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As der Schwerter

20. September 2012


Die deutsche Bombe

Einsortiert unter: AdS-Autoren,Deutschsprachige Autoren,Schattenkoenig (A) — Schnee-


Eule @ 04:19
Tags: Forschungsgeschichte, Kernphysik, psychologische Kriegführung, technischer
Fortschritt, verfälschte Geschichte, Waffentechnik

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Die deutsche Bombe

Von schattenkoenig

Wie weit kamen die deutschen Kernforscher bei ihren Bemühungen, die Energie des
Urankerns in nutzbare Formen zu leiten? Anscheinend ist es nicht nötig, zu dieser Frage noch
viel zu schreiben, da es einen an zahlreichen Schulen und Universitäten gelehrten „Stand der
Dinge“ gibt. Dieser erzählt uns, daß die deutschen Wissenschaftler nicht mit denen der
Westalliierten Schritt hatten halten können, daß ihre „Uranmaschine“ niemals aus den
Kinderschuhen herausgekommen sei und daher auch alle weitergehenden Projekte gescheitert
seien. Achillesferse sei die Anreicherung des spaltbaren Uranisotops gewesen, wofür man
zwar einige Ideen, aber keinen gangbaren Weg gefunden habe – alle Verfahren seien
entweder technisch zu schwierig, nicht finanzierbar oder würden so lange dauern, daß vor
Ende des II. Weltkrieges nicht mit positivem Ergebnis gerechnet werden könne. Der
Reichsminister für Bewaffnung und Munition, Albert Speer, habe schließlich 1942 alle
Forschungsgelder gestrichen und das Projekt damit eingestellt. Daß die deutschen Forscher
zwar weiter hätten kommen können, aber dem Hitlerregime die Atombombe nicht hätten
bauen wollen, gehörte somit zur nachträglichen Legendenbildung, die dem Zweck dienen
sollte, die deutschen Wissenschaftler von Schuld an Faschismus, Krieg und Holocaust
reinzuwaschen; es sei stattdessen aber schlicht ihr Unvermögen gewesen, das einen
Nuklearschlag des nationalsozialistischen Deutschlands verhindert habe.

Nun ergeben sich aus dieser Darstellung aber etliche Widersprüche, denen es durch Studium
von Akten in alliierten Archiven nachzugehen lohnt. Damit verhält es sich wie mit anderen
Teilen der deutschen Geschichtsschreibung seit der totalen Niederlage, die durch ähnliche
Widersprüchlichkeiten immer mehr ins Wanken gerät und ihre Deutungshoheit immer mehr
verliert, ja sich immer mehr als eine von Feinden Deutschlands ins Werk gesetzte Feindsicht
auf die deutsche Geschichte herausstellt, die wir aus psychologischen Gründen zu
verinnerlichen haben.

Zu den Problembereichen, auf die man stößt, wenn man sich mit dieser Art der Darstellung
näher beschäftigt, gehören wissenschaftlich-technische Fragen, hauptsächlich das der
Gewinnung ausreichender Mengen Spaltstoff, die Tatsache, daß entscheidende Dokumente
zur deutschen Atomforschung erst nach 60 Jahren freigegeben wurden, Seltsamkeiten an der
amerikanischen „Little Boy“ und das teils erstaunliche Wissen deutscher Nuklearforscher –
bis auf die Ebene einfacher Ingenieure –, das diese schon bald nach Kriegsende offenbarten.

Heute kann konstatiert werden: Wir wurden, was den Stand der deutschen Kernforschung
angeht, unfaßbar belogen. Und diese Lügen haben den psychologischen Effekt, daß die
Deutschen nicht nur Schuld empfinden, sondern zugleich noch dem Gefühl ausgesetzt sind,
auf dem Feld der Forschung und Entwicklung, auf dem Deutschland bisher als führend
gegolten hat, von den Feinden überflügelt worden zu sein. Die Lügen sollten den Stolz und
das deutsche Selbstbewußtsein, das auf Deutschlands wissenschaftlicher Leistungsfähigkeit
beruhte, brechen.

Aber alle Lügen haben kurze Beine; auch wenn sie manchmal 60 Jahre Vorsprung
bekommen, holt die Wahrheit sie doch am Ende immer ein.

Die Wißbegier der alliierten Siegermächte

Das amerikanische Militär führte, noch während die Kampfhandlungen auf deutschem Boden
andauerten, eine Mission durch (Alsos-Mission), deren Ziel es war, alles, was irgendwie im
Zusammenhang mit der deutschen Atomforschung gestanden hatte, einzusammeln und in die
USA zu überführen, einschließlich der wissenschaftlichen Grundlagenarbeiten und sogar der
Wissenschaftler, die diese verfaßt hatten (Operation Paperclip). Wenn das deutsche
Atomprojekt bereits seit 3 Jahren auf Eis lag und gleichzeitig das amerikanische Manhattan-
Projekt nur noch wenige Monate vor dem Abschluß stand, was war dann für die Alliierten so
interessant an der deutschen Atomforschung? Die amerikanische Armee machte auch eine
Reihe von seltsamen Vorstößen in die Zone, die in Teheran 1943 als sowjetische bzw.
französische Einflußsphären definiert worden waren: nach Amstetten und Melk in
Niederösterreich, nach Hechingen in Württemberg und nach Thüringen hinein. Diese
Vorstöße ergeben erst dann einen Sinn, wenn man sie im Zusammenhang mit der Alsos-
Mission betrachtet: Immer ging es darum, die Hand auf einen Teil der deutschen
Atomwaffenforschung zu bekommen. Berichte, die an das Hauptquartier des SHAEF
geschickt wurden, erwähnen Funde, die „den Jackpot getroffen“ und „die wildesten
Erwartungen“ der Amerikaner „noch übertroffen“ hätten. Was konnten die Sieger denn von
den in zweierlei Hinsicht Besiegten überhaupt noch erwarten?

Bericht an das amerikanische SHAEF über einen Fund in Hechingen, demzufolge die Alsos-
Mission „den Jackpot getroffen hat“ und „ihre wildesten Erwartungen noch übertroffen“
worden sind. Alsos suchte ausschließlich nach Nuklearmaterial und Unterlagen zum
deutschen Atomprojekt. Worüber waren sie so begeistert?

Zehn der bekanntesten deutschen Atomwissenschaftler wurden nach dem Ende des Krieges
im englischen Farm Hall nordwestlich von Cambridge einquartiert und nicht entlassen, ehe
das amerikanische Manhattan-Projekt abgeschlossen und US-Atombomben auf zwei
japanische Städte abgeworfen worden waren. Diese Internierung stand gleichfalls unter dem
Kommando der Alsos-Mission. Die Internierten waren also Leute, die, wenn man man der
offiziellen Darstellung glaubt, seit 1942 nicht mehr an nuklearer Waffenforschung gearbeitet
hatten. Es ist weiterhin bekannt, daß alle Räume des Landhauses, in dem der britische
Geheimdienst sie einquartiert hatte, verwanzt und verkabelt waren. Man hörte sie also rund
um die Uhr ab und wollte in den Besitz von etwas kommen, was sie wußten. Aber wozu hätte
dieses Wissen denn noch von Nutzen sein sollen? Nachdem die Deutschen den Krieg und
außerdem den Wettlauf um die Atomwaffe verloren hatten, wäre die Frage, was sie
hinsichtlich des Baus der Waffe gewußt haben, höchstens noch von
wissenschaftshistorischem Interesse gewesen. Aber ist das eine Sache des Geheimdienstes
einer Nation, die sich noch mitten in einem Krieg befindet (mit Japan)? Oder ging es dem
britischen Geheimdienst darum, Dinge für das Manhattan-Projekt in Erfahrung zu bringen, die
dessen Wissenschaftler selbst noch nicht wußten, allerdings brauchten, um dieses Projekt
abschließen zu können?

Dr. Rainer Karlsch landete im Jahr 2005 einen erstaunlichen Bucherfolg mit „Hitlers Bombe“,
worin er auf der Basis von erst kurz zuvor freigegebenen Dokumenten in alliierten und
russischen Archiven den Beweis führt, daß die Deutschen doch so etwas Ähnliches wie eine
Nuklearwaffe gehabt haben müssen, die sie am 3. März 1945 abends auf dem
Truppenübungsplatz Ohrdruf bei Arnstadt in Thüringen getestet haben. Über diesen
Waffentest gibt es viele Zeugenaussagen (z.B. die von Frau Cläre Werner, die das Geschehen
von der nahegelegenen Wachsenburg beobachtet hatte und aussagte, danach drei Tage lang an
Symptomen gelitten zu haben, die man heute einer leichten Strahlenkrankheit zuschreiben
würde), die auch besagen, daß es dabei zu einer Katastrophe gekommen sein muß, durch die
deutlich mehr als hundert Lagerhäftlinge und auch 12 Mitglieder der SS-Wachmannschaften
getötet wurden. Als am folgenden Tag diese Toten beerdigt wurden, mußten die daran
beteiligten Arbeiter Schutzkleidung tragen. Auf der Basis dessen, was uns vorher als Stand
der Dinge erzählt worden war, ist es nicht erklärbar, daß die deutschen Wissenschaftler doch
etwas hatten, womit sie in die Testphase gekommen sind.

Aus Karlschs Buch kann man auch erfahren, daß in dem Ort Gottow bei Berlin die Ruine
eines Kernreaktors steht, in dessen Umgebung man noch heute Spuren von Plutonium
nachweisen kann. Die SS-Forschungsgruppe um Dr. Kurt Diebner hatte hier gearbeitet.
Warum ist es überhaupt so, daß die Dokumente, die Aufschluß über das deutsche
Atomwaffenprojekt geben könnten, erst 60 Jahre nach dem Ende des Krieges freigegeben
worden sind? Manche Dokumente unterliegen sogar noch längeren Sperrfristen oder sind
sogar inzwischen von Amts wegen zerstört worden, damit niemals mehr jemand erfahren
könne, was sie an Brisantem beinhalten. Erfahrungsgemäß sind die Inhalte von Dokumenten
umso brisanter und damit interessanter, je länger die Sperrfrist ist, der sie unterliegen. Was ist
es, das wir nicht wissen sollen? Wenn alles so ist, wie man es uns in Schulen und
Universitäten erzählt, warum müssen dann so viele Dinge generationenlang unter Verschluß
gehalten werden?

Es gibt aber noch viel mehr Material als das, auf das Karlsch sich stützt, das nach 60jähriger
Sperrfrist im Jahr 2005 freigegeben wurde. Zusammen mit den schon länger bekannten
Zeugenaussagen und vereinzelten Presseberichten ergibt sich allmählich ein vollständigeres
Bild vom Stand der deutschen Atomwaffenentwicklung, das absolut nichts mehr zu tun hat
mit dem „Stand der Dinge“, der bis 2005 Gültigkeit hatte.

