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Études allemandes : dynamiques sociales et culturelles. Master 2ème année.

Année universitaire 2023-2024.

Université de Strasbourg

Bericht über meine


Erfahrung als
Enseignant
contractuel.

VOEGTLING David
07/01/2024
Inhaltsverzeichnis

Einleitung ……………………………………………………………………….3

1. Die Überlegungen in der Zeit vor dem ersten Arbeitstag…..………..……….4

1.1. Die Ziele meiner Einstellung in beiden Schulen…………………………….4


1.2. Meine Erwartungen und Befürchtungen in Bezug auf diese Arbeit und angesichts
meiner bisherigen Erfahrungen……………………………………………………... 5

2. Der Kontrast zwischen den ersten Sitzungen, dem Ablauf der Sequenzen und
den letzten Sitzungen……………………………………………………………6

2.1. Die Vorbereitung und der Ablauf der ersten Klassenstunden………………... 6

2.2. Die Gliederung und Entwicklung der Sitzungen. …………………….…......7

2.3. Die Zeit nach den letzten Prüfungen…………………………………………….. 9

3. Die aufgestoßenen Schwierigkeiten und dagegen gefundenen Lösungen…..10

3.1. Herausforderungen in der Klassenführung : Erfahrungen und Strategien……..10

3.2. Herausforderungen bei der Gestaltung und Bewertung von Klassenarbeiten….11

3.3. Die technischen und die vom besonderen Status bezogenen Schwierigkeiten….14

4. Kritische Interpretation meiner Erfahrung…………………………………..16

4.1. Die zeitlichen Beschränkungen als Aspekt, der diese Erfahrung von der eines
Vollzeitberufs unterscheidet……………………………………………………………….…16

4.2. Persönliche Meinung zur Tätigkeit als Student und Enseignant contractuel im

Vergleich zur Préprofessionnalisation……………………………………………….17

Fazit ……………………………………………...……………………………18

Bibliographie ………………………………………………………………….19

Anhang. …………………………………………………………………..…... 20

2
Einleitung

Vom 21. März bis zum 16. Mai 2023 habe ich als vertraglicher stellvertretender
Deutschlehrer an der Schule LEGTA1 von Obernai gearbeitet. Als die verbeamtete Lehrerin
wieder arbeitsfähig war,erhielt ich ein neues Vertragsangebot, diesmal bis zum Ende der
Sommerferien, da eine andere Stelle seit zwei Monaten unbesetzt war. Die Lehrerin, die
ersetzt werden sollte, arbeitete gleichzeitig in derselben Schule und im Lycée agricole
Erstein.2 Vom 1. Juni bis zum Ende des Schuljahres habe ich mich also zwischen zwei
verschiedenen Schulen bewegen müssen. Zuvor hatte ich bereits zwei Jahre als AED en
préprofessionnalisation am Collège François Truffaut während meines zweiten und dritten
Studienjahres und danach achteinhalb Monate als Fremdsprachenassistent am Bert Brecht
Gymnasium in Dortmund gearbeitet. Es war das erste Mal, dass ich in einem Lycée und ohne
TutorInnen gearbeitet habe. Das Ziel dieses Berichts ist es, zu zeigen :
Inwiefern haben mir meine Erfahrungen im Lycée agricole Obernai und im Lycée agricole
Erstein geholfen, die Arbeit des Deutschlehrers besser zu verstehen und mich besser auf die
berufliche Zukunft vorzubereiten ?
Um auf diese Frage zu antworten, wird der Bericht in vier Teile gegliedert, sodass eine
chronologische Analyse der Tätigkeiten und Überlegungen durchgeführt werden kann.
Zunächst befasst sich dieser Bericht mit der Zeit vor dem Anfang des Vertrags. Dann wird die
Arbeitstätigkeit in drei Teile gegliedert, um den Kontrast zwischen der ersten Klassenstunde,
dem Verlauf einer Sequenz und den letzten Klassenstunden nach Notenschluss zu zeigen. Der
dritte Teil wird sich mit den Schwierigkeiten befassen, die während der Tätigkeit aufgetreten
sind. Zuletzt wird eine persönliche, kritische Interpretation gemacht, um diese Erfahrung mit
der eines verbeamteten Lehrers und mit den Vorherigen zu vergleichen.

1
LEGTA steht als Abkürzung für Lycée d’enseignement général/technologique et/ou professionnel
agricole.
2
Aus Verständnisgründen wird folgend nur auf das Lycée von Erstein Bezug genommen, um meine
Tätigkeit während des zweiten Vertrags im Juni zu erläutern.

3
1. Die Überlegungen in der Zeit vor dem ersten Arbeitstag.

1.1. Die Ziele meiner Einstellung in beiden Schulen.

Am 15. März 2022 hat Herr Choffat den Masterstudenten eine E-Mail der stellvertretenden
Schulleiterin der Schule LEGTA von Obernai, Frau LAUDE, zukommen lassen, in der
ausdrücklich stand, dass Sie auf der Suche nach einem stellvertretenden Deutschlehrer für
zwei Monate war. Da ich Deutschlehrer werden möchte, sah ich dies als eine gute
Gelegenheit, während meines Studiums Geld zu verdienen und gleichzeitig Erfahrung als
Lehrer zu sammeln, und deshalb hatte ich auf diese Anfrage Antwort gegeben, wobei ich
meine wöchentlichen Verfügbarkeiten hinzugefügt hatte, um Zeit zu sparen, weil das Datum,
ab dem Frau LAUDE einen Deutschlehrer brauchte, schon verstrichen war. Zu diesem
Zeitpunkt war ich im ersten Jahr meines Masterstudiengangs und hatte bereits mit der
Vorbereitung auf das Concours de l’agrégation für das folgende Jahr begonnen. Aus diesem
Grund hatte ich nur wenige, bestimmte Verfügbarkeiten und dachte daher, dass ich keine
Vollzeitarbeit leisten könnte. Ein Termin wurde schnell telefonisch festgelegt, um den Vertrag
zu unterzeichnen, einen ersten Stundenplan zu erstellen und die Schule zu besuchen.
Ich erfuhr, dass die Schüler seit mehreren Monaten keinen Deutschunterricht mehr hatten und
ich so früh wie möglich anfangen sollte, sobald alle Verwaltungsprobleme gelöst wurden. Ich
bekam ebenfalls den Stundenplan von Frau Fritsch, der Lehrerin, die ich vertrat, und merkte,
dass er mit meinem kompatibel war. Ich konnte 11 von 16 Unterrichtsstunden pro Woche
leisten, was mir zudem eine Vollzeiteinstellung ermöglichte. Trotzdem werden wir in diesem
Bericht sehen, dass der Stundenplan mehrmals problematisch war.
Laut Frau LAUDE waren die Ziele meines Vertrags, den Schülern endlich wieder
Deutschunterricht geben zu können und gleichzeitig einem Studenten Erfahrung auf dem
Feld zu vermitteln. Meine bisherigen auf dem Lebenslauf stehenden Erfahrungen waren für
meine Einstellung unwichtig. Ich wollte so viele Unterrichtsstunden leisten wie möglich,
jedoch hatte ich die Anforderung, kein Seminar an der Universität verpassen zu müssen, und
damit war meine Arbeitgeberin einverstanden. Ich hatte also die Möglichkeit, ungefähr 11
Stunden pro Woche wie ein ordentlicher Deutschlehrer Unterricht zu geben und damit
Erfahrung zu sammeln.
Am Ende dieses Vertrags haben mir Frau LAUDE und der Schulleiter der Schule LEGTA
von Erstein, Sylvain FERREIRA, einen neuen Vertrag als Deutschlehrer bis zum Ende der

