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Bristol_Landwirtschaft_r12mm_druck 2korr.qxp_2016 19.09.

18 09:56 Seite 1

Stolze et al. Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern


Für die sogenannten «Grasländer» Schweiz und Österreich stellt sich die

Frage, welche Lösungen für die Milch- und Rindfleischproduktion zu einer

ökologisch nachhaltigen Landnutzung beitragen können. Vor diesem Hinter -

grund unterziehen die Autoren die Landwirtschaft in diesen beiden Alpen -

ländern einer umfassenden Bestandsaufnahme hinsichtlich ihrer agrarpoli -

tischen Entwicklung und deren Folgen für die Umwelt. Dabei stellen sie den

Faktor Stickstoff in das Zentrum der Analyse, die in einer Zusammenarbeit

zwischen FiBL Österreich, Umweltbundesamt GmbH Wien, FiBL Schweiz und

Schwank Earthpartner erfolgte.

Die Autoren entwickeln aus verschiedenen Perspektiven Ansätze und Leit -


Chancen der Land-
linien, die zentral sind, um mittelfristig eine ökologisch nachhaltige Land- wirtschaft in den
wirtschaft zu erreichen. Eine wichtige regionale wie auch globale Leitfrage

ist da bei, wie sich eine sichere Ernährung der Bevölkerung erreichen lässt,
Alpenländern
Wege zu einer raufutterbasierten Milch- und Fleisch-
ohne die Tragfähigkeit des Ökosystems zu gefährden.
produktion in Österreich und der Schweiz
Mit der «Regenerativen Milch- und Rindfleischproduktion» stellen die Auto-

ren einen neuen und innovativen Lösungsweg für eine ökologisch nachhal-
Matthias Stolze / Rainer Weisshaidinger /
tige Landwirtschaft im Alpenraum vor, der sich von der momentanen Hoch -
Andreas Bartel / Othmar Schwank / Adrian Müller /
leis tungsstrategie unterscheidet. Doch zeigt dieser Lösungsweg auch positive
Roger Biedermann (Red.)
Effekte auf die Umwelt in der Schweiz und in Österreich? Und inwieweit

verändert er die Produktion von Lebensmitteln? Diese Fragen werden anhand

verschiedener Modellberechnungen beantwortet, deren Machbarkeit mit tels

Praxisbeiträgen veranschaulicht wird.


Bristol-Schriftenreihe Band 58

Haupt
NATUR
Herausgeber
Ruth und Herbert Uhl-Forschungsstelle für Natur- und Umweltschutz,
Bristol-Stiftung, Zürich
www.bristol-stiftung.ch
Matthias Stolze, Rainer Weisshaidinger, Andreas Bartel, Othmar Schwank,
Adrian Müller, Roger Biedermann (Red.)

Chancen der Landwirtschaft


in den Alpenländern
Wege zu einer raufutterbasierten Milch- und Fleischproduktion
in Österreich und der Schweiz

Haupt Verlag
Verantwortlich für die Herausgabe
Bristol-Stiftung. Stiftungsrat: Dr. René Schwarzenbach, Herrliberg;
Dr. Mario F. Broggi, Triesen; Prof. Dr. Klaus Ewald, Gerzensee; Martin Gehring, Zürich

Managing Editor
Dr. Manuela Di Giulio, Natur Umwelt Wissen GmbH, Zürich

Adressen der Hauptautoren (Redaktion)


Dr. Matthias Stolze, Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), Ackerstrasse 113,
CH-5070 Frick, E-Mail: matthias.stolze@fibl.org
Dr. Rainer Weisshaidinger, Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL),
Doblhoffgasse 7/10, A-1010 Wien, E-Mail: rainer.weisshaidinger@fibl.org
Andreas Bartel, Umweltbundesamt GmbH, Spittelauer Lände 5, A-1090 Wien,
E-Mail: andreas.bartel@umweltbundesamt.at
Dr. Othmar Schwank, Schwank Earthpartner AG, Hinterdorfstrasse 15, CH-8455 Rüdlingen,
E-Mail: os@schwank-earthpartner.ch
Dr. Adrian Müller, Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), Ackerstrasse 113,
CH-5070 Frick, E-Mail: adrian.mueller@fibl.org
Dr. Roger Biedermann, Gast der Schwank Earthpartner AG, Hinterdorfstrasse 15,
CH-8455 Rüdlingen, E-Mail: biedermannroger@bluewin.ch

Koordination: Rebekka Frick, Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FIBL)

Layout: Die Werkstatt Medien-Produktion GmbH, D-Göttingen


Nach einem Konzept von Jacqueline Annen, CH-Maschwanden

Umschlag: Atelier Silvia Ruppen, FL-Vaduz

Zitierung Stolze, M.; WeiSShaidinger, R.; Bartel, A.; SchWank , O.; Müller, A.; BiederMann,
R. (Red), 2018: Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern. Wege zu einer raufutterbasier-
ten Milch- und Fleischproduktion in Österreich und der Schweiz. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern,
Haupt. 173 S.

Zitierung einzelner Kapitel Kapitelautoren, 2018: Kapiteltitel. In: Stolze, M.; WeiSShaidinger, R.;
Bartel, A.; SchWank, O.; Müller, A.; BiederMann, R. (Red), Chancen der Landwirtschaft in den
Alpenländern. Wege zu einer raufutterbasierten Milch- und Fleischproduktion in Österreich und der
Schweiz. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Haupt. S. x-y.

Der Haupt Verlag wird vom Bundesamt für Kultur mit einem Strukturbeitrag für die Jahre
2016 – 2020 unterstützt.

ISBN 978-3-258-08099-4 (Buch)


ISBN 978-3-258-48099-2 (E-Book)

Alle Rechte vorbehalten.


Copyright©2019 Haupt Bern
Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung des Verlages ist unzulässig.

www.haupt.ch
5

Abstract

Opportunities for farming in alpine countries – pathways to truly grassland-based


beef and milk production in Austria and Switzerland
Farming in the alpine countries of Austria and Switzerland, fulfils important economic, so-
cio-cultural and ecological functions for society. However, even though both the EU and
Switzerland have increasingly focussed their agricultural policy more towards ecology, so far,
the negative environmental impacts of agriculture are yet to be resolved.
Our comprehensive analysis identifies nitrogen balance surpluses and deposition as
central factors for the negative environmental impacts of agriculture in Austria and Swit-
zerland. The starting points for a more ecologically sustainable agriculture are therefore,
locally appropriate livestock numbers as part of an overall reduction in livestock densities,
together with reduced reliance on concentrate feed, increased use of nitrogen-fixing legu-
mes, a reduction in mineral nitrogen fertilization, site-specific plant production and an in-
crease in nitrogen efficiency in both animal husbandry and crop production.
To address these issues, we used the SOL mass-flow model to analyse to what extent
site-appropriate, grassland based regenerative beef and dairy systems (that minimise
competition between food and feed production), could contribute to ecologically sustaina-
ble land use without exceeding the regional ecosystem boundaries. Model results sug-
gest that the implementation of «regenerative beef and milk production systems» would
result in lower ammonia emissions, a reduction of nitrogen balance surpluses and lower
total greenhouse gas emissions from agriculture.

From our analysis we can conclude that:


1. The problem must be tackled at its cause through a reduction in nitrogen intensity.
2. Site-adapted production and closing material cycles are core elements of ecologically
sustainable land use.
3. The improvements in environmental impacts achievable through regenerative beef and
milk production exceed the effects of the previous agricultural policy since the 1990s.
4. Arable land released by growing less concentrate feed and maize silage allows other
options to be explored: Food production, extensification of agriculture, or strengthe-
ning ecological compensation areas and nature conservation.
5. Site-adapted agricultural production in the alpine countries reduces pressure on the
local environment, but reduces the degree of self-sufficiency. However, this could be
offset by sustainable trade and a significant change in dietary habits.
6. The transformation from a production-led to an ecologically oriented land use cannot
be implemented overnight. For these reasons, it is important to inform farmers, market
players and consumers of the prospect of an ecologically sustainable agriculture today
and to create the necessary framework and conditions for this.

Keywords: environmental impacts, agriculture, agricultural policy, land use systems, nitro-
gen, sustainability strategies, grassland-based beef and milk production, Switzerland,
Austria, alpine region
6

Vorwort

Ich kann nun bald fünf Jahrzehnte des Landschaftswandels im Alpenrheintal des Fürs-
tentums Liechtenstein überblicken. Mir sind in dieser Zeitspanne bei der Erstellung von
Naturmonografien über schützenswerte Landschaftsausschnitte massive Veränderun-
gen der Lebensgemeinschaften aufgefallen. So verwandelten sich einst lockere Kopf-
binsenrasen in Flachmooren mit Mehlprimeln und Sonnentau zu dichten Pfeifengras-
wiesen mit starker Verschilfung. Die bunten Blumenwiesen sind verschwunden. Auch
dem Laien muss auffallen, wie sich die einst vielfältigen Farbtupfer in den Wiesen aus-
dünnen. Zugleich summt und brummt es kaum mehr, die einst vielen Insekten, insbe-
sondere die Tagfalterwelt, ist leise verschwunden. Es stimmt nicht mehr, sowohl op-
tisch wie akustisch und geruchlich. Es herrscht immer mehr eine beklemmende
ökologische Monotonie. Sie ist gekennzeichnet durch eine Arten- und Strukturarmut,
verursacht durch ein intensives Schnitt- und Düngerregime. Einst vielfältige strukturier-
te Landschaften werden zu gepuschten Produktionslandschaften. Man muss heute von
«Grünen Wüsten» sprechen. Nach Vegetationskartierungen im Gelände musste ich zu
Hause umgehend einen Kleiderwechsel vollziehen, ich stank massiv nach Ammoniak.
Recht zeitlich verzögert werden nun die dramatischen Verluste der Biodiversität verlaut-
bart, angefangen mit den Bienen (more than honey). Dabei hatte bereits vor 30 Jahren
Pro Natura gemeldet, dass im Schweizer Mittelland und im Vergleich zur Zeit nach dem
Zweiten Weltkrieg nur mehr wenige Prozente der Tagfalterpopulationen fliegen. Und
kürzlich wird in einer deutschen Publikation festgehalten, dass die Biomasse der Insek-
ten auch in Schutzgebieten in den letzten 30 Jahren um 75 Prozent zurückgegangen ist.
Dies ist eine Bankrotterklärung für die Vielfalt. Man spricht weiter von der Landschafts-
pflege durch die Landwirtschaft, fördert sie dafür und nimmt diese Biodiversitätsverlus-
te wenig zur Kenntnis.
Erschwerend kommt die langfristige Wirkung der massiven Überdüngung unserer Le-
bensräume dazu, wobei der Treiber die zu hohen Tierbestände sind. Dies wurde bereits
im Rahmen des Bristol-Bands mit der Darlegung der Ergebnisse der experimentellen Öko-
systemforschung auf der Schynigen Platte im Berner Oberland belegt. Dort eingebrachte
Dünger liessen sich nach 80 Jahren noch immer im Stoffkreislauf markant nachweisen.
Ebenso sind heute auf der Alp Stabelchod im Schweizer Nationalpark noch die Stickstoff-
anzeiger der Lägerflora festzustellen, wo im Jahre 1911 die Alpwirtschaft eingestellt wor-
den ist. Auch wenn wir morgen die Landwirtschaft auf ressourcenschonende Wirt-
schaftsweisen umstellen, braucht der Bremsweg des Düngerabbaues noch viele
Jahrzehnte, wenn nicht mehr. Ähnliches gilt für den Pestizidabbau im Boden.
Die Wirkungen der luftgetragenen reaktiven Stickstoffverbindungen erweisen sich für
mich als die Schlüsselrolle des Problems für die Erhaltung der biologischen Vielfalt. Die
Landwirtschaft ist hier als der bedeutendste Emittent identifiziert. Was tun, nachdem ja
bereits seit 25 Jahren Agrarumweltmassnahmen getätigt werden, deren Wirkungen aber
recht ernüchternd sind? Die Biodiversitätsverluste konnten bisher ja nicht gestoppt wer-
Vorwort 7

den. Jammern und Anklage nützen wenig, wirkungsvolle Lösungsansätze sind gefragt.
Einige mögliche Bausteine für Lösungsansätze erlebte ich in meiner beruflichen Laufbahn,
etwa bei der Leitung des Bundesinventars der Flachmoore in der Schweiz. In den Voral-
pen verwalden tausende von Hektaren als schutzwürdig erkannte Flachmoore. Wie kön-
nen diese Flächen offen gehalten werden, nachdem das frühere Schnittregime nicht mehr
ausgeübt wird? Robustrindern müsste es doch mit der Beweidung gelingen solche Habi-
tate offen zu halten. Das sollte im Gelände geprüft werden, ob sich so die biologische
Vielfalt erhalten lässt und es den Tieren gut geht. Mit agrarischen und biologisch ausge-
richteten Instituten (Agridea, Agroscope, WSL) gelang in einer Versuchsanordnung mit
dem Projekt PASTO im Unterwallis der Nachweis, dass sich eine Wiederkäuerführung im
Falle des Eringerrindes primär auf Wiese und Weide abstützen lässt. Sie veredeln mit Hil-
fe ihrer komplexen Verdauung verwertbares Grasland zu Fleisch und Milch. Das ist eine
Form von «Niedrig-Energielandwirtschaft», die für die Natur wie für die Landwirtschaft in
extensiv genutzten Lagen von Interesse sein kann.
Indessen hat sich die Milchwirtschaft in jüngster Zeit von der Grünlandwirtschaft teil-
weise abgekoppelt. Die Milchleistungen sind mit Hilfe von Mais und weiterem importier-
tem Kraftfutter seit rund 25 Jahren mit Hilfe von Hochleistungskühen um 40 Prozent ge-
stiegen. Dabei fällt auf, dass sich die Wiederkäuer zusehends zum Nahrungskonkurrenten
für den Menschen entwickeln. Wir exportieren zudem negative Umwelt- und Sozialwir-
kungen in Drittländer. Wir stehen an einem Scheideweg in der Landwirtschaft. Es muss
uns gelingen Synergien in ökologischer, sozialer, ökonomischer, betrieblicher wie gesell-
schaftlicher Sicht für neue nachhaltige Wege zu finden. Es ist Zeit, sich von den bisheri-
gen Dunstblasen der Worthülsen zu lösen.
Ich erinnerte mich an Kontakte zum früheren Ostschweizer Kantonschemiker Roger
Biedermann, der sich mit Stickstoffproblemen in der Landwirtschaft beschäftigt. Aus
neuerlichen Gesprächen mit ihm haben sich Diskussionsrunden mit weiteren Experten
ergeben. Es wurde dabei der Vergleich der Landwirtschaft in der raufutterbasierten Milch-
und Fleischproduktion in Österreich und der Schweiz angeregt. Es entstand in der Folge
eine länderübergreifende Zusammenarbeit zwischen dem Österreichischen Umweltbun-
desamt in Wien und dem FiBL Schweiz in Frick, dem FiBL Österreich in Wien sowie
Schwank Earthpartner in Rüdlingen (Schaffhausen). Ein sechsköpfiges Kernteam mit 18
weiteren Fachleuten nahm sich der Fragestellung nach Lösungsansätzen unter der Lei-
tung des Forschungsinstitutes für biologischen Landbau FiBL an. Sie legen uns nun einen
«Gesundheits-Check» der Landwirtschaft in den beiden Alpenstaaten vor. Dafür nehmen
sie eine umfassende Bestandsaufnahme hinsichtlich der agrarpolitischen Entwicklung
und der Umweltauswirkungen vor. Sie diskutieren Perspektiven mit Ansätzen und Leitli-
nien, die zentral sind, um eine ökologisch nachhaltige Landwirtschaft mittelfristig zu er-
reichen. Eine wichtige Frage stellt die sichere Ernährung der Bevölkerung dar, dies ohne
die Tragfähigkeit der Ökosysteme zu schädigen, wie es jetzt der Fall ist. Es werden Lösun-
gen im Modellcheck unterbreitet und wertvolle Schlussfolgerungen gezogen.
Das vorliegende Werk des Autorenkollektivs ist kohärent und transparent verfasst. Sie
berücksichtigen die komplexen Rahmenbedingungen und weisen uns den möglichen
8 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

Pfad. Es sind ja wieder einmal Weichenstellungen für eine künftige Agrarpolitik zu stellen.
Dieses Werk bietet entsprechende Anregungen.
Wir danken dem Autorenkollektiv für diese äusserst wertvolle Arbeit, ein Dankeschön
auch an die drei unterstützenden Stiftungen (Bristol Stiftung, Paul Schiller Stiftung, Vonto-
bel-Stiftung) ohne deren Unterstützung das Werk kaum zustande gekommen wäre. Es ist
die vornehme Aufgabe der gemeinnützigen Stiftungen ohne Einflussnahme freies Den-
ken und Formulieren zu ermöglichen. Mögen die vorliegenden zahlreichen Anregungen
ihre Anwender finden.