Wenn wir heute mit absoluter Sicherheit wissen, daß den Amerikanern der Bau sowohl von
Kernspaltungs- als auch Fusionswaffen gelungen ist, so liegt das hauptsächlich an den
weltbekannten und sehr zahlreichen Fotografien von Atompilzen. Jeder oberirdische
Kernwaffentest wurde vom U.S. Army Photographic Signal Corps oder der U.S. Air Force
1352nd Photographic Group fotografisch festgehalten; vor dem Test der Plutoniumbombe
„Baker“ am 25. Juli 1946 im Bikini-Atoll, von dem eine halbe Million Meter Film und über
eine Million Bilder geschossen worden sind, soll es deshalb sogar zu einem weltweiten
Engpaß an Filmmaterial gekommen sein. Dieses Bildmaterial wurde weltweit zur Ikone, so
daß sogar der zweiteilige Damenbadeanzug, der im gleichen Jahr erstmals vorgestellt worden
war, seinen Namen dem Atoll verdankt, bei dem der Test durchgeführt wurde – auch wenn
gar kein inhaltlicher Bezug zwischen beiden Dingen besteht. Bereits zuvor existierten
Aufnahmen des „Trinity“-Kernwaffentests vom 16. Juli 1945 in Alamogordo, New Mexico,
aus verschiedenen Blickwinkeln, und nicht einmal bei den Einsätzen von „Little Boy“ und
„Fat Man“ über Japan hatte man die Kameras vergessen, die Aufnahmen von dem Ereignis
aufnehmen sollten. Vor diesem Hintergrund ist es kaum vorstellbar, daß die deutschen
Wissenschaftler nicht auch Film- und Fotomaterial von ihren Kernwaffen angefertigt haben
sollen, zumal die Explosionswolke einer Kernwaffe für jeden Betrachter ein außerordentlich
eindrucksvolles Ereignis darstellt. Doch es existieren keinerlei Aufnahmen. Wenn man also
einen Tipp abgeben sollte, welche Art Dokumente in den alliierten Archiven weiter ihrer
Freigabe entgegenschlummern, dann wäre es naheliegend zu vermuten, daß es sich um
entsprechendes Film- und Fotomaterial von diesen deutschen Atomtests handelt.

Die Urananreicherung

Dem bisherigen Konsens zufolge bot der „Uranverein“ unter der verzögernden und
pessimistischen Leitung Werner Heisenbergs ein eher enttäuschendes Bild. Der Reaktor, an
dem er und seine Arbeitsgruppe in Haigerloch arbeiteten, ist tatsächlich niemals kritisch
geworden – Heisenberg war mit dem ganzen Ansinnen, aus der Urankernspaltung eine
verheerende Kriegswaffe zu bauen, unzufrieden und wollte es nach Kräften verhindern,
weshalb er gegenüber den Mittelvergebern bei Heer und Regierung Urananreicherung und
Waffenbau immer als finanziell zu aufwendig, technisch zu schwierig oder nicht in
absehbarer Zeit zu schaffen darstellte. Die Sinnhaftigkeit einer solchen Haltung in
Kriegszeiten, während die Feinde Deutschlands solche Skrupel, wenn überhaupt, so doch in
weit gerinerem Maße entwickelten, darf man auch legitimerweise in Zweifel ziehen.

Aber es hat nicht in Heisenbergs Macht gestanden, im Alleingang den Fortgang der
Entwicklung aufzuhalten. Die Obstrukteure, Pessimisten und Verzögerer waren insgesamt im
deutschen Uranprojekt eine kleine Minderheit; in der Mehrzahl handelte es sich um junge,
begabte und auch ehrgeizige Wissenschaftler, die in Schwierigkeiten eher Herausforderungen
sahen und willig waren, für Deutschland ihr Bestes zu geben. Es stellte sich unter den
Forschern auch ein systemtreuer Konsens ein; Forscher, die die Waffe nicht wollten oder
ihrem Unmut gegen das System Lauf ließen, dürften starkem Druck ausgesetzt gewesen sein
(dieses Prinzip kennen wir ja heute auch – nur mit ganz anderen Vorzeichen). Es gab
außerdem noch die Forschungsgruppen beim Heer, die die Hohlladungstechnik
perfektionierten, es gab die Gruppe um Diebner, die an verfeinerten, sehr effizienten Waffen
arbeitete, die vergleichsweise wenig Spaltstoff benötigten, und es gab die „Reichspost-
Forschungsanstalt“, die vielleicht den wichtigsten Beitrag leistete: die Anreicherung von
Uran. Diese Stelle hatte der Reichspostminister, der Physiker Dr. Ohnesorge, auf eigenes
Betreiben eingerichtet.
Manfred Baron von Ardenne (1907 – 1997)

Manfred Baron von Ardenne, um nur auf diesen einzugehen, erfand auf der Basis einer
einfachen Gasentladungsröhre ein Gerät, das er „Duoplasmatron“ nannte, und schrieb als
Leiter einer Arbeitsgruppe einen wissenschaftlichen Artikel, in dem er auch auf die
Möglichkeiten einer großtechnischen Nutzung einging („Über einen neuen magnetischen
Isotopentrenner für hohen Massentransport“, April 1942). Ein solcher Apparat nutzt aus, daß
per Elektronenstrahlröhre U-235-Teilchen die gleiche Ladung wie U-238-Teilchen mitgeteilt
bekommen und daher im homogenen Magnetfeld einer gleich starken Lorentzkraft
unterliegen, aufgrund ihrer geringeren Masse aber eine engere Kurvenbahn durchfliegen,
woraus eine leichte Entmischung der Isotope resultiert. Stufenweise wiederholt, könnten so
auch höhere Anreicherungsgrade als 20% erreicht werden, von denen auch Dr. Karlsch noch
annimmt, sie wären im deutschen Machtbereich nicht möglich gewesen. In Bad Saarow
existiert allerdings eine unterirdische Anlage von erheblicher Größe, die ehemals im Besitz
der Reichspost-Forschungsanstalt war, bei der Manfred von Ardenne forschte. Im Boden
dieser Anlage werden noch heute Spuren angereicherten Urans nachgewiesen. Was hat hier
einst gestanden? Wenn man das Entstehungsdatum von von Ardennes Artikel beachtet und
unterstellt, daß die Reichspost genügend Mittel zur Verfügung stellen konnte, dann könnte
tatsächlich bereits 1943 eine erhebliche Menge hochangereicherten Urans für Waffenversuche
zur Verfügung gestanden haben.

Von Ardenne hatte als akademischer Außenseiter bereits vor dem Krieg auf sich aufmerksam
machen können durch die wesentliche Verbesserung der Rundfunk- und
Fernsehübertragungstechnik bei den Olympischen Spielen 1936. Bei Kriegsende geriet er der
sowjetischen Siegermacht in die Hände, die ihn zwangsverpflichtete, für die Sowjets an deren
Atomwaffe mitzuarbeiten. Er war auch dabei erfolgreich; 1953 wurde ihm der Stalinpreis
verliehen. Später wurde von Ardenne der bekannteste Wissenschaftler der DDR. Er starb
1997. In seinem Leben hat er ca. 600 Erfindungen gemacht.
Wissenschaftlicher Artikel von Ardennes über einen „Isotopentrenner für hohen
Massentransport“. Hat er das Problem der Urananreicherung bereits 1942 lösen können?

Professor Paul Harteck hatte ebenfalls an der Massentrennung gearbeitet; er hatte dabei auf
Zentrifugen mit hoher Drehzahl gesetzt (Ultrazentrifugen). Das Prinzip der
Zentrifungenkaskade ist heute das weltweit am häufigsten zur Urananreicherung eingesetzte,
weil am wirtschaftlichsten arbeitende Prinzip. Nach Ende des Krieges schrieb der britische
Geheimdienst diesem Mann eine solche Gefährlichkeit zu, daß er ein Verbot gegen ihn
aussprach, nach Großbritannien einzureisen. Wovor fürchteten sich die Briten?

Einige rätselhafte Industriekomplexe werden zuweilen mit der Urananreicherung per


Ultrazentrifuge in Verbindung gebracht, z.B. die „Mitteldeutsche Spinnhütte“ im
niedersächsischen Celle, in der Harteck und sein Kollege Wilhelm Groth an Zentrifugen
geforscht haben, die Standorte Hellige (Freiburg), Weserwerke (Tetschen-
Bodenbach/Sudetenland) und Vollmann (Prag), die sie dann in großem Stile bauten, oder das
riesige „Bunawerk“ bei Auschwitz. Letzteres stellte eine Investition von 900 Milliarden
Reichsmark dar (was heute inflationsbereinigt 1,5 Billionen Euro entspricht) und hat Tag für
Tag mehr elektrische Energie verbraucht als ganz Berlin, obwohl es kein einziges Gramm
Buna jemals produziert hat. Offiziell ist nicht bekannt, welchem Zweck dieses Werk, in dem
25.000 Auschwitz-Häftlinge gearbeitet haben, gedient hat.
Bunker der Reichspost-Forschungsanstalt in Bad Saarow. Im Boden der Anlage wurde Uran
mit erhöhtem Anteil an U-235 gefunden.

Die bemerkenswert geschichtslose „Little Boy“

Margaret Suckley, Vertraute und Krankenpflegerin des siechen Franklin D. Roosevelt, schrieb
im Dezember 1944 eine Notiz in ihr Tagebuch über ein Gespräch mit dem Präsidenten, in
dem dieser das deutsche Atomprojekt gegenüber dem amerikanischen noch im Vorteil
einschätzte. George C. Marshall, Generalstabschef der USA, schätzte zur gleichen Zeit die
Lage ähnlich ein und rechtfertigte nach dem Krieg die Invasion in der Normandie damit, daß,
wenn man später angreife, es zu spät sein würde, da die Deutschen dann neue, furchtbare
Waffen in der Hand haben würden. Das eigene Atomwaffenprojekt, das Ende 1941 hastig in
die Wege geleitet worden war, war in der zweiten Jahreshälfte 1944 anscheinend noch weit
von einer einsetzbaren Waffe entfernt. Wie war es den Amerikanern möglich gewesen, diesen
Vorsprung binnen eines Jahres aufzuholen und sogar noch zu übertreffen?

Im Rahmen des US-amerikanischen Atomwaffenprojekts steht die Bombe „Little Boy“, die
schließlich auf Hiroshima geworfen wurde, als etwas Einzigartiges da, zu dem heute weder
erkennbare Vorarbeiten noch Nachfolgeprojekte bekannt sind. Eine vergleichbare Anordnung
wurde nicht getestet – anders als die Plutonium-Implosionsbombe „Fat Man“, die über
Nagasaki zum Einsatz kam; dieses Bauprinzip war am 16. Juli 1945 in Alamogordo, New
Mexico, getestet worden („Trinity“-Test). Warum konnte man sich hinsichtlich des
Bauprinzips so sicher sein, daß es funktionieren würde, daß man ein ungetestetes
Waffendesign sofort einsetzte? Was, wenn es versagt hätte; hätte man dann nicht den
Japanern eine fertige Uranwaffe frei Haus geliefert? Auch scheint das „Gun Design“ der
Uranbombe genausowenig im weiteren Verlauf des amerikanischen Atomwaffenbaus
weiterverfolgt worden zu sein wie der Bau von Atomwaffen auf Uranbasis allgemein.
Sämtliche US-amerikanischen Kernspaltungswaffen, außer „Little Boy“ und den
Atomgranaten „Upshot-Knothole Grable“ und W33, basierten auf Plutonium-239 und dem
Implosionsprinzip (Quelle).

Links: „Little Boy“, rechts: die deutsche Fliegerbombe SC-2500. Bis auf das rechteckige
Leitwerk ist die Anmutung der Uranbombe eher „deutsch“.

Das Design der „Little Boy“ ist – abgesehen von der Stabilisierungsflosse am Heck – gänzlich
untypisch für andere amerikanische Bombentypen. Bilder aus der Kriegszeit zeigen zigarren-
bis ellipsenförmige Bombenkörper mit eckiger Stabilisierungsflosse, was auch dem
entspricht, was heute noch aus deutschem Boden an „Altlasten“ geborgen wird. Hingegen
existiert ein Foto von der deutschen Fliegerbombe SC-2500. Hier erkennt man einen
Bombenkörper, der der „Little Boy“-Waffe zum Verwechseln ähnlich sieht. Allerdings ist bei
diesem das Heck rund ausgebildet.

