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Manisch depressiv: Leben mit Bipolaren

Störungen
4 Minuten Lesezeit

Manchmal ist das Leben wie ein Wechselbad der Gefühle. Mal gibt es gute,
mal weniger gute Phasen. Bei Menschen mit Bipolaren Störungen sind diese
Wechsel zwischen Stimmungshochs und -tiefs meist deutlich stärker
ausgeprägt. Früh erkannt, ist diese Erkrankung heute gut behandelbar.

Die Bipolare Störung, auch manisch-depressive Erkrankung genannt, bewegt


sich zwischen zwei extremen Polen: Auf der einen Seite erleben Betroffene
manische Phasen voller Hochgefühl und Tatendrang, auf der anderen Seite
durchlaufen sie depressive Phasen mit Niedergeschlagenheit und einer tief
empfundenen Leere. Dazwischen können Zeiträume ohne oder mit leichten
Beschwerden liegen. Außerdem kann es zu Episoden kommen, in denen die
Stimmung sehr schnell wechselt.
Häufig wirken sich diese Stimmungsschwankungen stark auf das Leben der
Betroffenen aus. Nicht nur der Berufsalltag, auch Partnerscha, Familie sowie
Freunde und Freundinnen sind betroffen. Die Bipolare Störung entwickelt sich
in der Regel schleichend, daher vergehen bis zur Diagnose o fünf bis zehn
Jahre. Wird die Bipolare Störung jedoch erkannt, ist sie gut behandelbar.
Die Bipolare Störung hat viele Gesichter
Eine Bipolare Störung, die zu den sogenannten affektiven Störungen zählt,
kann sehr unterschiedlich verlaufen: Mal dauert sie zwei Wochen, mal ein
halbes Jahr. Einige Betroffene durchleben mehrere depressive Phasen
nacheinander, bis sich eine manische Episode einstellt. Manchmal kommt es
auch zu einem schnellen Wechsel, dem sogenannten Rapid Cycling. Auch
Mischzustände, in denen gleichzeitig Merkmale einer Depression und einer
Manie oder einer Hypomanie aureten, sind möglich.
Bipolar-I- und Bipolar-II-Störung

Wechseln sich manische und depressive Episoden ab oder treten Mischformen

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auf, liegt eine Bipolar I-Störung vor. Lassen sich dagegen keine manischen,
sondern ausschließlich hypomanische Phasen beobachten, sprechen Fachleute
von einer Bipolar II-Störung. Diese Unterscheidung findet sich auch in der
International Classification of Diseases 11th Revision (kurz: ICD-11) wieder,
die am 1. Januar 2022 in Kra getreten ist.
Manie versus Depression
Manische Episoden sind geprägt durch:
Gehobene, expansive oder gereizte Stimmung
Erhöhtes Erregungsniveau (teilweise aggressive Erregung)
Antriebssteigerung
Rededrang
Ideenflucht
Ablenkbarkeit
Vermindertes Schlafbedürfnis
Gesteigerte Libido
Reduzierte soziale Hemmungen
Riskantes Verhalten
Überhöhte Selbsteinschätzung
Bei einer hypomanischen Episode liegen dagegen meist weniger ausgeprägte
Beschwerden wie etwa Konzentrationsschwierigkeiten oder Gedankenrasen
vor.
Charakteristisch für eine depressive Episode sind:
Schwermut oder Niedergeschlagenheit
Interessenlosigkeit
Antriebsminderung
Selbstwertverlust
Unangemessene Schuldgefühle
Wiederkehrende Gedanken an den Tod (Suizidalität)
Kognitive Defizite
Psychomotorische Veränderungen