Mario F. Broggi
Stiftungsrat der Bristol Stiftung und Geschäftsführer der Ruth und
Herbert Uhl-Forschungsstelle für Natur- und Umweltschutz
9

Inhalt

Abstract 5
Vorwort 6
Dank 11

1 Einleitung 13

2 Landwirtschaft in den Alpenländern: Ein Gesundheits-Check 17


2.1 Die Landwirtschaft im Zeichen der Agrarpolitik 17
Rainer Weisshaidinger, Rebekka Frick, Thomas Labuda, Judith
Brüggemann, Klavdija Ramsak-Noemi, Matthias Stolze
2.2 Die Folgen der aktuellen landwirtschaftlichen Praxis auf die Umwelt:
Anspruch und Wirklichkeit 35
Roger Biedermann, Andreas Bartel, Othmar Schwank, Rebekka Frick,
Matthias Meier, Klavdija Ramsak-Noemi, Gerhard Zethner,
Rainer Weisshaidinger
2.3 Thesen: Agrarpolitik und ihre Wirkung 72
Matthias Stolze, Rainer Weisshaidinger, Roger Biedermann,
Othmar Schwank, Richard Petrasek, Andreas Bartel, Adrian Müller,
Gerhard Zethner, Helmut Gaugitsch

3 Grundsätze für eine neue Agrarpolitik 75


3.1 Systembetrachtung 75
Rainer Weisshaidinger, Othmar Schwank, Matthias Stolze
3.2 Nachhaltigkeitsstrategien: Effizienz, Konsistenz, Suffizienz 80
Richard Petrasek, Adrian Müller, Matthias Stolze
3.3 Ausrichtung der Agrarpolitik an Nachhaltigkeitskriterien 84
Richard Petrasek, Matthias Stolze, Rainer Weisshaidinger
3.4 Grundsätze der Wiederkäuerfütterung 86
Gwendolyn Rudolph, Reinhard Gessl, Paul Ertl, Florian Leiber,
Andreas Steinwidder, Walter Starz
3.5 Thesen: Ansätze für eine neue Agrarpolitik 100
Matthias Stolze, Rainer Weisshaidinger, Roger Biedermann,
Othmar Schwank, Richard Petrasek, Andreas Bartel, Adrian Müller,
Gerhard Zethner, Helmut Gaugitsch

4 Lösungswege für eine ökologisch nachhaltige Landwirtschaft 103


4.1 Regenerative Milch- und Rindfleischproduktion: ein Lösungsansatz 103
Matthias Stolze, Othmar Schwank
4.2 Praxisbeispiele 106
Hans Braun, Kaspar und Annemarie Kohler
5 Die Lösungen im Modellcheck 113
Adrian Müller, Simon Moakes, Rebekka Frick, Matthias Stolze,
Rainer Weisshaidinger
5.1 Das Modell und die Modellannahmen 113
5.2 Szenarien 116
5.3 Resultate 119
5.4 Fazit 125
5.5 Kritische Diskussion 129
5.6 Datengrundlagen 130

6 Schlussfolgerungen 133
Matthias Stolze, Rainer Weisshaidinger, Roger Biedermann,
Othmar Schwank, Richard Petrasek, Andreas Bartel, Adrian Müller,
Helmut Gaugitsch

Literatur 144

Anhang164

Autorinnen und Autoren 170


11

Dank

Für die Arbeiten an diesem Buch war es sehr wichtig, immer wieder die Diskussion mit
Experten aus Österreich und der Schweiz in Rahmen von Workshops und Diskussions-
runden zu suchen.
Für die sehr spannenden Diskussionsbeiträge zu Lösungsmöglichkeiten und Thesen
für eine ökologisch nachhaltige Landwirtschaft im Alpenraum im Rahmen der Experten-
workshops im Dezember 2015 in Zürich und Wien möchten wir den Teilnehmern und Teil-
nehmerinnen unseren ausdrücklichen Dank aussprechen:
Zürich: Beat Achermann, Robert Huber, Florian Leiber, Stefan Mann, Martin Ott, Walter
Richner, Otto Schmid, Peter Thomet.
Wien: Thomas Dax, Paul Ertl, Ignaz Knöbl, Regina Mayer, Thilo Nigmann, Valentin Op-
fermann, Günther Rohrer.
Bei einem weiteren Workshop diskutierten wir die Eckpunkte für eine regenerative
Milch- und Rindfleischproduktion mit Landwirten, Wissenschaftlern und Beratern. Dies
war ein sehr wichtiger Schritt für die Arbeiten an diesem Buch. Für diesen Input danken
wir ganz herzlich: Paul Ertl, Florian Leiber, Robert Obrist, Martin Ott.
Für die konstruktive Diskussion unserer Ergebnisse beim Abschlussworkshop im De-
zember 2016 bedanken wir uns herzlich bei: Kaspar und Annemarie Kohler, Martin Ott,
Walter Richner, Otto Schmid, Franz Josef Steiner. Die Diskussionsergebnisse waren äus-
serst wertvoll und trugen wesentlich zur Fertigstellung des Buchmanuskripts bei.
Ganz herzlich bedanken möchten wir uns bei Dr. Stefan Hörtenhuber (Universität für
Bodenkultur Wien sowie FiBL Österreich) und Dr. Matthias Meier (FiBL Schweiz). Sie ha-
ben das Buchmanuskript mehrfach gelesen. Ihre kritischen Kommentare und Vorschläge
haben das Manuskript wesentlich verbessert.
Wir bedanken uns bei der Bristol Stiftung, der Paul Schiller Stiftung und der Vontobel
Stiftung. Ohne ihre finanzielle Unterstützung wäre dieses Buch nicht möglich gewesen.
Die Bristol Stiftung ermöglicht uns die Projektergebnisse in einem Buch einer breiten Öf-
fentlichkeit zugänglich zu machen. Für diese grosszügige Unterstützung möchten wir uns
ganz herzlich bedanken. Unser ganz besonderer Dank gilt Mario Broggi von der Bristol
Stiftung, der uns während der ganzen Projektdauer begleitet und unterstützt hat. Seine
hervorragenden Kommentare zum Entwurf des Manuskripts waren für das Gelingen von
grosser Bedeutung.

Matthias Stolze, Rainer Weisshaidinger, Andreas Bartel,


Othmar Schwank, Adrian Müller, Roger Biedermann
13

1 Einleitung

Die Landwirtschaft in den Alpenländern Österreich und Schweiz erfüllt für die Gesell-
schaft wichtige wirtschaftliche, soziokulturelle und ökologische Funktionen. Dies nicht nur
aus Sicht der Nahrungsmittelproduktion, sondern insbesondere auch aufgrund ihrer
­wichtigen Funktion bei der Erbringung von vielfältigen öffentlichen Leistungen: Ernäh-
rungssicherung, Abpuffern von Naturgefahren, Klimaregulierung, Regulierung des Was-
serhaushalts, Lebensraumfunktion, Biodiversität landwirtschaftlicher Flächen, Nährstoff-
bereitstellung, Erholungsfunktion, kulturelle Funktion (Baldock et al. 2011; TEEB 2010).
Gleichwohl verursacht die Landwirtschaft in der Schweiz und Österreich – verstärkt
seit den 1960er Jahren – ernste negative Auswirkungen auf den Zustand der Ökosysteme
und der natürlichen Ressourcen. In den 1990er Jahren kam es daher in der Schweiz und
in Österreich bzw. der Europäischen Union (EU) zu einem agrarpolitischen Wechsel, weg
von einer reinen Marktstützung hin zu einer ökologieorientierten Agrarpolitik. Diese Öko-
logieorientierung wurde vor allem durch die Einführung von Agrarumweltmassnahmen
umgesetzt. Die Massnahmen der Agrarpolitik und die Landwirtschaft stehen aber weiter
in der Kritik, denn die negativen Umweltauswirkungen der Landwirtschaft konnten bisher
nicht grundlegend behoben werden (SRU 2015; Schweizerischer Bundesrat 2016).
Dafür sind insbesondere die Intensivierung der Landwirtschaft und die damit einher-
gehenden Verluste an Lebensräumen sowie die agrarpolitischen und ökonomischen Rah-
menbedingungen verantwortlich (Bosshard et al. 2011; Briner et al. 2012; Huber et al.
2013; Rounsevell et al. 2012; Wrbka et al. 2008; Young et al. 2005).
Die Stickstoff- und Phosphorkreisläufe sowie der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln
sind Indikatoren, die die Intensität der Landwirtschaft anzeigen. Stickstoff ist dabei der
zentrale Faktor, a) für die Intensität der Landwirtschaft und b) deren Umweltwirkungen
(Abb. 1). Der Import von Stickstoff in das System Landwirtschaft über Futtermittel und
Mineraldünger sowie die Ammoniak-Emissionen aus der Landwirtschaft sind wichtige
treibende Stoffflüsse, die wiederum andere Stoffflüsse induzieren (Emissionen aus Bö-
den, Auswaschung und Abschwemmung von Böden in die Grund- und Oberflächenge-
wässer, Depositionen aus der Atmosphäre) und zum Artenverlust beitragen. Die Land-
wirtschaft ist daher einerseits Verursacherin dieser negativen Umwelteffekte, anderseits
und als Nutzerin der natürlichen Ressourcen auch Betroffene.
Die Schweiz und Österreich haben als Alpenländer einen hohen Anteil Dauergrünland
an der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche (LN) (Schweiz: rund 60 % der LN, Ös-
terreich: 40 % der LN). Als sogenannte «Grasländer» stellt sich daher die Frage, welche
Lösungen für die Milch- und Rindfleischproduktion in den Alpenländern Schweiz und Ös-
terreich zu einer ökologisch nachhaltigen Landnutzung beitragen können, so dass die Pro-
duktion die lokalen Belastungs- und Ressourcengrenzen nicht überschreitet.
Vor diesem Hintergrund unterziehen wir die Landwirtschaft in den Alpenländern Öster-
reich und Schweiz zu Beginn einer umfassenden Bestandsaufnahme hinsichtlich ihrer ag-
rarpolitischen Entwicklung und der Umweltwirkung. Dabei betrachten wir in diesem Buch
14 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

Globaler Einfluss
Treibhausgase
Alpenregion & Luftqualität /
Klimawandel

Stickstoff­ Gunstlagen Gewässer-/


deposition Bodenbelastung
Kraftfuttermittel-
einsatz (-import)

Stickstoffüberschuss

Biodiversitätsverlust
Lachgas (N 2O) Habitate
Nutzungsdruck

Intensive
Tierhaltung
Intensivierung Nitrat (NO 3 ) Arten
Landwirtschaft Intensive
pflanzliche Prod.
Ammoniak (NH 3 ) Genetische Div.
Handelsdünger-
einsatz (-import)
Endogene
Einflussfaktoren
Verbuschung
Verwaldung
Exogene Ökosystemleistungen
Einflussfaktoren

Abb. 1. Systemdarstellung. Quelle: Eigene Darstellung.

die Länder Schweiz und Österreich in ihrer Gesamtheit und nicht nur das Berggebiet. Die
Begriffe «Alpenraum» bzw. «Alpenregion» werden aus Sicht einer europäischen Alpen-
politik verwendet und schliessen die ausseralpinen Gebiete, wie die Alpenvorländer und
die Mittelgebirge Jura und Böhmische Masse, mit ein (Bätzing 2015; Alpine Space Pro-
gramme 2018).
Einem systemischen Ansatz folgend, diskutieren wir dann aus verschiedenen Perspek-
tiven Ansätze und Leitlinien, die zentral sind, um eine ökologisch nachhaltige Landwirt-
schaft mittelfristig zu erreichen. Eine wichtige Leitfrage ist dabei, wie wir eine sichere
Ernährung der Bevölkerung erreichen, ohne die Tragfähigkeit des Ökosystems zu gefähr-
den. Fünf Gastbeiträge behandeln die Grundlagen der artgemässen Wiederkäuerfütte-
rung, die Auswirkungen einer Kraftfutterreduktion auf Tiergesundheit, Fruchtbarkeit und
Nährstoffeffizienz, die Bedeutung des Grünlands für die Lebensmittelproduktion sowie
die Potentiale einer weidebasierten Low-Input-Milchviehhaltung für die Alpenländer.
Aufbauend auf diesen Erkenntnissen leiten wir sieben Thesen und Fragestellungen für
eine zukunftsfähige Landwirtschaft und Agrarpolitik im Alpenraum her. Thesen, die uns
auf der Lösungssuche mit Expertinnen und Experten in beiden Ländern begleiteten.
Mit der «Regenerativen Milch- und Rindfleischproduktion» stellen wir einen neuen und
innovativen Lösungsweg für eine ökologisch nachhaltige Landwirtschaft im Alpenraum
vor. Dies ist ein Lösungsweg, der sich von der momentanen Hochleistungsstrategie unter-
Einleitung 15

scheidet. Die zwei Praxisbeispiele von Hans Braun (Aargau, Schweiz) und Kaspar und
Annemarie Kohler (Vorarlberg, Österreich) veranschaulichen, dass dieses Konzept der
kraftfutterfreien und graslandbasierten Wiederkäuerhaltung bereits auf landwirtschaftli-
chen Betrieben erfolgreich umgesetzt wird.
Doch zeigt dieser Lösungsweg auch positive Effekte auf die Umweltwirkung auf natio-
naler Ebene? Und wie weit verändert er die Produktion von Lebensmitteln? Diese Fragen
beantworten wir mittels Modellberechnungen in unterschiedlichen Szenarien, die wir mit
zwei Extremszenarien vergleichen. Das erste Extremszenario umfasst den kompletten
Verzicht auf Futtermittel von Ackerland in der Nutztierhaltung. Das zweite beinhaltet die
vollständige Umstellung auf biologische Produktion als Extensivierungsstrategie.
Im letzten Buchkapitel ziehen wir unsere Schlussfolgerungen und leiten Handelsemp-
fehlungen für die Politik ab.
17

2 Landwirtschaft in den Alpenländern:


Ein Gesundheits-Check

2.1 Die Landwirtschaft im Zeichen der Agrarpolitik

Rainer Weisshaidinger, Rebekka Frick, Thomas Labuda, Judith Brüggemann, Klavdija


Ramsak-Noemi, Matthias Stolze

Agrarpolitische Regelungen gehen weit in die Geschichte der mitteleuropäischen Land-


wirtschaft zurück (Bätzing 2015). In der Nachkriegszeit standen eine stabile Versorgung
der Bevölkerung und ein sicheres Einkommen der von der Landwirtschaft abhängigen
Landbevölkerung im Fokus der Agrarpolitik. Die dafür gewählten Mittel der Preisstützung
und Produktivitätssteigerung führten zu einer massiven Überproduktion und gleichzeitig
zu ernsten Umweltfolgen, ohne jedoch den Strukturwandel in der Landwirtschaft aufhal-
ten zu können. Anfang der 1990er Jahre kommt es aufgrund gesellschaftlicher Um-
schwünge und Verwerfungen im Welthandel zu einem einschneidenden Wechsel hin zu
einer ersten Ökologisierung der Landwirtschaft über den Hebel Agrarpolitik. Im Zentrum
der Agrarpolitik steht heute die stabile Versorgung der Bevölkerung mit sicheren und
nachhaltig produzierten Lebensmitteln und ein ausreichendes Einkommen für Landwirte
und Landarbeiter (Europäische Kommission, o. J.-a; Bundesverfassung der Schweizeri-
schen Eidgenossenschaft, Art. 104).
Im Folgenden stellen wir die Entwicklung der landwirtschaftlichen Produktion der letz-
ten 20 Jahre dar. Die Landwirtschaft, so wie wir sie heute in den Alpenländern Schweiz
und Österreich vorfinden, ist auch ein Produkt der Agrarpolitik. Vor diesem Hintergrund
geben wir anschliessend einen kritischen Überblick über die Agrarpolitik Österreichs und
der Schweiz.

2.1.1 Entwicklung der Landwirtschaft in Österreich und der Schweiz

Die Landwirtschaft in beiden Alpenländern ist seit den 1950er Jahren durch einen hohen
Anstieg der Produktivität und der Kapitalintensität gekennzeichnet, ferner durch einen
starken Strukturwandel und einen Rückgang beim Anteil an Erwerbstätigen sowie einem
stark zunehmenden globalisierten Handel (Hovorka 2014). Dies gilt auch für die Periode
seit der Ökologisierung der Agrarpolitik in den 1990er Jahren. Die Tabellen 1 bis 3 stellen
die Entwicklung der landwirtschaftlichen Produktion und der Versorgung der Bevölkerung
mit Lebensmitteln der beiden Länder von 1995 bis 2015 dar. Im Folgenden sind wichtige
Kennzahlen bzw. wichtige Veränderungen letzterer beschrieben.
Die Betriebsstrukturen haben sich in diesem Zeitraum in beiden Ländern deutlich ver-
ändert (Tab. 1). So ist beispielsweise die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe seit 1995
um ungefähr ein Drittel zurückgegangen. 2015 gab es in der Schweiz 53 253 landwirt-
18 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

Tab. 1. Entwicklung der landwirtschaftlichen Betriebsstrukturen in der Schweiz und Österreich (1995-
2015).

Schweiz Österreich

Einheit 1995 2005 2015 1995 2005 2015

Betriebsstrukturen1
Anzahl Betriebe in Tsd. 79,5 3 63,6 53,3 239,1 189,6 161,25
Anteil Nebenerwerb % 30 3 37 44 63 56 55 4
Durchschnittliche Betriebsgrösse ha 13,6 3 16,7 19,7 15,3 18,8 19,75
Beschäftigte in der Landwirtschaft 2 % 63 4 3 6 5 5

1 Quellen: Schweiz: BFS 2017a, b; Österreich: Statistik Austria 2017b, BMLFUW 2007, 2016b.
2 Beschäftigte in der Landwirtschaft (Schweiz) bzw. Beschäftigte in der Land- und Forstwirtschaft (Ös-
terreich) gemessen an Beschäftigten insgesamt in der Schweiz bzw. Österreich (alle Beschäftigungs-
grade).
3 Wert für das Jahr 1996.
4 Wert für das Jahr 2013.
5 Wert für das Jahr 2016.

schaftliche Betriebe und 2016 in Österreich 161 155. Gleichzeitig ist die durchschnittliche
Betriebsgrösse in beiden Ländern deutlich angestiegen. Sie liegt 2015 in beiden Ländern
bei rund 20 Hektar pro Betrieb. Damit stieg die durchschnittliche Betriebsgrösse seit 1995
um 45 Prozent in der Schweiz und um 29 Prozent in Österreich. Der Anteil an Betrieben
mit einem Nebenerwerb in der Schweiz ist von 30 auf 44 Prozent deutlich gestiegen. Ein
gegenteiliger Trend auf höherem Niveau ist in Österreich zu beobachten: Hier ging der An-
teil an Nebenerwerbsbetrieben von 63 auf 55 Prozent zurück. Das bedeutet, dass für rund
die Hälfte der landwirtschaftlichen Betriebe in der Schweiz und Österreich das landwirt-
schaftliche Einkommen alleine nicht mehr ausreicht. Insgesamt sind in der Schweiz ledig-
lich 3 Prozent aller Erwerbstätigen in der Landwirtschaft beschäftigt, in Österreich sind es
5 Prozent.
In beiden Ländern ist die landwirtschaftliche Fläche von 1995 bis 2015 um etwa 10 Pro-
zent gesunken (Tab. 2). Österreich und die Schweiz sind Grasländer und der Anteil an
Dauergrünland an der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche (LN) beträgt in der
Schweiz rund 60 Prozent und in Österreich 40 Prozent. Österreich hat relativ mehr Acker-
flächen zur Verfügung als die Schweiz. Aufgrund der höheren Bevölkerungsdichte weist
die Schweiz eine geringere Landwirtschaftsfläche pro Einwohner auf. Sie beträgt 0,13 ha
LN/Einwohner in der Schweiz, während sie in Österreich mit 0,27 ha LN/Einwohner rund
doppelt so hoch ist. An Ackerflächen stehen in der Schweiz lediglich 0,05 ha pro Einwoh-
ner und in Österreich 0,16 ha pro Einwohner zur Verfügung. Österreich hat somit eine
dreifach höhere nutzbare Ackerfläche wie die Schweiz. Um die Versorgung der Bevölke-
rung mit Lebensmitteln sicherzustellen ist damit der Druck zur Intensivierung bzw. die
Notwendigkeit von Lebensmittelimporten in der Schweiz deutlich höher als in Österreich.
Ein Vergleich mit den umliegenden Ländern zeigt: Italien und Deutschland liegen mit 0,11
bzw. 0,15 ha Ackerfläche/Einwohner zwischen der Schweiz und Österreich, während
Landwirtschaft in den Alpenländern: Ein Gesundheits-Check 19

Tab. 2. Entwicklung der Landnutzung und der Tierhaltung in der Schweiz und Österreich (1995-2015).

