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Juristische Arbeitstechnik und Präsentation

Sachverhalt
Kleingärtner K ist Mitglied im örtlichen Kleingartenverein „Grüne Aue e. V.“ und Pächter einer Kleingarten-
parzelle. Die Satzung des Vereins (KVS) enthält u.a. folgende Regelungen:

§1
Die Regelungen dieser Satzung dienen dem Erhalt der Anlage als Ort der Erholung, der Pflanzen-
und Gartenpflege sowie des gelebten Vereinswesens.

§2
1
Die Gartenanlage ist von jeglichen Abfällen reinzuhalten. 2Für die Beseitigung und Entsorgung
von Abfällen ist der Verursacher verantwortlich. 3 Werden Abfälle auf der Gartenanlage nicht
innerhalb von 48 Stunden nach ihrem Entstehen beseitigt und entsorgt, so hat der Verursacher die
Kosten der durch andere Vereins-mitglieder veranlassten Beseitigung und Entsorgung zu
erstatten.

§3
Verursacher ist der Pächter der jeweiligen Gartenparzelle, auf der die Abfälle sind.

§4
(1) [...]

(2)1Abfälle sind biologisch abbaubare Substanzen, von denen eine Belästigung ausgeht. 2Eine
Belästigung liegt vor, wenn andere Vereinsmitglieder, durch die in Satz 1 genannten Substanzen in
der bestimmungsgemäßen Nutzung ihres Parzellengrundstücks gestört werden.

In seinem Kleingarten hat der K einen Apfelbaum gepflanzt, der in den letzten Jahren viele Äpfel
produziert hat. Auch in dieser Saison ist der Baum wieder voll mit Äpfeln. Während sich K gerade in
einem dreiwöchigen Urlaub auf Barbados befindet, werden die Äpfel erntereif und fallen nach und nach zu
Boden. Der N –ebenfalls Vereinsmitglied und Pächter der benachbarten Parzelle - erblickt die reifen Äpfel
im Garten des K und ist zunächst verwundert, warum K diese nicht aufsammelt. Schließlich wolle doch
niemand einen überreifen Apfel essen, der bereits zu Boden gefallen ist. Außerdem müsse K doch seiner
Müllentsorgungspflicht nachkommen.

Als N am übernächsten Tag um dieselbe Uhrzeit in seiner Gartenparzelle ankommt, nimmt er einen fauligen
Geruch wahr und bemerkt eine große Ansammlung von Ungeziefer und Vögeln im Garten des K. Die am
Boden liegenden Äpfel haben zwischenzeitlich begonnen zu verfaulen. Da der faulige Geruch bei N Übelkeit
auslöst und er am Abend noch grillen möchte, beauftragt er kurzentschlossen einen Gärtnereifachbetrieb
mit dem Einsammeln und Entsorgen der Äpfel. Noch am Nachmittag desselben Tages sammelt ein
Mitarbeiter des beauftragten Betriebs ca. 30 kg verfaulte Äpfel auf dem Parzellengrundstück des K auf und
entsorgt diese. Hierfür fällt eine Arbeitsstunde an, die dem N mit 50 EUR in Rechnung gestellt wird.

Der K –am selben Tag aus dem Urlaub zurückgekehrt –ist empört, als er am Abend zu seiner Gartenparzelle
kommt und N von ihm die Erstattung von 50 EUR Beseitigungs-und Entsorgungskosten verlangt. K ist der
Meinung, dass es sich bei den Äpfeln nicht um Abfall handele. Der Geruch sei doch ganz natürlich
und verflöge von selbst innerhalb weniger Tage. Auch Ungeziefer komme in der Nähe von Obstbäumen
üblicherweise vor. Von einer Belästigung des N könne jedenfalls keine Rede sein. Unabhängig davon hätte
er für die Beseitigung der Äpfel noch Zeit gehabt. Schließlich habe N Geruch und Ungeziefer erst am Tag
der Beseitigung bemerkt. Auch sieht sich K nicht als Verursacher eventueller Abfälle. Die Äpfel seien doch
von selbst vom Baum gefallen.

Frage: Kann N von K die Beseitigungs-und Entsorgungskosten in Höhe von 50 EUR


er-stattet verlangen?
Juristische Arbeitstechnik und Präsentation

Definitionen:

Biologisch abbaubare Substanzen sind Materialien organischen Ursprungs,


die sich insbesondere dadurch kennzeichnen, dass sie verweslich sind.

Störung: Eine Störung liegt vor, wenn eine bestimmungsgemäße Nutzung


nicht mehr ohne Weiteres möglich ist.

Entstehen von Abfällen: Abfälle entstehen in dem Zeitpunkt, in dem alle


Voraussetzun-gen für das Bestehen von Abfall gegeben sind.

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