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SIRIUS 2020; 4(3): 304–314

Aufsatz

Ulrich Schlie*

Deutsche Sicherheitspolitik seit 1990:


Auf der Suche nach einer Strategie
https://doi.org/10.1515/sirius-2020-3006 Germany. This strategic gap is particularly evident in the
foreign policy debates in the German Bundestag and the
Zusammenfassung: Der Aufsatz bilanziert die deutsche
poor cross-departmental security policy understanding
Sicherheitspolitik seit 1990 unter dem Gesichtspunkt
of the Bundeswehr’s foreign missions. To formulate for-
von ressortübergreifendem Sicherheitsverständnis und
ward-looking strategic security policy, cross-departmental
gesamtstaatlicher Sicherheitsvorsorge. Er arbeitet das
planning and analysis capacities are missing, as well as
fehlende Bewusstsein für den Zusammenhang zwischen
the willingness to think foreign policy, economic policy,
Diplomatie und Militärstrategie in historischer Perspek-
and military strategy holistically and implement them in a
tive heraus und identifiziert die damit verbundene strate-
common security policy concept.
gische Lücke bei der Formulierung und Implementierung
der praktischen Außen- und Sicherheitspolitik. Diese zeigt Keywords: Germany, defence policy, security policy, com-
sich insbesondere bei den außenpolitischen Debatten prehensive security, foreign policy planning
im Bundestag und einem wenig ausgeprägten ressort-
gemeinsamen, sicherheitspolitischen Verständnis der
Auslandseinsätze der Bundeswehr. Für eine vorausschau-
ende, strategisch aufgestellte Sicherheitspolitik fehlen
1 Einleitung
ressortübergreifende Planungs- und Analysekapazitäten,
Das Jahr 1989/90 hat Deutschland nach einer weithin ver-
sowie die Bereitschaft, Außenpolitik, Wirtschaftspolitik
breiteten Auffassung eine „zweite Chance“ geschenkt.1
und Militärstrategie ganzheitlich zu denken und in einem
Die Zeitspanne von dreißig Jahren, die seitdem vergan-
gemeinsamen sicherheitspolitischen Konzept umzuset-
gen ist, bildet im Folgenden den Anlass zur Bilanz und
zen.
zum Blick nach vorne. Die nachfolgenden Betrachtungen
Schlüsselbegriffe: Deutschland, Verteidigungspolitik, konzentrieren sich dabei auf das ressortübergreifende
Sicherheitspolitik, vernetzte Sicherheit, außenpolitische Verständnis von Sicherheitspolitik, auf den gesamtstaat-
Planung lichen Sicherheitsbegriff, und sie gehen der Frage nach,
inwieweit sich die deutsche Außen- und Sicherheitspolitik
in den vergangenen drei Jahrzehnten an einem Gesamt-
Abstract: The article reviews the German security policy konzept orientiert hat, welches Diplomatie und Militär-
since 1990 from the perspective of a cross-departmen- strategie verbindet.
tal understanding of security and a whole-government Strategie bezieht sich im klassischen Sinne auf die
approach to security. It highlights the insufficient aware- Betrachtung von Krieg und Frieden, Diplomatie und Mili-
ness of the interrelation between diplomacy and military tärstrategie als einer Einheit, auf die politisches Handeln
strategy in a historical perspective and, thereby, iden- ausgerichtet ist.2 Genau um diese Einheit der deutschen
tifies the resulting strategic gap in the formulation and Außen- und Sicherheitspolitik geht es in den folgenden
implementation of practical foreign and security policy in Betrachtungen. Zunächst gilt es, die Ziele, und sodann
die Anpassung der verfügbaren Mittel, die zum Erreichen
auch von Zwischenzielen eingesetzt werden, in den Blick
zu nehmen. Dabei muss vor allem auf die Besonderhei-
*Kontakt: Prof. Dr. Ulrich Schlie, Henry-Kissinger-Professor für
Sicherheits- und Strategieforschung und Direktor des Center for ten der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik im Ver-
Advanced Security, Strategic and Integration Studies (CASSIS) an
der Universität Bonn. Von 1993 bis 2020 gehörte er dem deutschen
Auswärtigen Dienst an und war von 2005 bis 2014 Leiter Planungs- 1 Stern 1996, 11 ff.
stab und Politischer Direktor im Bundesministerium der Verteidi- 2 Maßgeblich für das Verständnis von Strategie für diese Arbeit sind
gung. E-Mail: ulrich.schlie@uni-bonn.de Aron 1963 und Aron 1980 sowie Freedman 2013.
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gleich mit den Partnern in der Nordatlantischen Allianz Frontstellung des Kalten Krieges, wie sie sich insbeson-
eingegangen werden. So sehr in den angelsächsischen dere im Umstand äußerte, dass sich bis 1989 17 Millionen
Ländern oder auch in Frankreich dieses Verständnis von Deutsche als „Faustpfand“ im unfreien Teil Deutschlands
Strategie politikbestimmend ist, so wenig scheint im wie- befanden.