Schweiz Österreich

Einheit 1995 2005 2015 1995 2005 2015

Landwirtschaftsfläche1
Landwirtschaftsfläche2 kha 1082,9 6 1065,1 1049,7 2574,5 2536,1 2366,0 8
Landwirtschaftsfläche pro ha 0,15 0,14 0,13 0,32 0,31 0,27
Einwohner
Biologisch bewirtschaftete % 56 11 13 13 14 18 8
Fläche
Ackerfläche12 kha 420,3 6 405,4 398,4 1404,2 1405,2 1346,1
Dauergrünland kha 629,0 6 625,1 613,0 1078,2 1058,0 934,5 8
Sömmerungsfläche 3 kha 523,9 9 513,910 509,011 858,7 731,4 362,6 8
Silomais kha 43,4 6 42,9 45,9 90,7 77,0 92,0
Körnermais kha 22,9 6 20,6 15,3 120,5 167,2 188.7
Getreide kha 196,4 6 167,7 144,1 809,1 796,1 780,7
Soja kha 1,8 6 1,5 1,7 13,7 21,4 56,9
Obst kha 7,76 7,4 7,2 7,6 10,1 11,4
Gemüse kha 8,8 6 9,7 11,6 9,4 12,8 15,7
Tierbestand4
Anzahl Rinder in Mio. 1,76 1,6 1,6 2,3 2,0 2,0
Anzahl Schweine in Mio. 1,4 6 1,6 1,5 3,7 3,2 2,8
Anzahl Hühner in Mio. 6,26 8,1 10,8 13,2 12,4 15,1
Tierbestand gesamt in Anzahl in Mio. 1,87 1,8 1,87 2,9 2,5 2,4 8
GVE5
Tierbesatz GVE/ha 1,7 1,7 1,7 1,1 1,0 1,18

1 Quellen: Schweiz: BFS 2016a, 2017b; Österreich: BMLF 1996, BMLFUW 2007, 2016b.
2 Exkl. Sömmerungsflächen (Alp- bzw. Almflächen).
3 Alp- bzw. Almflächen.
4 Quellen: Schweiz: BFS 2014b, 2016b, 2017b, Eurostat 2017e; Österreich: BMLF 1996, BMLFUW

2007, 2016b, Eurostat 2017e.


5 GVE = Grossvieheinheit gemäss Eurostat-Methodik: «Als Referenzeinheit für die Berechnung der

Grossvieheinheiten (=1 GVE) dient der Futterbedarf (Weideäquivalent) einer erwachsenen Milchkuh
mit einer Jahresmilchleistung von 3000 kg ohne Zufütterung von Kraftfutter.» (Eurostat o. J.).
6 Wert für das Jahr 1996.
7 Werte Schweiz 1995 und 2015: Eigene Berechnung aufgrund nicht verfügbarer Eurostat-Daten für

1995 und 2005: Prozentuelle Veränderung 1995-2005-2015 gemäss Daten zu GVE von BFS (s. Quellen
unter «4»), Übertrag auf Eurostat-Wert von 2005.
8 Wert für das Jahr 2013. Durch geänderte Erfassungsbedingungen in der Agrarstrukturerhebung bei
den Almflächen (Trennung in Futterfläche, Forstfläche bzw. unproduktive Fläche) ist ein Vergleich mit
Angaben von vor 2007 in Österreich nur bedingt möglich.
9 Wert für die Jahre 1992-1997 (Arealstatistik).
10 Wert für die Jahre 2004-2009 (Arealstatistik).
11 Eigene Schätzung.
12 Ackerfläche entspricht der gesamten Ackerfläche inklusive Kunstwiese/Feldfutter
20 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

Frankreich mit 0,28 ha Ackerfläche/Einwohner und Ungarn mit 0,45 ha Ackerfläche/Ein-


wohner über mehr nutzbare Ackerfläche als Österreich verfügen (Weltbank 2017).
Getreide ist gemessen an der Fläche die wichtigste Ackerkultur in beiden Ländern. In
Österreich wird stabil rund 60 Prozent der Ackerfläche mit Getreide bestellt. In der Schweiz
hat der Anteil der Getreidefläche seit 1995 abgenommen und beträgt aktuell 36 Prozent
der Ackerfläche. Der Sojaanbau hat in Österreich seit 1995 deutlich zugenommen
(+320 %), während sich in der Schweiz der Sojaanbau aufgrund der ungünstigeren klima-
tischen Bedingungen auf konstant niedrigem Niveau befindet. Der Anteil der Sojaflächen
an der gesamten Ackerfläche beträgt 2015 in der Schweiz 0,4 Prozent und in Österreich
4,2 Prozent. Die Silomaisfutterflächen nehmen in der Schweiz geringfügig zu. Rund 12
Prozent der Ackerfläche wird in der Schweiz für Silomais genutzt, in Österreich 6,8 Pro-
zent. In der Schweiz wird mehr als die Hälfte der offenen Ackerfläche für den Anbau von
Futtermitteln genutzt, überwiegend in Form von Kleegras-Kunstwiesen (Baur 2013), in
Österreich dagegen nur knapp ein Fünftel (BMLFUW 2016b). Schliesslich ist auch eine
Flächenzunahme bei Gemüse (in beiden Ländern) und bei Obst (in Österreich) zu beob-
achten.
In Österreich und der Schweiz ist der Anteil an biologisch bewirtschafteter Fläche über-
durchschnittlich hoch. Zwischen 1995 und 2015 stieg der Anteil der Bio-Fläche in der
Schweiz von 5 auf 13 Prozent, in Österreich von 13 auf 18,3 Prozent.
Die Tierbestände gemessen in Grossvieheinheiten (GVE) sind in der Schweiz seit 1995
auf einem nahezu unveränderten Niveau, während sie in Österreich um 14 Prozent abge-
nommen haben. Der gleiche Trend ist beim Tierbesatz – dieser wird in Grossvieheinheiten
pro Hektar (GVE/ha) gemessen – zu beobachten, wo sich die Schweiz und Österreich
deutlich unterscheiden. So ist die Intensität der Tierproduktion in der Schweiz mit einem
Tierbesatz von 1,7 GVE/ha um rund 65 Prozent höher als in Österreich (1,1 GVE/ha). Bei
Betrachtung der Haupt-Nutztierkategorien ist ein Rückgang bei Kühen und Rindern um 9
Prozent in der Schweiz und um 17 Prozent in Österreich zu beobachten. Bei Schweinen
hat die Zahl in der Schweiz leicht zugenommen und in Österreich deutlich abgenommen.
Eine deutliche Zunahme ist in beiden Ländern bei Hühnern feststellbar (Schweiz: +72 %,
Österreich: +15 %). Trotz der Abnahme beim Tierbestand von Kühen und Rindern sind die
produzierten Milchmengen in beiden Ländern gestiegen (Tab. 3): in der Schweiz nur leicht
(+4 %) und in Österreich deutlich (+20 %). Dasselbe gilt für die Fleischproduktion (Schweiz:
+11 %, Österreich: +12 %).
In beiden Ländern bedeutet dies für die jeweilige Bevölkerung, dass sie im Jahr 2015
nach wie vor zu einem hohen Niveau (annähernd 100 % oder gar mehr als 100 %) mit tie-
rischen Produkten aus heimischer Tierhaltung versorgt war. Der Selbstversorgungsgrad
hat in der Regel leicht zugenommen, in Österreich bei Konsummilch sogar sehr deutlich
(+61 %). Eine Ausnahme dieses hohen Selbstversorgungsgrads gibt es bei Produkten aus
der Hühnerhaltung: Die Versorgung mit inländischen Eiern und Geflügelfleisch liegt in der
Schweiz um die 50 Prozent (leichte Zunahme), in Österreich bei 84 Prozent für die Ver-
sorgung mit Eiern und bei 67 Prozent mit Geflügelfleisch (leichte Abnahme). Die Versor-
gung mit heimischem Getreide ist in der Schweiz auf konstantem Niveau geblieben (rund
Landwirtschaft in den Alpenländern: Ein Gesundheits-Check 21

60 %), in Österreich hat sie deutlich abgenommen (1995: 106 %, 2015: 88 %). Der Selbst-
versorgungsgrad mit Gemüse ist in beiden Ländern konstant geblieben und beträgt zwi-
schen 50 und 57 Prozent. Bei Obst ist die Versorgung in beiden Ländern zurückgegangen,
in der Schweiz sogar deutlich (-25 %).
In der Schweiz haben sich die Exportmengen an Milchprodukten (gemessen am Ge-
wicht) zwischen 1995 und 2014 ungefähr verdoppelt, wobei sie sich seit 2010 auf einem
ähnlichen Niveau bewegen. In der Schweiz ist der Anstieg hauptsächlich auf die grosse
Zunahme der Exporte von Molke, eingedickter Milch (inkl. Milchpulver) und anderen Er-
zeugnissen aus natürlichen Milchbestandteilen zurückzuführen. In Österreich haben die
Exporte der Milchprodukte im Zeitraum von 1999 bis 2016 um das Vierfache zugenom-
men. Dies ist auf Zunahmen beinahe aller Milchprodukte-Kategorien (u. a. Milch, Rahm,
Molke, Käse etc.) zurückzuführen. Bei den Fleischexporten ist in der Schweiz analog zu
den Milchprodukten ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen, wobei dies vorrangig auf die
starke Exportzunahme der Schlachtnebenprodukte zurückzuführen ist. In Österreich
schwanken die Fleischexporte im Zeitraum von 1999 bis 2016 zwischen 36 000 t und
84 000 t, wobei sich kein spezifischer Trend abzeichnet. Im Gegensatz zu der Schweiz ex-
portiert Österreich deutlich mehr Fleisch. Dasselbe gilt für Gemüse und Getreide, wobei
auch hier kein klarer Trend ersichtlich ist. In den Jahren 1999, 2005 und 2006 wurden in
Österreich im Vergleich zu den anderen Jahren hohe Mengen Getreide exportiert (1999
v. a. Roggen und Gerste; 2005, 2006 v. a. Weizen).
In der Schweiz ist der Einsatz von mineralischem Stickstoffdünger für die Produktion
von Lebensmitteln pro Hektar Landwirtschafsfläche seit 2005 um 11 Prozent zurückge-
gangen. In Österreich hingegen ist der Verbrauch um 28 Prozent angestiegen. Im Jahr
2015 wurden in der Schweiz durchschnittlich 44 kg Stickstoff-Mineraldünger/ha LN ein-
gesetzt, in Österreich 53 kg Stickstoff-Mineraldünger/ha LN. Bei den Pestiziden zeigt sich
ein anderes Bild: Hiervon hat die Schweiz 2015 gegenüber 1995 12 Prozent mehr einge-
setzt, während der Wert in Österreich um 1 Prozent, also ganz leicht abgenommen hat.
Insgesamt ist mit einem Pestizidverbrauch (aktive Substanzen) von 5,2 kg/ha Ackerfläche
der Pestizideinsatz in der Schweiz rund doppelt so hoch als in Österreich (2,5 kg Pestizide/
ha Ackerfläche). Bei Kraftfutterimporten gibt es in der Schweiz eine deutliche Zunahme
(+219 %). In Österreich haben die Importe um 38 Prozent zugenommen.
22 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

Tab. 3. Entwicklung der landwirtschaftlichen Produktion, Selbstversorgung, Exporte und eingesetzte Be-
triebsmittel in der Schweiz und Österreich (1995-2015).

Schweiz Österreich

Kategorie Einheit 1995 2005 2015 1995 2005 2015

Produktion1
Milchproduktion kt 3929,0 3957,0 4105,4 2948,2 3113,7 3537,8
Fleischproduktion kt 442,28 450,7 492,5 818,0 855,5 917,2
Selbstversorgungsgrad2
Konsummilch % 97 98 9610 101 128 162
Butter % 93 93 10910 101 73 75
Käse 3 % 125 117 11710 87 93 98
Eier % 45 44 5210 89 74 84
Rindfleisch % 91 86 8610 132 140 146
Schweinefleisch % 97 96 9510 98 100 103
Geflügelfleisch % 48 45 5210 80 68 67
Getreide % 57 58 5810 106 104 88
Gemüse % 55 51 5210 57 57 57
Obst % 36 36 279 53 53 49
Exporte 4
Milchprodukte kt 72,9 112,2 182,210 k.A. 14,1 33,1
Fleisch kt 1,5 7,9 27,410 k.A. 58,0 56,3
Gemüse kt 6,1 1,0 4,810 k.A. 12,3 11,1
Getreide kt 0,9 0,8 4,110 k.A. 294,9 85,4
Betriebsmittel5
Mineralische Düngemittel, kt k.A. 57,5 50,0 k.A. 120,7 138,4
gesamt (Verbrauch)
Stickstoff (Verbrauch) kt k.A. 52,4 45,8 k.A. 105,0 125,3
Phosphor (verbrauch) kt k.A. 5,1 4,2 k.A. 15,8 13,1
Pestizide (Verbrauch, aktive t 1826,3 1388,3 2052,210 3402,0 3404,0 3380,710
Substanz)
Energie (Verbrauch, Ölein- kt 278,0 295,0 k.A. 539,2 543,1 549,5
heit)
Kraftfutterimporte 16 kt 375,3 643,7 1156,4 k.A. k.A. k.A.
Kraftfutterimporte 27 kt k.A. k.A. k.A. 472,3 536,8 651,2

1 Quellen: Schweiz: SBV 2016a, 2016c, BFS 2014a; Österreich: BMLFUW 2007, 2016b, Statistik Austria
2017b.
2 Quellen: Schweiz: SBV 2008, 2014, 2016b; Österreich: Statistik Austria 2017b.
3 Werte Schweiz 1995 und 2005 beziehen sich auf «Fettkäse» bzw. 2015 (2014) auf Käse insgesamt
(inkl. Quark).
4 Quellen: Schweiz: EZV 2015; Österreich: Eurostat 2017b.
Landwirtschaft in den Alpenländern: Ein Gesundheits-Check 23

5 Quellen: Schweiz: Eurostat 2012, 2017a, FAOSTAT 2017, EZV 2017; Österreich: Eurostat 2012, 2017a,
2017d, FAOSTAT 2017, Statistik Austria 2017a.
6 Eigene Definition Kraftfutterimporte (Schweiz): Summe aus importiertem Futtergetreide, Ölkuchen/

Ölsaaten und andere Futtermittel (Kleie, Leguminosen, Müllereiprodukte, Luzernenmehl/-pellets u. a.).


Datenquelle: EZV (2017).
7 Eigene Definition Kraftfutterimporte (Österreich): Summe aus importierten Sojabohnen, auch geschro-

tet, Mehl und Pellets von Luzerne und Ölkuchen und andere feste Rückstände der Sojaölgewinnung.
Quelle: Statistik Austria 2017a.
8 Wert für das Jahr 1999.
9 Wert für das Jahr 2013.
10 Wert für das Jahr 2014.

2.1.2 Entwicklung der Agrarpolitik

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts formierte sich verstärkt ein globales Agrarsys-
tem, d. h. es fand eine «zunehmende Verflechtung lokaler, regionaler und nationalstaatli-
cher Agrarsysteme im weltweiten Massstab» statt (L angthaler 2010). Verstärkt setzten
die Alpenländer auf agrarpolitische Massnahmen, um die eigene Landwirtschaft zu schüt-
zen oder zu fördern. In den folgenden Abschnitten wird die Entwicklung der Agrarpolitik
für die Schweiz und Österreich seit den 1960er Jahren zusammengefasst. Damit soll die
Frage, warum die Agrarpolitik heute so ist wie sie ist, besser beantworten werden kön-
nen. Trotz der zum Teil unterschiedlichen Entwicklungen in der Schweiz und in Österreich
sind für beide Länder in den vergangenen sechs bis sieben Jahrzehnten zwei Hauptpha-
sen der Agrarpolitik kennzeichnend (Abb. 2):
–– Phase 1: Preisstützung und Selbstversorgung als Ziele der Agrarpolitik
Bis in die 1990er Jahre zielte die Agrarpolitik auf die Produktivitätssteigerung und
Preisstützung ab – ausgelöst durch eine niedrige Selbstversorgung der Bevölkerung
und geringe landwirtschaftliche Einkommen in den Nachkriegsjahren.
–– Phase 2: Die Ökologie hält Einzug in der Agrarpolitik
Anfang der 1990er Jahre kommt es aufgrund gesellschaftlicher Umschwünge und Ver-
werfungen im Welthandel zu einem Paradigmenwechsel und einer ersten Ökologisie-
rung der Agrarpolitik.

2.1.2.1 Phase 1: Preisstützung und Selbstversorgung als Ziele der Agrarpolitik

Seit der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts sind verstärkte staatliche Interven-
tionen in der Landwirtschaft in erster Linie durch den niedrigen Selbstversorgungsgrad der
Bevölkerung mit Lebensmitteln sowie dem geringen landwirtschaftlichen Einkommen be-
gründet. In beiden Staaten führte dies zu einer Agrarpolitik der Preisstützung, mit dem Ziel
die landwirtschaftlichen Einkommen zu sichern, die Strukturen des ländlichen Raumes und
die Kulturlandschaft zu erhalten, die Selbstversorgung besser abzusichern und Lebensmit-
telimporte zu reduzieren (Thiel 1998). Beide Länder verfolgten als Mitglieder der Europäi-
schen Freihandelsassoziation (EFTA) eigenständige Agrarpolitiken; in Österreich war dies
bis zum Beitritt zur EU bzw. kurz davor der Fall, in der Schweiz ist es bis heute so.
24 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

Phase 1 Phase 2
Preisstützung, Selbstversorgung Ökologisierung

1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010


Schweiz
Landwirtschaftsartikel in Milchkontingentierung 1977 DZV 1999 Agrar-
Bundesverfassung 1947 politik
14-17
Plan Wahlen Landwirtschaftsgesetz 1951 DZV 1993 Öko-Qualitäts-
1940 verordnung 2001

Österreich
Marktordnungs- Landwirtschafts- Marktord- «Agenda 2000» 1999
gesetze 1958 gesetz 1976 nungsreform
1988
Landwirtschafts- Richtmengen- GAP (Beitritt EU) Greening
gesetz 1960 regelung 1978 1995 2013

Abb. 2. Phasen der Agrarpolitik in der Schweiz und in Österreich. DZV: Direktzahlungsverordnung; GAP:
Gemeinsame Agrarpolitik der EU. Quelle: Eigene Darstellung.