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Schlafstörungen
Appetitstörungen
Eine schwere depressive oder manische Episode wird in Einzelfällen auch von
psychotischen Symptomen wie Wahnideen oder Halluzinationen begleitet.
Ursachen und Auslöser
Warum sich eine Bipolare Störung entwickelt, konnte bisher noch nicht
abschließend geklärt werden. Allerdings gibt es eine genetische Veranlagung,
weswegen Familienangehörige von Betroffenen anfälliger für die Erkrankung
sind. Bei ihnen entwickelt sich nicht zwangsläufig eine Bipolare Störung, jedoch
ist das Risiko erhöht, dass durch belastende Ereignisse, emotionalen Stress
oder andere Faktoren depressive und manische Symptome ausgelöst werden.
Auch medikamentöse und körperliche Einflüsse wie etwa eine Störung der
Schilddrüsenfunktion können eine wichtige Rolle spielen.
Frühzeitige Behandlung kann chronischen Verlauf verhindern
Um einem chronischen Verlauf der Bipolaren Störung vorzubeugen, sind eine
möglichst frühe Diagnose und ein schneller Behandlungsstart hilfreich. Denn je
weniger Krankheitsepisoden die Betroffenen erleben, desto erfolgreicher ist in
der Regel die Therapie.
Wissen hilft

Wenn alle Beteiligten gut über Symptome und Auswirkungen der Erkrankung
informiert sind, kann das eine frühe Diagnose erleichtern. Dafür ist es hilfreich,
offen mit dem Thema psychische Gesundheit umzugehen und es nicht zu
tabuisieren. Dieses Ziel verfolgt auch das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit
.
Diagnose der Bipolaren Störung
Bis die genaue Diagnose als Basis für eine individuelle Behandlung feststeht,
dauert es in vielen Fällen mehrere Jahre. Einerseits ist die Abgrenzung zu
anderen Erkrankungen wie Depression, Schizophrenie oder
Borderline-Persönlichkeitsstörung nicht immer eindeutig. Zudem kann eine
hypomanische Phase unauffällig verlaufen, da Betroffene im Alltag
vergleichsweise gut damit zurechtkommen.
Fühlen Sie sich antriebslos, niedergeschlagen oder beobachten Sie andere
Symptome einer Depression? Dann wenden Sie sich Sie sich an Ihre Ärztin oder
Ihren Arzt und berichten Sie unbedingt auch von eventuell bereits erlebten

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manischen oder hypomanischen Phasen. Bei Verdacht auf eine Bipolare
Störung werden Sie an eine fachärztliche Praxis überwiesen, zum Beispiel eine
Praxis für Psychiatrie und Psychotherapie. Hier finden zunächst umfangreiche
Gespräche und eine körperliche Untersuchung statt. Neben Ihrer
Lebensgeschichte sowie Fragen nach möglichen Stimmungsschwankungen ist
für die Diagnose ebenfalls relevant, ob Familienmitglieder betroffen sind. Sollte
sich der Verdacht bestätigen, können Sie nun umgehend mit der passenden
Therapie beginnen.
Behandlungsmöglichkeiten
Bipolare Störungen sind heute gut behandelbar. Ärztinnen und Ärzte
unterscheiden allgemein zwischen einer akuten und einer vorbeugenden
Behandlung. Ziel jeder Behandlung ist es, Betroffene darin zu unterstützen,
wieder am alltäglichen Leben teilzunehmen, denn Erkrankte ziehen sich häufig
aus dem sozialen Umfeld zurück oder sind längere Zeit krankgeschrieben.
Akute Behandlung
Bei der Akuttherapie wird zunächst versucht, mithilfe sogenannter
stimmungsstabilisierender Medikamente akute manische oder depressive
Symptome zu lindern. Neben den verordneten Medikamenten helfen
unterstützende psychiatrische Gespräche. Manchmal kann auch die stationäre
Aufnahme in einer spezialisierten Klinik sinnvoll sein.
Vorbeugende Therapie (Phasenprophylaxe)
Die vorbeugende Therapie zielt darauf ab, die Stimmungslage langfristig zu
stabilisieren und einen Rückfall in eine depressive oder manische Episode zu
verhindern. Häufig werden Antidepressiva oder Stimmungsstabilisierer wie
Lithium verordnet. Daneben kann auch eine psychotherapeutische
Langzeitbehandlung hilfreich sein, bei der Erkrankte darin unterstützt werden,
(wieder) einen normalen Alltag zu führen. Die wichtigste Voraussetzung für
eine gute Prognose ist jedoch, die Diagnose anzunehmen und zu lernen,
langfristig mit ihr zu leben.
Das können Angehörige tun
Häufig sind es Angehörige, die Betroffene dazu ermutigen, eine Ärztin oder
einen Arzt aufzusuchen und eine Behandlung in Erwägung zu ziehen. Für eine
differenzierte Diagnose ist es sogar sinnvoll, wenn die Angehörigen am
Erstgespräch teilnehmen.
Tipps für den Alltag

