 1909, 421; Phillipson 1911, 64; Waszynski 1913,6; (iuarducci 1940a. 161.
sollten mit der Bestimmung der Bürgen die ersten diesbezüglichen Schritte eingeleitet .i\ndersSzanto 1892, 90: Eine fr..:1-.11w:;n6At; würde auch diese Kriminalfällehchandeln (vgl.
werden (Z. 62-64). Diese Bürgen hafteten m.E. für die Konventionalstrafe bei Ver- llaussoul!ier1917,83); PetroJX)ulou 1985,95 mit Anm.462: Es seienfremdeRichter;auf Pro<likos
säumnissen der Kosmoi (s.o. S. 139). 1453Die Kosmoi sollten die Prozesse einleiten und fr<l.1110:;nriAt:;hättemimals Zeichendes gutenWillensundde, Vertrauensverzichtet.NachTod
(Z. 59f.). 1454Die Zusammensetzung des Gerichts wurde einer zukünftigen gemein-
1913. 36 und Muttelsee 1925, 56f. wurde die Zusammensetzungdes Gerichts im Vertrag offen
gelassen.
~ 1457Muttclsee 1925,60, 72; Guarducci1942.49; van Effentcrre 1948, 145 Anm. 3; Petropoulou
1985,243 Anm.461; Bile 1988a,342.
1458Nicht unhcdingtim Einvernehmenmit den Volksversammlungen; so Vorctsch 1870. 13 und
1449So Petrnpoulou198\ 21. Zu den ßeilr:igcnder ßürger an die Syssiticns.u. S. 414.
1450Ager 1994kommtim wesentlichenmm seihenErgchniswie ich. Muttelsee1925,57 wahrscheinlichwegendes Ausdrucksä.y rn aµ<j>0,cpm:;mt:; 1t6M:[a1 o6]~111.
1459Guarducci1940a,161; 1942,49; van Effcnterre1948,145 Anm. 3: Gautllier1972,317; ßile
14Slz ·
· ,u emem .. 11c
mog - hen K.neg zwischen
. .
l11erapytna .
und Pnansos vor diesem Vertrag vgl. S. Jll88a,342 ("decision").AndereForscherdeutetendagegend.t~Wortals Apcllationsgcricht (Voretsch
251. Ileispielc für die AutlösunggemeinsamerGerichte wahrendeines Krieges hci llaussoullier 1870, 14, 16f.; l-laussoullier1917, 82-85:LSJ, s.v.) bzw. Gericht(Lolling 1879,214; Hicks 1882,
1917,105-107;VanseverenIS'17,341. 294; Muttelscc1925,60; Petrnpoulou1985,95, 243 Anm.461). für die Worte i:mKplvw/i:rtiKptat:;
1452Voretsch 1870, 14: Mijnshrugge 19:l1. 46f.: ( iuarducci 1942.4'). ( iau1hier1'172, 320 be- 1m Zusammenhangmit Schiedsrichterns. die Zeugnissehei Hitzig 1907,53 Anm. I und Gauthier
rücksichtigtdiesenälterenVertragnicht. 1972,321 Anm.96. S. auch IG IV2 77 Z. 13 (Troizcn-Hennione,frühes2. Jh.); SEG XXIII 305 III
1453AndersSzanto 1892,90 Anm. 1: Er deuteledie ryyuot als Vertreterder Poleis,welchendie 10 (l-lypnia-Myania);IPArk 31 II Il 22 (Schiedssprücheüber GrenzenzwischenMcgaloJXllisund
.streitenden
Teile:mgehörtcn,vor der E11.7'Al110;rtoAt;,die ein Schicdsrcrichtstellte. anderenPoleis).Zu anderenßedcutungcnvon EmKpivw/btiKpwt:; s. Thür - Taeuher1994,4lf. Anm:
1454no1dv .~v 81r1',aywY17v (andersals Öt1CT]vÖtr1',ayEtv,
z.ß. Il'Ark 3 Z. 11)heißt nicht 'richten' 52, 321 Anm. 31. Zur Worthildungvgl. Kptt~pwv (Urteil).z.B. SEC,II 276 Z. 11:XXXIX 124311
(.soCiccotti 1892, 181; ßilc 1988a.350), sondern'für die Führungdes Pro,.essessorgen'.'den Prn- 'i3, 62; XXXIX 1244i 29; vgl. Robert- Robert 1989,39, 70, 87.
zcß einleiten';V)!I. lloeck 1829,III 88: (,autllicr 1972,317,320: Ager 1994.4 ("instilutea trial"). i 460AndersSzanto 1892,90 Anm.2: "zweiMonatenach Beendigungder Instruktiondurch Auf-
Für diese Aufgaocder Kosmois. Wolff l'J46,6.'if. schreibungder Klageauf der cnrv[~"-
264 CI 2. Nr. 29. Gortyn-Rhaukos C 12. Nr. 31. Gortyn-Lappa 265
Datierung
zu trennen, der wahrscheinlich kurz vor 111/10 abgeschlossen wurde. Wahrschein-
Der Vertrag ist jünger als der Bündnisvertrag zwischen Gortyn, Hierapytna und lich kam dieses Grenzabkommen nach der Eroberung von Dreros (vielleicht auch
Priansos (27). Der zeitliche Abstand zwischen den beiden Urkunden war sicher nicht Milatos) durch die Lyttier (schon vor 184) zustande, 1463 als die nach Osten gerichtete
sehr groß. 1461 Expansion der Lyttier eine Neuregelung ihrer Grenze mit dem östlichen Nachbarn
Lato erforderlich machte. Lyttos war im späten 3. Jh. ebenso wie Lato mit Gortyn
Nr. 29. Bündnis zwischen Gortyn und Rhaukos, ca. 200-189 (oder verbündet (24; vgl. zu 18).
216-204).
Testimonium: Polyb. 22, 15, 1. Nr. 31. Bündnisvertrag zwischen Gortyn und Lappa, ca. 200/189
"On Kat&.tTjVKp~TllV,Kocrµoiivto, €Vfoptuvn Kuöa tou 'AvtUAKou,, Kat&.!tlXVtatpo!tOV(A.Clt- (oder 216/204).
touµEVO\foptuV\O\ tou, KvffiCl(ou,,<l!tOtEµoµEVO\TI\,xcopa, m'.mövto µi-vKClAOUµEVOV
AuKUClt\OV Beschreibung: 1885 vollständig erhaltener (später in mehrere Stücke zerbrochener) Block eines
!tpüCIEVEtµav
'PauK(oi,, to öi-Ll\CltOV\OV
Autttot,. Pfeilers; H 63 cm, B 82 cm (unten), T 48 cm. Oben eine !ex sacra (IC IV 186 A), unten der Ver-
tragstext. Der Text setzte sich auf einem anderen Block fort, aus dem vielleicht das Fragment B
Das Bündnisverhältnis zwischen Gortyn und Rhaukos geht aus der Nachricht her- stammt (Größe unbekannt).
vor, daß die Gortynier im Jahr 184 1462 den Rhaukiern das Gebiet von Lykastos Buchstabenformen: Al, B4, Li!, E4, H3, 03, K2, A3, M3, MS, NI, N4, 02, TT4,TT7,P3, 1:5, Yl, f.18,
übergaben, das sie von Knosos erobert hatten (s. 40). f.19, F2.
Fundort: In der Nähe von "Aywi LlEKa(Gortyn), ursprünglich aus der Front des Pythion von
Datierung
Gortyn; 1464 jetzt wohl verschollen.
Das Bündnis mit Gortyn gehört vielleicht in die Zeit des Aufbaus des gortynischen Text: Fragment A: Haussoullier 1885, 6-8 Nr. 8 [Michel 1900, Nr. 17; SGDI 5018 A; Bleckmann
1913, Nr. 2; Schwyzer 1923, Nr. 186 B]; IC IV 186 B (Faksimile). Vgl. Baunack 1889, 400; Skias
Bündnisses im späten 3. oder frühen 2. Jh. (ca. 216-204). Obwohl Rhaukos nicht zu 1891, 27 (zu Z. 2); Meister 1905/6, 156 (zu Z. 11). Fragment B: Haussoullier 1885, 10 Nr. 9
den Städten gehört, die 204 den Gesandten Philipps empfingen, gibt es Indizien, daß [SGDI 5018 B; Schwyzer 1923, Nr. 186 BJ; IC IV 187.
es Mitglied des Kretischen Koinon unter gortynischer Führung war (s. A /1 4). Mög-
A
lich ist auch eine Datierung auf die Zeit der Bemühungen Gortyns um Ausbau seines 'Aya8fü 0uxm. Kopµt6Vt(J)V r6ptuV\ µi-v rnl ta, 'APXT\lCls tio[v]
Bündnisses in Zentral- und Westkreta (ca. 200-189, s.o. S. 43). CIUV EuputtOV\ tül Mevovt(öa, Aa1t1tClt ö' rnl tWVCIUV "APXw[vt]
tül 'Avn6xw, ta[ÖE] cruvEßevtofoptuV\O\ l((ll Aa1t1tCllO\. CIUV-
Nr. 30. Grenzziehung zwischen Lyttos und Lato, ca. 219/184. µaxricrfiv~1, ta.v i:irravta xpovov arrMWs Kal <iö6A.Ws,
5 lCT\'VfiOOm tov Aa1t1tCllOV [1]01,fopn,v(oi, !((lt!tOAfµW x[H
Testimonium: 59 Z. 60-62 (Bündnis- und Isopolitievertrag zwischen Hicrapyma und Lato, 111/10).
p~va, O!tUiKCl !tClpKClA.t(J)Vt\ oi foptuV\O\, l((l\ tOVautov <ptAOV ICT\-
60 ... Ta, [öi-äUa, xwp]a, EClt(J)V
oi <ilpo[t]Aatioi[,l xßp/:,vE~ijvtot~ foprov(m, · K' ai'.ti, Ka 1toMµjjtot, fop.uv(oi,,
[Ka]8eosl((l\ 1t[a]Aa1rntyi:[ypamm Aatot €7tltWVCIUV ----A]attO\s !tO!IAunio,, Au[,-] ~ <ppcopwv ~ A\µEVa,KCltaAUµßavn~ xwpa, a1to1aµvri1m, ßoa8t6v-
[tot] öi-rnl t[io]v [cr]uvLWKA[-----.] t(J)Voi Aa1t1tCllO\tot, foptuvtot, l((l\ l((lt(l yav l((l\ l((lt(l 8aA.a00av

"... Und {für das restliche Land] sollen die Latier dieselben Grenzen haben, wie
,i,
10 rravti cr8t\vn E~to öuvm6v. l((lt(l 10.au,&. öi-K' ai'. KUtot~ Aarr-
!tCllO\s!tOAEµjj~ <l1totaµvri1mxwpa, &,EXOVtEs 1topt'i\u8ov
früher aufgezeichnet wurde, im Vertrag zwischen Latiern und Lyttiern, {als in Lato c, tav !tOptl foptuv(ov, (jl\AlClV l((l\ cru[µ]µax(av, ~ <ppwpta~ A\µ€-
die Kosmoi zusammen mit NN amtierten] und in lyttos die Kosmoi zusammen mit va, KamAUµßavritm, ßoa8t6v1wv oi foptuvwt tot, Aarrrra(m,
Sokl{--- ]. " l((l\ KCltO.
yav l((l\ KCltO.8aAU88av U!tpo<pacricrtWs !tClVt\cr8i\-
c,
l 5 VE\ to Öuvm6v. 'E~ayroya.vö' ~µEVtül\ tE foptuv(w1Aa1t-
In einem 111/10 abgeschlossenen Vertrag zwischen Hierapytna und Lato (59) 1ta8EVKal 1io1Aamm(roi fop.uva8Ev rravtwv, Kata. yav µi-v
wird bei der Grenzbeschreibung auf einen früheren Vertrag zwischen Lato und Lyttos <ltEAEl,lCCltO.8aAU00av öi-KataßaAA.Ovmv, tEAT\KCltO. tov,
verwiesen, der u.a. die gemeinsame Grenze der beiden Poleis regelte. Diese Grenz- v6µov, tov, FEKCltqiijKE\µEvov,U7t€ptWVCVA\µEVt(J)V.
ziehung dürfte nach einem Krieg zwischen Lyttos und Lato zustande gekommen sein.
Datierung
1463zur lyttischen Expansion s. Viviers 1994, 252 (Dreros, Milatos, vielleicht Eltynia); vgl.
Das Wort mxAflt(Z. 61) weist auf einen relativ großen zeitlichen Abstand zwi- Bennet 1990, 202, 209. Zur Eroberung von Dreros durch Lyttos s. Kirsten 1940, 145 (aber anders
schen dem Vertrag aus dem Jahr 111/10 und dem unter dem lyttischen Protokosmos ebenda 359: Eroberung durch Olus); van Effenterre - Bougrat 1969, 36 Anm. 45; Brule 1978, 153;
van Effenterre 1991b, 401. Früher nahm van Effenterre (1942, 42f.) an, daß Dreros von Knosos
Sokl[---] zwischen Lyttos und Lato abgeschlossenen Grenzvertrag. Aus diesem erobert wurde. Die Zerstörung von Dreros ist vor dem Vertrag der kretischen Städte mi~ Eume~es II.
Grund ist diese Grenzregelung vom Bündnisvertrag zwischen Lyttos und Lato (58) (183) anzusetzen, in dem die Stadt nicht genannt wird (IC IV 179); spätere Belege für ihre Existenz
als Stadt fehlen. Ein weiterer terminus ante quem ist die römische Vermittlung 184 (40~. Van
Effenterre - Bougrat 1%9, 36 Anm. 45 vermuten, daß Dreros in der letzten Phase des Lytuschen
1461
Dic Schrift ähnelt jener des Vertrages zwischen llierapyu1a und Rhodos um 205 (All 4). Vgl. Krieges zerstört wurde.
Guarducci 1940a, 159; 1942, 46 (frühes 2. Jh.). 1464Vgl. 32, 33, 43, 44 Testimonium b, 46, 69 und IC IV 179. Zum Aufstellungsorts. Guar-
1462zur Datierungs. Walbank 1979, 200f. ducci 1950a, 249f.; vgl. jetzt Ricciardi 1986/87, 58-90 mit Abb. 76, insbes. 83 mit Anm. 259 und
85 mit Anm. 267.
266 C 12. Nr. 31. Gortyn-Lappa CI 2. Nr. 32. Gortyn-Sibryta 267
'Oµocrcivmv
o' ol µEvfopruvtottot:; Acumuiot:; oi ävopE:;crr\6u-
20 [µci,wvvwKau,wv?-------------------------------------------------] Datierungsformel (Z. 1-3; vgl. B II 5.3). 1465
B Vertragsformel (Z. 3; vgl. B II]).
[- ·------- ------] Bündnis- und Beistandsformel (Z. 3-15): Gortyn und Lappa gehen als ungleiche
[ui µE\IE1t]topKio1µ1,Eµµavc[avi;] Partner ein zeitlich unbegrenztes Bündnis- und Freundschaftsverhältnis ein. Den
[~µ€V,ovi;fü]ovi;itavmv:;KUl[itav-]
[cravi;·] EUOpKiovn a~iav [------------] Gortyniem wird ganz deutlich eine Vormachtstellung eingeräumt, 1466wie aus der
[------------------------------1 errecr0m-Formel eindeutig hervorgeht (vgl. B III I c): Die Lappäer waren verpflich-
tet, die Gortynier auch bei Angriffskriegen zu unterstützen, während sich die entspre-
LesungenundErgänzungen,wennnichtandersvermerkt,vonHaussoullicr.A 1 'Apx~wi;Chaniotis;
apx~wi; llaussoullier, Guarducci.2 "Apxw[vt]Guarducci;,wv cruvcipxw[v]Haussoulier;cruv chende Pflicht der Gortynier auf die Verteidigungskriege der Lappäer beschränkte.
'Arxw[t] Skias.4 KaooAwi; Haussoullier;rn\ aooAW:; Guarducci.11&:;Meister;rropn1u8ovBrause; Dieser Vertrag wurde vielleicht nach dem selben Muster wie der etwas ältere Bünd-
ä:;... 1toprijv8ovHaussoullier,Blass. 19 Ende-20Chaniotis,oder [oAoKaurnv];vgl. IC III.iv8 Z. 2- nisvertrag zwischen Gortyn-Hierapytna und Priansos (27, vgl. B II 1) formuliert.
9: [,o.]oE<'oµocrav
... Ka8'lEpwvVEOKau[,]wv); E7'\ou[---1Haussoullier;
E1tt8u[---lHalbherr(beiGuar-
ducci);0rn18u[ov,Ei;?] Guarducci.B: Die ZeilenwarensicherkürLerals im FragmentA; der Textwar Der Ausdruck rrpocrttvm Eii;'tTlVrrpoi; fop'tuvioui; qnAiav 1mlcruµµaxiav (Z. l lf.)
wohlauf einerNebenseitedes Pfeilersaufgezeichnet. B 1-3Chaniotis;die früherenHerausgeberrech- zeigt, daß Lappa einem bereits bestehenden Bündnis beitrat (s. B III 2).
netenmit längerenZeilen.1 EµHaussoullier;EµµavE[ avi;]Blass;cµµav{[av:;] Schwyzer,Brause.2 Ausfuhr (Z. 15-18; vgl. B V 4 ).
AnfangGuarducci;EndeBlass.
Leistung des Vertragseides (Z. 19f.): Der Vertragseid wurde durch alle Bürger beider
A
Städte geleistet (B II 2.1). Die Klausel enthält Vorschriften über die Zeremonie (B II
"Auf gutes Glück. Als in Gortyn die Phyle Archeia die Kosmoi stellte, die zusam- 2.1).
men mit Eurytton, Sohn des Menontidas, amtierten, und als in Lappa die Kosmoi zu- Exsekrationsformel (B 1-3, vgl. B II 2.3): Die Zugehörigkeit des Fragments B zu
sammen mit Archon, Sohn des Antiochos, amtierten, haben die Gortynier und die diesem Vertrag ist nicht sicher. 1467
Lappäer folgendes vertraglich vereinbart. Sie sollen miteinander verbündet auf alle
Datierung
Zeit sein, ehrlich und ohne Heimtücke; und der Lappäer soll den Gortyniem sowohl
im Krieg als auch im Frieden folgen, dorthin, wohin auch immer die Gortynier auf- Paläographische Kriterien legen eine Datierung ins späte 3. oder frühe 2. Jh.
fordern werden, und sie sollen denselben Freund und denselhcn Feind haben wie die nahe.1 468 Mit diesem Vertrag wurde Lappa Mitglied des gortynischen Bündnisses,
Gortynier. Und wenn jemand gegen die Gortynier Krieg führt oder eine Grenz- wahrscheinlich in der Zeit der gortynischen Bemühungen um Ausbau des BU.1dnisses
festung oder Häfen besetzt oder für sich Teile ihres Landes abschneidet, sollen die in Westkreta (ca. 200-189, s.o. S. 43).
Lappäer den Gortyniem zu Wasser und zu Land mit allen Kräften und nach bester
Möglichkeit helfen. Und unter denselben Bedingungen sollen die Gortynier den Lap- Nr. 32. Bündnisvertrag zwischen Gortyn und Sybrita, ca. 200/189
päem zu Wasser und zu Land mit allen Kräften und nach bester Möglichkeit helfen, (oder 216/204).
wenn jemand gegen die Lappäer Krieg führt oder für sich Teile des Landes ab- Beschreibung:AllseitiggebrochenesFragmenteinesPfeilersdes Apollontempelsvon Gortyn(vgl.
schneidet, welches die Lappäer hatten, als sie zur Freundschaft und zum Bündnis der 31); H 57 cm, B 21 cm, T 26 cm; Buchstabenhöhe 1-2cm.
Gortynier kamen, oder wenn jemand Grenzfestungen oder Häfen besetzt. Und der Buchstabenformen: A3, 82, 83, ~!. E5, H4,03, K2,A2, MI, M3,M4,N4, 01, 04, TT7,P3, I3, Y2,
<1>5,
XI, Q4, QS, Q9, F2,
Gortynier darf alles aus Lappa ausführen, ebenso wie der Lappäer aus Gortyn, und Fundort:In der Nähedes Pythionsvon Gortyn.
zwar zu Land zollfrei, zur See aber, indem sie die Gebühren gemäß den in der je- Ed.: Halbherr1897,230-232Nr. 36 (Photo)[SGDI5021];IC IV 183(Faksimile).
weiligen Stadt über die Hafengebühren geltenden Gesetzen entrichten. Und die gorty-
[ avayt-]
nischen Männer (Bürger) sollen den Lappäem einen Eid leisten, und zwar [auf frisch [vwcrKOVtWV Ö]€,av ouv6fiKav[!Ca,'EVtCXU,OV fopruvt µEvEVtoi~-----]
verbrannten Opfertieren?---]". (1:ußp1,iwv !:ußpi.[atocrv .oi~----------------oti;]
1t]ap16v,wv,
[fopruviwv]1tap16vtwv· 1tp[o~apayyEM6vtwv fü:a.M.o.AOt~
oi 1Copµ01]
B
[oitoK']ad Kopµiov,E~ [itpo0€KU.OV? f\ KUµEAAWVn avaytVWOKElV · ai]
"Und wenn ich meinen Eid breche, sollen alle Götter und Göttinnen ärgerlich sein, 5 [ÖEµ111tpo]1tapavydAO.t€V~ t[av cruv6fiKavµ11avayvo'i€V ~]
[bei denen ich meinen Eid geleistet habe]; wenn ich aber meinem Eid treu bleibe, soll [tavcr,o.A.]avµ11crtficra~[~---- -----]
eine würdige ( ?) [---}"
1465zur PhyleArcheias. Jones 1987,226; Chaniotis1988b,159f.;Chaniotis1992,313f.
Die Inschrift enthält einen Bündnisvertrag zwischen Gortyn und seinem westlichen
I 466Vgl.Scrinzi1897/98,1561;van Effenterre1948,156Anm.9; es kann aber keine Rede von
Nachbarn Lappa (heute 'ApyupourroAt<;). Da zum Schluß des Fragmentes A die Abhängigkeitsein(so Guarducci1950a,270).
Eidesleistung der Gortynier angeordnet wird, fehlt wohl keine Vertragsbestimmung. 1467s0 Blass 1905,297;Guarducci1950a,271 erwogaucheine Zugehörigkeitzum VertragGor-
Segensformel (Z. 1; vgl. B II 5.2). tyns mit Kaudos(69).
l468Vgl. Scrinzi 1897/98,1563 (nach 216); Guarducci1950a,268; van Effenterre 1948, 157
(ersteHälftedes 2. Jh.). AndersSvoronos1890,210 (um220).
268 Cl 2. Nr. 32. Gortyn-Sibryta Cl 2. Nr. 32. Gortyn-Sibryta 269
[-------------]EItt tm'movFdpöoiEV, a1totE1ac1vtcov crta-n'1pavi; 1tEvmrn-
J sen.1469Im fehlenden Teil der Inschrift waren Bestimmungen über die Aufzeichnung
[tio; oi µi:]vfoprovioito'ii;I[ußpitimi;tfö 1t611.1 oi OEIußpittoi]
[foptuvioiii;t~ 1t611.1. Aiol ti [,m o&;ritm'ii;1t611.iai aµq,o-] des Vertrags auf Stelen (vgl. Z. 6 und 17) und die Vereidigung der Jungmann-
10 [tlpmi;Km]vfößco11.ruaaµ[lvmi;
0
fot twi Koivföcrnµq>lpovtt i:i;,av] schaften (vgl. Z. 6) enthalten.
[auvSiiKaV oi]op0wcrm, Ö l\ µ[lv K(X E~€/\.01µEvlOUlO µ~,Ei:v0i-J
Verlesen des Vertrags (Z. 1-4; vgl. B VI 2). 1470
[vovµ~tEi:v]op(KOV i:]aBco . ö t\ 0€ [Kafyypal/fatµEV i:v8ivovKat]
[i:vopKov t.[ 6]~ öl:K[at --~--------------------------------------1
i:aB]co. Strafen für Versäumnisse der Kosmen (Z. 5-9; vgl. B VII 5).1471
[--------- öa ]1tavcxµa Ei;,a[v ------------------------------------------1 Abänderungsklausel (Z. 9-13; vgl. B II 4). !472
15 [----JMEN atroµio[--------------------------------------1
[-----]I tW;7tOA\lffil[--------------------------------] Unklare Bestimmung (Ausgaben für ein Opfer?, Z. 13-16): Diese Bestimmungen
[-------a,aaav; ]covtai; a,1a~[~--------------.~----------~----,-- ~po:ai;] sind undeutlich und die Formulierungen finden keine Parallelen unter den kretischen
[---------------]viai;
vrµovrii[ai;---------------.ÜpKo;· oµvucolanav] Verträgen. Die Rede ist von Ausgaben (Z. 13f.), die F. Blass und M. Guarducci mit
[KaiZfivJa KprimyEVia Kai[Zfiva'Ayopa'iov KaiZfiva'Opa,piov7 rnl Zfiva] der Aufzeichnung des Vertrags in Verbindung brachten. 1473Es ist jedoch eher an
20 [Bioot]avK<l7t€MOlVa nu[nov KaiAcmoK<lp,t:µtfo Kat]
Ausgaben für ein Opfer zu denken (vgl. B VI 3). Im Isopolitievertrag zwischen den
["Hpav~a]Bavaiavno11.16xov [KiiprivK<lq>poÖi,av Kat'EpµavKat]
[Kcop~mvi;] KaiNuµq>avi; Kat,[oi;ÜMOi; 8Eoi;1tavmi;Kat1tavaai;.] Arkadern und Hierapytna (14) ist von Opfertieren die Rede, die die Vertragspartner
(7Hµav ou8/:]VK<Xl<X/1.[U<Jt]CO ,[WV <JUVKE\µt:Vcov?------------------------] entweder einander oder einem gemeinsamen Kultort übergeben sollten. Aussagekräf-
[ . .. -------------------------------------] tiger ist ein älteres Abkommen zwischen Gortyn und der abhängigen Gemeinde der
Lesungenvon Halbherr,Ergänzungenvon Chaniotis.Die Zahl der Buchstabenkann auf ca. 44-55 Rhizenier mit der Anordnung, daß die Rhizenier die Opfertiere im Wert von 300
proZeileerrechnetwerden;die hier vorgeschlagene Zeilentrennung stelltnureineMöglichkeitunter Stateren für das Fest in der Kultgrotte des Zeus Idaios beizusteuern hatten. 1474Es ist
vielendar. lf. [avaytvO><JKOVt(OV
ö]i:,av auv8~Kav[roptUV\µi:vEVw'ii;---1t]ap16vmvHalbherr;2 nicht auszuschließen, daß eine analoge Bestimmung für denselben Kultort hier vor-
Ende Iußpit[ioi?] Blass. 3 Auf dem Faksimilevor 1tap16v,covzwei waagerechte Hasten
(I?,Guarducci),am EndeP; 1tp[o1tapayyEAAOvmv] Blass.4 AnfangHalbherr;Endeoder [1tpo1tEµ1t- liegt; Zeus Idatas erscheint unter den Schwurgöttern dieses Vertrags. Darauf ist das
tov]. 5 [ai öl:µri]1tapavyEiA<X1Ev
Halbherr.6 AnfangHalbherr.8f. Blass;w'ii;I[ußpi,ioii;---l Halb- Wort attaµwi; (a~riµwi;, Z. 15) zu erkennen; eine oder mehrere Personen (das
herr. 10 [Koi]vföGuarducci.11 [Öi]op8wcrm,Ön µ[lv K<X]
Guarducci.12üpK[isr]a8co Halbherr;opi- Kosmenkollegium?) sollte eine Tätigkeit verrichten, ohne dafür belangt werden zu
[s]fo8ro?Guarducci.13 Halbherr(aber[fo,]ro.14Vielleicht,a[v 8uaiav]; ,a[v a,aAav] bzw.ta[i; können. Die nächste Zeile enthält vielleicht eine Klausel über die Popularklage (s.
crtaA<Xi;]Blass. 15anaµio[i] bzw.anaµio[i;] Halbherr.16Wohl[o ßro11.6µEvo]i; ,wv 1to11.uav. 17
Halbherr.18 [Kopro]viai; Halbherr.19Oder[Zfiva'AyopafovKatZfiva].23 Oder,[wv0µ0Aoy1iµl- kritischen Apparat, vgl. B VII 4).
vrov];[--]vKamA[...]o~[--]Halbherr. · Aufzeichnung des Vertrags und Vereidigung (Z. 17f.; vgl. B II 2.1, 3). 1475
"[--- Und sie sollen jedes Jahr} den Vertrag [verlesen, und zwar in Gortyn am Fest Eid (Z. 18-23): Vom Eid ist nur die Liste der Schwurgottheiten erhalten geblieben.
NN in Anwesenheit] der Sybritier, in Sybrita aber [am Fest NN in Anwesenheit der Einige Namen lassen sich mit Sicherheit ergänzen (vgl. B II 2.2): Hestia, die in der
Gortynier. Und] die jeweils amtierenden Kosmoi [sollen einander (das Verlesen des Regel an der Spitze solcher Listen steht, gefolgt von Zeus Kretagenes, dann wohl
Vertrags) ankündigen, zehn (oder fünf?) Tage vor dem Tag, an dem sie i-erlesen wer- Zeus Agoraios, Oratrios und Idatas; nach Apollon Pythios, dem Gott des wichtigsten
den]. Und sollten sie nicht ankündigen [oder den Vertrag nicht verlesen oder die Heiligtums in Gortyn, Lato und Artemis folgte vielleicht Hera, die man eigentlich
Stele] nicht aufstellen [oder etwas gegen eine dieser Bestimmungen?} tun, [dann sofort nach Zeus erwartet hätte. Die restlichen Gottheiten, Ares, Aphrodite, Hermes
sollen sie 500? Statere zahlen}, die Gortynier an [die Stadt der] Sybritier [und die Sy- und die Kureten, die zwischen Athena Poliouchos und den zum Schluß der Liste er-
britier] an die Stadt [der Gortynier. Und wenn die beiden Städte J nach gemeinsamen scheinenden Nymphen finden sich häufig in kretischen Eiden. Vom eigentlichen Text
[Beratungen für das gemeinsame Wohl beschließen, den Vertrag] zu verbessern, soll des Eides sind nur Spuren vorhanden. Die Wortreste JCataA- (Z. 23) gehören viel-
das, [was sie streichen, weder heilig noch} von den Eiden geschützt sein; das aber, leicht zum Verb JCataAUCO, das im Zusammenhang mit einem Vertragsbruch im Ver-
[was sie hinzuschreiben, soll heilig und von den Eiden geschützt sein}. Sie sollen trag zwischen Olus und Rhodos erwähnt wird. 1476Die kretischen Eide beginnen
auch [ einen Betrag in Höhe von ---? J geben, für die Ausgabe für[---; ---} unbestraft häufig mit der unterschiedlich formulierten Verpflichtung, den Vertrag nicht zu ver-
[--- wer von} den Bürgern [es will?---}. Und sie sollen die Stelen aufstellen[---} vor letzen (s. B II 2.3).
dem ersten Tag des Monats [NN. Eid. Ich schwöre bei Hestia} und Zeus Kretagenes
und [Zeus Agoraios und Zeus Oratrios? und Zeus Idatas] und Apollon Pythios und
[Leto und Artemis und Hera} und Athena Poliouchos und [Ares und Aphrodite und 1469yanEffenterre1948,156f.;Guarducci1950a,263.
Hermes und den Kureten] und den Nymphen [und allen anderen Göttern und Göt- 14705_denkritischenApparat;vgl. Halbherr1897,231;Blass1905,300;Guarducci,1950a,263.
1471zumInhaltder Zeilenvgl. Guarducci,1950a,263.
tinen. Wahrhaftig werde ich nichts von dem Vereinbarten? J vernichten[---]".
1472Vgl.Halbherr1897,232; Blass 1905,300; Guarducci,1950a,263; vgl. den kritischenAp-
Von diesem Vertrag zwischen Gortyn und Sybrita sind nur die Bestimmungen parat
über das jährliche Verlesen und die Veröffentlichung des Vertrags sowie der Beginn 1473Blass1905,300;Guarducci1950a,263;vgl. den kritischenApparat.
!4745y II 216 z. 1-3 (5. Jh.); dazu vgl.jetzt Chaniotis1988d,34.
des Eides erhalten. Die Vertragsformeln lassen auf einen Bündnisvertrag schlies-
1475vgl.Guarducci1950a,263. ,
14765yIII 552A 23f.:ta~ öl:7tpot€povauto'ii;imapxouaa~auµµaxiai;1tacrai;[m]m11.E/\.U<J6m.
270 Cl 2. Nr. 33. Gort_yn--Flvros Cl 2. Nr. 34. Lato-unbekanntP Stcuit 271

Datierung des der Elyrier Abschneidenden und[---] die Elyrier [---]. Und wenn ich bei meinem
Der Vertrag läßt sich mit Hilfe der Paläographie ins späte 3. c,dcr fiiihe 2. Jh. da- Eid bleibe, [soll es mir gut ergehen}; wenn ich aber meinen Eid breche, [das Gegen-
tieren. Die große Ähnlichkeit mit der Schrift des Vertrags zwischen Gortyn und Lap- teil]."
pa (31), der ebenfalls auf einem Pfeiler des Pythions von Gortyn aufgezeichnet wor-
Das kleine Fragment enthält den Eid der Gortynier, im Schlußteil eines Bündnis-
den war, macht es wahrscheinlich, daß auch der Vertrag mit Syhrita in den Rahmen
vertrags zwischen Gortyn und Elyros. 1481 Auch die Formel 10v au1ov <ptAov Kat
der Bemühungen Gortyns einzuordnen ist, sein Bündnis auf Westkreta auszudL'lrncn
~:x0pov EXEtv (Z. 1) gehört wohl noch zum Eid der Gortynier; diese Formel ist kein
(ca. 200/189, s.o. S. 43). 1477 Der gortynische Einfluß auf Syhrita geht auf die klas-
eindeutiger Hinweis auf die Ungleichheit der Vertragspartner (B III 1 e). Die Vor-
sische Zeit zurück, denn im späten 5. Jh. ühernahmen die Syhritier die gortynischen
1478 Im späten 3. Jh. (216-204) war Syhrita Mitglied des Kretischen machtstellung Gortyns geht aus einer anderen Bestimmung hervor. Offenbar ver-
Münztypen.
pflichtete es sich, den Elyriern nur im Falle eines fremden Angriffes zu helfen (Z.
Koinon unter gortynischer Führung, denn es gehört zu den Städten. die 204 den Ge-
2f.). Das Verb 1tpomto1iµvnv (Z. 4) zeigt, daß die Gortynier nur dann gegen Feinde
sandten Philipps V. empfingen (A II 4). 1479
der Elyrier vorgehen würden, wenn diese von sich aus ins Land der Elyrier eingefal-
len wären, und nicht etwa um einen zuvor erfolgten Angriff der Elyrier zu vergel-
Nr. 33. Bündnisvertrag zwischen Gortyn und Elyros, ca. 200/189 (?).
ten. 1482 Dies entspricht dem Prinzip der gortynischen Bündnispolitik, Expansions-
Beschreibung: Zwei Fragmente des oberen Teils eines Pfcilerblncks au, dem Apollontempcl (vgl. hestrehungen seiner Bündnispartner militärisch nicht zu unterstützen (B III 2).
31); H 12 cm; B 34 cm, T 27 cm; Buchstabenhöhe 1.2-1.6 cm. Der Beginn des Textes stand auf
einem anderen Block. Unten begann ein weiteres Dokument unbekannten Inhaltes_l~XO Datierung
Buchstabenfonnen: A5, B4, t.l, E4, H4, 02, K4, A2, MS, N2, 01, m, P3, I5. <P5,n6.
Die Paläographie legt eine Datierung auf das späte 3. oder frühe 2. Jh. nahe.1483
Fundort: Pythion von Gortyn.
Ed.: Halbherr 1889, 58 Nr. 1 (teilweise); Halbherr, 1898, 82 Nr. 4 (vollständiger Text. Faksimile) Die Aufzeichnung des Vertrags auf einem Pfeiler des Pythion (wie 31-32), die geo-
[SGDI 5014]; IC IV 185 (Faksimile). graphische Lage von Elyros in Westkreta und der Inhalt des Vertrags (Bündnis-
-----------------------------------------------------------------------------------1 vertrag unter gortynischer Führung) bringen diesen Text mit den gortynischen Ver-
K ]~[xflp ]ov E[~\(J) ---------------------!
[--------------------------------]fil[ .....] Kat ,ov au,ov <p[[AOv trägen mit Lappa und Sybrita in Verbindung und rechtfertigen eine Datierung auf die
[ai OE,;(~K' EV~a.MTJl i:]i;,;av "tülV 'Hup(wv xwpa[v ~] cmo,aµvrimt ~ arro[--------------------1 Zeit um 200/189 (vgl. zu 31-32 und S. 43). 1484
[-----------------------'E]1..up(wv,~aOriaiw K~lrroAL[µri]criw arro xwpai; wi; E[------------------1
[--------------------------]µEvot;Kat rrpoarro,i:[µvou]at xcopavwi; 'Hupim; KA[-----------·----1 Nr. 34. Bündnisvertrag zwischen Lato pros Kamara und einer unbe-
5 [------------------------] 'Huptot. EoopKto[vn µr:vaya6a ~]µrv, rlm]opKiovn 8i-[,a [V(WTtCX.)
kannten kretischen Stadt (Gortyn?), ca. 216/200 (?).
Vaau.
Lesungen und Ergänzungen im wesenlichen von Halbherr. 1 E[~[w] Blass: i)~fo] Ilalhhcr: vorher si- Beschreibung: Fragment einer Steintafel aus lokalem Stein, unten und links abgebrochen; H 11,5
cher [auµµaxricriw]. 2 Anfang Chaniotis. 2 Ende-3 Angang, vielleicht arro[a,rp~t] bzw. arro[arrät cm, B 9 cm, T 4 cm; Buchstabenhöhe 1-1,2 cm.
xwpo;; t&.~ 'E]1..up(wv.3 Ende 'E[1..upio1;]Halbherr; das Dativobjekt des Verbs rroAL.µrivhczcichnct Buchstabenformen: A5, E4, 02, K2, Al, M3, NI, 03, 06, P4, .D, XI.
jedoch den Gegner; vielleicht ,;o"i;i:[µ~aAAOuatvKat CTtEPXO ]µi:vo1;: rrpocxrro,r[µvou]m (,uarducci. 4 Fundort: "Ayto~ N1Ko1..ao~(Lato pros Kamara); jetzt im Museum von Ilerakleion (Inv.Nr. E 148).
~nde~5,Anfang Ka[t rr~M-µ~aiw u\ \at oi] 'E1..upto1;Blass: ,der Rest im wesentlichen l lalhherr: [µrv Ed.: Xanthudidis 1908, 217f. Nr. 4 [Fränkel 1915, 1039f. Nr. 24]; IC 1,xvi 19 (Photo). Autopsie.
aya8a ri]µEvGuarducc1; [µEvµ01 EU ri]µEYHalbherr; E[<p ]opKtovn Blass. [0rnL 'Aya8iit ruxm?. TaÖEauv ]i'-8Ev-
"[Und ich werde Verbündeter der Elyrier? sein---} und die seihen Freunde und l,;o ----------------Kat Aanot oi i:]rrtKaµapa
Feinde haben;[--- und wenn jemand ins Land] der Elyrier einfällt oder für sich Teile [E1tlt&v ---------------------------- ~]00µ1.6vt~
lwv ,;wvauv ----------------------]MOOOAXO
ihres Landes abschneidet oder [besetzt?/, werde ich helfen und 1·011 unserem Land 5 [--. 'Y1tCXPXfV (j)\AtavKat auµµa]xiav aUa-
aus den Krieg führen [gegen die Angreifenden? und---/ wulfür sich Teile des um- [AOti;i:i;,;ov ärravm xpovov Kat] tvµEvEt-
[v i:v ,;o"i;auvKc1µi'-vo1;Kat i:]rrrn8m
[Amio~ ,o~____________________ :_______
l
14_77Vgl.van Efknterre 1948, 156f., der die Verträge Gortyns mit Lappa und Sybrita als Zeugnis-
Lesungen von Xanthudidis. Die Zeilenlänge ist nicht bekannt. Alle Ergänzungen werden exempli
se emer konsequenten Politik sieht und in das frühe 2. Jh. datiert; anders Scrin,i J 897/98, 1549
gratia vorgeschlagen. 1 Chaniotis; denkbar auch [i:rrt ,;o"iaÖEauv ]i8Ev,;o]; [a]vi'-8cv Xanthudidis,
(Datierung in die Zeit des Lyttischen Kriegs); Guarducci 1950a, 262 (2. Jh.).
1478Le Ridcr 1966, 160-162 (s.o. Anm. 631 ); vgl. ein Proxeniedekret für einen (iortynicr im spä-
ten 3. Jh.: Le Rider 1966, 258f. Nr. 1.
1479Vgl. Brule 1978, 48. Sybrita wird auch in der in Andros gefundene Liste kretischer Städtern- 1481Guarducci 1950a, 268. Capdevillc 1994a, 197 Anm. 38 spricht irrtümlich von 1sopolitie-
smr4n;3nmit Gortyn und anderen Städten (Verbündeten Gortyns"')_gen,mnt (s.o. Anm. 220). vertrag.
1482Vgl. z.B. SEG XXXV 823 Z. 30 (Vertrag zwischen Rom und Maroneia, ca. 167): i:av tt~
Guarducc1 1950a, 268 vermutete, daß es sich um den Begum der lex sacra IC 186 A handelt·
wenn dies zu~fft. war der Vertrag Gortyns mit Elyros auf demsclhcn Pfeiler wie der Vertrag mi; rrp6upov (sc. rroAEµov)i:Kq>EpTJt.Aus diesem Grund kann die Ergänzung von f. Blass in Z. 4f. (s.
Lappa aufgezeichnet. Van Effentcrre 1948, 156f. Anm. 9 dachte dagegen an einen anderen Bündnis- kritischen Apparat) nicht angenommen werden.
vertrag und ergänzte [auµµ]axo1 Kn[--]. M.E. kann ein derartiger Text in der ersten :t,eilc eines Ver- 1483Vgl. Guarducci 1950a, 267 (2. Jh.).
trags nicht stehen. 1484Ähnlich van Effenterre 1948, 156f. Anm. 9. Scrinzi 1897/98, 1548 datierte den Vertrag in die
Zeit des Lyttischen Kriegs.
272 CI 2. Nr. 34. Lato-unbekannte Stadt CI 2. Nr. 35. Hierapytna-unbekannte Stadt 273

Guarducci.Der Abstandzwischenden einzelnenBuchstabenist in dieserZeile größerals sonst;der Vertragstreue (Z. 6f.): Das Verb Eµµi::vEtv(Z. 6f.) begegnet in den kretischen Staats-
TextwardemenL~prechend kürzer.2 Chaniotis;vielleicht[---Ao.1totKatAo.notr]itt Kaµo.pc;-,;
[i:&i~E verträgen häufig, vor allem in Vertragseiden, in den Wendungen Eµµi::vEtvEV-ro'ii;
Amiots 101sr]itt Kaµo.pc;-,
Guarducci;Kaµo.pa(t]Xanthudidis.3f. [,c]ocrµt6v1[wv)Xanthudidis;[1ii'iv
cruv)Guarducci;wenndie Zeilen längerwaren,wurdendie ProtokosmoibeiderVertragspartnerge- cruyJCnµi::voti;(74 Z. 19), EV-rfü <ptAim Kat cruµµaxim Kat ÖpKoti;u.ä. 1490
nannt(dannaberohneAngabeder Phyle).5-8Chaniotisex.gr.;5 [--)lav a'J,),,aXanthudidis;die linke Folgepflicht (Z. 7f.): Die rnEcr0at-Formel begegnet auf Kreta nur in den Bündnisver-
schrägeHastevon X ist erhalten;6 rvµEvEtXanthudidis.7 Vielleicht[wµoA.oyriµtvotsl; [r]1trn8m trägen von Gortyn (B III 1 c und 2), und zwar im späten 3. und frühen 2. Jh., als
Guarducci;[-)1rn8mXanthudidis;vomn ist nur die linkeHälfteerhalten.
Gortyn an der Spitze eines eigenen Bündnisses stand. So liegt es nahe, den Vertrags-
"[Götter. Auf gutes Glück?. Folgendes haben die NN und die Latier] von Ka11U1ra partner mit Gortyn zu identifizieren. 1491
vereinbart, [ als --- die Phyle --- die Kos11UJistellte, die zusammen mit NN, Sohn des
Datierung
NN] amtierten. [Es soll Freundschaft und Bündnis] untereinander geben, [und die
Latier sollen am Vereinbarten? J festhalten [ und den NNJ folgen[---]." Die Paläographie weist ins späte '.l. oder frühe 2. Jh. 1492Wenn Gortyn der Ver-
tragspartner der Latier war, ist der Bündnisvertrag in die Zeit der gortynischen Hege-
Das kleine Fragment enthält den Beginn eines Vertrages; darauf weisen eindeutig monie (216/204) zu datieren. Lato war um 204 Mitglied des Kretischen Koinon unter
die Wörter Evµi::vnv (Z. 6) und Ertrn0m (Z. 7) hin; auch die Buchstaben der ersten
gortynischer Führung (A II 4).
Zeile gehören mit Sicherheit zur Vertragsformel -ra8E cruvi::0Ev-robzw. Ertt -ro'icr8E
1485Lato bestand spätestens seit dem späten 3. Jh. aus zwei Teilgemein-
cruvi::0Ev-ro. Nr. 35. Isopolitiertrag zwischen Hierapytna und einer unbekannten
den (72), dem alten Stadtzentrum in fKouAai; und dem Hafen Kamara. Außenpoli- Stadt (Biannos?), 3./2. Jh. (um 205?).
tisch handelten beide gemeinsam. Wenn wir hier der Bezeichnung Aano1 ol. Ertt Ka-
µap~ begegnen, heißt dies keineswegs, daß nur diese Teilgemeinde den Bündnisver- Beschreibung:FragmenteinerTafelaus Kalkstein,oben,untenund rechtsabgebrochen;H 35 cm, B
32 cm, T 21 cm; Buchstabenhöhe1,5cm; ResteroterFarbe.
trag mit der anderen Polis abschloß. Entweder waren die Latier der alten Siedlung in Buchstabenformen: A3, AS, 04, M4,n7, l:5.
Z. 2 vor den Latiem von Kamara genannt, oder der Vertrag wurde von beiden Ge- Fundort:Hierapytna;jetzt wohlverschollen.
meinden in getrennten Volksversammlungen gutgeheißen. Dann müßte eine zweite Ed.: IC III,iii 6.
Inschrift den gleichlautenden Vertrag der Latier des Hauptortes mit der anonymen ['Eitl,cooµwvEVµi:v'[Epcxm'.itvm 1ffiV
<JUV ------------- ' ------- ----l
Stadt enthalten. 1486 µrivix;[---, EVÖE------- tii'lv<JUV ------------------, µrivix;----------------]
Invokation und Segensformel (Z. 1; vgl. B II 5.2). To.&EÖ[ol;]EV 1[01~'kpaltD"tVlO[s KattOls--------------------------------1-]
a.vauvfüi,ca~,cooµ(------------!Hµcv icroitoA.miav KatEmyaµiavKati:y,c-rricrtv iöim?]
Vertragsformel (Z. lf.; vgl. B ll l). ,calöaµooim101~['kpaltlltvtots?---------------------------------------------------------Kal]
5 to'i~.[....Jot~,c[cx\---------------------------------------------------
,ca\µrnY,(O.V ,ca\0ivwvrn\]
Datierung (Z. 3-5; vgl. B II 5.3): Da die Zeilenlänge nicht sicher ermittelt werden

i!::~~~~~~~~~~~i~~:--------=~~~=~~1
iEfüf
kann, können wir nicht feststellen, ob die eponymen Kosmoi beider Vertragspartner
genannt wurden, auch unter Angabe der Phyle, die im betreffenden Jahr das
Kosmenkollegium stellte. In Z. 4f. steckt der Name oder der Vatersname eines Proto-
kosmos. M. Guarducci las den sonst nicht belegten Namen Mort6Axoi;1487und ver- 10 [.]oouvmcxuw"is
[----------------- -------------------------1
wies auf den auf knosischen Münzen belegten Namen IToAxoi;.1488Diese Frage muß ~=~I[~-----------------------------------------------------------------
offen bleiben, wobei ein Schreibfehler nicht auszuschließen ist ([cruv --]µ(ep) IT6A-
öi:cxi8uaim t[EA.ii'lv1m
,ca.a.10.1to.1pw:?
------------------------------------------
A.aµßo.vnv?]
xo[u ]?).
10VlEpOO ap[yuptov?-----------------------------------]
Freundschaft und Bündnis (Z. 5f.): Die Ergänzung [cruµµa]xiav ist sicher. Zuvor 15 [---]LI[--- -------------------]
war zweifellos von <ptAia die Rede (vgl. BI), wahrscheinlich in der Formel ~µEv [ ---------------------------------]
bzw. \l7tCXPXEV<plAtav Kat cruµµaxiav aAA.aAoti;.1489Wie aus der Ertrn0m-Formel Lesungenvon Guardueci,Ergänzungenex.gr. von Chaniotis.2 i!~[o~]~vGuar?ucci.3 (,c~liöim]
hervorgeht (s.u.), waren die beiden Bündnispartner nicht gleichberechtigt. Guarducci.5 Nach101~P, Guarducci;vielleichtB (B[w:vi]ots?); Ende [0tvcov,cm]Guarducc1. 8 crwv
ta.v cxv[---]Guardueci.9f. [\Ep]oouvm?l lf. 1[iµHi?---,ca]0ciisGuarducci.13 1[EA.rn8ii'icrtv?]
Guar-
ducci.14ex~.Guardueci.

1485AndersXanthudidis1908,217; Fraenkel1915, 1040(Weihung);Guarducci1935, 136 (Be- 1490s_z.B. 26 z. 17, 23; 28 Z. 5-11; 55 Kopie A Z. 35-38; 59 Z. 67, 86f., 89; 60 Z. C 7f.;
schluß). 61 KopieA Z. 76f., 80f.; SV III 551 Z. 88f.; Ducrey- van Effenterre1969,280 Z. 4f.; ebenda282
1486Vgl. lC 1,xvi2, 15 (Dekretevon Lato bzw.Lato pros Kamarain derselbenSache). B 6f., 12-14.
1487Guarducci1935,136;vgl. LGPN!, s.v.: M61toA.xos? (oder-moitoA.xo-). 1491Leiderist nichtganz auszuschließen,daß es sich um Knososhandelt,das aber ~rst im späten
1488LGPNI, s.v. AuchdieserNameist nur einmalbelegt:vgl. Masson1979,74. 2. Jh. mit Lato in freundschaftlichenBeziehungenstand (s. 51-52); vgl. o. zum nur m Knososbe-
1489Vgl. SV III 498 Z. 13-15:[dvm] µ/,vqnA.iavKatcruµµaxiav[ds 10vÜitavm xp6]v[o]vt.ri- legtenNamenPolchos.
µri1pi[wt]1[ii'it]
ßa[crt]AE1
,ca\ [fop1uviots,ca\101sä.M.ot],cruµµo.xm,. 1492Vgl.Xanthudidis1908,218 (2. Jh.); Guarducci1935,136(frühes2. Jh.).
274 CI 2. Nr. 35. Hierapytna-unbekannter Staat CI 2. Nr. 36. Gortyn-unbekannte Stadt 275

"[Als in Hierapytna die Kosmoi zusammen mit NN amtierten], im Monat NN, Nr. 36. Vertrag zwischen Gortyn und einer unbekannten Stadt (Cher-
[und als in NN die Kosnwi zusammen mit NN amtierten, im Monat NN]. Folgendes sonesos?), 3./2. Jh. (ca. 216/204?).
beschlossen [die Hierapytnier und die NN. --- Es soll /sopolitie und Heiratsrecht und
Beschreibung:
AllseitsabgebrochenesFragmenteinesKalksteinblocks;Größeunbekannt.
Enktesis privat? J und öffentlich zwischen den [Hierapytniern und den --- und Teil- Buchstabenformen:AS,~!. E2,H3,Al, M6,N4,03, 07, P4,!:5,Y2,XI, nI2.
habe an allen göttlichen] und menschlichen [Dingen --- sowohl] für die Hierapytnier Fundort:GezeichnetvonL. Marianiin einemPrivathausin Gortyn;jetzt verschollen.
[in NN als auchfiir die NN in Hierapytna ---]. LÜCKE VON 5 ZEILEN.[--- Damit] Ed.:IC IV 380 (Faksimile).
das Opfer [dargebracht wird,---] den Priester[---] Geld ( ?) [---]". ---JEN[---]
Der größte Teil des vorliegenden Abkommens ist nicht erhalten, der Charakter 1-----oo?J~.1---1
[---------]AN~~[---------]
eines Isopolitievertrags ist jedoch deutlich erkennbar. Der Vertragspartner Hierapyt- [-------].H
EAWJ(l)Y[tt?-------]
nas ist in Z. 5 genannt. M. Guarducci erkannte als ersten Buchstaben des Ethnikons s 1----- fttou;x1--------1
JO'U;
ein P. Da Hierapytna Isopolitieverträge jedoch nur mit seinen Nachbarn abschloß (mit [-----]ME„HnPO:E(-----------1
den Arkadem, Itanos, Knosos, Lato, Praisos und Priansos) und der Name keiner [-------]..TTAP
AIPIA
T[-------]
Nachbarstadt mit Rh- beginnt, 1493 dürfte diese Lesung nicht zutreffen. Angesichts 1------l~~~_I.[ . l
der Ähnlichkeit von P und B war der Vertragspartner Hierapytnas wohl sein unmittel- Lesungenvon GuarducciaufgrundeinesFaksimilevon Mariani:2 ~haniotis;[ßacn]t..i:w~? Guar-
barer Nachbar im Nordwesten, Biavvoi;. Diese Vermutung wird dadurch erhärtet, ducci.Am EndederZeileeineschrägeHaste(A,A oderX). 3 [t]av OEo[--?];f---]avoto(---1Guar-
ducci.4 ftH.6.crwv[n?]
Guarducci.VordemHeine senkrechteHaste;~ft?5 Guarducci;vielleicht
daß das Gebiet der Biannier in der Grenzbeschreibung im Vertrag zwischen Gortyn- 6 ZwischenE undH Platzfür 1-2Buchstaben.7 Vordemerstenn dreisenkrechte
X(tpcrovacriou;].
Hierapytna und Priansos Erwähnung findet (27 Z. 32: 'tav Btavviav, sc. xcopav). Hasten;ft1tapa,1tap'mpia[---l oder1tapatpia Guarducci;wahrscheinlicher
eineFormvon1tapm-
pi:w.8 VomletztenBuchstabenist nureinewaagerechteHastesichtbar.
Datierung (Z. lf. vgl. B II 5.3).
Der Charakter des Fragmentes läßt sich nicht mit Sicherheit bestimmen. M. Guar-
Vertragsformel (Z. 3; vgl. B II]).
ducci dachte an einen Vertrag oder ein Psephisma und vermutete, daß in Z. 2 ein Pto-
Unklare Bestimmung (Z. 3): Das Fehlen des Artikels vor einem Wort, das mit 1cocrµ- lemäer genannt wird.1498Die Ergänzung [ßacrt]A.Ewi;ist jedoch nicht zwingend. Die
anfängt (also eine Form von x:6crµoi;bzw. x:ocrµE'iv), befremdet. Vielleicht erklärte 5. Zeile legt im Gegenteil nahe, daß wir es mit einem Vertrag zwischen Gortyn und
ein weiteres Attribut (etwa x:6crµ[otoi Eq>tcr'taµEvot]),welche Kosmoi gemeint wa- einer Stadt zu tun haben, deren Name mit X beginnt, vielleicht dem kretischen Cher-
ren, oder wir haben es mit einem temporalen Partizip zu tun (x:ocrµ[tov'twv]). sonesos; die Ergänzung eines Ethnikons an dieser Stelle ist zwingend. Die anderen
Isopolitie (Z. 3-6): Aus der Formulierung 0ivwv x:atav0pw1tivwv (vgl. B IV 1) geht Wortreste tragen wenig zur Deutung des Textes bei. In Z. 4 steht wohl eine Form
hervor, daß der Vertrag u.a. eine Isopolitievereinbarung enthielt, 1494wahrscheinlich von D..auvEtv, in Z. 7 eine Form des Verbs napmpfoµm ('wegnehmen'), hier mög-
auch die Verleihung der Epigamie und Enktesis (vgl. B VI). licherweise in der Beistandsformel eines Bündnisvertrags. 1499
Bestimmungen sakralen Charakters (Z. 10-14, vgl. B VI 3): Einen wichtigen Teil des Datierung
Abkommens bildeten Bestimmungen über die Durchführung von Opfern in einem Die Paläographie weist auf das friihe 2 Jh. Ein Vertrag zwischen Gortyn und Cher-
Heiligtum, an dessen Kult beide Vertragspartner teilnahmen (s.o. S. 129f.). 1495 sonesos (vgl. Z. 5) ist für diese Zeit (3.12. Jh.) wahrscheinlich. Im späten 3. Jh. (ca.
Datierung 205-203) schloß Chersonesos einen Vertrag mit Rhodos unter genau denselben Be-
Die Inschrift ist aufgrund der Paläographie ins 2. oder späte 3. Jh. zu datieren. 1496 dingungen wie Hierapytna ab. 1500Chersonesos gehörte damals vielleicht zum gor-
Wenn Biannos mit dem ancnymen Vertragspartner Hierapytnas zu identifizieren ist, tynischen Lager, ahnlich wie Hierapytna (24). Im Laufe des 2. Jh. ging es eine Sym-
könnte der Vertrag aus der Zeit um 205 stammen, in der Hierapytna sein Verhältnis politie mit dem mit Gortyn verbündeten Lyttos ein (73).
zu Priansos regelte (27-28), da in der Beschreibung der Grenze von Priansos (27 Z.
30-32) die Gebiete von Hierapytna und Biannos angesprochen werden; es ist ferner
anzunehmen, daß Biannos - wie Hierapytna - im späten 3. und frühen 2. Jh. mit
Gortyn verbündet war. l497

1493RhytionwarbereitsTeildes gortynischenGebietes:s. Kirsten1940,1154f.


1494Gawantka1975,218 K 17.
1495AndersGuarducci1942,53 (Opferim Zusammenhang mitderSchwunercmonie).
1496Vgl.Guarducci1942,52. 1498Guarducci1950a,377. ,
1497Biannosgehörtnichtzu den Städten,die 204 den GesandtenPhilippsempfingen:s. A II 4; 1499Vgl.SV III 551z. 66-70(Hierapytna-Rhodos): d 0€tt~ KUta; UltOtOUOlKUtOU
ytvoµEVU~
ein Bürgervon Biannoswird aber 197/6in Miletzusammenmit BürgernandererStädte,die im 1to06oou;
EK8a1..acrcra;irapatpfjrat 'ltpalt1ltvtü)V.
frühen2. Jh. wahrscheinlich
mitGortynverbündetwaren,geehrt:s.o.Anm.207. 1500Chaniotis1991a,258-260.
276 C 12. Nr. 37. Eleuthema•Lato Cl 2. Nr. 37. Eleuthema•Lato 277

Nr. 37. Bündnis- und Isopolitievertrag zwischen Eleutherna und Lato, Zeit und [denselben Freund und denselben Feind} haben. {Der Eleuthemäer} darf
frühes 2. Jh. (vor 189?). Bürger in lat.o sein und der Latier in Eleutherna, {indem er an} allen [göttlichen} und
menschlichen Dingen {teilhat···}, nachdem er (der Eleuthernäer) seine privaten
Beschreibung: Fragment einer weißen Mannorplatte, abgebrochen oben, unten und links; J 1 17 cm,
B 23 cm, T 5 cm; der Text ist zwischen Richtlinienaufgezeichnet;Buchstabenhöhe1 cm. Rechtsgeschäfte (in der eigenen Stadt) geregelt und seine eigene Heimat [verlassen
Buchstabenformen:A3, A5, B3, t.1, E4, 02, K2, A3, M3, MS, N4, 02, 03, m, PI, I5, <1>5,Q6. hat, soll er} öffentlich [und privat? J das Besitzrecht sowohl der sterblichen als auch
Fundort: Lato pros Kamara("Ayw; NucoAao;),jetzt im Museum von Herakleion(Inv.Nr. E 134). der unsterblichen Güter haben, gemäß [den Gesetzen der latier; und unter denselben
Ed.: Xanthudidis 1908, 220•224 Nr. 9 (Druckfaksimile) [Fränkel 1915, 1040f. Nr. 28); IC I,xvi 17 Bedingungen (soll)} der latier in Eleutherna {(das Besitzrecht haben) gemäß} den
(Photo). Vgl. Wilhelm 1951, 22 (zu Z. 7•14) [SEG XIII 463); Hennig 1994, 332 Anm. 82 (zu. Z.
11.14)_ Gesetzen [der Eleuthernäer }. Und wenn jemand [ins land der Eleuthernäer J einfällt
oder für sich Teile des Landes abschneidet oder Festungen oder Häfen [besetzt, oder
[0rni. 'Aya0at -ruxm.]
Landlose} zerstört oder die unfreie Landbevölkerung zerstört oder Krieg führt, soll
[Tafü:cruvffiEVto] 0-~[not Kal 'EA.ru0Epvatot Eltl]
[Kooµrovt&vcruv.......•. tOJ·········kAa[tot Kat] {der Latier bereitwillig] zu Wasser und zu land [mit aller Kraft} helfen; ebenso wenn
[fot ,&v cruv·······• ,& .......... ]vo; 'EMUS[i:pvm.] jemand} ins land der latier [einfällt oder für sich Teile des Landes abschneidet oderJ
5 [<l>w:i;Kal cruµµax~ CXMaA]ot; U7tCXPXEVa[1tAOOJ\;] Festungen oder Inseln oder Häfen {besetzt, oder Landlose oder die unfreie Landbe-
[KalCXOOAOJ\; d; tOV7tCXV ]ta xpovovKat t[ovl völkerung zerstört, soll der Eleuthernäer} die {Hilfstruppen senden}, zu denen er ver·
[autov <pW>v Kat i:x0povi:xkv. 'HµEv 0€ Kal 7t0Al· pflichtet ist [··· 1".
[trurn0m (tov)? 'EA€U0Epvafov A]atot Kal tOVAanov 'H[ru·]
[0i:pvm,µnqovm 0(vw]vKat civ8pw1tivwv 1tav• Invokation und Segensformel (Z. 1; vgl. B II 5.2).
10 [twv ---············ ]I ÖtKato1tpaY17cravm tot; iö(o.
Vertragsformel (Z. 2; vgl. B II 1).
[t; 1tapam1craµEVov?) tav iö(av 7tOA.tV,Ey1CTI7crtv OT]µO•
[crimKal iö(a?]t 0va.&v Kat ci0avamv Kata t[o;] Datierung (Z. 2·4; vgl. B II 5.3).
[Aatiwvvoµo;" Kata taut]a 0€ Kal tÖJtAatt(J)\'EMU0i:pva[t]
Freundschaft und Bündnis (Z. 5-7; vgl.BI und B II/ 1).
[Kata to; 'EA.ru0Epva(w]v voµo;. Ei 0€,(; K' i:vßaAA.1']\ Esta[v]
15 [t&v 'EA.ru0Epvaiwv xwp]av~ ci1t0taµvrim1~ <ppwpta~ Atµiva[;] Isopolitie (Z. 7-11, vgl. B IV J): Es ist nicht klar, ob die rechtmäßige Ordnung der
[KataA.aµßavrit~ lCA.apüs <p]0dprit~ OlKEtlltaV ~ 7tOAfµijt, ß[oa]0ü[w] Vermögensangelegenheiten in der eigenen Heimat hier als Voraussetzung für die Iso-
[o Aatto; ci1tpo<pacricrt(J)\;] Kata yav Kal Kata 0aA.[acrcrav 1tavtt] politie oder nur für die Enktesis genannt wird.
[cr0EVn, W<Ja\lt(J)\; 0€ d ,i; Kat]; tav tWVAatt(J)Vx[wpav tvßaMrit]
[~ CX7tOtaµvri,m ~ <pp]wpta ~ vacro; ~ At[µi:va;KataA.aµßavrit] Enktesis (Z. 11-14): A. Wilhelm war der Meinung, daß nur, wer die eigene Stadt
20 [~ KAapo;<pfldprit~ OtKETI1taV, t]av O<pfl[AOµi:vav ßoa0nav] verließ und sich in der Partnerstadt niederließ, das Recht der Enktesis habe Wb::i::tv
o'EA.ru0Epvaw;lCtA.···············-····················· l
[7t€µ7t€t(J) öL.1tapattT]O-aµi::vov] tav iöiav 1t6Atv eyJCtT]crtVJCtA.).1501Obwohl diese Voraus-
Lesungen und Ergänzungen, wenn nicht anders vermerkt, von XanUrndidis.Die Buchstaben sind in setzung in 5 im Zusammenhang mit der Isopolitie und nicht mit der Enktesis genannt
den ersten 7 Zeilen größer, in Z. 11 viel kleiner als in den übrigen Zeilen; so erklärt sich ihr unter• wird, hatte Wilhelm wahrscheinlich Recht. Durch diese Klausel wollte man ver-
schiedlicherTextumfang. 1 Guarducci; [0rni. Tuxm 'Aya0at) Xanthudidis.2f. Zeilentrennungnach hindern, daß eine Person Land in beiden Städten besaß (vgl. B V/).
cruv bzw. E7tlt&v, Xanthudidis. 7 [EX]EvGuarducci; [1:~]ijvXanthudidis. 7f. 1t0At[,Eurn8m 'H.]
Xanthudjdis; [(tov)] Chaniotis; 1t0Ai[mv,ov) Wilhelm. 10.12 Chaniotis; Ö1Ka101tpaY17cravm tot; Beistandsklausel (Z. 14-21, B II/ 1 c): Die Beistandsformel begegnet in derselben
iö(o/[t; iiµEv u aut&t C007tEp Kat d;] tav iö(av 7t0A\VEYJCtricrtv öriµo/[cria 7tClVt(J)V]
Xanthudidis· Form im etwa zeitgleichen Vertrag zwischen Eleutherna und Aptera (38 Z. 8-17).
[EXEV OEKat Aatot tov l ('EA.ru0Epvafov) ÖtKat01tpaY17cravm tot; iöio/[t; Ka\ 1tapattricraµEVOV l ,a:
iöiav 7tOAtv EYJCTI7crtv
öriµo/[criwvKat iöiwv1tavtwv]Wilhelm;ÖtKato1tpaY17cravm tot; iöio/[1; ~µi:v Offenbar waren beide Städte gleichberechtigte Partner. Zwei Einzelheiten sind in der
tf autÖJt C007tEp Kat t;] tav iöiav 7t0ALV EYJCTI7CTLV
Öriµo/[crim7tClVt(J)V Ka]i Guarducci, Hennig. 12 Beistandspflicht zu beachten: Im Falle Latos werden nicht nur Land, Grenzfestungen,
Ende t[a auta] Xanthudidis; to[;J Wilhelm;ta Guarducci. 13 Anfang Wilhelm; [aut]a öi: Xanthu• Gutshöfe und Häfenl502 erwähnt, sondern auch Inseln. Gemeint waren die zwei
didis. 13 Ende•l4 Wilhelm, llennig; [Kata ,o,·1
ixmEp1']lKELµEvo;] voµo; Xanthudidis; [Kata to;
kleinen Inseln nordöstlich von "Aytoc; NtJCoAaoc; (Kamara). 1503 Der Besitz der
KEtµEVo; 1:KatEp]ijGuarducci. 14 Ende KEV lvßaUrit Xanthudidis;tvßaArit Fracnkel. 15 ['EMu0Ep·
vaiwv] Xanthudidis;[t&v 'E.J Wilhelm;Atµi:v[a;)Xanthudidis;A.1µ1:va[;] Guarducci. 16 [ij <p]0dprit) größeren Insel, des antiken TTuppa, war im späten 2. Jh. zwischen Latiern und
Xanthudidis;[KAcipou;<p]0dpritWilhelm;[KA.apo;]Guarducci;[ßoa]0(~)t(w]Fraenkel;[ßoa]flt•t(w] Oluntiern umstritten (54-56). Zu beachten ist auch die Differenzierung zwischen
~uard~cci. 18 [d ,i;_KEV]Xanthudidis; [Ei'.,i; KU i:]; Guarducci.20 Anfang Guarducci; [ij <pfldprit~ JCAcxpoc;(Landlos) und oiJCE'tT]ta(Siedlungen unfreier Bevölkerung, s.o. S. 20).
otKEt1']tav]Xanthud1d1s.20 Ende Guarducci; [t]av o<pE[Aiav 1tapExi:m'Hrn0Epvato; / ci1tpo<pacr(.
(l':(J)~Kat Kata y&.vKat Kata 8&1.acrcrav ]; (w)<pE[Aiavl Fraenkel; [1tEµ1tEt(J)
Cl'E1.rn8Epvato;] Cha•
motts.
"[Götter. Auf gutes Glück. Folgendes vereinbarten die latier und die Eleuthernäer ISOIWilhelm 1951, 21f.
im Amtsjahr der zusammen mit NN, Sohn des NN, amtierenden Kosmoi} in Lato 1502zu den Häfen von Eleuthema (Pantomatrion, vielleicht Amphimalla) s. Xanthudidis 1908,
{und der zusammen mit NN, Sohn des ·On, amtierenden Kosmoi} in Eleutherna. {Sie 223; Guarducci 1939a, 142. Faure 1993, 72 schlägt eine Lokalisierung von Pantomatrion bei l:mu•
sollen Freunde und Verbündete J sein mit Ehrlichkeit [ und ohne Heimtücke J auf alle pwµivo;, östlich von Rhithymna, vor. Der einzige bekannte Hafen von Lato ist Kamara ("Ayto~Nt·
KOA.ao~).
Möglicherweisehatten die Latier auch Istron erobert.
1503ygl. Guarducci 1935, 134.
278 CI 2. Nr. 3/i. Aptera-Eleutherna CI 2. Nr. 38. Aptera-Eleutherna 279

Datierung Lesungen und Ergänzungen von Petropoulou. 1 Chaniotis; Petropoulou liest Y, X oder E und
Die Paläographie weist auf das frühe 2. Jh. 1504Sowohl Elcutherna als auch Lato schlägt [0ldos 'Aya06sl vor. 3-7 Chaniotis. Petropouloubietet zwei Alternativen:
'Aya0ixtTuxa[ 1. TaOEcruvffiEV"tO lCUlcruvwµoMyflcrav l
gehörten im späten 3. und frühen 2. Jh. (frühestens bis 195) dem gortynischen Lager 'Aitta(X!-t[otlCUl'EA.ru0Evvatot.'A1ttapat µEVEltl"tWV cruv---]
an (A II 5). Wahrscheinlich steht ihr Bündnisvertrag - ähnlich wie die Verträge zwi- pat Tiµwxw [µrivo;--------------------------------------- 'E-]
schen Hierapytna und Lyttos bzw. Priansos (26, 28) - in einem Zusammenhang mit A.ru0EVV[ai OEE7tttiov cruv-------------tÖJ----------------------µ-]
11vosr<1>[------------------------------- 1Ct1..
J octcr
den kretischen Kriegen im späten 3. und frühen 2. Jh. (bis 184) und den guten Ilc- 'Aya8ixtTuxa[t. Taor cruv€0Evto'A1tmpatot lCUl'EA.ru0Evva"iot,]
ziehungen beider Städte zu Gortyn. 1505 'A1ttapat [rnt"t&v cruv--------- ,& ---, µrivo; ----------oruti:-]

Nr. 38. Bündnisvertrag zwischen Aptera und Eleutherna, frühes 2. Jh. ~e:~tl tÖJV
rivas 1:<1>[---------
cruv
1C,1..
J
l
------------=~-;&~==:=:::=:=:=::=:=::=-·!:
(vor 184?).
24f. lC' ai (µl~. [ut] lCU [xpE]ia~l, fo[-rwtÖJvµHEXOV]/twv
1Catato tEA.Os?
Petropoulou.25 1C[at]Cha-
Beschreibung: Fragment einer giebelgekrönten Stele aus lokalem Kalkstein; oben rechts und untrn uiotis; 1C[at'~tosl Petropouiou.
gebrochen, oben und rechts beschädigt; die rechte Seite der Oberfläche ist stark verwittert: 1144 cm. "{Bündnis?]. Auf gutes Glück. Auf gutes Glück {haben die Eleuthernäer und die
B 34,5 cm, T 8,2 cm; Buchstabenhöhe 0,4-1,2 cm (1,2-1,4 cm in den Z. lf.).
Buchstabenformen: AS, B2, t.l, E2, E4, H3, 01, K3, Al, M3, N4, 22, 01, 03, n7 (kursiv), PI, P'.'., A.pteräer folgendes vertraglich vereinbart}, in Aptera [im Amtsjahr der Damiurgen?
14, Yl, Ql, Q2. NNJ und in Eleutherna [im Amtsjahr der zusammen mit NN, Sohn des NN, amtie-
Fundort: Eleuthema (nupy(, 1987);jetzt im Museum von Rhethymnon (lnv.Nr. E 132). renden Kosmoi}, im Monat Sph{---. Es soll ein Bündnis zwischen Eleuthernäern und
Ed.: Petropoulou 1991, 52f. E 6 Taf. 7 (Photo) [SEG XLI 742; vgl. Bull. cpigr. 362]. Autopsie.
Apteräem sowohl] im Krieg {als auch im Frieden auf alle Zeit geben. Wenn jemand}
[I u [ µ µ a X a ? ] ins Land [der Apteräer einfällt oder (für sich)} Teile des Landes [der Apteräer ab-
'A y a [ 0 ] ä t , u X a t. schneidet oder Landlose oder die unfreie Landbevölkerung zerstört} oder Festungen,
:Aya~iitni~1;[;·:aOE cruv~EV~o'A1t,~pa1~11m\'EA.ru0Evvatot,] {Inseln oder Häfen besetzt oder Krieg führt}, soll der Eleutherniier [ohne Vorwand zu
A1t,apat [µEVrnt Öaµtoupywv?--------------------------------]
5 PAITIMQX[--------- µTjVüs -------------------.EV0€ 'E-] Wasser und zu Land mit allen seinen Kräften] helfen. [Ebenso, wenn jemand ins
Aru0ivv[at rnt JCooµwv ,&v cruv----------------,ii:J---------µ-] Land] der Eleuthernäer [ einfällt oder (für sich) Teile des Landes] der Eleuthernäer
ri~osl<p[----.'Y1taPXEtv 'EA.ru0EvvaiotsJCat'A1tmpaio1scruµµaxia-] /abschneidet oder Landlose oder die unfreie Landbevölkerung zerstört, oder Festun-
VJCat7t~A[ i:µwJCatdpllvas tOVä1tavm xpovov.At "tts1C.ivßat.- l ,1?enoder Häfen] besetzt [oder Krieg führt, soll] der Apteräer {zu Wasser und zu Land
AfltEp[<'xv]xcop(avtii:Jv 'A1tmpaiwv ij a1to,aµvrimt] mit allen seinen Kräften helfen}. Die Ausfuhr [aller Sachen soll erlaubt sein, sowohl
10 tiis xco[pa]s[t]fu(v'A1tmpaiwvij <p0dprittlapos ij ohn~tav]
0
dem Apteräer] von Eleutherna als auch dem [Eleuthernäer von Aptera, und zwar zu
ij tppwpt[a ij vaaos ~ AtµEvasimm1.aµßavrim1 ~ 7tOAEµijt, ß-l
[oaififi~wo 'EAru0rv[vatos a1tpo<pacricrtWs JCatayiiv JCat1mta] Land] zallfrei, [zur See aber, indem sie die Gebühren gemäß den jeweils geltenden
8a1.aacrav 1Ca[t&. ~i:i°ouva.6v.'Qcra{nWso' ai'.,is JCaEstav t-] Gesetzen zahlen, nachdem sie aber geschworen haben, daß sie Jfür den Eigenbedarf
&v 'E~0EV~ai[wv xcopavEvßat.A.Tjt ~ U7lOtUµ\/Tltal tiis tÖJv] ausführen. Und wenn [wir nach einem gemeinsamen] Feldzug, {wenn die Götter es]
15 'EAru0rvva[iw~XWPUs ~ KA.apos~ OtlCEt~taV <pßdpritij] wollen, [etwas Gutes] von den Feinden nehmen, {soll jeder durch Los] den Anteil,
JCam)..aµ[ß]a[v lrim[t tppwpia~ 1.1µ1:vas ~ 1t0AEµij1, ßoa~-l der seinen Truppen entspricht, [bekommen ---]. Und die Kosmoi sollen in jeder der
tW o'A1tm(p]a"i~[~ 1Cat(lyiiv JCat1Cat(l0aAacrcravJCata,o ouva.6v.]
beiden Städte [noch während ihrer Amtszeit die Jungmannschaften] vereidigen, wenn
'E~aywyav[~]µ[EV 7tUVtWV, t&t tf 'A1tt]ap[aiwtE~'EAru-]
0ivvas lCUltwi"'E[t.ru]0[EVvaiwtE~'A1tt]ap[Us,JCatayiivl sie (aus der Ephebie) austreten, und zwar in Aptera in Anwesenheit [ einer Gesandt-
20 µEVU"tEA.Ea[ si"JCa[ta Mt.acrcrav Of],a [tEA.taJCataßM-] schaft aus Eleutherna} und in Eleutherna in Anwesenheit [ einer Gesandtschaft aus
A.OvmsJCatat[ii°ls[1ta]p' [k]im[t€potsv6µos, oµooavms Esioi-]
0
Aptera ... ]".
av xpdav E~ayrv.K' ai'.µ(EVtl lCOlVat] Evßa(MOµEVOt? 0EÖJVßw-l
AOµi:vwv MßotµEV~1tbt[&]v [1to]AEµiwM&[ya06v, MYXUVEV EJCa-] Die Inschrift enthält den Beginn eines umfassenden Bündnisvertrages zwischen
tEpos JCatatii tEADs,KAl[..]H[ ..]KA(."]IAHIEr[-------------------------·] Eleuthema und Aptera.
25 TQN JCatato tfA.Os.'E~opKt~avtw[v]öh[attas ayEA.as,EltE\lC'E-] Überschrift (Z. 1, vgl. B II 5./): A. Petropoulou vermutet in __
der 1. Z. die in de? kr~-
yopaµwvn, f.VflCatEpattat 7t0Aloi 1Cüp[µot Elt,autÖJv1Copµ16v-]
tischen Verträgen geläufige Segensformel 0e6c;.1506Eine Uberschrift lehnt sie mit
,wv, ;aptovtwv tv 'A1tta[pJm 'EAru0[~waiwv7tpEt~tas, EVoc]
['E]~~~[a]t 1ta[p16iv~w[v 'A1ti~p~iwv1tpEt~1a; ----------------] Hinweis auf den fehlenden Platz ab. Eine allgemeine Bezeichnung (Luv0~1m bzw.
Luµµaxia) ist aber auch ohne Nennung der Vertragspartner möglich (2).
Segensformel (Z. 2f.; vgl. B II 5.2).1507
1504Vgl. Xanthudidis 1908, 224 (nach 220).
1505
vgl. van Effentcrre 1948, 157 Anm. 3: "un accord en quelque sorte lateral entre deux cites
liees d'amitie a une troisieme". lJm 200 werden die Eleuthemäer (als Polis) zusammen mit den Gor-
tyniem in einer Weihinschrift in Milet genannt: Milet I 2 115 Nr. 11; vgl. van Effenterre 1948, 156, l506petropoulou 1991, 54 mit den Parallelen.
196; Brule 1978, 90.
1507zur Wiederholung der Segensformel vgl. 7 Testimonium b Z. lf. und Petropoulou 1991, 55.
C / 2. Nr. 39. Gortyn-unbekannter Staat 281
280 CI 2. Nr. 38. Aptera-Eleuthema

Vertragsformel (Z. 3; vgl. B /11).


Nr. 39. Vertrag (?) Gortyns, erste Hälfte des 2. Jh.
Datierungsformel (Z. 3-7; vgl. B /1 5.3): Die Datierungsformel läßt sich nicht mit
Sicherheit rekonstruieren (s. den kritischen Apparat). Abgesehen von den Namen der Beschreibung:Fragmenteines Blocksaus lokalemStein,obe?, u~ll:nund link~abgebrochen;H 21
cm, B 9 cm; Bucllstabenhöhe1,3cm. Der Text ist zwischenRichthmenaufgezeichnet.
eponymen Beamten (mit Vatersnamen?) wurde sicher auch der Monatsname angege- Fundort:Pythionvon Gortyn(1899). . .
ben, vielleicht ebenso der Tag. 1508H. van Effenterrel50 9 erwog die Möglichkeit, daß Ed.: De Sanctis1907,316 Nr. 18 (Druckfaks1m1le);IC IV 193.
die eponymen Beamten die Amtsbezeichnung nµioxrn; (nµouxo<;) trugen, die auf [------]
Kreta jedoch nicht belegt ist und nur in ionischen Städten vorkommt. 1510Dagegen ist [------]!
nicht auszuschließen, daß der Vertrag nach den auch sonst für Aptera belegten epony- [-----JH
men Damiourgen datiert wurde (vgl. 2). In Z. 5 wäre dann der Personenname [----JME
Tim(o)uchos zu ergänzen. 1511 [---------~
5 [--- -JAU:TI[.]
Symmachie- und Beistandsformel (Z. 7-16, vgl. B 1/11 c): Das Bündnis war zeitlich [-----]Oucmn-
unbegrenzt und unter gleichen Bedingungen für beide Partner abgeschlossen worden. [----------oi.iW..]mau~-
Die erhaltene Klausel faßt nur den Fall eines fremden Angriffes ins Auge, aus Z. 21 [µo.xoi?------f]opTllVl-
geht jedoch hervor, daß auch gemeinsame Angriffe gegen Dritte in Frage kommen. [----]nI. Aioc
Die Beistandsformel ist mit jener im Vertrag zwischen Eleutherna und Lato (37 Z. 10 [------J1:AIE
[-----] vacaL
14-21) identisch. 1512
Lesungenvon De Sanctis.4 [ouvE]Opov? 5 [<l>]mo,-?
De S~cti,s; [--]m~n[--]? G~arducci;denkbar
Ausfuhr (Z. 17-22, vgl. B V 4). z.B. [,]cii~n[µcii~].6 [au,6]0tKot?Guarducci;denkbarauch [u1to]OtKot.
9 Guarducc1.
Aufteilung der Beute (Z. 22-25, vgl. B lll 1 h): Bei gemeinsam durchgeführten Der Charakter des Textes ist unklar. Manche Buchstabenresten lassen auf ei~en
Feldzügen gegen Dritte erhielt jede Stadt den Anteil, der der Anzahl ihrer im Feldzug Vertrag schließen: [crun]opov (Z. 4), [{m6]011rnt oder [a{rt6]ot1rnt_ (Z. 6), cru~-
beteiligten Krieger entsprach. 1513Eine weitere Bestimmung in Z. 24f. läßt sich nicht
[ µaxot ] (z . 7f). · 1517Hierfür spricht auch die Erwähnung. des. gortymschen ·1Ethm-
b
mehr ergänzen; sie betraf vielleicht die von Privatpersonen organisierten Raub- kons (Z. 8), möglicherweise auch der Phaistier (Z. 5). ~1e beiden letzen Ze1 en, e;
zügel514 oder den Beuteanteil, der der Staatskasse zufiel. treffen wohl die Nichterfüllung einer Bestimmung und die vorgesehene Strafe_(m OE
Vereidigung der Jungmannschaften (Z. 25-28; vgl. B VI]). µfi + Verb in Optativ). Das Dokument hängt möglicherweise mit dem gortymschen
Datierung Bündnis zusammen (vgl. 78 und o. Anm. 568).
Die Buchstaben- und Dialektformen weisen ins frühe 2. Jh. 15 15 Die große Datierung
Ähnlichkeit mit dem Bündnisvertrag zwischen Eleutherna und Lato (37), der m.E. Die Buchstabenformen weisen in die erste Hälfte des 2. Jh. 1518Wenn in Z. 7 tat-
aus der Zeit des gortynischen Einflusses in Eleutherna und Lato stammt, legt eine Da- sächlich die Symmachoi von Gortyn genannt werden, stammt der Vertrag aus der
tienmg auf die Zeit vor 184 nahe. Vielleicht war dieser Vertrag eine Folge der guten Zeit vor 184, als Gortyn ein eigenes Bündnis führte.
Beziehungen von Eleuthema und Aptera zu Gortyn.1516
Nr. 40. Friedensvertrag zwischen den kretischen Städten, 184.
1508AusführlichPetropoulou1991,56-59.
l509BeiPetropoulou1991,58. Testimonien
1510Gottlieb 1967, 17. Testimoniuma: Polyb.22,15,1-6. , , _, , , , , EAa"t-
"Ot• KUtCl,"V Kp;,"'V Kooµouv"tO~ EVfop.uvn Kuoa "tOUAv.aAKOU~. KU"ta7tUV"ta,po1tov,
l511Vgl.Petropoulou(s. kritischenApparat).Zum Namens. LGPNI, s.v. ' ·, ., •. , ' , • - , • - ' ' Afl, vovAuKaonov
,ouµEVOl ropruvtot tOU~KV(l)<JlOU~. U7tO"tEµoµEVOltl]~ xwpa~UU"t(l)V "tOµEvKU uµE ,
1512Vgl.Petropoi,lou1991,59-61. 1tpoot:vEtµo.v'PauK(ot~,,o(OE)~ta.6vtov Auniot~.2 Ka.a OE,o~Katp~v.ou:ov 1ta~a:Evoµ~vwv
1513s.auch Petropoulou1991,61. EK-ri\;'PcoµT]~
7tpEoßru,ii>v d~ TI\V
KplltT]V,ii>v7tEpt"tOV"A1t1ttOVxaptv "tOUOtaAUOat :a~ EV~O"tCJJOU~
1514SoPetropoulou1991,62. au.o'i~7tp<l~
UAA~A.Ol~ Otmpopu~.Kat7t0ll]OUµEV(l)VAO'yOU~ \l7tEP (Ev)tji KV(l)<Jl(l)V
"tO\l"t(l)V KatfopTll-
15i5Vgl.Petropoulou1991,51 (zweitesVierteldes 2. Jh.); vgl. ebd. 53, 55 zum Dialekt.
1516zu Eleuthemas. A II 4-5. Zur AußenpolitikEleuthemasund Apterass. auch Petropoulou
1991,64-67.Besonderswichtigsinddie Hinweiseauf die gutenBeziehungenApteraszu den Bundes-
genossen Gortyns im frühen 2. Jh., den Achaiem und PtolemaiosVI.: Aptera ehrte zwei hohe ziehun en zu Rom:A II 5. Petropoulou1991,68 schließtabernich~aus,ciaßder ~ündnisvertrag~~!
Offiziereder Achaierim erstenJahrzehntdes 2. Jh. (IC II,iii 6 E undF; dazu Petropoulou1991,64
Anm.247);über das Bündnisder Gortyniermit den Achäemin dieserZeit s. Brule 1978,48f. Über
der 2eftknosischenEinflussesin Apteraund Eleuthemastammt;die Palaograph1e erlaubtm.E. e
die BeziehungenPtolemaiosVI. zu Gortyn s. 43, zu Aptera s. Petropoulou1991,65 Anm. 251. so späteDatierung(kurzvor der Mittedes 2. Jh.) nicht. ds
15171:uvEOpot: s. 77 z. 4f.; au,60tKo~: s. 69 A 5f.; imoötKo~_
(in bezug auf Verletzungen e
Auchdie BeziehungenApteraszu AttalosI. sindvielleichtim Lichtedes gortynischenEinflusseszu
sehen (A II 5; vgl. Errington 1969,46). Der gortynischeEinflußin Apterabestandnoch 189, als Vertrags):11 z. 3; 18 z. 26; SV III 502 Z. 4; zu den Symmachmvon Gortyns. 78.
Apteradie Scipionenehrte (IC II,iii 5 A). Zu diesemZeitpunktunterhieltauch Gortyn gute Be- !518Quarducci1950a,272.
282 CI 2. Nr. 40. Friedensvertrag CI 2. Nr. 40. Friedensvertrag 283
v[wv, ~cw0~vt~; oi Kp,11tmc'i;rn,ctPE\!'avta Ka8' autou; tot; 1tcpitov "A1t1ttov.3
Oi öi, [1tncr8i'.vtc;] Ön 1t0tfl ä.&1 tou; 1/JLAOU[; Kp11]crivKai [o]i[Kd-]
Kvoxnot; µcv a1toKatECTTT]crav TT]Vxwpav, Kuöwvuhm; öi: 1tpocrt'tasav tou; µi:v oµ~pou; Cl!tOAa- ou; Kai tou; 1tapaycvoµ€[vo]u;1tpcfcrßru-] ·
ß~tV:oü; f.Y,:.at~l!tOVOOVt~;t~'i;_1tcpix,apµ[wv~ !tpotcpov, tT\Vöi•<l>aAacrapvavaq,c'ivm µriöi:vES ,ex;f.1t<Xtvoüµcv[------ovM tKiwvo;,Xap(-]
auTT];vocrq,icraµcvou;.4 ncpt Öctwv Kam Ko1voÖ1Ktov cruvcxciipricrav
auto 1; ßouAoµlvm; µi:v [au- 20 OlOVNtKoµax(w)tül NtKa[------1Öt[t EUl
t~'i;] _ESEtvm,
µc:EX~lV ,5 µT]~UAOµevo1;,ocKai toüt' f.SEtvm,6itacr11;am:x6µcvo1;rii; iiU11; Kp~TT]; öiu1r'lcrav 1tEpt'\:E t&v ES[ÜPX]ii~{m(aPX]6vtwv
autot; tE Km tot; EK<l>aAacrapv11; q,uyacrtv.
fop.uv(ot; Kai Mayv(Tt<J ]t [q>IACXV]6pOl1tOlV
Kai Ö<Ja
4 KotvOÖiKatovMss.; KotvoÖiKtovedd. (s. Walbank 1979, 202 und o. S. 141). f.VEOfXEtO E1tpacrcrov u1ti:[ptii;] i[p~va]; Kai ou-
(6]i:vu1tEAEt1t0vtii; (q,t]AOttµ((a];oü6' ooov OÜtE
Testimonium b: IC I,viii 9 (Beschluß der Knosier in bezug auf eine Gesandtschaft aus Magnesia am
Mäander, um 184?). 25 KaK01ta6iavi'pyovtc;, öcra cru(µq,]epovmKai
tiit Kp~t(a]t Kat Mayvricria[t foov,m. n]cpi <ilvöi:
[... öcoox6m tat 1t6]Attaµ µi:v Mayv~t(J)V1t0Atv fopt'IJVtOtKat KvOJOtOt Otaq>E[povtat,ßacrtA]Etn,o-
[rnatVElVOlütt] !tOlEttE Ö.Oft tou; q>LAOU; AEµa(OltKpttiit f.1tttpwt6µ[c6a, Ö!tw; aµ'iv] 1tcpi
JÜ [Kat OiKElOUs Kat tOUs1ta]payEVOµEVOU; 1tprnßruta; ,ou,wv ÖtaMßrit ...
[€1tmvc1v------]ov MtK(wvo;,Xapicrtov NtKO-
[µaxw tül NtKa---]eo; ooa f.VEOEXEtO E1tpasav Es folgen Bestimmungen über die sich in Milet niedergelassenen kretischen Söldner.
[u1ti:pÖtaAUcrto;?]Kai ou6i:vU7tEAfl1tOVtO q>tAOttµi- Im Apparat werden nur Abweichungen von der Edition Guarduccis vermerkt. 12 Man erwartet (ast-
[a; oüß' OOOV OÜtEKa]K01taß(avEpyovtc;, Kat !tUVta oüv,c; Eiiv). 13 [autov6µou;] Chaniotis; [asaµiou;] Deiters 1904b, 565. 14 Ende Chaniotis. 16
15 [öu:AEYTt<Jav ÖO]a cruµq,epovmKai tat Kp~tm [f.1tatve1]Chaniotis.
Kai M[ayv11crimfo]ovtm. Kvciicrtotöi: oux i:K6vtc;
<XA[A' u1ti:pacrq,a]AE[ia];(?) !tOAEµOÜvn fop.uviot; Kai "[Und sie haben zu uns] einen Beschluß [und Gesandte] geschickt und fordern uns
VÜ(v)[ßwA]oµcv[otK]ai Etp~vav Üyctv1t0t autou;. auf, uns zu versöhnen [und den Krieg] gegen die Knosier zu beenden und die
~ta [taüm? fop.uviwv oi] cruµµaxo1Kai Kvcooiwv Freundschaft [wiederherzustellen] und zu(?) den guten[---] und sie sprachen in
20 KO[tVatOtaÖt]Ka[so]vtOlV <ilv€\IEKaavay,;.a1:;oµc:. menschenfreundlicher Weise über die Dinge, [die gemeinsam] allen "Kretaiern" (allen
[VOt1toACµfoµcvfopt]uvio1;. Oütw yap U1t0Aaµßavo- Mitgliedern des Kretischen Koinon) [nützlich sind und forderten auf!, daß wir ihnen
[µcv aµtv ,axtcrt'] äv ycvfo6m tav ÖtaAUCTIV ...
gestatten], in Freiheit [und Selbständigkeit?] in demokratischer Verfassung ihr Ge-
Es folgen Bestimmungen über die kretischen Söldner, die sich in Milet niedergelassen hatten. meinwesen zu verwalten. [Die Stadt möge beschließen?], daß wir ihnen die Antwort
"[Die Stadt möge beschließen,} die Stadt der Magneten [zu loben, weil] sie so han- geben, daß die Stadt der Gortynier die Stadt der Magneten [lobt], weil sie handelt, so
delt, wie die Freunde [und Verwandten handeln sollen,] und auch die angekommenen wie die Freunde der Kreter und die [Verwandten] handeln sollen; wir loben auch die
Gesandten [zu loben NNJ, Sohn des Mikion, Charisios, Sohn des Nikomachos, angekommenen Gesandten [NN, Sohn des Mikion], Charisios, Sohn des Nikoma-
[Enkel ~es NN], weil sie {für die Versöhnung?] alles getan haben, was möglich war, chos, Enkel des Nika[---J, weil sie gut gesprochen haben über die von Anfang an
un~ es ihnen an Ehrliebe nicht mangelte], indem sie sich weder [den Weg noch die zwischen den Gortyniern und den Magneten bestehenden menschenfreundlichen
M_~h~n]er~part_enu~ alles [vortrugen], was sowohl für Kreta als auch für Magnesia Sachen und weil sie alles taten, was möglich war, für den Frieden, und weil es ihnen
~utzlich _sem wird. Die Knosier aber führen einen Krieg gegen die Gortynier wider nicht an Ehrgefühl mangelte und weil sie sich weder Weg noch Mühe ersparten, (und
'.hren Willen, sondern [ um ihrer Sicherheit willen?]; und jetzt wollen sie Frieden zu sie sprachen?) über das, was sowohl für Kreta als auch für Magnesia nützlich (sein
ihnen haben. Aus diesem Grund (?)sollen die Bundesgenossen [der Gortynier] und werde). Und was die Angelegenheiten betrifft, über die die Gortynier und die Kno-
der Knosier gemeinsam als Richter über die Angelegenheit entscheiden, für die wir sier streiten, überlassen wir sie dem Urteil von König Ptolemaios, damit er [über
gezwunge_nwaren, [gegen die Gortynier einen Krieg zuführen]. Denn wir glauben, uns] in dieser Sache entscheide."
daß auf diese Art und Weise [am schnellsten] die Befriedung zustande kommen wir". Unter den Ereignissen des Sommers 184 berichtet Polybios (Testimonium a) von
der Ankunft einer römischen Gesandtschaft unter Appius Claudius in Kreta mit dem
Tcstin10nium c: IC IV 176 (Beschluß der Gortynier in bezug auf eine GesandL,chaft aus Magnesia
am Maander, um 184?). Ziel, einen Krieg zwischen Gortyn und Knosos zu beenden. 1519 Das Kretische Koi-
... [Kai 1tpo; T]µa; U!tO-] non (Kpll'tatE"ii;)1520 beauftragte die römischen Gesandten mit der Lösung der kreti-
OtElAUVtE; lj/Uq>tcrµa Kai [1tprnßruta; eist-] schen Konflikte (ta xcx0' cxutoui;), nicht nur zwischen Knosos und Gortyn. Aus
oücrtvÖtCXAucraµi:vou~ [tov 1t6AEµov tov] dem Urteil der Gesandten läßt sich erschließen, daß u.a. folgende Punkte zur Diskus-
1tpo; Kvcoo(ou;cipm a1toK[amcrm8ijva( tc]
JÜ Ei; q>tAtavKat tot; ayaßo[t; ---------------------] 1519Eher Appius Claudius Pulcher (Konsul 185) oder Appius Claudius Nero: s. Walbank 1979,
Kai q,t(A)av0p0l7ta 1tcpit&v [KotVatcruµq,cpovtwv]
1%. Claudius Pulcher wurde 185 nach Makedonien und dem griechischen Festland geschickt (Polyb.
1tiicrtvKprimtciicrtvÖtc¼[11crav€UVautou;]
22,12,4; vgl. Liv. 39,33,3). Er kam von der Peloponnes nach Kreta: Walbank 1979, 196, 201; vgl.
f.AEU0epou; Övta; Kai [autov6µou; f.Vöa-] Scuderi 1991, 409.
µoKpatim 1tOAltEUEcr0m · [Öcooxßmtat 1t6At] 1520Vgl. Cardinali 1907, 17-20 Anm. 2. Das Ergebnis der Vermittlung des Appius zeigt, daß
15 U1t0Kp[vacr0m auto1; Öt[t r]o[p]tuv[w[v a 1t6-] mehrere kretische Städte von ihr betroffen waren, nicht nur Knosos, Gortyn und ihre jeweiligen Ver-
At; taµ µi:v Ma~t(J)V 1t6[At]v[€1tmvoüµcv] bündeten; vgl. auch Testimonien b und c.
284 Cl 2. Nr. 40. Friedensvertrag Cl 3. Nr. 41. Apollonia-Kydonia 285

sion standen: 1521 a) die Eroberung knosischer Gebiete durch die Gortynier und ihre 27-29), bevorzugten die Knosier einen Schiedsspruch der Bundesgenossen von Gor-
Übergabe an Lyttos (Diatonion) bzw. Rhaukos (Lykastion, s. 25 und 29); b) die tyn und Knosos (Testimonium b Z. 19-22, s.o. S. 143). In den Texten gibt es keinen
Besetzung von Phalasarna durch Truppen der Kydoniaten (1:riv OE<l>aAacmpvav Hinweis auf den Weg, der am Ende gewählt wurde. 1528c) Das Kretische Koinon
acpe'ivm); 1522c) die kydoniatischen Geiseln, die eine andere Stadt - wahrscheinlich (Kp11tme'ii;: Testimonium b Z. 24, Testimonium c Z. 12, 30) scheint, in ein
Gortynl523 - hielt (1:oui; µev oµf]Poui; ano).aße'iv). Der Schiedsspruch der Römer gortynisches und ein knosisches Bündnis auseinandergefallen zu sein (Testimonium
sah die Rückgabe aller eroberten bzw. besetzten Gebiete (Phalasarna, Lykastion, Dia- b Z. 19). Diese Angaben lassen sich ohne Schwierigkeit mit der vor 184 bestehenden
tonion) und der Geiseln vor. Den Kydoniatcn war es freigestellt, sich am Koinodi- Situation in Einklang bringen: Die Knosier waren in einer schwächeren Position (vgl.
kion zu beteiligen oder nicht (s. B Vll 2.3). Es ist anzunehmen, daß nach dieser Ent- Testimonium a: EA.attouµevot fop,:uvtot toui; Kvcooioui;). Beide Lager waren sich
scheidung ein Vertrag abgeschlossen wurde, der den Frieden und vor allem die terri- nicht über eine Vermittlung einig, und dies erklärt, warum weder Magnesia noch Pto-
torialen Probleme regelte. Durch die Vermittlung des Appius wurde der innere Friede lemaios V. oder die Bungesgenossen von Knosos und Gortyn mit der Lösung des
im Kretischen Koinon wiederhergestellt, und ein Jahr später schlossen 30 Städte der Konflikts beauftragt wurden, sondern Rom. 1529Des weiteren ist es viel wahrschein-
KP111:ate'ii;einen Bündnisvertrag mit Eumencs JI.1524 licher, daß Gortyn einen Schiedsspruch des 210 geborenen Ptolemaios V. im Jahr
Mit diesen Ereignissen dürften auch die beiden in Magnesia am Mäander 184 und nicht 196 erwog. Auch die Hinweise auf politische Probleme im Beschluß
gefundenen Beschlüsse von Knosos bzw. Gortyn in Verbindung stehen (Testimo- von Gortyn (Testimonium c Z. 12-14) können mit dem Bürgerkrieg in Phalasarna in
nien b und c), die sich auf eine Vermittlung der Magneten in einem Krieg zwischen Verbindung gebracht werden. Ferner spielt sowohl in der Erzählung des Polybios als
diesen Städten beziehen. Aus der Erwähnung von Kretern, die sich in Milet nieder- auch in den in Magnesia gefundenen Inschriften das Kretischen Koinon (Kp11tme'ii;)
ließen, wahrscheinlich in dem zwischen Milet und Magnesia umstrittenen Gebiet von eine Rolle. Schließlich kann das von Knosos vorgeschlagene Verfahren (Testimo-
Myus, erschloß man zu Recht, daß die Vermittlung Magnesias zeitlich und inhaltlich nium b Z. 19f.: [foptuvicov oi] cruµµaxot rnt Kvcocricov 1co[tvat 8w.8t]rn[~6]v-
mit seinem Grenzkonflikt mit Milet zusammenhing. 1525 Da der Friedensvertrag zwi- tcov) mit dem von Appius restituierten Kotvooiinov in Verbindung gebracht werden
schen Magnesia am Mäander und Milet, welcher auch das Schicksal von Myus (B VII 2.3). 1530
regelte, ins Jahr 196 datiert wurde, brachte man die Vermittlung der Magneten mit Datierung
einem Krieg zwischen Knosos und Gortyn zu Beginn des 2. Jh. in Verbindung. 1526 Die Vermittlung des Appius läßt sich auf den Sommer des Jahres 184 datieren; 1531
R.M. Errington hat jedoch jüngst gezeigt, auf welch schwachen Füßen diese Datie- der Friedens- und Grenzvertrag zwischen den Städten, die davon betroffen waren
rung stand, und für eine Datierung des milesisch-magnetischen Vertrags frühestens
(Gortyn, Knosos, Kydonia, Phalasarna, wahrscheinlich Lyttos und Rhaukos) wurde
ins Jahr 185 plädiert. 1527Diese Neudatierung stimmt mit dem überein, was wir aus
noch vor 183 abgeschlossen. 1532
den beiden Beschlüssen entnehmen können: a) Die Knosier beklagten, die Gortynier
hätten sie angegriffen (Testimonium b Z. 16f., 20f.). b) Beide Poleis waren sich
nicht einig darüber, wie der Krieg zu beenden sei. Während die Gortynier die Ange-
3. Von 184 bis zum Frieden von ca. 112/110 (Nr. 41-62,
legenheit dem Urteil Ptolemaios' V. (204-180) überlassen wollten (Testimonium c Z. vgl. A II 6-7)
Nr. 41. Isopolitievertrag zwischen Kydonia und Apollonia, frühes 2.
152lzurn folgenden s. Niese 1903, 322f.; Cardinali 1907, 16-21; vgl. van Effenterre 1948, 262f.; Jh. (ca. 184-170?)
Walbank 1979, 20lf.
l522Die Besetzung Phalasamas war sicher Folge eines Bürgerkriegs:vgl. Polyb. 22,15,6 über die Testimonien:
Flüchtlinge aus Phalasama, die gemeinsame Sache mit den Kydoniatcnmachten: ai'.i-tot~(sc. Ku- Testionium a: Polyb. 28,14:
Örovuxtm~)Kat tot~ EK<l>aAaaapv11~ q,uyacnv;vgl. Kirsten 1938, 1658;Walbank 1979, 202. 'YnaPXOV0-1)~ yap avwi'~ (SC. Kvßwviarm~) ov µ6vov cpiMa~, a.Ua avµnoAtrda~ np~ f\noA-
1523cardinali 1907, 16f.; vgl. Guarducci 1939a, 111, 219f.; Cardinali vermutete,daß Kydonia den Ä.wviara~ Kai ,ca00AOV1COlVWV{a~ naVT(l)VTWVE:V
av0po»rOl~VOµt(oµEVWVÖt1Ca{wv,
Kai nt:pi WVTWV
Gortyniern Geiseln stellte, damit diese sich bei der BesetzungPhalasamas passiv verhalten; dies ist 1CEtµEV1)~
ivopKOV avv0f,1C1)~ napa rov Ma rov Wai'ov, 11apamtovO~aavtE~tO\l~'A110Ä.Ä.rovtata~
denkbar, aber nicht nachzuweisen;vgl. van Effenterre 1948,263 Anm. 1; Walbank 1979,202.
15241cIV 179; es wird vermutet, daß die Vermittlungdes Appius auch hinter diesem Vertrag mit
dem pergamenischenKönig stand: s. All 5. l528Auf die Uneinigkeit der beiden Städte wies auch van Effenterre 1948, 261 hin; auch Deiters
l525Rehm 1914, 20lf.; Guarducci 1934, 66f.; van Effenterre 1948, 255f. Anm. 6, 260; Huß 1904b, 571 nahm an, daß die VermittlungMagnesiaserfolglosblieb.
1976, 150f. Andere Datierungen: Kern 1900, 57f. (um 219); Deiters 1904b, 574-577; Cardinali 1529Beispiele dafür, daß mehrere Städte in einem Konflikt zu vermitteln versuchten, bei Mooren
1905, 547-550; 1907, 1-5; Tod 1913, 30, 32; Mijnsbrugge 1931, 62-64; Martin 1975, 502 und 510 1979, 260. Es ist denkbar, daß auch Mylasa in diesem Krieg zwischen Gortyn und Knosos ver-
(zwischen 216 und 207); Dufani~ 1983, 19f. Anm. 28 (ca. 223). mittelte: s.o. Anm. 214.
1526Mi!et I 3 Nr. 148; Guarducci 1934, 66f.; van Effenterrc 1948, 153, 164, 260f.; Huß 1976, 1530,1,iaOtKa~Etv bedeutet hier wohl 'Prozesse endgültig entscheiden'; möglich ist auch der Hin-
151; Brule 1978, 164; Walbank 1979, 201; Krcuter 1995, 136. Nur Niese 1903, 322 Anm. 322 weis auf ein normales kontradiktorischesVerfahren.Zu diesen Bedeutungens. Thür - Taeuber 1994,
schloß nicht aus, daß diese Inschriften aus Magnesia mit dem Krieg von 184 zusammenhängen 68, 135 Anm. 7 (zu IPArk 5 Z. 26, 30, 35; 15 Z. 19; 32 D 7).
könnten. Nicht ganz auszuschließenist eine Verbindungdieser Vermittlungmit dem Krieg um 168; 1531Walbank1979, 196.
so Ager 1994, 17 Anm. 73. 1532Diesergibt sich aus dem 183 zu datierendenVertrag der kretischen Städte mit Eumenes II.; s.
l5 27Errington 1989, 279-288; vgl. Habicht 1991, 325f.; Günther 1992, 135. All 5.
286 CI 3. Nr. 41. Apo/lonia-Kydo11ia CI 3. Nr. 42. Lyttos-unbekannte Stadt 287
Kat tou, µEv iivöpa, KatE<Hpa~av,ta 8' umipxovm Öl~pitaaav, ta, (OE)
KatEAaßov-rotT]VltOA.lV
ytlVU\KUs
Kat ta tEKVUKat ~V ltOA.lV
Kat ~V xcopavötavnµaµEVOt KatE\XOV. Kultgrotte auf dem Berg Ida war nicht das einzige Heiligtum dieses Gottes auf Kreta;
ein weiterer Kultort erscheint als Orientierungspunkt in der Beschreibung der priansi-
Testimonium b: Diod. 30,13: schen Grenze (27 Z. 22f.). Es ist dennoch anzunehmen, daß hier die Zeusgrotte ge-
"On oi Kuörovto:tat€1tEtiliaavto itpa~tv EKVOµov Kat tEAfrosa)).otptrotatr]V t(J)V'EMTJVlKWVvoµi-
meint ist, die noch in klassischer und hellenistischer Zeit pankretische Bedeutung be-
µrov· EVEipfivnyap w,;(/JIMl ma-rro6µEVOl, KUtaA.aßovtE;~V t(J)V'AitoMrovtatWVltOA.tV, tou; µEv
iivöpa, rißTJoovcivt:v..ov,tEKVaOEKat yuva"iKa,ötavEtµciµEvotKatE"ixov~v 1t61..1v. saß (s.o. Anm. 371).

Polybios (Testimonium a) paraphrasiert in seinem Bericht den Inhalt eines Ver- Datierung
trages zwischen Kydonia und Apollonia. Daraus geht hervor, daß dieser Vertrag fol- Eine genaue Datierung des Vertrags ist nicht möglich; die Zerstörung Apollonias
gendes beinhaltete: durch Kydonia (170/69) 15 40 setzt den terminus ante quem. Das große Entsetzen des
Freundschaft (vgl. Testimonium b): Die Freundschaft wird in der Regel mit einem Polybios und der Griechen über die Zerstörung Apollonias durch Kydonia spricht für
Bündnisabkommen kombiniert (B [). Es ist also denkbar, daß Apollonia und Kydo- die Vermutung, daß zwischen Vertragsabschluß und Eidbruch keine so lange Zeit
nia durch einen Bündnisvertrag verbunden waren; 153 3 die Kombination Freund- lag. So scheint eine Datierung auf die Zeit nach der Vermittlungsmission des Appius
schaft-Bündnis-lsopolitie ist für Kreta typisch (B [). Claudius (184, 40) wahrscheinlich.

lsopolitie: Polybios verwendet den Terminus cn>µ1to/\.t-cda, der in den kretischen Nr. 42. Isopolitievertrag zwischen Lyttos und einer unbekannten kreti-
Staatsverträgen jedoch nie vorkommt. Was er meint, geht aus dem Ausdruck Kotvw- schen Stadt (Kydonia ?), frühes 2. Jh.
via 7tCXV-CWV 'tWVEVav0pc/:motc;voµtsoµrvwv ötKCXtWV hervor, der sicher dem auf
Kreta in Isopolitieverträgen stets vorkommenden Ausdruck µE-CEXEtV 0ivwv Kat av- Beschreibung: Fragment einer oben abgebrochenen Marmorstele; die beschriftete Fläche ist stark zer-
stört; H 86,5 cm, B 43-46 cm, T 8-9 cm; Buchstabenhöhe 1 cm.
0pwnivwv nav-rwv entspricht (B IV /). 1534 Der Historiker verwendet auch in Buchstabenformen: AS, E4, 01, NI, 03, TT7,I:3, I:6, 06.
anderem Zusammenhang einmal das Verb o-uµnoAt,EuEcrtlm, um ein Isopolitievcr- Fundort: Lyttos (Ort TTomµte,); jetzt im Museum von Herakleion (lnv .Nr. E 219).
hältnis zu bezeichnen, 1535 wofür er auch den Ausdruck io-01t0Anda bzw. eine Para- Ed.: IC I,xviii 10. Autopsie.
phrase (7tüAt-CEtCXV-imapxEtv EKCX-CEpotc; kennt. 1536 Eine Sympolitie
7tCXp'EKCX-CEpotc;) A
ist allein wegen der großen Entfernung der beiden Städte voneinander nicht wahr- [---------------- µETEXOV-]
scheinlich. 1537 ,:a Kat 8iv(J)V [Katciv0p(J)ltivrov ---------------------------]
Ka.11t01..ii:as
[-------------]
Vertragseid (i::vopKoc;). ATAITIA[--------------1t01..i-?]
Aufzeichnung des Vertrages in einem Heiligtum des Zeus Idaios: Tiapa + Name 5 -rruEV[-----------------µutxov,:- Kat 0(vrovKat civ0pro--]
7tlV(J)V
oo[(J)V KU!------------Ol µuexovi:t ------------------]
eines Gottes bezeichnet sicher ein Heiligtum, 1538 der Ausdruck ist also nicht so zu
Otwv AÜ-ri:ioN [---------------]
verstehen, als ob Zeus Idaios lediglich ein Schwurgott gewesen wäre. 1539 Seine BI[.]AN[ . . --------]
TA[ . ·---]
Lücke von mehreren Zeilen.
1533 Vgl. Willetts 1955, 239 (''ally"). B
1534 Muttelsee 1925, 37f.; Guarducci 1935, 3; van Effenterre 1948, 288f.; Walbank 1979, 349. [----------------ai]
Dieser Isopolitievertrag fehlt in der Sammlung Gawantka, 1975. µEVE<j>l?PKt<;>tµE[v]KaKtCT"t(J)l
oMBproti:[~61..-]
1535 Polyb. 18,3,12; Walbank 1967, 478, 555 (lsopolitie zwischen dem Aitolerbund und Kios
[A]ua0at Kat au,:o~ Kai XPT\taKU\yevo~,ruopKiova[t]
bzw. Lysimacheia). IuµitoA.t tEurn8m in Polyb. 2,46,2 bezeichnet aber die Mitgliedschaft im [ö]HAfo, i:o, 8to, ~µEV.Vacat.
Aitolerbund; s. Walbank 1957, 243.
1536 Polyb. 12,9,4; 16,26,9. Die Breite des Steins ist bekannt und die Zeilenlänge läßt sich aufgrund der Zeile B 3 annähernd be-
1537Walbank 1979, 348. Kirsten 1940, 41 vermutete trotzdem, daß es sich um Sympolitic stimmen. Lesungen und Ergänzungen von Guarducci. 1-6 Vielleicht:
hande!t. Die Lokalisierung Apollonias im modernen Ort 'Ayia TTEAay(a ist sehr wahrscheinlich (trotz [---------------------~µEVtOVAumov itapattr]OaµE-]
der ~mwände von Johnston 1989): s. Alexiou 1974, 32-48, insbes. 44-48; Alexiou 1979, 5-16; [vov i:a.v(ö(a.vitOAtvi:v Kuörovim? itoA.t,ruEV µEttxov-]
Alextou 1984, 325f. Frühere Lokalisierungen: Svoronos 1890, 7f. (zwischen Knosos und Tylisos); m Kat 8ivrov[Kat civ0p(J)lt(vrov oorov Kuörovtiii:atµE-r,;xovi:t?]
Guardu~ci 1935, 3; Kirsten 1940, 42f. (fa/;;t, westlich von Herakleion, ursprünglich ein Epineion KU\1t0Ai-ra,[fotro. Kata. ,:a.aui:a. fü:i:~fo,:ro1:WlKu&ovt-?]
von Tyhsos); vgl. Brule 1978, 149. Faures (1963, 17; 1993, 70) Lokalisierung in TTptvta; ist ab- Cl"t!ll
mx[pattr]CTUµEV(J)l -r,a.viöiav ,ito~tvAu,,.~t 7tOA.t-?]
zulehnen (so auch van Effenterre 1993, 15). Dagegen spricht dessen große Entfernung vom Meer (20 5 -r~EV~:---------:------µu~ovi:t Kat 0tvrovKat av0pro--]
km); Plin., nat. hist. 4,12,59 läßt keinen Zweifel daran, daß Apollonia am Meer lag; vgl. Ptol., mvrovoo[rovAui:not µci:i:xovn----- ----]
Geogr. 3,15,5. A 5 Chaniotis; [civ8pro]itivrov Guarducci. 8 BITTAN oder BITIAN Guarducci.
1538Beispiele bei Charneux 1987, 207-223.
"[Der Lyttier darf sich in NN niederlassen, wenn er die eigene Stadt verläßt?, und]
1539 So van Effenterre 1948, 289; s. aber Svoronos 1890, 7f.; Muttclsce 1925, 37; Walhank
an den göttlichen [und menschlichen Dingen teilhaben, an denen auch die NN teil-
1979, 348: "the words ... imply an inscription". Zeus ldatas erscheint in einigen kretischen Staats-
verträgen als Schwurgott: s.o. Anm. 371. Hoeck 1829, III 480 dachte an einen Zcustempel in Apol-
loma. 1540zur Datierung: Walbank 1979, 348.
288 CI 3. Nr. 42. Lyttos-unbekannte Stadt CI 3. Nr. 43. Gonyn-Knosos 289

haben,] und [er soll] Bürger [sein?. Unter denselben Bedingungen darf der NN, µethnv 0ivffiv 11:al.av0pffi7ttVffiV(Z. A lf. bzw. A 5f.), einmal in bezug auf die
wenn er die eigene Stadt verläßt?, sich in Lyttos] niederlassen[--- und teilhaben an Lyttier, das zweite Mal in bezug auf ihren Vertragspartner. Die Isopolitieformel
den göttlichen und] menschlichen Dingen, an denen [auch die Lyttier teilhaben ----] umfaßte also mindestens 5 Zeilen; dies läßt sich nur erklären, wenn die Isopolitie von
der Lyttier [---]. LÜCKE VON MEHREREN ZEILEN. [Und wenn] wir den Eid bestimmten Bedingungen abhängig gemacht wurde. Zwei solche Bedingungen wer-
brechen, sollen wir selbst und unsere Habe und unsere Nachkommenschaft auf die den in anderen kretischen Staatsverträgen genannt: Der Empfänger des Bürgerrechtes
schlimmste Art und Weise vernichtet werden; wenn wir aber unseren Eid halten, sol- in der Partnerstadt muß in der eigenen Heimat Mitglied einer Phyle sein und seine
len die Götter barmherzig sein." Heimat verlassen. Einige Wortreste (A 4: 1ta[pmtricraµevoc;? tav aut& bzw. 'tCXV
iStav n6Atv]; A 4f.: [noAt]tEUEV='wohnen') lassen sich mit der zweiten Bedingung
Aus einem offenbar umfangreichen Vertrag zwischen Lyttos und einer anonymen
in Verbindung bringen. Das Wort noAirnc; (Nom. Singular eher als Akk. Plural)
Stadt sind nur die Bestimmungen über die Isopolitie 1541und der Schluß des Ver-
nach der Formulierung µe-rexovrn 11:al. 0ivffiv 11:alav0pffi7ttVffiV
gehört wahrschein-
tragseids erhalten. Da die Isopolitie auf Kreta in der Regel nur einen Teil von Bünd-
lich zu einer Klausel über die Verleihung des Bürgerrechtes an alle, die die Partner-
nisverträgen darstellt (B l) und Vertragseide nur in Inschriften mit Bündnisverträgen
stadt als ihren Wohnsitz wählen; der Subjektwechsel (µetexovrn ... noAimc;) ist in
vorkommen (B II 2.1), darf man annehmen, daß die beiden Städte auch durch ein
den kretischen Inschriften nicht ungewöhnlich. 1544Aufgrund dieser Beobachtungen
Bündnis miteinander verbunden waren. Der Vertragspartner von Lyttos war sicher
wird im kritischen Apparat eine - nicht völlig befriedigende - Rekonstruktion des
eine kretische Stadt. Zwar sind auch Isopolitieverträge mit Städten des Auslands
Textes vorgeschlagen.
überliefert, in diesen Fällen verwendete man jedoch eine sehr knapp gehaltene Isopo-
litieformel (B IV 1). Möglicherweise gehören die Buchstaben ATAI (A 4) zum Exsekrationsformel (B 1-4; vgl. B ll 2.3). 1545
Namen des Vertragspartners (d.h. -frrm im Nom. Plural bzw. -arnt im Dat. Singu- Datierung
lar), der zweifellos irgendwo in den Zeilen A 1-6 genannt wurde. M.E. kommen nur Paläographische Kriterien führen zu einer Datierung auf das frühe 2. Jh., 1546eine
vier kretische Ethnika in Frage: 'AAAaptatm (auch 'AAAaptwrnt), 1542 'AnoAAffi- nähere Datierung ist nicht möglich. Aber unabhängig davon, ob der Vertragspartner
vtarnt, Kuöffivtatm und Tqeatm. Es handelt sich um Städte Westkretas. Die der Lyttier Apollonia oder Kydonia war, ist das Jahr 170 der wahrscheinliche termi-
genaue Lage Allarias und Tegeas ist nicht bekannt. Tegea befand sich vielleicht - nach nus ante quem; in diesem Jahr nämlich wurde Apollonia zerstört und zwischen Gor-
dem achäischen Namen zu schließen - im Nordwesten Kretas, wo auch weitere tyn, einem Verbündeten der Lyttier (s. 25), und Kydonia brach ein Krieg aus. Viel-
achäische Städte (Pergamon, Mykenai, Achaia?) lokalisiert werden; 1543 der Name leicht gehört diese Inschrift in die Zeit nach der römischen Vermittlung (184).
der Stadt erscheint in keiner Inschrift. Apollonia wird im heutigen Ort 'Ayia Ile-
Aayia lokalisiert (s.o. Anm. 1537), Kydonia lag an der Stelle des heutigen Xavta. Nr. 43. Friedensvertrag zwischen Gortyn und Knosos, ca. 168.
Über Beziehungen von Lyttos zu einer dieser Städte fehlen uns die Zeugnisse, wir
Beschreibung:Zwei Fragmenteeines unten und rechts abgebrochenenPfeilers;das FragmentB
wissen jedoch, daß die Lyttier im späten 3. Jh. auch in Westkreta Verbündete hatten ergänztteilweisedie rechteSeitedes Pfeilers( Endeder Z. 2-7);H 1,20m, B 77,5cm, Buchstaben-
(Polyrrhenia, Keraia, Lappa, das Koinon der Oreioi, s. 82). Von Tegea kann man höhe1-1,5cm (in derÜberschrift3 cm).
absehen, da es in keinem epigraphischen Dokument erscheint und unbedeutend war. Buchstabenformen: Al, A3,B2,t.1, E4, H3,01, K2,Al, M3,N4,32, 03, 06, P2, 1:4,Y2,«1>5, XI,
Verträge Allarias mit kretischen Städten sind nicht bekannt. Außerdem begegnet in ns.
Fundort:Das FragmentA befindetsich nochin situ,an der Frontdes Tempelsdes ApollonPythios
den Inschriften und auf den Münzen das Ethnikon in der Form 'AAAaptwtm. in Gortyn(vgl.31); das FragmentBist 1912in denRuinendes Isistempelsgefundenworden.
Eigentlich kommt nur Kydonia in Frage, das in der ersten Hälfte des 2. Jh. eine Ed.: FragmentA: Halbherr1889,41-53Nr. 2, TafelV (Photo)[SGDI5015);FragmenteA+B:IC
dynamische Außenpolitik verfolgte; man kann jedoch Apollonia als möglichen Ver- IV 181.Vgl. Dümmler1895,208 (zu Z. 11);Deiters1904b,572 (zu Z. 1-12);Wilhelm1905,577
tragspartner nicht ganz ausschließen. (zu z. 8); Jacobstahl1907, 134 (zu Z. 23); Maiuri 1910b,115 Anm. 1 (zu Z. 14f.);Bull. €pigr.
1936,S. 376 (P. Roussel);Vanseveren1937,340 (zu Z. 8); Manganaro1966,15 Anm.28 (zu Z.
lsopolitie (A 1-6): Die Isopolitieklausel läßt sich aus dem Ausdruck µnexnv 0ivffiv 14);SEGXXIII588.
1ml av0pffintvffiveindeutig erkennen. Die typische Isoplitieformel (E~Ecrtffi/Etvmno- A :Euv0_[~]11:a. foptuviffiv 11:al Kvfficrt[ffiv].
AtteuecrBm bzw. icro1t0Andav dvm 11:al.µnexnv/µnexovrn/µEtEXOV'tl 0ivffiV 'Ayo.0fö 0uxm.Kopµiov[ t(J)V
r6ptuvt]µEVE7tltülV[---------------------- tülVl
11:alav0pffi1ttvffiv:B IV 1) ist für diese Inschrift jedoch zu kurz. Die abweichende B cruv'APXEµax(J)\ tülMi:v[---------µriv]o~'lovt(J)
iiv[ato.KCl.lÖEKCltat,Kv(J)-]
Isopolitieklausel dieses Vertrags läßt sich nur mit Schwierigkeiten rekonstruieren. cro'ifü:E7tltülVno.µ(j)UN.O[v
tfuvauvJ EupuOOEv[im tül---------------------
µri-1
Aufschlußreich für eine Ergänzung ist das zweimalige Vorkommen des Ausdrucks 5 V~ Ko.pVT)\(J) T]VCltat
KCl.l
ö[EKCltCl.l,
7tpE]tyruao.vt[o~ OtoA.Eµo.((J)tülßo.a1-]
Aio~ E7tltc'xv1tOAIVtülVfop[tuV\(J)V 7t]Epliprivo.~.
[tcro'EÖO~E tfö 1t61..1]

1541Gawanlka 1975,216 K 7. 1544Vgl.z.B. 5 Z. 34-36,47-49:tüll '1Epo.1tutvtffil.