Schweiz
Die Bauern wurden in der Schweiz um 1800 aus der untertänigen Rechtsstellung befreit
und produzierten bis in die 1880er Jahre in einem liberalen Markt (Moser 2003). Aufgrund
der grossen Wirtschaftsdepression gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden auch die
Schweizer Märkte zunehmend geschützt, wobei dies im Agrarsektor nur zögerlich und mit
dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit zu fördern geschah (Moser 2003). Diese Agrarpolitik
führte zu einem Rückgang des Getreideanbaus und einer Zunahme der Viehwirtschaft
(Moser 2003). Der Preis für diese Politik war, dass die Ernährung des Landes während
dem Ersten Weltkrieg nicht mehr sichergestellt war. In der Folge und bis in die 1980er Jah-
re wurde die landwirtschaftliche Produktion dann ganz auf die Ernährungssicherung aus-
gelegt (Moser 2003). Während des Zweiten Weltkriegs wurde die schweizerische Eigen-
produktion ab 1940 mit dem «Plan Wahlen» gefördert, um die Abhängigkeit von Importen
und den damit verbundenen Risiken zu senken (Rieder und Phan - huy 1994). Dieses Pro-
gramm – auch bekannt unter dem Begriff «Anbauschlacht» – führte mit Hilfe der Reduktion
der Viehwirtschaft und der Ausweitung des Ackerbaus zu einer Steigerung des Selbstver-
sorgungsgrades von 52,2 auf 59 Prozent im Jahre 1945 (Tanner 2010). Dieser Wert ist
trotz Bevölkerungswachstum ungefähr konstant geblieben (Bosshard et al. 2011).
1947 wurde die Bundesverfassung mit einem Artikel zur Landwirtschaft ergänzt
(Art. 31bis Abs. 3 lit. B). Auf dessen Basis kann der Staat seither mit Hilfe von agrarpoliti-
schen Massnahmen in das Landwirtschaftsgeschehen eingreifen (Rieder und Phan - huy
1994). Über Jahrzehnte hinweg hatte die Schweiz ein System etabliert, das charakteri-
siert war durch eine ausserordentlich hohe Stützung der Preise zur Förderung der Lan-
Landwirtschaft in den Alpenländern: Ein Gesundheits-Check 25

desversorgung und zum Erhalt des Bauernstandes (Mann 2003; Rieder und Phan - huy,
1994). Das bedeutet, dass der Fokus der schweizerischen Agrarpolitik auf der Unterstüt-
zung der Landwirte und Landwirtinnen lag, indem Preise festgelegt wurden, die sich an
den Produktionskosten orientierten (OECD 2015). Das Landwirtschaftsgesetz von 1951
stellte in Art. 29 den kostendeckenden Anspruch an die Preise in den Vordergrund (Popp
2013). Die Preise wurden in jährlichen Verhandlungen festgelegt, wobei der Bundesrat
zwischen den Forderungen des Bauernverbands, die Preise zu erhöhen und der Markt-
situation, welche keine Preiserhöhungen ertrug, entscheiden musste. Zu dieser Zeit war
die marktwirtschaftliche Lenkungsfunktion der Preise wenig bekannt oder umstritten
(Popp 2013).
In den Jahren 1968 und 1969 zeigten sich die Auswirkungen der preisstützenden Politik
in einer Überproduktion von Milch (Popp 2013). Als Folge davon hat der Bundesrat staatli-
che Transferleistungen – in der Schweiz bekannt als «Direktzahlungen» – zur Sprache ge-
bracht und eine Expertenkommission zu diesem Thema eingesetzt (Popp 2013). Unter
«Direktzahlungen» werden Einkommenszuschüsse zusammengefasst, die nicht an den
Produktpreis gebunden sind, sondern direkt an die Landwirte bezahlt werden (Rieder und
Phan - huy 1994). Die eingesetzte Expertenkommission veröffentlichte im Jahr 1973 den
Bericht «Ausgleichszahlungen an die schweizerische Landwirtschaft» und schlug darin vor,
produktunabhängige Transferleistungen einzuführen. Dieser Vorschlag konnte sich – abge-
sehen von Bewirtschaftungsbeiträgen für Hang- und Steillagen sowie Sömmerungsbeiträ-
gen (Beiträge für die Bewirtschaftung von Alpweiden) – zu dieser Zeit auf politischer Ebe-
ne noch nicht durchsetzen. Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) versuchte die
Überproduktion an Milch durch Lenkungsmassnahmen zu steuern, indem es Alternativen
wie Ackerbau förderte und Futtermittelimporte verteuerte. Dies glückte jedoch nur bedingt
(Popp 2013). So wurde die Kontingentierung von Milch 1977 unvermeidlich.
Zusätzlich zur Preisstützung wurde die Landwirtschaft durch Handelsbarrieren und die
heimische Marktregulierung vom internationalen Markt isoliert (OECD 2015). Gegen
Ende der 1980er Jahre waren die Preise, die den Landwirten in der Schweiz bezahlt wur-
den, im Durchschnitt 4,5-mal höher als die Weltmarktpreise (OECD 2015). Fast 80 Pro-
zent des Einkommens der Landwirtinnen und Landwirte setzte sich aus Unterstützungs-
zahlungen durch die Agrarpolitik zusammen.
1984 löste der sechste Landwirtschaftsbericht eine Debatte aus, die sich für umfas-
sende Reformen aussprach. Bauernvertreter waren jedoch weiterhin skeptisch gegen-
über produktunabhängigen staatlichen Transferleistungen an die Produzenten. Gleichzei-
tig äusserte sich in der Bevölkerung ein zunehmendes Unbehagen gegenüber der
Agrarpolitik: Dies zeigte sich beispielsweise bei der von der Vereinigung zum Schutz der
kleinen und mittleren Bauern (VKMB) lancierten Initiative «für ein naturnahes Bauern –
gegen Tierfabriken», die 1986 nur knapp abgelehnt wurde.
Zur Einführung von produktunabhängigen staatlichen Transferleistungen kam es in der
Schweiz 1993 mit der Direktzahlungsverordnung (DZV) (Popp 2013). Den endgültigen Anlass
gab unter anderem das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen (GATT), welches zu einer
Reduktion der produktbezogenen Stützung, der Exportbeiträge und des Grenzschutzes zwang.
26 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

Da diese Stützungsmassnahmen für die landwirtschaftlichen Einkommen wesentlich waren,


setzte der Bundesrat eine zweite Expertenkommission ein mit dem Auftrag Vorschläge auszu-
arbeiten, welche auf Direktzahlungen basierten. Die Kommission kam zum Schluss, dass mit
Hilfe verschiedener Transferleistungen eine multifunktionale Landwirtschaft gefördert werden
soll, welche auch die gemeinwirtschaftlichen und ökologischen Leistungen berücksichtigen.
Die Vorschläge wurden vom Parlament gutgeheissen und die ersten Leistungen wurden 1993
an die Bauern bezahlt. Als Folge davon wurde es möglich, die GATT-Beschlüsse zu erfüllen,
d. h. den Grenzschutz und die Preisstützungen abzubauen (Popp 2013).
Die Bedeutung von marktstützenden Massnahmen hat seit Anfang der 1990er Jahre
rapide abgenommen (Mann 2003). Mengensteuerungen als Massnahmen gegen die Pro-
duktion von Überschüssen (Milch, Zuckerrüben, Ölsaaten), welche durch Preisstützun-
gen entstanden, konnten abgeschafft werden (EFV 2017b; Schweizerischer Bundesrat
2009). Produktunabhängige Transferleistungen sind bis heute zum wichtigsten agrarpoli-
tischen Steuerinstrument geworden.

Österreich
Die österreichische Landwirtschaft war im 19. und 20. Jahrhundert einem tiefgreifenden
Strukturwandel unterworfen. Seit den 1870er Jahren sank die finanzielle Ertragskraft der
Landwirtschaft aufgrund der sich öffnenden Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben.
Dies führte – ähnlich wie heute – zu zwei unterschiedlichen Lösungswegen (L angthaler
2010): Extensivierung oder Intensivierung der Landwirtschaft. Im Gegensatz zu anderen
europäischen Staaten war Österreich-Ungarn zum Beispiel bei Getreide mit nur 3 Prozent
Importen fast Selbstversorger (L angthaler 2010). Einige agrarische Bereiche Öster-
reich-Ungarns waren (gänzlich) geschützt, zum Beispiel Zucker mit Einfuhrzöllen und Ex-
portprämien (-stützung) (Fink 2016).
In der Zwischenkriegszeit verfielen die Agrarpreise noch vor Beginn der Weltwirt-
schaftskrise und die österreichische Regierung reagierte mit protektionistischen Mass-
nahmen (Senft 2004):
1. Zollerhöhungen (1930) mit einem relativ geringen Effekt;
2. Direkte Preisstützungsmassnahmen wie Interventionskäufe oder Einfuhrverbote, mit
dem gewünschten Effekt, aber mit dem Nachteil sehr hoher Haushaltskosten;
3. Unmittelbare Produktionsbeschränkungen, welche die zuvor getätigten Investitionen
im Bereich der Vieh- und Milchwirtschaft sinnlos machten.

Infolge des Zweiten Weltkriegs befand sich die österreichische Landwirtschaft in einer
schweren Krise. In den ersten Jahren der Nachkriegszeit war die Versorgung der Bevölke-
rung mit Lebensmitteln nur durch die Hilfe von aussen möglich. Die finanzielle Unterstüt-
zung durch den «Marshall-Plan» wurde auch zur Produktivitätssteigerung in der Landwirt-
schaft eingesetzt, die rasch zur Selbstversorgung und später zur Überproduktion führte
(Loibl 2005). In den folgenden Jahrzehnten nahm die Mechanisierung in der Landwirt-
schaft zu, was zu einer massiven Reduktion der Arbeitskräfte führte (Loibl 2005) und den
Strukturwandel anheizte.
Landwirtschaft in den Alpenländern: Ein Gesundheits-Check 27

Von 1960 bis zum EU-Beitritt war Österreich Mitglied der Europäischen Freihandelsasso-
ziation (EFTA). Im Rahmen der EFTA war die Landwirtschaft von der Handelsliberalisie-
rung ausgeschlossen und blieb mit dem nationalen Markt und der nationalen Agrarpolitik
verbunden (Hancvencl 2002). Die Marktordnungsgesetze (1958), die sich aus dem Milch-
wirtschaftsgesetz, dem Getreidewirtschaftsgesetz sowie dem Viehverkehrsgesetz zu-
sammensetzten, unterliegen den Prinzipien der Preisstützung, der Marktlenkung und der
Abschöpfung auf Basis einer betriebsbezogenen Förderpolitik, die weiter auf die Intensi-
vierung in der Landwirtschaft setzt (Loibl 2005).
Im Landwirtschaftsgesetz von 1960 (BGBl 1960/155, § 2) ist u. a. die «Erhaltung eines
wirtschaftlich gesunden Bauernstandes» und die «Produktivität und Wettbewerbsfähig-
keit der Landwirtschaft, insbesondere durch strukturelle Massnahmen zu erhöhen» als
Ziel formuliert. Auch erfahren die Bergbauernbetriebe verstärkte Berücksichtigung. Agrar-
politik-Reformen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) – wie etwa der
Mansholt-Plan (1968) – wurden in der österreichischen Agrarpolitik abgelehnt, ohne sich
um die für Österreich notwendigen Alternativen (Reformen) zu bemühen. Die Preisstüt-
zungsmassnahmen blieben daher bis 1992 (MacSharry-Reform) bzw. 1995 (EU-Beitritt)
das dominante Instrument der Agrarpolitik (Loibl 2005).
Unter der sozialdemokratischen Alleinregierung setzte in Österreich eine «differenzie-
rende Agrar- und Regionalpolitik» ein. Für die Berggebiete war dies vor allem durch das
erste Bergbauernsonderprogramm (1972) von grosser Bedeutung. Dieses regelte erst-
mals den «Bergbauernzuschuss», eine gestaffelte, produktionsneutrale Direktzahlung,
die im Landwirtschaftsgesetz 1998 Gesetzesrang erlangte (Loibl 2005; Streifeneder
2010). Im österreichischen Landwirtschaftsgesetz 1976 war die Sicherung eines ange-
messenen Lebensunterhaltes und Einkommens für die Landwirte prominent in § 1 gere-
gelt. Im Gegensatz zur Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) verfolgte Österreich dar-
in die folgenden Ziele (Hancvencl 2002):
1. Einen vollumfänglichen Selbstversorgungsgrad an Lebensmitteln;
2. Eine Bestandsförderung von existierenden Strukturen – gekennzeichnet durch eine
bäuerliche Landwirtschaft, Familienbetriebe und vergleichsweise kleine Strukturen;
3. Einen zunehmenden Umweltschutz.

Die Förderung der Bergbauern 1978 erfolgte durch die Einführung der «Richtmengenre-
gelung» zur Steuerung und Begrenzung der produzierten Menge als auch der Kosten für
den Milchsektor mittels eines Quoten- und Kontingentierungssystems (Loibl 2005). Im
gleichen Jahr wurden auch die Viehbestandsobergrenzen geregelt und 1979 bei den Ge-
treideproduzenten ein Verwertungsbeitrag eingehoben (Loibl 2005).
Unter Landwirtschaftsminister Josef Riegler wurde Ende der 1980er Jahre die «Öko-
soziale Agrarpolitik» in Österreich eingeläutet, zum Beispiel durch die erstmalige Förde-
rung der biologischen Landwirtschaft 1989. Die Einführung der Düngemittel- und Saat-
maisabgabe war aber vor allem zur Finanzierung der Überschüsse und des Exports
gedacht (Hancvencl 2002; Loibl 2005). Die Marktordnungsreform 1988 führte mit der
Abschaffung der amtlichen Preisregelung von Milch, Mahl- und Backwaren zu einer ers-
28 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

ten Liberalisierung und Deregulierung, v. a. des Milchsektors (Loibl 2005). Diese Phase
der Agrarpolitik bereitete die österreichische Landwirtschaft auf den EU-Beitritt vor.
Schon vor dem EU-Beitritt 1995 hatte die erste grosse Agrarreform in der Europäischen
Gemeinschaft (EG), die MacSharry-Reform (1992), bereits grossen Einfluss auf die Agrar-
politik Österreichs. Weitere Schritte der Liberalisierung der Marktpolitik – Reduktion der
Preis- und Marktstützung bei gleichzeitiger Einführung von Direktzahlungen zur Kompen-
sation der Preisverluste – wurden damit gesetzt (Loibl 2005).
Mit dem EU-Beitritt hat Österreich die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP; oder engl.
Common Agricultural Policy (CAP)) übernommen (Loibl 2005). Die GAP wurde 1962 von
den damaligen Mitgliedern der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) auf Basis
der Römischen Verträge aus dem Jahr 1957 bzw. der Konferenz von Stresa 1958 ratifi-
ziert. Die Grundprinzipien der GAP waren (Hancvencl 2002; Hovorka 2014; Thiel 1998):
–– Die «Einheit des Marktes»: allgemein gültige Regeln, freier Warenaustausch und keine
Binnenschranken;
–– die «Gemeinschaftspräferenz»: Vorrang für eigene Produkte sowie Schutz vor Niedrig-
preisimporten über Schwellenpreise für die Einfuhr (Abschöpfung) und Förderung der
Agrarexporte über Erstattungen bei niedrigeren Weltmarkpreisen;
–– die «finanzielle Solidarität»: gemeinsame Finanzierung der Agrarpolitik im Rahmen des
Unionshaushalts.

Die GAP war somit von Beginn an vor allem durch Preisgarantien und Preisinterventionen
sowie der Produktionssteigerung gekennzeichnet. Dies trug zwar rasch zur Nahrungssi-
cherheit und zur Selbstversorgung in den Mitgliedsstaaten der EWG/EU bei, resultierte
in Folge aber auch in einer massiven Überproduktion, die zu wiederkehrenden Krisen der
GAP führte. Gleichzeitig belasteten die steigenden Kosten den Finanzhaushalt, bei gleich-
zeitig niedrigen Einkommen für die Landwirte (Europäische Kommission o. J.-b). Einer-
seits führten die Exporterstattungen zu Verwerfungen auf den internationalen Märkten
und Einsprüchen der Welthandelsorganisation (WTO). Andererseits resultierten die
Preisstützungen in massiven Differenzen zwischen den EU- und Weltmarktpreisen, wie
etwa bei Getreide. Die GAP wurde daher wiederkehrend reformiert. Die wichtigsten Re-
formen bis Anfang der 1990er Jahre sind der «Mansholt-Plan» und die «Strukturmass-
nahmen» von 1972. Der Mansholt-Plan hatte zum Ziel, dem steigenden Haushaltsauf-
wand zu begegnen und die niedrigen landwirtschaftlichen Einkommen zu bekämpfen
(Stead 2007). Die Strukturmassnahmen bezweckten, die landwirtschaftlichen Betriebe
zu modernisieren, die Ausbildung von Landwirten zu verbessern und die landwirtschaft-
lichen Betriebe zu vergrössern, verbunden mit Anreizen der Betriebsaufgabe (Europäi-
sche Kommission 1972). Das «Mandat vom 30. Mai 1980» und die Einführung der Milch-
quote (1984) waren weitere Reformschritte. Das Grünbuch «Perspektiven der GAP»
(1985) zielte auf die Reduktion der Überproduktion an Getreide ab, zum Beispiel durch
den Anbau alternativer Kulturen und der Nivellierung hoher Preise (Europäische Kommis-
sion 1985). Die «Leitlinien für Agrarausgaben» (1988) reformierten die GAP vor dem
Hintergrund einer Budgetstabilisierung und enthielten unter anderem auch einen Vor-
Landwirtschaft in den Alpenländern: Ein Gesundheits-Check 29

schlag für die Regulierung der biologischen Landwirtschaft (Europäische Kommission


1983).
Für die europäische und schweizerische Landwirtschaft sind neben nationalen Ent-
wicklungen auch internationale Abkommen von Relevanz. Heutzutage basiert die Tierhal-
tung in der EU und noch mehr in der Schweiz auf Futtermittelimporten (Hasha 2002). Soja
und Sojaextraktionsschrot sind dabei die wichtigsten importierten Futtermittel, haupt-
sächlich aus Nord- und Südamerika stammend. In diesem Zusammenhang sind die «Dil-
lon Round» 1962 und das «Blair House Agreement» 1992 des Allgemeinen Zoll- und
Handelsabkommens (engl. General Agreement on Tariffs and Trade (GATT)) besonders
erwähnenswert. Die Dillon Round resultierte in einem beinahe steuerfreien und damit
eines verstärkten Imports von Soja aus Nord- und Südamerika in den EU-Raum (Hasha
2002; Peeters 2012). Das Blair House Agreement erlaubte steuerfreie Importe von Ölsaa-
ten und Ölfrüchten sowie Eiweisspflanzen in die EU und resultierte in einem schweren
Wettbewerbsnachteil und Verfall des europäischen Eiweiss-Pflanzenanbaus und des da-
für notwendigen Wissens (EP 2011).

2.1.2.2 Phase 2: Die Ökologie hält Einzug in der Agrarpolitik

Bis in die 1990er Jahre war die Agrarpolitik der Schweiz und Österreichs wie im vorheri-
gen Kapitel beschrieben durch eine Preisstützungspolitik gekennzeichnet und umfasste
kaum Auflagen zum Schutz von Umwelt und Gemeingütern. In den 1990er Jahren kam
es zu einem bedeutenden agrarpolitischen Paradigmenwechsel, weg von einer reinen
Marktstützung hin zu einer ökologieorientierteren Agrarpolitik bzw. zur «Ökologisierung
der Landwirtschaft» (Europäische Kommission 2013; Nitsch und Osterburg 2005; Popp
2013). In der EU leitete diesen Prozess 1992 die MacSharry-Reform ein (Hancvencl
2002). In der Schweiz wurde die Reform auf Basis einer Volksabstimmung 1993 und mit
dem Beschluss des Parlaments im Jahr 1996 in der Verfassung festgeschrieben (Mann
2003).
Diese Ökologisierung wurde jeweils umgesetzt durch die Einführung von Agrarum-
weltmassnahmen: in der Schweiz durch die Direktzahlungsverordnung und in der EU in-
nerhalb der nationalen bzw. regionalen Programme zur ländlichen Entwicklung. Letztere
werden gemeinsam von der EU und den Mitgliedsländern finanziert. Die Agrarumweltpro-
gramme beinhalten ein Set aus Massnahmen für umweltfreundliche Landwirtschafts-
praktiken. Für deren Umsetzung werden den Landwirten die zusätzlichen Kosten und die
Einkommensverluste ganz oder teilweise kompensiert.