4
Sommerferien angeboten. Erstens habe ich dieses Angebot abgelehnt, weil ich noch nicht alle
meine Masterprüfungen abgelegt hatte und es mir nicht leisten konnte, weniger
Vorbereitungszeit zu haben, weil ich wegen meiner Arbeit in Verzug geraten war. Es kam
sogar so weit, dass ich darum bat, am letzten Montag meines ersten Vertrags nicht arbeiten zu
müssen. Es gab jedoch keine andere Lösung, damit die Schüler der zweiten Lehrerin noch
Deutschunterricht haben können, bevor das Schuljahr zu Ende kommt. Aus diesem Grund
sind wir zu einem Kompromiss gekommen, nämlich dass ich erst am 1. Juni in Funktion
gesetzt werde und mein Vertrag erst Ende August ausläuft.

1.2. Meine Erwartungen und Befürchtungen in Bezug auf diese Arbeit und angesichts
meiner bisherigen Erfahrungen.

Nach 2 Jahren Arbeit mit einer Tutorin in einem Collège, waren meine Erwartungen im
Hinblick auf diese bevorstehende Tätigkeit größer als die vor einem Praktikum. Es war die
Gelegenheit, die bereits eingesammelte Erfahrung in die Praxis umzusetzen und diverse
Aspekte dieses Berufs neu zu entdecken. Zum Beispiel habe ich früher mehrmals Unterricht
gegeben, doch die ordentliche Lehrerin war auch Anwesend und hat für Ruhe im
Klassenraum gesorgt, damit ich mich auf den Kurs konzentrieren konnte. Die Arbeit als
Enseignant contractuel sah ich deshalb als eine Gelegenheit, zu lernen, wie man eine
Schulklasse führt, die Schüler dazu bringt, uns in Ruhe zuzuhören und ihnen Lust gibt,
Deutsch zu lernen.
Schon vor dieser Arbeit war ich mir sicher, später Lehrer werden zu wollen, doch ich war
noch unsicher, ob ich in einem Collège oder in einem Lycée zugeteilt werden wollte. Ich
erwartete, eine genauere Vorstellung davon zu bekommen, in welcher Einrichtung ich in der
Zukunft arbeiten möchte. Zusätzlich wusste ich nicht genau, was eine Landwirtschaftsschule
wirklich ist und ob es große Unterschiede mit einem Lycée général et technologique gab.
Ich hoffte ebenfalls, zum ersten Mal Klassenarbeiten erstellen zu können, zu korrigieren und
Noten zu geben. Weil ich früher nie den angemessenen Status hatte, konnte ich mich dieser
Übung nicht widmen. Allgemein hoffte ich, einen fast realistischen Einblick in den Beruf zu
erhalten. Ich hatte allerdings auch einige Bedenken, ob ich es schaffen würde, diesen Beruf
parallel zu meinem Masterjahr ausüben zu können. Nach meinen bisherigen Erfahrungen
handelt es sich um einen Beruf, der besonders als Berufsanfänger viel Arbeit zu Hause
erfordert, und ich befürchtete, entweder meiner Arbeit nicht genug Zeit zu widmen, oder
meinem Studium. Außerdem sollte mein Vertrag Mitte Mai auslaufen, wenn meine Prüfungen

5
bereits begonnen haben würden, und falls die Arbeitsmenge tatsächlich zu hoch war, lief ich
die Gefahr, mich nicht gut genug vorbereiten zu können. Ich teilte dieses Problem Frau Laude
mit, die mich sofort beruhigte und sagte, dass ich vollständige Arbeitsunterlagen3 von Frau
FRITSCH erhalten würde, auf die ich mich stützen könnte, wenn ich keine Zeit hätte, meine
eigenen zu erstellen. Mir wurden ebenfalls Kommentare zu jeder Klasse zugeschickt, auf
denen angegeben war, wie weit sie in der Sequenz gekommen ist, wie motiviert sie ist und ob
es Schwierigkeiten gibt, die Klasse zum Arbeiten zu bewegen oder nicht. Zusätzlich habe ich
nach der Anzahl der Schüler in jeder Klasse gefragt, um die erste Unterrichtsstunde genauer
vorzubereiten.
Dank der vielen Kompromisse und vielen Informationen konnte ich beruhigt meine ersten
Unterrichtsstunden erteilen.