.. t6vto.~Kat öuovm~;26 Z. 6-8: Ö :\ öl-.KO.
1542steph.Byz.,s.v. 'AM.apio.·... to t0vtKOV w<;
'AU..o.ptaTT\~. o.ut6~lj)TJCHV
(sc. Polybios).Zur OO~TJI
to.'i~7101..ECJIV
E~EMV ~ tv0cµEv,ö tl µkvE~EADtµi:v; Ei ÖEti KCI.
... J..Clß(J)µEv
..., ACI.YXCI.VOVt(J)V
...
Frageder Zuverlässigkeitdes Stephanoss.u. Anm.1867.Die Form 'A1..1..o.p1wtm kommtauf den EKatEpoi.
MünzenunddenInschriftenvor:Guarducci1939a,2. 1545Vgl.Guarducci1935,189.
1543zu den achäischenStädteWestkreta~ s. jetzt Gondicas1988,156,258-260,280-285. 1546Vgl.Guarducci1935,189.
290 CI 3. Nr. 43. Gortyn-Knosos CI 3. Nr. 43. Gortyn-Knosos 291

1jlCUj)l~ClVOI.
tpt.[ClK)CltllOV 1tap[I.OvtlOV ·) nE[pi)tilv[tov, foprov(ov, 7tClp- J
K~lOVtl'~~C.OO[IO_i) llp<XVt°:stCXV [~EO)taK[UtClV 61.mpopavCt7t0):IO-)
des Men[---1, amtierten, am 19. Tag des Monats lonios, in Knosos aber als die Pam-
pl10Cll Km Cl"(EV 1t0pn Kv[OXHOV
1.f)l1VClV 1, [----------------------------------
ltl'-) phyloi die Kosmoi stellten, die zusammen mit Eurysthenias, Sohn des NN, amtier-
10 ooßao1.1..fo;Otouµa(w fJ."(EV [tav ipfivav rni totcr&:?-------------------ci-) ten, am 19. Tag des Monats Karneios, nachdem [König Ptolemaios] eine Gesandt-
ltOKCltClOtiiom tfü 'A0ava(m TAu:I[-----------------------1 schaft an die Stadt der Gortynier über den Frieden gesandt hatte, [beschloß die
pov tOl~foptuVlO\~ii ü..aßov iov[tEs rni 7tOAEµwi?· Kvwo(wvÖl:tOVt-) Volksversammlung der Gortynier} bei einer Abstimmung, bei der 300 (Bürger)
xovta i\xpuo(a i\ cipyuptCli\if)J..JJ [n ci1t061.oovm CJ.PXOVto~ µ17vo~?------)
anwesend waren, {folgendes}: Bezüglich der Bitte der Knosier, die entstandene Aus-
[.)(wtv aµipa:1., FE~T)Kovm TQ[------------------------------· öoa 6EK(lµTjEU-)
15 p(OKT]tm,iovm tfü ciAa8dm, i\xpuoia [i\ cipyuptCli\ÜMOn tav µEViw i-J einandersetzung zu beseitigen und [uns aus ihrem Land? J zurückzuziehen und
VClV rni t&v EqHomµivwv7tE6''APX[EµaxwfoptUVI.KCllEupuOOEVia Kvwoot KOp-) Frieden mit den Knosiern zu haben, [beschlossen die Gortynier in Überein-
µwvnpo tä., Arnxavopia, vEµ[ovT)tCl~. tav 6Efiµivav ----------------------i\-) stimmung? J mit König Ptolemaios, [ unter folgenden Bedingungen Frieden?} zu
7tlt&v txoµivwv (OO(l\lt~. 'Anooo[µEV6Etav 7t0At.V? tav 'A1tEMOl-) schließen: [Die Knosier sollen} dem Heiligtum der Athena [---} und den Gortyniern
viav KClltav xwpa:vtav 7toptia00av Ka[i -----------------------t&v 'A1tEMOl-) [---] zurückerstatten, was sie genommen haben, als sie angriffen. [Und wer von den
20 V\Clta.vKvwoiov~foprovio1.~EVaµi[pat.~ E~T)Kovm?. "008a 6E)
Knosiern} Gegenstände aus Gold oder Silber oder andere [Gegenstände] besitzt, [soll
OOVE\Cl a a
i\i\vyua, O<pT)AE\7tOAl.s t&v Kv[woiwvtfü foproviwv? i\ iöim Kvc.oo1.-)
sie} innerhalb von sechzig Tagen [nach dem Monat NN zurückgeben]. Und für alle
ex;Top~".(~1., ci1t0ö:oo~t~ve-; FEtE~h.Tl-,---------------------------------- i\au-]
tot.~tot, cxp17AOvn 11tot.~avmtm~ 17autot 0[------------------------1 Gold- und [Silbergegenstände, die nicht} gefunden werden, obwohl sie wahrhaftig
TAi · ÜPXEV öi: tä., 1tpam~ KataßoAä.~toutw[v t&v xp17µ0.t10V tOVxpo-] [zum Tempelinventar gehörten?, sollen die Knosier ihren Wert erstatten?, und zwar]
25 ~OVCt(j)'JiK' CtltOOta.vnroprov1.µEvOl7tEO''APXE[µaxwKopµo1.EV,&1.t-) die Hälfte im Jahr, in dem die Kosmoi zusammen mit Archemachos [in Gortyn bzw.
[1to)µEvw1. EV\Clu,&1. npo tä.~ Arnxavopia~ vEµov[T)tCl~. Kvwoot ÖEaq>'c1K' ci-) Eurysthenias in Knosos] amtieren (die Geschäfte führen), vor Beginn des Monats
[1to)otä.vt1.Ol7tEÖ'EupuOOEviaKopµo1. fV tWI.t1t0µ[EVIOI EV\ClutWI 7tpo.~) Leschanorios, [die andere Hälfte aber---] im Amtsjahr ihrer Nachfolger unter den-
[K)opwvia, VEµov17ia,,cooaut~ OEK(lltav, ö.Üav[, Kamß<>Aav,-------)
[t)outlOVt&[v) XP'l[µa)t!OV rnl t&v toK' ad Kopµ1.ov,[wv -----------------------) selben Bedingungen (d.h. vor Beginn des Monats Leschanorios). Die Knosier sollen
30 [ . . )N0IXI.QN1t0A1.tä.v [----------------) ferner den Gortyniern [die Stadt? J Apo!lonia und das benachbarte Land und [die
[ .. ·--] Grenzfestungen/Häfen?} der Apolloniaten innerhalb von {sechzig?] Tagen zurück-
Im wesentlichenLesungen und Ergänzungen Halbherrs. 2-7 Guarducci, aufgrund des 1912 gefundenen geben. Und die Darlehen und die Bürgschaften, die die Stadt der Knosier [der Stadt
Fragments, das die Ergänzungen Halbherrs zum größten Teil bestätigte; 2 Kopµ16[v,wvtv µEv r. t&v der Gortynier? oder privat ein Knosier] einem Gortynier schuldet, sollen die Knosier
--- t&v] Halbherr; 3 [µ17vo~--- iivam K(llOEKUtm,Kvw)crotHalbherr; 4 naµq>uAW[v KopµtOVtlOV t&v innerhalb von [drei/vier?} Jahren zurückzahlen, [---} entweder den ( ?) Schuldnern
ouv E. KtA.) Halbherr; 5 [1tpE)t.yEuoavt[o~]Guarducci; [npELyEuoavto~]Deiters; [1tpELyEUoaµi\vw
KtA.)Halbherr; 6 [EÖO~E tot, Kopµo1.,K(ltta.t 7t0AI.)
Halbherr; [tÖO~Etot~ r.J Deiters; 7 tpt.[aK]atiwv
oder den Bürgen oder[---]. Und die erste Ratenzahlung dieses [Geldes} beginnt im
nap[ 1.ovtwv]bzw. nap[ yEvoµEvwv· tnd nap ]KaAiovn Halbherr; [f optuvt.01.tnd nap ]KaAiovn Dei- Jahr nach dem Jahr, in dem in Gortyn die zusammen mit Archemachos amtierenden
ters. 8 [i\vrn]mK[utav Ömq>opav)Roussel, Vanseveren; i\pavm~ tav [napaoKEUav foptuviov~ Kosmoi ihr Amt niederlegen, vor Beginn des Monats Leschanorios, in Knosos aber
noAiµw) Halbherr; [napaoKEUav 1t0Aiµw)Deiters; [Ömq>opav]Wilhelm. Am Ende vielleicht [tä.~ im Jahr nach dem Jahr, in dem die zusammen mit Eurysthenias amtierenden Kosmoi
xwpa~ ci1toxw]pi\crm.9 Ende, vielleicht [ÖEoox8m/ EOO~EV o.ä. foprovio1.~7tE]Öa(=µEta) ßao1.Afo~
CTtoAEµaiw. 10 Chaniotis; Ö.yEv[öl: Kat Kvwoiov~ cooautw, Kat ci]11ommcrti\cra1.Halbherr; ihr Amt niederlegen, vor Beginn der Monats Koronios; und in ähnlicher Weise
[toutov~ ÖE)Deiters; Ö.yEv[ipT)vav--- ci]noKatacrti\crm Guarducci. 11 ,ä.t. I1.[---] Halbherr, Blass; [erfolgen] die übrigen [Ratenzahlungen] dieses Geldes im Amtsjahr der jeweils
It[KUwvim] Dümmler; ta.tLK[uA17tpim?Joder tat~[[---] Guarducci. 11 Ende-12 Anfang [cinoooµEv amJierenden Kosmoi [---}".
öl: K(lt 1tpOtE]povDeiters; vielleicht [au8aµE]pov. 12-16 Chaniotis; iov[tE~ EVtä.1.7tpOtEpovouµ-
µaxim?J Halbherr; [unap)fxovm? Guarducci; 13 xpuoia Halbherr; xpuom Blass; [ÜPXOVto~ µ17vo~- Der Text ist ein Volksbeschluß Gortyns (Z. 6f.), in dem die Bedingungen für den
--8]iw Halbherr; ['Io]viw oder [BaK1.v]8iw Guarducci; [CTu]tiwManganaro. 14 t&[v öl: xp17µatwvö8- Friedensschluß festgelegt werden. Die Bestimmungen des Beschlusses wurden von
8a t& va& EU]pioKT]t<ll. Maiuri. 15 [i\apyupt.Cltav µi:vfiµi]vav Halbherr; [i\cipyuplCltOUtlOV 710.VtlOV
tav fiµi)vav? Guarducci. 16 7tEÖ''APX[Eµaxwroprov1. Kal EupuOOEviaKvwoot KOp]µwvGuarducci;
den Knosiem akzeptiert und in den Friedensvertrag (vgl. Z. 1: crnv0[11]101) über-
1tEÖ''Ap[Eµaxwt& MEv---Kop]µwvHalbherr; 'Ap[xiµaxov] Blass. 17 Halbherr (aber ohne Lücke). 18 nommen. In Gortyn zeichnete man unverändert den Text des gortynischen Volksbe-
Chaniotis; [Kat tCXV'A1tEAAIOVlav] Halbherr. 19 Ka[l q>pwpm?ta t&v 'A1tEAAW]v1atä.v Halbherr; schlusses auf (Z. 5ff.), 1547 dem allerdings eine Überschrift (Z. 1), die Segensformel
möglicherweise Ka[l A1.µiva~to~ 'A.]. 20 [t~T)Kovm)Chaniotis; [o88a ÖE]Halbherr. 21 Chaniotis; (Z. 2) und die Datierung nach den Jahresbeamten der beiden Städte (Z. 2-5) hinzu-
Kv[wo(wv i\ noAita~ Kvc.oo1.]o~ Halbherr; Kv[=iwv tä.t. fop,uviwv i\ Kvc.oo1.]o~ Blass. 22 t[pwi]
Halbherr; t[p1.00i)Blass; eine Form von tfooapE~ Guarducci. 23 Anfang tot, oq>T)Aov(,)1. Jacobstahl; gefügt wurden.
Ende o[i O(j)T)AOVtE~ i\ oi civtä.]mt. Blass; o[q>17MVtlOVto 611tAOOV oi civta]mt. Halbherr. 24 [tov Überschrift (Z. 1; vgl. B 115.1).
xpov]ov Guarducci ([xpo]vov Halbherr). 28 Ende [Kmaß<>Aav~ 81:µEv)Halbherr. 30 Oder noAimv.
Segensformel (Z. 2; vgl. B 11 5.2).
"Vertrag zwischen den Gortyniern und den Knosiern. Auf gutes Glück. Als in
[Gortyn] die Phyle NN die Kosmoi stellte, die zusammen mit Archemachos, Sohn Datierung (Z. 2-5; vgl. B II 5.3): Der Vertrag wird auf den 19. Tag des Monat<;
Ionios (Gortyn) = Karneios (Knosos) datiert. Da das Datum nach den Kalendern

i547Vgl. Swoboda 1890, 253 (Einkleidung des Vertrags in Form eines Volksbeschlusses); zur
'psephismatischen Aufzeichnung' s. B II 3.
292 Cl 3. Nr. 43. Gortyn-Knosos Cl 3. Nr. 43. Gortyn-Knosos 293

beider Städte gegeben wird, kann es sich nicht um das Datum des Beschlusses in a z. 6f.: 'havtol yap aötlCT]µUT(J)Vµri ytvoµevwv u[qi'] riµwv au-rot-;, U7t0OE[-rf\-;
Gortyn handeln, sondern um den Tag, an dem der Vertrag rechtskräftig wurde, also TWV]Kvcooiwv [1t6]AEW<; 7t0TE,7tOAEµova1tapavyEATOVriµtv E7t0lTJO"av) eine Rolle.
nach seiner Ratifizierung durch die knosische Volksversammlung und der Leistung Danach stellt Gortyn den Knosiern folgende Bedingungen für den Frieden: 1) Rück-
des Vertragseids. 1548 erstattung des geplünderten Gutes an ein Athenaheiligtum sowie an Gortyn (Z. 10-
Präskript des Volksbeschlusses und i!8o~Ev-Formel (Z. 5-IO): Die einleitenden 18); 2) Rückgabe der Stadt Apollonia sowie ihres gesamten Gebietes an Gortyn (Z.
Worte über die Gesandtschaft des Ptolemaios (VI. oder VIII.) gehören noch zum 18-20); 3) Zahlung der Schulden der Knosier bzw. der Stadt Knosos an die Gor-
Text des Volksbeschlusses. Im Präskript wird ferner das notwendige Quorum von tynier bzw. die Stadt Gortyn innerhalb von drei oder vier Jahren (Z. 20-29).
300 Bürgern angegeben. 1549R.F. Willetts wollte hierin den Nachweis für eine Rückgabe der knosischen Kriegsbeute (Z. 10-18): Die entsprechenden Bestim-
zweite, engere Volksversammlung in Gortyn sehen, die nur aus 300 Mitgliedern be- mungen sind nur z.T. verständlich. Vom knosischen Angriff war ein Heiligtum der
stand. 1550Die Formulierung schließt dies aus: Wären jene 300 eine Institution, wür- Athena betroffen gewesen. M. Guarducci vermutet, daß es sich um das Athenaheilig-
de man den bestimmten Artikel erwarten (twv -rptmcmiwv mxptov-rwv).1551Wenn tum in TTpivux-;(Rhizenia?) hande!t. 1554Der dortige Athenakult ist inschriftlich be-
man den Beschluß einer institutionalisierten Versammlung von 300 bestimmten Män- legt, 1555und Rhizenia scheint in hellenistischer Zeit zum gortynischen Territorium
nern zum Ausdruck bringen wollte, wäre das Präskript anders formuliert: eöo~E -rot-; gehört zu haben;1556 die Knosier hätten die Gelegenheit ergriffen, Rhizenia zu be-
-rptmm-riot-; o.ä. Nach der kurzen Schilderung der Angelegenheit (Bitte der Knosier setzen, als Gortyn in dem Krieg gegen Kydonia verwickelt war. 1557 Guarducci
um Frieden) wird wieder Ptolemaios genannt. Offenbar war während der Verhand- identifizierte dieses Heiligtum ferner mit dem Athenaheiligtum, in dem Gortynier und
lungen in Gortyn eine Gesandtschaft des ägyptischen Königs anwesend, die die Knosier gemeinsam einen Vertrag (44) aufstellen sollten. Diese Vermutungen sind
Gortynier ermahnte, der Bitte der Knosier zu entsprechen (Z. 5f.). In ihrem Beschluß nicht unbegründet. Auch sonst wissen wir von den Bestrebungen der Knosier um
nehmen die Gortynier erneut Bezug auf Ptolemaios (Z. 9f.). An dieser Stelle ist im diese Zeit, Gebiete im Süden nahe des gortynischen Gebiets zu erobern, nämlich das
Zusammenhang mit dem Friedensschluß lediglich der Ausdruck [nE]Sa ßacrtAfo-; Gebiet von Rhaukos, wenige Kilometer von TTptvta-;entfernt. Da jedoch die Knosier
TT-roAEµafou('zusammen mit König Ptolemaios') erhalten. Ptolemaios hat wohl sein im selben Krieg auch das Gebiet (oder Teile des Gebiet~) von Apollonia besetzten,
Einverständnis für den Friedensvertrag gegeben. Ptolemaios kann hier kaum nur als könnte sich das Athenaheiligtum auf diesem Kriegsschauplatz befunden haben, in der
Vermittler genannt sein, sondern vielmehr als Verbündeter der Gortynier (vgl. B I!I I Nähe des heutigen Dorfes 'Ayia TTEAayia.1558 Problematisch ist die Ergänzung des
/). Die Gortynier waren in dieser Zeit mit Ptolemaios durch einen Bündnisvertrag für Athena auf Kreta sonst nicht belegten Epithetons Skyletria. 1559Dieses Heiligtum
verbunden, der vielleicht auf ältere Zeiten zurückging. l552 war von den Knosiern geplündert worden; der jeweilige Besitzer der Beute (Z. 12f:
Bedingungen (Z. 10-31): Im gortynischen Beschluß wird zuerst festgestellt, daß die -rov e]xov-ra) mußte nun das geplünderte Gut - Gegenstände aus Gold und Silber
Knosier die Angreifer waren (Z. 12).1553Die Frage der Kriegsschuld spielte auch in werden besonders hervorgehoben - an das Heiligtum zurückgeben. Die Erwähnung
den Verhandlungen für die Beendigung des Krieges um 184 (40 Testimonium c Z. der Gortynier im Dativ in Z. 12 kann auf zweierlei Art und Weise erklärt werden: Sie
16f.: Kvcootot fü:oux EKOVTE<;,
aA[A' U7tEpacnpa]AE[ia]-; 7t0AEµouvn foprnviot-;) werden entweder als Empfänger weiterer knosischer Kriegsbeute (a1t0Katacr-riicrat
sowie in der Auseinandersetzung zwischen Itanos und Hierapytna (57 Testimonium -rfü 'A0avaiat. .. [Kat] -rot-;fop-ruviot-;) oder als diejenige Gemeinde angeführt, der
die Fürsorge für das Heiligtum oblag. Die mit der Rückerstattung der Beute verbun-
denen Bedingungen und Fristen wurden von A. Maiuri und M. Guarducci wie folgt
1548Vgl.B 112.1; vgl. SV III 551Z. 7-9: Kupw8dcm~ lii:ta; cruµµaxia~Kat twv ÖpKwv cruvtE- verstanden:1560Die knosische Beute mußte innerhalb von 60 Tagen (Z. 13f.) zurück-
A.rn6evtwv Kata.ta. yqpaµµeva,\J7tClPXEtv cruµµaxiav. gegeben werden. Auf eben diese Beute bezogen sie auch die in einer fragmentari~
1549SoLipsius1909,407f.;Guarducci1950a,257;Kolb 1976,299;Quaß 1993,360 mit Anm. sehen Stelle genannten Fristen (Z. 16-18). Die Beute sei noch in diesem Jahr (E1tt
26. DasselbeQuorumfindet sieb auch in IC IV 162 Z. lf.; Gaspcrini1988,322 Nr. 337= SEG TWVEq>tcrmµevwv7tEö' 'Apxe[µaxw ... Küp]µwv, d.h. unter den amtierenden Ko-
XXXVIII900 Z. 4 (Gortyn,3. Jh.).
1550wmetts 1955, 132, 146; 1986b,231-237;vgl. Beattic 1975, 16-19; Petropoulou1985, smoi),1561zurückzuerstatten, und zwar in zwei Raten. Da der erste Tag des Monats
108f.(zmückhaltend).
1551Vgl.z.B. oii'.Katioi ta~ 1t6A.[w~J (Drcros):ML 2 = Kocmer1993,332f.Nr. 90 Z. 5; oi 1tEv-
tT\KOVta (Tegea):IPArk2 Z. 20; oi tp1a1Cacrto1 (Tegea,Manlineia):IPArk2 Z. 20; 3 Z. 8; 9 Z. 24.
1552AufdiesesBündnisist ein gortynisches Ehrendekrelfür ägyptischeHilfstruppenzu beziehen, !554Guarducci 1950a,258.
die ein nicht näher identifizierterPtolemaiosden Gortyniemsandte,um ihnenin einem Kriegzu iSSSrc I,xxviii 19.
helfen:IC IV 195A 2-4:[rnElö~7tpo~to]v~\Jlt[VUVttOV~ GUVEµaxfi[cravto aµ1vol E~U7t00taA.EVt[~ !556Guarducci1935,294.
u]1toßacr1A.Ew~ ntoAEµaiwäv[lipE~];s. Bagnall1973,124-127;Bagnall1976,118mit Anm.9. Zur 1557Guarducci1950a,259. Die Identifizierungvon Prinias mit Rhizenia(z.B. Kirsten 1940,
Bedeutungcruµµaxot('Hilfstruppen') s. Bickerman1950,100.Zu den BeziehungenPtolemaios'VI. l 139f.)ist nichtganzsicher;zuletzts. vanEffcnterre1993,14f.
zu Gortyns. auchHuß 1976,162mit Anm.170.GortynischeSöldnerstandenin der hellenistischen 1558ÜberdieseLokalisierungvon Apollonias.o. Anm.1537.
Zeit durchgehendim Dienstder Ptolemäer:s. Launey1949/50,I, 249-251,254f.,256-261,265f., 1559Guarducci 1934,77.
269-274. !56°Maiuri1910b,115f.;Guarducci1945,72-75;1950a,258.
1553zurErgänzungder Z. 12 (i6v[m; c1tl1t0Arµw1]) vgl. SV III 476Z. 77f.:[ra.v1iEt]t; i'.n l1tl 1561Blass1905,295ergänztedagegen1tEö · 'Apxi'-[µaxov]
("nach Archcmachos");
s. jedochZ. 27
1t[oA.Eµwt]
(Psephisma desChrcmonides). (1tEö'Eupu00Evia,also'mit').Zu lqncrtaµEvoi Kooµot('geschäftsführenden
Kosmm')s. Anm.1893.
C ! 3. Nr. 4]. Gortvn•.Knosos 295
294 CI 3. Nr. 43. Gonrn-Knosos

Regelung geht eindeutig hervor, daß wir es mit der Zahlung von Geldbeträgen und
Leschanorios (Z. 17 und 26) offenkundig eine markante Stellung im Jahr hattc,
mußte er der erstt: Monat des Jahres sein; dementsprechend wäre Kamcios/lonios tkr nicht mit der Rückgabe der Beute zu tun haben.
vorletzte Monat des Jahres. Diese Hypothesen beruhen auf mehreren Fehlern. 1) Die Rückgabe von Apollonia an Gortvn (Z. 18-20): Die Knosier werden verpflichtet,
in Z. l 7f. genannten Raten hahcn mit dL'.rin Z. 14 genannten zwci1rnmatigen Frist innerhalb einer bestimmten Frist (Z. 20; vielleicht sechzig Tage: vgl. Z. 14) Apol-
nichts zu tun. Hier werden zwei vcrschiedene Fristen für zwei unterschiedliche Sa !onia, das sie offenbar während des Kriegs besetzt hielten, den Gortynicm zurückzu-
eben genannt: einmal die Frist von 60 Tagen für die Rückgahe der Beute, hcginncnd Rebcn (Z. 18). 1566 Das 'benachbarte Land' (Z. 19: 1exv xwpav ,av 1top,ia88av =
mit einem nicht näher bestimmten Monat, vermutlich demjenigen, der auf lonii•\ ~av xc;;pav ,uv npocroücmv ), 1567 das die Knosicr chenfalls zurückgeben sollten,
(Kameios) folgte (Z. 13f.), und zweitens eine Vcrcinharung über die Erstattung ein,~ kann nicht das HoheiL,gehict von Apollonia (d.h. ,av xwpav ,av 'AnoMWVtmav
hestimmten Menge (s.u.) in zwei gleichen Raten (Z. 15-ll'I). Die beiden Fristen bzw. ,av 'Anot.Awvi.av) sein. Die Knosier besetzten also ühcr die Stadt, das Land
werden durch den Satz in Z. 14f. getrennt. 2) Die zweite Frist kann keineswegs dil· und die sonstigen Besitzungen der Apolloniaten hinaus (Z. 191.; zu ergänzen sind
Beute selbst betreffen. Die Rückgabe der einen Hälfte der knosischen Beute in die- Häfen, Festungen oder Inseln) auch ein weiteres Gebiet. Ühcr seine Zugehörigkeit
sem und der anderen im nächsten Jahr wäre absurd; eme derartige Ratenzahlung w:irc erfahren wir nichL~; es könnte gortynischcs Gehiet sein, einem dnttcn Staat gehören
nur bei der Zahlung von Geldbeträgen sinnvoll. Freilich standen diese Gcldbetriig,: und von den Knosiern im Verlaufe der Eroberung Apoll\lnias besetzt worden sein
im Zusammenhang mit der Beute der Knosier. Die W011reste in Z. 14f. wei~cn aul ,ider aber Niemandsland, das schon deshalb nicht anders bezeichnet werden konnte
eine Entschädigung für die erbeuteten Gegenstände, die nicht zurückgegchen wur- al, "das den Apolloniaten henachbarte Land". Diese Gebi.:te würden nun eine gor-
den, hin: Die Rede ist von Gegenständen aus Edelmetallen, die nicht gefunden tynische Exklave bilden; auch für die Kydoniaten, die das Gebiet Apollonias als erste
werden konnten; so läßt sich das Vcrh Eup[mrnµm in Konjunktiv (Z. 14f.) erklären. besetzt und unter sich geteilt hielten ( 41 Testimonium a), war dieses Land eine von
So ergibt auch der Satz i6vm ,at aA.a0cim (= Livm ,fi aA.rJ0Ei<t)1561 einen Sinn: Feinden umgebene Exklave. Solche vom Hauptort nitfcrntc Besitzungen kennt man
die Rede ist von gestohlenen Gegenständen, die aufgrund der Tcmpelinventarver- c1uch andernorts auf Kreta, z.B. die hicrapytnische Siedlung im Gebiet der Arkader
zeichnisse ermittelt, 1563aber nicht gefunden und folglich dem Heiligtum nicht zu- 174) und die von Bürgern Elcuthernas gebildete Gemeinde in Sipilen (B V]); Lyttos
rückerstattet werden konnten. Die EnL,chädigung (aufgrund einer Schätzung des besaß möglicherweise von seinem Hauptgebiet getrennte Gebiete im Osten Kretas
Wertes?) sollte in zwei Raten, in diesem und im nächsten Jahr erfolgen. 3) Die erste (Minoa, s.u. S. 346). Wahrscheinlich versuchten die Gortynier, durch die Besetzung
Ratenz;ihlung sollte noch im laufenden Jahr erfolgen (Z. 16f.: E7ttHov r<pwmµlvwv Apollonias, das sich aufgrund seines ausgezeichneten Hafens anbot, 1568 den strate-
1569
m:ö' 'Apx[cµaxw 1m1.Eupu00cvia]), und zwar vur dem ersten Tag des Monats gisch wichtigen Zugang zum Kretischen Meer zu erhalten.
Lcschanorios. Wäre dieser Monat der erste Monat des darauffolgenden Jahres, dann Rückzahlung knosischer Schulden (Z. 21-29): Wahrscheinlich war von zwei Katego-
wäre die Formulierung npo ,ac; Arnxavupiac; vEµov~tai; (im Sinne von "vor Beginn rien von Schulden die Rede: a) Schulden der Stadt Knosos (Z. 21 ), wohl au die Stadt
des nächsten Jahres") überflüssig; denn der Satz "während der Amtszeit der ge- Gortyn; 1570b) private Schulden knosischer Bürger an gortynische Bürger (Z. 21 f.).
schäfL~führcnden Kosmoi unter Archemachos und Eurysthenias" genügt, um zu zei- Diese Schulden werden näher als Darlehen (öavna) und Bürgschaften (i:vyuai;)
gen, daß die Knosier die erste Ratenzahlung vor Beginn des nächsten Jahres tätigen bczcichnet.1571 Im weiteren werden die Verpflichtungen der Schuldner (Ö<p~AonEc;)
sollten. Ein derartiger Hinweis auf einen Monat (so auch in Z. 25-28) ergibt nur in und ihrer Bürgen (av,a,m) angeführt;l572 diese Stelle läßt sich jedoch nicht sinnvoll
bezug auf eine Frist 11/ährenddes laufenden Jahres einen Sinn. Da Lcschaih>rios, der ergänzen. Die Schulden müssen auf jeden Fall innerhalb einer bestimmten Frist von
wahrscheinlich eine herau~ragenJe Stellung im Jahr hatte, nicht der erste Monat sein
kann. ist er vielleicht der erste Monat der zweiten Jahreshälfte, der sich als Zahlungs-
tcnnin anbietet. 1564Diese Ve1mutung wird dadurch bestätigt, daß eine davon unab-
hängige Untersuchung über den Monat Koronios, der dem Lcschanorios im knosi-
schcn Kalender enl';pricht, zum selben Ergebnis führt (s.u. S. 53-55); es handelt sich
höchstwahrschcialich um den sichten Monat des Jahres. 1565 4) Auch :.ius dieser l566zur Klausel üocr die Räumung ocsetztcr neoiclc in Friedensverträgen vgl. z.13. SV III 516
(Polyo. 4,52,7, Prusias-ßyzanz, 220).
1567Vgl. 54-56 Testimonium a Z. 45f.: ,&.;VUCTW nuppo.; rnl ,w nonovm; CT1(07lfAW.
IS68Vgl. Akxiou 1974, 34f.; Alcxiou 1979, 9; Alexiou 1984. 324f.
1562 Für i6vm = i'ovm = övm s. l3ile 1988a. 243. l.'iü9 Kirstcn 1940, 42; Alcxiou 1974. 46 Anm. 30.
15("Tempelinventarvc1?Cichnisse wurden auch in kretischen llciligtümcrn geführt. 1. ß. im Asklc- l 570v gl. z.Il. den Vertrag zwischen Thisbc und C'horsiai ühcr die Tilgung der Schulden der Stadt
pioshciligtum von Lehcna: IC l,xvii 2 (2. Jh.). Auskünfle ühcr fehlende Weihungen und Kultgegen- Chorsiai (SV III 565, spätes 3. Jh.).
,tände in lleiligiümern konnten auch mündlich ennittclt werden (Linders 1992. 39). 1571Die Vergaoc privater Darlehen bczeugI die Existenz von xprc,i(j)t1Au1<10. in vielen Städ~en: s.o.
1564!)cr sichcntc Monat wird auch in attischen Pachiurkunden als Zahlungstcnnin angcgehcn: s. Anm. 746. Öffentliche Darlehen kretischer Städte sind nicht hclcgl. Ilürgschaftcn wurden 1m Zusam-
ßchrend 1970, 117. menhang mit der Rechtshilfe vorgesehen (28, 54-55). .
1" 65Aly 1908, 'i4f„ der auf die ßetichung des Monats Lcschanorios ,um Apollonkult hinwies. 1572•Av-ram~ = o av-ri nvo; c'moµrvo9ßAa11,oµEvo~:Jlaloherr 1~89, 53; Illass_J<JO~'i, 29,5: ,ß1!c
,cu.tc ihn mit dem allischen Monat Munichion (April/Mai) gleich: nach dem kretischen Jahr. d:Ls 1988a, 331 mit Anm. 54 lällt die Frage offen Jacohstahl 1CJ07.134 las in Z. 22f. fo.u]rnt, rnt; O(j)fl·
wahrscheinlich im Sepiemhcr/Oktoocr hcgann. ist April/Mai der achte MonaI. ~,ov(,)t und ver.aaml rn1; rclativisch (auw'i; ol~o(j)f\Aoua1):EIwas sei an die Gläubiger zu gehen.
296 CI 3. Nr. 44. Gortyn-Knosos CI 3. Nr. 44. Gortyn-Knosos 297
Ed.: Halbherr 1889, 41-50, Tafel V (Photo) [SGDI 5016]; !C IV 182 Z. 1-21 (Photo). Vgl. Dümm-
drei oder vier Jahren zurückbezahlt werden (Z. 22). 1573 Im folgenden wird diese ler 1895, 208 (zu Z. 20f.); Guarducci 1933b, 369f. (zu Z. 20f.); Bull. epigr. 1936, S. 376 (P. Rous-
Frist näher erläutert: Die erste Rate wird erst im folgenden Jahr (Z. 24-26) fällig und sel); Faure 1958, 503 Anm. 1 (zu Z. 20f.) [Bull. epigr. 1960, 334; SEG XVIII 394]; Faure 1965b,
zwar vor Beginn des Monats Leschanorios, vermutlich in der ersten Jahreshälfte; die 38 Anm. 3 (zu Z. 20f.) [SEG XXIII 590]; Faure 1993, 70 (zu Z. 20f.).
weiteren Ratenzahlungen haben in den folgenden Jahren, jeweils vor Beginn des Mo- [------- tav ooovtav ----------]
nats Leschanorios zu erfolgen. Offensichtlich ging es um beträchtliche Summen. 1574 [.]A.OSEV Ö:yovcravK' aoo tii~ [-------------------]
[.]. 1tap tUV~<l>pacrtviKw t& Kapavw ;[ ....]
Weitere Bestimmungen des Vertrages sind nicht erhalten. Er regelte wohl den Ab-
[.] KÖ.voov Kat rnt tav ciyopav,ruwvuµo[vl
zug der gortynischen Truppen aus dem knosischen Territorium (vgl. Z. 8f.: [a1to- [i']xovta~to 7tpUtaVT]lOV, EV~6p0oväv [tav &.-]
xw]pf\crm) und schloß vielleicht mit Bestimmungen über die Wiederherstellung der 5 µa~ttov rnhixv 1.iµvavKT]1tt tav !tUAaV tav E1tt[to-]
Freundschaft zwischen Gortyn und Knosos. Wenig später waren die beiden Städte [v] 'AcrKaAltlOV Ö.yovcrav Kat 6t' ooov E~tav OE~t[av]
wieder miteinander verbündet (44). rnt tov 86AOvtov y(w)vta'iovtov E1tttat Ö.Kpm,KCl7tO [tiii]
[8]61.WKatUAO(j)OV Kat Kaß' ooov KT]~ tav vana[v K' ä-]
Datierung [v] ooov KT]~ tov poovtov ano 'P1ypiivKatapfo[vt-]
S.o. A II 6. 10 [a] K' &vpoovKfinttov KptßßovKOtAOV i:~tav OE~[tav]
&1üowp pdE~tov~ t&v Fa~iwvcöpov~.Tou[twv]
Nr. 44. Vertrag zwischen Gortyn und Knosos über die Eroberung und ta µev E~tOVv6tov i'xovm µi:pta fopTUviwv[~-]
µEV1tavta, ta 0€ i:~tOVßopiav i'xo(v)ta µi:pta K[vco-]
Teilung von Rhaukos, ca. 167/6. criWV ~µEV1t<XVta • tU Ö' E7tl7t0Aata 7t<XVtaKüt[v&.~-]
Testimonien 15 [µ]EVfopruviwv Kat Kv(t)(JtWv, FEKati:pwvt[av]
Testimonium a: Polyb. 30,23,1. 11µivav.'EmtEA.1'68EVt(t)V 0€ toutw[v] 1tEO[at~]
"On E~rnoMµricmvKcrnxtov KatpovtOUtoVKvwc:not µna fopruv(wv 7tpo~tOU~'PauKiou~Kat CJUV- t&v ßt&vruvo(a~. crtiicrattav oµoA.O'(iav ta~[ ta-]
8fiKa~E!tOlT]CJavto 7tpo~UMT]A.Ou;
EVOpKOU~
µ~ 7tpütEpovAUCJElV
tOV7t0AEµov1tptv11Kata Kpato~ [v] ypavavmv~ fotaA[uv] 1.18ivavfopruviov[~ µ-]
lli'iv tiiv 'PaiiKov. [e]vEµCT~ti('.°)l,K;{t)(J\O;~ o' ~VtWl~EAfj>lO\{t)l ~~~ [Ö.A-]
20 AaVKOlVattav~ 7tOAlV~ aµq>otEpcxv~ EV[-------------------]
Polybios berichtet von einem Krieg der Knosier und Gortynier gegen die Nach-
[.]im EVtiot va&t tii~ 'Aßavaia~.
barstadt Rhaukos ("Aytoi; Muprov) 1575 im Jahre 167/6. 1576 Die Eroberung von
Lesungen und Ergänzungen im wesentlichen von Halbherr. 1 Oder [.]~oßEvGuarducci; Ende [ooiii]
Rhaukos ging auf einen Vertrag (crnv0rpcai; rv6pKoui;) zurück, der die beiden Ver- Halbherr.2 Ende cr[toav~]oder cr[taAav~]Halbherr.4 Oder ßputaVT]lOV Guarducci.4f. [tav &.]µa~l-
bündeten verpflichtete, den Krieg so lange zu führen, bis Rhaukos erobert sein wür- t6v Guarducci; [&.]µa~tt6vHalbherr. 6 'AcrKaAltlOV Halbherr; 'AcrKAam6vBlass; oi' oo6v Chanio-
de. Dieser Vertrag war nach der Beilegung der Streitigkeiten zwischen Gortyn und tis; oiooov Halbherr.l579 7 fONIAION auf dem Stein. 9 a1to 'Ptypiiv Blass; a1t' 'Opuypiiv Halb-
Knosos um Apollonia (43) zustande gekommen. Beide Städte vereinten ihre Kräfte herr. 16f. 7tEO[ata~] Blass; 7tEO[a7t<XV ]tWVHalbherr. 19 CTYTIOI auf dem Stein. 20f. ['A1tEMWV]im
Blass; Lt[---]a Halbherr,Lt[KUWV ]im Dümmler; 'Pt[tt]ri[v ]im Guarducci; 'A1tEA[ADv ]im Faure 1958;
zur Eroberung der einzigen noch unabhängigen Stadt an ihrer westlichen Grenze (A
Ttp[acrJim Faure 1965b;..'A1to[1.1.wv ]iat Faurc 1°993.Nach 'Aßavaia~ trennt ein in einem Quadrat
II 6). Das Abkommen über die Eroberung von Rhaukos bestätigt die Nachrichten euigeschachteltesX diesen Text von 45.
über die gelegentliche Zusammenarbeit der beiden mächtigsten Städte Kretas bei der
"[--- entlang/zu der Straße?}, die von [---]los führt; und von [---} vorbei an den
Unterwerfung kleinerer Poleis. 1577
[---] des Phrasinikos, Sohnes des Karanos, und hinein und bis zum Versammlungs-
Testimonium b: Abkommenüber die Teilung des eroberten Rhaukos. ort (Markt), indem man das Prytaneion auf der linken Seit hat, geradeaus, entlang der
Beschreibung:Fragment eines Pfeilers aus Kalkstein; oben und unten abgebrochen, am rechten und Fahrstraße aufwärts bis zum See und bis zum Tor, welches zum Asklepiosheiligtum
linken Rand stark beschädigt; H 76 cm, B 79 cm (oben)-80,9 cm unten, T 49 cm; Buchstabenhöhe führt; und durch die Straße nach rechts abbiegend bis zum runden Eckbau auf der
2,2-2,3 cm. Wahrscheinlich stammt das Fragment vom zweiten Pfeiler (von links) des Apollon- Akropolis. Und von diesem Rundbau abwärts entlang des Hügels und entlang der
tempels in Gortyn. Auf dem selben Stein waren auch die Texte 43 (oben) und 45 (unten) aufgezeich- Straße und zur Talschlucht und entlang der Straße aufwärts und zum Bach, welcher
net.1578
Buchstabenformen:A5, Li!, E4, H3, 03, K2, M3, N4, 21, 03, nJ, P2, :l:4, Y2, XI, QJO, QJ !, fl. von Rhigrai hinunterfließt, und entlang des Bachs aufwärts und zur Vertiefung
Fundort: Pythion von Gortyn. (Tal?)1580 nach rechts abbiegend, wie das Wasser fließt, zu den Grenzsteinen der

l5 73Guarducci 1945, 73; 1950a, 258. 1579DieLesung Halbherrs oiooov ('Durchgang') kann nicht angenommen werden, weil eine Prä-
1574Guarducci 1950a,258f. position und der bestimmte Artikel fehlen; es it auch nicht i:~tav OE~tavoiooov zu verstehen; s. Z.
1575zur Lokalisierung von Rhaukos s. Guarducci 1935, 290; Kirsten 1940, 1037. 10: E~tav OE~[tav].Für 01' oo6v vgl. z. 8f.: äv' ooov, Kaß' ooov.
1576Walbank 1979, 32f., 447. Früher datierte man das Ereignis in das Jahr 166/5: Guarducci 1580oas Wort Kptßßov = Kptcrov?(Adjektiv?) läßt sich nicht erklären; s. Bile 1988a, 156_Anm.
1950a, 24, 261; van Effenterre 1948, 266; Willetts 1955, 239. 358; vgl. Guarducci 1950a, 261. Meister 1904, 70 Anm. 2 übersetzte "bis zu der B~rghöhle",md~m
1577Stra~. 10,4,11 (C 478): cruµnpattoucrai tE y/xpaAA~Aat, (SC. Gortyn und Knosos) änavm~ er auf Hesych., s.v. Ktpp6~· öpo~... AaKWVE~ hinwies. Die Ubcrsetzung von Harnson 1994, 30 ist
U1tf!KOOUs
Eixovaumt tou~ Ö.MOu,. fehlerhaft: "along the precinct of (Athcna Polias)..., up to the [stoa] of Phrasinikos and Karanos...,
1578Guarducci 1950a, 249f. inside and around the market place cmbracingalso the office of weights and measures" usw.
298 Cl 3. Nr. 44. Gortyn-Knosos Cl 3. Nr. 44. Gonyn-Knosos 299

Axier. Von diesen Gebieten, diejenigen Teile, die südwärts liegen, gehören alle den Axos hinunter. Das Gebiet des westlich des Idagebirges liegenden Axos dehnte sich
Gortyniem, diejenigen aber, die nordwärts liegen, gehören alle den Knosiern. Alles offenbar bis zu den östlichen Vorläufern des Ida aus und grenzte somit an Rhaukos.
Bewegliche gehört den Gortyniern und den Knosiern gemeinsam, und zwar jedem Diese Beschreibung steilt ein interessantes Zeugnis für das Siedlungswesen auf Kreta
die Hälfte. Und nachdem dies mit Hilfe der Götter vollzogen wurde (oder vollzogen dar: Die Lage des Markplatzes außerhalb der Burg in unmittelbarer Nähe des Pryta-
werden wird?), sollen sie (sc. die Gortynier und die Knosier) diese Vereinbarung auf neions, 1583 die gepflasterte Straße nach dem Marktplatz 1584sowie die befestigte
eine steinerne Stele aufzeichnen und aufstellen, und zwar die Gortynier im Pythion, Akropolis mit Tor und Lagerräumen sind uns aus anderen kretischen Städten (z.B.
die Knosier aber im Delphinion; und eine andere Stele sollen beide gemeinsam in Dreros und Lato) bekannt.1585
[---], im Tempel der Athena, aufstellen."
Die Teilung des beweglichen Vermögens (Z. 14-16): Das bewegliche Vermögen der
Der Stein enthält das Ende eines Vertrages (oµoAoyia, Z. 17) zwischen Gortyn Rhaukier wird zwischen Gortyn und Knosos zu gleichen Hälften aufgeteilt. Dieses
und Knosos sowie den Beginn eines Volksbeschlusses von Gortyn über einen wei- Verfahren begegnet auch im Vertrag zwischen Knosos und Tylisos (Mitte des 5.
teren Vertrag mit Knosos in Bezug auf die Stadt Apollonia und deren Territorium Jh.), dort nur im Zusammenhang mit der Beute aus kriegerischen Unternehmungen
(45). Vom Vertrag ist nur die Beschreibung einer Grenze erhalten, die mitten durch zur See; im Falle eines Feldzugs behielten die Knosier zwei Drittel der Beute. l586 Bei
die Stadt Rhaukos (s.o.S. 46f.) und ihr Territorium verläuft. gemeinsamen Angriffen kretischer Städte galt bei der Aufteilung der Beute, daß jede
Beschreibung der Grenze (Z. 1-14, vgl. B VIII): Erhalten ist die Beschreibung einer Polis den Anteil bekam, der der Zahl der von ihr für das Unternehmen gestellten Sol-
Linie, die im großen und ganzen von Ost nach West verläuft; ihre Richtung geht daten entsprach (B III/ h). Die Abweichung von diesem Prinzip erklärt sich aus den
daraus hervor, daß diese Linie das Gebiet in einen nördlichen und einen südlichen besonderen Umständen: Es handelte sich um einen gemeinsam organisierten Angriff,
Teil trennt (Z. 12f.) und ihr Endpunkt die Grenze von Axos ist (Z. 11). Für die Be- der auf die völlige Vernichtung und Teilung einer Stadt abzielte.
schreibung der Grenze bedient man sich der in antiken Grenzziehungen gewöhn- Aufzeichnung des Vertrags (Z. 16-21): Den Ausdruck btt1:eA.e00ev-tcovfü: 1:01'.Ytmv
lichen Orientierungspunkte (vgl. B Vill): OrL~namen (Z. 1, 9) und vor allem markan- 1teÖa -ra~ -r&v 0e&v dJvoia~ verstanden G. De Sanctis und M. Guarducci kon-
ter Merkmale der Landschaft. Wir finden Wasserläufe (Z. 9-11), einen See oder ditional: Der Vertrag sollte nur nach erfolgreichem Abschluß des Krieges aufgezeich-
Sumpf (Z. 5), einen Hügel (Z. 8), eine Schlucht (Z. 8) und ein Tal (Z. 10) sowie net werden.158 7 Obwohl dies an sich möglich ist, 1588führen einige Details eher zu
künstliche Konstruktionen wie Straßen (Z. 1, 4f., 6, 8), Bauwerke (das Prytaneion dem Schluß, daß hier nicht ein ursprünglich geheimer und erst nach Vollendung des
am Marktplatz: Z. 4; ein Tor: Z. 5; einen Rundbau: Z. 7f.; das Asklepiosheiligtum: Z. Kriegs aufgezeichneter Vertrag vorliegt, sondern ein Abkommen über die Teilung des
6), die Burg (Z. 7), den Marktplatz (Z. 3), Besitzungen von Privatpersonen (Z. 2) bereits eroberten Rhaukos. Erstens ist es unwahrscheinlich, daß der ursprüngliche
und Grenzsteine (Z. 11). Die Beschreibung wird erst ab Z. 2 deutlich: Der Weg führt Vertrag eine so detaillierte Grenzbeschreibung enthielt. Diese konnte nur vor Ort nach
an dem nicht näher bestimmbaren Eigentum eines gewißen Phrasinikos vorbei und der Eroberung von Rhaukos unternommen werden. Der ursprüngliche Vertrag nannte
dann in die eigentliche Siedlung. Die Linie zieht sich bis zum Versammlungsplatz hin wohl nur das Grundprinzip der Teilung in zwei gleiche Teile, nach welchem die
und führt dann rechts an dem Amtslokal (Prytancion) vorbei. Man folgt einer be- spätere Grenzziehung vollzogen wurde. Zweitens kann ein Vertrag, der von den
fahrbaren Straße, die aufwärts führt, bis zum einem Sec oder Teich und dann zu Knosiern und den Gortyniern - sicherlich von der gesamten Bürgerschaft (vgl. B II
einem der Tore der Stadt. Dieses Tor führte zu einem Asklepiosheiligtum (außerhalb 2./) - eidlich bestätigt wurde und dessen Ziel der unerbittliche Kampf gegen Rhaukos
der Stadt?) 1581und befand sich offenbar in der unmittelbaren Nähe der Akropolis. war (Testimonium a) keinesfalls ein geheimes Abkommen gewesen sein. Das Partizip
Der nächste Punkt, nachdem man eine Straße überquert hatte und rechts abgebogen e1tt'tEA.e00ev-rcovmuß also temporal ("nachdem dies vollzogen wurde") verstanden
war, war ein auf der Burg gelegener runder Eckbau. Es handelt sich hierbei um einen werden. Der ganze Ausdruck E7tl'tEA.E00iv-rcovfü: 1:0\l't(OV7tEOa 'ta~ 't(t)V 0e&v
Turm oder ein Getrcidcrnagazin. 1582Von diesem Punkt an nimmt die Linie eine euvoia~ ist wohl vom ursprünglichen Vertrag übernommen worden; ähnliche Formu-
andere Richtung. Man steigt die Burg hinunter (Kma Ao<pov)und folgt einer abwärts lierungen (z.B. 0e&v ßcoA.oµevcov,[0i&v] 0eA.6vmv, 0e&v 1.AecovÖvmv) begegnen
führenden Straße bis zu einer Schlucht. Wir befinden uns jetzt außerhalb der Sied-
lung. Ein steiler Weg (äv' 686v) führt von der Niederung zu einem Fluß; von dort
geht es aufwärts in Richtung Rhigrai. Offenbar ändert sich hier die Richtung, denn
man biegt nicht wie früher nach rechts ab, sondern nach links, in südlicher Richtung, l583Wahrscheinlich östlich der Burg; vgl. Mariani 1895, 230: "la cita antica si adagiana
d.h. in Richtung der Flu&.juclle. Erst nach einer Vertiefung (Graben oder Tal) biegt nell'anfitealroformato dallapendiceest versoil fiurne".
man wieder nach rcchL~ab (Z. 10) und steigt entlang eines Bachs bis zur Grenze von 1584van Effenterre1993,21 Anm. 50 will diese befahrbareStraßemit dem Tal identifizieren,das
vom Rhaukosnach fastführt. Vgl. van Effenterre- van Effcnterre1994,122f.
1585zuDreros s. Demargne- van Effenterre1937,6-8 (Burg), lOf. (Agora);zu Lato s. Dcmargne
1581Zur häufigcxtraurbancnLage von Asklcpioshciligtümem 1903, insbes. 210-219.
s. C,raf1992. 1586sy II 148 A 4-7 (ca. 450).
1582AndersF. Robert 1939,387: Er hielt die Tholos für einen von mehrerenRundbautenan den
1587De Sanctis 1934, 386; Guarducci 1950a,26lf.; vgl. Petropoulou1985,21.
Eckendes Marktplatzes:dieserRundbaubefandsich abcrmit Sicherheitnichtauf der Agora,sondern 1588oasAoristpartizipkann auch Handlungender Zukunftausdrücken;Beispielebei Jacobstahl
auf der Akropolis.Harrison1994,30 hielt die Tholos für den Sitz des Rates.
1907,64f.; z.B. 32 Z. 10: ai 0€ n [Oo~m--- Kot]viilßwMVaaµ[ivm~].
300 CI 3. Nr. 45. Gortyn-Knosos CI 3. Nr. 46. Gortyn-unbeknnnte Stadt 301

häufig im Zusammenhang mit der Klausel üher die Teilung der Beute (B III h). In Dieser gortynische Volksbeschluß betrifft einen Vertrag mit Knosos, wie man aus
den jetzt verlorenen Teilen des Steins standen also wohl ursprünglich nur die Bestim- der Datierung nach den Beamten beider Poleis erschließen kann. Das Abkommen
mungen des Bündnisvertrages und der Eid. Erst nachdem die Verhündeten siegreich betraf das weitere Schicksal Apollonias (Z. 8f.), der Text bricht jedoch nach dem
aus dem Krieg hervorgegangen waren, fügten sie diesem Vertragstext das nachträgli- Präskript ab. Der Friedensvertrag zwischen Knosos und Gortyn (43), der die Rück-
che Ahkommen (oµoA.oyia) mit der Grenzziehung und den Bestimmungen üher die gabe Apollonias an Gortyn vorsah, machte keine Angaben über das weitere Schicksal
Aufteilung der Beute hinzu. Die Vereinbarung sollte an drei Orten veröffentlicht wer- der Stadt, ob sie also im Besitz der Gortynier verbleiben oder als unabhängige Polis
den, nämlich den Hauptheiligtümern von Gortyn und Knosos sowie in einem Tempel wiederhergestellt werden sollte. Nach der Grenzziehung zwischen Knosos und Gor-
der Athena. Logischerweise muß der dritte Aufstellungsort entweder ein pankreti- tyn (44) blieb das von den Gortyniern zurückgewonnene (vgl. Z. 5f.: a1to[Aaß6v-
sches bzw. panhellenisches Heiligtum sein, ein wichtiges Heiligtum der Stadt, deren 'trov]) Apollonia außerhalb des geschlossenen gortynischen Gebietes. Die Knosier
Teilung dieser Vertrag regelte, oder ein Grenzheiligtum. Den Namen Rhaukos kann nutzten vielleicht diese Gelegenheit, um mit den Gortyniern über diese Exklave zu
man in den Z. 20f. nicht ergänzen. So dachte M. Guarducci an das Heiligtum der verhandeln. Knosos schickte unmittelbar danach in dieser Sache eine Gesandtschaft
Athena in TTp1v1ac; (Rhizenia?), in der Nähe von Rhaukos; 1589die Wahl dieses Hei- (Z. 8f.). Leider bleibt die Antwort der Gortynier unbekannt. M. Guarducci vermute-
ligtums könnte sich daraus erklären, daß es nahe der neuen Grenze gelegen war. 1590 te, daß die Gortynier auf ihren Besitz beharrten. 1591Allein jedoch die Tatsache, daß
Datierung diese Inschrift aufgezeichnet wurde, zeigt, daß die Verhandlungen mit den Knosiem
S.o. A II 6. zu einem Ergebnis gekommen waren. Ob die Knosier das ganze Gebiet Apollonias
oder nur einen Teil davon erhielten, läßt sich nicht feststellen. Auf Kreta war es nicht
Nr. 45. Beschluß Gortyns über einen Vertrag mit Knosos über das Ge- ungewöhnlich, daß eine Stadt ein ganzes Gebiet aufgrund von Verhandlungen an eine
biet Apollonias, ca. 165. andere übergab; die Gortynier selbst übergaben wenige Jahre früher Lykastion an
Rhaukos und Diatonion an Lyttos (40; vgl. 13); ein Gebiet traten auch die Hiera-
Beschreibung: s. 44.
Fundort: s. 44.
pytnier an Lato im späten 2. Jh. ab (59 Z. 67-81). Über Apollonia gibt es aus der
Ed.: Halbherr 1889, 46-50, 55-56 [SGDI 5016]; IC IV 182 Z. 21-30. hellenistischen Zeit keine späteren Zeugnisse, weder als unabhängige Polis noch als
Teil von Gortyn bzw. Knosos.
'Ent ,&v t.uµciv[wv]
[1C]opµtov't(J)V 'tOJVCJUV Kapmtöciµm 'tOJ'Ovuµcip[xw.] Datierung
[µ17vo,'A]µuoo[i]w ÖEJCU'tat, KV(J)CJOI
ö' E7tt'tOJVE[...]
S.o. A II 6.
(..,(J)V
1Co]pµ;oV't(J)V 'tOJV CJUV
MOl/f€l(J)\
'tOJ'Y1tEp,cp[~]
5 25 [,&----]xw, µ17vo,NE1C[ucriw]. 'tOJVfop,UVt(J)V ano['.A..a-]
[ß6v,wv ,]av'Am:Uwviav 1tap KV(J)(Jl(J)V JCa~[~i~7:[pE-]
Nr. 46. Bündnisvertrag zwischen Gortyn und einer unbekannten (kre-
(tyrucrav],E, 1tapE1CaA.rnav lCUt'tOJVKV(J)(Jt(J)V
1tpE(ty-] tischen?) Stadt, frühes 2. Jh.
[rucrci]v,wvE~au,ii, 1top,t fopruviov, 1tEpt'AnE.(M.(J)-]
Beschreibung: Zwei zusammengehörende Fragmente eines oben und unten abgebrochenen Pfeilers
[vi]~ ~a~ :ca, xw[pa]~'t~ ,0(v) 'A1tEMWvta[,iiv--] aus lokalem Kalkstein; H 15 cm, B 81 cm, Buchstabenhöhe 0,9-1,8 cm. Das Fragment stammt viel-
10 30 [--------------l'"!'~f':I[
....r]~~E ropruvio_i[,l0(----------] leicht aus dem unteren Teil des Pfeilers mit dem Vertrag zwischen Eumenes II. und den kretischen
Lesungen und Ergänzungen von Halbherr. 3f. 'E(xavopc]wv Halbherr. 4f. 'YnEp,cp(w] oder 'YnEp,E- Städten (183). 1592
p[iwvas ,& --) Halbherr. 9f. ,ii, ,& 'A7tEMWvia[,,Eµcvrn, opt~civ?]twvHalbherr; ,ii, ,w(v) 'A1t€M(J)- Buchstabenformen: A3, B4, E4, H4, 04, K2, A2, M4, NI, ~2. 03, m, P4, 2:3,Y2, cl>2,Q6.
via[ ,iiv) Blass. 10 fopruvio_t[,] Guarducci; ropruvio[i, ,civ] Halbherr; fopruviov[,] Blass. Fundort: Pythion von Gortyn (1899), an der Front des Apollontempels (vgl. 31). 1593
Ed.: De Sanctis 1907, 31 lf. Nr. 17 (Faksimile); IC IV 180 (Photo).
"Als die Dymnnen die Kosmoi stellten, die zusammen mit Kartaidamas, Sohn des
[--------------)
Onymarchos amtierten, am 10. Tag des Monats Amyklaios, und als in Knosos die
[--------------)..IOAilA[ ...) civa[A)aµßavfo6oxmv [--------------]
E[ chanoreis?] diP Kosmoi stellten, die zusammen mit Mopseios, Sohn des Hyper-
t&v ö' €1C tri, 1t0AEµia,w(q,)EA\OJV, öcra µl:v av·
E~OÖEUCJUV'tEs
teros, Enkelsohn des NN, amtierten, im Monat Nef...-ysios,nachdem die Gortynier ~OlVT]\ tOJVClPXOV't(J)V nvo, ~youµEVO\l '.A..aµßav(J)CJ\V,
YlVE-
von den Knosiern Apollonia [zurückbekommen hatten], so wie die Gortynier (die cr6rott&v rntJCaAEcraµcvwv ,a
TI'\µßo~0nav, Ö' iöim 1..17q,0iv-
Knosier) durch eine Gesandtschaft aufgefordert hatten, und nachdem die Knosier 5 m 1C[a't)(XE't(J)CJUV iöim · 'ta öl: tEA.17
(ci)7t(oÖtOO)V'tWV 'ta €Vmt, 1tOA.E-
unverzüglich eine Gesandtschaft zu den Gortyniern bezüglich Apollonias und des CJlV( E) ,rmyµEVa. "Ocm Ö.vacfiµ[a ]m 1..17q,8EVm 1tap' 01to,ipwv
[ . . . -----]
Landes der Apolloniaten und[---] geschickt hatten, beschlossen die Gortynier [--}."

1589Guarducci 1933b, 368-370. 1591Guarducci 1934, 76; vgl. Callaghan 1992, 135. Es gibt keine weiteren Hinweise auf gortyni-
159Üfür diese Annahme spricht ferner die Tatsache, daß ein Grcn?beiligtum Athenas - vielleicht
sche Besitzungen an der Nordküste Kretas.
eben dieses Athenahciligtum von Rhizenia - von den knosischcn Truppen im Krieg zwischen Gortyn 1592zurn Fundort: Halbherr 1899, 534; zur Rekonstruktion: Guarducci 1950a, 250.
und Knosos geplündert wurde (s. 44 Kommentar zu Z. 10-18).
1593zur Lage s. De Sanctis 1907, 301f.; Guarducci 1950a, 249f.
302 CI 3. Nr. 46. Gortvn-unhdannte Staii1 CI 3. Nr. 47. Itanos-Praisos 303
LesungenundErgänzungenvon De Sanctis.1 Vordem1Re,tc zweierBucl"labcnmil waagcrcclucn
Hasten.5 (ci)n(oötöo)v1wv
Chaniotis;nANHlN auf dem Slcin.6 LIN (iuarducci;II. Ik S,rnc"lis. derartiger Feldzüge dürfte die Gewinnung heweglicher Beute (vgl. Z. 2f.) - vor allem
Interpunktion
nach1Emyµ[vaGuarducci. Gefangener für den Sklavenmarkt (Z. 6) - gewesen scin. 1602h) Der Vertrag unter-
scheidet eine zweite Kategorie gemeinsamer Feldzüge, nämlich die von einzelnen
"[---} Sie sollen zurücknehmen[---}. Und von der Beute aus dem feindlichen umd
Bürgern der Vertragspartner durchgeführten Feldzüge. Diese Unterscheidung geht
sollte diejenige, die sie bei gemeinsamen Feldzügen unter der Führung ,,int's der Ma-
aus der Opposition Kmvfl-iöi~ (Z. 2-5) hervor, die noch deutlicher im Vertrag zwi-
gistraten machen, denjenigen gehören, die die Hi!frn·uppen eingelado1 huben: H·as sie
schen Hierapytna und Priansos (28 Z. 54f.) begegnet: ~ Kotvfü E~oöouaav'tE<; ~
aber privat erbeuten, sollen sie privat hesit;:,t'n. Und (dafür) sollen sie die in d,·n
Städten festgesetzten Abgaben zahlm. Dit' Personen, die von einnn da beiden Ver-
i8im 'tlVE<;nap · EKa'tEpCüV. Taiöim AT1<p8rvmsind daher nicht der Beuteanteil bei
tragJpartner gefangen wurden,[---]." gemeinsamen Feldzügen (Kotvat E~oöEuaav,Ec;), den die Teilnehmer für sich
hehalten, 1603sondern die Beute aus einer anderen Kategorie von Feldzügen (E~oöEu-
Die im Hauptheiligtum Gortyns zusammen mit vielen anderen durch diese Stadl cmv,Ec; iSim). 1604Solche 'privat' organisierten Angriffe sind wohl vor allem mit
geschlossenen Verträgen (s.o. Anm. 1464) aufgefundenen Fragmente sind Teil eines den seeräuberischen Aktivitäten der Kreter in Verbindung zu bringen. t 605 Die
Bündnisvertrags. Der eine Vertragspartner ist sicher Gortyn; die Identität des anderen nächste Klausel (Z. Sf.) regelt die Einziehung von Abgaben. Wenn man, nach einer
läßt sich nicht ermitteln. Obwohl der Text in der Koine abgefaßt wurde, handelt es einleuchtenden Beobachtung von M. Guarducci, nach ,Emyµrva (Z. 6) einen Punkt
sich wahrscheinlich um eine kretische Stadt, da derartige Bestimmungen üher die setzt, beziehen sich diese Abgaben nicht auf die bei Feldzügen gefangenen Personen
Aufteilung der Beute nur in Verträgen zwischen kretischen Städten vorkommen. 1'i94 (Z. 6), sondern auf die zuvor genannte Beute aus 'privaten' Unternehmungen (Z.
Da die Vertragspartner offenbar gleiche Rechte besaßen, dachten G. De Sanctis und 4f.); die an solchen beteiligten Bürger müssen also in ihrer Stadt die vorgesehenen
M. Guarducci an Knosos; 1595dieser Schluß ist nicht zwingend. Die Abfassung des Abgaben zahlen. 1606Die letzte erhaltene Klausel betrifft die bei Feldzügen gefan-
Textes in der Koine könnte darauf hindeuten, daß der Vertrag unter Vermittlung einer genen und in die Sklaverei verkauften Personen; vielleicht geht es auch hier um die
fremden Macht (oder eines fremden Königs) zustande kam. 1596 Einziehung von Abgaben.
Aufteilung der Beute aus gemeinsamen Feld::ügen (Z. 1-6, vgl. B III I h): Die hier Datienmg
angesprochenen Feldzüge sind keine Verteidigungskriege, 1597sondern Angriffe auf
Aufgrund paläographisher Indizien ist der Vertrag etwa in das erste Viertel des 2.
das Land Dritter, wie eindeutig aus dem Verbum i~o◊EUEtV hervurgeht.1 59x B0178E1a
Jh. zu datieren. Wenn er tatsächlich auf dem unteren Teil des Pfeilers mit dem Ver-
(Z. 4) bedeutet hier nicht 'Hilfe' gegen einen Angreifer, sondern 'H11l\truppen', die
trag kretischer Städte mit Eumenes II. (183) 1607aufgezeichnet war,t 608ist er etwas
auch für Angriffskriege Verwendung finden können. Wir begegnen diesem Wort oft
jüngeren Datums als dieser. War Knosos der Bündnispartner Gortyns (s.o.), so
in kretischen Staatsverträgen mit auswärtigen Mächten für die Aussendung von Söld-
könnte dieser Vertrag mit den µqa.Aa npa.yµam, auf die Polybios in seinem Bericht
nertruppen.1599 Der Vertrag betrifft also die Durchführung gemeinsamer Angriffs-
für das Jahr 180 anspielt, in Zusammenhang stehen; 1609die Identifizierung des Ver-
kriege. Dabei werden grundsätzlich zwei verschiedene Kategorien k1iegerischcr Un-
tragspartners Gortyns mit Knosos ist jedoch völlig spekulativ.
ternehmen unterschieden, nämlich vom Staat und von Privatpersonen org:misier-
te: 1600a) Einer der Vertragspartner ergreift die Initiative für den Ang1iff und ersucht Nr. 47. Friedens- und Grenzvertrag zwischen ltanos und Praisos, 1.
den Vertragspartner um Hilfstruppen; die Führung der Truppen ühernimmt ein Be- Hälfte des 2. Jh. (kurz nach ca. 164/3?).
amter der Stadt, von der die Initiative ausgeht (Z. 3). Diese Stadt erhält die gesamte
Beute, während sich die Hilfstruppen wohl mit dem Söldnerlohn begnügten. 1601Ziel T-:stimonium;IC III,iv 9 Z. 61-65 (Schiedsspruchder Magneten im Gebietsstreit zwischen
Hierapytnaund ltanos, 112);vgl. 4.

1594s. die bei Pctropoulou1985,20 und 38 zusammengcstclllen Verträge(vgl. B II!! h). Ei111i-
ge Ausnahmeist der VertragzwischenRhodosund Hicrapytna(SV III 551 Z. 51-58);dabeigeht es
umdie Aktionender RhodierundHierapytnicrgegendie Seeräuber.BrulcI978, 114vcnnutctclbgc truppcn";andersebenda21: "Manhat hier nurmit dempersönlichenGewinnihrerBürgeraus der ge-
gen,daß der Vertragspartner
Gortynsein nichtkretischer
Staatwar. meinsamenBeutezu rechnen".
1595De Sanctis1907,313; vgl. Guarducci1950a,254. 1602Allgcmeinzum Sklavenhandelim hellenistischenKretas. Brule 1978,159-161;Petropoulou
1596Reinach1909, 374(EumenesII. wegender Ähnlichkeitmit der Schriftdes Vertragszwischen 1985,68-74.
EumenesII. und den kretischenStädten);De Sanctis](J07.313 (EumcncsII. oder l't,,Icmaios\'.): 1603so Brulc 1978,113f.;Petropoulou1985,21.
vgl.Guarducci1950a,254. 1604so bereitsGuarducci1950a,254; vgl. Pritchett1991,367.Garlan 1977,159Anm.3 ließ die
1597so Guarducci1950a,254. Frageoffen.
1598Vgl.11 z. 5f.; 28 Z. 54; 59 Z. 23f. I605Brule1978, 114;Petropoulou1985,38; Pritchett1991,368.
1599sy III 501 Z. 8, 18, 27; SV III 502 Z 20, 22. 25; !C IV 179 Z. 15!., 22, 26; vgl. Sv IIJ 1606Guarducci1950a,254: vgl. 28 Z. 57f.; vgl. De Sanctis1907,313; Petropoulou1985,21.
552 A 6 16071cIV 179.
1600AndersBrule 1978,1l:l-115und Pctropoulou198\ 21 und 24, die hier nur vom Staatrnga- 1608 Guarducci1950a,250, 254. AndersDe Sanctis 1907,301f.; Der Text stand auf demse_lben
nisierteI'eldzügeannehmen,an denendie BeteiligungvonSoldatendes Bündnispartners erlaubtwar. Pfeilerwie der VertragzwischenGortynund L,ppa; auch De Sanctis1907,314 bemerktedie Ahn-
1601Vgl. l'ctropoulou1985,22 und 24: "Der Gewinnbe.slchtnur aus dem Sold ftir die llilf,- lichkeitder Schriftmitjener des Eumenesvcrtrags.
Vgl.auchReinach1909,374.
l 609 Polyh. 24,3,1; s. A Tl 6.
304 CI 3. Nr. 47. ltanos-Praisos CI 3. Nr. 47. /tanos-Praisos 305

56 otie>av(SC. ,av XWpav) weit in den Süden gereicht haben, wie es manche Forscher vermutetcn. 1612c) Es ist
0€KatCl7t0
ni~ am~'JmvicovKa8[6]nKat[oiE7ttOEtX]8t:v,E~
~µtvuq,'1xmt:pcov
7tEptoptcrµot auffällig, daß die Grenze im Osten nicht am Meer beginnt, obwohl sie im Norden am
ni~xw- Meer endet. Vermutlich gehörte das am Meer gelegene Land dem Zcusheiligtum; die
Grenzlinie fing daher an einem Punkt der Grenze des heiligen Landes an, an dem der
61 ..rnt 1ta1..1v
o yEv118d~
'Jmviot~[Katnpmcriot;Ka]86nu1toyqpmnm· vac.'T-
ÖO~E wt~ 'havi- Fluß Sedamnos vorbcifloß. Aus diesem Grund kann der Scdamnos schwerlich mit
ots KatWlsnpmcriots8fo8m Eip~vavEs1tav,[a,o]v x[povovrnt] ,iit xwpmäv V\lVEKCl'tEpül dem heutigen Fluß 1to'taµt 'tWVKoxAai<tii'>v identifiziert werden. 1613Er ist vielleicht
1c:xov,1
&.söpm ,aöE• mit dem Fluß identisch, der heute in die Bucht fpavm; mündet. d) Der Ortsname
ro<;
o rtöaµv~ EsKapuµasEs,av OT)paöa Kat1tt(pavEs],av CJ,Eq>avav Kat1tEptaµ1t€HsWs a Kapuµm ist vielleicht bis heute im Namen der Bucht Öpµoi; Kapouµ1tEi; bzw. Ka-
CJ'tEq>ava
Katru8u- pouµmi; erhalten geblieben. 1614Karymai war der Name eines Berges, nach dem die
cop(q.Est.op8avvasE!tt'tOVMKKOV a o[oo;]!tO'ttµrnaµßpiav,ii~ oö&,ii~ ciywcrasÖt.
Katro<; Bucht benannt wurde, vielleicht derjenige, an dem das Dorf AayJCaöa liegt. 1615 e)
'A,p&vaKatEs
65 M6UovKaiCl7t0 ,& M6UcoEu8ucopim rni 8aA.CXcrcrav". Die Grenzlinie endet am Meer, sicher an der Nordküste, wohl irgendwo in der Bucht
von Lrt'tda, östlich der Stadt Seteia. Angesichts dieser Beobachtungen und unter Be-
"Das Land gehörte von Anfang an den Itaniern, wie die von beiden Parteien rücksichtigung der modernen Gemeindegrenzen in diesem Gebiet, könnte man sich
vorgelegten Grenu.iehungen des Landes zeigten, ... auch die Grenu.iehung zwischen die Grenze wie folgt vorstellen: Sie begann an einem Punkt der südlichen Grenze des
Itaniern und Praisiern, wie es unten geschrieben steht: 'Es beschlossen die ltanier dem Zeus Diktaios geweihten Landes, an dem der Fluß Sedamnos floß (vielleicht
und die Praisier, Frieden auf alle Zeit zu schließen, unter Beibehaltung des Landes, östlich von "Aytoi; NtJCoA.aoi;),folgte südwärts dem Lauf des Sedamnos, bog ost-
das sie jeweils jetzt besitzen und dessen Grenzen die folgenden sind: Wie der (Fluß) wärts nach Karymai (östlich von AaYJCaöa?),ging dann zu einem westlich gelegenen
Sedamnosfließt, nach Karymai zum Bergtal und darüber hinaus zum Bergrand und Berg über (1tepav, nördlich von Kaµapa?), der Kurve des Bergrands folgend (bis
ringsherum entlang des Bergrandes und geradeaus entlang des Bergkamms nach Dor- Kaµapa?).1616 Die Richtung änderte sich nach Dorthannai im Westen und führte
thanna bis zur Grube und entlang der Straße südlich der Straße, die durch Atron entlang eines Bergkammes ( vielleicht ähnlich wie die heutige Grenze zwischen den
führt, und zum Mollas und von Mo/los geradeaus entlang des Bergkamms zum Gemeinden Kapuöt und Kmcnöwvt). Hier galt als Fixpunkt eine Vertiefung, mög-
Meer"'. licherweise der heutige Ort Xii'>voi;('Trichter'). 1617Die Linie verlief dann entlang
Dieser Friedensvertrag wird im Urteil der Schiedsrichter im Streit zwischen Hiera- einer Straße in westlicher Richtung zum Berg(?) Mollos (der Gipfel ITptvtai:;?)1618
pytna und Itanos über den Besitz eines Landes in der Nähe des Heiligtums des Zeus und von dort aus entlang eines Bergkammes direkt zum Meer, vielleicht fü,tlich von
Diktaios zitiert (vgl. 4 und 48). Das Zitat, vielleicht nur ein Auszug aus einem um- 'Ayia <l>wna; dort reicht der Berg tatsächlich fast bis zur Küste (vgl. auch die
fangreicheren Vcrtrag, 1610weist folgende Gliederung auf: moderne Gemeindegrenze).
Vertragsformel (Z. 61 f.; vgl. B II 1). Datierung
Frieden (Z. 62): Der Friedensvertrag gilt auf alle Zeit unter Beibehaltung der Der Friedensvertrag stammt aus der Zeit nach der Eroberung von Dragmos durch
bestehenden Grenze (vgl. B III/). die Praisier, wahrscheinlich im frühen 3. Jh. (4), und vor der Eroberung von Praisos
Grenzbeschreibung (Z. 63-65, vgl. Tafeln 4-5): Der östliche Teil der Grenze, die
Grenzlinie Sedamnos-Karymai-Dorthanna, findet sich auch in den Grenzziehungen 4 1612NachBursian1872,577 reichtedas Gebietvon llanosbis zumKap fouöoupas (Erythraion),
und 48. Das Gebiet nördlich dieser Linie gehörte den Itaniern, das Gebiet südlich / nachBosanquet1939/40,61 undGuarducci1942(Karte)bis zumheutigenBach1to,aµ1-r&vKox1..a-
Ktiiiv.
südwestlich davon ihren jeweiligen Nachbarn (Dragmos, Praisos, Hicrapytna). Für 161350Bosanquet1939/40,61; Guarducci1942,104und Karte;Faure 1963,18.
die Lokalisierung der Grenzpunkte und -linien gibt es nur wenige sichere Anhalts- 1614Mariani1895,312;Bosanquet1939/40,6lf. (mitZeugnissenaus der frühenNeuzeit);Guar-
punkte: a) Diese Grenzbeschreibung sollte im späten 2. Jh. den Nachweis erbringen, ducci 1942, 104;Faure 1963, 18; Spyridakis1970,64. In historischerZeit war dieser Ort konti-
daß das in der Nähe des Zeusheiligtums liegende Land früher den Itanicrn gehörte. nuierlichbesiedelt:Chryssoulaki- Vocotopoulos1993,76.
Die Grenzlinie verlief also eindeutig südlich des Zeushciligtums, also südlich des 1615sprau 1865,I, 234erwähntein Dorf'Karoub'in dieserGegend,das seinenNamender ~nze
xapouma (Dattelpalme)verdankte;zu seinerZeit hieß der Fluß südlichdes Bergsvon AayKaÖa
heutigen Ortes Palaikastron. b) Für die Beschreibung der Grenze genügen erstaunlich (heute1tO"taµ1 ,&v Kox1..aK1iiiv)
'Karouba'.Vielleichtist der antikeName(Karymai)in der frühen
wenige Festpunkte: Der Fluß Sedamnos, der Berg Karymai, Dorthanna(i), eine Neuzeit,volketymologisch, mit dem arabischenWort kharrubahin Verbindunggebrachtworden.
Straße und der Berg(?) Mollos. 1611Selbst wenn man bedenkt, daß manche Linien Bosanquet1939/40,61 lokalisierteKarymai2 MeilensüdlichvonKapnMKa.
einfach verlängert wurden (s. z.B. Eu0uwpi(?'.in Z. 63-65), ist nicht mit einer beson- 1616Mariani 1895,312 wiesauf den Ortsnamen,crricruq>avmsin der Nähevon na1..aiKacr,pov
hin;cruq,avaistjedocheineallgemeinverbreiteteBezeichnungfürdenBergrand. .
ders langen Grenzlinie zu rechnen. Das Gebiet von Itanos kann also keineswegs sehr 1617Mariani 1895,312 verbandden MKKOs mit demOrt~namen'AvaMKKosöstlichvon Setara;
vgl. XanthudidisJ908, 216; Faure 1963, 18; Spyridakis1970,64. AaKKosist jedoch eine allge-
meineGeländebezeichnung undkeinOrtsname. .
1610& fehlendie Datierungunddie KlauselnüberdenVertragseidunddie Aufzeichung. 1618Mollos muß ein sehr markanterPunktgewesensein,denn dort trafensich die Grenzenzwi-
1611AuchFaure 1963.18 und 1965b,432 hältMollosfür den NameneinesBerges. schenDragmos,Jtanosund Praisos;s.o. 4. np1vui~(II 803m) bietetsichdaheran; Faure 1963,18
identifizierteMollosmit M6ö10v.
306 Cl 3. Nr. 48. Hierapytna-Praisos (?) C / 3. Nr. 49. Hierapytna-ltanos 307

durch die Hierapytnier (um 145), in jedem Fall aus einer Zeit militärischer Aus- lieh Hierapytna. Aus diesem Grund schloß M. Guarducci aus, daß es sich hier um
einandersetzungen zwischen Itanos und Praisos. Da ltanos sich lange Zeit unter dem einen Grenzvertrag zwischen Hierapytna und Itanos handelt, denn die hier beschrie-
Schutz der Ptolemäer befand, ist ein Krieg zwischen Praisos und Itanos entweder für bene Grenzlinie entspricht der südlichen Grenze von ltanos; Guarducci nahm an, daß
die Zeit vor der frühesten bezeugten militärischen Präsenz Ägyptens in Itanos (Mitte das Wort ITPAILIOn.: in Z. 65 auf ein Versehen des Steinmetzen zurückgeht, der
des 3. Jh.) oder für die kurze Periode im frühen 2. Jh., in der die ägyptischen Trup- eigentlich ITANIOn.: hätte schreiben sollen. 1624Wenn man jedoch bedenkt, daß in
pen abgezogen worden waren, 1619 denkbar. Der Schiedsspruch der magnetischen den kretischen Verträgen nicht nur die gemeinsame Grenze zweier Poleis beschrieben
Schiedsrichter spricht von einer militärischen Auseinandersetzung zwischen ltanos wird, sondern die gesamte Ausdehnung ihres Gebietes (s. S. 153), gibt es keinen
und Praisos, die zur erneuten Stationierung ägyptischer Truppen in ltanos in der Re- Grund, die kühne Annahme Guarduccis zu akzeptieren: Von einer umfassenden
°
gierungszeit Ptolemaios' VI. (181-145) führte. 162 Für die npocn;acria des Ptole- Grenzbeschreibung zitieren die Schiedsrichter nur den kleinen Abschnitt, der ihr
maios gab das Kretische Koinon seine Zustimmung; 1621 dies kann nur nach dem Urteil begründen sollte, daß das umstrittene Gebiet den Itaniern gehörte. Die Lokali-
Friedensschluß zwischen Knosos und Gortyn (um 168) geschehen sein. Ein weiterer sierung der Grenzlinie wird im Zusammenhang mit dem Vertrag 47 erläutert. Es fällt
terminus post quem ist wahrscheinlich der Beginn der Alleinherrschaft Ptolemaios' auf, daß anders als bei der Grenzziehung zwischen Itanos und Praisos (47) die Gren-
VI. (164/63) nach dem Ende der Auseinandersetzung mit seinem Bruder. 1622Es ist ze hier nicht bis an die Nordküste Kretas reicht; vielleicht hatte Setaia, im frühen 3.
denkbar, daß dieser Vertrag dem im Schiedsspruch erwähnten Krieg ein Ende setzte. Jh. eine der Hafenstädte von Praisos, im 2. Jh. seine Unabhängigkeit zurückge-
Der Vertrag wäre dann auf die späten 60er Jahre des 2. Jh. zu da-tieren. 1623 wonnen.1625
Datierung
Nr. 48. Grenzvertrag zwischen Hierapytna und Praisos (?), vor 145.
Dieses Abkommen ist sicher jünger als die Grenzziehung zwischen Itanos und
Testimonium:IC III,iv 9 Z. 65-67 (Schiedsspruchder Magneten im Gebietsstreit zwischen Praisos (47); wenn es sich um ein Grenzabkommen zwischen Hierapytna und Prai-
Hierapytnaund ltanos,112/11).
sos handelt, ist es in die Zeit vor der Eroberung von Praisos ( 145) zu datieren. 1626
65 ... ÖtEati tot~'JqxxJt\Jtvtot~
KatTipo:10[01~
yEvri8d;1tcpt-
[o]p1crµos oüt~ · vac."oiOEöpottii~xwpascix;oItooµvo; EsKapuµasEstav öri-
yrypaµµ€vu><; Nr. 49. Vertrag zwischen Hierapytna und Itanos über die Beilegung
paöa Kat7tEpav
eines Grenzkonflikts, 140.
Estav CJtElj)ClVUV cix;b.CJtE(j)ava
Kat7tEptaµ7tEtts KatEu8uwpimEs,:\,op8avvas E7ttt0VA.aKKov".
65 ('hav)iots? Guarducci;TIPAIIIOIIaufdemStein. Testimonien:
Testimoniuma: IC III,iv 9 Z. 37-58 (mit der älterenLiteraturund kritischemApparat,Urteil des
"Daß das umstrittene Land den Itaniem gehörte, zeigt auch die Grenzziehung zwi- Schiedsgerichts in MagnesiaamMäander,112/11).
schen den Hierapytniern und den Praisiern ( ?), in dem folgendes geschrieben ist: 37 ... 'ltcivtot1t6A.1voiKoÜv-
'Und die Grenzen des Landes (sollen sein) entlang des ( Flusses) Sedamnos nach Ka- tEsE1tt8aA.UOOlOVKai.XWPUV (XOVtEs7tpüYOVllCT]V
YEltoVO\lOUVtWltO\l,:\,tostO\l,:\,tKtatOUtE·
rymai zum Bergtal hin, und darüber hinaus zum Bergrand und ringsherum entlang piot,[XOV-
des Bergrandes und geradeaus entlang des Bergkamms nach Dorthanna bis zur tEsOEKatVDOOUs KatvEµoµEVot, EVals Kainiv KUA.ouµ€vriv AEUKT]V. 8A.1J36µrvot Kata tlV~
Grube'". Katpü\ls
40 U7t0 tiov1tapopovt0JV
TipmoiwvE7tECJ7tClOUVtO xaptv ßori8dasKai(j)UA.alCTjs tTlstE7t0A.Eu><;
Kat
Diese Grenzziehung ist die jüngste der drei, auf die sich die magnetischen Schieds- 1ftsxwpo:s,
richter im Streit zwischen Hierapytna und Itanos um den Besitz eines Landstückes in i:tt OEKattiovv~crwv,
tov Aiyu1ttoußacrtA.EUcravta cix;ta 1tapatE8i'-vm
TitoA.Eµa'iov, i]µ'iv7tE~l
der Nähe des Heiligtums des Zeus Diktaios beziehen, um den Itaniern das umstrittene tou-
Land zuzusprechen (s. 4). Das Gebiet nördlich dieser Linie gehörte ihnen, das Gebiet twvypaµµata 7tEptEtXEV. KattOUtOJltiottpültOJlÖtaKatEtXOVtü\ls7tpoEtpT]µEVOUs t07t0Us-v~c.
TEA.EUni-
südlich davon ihren jeweiligen Nachbarn, erst Dragmos, dann Praisos und schließ-
oavtos OEtoü <l>tA.oµ~topos
ßacrwu><;
TitoA.EµaiouKaitiovU7tOCJtaA.€VtOJV
\J7t.autoü xaptv
tOÜCJUVtT]-
pElV'ltaviots ~V tExwpavKattas V~(JOU~ci1taA.A.ay€vtOJV,
oÜtu><;
'havtot Kaitlll Cl7t0
t~V(j)_i-
1619Guarducci1942, 136. Die ägyptischenTruppensind entwedervon PtolemaiosV. oder von A.OJV
ruvot-
PtolemaiosVI. abgezogenworden,wahrscheinlichwegender dynastischenProblemeca. 195-165 45 m CJUVXPWµEVOl OtE(j)UA.UCJCJOV
ta Ka8'EUUtOUs.'Evcrtcivtos
fü:Kata niv Kp~tT]V 7t0Af~OU Kat
(Bagnall1976, 122). µnl;ovos,
1620,c III,iv9 Z. 39-41: 8A.tß6µrvotKata ttva; Kmpou~\J7t0tWVitapop6vtOJV Tipmcr[wv E7t- ClVEtp11µ€vris
OE~SriKattlls Tipmcriwv
7t0A.EOs
tlls KEtµEVT\s
civaµfoov'ltav[wvtEKai'IEpaJt\J-
ECJ7tUCJUVtO
xaptv ßori8EiasKU!(j)UA.alCTj~
tTlstE7t0A.E~Kaitij~ XWPUsfo OEKattiovV~(JOJVt0VAi-
Y1J7tt0U
ßacrtA.EuoavmTitoA.Eµatov. Es handeltsich wahrscheinlichum PtolemaiosVI.: s. Guar-
ducci1942, 77. EinAngriffder PraisiergegenLeukewirdebd.Z. 113-121 erwähnt. 1624Guarducci 1942 104f.
1621IC IIJ,iii9 Z. 107:[i'yvwµ]Ev
yap niv toü ßacrtA.EOJsTitoA.Eµaiou1tpocrmcriav
rni [KEKU- 1625AndersGuardu~ci1942, 104f.; sie vermutete,daß die I licrapytniernicht das gesamteGebiet
pwµi'-v
lriv1tapatOÜKOtv[oü tiovKpT]tUIEOJV
]. der Praisiereroberthattenunddaß Setaiaauchnachder Zerstörungder StadtPraisosin der Handder
1622so auchBagnall1976, 122; andersSpyridakis1970, 97 (ca. 168/7). Praisierblieb.
1623AndersGuarducci1942, 136 (frühes2. Jh.). 1626Anders Guarducci1942, 136 (kurznach 145).
308 CI 3. Nr. 49. Hierapytna-ltanos C / 3. Nr. 49. Hierapytna-ltanos 309

"tVtOJV,oÜt(J)\;'kpa7tU"tV\OL tri, tE VT]OO\J


Kat tri, xwpa, aµqnaß17tElV'lmvioi; bttßa.AOVto,q>a- nannten Krieg in ihrem rechtmäßig begründeten Eigenbesitz hatten, wie wir es dar-
µE- legten, und daß (das land) von Anfang an den Itaniern gehörte, wie die uns von bei-
VOL TI]Vµ/:v XWpavfivm tEpav tOUZ17vo,to\i dU(tatOU,TI]VÖEvijaov 7tp<Y'(OVLICT)V UXUtWV \l7tap- den Seiten vorgelegten Grenzbeschreibungen des Landes zeigten (s. 4, 47 und 48)".
XELV. Twv öi:1tapa 'Pwµaiwv 7tpEaßru,:wvtWV7tEptIEpoUtoVLONttK10V 1tapayEvoµEVOJV Els
KPT\TllV Testimonium b: Sherk 1%9, Nr. 14 Z. 20-28 (mit der älteren Literatur und kritischem Apparat= IC
50 Kat ,:o\i 7tOAfµouAUOLV Aaßovto, Ka~VT110avKat 'lta.Vtol E1ttTI]VOUVKA.l7toV · öo8Eicrri,öi: tri, III,iv 10, Rede hierapytnischer Gesandter vor dem römischen Senat, 112).
T]µm'- 20 ... 'H öi: OUVKA.Tjto;
rooyµanaE
pa, 1t6N:~ 1tpotEpovtE rnt v\iv Kat ,:o\iÖO-yµato,7tEptfXOVtos "öv tpoitov EKati:poitaUT11V i:riv [Öltül\;TI]VxoopavKat TI]Vvijaov 7t0A.)E[µou
cip]xrivÜ.Oµi:vouÖmKai:foxoµEV, YvaoÜt(J)\;Ka-
xwpav rnt TI]Vvijaov, 7tEptot Tl1tpa~LsEV€CTT11KE, KatEOX17KotEs d17aav trii 7tpüto\i T]µEpmij o ti:[xw)µi:v·1tpa~iv ai:paT11yo\idvm, Kat Ö7tül\;Aav.w; öi;µov öip tov EVfiµ"ivKptvo\ivm. ti.o6iv-
. 7t0Af:- i:o; öi: T]µtv,:o\iMayvT)tOJV
öfiµou Kat ra-{ou AmAiou U7tCJ.tOU
ypa1jlavto; [1tp)o;tOVöi;µov tov
µo, EVautot; f\p~ato, ot 7tOAfµou€VEKEV IEpoUtos LONttKtosKUKElVl7 Tl1tprnßda Ei; KpT)TllV Ma-
a1tEa,a- yvfi,:wv[--------------ca. 22----------------] Kat TI]VE"!tLOtoAT]V TI]Vu1t' au[t]o\i [y]paq>Etaavkµ µ17-
,._11aav,Öit(J)\;
oÜtOJsKpivwmvautou, r;(ELV KatfXELV tE Kapnil;;rn6ai tE E~E"ivm", eyvwµEV · EI( 25 [vi? --------------------ca. 28 ----------------------) öi: ro<;
Uq>'T]µWv oµ6A.oyovE'YEVT\~
tE l(Ul(ElVOJV · vac.
· tri, uq>'EKa- [------------------------- ca 25------------------] 'iaavn i:rivvijaov i:rivKaAOUµEVTjV AruK17vKat riiv xco-
55 ti'-pwvyEv176Eicrri, ÖiKatoAOyia,,i:rivxwpav [rii]v uito riiv Ömµq>iaßriT11atv riyµi'-v17v
ÖmKatE- pav [-------------------ca. 33 ----------------------------------)0;0 Öijµ~ 0 Mayvfi,:wvfKptvEKata to 00-
ax11µi'-v17v [yµa ,:ij; OUVKAT)tOU u1t'] 'lmviwv [1tpoyo]vtKUs oüaa, Kap7til;;i:a6mKUptOJs.
tE uito 'lmviwv Ka66n 1tpoEKtE6EiµE6a i'w[;] ,:o\i tov 1tpoÖmarnaq>17µi'-vov 1t6N:µovyEv176ijvm,
ouaav "Und der Senat faßte den Beschluß, daß wir (das Land und die Insel) so eigen-
öi: Kat UltOtri, aPXfi; 'ltaviwv Ka6[6]n Kat [oi bnönx)6i'-vtE; T]µtvuq>'ixati'-pwv 7tEptopiaµot tum5mäßig besitzen sollen, [wie wir das Land und die Insel besaßen, als der Krieg
tri, xco- begann, (daß dies?) ein Amtsgeschäft des Konsuls sein soll und daß laelius eine Ge-
pa, rµfivuov ... meinde bestimmen soll, die in unserer Angelegenheit ein Urteil fällt. Und nachdem
"Die Itanier bewohnten eine Stadt am Meer und waren seit der Zeit ihrer Vo,fahren der Demos der Magneten als unser Schied5richter bestimmt worden war und Caius
Eigentümer eines Landes, welches an das Heiligtum des Zeus Diktaios angrenzte. Sie Laelius, der Konsul, an das Volk der Magneten einen Brief geschickt hatte{---] und
waren ferner Eigentümer und Nutznießer mehrerer Inseln, darunter auch der Insel mit der von ihm geschriebene Brief innerhalb {eines Monats?---}, wie zwischen uns und
dem Namen leuke. Da sie in gewissen Zeiten von den Praisiem, ihren Nachbarn, ihnen (den Itaniern) ein Abkommen abgeschlossen wurde. {---] die Insel mit dem
bedrängt wurden, hatten sie zum Zweck des Beistandes und der Bewachung ihrer Namen Leuke und das Land[---] das Volk der Magneten fällte gemiiß dem senatus
Stadt und ihres Landes, aber auch ihrer Inseln, den ehemaligen König von Ägypten consultum das Urteil, daß sie (dh. Land und Insel) den Itaniem seit der Zeit der Vor-
Ptolemaios zu Hilfe gerufen, wie die Briefe enthielten, die uns vorgelegt wurden. fahren gehörten und sie es als Eigentümer nutzen sollen".
Auf diese Art und Weise hatten sie die oben genannten Orte in rechtmiißigem Be- Die lange Geschichte des Streits zwischen Hierapytna und Itanos über den Besi~
sitz.1627 Als nun König Ptolemaios Philometor aus dem leben schied und die eines Landes in der Nähe des Heiligtums des Zeus Diktaios und der früher den Prai-
Truppen, die von ihm geschickt worden waren, um für die Itanier das Land und die siern gehörenden Insel Leuke (s.u. S. 386) ist aus drei Inschriften ~kannt: Z~ei in
Inseln zu erhalten, abzagen, überwachten die Itanier ihr Eigentum allein, auch unter- Itanos bzw. Magnesia am Mäander gefundene Kopien des Urteils des Schieds-
stützt von der wohlgesinnten Haltung ihrer Freunde. Als aber auf Kreta ein großer gerichts in Magnesia ( 112111,Testimonium a) geben Einblick in die E~twickl~ng d~r
Krieg entstand und nachdem die Stadt der Praisier, die in der Mitte zwischen Itanos Auseinandersetzung und die Argumentation der Kontrahenten. Auf em~r dn~ten, m
und Hierapytna lag, bereits zerstört worden war, unternahmen es die Hierapytnier, Itanos gefundenen und sehr fragmentarisch erhaltenen Inschrift (Test1monmm b)
den Itaniem die Insel und das Land streitig zu machen, indem sie behaupteten, das waren ursprünglich mehrere Dokumente aufgezeichnet worden. 1628 Erhalten si?d
Land sei dem Zeus Diktaios heilig, die Insel hätte ihnen seit der Zeit ihrer Vorfahren uns nur Teile einer Rede der hierapytnischen Gesandten vor dem römischen Senat im
gehört. Nachdem die von den Römern geschickten Gesandten unter Servius Sulpi- Jahr 112 (Testimonium b), das daraufhin gefaßte senatus consultum (57 Testimo-
cius nach Kreta gekommen waren und der Krieg ein Ende gefunden hatte, kamen die nium a), ein Dekret des Konsuls L. Calpurnius Piso über die Beauftragung der Sta~t
Itanier zum Senat. Und al5 unsere Stadt damals wie heute als Schied5richter bestimmt Magnesia am Mäander mit dem Schiedsgericht und ein Brief des Konsuls an ~ie
wurde und das senatus consultum anordnete, 'sie sollen ein Urteil fällen, daß sie (das Hierapytnier mit der Aufforderung, die im umstrittenen Land geb~uten Anlagen me-
Land und die Insel) als Eigentümer haben, besitzen und nutzen können, so, wie jede derzureißen. Im verlorenen Teil der Inschrift stand sicher der Bnef des Konsuls _an
der beiden Städte das Land und die Insel, für die dieses Amtsgeschäft entstand, am Magnesia und die Rede der itanischen Gesandten in derselben Sache. Aufgrund die-
Tag vor Beginn des Krieges besaß, für welchen Servius Sulpicius und jene Gesandt- ser Dokumente lassen sich die Ereignisse wie folgt rekonstruieren (A II 7).
schaft nach Kreta geschickt wurden', haben wir aus der Argumentation der beiden
Kontrahenten festgestellt, daß die Itanier das um5trittene Land bis zum vorhin ge-

1627zur Bedeutung von ÖmKatEXELV (eigentumsmäßigcr Besitzer sein, in rechtmäßig begründetem


Eigenbesitz sein) s. Partsch 1905, 21 mit Anm. 1.
1628Guarducci 1942, 109; Sherk 1969, 84.
(' l 3 Nr. 49. Hiemp\'lna-lianos
Cl 3. Nr. 50. Hierapytna-Knosos 311

hmdort: Vem1auert in der Kirche des" Ayto~ NtKoAO.o~in der Nähe des Heiligtums dcs Zeus Diktaios
Während eines allgemeinen kretischen Krieges zerstörten die Hierapytnier Praisos hei na1..aiKacrtpo; 1635 jetzt im Museum von Hcrakleion (lnv.Nr. E 220).
und annektierten den größten Teil ihres Territoriums (um 145). Da nun das hierapyt- Ed.: Halbherr 1890, 612-617 Nr 36 (Druckfaksimile) [SGDI 5073); IC l,viii 13 (Photo). Vgl. C,uar-
nische Gehiet an jenes von Itanos grenzte, wahrscheinlich in der Nähe (südlich) des ducci 1942, 17; Perlman 1994, 125 (zu Z. 25). Autopsie.
Heiligtums des Zeus Diktaios, entflammte ein Gebietsstreit zwischen Hierapytna und [---------------------------- ------------------------------------------------1
Itanos. Die Hierapytnier heanspruchten für sich die damals unter itanischer Kontrolle [---------------------------------------1 Kat [-------------------------------------------1
.,tchende Insel Lcuke (Kou(j)ov{icn), die früher den Praisiem gehört hatte; sie hehaup- [----------------------
------] ocKat ENl[-------------------------------------------1
teten, sie hahe ihren Vorfahren gehört, 1629 was angcsieht~ der Lage der Insel und
ihrer Zugehörigkeit im 3. Jh. im Gehiet von Praisos und früher im Gehiet der Stalit,.·n
5
l-----------------------------------
[Ai oüa
tiii\~;t::=:~,~~~~:~~:-~:=
Kvcooto~ Kooµo~ Dßrit tv;] 'lqmmmav Ep7!Et(JJ{t} lc;[to O.PXEtov·Kat' auta lihal
der Wahrheit nicht entsprechen kann. Wahrscheinlich traten die Hierapytnier ul·, 6 'lcpa1tfrrvto<;]
'Recht,nachfolger' der Praisier auf; 1630 da Stalai, der ehemalige Besiuer der Insel [Kooµo~ Kvcooot. ------------ t!w(t) 'Icpamrrviwt 1tpattcrto<; tiiiv [-----------------------------------------]
nunmehr den Hierapytniern gehörte, konnten sie vom 'väterlichen' Anspruch auf [-------------------- oc
r:v rop-rÜtl Kat Ouaim i:prctrw KVCOOlü<; o n q---------------------------------------1
Lcuke sprechen. 1631 Die Rccht,lage im Falle des Gehictcs mit dem Namen 'E)..da m [----------- O.JtO<HEM.üVtWV OE]opoµfo; [~ 'lfpa1tl!rv~ Kvcoo6[v& ~ ta ---------- Kat ta --------- J
der Nähe des Zeus-Heiligtums in TTaAai1mcr1:po war viel komplizicrtcr. 1632 0;;_; l----Kat' auta 8/:Kai oi Kv]wcrtot [V~ '1Epa1t1JTVaVt; ta 0E[uoaicrta Kat tu ·Hpaü1'' ,mp<WYEA-]
I O [Ai,vtwv 8/:o.MaÄot; oi Koo]µot oi ixmEprj Kooµ(ov,rv npo a[µEpiiv OEKaJtEVtE·1----------------]
Heiligtum, das eine 1.Epaxwpa hcsaß, lag wohl nicht im Hohcit~gehict einer cinzigrn
1----------------------]TAl,6v; tE Kvcooiov; Kat ,ov; '![ EpaJt\JTVtov; -------------------------------------]
Stadt, sondern stellte ein gemeinsames Heiligtum mehrerer Städte dar. 1633 Während oc
[----------------. 'Ava°ytv]COOKEv ,av auvfh'iKav Kvcooo[t µl,v tv tot;----------- napt<'.,v,wv 'IEpa-
die Hiatapytnicr das umstrittene Land (wahrscheinlich im Süden des Heiligtums) . Jt\J-]
nicht für sich, sondern für das - zu jenem Zeitpunkt offcnhar unter ihrer Aufsicht [-rviwv 1tprnßda;, 'IEpo.]Jt\JTVtü<; OEEVtot~ 'Y1tEpßwtot; n[aptovtWV KvuJ<JlWV 1tprnßda;.------]
stehende - Heiligtum hcanspruchten, machten die Itanier eine scharfe Unterscheidung [---------- OEol KV]w[m ]ot KOCTµot to~ 'IEpaJt\JTVto(t)<;Kooµ[ m; ---------------------------------------- l
zwischen uem umstrittenen Land, das ihrer Ansicht nach ihnen gehörte, und dem J 5 [---- E(j)'(lt K]a [rn]tcrtavn EV,Üt litµ~vwt · Kat' au,a [ok Kat oi 'IEpo.7!1)TVlot KOCTµot. -----------]
heiligen Land des Zeus Diktaios. Der Krieg zwischen Hicrapytna und Itanos wurde [-------------- ,la[v ß]wÄ.av. Ai 0C(1~ t~opKi~mcv oi 1ta[p' /xm{pot; Kocrµot tr.«; a.y{AO.; rj µ~ 1tap-
and-]
durch Vermittlung einer römischen Gesandtschaft unter Scrvius Sulpicius Galha im [AO.tEV rn\. t]cxv &.vayvcootvta; (J\)vfh'iK~ riEltl t[cx; rop-r~ --------------------------------------------]
Jahr 140 beendet. Das scnatus consultum des Jahres 140 (unter dem Konsulat des C. [------------------]! ,iiiv r:pru,av riµ~ 1tapy{vwvmt ixa[ trp- --------------------------------------------1
Laclius Sapicns) sah vor, daß sich ein auswärtiges Schiedsgericht mit der Angelegen- [-----------------------]NQI a1to,ncravtwv i:Kacrto; o Kooµ[o; apyupiw 'AntKÖJ mmrjpa; ixm6v ,]
heit befassen sollte. Der Konsul beauftragte Magnesia am Mäander mit dem Schieds- 20 [ö tc Kvcooto;] tot; 'IEpmru-rvim; Kai 6 '1Epalt1)TV[to; Kooµo; wcral!tw; 0./tOtEtcratrn tot;~\'(\)-
gericht; das Urteil fiel zugunsten der Itanicr aus. Offcnhar nach dem scnatus consul- mot~]

tum des Jahres 140 kam es zu einem Ahkommcn zwischen Hicrapytna und Itanos [apyup(w 'A]mKÖJ a,mrjpa; ixm6v. Ai OE,(K[a &x;rit mt; JtOAf:CTl
aµcpou'pm; K0lVat ßwAf:"ll-
aa-]
(Testimonium h Z. 25: 6µ6)..oyov EyEv{i0Ti.vgl. B Vll 6). [µr:vm; lyyp]&'l'm rj E~E(A)Ev,ö n µtv Ka t'~Ü..[wµEv µ~,E i:vopKov µ~,E i:v6tvov ~µcv, Ö n 8{ Ka
Datiemng l-yyp&'l/w-]
[µEv rvopKOVKai]i:v6tvov ~µEv. 'Avypa'l/at OE[,uv auv0~KaV t; a,&AO.; At0i,va; ~al crta~m
Das Vcrmittlungsahkommen läßt sich aufgrund der Nennung des römischen EKmcpou; tou;]
Konsuln C. Laelius Sapiens 1634 ins Jahr 140 datieren. tv ,wt iEpcp,Öl 'AnO) ..wvo[; tÖJ!iEA.lptviwwu; 81,'lr.panu-rviou; ,cxv µkv ·~~-
[µ€V Kv(J)(J(ou;]
pot Ev]
Nr. 50. Vertrag zwischen Hierapytna und Knosos, nach 145 (?). 25 [,Ölt lEpWt t<XVliUv tWl ti]wocm0{wt. [crtacrat [oi: KatÜAA.av crtaAO.v 1(0\VÜttou; 'IEpaJt\JTVl-
ou;]
Ilcschreibung: Fragment einer Tafel aus Kalkstein, an allen Seiten gebrochen; H 43 cm, Il 43,'i cm,
T 13 cm: Buchstabenhöhe I cm.
[Kat ,ou;Kvcooiou; -------] tv ,Ölt iEpÖJtil.Ai 8' 6 K[6aµo~ --------------- ---------------------------- l

1:==::=:~==-~==
Iluchstabcnformen: AS, B2, ti2, E4, H4, 04, K2, A2, M2, M4, N4, 22, 02, 03, m, P4, I5, Y3, Q6.

1629Sherk 1969, Nr. 14 = IC' lll.iv 10 Z. l'if.: t~V 8/: V~CTOV


t~V KaA.ouµ{vr1v Arl!Kl)V ~µnrpav 30
ot~crav EK1tpoy6vwv.
1630vgl. Pansch 1905, 6; Spyridakis 1970, 57.
163 1Dieses Argumcnl kom,:cn die Richter allerdings nicht em,1 nehmen. So viel ist klar, auch Lesungen von Halbherr. Die Länge der Zeilen läßt sich aus den Z. 19-25 cinigcnnaß~n schätzen.
Halbherr rechnete mit 80-84 Buchstaben pro Zeile. Die hier wiedcrgebene Trennung der Zeilen si:llt
wenn die entscheidende Stelle in JC lll,iv 9 Z. 130 schlecht erhalten ist: ,i; oi'iv Ö.vi'n 1tpocrlW;atto
riiv ii1to 'IEpa1tmviwv Kma LTI]Attwv [ ...... ! Katpov [--- tiii]v 1tpoyovtlCT)V,~v v~aov i-au,iiiv 1..q6v-
nur eine Möglichkeit unter vielen dar. 2 Nach dem N eine senkrechte Haste. 3 C'haniotis; Ende, =-I!
Guarducci; [lv?J Halbherr. S Anfang Halbherr. 5 Ende-10 Chaniotis; 8 Kvwao[voc] ~lalbh:rr; 9f. [oi
tc1)v.
1632Ausführlicher zum folgenden s. C'hmüotis 1988d, 26-28; zu den Argumenten der beiden Kon- µi:v Kv]WCltot... 0c[uoa[crta, ol OE '1Epa1tUTVtot [~ Kvcooov t; ta ---) Halbherr: 10 ?[~Ep'.1v] ~lass.
11 T am Anfang, Guarducci. 12 Anfang Halbherr. 12 Ende-13 Chamous; Kvwao[ t µEv EV tot; ---
trahenten vgl. l'asscrini 1937, 43f.
1633Chaniotis 1')88d, 26-28; vgl. Spyridakis 1970, 2'i, 'i3. 'i'i (gemeins:unes llciliglum. aber
unter der Verwaltung einer Stadt, wahrscheinlich der Praisier).
1634nroughton 1951, 479; 1952. 578: 1986, 116. 1635zurn Fundort: Guarducci 1942, 17.
CI 3. Nr. 50. Hierapytna-Knosos 313
312 CI 3. Nr. 50. Hierapytna-Knosos

'1€pa]7r\ltvLO\i;
Halbherr.14f.[1mpayy€A.AoV"tülV 6i:oi Kv]w[cn]ot Kooµotto"i,'1€pmtutvt0ts,cooµ(ot, hang mit der Isopolitie vorkommt. 1636Außerdem finden sich in Isopolitieverträgen
i:1ttto.vcxvciyvoxnvtu, cruv0ri,ca,]
Halbherr;14tos '1€pa7r\ltviov, Kooµ[o,]Guarducci.16Halbherr, häufig Bestimmungen über gegenseitige Einladungen zu Festen (B VI 3-4). Die er-
aber[fi µ11cxvayvo"i€vi'iµ111tapayydumv].17AnfangHalbherr;EndeChaniotis.18Halbherr.19-21 haltenden Bestimmungen gliedern sich wie folgt:
Chaniotis;19 Anfang[xp6v?]onBla,s;20 [o Kvwcrto,] ... [to"i,Kv(J)(Jtot,]
Halbherr;21 [--cxpyup(w
'A]tttKioHalbherr.21 Ende-22AnfangChaniotis;ai 61:ti ,c(a 66~111 m"i, 1t6A.rntv
cxµq,oti:pm, Gegenseitige Einladungen und Teilnahme an Festen (Z. 3-11, vgl. B VI 3-4): ~as
,co1vu1ßwA.rncraµi:vm, 6top0fucratfi i:m]ypaljlatHalbherr.22 Ende-23Halbherr;E~EA[wµ€v ... Partizip naptov'twv (Z. 3) zeigt, daß hier bereits die entsprechenden Klauseln em-
i:yypalj/Wµ€v]Bla,s;E~EA.[otµ€v...Eyypaljlatµ€V]Halbherr.23f.Chaniotis;[to.vcruv0T]KUV EscrtaA.a,
A.t0iva,tp€ls,ca\/ crtucrattO.Vµrv KV(J)(JtOs
i:µ7tOAft]
€Vtfutt€pii> tfu 'A1tEMWvo[,tfu~€A.<pt8iw,
tO.V setzen. Die erste erkennbare Bestimmung (Z. 5) betrifft die gegenseitige Einladung
6r 'l€pa1tutvio,EV... to.v 6r ÜMav KOtVat €Vton ~]w6nm8i:wtHalbherr.25f. Chaniotis;vgl. der Kosmoi zum Amtslokal beim Besuch der Partnerstadt. Die folgende Zeile ist un-
Guarducci1942.26 [[i:]vtfut i€piotilPerlman;vielleicht[['Hai~ i:]vtfut t€pio1Il; [[K]vwcr101Il verständlich. Der Superlativ 1tparn:noi; (npconcr'toi;)kann keine Amtsbezeichnung
Guarducci;.28 Chaniotis;[--,c]6crµo, fi äU[o, --] Halbherr.29 Wohlein PartizipunddannKat(ci]. sein (wie z.B. npdytcrwi;), da der bestimmte Artikel fehlt; wahrscheinlich haben wir
30Guarducci.
es mit einer Ehrerweisung zu tun. 1637Die nächste ausführliche Klausel regelt die
"{---] der anwesenden {Fremden? ---. Und wenn ein knosischer Kosmos nach} gegenseitige Teilnahme an Festen. Nach meinem Verständnis dieses Abschnittes wird
Hierapytna {kommt}, soll er zum [Amtslokal} kommen, {ebenso der Hierapytnier in zunächst eine allgemeine Einladung zu allen Festen und Opfern ausgesprochen (Z.
Knosos. ---] dem Hierapytnier zuerst{---. Und zu Festen] und Opfern soll der 7), darauf folgen detaillierte Bestimmungen in bezug auf konkrete Feste. Zu_jeweils
Knosier [nach Hierapytna kommen und der Hierapytnier nach Knosos ---; Und sie zwei Festen in Hierapytna (Theodaisia und Heraia?, vgl. B VI 4) bzw. m Kno-
sollen} Läufer von Hierapytna nach Knosos {zum Fest NN schicken, ebenso sollen} sosl638 werden 6poµEti; entsandt. Mit diesem Wort (eigentlich 'Läufer') meint man
die Knosier (Läufer) nach Hierapytna (schicken) zu den Festen Theodaisia { und in Kreta die 'Volljährigen", die Bürger (s.o. Anm. 786). Hier trägt es m.E. aber
Heraia? ]. Und die jeweils amtierenden Kosmoi sollen {fünfzehn? J Tage früher [ge- seine wörtliche Bedeutung; geschickt wird nicht etwa eine Delegation von Bür-
genseitig einladen? ---}. Und man soll den Vertrag verlesen, und zwar in Knosos gern,1639 sondern von Läufern, die an Laufwettkämpfen_ teilnehmen solle_n.Diese
{beim Fest NN, in Anwesenheit einer hierapytnischen Gesandtschaft,} die Hierapyt- Deutung geht aus der Parallelstelle im Vertrag zwischen Hierapytna und Pra1sos (5 B
nier aber beim Fest Hyperboia {in Anwesenheit einer knosischen Gesandtschaft. 68-78) hervor, wonach beide Städte gemeinsam musische und Sportveranstaltungen
Und} die knosischen Kosmoi sollen die hierapytnischen Kosmoi {--- innerhalb von organisieren sollten. Die Kosmoi sollen entsprechende Einladungen zu den Festen
zwei Monaten, von dem Tag an}, an dem sie (ihr Amt) antreten; ebenso {(sollen) die aussprechen, wahrscheinlich jeweils fünfzehn Tage vor dem Fest (vgl. 14 Z. lüf.).
hierapytnischen Kosmoi die knosischen Kosmoi ---} den Rat. Und wenn {die Bei Versäumnissen waren hohe Geldstrafen vorgesehen (Z. 17-21).
Kosmoi] der jeweiligen Stadt [die Jungmanmchaften} nicht vereidigen oder zum Ver-
lesen des Vertrags {nicht einladen} oder zu den Festen{---] der 'Untersucher' oder Verlesen des Vertrags (Z. 12f.; vgl. B VI 2).
nicht kommen [---}, soll jeder Kosmos [hundert attische Silberstatere zahlen, und Unklare Bestimmung, vielleicht für Rechtshilfe (Z. 14-16): Es ist zweifelhaft, ob die
zwar der Knosier Jan die Hierapytnier; und [ ebenso soll J der hierapytnische Kosmos Klausel über eine von den Kosmoi innerhalb von zwei Monaten nach ihrem Am~-
[an die Knosier} hundert attische Si!berstatere [zahlen]. Und wenn [beide Städte nach antritt 1640durchzuführende Handlung mit dem Verlesen des Vertrags, konkret mit
gemeinsamen Beratungen beschließen, etwas} hinzuzuschreiben oder zu streichen, der Einladung zu diesem Ereignis, im Zusammenhang steht. Derarti~e Einladun~en
soll das, was wir streichen, [weder von Eid geschützt noch heilig sein; was wir aber pflegte man 10-15 Tage vorher auszusprechen (vgl. o. ~- 10) un~ m~ht zu Begm~
hinzuschreiben, soll von Eid geschützt} und heilig sein. Und man soll {den Vertrag des Amtsjahres. Eine Handlung, die die Kosmoi regelmäßig zu Begm~ ihrer A~tsze1t
auf steinernen Stelen] aufzeichnen {und aufstellen, und zwar die Knosier] im Heilig- unternahmen, war die Bestimmung von Bürgen für die Pr~zesse zwischen Bur~ern
tum des Apollon {Delphinios, die Hierapytnier aber in Oleros im Heiligtum? und im} der Vertragspartner (28 Z. 68f.: F:'('(Uoi;rn0t<T'tClV'tWV
aq>' ai;_l((l aµepai; E]tl(j't(l~'tl
Dodekatheon. RASUR: /j_Undeine weitere Stele sollen die Hierapytnier und die Kno- lnl. 'to apXEtov lv 6tµrivrot ). Im Hinblick auf diese Parallele 1st es denkbar, daß_~1er
sier gemeinsam in NN (in Helaia?JJ im Heiligtum [aufstellen]j/. Und wenn der eine Bestimmung zur Leistung von Rechtshilfe vorliegt (s.u. zu Z. 18). U~verstand-
Kosmos [---] von den göttlichen oder den [menschlichen Dingen ---] ein Kosmos lich bleibt auch die Erwähnung des Rates (ßwAa) in Z. 16. In den kretischen I~-
oder ljeder der will ( ?) ---}." schriften erscheint der Rat in der Hauptsache in einer Funktio?: ~r ,bestraf: d!e
Kosmoi für ihre Versäumnisse. 1641Man wäre geneigt, hier [ai öE µ11,EµßaA.EtVEi;
Das relativ kleine Fragment stammt aus dem Schlußteil eines umfangreichen Ver-
trags zwischen Hierapytna und Knosos. Wahrscheinlich handelt es sich um einen
Bündnisvertrag, denn Bestimmungen über die Vereidigung der Jungmannschaften 1636BIV J. DieserVertragwirdvonGawantka1975nichtberücksichtigt.. .. . .
(vgl. Z. 16) finden sich unter den kretischen Staatsverträgen in der Regel in Bündnis- 1637Ha1bherr1890,614dachtean dasEhrenrecht
derProhedrie.ZurProhedriefurGästem denkre-
abkommen (B /l 2.1). Ferner ist es denkbar, daß Hierapytna und Knosos durch Iso- tischenSyssitienvgl. B VI 4. _
16381
0 Knososkennt man die FesteHyakinthia (SV II 148 A 17).Aus Monatsn~en (Zusam
politie verbunden werden. Darauf weist der Ausdruck 0ivwv ~ a[v0pwnivwv] - hier menstellungin Guarducci1935,55) kannmannochdie Existenzder FesteVelchama,Heraiau nd
in einem unklaren Kontext (Z. 27) - hin, der in Kreta ausschließlich im Zusammen- Karneiaerschließen.
1639s0 Guarducci1935,70; Willetts1955,12.
1640zurBedeutungvonE1ttcrt11µ1s.u.Anm.1893. . en
164tsv II 148B 20-22;IC J,ix 1 z. 97-114;vgl. SV III 482 Z. 30f.:Der Rat bildetzusamm
314 Cl 3. Nr. 50. Hierapytna-Knosos Cl 3. Nr. 53. Lyttos-O/us 315

1Ja[v ß]wA.6.v zu ergänzen, nach dem Muster einer drerischen Inschrift: 1642ai' m µii Datierung
i':~op1d~ovn ... i':µßat.etv Ei<;1av ßwt.av. Dies stößt jedoch auf das Prohlcm, daß Die Buchstabenformen weisen in das 2. Jh. 1646 Da die Inschrift im Heiligtum des
gleich anschließend wieder von der Bestrafung der Kosmoi für Versäumnisse die Zeus Diktaios aufgestellt war, stammt sie möglicherweise aus der Zeit nach der
Rede ist Eroberung von Praisos durch die Hierapytnier (ca. 145), als sich deren Gebiet bis
Strafen für Versäumnisse der Kosmoi (Z. 16-21): Versäumnisse der Kosmoi in be- zum Heiligtum des Zeus Diktaios ausdehnte_1647 Aus der Rede der hierapytnischen
zug auf Pflichten, die im vorangehenden Abschnitt behandelt wurden, werden ein- Gesandten vor dem römischen Senat geht hervor, daß es im 2. Jh. zu einem Konflikt
heitlich mit einer Geldstrafe in Höhe von 100 attischen Silberstateren pro Person zwischen Knosos und Itanos kam (112, 57 Testimonium a Z. 6f. und S. 337). Die-
bestraft. Da das Strafgeld jeweils der anderen Stadt zu entrichten ist, handelt es sich ser Konflikt hängt möglicherweise mit dem Bündnis zwischen Knosos und Hiera-
um Versäumnisse gegenüber dem Vertragspartner, wie die Vereidigung der Jung- pytna zusammen.
mannschaften (Z. 16), die Einladung des Vertragspartners zum jährlichen Verlesen
des Vertrags (Z. 17) bzw. zu Festen (Z. 17), vielleicht auch die Teilnahme an den Nr. 51-52. Bündnisverträge zwischen Gortyn und Olus bzw. Knosos
Festen des Vertragspartners (vgl. Z. 18: 11µ11napyrvwvmt). Problematisch ist die und Lato, spätes 2. Jh. (ca. 145/121).
Erwähnung der i':prnrni (Z. 18). Dieses Kollegium der 'Untersucher' griff bei Testimonium: 54-56 Testimoniumb (Antwort der römischen Gesandten auf das Urteil der Knosier
Rechtsverstößen im zwischenstaatlichen Verkehr ein (B V 3). Die Aufgabe der im Streit zwischen Olus und Lato, 113).
i':prn-cai und die entsprechende Pflicht der Kosmoi waren im verlorengegangenen 68 ·········oµ6myov iiv EKo.tEpot~touto to Kp(µo.l(CJ.t(Xtoµ JtOMµovYEYEVT\-
Teil des Vertrags enthalten, der sich auch mit rechtlichen Problemen auseinander- µi:vov, einKo.tpii.it
A6.ttot KV(J)(Jtrov,
'OA.6vttotfopn,v(rnv a{;µµazo1 iicrav.
setzte (vgl. o. zu. Z. 14-16).
"Dieses Urteil war während des Krieges zwischen ihnen vereinbart worden, als die
Abänderungsklausel (Z. 21-23; vgl. B II 4). Latier Verbündete der Knosier und die Oluntier Verbündete der Gortynier waren".
Aufzeichnung des Vertrags (Z. 23-27, vgl. B II 3): Der Vertrag wird in Knosos im In ihrem Brief an Lato und Olus (113) bezogen sich die römischen Gesandten auf
Delphinion, in Hierapytna im Dodekatheon aufgezeichnet, m.E. auch im Heiligtum den Krieg zwischen den beiden Städten, in dem Lato mit Knosos und Olus mit Gor-
der Athena Oleria in Oleros. Da diese Inschrift in der Nähe des Heiligtums des Zeus tyn verbündet waren. Diese Verträge waren sicher vor 121 zustandegekommen, also
Diktaios gefunden wurde, kann man mit M. Guarducci vermuten, daß in den später vor Ausbruch des großen Krieges zwischen Knosos, Lato und Itanos auf der einen,
eradierten Zeilen (Z. 25f.) die Aufstellung einer Inschrift an diesem Kultort, ge- Gortyn, Olus und Hierapytna auf der anderen Seite. Terminus post quem ist der all-
meinsam durch Hierapytnier und Knosier, angeordnet wurde. 1643
gemeine Krieg des Jahres 145.
Sonstige Verletzungen des Vertrags? (Z. 27f.): Die letzten Bestimmungen sind sehr
schlecht erhalten. Es handelt sich wohl um Strafmaßnahmen gegen alle, die diesen Nr. 53. Bündnisvertrag zwischen Lyttos und Olus, spätes 2. Jh. (vor
Vertrag zuwiderhandeln sollten: 1644 l) Mit der Konjunktion a.i werden in der Regel 121).
Bestimmungen über Strafen für vertragswidrige Handlungen eingeleitet. 2) Das Paar
Beschreibung:Fragment aus graublauem Kalkstein mit Inschriften auf der einen breiten Hauptseite
0iva.-av0pcontva. hringt in der Regel sämtliche Rechte zum Ausdruck, die einem (A) sowie der linken Seite (B); auf allen Seitenbis auf den linken Rand der Seite A (rechter Rand der
Bürger hzw. Isopoliten zustehen. 1645 Es kann also hier von entsprechenden Ver- Seite B) abgebrochen;die Oberflächeder Seite Bist sehr verwittert: H 12,7 cm, B 19,8 cm (A) und
einbarungen die Rede sein (etwa: "wenn irgendetwas von diesen verletzt wird, ... "). 6,6 cm (B); Buchstabenhöhe1-1,3 cm (A) bzw. 0,7-1 cm (B).
Buchstabenformen:A5,äl, E4, H4, 95, M2, M6, N3, 01, m, P2, 1:5,Y2, n5.
3) Die Opposition Amtsträger-Privatperson (Kocrµo<;-ÜAAo<;)kann im Zusammen- Fundort: In der Nähe einer frühchristlichen Basilika in Olus (1937); jetzt in der Archäologischen
hang mit vertragswidrigen Handlungen (vgl. 28 Z. 47-53) bzw. mit der Popular- Sammlung von NeaJX)lis(ohne Inv.-Nr.). . .
klage im Falle von vertragswidrigen Handlungen stehen (z.B. ÜAA[o<; 6 ßwA.6µ1::- Ed.: Van Effenterre - Bougrat, 1969, 32f. Anm. 36 (Photo) [Bull. epigr. 1970, 464]; Chamous
vo<;]. sc. ötKa.sfo0w, vgl. B VII 4). 1991a, 252-258 Nr. 3, Abb. 3-4, Taf. 4 (Photo) [SEG XLI 770; vgl. Bull. epigr. 1992, 365].
Autopsie.

mit den Kosmenein Gericht.


1642JC 1,ix I Z. 97-104.
1643Guarducci 1942, 17. Für meine Ergänzung der Z. 25f. (in+ Ortsname+ r.v twt tEpwt,ohne
Nennung einer Gottheit) vgl. 26 Z. 11. Das Gebiet in der Nähe des Zeus-Heiligtums bei Palai- 1646ygl. Guarducci 1935, 69; anders Halbherr 1890, 617; Perlman 1994, 125 (3.12.Jh.).
ka\lro hieß wahrscheinlichJleleia: s. IC Ill.iv 9 Z. 78. 1647ygl. van Effenterre 1948, 158 (145/138); der terminus antc quem van_Effe~terres(138, d.h.
1644Vgl.llalbherr 1890, 616. vor dem Urteil eines Schiedsgerichtesin Magnesia am Mäander im Grenzstreit zw1sche~I~os und
IM 51n der Wendung µnrxnv 8ivwv Kat av8prn1tivwv1tavmv; dazu s. B IV 1. Vgl. 60 C lOf.:
Hirapytna: 49) trifft nicht zu; denn Hierapyma kontrollierte das Heiligtum des Zeus Dikta.losauch
.. [u Jm:p
[ßoa8f\<Jt(J)?]. tE 8ivwvK[at av8prn1tivwv JtUVtwVI]. nach dieser Vermittlung:s. 57.
316 CI 3. Nr. 53. Lyttos-O/us CI 3. Nr. 53. Lyttos-O/us 317

A B davon, daß am Ende der Z. 1 kein I, sondern ein runder Buchstabe stand und daher
['Aya.8föruxm. 'Evµl:vtat iivffiMit-] [------------.--. --.-----_----.---l~.M.[.] nicht das Ethnikon der Milesier ergänzt werden kann, weisen die Wortreste der Zeilen
[t(l)trnttiov-------(!)V
1cocrµtoVt(l)V tWV] m ocKa.n~ t(l)V]
[----------- Eva.vt[tffiV] 2-6 in eine ganz andere Richtung, nämlich auf einen Bündnisvertrag: In den Buch-
[cruv---]&tt tioZw[---------------, fV fü:] [rnttav ltOA.tV tiov-----~ t]av xwp[a.v]
tat rnt8~Aa0'0'~; Aut[tffilElt\tiov] [crtpa.tru17tat--------------
~ E]1t'
Ollpr]t[a.] staben ITOYPHIkann kaum etwas anderes stecken als das Wort oupfita (q>pou-
5 !;upuÄcovtiovO'UV X[-: _________tio'Y-] 5 [---------------------------------]ENOIOO:O pta).1650 Es ist wohl [E]1t'oupfi1[a] zu ergänzen, abhängig vom Satz Kat Et 'ttc; Ka
1tEp(j)CXVEO~,
VfV o[E BoAoEVtl rntl [-------------------------
Ka.taO]Uva.µtV tlll bzw. cnpmEu11m1. Wir haben es mit der Beistandsformel für den Fall eines An-
tiovt;uµcxvffiv1Ca'cr[µt6vtffivtiov] [-----------------------------] µE:VtC>s griffs auf das Land, die Stadt und die Grenzfestungen des Verbündeten zu tun (s. B
O'UV 'A~~A.OOOlPffit? tio-----------l [--------------------------------------]AMI III I c). Die Wortreste im Fragment B fügen sich gut in diese Deutung ein: etwa [Et
[----------------------------------- ]..[.] 'ttc; Ka Ertl'tClV7t0AlV11]'tClVxcopav [tlll bzw. <J'tpa'tEU11'tal'tClVBoAOEV'tl(J)V
bzw.
A LesungenundErgänzungen im wesentlichen nachvanEffenterre- Bougrat.3 [--]m tio Zffi[---l van 'tav Auniwv 11E]1t'oupfi1[a e.g.11 E7ttAlµEvac;usw.]. Ferner gehört das Wort ou-
Effenterre- Bougrat;am Anfangist nocheineschräge,nachlinksgerichteteHastesichtbar,alsoein vaµtv in Z. 6 sicher zur Formel ßo110E1vKa'ta ouvaµtv.1 651 Wenn in Z. 2 eine
t; oderA. VomZ sindjetzt nur die beidenwaagerechten Hastensichtbar,vomn die linke Schräg-
haste.7 vanEffenterre- BougratsahennochRestedesM am Ende. 8 vanEffenterre- Bougratlasen Form von Evav'tioc; bzw_ u1tEvav'tioc; zu lesen ist, gibt es zwei Deutungsmöglich-
'A1t01..[A.o
]oco{Pffit]. keiten: 1) Es ist von der Verpflichtung die Rede, keinen Vertrag abzuschließen, des-
B Lesungenim wesentlichen nachvanEffenterre- Bougrat.Die Zeilenlängeist nichtbekannt.1 [--- sen Bestimmungen den Vereinbarungen dieses Vertrags zuwiderlaufen, wie etwa im
E1tEt?]oiiMt[Mcrtot?]vanEffenterre- Bougrat;nachdem M wahrscheinlich ein 0; vielleicht[EK-
t17crtv]
017µo[crim?]. 2-4 Chaniotisex.gr.2 iva.vt„ vanEffanterre- Bougrat;möglichauch [{m]Ev- Vertrag zwischen Eleutherna und Antigonos Doson (ca. 227/24): µ~ E~E1vm fü:
a.vt--.3 [t]c'xvxwp[a.v]van Effanterre- Bougrat.5 iv oYot~o- van Effenterre- Bougrat;vielleicht htpav crnµ[µaxiav 1to1E1cr8mtvav'tiav ... µ110Eßacr1Afo 'Av]'tiyovov ... tvav'tiav
[B01..]oEv(t)iot~odereineDiplographie: [--]rvot{ot);.6 Chaniotis.8 ioa.µ16[pytovo'toE]oderioa.µt- cruµµa[xiav 1to1E1cr0m ...]; 1652oder 2) das Wort tvav'tioc; wird im Sinne von 1toAE-
6[pyEE] vanEffenterre- Bougrat.9 [---]ET[---]vanEffentcrre- Bougrat.Sichtbarsindjetzt nur zwei µ10~ (Feind) verwendet, 1653 und ist mit der Beistandsklausel in Verbindung zu brin-
waagrechte Hasten.
gen_ Alles in allem verrät dieser Abschnitt den Charakter des Textes: Es ist ein
A Bündnisvertrag mit der Verpflichtung zur gegenseitigen Hilfeleistung im Falle eines
"{Auf gutes Glück. Als in der oberen Stadt Lyttos die Phyle NN die Kosmoi stell- Angriffs. Die Fragmente A und B gehören also wahrscheinlich zusammen. Über das,
te, die zusammen mit---Jdas, Sohn des M{--- amtierten, und als in] Lyttos am Meer was diesem Abschnitt vorangegangen war, läßt sich nur spekulieren. Steckt etwa in
die Diphyloi die Kosmoi stellten, die zusammen mit NN, Sohn des Hyperphanes, Z. 1 das Wort 011µ6cr10c; als Koine-Form in einem späten Dialekttext? Im Bündnis-
amtierten, und als in [Olus] die Dymanen die Kosmoi stellten, die zusammen mit vertrag zwischen Eleutherna und Lato (43 Z. 37) kommt das Wort im Zusammen-
Apollodoros (?), [Sohn des NN amtierten---}". hang mit der Verleihung der Enktesis vor (EY1C'tl1crtV 011µ0[crim Kat ioim ?]).

B Datierung

"[---. Und wenn einer der] Feinde[? gegen] das Land [der NN zieht, oder] gegen
Die Schrift verweist auf das letzte Viertel des 2. Jh. 1654H. van Effenterre und M.
die Festungen, [--, werden wir helfen?}, nach bester Möglichkeit[---]".
Bougrat vermuteten, daß der Text A den Bündnisvertrag zwischen Lyttos und Olus
(60) aus dem Jahr 111/10 ergänzte.1 655 Ähnlich ist der ungefähr zur gleichen Zeit
Es ist nicht sicher, ob die Texte auf den zwei Seiten des Steins zum selben Vertrag abgeschlossene Vertrag zwischen Lato und Olus durch einen supplementären Vertrag
gehören. H. van Effenterre und M. Bougrat hielten, ohne die Frage näher zu disku- ergänzt worden (61). Diese Vermutung wird durch die Feststellung widerlegt, daß
tieren, die beiden Texte für zwei verschiedene Dokumente. 1648Eine Entscheidung das Fragment B nicht die Grenzziehung der Zeit um 110 betrifft, sondern aus einem
kann allein aus dem Inhalt des Textes erfolgen. Der Text Aist der Beginn eines Ver- Bündnisvertrag stammt. So muß man annehmen, daß dieser Bündnisvertrag zwi-
trags zwischen Olus und Lyttos, das etwa seit der Mitte des 2. Jh. aus zwei Teilge- schen Lyttos und Olus aus der Zeit vor dem Frieden von 111/10 stammt, aus der Zeit
meinden, Lyttos (ävw 1t6A1c;)und Chersonesos (1t6A1c;&. E7tt 0aAacrnm, s. 73) entweder des Krieges von 145 oder der heftigen Kriege zwischen den ostkretischen
bestand. Ein weiterer Bündnis- und Isopolitievertrag zwischen Lyttos und Olus wur-
de 111/10 abgeschlossen (60). Auch das Fragment B gehört zu einem Bündnisver-
trag. Van Effenterre und Bougrat neigten dazu, in diesem Text eine Urkunde von
1650Vgl.IC I,ix 1 Z. 52: oupE'ia..Zur Orthographie
(-Eto~=-17to~)
s. Bile 1988a,165f.
Olus zu sehen, die die Tätigkeit milesischer Horothetai betrifft; 1649aus einer anderen 1651B III J c. Vgl. z.B. SV III 585Z. 7f. (Axos-Aitoler,
spätes3. Jh.).
Inschrift derselben Zeit weiß man nämlich, daß eine Kommission aus Milet die 1652sv III 501 z. 2-7. Vgl.die Formelµ17ol:vUltEVO.Vt(ov/ EVO.Vtiov
tft cruv8T]KT1
/ cruµµa.xic;,:
Grenze zwischen Lato und Olus gezogen hat (54-56 Testimonium c). In Z. 8 hätten SV III 403 A 15f.;446 z. 148f.;481 z. 33; 502z. 10-16;Syll3 633 z. 35.
1tOtE'iv/1tpcxcrcrnv:
dann, in der Datierungsformel, die Damiurgen von Olus gestanden. Doch abgesehen l653Vgl.z.B. Herod.7,225,1;Thuc.4,64,1, Sy!J3409 Z. 3; 569Z. 14; 570 Z. 3; SV III 481 Z.
40. Vgl.u1tEva.vtio~ in diesemSinn:IG XII 2, 510 Z. 3; Sy!J3454 Z. 17f.;700 Z. 17; SV III 481
Z. 28, 61.
164BvanEffenterre- Bougrat1969,32f. Anm.36. AusführlicheDiskussion:Chaniotis1991a, 1654Vgl.Chaniotis1991a,254 mit Anm.61. .
253f. 1655vanEffenterre- Bougrat1969,33 Anm.36; vgl. Kontorini1983,40f. mit Anm. 132.Die
1649van Effenterre- Bougrat1969,33 Anm.36. Beamtenim TextA warenbisherunbekannt.Zu denNamenApollodorosundHyperphanes s. LGPN
I, s.v.(ohnedenHyperphanes dieserInschrift).
318 CI 3. Nr. 54. Lato-0/us C I 3. Nr. 54. Lato-O/us 319

Städten (121-114, s. All 7). Die Haltung von Lyttos in diesen Kriegen ist nicht hL'.- [ 'OA6v-r]ttv ,iiit u,pqi -rioZ17vo;,iii [TaU.]aiw, vac. tv & [li]ci[AfOt]
kannt; jedoch spricht einiges dafür, daß dieser Erbfeind der Knosier das Lager der 20 [l:v ,iot \.cxpwt-rio'An:oMLtJ]vo;·vac. oo[vtwv] & Acinot[Kat 'OA6v-]
Gortynier, also Olus und Hierapytna, unterstützte. Bereits im frühen 2. Jh. war Lyt- [not ,O\l,W,iii EYYPD<PW t:Ka]-rEpo[t xi'-pa]-rai-riii[vKv(l)(J[wvn:61-.1]
tos mit Gortyn verhündet (25); bei dem häufigen reversement des alliances im hel- [Kat CX\l"tOOUU"tüt;. U7t€p8/:] to[u8E tW mpo],pw i:[; ilaAOVa11oot17-]
lenistischen Kreta kann die Freundschaft zwischen Gortyn und Lyttos zu Beginn des [A.civ-rwv K"tA..]
2. Jh. jedoch nichts über die Außenpolitik von Lyttos am Ende dcssl'lhrn Jahr- Lesungen und Ergänzungen von Durrbach - Jarde. 3 'Hp0oa Chaniotis (vgl. 55 Z. 7); -rio'Hpw(1)oa
hunderts aussagen. 1656 Die Vermutung, daß Lyttos das Lager von Gurtyn-Olus- Guarllucci; ,w(t) 'Hpwfo Dürnbach - Jarde. 4 'A[ypw]viw oder 'A[ypa]viw Maiuri. 7 aµE#av; &pm
Schwyzer; aµn~iav aapm Durrbach - Jarlle; aµEt~iav (a} &pm Wilhelm. 16 Kat [Kpt8]i\vm
Hierapytna gegen das Bündnis von Knosos-Lato-Itanos unterstützte, wird aher durch Chaniotis (bereits von Durrbach - Jarde eIWogen).
eine Stelle im Vertrag zwischen Hierapytna und Lato gestützt (59 Z. 68, 111/10), in
"Auf gutes Glück. Als in Knosos die Phyle der Aithaleis die Kosmoi stellte, die
der von einem bestehenden Bündnis zwischen Lyttos und Hierapytna die Rede ist.
zusammen mit Kydas, Sohn des Kydas, amtierten, im Monat Belchanios, und als in
Auf ein Bündnis zwischen Olus und Lyttos vor 111/ 10 weist schließlich auch der
wto die Kosnwi zusammen mit Diokles, Sohn des Hero(i)das, amtierten, im Monat
Vertrag zwischen Lato und Olus hin, der nicht nur in Lato und Olus auf!!ezeichnct
Bakinthios, und als in Olus die Kosmoi zusammen mit Telemachos, Sohn des Gno-
wurde, sondern ebenso in Knosos und Lyttos (61 Kopie A Z. 47-50); da Knusos
mis, amtierten, im Monat Agrianios, nachdem die Stadt der Knosier eine Gesandt-
gewiß mit Lato verbündet war, liegt es nahe, in Lyttus den Verhündeten der Oluntier
schaft zur Stadt der wtier und zur Stadt der Oluntier geschickt und sie aufgefordert
zu sehen. Vorliegende Inschrift könnte dann ein Fragment dieses Bündnisvertrags
zwischen Lyttos und Olus sein. Der Ve11rag stammt in etwa aus dcn,elhen Zeit wie hatte, die untereinander entstandene Auseinandersetzung und den Abbruch der Be-
die Verträge zwischen Knosos und Lato bzw. Gurtyn und Olus (51-52). ziehungen zu beseitigen und ihnen den Auftrag der Schlichtung für die zwischen den
Städten umstrittenen Sachen zu geben, beschlossen die wtier und die Oluntier, der
Nr. 54-56. Verträge zwischen Lato und Olus über eine Vermittlung der Aufforderung der Knosier zu folgen. Und sie haben ihnen den Auftrag zur Schlich-
Knosier, ca. 118/115 (vgl. S. 327-332, Testimonien a-f) tung gegeben, uneingeschränkt für alle Angelegenheiten. Und die Stadt der Knosier,
und zwar die unter Kydas amtierenden Kosnwi, sollen innerhalb von zehn Monaten
Nr. 54. Vertrag zwischen Lato und Olus über eine Vermittlung der
das Urteil fällen, das ihrer Meinung nach gerecht ist. Und das Urteil, das die Knosier
Knosier, Oktober/November 118.
fällen und aufzeichnen werden, soll fest und gültig auf alle Zeit sein, und keine Klage
Ilcschreibung: Zwei zusammengehörende fragmcntc des Oocrtcils einer Marmorstele mit (iichcl: soll unter irgendeinem Vorwand weiterhin untereinander bestehen. Und das Verein-
unten abgebrochen; H 37 cm, B 46 cm. T 10 cm; ßuchstahcnhiihe 0,6 cm. barte und das [Urteil] sollen aufgezeichnet werden, und zwar in Knosos im Heilig-
Fundort Heiligtum des Apollon auf Dclos.
EJ.:_Durrbach - Jarllc 1905, 204f. Nr. 67 [Fränkel 1915. 10341.Nr. 5; Schwy1.er 1'!23. Nr. l'J51: IC tum des Apollon Delphinios und im Heiligtum des Ares in Dera auf einer Stele, in
l,xv1 3; I.Delos 1514. Vgl. Wilhelm 1905, 577 (lu Z. 7); M:LiuriI<JIOh.118 (1u z 4) wto im Heiligtum der Eileithyia, in Olus im Heiligtum des Zeus Tallaios und in De-
'Aya8&.t-ruxm. 'Ent ,iiiv Ai8aAiwv KOCTµtoVt(l)') Kvü)(JO[ µi:v ,iiiv los [im Heiligtum des Apollon]. Und die uitier [und die Oluntier] sollen einander und
CTUV Kufovn ,iii Kufovw; µ17vo;'D.xaviw, Amot 8/: Elll,iiiv [der Stadt der Knosier eine Kopie dieser Urkunde] geben; und [über diese Urkunde
CTUV litoKA.Et ,iii 'Hp0fo µ17vo;BaKtv8iw,i:v 8/: 'OA6v,t ,iiiv CTUV T17- sollen sie eine Gesandtschaft nach Delos schicken usw.]".
N:µcixep,iii fvwµto; µ17vo[;]'A[ypw]viw, npEtyruacivrnv Kvcooirnv
5 ,ii; llOA.\QS [ltl "tE,av ,iiiv Amiwv 710A.\V Kat [llt ,av ,iiiv 'OAOv,(- Die delische Kopie des ersten Abkommens zwischen Lato und Olus über eine Ver-
(l)VKat napaKUAfCTCXVt(l)V ,aµ µi:v i:vrnmKUtav nopr' alJJJ.A.ov; mittlung der Knosier gliedert sich wie folgt:
ötmpopav Kat aµn~iav; ö.pm, 71Ept8i: ,iiiv aµ(jltA.1.qoµfV(JJV Segensformel (Z. 1; vgl. B II 5.2).
ltOA.l7tüptt llOA.IV öoµEv au-rot; ,av Emtponciv.vacat
i'8o~EAmioi; Kat 'OAOv,io:; foaKoA.ou8~am w8w; napaKa- Datierung (Z. 1-4; vgl. B II 5.3): Nur für Knosos wird auch die Phyle genannt, die
10 A.tOVtlKvwcHO\Kat EÖWKUV [t]av fllttponav llCXVW 71Ept im entsprechenden Jahr das Kosmenkollegium stellte. 1657 Von den drei Protokosmoi
nciv,wv · Kptv6vmv 8' a ltOA.t;,iiiv KV(l)(Ji(l)V o't KUEllt Kufov- ist nur Diokks, Sohn des Heroidas, anderweitig bekannt (55).
w; Koaµ(wvn rv 8rKaµ~v[wt] ä Ka auwi; &,,.ijötKata ~µEv·
ta 8/: Kpt8rvm Kat avaypa(jlr[vm] \Jllü ,iiiv Kvu)(Ji(l)V ßrßm[al Begründung (Z. 4-8): Die Initiative für diese Vermittlung ging von Knosos aus; da
Kat Kllpta ~µEv /,; tOVänavm [xpo]vovKat µ17KEt\ unol~i- die Kontakte zwischen den kämpfenden Städten abgebrochen waren (Z. 7: aµn~i-
15 71ECT8m <1\Jtot,E"'(KA.17µ<1 µ178rµ[1tap]rupECTEl µ178r.µto.t · KC1t Ct.V- avi;), konnte eine Lösung des Konflikts nur von einer dritten Seite kommen. Es
ypa(jl~t(l)ta ru80K71µEvaKat [Kpt8]i'-vmKvcoootµrv i.:.vt[Gn] üherrascht nicht, daß der Vermittler mit der einen Konfliktpartei verbündet war; in
iapiiit ,iii 'AnoMli>VoS ,iii iiEA.lpt[
ötw] Kat i:v ,iiit iapqi ,iii "Apro;
ähnlicher Weise vermittelte um 168 Ptolemaios VI. (oder VIII.?), Verbündeter der
f,iiit] Mpc,t[V a,ciAm, Amot 8i: i:v [tül\ 1 iapfot ,o.; 'EN:UOuia;, r[ v 8rj
Gortynier, zwischen Gortyn und Knosos (43). Der Vermittler war damals mit der

1656 Noch vor ocr Mille des Jahrhunderts schickten die Kno,ier und Jie Lvtlicr Schied,richtcr n;ich
1657zur Phyle der Aithaleis s. Jones 1987, 221, 223, 225, 226. Guarducci 1935, 115 schloß
Malla (IC I,xix 3 A); Ja Knosc1s und Lyttos in Jemsclhcn Dekret rnn Malla,ncheneinarnlcr :II, Retter
nicht aus, daß die Angabe "als die Phyle der Aithaleis die Kosmoi stellte" sich auf alle drei Städte be-
ocr Stadt gcch11werden, dürften sie um diese Zeit nicht verfeindet gewesen sein.
zieht; s. aber Durrbach - Jarlle 1905, 206; Chaniotis 1992, 313f.
320 Cl 3. Nr. 54. Lato-O/us Cl 3. Nr. 55. Lato-O/us 321

siegreichen Konfliktpartei verbündet, und dies kann man auch für den Konflikt zwi- Nr. 55. Vertrag zwischen Lato und Olus über eine erneute Vermittlung
schen Lato und Olus vermuten: Die Knosier waren als Sieger aus dem Krieg gegen der Knosier, Februar/März 116.
Gortyn (120) hervorgegangen, und die mit den Gortyniem verbündeten Oluntier be-
fanden sich in einer schwachen Position (A II 7). Sie sahen sich deshalb zu einer Lö- Al Kopie von Delos.

sung des Konflikt5 durch Schiedsrichter gezwungen; ihre Schwäche geht auch daraus Beschreibung: Marmorstele; H 83 cm, B 43 cm, T 13 cm, Buchstabenhöhe 0,5-0,6 cm. Die Stele
hervor, daß gerade die Verbündeten ihrer Gegner die Rolle der Schiedsrichter über- enthält zwei vom selben Steinmetzen aufgezeichnete Texte (55 und 56).
Fundort: Apollonheiligtum von Delos (1877/78).
nahmen. Es überrascht nicht, daß das Urteil zugunsten der Latier ausfiel. Der Gegen- Ed.: Homolle 1879, 292-294, Taf. VI bis [Cauer 1883, Nr. 120; Berard 1894, 72-74 Nr. XLV;
stand der Auseinandersetzung (Ota<popa, 'tCXaµq>tAAEyoµEva)geht aus dem Urteil Michel 1900, Nr. 28; SGDI 5149; SylP 712; Durrbach 1921/23, Nr. 111]; IC I,xvi 4 A 1-42; I.De-
der Knosier hervor: Es ging um den Besitz des Heiligtums in Dera, des umliegenden los 1513 (P. Roussel - M. Launey). Vgl. Blass 1881, 612 (zu Z. 19); Maiuri 1910b, 125 (zu Z. 21);
Gebietes und der Insel Pyrrha sowie um Strandgut (S. 327f. Testimonium a). van Effenterre 1942, 36f. (zu Z. 18f., 22). 1661

Beschlußformel (Z. 9; vgl. B II 1). 'Aya0fö wxm. n pnyruaav't(J)VKV(J)(J\(J)V 'tU~7t0Al0~E1tt'tU~7t0-


A!'l~'t<lV'tE'tülVAa.iwv Kat 'tü)V'OAOV't\(J)V Kat 1tapKaA!'aav-
Bedingungen der knosischen Vermittlung (Z. 9-15, vgl. B VII 6): Die Konflikt- 't(J)VooµEvU\J'tOt~E~aPXiötov'tUVbmpo1tav 7tEptJiv
parteien akzeptierten den knosischen Vorschlag für die Vermittlung. Als Schieds- mt 1tpo,&.tÖO~EAa.iot~ Kat 'OAOv,{01~ Kotvfö ßwAEUaa-
richter fungierten die in Knosos gerade amtierenden Kosmoi (Z. l lf.: Kptv6v'tcovot 5 µEVOt~. E1ttKOCTµwv KV(J)(JOt µEv'tülVauv NEVvaico(t)'tül
Ka... Kocrµicovn), die ihr Urteil innerhalb von zehn Monaten - also vor Ende ihrer Mo1j1El(J),µrivo~LltEpµ{wOEU'tEpat, Aatot OEE1tt'tülVauv !110-
KA!'t'tül'H pwtoa, µriv/x;0woma{w OEU't€pat,EVOE'OAOV'tl
Amtszeit - zu fällen hatten. Aus dieser Bestimmung geht eindeutig hervor, daß dieser
'tWVauv MEVOV't\Oat 'tül 'AKaaaovo~. µrivo~ 'EA!'U<JUV\(J)
Vertrag im zweiten Monat des Jahres abgeschlossen wurde (s. A II 7). Das unwider- OEU'tEpat,ooµEv'tUVEltl'tpo1tavAa.lo, Kat 'OAOV't\O~
rufliche Urteil der Schiedsrichter sollte öffentlich aufgezeichnet werden (Z. l 3f.). 1o ,fö ,&v KV(J)(J\(J)V 1toA.1 ltEpt,&v aµq>1MEyoµ€vwv au,ot~
Aufzeichnung des Vertrags und des Schiedsspruchs (Z. 15-20, 22f.): Sowohl dieses 7t0Al1top,t 7t0Atv7t<lV'taltEpt lt<lV't(J)V, Kat 0rµEv <J't<lAUV E-
v aµEpats 'tptaKOV'ta,Kv(J)(JOt µEVEV'tüll tapii'lt'tül 'A1tOAA(J)V~
Abkommen (Z. 16: 'ta EUOolCT]µrva) als auch die Entscheidung der Knosier (Z. 16:
,& t.EMptoiwKat EV,ii'lt iapii'lt,ip Mpm, Aa.ot OEEV,fut 't~ 'EAEU-
offenbar [Kpt0]rvm, vgl. Z. 13) sollte an mehreren Orten aufgezeichnet werden. Ab- 0u{a~. EVOE'OMv,t EV'tüll tapii'lt'tülZrivo~'tülTaUa{w, äUav
gesehen von der Veröffentlichung im jeweils wichtigsten Heiligtum der Kontrahenten 15 OEKOIVUl EVt.aA(J)tEV'tülliapii'lt'tül 'A1tOM(J)VO~. 'Y1tEpOE'tO\J-
und des Schiedsrichters (B II 3) sollte eine weitere Kopie im Heiligtum von Dera auf- 't(J),& n0EµEvwt\vypoq>w E~t.aAOva1too,11Mv,wvoY'tE
gestellt werden, also an jenem Ort, um dessen Besitz Lato und Olus stritten. Das be- Kvoxnot Kat OlAanot Kat Ol '0AOV'tl0l1top,t 'tOVEltlµEATj-
treffende umstrittene Gebiet befand sich momentan unter Kontrolle der Knosier (Z. 'tUV7tpnyEiav Kat ypuµµa.a EVaµEpat~ 'tptaKOV'ta,OO'tEa,&.-
15-18), wohl in ihrer Funktion als Vermittler. 1658 Beide Städte mußten also das um- [aa ]t a,aAav t\~äv avaypaq>ria(E)t,a oEooyµ€va· Kahaiim fo-
20 't(J)1C\Jpta.KptVOV't(J)V OEOl Kvcoot01EVi:saµ~V(J)lÜPXOV'tO~
strittene Gebiet räumen. 1659 Eine fünfte Kopie war für das panhellenische Heiligtum µriv/x;Kapwv{w,& 1:1ttNEvvaiw {1), ~ OEAo:,wt äyovn µrivo~
des Apollon in Delos bestimmt. Nur diese letzte Kopie ist - stark beschädigt - erhal- Iapnwßiap{w, ~ OE'OAOV'tlOl äyov'tl µ17vo~t.EMptV\(J) · Kat 1(\)-
ten. Ihre starke Beschädigung könnte damit erklärt werden, daß das Abkommen nie pt00l€V't(J)VOl KVCOO\Ol avypucpoV'tEV 'tOYEVOµEvov Kptµa t\µ µEv
verwirklicht wurde; die Inschrift könnte zerstört worden sein, als ihr Inhalt durch ein tat~ EVKp~'t<;t<J'tUAal~EVaµrpä;~ ~ptaKOV'ta,E~OEt.a.AOVE~a-
anderes Abkommen (55) hinfällig wurde. Es ist fraglich, ob die für Kreta bestimm- 25 EV'tat~ aumt~ aµEpat~. Ei & KU1tapy€VTj'tat
ltO<J'tf\AUV't(J)V
ten Kopien angefertigt wurden; dieser Text fehlt auf der in Dera gefundenen Stele, die o1tpnyrn,a~ o a1trnmAµ€vo~ [uJ1to,&v KV(J)(J\(J)V 1:~t.aAOv,
1(\)ptü~ €<J't(J)
ayypuq>wvE~'tUVU\J'tUV <J'tUAav'tOKp{µa,Ta OE
alle anderen Urkunden über diese Auseinandersetzung enthält. Man ließ sich viel- Kpt0EvmKat ayypaq>EV'ta \lltO'tülVKv(J)(J\(J)V
ßcßma mt 1C\Jpta
leicht Zeit, bis die knosischen Schiedsrichter ihre Entscheidung verkündet haben 17µEvE~'tOV7t<lV'taxpovov. Kat µTjKE'tl \lltOA!'lltE<J0at U\J'tOt~
würden, und als dies nicht geschah, war eine Aufzeichung überflüssig geworden. 30 1tEptµ118Ev/x; tvKAriµaµrifü:v1taprupfon µ170Eµt&.t. t.ov,wv OE
Austausch von Kopien des Abkommens (Z. 20-22): Jeder Kontrahent übergab dem Aa'ttot Kat 'OAOV'tlOl 'tOU'tOl'tWt:yypüq>(ll EK<l'tEpotxrpa 'tUl 'tWVKvw-
a{wv 7t0AlKat U\J'tOOUU'tOt~. 'Eyyuo~OEKamamaaV't(J)VEVaµc-
Schiedsrichter bzw. der Gegenpartei jeweils eine Kopie des Abkommens. 1660
pm~ EtKOOl Kv(J)(J\O~Ota 'tül KV(J)(JOtXPE(J)(pl)AUK\(J) \l7tEP'tOU't(J)
'tült\y-
Datierung ypoq>(J)oY'tEAanot Kat Ol 'OMvnot 'tot~KV(J)(J\Ol~ EKO:'tEpot apyup{w 'A-
S.o. A II 7.

165 8Chaniotis 1988d, 24.