dervereinigten Deutschland – dies ist die These des Auf- Johannes Gross hat – schon aus der Perspektive des
satzes – das Bewusstsein für den Zusammenhang zwi- wiedervereinigten Deutschlands der frühen 1990er Jahre –
schen Diplomatie und Militärstrategie ausgeprägt und in im Rückblick von der „stille(n) und unauffällige(n) Di­plo-
der Formulierung und praktischen Implementierung der matie“ der alten Bundesrepublik gesprochen und resü-
deutschen Sicherheitspolitik leitend zu sein. miert, dass seinerzeit die deutschen Sicherheitsinteressen
„wegintegriert“ gewesen seien, „dergestalt, dass die Bun-
deswehr als die nationale Armee der Deutschen kaum je
zur Anschauung kam.“3 Er führte aus, dass bei den West-
2 Der Wandel nach 1990 deutschen seit dem Zweiten Weltkrieg eine Mentalität
gewachsen sei, „die kaum noch wahrhaben mag, dass es
Worin bestanden die Veränderungen des Jahres 1990, und
existentielle Bedrohungen gibt, dass Krieg und Pestilenz
inwieweit haben sie sich auf das Verständnis der deut-
zum Leben gehören und selbst dieses Deutschland treffen
schen Außenpolitik ausgewirkt? Mit dem Glücksfall der
könnten, das sich von den Fährnissen der Geschichte
Wiedervereinigung hat sich Deutschlands geographische
abgeschieden wähnte.“4 Die Wahrnehmung der eigenen
und politische Lage entscheidend verbessert. Das zentrale
Außen- und Sicherheitspolitik war in der alten Bundesre-
geopolitische Ergebnis der dadurch ausgelösten Macht-
publik von einer gewissen Selbstzufriedenheit geprägt, die
verschiebung besteht darin, dass mit der Wiedervereini-
mit dazu beigetragen hat, dass nach 1990 das vorrangige
gung Deutschlands anno 1990 die historische Mittellage
Bedürfnis darin bestand, dem Ausland – und wohl auch
des Landes vollumfänglich zur bestimmenden Grundbe-
den Deutschen selbst – zu versichern, dass mit der größe-
dingung der deutschen Außenpolitik geworden ist. Die
ren Verantwortung keine größeren Ansprüche verbunden
Mitte wurde dabei durch die geopolitische Umwälzung
wären und dass auch das wiedervereinigte Deutschland
gewissermaßen vom Westen her besetzt. Die durch die
in der Kontinuität der „alten“ Bun­des­repu­blik vor 1989
europäischen Revolutionen des Jahres 1989 ermöglichte
stünde.5 Christoph Bertram etwa hat noch im Jahr 2014
Wiedervereinigung Europas, die Aufnahme eines Groß-
die Auffassung vertreten, dass sich der außen­politische
teils der ostmitteleuropäischen, osteuropäischen und süd-
Konsens der alten Bundesrepublik „bruchlos“ im wie-
osteuropäischen Reformstaaten in die euro-atlantischen
dervereinigten Deutschland fortgesetzt habe: „Europäi-
Strukturen, das Ringen um ein zwischen Kooperation und
sche Integration, Allianz mit Amerika, Entspannung und
wachsamer Prävention schwankendes Verhältnis Europas
zunehmende Zusammenarbeit mit Russland, Beistand
zu Russland, die seit Anfang der 1990er Jahre anhalten-
für Israel, internationale Präsenz durch multilaterale
den Tendenzen zu einem stärkeren sicherheitspolitischen
Diplomatie, aber notfalls auch durch die Beteiligung an
Zusammenschluss der Europäer in Gestalt einer euro-
gemeinsamen westlichen Militäreinsätzen zur Krisensta-
päischen Außen- und Sicherheitspolitik und die damit
bilisierung.“6
verbundenen Fragen nach der Arbeitsteilung und dem
künftigen Zusammenhalt in der Atlantischen Gemein-
schaft haben ihren Ausgangspunkt in den Ereignissen
genommen, die 1989 zum Zusammenbruch der Ordnung 3 Die Rolle militärischer Mittel in
von Yalta und Potsdam geführt haben. Die Außenpoli-
tik der alten Bundesrepublik vor 1989 war auf dreifache
der deutschen Politik
Weise in ihrem Aktionsradius vorbestimmt: zunächst auf
Schon der Begriff „Notfall“ deutet darauf hin, dass der
eine scheinbar unabänderlich rahmensetzende Weise, wie
Einsatz des militärischen Machtmittels mit Blick auf die
sie sich aus der Vielzahl von alliierten Vorbehalten und
Veränderungen der deutschen Außen- und Sicherheitspo-
einschränkenden Bedingungen begrenzter Souveränität
litik nach 1990 kaum im Zentrum stand, sondern auch zu
ergab, sodann aus der moralischen Bürde der damals
so bezeichneten „jüngsten Vergangenheit“ des Hitlerre-
gimes und dem zwischen 1933 und 1945 verschuldeten 3 Gross 1997, 77.
­millionenfachen Leid, schließlich aus den besonderen 4 Gross 1997, Ibid., 76.
5 Von Bredow/Jäger 1993, 37.
Bedingungen der künstlichen Teilung des Landes und der
6 Bertram 2015, 93.
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den schwierigsten Debatten geführt hat. Die Diskussion Wer nach einem Symbol für die damit einhergehen-
und die Interpretationsscharmützel um Begrifflichkeiten, den Veränderungen sucht, findet sie in den Auslandsein-
wie sie mit der Kategorie der „Zivilmacht“, aber auch mit sätzen der Bundeswehr. Als Zäsur wird dabei vor allem die
der Scheindebatte um die „Militarisierung der deutschen Entscheidung des Deutschen Bundestags vom Sommer
Außenpolitik“ entlang des Begriffs „Kultur der Zurückhal- 1995 zur Beteiligung an den Maßnahmen zum Schutz und
tung“ oder um die Konzeption der „Vernetzten Sicherheit“ zur Unterstützung des schnellen Einsatzverbands im frü-
verbunden sind, haben auch mit grundlegenden Schwie- heren Jugoslawien einschließlich der Unterstützung eines
rigkeiten des Verhältnisses der Deutschen zum Militä- eventuellen Abzugs der VN-Friedenstruppen (UNPROFOR)
rischen zu tun. Auch die schwierigen Debatten und die gesehen.8 Auch die Entscheidung von 1998/99 zur deut-
bis heute nicht abgeschlossene Konsenssuche nach der schen Beteiligung an der humanitären Hilfe im Zusam-
Identifizierung von grundgesetzlichem und einfachgesetz- menhang mit dem Kosovo-Konflikt (KFOR), die im großen
lichem Änderungsbedarf in Fragen des Verteidigungsbe- Einvernehmen zwischen der ausgehenden Regierung von
griffs und des Einsatzes der Bundeswehr im Inneren ist in Helmut Kohl und der eingehenden von Gerhard Schröder
diesem Zusammenhang zu sehen. Begibt man sich auf die getroffen worden war, um die humanitäre Katastrophe im
Suche nach Wegmarken in der öffentlichen Debatte über Kosovo trotz ausgebleibener Mandatierung des Sicher-
Außen- und Sicherheitspolitik in Deutschland, so fällt heitsrates der VN an der NATO-geführten humanitären
auf, dass Richtungsentscheidungen fast immer in Folge Intervention gegen Serbien (Operation Allied Force) zu
von äußerem Zwang, also von internationalen Konstella­ beenden, gehört zu diesen Veränderungen dazu.9 Und es
tionen, infolge von Bündnisverpflichtungen oder auf kam nicht von ungefähr, dass es ausgerechnet diese frie-
Druck von Partnern erfolgten und zumeist von heftigen denserhaltenden, friedenschaffenden und sogar frieden­
Debatten um die Auslegung der rechtlichen Grundlagen erzwingenden internationalen Stabilisierungseinsätze
begleitet wurden. waren, die für die innere Entwicklung der deutschen
Hatte der gerade wiedervereinigten Bundesrepublik Außen- und Sicherheitspolitik die entscheidenden Weg-
beim Zweiten Golfkrieg (Operation Desert Storm) Anfang marken nach 1990 bildeten. Im Zusammenhang mit dem
1991 noch das Beiseitestehen den Vorwurf der „Scheck- Zerfall des ehemaligen Bundesstaates Jugoslawien, der
buchdiplomatie“ eingebracht, so war es maßgeblich dem durch die beiden Unabhängigkeitserklärungen von Slo-
Drängen des damaligen Außenministers Hans-Dietrich wenien und Kroatien Ende Juni 1991 beschleunigt wurde
Genscher zu verdanken, dass die Einigung auf die Aner- und nach der „Militärintervention“ des jugoslawischen
kennung Sloweniens und Kroatiens durch die Europäi- Reststaates gegen die „abtrünnige“ Republik Kroatien zu
sche Gemeinschaft am 23. Dezember 1991 einvernehmlich einem Bürgerkrieg ausartete, zeigte sich die Unfähigkeit
erfolgte. Sowohl das Balkan-Engagement Deutschlands im der auf sich gestellten Europäer, den verlorenen Frieden
Zuge des Zerfalls des jugoslawischen Vielvölkerstaats, als wiederherzustellen. Dies gelang erst, als sich die Verei-
auch die noch im Wiedervereinigungsprozess gegenüber nigten Staaten entschlossen, im Rahmen der Nordatlanti-
der Sowjetunion abgegebene Zusage zu partnerschaftli- schen Allianz diese Aufgabe zu übernehmen.