2. Der Kontrast zwischen den ersten Sitzungen, dem Ablauf der Sequenzen und
den letzten Sitzungen.

2.1. Die Vorbereitung und der Ablauf der ersten Klassenstunden.

Die erste Stunde vor jeder Klasse ist wichtig, da die Schüler verstehen müssen, dass sie nach
zwei Monaten Pause wieder anfangen werden, Deutsch zu lernen, und zwar wie am Anfang
des Schuljahres, unabhängig davon, dass ich ein junger Vertretungslehrer war. Meine erste
Aufgabe bestand darin, die Sequenzen von Frau Fritsch fortzusetzen oder eine neue von
vorne an zu beginnen. Das hing von den verschiedenen Klassen ab. In jeder ersten
Klassenstunde habe ich mich zuerst kurz auf Deutsch vorgestellt, einige auf Deutsch gestellte
Fragen beantwortet und die Schüler aufgefordert, ihren Namen auf einem Papierschild zu
schreiben und am Rand ihres Tisches zu stellen. Mit der Vorstellung war das Ziel, das
Hörverständnis meiner Schüler zu schätzen und mit den Fragen, ihr Sprachniveau. Schnell
konnte man merken, dass mehr als die Hälfte der Schüler mich mithilfe ihres elsässischen
Dialektes ein bisschen besser verstehen konnten als der Rest der Klasse. Jedoch musste mein
verwendetes Vokabular einfach genug bleiben, weil die Übereinstimmungen zwischen
Deutsch und Elsässisch auch für diesen Teil der Klasse nicht immer offensichtlich waren.
Fragen zu stellen war für die Schüler eine noch größere Herausforderung, da sie es nicht
schafften, Sätze selbst zu bilden. Diejenigen, die Fragen stellten, haben ihren Satz also in

3
Siehe als Beispiel Bild 1 im Anhang.

6
einem Online-Übersetzer geschrieben. So kompliziert war es für jede Klasse von der Seconde
bis zur Terminale. Ich machte in beiden Schulen ebenfalls Unterricht für BTS4-Studenten, die
für die Mehrheit gut Deutsch verstehen und sich problemlos frei äußern können, und in
Erstein für Schüler in der 3ème, die wie die Lycéens Schwierigkeiten hatten. Diesen Schülern
und Studierenden wurden gebeten, sich nacheinander kurz auf Deutsch vorzustellen, da es
kleinere Klassengruppen waren.
Falls Frau Fritsch mit der Gruppe bereits eine Sequenz angefangen hatte und stehen
geblieben ist, wurden die Schüler erstmal gefragt, wovon sie sich noch erinnerten, und dann
machten wir mit den Übungen in den Arbeitsunterlagen weiter. In den meisten Gruppen
waren aber keine Unterrichtssequenzen initiiert worden, deshalb hatte ich die Freiheit, ein
Thema auszuwählen und habe mich für Berlin in der Seconde und die Gefahren des Internets
in der Terminale entschieden, um die Interesse der Schüler zu wecken. Die erste Aufgabe
bestand darin, über das Thema gemeinsam zu diskutieren, was aber aufgrund des schwachen
Sprachniveaus der Schüler nicht lange dauerte. Anschließend mussten die Schüler Vokabeln
finden, die zum Thema passen, sie im Heft aufschreiben und für die nächste Sitzung lernen.
Zuerst mussten die Schüler über Vokabeln auf Deutsch nachdenken, dann konnten sie Ideen
auf Französisch vorschlagen, die wir übersetzen, und schließlich schrieb ich den Schülern die
zum Vorbereiten der Sequenz benötigten fehlenden Wörter und Redewendungen an die Tafel.
Zuletzt war auch die erste Sitzung in der 3ème verschieden, da viele Grundlagen wiederholt
werden mussten, nämlich Verben wie haben, sein, heißen und wohnen.
In einigen Klassengruppen wurde keine Einführungssitzung zu einer Sequenz gemacht, wenn
die Schüler keine Noten mehr bekommen sollten. Das war der Fall für die Schüler in der
TCGEA5 und für jede Klasse ab Juni. Diese Gruppen werden im nächsten Teil dieses
Berichtes nicht behandelt, da sie im Gegensatz zu den zuvor genannten Gruppen keine
Linearität forderten.

2.2. Die Gliederung und Entwicklung der Sitzungen.

Nach der Einführungssitzung mit jeder Klasse konnten jeweils bereits Schlussfolgerungen
gezogen werden. Einige Grundübungen, wie z.B. sich vorstellen, bereiteten einigen Schülern
Schwierigkeiten. Die Regungslosigkeit auf meine auf Deutsch gegebenen Anweisungen

4
BTS steht als Abkürzung für brevet de technicien supérieur.
5
TCGEA steht als Abkürzung für terminale conduite et gestion de l’entreprise agricole.

7
veranlasste mich, die besten Schüler darum zu bitten, sie auf Französisch zu erklären, oder es
selbst zu tun, falls das verwendete Vokabular für sie zu kompliziert war.
Somit war klar, dass es herausfordernd sein würde, mit diesen Klassen konsequent Deutsch
zu sprechen, ohne dabei auf Französisch umzuschwenken, obwohl es besser wäre, um das
Hörverständnis zu üben. Der Versuch, ununterbrochen Deutsch zu sprechen, ist, außer mit
den BTS-Studenten, schnell gescheitert, bis zu dem Punkt, an dem die Erklärungen mündlich,
ohne den Umweg über Deutsch, auf Französisch gegeben wurden, um Zeit zu sparen. Es
wurde festgestellt, dass die Sitzungen ansonsten zu langsam vorangehen würden, und eine
Sequenz sollte ungefähr 7 Sitzungen dauern.
Für die zweite Sitzung habe ich wie geplant einen Vokabulartest vorbereitet, der für jede
Klasse angepasst wurde. Zum Thema Berlin haben die Klassen 2C2 und 2nde PRO nämlich
verschiedene Wörter vorgeschlagen, also war der Wortschatz nicht hundertprozentig
identisch. Dasselbe passierte zwischen den Klassen Tle LV1 und Tle LV2. Aufgrund meines
unstabilen Stundenplanes und zahlreicher Feiertage fanden die nächsten Sitzungen mit einer
Klasse manchmal deutlich später statt als mit der anderen. Dadurch konnte ich beobachten,
was gut funktioniert hatte und was nicht. Es ermöglichte mir, festzustellen, ob ein
Vokabulartest zu leicht oder zu schwierig war, welche Wörter die Schüler verstanden und
welche nicht, und ich konnte mich für die andere Klasse derselben Stufe anpassen. Die
Klasse 2C2 musste zum Beispiel Fragen über ein Video beantworten. In der Arbeitsunterlage
wurde empfohlen, das Video zunächst ohne Ton zu zeigen und die Schüler darüber
diskutieren zu lassen, was sie gesehen und verstanden haben. Es stellte sich jedoch heraus,
dass die Schüler Schwierigkeiten hatten, das Video mit eigenen Worten auf Deutsch zu
beschreiben, weshalb sie es nach einigen Minuten auf Französisch taten. Es wurde viel Zeit
verloren, bevor entschieden wurde, das Video mit Ton und französischen Untertiteln
anzusehen, was dazu führte, mit der anderen Gruppe, der Klasse 2nde PRO, die erste Etappe,
ohne Ton, zu überspringen. Die Schüler hatten noch Schwierigkeiten, doch der Unterricht lief
besser, weil sie sich auf die Wörter stützen konnten, die sie hörten. Parallel eine Sequenz mit
verschiedenen Gruppen zu machen, bietet die Möglichkeit, Fehler zu berichtigen, die
während der ersten Sitzung aufgetreten sind.
Nach ungefähr 5 Sitzungen wurde das Thema auf unterschiedlichen Weisen besprochen und
es war Zeit, zum dritten Teil der Sequenz überzugehen : die Vorbereitung des Projekts6. Am
Anfang der Sequenz wurde den Schülern mitgeteilt, worin die Produktionsaufgabe dieser