Schweiz
Die Intensivierung der Landwirtschaft, die aufgrund der Preisstützungen im 20. Jahrhun-
dert zu Stande kam, führte teilweise zu irreparablen Schäden an Natur und Landschaft
(Ewald und K laus 2010). Beispiele dafür sind: die Überdüngung und Belastung mit Fremd-
stoffen von Boden und Wasser, der Verlust von Biodiversität und die Veränderung der
Kulturlandschaft (Bosshard et al. 2011). Durch die Einführung der produktunabhängigen
30 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

Transferleistungen und deren Verknüpfung mit multifunktionalen Aspekten der Landwirt-


schaft wurde erstmals die Entschädigung von ökologischen Leistungen mit in die Agrar-
politik aufgenommen. Im internationalen Vergleich kommt der Schweiz hierbei eine Pio-
nierrolle zu (Bosshard et al. 2011).
Die geplante Neuausrichtung der Schweizer Agrarpolitik war stark an die GAP der EU
angelehnt. Die dafür notwendigen Gesetzesänderungen wurden bei Referenden 1995
von der Bevölkerung abgelehnt. Anscheinend war die ökologische Ausrichtung der Geset-
ze dem Schweizer Volk zu wenig konkret (Mann 2003). Das in Folge – unter massgebli-
cher Beeinflussung durch die Zivilgesellschaft – stark erneuerte Reformpaket fand die
breite Zustimmung der beiden Kammern und des Volkes (Mann 2003).
Als eines der ersten Länder Europas hat die Schweiz 1996 auf der Basis eines Referen-
dums die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen und die Pflege der Kulturlandschaft
als agrarumweltpolitisches Ziel in der Bundesverfassung der Schweiz (BV §104) verankert:

«Der Bund sorgt dafür, dass die Landwirtschaft durch eine nachhaltige und
auf den Markt ausgerichtete Produktion einen wesentlichen Beitrag zur
sicheren Versorgung der Bevölkerung, zur Erhaltung der natürlichen Lebens-
grundlagen und zur Pflege der Kulturlandschaft sowie zur dezentralen
Besiedlung des Landes leistet. […] Er richtet die Massnahmen so aus, dass
die Landwirtschaft ihre multifunktionalen Aufgaben erfüllt. […]». (BV §104,
Abs. 1 und 3)

Aufgabe der Schweizer Agrarpolitik ist es zu gewährleisten, dass die Landwirtschaft ihre
multifunktionalen Aufgaben erfüllt und besonders naturnah, umwelt- und tierfreundliche
Produktionsformen gefördert werden.
Seit dem Inkrafttreten der Direktzahlungsverordnung 1998 am 1. Januar 1999 sind die
Transferzahlungen der Schweiz an den so genannten Ökologischen Leistungsnachweis
(ÖLN) geknüpft (OECD 2015). Die Bedingungen für diesen Nachweis sind eine ausgegli-
chene Düngerbilanz, ein geeigneter Bodenschutz, eine geregelte Fruchtfolge mit mindes-
tens vier Ackerkulturen und die Ausweisung von Biodiversitätsförderflächen von 7 Prozent
der landwirtschaftlichen Nutzfläche (3,5 % bei mit Spezialkulturen belegten Flächen,
Bosshard et al. 2011). 2010 wurde 97 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche nach
ÖLN bewirtschaftet (Bosshard et al. 2011). Ausserdem sind die Landwirte zum Erhalt
weiterer Zahlungen berechtigt, wenn sie zusätzliche freiwillige Massnahmen zur Förde-
rung der ökologischen Qualität und der räumlichen Vernetzung auf nationaler Ebene
durchführten (Mann 2003). Diese spezifischen Leistungen waren in der Öko-Qualitätsver-
ordnung (ÖQV) geregelt, die 2001 in Kraft trat (Bosshard et al. 2011).
Trotzdem gab es Kritik an der Agrarpolitik, die sich insbesondere auf die sogenannten
Allgemeinen Direktzahlungen bezog. Die «Allgemeinen Direktzahlungen» waren an Tiere
bzw. Fläche gebundene staatliche Transferzahlungen. Sie erforderten zwar die Erfüllung
des ÖLN, letztendlich waren es aber unspezifische Transferleistungen für die Versor-
gungssicherheit, die Kulturlandschaftspflege sowie die Einkommenssicherung. Sie mach-
Landwirtschaft in den Alpenländern: Ein Gesundheits-Check 31

ten einen Grossteil des Agrarbudgets für Transferleistungen aus (etwa 80 %) (Bosshard
et al. 2011; L anz et al. 2010). Aufgrund der fehlenden Zielausrichtung kam es zu Fehlanrei-
zen. So führten die tierbezogenen Zahlungen zu einer Ausdehnung und Intensivierung der
Tierhaltung und damit zu negativen Effekten für die Umwelt (L anz et al. 2010), wodurch
die ökologische Ausrichtung der Agrarpolitik konterkariert wurde.
Das Hauptkriterium für die nächste Reform der Schweizer Agrarpolitik 2014-2017 war
die Ausrichtung an konkreteren Umweltzielen für die Landwirtschaft, die messbar und
überprüfbar sind (Schweizerischer Bundesrat 2012). Mit der Agrarpolitik 2014-2017 wird
nicht mehr zwischen allgemeinen und ökologischen Direktzahlungen unterschieden, statt-
dessen wurden sieben Direktzahlungsarten eingeführt (Abb. 3; BLW 2017). Der ÖLN
bleibt Voraussetzung für den Erhalt von Direktzahlungen. Insbesondere die Biodiversitäts-
beiträge, Produktionssystembeiträge (z. B. biologische Landwirtschaft) und Ressourcen-
effizienzbeiträge sind auf die Umweltziele gerichtet. Die Biodiversitätsbeiträge sind in
zwei Qualitätsstufen unterteilt: Qualitätsbeiträge und Vernetzungsbeiträge.
Über die Jahre stiegen die Bundesmittel für die Agrarumweltprogramme in der Schweiz
von 1,09 Milliarden Franken im Jahr der Einführung der Programme (1992) auf mittlerwei-
le 2,8 Milliarden Franken im Jahr 2016 (EFV 2017a). Heute fliessen in der Schweiz 79 Pro-
zent der gesamten staatlichen Ausgaben für die Landwirtschaft und Ernährung in die Ag-
rarumweltprogramme (EFV 2017b).

Art. 104 BV
Sichere Versorgung
Pflege der Kulturlandschaft
Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen
Dezentrale Besiedlung des Landes
Förderung besonders naturnaher, umwelt- und tierfreundlicher Produktionsformen

Übergangsbeiträge
¢Sicherstellung einer sozialverträglichen Entwicklung
ffenhaltung durch flächendecken-

örderung Ackerbau und wichtige

örderung besonders naturnaher,


Versorgungssicherungsbeiträge
¢ Erhaltung Produktionskapazität

­Weiterentwicklung vielfältiger
Arten- und Lebensraumvielfalt

Landschaftsqualitätsbeiträge

umwelt- und tierfreundlicher


rhaltung und Förderung der

Produktionssystembeiträge
¢ Förderung der Sömmerung
Kulturlandschaftsbeiträge

rhaltung, Förderung und


¢ Ausgleich Erschwernis

¢ Ausgleich Erschwernis

Biodiversitätsbeiträge
de Bewirtschaftung

Produktionsformen
Einzelkulturen

Landschaften
¢ F

¢ E

¢ E

¢ F
¢ O

Ökologischer Leistungsnachweis ÖLN und Ressourceneffizienzbeiträge


¢nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen

Strukturelle und soziale Eintretens- und Begrenzungskriterien

Abb. 3. Konzept und Aufbau des weiterentwickelten Direktzahlungssystems der Agrarpolitik 2014-2017
in der Schweiz. Quelle: BLW 2013.
32 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

Österreich
Die Österreichische Agrarpolitik ist seit dem Beitritt zur Europäischen Union (EU) – dieser
erfolgte am 1. Januar 1995 – massgeblich durch die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der
EU bestimmt. Dadurch ist der Spielraum für die nationale Agrarpolitik, die im Landwirt-
schaftsgesetz von 1992 (LWG) geregelt ist, äusserst eng. Da Österreich die MacShar-
ry-Reform bis zum EU-Eintritt nicht umsetzte und die gestützten Erzeugerpreise sehr
hoch waren, musste die Preisanpassung infolge des Beitritts mit Übergangsmassnahmen
abgefedert werden. Dies waren u. a. die Förderung der Lagerabwertungskosten, über vier
Jahre dauernde degressive Ausgleichszahlungen, Schutzklauseln über fünf Jahre, die In-
vestitionsförderung und eine bis 2004 geltende staatliche Beihilfe an landwirtschaftliche
Bergbauernbetriebe (Hancvencl 2002).
Die GAP beinhaltet die gemeinsame Marktorganisation und die Direktzahlungen in der
«ersten Säule» der GAP. Diese dient der Regelung der Produktion von und des Handels
mit landwirtschaftlichen Erzeugnisse in der EU. Die «zweite Säule» der GAP beinhaltet
sowohl Umweltmassnahmen, die über die erste Säule hinausgehen, als auch die Entwick-
lung der ländlichen Räume. Das Besondere an der GAP ist die gemeinschaftliche Rege-
lung, Entscheidung und Finanzierung auf EU-Ebene. Somit stellt die GAP einen der weni-
gen Politikbereiche der EU dar, der nicht auf Ebene der Mitgliedsstaaten entschieden
wird.
Wie in der Schweiz wird die Agrarpolitik der EU regelmässig reformiert. Die wichtigs-
ten Reformschritte der EU GAP seit 1992 sind:
–– Um den massiven Produktionsüberschüssen, den Finanzierungsproblemen und der
steigenden Umweltdegradierung entgegenzuwirken, leitete die «MacSharry-Reform»
(1992) das Ende der Markt- und Preisstützung ein. Dabei wurden Ackerflächen stillge-
legt und im Gegenzug Ausgleichszahlungen zur Kompensierung von Einkommensver-
lusten über Flächen- und Tierprämien eingeführt. Damit wurden die staatlichen Trans-
ferzahlungen von der Produktion entkoppelt (Swinbank 1999). Diese Entkopplung ist
eine Reaktion auf die Forderung der WTO-Gespräche nach einem Abbau von produk-
tions- und handelsverzerrenden Massnahmen (K irschke und Weber 2004; Swinbank
1999). Darüber hinaus wurden erstmals in der GAP Agrarumweltprogramme (in Öster-
reich später ÖPUL) eingeführt (BMEL 2014; Hancvencl 2002; K irschke und Weber
2004).
–– Die «Agenda 2000» (1999) führte die im Jahr 1992 eingeführte Entkopplung von staat-
lichen Transferzahlungen und Produktion weiter, indem sie die Stützpreise weiter
senkte und die Einkommensstützung über Direktzahlungen weiter anhob. Der wich-
tigste Reformschritt der Agenda 2000 aber ist die Einführung des bis heute angewand-
ten Zwei-Säulen-Prinzips. Mit der zweiten Säule der GAP «Förderung der Entwicklung
des ländlichen Raums» wird die Entwicklung der Landwirtschaft, des ländlichen Rau-
mes und eine umweltverträglichere Landbewirtschaftung gefördert (BMEL 2014;
Hancvencl 2002; K irschke und Weber 2004).
–– Die «Halbzeitbewertung» (2003) führte die Entkoppelung der Direktzahlungen von der
Produktion und die Bindung der Direktzahlungen an Cross Compliance ein (Verordnung
Landwirtschaft in den Alpenländern: Ein Gesundheits-Check 33

(EG) Nr. 1782/2003 des Rates vom 29. September 2003). Die Reform wird auch als
«Luxemburger-Beschlüsse» und in Österreich zum Teil als «Fischler-Reform» bezeich-
net.
–– Die «Health-Check»-Reform (2008) hatte mit einer stärkeren Modulation der Direkt-
zahlungen eine Kürzung der EU-Agrarausgaben zum Ziel.
–– Das «Greening» (2013) stellte verstärkt die Förderung von Gemeingütern in den Vor-
dergrund, mit einer verpflichtenden Anbaudiversifizierung in der Fruchtfolge, des Er-
halts von Dauergrünland und einer ökologieorientierten Flächennutzung (Abb. 4, Bailey
et al. 2016).

In der EU entfallen lediglich 24 Prozent (etwa 99 Mrd. Euro) des für 2014 bis 2020 vorge-
sehenen Förderbeitrags für die Landwirtschaft von ungefähr 411,7 Milliarden Euro auf die
ländliche Entwicklung. Von diesen 99 Milliarden Euro sind mindestens 30 Prozent für Um-
welt- und Klimaschutzmassnahmen zu verwenden, was lediglich 7,2 Prozent der gesam-
ten Ausgaben für die Landwirtschaft entspricht (Stolze et al. 2016). Im Jahr 2015 lag das
österreichische Agrarbudget (EU-, Bundes- und Landesmitteln) bei 1,93 Milliarden Euro,
das ist ein Minus von 127 Millionen Euro bzw. 6,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr
(BMLFUW 2016b). Davon gehen 19,8 Prozent (382,7 Mio. Euro) in das österreichische
Agrarumweltprogramm ÖPUL und 13,1 Prozent (252,6 Mio. Euro) als Ausgleichzulage an
Betriebe in benachteiligten Gebieten (BMLFUW 2016b).

Umsetzungs-
Mechanismus
2. Säule GAP
Entwicklung des Freiwillig mit
ländlichen Raums Ausgleichszahlungen für
entstandene Kosten und
(inkl. Agrarumwelt- und
Kumulativer Nutzen

Einkommensverluste
Klimaschutz-Massnahmen)
für die Umwelt

1. Säule GAP Ökologisierungskomponente Obligatorische Massnahmen mit


(Greening) finanzieller Unterstützung

Umweltschutzauflagen nach
Cross-Compliance regulatorischen
Voraussetzungen

Landwirtschaftliche Fläche (die für staatliche Transfer-


leistungen der 1. und 2. Säule in Betracht kommt)

Abb. 4. Übersicht über die GAP Reform 2014-2020 in der EU. Quelle: Europäische Kommission 2013,
modifiziert.
34 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

2.1.3 Fazit

Grundsätzlich stellen die Einführung des ökologischen Leistungsnachweises in der


Schweiz und des österreichischen Agrar-Umweltprogramms ÖPUL seit den 1990er Jah-
ren eine Neuausrichtung der jeweiligen Agrarpolitik dar. Die Phase 2 der Agrarpolitik der
beiden Alpenländer Schweiz und Österreich ist – wie im vorhergehenden Kapitel be-
schrieben – von einer Ökologisierung geprägt. Trotz einiger dadurch ausgelöster positiver
Entwicklungen, wie etwa sehr hohe Flächenanteile mit biologischer Bewirtschaftung in
einigen inneralpinen Regionen (Ungunstlagen), stehen die Direkt- bzw. Transferzahlungen
immer wieder in der Kritik. So kritisierte beispielsweise der österreichische Rechnungs-
hof, dass im österreichischen Agrarumweltprogramm ÖPUL keine spezifischen Ziele for-
muliert wurden (Österreichischer Rechnungshof 2013). Weitere Kritikpunkte sind nur mo-
derate oder fehlende nachweisliche Umweltverbesserungen durch ÖPUL. Die meiste
Kritik setzt vor allem bei den tier- und flächengebundenen Transferzahlungen an, die mit
keiner konkreten Agrarumweltleistung verbunden sind. Dennoch führte die pauschale Ab-
geltung von relativ unspezifischen Leistungen, gepaart mit minimalen Anforderungen, zu
einer Einkommenssicherung landwirtschaftlicher Betriebe, vor allem in den Ungunstla-
gen. Im Vergleich zu den anderen Alpenländern wie etwa Italien oder Frankreich ist der
Rückgang der landwirtschaftlichen Flächen in der Schweiz und Österreich in den letzten
Jahrzehnten jedoch relativ gering und der Anteil von landwirtschaftlichen Nutzungsflä-
chen immer noch hoch (Streifeneder 2016; Tasser et al. 2011).
Obwohl sich die GAP stärker ökologisch ausgerichtet hat, werden die europäischen
Umwelt- und Tierschutzziele nur eingeschränkt erreicht (Garske und Hoffmann 2016;
Wrbka et al. 2008). Wrbka et al. (2008) kritisieren, dass die ÖPUL-Massnahmen nicht ge-
nügend zielgerichtet sind, um die Biodiversitätsverluste zu stoppen. Die 2013 eingeführte
Greening-Komponente hatte zum Ziel, die EU Landwirtschaft umweltfreundlicher zu ge-
stalten. Das Grunddilemma der Greening-Komponente ist, dass alle Umweltmassnahmen
in der ersten Säule der GAP obligatorisch sind und daher für alle Betriebe gleichermassen
gelten. Daher strebt die Verwaltung eine einfache Administration und Kontrolle an. Aus-
serdem können diese für alle Betriebe geltenden Agrarumweltmassnahmen nicht im glei-
chen Masse zielgerichtet formuliert werden wie in der zweiten Säule (Forstner et al.
2012). Anstatt die Ambitionen für eine umweltfreundliche Landwirtschaft zu erhöhen,
gibt es für zahlreiche Betriebe Ausnahmeregelungen, weshalb die vom Greening betroffe-
ne Fläche relativ klein ist (Hart 2015b). Ausserdem können die Greening-Massnahmen
oft durchgeführt werden, ohne dass die Bewirtschaftung geändert werden muss (Hart
2015a). Daher ist nicht zu erwarten, dass das Greening zu einer umwelt- und klimafreund-
licheren Landwirtschaft führen wird (Stolze et al. 2016). Zwar ist im GAP-Reformpaket
2014-2020 eine verstärkte nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen und Klima-
schutzmassnahmen enthalten, doch darf keine wesentliche Verbesserung in Bezug auf
die Umwelt und Umweltfolgen der Landwirtschaft erwartet werden (Pe’er et al. 2014).
In der Schweiz haben das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) und das Bundesamt
für Umwelt (BAFU) 2008 mit Blick auf die Weiterentwicklung der Agrarpolitik 2014-2017
Landwirtschaft in den Alpenländern: Ein Gesundheits-Check 35

Umweltziele für die Landwirtschaft veröffentlicht und den erforderlichen Beitrag der
Landwirtschaft zum Erreichen der Schweizer Umweltziele konkretisiert (BAFU und BLW
2008). Bis 2016 konnte jedoch keines dieser Umweltziele vollständig erreicht werden
(Schweizerischer Bundesrat 2016). Verfehlt wurden die Umweltziele der Landwirtschaft
insbesondere bei der Biodiversität, den Treibhausgasen, dem Stickstoff und der Boden-
fruchtbarkeit. Bei den Stickstoffeinträgen in die Gewässer sowie bei den Ammoniak- und
Treibhausgasemissionen fand ein Rückgang statt, vor allem zwischen 1990 und 2000.
Seither stagnieren sie aber auf hohem Niveau (Jan et al. 2013; Schweizerischer Bundesrat
2016).
Von der Gesellschaft wird der Druck jedoch stärker, die landwirtschaftlichen Förderun-
gen mit klar umrissenen ökologischen und sozialen Leistungen zu koppeln. Dies firmiert
unter dem Schlagwort «public money for public goods». Eine Grund dafür dürften die ho-
hen Folgekosten der intensiven Landwirtschaft und die Einsparungsmöglichkeiten einer
extensiveren Landwirtschaft sein, wie zum Beispiel Schader et al. (2013) für Österreich
aufzeigten. Darüber hinaus wird das in der EU festgelegte «Verursacherprinzip» auch für
die Landwirtschaft eingefordert.

