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Kepler-Gymnasium Ulm

Psychologie Frau Bühling


Jessica Thiel JS1 06.07.2023

Handout – Borderline
„Ein Wechselbad zwischen Selbstliebe und Selbsthass.“

Definition
Borderline ist eine Persönlichkeitsstörung, welche die Identität des Betroffenen beeinflusst.
Sie wird als emotional-instabile Störung und als Bindungsstörung beschrieben.
Die WHO unterteilt sie in zwei Typen:
- Impulsiver Typus – Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPD) haben
Schwierigkeiten, ihre Emotionen zu kontrollieren und zeigen emotionale Instabilität
- Borderline Typus – Der Betroffene hat ein beeinträchtigtes Selbstbild, starke
Stimmungsschwankungen, instabile Beziehungen oder Wahnvorstellungen

Ursachen
Vererbung: die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist nicht direkt vererbbar, eine genetische
Veranlagung allerdings schon. Eine Kombination aus frühkindlichem Trauma und genetischer
Veranlagung kann eine Borderline-Persönlichkeitsstörung auslösen.
Traumata: Sexueller Missbrauch und körperliche Gewalt im häuslichen Umfeld in der frühen
Kindheit sind traumatische Erfahrungen und bewährte Indikatoren für die Diagnose einer Borderline-
Persönlichkeitsstörung.
Emotionale Vernachlässigung: Kinder können seelischen Missbrauch erleiden, wenn es ihnen in der
Kindheit an Wärme und Zuneigung mangelt oder wenn Bezugspersonen keinen zuverlässigen Schutz
bieten.
Plötzlicher Verlust: Zerbricht das Familiengefüge durch Tod, Trennung oder Scheidung vorzeitig,
kann dies Ursache einer Borderline-Störung sein.
Neurologische Schäden: Ob die Tendenz, Emotionen intensiver zu erleben als bei gesunden
Menschen, angeboren ist oder auf ein erlebtes Trauma zurückzuführen ist, ist bislang nicht
abschließend geklärt. Bisherige Untersuchungen haben gezeigt, dass bei Menschen mit Borderline-
Symptomen die Kommunikation zwischen Gehirnzentren, die die emotionale Verarbeitung steuern,
gestört ist. Einige Studien berichten über eine Schädigung des Frontallappens. In diesem Teil des
Gehirns werden Impulse kontrolliert und Handlungen geplant und sogar gehemmt.
Alkoholismus, Depressionen oder Schizophrenie in der Familie erhöhen das BPS-Risiko deutlich.

Diagnose
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Anamnese:
- Traten diese Symptome im Kindes- oder Jugendalter auf?
- Sind diese Symptome typisch für den Betroffenen? (z. B. aggressives Verhalten)
- Treten die Krankheitssymptome in unterschiedlichen Lebenssituationen auf?
- Wie groß ist die persönliche psychische Belastung eines Borderline-Patienten?

Min. 2 der folgenden Kriterien müssen zutreffen:


Kognition: Menschen mit dieser Persönlichkeitsstörung sehen und interpretieren ihre Umwelt anders.
Intensität: Betroffene fühlen intensiver und reagieren unangemessen.
Impulsivität: Die Störung sorgt dafür, dass die Betroffenen ihre Impulse schlecht beherrschen
können. Sie haben den Drang, ihre Bedürfnisse sofort zu befriedigen
Beziehungen: Die Beziehungen zu den Mitmenschen sind gestört. Patienten fällt es schwer
Beziehungen aufzubauen und aufrechtzuerhalten

Min. 3 der folgenden Kriterien müssen zutreffen:


Fehlende Impulskontrolle: eine ausgeprägte Tendenz, unerwartete Maßnahmen zu ergreifen, ohne
Rücksicht auf Konsequenzen
Unkontrollierbare Wut: eine ausgeprägte Tendenz, mit anderen zu streiten und in Konflikt zu
geraten, insbesondere wenn impulsives Verhalten unterbunden oder gerügt wird
Affektinstabilität: Stimmungsschwankungen, häufige Stimmungsschwankungen oder
Stimmungsschwankungen.
Schwierigkeiten, Handlungen aufrechtzuerhalten, die nicht sofort belohnt werden.

Min. 2 der folgenden Symptome müssen zutreffen:


- gestörtes und unsicheres Selbstbild, persönliche Ziele und Vorlieben, einschließlich sexueller
Vorlieben
- Neigung zu angespannten und instabilen Beziehungen, die häufig zu emotionalen Krisen
führen
- Übermäßige Bemühungen aufgrund von Verlustsängsten
- Selbstverletzendes Verhalten
- Suiziddrohungen und -versuche
- anhaltende Gefühle von Leere