Die Sicherungsbolzen der Hiroshima-Bombe. Völlig ungewöhnlich für amerikanische Waffen


sind Material und Herstellungsart, hingegen passen sie eher zu deutschen Bomben.

Vor einigen Jahren ersteigerte ein Sammler auf einer Auktion von Militaria die
Sicherungsbolzen der „Little Boy“-Bombe. Der Einsatz dieser Waffe war von der Pazifikinsel
Tinian aus erfolgt, und aus Furcht, der Bomber könne vielleicht beim Start abstürzen, durfte
die Waffe erst während des Fluges scharfgemacht werden. An diesen Sicherungsbolzen ist
erstaunlich, daß diese aus einem Material bestehen, das die USA bei keiner anderen Waffe
verwendeten, nicht einmal bei konventionellen. Es handelt sich um „Ersatzmetall“, das in
Deutschland in Kriegszeiten verwendet wurde, wo Metalle wie Nickel und Kupfer
Mangelware darstellten. Wo wurde diese Waffe also hergestellt?

Ein Zeitungsbericht in der spanischen Zeitung „Pueblo“ mit dem Tenor, die über Hiroshima
eingesetzte Waffe sei eine „deutsche (Beute-)Bombe“ gewesen, soll schon unmittelbar nach
dem amerikanischen Kernwaffeneinsatz am 7. August 1945 erschienen sein. Unter
Amateurhistorikern sind Pressemeldungen wie diese recht bekannt, aber bisher weithin als
kuriose Spinnerei abgetan worden. Doch durch Befunde wie diese – insbesondere den letzten
– bekommen sie ein ganz anderes Gewicht.

Die erstaunlichen Ergebnisse des seit 3 Jahren auf Eis liegenden deutschen
Atomprogramms
Zur Atomwaffe führen prinzipiell zwei Wege: zum einen die Anreicherung des U-235 auf
85% oder höher, zum anderen die Produktion von Plutonium in großer Menge. Letzteres kann
man in schwerwassermoderierten Kernreaktoren gewinnen. Die Abscheidung von schwerem
Wasser entspricht physikalisch dem gleichen Prinzip wie die Anreicherung von U-235
(Massentrennung) und ist nur in sehr großen elektrolytischen Anlagen möglich. Das
herrschende Geschichtsbild sagt uns, daß die einzige Anlage im reichsdeutschen
Einflußbereich, die ausreichende Mengen schweren Wassers für den Betrieb von
Kernreaktoren habe herstellen können, Norsk Hydro in Vemork, Norwegen, gewesen sei.
Eigentlich handelte es sich dabei um ein Werk zur Erzeugung von Wasserstoffgas mittels
Elektrolyse. Da schwere Wassermoleküle (beide Wasserstoffatome sind durch das doppelt so
massereiche Deuterium ersetzt) träger sind als leichte, wandern sie langsamer zu den
Elektroden und sind im Elektrolyserückstand leicht angereichert vorhanden. Dieses Werk
war, da auch die Westalliierten um seine Bedeutung für die deutsche Kernwaffenentwicklung
wußten, bis 1945 ständigen Zerstörungen und Sabotageaktionen ausgesetzt. Ist es da
glaubhaft, daß die deutschen Physiker nicht darauf bestanden haben sollen, eine ähnlich
leistungsfähige Anlage auf Reichsgebiet aufzubauen, wo man sie unterirdisch vor Angriffen
besser schützen konnte?

Es existiert in verschiedenen US-Archiven ein Bericht über ein Verhör des deutschen
Flugabwehrraketen-Experten Hans Zinsser, der im August 1945 von US-amerikanischen
Kräften vernommen wurde. Darin werden die Effekte einer Atomexplosion bis in kleine
Details beschrieben: die Form der Explosionswolke, ihre Farbwechsel, die Höhe, bis zu der
sie aufsteigt. Die Berichte über die drei amerikanischen Atomexplosionen, die bis dahin
stattgefunden hatten, unterlagen zu dieser Zeit noch stark eingeschränktem Zugang und
konnten ihm nicht bekannt geworden sein. Zinsser beschreibt auch, daß die elektrischen
Instrumente seines Flugzeugs Aussetzer hatten, während er sich der Explosion auf ca. einen
Kilometer näherte. Seinem Bericht zufolge habe die Explosion, die er beschreibt, bereits am
12. Oktober 1944 auf Rügen stattgefunden. Der italienische Journalist Luigi Romersa
behauptet ebenfalls, im Oktober 1944 habe dort, auf der Halbinsel Bug, eine Explosion
stattgefunden, die in einem Kilometer Umkreis alles Leben ausgelöscht habe. Er konnte sogar
den genauen Zeitpunkt der Explosion angeben: 11:45 vormittags. Romersa saß während des
Tests in einem unterirdischen Bunker, das Testgelände habe man seiner Aussage zufolge erst
Stunden später mit Schutzbekleidung betreten können. Dabei muß es sich um eine Kernwaffe
mit einer Sprengkraft von mindestens einer Kilotonne TNT gehandelt haben, wie man durch
Vergleich mit den Meßdaten oberirdischer amerikanischer Kernwaffentests errechnet hat.
Bericht des deutschen Raketenexperten Hans Zinsser, der Primär- und Sekundäreffekte einer
Atomexplosion im August 1945 sehr detailliert beschreiben konnte.

Auch den Sowjets waren die deutschen Aktivitäten nicht verborgen geblieben. Bereits am 23.
März 1945 richtete Generalleutnant Iwan I. Iljitschow, Kommandant des sowjetischen
Militärgeheimdienstes GRU, einen streng geheimen Bericht an Stalin, Molotov und den Leiter
der sowjetischen Kernforschung, Igor Kurtschatow, in dem es heißt:

„In der letzten Zeit haben die Deutschen in Thüringen zwei große Explosionen durchgeführt.
Sie fanden in einem Waldgebiet unter strengster Geheimhaltung statt. Vom Zentrum der
Explosion wurden Bäume bis zu einer Entfernung von fünfhundert bis sechshundert Metern
gefällt. Für die Versuche errichtete Befestigungen und Bauten wurden zerstört.
Kriegsgefangene, die sich im Explosionszentrum befanden, kamen um, wobei häufig von
ihnen keine Spuren blieben. Andere Kriegsgefangene, die sich in einigem Abstand vom
Zentrum der Explosion aufhielten, trugen Verbrennungen an Gesicht und Körper davon,
deren Grad von der Entfernung vom Zentrum abhing.
[...]
Die Bombe enthält vermutlich U-235 und hat ein Gewicht von zwei Tonnen.
[...]
Die Bombenexplosion wurde von einer starken Detonationswelle und der Entwicklung hoher
Temperaturen begleitet. Außerdem wurde ein starker radioaktiver Effekt beobachtet. Die
Bombe stellt eine Kugel mit einem Durchmesser von 130 Zentimetern dar.“

Iljitschow schrieb seinen Quellen in Deutschland die höchste mögliche Glaubwürdigkeit zu.
Interessant ist vor allem, daß nicht von einer, sondern von wei Explosionen die Rede ist, die
im März 1945 in Ohrdruf stattgefunden haben sollen. Das 2005 freigegebene Material erlaubt
nur Rückschlüsse auf eine davon. Um was handelte es sich bei der zweiten?

Man hat infolge der Karlschschen Veröffentlichung bis 2007 auch Bodenuntersuchungen auf
dem Truppenübungsplatz Ohrdruf durchgeführt, um die These einer Kernwaffenexplosion
mehr als 60 Jahre zuvor an dieser Stelle zu prüfen. Man stellte eine flache Mulde von 50
Meter Durchmesser fest. In dieser hat man glasartig zusammengeschmolzenen Sand
gefunden, wie er auch an der Trinity Test Site in New Mexico aufgetreten war (Trinitit). Prof.
Reinhard Brandt, Physiko-Chemiker von der Universität Marburg, erwähnt in seiner
Zusammenfassung der Untersuchung auch den erfolgreichen Nachweis von Spaltprodukten.
Zwar wurden durch den Reaktorbrand von Tschernobyl 1986 auch Spaltprodukte über ganz
Europa verteilt, doch weisen diese eine deutlich andere Isotopenzusammensetzung auf, so daß
die Ursache ihres Vorhandenseins an dieser Stelle ein eigenes „nukleares Ereignis“ sein muß,
bei dem auch Kernspaltungsreaktionen auftraten. Dennoch bestreitet Prof. Uwe Keyser von
der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt trotz all dieser Indizien einen eindeutigen
Befund – ich frage mich, warum. Die akademischen Institutionen der BRD greifen, wenn es
zwischen der Forderung nach wissenschaftlicher Redlichkeit und der Verteidigung des von
den Siegermächten befohlenen Geschichtsbildes zum Konflikt kommt, anscheinend
problemlos zur Lüge.

Die deutschen Wissenschaftler Ulrich Jetter und Wilhelm Hanle haben schon im Jahr 1950
erstaunliche Kenntnisse über das Prinzip der Kernfusionierung sowie den Ablauf einer
Wasserstoffbomben-Explosion offenbart (im Artikel „Atomwaffen: Anwendung,
Wirkungsweise, Schutzmaßnahmen“), obwohl sie nicht an den entsprechenden US-
amerikanischen Projekten beteiligt gewesen waren. Die erste US-amerikanische
Wasserstoffbombe, „Ivy Mike“, war erst 1952 explodiert; sie hatte aus einem 82 Tonnen
schweren, hausgroßen Tank mit flüssigem Deuterium bestanden und war weit von irgendeiner
praktischen Einsatzfähigkeit entfernt. Woher, wenn nicht aus eigener Kenntnis der Materie,
hatten sie ihr weit fortgeschrittenes Wissen?
Auf zwei Bereiche sei hier genauer eingegangen: Das Prinzip der Plutonium-Hohlladung und
das Prinzip der „Booster-Bombe“. Von beidem wird heute angenommen, daß es
amerikanische Erfindungen waren. Letzteres ist ein sicheres Kennzeichen für eine Kernwaffe
der zweiten Generation: Keine Macht, die die erste Generation von Kernwaffen – das
primitive, auf Uran basierende „Gun Design“ und die Implosionsbombe – nicht beherrscht, ist
in der Lage, eine Atomwaffe derart zu verfeinern, daß die Explosionsstärke durch Boostern
genau eingestellt und die Spaltstoffe optimal ausgenutzt werden können. Und doch gibt es
Hinweise darauf, daß das Deutsche Reich diese Techniken beide beherrscht hat, als es
kapitulierte.