1659Vgl. van Effenterrc 1942, 42 mit Anm. 2.
1660zu xdp ('mit der Hand angefertigte Kopie') in der hellenistischen Zeit s. Amelotti - Migliardi
1661 Die Arbeit von A. Scmcnoff, Antiquitates juris publici Cretensium, St. Petersburg 1893, 61,
1990, 302; vgl. Wnlff 1978, 108f.). Zu dieser Stelle Jliller (Kommentar zu SylP 712 Anm. 17);
Guarducci 1935, 115; vgl. Bile 1988a, 94 Anm. 91. Ungenau Keil 1916, 3 Anm. 2 ('Handschalg'). 119 ff. war mir nicht zugänglich.
322 C l 3. Nr. 55. Lato-O/us Cl 3. Nr. 55. Lato-O/us 323

35 AE~uvopdwvta.AaVtWV OE!CU, [E]<p'[cbhEµµEViovnEVtoutq>t(jl cyypo<pq> 25 Kvcooio;ötc'xtiii Kvcooo'iXPCC><pUAUKt(l)


\J7tEptO\JtWtiii cyypo<pw o't tE Aattot K(ltoi 'OMv-
l((lt EVtols Kpt0EVcn \J7t0tiis 7t0AE[o]s, 'CntotEpotfü:µii 1:µµ1:votEV,
tav not tO(s KvcooiotsEKUtEpotapyup(w 'AAE~uvopciwvtuAUVtWV OEKU, Eip'cbtE[µ-)
1tpii~tvi,µEVEKtiiiv qyuwv, Ku\ oi tiiiv KvcooiwvKocrµm1tpa~uv- µEV(ovnEVtoutwt tiiit cyypo<pwt Ku\ EVto'is Kpt0EVcrt1.>1t0
tiis oo[A)rns,'0{1t6i:c-]
tEs U7t000VtWV tOls EµµEVOVOl, l((ll 7tUVtffis
fotw ta Kpt0i:vm oc
[pot] µ[ii eµ)µEVot€V, taµ 1tpii~tVi,µEVEK[tiiiv]r:r,6wv, !((lt~\ tiiiv Kvcooiwv[Koo-)
0

K1Jptu."Evtwv OEoi FY'(l)Ot µfom KUii Kpiats rnttWa0i\t Ku\ ayypu- µot 1tpa~UVtEsU7t000VtWV t~ls EµµEVOV<Jt l((ll 7tUVtW[
sl fotw ta Kpt0i\v[tu K1J-]
40 <pijtKu0ro<; 1tpoyqpmnm. Ei & t( KU00~11ÜatEpovmis 1t6A.Ea1 Kvw- 30 [ptu. "Evtwv OE)oi FY'(l)Otµfcrtu KUii Kpicrtsrn1tilicr0ij1 Ku\ avypu<pijtKu0[ro<;]
aiots !((lt Autiots KUI'OAOvttOlsi\ 1t0pnypa\j/uti\ a<pEAfV. miitu [1tpoyqpu1ttm. Ei'& ti Ku) 00~111·Ücrtcpovtuis 7tOAE<Jt KvcooioisKu\ Am(o[ tsl
fotw K1Jp1u.Vacat. [KU\'OAOvtiotsi\ 7t0pttypaiv~ti\l a<pEM~.tuiim E<!~W K1Jptu.Vacat.
Lesungen und Ergänzungen im wesentlichen von Homolle. 3 1:~upxiö10v Dittenbcrger; E~ apx1- Lesungen und Ergänzungen van Effenterres. 15 NEVvu(w{t} Chaniotis; Ncvvuiwt van Effenterrc.
oi(w)v Homolle. 5 NENNAIQN auf dem Stein; NEvvu[qi {v} Roussel - Launey; NEvvu(wv Ho-
molle; NEvvu(w(1)Cauer. 15f. toutw Roussel - Launey; toÜÖEHomolle, Guarducci. 18f. atii[au)t
"Götter. Auf gutes Glück. Nachdem die Stadt der Knosier Gesandte an die Städte
van Effenterre; am0ijt Homolle; am[0ij)t Roussel - Launey. 19 ANAfPA<l>HIHIauf dem Stein; der Latier und der Oluntier geschickt und sie aufgefordert hatte, ihnen erneut den
avuypu<p11a(E)1 Roussel - Launey; avuypu<p11a[E1] Blass. 21 Kup[u)v(w Maiuri; NEvvuiw {1} Guar- Auftrag der Schlichtung in derselben Angelegenheit wie früher zu geben, beschlossen
ducci; NEvvuiwtDittenberger. 22 Iupnwßwp[w van Effenterre; .AP.QBIAPIQHomolle; XAPTIQBI- die Latier und die Oluntier nach gemeinsamen Beratungen, als in Knosos die Kosmoi
APIQ oder IATTIQBIAPIQ Rousse·I(in SylJ3); [K]up(w)ßtup(ou Maiuri 1910b; IAPTIQ.JAPIQ
Maiuri (Mitteilung an Halbherr, bei Guarducci). 23 avypa<pOVtEV Roussel - Launey; avypa<povt[Es) zusammen mit Nennaios, Sohn des Mopseios, amtierten, am zweiten Tag des Monats
Homolle; avypacpovt[E]vDittenberger. 381:µµi:vovat Roussei: Launey; 1:µµ1:vov[a]1 Guarducci; 1:µ- Spermios, und als in Lato die Kosmoi zusammen mit Diokles, Sohn des Hero(i)das,
µi\vov[t]t Homolle. amtierten, am zweiten Tag des Monats Thiodaisios, und als in Olus die Kosmoi zu-
sammen mit Menontidas, Sohn des Akasson, amtierten, am zweiten Tag des Monats
B) Kopie von Dera.
Eleusinios, daß die Latier und die Oluntier der Stadt der Knosier den Auftrag der
Beschreibung: In drei Stücken gebrochene Stele aus lokalem graublauem Kalkstein (a1011p61tnpu): Schlichtung in bezug auf die zwischen den Städten umstrittenen Sachen geben, un-
H 44 cm+ 34 cm+ 41 cm, B 53 cm, T 28 cm; Buchstabenhöhe 0,8-1 cm. Die beschriftete Fläche
ist stark verwittert. Auf der Stele sind vier Texte aufgezeichnet, die Verträge 55 und 56, das Urteil eingeschränkt über alles. Und sie sollen innerhalb von dreißig Tagen eine Stele
der knosischen Schiedsrichter (s.u. S. 327 Testimonium a) und ein Schreiben römischer Gesandter (s. aufstellen, und zwar in Knosos im Heiligtum des Apollon Delphinios und im Heilig-
u. S. 329 Testimonium b). Die Buchstaben der ersten Zeile sind etwas größer. tum in Dera, in Lato im Heiligtum der Eileithyia und in Olus im Heiligtum des Zeus
Fundort Gefunden am 13.8.1937 im Pronaos des Tempels des Ares und der Aphrodite in Dera (:Eta Tallaios, eine weitere Stele aber gemeinsam in Delos, im Heiligtum des Apollon. Und
AEvtKa);jetzt in der Archäologischen Sammlung von Ncapolis.
Ed.: Van Effenterrc 1942, 34-36 A 1-41. über diese aufzustellenden Urkunden sollen die Knosier, die Latier und die Oluntier
innerhalb von dreißig Tagen Gesandte und Briefe nach Delos, an den Aufseher schik-
0 l O i. 'A y a e ii l 't \) X a l.
ken, damit eine Stele aufgestellt wird, auf die der Beschluß aufgezeichnet wird. Und
[TT)pEtyEUaavt[wv Kvcoo[wvtiis 7t0AtoslE7tltas 7t0AE[tlst[a]v tE t[iii]v Autiwv l((ll tiiiv
dies soll gültig sein. Und die Knosier sollen innerhalb von sechs Monaten das Urteil
'OAOvtiwvl((ll [1t)u[pKUAEOUVtWV OOµEV au]tols E~Cl[PXiÖwv] tav E7tltpo7tav7tEplcbvKUI
1t[p]o[tiii], i:öog Autiots KUI'OAOvtiotsKOtViitßwAEUauµEVots, E7tlKOOµwv Kvcoootµ[Ev] fällen, beginnend mit dem Monat Karonios im Amtsjahr des Nennaios, im Monat
oc
5 [t)iiivauv NEVvu(qitiii Mo\j/~([wµ11)vo;L7tEpµ[wOEUtEpm,Auto\ rn\ tiiiv auv !itoKAE[l] Sartiobiarios nach dem Kalender der Latier und im Monat Delphinios nach dem Ka-
[t)iii 'HprotÖUµ11vos0woma[[]w ÖEUtEpm,EV8/•'0Af>Vtltiiiv auv MEvovtiöm tiii 'AKaaao- lender der Oluntier. Und die Knosier sollen das Recht haben, das gefällte Urteil
VOs,µ11vos'EA.ruauvi[wÖ)ruti:pu{,'ö6µEV tav rn1tp[o]1tavAmios Ku\ 'OAov[t]iostiit tiii[vi aufzuzeichnen, und zwar auf die in Kreta befindlichen Stelen innerhalb von dreißig
Kvcoo(wv7t0Al7tEpltiiiv aµ<ptAAEyoµEVWV (l\ltols 7t0At1t[o]p[t]l1t6AtV 7tUVtu7tEpt7tUVtWV Tagen; und innerhalb derselben Frist sollen sie eine Gesandtschaft nach Delos schik-
[Ku]l 0EµEv ataAUV EVaµi:pms tptaKov[m, Kv]coooi µEV EVtiiit iupiiit [tiii) 'AmSAAWVOs
. . tW i'.EA<pl- ken. Und wenn der von den Knosiern nach Delos geschickte Gesandte ankommt,
]0 [öiw) ~~t EVtWl iupiiit t(jl Mpm, A[m]o[i Ö)Ee[v t]iiit t[iils 'EA.Eu[0u ]ius, EV0€ 'OAOVtlEVtiiit soll er das Recht haben, das Urteil auf dieselbe Stele aufzuzeichnen. Und das Urteil,
i[upiiii]tiii das die Knosier fällen und aufzeichnen, soll fest und gültig auf alle Zeit sein, und es
oc
Z11vostiii TuUu(w, ÜMuv KOtviitEV!iaA[wt)EVtWliupiiit tiii 'A1t6Mwvos,'Y1t€p0€
0
soll keine Anklage in keiner Sache gegeneinander weiterhin bestehen, unter keinem
[toutw] tiii tt0EµE[vwE]vypo[<p]w Es"1UAOV U7tOOtflAUVtWV o't tE Kvoxnot l((ll oi Aan- Vorwand. Und die Latier und die Oluntier sollen an die Stadt der Knosier und ein-
[o]t KUIoi 'OA6vnm1topt\ tOVE7ttµEAT)tav [1tp]uyduv KUIypaµµmu EVaµrpms tpta- ander eine Kopie dieser Urkunde geben. Und für diese Urkunde sollen die Latier und
KOVtu,ibatE am0ij1 ataAU Esäv avypu<pijtta OESoyµi\vu·l((ll miim fotw K1Jptu.Kptv6[v-]
oc
15 [twv] oi Kvwatot EVi:~uµ~vwt,ÜPXOVtos µrivos Kupwv(wtiii €7tlNEVvu(w{t}, <üs OEA[a-] die Oluntier innerhalb von zwanzig Tagen mittels des in Knosos befindlichen Schul-
[not] &yovtt µrivo; wpnwßiup[w, ro<;ör 'OA6vno1Üyovn µrivos !iEA<ptviw. Ku\ K1J- denarchivs knosische Bürgen gegenüber den Knosiern einsetzen, jeder für den Be-
[pt]ot EVtWV oi KvwÖtotavypacpoVt€V to yEvo[µEvo]vK[p[µa] €VµE[vl tllls €VKp~[tut] trag von zehn alexandrinischen Silbertalenten darüber, daß sie diese Urkunde und das
[a)taAUts EVaµEpms tplUKOVtu,Es0€ tiiiAOvE~U7tOOtflAUVt(l)V tvmi; Urteil der Stadt (Knosos) befolgen. Und die Geldstrafe für diejenigen, die dies nicht
[uuhais aµEpuls: Ei OEKU7tUpyEVfltUl O7tpEtyrutasOa;rnmAµrv0s \J7t0tiiiv Kv[w-] befolgen, soll von den Bürgen eingetrieben werden; und die Kosmoi der Knosier
20 [a](w~ Es tiiii...ov,K1JPlOs
fotw ayypa<pwv1:;tav uutav ataAUVto Kpiµu. Ta OEKpt-
sollen das Geld eintreiben und an diejenigen geben, die dies befolgen. Das Urteil soll
[0i:vt)u KUIayypu<pi:vm\J7t0tiiiv Kvcooiwvß[,'ß]mu KUIK1JplU i,µEVt; tov 1tavm
[xpov]o[V'l((lüµ[flKEtt\)]°itoAEi1trn0m [(l\lt )01;7tEplµri0EVOs EYKAT)µU µri0Ev7tUpEU pc- auf jeden Fall gültig sein. Und die Bürgen sollen bleiben, bis das Urteil gefällt und
[a ]Etµri&µtiit. t.6vtwv OEAattot [l((l]l 'OMvttot tOUtWtiii tvypo<pwixatEpol xi:pu aufgezeichnet ist, wie es oben geschrieben wurde. Und wenn die Städte der Knosier,
tiii'tiiiv Kvcooiw~·1t6At[Ku\ uut]oou[u]tots, 'Eyyuosör Kutuatuaavtwv 1:v&µi\pms d[Koot]
324 CI 3. Nr. 55. Lato-O/us CI 3. Nr. 56. Lato-O/us 325

der Latier und der Oluntier später beschließen, etwas hinzuzuschreiben oder zu strei- ihrer Amtszeit (s. A II 7). Das Urteil der Schiedsrichter war innerhalb eines Monats
chen, soll dies gültig sein". auf denselben Stelen wie der Vermittlungsvertrag (Z_ 22-27) aufzuzeichnen; die Ver-
antwortung für diese Aufzeichung trug der Schiedsrichter, also Knosos. 1665
Die knosische Vermittlung des Jahres 118/7 blieb aus unbekannten Gründen er-
folglos. Entweder verstrich die Frist von zehn Monate, ohne daß die knosischen Austausch von Kopien des Abkommens (Z. 30-32; vgl. 54 Z. 20-22).
Schiedsrichter ein Urteil fällen konnten, oder die Kämpfe zwischen Lato und Olus Einsetzung von Bürgen und Konventionalstrafe (Z. 32-40): Für den Fall der Ver-
flammten wieder auf, so daß eine neue Vermittlung der Knosier nötig wurde. Das letzung des Abkommens bzw. Ablehnung des Urteils der Schiedsrichter wurde eine
neue Abkommen emeuerte1 662 den Auftrag an die Knosier und unterschied sich vom Konventionalstrafe in Höhe von zehn alexandrinischen Talenten vorgesehen, die
ersten Abkommen nur in der Frist (sechs Monate, statt zehn) und vielleicht in der unter der Verantwortung der Schiedsrichter der dem Abkommen treu gebliebenen
Einsetzung von Bürgen sowie der Aufnahme von Konventionalstrafen, die im Ab- Partei auszuzahlen war (s. B VII 6). Zu diesem Zweck hatte jeder Kontrahent inner-
kommen 54 fehlen; vielleicht waren sie im verlorenen Teil dieser Inschrift enthalten. halb von zwanzig Tagen Bürgen (EY'f\>Ol) zu benennen. Die Bürgen mußten knosi-
Der Redakteur des zweiten Abkommens nahm mehrere Formulierungen des ersten sche Bürger sein, ihre Zahl wird nicht festgelegt; vielleicht zahlte jeder Kontrahent
wortwörtlich auf (vgl. 54 Z. 4-8, !0f., 13-15, 20-23; vgl. 55 Kopie A Z. 1-3, 9-11, diesen Bürgen den vorgesehenen Betrag; eine entsprechende Urkunde wurde im
20-24). Von diesem Abkommen sind zwei der fünf ursprünglich vorgesehenen Ko- 'Schuldenarchiv' von Knosos deponiert. 1666
pien erhalten, nämlich die in Dera (Kopie A Z. 13) bzw. Delos (Kopie A Z. 15) auf- Abänderungsklausel (Z. 40-42; vgl. B II 4): Zusätze und Streichungen waren nach
gestellten Stelen. Beide Kopien weisen nur geringfügige Unterschiede auf (vgl. B ll gemeinsamer Entscheidung der Kontrahenten und des Schiedsrichters möglich; dieser
3).1663Im folgenden wird auf die Kopie A verwiesen. Fall trat tatsächlich ein, wie das nächste Abkommen zeigt.
Invokation und Segensformel (Z. 1; vgl. B ll 5.2).
Datierung
Begründung (Z. 1-4; vgl. 54 Z. 4-8).
S.o. A II 7.
Beschlußformel (Z. 4f.; vgl. B ll 1): Die Eöo~Ev-Formel wird hier durch den Aus-
druck Kotvfü ßcoArncraµevot ergänzt, der im Zusammenhang mit der Abänderungs- Nr. 56. Vertrag zwischen Lato und Olus über eine Verlängerung des
klausel vorkommt (B ll 4). Die Latier und Oluntier sahen also diesen Vertrag als Er- Vermittlungsauftrags der Knosier, September/Oktober 116.
gänzung des ersten Abkommens an.
A) Kopie von Delos.
Datierungsformel (Z. 5-9; vgl. B ll 5.3): Die Datierung unterscheidet sich von jener
im ersten Abkommen dadurch, daß hier zwar der Tag angegeben wird, die Phylen- Beschreibung:s. 55.
Ed.: s. 55 Z. 43-61.
angabe aber fehlt. Der Protokosmos von Lato ist noch immer Diokles, vermutlich
weil das Kosmenkollegium sein Amt iterierte oder das Amtsjahr in Lato zu einem an- 'Aya8föruxcu.'Enl.:Eapmtiwvo~ äpxovto~.µT]VO~ nuaVO\j/t·
deren Zeitpunkt begann. Der knosische Protokosmos, Nennaios, Sohn des Mopsei- ii>vo~.
'01tapayEVoµEVo~ 1tprnßrutu~JtO:pCI.tci~JtOAf:O~
45 tci~Kvcooiwv 'AY11ai1t0At~ 'Aya8civöpw 1totaveypo:1j1E
os, dürfte zu derselben Familie wie der Protokosmos des Jahres 168, Mopseios, to UJtOtEtayµevov \j/Clcptcrµa,C!UVE\J(E}ÖOKtOVtWV
Sohn des Hyperteros (43 Z. 24), gehören.1 664 5 1ml.tiovnapayEvoµevwv npEcrßrntiiv, napa µi:vtci~
Beauftragung der Knosier mit dem Schiedsgericht (Z. 9-11; vgl. 54 Z. 10-12). Aatiwvn6M:~'Aptcrcrtcivopw tioTA.au1Cia,napa fü:
tci~'OA.Ovtiwv JtOAf:0~ 'IKaöiwv~tio 'APXtlCIDµW, KO:tUtCI.a-
Aufstellung von Inschriften (Z. 11-20, vgl. B ll 3): Innerhalb eines Monats sollten an 50 no&.eevtaJtOtttOV emµEÄ.T]tUV napu tcivJtOM:WV ypciµµata.
denselben Orten wie im ersten Abkommen fünf Stelen aufgestellt werden, auf die die- "Eöo~E Aatiot~K0:1. 'OA.Ovtiot~ KotvcitßouA.EUcraµevot~.
GUV-
ses Abkommen (Z. 19) und das Urteil der Knosier (Z. 22-28) aufgezeichnet werden 10 EUÖOKT]C!ClVtWV lC0:1.
Kvcooiwv, aµßo:M:v UJtEp8EµEVot~
sollten. Mit der Aufstellung der Inschriften verlor das erste Abkommen seine Gültig- KO:tCI.
tUVEltttp<>JtUV tov itpoypaµµevov xpovovEVtat
keit; so ist der Satz Kat --caumfo,co rupta (Z. 19f.) in diesem Kontext zu verstehen. crt«v.at,tOVrnl.NEVvaiw( t} Kvcooo'iKooµwlC0:1.iitoKM:l~~ Aa-
55 tiw ml. MEVovti&x 'OA.Ovtiw. 'EyypcivmOEiootEKUpio~ i)µrv
Bedingungen für den Schiedsspruch der Knosier (Z. 20-30, vgl. B Vll 6): Die 1Cptvovta~ Kvcooirn;i:v µ1101.v
ÖElCO:öuo,<lPXOVtO~ µ11vo~NE-
knosischen Kosmoi mußten ihr Urteil innerhalb von sechs Monaten, beginnend mit 15 KUC!lW rnl.'A'Yllµovo~ Kvcooo'iKooµw, Aato'iÖErnl tÖJVcruvKu-
dem nächsten Monat nach Vertragsabschluß, fällen, wahrscheinlich noch während oovvwtiot 'Evinavt~ µ11vo~ 0Ecrµocpopioo,i:vÖE'OAOvtt rnl

1665ygl. z.B. IG 1v21, 77 z. 20-25 (SchiedsspruchAthens in einer S~eitigkei_tzwischen


1662van Effenterre1942,36f. mit Anm.2 zweifeltean der Lesungi:~apxiowvund wollteE~ HermioneundTroizen,frühes2. Jh.):DieathenischenSchiedsrichter
warenfür die Aufzeichnungdes
aKEpaiwvlesen (vgl. 54-56 Testimoniumb Z. 6, 9). Das Wort kommtaber in einer kaiserzcit- Vertragsverantwortlich. .
lichenGrabinschriftin Ptolemaisvor (SEGIX 369Z. If.): /,n6riaEvi:~apxlowvtov GT]Kov. 1666Anders Dareste1882,244:Die ProzeßparteienkauftenSchuldscheine(zu Lastenkno~ischer
1663Vgl.vanEffenterre1942,36f. Bürger)in Höhe von 10 alexandrinischenTalentenund deponiertensie im 'Schuldenarchiv'von
1664Vgl. Blass1905,296f.:Guarducci1950a,262. Knosos;dannwäreabervoneyyum(Bürgschaften) die Rede.ZumXPEO>cpUACXKtoV s.o. Anm.746.
326 C l 3. Nr. 56. Lato-O/us Cl 3. Nr. 54-56. Lato-O/us, Testimonium a 327

tiov CJUV'AvnKAlitiot EußüJNlJtµ17vo~'AltEM.atW. das auf Nennaios folgende Kosmenkollegium sollte das Schiedsgericht übernehmen;
60 60Vt(J)VOEAanot KCXI 'OA6vnot tOUt(J)tio EVypo,pw
EKCltE- die neue Frist begann mit dem ersten Monat des Amtsjahres (A II 7). Die Änderung
pot xi:pa tiit tiov Kv(J)(Jt(J)V
ltOA.Et
KCXI
autooautoi~. des Abkommens wurde offenbar auf allen Stelen (in Knosos, Dcra, Lato, O!us und
Lesungen von Homolle. Delos) registriert. In Delos erfolgte die Aufzeichung unter Verantwortung eines Ge-
sandten der vermittelnden Stadt (Kopie A Z. 2-4, vgl. 55 Kopie A Z. 22-25) und mit
B) Kopie von Dera. Zustimmung der Gesandten der Kontrahenten. Die Gesandten übergaben dem Auf-
Beschreibung: s. 55 Kopie B. seher von Delos Briefe ihrer Städte mit dem Inhalt des Abkommens und der Bitte, die
F..d.:Van Effenterre 1942, 35 B 33-41. Aufzeichung zu ermöglichen (A 7f., vgl. 55 Kopie A Z. 16-19). Kopien des Ab-
["Eoo~EAmiot~] Kat 'OAovti[ot~Kotviitß]w[A]rucmµi:vot~.cruvEUOOKTJcrav- kommens wurden auch unter den Beteiligten ausgetauscht (Kopie A Z. 181.).
t[wv K]~~KV(J)(Jl(J)V,
aµ~aA.EvimE[p]S~[µi:vot~] l({Xt(ltav EltltpoltCXV
tov ltpo-
]5 yEypaµµi:vovxpovov €Vtiit CJtaAat,t[ov EltlNEV]vaiwKv(J)(JO\ KOOµw Ka['t] Datierung
6toili'i~ Amiw KCXI MEVoVtioa'OAovtiw.'Ey[ypchv]a[to]EOOCJtE KUp(o[~] S.o. A II 7.
5 i,µEVKpivovm~KV(J)(JtO~ eµ µ17crlv0€KCXouo.'iiPXov[to~µ]17[vo]~ NEK[u-]
aiw rnl 'Arftµovo~Kv(J)(Jo'i
KOOµw, Aatoi oi:Eltl [t&v Ku]&ivvw[t] Testimonien über den Konflikt zwischen Lato und Olus.
tio 'Eviltavto~ µ17vo~0rnµmpopiw, EVoE 'OA6vn tltt [twv·crl.,]v'A[v-]
40 nili'i tio EußwNlJµ11vo~'AltEMatW.66Vt(J)V OEAanot K[al 'OA6v]n[ot] Testimonium a: Das Urteil der knosischen Schiedsrichter, 115.
tOUt(J)tio EYYpü<,JW
EKatEpotxi:pa tiit tiov KV(J)(Jl(J)V
ltOAt.Vacat.
Beschreibung und Fundort: s. 54 Kopie B.
Lesungen und Ergänzungen van Effenterres. Ed.: Van Effenterre 1942, 35f. C 43-61. Vgl. Bowsky 1989b, 340 Anm. 26 (zu Z. 20), 347 Nr. 23;
Chaniotis 1992, 306 (zu Z. 20).
"Auf gutes Glück. Als Sarapion Archon war, im Monat Pyanopsion. Der aus der
Stadt der Knosier angekommene Gesandte, Agesipolis, Sohn des Agathandros, hat Kpiµa Kvcocdcov
den unten stehenden Beschluß hinzugeschrieben, mit der Zustimmung der angekom- "EKptvEa tiov Kv(J)(Jt(J)V ltOAt~ltEpt6JV€lt€0WKE OtKaCJCX_t ~ [tiov Aa]t[iwv l
ltOAt~tiit tiov 'OAov[t]iwvltOAIxcopa~TEKCXI tio \apio tio Mpm l((X\t[ iovl
menen Gesandten der Stadt der Latier, Aristandros, Sohn des Glaukias, und der 45 0iyyav6vtWVtiot iapiot tEµEViwv ltClVTW~ l((XIto:~V(l(J(J)
nuppa~ l({X\
Stadt der Oluntier, Ikadion, Sohn des Archikomos, gemäß den Briefen, die von den 5 tio ltOtlOVto~CJKOlt€A(J) ~~ltii; vao~ t€tp~pEO~l((XItio[v] €~ta~
Städten dem Aufseher gegeben wurden. (Nur in der Kopie von Delos). Die Latier [v]ao~ upyupwµat(J)Vl((XI u[py]up[iw]voµicrµm~ KCXI
0
XCXAKWµa[twv] Kat iiA-
und die Oluntier beschlossen nach gemeinsamen Beratungen, auch mit Zustimmung AfJJV CJKEUWV ltCXVtOO<lltWV KCXI crroµatw~·tiov ltpa8EVt(J)V EA.EU0E-
der Knosier, die auf der Stele aufgezeichnete Frist für den Schiedfspruch, nämlich pwv O\l(J)Vl({X\oiKEta EVO~. 'HµEVAatiwv 1ml tav vacrov nuppav l({X\
die Frist unter dem Kosmos Nennaios in Knosos, Diokles in Lato und Menontidas in 50 tOVn°o'pttOVtaCJKültEAoV l({X\tav xcopavt[a]v [Kp]rycravKCXI tO lapov to M-
IO pm l((Xtta 0iyyavovta tiot iapiot t€µ€VICX ~v[ta], ~~ o.uto'i~ol opot
Olus, darüber hinausgehend zu verschieben. Sie sollen aufzeichnen, daß die Knosier foovtm ol ClPXCXlOt. ClltO0aA.aCJCJ(X~ €~TTAu[µ]iov' uppax1v Eltlto ap-
das Recht haben, innerhalb von zwölf Monaten das Urteil zu fällen, beginnend mit xo.'iov'A<,>pooicrtovKa'ttoutw &; tio ti.EpaiwSivwtio teµi:vto~ol opot
dem Monat Nekysios im Amtsjahr des Kosmos Agemon in Knosos, in Lato aber im [o'lE~to]v ßopfov i'x[ovt]€~KT\~ Aiprnw Kl)~tav OpoµEv~ncrcravtj,:t~
Amtsjahr der zusammen mit Kydannos, Sohn des Enipas, amtierenden Kosmoi, im 55 [to:~KaA.]oA.Cl[l(l(a~·,avltEpißacr]tvICTl~ 'APX€AUPXCXV €~tav oripaoa ltap' •0Y
Monat Thesmophorios, und in O/us im Amtsjahr der zusammen mit Antik/es, Sohn 15 [ltptvw]v[ICTI~ 'AKa]µ[avta. füp't OE]to:~vao~ KCXI tiov €~ta; vao~ upyupwµatwv [Kal]
des Eubulos, amtierenden Kosmoi, im Monat Apellaios. De Latier und die O/untier [u]~piw voµicr[µato~ KCXI xahw]µatWV KCXI iiA.AfJJvCJKEUWV ltctVt(J)V
l({X\(J~
[µ]at~v ,iov ltpa0[€]v[twv EA.EU0i:pw~ ·M~v Kal ~iKi:m]kv6;, frptvav Ö.7:t[av]~a
sollen einander und der Stadt der Knosier eine Kopie dieser Urkunde geben". [i,µ ]Ev'OA.ovtiwv A[ · ---- ca. 30 ------------------------]DAI oiKmltEpl
Die zusammen mit Nennaios amtierenden knosischen Kosmoi, die mit dem 60 [--]O[.]T[.]Oupyupt[-----------------ca. 25 ---------JrÄI µv~ ClP)'\!PEl~tpt-
Schiedsspruch beauftragt waren, konnten bis zum Ende ihrer Amtszeit zu keinem Ur- 20 ClKOVta lt€VTE rnl [0ap]crt<,>ClVIO~ tio Kop[ultta?] µ11vo~BaK1v8iw.Vacat.
teil gelangen. So wurde eine Verlängerung des knosischen Vermittlungsauftrags not- Lesungen und Ergänzungen, wenn nicht anders vermerkt, van Effenterres. Ich habe bei mehreren
wendig. Das ~weite Abkommen bot die von allen Beteiligten wahrgenommene Mög- Worten die Akzente geändert (bei van Effenterre: vao~. ltavtooaltwv, Ki;~,
Aipfow). 14 'Apx[€[Aa]p-
xov in 59 Z. 65f. 20 [0ap]crt<,>avto~tio Kop[ultta) Bowsky; [0ap]crt<,>avto~tio K6p[0uo~?J van
lichkeit für Andcrungen (55 Kopie A Z. 40-42). 1667 Der einzige Punkt, der sich
Effenterre; [0ap]crt<,>avto~tio Ko~[xw~JChaniotis 1992.
durch das neue Abkommen änderte, war die Frist für das Urteil der Schiedsrichter
(Kopie A Z. 10-17), die sich auf ein volles Jahr erstreckte; 1668 mit anderen Worten, "Urteil der Knosier. Die Stadt der Knosier sprach folgendes Urteil über die Ange-
legenheiten, die die Stadt der Latier als Kläger gegen die Stadt der Oluntier auf die

1667zu den Ausdrücken Ko1va1ßouArncraµkvot; und cruvrnooKE'ivim Zusammenhang mit Ände-


rungen von Verträgen s. B ll 4.
1668 Der Satz in Z. 9-11 ist sehr kompliziert gebaut; uµßaAEv (uvaßaA.E'iv)tov ltpoycypaµµi:vov
xp6vov heißt "die vorgesehene Frist zu verschieben"; {mEp8Eµi:vo1~ (sc. Aatio1; KO.t'OAovtim;) ist 1879, 296 und 315: "suivant le sursis demande par les arbitrcs, !es delais ci-dessus inscriL~sur la
ein Pleonasmus (ultEpti0Eµm = 'darüber hinausgehen', also 'die Frist üherschreiten'). Anders Jlomolle
stcle et comptes sur l'annee de Nennaios etc.".
328 C / 3. Nr. 54-56. Lato-O/us. Testimonium a C / 3. Nr. 54-56. Lato-O/us. Testimonium b 329

Stadt der Knosier als Schiedsrichter übertrug, namentlich über ein Gebiet und über Testimonium b: Brief römischer Gesandter über das Urteil der Kno-
das Heiligtum in Dera und über alle heiligen Bezirke, die an das Heiligtum angren- sier, 113.
zen, und über die Insel Pyrrha und die daneben gelegene Klippe und das vierrudrige Beschreibung:Auf derselbenStele wie 55 KopieB, aber von einemanderenSteinmetzenaufge-
Schiff und über die Silberwaren aus dem Schiff und das Silbergeld und die Bronze- zeichnet
waren und das andere Gerät aller Art und die verkauften Menschen, zwei Freie und Text:VanEffenterre1942,36 D 62-74.
einen Sklaven: Die Insel Pyrrha und die daneben gelegene Klippe und das Land mit 'A y a 0 ii t 't {:, X a t.
den Namen Kresa und das Heiligtum in Dera und alle heiligen Bezirke, die an das 'A1t6Kpiµa tO)Vi:y'Pwµri~ 1tpnyrutav,Ko{vtrolJ>aß(ro Ma~(µro,Ko{vtro
Heiligtum angrenzen, sollen den Latiem gehören, wie die alten Grenzen für sie gelten ui&,fo{ro<l>avviro, fo{rouiw,IlOMiro'PonÄ.iro, Il01tÄ.1ro
ui&,Ko{vtro m.ro-
werden: Vom Meer nach Plymon dem Bergrücken entlang bis zum alten Aphrodite- 65 [t]iro,AuÄ.ro ui&,McropKro ~oµEttro,Il01tÄ.trouiw 1Cp l µ U 't O ~
heiligtum und von dort wie die nördlichen Grenzsteine ( entlang der nördlichen 5 Aatio~ l((Xt 'OÄ.ovtim~ K<Xtt&i iapE"i.
vac.'HµE"i~ ÖKvoxnmEKpW<XV
Äatim~K<Xt 'OÄ.ovtio~ Öuxt<XUtf!Vniv aitiav d~ a.K€p<XWV U.7tOK<XtEO"t110[<X-]
Grenzsteine) des heiligen Bezirks von Dera und nach Airepo und nach Promenetissa [µjEv,ÖnoµoÄ.oyov ~Vbcattpoi~toüto to KpiµaKata toµ 1t6Ä.Eµov '(EY~Tl-
und bis zum Rundweg (?) der Kalolakka und nach Archelarchas zum Bergtal, an den µEVOV cI:n
Kmp&iAunm Kvroairov. 'OÄ.6vnoi foptuvirovauµµaxmfiaav. lV<X to~-
Steineichen vorbei und nach Akamas. Was aber das Schiff und die Silberwaren aus t " I K ,
70 tOto 7tpctyµa E~a.KEp<XtO>V lhaKouaroµev,0 1C p t µ U V (J) CJ l O l
dem Schiff und das Silbergeld und die Bronzewaren und das übrige Gerät aller Art 10 1AJa[t ]ioi~Kat'OÄ.ovtim~ EKpW<XV 7tEptTI\~)(O>p<X~. aÖpmfrpwav. t<X\lt<X ta
und die verkauften Menschen betrifft, zwei Freie und einen Sklaven, fällten ( die ÖpiaE\lOOKEl OOtf!KOta dvm. 'Oitottpoi~ÖEfV op(m~iEpoV "ApEO~ fV
Knosier) das Urteil, daß all dies den Oluntiern gehören soll[----] Prozeß über[----}, [t]f\i~tp]aim i:attvKatfi )(O>p<Xtoutoutoü iEpoü,EKEIVO\l toü Ö~µou
rmµD.eiavOOKEl dvm. Vacat.
sie sollen fünfunddreißig silberne Minen [zahlen}, innerhalb des Monats Bakinthios
des Jahres, in dem [Thar]siphanes, Sohn des Kor[yptas? }, Kosmos war". AlleLesungenundErgänzungenstamme~vonv:?1f;ffente~e.I~hhabe.beime~rerenW?rten_die,Ak-
zentegeändert(beivanEffenterre:1tpnyEUtav, uiro,EOtf!Kot<X,
EmµEÄ.Emv). DieWorteaya0m tu)(<Xl
Dieser Text ist das im dritten Vermittlungsabkommen (56) erbetene Urteil der (Z. 1), Kpiµato~(Z. 4) undö KpiµaKvwatm(Z. 9) sindmit größerenBuchstaben geschrieben.
knosischen Schiedsrichter. Es ist offenbar termingerecht zustandegekommen, also im "Auf gutes Glück. Antwort der Gesandten aus Rom, Quintus Fabius Maximus,
Amtsjahr des Agemon in Knosos (116/5); andernfalls wäre auf dieser Stele in Dera Sohn des Quintus, Caius Fannius, Sohn des Caius, Publius Rutilius, Sohn des Pub-
sicher ein Vermerk über eine weitere Verschiebung der Frist zu finden gewesen. Der lius, Quintus Plautius, Sohn des Aulus, Marcus Domitius, Sohn des Publius, an die
Text kann hier nicht weiter besprochen werden, 1669mit Ausnahme einer in diesem Latier die Oluntier und den Priester in bezug (?) auf das Urteil. 1672 Aus folgendem
Zusammenhang bedeutsamen Stelle. In der letzten Zeile findet sich eine Datierungs- Grund haben wir das Urteil der Knosier für die Latier und die Oluntier vollständig
angabe unter Hinweis auf einen Protokosmos und den Monat Bakinthios (Hyakinthi- bestätigt ( erneuert), weil dieses Urteil zwischen ihnen während des Krieges verein-
os). H. van Effenterre deutet dieses Datum als den Termin, an dem die Oluntier den bart worden war, als die Latier Verbündete der Knosier und die Oluntier Verbündete
Betrag von 35 Silberminen an die Latier zu zahlen hatten. 1670Diese Deutung ist der Gortynier waren. (LÜCKE?) Damit wir diese Sache von Anfang an anhören,
plausibel, auch wenn in der Regel in Verträgen keine konkreten Zahlungstermine, (LÜCKE?) das Urteil der Knosier für die Latier und die Oluntier in ~ezug ~uf das
sondern Zahlungfristen (s. 18, 43) angegeben werden. Der hier genannte Proto- Land: Wir stimmen zu, daß die Grenze, die (die Knosier) in ihrem Urteil bestz':'mte~,
kosmos hieß sicher Tharsiphanes. Bowsky erkannte in ihm das Mitglied einer vor- feststeht. Und wir beschließen, daß die Gemeinde, innerhalb ~eren f!renze _em 1!ez-
nehmen Familie aus Lato. 1671 Tharsiphanes muß der Nachfolger des Kydannos ge- ligtum des Ares im Land Dera und das Gebiet des Heiligtums lzegt, dze Aufsicht uber
wesen sein, in dessen Amtzeit Knosos den Schiedsspruch fällen sollte. Die Schieds- das Heiligtum führt".
richter fällten ihr Urteil innerhalb der gesetzten Frist am Ende des Jahres; so erklärt
sich die Tatsache, daß der Name des Nachfolgers des Kydannos schon bekannt war. Dieser Text kann hier nicht ausführlich behandelt werden; 1673es soll nur auf
Da Bakinthios wohl der zweite Monat des Jahres ist, hatten die Oluntier etwa zwei bis einige in diesem Zusamenhang wichtige Details hingewiesen werden. De~ Text ist die
drei Monate Zeit, ihre Schulden zu bezahlen; eine analoge Frist steht im Friedens- Übersetzung eines Schreibens, das fünf römische Gesandte unter d~r ~1tung v?n Q.
vertrag zwischen Gortyn und Knosos (43 Z. 14: 60 Tage). Fabius Maximus Eburus den Kontrahenten (Lato und Olus) sowie emem Pnester
überbrachten. Die griechische Übersetzung des Schreibens weist ~i~ht nur i_nehrere
Latinismen auf,1674sondern enthält vielleicht auch Fehler. Der mit 1va begmnend_e
1669S. den KommentarvanEffenterres1942,38-40,45-51. Nebensatz (Z. 8) hängt syntaktisch in der Luft. Vielleicht erklären sich die ~yntaktl-
1670van Effenterre1942,40 mit Anm. 1; vgl. Bowsky1989b,347: "but the city must pay an schen Entgleisungen aus der Tatsache, daß der Redakteur des Textes Formulierungen
indemnityof 35 minasin the kosmateof -siphanesson of Ko-,in themonthof Bakinthios".
1671DasStemmader Familiebei Bowsky1989b,336.Früherhabeich die Ansichtvertreten,daß
Tharsiphanesder knosische Protokosmoswar,in dessenAmtszeitdas Urteilaufgezeichnetworden
war (Chaniotis1992,306).Aus den Vermittlungsabkommen geht nämlichhervor,daß die Knosier !672D.h.wohla.1t6Kpiµa
... Kp(µato~. B
für die Aufzeichnung
des Urteilsin Deraverantwortlichwaren;in diesemFall wärevor i:1tiin Z. 20 16735_den Kommentarvan Effenterres1942,41-44;vgl. Kreuter1995,137. Vgl. o. A II 7,
ein Punktzu setzen.Da jedochein entsprechender Vermerk(wie z.B. in 55 KopieA Z. 1-3)fehlt VII 6.
und der NameTharsiphanesbishernur in Lato belegtist, scheintmir jetzt die DeutungBowskys 1674vanEffenterre1942,41.
plausibler.
330 CI 3. Nr. 54-56. Lato-O/us. Testimonium c CI 3. Nr. 54-56. Lato-O/us. Testimonium d 331

aus verschiedenen Dokumenten wortwörtlich übernahm. Wie aus den Texten 54-56 des Enipas, Sophias}, Sohn des Kleanor, [Praxon, Sohn des Kolakas, Polytimos},
hervorgeht, befand sich das Heiligtum in Dera während der knosischen Vermittlung Sohn des Polytimos; [Schreiber war Polytimos}, Sohn des Androlas".
unter der Aufsicht der Knosier und wurde dementsprechend gewiß von einem knosi-
schen Priester verwaltet. 1675Mit diesem Brief bestätigten die Römer das Urteil der Die Inschrift stammt aus demselben Jahr wie der Vertrag zwischen Hierapytna und
knosischen Schiedsrichter (Testimonium a). Wer die Vermittlung der Römer anfor- Lato (59), als Aution Protokosmos in Lato war (wahrscheinlich 111/10).1678 In die-
derte, ist nicht bekannt. Entweder waren es die durch den Schiedsspruch der Knosier sem Jahr hat eine Grenzkommission aus Milet entlang der Grenze zwischen Lato und
benachteiligten Oluntier, die ähnlich wie die durch den Entscheid der Magneten Olus die Grenzsteine festgelegt. 1679Die Arbeit dieser Kommission sah ein nicht er-
benachteiligten Hierapytnier um dieselbe Zeit um römische Vermittlung nachsuchten haltenes senatus consultum vor, das auf das Schreiben der römischen Gesandten hin
(57), 1676oder es waren die Knosier, nachdem die Oluntier ihr Urteil nicht akzeptiert
(Testimonium b) verabschiedet wurde.
hatten, oder auch die Latier, weil die Oluntier gegen sie wieder den Krieg eröffnet Testimonium d: Siegesinschrift der Latier, nach 113.
hatten. 1677Wahrscheinlicher scheint die erste Erklärung, weil der Nebensatz Yva
't01J't0 'tO npayµa E~ UKEpaimv OlaKoucrmµEv (Z. 8f.) einen Protest der Oluntier Beschreibung:FragmenteinesBlocksaus lokalemStein(atÖT]poitEtpa).
an allenSeitenbeschädigt;
H 35 cm, B 1,21m, T 13,5cm; Buchstabenhöhe 3,5 cm.
impliziert. Nur sie hätten ein Interesse daran gehabt, daß die ganze Angelegenheit Fundort:Heiligtumdes Aresundder Aphroditein Dera(:EtaArvtKa,1937).
erneut zum Gegenstand eines Schiedsspruchs gemacht wird. Die Römer bestätigten Ed.: Bousquet1938,405 Nr. 4 (Photo).
das knosische Urteil mit der Begründung, daß es gemäß einem Abkommen (oµ6A.o- [Aano]t'A<ppoÖitm
yov ~v) zwischen Latiern und Oluntiern gefällt worden war. vtKaaJX\ avtr~
rnl tii>vAiaxi:wv
Testimonium c: Vermerk über die Festsetzung der Grenze durch mile- BoAOvt(O(;.
sische Horothetai, 111/10.
LesungenvonBousquet.2 Zwischenrund A ein (architektonisches?)
Zeichen.
Fundort:Dera {LtaArvuca,1937),im ZweitenWeltkriegverschollen. "[Die Latier Jan Aphrodite, nachdem sie die Oluntier besiegt haben, im Amtsjahr
Ed.:VanEffenterre- Bougrat1969,28f.
(der Phyle) der Aischeis".
['Aya8]füruxm.
['Eitt tii>v'Exavopi:wv
Kooµ]tovtwv
tii>vauv AuttWVl J. Bousquetl680 vermutete, daß der Name der Latier (Z. 1) eradiert wurde; die In-
[tii>no&xi0wvo~. 0.ltOAl~
t]fü naataÖt tav opo<pav schrift stamme aus der ersten Phase der Auseinandersetzung zwischen Lato und Olus
[rnffir]KEKatta 8upwµat]aEKo[v[]aaE Kattovn'Ep(- (121); die Oluntier hätten bei einem neuen Angriff (nach 121) den Namen der Latier
5 [ßoAOv E1tWlKOOOµTj]OE
Katoi E~MtA~toopo8üa[tJ° auf dem Stein eradiert. Auf diese Vermutung gestützt nahmen H. van Effenter-re und
[Kata tOt~ OUYKA~]tw ooyµato~Öpo~Katfotri- M. Guarducci zwei Kriege zwischen Lato und Olus an (121/120 bzw. 115 oder
[aav tii~ KataK]EKptµi:va~xwpa~Ka[t]vaawvK[a(]
[tii>iapii>?UKO]A.ou8[wk
tot~ltpoyfYOVOOl . 114)_1681Da jedoch der ganze Stein an allen Rändern beschädigt ist, 1682muß man
[Kp(µaat.'EKooµwvo'tör·A]ut(wvno&xi0w- nicht unbedingt an eine absichtliche Rasur denken. Ganz entschieden dagegen spricht
10 [vo~.0(apt~ Aaatwvo~.:!:wµavtt~ A]aatwvo~.Xi'-- die Tatsache, daß der restliche Text ganz deutlich von der Niederlage der Oluntier
[vo~'Ev(navto~,:!:oqno]~KMavopo~. spricht. Wenn die Oluntier bei einer vorübergehenden Besetzung des Heiligtums die
[npa~(J)V KoACXKa,noMnµ]o~no)..u,(µw, Siegesinschrift ihrer Feinde hätten zerstören wollen, dann hätten sie sicher den
[ypaµµatEU~ noA.Utlµ~]'AvÖpoAU.
ganzen Text vernichtet; die Worte vtKacrav'tE~BoA.ov'tio~("nachdem sie die Oluntier
LesungenundErgänzungen
vanEffenterres.13 'Avöp6)..a
Chaniotis;'AvöpoAii
vanEffenterre. besiegt haben"), die an ihre Niederlage erinnerten, wären wohl kaum verschont
"Auf gutes Glück. [Als die Phyle der Echanoreis] die Kosmoi stellte, die zusam- geblieben. Diese Siegesinschrift stammt m.E. aus der Zeit nach dem Schiedsspruch
men mit Aution, [Sohn des Podaithon,} amtierten, hat die Stadt das Dach der Halle der Knosier. Da das Verb vtKav auch den Sieg bei einem Prozeß bezeichnen 1683und
[hinzugebaut und die Türen] verputzt und die Mauer [zusätzlich gebaut}, und die auf einen günstigen Schiedsspruch hinweisen kann, 1684ist es denkbar, daß die Latier
Grenzzieher aus Milet haben gemäß dem senatus consultum die Grenzsteine für das
Land gesetzt, für welches das Urteil gesprochen wurde, und für die Inseln und das
[Heiligtum}, gemäß der vergangenen [Urteile. Kosmoi waren:] Aution, Sohn des 1678zur Datierungs. van Effenterre- Bougrat1969,32; Bowsky1989b,341. Zu den Familien
Podaithon, [Thiaris, Sohn des Laston, Somantis}, Sohn des Laston, Chenos, [Sohn des KosmosChenosund des SchreibersPolytimoss. Bowsky1989b,335f.
1679zu solchenKommissionens. DaverioRocchi1988,77-84;Rousset- Katzouros1992,206-
208; Rousset1994, 104-109.Ein milesischesSchiedsgerichtwar auch für die Grenzziehungzwi-
schenEpidaurosundHermioneverantwortlich: Peek1934,47-52.
1675AusführlicherChaniotis1988d.insbes.23f. 1680Bousquet 1938,405f.;ihm folgtvan Effenterre1942,43f.
1676Für derartigeRevisionenvgl. z.B. IG JV21, 71 Z. 7-10 (Epidauros-Korinth, 1681yanEffenterre1942,43; Guarducci1947,33. S.o.A II 7.
3. Jh.); SEGII 1682Bousquet 1938,405 Abb. 18.
276Z. 3f. (Grenzstreitigkeiten
zwischeneuböischenStädten,146). 1683z.B.18 Z. 17-20,23; vgl. IPArk 17 Z. 60, 76f.
1677S0 Guarducci1947,34; s. aber u. S. 331:DiesenzweitenKrieghat es nichtgegeben.
168457 Testimoniuma Z. 38f.;IPArk22 Z. 1 (SchiedsspruchüberGrenzen,Lusoi).
332 Cl 3. Nr. 54-56. Lato-0/us. Testimonium e Cl 3. Nr. 57. Hierapytna-ltanos 333

durch diese Inschrift den endgültigen Gewinn der Kontrolle über das Heiligtum der Nr. 57. Vertrag zwischen Hierapytna und ltanos über eine Vermittlung
Aphrodite verewigten. 1685 der Römer, 112.
Testimonium e: Beschreibung der Grenzen der ostkretischen Städte Testimonien:
nach der römischen Vermittlung, nach 112/11. Testimonium a: Sherk 1969, Nr. 14 Z. 6-20, 29-55 (= IC III,iv 10), Rede der Hierapytnier vor dem
römischen Senat, 112.
Beschreibung: Fragment einer Stele aus lokalem Kalkstein, oben, unten und links gebrochen; H 23
cm, B 18 cm, T 16 cm; Buchstabenhöhe 1 cm. 6 ... 'havtot yu.pClOtlCT\µ<lt(J)V
µT]"(lVOµEVrov
u[q>'] T]µii'lv
autot,, \)lt()OE
Buchstabenformen: A5, B4, E4, H4, 04, K2, M2, Ml, N4, m, :!:5,<l>6. [tft,i&v] Kv(J)(Jt(J)V
[1t6]AEWs
7tOtE,ltOAEµoV T]µtvrno(11crav1tapu.tu tri, cruv-
a.napavyEA.tOV
Fundort: Lato pros Kamara ("Ayw, NtKoA.ao,);jetzt im Museum von Herakleion (lnv.Nr. E 87). lCAT)tOU ooyµata Kai aoi!CT)µuta[T]µtv]E~Etwcravto, 11EpicilvKai 1tpotEpovnprnßda, ci-
Ed.: Xanthudidis 1908, 212f. Nr. 3 [Fränkel 1915, 1039 Nr. 23]; IC I,xvi 18 (Photo). Vgl. van 1tEcrtEWXµEV [rni TI]VOUVICAT\toV l µ[aprupou ]cra, tu "(E"(€VT\µEVa Mt!CT)µatad, T]µa,. 'H OE
Effenterre 1942, 38 (zu. Z. 11). Autopsie. 10 [cruv!CA]T\tüs KATA[--------ca. 25 ---------------]MENrni MapKouAiµu)..(ouKai E1ttMav(-
[------------- -- ----------) ou 'AKV..\OU \llt(lt(J)V
Kai [o]utEcruµµaxou~autou, ltpo<TT\"(OprucrE OÜtEKv=iou, OUtEtou,
[-------------------------------------------------- Kat !tEpuxmt]b:t, &iai [........] ~puyµ(o1, OUtE[----] önro, ClVEKp(~Kai EOO"(µatt0€V 7tOAEµov Kai UOl!CT)µata T]-
[crmpavm lCTls ~avaitap~ov Kat EstCJ.V Ai'.yupov&t ai crmpavm lCTls naµqmpi]acrov Estu.V µiv AN[------- ca. 35 ------] 1tapayEVOµ€VO\ ump tE tou ltOA.EµOU
[ooov tCJ.V öaµocr(aµ EstCJ.V )..(µvav? lCTls tov 'E,ta8Evta Kat!J./>axivEs:!:]uoaq>va, Kai [-----------------ca. 32 --------------------lt11, T]µEpa,[.....]v11vCl!tEOEt~aµEv T]µEtEpavoo-
[tu, iivroKat KatCJ. ltOtaµov EsKoporoiAavKai civpaxiv EsAa"(lva1t]utovEltlto 15 crav [---------ca. 20 --------]oiu. ylvou, Kai civaßat[o]v uno µ118EV0[,l yEroP"f118Etcrav, TIJV
5 [Üvtpov lCTls KaMtopacrov rni to Üvtpov lCTls MrtaMaltUtoV rni to]v 1totaµov OEvftcrovTI]VKUAOUµEVT\V AEU!CT\V T]µEtEpavoocrav EK7tpo"(OV(J)V. 'ltaVtot OEµT]ouvaµE-
[Kiivtov poov Eltlto LtlWtlOVKai tWOEcivpax1vEltttOV'AKaµavm.] Ta~ OEnot' '0- Vot1tEpttOlV
[],ovt(o, xwpa, · ClltOßa.Mcrcra, Esm..uµ&v' civpax1vElttto ClPXat]ov'Aq>pooicrtov [---------ca. 22 -------------]tii'lv(?) d, T]µUsa.011C11µat[ro]v ClltoAo"(T)cracrßm µfitEnpotEpov
[Kaltoutro coi;tii'lMpairo ßivrotii'ltEµEVtosoi Öpo1oi E~tov ßopfov c]xovtE~lCTls tu.V µfitEvuv [------------------ca. 30 -----------------------]TQN nproßrutii'lva.vtEVKaAoucrtv T]µtv
[Aiprno>lCTls tCJ.VnpoµEVT)ttOcrav !CT)ltl
ta, KaAoMJ.l(l(a,tu.V11]€pißacr1v lCTls'Ap;:E- [------------------ca. 25 -----------]TI]Vxwpav 1tEp1crcru.v oocravEtEOlElKOOI O!CtW, Aoyou,E-
10 [Aa.PXUV EstCJ.V 011paöa1tu.ptii'lv7tplV(J)V lCTls
tov 'AKa]µavm Kai vacrovnup- 20 1t0111cra[-------- ca. 25 ----------] npcx;tj\ cruvJCAT)tcp ...
[pav Kat tov 11opn6vm crK01t€Aov Kai tu.v xwp]av tu.v Kpftcrav.vac. Es folgt ein Bericht über das senatus consultum des Jahres 140 und das Urteil der Magnelen zugun-
["Opotta, '1€pa7tUtvtrov xwpas · coi;o :!:löaµvo, ~ipian ]11lt1,EsKapuµa, Es sten der Itanier; s. 49 Testimonium b.
w,
[tu.V011paöaKai 7tEpavEs t!J.VOtEq>avavKai &.OtEq>avaE], ~opßovvav Elttt[ov] ... Oucruvavt11-
[MJ.l(l(OV Kai coi;&.ooo, noti µrnavßpiav tu.v ooov tu.v iiyo]crav01' 'At[p&va] craµEV[------ ca. 45 ---------] T]µii'lvaitiav rntq>Epoucr1
[------ ---- -----------------------------------) 30 [.]E[.]LON[-------------- ca. 40 ----------- tE]AEUta[(]asun' autii'lvClVEl-
Im wesentlichen nach Xanthudidis (vgl. 4, 47, 48, S. 327 Testimonium a, 59 61). Über Z. [-------ca. 45 -------]avtEs rni TI]VOUVKAT\tOV EN-
Reste von Buchstaben (ANLE?, Guarducci). 3 [Estu.v )..(µvav?J Chaniotis (vgl. 61 Kopie B 148). 5 [-------------- ca. 45 -------------]N d, Kpfit11v tE ltUp<l"fE'YOVOtrov
[Kai K.J Xanthudis; [K~~'K'.iGuarducci. 6 Ende Guarducci; [Öpia ta~ Aatirov xwpar;not' 'O]Aovtio, Kai tu,[----- ca. 30 -------------7tp]rn[ß]E(a~ouornotE7tEpltOUt(J)V tp(J)-
Xanthudidis. 8 [w,
tii'l ~Epairo ßivro) Chaniotis, vgl. Testimonium a Z. 12; nrnHEPHl0HNQ vT]v1tporiKav[--------- ca. 30 -------------] 1tprnßruovtE~ltEpltOlVEV[E-]
Xanthudidis. 10 [nap' tii'lv np(vrov] Chaniotis, vgl. Testimonium a Z. 14f.; [h' cipt(rov np(vrov] 35 [------- ca. 50---------]N µvfiµ11v rnoificravto
Xanthudidis. 10 Ende-11 Chaniotis, vgl. Testimonium a Z. 9; vgl. van Effenterre (nup[pav Kai tov [-------ca. 40 ----EV tcp]µEta~u xpovcpcruvl36A(J)V 'YE"(E-
11ott6vta crK01tEAov Kai tu.v xwpav Övo]µa tu.v Kpftcrav);nup[- ... --]Aa tu.v KpftcravXanthudidis. VT\µEV(J)V 1J1tE[------------ca. 40 --------]x6trov \l1tEptE avop&v~-
12 ["Opot tu, 'J. xwpa,] Chaniotis. 13 Guarducci; [OtEq>ava1tEptaµ1tu.~ Es6p86vl Xanthudidis. [--------ca. 45------]N avtmotou[v]tm Kai VEVtlCT\KO-
Die einzelnen Teile der Grenzbeschreibung dieses in Lato gefundenen Fragments irov [------ca. 50--------]VT\µa Ka[ß]oiscruvdlEµE-
40 8u [------ca. 40-------]AY[ ..]N Kai OEOO>Kotrov Kai d-
sind aus anderen Inschriften des späten 2. Jh. bekannt.
AT\q>otrov [----ca. 35 --------oÜ]tE )Jyyovrnoificravtooü-
Z. 1-6 = 61 Kopie A Z. 64-69 (Kopie B Z. 144-159): Grenze von Lato und Olus; tE r.A[------ca. 45 ----------]touµ[l]vou, un' autii'lv
Z. 6-10 = 59 Z. 63-66 = 61 Kopie A Z. 69-72 = Testimonium a Z. 11-15: Grenze [------ca. 50---------]TOYKaßo>sT]µE~O-
von Lato und Olus (nach dem knosischen Schiedsspruch); [-------ca. 50---------] i:vM[a]"fVT\cr~"(Evoµl-
Z. lüf. = Testimonium a Z. 8f.: Nach dem knosischen Urteil den Latiem zugespro- 45 v[- ------ca. 50----------1011, oiu.tou npcx; au-
chene Gebiete. t[- ------ca. 50---------Jm[.J o' i:vKCXA.Wm Kat
[-------- ca. 40------!tE]pi i&v civ8p&vKai 1tEpii&v oi-
Z. 12f. = 47 Z. 63-65: Grenze von Hierapytna und Itanos (früher Praisos-ltanos).
JCEt&v oü, rnt[-----------ca. 20 -----M]t!CT)µata tE K[a]i 7tpotEpoV Kai vuv
Die Inschrift gibt wohl einen zusammenfassenden Überblick über die Grenzziehun- [.......]IOIOOcrtV [-------ca. 35 ------------------------] tii'lv7tU[pu]'YE"(OVOt(J)V Els
gen in Ostkreta, wie sie die römischen Gesandten unter Q. Fabius vermittclten. 1686 50 'Proµ11v 7tpEcrßrut&v uµii'lv,EltEµlj/aµEV OEEltlTI]VOUVICAT\tOV, Cl~lOUµEV OÜV TI]V
cruv1CA.11iov [---- ca. 35 -----------------------Eµna]vti Kat!X!> TI]Vcilvotav npo,
TJµa.s[------ ca. 35 ---- to'i]~uµEtlpot~ooyµacrißollßi'tcrmTJ-
1685M.E. wurde diese Siegesinschrift erst bei Vollendung der Bauarbeiten im (wieder)gewonnencn µ'iv önrosi'.cravt1[--- ca. 15 ---] ljlT\(j)lOµato, 01' T]µii'lv
civa"(!Cacrß&crtv T]µtvto OlKat-
Aphroditeheiligtum aufgesiellt. Aus dem demselben Amtsjahr der Aischeis stammt wohl auch eine ov [------------ca. 25 --------]TELnpo, TIJV T]µEtEpavq>tAiavKai cruµµax(av npo, T]-
Inschrift, die vom Bau eines Tempels und der Aufstellung einer Kultstatue berichtet: IC I,xvi 30. 55 µa, [----------ca. 33 --------------1tproß]ruta'i, ...
1686 Van Effenterre 1942, 44; Xanthudidis 1908, 216 nahm dagegen einen Bündnisvertrag zwi-
schen den vier Städien an; so auch Scuderi 1991, 408f.
334 CI 3. Nr. 57. Hierapytna•ltarws CI 3. Nr. 57. Hierapytna•ltanns 335

Lesungen und Ergänzungen von Guarducci (dort auch ausführlicher kritischer Apparnt). 14 l··•lv riv bei noch [ ··· l der Konsul lucius Calpumius [·-· ], damit (er) beurteilt, wie jede (der
Sherk; [···)vriv Cbaniotis. 28f. ou CJUvcxvniocxµtv[cov
ÖEiiµfuv) Guarducci. 31 [ltprnßdio )cxvtE;?32 beiden Städte) [das Land und] die Insel besaß, wofiir dieses Amtsgeschäft entstanden
[ltp€0ßEutfu)v? Sherk. 34f. EV[€CITI]KOtcoV)
Cröncrt. 37 \lltE[p)? 40 [ÖtKCXi;)
cxu[tfu]v~;cxu[tfu]voder
cxu[t6]v Sherk. 42 [ouÖEtoii; ävöpa; altEÖCOOcxv toii; Kpcx)touµ[r]vOtJ;Crönert; vielleicht [O„m]•
ist, am Tag vor dem Beginn des Krieges, für welchen Servius Sulpicius und jene Ge-
touµEVo\J;.44f. [KptoEco;)tv M. yEvoµrv[ri;]? sandtschaft nach Kreta geschickt wurden, damit sie ein Urteil fällen, so daß sie (das
Land) [als Eigentümer haben], besitzen, nutzen können und opfern. Er soll auch
"Denn die Itanier haben einen unerklärten Krieg gegen uns geführt, obwohl von einen Tag bestimmen, vor welchem sie das Urteilfiillen sollen[···] Quintus Fabius
uns ihnen kein Unrecht zugefügt worden war · nur irgenwann von der Stadt der [--·], damit der Konsul Calpumius durch seine Gesandtschaft (d.h. des Q. Fabius)
Knosier -, und trotz der senatus consulta. Und sie haben Unrechtstaten gegen uns feststellt, ob in diesem Land etwas gebaut worden ist, damit er befiehlt, (das Ge-
begangen, über die wir schon früher Gesandtschaften [zum Senat] geschickt hatten, baute) niederzureißen".
die die an uns geschehenen Unrechtstaten bezeugten. Und der Senat[···], als Marcus
Aemilius und Manius Acilius Konsuln waren; und (der Senat) hat weder sie noch die Testimonilllil c: IC III,iv 9 (Urteil des Schiedsgerichtes in Magnesia am Mäander, 112/11).
Knosier als Verbündete angeredet noch[··· l den Dragmiem noch [ ·-· ], wie die Sache ...KfXEtpotovriµrvcov
l((Xlcxutfuv\lltOtou öfiµou Ö!KUCICXI
KpT)CllV
'l[tcxviot~tE KCX]\
'l[Epcxmi·]
untersucht wurde, und faßte den Beschluß, daß Krieg und Unrechtstaten gegen uns 10 tvl[ oi; Kcxtato yqo ]vo; \)lt()tri; CJ\J-yKA~tO\J
ooyµcxl((Xtl((XtU.
tT]V<lltOCJtUAEtCJCX[
v EltlCJtoAT]V
\lltO]
[··- die Gesandten?], die fiir diesen Krieg gekommen waren und[··· l des Tages[···], AEU·
wir bewiesen, daß (das Land?) uns gehörte[···], erblich (von Geschlecht zu Ge· K[lou KaAOltopviouAt]uKlou uioll CTtlcrcovo, crtpcxniyollVltatou ...
schlecht) und unbetretbar, von niemandem landwirtschaftlich genutzt, und daß die 18 ... tri, ÖEtri~ Cl\JVKA~to\J ...
... öouori~ KpttT]Vcxut[ot; tOVT]µEtEp]ov
Insel mit dem Namen Leuke uns seit der Zeit unserer Vorfahren gehörte. Die Itanier
öfi[µov, ypa1j!CXVto~]ÖEltEpttOUtCOV l((Xltoll CltpcxniyouAEUKtO\J KcxA01t0p[vlou AruKtO\Ju]ioll
aber konnten weder über[--·, noch? J sich über die Unrechtstaten an uns rechtferti· ndacovo;,... .... o Öfiµo; iiµfuv
gen, weder damals noch heute[···] der Gesandten, und beschuldigen uns dagegen 25 µEta 7taCJT);ClltO\Jöfi;
KCXt q>tAOnµlcx; EltOl~CICXtO tT]VcxtpECIIV tv trit uq,' EKcxtf·
toll ÖtKCXCTTI]plO\J
[--·] das Land, das für 28 Jahre unkultiviert war; (wir?) verhandelten{···] zum Se· pcovYEVrt6d[orit]
nat." Der fragmentarische Zustand der nächsten Zeilen erlaubt keine Übersetzung. oµo¼coi T]µEpext ...
Testimonilllil b: Sherk 1969, Nr. 14 Z. 55.71 (= IC III,iv 10), Senatus consultum nach einer Ge• "Nachdem diese Richter vom Volk (der Magneten) gewählt wurden, um (in der
sandtschaft der Hierapytnier und der Itanier, 112. Angelegenheit) zwischen den Kretern, namentlich den Itaniern und den Hierapyt-
55 ... CTEpt toUto\J toll ltpayµcxto, niern, gemäß dem senatus consultum und dem vom Konsuln lucius Calpurnius,
[oihco; EÖO~EV-] Övtpoitov EKUtEpot[tT]Vxcopcxv l((XltT]Vvfio]ov VEVCOµT)µEVOI ElT)CJCXVtjj ltpü Sohn des Lucius, Pisa geschickten Brief ein Urteil zu fällen ... Nachem der Senat
tou T]µi:pcx[t i\ 0 ltOAEµcx; EVcxuto"i;i\rscxto 01)ltO]AfµouEVEKEV LEprn'.no;Lo(A)ltlKtü;l((ll(ElVT\ Tl unser Volk als ihren Schiedsrichter bestimmt hatte und der Konsul lucius Calpurnius
ltprnßdcx Ei, Kpr]TI]V (llt€CJtUAT)CJCXV Ölt~ OÜt~ [vcoµ]fuvtcxt [XCOCIIV KCXplttscovml tE Pisa, Sohn des Lucius, in dieser Sache einen Brief geschickt hatte, ... wählte unser
tOllto TO[·············••••••·········· ca. 32 ...................... ]crBcxt ltpüs AE1'.movKCXA.oltopvwv
Volk mit Eifer und Ehrgefühl das Gericht an dem von beiden Städten vereinbarten
60 otpcxtT)Yov Ültcxtov[........................
ca 35 ...................................................
] nvc, toutou toll Kprrri„
ca. 30 ...... m\]t[E]Eltlto KPltr\Pt[ov]ltCXPEtUXOCJCXV
ptO\J[................................................. OÜtE Tag".
[.............·----·········· ..........
ca. 38 ............AruKWsKCXAolt ]6p[v1cx;Cl]tpmriy~ 1.JltCX· Der Streit zwischen Hierapytna und Itanos über den Besitz eines Landes in der
to; [---- ..·-·····-····· ..- ca. 50 .._ ......... - ...........
- ..................
]HN [Ö]lt~ i:cxuto~Kpt·
Nähe des Heiligtums des Zeus Diktaios und der Insel Leuke fand durch das für die
VT)löv tpoitov EKUtEpoltCXUTI]V [tT]Vxcopcxv KCX!] tT]Vvfioov ltEptou T]ltpU~l- [tvr]otT)KEVEVCOµT) ..
65 µEVOIE\T)CICXV trit ltpü tou T]µl:pcxl i\ 0 ltOAEµcx; EVcxuto"i,i\p~cxto,01)ltOAfµ[ou]EVEKEV LEpouto, Itanier günstige Urteil eines Schiedsgerichtes in Magnesia am Mäander i_mJahr 1_40
LoMtKIOsl((ll(E\VT) TlltprnßclcxEi, Kp~niv <lltECJtUAT)CJCXV, Öltco;o[Üt]coKplVCOCIIV cxÜtoo[,l nicht sein Ende (49; A II 7). In den Jahren 115•114 kam es erneut zu emem Kneg
[i'xnv I KCXt[XEIV KCXPJttstcr0cxl tE i#ivcxt l((Xt8uµcxm tEAji,ljµEpcxvtE oplon ltpü ~- ljµE• zwischen den beiden Städten nach einem Angriff der Itanier (Testimonium a Z. 6-8) ..
pcx;Kplvcoo1vE[............................... ca. 38 ........................... ]TAL K61vtcx;ct>aßw,KA· Nach wiederholten Vermittlungsversuchen der Römer (115-114, Testimonium a ~-
[--------- ... ca. 50 - ..- .._·-·-·-·-·-·-····-• lNÖlt~ AruKtcx;KCXA.o- 9.]2) kam 113 eine Gesandtschaft unter Q. Fabius Maximus Eburus nach Kreta, die
70 ltopvto; CltpCXtT)Y~ \lltCXto,\)lt()tri, CXUtOll ltprnßEicx,rntyvi/>,EU.V EVtcxUt]lt[ji]
XCOP<;t OltKOÖOµT)µEVOV ö=,
fVECJ[ttV] CXUtO\ls KCX6EAEIV KEAEU[cr]n ...
die Konflikte zwischen Olus und Lato (S. 329 Testimonium b) bzw. Hierapytna und
Itanos beilegen sollte, und verhandelte mit Vertretern der Streitparteien (Testimonium
"In dieser Angelegenheit [ist folgender Beschluß gefaßt]: So wie jede (der beiden a Z. 13-19, 32-34; Testimonium b Z. 68-70) .. Ein Jahr später kamen Gesandte aus
Städte) [das Land und die Insel] besaß, 1687am Tag [vor Beginn ihres Krieges], für Hierapytna und Itanos nach Rom und legten ihre Auffassungen vor dem römischen
welchen Servius Sulpicius und jene Gesandtschaft nach Kreta geschickt wurden, so Senat dar. Das senatus consultum aus dem Jahr 112 (Testimonium b) beauftragte den
sollen sie darüber verfügen, Eigentümer sein und nutzen [ ··· l an lucius Calpurnius, Konsul L. Calpurnius Piso Caesoninus damit, einen Schiedsrichter zu bestimm~n,
den Konsul[···] dieses Gerichtes (oder Urteils)[···] weder wohnten sie dem Gericht der aufgrund des status quo ante (vor dem Krieg von 145-140), d.h„ nach dem Pnn-
zip uti possidetis, ein Urteil fällen sollte. 1688 Piso sollte ferner dafür sorgen, daß alle
1687Das Verb vrµrn6m verweist auf die tatsächliche Sachherrschaft und nicht das Eigentum: s.
Kränzlein 1950, 16f.
1688Partsch 1905, 7 und 19 rekonstruierte die lateinische Fassung des senatus consultum wie
336 CI 3. Nr. 57. Hierapytna-Itanos CI 3. Nr. 58. Lyttos-Lato 337

im umstrittenen Land gebauten Anlagen niedergerissen werden; es handelte sich dabei sich hier auf solche Rechtstexte berufen, dürfte aus ihnen hervorgegangen sein, daß
um eine von den Hierapytniern gebaute Festung (xropiov). 1689 Magnesia am Mäan- die Itanier mit ihnen Abkommen abgeschlossen hatten, ohne ihre Ansprüche in Frage
der wurde erneut mit einem Urteil in dieser Sache beauftragt, und Hierapytna und zu stellen. 1696 Diese Interpretation wird dadurch erhärtet, daß die Hierapytnier wie-
Itanos schlossen einen Vertrag über diese Vermittlung (vgl. Testimonium c Z. 25f.: derholt betonen, die Itanier hätten (sicher in der Zeit nach dem Urteil der Magneten)
EV'tlll uq,' hmeprov yEvri0d[ mit] oµoJ.,6ycpiiµepat, vgl. B VII 6). Die Richter keine Ansprüche (auf das umstrittene Land?) erhoben bzw. keine Proteste angemeldet
entschieden wieder zugunsten der Itanier. Der römische Senat legte dem Urteil das (Testimonium a Z. 33f.: ouofoo,E 1tEp1.wv,rov q,rovriv 1tpofix:av; Z. 4lf.: [ou],E
Prinzip uti possidetis zugrunde. Obwohl das Verb possidere die tatsächliche Gewalt ).6yov e1totficrav,o ou,E :EA[---]). Auch die im Heiligtum des Zeus Diktaios durch
über einen Gegenstand zum Ausdruck bringt, 1690 entschieden sich die Richter für die Hierapytnier durchgeführten Statuenreparaturen stammen aller Wahrscheinlichkeit
den rechtmäßig begründeten Eigenbesitz (otax:a,exnv) der umstrittenen Gebiete vor nach aus einer Zeit, in der das Heiligtum unter ihrer engen Kontrolle stand. 1697
Beginn des Krieges von 145-140; 1691 J. Partsch vermutete, daß hier ein Mißver- Wahrscheinlich erst kurz vor 115 hatten die Itanier wieder Gelegenheit, ihre An-
ständnis der Richter vorliegen könnte. 1692 Entscheidend für ihr Urteil war der Bau sprüche mit militärischen Mitteln geltend zu machen. Sie nutzten sicher die momen-
einer befestigten Anlage und die landwirtschaftliche Nutzung des umstrittenen Landes tane Schwäche Hierapytnas aus, dessen engster Verbündeter, Gortyn, 120 eine Nie-
durch die Hierapytnier, ein eindeutiger Beweis, daß es kein heiliges Land war. Die derlage im Krieg gegen Knosos erlitt (s.o. A II 7). Die Haltung der Knosier in dieser
einstweilige Verfügung des Piso über die Zerstörung dieser Anlage wurde somit von Auseinandersetzung läßt sich nicht eindeutig klären. Sie waren um 145-140 mit
den Richtern als Sachentscheidung zugunsten der Itanier ausgelegt. 1693 Was die Insel Hierapytna verbündet (50) und den Itaniern nicht immer freundlich gesinnt (Testi-
Leuke anbetraf, so konnten die Itanier Dokumente vorlegen, aus denen hervorging, monium a Z. 6f.: aöix:riµa,rov ... U7t0 ... [,fic; 'tffiV]Kv(J)(Jt(J)V
[1t6]A.E(J)c;);
zum Zeit-
daß Leuke vor der Zerstörung von Praisos den Itaniern gehörte. 1694 Kurz nach dem punkt der Vermittlung, vermutlich bereits während des Kriegs gegen Gortyn, hatten
Gerichtsurteil wurde eine Grenzziehung unternommen, deren Ergebnis zusammen sie sich jedoch von den Hierapytniern distanziert. Die hierapytnischen Gesandten
mit den anderen zeitgleichen Grenzziehungen in Ostkreta in einem Dokument re- erinnerten den römischen Senat nicht nur daran, daß weder Knosos noch Itanos zu
gistriert wurde (S. 332 Testimonium e). Es stellt sich natürlich die Frage, was in den den Verbündeten der Römer zählte (Testimonium a Z. 11: [o]u,E cruµµaxouc; auwuc;
28 Jahren (Testimonium a Z. 19) zwischen den beiden Schiedssprüchen der Magne- 1tpooriy6prncrE ou,E Kvrocriouc;),sondern warfen dazu den Knosiern vor, sie hätten
ten geschah. Die schlecht erhaltene Rede der Hierapytnier vor dem Senat erweckt den den Itaniern Unrecht getan (Testimonium a Z. 6f.). Das Argument der Hierapytnier
Eindruck, daß das umstrittene Land, vielleicht auch die Insel, trotz des ersten Urteils war also, daß nicht sie den Itaniern Unrecht zugefügt hatten, sondern (früher einmal)
in der Hand der Hierapytnier verblieb. 1695 Die hierapytnischen Gesandten sprechen ihre jetzigen Freunde, die Knosier. All dies begründet die Annahme, daß Knosos um
nämlich von Abkommen und Verträgen nach dem Urteil (Testimonium a Z. 36f.: [ev 115-112 (vielleicht schon vor 121) mit Itanos verbündet war. 1698
't<J)]µEm~v XPOV(flcruvß6A.rovYEYEVTjµevrov; Z. 39f.: x:a[0]wc; cruv0eµE0a), die Datierung
zweifellos die Ansprüche der Hierapytnier stützen sollten. Wenn die Hierapytnier
Das Vermittlungsabkommen stammt aus dem Konsulat des L. Calpurnius Piso
(112); das Schiedsgericht fällte sein Urteil termingerecht innerhalb von 360 Tagen
nach dem senatus consultum (112/11). 1699
folgt: Uti illi eum agrum eamque insulamquo de agiturpossidebantpridie quam bei/um in eis ortum
est, propter quod bei/um Servius Sulpicius et illa legatio in Cretam missi sunt, uti ita iudicent eis Nr. 58. Bündnisvertrag zwischen Lyttos und Lato, ca. 112/11.
haberepossiderefrui /icere. Für eine Diskussion der rechtlichen Aspekte des senatus consultum und
Testimonium: 59 Z. 67-69 (Bündnis- und Isopolitievertrsg zwischen Hierapytna und Lato, 111/10).
besonders für das Verhältnis des gewählten Verfahrens zum römischen Zivilprozeß s. Partsch 1905,
15-23; vgl. Passerini 1937, 34-46; Guarducci 1942, 110; Sherk 1969, 84f.; Marshall 1980, 648f.; 67 [----- napalhoovnov?] 61:lCCXloi '[apamitvtol tot~AcxttOl~xwpav Ka0~ 1tapEK<XA.Ea[av l
Scuderi 1991, 395. Über weitere Parallelen römischer Vermittlungen im 2. Jh. s. Partsch 1905, 23- [Aa]noi, t[µµE]v[6v]trov Amirov tv teil A,mirov Kat 'Iapwrutvirov q>J.AtatKat auµµaxim
52; Marshall 1980, insbes. 648-650; Gruen 1984, 111-119; Scuderi 1991, 390-409.
1689rc III,iv 9 Z. 86. Der Brief des Konsuln an Hierapytna mit der Aufforderung, die Bauten zu &~EV'tl oi un[oyE]ypa.µµEVOlÖpm...
zerstören: Sherk 1969 Nr. 14 Z. 89-97; vgl. auch IC lII,iv 9 Z. 85-88. 67 [nap]i\o[roKa]v oi\ bzw. [uqii]fo[0rov] oi\? van Effenterre - Bougrat; [1tapao1o6vtrov] Faure. 68
1690 Partsch 1905, 2lf.; es entspricht dem griechischen Verb vi\µrn0m (zur Bedeutung s. Auttirov van Effenterre - Bougrat, Faure; r[op ]t[u]virov Garlan.
Kränzlein 1950, 16f.).
1691Partsch 1905, 2lf.; vgl. Passerini 1937, 30.
1696Vgl. Testimonium a z. 40f.: Objekt von 01o6vm und 1..aµßavE1v ist wohl das Wort oiKT\;es
1692Partsch 1905, 2lf.; vgl. Chaniotis 1988d, 24 zu einer analogen unterschiedlichen Auffassung
fanden also Prozesse zwischen Itaniem und Hierapytniem statt, die mit der hier verhandelten Sache
zwischen römischen Gesandten und knosischen Schiedsrichtern in bezug auf das zwischen Lato und zusammenhingen.
Olus umstrittene heilige Land. Die These von Passerini 1937, 34, daß das Wort possidere in dieser 1697rc III,ii 1 (Mitte des 2. Jh.?); dazu vgl. Spyridakis 1970, 57. Vgl. die Aufstellung des Ver-
Zeit das Eigentum von Fremden bzw. Eigentum in den Provinzen oder in Peregrinengebieten be-
trags 50 am selben Ort.
zeichnet, läßt sich nicht beweisen. 1698Vgl. Spyridakis 1970, 59, 61 (ohne nähere Begründung). Sherk 1969, 84 vermutete dagegen,
1693rc III,iv 9 Z. 77-89; s. dazu Partsch 1905, 50; Cary 1926, 199f.; Passcrini 1937, 42f.; Sherk
daß die Unrechtstaten der Knosier an Itanos auf die Zeit unmittelbar vor dem Krieg (ca. 115) zu da-
1969, 85. tieren sind; für einen etwas größeren zeitlichen Abstand spricht jedoch das Wort noti\ ('einmal, ir-
1694IC Ill,iv 9 Z. 94-131.
gendwann').
1695so auch Scuderi 1991, 43 (ohne Begründung).
338 Cl 3. Nr. 59. Hierapytna-Lato Cl 3. Nr. 59. Hierapytna-Lato 339

"Und die Hierapytnier sollen den Latiem Land {geben], wie die Latier {es/ forder- [---------------Ai J oct~ K!l[---]XOI--------·--- ---------------------------1
[------------.:_- 'lapa1tUtv[doi-
------------------------------------]
ten, unter der Bedingung, daß die Latier an der Freundschaft und dem Bündnis der [--- ---]HNEAl[ . ----------------- ----------------]
Lyttier u,~d der Hierapytnier festhalten; seine Grenzen sind die unten geschrie- [--------------]NOI EVtiiit IA[----------- ----------------------]
benen ___. 20 [------11]€piÖ€tiiiv[------------ ------ ---. 'Es-]
[aycoyavÖEi,µ€]v 'tW\tE '[apa1t[utv(cotr:yAat~ KilttiiitAaticot ES'lapa1tutva; Kata]
Im Jahr 111/10 vereinbarten Hierapytna und Lato die Übergabe eines geschlos- (yuv µkv <XtE]AE;, Kat~ e&ti]~[aaav ÖEKataß<XMOVO\ ta tEAtllKata to; voµo; to~]
senen hierapytnischen Gebietes an Lato unter der Voraussetzung, daß die Latier ihr [EK!lt€pll\)jruip;(OVm~.6µ6aav[ 0\ t; iÖtav xpfimv ESUYEV. Ai öi:tt KO\Vuttsoöw-l
Bündnis mit den Hierapytniem und den Lyttiern nicht verlassen würden (s.u. S. [aavtE~. 0€]iiivßcoAoµEVCOV, [EA.otµEV aya0ov tiiiv1toAEµ(cov, ta µcpm AllVXUV€V EK!ltE-]
349f.). Die Lyttier besaßen in diesem Gebiet Ostkretas territoriale Interessen und hat- 25 r~ Kata tJ~ rp7t0vm~&v[öpa;--------------·------------------1
ten eine gemeinsame Grenze sowohl mit Hierapytna als auch mit Lato. Die Übergabe [--------t]ai~ Kataypacp0:1;[.....]N[-----------------------.Ai ÖEKU1t0AEµ(covtt aµlpO't€pmai]
dieses Landstriches an Lato berührte sicher die lyttischen Interessen. Dies erklärt, [1tOAt€]; xwpa~.
<X7t0 µT)i\sfotco [µ]11[ootrpcot µfit€ 07tOV~ Ö.yEV µfit€ dpavav t(0Ea0m]
weshalb die Übergabe des Landes an Lato mit der Bündnistreue zu Lyttos in Verbin-
[ai1 K!lµT)aµlp0t€pm ai 116).~i:°; [ß]roAE[uacovmt. 'EsopKtSUVtCOV octa~ aytA~. t11]€[(K']
[r:yÖp]aµcovttt\vEK!ltEp!lltut 7t0At[oi KOOµotrn'autiiiv KOOµtoVtCOV, 7t!lptOVtCOV EVµkv]
dung gebracht wird. 30 ['lap]a7tutvm Am(cov[Evök Aatoi 'Iapa1tUtv(cov7tPEtYT\(a;. 'AvaytvC001Covtcov ök tav auv0fi-]
Datierung [rnv K]ai tov ÖpKovE~[µEV'lapa7tutvm r.vtoi~ 'Y1t€pßco(o1~. r.vöi:Amoi EVtot~ 0toöma(oi;]
[Kilt1t]apayy€AA<>Vtco[v E7tttav avayvcoatvo'( t€ 'lap!l7tUtv\O\KOOµottot; Am(ot~ Kiltoi]
Dieser Bündnisvertrag zwischen Lyttos und Lato ist von einer älteren Grenz- [Aat]tot 101; '[apwrutv((ot~ 1tpocxµEpuvÖEKa?rnd K!lµEMCOVt\ avaytvWOK€V ~ ,a; ayi:-]
ziehung (30) zu unterscheiden. Er wird in einem Atemzug mit dem Bündnisvertrag [An;] ESOPIC\l,EV. Ai ÖE[µii ESOpK(SmEV ta; ayi:Aa; oi .lap!llt\ltvlO\ KOOµotT\µT)7t!lpa-]
zwischen Hierapytna und Lato (59) genannt und muß wohl nur ein wenig älter sein 35 [y]YTlA.at€V E7tttav &~ay[vcoatvi'tµT)avayvoiEV'taVauv0fiKav7tllpt0VtCOV Al~:([cov,]
(ca. 112/11?, vgl.A II 7). [a1t]otEtOUtCO b KOOµo~ E[Ka]a[tlo[~tot; Aat(ot; 'AAEsavöpdcoapyuplcoO'tat~pav]; EKat[ov.]
[Ai 81:]µT)ESOPIC\S!l\EV ~(a]; ~~~[~ oi Aattot KOOµot T\µT)avayvo1€Vtav a]~~~i:;[av,]
Nr. 59. Bündnis- und Isopolitievertrag zwischen Hierapytna und Lato, [1tapt6v]tcov'lapa1tUtv(cov,[wam'.it~ a1totEtaatcooKOOµo;EKaato; toi; 'I]a(la~[utv(-]
111/10.
[ot; Otat~]pav; EKll:<>lv. oc
Ai KUtt~ Kooµ(cove).,ßrtt'[apa7tutvl0; E; Aatco]~e[xcovl
40 [to iµ]attov a(1p1p]aviii Ep7tEtCO (1\ itpumvfitov EsAatwv, wcmut~ ÖEKa]i f?[Aa]tw[;]
Beschreibung: Sechs zusammengehörendeFragmente einer Stele aus lokalem graublauem Kalkstein [Kooµo~]fxco~to (iµ]a[tt]ov &cp[cpaviii, Ep7tEtCO E~1tpumvfiwvEs'lapa1tutva]v, Ka[0~]
(cnö11po1t€tpa);H 1,35 m, B 60 cm, T 12-25 cm; Buchstabenhöhe l cm (in Z. l 2,8 cm). Nur die [KOlKOOµo]tEp7t[ovnAatlO\ Kilt'lapa7tUtvlO\Esroptav ~ 1toµ1ta]v."O [t]t
obere linke Ecke der Stele fällt, aber die Oberfläche ist stark beschädigt. [ÖEKa] OOST\[t] mi~ 7tOAf0\[ßcoAEuaaµi:vm;ESEAEY T\r:yypaljlm,0 tt µrv K' ESEA]otµEv, [tou-]
Buchstabenformen: A5, B2, B3, Li!, E4, H4, 05, K2, M2, M4, N4, 03, IT7,22, P2, I,4, 15, <l>5,06. to µfit€ K-i:hvov[µfi]t[EEVOpKOV f\µEV,ö tt & K' r:yypaljlmµEv,ev0tvovKilt] ~~O(l[Kov.]
Fundort: Lato pros Kamara (1949 und l 959); 1700 jetzt im Magazin des Museums von Agios 45 ["Op]Kov·ÖE K~t atak~ av[aypaljlaVtCOV Kai amaavtcov EKUt€pot,E]yµkv '[apa[7tUt-]
Nikolaos (lnv.Nr. E 207 und 1650). [vm] h, t&t liCOÖEKa81:co1: Äa[101ök Evtiiit tu; 'EA.ru0u(a; tEpiiit,Kotvut ök at l~<?avtcov'I[apa-]
Ed.: Davaras 1963, 159 Nr. 15 Taf. 70 b (Z. 1-5 linker Teil); van Effenterre - Bougrat 1969, 11-24 [7tUtvtot]KiltAanot [Autt~i EV'tW\iapiiit t~ 'A0ava(a; noAtaoo;?.] "Ep7tEV ÖEKll[itov]
(der ganze Text). Vgl. Faure 1972, 168-170, Photo (Z. 52-82); Garlan 1976, 303f., 308 [SEG XXVI ['Iap ]a7tutvlOVE~[Aatwv ~ ta 0ruöa(am IC!ltta ------------------------------]A14E [KilttOVl
1049]; van Effenterre 1989b, 8 (zu Z. 68); Hennig 1994, 332 Anm. 82 (zu Z. 12f.). Autopsie.
[Aanov] Ep7t~ ES'_I~~[itut]~~y [t; ta 0ruöa(am Kiltta 'Hpaia?] EVtut fru!a(µ€-]
['A 'Y a ] 0 a [ t ] 't u X a t 50 [pcot,1tpoJ=payyEMO[vtcov oc-------------------------------------------- ]aycoywv[..]
['E7titoiaÖEauvffiEvto 'lapa]7tutvtot 1m[iA]attot 1coaµ16vtcov [E]vµ[k]v 'lapa- [...]E[..]10QN tiiivap[------------------------------------------------------------
]WE[ ..]E[..]
[7tutv!ltE7tttiiiv .........co]vtiiiv ~t·v [...]Kat tiii [.]K€[...]o[ß]wAfll,EV[Ö]EAa- ["Op]ot [tu]~ [xwp]a; 'Japa[7tUtv\Ot;KiltAm(ot;. 'A1t00aMaaa; ii]µ it[omµ]ov to[v]
[tiiit rni tiiiv 'Exavoprcovtiiivau ]v Autico[vt]tiii noooi8coauµµaXT\OCV Jü.[a-] [Ku]µa'io[v]&t [ÜÖCOp />]dKa[i rni t~ E----------E7tltav 'l1t1taypa]vKillävcoE7tlt[ov]
5 P,ot~.CX7t~~(l~ aoo~ K~i]to~ [mito.~cpOu:iv K]al ~[pbv r]sij~·i:;'~!t(~ K' E~ß~[A-] [B]ty;caaovKiltE~t~ [ ------------------------------]~! µaKpav Kilt~[t]
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[vo; voµo;] '[apa7tUtv\CO\ Kilt~~~.(eo[;.··Emvoµa ö'fotco tiiit Aattcot EVtut 'lapa1tu-] [tol] ÖErni.t[&]v°[a]uv LCOKA[----. "EvtcovÖEKiltoi <ilpot7t0tt ta; <X7tOÖE]ÖOµ[cva;? xlw(lll; Ka[i]
[tv(covxwpmxcopt;~? E]vtiiit tEµi:vEt[----------------------------- ----------------1 ['OAo]vt(~;·o(l]ÖE·[&]1t00aM[aaa; t; muµ]iiiv' a[ppaxtv E7t]lto Clp;(ll\OV ['Acp]poö(ato[v]
15 [----------------tov'lap]ll7tutvlOV EVt~t [Am(covxwpat-----------------------------------1 [Kat]to\ltCO~ [tiii li]i:pm 0[(]v[co,Öl]t€µEVCO to; Öpo;oi E; tOVßopi:[a]v [it]xovt€V
65 [KT]]~ tav Aip[rnw KT];tav npoµE]vfit[tacmv]K(fi;]KaA.oAaK!lVEs tav 7t€pi[ß]aotvKiltE~
. 'APX[t-]
[Aa]p;(OV E; tav ö11paöa1tap tiiiv itp([vcovKT];t]ov ['AKa]µavm. Vacat.
1699Sherk 1969, Nr. 14 = IC III,iv 10 Z. 86f. (Brief des Piso an Magnesia). [napaÖtoovtcov?]ÖEKilloi 'lapa7tUtvlO\toi; Am(ot; xwpav Ka0~ 7tllpEKUA€0[ av l
1700 Platon 1953, 436 Anm. I; Davaras 1963, 159. [Aa]ttot, E(µµE]v(o;]tcovAm(covEVt~t A~:'t.\(JJV Kilt'lap!l7tUtv\COV
(jltA(mKiltauµµax(q..t
340 C 13. Nr. 59. Hierapytna-Lato Cl 3. Nr. 59. Hierapytna-Lato 341

&, EVtloi {m[oyE]ypaµµ€Vol Öpot.'A1totii, t& [B]E-yKCl<J(J) (i:1ttt0Aii,)i:, tii, ltt:tpa, ltEpmµitE- nium a Z. 14 und 61 Kopie B 168f. 67 [1tap]EÖ[wKa]v bzw. [uq>t]fo[Bwv]oE?van Effentcrre - Boug-
70 tls i:, [t]a~ (iiMO.vltEtpav) [&ta] tmv(altCXpatpfXEl KattOUt(J)[1tEptaµ]1tfo,[i:J, [ii]Kpavtav rat; [1tapa6t66vtwv] Faure. 68 Auttirov van Effentcrre - Bougrat, Faure, van Effentcrre 1989, Cha-
· ·· ·· · · · · · · · M(~m, Kat niotis; r[op]t[u]viwv Garlan. 69 k(= i:K)tii, 1tEtpa; van Effenterre - Bougrat; ta, 1tEtpa; Faure;
i:, 6p0ov [is t]av KE(j)OM1V t& lt(lf.,(XlXEP<JOl [tav] rnixo[vcrav] Eltttav 'E~ClK(J)Vt[o,] d1ttt0Aii,> Chaniotis; vgl. 61 Kopie A Z. 52. 70 ....av van Effenterre - Bougrat; [e,] iiKpav
a.q>aµ(av[Kat] tO\Jt(J)Elttta, KEq>aNX, t,
tii~ ~a1tiivltEptto, i:p[nm&]va, µfot~ ta[v KEq>a-] Faure; [i:]; [ii]Kpav Garlan; <iiMav 1tEtpav> Chaniotis; vgl. 61 Kopie A Z. 53: Kat toutw Kat[a
NXVta~°KatO.V(J)~& ;Epµii mt ltEptaµitEtls\lltOKO.t(J) t& A[NTP]O:I:EIAIOI Kat i:, t(av ooovl ta; KEq>~? e; iiKpav] tav eµ Mttot,. 71; [tav] rn1:xo[vcrav]van Effentcrre - Bougrat, Faure; man
~av Öta ~a.~oviiyovcrav~~~ Eltl~li>~ i0"ivoviipov Kal.[i:;i tav KEq>aNXV tav \JltOKO.t(J) [t& fvci-] erwartet [tou] e1t1:xo[vto;];s. aber 61 Kopie A 54; 'E~a.Kw[vo,JFaure (so auch 61 Kopie A Z. 55).
75 lj)OlKat tou[t]Oli:, to m:[p]a[v] i:, tOV1ta;oivA.(J(j)OV UltOK[a.t]Ol
tii, <JKOltUs KUltO[to\lt(J)rnlto] 73 i:it[av]w Faure (so 61 Kopie A Z. 56 und Kopie B Z. ll5); a.[vt]pocrd6w; Faure, Garlan;
n
i:~EOptovto [K]ata.v(J) ai Si,KatEVtlKat i:, tav ävw UAlKUV Kat i:, tav Ka.[t(J)w(av tii, ltE-] a.v[tp]otiow; van Effenterre - Bougrat; vgl. 61 Kopie A Z. 56 (i:1t[l]to AN[TPOIE!ti!ON]) und Ko-
pieB i. 116 (E1ttto ANTPO[IE!tilON]). 74 iiyovcrav Kat i:1tiGarlan; iiyovcrav e1tivan Effenterre -
tpa, Kat i:, tOVB~(~(J)ltaKcxli:, tav 'l1t1ta(cr(~~(?) Kat i:, tav ooov tav iiyovcravE[1tt]"AK[tµovl
Bougrat, Faure; Ende [i:1ti]Chaniotis (vgl. 61 Kopie A Z. 58); [i:,J van Effenterre - Bougrat. 75
i:, 'IUAKEt[a~ K11]1ttto, Kwp{ita, Kat i:, tOVKoAOv&tüowp ~EtKat i:, Kuµv,it[aA],..o.v&t\\owp 1tE[p]a[v]Faure, Garlan; Epµa van Effentcrre - Bougrat; i:, ,av crK01tavin 61 Kopie A 58f. und Ko-
pEt°Kati:, [K]a.t(J) Iopa.crav K11s tav ooov K111t' 'E).ciq>OJ).(µvav Kat i:, tav o,ipa.oa lCT\s tov 'AxEp- pie B Z. l 12f. 76 [K]apa.[v]wFaure; [K]ata.vwvan Effentcrre - Bougrat, Garlan; Ka.twa.AtKa.vin 61
80 OOEV[ ta K111tt li]t0s iiKpoVK111tt liop{itav K11sKupta(pa~ov IC111tt tov Kata(3[a]8[µ]ovKat ltEptaµ- Kopie B Z. 125; iiv[ro.c.öiav]in 61 Kopie A Z. 59; vgl. 61 Kopie B Z. 126. 77 '!1t1taypav auf dem
ltEti, [i:, tov] LJt11VOEVta. 'Eitt 6/:t& iEpwt& 'Epµii t& Kopvma(w [6ucr](ovtt oi 'Iapalt\l- Stein; so auch alle früheren Herausgeber; s. aber 61 Kopie B Z. 127f. ('l1t1tacriav); liegt eine Ver-
tvt[ot Kata to, i]6io, voµo,. "OpKo,.'Oµvuwtov Zijva to~·Kp,ita[y]Ev(aKat tav "H- wechselung mit ['11t1taypa]vin Z. 53 vor (s.u. Anm. 1742)? 78 [i:]1tiFaure; [K11]1t(Garlan. 81 Kop-
[pav Kat Zijva] lit[K]tat~v Kat Z~va 'Or<!-:Pt[ov] Kat CTotEtoiivKat 'Aµq>[ttp](tavKat 'ABa- vtcraiw Faure, Garlan; Kop..cra(w van Effenterre - Bougrat; [Bucr](ovnChaniotis; [i:1trn]iovn Faure;
va(av ...wvn van Effenterre - Bougrat. 89 tiit cr[u]-yKnµEvmGarlan; Kat q>tAtmtat; i:-yKnµ1:vm[,]van
['ilA.Ep(avKat 'E]AEU6utavKat 'A1toA[AOJv Ja nunov Kat Aatwv Kat "AptEµtvKat "Apw Kat 'A- Effentcrre - Bougrat.
85 [q>]poo[(tavKat] 'E[p]µiiv Kat [tok Kwp{i,a, [K]at ta, Nuµq>a,Kat to, <XAA.Os Sto, 1ta.vta, Kai ''Auf gutes Glück. [Als in Hierapytna die Phyle NNJ die Kosmoi stellte, die zu-
[1t]a.vcra,· ii µav iyw [tot,] Aat(ot, i:µµEv(J)(Jt i:vtiit q>tAimKai cruµµax(m Kai tot, ÖpKot,
[Kat (3]oa6,,[cr](w ClltAOJsKat UOOAOJs Kat K[a]"tayii[vl Kat Kata Ba.Aa<Jcrav [K]at,(, Ka [t]ot[,] sammen mit NN, Sohn des NN, amtierten, in Lato [als die Phyle der Echanoreis] die
[A]at(ot, ~ i:q>[Epit],ii~ EltlltOAlV ~ i:[1ttx]w[pa]v11ll,oultpüAlljl\Ol oüt i:µltOAEµOll oüt i:vEipa- Kosmoi stellte, die zusammen mit Aution, Sohn des Podaithos, amtierten, [verein-
.· ···· ·· ···· y[mi barten] die Hierapytnier [ und die Latier unter den folgenden Bedingungen], daß sie
[a.]M' i:µµEV\(J)
i:vtot, ÖpKOls Kat q>tA(mtat cr[u]YKEtµEvm. EuopKtOV<Jl µ/:v [i,µEvl miteinander verbündet sein werden, [ehrlich und ohne Heimtücke, und daß sie den-
90 [1t];i[A]a Ka.ya8a.,i:q>topK(OV<Jl o/: [to] i:vavti[o]v. Vacat. selben Freund] und Feind haben werden. Und wenn jemand [ins Land der Hiera-
Wenn nicht anders vermerkt, stammen die Lesungen und Ergänzungen von van Effcnterrc und Boug- pytnier einfällt] oder für sich Teile des Landes der Hierapytnier abschneidet, [werden
rat. Die Autopsie im Jahr 1990 konnte nicht alle Lesungen bestätigen. 1 [0rnL 'Aya]Bii[t wxml Da- die Latier bereitwillig] zu Wasser und zu Land nach besten Kräften [helfen; und ge-
varas. 2 Anfang, Chaniotis; [ta.6Ecruv1:8Evto-- 'lapa]1tutvtot] Davaras, van Effentcrrc - Bougrat. 3
[i:1ttKooµw]v,&v cr[uv]Davaras; [KaM]Km oder [liaµa]Km ,& ['A]KE[cr,]o[(3]6AW van Effcnterrc - nauso, wenn jemand ins] Land der Latier [einfällt] oder für sich [Teile des Landes der
B_ougrat.7 Anfang Chaniotis; [ci1tpoq>acrfotw, (3oa8,icrijv,o, Aatio]~ van Effcnterre - Bougrat. 10 Latier] abschneidet, [werden] die Hierapytnier ohne Heimtücke und bereitwillig mit
[T\µEVo/: Kat ltOAltEUE<J8]a[t] Chaniotis; vgl. 43 Z. 7f.; [cr8i:vn i:, to ouvmov. 'E~E<Jt(J) OEK]a[(] aller [Kraft helfen. Und] der Hierapytnier [darf in Lato ebenso wie der Latier in
van Effenterre - Bougrat. 12 1ta.v,wvvan Effentcrre - Bougrat; [A]m(wv Garlan. 12 Ende-13, [Kata
to, i6(o, voµo,J van Effenteire ·_Bougrat; [Kma ,o, EXatEpijKEtµEvo,voµo,J Chaniotis, vgl. 1-!cn- Hierapytna Bürger sein und an den göttlichen und] menschlichen Dingen [Anteil
nig. 13-15 Chaniotis; 14f. [Aanov i:]vtOlltEµEvEl[,a, 'EA.Eu6u(a,--/- 'Iap]a1t\ltvlOVi:v"tCOl [tiwoE- haben], nachdem er seine privaten Rechtsgeschäfte (in der Heimatstadt) geordnet hat.
Ka81:wt]van Effentcrrc - Bougrat. 16 [u1ti:]x6[11,mPvan Effentcrre - Bougrat. 19 ia[p&t]? van Effcn- Und der Hierapytnier und der Latier sollen [das Heiratsrecht und das Besitzrecht] für
terre - Bougrat. 24 [t&v 1toAEµiwv]Chaniotis (vgl. 11 Z. 5); [ci1to1toAEµiwv]van Effenterre - Bour- alle Sachen haben, sterbliche [und unsterbliche, gemäß den eigenen Gesetzen. Und
gat. 26 [a.µq><>tEpm] Chaniotis; [i:Ka,Epm] van Effentcrre - Bougrat. 30f. [OE,av cruvB{iKav]Cha-
niotis; [1tpny,i(a,, i:v OEAmot 'IapaJtUtv(wv 1tpny,i(a,. 'Avaytv(J)(JKovtwv 6/: K]a( van Effentcrre - der Latier soll das Weiderecht im Land der Hierapytnier haben?, abgesehen?] vom
Bougrat. 31 Ende-32 Chaniotis; 0toomcri/ot, 1t]apayyEMvtw[v i:1ti]van Effenterrc - Bougrat. 35 Temenos [---] der Hierapytnier im [Land der Latier?, ---]. Und wenn jemand[---].
[1tap16v,wvA]m([wv] Chaniotis, vgl. Z. 38; [KaBw,1tpoyi:ypJa1tt[m]van Effentcrre - Bougrat. 42 LÜCKE VON 5 ZEILEN. [Und] der Hierapytnier [darf aus Lato ausführen, ebenso
i:p1t[ovn] Chaniötis; tpit[&vn] v3Il Effenterre - Bougrat. 46 [ta~·E. iEpiot]Chaniotis; [,o, E.] van
Effentcrre - Bougrat. 48-50 Chaniotis. 49 [Aanov] van Effentcrre - Bougrat. 50f. Ex.gr. [1tpo]apay-
der Latier aus Hierapytna, und zwar zu Land] abgabenfrei, [zur See aber, indem sie
YEAM[ V"t(J)Vfü:UAA.ClAOls oi Kocrµot1tp01tEµ1ttov · Kat ]aywywv [oU 1tapMx1:]cr8wv;[Kat ]aywywv die Abgaben gemäß den jeweils] geltenden [Gesetzen entrichten] und nachdem sie
bzw. [fo ]aywywv van Effenterre - Bougrat. 51 Am Anfang vielleicht ,wv a.p[xovmv], am Ende geschworen haben, [daß sie für den Eigenbedarf ausführen. Und wenn wir bei
<J1tE[vo]E[tw?]. 52-54 vgl. 61 Kopie A Z. 51f. 52 Chaniotis; [Öp]ot[,ok [xwpa,] 'Iapa[1tutviwv l((tt gemeinsamen Feldzügen}, wenn die Götter es wollen, [etwas gutes von den Feinden
Amiwv] Garlan; [---]L ..LPO. ["Opot ,a, Am(wv usw.] van Effenterre - Bougrat; 5lf. µ[11]0[/:]
nehmen, soll jeder den Anteil erhalten], der der Zahl der am Feldzug teilnehmenden
EltEX[EµEV] ,a,
/ OpüsAa[tiwv 1tapo, ltO"ttto; 'IapaltUtv(o, usw.] Faurc. 53 [i:1tt i:0a,J Faure. 54 ta,
ltEt[pa, 1tEpuxµ1t1:i:i; ox;KU."tls i']).[8],it Faure. 55 [--],itov van Effenterre - Bougrat, Garlan; op8ov Männer entspricht. [---. Und wenn beide Städte] von ihrem Land aus [kämpfen], soll
Faure. 56 Kat i:(,) tav K[E]q>a[Mv]Garlan; Endei:, ,a, <JtEq>ava,Faure. 57f. av.pw[v] ...[--]tiw i:, [weder dem einen noch dem anderen] erlaubt sein, [Waffenstillstand oder Frieden
,ov K./w1tot6v,vielleicht ANtiPQNKal... i:v MEA,i,iwvan Effenterre - Bougrat; 'Avcipw(3 ...[--]v ME- abzuschließen], wenn nicht beide Städte (darüber) beraten. [Und die Kosmoi sollen
).,i,(w i:, tov Ka/[o]w1tm6vFaure; .ANAPQGarlan; [--]NM(oder Y) E (oder P) AHTiilEITONK Gar-
lan. 58 Ende, Garlan; [---Jta, 'AAW/[ak van Effentcrre - Bougrat; [c'itüowp] pEtK111tt ,a, 'A).w/[ci], in jeder Stadt noch während ihrer Amtszeit die Jungmannschaften vereidigen}, wenn
Faure. 59 [---]o ii[vt]pov tii; EU/[-----]van Effentcrre- Bougrat; [c]to ii[vt]pov ,a, EÜ[K/A]rntci[ta,- die Jungen die Jungmannschaften verlassen, [in Anwesenheit einer Gesandtshaft] der
--] Faure; denkbar auch ii[K]pov.60&, i'v,wv van Effenterre - Bougrat; Garlan bestätigte die Lesung Latier in Hierapytna [bzw. der Hierapytnier in Lato. Und die Kosmoi sollen den
fo,wv. 63 [CT).uµ]&v'Faure; [n).uµ]&v van Effanterre - Bougrat. 64 tout& und o't Faure; ,& l>Epa[w
Bivw t& ,EµEvw, oi Öpot in 54-56 Testimonium a Z. 12. 66 'ApXEAapxav in 54-56 Tcstimo-
Vertrag] und den Eid [verlesen, und zwar in Hierapytna am Fest Hyperboia, in Lato
am Fest Thiodaisia;J und [zum Verlesen] sollen [die Kosmoi der Hierapytnier die
342 CI J. Nr. 59. Hierapvtna-Lato CI 3. Nr. 59. Hierap_vtna-Lato 343

Lntier und/ die (Kosmoi der) Lntier die Hierapytnier im voraus einladen, /zehn? Tage aus zum Gipfel des früher öden Landes, der an das Gehöft der unfreien Bauern des
vor dem Tag, an dem sie verlesen oder die Jungmannschaften/ vereidigen werden. Exakon angrenzt, und von dort zu den Gipfeln der Waldtäler in der Nähe der Ruinen
Und wenn [die hierapytnischen Kosmoi die Jungmannschaften nicht vereidigen oder] bis zum Gipfel oberhalb des (Kultortes des) Hermes und ringsum unterhalb des
zum Verlesen nicht einladen [oder den Vertrag nicht in Anweseneit] der Latier [ver- /---/1703 und zur Straße, die durch Laxos führt, und zur heiligen Quelle (?) und zum
lesen}, soll jeder Kosmos [an die Lntier] 100 [alexandrinische Silberstatere zahlen. Gipfel unterhalb des Gnafos und von dort hinüber zum bewaldeten (bzw. großen)
Und genauso, wenn die latischen Kosmoi} die Jungmannschaften nicht vereidigen Hügel unterhalb des Wachpostens und von dort zum oberen Aussichtsturm (oder:
oder den Vertrag [nicht in Anwesenheit} der Hierapytnier [verlesen, soll jeder zum Turm des Karanos?J,1704 wo die Gräber sind, und zu der oberen Salzwasser-
Kosmos an die JHierapytnier 100 Statere zahlen. [Und wenn ein amtierender hiera- quelle (oder Saline?) und zum unteren Rand des Felsens und zum Boinops und zur
pytnischer Kosmos nach Lnto kommt], [soll er zum Prytaneion in Lato} kommen, Hippasia ( ?, s.u. Anm. 1742) und zur Straße, die bis zum Akimos führt, zu den lal-
f indem er sein Amtskleid offen trägt, ebenso der J latische [Kosmos} [soll zum Pryta- ketai, und zu den Kureten und zum Kolos, wie das Wasser läuft, und nach Kymne-
neion in Hierapytna kommen, indem er sein Amtskleid offen trägt}, ähnlich wie talla, wie das Wasser läuft, und zur unteren Sorasa und zur Straße und bis zum See
[wenn die latischen bzw. hierapytnischen Kosmoi zu einem Fest bzw. zu einer des Hirsches und zum Bergtal und zum 'Wilden Birnenbaum' und bis zum Gipfel
Prozession} kommen. [Und wenn] die Städte [nach Beratungen beschließen, etwas des Zeus und bis Doreia und nach Kyrtairaxos und bis zum Abhang (Abstieg) und
zu streichen bzw. hinzuzuschreiben, das, was wir] streichen ,,;erden, soll weder ringherum zum Spenoeis. Und im Heiligtum des Hermes Kornisaios werden die
heilig noch vom Eid geschützt sein; was wir aber hinzuschreiben werden, soll heilig Hierapytnier [opfern] gemäß ihren eigenen Gesetzen. Eid: Ich schwöre bei Zeus
und vom Eid geschützt sein. Und den Eid und die Stelen sollen [beide aufzeichnen Kretagenes und Hera und Zeus Diktaios und Zeus Oratrios und Poseidon und
und aufstellen}, und zwar in Hierapytna im Heiligtum der Zwölf Götter, [in l.nto im A.mphitrite und Athena Oleria und Eleithyia und Apollon Pythios und Lato und
Heiligtum der Eileithyia; und gemeinsam] sollen die Hierapytnier und die Latier [ eine Artemis und Ares und Aphrodite und Hermes und bei den Kureten und den Nym-
Stele in Lyttos im Heiligtum der Athena Polias] aufstellen. Und der Hierapytnier soll phen und allen anderen Göttern und Göttinnen. Wahrhaftig werde ich den Latiern
nach [Lnto zum Fest---} kommen, [ebenso wie der Lntier] nach Hierap_vtna [zum ehrlich und ohne Heimtücke zu Wasser und zu Land helfen, wenn auch sie der
Fest --- und zum} Fest, und sie sollen sich gegenseitig einladen [---/. Die Grenzen Freundschaft und dem Bündnis und den Eiden treu bleiben; und wenn jemand die
des Lnndes der Hierapytnier [und der Lntier. 1701 Vom Meer} aufe:ürts entlang des Stadt der Latier angreift oder gegen ihre Stadt oder ihr Lnnd schreitet, werde ich sie
Flusses Kymaios, wie das Wasser läuft, und bis zu den E[---. bis zur Hippagra} und nicht im Stich lassen, weder im Krieg noch im Frieden, sondern an dem Eid und der
aufwärts bis zum Benkasos und in Richtung der[---] weithin(?) und zur heiligen vereinbarten Freund1·chaft festhalten. Wenn wir eidestreu sind, soll uns viel Gutes
Quelle ( ?) und bis zum[---} und zur Schlucht hin und zum Gipfel [-- entlang? j der geschehen; wenn nicht, das Gegenteil."
Ränder der Anaroi ( ?) und[--- des J Meletios (?) zum K[..Jpoios hin und[---}, und
Gliederung und Bestimmungen dieses Vertrags zwischen Hierapytna und Lato
von der Tenne geradeaus zum scharfen ( ?) [---} und zur Grotte (?) der Eu[---} (s.u.
gleichen denen der anderen Verträge dieses Zeitraums (60-61).
Anm. 1726), wie das Wasser läuft. Und [für das restliche Lnnd} sollen die Lntier
dieselben Grenzen haben, wie früher im Vertrag zwischen Lntiern und L_vttiern Segensformel (Z. 1; vgl. B II 5.2).
aufgezeichnet wurde, [als in Lnto die KosmDi zusammen mit NN amtierten} und in Vertragsformel (Z. 2; vgl. B II 1).
Lyttos die Kosmoi zusammen mit Sokl[---. Und in bezug auf die zurückgegebenen Datierungsformel (Z. 2f.; vgl. B II 5.3): H. van Effenterre und M. Bougrat erwogen
Länder und} zu den Oluntiern [ soll folgende Grenze gelten:} Vom Meer nach Pl_vmon die Möglichkeit, daß die in Z. 3 genannte Phyle Hiernpytnas die der Eteanoriden
entlang des Bergrückens bis zum alten Aphroditeheiligtum und von dort wie die war.1705 Eine Phyle mit diesem Namen ist für Hierapytna nicht überliefert; die In-
nördlichen Grenzsteine (entlang der nördlichen Grenze) des heiligen Be::.irksin Dera schrift mit der Genealogie einer Familie mit dem Stammesvater Etcanor ist kein Beleg
nach Airepo hin und nach Promenetissa und nach Kalolaka hin zum Rundweg ( ?) für die Existenz einer entsprechenden Phyle. 1706 Der Protokosmos von Hierapytna
und nach Archelarchos zum Bergtal, an den Steineichen vorbei 1702und zum Aka- könnte Kalakas (oder Damakas), Sohn des Akestobolos, sein, ein Verwandter des
mas. Und die Hierapytnier sollen den l.ntiern ein Lnnd [geben}, wie die Latier forder- hierapytnischen Proxenos in Aptera 'A[KE]cr[,6ßcoAoi;? KaAa- bzw. ~aµa]Ka.
1707
ten, unter der Bedingung, daß die Lntier an der Freundschaft und dem Bündnis mit
den Lyuiern und den Hierapytniern festhalten; seine Grenzen sind die unten geschrie- Bündnis und Beistand (Z. 4-10; vgl. B Ill l).
benen: von der Ostseite des Benkasos, vom Felsen, ringsherum zum anderen Felsen,
1
entlang des Lnnd5treifens, und von dort ringsherum zum Gipfel in Mitoi und gerade-
1703DicLesung a[v.]pood810~ ist nicht sicher; nach faurc 1972, 232 könnte es sich um den Ge-
nitiv eines falsch geschriebenen Personennamens handeln.
1701Für die Brdeutung einzelner Worte, die als Fixpunkte (öctpa;, mtvia, naxu; Aocpo;,äpo;, 1704ocr von Faure 1972, 232 ergänzte Personenname Karanos ist in Zentral- und Ostkreta
mcona) genannt werden s. B Vlll.
1702Und nicht "in der Nähe der Steineichen" (so van Effenterrc - Bougrat 1969, 26: "du cötc des
1 (Arkades, Gortyn) belegt: s. LGPN I, 251 (3 Belege).
1705van Effenterre - Bougrat 1969, 16.
Chcnes Verts"); der Lokativ wird mit napa + Akku;;ativ zum Ausdruck gehracht: Bilc 1988a, 299; 17061cIll,iii 8; für derartige Genealogien auf Grahsteinen s. Chaniotis 1987, 41 f.
napc\. + Genitiv wird sonst wie der Ahlativ verwendet: Bilc 1988a, 106. 1707F.rgänztdurch Effcntcrre - Bougrat 1969, 16 in IC 11.iii8 B; vgl. LGPN I s.v.
344 CI 3. Nr. 59. Hierapytna-Lato CI 3. Nr. 59. Hierapytna-Lato 345
lsopolitie (Z. lüf.; vgl. B IV J).1708
Aufzeichnung des Vertrags (Z. 45-47; vgl. B 113): Der Eid und der Vertrag werden
Heiratsrecht (Z. l lf.). wie gewöhnlich in den wichtigsten Heiligtümern der beiden Vertragspartner aufge-
Enktesis (Z. 12f.; vgl. B V J). zeichnet; eine dritte Kopie sollte gemeinsam an einem weiteren Ort aufgestellt wer-
den. H. van Effenterre und M. Bougrat dachten zu Recht an das Heiligtum der
Weiderecht (Z. 13-15; vgl. B V 3): In diesen Zeilen ergänzten H. van Effenterre und
Athena Polias in Lyttos, weil Lyttos in Z. 68 als Verbündeter von Lato und Hiera-
M. ~ougrat ohne Begründung die Namen der Heiligtümer, in denen der Vertrag auf-
pytna genannt wird und auch der Vertrag 61 im Heiligtum der Athena Polias in Lyt-
geze1c~net werden sollte (vgl. aber u. Z. 45f.). Der Kontext (Isopolitie, Heiratsrecht, tos veröffentlicht wurde.
Enktes1s und Ausfuhnnöglichkeiten) zeigt jedoch eindeutig, daß hier eine Bestim-
mung wirtschaftlicher Art vorliegt, wahrscheinlich eine Klausel über das Weide- Einladung zu Festen (Z. 47-51 ?; vgl. B VI 4): Zur Verstärkung der freund-
recht.1709 Das in Z. 14 erwähnte Temenos dürfte ein vom Weiderecht ausgenom- schaftlichen Beziehungen werden die Bürger jeder Stadt zu den wichtigsten Festen
menes Land gewesen sein (vgl. 5 B 38-42). der Partnerstadt eingeladen. Aus anderen Verträgen von Hierapytna bzw. Lato läßt
sich erschließen, daß es sich dabei um die Feste Theodaisia in Lato bzw. Theodaisia
Unklare Klausel (Z. 16-20): Diese Zeilen lassen sich nicht ergänzen. Vielleicht ent-
und Heraia in Hierapytna handeln muß. Die Einladung sollte (wohl durch die
hielten sie das sonst belegte Bergungsrecht (vgl. B V 4).1710
Kosmoi) binnen einer bestimmten Frist erfolgen (s. den kritischen Apparat). Die
Ausfuhr (Z. 20-23; vgl. B V 4). nächsten Worte beziehen sich wohl immer noch auf die gegenseitige Teilnahme an
Aufteilung der Kriegsbeute (Z. 23-26; vgl. B III 1 h): Obwohl sich die z. 24-26 nicht den Festen. H. van Effenterre und M. Bougrat dachten an die Befreiung von einer
erg_änzen lassen, ist ihr Inhalt klar: Maßgebend für die Verteilung der Kriegsbeute Abgabe bzw. einem Eintrittszoll ([fo]aywywv) 1713oder ein [Ka,:]aywywv, eine
z_w1schenden Städten ist die Zahl der am Feldzug beteiligten Krieger. Diese Zahl ließ Unterkunft für die fremden Bürger. 1714Letztere Vennutung ist wahrscheinlicher und
sich aufgrund der 1mmypmpai (Z. 26, 'Verzeichnisse des Aufgebots') ermitteln.1711 läßt sich mit antiken Zeugnissen über die kretische Gastfreundschaftlichkeit ver-
binden (s. B VI 4). Der Rest der Bestimmung über die Feste, wenn auch Z. 51 hierzu
Gemeinsame Beendigung von Kriegen (Z. 26-28; vgl. B III Jg).
gehört, bleibt unklar.
Vereidigung der Jungmannschaften (Z. 28-30; vgl. B VI J).
Beschreibung der Grenze (Z. 52-82, vgl. Tafeln 6-7): Die Beschreibung der Grenze
Verlesen des Vertrags (Z. 30-34; vgl. B VI 2).
ist in dieser Inschrift sehr schlecht erhalten, aber teilweise in anderen Urkunden über-
Strafen bei Versäumnissen der Kosmoi (Z. 34-39; vgl. B Vll 4-5). liefert; so läßt sich der Text einigermaßen rekonstruieren. Einige Lesungen bleiben
Einladung der Kosmoi der Partnerstadt zum Amtslokal (Z. 39-42; vgl. B VI 4): H. aber unsicher, und ein Vergleich mit den anderen Urkunden zeigt, daß wir mit etli-
v~n Effe~terre_ und M. Bougrat übersetzten diese Stelle, wie folgt: "Si un cosme chen Schreibfehlern rechnen müssen. 1715 Noch schwieriger ist die Identifizierung
h1erapytmen v1ent a Lato dans l'exercise de ses fonctions, avec son manteau ap- der im Text genannten Fixpunkte mit modernen Ortsnamen bzw. geographischen Ge-
a
parent, qu'il se rende au prytanee Lato; de meme fa~on, que le cosme latien, portant gebenheiten. Die entsprechenden topographischen Untersuchungen von H. van
a
son manteau apparent, se rende au prytanee Hierapytna, dans !es memes conditions Effenterre, M. Bougrat und P. Faure haben unabhängig voneinander weitgehend zum
que s'y rendent !es cosmes, tant Latiens que Hierapytniens, pour une fete ou une pro- selben Ergebnis geführt, sieht man von einzelnen Details ab. Ich beschränke mich
cess·10n". 1712 W as Je
· d oc h d"1ese Bestimmung
· · nicht in erster Linie die Ein-
regelt, 1st hier auf die gesicherten Lokalisierungen. 1716Die Beschreibung der Grenze zerfällt in
ladung der fremden Kosmoi zum Amtslokal, sondern die Erlaubnis, ihr Amtskleid mehrere kleine Abschnitte und verläuft im Uhrzeigersinn von Osten ausgehend nach
auch in der fremden Stadt zu tragen (also "qu'il se rende au prytanee a Lato avec son Westen und Norden. Zuerst wird die südliche Grenze von Lato markiert (Z. 52-60),
mantea~ apparent"). Der eigentliche Zweck der Bestimmung geht aus zwei Verträgen dann verweist man auf ein altes Grenzabkommen zwischen Lato und Lyttos (Z. 60-
hervor, _mdenen das Verb im Imperativ steht: EXE'tco 1:0ftµanov aµq>avw (27 z. 55, 62); schließlich wird die Grenze zwischen Lato und Olus beschrieben (Z. 62-66).
61 Kopie A Z. 30-32, s.o. S. 13lf.). Auch der Hinweis auf Feste und Prozessionen Abschließend wird in einem gesonderten Abschnitt jener Landstrich abgegrenzt, den
bezieht sich nicht auf die Einladung zum Prytaneion - eine Selbstverständlichkeit für die Hierapytnier an die Latier abtraten (Z. 67-82). Es wird der gesamte Verlauf der
den Besuch fremder Amtsträger -, sondern auf das Tragen des Amtskleids. Grenze Latos beschrieben, nicht nur zum Vertragspartner Hierapytna, sondern auch
Abänderungsklausel (Z. 42-44; vgl. B 114).
1713vanEffenterre- Bougrat 1969, 17.
1714Mit Hinweisauf Thuc. 3,68,3: c/iKoÖOµrioav1tpo; tq>'Hpa(qi Kataycoywv;zu dieser Stelle s.
1708Diese Isopolitievereinbarungfehlt bei Gawantka1975 Dillon 1990, 84-86; zum Wort vgl. LSJ s.v.: "restingplace, lodging";Husson 1974, 171-173;Heil-
1709Vgl. SB 33-52; 14 Z. 1-3; 28 Z. 27-30. . mann 1992, 188-192.
1710s0van Effenterre- Bougrat 1969, 16. 17155_kritischen Apparat zu Z. 64, 66, 69-71, 76f. Vgl. Faure 1972, 232.
1711 l 7l 6Eine Liste von Lokalisierungenund Identifizierungenmit modernen Ortsnamen gibt Faure
Van Effenterre- Bougrat 1969, 17 mit Hinweisauf das Wort Kataypmpa(in Sy!J3731 z. 13;
s. auch 60 B 3; SEG XXIII 305 II 15f.:Ka-tay(pmpo]vtc0vtou; cnpattwta;. 1967, 107-111;vgl. Faure 1972,239f.; van Effenterre- Bougrat 1969,41-51; van Effenterre 1991b,
1712Van Effenterre- Bougrat 1969,25f. 400-403. Aufgrund dieser Grenzziehung schätzt Bcnnet 1990, 202 Taf. 3 den Umfang des Ter-
ritoriumsvon Lato auf 230 krn2 und des Gebietesvon Hierapytnaauf 1050krn 2•
346 CI 3. Nr. 59. Hierapytna-l..ato CI 3. Nr. 59. Hierapytna-l..ato 347

zu Olus und Lyttos. Zum besseren Verständnis der Grenzbeschreibung sei ferner dar- van Effenterre, M. Bougrat und P. Faure nahmen an, daß diese Linie die Gebiete von
auf verwiesen, daß Lyttos, der westliche Nachbar und Verbündete der Latier und Lato und Hierapytna trennte; wenn man jedoch in Betracht zieht, daß das unmittelbar
Hierapytnier, möglicherweise an der Ostküste Kretas Land besaß, was die französi- südöstlich dieser Linie liegende Minoa (TTaxuaµµoc;,foupvto:?) den Lyttiem gehörte
schen Gelehrten bei ihrer Deutung der Inschrift nicht berücksichtigt haben. Strabon (s.o.), ergibt sich, daß die hier beschriebene südliche Grenze von Lato z.T. lyttische
spricht von einem lyttischen Hafen Minoa, (TTaxuaµµoc;, foupvto:?).1 711 Strabon und z. T. hierapytnische Gebiete berührte. 1724Der weitere Grenzverlauf läßt sich
scheint an dieser Stelle die geographische Situation seiner Zeit ( 1. Jh.) wiederzu- nicht in allen Einzelheiten verifizieren. Auf jeden Fall verlief er nicht in einer ebenen
geben, was zu der Annahme führt, daß Minoa zum Zeitpunkt dieser Grenzziehung Landschaft, wie aus Worten wie xapaöpw ('Schlucht, Sturzbach', Z. 55f.), 1mpaA.a
bereits zu Lyttos gehörte. 1718Da sich das Territorium von Lyttos jedoch nicht bis zur ('Gipfel', Z. 56), cr·mpo:vm ('Bergrand', Z. 56) oder 6~u ('scharf, Z. 59) erschlos-
Ostküste Kretas erstreckt haben kann, muß Minoa eine lyttische Exklave gewesen sen werden kann. Unter den übrigen Orientierungspunkten erkennt man vielleicht
sein. 1719Dies erklärt m.E., warum die Lytticr hier wiederholt genannt werden (Z. eine Wasserquelle oder einen Teich (Üpoc;,s.o. Anm. 986), die Besitzung des Mele-
61, 68, vgl. Z. 47). Sie hatten nicht nur eine gemeinsame Grenze zu Lato im Osten tios (?Z. 57), eine Werkstatt (Z. 57f.?) 1725und eine Tenne (aA.wo:, Z. 58[). Der
und zu Hierapytna im Süden, zugleich war ihre Exklave Minoa von latischem bzw. letzte Abschnitt der Grenze folgt einem Flußlauf (Z. 59f.), wahrscheinlich einem
hierapytnischem Gebieten umschlossen. Die Übergabe eines hierapytnischen Ge- Sturzbach, der von einem Gipfel in der Nähe einer Grotte (Z. 59) herabfloß. 1726Es
bietes an Lato wird von der Bündnistreue der Latier zu Hierapytna und Lyttos ab- stellt sich die Frage, welcher Richtung die Grenze nach dem letzten sicheren Fixpunkt
hängig gemacht (Z. 68), offenbar, weil diese territoriale Veränderung wichtige lyt- (Benkasos) folgte. Entscheidend für die Beantwortung dieser Frage ist die Tatsache,
tische Interessen berührte. daß keiner dieser Fixpunkte in der späteren, endgültigen Grenzlinie von Lato er-
Die südliche Grenze von Lato (Z. 52-60): In einem ersten Abschnitt (Z. 52-54) wird scheint (61 Kopie A Z. 52-69). Dies läßt sich nur dadurch erklären, daß die
die südliche Grenze von Lato von Ost nach West beschrieben. Diesen Abschnitt Abtretung von Territorium an Lato durch die Hierapytnier diese Grenzlinie obsolet
kennt man aus einem etwas später 1720abgeschlossenen Vertrag zwischen Lato und machte.1727 H. van Effenterre und M. Bougrat nahmen an, daß die Grenze nach
Olus (61 Kopie A Z. 5 lf.). Die Beschreibung nimmt ihren Anfang am Meer an der Benkasos in südwestliche Richtung verlief. Eine nördliche oder nordwestliche Rich-
Mündung des Flusses Kymaios (3Epon6rnµoc;). 1721Danach verläuft sie westwärts tung (nach Istron hin) entspricht jedoch besser den topographischen Angaben: Es
entlang des Flusses in einer Landschaft, deren kurzer Name mit E beginnt, 1122bis handelt sich um eine bewohnte und landwirtschaftlich genutzte Landschaft, mit einer
zum Ort 'Inno:ypo: ('Pferdejagd', vgl. u. Anm. 1742). Die Grenze stieg dann zum Werkstatt und einer Tenne. Letzter Fixpunkt der Grenze war ein Gipfel, der mög-
Berg Biy1mcroc;empor (heute Kopucpn <l>avEpwµivric;des Berges I:6nma). 1123 H. licherweise mit dem Gipfel in der Nähe des Dorfes TTupyoc;zu identifizieren ist; dort
entspringt heute ein Bach (vgl. Z. 60: &1Üöwp pEt), der nördlich von Istron ins Meer
mündet Diese Lokalisierung würde allerdings bedeuten, daß das hierapytnische
1717Strab. 10,4J (C 475): (17[()Mtvwa; rii; Auttt(JJVEt; 'IEparrutvav.Zur IdentifizierungVOil
Gebiet weiter als die latischen Besitzungen um Istron nach Norden reichte. Vielleicht
Minoa mit naxuaµµo; s. Faure 1960a,243; 1993,68; Lc Rider 1966,238; Sanders 1982, 17. bietet aber gerade dieser Umstand die Erklärung, warum die Latier so stark an der
AndersSpratt 1865,138(nptvtarnco; nupyo;); Guarducci1935,101Anm. l, 179(Minoa=lstron);
Faure 1967,97 und 1972,238 (foupvta); llayden - M()(xly- Rackham1992,296 lassendie Frage Gewinnung hierapytnischen Landes in diesem Gebiet interessiert waren.
offen. Auch früher(im 4. Jh.) wußtePs.-Skylax47, daß das Gebietvon Lyllosvon Meer zu Meer Die Grenze zwischen Lato und Lyttos (Z. 60-62): Der zweite Teil der Grenzziehung
reichte,also von der Nord-bis zur Süd-bzw. OstküsteKretas:öt~KElaün1 (sc. Auno;) aµcpotE-
pwfüv.Dazus. Viviers1994,253 mit Anm. 138. betrifft Lato und Lyttos. Die Vertragspartner gehen nicht ausführlich darauf ein und
1718Nach dieser Grenzziehungwird kein weitererKrieg auf Kreta überliefert;so kann ich der begnügen sich mit dem Hinweis auf einen älteren Vertrag (30). Einen Teil dieser lyt-
Annahmevan Effenterres1991b,398f. nicht zustimmen,daß Minoa im späten 2. Jh. den Hiera- tisch-latischen Grenze kennen wir aus dem Vertrag zwischen Lato und Olus (61), in
pytnierngehörteund spater in den Besitzder Lyttierkam; ich kannmir auch nicht vorstellen,daß dem die Grenze von Lato ausführlich beschrieben wird. Alle Abschnitte der hiera-
Lyttosnachder römischenEroberung(67)Landin diesemGebieterworbenhat.
1719FürderartigeauswärtigeBesitzungenkretischerStädtevgl.S. Hl6. pytnisch-latischen Grenze finden sich dort wieder, mit einer Ausnahme: In den Z. 63-
1720oie zeitlicheAbfolgeder beidenVerträgegehtdaraushervor,daß das vonden llierapytnicrnan 69 wird eine Grenzlinie beschrieben, die in Spinoeis beginnt (hier Endpunkt eines
Lato abgetreteneLand(59 Z. 67-82)im VertragzwischenLato und Olusals bereitsintegrierterTeil Abschnittes der Grenze in Z. 81) und in Akamas endet (auch hier Endpunkt eines
des latischenGebietesbetrachtetwird (61 KopieA Z. 52-63).Zu diesemErgebniskmncnauch van Abschnittes in Z. 66). Diese Zeilen müssen sich also auf die latisch-lyttische Grenze
Effcntcrre- Bougrat1969,39 (m1dersvan Effentcrre1942,20; Bowsky1989b,338).
1721Zum Namen: Bürchner1922:zur Lokalisierung:Faure 1967,96, 107f.mit Anm. 35; van
Effentcrre- Bougrat1969,38 mit Anm.47: van Hfentcrre 1991b,402: llayden- Moody- Rackham
1992,299.Faure 1967,107Anm.35 weis!daraufhin,daß auchdie Grenzeder Eparchieim vorigen 1724DieseDeutungbleibtbestehen,auch wenndas IyttischeMinoanicht bei Pachyammos(süd-
Jahrhundertam selbenOrt begannunddie Mündungdes Xeropotamosbereitsin venezianischer Zeit östlichder Grenzlinie),sondernbei PriniatikosPyrgosoderan der Mündungdes Flusseslstron(nord-
eine wichtigeFuhrtwar. Vgl.die heutigeCirenzczwischenden Cicmeinden KaA.oXwpt6und naxu- westlichder Linie)zu suchenist (s.o.Anm. 1717).
aµµo;. 1725Faure1972,230denktan die WerkstatteinesTöpfers;dannwärees aberKaöo1t016;.
1722Die Ergänzung[rrrl,a; r0a;I(Faure1967,96) kannnichtangenommenwerden,da die (irenz- l 726NachFaure 1972,230 handeltes sich um eine Kulthöhleder ArtemisEukleia,derenKult in
linichier sichernicht in östlicheRichtungverlief(so Faure 1967,108). KorinthosundThebenbelegtist. Wegender Verbindungmit einemFluß (Z. 60) ist jedochauch die
1723Faure 1967, 108;llaydcn - Moody- Rackham!9'12,299 Anm.24: vgl. Oberhummer1897
Lesungä[K]pov(vgl.Z. 80) denkbar.
(einBerg).
1727Vgl.van Effcnterre- Bougrat1969,38f.
348 Cl 3. Nr. 59. Hierapytna-Lato Cl 3. Nr. 59. Hierapytna-Lato 349
beziehen, die hier nur angesprochen und nicht beschrieben wird. 1728Die Linie von Das an die Latier abgetretene Land (Z. 67-82): Im Gegensatz zu den drei ersten
Akamas bis Spinoeis, die sich realtiv gut lokalisieren läßt (s.u.) betrifft nur die west- Abschnitten, die im Uhrzeigersinn das Territorium Latos umkreisen, betrifft der
liche Grenze zwischen Lyttos und Lato. Die restliche Linie wurde durch die Abtre- vierte Abschnitt ein geschlossenes Gebiet, das von den Hierapytniern an die Latier
tung eines Gebietes an die Latier obsolet (s.u.). abgetreten wird. Dieses Gebiet wird jedoch nicht umkreist, denn dann müßte die
Die Grenze zwischen Lato und Olus (Z. 62-66): Auch der dritte Abschnitt hat nichts Beschreibung an ihrem Ende zum Ausgangspunkt (oder zum Meer) zurückkehren.
mit Hierapytna zu tun, sondern befaßt sich mit der nördlichen Grenze von Lato zu Wir haben es hier vilemehr mit einer Linie zu tun, die nur die südliche Grenze des ab-
Olus (Z. 62-66). Der Text, den man aus dem Urteil der Knosier im Grenzstreit zwi- getretenen Landes beschreibt; mit anderen Worten: die neue Südgrenze des latischen
schen Lato und Olus (54-56 Testimonium a) sowie dem Vertrag zwischen Lato und Gebiets. Es versteht sich, daß die neue Südgrenze südlicher lag als die vorige. H.
Olus (61 Kopie A Z. 69-72) kennt, beschreibt die Grenze des den Latiern zugewiese- van Effenterre und M. Bougrat 1739nahmen an, das abgetretene Land habe ursprüng-
nen Gebietes; 1729diese Grenze wird vom Meer bis zum Berg Akamas verfolgt. Die lich den Istroniern gehört; die Latier hätten Istron im Laufe des 2. Jh. erobertl740 und
topographischen Untersuchungen H. van Effenterres, M. Bougrats und P. Faures er- sich ihr gesamtes Gebiet einverleibt. Die westlichen Teile des Gebietes seien im
möglichen eine ziemlich genaue Vorstellung von ihrem Verlauf, auch wenn einige späten 2. Jh. jedoch in die Hände der Hierapytnier gefallen, die mit diesem Vertrag
Punkte offen bleiben müssen. 1730Es sei auch in diesem Fall darauf hingewiesen, das Land den Latiern zurückerstatteten. Diese Annahme ist an sich plausibel; wir ha-
daß die modernen Gemeindegrenzen in diesem Gebiet häufig mit der antike Grenze ben bereits gesehen, daß sich das hierapytnische Gebiet vor dieser Landübergabe
identisch zu sein scheinen. 1731Die Grenzbeschreibung beginnt am Meer, sicher weit im Norden ausdehnte. H. van Effenterre - M. Bougrat und P. Faure boten zwei
nördlich des Heiligtums in I>ta Arvuca, das den Latiern zugewiesen worden war Rekonstruktionen der neuen Grenzlinie, die sich nur in wenigen Punkten unter-
(54-56 Testimonium a), wahrscheinlich am Kap L-ca TIA.rnpa, wo heute noch die scheiden. Im großen und ganzen entspricht die Grenzlinie der heutigen Grenze der
Grenze zwischen der Gemeinde von "Aytoi; Nt1C6A.aoi;(Lato pros Kamara) und Eparchien von 'Irpcbtr-cpa und Mtpaµ1tEA.A.o. Auf die vorgeschlagenen Identifizie-
'EA.ouvm (Olus) beginnt. Die Grenzlinie verlief entlang eines Bergkamms Richtung rungen der antiken Ortsnamen in den Z. 69-81 mit modernen Orten kann ich hier
TI).uµc.ovbis zum alten Aphrodite-Heiligtum. 1732 Dann folgte sie der nördlichen nicht ausführlich eingehen. 1741Die Grenze begann an der Ostseite des Bergs Ben-
Grenze des heiligen, der Ares-Kultstätte in Dera geweihten Landes. Dieses Heiligtum kasos und nahm ihren Verlauf am Anfang wohl in südlicher Richtung entlang einer
war wahrscheinlich westlich des Aphrodision gelegen; in hellenistischer Zeit wurde gebirgigen Landschaft (Z. 70: mtvia; Z. 71: lCE<paA.av; Z. 72: lCE<paA.ai;; z. 72f.:
der Kult des Götterpaares in einem Doppeltempel im Aphrodision zusammenge- [1CE<pa]A.av; z. 74: lCE<paA.av;Z. 75: 0"1C07tCli;).
Diese Landschaft wurde landwirt-
faßt.1733 Danach verlief die Grenze in Richtung der Berge Airepo 1734 und schaftlich genutzt (Z. 70: -cmvia, s.o. Anm. 1002; Z. 71: -c&1taA.m xepcrco).Dort
Promenetissa; letzterer kann sicher mit dem Berg 'O~a identifiziert werden. Der befand sich das Gehöft (aq>aµia,) des Exakon (Z. 71), ein von unfreien Bauern be-
nächste Ortsname, KaA.oA.aJCa, lebt vielleicht heute noch im Namen des Ortes Ka).oi; stelltes privates Grundstück (s.o. Anm. 75). Weitere Zeichen wirtschaftlicher
Aa1C1Coi; fort. 1735 Ob die TiptVOl(die Steineichen) mit dem heutigen Ort t.uo
TiptVOl Aktivität und Besiedlung sind die in Z. 72 erwähnten Ruinen (einer verlassenen
(westlich des Aphrodision) zu identifizieren sind, 1736 ist zweifelhaft. Sie waren in Siedlung oder eines alten Gehöftes?), eine Straße (Z. 73f.), ein Wachposten (Z. 75,
der Nähe eines kleinen Bergtals (8ripai;) gelegen. Archelarchas (Archelarchos) ist s.o. Anm. 994), ein Aussichtsturm (Z. 76, s.o. Anm. 995), Gräber (Z. 76) und ein
wahrscheinlich ein Gipfel, Hügel oder Berg. 1737Der Endpunkt der Grenze, Akamas, Salzbergwerk (oder Salzwasserquelle bzw. Saline, Z. 76). Über den Gipfel Boinops
ist mit einiger Sicherheit der Berg Am'.ncrt.1738 (F oivco'lf)erreichte die Grenzlinie den Ort Hippasia ('l1t1taypa auf dem Stein). 1742

1728Vgl. vanEffenterre- Bougrat1%9,37.


