Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
org/pflegegrad-begutachtung/
Ja! Das Bundessozialgericht hat in einem Urteil von 2021 festgestellt, dass die
Pflegekasse sich das Fehlverhalten von Ärzten und Krankenhäusern zurechnen lassen
muss. In dem Urteil wurde daher festgestellt, dass der Kläger einen Anspruch auf einen
rückwirkenden Pflegegrad hat, wenn weder die Ärzte und Krankenhäuser, noch die
Pflegekasse den Versicherten darüber aufgeklärt haben, dass er Anspruch auf einen
Pflegegrad haben könnte. Der Versicherte bekam seinen Pflegegrad inklusive
Pflegegeld rückwirkend anerkannt.
Quelle:
BSG Urteil von 2021: https://www.bsg.bund.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/2021
/2021_06_17_B_03_P_05_19_R.html
Nein! In §37 Absatz 4 des SGB11 steht folgendes: “(…) die beauftragten
Pflegefachkräfte haben die Durchführung (…) sowie die bei dem Beratungsbesuch
gewonnenen Erkenntnisse über die Möglichkeiten der Verbesserung der häuslichen
Pflegesituation dem Pflegebedürftigen und mit dessen Einwilligung der Pflegekasse (…)
mitzuteilen.”
Das Bedeutet, dass die Pflegefachkraft, die den Beratungseinsatz durchgeführt hat, die
Versicherung nur darüber informieren darf, dass der Beratungseinsatz durchgeführt
wurde. Ohne die Erlaubnis des Menschen mit Pflegegrad darf sie aber keine weiteren
Erkenntnisse weiterleiten.
Quelle:
§37 SGB 11: https://www.sozialgesetzbuch-sgb.de/sgbxi/37.html
Ja! Auch eine Pflegeperson darf einen Pflegegrad und eine Behinderung haben.
Die Definition der Pflegeperson ist in §19 SGB11 ganz genau beschrieben. Demnach ist
jeder, der nicht erwerbsmäßig einen Pflegebedürftigen (…) in seiner häuslichen
Umgebung pflegt, eine Pflegeperson. Psycho-Soziale Pflege kann auch durch einfache
Anwesenheit stattfinden.
Demnach wäre sogar ein Mensch mit PG5, der nur noch regungslos im Bett liegt, eine
Pflegeperson. Natürlich sind die Möglichkeiten, die Pflege durchzuführen in einem
solchen Moment begrenzt – aber das ist für die Bezeichnung als Pflegeperson egal.
Denn der Mensch muss nicht die einzige Pflegeperson sein. Es ist zulässig, dass alle
anderen Pflegepersonen einfach anonym bleiben möchten und daher nur die
Pflegeperson mit PG5 namentlich genannt wird.
Quelle:
§19 SGB 11: https://www.sozialgesetzbuch-sgb.de/sgbxi/19.html
Es ist also ausdrücklich nicht die Rede von einer Pflegeperson. Allerdings müsste der
Mensch mit dem Pflegegrad gegebenenfalls nachweisen, wie er die trotz der
Einschränkungen, die den Pflegegrad begründen, “Betreuungsmaßnahmen sowie Hilfen
bei der Haushaltsführung in geeigneter Weise selbst sicherstellt.”
Die Lösung ist, dass man der Pflegekasse erklärt, dass man zwar Pflegepersonen hat,
diese aber anonym bleiben. Dass beispielsweise der namentlich nicht bekannte
Nachbar mit seiner lieben Begrüßung im Hausflur (psychosoziale Pflege) zur
Pflegeperson wird, muss niemandem so detailliert mitgeteilt werden.
Die Definition der Pflegeperson setzt nur voraus, dass ein Personen nicht
erwerbsmäßig in häuslicher Umgebung eine der Pflege zugehörige Tätigkeit erbringt.
Quelle:
§37 SGB 11: https://www.sozialgesetzbuch-sgb.de/sgbxi/37.html
→ Muss meine Pflegeperson als Bürgergeld-Bezieher trotz der Pflege noch dem
Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen?