Plutonium hat als Spaltstoff gegenüber Uran-235 den Vorteil, daß die kritische Masse kleiner
ist. 64 kg zu 80% angereichertes Uran hatte „Little Boy“ (Explosionsstärke 13-14 Kilotonnen)
enthalten, die drei Tage später eingesetzte „Fat Man“ hatte 6,2 kg Plutonium enthalten und
damit bereits eine um 50% höhere Explosionsstärke erzielt (20 kT). Der Nachteil des
Plutoniums ist die Neigung zu „Frühzündungen“, bei denen ein spontanes Neutron die
Kettenreaktion initialisiert, bevor der Zustand der optimalen Kritikalität eintritt. Das „Gun
Design“ ist daher für diesen Spaltstoff nicht geeignet, weshalb man eine Hohlkugel aus
reinem Plutonium gießt, diese zwecks Neutronenreflexion noch mit einem Mantel aus
abgereichertem Uran und diesen mit einem zweikomponentigen Sprengstoffmantel umgibt. In
Vollkugelform wäre die verwendete Masse Pu-239 bereits überkritisch, doch als Hohlkugel
ist die Anordnung zunächst unterkritisch. Die Zündung muß hochsynchron an jedem Punkt
der Oberfläche des Uranmantels zugleich erfolgen und überall gleich stark sein, da ansonsten
die Hohlkugel zu Staub zerfallen kann, statt in präziser Kugelform die Kritikalität zu
erreichen. Daher befinden sich im Sprengstoffmantel vor den Zündern kissenförmige
„Linsen“ aus langsamer verbrennendem Sprengstoff, während in den Zwischenräumen
schneller verbrennender Sprengstoff zum Einsatz kommt. Die Zündungswelle läuft durch den
schnelleren Sprengstoff wie durch eine Linse und ermöglicht allseitig gleich starken, nach
innen wirkenden Druck, der die unterkritische Hohlkugel zur Vollkugel umformt. Genau in
dem Moment, wo dies erreicht ist, setzt ein Gemisch aus Radium und Beryllium im Inneren
der Anordnung die initialen Neutronen frei, die die Kernkettenreaktion in Gang setzen.

Dieses Bauprinzip haben aber nicht die Amerikaner selbst entwickelt, auch wenn sie es später
behaupten sollten, sondern es stammt von dem deutschen Hohlladungsspezialisten Walter
Trinks, aus dessen Waffenentwicklerlabor bereits die „Panzerfaust“ stammte. Unterlagen, die
belegen, daß die Abteilung Wa F 1 (Physik) im deutschen Heereswaffenamt die Idee zu
diesem Sprengkonzept bereits 1944 besaß, befinden sich unter den Archivmaterialien, die
2005 freigegeben wurden.

Die Frage, wie man eine Implosionswaffe zündet, scheint auch eine der wesentlichen
Schwierigkeiten im Manhattan Project gewesen zu sein: Noch Anfang 1945 hatte die damit
befaßte Arbeitsgruppe unter Luis Walter Alvarez noch keine Vorstellung, wie eine solche
Waffe zu zünden sei. Als sich die deutsche Niederlage im Frühjahr immer deutlicher
abzeichnete, gab General Leslie Groves, Leiter des Manhattan-Projekts, der Alsos-Mission
gesondert den Auftrag, nach Zündeinrichtungen für nukleare Waffen sowie den deutschen
Experten für dieselben Ausschau zu halten. Aus diesen Indizien ergibt sich, daß das
Manhattan-Projekt trotz der gigantischen Geldinvestition wahrscheinlich ein Flop geworden
wäre, wenn nicht die erbeuteten Materialien, Ideen und Experten aus Deutschland die
Vollendung der US-Atomwaffe ermöglicht hätten.

Bei den primitiven Arten, eine überkritische Masse Spaltstoff zur Kettenreaktion zu bringen,
hängt es von Unwägbarkeiten ab, welche Sprengstärke dabei letztlich erreicht wird; im
schlimmsten Fall kann eine Waffe auch verpuffen und das giftige Plutonium im weiten
Umkreis verteilen. Bei einer geboosterten Kernwaffe wird inmitten der Hohlkugel eine kleine
„Pille“ aus Fusionsmaterial, etwa Lithiumdeuterid, plaziert. Aufgrund der extremen Drücke
und Temperaturen während der Kompression kommt es in dieser Pille zu Fusionsprozessen.
Die Energie, die dabei frei wird, ist proportional zur Masse dieser Pille und sorgt für eine
„heißere“ Kernspaltung im Plutonium. Zusätzlich werden so viele Neutronen frei, daß die
Spaltstoffkugel damit quasi überflutet und der Anteil der gespaltenen Kerne auf ein
vergleichsweise hohes Niveau gehoben wird: Von dem eingesetzten Spaltstoff geht damit so
wenig wie möglich verloren.

Der „Vater der deutschen Atomwaffe“? Dr. Kurt Diebner (1905 – 1964)

Der Kernwaffentest von Ohrdruf stand unter der Aufsicht der SS und hierbei dem Physiker
Dr. Kurt Diebner. In seinem Bereich waren u.a. auch Schemazeichnungen angefertigt worden,
die dieses Bauprinzip nahelegen: Inmitten eines Doppelkegels aus Spaltstoff (im wesentlichen
zwei gegeneinander gerichtete Hohlladungen mit Plutonium-Einlage) befindet sich eine kleine
Kugel aus Lithiumdeuterid. Diese Schemazeichnungen gehören zu dem Aktenbestand, den
die amerikanischen Archive 2005 freigaben und auf die Dr. Karlsch seinen Befund im
wesentlichen stützt.

Es ist weit mehr als nur eine „schmutzige Bombe“ gewesen, was da auf dem
Truppenübungsplatz Ohrdruf explodiert ist, sondern etwas, was man in moderner Sprache
eine „taktische Gefechtsfeldwaffe der zweiten Generation“ nennen würde. Und wer so etwas
baut, der hat bereits vorher Tests durchgeführt und das Prinzip, wie man eine Atombombe
baut und zündet, sicher verstanden. Die bisher geschilderten Befunde implizieren, daß in
Deutschland sowohl Kernwaffen aus hochangereichertem U-235 als auch solche aus
Plutonium und sogar verfeinerte Boosterwaffen vorhanden waren, als der Krieg endete. Was
man nicht weiß, ist, wieviele davon jeweils einsatzbereit waren.

Die Frage, die man sich nach Kenntnisnahme dieses neuen Sachstandes unmittelbar stellt, ist
aber: Wenn das Deutsche Reich die Atomwaffe doch hatte, warum hat es sie dann nicht
eingesetzt? Drei Antwortmöglichkeiten gibt es: Erstens waren die Trägersysteme noch nicht
ausgereift für einen Einsatz, zweitens hätte die Führung, also Hitler selbst, Skrupel gehabt, die
Waffe einzusetzen, da Churchill für den Fall, daß Deutschland die lange angekündigten
„Siegeswaffen“ doch noch einsetzen sollte, als Vergeltung einen großangelegten
Giftgasangriff auf deutsche Städte angedroht hatte. (Erstaunlich, oder nicht? Der böseste
Diktator der ganzen Weltgeschichte hat Skrupel, während die alle Menschen liebenden,
demokratischen USA die Bombe, kaum daß sie sie fertig hatten, auch schon gleich zweimal
auf Japan abgeworfen hatten.) Eine dritte Möglichkeit, die die Amateurhistoriker Edgar
Mayer und Thomas Mehner in ihrem Buch „Die Angst der Amerikaner vor der deutschen
Atombombe“ andeuten, läuft darauf hinaus, daß ein Großteil der am Bau der Siegeswaffen
direkt Beteiligten begriffen hatte, daß ein Einsatz der Waffen im April oder Mai 1945 für das
Reich zu spät gekommen und ein Sieg der Feinde auch dadurch nicht mehr aufzuhalten
gewesen wäre.

Im Deutschen Reich gab es auf drei Gebieten Arbeiten an Trägersystemen für nukleare
Waffen: Raketen, Langstreckenbomber und U-Boote. Im Kalten Krieg sollte dies die
„nukleare Triade“ heißen. Im „Mittelbau Dora“ arbeiteten Tausende Lagerhäftlinge an der
A9/A10, die, wenn sie rechtzeitig fertig geworden wäre, als V-3 auf New York abgeschossen
worden wäre. Gegenüber der V-2 war sie größer, hatte eine größere Reichweite (evtl. sollte
sie nur die letzte Stufe einer mehrstufigen „Amerikarakete“ bilden) und vor allem eine
präzisere Steuerung. Horten hatte den visionären Nurflügelbomber Ho-XVIII im Bau, dem
später der britische Avro Vulcan-Bomber sowie der amerikanische Northrop YB-49 zum
Verwechseln ähnlich sehen sollten und mit dem sogar der mächtige B-2-Tarnkappenbomber
(Rollout erst 1989) noch Ähnlichkeiten aufweist. Bei Daimler-Benz arbeitete man an einem
Fernbomber, der sogar eine 30 Tonnen schwere Bombe hätte mitführen können. Das „Sänger-
Konzept“ eines Flugzeugs, das sich wellenförmig am oberen Rand der Erdatmosphäre bewegt
wie ein flach übers Wasser geworfener Stein, ist mittlerweile legendär – ursprünglich war es
eine Idee, wie man eine deutsche Bombe bis nach New York transportieren könne. Und
seitens der Marine bestanden Pläne, ein U-Boot so umzurüsten, daß es eine V-1 oder V-2 mit
nuklearem Sprengsatz hätte abfeuern können. Wenn es der Wehrmacht gelungen wäre, das
Kriegsende so lange hinauszuzögern, bis alle diese Projekte vollendet worden wären, dann
hätten die Alliierten vor einem fast unbesiegbaren Deutschland gestanden, das jederzeit Städte
und Produktionsstätten des feindlichen Hinterlandes in Schutt und Asche hätte legen können,
während seine eigenen Produktionsanlagen aufgrund des angloamerikanischen Bombensturms
bereits weitgehend unterirdisch verlegt waren.

Es gab sogar Arbeiten an etwas, was in den 50er Jahren als ein Prestigeprodukt US-
amerikanischer Waffenforschung dargestellt worden ist: einer Kanone, die Atomgranaten
verschießt. Bei Krupp lagen 1944 Pläne für die „DKM 44“ bereit, bis Mai 1945 soll es zur
Erprobung des 28-cm-Geschützes gekommen sein. Vorgesehen war der Einsatz bei der
Reichsmarine. Das amerikanische System T-131 (auch M65 oder „Atomic Annie“ genannt),
das (angeblich?) von der U.S. Army in den 50er Jahren entwickelt und mit der im Mai 1953
der „Grable“-Test durchgeführt wurde, gleicht dieser deutschen Entwicklung in hohem Maße,
was sich sogar bis in die Formgebung der Munition fortsetzt – es sollte sich um ein
Mantelgeschoß handeln, dessen Mantel sich direkt nach Verlassen des Geschützrohres
abtrennt, während der Geschoßkern weiter ans Ziel fliegt. Diese Konstruktion ergibt für
konventionelle Geschützmunition keinen Sinn – allerdings hätte der Geschoßmantel einen
Strahlenschutz für die Bedienmannschaft dargestellt, falls es sich dabei um nukleare Munition
gehandelt haben sollte. Der BRD-Verteidigungsminister Strauß wollte 1957 der Bundeswehr,
mit Bundeskanzler Adenauers Einverständnis, aber gegen den Willen der USA, zu einem
ähnlichen Waffensystem verhelfen, was aber am Unwillen eines Großteils der deutschen
Kernforscher, darunter auch Otto Hahn, scheiterte („Göttinger Achtzehn“). Bundesdeutsche
Professoren hatten – und haben, wie wir schon zuvor sahen – nun einmal brav zu sein, vor
allem gegenüber Amerika.

Technologischer Fortschritt im Kalten Krieg: Made in Germany!


Verwandtschaftsähnlichkeit: Links ein Computerbild des Horten-XVIII, dessen
Planungsunterlagen 1945 bereits fertig waren. Rechts der amerikanische Bomber Northrop
YB-49, der nur vier Jahre danach gebaut wurde.