1729vanEffenterre- Bougrat1969,19. MioCTpi:vot) vor;demkannnichtzugestimmtwerden:Akamasist der Punkt,an demsichdie Gren-
1730van Effenterre1942,45-51;Faure 1967,ll0f.; van Effenterre- Bougrat1969,38; Faure zen von Lato,Lyttosund Olustrafen,und mußdemnachein leichterkennbarerFixpunktgewesen
1972,236-240.Im folgendenweiseichnuraufdieabweichenden Lokalisierungen
hin. sein.Der Berg Ao{mn(H. 719 m) bietet sich dafür besseran als ein Hügelmit einer Höhevon
1731DaraufweisenauchvanEffenterre- Bougrat1969,41 hin.AuchBennet1990,207vermutet, wenigmehrals 300m. NochheutestoßendieGrenzenderGemeinden'EAouvm(Olus),Aiµvm und
daß dieGrenzendermodernen Eparchienaufdiegriechisch-römische
Antikezurückgehen. cJ>oupv~in Loutsizusammen.
1732DiesesHeiligtumist von französischenArchäologenausgegrabenworden:Bousquet1938; 1739vanEffenterre- Bougrat1969,38.
vanEffenterre1942,33,46f.; vanEffenterre1943;Tire- vanEffenterre1966,89. 1740s0 bereits Kirsten 1940, 359; vgl. Willetts 1955, 142; Brule 1978, 156; van Effenterre
1733van Effenterre1942,47; vanEffenterre1943,32-37;Tire- vanEffenterre1966,89. 1991b,402.AndersBennet1990,200(Eroberung durchHierapytna).
1734Die EtymologievonFaure1967,97f.(a'tpoµm+ 11ww= 'derBergdes Viehdiebstahls') kann 1741faure 1967,108-111(vgl. 1972,237-240)versuchte,die antikengeographischen Bezeich-
nichternstgenommenwerden.Bürchner1903,39 äußertesichnichtzurFrage. nungenundOrtsnamenmit modernenOrtsnamenzu identifizieren; s. dieberechtigteSkepsisbeivan
1735van Effenterre1942,48; Faure1967,110;Faure1972,240;Scudcri1991,407 Anm.256. Effenterre- Bougrat1969,42f. Ein Versuchetymologischer Erklärungender Ortsnamenbei Faure
1736 S0 van Effenterre1942,48; van Effenterre- Bougrat1969,43. Bildungenvon 11p1vo~
(z.B. 1967,96-106;vgl. Bürchner1903,44 (Akimos)und 254 (Boinops);1905,1551(Doreia);1927,
CTptvtii~.
CTptv1\u.ä.)sindin dermodernenToponymik Kretassehrgewöhnlich. 1133(Sorasa);1929,1813(Spinoeis);vgl. Scuderi1991,407. ZumBergnamenfvacpo~(Z. 74f.)
1737Faure1967,96,110 und 1972,240dachtean eineWasserquelle. vgl.dennur auf KretabelegtenPersonennamen fvacpaMt~(LGPNI, s.v.).ZumVerlaufderGrenze
1738S0 van Effenterre1942,48; Faure1967,111und 1972,240.VanEffenterre- Bougrat1969, s. auchvanEffenterre- Bougrat1969,41-49.
36 Anm. 44 ziehenjedocheineLokalisierung in derNähedesDorfes"Aywc; fEwpyw~(westlichvon 1742Es ist unwahrscheinlich,
daß es zweiOrtemit demNamenHippagra,einmalöstlich(Z. 53)
350 CI 3. Nr. 59. H/erapytna-Lato CI 3. Nr. 59. Hierapytna-Lato 351

Nach Meinung der französischen Gelehrten sind diese Orte zwischen den heutigen Diese Bestimmung hing sicher mit der Rück- bzw. Übergabe des oben beschriebenen
Dörfern BacrtAtK'Tlund MrnEMpot (= Oleros) 1743gelegen. Nach Hippasia nahm die Landes zusammen. Wahrscheinlich war dieser Kultort unmittelbar an der Grenze ge-
Grenze einen westlichen Verlauf. Der gebirgige Charakter dieser Gebiete geht aus legen,1750mit Sicherheit jedoch nicht auf dem Territorium Hierapytnas, da man dann
den geographischen Bezeichnungen hervor (Z. 78: Kwp~-i:m;, wahrscheinlich ein den Hierapytniern das Opferrecht nicht hätte gewähren müssen: Der Besitzer eines
nach den Bergdämonen Kretas genannter Gipfel; Z. 79: öl]paöa; Z. 80: ÜKpov; Z. Landes hatte das Recht und die Pt1icht, an den dort gelegenen Heiligtümern seine
80: dop~ta). Es läßt sich nicht mehr feststellen, oh sich diese Grenzlinie bis zu den Opfer darzubringen. 1751Für das Opferrecht wurde hier eine Sonderregelung getrof-
Bergen von Aacri8t erstreckte, dies scheint mir jedoch sehr wahrscheinlich. Den letz- fen, entweder weil das Heiligtum in dem an die Latier abgetretenen Land lag und die
ten Fixpunkt, den Berg Spinocis, haben die französischen Gelehrten verschiedentlich Hierapytnier sich die Ausübung eines alten Kultes sichern wollten oder weil das Her-
lokalisiert, in den Bergen <l>as11TTt-i:po(H 1628 m), 1744Aasapoi; (H 2085 m)l 745 mesheiligtum sich auf seiner eigenen xcopa und nicht auf dem Territorium einer
und XaA.acrµrvoi; (H 1392 m). 1746Für letztere Lokalisierung spricht m.E. die Tat- bestimmten Polis befand. Während für die erste Deutung die Parallelen fehlen, gibt es
sache, daß Malla im späten 2. Jh. als unabhängige Polis bezeugt ist; da aber ihr für die zweite mehrere kretische Parallelen: Der StaaLwertrag zwischen Knosos und
Gebiet in dieser Grenzziehung nicht berücksichtigt wird, kann sich die hier beschrie- Tylisos aus der Mitte des 5. Jh. enthält eine Bestimmung darüber, wer für das Opfer
bene Grenzlinie nicht westlich von Malla erstreckt haben. 1747Der Berg XaAcxcrµrvoi; an Poseidon auf dem Berg Iytos (heute rwux-i:ai;), an der Grenze zwischen den
bietet sich als der Fixpunkt an, an dem sich die Grenzen von Hierapytna, Lato, beiden Städten, zuständig sein sollte; diese Aufgabe wurde dem knosischen Priester
Lyttos und Malla trafen. Dort treffen sich heute noch die Grenzen der Gemeinden üherlassen. 1752 Eine analoge Bestimmung betraf das Opfer an Ares und Aphrodite in
MaA.at (Malla), Kpncra und Xptcr-i:6i;.Nach dieser GcbieL~abtretung grenzte die lytt- einem nicht näher zu lokalisierenden Kultort. 1753Eine derartige Bestimmung im Ver-
ische Exklave Minoa nicht mehr an das Gebiet Hierapytnas an, sondern an _jenes von trag zwischen Knosos und Tylisos zeigt, daß die Zugehörigkeit dieser Kultorte zum
Lato. Für die Lyttier war es daher wichtig, der Freundschaft der Latier sicher zu sein. Territorium von Knosos bzw. Tylisos nicht eindeutig gewesen ist. Sie waren über-
Das Opferrecht im Heiligtum des Hermes Kornisaios (Z. 8lf.) 1748: Der Beschrei- städtische Heiligtümer; ähnlich haben wir uns auch die rechtliche Stellung des Her-
bung der Grenze schließt sich sodann eine Bestimmung über das Opferrecht 1749 in mesheiligtums vorzustellen (vgl. B VI 3). 1754
einem Heiligtum des Hermes Komisaios an. Die Gemeinde der Hierapytnier behielt Eid der Hierapytnier (Z. 82-90): Zur Götterliste vgl. B 112.2.
das Recht, in diesem Hermesheiligtum gemäß ihren eigenen Gesetzen zu opfern.
Datienmg
Im Jahr des Vertragsabschlusses (Amtsjahr des latischen Protokosmos Aution)
setzten die milesischen Horothetai die Grenzsteine des zwischen Lato und Olus um-
und einmalwestlich(Z 77) des Benkasosgab. In der (leidernicht fehlerfreien)AbschriftD. Molins strittenen Landes (54-56 Testimonium c). Dies geschah sicher unmittelbar nach dem
(61 Kopie B Z. 127f.)steht an dieser Stelle ·lirnacriav. Es ist auch nicht anzunchmrn,daß es nur Schiedsspruch von 115. Terminus post quem ist die Bestätigung des knosischen Ur-
einenOrt Hippagragab, den die Grenzezweimalerreichte.Danncrgabesich nümlicheine viel kom- teils im Streit zwischen Lato und Olus durch die Römer (Z. 62, vgl. 54-56 Testimo-
pliziertereRekonstruktiondes Grenzverlaufs:Der Ort llippagra,der als Fixpunktder früherenSüd- nium b, 113). Der Vertrag ist aber wahrscheinlich ebenfalls nach dem Urteil des
grenzeLatos(Z. 53) vor Benkasoserscheint,wirdin der neuen(irenze(Z. 77) erst nacheinerlangen,
von BenkasosausgehendenRoutegenannt.Wennsich die alte und neue Südgrenzevon Lato in Hip- Schiedsgerichts von Magnesia am Mäander im Grenzstreit zwischen Hierapytna und
pagra traffen,müßte dann die GrenzezwischenBenkasosund Hippagrain einem Bogenverlaufen Itanos (112) abgeschlossen worden, wahrscheinlich im Jahr 111/10. 1755
sein. Sie nahm zuerst eine südöstlicheRichtungund erreichteOrte nicht weit vom Meer entfernt
(etwanördlichoder östlichvon BacrtAtK~); aA.tK~(Z. 76) ist dann kein Salzbergwerk,sonderneine
Salzwasserquelleoder Saline.Erst danachging die (irenze in einem Bogenwieder in einen nach
Westen/Nordwesten gerichtetenVerlaufüber,um llippagrn(offenbarwestlichoder nordwestlichvon 1750i:r ist möglicherweise- aher nicht unhedingt- mit einem der Fixpunkteder Grenzziehung
Benka~os)zu erreichen.DieserkomplizierterGrenzverlaufist kaumanzunehmen. identisch(Z. 72f.);µfom /,~,a[v K€q>a]A.o.v ,av Ka,avw,& 'Epµa. Faure 1972,232 deuteteHerrnas
1743Zur Lokalisierungvon Olcros bei Meselerois. zuletzt llayden - Moody - Rackham1992.
als einen Fluß oder eine Statue des Gottes;Scuderi 1991,405, 408 denkt an Grenzsteine.Dies ist
298. denkbar;vgl. z.B. Paus.2,38,7(zur GrenzezwischenLakonien,Tegeaund Argos):ra,~Kaat 61:Eltt
1744Faure 1967,96, 109. 'tOl~Öpot~'Epµai 1.iSouKat 'tOUxwpiou'tOÖvoµafonv ait' au,wv. Zur hesonderenBeziehungdes
1745Van Effenterre- Bougrat1969,45; Faure 1972,239. llennes zu Grenzens. Sartre 1979,22lf.; DaverioRocchi1988,56.
1746vanEffcnterre1991h.403. l 751Vgl. IC III,iv 10 = 57 Testimoniumb Z. 67 ; [i.'xnv],Kmf~_nv,Kap1til;;ca8ai ,€ E~EivmKat
1747Auchvan Effenterre1991b,402 Anm.21 nimmtan, daß Mallaeine unabhängigePolis war Suµam t€Aji;vgl. Thuc. 4,98,2; 'tOV61:v6µov tot~ "EAAT\GlV Eivm, ÖlV&v11'tOKpa'tO~-rii,~rii~
(s. IC I,xix 3 A, spätes 2. Jh.). Seine Vermutung,daß der letzte Abschnittder Grenzziehungdie f.K<lO"'tT\~
i\v t€ ltAfOVO~ i\v 't€ßpaxuti:pa,, 't01J't{J)V
Kat'tu t€pa aid yiyvrn6m,'tpültül~0cpa7t€UOµcva
GrenzezwischenMalta und Lato beschreibt,ist abzulehnen;ein Hinweisauf Malla wäre dann un-- ot~&v1tpo,ou KatEiw0&:n Kat6uvwv,m.
erläßlich. Für die Annahme,daß Malla von Hierapytnaerobert wurde (so van Effenterre- van 17s25y II 148 A 14-16;[,ö]t nocrn6avl 'tül EV'lu'tOl'tOVKvooio[viapfo 0u]€V.Tat hi:pm EV
Effenterre1994,123). fehltjeder Anhaltspunkt. 'Epaiodro€Vß6v0€Ad[avaµq>0]'trpov[~ K[mvfo,0u€V6i:ltf)OFaKtv0[iovJ.
1748Ausführlicherzum folgenden:C'haniotis1988d. 25f., 30-32: vgl die BemerkungenPh. 1753EhendaB 14f.: 'tül "Apn Kat ,aq>po6imt 'tOVKvocrioviapfo 0u€V,q>Ep€V 61:'tOCJKEAO~
Gauthiers,Bull.cpigr. 1993,399. F€KUO"'t0.
1749
zurErgänzung[0ua]iovn (Sucroucrt)s. Ch,miotis1<J88d.25; vgl. v,mElfcntcrre- [lougrat 1754Fürandere kretische Heiligtümermit analogerSonderstellungs. Chaniotis 1988d, 32-35.
1969,23: "on attendun verbede prescriptionau futur indil-1uant 1c droit rcconnuaux Hicrapytniens Vgl. die Bemerkungenvon Ph. Gauthier,Bull.epigr. 1993,399.
sur lc sanctuaireou aupresde lui". 1755Vgl.van Effenterre- Bougrat1969,32 (frühestens111/10);Bowsky1989b,341 (111/10).
352 CI 3. Nr. 60. Lyttos-Olus CI 3. Nr. 60. Lyttos-O/us 353

Nr. 60. Bündnis- und Isopolitievertrag zwischen Lyttos und Olus, 10 [AEl'I']iw t~ BoA.OE[ v]tias OÜt'EV7tOMµ[(J)\OÜt'EVEi~V(ll KCXI -----------to~ BoMEVti01,]
111/10. [i,icm]Eplµlv cxu[t&lu]m\p tE ßivwv K[cxlav0pron:ivwv.Kcx0E~t(J) ÖEta& 7tUVtCX KCXt OOOEV KCXKO-]
[tEXV ]ricriwKcxßw[,KCX] cruv81coµrl3cx K<llo[uö]E[vl(lM(J)lbcwvKCXI ytV(()(JJC(J)V
------------------]
A) Kopie von Athen [.. rn]t(t]pcx'lflW1t[upru]pfo[Elmx>]Eµili[tK<ltEµµEVt(J) EVtüls CTUVKElµEVOls ÖpKOls,KCX~ KCX]
Beschreibung: Drei Fragmente einer Tafel aus pentelischem Marmor. Fragment A: die obere linke [cxin6 ]Alf~cru[v0iwvtm. Kcxlö] pKov&[AN) ]v [t )o[utw KU ptwtEpovou ~criw. EuopKiovn µ/:v]
Ecke der Tafel; rechts und unten abgebrochen; H 23 cm, B 24 cm, T 8 cm. Fragment B: oben, unten 15 [nµ]EVno/\A[cxKaycx0ci, E<ptop]K[iov]t[t ÖEt&.EVUVtlCX. Vac. "OpKOsBoM-]
und rechts abgebrochen; H 22 cm, B 18 cm, T 9 cm. Fragment C; oben und rechts abgebrochen; H [E)VttWV o a~[to,). Vacat.
38 cm, B 31 cm, T 9 cm. Buchstabenhöhe 0,6 cm. U. Köhler brachte die Fragmente B und C in Verbindung; A. Wilhelm erkannte auch das Fragment A
Fundort: Akropolis von Athen; jetzt im Epigraphischen Museum von Athen. als Teil desselben Steins. FragmentA: Lesungen und Ergänzungen von Wilhelm. 3 [Evtfö Auttiwv]
Ed.: Voretsch 1872, 268, 277 (Frgm. B-C, mit der älteren Literatur); IG II 549 (U. Köhler, Frgm. B- Hiller (bei Kirchner). 5 Em0cxAu[crcrim n6At Enl tiov --- Kocrµ16vtwv]Hiller (bei Kirchner). 8 Ende
C) [SGDI 5147]; IG II2 1135 mit Addenda (J. Kirchner, Frgm. A, B, C); IC I,xviii 9. Vgl. Skias [cruµµcxxicxkKirchner. Fragment B: Lesungen von Voretsch. 1 [----]KI[---l Kirchner. 2-4 Deiters;
1891, 26; Ziebarth 1892, 24f. (Tafel); Deiters 1904a, 51-54; Wilhelm 1917, 30-32; Kontorini 1983, [t)cx61:KcxtaA.017t[U ACXYXCXVOVt(J)V EKCltEpol KcxtCX to, tpn6vm, BoAOEvtio,KCXt] / Auttio, KCXL KCXtCX-
36f. [SEG XXXIII 134]; Voutiras 1985, 342f. [SEG XXXVII 93]. Autopsie. ypcx[<poVt(J)V tO µrpo, tols BoMEVtlOlsEsAuttov I to"i, tE Auttio1, Es B[OAOEVtu ßocx0iocrtv~ Kotvfü
~ iöim] Voretsch; vgl. [Kcxtcx 0a]A<Xcrcrcxv Skias; 4 B[oAOEVt?s···Auttou) Guarducci (Es= Dialekt-
A
form für EK);[BoMEvtcx... Aunov] Deiters. 5 Deiters; Ende [iiµEv]Guarducci; 5-7 6m[1t~µcxtcxKcxl
:Euv0111Cat Kp1pfuv A[u't'ttoov JCat BoAoevdwv]. tcx1top~1u7t<lPEXOVt(J)V. Es öl: tcx, EOptcx,]KCXI tcx, 060, tcx, ~EV[lKCXs 0oivu, KCXI tcxÜAAUlt<lPEXOV-
'Enl uoo11cpa:touÜp;(OVto,rnl rii, [-------------------0, --------------,7tputcxvEia,,~l -----------1 t(J)VE<p'öcrovxpo/v )ov ÖE["i]Voretsch. 7 Voretsch; t[ lVCX UÖlK~cr111 --- U7tOtEl<JUt(J) --- tcx1tpocr]nµcx
po, KplOlEUseypcxµµo:tEUEV. V 'Aycx[ßfüruxm KCXt E7tt<JWTI1pim, Auttl(J)VEVµEvtfü ävw] Köhler. 8 Deiters; v1Kcx8€[vtcx Enl tio Ko1v&ö1Kcxcrt11piw npcx~civtwvEVtKcxtt:pmtfü n6)At Voretsch;
7t0Alrnl t&v 11upuAWV Kocrµwv[ t(J)Vtiov 01.>V ---------------------tio -------------------µ11vo,Ilex-] v1Kcx8€[,lSkias. 9 Chaniotis; [oi µl:v BoMEvtiwv tov iv tfü BoMEvtiwv] Voretsch; K[ocrµ16vtwv
5 vciµw V lCll',V EVOEtiit rnl 8cxA6[ crcrm1t6A1Enltiov --------------------------Kocrµ16vmvtiov] Kat' i:v1cxut6v,1tcxp16vtwv Autto"i µ/:v BoMEvtiwv, BoAOEv]/nDeiters. lOf. Deiters; tov EVtfü [Aut-
cruv'I.wt~ tio ~Cl~ µ11[v~----------:-,EVÖEtiit BoM~Vtl(J)V 7t0Alrnl tiov ---------;------] tiwv 7t0Al.Ep7t0Vt(J)V 61:oi Kocrµo1Es tcx, Eüpta,] Voretsch. 12 [tcx IlEp1ßMµcxtcx?KCXI Es tcx 0rn-
wv Kocrµ10vtwv twv cruv[----------------t(J)---------------µ11vo,-----------------.Ilpnyrucrcxvtwv] 6cxicr1cx] Deiters. 13-16 Chaniotis; 14 [KCXL tÜAAUKcxtCX tO voµtl;;oµEvov]Deiters; 14f. [tµµrvov/tEs
BoMEVtiwvta., n6A10<; [E1tlAuniwv tciv tE ävw 1t6A1v K<XttcxvEnl8cxA6crcrm nEpl <p!At-] EVt]cx"i,1tpo[Ü1tCXp;(OV<JCXls <JtUACXls] Voretsch; [Eµµrvov/tEsEVt]cx"i,1tpo[Ü1tUp;(OVCTCXls <JtUA<Xlstcx"i,
ioim tE0€vcrm,Acxtio1,Kcxl'OMvtio1,?] Deiters; [Eµµ€vov/tEsEVt]cx"i,npo[---l Guarducci. Fragment
[ex],KCXticr01t0Amicx,K[cxlcruµµcxxicx, Ö1t~ \l7tCl.PX111 t<Xls7tOAE<JlV ElstOV7tCl.Vtcx xpovov,]
C: Lesungen von Voretsch. Die Zeilen C 4-16 können mit Hilfe der auf Rhodos gefundenen Kopie
10 [fö]ol;EAu[n[o~ ----- -------------------------------------------------------] rekonstruiert werden (s.u.). 1-3 Chaniotis; [npcx~civ]twvcrmt~pcx, [tKcxtov?to, µl:v Aunio, Kocrµo,
B / oi B0ME)vt[io1 K]cxlto, BoAOEVtio,[oi Aumo1 · cxiÖEn, At<J<Jü<; El/11,(l\Jto,) KCXI t[EK]vcxE7ttt&v
[......]10[...]KI[----------------------------------------------------------------] voµ([µwv ayypcx,pfo0rovEs ÖEA<ptVlOV nup' f.Kcxtt:p]o1,Voretsch; [cxiöl: µ11npa~<llEV/ oi K6crµo1,
[t ]iiJv0CKcxt(XN)t~V--- -----------------------------------------------------------------] a]1t[otE1cra)vtwvcrmtiipcx, [7tEVtCXK)u[tio,. [IloAltEUE<J0m 61:t6, tE Auttio, / ncxpcxtOl~ B0ME]v-
Aunio1, KCXt Kcxtcxypcx[- ----------------------------------------------------------------E~CXYOJYCXVÖ'nµEv] t[io1, K]cxlto, BoMEvtio, [ncxpcxto"i, Auttio1, --- tOVßwMµE/vov (l\JtOVtE] KCXI t[t:K)vcxrnl tiov
tüls tE Auttio1, EsB[oAOEVtüs KCXI to"i, BoMEVti01,EsMmou KcxtCX ya.vµEvUtEAEl,KcxtCX 86.-] voµ1[/;;0µ€vwv]Deiters. 4 Ende Chaniotis; [oµvuw tcxv 'Ecrticxv tCXV iµ Ilputcx/Vfl(J)l]Voretsch;
5 A(X(J(J(XV ÖEtcxtfAlCX [Kcxtcxßa.AMV<Jl KCXtCX to, EKcxtEpii KElµEvo,v6µo,. 'HµEv ÖE] [oµvuw tCXV 'lcrticxvKCXI Tiivu Kp11tuyEVEU KCXt Tiivu] Deiters; [oµvuro tCXV 'EcrticxvK)cxiZiebarth;
KCXt t~ ~ tcx, ~EV[lKCXs 8ivcx,,to"i, tE Auttiot, EsBoAOEVtcx KCXI tüls BoMEVttot, Aut-] Ende [Kp11tcxyEvicx Kat 'A0cxvcxicxv / IloA1afo] Kontorini; nach Auttiwv vacat, Kirchner. 5 Chani-
tOVÖE. Vac. Ai Öf ti, KUt[tvcxUÖllCT\CTlll €Vmutm, m"i, ooo"i,,anomcra.t(J)E~CX7tAOCX tCX 7tpocr-] otis; [TcxAACX"iov K)cxlTiivu B1öatcxvKcxlTiivu [Movvinov Kcxltcxv"HpcxvKat 'AßcxvuicxvIloA1a.öcx
nµcx ÖlKCXl VtKcx8E[i,. 'E~opKt~Cl.VtwV ÖEtcxvayt:ACXV tCXV tOKCX E<Jöuoµrvcxv EVEKcxtt:pm n6-] Kai] Deiters; ['Opcitp10vKal "Hpcxv]Voretsch; [nocrnöa.v Kat 'Aµ<p1tpimv]Kontorini. 6 Kontorini;
['An6MW]vcxIlut[t]ov KCXI Autwv KU!["AptEµ1vKUI."Apw KCXI. 'A<ppoöitcxv] Voretsch; ['AltEMW]vcx
Al oi Kocrµo1rn' cxutiovK[ocrµ16vtwv, ncxptOVt(J)V Autto"iµEvBoMEVtt(J)V 7tpElyEicx,,BoAOEV-]
Ilut[ilov KCXtAcxtwv KCXI ["Apt[Eµtv KU!"AptcxKCXI tCXV 'A,ppoÖ(mvKUL'Epµa.v Kat] Deiters; ['A1t6A-
10 n 61:Auttt(J)VtOVEVtiit[öE tiit cruv6iiKmyqpcxµµrvov ÖpKOV. 'Epn6vtwv ÖEKCXI Estcx, EOpta.,,]
AW]vcx Guarducci. 7 Kontorini; to~ ä[lli, ßto, navm,· n µcxvEµµEVl(J) EV]Voretsch; ["AAtov?K]cxl
[oi] µ/:vAum01 t, BoAOEV[tcx EstE tCX 0106cx[crwKCXI EstCX Bpttoµapnncx, oi ocBoA-] tCXV Bp[1t]6µcxpt1vKCXI to, &[AN),ßto, navm, KCXI 1tacrcx,·n µcxviyw to"i, BoMEVtlOls]Deiters; tCXV
[0€Vt]101J\UttOVÖE Es[tE tcx--------------------KCXI Estcx--------------------- OltE BoMEV-] Bp[1t]6µupmv Guarducci. 8 Kontorini; icro1to[A1tdmKcxlto"i, EvtfüöE] Voretsch; icro1to[A1tdmEµ-
[tlOl K]cxloi Aumo1 [-----------------------------KCXt 8icxcrov ay6vt(J)VKCXl öpoµfo, U7tOOtEAA.Ov-] µEviwKcxlto"i, ÖpK01,to"i, iv tfüöE] Deiters. 9 Deiters (aber/ npoAEt'lfilw);[1tpo/AE1v](w Kontorini;
[twv Kcxl]8u6vtwv [KcxltÜAAcx Kcxtcx to voµ1l;;6µEVov. Ai 6€ ti Kcx66~111 m"i, n6Mcr1KotviitßwAEU-] [iincxvtcxxpovov Kat ou 1tpo/AE1v]iro Voretsch. 10 Anfang Deiters; Ende [oüt' iv Eip~vm] Voretsch;
15 [crcxµ€v]m,1tpo[cr8E"ivm ~ U<pEA.ElV, ö tl µrv KCX U<pEMlEV µ~tE EVOpKOV µ~tE Ev81vovnµEv,Ö,-] [aAA<xßou0ricriw nuvtl cr8€vn] Deiters; [Kat ßouMucriw to"i, BoMEvtio1,l Kontorini. 11,Anfan,g
[n Öf 1CCX] n[pocrßE"iEVEV0tvovKCXt EVOpKoV nµrv. ---------------------------------------------------------] Deiters; Ende Voutiras; unl:p tE0ivrovK[cxßocx6iicrwvn,ouöl: KcxKo/tEX]v11criw Voretsch; unEp tE ~1-
C vwv KCX[l av0p(J)7ttV(J)V) Skias; K[cxlav0pwnivwv 7tUVt(J)V KU!O\JÖEV KUKO/tEx]vricriw Deiters; K[uv-
-------------- cxiocµ11- ----] 0pwnivwv Kcx8E~iovcr1 to, ÖpKos Kat ou KcxKo/tEX]v11criw Kontorini. 12 Anfang Deiters; Ende
[oi KOCJµo1, a]n[ OtEl(J(l]vtwv crmtfi pcx,[7tEVtCXK ]ex[tlü<;.'Oµvuvm 61:to, Autt[o,] Voutiras; KCX[l CTUVEUÖO!CT\<JwµEV O\JÖ'(lM(J)ll Voretsch; o[µoM~<J(J)µEv'KU!O\JÖEVI (lM(J)l f.K(J)V
KU!
y1vwcrKwv] Deiters; O[ ...]E[---l Konto-rini. 13 Anfang Deiters; Ende Kontorini; [ouöEtp61tw1ouöEVl
[t~~ ~OAf)E)vt[_(ot, K!CX~ t?s BoMEVti?, [t~l- ~uni01, tOV11ypcxµµ€vov ÖpKOV rncxpwµEV01]
KCX0Ws cxi1t)OAlEs Voretsch; [ouöl: tpo7tffilO\JÖEVl, KU!to ÖlKCX!OV Ö(J)(Jt(J)
Kaßw,J Deiter~. 14 A~f~g
[cxutou,]Km t[EK]vcx an twv voµ1[/;;oµn,wv op1C1wv ---- ----------------]
Deiters; Ende Kontorini; ÖpKov6[1:öv ooµocrcx 61u,puA6ttovn Eµiv] Voretsch; [Euo]pK[t]ov[n E!J:1~)
[---]Oll:. Vac. "OpKOsAuttt(J)V· [oµvuw tCXV 'lcrticxvKCXI TiivcxKp11tcxyEVicx KCXI Tiivcx'Opa-] t6[, tE 0t6,, to, ooµocru,iMo, nµEv] Deiters. 15f. Voretsch; 15 [nµ]Ev Voutiras; [niµ]Ev Kontonm;
5 [tptov K]cxl[T]iivu Btoomv KU!Tii[v]u [TCXA.A<XlOV KU!"HpcxvKCXI 'A0cxvcxicxv IloAtaöcx] [Kat] nµEv Voret..ch; [Kat aycx0ci]Deiters; [Kaycx0a]Voretsch, Kontorini, Voutiras.
[KU7tOAA.Wv]cx Ilut[t]ov KutAcxtwvK<lt["A]p[mµtv KCXt "Apw K<lt'A,ppoöimv K<lt'Epµa.v K<lt
KwPiim, Kal] B) Kopie von Rhodos
[Nuµ,pexsKU]ltCXV Bp1[t]6µupn1vKCXI to, &[AN),ßto, ncivm, KCX! 7t(l<J(l,.vv 'H µcxvEYW EµµEViw]
Beschreibung: Fragment einer Stele aus lartischem Marmor, in leicht pyramidaler Form; unten Ge-
[EVtiit <pt]At(,t K<lt[cru]µµuxim KCXl icrono[>..mimK<ltEmyuµ[UlICCXI tüls MMls 1tacr1tüls EV] sims; oben und rechts abegebrochen. H 30 cm, B 30 cm, T (unten) 6,9 cm; Buchstabenhöhe 0,5-0,6
[tfü CTU ]v6iiKmy[EYP ]uµµ€vo1, Es to[v änuvm xpovov CI7tAO~KCXI aöo~ KCXI oü ltOKCXnpo-] cm; die Buchstaben der 1. Zeile sind größer, der 10.-13. Zeile kleiner.
Fundort: Rhodos (1961, nicht in situ).
354 CI 3. Nr. 60. Lyttos-O/us CI 3. Nr. 60. Lyttos-n/us 355

Ed.: Kontorini 1983, 3lf. (Photo) [SEG XXXIII 638]. Vgl. Voutiras 1985, 338-342 [SEG XXXVII wünschungen gegen sich selbst? J und ihre Kinder {aussprechen] auf den vom Brauch
698].
vorgesehenen [Opfertieren---]." Kopie A und B. "Eid der Lyttier. Ich schwöre bei
"O [ p K O i; A "\l 1 1 l 0) V.] Hestia und Zeus Kretagenes {und Zeus Oratrios] und Zeus Idatas und Zeus Tallaios
'Oµvucotav 'Icniav K~[iTfivJa Kp17m[ycv(aKai Tfiva 'Oputptov Kai Tfiva] und Hera und [Athena Polias und Apollon] Pythias und Lato und [Artemis und Ares
Btoomv Kai Tfiva TaMatOV Kai "Hpav Ka[i 'Aßavaiav not..tuöa]
und Aphrodite und] Hermes und bei den Kureten und den Nymphen und bei Brito-
Ka1t6M.O>va n<mwv Kai Aatwv Kiipmµtv K~[t "Apw Kai 'Aq>po8imvmi 'Ep-]
5 µav Kai Kcopfit~ Kai Nuµq>ai;Kai tu.VBpttoµa[pmv Kai toi; iiM.oi;Otoi;7tUV-]
marpis und [allen anderen Göttern] und Göttinnen. Wahrhaftig werde ich an der
mi; Kai mioai;. Vac. 'H µav E"(Ol EµµEVt(O EVtat [q>!AtatKaLCTUµµaximKai l<J07t0At-] Freundschaft und dem Bündnis und der Isopolitie und dem Heiratsrecht und allen
tdq. Kai i:myaµim Kai toti; ÜM.oti;11aottoti; i:[vtat auv0r)Kmyqpaµµcvoti;] anderen Bestimmungen festhalten, [die in diesem Vertrag geschrieben sind], auf alle
Kai <ioot..coi;
E<;tov ä11avm xpovov (J.7t/l.otoi; K[ai oü 7t0KU7tpüAflljllCOtoi; BoAO--] Zeit ehrlich und ohne Heimtücke. Und ich werde die Oluntier nie {im Stich lassen],
EVt(oi;0-Üt'EV110Aiµcot oüt' EVdpiivm Kai BOYA[-----toti; BoAOEVttoti; ioo-] weder im Krieg noch im Frieden, {und ich werde den Oluntiern Hilfe leisten?] wie
10 7tEpEj.llVautiiit U7!CptE ß(v[co]vKavßpC07ttV(OV · K~ßE~([cooctUÖEKai O\JKUKotrxv17a(co] mir selbst, für heilige und [menschliche Dinge. Und ich werde dies verfolgen und
Kaß<o;KUauvßuoµctl~ Kix[iooo~i ÜM.o>tEKOJV Kai y;VCOOKCOV E7tl
tpaljft<O1ta-]
prupfoEt ouöEµtat Kai E1;!1;L[E]v(coE[vtot]~ c_n>VKE[t]~[voti;ÖpKoti;,Kaß~ Ka CTUvßt-]
nicht arglistig handeln], welche Vereinbarungen auch immer wir treffen sollten; [ und
wµctJa• KU\ÖpKOV ÜM.oVtOUt[CO] KUptw[tE)povO\JßTJa(co-[ruopKtOVtlµ/,v ~µEVtuya-] ich werde absichtlich und wissentlich keinem anderen erlauben, (arglistig zu han-
e~,Eq>topKIOVtt Ö!'ta lvavtia. Vac. "OpKo~Bo[AOE~ticov oaut6i;.] deln)], unter keinem Vorwand; und ich werde an den gemeinsam vereinbarten [Eiden
15 npE(t}yrumi Autticov XmpuMi; Biaco,M6vai; 'Apt[otia, --------------] festhalten], welche Vereinbarungen auch immer wir treffen sollten. Und ich werde
Kai BoAOEVticov n p<.OtUPXO<;
n pcotUPXOU [---------------------------------------1 keinen anderen Eid leisten, der mächtiger ist als dieser. {Und wenn ich bei meinem
Lesungen und Ergänzungen Kontorinis. 3 Ende Chaniotis; [nocrEtöav Kai 'Aµqmpimv] Kontorini. 9 Eid bleibe,] werde ich Gutes haben; wenn ich aber meinen Eid breche, {das Gegen-
ßout..[rncricototi; Bot..oEvtioti;]Kontorini; vielleicht ßo{u) a[817crico].10 Ende Voutira~; KaßE~i[ovcrt teil Eid der Oluntier:J Derslebe".
,oi; ÖpKoi;Kai o~ KaKotEXv11crico] Kontorini. 11 Ende Voutlras; [ouK r11ttpaljficoKtt...]Kontorini. 13
Ende Voutiras; [iiµEv110,J..,a Kaya]/ßa Kontorini. Der vorliegende Vertrag aus der Zeit der Friedensbemühungen im Osten Kretas
Kopie A. "Vertrag der Kreter {von Lyttos und Olus]. Als Sosikrates Archon war, weist in seinem Inhalt sehr große Ähnlichkeiten mit den anderen zeitgenössischen
{in der --- Prytanie der Phyle NN, in der NN] aus Krioa Grammateus war. Auf gutes Verträgen (59 und 61) auf. Erhalten sind zwei Kopien, die außerhalb Kretas auf-
{Glück und zur Rettung; als in der oberen Stadt der Lyttier] die Diphyloi die Kosmoi gestellt worden waren, in Athen bzw. Rhodos. Die beiden Kopien weisen geringe
stellten, [die zusammen mit NN, Sohn des NN, amtierten], am 28. Tag des Monats Unterschiede auf (vgl. B II 3). Die Veröffentlichung des Vertrags in Athen bzw.
Panamas, und als in der Stadt am Meer [die Phyle NN die Kosmoi stellte,] die zu- Rhodos läßt sich nicht leicht erklären. V. Kontorini vermutete, daß die beiden Städte
sammen mit Sotadas, Sohn des Sotadas, amtierten, [im Monat NN, und als in der in einer Auseinandersetzung zwischen Lyttos und Olus vennittelt hatten, und führt als
Stadt der Oluntier die Phyle NNJ die Kosmoi stellte, die zusammen mit [NN, Sohn Parallele die Vermittlung der Milesier und Magneten im Streit zwischen Lato und
des NN, amtierten, im Monat NN. Weil die Stadt] der Oluntier eine Gesandtschaft Olus an.1756Vielleicht zielte die Veröffentlichung des Vertrags außerhalb Kretas le-
[sowohl zur oberen Stadt der Lyttier als auch zur Stadt am Meer schickte, damit zwi- diglich auf einen größeren Schutz seiner Bestimmungen ab. Die Wahl der beiden Ver-
schen diesen Städten auf alle Zeit Freundschaft] und Isopolitie und [Bündnis öffentlichungsorte lag auf der Hand: Die Oluntier waren seit dem 3. Jh. mit den Rho-
existiert], beschlossen die Lyttier ---]. LÜCKE UNBEKANNTER I.ÄNGE. {---! diern so eng verbunden, daß zeitweise sogar rhodische Truppen in Olus bezeugt
und über(?) die restliche(n) {---. Und] die Lyttier sollen {das Ausfuhrrecht] nach sind.1757 Auch die Beziehungen zu Athen scheinen sehr intensiv gewesen zu sein:
Olus haben, [ebenso die Oluntier nach Lyttos, und zwar zu Land zallfrei], zur See Abgesehen von der Veröffentlichung des Dossiers über den Konflikt zwischen Olus
aber, indem sie die Gebühren zahlen {gemäß den jeweils geltenden Gesetzen. Und] und Lato im (damals attischen) Delos (54-56), gibt es eine weitere attische Inschrift,
die Fremdenwege {sollen heilig sein, für die L_vttiernach Olus und für die Oluntier die sich auf die Oluntier bezieht (s.o. Anm. 263).
nach Lyttos;J und wenn jemand {auf diesen Wegen jemandem Unrecht tut, soll er die Von den Bestimmungen des Vertrags sind direkt - in der Kopie von Athen - die
(vorgesehene?) Gelrütrafe in sechsfacher Höhe zahlen,] wenn er den Prozeß verliert. Klauseln über die Verteilung von Beute (B 1-3), das Ausfuhrrecht (B 3-5), den
Und die Kosmoi {sollen in der jeweiligen Stadt] noch innerhalb ihrer Amtszeit {die Schutz der 'Fremdenwege' (B 5-8), die Vereidigung der Jungmannschaft (B 8-10)
dann aus der Ephebie austretende Jungmannschaft auf dem in diesem Vertrag ge- und die Teilnahme an Festen (B 10-14) erhalten. Aus dem Präskript (A 8f.) und dem
schriebenen Eid vereidigen, in Anwesenheit einer Gesandtschaft der Oluntier in Eid (C 4-15) erfahren wir aber, daß noch folgendes vereinbart wurde: Freundschaft
Lyttos und der] Lyttier in Olus. [Und sie sollen zu den Festen kommen,] und zwar (q>t1.ia.,A 8f., C 8; vgl. B [), Isopolitie (A 9, C 8, vgl. B IV I), Heiratsrecht (C 8,
die Lyttier nach Olus [zu den Festen Thiodaisia und Britomarteia, und die Oluntier] vgl. B IV I) und Bündnis (A 9, C 8, vgl. B III 1). Die Bündnispartner hatten offen-
nach Lyttos [zu den Festen NN und NN; --- die OluntierJ und die Lvttier [und sie bar dieselben Rechte_ Der Vertrag enthielt sicher eine Beistandsklausel, auf die der
sollen opfern{---]. LÜCKE UNBEKANNTER I.ÄNGE. [--- Und we~n die Kosmoi Ausdruck [oü 1t0Ka.1tpo1.envt]woih' r,v 1toÄ.cµf oot oü,' r,v dpfivm] im Eid (C 9f.,
nicht---], sollen sie {fünfhundert] Statere zahlen. {Und die Lvttier sollen/ den Olun-
tiern so wie die Oluntier den Lyttiern [den unten geschriebe~en Eid leisten und Ver-
1756Kontorini 1983, 40-42; vgl. Ager 1991a, 40.
1757zusammenstcllung der 7.,eugnissebei Kontorini 1983, 38.
356 C I 3. Nr. 60. Lyttos-Olus CI 3. Nr. 60. Lyttos-Olus 357

vgl. B 1111 c) hinweist. Vielleicht stand die ßori0Etv-Formel im Eid an der Stelle, wo Ausfuhrrecht (B 3-5; vgl. B V 4).
V. Kontorini die sonst nicht belegte ßouA.rncriw-Formel ergänzt (Kopie A: C !Of.; Schutz der 'Fremdenwege' (B 7f.; vgl. B V 3).
Kopie B: Z. 9f.). 1758 Kontorini führt als Parallele eine Stelle im Bürgereid von
Itanos an: oufü: ßouA.EUO"E(t) 7tEpt 1a[i; 7tüA]toi; KaKOVOUÖEV,7t0At1EO[crfoµ]m fü, Vereidigung der Jungmannschaften (B 8-10; vgl. B VI 1).
E1t' i'.crm ]((lt oµoim ]((lt 0i[vwv K]at av0pw1tivwv 7tUV't(t)V("ich werde mir nicht~ Teilnahme an Festen (B 10-14; vgl. B VI 3): Für Lyttos kommen die Feste Pythia,
Böses über die Stadt überlegen, sondern Bürger unter gleichen Rechten in bezug auf Belchania und Theodaisia (s.o. Anm. 770, 1386), für Olus die Feste Theodaisia und
göttliche und menschliche Dinge sein"). Eine gewisse Parallelität ist nicht zu leugnen. Britomarpeia in Frage (61 Kopie A Z. 42f.). Vielleicht war hier auch von der Zusen-
Das Problem ist jedoch, daß, wenn das Verb ßouAEUWein Dativobjekt besitzt (hier dung von Läufern und Thiasoi die Rede (B VI 3).
ßouA[rncriw wii; BoAOEv1ioti;]), ein Akkusativobjekt folgt (ßouAEUWnvi z.B. Ka- Abänderungsklausel und inschriftliche Aufzeichnung? (B 14-16, vgl. B 114): Im
KOV,0avmov usw.). Hier finden wir dagegen den Ausdruck W07tEp i:µtv (i:µoi) Vertrag zwischen Lato-Olus (59 Z. 42-44) steht an dieser Stelle die Abänderungs-
au1&t. Weitere Bestimmungen können aus den sehr ähnlichen, zeitgenössischen Iso- klausel. Dies dürfte auch in diesem Text der Fall gewesen sein, denn die Buchstaben
politieverträgen zwischen Lato und Olus (61) bzw. Hierapytna und Lato (59) er- TIPO-(B 15) gehören nicht zu einem Hinweis auf einen älteren Vertrag, wie die Er-
schlossen werden: 1759 Enktesis, Weiderecht, Ehrung der Kosmoi bei ihrem Besuch gänzungen von Deiters und Guarducci implizieren (s. kritischen Apparat), sondern
der Partnerstadt. eher zum Verb 1tpocrn0ivm (oder 1tpocrypaq>Etv?),das in bezug auf künftige Ver-
Überschrift (A 1; vgl. B II 5.1). tragsänderungen verwendet wird. Aus dem Satz KCX_~wi; Ka cruv0troµE0a im ~id der
Lyttier geht hervor, daß der Vertrag auch künftige Anderungen vorsah (Kopie A, C
Datierung der Veröffentlichung in Athen (A 2f.).
13f., Kopie B Z. 11-13); der Konjunktiv Aorist bringt Handlungen in der Zukunft
Segensformel (A 3; vgl. B II 5.2). zum Ausdruck, hier künftige Vereinbarungen. 1763 Es folgten wahrscheinlich die An-
Datierungsformel (A 3-7; vgl. B 115.3): Die Phyle der Diphyloi wird nur in dieser In- ordnungen über die Aufstellung der Inschriften. Zwischen den Fragmenten B und C
schrift für Lyttos und ganz Kreta bezeugt. 1760 Auch der in Griechenland sonst be- fehlt also nicht sehr viel Text.
kannte Monat Panamas begegnet auf Kreta nur in Lyttos. 1761 Der Protokosmos von Strafe für Versäumnisse der Kosmoi (C 1; vgl. B VII 5): Eine Geldstrafe von 500
Chersonesos Sotadas ist sonst nicht bekannt. 1762 Lyttos und seine Hafenstadt Cher- Statere (wahrscheinlich 50 Statere x 10 Kosmoi oder 100 Statere x 5 Kosmoi eher als
sonesos hatten getrennte Beamtenkollegien (vgl. auch 73) und wahrscheinlich unter- jeder Kosmos 500 Statere) mußte von den Kosmoi für die Unterlassung einer nicht
schiedliche Kalender. näher zu bestimmenden Pflicht (Vereidigung der Jungmannschaften, Veröffent-
Narratio (A 7-9, vgl. B II 1). lichung des Vertrags?) bezahlt werden.
Beschlußformel (A 10; vgl. B II 1): Da der Text mit der röo~Ev-Formel abbricht, ist Bestimmungen über die Schwurzeremonie (C 1-4): P. Deiters ergänzte eine Isopo-
es unklar, ob die attische Inschrift nur den lyttischen Beschluß enthielt ('psephisma- litieklausel, 1764 die am Schluß des Vertrags und unmittelbar vor dem Eid jedoch un-
tische Aufzeichnung': B II 3), oder eine Einigungsurkunde. Dann würden nach dem vorstellbar ist. Hier waren Bestimmungen über die Leistung des Vertragseids in den
Verb [rö]o~E die Lyttier der oberen Stadt, die Lyttier des Hafenortes Chersonesos beiden Städten enthalten (vgl. B II 2.1). Der Ausdruck E1tt1&v voµtsoµivwv (sc.
und die Oluntier genannt. An sich ist beides möglich. Da die attische Kopie des 0uµa1wv) bezieht sich auf die Opfertiere (vgl. z.B. 6 Z. 2-4 und 31 Z. 19f.). Das
Vertrags jedoch mit einer Begründung beginnt (A 7f.), also mit der narratio eines Wort tEKVa stand wohl in einem Satz, der die Verfluchung des Meineidigen, seiner
Dekrets, scheint mir wahrscheinlicher, daß dieser Text die Form eines lyttischen Frauen und seiner Kinder anordnete. 1765
Volksbschlusses hatte, der die Vertragsklauseln und den Eid der Lyttier enthielt.
Vertragseid (C 4-16; vgl. B 112.2-3).
Aufteilung der Beute aus gemeinsamen Feldzügen (B 1-3; vgl. B lll l h): Der Inhalt
Datierung
dieser Klausel geht aus dem Wort Ka,aypa- (Kmaypmpai oder eine Form von
Kmaypaq,nv) hervor, der im Vertrag zwischen Hierapytna und Lato im Zusammen- Sosikrates war im Jahr 111/10 Archon in Athen; 1766 in diesem Jahr oder kurz zu-
hang mit der Auslosung der Beute aus gemeinsamen Feldzügen verwendet wird (59 vor wurde der Vertrag abgeschlossen. Der genaue historische Hintergrund dieser
Z. 26). Auch das Wort KCX1aA.ot1ta('die restlichen') könnte sich auf die Teilung der Initiative der Oluntier ist nicht bekannt. Anders als beim Vertrag zwischen Olus und
Beute beziehen. Lato, der auf eine kriegerische Auseinandersetzung zurückging, handelt es sich hier

1763voutiras 1985, 340f.


1758Kontorini 1983, 34. 17640ei1.ers 1904a, 53; ihm folgt Guarducci (s. kritischen Apparat). , , , .,
1759Vgl. Kontorini 1983, 40. l 765ygJ. z.B. SEG IX 3 (= ML 5) z. 40-46 (Kolonisteneid ,von ~yrene): ~m toutot~ op,cta
1760Guarducci 1935, 189; Jones 1987, 227. EltOl~<lllVtO... ,cal cxpa~ El!Ot~aavto to~ taUta 1mpßEiiivta~ .... rnapECoµEVOtltllVtE~ auvEv8o~~:~
1761WilletL~ 1962, 105f.; Trümpy, l'J%, § 18 und 109. ,cal ävlipE~ ,ca't yuvatJCE~ rnz ,rar&~ rnz 1rm8forn1; SV II 134 Z. 16f. (atusches Dekret u
1762LGPN I, 425 (Sotadas II. mit falscher Zuweisung an Lyttos und nicht Chersoncsos); LGPN Erythrai): faapoµivo[~ (X<lO]) ..nav E<p[topKOOtK]al nm[a]lv (X<lü[A]~[ta]v.
I, 425f. hat insges.uni 32 Belege für den Nmncn Sotadas/Sotadcs aus Kreta. 1766wiihelm 'i'917, 31. ·
358 Cl 3. Nr. 61. Lato-0/us Cl 3. Nr. 61. Lato-O/us 359

eher um die Erneuerung eines alten Bündnisses (vgl. 53). Die Bemühungen der 1crciv[t)wvo "ooµo~ ern[crto)i;a.pyupiwcrmtf\pai; EKatovto"ii;'O(Mvtimi;· ooautffis oi-Kat oi '0-)
Oluntier, die Freundschaft der Lyttier zu sichern, hängen mit der Bedeutung von Lyt- AoVtlOIEi [µ]11E~o[pKisa)lEV tu.i;ayEA<X~ i'tµ~ 7t<Xp<XVyrJA<Xt[ EVi'tµ~ a.vayvotEVtUVcruv8,;-)
tos in dieser Zeit im Osten Kretas zusammen. Nach den Siegen der knosischen Ver- KCXV Ka8co[i;]1t[poy[ypa)1ttm,UltOtElOUVtOlV oi Kooµot a.p[yupicocrtatf\pai; EKatov)
30 i'Kacrtcx;[au,wv t]o"ii;Aatiot~. Kai'.Ka Kooµ(wv[V,,.]8T)t Acino[i;li; 'OA6vm i't'OA6vnoi;]
bündeten Lato bzw. Itanos gegen Olus bzw. Hierapytna sicherte Lyttos das Gleich- E<;AatOlV,t[6 tE fiµci]ttov a.<p<pavw fXEtOlK<Xl Ep7tEtOl E<;1t[putaVTJlOV Ka8oii;)
gewicht. Sein Einfluß in Ostkreta ist darin zu erkennen, daß die Verträge zwischen KCX oi [Koo]µ[o)tE<;[~p]tu.v T\7t07t7t(J.V [i'p]1twvn.Ai OE7t).(ovEV E[p7tOlEV Acittot? li; Bo-)
Hierapytna und Lato (59 Z. 47) bzw. Lato und Olus (61 Kopie A Z. 49f.) auch in AOEVtll T)'OA6vttotE[<;Ao.troiv=P' ÜtEp[0]v i\crSco 07tf\ÜYXlÖtw[ptcr------------------------1
Lyttos veröffentlicht werden sollten. [----·-:_·_
1tp]ncryrimi;Ep7t[E]v. [Ai] OEti Ka V...11,a·t-Aatiwt i'tBoAOvt([wt,fatovtwv oi 1tpdytcrtot]
35 [oi E]1ttta[t]~ ruvoµ(mi; ol°EKatEpf\EPEU~LOVtE<; KCX\ puSµittov[tE<;K<Xl ciptol fotwv -----------]
Nr. 61. Freundschafts-, Bündnis- und Isopolitieverträg zwischen Lato 7:l??Saucrautoi; Kat tÜM[a] 7tUV:<X XPTJµEVOl, Ka8roi;KCX f.7tElK[Ei;
nt. 'HµEV]
und Olus, ca. 110/9 bzw. 109/8. [oE]K<Xl tai; oooi;tai; SE[vt]Ka<; Sivai;· ai OEti~ KUtlVCX f.Yta[utmi; tati; ooo"ii;,]
UOllCTJITTll
UltOt~tcrcitw E~a1t[A6a~(J.1t]poottµa OLKatVtKa81:i;. 'HµEVOEK<Xl E7ttya[µ(ai;a.AA.UAOl~. Kupt-]
A) Kopie von Venedig 0~0' ~µEvtOVAci[tlOVf.Yl BoA6i[v]n 7tOptltOVBoMVtlOVK<XltOVBoAOVtlOV 1t[optt tov Aci-]
40 [t]tov tv Aatwl Kat (1twAio]vtaOt[a t]w XPT)O<pUAa(K](w K<XlCOVlOµEVOV Kat oavi[l,;ovta Kat]
Beschreibung: Tafel aus lokalem Kalkstein (cnoriporrnpa), gebrochen in acht Stücke; II 1,60 m, B
oavt/,;oµEV[o]v Kat täU[a 1tcivtacr]uvaU[citt]ovta KatU.tO~tcii;1t[o]At[oi;v6µoi;]
65,6 cm, T 10,5 cm; Buchstabenhöhe 0,7-1 cm.
Buchstabenformen: A5, BI, td, E4, 04, 05, M2, NI, N3, :::2,03, n4, n7, PI, I5, QJ, Q6. toi; EKatEpf\KEl[µ]Evo[i;. oc
'Ep7tovtwv] K<Xl [ri;ta]i; E[opt]ai;oi µEVAcittol €~t[E ta 0toocicrta
Fundort: Basilica di S. Marco in Venedig (1882); jetzt in Museo Archeologico vo11Venedig (I11v.Nr. KTJ<;]
372). Die Tafel war vo11Kreta (Lato oder Olus) uach Ve11ediggebracht worde11. tu Bpltoµcip7tEla,eo[craut~] OEKOIBoAOV Itlot E<;A]atrov l:i;tEtu. 0tofuicrm K[iili; ta [-----------l
Ed.: Comparetti 1883, 183-186; Comparetti 1885, 14lf. [SGDI 5075]; IC I,xvi 5 (Photo). Vgl. Kat Siacrov a.y6v[tCOV · xopoi;OEKa]l opoµfoi; a.1t[OOtEM]ovtwv K<Xl 8u6vtwv [K<Xl tÜAACX KatU.
Skias 1891, 22f.; Deiters 1904a, 30-37; Meister 1905/06, 150 Aum. 1 (zu Z. 15); Maiuri 1909, 241 . tovoµt-]
(zu Z. 44); llaussoullier 1917, 131 A11m.2 (zu Z. 31]; Jacobi 1930, 21 (zu Z. 74). Nach dem Fund 45 1,;oµEVOV. Ei ÖE(t)l KCX o[OST\ltat]i; 7tOAEOl ßwAOucr[aµt:vmi; E]~E[AEY fti:vypciljlat,Ön µEvK' f.~E-
von 59: Faure 1967, 94-97 (zu Z. 51-72); Faure 1972, 235f. (zu Z. 51-72). AOlEY, µ,;-1
'Aya8fü tuxm. TcioE [au ]vE[8Ev)to Aci[not 1ml] 'OA[OYtlOl1rncrµ16vtc0Y f.VµEYAatwt tWV tE i:vopKOV µfltE i:v8tvovnµEV,Ötl 0€ K' EVypa[ljla)tEV, i:v8tvovK[a\ €VOpKOV nµEv. 'Avypci-]
cruvnuA.E-] ljlat OEKat tu.v cruv8,;KavE~crtciA[avA]t8ivav Kat a.v81:µEvEKatrpoi;EYtfö 1t[6At,oi µi:vAcinot
[p]cottw TCXM.aico 0to]om[cr(]co~P.~~[ci◊t, EYoE 'OA6vn fol twv cruvICO<ppovixcot
µ11vo[i; tw] EY]
'Apicrttoi;µrivoi;'EAOucr[ tv](eotpm[ Kci]öt.[<l>iAOi; Kat cruµµcixoi;ciMciAOt1;urroµEvijvarrA6~ Kat] tci; 'EA[E]uS[ui]a~.oi OE'OA6vnot EY[tw]t Z11v[o]~
tWl t<Xj)(J)l tw TCXM.aico- 81:µEV OEKa[l äMai;
a.oo~ E<;tov 1tciv[tax]povo[v K]al t[ov autov (j)IAOV Kai rx8pov f~ijv. Kai'.tii; K' lµßciUrit] crtciA<X~.tu.v]
5 li; tav twv Aaticov [xoopavfta.]1tot[ciµv11tm xoopai;tcii;Aaticovft<ppoopm ftvci-] µEVKvwcrotEVtWl ia[pwt t]w 'A1t[EAA<ovoi;] twöEA[<p]toiw, tU.VOEAuttot [EY twt]
croi;i'tA[t]µ[Ev]a[i; A]at[icovKatcxAaµßci]vri[tm,ßoa8T)crijvtoi; 'OAOvtioi;a.rrpo<pacricrt~] 50 iapon tcii; 'A8ava[i]a~ [-------------------------]QN twv Opo.7tEtlKW[v crwµcitcov.]
ltCXVtl cr8EVEl Kat K[ata to öuvatov toti; Aatioti; ltOAEµiovtai;UltOxoopai;.W<JCX\ltcoi;] "Opot tci~Aatiwv xoopa~· U7t0Sa[Acicrcrai; iiµ 1totaµ]ov tov Kuµa"iov&tÜO[coppEt Kat E7tl.toi;
OEKat Ettii; KCX E<;tav [twv 'OAOvticov xoopavrµßciMT)lT\a.1t0tciµVT)tal xoopai;tci; 'OAOvticov T\ E-----i:1tt]
<ppro-] tu.V'l1t1tciy(pa]vKTJ~ tOVBt:vKa[crovK<Xl a.ootcii; E7t]ttoAcii;
t(J)BEVKU[ cr]w [EKtcii;1t1:tpai;7tEpta7t- l
pta i'tvcicroi;KataA<Xµ[ßav11,m i'tAtµEvai;'OAOvticov,ßoa8T)crijvtbs Aatioi; a.1tpo<pacricr,eos] 7tEtl~ri; tav äUav 7tEtp[av' &t a tmvia 1tapatp ]qn, K<Xl tO\ltw Kat[(J.tai; KE(jlllAU.<; ? E<;ÜKpavl
10 ltCXVtl. cr8t:vEtKat KCXta [to OUVatOV toti; 'OAOvtioti;7tOAEµiovmi; U7t0xoopai;.'E~E-] tav i\µ Mitot~ K<Xl E<;[6p8ov Ei;tav KE<paAU]v tw 7tUA<XtXEp<lCO ta[v E7tEXOVOCXV EltltU.V'E-]
crtcoobwt ßcoA[ o]µE[vcotAaticov OlKatorrpayricravnto"ii;ioioti; EV'OA6vn1t0AmuEcr8m] 55 ~UKWVO~ a.<p[aµiavK<Xl tO\JtOlf.7tltai; KE<p]a~[~]tciv va1tciV(7tEpttoi; EPEl7tlWVCX; µfota E<;tu.V
!;l~q<;>v~18ivcov K[at a.v8pC01t(vcov 1tcivtcovCilvKat oi ÜAAOt'OA6vnot µnExovn, Ka-] KE<paMV) tu.V€lt[UVCO tW 'Epµci K<Xl 7tEpta7t7t-]
ta tauta OEE~fotco['OAOvticov tWIßcoAOµEVOll OtKat01tpayricravntoti; ioioti; Aatot ltOAltEUrn8m tns fo[t] to AN[TPOIEit.ION Kat li; tav oo]ov tav ota [A]ci~oväyo~<;i[avKat l1tt tov S"ivovä-
µE-] pov]
tqovn SivwvKat a.[v]8p[C01tivwv rrcivtwv&vKat oi äUo1 Acittot µrnlxovn.] Kat E<;tu.VKE[<pcxAav tu.VU7t0]Kcitw tw rvci[<pco] K[alto]utw Ei;to 7tEp[avri; tOV7t<XXUV AO(j)OV]
15 'E~aywyav OE(~)µEvtWItE [A]mlwt E[~'OA6vtoi;!((XI tWl 'OAOvttOllq AatWs,Kata yci-] E~tu.VOK01ta[vKat tO\JtW]rnlto E~EOptov to Katcivw~ ai 8f\KmEV[ tl. K<Xl E<;tu.VKUtwMlKU.V]
v µi:v a.twi;, Kata SciAacrcravOEKat[aßciAAOvcrt ta tEAta Kata toi; EKatEpr\KElµEvoi; v6-] K<XlE~tav äv[w co(avtcii;]7tEtpa~Kat E~tov BoivCOlta K<Xli\i;tav 'I[1t1tacriavK(XlE~tu.Vooovl
µ[o]i;,oµooavcrt ri; ioiav XPTJlCXV E~ciyEv. [Ai OEtl KOlVU\ crtpamioµEVOl€AOtµEvtwv] 60 tav äyov[crav fot "AKtµ]ovK<Xl ri; 'IEAKEt~fot t[bsl Kwpf\ta[~K<Xl E~tov KoAOV &t ÜocoppEtKat
ltOAEµ (wv, AavxcivEV EKatEpüsKata toi; E[p]1t[ovta ]i;ävopa[ i;.Ai OEKCX 7tOAEµ (covn a.µ<potE- l · ri; Kuµv11tciUav]
0

pm 7tOAEti; U7t0xoopai;,µ,;~(fo)tw µT)OlltEpwt [cr1to]vooi;


äyE[vµ,;t' dpiivav ti8rn8m, ai'.Ka µ~] &tüowp pEtK[TJ~ tu.VIop]cicrav KTJ<; tav ooov Kf17t'EA.ci<pw 1-.(µva[vKTJ~ tav 011pcioaKTJ<; tOV'A-]
20 KOIVUl al 7tOAEti;ßcoAEUOWVtal. 'E~opKt~civtwvOEKa[l tUVa.yEAavtav tOK'foouoµEvav? f.V n
xcpOOEVtaIKf17tdto[ i; ÜKpovKTJ]7tl t.opdav KTJ<; KuptaJpa~ov (?) [Kf17tl. tOVKataßaSµov Kat 7tE-]
EKatEpattcit] pta7t7tEtl<;i:[~t]ov fatv[OEVta KTJ~ t]av ruwviav K[TJ~ tov "ApaKa KTJ<; Xaµßpitpacrov &t]
7tOAEI [i;} E7tEIK' qop(ci)µwvn oi Kooµotfo' autwv Ko[cr]µ16vt[wv, 7tCXplOVtOlV EVµEVAatwt '0-] üocoppEti\[i;t]a[i;] Ilptvo[focr]a[i; KTJ~l tu.Vt.att[ciAA<Xv KTJ~ tov 7tEptcrtEptwva K<Xl7tEpta7t7t-],
AOvtiwv1tpElyritai;,EYOE'OA6vn Aatiwv 1tpE1yri1[ai;], Kat tav cru[v8,;Kava.vaytvwaKovtwv] 65 Etl~&t ai [cr]tE<p[civm KTJ<;t]a[v t.a]vci1taps[ovK<Xl E<;tav Ai'.yupov&t ai OtE(j)UVat ri; naµq>Upt-]
Kat tov ÖpKOV tfAlOKOVtCOV E(v)µE[v]Aati(ll EYtoti; 0tooacriot[i;, EYOE'OA6vn EYtoti; ------------] acrov KTJ[~ t ]u.vooov t[ av oa]µooiav KTJ<; [tOV'E7ta8Evta? KatCX pcix1vri; ruou<pva~ tu~ ävw]
rrapayyf.AAOvtwv OEo'{ tE Acittot toti; 'OAOvtioti;Kat oi 'OA6v[not to"ii;Aatioti; 1tpo1tEµ1ttov l-] [Kat] KatU.7tOtaµov[f.~Kopowi]AavKat a.v[pcixwEi;Aayivci7tUtOV fot to ävtpoV KTJ~ KaMtopa-]
25 7tfl KCX µEAA<ovn a.vaytvoo[KE]vfttai; a.yEAa<; E~OpKi/,;Ev· EiOE[Ka µ~ E~OPKl~OlVtl oi Aattot crovfot to ävtpov K[TJ~ ME]taMci1t[UtoVrnl tov 7tOtaµovKiiVtov poov fot to LtlOltlOVKat]
KOOµot]
T\µ[~] 1tapamAWvn f.ltlta[v] avciyvwcrtvtcii;cruv8,;mi; T\µ~ a.v[ayvwvn, U7tOtE-]
CI 3. Nr. 61. Lato-O/us 361
360 CI 3. Nr. 61. Lato-O/us

t!OOE civpax1vrnt t[ov 'A]Kaµav[ta. "Opo1Aatiwv 11opttBoAovt(oi;·Cl710 8aMcrcrai; E<;m,uµ-] t]t. [ai] OEtt K[A]E'VT)tm Comparetti; K[a Ö]AT)talBlass; Ka [äy]ritat Dciters; Ende Comparetti. 35
70 &v' cippax1vrnl to cip[x]aiov 'Atpp[ooiaiovl((ll tOUt(J)coi;t& ~EpEW 8(vw t& tEµEVlOsoi Öpo1oi] Anfang Guarducci; tui; Euvoµiai; Comparetti_;oi E~Euvoµ(ai;Xanth~clid!s;pu8µ~ttov[:ci;] Guai;ducci;
E<;tov ßopfov i;xovtci;ICT\s [tcxvAiprnw ICT\s tCXV npoµEVDtlO(J{lV ICT)llt
tui; KaAoAaKKai;] pu8µ(1;[ovtE<;] Comparetti. 35 E;ndeC~ous. 36 Anfang_Guardum;,a~craut?[i]i; Det~rs; XPT1fEvo1
Blass; Kpl)(µEvotComparetti; E71ElK[ci; rit] Bücheler (bet De1ters); Ev EK[atcpm voµt/;T)tal' riµEv]
t[cx]v71€p(ßaaivICT\s 'APXEAap[xavE<;tCXV oripcioo11cxp t&v 11pivwvICT\s tOV'AKaµavta.]
Comparetti. 38 k~an[A.6a]Bla~s; i:~an[Aa] Co~paretti. 40 [~wA(o]vta Blass; [11~)..fo],vtaCo?1pa-
"OpKoi;Aatt(J)V.oµvuw tcxv'[at(a[v Kat tOVZijva tov Kpritaycvia Kat tCXV "Hpav Kat tov Zij-] retti• xprio1puAa[K]iwGuarducci; XPflW1pUAa[K]1w Comparetu, Blass. 42 Ende De1ters; E[vBoMEvtt
va tOVTaU.iiiov K<lltOVnoanoo[v l((ll tCXV 'Aµtpltpitav Kat tov 'A11EMWva tOVnu-] E<;t~] Comparetti 1883; ['OMcvtl] Comparetti 1885. 43 [coaautwi; oi::K'oi 'O]A.6[vttot ii; A]atcov
75 tlOVKat Aatwv KÜptEµlvKat "Ap[w K<lttcxv'Atppooitav K<lttCXV 'EAf'u0uiav !((lttCXV Bp1t6-] Deiters; BoMv[ttot] Guarducci; [i:v A]at&t Comparetti; 0woaicrta Comparetti; 0woacrta Deiters.
µap7t1vKat 'Epµuv Kat Kwpijtai; Kat N[uµq>asKat toi; ällii; Sioi;11avtai;Kai 11acrai;· nl 44 [xopoi; 0€ Ka]t opoµfoi; ci11[oat€M]6vtwv Chanio~s; o~µfoi;, ii[11avt~i;],Maiuri; ciy6~[twv -~-
µcxvfyw toti; 'OAovt(oii;EµµE[viwEVtfü lpl.Al<ll !((ltauµµaxim Kat icr01t0Amim] K<l]\opoµfoi; ci11[---]6vtwv~u:!fducc!; ~nde.Dei!ers; [tv tmi; !)ucrimi;K<;ta tol c,omparet~; [Kato]
Kat tO[s ÖpKoi[i;]EµµEV(W Ka[l ßoaßriaiwCl71AOOJ<; Kat CXOOA.Ws Kat l((lt(Xyuv K<ltKatcx] Guarducci. 45f. Deiters; d or n [rn totat m] 110Aft<; ß[wJAoua[wvtm E]~E[Aivril (rntypaljlm) [ri
[0a]Aaaaav· Kat tii; l((l 710Af'[µiwv 'OAovttOl<; ElpEp!tT)lE7tt7t0AlVT\rnt xcopavT\Eit' copctafil owp8&am]. ö tt OEK' Evypa[ljlm KOtV ]at [K' EV]o(pKov)[iiµEVKEV8tvov]Comparetti. 48 Ende Dci-
80 [Ai]µEVai;toi; t&v 'OAovtiwv,[oti 7tpüAf'lljlt(J)out€ EV110Afµw1 OUt€EVdpDV<ll,ciU.' Eµ-] ters· [äAA.avcrtaAav] Comparetti; [Kotvfü] Bla~s.49 'An[EAA.Wvoi;] Blass; 'An[6Uwvoi;] Comparet-
[µE]viwEVtoti; ÖpK01i; toti; au[YKElµEVoi;. OtKai;t€ !((lt7tpa~ni; Ol00V<ll K<l8eos] ti· Ende Auttot Guarducci; tav oi::[auv8DKav EKaii:poi;Ev t&t] Comparetti; [iv EKati:pm 116At]
[Ka]auvßicoµE8a.EuopKtOVt[lµEVnµEV7tOMCX K<ltaya8a, E!tlOpKtOVtl 0€ tcx] Deiters. 50 [tu~ noAtaooi; µEtCX tWV~uµßl6½>v t&v opa[nct]t~[&v] awµ~t(J)Vc~rar~tti; [tui; n?-
Ataooi; i:i;tOVt07IOV l t&v [opa1t€ttKWV l awµatwv, Detters. 51 [aµ notaµ)~v ~lass;, [Ei;tO~710taµ]ov
[EV]avt(a. "OpKoi;BoAOEVt([ wv 6 atit6i;.] Comparetti; [ICT]itt tai; kcoai;]Faure. 53 [napa]tPEXEt Comparctll; [nap atEpw] EXHDe1ters; Ende
Viele Lesungen und Ergänzungen der Inschrift werden durch die Kopie von Kydonia (B) sowie durch Chaniotis (vgl. 59 z. 70f.); l((lt tO\lt(J)Kat[a tai; Kclp(J.Aa<;] Blass, Faure; Kat[a tui; KE<e<lM<;] a1,1e
andere Kopien der Grenzbeschreibung (Z. 51-72) ermöglicht (s.o. S. 332). Wenn nicht anders ver- fruheren Herausgeber; anders 59 z. 70: K<lttoutw [11Eptaµ]ni:t1i;. 1
53 Ende-5~ An:ang,[E<;aKpav tav
merkt, stammen die Lesungen und Ergänzungen von Comparetti. Guarducci und Faure haben an vie- Chaniotis; [tuv va11uv] tuv Comparetti. 54 Chaniotis (vgl. 59 Z. 71~; E~ t[oi;], E[pEl]7t[twva~
len Stellen Buchstaben gelesen, die von Comparetti nur ergänzt wurden. Solche kleine Abweichun- µfooi;] ~ Faure 1967; E<;t[oi;] 'E[pE1]1t[t&vai;,K17~ äKpav] Faure 1972; tw naAm XcpcrwComparetll
gen werden im kritischen Apparat nicht vermerkt. 1 Ende Guarducci; [Evµi::vA. EittKooµwv]Compa- 1884; xi:paw Blass; t& naAm,X~pcrcota De\ters, Guarducci. 5,5;'-n_fangFaurc, 1972 (vg!. ~9 ~- 72);
retti; [Koaµ16vtwvEVA.rnt t&v 'YAAf(J)V l Dciters. 2 tpl<lK[ao1]Guarducci. 3 [\lnoµEvijvJ Dciters; 'E~aKwvt[o~] in 59 Z. 71; [Em wv KEip]aA.ci[v] Comparetu; [rnt t<;i;KEip]a~[i;] Blass, [Ei;tai; KE-
[u11apxcv]Comparetti. 4 [i#1v] Skias, Blass; [E~Ev]CÖmparetti; [EµßaUri1] Guarducci; [EµßEfll] ip]aAa[~J Faure 1972; (1tEpttoi; EpElm&va~µfota Ei;tav KElp<l~av)Ch~IOUS (vgl. ~9 Z: 72). 5,6
Comparetti; [Eµßa(vri1] Deiters. 5 [q>pcopw]Deiters; [ippoupl<l]Comparetti. 6 [ßoa8ricri\v] Blass; Chaniotis (vgl. 59 z. 73f., aber unoKatw t& ~[ ...]OH1~19I); Öt[aµa]~ov ay[ ?ua~v Kf17tov 0tvo-
[ßoa8riaiw] Comparetti 1883; [ßoa8ricricv] Comparetti 1885; [unpoipaaicrtwi;J Guarducci; [cinpo- µapov] Comparetti; äy[(J)(Jav]Blass; äyov[aav] Dciters; ayo~[aav] Guarducc1; ow [A]a~ov Faur~.
ipaaicrtwi;navtai;J Comparetti. 7 [noAEµiovtai;JBla~s; [noAf'µfovtai;] Comparetti. 8 [fixcopai;cino- 57 Chaniotis (vgl. 59 z. 74f.); IC(Xt(J) t& rva[ ipw]... E<;tCXV7tEtp[av ii; ,OVnaxuvaµov] Comparetu,
taµvritai] Blass; [T\Cl7tOtaµvritmxcopai;JDciters. 10 [7t0AEµiovta;]Blass; [itoAEµfovtai;]Compa- Guarducci; Kva[ipw] Deiters; [tui; vanu]i; Katw t& fva[ipw] Faure; 58 Faure (~g!. 59 'f-·7Jf.. a~r
retti; [710AEµiovtai;navtai; Cl7t0xwpai;J Dciters. 11-14 Chaniotis; tWl ßwA[o]µi'[vw1Aatt(J)V EV U7t01C[at]w tui; (JIC07tU<;);
Kapavw Faure; Katav& Comparetti; ,rnta~~-·· Ch~1ou,s [Katw aAtKav]
'OIJ>Vtl7!0Alt€\l€08mKat nµcv (lt)t(i)lyui; !((ltoiKiai; EYKTT]OlV l / µni'xovn 0ivwv K[at civ8pwnivwv Comparetti; ävw aAtKav 59 Z. 76. 59 Vgl. 59 Z. 76f. (aber Ka[tw wi_av]... , I11_11aypav;, s.o. Anm.
7taVt(J)Vcov!((lt oi äU01 'OA.6vtl0lµEtEXOVtl, l((l]/tcxtaUtCXoi::E~Eat(J)['OAOvtt(J)VtWl ßwAoµEV(J)l 1742); Boivwna Comparetti 1883; Botv&na Comparetu 1885: Boivo11a S~,~- 60 ayov[aav]
Aatot 710Alt€\l€08mK<ltnµEv aut&l EYKtT)OlV µ€]/tEXOVtl8(vwv !((lt ci[v]8p[wnivwv navtwv ---] Dciters; äyou[aav] ... 'IEAßi:tai; Comparetti; 'IEA~i:tai;Gu:!fducc1;Ende ~hant~U~; ~gl. 5~ ~- ,77f;,
Dciters, Guarducci; t&1ßw)..[o]µE[vw1Aat(wv EV'OA.6vnEVKTT]a1v Kat ia01toA1
tEiav EXEV]/ µni'xovt1 s. aber Kopie B z. 130f.: [Kat äv 'EA)..ijv' i:nt,to~ KoAwvov]Compare~t!_;[~m ~v. ~A~T)V,ci;to
8ivwv K[at civ8pw11ivwv71<XVt(J)V --- Ka]/tcxtaUtCXoi::E~fotw [tWl ßwAOµEVOll 'OA.ovtiwvEVAat& KOLAOV] Deiters, Guarducci; [Kat äv 'EU.ijv' E<;to KoAov]Faure 1967; [Km av EAAT)V ~i;tov K,oMv]
EVKtT)cr1v Kat icronoA1tdav EXEIV µ€]/tEXOVtl8(vwv Kat ci[v]Sp[wnivwvnavtwv ---] Comparetti Faure 1972. 61 Deiters; vgl. 59 Z. 78f.; [---]aav Comparetti. 62 Vgl. 59 Z. 79f.; Axcp~oEvta
1883; [Öaa 1m f(J)VtlEµlpUA<l napcx 'O.] Comparetti 1885. 15 o' (n)µEv Blass; o' EµEvComparetti; Comparetti; 'AXEPOOEVta Skias, Blass; Kuptapna~ov Comparetti; ~upta_i~~~~v Gu:.rrdu~c1;Kup-
Ende Dciters; [Ötl OEl((l E~ayo1EVnµEv l((lt(Xyu]v Comparetti; [E~ayEvoi::Kata] Blass; Aat&i; tappa~ov Faure; Kupta~l?a~ov? Chaniotis; [K1711t tov, Ka~aß0;8µov] _Chan1~us;[KTl~tov K.] die
Meister; Aat& Comparetti. 16 Ende-17 Dciters; K[atcxtoi; EKatEpmv6µoi; CltEA.€<; OUKnµcv, Ei]µ[~ früheren Herausgeber. 63 Vgl. 59 Z. 80f. 66 Anfang, E<;tav A1µvav _mK?p1e B 148, vgl. ,54-56
E]110µ6aavcrtComparetti; K<l[tcxtoi; EK<ltEpT) voµoi; KflµEvoi;]Blass. 17 Ende Blass (aber [EAotcv]; Testimonium e z. 3 (S. 332); Iuoaipvai; Guarducci (vgl. 54-56 Tesllmonmm e Z. 3): Iuaipvai;
[EAotµEv]Dciters); [ai OEn 8w1i; Ka 06~ri1ci110t&v 11]0Af'µiwvComparetti. 18 Ende-19 Anfang die früheren Herausgeber; [I11a86cvta] Faure; Ena8i:vta Comparetti; ['Eita8i:vta] Dt;tte~s,~,uar-
Blass; [ciµipotE]/pm(ai) Blass; [EKatt]/pm Dcitcrs; [Aaµßav6vtwv EKatE]/pmComparetti. 19 Ende ducci. 67 civ[paxiv] Blass; civ[a />axtv] Comparetti. 68 [KÖ:V tOVpoov] Blass; [Kat~ tOV poov]
Dciters; µD(t' E)~(fo)tw [µriomr]pm [µEp](ooi;cin[otaµvrn8m] Comparetti; [µT)OOtE]po[ii;J Skias; Comparetti. 69 ['A]Kaµavta Guarducci; ['AK]aµavta Deiters; ['Ax]aµavta Comparetu. 70-72_Ygl.
µ~ '~(fo)tW Blass. 20 E~OplCt~avtwvDciters; E~OplCt/;avtwvComparetti; E~OpKtcravtwvSkias; 59 z. 63-66. 70 E<;,o lEPOVZrivo[i; eh] t&? Compar~tti 1883: coi;t(J) ?€pcw8~vw ComparetU. 7_~
E~opKt/;(o)vtwvBlass. 20 Ende-21 Anfang Chaniotis; Ka[t' Evwutov tcx; ciy€)..ai;EKatEpm 110AE1<; [Opuµv(naaav] die früheren Herausgeber; [tui; K~Awvai;J~1ters. 72 Ap;<E~K[~av] C~mparet~,
Comparetti; IC<l[t'EVl<lUtOV tcxi;ciyi:Aai;(EVEIC<ltrpmtat)] 710Af'l{i;}Dciters, Guarducci. 21 Dciters; 'ApXEAap[xav] Dciters, Guarducci, Faure; 'APXEAapx~vm 59 Z. 66; [E~ apt~wv 1tpwwv] dti
Ef~PMQNTI auf dem Stein; Eyop(a)µwvn Skias; E(ipa)pµ&vt1Comparetti; EKouawvtt Schwyzer; früheren Herausgeber; [nap t&v 11p(vwv]Faure.,73 'Iana[v ... K_Prit~yEv1a]DeHers, Guarducc.:
Ende Dciters; [tcxi;µi::viv Aat&t] Comparetti. 23 Comparetti; i(µ) µE(v] Skias; Eµi:[v] Dciters; 0w- 'Ecrtia[v ... KpritoyEvia] Comparetti. 74 ['A8avmav] Jacobi. 75 [ _EMu8u,tav] Dc1ters, Guarducct,
oaaiot[i;J Guarducci; 0w&xtcriot[i;JDeiters; (B)wAado1[i;JComparetti; [Evtoti; atitoti;] Comparetti. ['E)..rna(vav] Comparetti. 75f. [Bp1t6]µapmv Dellers, Guar~ucc1; [Bptto]µ~pttv ~omparetll. 7~
24 Ende [1tp01t€µ11tov] Deiters; [npo aµcpuv OEl({l]Blass; [tcxvauv8Dl({lV]Comparetti. 25 E~opKi- [8t6i;J Blass; [crtcoi;]Comparetti. 7~ 110)..E[µ(wv] Blass; noAE[µEwv]~omparetu. 80 [~u] Comp~etu,
~(J)VtlDciters; E~opK(l;wvndie fruheren Herausgeber; [oi Aanot] Comparetti 1883, Deiters; [Aanoi] [Kat ou] Deiters, Guarducci; [110Arµw1]Deiters, Guarducc1; [11toAEµw1] Comparetu. 81 [01oovm]
Comparetti; [oi AatlOl Kocrµoi]Blass, Guarducci. 26 napamAWvtl Guarducci; napayyEAAWVtl Dciters, Guarducci; [otO(J)(JtW] Comparetti.
Comparetti; civ[ayv&vtt ta; auv8DKai;JDeiters; civ[ayvcoovti] Blass. 27 Ende Bla%; [oütwi; Ka(J
Comparetti. 28 Deiters; E~o[px:il;o]tEv ... 11apavYDAav[tci; civay1vcoaKoiEv] Comparetti 1883; [civa-
yvo1Ev]Comparetti 1885. 31 t[6 tE ~µa]twv aipipav&Deitcrs; t[6 tE auaai]twv aipipavw Compa-
retti; [Katayco]ywv llaussoullicr 1917; Ende [µncx t& Koaµw] Deitcrs. 32 Guarducci (aber [Aatw1
KO(JµOt]);[Aat101?] Chaniotis; E[v kop]tfü [Ei;]7t0717ta[v i'p11wvw] ai o' [E]i;tOlOVEVE[KKAT)Ol<ll
E')..801EvAat101] Comparetti. 33 Anfang Deitcrs; Ende Guarducci; 11ap' atE(poi; ~a8]w ö11ri1äv
xioi&[tm] Comparetti; Ö7tf1 Skias; ci[p]x1oiw[i;''lDeiters. 34 Anfang Guarducci; [np]EtcrYDtai; i'p[nwv-
362 Cl 3. Nr. 61. Lalo-O/us Cl 3. Nr. 61. Lato-O/us 363

B) Kopie von Souda. 'E!;opKt!;avtwv öi: ICUItav ayEA.aVtcxvt61C'foöuoµi:vav) EVEICUtEpattat


Beschreibung: Jetzt verschollene Marmorstele. 1t6A.Et(r.1td K' r.yöpciµwvtt) oi Kooµot r.1t'aut&v 1Cooµ16vtwv,1tap16vtwv
Fundort: In der Nähe von l:ouöa (östlich von Kydonia) um 1620 durch Francesco Molin; nach Vene- (r.v µtv Aat&t 'OÄovtiwv 1tpEtYT\ta~. r.v Öt 'OA.6vttAatiwv 1tpEtY11ia~.
Kal
dig transportiert und von Domenico Molin kopiert (1623); Abschriften der Kopie Molins wurden von tav OUV~KUVavaytVCOOICOVtWV Kal tov ÖplCOV tEA\OICOVtWV EVµtv Aa-
Edmund Chisbull (1728) und Michael Maittaire (1732) veröffentlicht.1767 tiot) iv to"i~0toömoioi~. (r.v Öt 'OA.6vttr.v to"i~[---)) 1tapayyEAA.ovtwv (Öt
Ed.: CIG II 2554 (aufgrund der Edition Chishulls). Vgl. Voretsch 1870, 6-9; Deiters 1904a, 37; OltE Aatto\ to\~ 'OÄovtiot~Kat oi 'OA.6vttottOl~Aatiot~ 1tpo-)
Faure 1972, 233 (Teile der Kopie von Maittaire). Diese Inschrift wird im kritischen Apparat fol- 7tEµ7ttOV E7tEI ICUµEMWvtta-
gender Editionen der Kopie A berücksichtigt: SGDI 5075; IC I,xvi 5. vayi v<OOICEV t[av OU~ICUViil
'Aya6iit ruxm rn\ rn\ owni- 35 tcx~ayEA.a~i!;opKt~EV·d ÖE[Ka]
pim (to.ÖE)ouvffiEVtOAatto\ KU! µ~ l!;opKi!;wvttoi Aat\O\
'OA.6vttotKoo[µt6vtwvlv µ-] ICOOµot iiµ~ 1tapamA.Wvtt
EVAat&t €1t1t&v 'YW.wv t&v rnl ,:cxvClVO.yY(J)Otv ta~ ouv~-
5 ouv IluAipwt tw T[aMaiw] 1(~ iiµ~ avayv&vtt, Cl7tOtE\-
µ11v~ 0toÖmoiw tpta- 40 00.Vt(J)V oICOOµo~ €1CUOt~ap-
oc
Ko.Öt,€V 'OA.6vttrnt t&v yupiw otatijpa~ 1:Katovtot~
'OAOvtiot~· cooaUtW<; Öt Kai
[------t&vI ouv l:OJ<ppovixwt
t& 'Apiono; [µ11vo;'E-) oi 'OA.6vttotd µ~ Ka i!;opKi!;wv-
J0 /U'UO\Vt(J)[tptaKO.]Öt.[«l>W>;] tt,ex~ ayEA.a~iiµ~ 7tUP<X)"(l1-
KU!ouµµaxo; OM.UAOt;\l7t0- 45 AWVt\ftµi, avayv&vn tCXV
µEVijvCl7tMW<; KU!aoo~ OUV~ICUV Cl7tOtE\OO.VtWV 0
d; tov mivta xpovov KU![toVJ ICOOµo; i::imm:o;apyu piw ota-
[autov q,(Äov)KU!lx(lpov 1:!;ijv. tijp~ EKatovtot; Aatiot;.
15 Kat ti; K' lµßo.MT\td; tc'tvtiilv Kd KUICOOµo; ü..6TitAan~
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75 1tavta ouvaA.Aattovta Katcx
1767Comparetti 1883, 180f.; 1885, 141; Deiters 1904a, 27f. Diese Kopien (Edmund Chishull, to~ ta~ 7tOA\O~ v6µo~ t~ EICUtE-
Antiquitates Asiaticae, London 1728, 133-136 und Michael Maittaire, Marrnorum ... Academiae piji KEtµ&~. 'Ep7e6vtwv oc
Oxonicnsi secunda editio, London 1732, 598) waren mir nicht zugänglich. Für die Edition Chishulls E~t~ i:op,:a~oi µEVAattot
s. den kritischen Apparat in C'IG II 2554 und SGDI 5075. i~ 'OA.6vtat~ tcx[0rn]&xiota
80 ICUIE~tcxBpti:oµap7tE\U,COOUUt(Jl<;
364 Cl 3. Nr. 61. Lato-O/us CI 3. Nr. 61. Lato-O/us 365

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366 CI 3. Nr. 61 lato-O/us CI 3. Nr. 61 Lato-O/us 367

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AIPEn.OKH:ET ANnPYMNITl:E AONAY3HTAIA<l>IAIA

Chishalls Abschrift des Vertrags zwischen Lato und Olus (61 Kopie B) nach CIG II 2554.
368 CI 3. Nr. 6/. lato-0/us CI 3. Nr. 61. lato-0/us 369

Kcxlia01toÄ1tdcxtKcxlto~ <JUV~ICCXV UVCXytV(J)(JKOVt(J)V


KCXl tai; ayi:A.cxi;
E~OplCl~OVt(J)V I EVfüoöcx1aimi; 110:pcxyyi:ÄÄovtti;. 0€tV
190 ÖpKo~rµµEV(wKcxlfk>cxlhi- t€ [aÄÄ.aÄoti;)1ti:µ1t€[v,cxi1ica 7t0t€ µi:ÄÄ.rovttcivcxy1VW<JIC€V Böckh. 35 [Kcx)Chaniotis. 37 11cxpcx-
aiw a11A.6ox; 1ml aooÄ<o<; 1ml yyEÄ[i:)ovt1Böckh. 39 avcxyvoovtt Chishull. 49 Et iccxicooµoi; Böckh. 51-53 Mohns Kopie wies hier
KCXtayii:vKcxlKCXta8aA.cxaacxv · Lücken auf; tot€ i'i; t€ 7tp\ltCXV~lOV iccxlcivop~lOVti; 110µ1tavEp1t[6 )vt[ (J)VI Chishull (aber Ep11wvt1);
KcxlEItii; m ooÄ.Eµ((J)V 'OAOv- 1:p71[6)vt[wv) Böckh; [Ep7t0Vt(J)V, 7t€piccx]Es1toµ1tavEp7t(J)Vtl
cxi'. Voretsch. 53 7tMOVE<;, Aattol 1COOµo1
tio~ E(j)€p7tTll rnl 116Ä1v Böckh. 56 ncxp' EtEpovf\a8wv Ölt]l Kcxliotwtcxt Chishull; 1tcxp'if[vcxEKa)t€pov? Böckh; 11ap€[op]o(1)
195 ii rnl xwpcxvii rn' wpt"icx ii Ä1µi- f\a8wv Voretsch. Danach offenbar eine Lücke von 2 Zeilen in der Kopie Molins. 58 i:icatEpot Böckh.
vcxi;toi; tiov 'OAOVtl(J)V' O\J 58f. rpEuvfovtEi; Böckh. 60 Offenbar Lücke von einer Zeile in der Kopie Molins; troi; 110:patroi;
CX\Jt(l)i;
Chishull; troi; 1tcxp[6x)wi;cxüt[ot)i; Voretsch. 61-63 EVOEt~ ooip tai; SEVllCai; 8oivcxi;Böckh.
11poA.Et1jliwoÜtEEV110Äiµw1
63f. llOlK~<JCXl (Optat.) Chishull. 65 ifscx11Äcx Chishull. 66f. tÜÄA.cxOE iccxlO!KCXW<Jl cxi icpttcx(
OÜtEtv dp~vcxt, aÄÄ' tµµEViw Chishull. 72 Ola ta XPEOl1jllCX Chishull. 76 troi; tcx\.ltcxtv6µwi; Chishull. 80 Kcxlri; t' "AppT]tCX
tv to~ <JU-yKHµEVoti; Öp- Chishull; Kcxlti; täppl]tcx [tEpa) Böckh; ti; Tcxpp~tcxVoretsch. 81-83 Lücken in der Kopie Mohns;
200 KO~· oiKcxi;tE Kcxl1tpaSH<; tv tcxti;8uaicxti; µaA.cxtiov voµt~oµi:vwv Böckh; 8uaicxti; [tiov ci]va Acxtrovvoµt~oµi:vwv Voretsch.
OlOOVcxt KCX8~ICCX auv8uoµE- 85-89 [xp~a]tµov EiµEvEmypa1jlcxt,i'v8tvov Kcxll'vopKovfo[t)w· Ött o' iiv [i't) ESEÄ[o)tEv[i't) µT]1:m-
8cx.Eoopicfovtt µEVi;µEv110Ä- ypa1j1[cx)1[€v], µ~t€ 1'vo1icovµ~tt 1'v8ivov Chishull; l'vopicov Böckh. 90f. [ti; ataÄcxi; ouo Kcxlµ(cxv
Äa iccxlciycx8a,tq,opicfovtt OE tt)8t:µ€v Böckh. 93 tv tWl vcxip[tio] noonoiovoi; Chishull. 96f. 8t:µ€VOEiccxlÜÄA.cxv <JtaA.cxv [icotv~)
ta tvcxvticx. Chishull; ÜÄA.cxv ataA.cxv[ico1v~iccxl.civcx8i:)µEvBöckh. 98-103 Die Kopie Mohns war hier mangel-
205 "Opicoi;'OAOVtl(J)V o cxut6i;. haft; iccxltav <JUV~ICCXV EVEICCXtt:pq.
[civcxypa1j1cxt?) [t~] 1t6Ä1EVtq>tEpq>to:i; [--- iccxlri; to] 7tCXVÄoytov
'E7tl Kooµwv(Acxtot)µEVtiov <JUV Mcxt- tiov opcx11Et1Kii>v awµatwv Chishull (aber ncxvooiciov);ncxvÄoyiovBöckh. 104 116Ä.Ewv Böckh. 107
V(Xl(J)ltio XcxtpVT]taÖCX µT]v~ 'Y1t1tCX<J\CXVBöckh; 'Y1t1taypcxvChishull. 111 a tcxtV\CX 110:p'ati:pwv Böckh. 112-114 Die Kopie
Molins wies hier Lücken auf; to:v VCX7t0:V tooi;'Epnmii>vcxi;µfo[wi;] Böckh.117-119 Otaµcxsov ciµ11i:-
0EpµoÄcxiw?OEICatcxt, tv
tlS E1tlto ävtpov [---] äyouacxv Böckh. 119f. 8INOMAPON Böckh. 12lf. tav 7ti:tpcxv... ti; tOV
OE'OÄ.ovttrnl tiov <JUV Kpcxti- ncxxuvcxµov Böckh. 124 to ICCXtcxVOtlCXtOV iccx[t]i:v[cxv]t1Böckh. 127 Po1v01tcxChishull; Boivoncx
210 V(J)ltio 'Ap1atwvuµw µT]V~'H- Böckh. 129 "Aic1µ1vChishull. 130f. Kcxlciv' 'EUijv ... ti; tOVicoÄ[w]vovtov dwp[ijtov l Böckh; ICCXt
pcx(w0€11'.atcxt, EOOSE Acxti- iiv 'EUijv' fehlt in 59 Z. 78; vgl. Kopie A Z. 60. 132 icl]i;ta v ... (µi:]tcxÄA.cx Chishull. 132f. l:wp6-
oti; Kcxl'OÄovtio~ ico1vii:t acxv Chishull; föpaacxv in 59 Z. 79. 133f. tav ÄiµvcxvChishull. 135 'Apn[u8]6Evtcx Böckh.
ßwÄ.Euacxµivo~11poa81:µEV 136f. Kupt6pcxsov Chishull. 139f. ruvo[p]icxv Böckh. 142 dl]tUMCXVChishull. 145 dCXVlltCX<JOV
t 11poi;tav qnÄicxviccxlauµµcx- Chishull. 146 Ai'.y[i]pov Böckh. 147 Offenbar eine Diplographie in der Kopie Molins. 148 Die
215 xicxviccxlia01toÄ1 tdcxv iccxl Worte ti; tav Ä(µvcxvfehlen in der Kopie A Z. 66; sie sind aber im entsprechenden Abschnitt in 54-
7tp<><; tÜÄÄ.cx ip!Äav8p(J)7tCX 56 Testimonium e Z. 3 (S. 332) zu ergänzen. 150f. 1:uaipvai; Chishull. 152 01a />axw Chishull.
ta YEYOVOtCX tcxt<;7tOÄE<Jlt 158f. 'Axaµcxvtcx Chishull. 161 IlÄuµ6v Chishull. 166 Ilpuµv(tiaacxv Chishull. 168f. 'ApXEÄap-
iccxltav vuv ooscxvtcx11pooypa- icav Chishull; 'Apxi:Äcx[K]rnv Böckh. 169f. 1:1t'ciptiwv npivwv Chishull. 182f. 'EÄrnaivcxi;
Chishull. 185 atwi; Chishull. 193 110Ä.Eµi:wv Chishull. 194 i't ripi:p1tl]tChishull. 196 KcxlouBöckh.
'Vcxt1tpoi;tai; 1tpoÜ1tCXPXW<JCX<; 7tCXp'
201 oto(J)(J[(w].auv[E8]6µE8cxBöckh. 206-208 Guarducci; Enl ic6aµwv µEv tiov auv Mmvcxiw tio
220 cxutoti;ataÄcxi;,XP~mµcxÖv- XEpVT]taocx,µT]voi;EVAcxtiot 0EpµoA.cx(wChishull; Eltt icoaµ16vtwv tiov <JUVMextVCX\(J) tio Xmp-
tcxiccxlauµipi:povtcx,Ö!twi;µii:Ä- VT]taocx,µT]voi;Acxtt(J)0€pµoA.cxiwDeiters. 214-217 Vielleicht 1tpoi;tav ip1Ä(cxv iccxl1tpoi;tÜÄÄ.cx (ta)
Äov CXÜST]tcxt a iptÄ(cx. ip1Äav8pw11cx ta yqov6tcx tcxti; 7tOA.E<Jl iccxlauµµcxxicxvICCXt iao1toÄ1tdcxv. 219f. 1tpoümxpxwacxi;
Die durch die Abschriften von Chishull (S. 366f.) und Maittaire überlieferte Kopie von D. Molin cxutoii;Chishull; 1tcxp'cxuacxutoii;ataA.cxi;Deiters, Guarducci.
bietet die Grundlage dieser Edition. Eine Vorstellung vom Inhalt des Textes geben ferner die Kopie A
(für Z. 1-206) und die weiteren Kopien der Grenzbeschreibung (Z. 104-159; vgl. 59, 54-56 Te- In Spitzenklammern sind die allein von Kopie B überlieferten Textteile gesetzt:
stimonien a und e). Der Text der Z. 206-222 fehlt jedoch in der Kopie A und wird nur durch die Ko- ''Auf gutes Glück <und zur Rettung>. Folgendes vereinbarten die Latier und die
pie Mohns überliefert. Eine Rekonstruktion des ursprünglichen Wortlauts der Inschrift - mit allen
Dialektformen - ist nicht möglich, denn die Kopie Molins war nicht nur ungenau, sondern hatte Oluntier, als in Lato <die Phyle der Hylleis die Kosmoi stellte>, die zusammen mit
offenbar auch viele Lücken. In Molins Abschrift fehlt an mehreren Stellen der Text, vielleicht, weil Pyleros, Sohn des Tallaios, amtierten, am 30. Tag des Monats Thiodaisios, in Olus
an den entsprechenden Stellen die Inschrift unleserlich war. Diese Lücken wurden aber nicht vermerkt aber, als <die Phyle NN die Kosmoi stellte>, die zusammen mit Sophronichos, Sohn
bzw. mehrere Zeilen übersprungen (s.u. zu Z. 18, 21-35, 51-53, 57, 60, 81-83, 98-103, 112-114,
vgl. Blass 1905, 337-340). Ferner gibt es drei sichere Fälle von Diplographie (s. Z. 118, 147f.). Die
des Aristis, amtierten, am 30. Tag des Monats Eleusinios. Sie sollen auf alle Zeit
Zeilenlänge ist nicht bekannt. Da der Text auf einer Stele aufgezeichnnet war, dürften deren ?.eilen [Freunde] und Verbündete ehrlich und ohne Heimtücke sein und denselben Freund
länger als jene der Kopie von Chishull gewesen sein, dessen Zeilentrennung hier dennoch (aus prakti- und denselben Feind haben. Und wenn jemand ins Land der Latier einfällt oder für
schen Gründen) beibehalten wird. Im kritischen Apparat werden nur die Abweichungen von der Ver- sich Teile des Landes der Latier abschneidet oder Festungen, Inseln oder Häfen der
öffentlichung Chishulls/Böckhs vermerkt (vgl. hierzu auch den kritischen Apparat der Kopie A).
2 auvi:8ovto Chishull; <taOE> Blass. 3 Deiters; ical [auvrno6icl]acxv] Böckh. 4 Deiters; rnl. tiov Latier besetzt, sollen die Oluntier bereitwillig mit aller Kraft und nach bester Mög-
icooµwv tiov Chishull, Blass. 6 Deiters. 8 [icooµwvtiov] Chishull. 9 'Apmtiwv[oi;J Böckh. 1lf. imo- lichkeit den Latiern helfen, indem sie [von ihrem Land aus Krieg führen. Und
µi:vHv Chishull. 14 E[SE]v Böckh; vgl. 1:sijv (Z. 14). 15 1:µßt:T]lChishull. 18f. Die Kopie Molins genauso}, wenn jemand [ins Land der O/untier einfällt oder für sich Teile des Landes
war hier lückenhaft; ippouptcx[ta Acxtt(J)V] ÄcxµßaVT]tcxt Böckh. 20 1tavtcxi;[ 'OAOvtiwi;]7tOA.Eµfovtcxi;
der Oluntier abschneidet oder Festungen}, Inseln [oder Häfen der Oluntier besetzt,
Böckh. 21-33 In der Kopie Molins fehlt der größte Teil des Textes; [Ei'.tii; ica 'OÄovti]wv xwpav
A.cxµßavl]tcxt[i't 'OÄ.ovtioii; t1ti8]T]tcxt?[ßoa8T]atHv] cin[p]oq,aaia[twi; Acxtiwi;] noÄEµiov[tcxi;] sollen die Latier bereitwillig] mit aller Kraft [und nach bester Möglichkeit den
1tavtcx(i;ci]1to[x]w[pcxi;?Jtq>Acxttq>ii tq>'OAOvtiq>tq>ßwAOµEV(jl [µnoxav i;µEV]8€tV(J)V rnl. civ8pw- Oluntiern helfen, indem sie von ihrem Land aus Krieg führen]. Und wer von den
7t\V(J)V
7tUVt(J)V EV1:iccxti:pc;,.
·~ 1t6Ä.Et.oi ic6aµo1 E1t' autiov icooµ6vtwv [iccxt'] i:[v]t[cxu]t[o]v [tav Latiem [das Bürgerecht in Olus] haben will, [soll d.is Bürgerrecht haben, nachdem er
370 CI 3. Nr. 61. Lato-O/us C / 3. Nr. 61. Lato-O/us 371

seine privaten Rechtsgeschäfte (in der eigenen Stadt) geordnet hat}, indem er an allen und zwar die Latier im Heiligtum der Eileithyia und die Oluntier im Heiligtum des
heiligen und [menschlichen Dingen] teilhat, [an denen auch die anderen Oluntier Zeus Tallaios; und sie sollen weitere Stelen aufstellen, und zwar in Knosos im
teilhaben]; und unter denselben Bedingungen [da,f jeder Oluntier, der es will, in Lato Heiligtum des Apollon Delphinios und in Lyttos im Heiligtum der Athena [---} der
das Bürgerrecht haben, nachdem er seine privaten Rechtsgeschäfte (in der eigenen geflohenen Sklaven. Die Grenzen des Landes der Latier: vom Meer aufwärts entlang
Stadt) geordnet hat}, indem er an allen heiligen und menschlichen [Dingen] teilhat, des Flusses Kymaios, wie das Wasser läuft, und zu den E[---J, zur Hippagra und
[an denen auch die anderen Latier teilhaben. Und der Latier] da,f [aus Olus sowie der nach Benkasos hin; und von der Ostseite des Benkasos, vom Felsen, ringsherum
Oluntier aus Lato] ausführen, [und zwar zu Land} zallfrei, zur See aber, indem sie zum anderen Felsen entlang des Landstreifens; und von dort [von Gipfel zu Gipfel?]
die Gebühren [gemäß den jeweils geltenden Gesetzen] zahlen, nachdem sie geschwo- zum Gipfel in Mitoi und geradeaus zum Gipfel des früher öden Landes, der an das
ren haben, daß sie für den Eigenbeda,f ausführen. [Und wenn sie bei gemeinsamen Gehöft der unfreien Bauern des Exakon angrenzt, und von dort zu den Gipfeln der
Feldzügen] etwas von den Feinden [nehmen], soll jeder durch Los den Anteil Bergtäler in der Nähe der Ruinen bis zum Gipfel oberhalb des (Kultortes des)
erhalten, der den mitgekommenen Männern entspricht, die teilgenommen haben. Hermes und ringsum nach[---] und zur Straße, die durch La.xosführt, und zur heili-
[Und wenn beide} Städte von ihrem umd aus [Krieg führen], da,f keiner von beiden gen Quelle (?) und zum Gipfel unterhalb des Gnafos und von dort hinüber zum be-
Waffenstillstand führen [oder Frieden schließen, wenn nicht] beide Städte gemeinsam waldeten Hügel zum Wachposten und von dort zum oberen Aussichtsturm ( ?), wo
beraten haben. Und die Kosmoi sollen in jeder Stadt noch während ihrer Amtszeit (wie) die Gräber sind, und zum unteren Salzbergwerk (Salzwasserquelle, Saline?)
[die sich jeweils ausziehenden Jungmannschaften} (s.o. Anm. 1262) vereidigen, [in- und zum oberen Rand des Felsens und zum Boinops und zur Hippasia und zur
dem in Lato] eine Gesandtschaft der Oluntier [anwesend ist} und in Olus eine Ge- Straße, die zum Akimos führt, zu den la(e)lketen und zu den Kureten und <und
sandtschaft der Latier. [Und sie sollen den Vertrag verlesen} und den Eid leisten, und aufwärts entlang der Hellena?> zum Kalos, wie das Wasser läuft, und nach Kymne-
zwar in Lato am Fest Theodaisia, [in Olus aber am Fest NN]; und die Latier sollen talla, wie das Wasser läuft, und nach Sorasa und zur Straße und bis zum See des Hir-
die Oluntier und die Oluntier die Latier [fünf Tage vor dem Tag} einladen, an dem sie sches und zum Bergtal und zum Wilden Birnenbaum' und bis zum Gipfel des Zeus
den Vertrag verlesen bzw. die Jungmannschaften vereidigen werden. Und wenn die und bis Doreia und nach Kyrtairaxos und bis zum Abhang (Abstieg) und ringherum
Kosmoi der Latier die Vereidigung nicht durchführen oder zum Verlesen des Vertrags nach Spinoeis hin <zum See> und nach Syonia und nach Arax und nach Chambritra-
nicht einladen oder ( ihn) nicht verlesen, soll jeder Kosmos hundert Silberstatere an sos, wie das Wasser läuft, nach Prinoessai hin und nach Dattalla und in die Richtung
die Oluntier zahlen; und ebenso die Oluntier, wenn sie die Jungmannschaften nicht des Taubenschlags und ringsherum entlmzg der Bergränder und nach Danaparxos und
vereidigen oder nicht einladen oder den Vertrag nicht verlesen, wie vorhin geschrie- nach Aigyros entlang der Bergränder und nach Pamphyriasos hin und zur öffentli-
ben steht, soll jeder Kosmos hundert Silberstatere an die Latier zahlen. Und wenn ein chen Straße und nach Epathes, entlang des Bergkamms, zu den oberen Sydaphnai
Latier nach Olus kommt oder ein Oluntier nach Lato, während er Kosmos ist, soll er und abwärts entlang des Flusses nach Kordoila und aufwärts entlang des Bergkamms
sein Kleid offen tragen und [zum Amtslokal] gehen, [genauso wie] die Kosmoi zu nach Laginapytos hin bis zur Grotte; und nach Kalliorasos hin bis zur Grotte und
einem Fest oder zu einer Prozession kommen. Und wenn mehrere [Latier? J nach nach Metallapytos bis zum Fluß und aufwärts entlang des Flusses bis zum Stiotion
Olus oder Oluntier nach Lato [kommen}, sollen sie in der jeweiligen Stadt Platz und von dort aufwärts entlang des Bergkamms bis zum Akamas. Die Grenzen der
nehmen [---]. Und wenn jemand ( etwas) von einem Latier oder einem Oluntier Latier zu den Oluntiern: vom Meer nach Plymnn entlang des Bergkamms bis zum
nimmt, [sollen die Ältesten eingreifen}, die für die Eunomiai zuständig sind und in alten Aphroditeheiligtum; und von dort wie die nördlichen Grenzsteine ( entlang der
der jeweiligen Stadt untersuchen und regeln, [und sie sollen das Recht haben, die nördlichen Grenzsteine) des heiligen Bezirks in Dera nach Airepo hin und nach
Kontrahenten] untereinander [zu versöhnen?] und alles andere zu unternehmen, wie Promenetissa und bis zum Rundweg (?)der Kalolakka und nach Archelarcha, zum
es sich geziemt. Und die Fremdenwege sollen heilig (unverletzlich) sein; und wenn Bergtal, an den Steineichen vorbei, und zum Akamas. <Die Latier und die Oluntier
jemand auf diesen Wegen Unrecht tut, soll er die Geldstrafe in sechsfacher Höhe sollen den unten geschriebenen Eid leisten>. Eid der Latier: Ich schwöre bei Hestia
bezahlen, wenn er den Prozeß verliert. Und sie sollen gegenseitig das Heiratsrecht und Zeus Kretagenes und Hera und Zeus Tallaios und Poseidon und Amphitrite und
haben. Und der Latier da,f in Olus an einen Oluntier, ebenso der Oluntier in Lato an Apollon Pythias und Leto und Artemis und Ares und Aphrodite und Eileithyia und
einen Latier mittels des Schuldenarchivs verkaufen und kaufen und Darlehen geben Britomartis und Hermes und den Kureten und den Nymphen und allen anderen Göt-
und aufnehmen und alle anderen Geschäfte abwickeln gemäß den jeweils geltenden tern und Göttinnen. Wahrhaft werde ich an der Freundschaft und dem Bündnis und
Gesetzen der Stadt. Und sie sollen zu den Festen kommen, und zwar die Latier (nach der Jsopolitie mit den Oluntiern und den Eiden festhalten und ( ihnen) ehrlich und
Olus) zu den Festen Theodaisia und Britomarpeia, ebenso die Oluntier nach Lato zu ohne Heimtücke zu Wasser und zu umd helfen, wenn einer der Feinde die Stadt, das
den Festen Thiodaisia und NN, und einen Thiasos aufführen [und Tänzer] und Land, die Festungen oder die Häfen der Oluntier angreift; und ich werde sie weder im
Läufer [schicken] und opfern [und alles andere] nach dem Brauch tun. Und wenn die Krieg noch im Frieden im Stich lassen, sondern an den vereinbarten Eiden festhalten.
Städte nach (gemeinsamen) Beratungen beschließen, etwas zu streichen oder hinzu- Und wir werden uns zu Prozessen stellen und die Urteile vollstrecken, so wie wir
zufügen, soll das, was sie streichen, weder durch den Eid geschützt noch heilig sein; vereinbaren. Und wenn ich bei meinem Eid bleibe, soll ich Viel und Gutes haben; das
was sie aber hinzufügen, soll heilig und durch den Eid geschützt sein. Und sie sollen Gegenteil aber, wenn ich den Eid breche. Eid der Oluntier: derselbe.
den Vertrag auf je eine steinerne Stele aufzeichnen und weihen, jeder in seiner Stadt,
372 CI 3. Nr. 61. Lato-O/us CI 3. Nr. 6/. Lato-O/us 373

<Als in Lato die Kosmoi zusammen mit Mainaios, Sohn des Chaimetadas, amtier- tung kommt ernsthaft in Frage. Wenn Isopolitie und Bündnis schon bestanden, ist
ten, am 10. Tag des Monats Thermolaios, und als in Olus die Kosmoi zusammen mit nicht zu verstehen, welche weiteren, die Freundschaft fördernden Maßnahmen be-
Kratinos, Sohn des Aristonymos, amtierten, am 10. Tag des Monats Heraios, be- schlossen wurden. Außerdem hieße es dann 7tpocr0eµEv 1tpoc;'tCXV qnA.icxvx:cxl.-rav
schlossen die Latier und die Oluntier nach gemeinsamen Beratungen zu der Freund- cruµµcxxicxvx:cxl.-rav icro1t0At1:dcxv;bei den Worten cruµµcxxicxvx:cxl.icro1t0At1:dcxv
schaft und zu den anderen menschenfreundlichen Dingen, die zwischen den Städten fehlt jedoch der bestimmte Artikel. So dürfen wir uns das Verfahren etwa folgender-
vereinbart worden waren (? ), auch Bündnis und Jsopolitie hinzuzufügen (?) und die maßen vorstellen: Lato und Olus schlossen zunächst einen Freundschaftsvertrag
jetzigen Beschlüsse auf die bereits bei ihnen vorhandenen Stelen hinzuzuschreiben, ab.1771Erst später entschieden sie nach gemeinsamer Beratung, den Freundschafts-
weil sie nützlich und zuträglich sind, damit die Freundschaft noch mehr wächst>". vertrag dahingehend zu ändern, daß er auch Bündnis und lsopolitie enthalten sollte.
Der neue Vertrag sollte auf die Stelen aufgezeichnet werden, die die Dokumente über
Dieser umfangreiche Bündnis- und Isoplitievertrag zwischen Lato und Olus, der
die Beziehungen der beiden Städte (Vermittlungsabkommen, Urteil der Knosier
den langen Auseinandersetzungen der beiden Städte ein Ende setzte, ist durch zwei
usw.) enthielten (1:a.vuv ö6~cxvm 1tpocrypa1j1m1tpo<;1:a.c;1tpoü1tcxpxcoocxc;cr1:aA.cx<;).
nach Venedig gebrachte Stelen bekannt. Eine davon (die jetzt verschollene Kopie B)
Erst im Amtsjahr der folgenden Kosmoi (Pyleros bzw. Sophronichos) wurde der
enthielt über den Bündnis- und Isoplitievertrag hinaus auch einen weiteren gemein-
vom gemeinsamen Beschluß vorgesehener Bündnis- und Isopolitievertrag abge-
samen Beschluß der beiden Städte (Kopie B 206-222), dessen Text in der überliefer-
schlossen und aufgezeichnet Als Anlage wurde auch der Beschlußtext aufgezeichnet,
ten Form keinen klaren Sinn ergibt Der Beschluß stammt aus einem anderen Jahr als
allerdings nicht auf alle Stelen, denn er fehlt in der Kopie A.
der Vertrag (s. die verschiedenen Eponymen) und wird in der Forschung einhellig als
ein Nachtrag zum Vertrag gedeutet. 1768Es besteht kein Zweifel, daß der Beschluß Segensformel (A 1, B lf.; vgl. B 115.2).
den Nachtrag zu einem Vertrag darstellt, wie die Beschlußformel (eöo~E x:otviit Vertragsformel (A 1; vgl. B 111).
ßroAEU<JCXµevotc;, vgl. die Abänderungsklausel: B 114), die Verben 1tpocr0eµEv (B
Datierungsformel (A 1-3, B 2-10; vgl. B 115.3).
213) und 1tpocrypaljlm (B 218f.) und die Präposition 1tp6<;(B 214, 219) eindeutig
verraten. 1769Er kann jedoch keinesfalls ein Nachtrag zum vorangehenden Vertrag Bündnins- und Beistandsformel (A 3-10; vgl. B I1l ]).
sein, da er nichts enthält, was nicht bereits im Vertragstext steht (Freundschaft, Jsopolitie und Enktesis (A 10-14; vgl. B IV 1 und B V J): 1772Nach den bisherigen
Bündnis, Isopolitie). Bleibt man bei der überlieferten Form des Textes, versteht man Ergänzungen dieser Zeilen stand das Recht auf Erwerb von Grund und Boden nur
nicht, welche Zusätze ('ta vuv ö6~cxvm) vereinbart wurden. Zieht man jedoch die den Personen zu, die das potentielle Bürgerrecht aktivierten (s. kritischen Apparat:
Mängel der Kopie von D. Molin, die diese Zeilen überliefert, in Betracht, insbeson- e~fo1:ro [ ... 1:&tßroA.oµevrot1t0At1:Euecr8mx:cxl.'ftµEv aimfö E)'X:'t:TJ<Jtv]).
An anderer
dere das häufige Überspringen von Zeilen, die Diplographien und die Vermischung Stelle wird aber gezeigt, daß den aktiven Isopoliten alle Rechte des Bürgers zustan-
des Inhalts verschiedener Zeilen (s. den kritischen Apparat), dann darf man mit den, somit auch jenes der Enktesis (S. 1 lüf.). In der Lücke war eine Voraussetzung
analogen Fehlern auch in diesem Textabschnitt rechnen. Der Beschluß ordnet die für die Aktivierung des Bürgerrechtes in der Partnerstadt enthalten, wahrscheinlich
Aufzeichnung auf den bereits existierenden Stelen eines Textes an, der die Freund- die vorherige Regelung der Rechtsgeschäfte in der eigenen Heimat (0tx:mo1tpcxrr1-
schaft der beiden Städte fördern sollte (B 222). Gerade diesen Text vermissen wir auf 1:0ic;iöimc;: vgl. 59 Z. lüf. aus etwa derselben Zeit, vgl. o. S. 103).
crcxv1:cx
der Stele, es sei denn der vorangehende Vertrag wäre der vom Beschluß vorgesehene Ausfuhr (A 15-17; vgl. B V 4).
Nachtrag. Dies ist an sich denkbar, denn es kommt häufig vor, daß Dokumente nicht
in ihrer zeitlichen Abfolge aufgezeichnet werden. 1770Der gemeiname Beschluß
Aufteilung der Beute aus gemeinsamen Feldzügen (A 17f.; vgl. B lll 1 h).
könnte also zum Abschluß des Vertrags geführt haben und als Anlage zum an sich Gemeinsame Beratungen für den Abschluß von Kriegen (A 18-20, vgl. B ll11 /).
jüngeren Vertrag aufgezeichnet worden sein. Diese Vermutung wird durch den Inhalt Vereidigung der Jungmannschaften und Verlesen des Vertrags (A 20-30; vgl. B VI 1-
des Textes erhärtet. Aus dem Beschluß geht hervor, daß zu jenem Zeitpunkt zwi- 2).
schen Olus und Lato <ptAicxbestand (1tpocr0eµEv 1tpoc; 1:av <ptAicxv).Es ist aber
Besuche von Kosmoi und Bürgern (A 30-32 bzw. 32-35; vgl. B VI 4): P. Deiters
unklar, ob die beiden Städte auch schon durch Bündnis und Isopolitie verbunden
brachte diese Zeilen mit Besuchen der Kosmoi in ihrer Eigenschaft als Richter in Ver-
waren, denn die Worte x:cxl.cruµµcxxicxvx:cxl.icro1t0Andcxv kann man entweder an die
bindung, da hier das Partizip x:ocrµirov und nicht das Substantiv x:6crµo<;gebraucht
Präposition 1tp6c;anfügen oder als Objekte von 1tpocr8eµEvverstehen. Im ersten Fall
wird; 1773diesem Umstand ist jedoch keine entscheidende Bedeutung beizumess~n.
würde bereits Freundschaft, Bündnis und Isopolitie bestehen, im zweiten würde der
Aus keiner Textstelle geht hervor, daß die Kosmoi von Lato in Olus Richterfunkt'.o-
Beschluß einen Freundschaftsvertrag (1tpoc;1:av <ptAicxv)durch Bündnis und Iso-
nen ausübten und umgekehrt; die anderen Parallelen vermitteln vielmehr den Ein-
politie ergänzen (1tpocr8eµEv... cruµµcxxicxvx:cxl.icro1t0At1:dcxv).Nur die zweite Deu-
druck einer Ehrenerweisung an die Kosmoi der Partnerstadt bei ihren Besuchen (A

1768Deiters 1904a,50; Guarducci1935,124;Gawantka1975,85; Bowsky1989b,338.