Symptome und Kennzeichen

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Instabil und wütend: mangelnde Impuls- und Emotionskontrolle, sind typisch für Patienten mit
Borderline-Syndrom. Eine übertriebene Reaktion, wie bei Kleinigkeiten auszuflippen oder wütend zu
werden, sind der Alltag eines Betroffenen.
Sensibel und überfordert: Alltäglichen Stress beschreiben Patienten als eine außer Kontrolle
geratenen Achterbahnfahrt der Gefühle, denn schon die kleinste Kleinigkeit kann für sie einen
explosiven Gefühlsausbruch, wie Wut oder Heulkrämpfe, mit sich bringen. Betroffene fühlen sich
dadurch stark unter Druck gesetzt und empfinden eine innere Unruhe.
Dissoziation: ein Abwehrmechanismus, welcher durch Traumata hervorgerufen wird. Hierbei spalten
sich der Betroffene vom Handeln, Empfinden und Erleben ab. Bei sog. Triggern fallen die Patienten in
eine Art Trance, bei der sie sich fern von der Realität fühlen. Viele versuchen sich durch
Selbstverletzung wieder in die Realität zu holen.
Derealisation / Depersonalisation: Der Betroffene empfindet sein Umfeld oder sich selbst als unreal.
Man fühlt sich fremd. Auch hier versuchen sich viele durch Selbstverletzung in die Realität zu holen.
Schwarz-Weiß - Denken: Mitmenschen/Dinge/Situationen werden idealisiert und bei der kleinsten
Enttäuschung abgewertet (ganz oder gar nicht).
Impulsivität: nicht überdachte Entscheidungen werden getroffen, wie z.B. Kaufräusche oder
Essanfälle
Begleiterkrankungen: Depression, Essstörungen, PTBS, ADHS, Zwangsstörungen, Soziale Phobie
etc.

Leben im Alltag und in der Familie


- Betroffene fühlen intensiver und beschreiben ihr leben daher oft wie eine Achterbahnfahrt
- Durch Stigma und wenig Aufklärung wird Betroffenen wenig Verständnis gezeigt
- Jede Kleinigkeit kann Borderliner zum Explodieren bringen, weshalb sie dauerhaft gestresst
und belastet sind
- Sie haben extreme hoch- und Tiefphasen die ihnen einen regulären, normalen Alltag
erschweren
- Durch häufige stationäre Behandlungen aber auch Stigmas haben Betroffene Schwierigkeit
eine Ausbildung / Beruf zu finden und diesen zu behalten.

Zahlen
- 3% Betroffene in Deutschland -> 2.5Mio
- 15% in stationärer Behandlung -> 375.000
- Suizidrate bei 10% -> 250.000
- Suizidversuchsrate bei 60% -> 1.5Mio
- Selbstverletzungsrate bei 70% - 80% -> 1Mio - 2Mio
- 60% - 80% der Betroffenen erlebten sexuellen Missbrauch -> 1.5Mio – 2Mio
- 75% der Betroffenen in Therapie sind weiblich -> 1.9Mio

Behandlungsmöglichkeiten
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Die Dialektische Behaviorale Therapie (DBT)
Ziel ist das Erlernen von sog. Skills, um negative Emotionen und Stress zu bewältigen und
kontrollieren.
1. Therapiephase: Stabilisation
Die eigene Wahrnehmung, der Umgang mit Krisen und Stress, das Schwarz-Weiß-Denken sowie die
Steuerung der eigenen Emotionen werden behandelt.
2. Therapiephase: Akzeptanz
Ziel dieser Phase ist es seine Vergangenheit aber auch die Diagnose selbst zu akzeptieren.
3. Therapiephase: Strategien
Man erlernt nun Strategien und sog. Skills, um den Alltag besser bewältigen zu können.

Die schemafokussierte Therapie (SFT)


- setzt bei eingefahrenen Verhaltensmustern an.
- Die gilt es aufzubrechen und zu bearbeiten.
- Misstrauen, die Angst verlassen zu werden und die unerfüllten Grundbedürfnisse dieser
Menschen als Kinder ergründet und bearbeiten

Die mentalisierungsbasierte Therapie (MBT)


- Verhaltensweisen zu verstehen und zu interpretieren.
- Menschliches Miteinander ist im Fokus

Die Übertragungsfokussierte Therapie (TFP)


- Bewältigung von Kindheitstraumata.
- Therapeut dient als Projektionsfläche von Vater oder Mutter. Er wird entweder positiv oder
negativ gesehen.
- Der Patient überträgt seine Beziehungserfahrungen auf den Therapeuten.
- Das hilft, bestimmte Verhaltensweisen zu erkennen und diese zu einer Veränderung zu bringen

Medikamentöse Therapie
Medikamente werden als letzte Möglichkeit eingesetzt. Man versucht die Therapie soweit es geht ohne
den Gebrach von Medikamenten zu vollziehen.
- Als Stimmungsstabilisierer wird Lithium verschrieben.
- Bei extremen Angstzuständen werden Benzodiazepine wie Lorazepam verschrieben.

Angehörige
Borderline ist für die Angehörigen eines Patienten ebenfalls eine große Belastung. Dabei hilft es ihnen,
sich zu informieren. Viele Therapeuten bieten neben der Borderline-Therapie auch eine Beratung für
Angehörige an. Dieses Angebot in Betracht zu ziehen ist sehr zu empfehlen.
Vor allem ist es wichtig das Verhalten des Betroffenen nicht persönlich zu nehmen und mit Verständnis
und Unterstützung zu reagieren. Nur so gelingt eine erfolgreiche Besserung des Krankheitsbilds.

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Bei dem Verdacht von psychischen Krankheiten sollte man sich keinesfalls selbst
diagnostizieren. Eine professionelle Diagnose eines Psychologen ist notwendig!

Anlaufstellen
Telefonseelsorge: 0800/111 0 111
Uniklinik Ulm: 0731/500-0

Quellen
psychiatrie.charite.de/fuer_patienten/krankheitsbilder/
borderline_dialektisch_behaviorale_therapie_dbt/die_borderline_stoerung/

www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen-
erkrankungen/borderline-stoerung.

www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/psychische-erkrankungen/
leben-mit-der-borderline-persoenlichkeitsstoerung-2016414
link.springer.com/article/10.1007/s00729-020-00156-z

www.gegen-missbrauch.de/folgen-von-missbrauch/borderline/theorie/

https://tww-berlin.de/kliniken/krankheitsbilder/borderline/

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