Was die Menge der nach der Kapitulation der deutschen Wehrmacht (das Reich selbst
kapitulierte zu keinem Zeitpunkt und besteht de iure bis heute fort) aus Deutschland
herausgezogenen Dokumente zu Waffen-, Fahr- und Flugzeugtechnik betrifft, so ist in
manchen Quellen von unfaßbaren 110.000 Tonnen Material (nur Papier!) und 751.000
Einzelpatenten die Rede. Dabei ging es um alles: Farbformeln, chemische Verfahren,
Bergbau, Maschinen, Textilproduktion – das gesamte technische Wissen der deutschen
Nation stand für interessierte Unternehmen der Siegermächte sehr kostengünstig zur
Verfügung. Hat es sich für sie etwa nicht gelohnt, dafür Krieg zu führen?

Ohne diese Masse an technischem Spezialwissen, das die Siegermächte ohne die
„großzügige“, zwangsweise beigezogene Hilfe der deutschen Experten, die es produziert
hatten, gar nicht hätten auswerten können, wären die gigantisch anmutenden
waffentechnischen Fortschritte im Kalten Krieg nicht vorstellbar gewesen. Nach dem Ende
des Zweiten Weltkrieges sahen sich sowjetische, amerikanische und britische Flugzeuge,
Raketen und sogar Wasserstoffbomben dermaßen ähnlich, daß man fast unwillkürlich an die
von jüdischen kommunistischen Infiltranten nur so wimmelnden amerikanischen
Waffenlabore denkt, doch eine genauso plausible Erklärung wäre, daß sich beide Seiten aus
denselben – deutschen – Quellen bedienten. Immer deutlicher wird, daß die beiden
Hauptgegner im Kalten Krieg Hand in Hand arbeiteten, wenn es darum ging, Deutschland
nach dem Krieg am Wiederaufstieg zu hindern und sein technisches Genie für sich arbeiten zu
lassen. Erst zum Ende des Kalten Krieges hatten die „Kontrahenten“ in Ost und West das
deutsche Material soweit aufgezehrt, daß sie von da an eigene Entwicklungen vorantreiben
mußten.

Quellen:

Der Konsens zur deutschen Atomforschung vor 2005:

„Ende der Unschuld“, zweiteiliger deutscher Fernsehfilm von 1991

Amerikanische Kernwaffenversuche:

Michael Light: 100 Sonnen, Knesebeck München 2003 (beeindruckende Farbaufnahmen!)

Überblick über die verschiedenen Kernwaffen betreffenden Projekte in Hitlerdeutschland:


http://www.nexusboard.net/sitemap/6365/deutsche-nuklearwaffen-t297639/

http://www.petermann-heiko.de/index.php?
option=com_content&view=article&id=83&Itemid=96&lang=de

http://de.metapedia.org/wiki/Deutsche_Atomwaffenversuche

Rainer Karlsch: Hitlers Bombe, DVA München 2005

Rainer Karlsch, Heiko Petermann: Für und Wider „Hitlers Bombe“, Waxmann Münster 2007

Edgar Mayer, Thomas Mehner: Die Angst der Amerikaner vor der deutschen Atombombe,
Kopp Verlag Rottenburg 2007

Edgar Mayer, Thomas Mehner: Der Wahrheit eine Bresche. Die US-Atombomben des Jahres
1945 waren deutsche Beutebomben

http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/zeitgeschichte/kopp-exklusiv-der-wahrheit-eine-
bresche-die-us-.html

sowie weitere Veröffentlichungen dieser Autoren

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Kommentare (30)

30 Kommentare »

1.

Nur kurz – apropos unsere edlen Verbündeten. Schöne Grüße vom späteren
Karlspreis-Träger Winni Churchill:
http://www.spiegel.de/spiegelspecial/a-290157.html
Kommentar von exguti — 20. September 2012 @ 06:31

2.

Ich hatte schon in der ‘Taverne’ vor einiger Zeit das Nexus-Interview mit Douglas
Dietrich, das beim Honigmann erschienen ist, verlinkt. Ob der Mann sich nur was
zusammenspinnt, oder ob es zumindest in Teilen eine bisher verborgene Wahrheit
enthält, weiß ich nicht. Ich stelle nur deshalb einen bestimmten Teil des Interviews
hier noch mal ein, weil er meiner Ansicht nach gut zu dem paßt was ‘Schattenkoenig’
in seinem Artikel geschrieben hat. Die mir wesentlich erscheinenden Aussagen –
bezogen auf die Thematik des obigen Artikels (z. B. taktische Gefechtsfeldwaffen) –
habe ich ‘fett’ markiert. Und besonders der letzte Abschnitt enthält einen mir stimmig
scheinenden Grund, warum Hitler keine weiteren Atomwaffen einsetzen wollte.

TK: Moment. Das Dritte Reich konnte die USA zu Zugeständnissen zwingen?
Wirklich?

DD: Durchaus. Die Amerikaner ermöglichten es der Nazi-Zivilregierung, ins Exil zu


gehen, so wie die nationalchinesische Regierung ins Exil nach Taiwan gehen konnte.
Das Dritte Reich zog erst nach Argentinien um, dann in die Antarktis und noch später
ins sogenannte Unterland. Und das war nur möglich, weil die Amerikaner den Nazis
Zugeständnisse machen mussten. Großadmiral Karl Dönitz, der Oberbefehlshaber der
deutschen Kriegsmarine, wurde ja unter anderem deshalb nach Hitlers Tod zum
Nachfolger des Führers ernannt, weil unter seiner strategischen Leitung so viele
wichtige militärische Unternehmen durchgeführt worden waren. Eine davon war die
Operation Hannibal, die größte Evakuierung von Zivilisten in der gesamten
Menschheitsgeschichte. Dabei wurden aus den baltischen Staaten Estland, Litauen
und Lettland – die als Ost- und Westpreußen für die Nazis deutsches Staatsgebiet
darstellten, das seit der Zeit des Deutschen Ordens bestand – hunderttausende
deutschsprachige Menschen vor dem Einmarsch der Roten Armee evakuiert. Und
deshalb brachte Deutschland, das die Atombombe bereits entwickelt hatte, im
lettischen Kurland im Oktober 1944 auch eine taktische Atomwaffe zur Explosion.

TK: Sie behaupten also, dass die Nazis eine Atombombe hatten?

DD: Genau. Und das ist deswegen so wichtig, weil die Amerikaner ihre Atombombe
geradezu religiös verehren. Dahinter steckte natürlich in erster Linie Geld. Alle
hochentwickelten Länder der Welt hatten Luftstreitkräfte wie beispielsweise die
deutsche Luftwaffe. Die Briten hatten ihre Royal Air Force, die Rumänen ihre Fortele
Aeriene Regale ale României, die Italiener ihre Regia Aeronautica, sogar die Ungarn
hatten Luftstreitkräfte. Es gab nur zwei Industriestaaten ohne eigene Luftwaffe: das
kaiserliche Japan und die USA. Japan hatte die Kaiserlich Japanischen
Marineluftstreitkräfte und die Kaiserlich Japanischen Heeresluftstreitkräfte; die USA
hatten das United States Naval Air Corps, die US Marine Corps Aviation und die US
Army Air Forces – aber die US Air Force wurde erst 1947 gegründet. Und die
Amerikaner konnten sie nur durchsetzen, indem sie behaupteten, ihre strategischen
Bombenangriffe wären erfolgreich gewesen – was sie in Wahrheit überhaupt nicht
waren. Die amerikanischen Bombenangriffe hatten weder die Produktionssteigerung
der Kriegswirtschaft unter der Leitung Albert Speers noch die Kriegsanstrengungen
der Japaner verlangsamen können. In Nazideutschland waren die Amerikaner so
beschäftigt damit, Städte und die Zivilbevölkerung zu bombardieren, dass sie die
militärischen Nachschublinien und Treibstofflager der Deutschen praktisch
ignorierten. Nur aus diesem Grund konnte Adolf Hitler überhaupt noch seine
Ardennenoffensive starten.

TK: Na gut, aber kommen wir bitte wieder auf die deutsche Atombombe zurück. Bei
uns fragt sich ja jeder: Wenn die Nazis wirklich die Atombombe hatten, warum haben
sie sie dann nie eingesetzt? Aber Sie behaupten ja, dass sie genau das doch getan
haben.

DD: Das haben sie auch. Sowohl in Deutschland als auch in Japan gab es
Uranvorkommen. Wenn man sich heute Atlanten aus den 1960er Jahren ansieht, in
denen Uranvorkommen verzeichnet sind, dann sieht man, dass die Deutschen und die
Japaner mit ihren gigantischen Bergbauindustrien problemlos Zugriff auf Uran
hatten. Große Uranerzlagerstätten gab es beispielsweise in Nordkorea, das damals zu
Japan gehörte, und im Protektorat Böhmen und Mähren. Man hatte Reinhard
Heydrich, den Leiter des deutschen Reichssicherheitshauptamts, nur deshalb zum
Stellvertretenden Reichsprotektor in Böhmen und Mähren ernannt, damit er dort die
technische Entwicklung des Urans überwachte.

TK: Aber Uran ist ja nicht der einzige Bestandteil von Atomwaffen. Arbeiteten die
Nazis nicht auch an der Herstellung von Schwerem Wasser?

DD: Werke zur Produktion Schweren Wassers gab es in Norwegen. Sie waren so
verbreitet, dass die britische Aufklärung sogar ein derartiges Werk im norwegischen
Rjukan ausfindig machen konnte und eine norwegische Kommandoeinheit hinschickte,
um die Fabrik zu sprengen. Auch diverse deutsche Anlagen wurden angegriffen – eine
der größeren befand sich irgendwo in Osteuropa. Aber genauere Aussagen dazu
überlasse ich lieber Experten wie Nick Cook und Joseph Farrell, die darüber sehr
ausführlich recherchiert haben.

TK: Aber beide Autoren haben nie behauptet, dass die Deutschen eine Atombombe
besaßen und sie auch einsetzten.

DD: Nein, darüber schreiben sie auch nicht, weil sie ja im wesentlichen
Enthüllungsjournalisten oder Populärhistoriker sind, aber keine echten
wissenschaftlichen Werke verfassen. Ihr Problem ist, dass sie Außenseiter sind, die
sich dem Thema daher nur von außen annähern können. Aber ich war Insider und
hatte direkten Zugang zu den Dokumenten – zum Beispiel zur eidesstattlichen
Erklärung von SS-General Jakob Sporrenberg bei seinem Prozess wegen
Kriegsverbrechen vor einem polnischen Gericht. Darin gibt Sporrenberg an, an der
Entwicklung der deutschen Atombombe und ihrem Einsatz in Kurland beteiligt
gewesen zu sein.

Die Amerikaner und die Sowjets behaupteten gegen Kriegsende in ihrer Propaganda,
jeder Fußbreit Land in Deutschland oder Kontinentaleuropa sei befreit oder
überhaupt durch amerikanische oder sowjetische Truppen besetzt worden. Aber das
stimmt nicht, wie schon ein Blick auf Landkarten dieser Zeit beweist. Es gab auch
damals noch Gebiete, die vom Dritten Reich kontrolliert wurden, während die
Verhandlungen über den Standortwechsel bestimmter Teile der Naziführung im Gang
waren – meist gebirgige Gegenden in Estland oder im Baltikum. Und um die
Operation Hannibal im Oktober 1944 zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen,
ordnete Adolf Hitler den Einsatz einer Atomwaffe an, die den Vormarsch der
Sowjets aufhalten sollte. Damit taten die Deutschen im Prinzip dasselbe, was die mit
ihnen verbündeten Japaner später auf der koreanischen Halbinsel tun sollten.