1769zu itpo~("aiiadisa") s. auchMartinezFeman<lez1993,65. 1771Zu Freundschaftsverträgens. B /.
17705_z.B. SV III 537; 539. 1772Gawantka1975,85, 215 K 3.
1773Deiters1904a,45f.; vgl. Guarducci1935,122; 1950a,244.
374 CI 3. Nr. 61. Lata-0/us CI 3. Nr. 61. Lato-O/us 375

30-32, s.o. S. 131-133). Eine weitere Klausel (A 32-35), die von den früheren Her- ~end wird die nördliche Grenze (zu Olus: A 69- 72, vgl. S. 348) vom Osten, vom
ausgebern auch mir Besuchen der Kosmoi in Verbindung gebracht wird (s. kritischen Meer, nach Westen verlaufend beschrieben. Die nur hier und z.T. in einer Urkunde
Apparat), betrifft m.E. Besuche von Bürgern. In der an dieser Stelle sehr mangelhaf- üt-er die von Rom vermittelten ostkretischen Grenzabkommen (54-56 Testimonium
ten Kopie von D. Molin (Kopie B 51-53) steht auch das Wort avöp~tov ('Männer- e) überlieferte latisch-lyttische Grenze läßt sich nur annähernd lokalisieren. 1776Der
haus'), in dem die kretischen Syssitien stattfanden, das in der hier relativ gut n- Orientierung dienten vor allem Berge und Gipfel, 1777Sturzbäche und Flüße (A 63f.,
haltenen Kopie A fehlt; wenn das Wort von Molin richtig gelesen wurde, stand es in 67f.), zwei Grotten (A 67f.) und relativ wenige Fixpunkte, die auf eine Besiedlung
der Lücke zwischen den Zeilen 33f. der Kopie A, im Zusammenhang mit Einladun- schließen lassen. Genannt wird eine öffentliche Straße (A 66), ein Taubenschlag (A
gen der Bürger der Partnerstadt zu den Syssitien (vgl. o. S. 133). 64) und nur zwei Orte, die vielleicht besiedelt waren: Die Identifizierung des Ortes ii
Schutz vor Raub und Schutz da 'Fremdenwege' (A 34-38, vgl. B V 3, S. 117-120). t1at'ta.Ma mit der in der archaischen Zeit selbständigen Gemeinde der Dataleis ist
ehcnsowenig sicher, 1778 wie die Verbindung des Namens Kordoila mit dem kreti-
Epigamie (A 38; vgl. B IV/).
~chen Ethnikon Koup'tCoAtato~ (von Kurtolia?). 1779 Die Greme begann am Berg
Geschäftefreiheit (A 38-42; vgl. B V 5). Spinocis (XaAacrµivo~?, s. S. 350) und zog sich dann wahrscheinlich entlang des
Teilnahme an Festen (A 42-45; vgl. B VI 3). Bergrandes östlich des Beckens von Ka0ap6 nach Akamas (Aofrtcrt, s. S. 348)
hin.1780 Eine genaue Lokalisierung der verschiedenen Gipfel erscheint mir nicht
Abänderungsklau.ff! (A 45-46; vgl. B II 4).
möglich.
Inschriftliche Aufzeichnung (A 46-50, vgl. B II 3): Der Vertrag sollte in den wichtig-
Vertragseid (A 73-82): Zu den Schwurgöttem vgl. B 112.2. Der Eid enthält über die
sten Heiligtümern der Vertragspartner veröffentlicht werden, darüber hinaus in Hei-
wichtigsten Bestimmungen des Vertrags (Freundschaft, Bündnis, Isopolitie, Bei-
ligtümern in Knosos und Lyttos. Knosos war Verbündeter der Latier und Vermittler
stand) hinaus auch einen Hinweis auf die Führung von Prozessen gemäß vertragli-
in der langen Auseinandersetzung, die durch diesen Vertrag beendet wurde. Lyttos
andererseits war sowohl mit Olus als auch mit Lato verbündet (58 und 60). Es ist i.:her Vereinbarungen (A 8lf.).1 781
ferner zu beachten, daß dieser Vertrag auch die latisch-Iyttische Grenze beschreibt (A
63-69). Die Erwähnung von 'entflohenen Sklaven' (A 50), wohl im Zusammenhang
mit dem Athena-Heiligtum von Lyttos, ergibt keinen klaren Sinn. 1774 Es läßt sich
nicht mehr ermitteln, an welchem Ort die beiden bekannten Kopien des Vertrags auf- 1776v gl. Faure 1967, 109f. und 1972, 237-240; s. aber die berechtigte Kritik durch van Effenterre
gestellt waren. Die in der Nähe von Kydonia (I:ouöa bei Xavui) gefundene und jetzt - Bougrat 1969, 42f. über einige willkürliche Lokalisierungen; vgl. Bull. epigr. 1968, 428 zu den
verschollene Kopie B war m.E. ursprünglich nicht hier aufgestellt, da der Vertrag unbegründetenEtymologien Faurcs. Zur sprachlichenEinordnung mancher OrL~namens. auch Bürch-
keine Veröffentlichung in der westkretischen Stadt vorsieht. Es ist sehr gut vorstell- aer 1903, 36 (Aigiros), 254 (Boinops); 1919. 1655 (Kalliorason), 1757 (Kalolaka); 1922, 2461f.
(Kymaios); Scuderi 1991, 406f. (Arax, Prinoessa, Metallapyton, Katabathmos).
bar, daß diese Stele von einem anderen Ort nach Chania verschleppt wurde, wohl in 1777Namenvon Bergen: I:uffivLa,"Apa~. tmva,mp~o; ('?), Atyupo;, naµq,up(aoo;, 'E,m0c(;,
der venezianischen Zeit. 1775Obwohl die Kopie B nur durch die sehr schlechte Ab- Aay1va1tuto;, Ka).).iopaoo;, MctaAA.a1tuto;,I:ttomov (?); vgl. Bürchner 1903, 282; 1924, 456;
schrift D. Molins bekannt ist, der sicher manche Dialcktformen übersehen hat, kann 1929, 2536; Faure 1967, 97-106 mit sehr zweifelhaften Etymologien. Der Name Kalliorasos lebt
man dennoch feststellen, daß die beiden Kopien an mehreren Punkten voneinander vielleicht im venezianischen Namen Mirabello (so Faure 1967, 102: "Bellevue") fort. Faure 1967,
106 hält Chambritrasos für den Namen eines Flusses (vgl. Watrous 1982, 23: der heutige Fluß
abwichen (vgl. B II 3). Xaßyii;J; der Zusatz ln ü&op pct zeigt, daß es eben kein Fluß sein kann, sondern der Ort, zu dem ein
Grenzbeschreibung (A 51- 72, vgl. Tafeln 6f.): Die latische Grenze ist zum größten Sturzbach führt. Auch die Prinoessai (ein mit Steineichen bedeckter Ort) und die Sydaphnai befinden
sich auf Bergen. Vgl. auch A 65: otcq,avm; A 66: Kata paxiv; A 67, 69: avpaxiv.
Teil auch aus dem Vertrag zwischen Hierapytna und Lato bekannt (59). Nur der
1778zur Gemeinde der Datalcis (SEG XXVII 631 = Nomima 22, um 500) s. Vivief5 1994. Die
Grenzabschnitt zwischen den Bergen Spinoeis und Akamas (A 61-69), d.h. die Identifizierung mit dem Ort Dattalla schlug van Effenterre 1973, 36 vor; vgl. Gschnitzer 1974, 265-
Grenze zwischen Lyttos und Lato ist hier neu. Die Beschreibung der Grenze begann 267; van Effenterre 1991b, 403 mit Anm. 25 (Lokalisierung im Becken von Ka0apo; vgl. van
im Südosten, am Meer, und folgte im Uhrzeigersinn erst der südlichen Grenze Latos Effenterre - van Effcnterre 1985, 182 Anm. 2). Auch Beattie 1975, 12f. nahm an, daß die archaischen
Dataleis eine Gemeinde bildeten, stand einer Identifizierung mit dem hellenistischen Dattalla aber
(wahrscheinlich erst zu einer lyttischcn Exklave in Minoa und dann zu Hierapytna: A skeptisch gegenüber. Viviers 1994, 240f. führt überzeugende Argumente für eine Lokalisierung des
51-63, s. S. 346f.) und dann der westlichen Grenze (zu Lyttos: A 63-69); anschlies- archaischen Datala in 'Aq,pat( an; dann wäre das archaische Datala mit dem hellenistischen Dattalla
nicht identisch. denn das Hochplateau von Lasithi kann nicht den Latiern gehört haben. Watro_us
1982, 21, 39f. lokalisierte Datala in der einzigen relativ großen Siedlung der archaischen Zell 1m
Hochplateau von Aaoi01, in na1toupa, auf der Nordseite des llochplatcus (s. aber Viviers 1994, 238
177411aussoullier1917, 131 Anm. 2 vermutet, daß hier von Stelen mit Namen entflohener Sklave
Anm. 58).
die Rede ist, die im Heiligtum Schutz suchten. 1779nelegt in einer Inschrift im Pan-Heiligtum in EI-Kanais (spätes 3. Jh.): (XJIS 71; Bernand
1775Auch die Inschriften 11 und 17 sind in der frühen Neuzeit nach Chania gebracht worden. Als 1972. 69-71 Nr. 13; s. Guarducci 1935, 123f.; Bemand 1972, 71 (mit der älteren Literatur). Die
ursprünglicher Aufstellungsort kommt vor allem Lyttos in Frage, dessen Ruinen in der veneziani- Existenz eines Ethnikons bedeutet nicht, daß Kurtolia den Status einer unabhängigen Polis hatte:
schen Zeit häufig besucht wurden. so von Cyriacus Ancnnilanus (um 1445). Franciscus Baroni (ca. s.o. Anm. 1033.
1550-1590)und Honnrius Bclli (1583). Zu den antiquarischenForschun)!envenezianischer Gelehrter 1780so van Effenterre 1991b,403; vgl. Faure 1972, 239; van Effenterrc 1973, 36.
s. n1letzt Tsiknakis 1989/90. 178lzu ◊lKllV Kat1tpa~n; ◊l◊OVU\ s B VII 3.
376 C 13. Nr. 62. Arkader-Knosos? CI 3. Nr. 62. Arkader-Knosos? 377
Datierung 30 [vov-------·------]I:Y[---]
Der Vertrag ist sicher jünger als jener zwischen Hierapytna und Lato (59). Diese [ 1
B
zeitliche Abfolge geht daraus hervor, daß das von den Hierapytniem an Lato gegebe-
[---------µd)Ät[ov ?---- -----]
ne Land (59 Z. 67-82) in diesem Vertrag als bereits integrierter Teil des latischen [ ]IAIAMTA[ -----]
Gebietes betrachtet wird (A 52-64). 1782 Somit ergibt sich eine Datierung kurz nach [ btt(i:6 ~O.wv I:A[1-----]
111/10 (110/109 für den Freundschaftsvertrag, 109/108 für das Bündnis und die Iso- [ rnli:oµeJO..wv1Ca.taool-----l
politie). 5 [ 1Ce;(o.po.)yµrvov 0.(-------------]
[ -----]ONi:ovICe;(o.p[o.yµtvov ---------]
Nr. 62. Grenzziehung zwischen den Arkadern und einer unbekannten [ )YEOH(µv~ [--- --)
Stadt (Knosos?), 1. Jh. (oder spätes 2. Jh. ?). [ l btt i:oµev..w[v-----1
[ ]ITTOAN.OI:[-----]
Beschreibung: Zwei Fragmente einer opisthographen Stele aus lokalem Kalkstein. Auf der Vorder- 10 [ )YTPIO.CX[---- -]
seite ein Beschluß der Arkader über Erneuerung ihrer Freundschaft mit Hierapytna. Frgm. a: H 40 [ IC]e;(o.~yµtvov? ---)
cm, B 22 cm, T 11,5-13 cm; Buchstabenhöhe 1 cm; Frgm. b: H 15 cm, B 15 cm.
Lesungen und Ergänzungen von D. Levi. A 7 Am Ende eine senkrechte Haste. 9 [6p0]6v? Guarducci;
Buchstabenformen: A5, E4, H4, M3, N4, 01, n1, I:5, n10, n11. Keine Silbentrennung.
vgl. Z. 20. 10 -mov 1CT11t([6t0v] Levi; f)Ä.mov ICTlltt,:- Guarducci. 12 Statt itp(vro. 13 Kvroa(ro Guar-
Fundort: Frgm. a: Zwischen Bo.1CuÖ,E~ und 'Iv( (Gebiet der Arkader); jetzt im Museum von Heraklei-
on; Frgm. b: 'Iv(; jetzt verschollen. ducci; vroa(ro Levi. 14 Interpunktion Chaniotis. 14f. ,:[o 1Co(Ä.tov] Levi. 16 Am Anfang eine senk-
Ed.: Levi 1927/29, 19f. (Photo); IC I,v 19 B. Autopsie. rechte Haste. 18 Guarducci; [1C]i\p6ovLevi. 19 Interpunktion Chaniotis; MAKION auf dem Stein. 23
Chaniotis; 6uo[puyo~ ---1CEii:)m... ritt it[---1 Levi. 26 Nach o.üi:6 Riß auf dem Stein. 27 Chaniotis;
A [--]o.v t' öpuµo. Levi. 28f. Chaniotis; [--]t1CExapo.[ICE~Levi. B 1 Chaniotis. 3-11 Guarducci. 5 Der
[---------- l letzte Buchstabe ist vielleicht ein E.
[---- ---].QN
"[--- entlang (oder zu) der?] Mauer[---] zum Meilenstein ( ?) [---] zum Olivenhein
[ ·----- ---------------]NQ
[----------]NQ und bis zum[---] und ringsherum bis zum[--- und von/oberhalb/unterhalb] der Stein-
[---------- ---]10. eiche und durch und durch(?)[--- bis zum? --- des] Knosiers (?) und der[---, wo
5 [-----------------](l.1.. ---] liegt, entlang des/der[---] um den rauhen Boden ( ?) [---] geradeaus wie das Was-
[-----------]E.U .. ser läuft ( ?) [---] und ringsherum[--- zum?] wi/,den Birnbaum geradeaus[---] rings-
[.----------JAN. herum; die Länge aber[---] geradeaus bis zum Meilenstein, welcher[---, zum?] fel-
[----- ---------i:]ov i:oixov
sigen Boden und durch und durch [---] bis zur Straße, die vom Graben (?)[---führt, -
[.-----------]ON~i:oµe-
10 [0..wv ?·----------E]~wv tj_it~,:- --], entlang der Vertiefung (des Tals?) bis zum[--- zu der?] Mine und ringsherum
[--------- ------ ltEpt]o.vno./; Eltl,:- {---] dasselbe und entlang[---] durch und durch bis zum Meilenstein[---] entlang des
[----------- ]1tpdvro1Co.t6t- Grabens in Richtung[---] eingeritzt (gezeichnet, gezagen?) [---] (gezeichnet, geza-
[CXV1UX/;--------] Kvcoo(roICO.l i:wv gen?). LÜCKE UNBEKANNTER LÄNGE. [---] bis zum Meilenstein[---] bis zum
[-----------]ov KEii:m,1Co.i:a ,:- Meilenstein und von [---] eingeritzt (gezeichnet, gezogen?) [entlang des?] gezeich-
15 [--------------1 ltEpt,o,po.xu
neten[--- vom?] See[---] bis zum Meilenstein[---] LÜCKE VON ZWEI ZEILEN.
[-----------].i:oü&ipop!lov
[-----------l(l)V rot ltEpuxVJto./; [---]gezeichnet(?)[---]."
[-·----------ii];(EpCX>V~,:'op0[o)v Die zwei Fragmente der Inschrift enthalten den Text einer Grenzziehung. Aus der
[--------- itEpt)Mo./; · i:oÖEµo.1C(p)ov
Erwähnung des Ethnikons Kvwcrto<; (A 13) folgerte M. Guarducci, daß es sich um
20 [------------- o]p!loveltl 1:0µEV..lOV ,:o
[--------- ,JoJtE,~ 1Ca.t 6uiVJta.- eine Grenzziehung zwischen Arkadem und Knosiem handelt. 1783 Dies ist nicht
[I;---- ---------- ek,av ooov ,av ty 6tw- zwingend, denn bei der Beschreibung der Grenze zwischen zwei Städten können
[ptry~? iiyouao.v --------------1C)o.t ICO.,a,:o ICOV..tov rnt ,:- auch andere Nachbarn genannt werden (z.B. 27 Z. 32). Aufschlußreich ist die T~t-
[ ----) i:o-yaropuxwvICO.l ltEp[l-] sache, daß das Ethnikon im Genitiv Singular steht. Es ist also nicht von der Gemein-
25 [ClVlto./;--------------------------JNoN ,o a.ü,o 1Ca.t ICa.- de der Knosier die Rede. Viel eher ließe sich an einen knosischen Bürger denken,
[,a ·-- 6hCMto./; ,o
rnt µ-
dessen Grundstück als Fixpunkt genannt wird, ähnlich wie das Grundstück des
[Ev..wv?-----------1 liv tÖpuµo.E~
[---------- ------)! ICE;(O.po.[yµe-) Exakon in der Grenzziehung zwischen Hierapytna und Lato erwähnt wird (59 Z.
[vov ------------------) 1Ce;(o.po.[yµr-) 7lf.). Trifft diese Vermutung zu, läge es in der Tat nahe, hier eine Grenzziehung
zwischen den Arkadem und Knosos zu sehen (s.u.).
1782
Richtig van Effenterre - Bougrat 1969, 39. Van Effenterre 1942, 20 datierte den Vertrag um
121; so noch Bowsky 1989b, 338.
1783Quarducci 1935, 15.
378 C 13. Nr. 62. Arkader-Knosos" C 13. Nr. 62. Arkader-Knosos 7 379

Der Zustand der Inschrift erlaubt keine nähere topographische Untersuchung des punkte reichen aus, um lange Grenzlinien, die fast immer durch gebirgige
Verlaufs der Grenze. Die Struktur der Beschreibung entspricht der von anderen kreti- Gegendenführen, zu beschreiben. Meilensteine sind für diesen Zweck, gerade im
schen Grenzziehungen bekannten (B Vill). Von einem (hier nicht erhaltenen) Aus- gebirgigen Gebiet der Arkader, ungeeignet. Anders als die Grenzsteine (Horoi), die
gangspunkt aus wird mit der Präposition EJtt (A 10, 11, 20, 23, 26, B 3, 4?, 8) der auch in unregelmäßigen Abständen gesetzt werden können, waren die Meilensteine
nächste Fixpunkt angegeben. Dieser ist oft ein Meilenstein (A 9f. ?, 20, 26f. ?, B 3, 4, jeweils 1000 Schritte voneinander entfernt; sie waren Teile eines festen Systems.
8). 1784Die Verwendung von Meilensteinen z,eugt von einem überlegten und einheit- Deshalb sind sie für die Feldmessung oder Erfassung einer Ebene weitaus besser
lichem Konzept in der Grenzziehung. Aus diesem Grund können wir annehmen, daß geeignet als für eine Grenzziehung durch gebirgiges oder nicht durchweg ebenes
auch in den restlichen Fällen Meilensteine die Fixpunkte der Grenzlinie bildeten. Zur Gelände.1 787 Aber auch die anderen Fixpunkte charakterisieren die hier beschriebene
allgemeinen Orientierung dienten ferner Bäume (A 10, 12, 18), ein Fluß (A 16), ein Landschaft als eine Ebene. Es gibt Hinweise auf landwirtschaftliche Nutzung (A 10:
Sec (B 7), Merkmale der Geomorphologie (A 15, 21), ein Tal (A 23),1785 Kcm- EA.atov; A 18: äxepöov) und Besiedlung (A 8: 1o"ixo~;A 22: oöo~). Für eine Ebene
struktionen, wie eine Mauer (A 8), Graben (22f., 27), eine Mine (A 24, s.o. Anm. spricht auch die Nennung von Gruben und Kanälen (A 22f., 27: ötwpu~?. Öpuµa),
979), eine Straße (A 22), vielleicht ein Grundstück (A 13). Die wichtigste Angabe die sich leicht als Anlagen für die Bewässerung einer Ebene erklären lassen. Es gibt
des Textes ist die häufige Erwähnung des Wortes µEiAtov (µtAtov, milia passum, nur zwei Landschaften in der Nähe des Gebiets der Arkader, die sich mit Hilfe von
s.o.), stets abhängig von der Präposition int; es sind also Meilensteine gemeint. Die Meilensteinen teilen und erfassen lassen und zu welchen die o.a. landschaftlichen
frühe Datierung der Inschrift (s.u.) sowie das Vorkommen dieser Meilensteine unab- Merkmale passen: das Hochplataeu von Aacrt0t und der Ostteil der Ebene von
hängig von einem Straßensystem schließt die Möglichkeit aus, daß wir es mit miliaria Mecrapa. Während aber die Hochebene von Lasithi zur Zeit dieser Grenzziehung
zu tun haben, die die Entfernung von einer Stadt angeben. Unsere µeiAia geben of- ganz den Lyttiern gehört zu haben scheint, 1788spricht der Fundort beider Fragmente
fenbar den festen Endpunkt der einzelnen Abschnitte der Grenzlinie an. Es waren der Inschrift in den Dörfern 'lvt bzw. BaKtw'te~ im äußersten Osten der Ebene von
Grenzsteine, die alle tausend Fuß von einer Grenzziehungskommission aufgestellt Mesara für die Lokalisierung der Grenzziehung im Ostteil dieser Ebene. Dieses
wurden. Dies setzt allerdings zwei Dinge voraus: 1) Diese Kommission stützte sich Dokument regelte mithin die Teilung der östlichen Mesara-Ebene zwischen der Ge-
nicht allein auf die physischen Merkmale der Landschaft, sondern ging systematisch meinde der Arkader und einer anderen kretischen Stadt. Man würde eher an Gortyn
vor und stellte in regelmäßigen Abständen Grenzsteine auf; und 2) diese Kommission denken, dessen Gebiet wohl bis Rhytion (Po1acrt) reichte (s.o. Anm. 377). Die
bestand aus römischen Beamten oder Gesandten (bzw. sie bestätigte eine frühere von Erwähnung des Ethnikons Kvc.ocrto~(A 13) führt jedoch eher dazu, in Knosos den
römischen Beamten oder Gesandten festgelegte Grenze). Beides ist denkbar. Die Vertragspartner der Arkader zu suchen. Es ist wahrscheinlich, daß sich das Gebiet
Entwicklung eines Systems regelmäßig gesetzter Grenzsteine ist auf Kreta andernorts von Knosos im späten 2. Jh. bis zur Mesara-Ebene erstreckte, denn der südlichste
nicht bekannt, sieht man von der Tätigkeit der milcsischen Horothetai 110 bei der mit Sicherheit den Knosiern gehörende Ort, Diatonion ('Acr1pitcrt), ist nur 10 km
Grenzziehung zwischen Lato und Olus ab (54-56 Testimonium e), aber im Festland (Luftlinie) von der Mesara-Ebene entfernt. 1789 Im Hinblick auf den siegreichen Krieg
um diese Zeit gut belegt. 1786Auch die häufige Erwähnung des Partizips Kexapayµr- der Knosier gegen Gortyn um 121/20 ist eine Expansion der Knosier im Süden gut
vov in dieser Inschrift (A 28f., B 5f., 11) paßt gut zu einem entwickelten System. vorstellbar. Diese brachte sie mit den Arkadern in Berührung; eine Grenzziehung
Auch wenn die genaue Bedeutung des Wortes nicht sicha ist ('einritzen, eine Linie wäre deshalb plausibel.
ziehen, zeichnen'), bringt es mit Sicherheit eine Tätigkeit im Zusammenhang mit der
Datierung
Grenzziehung zum Ausdruck. Was die römische Beteiligung an dieser Grenzziehung
betrifft, so war gerade in den letzten Jahren des 2. Jh. Rom als Vermittler in den Aus- Die Schrift ist charakteristisch für das späte 2. oder frühe 1. Jh. 1790Der Text ist
einandersetzungen zwischen den kretischen Städten besonders aktiv. Es ist denkbar, wohl jünger als der leider nicht näher zu datierende Beschluß der Arkader über ihre
daß diese Inschrift in die Zeit der zahlreichen Grenzziehungen im Osten der Insel ge- Beziehungen zu Hierapytna, der auf der anderen Seite der opisthographen Stele auf-
hört (ca. 113-110). Die Erwähnung von Meilensteinen und die sonstigen Merkmale gezeichnet ist und ebenfalls ins 2./1. Jh. gehört. Die Buchstabenform sowie die
der Landschaft sind für die kretischen Grenzziehungen befremdend. Diese bedienen Tatsache, daß bei der Zeilentrennung die Silben oft nicht berücksichtigt werden (A
sich in der Regel natürlicher Fixpunkte (Gipfel, Flüsse u.ä.: B Vill); wenige Fix- 10, 11, 14, 21, 23, 26) macht m.E. eine Datierung nach der Mitte des 1. Jh. unmög-

1787ygl.die BeobachtungRoussets1994, 109,daß die Tätigkeitvon Feldmessernvowiegendbei


1784AndcrsLcvi 1927/29,20 ("in dolcedeclivio"). Grenzziehungen,die Ebenenbetreffen,belegtist. .
1785KoiAwv; vgl. Pollux 3,8.10: KotAot t61to1 ('tiefe Talgründe'); vgl. Lcvi 1927/29, 20; l 788Diesgeht aus der Beschreibungder lyttisch-latischenGrenzein 61 hervor.Die weit südlicher
Guarducci1935,15. als Lasithi(am BergXaÄ.aaµtvo~)beginnendeGrenzeverliefweit östlichdes Hochplateaus;die Ge-
1786Allgemein: Daverio Rocchi 1988, 53f., 77-84; Roussct 1994, 104-109; s. besonders die biete westlichdavon gehörtenden Lyttiem;so auch Bennet 1990.209.
(ircnzziehungzwischenAmhrakiaund Charadros(ca. 160)mit Jlinweiscnauf Feldmessungdurch 1789zurLage Diatonionsim knosischenGehiet s. 40; 1.ur Identifizierungmit Astrit.~is.o. Anm.
(icomctrai: SEG XXXV665 A 17-21.B 28-32;C.ahancs- Andreou 1985,inshes.524-530;Daverio 1380.C.allaghan1992,136vermutet,daß der Fluß Pothereus(fa~avo~?) die GrenzezwischenKno-
Rocchi 1988, 109-114Nr. 6; Charncux - Treheux l'J88, insbes. 361 mit Anm. II, 366f.; Musti sos und Gortynbildete (vgl. Vitr. 1,4,10). ,
19l/4 1790Anders Guarducci 1935, 13 (nach der Mitte des 1. Jh.); vgl. van Effenterre- van Effenterre
1994, 113 (sp. 1. Jh.).
380 Cl 3. Nr. 62. Arknder•Knosos 7

lieh. In Frage käme am ehesten die Zeit unmittelbar nach der römischen Eroberung
(67). Allein die Erwähnung des Wortes µdAtov genügt jedoch nicht, um die Inschrift
in die Zeit nach der Eroberung Kretas durch die Römer zu datieren, da die diese
Grenzziehung durchführenden römischen Gesandten oder Beamten das ihnen ver-
traute Längenmaß verwendet haben konnten. 1791Die Einordnung dieses Textes in
die Zeit der aktiven römischen Vermittlung bei der Wiederherstellung des Friedens in
II.
ABKOMMEN ZWISCHEN STÄDTEN UND ABHÄNGI-
Ostkreta (ca. 113-110) ist nicht auszuschließen. GEN GEMEINDEN (vgl. B IX)
Nr. 63. Vertrag zwischen zwei anonymen Gemeinden Westkretas,
frühes 3. Jh.
Beschreibung:AllseitsabgebrocheneTafelaus Kalkstein;H 13 cm, B 18cm, T 25 cm.
Buchstabenformen: Al, ill, E4, HI, K2,M3,NI, 2'.2,03, m, P2,1:2,:E4,XI, Ql, F2,
Fundort:In der Nähevon KEpaµt Jetzt wohlverschollen.
Ed.: Pappadakis1921,72 [SEGI 410 (G. Crönert)];IC 11,xxx1 [SV III 454; vgl. SEG XXV 1032].
[-------------]
[----]nxAill:(-------1
[-----]QN tO'l'\JX1llOV[------]
Vacat. "O; [öe1m---]
----1tpo l tu~ AEOxavop{a~ [vEµoVTl{a~ .......... l
5 -----6t]manip{coi öeXPT\O[ ioµd}a-·········· l
------i ml a~ioµEV 6' Fiot[opav~•----------]
' ]il~l:ic~lt~1t~~iy\~----]
--- FEXaot]eoFEtt~ otEpotµT\A[ElCOvtt ----------]
------Ja~ 6mciji<X1tottvu[µrv ----]
10 -----]TEPWl:MHTAN[----]
-----6t]m6&:00m öetOV[ßowSµEVOV ?-----]
---ai 6Eicaµ~]A.Eico[vn -------]
... . l
Die Zeilenllingeist nichtbekannt.Lesungenvon Pappadakis.1 -eoxai 6EPappadakis.2 [Aa1t1tai]cov
bzw. [l:u~ptti]covPappadakis;vielleicht[t]&vto 'i'UXTJlOV [FOllClOVtCOV]. 3f. ö~[6Ea6tici\tta ouy-
icdµEVa,E~Ot(J)6tica66dl6mtOllß<oA.OµEVCOl 1tpo]lCtA..Crönert;ö~[ica]... [vEµOVT\ta~]Pappadakis.6
6(Eica)Pappadakis;il (vier)oder 6(Eica),Guarducci.7 [ta~ 1tpoo6]6ov~ Pappadakis;möglichauchein
Kompositumvon -01tov6o~.8 [6tEA.6ovto~ oEicaot]co... A.[dovn 6oiciµci66E66m] Crönert;[FEKa-
ot]co... A[dovn] oder A[dotEv]Pappadakis;A.[dcovn]Chaniotis.9 [ö ica to'i~ 6ticaot]a'i~bzw.
[1toA.it]a~bzw. [tit]a~ Pappadakis.10 [icalµ~ E~E'iµEv µTJtEt\~aAEi<PEVto] tEpoo~(=tEMo~.xpfo~)
µllt' av[6tica66E66m]Crönert.11 Chaniotis;tov[~]Pappadakis.12 Pappadakis;nur Restedes ober-
stenTeilsder Buchstabensinderhalten.
"[---] das Psycheion [---]. Und wer[---] vor dem ersten Tag des Monats Lescha-
norios [---]; und als Gericht werden wir benutzen[---] und wir fordern zehn (oder
vier) Zeugen) [---] und die Vollstreckungen [---] jedes Jahr; wer von beiden aber
nicht will, [---] wenn es beschl,ossen wird, zu zahlen ( ?) [---]; und klagen darf [jeder,
der will?]; und wenn sie nicht (?)wollen, [---]".
Die Inschrift stammt aus dem Ort Ilupy( ('Burg') oder Kt6vux ('Säulen') in der
Nähe des heutigen Dorfes Kepaµe. Dort sind die Ruinen einer Stadtmauer sichtbar,
die wahrscheinlich in die klassische oder frühhellenistische Zeit datiert werden kön-
nen.1792Der Name dieser Stadt ist nicht bekannt. M. Guarducci hat sie aufgrund der
Namensähnlichkeit (Kionia) mit Bionnos identifiziert, 1793einer Stadt, die (wie

1791Die Verwendungdieses Längemassesist für Makedonienund Thrakien bereits im 2. Jh. 1792Kirsten1951,125;Hood- Warren1966,173;Sanders1982,165.
belegt(Polyb.34,12,2·8),allerdingsnachder EroberungdieserLandschaften. 1793Guarducci1939a,310; ihr folgtFaure 1959,195und 1960a,236.
382 C II. Nr. 63. Zwei unbekannte Gemeinden C II. Nr. 64. Praisos-Stalai 383

Kionia/Kerame) westlich vom Ort Psycheion lag, 1794der allgemein am heutigen Kap erwähnt (Z. 5). Anschließend ist von zehn (oder vier) Zeugen bei einem Rechts-
MD„tcma lokalisiert wird. 1795. Der Name Kionia ('die Säulen) hat jedoch mit Bion- geschäft die Rede (Z. 6), 1804vielleicht bei einem Prozeß (als Eideshelfer?, s.o. Anm.
nos nichts zu tun. 1796So erwog E. Kirsten die Lokalisierung von Apollonia oder l.{36).Die nächste Bestimmung regelt vielleicht, was mit dem Bußgeld geschieht, der
Lamon bei Kionia/Kerame. 1797Aus der Theorodokenliste von Delphi (ca. 230/20), Rest ist unklar. G. Crönert will in den Buchstabenresten der Z. 10 zurückhaltend das
in der Psycheion als Station der delphischen Theoroi genannt wird, 1798geht hervor, Wort *i:i:pooc; (=1:1:11.Soc;,xpfoc;) erkannt haben, und M. Guarducci erwog eine
daß dort eine Siedlung existierte, 1799ohne daß deren rechtlicher Status näher be- Beziehung zum Verb 1:Epoaivi::tv,i:i:porn0m bzw. zu Hesychios' Glosse 1:1:11.oac;·
stimmt würde. Vermutlich diente Psycheion emer anderen Polis als Hafenstadt. Der mpmpac;, 1:EAll, 1ti:pai:a.1805Nur die Popularklage ist mit Sicherheit zu erkennen (Z.
Fundort des Steins verrät also nicht die Identität des einen Vertragspartners. Aul·h die 11), vielleicht im Zusammenhang mit Versäumnissen der Magistrate oder Verletzun-
Merkmale des Dialekts helfen uns nicht weiter. Er weist viele Übereinstimmungen gen des Abkommens (vgl. B VII 4).
mit dem gortynischen Dialekt auf, 1800aber auch allgemein mit dem Dialekt der Datierung
zentralkretischen Städte. 1801Es ist jedenfalls nicht auszuschließen, daß Gortyn der
Die Form der Buchstaben führt zu einer Datierung ins frühe 3. Jh. 1806
eine der beiden Vertragspartner war, da der Monat Leschanorios (Z. 4) für Kreta bis-
her nur in Gortyn belegt ist (s.u.). Ebenso denkbar ist allerdings, daß es sich um ein
Nr. 64. Beschluß von Praisos über sein Rechtsverhältnis zur abhängi-
Abkommen zwischen einer Stadt und einer sich in Psycheion befindlichen abhän-
gen Gemeinde der Staliten, frühes 3. Jh.
gigen Gemeinde handelt (s.u.).
Beschreibung:OpisthographeStele aus graublauemKalkstein,unten abgebrochen,an allen Seiten
Nennung von Psycheion (Z. lf.): Der erste Teil des Textes wird allgemein als Teil beschädigt;H 37 cm, B 49 cm, T 9,5 cm; Buchstabenhöhe0,7-1cm (1. Z. 1,5-2cm).
einer Grenzziehung gedeutet; das Kap Psycheion sei als Fixpunkt genannt. 1802Diese Buchstabenformen:Al, td, E4, 113,01, K2,A2,MI, M2,NI, N3, ::2, 01, 03, Til, P3, I2, I4, Yl,
Deutung ist keineswegs sicher, zumal vor dem Namen Psycheion keine Priiposition <1>2,
X1, QJ; keine Silbentrennung.
steht, wie man in einer Grenzbeschreibung erwartet. Da in Psychcion eine Siedlung Fundort:Ruinenvon Praisos;jetzt im Museumvon Herakleion(Inv.Nr.E 42).
Ed.: Mariani 1895, 299-304(Faksimile,Photo) [Bull. epigr. 1897, S. 90f. (A. Reinach);Michel
existierte, vielleicht das Epineion einer anderen Stadt, wird Psycheion vielleicht als 1900,Nr. 440; SGDI 5120; SylJ3524; SEG I 416 (G. Crönert)];IC III,vi 7 (Photovon B); SV III
der zweite Vertragspartner genannt; dann wäre in Z. 2 die in bezug auf die kretischen 553 [vgl. SEG XXV 1036].Vgl. Wilamowitz1896, 1517(zu B 17-22);Muttelsee1925, 11 Anm.
abhängigen Gemeinden belegte Paraphrase [,:]wv 1:0'l'uxriwv [FotKtovi:wv]rn cr- 2; Guarducci1939b,24 (zu A 10);Gschnitzer1975,79-81.Autopsie.
gänzen.1803 Die Führung von Prozessen (s.u.) ist häufig der Gegenstand von Ab- A
kommen zwischen Hauptort und abhängiger Gemeinde (s.o. Anm. 827 und S. 167). T u X a 'A y a 0 a
Führung von Prozessen (Z. 3-12): Der leerer Raum in Z. 3 leitet zu einem neuen "ESo[sE]tfutKOOµüll KO:i tut 7lOA.ltut TTpmcrirov
rni [..]t8iou7tprotoKOOµou KO:itfuvä)J...rovOUVKOO-
Abschnitt über, der der Rechtsprechung zwischen den beiden Vertragspartnern ge- µrov.'Eni to"icr8cEOOKO:V TTpo:icrtotIto:A(tm~tcxvx-
widmet ist. In Z. 4 wird ein Termin genannt, der erste Tag des Monats Lcschanorios. 5 wpavKO:i tav 7lOA.lV
KO:i va.crou;tcx;Ko:ivuv E;(O~-
Der Monat Leschanorios ist in Gortyn belegt, vielleicht als erster Monat der zweiten [tt~]o:iEMtµEViou mi 1t0p<pUpa; mi ifferov&Ka.-
Jahreshälfte (s.o. S. 294). Vielleicht bezeichnet der erste Leschanorios in unserer In- [m]~.toutrovna.vmvto r\µtcrcrov, i;cSuroµµi:vKo:06.nc[p]
schrift die Frist, innerhalb welcher eine Klage eingereicht werden muß, damit der [K]o:inpcmpov.To:umfü:EOOKO:V d; tov äno:vmxpo-
Prozeß noch im selben Jahr stattfinden kann. Ein Gericht wird im unklaren Kontext [voivcimpo:A.E~ [K]o:iß[cß]o:(~Ko:io:uto"i;Ko:iEK"'(ovm;.
10 ['EKia.crtou ÖEfoo[~oi KOOµo;o o:ipdld; U7l0tii; 710-
[Ato]~tii; TTpmcrioov, o:ipdlEVto; ÖEtou KOOµo[u]
1oµooa.]troI to:Aitm;o KOOµo; KO:iiiMOtÖC.OOEKO:
1794Dies geht aus der in strenger geographischenOrdnungangelegtenThcorodokcnlistcvon [noA"it]m TTpmcrirov.'O ÖEKOOµo; o TTpaicrirov6µ000.-
Delphihervor:Pla~sart1921,21 col. IV Z. 10-B. [trobca.;;t]ouEtrn; µ11vo;iltovucrioutov& tov ö[p-].
1795Guarducci1939a,310; Kirsten 1951, 125; Kirsten 1959. 14391.mitden Zeugnissen);Faure 15 [KOV un]Ept~ <X\ltOU ap;cii;Ito:Aitm;· oµvuroMj-
1959,198und 1960a,239. [vo:iltKtaiov,TToo ]nooivo:,'Aßa.vo:v, 'AnoU.WvaTTußt-
1796Kirsten 1951, 127 Anm. 5. Bionnosist vielleichtin Kacnp( zu lokalisieren:Kirsten 1951,
[ov'8cou~710.Vt]q~ KO:ina.cro:;· ruvoricr&Ito:A.tto:t~ .
137. [rni tcxvxwpo:vKO:]i tcxv7lOA.lV KO:i l
tcxv06.A.o:crcro:[v
1797Kirsten 1951, 125f.
1798Piassart 1921,21 col. IV Z. 12. Zur Datierungder Thcorodokenlistes. llatzopoulos 19lJI; [Ko:itcx;va.crou~Ito:]A.ito:t;Ea.croµEV fXElV u[cr-]
Ei~tOVäno:vt]o:;cpovov,
20 [(j)<XAf(J)~ KO:t OUtEauto"i~
vgl. Bull.cpigr. 1994,432 (M.B. llatzopoulos).
1799Kirsten1951,124f.lokalisiertdie Siedlungwestlichdes KapsMelissa.hci ::\JJ..Ornµno;.
l 800Guarducci1939a 311 1804crönert (SEG I S. 108);zur Bedeutungdes Wortes'fotropvgl. Schwyzer1923,Nr. 523 Z.
1801Crönert,SEG.I S.108(-f!lOV, cis(oµEv,Frtto;, ÖtKa88c00m);zu anottvuµrv vgl. [,]tvD- 64; IG VII 1779 Z. 7. Pappadakis1921,75 dachte an Schiedsrichter,Guarducci1939a,311 und
µ~[vo-](IC 11,v1 Z. 3, Axos,6. Jh.) und Bile 1988a.227 mit Anm 297; zu Ö,cpo; = ono,cpo~,. Schmitt 1969, 88 an Richter;'fotrop im Sinne von 'Schiedsrichter'(auch 'Augenzeuge')kommt
Bilc ll/88a,205 mit Beispielenaus Eltyniaund Gortyn. jedochnur im frühenEpos vor: s. Führer 1989,1253.Allgemein:F1oyd1990.
1802P·,1ppa<lakis1921,76; vgl. SEG I S. 108(Crönert);Kirsten 1959,1439;Schmitt 1969,88. 1805SEGI S. 108 (Crönert);Guarducci1939a,310.
1803vgt. oi 'tUVKo:uSovFOtK\OVtE~ (69). 1806AndersPappadakis1921,77 (vor 300);vgl. Guarducci1939a,310; Schmitt1969,88.
384 C II. Nr. 64. Praisos-Stalai C II. Nr. 64. Praisos-Stalai 385

[rupCllp1]<JOµE0a, ClltE IC(X


CÜ.]AO~ t~ aq>cxtpijtmH Unter folgenden Bedingungen gaben die Praisier den Staliten das Land und die Stadt
[------------ O\JIC
rnt]~pE1VOµEV lCCltll
öu[vcx-] und die Inseln, die sie auch jetzt haben, und die Hälfte der Hafengebühren, des
[µtv tllV aµav· EtT1 l>Uµ'i]v EUOpKOUIJl µEV[iccxlmi-]
[to'i~IC(X\ EIC"'(OVOl~
IC(X\to"i~ia.µo'i~x[p11µ=1]
Fischzehnten und des Purpurzehnten - (die Hälfte) des Fischzehnten so wie früher.
25 [~ .. . l Das alles gaben sie auf alle Zeit, sicher und fest, sowohl ihnen als auch ihren Nach-
B kommen. Und jedes Jahr soll das von der Stadt der Praisier gewählte Kosmen-
[---]Bill{[------------- kollegium nach seiner Wahl zusammen mit zwölf weiteren Bürgern der Praisier einen
[---]AN KAI[------]Nt.[--~] Eid gegenüber den Staliten leisten. Und das Kosmenkollegium der Praisier soll jedes
[i\11]tmxß&, ltU.IJCXV
1tpo6u[µ(cxv 1tcxprx6]µrv[o]~ iccx[ltov l Jahr im Monat Dionysios diesen Eid für sein Amt leisten: 'Ich schwöre bei Zeus
[Öpico]vt6vl>E,007tEpE"(OO a[uvcoµoocxcxut6~.]IC(X\ t[ou~]
5 [ÜMo]u~ltOA.ltCX~ E~opict&, tou[~ i\v]ooµou[~µEV----------] {Diktaios], Poseidon, Athena, Apollon Pythias und allen Göttern und Göttinnen. Ich
[----]tou~ ö' llltOooµOU~ &1ic' ü.ßwvn [t&k a.[µE~· Elll] werde wohlwollend gegenüber den Staliten sein, und wir werden den Staliten erlau-
[ö' EUOp]icouvtt µEµµot IC(X\ cxut&t[ic]cxl EK[)QVO~ IC(X\ XPT\- ben, {das Land] und die Stadt und das Meer {und die Inseln in Sicherheit] auf alle
[µcx]atto'i~i\µo'i~IC(X~. d Ö€rnto[ picfohii[ l lllt]oÄT\art[ Vl Zeit zu haben. Und wir werden (sie) ihnen {nicht wegnehmen], und wenn ein anderer
[iccxläu]to~ IC(X\ yivopo i\µ6v.'Y7tllpEtE'i[v] öU[tcx]Ä.(tcx~ [ta.t] (sie) wegnimmt, [---] werden wir dies nach besten Kräften verhindern. Wenn wir
10 [1t6Ä.]Et t&.tnpma(wv IC(Xt(l taÖE· öacxµh- iccxt&Kp11tcxv tu[v l diesen Eid halten, {soll es uns selbst und unseren Nachkommen] und unseren Sachen
vot(cx~8aÄ.cxaacxv 1tÄ.EuaovtmLtcxÄ.'itm 1tcxprx6µ[r-] ·
VOlta E"lttta&tcxECXUto'i~· EUVfü:M E~(J) Kp11tcx~ [1t-]
[gut ergehen---]'. LÜCKE VON MEHREREN ZEILEN. '{---sowie mir] befohlen
Ä.E'iv,öacxµEVrk; t.EMpou~iccxl'OÄ.uµ1t(cxv 11Ä.Euaovt[m] wird (?),indem ich jeden Eifer zeige. Und ich werde alle anderen Bürger auf diesen
LT1tCXi,tm µnu LtcxÄ.t t&.v,1tcxprx6µrvottu E"ltl taÖ[E-] Eid vereidigen, wie ich ihn selber [zusammen mit anderen leistete], und zwar (werde
15 [t]cxIC(X\ µ1a&u~ 11cxp' cxutolcxut&µ· ltA.ElV ÖEta E~(J)[Kp11-] ich) die anwesenden Bürger {am selben Tag? vereidigen], die abwesenden aber inner-
tcx~IC(Xt(l tll µEplltu.Vxwp&.vLlltClT\tCl~ IC(X\Ltcx- halb eines Tages nach ihrer Ankunft. Und wenn ich meinen Eid halte, soll es mir
A.lt~ · rov ÖEltOUw.Ä.cxt 7tpoot<l~llloicooµo~onpcx[l-] selbst und meinen Nachkommen {und meinen Sachen] gut ergehen. Wenn ich aber
awv, 01totEpcxt (©v)t(&.)µ1t6Ä.Ewv, crtltot1tÄ.E6vt[wv · i\-]
[Ä.cxa?]aw8EVt(J)V ÖEoicooµo~onpcxtcriwvllp<l~CXV-
den Eid breche, soll ich selbst und meine Nachkommen vernichtet werden'. Und die
20 t~ tou~ µu:rtlou~ltCXp[a] t&v µT]ltA.EOOUVtWV Staliten sollen der Stadt der Praisier wie folgt dienen: Im südlichen Meer von Kreta
[a]1tooovtw(v)?to'i~ltA.E\l(J(X(Jt ÖpcxxµavEIC<l<Jt(J)t t[u-] werden die Staliten schiffen, indem sie sich selbst mit Proviant versorgen. Wenn es
[Vl a.µEpcxvlCCltll ta µEpllt&.vxwp&.vE<p'ElCcxtEpcx[---- l aber nötig ist, außerhalb Kretas zu schiffen, dann werden die Setaiten zusammen mit
[-----] U7tllpEtT\IJOVtl öU tcxÄ.'itcxtICCX\r[--- l den Staliten nach Delphi und Olympiafahren, indem sie sich selbst mit Proviant ver-
[----E~w?] KPT\tCX~ il]av&'i lCCXtiµrv
ICCX[l A[--1 sorgen und die Löhne zahlen; andererseites aber werden die Setaiten und die Staliten
25 [------] 1t[cx]pi~ov[tt(t& E"lttta&t[cx-----1
[------------] außerhalb Kretas zur See fahren, entsprechend der Größe ihrer Gebiete (?). Und
wenn das Kosmenkollegium von Praisos befiehlt, anders (als diese Regelung)
Lesungen und Ergänzungen von L. Mariani. A 3 'AÄ.tÖ(ou Mariani; 'AÄ.tcx(wCrönert; 'AÄ.iccx(ouGuar-
ducci 1931; t.cx'iö(ouGuarducci 1942. 9 [ic]cxlß[rß]cx(~ Guarducci; [viµrcrtl]m Halbherr (bei Maria- Fahrten zu unternehmen, soll diejenige Stadtfahren, der der Befehl erteilt wird(?);
ni). 10 Guarducci 1939b; ...a ..uÄE~Mariani; tT.OYAEZ.E...OKOCrönert. lÖf. 1t6[Ä.to~]Blass; 1t6- und wenn sie stärker belastet werden ( ?), soll das Kosmenkollegium von Praisos den
[ÄE~] Mariani. 12 [6µooa]tw Dittenberger; [1tcxpi:p1tE]tw Mariani. 13f. Crönert, Guarducci; oµ(J)(Ja- Sold von denjenigen eintreiben, die nicht gefahren sind, und an diejenigen geben, die
[tw EIC<l<Jtou]EtE~ Mariani. 15 Guarducci; [u1tEpt&.]~CX\ltOU Mariani; CX\ltOU Blass. 17 [0rnu~] Dit-
tenberger; [iccxl0rnu~] Mariani. 20 cxuto( {~} Pappadakis (Myson 2, 1933, 123ff., zitiert nach Guar- gefahren sind, und zwar eine Drachme pro Tag für jeden, entsprechend der Größe
ducci). 21 Angang [exttEICCXÜÄ.]Ä.o~ Dittenberger; [cxröhcx ÜÄ.]Ä.o~ Mariani. 21 Ende [cxuta? LtcxÄ.i- ihrer Gebiete (?) [---]; und die Staliten werden dienen {--- außerhalb? J Kretas, und
tm~] Mariani; [~ 110ÄEµT\1Jllt
cxuto'i~]Muttelsee. 22f. Dittenberger;ÖU[vcxµtv ---] Mariani. 23 Ende-25 wenn es nötig ist, sie ( ?) herunterzuschicken, {---] werden sie Proviant zur Ver-
Blass. B 1 BilH Guarducci; ßoT1[811aw] Mariani. 2 tcxviccx(Mariani. 2f. [iccx0ro~ i\1t]1mx8&?Schmitt, fügung stellen {---]".
Gschnitzer; der Rest Dittenberger; [u1to]tcxx8& Mariani. 4 [auvo>µoocx] Dittenberger; [auvroµoocxcxu-
t6~] Blass. 5 Ende-6 to[u~ i\v]ooµou[~ µiv] Halbherr (bei Mariani); [oYIC(X ltCXpEWVtt?] Mariani; Dieser Text ist der Form nach ein Volksbeschluß der Praisier (A 2), mit dem sie
[cxut(iccxµaÄ.cx]Dittenberger; [1tcxpcxxpi,µcx]
Muttelsee. 6 [t&.]~a.[µEpcx~]Blass; [ro]~ii[v öuvwµm
taxmtcx] Dittenberger; [oocxiccxli\yroCÖµoacx?] Mariani. 6 Ende-7 [Elll/ ö' ruop ]icouvtt Dittenberger.
ihre Rechtsverhältnisse zu der abhängigen Gemeinde der Staliten regeln. Stalai (Et11-
8 Guarducci; Emo[pic(o1]µ[1 llllOA.EIJEtV]Mariani; Emo[picfot]µ[ta1t]oÄ.fo[8m]Dittenberger; [a1t]o- A.m) war eine Polis (A 5, 18, vgl. B 5, 18) an der Südküste Kretas an einem für die
Ä(E)ar'i[v]?Schmitt. 10 [1t6Ä.]rtGuarducci; [1t6Ä.](E)t Mariani; [1t6Ä.]1
Dittenberger. 14f. Dittenberger. Seefahrt günstigem Ort gelegen (vgl. A 6, B 10-26), sicher nicht sehr weit von Prai-
18 ANTilM auf dem Stein; iiv t&µ 1t6Ä.Ewv Mariani; (rov)Wilamowitz; t(&.)µDittenberger. 18f. sos entfernt.1807Der heutige Ort Max:puytaA.o; ('der lange Strand') entspricht diesen
Blass; 1tÄ.E6vtw--] Guarducci, Schmitt; 1tÄ.Ewvt[t .. npcx(?]aw8rv, t&vör b icoaµo~Mariani; [Äta]aw-
0ivtwv Dittenberger; aw8ivtwv Wilamowitz, Guarducci, Schmitt; 1tÄ.E6vt[w ES]o[d aw8ivtwveo~
Crönert. 21 [a]1toö6vtw(v) Chaniotis; [a]1toö6vtw Guarducci, Schmitt. 23 Ende r, Crönert, Guar-
ducci; n[pcx(a101?]Mariani. 24 [E~]wKp11m~Mariani; ic[cxliiv Ö]E"i Mariani; iccx[li:]uv ör"iBlass; iccxt- 1807Mariani 1895, 307f.; vgl. Steph. Byz., s.v. Lti,Ä.cxt·... 11ÄT1a(ov
ncxpmaou iccxl'P18uµvT1~-
(µrv A[--] Wilamowitz;iccxttµrvcx Mariani. 25 Guarducci; [iiv öi: µT]1tcx]pi~wv[tt]Mariani. Ticxpma6~steht hier für npma6~; die Lesung 'Pu0iµvll~ muß korrupt sein, oder es liegt ein Irrtum
des Lexikographen vor; vielleicht gab es eine andere Stadt mit ähnlichem Namen in der Nähe von
"Gutes Glück. Unter dem Protokosmos [---Jidios und den anderen, die zusammen Rhithymna. Bosanquet 1939/40, 64 Anm. 1 schlug die Korrektur 'lrpcx11utvll~bzw. 'Epu0pcxfouvor.
mit ihm Kosmoi waren, beschloß das Kosmenkollegium und die Stadt der Praisier: Der Name von Stalai ist wahrscheinlich in der delphischen Theorodokenliste (o. Anm. 1798) zu
ergänzen: lnglese 1991, 168-171.
386 C II. Nr. 64. Praisos-Stalai C II. Nr. 64. Praisos-Stalai 387

Voraussetzungen und könnte mit Stalai identifiziert werden; 1808die dortigen archäo- ähnliche Schicksal der Stadt Dragmos, eines anderen kleinen Nachbarn der Praisier
logischen Funde bezeugen die Existenz einer Siedlung in der hellenistischen und der (4), vielleicht auch jenes von Ampelos. 1814 Aus diesem Grund sind Stalai, Setaia
Kaiserzeit Gegen diese Lokalisierung spricht allerdings die große Entfernung dieses und Dragmos (ähnlich wie Rhizenia im 5. Jh.) von den abhängogen Gemeinden zu
Ortes von den Inseln, die sicher mit der Inselgruppe von Kouq,ovficn (das antike unterscheiden, die ihren Ursprung in Siedlungen unfreier Bauern hatten (B IX
Lcuke ), Max:puAovficrt, fapoyyuAovficrt und T paxTJAovficrt identisch sind. 1809 Es /). 1815 Hier haben wir es mit abhängig gewordenen Poleis zu tun. Die Eroberung
ist fraglich, ob die Staliten von Max:puytaArn; aus die kleinen Inseln kontrollieren von Stalai durch Praisos erfolgte auf jeden Fall nicht unmittelbar vor diesem Be-
konnten (vgl. A 5, 19). R.C. Bosanquet hat darauf verwiesen, daß die Insel Leuke in schluß, denn dieser weist auf bereits geltende Regelungen hin (A 5f.: 'tai; x:at vüv
der Neuzeit vom Dorf Ztpoi; aus kontrolliert wurde; Stalai wäre dann östlich von Kap fXOV'tt; A 7f.: x:a0ane[p x:]al npo'tepov). 1816 Vielleicht deutet die Nachricht des
fouöoupai; zu suchen (Tafeln 4-5). 181° Die kleine Küstenebene südöstlich des Pseudo-Skylax, das Gebiet von Praisos reiche von Meer zu Meer, darauf hin, daß
Gipfels Iapyou Keq,aAa, WO heute ein Fluß mündet, wäre vielleicht der Ort, wo Praisos bereits vor der Mitte des 4. Jh. im Besitz der Häfen Stalai und Setaia
man Stalai suchen sollte. Dieser Ort gehört heute - ebenso wie die Inseln - der Ge- war.1817 Ob die neue Regelung die Folge eines Aufstandes der Staliten war, 1818läßt
meinde 'Ayia Tptai;. Diese Annahme wird leider durch keine archäologischen Funde sich nicht feststellen.
bestätigt, und so muß die Frage offen bleiben. 1811 Das Dokument weist eine besondere Rechsform auf, eine Mischung von Volks-
Die Frühgeschichte von Stalai ist ebensowenig bekannt, wie die Art, wie dieser Ort beschluß und Staatsvertrag, die im Zusammenhang mit anderen Urkunden über das
von Praisos abhängig wurde. Einiges spricht dafür, daß Stalai ursprünglich eine un- Verhältnis zwischen Hauptort und abhängiger Gemeinde diskutiert wird (B IX/).
abhängige Polis war, die im Laufe der klassischen oder frühhellenistischen Zeit von Segensformel (A l; vgl. B II 5.2).
den Praisiern erobert wurde.1812 Erstens werden die Staliten durch ein Ethnikon be-
zeichnet,1813 während die Bewohner abhängiger Orte, die nie den Status einer Polis
Beschlußformel (A 2): Die eöo~ev-Formel erscheint in derselben Form nur in einem
weiteren Volksbeschluß von Praisos, 1819während andere Volksbeschlüsse (auch aus
besaßen, mit der Paraphrase o\. EV+Ortsname+ oix:ouv,;ei; bezeichnet werden (s.o.
dem 3. Jh.) abweichende Formeln zeigen (Nennung einer x:upia EX:X:ATJcria, Mitwir-
S. 161). Ferner werden Stalai und die ebenfalls abhängige Stadt Setaia in dieser In-
kung des Rates, Nennung von x:01v6v statt noAti;). 1820 Vielleicht deutet dieser U n-
schrift explizit als Poleis (B 18, vgl. A 5, A 18, B 5), die Staliten als noAti:at (B 5,
terschied auf eine Modifizierung der Verfassung im Laufe des 3. Jh. hin. 1821
sicher nicht von Praisos) bezeichnet. Für eine Eroberung spricht schließlich das
Datierungsformel (A 3f.; vgl. B II 5.3): Die Datierungsformelrnl NN (mit oder ohne
Vatersnamen) npcowx:6crµou x:al 'tffiV ÖAA.COv
cruvx:6crµcov + Nennung der Phyle er-
1808Guarducci 1942, lf.; Sanders 1982, 16, 136. Anders Guarducci 1940b, 105f. (am Kap
scheint nur in Praisos.1822
Erythraion).
1809Spratt 1865, I, 243; Bursian 1872, 578; Blass 1905, 365; Bosanquet 1939/40, 69; Guarducci Zugeständnisse der Praisier an Stalis (A 4-9): Die Zugeständnisse der Praisier an
1940b, 105f.; Guarducci 1942, 2, 145. Auch in IC III.iv 9 Z. 123 und 130 (Schiedsspruch der Stalis werden mit dem Ausdruck rnt 'totcröe eöcox:av eingeleitet, der auf Bedingun-
Magneten in Streit zwischen Hierapytna und Itanos, 112/11) die Staliten im Zusammenhang mit
Leuke erwähnt. Die Itanier eroberten Leuke bereits vor 180, denn zur Regierungszeit Ptolemaios' IV. gen hinweist, die erst später genannt werden. Das Verb des Gewährens im Aorist
Philometor gehörte es ihnen: s. IC III,iv 9 Z. 39-45. Zu den archäologischen Funden in Koufo- (EÖcox:av; vgl. 69 A 4: 'taÖe EnexwpTJcrav o\. fop'tuvtot) unterstreicht die Ein-
nisi/Leuke s. Spratt 1865, I, 241-243; Bosanquet 1939/40, 70-72; Papadakis 1977, 77-83; Sanders
1982, 137; Papadakis 1983, 58-65; ADeltion 38 B2 (1983) [1989]. 379-384; Papadakis 1989, 67-
71. 1814zu Ampelos s. Guarducci 1942, 2; Brule 1978, 152. Es ist jedoch nicht sicher, ob Ampelos
181°Bosanquet 1939/40, 69. Er wies ferner darauf hin, daß man in Ztp6; den Ortsnamen :!:mA.6 jemals eine unabhängige Stadt gewesen ist. Zur Lokalisierung von Ampelos (Ort cJ>o.pµo.KoKEq>o.A.o
findet. Dieser Namenähnlichkeit ist jedoch keine Bedeutung beuzumessen. In der Kretakartc von M. bei ?:T]p0Ko.µ1to~)s. Chryssoulaki - Vocotopoulos 1993, 75; vgl. Papadakis 1989, 85-87 und
Boschini (1651, abgebildet in Sphyroeras - Avramca - Asdrahas 1985, 122f.) ist unmittelbar nördlich Schlager 1991/92, 12-14 (zweifelnd).
der 'Cufognissa', östlich des Kaps fouöoupo.; ('Ponta di Agoduro') und westlich des Dorfs ·Ay(o. 1815ygJ. Guarducci 1936b, 363; Brule 1978, 151. Stalai und Setaia werden häufig für 'Perioiken'-
E(p~vl] ('Sta Erini') ein Ort mit dem Namen 'Stugli' (:!:tiV,m?) verzeichnet. Gemeinden (wie Kaudos, die Artemitai, Amyklaion, die u1t6Fot1Cotin 18) gehalten: Larsen 1936,
1811Mariani 1895, 309 schlug eine Identifizierung von Stalai mit Katw ZaKpo; vor, die dortigen 20f. (aber mit einer Differenzierung); Larsen 1937, 830; Willetts 1955, 129; Spyridakis 1970, 29.
Ruinen erwiesen sich jedoch später als minoischer Palast. Faure 1959, 197 und 1960a, 238 1816ygJ. Gschnitzer 1975, 101.
befiliwortete (ohne Begründung) eine Lokalisierung in ~o.cmvKaptLT]tdo.;. 1817ps,-Skylax 47; s. Mariani 1895, 308 Anm. 6; Guarducci 1939b, 23; Bosanquet 1939/40, 70;
1812Vgl. Larscn 1936, 20f.; Bosanquet 1939/40, 70; Guarducci 1942, 145; van Effcntcrre 1948, Gschnitzer 1958, 37; Spyridakis 1970, 27; Gschnitzer 1975, 83 Anm. 5. Zur Datierung der
97; Willetts 1955, 129; Gschnitzer 1958, 37; Spyridakis 1970, 27; Brule 1978, 151 Anm. 2; Pctro- kretischen Nachrichten bei Ps.-Skylax s. Viviers 1994, 253 Anm. 138.
poulou 1985, 126 mit Anm. 631. Eine Eroberung unmittelbar vor diesem Abkommen vermutet l8l850 Gschnitzer 1958, 37; Schmitt 1969, 327. Unbegründet ist die Annahme von Bosanquet
Bickerman 1950, 111 mit Hinweis auf die Form des Dokuments; vgl. Blass 1905, 365; Schmitt 1939/40, 70, daß die Praisier Leuke erst kurz zuvor von Itanos zurückgewonnen hatten.
1969, 327. Gschnitzer 1975, 101 betont zu Recht, daß der Text nicht auf vorangegangene kriege- 18191c III,vi 8 z. 8-12 (frühes 3. Jh., auch mit Nennung der Phyle).
rische Auseinandersetzungen schließen läßt. Dies schließt allerdings nicht aus, daß Stalai lange Zeit l820rc III,vi 9 Z. 2-4: EOO~€npma(wv to'i; äpxouat ICO.ttiiit ICO~Viiit, EKKA.T]CltO.; ,rnp(~;
vor diesem Abkommen erobert worden war und sein RechLwerhältniszu Praisos nun neu geregelt yEv[o]µi:vl];; IC III,vi 10 z. 2-6: Koaµou yvc.oµo.·... EÖo~Enpma(wv tiit ßouA.iitKo.lt(iii)t 1Co1vw1,
wurde; vgl. Gschnitzer 1975, 102, der aber auch die Möglichkeit erwägt, daß Stalai durch Neu- EIClCA.T]aio.;
[K]upio.~yEVoµiv[TJ;]. .
besiedlung eines Teils des praisischen Tenitoriums enstand. Auch Kirsten 1942, 82f. nimmt eine 1821Muttelsee 1925, 16, 21 weist auf die Ähnlichkeit dieser Formeln zu den in Itanos um die
friedliche Übereinkunftan. Mitte des 3. Jh. belegten hin und vermutet fremden Einfluß im Hinblick auf eine Demokratisierung.
lR13s. auch IC Ill,iv 9 Z. 123 und 130. Andere Parallelen: s.o. Anm. lü:13. 1822JC III,vi 8 Z. 8-12.
388 C II. Nr. 64. Praisos-Swlai C //. Nr. 64. Praisos-Stalai 389

seitigkeit der Regelung und die scharfe Unterscheidung zwischen Subjekt und Objekt hätten, denn Praisos war so oder so der rechtmäßige Eigentümer des Landes und der
des Rechtsgeschäftes. 1823Eine analoge Formulierung (mit Verb des Gewährens im Inseln; als Eigentümer konnte Praisos sie den Staliten 'geben'. Die neue Regelung
Aorist) begegnet möglicherweise auch in einem 'normalen' Staatsverträgt (59 Z. 67), gewährte den Staliten uneingeschränktes Besitzrecht an dem Land, der Stadt und den
leider an einer fragmentarisch erhaltenen Stelle ([1tapaötö6v1:wv?J 8i:: imt oi 'li:pa- Inseln, wie aus den Verben öiöwµt (A 4) und fXElV (A 19) sowie dem Verbot des
nui:vtot i:o'ii:;Aai:ioti:; xwpav, im0wi:; 1tapEKaA.rn[av Aa]not, r[µµ]i:v[6v]i:wv Aa- a<patpE'icr0m (A 20-22) hervorgeht. Das Verb 8i8wµt bezeichnet im griechischen
1:iwv EV 1:iit A-uniwv Kat 'lapanui:viwv <ptAim imt cruµµaxim, vgl. 13 Z. 9-12). Recht in analogem Kontext die Übertragung des Besitzes in der Form einer Schen-
Der Ausdruck E7tt1:o'icröEleitet auch die gortynische Regelung bezüglich der abhän- kung oder testamentarischen Verfügung. 1828Die Übergabe kann allerdings mit einer
gigen Gemeinde der Rhizenier ein, 1824 kann aber auch in der Vertragsformel von Auflage verbunden sein. 1829So stellt sich die Frage, ob die Praisier nur den Besitz
Staatsverträgen stehen (Ent 1:o'icröEcruvr0i:vi:o). 1825 Die Zugeständnisse der Praisier oder auch das Eigentum dieser Objekte übergaben. Das Verb EXElVbringt den festen
sind territorialer und finan;,jeller Art. Besitz zum Ausdruck (s.o. S. 92f.), und in dieselbe Richtung weist der Ausdruck
Territoriale Zugeständnisse: Die Praisier geben den Stalitcn "das Land, die Stadt und EÖWKav... acr<paArwi:; [K]at ß[Eß]aiwi:;. 1830 Auch das Verb a<patpE'icr0at (A 2lf.)
die Inseln, die sie auch jetzt haben" für immer zu Besitz (A 4-6, 8f., l 9f.). Es stellt kommt für das Gebiet eines souveränen Staates, der das Gebiet rechtmäßig besitzt,
sich zunächst die Frage, ob sich das Relativpronomen 1:ai:;(A 5) nur auf den zuletzt vor.1831 Und doch erwecken die Knüpfung der Übergabe an bestimmte Voraus-
genannten Gegenstand bezieht ("diejenigen Inseln, die sie auch jetzt haben"), oder setzungen (E7tt 1:o'icröEröwKav) und der Ausdruck racroµi:v fXElV (A 19) den Ein-
auf alle drei Objekte (Land, Stadt und Inseln). Nach der ersten Deutung besaßen die druck, daß die Praisier sich das Recht vorbehielten, bei Nichterfüllung der Bedingun-
Staliten bereits Land, Stadt und Inseln als 'Polis ohne Territorium', während die gen den Staliten Land, Stadt und Inseln wieder abzunehmen. Daß die Gebietshoheit
Praisier die rechtmäßigen Eigentümer waren; jetzt geben aber die Praisier den Staliten bei den Praisiem verbleibt, drückt sich jedoch am deutlichsten in der Abgabe der
Land, Stadt und Inseln zu besserem Recht; der Nebensatz ersparte eine lange Grenz- Hälfte aller Einkünfte aus den Häfen und dem Fisch- bzw. Purpurschneckenfang an
beschreibung.1826 Nach der zweiten Deutung 1827besaßen bisher die Staliten nur die die Praisier aus. Dies ist nur verständlich, wenn die Praisier weiterhin das Eigentum
Inseln, während Land und Stadt nicht nur Eigentum, sondern auch Besitz der Praisier an Land, Stadt, Inseln und Meer für sich beanspruchten. 1832Die Zugeständnisse der
waren. An sich sind beide Deutungen möglich, da die drei Worte (xcopa, n6Ati:;, vfi- Praisier ähneln der Erbpacht oder einem bestimmten Typus von Landschenkungen
croi:;) feminin sind und so mit dem Pronomen 1ai:; in Verbindung gebracht werden hellenistischer Könige, wobei nur der Besitz und nicht das Eigentum des Landes an
können. Für die zweite Deutung spricht jedoch die Tatsache, daß die Worte xwpa den Beschenkten überging (Yri Ev öwpi:i). 1833
und 7t0Ati:;mit dem bestimmten Artikel bezeichnet werden ( rav xwpav Kat rav 7t0-
Atv), während beim Wort vacroui:; der bestimmte Artikel fehlt; die Inseln werden also
erst durch den Nebensatz ra~ Kat vuv rxov[n] näher bestimmt, während das Land
und die Stadt bekannte Größen darstellen. Diese Formulierung erhärtet den Verdacht, IS28AJlgemeins. Dareste - Haussoullier - Reinach II, 132-145; Bcrtrand 1987, 95-98. Vgl. z.B.
daß der Nebensatz 1:ai:;Kat vuv rxov[ n] nur die Inseln betrifft. Die Beschreibung der IC III,iv 9 (Urteil der Magneten im Streit zwischen Hierapytna und ltanos, 112/11): die Richter
Grenze der Chora kann im verlorenen Teil der Inschrift gestanden haben, zumal die wiesen den Anspruchder Hierapytnierauf das umstritteneGebiet u.a. mit dem Argume~tzurück, daß
die Itanier es ihnen nicht gegeben hatten (Z. 139): oüoi: im' o.ü[tcov 'l]mviwv fiv n au tot~
Grenzbeschreibungen ihren Platz in der Regel am Schluß der Verträge haben. Folgt OEOo[µi:vov) (meine Ergänzung);Milet I 3 Nr. 123 Z. 38f.: Elttto\ltoU eo60rtTixoopo.tCOlofiµwt\)lt()
man dieser Deutung, so ergibt sich folgendes Bild der Beziehungen zwischen Stalai toü ßo.crtÄEW~ OtoÄEµo.iou (279/8); vgl. den Ausdruck oiowµt eµ 7to.tptKOl~KEKtficr8m:dazu
und Praisos: Nach der vermuteten Eroberung von Stalai (s.o.) behielten die Praisier Hatzopoulos 1988, 29-35.
Land und Stadt für sich, überließen die Inseln jedoch den Staliten; dem binnenländ- 18295_z.B. Dareste - Haussoullier - Reinach II, 144f.
IS30ptifden Ausdruck ampUACO~ KO.tßEßo.iw~vgl. z.B. BGU 419 Z. 18: ampaAto.V... acr[ip]o.AT]~
ischen Praisos war die Kontrolle der Inseln offenbar kaum möglich. Die Staliten
KiltßEßuta (276/7).
waren verpflichtet, die gesamten Hafengebühren, den Zehnten aus dem Fang von l83Isv II 148 B 5f. (Knosos-Tylisos, ca. 450): µEOExopo.~ U7tOtaµvrn8m µEOO.ti:pov~ µEo'
Purpurschnecken und die Hälfte des Zehnten aus dem Fischfang an die Praisier zu ä[n]uvcruv aipmpi:cr0m;27 z. 78-80: out' uutol aipmA[rtcr6µE8'out' ÜMOt~EltltpmvcoµEv,ui 0€
zahlen. Erst zu einem späteren Zeitpunkt und wohl zum Zweck einer besseren KO.ÜMO~tt~] aipmÄfitm... [ßoo.8rtcriovn].
Nutzung (oder Verteidigung) des alten Gebiet~ der Staliten beschlossen die Praisier, l832Einkünfte aus einem Gebiet kann nur der rechtmäßige Eigentümer beziehen oder einem
anderen überlassen:s. Bertrand 1987, !Olf. Ein aufschlußreichesBeispiel bietet der Vertrag zwischen
ihnen auch das Land und die Stadt zu übergeben. Diese Deutung hat allerdings keine Anaktorion und dem Akarnanenbund über das Heiligtum des Apollon von Aktion (SV III 523, ca.
Konsequenzen für die Ansicht, daß die Staliten eine 'Polis ohne Territorium' gebildet 216): Die Anaktorieis überlassen dem Akarnanenbunddie Pflege des Heiligtums unter bestimmten
Bedingungen, bleiben aber weilerhin Eigentümer des Landes. Hafenabgaben und sonstige Ge'.alle
verbleiben den Anaktorieis, mit Ausnahme der aus dem Fest einkommenden Gebühren. Gschn~tzcr
1823Vgl. Gschnitzer 1975, 90. Im übrigen begegnen derartige Formulierungenauch in Verträgen: 1958, 37, 161 sprach dagegen von Oberherrschaft der Praisier; vgl. Schmitt 1969, 327; Gschmtzer
s.o. S. 165. 1975, 83. Ein Obereigentum der Praisicr lehnte Gschnitzer 1958, 37 Anm. 6 ab, weil ihr _Eid~um
1824sv II 216Z. 1: fol totOE['P]t[nlvJt[ot rJop[ruviot; O.trt]ovoµ[o]tK' o.ÜtoOtKOl
KtA. Schutz dieses Landes gegen Dritte verpflichtete; hätten sie es als eigen betrachtet, hätte steh diese
1825B// J; vgl. Gschnitzcr 1975, 82. · Bestimmungerübrigt. Ein Eid kannjedoch auch die Verteidigungdes eigenen Landes anordnen: z.B.
1826Gschnitzer 1958, 160f., Gschnit7cr 1975, 82. IC III,iv 8 Z. 9-13 (ltanos, frühes 3. Jh.); IC I,ix I Z. 49-60 (Dreros, spätes 3. Jh.).
l 833Ein nützlicher Überblick bei Hahn 1978. 24-28; Funck 1978, 45-55; vgl. Kreissig 1984,
1827s0 Mariani 1895, 308.
3 l 7f.; Bertrand 1987,99f.
390 Cl/. Nr. 64. Praisos-Sta/ai C II. Nr. 64. Praisos-Stalai 391

Finanzielle Zugeständnisse: Die Hafengebühren, der Zehnte aus dem Fischfang und Mit diesem Eid sichern die Praisier den Staliten den Besitz des Landes, der Stadt, der
dem Porpurschneckenfang wird zwischen Praisos und Stalai geteilt. Die Staliten hat- Inseln und des Meeres auf alle Zeit zu und verpflichten sich, den Staliten bei Angrif-
ten also das uneingeschränkte Nutzungsrecht an dem Land, der Stadt (also auch den fen zu helfen. Sowohl die Beistandsformel (A 20-23) als auch die euvoe'iv-Formel
Hafen) und dem Meer (vgl. A 18f.). Im Text wird darauf hingewiesen (A 7f.), daß sind von den kretischen Symmachieverträgen übernommen worden (B III 1 c, d).
vor dieser Regelung nur die Hälfte des Zehnten aus dem Fischfang zwischen Praisos Schwurgottheiten sind Zeus Diktaios, dessen Heiligtum in dieser Zeit wahrscheinlich
und Stalai geteilt wurde; 1834offenbar kamen früher die Hafengebühren und der Pur- ein gemeinsames Kultzentrum der ostkretischen Städte bildete, und drei Gottheiten
purzehnte ganz den Praisiern zugute. 1835 Die Tributzahlung betraf die wichtigsten (Poseidon, Athena, Apollon Pythios), die in den meisten kretischen Eiden vor-
Einkünfte der Staliten, ein Prinzip, das wir aus anderen Abkommen zwischen herr- kommen (B 112.2).
schender Stadt und abhängiger Gemeinde kennen (B IX 3). Da es im Südosten Kre- Der Eid der Staliten (B 1-9): Nach einer Lücke unbekannten Umfangs finden wir den
tas kaum geeignete Häfen gibt, 1836 müssen die Einkünfte aus der Benutzung des Schlußteil eines zweiten Eids. Er ist sicher der Eid von Beamten, wie das Verb E~op-
Hafens von Stalai beträchtlich gewesen sein. 1837 Ebenso wichtig war sicher der Pur- n& zeigt, denn das E~opKt~Etv ist auf Kreta eine ausschließlich von den Kosmoi
purschneckenfang, der gerade in diesem Gebiet schon seit minoischer Zeit gut belegt wahrzunehmende Aufgabe.1 844 Die Kosmoi von Stalai leisteten diesen Eid 1845und
ist. 1838 Die Fischer zahlten keine feste Abgabe an Stalai, 1839 sondern eine Ertrags- verpflichteten sich gleichzeitig, alle Bürger ihrer Stadt zu vereidigen. Die abwesenden
steuer in der Höhe eines Zehntes des Verkaufswertes. 1840 In solchen Abkommen Bürger mußten den Eid spätestens einen Tag nach ihrer Rückkehr leisten (B 6); 1846
zwischen abhängiger Gemeinde und Hauptort können gewisse Einkünfte ausgenom- vielleicht galt dieselbe Frist auch für die Vereidigung der anwesenden Bürger. Aus
men werden, in Kaudos die Einkünfte aus den Häfen, der Viehzucht und dem Gar- der Regelung über die Vereidigung der (zu jenem Zeitpunkt) abwe~nden Bürger i~t
tenbau (69), in Stalai offenbar die Erträge aus der Landwirtschaft. wohl zu folgern, daß der Eid nur einmal geleistet wurde, 1847also emem Vertragseid
Der Eid der Praisier (A I 0-25): Das jedes Jahr neugewählte Kosmenkollegium von ähnelt. Von den Bestimmungen des Eids ist nur ein Kompositum von 'tacmoµm er-
Praisos 1841 leistet im Monat Dionysios wohl bei seinem Amtsantritt (vgl. A 15: halten (B 3), wahrscheinlich E7tt'tacrnoµm. Der Kontext (nacmv npo[0uµiav nap-
[{m]rp 'tfö; au'toU apxfö;) 1842einen Eid zusammen mit zwölf weiteren Bürgern. 1843 ex6]µev[o]<;) zeigt, daß es sich um die Verpflichtung der Staliten handelt, den Be-
fehlen der Praisier mit Eifer zu folgen. 1848 Es geht wohl um die Durchführung von
1834Ungenau Guarducci 1942, 145: Die Staliten hätten diesen Tribut vor der Eroberung ihrer Stadt Transporten und Reisen mit ihren Schiffen; dem Verb [E1t]tmx0& in B 3 entspricht
bezahlt. das Verb 1tpocr'ta~11t in B 17.
1835Falsch Dittenberger (zu Syll3 524 Anm. 9): "tune integra in aerarium Stalitarum pervenisse
Verpflichtungen der Staliten (B 9-25): Die Staliten sind zu einer Reihe von ~iensten
probabile est". Da diese Teilung der Einkünfte als Geschenk der Praisier hingestellt wird, flossen
diese Einkünfte früher in die Kasse von Praisos. verpflichtet. 1849Im erhal~e~en Teil d~r In-
(B 9: U7t'JlpE'tE'i[v];B 23: U7t'JlPE'tTJO'OV'tl)
1836zur Südküste s.o. Anm. 27. Östlich von Hierapytna nennt der Stadiasmus maris magni schrift werden nur Seefahrten erwähnt, die die Staliten für die Pra1S1er durchfuhren
keinen einzigen Hafen. Für die schlechten nautischen Verhältnisse im Süden Kretas vgl. Delatte müssen. Dies schließt allerdings nicht aus, daß im verlorenen Teil der Inschrift auch
1943, 76-80 (Portulan I, 16. Jh.). Spratt 1865, I, 243 erwähnt einen günstigen natürlichen Hafen,
der von den Inseln Leuke/Kouq>ov~cnund MaKpuA.Ov~crt gebildet wird, und Bosanquet 1939/40, 70
vermutete, daß der Hafen von Stalai hier zu lokalisieren sei.
1837Petropoulou1985, 67 vermutet eine intensive Handelstätigkeit der Staliten. Es ist jedoch eher
an fremde Schiffe zu denken. Allgemein zu Umfang und Art des OJ,tµi'-vwv s. Thiel 1926, 62-67; nysios in Eleuthema s. Nomima 25 Z. 1 (IC 11,xii9 Z. 1).
seine Vermutung (ebenda 63), daß hier eine auf die ein- bzw. ausgeführten Waren erhobene Steuer - 1843Guarducci 1939b, 24; Guarducci 1942, 145. Dagegen vermutete Dittenberger (z~ Syll3 524
analog zur Dekate - gemeint war, ist unbegründet. Anm. 11), daß die 12 Bürger den Eid nur einmal leisteten (beim Vertragsabschluß?. Die Sache ist
l838Guarducci 1942, 145; van Effenterre 1948, 110; Murray - Warren 1976, 49; Faure 1980, 117- nicht ganz klar. Es ist m.E. nicht auszuschließen,daß hier der R~teur des_Textesd1e_Anordnungen
123; Watrous 1982, 22; Reese 1987, 201-206 (Palaika,tro und Kouphonisi); Chaniotis 1995a, 50. über die erstmalige Vereidigung beim Vertragsabschluß ~du_rchdie Kos~o1 und 12 Burger) und die
S. vor allem Herod. 4,151,2 (ltanos); Sol. 11,12 (allgemein); ähnliche Eigenschaften wie die Pur- alljährliche Vereidigung der Kosmoi (von Amts wegen) m1temandervermischt hat.
purschnecken hatte der kretische q>ÜKo~ 8aA.a<J<Jto~: Theophr., bist. plant. 4,6,5; Plin., nat.h. 32,66; 1844BII 2.1, B VI J; vgl. IC III,iv 7 Z. lOf. (Itanos, tol toKa äp~ovte~).
vgl. 26,103. 1845vgl. Blass 1905, 366. Anders Schmitt 1969, 327; Gschnitzer 1975, 84 (Repräsentanten v_on
1839so in manchen Gebieten Griechenlands; die Belege in Busolt 1920, 608 Anm. 1.
Stalai). Guarducci 1942, 144 und Willetts 1955, 130 halten diesen Text für eine Fortsetzung des Eids
1840AndereParallelen bei Busolt 1920, 607f. Zur Zahlung einer Dekate auf Kretas. Pctropoulou der Kosmoi von Praisos. Daß Stalai Kosmoi hatte, geht indirekt aus seinem Status als Poils h~rvor.
1985, 53f. und u. S. 414. 1846Vgl. IC III,iv 7 z. 8-11 (ltanos): öan~ Ö[E]Ka µ~ 1tapayEvT)tat to>t ÖpKcottEA.Eoµ[E]vcot,
1841In A lüf. ist ein Anakoluth anzunehmen: Gschnitzer 1958, 36 Anm. 3; vgl. Schmitt 1969, ' ' tot' tOKCl
' apxovt€~
" ' aµEpat~
' ' ~' ' ' Cl~
' KCl€11,,
"'Sn••~•
· s· auch. Guarducc1
€~0pKt;ovt<OIXUtOU~ €V O€KCl Cl(j) . . 1942'
327f.; Gschnitzer 1975, 83 Anm. 6. Dagegen vermutete Blass 1905, 365, daß den Staliten von 146. Die Frist in einem analogen Fall in Halasarna (Eintragung der u1toöaµot m eme Liste von
Praisos ein Magistrat vorgesetzt wurde; ähnlich Guarducci 1939b, 24; Guarducci 1942, 145; Willetts Kultteilnehmem) war länger (drei Monate): LSCG 173 Z. 30f. (spätes 3. Jh.). . .
1955, 129 (das Kosmenkollegium von Praisos regierte in Stalai). 1847Ähnliche Bestimmungen in IC III,iv 7 (ltanos) für einen Eid, der sicher nur einmal zu leiSten
1842Auch Gschnitzer 1975, 87 nimmt an, daß der Eid zu Beginn des Amt.,jahres zu leisten ist.
war (vgl. Z. 8-13).
Maiuri 1910b, 122 hielt Dionysios für den 5. Monat des Jahres (vgl. Theodaisios in Lato, Gamelion 1848Gschnitzer 1975, 84. ·
in Athen); vgl. Hesych., s.v. 0woaiaw~· tn6vuao~; Guarducci 1942, 145f. Aber Theodaisios war 1849oas Verb u1tT)p€t€tV bringt keine Unterwerfung zum Ausdruck; s. z.B. IG IJ2 212 Z: 16 (sem
in Lato wahrscheinlich der 6. Monat (s.o. S. 54; er entspricht dem Spermins in Knosos). Der Beginn Subjekt sind zwei Herrscher, Athen, 347/6); der Gebrauch des Verbs im Völkerrecht 1st unge-
des Jahres fiel im übrigen vielleicht nicht in allen kretischen Städten zusammen. Zum Monat Dio-
wöhnlich.
C II. Nr. 64. Praisus-Setaia 393
392 C II. Nr. 64. Praisus-Stalai

Dienste anderer Art (etwa Hilfe im Kriegsfall) angeführt wurden. 1850Die Seefahrten de, die die Reise (entsprechend ihrem Gebietsanteil) eigentlich hätte unternehmen
(Transport von Waren, Gesandten und Truppen, vielleicht Sec-Expeditionen) 1851 sollen, bezahlte die Löhne für die Schiffsmannschaften der anderen Gemeinde; 1860
und alle anfallenden Kosten teilte Praisos zwischen zwei Hafenorten, Stalai und Se- so war die Gerechtigkeit gewährleistet. Das Kosmenkollegium von ~raisos sorgte für
taia. Die Reisen fallen in zwei Gruppcn: 1852 Fahrten mit kretischen Reisezielen (Kma die Eintreibung des Geldes von der einen Gemeinde und seine Ubergabe an die
Kp1\wv: B 10-12) und Auslandsreisen (i::~coKp~mi;: B 12-17, 24). Die Reisen im Schiffsmannschaften der anderen Stadt. Der Sold betrug eine Drachme pro Tag. 1861
Süden Kretas unternahmen die Staliten (B lüf.), im Norden offenbar die Setaiten. Es Was in diesem Zusammenhang Kma 'ta µEpT]'tav xcopav bedeutet (B 22), ist unklar;
ist umstritten, wie man in bezug auf die Auslandsreisen verfuhr, weil der Ausdruck vielleicht handelt es sich um eine Wiederholung des allgemein gültigen Prinzips.
Ka-ta 't(XµEpT] 'tUV xcopav (B 16, 22) nicht zufriedenstellend gedeutet werden kann. Ebenso unklar ist ein weiterer Dienst der Staliten (B 23-25). Auch dieser betrifft See-
Wenn µEpoi; hier etwa 'Lage' bedeutet, war die Lage des Reiseziels für die Wahl der fahrten (B 24: Ka'ttµev). Die Staliten waren wohl wieder verpflichtet, die Reisekosten
Stadt maßgebend, die die Fahrt unternahm; 1853 Stalai übernahm die Reisen in den zu übernehmen (B 25).
Süden (etwa nach Ägypten und Kyrene), Setaia die Reisen in den Norden (zum grie- Datienmg
chischen Festland, zu den ägäischen Inseln, nach Kleinasien). Für diese Deutung Die Buchstabenformen sprechen für eine Datierung in die erste Hälfte des 3.
würde die analoge Teilung der Kretareisen (s.o.) sprechen, die normale Bedeutung Jh_ 1862
des Wortes µEpoi; ('Teil, Anteil') widerspricht ihr jedoch. 1854Wenn µEpoi; hier seine
normale Bedeutung trägt, dann wurden die Kosten für die Seereisen anteilmäßig Nr. 65. Beschluß von Praisos über sein Rechtsverhältnis zur abhängi-
zwischen Stalai und Setaia geteilt; maßgebend war dann die Größe ihrer Gebiete. l855 gen Gemeinde der Setaiten, frühes 3. Jh.
So ist eher der zweiten Deutung der Vorzug zu geben. Eine besondere Gruppe von
Auslandsreisen, die 0ecopim zu den Feststätten Delphi und Olympia, 1856 unter- Testimonium: 64 B 9-22.
nahmen die Staliten und die Setaiten gemeinsam. Das Kosmenkollegium von Praisos Im Beschluß von Praisos über sein rechtliches Verhältnis zur abhängigen Gemein-
behielt sich jedoch das Recht vor, einem der beiden Hafenorte die Anweisung zu er- de von Stalai wird die Last der Transporte im Auftrag der Praisier zwischen den
teilen, außerhalb dieser allgemeinen Aufteilung (&Mm= äUrit) 1857einen Ort anzu- Staliten und den Setaitcn geteilt (64). Die Forschung hat längst erkannt, daß auch Se-
steuern, also unbeachtet des Umfangs seines Gebiets (bzw. seiner Lage und der Lage taia (sicher in der Nähe des heutigen LT]'teta) eine abhängige Gemeinde von Praisos
des Reisezieles). Praisos durfte also je nach der aktuellen Situation eine abhängige war.1863 Es ist anzunehmen, daß Praisos sein Verhältnis zu den beiden Hafenstädten
Gemeinde stärker belasten als die Größe ihres Landes nahegelegt hätte. Die Finanzie- gleichzeitig regelte: 1864Der Beschluß bezüglich Stalai ha~te nicht ~ur ~ür die Staliten
rung aller Reisen belastete die abhängigen Gemeinden. Jede von ihnen versorgte ihre rechtliche Konsequenzen, sondern war auch für die Seta1ten verbmdhch (B 15-~2).
Schiffsmannschaften mit Proviant (B 12, 14f., vgl. 25) und (nur bei Auslandsreisen) Die Verpflichtung der Staliten zu Seetransporten ist von der e~tsprechenden ~fhcht
mit Lohn (B 15). 1858Nur bei Abweichungen von dieser allgemeinen Regelung, also der Setaiten nicht zu trennen, und dies deutet darauf hin, daß diese Regelung 1m Zu-
bei stärkerer Belastung eines Hafenortes, wurde anders verfahren. 1859Die Gemein-

1850VgJ. Gschnitzer 1958, 174 Anm. 26; Gschnitzer 1975, 84f. für richtig ("ist eine der Städte unverhältnissmäßigstark zum Dienst in Anspruch genommen, hat die
1851Petropoulou 1985, 77. andre wenigstens die Löhnung zu zahlen"). .
IS52Vgl. allgemein Guarducci 1942, 146; Schmitt 1969, 327. 1860s0 auch Petropoulou 1985, 77. Anders Dittenberger (zu SylP 524 Anm. 19); G~arducci
1853Halbherr bei Mariani 1895, 306; Dittenberger (zu Syll3 524 Anm. 15); Bosanquet 1939/40, 1942 146 mit Hinweis auf Parallelen, die Wilhelm 1911, 35-37 zusammenstellte; Sch~llt 1969,
69; Willetts 1955, 130. Schmitt 1969, 327 läßt die Frage offen. 327: Praisos hätte den Sold der Seeleute von ihren Mitbürgern eingetrieben, die_nic~t m1tgefaluen
1854Vgl. 11 Z. 8; 28 Z. 52; 44 Z. 12f.; 59 Z. 24; SV II 148 A 6; SV III 551 Z. 57. waren; vgl. Spyridakis 1970, 29. Gemeint sind aber nicht die Mitbürger,_sondcrndie Burg~r der ~de-
1855BJass 1905, 366; Gschnitzer 1958, 36; Brule 1978, 151; Petropoulou 1985, 76. Zur Formu- ren Gemeinde; denn sonst wäre es nicht Aufgabe des Kosmos von PJ:aisos,die Gelder emz~tre1ben.
lierung vgl. SEG XXIII 305 II 7, 11, 13f., 17, 19 (mta µrpo~ = 'anteilmäßig'). Praisos greift nicht in eine abhängige Gemeinde ein, sondern vermittelt zwischen den beiden ab-
1856Mariani 1895, 306; Guarducci 1942, 146; Schmitt 1969, 327; Petropoulou 1985, 77. Man hängigen Gemeinden. .
kennt einen Theoros von Kydonia nach Delphi (IG IJ2 844 Z. 54, frühes 2. Jh.) und den Theorodokos !861Er entspricht etwa dem normalen Söldnerlohn (1 Drachme-9 Obolen); s. z.B. Pritchett 1971,
von Elyros in Delphi (IC II,xiii l A, 3./2. Jh.); Kreta wird in der Theorodokenliste von Delphi be- 16-23 insbes. 22· Robert - Robert 1976, 216; Petropoulou 1985, 17f.
rücksichtigt: s.o. Anm. 1798. Ehrendekrete für Kreter in Delphi: SyIJ3737 (1. Jh.); FdD III 1, 439 !862Keine Silbentrennung. Zur Datierung vgl. Blass 1905, 365 (zum Dialekt); Dittenberger (zu
und 445 (3. Jh.); andere Kreter in Delphi: SGDI 1951 Z. 3, 5f. und 1954 Z. 11 (dazu Masson 1985, SylP 524); Guarducci 1942, 142; Schmitt 1969, 324. Anders Mariani 1895, 299 (~. Jh.). .
196) und 2144 Z. 14; CID 24 II 22f. (4.-2. Jh.); ein Delpher in Kreta: IC II,x l Z. 16. Die einzigen !863Larsen 1936, 20; Guarducci 1936b, 363; Bosanquet 1939/40, 69; G~arducc~19~2, 145, 164,
kretischen Besucher Olympias, die man kennt, sind die kretischen Olympioniken: s. Moretti 1957, Gschnitzer 1958, 37. Auch Setaia war sicher früher eine unabhängige Pohs: Spyndak1s 1970,__ 29f.
80 Nr. 158, 84 Nr. 81, 91 Nr. 224, 98 Nr. 274, 101 Nr. 296, 113 Nr. 367b, 117 Nr. 390, 154 Nr. Van Effenterre 1991b, 399 vermutet, daß Praisos dieses Gebiet wege~ semer ausgedehnten Wälder
752, 170 Nr. 906; Moretti 1987, 68 Nr. 158; vielleicht lvO 154 (s. Wilhelm 1909, 309f.). eroberte, die für den Schiffbau von großer Bedeutung waren. Zur nauuschen Bcdeut?n~ des Hafens
1857Vgl. Blass 1905, 366. Anders Dittenbcrger (zu SylP 524 Anm. 16); Guarducci 1942, 146; von :E,itda s. Delatte 1947, 65f., Portulan I (16. Jh.). In der modernen Sta~t ~,itna 1st kem nen:
Gschnitzer 1958, 36 ('anderswohin',also nicht nach Delphi und Olympia). nenswertcs archäologisches Material aus der klassischen und hellemsus_chenZeit gefunden worden,
1858Guarducci 1942, 146. die antike Stadt ist dennoch in ihrer Umgebung zu suchen: vgl. Papadak1s1989, l 08f.
1859Aus diesem Grund halte ich die Ergänzung von Blass 1905, 366 in B 18f. ([O,acr]crco0rvtwv) !864Vgl. Gschnitzer 1958, 37.
394 C II. Nr. 66. Gortyn-Amyklaioi C II. Nr. 66. Gortyn-Amyklaioi 395
sammenhang beschlossen wurde. Es existierte also ein weiteres Dokument, in dem zu Z. 14f. 16 Ende Chaniotis. 17 Ende Chaniotis; oder Ö!KaÖOOvtrovfü: FiKa[n ---]; T\KHalbherr;
die Rechte und Pflichten der Setaiten beschrieben waren. Ähnlich wie im Fall der Sta- T\KllGuarducci. 18 Anfang Halbherr; [--]Örovtm Guarducci, Schmitt. 19 Blass; Ka.uarii.tov au.K ...
liten mußten die Praisier wohl gewisse Zugeständnisse gegenüber Setaia machen; es Haibberr; [ar] Ka? Guarducci. 20 [EltEtKa 6u]ari1?; Aavxuv[Ev] Halbherr. 21 Guarducci; KavvE![-] (=
KapvEl[-]) Aly. 22 Anfang ~~ Guarducci.
ist auch anzunehmen, daß Setaia über die Durchführung von Seereisen hinaus zu Tri-
butzahlungen verpflichtet war. "[---] dort [sich zum Prozeß stellen?, nachdem durch Herold angekündigt wird?
Datierwig ---], sollen sie [in doppelter Höhe?] bezahlen; ---] dort [sich zum Prozeß stellen?],
nachdem durch Herold angekündigt wird, [---] die Amyklaioi, dann sollen bezahlen
S.o. 64.
( ?) [---], dann soll jeder Kosmos[--- bezahlen?];[---] und bezahlen[---], dasFleisch
mit keiner List ( ?) [--- sollen sie J in einfacher Höhe [bezahlen---, sollen sie---] ein-
Nr. 66. Vertrag zwischen Gortyn und der abhängigen Gemeinde der
Amyklaioi, spätes 3. Jh. treiben[--- die Hälfte?]. Und wenn er nicht nach dem [hier Geschriebenen?] handelt,
[---], wie es geschrieben steht. [--- darf klagen?], jeder, der es will. [---], sollen ein-
Beschreibung: Allseits abgebrochene Stele(?) aus Kalkstein; H 47 cm, B 24 cm; Buchstabenhöhe 1- treiben (?); und klagen soll [jeder, der es will; ---1und wenn jemandem von [---] Un-
1,5 cm.
recht getan wird, [---] der Kosmoi, zu den Kosmoi [---; --- zu den] geschäfts-
Buchstabenformen: A5, H4, 02, K2, Al, M4, NI, N4, TTI, I4, !25.
Fundort Verbaut in eine Wand der Kirche der ITavayia in 'AnmaoKapt. führenden(?) [Kosmoi], [den Prozeß] einleiten(?)[---] und sie sollen den Prozeß
Ed.: Halbherr 1890, 716f. Nr. 167 (Druckfaksimile) [Hitzig 1907, 28 Nr. 42; SGDI 5025]; IC IV [innerhalb von zwanzig Tagen?] führen.[--- wenn sie die Prozesse nicht führen?], zu
172 (Photo); SV III 586. Vgl. Aly 1908, 9 Anm. 9 (zu Z. 21). den Amyklaioi (oder am Fest Amyklaia?); [--- wenn er] dasSchwein opfert[---] dann
[--------------- -] und durch Los erhalten[---] vor dem Beginn des Monats Karneios [---] innerhalb
[------------------------------ ]TAI OOJI au-n, K[apu~avt- ------------] eines Jahres[---]."
[--- ------------]AMQ an[o ]oov[t]wv Öt[1tAOOv? ---]
[----- ÖiKav?]au-n, OOllKapu~avt.[. l Vorliegendes Dokument regelt die Beziehungen zwischen Gortyn und den Amy-
[-------o]i 'AµuKl.llun a,roooµ(i:v--------------------] klaioi. Die Forschung nimmt einhellig an, daß es sich um eine abhängige Gemeinde
5 [------------ U1to]~1c:ia~?FEKq.a,asO~[opµo~----------------] handelt, 1865 wahrscheinlich eine vordorische Gründung. 1866 Abgesehen von dieser
1 -lJQIK· WtO<XlVt(J}V 1 -- J Inschrift spricht auch Stephanos von Byzanz von einer Stadt und einer Bucht mit dem
[ ]°I.IKpEatf.XVUlµfT\&µ1fü?-----]
1-----wroöo]vt(J}V a.M[oov ___ · -] Namen Amyklaion. 1867 Ihre genaue Lage ist nicht bekannt. 1868 Der Stein wurde
1---------]M ltpllTIOVt(J}V
TA[------------------------1 zwar in 'AxrncroKcxpt gefunden, könnte aber von einem anderen Ort (z.B. Gortyn)
10 1------ iiµi?]va· ai ocµ11F~pol [Ka]t[a----------------1 dorthin gebracht worden sein. l869 Der Kult des Apollon Amyklaios ist in Gortyn gut
[--------]I-&1 irtpattm .[-------.:_-----------------] belegt.1870 In Amyklaion befand sich sicher ein Heiligtum des Apollon Amyklai-
[----- ------------- ]NTQN tCJllßOJÄ.oµEVWI Ö[IKa/i&OOa1?-----] os; 1871 die von Stephanos von Byzanz überlieferte Form des Ortsnamens (nicht
[--------------- 1tp?]am:OOm,Ö!Kaööctl0wÖ[Eoß<oA6µrv~ ----]
'AµuKAat, sondern 'AµuKA.aiov, sc. i.ep6v) ist ein zuverlässiges Indiz hierfür. Zu
[--------] ~!.~ K' ~\icri~m~[oo] T[-----------------1 beachten ist ferner, daß dieses Dokument u.a. auch sakrale Angelegenheiten regelte,
1S [----------------- rm t01~ Kopµo1[~ --------------------1
Ko](>IUOV,
[--------rni to~ Kopµm~t ]o~ E(j>mtaµEVOl~ dad[ tw? --------------------]
(-----------------------1 oc
ÖtKaÖOOvtwv Fim[ tl aµrpiiv? --------1
[----- -- ÖtKUÖ?]öwvtm rn' 'AµuK).akn[~-------------------] 1865Halbherr 1890, 717; Guarducci 1936b, 361; Larsen 1937, 830; van Effenterre 1948, 155
[--------------] KU6uari1tov au[v] K[---------1 Anm. 1; Guarducci 1950a, 236a; Willetts 1955, 119; Willetts 1962, 261; Schmitt 1969, 392; Wil-
20 [-------·---------]IHJ ~oKaKai AfXVXavr[- ----------------------1 letts 1979, 238-240; Willetts 1986c, 261.
1--------]AEYl 1tp[o].~ Kavv~ia[~ VEµOV~l~---------] 1866Aly 1908, 12; Guarducci 1950a, 236; Willetts 1962, 260f.; Willetts 1979, 238-240; Willetts
[--------] .. i:v,001i:vlllu,[001 · ---------------1 1986a, 178-180.
1867Steph. Byz., s.v. 'AµuKAat ·... fon lClllltOAl~'AµuKAalOVEVKp~tll Kill Öpµo~. Sporn 1996
Die Länge der Zeilen ist nicht bekannt. Im wesentlichen Lesungen von Halbherr. 1 auti\ Blass, weist aber darauf hin, daß eine Handschrift die Lesung öpo; (statt Öpµo~) gibt. Es ist nicht sicher, ob
Guarducci, Schmitt; au.~ Halbherr; K[apu~avt-] Chaniotis (vgl. Z. 3). Vielleicht (öiKav ...] ... öfü und wann Amyklaion den Polis-Status hatte. Wbitehead 1994 hat gezeigt, daß Stephanos von Byzanz
(vgl. Z. 3). 2 aµ. an[o]Mv[t]wv Halbherr; [ö]aµw oder [-Ö]aµw (ein Name) Guarducci; vielleicht versuchte, den unterschiedlichen rechtlichen Status von Siedlungen durch die bewußte Verwendung
eine Form des Wortes i:niöaµo~ (bzw. anoöaµo~); Ö![nMov] Chaniotis (vgl. Z. 8); Ai bzw. Öta verschiedener Termini zum Ausdruck zu bringen. Dies macht aber seine Angaben nicht unbedingt
Guarducci. 3 Anfang Chaniotis; Kapu~avn Halbherr, Guarducci; autfi Blass; aut~ Halbherr. 5 zuverlässig, da er oft in seinen Quellen falsche Auskünfte fand; zu den Problemen s. auch Chaniotis
[<lltO]-~1c:ia,w?Chani?tiS( '7IKALO oder _'fIKA:WGuarducci; FEK~atos ~[opµo~] Guarducci; FEK[a]- 1995b, 736f.
crt[o ]~ OI Halbherr; o K[opµo~] Charuous. 7 Lesungen von Guarducci; der zweite Buchstabe ist viel- l86 8Aiy 1908, llf. lokalisierte Amyklaion zwischen Matalon und Lissen, Faure 1960a, 239 (zu-
leicht ein n. 8 [anoöo]vtwv Halbherr; anA[oov] Blass. 9 Halbherr; [au]µnpattov,wv? Guarducci.
rückhaltend) bei KoKKtv~ Ilupy~. in der Nähe von Tuµ1t<llCl.
10 Anfa1!_gChaniotis; wahrscheinlich [m]t[a ta ~ypaµµr.va]; der Rest Guarducci; d öi: µ11r Halb-
1869Guarducci 1950a, 236.
herr. II a1 Guarducci; ai Halbherr; &1Blass; am Ende vielleicht ein T, Guarducci. 12 Ende Chanio-
tis; ö?[---l Guarducci. 13 Anfang Blass; [Ö]attc66m Halbherr; [--]attc66m Guarducci, Schmitt; [o 1870Halbherr 1890, 717; Aly 1908, 10-13; Guarducci 1950a, 130, 236; Willetts 1962, 260f.;
ßwA6µi:vo~]Chaniotis. 14f. u[no] t[ wv / Ko]pµwv Blass; Guarducci bemerkte jedoch zu Recht, daß die Willetts 1986a, 178f.
Zeilen viel länger gewesen sein müssen. 15f. wi~ Kopµo1[~/ t]oi~ i:cpiamµEV01~Blass; vgl. jedoch o. 187lund nicht in Gortyn selbst; so Guarducci 1936a, 185; Guarducci 1936b, 361 Anm_. 3;
Guarducci 1950a, 236. Willetts 1962, 261 läßt die Frage der Lage des Heiligtums offen; ausführliche
Diskussion der Probleme bei Sporn 1996.
396 C II. Nr. 66. Gortyn-Amyklaioi C il. Nr. 66. Gortyn-Amyk/aioi 397

namentlich das Opfer eines Schweins. Auch dies unterstützt die Annahme, daß die Z. 2: Aus dem Verb a1toötS6vm hat M. Guarducci geschlossen, daß hier (ebenso
Amyklaioi in der Nähe eines bedeutenden Heiligtums wohnten. Es ist verlockend, wie in Z. 6) von Abgaben die Rede ist, die die Amyklaioi den Gortyniern zu leisten
Koµµ6i;, wo Ausgrabungen eine von der spätminoischen Zeit bis zum Ende der 7. hatten. 1878Das Verb a1toötS6vm kommt jedoch in keinem Vertrag zwischen ab-
Jh. blühende Hafenstadt und ein wichtiges Heiligtum der klassischen und hellenisti- hängiger Gemeinde und Hauptort in diesem Sinn vor. Abgesehen von seiner eigent-
schen Zeit zu Tage gefördert haben, 1872mit Amyklaion zu identifizieren. 1873Der Ort lichen Bedeutung 'zurückgeben' bedeutet a1toötS6vm 'zahlen'. 1879Angesichts des
war auch in der hellenistischen Zeit bewohnt. 1874Jedoch ist dort nur ein unsicherer Kontexts scheint mir hier letztere Bedeutung vorzuliegen: Die vertragswidrig Han-
Hinweis auf den Apollonkult gefunden worden, der diese Identifizierung bestätigen delnden müssen eine Gesdstrafe bzw. Entschädigung zahlen, wahrscheinlich in dop-
könnte. 1875Der Status von Amyklaion als einer von Gortyn abhängigen Gemeinde pelter Höhe (?t[1tA.6ov]bzw. ?t[1tA.6uvnµav] o.ä., vgl. Z. 8 a1tA[6ov?]).l880
geht nur indirekt aus vorliegendem Abkommen hervor. Auf diese Frage können wir Z. 5: Die Rede ist offenbar von einer Geldstrafe, die die Kosmoi bei Versäumnis
jedoch erst nach einem detaillierten Studium der erhaltenen Zeilenreste eingehen. einer Pflicht, vermutlich im Zusammenhang mit Rechtsgeschäften, zahlen müssen.
Z 1: Diese Zeile enthielt m.E. einen ähnlichen Text wie die 3. Zeile; beiden Stellen Z 7: Wenn die Lesung 1Cpforichtig ist, handelt es sich um ein Verbot (vgl. ,txvm
gemeinsam ist das Ortsadverbium uu,f\, 1876das Verb ötS6vm, wahrscheinlich auch [µ11fü:µtfö], 'mit keiner List', d.h. 'unter keinen Umständen'), vielleicht in bezug auf
das Aoristpartizip des Verbs lCTJPU't'tEtv:Das Partizip ist fast vollständig in Z. 3 er- die Aufteilung des Fleisches geopferter Tiere. 1881H.H. Schmitt dachte an die Liefe-
halten - nur der Kasus ist nicht sicher (rnpu~uvn oder 1capu~uv,E[i;]?). In Z. 1 ist rung von Opfertieren durch die Amyklaioi. 1882Eine ähnliche Verpflichtung gegen-
nur der erste Buchstabe erhalten. Kr1PUHEtv('durch Herold ausrufen lassen') kann über Gortyn hatten die Rhizenier, nämlich alle zwei Jahre die Opfertiere für Zeus
zwar in vielfacher Weise verwendet werden, hier scheint jedoch eher ein gerichtlicher Idaios zu liefern. 1883
Kontext vorzuliegen. Zu dieser Vermutung führt der Inhalt der nächsten Zeilen und
eine andere kretische Parallele: Im Vertrag zwischen Gortyn und der von ihr abhängi- Z. 8: Wahrscheinlich ist die Rede von einer Geldstrafe (vgl. Z. 2).
gen Gemeinde der Rhizenier (5. Jh.) ist im Zusammenhang mit Klagen der Rhizenier Z. 9: M. Guarducci und H.H. Schmitt sahen im Verb 1tpu't't6v,mv die Eintreibung
gegen die Gortynier von einem Herold die Rede: "Wenn aber wiederum(?) die Ge- der Gefälle durch gortynische Behörden angesprochen. 1884Das Verb hat in der Re-
meinde der Rhizenier einen Rechtsstreit mit den Gortyniern hat, so soll der Herold gel die Bedeutung 'für sich eintreiben' bzw. 'Strafgeld einziehen'. 1885Dies ist sicher
(sie auffordern), innerhalb einer Frist von 10 Tagen nach Rhizenia zu kommen" auch hier der Fall. Vor 1tpm,6v,mv steht ein Wort im Akkusativ, vielleicht das Ob-
(Übers. H. Bengtson). 1877Wenn dies zutriftt, müßte das Verb ötS6vm zum Aus- jekt des Verbs ([,av nµa]µ bzw. [1tp6crnµo]µ) oder ein Attribut (z.B. [a1tA.6u]µ
druck ötKTJVötS6vm gehören, also 'Strafe leiden', 'sich zum Prozeß stellen', aber ,a[v nµav]). Mit -ra[--] könnte aber auch eine Frist anfangen: 7tpU't-
7tpU't'tOV'tffiV
auch allgemein 'Rechtshilfe gewähren' (s.o. Anm. 890). Das Verb im Konjunktiv 'tOV'tO)V,ex[V -- aµEpav ]. 1886Vielleicht ist dann von der Teilung der Geldstrafe zwi-
könnte in einem Konditional-, Final- oder Temporalsatz stehen (u\' KUbzw. u\' KU schen Polis und Kläger die Rede, wenn in Z. 10 das Wort [~µi]vu steht (vgl. B Vl/ 4
µ~, fod KU, Ömoi;).Die Bestimmung würde dann die Führung von Prozessen an zur Popularklage).
einem Ort (uu,f\) durch Einschaltung eines Herolds betreffen. Z. 10-13: Diese Zeilen betreffen vertragswidrige Handlungen der Kosmoi, 1887denn
das Partizip oßouMµEvoi; kommt in der Regel im Zusammenhang mit der Popular-
klage bei vertragswidrigen Handlungen vor (B Vll 4). Anschließend ist von der Ein-
1872zu den Ausgrabungens. Shaw 1989(mit der älterenLiteratur).Zu Handelsaktivitäten in ziehung einer Geldstrafe die Rede. iltKa1;rn0m (im Gegensatz zu ötKal;nv, 'rich-
diesemHafenim 8. und 7. Jh. s. Csapo1991. ten') heißt 'Klage erheben'; das Verb begegnet in der Regel im Zusammenhang mit
l873Shaw1978,152-154;vgl. WilletL~ 1979,240;so auchCucuzza1996. der Popularklage bei Verletzungen des Vertrags. 1888
1874Shaw- Shaw1993,183zu Keramikfunden des 4. Jh. undder hellenistischenZeit.
1875J. und L. Robert(Bull.epigr. 1982,274) lesen auf dem Fragmnenteines dort gefundenen
RundaltarshellenistischerZeit (Shaw 1980,223, Taf. 59e) ['A1t]D,) ..rovt.Sicherbezeugtsind in l878Guarducci1950a,236;ihr folgtSchmitt1969,391.
Kommosdie KultevonZeusTlymios(?) undAthena,vielleichtauchvon Pan und Poscidon:Shaw 18?928Z. 26; 55 KopieA Z. 37f.;64 B 21; SV III 482 Z. 42.
1980,249f. Shaw 1989,173f.und 176Anm.44 erwägtdie Möglichkeit,daß die TempelAl, A2 1880zu diesenWendungenvgl.11 Z. 3f.:{moOtKot r[crtrovt&] omA.o(ro);
SV II 216Z. 9f.: Ot1tA.Et
undB, die phoinikischeElementeaufweisen,mit dem Kultder apollinischen Triasassoziertwerden KatacrtcicrmtCI.V UltAOOV ttµo.v; IC I,ix 1 Z. 130f.:to. OlltA.oaa[1totn]aavtrov;IV 41 I 6f.: to
können.Es ist noch hinzuzufügen,daß von einigenForschemdas EpithetonAmyklaiosals eine UltA.o(o)v
tEtCJfitm; IV 77 B 8-10.:EltECJtE!CJUl
to llltl..OOVKattCI.Emtiµia;vgl.Bile 1988b,236f.
Übertragungdes phoinikischenGötternamens(A)mukalins Griechischegedeutetwird; Apollon l881Vgl.Guarducci1950a,236:"hostiaesacrificiisdataefortassecommemorantur".
Amyklaioswurdein Idalion(Zypern)mit Resep(A)mukalidentifiziert:s. Aly 1908,10; Masson 1882Schmitt1969,391.
1961,246-248;Burkert 1975;70; Burkert1977,228; Dietrich 1978;Dietrich 1986, 160f.;vgl. 1883 SV II 216 Z. 1-3.
Willetts1986a,180;s. aber Sporn1996.Die InschriftIC IV 72 III 7-9,die ArtemisToksia(hierzu:
Guarducci1936a)in einemZusammenhang mit dem Ort Amyklaionoder mit dem Heiligtumdes 1884Guarducci 1950a,236;Schmitt1969,392.
ApollonAmyklaiosnennt(u1toµ6amto.v "AptEµtv1tap· 'AµuKA.atov 1to.pto.vToKaiav),hilft in 188511Z. 12-14;55 Z. 36-38;SV II 216 Z. lOf.;IC J,ix 1 Z. 109, 118f.,123f., 128-131;vgl.
dieserFragenichtweiter. 18 Z. 7f., 16, 21, 26; 64 B 19f.;SV III 482 Z. 64.
1876zum Worts. Blass 1905,305;Bile 1988a,212 Anm.230. 1886Vgl.11 z. lf., 12f.:ofü:KOCJµo~ [1t]pa~avtro[v tiiv OEK'] aµEpiiv;18 z. 17f.
1877sv II 216 z. 12-14:Ön 0€ [Kaau]t[t~] UVltlltUtCJOVtl to KOlVOV oi 'PtHEVlOl ltOptttov~ 1887soauch Hitzig1907,28.
foptuv(ov[~......]v tov KapuKa'PtttEVllOE
[VtatO (0)€Kaitapi:µEvKtA.. 1888s.o.S. 147Anm.913; vgl. 63 Z. 11:[Ot]Ka00E66m 0€ tov [ßroA.6µrvov?];SV II 216z. 8:
398 C II. Nr. 66. Gortyn-Amyklaioi C II. Nr. 67. Gortyn-Amyklaioi? 399

Z. 14-18: Dieser Abschnitt betrifft die Klagen von Privatleuten (wahrscheinlich Be- ten, für welches sie zu sorgen hatten. Auf Kreta gibt es auch sonst Hinweise auf die
wohnern Amyklaions) wegen ungerechter Behandlung. 1889Die Klage ist bei den Existenz abhängiger Gemeinden in der Nähe von Heiligtümern (s.o. S. 163).
Kosmoi von Gortyn einzureichen. 1890Mit Eqncr,:aµevot Kocrµot in Z. 16 sind nicht z. 2lf: Der Inhalt der letzten Zeilen liegt völlig im dunkeln. Genannt wird jeweils
die jeweils amtierenden Kosmoi gemeint; 1891 dann hätte man das Wort Kooµot oder eine Frist: vor dem Beginn des Monats Kameios, der in Gortyn auch sonst belegt
die Formulierung oi 1:6K'ad Kooµ6vrn; verwendet. 1892Es handelt sich um eine ge- ist, 1900bzw. innerhalb eines Jahres.
schäftsführende Kommission, bei der die Klagen eingingen. 1893Vielleicht beginnt
Die erhaltenen Bestimmungen setzen sich anscheinend mit folgenden Problemen
mit dcrn- (Z. 16) der Ausdruck ÖtK11Vdcrtevm ('das Gerichtsverfahren eröff-
auseinander: a) mit der Führung von Prozessen (Z_ 1-3, 14-18), b) mit Strafen für
nen').1894Die Prozesse sind innerhalb einer Frist von zwanzig Tagen (ÖtKaöö6v1:cov
verschiedene vertragswidrige Handlungen (Z. 10-13, vielleicht 4-6, 8f.) und c) mit
öe F{K[ai:t aµepav]) durchzuführen.1 895 In Z. 18 steht ein Konditional- oder
Opfern (Z. 19f., vielleicht Z. 7)_ Derartige Bestimmungen könnten auch in einem
Temporalsatz ([E7tEtKa ÖtKaÖ]Öcovnoder [at rn µii ÖtKaÖ]&ovn).1896 Vertrag zwischen unabhängigen Staaten einen Sinn ergeben. Einen eindeutigen Hin-
Z. 18-20: In Z. 18 wird das Fest Amyklaia oder das Ethnikon Amyklaios genannt. weis auf eine untergeordnete Stellung der Amyklaioi gibt es in dieser Inschrift nicht.
Die anschließende Erwähnung eines Schweineopfers (Z. 19) zeigt, daß hier Bestim- Ebensowenig geht aus dem Text hervor, daß die Amyklaioi zu irgendeiner Tribut-
mungen über ein Fest getroffen werden. Es ist aber zweifelhaft, ob es sich um die zahlung verpflichtet waren. Die Indizien für die Abhängigkeit Amyklaions von Gor-
Pflicht der Amyklaioi handelt, Opfertiere an Gortyn zu liefern. 1897Das Verb 'Aayxa- tyn liefert uns nicht die Inschrift, sondern vor allem die (vermutete) geographische
vetv ('durch Los erhalten', Z. 20) deutet darauf hin, daß etwas durch Los verteilt Lage des Ortes am Meer und sein Name: 1) Es gibt keinen Hafen südlich und in un-
wurde, vielleicht das Fleisch von Opfertieren; unmittelbar zuvor läßt sich eine Form mittelbarer Umgebung von Gortyn, der unabhängig war. 2) Der Name Amyklaion
von 0unv ergänzen: [E7tft l((X 0u]cr,it 1:0KCX 1898K<Xl'Aavxave,:[,:co FEKCX-
(= 1:61:1::) leitet sich von einem Heiligtum des Apollon Amyklaios ab. Dies bringt Amyklaion
cr,:oc;?].Es sei noch darauf hingewiesen, daß das Verb 'Aanavnv auch in einer mit weiteren kretischen Hafenorten in Verbindung, die ihren Namen von Heilig-
fragmentarischen archaischen Inschrift von Dreros in Zusammenhang mit Opfern tümern ableiteten und von einem Hauptort abhängig waren (s.o. S. 163 mit Anm.
(oder Weihungen) vorkommt. 1899Diese Klausel betrifft also ein Fest und dürfte 1042). Die Bestimmungen über sakrale Angelegenheiten in diesem Dokument stün-
wohl die Frage regeln, wer für das Opfer an diesem Fest zuständig ist (vgl. 59 Z. den dann nicht im Zusammenhang mit 'Tributzahlungen' an Gortyn, sondern mit der
8 lf.), und wie das Fleisch von Opfertieren zu verteilen ist. Diese Bestimmung ist ein Fürsorge für das Heiligtum und damit verbundenen Privilegien (Opferrecht).
zusätzlicher Hinweis darauf, daß die Amyklaioi in der Nähe eines Heiligtums wohn- Datierung
Paläographische Kriterien führen zu einer Datierung ins späte 3. oder frühe 2.
Jh.1901
K<JfVEtat ÖtKa[t8t]Ka88r8m;SV III 562Z. 8f.: ai OE·ti[~'tlVU UO\ICT)<Jf\t.
..] 8mi[1;rn8m--]. Vgl.
IPArk5 Z. 26, 31, 36f.; 17 Z. 93; 24 Z. 6, 17. .. Nr. 67. Abkommen (?) zwischen Gortyn und einer anonymen Gemein-
1889Schmitt 1969,392.
de (Amyklaion?), 3. Jh.
1890Guarducci 1950a,236;Koemer1987,478f.
1891So Guarducci1950a,236 ("decosmismunussuumexercentibusdicitur")undWilletts1955, Beschreibung:FragmenteinerStele(?) aus lokalemStein,oben,untenundlinksabgebrochen;H 43
119.Hitzig1907,28 vermutete,daß hier ein Verfahrengegenden fehlbarenKosmosbeimNach- cm, B 17 cm,T 20 cm;Buchstabenhöhe 2-2,5cm.
folgerim Amtbeschriebenwird. Buchstabenformen: A3,04, K2,M3,M4,NI, 03, PI, :I:4,Y2,Q6,F2.
1892Vgl.z.B. 28 Z. 41; 32 Z. 4; 43 Z. 29. Fundort:Pythionvon Gortyn.
1893Vgl.Ciccotti1892,183(der Kosmos"a cui risalela responsabilita dcl fattodi cui si tratta"). Ed.: Halbherr1889,58 und60 Nr. 2 (Faksimile);IC IV 173(Faksimile).
Zur Existenzgeschäftsführender Kommissionen im Kosmenkollegium s. den Kommentarzu 28 Z. Vaca t
33. Zur Bedeutungvon Eq>icrmµm (Ion.Eiticrmµm,'tobe set over')s. LSJ,s.v. So auchin 18 Z. ['fütttO>V------
KOpµtovtwv
tO>V
cr]uvK~ö[av-]
29f.; 28 Z. 66, 69; 43 Z. 16;50 Z. 15. Das Verbkommtschonin IC IV 14 Z. 1 (= Koemcr1993,
369f.Nr. 121,Gortyn,6. Jh.) in dieserBedeutung('das mit einemGeschäftbeauftragteKosmos- [n? ,&-------- fo]pruvtot
kollegium')vor; s. Koemer1987,478f.; Koemer1993,370; ungenauBile 1988a,266 ("le cosme [-----------] aut~fop-
principal","enchef'). [ruv---------]MATO\P
1894z.B. Isaios5,31; 8,44; Dem. 19,211;21,78;28,17. 5 [------------]Eofut to;
1895zu Fristen vgl. B VII 5. Zum Genitiv, der eine Frist zum Ausdruckbringt s. Meister 1---------to)v~mpµov[~l
1905/06,14lf. Es kannnichtvon zwanzigRichterndie Redesein(81rn8oov'tCov 8/, FiK[an]),weil 1----------]I tOV~i8[-
der bestimmteArtikelfehlt:vgl. ML 2 Z. 4: oi 1Kat1oi tu; 1t61..to~;
IC IV 162Z. 9: Kp1v6vtwv oi [ov~?---------] mv~öi-
ElttCX
Kat' ayopav. [Kav~---------iAr FiKa-
1896Vgl.18 z. J5f. mit Kommentar 10 [ncxµrpiiv?-------]lfopruva-
1897s0Schmitt1969,391.
1898zu ,6Ka s. Bile 1988a,216.
1899Veröffentlichtvon van Effcnterre1946,600-602Nr. 4 (Duhoux1982,28-37;Bilc 1988a,
1900Guarducci
1950a,236;Trümpy1996,§ 109f.
30f.Nr. 6): EFUOE tOl<Jl / fü;µEvKU8[001.n:o; I..UYKUVEV
Sucrm[crt] [t]o E[--] (7.16.Jh.).
1901Vgl.Guarducci1950a,235.
400 C II. Nr. 67. Gortyn-Amyklaioi? C II. Nr. 67. Gortyn-Amyklaioi? 401

[&? -----------------E!tt"tOV~ Kopµo?]v~ Cl."(EV


über Magnesia am Mäander: Kat foaywyav Ka[t E~aywyav l unapxev Ka'ta 't(Xap-
[------------- -----]A ,iii 'Aµu-
xata.1909 A6yµa, als terminus technicus für den Volksbeschluß, ist für Kreta be-
[tla(w ----------------------------] oiKC½
[-------------------] 1tpoFi- legt.1910 Wenn diese Vermutung zutrifft, würde ein derartiger Hinweis auf einen
Ja:»:
15 [K'.(ln Cl~pav? ------------------------------- alten Beschluß (Gortyns?) zu einem Abkommen mit einer abhängigen Gemeinde
[ ---- --------] passen, in dem die Bestimmungen eines älteren Beschlusses des Hauptortes über die
Die Länge der Zeilen ist nicht bekannt. Lesungen von Halbherr. 2 [fo]p,uvwt Guarducci· denkbar Rechtsverhältnisse zur abhängigen Gemeinde bestätigt und neue Bestimmungen ver-
[,cio~EF!lOE ro lp-ruviot[~].[,cionruvt6rv-ro r O ]pwvtot [Kat ---]. [,ciod1trxwp17cmv ro]pri>Vtoto.ä. einbart werden.
4f. Vielleicht[Ka-ra"[{)
o6y]µa "[{) ap[xa1ov].7f. [E1t]\,ov~ ioi[ov~Kopµov~?J. 9f. [aµtp]a~ FtKa[n?J
Halbherr. 10 Anfang, Chaniotis. lOf. Chaniotis; fop,uva[6rv?J Guarducci. 11 Ende Chaniotis. 12 Z. 5-7: Abgesehen von der Nennung der Kosmoi (im Zusammenhang mit einer
'Aµu[KMxiw] Halbherr.13 [,a~J oder [,ii~]. 14f.Chaniotis;Fi[,can?J Halbherr. Pflicht?) in Z. 6, ist der Inhalt dieser Zeilen unverständlich. Vielleicht geht es um die
Es ist nicht ersichtlich, ob das vorliegende Dokument ein Vertrag oder ein Volks- Führung von Prozessen (s.u.).
beschluß ist 1902In den Z. 2f. ließe sich zwar die in den gortynischen Inschriften be- Führung von Prozessen (Z. -14): Man erkennt das Wort ÖtKa (Z. 8f., 13); ferner ist
legte Beschlußformel 'taö' EFaÖE bzw. Eöo~Ev fop-cuvioti; ergänzen, 1903ebensogut zweimal von 20tägigen Fristen (für die Durchführung von Prozessen?) die Rede.191 I
aber auch Vertragsformeln, etwa -caöE cnJvE0evw bzw. E7ttwtcrÖE cruvE0evw + Na- In Z. 10 wird vielleicht erwähnt, wohin sich der Kläger wenden sollte (fop-cuva-
men der Vertragspartner im Nominativ, -caÖErno~E fop-cuvioti; + Namen des Ver- [ÖE]?), um seine Klage einzureichen, bzw. wo die Vorladung des Beklagten statt-
tragspartners im Dativ; denkbar wären ferner Formulierungen, die in Abkommen fand.1912 Das Verb äynv (Z. 11) in diesem gerichtlichen Kontext kann eigentlich nur
zwischen einer Polis und einer abhängigen Gemeinde vorkommen, etwa -caÖE enexw- die Bedeutung 'den Angeklagten vor die Magistrate bringen' haben, wie z.B. im
PTJCTavfop-cuvwt (vgl. 69 A 4) bzw. E7tt wicröe EÖcoimv fop-cuvwt (vgl. 64 A 4). Rechtshilfevertrag zwischen Milet und Knosos: ay6v-coxmv eµ µev KVO)(JffitE7tt
Auf diese Frage werden wir nach der Betrachtung der erhaltenen Zeilenreste zurück- 'toui; KOcrµoui;.19!3 Der Genitiv 'tffi 'Aµu[KAaico] in Z. 12f. wird als der in Gortyn
kommen. auch sonst belegte Monat Amyklaios verstanden. 1914Es ist jedoch denkbar, daß hier
Datierungsformel (Z. 1, vgl. B ll 5.3): Der Name des gortynischen Protokosmos war die abhängige Gemeinde der Amyklaioi genannt wird (vgl. 66). 1915
wahrscheinlich Kydas, ein in Gortyn häufig belegter Name. 19°4 Auch andere kreti- Aus den erhaltenen Wortresten geht m.E. hervor, daß wir es mit einem Rechts-
sche Namen fangen mit Kyd- an, keiner ist jedoch in Gortyn belegt.1905 Man kennt hilfeabkommen zu tun haben. Die kretischen Städte schlossen derartige Abkommen
mehrere Magistrate dieses Namens aus Gortyn im späten 3. und frühen 2. Jh.1906 Da nicht nur untereinander ab, sondern häufig auch mit Städten des Auslands 1916sowie
die Zeilenlänge nicht bekannt ist, wissen wir nicht, ob auch der eponyme Beamte mit abhängigen Gemeinden (B [). Die Datierung nur nach den gortynischen Beamten
eines Vertragspartners genannt wurde. Dies ist allerdings nicht notwendig (s. z.B. (Z. 1), die Beschlußformel (Z. 2) und der vermutute Hinweis auf ein älteres Psephi-
64 und 71 Testimonium a). sma (Z. 4) erwecken den Eindruck, daß Gortyns Vertragspartner eher eine abhängige
Beschluß- bzw. Vertragsformel (Z. 2, s.o.). Gemeinde war. Diese Vermutung wird durch den Namen Amyklaios bzw. Amyklai-
on in Z. 12f. verstärkt: Denn der Monat Amyklaios scheint in Gortyn keine markante
Z 3: Au-c6i; kann sowohl Nominativ Singular als auch Akkusativ Plural sein; der Stellung im Jahr - als erster, siebter oder letzter Monat - gehabt zu haben, die seine
Akkusativ wird in dieser Inschrift nicht nur mit der Endung -vi; (Z. 6, 7, 8), sondern
Nennung in einem Abkommen über die Führung von Prozessen gerechtfertigt haben
auch mit der Endung -i; (Z. 5 -c6i;)gebildet.
könnte. Nichts würde uns dagegen hindern, in diesen Zeilen den Vertragspartner der
Z 4: Die Wortreste -µa -eoap- gehören sicher zum häufig verwendeten Schema Gortynier zu sehen, also die abhängige Gemeinde der Amyklaioi. Aus dem Text 66
Wort-Artikel-Attribut. Man denkt an das Epitheton apxaioi; als Attribut, wie z.B. wissen wir, daß die Gortynier um die Festsetzung ihres Rechtsverhältnisses zu Amy-
anoöous 't~V nµ~v 't~V apxa[i]av 1907oder 'tctÖEunoµvaµma -cai;ApT]piai; xwpai; klaion bemüht waren; die Frist von 20 Tagen (Z. 9f., 14f.) begegnet wahrscheinlich
-cai;apxaiai;. 1908Hierin könnte z.B. der Hinweis auf ein älteres Dokument enthalten auch im Vertrag zwischen Gortyn und Amyklaion (66 Z. 17).
sein, etwa [Kma to
ö6y]µa 'tO ap[xaiov], wie z.B. in einem Beschluß Hierapytnas

1902Guarducci1950a,237 läßt die Frage offen. l 909IC III,iii 3 C


8f. (frühes 2. Jh.).
1903Vgl. IC IV 78 (5. Jh.); 45 Z. 10. l910IC IV 196 Z. lf.
1904LGPN I, s.v. Kydans und Kydas. 11 Belege (von insgesamt23) stanunen aus Gortyn. 191IVgl. 11 z. 14 (Frist von 20 Tagen für die RückerstattunggeraubtenGutes).
19_05LGPN I, s.v. Kydannos, Kydiklcs, Kydimos, Kydokarpos. Von diesen Namen gibt es nur 1912ygl.SV II 216 Z. 13: [ayytAE?]v,ov ,capu,ca 'Pzm:va& (Gortyn-Rhizenia,5. Jh.).
veremzelteBelege.In LGPN I fehlt der in PraisosbelegteName Kydanor:IC III vi 9 z 127 19135v III 482 Z. 26f. (ca. 259/50).".
1906 ' . .
Petropoulou 1985, 157f. Tabelle 4 Nr. 11 (Protokosmos,spätes 3. Jh.). 32 (Kosmos, frühes 1914Guarducci1950a, 237; Willett~ 1986a, 179. Der Monat Amyklaios ist in Gortyn belegt (45
2. Jh.), 33 (Protokosmos,frühes 2. Jh.). Z. 3); s. Trümpy 1996, § 110.
1907SV III 482 Z. 42f. 1915Dies vermutetebereits Aly 1908, 10.
1908IC I,ix 1 Z. 137-139. l916Eine Zusammenstellungbei Hitzig 1907, 22-30 Nr. 33, 35, 41, 44; s. auch Gauthier 1972.
277-282; Beule 1978, 70-76.
402 C II. Nr. 68. Eleutherna-Artemitai C II. Nr. 68. Eleuthema-Artemitai 403

Datierung [ta], auv8[~Ka~? ------- t&v 'Ap-]


[tt]µttu[v ------------]
Paläographische Kriterien führen zu einer Datierung auf das 3. Jh.;1917 die inkon-
[.]HIMÄ[--------- 'EAOU8-]
sequente Vexwendung des Digamma (Z. 9, 14, aber Z. 7 iöt-) und des Dialekts (Z. 5 10 [e]pva[t-----------------1
'toi;, aber Z. 6-8 'tovi;, Kopµovi;, 'tavi;) spricht für die zweite Jahrhunderthälfte. [--------]
Lesungen von Petrulakis und Guarducci. Die Zeilenlänge im Fragment A ist nicht bekannt. A 1
Nr. 68. Vertrag zwischen Eleutherna und der abhängigen Gemeinde Guarducci; OilE Petrulakis. 2 Petrulakis; am Anfang vielleicht ein I, Guarducci. 3 [i]vfiµtv? Guar-
der Artemitai, spätes 3. Jh. ducci; vgl. B 12f. 4 vtµtv? Guarducci; nach np- ein I oder H, Guarducci. 5 Am Ende vielleicht ein A,
aa<pa[A-?] Guarducci. 6-8 Chaniotis; 6 0ENNEM Petrulakis; vi:µ(tv?J Guarducci; 7 nÖEKA.a..
Beschreibung: Auf drei Seiten beschrifteter Steinblock, oben und unten abgebrochen; H 18 cm, B Petrulakis; Öi:Kabzw. Öt Ka, ay bzw. an Guarducci; 8 tAO"fT1.11t[ro] Petrulakis; [aµ]<ptAOyfitGuar-
25,5 cm, T 12,5 cm; Buchstabenhöhe 1-1,2 cm. ducci. 8f. t&/[v] oder t&/[t] Guarducci; 9 Vielleicht 11o. IO Petrulakis. 11 Guarducci. B 1 Chaniotis
Buchstabenformen: Al, ill, E4, E5, H3, 02, K4, Ml, NI, N2, 01, m, P2, I:2, Y3, QJ. (vgl. B 7); denkbar auch ano<pmvrtro (vgl. B 3); trot---Ka Petrulakis; [..]not to~ Ka a, dann eine
Fundort: Unbekannt. Jetzt im Archäologischen Museum von Rhethymnon (lnv.Nr. E 28). senkrechte Haste (f, I, n, P, T), Guarducci. 2f. Guarducci; Kattt.pia~ Kat 1tprny(11ia~JPetrulakis. 4
Text: Petrulakis 1914, 225-229; IC 11,xii22 (Teilphoto). Vgl. Petrulakis 1915, 94. Guarducci. 5-11 Petrulakis. 12 Guarducci; µ~ rnayydATJta citvtaµT]Petrulakis. 13 Guarducci; --µtvt-
A - to'i~ Et Petrulakis. Die Zeilenlänge im Fragment C ist nicht bekannt. C 1 Petrulakis. 2 Guarducci;
KAA Petrutakis. 3-6 Petrulakis. 3 Am Ende vielleicht ein Y, tuwvu[µ--?J Guarducci. 5 [ai] Öi:Ka?
--------) Guarducci; denkbar auch ÖEKaoder eine Form von ÖEK<ltl].7 Guarducci; auv [to'i~J Petrulakis. 8-IO
[------Javt6&: Petrulakis. 8f. Vielleicht [Kotvii/t] 11iöia[ t]; T)iöia Petrulakis.
[-----------------------].MENAiil[.)
[-----]NHMENTA[.] Der Zustand der Fragmente A und C erlaubt keine Übersetzung.
[------] vtµn,? 1tp.
5 [-------]VTjtCXl amp. B
[----------]o6€V V€µ- "[--- dann soll er] ihm diejenigen [schicken?, vorzeigen?}, die er will, {abgesehen
[------]T·J ÖE1maµ-
~
[€pav? ------------aµJ<p\A.oyiit rn- von den] Zwanzigjährigen (?)und den Alten. Und wenn er nicht vorzeigt (darlegt?),
wenn das Kosmenkollegium von Eleutherna es anordnet, soll jeder, der nicht bei-
[------Ji-I OEltOlKO<;
IO [---- 'EÄ.ou0]tpvairov steuert, fünf Statere als Strafe bezahlen. Und wer die Gemeinde der Artemitai verläßt,
[----aµ]q,_0or[--] soll es den Kosmoi von Eleutherna ankündigen; wenn er es nicht ankündigt, sollen
B fiir ihn die heiligen Dinge keine Geltung haben[---]".
[----napi:xi:o6ro?]
[ooiJt&t to~ Ka AffitMriv 1 Es ist nicht sicher, ob auf den drei Seiten des Steins nur ein Dokument aufge-
EtKattEti~ Kal 1tp€CJY11- zeichnet worden war; lediglich die Seiten B und C enthalten mit Gewißheit Abschnitte
[ta]~. Ai Öt Ka µri ano<pav11t desselben, die Artemitai betreffenden Vertrags. Wie anschließend gezeigt wird, ge-
[Ö];( () KOOµo~KEAT1t!ll () 'EÄ.-
hört wohl auch der Text A zu diesem Vertrag.
5 [ou]8tpva'io~. 1tEVt€atat-
fipa~ <lltOtlV€V EKClOtOV [t-] FragmentA
ov µT][n]api:xoµevov. "Oa[t-]
Der Text betrifft die Rechtsverhältnisse zwischen Eleutherna (A 11) und einer
[t]~ ÖEK' <l1t0Af:l7l11l
'W.VltOA[t-]
Gruppe von i::1tot1Cot(A 9). Auf Kreta begegnet das Wort nur in dieser Inschrift. Die
.ftmv t&v 'Apt€µttäv lr-l
10 1t!l'YY11Mtroto'i~ Kooµot[~] anderen griechischen Parallelen legen eine Deutung wie 'Neusiedler' nahe. 1918 M.
to~ 'EAOU8tpvaiot~·ai Öt K[a] Guarducci und M. Bile dachten zu Recht an eine in irgendeiner Form abhängige Be-
µri €1t!lYY11ATI,
ta 8'iva µri i- . völkerung.1919 Aus dem Text geht eindeutig hervor, daß die footJCot keine Bürger
vfiµn, tiotvu. To'i~ÖE:T[.] von Eleuthema waren, da zwischen ihnen und den Bürgern ('EAou0epvatot) unter-
1 ..
schieden wird (A 9f.). Weil das Wort i::1tot1Coi;im Griechischen ansonsten immer
C
[-------] freie Menschen bezeichnet,1920 waren diese 'Nicht-Bürger' freie Personen (oder
[..]NI l Freigelassene). Die Neusiedler wurden sicher auf eleuthernäischem Gebiet ange-
[.]KM![----- ---] siedelt; sonst würde man - aus der Sicht Eleuhternas - nicht von 'Neusiedlern' spre-
EYnN.[-----------] chen. So dürfen wir nicht an Bürger denken, die die Eleuthernäer ins Ausland schick-
ETTAM[---------]
5 [ ..JilEKA[---------------------------]
[.]OITQ(-------------------------1
1918Allgemein: Casewitz 1985, 156f.; Bile 1988a, 345 mit Anm. 87 ("colon additionel,
d'appoint").
1919Guarducci 1939a, 163; Bile 1988a, 345.
1917Vgl. Guarducci 1950a, 236. 1920Vgl. die von Casewitz 1985, 155-158 zusammengestellten Zeugnisse.
1
1