chen Beziehungen, die im deutsch-sowjetischen Vertrag Es war maßgeblich auf jenen äußeren Entscheidungs-
von 1990 und beim Abzug der sowjetischen Streitkräfte druck der internationalen Gemeinschaft zurückzufüh-
vom Territorium der neuen Bundesländer am 30. August ren, dass sich Bundesregierung und Bundestag zu einer
1994 bekräftigt wurden und sich in einer aktiven Russ- größeren internationalen Verantwortung Deutschlands
landpolitik niederschlugen, stehen zu Beginn der 1990er durchringen konnten. Es zählt zu den Konstanten und
Jahre für eine Phase der deutschen Außenpolitik, in der Besonderheiten der deutschen Sicherheitspolitik, dass
das Bewusstsein für Veränderungen und die von der Macht die damit verbundenen Entscheidungen erst nach der
des Faktischen auferlegte Notwendigkeit, einen gestalten-
den Beitrag zu leisten, am ausgeprägtesten gewesen ist.7
zugängliches, in Teilen klassifiziertes Reihenwerk der Stiftung Wis-
senschaft und Politik (SWP) im Rahmen des Sonderforschungsvorha-
7 Beispielhaft für zwei großangelegte Bestandsaufnahmen sind das bens „Analysen Sicherheits-/Verteidigungspolitik IV“. Teilergebnisse
von Karl Kaiser, Hans Maull und Joachim Krause bei der Deutschen der Studie sind veröffentlicht bei Heydrich/Krause/Nerlich/Nötzold/
Gesellschaft für Auswärtige Politik geleitete Projekt zur Neuen deut- Rummel 1992.
schen Außenpolitik (Kaiser/Maull 1994, Kaiser/Maull 1995, Kaiser/ 8 Deutscher Bundestag, Stenographischer Bericht, 48. Sitzung,
Krause 1996, Eberwein/Kaiser 1998) sowie das von Uwe Nerlich an Bonn, 30. Juni 1995, Plenarprotokoll 13/48, www.dip21.bundestag.de.
der Stiftung Wissenschaft und Politik geleitete Studienprojekt des 9 Deutscher Bundestag, Stenographischer Bericht, 40. Sitzung,
Bundesministeriums der Verteidigung, gedruckt als eingeschränkt Bonn, 7. Mai 1999, Plenarprotokoll 14/40, www.dip21.bundestag.de.
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Erörterung – bzw. Klärung – verfassungsrechtlicher Frage- land immer wieder auch gezeigt, dass diesem Verständnis
stellungen erfolgt sind. Die Diskussion im Vorfeld der Ent- enge Grenzen gesetzt sind. Zu den bis heute anhaltenden
scheidung des Bundesverfassungsgerichtes vom 12. Juli Charakteristika der Debatte über Diplomatie und Militär-
1994 zu den Out-of-Area-Einsätzen der Bundeswehr wird strategie zählt, dass die sich allmählich intensivierende
immer wieder als ein Paradebeispiel für den engen Zusam- Diskussion über die deutsche Außenpolitik und über die
menhang zwischen Rechtsfragen und der Bereitschaft Neuausrichtung der deutschen Bundeswehr sowie die
Deutschlands zur Übernahme von internationaler Verant- Erfordernisse der Auslandseinsätze seit 1990 weitgehend
wortung angeführt.10 Es ging dabei um die Bestätigung zusammenhanglos geführt werden. Dabei hatte der dama-
der Rechtsauffassung einer geübten Praxis, und es dürfte lige Generalinspekteur der Bundeswehr, General Klaus
wohl einzigartig in der europäischen Staatenpraxis sein, Naumann, bereits Anfang der 1990er Jahre in seinem Buch
dass damals ein Teil der die Regierung bildenden Frakti- „Die Bundeswehr in einer Welt im Umbruch“ eine Grund­
onen, die FDP-Fraktion des damaligen Bundesaußenmi- analyse des Zusammenhangs zwischen der neuen Weltord-
nisters Klaus Kinkel, gegen die eigene Regierung klagen nung, Deutschlands neuer Lage und dem sich verändern-
musste, um in einer Auslegungsfrage Klarheit zu erzielen. den Instrumentarium der Außen- und ­Sicherheitspolitik
Die damals auch in Reden übliche Formulierung des Bun- vorgelegt.12 Wie sehr die Frage des militärischen Macht-
desministers des Auswärtigen lautete bezeichnend: „Das mittels im Zentrum der außen- und sicherheitspolitischen
Bundesverfassungsgericht hat den Weg freigemacht.“ Diskussionen stand, wird auch daran ersichtlich, dass
Wenn es eine Konstante in der außenpolitischen Debatte wohl keine andere Frage eine so kontroverse Diskussion
in Deutschland gibt, dann ist es der Verweis auf, und die ausgelöst hat, wie diejenige, die der Trierer Politikwissen-
Instrumentalisierung von, juristischen Fragestellungen. schaftler Hanns W. Maull mit seinem Beitrag über „Vier-
Auch die Beteiligung der Bundeswehr am Afghanistanein- zehn Thesen zur deutschen Außenpolitik 1992“ in der Zeit-
satz seit 2001 ist letztlich eine außenpolitische Entschei- schrift Europa-Archiv über „Deutschland als Zivilmacht“
dung gewesen, die in der Bündnissolidarität – die bislang ausgelöst hatte.13 Der Begriff der Zivilmacht – Maull hat
einzigartige Feststellung des Bündnisfalls nach Artikel 5 in seiner Trierer Abschiedsvorlesung selbst darauf hinge-
Washingtoner Vertrag – nach dem 9/11 zu sehen ist und wiesen – ist in der politischen Debatte bewusst missdeu-
bei der es ganz ursprünglich einmal um ein VN-Mandat tet und instrumentalisiert worden.14 Diese Debatten, die