6
Projekt steht hier für Tâche finale.

8
Sequenz besteht, und mehrmals konnten Parallelen zwischen den Übungen und dem Projekt
gezogen werden, um die Aufmerksamkeit der Schüler zu gewinnen. Das Projekt in der
Seconde war, sich für einen imaginären Schulausflug nach Berlin um die Planung der
Stadtführung zu kümmern. Als wir z.B. in einer Sitzung einen Text über das
Holocaust-Mahnmal entzifferten, fand ich Sinnvoll zu erwähnen, inwiefern die Informationen
für das Projekt wichtig sein werden, weil sich sonst die Schüler für dieses schlichte
Kunstwerk nicht interessieren würden. Laut meiner Erfahrung führten solche Anmerkungen
dazu, die Aufmerksamkeit der Schüler zu gewinnen.
Das Projekt ist immer eine mündliche Gruppenarbeit, die in der Klasse vorbereitet werden
soll, außer für die BTS-Studenten, bei denen es sich um eine individuelle, mündliche Prüfung
zu jeweils unterschiedlichen Themen handelt. Es war geplant, der Vorbereitung des Projekts
zwei Stunden zu widmen. Da die Klasse 2nde PRO, die weiterhin als Beispiel genommen
wird, am Dienstag eine Sitzung von zwei Stunden hatte, sollten sie in der nächsten
Unterrichtsstunde am Freitag schon ihr Projekt vorlegen. Auch die Vorbereitung des Projekts
kam mit vielen Problemen, doch diese Klasse war die einzige, mit der eine Sequenz beendet
werden konnte, weshalb der Verlauf nicht mit dem einer anderen Klasse verglichen werden
kann. Das Vorlegen dieses Projekts war die letzte Sitzung vor der Rückkehr von Frau Fritsch,
aber um die Sequenz abzuschließen, bekamen die Schüler noch ein Leseverständnis, dessen
Koeffizient doppelt so hoch war wie das Projekt. Es war kurz vor Notenschluss, also konnte
Frau Fritsch vermutlich die Sequenzen in den anderen Klassen nicht abschließen und es kann
auch kein Vergleich mit der 2C2 gezogen werden.
Sobald man keine Noten mehr geben kann, ändert sich die Strategie, um das Interesse und die
Aufmerksamkeit der Schüler zu wecken.

2.3. Die Zeit nach den letzten Prüfungen.

Ab dem Moment, wo die Sitzungen nicht mehr zu einer oder mehreren Noten führen,
beginnen sie eine andere Form zu nehmen. Bereits während meines ersten Vertrages war dies
der Fall in der Klasse TCGEA, die bereits ihre Sprachprüfungen abgelegt hatte. Frau Fritsch
empfahl mir, jede Woche eine Art Sprachcafé mit den Schülern zu organisieren, in dem sie
Kleinigkeiten zu essen mitbringen durften und wir auf Deutsch über ein Thema diskutierten,
das sie interessieren kann, wie z.B. die deutsche und österreichische Küche. Bei einigen
Schüler hing die Teilnahme und Motivation von ihrer Tageslaune und vom Thema ab.

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Auch Frau Fritsch meinte, dass man für die, die nicht arbeiten wollen, nichts machen kann
und man sich auf diejenigen konzentrieren soll, die Lust haben, Deutsch zu sprechen.
In beiden Lycées war bereits das Schuljahr fast zu Ende, als mein zweiter Vertrag am 1. Juni
begann, deshalb war das Ziel, den Schülern Aktivitäten auf Deutsch anzubieten, die Spaß
machen. Es handelte sich z.B. um Liedtexte zum Ausfüllen, Quizze, Spiele,
Bildbeschreibungen, Videos, und Filme in den letzten Sitzungen.
Es gab eine Ausnahme : die Klasse 2C3, eine Klasse im Lycée Agricole Obernai. Die 2C3
war eine kleine Gruppe von 6 motivierten Schülern, die mir ab der Mitte meines ersten
Vertrags bis Ende des zweiten Vertrags zugeteilt war. Es war klar, dass sie keine Noten mehr
bekommen werden, da sie aber mehr als 3 Monate lang keinen Deutschunterricht hatten und
ich ihnen 3 Stunden pro Woche unterrichten sollte, habe ich entschieden, trotzdem eine
Sequenz mit ihnen anzufangen. Sie haben am Ende der Sequenz alle zusammen ein Projekt
vorbereitet und es präsentiert und durften deswegen in der letzten Sitzung einen Film ihrer
Wahl aus mehreren Vorschlägen sehen. Die Methode, einen Film als Belohnung anzubieten,
hatte sich in den jüngeren Stufen als erfolgreich erwiesen.