404 C ll. Nr. 68. F:leutherna-Artemitai ! C II. Nr. 68. Eleutherna-Artemitai 405
ten, wie z.B. die Eleuthemäer, die in Sipilen angesiedelt wurden (s.o. S. 112). Der In Verträgen begegnet häufig der Ausdruck l::v01Voi:;,stets im Zusammenhang mit der
Text regelte offenbar die Führung von Prozessen zwischen den Eleuthemäem und Abänderungsklausel (B II 4). Das Abjektiv bringt zum Ausdruck, daß ein Ab-
den Neusiedlern. Das Verb aµqnAoyücr0m bedeutet 'einen Rechtsstreit haben'. 1921 kommen nach gemeinsam vereinbarten Streichungen bzw. Zusätzen 'heilig, gültig'
Wenn in Z. 7f. das Wort OEKa steht, 1922wird hier wohl eine Frist von zehn Tagen bleibt. So könnte man für ,c'x 0'iva die Bedeutung 'von den Göttern bzw. vom Eid
(für die Ladung 1923bzw. Durchführung des Prozesses oder das Einziehen der Geld- geschützte Vereinbarung' annehmen. Dann ist der Sinn dieser Klausel ein anderer:
strafe)1924 genannt. Alles andere muß spekulativ bleiben: Ist in A 4 und 6f. von Wei- Durch Verlassen des Ortes wird der Artemites durch eine bestimmte Vereinbarung
derecht (vlµuv) sowie von Schäden durch die Viehzucht (A 5 [cri]vrrrm?, vgl. B V nicht mehr geschützt; er verliert ein ihm durch Eid zugesprochenes Recht. Diese
3) die Rede? Interpretation scheint mir deswegen zwingend, weil sonst die Verbindung zwischen
Fragment B Tat (unangekündigtes Verlassen eines Ortes) und Strafe (Verlust des Rechtes, an
Dies ist der einzige aussagekräftige Abschnitt des Dokuments. Es handelt sich of- einem Kult teilzunehmen) unbegreiflich wäre. Die Strafe muß eben der Verlust der
fenbar um einen Vertrag (vgl. auch C 7) zwischen Eleuthema und einer von ihr ab- Rechte gewesen sein, die dem Bewohner dieses Ortes vertraglich gesichert wurden,
hängigen Gemeinde mit dem Name Artemitai. Diese Gemeinde wird ausdrücklich als für die Zeit, die er diesen Ort bewohnte. Diese lokale Bindung der Artemitai an ihren
Wohnort ist auch das einzige, aber gewichtige Indiz dafür, daß es sich um die E7t-
7tOAltT]ta (1t0Anda) bezeichnet; dieser Ausdruck wird von M. Guarducci als Hin-
weis auf eine Art 'Bürgerrecht' gedeutet, 1925entsprechend der normalen Bedeutung OlKOtdes Fragments A handeln muß.
des Wortes. Der Kontext weist jedoch in eine andere Richtung: a
noAn:TJta ,wv 'Ap- Wenden wir uns nun den Pflichten der Artemitai gegenüber Eleutherna zu: Sie
n:µnav wird als eine Einheit von Personen aufgefaßt, die am seihen Ort 'wohnen, müssen etwas aufbringen, beisteuern oder leisten (naplxrn0m, vgl. ano<paivnv:
ihren Sitz haben' (1toAnEuoucr1), und nicht 'Bürgerrecht haben' (1toAl'tEuov1m).1926 'vorzeigen, kundtun, Angaben in einer Rechnung aufführen'), sobald dies durch die
floAl'tT]ta ist dementsprechend eine Siedlung, keine Bürgergemeinde. Zu dieser An- Kosmoi von Eleutherna eingeforder wird (B 3, 7). Das Verb naphrn0m kommt in
nahme führt erstens der Ausdruck arroAEirrElv ('verlassen') ,c'xv rroAnT]tav, der den kretischen Staatsverträgen meistens in militärischem Kontext vor. Es bezieht sich
zeigt, daß hier rroAl'tT]ta als ein Ort verstanden wird, und zweitens der Inhalt des Do- am häufigsten auf Proviant bzw. Lohn für Söldner und Hilfstruppen, 1928aber auch
kuments, aus dem hervorgeht, daß die Artemitai von Eleutherna abhängig sind: Sie auf Opfertiere, 1929Gastgeschenke, 1930Möglichkeiten für Söldnerwerbung 1931und
erhalten von den Kosmoi Eleuthernas Weisungen (Z. 4f.) und sind verpflichtet, die Hilfstruppen. 1932 Hier handelt es sich um eine Pflicht, die unregelmäßig erbracht
Kosmoi Eleuthemas zu benachrichtigen, wenn sie ihren Wohnort verlassen. Die Ar- wird; es kann also nicht die Lieferung von Naturalien, Opfertieren u.ä. sein, sondern
temitai definieren sich demnach nur aufgrund ihres gemeinsamen Wohnortes als eine Dienstleistung, vergleichbar z.B. mit der Pflicht der Staliten, Transporte für die
Gruppe und nicht aufgrund eines Bürgerrechtes. Diese lokale Bindung geht vor allem Praisier zu übernehmen (64), oder der Bewohner von Kaudos, die Gortynier mili-
aus B 7-13 hervor. Wenn die Artemitai ohne vorherige Benachrichtigung der Kosmoi tärisch zu unterstützen (69). Auf militärische Hilfe weisen die ersten Zeilen hin: Das
Eleuthernas diesen Ort verlassen, werden sie nicht etwa mit einer Strafe bedroht, son- Wort flKanE,ia (dKomnia) erklärte M. Bile sicher zu Recht als "periode ou äge de
dern mit dem Verlust des Rechtsschutzes. So ist der Ausdruck ,c'x 0tva µ11 ivijµEv vingt ans".1933 Da dieses Wort hier mit der Konjunktion Kai mit dem nächsten Wort
(,c'x0üa µT]EVEtvm) zu verstehen. "Evrnn nv1 bedeutet 'besitzen, die Möglichkeit 1tprnrii1a (nprnßda) verbunden wird, müssen beide Worte semantisch verwandt
haben'. Wer den Ort eigenwillig verläßt, verliert 'die heiligen Dinge'. Um zu ver- sein. flprnßda bedeutet in der Regel 'Gesandtschaft', kann jedoch auch die Bedeu-
stehen, was mit diesen 'heiligen Dingen' gemeint ist, müssen wir kurz dem Gebrauch tung 'hohes Alter' haben_1934 Von der Bedeutung 'Gesandtschaft' kan man hier ge-
des Adjektivs 0tva in den kretischen Rechtsinschriften nachgehen: a) Es begegnet im trost absehen, denn es ist nicht zu erklären, in welchem Zusammenhang eine Ge-
Ausdruck µE,EXElV0ivcov Kat av0pcorrivcov ('das volle Bürgerrecht haben, sowohl sandtschaft und eine Periode von 20 Jahren hier stehen sollten. Nehmen wir dagegen
in bezug auf die profanen als auch auf die sakralen Angelegenheiten', B IV]). Bringt für npECTYTJta die Bedeutung 'hohes Alter' an, ergibt auch das Wort a
flKanE,ia -
man ,c'x0tva dieses Dokuments mit diesem Ausdruck in Verbindung, müßte man an-
nehmen, daß die Artemitai bestimmte Rechte sakraler Natur verlieren würden_ 1927 h)
192Ssv III 501 z. 3lf.; 502 z. 29; 551 Z. 22f., 33; 552 A 36; Ducrey - van Effenterre 1969, 281
A 18, 21f.; vgl. 28 Z. 30, 32; 64 B l lf., 14, 25.
1921Bile 1988a,353 ("dehattrc,contcster").Vgl. ,a aµIJltAAqoµEva:54 Z. 7: 55 Kopie A Z. 10; 1929sv II 216 Z. 2; III 551 Z. 91.
1930sv II 148 B 17.
aµljltAfynv:IPArk 1 Z. 19.
1922Guarducci1939a, 163la~OE,m; dann müßteaher vorhindie Konjunktionai gestandenhahcn. l9 31sv III 502 Z. 13f.; 551 Z. 11, 40f.; 552 A 26f.
1923Vgl. SV II 216 Z. Bf.: EVmtö (ö)bm 11aprµEv. · l932sy II 147 A 1, C 2; IC IV 179 Z. 15.
1924Vgl. 11 Z. l2f.: 0 Öf:Kocrµo;[11]pa~avw1[v 1933Bile 1988a, 168.
,iiv ofr'J aµEpav 10V0,r\J8rpov: SV III 482 Z. 1934zum Begriff und zur Wortbildungvgl. den in Gortyn belegten Tenninus vE6m~. eine aus
64f.: UllOÖOUVat... EVaµrpm; ÖEKa.
1925Guarducci1939a, 163.Bile 1988a,342 läßt die frage offen. jungen MännernbestehendeBehörde:s. Petropoulou1985, 108f.mit den Zeugnissenund der älteren
1926zu diesem Unterschieds.o. Anm. 613. Literatur. Zum semantischen Feld 11prnßda, 11pEaßrnt~~.1tpdy1a10~u.ä. in den kretischen In-
1927So Guarducci 1939a, 163: "nullumrerum divinarumcommerciumilli ahhinc futurum crit"; schriften:Masson 1963, 65-68; Davaras 1980,5-7. Guarducci1935, 163 und Bile 1988a, 341 über-
setzen das Wort hier als 'Gesandtschaft'.Zur Bedeutung'hohes Alter' s. z.B. Aesch., Pers. 4: Kata
vgl. Bile 1988a,356: "lcs affaircsdivines".
1tpEaßdav;Plat., Rep. 509 h: 11prnßdq:l((l\ ouvaµEt\lltEPEXOVtO~.
406 C Il. Nr. 68. Eleuthema-Artemitai C II. Nr. 69. Gonyn-Kaudos 407