zur Terrorismusbekämpfung gegangen ist. insbesondere seit Anfang der 1990er Jahre in den Reihen
Denn der Afghanistaneinsatz, der 2001 mit der Opera- der 1998 die Regierungsverantwortung übernehmenden
tion Enduring Freedom als Maßnahme im „Krieg gegen den Sozialdemokraten und Bündnisgrünen um das Verständ-
Terror“ begann, ist streng genommen eine Konsequenz der nis von Deutschland als „Friedensmacht“ geführt wurden,
Zäsur der Terroranschläge vom 11. September 2001. Er hat nahmen wesentliche (Kritik)Punkte auf, die bereits in den
– wie zu einem geringeren Anteil die anderen Auslands­ Debatten der Friedensbewegung der 1980er Jahre gegen
einsätze auch – ganz maßgeblich die bündnispolitische den Nato-Doppelbeschluss eine Rolle gespielt hatten.15
Wahrnehmung Deutschlands geprägt und in den deut- Die Auslandseinsätze der Bundeswehr haben die
schen Streitkräften einen tiefgreifenden und noch nicht deutsche Außenpolitik mehr verändert, als dies von zen-
abgeschlossenen Transformationsprozess ausgelöst.11 tralen Akteuren und kritischen Beobachtern gleicher-
maßen eingestanden wird. Die qualitative Veränderung
des Afghanistaneinsatzes vom ausschließlichen Stabi-

4 Auswirkungen der Auslands-


einsätze 12 Vgl. Naumann 1994, Grundlegend zur „Verortung“ der Bundes-
wehr siehe auch de Maizière 1999.
13 Erstmalig ist dieses Konzept formuliert worden in Maull 1990, auf
Das gesamtstaatliche Verständnis von Sicherheit in
Englisch Maull 1991. Schließlich hat Maull seine These in zugespitzter
Deutschland ist vor allem durch die Einsätze in Bosnien Form im Zuschnitt auf die deutsche Außen- und Sicherheitspolitik
und in Afghanistan nachhaltig beeinflusst worden. Aller- formuliert in Maull 1992, zur Geschichte des Begriffs „Zivilmacht“
dings hat die sicherheitspolitische Debatte in Deutsch- vgl. die Abschiedsvorlesung Maulls an der Universität Trier am 3. Mai
2013: „Zivilmacht: Karriere eines Begriffs, https://www.uni-trier.de/
fileadmin/fb3/POL/Mitarbeiter/Maull__Hanns_W/Abschiedsvorle-
sung_Rev.pdf.
10 Urteil des Zweiten Senats des Bundesverfassungsgerichts vom 14 Siehe die Abschiedsvorlesung von Maull, op. cit.
12. Juli 1994, http://www.servat.unibe.ch/dfr/bv090286.html. 15 Vgl. zu den Ringkämpfen innerhalb der SPD Rinke 2006 sowie
11 Kaim 2015. Herkendell 2002; für die Grünen siehe Volmer 1998.
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Hubschrauber der Bundeswehr in Mali im Einsatz

lisierungseinsatz zur Aufstandsbekämpfung – wie er in Ver­arbeitung eigener Erfahrungen und der internen Dis-
der Nachfolge des 2006 begründeten Kampfeinsatzes in kussion über die künftige Ausrichtung der Bundeswehr
Afgha­nis­tan seit 2009 mit der US-geführten Counterin- geschuldet ist.17 Die Betrachtung der Auslandseinsätze
surgency (COIN)-Operation verbunden war – hat insbe- erfolgt in der deutschen Militärgeschichte nunmehr
sondere auch dazu geführt, dass die Einbeziehung der zutreffend im Zusammenhang mit der Neuausrichtung der
Bundeswehr in Gefechtsoperationen zu einer veränderten Bundeswehr.18 Ohne den Afghanistaneinsatz wären auch
Wahrnehmung des Streitkräfteeinsatzes und den damit die erinnerungspolitischen Anstöße – etwa die Schaf-
verbundenen Gefährdungen des soldatischen Dienens fung eines Ehrenmals der Bundeswehr im Jahr 2009, die
für Leib und Leben geführt hat, zum Verlust von Gefal- Stiftung der Tapferkeitsauszeichnung im gleichen Jahr
lenen und der Anerkenntnis, dass Soldaten der Bundes- ebenfalls durch Bundesminister Franz Josef Jung, oder die
wehr ihren Dienst in kriegsähnlichen Zuständen leisten Debatten über Tradition und Bundeswehr – die sich ihrer-
müssen.16 Der Afghanistaneinsatz hat vor allem maßgeb- seits wiederum in Veröffentlichungen niedergeschlagen
lich die Diskussion in Deutschland über die Grenzen und haben und in der Überarbeitung des Traditionserlasses
Möglichkeiten von friedenschaffenden Einsätzen, über aus dem Jahr 1982 und der Verabschiedung eines Nach­
Fragen der regionalen Sicherheit in Zentralasien und poli- folge­erlasses resultierten – nicht denkbar.19
tische Fragen der Demokratisierung und der politischen Die Debatte über Streitkräfte und Politik, über Militär­
Perspektiven Afghanistans, aber auch über die künftige strategie und Technologie, auch über Bundeswehr und
strategische Ausrichtung der Nordatlantischen Allianz Gesellschaft, ist indes bislang nicht hinreichend geführt
und die Neuausrichtung der Bundeswehr bestimmt. Wie
sehr der Afghanistaneinsatz die Bundeswehr und ihre
17 Vgl. Brinkmann/Hoppe 2010, Buske 2015, Christi 2011, Reichelt/
Angehörigen verändert hat, wird auch daraus deutlich, Meyer 2010, Schwitalla 2010, Seiffert/Hess 2012, Seiffert/Hess 2013,
dass mittlerweile eine umfangreiche „Einsatzliteratur“ Smyth 2011, Thörner 2010; zur wissenschaftlichen Aufarbeitung vgl.
vorliegt, die nicht nur, aber ganz wesentlich auch, der Schroeder/Hansen 2015, Schroeder 2014, Seiffert/Langer/Pietsch
2012.
