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Furore macht KI derzeit vor allem in Chat-Bots wie GPT4, zen an die
die sich verblüffend menschlich ausdrücken. Ein solches
System könnte etwa Arztbriefe in verständliche Sprache
übersetzen. Die bekommen Patientinnen und Patienten bei
KI abgeben.“
der Entlassung aus dem Krankenhaus mit, die Schreiben
voller Fachbegriffe sind für sie aber kaum verständlich, da
sie sich an andere Ärzte richten. „Die Patienten sind eigent-
lich nur die Postboten“, sagt Ansgar Jonietz, Gründer und Was sich jetzt
Chef der gemeinnützigen Organisation „Was hab’ ich?“, bei für Ärztinnen und
der ein Team von Medizinstudentinnen und -studenten
Patienten beim Dechiffrieren der Arztbriefe hilft.
Ärzte verändert,
Jonietz hat dafür auch KI getestet und ist dabei an deren beobachtet
Grenzen gestoßen: Er hat festgestellt, dass sie mehr Fehler Kai Wehkamp,
macht als die Studenten und sich schwer korrigieren lässt.
Und selbst wenn die KI in Zukunft weniger Fehler macht,
medizinischer KI-
werden bei „Was hab’ ich?“ auch weiterhin Menschen ar- Fachmann.
beiten – schließlich sollen die angehenden Ärztinnen und
Ärzte lernen, sich verständlich auszudrücken.
Andernorts wird der Einsatz von Sprach-Bots in der
Medizin vorangetrieben. Vielen Menschen wäre wohl ein
System, das sie verständlich, geduldig und gut informiert
durch Diagnose und Therapie lotst, hoch willkommen.
Dann könnten sie sich manchen Praxisbesuch ersparen. Die
Firma Tiplu arbeitet an einem solchen Bot. „Aus zehn Mil-
lionen anonymisierten Krankengeschichten destilliert die KI
eine Art Landkarte für eine Krankheit“, sagt Lukas Aschen- Interview: Christian Weymayr
berg. Der Bot gleicht die allgemeinen Landkarten mit den
individuellen Informationen ab, die er in einem Anamnese-
gespräch erfragt. Hat das System die Ursache für die Be- brand eins: Herr Wehkamp, macht
schwerden mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit erkannt, künstliche Intelligenz die Medizin besser?
kann es eine Behandlung oder einen Arztbesuch empfehlen. Kai Wehkamp: In der Medizin produ-
In zwei Jahren soll es auf den Markt kommen. zieren wir immer mehr Daten, etwa
Dass künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen eine durch Blut- und Genanalysen, Com-
große Rolle spielen wird, meint übrigens auch GPT4. „KI putertomographien sowie Fitness-
hat das Potenzial, die medizinische Praxis zu revolutionie- Armbänder und andere Wearables. In
ren,“ schreibt es in einem Aufsatz zum Thema. Und fügt diesen Daten stecken wertvolle Infor-
netterweise an: „Dennoch ist es wichtig, sicherzustellen, mationen, die wir ohne Unterstützung
dass der Mensch stets im Mittelpunkt steht.“ – kaum auswerten können. KI könnte
helfen, daraus sinnvolle diagnostische
und therapeutische Verfahren zu ent-
wickeln. Ich erwarte auch, dass derarti-
bedingt auf der Höhe der Zeit, bieten Kompetenzen? Medizin I am Universitätsklinikum
Schleswig-Holstein am Campus
mitunter unsinnige Therapien an und Durchaus. Vor dreißig Jahren konnten
Kiel. Als KI-Experte leitet er am
machen Fehler. Ist KI da nicht schnell Ärzte mit Abtasten, Pulsmessen und Klinikum das Projekt Maia zur klini-
überlegen? Abhorchen sehr viel herausbekom- schen Risikovorhersage.