3. Die aufgestoßenen Schwierigkeiten und dagegen gefundenen Lösungen.

3.1. Herausforderungen in der Klassenführung : Erfahrungen und Strategien.

Für das erste Mal hatte ich in den Klassen nicht den Status eines Assistenten oder eines
Studenten, sondern den eines Lehrers. Am Anfang war es eine Herausforderung, Autorität
gegenüber den Schülern auszuüben. Viele Schüler hatten sich daran gewöhnt, keinen
Deutschunterricht mehr zu haben und waren deswegen nicht motiviert. Manche Schüler
versuchten, den Unterricht abzulenken, indem sie Fragen zu meinem Privatleben stellten,
einige andere plauderten miteinander, was sich die Schüler in meinen früheren Erfahrungen
während der Anwesenheit ihres Lehrers nicht trauten. Ich musste also herausfinden, wie man
auf störende Verhaltensweisen reagieren sollte. Ich habe diese Schüler in der ersten Stunde
entweder machen lassen und ihre Fragen beantwortet, oder um Ruhe gebeten und bat
Kollegen dann um Ratschläge für die nächsten Sitzungen. Von dort aus lernte ich mehrere
mögliche Methoden kennen. In den Klassen der Seconde wurde ein System von Strichen an
der Tafel eingeführt, wobei jeder dieser Striche mit einer zunehmend schwerwiegenden Strafe
verbunden war. Der erste dient nur als Verwarnung, aber sobald ein Schüler ihn erhält, bleibt

10
er zumindest bis zum Ende der Stunde ruhig. Dann war es wichtig, die Striche in der nächsten
Sitzung wieder an die Tafel zu schreiben, da der Schüler sonst vergisst, dass ihm die nächste
Strafe droht. Einen zweiten Strich zu bekommen, bedeutete, dass er den Rest des Jahres
alleine vorne sitzen musste. Insgesamt hat diese Strategie in den beiden Klassen, in denen sie
eingesetzt wurde, gut funktioniert und es mussten nie mehr als zwei Striche an die Tafel
gezeichnet werden. Die störenden Schüler der Première und der Terminale waren jedoch
schwieriger zu führen, da ich wusste, dass die zuvor genannte Methode nicht funktionieren
würde. Ich habe daher beschlossen, sie zum Konzentrieren zu zwingen, indem ich Übungen
gebe und mich gelegentlich neben sie hinsetze, um ihnen persönlich bei der Lösung zu
helfen. Ich stellte auch fest, dass es wirksam ist, mit diesen älteren Schülern zu diskutieren,
um ihnen zu erklären, weshalb ihr Verhalten störend ist. Ich glaube jedoch nicht, dass diese
Methode langfristig erfolgreich gewesen wäre. Ich hatte nämlich viel weniger Sitzungen mit
diesen Klassen und denke, dass Sanktionen auf Dauer notwendig gewesen wären, um in
einem angemessenen Tempo mit den Sequenzen voranzukommen.
Ich sah mich auch zum ersten Mal mit der Situation konfrontiert, auf Schüler zu reagieren,
die sich weigerten zu arbeiten, ohne den Unterricht zu stören. Ich fragte mich, ob es besser
wäre, sie zu ignorieren und sich auf die Schüler zu konzentrieren, die Fortschritte machen
wollten, oder ob ihnen geholfen werden sollte. Einige Schüler aus der TCGEA waren
beispielsweise nicht daran interessiert, am Sprachcafé teilzunehmen, also habe ich sie nicht
gezwungen, da ich der Meinung war, dass diese Sitzungen für diejenigen stattfanden, die
noch ihre Sprachkompetenzen verbessern wollten, nachdem sie bereits ihre Prüfungen
abgelegt hatten. In den anderen Klassen jedoch scheint es besser, diese Schüler bei den
Übungen zu begleiten oder während der Korrektur abzufragen. Es stellte sich heraus, dass sie
in diesem Fach oft aufgaben, bevor sie überhaupt versuchten, die Übungen zu verstehen, weil
sie ihnen schwieriger erschienen, als sie tatsächlich waren. Die Schüler an die Tafel kommen
zu lassen, um ihre Antwort aufzuschreiben, zwingt sie ebenfalls zum Nachdenken.

3.2. Herausforderungen bei der Gestaltung und Bewertung von Klassenarbeiten.

In meinen früheren Erfahrungen hatte ich zuvor nie die Gelegenheit, Klassenarbeiten selber
zu erstellen und zu bewerten. Ich habe jedoch viele Tests beobachten können und die
Lehrerin, die ich vertreten habe, um Rat gefragt. Sie schickte mir Beispieltests, die sie für
andere Sequenzen vorbereitet hatte, von denen ich mich bei Bedarf inspirieren lassen konnte,
aber hatte auch die Wahl, sie nach meinen Vorstellungen zu gestalten. In der zweiten Sitzung

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einer Sequenz wurde immer ein Vokabeltest durchgeführt. Ich habe entschieden, zehn Wörter
oder kleine Ausdrücke an die Tafel anzuschreiben, die entweder auf Deutsch oder auf
Französisch übersetzt werden sollen. Das erste Problem, das sich stellte, war die Frage, wie
schwierig diese Tests sein sollten. Ich habe versucht, in der Terminale schwierigere Tests zu
erstellen als in der Seconde, in dem ich kompliziertere Vokabeln und mehr Ausdrücke
auswählte. Trotz allem haben die Schüler in beiden Klassen der Terminale den Test sehr gut
bestanden und ich habe mich daher gefragt, ob dieser zu leicht war oder nicht, da es meine
erste Erfahrung mit diesen Stufen war.
Einige Schüler waren in der ersten oder zweiten Sitzung abwesend, was mich auch in eine
neue Situation brachte. Ein Schüler in der Terminale weigerte sich z.B., einen Vokabeltest zu
schreiben, weil er bei der ersten Sitzung nicht anwesend war. Da der Unterricht nachgeholt
werden sollte, ließ ich diese Ausrede nicht gelten. Außerdem wurden die Vokabeln auf der
MBN-Plattform7 abgeschrieben und es wurde im Hausaufgabenbereich festgelegt, dass in der
nächsten Sitzung ein Test stattfinden würde. Dieser Schüler hatte trotzdem keine Kopie
abgegeben, also fragte ich Frau Fritsch, was ich unternehmen soll. Wenn ein Schüler sich
weigert, einen Test zu schreiben, erhält er die Note Null. Schüler, die aber während eines
kleinen Tests abwesend sind, müssen ihn nicht nachholen.
Die Schwierigkeit einer Prüfung zum Leseverständnis zu beurteilen, war eine noch größere
Herausforderung. Auch hier habe ich Frau Fritsch um eine Vorlage gebeten und die Form
beibehalten, damit die Schüler wissen, was sie erwartet.8 Das Ziel war, einen Text zu finden,
der mit dem Thema, das wir in der Sequenz gesehen haben, in Verbindung steht, mit dem der
gelernte Wortschatz geübt werden kann und leicht genug zu verstehen ist. Anschließend
werden die komplexeren Wörter in Fußnoten übersetzt. Es ist wichtig, den Originaltext so
wenig wie möglich zu ändern, um eine Situation widerzuspiegeln, in der die Schüler von sich
aus versuchen würden, Informationen auf Deutsch zu verstehen. Wenn einige Schüler bei
dieser Klassenarbeit nicht anwesend waren, musste für das Nachholen ein neuer Text
gefunden werden. In diesem Fall wurden unterschiedliche Abschnitte desselben Artikels
ausgewählt, was jedoch problematisch sein kann, weil die Schüler sich die
Aufgabenstellungen zeigen und die Verbindung herstellen können. Wenn ich noch einmal
eine Nachhölprüfung erstellen müsste, würde ich nach einem Text aus einer anderen Quelle
suchen, um Schummelmöglichkeiten auszuschließen. Auf dieselbe Quelle zuzugreifen, ist
7
MBN ist die Abkürzung von Mon bureau numérique, es handelt sich um eine digitale
Bildungsplattform, die von Lehrern und Schülern benutzt wird.
8
Bild 2 im Anhang zeigt das Beispiel eines Leseverständnisses, dass ich für die Klasse 2C2 erstellt
habe.