Als pflegender Angehöriger muss man dem Arbeitsmarkt nicht mehr voll zur Verfügung
stehen. Dieser Anspruch ergibt sich aus dem § 10 (1) Nr.4 SGB2. Dazu hat die
Arbeitsagentur eine fachliche Weisung erteilt, die den Sachbearbeitern helfen soll,
dieses Gesetz besser einzuordnen. In dieser fachlichen Weisung heißt es:
Eine sittliche Verpflichtung zur Pflege kann infolge innerer Bindungen, z. B. bei
Partnerinnen und Partnern in Verantwortungs- und Einstehensgemeinschaft oder bei
Personen in langjähriger Haushaltsgemeinschaft, angenommen werden.
Soweit die Pflege des Angehörigen auf andere Weise sichergestellt werden kann, ist
eine Arbeit in einem angemessenen zeitlichen Rahmen zumutbar. Anderweitige Pflege
kann beispielsweise durch Pflegedienste oder andere Angehörige erfolgen und ist mit
den Leistungsberechtigten zu erörtern. Hierbei sind die tatsächlichen und finanziellen
Verhältnisse der Leistungsberechtigten zu berücksichtigen. Sofern aus Sicht der/des
Pflegebedürftigen aufgrund einer intimen Pflegeverrichtung nur die/der
Leistungsberechtigte dies übernehmen kann, ist dies bei der generellen Zumutbarkeit
bzw. dem zeitlichen Umfang für eine Tätigkeit zu berücksichtigen.
Ist der Pflegeaufwand so gering, dass die erforderlichen Leistungen nicht von der
Pflegeversicherung abgedeckt werden, ist grundsätzlich eine Arbeitsaufnahme
zumutbar. Einschränkungen können sich aber auch aus einem Betreuungsaufwand
ergeben, für den die Pflegeversicherung nicht eintritt.
Eine Ausnahmeregelung kann auch notwendig sein, wenn der Pflegebedarf nicht
täglich, sondern schubweise auftritt. Hier ist eine einzelfallbezogene
Ermessensentscheidung zu treffen.”
Als Begründung dafür, dass die Pflege nicht auf andere Weise sichergestellt werden
kann, wird hier vermutlich auf die sittliche Verpflichtung verwiesen. Diese sittliche
Verpflichtung lässt sich dadurch erzeugen, dass ein kurzer Brief aufgesetzt wird. In
diesem sollte folgendes folgendes stehen: “Liebe Sabine Musterfrau, Ich möchte mich
ausschließlich von dir Pflegen lassen. Ansonsten verzichte ich lieber auf meine Pflege.
Ich möchte keine andere Pflegeperson und auch keinen Pflegedienst.”
Mit dieser sittlichen Verpflichtung darf nun die Zeit reduziert werden, die die
Pflegeperson dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen muss.
Im nächsten Schritt teilt ihr der Pflegekasse mit dass der Pflegeaufwand sich erhöht
hat und nun aus Gründen (die ihr erarbeiten solltet) mehrere Stunden täglich beträgt.
Z.B. gehen ja schon Stunden ins Land, wenn die Pflegeperson zu Therapien oder
Ärzten begleitet und aus der Therapie heraus Zuhause Übungen stattfinden müssen.
Auf diese Weise lässt sich ein Pflegeaufwand begründen, der auch schon bei
Pflegegrad 2 ermöglicht, dem Arbeitsmarkt gar nicht mehr zur Verfügung stehen zu
müssen.
Quelle:
§10 SGB 2: https://www.gesetze-im-internet.de/sgb_2/__10.html
Nein, §18 SGB 11 spricht ganz deutlich davon, dass die Pflegekasse sowohl den MDK
als auch eine andere unabhängigen Gutachterin beauftragen darf.
Quelle:
§18 SGB 11: https://dejure.org/gesetze/SGB_XI/18.html
→ Wie lange hat die Krankenkasse nach meinem Antrag Zeit, die Pflegegrad-
Begutachtung durchzuführen?
Gemäß §18 Absatz 1 SGB 11 hat die Pflegekasse den Auftrag zur Pflegegrad-
Begutachtung innerhalb von drei Arbeitstagen an eine Gutachterin oder den MDK zu
übermitteln.