18 Chiari 2015.
19 Vgl. Traditionserlass der Bundeswehr in seiner überarbeiteten
16 Ulrich Schlie, Die Gefechtserfahrungen der deutschen B
­ undeswehr Fassung vom März 2018: https://www.bmvg.de/resource/blob/23234/
in Afghanistan 2009–2013, im Auftrag der Friends of Israel Initia­tive 6a93123be919584d48e16c45a5d52c10/20180328-die-tradition-der-
und des Generalinspekteurs der Bundeswehr, Privatdruck 2016. bundeswehr-data.pdf, siehe auch Schlie 2012.
Deutsche Sicherheitspolitik seit 1990: Auf der Suche nach einer Strategie 309

worden, um einen dauerhaften Impuls für eine Vertiefung Bewusstsein scheint indes noch nicht vorgedrungen
der strategischen Kultur zu setzen, auch wenn es etwa zu sein, in welchem Umfang heute das breite Spektrum
einzelnen wie Herfried Münkler mit seinen Ausführun- ziviler und militärischer Instrumente der Europäischen
gen zur „postheroischen Gesellschaft“ und zu „postheroi- Union zu Konfliktprävention, Krisenmanagement und
schen Helden“ gelungen ist, eine breitere Öffentlichkeit zu Konfliktnachsorge den Blick auf, und damit das Verständ-
erreichen und auf den inneren Zusammenhang zwischen nis für das Militärische verändert hat. Als europäisches
Formveränderungen der Kriegführung, gesellschaftlichem Hochtechnologieland mit herausragender Exportabhän-
Wandel und politischem Gegenwartsverständnis hinzu- gigkeit ist gerade auch Deutschland in der Welt von heute
weisen.20 auf vielfältige Wiese verwundbar. Es entspricht indes etwa
Wie mühevoll der Weg zu einem gemeinsamen Ver- den strategischen Vorgaben der Nordatlantischen Allianz,
ständnis von Sicherheitspolitik ist, zeigt sich insbesondere Cyberangriffen als Folge asymmetrischer Bedrohungen
am Konzept der „vernetzten Sicherheit“, dem im Weißbuch konsequent entgegenzuwirken, und es ist folglich plau-
2006 geforderten methodischen Ansatz, der sowohl im sibel und wünschenswert, wenn auch in der nationalen
Bündnis als auch mit Blick auf das Desiderat einer gesamt- Sicherheitsarchitektur die entsprechenden Konsequenzen
staatlichen Sicherheitsvorsorge in Deutschland einen ent- gezogen werden.
scheidenden Sprung nach vorn darstellen sollte.21 Auf
internationaler Ebene hat der Begriff in einer Reihe von
Grundlagendokumenten der Allianz Eingang g ­ efunden
und maßgeblich den Wandel der ­Allianzstrategie in Afgha­
5 Vernetzte Sicherheits­
nistan beeinflusst. So führte der von Bundesminister politik und gesamtstaatliche
Franz Josef Jung beim Nato-Verteidigungsministertreffen
in Noordwiijk im Herbst 2007 eingebrachte Vorschlag für
Sicherheitsvorsorge
einen Comprehensive politico-military plan for Afghanis-
Der Anspruch einer vorausschauenden Sicherheitspolitik
tan22 zum wegweisenden Afghanistanbeschluss der Staats-
konnte indes auch mit Blick auf weitergehende Vorstellun-
und Regierungschefs beim NATO-Gipfel in Bukarest, April
gen zu Lagebild, Planungs- und Analysekapazitäten und
2008, bei dem erstmals in einem Allianzdokument eine
ressortübergreifenden task forces in der deutschen Sicher-
zivil-militärische Afghanistanstrategie verabschiedet
heitspolitik nicht vollumfänglich verwirklicht werden,
wurde, welche die spätere Basis des Afghanistanengage-
denn der zu diesen Bereichen vorgesehene dritte Teil des
ments der internationalen Gemeinschaft geworden ist.23
Weißbuchs 2006 konnte zwischen den Ressorts seinerzeit
Was in der Atlantischen Allianz gelang, erwies sich mit
nicht konsentiert werden. Die dann im Jahr 2012 in den
Blick auf das ressortübergreifende Verständnis von Sicher-
vom Auswärtigen Amt, dem Bundesministerium der Ver-
heitspolitik in Deutschland als ungleich mühevoller. Zwar
teidigung und dem Bundesministerium für wirtschaftliche
hat die gesellschaftliche Diskussion über den Einsatz in
Zusam­menarbeit gemeinsam vorgelegten „Leitlinien für
Afghanistan immer wieder gezeigt, dass die Bereitschaft,
fragile Staaten“ orientieren sich – etwa mit dem Vorschlag
deutsche Soldaten zur Krisen- und Konfliktbewältigung
der Bildung ressortgemeinsamer task forces – zwar an den
weltweit zu nutzen, Hand in Hand gehen muss mit der Ein-
bereits im Zusammenhang mit dem Weißbuch 2006 ange-
sicht, dass vernetzte Sicherheit nur unter aktiver Beteili-
stellten Überlegungen, sind jedoch keinesfalls für diesen
gung der Streitkräfte erfolgreich sein kann. Doch in dieses
Teil des sicherheitspolitischen Ansatzes erschöpfend
gewesen. Es mag Ausdruck des in langen Jahren erwor-
20 Münkler 2006, Münkler 2012.
benen Denkens in Konsenskategorien und einer gewissen
21 Schlie 2014. Veränderungsscheu sein, dass der Ruf nach grundlegen-
22 Die von Bundesminister Jung in die Allianz eingebrachte Initiative den Anpassungen der Sicherheitsarchitektur in Deutsch-
führte beim informellen Treffen der NATO-Verteidigungsminister in land zunächst unter Verdacht gestellt werden und, wenn
Noordwijk am 24. und 25. Oktober 2007 zur Verständigung auf einen überhaupt, nur ganz allmählich zu Umsetzungen führt. So
international comprehensive politico-military approach, auf den spä-
konnten auch die im Jahr 2008 im Bundesministerium des
ter der mit dem comprehensive approach verbundene Strategiewech-
sel der Allianz in Afghanistan zurückzuführen ist. Inneren gehegten Pläne für ein das Weißbuch 2006 ergän-
23 Vgl. das von den Staats- und Regierungschefs beim Nato-Gipfel in zendes Weißbuch zur inneren Sicherheit auf Grund dieser
Bukarest verabschiedete Dokument: ISAF’s Strategic Vision. Declara- schwierigen Diskussionslage nicht weiterverfolgt werden.
tion by the Heads of State and Government of the Nations contributing Die Themen, die wiederkehrend zu reflexartigen Ab­
to the UN-mandated Nato-led International Security Assistance Force
wehrreaktionen führten, waren allen voran die Forderung
(ISAF) in Afghanistan vom 3. April 2008.