2.2 Die Folgen der aktuellen landwirtschaftlichen Praxis auf die


Umwelt: Anspruch und Wirklichkeit

Roger Biedermann, Andreas Bartel, Othmar Schwank, Rebekka Frick, Matthias Meier,
Klavdija Ramsak-Noemi, Gerhard Zethner, Rainer Weisshaidinger

Damit die Folgen der aktuellen landwirtschaftlichen Praxis auf die Umwelt bestimmt wer-
den können, müssen die massgeblichen Treiber analysiert werden, welche sich negativ
auf die Umwelt auswirken. Dabei zeigt sich, dass Stickstoff (N) der Haupttreiber ist. Wir
gehen daher von der Leitsubstanz Stickstoff aus und betrachten in der Folge die Wirkung
von Phosphor und von Pflanzenschutzmitteln (Pestiziden). Im Weiteren wird auf die Nut-
zungsintensivierung eingegangen.
Stickstoff ist mit seinen vielfältigen Erscheinungsformen und aufgrund seiner Funktion
als lebensnotwendiger Nährstoff ein Schlüsselelement für das Leben auf der Erde. Doch
sind die Emissionen an reaktiven Stickstoffverbindungen aus Landwirtschaft, Verkehr, In-
dustrie und Haushalten in die Umwelt erheblich und greifen drastisch in den natürlichen
Stickstoffkreislauf ein. Seit Beginn der Industrialisierung hat sich die Freisetzung dieser
Stickstoffverbindungen fast verzehnfacht (Biedermann und Leu 2003; SRU 2015).
Reaktive Stickstoffverbindungen belasten Umwelt und Gesundheit auf vielfältige und
komplexe Weise (Abb. 5). Wasser wird durch lösliche Stickstoffverbindungen wie Nitrat
beeinträchtigt, Stickoxide und Feinstaub belasten die Luft, Lachgas und Aerosole tragen
zum Klimawandel bei. Zudem schädigt die Summe aller reaktiven Stickstoffformen, die
durch menschliche Aktivitäten emittiert werden, über Versauerung und Eutrophierung
terrestrische und aquatische Ökosysteme. Festgestellt werden massive Verluste an Bio-
36 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

Abb. 5. Auswirkungen von reaktiven Stickstoffverbindungen auf Mensch und Umwelt. Quelle: SRU 2015.

diversität, Algenblüten in den Meeren (z. B. Nordsee) sowie negative Auswirkungen auf
die Wälder (Heldstab et al. 2014). Gruber und Galloway (2008) bringen es auf den Punkt:
«With humans having an increasing impact on the planet, the interactions between the
nitrogen cycle, the carbon cycle and climate are expected to become an increasingly im-
portant determinant of the Earth system».
Das Umweltproblem Stickstoff – wie auch andere Nährstoffe wie Phosphor und Ka-
lium – ist in der Vergangenheit, trotz grundsätzlicher Standortbestimmungen – erstmals
durch die Projektgruppe Stickstoffhaushalt Schweiz (1996) – zu stark in den Hintergrund
getreten, sodass wir heute wegen der Überdüngung (Eutrophierung) massive Probleme
in der Natur haben (Reichholf 2011). Der deutsche Sachverständigenrat für Umweltfra-
gen hält deshalb in seinem Bericht «Stickstoff – Lösungsstrategien für ein drängendes
Umweltproblem» fest, dass zu hohe Einträge von Stickstoffverbindungen eines der gros-
sen ungelösten Umweltprobleme unserer Zeit sind und betont dabei die grosse Bedeu-
tung der landwirtschaftlichen Produktion in Bezug auf Stickstoffemissionen (SRU 2015).
Stickstoff ist zu einer globalen Herausforderung geworden, wie etwa der Weltagrarbericht
(IAASTD 2009) oder auch der World Development Report der Weltbank (The World Bank
2007) zeigen.
Landwirtschaft in den Alpenländern: Ein Gesundheits-Check 37

2.2.1 Stickstoff als Indikator landwirtschaftlicher Intensivierung

Die Stickstoffverbindungen und ihre Auswirkungen


In der Natur existieren sieben Oxidationsstufen von Stickstoff, die sich in mannigfaltigen
Prozessen umwandeln und welche sich in allen Umweltsphären bewegen und dort so-
wohl hohen Nutzen stiften als auch schädliche Wirkungen ausüben.
Neben dem nicht reaktiven Luftstickstoff (N2 ) finden sich reaktive Stickstoffverbindun-
gen, welche ökologisch relevant sind. Tabelle 4 fasst deren für die vorliegende Untersu-
chung massgebenden Eigenschaften zusammen. Es gibt weitere Verbindungen, die auf-
grund ihres geringeren Vorkommens nicht in der Tabelle aufgeführt sind (z. B.
Salpetersäure). Neben den in Tabelle 4 dargestellten Schadwirkungen von ökologisch re-
levanten Stickstoffverbindungen ist auch die Summe aller Stickstoffverbindungen wichtig,
also der Gesamtstickstoff Ntot. Dieser ist unter anderem, wenn zu hoch, verantwortlich für
die Schädigung terrestrischer Ökosysteme (z. B. Wald) und flacher Meere (Heldstab et al.
2010; Projektgruppe Stickstoffhaushalt Schweiz 1996).

Die Rolle der Landwirtschaft im Stickstoffhaushalt


Um die Rolle der Landwirtschaft im Stickstoffhaushalt zu bewerten, ist es sinnvoll die
anthropogenen Emissionen an reaktiven Stickstoffverbindungen aus der Landwirtschaft
mit denen aus anderen Quellen zu vergleichen. In Tabelle 5 ist dies für die atmosphärisch
relevanten Stickstoffverbindungen dargestellt. Dabei fällt auf, dass die Landwirtschaft bei
den luftgetragenen reaktiven Stickstoffverbindungen (NO2-N und NH3 -N) heute am meis-
ten zu den Emissionen beiträgt.

Betrachtet man die Hydrosphäre verlassen über die Flüsse folgende Frachten das Gebiet
der beiden Länder:
–– Schweiz: 73 Kilotonnen Stickstoff pro Jahr (kt N/Jahr)
–– Österreich: 90 kt N/Jahr.

In der Landwirtschaft wird der natürliche Umsatz von Stickstoff intensiviert, um die Pro-
duktivität der Kulturen zu erhöhen und damit die Lebensmittelversorgung der Bevölke-
rung sicherzustellen. Diese Zufuhr von Stickstoff geschieht einerseits natürlicherweise
durch den Anbau von Pflanzen (z. B. Leguminosen oder Hülsenfrüchtler), welche auf-
grund einer Symbiose mit Bakterien zur biologischen Stickstofffixierung befähigt sind und
so Stickstoff (N2 ) aus der Atmosphäre auf andere Nutzpflanzen übertragen. Andererseits
werden aus dem Luftstickstoff industriell hergestellte mineralische Stickstoffdünger so-
wie Hofdünger aus der Tierhaltung verwendet. Im Vergleich zu anderen Sektoren wird
heute innerhalb der Landwirtschaft weitaus am meisten Stickstoff umgesetzt. Ein Teil des
Stickstoffs geht aus den landwirtschaftlichen Produktionssystemen verloren.
Bei der Analyse der Stickstoffflüsse ist es hilfreich, die Stoffflüsse in «treibende» und
«induzierte» Flüsse zu unterteilen (GSK 1993). Treibende Stoffflüsse sind besser steuer-
bar als die induzierten Stoffflüsse (Heldstab et al. 2013). Die wichtigsten «treibenden»
38 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

Tab. 4. Die wichtigsten Stickstoffverbindungen in der Umwelt, ihre Eigenschaften, Quellen und Auswir-
kungen. Quellen: Projektgruppe Stickstoffhaushalt Schweiz 1996, Heldstab et al. 2010.

Stickstoffverbindung Chem. Eigenschaften Hauptquelle/Entstehung Auswirkungen

N2 Gasförmig, nicht 78 % der Atemluft Keine


Luftstickstoff reaktiv
R-NH2 Nicht reaktiv ––Biologische Prozesse Sauerstoffzehrung beim
Organisch ––Nahrungs- und Futter- biologischen Abbau von
gebundener mittel (Eiweisse) Biomasse in den Gewäs-
Stickstoff sern
NOx (NO, NO2) Gasförmig, reaktiv ––Verkehr (Motoren) ––Bildung von bodennahem
Stickoxide (Stickstoff- ––Haushalte/Dienstleistun- Ozon und weiteren
monoxid, -dioxid), gen (Heizungen) Photooxidantien durch
Peroxyacetylnitrat ––Industrie (Feuerungen) chemische Reaktionen
(PAN) ––NO2, PAN sind Sekun- mit VOC
därschadstoffe, entste- ––Bildung von Aerosolen
hen durch atmosphäri- (Nitrat)
sche Reaktionen aus NO ––Erkrankung der Atemwe-
ge
––Eutrophierung und
Versauerung von Ökosys-
temen durch Deposition
NH3/NH4+ NH 3 : ––Nutztierhaltung in der ––Versauerung und Eutro-
Ammoniak/ gasförmig NH4 +: Landwirtschaft (Stall, phierung von Böden und
Ammonium wasserlöslich, Düngerlager, Weiden) Ökosystemen, Biodiversi-
reaktiv ––Herstellung, Lagerung, tätsverluste
Anwendung von ––Bildung von sekundären
Düngemitteln Aerosolen (Ammonium)
––Abwassereinleitung in ––Fischgift
Oberflächengewässer
N 2O Gasförmig, reaktiv ––Denitrifikation: Mikrobi- ––Starkes Treibhausgas (310
Lachgas elle Umwandlungspro- mal stärker als CO2 )
zesse von Nitrat/Nitrit zu ––Beitrag zur Zerstörung der
Lachgas und N2 in stratosphärischen
Böden, Gewässern und Ozonschicht (Erhöhung
Abwasserreinigungsan- der Hautkrebs- und
lagen Mutationsrate)
––Landwirtschaftliche
Produktion
––Bodenverdichtung
––Industrieprozesse
NO3- Wasserlöslich, ––Oxidationsprodukt aus ––Belastung von Grund- und
Nitrat reaktiv Stickstoffoxiden, Oberflächengewässern
organischen N-Verbin- inkl. Meere
dungen und aus ––Gesundheitsprobleme bei
Ammonium/Ammoniak stark belastetem Trink-
––Praxis des Ackerbaus, wasser (Nitrosamin-Prob-
Einsatz von Düngern lem)
––Industrie- und Kommu- ––Eutrophierung von
nalabwässer Ökosystemen
––Deposition von atmo- ––Belastung von Meeres-
sphärischen N-Verbin- und Küstenökosystemen
dungen
NO2- Wasserlöslich, Zwischenprodukt bei der Fischgift
Nitrit kurzlebig, reaktiv Nitrifikation von Ammo-
nium zu Nitrat in Böden
und Gewässern
Landwirtschaft in den Alpenländern: Ein Gesundheits-Check 39

Tab. 5. Darstellung der anthropogenen Emissionen von reduzierten und oxidierten Stickstoffverbindun-
gen nach Stoffquellen. Quellen: BAFU 2017b, UBA 2017a.

Schweiz Österreich

Kategorie Einheit 2005 2015 2005 2015

Stickoxide NOx-N
Verkehr, Industrie, Haushalte kt 26,8 17,1 68,8 41,5
Landwirtschaft kt 1,0 0,9 3,0 3,3
Total kt 27,7 18,0 71,8 44,9
Ammoniak NH3-N
Verkehr, Industrie, Haushalte kt 4,8 3,4 3,3 2,3
Landwirtschaft kt 47,8 46,5 49,4 51,9
Total kt 52,5 49,9 52,7 54,2

Stoffflüsse sind: der Input von Stickstoff über Futtermittel- und Handelsdüngerimporte,
durch Verbrennungsprozesse verursachte Stickoxid-Emissionen sowie Ammoniak-Emis-
sionen aus der Landwirtschaft. Diese sind, gemeinsam mit der Art und Weise, wie die
landwirtschaftlichen Böden bearbeitet und bepflanzt werden, verantwortlich für die An-
kurbelung aller übrigen, sprich der «induzierten» Stoffflüsse. Dazu zählen unter anderem
die Nitrat-Auswaschung aus Böden, Abflüsse ins Ausland sowie die atmosphärische De-
positionen.
Im Folgenden wird für die einzelnen Umweltsphären die zeitliche Entwicklung der
Stickstoffflüsse mit der dazugehörenden Interpretation im Bereich Landwirtschaft detail-
lierter abgehandelt. Die wichtigsten Stickstoffverluste aus dieser Quelle sind Nitrataus-
waschung und Abschwemmung aus Landwirtschaftsböden, Ammoniakemissionen aus
der Tierhaltung und Denitrifikationsverluste (NH3, N2O, NOx ) aus Landwirtschaftsböden.

Die Stickstoffbilanzen der Landwirtschaft


Eine wesentliche Eingangsgrösse für die Ermittlung der Emissionen ist der Saldo der
Nährstoffbilanz bezogen auf die landwirtschaftlich genutzte Fläche. Eine Methode nach
den Vorgaben der OECD erlaubt es nationale Stickstoffbilanzen zu erstellen und einzelne
Länder miteinander zu vergleichen (BMLFUW 2012, 2016a). Die OECD-Methode wird
auch für die Stickstoffbilanzen des Europäischen Statistischen Zentralamts Eurostat her-
angezogen (Eurostat 2013).
In Tabelle 6 werden für die Schweiz und für Österreich in einer Stickstoffbilanz die
Stickstoff-Inputs (Stickstoff für die Erzeugung) den Outputs (Stickstoff in den Endproduk-
ten) gegenübergestellt. Gemessen an der Landwirtschaftsfläche ohne Miteinbezug der
Sömmerungsflächen sind die Stickstoffüberschüsse in Österreich von 51 Kilogramm
Stickstoff pro Hektar und Jahr (kg N/ha/Jahr) 1995 auf 47 kg N/ha/Jahr 2013 zurückgegan-
gen. In der Schweiz sind sie von 106 kg N/ha/Jahr 1995 auf 89 kg N/ha/Jahr 2013 zurück-
gegangen. Der Überschuss im Jahr 2013 war demnach in der Schweiz fast doppelt so
Tab. 6. Stickstoffbilanz Landwirtschaft Schweiz und Österreich (Fussnoten vgl. S. 41).
40

Schweiz Österreich
Einheit 1995 2005 2010 2013 1995 2005 2010 2013

Input1
Mineralische und organische Dünger tN 67 533 57 108 59 862 50 388 150 133 106 216 99 736 121 102
Wirtschaftsdünger tN 140 617 132 511 133 980 132 338 182 950 189 644 172 440 166 348
Saat- und Pflanzgut tN 892 907 932 975 2868 2673 2662 2748
N-Fixierung tN 32 915 33 475 33 802 33 343 31 007 35 385 35 938 33 750
Deposition tN 31 648 27 413 26 632 26 488 52 830 47 319 45 778 39 487
Input gesamt tN 273 606 251 414 255 208 243 532 419 788 381 237 356 553 363 435
Output1
Marktfrüchte tN 28 658 26 009 23 600 22 033 93 202 106 735 104 762 124 085
Ackerfutter und Grünland tN 129 852 132 393 131 698 128 337 167 888 192 528 167 735 168 113
Output gesamt tN 158 510 158 402 155 298 150 370 287 558 299 263 272 497 252 064
Überschuss tN 115 096 93 012 99 910 93 162 132 230 81 974 84 056 111 371
Landwirtschaftsfläche2 kha 1083 6 1065 1052 1050 2575 2536 2412 2366
Überschuss je ha kg N/ha 106 87 95 89 51 32 35 47
Grossvieheinheiten (GVE) 3 gesamt kGVE 1824 4 1768 1794 1793 2851 2454 2517 2439
Tierbesatz GVE/ha 1,7 1,7 1,7 1,7 1,1 1,0 1,0 1,0
Überschuss je GVE3 kg N/GVE 63,1 52,6 55,7 52,0 46,4 33,4 33,4 45,7
Kalorienproduktion Pflanzenbau5 Tcal 3352 3476 3361 3238 8930 10 617 11 355 11 409
Kalorienproduktion Tierhaltung5 Tcal 3077 3154 3262 3220 4268 4460 4517 4325
Kalorienproduktion Landwirtschaft gesamt5 Tcal 6430 6631 6624 6458 13 198 15 077 15 872 15734
N-Effizienz je produzierter Kalorie kg N/Gcal 42,6 37,9 38,5 37,7 31,8 25,3 22,5 23,1
kg N/Gcal
Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

Überschuss je produzierter Kalorie 17,9 14,0 15,1 14,4 10,0 5,4 5,3 7,1
Landwirtschaft in den Alpenländern: Ein Gesundheits-Check 41

(Fortsetzung Tab. 6)
1 Quellen: BMLFUW 2012, 2016a, BFS 2017b.
2 Exkl. Sömmerungsflächen (Alp- bzw. Almflächen). Quellen: BFS 2017b, BMLFUW 2016b.
3 GVE = Grossvieheinheit gemäss Eurostat-Methodik: «Als Referenzeinheit für die Berechnung der
Grossvieheinheiten (=1 GVE) dient der Futterbedarf (Weideäquivalent) einer erwachsenen Milchkuh
mit einer Jahresmilchleistung von 3000 kg ohne Zufütterung von Kraftfutter.» (Eurostat o. J.).
4 Wert Schweiz 1995: Eigene Berechnung aufgrund nicht verfügbarer Eurostat-Daten für 1995: Prozen-
tuelle Veränderung 1995-2005 gemäss Daten zu GVE von BFS 2016b, Übertrag auf Eurostat-Wert von
2005.
5 Quelle: Eigene Berechnung auf Basis FAO (2017a).
6 Wert für das Jahr 1996.

hoch wie in Österreich. Seit 2010 beträgt der Stickstoffüberschuss in der Schweiz jährlich
durchschnittlich rund 90 kg N/ha, in Österreich etwa 35 kg N/ha (BFS 2017d; BMLFUW
2016a). Konkret betrug der Stickstoffüberschuss im Jahr 2013 in der Schweiz rund 93 000
t und in Österreich rund 110 000 t. Im Jahr 2014 nimmt er in der Schweiz leicht ab auf
89 900 t und in Österreich deutlich auf 71 500 t. Es zeigt sich, dass bei den nationalen
Stickstoffbilanzen, welche nach der OECD-Methode berechnet werden, grosse jährliche
Differenzen bestehen. So bewegte sich in Österreich der jährliche Stickstoffüberschuss
pro ha im Zeitraum 2007 bis 2014 zwischen 23 kg und 41 kg (bezogen auf die Landwirt-
schaftsfläche, inkl. Sömmerungsflächen, in Tab. 6 nicht dargestellt; BMLFUW 2016a). Die
Hauptursache dieser Unsicherheiten liegt bei der Ermittlung der Daten zu den Mineral-
düngerverkäufen und des Nährstoffentzugs durch die Erntemenge (BMLFUW 2016a).
In der Schweiz wird die Stickstoffeffizienz nach der OSPAR-Methode (BLW 2016a;
Heldstab et al. 2010) berechnet, welche wesentlich genauer differenziert als die Euro-
stat-OECD. Dadurch erklären sich die Unterschiede in den Resultaten. Abbildung 6 zeigt
eine Zeitreihe der Stickstoff-Inputs in die Landwirtschaft.
Besonders zwei Entwicklungen sind auffallend: Einerseits hat der jährliche Einsatz von
Mineral- und Recyclingdünger seit 1995 von jährlich 69 kt N auf 53 kt N im Jahr 2014 um

kt N
70
60
50
40
30
20
10
0
1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
Jahr
Deposition auf Landwirtschaftsböden Import-Futtermittel Mineral- und Recyclingdünger

Abb. 6. Inputs von Stickstoff in die schweizerische Landwirtschaft. Quelle: BLW 2016a, ergänzt nach
Heldstab et al. (2010).
42 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

23 Prozent abgenommen. Die Stickstoffbilanz von importierten Futtermitteln zeigt hin-


gegen eine Zunahme von 28 kt N im Jahr 1995 über 35 kt N im Jahr 2005 auf 51 kt N im
Jahr 2014 (BLW 2016a). Dies ist nahezu eine Verdoppelung innerhalb von 20 Jahren. Die
atmosphärische Deposition auf Landwirtschaftsböden ist als Folge der Lufthygienemass-
nahmen im europäischen Raum zurückgegangen, während die Stickstofffixierung (in Abb.
6 nicht aufgeführt) sich nur wenig verändert hat. Sie bewegt sich im letzten Jahrzehnt um
Werte von 36 kt N/Jahr.