Jeder weiß, dass die demilitarisierte Zone auf der koreanischen Halbinsel Nord- und
Südkorea trennt – aber keiner weiß, wie sie entstanden ist. Kein Geschichtsbuch
liefert eine Erklärung dafür, warum der sowjetische Vormarsch ausgerechnet dort
sein Ende fand. Die Russen waren in der Mandschurei einmarschiert, hatten die
Jüdische Autonome Oblast besetzt, hielten auf Südkorea zu und hatten die Invasion
Japans bereits vorbereitet. Die meisten Menschen wissen nicht, dass die koreanische
Halbinsel und Japan so nahe beieinanderliegen, dass man an einem Strand in Korea
eine leere Bierdose ins Wasser werfen kann – und die dann bald an der japanischen
Küste angeschwemmt wird. Man könnte eine Brücke zwischen den beiden Ländern
bauen, so gering ist die Entfernung. Wären die Sowjets also in Südkorea
einmarschiert, dann wäre ihnen auch die Invasion Japans gelungen – und genau
deshalb setzten die Japaner am 12. August 1945 Atomwaffen ein, um sie zu stoppen.

Unter der Regierung Clinton wurde die eidesstattliche Erklärung eines Luftwaffe-
Testpiloten veröffentlicht, die Beweise dafür lieferte, dass das Dritte Reich eine
Atombombe mit einem sehr großen Marschflugkörper testete. Eine normale V2-
Rakete wäre zu klein gewesen für den Gefechtskopf, der den Krieg beendete – und
das mehrere Monate vor dem Trinity-Test in den USA. Die deutsche Bombe
erzeugte einen mehrere Kilometer durchmessenden Atompilz über der baltischen
Küste, und die Explosion rief auch bei Messinstrumenten in England noch
elektrische Störungen hervor.

TK: Wie viele Staaten hatten also Ende 1944 die Atombombe?

DD: Deutschland und Japan hatten sie zuerst, die Amerikaner schlossen die
Entwicklungsarbeit daran erst später ab. Aber für die Achsenmächte war die
Atombombe eine einsatzbereite Waffe.

Nachdem der Atompilz über der baltischen Küste beobachtet worden war, versetzten
die Briten sämtliche ihrer Polizeistationen, Feuerwehren und
Rettungsmannschaften ihres Zivilschutzes in Atom-Alarmbereitschaft. Aus diesem
Grund waren die amerikanischen Soldaten, die am D-Day an den Küsten Europas
landeten, auch mit Geigerzählern ausgerüstet. Das sind unwiderlegbare Tatsachen.
Die USA mussten sich noch dazu mit Großadmiral Dönitzs „Operation Seewolf“
herumschlagen. Sie und Kanada wurde ausgerechnet am 01. April von den
geheimdienstlichen Erkenntnissen der Briten verständigt, denen zufolge Dönitz sein
sogenanntes Fenris-Wolfsrudel losgelassen hatte – sechs Super-U-Boote, deren große
Raketen mit Atomsprengköpfen ausgestattet und die auf dem Weg nach Nordamerika
waren. Der Oberbefehlshaber des US Atlantic Command alias CINCLANT teilte der
amerikanischen Öffentlichkeit via Radio und Presse mit, dass sie sich auf einen
Atomschlag des Dritten Reichs einstellen solle.

TK: Das ist ja unglaublich! Warum haben die Nazis dann den Krieg verloren? Oder
haben sie ihn gar nicht verloren?
DD: Na ja, in gewissem Sinne haben sie ihn gar nicht verloren. Die US Navy setzte
Anfang April eine Seebarriere gegen die „Operation Seewolf“ ein. Sie lokalisierte die
Fenris-U-Boote mithilfe von Aufklärungsflugzeugen, bekämpfte sie mit Wasserbomben
und schaffte es bis zum 24. April, nach einer neun Tage währenden Schlacht, sie alle
zu zerstören. Doch Dönitz hatte damit trotz allem den Beweis geliefert, dass er die
USA mit Atomwaffen angreifen konnte. Hitler gab ihm dafür grünes Licht, weil er
mit der Atombombe den Vormarsch der Russen in Estland gestoppt hatte und die
Nazis Kurland auch nach der sowjetischen Besetzung Berlins noch halten konnten.
Nach dem Atomschlag informierten Ärzte Hitler jedoch darüber, dass die von einer
solchen Bombe freigesetzte Strahlung zellschädigende Wirkung hat. Es handelte
sich um den ersten Atombombeneinsatz weltweit, und die deutsche Ärzteschaft
konnte nachweisen, dass Radioaktivität nicht wie ein Virus wirkt, dass die Zellen
die Strahlung also nicht mit Antikörpern bekämpfen können. Sie berichtete dem
Führer daher, dass sich Radioaktivität an keine von Krankheiten bekannten Regeln
hält, dass der Körper keine Abwehrkräfte dagegen besitzt und auch keine
Immunität aufbauen kann.

Hitler war von biologischen Vergleichen besessen, er betrachtete den Kampf gegen
Partisanen zum Beispiel als Immunisierungsvorgang; diesen Vergleich hat er
mehrmals geäußert. Als ihm klar war, was Atomwaffen anrichten können, gelangte
er zur Ansicht, dass jeder weitere Einsatz von Atomwaffen die genetische
Überlebensfähigkeit der arischen Rasse beeinträchtigen würde. Also schwor er, sie
nie wieder in Europa einzusetzen. Rommel wollte bei der Invasion der Normandie
eigentlich Atomwaffen gegen die alliierten Landetruppen einsetzen, doch Hitler
untersagte ihm das. Wenn das Dritte Reich auf dem europäischen Kontinent zugrunde
gehen sollte, sagte er, dann wird es wenigstens in geweihter Erde begraben sein …

Der Link dazu…

http://derhonigmannsagt.wordpress.com/2012/09/09/die-wahrheit-uber-die-letzten-70-
jahre/

Kommentar von Sir Toby — 20. September 2012 @ 09:46

3.

Ebenfalls in der ‘Taverne’ hatte ich unter 255. das Interview mit dem ehemaligen
Doppel-S-Mann Wilhelm Landig verlinkt. Der erzählt da z.B. ab 48:35, er habe
persönlich sehr gut einen gewissen Kar(e?)l Novak gekannt, der schon 1944 das
Konzept für die Wasserstoffbombe gehabt habe. Damit sei er zu Hahn nach Göttingen
gegangen, aber Hahn habe ihn quasi hintertrieben. Novak habe das irgendwann
gemerkt und sei daher zu Bormann gegangen, dem sowjetischen Agenten (mutmaßlich
‘Werner’) – und damit dann erst recht reingefallen. Bormann ist dann gleich zu Hahn
… und dann habe es gekracht. Natürlich nicht zugunsten Novaks. Vorsicht: Der Ton
ist bei mir in diesem Abschnitt miserabel … stark verlangsamt und auch verzerrt. Es
war schwer zu verstehen, aber es war zu verstehen. Kann aber auch sein, daß das nur
bei mir so ist.

Kommentar von Sir Toby — 20. September 2012 @ 10:24


4.

Das ist einfach nur brisant und verblüffend, es haut einen echt um! Danke für den
Artikel. Er erinnert mich daran, dass Heisenberg, ein “früher Gutmensch” so ganz
anders über den Uranverein und auch die Zeit 44-46 schreibt. Vielleicht stelle ich da
mal ein paar Zitate zusammen.

Kommentar von Dunkler Phoenix — 20. September 2012 @ 15:17

5.

Dieser Artikel ist wirklich ein Hammer! Da erscheinen auch plötzlich einige Sachen in
einem neuen Licht, und Puzzleteile fallen an ihren Platz.
Obwohl mir z. B. zwar bekannt war, daß in Hiroshima und Nagasaki zwei Bomben
von ganz unterschiedlicher Bauweise eingesetzt wurden und daß es vorher nur diesen
einen Atomtest in Alamogordo gab, bin ich nie auf die Idee gekommen, daß das
eigentlich recht seltsam ist, daß da offenbar eine der beiden Bombenkonstruktionen
völlig ungetestet eingesetzt worden sein mußte.

Aber wenn man mit dem nie hinterfragten Konsens aufwächst, daß es gar keine
deutsche Atombombe gegeben haben kann, kommt man halt gar nicht auf die Idee, wo
dieser zweite Bombentyp hergekommen und eventuell auch schon getestet worden
sein könnte.
Und in welch großem Maßstab Täuschungen der Öffentlichkeit möglich sind, ist uns
ja durch die Befassung mit 9/11 klar geworden.

Kommentar von Deep Roots — 20. September 2012 @ 17:25

6.

Ich weiß nicht mehr, ob ich diese Seite schon mal auf „As der Schwerter“ verlinkt
habe:
auf Luft ‘46, einer englischsprachigen Webseite, werden ausgehend von der
Vorstellung, der Krieg in Europa wäre im Jahr 1946 noch nicht zu Ende gewesen, die
deutschen Flugzeugprojekte, die dann schon hätten frontreif sein können, auf Bildern
internationaler Computergrafik-Künstler im Einsatz gezeigt.
Es gibt auch zu den meisten Flugzeugtypen kurze Beschreibungen.

Kommentar von Deep Roots — 20. September 2012 @ 18:51

7.

War zu dem Artikel noch schnell auf Wikipedia. Dort geht man zumindest teilweise
auf einen Ursprung der Bombe (oder besser gesagt, der Zutaten) in Deutschland ein:

“Little Boy enthielt 64 kg Uran mit einem Anteil von 80 % 235U. Zumindest ein Teil
des Urans stammt aus den etwa 1100 Tonnen Uranerz und Uranoxid, welches die
USA in der zweiten Aprilhälfte 1945 in Staßfurt sicherstellte.[1] Nach heutigen
Schätzungen wurde weniger als ein Kilogramm zur Spaltung gebracht.”

Kommentar von nino — 20. September 2012 @ 19:42

8.

Bei Google fliegt irgendwo auf den ersten Seiten, aber leicht findbar bei einer Abfrage
ala “Verrat in der Normandie: Eisenhowers deutsche Helfer pdf” ein doch
interessantes Büchlein zum Thema herum.

Kommentar von Fahrnheit451 — 20. September 2012 @ 20:29

9.

Danke, Schattenkönig, für Deinen so ausführlichen Bericht.


Da haben sich die Sieger, wie es scheint, mit fremden Federn geschmückt. Und ehrlich
gesagt, bin ich froh darüber, dass Deutschland keine Atomwaffen gegen Menschen
eingesetzt hat.

Hiroshima und Nagasaki. Als Amerika seine Unschuld verlor. Die


Atombombenabwürfe sind und waren ein absolutes Verbrechen an der Menschheit.

Schaut Euch die Bilder an:


http://www.fogonazos.es/2007/02/hiroshima-pictures-they-didnt-want-us_05.html

USA hält den Rekord bei Atomversuchen


http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kernwaffentests

Aber mit den Atombomben auf Menschen abgeworfen, hat USA jegliches Recht
verloren, sich als oberster Richter aufzuspielen.
Nur meine persönliche Meinung.

Kommentar von submarine — 20. September 2012 @ 20:34

10.

Und ehrlich gesagt, bin ich froh darüber, dass Deutschland keine Atomwaffen gegen
Menschen eingesetzt hat.