310 Ulrich Schlie

nach strikter Trennung der Zuständigkeiten von Polizei tischen Allianz überhaupt seine Interessen wahrnehmen
und Bundeswehr beim Einsatz im Inneren und die Forde- wolle, wenn es dem Interesse der Sicherung der Seewege
rung nach Begrenzung der Rolle der Streitkräfte auf die keine politische Priorität gäbe, wurde nicht gestellt. Präg-
in Artikel 35 GG genannten Fälle, die Verweigerung einer nant – und auch mokant – hatte der Schweizer Journalist
Diskussion über den Begriff des Verteidigungsfalls und, Eric Gujer 2007 in seiner essayartigen Analyse „ein Ende
immer wieder damit verbunden, eine auf der Stelle tre- der Heuchelei“ eingefordert und lakonisch testiert, dass
tende Diskussion über die Möglichkeiten einer Grundge- die deutsche Außenpolitik „sich nicht im Schattenreich
setzänderung – namentlich der Artikel 24 (2), 35 und 87 abstrakter Moral“ bewege.25 Auch analysierte Gujer das
GG. Infolge der neuartigen Qualität des internationalen „Übergangsstadium“ der deutschen Außenpolitik und kri-
Terrorismus sowie des gewachsenen und territorial weit- tisierte insbesondere, dass „außenpolitisch-strategische
gehend unbeschränkten Gewaltpotentials nicht-staat- Debatten, die in den USA oder Großbritannien ein breites
licher Akteure sind heute auch in Deutschland Angriffe Publikum finden, (…) in Deutschland auf kleine Fachzirkel
vorstellbar, die aufgrund ihrer Art, Zielsetzung sowie beschränkt (blieben).“26
ihrer Auswirkungen den bestehenden tatsächlichen und Wer die öffentliche und akademische Diskussion über
rechtlichen Rahmen der klassischen Gefahrenabwehr deutsche Außenpolitik seit 1990 verfolgt und sich mit der
überschreiten. Eine vorausschauende und verantwortli- inneren Basis der deutschen Außenpolitik beschäftigt,
che staatliche Sicherheitspolitik muss derartige Extremsi- der kann als durchgehende Konstanten der vergange-
tuationen in die Betrachtung miteinbeziehen. nen dreißig Jahre die große Sehnsucht nach außenpoli-
Mit diesen Tendenzen ist zugleich beschrieben, warum tischem Konsens und die Suche nach Sicherheit, zudem
in Deutschland die Verständigung auf, und die Wahrneh- eine gering ausgeprägte Veränderungsbereitschaft und
mung von nationalen Sicherheitsinteressen schwerer fällt unterentwickelte Debattenkultur sowie die wenig vorhan-
als anderswo und weshalb – die Diskussion im Zusammen- dene Neigung identifizieren, strategische Grundsatzdo-
hang mit dem Rücktritt von ­Bundespräsident Horst Köhler kumente für die außen- und sicherheitspolitische Diskus-
hat dies auf beklemmende Weise ans Licht gebracht – die sion zu nutzen. In der Bundesrepublik hat sich spätestens
zielgerichtete politische Instrumentalisierung unter Herr- mit Herbert Wehners Rede im Deutschen Bundestag am
schaft des Verdachts bei sicherheitspolitischen Fragestel- 30. Juni 1960, in der die sicherheitspolitischen Grundent-
lungen in Deutschland immer wieder durchscheint. So ist scheidungen von Adenauers Westkurs durch die sozial-
in der sicherheitspolitischen Debatte in Deutschland lange demokratische Opposition nachvollzogen wurde, eine
Zeit das Bewusstsein, dass Angriffe auf Informationsinfra­ breite Übereinstimmung über grundlegende Prinzipien
strukturen gravierende Auswirkungen auf die nationale und Orientierungen der Außenpolitik durchgesetzt. Dies
Sicherheit haben können, unterentwickelt gewesen. Nur galt insbesondere im Vergleich zur politischen Kultur der
so ist überhaupt erklärbar, dass die erstmals im Weißbuch Weimarer Republik als große demokratische Errungen-
2006 enthaltene Benennung zur Sicherung der Seewege schaft. Grosso modo spiegelt sich diese außen- und sicher-
im Zusammenhang mit den nationalen Sicherheitsinter- heitspolitische Grundübereinstimmung bis heute in der
essen zu aufgeregten Diskussionen geführt hat, die dann parteiübergreifenden parlamentarischen Überstimmung
im Zusammenhang mit dem Rücktritt von Bundespräsi- in wesentlichen Fragestellungen wie der Entsendung von
dent Köhler im Jahr 2010 in bewusster Missinterpretation Bundeswehrsoldaten in Auslandseinsätze wider.
von dessen Äußerungen im Rahmen eines Interviews auf Schwierig hingegen – und auch dies hängt mit Defiziten
dem Rückflug von Afghanistan einen skurrilen Nachhall der strategischen Ausrichtung der deutschen Sicherheits-
gefunden haben.24 Die naheliegende Frage, wie Deutsch- politik zusammen – gestaltet sich seit jeher die Diskussion
land als Mitglied in einem Seebündnis wie der Nordatlan- über nationale Interessen.27 Es gibt jedenfalls – anders als
im Vereinigten Königreich oder in Frankreich – keine Tra-
dition, nationale Interessen zu definieren. Bisweilen war
24 Die Versuche, eine Debatte über den „militärischen Schutz deut- aus Deutschland sogar die prominent geäußerte Auffas-
scher Wirtschaftsinteressen“ vom Zaun zu brechen, waren auf durch- sung zu vernehmen, Deutschland habe gar keine nationa-
sichtige Weise politisch motiviert, wie überhaupt die gewollte Fehlin- len Interessen und die deutschen Interessen würden in den
terpretation der Einlassungen von Bundespräsident Köhler vor dem
Hintergrund der im Weißbuch 2006 erfolgten Definition deutscher
Interessen geradezu groteske Züge hat; zur Einschätzung von Anlass 25 Gujer 2007, 19.
und Motiven, die zum Rücktritt des Bundespräsidenten führten, vgl. 26 Ibid., 46.
beispielsweise Bertold Kohler: Eine Verzweiflungstat, Frankfurter All- 27 Vgl. zur Debatte über Deutschlands nationale Interessen Maull
gemeine Zeitung 31.5.2010. 2006.