12
nicht ausgeschlossen, aber es muss selten genug geschehen, so dass die Schüler nicht damit
rechnen.
Ich musste auch lernen, ein Bewertungsschema zu erstellen und dieses zu befolgen, um die
Klassenarbeiten präzise und fair zu bewerten. Die Vokabeltests wurden zunächst mit einem
Bleistift korrigiert, falls ich mein Schema während der Arbeit aufgrund mangelnder
Erfahrung oder wegen eines Elements, das ich übersehen hatte, ändern musste. Es wurde erst
entschieden, einen halben Punkt zu geben, wenn das Wort falsch geschrieben, aber erkennbar
war. Dann fand ich es aber unfair, einem Schüler, der in einem Wort nur einen Fehler
gemacht hat, genauso viele Punkte zu geben wie einem, der mehrere Fehler gemacht hat. Mit
einem Bleistift zu annotieren, ermöglichte es mir daher, während der Korrektur Änderungen
vorzunehmen.
Um das Leseverständnis zu bewerten, wurde ein detaillierteres Schema benötigt. Es wurde
eine Korrektur erstellt, in der alle Wörter in Kategorien eingeordnet wurden, um zu
bestimmen, inwiefern es verständlich ist. Dann wurde entziffert, wie viele wichtige
Informationen im Text liegen, die von den Schülern verstanden werden sollten und daraus
entstand eine Bewertungsskala. Im Text vom Bild 2 im Anhang mussten die Schüler
beispielsweise 23 Informationen entschlüsseln, um die maximale Note zu bekommen. Bei der
Korrektur ist auch aufgefallen, dass die Kopien von zwei Schülerinnen, die nebeneinander
saßen, viele Ähnlichkeiten hatten. Frau Fritsch hatte diese Prüfung, die kurz nach dem Ende
meines Vertrags stattfand, überwacht und zweifelte an der Ehrlichkeit dieser beiden
Schülerinnen. Aufgrund der Bemerkung der Lehrerin traf ich die Entscheidung, beide
Arbeiten mit Minuspunkten zu bestrafen, aber es war eine schwierige Entscheidung, wenn
man bedenkt, dass ich selbst nicht anwesend war, um zu überwachen und trotzdem das letzte
Wort hatte.
Schließlich musste ich auch mündliche Leistungen bewerten. Die 2C2 sollte in kleinen
Gruppen die fiktionale Tour in Berlin organisieren. Sie sollten die Fahrt dann dem Rest der
Klasse vorstellen, und obwohl es ursprünglich verboten war, wurde die Nutzung von
Online-Übersetzern erlaubt, weil die Schüler zu viel Mühe hatten, Sätze zu bauen, und dass
es keiner Gruppe gelungen wäre, die Arbeit sonst rechtzeitig fertigzustellen. Sie hatten jedoch
die Anforderung, nur Wörter zu verwenden, die sie verstehen, die sie aussprechen können
und die der Rest der Klasse ebenfalls während der Leistung verstehen könnten. Außerdem
wies ich darauf hin, dass sie nicht von ihrem Blatt aufblicken können, wenn sie die Sätze
nicht mit ihren eigenen Worten bilden. Trotzdem war es ein Fehler, ihnen Zugang zu

13
Online-Übersetzern zu geben, denn keine Gruppe hatte Sätze gebildet, die für den Rest der
Klasse einfach genug zu verstehen waren.
Auch die Bewertung der mündlichen Leistungen der BTS-Studenten stellte sich als
problematisch heraus. Der Fokus lag dabei insbesondere auf technischen Schwierigkeiten, auf
die im folgenden Abschnitt näher eingegangen wird.

3.3. Die technischen und die vom besonderen Status bezogenen Schwierigkeiten.

Mein besonderer Status führte zu Problemen mit der MBN-Plattform. Erstens musste mein
Stundenplan jede Woche neu festgelegt werden, da ich aufgrund von Seminaren an der
Universität zu bestimmten Terminen nicht verfügbar war. Aus Sicht der Schüler erschien ich
daher in der folgenden Woche als abwesend. Der Stundenplan wurde in der Regel am
Wochenende festgelegt und auf MBN aktualisiert. Das war aber ein Problem, weil
beispielsweise die Hausaufgaben automatisch zur nächsten auf der Plattform festgelegten
Unterrichtsstunde bei der Rückkehr von Frau Fritsch angezeigt werden. Viele Schüler kamen
daher regelmäßig in den Unterricht, ohne ihre Übungen vorbereitet oder Vokabeln gelernt zu
haben. Das geschah z.B. ein Mal vor einem Vokabeltest. Sie wurden zunächst am Ende der
Stunde gewarnt, aber da dieser technische Fehler zu Verwirrung geführt hatte, durften die
Schüler zu Beginn der Stunde einige Minuten lang die Vokabeln wiederholen. Wegen dieses
Problems waren auch die BTS-Studenten mehrmals nicht bereit, ihr Referat vorzuführen und
ihre Prüfung musste verschoben werden. Dies war auch ein Problem, da plötzlich eine andere
Aktivität für die aktuelle Sitzung ausgedacht werden musste. Es kam ebenfalls vor, dass
einige Schüler ihre Deutschunterlagen zu Hause gelassen haben, weil der Stundenplan
ausnahmsweise erst am Montag aktualisiert wurde und es sich um eine Internatsschule
handelt.
Aus unbekannten Gründen gelang es den Informatikern des Lycée Agricole Obernai nicht,
mir die gleichen Rechte wie den anderen Lehrern auf der MBN-Plattform zu gewähren. Ich
konnte beispielsweise weder die Anwesenheit prüfen noch die Noten eintragen. Stattdessen
mussten die Namen der fehlenden Schüler auf einem Blatt geschrieben und von einem
Surveillant abgeholt werden. Dieser Eingriff unterbrach den Unterricht und es wurde also
entschieden, das Blatt vor der Tür liegen zu lassen. Um die Noten einzutragen, mussten sie in
ein Excel-Dokument eingetragen und an Frau Fritsch geschickt werden. Während meiner
Tätigkeit in Erstein gab es diese Probleme nicht mehr und die Anwesenheit konnte normal
geprüft werden.

