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Körperbilder 800 – 1800 Ulrich Pfisterer SoSe 2022

Frantisek KUPKA: ANTROPOIDES, 1902


Franz von Stuck: Der Kampf ums Weib,
Frantisek KUPKA: ANTROPOIDES, 1902 1905
Frantisek KUPKA: ANTROPOIDES, 1902 Léon-Maxime Faivre, L'Envahisseur | 1884
John Bulwer:
Anthropometamor-
phosis : man
transform'd, or, The
artificiall changling
historically
presented ..., 1653
Stefan Lochner:
Jüngstes Gericht,
um 1435
I. Tradition

II. Referenzmodelle

III. Maßverhältnisse

IV. Empirie
Reims, um
1230

Moissac,
Jeremias, Amiens,
um ganz
1120/30 rechts,
um 1225-
35

Christusstatue
(Beau Dieu)
am
Trumeaupfeile
r des
Südquerhause
s der
Kathedrale
von Chartres,
um 1210/15
I. Tradition

II. Referenzmodelle

III. Maßverhältnisse

IV. Empirie
„Ein mittelgroßer Mann von
stattlicher Figur und sehr
ehrwürdigem Aussehen, so daß
die, die ihn sehen, ihn sowohl
lieben als auch fürchten
müssen. Sein Haar hat die
Farbe einer völlig reifen
Haselnuß, bis zu den Ohren
beinahe glatt, von da abwärts
etwas gelockt über seine
Schultern wallend und nach
Sitte der Nazarener in der Mitte
gescheitelt. Seine Stirn ist offen
und glatt, sein Gesicht ohne
Flecken und Runzeln, schön,
von lieblichem Rot. Nase und
Mund sind so geformt, daß
nichts daran zu tadeln ist. Der
Bart ist wenig stark, in der
Farbe zu den Haaren passend,
von nicht sehr großer Länge.
Seine Augen sind dunkelblau,
klar und lebhaft. Sein Körper ist
wohlgeformt und straff, seine
Hände und Arme sind wohl
proportioniert.“

Diptychon mit Lentulusbrief und


Christusporträt, zwischen 1490
und 1499
Mensura Christi (ca. 1,84m),
Kreuzgang S. Giovanni in Laterano,
Rom
Donatello

Brunelleschi
Joseph
Heitz
d.Ä.
Monreale, spätes 12. Jh.
Pisanello nach römischer Statue des Flußgottes Tigris, 1430er Jahre
Johann Joachim Winckelmann: Geschichte der Kunst des Alterthums, 1764

„Die Statue des Apollo ist das höchste Ideal der Kunst unter allen Werken des Altertums, welche der Zerstörung
entgangen sind. Der Künstler derselben hat dieses Werk gänzlich auf das Ideal gebaut, und er hat nur eben so viel von
der Materie dazu genommen, als nötig war, seine Absicht auszuführen und sichtbar zu machen. Dieser Apollo
übertrifft alle andere Bilder desselben so weit als der Apollo des Homerus den, welchen die folgenden Dichter malen.
Über die Menschheit erhaben ist sein Gewächs, und sein Stand zeugt von der ihn erfüllenden Größe. Ein ewiger
Frühling, wie in dem glücklichen Elysien, bekleidet die reizende Männlichkeit vollkommener Jahre mit gefälliger
Jugend und spielt mit sanften Zärtlichkeiten auf dem stolzen Gebäude seiner Glieder. Gehe mit deinem Geiste in das
Reich unkörperlicher Schönheiten und versuche, ein Schöpfer einer himmlischen Natur zu werden, um den Geist mit
Schönheiten, die sich über die Natur erheben, zu erfüllen; denn hier ist nichts Sterbliches, noch was die menschliche
Dürftigkeit erfordert. Keine Adern noch Sehnen erhitzen und regen diesen Körper, sondern ein himmlischer Geist, der
sich wie ein sanfter Strom ergossen, hat gleichsam die ganze Umschreibung dieser Figur erfüllt. Er hat den Python,
wider welchen er zuerst seinen Bogen gebraucht, verfolgt, und sein mächtiger Schritt hat ihn erreicht und erlegt. Von
der Höhe seiner Genugsamkeit geht sein erhabener Blick, wie ins Unendliche, weit über seinen Sieg hinaus. [...].“
Benjamin West, vor 1793

Reynolds: Commodore Keppel, 1752


Lodovico Dolce: Lettere di
diversi eccellentiss. hvomini,
1554
I. Tradition

II. Referenzmodelle

III. Maßverhältnisse

IV. Empirie
Sebastiano Serlio, Säulenordnungen, aus: Serlio: Regole generali di architetura 1537
[4. Buch des Architekturtraktats]
Abraham Bosse:
Representation
des différentes
figures
humaines, avec
les mesures Gérard Audran: Proportions Du Corps Humain
prises sur les Mesurées sur les plus belles Figures de l’Antiquité,
antiques qui Paris 1683, Taf. 1-2.
sont de present
à Rome, Paris
1656, Taf. 14-17
I. Tradition

II. Referenzmodelle

III. Maßverhältnisse

IV. Empirie
Michele Savonarola: Speculum phisionomie, 1442
gewidmet Leonello d‘Este

Giotto und die anderen berühmten Maler in


Ferrara und Padua hätten „mit einer für sich selbst
aufgestellten mittleren Idee des Althergebrachten
gemalt, bald in richtiger Form, bald in falscher, und
so sind sie auch der Natur gefolgt (welche vom
einen und wahren mittelmaß nicht selten
abweicht), da es ja äußerst schwierig ist, so immer
die Mitte zu treffen.“
Dagegen ließe sich bei den Bildhauern, die häufiger
mit Zirkel und Meßstab operierten, größere
Kenntnis ausgewogener Proportionen finden, wie
auch Polyklets Musterstatue beweise.
Lorenzo Costa

Raffael/Giulio Romano:
Doña Isabel de Requesens
y Enríquez de Cardona-
Anglesola, 1518
Pierre Mignard: Louise de Kéroualle, Duchess of Portsmouth, 1682
Blasons anatomiques du corps féminin, Paris 1536

Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616-1679):


Sonett „Beschreibung vollkommener Schönheit“

Ein haar so kühnlich trotz der Berenice spricht


Ein mund der rosen führt und perlen in sich heget
Ein zünglein so ein gifft vor tausend hertzen träget
Zwo brüste wo rubin durch alabaster bricht
Ein hals der schwanen-schnee weit weit zurücke sticht
Zwey wangen wo die pracht der Flora sich beweget
Ein blick der blitze führt und männer niederleget
Richard Cosway, Augen-Miniatur, Ann Friteuse (1768) Zwey armen derer krafft offt leuen hingericht
Ein hertz aus welchem nichts als mein verderben quillet
Ein wort so himmlisch ist und mich verdammen kan
Zwey hände derer grimm mich in den bann gethan
Und durch ein süsses gifft die seele selbst umhüllet
Ein zierrath wie es scheint im paradieß gemacht
Hat mich um meinen witz und meine freyheit bracht.
Joachim von Sandrart:
Teutsche Academie ..., 1675
Michel Dorigny nach Carlo Maratti, 1728
Raphaelle Peale: Venus Rising from the
Sea - A Deception, um 1822

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