als eine Altersangabe - einen Sinn. Es werden nämlich zwei Personengruppen ge- Nr. 69. Vertrag zwischen Gortyn und den Bewohnern von Kaudos,
nannt, die (beide) entweder eine Pflicht haben oder von dieser Pflicht entbunden 3./2. Jh.
werden. Es sind die 'Alten' (wohl über 60 Jahre) und die 'Zwanzigjährigen', zwei
Altersgruppen, die im Altertum nur eines gemeinsam gehabt hatten: Sie gehörten Beschreibung: Drei Quader eines Pfeilers. Frgm. A: Vollständig erhalten, abgesehen von einer klei-
nen Beschädigung oben links; H 70 cm, B 80 cm (oben)-82 cm (unten), T 48 cm; der Text setzte
beide nicht zum normalen Aufgebot einer Polis. 1935 Eine Erklärung dieser Stelle sich auf einem anderen Stein fort; Frgm. B: an allen Seiten bis auf den linken Rand abgebrochen; H
wäre also, daß die Epheben einerseits und die Alten andererseits nicht zu den Hilfs- 63 cm, B 35 cm (erb.), T 20,5 cm (erb.); Frgm. C: unten und rechL~abgebrochen, oben beschädigt;
truppen ausgehoben werden, die die Artemitai im Bedarfsfall den Eleuthernäem H 24 cm, B 39 cm; Buchstabenhöhe 1-2 cm; Reste von roter Farbe.
Buchstabenformen: A3, A4, B4, E4, H3, 04, K2, M4, NI, :::2,03, TTI, PI, 1:3, 1:4, Q6; F2.
schicken müssen. Eine letzte Frage betrifft die Herkunft der Artemitai. Aufschluß- Fundort: Ursprünglich stand der Pfeiler an der Front des Apollontempels von Gortyn (vgl. 31).
reich in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, daß sie ihrer Rechte verlustig gehen, Frgm. A: in den Ruinen des 'Praetoriums' von Gortyn vermauert (1927); Frgm. B: in einem Bauern-
sobald sie den ihnen von Eleuthema zugewiesenen Ort verlassen; sie fielen offenbar haus zwischen "Aytot lu:Ka und 'Aµ1tEA.Oii~o~ verntauert (1960); Frgm. C: Pythion von Gortyn (jetzt
in ihren vorherigen Status zuriick. Diese Drohung ergibt m.E. nur bei Unfreien einen verschollen).
Ed.: Fragm. C: Halbherr 1897, 332f. Nr. 37 (Faksimile) [SGDI 5022]. Frgm. A+C: Guarducci
Sinn, die beim Verletzen des Abkommens ihre (auch nur) beschränkte Freiheit und 1930, 472-474, 480f. (Photo, Faksimile) [JC IV 184]. Frgm. B: Davaras 1963, 141-1S2, Taf. 66
Selbständigkeit verlieren. [Bull. epigr. 1966, 355; SEG XXIII 589]. Vgl. Gscbnitzer 1958, 38 Anm. 2 (zu A 17f.). Autopsie
(Fragment B).
Diese Vermutungen lassen sich jedoch nur mit Hilfe von Parallelen in anderen
kretischen Rechtstexten bestätigen. Die Zuweisung eines bestimmten Wohnortes an A
Freigelassene ist für Gortyn überliefert (Latosion: s.o. S. 162). Interessanterweise ['Aya0]fü TIJX!ll.'fütt tWVAi0EAf(J)V foptuvt Kopµt6Vt(J)V
tWVcruv·;Epmiw tw 'Aµv<Xt(J) ÖKUtO tt:taptov, µ11vo~
handelt es sich in beiden Fällen um Orte, die ihren Namen von einem Heiligtum ab-
Fruxaviw,vac. EVfü:Kauöo'i rnl tiov cruv 'ÜlpEA.<Xvopwt tWl
leiten (Latosion<Leto, Artemitai<Artemis). Eine ferne Parallele bietet das Schicksal n6ptwvo~. TaoE €7t(XffiP1101lV OlfoptUVtol to'i~tc'xvKa[ii-]
der theräischen Gefangenen in Allaria, die offenbar freigelassen wurden und im 5 öov FotKiovcrt· EM:u0t\pov~ Kilt mitov6µov~ Kilt autooi- ~
Gebiet von Allaria Land erhielten (ca. 250).193 6 Die Gemeinde der Bewohner von KOV~ tc'x7t0ptl lj/WUtOV~ FOllCT\V,µt\vovcrtCVtat Katacr(tacr)t at
Kaudos bietet eine Parallele für die Zuweisung einer bestimmten Rechtsstellung (Ka- oi fopTIJvtot Katfomcrav xri1toµt\vov~ KTjµ1t0Aiµw1xipftv[m]
tacrmcrti;) an eine abhängige Bevölkerung (s. 69). Schließlich wird die militärische to'i~foptUviot~, xp11µt\vov~ v6µ01~to'i~ ioiot~. <l>t:pEV OEtov~
EVKauöo'i FOtKiovmv~tWVyivvoµt:V(J)V CVtat xropm
7t<XVt(J)V
Unterstützung einer Stadt durch die Bewohner abhängiger Gemeinden für Gortyn be-
l O OEK<Xt!lV Ka0~ Ol fopTIJVlOl,7tAfJ.V Svatwv Kilt tiov Atµt:vwvtii~
zeugt (69). 1937 Diese Deutungen würden die Vorgeschichte des Abkommens er- 1tpocr60<0 Kilt /\.0.vac.xavwv·miim 8' Cl\Jtolt\xovtwv.vac. 'AAWV OEOt-
klären. Eleutherna siedelte eine Personengruppe (EnotKot), vielleicht Freigelassene an OOVt(J)V Xl/\.t<XOU~1tt:VtE
Kat' tv1aut6v, 1taAAO.µßavfaw OEo
einem Ort an, in der Nähe eines Artemisheiligtums. 1938 Die Stadt gewährte ihnen ~pdytcrt~ KiltOl Cilpottc'x~itivtE XlAl<XO!lV~ Kilt ai
E~tiiv a'J-..iJ.v,
durch ein Abkommen bestimmte Rechte als Gegenleistung für die Erfüllung bestimm- µt\[v K]a Miwvtt omKoµm6vtwv oi tc'xvKaiiöov FOtKiovtE~ tq,' fi-
ter Pflichten. Die Neusiedler hatten im Bedarfsfall militärische Unterstützung zu 15 µivm, ai OEµfi MiotEv ll;aptu6v0wv autot oi fopTIJvtot.tnoov-
leisten und durften den Ort nur nach Ankündigung verlassen. Eleutherna war offen- u
twv OEKilt apKru0wv FEÖ(µvov~OtllKatiov~ K' f\l q,o-
pa, Tl[ot:]KUµfi f\l q,opc'xFESTjKOVt!l,7tEptOEtii~ Koµtoii~fo[tw]
bar darum besorgt, daß stets genügend Personen am Ort verblieben, was mit seiner [K]a0[ro]~tiov CX/\.{A}wv i\ypmtm. vac. "Ott ocK' Ecr7t€tlllE~tc'xvxco-
strategischen Bedeutung oder exponierten Lage an der Grenze erklärt werden kann. [pav0ffi]SCl/\.<XOOa~f\µEVtiot 'A1tü-J...rov1
tio[t nut]((J)t tc'xvOEK[amv].
Die Ansiedlung dieser Nicht-Bürger in der Nähe eines Heiligtums und ihre Bindung Lesungen und Ergänzungen von Guarducci. 6 KATA:EIauf dem Stein. 19 Anfang Gschnitzer; E~tiiv
an diesen Ort erinnert stark an zwei aus den griechischen Freilassungen bekannte xw[piiv~] Guarducci.
Merkmale: Weihung des Freigelassenen an einen Gott (hier Niederlassung im Heilig- B
tum) und Paramone-Pflicht (hier Verbot, den Wohnort zu verlassen, vgl. S. 162f.). [....]IA!t.E[-----------ca 30 ---------------------------oi r:vKau-]
Datierung ÖO'ii=~~~i~Vt½ TA[-------- ca. 25 -----------ai ocKU]
xpftm ii aµ1t~6v~<?~?~~[vKauöo'i FotKlOVtE~ ---------------]
Aufgrund der Paläographie wird der Text auf das späte 3. Jh. datiert. 19 39 [o]i fopTIJVtot,tpaq,ovtwv OE[-------------ca. 24 --------------]
5 [.]t0tvtwv. Ai'.tiKU8b11O[------------------- ca. 21 ----------v-]
tE~.t. iKa~OE81ooµcv[~pa; <XMT]A.Oll ~?-- ca. 10 --------------]
[K]atc'xtc'xautc'x81:KU\AO.µ[ßavEV ---------ca. 21 -------------]
[oi]K11V oi: µfi tl;fotw KA[:____________________ ca. 24 --- foptu-]
1935Vgl. Kromayer - Veith 1928, I, 38 (Sparta), 47 (Athen). 0
viw;. Ai oi tt~ a8tKiot tov [EYKauöo'i FotKiovta, Ep7tt:-?]
1936JGXII 3,328; s.o. Anm. 1040. 10 t<?O<XOlKtoµEVo~ to'i~ K?p[µot~.VtlCT\V 8' ÖtEp<X K' 6µ6-]
l937Daß Freigelassene und Freie ohne Bürgerrecht Söldnerdienst leisteten, wird allgemein an- crcovttoi 1v ..iE~.Taut[a 81:-------------------ca.27 ---------]
genommen: s. van Effentcrre 1948, 173; Spyridakis 1977; Brulc 1978, 170-172; Pctropoulou 1985, MEN 1tavm, tov Öp{K)ov Kilt[---------------.A'{ot\ ti KUo µi:v]
82.
fopTIJVlO~ tOVtv Kauöof [i:otK!OVt!lai ttiitm ?, outo~ 81:tOV]
l 938Guarducci 1939a, 163.
1939Vgl.Guarducci 1939a, 162.
fopTIJvtov,µai:11p_1 ::dpjry[cracr0m,oµi:v fopTIJvto~EKtiov EVKauöo'i]
408 C II. Nr. 69. Gortyn-Kaudos C II. Nr. 69. Gortyn-Kaudos 409
15 FOtKt6v,rov,o6'ey Kau&:>[t]f?[tK(rovEK,iov fop.uvirov. -----------]
~~~cnoµE~ ~f'.6iKOJl<\t [Ka 'tO6tciypaµµa (XEl.·o6' a6l1Cl6µevo;] gärten in Empfang nehmen; 1940 und wenn die Bewohner von Kaudos es wünschen,
11&Mo;1tpo•<?a6mo~[ ro--------------------------------- ,<'½ 6i:6(-] sollen sie das Salz transportieren, indem sie die Kosten zur Hälfte tragen (?);wenn
~av; ,ot; 1tp[o]6trn~aµfy[m; eicmy6v,rov-------------ca. 12 ------ ,-] sie es aber nicht wollen, dann sollen die Gortynier selbst Schiffe stellen. Und sie
ioµ17v6;.VllC.Ttµ~t];6i:XP110_t[6µeßa------------------------------------] sollen 200 Medimnoi an Wacholder geben, immer wenn es Ernte gibt, 60 Medimnoi
20 AAAAxp11cn6~1iotV?Jf[OJ,iot----ca. ll---. 'Oci1t00n:M6µev-?) aber, wenn es keine Ernte gibt. Und was den Transport betrifft, soll es sein, wie
ca. 17 ------'tOVtv Kau-]
V~ rnt 'tWVrop<?yµ~ Eµ1tA_~['t0J---------------
auch über das Salz geschrieben steht. Und von dem, was vom Meer ans Land gespült
6ot FOtKiov,a,µ1:l?ET~--~~[-------------- ca 23 -----------------------]
TA7tEpl(j)UAUKas.vac. Ai & :.is [KU---------ca. 23 ----------------------] wird, soll der Zehnte dem Apollon Pythios gehören{---] LÜCKE VON MEHRE-
o1tpdytcr,~ ~ oty ~au6o~ fOtK_t<?[v -------ca. 18 -----------------------] REN ZEILEN.{---] die Bewohner von Kaudos {---; wenn es Bedarf gibt], sollen die
25 [...]~Y:.t ~f_l~-~~1;1(-------------------------
ca. 29 -----------------------] [Bewohner von Kaudos] aufwärts mit den Schiffen fahren (?) {---] die Gortynier;
Die Lesungen, die meisten Ergänzungen und die Enordnung des Fragments B zwischen den Frgm. A und ernähren sollen die[---]. Wenn etwas nötig ist[---]. Und wir werden [unter-
u~d C stammen von Davaras. 2 Ende Chaniotis. 3 Ende Chaniotis; (E)µ1tM6v,rovDavaras. 4f. [K/p]t- einander gemäß den Vereinbarungen? J Recht geben; und unter denselben Bedingun-
~ev,rov? Da~aras. 6 6i5?µ~v [1tpo; ~M~AOUsICU'ta'ta cruµßoAa 'ta Övm] Davaras; 6t66µev Chanio- gen werden wir Recht empfangen{---]; und es soll nicht erlaubt sein, einen Prozeß
Us. 7 ,Aaµ[ßavev] Chan10u~;Aaµf ßavoµ~v] Davaras. 9 Chaniotis; 9f. ,[ ii,]v [i:v Kau6ot FOtKtov,rov, [---] dem Gortynier. Und wenn jemand [einem Bewohner von Kaudos Unrecht tut?],
1t~u8e)!,~Davaras. l lf. mu,[a 6E... <PUA.a~ro?]/µev Davaras. 12 Ende [,a; cruv~Ka;? • t~fo,ro 6k, at
'tt Ka o µev] Davaras. OPIONauf dem Stein. 13 [ainii,at] oder [EvKaAfit]Chaniotis; [ci6tKtot]Da- soll derjenige, dem Unrecht getan wurde, zu den Kosmoi gehen, und das, wofür die
v~as. l;
E~d<:_ ,6<']Davaras. 16 &t ~h~i.otjs; äy ~avaras. 17 Ende Chaniotis; [1trn8hro ,ot;
[1t6,At
Kopµ~ts·: au,rov ?E 6t]Kav; ?av:iras. 18 [e;,ro t6t]ro µ11vo;Davaras. 19f. nµa[t]; 6E:xp11crt[6µe8aou
meisten Richter eidesstattlich ihre Stimme geben (oder: was die meisten eidesstattlich
aussagen), [gewinnt]. Und dies{---] den Eid und{---. Und wenn] ein Gortynier
,m; ~; ,ro 6,taypaµµa10;,] aAAa K,A.Davaras. 20 Ende Chaniotis; [o aq>tKVtoµe?]vo;Davaras. 24
Fomro[v Kopµo;?] Davaras. 25 [~1tocr~t]/~~?Y:.tbzw. [itapayyt]/~~?Y:.t als Partizip oder als 3.
einen Bewohner von Kaudos {anklagt? (oder einem Bewohner von Kaudos Unrecht
Person Plural; dann eme Form von a1to,tvEtv? tut?), oder ein Bewohner von Kaudos] einen Gortynier, sollen sie Zeugen heran-
C
ziehen, {der Gortynier unter den] Bewohnern von Kaudos und der Bewohner von
[a]i 6ha µ~ EOKUA.Ecrrov,m 1(----------------------------------------tv] Kaudos [unter den Gortyniern. --- Und?J wir sollen Schlichter einsetzen, [wie es im
6i:f6p.uvt rnt 'tOt;EKU'tOV X[-----------------------------------
fop.uvi-] Diagramma steht?---]. Und derjenige, dem Unrecht getan wurde,] oder ein anderer
ot; Kat 'tot; EVKau6ot FOtK(ov[crt. Ai 6t ,( Ka ~Tll ,iov t-] an seiner Stelle [---]. Und sie (die Kosmoi?) sollen die Prozesse für diejenigen, die
1tOJµooµ.'vrov ~ t~ ~ tv[8.'µev ---------------------------------------] bereits einen Schlichter eingesetzt hatten ( ?), innerhalb eines Monats ( ?) {--- einlei-
5 Kat 1tn88irovn, ä.µEvKa tv8iro[µEVEVOpKa Kat fv8tva nµev, ä]
ten?]. Und wir werden die Strafen {anwenden, die ---], im übrigen ( ?, sondern?) das
6k KUE~EAOJµEV, mu,a µ[~'tEi'vopKaµ~'tEi'v8tva nµev-------------1
I:[ ..l nµev ,a; xwpa; KA[--------------------------------------------------1 Gesetz [über---]. Der Vorsteher der Wache (?) soll nicht mit dem Schiff hineinfahren
l;)I: ~t7tTjl CXVatA.~00[at --------------------------------------------1 {---] den Bewohner von Kaudos und auch nicht{---] in bezug auf die Wache(?).
,avcr,ciAU;r op.u [v-------------------------------------------------------] Und wenn jemand{---], dann soll der Älteste oder der Bewohner von Kaudos {---].
Vacat. GRÖSSERE LÜCKE. {---] Und wenn sie zu sich nicht vorladen {---], in Gortyn
Lesungen und Ergänzungen von Halbherr. 1 Ende, der untere Teil einer senkrechten Haste. 2 Ende aber zu den Hundert(?)[--- den Gortyniern] und den Bewohnern von Kaudos. [Und
Blass. 4 i:v[8EµEv,U\ rn KOlVatßromcrrovmt] Halbherr. 7 ,ii; xwpa; bzw. ,a; xwpa; Guarducci. wenn sie beschließen], von dem unter Eid Vereinbarten etwas zu streichen oder {hin-
''Auf gutes Glück. Als in Gortyn die (Phyle der) Aitheleis die Kosmoi stellte, die zuzufügen ---] und überzeugen, dann soll das, was wir hinzufügen {vom Eid ge-
zusammen mit Ertaios, Sohn des Amnatos, amtierten, als (Ertaios sein Amt) zum schützt und heilig sein], was wir aber streichen, soll {weder vom Eid geschützt noch
vierten Mal innehatte, und in Kaudos im Amtsjahr der zusammen mit Ophelandros, heilig sein ---] sollen die Gebiete (?) [---] wenn {---] fehlt, zurücknehmen/auf sich
Sohn des Porton, amtierenden Kosmoi. Folgendes haben die Gortynier den Be- nehmen[---] die Stelen in Gortyn [---]".
wohnern von Kaudos zugestanden: Daß sie (Kaudos) frei und mit eigenen Gesetzen Vorliegende Regelung der Verhältnisse zwischen der Stadt Gortyn und den Be-
und mit dem Recht bewohnen, die Prozesse untereinander selbst zu führen; daß sie in wohnern der kleinen Insel Kaudos 19 4 1 stellt eine Vereinbarung zwischen einem Staat
der Stellung (Zustand, Verfassung?) bleiben, in die sie die Gortynier gesetzt haben; und einer ihm untergeordneten Gemeinde dar. 1942Eine Reihe von Details zeigt, daß
und daß sie den Gortyniern im Krieg und im Frieden folgen, indem sie ihre eigenen dieses Dokument mindestens z.T. als Vertrag verstanden wurde: Die Bestimmungen
G_esetzehaben. Und die Bewohner von Kaudos sollen, genau wie die Gortynier, wurden durch einen Eid - entweder nur durch die Gortynier oder durch beide Partei-
einen Zehnten von allem einbringen, was in ihrem Land produziert wird, mit Aus- en - besiegelt (B 12; C 3-6). Es begegnen ferner die Abänderungsklausel (C 3-6, vgl.
nahme von Lebewesen und mit Ausnahme der Häfeneinkünfte und des Gemüses. All B II 4) und die aus gortynischen Verträgen mit souveränen Staaten bekannte E7t-
das sollen sie behalten. Und an Salz sollen sie jedes Jahr 5.000 (Einheiten?) geben;
und die 5.000 (Einheiten) sollen der Älteste und die Grenzwächter von den Salz-
1940Gschnitzer 1958, 40 Anm. 7.
194 1Venezianisch Gozzo, heute rau6o;. Zu den Resten der Siedlung s. Spratt 1865, II, 276f.;
Sanders 1982, 165 (16/12).
l942Larsen 1937, 828; vgl. Guarducci 1950a, 265 (gortynischer Volksbeschluß); Willetts 1955,
39, 138; Gschnitzer 1958, 39; 1975, 88-102; zur besonderen Rechtsform des Dokuments s. B IX l.
410 C II. Nr. 69. Gonyn-Kaudos C //. Nr. 69. Gonyn-Kaudos 411

i:cr0m-Formel (A 7, s.o. B Ill l c). Der untergeordnete Status des zweiten Vertrags- setzen können: "die Kaudier sollen in derselben Stellung bleiben, die ihnen die Gor-
partners kommt jedoch in vielen Einzelheiten unmißverständlich zum Ausdruck: tynier zugewiesen haben". 1950Gemeint ist wahrscheinlich nicht die Bestimmung der
1) Die Gemeinde wird durch die Paraphrase ol. 'tav Kau8ov bzw. r,v Kau8o1 FotKi- Verfassung im engeren Sinne, 1951- denn die Bewohner von Kaudos haben ihre eige-
ovm; (A 4f., 8f., 14, B lL, 9, 13-15, 21f., 24, C 3) und nicht durch ein Ethnikon nen Gesetze (A 5, 8) -, sondern generell die Bestimmung der rechtlichen Stellung
(ol. Kauötot) benannt. 1943Der Ausdruck ol. oiKouvm; EV+ OrL,name wird auch in dieser Personengruppe durch den souveränen Staat. Diese Bestimmung geht sicher
einem Vertrag zwischen Polyrrhenia und Melos (frühes 3. Jh.) verwendet,1944 um auf eine frohere Zeit als dieser Vertrag zurock. Der Vertrag ist nicht identisch mit der
die Bewohner dieser Städte, die kein Bürgerrecht hatten (ol. oiKouv1i:.; r,µ Mo:Acot KCX'tO:<J'tClcrt.;;
er ist ihre Erweiterung. Die Zugeständnisse der Gortynier gegenüber
bzw. r,µ TToAuprjvt), von den Bürgern von Melos hzw. Polyrrhenia (Mo:Atot bzw. den Bewohnern von Kaudos haben also den Charakter eines einseitigen Rechtsaktes,
TToA.upfivtot)zu unterscheiden. 1945Dieselbe Ausdrucksweise im Vertrag zwischen mit dem der stärkere Partner dem schwächeren eine Reihe von Rechten gewährt und
Gortyn und den Bewohnern von Kaudos deutet darauf hin, daß die 'Kaudier' in eine Reihe von Pflichten auferlegt, aber er auch gewisse Verpflichtungen auf sich
keinem Fall das gortynische Bürgerrecht besaßen; sie werden auch stets von den nimmt. Zwei Merkmale des Dokuments verbinden es jedoch mit einem Abkommen:
Gortyniern unterschieden. Sie bildeten offenbar keine gleichwertige Bürgerschaft. die Eidesleistung und die Abänderungsklausel (vgl. B II 4).
Die Tatsache, <laß sie eigene Kosmoi (A 3f.) und Gesetze (A 5, 8) hatten, ändert Segensformel (A 1; vgl. B II 5.2).
nichts daran.1946
Datierungsformel (A 1-4; vgl. B II 5.3).1952
2) Die Bestimmungen des Vertrags werden als einseitiges Zugeständnis der Gortynier
gegenüber den Kaudiern verstanden ('t6:8i: bti:xwpricrav, A 4). Das Verb r,mxcopi:1v Der rechtliche Status der Bewohner von Kaudos (A 4-8): In einer Klausel wird das
kommt in der hellenistischen Zeit oft im Zusammenhang mit der Verleihung von Vor- Wesentliche über die Rechte und Pflichten der Bewohner von Kaudos gesagt: Die
rechten von einem König 1947oder dem Stattgeben eines Antrags oder einer Bitte Gortynier sichern ihnen die Freiheit (eA.eu0tpov.;), das Recht, ihre eigenen Gesetze
durch eine souveräne Instanz vor. 1948Hier tritt Gortyn als souveräner Staat gegen- zu haben und sich selbst zu verwalten (m'.i'tov6µov<;,xpriµtvov.; v6µot<; 101.; iöiot<;),
über einer abhängigen Gemeinde auf.1949 und das Recht, die Prozesse zwischen Mitgliedern ihrer Gemeinde selbst zu führen
3) Die Bewohner von Kaudos hatten ihre rechtliche Stellung als Gemeinde (A 6: Ka- (a-u108iKov.; 1a 1top11.\jfrnu16vc;), zu_1953 Prozesse zwischen Bewohnern von
16-.crrncrt.;)von den Gortyniern (A 7: Kmforncrav) erhalten. Man würde hier über- Kaudos und Gortyniern werden nach detaillierten Bestimmungen geführt, die an
anderer Stelle im Vertrag enthalten sind (B 6-20). Der rechtliche Status der Bewohner
von Kaudos, den die Gortynier froher bestimmt hatten, kann nicht geändert werden
1943Larsen 1937,828; sein Verweisauf IC IV 64 Z. 3 (oi rv 'AFÄ.fuvt FotKiovtEs)ist jedoch (A 6f.). Die Bewohner von Kaudos sind verpflichtet, der Außenpolitik den Gortynier
irreführend(derselbeFehlerbei Capdeville1994a,196 Anm. 37); denn die Bewohnervon Aulon
bildeteneine Außengemeinde GortynsundwarengortynischeBürger:Gschnitzer1958,40 (zumText zu folgen. Die so lapidar formulierten Grundsätze bedürfen an manchen Punkten
s. auch van Effenterre- Ruzc 1994,50-53Nr. 8). einer eingehenden Diskussion. Nach den grundlegenden Arbeiten von J.A.O. Larsen
I 944SEG XLI 771 (= SV III 577) Z. lf., 4-8: tos oiKovm; rµ M[aÄ.wiKat ta] xp11µamta über die 'Perioikoi' von Kreta 1954 wird in der Forschung allgemein angenommen,
M~[Ä.{wv] ... to[s oiKovmlsrµ IToÄ.upfivt
ICUl ta [xp11]µamta floÄ.up11viwv K[a\ta] tfuvOIICOUVTOJV daß die Bewohner von Kaudos eine von Gortyn abhängige Gemeinde mit lokaler
tµ fl[oÄ.upfivi].
1945Vgl. die 1tapo11Cot bzw. 1tapo11CiovtE; in Teos in den Beschlüssenvon Knososund Sybrita Selbstverwaltung bildeten. 1955Die Existenz derartiger Gemeinden auf gortynischem
überdie Asylievon Teos: IC I,viii 8; II,xxvi !; s. auch Chaniotis1993,36f. Gebiet ist gut bezeugt.1956 Für diese Deutung spricht die Tributzahlung an Gortyn (A
1946Vgl. Gschnitzer1958,40. 8-19), da Aristoteles die Zahlung von Tributen durch die abhängige Bevölkerung be-
1947Zum Verb tmxwpE1vs. Welles 1934, 337. Am aufschlußreichstenist das Abkommen
stätigt.1957 Die Gortynier waren außerdem die Herren des Landes, das von dieser
zwischenEumenesI. und den Truppenin Philetaireia-Attaleia (263/41),in dem die Zugeständnisse
des Königsmit diesemVerbeingeleitetwerden(SV III 481 Z. 1),um mindestensden Eindruckeiner
höherenAutoritätdes Königszu erwecken:dazus. Virgilio1982,105f.Vgl.auchz.B. OGIS221Z.
53f. (I.Ilion33; RC 12 Z. 4f.): ota to 'A011vaiwt. .. E7tLKEXWPiio0m(Brief Antiochos1., um 271); 1950zudieser Bedeutungvon 1Ca0(0,11µi s. z.B. SV II 134Z. 13f.(attischerVolksbeschlußüber
SV III492 Z. 65f.:ta tmnxwpT)µEvaIµupvatOLs\l7t0toll ßaotÄEOJs LEÄEUICOU; Z. IOOf.:OVtE (SC. Erythrai,5. Jh.):1Cata01:i:omtEVµEVVllVßoÄ.Ev tost' [emo1C]01tosICUl[tov]q,p[6]paPXOV,
KÄ.i;pov) 6 0Eos Kat Iw,~p 'Av,ioxos i'1tqwp110Ev aüto1s (Sympolitic Smyrna-Magnesiaam 195'So Gschnitzer i 975, 92; vgl. i3ile 1988a,282: "ils dcmeurentctan'sJa constitutiondans
Sipylos,ku~ nach 243); I.Iasos 3 B 10: EltEXWPT\011 ouv mllm (sc. ,av 1t6Ä.1v ti-.rn0EpavKat laquelle!es Gortyniens()es)ont installes".
aü,6voµov Eivm;Briefdes Beauftragtendes Ptolemaios1. an Ia~os,nach305;auf da~ Zugeständnis 1952DerAusdruckoKa to tEtaptov beziehtsich nur auf den Protokosmos;er hatte dieses Amt
folgenEide des Beauftragtenund der Iasier);I.Tralleis26 Z. 6; Bull.epigr. 1990,304 (S. 488, Ph. zwn viertenMal inne,wahrscheinlichnicht in aufeinanderfolgenden Jahren:s. Chaniotis1992,310-
Gauthier). 313.
194~S. zß. SV III 523 Z. 22-24: 1tapa1CUÄ.OUVtWV rnu; 'AvalCto[ptEls] ... tmxwpfiom toll 1953Larsen1937,829;Gschnitzer1975,9lf.
~o[tvov] EiµEvto tEpovltUVtWV t&v 'AKapvavwv;Z. 54f.: Ka0cos·•·ex1t6Ä.1; E7tEXWPT)OE (der 1954Larsen1936und 1937.
Akamanenbundbittet die StadtAnaktorion,den souveränenBesitzereines Heiligtums,darum,das 1955zurDefinitions.Larsen 1936, 1l; vgl. Willetts1955,39, 138f.;Gschnitzer1958,161;aus-
Heiligtumzum Heiligtumdes Bundes zu erklären,ca. 216); SylJ3756 Z. 14f.: 1tapa1CaÄ.Ei t~v führlichers. B IX I. Nur Kirsten1942,133hieltdie Bewohnervon Kaudosfür gortynischeBürger.
~ouÄ.11v EltlXWPfiom EatW\(Athen,1. Jh.); IC IV 168Z. 17-19:EltEl...a~tWOE aµE CX(j)EµEV autov E~ 1956Larsen1936, 12-19.S. auch B IX/.
tav ioiav, r1tEXW[p]~oaµEv (GortynerlaubteinemArLt, in seineHeimatzurückzukehren, ca. 218). 1957Arist, Pol. II 1272a 18-19:q,6provoüs <pi:poumv oi 1tEpiot1Cot;
vgl. DosiadasFGrHist458 F
Vgl. IC IV 72 XI 6. 2: Zur Aristoteles-Stelles. Petropoulou1985,8lf.; Lavrencic1988,151-155;Link 1991,119-122
1949Vgl.Guarducci1950a,266;Gschnitzer1958.39f.; 1975,90.
(mitder älterenLiteratur).
412 C II. Nr. 69. Gortyn-Kaudos C //. Nr. 69. Gortyn-Kaudos 413

Bevölkerung bewohnt wurde. 1958Die Tatsache, daß die Bewohner von Kaudos Einen Aufschluß auf die Ursprünge dieser Gemeinde gibt vielleicht die Sicherung der
Truppen aufstellten (A 7: xrinoµrvov~ KT]µ1t0Arµcot),spricht nicht gegen diese Deu- Freiheit der 'Kaudier' (A 5). Das Wort EA.Eu0epo~wird hier in einem Atemzug mit
tung, denn eine ähnliche Folgepflicht hatte wohl auch die von Eleuthema abhängige dem Adjektiv aut6voµo~ verwendet. Auf den ersten Blick haben wir also die
Gemeinde der Artemitai (68). S. Spyridakis hat dargelegt, daß die aus der literari- stehende Formel iAeu0epo~ Kat aut6voµo~. ein Schlagwort der griechischen zwi-
schen Überlieferung bekannten Söldnertruppen der NrnKpi,·tt~ aus freien Nichtbür- schenstaatlichen Beziehungen seit dem 4. Jh. 1967In der Diplomatensprache dieser
gern rekrutiert wurden, 1959 die mindestens z.T. freie Bewohner abhängiger Gemein- Zeit bedeutet Freiheit und Autonomie, daß eine Polis von Tributen, fremden Be-
den gewesen sein dürften. Der momentane Status der Bewohner von Kaudos als ab- satzungen und fremder Befehlshoheit frei ist und ihre Verfassung und Politik selbst
hängige Gemeinde war jedoch nur das Endergebnis einer langen historischen Ent- bestimmt. 1968Die Dinge jedoch, die man nach dem allgemein griechischen Sprach-
wicklung.1960 Die Anordnung, "sie sollen in derselben Stellung bleiben, in die sie gebrauch mit EA.rn0epia Kat autovoµia verband, besaßen die Bewohner von
die Gortynier setzten" (A 6f.), zeigt, daß zu einem nicht näher zu bestimmenden Zeit- Kaudos mit Sicherheit nicht. Sie mußten auf ihrer Insel eine gortynische Garnison (A
punkt die Stellung der 'Kaudier' festgesetzt - bzw. geändert - wurde; sie waren also 13: c1pot) aufnehmen; den rechtlihen Status ihrer Gemeinde durften sie nicht ver-
wohl nicht eine von den dorischen Eroberern unterworfene Urbevölkerung der Insel. ändern; schließlich entrichteten sie den Gortyniern Tribut. So drängt sich die Frage
M. Guarducci hielt - aufgrund der in diesem Text erwähnten Folgepflicht - die auf, ob es sich um die aus der hellenistischen Zeit bekannte Aushöhlung des Be-
'Kaudier' für in den Untertanenstatus herabgedrückte Bundesgenossen der Gorty- griffes EA.Eu0epia l((ll. autovoµia handelt 1969oder ob das Wort EA.Eu0epoc;hier
nier.1961 Es ist jedoch unwahrscheinlich, daß Kaudos früher einen unabhängigen seine wörtliche Bedeutung hat ('persönlich frei'), ob also die Gortynier die persön-
Staat bildete; die Bewohner der abhängigen Gemeinden, die früher den Status einer liche Freiheit der Bewohner von Kaudos sichern, eine persönliche Freiheit, die diese
Polis hatten, behielten ihr Ethnikon, während hier nur von 'den Bewohnern von Personengruppe nicht von Anfang an kannte, sondern von den Gortyniem zu einem
Kaudos' die Rede ist. 1962 Viel plausibler ist die Annahme einer Kolonisation der nicht bekannten Zeitpunkt erhielt. Demnach hätten die Gortynier auf der Insel Kaudos
kleinen Insel mit oder ohne Zustimmung der Gortynier. 1963F. Gschnitzer bevor- Freigelassene angesiedelt, deren Freiheit nun garantiert wird. Dies läßt sich nicht be-
zugte die Erklärung, die kleine Insel sei ohne Zustimmung der Gortynier kolonisiert weisen, zu diesem Verfahren gibt es aber Parallelen (s. S. 162f.). Auf der abgelege-
worden; die Bewohner hätten sich zu einem besonderen Gemeinwesen zusammen- nen Insel hatten die 'Kaudier' ihre Autonomie. Autonomie bedeutet hier, daß die Be-
geschlossen, dessen Duldung als Gemeinde Gortyn mit diesem Dokument an be- wohner von Kaudos sich selbst verwalteten, ihre Magistrate und eigenen Gesetze hat-
stimmte politische Bedingungen knüpfte. 1964Eine Parallele für diesen Vorgang bietet ten (A 8). Sie durften wohl auch neue Gesetze einführen, solange sie der von den
eine Inschrift über die rechtliche Anerkennung der vom ptolemäischen Statthalter Gortyniern festgesetzten Kmacrtacrtc; nicht zuwiderliefen (A 6f.); ferner hatten sie
Aetos in den 260er Jahren gegründeten Stadt Arsinoe in Kilikien auf dem Gebiet der das Recht, selbständig die internen Prozesse zu führen (A 5f.). Auch strategische
Nagideis. 1965 Die Nagideis wollten am Anfang Arsinoe nicht als Polis anerkennen; Überlegungen bewegten wohl die Gortynier dazu, diese abhängige Gemeinde zu
erst mit einem späteren Beschluß (ca. 228/20) schenkten sie den Bewohnern der gründen (oder zu dulden), denn die 'Kaudier' stellten ihnen Schiffe (B 3) und Trup-
längst bestehenden Stadt das umliegende Land, stimmten der Einrichtung einer Polis- pen (A 7) zur Verfügung. Auch die aus Verträgen zwischen souveränen Staaten be-
verfassung zu und erklärten die künftigen Siedler von Arsinoe zu ihren eigenen kannte enecrBm-Formel (B /// 1 c) unterstreicht die Tatsache, daß die Bewohner von
Kolonisten. 1966Für eine Kolonisierung der Insel mit Zustimmung der Gortynier Kaudos eine Gemeinde - allerdings ohne den Status einer Polis - bildeten. 1970
spricht die Tatsache, daß das Dokument von einer aktiven Beteiligung Gortyns bei
Tributzahlung an Gortyn (A 8-19): Die Bewohner von Kaudos waren zu einer Reihe
der Einrichtung der Gemeinde spricht (A 7: oi Toprvvwi Kmfo-rncmv); dieser Satz
von Lieferungen an Gortyn bzw. an das gortynische Heiligtum des Apollon Pythios
könnte aber auch den Versuch der Gortynier widerspiegeln, das Gesicht zu wahren.
verpflichtet.1971Sie unterschieden sich in Lieferungen a) von Zehnten aus gewissen

1958Gschnitzer 1958,39, 161;1975,91, 101.


l 959Spyridakis1977,299-307.Petropoulou1985,200-202versuchte,die Neokrctermit der 1967so Gschnitzer1975,91; zu diesenBegriffens. Bickerman1958;Orth 1977,3-6 (mitweiterer
ParteiderVEo>,Epoi in Gortynzu verbinden;dafür gibtesjedochkeinenAnha!L,punkt. Literatur);Pistorius1985,insbes.155-172.
1960Gschnitzer 1958,40. 1968ürth 1977,3-6;er betontzu Recht,daß die Widersprüchlichkeiten
im hellenistischen
Material
1961Guarducci 1936b,363;vgl.vanEffenterre1948,97 (Eroberung). es notwendigmachen,injedemEinzelfallzu überprüfen, welcherBegriffsumfangmitdiesenWorten
1962s.o.S. 161;vgl. Gschnitzer1958,40 Anm.6. verknüpftist. Im o.a. Sinne (Selbstbestimmung, Freiheitvon fremdenBesatzungen)kommtdas
1963so früherGuarducci1930,477; Kirsten1942,B3 (KolonistenoderKleruchenvonGortyn), Wortauchin den BeschlüssenvonGortynbzw.Knososüberdie VermittlungMagnesiasin einem
ihrer Kriegevor (frühes2. Jh.); die Gesandtenvon Magnesiahattendie beidenGroßmächteauf-
vorsichtigerund differenzierterGschnitzer1958,39f., 171,189;Pctropoulou1985,125, 133.Da, gefordert,die restlichenKreterin Freiheitund(wohlso zu ergänzen)Autonomielebenzu las~n (IC
Verb1m8io,11µi paßtsehrgut zu dieserDeutung:s. z.B.SEGIX 1 Z. 1-5(DiagrammaPtolemaios' EA]Eu0€pou~
I,viii9 z. 5-7, Knosos):[Eiiv(X\J'tOU~ övm~/ [Kaiau,ov6µou~ev] oaµoKpan;ttTt~-
I. überKyrene,spätes4. Jh.):[1toA]imi foovmi...Kaioi EK,wvr[1toiK]wv ,wv i:K,wv 1toAEwv
..., oü, Amu/[rn0mICata-ramh]pw; IC IV 176Z. 12-14:[Eiivau-rou,]/ eAEu0€pou, Övm, [Ka~au,~vo-
Kup11v(a)ioi a1to>moavK[aioü, ä]v OrnAEµa"ios rnmanjm,1. µou~lv öa]/µoKpa-r(m 1toÄ.i,EuEo6m [Kata.,amhpw]. DieErgänzungen stammenvonmrr.De1ters
1964Gschnitzer 1958,171, 189. 1904b,565ergänzte[a~aµ(ou~lv -rfö]öaµoKpa,im.
l965veröffentlichungendesTextes(ohneBesprechung derhierangesprochenen Probleme):
Opclt- 1969zudiesemPhänomens.Orth 1977,4f. mit Anm.21, 93-96,155-158;vgl.Quass 1979,46f.
Kirsten1989,55-66;Jones- Habicht1989,316-346;vgl.SEGXXXIX1426. 1970vgl.Gschnitzer1958,161.
l9 66 Chaniotis1993,36-42.Vgl. Ph. Gauthier,Bull.epigr. 1995,598. 1971Guarducci1930,476f.und 1950a,266 nahmdagegenan, daß die gesamteTributzahlung der
414 C II. Nr. 69. Gonyn-Kaudos C II. Nr. 69. Gonyn-Kaudos 415

Einkünften und b) von festgesetzten Mengen einzelner Produkte.1972 Die 'Kaudier' waren ferner die 0vata (Jungtiere, auch Sklaven?). 1980 Es ist auffällig, daß die
zahlten eine Dekate der Landesprodukte genau wie die Gortynier (A 10). Daraus darf Hafeneinkünfte (A lüf.), die gleichfalls von den Gortyniern nicht mit einer Dekate-
man allerdings nicht folgern, daß die 'Kaudier' und die Gortynier einander gleich- zahlung belegt sind, als Teil der Landesprodukte verstanden werden. Die Hafenge-
gestellt wurden_ 1973Entscheidend ist nicht, daß Gortynier und 'Kaudier' eine Dekate bühren 1981machten, ähnlich wie im Falle von Stalai, offenbar beträchtliche Summen
zahlten, sondern die unterschiedliche rechtliche Grundlage für diese Zahlung; aus; dazu trugen die auswärtigen Schiffe, die die gefährliche, wegen ihres Mangels
während die 'Kaudier' eine Dekate offenbar als Tribut für das Recht, auf gortyni- an günstigen Häfen berüchtigte Südküste Kretas mieden und oft in Kaudos anlegen
schem Boden zu wohnen, zahlten und sie selbst von dieser Zahlung nicht profitier- mußten, bei. 1982Der Fischfang, der mit Sicherheit eine der wichtigsten Einnahme-
ten, 1974flossen die Beiträge der gortynischen Bürger in die Staatskasse 1975und quellen der Bevölkerung von Kaudos darstellte, wird hier nicht erwähnt. Da er kaum
kamen somit ihrem Gemeinwesen zugute. Der Hinweis 1ca0o><; oi fop,uvtot ersparte unter 'taytvoµEva EVtat xcopm verstanden werden kann und für alle Meeresein-
eine ausführliche Erklärung der Modalitäten. M. Guarducci bezog diese Dekate der künfte (Salzproduktion, Strandgut) besondere Regelungen getroffen wurden, müssen
Gortynier auf den Beitrag, den die Bürger von Gortyn für die Finanzierung der Sys- wir annehmen, daß die Gortynier entweder keinen Anspruch auf einen Zehnten hatten
sitien zu leisten hatten. 1976In Lyttos wurde dieser Betrag direkt an die Hetairien und oder daß der Fischfang in den verlorenen Zeilen des Vertrags behandelt wurde. Der
nicht an die Staatskasse bezahlt. 1977Da in Gortyn offenbar ein anderes Verfahren als Zehnte von allem, was das Meer ans Lande spülte, gehörte dem Heiligtum des Apol-
in Lyttos galt, nahm Guarducci an, daß das Verfahren unter dem Einfluß des ptole- lon Pythias in Gortyn; gemeint ist in der Hauptsache Strandgut. 1983Zieht man in
mäischen Steuersystems geändert wurde und der Staat anfing, die Abgaben für die Betracht, wie oft Handels- und Piratenschiffe in der Nähe der kretischen Südküste
Syssitien stenger zu kontrollieren. Wir wissen allerdings nicht, ob das von Dosiadas (auch in Kaudos) Schiffbruch erlitten, versteht man die Bedeutung dieser Bestim-
für Lyttos überlieferte System ursprünglich in allen kretischen Städten galt. Das für mung.1984 Interessanterweise wird der Zehnte nicht Gortyn, sondern seinem Gott
das archaische Gortyn überlieferte Amt der 1cap1toöaicrmt impliziert schon in dieser gegeben; diese Beute wurde wohl als Geschenk des Gottes verstanden, an dem das
Zeit eine staatliche Kontrolle des Syssitienwesens. 1978Die Zahlung einer Dekate Heiligtum seinen Anteil haben wollte; auf demselben Prinzip beruhte auch die Über-
durch die Bürger an den Staat wird im übrigen nicht nur durch diese Inschrift über- gabe eines Teils der Kriegsbeute an Heiligtümer. 1985Abgesehen von der Zahlung
liefert. Die Bürger von Hierapytna und Priansos mußten einen Zehnten von ihrer des Zehnten hatten die Bewohner von Kaudos auch festgesetzte Mengen an zwei Pro-
Kriegsbeute direkt an ihre Stadt abgeben. 1979Die Zahlung eines Zehnten durch die dukten zu liefern: Salz (A 11-15) und Wacholder (A 15-18). Die Lieferung an Salz
Kaudier umfaßte alle landwirtschaftlichen Produkte, abgesehen von Gemüsen (ge- betrug 5.000 Einheiten eines nicht näher bestimmten Maßes. Im frühen 20. Jh.
nerell) und von Wacholder, wofür eine besondere Regelung galt. Ausgenommen sammelte man an den Küsten der Insel 38,5 hl Salz; daraus folgerte M. Guarducci,
daß dieses Maß nicht die Medimnoi sein können, - da 5.000 Medimnoi 2.600 hl
(nach dem solonischen Medimnos) bzw. 3.900 hl (nach dem lakonischen Medimnos)
wären -, sondern die Choen (164 bzw. 228 hl, je nachdem, ob der attische oder der
Kaudierdem Apollonheiligtumzugutekam; vgl. De Sanctis 1930,486; Willctts 1955, 140.S. aber
Kirsten 1942, 132 Anm.33; Gschnitzer1958,39 Anm.5. l980Guarducci1930,476; 1950a,266; Petropoulou1985,51-53.
1972zu TributzahlungenabhängigerGemeindens. B IX 3; vgl. Petropoulou1985.48f., 80. 1981Allgemeinzu den Hafengebührenvgl. Petropoulou1985,67.
1973so Kirsten 1942, 133. 1982Spratt 1865,II, 276 wies auf den Ankerplatzan der Ostseiteder Inselhin, der allerdingsnur
1974Vgl. Gschnitzer1958,173;Willens 1961,146.S. die deutlicheUnterscheidungzwischender
geringeSicherheitbot; vgl. Bursian 1872,580. Die nautischeBedeutungder Insel geht jedoch aus
an Gortynzu zahlendenDekateund den Einkünften,die die Kaudierfür sich behaltendurften(A 8- ihrer häufigen Erwähnungin Portulanides 17. und 18. Jh. (fauoor;, Gozzo, r61;;wv,f6vtl;;ot,
11). f6tl;;t, f6tl;;o):s. Delatte1947,76f., 292, 310. Der PortulanI (ebenda76) weistjedoch auf die Ge-
1975zu den verschiedenenstaatlichenEinkünftenunddem Steuersystems.Petropoulou1985,79f. fahren hin (ßÄ.€1t€ µfoa to f6/;;tovÖtt i:xn ~!'-p11v),die man auch aus den
vc'xµ110/:v1t€paa11r;
1976Guarducci1933a;De Sanctis 1930,484f.; Kirsten1942. 133;Willens 1955. 139. Abenteurendes Apostels Paulus (Act. Ap. 27,16) kennt. Launey 1945, 41-43 hat gezeigt, daß
1977S0 nach den Angabendes LokalhistorikersDosiadas,FGrHist458 F 2: ol oi: Al>tttotauv- Kaudos(und nicht Kaunos)eine Stationdes Patroklos,des ptolemäischenNauarchenim Chremo-
ayouat µEvtc'xKO\VCl cnioo(na oütwr;.EKaator;tü)VytvoµrvwvKap1tii:>v
ava<pEpEl t~VÖCKUTI]V Eir; nideischenKrieg, war; vgl. Heinen 1972, 143. Zu den modernenNamen vgl. Kopaka 1994, 230
~v hmpdav Kaltc'xr; ti\r;1t6A.Ewr;
1tpoa61iour;,
är;oiavrµouotvol 1tpoWTI]Kotcr; Eir;tour;
ti\r;1t6A.Ewr; Anm. 5.
ixaatwv OLKOur;· tü)Voi:oouÄ.wv EKaator;Aiytva'iovq>EpEl
amti;pa Katc'xKEq>aÄ.~v. Die Erklärung l983Latte 1946/47,64-75; Gschnitzer 1958, 38 mit Anm. 2; Petropoulou 1985, 37, 86, 236
dieser Stelle ist in der Forschungsehr umstritten;die Übersetzungvon Link 1991, 122 trifft 111.E. Anm. 376; vgl. van Effenterre1942,39f. Guarducci1950a,267 dachtedagegenan die Steuerein-
den richtigenSinn: "Die Lyttier bestreitendie gemeinsamenSyssitienfolgendennaßcn:Von den küntc der Kaudier;so auch Willetts 1955, 140. Das Verb EK1ti1ttnv(im kretischenDialekt fo1ti-
erzieltenErträgenbringtjeder den zehntenTeil in die Hetairieein sowiedie Einkünfteder Stadt,die 1ttnv) wird auch in SV III 556 Z. 18 (Sadalas-Mesembria) im Zusammenhangmit dem Strandrecht
die Vorsteherder Stadtden Häusernder einzelnen(Bürger)zuteilen.Vonden Sklavensteuertjederpro gebraucht.
KopfeinenäginetischenStaterbei".Eine Diskussionder Interpretationsprobleme ist an dieserStelle !984Vgl.o. 54-56 Testimoniuma Z. 5-8 über den Streit zwischenLato und Olus über Strandgut;
nichtmöglich.Zu den verschiedenenDeutungens. Link 1991,122-124(ohneBerücksichtigung der s. auch Le Rider 1966,142f.Überdie schlechtenHäfender SüdküsteKretasvgl. z.B. Delatte 1947,
Inschriftüber Kaudos).Zum Verfahrenvgl. Aristot.,Pol. II 1272a 16-20. 76-80(PortulanI).
l978Willetts 1955, 193; 1961, 145-147. l985sv II 148"A 9-11 (Knosos-Tylisos,ca. 450, Übergabevon Kriegsbeutean die Heiligtümer
1979
28 Z. 57f.; s. auch Petropoulou1985, 79f. mit einer Zusammnstcllungder verschiedenen des Apollonin Delphiund des Ares in Knosos);vgl. Petropoulou1985,37; Sahin 1994, 19f. (Ve-
Abgabenim kretischenSteuersystem.Petropouloubemerktzu Recht,daß es sich, insoferndie Höhe rweisauf den Kultdes ApollonDekatephoros).AuchAristoteles(Pol. II 1272a17-20)berichtet.daß
der Abgabevermerktwar,immerumeineDckatchandelte. die kretischenIleiligtümereinenAnteilder Einkünfteder Städteerhielten,
416 C II. Nr. 69. Gortyn-Kaudos C II. Nr. 69. Gonyn-Kaudos 417

lakonische Wert zugrundeliegt); da diese Salzmenge den Jahresbedarf von ca. 65.000 cp6v1cov),entweder der auf der Insel stationierten gortynischen Truppen 1996oder der
Menschen decken kann, vermutete M. Guarducci, daß die Gortynier mit dieser Ware Hilfstruppen, die die Bewohner von Kaudos stellten, 1997oder wahrscheinlicher, da
auch Handel trieben. 1986Die Produktion von Salz im antiken Kreta ist durch mehrere kurz zuvor von Schiffsreisen die Rede war (B 3), von Schiffsmannschaften. Die
Quellen gut bezeugt. 1987Diese Menge wurde an den npdytcnoi; und die Ci:lpotgelie- Kaudier waren wohl verpflichtet, ihre Schiffe den Gortyniern zur Verfügung zu stel-
fert. Der npdyunoi;, wörtlich der 'Älteste', war sicher ein gortynischer Magistrat-, len, entweder für den Transport von Gütern oder von Menschen oder zum Einsatz im
die Ci:lpotwerden als gortynische 'Grenzwächter' gedeutet (s.u.). Wenn die 'Kaudier' Krieg. Ähnlich wird im Vertrag zwischen Praisos und Stalis geregelt, wer die Ver-
wollten, konnten sie den Transport des Salzes übernehmen; der Transport sollte icp' pflegung und den Sold der Schiffsmannschaften bei verschiedenen Kategorien von
i,µivm erfolgen, wörtlich 'halb-halb'. Gemeint ist wohl, daß in diesem Fall die Be- Reisen zu stellen hat (64 B 10-15).
wohner von Kaudos die Hälfte der Transportkosten (Schiffe, Sold der Schiffsmann- Prozesse zwischen Gortyniern und Bewohnern von Kaudos (B 6-20): Mit öi1mi; oe
schaften) übernahmen, die andere Hälfte die Gortynier. 1988Andernfalls stellten die oio6µev (B 6) fängt ein neuer, der Führung von Prozessen zwischen Bewohnern von
Gortynier die Schiffe und die Schiffsmannschaften (E~ap1u6v0cov), 1989und die Kaudos· und Bürgern von Gortyn gewidmeter Abschnitt an (vgl. B IX 3). Leider ist
Kaudier verloren nicht nur eine Verdienstmöglichkeit, sondern auch die Möglichkeit, dieser Teil so fragmentarisch erhalten, daß jede Ergänzung - auch angesichts der Viel-
mit einer Ladung nach Gortyn zu fahren, um sich mit dem Nötigen zu versorgen_199o falt solcher Regelungen auf Kreta - spekulativ bleibt. Als Grundlage für die Recht-
Die Lieferung an Wacholderbeeren (Juniperus oxycedrus), die heute noch ein Haupt- sprechung dienten auf jeden Fall weitere Rechtstexte: Nach den Ergänzungen von K.
produkt der Insel darstellen, 1991betrug 200 Medimnoi (104 hl nach dem solonischen Davaras wird nämlich auf bereits existierende Vereinbarungen über Rechtshilfe (B 6:
Maß, 156 hl nach dem lakonischen) in den Erntejahren - die Pflanze trägt alle zwei [cruµßoAa]), das Diagramma des Kretischen Koinon (B 16: [oiaypaµµa]) und ein
Jahre Frucht -, 1992 nur 60 Medimnoi (31,2 bzw. 46,8 hl) in den Jahren ohne Gesetz (B 20: v6µ[oi;]) hingewiesen. Die Ergänzung des Wortes cruµßoAa ist jedoch
Ernte. 1993Für den Transport galt dieselbe Regelung wie für den Transport von Salz. nicht sicher. In je"dem Fall wurde auf ein bereits geltendes Verfahren Bezug genom-
Die Wacholderbeeren galten als besonders nahrhaft und fanden im Alterum medizini- men, das vielleicht an manchen Punkten durch das neue Abkommen ergänzt wurde.
sche Verwendung. 1994Aus ägyptischen Quellen geht hervor, daß das minoische Für die Einsetzung eines Schlichters (1tp6oucoi;) galten in mehreren kretischen Ver-
Kreta Wacholderholz oder -beeren nach Ägypten lieferte. 1995 trägen die Bestimmungen des Diagramma des Kretischen Koinon (B VII 2.2). Nach
Weitere Dienstleistungen der Bewohner von Kaudos (B 1-6): Der genaue Inhalt der Erklärung von Grundsatzregeln (B 6f.) und einem Verbot (B 8f.) erläutert der
dieses Abschnittes läßt sich zwar nicht mehr ermitteln, es ist jedoch klar, daß er wei- Vertrag einige Einzelheiten: Klagen der Bewohner von Kaudos gegen Gortynier (B
tere Dienstleistungen der Kaudier betrifft. Die Rede ist von Verpflegung (B 4: 1pa- 9-l l)l998 sind bei den Kosmoi (offenbar von Gortyn) einzureichen. 1999Es ist nicht
klar, ob die Kosmoi von Gortyn als Richter fungierten 2000oder den Prozeß einleite-
1986Guarducci1930,478; 1950a,266. ten. Die Richter fällten ihr Urteil unter Eidesstatt, und eine Entscheidung wurde nach
1987Guarducci 1930,478; ein Salzbergwerkoder eine Saline wird in 59 Z. 76 erwähnt;vgl. dem Mehrheitsprinzip getroffen. 2001Die nächsten unklaren Zeilen (B 1lf.) beziehen
Pctropoulou1985, 226 Anm. 245. Zu Salinenhellenistischeroder römischerZeit in Ostkreta s. sich noch auf dieses Verfahren und nicht, wie C. Davaras meinte, auf die Vertrags-
Davaras1980,4; s. auch den Berichtvon Cr. Buondelmonti(1415)über Salinenin der Nähe von treue. Die nächste Bestimmung betrifft nicht einseitige Klagen über Unrechtstaten,
Knosos(van Spitael 1981, 159).Die Lesung aAwpwv ('Wächtervon Salinen')in einer Inschrift sondern vielleicht gegenseitige Beschuldigungen: In Zeile B 13 ist nicht aouciot - das
Hierapytnas(Davaras1980,3f.; SEGXXXII 86·9·Z. 3) ist nichtsicher.Für Salinenauf Kaudosvgl.
diemodernenOrtsnamen'AAUKEs, 'AAUKTlund'AAUK01tou},_a (Kopaka1994,229,244f.). wäre eine Wiederholung der vorigen Bestimmung -, sondern eher ainamt ('Klage
1988Petropoulou1985,75. Nach dem VertragzwischenPraisosund den Staliten(64 B 10-21) erhebt') oder EVKUAlll('gerichtlich belangt') zu ergänzen. 2002 Den Kontrahenten
hattedie abhängigeGemeindedie Transportkosten zu tragen.
1989DasVerbc[;aptuEtvkommthäufigim Zusammenhang mit der Vorbereitung,Ausrüstungund
Bemannungvon Schiffenvor; s. z.B. Thuc. 1,13,1;1,80,3;2,17,4;6,31,3. 1996Davaras1963, 144.
1990Petropoulou1985, 75. Die AnnahmePetropoulous,daß die Gortynierauf diese Art und 1997Vgl.den VertragzwischenAttalosI. und Malla(Ducrey• van Effenterre1969,281 A 20f.):
Weisedie Kaudierzwingenwollten,ihrenMarktzu bevorzugen,ist unbegründet.Die Kaudierwaren ÖtavOEitapayi:vwvtat1tpo~MaAAaiou~, t[p]€[<p]foooavTI)V auvµaxiav au-roi.
auf den MarktvonGortynohnehinangewiesen,da sie in allenanderenkretischenStädtenmit hohen 1998Anders Davaras1963,145f.,der an Unrechtstatender Kaudierdenkt;nachdem VerbaÖtKEtV
?-011-und Hafengebührenrechnenmußten. erwartetmanjedochdas ObjektundkeinenGenitivusPartitivuszu ti,.
1991Spratt 1865,II, 276; Guarducci1930,479; Zacharis1977,37. Vgl. die Ort!,namenKdipi:,
1999Davaras 1963,145ergänzt[1tru81:]-rw ... to'i, Kop[µot~](B 9f.);er führtals ParalleleIC 1y1?2
und KEpociKt (Kopaka1994,337f.) z. 7f.: 7tEU8Ev
ÖE1top-r1.tav vEotav.DieseErgänzungkannnicht angenommenwerden,da wrr hier
1992Vgl. Theophr.,bist. pi. 3,4,1 und 5; Guarducci1930,479; Petropoulou1985,53.
ein Verbummit Dativobjektbrauchen.Zur Syntaxevon1tEu8nvs. Bile 1988a,279,349 Anm.97.
1993Guarducci1950a,266.
200°Esist daraufhinzuweisen,daß in IC IV 162dasselbeKollegium,bei dem die Klageeinge-
1994S. z.B. Hippocr.,nat. mul. VII p. 400,7; VIII p. 108,22; 196,9; 268,5 ed. Littrc; Diosc. reicht wird (Z. 7f.: 1tEu8Evöl: itoptt tav vEotav, vgl. hier B 9f.), anschließendals Geschwore-
1,75 cd. Wellmann;Nicand.,Ther. 584 ed. Gow - Scholfield;Schol. NicandriTher. 584 a ed. nengerichtein Urteilfällt (Z. lüf.: vu,ijv ö' Ö,EpuK'oi itAtEs6µ6aovn); vgl. Petropoulou1985,98.
Crugnola;zur Herstellungeinesoivo, apKru8i-rri,s. Diosc.5,36ed. Wellmann;für die Verwendung Zur richterlichenFunktionder Kosmois. Willett~1955,111. .
des Holzesin der Architekturs. 'J11eophr., bist. pi. 5,7,4.Zur Bedeutungwilder rlora für die Er- 200150 Davaras1963,145;oder aberderjenigeKontrahenthat den Prozeßgewonnen,für den die
nährungim Altertums.Gallant 1991,116-119. meistenZeugenunterEidesstatt aussagten:s.o. Anm.836. .
1995Vercoutter1956,420 (w'n aus Kreta);zur Bedeutungvon w'n und zu seinerVerwendungin 2002Vgl.SV II 216 z. 15 und Bilc 1988a,353 zu ai-riav airnioµm ("porter une accusauon
der ägyptischenMedizins. Deines- Grnpow1959,130;Genner 1979,20-26. contre").
418 C II. Nr. 69. Gortyn-Kaudos C II. Nr. 69. Gonyn-Kaudos 419

wurde die Möglichkeit eingeräumt, Zeugen aus der anderen Stadt heranzzu- den homerischen Worten oüpo~ und E1tioupo~ ('Wächter') verwandt, ferner mit den
ziehen.2003 Eine weitere Bestimmung betrifft die Einsetzung eines Schlichters (Pro- kretischen Dialektworten oupetov/oupriwv/wpetov ('Wachposten an der Grenze')
dikos, B 15-19, s_ B VII 2.2). In welchen Fällen ein Prodikos eingesetzt wurde, und oupeueiv ('Militärdienst an einem Grenzposten leisten'). 2011Angesichts dieser
bestimmte wohl das Diagramma des Kretischen Koinon. 2004Es handelte sich auf Parallelen muß man mit H. van Effenterre20l2 in diesem Terminus Truppen erken-
jeden Fall um (bzw. auch um) Privatprozesse (s. B 16f.). Wenn der Schlichter nen, die die Gortynier auf der Insel stationiert hielten, und nicht lediglich 2-3 gorty-
keinen Erfolg hatte, wurde die Sache vor ein Gericht gebracht. Dies geht aus dem nische Magistrate, die zusammen mit dem Preigistos die Aufsicht über die Bewohner
Aoristpartizip 'tot~ 1tp[o]ouca~aµev[ot~] (B 18) hervor: Die 1tpoouca~aµevot sind von Kaudos führten.20l3 Dem Wort q>uA.aJCa('Bewachug'), das in der Regel im
die Prozeßparteien, deren Sache bereits von einem Prodikos behandelt worden Zusammenhang mit der Verteidigung und der Bewachung eines Landes, vor allem
war;2oo5 bei dieser Verhandlung konnte sich der Kläger vertreten lassen (B 16f.). der Grenzen eines Landes, gebraucht wird, 2014ist wohl zu entnehmen, daß die gor-
Wenn das Urteil des Schlichters nicht angenommen wurde, gelangte die Sache an ein tynischen Truppen nicht die Bewohner von Kaudos überwachten, sondern die _!nsel
Gericht (vgl. B 17f.: [oi]Kav~). Nach C. Davaras, der hier dc:ra-yov'tCOV
ergänzt (B vor feindlichen Angriffen beschützen sollten; oder so hatten die Gortynier die Uber-
18), waren die Kosmoi nur für die Einleitung des Prozesses verantwortlich.2°0 6 sendung der Truppen zumindest gerechtfertigt. Die strategische Bedeutung der Insel
Denkbar ist aber auch Ol1Cas6v'tCOV (sc. die Kosmoi). Das Gericht mußte ein Urteil war auf jeden Fall nicht gering, und auch aus anderen Quellen erfahren wir von den
innerhalb einer bestimmten Frist fällen, wahrscheinlich innerhalb eines Monats (B Bemühungen kretischer Städte, kleine Inseln, auch unfruchtbare Felseninseln, zu
l8f.)_2oo7 Eine letzte Bestimmung betrifft die Strafen. Nach den Ergänzungen von C. kontrollieren.20 15 Diese Truppe unterstand einem Offizier (B 20f.: [o a1toc:r'tEA.A6-
Davaras wurden hier die vom Diagramma des Kretischen Koinon vorgesehenen Stra- µe?]vo~ rn1 'tWVwpcov).2016Darüber hinaus befand sich auf Kaudos ein 1tpd-y1mos,
fen (B VII 2.2) nicht übernommen. 2008Es ist jedoch nicht sicher, ob die Wortreste wörtlich 'der Älteste' im Sinne von 'der Vorgesetzte'; er war sicher ein Gortynier,
AAAA als aUa oder [Kma 'ta] ä.Ua zu ergänzen sind, ob also für alle oder nur für denn in B 24 wird er den Bewohnern von Kaudos gegenübergestellt. 2017 Dieser
einige Prozesse ein Gesetz maßgebend ist, welches in der Inschrift näher bezeichnet Terminus bezeichnet im kretischen Dialekt den Abgesandten, das Mitglied des Rates
wurde ('tWt v6µ[ cot 'tWt ---]). Es handelt sich möglicherweise um den v6µo~ 1tpo~e- (vgl. ßouAil~ 1tpri-ytc:r'to~)
oder aber einen mit einer bestimmten Aufgabe beauftragten
vi 1C6~,der im Rechtshilfevertrag zwischen Gortyn und Milet (ca. 259/50) dem mt~ euvoµim~). 2018Letzterer Gebrauch des Wortes
Magistrat (z.B. 1tpdytc:r'tot E1t1.
Vollzug von Gerichtsurteilen zugrundegelegt wird. 2009 Demnach würden die erklärt vielleicht die Tätigkeit des Preigistos von Kaudos. Er war ein gortynischer
'Kaudier', die das Bürgerrecht ja nicht besaßen, in der Rechtsprechung mit den pri-
vilegierten Fremden gleichgesetzt. Dies entspricht z.T. den Praktiken des gortyni-
schen Rechtes, denn der für die Fremden zuständige ~evw~ Koc:rµo~war auch für 2011Guarducci1930,480; Guarducci1950a,267; Davaras1963,150;oupE'iov:53 B 4; wpE'iov:
61 KopieA Z. 79 (ergänzt);oupdmv: IC I,ix 1 Z. 127.
Rechtsfragen verantwortlich, die die Freigelassenen und die a1te'tmpot betrafen, also 2012VanEffenterre1949,1034Anm. 1; vgl. Davaras1980,3.
die freien Nicht-Bürger Gortyns.2°10 20i3Guarducci 1930, 480; vgl. Bile 1988a, 341 ('surveillants').Davaras 1963, 150 hatte in
Bestimmungen über die gortynische Wache auf Kaudos (B 20-25): Die anschließen- Erwägunggezogen,daß in B 21 nicht roprov(Wachtruppen'),sonder/oprov('Grenzsteine')zu lesen
sei; genanntseienhier Grenzendes Hafensoderder Häfenvon Kaudosim Zusammenhangmit dem
den Bestimmungen sind nur zu einem geringen Teil verständlich. Die Rede ist auf Verbot,hineinzufahren;Davara~fragtesich ferner,ob diesesVerbotdamitzusammenhängen könne,
jeden Fall von einer auf Kaudos stationierten Garnison der Gortynier. Die cbpot daß die Hafengebühren den Kaudiemgehörten,undspekuliertedarüber,ob in B 22 µT]öfmµ[ tEUt:tro]
werden bereits in A 13 zusammen mit einem 1tpdyic:rw~ erwähnt. Das Wort ist mit zu ergänzensei,alsoein mit der Verwaltungder Hafengebühren zusammenhängendes Verbot.Sollten
hier Grenzenoder Grenzsteinevon Häfengemeintsein, die m.W. im Altertumin keinerForm be-
zeugt sind, würde man e:1t1+ Akkusativerwarten.In der Wendunge:1tl+ Genitiv kann in einem
solchenZusammenhangnur der für eine AufgabeVerantwortliche bzw. der Vorstehereiner Gruppe
2003Vgl.Davaras1963,146;Petropoulou1985,98. gemeintsein.
2004Davaras1963,148. 2014Vgl.IC III,iv9 z. 40: x&.ptvßori6da~K<Xt q>UA<XKf\;tf\; tE 7tOAE(J);
K<Xttf\; xwp~~;ebendaz.
2005vgl. 28 z. 51f.: Aaßüro to tpttOVµ[po~ ta~ ÖIK<X; o OlKa~aµcvo<; (d.h. der siegreiche 97: d~ 1tpootacr{avK<Xt q>UA<XK~v (ptolemäischeWachtruppenauf einer Insel der Itamer).Weitere
Kläger).Zu 1tpo81,;:&.l;;nv
als BezeichnungeinerVorstufeder Entscheidungvgl.Thür- Taeuber1994, Beispieleund Diskussionder Formeld~ q>UA<XKT]V tf\~xwpa~ bei Gschnitzer1981b,msbes. 157,
149f.(zu IPArk15 Z. 20-22). 163.
2006zu ÖllCTlV dcruyEtVs. Hitzig 1907,55; vgl. z.B. IPArk 16Z. 4f. 2015Hierapytnaz.B. stritt im 2. Jh. mit Itanosüber die Kontrolleder Insel Leuke (49, 57). Auf
2007Davaras1963,148,erwägtdie Ergänzung[1:~tfu i8(]roµrivo~;dies würdeaber bedeuten,daß, der Inselgab es eine Festungund Wachtruppen(IC III,iv9 Z. 100-102);Leukewar offenbaroft G~-
wenndie Sacheam EndeeinesMonatszur Verhandlungkam, die Richternur wenigeTage zur Ver- genstandfeindlicherAngriffe(ebendaZ. 114-121).Olus und Lato strittenim späten2. Jh. überdie
fügunghatten.Ein bestimmterMonatwurdesichernichtgenannt,denndafürwirdder Ausdruck1tpo Kontrolleder Insel Pyrrha (54-56 Testimoniuma). Im VertragzwischenHierapytnaund Rhodos
ta~ NN vEµov~t<X~ gebraucht.Der Ausdrucktw µrivo; ('innerhalbeines Monat.f)ist denkbar:vgl. garantierendie Hierapytnierdie Sicherheitder Rhodier,die auf ihrenInselnSöldnerwerbenwollten
ta; aµtpa; (64 B 5f.), tav tpto.KOVt<X aµEpav (18 Z. 18f.). (SV III 551 z. 39-44).Wachfestungen,Häfen und Inseln werdenoft m der Beistandsklauselvon
2008Davaras 1963, 149 nahm ferner an, daß das für die Festsetzungder Strafenentscheidende Bündnisverträgen erwähnt(37 Z. 19;61 KopieA Z. 5-9).
Gesetzdie Gortynierbegünstigte.Dafürgibtes keinenAnhaltspunkt. 2016zurErgänzungvgl. z.B. SV III 551 Z. 60f.: tot iipxovm; tot a1tocrtEAAOµEvo1. .. E7ttrav
2009sv III 482 Z. 48-50: tWVfü: ÖIK<Xcr8[vtrov ta; 1tpo.~Et~
€\V<Xt.
.. EYfoptUVlö[i:]K<XtCltov vauttKavöuvaµirov.
voµov tov 1tpo~Ev1,;:6v; vgl. IC III,iii 3 C lOf.:ai OEti; K<XaötKT]ß-i\tM&.yvri;
1:v"Iapam'.nv[m 2017Guarducci1950a,267; Davara~1963,151.Allgemeinzum Wort1tpdy1crto;:Masson1963,
ooµ]Ev(X\)'t(lto ÖIK<XtOV
K<X8<i1t€pK<Xt tot~7tpo~€VOt;. 65-68.
2010wmetts1955,40f., 45, 68, 109f. 2018Davaras1980,5-7 mit Zusammenstellung der Belege;vgl. Bile 1988a,341.
1
420 C II. Nr. 69. Gortyn-Kaudos

Beamter mit einer bestimmten Aufgabe, der Aufsicht über die Insel Kaudos.2019 Die
wenigen Wortreste in diesen Zeilen lassen nicht~ über die genauen Bestimmungen
bezüglich der Wachtruppen und des Preigistos erkennen. Sie betreffen Verbote (B
2 lf.), vielleicht im Zusammenhang mit der Seefahrt (B 21: µii eµ1tAtE[,:eo]), und
möglicherweise Strafen bei Vergehen (eine Form von a1to1:ivnv in B 25?).
Unklare Bestimmungen (C 1-3): J.A.O. Larsen nahm an, daß das dritte Fragment zu
III.SYMPOLITIEVERHÄLTNISSE UND AUSSENGE-
einem älteren Abkommen zwischen Gortyn und den Bewohnern von Kaudos gehör- MEINDEN (B IV 2)
te. Hierfür fehlen jedoch sichere Anhaltspunkte.2° 20 Aus dem Verb foKaAEtV (EKKa-
AEtv oder EvKaAEtv)2021geht hervor, daß sich diese Zeilen mit einem gerichtlichen Nr. 70. Sympolitie der westkretischen Städte (Koinon der Oreioi),
Verfahren befassen. Im Falle eines Versäumnisses ([a]i öe Ka µii foKaAfowv,m, spätes 4. Jh.
"wenn sie zu sich nicht vorladen"?), ist wohl ein Strafverfahren vorgesehen. Die Testimonien:
nächsten Zeilen (C 1-3) gehören m.E. zu einer anderen Klausel. Die Zahl hai:6v (C Testimoniuma: Theophr.bist. plant. 2,2,2.
2) könnte sich auf ein 100-köpfiges Kollegium beziehen, das jedoch auf Kreta nicht Kumxpttto;fü:1tapa µEvto'i; llAA.ot;(llt()crm:pµato;(sc. (j)\)Etat),EVKp~'t!lOEKUl(llt()'tOUOtEAE-
belegt ist. 2022 xou;, ofovrnt tij; 'Opda; tv Tapp~.
Abänderungsklausel (C 3-5, vgl. B II 4): Für künftige Änderungen war das Einver- Testimoniumb: Münzenmit der Legende'Op(doov),spätes4./frühes3. Jh. 2028
ständnis der 'Kaudier' erforderlich (C 5); 2023wahrscheinlich lag die Initiative für
Testimoniumc: SV III 468 (Bündnisvertragzwischenden Oreioiund KönigMagas,ca. 280/70).
solche Änderungen ausschließlich bei den Gortyniern.
... KUlEtt(; KUE[1ttl
Unklare Bestimmungen (C 6-9): Die letzten Bestimmungen ergeben keinen Sinn. Die 10 'tO.V Maya EltUPXElUV Elttotp(a-]
Rede ist vielleicht von Versäumnissen (C 7: EMt7tl]t) 2024sowie von der Aufstellung 'tE'UEl J3oa{hi~EV
,o; 'Opdo;, K(a-]
der Stelen mit dem Vertrag (C 8) sicher im Pythion von Gortyn vielleicht auch in ta 'ta au,a OEKUlEt,(; KUEltl,[a-]
Kaudos. 2025Im verlorenen Teil der Inschrift stand wohl der Text des Eids (vgl. C v 'Opdav rntcrtpatrun ßoa8(11-]
3f.: [e)1twµocrµevwv).2026 OEµMuyav...

Datierung Testimoniumd: IG V 1, 723 (Grabinschriftin Lakonien,frühes3. Jh.). 2029


[1ta]'tptsOEµo(EOtlV"Opnot.
Die Datierung der Inschrift ins späte 3. oder frühe 2. Jh. ergibt sich aus den Fund-
umständen und der Paläographie. Der Text ist zusammen mit anderen Verträgen Testimoniume: Polyb.4,53,6 (Ereignisseum 220/19).
dieser Zeit auf einem der Pfeiler an der Front des Apollontempels in Gortyn aufge- Kat no1..upp~Vl0lµevKatKEpa'itatKUlAa1t1ta'iot,
1tpo;OE'tO'\J'tOt;
"OptolµEt' 'ApKUOOlV,
oµo6uµcx-
zeichnet worden. 2027 tij; tiovKvOJ(J(oov
oov<i1too,avtE~ qnHa;, f"(VOJ(Jav
to'i~Aun(ot; cruµµaxE'iv.
2
Testimoniumf: IG II 1130= Bielman1994,200f. Nr. 55 (Brief einer kretischenStadt an Athen,
frühes2. Jh.).
12 [-------------]ltpEO"(€Utav; tv tat 'OpEt-
Cl1l'YKEKAf:tµlvov;
(at -----]...
Testimoniumg: Steph. Byz., s.v. Kavmvo~.
Kp~Tll.,w,;2:EVtOlV,
Kavtavo; · ltOA.l~ tv t ltEptop(out Kp11ttKOU
tOltOU.
Die Existenz eines Bundes im Gebiet der Berge von I:cpaicta in Westkreta hatte als
2019Vgl. Davaras1980,6. Es gibt keinenGrund,hier Mitgliederder Boulezu sehen(so WilletL~ erster J.-N. Svoronos aufgrund der Ähnlichkeit der Münztypen der Städte Hyrtakina,
1955, 144). Lisos, Elyros und Tarrha vermutet.2° 30 M. Guarducci 2031gelang es, in weiteren li-
202°Larsen 1937,828; s. aber GschniLzer1958,39 Anm. 3.
terarischen und epigraphischen Zeugnissen das Koinon der "OpEtot ('Bergleute') zu
2021zum kretischent; = EK;-bzw.tv; s. Perpillou1988,213-220.
2022 erkennen, dessen Charakter und Geschichte dann von H. van Effenterre näher unter-
Man kenntein 20-köpfigesKollegiumim archaischenDreros(Anm. 1895).Für die Wendung
sucht wurde. 2032 Der völkerrechtliche Charakter des Staates der Oreioi läßt sich nicht
Eltt+ Dativ (hier z.B. Eltlto'i; ixmov) im Zusammenhangmit der Rechtssprechungvgl. 66 z. 15
(E1ttto'i; Kopµot[;]).Mit rKatov könnteaber auch der Name einesFestesbeginnen(vgl. Hekatom-
baia oder Hekatomphonia); zu diesenFestenauf Kretas. WilleW;1962,238f.,286.
2023Gschnitzer1958,39; 1975,93, 99f. 2028Svoronos1888, 380-387.
Z024vgl.z.B. 26 Z. 4: ai 15/•oi KOOµot 0„A.lltOtaV
tav 0ucr(avtav ~ypaµµlvav. 2029zurDatierungs. Mikrogiannakis1987,119f.(ca. 264).
2025Guarducci1950a,267.
2030svoronos1888,380-387;1890, 141, 197, 222, 321.
2026Guarducci1950a,267.
2031Guarducci1938,50-55.
2027s.o. Anm. 1464.Vgl. Guarducci1950a,265; andersGuarducci1930,474 (frühes3. Jh.).
2032van Effenterre1948, 120-127;ich folgehier im wesentlichenseinenAusführungenzur Ge-
422 C III. Nr. 71. Gortyn-Phaistos
C I/1. Nr. 71. Gortyn-Phaistos 423
eindeutig bestimmen. M. Guarducci und H. van Effenterre sprachen allgemein von Ed.: Halbherr 1897, 198-201 Nr. 21 (Pboto) [SGDI 5019]; IC IV 165 (Faksimile); Vgl. Wilhelm
einer 'Konföderation'. 2033 Die Oreioi hildeten offcnhar einen Staat, der Verträge mit 1951, 25-35 (zu Z. 4-6) [SEG XIII 466; Bull. epigr. 1953, 167].
anderen Staaten und Königen abschloß (Testimonien c und c) und Münzen prägte 'Eid 'tWVLluµavwv KopµtoV't(J)V (,wv)
(Testimonium h). Sie besaßen wahrscheinlich ein gemeinsames Bürgerrecht (s. vor ouv Eupui3omattii'>Lluµao{Äa {~}
,ao· fo& w1~ 1t6AtBta.vq,o,1:pm-
allem Testimonium d, vgl. das Ethnikon "Opftot) und ein gemeinsames Gehiet
~ 't(at) ,· ävw KUl'tat Katw· K(o)pµ[o-]
(Testimonium c Z. 13, vgl. Testimonien a, f und g), die 'Opda (sc. xwpa).2034 Ihr 5 ~ (?) 01tr10({o} KUÖ(KatUµri ouv0(wv-
Vertrag mit Magas (Testimonium c) sollte im Diktynna-Heiligtum von Lisos aufge- ;mt, a.1totno(ovt' a.p{up }yupw XX
stellt werden, das offenbar das Bundesheiligtum war. 2035 Entscheidend für die Cha- Ota'tEpuv~ 1tap tOVt(mv,
rakterisierung dieses Gebildes als eine bundesstaatliche Sympolitie ist die Tatsache, µo>Af:V OE: tov i3wt..oµEVOV,
daß einzelne Städte (Hyrtakina und Lisos) weiterhin eigene Münzen prägten, die ihre 'tOVµi:v fopruvtov f(6)pTLl{0 }vt
10 hov] öl:<l>uionov<l>at(o),ot,KUlEXE[v]
Ethnika trugen, allerdings mit genau denselben Münztypen wie jene der Oreioi.2016
[tav 1t.]6A1v ta(v) fiµ(vuv, 'tUV
Neben dem gemeinsamen Bundesbürgerrecht der Oreioi behielten die einzelnen [öl:fi]µ(vuv to{v) µwAio{t}vm.
Städte also auch ein getrenntes Bürgerrecht und sicher eine weitgehende Selbstver- Lesungen von Halbherr. Halbherr und Blass erklären die vielen Fehler des Steinmetzen damit, die In-
waltung bei. 2037 Mitglieder dieses Bundesstaates waren, wie H. van Effenterre ühcr- schrift sei die Kopie eines älteren, Boustrophedon geschriebenen Textes. 2 MMAI:IAAI: auf dem
zeugend gezeigt hat, Elyros, Hyrtakina, Lisos und Tarrha, ferner die Häfen Poikila- Stein. 3 ,aö' foöE (fopTL>viwvKut <l>ato,(wv)Blass. 4 ,(iit) Halbherr; TIA auf dem Stein. 4 Ende-5
sion und Syia, 2038 wahrscheinlich auch Kantanos (Testimonium g). Der Staat der Chaniotis; auf dem Photo von Halbherr liest man KPAA./I:OllEIOIO; Kpuvoo1tEtot ÖKu Halbherr;
Kpuv(u)~ 01tEt0iKUWilhelm. 9 rYPTYONI auf dem Stein; fupruov1 Halbherr; f(6)pTL>{o }vt Blass.
Oreioi wurde wahrscheinlich im späten 4. Jh. gegriindet (vgl. Testimonien a und h) 10 <l>AITOI auf dem Stein. 11 TAHMINAN, 12 TOMnAIOINTA auf dem Stein.
und hatte höchstens his zum frühen 2. Jh. Bestand. 2039
"Als die Dymanen die Kosnwi stellten, die zusammen mit Eurybotas, Sohn des
Nr. 71. Sympolitie von Gortyn und Phaistos, (ca. 240/22?). Damasilas, 2040 amtierten, faßten die beiden Städte, die obere und die untere, folgen-
dm Beschluß; wenn die Kosnwi keine gerechten Vereinbarungen treffen ( ?), sollen
Testimonien:
sie 2.000 (?) Silberstatere beim Titas zahlen; anklagen kann, wer will, und zwar der
Testimonium a: Gemeinsamer Beschluß von Gortyn und Phaistos.
Beschreibung: Fragment eines Eckquaders aus lokalem Stein; II 37 cm, B 38 cm, T 29.5 cm; auf der Gortynier in Gortyn und der Phaistier in Phaistos, und die Hälfte des Strafgeldes
einen Seite ist oben ein Ehrendekret (IC IV 202) und unten dieser Text aufgezeichnet, auf der rechten behält die Stadt, die andere Hälfte aber der Kläger."
Nebenseite findet sich ein Volksbeschluß (IC IV 163); Buchstabenhöhe 0,8-1,8 cm.
Buchstabenformen: A3, B2, Lll, E4, H3, 02, Kl, K2, A2, M2, NI, N3, 01, nI, P2, I:1, <1>6, <1>7,XI, In diesem gemeinsamen Beschluß der 'oheren' und 'unteren' Stadt (Gortyn bzw.
m,m. Phaistos) mischen sich Merkmale eines Volksbeschlusses (die Datierung nach den
Fundort: Gortyn, in der Ruine einer Kirche (tou Mmip6mx1m). Kosmen nur einer Stadt: Z. lf.) mit aus dem Vertragswesen bekannten Formeln, wie
die Vertragsformel 16.S' foSe mti; 1t6At0t + Namen der Vertragspartner (avq,01l-
pati; 'tat 1' &vco 11'.at'tat 11'.0.'tCO)
und die Opposition 'tOV µrv fop'tUVlOV fop'tUVl, 'tOV
Sr <l>aicrnov <l>mcrw'i (Z. 9f.). Der Gegenstand der Vereinbarung ist umstritten. Ur-
schichte der Oreioi. Vgl. Bultrighini 1993, 108-113; Capdeville 1994b, 273f. sprünglich las man auf dem Stein den Namen Kpavcr61tftot und sah in ihm eine
2033
Guarducci 1938, 51f.; van Effenterre 1948, 120. Der Vergleich mit dem Koinon der Arkader
abhängige Gemeinde bzw. einen Kultverein. 2041 A. Wilhelm hat richtig erkannt, daß
(so Guarducci 1938, 52) ist irreführend; die Arkader bildeten einen Stammstaat alten Ursprungs und
kemen Zusammenschluß früher unabhängiger Städte. in diesem 'Namen' das Pronomen 01tEtü1; steckt. Er schlug die Lesung 11'.pa.v(a)i;
2034 61te'ioi (61totoi) Ka 2042 µ~ cruv0icovmt vor, also etwa "wer die Abmachungen be-
Van Effenterre 1948, 123f. Anders Bultrighini 1993, 112; er betrachtet den Namen 'Opdu im
Testimoniwn a als eine geographische Bezeichnung, nicht als Hinweis auf die Existenz einer Bundes-
staates.
2035
Vgl. Guarducd 1938, 51 ("centro principale"); van Effenterre 1948, 123; Bultrighini 1993
l 12f. , 2040Angesichts der großen Nachlässigkeit des Steinmetzen (Z. 1, 4, 6, 9, 10-12), ist ein Schreib-
2036
Svoronos 1888, 380-387; dies ist in Sympolitien durchaus möglich: s. Sehwahn 1931, 1188: fehler anzunehmen; ein 'Metronymikon' (Gen. des Frauennamens Damasila) ist unwahrscheinlich.
vgl. van Effenterre 1948, 122f., der diese lokale Münzprägung als Zeichen einer lockeren Organisa- Die in kretischen Inschriften belegten Metronymika betreffen wahrscheinlich Söhne von freien Frau-
uon wertete. In einer Inschrift von Kyrene über Getreidelieferung an Kreta (ca. 326, s.o. Anm. 102) en und unfreien Männern. Diese Personen verdankten ihren rechtlichen Status ihrer Mutter (dazu s.
sowie in der Theorodokenliste von Delphi (ca. 230/20, s.o. Anm. 1798; Plassart 1921, 19 III 105- IC IV 72 vi 55-vü 10 und o. Anm. 620), weshalb sie ein Metronymikon benutzten. Zu den kreti-
l07) werden die Städte des Koinon getrennt angeführt. schen Beispielen von 'Metronymika' bei Chaniotis 1992, 315-317 sind noch SEG XXXIX 956
2037
Das parallele Vorhandensein von Bundes- und Stadtbürgerrecht ist für die hellenistischen (KAri1ta.tpu Iluuow~. Eleuthcma, 2./1. Jh.) und Bowsky 1995, 274f. Nr. 6 (Kydonia, 2./3. Jh.) hin-
Sympolitien charakteristisch: grundlegend hierzu Kolbe 1929, 129-154. zuzufügen.
2038Van Effenterre 1948, 122-125. 2041Halbherr 1897, 199f.; Muttelsee 1925, 36: Larsen 1936, 16-18; Guarducci 1936b, 358-361;
2039
Guarducci 1938, 52f. und 1939a, 213 setzt die Gründung des Koinon der Oreioi in die Zeil Kirsten 1938, 1606; Aranjio-Ruiz 1939, 522; Kirsten 1942, 87f.; Guarducci 1943, 70; van Effen-
nach 2~; s. aber van Effenterre 1948, 121-126 (Gründung im späten 4. Jh.); vgl. auch Mikrn- terre 1948, 92 Anm. 6; Guarducci 1950a, 227f.; WilletL~1955. 1l 7f., 132f.
giannakis 1967, 68-71 und Mikrngiannakis 1987, 115-120 (frühes 3. Jh.). 2042zwn Pronomens. Bile 1988a, 205f.
424 C III. Nr. 71. Gonyn-Phaistos C III. Nr. 71. Gortyn-Phaistos 425

züglich der Rechte auf eine Wasserquelle nicht trifft". 2043Wilhelm nahm an daß für gen treffen' bedeuten. 2052 Der Beschluß verpflichtete demnach die Kosmoi (von
die Benutzung einer Wasserquelle an der Grenze zwischen Gortyn und Phai~tos eine Gortyn und Phaistos), Vereinbarungen zu treffen, die bestehendes Recht nicht ver-
Abmac~ung_ zu treffe? war ('ta~t~ 'tll~ Mpeia~). Der Beschluß galt der Verfolgung letzten. Angesichts so vieler Ungewißheiten kann aber auch diese neue Deutung nicht
derer, die kerne derartige Abmachung treffen würden. Diese Deutung wirft Probleme ganz befriedigen.
auf: Warum ist das Strafgeld für ein derartiges Versäumnis so hoch? Warum wird
keine Frist für die Festsetzung der Regel für die Benutzung der Quelle genannt? Wer Testimoniumb: 13 (BündnisvertragzwischenGortynund Axos,ca. 240/21?).
war für diese künftig zu treffende Vereinbarung zuständig? Die Höhe der Geldstrafe l:uv0[fiK]a['A~t)Ol;[Kaltot; f]o[ptu)viOl;tfö
:on 2.~ Silberstater~n, die nur mit den von Beamten bei grober Vernachlässigung iivw1tOAl Kattfö Katwl.Lu[µ)µaxficroum
"A~tolfoptuvtOl;tfö iivw1t6Al Kattä[l]
ihrer Pfl~chten zu e?tnchtenden Strafgeldern vergleichbar ist,2044und ihre Zahlung
[K)Ut(J)
...
~ den T1tas legen eme andere Lesung und Deutung nahe. Der Titas empfing lediglich
die Strafgelder der Kosmoi, nicht die jedes beliebigen Straftäters. 2045Auch die Po- Testimoniumc: Polyb.4,53,7-55,6(Stasisin Gortynwährenddes LyttischenKriegs,um 220/19).
pularklage (Z. 8) ist typisch für Versäumnisse von Beamten (s. B VII 4). Als Subjekt 7
TiiivOEfoptuv(wvoi µEV1tprnßutEpolta tiiivKV(J)(Jl(J)V,
oi oi:VECOtEpolt<ltiiivAuttiwvaipouµEVOl,
8
von cruv0irov'tat und a1ton:1criovn kommen von der Sache her also nur die Kosmoi ou:crtacrav1tpo;UMT]AOU; ... 0o yEvoµi:vou 1tapaut[Katiiivfoptuviwv oi 1tprnßutEpOl KataAaµ-
(Kopµo~, Kopµo1) in Frage. Die Buchstabenreste lassen sich mit dieser Annahme ver- ~av6µEV0l'tllVÜKpavdcrayovtm tou; tE Kv(J)(JtO\l; Kal tou; AitWAOU;. Kat tou; µEvE~eßaAOv,
55 6
einbaren. Man darf wohl K(o)pµ[o]~ lesen; angesicht der vielen Fehler des Stein- tou; o' U7tEKtElvav tiiivVEWV, 'tllVoi:7t0AlV
EVEXElplOaV tot; KV(J)(JtOl;
... ' KatEACXßovto OEKU!
metzen (s.o.) würde das Ausfallen eines Buchstabens nicht überraschen. Das Wort tov Alµi:vatiiiv <l>mcrtiwv
oi tiiiv foptuviwv q,uyaoE;·oµoiw; oi: Kat tov autiiiv tiiiv foptuviwv
Kopµo~ bezeichnet hier (angesichts der Höhe der Geldstrafe) das gesamte Kollegium. 1tapaß6AW<;OlaKatElXOV, Kat1tpooE1toMµouv EKto\Jt(J)V
opµcoµEVOltiiivt07t(J)V tot; EVtji 7tOAEl.
Daß nach dem Singular Kopµo~ ein Verb im Plural kommt (Kopµo~... cruv8irov'tm ... In zwei gortynischen Inschriften des späten 3. Jh. (Testimonien a, b) ist von ä.vro
a1to'te1criov't1), ist durchaus üblich, 2046ebenso wie die Voranstellung eines für den Kat Ka'tro 1t6A.1~der Gortynier die Rede. Aus dem Testimonium a geht hervor, daß
Gedankengang wichtigen Wortes (hier Kopµo~, vor dem Pronomen 61teto~).2D47 mit Ka'tro 1t6A.1~Phaistos gemeint war. In der Forschung wird fast einhellig ange-
Wofür werden aber die Kosmoi belangt? Iuv8irovm1 (Z. 5f.) ist die 3. Person Plural nommen, daß Phaistos und Gortyn in einem Sympolitieverhältnis verbunden wa-
von a:uvn '0 eµm. 2048D.1e Verben mit· dem Kompositum · , brmgen
cruv- · generell eine ren, 2053das jedoch unterschiedlich gedeutet und datiert wird. Für ein Sympolitie-
gememsame Handlung zum Ausdruck, 2049cruv'ti8eµm jedoch wird ausschließlich verhältnis - und nicht etwa eine gewaltsame Eroberung von Phaistos durch die Gorty-
für den Vertragsabschluß verwendet (s.o. Anm. 318). Die Worte 'to oirnwv / 'ta oi- nier oder eine völlige Eingliederung von Phaistos in den gortynischen Staat, spricht
Kata ~erden in den kr~tischen Staatsverträgen im Zusammenhang mit Rechtsangele- erstens die Tatsache, daß Phaistos als Polis bezeichnet wird, 2054und das Ethnikon
genheiten verwendet; sie betreffen allgemein die Rechtsprechung2050 oder das Recht Phaistios weiterhin verwendet wurde. Da die Popularklage in den beiden Teilpoleis
schlechthin. 2051Demnach würde OtKma cruV'ti8rn0m etwa 'gerechte Vereinbarun- erhoben werden konnte (Testimonium a Z. 8-11), behielt Phaistos seine Behörden
und Gerichte.2055 Es besaß auch seine eigene Volksversammlung (s. Testimonium a
Z. 2f.: EOo~ev-Formel). Daraus folgt, daß Phaistos auch eigene Kosmoi hatte, die die

~::~ilhe~ 1951,33f.; vgl. Manganaro1966,20; Petropoulou1985,50 mit Anm. 212.


V1elle1cht100Staterex 20 Kosm01(von Gortynund Phaistos);zu den Geldstrafenfür Ver- 2052Vgl.Halbherr 1897, 199f. ("when the compactwhich they make is not just", "when they
säumnisseder Kosmois. B VII 5.
2045 violate the compact");Larsen 1936, 16 Anm. 29, Guarducci 1936b,360 und Willetts 1955, 117
~gl. 18 Z. 31-34;s. auch Demargne- van Effenterre1937,346 mit Anm. 6; Kirsten 1942,
(Verletzungvon Verträgen);Wilhelm1951,33f.Aranjio-Ruiz1939,552 Anm.21 vermutete,daß es
164;_W11Ietts 1955, 105f., 123; Koemer 1987,479, 493; Bile 1988b,236, 240; Koemer 1993,370.
sich um Weigerungder abhängigenBevölkerunghandelt,Tributzu zahlen;Kirsten 1942,87 Anm.
L1psms1909,406 führte als einzigenBeleg dafür, daß die Titai nicht nur von den KosmoiStraf-
35 dachtean eine VermittlungzwischenGortynund Phaistos.Die Deutung'gemeinsamRechtein-
geldereinzogen,eben diesenText an. AuchLink 1994,98 vermutete,ohne Kenntnisaller Quellen,
daß der TitasauchPrivatpersonen belangte. führen'(vgl.z.B. die Wendungendpfivriv,cruvSfiKf\, cr1tovoo;usw.ti0rn0m) ist unwahrscheinlich.
17tlpa..,av~w
~' 1~ l... at' uE 2053Cardinali1904,75; Muttelsee1925,36f.; van Effenterre1948, 153f.;Manganaro1966,20;
,2046Vgl.,o,' uE,Kocrµo;
O' ' 0'
µri
'
1tpa-,mEv
'~
o' K[ocrµo;]
'
(11 Z. 12-14; [vaw-
Petropoulou 1985, 133 mit Anm. 668. Derselbe Ausdruckbezeichnetdas Sympolitieverhältnis
cr~v]twv~ o K.o~µo;~11 Z. 16); o Kocrµo;... 1tpa~aVtE;... [a]1too6vtw(v)(64 B 19-21);toy
Kooµov,at Kaµri E~opKl~OVtl (IC I,ix 1 Z. %-98). andererkretischerStädte (B N 2). Vielleichtbestandauch frührer(ca. 450-425und 360-330)ein
204 Sympolitieverhältnis zwischenGortynund Phaistos:Le Rider 1966,161f.(aufgrunddes numismati-
~~il~~~- 19~1,33 mit Beispielen;vgl. z.B. IC IV 72 col. VIII 30: UVEpai a1to8avol;ix
40f.: tnu; Cll K avOEKCJEtat. schenMaterials).Irrig ist die Interpretationvon Guarducci1936b,360, die beiden Städteseien nur
2048Bile 1988a,150, 232. durchFreundschaftverbunden;spätersprachsie von einerUnterwerfungder PhaistierdurchGortyn
2049E· . kr . h B . . , (Guarducci1950a,227f.); vgl. Willetts 1955, 132f. Ebenso unzutreffendist die Vermutungvon
m1ge eusc e e1sp1ele:cruvylyvwcrKElv (SV II 148 B 13),cruvypaq,nv(SV III 482 z.
17f.),cruµ1toAEµE1v (26 Z. 10),cruvatpE1cr8m (SV III 501 Z. 21; 502 z. 24). Blass 1905, 299, Phaistossei in zwei Gemeindengespaltengewesen(vgl. seine Korrektur:fooE
205 (foptuviol; Kat <l>mcrtiwv) m'i; 1t6A10l avq,oti:pm;,tÜl t' iivwKat tfü Katw);s. aber Muttelsee
_ 0z.~.t<l,OlKataOla[KplVEv] (18 Z. 6f.); U7tOtElCJCXVtwv ta auta 1tp6crnµaKa06n Kat ltEpt
twv OlKatwvycypa1ttm(28 Z. 81-83). 1925,36 und Testimoniumb.
2051V l B , , , - o , , , 2054Vgl. das Sympolitieverhältnis zwischenLyttosund Chersonesos(73).
, _ g. z.. ta; ?7tOtO\l UlKatouywoµEva;1to8ooou;(SV III 551 Z. 67); KplVOVtWV ... ä Ka
UUtOL; ooicjjOlKmaiiµEv(54 Z. l lf.). 2055Vgl.Guarducci1943,70; Willetts 1955, 133.Darausdarf man keineswegserschließen,daß
kein Sympolitieverhältnis bestand.So Guarducci1936b,360.
r
426 C /II. Nr. 71. Gortyn-Phaistos C Ill. Nr. 71. Gortyn-Phaistos 427

Volksversammlung leiteten und für das Prozeßwesen verantwortlich waren. Wenn Aufgrund dieser Testimonien (ohne Kenntnis von 10 und mit falschen Datierun-
das Testimonium a nur durch das Kosmenkollegium von Gortyn datiert wird, dürfte gen der Einbürgerung von Phaistiern in Milet auf 223/2 und der Theorodokenliste
sich dies aus dem Umstand erklären, daß es sich um die gortynische Kopie des Be- von Delphi) ist die Geschichte der Beziehungen zwischen Gortyn und Phaistos von
schlusses handclt. 2056Trotz dieser weitgehenden Selbständigkeit der Phaistier, die der Forschung unterschiedlich datiert worden. M. Muttelsee 2068bevorzugte eine Da-
sich ja später aus dieser Verbindung mit Gortyn lösten, drückt sich der Verlust der tierung auf das frühe 3. Jh. und nahm an, daß die Sympolitie vor dem Rechtshilfe-
Souveränität der Phaistier darin aus, daß sie keine Verträge abschlossen. Axos schloß vertrag mit Milet aufgelöst wurde; das numismatische Material (s.o. Anm. 2063)
den Bündnisvertrag (Testimonium b) mit Gortyn gleichzeitig mit der oberen und schließt diese Datierung aus. Auch die beiden epigraphischen Zeugnisse (Testimonien
unteren Stadt ab, und abgesehen vom Präskript ist im Text nur von Gortyniern die a und b) können m.E. nicht so früh datiert werden. 2069 J.-N. Svoronos datierte die
Rede. Daraus kann man ferner folgern, daß es nur ein Bürgerrecht gab, das gortyni- Sympolitie in die Zeit nach der Stasis in Gortyn während des Lyttischen Krieges (ca.
sche. Die Worte fop,uvtot bzw. <l>aicrnot im Testimonium a verweisen nur auf den 220), die zur Besetzung des Hafens von Phaistos durch die eine Partei führte (Testi-
Wohnort der Bürger. Gortyn war wohl bei dieser Vereinigung federführend. monium c); diese Sympolitie wäre im späten 3. Jh. zustande gekommen, als das
Datierwig Ergebnis der Versöhnung zwischen den beiden rivalisierenden Parteien Gortyns.20 70
M. Guarducci, die diese Verbindung nicht als Sympolitie, sondern als Unterwerfung
Entscheidend für die Datierung und die Dauer der Sympolitie von Gortyn und
der Phaistier - eine Vorstufe zur späteren Zerstörung der Stadt und gänzlichen Einver-
Phaistos sind nicht nur die hier präsentierten Zeugnisse über ihre Verbindung, son-
leibung ihres Gebietes (s.o. S. 49) - betrachtete, setzte sie ursprünglich auf das 2. Jh.
dern auch die Zeugnisse über den Auftritt von Phaistos als souveräner, von Gortyn
(aber nach 183) an. 2071 Später revidierte sie diese Ansicht und datierte den Verlust
unabhängiger Staat. Leider sind die Zeugnisse beider Kategorien nicht genau zu da-
der Unabhängigkeit von Phaistos auf die Zeit nach dem Rechtshilfevertrag von
tieren. Phaistos tritt in folgenden Dokumenten als souveräner Staat auf:2057 im
Phaistos mit Milet (nach Guarducci um 260), dem letzten Zeugnis seiner Eigen-
Rechtshilfevertrag mit Milet (ca. 259/250), 2058in einer Inschrift über die Asylie des
staatlichkeit, und vor dem Beschluß über die Anerkennung der Asylie von Kos (um
Poseidonheiligtums von Tenos (nach 260?),20 59 im Bündnisvertrag mit Eleutherna
242)_2o 72 Zu dieser Annahme kam Guarducci durch die Beobachtung, daß der
(nach der Mitte des 3. Jh., 10), in einer Weihinschrift im Apollonheiligtum in Delos
Rechtshilfevertrag mit Milet im Prytaneion von Phaistos aufgezeichnet werden sollte,
(Mitte des 3. Jh.), 2060in einer unpublizierten Inschrift über die Asylie des Asklepios-
während die zwei Beschlüsse der Phaistier über die Asylie von Tenos (nach 260?)
heiligtums von Kos (um 242), 2061im Bündnisvertrag kretischer Städte mit Eumenes
bzw. über die Asylie von Kos (um 242) in einem Heiligtum des Apollon Pythios auf-
II. (183). 2062Phaistische Münzprägungen bestätigen die Autonomie der Stadt für das
gestellt werden sollten; da aber bisher kein Heiligtum des Apollon Pythios in Phaistos
frühe 3. Jh. 2063Das Ethnikon Phaistios begegnet in einer milesischen Inschrift über
nachgewiesen wurde, schloß Guarducci, daß die beiden Dokumente im Pythion von
die Einbürgerung von Kretern 229/8 2064sowie in einer nicht genau datierbaren In-
Gortyn aufgezeichnet werden sollten. Diese Änderung des Aufstellungsortes sei das
schrift von Kydonia (3. Jh.). 2065 Phaistos (als Siedlung, nicht unbedingt als Polis)
Ergebnis einer politischen Entwicklung gewesen. Dieser Aufstellungsort sei des-
erscheint in der Theorodokenliste von Delphi (ca. 230/20). 2066Schließlich wurden
wegen gewählt worden, weil sich Phaistos bereits zu diesem Zeitpunkt in der Hand
nicht genau datierbare phaistische Proxeniedekrete im Pythion von Gortyn aufge-
der Gortynier befunden habe. Der Protokosmos Eurybotas in Testimonium a sei so-
zeichnet (312. Jh.); 2067vermutlich stammen sie aus der Zeit der Sympolitie.
mit der Vater des gortynischen Gesandten nach Makedonien (Damasilas?, 237/6); 2073
Phaistos habe sich nach der Stasis in Gortyn (um 220) von dieser Abhängigkeit
2056Vgl. Guarducci 1936b,360 und 1950a,227. AndersMuttelsce 1925,37; Kirsten 1938, 1607, gelöst. Der Datierungsversuch Guarduccis hält einer kritischen Überprüfung nicht
die Kosmoivon Gortyn seien auch für Phaistoszuständig;s. aber das Sympolitieverhältniszwischen stand. Da der Kult Apollons in Phaistos belegt ist, 2074kann man nicht ausschließen,
Lyttos und Chersonesos(73). daß ein Pythion im archäologisch wenig bekannten hellenistischen Phaistos existierte.
2057Vgl. Guarducci 1935,269; Kirsten 1938, 1605f.
2058sv III 482 z. 51-67; zur Datierungs.o. S. 33-35. Ferner ist die Aufstellung des Rechtshilfevertrags mit Milet im Prytaneion nicht aus-
2059sv III 562. Zur Datierung:Guarducci 1943,66-73; vgl. Brulc 1978, 71; Schmitt 1969, 350: sagekräftig, da der Aufstellungsort von Dokumenten in einer Stadt häufig variiert
1'tienne1990,94f., 184. Andersvan Hfcntcrre 1948, 136(ca. 278-261).
20601GXI 4, 1132;zur Datierungs. Guarducci1935,269.
2061Erwähnt von Guarducci 1935, 100 mit Anm. 2, 269; vgl. Brule 1978,72, 88-90. 2068Muttelsee1925, 37.
2062IC IV 179 Z. 3. 2069DiePaläographiedes Testimoniumsa weist auch altertümlicheElementeauf, die jedoch eine
2063Für die Prägungendes frühen 3. Jh. (ca. 322-270)s. Le Rider 1%6, 146-150, 195: spätere Datierung ins späte 3. Jh. keineswegs ausschließen:Guarducci 1936b, 359f.; 1950a, 227. Anders
Prägungen der Phaisticr (nach ca. 270) sind sehr sellen: Lc Ridcr 1966, 153 mit Anm. 3; vgl. Halbherr 1897, 194, 198 (frühes 4. Jh.).
Kirsten 1938, 1606(ohnegenaue Datierung). 2070svoronos 1898, 174f.; vgl. Wilhelm 1951, 34.
2064Milct I 3 Nr. 38 p 3; zur Datierungund zum historischenZusammenhangs.o. S. 14. Früher 2071Guarducci1935,269.
datierteman diesenText auf 223/2. 2072Guarducci1943, 67-71; 1950a,228; ihr folgt Etienne 1990,94f., 119, 184f. Vgl. van Effen-
2065IC 11,x I Z. 13. terre 1948, 153 Anm. 4 (Mitte des 3. Jh.).
2066p[assart 1921.21 IV IOf. Zur Datierungs.o. Anm. 1798. 2073sv III 498.
2067IC IV 22')-230. 2ü741C I,xxiii 2.
428 C lll. Nr. 72. UJ!o-lato pros Kamara C III. Nr. 72. lato-lato pros Kamara 429

(vgl. B II 3); der Vertrag 18 (spätes 3. Jh.) z.B. wurde in Lato im Prytaneion aufge- Testimoniumb: 34, Bündnisvertrag,frühes 2. Jh.
zeichnet, der etwa zeitgleiche Beschluß derselben Stadt über die Asylie von Teos
[0eoi. 'Aya8a1ruxm?. T6:öEcrov]ifüv-
dagegen im Heiligtum der Eileithyia. 2075 Somit gibt es keinen sicheren Ansatz für [to -------1Ca1.Auno1 ol t]~ Kaµupq:.
eine Datierung der Sympolitie auf die Zeit vor dem Asyliedekret für Kos (um 242).
Auch für die Annahme von E. Kirsten und G. Manganaro, daß diese Verbindung von Die Bürgerschaft von Lato bestand spätestens seit dem späten 3. Jh. aus zwei
Gortyn und Phaistos in die Zeit unmittelbar vor dem Lyttischen Krieg (221) fällt (vgl. Gruppen, den Latiem, die das alte Stadtzentrum im heutigen ficouA.ac; bewohnten,
Testimonium c), die Sympolitie aber den Lyttischen Krieg nicht überdauert habe,2076 u~d jene~ im H~fenort Kamara (heute "Aytoc; ~1ic6A.aoc;).2o79 Diese zweite Gruppe
gibt es keine eindeutigen Anhaltspunkte. Eurybotas (Testimonium a) sei nach dieser wird nur m zwei Dokumenten genannt: in der Uberschrift eines in Teos aufgezeich-
Rekonstruktion nicht Vater sondern Sohn des Gesandten nach Makedonien (237/6). neten Beschlusses über die Anerkennung der Asylie dieser Stadt (Testimonium a)
Die Erwähnung des Ethnikons Phaistios in den Einbürgerungsurkunden von Milet und in einem Bündnsivertrag (mit Gortyn?, Testimonium b). Der Text des Asyliebe-
229/8 ist kein Datierungskriterium, denn das Ethnikon begegnet auch im Testimo- schlusses für Teos ist identisch mit dem Text des Beschlusses der Latier des Haupt-
nium a, also während das Sympolitieverhältnis bestand_2o77 Auch Polybios' Bericht ortes in derselben Sache. 2080Die Verbindung beider Teilgruppen war zweifellos sehr
über die Stasis in Gortyn um 220 (Testimonium c) kann nicht beweisen, daß damals eng: Es gab sicher nur ein Bürgerrecht, denn auch die Latier von Kamara bezeich-
eine Sympolitie zwischen Gortyn und Phaistos bestand. Die Opposition 1:ov A.tµrva neten sich in ihrem Beschluß über die Asylie von Teos (ohne Zusatz) als Aano1;2os1
1:rovcl>mcr1:icov/ 1:ov avrwv 1:oovfop1:uvicov erweckt den Eindruck einer Trennung Veröffentlichungsort beider Beschlüsse war das Heiligtum der Eileithyia. Offenbar
der beiden Städte (und Bürgerschaften). Die Tatsache, daß die Gortynier gerade in besaß jede Teilgruppe ihre eigene Volksversammlung, zumindest was ihre Selbstver-
Häfen von Gortyn und Phaistos Zuflucht suchten, ist zwar ein Indiz dafür, daß die waltung bzw. Angelegenheiten geringer Bedeutung betraf. 208 2 Die Außenpolitik der
beiden Städte zu diesem Zeitpunkt eng verbunden waren. Über den Charakter der Latier von Kamara wich in keinem Punkt von jener des Hauptortes ab. Es gibt kein
Verbindung besagt diese Stelle aber nichts. 2078In derselben Zeit suchten die Lyttier Zeugnis einer selbständigen Außenpolitik. Sieht man vom Testimonium b ab, ist in
Zuflucht in Lappa, einer Stadt, mit der sie nicht durch Sympolitie verbunden waren allen Verträgen des 2. Jh., auch in den in Kamara gefundenen, lediglich von Aanot
(A II 3). die Rede, 2083 ein Begriff, der sicher beide Gruppen umfaßte. Im späten 2. Jh.
scheint sich der Schwerpunkt auf den Hafen Kamara verlagert zu haben,2084 und
So kann die Sympolitie zwischen Gortyn und Phaistos nicht genau datiert werden.
man hörte auf, die Unterscheidung zwischen Aanot und Aanot 01.E1tt / 1tpoc;
Die vielen und chronologisch so verstreuten epigraphischen Zeugnisse des 3. Jh., in
Kaµap~ zu machen. Im Testimonium b bleibt unklar, ob die Aanot vor clen Aanot
denen Phaistos getrennt von Gortyn erscheint, zeigen auf jeden Fall, daß die Sym-
01.rnl.Kaµap~ genannt wurden oder ob der Vertrag von den beiden Teilgruppen in
politie nur sehr kurzlebig gewesen sein kann. Aus dem Testimonium b geht hervor,
getrennten Volksversamlungen sanktioniert wurde. Es läßt sich nicht entscheiden, ob
daß die Sympolitie zustandekam, als Gortyn noch sein eigenes Bündnis führte, also
die zweite Teilgemeinde durch Besiedlung von Kamara (als 'Außengemeinde') oder
vor der Annäherung dieser Stadt mit Knosos (75, um 222), wahrscheinlich nach
Aufwertung einer früher abhängigen Gemeinde (eines Hafenorts) zustande kam. So
dem Asyliedekret für Kos (242).
oder so ist mit der völkerrechtlichen Regelung der gegenseitigen Beziehungen zu
Nr. 72. Sympolitie (?) zwischen Lato und Lato pros Kamara, spätes 3. rechnen.
Jh. Datierung
Testimonien: Die Sympolitie zwischen Lato und den Bewohner von Kamara, wenn es sich denn
Testimoniuma: IC I,xvi 15 (Beschlußüber die Asylie von Teos, 204). tatsächlich um eine solche handelt, kam sicher vor 204. (Testimonium a) zustande,
AattO>Vt(J)V1tpo~Kaµupat. wahrscheinlich im späten 3. Jh. 2085
"Eöogv Aati0>v"tOt~
Kooµm~Kattiit 1toÄEt
KtA.

2075IC I,xvi 2.
2076Kirslen 1938, 1606; Manganaro1966, 21. Vgl. Rcinach 1904, 15 Anm. 2, der da, Testimo- 2079Allgemein dazu Svoronos 1890, 217; Kirsten 1942, 83; vgl. Gsehnitzer 1958, 49-51 und
nium a in die Zeit der Stasis in Gortyndatierte. Brult 1978, 153-156, aber mit der m.E. irrigen Annahme, daß die u1t6Fo1Kmin 18 mit den Be-
2077Auch sonst begegnen in InschriflenaußerhalbKretas kretische Etlrnika,die sich von Orten wohnernder Hafenstadtvon Lato zu identifizierensind.
20801cI,xvi 2.
ohne den Status einer unabhängigenPolis ableiten, z.B. AEß11vato~: Dumont 1892, 437 Nr. 101;
Baillet 1926, I, 175 Nr. 816; McmxAto~:SB I 5860 (vgl. hierzu Masson 1985, 199 Anm. 76); 2081Vgl. Gschnitzer 1958, 50; Brult 1978, 156.
K1cruµ10~?: IG XIV 1575. 2082Vgl.Gschnitzer 1958, 50.
2078Anders Manganaro1966, 21, der die Phaistiermit den vEo:mpotidentifizierte;die Phaisticr 208322, 37, 54-56, 59, 61; IC IV 179 Z. 6 (183).
würde man als V€0JtEpo1 bezeichnen,weil sie erst vor kurzem das gortynischcBürgerrechterhalten 2084Kirslen 1942, 83; Gschnitzer 1958, 50f.; Brult 1978, 156; Petropoulou1985, 133.
hatten; s. aber Errington 1969, 30; Iluß 1976, 144f. Anm. 74. 2085Vgl. Brult 1978, 156.
430 C III. Nr. 73. L_vttos-Chersonesos C III. Nr. 73. Lyttos-Chersonesos 431

Nr. 73. Sympolitie zwischen Lyttos und Chersonesos, nach 183. "Vertrag der Kreter [von Lyttos und Olus]. Als Sosikrates Archon war, [in der ---
Prytanie der Phyle NN, in der NN] aus Krioa Grammateus war. Auf gutes [Glück
Testimonien: und zur Rettung; als in der oberen Stadt der Lyttier] die Diphyloi die Kosmoi stellten,
Testimoniuma: IC I,xix3 A (EhrendekretvonMaltafür Schiedsrichter
aus Lyttosund Knosos,2. [die zusammen mit NN, Sohn des NN, amtierten}, am 28. Tag des Monats Panamas,
Jh.).
und als in der Stadt am Meer [die Phyle NN die Kosmoi stellte,} die zusammen mit
... aµirov [a]in1craµrvrov Sotadas, Sohn des Sotadas, amtierten, [im Monat NN, und als in der Stadt der
Öucacrtcir;, ä.tE tiov KvrocrirovooA.t<; 1cata t[io]v Auttiro[v,] Oluntier die Phyle NNJ die Kosmoi stellte, die zusammen mit [NN, Sohn des NN,
tiov tE tfJ.Vävro ltOA.lV oii,[t]ovtrovKU\ tiov tav Elttßa-
amtierten, im Monat NN. Weil die Stadt] der Oluntier eine Gesandtschaft [sowohl zur
10 A.Ucrcrat, Olta.tt1lXT1lCl ÖA.aKatucrtacrt<;tU<;1tpoo[..]tta<;
OCOTI1piar;, Kat 7t€plto[u]trov <lltEOtT]A.aV aµElVÖtKacrtci[r;,] oberen Stadt der Lyttier als auch zur Stadt am Meer schickte, damit zwischen diesen
Kvrocr68E[v] µEVEÜ(µ]ri[A.o]v [------],r<;Öt t[ii]r; ävroßcv [1t]6- Städten auf alle Zeit Freundschaft] und Isopolitie und [Bündnis existiert}, be-
A.€~ A(ci)trov1:tcicrtor;,E<;Öt tii<;rnt 8aA.cicrcrat'Aptcrt[i-] schlossen die Lyttier ---]".
av Movva ...
27 öcooxßm nvypU1jlattciv tE tiov Kvrocrirov ltO- Testimoniwnd: IG XII 5, 723 (ListekretischerStädte,die vielleichtdie Asylievon Androsaner-
A.tvKat ta(v] tiiivAuttirov crrotfipcir; tE Kat [ß]o[a-] kannten,Andros,2. Jh., s.o. S. 43).
Bor;KU\UltEpµcixor; tiir; aµiir; ltOA.€0<; ... 2 Autttol Olltpü<;0aA.cicrcrrit
"Als wir Richter anforderten, hat uns für diese Angelegenheit die Stadt der Knosier 7 A[ut]ttot Oläv[ro]
und jene der Lyttier, sowohl der Lyttier, die die obere Stadt bewohnen, als auch je- Testimoniume: Strab10,14 (C 479).
ner, die die Stadt am Meer bewohnen, Richter geschickt, damit die ganze Angelegen- Auttou öL. ElttVEtovfonv TiA.EyoµEVfl
XEppov11cror;.
heit gerettet wird ( ?), und zwar von Knosos Eumelos, [Sohn des NNJ, und von der
oberen Stadt (der Lyttier) Latos, Sohn des Stasis, und von der Stadt am Meer Aus einer Reihe von Inschriften des 2. Jh. geht eine enge Verbindung der Städte
Aristion, Sohn des Mannas ... Das Volk möge beschließen, die Stadt der Knosier und Lyttos und Chersonesos hervor.2°86 Die beiden Städte (Testimonien a, c: 1t6A.etc;)
die der Lyttier als Retter und Helfer und Beschützer unserer Stadt auft,uzeichnen... ". bildeten zusammen den Staat der Lyttier, die eine Polis Lyttos (Testimonium a Z.
16f.). Die beiden Teilgemeinden wurden mit Hinweis auf ihre Lage im Binnenland
Testimoniumb: 53 (Bündnisvertrag
zwischenLyttosund Olus,spätes2. Jh.). (Testimonien a, c, : ävco 1t6Atc;,ävco0ev 1t6A.ti;;Testimonium b: ävco Aunoc;?; Testi-
['Ayaßiit n'ixm. 'Ev µEVtiit ävro Aut-] monium d: Auntot oi. ävco) bzw. am Meer (Testimonien a, c: 1t6A.tc; e1t1.0aA.acrcrat;
[trot? E7tttiov ------rovKOOµ lOVtCOV
[cruv------]öat tiii 2'.ro[-----------.
tiovl
EVÖt]
a
Testimonium b: E7tl0aA.acrcrat Au1wc;; Testimonium d: AU't'ttOloi. 7tpoc;0aA.acr-
<JTJl)unterschieden. Ähnlich wie im Fall von Lato (72) gab es nur ein Bürgerrecht (oi.
tiit rnt ßaMcrcrm Aiit[ trot i-1t1tiov]
5 tiov cruvX[_:______
iit(j}UA.roV tio 'Y-] Au't'ttot); 2087jede Teilgemeinde behielt jedoch ihre eigenen Magistrate (Testimonien
ltEpq>UVEOt; ... a-c), 2O88ihre eigenen Phylen (Testimonien b, c), offenbar ihre eigene Volksver-
sammlung und ihren eigenen Kalender (Testimonium c). Lyttos führte sicher eine
"[Auf gutes Glück. Als in der oberen Stadt Lvttos die Phyle NN die Kosmoi einheitliche Außenpolitik, die Verträge dürften jedoch von den Volksversammlungen
stellte, die zusammen mit ---]das, Sohn des w[---:amtierten, u~d als in] Lyttos am beider Teilgemeinden in getrennten Sitzungen ratifiziert worden sein; darauf deutet
Meer die Diphyloi die Kosmoi stellten, die zusammen mit NN, Sohn des Hyper- jedenfalls die Tatsache hin, daß die Oluntier Gesandte an beide Teilgeneinden schick-
phanes, amtierten".
ten (Testimonium c Z. 79). Die beiden Teilgemeinden schickten getrennt Richter an
Malla (Testimonium a). Es ist nicht bekannt, ob diese Verbindung das Ergebnis von
Testimonium
c: 60 A (Bündnisvertrag
zwischenLyttosundOlus,111/10).
Eroberung, Eingemeindung der Chersonesier oder Ansiedlung von Lyttiem in Cher-
Luv 0 ft 1Ca t Kp TJ't & v A [ u 't 't i cov 1Ca 1. B o A.o e v 't i cov ]. sonesos war. 2089Da die Chersonesier auf ihr Ethnikon verzichteten, ging die Initia-
'Eitt LCOOtKputO\l äpxovt~ Eltttfir;[-------------------0<;
--------------<;
1tpumvda;, ~l -----------J
por;KptroEU<; i-ypaµµcitrucv. V 'Aya(ßfü Tuxm Kat Elttcrrotripim,Aunirov i-vµi:v tfü ävro]
tive wohl von Lyttos aus.2090Die Tatsache, daß Chersonesos die Bezeichnung und
ltOA.lE7tttiiiviit(j}UA.roV
KOOµtov[ trovtiov cruv---------------------tio -------------------µ11vix;na-]
5 vciµroV Kll', Viv octfü E7ttßaA.ci[crcmt ltOA.lEltttiov -----------------------Kooµt6vtrovtiov]
cruv1:mciÖ<;t tio LCOtciöaµ11(vix;------------,
EVÖt tat BoA.oEvtirov ltOAlfit\ tiov ----------------] 2O86
COVKOOµtOVtCOV tWVOUV[----------------tW---------------µ11vix; --------------.npnyrucruvtCOV]
Die Quellen(ohneTestimoniumb) und Diskussionauchbei Guarducci1935, 33f.; Kirsten
1942, 84; Gscbnitzer1958, 51f.; Brule 1978, 152f.; vgl. Petropoulou1985, 133; Viviers 1994,
BoA.ocvtirovt~ 1toA.to<; [fot Auttirov tciv tE ävro 1toA.1v Kat tav fot 0aA.cicrcrm itEptq>tA.i-1
252-259. Die Identifizierung
derunterenStadtmitCbersonesos gebtausdemTestimoniwne hervor:
[~kKat icr01t.0Amiar;K[at cruµµaxiar; Öit~ u1tciPX11t mi; 1toA.Ecr1v Ei<;,ov 1tcivmxpovov,]
Bosanquet1904, 11;Wilhelm1917, 31; vgl.Svoronos1890, 49 zu den gemeinsamen Münztypen.
10 [EÖ]cx;cAu[motr; ------------------------------------------------------------------------1 2O87Gschnitzer1958, 51f.
2O88Gschnitzer1958, 52.
2O89Vgl. Gschnitzer1958, 52; Brulc1978, 152f.; Petropoulou1985, 133.
209OvgI. Gscbnitzer1958, 50; Petropoulou1985, 133.
432 C III. Nr. 74. HierapytM-hierapytnische Siedler C II/. Nr. 74. Hierapytflil-hierapytnische Siedler 433

weitgehend den Charakter einer Polis behielt, spricht gegen eine Eroberung oder eine Lesungen und Ergänzungen, wenn nicht anders vermerkt, von Böckb unter Heranziehung der vers-
Kolonisation von Lyttos. Wir haben es wahrscheinlich mit einer Sympolitie zu tun. chiedenen Abschriflen. 2093 2f. Blass; av öi~. Ö1t[~] Böckb. 3 Anfang [Kat tov ÖpK]ov Blass; (i\~
1tcivm tov xpov]ov Deiters; Interpunktion Chaniotis. 4 Chaniotis; [tav ouv%Kav taumv t~JDei-
Datierung ters. 5 Guarducci; Ka[t tav µev 0ivtwv 'I. i\]v Böckb; [tav µEv 0ivtwv Kotvfü E]v Blass; [av0ivtwv
Terminus post quem für die Sympolitie ist das Jahr 183, in dem Chersonesos den tav µev oi 'I. i:]v Deiters 1901; [oi i:1ti1tavtt~] Deiters 1904. 7 [ltCxp''ApKaotv] Muttelsee, Guar-
ducci; [i:v foptuvt] Naber; [i:v Aapiom] Svoronos, Rigsby; [Ilpatoo'i] Deiters. 8 ['OA.Epo'i]Scrinzi,
Vertrag mit Eumenes II. als noch unabhängiger Staat unterzeichnete.2091 Die Sym- Deiters; [i:v 'QMpwt] Boeckb; [Autto'i] Naber. 10 <Ö tt µev i:~rA.Otµtv>Deiters; i:y(y)paljlatµEv
politie kam aber noch im frühen 2. Jh. zustande (s. Testimonium d). Cauer; ö' t:[m]ypaljlatµtv Boeckb. l lf. Tava Böckb, Cauer; Tijva Deiters; <l>patptov Böckb;
'Opatptov Cauer. 13 1:aµwviav Deiters, Guarducci; 1:aAµwviav Böckb, Blass; nuttov Deiters,
Nr. 74. Isopolitievertrag zwischen Hierapytna und einer Außensied- Guarducci; nu0tov Böckb, Blass. 18 ut Deiters, Guarducci; o'OBöckb, Blass. 19 ouötvi Böckh;
ouöiv Skias; ou0iv Guarducci. 22 ouötvi Böckb; ou0tvi Guarducci. 25 tcot tE ltOA.rµwtVtKfo0at
lung, 2. Jh. Guarducci; µ~ µE ocoovvfro0m Böckb, Cauer, Bla~s.
Beschreibung: Oben abgebrochenes Fragment eines Pfeilers. "--- und die Isopolitie ---. Und [beide sollen den Isopolitievertrag] auf drei steiner-
Fundort: In den Ruinen von Hierapytna von Francisco Barozzi (1565) gesehen und beschrieben, dann
nach Venedig vertiracht; jetzt verschollen. 2092
nen Stelen aufzeichnen und [weihen, und zwar die eine Stele] in Hierapytna im
Text: CIG 2555 (mit der älteren Literatur) [Cauer 1883, Nr. 116; ]; Deiters 1904a, 18-23 Nr. 1 Heiligtum der Athena [Polias], die zweite (sollen) die Hierapytnier, die [bei den Ar-
[SGDI 5039; Schwyzer 1923, Nr. 198]; IC III,iii 5. Vgl. Naber 1852, 112 (zu Z. 7f.); Svoronos kadern? J wohnen, im Heiligtum des Asklepios (weihen), die dritte aber gemeinsam
1890, 184 (zu Z. 7); Skias 1891, 23 (zu Z. 19); Deiters 1901, 587-595; Muttelsee 1925, 67 (zu Z. [in Oleros] im Heiligtum der Athena. Und wenn wir nach Beratungen über den ge-
7); Rigsby 1986, 356-359 (zu Z. 7).
meinsamen Nutzen beschließen, etwas zu verbessern oder zu streichen oder hinzu-
[-------- ------] zufügen, soll das, was wir streichen, nicht durch Eid geschützt sein; was wir aber
[--- -],ON
hinzuschreiben, soll durch Eid geschützt und heilig sein. Eid: Ich schwöre bei Hestia
1---------------------------t]av ö' io01to-
[Attdav --------------]00. 'Ayypaljlavtwv und 'Zeus Oratrios und 'Zeus Diktaios und Hera und Athena Oleria und Athena Polias
[Öetav io01t0Amiav h:atEpot €~]OtMU~ A.t0iva~tpE'i~,ca[t] und Athena Samonia und Apollon Pythias und Lato und Artemis und Ares und
5 [ci.v0€VtWV tav µev i:]v 'IEpam'.itvat €Vtcot iEpcotta~ 'A0ava[i-] Aphrodite und bei den Kureten und den Nymphen und den Korybanten und allen
[a~ t~ IloA.uioo~.tav l ÖEä.Un.v oi KatotKOVtE~ 'IEpam'.itvtOt Göttern und Göttinnen; wahrlich werde ich gegenüber der Gesamtheit der Hiera-
[:rmp' 'ApKaotv?] €Vtcot itpcot tco 'ACJKAfllttCO, tav octpitav Kotvfü
pytnier (oder den übrigen Hierapytniern) wohlgesinnt sein, auf alle Zeit, ehrlich und
('ilA.Epo'i]€Vtcot itpcot ta~ 'A0avai~. Ai Ör ti Ka Ö<x;T]t [3wAf:'lloµr-
ohne Heimtücke; und ich werde denselben Freund und denselben Feind haben und
[vo]t~ rnt tcot Kotvfü ouµq>rpovtt rnt6wpßcoom i\ i:~EMVi\ EV-
10 /3aA,Ev,(Ött µev €~€MtµEV)µ11EVOpKOV fotw· ö tt 6e q(y)p<xljlatµEVEvopKOV
tE fotw Kat von meinem Land aus mit aller Macht Krieg führen, wo auch die Gesamtheit der
1'v0tvov.vac. "OpKo~.vac. 'Oµvuw tav 'Eotiav Kat Tijva 'Opcitptov Kat Tijva Hierapytnier Krieg führt (oder: die übrigen Hierapytnier Krieg führen); und ich
L'.tKta'iovKat "Hpav Kat 'A0avaiav 'OA.tpiav rnt 'A0avaiav IloA.taÖa werde mich zum Prozeß stellen und auf dem Vereinbarten beharren; und ich werde
Kat 'A0avaiav fuµwviav Kat 'A1tOA.A.Wva nuttov Kat Aatw rnt "AptE- weder mit Wort noch Tat etwas gegen das in dieser Isopolitie Geschriebene tun; und
µtv Kat "Apw Kat 'Aq>poöimvKat Kwpijm~ Kat Nuµq>a~Kat to~ Kupffov- ich werde willentlich und wissentlich keinem anderen erlauben, (dies zu tun), unter
15 ta~ Kat 0to~ ltCXVta~ Kat mioa~ · ~ µav €"(0J EUVOT]OCO to'i~ €1tt-
keinem Vorwand und auf keinerlei Weise. Und wenn ich den Eid breche, den ich
1taot 'ltpamitviot~ tov Ü1tavm xpovov a1tA.6~ Kat ci.oo).~ Kat
tov autov (j)lA.OV Kat i:x0pov f~(l)Kat ltOAEµT]OCO O.ltOxwpa~ 1tavtt
leistete, oder das Vereinbarte verletze, sollen die Götter, bei denen ich schwor, zarnig
o0ivtt, ut Kat oi €lttltaVtE~'IEpam'.itvtot, Kat to ÖtKatOV&oocoKat sein; und ich soll in der schlimmsten Art und Weise zugrunde gehen; und weder die
i:µµtvco€Vto'i~ CJUYKEtµEVot~ Kat O\JKaKotfXVT\OCO ou0ev tcov Erde und die Bäume sollen Frucht tragen noch die Frauen auf natürliche Weise gebä-
20 €Vtfüöt tfü io01t0Amim yrypaµµEVwvoÜtt ¼wt OÜtEi'pywt ren, und ich soll im Krieg besiegt werden. Wenn wir aber dem Eid treu bleiben, sol-
000€ ÜA.A.Wt €ltttp<l1j/COEKOJV Kat ytVWCJK(l)V itaprupfoEt ou&µtfü len uns die Götter barmherzig sein und alles Gute geschehen".
O\JOC tpoltWt ou0tvi. Ai öi n €lttopKTjoatµttcov wµooa i\ tcovOUVE-
0iµav, t~ tE 0to~ to~ wµooa i:µµavia~ ~µEVKat €~0MUo0at Diese in Hierapytna gefundene Inschrift enthält den Schlußteil eines Isopolitiever-
KaKlCJt(l)t oA.ffipwtrot µ~tE yav µ~tE &vöpw KapitO~q>rpEV µ~- trags zwischen der Gemeinde der in Hierapytna lebenden Hierapyrtnier und einer
25 tE yuva'iK~ ttKtEVKata (j)\JCJtV, tcot tE ltOMµWtVtKEo0at.ruop- Gruppe von Hierapytniern, die einen Ort bewohnten, dessen Name in der Inschrift
K(l){Jt ÖEaµ'iv t6~ tE 0to~ w~ ~µEVKat yivrn0at ltCXVta ci.ya0a.
nicht erhalten geblieben ist. Bevor wir versuchen, diese zweite Gruppe zu definieren,
ist es nötig, die erhaltenen Bestimmungen genau zu untersuchen. Direkt erhalten sind
allerdings nur die Vereinbarungen über die Isopolitie (Z. 1-3), die Aufzeichung des
Vertrags (Z. 3-8) und die Möglichkeit künftiger Änderungen (Z. 8-11) sowie der Eid
2091 der hierapytnischen Siedler (Z. 11-26). Diese Bestimmungen können wir jedoch
IC IV 179 Z. 6f.; vgl. Guarducci 1935, 33; Brulc 1978, 152. Im 3. Jb. war Chersonesos mit
Knosos verbündet (79 Testimonium a), im frühen 2. Jh. vielleicht mit Gortyn (36). Viviers 1994, durch diejenigen ergänzen, die indirekt aus dem Text des Vertragseids hervorgehen:
253f. vermutet, daß Chersonesos schon seit dem 6. Jh. enge Beziehungen zu Lyttos unterhielt. Ein-
deutige Hinweise darauf gibt es nicht.
2092Guarducci 1942, 49. 2093Vgl. Deiters 1901, 587; Deiters 1904a, 18f.; Guarducci 1942, 49.
434 C lll. Nr. 74. Hierapytna-hierapytnische Siedler C 1/l. Nr. 74. Hierapytna-hierapytnische Siedler 435

Beistand (Z. 15-18, vgl. B 1111 c): Daß der Vertrag auch den Charakter eines Bünd- nicht aus; sie waren nicht bloß Befehlsempfänger einer in der Stadt wohnenden Teil-
nisses besaß, geht aus einer Stelle des Eids hervor (Z. 15-18), der - von einer kleinen gruppe der Bürgerschaft. Es ist auch nicht anzunehmen, daß nur die auswärtigen
Abweichung abgesehen - mit dem Eid des Bündnisvertrags zwischen Hierapytna und Siedler einen Vertragseid - Ausdruck einer einseitigen Bindung an die Stadtgemein
Lyttos (26 Z. 15-17, 21-23) identisch ist: ~ µav Eyro cruµµamcHÖ tot<; Aux:·doti; de - leisteten (s.u.). 2100 Die Hierapytnier der Stadtgemeinde hatten wohl einen
bzw. 'tOt<;'IEpmrn-rvioti; 'tOV1tavm xp6vov <X7tAO(J)<; x:at aö61.wi; Kat 'tOV au-rov analogen, nicht aber identischen Eid geleistet. Gewiß war auch in ihrem Eid von der
<ptA.OV Kat EX0pov E~(J) o
(l7t() xcopai; ut x:a Kat Mrmoi; bzw.
Kat 7tOA.EµT]O-ffi o Isopolitie die Rede; die Bestimmung über Hilfeleistung kann aber nicht ebenso ge-
'IEpam'.i-rvtoi; x:at -ro oix:mov oc.oo&x:A.1t.
Der charakteristische Unterschied ist, daß lautet haben; wahrscheinlich wurde nur die Pflicht der Hierapytnier angesprochen,
im Vertrag zwischen Hierapytna und Lyttos von cruµµaxüv die Rede ist, also von ihren Siedlern im Verteidigungsfall beizustehen.
einem Bündnis, hier dagegen von EuvoEtv ('wohlgesinnt sein'). Eine Erklärung Rechtsprechung (Z. 18): Die Formulierung x:at -ro oix:mov oc.oo& begegnet in
dieses Unterschiedes können wir vielleicht darin sehen, daß es sich hier um eine Ver- derselben Position auch im oben zitierten Bündnisvertrag zwischen Hierapytna und
einbarung zwischen zwei Gruppen derselben Bürgerschaft handelt; wohl deswegen Lyttos (26, vgl. B VII 3). Der Vertrag regelte also auch die Führung von Prozessen
erschien den Verfassern des Textes der Begriff der Symmachia fehl am Platze. Dies zwischen den Hierapytniern und der hierapytnischen Teilgruppe.
ändert nichts an der Tatsache, daß das Verhältnis der hierapytnischen Teilgruppe zur
lsopolitie (Z. 2f., vgl. Z. 20, vgl. B IV/): Die beiden Gruppen der Hierapytnier
Stadt Hierapytna das eines Verbündeten war. Dies geht eindeutig aus den Klauseln
waren durch Isopolitie miteinander verbunden. Da beide Gruppen mit dem Wort
über gemeinsame Freunde und Feinde (Z. 17, vgl. B 1111 e) sowie die Heeresfolge
'IEpa1tu-rvtot bezeichnet werden (Z. 6, 16, 18), beide also das Bürgerrecht besaßen,
bei Angriffskriegen aller Hierapytnier (Z. 17f., vgl. B ll/ 1 c) hervor. Auch der Be-
bedeutete diese Isopolitievereinbarung praktisch nur, daß die x:a-roix:6vtE<;'1Epa7t\l't-
griff EuvoEtv begegnet häufig in Bündnisverträgen (B III J d). Allgemein wird ange-
vtot mit vollen Rechten in ihre Heimatstadt zurückkehren durften, sofern sie dies
nommen, daß die Hierapytnier der 'Mutterstadt' eine Vormachtstellung behielten.2094
wollten;2IOI ebenso durften in Hierapytna wohnende Hierapytnier sich an dem unbe-
Dies geht aus dem Dokument nicht hervor. Für die Beantwortung dieser Frage hat die
Formulierung E1ti1tavtE<;'1Epa1tu-rvtot eine Schlüßelposition: Versprechen die Be- kannten Ort niederlassen, den die Teilgruppe bewohnte.
wohner der Außengemeinde ihre bedingungslose Unterstützung der Muttergemeinde Aufzeichnung des lsopolitievertrags (Z. 3-8, vgl. B II 3): Stelen mit dem Text der
('der übrigen Hierapytnier', d.h. der in Hierapytna ansässigen)2095 oder die Teil- Isopolitie sollten im Heiligtum der Athena Polias in Hierapytna, im Heiligtum des
nahme an den Kriegen, die 'die Gesamtheit der Hierapytnier'209 6 (einschließlich der Asklepios am Ort, wo die hierapytnische Teilgruppe wohnte, und im Heiligtum der
auswärtigen Siedler) führt? Die erste Deutung wird durch eine archaische gortyni- Athena in Oleros aufgestellt werden. Oleros war in alter Zeit wahrscheinlich das alte
schen Inschrift gestützt: 2097eoo~av ... f6p-ruvi; foi1tavcra (vgl. E1ti1tavtE<;'IEpa1tu-r- urbane Zentrum der Hierapytnier, von dem aus die Stadt am Meer gegründet wurde;
Vtot) x:6t EV 'AFA.ovt Fotx:iov-rE<;atEA.Etav x:-r1..Gschnitzer2098 nimmt zu Recht an, nach Verlagerung des Siedlungsgebietes auf die Küste behielt Oleros vor allem eine
daß die Bewohner von Aulon gortynische Bürger waren; der Text stellte also die aus- sakrale Bedeutung, als Sitz des Kultes der Athena Oleria (s.o. Anm. 628). Dies
wärtigen Bürger (in Aulon) den in Gortyn ansässigen Bürgern (f6p-ruvi; E1ti1tavcra) erklärt die gemeinsame Aufstellung des Vertrags durch die beiden hierapytnischen
gegenüber. Das Wort E1ti1tai;umfaßt die Bewohner von Aulon nicht, kann also nicht Vertragspartner an diesem Ort.
'die Gesamtheit der Gortynier' bedeuten. Dementsprechend ist auch im hierapytni- Abänderungsklausel (Z. 8-11, vgl. B 114): Zwar fehlt im Text die Formel x:otvcn
schen Vertrag von Kriegen der Muttergemeinde die Rede. Dies schließt aber eine Be- !3<o).euoµevoic;,eine gemeinsame Beratung wird aber vorausgesetzt.
teiligung der auswärtigen Hierapytnier an der Willensbildung (etwa durch Zustim-
mung in ihrer getrennten Volksversammlung, 2099 Teilnahme einer repräsentativen Vertragseid (Z. 11-26): Der auf dieser in Hierapytna gefundenen Inschrift zitierte Eid
Vertretung an der Versammlung in Hierapytna, gemeinsame Volksversammlung o.ä.) ist sicher der Eid der Siedler (vgl. Z. 15f., 18). Dies bedeutet jedoch keine einseitige
Eidesleistung. Auch das in Lato veröffentlichte Exemplar des Bündnisvertrags zwi-
schen Hierapytna und Lato enthält nur den Eid der Hierapytnier (59, Z. 82, ebenfalls
2094Gschnitzer 1958, 54 meinte, "daß die Politik,an die sich die Kolonistenzu halten haben, in ohne Nennung des Vereidigten), obwohl auch die Latier einen identischen Eid zu
Hierapytnagemachtwird - wobeidie auswärtsangesiedeltenKolonistenpraktischkeineMöglichkeit leisten hatten; letzterer dürfte in der hierapytnischen Kopie aufgezeichnet gewesen
gehabthaben werden,selbstan der Willensbildungmitzuwirken";noch schärferGawantka1975, 89 sein. Einen ähnlichen Vorgang dürfen wir auch hier annehmen. Die Liste der
mit Anm. 116, 140f. Gscbnitzer 1958, 55 räumt jedoch die Möglichkeitein, daß die auswärtigen Schwurgottheiten (vgl. B 112.2) umfaßt sowohl Gottheiten, die in solchen Vertrags-
SiedlerdurcheigeneBeschlüssean der Willensbildungder Stadtgemeindebeteiligtwaren(s.u.). eiden generell erscheinen (Hestia, Zeus Oratrios, der Beschützer von Verträgen, He-
2095so Gschnitzer 1958, 53.
2096so wird das Wort e:1ti1ta;von Pape-Benseler,s.v. und LSJ, s.v. gedeutet. ra, Athena Polias, die apollinische Trias, das Paar Ares und Aphrodite, die Kureten
2097IC IV 64 Z. 1-3. und die Nymphen), als auch lokale Götter. Abgesehen von Athena Oleria, die auf das
2098Gscbnitzer 1958, 55. alte städtische Zentrum Hierapytnas, Oleros, hinweist, erinnern die Kyrbantes an den
2099In Lato wurdenz.B. Beschlüssevon getrenntenVolksversammlungen der oberenbzw. unteren
Stadt gefaßt (72); auch Gortyn machte von dieser MöglichkeitGebrauch,wie IC IV 64 zeigt: Das
Dekret ist von zwei Versammlungen,in Gortynbzw. in Aulon,verabschiedetworden. 2100SoGschnitzer 1958, 53.
2101Gawantka1975, 143.
436 C II/. Nr. 74. Hierapytna-hierapytnische Siedler C l/1. Nr. 74. Hierapytna-hierapytnische Siedler 437

von Stephanos von Byzanz (s.v. Hierapytna) überlieferten alten Namen von Hiera- demselben Grund, 2106im benachbarten Larisa, 2107im eroberten Praisos, auch we-
pytna, Kyrba - eine Gründung des Heros Kyrbas. Athena Oleria erscheint nur in gen der Erwähnung der ostkretischen Gottheiten Zeus Diktaios und Athena Samonia
hierapytnischen Vertragseiden, während die Kyrbantes nur in diesem Eid vorkom- (Z. 11-13),2IOSim Gebiet von Malla oder Biannos nach der vermeintlichen Erobe-
men. Man würde beinahe meinen, daß durch die Anrufung lokaler Götter die Siedler rung dieser Städte 2109und in Itanos wegen des dortigen Asklepioskultes. 2110 K.J.
an ihre Bindung an die Heimat erinnert werden sollten. Auch die beiden übrigen Rigsby2111 schlug schließlich vor, hierin die Folge einer Stasis zu sehen; die aus-
Gottheiten, Zeus Diktaios und Athena Samonia, wurden vor allem (aber nicht nur) in wärtigen Hierapytnier hätten ähnlich wie die attischen Oligarchen 403 oder die
Ostkreta verehrt. Zakynthier von Nellos 375 oder die Neoteroi von Gortyn 220 während eines
Lage wu1Charakter der Außengemeinde Hierapytnas Bürgerkriegs ein Gebiet besetzt und sich verselbständigt. Dieses Gebiet könnte jenes
Diese Bestimmungen machen den ambivalenten Charakter des Vertrags deutlich: der alten Stadt Larisa gewesen sein. 2112Allerdings geht aus der Stelle bei Strabon
Einerseits haben wir es im Grunde lediglich mit einer Bürgerschaft zu tun, der der hervor, daß es zu einem Synoikismos zwischen Larisa und Hierapytna kam, nicht
Hierapytnier, andererseits aber ist von Isopolitie die Rede, also von der gegenseitigen daß sich Larisa absonderte. 2113Man kann dennoch nicht ausschließen, daß Strabon
Verleihung des Bürgerrechtes. Einerseits bemühte man sich, den Zusammenhalt der von einem älteren Vorgang berichtete und sich das Wort vuv auf die Zeit seiner Quel-
beiden hierapytnischen Gruppen zu stärken, andererseits aber verwendeten die Ver- le, Ephoros, bezog. Die (neue) Trennung Larisas vom hierapytnischen Gebiet wäre
fasser des Textes Begriffe und Formulierungen, die ihren Platz eigentlich in Verträ- dann eben die Folge der (nicht überlieferten) Stasis. Für die Annahme Rigsbys (Lo-
gen zwischen völlig unabhängigen Staaten haben. Das Unbehagen der Verfasser des kalisierung der Siedlung in Larisa, Stasis) gibt es letztlich keine positiven Beweise.
Textes beim Betreten eines juristischen Neulandes wird vor allem dort spürbar, wo Wenn die Pflicht der auswärts wohnenden Hierapytnier, gegenüber ihrer Heimatstadt
die typische Formel avµµazryaw ... Kat 'COV au-cov (jllAOV Kat EX0povE~W ... Kat 7t0- immer wohlwollend zu sein, so hervorgehoben wird, bedeutet dies keinesweges, daß
AEµT]crw in E'VVOT]aW
... Kat 'COVau-cov (jllAOV Kat EX0povE~W ... Kat 7t0AEµT]crw ab- dadurch bestehende Feindseligkeiten beschworen wurden. 2114Die euvoetv-Formel
geändert wird. Eine ursprünglich einheitliche Bürgerschaft mußte also in zwei Grup- ist gewöhnlicher Bestandteil antiker diplomatischer Texte, selbstverständlich auch
pen zerfallen, die Gruppe der auswärts wohnenden Bürger (o\. KmotKOV'tE<; '!.) und zwischen befreundeten Gemeinden.
jene der in der Heimatstadt und auf ihrem Giebiet wohnenden Hierapytnier (Eninav- Gerade die Bestimmungen über Isopolitie, Unterstützung im Krieg und Recht-
'tE<;'!.). Die räumliche Trennung hatte auch für den Zusammenhalt der ursprünglich sprechung, die ihre nächsten Parallelen in den Beziehungen zwischen Mutterstadt und
einheitlichen Gemeinde Konsequenzen: Die auswärts wohnenden Hierapytnier ent- Kolonie finden,2115weisen in eine andere Richtung, nämlich auf die Gründung einer
wickelten ein eigenes Bürgerrecht (andernfalls wäre die Verleihung der Isopolitie auswärtigen Siedlung. Entscheidend für alle weiteren Überlegungen ist der Gebrauch
sinnlos), sie bildeten also ihr eigenes Gemeinwesen. 2102 Einer weitgehenden Ver- des Verbs Ka'COtKEtv in diesem Zusammenhang. In der hellenistischen Rechtssprache
selbständigung dieser Gruppe wollte man nun durch Stärkung der Bindungen (Iso- verwendet man dieses Verb (bzw. das Wort Ka.WtKo<;) immer im Zusammenhang mit
politie, gemeinsame Außenpolitik, 'Bündnis') entgegentreten. Sicher ist auf jeden Bevölkerungsgruppen, die einen Ort bewohnen, ohne daß sie dort das Bürgerecht
Fall, daß dieser Vertrag nicht die Entsendung von Siedlern regelte, sondern eine ge-
wisse Zeit nach der Niederlassung der Hierapytnier in der auswärtigen Siedlung
abgeschlossen wurde, denn es ist nicht von oiKtmai, änotKot, i:notKot o.ä. die Re-
de, sondern von Ka'COtK6v-cE<;, also von einer an einem Ort bereits seßhaften Bevöl-
kerung. 2106Muttelsee 1925,67; Guarducci1942,51.
2107svoronos1890,184f.; Scrinzi1897/98,1534.
Die Frage, warum sich diese hierapytnische Gruppe aussonderte und wo sie sich 2108Deiters1901,592-595;Deiters1904a,24; er wiesauf die Gründungeinesxcopiovin der Nähe
niederließ, wird in der Forschung kontrovers diskutiert. Man sah hier allgemein die des Heiligtumsdes ZeusDiktaiosnachder Eroberungvon Praisosdurchdie Hierapytnierhin; Mut-
Gründung einer Kolonie, 2103möglicherweise auf erobertem Gebiet. 2104Diese Sied- telsee1925,66 bemerktezu Recht,daß der Vertragdannebenim Heiligtumdes ZeusDiktaiosauf-
gestelltwordenwäreundnichtin einemAsklepiosheiligtum.
lung wurde an vers~hiedenen Orten lokalisiert: in Lehena wegen der Nennung eines 2109s0vanEffenterre- van Effenterre1994,124.Für die Annahme,daß Mallaund Biannosvon
Asklepiosheiligtums, 2105im Gebiet der mit Hierapytna verbündeten Arkader aus Hierapytnaerobertwurden,gibtes jedochkeinenAnhaltspunkt. . .
21!0yan Effanterre1948,304 Anm. 1. Der Asklepioskultist auf Kreta sehr verbreitet,z.B. m
2102Vgl.Gschnitzer1958,54 überdieOrdnunglokalerAngelegenheiten; Knosos,Lisos,Lasaia,Chersonesos,OlusundEronos:s Bultrighini1993;vgl.Guarducci19~2,51;
Capdcvillcl'J94a,216f. Willetts1962,225;Davaras1976,186;für ein weiteresAsklepieionim Gebietvon 'Aytoq>apayyo
Rigsby1986,357erschloßaus dem AusdruckrroAEµ17aiii arroxcopa~(Z. 17) sogar,daß die Siedler s. Vallianou1987,549 (SEGXLII804).ZumAsklepioskultin Itanos:Bultrighini1993,50-55.
auchihreeigenexcopahatten.DasWortxcopakommthierjedochnur in einerstehendenFormelvor 211\Rigsby1986,357-359;vgl. vanEffenterre1991b,396;Bultrighini1993,61-63.
(B II/ I c) undkmmfürdie Klärungeinesrechtlichen
Problemsdahernichtherangezogen werden. 2112strab.9,5,19 (C 440): Aapicra... Kat f.Vtft Kp~tn 7t0Al~TJvuv d~ 'lrparrutvav cruv-
2103Egger 1866, 130; Deiters 1901,588, 592; Muttelsee1925,65-67; Guarducci1942,51;
0\Klafldcra,aq>'fi~Katto U7tOK€tµEVoV
7tEÖlOVvuvAapicrtovKaAE'itm.
Gschnitzer1958,53, 188;Gawantka1975,140f.;Pctropoulou1985, 125;vgl. Deitcrs 1904a,23 2113Vgl.Deiters 1904a,23 mit Anm.3 gegendenselbenLokalisierungsversuch von Svoronos
(Klcruchie).
2104Deiters1901,588,592; Dciters1904a,21; Muttelscc1925,67. 1890,184f.
2105Naber1852,11lf.; vgl.Böckh(Kommentarzu CIG2555,zurückhaltend). 2114S0Rigsby 1986,357f.
2115Graham1983,62, 64, 66f., 73-75,90f., 98-117,216.
438 C III. Nr. 74. Hierapytna-hierapytnische Siedler
il
'1
C /ll. Nr. 74. Hierapytna-hierapytnische Siedler 439

besitzen.211 6 Genau in diesem Sinne wird das Wort auch im Vertrag zwischen den Datierung
Arkadem und Hierapytna verwendet (14 Z. 5f.): ei öE -c(i;Ka Ar\[ t KawtKf\v 'Iepa- Der Vertrag wird aufgrund paläographischer Kriterien allgemein ins 2. Jh.
nuw(wv f.V 'ApKacrt Tl'ApKaöwv f.V 'I]epam'nvm, lCU'COllCT]'tW. Die Rede ist von datiert.2118 Die Nennung von Zeus Diktaios und Athena Samonia, zweier vor allem
der Möglichkeit, sich an einem Ort niederzulassen (Km:otKEtv),ohne das Bürgerrecht im äußersten Osten Kretas verehrter Gottheiten, unter den Schwurgöttem führte zu
zu erhalten (noA.t-ceurn0m). Angesichts dieses Befundes gewinnt die Annahme der der Annahme, der Eid sei nach der Zerstörung von Praisos durch die Hierapytnier
auswärtigen Niederlassung einer hierapytnischen Gruppe im Gebiet einer fremden (145), der Besetzung des Heiligtums des Zeus Diktaios und der Ausdehnung des
Stadt an Wahrscheinlichkeit. Daß ein solcher Vorgang möglich war, zeigt uns nicht 2119
hierapytnischen Gebiets bis zur itanischen Grenze gelei~_tet.wor~en. _ Diese
nur der o.e. hierapytnisch-arkadische Vertrag, sondern auch die 'Außengemeinde' Argumente sind nicht zwingend: Die Erwähnung des Zeus D1kta10s konnte sich auch
der Eleuthemaier in Sipilen (s.o. S. 112). Einiges spricht also dafür, daß die Kawt- aus der Beteiligung Hierapytnas am Kult dieses Gottes erklären (s.o. S. 71 und 128).
Kov-cei;'Iepanuwtot Bürger waren, die sich außerhalb des hierapytnischen Gebietes Auch die Anrufung der Athena Samonia läßt sich nicht unbedingt mit der hierapyt-
niedergelassen hatten. Man muß nicht unbedingt an die Gründung einer Kolonie den- nischen Expansion in Verbindung bringen. 2120Das Heiligtum der Göttin lag am Kap
ken; dafür würde sich schwerlich auf Kreta Platz finden lassen. Es kann sich auch Samonion auf dem Gebiet von Itanos, dem größten Feind Hierapytnas zu dieser Zeit.
nicht um erobertes Gebiet handeln (Itanos, Malla oder Bianos), denn Hierapytna hat Ihr Kult beschränkte sich aber nicht nur auf dieses Gebiet, sondern ist auch für
nur Gebiete erobert, die sich unmittelbar an ihr ursprüngliches Territorium anschlos- Westkreta (Sulia) belegt.2121 Die Erwähnung dieser Gottheiten in einem hierapytni-
sen, und dann hätte man keine Unterscheidung zwischen 'auswärtigen' und 'heimi- schen Eid würde also auch in der Zeit vor der Eroberung von Praisos (145) nicht
schen' Hierapytniem machen können. Es bleibt nur die alte Annahme, daß Hiera- befremden. Für eine frühe Datierung (zu Beginn des 2. Jh.) spricht vielleicht die
pytna auf friedlichem Weg, vermutlich aufgrung eines Vertrags, Siedler in das Gebiet Übereinstimmung der Bündnisformel mit jener im Vertrag zwischen Hiera?ytna un_d
eines anderen Staates schickte. Aus dem Vertrag zwischen Hierapytna und den Arka- Lyttos (26). Der Vertrag ist auf jeden Fall jünger als die Gr~ndu~g der h~erapyt~1-
dem wissen wir ja, daß dies möglich war. Es bleibt nun die Frage der Lokalisierung schen Siedlung. Wenn die Annahme zutrifft, daß es sich um eme Siedlung 1m Gebiet
dieses Siedlungsgebietes. Auch in dieser Frage muß man sich wohl der älteren For- der Arkader handelt, erfolgte die Niederlassung der Hierapytnier nach ihrem Ve~rag
schung anschließen und an das Gebiet des Nachbarstaates der Arkader denken. Ab- mit den Arkadem (14, um 222?), wahrscheinlich nach dem Krieg von Lyttos. Diese
gesehen davon, daß auch bei den Arkadern die öffentlichen Dokumente im Heiligtum Siedlung wurde möglicherweise im Grenzabkommen zwischen Hierapytna, Priansos
des Asklepios aufgezeichnet wurden, 2117sah der arkadisch-hierapytnische Vertrag und Gortyn berücksichtigt (27, kurz nach 205).
(14) die Niederlassung von Bürgern der Vertragspartner im fremden Gebiet vor.
Außerdem liefert dieser Vertrag - neben der vorliegenden hierapytnischen Inschrift -
das einzige epigraphische Zeugnis für das Verb Ka'tOtKEtvim hellenistischen Kreta.
Es sei schließlich auf die Grenzbeschreibung im Vertrag 27 hinzuweisen, in der von
einer scheinbar an Priansos angrenzenden xwpa (Z. 30, die Ergänzung des Wortes
ist nicht sicher) der Hierapytnier die Rede ist; da Hierapytna und Priansos keine ge-
meinsame Grenze hatten, wird vielleicht die hierapytnische Siedlung im Gebiet der
Arkader angesprochen, die ans Gebiet von Priansos angrenzte.
Fassen wir also zusammen: Eine Gruppe hierapytnischer Siedler verließ die Hei-
matstadt und ließ sich aufgrund vertraglicher Vereinbarungen auf einem Landstrich
im Hoheitsgebiet der Arkader nieder. Dort bildete sie ein eigenes, offenbar selbstver-
waltetes Gemeinwesen. Als aber Tendenzen einer Absonderung deutlich wurden oder
es vielleicht zu Auseinandersetzungen kam, wie Rigsby vermutet (s.o.), versuchte
man, die Bindung zwischen Siedlern und Heimat aufrechtzuerhalten. In bezug auf die
Außenpolitik verpflichteten sich die auswärtigen Siedler, ihrer Stadt stets Hilfe zu
leisten. Durch die Isopolitie wurde ihnen die Möglichkeit offen gehalten, dorthin zu-
rückzukehren.

2116Allgemeinhierzu s. Casewitz 1985, 161-163.S. z.B. OGIS 1 (= RC 7) Z. 2f., llf.; 13 Z. 2118Deiters1904a, 25; Guarducci 1942, 49 nach Studium der Buchstabenformenin den Ab-
19;437 Z. 66 (['Eq,rniw]vöi: 1mt tiov 1mto1KouvtwvEV'Eq,fow1);RC 69 Z. 4f.; als Kato1Ko1be- schriften.Vgl. Blass 1905,3ll; Cardinali1905,537 Anm. 3.
zeichnetman häufigdie Bewohnereiner militärischenSiedlungbzw.eine abhängigeBevölkerung:s. 2119oeiters1904a,24; Guarducci1942,52.
Welles 1934,345; Cohcn 1991.WeitereLiteratur:Chaniotis1993,37 Ann. 13. 2120ygI.Muttelsee 1925, 26.
2117IC I,v 52 und 53. 2121Willctts1962, 282.
C IV. Nr. 76. Kretisches Koinon 441

der Gründung des Kretischen Koinon gleichzusetzten, die m.E. auf die Zeit vor dem
Chremonideischen Krieg zu datieren ist (A II ]), sondern bedeutet seine Neugrün-
dung. Daß diese Verbindung mit dem Koinon zusammenhängt, geht eindeutig aus
der Tatsache hervor, daß ihr Zerfall während des Lyttischen Kriegs (Testimonien d,
IV. KRETISCHE BÜNDNISSYSTEME: DAS KRETI- e) in einem Beschluß der Epidamnier als tµqruAwc;1t6Aeµoc;bezeichnet wird und die
Beendigung des Kriegs durch Vermittlung der Magneten als Wohltat gegenüber dem
SCHE KOINON UND KRETISCHE HEGEMONIALBÜND-
Kretischen Koinon beschrieben wird (s.o. Anm. 182).
NISSE
Datierung
Nr. 75-77. Mit dem Kretischen Koinon zusammenhängende Verträge Der Bericht des Polybios bezieht sich auf Ereignisse des Jahres 221.2123 Bis zu
(vgl. B III 3) diesem Zeitpunkt waren die Gortynier mit Antigonos Doson verbündet, die Knosier
dagegen mit Ägypten und den Aitolem. Vielleicht bot der Feldzug des Antigonos Do-
Nr. 75. Bündnis zwischen Knosos, Gortyn und deren Verbündeten son gegen die Illyrer und sein Tod (Herbst 221) 2124den Knosiem die Gelegenheit,
(Neugründung des Kretischen Koinon), 222. Gortyn und die anderen kretischen Städte aus dem Bündnis mit den Makedonen her-
Testimonien: auszulösen.
Testimoniuma: Polyb.4,53,4 (222/1).
Nr. 76. Bündnis zwischen den kretischen Städten (Neugründung des
K~üXHOl
cruµq>poVDCIUVtEs
foptuv(m, 7t0.CIUV
EltOlDCIUVto
niv KPDTilV rii, Aun(wv
vq,' U\Jtou,7tA~V
Kretischen Koinon), um 216.
7tOAEffis.
Testimoniumb: IC I,viii7 (Ehrendekretvon Knososfür den Arzt Hermiasvon Kos,ca. 220/19). Testimonium:Polyb. 7,11,9.
.... CltO.CllOs
0- 'EKq>UVECJtatOV
OEKU!µi:ytcrtOVociyµu7tEptto\J tl öuvatm 1tpoatpEClls
ICUAOK<Xya8tK~KU\7tlCltls,
5 EyEVoµrvu,r.yroptuvt KU!r.Mlovtoov aµ(wv,car[a} to 7t0.VtasKp17tmEt,cruµq>pOVDCIUVta,KU!tij, autij, µnacrxovta, cruµµux(u, EVCl1tpocrto.t17v
rav avµµaz{av r., taµ µ6.xuvt[ay foptuviot, YEV-] WcrSm rii, VDCIO\l,
IJ>(At7t7tOV,
KU\ta\Jta Cl\lVtEAEcrSijvm
xwpt,Ö1tA(J)V
KU\ICtVOUVWV,ö 1tpcmpovO\J
[oµrvu]vf.Vtat 1to[A.Et]
... ~oi<Osliv EÜpotn, yEyov6,.

Testimoniumc: IC IV 168(Ehrendekretvon Gortynfür den Arzt Hermiasvon Kos,ca. 220/19). Im Zusammenhang mit Ereignissen des Jahres 215/14 berichtet Polybius von der
...1toillv, e- Einigung Kretas in einem Bündnis (cruµµaxia), 2125 das durch den Ausdruck 1tcxv'tac;
CJWCIE
r., µ(Ya.A<Ov
Ktvöuvwv ouOEV r.AA.Ei1tw- Kpri'tatEtc; mit dem während des Lyttischen Krieges zerfallenen Kretischen Koinon
v 1tpo6uµ(u,.avµµazwv tEaµtv 7toA.tJJ,v7tUpUyE-
identifiziert werden kann (vgl. A II 4.). 2126Polybios überteibt sicher in bezug auf die
YOVOt(J)V1Ca8'ÖvKatpovEltOAEµtoµEV KU\toutwv
15 tav autav rntµEAElClVEltOlDClatO
ICUlECIWCIE1\ Mitgliedschaft aller kretischen Städte. Itanos verblieb sicher unter der Kontrolle
µEya.AWV ICI
V01JV(J)V
... Ägyptens, und die Beteiligung von Knosos, wahrscheinlich auch einiger seiner Ver-
bündeter, ist auszuschließen. 2127Abgesehen von der Anerkennung der 1tpocr'tacria
Testimoniumd: Polyb.4,53,6-8(ca. 220/19).
des Makedonenkönigs ('Führung'2 128 eher als 'Schutz'2l29) und dem Bündnis-
Kat no1..uppDVtol
µEVl((l\KEpattCll lCUtAu1t1tCllOl,
1tpo,fü•tOUtot,"OptotµEt' 'ApKo.Owv,
oµoSuµa- charakter (cruµµaxia, sicher auch Bündnis mit Philipp V.) ist nichts über die Struktur
rii, tii'>vKVWCl\(J)V
oov<XltOCltO.VtEs (j)tA(a,,EYVWCIClV
tot, Aun(o1,cruµµaxE1v...8 Oi OEKvwcnot7t(l- des Bundes bekannt.
pu&x;ouyEyovoto, ,autot, tou 7tEpitou, cruµµaxou,lct~µmo,, E7tlCl7t(()VtCll
XtAtou,E~Aitw1..(a~äv-
Opu,Kuta cruµµuxwv.
Testimoniume: Polyb.4,55,4 (ca. 220/19).
n,av~Y~Pf.VßP~XEtxp<S~qi
tEt~p~t; l((l:(lCl~CIUVtEs
tou, t' 'Hru8Epvu(ou, KU!Kuöwvtata,, fo
O~t~u'. A~tEpuwu,,17vuY1Cacrav
a1toomvm, tij, tii'>vKVWCl(wv cruµµux(a,Ko1vwvijcrm
crq,(cr1
tii'>v 2123Walbank1957, 508.
uutwvEAittÖwv. 2l24zu diesen Ereignissen:Will 1979,398; Harnmond- Walbank1988, 362f.; Le Bohec 1993,
465-467;zum Bruchder spartanisch-ägyptischen Allianz:Will 1979,397,400f.
Polybios (Testimonium a) berichtet von einer engen Verbindung zwischen Knosos 2125Vgl.Pomp.Trog. 29 prol.: insulae societatem.
u?d Gortyn kurz vor dem Lyttischen Krieg (A II 3), die wohl die Form eines Bünd- 2126Kirchner 1900, 453; Muttelsee 1925, 51; Guarducci 1940a, 151; 1950b, 143-147;Brule
nisvertrags (Testimonium b: Km:[a] 'tav cruµµaxiav) zwischen den beiden Bündnis- 1978, 34. Zur Rolle des Aratos: Plut., Aral. 48,3; vgl. Cardinali 107, 526f.; van Effenterre 1948,
sen unter der Führung der beiden Städte hatte. 2122Dieses Abkommen ist nicht mit 253; Kreuter1992,55f.
2127Holleaux1913a,145 Anm.2; van Effenterre1948,223f.,254; Willetts 1955,237; Walbank
1967,59; Huß 1976, 161; Brule 1978,47; Will 1982,75.
2122 2128Welles1934,360; Harnmond- Walbank1988,391.
EinenZus~enschluß der_beidenBündnissenimmtauchGuarducci1950b,147 an, ohneje-
dochdas neueGebildemit dem Komonzu identifizieren. 2l29Schaefer1962, 1300f.('Schutzpflicht').DieseBedeutunghat das Wortin bezug auf das Ver-
hällniszwischenÄgyptenund Itanos:IC IIl,iv 9 Z. 97 und 107.
442 C IV. Nr. 77. Gonyn-Knosos C IV. Nr. 77. Gortyn-Knosos 443
Datienmg
"[ --- sollen sie---] einberufen;[--- wenn sie aber nach Ablauf? der] geschriebenen
Der Lyttische Krieg kam wahrscheinlich vor der Schlacht von Rhaphia (217) zu
[Frist?] einberufen, [---] die Kosmen oder die Synhedroi [---] die jeweils amtierenden
Ende (A II 4). Die Anerkennung der npocrmcria Philipps steht im Bericht des Poly-
Kosmoi oder Synhedroi sollen jeder den Betrag [von---] bezahlen. Anzeigen kann
bios im Zusammenhang mit Ereignissen des Jahres 215 oder 214_2130 Die Sym-
jeder, der will[---]; der Prozeß [soll] ohne Vorrichter und ohne Erlegung einer Pro-
machie kam kurz davor zustande (zwischen 217 und 215).2131
zeßkaution [stattfinden].[---] zehn Tage vorher, sowohl der Gortynier [dem Knosier
Nr. 77. Vertrag zwischen Gortyn und Knosos (und deren Verbünde- ---] als auch der Knosier dem Gortynier [---] und der Gortynier [die Knosier ---}".
ten?), vor 189 (oder um 222?). Der Charakter des Textes als Staatsvertrag zwischen Gortyn und Knosos geht aus
Beschreibung: Fragment eines Blocks aus lokalem Kalkstein; unten und links abgebrochen. Nach der Erwähnung gegenseitiger Verpflichtungen der beiden Städte (Z. 9-11) her-
Haussoullier war der obere Rand erhalten; dann fing der Text auf einem anderen Block an;2132 H vor. 2133 Es ist nicht möglich, die Länge der Zeilen festzustellen; die Zeilen umfaßten
24,6 cm, B 28,5 cm, T 31 cm; Buchstabenhöhe 1-1,5 cm. Spuren von Richtlinien und roter Farbe sicher wesentlich mehr als 32-36 Buchstaben, wie früher angenommen wurde (s.
sind erhalten.
Buchstabenformen: Al, A2, B2, B3, EI, H3, 03, K2, Al, M3, NI, 03, 04, 06, P2, 1:3, Yl, .Q5, F2. kritischen Apparat, Z. 6f.). In Z. 7 erwartet man z.B. genaue Angaben über die Höhe
Fundort: Auf einem Ackerfeld in Gortyn (selber Fundort wie 31). der Geldbuße: apyupico crtm:ilpavi; + eine Zahl; es fehlen also mindestens 13 Buch-
Ed.: Haussoullier 1885, 17f. Nr. 12 [SGDI 5017]; IC IV 175 (Photo). Vgl. Bücheler 1886, 310; staben, wahrscheinlich noch weitaus mehr. In z_ 9 fehlt die genaue Beschreibung der
Skias 1891, 27 (zu Z. !); Hitzig 1907, 59 Anm. 1 (zu Z. 8f.); Maiuri 1910a 45 (zu Z. 7-9); Haus- Tätigkeit, die die Knosier bzw. die Gortynier zu verrichten hatten_ Angesichts dieser
soullier 1917, 85f. Wilhelm 1921, 16f.
Unsicherheit sind nur begrenzte Feststellungen über den Inhalt des Vertrags möglich.
[ ----- ---]
Die erste erhaltene Bestimmung betrifft die Einberufung einer Instanz. luvaye1v wird
[--------------- --- ------------- cr]uvayuym Ar
[----------------------------------]E cruvaycryaU'Y im Vertrag zwischen Eleutherna und Antigonos Doson im Zusammenhang mit der
[----- ---- ------- ,o]v rrrpaµµi:vov Einberufung der Volksversammlung verwendet.2134 Eine analoge Bedeutung hat das
[-------------------------------------- oi KO]pµot i\ oi cruvcopot Wort auch hier, wenngleich nicht sicher ist, welche Personnengruppe einberufen
5 [--- --------------- Kop]µiov,c:;i\ cruvc- werden sollte. In Frage kommen die Volksversammlung, die z.B. über ein Hilfege-
[opruov,c:; -----------------------<i1tomcr]av,rov FEKacrw:;<ip- such des Vertragspartners entscheiden sollte, 2135 die Bürgerschaft bzw. die Jung-
(yupiro----------- OtKaoociOOro 8€oßroA6µc-
mannschaften für die Leistung des Vertragseids 2136 oder aber die Mobilisierung von
[vo:;------------------------------------o[Kavl <lltpüOtKOV K<lltllp-
(ßoA.Ov -------------------------------------)01:7tpoof.KmovÖ,E fop- Streitkräften. Mit der Beantwortung der Frage hängt auch die Deutung des Begriffs
10 [TIJVto:;,&t Kvrocrirot----------------------]KWKvoxno:;,&t fop- O'UVEÖpoi;zusammen, denn die Geldstrafe, die über Kosmoi und Synhedroi verhängt
[ruvirot ---------------------------------------]Nr KWfopruvt- wird (Z_ 5-7), geht auf Versäumnisse bei diesem cruvayeiv zurück. Den Terminus
[~ ,ov:; Kvrocriov:;---------------------------------------------] cruveöpoi; kennt man auf Kreta ansonsten nur im Zusammenhang mit dem Rat des
Lesungen von Haussoullier. Die Zeilenlänge ist nicht bekannt; die Zeilen laufen rechts sehr ungleich Kretischen Koinon. 2137 Vielleicht kann man das Wort in einem weiteren Vertrag
aus. lf. Bücheler; [atOE ai cr]uvayayai ä:; [---]c cruvayayai kv llaussoullier; cruvayaym Skias. 3 Gortyns ergänzen (39 Z. 4; erhalten ist [---]öpov ). M. Muttelsee stützte sich dagegen
[,ov xp6vov ,o]v ~- Haussoullier; [ÖpKOV ,o]v ~- Wilhelm; 2f. vielleicht [ai o]i: cruvayaymcv [--- µc-
auf eine Ephorosstelle (bei Strabon), in der das Wort cruveöp10v für den Rat der kre-
,a 'tOVXPOVOV ,o]v ~ypaµµEvov. 4 [7tUV'tE:; oi Ko]pµot Wilhelm. 5 [oi 'toK' (l(l Kop]µiov,c:; Haus-
soullier; [oYKa rurxavrovn Kop]µiov,c:; Wilhelm. 5f. cruvE[opruov,c:; / UltO'tElO!l]V't(OV Blass; [1to]- tischen Städte vorkommt, 2138 um die Synhedroi als Mitglieder des Rates zu deu-
A.t't(OVHaussoullier; Lücke zwischen cruvE[opruov,c:;J und [<i1to,ncra]vrnv Chaniotis (vgl. Z. 7). 6f. ten.2139 Die Ephorosstelle verwendet cruveöp10v ganz allgemein als Bezeichnung
up(yupiro 'AmKou] Wilhelm; ap[yupro] Blass; wahrscheinlich ap[yupiro crm,~pav:; + Zahl]. 7 [8t-
mo8E.]00ro Blass; [OtKaOE.]00ro Wilhelm. 7f. ßroA.6µE[vo:;K~µcv ,av 8imv] Maiuri; [EKKA.Tj'tOV 8i-
Kav] Haussoullier 1917; [ypmvaµcvo:;? oimv] Wilhelm. 8f. K<l1tap[f30A.Ov] Hitzig, Maiuri. 9 [<i1t-
ayyrA.6µrv]o:; Maiuri; [ypa1jlaµcv ]o:; Haussoullier 1917; [Kai 1tpon1taµcv ]o:; Wilhelm; vielleicht 2133Haussoullier 1885, 17; Blass 1905, 297; Wilhelm, 1921. 16; Guarducci 1950a, 245.
[1tapayycllirn 8i: oKopµ]o:;. !Of. Haussoullier; Lücke nach [Kvcooiro1]Chaniotis. 11 Vielleicht [o 2134sv III 501 z. llf.: crnvayfoooav [oi Kooµot tiiv EICKÄ.Tjcriav]; z. 22f.: [rav oi: µ11cr]uv-
Kvox:no:;,ov:; fopruvio]v:; KWfopruvt/[o:; tov:; Kvrocriov:;](vgl. Z. 9f.); [crmtijpa]v:;? Guarducci. ayayoxnv tiiv r[KICA.flCJtav].Im Eid der Drerier (IC I,ix 1 Z. 64f.) kommt die Wendung cruvroµooia:;
auvaynv vor. Haussoulliers 1885, 18 Deutung (cruvayroyai = cruv0fiKat) ist nicht haltbar.
2135Vgl. den o.a. Vertrag zwischen Eleuthema und Antigonos Doson (Anm. 2134).
2136so Wilhelm 1921, 16; vgl. Guarducci 1950a, 245.
2137IC IV 197 z. lf.: [e8o~]E tot:; CJllVf.Opot:;Kai t&[t Kotv&]t t&v KpTjtatE<OV. Über das Syn-
hedrion des Koinon s. Muttelsee 1925, 47f.; Mijnsbrugge 1931, 22; van Effenterre 1948, 131, 134;
Willetts 1955, 228.
2138Strab. 10,4,22 (C 484) = Ephoros FGrHist 70 F 149: 1tcpi 8i: ,&v µeyicr,rov cruµßouA.01:;
2130Walbank 1967, 56.
XPWV'tattot:; yEpoucrt KaA.OuµEvot:; · Ka0icrmvm1 8 · Ei:;,ou,o ,o avvi8pwv oi tri:;,&v Kooµrov
2131Vgl. Kirchner 1900, 453; Deiters 1904b, 575; Cardinali 1905, 3; Muttelsee 1925, 51; van
UPX11:;~~troµEVotKai ,&ua OOKtµot,cp1v6µEY01.
Effenterre 1948, 253; Guarducci 1950b, 147; Huß 1976, 146; Kreuter 1992, 55. Anders Herzog 2139Muttelsee 1925, 10, 22; Willetts 1955, 145 Anm. 1; vgl. Guarducci 1950a, 245 (die Be-
1902, 327 (219).
2132Haussoullier 1885. 17; vgl. Guarducci 1950a, 245. zeichnung des Rates des Koinon sei auf den Rat der einzelnen Städte übertragen). Guarducci schloß
allerdings nicht aus, daß die Mitglieder des Rates des Koinon gemeint sein könnten.
444 C IV. Nr. 77. Gortyn-Knosos C N. Nr. 78. Bündnis der Gortynier 445

eines Kollegiums schlechthin, und nicht als Name des spezifischen Kollegiums. Der im weitesten Sinn des Wortes die Rede, von 1tapayyeAA.Etv,von dem die Dativfor-
Name des letzteren wird kurz vorher genannt (101c;yepoucn 1caA.ouµevotc;,wobei men ['t&t Kvcooicot]bzw. 'tffit fop['tuvicot] abhängig sind. 2148Ob diese Zeilen mit
yepovn:c; wohl den kretischen Terminus 1tpdytcHot wiedergibt). Außerdem ist in dem vorher behandelten Prozeßverfahren zusammenhängen, 2149ist nicht klar.
Knosos (und auch sonst auf Kreta) das Wort ßcoAa als Name des Rates gut be-
Datierung
zeugt.2140Gegen diese Deutung spricht auch die Tatsache, daß für die Einberufung
der Volksversammlung sowie für die Vereidigung der Bürger bzw. der Jungmann- Aufgrund der Paläographie ist die Inschrift ins späte 3. oder frühe 2. Jh. zu
schaften in den kretischen Städten die Kosmoi zuständig waren, nicht der Rat.2141 datieren.2150Vielleicht hängt der Text mit der Vereinigung des gortynischen und des
So muß man hier einen Zusammenhang mit dem Rat des Kretischen Koinon sehen. knosischen Bündnisses um 222 zusammen (s.o. 75). Wahrscheinlicher scheint mir
Dies geht aber nicht nur aus der Erwähnung von Synhedroi hervor, sondern auch aus eine Datierung ins friihe 2. Jh. Da die Gortynier und die Knosier bis 195 ununter-
dem Ausdruck ÖtKCX a1tpoÖtKoc;KU7tapßoA.oc; (Z. 8f.), der einen bestimmten vom brochen Krieg gegeneinander führten, im Jahr 189 aber gemeinsam gegen Kydonia
Kretischen Koinon und seinen Mitgliedern angewandten Prozeßtypus bezeichnet (B auftraten (A II 5) 2151und das Kretische Koinon vor dem Krieg um 185 bestand,
VII 2.2). Daß in diesem Fragment nur von Gortyniern und Knosiern und nicht vom dürfte dieser Vertrag nach 195 und vor 189 zustande gekommen sein.
Koinon die Rede ist, stellt nicht unbedingt ein Hindernis für diese Deutung dar, denn
Nr 78-82. Kretische Hegemonialbündnisse und Bündnissysteme (vgl.
mindestens während bestimmter Zeitabschnitte war das Kretische Koinon nichts
B III 2)
mehr als ein Bündnis zwischen den Gortyniern und ihren Verbündeten einerseits und
den Knosiern und ihren Verbündeten andererseits (B III 3). Wenn wir hier also nur
Nr. 78. Bündnis der Gortynier, ca. 280/60.
von Gortyn und Knosos hören, wird dies wohl nur darin liegen, daß sie als Führer
ihrer Bündnisse auftreten. Diese Inschrift ist daher möglicherweise Fragment eines Testimonien
Vertrags, der die Organisation oder die (Neu)gründung des Kretischen Koinon be- Testimonium a: IC 11,xvül; SV III 468;vgl.Schmitt1968,141-145(Bündnisvertrag
zwischendem
BundderOreioiundKönigMagasvonKyrene,ca. 280nO).
trifft. Kehren wir nun zur ursprünglichen Frage nach dem Sinn von cruvaynv (Z.
lf.) zurück. Wenn die Synhedroi tatsächlich die Mitglieder des Bündnisrates sind, •••eq>'o~ ßcxcnM:'i
M[a.-)
ycxttccx8a.1tEp
foproVlOl (?) a[uµ-]
liegt hier vielleicht eine Bestimmung über die Einberufung der Streitkräfte vor, die [µixx][cxv
,;~1~acxa8m itcxpov[tco-]
das Zusammenwirken des Synhedrion und der Kosmoi sowie die Strafen 2142und 5 [v]foptllv(rovtccxl t&vauµµ~-
das Prozeßverfahren bei Versäumnissen in dieser Frage erklären kann. Das Prozeß- xrov...
verfahren (Z. 7-9) wird unmittelbar nach der Erwähnung von Strafen für die fahrläs- 2 foprov101Schmitt;foptuv(o1;;Guarducci.
sigen Beamten geschildert und muß daher denselben Gegenstand betreffen. Einen Testimoniumb: SV III 482 II (RechtshilfevertragzwischenMilet,Gortynund seinenVerbündeten,
Prozeß gegen die Kosmoi bzw. die Synhedroi kann jeder Bürger der Vertragsparteien ca. 259/50).
einleiten, nicht nur ein Amtsträger. Die 'Popularklage' ist auch in anderen kretischen
Staatsverträgen bezeugt, immer im Zusammenhang mit schwerwiegenden Verletzun-
Ta OUVtE0Evtcx er
itpo;;tu;;ltOA.El;;
tu;; Kp~t11l
...
gen des Vertrags (B V/14). Von der darauf folgenden Bestimmung ist nur eine Frist 39 ... foptuv(rov.
erhalten: 1tpoÖeKawv,also zehn Tage vor Verrichtung einer Tätigkeit. Das ist eine in
kretischen Staatsverträgen häufig vereinbarte Frist für verschiedene Verpflichtungen: 50 ... ICCXtUtu CX\ltlX
Au1mo1,
Einberufung der Volksversammlung, wenn Gesandte des Vertragspartners eintref- 'Aptca.ÖE;;,
'Ap1cx'io1,'Y ptcx'iot.

fen,2143Einladung von Vertretern des Vertragspartners für das jährliche Verlesen des Testimoniumc: SV III 498 (Bündnisvertrag zwischenGortynund DemetriosII. von Makedonien,
Vertrags, 2144Befreiung entführter freier Menschen, 2145Einziehen von Strafgel- 237/6).
dern,2146Ladung vor Gericht. 2147Auch hier ist wahrscheinlich von einer Einladung ...1tcx[pcx]yE[voµEvrov]
5 [7tpEaßru]to:,v ltCXpa foptllV\(J)VICCX!
t[rovauµ-]
[µa.xrov
it)po;;tOVßcxa!Mcx ill]µ~tpt~[v
7tEptq>IA.(-)
2140oie Belegebei Muttelsee1925,21-23;Willetts1955,145.
2141Einberufungder Volksversammlung: SV III 501 Z. 1lf. (Eleulhema);vgl.28 Z. 35 (Hiera-
pytnaund Priansos).Vereidigung der Bürgerbzw.der Jungmannschaft: B II 2.1, B VI l, vgl.IC I,ix
1 Z. 96-114(Dreros;die Bouleist nur für die Bestrafungder Kosmoi,die diese Pflichtvernach- 2147Hitzig1907 28 mit Hinweisauf SGDI4991;Wilhelm1921,17.
lässigen,zuständig).AlleBelegestammenausdem3.-2.Jh. 2148Vgl.61 Ko~ieA z. 24f.:napayyc.U.OvrwvÖEo'itEAa.ttotto'i;;'OA.ovtfot;;
tccxl
oi 'OA._6~[ttot
2142Die Höhedes Strafgeldesläßt sichnichtbestimmen;Wilhelmdachtean 100attischeStatere
nponcµnrov?]im Zusammenhang
to'i;;Acxtfoi;; mitdemVerlesendesVertragesundderVereidigung
(vgl.B VII 5). derJungmannschaft.
2143SV III 501 Z. 11-14.
2149soHitzig1907,28; Haussoullier1917,86; Wilhelm1921,17;Guarducci1950a,245f.
2144 2s z. 40-43.
2150Vgl.Blass 1905,297 (vor 168);Guarducci1950a,245 (frühes2. Jh.). Cardinali1905,541
2145 11 Z. 12f.
Anm.1 läßt dieDatierungoffen.
2146sv II 216 Z. IOf.;III 482 Z. 64f. 2151Übersicht derEreignisse:Guarducci1950a,23f.
446 C IV. Nr. 78. Bündnis der Gonynier C N. Nr. 78. Bündnis der Gonynier 447

[~ ICCXL cruµ]µcxxi~.nmOEµiöcx t[w-----------------! ihr Bündnis mit Magas unter denselben Bedingungen wie die Gortynier. 2156Man
[........]ext(l)Eu[p]ußomcx,ltCXpa öi:t(l)[l3cxolA.1:co<;] vermutet, daß dieser Vertrag von Gortyn vermittelt wurde, das damals sowohl mit
[iil]µT]tpiou] M[o]vto, Ei, foptuv[(ou,ICCXL tou,] den Oreioi als auch mit Magas verbündet war. 2157Die Tatsache jedoch, daß beim
10 [cruµµax]ou,Au[..lrilCXtEOU tO\ln p[------------------] Vertragsabschluß Vertreter der Gortynier und deren sonstiger Verbündeter anwesend
[.......] taÖE~vffiEvto [oifoptuVlOl,ml oi]
[evtfö cruµ]µcxx[icx]l CX\JtWV JCcx[l]ßcxotAru, iiri[µritpt-] waren, führt m.E. zum Schluß, daß die Oreioi kein bilaterales Verhältnis zu Gortyn
[o,· dvm] µi:vq>tAicxv ICCXLcruµµcxxicxv [d, tov ü-] hatten, sondern als Mitglieder eines festen Bündnisses anzusehen sind. Alle Mitglie-
[1tcxVtcxXP<>]v[o]v iiT]µT]tpi[on]
t[Wl]ßcx[ot]AE'i Kai[foptu-] der waren wohl verpflichtet, der Außenpolitik Gortyns zu folgen (rnrn0m-Formel,
15 [VtOls ICCX\
tO\sÜ)J,m]souµµUXOls ... s. B III J c, B III 2). Die Mitglieder des Bündnisses unterzeichneten die Verträge
Testimoniumd: 13 /Bündnisvertrag zwischenGortynundAxos,spätes3. Jh.). Gortyns mit auswärtigen Mächten, und zwar sowohl als geschlossene Gruppe - so
15 [CTOlE\V öi:täUa ICcxtUta, cruv]0[111CCX],t(l)Vcruµµa- z.B. im Falle des Bündnisvertrags mit König Demetrios -, als auch jedes für sich,
[xwv....] . allerdings auf Empfehlung der Gortynier und nach demselben, von Gortyn vorge-
15Oder [Kcxta ta ooyµmcx]t&vouµµa[xwv]. gebenem Muster - wie z.B. beim Rechtshilfevertrag mit Milet 2158Der Vertrag Gor-
tyns und seiner Verbündeten mit Magas gehört wahrscheinlich zur zweiten Kategorie
Testimoniume: IC I,viii 9 = 40 Testimoniumb (Briefder Knosieran Magnesiaam Mäanderüber
eineVermittlungMagnesiasim KriegzwischenGortynundKnosos,184). (Testimonium a Z. 3: rn0am:p fop,UVlOl und nicht etwa x:a0am:p fop,UVlOl Kat oi.
cruµµaxoi): Nachdem Gortyn den Vertrag mit Magas abgeschlossen hatte, ging jedes
16 ··························--··········
Kvw<HOl öi: oux EICOVtEs Mitglied des gortynischen Bündnisses mit Magas dasselbe Bündnis ein. Beim Ab-
ciA[A.' u11i:p cioq>cx]AE[icx], (?)110AEµouvn fopruviOls1ml
vuv(?)[l3<0A]OµEV[Ol K)cxl dprivcxvÜyEtV Jtot'cxutou,, schluß des Vertrags durch jedes einzelne Mitglied waren Vertreter Gortyns und der
OlU[mum (?) foptuvio:iv oi] ouµµcxxm ,ml Kvwoiwv anderen Verbündeten anwesend. 2159In ähnlicher Weise folgten im Fall des Rechts-
20 ICO[lVfö OlCXÖl]Kcx[l:;o)vtwv ciJVEVEKCX
civcxy,ml:;oµE-.. hilfevertrags mit Milet mehrere (wohl nicht alle) Verbündete dem Beispiel Gortyns;
[vol110A.EµfoµEV fopt]uviols... da es dabei um keinen Bündnisvertrag ging, war der Zwang möglicherweise gerin-
In einer Reihe epigraphischer Zeugnisse des 3. und 2. Jh. ist von einem Bündnis ger. Allerdings gibt es auch Zeugnisse für ein eher lockeres Verhältnis zum gortyni-
unter Führung der Gortynier die Rede (Testimonien a, c: fop,uvtot 1ca1.01.cruµ- schen Bündnis. Axos z.B. (Testimonium d) verbündete sich nur mit Gortyn, nicht
µaxot).2152 Mit diesen Testimonien ist auch der Rechtshilfevertrag zwischen Milet aber mit dessen Symmachoi. Wenn in diesem Vertrag wirklich ein Verweis auf die
und Gortyn in Verbindung zu bringen (Testimonium b), der unter den selben Be- cruvSi,x:m ,fuv cruµµaxrov stand, an denen sich Axos orientieren sollte, ist dies nur
dingungen (x:ma ,a
au,a) von vier weiteren Staaten abgeschlossen wurde. Es wird ein Hinweis auf das Vertragsmuster, nach welchem Gortyn seine Bündnisverträge
allgemein angenommen, daß diese Städte und Stämme (Lyttos, Ariaioi,2!53 Hyrtaioi, mit anderen Städten abzuschließen pflegte (vgl. B Jl l). Dieser Hinweis ersparte eine
Stamm der Arkader) mit Gortyn verbündet waren.2154 Das gortynische Bündnis be- detaillierte Beschreibung der Vertragsbedingungen, bedeutet jedoch nicht, daß Axos
saß mindestens zeitweise eine feste Struktur; darauf weist der Ausdruck [01.rv ,iit auch einen Vertrag mit den anderen Bundesgenossen Gortyns einging. Man darf auch
cruµ]µax[{a]t au,fuv (Testimonium c) hin. Dieser Bündnisvertrag zwischen Gortyn annehmen, daß sich die Zahl der Mitglieder ständig veränderte. Diese Struktur erin-
und seinen Verbündeten auf der einen und König Demetrios auf der anderen Seite nert an das Verhältnis Athens zu den Mitgliedern des Zweiten Attischen Seebundes:
zeigt ferner, daß das Bündnis Gesandtschaften entsandte und empfing und Bündnisse Wie J. Cargill gezeigt hat,2160waren im Rahmen dieses aus bilateralen Bündnisver-
mit auswärtigen Mächten einging (vgl. Testimonium d). Für die Zeit dieses Vertrags trägen Athens mit anderen Staaten entstandenen Bündnisses sowohl Bündnisverträge
darf man also nicht von einem Bündnis der Gortynier im Sinne von bilateralen Ver- Athens und dessen Bundesgenossen mit einem anderen Staat als auch bilaterale Ver-
trägen Gortyns mit anderen kretischen Städten sprechen, sondern im Sinne eines träge Athens mit anderen Staaten, die mit den Mitgliedern des Bündnisses nicht ver-
Bündnisses unabhängiger Städte und Stämme unter Führung Gortyns. Von Aussage- bündet waren, möglich.
kraft für die Struktur des Bündnisses ist auch der ältere Bündnisvertrag des Koinon
der Oreioi mit König Magas von Kyrene (Testimonium a). 2155Die Oreioi schlossen
2156Dies ergibtsichaus der von Schmittvorgeschlagenen
LesungderdrittenZeile(JCcx0am:-pro~-
civlol). Folgtman dagegenderLesungGuarduccis(1Ccx8a11Epfoptuviot,), umfaßteder Vertragzwi-
2152 Mit diesemBündnisist vielleichtauch IC 11,xxx3 in Verbindungzu bringen;s. Z. !Of.:
schenOreioiundMagasdieselbenBedingungen wieder Bündnisvertrag
zwischenOreioiundGortyn.
1tpaooovtcx,tcx'i,cruv0111Cm,
m'i, tWVouµ[µaxwv); s.o.Anm.206. Die Annahmevon Bultrighini1993, 108f.,daß die Oreioi in einem ähnlichenAbhängigkeits-
2153DiesePolisist des weiterendurchMünzenund Inschriftenbelegt:Die Zeugnissebei Meyer
verhältniszu Gortynwiedie BewohnervonKaudosstanden,ist unbegründet.
1970,90f.; zu den Münzender Ariaioi:Le Rider1966,227-229;zur Lokalisierungs. Faure1960b, 2157Guarducci 1939a,213;Schmitt1968,143;Schmitt1969,110;Huß 1976,133f.
199(in der Ebenevon Mrncxpa,bei BcxKlWtE,); Kitchell1983(bei 'Apßi, EthnikonAriaioi,zu 2158Vgl.Schmitt1968,143.
"Apeov,"Apßwv?). 2159Vgl.das Verfahrenim ZweitenAttischenSeebundbei der AufnahmeneuerMitglieder:Das
2 54Rehm 1914,310; Muttclsee1925,22, 44; Mijnsbrugge1931,59f.; van Effenterre1948,
neueMitgliedleistetedenVertragseidsowohldenAthenemals auchden Symmachoi,undnahm~-
152, 155;Mikrogiannakis1967,59-62;Schmitt1969,153;Spyridakis1970,47f.; Brulc 1978, 10 dererseitsdie Eidesleistunggetrenntvon den Athenemund den Symmachoientgegen:s. Cargill
Anm.5. 1981,101-106.
2l 55zum Koinonder Oreiois.o. 70. 2160cargill1981,insbes.51, 68-96, l 89f.
448 C IV. Nr. 79. Bündnis der Knosier C IV. Nr. 80. Bündnis der Lyttier 449

Datierung
Knosier erfaßt,21 62 umfaßte dieses Bündnis mindestens 19 Städte, vom äußersten
Es ist nicht bekannt, seit wann dieses gortynische Bündnis existierte, da die Da- Osten (Itanos) bis zum äußersten Westen der Insel (Phalasama). Die innere Organisa-
tierungen des Rechtshilfevertrags mit Milet und des Vertrags zwischen den Oreioi tion des Bündnisses ist noch weniger bekannt als jene des gortynischen Bundes
und Magas umstritten sind (s.o. S. 34f.). Wahrscheinlich sind seine Anfänge auf das (78), dürfte aber vergleichbar gewesen sein.
erste Viertel des 3. Jh. zu setzen. Das Bündnis der Gortynier bestand frühestens bis Datierung
184 (festimonium e), zeitweise im Rahmen des Kretischen Koinon und zeitweise als
getrennte Symmachie (s. A II 3-5, B ll/ 2, B ll/ 3). Der Rechtshilfevertrag mit Milet (Testimonium a) ist wohl ca. 259/50 zu datieren
(s.o. S. 35). Die Anfänge des knosischen Bündnisses sind aber sicher weitaus älter.
Bereits der Vertrag zwischen Knosos und Tylisos um 450 zeigt die Bemühungen die-
Nr. 79. Das Bündnis der Knosier, vor ca. 260.
ser Stadt, eine führende Stellung zu erlangen. 2163Das Bündnis der Knosier bestand
Testimonien frühestens bis 184 (Testimonium d), zeitweise im Rahmen des Kretischen Koinon
Testimoniuma: SV III 482 I (Rechtshilfevertrag
zwischenMilet.,Knososund seinenVerbündeten und zeitweise als getrennte Symmachie (s. B III 3).
ca. 259/50). '
Ta CfllVtE0i:vta 1tpo,ta, !tOAl:ls ta, ty Kp~t17l. KV{l)(JtCJlV. Nr. 80. Bündnis der Lyttier, vor 250 .
.....................................................
35 ... Kata ta auta Testimonium:SV III 486 (Bündnisvertrag zwischenLyttosund Antiochos11.,April-Mai250).
TuÄi<HOl, 'PaUKtol,XEpaov~<HOl, Mwittol, 'EA.( EU }tuVLEls,
2 [K]atTI]V ruvoiavKatatpEcrtvi\vexmvS1ctlli[1]ßacr!A€U[s 'Avtio-]
('H)pawiiitat, flpuivcrwt,'A1toÄÄmvtiitm, flnpa'iot, 'ltcivw[t], xo, 1tpo,tEAuttiou, Kattou, cruµµcixoui;autiiiv...
flpaicrw1,'Icrtpwv101, 'OA(o)uvno1, ~p~pw1,Acinm,'EÄEu0Epva'io1, ... Sdi6x0a1Auttimvto'i, Kooµo1,[Kat]
"A~tol,KuSmv1iitm, <l>aÄacrapvim. 5 [Ti\]t7tOA€l Katto'i, ÜAAOlscruµµcixo1,civavEwcracr0m 1tpo,[ßacrt-]
Testimoniumb: IG II2 844 (attischesEhrendekretfür Eumaridasvon Kydonia,Juni 228)_2161 [A]fo'Avtiaxovtov 'Avn6xouuiovKattou, i:cryovou, Cl\JtOU[TI]v]
[1tp]oÜltaPXoucravautip tEKatti/i1tatptq>tAiavKatcruµµaxiav...
15 ... CfllVE1tpfoßrucrEV
Si:Katdr; Kvwaov rni -rovr;avµµ6:-
xovr;,eSmKESi:KatEltl<JtOAas
to'i, 7tpEcrßruta'i,
Ei, floAu-
~va 1tpo,tou, qiiADu,... "[---} das Wohlwollen und die Haltung, die König Antiochos gegenüber den Lyt-
tiern und deren Verbündeten zu hegen pflegte ... Die Kosmoi und die Stadt der Lyttier
Testimoniumc: SV III 551(Bündnisvertrag