Das kommt auf die Sichtweise an – und ich zweifle eigentlich nicht daran, daß
bestimmte Leute diese Sichtweise bei Bedarf auch dahingehend verändern werden,
daß es dann eben eine deutsche Atombombe war, die Hiroshima vernichtete! Und
damit letztlich die Deutschen SCHULD …. sind.

Kommentar von Sir Toby — 20. September 2012 @ 20:48


11.

Naja, Submarine, wie kann man ein nicht existentes Recht verlieren?

Und was ist an der “anonymen” A-Bombe aus höchster Höhe grausamer als an
Dresden wo willige Helfer sogar im Tieffflug Flüchtlinge gemordet haben und auch in
absoluten Zahlen in Dresden mehr Menschen, noch dazu Deutsche, Opfer wurden als
in beiden A-Waffen-Opferstädten zusammen – inklusive Spätopfer? Von den höheren
Schmerzen pro Opfer bei einer langsamerenLebendverbrennung reden wir noch nicht
Die “Unschuld” haben die USA meines Erachtens spätestens in ihrem eigenen
Bürgerkrieg verloren. Ab diesem Zeitpunkt waren die maximal als Heuchler
ernstzunehmen.

Kommentar von Fahrnheit451 — 20. September 2012 @ 20:54

12.

Die Behauptungen über eine deutsche Atombombe im Baltikum machen mich sehr
mißtrauisch, und zwar aus zwei Gründen:

Erstens wäre der Beleg eines solchen Einsatzes – und es müßte davon ja viele geben,
die nicht den Amerikanern in die Hände gefallen sein können – in einer Zeit wie der
heutigen, wo ein Beleg “deutscher Schuld” an irgendwas, auch wenn er
herbeiphantasiert ist, einem Anspruchstitel auf grenzenlose Entschädigung durch
Deutschland gleichkommt, ein Sechser im Schuldlotto. Warum sollten die
Baltenstaaten bis heute auf solche risikolosen Forderungen verzichten?

Und zweitens wird behauptet, der Ersteinsatz wäre im Oktober ’44 erfolgt. Vorher
konnten die schädlichen Wirkungen der Strahlung durch eine Atomexplosion auch
Hitler nicht bekannt sein. Die Landung in der Normandie erfolgte 4 Monate vorher
und hatte sich bereits Wochen später so festgefressen, daß Generäle wie Rommel es
für unmöglich hielten, sie noch wieder zu vertreiben. Das hätte gleich am ersten Tag
erfolgen müssen; später hätten alle Panzer und auch Atombomben (die es ja noch nicht
gab) nicht mehr dagegen geholfen. Wie hätte Hitler den Einsatz einer Waffe mit Blick
auf deren schädliche Begleiterscheinung ablehnen sollen, die es noch gar nicht gab?

Auch heute noch kommt es hin und wieder zu Forderungen, Deutschland solle sich
selbst eine Atomwaffe zulegen (zuletzt 2006 etwa durch Peter Scholl-Latour
vertreten). Dabei geht es selbstverständlich nicht um den Einsatz, sondern um die
Eintrittskarte zum Kreis der Großen, die über das Schicksal der Kleinen bestimmen
dürfen. Ich habe die Situation um die Atomwaffen einmal mit einem Kindergarten
verglichen, in dem einzelne Kinder es geschafft haben, die Waffenschränke ihrer
Väter aufzubrechen und jetzt anderen Pistolen an den Kopf halten, um ihren
Dickschädel durchzubekommen. Und immer dann, wenn sich zwei Waffenbesitzer
gegenseitig bedrohen, geht es irgendwie gut und kommt nicht zum Waffeneinsatz.
Wenn aber ein Kind mit Waffe einem Kind ohne Waffe das Butterbrot wegnehmen
will, dann muß letzteres nachgeben. Vor diesem Hintergrund sehe ich das Streben von
Staaten, die ihre Souveränität und ihre Würde nicht gänzlich verlieren wollen, nach
nuklearer Argumentationsverstärkung eher entspannt. Sorgen machen sollten uns eher
die, die auf Tausenden von Sprengköpfen sitzen, aber anderen schon die zivile
Nutzung der Kernenergie durch vielerlei Druck und Einflußnahme verbieten wollen
aus Angst, der andere könne erstens eine Bombe bauen und diese zweitens gegen
einen selbst einsetzen.

Kommentar von schattenkoenig — 20. September 2012 @ 21:11

13.

Sir Toby, genau das habe ich auch gedacht, ich wollte es nur nicht schreiben.

Kommentar von submarine — 20. September 2012 @ 21:49

14.

Fahrenheit, sie nehmen sich das Recht doch einfach. Sie entscheiden, wer ein
“Schurkenstaat” ist, beseitigen die Politiker oder Despoten, wie immer man es sieht
und von welcher Warte und fühlen sich im Recht. Ich spreche von den “Eliten” nicht
vom amerikanischen Volk.

Kommentar von submarine — 20. September 2012 @ 21:54

15.

@11und 12: Sehr richtig. Daß Little Boy von deutscher Herkunft wäre, ist (mehr oder
weniger) nicht ganz von der Hand zu weisen. Aber der tatsächliche Einsatz deutscher
Atombomben im Baltikum oder gar/ erst recht – japanischer in Korea, ist etwas kühn
behauptet, mit welchem Zweck wohl, und von wem…

Kommentar von Hildesvin — 20. September 2012 @ 21:55

16.

Schattenkönig, soviel mir bekannt ist, “sitzen” wir auch in Deutschland auf jeder
Menge Atomsprengköpfen, allerdings mit dem Unterschied, dass die Bedienknöpfe in
Siegerhand sind, uns “obliegt” die kostspielige Wartung. Vergleichbar, wir haben
einen Mercedes im Garten, allerdings ohne Motor und aufgebockt.
US-Atomwaffen bleiben in Deutschland 05.09.2012
http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/1287034/USAtomwaffen-bleiben-in-
Deutschland-

Kommentar von submarine — 20. September 2012 @ 22:10

17.

Also doch.
Kommentar von Barbarossa — 20. September 2012 @ 22:24

18.

Und zweitens wird behauptet, der Ersteinsatz wäre im Oktober ’44 erfolgt. Vorher
konnten die schädlichen Wirkungen der Strahlung durch eine Atomexplosion auch
Hitler nicht bekannt sein. Die Landung in der Normandie erfolgte 4 Monate vorher
und hatte sich bereits Wochen später so festgefressen, daß Generäle wie Rommel es
für unmöglich hielten, sie noch wieder zu vertreiben. Das hätte gleich am ersten Tag
erfolgen müssen; später hätten alle Panzer und auch Atombomben (die es ja noch
nicht gab) nicht mehr dagegen geholfen. Wie hätte Hitler den Einsatz einer Waffe mit
Blick auf deren schädliche Begleiterscheinung ablehnen sollen, die es noch gar nicht
gab?

Korrekt. Aber ich habe ja auch geschrieben, daß ich nicht sicher bin wie ich das
einschätzen soll. Andererseits müßte dieser vermeintliche SS-General Sporrenberg ja
überprüfbar sein. Ob es also eine entsprechende Person gegeben hat, ob diese Person
in dieser Funktion tätig war, ob sie die behauptete Aussage vor diesem polnischen
Gericht gemacht hat usw.. Und wenn sich dies als richtig herausstellen sollte, dann
müßte es ja irgendeine Einheit gegeben haben, zu der diese Person gehört hat im
fraglichen Zeitraum – und wo diese Einheit gekämpft hat, darüber sollten ebenfalls
Unterlagen vorhanden sein. Und damit müßte sich also der mögliche Einsatzraum
einer entsprechenden Bombe eingrenzen lassen. Und wenn heute noch Zerfallsstoffe
im Boden nachweisbar sein, wo in den Kriegsjahren entsprechende Versuchsanlagen
standen, dann müßte sich doch auch dort entsprechende Hinterlassenschaften
feststellen lassen, oder?

Aber dazu müßte man das alles natürlich überhaupt erst mal als Möglichkeit ernst
nehmen und dann eben entsprechende Nachforschungen anstellen. Nur ist das von
einem Staat zu erwarten, der ja auch ansonsten schon wissenschaftliche
Untersuchungen für überflüssig hält, weil das zu Untersuchende nicht untersuchens
wert, da ja offenkundig, ist?? Eine Frage an dich noch, Schattenkoenig: Ist dir von
dieser Geschichte etwas bekannt, daß die US-Truppen bei der Invasion Geigerzähler
dabei gehabt haben sollen?

Kommentar von Sir Toby — 21. September 2012 @ 09:55

19.

# Hildesvin

Ja, kühn. Aber in einem Punkt hat der Mann mit Sicherheit recht: Da, wo 1945
Atombomben gefallen sind … stehen doch heute blühende Städte. Und nach dem
Tenor, der mir so im Gedächtnis ist, dürfte das doch gar nicht möglich sein, weil die
Leute doch auf Ewigkeiten auf verseuchtem Boden leben würden … es müßten doch
da gehäuft Krankheitsbilder auftreten, die auf Strahleneinfluß zurückzuführen sind –
was ist mit der Zahl der Mißbildungen bei Neugeborenen … – ist die irgendwie
erhöht? Oder war es zumindest?? Hab nie davon gehört … was ich schon irgendwie
komisch finde. Und nochmal zur ‘Kühnheit’: Hast DU, vielleicht sogar bis zu
Schattenkoenigs Artikel (mindestens aber wohl bis Karlschs Buch) geglaubt, es habe
im Dritten Reich keine nennenswerte Atombombenforschung gegeben, oder nicht?
Gut, wenn du also in diesem Punkt Zeit deines Lebens belogen worden bist … warum
sollte es nicht andere Punkte geben, in denen du genauso erfolgreich belogen worden
bist??

Kommentar von Sir Toby — 21. September 2012 @ 10:05

20.

SS-General Sporrenberg…

Es gab zwei Brüder Sporrenberg: Paul und Jakob. Paul, der ältere, wurde
Hauptsturmführer, was einem Hauptmannsrang in der Wehrmacht entspricht. Jakob
war SS-Gruppenführer, das entspricht dem Wehrmachtsdienstgrad Generalmajor. Es
ist also Jakob Sporrenberg gemeint.

Zum fraglichen Zeitpunkt (August 1943 – November 1944) war dieser Jakob
Sporrenberg SS-und Polizeiführer in Lublin im Generalgouvernement Polen. Das
Baltikum gehörte somit nicht zu seinem dienstlichen Bereich und das Wissen, das er
möglicherweise über einen Waffeneinsatz im Bereich Riga oder Kurland gehabt hat,
kann nicht aus erster Hand stammen. Falls es einen solchen Einsatz wirklich gab, hätte
er die zur fraglichen Zeit stattfindende Offensive der Roten Armee im Baltikum
erheblich zurückwerfen und schwächen müssen, doch wurde der Kriegsverlauf in
diesen Wochen nicht wesentlich geändert. Die Heeresgruppe Nord konnte die
sowjetischen Kräfte nicht aufhalten, letztere die erstere aber auch nicht wesentlich
schwächen. Erst nachdem die Roten in Ostpreußen auf Reichsgebiet vorgestoßen
waren, gelang es Wehrmacht und SS, sie zunächst wieder zu vertreiben.