Gemäß §18 Absatz 3 SGB 11 ist die Pflegekasse verpflichtet (!), euch eine Liste mit 3
unabhängigen Gutachtern zu übersenden, wenn 20 Arbeitstage nach Antrag keine
Begutachtung (durch den MDK) erfolgt ist. Von diesen 3 unabhängigen Gutachtern
könnt ihr euch dann einen aussuchen, der die Begutachtung durchführen soll.
Sollte die Pflegekasse 25 Arbeitstage nach Antrag immer noch keinen Bescheid zu
euren Pflegegrad-Antrag (auch Antrag auf Höherstufung) erteilt haben, so ist sie
gemäß §18c Absatz 5 SGB 11 verpflichtet, unverzüglich (!) eine Strafzahlung in Höhe
von 70€ für jede begonnene Woche der Fristüberschreitung an euch zu zahlen.
Quelle:
§18 SGB 11: https://dejure.org/gesetze/SGB_XI/18.html
→ Details
Quelle:
§37 SGB11: https://www.sozialgesetzbuch-sgb.de/sgbxi/37.html
→ Kann mein Pflegegeld im Krankenhaus oder während einer Reha gekürzt werden?
Das Pflegegeld wird nach Eintritt der Pflegebedürftigkeit während einer vollstationären
Krankenhausbehandlung, stationären medizinischen Rehabilitations- oder
Vorsorgemaßnahme für die ersten 4 Wochen in voller Höhe weitergezahlt. Die
4-Wochenfrist beginnt mit dem Aufnahmetag. Bei einer Kürzung setzt die Leistung mit
dem Entlassungstag wieder ein. Auch bei Inanspruchnahme von häuslicher
Krankenpflege statt Krankenhausbehandlung besteht ein Anspruch auf Pflegegeld für
bis zu 4 Wochen.
Quelle:
§63b SGB 12: https://www.haufe.de/sozialwesen/sgb-office-professional/sgb-xii-
sozialhilfe-63b-leistungskonkurrenz_idesk_PI434_HI10093226.html
Beispiel-Rechnung: https://www.haufe.de/sozialwesen/sgb-office-professional
/pflegegeld-pflegeversicherung-21-kuerzung_idesk_PI434_HI2349024.html
Pflegegeld ist steuerfrei. Dies ergibt sich aus §3 EStG. Dort steht, dass Zahlungen der
Kranken- und Pflegeversicherung nicht der Einkommenssteuer unterliegen.
Quelle:
§3 EstG: https://www.gesetze-im-internet.de/estg/__3.html
Ja, 2022 hat das Bundessozialgericht in Kassel geurteilt, dass Pflegegeld sowohl bei
dem Menschen mit Pflegegrad, als auch bei der Pflegeperson nicht pfändbar ist.
Pflegegeld darf also auch nicht gepfändet werden, wenn es an die Pflegeperson
ausgezahlt wird und die Pflegeperson Schulden hat. Sollte der Mensch mit Pflegegrad
oder die Pflegeperson ein sogenanntes P-Konto (Pfändungsschutz-Konto) eingerichtet
haben, kann der auf dem Konto geschützte Freibetrag dem Pflegegeld entsprechend
erhöht werden.
Quelle:
BSG Urteil von 2022: https://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/rechtsprechung
/document.py?Gericht=bgh&Art=en&sid=f6fea9b5d742d8404d177a036afb7845&
nr=132276&pos=0&anz=1
Gemäß dem §33 Absatz 2a EStG in Kombination mit dem §65 Absatz 2 EStDV beträgt
die behinderungsbedingte Fahrtkostenpauschale beim Pflegegrad 4 + 5 genauso
4.500€, wie es beim Merkzeichen H vorgesehen ist. Denn gemäß der EStDV wird hier
der Pflegegrad 4 + 5 genauso bewertet, wie das Merkzeichen H im
Schwerbehinderten-Ausweis.
Quelle:
§65 EStDV: https://www.gesetze-im-internet.de/estdv_1955/__65.html
→ Details