Deutsche Sicherheitspolitik seit 1990: Auf der Suche nach einer Strategie 311

europäischen aufgehen.28 Es folgt wohl einem gewissen Auch beim ressortgemeinsamen Denken hält Deutsch-
Unbehagen über die Begrenztheit der eigenen Interessen- land mit den Entwicklungen etwa in Kanada, der Schweiz
orientierung, dass in der politischen Auseinandersetzung oder Norwegens nicht Schritt, wenn man den Stand bei-
in Deutschland in regelmäßigen Abständen die Forderung spielsweise der Afghanistankoordinierung in Kanada
ergeht, die eigenen nationalen Interessen im internationa- nach 2006 oder das ressortgemeinsame Lagebild der
len Verkehr stärker durchzusetzen. Schweizerischen Eidgenossenschaft zum Vergleichsmaß-
Die Geringschätzung von strategischen Grundsatzdo- stab wählt. Diese offenkundigen Defizite können nicht nur
kumenten, auch die mangelnde Bereitschaft, sich mit den mit dem Naturgesetz von Koalitionsregierungen begrün-
strategischen Grundlagen etwa Frankreichs oder Großbri- det werden, bei denen die unterschiedlichen Parteien
tanniens in ihren Konsequenzen für politisches Handeln zugeordneten Fachressorts Auswärtiges, Verteidigung
in Deutschland auseinanderzusetzen, findet sein Korre- oder Entwicklung sorgsam über die Einhaltung von Res-
lat in der Abwesenheit von entsprechenden Debatten im sortkompetenzen wachen und auf vereinbarte Federfüh-
Deutschen Bundestag. Weißbücher zur Sicherheitspolitik rungen pochen. Zur Erklärung dieses Umstands sind wohl
Deutschlands und zur Zukunft der Bundeswehr können vor allem tiefer liegende Gründe in der politischen Kultur,
in Deutschland allenfalls in Regierungserklärungen zum oder auch der eher nachgeordnete Stellenwert von Fragen
Aussprachegegenstand gemacht werden. Eine andere der Außen- und Sicherheitspolitik bei den Karrierewegen
Form der parlamentarischen Debatte, geschweige denn in den im Deutschen Bundestag vertretenen Fraktionen
eine Abstimmung darüber, ist nicht vorgesehen, ebenso verantwortlich, zudem ein zu geringer Druck aus der
wenig eine Beteiligung von einzelnen Parlamentariern bei Fachöffentlichkeit, und nicht zuletzt auch mangelnde Ein-
der Erstellung der Dokumente, wie dies beispielsweise in sicht in die Erfordernisse ressortgemeinsamen Handelns
Frankreich im Rahmen des französischen Weißbuchprozes- bei der leitenden Beamtenschaft.
ses gang und gäbe ist. Hinzu kommt, dass in Deutschland
– anders als in den Vereinigten Staaten, dem Vereinigten
Königreich oder in Frankreich – bis heute eine strategische
Kultur wenig ausgeprägt ist, bei der sicherheitspolitische
6 Die Notwendigkeit einer breiten
Grundlagendokumente zum festen Bestandteil der sicher- sicherheitspolitischen Debatte
heitspolitischen Lagebestimmung gehören. Dieser „strate-
gische Sonderfall“ mag zum einen Charakteristikum der Sowohl der von Bundesminister Steinmeier 2014 angesto-
außenpolitischen Debattenkultur in Deutschland sein, er ßene Review-Prozess, der eine grundlegende Bestandsauf-
erschwert aber auch die mit der Veröffentlichung eines nahme der deutschen Außenpolitik und eine breite gesell-
sicherheitspolitischen Grundsatzdokuments verbundene schaftliche Debatte eröffnen sollte, als auch mit der Serie
verbindliche Übernahme von inhaltlichen Orientierungs- von öffentlichen ­Diskussionsveranstaltungen als Teil des
punkten. Grundlegende Veränderungen der strategischen Weißbuchprozesses 2016, wie ihn B ­ undesministerin Ursula
Kultur mit Blick auf eine Schärfung der Einsicht in die von der Leyen erstmalig als Prozess der ­partizipatorischen
Notwendigkeit einer hinreichenden strategischen Begrün- Mitwirkung der deutschen Ö ­ ffentlichkeit organisiert hatte,
dung sind ohne die Einbeziehung des Deutschen Bundes- wurde in einem bis dahin nicht gekannten Maße über
tages nicht zu erreichen. Gemeinsame Sitzungen des Ver- Grundfragen der deutschen Außen- und Sicherheitspoli-
teidigungsausschusses und des Auswärtigen Ausschusses, tik über die engeren Zirkel der Fachöffentlichkeit hinaus
die jährlich Aussprache über eine Regierungserklärung diskutiert.29 Beide Prozesse haben jedoch zu keinen struk-
der Bundeskanzlerin zur Lage der Nation und strategisch turellen Veränderungen auf dem Gebiet der Außen- und
eingesetzte gemeinsame Tagungen etwa des Deutschen Sicherheitspolitik geführt und haben über die Fachdebatte
Bundestages mit der Assemblée Nationale könnten hier hinaus keine dauerhaften strategischen Impulse gesetzt.
wichtige Anstöße vermitteln. Insbesondere Bundesminister Steinmeiers Review-Pro-
zess im Auswärtigen Amt hat die Chance vertan, einem
ressortübergreifenden Sicherheitsverständnis den Weg zu
28 Für eine zusammenhängende, konsequent europazentrische Sicht bereiten. Die im Rahmen der Abstimmung über Weißbü­
vgl. die „Humboldt-Rede“ des damaligen deutschen A­ ußenministers cher regelmäßig wiederkehrenden Probleme, einen koa-
Josef Fischer „Vom Staatenverbund zur Föderation – Gedanken über
litionsübergreifenden sicherheitspolitischen Konsens zu
die Finalität der europäischen Integration“, gehalten am 19. Mai
2000 in Berlin; https://www.cvce.eu/de/obj/rede_von_joschka_
fischer_uber_die_finalitat_der_europaischen_integration_berlin_
12_mai_2000-de-4cd02fa7-d9d0-4cd2-91c9-2746a3297773.html. 29 Schlie 2016.