Nach dem Krieg wurde Jakob Sporrenberg wegen der “Aktion Erntefest”, bei dem
angeblich 29.000 Juden umgekommen sind, vor ein polnisches Gericht gestellt. Das
Verfahren endete mit der Verurteilung Sporrenbergs zum Tode, und 1952 wurde er
gehenkt. Es ist bekannt, daß weder die westlichen noch die östlichen Siegermächte,
und genausowenig wohl die Polen, zimperlich mit den Verlierern während
“Vernehmungen” in solchen “Prozessen” (die eigentlich nur zeitlich ausgedehnte
Morde unter “juristischer” Theatralik waren) umgegangen sind. Unter den
obwaltenden Umständen hat man die Männer zu beliebigen Aussagen, auch unter Eid,
zwingen können. Solche Aussagen wurden, wenn sie genehm (also belastend) waren,
in späteren Kriegsverbrecherprozessen als faktisch anerkannt, auch wenn Anklage und
Gericht die Umstände der Aussagenerhaltung bekannt waren. Waren Aussagen nicht
genehm oder standen in zu klarem Widerspruch zum in Deutschland zu verbreitenden
Nachkriegsgeschichtsbild, wurden sie unterdrückt. Aussagen, die von deutschen
Kräften nach Kriegsende in alliierter Gefangenschaft gemacht wurden, sollten daher –
auch wenn sie beeidet wurden – nicht als faktisch betrachtet werden, auch wenn sie
das im Einzelfall natürlich sein können. Aber sie müssen anderweitig überprüft
werden; aus sich allein können sie nichts beweisen.

Eine Frage an dich noch, Schattenkoenig: Ist dir von dieser Geschichte etwas
bekannt, daß die US-Truppen bei der Invasion Geigerzähler dabei gehabt haben
sollen?
Davon habe ich bisher nichts gehört, aber auszuschließen ist es auch nicht, daß der
eine oder andere Geigerzähler im Gepäck war. Entscheidender wären da schon
Einsatzbefehle für die Männer, die über solches Gerät verfügten. Ich erinnere an die
dokumentierte Aussage des Generalstabschefs George C. Marshall nach dem Krieg,
daß einer der Gründe für die zeitliche Terminierung der Invasion, neben dem Drängen
Stalins auf eine Entlastungsfront im Westen, die Sorge war, die Deutschen würden
binnen kurzem “fürchterliche Waffen” in die Hände bekommen. Marshall muß also
davon ausgegangen sein, daß die deutschen Kernwaffen im Juni 1944 noch nicht
einsatzbereit waren.

Die Alsos-Mission stand ab Anfang 1945 in enger Fühlung mit dem vorderen Rand
der US-Truppen. Bei ihr ist eher davon auszugehen, daß sie für die Auffindung
radiologischen Materials besonders ausgerüstet war. Die genannten Vorstöße dürften
durch alliierte Geheimdienste veranlaßt worden sein und dienten allesamt der
Sicherstellung deutscher kerntechnischer Anlagen, deutschen Urans, deutscher Papiere
zum Uranprojekt, deutscher Wissenschaftler – und auch (fertiger oder halbfertiger)
deutscher Atomwaffen und Zündeinrichtungen für solche. Die Verhinderung eines
deutschen Kernwaffeneinsatzes dürfte, da sie sogar konkrete Auswirkungen auf die
Taktik des Vormarsches hatte, ein entscheidendes Motiv der US-Truppen gewesen
sein. Es ging aber auch darum, zu verhindern, daß die Sowjets das gesuchte Material
in die Hände bekämen. In Amstetten/Niederösterreich scheint es einen von sehr weit
oben eingefädelten Deal der Art “kampflose Übergabe einer kerntechnischen Sache an
die US Army” gegen “keine Entwaffnung der deutschen SS-Besatzung und Rückzug
hinter die Enns” gegeben zu haben. Angesichts solch weitreichender Zugeständnisse
an einen Todfeind muß es sich um etwas höchst Wertvolles gehandelt haben; eventuell
Kernwaffen, die einsatzbereit oder kurz davor waren. Später in Melk, wo auch die
Rote Armee nach Nuklearmaterial (evtl. Plutonium) suchte, soll es sogar – zum
Erstaunen von Zivilbevölkerung und deutschen Soldaten – zu einem Feuergefecht
zwischen sowjetischen und amerikanischen Truppen gekommen sein. (Quelle:
http://anonym.to/?http://www.nexusboard.net/sitemap/6365/deutsche-nuklearwaffen-
t297639/ ) Dieses Gefecht entschieden die Sowjets für sich. Später hat die US-
Geschichtsschreibung den erfolglosen Vorstoß nach Melk dann vertuscht.

Kommentar von schattenkoenig — 24. September 2012 @ 00:45

21.

Besten Dank für die ausführliche Antwort. Vielleicht bleibt man am besten dabei: Die
Sonne … bringt es an den Tag. Und demzufolge werden wir wohl noch die ein oder
andere Überraschung erleben dürfen. Die Geschichte … ist eben doch (noch lange)
nicht zuende!

Kommentar von Sir Toby — 24. September 2012 @ 18:21

22.

[...] http://schwertasblog.wordpress.com/2012/09/20/die-deutsche-bombe/#more-
17815 Bewerten:A r t i k e l =>E-MailDruckenMehrFacebookTwitterGefällt
mir:Gefällt mirSei der Erste [...]
Pingback von Die deutsche Bombe? | Hinweise • Informationen • Ansichten — 2.
Oktober 2012 @ 08:45

23.

[...] Der Zweite Weltkrieg hatte damit geendet, daß die Amerikaner zuversichtlich
waren, daß die Atombombe ihnen ein Monopol auf die ultimative Waffe gab, ein
Monopol, von dem erwartet wurde, daß es zehn bis zwanzig Jahre bestehen bleiben
würde. Die [...]

Pingback von Die Kultur der Kritik (3) – Juden und die Linke « Archiv des verbotenen
Wissens — 13. Dezember 2012 @ 04:33

24.

Schöner Artikel – dazu ggf. Interessant zu lesen/hören Igor Witkowski, oder Joseph
Farrell “Reich of the black sun” (insbes. bezgl. Walther Gerlach) – oder Michael Voigt
und Martin Allen über den Heß-Flug – oder auch Hermann Ploppa “Hitlers
amerikanische Lehrer: Die Eliten der USA als Geburtshelfer der Nazi-Bewegung” und
dann warten wir mal bis uns die “führenden Mächte” das Recht an unserer Geschichte
einräumen und die Archive mal öffnen…

Kommentar von matt — 20. Dezember 2012 @ 23:11

25.

Hier gibts eine dreiteilig Doku über ‘Hitlers atomic bomb’ … leider nur auf Englisch,
aber wenn ich das richtig verstanden habe, soll es danach bewiesen sein, daß die
Bombe beispielsweise auf Rügen getestet wurde.

Kommentar von Sir Toby — 16. März 2013 @ 22:32

26.

Im dritten Video habe ich den Thüringer Dialekt raushören können, klang ziemlich
glaubhaft. Was mich immer noch wundert ist, warum die Alliierten nicht den Stand
der deutschen Atomforschung (wenn er wirklich so weit war) propagandistisch
ausgewertet haben

a) für eine Art Rechtfertigung ihrer Kriegsverbrechen (im Stil “wir mussten so, sonst
wäre ja die absolute Katastrophe eingetreten”, auch in der DDR galt immer Einsteins
“Wenn ich gewusst hätte, dass die Deutschen keinen Erfolg beim Bau der Atombombe
haben würden, hätte ich keinen Finger gerührt.” – wobei wir ja jetzt wissen, dass
Einstein sicher zu keinem substantiellen Beitrag fähig gewesen wäre) und

b) – wie Sir Toby oben im Kommentar – den Deutschen die Schuld für Hiroshima zu
geben.
Kommentar von dagtatmax — 17. März 2013 @ 00:10

27.

Was mich immer noch wundert ist, warum die Alliierten nicht den Stand der
deutschen Atomforschung (wenn er wirklich so weit war) propagandistisch
ausgewertet haben …

Gute Frage, aber damit … bin ich leider überfragt…

Kommentar von Sir Toby — 17. März 2013 @ 00:15

28.

dagtatmax,

gute Frage.

Die Amerikaner hätten das auch einfach behaupten können unabhängig davon ob es
stimmt. Eine Lüge mehr oder weniger.

Kommentar von reinigungskraft — 17. März 2013 @ 00:38

29.

“Was mich immer noch wundert ist, warum die Alliierten nicht den Stand der
deutschen Atomforschung (wenn er wirklich so weit war) propagandistisch
ausgewertet haben”

Stell dir vor Hitler hat die Bombe – und setzt sie nicht ein… Würde wahrscheinlich
ein wenig am Bild des personifizierten Bösen kratzen. Immerhin hat der Herr ja einen
Ruf zu verlieren. Selbst wenn er sie nur deshalb nicht eingesetzt hätte, weil die
Lufthoheit über Deutschland verloren war und die deutschen Städte im Falle eines
Abwurfes wohl im Giftgas ersoffen wären.

Kommentar von nino — 17. März 2013 @ 08:33

30.

… weil die Lufthoheit über Deutschland verloren war und die deutschen Städte im
Falle eines Abwurfes wohl im Giftgas ersoffen wären.

Na ja, hätte der Krieg ein wenig länger gedauert, hätte er sie mit Sicherheit eingesetzt
… was ich auch verstehen könnte. Er hat sie ja auch nicht entwickeln lassen, um sie
dann nicht einzusetzen. Und nein, ich glaube nicht, daß ‘die deutschen Städte im
Giftgas ersoffen’ wären. Eine Atombombe auf London hätte selbst das fette Schwein
Churchill zum Nachdenken gebracht. Atombomben sind nun mal Waffen einer
anderen Kategorie, denn wo eine Atombombe gefallen ist, da können ja auch noch
weiter fallen. Und vor die Entscheidung gestellt, die ‘deutschen Städte in Giftgas zu
ersäufen’ und dafür die britischen Städte pulverisiert zu bekommen, da glaube ich
nicht, daß der Verbrecher das durchgezogen hätte – zumal sie ja zu diesem Zeitpunkt
keine Konkurrenzatombombe gehabt hätten.

Man darf ja nicht vergessen, daß die Briten durch Luftschläge so gut keine Opfer zu
beklagen hatten. Der ‘Blitz’ und die V-Waffen zusammen hatten in London grade mal
etwas über 20000 Tote gebracht … für eine Mehrmillionenstadt, die London damals ja
auch schon war, nicht besonders viel. Welche Verwüstung eine A-Bombe in London –
und zwar über die Toten hinaus! – angerichtet hätte, kann man sich wohl kaum
vorstellen. Stell dir bitte mal den Verlust an Wohnraum vor, der durch die Druckwelle
zerstört worden wäre. Wo sollten die Leute alle hin? Wie sollten sie versorgt werden??
Nein, ich denke nicht, daß sie danach einfach hätten weiter machen können. Und die
ganzen Weiterungen … beispielsweise für den Nachschub der Alliierten, wenn durch
eine solche Waffe Be- und Entladeeinrichtungen beidseits des Kanals plötzlich
wegradiert worden wären. Zumal es für Churchill und die alliierte Bande ja ein reiner
Machtkampf war: Sie wollten die ganze Macht für sich – und diesmal endgültig! Der
Verbrecher konnte halt nicht ahnen, daß er damit den Grundstein für ein London legen
würde, daß 68 Jahre später eine nichtweiße Bevölkerungsmehrheit haben würde.

Kommentar von Sir Toby — 17. März 2013 @ 10:27

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