zwischenHicrapytnaundRhodos,um 205). und die anderen Verbündeten mögen beschließen, die Freundschaft und das Bündnis
... tav Si: cruµ- zu König Antiochos, Sohn des Antiochos, und zu seinen Nachkommen zu erneuern,
75 µaxiav ClltO<JtEMOVtCJlV
'Poow1... xmpt,i'tEi[,] das bereits zu seinem Vater bestand ... "
tov EVE<JtaKota
'IEpa7t\ltvlOls
ltOAEµov
ltOttKvCJl<Jiou,
Kattou, cruµµaxou,. Das einzige Zeugnis für ein Bündnis unter der Führung der Lyttier ist der Bünd-
Tes~moni_um d: 34_Testimoniumb = 78 Testimoniume (Briefder Knosieran Magnesiaam Mäan- nisvertrag von Lyttos (und seinen Verbündeten) mit Antiochos II. (A II 2). Es ist
der ubereme VenrnttlungMagnesiasim KriegzwischenGortynundKnosos,184). nicht bekannt, welche Städte Mitglieder dieses Bündnisses waren und wie seine Or-
16 ......................................Kvcooto1Si•oux EKOVtEs ganisation aussah. Nur so viel ist klar, daß die Mitglieder des Bündnisses eine ge-
M[A'imEpcicrqia]AE[ia], (?) 1t0Acµouvn foptuvio1,Ka\ meinsame Außenpolitik verfolgten. Dieses Bündnis besaß möglicherweise eine Ver-
vuv(?) [ßmA]oµcv[ot K]~tEip~vavÜyElv 1tot'autou,, sammlung; das Dokument, mit dem das Bündnis zu Antiochos II. (Erneuerung eines
Sta [taiha (?) I'oprov{wv oi} <roµµazoirni Kvwa{wv Bündnisses zu seinem Vater Antiochos 1.) angenommen wird, kann sowohl ein Be-
20 KO[tvfö SiaSt]Ka[so]vtmv <ilv€\IEKa
civay,casoµE- ..
[vo11t0AcµfoµEV fopt]uvio1,... schluß der lyttischen Volksversammlung als auch einer Versammlung aller Verbünde-
ten der Lyttier sein: Die Worte Kat w"ii;äMoti; cruµµaxmi; (Z. 5) sind vom Verb ÖE-
Von der Mitte des 3. Jh. bis zur Zeit der römischen Vermittlung (184) gibt es S6x0m abhängig, wa~ den Eindruck erweckt, daß das Probouleuma einer Versamm-
einige epigraphische Zeugnisse, die auf ein Bündnis unter Führung der Knosier hin- lung aller Bundesgenossen vorgelegt wurde. Ebenso ist aber denkbar, daß die
weisen. Wenn die Liste der Städte, die den Rechtshilfevertrag zwischen Knosos und Beamten von Lyttos ein Probuleuma faßten, das dann von den getrennten Volksver-
Milet, einem Appell der Knosier folgend (Testimonium a Z. 16f.: ömoi; fü: 1w.1. oi sammlungen der Lyttier und der anderen Verbündeten angenommen wurde. Auf eine
A.o:7tot
KpTJ'talfCOV7tpo0uµ6n:pov uµ'iv cruyypaq>COV'tatKat m'.>'toi,U7tOAaµßavoµEv feste Struktur weist der Vertrag zwischen Lyttos und Malla hin (11), der vielleicht
Önv cruyypaljfrn-OmKa06n uµe"ii;a~tWO'a'tE), unterschrieben, die Verbündeten der nach einem für alle Verbündeten ausgearbeiteten Muster abgeschlossen wurde.

2161
Zur Datierung(Archontatdes Heliodorosin Athen)s. zuletztHabicht1982,84, 176;Osbome
1989,211,225,241; Bielman1994, 119, 121;vgl. Kirchner1900,451-453;Cardinali1904,82, 2162Dicswird allgemeinangenommen:Mijnsbrugge1931, 59f.; van Effenterre 1948, 152;
83-88;van Effenterre1948,134,204;Guarducci1950b,145;Brule1978,17 mit Anm.5 (mitwei- Mikrogiannakis1967,56-59;Schmitt1969,153;Brule 1978,10 Anm.5.
tererLiteratur);Petropoulou1985,73. AndersManni1975,29 (217/6);vgl.Deitcrs1904b,575. 2163sv 11147-148;vgl. Plat.legg. VI 752 e; Strab.10,4,7(C 476);s. auch van Effenterre1948,
52; Brule 1978,112.
450 C IV. Nr. 78. Bündnis der Polyrrhenier C IV. Nr. 78. Lyttos-Polyrrhenia 451

Datierung nium b). Das Bündnis umfaßte also im wesentlichen den Westen Kretas, was eine
Lyttos erscheint im Rechtshilfevertrag zu Milet (78 Testimonium b) unter den Führung Polyrrhenias umso wahrscheinlicher macht.
Verbündeten von Gortyn; dies schließt zwar nicht prin7ipiell aus, daß diese Stadt dar- Datierung
über hinaus ein eigenes Bündnis führte, macht es jedoch unwahrscheinlich. Leider S.o. Anm. 174.
läßt sich dieser Rechtshilfevertrag nicht genau datieren (ca. 259/50). Einen sicheren
terminus ante quem für die Herausbildung eines Bündnisses unter lyttischer Führung Nr. 82. Bündnisvertrag zwischen Lyttos und dem Bündnis der Polyr-
bietet der Bündnisvertrag mit Antiochos II., der sich genau auf 250 datieren läßt.2164
rhenier, ca. 221/20.

Nr. 81. Bündnis der Polyrrhenier, ca. 220/19. Testimonien


Testimonium a: Polyb. 4,53,6 (ca. 221/20).
Testimonien
Testimonium a. Polyb. 4,53,6 (ca 220/19). Kat noA.uppfivtot µEVKat KEpattm Kat Aa7t7tatot,lt~ oi: toutoti; "Optot µEt' 'ApKciowv,oµo6uµa-
oov ci11ootcivtEi;riii; t&v Kv(J)(Jiwvq>tAiai;,q\l(J)(JUVtoti; Aunioti; cruµµaxEtv, tiov oi: fopmviwv ol
Kat noAuppfivtot µEV1catKEpattm Kat Aamtatot, 1tpoi;oi: tOUtoti;"Optot µn' 'ApKciowv,oµo6uµa- µi:v 1tpE<Jßuupotta tiov KV(J)(Jt(J)V,ol oi: VEMEpotta tiov Auniwv alpouµEVOt,OtE<Jmcriacrav1tpoi;
oov ci1tootcivtEi;riii; tiov Kv(J)(J(wv
q>tAiai;,qv(J)(Jav toti; Aunioti; cruµµaxEtv. ciMfiAOUi;.
Testimonium b: Polyb. 4,55,1-5 (ca. 220/19).
Testimonium b: Polyb. 4,54,4-5 (ca. 221/20).
1
noA.uppfivtot oi: Kat Aa1t1tat0tKat !t!lvtEi;ol to\Jt(J)Vcruµµaxot, 0EwpouvtEi;wui; KV(J)(JtOUi;civtEXO- 4
Nach der Zerstörung ihrer Stadt durch die Knosier i\11avijA.8ov (sc. Autttot) di; niv tiov Aa1t1taiwv
µivoui; riii; t&v AitwAiov cruµµaxiai;, toui; o' AitwAOui;op&vtEi;!tOAEµioui;Övmi; t0 tE ßacrtA.Et 5
!tOA.tV.q>tA.av0p<mtffis
O. autoui; Kat µEta 7t!l<JT]i;
11po8uµiai;tiov Aa111taiwvU!tOOE~aµ&wv. oiltot µi:v
<l>tAt!tlt!pKat Wtj 'Axmoti;, 7t€µ7t0\l<Jt
1tpfoßni; 1tpoi;tE tOVßacrwa Kat wui; 'Axmoui; !tEptßori0dai;
civtl !tOA.ttiovCl!tOAtOEi;
EViiµepc;xµtq. Kat ~€VOtyqovotEi; EltOA.Eµouv 11poi;wui; KV(J)(JtOUi;ܵa toti;
Kat cruµµaxiai;. Ol o' 'Axmot Kat <l>LA.t7t7t0s Els tE TijVKOlVT]Vcruµµaxiav auwui; 7tpü<JE0€~avtoKat
cruµµcixoti;.
ßofi0nav E~a1tfotElAUV,'lUuptoui; µEVtEtpaKooioui;, c1ivTlYEttonAcitwp, 'Axmoui; oi: OtaKooioui;,
3
<J>wKfoi; EKatOV.0i Kat 1tapayEvoµEVot(µn' 0\) !tOAU7taAtVCl7t€7tAEU<Jav) µqciAT]V!tOtT]<JUVtEi;rni-
4 Die abgefallenen Verbündeten des knosisch-gortynischen Lagers - wahrscheinlich
OO<JtV toti; noA.uppT]Vtoti; cruµµcixoti;' 1tcivuyap EVßpaxd xpovcptEtXTJPEti;
Kat toti; tO\Jt(J)V Kam-
unter Führung Polyrrhenias (81) - beschlossen (Testimonium a: i::yvwcrav), ein
cr.ficravtEi;toui; t' "EAEU0Epvaioui; Kat Kuowvtcimi;, Ettoi: wui; 'A1ttEpaioui;,fivci'YJCacrav
Cl!tOCJtciv-
5 Bündnis mit Lyttos einzugehen. Nach der Zerstörung von Lyttos durch Knosos wur-
tai; riii; t&v Kv(J)(Jt(J)V
cruµµaxiai; Kotvwvijcrm<J(j)t<Jt tiov aut&v EA!ttOWV.Toutwv oi: yEVoµ&wv,E~-
a~fotEtA.aV noA.uppfivtot µi:v Kat µEta toUt(J)Vol cruµµaxot <l>tAt7t7t!p Kai toti; 'Axmoti; !tEVtaKO- den die Lyttier von Lappa, einer dieser Städte, aufgenommen. Der Ausdruck äµa
<Jtoui;Kpijmi;. ,o'ii; (J'\)µµaxoti; (Testimonium b) und die Hinweise auf eine führende Rolle der Po-
Während der ersten Phase des Kriegs des Bündnisses der Knosier und der Gor- lyrrhenier im Lager der von Knosos abgefallenen Städte legen nahe, daß es sich um
tynier gegen Lyttos verließen mehrere Verbündete das knosisch-gortynische Lager. ein bilaterales Bündnis von Lyttos einerseits und Polyrrhenia und dessen Verbün-
Polybios, unsere einzige Quelle für diese Vorgänge, impliziert eine führende Stellung deten andererseits handelte.
Polyrrhenias in dieser Bewegung (4,53,6: TToA.uppfivtotKat ... ; 4,55,1: TToA.up- Datierung
pfivtot fü:Kat Amma'iot 1Cat1tav-m; 01.'tOU't(J)V cruµµaxot; 4,55,3: ,o'ii; TToA.uppTJVl- S.o. Anm. 174.
01.
oti; Kat ,o'ii; 'tOU't(J)V(J'\)µµaxoti;; 4,55,5: TToA.uppfivtotµrv Kat µE'ta 'tOU't(J)V
cruµµaxot). Über die Struktur des Bündnisses läßt sich nur wenig feststellen: Die
Verbündeten hatten sicher dieselben Freunde und Feinde, verfolgten dieselbe Außen-
politik, gingen vielleicht gemeinsam, als geschlossene Gruppe Bündnisse ein, na-
mentlich mit Lyttos bzw. mit dem Achaiern und Philipp V. (vgl. Testimonium a: oµo-
0uµaöov ... E"(V(J)(Jav) und stellten gemeinsam Truppen auf (Testimonium b). Derarti-
ge Bindungen und Handlungen erinnern an das gortynische Bündnis (78). Mitglieder
des Bündnisses, ob unter Führung der Polyrrhenier oder nicht, waren fast nur west-
kretische Städte, sieht man vom Stamm der Arkader im Osten ab, nämlich Lappa,
Keraia und der Bund der Oreioi (Testimonium a); später traten dem Bündnis auch die
anderen wichtigen Städte Westkretas bei, Eleutherna, Kydonia und Aptera (Testimo-

2164Schmitt 1969, 158.


Anhang 2. PaltJographie 453

ANHANG 2
ZUR PALÄOGRAPHIE DER HELLENISTISCHEN INSCHRIFTEN KRETAS AAA4AAB B G ß6L1E
Folgende Liste enthält einige charakteristische Buchstabenformen, die in den auf Kreta gefundenen Al A2 A3 A4 A5 A6 B1 B2 B3 B4 M .12 El
Staatsverträgen des Katalogs vorkommen (vgl. S. 5 und 453). Wenn die Buchstabenformen einer In-
schrift nicht durch Autopsie festgestellt werden konnten, wurden die publizierten Fotos bzw. Faksi-
E f E E I X z H H H H H8
miles verwendet. Jedes Lemma enthält Hinweise auf die chronologische Verbreitung der ent.~prechen- E2 E3 E4 E5 Zl Z2 Z3 H1 H2 H3 H4 H5 01
den Buchstabenform. Um zu bestimmen, wann einzelne Buchstabenformen am häufigsten vertreten
sind, stützte ich mich ausschließlich auf die aufgrund geschichtsimmanenter Kriterien annähernd oder
genau datierbaren Staat.werträge 2165 und sonstigen Inschriften des hellenistischen Kreta (hier A-
0000 }::. /< F k' /\ Al\}.~
J)_2166 02 03 04 05 Kl K2 K3 K4 Al A2 A3 A4 Ml
Es ist ein Gemeinplatz, daß die Form einzelner Buchstaben keine eindeutigen Hinweise auf die
Datierung einer Inschrift gibt. 2167 Die Forschungen von S.V. Tracy über die Arbeitsweise der atti-
MM M/v\M/V Jv NN I 0
M2 M3 M4 M5 M6 Nl N2 N3 N4 :::1 :::2 33 01
oo
schen Steinmetzen der hellenistischen Zeit haben gezeigt, von wie vielen und unterschiedlichen
Faktoren das Erscheinungsbild einer Inschrift abhängen kann. 2168 Manche Steinmetzen waren
mehrere Jahrzehnte lang tätig, und Inschriften vom Anfang bzw. vom Ende ihrer Tätigkeit weisen
0 [7 f1 fl fT f'rTTTP p p
möglicherweise ähnliche Merkmale auf; 'altertümliche' und 'moderne' Buchstabenformen treten zu- 02 03 04 m TI2 TI3 TI4 TI5 TI6 TI7 Pl P2 P3
weilen in derselben Inschrift auf, alte Buchstabenformen gewinnen viele Jahrzehnte später neue Be-
liebtheit. Die meisten Buchstabenformen der folgenden Liste können eigentlich im ganzen 3. und 2. p C t ~ I I" ~ y y y EB cp cp
Jh. vorkommen. Für die Datierung der Texte des Katalogs aufgrund paläographischer Kriterien ist das
parallele Auftreten bestimmter Buchstabenformen entscheidend. Im allgemeinen sind in der ersten P4 :El :E2 L3 :E4 :E5 :E6 Yl Y2 Y3 <l>1 <1>2<l>
3
Hälfte des 3. Jh. die weiten Formen beliebt (Al, A2, BI, td, EI, E2, 01, Al, Ala, A2, MI, M2,
NI, N3, 01, Yl, XI, Ql-3); auf eher frühe Datierung weisen auch Buchstaben mit kürzerer rechten Lf1cP<Pet=,X X _n_ .f\..
_n_nn.oo
Haste (Hl-2 und nI-4) oder mit divergierenden Hasten (Ml-2, Nl-3, I2) hin. Charakteristische <1>4<1>5<1>6<1>7Xl X2 m Q2 Q3 Q4 Q5 Q6 Q7
Formen für das letzte Viertel des 3. und das erste Viertel des 2. Jh. sind A4-5, E4, H3-4, 02, M3,
N4, n6, r3-5, 115. In der zweiten Hälfte des 2. Jh. kommen im allgemeinen schmale Formen vor DQ 0 D n [ F
(AS, E4, H4, A2, Y3), oft mit Apices versehen (05, n6).
Q8 Q9 mo Qll m2 f.1 F2
Al: Weitwinklig, schräge Hasten mit gleicher Länge, gerade Mittelhaste. Charakteristisch für die
erste Hälfte des 3. Jh., 2169 doch in unserem Material auch in der Zeit vom letzten Viertel des 3. Jh.
bis zur Mitte des 2. Jh. gut belegt. 2 l 70 Buchstabenformen in kretischen Inschriften der hellenistischen Zeit.
A2: Wie A 1, aber mit schräger, rechts nach unten neigender Mittelhaste; vom frühen 3. bis zum
frühen 2. Jh. belegt.2171
A3: Wie Al, aber nicht weitwinklig; vom dritten Viertel des 3. Jh. bis zur Mitte des 2. Jh. gut be-
Iegt.2172
A4: Wie Al, aber mit gebeugter Mittelhaste ('bowed Alpha'); diese Form löst seit ca. 250 das A mit
2165 7 (um 220), 14 (um 222), 18 (ca. 219-216), 19 (ca. 219-204), 27, 28, 31, 32, 33 (ca. der geraden Mittelhaste ab und begegnet vom letzten Viertel des 3. Jh. bis zur Mitte des 2. Jh., ver-
einzelt auch im späten 2. Jh. 2 l 73
205-190), 43 (ca. 168), 44 (ca. 166), 54-56 Testimonium e (ca. 110), 61 (110/108).
2166 A: IC I,xviii 8 (250); B: IC IV 167 (237); C: IC 11,xix 2 (246/21); D: IC 11,xii 20 (227/24); AS: Wie A3, aber mit gebrochener Mittelhaste. Diese Form begegnet bereits 250, 2174 verbreitet
E: IC II,iii 5 A (189); F: IC IV 179 (183); G: IC 1,xvi 17 (120/10); 11: IC I,xvi 29 (120/10); I: IC sich aber erst seit dem letzten Viertel des 3. Jh. und bleibt bis zum Ende des 2. Jh. die häufigste
I,xvi 31 (120/10); J: IC I,xvi 26 (120/10). Form.2175
2167 s. die Beobachtungen von Robert - Robert 1983, 120-122; vgl. Reger 1994, 38. Zur kre-
tischen Paläographie der hellenistischen Zeit vgl. Cardinali 1905, 530-534.
2168 Tracy 1990, insbes. 223-236; vgl. Tracy 1975; s. auch die Beobachtungen von Robert -
2172 B, E, 7, 9, 18, 22, 23, 28, 32, 35, 37, 43 (parallel zu Al), 46, 67, 69, 71.
Robert 1983, 120-122 über die beschränkte Zuverlässigkeit paläographischer Datierungskritericn. 2173Reger 1994, 35-38 (allgemein); E (parallel zu A3), G, 6, 10, 12, 14, 69. Vgl. Tracy 1975
2169 Reger 1994, 35f. (allgemein). Vgl. hier 2, 5, 8, rn,63, 64.
(CutterofIG II2 1028, ca. 131-97).
21 7 oF, 11, 13, 15-21, 31, 43, 68, 77. 2174A, 9.
217 1Vgl. 6, 18, 77 (parallel zu Al). 2175H, I, J, 26, 27, 28, 33-38, 42, 44, 50, 53, 54-56 Testimonium e, 59, 61, 62, 66; s.
454 Anhang 2. Paltiographie Anhang 2. Palaographie 455

A6: Mit gebogenen schrägen Hasten und schräger (rechts nach oben neigender) Mittclha.ste: nur ein- H2: Variante von HI, mit gebogener rechten Haste und derselben chronologischen Verbreitung. 2188
mal in unserem Material belegt (erste Halftc des 3. Jh.?, 6). H3: Die beiden vertikalen Hasten haben dieselbe Höhe; diese Form ist im letzten Viertel des 3. und
B 1: Die mittlere horizontale Haste reicht links bis zur Vertikalen; der Buchstabe hat eine 'bauchige' im ersten Viertel des 2. Jh. stärker verbreitet. 2189
Form (61). H4: Schmale Variante von H3, die seit dem frühen 2. Jh. immer häufiger begegnet, aber auch früher
B2: Die mittlere horizontale Haste reicht links bis zur Vertikalen; der obere Teil ist kleiner als dc1 belegt ist. 2190
untere; vertreten vor allem von der Mitte des 3. Jh. bis zur Mitte des 2. Jh. 2176 H5: Variante von II4 mit leicht gebogener linker Haste (22).
B3: Die mittlere horizontale Haste reicht links nicht bis zur Vertikalen; vertreten in der zweiten Hälf- 01: Kreisförmig, die Mittelhaste reicht bis zur Peripherie des Kreises; diese relativ frühe Form
te des 3. Jh. und in der ersten Hälfte des 2. Jh_2l77 kommt noch bis in die Mitte des 2. Jh. hinein vor. 2191
B4: Wie B2, aber wesentlich schmaler; diese Fom begegnet in genau datiertbaren Inschriften von ca. 02: Kreisförmig mit kleinem Punkt in der Mitte, vom frühen bis zum späten 3. / frühen 2. Jh. gut
250 bis ca. 110. 2178 belegt. 2192
til: Weitwinklig, alle drei Hasten haben etwa die gleiche Länge; diese Fom begegnet durchgehend 03: Ovale Variante von 01, seit dem späten 3. Jh. verbreitet. 2193
von der ersten Hälfte des 3. bis zum späten 2. Jh.2 179 04: Kreisförmig, die Mittelhaste reicht nicht bis zur Peripherie des Kreises; häufige Form seit dem
ti2: Die schrägen Hasten sind länger als die untere und nicht so weit offen wie bei ti 1; belegt im spä- frühen 2. Jh., wohl auch schon im späten 3. Jh. 2194
ten 3. und frühen 2. Jh_2180
05: Variante von 04 mit Apices, in der zweiten Hälfte des 2. Jh. verbreitet. 2195
E 1: Die linke Haste ist etwas schräg und ragt unter der untersten waagerechten Haste leicht hervor; Kl: Die divergierenden Hasten gehen von verschiedenen Punkten der Vertikalen aus; belegt im letz-
möglich sowohl im frühen 3. wie auch im frühen 2. Jh. 2181
ten Viertel des 3. Jh. 2196
E2: Die drei horizontalen Hasten haben die gleiche Länge und sind etwas kürzer als die Vertikale: be- K2: Die divergierenden Hasten gehen vom selben Punkt der Vertikalen aus; verbreitet im ganzen 3.
legt von der Mitte des 3. bis zur ersten Hälfte des 2. Jh.2 182 und 2. Jh_2197
E3: Die drei horizontalen Hasten weisen unterschiedliche Längen auf; die oberste Haste ist länger als K3: Variante von K2 mit leicht gebogenen Hasten, anscheinend im späten 3. / frühen 2. Jh. (38).
die unterste, und diese länger als die mittlere; diese Form scheint in der zweiten Hälfte des 3. Jh. be-
K4: Variante von K3 mit leicht gebogenen (nach außen) Hasten, anscheinend im frühen 2. Jh. be-
liebt zu sein. 2183
legt.2198
E4: Wie E2, aber die mittlere waagerechte Haste ist etwas kürzer; diese Form begegnet im ganzen 3.
und 2. Jh_2184 Al: Weit offene Form, im 3. und noch im frühen 2. Jh. belegt. 2199

ES: Wie E4, aber die unterste waagerechte Haste ist etwas länger als die oberste; diese Form begegnet A2: Variante von A 1 mit leicht gebogenen Hasten (6).
2200
im letzten Viertel des 3. Jh_2185 A3: Schmalere, seit dem letzten Viertel des 3. Jh. immer beliebtere Form.
Zl: Eine vertikale Haste verbindet zwei parallele waagerechte Hasten; diese Form kommt in der er- A4: Kursive Variante von A3 (spätes 3. Jh., 7).
sten Hälfte des 3. Jh., vereinzelt noch im späten 3. Jh., vor.2186 M 1: Frühe Form mit weit auseinander divergierenden Hasten (frühes 3. Jh., selten später); die beiden
2201
Z2: Variante von Zl, mit gebogenen waagerechten Hasten; belegt im späten 3. Jh. (7). mittleren Hasten kreuzen sich hoch über der Gnmdlinie.
Z3: Die verbindende mittlere Haste ist schräg; belegt im späten 3. Jh. (18). M2: Mit leicht divergierenden Hasten; die beiden mittleren Hasten reichen fast bis zur Grundlinie;
HI: Die rechte vertikale Haste ist kürzer als die linke; typische Buchstabenform für die erste Hälfte verbreitet im 3. Jh., selten später.2202
des 3. Jh., die aber auch noch in der zweiten Jahrhunderthälfte vorlcommen kann. 2187

21886, 7, 10.
218910, 13, 15, 19, 27, 31, 36, 38, 43, 44, 64, 68, 69, 71, 77.
auch Reger 1994, 35f. (allgemein). Vgl. Tracy 1990, 271 (21329, I 6512, I 5469, 2 2983, 2 1034 2190A, F, J, 7, 14, 18, 23, 26, 28, 32, 33, 46, 50, 53, 54-56 Testimonium e, 59, 62,
Cutters, ca. 183-100). 66.
2 1761, 6, 14, 18, 32, 26, 36, 38, 43, 50, 59, 71, 77. 219117, 38,42,43,64.
2177 13, 37,59, 77. 2192A, B, F, 2, 5, 6, 8, 10-16, 18, 20, 27, 28, 33, 34, 37, 66, 68, 71.
2l78A, B, E, G, 7, 31, 33, 46, 54-56 Testimonium e, 69. 219331,32, 44, 50, 77.
217 92, 5, 6, 8, 13, 14, 18-20, 22, 23, 26-28, 31-33, 36-38, 43, 44, 53, 59, 61, 63, 2194F, 26, 35, 46, 54-56 Testimonium e, 61, 67, 69.
64, 68, 71. 2195G, H, !, J, 53, 59, 61.
2180F, 7, 50. 219613, 71.
21815, 77. 2197A, 2, 5, 8-10, 13-16, 18, 20, 23, 26-28, 31, 32, 34, 37, 43, 44, 46, 50, 54-5 6
2l82A, F, 2, 13, 16, 18, 19, 36, 38. Vgl. Tracy 1990, 272 (2 892 Cutter, 188-186). Testimonium e, 59, 63, 64, 66, 67, 69, 71, 77.
2183B, 5, 7, 15, 18, 19, 27. 21981, 33, 68.
2l 8 4F, G, H, J. 2, 8, 9, 10, 12, 13, 23, 28, 31, 33, 34, 37, 38, 42-44, 46, 50, 53, 54- 21995, 15, 16, 22, 34, 36, 38, 43, 66, 77.
56 Testimonium e, 59, 61-64, 68, 69, 71 22007, 8, 14, 15, 18,20,26-28,31-33,37,46,50, 64, 71.
218514,20,22,26,32, 68. 22012, 10, 32, 54-56 Testimonium e, 64, 68; vgl. Reger 1994, 37f.
2186A, 5, 6, 26. 22021, 2, 5, 8, 10-12, 19, 20, 50, 53, 54-56 Testimonium e, 59, 61, 64, 71. Vgl. aber
2187 5, 16, 63. Vgl. Tracy 1975 ('Cutter of IG 112 1028, ca. 131-97). Tracy 1990, 272 (21009 Cutter, ca. 116-93.)
456 Anhang 2. Palaographie Anhang 2. Palaographie 457

M3: Die äußeren Hasten sind fast senkrecht; diese schmale Form wird seit dem späten 3. Jh. immer f12: Wie f11, aber mit gebogener rechter Haste; die waagerechte Haste ragt links über der Vertikalen
beliebter. 2203
hervor; belegt im 3. Jh. 2219
M4: Variante von M2: Die beiden mittleren Hasten kreuzen sich hoch über der Grundlinie; belegt im f13: Wie f12, aber die waagerechte Haste ragt links nicht hervor; belegt in nicht datierbaren In-
späten 3. und im ganzen 2. Jh. 2204
schriften (3.12. Jh.?). 2220
MS: Wie MI, aber die mittleren Hasten ragen schräg über den äußeren Hasten hervor; belegt im f14: Wie nI, aber die waagerechte Haste ragt rechts und links hervor; frühe Form, belegt nur im 3.
späten 3. / frühen 2. Jh.2205 Jh.2221
M6: Breite Variante von M3, belegt vom späten 3. bis zum späten 2. Jh_2206 [15: Wie f14, aber die waagerechte Haste ragt nur rechts hervor; belegt im späten 3. / frühen 2.
N 1: Die rechte Haste ist schräg und reicht nicht bis zur Grundlinie; stärker verbreitet im letzten Jh. 2222
Viertel des 3. und im ersten Viertel des 2. Jh.2207 n6: Wie f15, aber die beiden senkrechten Haste haben die gleiche Länge; belegt im späten 3. Jh.
N2: Wie NI, aber die Mittelhaste ragt links über der senkrechten Haste etwas hervor; belegt im spä- (?)_2223
ten 3. oder frühen 2. Jh.2208
[17: Die beiden senkrechten Hasten haben die gleiche Länge, die waagerechte Haste ragt links und
N3: Wie NI, aber die rechte Haste reicht bis zur Grundlinie; beliebt im 3. Jh., vor allem in der zwei- rechts hervor; beliebt seit dem letzten Viertel des 3. Jh., vor allem in 2. Jh. 2224
ten Hälfte, möglich aber auch später.2209 PI: Die gebogene Linie reicht bis zur Mitte der Vertikalen und bildet eine schmale Rundung; belegt
N4: Die rechte Haste ist nicht schräg; belegt seit der Mitte des 3. Jh., aber seit dem frühen 3. Jh. im- im späten 3. und frühen 2. Jh.2225
mer stärker verbreitet 22 10
P2: Die gebogene Linie reicht fast bis zur Mitte der Vertikalen, ohne sie zu berühren, und bildet
31: Eine sen~ech_te H~te durchkreuzt die drei parallelen waagerechten Hasten; die mittlere waage- einen Kreis; belegt im ganzen 3. und bis zur Mitte des 2. Jh. 2226
rechte Haste 1st kurzer; m unserem Material begegnet diese Form um 166.2211 P3: Die gebogene Linie reicht bis zur Mitte der Vertikalen und bildet einen Halbkreis; belegt im
32: Wie 31, aber ohne senkrechte Haste; möglich im ganzen 3. und 2. Jh_22l2 späten 3. Jh. 2227
33: Wie 32, aber die oberste waagerechte Haste ist länger als die unterste· sicher belegt im frühen 2 P4: Die gebogene Linie bildet einen kleinen, fast vollen Kreis am obersten Teil der Vertikalen; be-
Jh.2213 ' ·
legt seit dem späten 3. Jh. 2228
01: Kreisförmig, nicht kleiner als die übrigen Buchstaben; beliebt vor allem im 3. Jh_22l4 LI: Lunares Sigma; begegnet gelegentlich seit dem 4. Jh., in unserem Material bezeugt im späten 3.
Jh.2229
02: Ovale Form, nicht kleiner als die übrigen Buchstaben; belegt seit der zweiten Hälfte des 3. Jh.
und bis in das späte 2. Jh. hinein.2215 I:2: Frühe Form, mit weit auseinander divergierenden Hasten; beliebt bis zum letzten Viertel des 3.
03: Kreisförmig, etwas kleiner als die übrigen Buchstaben, aufgezeichnet etwas oberhalb der Grund- Jh., bezeugt aber auch bis zum ersten Viertel des 2. Jh. 2230
linie; vertreten im ganzen 3. und 2. Jh.2216 I:3: Mit divergierenden, oft leicht gebogenen Hasten; gleiche Verbreitung wie I:2. 2231
04: Kreisförmig, viel kleiner als die übrigen Buchstaben, aufgezeichnet oberhalb der Grundlinie· an- I:4: Die untere Haste ist waagerecht, die obere leicht schräg; belegt etwa seit der Mitte des 3. Jh.,
scheinend vertreten im ganzen 3. und 2. Jh_22l7 ' verbreitet aber vor allem im späten 3. Jh_2232
f11: Die rechte senkrechte Haste ist kleiner als die linke; gut belegt von der ersten Hälfte des 3. bis I:5: Die äußeren Hasten sind waagerecht; verbreitet vom letzten Viertel des 3. bis zum späten 2.
zur zweiten Hälfte des 2. Jh., aber beliebter im 3. Jh.; diese Form kommt noch im 2. Jh. vor_2218 Jh.2233

2203
H, 15, 18, 31, 32, 34, 37, 38, 43, 44, 62, 63, 67, 77. Vgl. Tracy 1990, 272 (21008
Cutter, ca. 118-96).
2204 1994, 37.
9, 13, 14, 26-28, 32, 35, 46, 50, 59 66 67 69 22199, 33.
2205 31, 33. ' ' ' .
2206 7, 16,36,37,53. 22208, 22, 26. Vgl. Tracy 1990, 273(21131 Cutter, ca. 200).
2207 2221A, H, 2, 5, 7, 14, 27, 28, 31, 61.
7, 16, 17, 21, 23, 31, 34, 42, 46, 61, 63, 64, 66-69, 71, 77. Vgl. Tracy 1990, 272 (I 22225, 16, 18; vgl. Reger 1994, 37.
7181, 23479 Cutters, ca 224-135)
2208 33 (parallel zu NI), 68. 222334, 43, 77. Vgl. Reger 1994, 37.
2209 2224A, E, G, I, J, 7, 28, 32, 35-38, 42, 50, 53, 54-56 Testimonium e, 59, 61, 62. Vgl.
A, E, I, 2, 5, 6, 8, 10, 13-15, 19, 23, 26, 56 61 64 71
2210 Reger 1994, 37. Für eine Variante mit leicht gebogenen, kursiven senkrechten Hasten s. 38.
G, H, J, 9, 11, 18, 20, 22, 27, 31, 32, 36-38,'43,'44,'50,·54-56 Testimonium e, 59, 22255, 7, 10, 18,37,38, 61,67,69.
61, 62,64.
2211 22262,6,8,9, 15, 19,20,27,28,32,43,44,53,59,63,68, 71, 77.
44. Vgl. aber Tracy 1975 ('Cutter of IG 1121028, ca. 131-97)
2212 222118, 22, 31-33.
1, 2, 14, 8, 9, 12, 18, 20, 26, 38, 43, 46, 50 59 61 63 64 69
2213 F, vgl. 15. ' ' ' ' ' . 22286, 14, 18,23, 26,34, 36,46,50.
2214 222915, 16, 71.
1, J, 2, 5, 9, 13, 16, 18-20, 32, 33, 38, 53 61 62 64 68 71
2215 B, E, 31, 37, 50. , ' ' ' ' . 2230B, 2, 6-11, 13, 14, 22, 26, 28, 63, 64, 68; vgl. Reger 1994, 37f.
2231F, 6, 10, 12, 18, 21, 23, 32, 34, 42, 46, 69, 77. Vgl. Tracy 1990, 273 (2 912 Cutter,
A, E, ~ 6-10, 14, 15, 23,27, 34,36, 37,38,42-44,46,
2216
50,59,61,63, 64,67,
ca. 226- 190).
69, 77. Vgl. Tracy 1975 ('Cutter of!G 1121028 ca. 131-97)
2217 5, 7, 11, 17, 26, 28, 32, 77. 2232E, F, 5, 8, 13, 18, 26, 28, 38, 43, 44, 59, 63, 64, 66, 67, 69. Vgl. Tracy 1990, 273
' .
2218 (21326, I 6765, I 6006 Cutters, ca. 199-169).
B, F, H, 6, 10-13, 15, 17, 19-21, 23, 44, 46, 63, 64, 66, 68, 69, 71; vgl. Reger 2233G, H, J, J, 19, 27, 31, 33, 35-37, 50, 53, 54-56 Testimonium e, 59, 61, 62. Vgl.
458 Anhang 2. Palaographie Anhang 2. Pa/aographie 459

:fö: Wie Df, aber der Abstand zwischen den parallelen Hasten ist kleiner und die schrägen Hasten sind il7: Wie Q6, aber die Seitenhasten sind kleiner und neigen schräg nach oben; der Kreis ist weiter of-
leicht gebogen; in unserem Material einmal belegt, wahrscheinlich im frühen 2. Jh_2234 fen; belegt im 3. und frühen 2. Jh.22 49
Yl: Die schrägen Hasten bilden einen weiten Winkel; stäker verbreitet im 3. Jh. 2235 Q8: Wie Q6, aber mit fast waagerechten Seitenhastcn und ovalem Mittelteil; belegt in Gortyn im
Y2: Die schrägen Ha~ten bilden einen rechten Winkel; diese Form wird seit der Mitte des 3. Jh. im- frühen 3. Jh. 2250
mer beliebter. 2236 Q9: Der mandelförmige Mittelteil steht auf einer langen waagerechten Linie; gleiche Verbreitung wie
Y3: Wie Y2, aber mit gebogenen schägen Hasten; belegt seit dem letzten Viertel des 3. Jh.22 37 ns.2251

cl>l: Kreis mit Kreuz; fiühe Form, anscheinend noch im späten 3. Jh. möglich (23). Q 10: Zwei rechte Winkel stützen den unten offenen Kreis; in unserem Material nur einmal belegt,
wahrscheinlich im späten 2. Jh. (62).
cl>2:Mittelteil in der Form einer ovalen Peripherie am oberen Teil der Vertikalen; begegnet im
ganzen 3. und 2. Jh. 2238 Ql 1: Wie Q6, die Seitenhasten biegen an ihrem Ende leicht ab; mit Sicherheit belegt in der ersten
Hälfte des 2. Jh. 2252
cl>3:Mittelteil in der Form eines unten geschlossenen Halbkreises; diese Form begegnet im späten 3.
Jh. (7). Q12: Der unten offen Kreis berührt die waagerechte Haste nicht; belegt in der ersten Hälfte des 2.
Jh.2253
cl>4:Miuelteil in der Form eines Dreiecks; belegt im 3. Jh. (8).
fl: An der rechten Seite offenes Rechteck; belegt im 3. und in der ersten Hälfte des 2. Jh. 2254
cl>5:Mittelteil in der Form eines Kreises; belegt in der ersten Hälfte des 2. Jh. 2239
f2: F-förmig, die obere Haste ist länger als die untere; belegt im 3. und in der ersten Hälfte des 2.
cl>6:Wie cl>5,aber mit Apices und kleinerem Kreis; belegt vom späten 3. bis zum späten 2. Jh. 2240 Jh_2255
cl>7:Mit ovalem, S-förmigem Mittelteil; in unserem Material einmal belegt (parallel zu cl>6,71).
Xl: Breite Form; belegt im 3. und in der ersten Hälfte des 2. Jh_224 ,
X2: Schmale Form; belegt seit der Mitte des 3. Jh., kommt im frühen 2. Jh. häufiger vor.22 42
Q 1: Mittelteil in der Form eines unten offenen Halbkreises; belegt vor allem im 3. Jh., möglich aber
auch noch im späten 2. Jh. 2243
Q2: Wie Ql, aber kleiner als die anderen Buchstaben und aufgezeichnet etwas oberhalb der Grundli-
nie; ähnliche Verbreitung wie n1.2244
Q3: Mittelteil in der Form einer halben, ovalen Peripherie; ähnliche Verbreitung wie QJ.2 245
Q4: Wie Q3, aber kleiner als die anderen Buchstaben und aufgezeichnet etwas oberhalb der Grund-
linie (spätes 3. / frühes 2. Jh.)_2246
Q5: Mittelteil in der Form eines Kreises; nur ein kleiner Teil des Kreises bleibt offen; die Seiten-
hasten sind schräg (nach unten); vertreten seit dem späten 3. und frühen 2. Jh_2247
Q6: Mittelteil in der Form eines unten offenen Kreises; beliebt von der Mitte des 3. bis zum Ende
des 2. Jh. 2248

Tracy 1990, 273 (FD III 2 no. 24, 2937 Cutters, ca. 138-122).
223418.42.
2 2352, 5, 13, 18, 19, 23, 31, 38. 64, 77.
2236 A, 10, 16, 20, 26, 32, 36, 43, 44, 46, 53, 67.
2237 7, 22, 50, 68.
22 386, 10, 18, 20, 28, 46, 64.
2239 1, 32, 33, 37, 43.
22 40J, 26, 27, 54-56 Testimonium c, 71.
2241 7, 9, 13, 15, 20, 32, 34, 36, 43, 44, 63, 64, 71.
224910, 26.
2242 A, 14, 26-28.
225031, 32.
224313, 17, 38, 61, 63, 64, 68, 71. 2
225131, 32. Vgl. 'horseshoe in shape': Tracy 1990, 274 (1 656+6355, 1326, 1 6006 Cutters, ca.
2244 2, 7, 11, 14, 38, 71.
203-134).
22456, 18, 20. Vgl. Tracy 1990, 274 (2886 Cutter, ca. 194-177).
225228, 44, 62.
2246 21, 22, 32. 2253tt, 36, 44.
224715, 43, 53, 66, 77. Vgl. Tracy 1990, 274 (1 6108 Cutter, ca. 112-110). 225415, 44.
2248 A, B, E, G, 11, 1, 2, 5, 8, 12, 18, 19, 23, 27, 33, 37, 42, 46, 50, 59, 61, 67, 69.
225531,32,63,67,69, 77.
LITERATURVERZEICHNIS
Zeitschriften werden nach der Annee Philologique, Inschriften-Corpora nach dem Supplementum
Epigraphicum Graecum abgekürzt. Abweichende Abkürzungen werden unten vermerkt. Auf
Kommentare wird mit dem Namen des Autors, auf Texte mit der Abkürzung des Corpus verwiesen
(z.B. Schmitt 1969, 27, aber SV III 571).

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REGISTER
Die kursiv gesetzten Ziffern verweisen auf
Anmerkungen, fett gedruckten Ziffern verweis-
en auf Inschriften des Katalogs.

I. NAMENREGISTER
1. PERSONEN
Acilius Balbus, M'. 55, 334 Philipp V 16, 30, 37-41, 43, 95, 98, 100,
Aemilius Regillus, M. 42 240, 441f., 450
Aemilius Scaurus, M. 55, 334 Philopoimen 37f., 42
Antigonos Doson 16, 33, 36, 217, 221; Plautius, Q. 52
Antigonos Gonatas 32f.; Antigonos Mo- Prusias II. 49
nophthalmos 31 Ptolemäer 16f., 30, 32, 35, 292, 306; Ptole-
Antiochos 1. 17, 32f.; Antiochos II. 17, 35, maios I. 31; Ptolemaios II. 16, 3lf., 34f.,
98, 449f.; Antiochos III. 39f. 187; Ptolemaios III. 36; Ptolemaios IV.
Aratos 441 31, 35-37, 87, 233f.; Ptolemaios V. 42,
Areus 17, 32, 181 150f., 284, 302, 306; Ptolemaios VI. 45-
Attalos 1. 16, 17, 39-41, 49, 90, 224, 237, 49, 87, 92, 100, 150, 280, 292, 306, 308;
255, 280; Attalos II. 16, 41, 49 Ptolemaios VIII. 45f., 292
Calpumius Piso Caesoninus, L. 56, 309, 334- Rutilius, P. 52, 329
337 Seleukiden 26, 32, 37
Claudius, Appius 283-285 Sulpicius Galba, S. 50, 308, 310, 334f.
Cornelius Scipio, L. 42
Cornelius Scipio Africanus, P. 42 2. GÖTTER, HEROEN
Cornelius Scipio Hispallus, Cn. 42
Demetrios II., König von Makedonien 16, 17, (s. auch den griechischen Register)
35, 98, 445-448 Amphione 71, 75, 197
Domitius, M. 52, 329 Amphitrite 69, 71, 75
Eumaridas 448 Amukal 396
Eumenes I. 165; Eumenes II. 16, 17, 42f., Aphrodite 51f., 69, 71-75, 130, 192, 194f.,
45, 47f., 302f., 426, 432 197,204,254,269,332,348,351,435
Fabius Labeo, Q. 42 Apollon 71, 74, 81, 244, 294, 415, 435;
Fabius Maximus Eburus, Q. 52, 56, 329, Aktios 131; Amyklaios 163, 395f.; Bilko-
332, 335 nios 70-72, 74, 19lf., 194f.; Dekate-
Fannius, C. 52, 329 phoros 244, 415; Delphinios 70-73, 75,
Hannibal 42 81, 192-195, 197, 314; Dromaios 128;
Hegesandros v. Rhodos 40 Pythios 69, 71-75, 81, 126, 192, 194f.,
Kallikrates, Nauarch Ptolemaios' II. 32 197, 204, 212, 244, 254, 269, 391, 413f.,
Kephisodoros v. Athen 41 420, 427; Sasthraios 70-72, 74, 191f.,
Kleonymos v. Sparta 180f. 194f.; Styrakitas 191, 195
Laelius Sapiens, C. 50, 310 Ares 69, 71-75, 130, 192, 194f., 197, 204,
Lichas v. Milet 41 254,269,348,351,415,435
Magas 16, 17, 32, 34, 98,422, 445-448 Artemis 69, 71-73, 75, 156, 163, 195, 204,
Minucius, Q. 44 254, 269, 347, 406; Toksia 396
Mithridates V. 50; Mithridates VI. 17, 56 Asklepios 126, 294, 298, 426, 435, -437
Nabis 17, 42f. Athcna 45, 71, 74f., 80, 192-195, 293, 391,
Nikomedes II., v. Bithynien, 16 396; Agoraia 195; Deramis 52; Oleria
Nothokartes 45 70-75, 81, 254, 435f.; Polias / Poliouchos
Patroklos, Nauarch Ptolemaios' II. 30, 32, 415 69, 71-75, 81, 195, 197, 204, 244, 254,
Perdikkas, Gesandter von Philipp V. 39 269, 345, 435; Samonia 71, 73-75, 244,
Perseus 18, 45
490 Register Register 491

255, 436f., 439; Skyletria 293; Skylia Achama 13, 170 97, 104, 112, 121, 162-168, 190-195, 205- 162
191, 194f. Ainaones 13, 14 208, 211, 276-280, 295, 402-406, 450; s. Knosos 2, 12-15, 17f., 24, 26-56, 65, 70, 74,
Britomartis (Britomarpis) 70-73, 75, 126, 195, Akytos (Insel) 70 auch Stellenregister, Katalog 6, 10, 37, 38 81, 87, 94-100, 112, 128, 130, 158, 161,
197 Allaria 12, 39f., 43, 162, 288, 406 Eltynia 12f., 28, 43, 127, 170f., 265 170f., 173-175, 190-201, 205-208, 240,
Demeter 75 Amnisos 74, 193 Elyros 12f., 24, 43f., 106f., 162, 269f., 421f.; 264, 273, 282-285, 289-303, 310-315,
Diktynna 71, 73, 75, 81 179, 191, 195, 422; Ampclos 13, 161f., 387 s. auch Stellenregister, Katalog 33 318-332, 337, 351, 374, 376-380, 415,
s. auch Ort,namen (Diktynnaion) Amphimalla 13, 277 Eronos 12, 43, 437 430,437, 440-445, 448-451; s. auch Sach-
Eileithyia 52, 70-73, 75, 81, 195; Inatia 70, Amyklaion 13, 105, 161-168, 170, 172, 394- Erythraion(Kap)305, 386 register (Bündnis, Expansion), Stellenregi-
71, 74f., 254 402; s. auch Stellenregister, Katalog 66, 67 Eteokreter 20, 168 ster, Katalog 6, 7, 43, 44, 45, 50, 52, 54,
Enyalios 69, 71, 73, 75, 204 Anopolis 12, 37, 40, 43, 105, 162 Gortyn 2, 12, 14, 16-18, 24, 27-56, 65, 70, 55, 56, 62, 75, 77, 79
Ge 71, 75, 197 Apollonia (Nordküste) 12f., 34, 43-48, 104, 71, 74, 81, 87-100, 103, 105-108, 121, Korykos 162
Helios 69, 71, 75, 195, 197 112, 150, 161, 170f., 285-287, 295, 298, 126, 150f., 158, 161-168, 170f., 173, 175, Kresa 51
Ilephaistos 75 300f.; s. auch Stellenregister, Katalog 41, 192, 195, 199, 201-208, 214-217, 225- Kreter, Charakter 1, 175; Vorurteile 1
Hera 69, 71-75, 195, 237, 254, 269 43, 45 231, 239f., 244-255, 260, 264-276, 281- Kurtolia 12f.
Herakles 163 Apollonia (Südküste) 382 285, 289-303, 315, 318, 329, 337, 379, Kydonia 12, 15, 18, 24, 26, 32f., 39f., 42f.,
Hermes 69, 71-75, 124, 130, 132, 156, 192, Aptera (Aptara) 12, 32f., 39, 41-44, 49, 106, 382, 388, 394-402, 407-426, 422-428, 45, 71, 104, 106, 112, 114, 150, 161,
194f., 197; Dakytios 70f., 74, 254; Hege- 112, 118, 121, 162, 181f., 278-280, 450; 434, 440-448, 450f.; s. auch Sachregister 170f., 175, 181f., 284-290, 450; s. auch
mon 69, 71; Kedrites 128-130; Komi- s. auch Stellenregister, Katalog 2, 38 (Bündnis, Expansion), Stellenregister, Ka- Stellenregister, Katalog 2, 41, 42
saios 350 Araden (Aradena) 12, 43, 105, 162 talog 8, 9, 13, 18, 24, 25, 27, 29, 31, 32, Kyrba436
Hestia 69, 71-73, 75, 195, 204,269,435 Aria, Ariaioi 12f., 446 33, 34, 36, 39, 43, 44, 45, 46, 51, 66, 67, Kytaion 13
Korybantes s. Kyrbantes Arkadcr 12f., 17, 24, 27, 35f., 39-41, 43, 56, 69, 71, 75, 77, 78 Lamon 11, 382
Kureten 70, 72f., 75, 156, 254, 435; Kureten- 106, 112f., 117, 121, 126, 128f., 150, Heleia 50, 310, 314 Lappa 12, 33, 34, 37, 39f., 43f., 96f., 121,
Hymnos 127f., 187, 269 158, 174, 201-204, 217-221, 252, 295, Herakleion 12f., 161, 163, 170f. 265-267, 270f., 287, 450f.; s. auch Stel-
Kyrbantes 70f., 75, 435f. 376-380, 422, 436, 438f., 446, 450; s. Hierapytna 2, 11f., 17, 27, 32, 35f., 38-41, lenregister, Katalog 31
Kyrbas 436 auch Stellenregister, Katalog 8, 14, 62 43f., 49-51, 55f., 70, 74f., 81, 104-108, Larisa 13, 111, 172, 437
Leto 69, 71-73, 75, 163, 195, 197, 254, 269, Arsinoe 13, 31 110-117, 121, 125f., 128-130, 150-152, Lasaia 13,117,437
406 Artemitai 161-168, 172, 402-406; s. auch 158, 161, 163f., 170-175, 184-190, 214, Lato 12, 28, 38-41, 43f., 51-55, 70, 74, 81,
Materes 163 Stellenregister, Katalog 68 217-221, 231-237, 239-264, 273-275, 295, 105-107, 112, 116, 118f., 121, 125f., 130,
Nymphen 70-73, 75, 119, 179, 254,269,435 Asterousia (Berg) 12, 191 304, 306-315, 318, 332-351, 379, 414, 150f., 158, 161f., 170, 173f., 225-231,
Ouranos 71, 75, 197 Aulon 106, 163, 410, 434 432-439; s. auch Sachregister (Expansion), 236f., 245, 264f., 272f., 276-278, 299,
Pan 118f., 396 Axos 12, 33, 35f., 39f., 43, 96f., 104, 112f., Stellenregister, Katalog 5, 14, 19, 20, 21, 315-332, 336-351, 428f.; s. auch Stel-
Phoinix 71, 75 116, 171, 204f., 214-217, 221-223, 298f., 22, 24, 26, 27, 28, 35, 48, 49, 50, 57, 59, lenregister, Katalog 18, 22, 30, 37, 52, 54,
Poseidon 69, 71-75, 130, 192, 194f., 351, 446f.; s. auch Stellenregister, Katalog 9, 74 55, 56, 58, 59, 61, 72
391, 396, 426 13, 15, 16 Hydramia 13 Lato pros Kamara 105-107, 162, 231, 271-
Resep 392 Bene 163 Hyrtaioi 12, 34f., 446 273, 428f.; s. auch Stellenregister, Katalog
Tantalos 156 Biannos 12, 28, 41, 43f., 112, 117, 129, Hyrtakina 12f., 24, 34f., 43, 106f. 34, 72
Zeus 71, 74, 125; Agoraios 69, 71-75, 193f., 173f., 252, 273f., 437; s. auch Stellenregi- !da (Berg) 24, 191, s. auch Nil>a.; Ida"ische Latosion 162f., 406
197, 204, 254, 269; Diktaios 50, 55f., 71- ster, Katalog 35 Grotte 80f., 194, 254, 287 Lebena (Leben) 13f., 37, 107, 121, 161f.,
75, 80, 111, 114f., 117, 128, 130, 152, Bionnos 12, 381f. Inatos 13, 70, 121 170, 294, 428, 436
174, 183f., 191,194,244, 254f., 304-306, Boibe 13, 163 Istron 12f., 28, 39f .. 43, 161, 172, 214, Leuke (Insel) 50, 55, 309, 334-336, 386, 390,
309f., 314f., 335-337, 391, 436f., 439; Chersonesos 12f., 31, 39, 43f., 105-107, 121, 346f., 349 419
Idaios 69, 71-74, 80, 128, 156, 191f., 194, 162, 170f., 275, 356, 430-432, 437; s. Itanos 3, 12, 14, 16f., 19, 27, 30, 33, 34f., Usos 12f., 74, 106f., 421f., 437
204, 254, 269, 286f., 397 (s. auch Jdäische auch Stellenregister, Katalog 36, 73 37, 44, 48-51, 55f., 65, 74f., 104, 112, Lissen 162, 395
Grotte); Kretagenes 70-75, 191, 194, 237, Chrysea (Insel) 189 128, 150f., 158, 170, 173f., 183-187, 231- Lykastos 13; Lykastion 27, 42, 48, 150, 161,
269; Monnitios 70-74, 126, 212, 254; Datala (Datalcis) 13, 375 236, 303-310, 333-337, 386, 390, 437, 170, 240, 264, 284
Oratrios 69, 71-73, 269,435; Skylios 70- Dattalla 157, 375 441; s. auch Stellenregister, Katalog 4, 19, Lyttos 12-15, 17, 24, 26f., 31f., 34, 36-40,
74, 191, 194f., 254; Tallaios 70-74, 81, Dcra 52, 74, 81, 151, 155, 157, 320, 322, 20, 47, 49, 57 43f., 51, 70, 87, 94-98, 105-107, 119,
191, 194, 197; Thenatas 70-72, 74, 191- 324, 326-331, 348 Iy(k)tos (Berg) 130, 351 121, 126, 129, 150, 153, 161f., 170f.,
194; llymios 396; Xcnios 133 Diatonion 12f., 27, 42, 48, 150, 161, 170, Kadiston (Berg) 119 173-175, 197-201, 208-214, 237-245,
240,264,284,379 Kantanos 13, 422 264f., 284, 287-289, 295, 315-318, 337f.,
3. ORTSNAMEN • ETHNIKA Diktynnaion 80f., 179 Katre13 345-348, 350, 352-358, 374, 379, 414,
Dragmos 12f., 27, 30, 161f., 183-185, 304- Kaudos (Insel) 13, 24, 27, 105, 161-168, 170, 430-432, 434,446, 449-451; s. auch Sach-
3.1. ANTIKE KRETISCHE ORTS- 306, 334, 387; s. auch Stellenregister, Ka- 172, 407-426; s. auch Stellenregister, Kata- register (Bündnis, Expansion, Krieg - Lytt.
talog 4 log 69 Krieg), Stellenregister, Katalog 11, 12, 25,
NAMEN UND ETHNIKA
Dreros 12-14, 27, 33, 35, 39f., 44, 161, 170, Kedros (Berg) 12 26, 30, 42, 53, 60, 73, 80, 82
(für Ort,namcn, die in den Inschriften des Kata- 195-201, 265. 299, 398; s. auch Stellen- Keraia 12, 39f., 43, 287, 450 Malla 12, 15, 17, 36, 39-41, 43, 70, 90, 117,
logs vorkommen, s. den griechischen Register) register, Katalog 7 Kisamos (Hafen von Polyrrhenia) 13, 105, 125f., 129, 173, 208-213, 223f., 254, 318,
Achaia 187 Elcuthcma 12f., 26f., 32-37, 39-41, 43f., 70, 161f., 428; (Hafen von Aptera) 13, 121, 350, 430, 437; s. auch Stellenregister,
492 Register Register 493

Katalog 11, 17 Rhithymna 12f., 31, 33 fEpyEpll 158 2Epo7toto.µo~346


Maroneia 12 Rhizenia 12f., 161-168, 170, 269, 293, 300, ftOUK'tCJ.s 12, 130, 351 2T\püK0.µ1tO~ 387
Matalon 11-14, 28, 33, 37, 107, 161f., 170, 388, 396f., 401; s. auch Stellenregister SV fKouA.a, 225, 272,429 2uA.o1Co.µ1to~ 382
207,395 II 216 fouöoupo.,305,386 'Oµo.A.6~22
Milatos 12f., 27, 40, 44, 161, 170, 265 Rhytion 13, 70, 74, 161, 170, 254, 274, 379 foupvta 346f. ·~a348
Minoa 13, 121, 162, 170, 173, 214, 295, Samonion (Kap) 439 fpavtE, 184,305 "Opµ0<;tau Kouptµ€vou 184
346f., 350,374 Setaia 12f., 27, 29, 50, 105, 161-168, 172, foupvta 214 'Opvo 12
Modaioi 12 183, 307, 385-387, 392-394; s. auch fpaµµo, 184 no.A.O.tlCO.<Jtpo 50, 128f., 184, 187, 304-306,
Mykenai 287 Stellenregister, Katalog 65 tmaovKapt 386 310f., 390; s. auch Zeus Diktaios
Neokreter 168,412 Sipilen 13, 27, 106, 112, 295, 404, 438 Mo np'ivot 159 no.1toupo.375
Oleros 13, 74, 81, 105, 162, 244, 314, 350, Sisai 12, 158 'EA.ouvto.348 no.xuo.µµo~ 214, 346f.
435f. Skylion (Berg) 191 ZaKpo~. 'fütavw 184 noto.µu\ 287
Olus 12, 17, 28, 32f., 39f., 51-55, 70, 81, Stalai 12f., 27, 29, 105, 161-168, 172, 183, Za.Kpo~,Ka.tw 184, 386 nptvta~ 170, 286, 293, 300
118f., 121, 126, 150-152, 170,173,277, 185, 310, 383-394; s. auch Stellenregister, Ztpo~ 386 nptvta~ (Gipfel in der Eparchie Seteias) 305
315-332, 336, 348f., 352-376, 437; s. auch Katalog 64 'IEpa7tEtpo. 173, 349 nptvtUtllCO~nupyo~ 346
Stellenregister, Katalog 51, 54, 55, 56, 60, Styrakion (Berg) 191 'Ivi 13, 24, 376, 379 np'ivot , L1uo 348
61 Sulia 11, 439 Ko.8o.p622, 375 nupyi (Eleutherna) 278
Oreioi 13, 31, 34f., 39f., 71, 73-75, 106f., Sybrita 12, 39f., 43f., 267-271; s. auch Stel- Ko.A.otAtµEVE~117 nupyi (bei KEpo.µE)381
287, 421f., 445-447, 450; s. auch Stellen- lenregister, Katalog 32 Ko.~ Aa.KKO~ 159, 348 nupyo~ 347
register, Katalog 70 Syia 11, 13, 162, 422 KClMlXwpt6 346 Potaat 254, 379
Osmida 13 Syrinthos 13 Ko.µ6.po.(Eparchie Seteias) 305 Pouao. 'Eruriata 184
Pantomatrion 13, 121, 162f., 277 Tanos 12 Ko.vAl Ko.at€Ut 240 l:apyou KEq>UAa 386
Pellcis (Pelkin ?) 13 Tarrha 12f., 43, 106f., 421f. Ko.pouµ1tE~(Ko.pouµm~) 159, 305 l:ritdo. 305, 393
Pergamon 13, 288 Tegea 13, 288 Ko.puÖt305 r61to.to. 346
Petra 12 Tritonion 240 Ko.atpi (KoutaouA.oltttpE~) 184 rouöo. 374
Phaistos 12f., 27f., 33, 36, 43, 48f., 97, 105- Tylisos 12f., 28, 36, 39f., 48, 104, 112f., Ko.crtpi 382 Ltll AEVllCU 322, 330f., 348
107, 161, 170f., 205-208, 214, 216f., 231, 116, 121, 130, 170f., 221f., 299, 351, Ko.tEA.trovo.~ 184 l:ta nA.Eupa.348
281, 422-428; s. auch Stellenregister, Kata- 449; s. auch Stellenregister, Katalog 15 Ko.t<JlOOOVl 305 r tau pwµt\vo~277
log 10, 13, 71 Ktpo.µ€ 38 lf. l:tpoyyuA.ov~at386
Phalanna 12 3.2. MODERNE KRETISCHE ORTS K16vto.38lf. l:uµri Btavvou 124, 129f., 132
Phalasarna 12, 15, 32-34, 37, 42, 45, 112, KoKKtVO~ nupyo~ 395 L(j)O.Kl(l12, 117,119,421
150, 162, 170, 179-182, 284f.; s. auch NAMEN
Koµµ6~396 T po.xriAov~at 386
Stellenregister, Katalog 1 'Ay(o. füA.o.y(o.48,286,288,293 Kopuq,11<l>o.vEpwµ€vri~ 346 TpultT\t6~13
Phoinix 11, 13 'Ay(o.Tpta, 386 Kouq,ov~at50,310,386,390 Tuµ1taKt395
Poikilasion 13, 71, 74, 422 'Ay(o.<l>oma305 Koq,wo.~70 <l>o.1;~m:tpo 350
Polichna l 2f., 106, 112 "Ayiot Mrn 265,407 K<>xNXKtE~, 1tot6.µt twv K. 305 <l>oupv~349
Polyrrhenia 12f., 17, 26, 32-34, 37-40, 42f., "Aytü<;fuopyto, 348 Kpttaa. 350 Xußya~ 375
65, 87, 94, 105, 118, 162, 179-182, 287, "Ayto, Mupwv 296 Kpouarovo.~ 117 XaA.uaµt\vo~ 350, 375, 379
450f.; s. auch Stellenregister, Katalog 1, "Ayto, Nu,6Aao, (Lato pros Kamara) 236,271, Ao.YJCaÖO. 305 Xptat6~ 350
81, 82 276f., 332, 338, 348, 429 Aal;o.po~ 350 Xwvo~ 305
Pothereus (Fluß) 48, 379 "Ayw, NtKoNXo,(Eparchie von Seteia) 305 Ao.ao.io. 117
Praisos 12f., 15, 27, 29, 33, 36, 43f., 49f., 'Ayioq,apo.yyo 117,437 Ao.0(81 12, 22, 24, 119,158,350, 379 3.3. ANDERE ORTSNAMEN •
74f., 105, 110, 115f., 128, 161-168, 170, 'Ai:tavto. 3 AEUKll"OPTI12
173f., 182-190, 213f., 236-239, 303-310, ETHNIKA
'Aµm:Aou/;o, 407 Aoutot 348, 375
332, 383-394, 437, 439; s. auch Stellenre- 'AvaA.o.KKo,159,305 Mo.Kpuyt.o.A.o~ 385 Achaier 16f., 37, 39, 42, 96, 98, 280, 450
gister, Katalog 3, 5, 12, 21, 23, 4 7, 48, 'AvmmMpr1' 252 Mo.KpuA.ov~at386, 390 Ägypten 16, 26f., 31, 34, 36, 44-46, 48f.,
64, 65 'AvwyEto.158 Ma.Aat350 139, 142, 150, 416, 441; s. auch Ptole-
Priansos 12f., 17, 28, 39-41, 43f., 70, 74, 81, 'A1trna0Kapt 394f. M~223 mäer
ll0f., 115, 117, 121, 125, 158, 173f., 'Apß(446 Ma.Uto.23, 31 Aitoler, Aitolien 16f., 27, 33, 36f., 65, 113,
239, 245-263, 414, 438; s. auch Stellenre- 'Apyupou1toA.1, 266 M€A.1aao.(Kap) 382 142,205,441
gister, Katalog 27, 28 'AaKUq,ou22 MEA.A.aµ1tE~ 31 Akamanen 131, 142,165,389
Psycheion 11, 13, 163, 382; s. auch Stellen- 'Aatpitot 240,379 Mrno.pa. 22, 24, 29, 108, 158, 170, 192, 379, Anaktorion 131, 165, 389
register, Katalog 63 'Aq,pmi 13, 24, 375 446 Anaphe 16, 137, 139-142, 192
Pyranthos 13 Bo.KtOJtE,376, 379, 446 MrnEA.Epot350 Andros43,431
Pyrrha (Insel) 51, 277, 320, 328, 419 Bo.crtA.tKT]350 M1paµ1tEA.A.o 159,349,375 Arkesine 19
Rhaukos 12f., 27, 33, 39-41, 43f., 47f., 98, fo.1;o.v6, 48, 379 M66tov 305 Arsinoe (Kilikien) 412
171, 264, 284, 293, 296-300; s. auch Stel- r&t;1 48, 286, 299 Nria( 190f., 205 Aspendos 26
lenregister, Katalog 29, 44 ro.u8o, 409,415 N(öo. 22, 24 Athen 16, 24, 27, 41, 51, 53, 80, 132, 146,
494 Register Register 495

352, 355, 447 277, 280, 317, 343, 355f., 373, 39lf., a1tfaatpo;
Boiotisches Koinon 136, 142. 263 434f., 436; Ausnahme von B. 17, 207; s. Bund: s. Bündnsis, Koinon; Bundesrats. Syn-
Delos 26, 54, 80f., 142, 173, 318, 320f., II. SACHREGISTER auch Hilfstruppen hedrion
324f., 327,426 (s. auch den griechischen Register) Berg 12, 22, 24, 119, 155, 157, 304f.; s. auch chronikartige Notizen 200
Delphi 382, 392, 415, 422, 426f. Namenregister (Asterousia, !da, Iyktos, Ka- Chronologie 5, 29-56; s. auch Eponymos
Epidauros 96 Abänderungsklausel 64, 8lf., 166, 207, 235, diston, Kedros, Skylion, Styrakion) Darniur~os 86, 182, 280, 316; s. auch 8aµt-
Euboia 27 243. 263, 269, 314, 324, 344, 357, 372, Bergungsrecht 117, 120-122, 172,222,252, oupyo;
ldalion 396 374,405,409,411,420 Darlehen 19, 109, 211, 295
259,344
Kallion (Kallipolis) 37, 65 Abfall 201
Beschlußformel 64f., 235, 292, 324, 356, Datierungsformel 85f., 182, 202, 227, 251,
Kalymna 38 Abgaben 188, 220, 261, 303
372, 387, 400; s. auch öoKEt 258, 267, 272, 274, 277, 280, 291f., 319,
Kleinasien 26, 38, 49, 142 abhängige Bevölkerung 18, 20, 22, 230, 349; 324,343,356,387,400,411
Besetzung, von Gebieten 15, 45-48, 170, 284,
Korykion Antron 119 abhängige Gemeinden 4, 13, 22, 62, 65f.,
293 Dekate (Zehnte) 20, 94, 167, 220, 261, 388,
Kos 16, 426-428 105, 134, 145f., 160-169, 172, 381-420; s. Besuch: von Magistraten 21, 130-133, 171, 390, 413-415; s. auch öEKat11
Kykladen 38 auch u1t6FotKO;; Stellenregister, Katalog 243, 254, 261, 313, 344, 356, 373f.; von Delikt 145; Liste von D. 137, 139; s. auch
Kyrene 17, 24, 32,422; s. auch Magas 63-{i9
Bürgern 133, 172, 345, 373f. Diebstahl, Entführung, Raub
Lilaia 39, 173 Abzug, von Truppen 42, 45, 296 Demographie 14, 20, 23, 25-28, 173-174, 199
Beute: s. Kriegsbeute
Magnesia am Mäander 15f., 37, 38, 42, 50, Ackerbau 4, 12, 18-22, 25, 109, 113f., 157: s. Bevölkerung: Herkunft der B. 20; Bevölke- Demokratie, Demokratisierung 2f., 15, 19,
56, 143, 150-152, 183f., 191, 241, 245, auch Getreide rungswachstum s. Demographie 187, 199, 201, 387
260, 282-285, 303-310, 333-337, 355, Agela21 Bündnis 31, 59-62, 87-100, 169-172, 180- Diagramma 32, 99, 135-149, 210, 229, 231,
413, 441, 446, 448 Agora 135, 298f. 183, 186, 343, 440-451; Absprache der 253, 262, 417f.; s. auch ötaypaµµa
Makedonien 16-17, 27, 35-41, 441; s. auch Agrarverfassung 18-23, 25; s. auch Enktcsis, Bündner 90-92, 97, 206f., 233, 292, 344, Dialekt 5, 20, 34, 79, 131f., 191, 211, 227,
Antigonos, Demetrios, Philipp Grundbesitz 373; gemeinsame Außenpolitik 59, 90, 317,382,402, 419
Mantineia 119 'Älteren', in Gortyn 14, 37
92, 96, 98, 233, 244, 447, 449f.; Beitritt Diebstahl 23
Melos 16 Amphiktionien 128-130, 187 Dodekatheon 75, 81, 314
36, 96, 210, 213, 216, 267; Hegemonial-
Milet 14, 17, 26, 31, 34f., 41, 51, 56, 98, Amt: kretische Ämter, s. Damiurgos, Euno- Dupplum 135, 210, 222, 229, 397
bündnisse 2, 41, 43, 49f., 87, 89-92, 440-
150, 158, 282-284, 316f., 330f., 351, 355, mia, Kosmos, Protokosmos, Titas, 451; konkrete Angriffsziele 89, 94. 198, Ebene 22, 24
378, 401, 418, 426-428, 445-449; s. auch tprnt~;. Euvoµia, KO<Jµo;,tim;; Amts- Ehe 103f.; Mischehen von Kretern und Nicht-
296; Synhedrion 96; Versammlung von
Stellenregister SV III 482 iteration 55, 86, 202f.. 324, 411,1952; Kretern 26f.; s. auch Epigamie
B. 96, 449; Zweiter Attischer Seebund 95-
Mylasa 16, 42, 44, 285 Amtsjahr, Beginn des A. 54f., 324, 390; Ehren 131-133, 172, 313, 356, 373-374; s.
96, 447; gortynisches B. 17, 29, 31, 34-
Mytilene 15 Amtskleid 131-133, 344; Beamtenbestra- 36, 39-44, 51, 66, 90-100, 143, 204, 208, auch Prohedrie, Proxenie
Myus 284 fung 135, 139, 147-149, 196, 210, 212f., 216f., 221, 231, 237, 240, 264, 267, Eid 66-77, 197-201; Amtseid 68, 164; Bür-
Nagidos 412 220, 222, 229, 253, 260, 262, 269, 313f., 270f., 273, 280f., 285; Hellenenbund 35f., gereid 14, 66f.; Prozeßeid 66; Vertragseid
Nesioten 31 357, 397, 424, 443f. 64, 66-77, 124, 172, 191-195, 202-204,
92; knosisches B. 17, 29, 31, 35f., 38,
Olympia 392 Annexion 27, 48, 50, 161, 170-175, 310; s. 217, 224, 232, 237, 244, 254, 267, 269,
44, 51, 94-98, 143, 182, 187, 195, 198-
Palästina 27 auch Eroberung 271, 286, 288, 292, 351, 357, 375, 390f.,
201, 205, 208, 221f., 285; lyttisches B.
Parnass 119 Ansiedlung: s. Kolonisation
17, 34-36, 94-98, 210, 213; Peloponnesi- 409, 411, 420, 432-439; Eidesformeln
Paros 16, 19 Anzeige 135, 146, 210, 220
scher Bund 7, 65, 89, 92, 95f.; 76f., 79; Eideshelfer 383; Mischung mit
Pergamon41 Archiv 78; s. auch Schuldenarchiv, XPE(J)(j)UAa- Vertragsformeln 66f., 207f., 214, 217;
polyrrhenisches 17, 39, 94-98
Pydna, Schlacht von 46 Ktov
Bündnisvertrag 59-62, 66, 109, 120f., 179- sophistische Deutung 77; s. auch Schwur-
Raphia, Schlacht von 37 Archon, attischer A. 132
183, 205-209, 213-217, 223f., 231-233, götter, Vereidigung
Rhodos 16f., 37-41, 48f., 80, 184, 211, 241, Arglist 1, 6, 77, 224, 251; s. auch 861..0;, rn-
237-255, 264-273, 275-280, 286, 301-303, Einfuhr221
245, 275, 302, 353, 355; s. auch Stellenre- KOtE;(VEOJ
312, 315-318, 337-376, 434f.; Bündnis- Einigungsurkunde 63-{i5, 67, 78-80, 356
gister SV III 551 und 552 Aristokratie 13, 15
formel 88, 216, 238, 251, 272, 277, 280, Einkünfte, der kretischen Poleis 94, 170, 188,
Rom 16-18, 42-45, 49-55, 100, 136, 150f., Asylia 30, 39, 43, 99, 137, 139-141, 426f..
439; s. auch Beistand, Folgepflicht, 414
158, 281-285, 309f., 315, 329-331, 333- 429
Freund-Feind-Klausel; Stellenregister, Einladungen 130-133, 220, 243, 261, 313,
337, 378-380; s. auch Stellenregister, Kata- athletische Veranstaltungen s. Sport
Ausfuhr 109. 117, 120-122, 172, 174, 22lf.,
Katalog 1, 2, 7, 10, 11, 12, 13, 16, 17, 344
log 40 19, 23, 24, 25, 26, 27, 29, 31, 32, 33, 34, Ekklesiasterion 131
Samos 16 252, 267, 280, 344, 3'i7, 373; Ausfuhrge-
37, 38, 41, 44, 46, 51, 52, 53, 58, 59, 60, Entführung 228
Sellasia, Schlacht bei S. 36 bühr 117, 120-122, 174,221,252
61, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 81, 82 Enktesis 109-114, 172, 259, 274, 277, 317,
Sidon 27 Außenbeziehungen Kretas 2f., II, 13f., 16-19,
Bürge, Bürgschaft 138f., 149, 15 lf., 262f., 344, 356, 373; s. auch Grundbesitz
Sparta 7, 16f., 31-33, 43, 65, 87, 180-182, 29-56, 87, 169
295, 313, 324f. Epheben, Ephebie 4, 21, 123-130, 132f.,
187; s. auch Stellenregister, Katalog 1 Außengemeinde 106f., l l lf., 162, 164, 233,
Bürgerkrieg 13, 15, 30, 37, 196, 199, 201, 171f., 197-200, 406; s. auch Agela, Jung-
Telos 27 295, 429, 432-439
Autarkie 23 206f., 284f., 437 mannschaft
Tenos 16, 30, 426-428 Bürgerrecht 13-15, 18f. 22, 101-107, 142, Epigamie (Heiratsrecht) 21, 103f., llOf., 171,
Teos 16, 39f., 429 Autonomie 62, 166, 411-413
161f., 187, 220, 403f., 422, 426, 429, 219f., 259, 274, 344, 355, 374; s. auch
lbera 162,406 Beistand 59, 62, 87-99, 169f., 198, 207,
243f., 405f., 434f.; Beistandsklausel (ßori- 43 l, 434-438; Bundesbürgerrecht 99, 106, rntyaµia
Thessalien 27, 39 422; Metoikos 26; Nicht-Bürger 162-168, Eponymos 85f., 182, 203, 272
Zypern 27, 173, 396 0Etv-Formcl) 1, 17, 88-91, 98, 183, 213,
403f., 410, 412, 418; s. auch Fremde, Eroberung 20, 26-29, 42, 44-50, 88, 98, 105,
216f., 224,233,238,251,267, 271, 275,
496 Register Register 497

108, 11 lf., 150, 161, 163, 170-175, 185, Territorium, Territorialklausel 130, 156, 254, 300, 351; üherstädtische Koinon, Kretisches K. 7, 16-19, 29-56, 76,
284, 293, 296, 349, 386f., 43lf., 436f. Gebühr 116, 187f., 345; Ausfuhrgebühr 117, H. 128-130, 351, 391, 422, 439; heiliges 95f., 99f., 136-144, 171, 19lf., 210, 229,
Erosion 24 120-122, 174, 221, 252; Erlaß von Ge- L. 115f., 174, 188f., 305, 310, 328, 336, 231, 240, 253, 262, 264, 270, 283-285,
Erziehung 128; kriegerische 18, 21, 127 bühren 121, 188, 220f., 259; Hafengebühr 344, 351; Tempelinventarverzeichnis 294; 306, 4 l 7f., 440-445, 449f.; s. auch Boio-
Ethnika 30f., 107, 161, 185, 422, 425, 428 120, 388, 390, 415, 419; Weidegebühr s. auch Grenzheiligtum tisches K.
Eunomia, Kollegium der E. 51, 117-120, 146; 116f., 174, 187f., 220, 259f. Heiratsrecht: s. Epigamie Kolonisation 26; in Kreta 27, 105, 111-113,
s. auch E1ivoµia Gefangene 19, 42, 56, 61, 122, 162,303,406 Hellenenbund: s. Bündnis 174, 412f., 434-439
Exklave 48, 170, 295, 301, 346, 350, 374 Geisel 61, 284 Heroen 75, 197 Konflikte, innenpolitische 14 ; s. auch Bürger-
Expansion 2, 27f., 108, 170-175; von Gortyn Geldwirtschaft 19, 109, 122 Herold 135 krieg, Krieg
27, 47f., 56, l08; von Hierapytna 27, 56, Geographie 4, 11, 23; s. auch Berg, Ebene, Hierourgos 203, 260; s. auch iapopyor; Konventionalstrafe 61, 149, 151, 262, 324f.
111, 439; von Knosos 28, 4 7f., 56, 379; Erosion, Fluß, Hochplateau, Wald, Weg, Hilfstruppen 88-91, 96, 99, 173, 183, 206f., Kopien von Verträgen 65, 79f.; Austausch
von Lyttos 24, 56, 265 Wasser 216,222,292,302,406,417 von Kopien 151
Exsekrationsforrnel 67, 76f., 196, 207, 223, Gericht 137, 139-148, 253, 262f., 382f., 418; Hochplateau 12, 22-24 Kosmos 53, 68, 81, 86, 124f., 130-133,
233,267,289 Bundesgericht 99, 137, 14lf.; s. also Hörige s. Unfreie 138f., 146f., 197, 202f., 210-213, 220,
Familie 26 Schiedsgericht Holz 19 229, 231, 243, 254, 260-263, 313f., 344f.,
Fest 21, 60, 103, 123, 125-133, 147, 149, Gesandte, Gesandtschaft 131, 147, 149, 260, Hungernot 24; s. auch Krise 356f., 373f., 390-392, 397f., 404f., 410,
167, 17lf., 189, 197, 212, 220, 243, 252, 292, 301, 327, 329f., 446 Hymnos, 'Kureten'-H. 128f., 187 417f., 424f., 443f.; geschäftsführende
261, 313, 344f., 357, 374, 398; s. auch Geschichte, als Argument 74 Initiation, von Epheben 21, 124f., 132f., 200, Kommission 86, 203, 229, 235, 260f.,
griechischen Register Gesellschaft, kretische 2-4, 13-16, 18-28, 123- 213 398; als Richter 146, 313 (Anm. 1641),
Fischfang 167, 388, 390, 415 126, 170, 172 Inschrift: Anordnung des Textes 83-86; in- 320, 326f., 417; Xenios Kosmos 162
Fluch: s. Verwünschung Getreide 24, 113, 221 schriftliche Aufzeichnung von Verträgen Krieg lf., 7, 11, 16, 26-56, 116f., 150, 153,
Flüchtlinge 284 Gottheiten, Schutzgottheiten 69-71, 74; loka- 77-81; absichtliche Zerstörung von 1. 79, 161, 170-175, 179, 240, 251, 255, 262,
Flurschaden 23, 116, 145, 188, 219-220 le G. 69-71, 172, 435f.; s. Invokation, 320; Kopien 79f.; Paläographie 5, 26, 292-296, 299, 306, 310, 315, 317-331;
Fluß 48, 75, 154f., 252, 305, 346f., 375, 380 Schwurgötter 452-459; Rasuren 312, 331; Silbentren- Angriffskrieg 59, 89-91, 97, 170, 184,
Folgepflicht (i:nrn0m-Forrnel) 66, 88-91, 97- Grenze 116; Grenzkommission 51, 56, 150, nung, keine S. 5, 185, 208, 222-224, 376, 227, 251, 264, 267, 283f., 296, 302, 317;
98, 171, 238, 251, 267, 272, 409f., 411- 316, 330f., 351, 378 (s. auch opo0t:tr\r;); 379, 383, 393; Überschrift 65, 83, 182, Deffensivkr. 59, 91, 97, 170, 213, 251,
413, 434, 447 Grenzkonflikt 3, 23, 27, 29f., 49, 51-56, 216, 279, 291, 356 267; Ursachen 23, 26-28, 116; Folgen
Formeln 5, 65, 169; s. auch Beistands-, Be- 61, 74f., 116, 150-153, 171, 180, 303- Inseln 50, 55, 189, 386, 419; s. auch Na- 24; Bundesgenossenkrieg 37, 39; Chre-
schluß-, Bündnis-, Datierungs-, Isopolitie-, 310, 318-332, 406; Grenzstein 378; s. menregister (Akytos, Chrysea, Kaudos, monideischer Krieg 16, 30, 32-35, 415; 1.
Segens-, Vertragsformel, Freund-Feind- auch Öpor;; Grenzziehung / Grenzvertrag Leuke, Pyrrha) Kretischer Krieg 38-40, 255; 2. Kretischer
Klausel, Folgepflicht, Territorialklausel 12, 25, 27, 28, 46-49, 56, 59, 62, 150f., Invokation 83-85, 180, 227, 251, 258, 272, Krieg 49; Lyttischer Krieg 2, 14, 30, 36-
Frau 27, l03; s. auch Metronymikon' 153-159, 171, 183-185, 25lf., 264, 298- 277,324 38, 100, 174, 182, 192, 198-201, 206f.,
Freigelassene, Freilassung 162f., 166, 403, 300, 303-3 IO, 332, 336, 345-350, 374- Isolation 11 213, 221, 231, 255, 425, 427f., 439, 440-
406, 413, 418 380, 382; Überwachung der G. 119, 168, Isopolitie 27, 33, 36, 59-61, 82, 87, 101-104, 442, 450f.; 1. Makedonischer Krieg 39;
Freiheit 62, 166, 411-413 198, 277, 317, 416, 418-420 (s.auch 109-111, 113f., 120, 138, 145, 169, 17lf., 2. Makedonischer Krieg 41-43; 3. Make-
Fremde (Nichtbürger) 18, 22, 133, 162, 259, Wachposten); Übereinstimmung antiker 174, 185-190, 217-221, 234f., 255-264, donischer Krieg 45; 1. Syr. Krieg 32; 2.
403f., 410 und moderner Grenzlinien 158, 305, 346, 273f., 276-278, 285-289, 312f., 344, 352- Syr. Krieg 34; Kriegsbeute 19, 87, 109,
Freund-Feind-Klausel 9lf., 96, 180, 216, 244, 348, 350; s. Heiligtum (Grenzheiligtum) 376, 435-438; Isopolieformel IOlf., 288f.; 122, 138, 170, 174, 415; Aufteilung von
271,434,450 auch Stellenregister, Katalog 4, 27, 30, 47, 'effektiver Isopolit' 110, 113; s. auch Stel- B. 46f., 59, 90, 93f., 98, 210, 243, 261,
Freundschaft 59, 87, 123-133, 169, 182, 186, 49, 59, 61, 62 lenregister, Katalog 5, 14, 15, 20, 28, 37, 280, 299, 302f., 344, 356, 373; Kriegs-
272, 277, 286, 355, 372f.; Freundfschafts- Grundbesitz 14f., 26, 103, 113; Einschrän- 41, 42, 59, 60, 61, 74 schuld 292f.; s. auch Annexion, Besetzung,
vertrag 60, 372f.; s. auch <fltAia kung des G. 113; s. auch Agrarverfassung, Jagd 77, 127, 132 Bürgerkrieg, Eroberung, Abzug von
Friede 128, 227; Friedensvertrag 42, 45f., 48, Enktesis, Land, 'Jüngeren', in Gortyn 14f., 37f., 206f., 412, Truppen
6lf., 82, 87, 90, 92, 227, 281, 289-296, Hadra-Vasen 19 1959,428,437 Krise 20, 28, 169-175; s. auch Versorgungs-
303f.; s. auch Abzug von Truppen; Stellen- Hafen 11, 45, 121, 172, 390, 415; Hafenorte Jungmannschaften 123-126, 171, 197-201, krise
register, Katalog 40, 43, 47 13, 105, 107f., 161-163, 167, 295, 382, 212, 312; Vereidigung 67-68, 123-125, Kult 59, 66-77, 84f., 351, 395; s. auch Fest,
Frist 52-54, 61, 149-152, 210-212, 228f., 396, 422, 429; Hafengebühren 120, 388, 171, 197-199, 220, 269, 280, 312, 344, Opfer
238f., 253, 262f., 293-296, 320, 324f., 390, 415, 419 357, 373; s. auch Agela, Epheben Land: Erwerb von L. 14, 104, 109-111, 172,
326-328, 382, 397-399, 404, 418, 444 Handel 4, 19, 25, 109, 119,416 Kalender 53-55, 291-294, 356, 390, 431; s. 174, 277; Gemeindeland 20, 114, 188f.,
Gastfreundschaft 133, 345 Handwerk 19, 109 auch griechischen Register (Monatsnamen) 259; heiliges L. 115f., 174, 188f., 305,
Gebet85 Hegernonialhündnis:s. Bündnsis Klage 135, 397f., 417; Ausrufen der K. 135; 310, 328, 336, 344, 351; Konzentration
Gebiet, Gebietshoheit 92f., 161, 167, 217, Heiligtum 45, 50-56, 70, 74, 80f., 111, 117, Kläger 135, 146, 148, 210, 228f., 401; 19; Landlos 19f., 24; landlose Bürger 104,
308, 334-336, 388f.; Ausdehnung des Ge- 119, 124, 128-130, 151f., 163, 167, 174, 418; s. auch Anzeige 172; Landnot 28, 104, 112, 173-175; Neu-
biets kretischer Poleis l 70f., 173f., 379; 183f., 188, 220, 244, 254, 269, 274, Klarotcn 19 verteilung 14, 19; s. auch Enktesis, Grund-
Abtretung von G. 245, 264, 284, 301, 286f., 293f., 298, 300, 304-306, 309f., Kleid, Amtskleid 131-133 besitz, Pachtrecht
338, 349, 388f.; Rückgabe von G. 45, 314, 320, 328-332, 335-337, 344f., 348, Klima 22-24, 173 Landwirtschaft 18-26, 113f., 167, 347, 349,
216f., 284, 293, 295; s. auch Annexion, 350, 374, 391, 395-399, 406, 413f., 435- Koinodikion 135-137, 139, 141-144, 148,262, 379, 414; und Krieg 24; s. auch Ackerbau,
Eroberung, Niemandsland, Polis ohne 437; Grenzheiligtümer 51-56, 74, 81, 118, 284; s. auch KOtVOÖ\KtoV Erosion, Flurschaden, Olivenbau, Pacht-
498 Regis1er Register 499
recht.,Saatrecht.,Terassierung, Weinbau 261, 269, 314, 383, 397, 424f., 444 415f. 1:Öptov
Liebe 132 Portulani 4, 11, 390, 393, 415 Schiedsgericht 15, 50-56, 61, 141, 144, 148, Synoikismos 105, 11 !, 173, 437
Laufwettkämfe, Läufer 126-128, 313 Priester 129f., 203, 329f., 351 150-152, 184, 309f., 320-330, 333-337, Syssitien 4, 18, 20f., 94, 103, 123, 133, 170,
Lohn, von Schiffsmannschaften 392f.; Söld- Prodikos: 135, 139f., 143-145, 147, 253, 383; Schiedsspruch 183, 284f., 303f., 172, 175, 187, 261, 313,374,414
nerlohn 393 262f., 417f.; s. auch Schlichter, itpoöuco~ 306-310, 327f., 331; s. auch Vermittlung Tanz 127f.
Lokalhistoriker 74 Prohedrie 131, 3 13 Schlichter, Schlichtung 118-120, 139-147, Terassierung 24
Lokalpatriotismus 11, 21, 74, 123, 172 Protokosmos 86, 202f. 253, 262f., 417f.; s. auch 1tp6Öl1Co~ Territorialklausel 92f., 180, 183, 259, 304
Losverfahren 94, 140, 146, 148, 210, 253, Prozession 13lf., 344 Schulden 15, 104, 211, 293, 295f.; Schulden- Theoria 392; Theorodokenliste 382, 392, 422,
398 Prozeßwesen 54, 99, 135-151, 220, 227-231, archiv S. XPEffiq>UAfllClOV 426f.
Männerhaus 21, 123, 127, 133, 172, 261, 239, 243, 253, 262f., 313, 331, 375, Schwurgötter 68-76, 191-195, 204,269, 435f. Timuchen 280
374; s. auch uvöpe'iov 382f., 396-399, 401, 404, 411, 417f., Seefahrt 391-394; Schiffbau 393; Schiffs- Titas 135, 229, 424; s. auch tim~
Magistrates. Amt 425f., 435, 444; Prozeßkaution 14, 135, transporte 167, 391-394, 416; Seeweg Tracht, Bürgertracht 125; Kriegertracht 124,
Medizin 416 443; Prozeßort 230; s. auch Anzeige, De- 120-122, 252; s. auch Hafen 132, 197; s. auch Kleid
Meilensteine 157f., 378-380 likt, Diagramma, Eideshelfer, Fristen, Ge- Seeraub 2, 26, 38, 41, 49, 87, 94, 107, 109, Transhumanz 19, 23, 114-122, 145, 174, 189,
Metoiken 26 richt, Klage, Koinodikion, Popularklage, 12lf., 141, 170, 174, 261, 302 230f., 259f.
Metronymikon 423 Prodikos, Rechtshilfe, Richter, Schieds- Segensformel 76f., 83-85, 251, 258, 266, Tribut 20, 62, 167f., 388, 390, 394, 397-399,
Migration: Auswanderung von Kretern 14, 26, gericht.,Urteil, Zeugen 272, 277, 279, 291, 319, 324, 343, 356, 411, 413-416
113; M. in Kreta 27, 103-105, 111-113, Proxenie, Proxenos 26, 99, 114 373,387,411 Übersetzung (vom Lateinischen ins Grie-
162f., 172-174, 220, 403f., 406, 431, Prylaneion 80, 130f., 231, 298; s. auch Selbsthilfe 134, 21 lf. chische) 329, 335f. Arun. 1688
437f. itputave'iov Senat 50, 151, 309; senatus consultum 50, Unfreie 4, 20, 103, 115, 145, 160-163, 21 lf.,
Militärwesen: Aufgebot 406; Garnison 16, Psephisma s. Volksbeschluß; psephismatische 56, 309f., 330f., 333-337 406; s. auch Klaroten, Perioiken
27, 39, 113; auf Kreta 17, 40, 44, 233, Aufzeichnung 79, 291, 356 Siedlungswesen 12f., 24, 104-108, 160-168, Urkundenwesen; Austausch von Kopien 151;
306, 413, 417-420; Truppen 443; s. auch Purpur 167, 388, 390 299; s. auch Außengemeinde, Exklave, Ha- Authentizität 79; Anlagen 372; Austausch
Grenze, Hilfstruppen, Krieg, Söldner, Er- Quorum 292 fen, Kolonisation, Migration, Stadl, Synoi- von Kopien 65, 151, 320, 325, 327; Fäl-
ziehung, Wachposten Rat 313,420,443; s. auch ~ouAri; des Kre- kismos schung 191f., 260; Formelhaftigkeit 169;
Mine 155 tischen Koinon 443f. Siegel 37, 65, 142 Siegelung 65; Übernahme von Formulie-
Mobilität 21, l 72f.; Einschränkung der M. Ratenzahlungen 293-296 Sklaven 18-20, 22, 109, 328, 374; Sklaven- rungen 324; s. auch Übersetzung, Vertrags-
(für abhängige Bevölkerung) 230, 404, 406 Raub 117-119, 134, 145, 149, 174, 211f., flucht 374; Sklavenhandel 19, 12lf., 303, muster
Monatsnamen: s. Kalender, griech. Register 227f., 231, 374; Raubzüge, private 94, 328; s. auch Unfreie Urteil 61, 145, 151f., 253, 263, 324f., 327-
Münzen 13f., 19, 28f., 31, 106f., 270, 42lf., 243f., 261, 280, 302f.; staatlich organi- Söldner 2, 14, 18f., 25-27, 36f., 39, 42, 45, 332, 417; Anfechtung 152; Aufzeichnung
425f., 431,446 sierte 94, 261, 302f. 49, 98, 113f., 168, 174, 180, 188, 224, 151, 320, 324f.; Bestätigung 152, 329f.;
Musik, musische Veranstaltungen 21, 123, Recht: s. Anzeige, Delikt, Diagramma, 261, 282-284, 302, 412; Söldnerlohn 393 Eigenvollstreckung 145, 211; Haftung des
127f., 171, 189, 313 Dupplum, Eideshelfer, Fristen, Gericht, Sport 21, 60, 123, 171, 189, 222, 313; s. Verurteilten 229; Revision 152, 329; Ver-
Nachbarschaft, Nachbarstädte 101, 107, 116, Klage, Koinodikion, Pfändung, Popular- auch Olympioniken kündung 149; Vollstreckung 149f., 198,
161, l 73f., 188 klage, Prodikos, Prozeßwesen, Rechtshilfe, Sprichworte 1, 6f., 175 205
Niemandsland 295 Richter, Schiedsgericht, Schlichter, Selbst- Staatsvertrag: s. Vertrag Vereidigung 65-77, 82, 129, 147, 149, 164,
Numismatik: s. Münzen hilfe, Strafe, Urteil, Zengen; Rechtsstrei- Stadl, obere / untere 105, 107, 162, 423-428, 166, 171, 182, 193, 202-204, 212, 220,
Olivenbau 23 tigkeiten, zwischen Privatpersonen 136- 430-432 252, 269, 280, 312, 344, 357, 373, 391;
Olympioniken, kretische 127, 392 141, 143f., 227-231, 262, 396, 418; zwi- Stammstaat 12, 106 erstmalige 67, 182, 443; jährliche 67-68,
Onomastik 77 (Dolon), 151 (Taskomenos), schen Gemeinden 136-139, 396; Rechts- Stasis: s. Bürgerkrieg 124f., 269, 280; durch Vertretung 199
182 (Taskos), 191 (Kydas), 203 (der Ar- hilfe 59-62, 134-149, 167, 190, 205, 227- Steuer: s. Abgaben Vereinigungsbestrebungen auf Kreta 2, 7, 11,
kader), 272 (Polchos), 280 (Timuchos), 231, 252-254, 313f., 375, 382f., 401,435; Strafe 134, 139, 148f., 418; Konventional- 21
317 (Apollodoros, Hyperphanes), 349 Rechtshilfevertrag 31, 60, 82; s. auch Ka- strafe 61, 149, 151; Strafkodex 99; Geld- Verfassung 2, 4, 14, 19, 22, 387; Schutz der
(Gnaphallis), 356 (Sotadas), 400 (Kydas) talog 18 strafe 81, 134f., 137-139, 146, 147-149, V. 214; s. auch Amt, Demokratie, Phylen,
Opfer 67, 129f., 133, 149, 193, 220, 243, Reform 14f., 19, 22 210-212, 220, 229, 237, 253f., 281, 313, Reform, Volksversammlung
252, 269, 274, 313, 396-399; Opferchor Religion 66-77, 123-130, 193, 395; s. auch 357, 383, 397, 418, 424, 443f.; Tei-lung Verhinderungsgründe220
126-128, 252; Opferrecht 350f.; Opfer- Fest, Gebet, Gottheit, Heiligtum, Kult, zwischen Kläger und Polis 135, 147, 254, Verlesen des Vertrags: s. Vertrag
tiere 67 Opfer, Priester, Prozession, Theorie 397; s. auch Diagramma Vermittlung 15, 32, 37, 42, 44f., 48-56, 61,
Ortsnamen 154-159 Richter 135, 140, 146, 148f., 228-231, 253, Strandgut 167,174,320,328,415 63f., 80, 82, 135f., 145, 150-152, 158,
Pachtrecht 113-114, 172,259 383, 430f.; Bestrafung von R. 229; s. Straßen 155f., 304f., s. auch Wege 180, 182, 245, 281-285, 292, 307-310,
Paramone 163, 166, 406 auch Gericht, Prozeß Subsistenzwirtschaft 18 318-337; s. auch Schiedsgericht; Stellenre-
Perioikoi 160 Rückgabe, von Gebieten 45, 216f., 284, 293, Symmachie-Formel: s. Bündnis gister, Katalog 49, 54, 55, 56, 57
Pfändung 21 lf., 228f.; freier Menschen 211 295; von Beute 61, 228, 293-295; von Symbolon 63, 143f., 253, 262f.; s. auch ouµ- Verrat 14, 198f., 217, 224
Phylen 86, 102, 199, 267, 272, 289, 319, entführten Menschen/ Gütern 138f., 146f., ~AOv Verschwörung 199
343, 356, 431; s. auch griech. Register 149, 21 lf., 228f. Sympolitie 36, 60, 105-108, 113, 161f., 164, Versorgung 3; Versorgungskrise 3, 25-28, 174
Plünderung 227,293 Saatrechl 113f., 188 171, 231, 286, 421f.; s. auch Stellenre- Vertrag; Abschluß 63-81, 85, 95; Aufzeich-
'Polis ohne Territorium' 161, 388f. salvatorische Klausel 152 gister, Katalog 70-73 nung 77-81, 244, 263, 269, 286, 299f.,
Popularklage 134f., 147f., 166, 210, 229, Salz, Salzbergwerk, Saline 156, 167, 349, Synhedrion 96, 99f., 281, 443f.; s. auch ouv- 320, 324, 345, 357, 374, 435; Austausch
500 Register
Register 501
von Kopien 65, 151, 320, 325, 327; Landwirtschaft, Subsistenzwirtschaft, Vieh-
Beurkundung 65-67, 78f., 81; Dauer 88, zucht 'ApKas 8,(8], (11), 12; 14,1, (4-5]. 7, 9, 22, 11, C 9-10
216, 224, 228; Einschränkung der Ver- Wohlwollen, s. griechischen Register Euvoi'-w 26f., 32-36; 74,(7] 'Hupto, 33,2-5
tragsfreiheit 90, 92, 207, 244; Ergänzung Wohnrecht 103 'Apte:µi-rris68 B 9, C 7f. 'E1ta8d, 155; 54-56 Testim. e [3]; 61 Kopie
64f., 82, 152, 235, 259, 317, 324, 372 (s. Vorwand 1 'ApxeMpxo, ('Apxe:MPXa,) 155,348; 54-56 A66
auch Abänderungsklausel); Inkafttreten Zehnte s. Dekate Testim. a 14; Testim. e 9f.; 59,65f.; 61 'laAKEtcxt('IrAKEtcxt)155; 59,78; 61 Kopie A
66f., 78, 85, 204, 235, 292; Kategorien Zersplitterung 11 KopieA 72 60
von V. 59-62; Ratifizierung 64, 82, 292; Zeugen, in Prozessen 383, 418; beim Ver- 'Atpwv 47,64; 54-56 Testim. e 14 'IEpaitutva ('Iapaitutva) 5 B77-78; 14,4-5,
Siegelung 65; Unterzeichnung 65; Ver- tragsabschluß 68, 180 'A-r-nK6,50,[19J, 21 7, 32, 35; 20,(2], 10; 27,(56]; 28,3, 23,
lesen des V. 21, 78, 123, 125f., 147, 149, Zoll s. Gebühr
171, 213, 252, 261, 269, 313f., 344, 373; 'Axe:pö6e:t, 155, 157; 59,79f.; 61 Kopie A 36f.; 35,(1]; 50,5, 8; 74,5; 'lrpaitutvia
Zypresse 19, 25
Vertragsbedingungen 63f., 66; Vertragsfor- 61f. (xwpa) 5 B45-46, 64-65; 59,2-3, [11],
mel 64-66, 180, 182, 227, 235, 259, 267, Bi'-y1<aoo,155, 346, 349; 59,54, 69; 61 Ko- (21], 30, (31], [41], 45f., 49; 'lrpaitutvto,
272, 274, 277, 280, 343, 373, 400, 423; III. GRIECHISCHER pie A 52 5 Al, B35-36, 67-68; 14,(1], [4], [7], 32-
Mischung mit Eidesformeln 67, 207f., Btavvia 27,32; Btavvw, 35,(5] 35; 19,(7], [9]; 20,(3-4]; 21,4; 22,8,
214, 217; Vertragsmuster 65f., 90, 95,
REGISTER BtAK(l)V 19lf. (10]; 26,1-3, 5-6, 11, 15-19; 27,5--15, 30,
210, 267, 447, 449; Vertragsofferte 63f.; Der griechische Register enthält Namen (kretisch Boivwlj/ (Foivw'I', Berg?) 155, 349f.; 59,77; 35, (55-56], (60], [64-66], (72). 80; 28,6,
Vertragsverletzung 77, 134, 139, 147f., Ortsnamen und Ethnika, Namen von Göttern, He 61 Kopie A 59 8-9, 12, 19, 22, 31-32, 34, 46-47, 73-74,
151, 210, 212, 220, 314, 317, 325, 397; BoAOElss. 'OMu, 78-79; 35,(2]. [4], 7; 48,65; 49 Testim. a
roen, Festen, Monaten und Phylen) sowie Wort
Konventionalstrafe 61, 149, 151; sal- fvacpo, 155, 349; 59,74f.; 61 Kopie A 57 46-47; 50,4, 6, 11-15, 20, 24, (25-26];
vatorische Klausel 152; Verhältnis zum und Ausdrücke der Vertrags- und Beschlußsprach(
die in den Inschriften des Katalogs vorkommer foptuv(,) 9 B4; 18,(4], 12, (14], 40; 26, 12; 54-56 Testim. e (12]; 57 Testim. c 9-10;
Volksbeschluß 164-168, 387; V. als ein-
seiter Rechtsakt 164-167, 387, 409-411; s. Darüber hinaus wurden ausgewählte griechisch 27,56; 31 A 1, 16; 32,(1]; 43,[2]. 25; 59,2, 6, 9-10, 13-17, 21, 30-34, 38-39,
auch Abänderungsklausel, Bündnis, Eid, Worte und Begriffe aufgenommen, die im Bucl 67,lüf.; 69 A 1, c 2, 9; 71,9; rop,uvw, 42, 52, 68, 81-82; 74,6, 18
Einigungsurkunde, Formeln, Freungschaft, besprochen werden. Die fett gedruckten Ziffen 8,(11); 13,1, 3-10, 16, 19f.; 18,2, 11-14; '!1t1taypa 157, 346, 349f.; 59,(48]; 61 Kopie
Friede, Isopolitie, Vereidigung verweisen auf Inschriften des Katalogs, die folgen 27,5-12, 15, [34f.]. [55f.], (61), 64-66, A 52
Verwünschung 76f., 357 den Ziffern auf Zeilen. Ziffern in eckigen Klam 71f., 80; 31 A 3, 5-9, 12f., 15, 19; 32, '!1t1taoia 349f.; 59,(77]; 61 Kopie A (59]
Viehzucht 4, 18, 22f., 114-122, 156, 172, mern verweisen auf ergänzte Worte. Teilweis [3], 8f.; 39,8f.; 40 Testim. b 17, (19], 21; (vgl. Kopie B 127-128)
187-189, 219f., 222, 231, 259f., 344, 356; wurden auch Ergänzungen berücksichtigt die in Testim. c 15, 22, 27; 43,1, 6, [7], 12, 20- 'ltcivw, 4,57 19,(6-7]; 20,(2]; 47,57, 61; 49
Viehdiebstahl 23, 116, 119, 121f., 231; s. kritischen Apparat stehen. 22; 44,12, 15; 45,5, 8, 10; 54-56 Te- Testim. a 37, 44-50, 57; 57 Testim. a 6;
auch Transhumanz,Weiderecht stim. b 8; 67,2-4; 69 A 4, 7-10, 15, B4, Testim. c 9; "ltavo, 20,4, 8
Volksbeschluß 63, 65, 79, 82-84, 29If., 356, 1. Namenregister 12-15, C 2-3; 71,9; 77,lüf. Ka1..01..a1<a159, 348; 54-56 Testim. a 14;
387, 400f., 423-425, 429; und Vertrag 164-
166, 291f., 301, 356, 387; s. auch Be- 1.1. Kretische Ortsnamen und i'.ava1tap~o, 155; 54-56 Testim. e (2]; 61 Testim. e [9]; 59,65; 61 Kopie A 71
schlußformel Ethnika KopieA65 KaUtopaoo, 155, 159, 375; 54-56 Testim.
Volksversammlung 63-65, 78, 82, 84f., 103, i'.apo, 188; 5 B42 e [5]; 61 Kopie A 67-68
106f., 130f., 187, 272, 292, 387, 425f., Ai'.yupo, 155; 54-56 Testim. e [2]; 61 Kopie i'.a-r-raAAU61 Kopie A 64 Kaµapa s. Aattol fai. K.
429,431,434, 443f., 449; Quorum 292 A65 i'.EAcpoi64 B 13 Kapuµat 155, 159, 304f.; 4,59; 47,63;
Vorwand 77 AtEtot 155 i'.i'-pa 54,18; 55 Kopie A 13; 54-56 Testim. 48,66; 54-56 Testim. e 12
Wacholder 24, 167f., 414-416 AipEitw 155, 348; 54-56 Testim. a 13; Te- a 3, 9f.; 59,64; Mpaio, 54-56 Testim. a Kauöo, 69 A 3-5, 9, 14, B (1-3], [9], 13-15,
Wachposten 156, 171, 199, 419; s. auch stim. e [9]; 59,65; 61 Kopie A 71 12; Testim. e [8]; 61 Kopie A 70; Mpaia 21-22, 24, C 3
Grenze 'A1<aµa, 155, 347f.; 54-56 Testim. a 15; 54-56 Testim. b 12 Kvroo6, 43,3-4, (26]; 50,(6], 8, 12; 54,1,
Waffenstillstand 44, 61, 90, 92, 151, 227 Testim. e [6], 10; 59,66; 61 Kopie A 69, i'.i\M, (i'.a.1..0,)54,19; 55 Kopie A 15f., 24, 16; 55 Kopie A 5, 12, 33; 56 Kopie A
Wald 22, 25; Waldrodung 115 72
Wasser 22, 24, 424 26 12, 15; Kvwoto, 7,54-55, 59-60; 10,1;
"A1<tµo,155, 374f.; 59,77; 61 Kopie A 60 i'.rtt6vvto, 240 40 Testim. b 16, 19; Testim. c 9, 22; 43,
Wege 12; Landweg 117, 120-122, 252; See-
weg 120-122, 252; 'Fremdenwege' 118- 'AAE~avöpEto,55 Kopie A 34f.; 59, (36] i'.to, ÜKpov 59,80; 61 Kopie A 62 1, 8-9, (12], 20-22; 44,13-15, 19; 45,6, 7;
120, 145, 357, 374; s. auch Straße 'Aµu1<1..aio,66,4, 18; 67,12-13 i'.opda (i'.opTJta) 156, 350; 59,80; 61 Kopie 50,(5]. 7-14, (20], (24-26]; 54,4, 10-11,
Weiderecht 114-120, 172, 187-189, 219f., "A~w, (Fa~w,, 'Oa~w,) 9 A 4; 13,1, 3, [7]; A62 13, (20]; 55 Kopie A 1, 10, 17, 20, 26,
222, 259f., 344, 356, 404; Weidegebühr 15,4; 'A~6, (Fa~o,) 13,14; 15,(5]. 8; i'.op8avva(t) (i'.op86vva) 155, 304f.; 4,60; 28, 33-34, 37, 40-41; 56 Kopie A 3, 10,
l 16f., 174, 187f., 220, 259f. Weideplatz 44, 11 47,64; 54-56 Testim. e 13 14, 19; 54-56 Testim. a 1-2; Testim. b 5,
188f., 219f., 231, 259f. 'A1to1..1..wvia
('AitEUwvia) 43,18-19; 45,6, 9; i'.payµto, 4,58; 57 Testim. a 12 8-9; 57 Testim. a 7, 11; 62 A 13; 77, 10;
Weinbau 26, 114 'AitoAA(J)Vtatrts('AitEUwvtci-rrt,); 43, 19- i'.pTJpw,7,51, 53, 58-59; q,tMöpTJpto, 7.47 q,tMKVwow,7,48
Wirtschaft 4, 18-22, 28, 59f., 103f., 109-122, 20; 45,9 "EA.mov157 KoMs 157; 59,78; 61 Kopie A 60
167-169, 172-174, 390; wirtschaftliche 'Aittcipa ('Aitti'-pa) 2,4; 38,19, 27; 'Aitm- Kopöroi1..a157, 375; 54-56 Testim. e [4]; 61
'EAaq,ro1..[µva 157; 59,79; 61 Kopie A 61
Begünstigungen 109-122, 252, 259, 374; paio, 2,[2]; 38,(3), [7], [9], 10, 17-18, 28
s. auch Ackerbau, Ausfuhr, Einfuhr, Fisch- 'EA.Eu8Epva ('EAEu8rvva) 37,4, (8-9], 13; Kopie A67
"Apa~ 155, 157; 61 Kopie A 63 38,5-6, 18-19, 28; 'EA.Eu8rpvaios ('EA.Eu- KpTJs40 Testim. c 17; 55 Kopie A 24; 57
fang, Geldwirtschaft, Handel, Handwerk,
'Apfovn6, 188; 5 B40-41 8rvvaio,) 10,2; 37,[2], (8), (14-15]. (21]; Testim. c 9
38,(3], [7], 12, 14, 19, 27; 68 A 9, B 4-5, Kpijoa 54-56 Testim. a 9; Testim. e 11
502 Register Register 503

Kp11m1€1i; 30f., 42, 49, 100, 283, 285, 441, 16; 61 Kopie A 1, 6-13, 15, 21-24, 27-30, 1. 2. Götternamen - Epitheta - 'Iöa'ioi; s. Btöa.mi;; Kp11,ayEvfti; 22,[11];
448; 27,53; 40 Testim. c 12 33-34, 39, 43, 48, 69, 77-80; Kopie B 213 32, 19; 59,82; 60 C [4] (vgl. Kopie B 2);
0
Heiligtümer
Kprrtll 40 Testim. b 15; Testim. c 26; 49 Te- ÜAuµ11ia 64 B 13, 83 61 Kopie A 73; Movvinoi; 26,13-14, 20;
stim. a 49, 53; 57 Testim. a 32; Testim. b Tiaµq,up(acroi; 155; 54-56 Testim. e [2]; 61 (s. auch Feste, Monate) 27,[57]; 'Opa,ptoi; 6,[6- 7]; 8,(13]; 26, 13,
58, 66; 64 B 10, 12, 15-16, 24 Kopie A 65-66 'A011va ('A0ava(a), 26,12; 43,11; 44,21; 61 19; 27,58, (73-74]; 32,(19]; 59,83; 60 C
Kuörovia 2,[3] Tiavö- (Ruß) 154 Kopie A 50; 64 A 16; 74,8; TioAtai; 6,(8]; [4-5]; 74,11; I.KUAtoi;; 27,58, 73; TaA-
Kuµa'ioi; (Ruß) 154, 346; 59,53 TIA.uµwv 155, 348; 54-56 Testim. a 11; Te- 26,14, 20; 27,[58], (74]; 28,79-80; 59, Aaioi; 7,18-19; 54,[19]; 60 C [5] (vgl. Ko-
Kuµv11,aÄAa 157; 59,78; 61 Kopie A 60 stim. e [7]; 59,63 [47]; 60 C [5]; 74,(5-6], 12; TioAwüxoi; 7, pie B 3); 61 Kopie A 48, 74; dtoi; ÜKpov
Kupmipa~oi; 155; 59,80; 61 Kopie A 62 Tiptv6rncrm 157; 61 Kopie A 64 22-23; 8,13-14; 32,21; I.aµrov(a 74,13; 59,80; 61 Kopie A 62
Kropfi,Ei;350 TipoµEvftncrcra 155, 348; 54-56 Testim. a 'ilAEpia 26,13, 19; 27,59, 74; 59,83-84; "HAtoi; 6,(14]; 7,28
Aay1va1tu,oi; 155; 54-56 Testim. e [4]; 61 13; 59,65; 61 Kopie A 71 74,12 "Hpa 6,(8]; 8,(13]; 22,(12]; 26,14, 20; 27,
KopieA67 TioA.upftvtoi;1,2, 7 'Aµq,1,pit,i 59,83; 61 Kopie A 74 [58], [74]; 32,[21]; 59,82-83; 60 C [5]
Aamta 31 A 2, 15-16; Aa1t1ta1oi; 31 A 3, 5, Tipmcr6i; 5 B74-75; Tipmcria (xwpa) 5 B37, 'Aµq>tWVT] 7,31 (vgl. Kopie B 3); 61 Kopie A 73; 74,12
9-11, 13, 16, 19 56; Tipaicrtoi; 5 B43-44, 58-59, 61, 76-77; 'A1t6AAOJV ('A1tEAArov),26,11-12; 54,20; BtA- f\proi;,fipwtcrcra 7,33
Aa~oi; 157; 59,74; 61 Kopie A 56 12,5, 7-8; 21,2-3; 47,[61], 62; 48,65; KWVtoi;6, 11; d€Aq>tvtoi; (d€Aq>tÖtoi;)6,9- KpTtVTJ 7,34
Aatw 18,[5], [12], 14; 22,4; 37,3, 8; 54,2, 49 Testim. a 40, 46; 64 A 2, 4, 11, 13, B 10; 7,20-21; 50,[24]; 54,17; 61 Kopie A Kupßav,Ei; 74,14-15
18; 55 Kopie A 6, 13; 56 Kopie A 15; 10, l 7f., 19 49; Tiu0toi; (Tioi,toi;, Tiunoi;) 6,(10]; 7,24; Kropij,Ei; 155,350; 26,14-15, 21; 27,[60],
59,3f., [10]; 61 Kopie A [1], [13], [15], Tipwvcr6i; 27,4, [55]; 28,4, 22, 33; Tipt- 8,[14]; 26,[13], 20; 27,(59], [75]; 32,20; [76]; 32,[22]; 59,78, 85; 60 C [6] (vgl.
[21], 31, 33, 40, 43; Kopie B 206; Aanoi; avcrtEui; 27,6-7, 13-15, 33, 35, [56], [72], 59,84; 60 C 6; 61 Kopie A 74-75; 64 A Kopie B 5); 61 Kopie A 60, 76; 74,14
18,2-3; 22,10; 37,2, 8, [13], [17], 18; [77], [80-81]; 28,6, 9, 13, 19-20, 22, 31, 16-17; 69 A 19; 74,13; I.acr0paioi; 6,12; A11,w (Aa,w) 6,(13]; 7,25; 8,(14]; 26, 14, 20;
54,5, 9, 20; 55 Kopie A 2, 4, 8, 17, 21, 36, 46-47, 73-74, 80; Tiptavcr(a 27,(16- s. auch d€Aq>tÖtoV, Tiu0tov 27,(59], (75]; 32,(20]; 59,84; 60 C 6; 61
31, 34, 41; 54-56 Testim. a 2, 8; Testim. 17]; 28,19 "Ap11i; 6,13; 7,26; 8,15; 26,14, 20; 27,(59], Kopie A 75; 74,13
b 5-6, 8, 10; Testim. d 1; 59,2, 7-10, 12, TipoµEvftncrcra 54-56 Testim. e [9] [75]; 32,[21]; 54,17; 54-56 Testim. b 11; Nuµq,m 26,[15], 21; 27,(60], (76]; 32,22;
15, 21, 30, 32-33, 35-42, 47, 49, 52, 60- Tiuppa 54-56 Testim. a 4, 8; Testim. e 10-11 60 C [6]; 61 Kopie A 75; 74, 14 59,85; 60 C [7] (vgl. Kopie B 5); 61 Ko-
61, 68, 86; 61 Kopie A 1, 5-11, 14-15, 'Ptypai 44,9 "Ap,Eµti; 6,[12]; 7,26; 8,[14]; 27,(59], [75]; pie A 76
22, 24-25, 30, [32], 34, 39-42, 47, 51, 68, Ia,pa (I.appa) 192f. 32,(20]; 59,84; 60 C 6; 61 Kopie A 75; Oupav6i; 7,32
73; Kopie B 211-212; Aanot i:1tl Kaµapm Uoaµvoi; 154, 304-305; 4,59; 47,63; 48,66; 74,13-14 Tiocrnöii>v (Tio,nöai;) 6,9; 59,83; 61 Kopie
34,2 54-56 Testim. e [12] 'AcrKAT]1tt6i; ('AcrKaA.moi;)44,6; 74,7 A 74; 64 A 16
A€u1CT) 49 Testim. a 39; Testim. b 26; 57 Te- I.11mft,11i;64 B 14, 16 'Aq,poöicrtov 54-56 Testim. a 12; Testim. e 110,aµoi; 7,34-35
stim. a 16 I.opacra 157; 59,79; 61 Kopie A 61 7; 59,63; 60 C 6; 61 Kopie A 70 nu0tov (Tiunov) 44,19
Aunoi; (Mnctoi;) 11,19, 21; 23 A3; 59,[47]; L7tlVO€ti;(L1tT]VO€ti;)155, 347f., 350, 374f.; 'Aq,poöi,11 ('Aq,opöim) 6,13; 7,27; 8,(15]; rux 1183-85; 1,1; 64 A 1
61 Kopie A 49; ävro Mmoi; 53 A [1]; Elt\ 59,81; 61 Kopie A 63 26,14, 20-21; 27,59-60, 75; 32,(21]; 59, <l>oivt~7,30
0aMicrcrm A. 53 A 4; Auntoi; (Au1moi;) I.mAi,11i; 64 A 4, 12, 15, 17, 19, B 9, 11, 84-85; 61 Kopie A 75; 74, 14
7,37, 43; 11,6, 9-10, 18, 23, 26;12,2, [4- 14, 16-17, 23 Bp1,6µapmi; / Bp1,6µapni; 7,29; 60 C 7; 61 1.4. Monate
5], 6-7; 23 AS; 26,1-5, 11-13, 21-23; 59, I.ttwnov 155; 54-56 Testim. e [6]; 61 Kopie
Kopie A 75-76 'Ayp1avtoi; 54,4
61, 68; 60 A 1, [3], [8], 10, B 3-6, 10-13, A 68
rfi 7,31 'AµuKAaioi; 45,3
[1-2], 4; 60 B [4], 6-7, [9], 12 I.ußptta 32,2; I.ußpinoi; 32,[2], [8]
d€Aq>tÖtov44, 19 'A1t€Uafoi; 56 Kopie A 17
Mayv11cria 57 Testim. a 44 I.uöaq,vm 157; 54-56 Testim. e 3; 61 Kopie
dOJÖ€K<l0€0V 50,25; 59,46 BaK(v0toi; 328; 54,3; 54-56 Testim. a 20
MaUa 11,18-19, 22; MaAAatoi; 11,6, 9-10, A66 'Hrn0uia 54,18; 59,(46]; 59,84; 61 Kopie
19, 22, 25-16 I.urovia 155, 157; 61 Kopie A 63 B€AXUVtOi; s. 'EAxavtoi;
A 75; 61 Kopie A 48; Btva,ia 27,(60- dEAq>(vtoi;55 Kopie A 22
MnaUa1tutoi; 155; 54-56 Testim. e [5]; 61 TavtaAtoV 156
61], 76 dtovumoi; 390; 64 A 14
Kopie A 68 TEMq>tAai;(Ruß) 154; 27,26
'EvuaAtoi; 8,15 dpoµfttoi; 128, 258; 28,5
M tAT]toi;54-56 Testim. c 5 TuAtcroi; 15,4, 6; TuAicrtoi; 15,[4-6]
'Epµf\i; 6,(14]; 7,28; 32,(21]; 59,73, 85; 60 'EMucrivtoi; ('EA€ucruvtoi;, 'EA.Oucrivtoi;)55
Mitot 155; 59,70; 61 Kopie A 54 <l>mcr,6i;71,10; <l>aicrnoi; 10,I; 71,10
C (6]; 61 Kopie A 76; daKu,toi; 27,60, Kopie A 8; 61 Kopie A 3
M6Uoi; 155, 184f., 304f.; 4,61; 47,65 cl>aAacrapvtoi; 1,2, 8
0
75-76; Kopvtcrafoi; 59,81; 'Epµai 351 'EAxavtoi; (B€Axavtoi;, frnxavtoi;) 54; 54,2;
ÜAoui; 53 A [6]; 54,3, [19]; 55 Kopie A 7, <l>apavK(mi; (Fluß) 154; 27,27
'Ecr,ia ('Icr,ia) 6,(7-8]; 7,15; 8,(12]; 26,13, 69 A 3
14; 56 Kopie A 16; 60 B 4, [6], 9-10; 61 Xaµßpitpacroi; 375; 61 Kopie A 63
19; 27,57, 72; 32,(18]; 60 C [6] (vgl. Ko- 'Hpafoi;; 61 Kopie B 210-211
Kopie A [2], [11], [15], [23], [30], 39; Ko- XEpcrovftcrtoi;36,(5]
pie B 2); 61 Kopie A 73; 74, 11 0wöaicrtoi; (0toöaicrtoi;) 390; 55 Kopie A 7;
pie B 209; 'OA.Ouvnoi;('OA.6v,toi;, BoAOEV- 'l'uxftwv 63,2
ZEui;, 'Ayopa'ioi; 6,(5-6]; 7,17-18; 8,12-13; 60 B (11]; 61 Kopie A 2
noi;) 54,5-6, 9, [20-21]; 55 Kopie A 2, 4, 'Ywv öpoi; 155
27,(57], (73]; 32,[19]; Btöami; 6,6; 8, 0€pµ0Aa1oi;? 61 Kopie B 208
9, 17, 22, 31, 34, 41; 56 Kopie A 9, 13, "QA€poi; 26,11; 50,24; 74,[8]
[12]; 27,23, [57], [73]; 32,(20]; 60 C 5; 0rnµoq,optoi; 56 Kopie A 16
18; 54-56 Tcstim. a 3, 18; Testim. b 5-6,
dtKta'ioi; 27,(57]; 49 Testim. a 38, 48; 59, 'lµaAtoi; 258; 28,4
8, 10; Tcstim. d 4; Testim. e [6-7]; 60 A
83; 64 A [15-16]; 74,11-12; 0€vami; 6,7; 'I6vtoi; 29lf., 294; 43,3
[l], [6], 8, B 4-6, 9, 11-13, C 2, 10, 15-
504 Register Register 505

Kapwvto, (Kopwvto,) 53f., 294; 32,[18]; 43, 2. Wortregister Ö.Kpa 155 28, 26; 46,5
28; 55 Kopie A 21 Ö.Kp<>V 155 ci1t0Ka8iatriµt 43, 10-11; 54-56 Testim. b 6-7
2 .1. Worte und Ausdrücke der
Kapvfito~ (Kavvno,) 291f., 294, 399; 43,5; at..tKT] 156; 59,76; 61 Kopie A 58 ci1t6Kptµa 54-56 Testim. b 2
66,21
Vertrags- und Beschluß-
ciAOJ<i 157,347 U7tOA.<XµßcxvOJ 45,[5-6]
sprache
Arnxav6pto, 294, 296, 382; 43, 17, 26; 63,4 uµEtSta 319; 54,7 U7tOAEl7tOJ 404; 68 B 8
NE!CUCJto~ 45,5; 56 Kopie A 14-15 cxya86,, im Eid: ci.; 33,5; 7tOAA.aKal ci. 10, ciµqiav& (ciqiqiav& = Eµqiav&,) 27,55; 59,41- ci1t0Myfoµm 57 Testirn. a 17
ncxvaµo, 356; 60 A 4-5 [13]; 17,(10]; 19,(15]; 26,19, 25; 59,90; 42; 61 Kopie A 31 ci1t6Uuµ1 64 B 8
nuavolj/trov 56 Kopie A 1-2 60 C 15; 61 Kopie A [82]; 74,26; ciya- ciµqitAOYEOJ / -EOµat 404; 68 A 8, 11; ciµqitA- ci1toati'-Uw 183, 216; 1,3; 3,8; 49 Testim. a
1:aprnoßtcxpto, 55 Kopie A 22 86v (Beute) 38,[23]; 59,[24]; s. auch 0co~ (A)EyoµEva, ta 320; 54,7; 55 Kopie A 10 43, 53-54; 50,[8]; 54,(22-23]; 55 Kopie A
fäi'-pµio, 55 Kopie A 6 ciya86,, ciya8iit roxaz ciµqitaßriti'-w 49 Testim. a 47 16, 26; 57 Testim. a 8-9; Testim. b 58, 66;
1:qi- 38, 7 ciyi'-t..a 123,128; 11,17-18,24; 14,18,29;38, civa (in Grenzziehungen) 154 Testim. c 10; ä.vöpa; ci. 13,5-6; Öpoµfo;
'Y aidv8to, s. Baidv8to, [25]; 50,[16]; 59,(28]. [33-34]. 37; 60 B civaßato, 57 Testim. a 15 ci. 60 B [13-14]; 61 Kopie A 44; o ci1to-
'Y1tEpß&to, 125 [8]; 61 Kopie A [20]. 25, 28 civayiyvooKOJ, atfit..riv / auv8fiKT1v/ ÖpKov 11, CJtEAOµEvo,fol. t&v CÖpwv419; 69 B [20-
ciyi'-t..ao, 199; 7, 11 20; 27,(40]; 28,40, 43-44; 32,(1], (4-5]; 21]
1. 4. Feste ciyopcx 44,3; ci, 1tt..ri8uouaa 220: 14,26; ss. 50,12; 59,[30], [32], [35], (37]; 61 Kopie U7tOCltEp€0l 33,[2]
auch Agora A 22, 25-26, [28] U7tOtEµvoµat xwpa; 89; 3, 11; 12,(5]; 27, 14;
'AµuKA.<X'ia 398,401; 66,18
ä.yw 145,154,401; 44,1, 6; 47,64; 55 Kopie civcxyvwat,, auv8fiKT1, ci. 50,17; 59,[32], 35; 31 A 8; 33,2; 37,15, (19]; 38,(9-10], [14-
'AaKAT11ttE'ia220; 14,9
A 21-22; 54-56 Testim. e [14]; 59,74; 61 61 Kopie A 26 15]; 59,6, 8; 61 Kopie A 5, [8]; vgl. 1tpo-
BaKiv8w: s. 'Y aKiv8w:
Kopie A 56, 60; 67, 11; 8iaaov ä.. 60 B civaypaq>OJ 77f.; 18,40; 50,23; 54, 13, 15-16; a1t0ti'-µvw
BEt..xcxvta244, 357
[13]; 61 Kopie A 44; a1tovöa, ä.. 18,5; 55 Kopie A 19, 23, 28, 39-40; 59,(45]; ci1totivw (ci1totdvw) 11, 11, 15, 24; 14,2, [11,]
Bpttoµcxp1tna (Bptwµcxpma, Bpttoµcxpna)
19,[5]; 59,(27]; 61 Kopie A 19; s. auch 61 Kopie A 46-47; 74,3 13, 16, [20], [28]; 18,21, 32-33; 22,[5];
126, 357; 60 B [11]; 61 Kopie A 42
dpryvryvä.. civmpfoµm 69 C 8 26, [4-5]; 28,28-29, 44-45, 72, 81-82;
'EKmiata 132, 197
ciÖtK€0J417; 27,[47]; 28,47, 51; 60 B [7]; 61 civaKpivw 57 Testim. a 12 32,[7]; 50,19, [20]; 59,35-36, [38]; 60 B
'Hpa'ia 243,261, 313; 28,38; 50,[9]; 59,(49]
Kopie A 37; 69 B 9, [13]; ciÖtKoܵm 18, civaA.<XµßcxvOJ 46, 1 [7], C [1]; 61 Kopie A 26-27, 29, 38;
0wöaiata (0rnöaiaw:) 126,220,243,313,
9; 66,14; ciÖtKouµEvo, 18,10, [29]; 69 B civati8riµt 61 Kopie A 47; 74,[5] 63,9; 66, [5]; 68 B 5; 71,6; 77,6
357; 14,8; 50,[9]; 59,(31], [48-49]; 61
10, [16], 17 ä.vöov (= EvÖOv)154 ci1toq>a{vw405; 68 B 3
Kopie A 23, [42], 43
ciöiKriµa 138; 28,51, 59, 64; 57 Testim. a 6, civÖpE'iov(civöpfitov) 123, 133, 374; 28,39-40; U7tOXOlp€0l 45; 43,8-9
Kcxpvna 313
8-9, 12, 17, 48 s. auch Männerhaus U7tpü0lKOs,OlKTiCl.135, 139f., 143f., 444; 77,
Movvina 126,212; 11,[19]
0- 244; 14,8 ciö6t..w,, ci. Kal ci1tpoqiaaiatw, 77, 90, 238; CJ.VEU 97, 207; 10, 1 8
12,6; 23 A 2; 59,9; s. auch anAW~ Kat civfip 31 A 19; 57 Testim. a 47; ä.vöpE, (Krie- ci1tpoq>aaiatw; 27,16; 31 A 14; 37,[17]; 38,
füptßt..riµa'ia 125, 132,197,212,244; 11,21
cioo~ ger) 7,55-56; 11,7; 13,5; 28,56; 59,25; [12]; 59,[7]; 61 Kopie A [6], (9]; s. auch
nuew: (ni'ma) 126,212, 252, 357; 11,[19];
27,39
ci(;fiµw, 269; 32, 15 61 Kopie A 18 aOOAOJ~ KU\ ci1tpoq>aCJtCJtOJ;
ä.(;OJCJto,197 civ8pw7ttVOs50,27; 60 C [11]; s. auch µni'-xw cipyuptov 18,33; 26,5; 35,[14]; 54-56 Te-
'YaKiv8ta 313
ci8avata, tcx 109-110; 37, 12; 59,[12] 8dwv Kat civ8pOJ1tivwv stim. a 6, 16; 61 Kopie A 27, 29; 'AAE-
'Y1tEpßw1a 125,212; 11,23; 28,42; 50,13;
aid 9 A 2: 18,6 civtcita; 295; 43,23 savöpdwv taACXVtOJV ci. 55 Kopie A 34-
59,[31]
aipi'-w 5 B 52, 62; 14,5; 18, 11; 63,[12]; 68 B civtE')'KaAEOJ 57 Testim. a 18 35; 59,[36]; 'AtttKOV ci. 50,[19-20]; cipru-
1.5. Namen von Phylen 1; 69 A 14, 15; o t..dwv 18,34; aipoüµm civn1totfoµm 57 Testim. a 39 pta 43,13, (15]; cipyupwµa 54-56 Testirn.
18,10, 12, 15, [28]. 31; 61 Kopie A 34; ä.vw 154; ä.vw 1t6t..t, 105, 107, 162; 53 A [l]; a 6, 15
Ai8at..E'is (AiSEt..E'i,) 319; 7,3-4; 54,1; 69 A 1 64 A 10-11; ai. (ci1to) 7t0AEµiwv 11,5; 28, 60 A 3-4; 71,4 ä.po, 156, 347
Aiaxd, 332; 54-56 Testim. d 3 53-54; 59,[24]; 61 Kopie A 17-18 ci1tapcißot..o;, ÖtKTici. 135, 139f., 423-428, cipxa'io, 400; 54-56 Testim. a 11-12; Testim.
'Apxda ('APXfita) 267; 31 A 1 ai'.pw, Ötaqiopcxv ai'.. 43,8; 54,7; 7tOAEµovai'.. 430-432, 444; 77,8-9 e [7]; 59,63; 61 Kopie A 70; 67,(4-5];
t,{qiut..ot 356; 53 A 5; 60 A 4 40 Testim. c 8-9 ci1ti'-tatpo; 22,418 Katcx tll UPXa'ia 401
l;EK- 8, 1 ait{a 57 Testim. a 29 a1tMü; 397; 66,8 cipxE'iov 130f.; E7ttto ci. E7tlCJtTlµt28,69; Ei; to
t;uµcxvE,; 45,1; 53 A 7; 71,1 aittcxoµat417 a1tA~ Kal ciö6t..w, 77, 90; 13,(12]; 19,10-11; ci. Ep7tEtV26,3-4; 28,34-35, 37; 50,[5]; E7tt
E- 45,3 ai'.tto; 28,45 26,16, 22; 27,7-8, 62-63, [77]; 31 A 4; 37, to ci. Ka8iatriµt 146; 23 [82], [B4-5]
'ExavopE'i, 54-56 Testim. c [2]; 59,[4] ciKi'-pato,, ES ciKEpaiwv 152, 324; 54-56 (5-6]; 59,[5], 87; 60 C [9]; 61 Kopie A 3- cipxfi 64 A 15; ci1to tri, cipxfi; 49 Testim. a
'YAt..E'i, 61 Kopie B 4 Testim. b 9; Ei, ciKi'-pmov; 54-56 Testim. 4, (78]; 74,16 57
b6 ci1t6(in Grenzziehungen) 153 ä.pxw 55 Kopie A 20; 56 Kopie A 14; äpxn
U7toypaq>OJ, Öt1(TlV Cl.135, 253; 27,52 tri; auv8T]KTls20,8; ä.pxn tfi; Kataßot..i'i~
ci1toÖdKVuµt 57 Testim. a 14 43,24
ci1t6öriµo; 64 B 6 ä.pxwv 133 (der Syssitien); 46,3
ci1toöiöwµ1 45, 397; 13,9-10; 18,8, 19; ciatvfi, 117; 5 B 46-47
28,25-26; 43,[13]. 18, 22; 55 Kopie A 38; ciawv6µo; 118
59, [62]; 64 B 21; 66,2, 4, 6, 8; ci. ti'-t..ri ciaqiat..&, 68 A [5-6] ; ci. Kal ßEßaiw; 389; 64
506 Register Register 507
A 9, 19-20 yvwµ1197 6tESCXYO>Yll 146, 262; 28,60 i\ci0>64 A 19
UtEAlli; 117,259; 14,[l], 35; 28,23, 28; UtE- ypaµµmrui; 7,8 Ö\1Cas0> (611Cci660>J140,397; 18.[13J. [I5-16J. Eyyovoi;64 A 9, [24], B7
AEl, UtEAEi;31 A 17; 59,22; 60 B [4]; 61 ypaq>0> 77; 44,18; ~t / rn06n/ Ka0wi; yi\- [28-29]; 54-56 Testim. a 2; 57 Testim. c 1:yypaq>ov(Evypoq>ov) 13,[25]; 54,[21]; 55
Kopie A 16 ypa1tmt (i:ypa1ttm) 18,38; 28,71-72, 81, 9; 6t1C<lSO> µu' U7tO(j)<lO'EO>i;
140; 6t1Casoµm Kopie A 31, 33-34, 35; 56 Kopie A 18
au811µepov 149,228; 18,[8]; 43,[11-12] 83; 66,11; 69 A 18; yeypaµµi\voi; (11ypaµ- 397; 28,49; 63,11; 66,[8], 9, 17-18; 77, i\yypciq>0>, Eii; cruv8111Cllv
E. 81; 20,5-7; 26,7;
(X\JA.11
115 µi\voi;) 64, 78;18,32, 41; 26,4; 27,[41], 6; o 6t1Casciµevoi;28,52 32,[12]; 50,22-23; 56 Kopie A 13;
auAOOtatt:0> 115; 5 B 54-55, 62-63 [67], [82]; 48,66; 60 C [2]. 9; 66,[10]; ötKatoAOy(a 49 Testim. a 55 59,[43-44]; 61 Kopie A 45-46; 74,10
aut66urni; 281,411; 39,[6]; 69 A 5-6 74,20; 77,3 6t1Cato1tpayi\0>toti; i6ioti; 103; 14,6; 37, 10; EYfUTl 295; 43,21; ic:yyuoi;
28,62, 68; 55 Kopie
autovoµoi; 411,413; 40 Testim. c [13]; 69 A yuv11,(µlltE) yuva11Cai;tllCtEtV(1Cata (j)1JO'tV) 59,11; 61 Kopie A [11], [13] A 32, 35, 39
5
10,11; 16,3, 6-7; 27,69-70, 84; 74,25 6(1Cmoi;,6i1Catov, 6(1Cma424; 28,83; 54, 12; i\y6paµ0> 114; 38,25-26; 59,29; 61 Kopie A
uqmtpt:0> 55 Kopie A 41; 60 B [15]; uq>m-
6aµtoupy6i; 2,3; 38,[4] 57 Testim. a 53-54; 71,5; 6i1Cma 6ta- [21]
poüµm 389; 64 A 21; xwpav uq>.27,78-
79 6avds0> 122; 28,16; 61 Kopie A 40-41 1Cp(vnv145, 227f.; 18,6-7; 6i1Catov6t60>µt i\y1CaAE0> 417, 420; 57 Testim. a 46; 69 B
uq>aµ(a 20, 157,349; 59,72; 61 Kopie A 55 OOVE\OV 295; 43,21 145,243,435; 26, 17, 23; 74, 18; 6i1Catov [13]; vgl. uvtey1caAE0>'EO'lC(XAf(J}
uq>av11i;,ta uq>.135, 228; 18,8-9 6a1tav11µa 32,14 u1tEX0> 135, 230; 18,39 i\y1CamAEt1t0> 90;12,11
uq>tcrt11µ1 43,25 6etpai;(611pai;)l55, 158 611Cacrt11ptov 139,146,263; 28,61, 66; 57 Te- EY!CATlµa 138: 54,15; 55 Kopie A 30
äxepooi; 156 6E1Caµ11voi; 54,12 stim. c 25; 63,5; i\x86cr6t1Cov6. 142; 1Cot- i:yn11crti; 103, 109-113; 28,14; 59,[12]; ry-
ßacrtMui; 19,7 6e1Cat1114.[3J; 28,57; 64 A 6-7; 69 A 10, 19 vov 6. 134, 148, 253; 28,49-50 1Ct11crti;
611µocr(mKai iö(m 110; 35,[3-4];
ßi:ßmoi; 54, 13; 55 Kopie A 28; ßeßai0>i; 64 0ESt6i;154 6t1Cacrt11i;18,(10], (13], [16], 31 37,11-12
A9 6foµm 13,7-8 ÖtlCTl18,[l 7]; 54-56 Testim. a 18; 61 Kopie lfs0>135; 27,51
ßA,(l)O'l((J)
s. µO>AEIV 6rutepoi; / 6E1JtEpüV 202; 8,8 A 38; 67,[8-9], 13; 69 B 8, 17-18; 77,[8]; E\lCOO't,Ot S. \lCCXtt
ßo118eta 302; 10,[3]; 37,[20]; 46,4; 49 Te- 611µ6crtoi;317; 35,9; s. EY1CtT1crti; 611µocrim, 6t1Cl1V U1toypaq>0> 135, 253; 27,52; 6. 6(60>- Eiµ( nvt / nvoi; 4,56; 47,56; 49 Testim. a 56-
stim. a 40 oooi; 6. µt 396,417; 57 Testim. a 40; 61 Kopie A 57; 57 Testim. a 14-16
ßo1181:0>88-90, 224, 238, 317; 10,[l]; 13,4, lillpai; S. OEtpai; [81]; 66,[1], [3]; 69 B 6; 6. 6tesaynv 262; Etµt, Eltt ltOAEµqi45, 292,1553; 43,12; Eltt xco-
15; 19,[9]; 27,14-15, [81]; 31 A 8-9, 13; 61a (in Grenzziehungen) 154 6. dcrayEtV 146,418; 69 B [18]; 6. dcrtE- pav 13,(16]; 59,88
33,3; 37,[16]; 38,11-12, [16-17]; 57 Te- 6taypaµµa 18,36-37; 27,53-54, 65; 69 B vm 146, 398; vgl. 66, (16]; 6(1CllKai. dp11v11227; 40 Testim. c 23; 43,6; Ei. äyetv
stim. a 52; 59,[7], [9], 87; 61 Kopie A [16], [19]; s. auch Diagramma 1tpcxsti;135, 145, 198; 7,44-45; 9 [A3]; 61 228; 40Testim. b 18; 18,[5]; 43,9-10; Ei.
[6], [9], [78] ÖtaÖ11Cas0> 143, 285; 40 Testim. b 20 Kopie A (81]; 6. a.1tp6611Coi; Kai. a.1tapci- tt011µ1 19,[5]; 26,9; 47,62; 59,[27]; 61
ßopfoi; 154 6tatt11t11i;118, 139, 146 ßoAOi;135, 139f., 143f., 444; 77,8; tiµ11µa Kopie A [19]; ev 1toAEµ0>t i\v Ei. s. 1t6-
1Ca1.
ßouMuoµm 59,28; 59,[43]; 61 Kopie A 45; 6ta1CatEX0> 308, 336; 49 Testim. a 42, 55; Te- 6(1Clli;28,50 AEµ◊i;
74,8-9; lCO\VCX\ ß. 65, 8lf., 235, 324; stim. b 21 6tµ11voi;18,[15]; 28,69; 50,15 di; (i\i;, in Grenzziehungen) 153
10,6-7; 20,[l]; 28,75; 32,10; 50,[21-22]; 6ta1Coµis0>69 A 14 6top860> 81; 28,76-77; 32,11 Eicrciy0> 14,37; 28,23; 6t1Cllvdcr. 146, 418; 69
55 Kopie A 4-5; 56 Kopie A 9; 60 B [14- 6ta1Cou0>54-56 Testim. b 9 6t1tAOüi;397; 11,4; 15, 14; 18,(27]; 66,(2] B [18]
15]; 61 Kopie A 20; Kopie B 212-213 6ta1Cp(v0>, 6(1Cma6. 145, 227f.; 18,6-7 61wpus 155 dcraywyiov 345
ßouA11(ß0>M) 313,420,444; 50,16 6taA.aµßav0> 40 Testim. c 29 66yµa 400f.; 13,(15]; 67,(4] E\O'Etµt,6t1CT1V El. 146; 398; 66,16
ßoHoµm, o ßouMµevoi; 28,49; 50,28; 61 6taAucrti; 140; 40 Testim. b [13], 22 601CEl8lf.; 5 B24-25; 28,68, 75; 32,[9]; 50, i\1C6uoµm (fo6uoµm) 124, 199, 212; 11, 18;
Kopie A 11, [13]; 63,[l 1]; 66,12, [13]; 6taM0> 28,48; 6taMoµm 40 Testim. c 8 [21]; 54,12; 59,43; 60 B [14]; 61 Kopie 60 B [8]; 61 Kopie A [20]
71,8; 77,6-7; s. auch 0e&v ß0>1.0µ1:v0>v Ötaµq>1crß11t11crti;,u1to 6. äyEtv 49 Testim. a 55 A 45; 63,9; 69 C [3]; 74,8; lCO\Vcxt 6. 20, ElClC(XAf(J} 420
ßputaVEIOVs. 7tpUtaVEIOV 6taµEVO> 13,(11] 5; 28,61, 71; r6osev (Eßa6E) 18,2; 20,1, 4; E1C1CAT1crta 131; 5 B23 (Kup(a); 28,35, 37
YEVE<l 10,9-10 61av1tas 154 26,5, 9; 35,2; 43,[6]; 45,10; 47,61; 54,9; i:ru11toi; 1t61.ti;137, 150
yi\voi; 42 B 3; 64 B 9; 6ta yi\voui; 57 Testim. 6ta1tOAEµE0> 26, 10 55 Kopie A 4; 56 Kopie A 9; 60 A 10; e1C1ttt1tt0> (fo1tt1tt0>)415; 69 A 18
a 15 6tatt0eµm 103; 5 B2-3 61 Kopie B 211; 64 A 2; 71,3; s. auch ElCq>Epoµm, 1tOAEµovE.26,8-9
ye0>pyE0> 57 Testim. a 15 6taq>Epoµm 40 Testim. c 27 Beschlußformel; ta 6e6oyµi\va 55 Kopie A ElCOlV 60 C [12]; 74,21
l((Xl.YtyY(J)O'lC(J}V
YEO>PUXtoV (ya0>puxtov) 155; 62 A 24 6tmpopa 320; 6. atpO>43,8; 54,7 19; ta 66savm 61 Kopie B 218 EA.a1JV(J} 275; 36,4
yij, EVyijt oder Kata yijv (µ11te) Kai. ev 0a- OtCXljlllQ>lsoµm 5 B20-22 661.0i; 1, 77 EAEu0epoi;(EAOU0epoi;)411,413; 11,13; 40
Mcrcrm oder Kata 0aA.acrcrav90, 233; 16, öt60>µ1165, 387-389; 64 A 4, 8; 69 A 15-16; 6pa1tEt\1C(lcrwµam 61 Kopie A so Testim. c 13; 54-56 Testim. a 7-8, 17; 69
4-5, 8-9; 17,6-7; 19,[3-4]; 27,16; 28,24- tO 6t1CatOV6. 145, 243, 435; 26, J 7, 23; 6poµeui; 128,252,313; 27,[42]; 50,8; 60 B A5
25, 55; 31 A 9, 14, 16-17; 37,17; 38,12- 74, 18; OllCllV lC(Xt
7tpcxstv6. 135, 145, 396, [13]; 61 Kopie A 44 i\Umfoµm 64 B [18-19]
13, [17],19-20; 59,7, 21-22, 87; 60 B4-5; 417; 61 Kopie A [81]; 6(1Cllv6. 66,[1], 6poµoi; 127f.; 5 B69-70; 15,[7] i\1.A.Et1t0> 420; 26,4; 69 C 8
61 Kopie A 15-16, 78-79; (µlltE) yijv q>E- [3]; 69 B 6: E7tttp07tT]V6. 54,8, 10; 55 öuvaµm, ö tt 6. 7,42 EMtµEV\OV120, 390; 31 A 18; 64 A 6
pEtv 16,[2], 6; 19,[14]; 74,24; s. auch Kopie A 3, 9; 1toA1tdav 5 B24-25; 1tpfxs1v 6uvaµti;, Kata 6. 90; 17,7; 53 B 6; 64 A 22- eµßaU0> (i\vßciU0>,uµßciU0>), i\. di; ßouMv
1Cap1t6i; 135; 18,9; tEAll 6. 28,20; 6. xi\pa; 54,20- 23 314; i\. di; cruv8111Cl1V 81; 56 Kopie A 10; i:.
y1yvwcr1C0>, ryv0>µEv49 Testim. a 54; s. auch 21; 55 Kopie A 30-31; 56 Kopie A 13-14; 6uvm6i;, ei; / l((Xt(lto öuvm6v 90, 207; 10,3; di; xwpav 12,[4]; 33,2; 37,14, [18]; 38,[8-
EICOJV l((XtytV(J)O'lC(J}V ta 6e6oµi\va 35, 11 19,[l l]; 27,[81]; 31 A 10, 15; 38,[13], 9]. [14]; 59,5-6, [8]; 61 Kopie A 4-5, [8];
6tESUYO> 28,70; 6t1CT1V 6. 262 [17]; 59,[7-8]; 61 Kopie A [7], [101 vgl. 38,22
508 Register Register 509

Eµµavft, 10,8; 31 B l; 74,23 E1tT]Koo, ÖtKaot11piou 229 lc'pitro 131, 134; 5 B18-19; 11,8; 14,12, 17; 0Eirov KUlav0pro7e(vrov
i:µµrvro 77, 272f.; 13,[l 1]; 19,[12]; 26, 17, i:1ti + AKK. (in Grenzziehungen) 153; + Gen. 26, 3-4; 28,34, 39, 56; 50,5, 7; 59,25, 40, 0E6,, Invokation 83-85; 1,1; 7,1; 18,1; 20,
23; 28,6-7; 34,6; 55 Kopie A 35-36, 38; 229, 419; + Dat. 259, 420; 66,15, [16], [41], 42, 47, 49; 60 B [10]; 61 Kopie A [1]; 0. ayu06, 27,(1]; 28,1; 38,[1]; 0EO(
59,68, 86, 89; 60 C [7], [13]; 61 Kopie 18; Eltl tOt<JÖE64-65, 163, 165, 387-388; 18, 31-34, 42; 69 B [9-10] 34,[1]; 37,(1]; 55 Kopie B 1; in der Exse-
A 77-78, 80-81; 74,19 2,2; 43,[10]; 64 A 4; i:nt tat xwpm; 28, 11 i:cröuoµats.i:Köuoµat krationsformel 10,(8]; 0. i:µµuviu, ~µEv
i:µ1tMro 420; 69 B 3, 21 i:ml3uAA(J)216; 13,6 E<JKaMro420; 69 C 1; s. auch i:YKaMro,i:crKa- a
26,18, 24; 31 1-2; 74,23; (µfttEl e. Eüvoi
i:vavnouµm 22,5 i:myaµ(a 14,3-4; 28,13-14; 35,[3]; 59,[i2]; w dvm 27,(71], (86]; e. E'UVOtU44,17; e.
i.'µm,po, 67 60 C [8]; 61 Kopie A 38; s. auch Epiga- i:crnintro s. l:1C1ti1ttro 0EA.6vtrov / ßroAoµrvrov 11,4-5; 28,53; 38,
rµcpuAO, (EV(j)UAo,)102; 5 B 5-6; 28,15 mie i.'to, 43,22; 63,8; 64 A 10, 14 22-23; 59,24; e. iMrov ÖVt(J)V26,7; (µfttE)
l:vavt(o, 317; 53 B 2; 59,90; ta E.33,[5]; 60 i:myiyvwcrKro57 Teslim. b 70 EuooKi:ro, ta ruöo1e1wtva 54,16; EuöoKEl 54- e.
iMo, ~µEV 26,18, 24-25; 27,67, 71, 82-
C [15]; 61 Kopie A 83; Evavtiov 65, 68; i:myovft, KpijtEs ni, i:. 26 56 Testim. b 11 83, 86; 42 B 4; 74,26; 0EOt ltUVtE, KUl
1,2 i:mypaq>ro,tiµ11µa 1:.28,50 E'UT\µEPOs (ruaµEpo,) 243; 26,2; 59,49-50 1tiicrm (im Eid und in der Exsekrations-
rvapo, 235; 20,6- 7 rniöaµo,,E.KOOµot260 Eu0urop(u 155, 158, 304 formel) 71; 7,35-36; 10,(8]; 26,15, 21; 27,
l:vauAOcrtatEro 19, 115 EittÖciKVuµt 4,57; 47,57; 49 Testim. a 57 EÜvotu 91; 49 Teslim. a 44-45; 57 Teslim. a 61, (67], 76-77, (82-83]; 31 B 2; 32,(22];
i.'vö1iµo, 64 B 5 Emöiöroµt 54-56 Teslim. a 2 51; µEta tf\, tfuv 0EfuvEU.44,16-17 59,85-86; 60 C 7; 61 Kopie A (76]; 64
EVE<Jtt404; 68 B 12-13 l:möwp06ro 81; 74,9 E'UVOE(J) 91, 217, 233,391,434, 436f.; 13,17; A17;74,15
i.'v0tvo, 405; 10,7; 26,6-7; 32,[10-11]; 50, l:mKaAfoµm 46,4 27,[77]; 64 A 17; 74,15 0f\Kut 156
[22], 23; 59,44; 60 B 15-16; 61 Kopie A E1tlKptV(!)263 Euvoµ(u(t) 61 Kopie A 35 0iucro, 127,252; 27,38-39; 61 Kopie A 44
46; 69 C [5-6]; 74, 11 l:ittKptcrt, 263 EÜvou,, EÜ.Eiµ( 19,9; s. auch 0EOt EÜ.dvm Stvo, s. 0Eto,
EV\UUt6,, Kat' i:. 11,17, 20-2114,18, 25, 30; ElttKpttftptov 135, 140, 262f.; 27,49-50; 28, EUOpKE(J)10,(12]; 16,5; 19,[13]; 26,18, 24; 0v11t6,, ta 0v11ta 109f., 415; 37,12; 59, 12;
28,41, 66; 32,[1]; 43,26, [27]; 66,22; 69 68 27,(67], (82]; 31 B 3; 33,5; 42 B 3; 59,89; 69 A 10
A 12 l:mvoµft (Emvoµa, Emvoµ(a) 116f., 187f.; 5 60 C (14]; 61 Kopie A 82; 64 A 23, B 6; 06A0,298
i:v(<Jtl]µt, EVECJtUK0tEsKO<Jµot258; 28, 77-78 B33; 59,[13] 74,25-26 0uµu 129; 14,13; 31 A 19-20; 57 Testim. b
rvvi:µEtv 19 ElttopKE(J) 16,[1]; 26,18, 23-24; 27,68, [831; E'UWVWOs 154 67
EVOpKOs66, 82, 198, 244; 7,45; 20,6-7; 26, 31 B 1; 33,5; 42 B 2; 59,90; 60 C [15]; i:q>i:p1tro,i:1tt xwpuv 59,88; 61 Kopie A (79]; 0ucr(u 14,[5]; 26,4; 32,[14]; 35,13; 50,7
7, 10; 32,[12-13]; 50,[22-23]; 59,44; 60 B 61 Kopie A [82]; 64 B 8; 74,22 Kocrµot oi i:. 14, 15 0uro 398; 14,[10-12]; 27,37; 59,81; 60 B 14;
15-16; 61 Kopie A 46; 69 C [5-6]; 74, 10 fo(oupo, 419 Eq>topKE(J) s. ElttopKE(J) 61 Kopie A 44; 66,19
l:vti81iµt 81; 10,6; 26,6; 69 C 4-5 Elt\ltUVtE, 434; 74,15-16, 18 Eq>tcrtuµm s. i:n(crtuµm iapopy6, 203, 260; 8,2
i:~ayro 14,33-35; 28,24; 38,22; 59,[23]; 61 l:mn6Ama 44, 14 i:x06crötKOVÖtKucrtftptov 142 iö(m 244; 28,7; 43,[21]; 46,5; 1t6AEµov EK-
Kopie A 17; i:~ayroyft 120-122; 14,31;27, Enia111µi 50,15; tnt 10 apxEtov 28,69; tni- i:x0p6, s. q>iM, q>Eprn0m i. 26,8-9; i. 1:~oÖEuro28,54-55;
[34]; 31 A 15; 38,18; 59,[21]; 60 B [3]; omµm, E1tl<JtUµEvo,Kocrµo, 398; 18, 30; i.'xro389; 49 Teslim. a 38-39; TIJVEKati:puv E. s. auch cy,cTT7crn; iöim
61 Kopie A 15 28,66; 43,16 1,5; xropuv i.'.92f.;27,78;28,11;47,62; röto, (ß(öto,l 5 B2, 51; 18,[24]; 67,7-8; 68 C
i:~mpi:ro 20,5-6; 26,6; 32,[11]; 50,22; 59, Eltltacrcroµm 391,391; 64 B 3 49 Testim. a 38; 57 Testim. b 58, (67]; [9]; 69 A 8; s. auch 8t1cawnpayÜJJ tot,
[43]; 61 Kopie A 45; 69 C 4-6; 74,9-10 EJtttEAEro44,16; 55 Kopie A 39 64 A 5-6, 19; oi EX0µEVOl(Kocrµot) 43,18 IBiot,
i:~aµ11vo, 55 Kopie A 20 EitttftÖEta 183; 64 B 14-15, 25 T)youµm 46,3 iöiwTI1, 28,48
i:~mtAou, 60 B [7]; 61 Kopie A 38 E1t1t(µwv 148; 16,[2]; 28,29 t)t (in Grenzziehungen) 154 iEpEu, 35,14; 54-56 Teslim. b 5
i:~anocrti:Uro 55 Kopie A 24-25 l:mtoAft 154 T)µUttOVs. iµattov iEpo, 14,21; iEpa, ta 67; iEpa XWPU49 Te-
E'~apturo 416; 69 A 15 Eitttpforo 17,[3]; 27,14, [79]; 60 C 13; 64 A 11µ1:pu (aµi:pu) in Fristen, 9 A6; 11,1-2, 13, stim. a 48; iEpov (iupov) 26,11-12; 28,79-
l:~apxiöwv 324; 55 Kopie A 3 22; 74,21 14; 14,(10]; 15,[10]; 18, 18; 23 B4; 27,49- 80; 49 Teslim. a 38; 50,24, (25], 26; 54,
i:~ mitii, 45,8 i:mtponft 54,8, 10; 55 Kopie A 3, 9; 56 Kopie 50; 28,43, 63, 69; 43, 14, 20; 50, 10; 5 5 17-20; 55 Kopie A 12-15; 54-56 Testim. a
i#Öptov 156 A 11 Kopie A 12, 18, 24-25, 32-33; 57 Testim. 3, 9-10; Testim. b 11-12; Teslim. c [8];
i:~oÖEuro 302; 11,5-6; 28,54; 46,2; 59,[23- i:ntq>i:pro,aitiav E.; 57 Teslim. a 29 b 67-68; 59,(33]; 64 B 6, 22; 66,17; 67, 59, 81; 61 Kopie A 48-50; 74,5, 7-8
24] tmxropEro 165, 387f., 410; 69 A 4 (10], (15]; 68 A 7-8 iEpO<J1JV1l 35,(10]
E~oMuµm, KUK\<Jt(J)t oM0prot i:~6Uucr0m 76; i.'noiKo, 162, 403-406; 68 A 9 ijµtcru, (11µivu, ijµwu, i:~ 11µivu,) 11,2; 18,35; tEpopyo, S. iapopyo,
10,(9]; 27,70, 85; 42 B 2-3; 74,23-24 i'1toµa1 66, 87f., 97f., 238; 23 [A4]; 27,8, 27,54; 43,15-17; 44,16; 64 A 7; 66,10; tKatt, oi \'..oi tii, 1t0Atos 292, 398
E~opKisro 124,212; 14,18, 20, (30]; 38,25; [62], 63; 31 A 5; 34,7; 69 A 7; s. auch 71,11-12 iKuttEtiu (FtKattEtiu) 405f.; 68 B 2
50,16; 59,[28], [34], 37; 60 B [8]; 61 Folgepflicht 0aAU<J<JU64 A 18, B11; 69 A 19; l:v yf\t oder 'wo,s.0,6;
Kopie A 20, 25, 28; 64 B 5 l:n6µvuµt; EitroµocrµEva 69 C 3-4 e.
KUtClyf\v (µfttE) KUl i:v oder Kuta e. s. iµattov (fiµanov) 131f.; 27,55; 59,40-41; 61
coptft 14,(6]; 28,38; 50,[7], [17]; 59,(421; 60
B (10]; 61 Kopie A 32, 42
rpacrtft, 132 e.
yf\; 1t0Ats l:id / 1tpo, 431; 53 A 4; 60 A 5, Kopie A 31
Epyov, O\JtEMy(J)l O\JtEEpy(J)l74,20 [8] icroitoAttda 286; 20,2; 28, 13; 35,[3]; 60 A
fltUYYEAA(J) 68 B 9-10, 12 EpElltlWV156 9, C 8; 61 Kopie A (77]; Kopie B 215;
0Eio, 118f., 404f.; 50,27; 54-56 Testim. a
rnapaoµm 60 C [21 tpEUvaro 118; 61 Kopie A 35 74,2-3, [4], 20
12; Teslim. e [8]; 59,55, 64, 74; 60 B (6],
c1tE1Kft;118; 61 Kopie A 36 EPEUtT\s135,145,314; 50,18 foo,, Eltl tat \'.am KUltat oµo(m 162
C 11; 61 Kopie A (37], 56, 70; ta 0Etu
E1tfX(J) 154 tp11µo(j)UAU~ 119 fot11µt 3,[10]; 26, 10, 12; 28,77, 81; 32,6, 17;
(Sivu) 404f.; 68 B 12; s. auch µEti:xro
510 Register Register 511

44,17; 50,(23], 25; 55 Kopie A 18-19; 59, KO\µfl~plOV133 K. 49 Testim. b 28 stim. a 4, 8; Testim. c 7; Testim. e 10; 57
(45],46 lCOlVa\(KO\Vijt),ßouA.EuoµmK. S. ßouA.Euoµm; 1(0)},,1)0)14,17; 26,(4] Testim. a 16; Testim. b (56], 64; 61 Kopie
'{cmop (Fi<mop) 63,6 K. Öta.ÖtKasro143; 40, Testim. b 20; 1(.00- A.o.yxcivro11,6- 7; 26,8; 28,55-56; 38, (23]; A 5-6, 9; 64 A 5, (19
,ca0ioniµ1410-412; 23 B4-5; 69 A 7; r,yyuour; KEI20,5; 28,61, 71; K. 12µßciUro38,22; K. 59,(24]; 61 Kopie A 18; 66,20 VIKO.µa.s. VllCflµO.
K. 28,62-63, 68-69; 55 Kopie A 32; Eltl to E~OÖEUOJ 28,54; 46,2-3; 59,[23-24]; K. A.a1C1CO<; 156, 158f., 201,305; 4,60 vtKaro (v11Ce0>), im Krieg 10,12; tiot 1toA.Eµro
<XPXElOV K. 146; 23 [B2] \OtTJµl OtT\A.TJV 44,20; 50,[25]; 74,7; K. A.a.µßavro 43,12; 46,6; <XltO tiov ltOA.EµirovA.. Vl1CEt00m27,(70], 84-85; 74,25; im Pro-
lCO.KOt(XVECI) 77, 224; 17,[2-3]; 27,[11], (13]; otpa.tEuoµm 11,4; 61 Kopie A [17]; K. 26,7-8; 38,23; vgl. 46,3-5; ÖEKUta.<; A..28, zeß 220; 14,24; 28,51; 57 Testim. a 38;
60 C 11-12; 74,19 OUVOOKEl 19,6; K.ouµq,i\pov s. ouµq,epov 57; ÖlKTJV A..145; 69 B 6-7; A..µepor; tijr; 60 B 8; 61 Kopie A 38; 69 B (11]; v11C11-
KO.A.EOJ 90, 207; 10,3 lCOlVOÖtlC\OV 28,59; s. auch Koinodikion ÖtKTJ<; 28,51-52 oa.r; 18,19, 23; VtKTJ0Eir; 18,17; 60 B [8];
K<XltpO<; 193; 6,3 KO\VO<; 15,9; 26,12; 44,14; K. ÖtKO.OtT\PlOV A.tµ11v31 A 8, 12-13; 37,15, 19; 38,(11], (16]; 61 Kopie A 38
1Ca.p1tisoµm 49 Testim. a 54; Testim. b 28; 148; 28,49-50; Kma Kmv6v 28,8 61 Kopie A 6, [9], 80; 69 A 10 viKTJ,viKTJv1toA.Eµ0>1 / 1toA.Eµou
dvm 16,4, 8
57 Testim. b 58, 67 lCO\VOJV\O.189 A.iµvri156 VtlCflµO. (VtKa.µa.)18,[18], 20
KO.pitoÖa.'iota. 1414 Kopµor;s. KOOµor; A.6yor;,outE A.oy0>1 oÜtEi:pyrot74,20 voµ1s6µEVOV/ voµis6µEVO. 60 B (14], C 3;
rnp1t6r; 117, 121; 28,24; µ11tE yij KO.p1tov Kooµero (Kopµ{ro) 50,10; 54,12; 59,[39]; 61 A.o<pe>r; 155-157 61 Kopie A 44-45
<pepol10,10; µ11tEÖevöpm 1CO.p1tor; <pEpEV Kopie A 30; 77,5; i:1tL.. K. 86; 7,4; 8,2; A.uoir;,A.UO\V A.a.µßavEtV(1t6A.Eµov) 49 Testim. v6µor; 69 A 8, B 20; KO.ta tour; V. tour;
27,69, 83-84; 74,24 18,3; 27,4; 34,3; 43,2; 45,2, 4; 53 A [2], a 50 EKa.tEpij/ EKa.tEproStKELµEvour;14,[2-3],
Ka.ta (in Grenzziehungen) 154 7; 59,2; 60 A 4-7; 61 Kopie A [1]; 67, µa.'irur;s. µciprur; (19]; 22,(9]; 27,36-37; 28,18, 21, 27, 29-
Ka.ta.ßa.ßµor;155 [1]; 69 A 1; 71,1; E1t' a.utiov Kooµ6vtOJV µa.KpUV154 30; 31 A 17-18; 59,(12-13], (22-23]; 60 B
Ka.mßciUro, K. tEA.TJ 27,[34], [36]; 31 A 17; 28,62, 70; 38,[26-27]; 59,[29]; 60 B 9; µaptur; 69 B 15 (5]; 61 Kopie A 16-17, 41-42; vgl. 37,12-
38,(20-21]; 59,[22]; 60 B 5; 61 Kopie A 61 Kopie A 21; oi t6Ka. K. 13,22; 28,41; µEtA.lOV s. µv.wv 14; 38,21; \Ö\O\ V. 59,82; ltpO~EVlKO<; V.
16 32,4; 43,29 µ€vro163 418; tiKtElv Kma v. 16,2-3, 7-8
KO.ta.ßoA.T\ 43,24, [28] KOOµfltT\p86,235; 20,8-10 µepor; 392; 11,7; 28,52; 59,(24]; Ka.ta µ. 392; v6tor; 154
KO.ta.ypO.tpT\344, 356; 59,26 Kooµor; (Kopµor;);Aufgaben 11,12, 14-15, 17, 64 B 16, 22 ~EVl~ ooor; 118f.; 60 B 6; 61 Kopie A 37
Ka.tO.ypa<pOJ 356 25; 13,(22]; 14,9, 12, [18], [20], 25, 28; µrnriµßpia. 154 ~EV\O<; Koaµor;418
KO.ta.ywywv133, 345; 59,(50] 18,16, 18, 29-31, 34; 26,[2-3], 4-5; 27,41, µfoto. 154 ~€vor; 50,3
KO.ta.A.a.µßcivoµm(A.1µeva.r;,<ppcopta.) 31 A 8, (54]; 28,31-38, 46, 48, 61-62, 67, 71, 73- µEtEXOl / µnax~ 0ivrov KO.lav0pOllttVOJV lülf., ~EVOtpü(j)lOV 132
13; 37,(16], (19]; 38,(11], 16; 61 Kopie A 74, 78; 32,[3]; 43,[25], 27; 50,[5-6], 10, 286, 288f., 312, 314, 404; 5 B9-11; 15,6; ~umro19
[5], 9 14-16, 19-20, 28; 59,(29], [32], (34], 36, oö6r; 4,60; 44,6, 8; 47,64; 54-56 Testim. e
20,2-4; 28,14; 35,5-6; 37,9; 42 A 1-2, 5-
Ka.tciA.oma.356; 60 B 2 [38], [41-42]; 60 B 9, C [l]; 61 Kopie A (14]; 59,73, 87; 61 Kopie A 56, 59-60;
6; 59,(11]; 61 Kopie A 12-14; vgl. 50,27
KO.ta.A.UOJ269; 32,23 21, 27, 29, 32; 64 A 2, 10-12, B 17, 19; 62 A 22; aµa.~uor; o. 155; 44,4-5; öriµo-
µrivuro 4,58; 47,58; 49 Testim. a 58
1(0.tUVOJ 154 66,(5], 15; 67,6, 11; 68 B 4, 10; 69 B oia. o. 155; 54-56 Testim. e [3]; 61 Kopie
µ11r;;28,3, 5; 35,[1]; 38,(5], 6-7; 43,3-5, (13];
1Ca.tciomo1r;163, 166, 410-412; 69 A 6 10; 71,[4-5]; EVEOta.lCOtE<; K. 258; 28,77- A 66; ~EVl~ 0. 118-119; 60 B 6-7; 61
45,(3], 5; 49 Testim. b 24-25; 55 Kopie
KCltE\µl64 B 24 78; E1ttÖ0.µ01 K. 260f.; 28,33; EltlOtaµEvor; Kopie A 37
A 6-8, 21-22; 56 Kopie A 1, 14-17; 60 A
oiKEOJ161,410; 69 A 5, 6, 9, 14, B 2, (3],
Ka.tEXOJ 46,5; ouv811KTJV/ ÖpKov/ ta.iim 214; K. 18,30; 28,66; 43,16; 66,16; in Datic- (4], 6-7; 61 Kopie A 2-3; Kopie B 207, [9], [13], (15], 22, 24, C 3
10,7-8; 12,13; 19,(13]; 27,66, 81; 60 C rungsformeln 86; 8,8; 28,2, 4; 31 A l; 35, 210; 64 A 14; 69 A 2; 69 B 19; s. auch oiKE~\Cl.20, 160; 37,16, (20]; 38,[10], (15]
(11]; xcopa.v K. 93; 49 Testim. a 52, 54; [!]; 37,[3]; 38,[6], 26; 55 Kopie A 5; 56 ÖEKaµrivor;,öiµrivor;,E~aµrivor; oiKetTJ<;54-56 Testim. a 8, 17; 57 Testim. a
Testim. b 21-22; 57 Testim. b 67; vgl. Kopie A 12, 15 µrixo.v11,µ11tEµ. (im Eid) 77; 7,39-40 47-48
Öta.KO.t(XOJ Kpa.tEOJ,xcopa.vK. 92f..; 28, 11 µtA.\OV157; 62 A 20, (26-27], B 1, 3-4, 8 ÖA.E0por;, s. t\~6A.A.uo0m
lCCl.tO\KEOJ 103, 107, 112, 220, 436-438; 14, Kpfor; 397; 66, 7 µ1086r; 64 B 15, 20 oµvuro 66, 76; 2,3; 7,10, 14; 8,11; 10,8;
[5],6 Kptßßor;297 µOJA.ElV 135; 18,34; 71,8 22,(11]; 26,13, 19; 27,57, 68, 72, (83]; 31
Ka.tO\KlSOµa.t 162 Kpiµa. 55 Kopie A 23, 27; 54-56 Testim. a 1; va.6r; 44,21 A 19; 32,[18]; 38,(21]; 59,23, 82; 60 B
KCltO\KO<; 437 Testim. b 4, 7, 9; Testim. c [9] va.60>124,212; 11,16-17, 24 [l], C [4]; 61 Kopie A 17, 73; 64 A 12-
Katro (in Grenzziehungen) 154; Katro 1t6A.1r; Kpivro253; 49 Testim. a 54; Testim. b 22, 27; VCXltfl l 54f., 158 14; 69 B 10-11; 74,11, 22
105, 107, 162, 230; 71,4 54, 11, 13, 16; 55 Kopie A 20, 28, 36, 38; va.iir; 54-56 Testim. a 5-6, 15 oµoA.oyiro 63, 165; wµoA.oyriµeva. 63, 165;
KEta0m 154 56 Kopie A 14; 54-56 Testim. a 2, 17; VEµOVT\lCl. 32,18; 43,17, 26, 28; 63,(4]; 66, 34,(7]
KEA.oµm18,20; 68 B 4 Tcstim. b 5, 10; Testim. c 63-64, 66, 68 (21]; VEa.V.200 oµoA.oyia.63, 183, 298; 3,[10]; 44, 17
KE(!)MT\(KE(j)O.A.a)155,158,347 Kpiotr; 55 Kopie A 39; 57 Testim. a [44] veµro 222, 404; 14,(1]; 15,7; 28,28; 68 A 4, oµ6A.oyov 151, 165; 49 Testim. b 25; 54-56
KTJputtro396; 66,[ll, 3 Kpt~ptov 263; 57 Testim. b 60-61 5; veµoµm 334, 336; 49 Testim. a 39; 57 Testim. b 7; oµ6A.oyor;63, 151, 336; 57
KAfipor;s. tlijpor; KpttT\r;40, Testim. c 28; 57 Testim. c 19 Testim. b 56,58, 64-65 Testim. c 26
KA.E1v6r;132 KUplEtO. 217 VEOKO.utor; 67; 31 A (20] ()~\)347
lCA.flpEOl
(KA.a.pEOl)27,47 1(1)pwr;217; 13,10; 28,17, 76; 54,14; 55 Ko- vfor;, vfo1 15 6p06r;,t\r;6p06v 154
KA.ijpor;(KAfipor;)19-20; 37,[16], (20]; 38,(10], pie A 20, 27-28, 39, 42; 56 Kopie A 13; öpwv 153; 47,62; Öpta. 54-56 Testim. b 10-
ve6mr;405
[15] 61 Kopie A (35], (39-40]; KUptcotEpor;Öp- 11
vijoor; 37,19; 38,(11]; 49 Testim. a 39, 41,
KO\A.\OV 156,378; lCOlA.OV156 Kor;19,(4]; 60 C (14]; Kupiror;.KCXp1tisoµm 44, 47-48; Testim. b (21], 26; 54-56 Te- ÖpKtoV60 C [3]
512 Register Register 513

ÖpKo<;66; 2,3; 6,(5]; 12,(13]; 13,[16]; 26, 13, 50; lt. ß01'10nav 10,[2]; 37,[20-21] 40; ltoA.itri<;dvm 102; 42 [A 3] 8; 61 Kopie A 38
19; 27,[56], 71; 28,10; 32,[18]; 59,31, lttVTT\Kovta,oi292 ltoµlt~ (ltOltltU) 59,(42]; 61 Kopie A 32 ltpüq>Cl<Jt<;
77
45, 82; 59,86; 61 Kopie A 23, 73, 78; 64 lttpav 154 ltOpE'iov(ltop~tov) 260; 28,30 ltpU'tClVEtOV (ßputavE'iov) 7,16; 18,41;
A 14-15, B 4; 69 B 13; 74,11; lµµtvco lv
ltEptaµlti:tt~, ltEptaµltttt<;, ltEptClltltEtt~, ltCpt- ltoptt- s. ltpOO- 27,(54-55); 44,4; 59,(40-41]; 61 Kopie A
Ö, 13,11; 19,12-13; 28,10; 59,86, 89; 60
ClltltEtt<;,ltEptaµlta~ 154, 158 ltOU<JCl<; 135,210; 11,3 31
C [2], 4, 13-15; 61 Kopie A 81; ö. tEA.tco
61 Kopie A 23; ö. ,i0riµt 19,(4-5]; ö. Eltt- ltEp(ßacrt<;155 ltpayµa 54-56 Testim. b 9; 57 Testim. b 55 ltpcotoKocrµo<;86; 64 A 3
xwpt~ 74 ltEplKU'tCO 154 ltpa~t<; 145; 7,44-45; 9 A3; 55 Kopie A 37; ltcoAEco122; 28, 15-16; 61 Kopie A 40
6po0i:tri<; 51, 56, 150, 316, 330s., 351; 54- ltEptOlKO<; 160 57 Testim. b 64; 63,7; OiKflVl((l\ lt. oiocoµt />ax~ 155
56 Testim. c 5 ltEptoptoµo<; 153; 4,57; 47,57; 48,65-66; 49 135, 145; 61 Kopie A [81]; lt. oiocoµt 18,9 pu0µ(1,;co118; 61 Kopie A 35
Öpo<; (©po<;) 153, 157; 4,59; 27,(16], 20; Testim. a 57 ltpU't'tCO397; 11,12, 14; 18,7-8, 16, (17]. 21, 081:vo<;, ltClV'ttae. 90, 233; 27,(15-16]; 31 A
44, 11; 48,66; 54-56 Testim. a 10, 12; Te- ltEptltOA.ol119 26; 55 Kopie A 37-38; 64 B 19-20; 66,9, 10, 14-15; 37,(17-18]; 59,(9-10); 61
stim. c 6; Testim. e [8]; 59,60, [62], 64, ltEptoo6<;, xwpa lt. 57 Testim. a 19 13 Kopie A 7, 10; 74,17-18
69; 61 Kopie A 51, [69], 70 ltEplOtEplOlV157 ltpEl~ta s. ltprnßda crivoµm 117,219,404; 14,1-2; 28,28-29
üp0<?1JA.a~119 ltEtpa 156 ltpdy1crto<; 120,416, 418f., 444: 69 A 13, B cr'ito<;14,34
Öpuµa 15 ltEu0co 417; s. auch ltoucra, 24; ltPElYl<J'tOloi (lt\ tat<; Euvoµim<; 117- crKEuo<;54-56 Testim. a 7, 16
oupE'iov (wpE'iov) 317,419;7,52;53B4; 61 ltlltpUOKCO54-56 Testim. a 7, 17 120; 61 Kopie A 34-35 crKolta 156; 59,75; 61 Kopie A 58
Kopie A [79] ltAECO 64 B 11-13, 15, 18, 20-21 ltprnßda (ltpEtyda, ltpE~ta) 405f.; 28,30, crKoltEÄo, 54-56 Testim. a 5, 9; Testim. e
Oq>EtACO 295; 43,21, 23; ßo~enav 6. 37,20 ltAii0o; 96 33; 38,(27-28); 49 Testim. a 53; 50,(13]; [11)
ltClVUSCO<Jto<; 197, 199; 7,11-12 ltOAEµtco 238; 23 A5: 27,79; 31 A 7, 11; 55 Kopie A 18; 57 Testim. a 33; Testim. b <JltEtpco19, 113; 28,19
ltUV't(l ltEpt ltUV'tCOV 61, 151; 54,10-11; 55 37,16; 38,(11], [16]; 40 Testim. b 17; 61 58, 66, 70; 59,(30); 60 B [9]; 61 Kopie A <JltEUOCO 7,42
Kopie A 11 Kopie A 79; lt. ciooAfll<;rni ciltpoq>aoicrt~ 22, 34; 68 B 2-3 crltovoai 63, 227; cr. ÜyEtv 227; 18,5; 19,(5);
ltapa + Dat. 138; + Akk. (in Grenzziehungen) 12,6; lt. o.lto xwpa, 91, 436; 12,(12]; 23 A ltpE<JßEUTTt<; (ltpEtyrnta<;) 49 Testim. a 49; 55 59,(27); 61 Kopie A 19; ti0Eµm cr. 227;
154, 342; + Gen. 342; + Name eines Got- [4]; 26,16, 22; 27,9-10, 65; 33,3; 59,26- Kopie A 26; 56 Kopie A 2, 5; 54-56 Te- <JltEVOco cr. 227
tes 286 27; 61 Kopie A [7]. [10]. 18-19; 74,17 stim. b 2; 57 Testim. a 18, 50, 55 crtavuoµm 28,67
ltapa[3oA.ov 140 ltOAEµto, 7,56-57; 11,5; ClltOtwv lt. A.aµ- ltpE<JßEuco43,5; 45,6-8; 54,4; 55 Kopie A l; <J'tU<Jl<;
12,[9)
ltapayytA.A.co 445; 14,9, 11; 28,44; 50,(9-10], ßavnv / aipEto0m 26,7-8; 28,53-54; 57 Testim. a 34; 60 A [7] <J'tE(j)UVfl
(<JtEq>ava) 155, 159, 305, 347; 4,59-
[16-17]; 59,32, 34-35; 61 Kopie A 24, 38,23; 59, [24]; 61 Kopie A 17-18; ii ltp'iv~ (ltpE'ivo<;)156, 159 60
26, 28; s. auch ltpoltapayy&A.co ltoA.Eµ(a46,2 ltpoClltot1:µvco,xwpav 271; 33,4 OTT\Äfl63, 78; 11,20; 26, 10, 12; 27,41; 28, 7,
ltapayiyvoµm 180; 1, 7; 50, 19; 55 Kopie A ltoA.Eµo, 49 Tcstim. a 45, 50, 53-54; Testim. ltpoßa,ov, (µ~tE) lt. ttK'tEtV 10,10-11; 16,3, 7- 41, 63, 77; 32,6, 17; 44,18; 50,(23), (25);
25; 56 Kopie A 2, 5; 57 Testim. a 13, 32, b 21; 54-56 Testim. b 7; 57 Testim. a 12- 8; (µ~tE) lt. ru0rivEtV 19,(14-15] 54,18; 55 Kopie A 11, 19, 24, 27; 56 Ko-
49 13; Testim. b 57, 65; lt. O.ltClpayyEAto<;57 ltpoyovo<;, €1'ltpoy6vcov 57 Testim. a 16; pie A 12; 59,45; 61 Kopie A 47-48; Ko-
ltClpaoiocoµt, xwpav lt. 59,(67] Testim. a 7; lt. €Kq>tprn0m 26,8-9; twt lto- ltpoyovtKo<; 49 Testim. a 48; Testim. b 28 pie B 220; 69 C 9; 74,4
ltapmpfoµm 275; 36,7 AEµcotVlKUV/ VtKacr0m 10,11-12; 74,25; ltpooiocoµt 97, 224; 7,50; 13,(17], 18 crtoÄ~ 132
ltapattouµm 102,289; 5 B13-14; 37,[11]; 42 lt. VlKflVEivm 16,8; Ei rn (µii) lt. KcoA.ur,t ltpOOtKa1,;oµm, oi ltpoOlK(l<JUµEVOl140,418; crtpatruoµm 53 B [4); 61 Kopie A (17)
[A 1], [4] 14, 17; 26,4; (oÜtE) i:v lt. Kat (oÜtE) €V Ei- 69 B 18 <JUYKEtµEvo<; 59,89; tu cr. 63; 13,[ll); 26,17,
ltapaKaHco 46, 90, 97, 222; 13,5; 15,11; p~vrit 90f., 238; 17,3-4; 19,11-12; 23 A 4; ltpoOtKo<; 28,64-65; 69 B 16; s. auch Prodi- 23; 28,48; 32,(23); 34,[7); 60 C [13); 61
27,[9], [65]; 31 A 6; 43,7-8; 45,7; 54,6, 27,9, 64; 31 A 5-6; 59,88-89; 60 C 10; kos, Schlichter Kopie A 81; 74, 19
9-10; 55 Kopie A 2-3; 59,67 61 Kopie A [80]; 69 A 7; Kata lt. 17,5; lt. ltpo0uµia 64 B 3 <JUYKOtvü<; 5 B7-71
ltapaA.aµßavco 69 A 12 a\'.pco40 Testim. c 8-9; s. auch dµz Eltt lto- ltpoÄdltco 90; 17,[3]; 19,[ll]; 59,88; 60 C <JUYKO<Jµo<; 64 A 3-4
ltapaµi:vco 163 A.E~ [9-10]; 61 Kopie A [80) <JUYKPl<Jt<; 189
ltapatpqco 154 ltOAls, Üvco/ KU'tCO lt. 105, 107, 423-428, 430- ltpo~EVtK<><;v6µo<;418 <JUYKPlTT\<; (cruvKptta<;) 145, 189; 5 B56-57,65-
ltUpEtµl 11,21-23; 38,27-28; 50,3, [13]; 59, 432; 13,2-4; 60 A 3-4, [8]; 71,4; vgl. 53 ltpoltapayyEÄAfll 28,42; 32,[3], 5; 59,50 66
[29], [35]. [38]; 60 B [9]; 61 Kopie A A 1-4; ltOAl<;-xwpa 13,18; 44,(18], 19; 49 ltpocrypaq,co 81, 357; 55 Kopie A 41; 61 Ko- <JUYKP11ttcrµ6<; 6-7, 175
[21] Teslim. a 40; 61 Kopie A [79]; 64 A 4-5, pie B 218-219 <JUYKUpüCO 253; 27,48
ltapEupEcrt<; 77; lt. ouOEµtcit 54, 15; 55 Kopie 18 ltpocrEtµt, Ei<;cruµµaxiav 96, 267; 31 A 11-12; cruyxcopEco 165
A 30; 60 C 13; 74,21 ltOAltEl(l 214, 404; 68 B 8-9; lt. o(ocoµt 5 B25- xwpa ltpOOO\J<J(l (ltoptia00a) 43, 19; ltpo<J- <JUA<lCO 21 lf.; 11,8, 10--16
ltaptxco, ltOpE'iov lt. 28,30, 32; ltapi:xoµm 27; lt. \JltUPXElV286 lOlV(ltonwv) 54-56 Testim. a 5, 9; Testim. <JUMU<Jt<; 140
405; 64 B 14, 25; 68 B [1], 7; ltpo0uµ(av 1t0Aitruµa KPritiiiv 26 e fl 1) cruµßoÄ.11,pa127
lt. 64 B 3 ltOAl'tEUCO 102,289,404; 5 B20-21; 42 [A 4- ltpocrooo~ 69 A 11 cruµßoÄov 63, 143f., 253, 262f.; 28,71; 57
ltUpOtKO<; 410 5]; ltOA.ttEuoµm 101,220,404,438; 5 B7- ltpocrmcria 49, 306,441; ltpocrta'tfl~ 16, 38 Testim. a 36
ltapoptco 4,58 8; 15,5; 37,7-k; 40, Testim. c 14; 59,[10]; ltpocrtacrcrco 64 B 17 cruµµaxi:co 13,2; 17,(1); 23 A 1; 26,15, 21;
ltd0co 69 C 5; lt. ltpootoovm 13,17 61 Kopie A [11], 13-14 ltpocrti0riµt 81, 357; 60 B 15-16; 61 Kopie B 27,7, (61), [77); 31 A 3-4; 59,4; cruµµaxia
ltEµltco 207, 222; 10,2; 15, 10; 57 Testim. a ltoAi,11, 5 B 32-33; 32,16; 43,30; 64 A 13, B 213 88, 181, 441; 2,(1), [2); 13,12; 19,[12];
5; rn0altEp (Ka8<0<;)Ot ÜA.A.Ol lt. 28, 19-20, ltpocrnµov 148, 397; 27,[52]; 28,82; 60 B 7- 28,9-10; 31 A 12; 34,[5]; 38,[l); 57 Te-
514 Register Register 515

stim. a 54; 59,68, 86; 60 A [9], C 8; 61 ti811µ1, <JtT]ATIV28,63; 55 Kopie A 11; cyypa- auch Freund-Feind-Klausel wia (fw(a) 155
Kopie A [77]; Kopie B 214-215; cr. u1tap- (j)OVt. 55 Kopie A 16; Eipfiv11v t. 227; q>olvtKEs156 ciivfoµm 122; 28,16; 61 Kopie A 40
XE1V/ dvm 38,[7-8]; 60 A [9]; Km:u triv 19,[5]; 26,9; 47,62; 59,[27]; 61 Kopie A q>püVEOl, KaAfusq>.7,38 WpEtOV s. oupE'iov
cr. 440; cruµµaxo, 88, 292; 54-56 Testim. [19]; ÖpKov t. 227; 19,[5]; 60 C [14]; q>pouptov (q>pwptov) 31 A 8, 12; 37,15, 19; ©pot 418-420; 69 A 13, 21
b 8; 57 Testim. a 11; oi cr. 446-451; 13,15- cr1tovoa, t. 227; cruv8fi!CT\vt. 227; 27,78; 38,11, [16]; 61 Kopie A [5], 8-9 tilpo, s. öpo,
16; 39,7-8; q>tMt Kat cr. 37,[5]; 49 Testim. 28, 11-12 q>uMKT]419; 49 Testim. a 40; 69 B 23 eil,(in Grenzziehungen) 154
a 44; 61 Kopie A [3] tlKtOl, S. yuvatKEs q>U<Jls (ttKtElV KatU (j)U<JlV)
S. "YUVT\ roq>tAta 46,2
cruµ1toAEµfo26,10 nµfi 148,397; 18,36; 69 B 19 xa1..Kwµata 54-56 Testim. a 6, , 16
cruµ1to1..1tda286; cruµ1to1..1truoµm286 tiµ11µa 148; 28,50 xapaöpw347
xapacrcrw 378; 62 A 29-30, B5-6, 11
IV. STELLENREGISTER
cruµq>i:pov 40 Testim. b 15; Testim. c [11], nµouxo,280
25; 61 Kopie B 221; Kotviit cr. 28,76; 32, tim, 18,33; 71,7 xEip 320; 54,[21]; 55 Kopie A 31; 56 Kopie Kursiv gesetze Ziffern verweisen auf Anmerkun-
[10]; 74,9 w"ixo, 157 A 19 gen.
cruvayw 443f.; 77,1-2 tpEq>Ol416f.; 69 B 4 XEP<JOV 157
1. LITERARISCHE QUELLEN
cruvaUacrcroµm 118; 28, 17; 61 Kopie A 41 tptaK<l<Jtot, oi 292; tptaKatiwv 1tap16v,wv xop6, 126-128; 5 B68-69
cruvß- s. cruµß- 43,7 XPEla 69 B 3; Es io(av X· 38,21-22; 59,[23]; Act. App. 27,16: 415,1982
cruvÖoKE'i81, 207; 10,5-6; 19,[6] tptttoia 193 61 Kopie A 17 Ael. Gell., noct. Att. 1,11,6: 127,783
cruvi:Öptov443; cruvEÖpo, 96, 100, 281, 443f.; tpültOs, tp07t0ll OUÖEVI 74,21 xpfo, 1211; 11,11; tu xpfiia 42 B 3 Aeschines 3,111: 76,412
39,[4]; 77,4; <JUVEÖpEUOl 77,5-6 XPEOlq>UAUKlOV (XPTIO(j)UAUKtoV)118, 295, 325; Aeschyl., Pers. 4: 405,1934
tuXTI(8ux11);aya6fit t. (Segensfonnel) 83-85;
55 Kopie A 33; 61 Kopie A 40 Anth. Gr. 7,448-449: 127,779
<JUVEtµt124, 128f., 220; 14,19 7,2; 27,[1]; 28,2; 31 A 1; 34,[1]; 37,[l];
App., III. 6: 1,1; - Sie. 6,1: 17,57
cruvEp1tOl,8iacrov cr. 27,39 38,2-3; 43,2; 53 A 1; 54,1; 55 Kopie A 1; xpfiµa 15,2; 43,[24], 29; 64 A [24], B 7-8
Aristid. Quintil., de musica I 17: 127,780
cruvEuÖoKtOl65, 82, 207, 259; 19,[7]; 56 Ko- 56 Kopie A 1; 54-56 Testim. b 1; Testim. xp6vo, 9 A2; 43,[24-25]; 56 Kopie A 11; tov
Aristoph., Eccl. 1165f.: 127,780; - Lys.
pie A 4, 9-10 c 1; 59,1; 60 A 3; 61 Kopie A 1; vgl. 64 (ä)1tavm X· 17,1; 19,[9]; 23 A2; 26,15- 202: 193,1175
cruvruvoµ1wta1ll8 A 1; 69 Al; s. auch Götternamen: Tum 16, 22; 27,[7]; 28,12; 31 A 4; 34,[6]; 37, Arist., Pol. II 1271 b 32-37: 11,25; - 1272 a
cruv8fi!CT\63; 12,4; 32,[10-11]; 35,[3]; 43,1; ÜÖOlp, ixt ÜÖOlppEt 154f.; ÜOOlpÖµßptov 155 6; 38,[8]; 47,62; 54,14; 55 Kopie A 29; 6: 260,1437; - 1272 a 16-25: 25,107,
60 A 1, B [10], C 9; 68 C 7; cr. avay1- U7taV7tEtt v 154 60 C [9]; 61 Kopie A 4; 64 A 8-9, 20; 411,1957, 414f.; - 1272 b 19-22: 7,21;
yv00Kw 32,1, [5]; 50,12, 17; 59,[30-31], U1tEvavtio, 317; yiyvrn8m tu u. 26,18, 24 74,16 Rhet. I 13, 1374 b 20-21: 118,719
[35], [37]; 61 Kopie A 22, 26, 28-29; cr. U7tEKti8Eµat120-122; 28,22 xpucr(a 43,13, 15 Athen. I 22 b-c: 127,780; - XII 517 a:
avaypaq>Ol 50,23; 61 Kopie A 46-47; <J. U1tEpµ11piötov193; 6,4 xwpa 161, 183; 4,57-59; 14,[1]; 27,30, 32; 127,783; - XVI 626 b: 127,733; - XIV
43,19; 45,9; 47,56, 57-58; 48,66; 49 Te- 629 c: 127,780; - XIV 630 b: 127,780; -
ti8Eµm 27,78;28,11-12; KCX'tEXElVtu f.V U1tEx8fo1µ0, 28,26
stirn. a 58-59; Testirn. b 26-27; 54-56 Te- XIV 638 b: 127,780
tiit cr. yqpaµµi:va 27,66-67, 81-82; 1totE1v U!tEXOl, OtKatOVu. 135, 230; 18,39
Cratinus fr. 237 PCG: 127,780
/ 7tp<lttE1VKCX'tU <J. 13,[15]; 16,5-6; 20,5, UltTIPEtEOl 391; 64 B 9, 23 stirn. a 3, 9; Testim. b 10, 12; Testirn. c 7;
Dernosth. 19,211: 398,1894; - 21,78: 398,
8 U!tOfOtKOs (u1t6ßo1Ko,) 20, 22, 160, 230; Testirn. e [7], 11, [12]; 57 Testirn. a 19;
1894; - 28,17: 398,1894
<JUVK- S. <JU-yK- 18,38-39 Testirn. b 71; 59,[14-15], 52, 60, 62, 67; Diod. 5,65,4: 127,782; -- 11,25,1: 94,555;
<JUVOµVUµt 64 B 4 b1t6ö1Ko, 281; 11,3; 15,14; 18,26; 39,[6J 61 Kopie A 51, [79]; 64 A 4-5, [18], B 11,33,1: 94,555; - 20,88,8f.: 17,57; -
cruvt,ipEOl,xwpav <J.49 Testim. a 43-44 \lltOK<ltOl 154 16, 22; 69 A 18-19, C 7; X· aµq>1crß11tEOl 20,104: 180,1110-1111
cruvti8Eµm 63f., 424; 1,2; 2,2; 27,[5]; 31 A u1to1..d1toµm, EYKATlµa u. 54,14-15; 55 Kopie 49 Testirn. a 47, 55; X- aq>m1..ouµm 27, Diosc. 5,36: 416,1994
3; 34,1-2; 37,[2]; 38,[3]; 57 Testim. a 39- A 29-30 78- 79; x. ÖtaKat(XOl 49 Testirn. a 55; Te- Dosiadas FGrHist 458 F 2: 133,823, 824,
40; 59,[2]; 60 C 12, 14; 61 Kopie A 82; UltOµEVOl,(j)lAOsKat cruµµaxo, u1toµEVOl61 stirn. b 21; r.1tt tat X· 28, 11; 47,62; X- 411,1957, 414,1977
74,22-23; öiKma cr. 424; 71,5-6 Kopie A [3] fXElV 92-93; 27,[78]; 28,11; 31 A 11; 47, Ephoros, FGrHist 70 F 149: 127,783, 132,
crwµa 46,6; 54-56 Testim. a 7, 16-17; opa- 62; 49 Testirn. a 38, 54; 64 A 18-19; iEpa 819, 260,1437, 443,2138
q>avEpa, ta 135,228; 18,1
Etym. Magn. 93,16: 131,812; 732,55-57:
1tEttKu crwµam 61 Kopie A 50 q>EpOl 69 A 8 x.49 Testim. a 48; X· iEpou 54-56 Testirn.
b 12; x. KatEXOl49 Testirn. a 52, 54; Te- 6,20
crwt11p(a, Eltt cr. 83-85; 27,[1]; 28,2; 60 A q>ßEtpOl,KA<lPOs/ OtKEtT]taVq>ß.37, 16, [20];
Hell. Oxy. 21,3: 116,698
[3]; 61 Kopie B 1-2 38,[10], [15] stim. b 21-22; K01Vat X· 116; xwpav Kpa-
Heracl., exc. polit. 15: 133,824, 825
tmv(a 157 q>11..av8pw1ta 61 Kopie B 216 tElV 92-93; 28, 11; X• vi:µoµm 57 Testirn. b Herod. 1,100,1: 228,1318; - 4,151,2: 390,
tEKVov,tEKVOlvöv11cr1v y(yvrn8m 19,14; t. f.7t- q>11..ia59f., 198; 2,[2]; 28,9; 31 A 12; 34,[5]; 56, 64-65; 1tpoöiöwµ1 X- 13,18; crtpatruo- 1838; - 7,225,1: 317,1653
apacr8m 60 C 3 40 Testim. b 10; 57 Testim. a 54; 59,68, µm r.1tt X· 53 B 3-4; cruvt11pi:wX· 49 Te- Hesych., s.vv. aµq>tvw: 131,812; - äpo,:
tao, 94; Katu to t. 26,8; 38,24-25; t. 86, 89; 60 A [8-9], C 8; 61 Kopie A [77]; stirn. a 44; q>uAaKT) X· 49 Testirn. a 40; s. 156; - apöavim: 188,1150; - 0wöa(-
a1toö(öwµ1 28,26; 46,5; t. Ö(Öwµt28,20; t. Kopie B 214, 222; vgl. q>tMÖpfipw,, q>tAo- auch UltOtEµvoµm, E\µt, r.µßaAAW,f.q>tpmo, crto,: 390,1842; - iµaAt<l: 259; - Ktppo,:
KataßaAAOl 27,34, [36]; 31 A 17; 38,[20- KVOOtos198; 7,47-48 1t0AEµw 297; - ttA<Ja,: 383
21]; 59,[22]; 60 B 5; 61 Kopie A [16] (j)lAOs40 Testim. b 17; (j)lAOlKat cruµµaxot; xwp(ov 111, 114, 336 Hippocr. VII p. 400,7 Littre: 416,1994; -
tEµEvo, 188; 5 B38-39; 54-56 Testim. a 4, 37,[5]; 49 Testirn. a 44; 61 Kopie A [3]; xwpi, (xwp1) 5 B38; 26,9; 59,[14] VIII p. 108,22: 416,1994; - VIII p.
196,9: 416,1994; - VIII 268,5: 416,1994
10, 12; Testim. e [8]; 61 Kopie A 70 tOVautov q>.Kat r.x8pov EXEIV(Eivm) 9lf.; 'l'll(j)l~Ol43,7
Horn., hyrnn. Apoll. 516-519: 127,780
ttpcro, 383 1,4; 13,8-9; 26, 16, 22; 31 A 6-7; 33, 1; 'l'T\q>tcrµa56 Kopie A 4; 57 Testim. a 53
Horn., II. 18,59-606: 127,780; - Od. 19,
ttXVTI,µfttE t. (im Eid) 77; 7,39; vgl. 66,7 37,[7]; 59,5; 61 Kopie A [4]; 74,17; s. 'lffiq>o,5 B29
516 Register Register 517

172-177: 12, 20,80, 22,91 'AµuKA.ai: 395; - Boiß11: 163; - 20 44, 82, 173, 234f. 57: 16,56, 49,253, 51, 56, 150-153, 173f.,
Isaios 5,31: 398,1894; - 8,44: 398,1894 ~payµ6~: 184; - Kcivtavo~: 421f.; - 21 44, 173, 236 185,JJ 30, 292-293, 309, 315, 333-337,
Just. 32,4,3f.: 42,212 LtijA.ai: 385 22 44, 66, 173, 236f. 351
Kallistratos, FGrHist 348 F 4: 20,75 Strab. 9,5,19: 111,667, 437,2112; - 10,4,3: 23: 44, 146,901, 237-239 58: 264, 337f.
Liv. 28,7,6: 39,195; - 30,35,9: 42,208; 346,1717; - 10,4,4: 12,31; 22,91; - 10, 24: 43f., 173, 239f., 244 59: 20,75, 51-52, 66-77, 78,429, 110, 130-
34,35,9: 17,58; - 37,60,2-5: 42,211,212; 4,6: 20,80; - 10,4,7: 2,6, 34,152, 25: 43f., 171, 240, 244, 318 133, 153-159, 173, 216, 245, 264, 301,
- 39,33,3: 283,1519; - 41,25,7: 44,223; 49,251, 161,1036, 449,2163; - 10,4,10: 26: 44, 66-77, 129, 131, 173, 240-245, 439 318, 331f., 337-351, 35t 376,387
- 43,7-1-5: 45,224 50,259, 55,279; - 10,4,11: 36,174, 27: 43f., 66-77, 82, 131, 135, 137, 140, 145, 60: 63, 66-77, 80, 117-120, 316f., 352-358,
Luc., de salt. 8: 127,780 99,592; - 10, 4,13: l 79,1105, 296,1577; 147-149, 153-157, 171, 173, 239, 245- 430-432
Nepos, Hann. 9: 42,212 - 10,4,14: 28, 121, 161,1036, 431f.; - 255, 258, 261, 263f., 274, 287, 438f. 61: 52, 55, 66-77, 80, 82, 117-121, 124,
Nie., Ther. 584: 416,1994 10,4,16-18: 127, 780, 784; - 10,4,20: 28: 40, 54,273, 78,429-430, 432, 82, ll0f., 126, 131-133, 138,855, 145, 153-159,
Nik. Damask. FGrHist 90 F 103aa 2: 127f. 127,783, 784, 128, 785; - 10,4,21: 113, 115-117, 130f., 136-149, 150, 239, 235, 318, 332, 340f., 346-348, 358-376
Paus. 1,36,5: 17,57, 41,206; - 2,38,7: 351, 128,785, 132,819; - 10, 4,22: 260,1437, 251,253, 255-265, 303,313,414 62: 16,56, 56, 150, 153-158, 376-380
1750; - 8,49,7: 37,178; - 8,50,6: 17,57, 443,2138 29: 41,207, 43-44, 171, 173, 264 63: 146, 160, 163, 381-383
42,208 Theophr., bist. plant. 2,2,2: 421; - 3,1,5: 30: 153, 264f., 347 64: 29, 66, 69, 160-168, 199,1197, 383-394
Pind. fr. 107b: 127,780 25, 105; - 3,2,6: 25,104; - 4,6,5: 31: 43f., 66, 96, 265-267 65: 29, 160-168, 393f.
Plat., legg. VI 752 e: 449,2163; - rep. 509 390,1838; - 3,4,1-5: 416,1992; - 5,7,4: 32: 43f., 63,319, 66-77, 267-270 66: 146,901, 160-168, 394-399
b: 405,1934 416,1994; - de ventis, fr. V 13: 25 33: 43f., 66, 271 67: 399-402
Plin., nat. bist. 4,12,59: 286,1537; Thuc. 1,13,1: 416,1989; - 1,80,3: 416,1989; 34: 43f., 63,319, 271f., 429 68: 402-406
26,103: 390,1838; - 31,53: 24,99; - - 2,17,4: 416,1989; - 2,85,5: 112,669; - 35: 41,207, 44, 82, 117, 129f., 173, 252, 69: 24,102, 66, 135, 140,871, 146f., 160-
32,66: 390, 1838 3,68,3: 345,1714; - 4,61,1: 317,1653; - 273f. 168, 267,1467, 406
Plut., Arat.: 441,2126; - Lyc. 4: 127,784; - 4,98,2: 351,1751; - 5,18,9: 68,354, 74, 36: 43, 275 70: 105-107, 421f.
Lyc. 12: 187,1138; - Lyc. 31: 119,723; - 395; - 5,31,2: 94,560; - 5,47,8: 74,395; 37: 19,74, 20,76, 41,207, 43f., 66, 110, 112, 71: 105-108, 171, 422-428
Lys. 20: 6,18; - Per. 30: 79,433; - - 5,47,10: 68,354; - 5,79,4: 228,1318; 276-278, 280 72: 105-107, 272
Philop. 7: 37,178; - Philop. 13: 42,208, 6,31,3: 416,1989 38: 19,74, 20,76, 41,207, 43f., 66, 112, 277- 73: 105-107, 171, 316
77,422; - Pyrrh. 27: 17,57; 29,126; 32, Vitr. 1,4,10: 48,244, 379,1789 280 74: 27, 66, 69-75, 106f., 164, 174, 252, 295,
142; - Pyrrh. 30: 32,142; - mor. 490b: Xenion, FGrHist 460 F 4: 184,1126 39: 281, 443 432-439
6,20; - mor. 724 c: 128,786 Xenoph., Anab. 4,8,28: 127,781 40: 16,56, 42, 150f., 153, 171, 245, 281- 75: 36, 440f.
Pollux, Onom. 3,8,10: 378,1785; - 5,63: 285, 446-448; Testimonium b: 37,182, 76: 16,56, 441f.
193,1173; - 7,83: 132,815 INSCHRIFTEN 143, 282-285; Testimonium c: 15,49, 282- 77: 100, 140,869, 442-445
Polyb. 2,46,2: 286,1535; - 4,8,11: 77,422; 285, 292, 301 78: 29f., 33, 35-36, 94-99, 445-448
- 4,20,6: 127,783; - 4,52,7: 295,1566; - Katalog 41: 44, 112, 285-287, 295 79: 29f., 33, 36, 38f., 94-99, 171, 448f.
4,53,1-8: 17,57, 36,171, 37,179, 99,592, 42: 44, 66 80: 35f., 94-99, 449f.
1: 16,56, 32f., 68, 179-182
192,1169, 174,1101, 199,1194, 211,1255, 43: 16,56, 45-48, 63,320, 150f., 165,1059, 81: 39, 94-99, 450f.
2: 16,56, 32-33, 66, 181f.
425, 440f., 450f.; - 4,54,4-5: 451; - 289-296, 301, 328 82: 94-99, 288, 451
3: 182f.
4,55,1-6: 37,177, 180, 161,1036, 192, 44: 45-48, 63,319, 63,320, 153-158, 293,
4: 30, 153-155, 183-185, 303-306, 309, 332, CEG
1169, 425, 440f., 450f.; - 6,46,lf.: 19, 387 296-300
73, 174,1099; - 7,9,1-2: 68,352, 95,562; 45: 45-48, 82, 300f. II 846: 71,389
5: 102,110, 115-117, 173, 185-189, 259f.,
- 7,11,8f.: 17,57, 441f.; - 11,11,5: 119, 46: 16,56, 133,820, 301-303
277, 313 cm
724; - 12,9,4: 286,1536; - 13,8,2: 42, 47: 49, 153-159, 184, 303-306, 309, 332
6: 35, 66-77, 190-195, 207f.
208; - 16,26,9: 286,1536; - 18,3,12: 48: 49, 173, 184, 304, 306f., 309, 332 24: 392,1856
7 Testimonium b: 14,47, 21,85, 25,108, 35,
286,1535; - 22,12,4: 283,1519; - 66-77, 125, 195-201 49: 16,56, 49f., 150f., 153, 173f., 307-310,
22,15,1-6: 141f.; s. auch Katalog 40; - 8: 35, 66-77
333, 335 CIG
24,3,1: 1,1, 44,221, 303,1609; - 28,14: 50: 50, 131, 133, 135, 146, 173, 310-315,
9: 35 II 2554: s. Katalog 61
s. Katalog 41 Testimonium a; - 28,15,1: 10: 36, 67, 90, 97, 205-208 337
17,57, 18,63, 43,218, 45,227; - 29,8,6: 51: 51, 315 Ducrey - van Effenterre 1969
11: 36, 65, 78,430, 96, 125, 134f., 138f.,
45,232; - 29,10,6: 48,245; - 30,23,1: s. 52: 51, 315
145, 208-213,424, 449 16f.,57, 59, 63,319, 66-77, 88,516, 90,526,
Katalog 44; - 34,12,2-8: 380,1791 12: 15, 36, 67, 213f.
53: 51, 315-318, 430-432
Pomp. Trog. 29 pro!.: 441,2125 54: 318-320 180,1108, 183,1120, 207,1239, 273,1490,
13: 36, 65, 67, 90, 95-97, 171, 205, 214- 405,1928, 417,1997
Ps.-Scyl. 47: 346,1717, 387,1817 217, 222, 301, 387, 425, 446f. 55: 321-325
Ptol., Geogr. 3,15,5: 286,1537 56: 325-327
14: 36, 113, 116f., 124, 128f., 135, 173, FdD III
Pyrgion, FGrHist 467 F 1: 133,824 54-56: 16,56, 51-56, 79, 82, 130, 135, 150-
269, 438f. 1,439: 392,1856; - 1,445: 392,1856; - 4,
Schal. Aristoph. Eccl. 1165: 127,780 15: 36, 135, 221f. 152, 174, 277, 318-332; Testimonium
Schal. Pind. Pyth. 2,127: 127,782 a: 153, 327-328, 340f., 348, 415,1984; 134: 39,195; - 4,135: 39,195
16: 36, 66, 222f.
Sen., nat. qu. 3,11,5: 24,99 17: 36, 66, 223f. Testimonium b: 315; Testimonium
Sol. 11,12: 390,1838 c: 316, 330f., 351; Testimonium d: GVI
18: 38, 82, 117, 135, 137, 144-149, 168,
Stadiasmus Maris Magni: 11, 390 1080, 225-231, 398,424 331f.; Testimonium e: 153, 333, 336, 866: 27,118; -1074: 39,195; -1693: 39,
Steph. Byz., s.vv. 'A).J„ap(a: 288,1542; 19: 16,56, 44, 66, 173, 231-235 375 195
518 Register Register 519

IC I xiii (Elyros) 1 A: 83,465, 392,1856; - 2: 303, 1670, 405,1932, 426,2062,


83,469 429,2083, 431, 2091; - 180: s. Katalog !.Magnesia
iii 1 (Apollonia): 16,5 7 xv (Hyrtakina) 2: 16,57, 101,597, 604 46; - 182: s. Katalog 44-45; - 183: s. 20: 191,1161, 260,1435; - 21: 16,57; - 46:
v (Arkader) 19 B: s. Katalog 62; - 20 A: xvi (Lappa) 2: 16,57; • 3: 16,57 Katalog 32; - 184: s. Katalog 60; - 185: 37,182; - 65: 16,57;- 70: 16,57
16,57, 202,1210; - 52-53: 16,57, 101, xvii (Lisos) 1: s. SV 468 s. Katalog 33; - 186 A: 265, 270; - 186
597, 604, 202,1210, 438,2117 xxiii (Polyrrhenia) 3: 16,57; - 6: 122, I.Mylasa
B: s. Katalog 31; - 187: s. Katalog 31; -
vi (Biannos) 1-2: 16,57, 101 746; - 9: 118,716; - 12 A: 32,143; 13: 19 3: s. Katalog 39; - 195: 17,5 7, 641-659: 16,57, 44,222; - 642: 44,222; -
viii (Knosos) 7: 440f. 8: 16,57, 410,1945; 42,212 203,1220, 260,1439, 292, 1552; - 196: 643: 101,597, 102,604; - 650: 101,597,
- 9: 16,57, 60,295, 148,921, 282-285, xxvi 1 (Sybrita): 16,57, 410,1945 16,57, 401,1910; - 197: 16, 57, 137, 139- 102,604; - 651: 133,824; - 654: 118,716;
413,1968; vgl. Katalog 40 Testimonium b; xxx 1: s. Katalog 63; - 3: 16,57, 41,206, 141, 192, 443,2137; - 229: 426,2067; - - 720: 16,57
- 10: 151,936; - 11: 16,57; 13: s. Kata- 160,1028, 216,1280, 446,2152 230: 426,2067; - 231: 83,465; - 233:
log 50
ix (Dreros) 1: 210,1245, 214,1274, IC III 83,465 ; - 236: 83,465 ; - 259: 203,1220, IPArk
229,1334, 313,1641, 314,1642, 317,1650, ii (Diktaion) 1: 337,1697; - 2: 16,57, 128, 260,1439,; - 260: 203, 1220/, 260,1440; 1: 404,1921; • 2: 117,705, 292,1551; - 3:
389,1832, 397,1880,1885, 400,1908, 419, - 261: 203,1220, 260, 1440; - 266: 220,1291, 262,1454;-5: 102,613,285,
787/, 187,1134
2011, 424,2046, 443,2134, 444,2141; s. iii (Hierapytna) 1: s. Katalog 14; - 3 B: 252,1407; - 380: s. Katalog 36 1530, 398,1888; - 14: 155,974; - 15: 285,
auch Katalog 7 s. Katalog 26; - 3 C: 16,57, 60,295, 1530, 418,2005; - 16: 78,429, 135,840,
IG
xiv (lstron) 1: 16,57; - 2: 118,716 78,423, 83,465, 85,482, 101,597,604, 418,2006; - 17: 63,319, 81,453, 140,873,
xvi (Lato) 1: s. Katalog 18; - 2: 16,57, 111,663, 120,735, 138,855, 241. 13 93: 197,1183 142,889, 149,928, 150,930, 211,1253,
272,1486, 428,2075, 429,2080; - 3: s. Ka- 260,1435, 401, 1909, 418,2009;- 4: s. 112 46: 139,860; - 212: 391,1849; • 844: 229,1329, 253,1411, 331,1683, 398,1888;
talog 54; - 4: s. Katalog 55-56; - 5: s. Ka- Katalog 28; - 5: s. Katalog 74; - 6: s. 392,1856, 448; - 1130: 41,206, - 22: 331,1684; - 23: 155,974; - 24: 398,
talog 61; - 12: 227,1312; - 15: 16,57, Katalog 35; - 8: 105, 628, 343,1706; - 9: 160,1028, 216,1280, 421f.; - 1135: s. 1888; - 29: 156,993; - 30: 82,456, 157,
272,1486, 428; - 16: s. Katalog 22; - 17: 75,401, 244,1390, 260,1441 Katalog 60; - 9085: 27,118; - 9087: 1011; - 31: 263,1459; - 32: 148,921, 285,
s. Katalog 37; - 18: s. Katalog 54-56 Te- iv (ltanos) 1: s. Katalog 5; - 2: 30,127; - 113,674; - 9088: 27,118; - 9092: 1530
stimonium e; - 19: s. Katalog 34; - 21: 5: s. Katalog 19; - 6: s. Katalog 20; - 7: 27,118; - 9198: 27,118; -10135: 27,118
118,716; -24: 118,716; -30: 332,1685 67,350, 203,1221, 233,1353, 391; - 8: 14, IV 12, 75: 116;. 77: 228,1320, 263,1459,
ISE
xvii (Lebena) 1: 16,57; 2: 294,1563 41, 66-77, 83,465,470, 128,787, 214, 325,1665; - 244: 17,57 I 51: 261,1443
xviii (Lyttos) 6: 211,1257; - 9: s. Katalog 1273J.; 233,1353, 389,1832; - 9: 17,57; V 1, 723: 421f.
60; -10: s. Katalog 42; - 11: 243,1386 19,68, 56,284, 74,396, 93,558. 111,668, VII 1779: 383,1804; - 4130: 263,1455 I. Tralleis
xix (Malla) 1: s. Katalog II; - 2: 16,57, 113,677, 114,683, 115,692, 117,705, 183- IX 1, 33: 39,195 26: 410,1947
101; - 3 A: 15,51, 83,469, 318,1656, 185, 303-310, 314,1642, 335-337, 386, IX 2, 365: 39,195; - 366: 39,195; - 1176:
350, 1747, 430-432; - 3 B: s. Katalog 17 389,1828, 419,2014, 2015, 2129; s. auch 39,195; - 1181: 39,195; - 1182: 39,195 IvO
xxii (Olus) 4 A: 32,142; - 14: 16,57 Katalog 4, 47, 48, 57; - 10: 17,57, 309f.,
1x2 6: 33,148, 113,674;. 99: 113,674; - 154: 392,1856
xxiii (Phaistos) 2: 426,2074 333-338, 351,1751; s. auch Katalog 49,
717: 228,1328
xxiv 1 Priansos): 16,57; - 2: 16,57, 60, 57; -18: 35,163, 233,1359 Koerner 1993
XI 4, 1132: 426,2060
295, 83,469, 91,540 vi (Praisos) 7: s. Katalog 64; - 8: 387; - 9:
XII 2, 15: 228,1322; - 17: 15,52; - 510: 90: 83,465, 292,1551; -121: 398,1893; -
xxvii (Rhaukos) 1: 16,57 33,148, 83,466, 387,1820, 400,1905; -
317,1653 129: 229,1334; - 132: 114,681; - 139: s.
xxviii (Rhizenia) 19: 293,1555 1 O: 83,466, 387,1820; - 11: s. Katalog
XII 3, 70: 27,118; - 328: 162,1040, 406, IC IV 51; - 153: 162,1039; - 155: 135,
xxx (Tylisos) 2: 16,57, 60,295 12; - 12: s. Katalog 23; - 13: s. Katalog 3
1936 836; - 156: 229,1334; - 157: 212,1264; -
IC II IC IV XII 5, 723: 43,220, 431f.; · 868 A: 16,57 180: 220,1293
XII 7, 63: 19,71; - 396: 112,672
i (Allaria) 1: 16.57; - 2: 16,57, 60,295. (Gortyn) 14: 398,1893; - 41: 397,1880; - XII 9, 323: 27,118; - 1129: 27,118; Lindos II
63, 320, 65,337, 83,469, 85,482, 91,540, 42: 229,1334; - 43: 83,465, 114,681; - 1143: 27,118 13: 63,318, 67,346, 83,463, 227,1316; -
101 51: 66,343, 83,465, 135,836; - 64: 83, XIV 352: 155,972; - 1575: 161,1033, 428,
466, 106,634, 410,1943. 434: - 65: 83, 627: 27,118
iii (Aptera) 1-2: 16,57; - 4 C: 16,57, 41, 2077
205, 49,249, 60,295; - 5 A: 42,212, 280. 465, 160,1028; - 72: 103,620, 220,1293, LSAM
1516; - 6: 39,194, 280,1516; - 7 C: 151, 396,1875, 410,1948, 423,2040, 424,2047; I.Delos
936; - 9: 83,469; - 16: 16.57; - 20: 118, - 77: 397,1880; - 78; 83,465, 162,1039, 15: 85,482
1513: s. Katalog 55-56; - 1514: s. Katalog
716 400,1903; - 82: 229,1334; - 83: 212,
1264; - 162: 253,1410, 292,1549, 398, 54; - 2598: 173,1093 LSCG
v (Axos) 1: 382,1801;-19 B: 27,117,
113,674; - 21: 16,57; 22: 16,57; - 23: s. 1895, 417,1999/; - 165: s. Katalog 71; - I.Erythrai 67: 117,705; - 79: 117,705; - 84: 117,705; -
Katalog 16; - 35: 243,1386 168: 410,1948, 440f.; - 170: s. Katalog 104-105: 117,705; - 116: 117,705; -
x (Kydonia) 1: 26,111, 83,469, 112,671, 9; - 171: s. Katalog 8; - 172: s. Katalog 17: 135,839 136: 117,705
114,682, 392,1856, 426,2065; - 4: 106, 66; - 174: s. Katalog 27; - 176: 16,57,
60,295, 148,921, 282-285, 413,1968; vgl.
I.Iasos MAMA
635, 112,670
xi l (Diktynnaion): s. Katalog 1 Katalog 40 Testimonium c; - 178: 118, 3: 410,1947 IV 297: 116,704
xii (Eleutherna) 9: 390-391,1842: - 16: 716; -179: 16,57; 18,63, 43, 48,242, 59,
20,75: - 21: 16.57; - 22: s. Katalog 68 6\319, 83,469, 88,516, 183,1120, 252, I.Ilion
1403, 265,1463, 284,1524, 302,1599, 33: 410,1947
520 Register Register 521

Milet XXXIII 638: s. Katalog 60; - 713: 27,118 135,840; - 296: 97,574 570: s. Katalog 15; - 571: s. Katalog 9; -
XXXIV 849: 81,453; - 1244: 85,482 572: s. Katalog 16; - 573: 116,701; -
I 2 Nr. 11: 278,1505; -12: 17,57, 41,207 XXXV 665: 152,941, 378,1786; - 823: 93, SV III 576: s. Katalog 8; - 577: 16,57, 410,
I 3 Nr. 37: 17,57; - 38: 113,674, 551, 271,1482; - 991 A: 3,14, 83,465; - 403: 214,1273, 317,1652; - 407: 60,294; - 1944; - 578: s. Katalog 231; - 579: s.
426,2064; - 123: 389,1828; - 148: 991 B: 153-155, 189,1155 408: 126,768, 149,930; - 419: 60,294; Katalog 20; - 580: s. Katalog 12; - 581:
284,1526 XXXVII 340: 105,630 429: 65,337, 71,389, 79,433; - 446: 91, s. Katalog 23; - 582: 16,57; - 583: s. Ka-
ML XXXVIII 900: 292,1549; 1197: 41,207 542, 92,546, 317,1652; - 454: s. Katalog talog 22; - 584: s. Katalog 7 Testimonium
XXXIX 954: 193,1176; - 956: 423,2040; - 63; - 456: 117,710; - 463: 71,389; - b; - 585: 16,57, 101,597, 604, 317,1651;
2: 83,465, 84,47, 85,482, 292,1551, 398, 967: 234; - 972: 74,396; - 975: 153,944; 468: 16f.,57, 32,145, 66-77, 91, - 586: s. Katalog 66
1895; - 5: 357,1765 · 1127: 16,57, 44,222; - 1180: 155,979; 233,1360, 237, 1370, 421f., 445-448; -
- 1243: 19,71, 263,1459; - 1244: 263, 469: 91,542, 97, 574; -471: s. Katalog Syll3
Nomima 1459; - 1426: 412,1965 1; - 4 72: 228, 1324; - 4 7 6: 17 ,5 7, 306: 102,613; - 454: 317,1653; - 456: 93,
12: s. SEG XXXV 991 B; - 8: 410,1943; XL 504: 39,195 30,135, 95,562, 292, 1553; - 480: 551; - 524: s. Katalog 64; - 527: s. Kata-
16: 162,1039; - 22: 83,465, 375,1778;- XLI 731: s. Katalog 2; - 741: s. Katalog 142,889; - 481: 71,389, 165,1058, log 7 Testimonium b; - 560: 37,182; -
25: 390f.; - 48: 200,1200; 68: 125,765 10; - 742: s. Katalog 38; - 743: s. 317,1652/., 410,1947; - 482: 16,57, 633: 317,1652; - 636: 119,724; - 653 A:
Katalog 6; - 768: 77,418, 148,921; - 770: 28,122, 31,139, 33,151, 46,235, 60,295, 48,245; - 654 A: 49,251; - 662: 112,672;
OGIS s. Katalog 53; - 771: 410,1944; - 772: 63,320, 78,425, 91,540, 138,856, - 700: 317,1653; - 712: s. Katalog 55-56;
1 : 438,2 1 1 6; - 13: 438,2 1 16; - 71 : 16,57 146,901/, 161,1036, 228,1323, 229,1335, - 731: 344,1711; - 737: 392,1856; - 756:
375,1779; - 134: 27,117; - 221: XLII 804: 437,2110; - 1003-1006: 16,57, 239,1375, 313,1641, 397, 400,1907, 401, 410,1948; - 873: 102,612; - 921: 162,
410,1947; - 437: 438,2116 44,222 1913, 404,1424, 418,2009, 424,2049, 1040; - 963: 117,705; - 1192: 93,551;
426-428, 444,2146, 445-449; - 486:
RC SGDI 16f.,57, 32,144, 33,148, 59; - 489: V AN EFFENTERRE 1942, 34-36
7: 438,2116; - 12: 410,1947; - 53: 142,887;- 1951: 113,674, 392,1856; - 1954: 113,674, 96,566; - 492: 65,337, 67,348, 71,389- s. Katalog 55, 56, 54-56 Testimonien a, b
69: 438,2116 392,185 6; - 4 9 5 2: Katalog 7 390, 105,630, 165,1057, 410,1947, 449f.;
Testimonium b; - 5014: s. Katalog 33; - - 498: 16,57, 35,167, 59, 88,516, VAN EFFENTERRE - BOUGRAT
SB 5015: s. Katalog 43; - 5016: s. Katalog 272,1489, 427,2073, 445-448; - 499: 1969
1655: 27,118; - 5860: 161,1033, 428,2077 44-45; - 5018: s. Katalog 31; - 5019: s. 71,389, 78,429; - 501: 16,57, 36,168,
Katalog 71; - 5020: s. Katalog 9; - 5021: 148,921, 150,932, 180, 1108, 183,1120, s. Katalog 53, 54-56 Testimonium c, 59
Schwyzer 1923 s. Katalog 32; - 5022: s. Katalog 69; - 207,1239, 302,1599, 317, 1652, 405,
5023: Katalog 8; - 5024: s. Katalog 27; - 424,2049, 443f.; - 502: 16,57, 36,168, PAPYRI
183: s. Katalog 18; - 186 B: s. Katalog 31 ;- 5025: s. Katalog 64; - 5039: s. Katalog 77,418, 90,531, 148,921, 150, 932,
193: s. Katalog 7 Testimonium b; - 195: 183,JJ 20, 207,1239, 281,1517, 302, BGU 419: 389,1830; 1563: 27,117
74; - 5040: s. Katalog 28; - 5041: s.
s. Katalog 54; - 197: s. Katalog 5; - 425: Katalog 26; - 5044: s. Katalog 14; - 1599, 317,1652, 405,1928, 424,2049; - P.Enteux. 59: 135,840
102,613; - 523: 152,941 5073: s. Katalog 50; - 5075: s. Katalog 507: 95,562; - 51 O: s. Katalog 214; - P.Cairo Zen. IV 59674: 31,137
61; - 5100: s. Katalog; - 5120: s. 511: s. Katalog 11; - 512: s. Katalog 14; P.Oxy. 1241: 127,782
SEG P.Tebt. I 32: 26,114; - III 1 815: 26,114
Katalog 64; - 5132: s. Katalog 15; - - 516: 295,1566; - 523: 131,811, 165,
I 410: s. Katalog 63; - 416: s. Katalog 64 5147: s. Katalog 60; - 5149: s. Katalog 1056, 389,1832, 410,1948; - 528: 68,352,
II 276: 263,1459 55-56; - 5182: 16,57, 10lf. 95,562; - 537: 110,659, 126,768, 372,
IV 600: 16,5 7 1770; - 539: 85,481, 372, 1770; - 545:
VII 15: 77,418 Sherk 1969 67,346, 67,348, 105,630; - 549: 65,337; -
VIII 269: 27,117, 37,179, 40,202 14: 309-310, 333-338; s. auch Katalog 49, 57 551: 16f.,57, 17,61, 40,198, 59, 66,341,
IX 1: 412,1963; - 2: 24,102; - 3: 357,1765; 67,349, 77,418, 78,427, 83,468, 85,480,
- 369: 324,1662 SV II 88,516, 90,529, 531, 91,540, 94,555, 97,
XI 377: 116,698, 701 575, 148,921, 180,1108, 183,1120, 203,
XVI 524: 16,57 120: 95,562; -134: 67,346, 411,1950; -
139: 63,320; - 142: 63,320; - 147: 3,14,' 1221, 207,1239, 214,1273, 233, 241, 254,
XXI 510: 200,1199 1423, 273,1490, 275,1499, 292,1548,
XXIII 305: 115,691, 253,1410, 263,1459, 92,547, 96,569, 227, 233,1355, 405,1932;
- 148: 3,14, 130,798, 133,822, 153, 155- 302, 1594, 392,1854, 405, 419,2015/.,
344,1711, 392,1855; - 548: 17,58; - 563: 424, 2051, 448; - 552: 16,57, 40,197, 59,
s. Katalog 214; - 589: s. Katalog 69 156, 207,1239, 299,1586, 313,1638,
1641, 351,1752, 389,1831, 392,1854, 63, 320, 66-77, 77,418, 90f., 92,546, 183,
XXV 1022: 158,1018 1120, 203,1221, 207, 214,1273, 233, 269,
XXVI 1049: s. Katalog 59; - 1306: 105,
405,1930, 415,1985, 424,2049; - 155:
67,348, 164, 1050; - 193: 68,354; - 216: 1476, 302,1599, 405,1928, 1931; - 553:
630, 107,638, 108,646, 193,1175; - s. Katalog 64; - 554: s. Katalog 5; - 556:
1679: 240 3,14, 64,323, 83,465, 150,931, 161-165,
220,1293, 269, 1475, 388,1824, 396, 415,1983; - 557: 113,679; - 558: 253,
XXVII 631: 83,465, 375,1778 1410; - 559: 228,1320; - 561: 91,542; -
XXIX 1130 bis: 229,J 334
401,1912, 404,1923, 405,1929, 417,2002,
444,2146; - 223: 181,1113; - 229: 562: 16,57, 101, 187,1135, 398,1888,
XXX 1117: 126,768; - 1118: 126,768 426-428; - 563: 126,768; - 565: 295,
XXXII 811: 142,887; - 825: 19,71; - 869:
181,1113;-248: 181, 1113;-251:
93,551; - 263: 97,574: 181, 1113, 1570; - 566: 85,481; - 567: s. IPArk 17;
416,1987; - 1243: 200,1199 - 568: 60,294; - 569: s. Katalog 18; -
216,1280; - 289: 78,424, 79,433,
522 Register Register 523

KONKORDANZEN Katalog lC SEG SY S:tll SGI.21


50 I,viii 13 5073
53 XLI 770
Katalog IC SEG SY S:tll SGDI 54 I,xvi 3
1 ll,xi 1 471 I,xvi 4 712 5149
55-56
2 XLI 731 54-56 Testim. e I,xvi 18
3 lll,vi 13 57 III,iv 10
4 IIl,iv9 59 XXVI 1049
5 lll,iv 1 554 60 I,xviii 9 XXXIII638 5147
6 XLI 743 61 I,xvi 5 5075
7 I,ix 1 584 527 4952 62 I,v 19 B
8 IV 171 576 63 II,xxx 1 454
9 IV 170 571 5020 64 lll,vi 7 I 416 553 524 5120
10 XLI 741 66 IV 172 586 5025
11 I,xix 1 511 5100 67 IV 173
12 lll,vi 11 580 68 II,xii 22
13 XXIII 563 510 69 IV 184 XXIII 589 5022
14 lll,iii 1 512 5044 IV 165 5019
71
15 ll,v20B 5132 B III,iii 5 5039
74
16 ll,v 23 572 IV 175 5017
77
17 I,xix 3 B
18 I,xvi 1 569
19 IIl,iv 5 578
20 III,iv 6 579
22 I,xvi 16 583
23 lll,vi 12 581
26 lll,iii 3 B 5041
27 IV 174 5024
28 lll,iii 4 5040
31 IV 186 B-187 5018
32 IV 183 5021
33 IV 185 5014
34 I,xvi 19
35 lll,iii 6
36 IV 380
37 I,xvi 17
38 XLI 742
39 IV 193
42 l,xviii 10
43 IV 181 5015
44 IV 182 Z. 1-21 5016
45 IV 172 Z. 21-30 5016
46 IV 180
47 lll,iv 9 Z. 61-65
48 Ill,iv Z. 65-67
49 IIl,iv 9 Z. 37-58
IIl,iv 10 Z. 20-28
TAFELVERZEICHNIS
1. Karte Kretas
2. Die politische Geographie Kretas in hellenistischer Zeit
3. Die Entwicklung des Territoriums der ostkretischen Städte in hellenistischer Zeit
4. Der westliche Teil des Nomos von Lasithi, Auszug aus Karte des Instituts für TAFELN
Geologische Forschungen (IrME, 1:200.000)
5. Die Grenzen von Itanos, Praisos und Hierapytna (zu Nr. 4, 47 und 48)
6. Der östliche Teil des Nomos von Lasithi, Auszug aus Karte des Instituts für
Geologische Forschungen (IrME, 1:200.000)
7. Die Grenze von Lato (zu Nr. 54-56, 59 und 61)

Die Karten Nr. 4-7 haben einen Maßstab von 1:200.000. Der Abstand zwischen den
Höhenlinien beträgt 200 m. Für den Druck wurden diese Karten um 20% verkleinert.
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Die politische Geographie Kretas in der hellenistischen Zeit

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Der östliche Teil des Nomos von La,ithi .
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Der westliche Teil des Nomos von Lasithi

-·- moderne Gemeindegrenze X'l'X hypothetischer Verlauf der alten Grenze zwischen
Lato und Hierapytna (Nr. 59 Z.52-60)
hypothetischer Verlauf der Grenze von Lato um 109
(Nr. 54-56 Testimonium a Z. 8-15, Nr. 59 Z. 63-81, Nr. 61 Kopie A Z. 51-72)

Variante des Grenzverlaufs (nach H. van Effenterre - Bougrat)


Fluß

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