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Informieren Sie sich gemeinsam über die Erkrankung.
Unterstützen Sie die Patientin oder den Patienten dabei, vor allem die
medikamentöse Behandlung konsequent einzuhalten.
Nehmen Sie insbesondere während einer depressiven Episode Rücksicht und
überfordern Sie die betroffene Person nicht.
Bieten Sie Ihre Hilfe bei wichtigen Entscheidungen an, denn diese können
schnell zu einer Herausforderung werden.
Äußerungen dazu, nicht mehr leben zu wollen, müssen Sie unbedingt ernst
nehmen. Informieren Sie umgehend die behandelnde Ärztin oder den
behandelnden Arzt darüber.
Der Umgang mit Erkrankten kann für Familienmitglieder oder Freunde und
Freundinnen sehr herausfordernd sein. Gefühle wie Wut und Überlastung
können die Beziehung zueinander beeinträchtigen. Für die Angehörigen ist es
daher wichtig, eigene Bedürfnisse nicht zu vernachlässigen, sich Freiräume zu
schaffen oder den Kontakt zu Gleichgesinnten zu suchen, zum Beispiel in
Selbsthilfegruppen.
Tipp

In vielen Regionen gibt es Selbsthilfegruppen für Menschen mit einer Bipolaren


Störung und deren Angehörige. Aktuelle Kontaktadressen finden Sie auf der
Website der Deutschen Gesellscha für Bipolare Störungen.

Alice von Berg, Dres. Schlegel + Schmidt Medizinische


Kommunikation GmbH

15.09.2023

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Quelle
Bundesministerium für Gesundheit (BMG) - gesund.bund: Bipolare Störung, 31.03.2022. URL:
https://gesund.bund.de/bipolare-stoerung (abgerufen am: 07.09.2023).
Deutsche Gesellscha für Bipolare Störungen (DGBS) e. V. und Deutsche Gesellscha für
Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. (DGPPN): Diagnostik
und Therapie Bipolarer Störungen. Stand: Mai 2020. URL:
https://register.awmf.org/assets/guidelines/038-019l_S3_Bipolare-Stoerungen-Diagnostik-
Therapie_2020-05.pdf (abgerufen am: 07.09.2023).
Deutsche Gesellscha für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde
e. V., Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) - Psychenet: Infomaterial Bipolare
Störungen, Juni 2022. URL: www.psychenet.de/images/Factsheets/FC-Bipolare-
Storungen_24062022.pdf; (abgerufen am: 15.09.2023).
Institut für Qualität und Wirtschalichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) -
gesundheitsinformation.de: Bipolare Störung, o. J. URL:
https://www.gesundheitsinformation.de/glossar/bipolare-stoerung.html; (abgerufen am:
07.09.2023).
Völkel, B.: Bipolare affektive Störung. Pschyrembel Klinisches Wörterbuch online, November
2022. URL: https://www.pschyrembel.de/bipolare Störung/K0LMM/doc/ (abgerufen am:
07.09.2023).

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