14
MBN ist auch nützlich, um zu erfahren, wann die Klasse ausnahmsweise abwesend sein wird.
Aufgrund mangelnder Erfahrung war es mir jedoch passiert, eine Unterrichtsstunde zu
verpassen. Eine Klasse in Erstein war eines Tages für eine Klassenfahrt als abwesend
gemeldet, obwohl es nur bei einer Gruppe der Fall war. Dieses Ereignis hatte lediglich einen
Anruf vom Schulleiter zur Folge, bei dem mir erklärt wurde, wie dieses Problem in Zukunft
vermieden werden kann.
Schließlich führte dieser besondere Status als Student und Enseignant contractuel dazu,
bestimmte Klassen nur selten zu sehen, die Deutschunterricht zu bestimmten Zeiten haben
sollten, die nicht mit meinen Verpflichtungen an der Universität übereinstimmten. Um das
Problem der Klassen, die seltener Unterricht hatten als andere, zu lösen, wurden mir von der
Schulleiterin vom Lycée Agricole Obernai Überstunden angeboten. Diese fanden meistens
zwischen zwei Seminaren an der Universität statt und bedeuteten, viel unterwegs sein und auf
Pausen verzichten zu müssen. Aber die Tatsache, so oft wie möglich verfügbar gewesen zu
sein, hat einen guten Eindruck hinterlassen und war bei der Einstellung in Erstein ein Vorteil.
Diese zusätzlichen Stunden ermöglichten es also einigen Klassen, häufiger Unterricht zu
haben, doch das reichte immer noch nicht aus. Eine der Klassen konnte für das dritte
Trimester keine Noten erhalten.
Da mein Vertrag in Erstein erst im Juni begann, konnte in den neuen Klassen auch nicht viel
Deutschunterricht stattfinden. Das war problematisch, als ich am Ende des Schuljahres die
Zeugnisse einer Klasse ausfüllen musste, in der ich die Rolle des Klassenlehrers hatte
übernehmen müssen. Es musste für jeden Schüler ein Kommentar geschrieben werden, aber
ich kannte sie kaum und wusste manchmal nicht einmal, wer der Schüler war. Ich musste
diese Aufgabe erfüllen, da die Zeugnisse sonst nicht validiert werden konnten, also hatte ich
Kollegen, die diese Klasse kannten, um Rat gefragt und versucht, Kommentare zu schreiben,
die auf den wenigen Sitzungen basierten, die mit ihnen stattfanden. Auch die Schulleiterin
meinte, dass es unlogisch war, mit so wenig Erfahrung einen Kommentar zu hinterlassen,
aber auch hier handelte es sich um ein von MBN verursachtes Problem, und es konnte nicht
umgangen werden. Ich fand es schade, diese Aufgabe wegen des Mangels an Sitzungen nicht
auf angewandte Weise erledigen zu können.
Aufgrund der genannten Probleme denke ich, dass einige Aspekte dieser Erfahrung nicht der
Realität eines Lehrers widerspiegelten, und auf diese wird sich der nächste Teil meines
Berichts konzentrieren.

15
4. Kritische Interpretation meiner Erfahrung.

4.1. Die zeitlichen Beschränkungen als Aspekt, der diese Erfahrung von der eines
Vollzeitberufs unterscheidet.

Meine Erfahrung ließ sich von der einer Vollzeitlehrkraft unterscheiden. Der Hauptgrund, der
dies erklären könnte, ist der Zeitplan und genauer gesagt, die zeitlichen Beschränkungen. In
der Tat hatten die technischen Probleme in den meisten Fällen keinen großen Einfluss auf die
Erfahrung und ich hätte mir gewünscht, der Tätigkeit mehr Zeit widmen zu können und mehr
Sitzungen mit den einzelnen Klassen abzuhalten. Mir wurden meiner Meinung nach
tatsächlich zu viele verschiedene Klassen zugewiesen. Zunächst fand ich die
Sprachkompetenzen der meisten Schüler niedriger als erwartet, und das könnte daran liegen,
dass sie seit einigen Monaten vor meinem Dienstantritt keinen Deutschunterricht mehr hatten.
Außerdem konnten die Sitzungen mit einer Klasse manchmal von einer Woche zur nächsten
und sogar mehr auseinanderliegen, obwohl die Schüler normalerweise zweimal pro Woche
Deutschunterricht haben sollten. Hinzu kommen die vielen Feiertage in dieser Jahreszeit und
die Ausflüge. Daraus ergab sich, dass die Schüler sich nicht gut an die vorherigen Sitzungen
erinnerten und dass die Fortschritte langsamer waren. Wegen diesen verschiedenen Faktoren
schien es unmöglich, eine Sequenz in 7 Sequenzen abzuschließen.
Die zeitlichen Beschränkungen führten auch dazu, weniger Vorbereitungszeit für jede Sitzung
zu haben. Statt mit den Materialien der Lehrerin zu arbeiten, wäre es besser gewesen, in jeder
Stufe meine eigenen zu erstellen. Ich habe als AED en préprofessionnalisation gelernt, wie
man eine Sequenz aufbaut und wie man sich für eine Sitzung vorbereitet, und ich hätte gerne
diese Kenntnisse in die Praxis umgesetzt. Während des Vertrags im Juni konnte mehr Zeit für
die Vorbereitung der Sitzungen gewidmet werden, aber die Schüler fühlten sich bereits im
Urlaubsmodus, also wurde die Gelegenheit verpasst, meine eigenen Sequenzen zu entwerfen.
Es ist schwieriger, die Logik hinter jeder Übung zu verstehen, wenn man sie sich nicht selbst
ausgedacht hat. Ich halte es für wichtig, eine Übung begründen zu können, indem man ihren
Zweck erklärt. Auf diese Weise versteht der Schüler, wofür er sich anstrengt. In der Seconde
wurde z.B. ein Dokument über die Stolpersteine in Berlin bearbeitet und der Grund dafür war
nicht nur, einen deutschen Text zu lesen oder darüber im Projekt reden zu können, sondern
auch ihren Nutzen zu verstehen, falls sie jemals einem begegnen sollten. Ein einfacher
Hinweis darauf, dass es solche in Straßburg gibt, weckte das Interesse vieler Schüler.