Einfluss des Stickstoffs auf die Umweltsphäre Wasser: Frachten über Ober­
flächenwasser
Die in den letzten Jahrzehnten erfolgten massiven Eingriffe in den Stickstoffkreislauf ha-
ben zur Folge, dass wir beim Medium Wasser vor zwei Hauptproblemen stehen. Einer-
seits verursachen die grossen Stickstofffrachten der Flüsse aus den Alpenländern in den
Meeren grosse ökologische Schäden. Andererseits werden die Grundwasser vor Ort mit
dem gesundheitsschädlichen Nitrat angereichert (Heldstab et al. 2010; IARC 2006).
Überschüssige Stickstoffkonzentrationen in Flüssen beeinträchtigen marine Ökosyste-
me (Projektgruppe Stickstoffhaushalt Schweiz 1996). Der Eintrag von Stickstoff in die
Nordsee über die Zuflüsse ist heute auf das rund drei- bis vierfache der natürlichen Fracht
angestiegen (Prasuhn und Sieber 2005). Als Folge davon hat sich beispielsweise im nie-
derländischen Wattenmeer seit Mitte der 1970er Jahre die Biomasseproduktion des
Phytoplanktons innerhalb von 20 Jahren verdoppelt bis verdreifacht. In Übergangs- und
Küstengewässern ist Stickstoff für das Wachstum von Algen limitierend. Somit führt die
Zufuhrt von Stickstoff zur Eutrophierung. Aus diesem Grund ist die Begrenzung des Stick-
stoffeintrages äusserst relevant (Heldstab et al. 2010). Reduktionsstrategien setzen da-
bei auf der Ebene des Gesamteinzugsgebiets an. Die Nordsee-Anliegerstaaten und die
Internationale Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR) haben beschlossen, die Stick-
stoffeinträge in die Nordsee gegenüber dem Basisjahr 1985 so bald als möglich um 50
Prozent zu vermindern (Heldstab et al. 2010). Die Schweiz hat den Beschluss unterzeich-
net und ein Ziel festgeschrieben mit dem gleichzeitig die Nitratproblematik im Grundwas-
ser angegangen werden kann. Denn die diffusen Einträge der Landwirtschaft liefern über
den Weg vom Boden ins Grundwasser und dann in die Oberflächenwasser den Hauptteil
der Frachten in den Flüssen (Heldstab et al. 2010). Die Schweiz ist, wie auch die übrigen
Signaturstaaten, weit von der Zielesetzung entfernt, die Einträge zu vermindern. Wäh-
rend die Einträge aus häuslichen und industriellen Abwässern seit 1995 deutlich zurück-
gegangen sind, sind die diffusen Einträge aus der Landwirtschaft kaum verringert wor-
den. Im schweizerischen Rheineinzugsgebiet unterhalb der Seen ist die Stickstoffbelastung
durch diffuse Einträger aus der Landwirtschaft zwischen 1985 und 2001 kontinuierlich
gesunken. Seit 2001 jedoch bleiben sie auf dem Niveau von jährlich 16 kt Stickstoff an-
nähernd gleich. Somit übersteigen heute in beiden Ländern die Stickstofffrachten aus der
Landwirtschaft in die Gewässer diejenigen aus der Abwasserreinigung.
Landwirtschaft in den Alpenländern: Ein Gesundheits-Check 43

Mit dem Modell MODIFFUS (Hürdler et al. 2015) wurde für die Schweiz für das Jahr
2010 ein diffuser Eintrag von insgesamt 51,5 kt Gesamtstickstoff errechnet. Davon stam-
men 32,2 kt N/Jahr aus dem Hauptemittenten «landwirtschaftliche Böden» und eine ak-
tuelle Prognose zeigt, dass die Auswaschung bis ins Jahr 2020 auf diesem hohen Niveau
bleiben wird (Reutimann und Heldstab 2015). Der flächenspezifische Eintrag ist dabei mit
48 kg N/ha/a besonders hoch. Hotspots dieser Einträge finden sich im Berner Seeland, im
unteren Rhonetal (Raum Monthey), im St. Galler Rheintal etc. (Hürdler et al. 2015).
Für Österreich ist der Eintrag in die Nordsee nur für einen sehr geringen Teil der Land-
flächen entscheidend. Der weitaus grösste Teil (96 %) der österreichischen Landfläche
wird über die Donau in das Schwarze Meer entwässert. Die damit verbundenen Nähr-
stofffrachten tragen zusammen mit denen aus anderen Ländern zur grossen Umweltbe-
lastung dieses Binnenmeers bei. Die Anrainerstaaten haben sich in der Internationalen
Kommission zum Schutz der Donau (IKSD) vertraglich dazu verpflichtet, die Stickstoffbe-
lastungen der Donau und damit den Eintrag ins Schwarze Meer zu reduzieren (ICPDR
2018). Verglichen mit dem Vertrag der Nordsee-Anrainerstaaten sind die damit verbunde-
nen Verpflichtungen jedoch weit weniger konkret.
Die Abschätzung der Nährstoffeinträge in die Gewässer erfolgte mit Hilfe des an die für
Österreich typischen Verhältnisse angepassten MONERIS-Modells (BMLFUW 2012). Da-
bei ergab sich eine Reduktion der Gesamtstickstoffemissionen von 100 552 t N/a (für den
Betrachtungszeitraum 1998-2002) auf 80 315 t N/a (für den Betrachtungszeitraum 2001-
2006). Die Einträge stammen zu 20 Prozent aus Punktquellen und zu 80 Prozent aus dif-
fusen Quellen. Mit knapp 50 Prozent ist die Landwirtschaft die Hauptquelle für Stickstoff-
emissionen in die Fliessgewässer.

Einfluss des Stickstoffs auf das Grundwasser


Die Auswaschung von dem im Boden gebildeten oder zugeführten Nitrat ins Grundwas-
ser widerspiegelt die heutige Praxis der Landwirtschaft. Sie kann auf verschiedene Arten
verringert werden: Art und Dauer des Bewuchses (resp. Anteil Brache, offene und bestell-
te Ackerfläche), Fruchtfolge, der Bodenart angepasste Kulturen, Bodenbearbeitung sowie
Menge und Form der Stickstoffdüngung. Während bei günstigen Bedingungen die Aus-
waschungsrate unter Grasland um 5-10 kg N/ha/Jahr liegt, konnte sie in den 1990er Jah-
ren bei ungünstigen Bedingungen unter Ackerland/Gemüse/Reben 300 kg N/ha/Jahr
oder mehr betragen (GSK 1993). Cross Compliance, ÖPUL und Ökologischer Leistungs-
ausweis haben dazu geführt, dass heute die Auswaschungsraten geringer sind. Doch mit
75 kg N/ha/Jahr trägt der Maisanbau massiv zu dieser Problematik bei (Schmid und Pra-
suhn 2000).
Die diffusen Einträge der Landwirtschaft aus den Böden ins Grundwasser haben einen
direkten Einfluss auf dessen Qualität. Grundwasser ist lebensnotwendig für Mensch und
Tier und so hat der Gesetzgeber entsprechende Normen vorgegeben, die jedoch in land-
wirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten vielfach nicht eingehalten werden. In Öster-
reich und der Schweiz werden die Trinkwassergrenzwerte für Nitrat sehr unterschiedlich
formuliert.
44 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

Im österreichischen Wasserrechtsgesetz (WRG) von 1959 ist festgehalten, dass Grund-


und Quellwasser generell Trinkwasserstandards entsprechen muss. Der Grenzwert für
Nitrat beträgt laut Trinkwasserverordnung (TWV) zwar 50 mg/l, die Qualitätszielverord-
nung Chemie Grundwasser (QZV Chemie GW) schreibt jedoch einen Vorsorgewert von
45 mg/l vor. In Österreich unterschreitet der Grossteil der Grundwassermessstellen den
Vorsorgewert von 45 mg/l, vor allem im Nordosten des Landes wird dieses Ziel jedoch
nicht erreicht, bei einigen Messstellen sind auch steigende Nitratwerte zu beobachten
(BMLFUW 2015c). 2014 überschreiten 10,8 der Messstellen die Grenze von 50 mg/l (ge-
mäss EU Wasserrahmenrichtlinie), etwa 46 Prozent dieser Messstellen liegen in Beob-
achtungs- und voraussichtlichen Massnahmengebieten Nitrat, vorwiegend in ackerbau-
lich intensiv genutzten Gebieten (BMLFUW 2015b).
Gemäss Schweizer Gewässerschutzverordnung (GSchV) soll im Grundwasser, das der
Trinkwassernutzung dient, eine Nitrat-Konzentration von 25 mg/l nicht überschritten wer-
den («Anforderungswert»). Der «Toleranzwert» für Nitrat im Trinkwasser liegt nach Le-
bensmittelrecht bei 40 mg/l. Im Jahr 2012 erreichen 13,7 Prozent der NAQUA-Messstel-
len den Anforderungswert nicht (BAFU 2015b). Der Grossteil der Überschreitungen findet
in den Ackerbaugebieten des Schweizer Mittellands statt.
Artikel 62a der Gewässerschutzverordnung erlaubt es in der Schweiz den Nitratgehalt
des Trinkwassers in überlasteten Grundwasserleitern mit zusätzlichen Massnahmenpake-
ten und entsprechender Abgeltung der ökologischen Leistungen zu reduzieren.
Seit 2002 läuft das Pilotprojekt «Nitratreduktion im Klettgau» (Interkantonales Labor
2017), welches vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) und von der Ea-
wag (Wasserforschungsinstitut des ETH-Bereichs) begleitet wird. Im Projekt wurde fest-

44
42
40
38
36
34
32
Nitrat [mg/L]

30
28
26
24
22
20
18
16
14
12
10
Jan./11
Jan./02

Jan./03

Jan./04

Jan./05

Jan./06

Jan./07

Jan./08

Jan./09

Jan./10

Jan./12

Jan./13

Jan./14

Jan./15

Jan./16

Jan./17

Grundwasserpumpwerk Chrummenlanden Grundwasserpumpwerk Erlen

Abb. 7. Entwicklung der Nitratkonzentrationen im Pilotprojekt «Nitratreduktion im Klettgau». Quelle: Inter-


kantonales Labor 2017.
Landwirtschaft in den Alpenländern: Ein Gesundheits-Check 45

gestellt, dass sich die Nitratkonzentrationen im Wasser des Pumpwerks Chrummenlan-


den schrittweise reduzierten, von etwa 40 mg NO3 - /l im Sommer 2002 auf Werte um 25
mg NO3 - /l im Jahr 2017 (Abb. 7). Als Folge davon konnte das Wasser wieder zum Konsum
freigeben werden. Dies gelang, weil die Bewirtschafter des Einzugsgebiets dieser Grund-
wasserfassung verschiedene Massnahmen umgesetzt haben (Ausdehnung der Winter-
begrünung, schonende Bodenbearbeitung, Direktsaat, Optimierung der Fruchtfolge etc.).
Die Ertragseinbussen oder Mehrkosten, welche den Landwirten entstehen, werden ent-
schädigt. Chrummenlanden wird vom Bund als Vorzeigeprojekt bezeichnet (BAFU 2014),
denn es zeigt, dass mit intelligenten Ackerbaumethoden heute schon grosse Erfolge er-
zielt werden können. Eine Übernahme der in diesem Pilotprojekt angewandten Massnah-
menpakete in die Direktzahlungsverordnung wird in der Schweiz gegenwärtig diskutiert.

Biodiversität und Stickstoff


Die biologische Vielfalt bzw. Biodiversität umfasst die Vielfalt an Arten, die genetische
Vielfalt innerhalb der Arten, die regionale und globale Vielfalt der Lebensräume sowie die
Vielfalt realisierter ökologischer Funktionen und Prozesse im Ökosystem (BAFU und BLW
2008; Convention on Biological Diversity 1992). Letztere wird auch als funktionelle Bio-
diversität bezeichnet. Biodiversität in all seinen Facetten ist immer an entsprechende Le-
bensräume gebunden (Walz und Syrbe 2013).
Sämtliche Ebenen der Biodiversität sind von gesellschaftlicher Relevanz, da die Öko-
systeme Funktionen, Prozesse, Produkte und Dienstleistungen zur Verfügung stellen.
Unter anderem sind das: Kohlenstoffspeicherung, Filterung und Speicherung von Wasser,
Sauerstoffproduktion und gute Luftqualität, Bestäubung von Kulturpflanzen, biologische
Schädlingsregulierung, Schutz vor Naturgefahren (Hochwässer, Lawinen, Murgänge) so-
wie Erholungs- und Freizeitfunktionen (Fischer et al. 2015; ten Brink et al. 2016). Insge-
samt nimmt die Biodiversität eine Schlüsselrolle auf allen Ebenen der Ökosystemleis-
tungshierarchie ein, als Regulator von Ökosystemprozessen und als Ökosystemleistung
(Mace et al. 2012). Sie kann auch als Motor der Ökosystemleistungen definiert werden
(Fischer et al. 2015).
Aufgrund der topographischen und geologischen Gegebenheiten und der über lange
Zeit traditionellen Landnutzung (Kulturlandschaft) sind die Alpenländer besonders reich an
Lebensräumen. So zählt die Schweiz 235 verschiedene Lebensraumtypen (Delarze und
Gonseth 2015). Für Österreich weist der österreichischen Bericht an die EU (gemäss
Art. 17 der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie über den Erhaltungszustand der Lebensraum-
typen und Arten) 74 Lebensraumtypen von europäischer Bedeutung aus (UBA 2013a).
Die Auswahl der österreichischen Lebensräume (und Arten) basiert auf einer Liste des
European Topic Centre on Biological Diversity (ETC/BD), die in Abstimmung mit den
EU-Mitgliedsstaaten erarbeitet wurde (UBA 2013a). Die Einteilung der biogeographischen
Regionen Europas 2011 – inklusive der Schweiz – sind im Bericht der European Environ-
ment Agency (EEA 2016) zu finden. Im Vergleich zu Ellmauer und Traxler (2000), die für
Österreich 65 Lebensraumtypen (LRTs) auswiesen, kam es zu einer Zunahme von neun
LRTs von europaweiter Bedeutung.
46 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

Der Alpenraum ist mit rund 4500 Pflanzen- und rund 30 000 Tierarten ein wichtiger Bio-
diversitäts-Hotspot für Europa (Chemini und Rizzoli 2003; Stöcklin et al. 2007), der sich
über komplexe räumliche Muster von Ökosystemen und Lebensräumen erstreckt. Die
Landwirtschaft spielt dabei eine äusserst bedeutende Rolle, da nach Tasser et al. (2011)
ungefähr ein Viertel der Diversität von Pflanzen-Gemeinschaften in den Alpen auf mensch-
lichen Aktivitäten beruht oder von bestimmten Formen der Landwirtschaft abhängig ist.
In der Schweiz und in Österreich nimmt das Dauergrünland den Grossteil der gesamten
Landwirtschaftsflächen ein: Gemessen an der Landwirtschaftsfläche ohne Sömmerungs-
flächen sind es in der Schweiz ungefähr 60 Prozent und in Österreich 40 Prozent (BFS
2013; BMLFUW 2015a). Das Dauergrünland wird in beiden Ländern zu zwei Dritteln ex-
tensiv genutzt. Die Erhaltung der biologischen Vielfalt beim Grünland ist somit von beson-
derer Bedeutung.
Die Biodiversität ist in den beiden Alpenländern stark gefährdet. Haupttreiber für den
Verlust der biologischen Vielfalt sind (EEA 2016; Ewald und K laus 2010; Fischer et al.
2015; L achat et al. 2010; Stöcklin et al. 2007; UBA 2013a):
–– Die Intensivierung der Landwirtschaft (Ausräumung der Landschaft, Trockenlegung
von Feuchtstandorten usw.; Kap. 2.2.4);
–– die Stickstoffdeposition aus der Luft;
–– die Über- und Verbauung von Landwirtschaftsflächen (Kap. 2.2.4).

Die Beeinträchtigung der Artenvielfalt durch die Stickstoffdeposition aus der Luft wird von
vielen Autoren beschrieben (Broggi 2012; Roth et al. 2013; Storkey et al. 2012), diese
betonen die negative Korrelation zwischen Stickstoffdeposition und Artenreichtum. An-
hand einer Langzeitbetrachtung zeigten Habel et al. (2016) Änderungen in der Artenzu-
sammensetzung aufgrund des Klimawandels und aufgrund von Stickstoffdepositionen.
Ein schwerwiegender Artenverlust ist besonders bei den Arten mit eingeschränktem
Ausbreitungsverhalten und bei Arten, die auf nährstoffarme Böden angewiesen sind, zu
verzeichnen. Ferner zeigen Billeter et al. (2008), dass sogar auf höherer räumlicher Skala
(Landschaftsebene) die Artenvielfalt der Gefässpflanzen und Vögel neben der Land-
schaftsstruktur auch durch den Stickstoffinput beeinflusst wird.

