Sie sind auf Seite 1von 2

IKONOGRAFI & IKONOLOGIE

Erwin Panofsky

Was versteht man unter Ikonografie und Ikonologie?

Einfach ausgedrückt handelt es sich bei der Ikonografie um die Bildbeschreibung (Was ist zu sehen? - Etwa
zwei sich umarmende Frauen, eine jüngere und eine ältere, oder ein Engel, der auf eine betende junge Frau
zuschwebt, oder drei prächtig gekleidete Männer, die einen alten Mann, eine junge Frau und ein neugeborenes
Kind besuchen), bei der Ikonologie um die Bilddeutung (Was bedeutet das Dargestellte?

- Etwa die Szene der Heimsuchung oder die Szene der Verkündigung an Maria oder der Besuch der Heiligen
Drei Könige beim neugeborenen Jesuskind). Für diese Bilddeutung benötige ich theologisches, historisches,
soziales, volkskundliches, mythologisches etc. Hintergrundwissen.

Der Kunsthistoriker Erwin Panofsky hat ein 1931 Drei-Stufen-Modell der Ikonologie entwickelt, wobei er auf
Aby Warburg zurückgreift: “Zum Problem der Beschreibung und Inhaltsdeutung von Werken der bildenden
Kunst”.

Stufe 1 - vorikonografische Beschreibung (Phänomensinn)Dabei geht es um das Erkennen der Bildinhalte. Was
ist auf dem Bild zu erkennen? Wie viele Personen sind dargestellt? Was tun diese Personen? Drücken sie
Freude, Kummer, Leid, Agression etc. aus? Befinden sie sich in einer Landschaft, in einem Innenraum etc.?

Stufe 2 - ikonografische Analyse (Bedeutungssinn)Der Betrachter benötigt dazu Informationen aus Theologie,
Literatur, Mythologie, Geschichte, Volkskunde etc. Er muss aber auch einfache Symbole und Allegorien des
betreffenden Kulturkreises spontan erkennen. Kennt der Betrachter die Bibeltexte über die Geburt Christi, so
wird er eine Darstellung mit einem älteren Mann, einer jungen Frau, einem Neugeborenen, Ochs und Esel - alle
befinden sich in einem Stall - als die Geburt Christi erkennen.

Dieses Wissen erhält der Betrachter teilweise durch seine Erziehung in einem bestimmten Kulturkreis,
andererseits muss er es sich durch das Studium von gängigen Schriftquellen und Sekundärliteratur
aneignen.Stufe 3 - ikonologische Analyse (Dokumentsinn)Diese Stufe betrifft das Erkennen des Dokumentsinns
eines Kunstwerkes, seine eigentliche Bedeutung.

Werden bei Stufe 2 herkömmliche Quellen wie Literatur, Religion etc. (s. oben) zur Entschlüsselung
herangezogen, geht es hier um das Hinzuziehen von nicht-wissenschaftlichen Texten und Dokumenten aus
Astrologie, Aberglaube, Alchemie, Brauchtum etc. als erweitertes Material. Das Kunstwerk selbst kann dabei
zu einem Zeugnis, einem Dokument der Zeitgeschichte werden.

Dabei geht es nicht mehr allein um Kunst. In diesem Sinne bringt die Ikonologie die Beziehung neuer,
unkonventioneller, randständiger Quellen und Materialien, die bisher von der Kunstgeschichte noch nicht
berücksichtigt worden sind. Dabei ist es sogar möglich, dass bisher unverständliche Bildprogramme, vor allem
der Renaissance und des Barock, aufgelöst und sinnvoll erklärt werden können. Damit wird das Kunstwerk jetzt
Symptom einer Zeit, einer Epoche.

Allegorie und Symbol

Allegorie : Bildliche darstellung eines abstrakten Begriffes,etwa der Tugenden ,der Künste,der jahreszeiten
etc.meist geschieht dies in Form von (weibl.) Personifikationen.
Symbol ( Sinnbild ) : Gelangt man in der Kunst an die Grenze der Anschaulichkeit, werden Sinnzeichen
erfunden,die über das in Ihnen Sichtbare hinaus Gedankliches,Metaphysisches bedeuten. Als Beispiel können
hier Marianische Symbole,der Pelikan, lat. Agnus Dei ( Lamm Gottes ) genannt werden.

Attribut : Kennzeichen für figürlich dargestellte Personen. Bei Heiligen ist es meist ein Symbol ihres
Martyrertods.

Emblem : Allegorisches Kennzeichen

Das könnte Ihnen auch gefallen