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4.2. Persönliche Meinung zur Tätigkeit als Student und Enseignant contractuel im
Vergleich zur Préprofessionnalisation.

Wie bereits erwähnt, sah ich diese Tätigkeit als eine Gelegenheit, was zuvor als Beobachter
gelernt wurde, in die Praxis umzusetzen. Tatsächlich handelte es sich um eine völlig
verschiedene Erfahrung als die bisherigen. Als Fremdsprachenassistent in Dortmund durfte
ich bereits Klassen führen, aber da das Schulsystem nicht dasselbe wie in Frankreich ist, ich
zu dieser Zeit mein Studium unterbrochen hatte und meine Aufgaben völlig anders waren,
werden diese beiden Erfahrungen in diesem Bericht nicht verglichen. Als AED en
préprofessionnalisation ist es in den ersten zwei Jahren nicht erlaubt, alleine eine Klasse zu
führen.9 Selbst wenn der Klassenlehrer anwesend ist, hat man nur die Erlaubnis, gelegentlich
einzugreifen. Erst nach zwei Jahren Beobachtung und im Master 1 und 2 ist es möglich,
vollständige Sequenzen zu übernehmen, aber weiterhin unter Aufsicht der Tutorin. Die
Tatsache, meinen Vertrag als AED en préprofessionnalisation abgebrochen zu haben und
mich als Enseignant contractuel zu bewerben, sehe ich als Vorteil. Ich bin der Meinung, dass
sich beide Erfahrungen ergänzen. Während der Préprofessionnalisation lernt man vor allem
die Theorie, aber die Praxis ist unrealistisch, weil man mit den meisten Problemen, die in
diesem Bericht erwähnt wurden, nicht konfrontiert wird. Die Tätigkeit als Enseignant
contractuel scheint also vielversprechender zu sein, um den Beruf in seiner Gesamtheit zu
erlernen.
Ich denke jedoch, dass allgemein die Préprofessionnalisation geeigneter ist für einen
Studenten. Die Stundenpläne sind an die der Universität angepasst und es wurden
automatisch einige ECTS-Punkte erworben. Ich hatte z.B. einer anderen Masterstudentin
vorgeschlagen, sich im April für die vakante Stelle in Erstein als Enseignant contractuel zu
bewerben, jedoch bekam sie keine Unterlagen und die Arbeitsbelastung war daher zu hoch.
Die Vorbereitung einer einzigen Unterrichtsstunde ist sehr zeitaufwendig und falls Frau
Fritsch mir ihre Unterlagen nicht geliehen hätte, wäre ich wahrscheinlich auch wie sie
gezwungen gewesen, zu kündigen. Ich schätze mich also glücklich, von der verbeamteten
Lehrerin unterstützt worden zu sein und würde im Nachhinein einem Studenten einen solchen
Vertrag nur unter gleichen Umständen empfehlen.

9
Vgl. Ministère de l'Éducation nationale et de la Jeunesse. „Après une licence 1 : la
préprofessionnalisation‟. o. D. Erhältlich auf :
https://www.devenirenseignant.gouv.fr/apres-une-licence-1-la-preprofessionnalisation-79. Zugegriffen
am 06.01.2024.

17
Fazit.

Letztendlich war diese Erfahrung ganz anders als meine vorherigen. Ich konnte das
Unterrichten in einer neuen, realitätsnäheren Form erfahren. Ich habe festgestellt, wie
anspruchsvoll dieser Beruf ist. Man muss auf viele unvorhergesehene Ereignisse reagieren
können, und im Moment die richtige Entscheidung zu finden, ist nicht immer leicht. Ich
musste oft Frau Fritsch um Rat fragen. Außerdem musste man ständig erreichbar sein und ich
erhielt fast jeden Tag E-Mails und Anrufe von der Schulleiterin. Diese Erfahrung ermöglichte
mir auch, die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis zu verstehen. Die bedeutendste
Neuigkeit werden die Klassenarbeiten gewesen sein. Deshalb ist es das Thema, auf das ich in
diesem Bericht am ausführlichsten eingehe. Ich denke, gut verstanden zu haben, wie man
eine schriftliche Arbeit erstellt und bewertet, aber habe noch zu wenig Erfahrung mit
mündlichen Prüfungen. Außerdem hatte ich keine Gelegenheit, ein Hörverständnis
abzunehmen. Im Endeffekt habe ich meistens aus Problemen und Fehlern gelernt und es gibt
bestimmt viele Schwierigkeiten, die ich noch nicht erlebt habe.
Ich habe endlich den Beruf des Lehrers im Lycée entdeckt und das hat mich zu dem Schluss
gebracht, dass ich später mit diesen Stufen arbeiten möchte statt im Collège. Obwohl es sich
hier um Landwirtschaftsschulen handelt, glaube ich nicht, dass dies meine Erfahrung kaum
beeinflusst hat. Ich war z.B. nicht verpflichtet, landwirtschaftliche Themen zu behandeln.
Allerdings merkte Frau Fritsch an, dass solche Themen besser von den Schülern
aufgenommen werden und man das als Lehrer berücksichtigen muss. Ich hoffe also, später in
einem Lycée général et technologique arbeiten zu können und dass ich von nun an über ein
ausreichendes pädagogisches Wissen verfüge, um nach dem Concours und dem Praktikum
als verbeamteter Lehrer in den Schuldienst einsteigen zu können.

18
Bibliographie.

Ministère de l'Éducation nationale et de la Jeunesse. „Après une licence 1 : la


préprofessionnalisation‟. o. D. Erhältlich auf :
https://www.devenirenseignant.gouv.fr/apres-une-licence-1-la-preprofessionnalisation-79.
Zugegriffen am 06.01.2024.

19
Anhang.

Bild 1.

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Bild 2.

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