312 Ulrich Schlie

formulieren, unterstreichen einmal mehr die Notwendig- 7 Ausblick


keit, dass eine Verbreiterung der parteiübergreifenden
Grundüberzeugungen in der Sicherheitspolitik und die Es ist zu hoffen, dass die tiefgreifende und fortdauernde
Bereitschaft, daraus operative Folgerungen zu ziehen, zu Erfahrung der gegenwärtigen Pandemie das Bewusstsein
den drängendsten Desiderata der deutschen Sicherheits- für die Notwendigkeit der Krisenvorsorge, für eine effi­
politik gehören. zien­tere Aufstellung und Koordinierung der sicherheits-
Diese Defizite setzen sich fort, wenn die ressortüber- politischen Instrumente und im Resultat auch zu einem
greifenden Strukturen zur Sicherheitspolitik und die Koor- vertieften und der tatsächlichen strategischen Bedeutung
dinierungsfunktion des Bundeskanzleramts betrachtet angemessenen gesamtstaatlichen Verständnis von Sicher-
werden. Der Bundessicherheitsrat nimmt in der Sicher- heitspolitik führen und strukturelle und instrumentelle
heitspolitik jenseits der Fragen der Rüstungsexportpolitik Anpassungen in der Sicherheitspolitik nach sich ziehen
keine koordinierende, gar strategisch steuernde Funktion wird. Das Erfordernis eines konsistenten strategischen
wahr. Ein strategischer Gesamtansatz indes würde ein Gesamtansatzes wird in den kommenden Jahren noch
gemeinsames Lagezentrum, gemeinsame Planungs- und deutlicher sichtbar werden und in dem Maße zum Problem
Analyseinstrumente, ressortübergreifende Projektteams für die deutsche Außen- und Sicherheitspolitik, in dem es
und einen durchgängigen Austausch auf allen Ebenen nicht gelingt, strukturelle und mentale Anpassungen an
erfordern und sich auf vielfältige Weise in der strategi- die sich verändernde Wirklichkeit zu vollziehen. Diese
schen Aufstellung wirksam machen. Dies liegt in der Änderungen in Deutschland auf dem Gebiet der Strategie
Konsequenz eines vernetzten Ansatzes, der integrierten und Öffentlichkeit werden nur erfolgen, wenn die Struk-
Strukturen innerhalb der Nordatlantischen Allianz, der turen für Außen- und Sicherheitspolitik geändert werden
zunehmenden Bedeutung eines mit den Staaten abge- und auf diese Weise eine wirkliche Bewusstseinsverän-
stimmten Vorgehens sowie einer gemeinsamen Sicher- derung erfolgt. Dies bezieht sich auf die strukturellen
heitspolitik innerhalb der Europäischen Union und der Organisationsfragen innerhalb der Bundesregierung, auf
zunehmenden Verflechtung auf Grund der freiwilligen das Verhältnis zwischen Streitkräften und Politik und
Abgabe von Souveränität an supranationale Einheiten und auf den Bereich Parlament und Außenpolitik. Es bezieht
als Konsequenz der Globalisierung. Zu dem in Deutsch- sich insbesondere auch auf die Rolle, die eine langfris-
land wenig ausgeprägten gesamtstaatlichen Verständnis tige strategische Ausrichtung der Politik an den gegen-
von Sicherheitspolitik als bezeichnendes Phänomen zählt wärtigen und künftigen Herausforderungen hat. Dabei
die Geringschätzung der nachrichtendienstlichen Instru- spielt die strategische Vorausschau, nicht nur mit Blick
mente und Produkte der Sicherheitspolitik, wie sie etwa auf die Entwicklung politischer Strategien, sondern auch
am öffentlichen Image des Bundesnachrichtendienstes zur Unterstützung der Entscheidungen von strategischer
und den regelmäßig wiederkehrenden Kontroversen um Reichweite in Unternehmen, eine Schlüsselrolle. Eine
eine parlamentarische Kontrolle festgemacht werden wirksame strategische Vorausschau bedingt die Fähigkeit
können. und die Bereitschaft, eigene Interessen zu definieren und
Außenpolitik in der Globalisierung ist heute in stär- durchzusetzen, die Bereiche miteinander zu verknüpfen
kerem Maße als bisher mit der Analyse der technologi- und die budgetären Voraussetzungen zu schaffen, damit
schen Entwicklungen, der weltwirtschaftlichen Trends, die künftig noch besser miteinander verbundenen Inst-
der Finanzmärkte sowie Fragen der Umwelt und der Ent- rumente mit den Mitteln ausgestattet werden können, die
wicklung verbunden. Doch die entscheidenden technolo- sie zur Erfüllung ihrer veränderten Aufträge brauchen. Die
gischen Entwicklungen unserer Zeit – Digitalisierung und beste politische Konzeption ist folgenlos, wenn der rich-
künstliche Intelligenz – ebenso wie die Zukunftsfragen tigen strategischen Analyse keine entsprechende Umset-
von Umwelt und Natur, kommen als große Beschleuni- zung folgt. Helmut Schmidt ist bereits vor langer Zeit zu
ger von Veränderungsprozessen daher und können nur der Erkenntnis gelangt, dass Außenpolitik, Wirtschafts-
in einem politikübergreifenden Gesamtansatz bewältigt politik und, im klassischen Sinne, Militärstrategie in ein
werden. Genau dies aber erfordert weitere strukturelle und und demselben Rahmen operieren müssen.30 Es ist zu
mentale Anpassungen der Außen- und Sicherheitspolitik wünschen, dass sich diese Einsicht in Deutschland einmal
an die sich verändernde Wirklichkeit, einen konsequen- vollumfänglich durchsetzen wird und alle drei Bereiche
ten ressortgemeinsamen Ansatz in der Sicherheitspolitik von einem einheitlichen Konzept geleitet werden.
sowie einen intensiveren Dialog mit der Öffentlichkeit.

30 Schmidt 1965, 1.
Deutsche Sicherheitspolitik seit 1990: Auf der Suche nach einer Strategie 313

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