Einfluss des Stickstoffs auf die Umweltsphäre Luft und die Biodiversität
Zur Beurteilung der Wirkung von reaktiven Stickstoffverbindungen auf Ökosysteme und
somit auf die Biodiversität – wobei hier die Wirkung auf Pflanzengesellschaften im Vorder-
grund steht – werden heute die «Critical Loads» für Stickstoffverbindungen (CLN) heran-
gezogen. Critical Loads bezeichnen die Schwellenwerte an Stickstofffrachten in ein Öko-
system, die im System nicht mehr gepuffert werden können und zu einer Veränderung der
Artengemeinschaft führen. Die Critical Loads-Werte sind im Übereinkommen über weit-
räumige grenzüberschreitende Luftverunreinigung (Convention on Long-Range Trans-
boundary Air Pollution, LRTAP) der UNO-Wirtschaftskommission für Europa (UNECE)
festgelegt. Sie sind wissenschaftlich abgestützt und dokumentiert (EKL 2014). Roth et al.
(2013) konnten quantitativ aufzeigen, dass eine übermässige Stickstoffdeposition die Ar-
Landwirtschaft in den Alpenländern: Ein Gesundheits-Check 47

nichtüberschritten
nicht überschritten
0–5 kg
0–5 kgN/ha/a
N/ha/a
5.1–10
5.1–10

10.1–20
10.1–20

20.1–30
20.1–30
>30
> 30

0 50
km Quelle: Bundesamt
Quelle: Bundesamt für Umwelt
für Umwelt
Karte: Meteotest
Karte: Meteotest 20142014

Abb. 8. Überschreitungen der Critical Loads für Stickstoff in der Schweiz, Belastungskarte für das Jahr
2010 in kg N/ha/Jahr. Quelle: Rihm und Achermann 2016.

nicht
0–1nicht überschritten
überschritten
kg N/ha/a

kgN/ha/a
2–50–5 kg N/ha/a
6–105.1–10
5.1–10
11–20
10.1–20
10.1–20
21–40
20.1–30
20.1–30
41–60
>30
> 30
> 60

0 50
km
Terrain BFS GEOSTAT
Quelle:
Umweltbundesamt GmbH 2013
0 50
km Quelle: Bundesamt für Umwelt
Karte: Meteotest 2014

Abb. 9. Überschreitung der Critical Loads für Stickstoff in Österreich, Belastungskarte für das Jahr 2010
in kg N/ha/Jahr. Quelle: Dirnböck et al. 2014, modifiziert.
48 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

tenvielfalt reduziert: Bereits Stickstoffdepositionen von 10 bis 15 kg N/ha/Jahr beeinträch-


tigen die Artenvielfalt auf Grünland im Berggebiet. Besonders empfindliche Pflanzenge-
sellschaften auf alpinem und subalpinem Grünland können bereits bei Critical Loads von
5 kg N/ha/Jahr beeinträchtigt werden (Dirnböck und Peterseil 2014).
Interessant ist der Vergleich der stickstoffhaltigen Depositionen zwischen den beiden
Ländern mittels Belastungskarten. Dieser ist zwar aufgrund unterschiedlicher Ökosys-
temkategorien nicht präzis, doch stimmt die Grössenordnung. Auffällig ist, dass Öster-
reich deutlich weniger Überschreitungen von Critical Loads aufweist als die Schweiz.
Gegenwärtig liegen die Depositionen in der Schweiz grossräumig über den Critical
Loads für Stickstoffeinträge in empfindliche Ökosysteme (Abb. 8). Problematisch ist, dass
die Critical Loads im Wald zu 95 Prozent überschritten werden, wie auch auf nahezu allen
ökologisch besonders wertvollen und sensiblen Hoch- und Flachmoorflächen sowie auf
fast der Hälfte der Trockenwiesen (Braun und Flückiger 2013; EKL 2014). Die höchsten
Überschreitungen, welche sich teilweise über 30 kg N/ha/Jahr bewegen, gibt es im
schweizerischen Mittelland in Richtung Voralpen und auf der Alpensüdseite.
Abbildung 9 zeigt die Situation in Österreich: Im Durchschnitt trat in Österreich 2010
eine Critical Load-Überschreitung von 2,5 kg N/ha/Jahr auf. Die Maximalwerte erreichten
14,4 kg N/ha/Jahr. Werte über 20 kg N/ha/Jahr finden sich in Österreich keine. Auch in Ös-
terreich sind auf 59 Prozent der Landesfläche – vor allem in den Bundesländern Ober- und
Niederösterreich, Salzburg und Vorarlberg – Lebensräume zu finden, die sensibel gegen-
über Stickstoffeinträgen sind. Die Stickstoffdepositionen im Jahr 2010 führten zu einer
Überschreitung der Critical Loads auf 66 Prozent dieser sensiblen Flächen. In den öster-
reichischen Natura 2000 Gebieten ist die Situation ähnlich (Dirnböck und Peterseil 2014).
Für die Überschreitungen der CLN sind die Deposition von oxidierten Stickstoffverbin-
dungen (Stickoxide, NOx ) und reduzierten Stickstoffverbindungen (Ammoniak, NHy ) ver-
antwortlich. Während in den letzten Jahrzehnten in Österreich und in der Schweiz auf-
grund erfolgreicher Massnahmen bei Feuerungen und im Verkehr vor allem die Emissionen
der Stickoxide deutlich abgenommen haben, hat sich die Lage bei den reduzierten Ver-
bindungen – also beim Ammoniak, welcher vorwiegend aus der Landwirtschaft stammt –
nicht entspannt. Je nach Standort tragen die reduzierten Stickstoffverbindungen 60 bis 80
Prozent zum Eintrag bei und sind somit für die Überschreitungen der CLN verantwortlich
(EKL 2005; Heldstab et al. 2014; UBA 2013b). Konkret sind die Emissionen von Stickoxi-
den in der Schweiz von 43 kt N/a im Jahr 1994 auf 26 kt N/a im Jahr 2005 gesunken. Die
Fortschritte bei der Reduktion der reduzierten Stickstoffverbindungen waren hingegen
marginal (Tab. 5). In beiden Ländern werden denn auch grosse Anstrengungen notwendig
sein, die Ammoniakemissionen massiv zu reduzieren
Tabelle 7 führt die landwirtschaftlichen Emissionen von Ammoniak auf. Die Emissionen
über alle Sektoren betrugen in Österreich im Jahr 2013 62 kt NH3 bzw. 54 kt NH3 -N (UBA
2016a). Die Werte für die Schweiz sind für das Jahr 2010 57 kt NH 3 bzw. 48 kt NH3 -N
(Kupper et al. 2013). Der weitaus grösste Teil stammte aus der Tierproduktion. Doch die
Emissionen beim Pflanzenbau dürfen nicht vernachlässigt werden. Hier spielt der Einsatz
von Harnstoff bei der Düngung eine entscheidende Rolle. Die Ammoniakemissionen der
Landwirtschaft in den Alpenländern: Ein Gesundheits-Check 49

Schweizer Landwirtschaft sind nach Kupper et al. (2013) von 1990 bis 2002 gefallen, seit-
her aber wieder leicht angestiegen. Bis 2020 wird nur noch eine marginale Reduktion
prognostiziert.
Zwischen den Ammoniakemissionen und der Anzahl Nutztiere besteht ein sehr enger
Zusammenhang. Mehr als die Hälfte der Ammoniakemissionen werden in Österreich und
der Schweiz von Rindvieh verursacht (Kupper et al. 2013). In der Schweiz sind die höchs-
ten NH3 -Emissionen in Gebieten mit intensiver Nutztierhaltung im Alpenvorland zu finden.
Konkret werden in diesen Gegenden jährlich bis über 60 kg Ammoniak-Stickstoff pro Hek-
tar Landwirtschaftsfläche in die Luft emittiert (Kupper et al. 2010). In Kapitel 2.1.1 wird
gezeigt, dass die Viehbesatzdichte über die landwirtschaftliche Nutzfläche ohne Sömme-
rungs-/Alpweiden in der Schweiz mit 1,7 GVE/ha im Jahr 2010 deutlich über jener Öster-
reichs mit 1,1 GVE/ha lag.
Interessant ist der Vergleich der Ammoniakemissionen bezogen auf die Fläche der bei-
den Länder (Tab. 8). Er zeigt, dass die Werte der Schweiz deutlich höher sind als jene
Österreichs.

Tab. 7. Gesamte Ammoniakemissionen der landwirtschaftlichen Landnutzung in der Schweiz und in Ös-
terreich im Jahr 2013, Angaben in NH 3, hier nicht als NH 3 -N. Quellen: Zusammenfassung der NH 3 Emis-
sionen nach Quellen (kt) aufgrund eigener Berechnungen auf der Basis von BAFU (2015c) und UBA
(2015).

Schweiz Österreich

kt % kt %

Hofdünger (Stall, Lagerung, Ausbringung) Rindvieh 36,0 62,8 32,5 52,5


Schweine 9,9 17,2 12,5 20,1
Geflügel 2,3 4,0 6,1 9,9
Andere 2,5 4,3 3,7 6,0
Total 50,6 54,8
Dung und Urin auf Weiden (alle Tierkategorien) 1,4 2,5 0,6 1,0
Klärschlamm und andere organische Dünger 0,4 0,8 1,5 2,4
Mineraldünger 2,0 3,5 4,7 7,6
Indirekte Emissionen von bewirtschafteten Böden 2,8 5,0 0,3 0,5
Total 57,3 100,0 62,0 100,0

Tab. 8. Ammoniakemissionen in t NH 3 pro Landwirtschaftsfläche im Jahr 2013. Quellen: BAFU 2015c,


UBA 2015.

Einheit Schweiz Österreich

Ammoniakemissionen pro Jahr t NH 3 57 000 62 000


Landw. Fläche (ohne Sömmerungsflächen) ha 1 052 000 2 412 000
Ammoniakemissionen pro landw. Nutzfläche kg NH 3 /ha 54 26
50 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

0–1 kg
0–1 kg N/ha/a
N/ha/a
2–5
2–5
6–10
6–10
11–20
11–20
21–40
21–40
41–60
41–60
>>60
60

0 50
km
Terrain BFS GEOSTAT

Abb. 10. Modellierte Ammoniak-Emissionen in der Schweiz 2010. Quelle: kUPPer et al. 2013.

0–1 kg N/ha/a
0–1 kg N/ha/a
2–5
2–5
6–106–10
11–20
11–20
21–40
21–40
41–60
41–60
> 60
>60

0 50
km
Terrain BFS GEOSTAT
Quelle:
Umweltbundesamt GmbH 2013

Abb. 11. Modellierte Ammoniak-Emissionen aus der Tierhaltung in Österreich 2010, bezogen auf die je-
weilige Gemeindefläche. Quelle: Eigene Darstellung, basierend auf UBA (2016c). Kartografie: Umwelt-
bundesamt Österreich.
Landwirtschaft in den Alpenländern: Ein Gesundheits-Check 51

Abbildung 10 zeigt, dass in der Schweiz die höchsten NH3 -Emissionen in Gebieten mit
intensiver Nutztierhaltung im Alpenvorland (Übergangsgebiet zwischen Mittelland und
Voralpen: Teile der Kantone Bern und Freiburg, Zentralschweiz, St. Gallen, Appenzell und
Thurgau) zu finden sind.
Für Österreich liegt eine vergleichbare Auswertung vor (Abb. 11). Anstatt einer geoco-
dierten landwirtschaftlichen Betriebszählung wie im Falle der Schweiz und einer Auswer-
tung in einem Raster, werden in Österreich die Tierzahlen auf Gemeindeebene ausgewer-
tet. Die Schwerpunkte der Tierhaltung liegen ähnlich wie in der Schweiz in den
Alpenvorländern, vor allem in den Bundesländern Ober- und Niederösterreich sowie der
Steiermark. Besonders hohe Stickstoff-Depositionsraten treten in der Folge in den Alpen-
vorländern und den angrenzenden voralpinen Gebieten auf. Inneralpin weisen das Rhein-
tal, das Inntal und das Kärntner Becken höhere Ammoniakemissionen auf.

2.2.2 Phosphor

Phosphorbilanz
Phosphor (P) ist einer der wichtigsten Pflanzennährstoffe und ist essentiell für wichtige
Funktionen des Pflanzenhaushalts und der Photosynthese. Auf der anderen Seite schädi-
gen hohe Phosphoremissionen der Landwirtschaft die Umwelt und die natürlichen Res-
sourcen, zum Beispiel tragen sie zur Eutrophierung von Oberflächengewässern bei. Bei
letzteren ist Phosphor der limitierende Faktor für das Pflanzenwachstum.
In der Schweiz nimmt der Phosphorvorrat im Oberboden seit rund 50 Jahren zu: Allein
zwischen 1990 und 2000 nahmen die aufsummierten Phosphorüberschüsse jährlich um
20 000 t auf insgesamt 140 000 t zu (BAFU und BLW 2008). Betrachtet man den Zeitraum
1975 bis 2010 beläuft sich der Zuwachs des Phosphorvorrates in den landwirtschaftlich
genutzten Böden in der Schweiz auf annähernd 560 000 t (BLW 2010). Aufgrund von
Massnahmen in der Landwirtschaft konnten die jährlichen Phosphorüberschüsse stark
reduziert werden (BFS 2017c). Konkret vom Anfang der 1990er Jahre mit rund 19 000 t/a
verglichen mit dem Zeitraum 2010-2014 mit Werten zwischen 2200 und 4000 t/a. Damit
gibt es nach wie vor eine Anreicherung von Phosphor in den schweizerischen Böden, ob-
wohl die betrieblichen Phosphorbilanzen gemäss Direktzahlungsverordnung auf 97 Pro-
zent der schweizerischen Landwirtschaftsbetriebe ausgeglichen sein sollten (herzog und
richner 2005). Eine Abnahme des Bodenvorrats wurde nur auf den Flächen beobachtet,
in denen die Düngung auf unter 100 Prozent des Pflanzenbedarfs reduziert wurde.
Im Jahr 1990 betrugen die jährlichen Phosphorüberschüsse in Österreich 31 000 t. Ab
2005 pendelten sich die Werte auf 3000 bis 6000 t ein. In einzelnen Jahren war die Bilanz
negativ. Dementsprechend ist für das Grünland in Österreich die Versorgungssituation
insgesamt als niedrig oder sehr niedrig zu bewerten (AGES 2010). Im Jahr 2014 wurde
von der OECD und Eurostat eine vereinfachte Methode zur Bilanzierung beschlossen, um
den Mitgliedsstaaten die Datenerhebung leichter zu machen. Nach dieser weniger präzi-
sen Methode ergibt sich im Jahr 2013 nun ein stark positiver Phosphorüberschuss. Heute
steht in Österreich die ungesicherte Vollständigkeit der Phosphor-Mineraldüngerstatistik
52 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

zur Diskussion, die auf freiwilligen Meldungen der Grosshandelsunternehmen beruht. In


beiden Ländern bewegen sich der Phosphorüberschuss pro Hektar landwirtschaftliche
Nutzfläche heute zwischen 2 und 5 kg P/ha (OECD 2018).
Die Phosphor-Bilanzüberschüsse der Schweiz sind in erster Linie durch importierte
Futtermittel und erst sekundär durch Mineraldünger bedingt. Nach der mit der OSPAR-Me-
thode errechneten Phosphorbilanz betrug der Input von Phosphor über die Futtermittel im
Jahr 2014 9 500 t, derjenige über die Mineraldünger 4000 t. Während sich in der Schweiz
die Phosphoreffizienz von 20 bis 30 Prozent in den 1990er Jahren auf aktuell 50 bis 60
Prozent verbessert hat, stagniert der jährliche Phosphorüberschuss im letzten Jahrzehnt.
Die Anreicherung von Phosphor in den landwirtschaftlichen Böden wird somit nicht ge-
stoppt (BLW 2010, 2014). Abbildung 12 zeigt, dass 2008 der höchste Phosphor-Input in
die Schweizer Landwirtschaft durch importierte Futtermittel verursacht wurde (7,7 kg P/
ha), gefolgt von Mineraldünger (4,8 kg P/ha) (Spiess 2011). Zwischen 1975 und 2008 san-
ken die Phosphoreinträge durch Mineraldünger deutlich, während der Phosphor-Input
durch importierte Futtermittel seit 1996 ansteigt.

20

15
kg P ha -1

10

0
1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005
Importierte Futtermittel Mineraldünger
Recycling- und andere Dünger Deposition

Abb. 12. Phosphor-Nährstoffmenge in den Inputs der Schweizer Landwirtschaft. Quelle: Spiess 2011.

Einfluss des Phosphors auf die Biodiversität


Einige Studien zeigen (Ceulemans et al. 2014; Wassen et al. 2005), dass Phosphor auch
eine Rolle für die Pflanzenartenvielfalt auf Grünlandflächen spielt. Daher muss bezüglich
Biodiversität neben der Rolle des Stickstoffs auch diejenige des Phosphors betrachtet
Landwirtschaft in den Alpenländern: Ein Gesundheits-Check 53

werden. Bei einem Phosphorgehalt von 47 bis 111 mg P/kg Boden – dieser Bereich wird
in der Landwirtschaft als ausreichende Versorgungslage eingestuft – ist im Grünland mit
steigender Phosphorversorgung eine deutliche Abnahme der Artenzahl festzustellen. Ge-
rade in diesem mittleren Intensitätsniveau reagiert die Biodiversität extrem sensibel auf
die Bewirtschaftung und ein standortsangepasstes Flächenmanagement ist von immen-
ser Bedeutung. Am oberen Rand der ausreichenden Phosphorversorgung, bei etwa 100
mg P/kg Boden, ist nur noch eine minimale Artenausstattung vorhanden.

Einfluss des Phosphors auf die Umweltsphäre Wasser


Wegen der relativ festen Bindung des Phosphors im Boden wird Phosphor vor allem im
Zusammenhang mit Abschwemmungs- und Erosionsereignissen in Gewässer ausgewa-
schen (KVU 2006; Shortle et al. 2001). Phosphor ist in Binnengewässern oft der limitie-
rende Faktor für das Pflanzen- bzw. Algenwachstum, so dass Phosphoreinträge eng mit
der Biomasseproduktion gekoppelt sind, wie sich beispielsweise in der Förderung des
Algenwachstums durch Abwassereinträge deutlich zeigt. In den letzten Jahrzehnten
konnte der Nährstoffeintrag aus Punktquellen (Kommunale Kläranlagen) durch weitrei-
chende Massnahmen stark reduziert werden, so dass nun die diffusen Einträge, die vor
allem aus der Landwirtschaft stammen, wichtig werden.
In der Schweiz sind die Anforderungen für Phosphor in stehenden Gewässer 20 µg P/l.
Dabei ist zu beachten, dass wenn der mittlere Gehalt bzw. der Konzentrationswert der
Frühjahrszirkulation während mehrerer Jahre unter 20 mg Gesamtphosphor pro Liter liegt,
diese Anforderung für viele Seen erfüllt ist (BAFU und BLW 2008). Österreich legt in der
Qualitätszielverordnung Ökologie Oberflächengewässer (QZV Ökologie OG; Bundesge-
setzblatt für die Republik Österreich 2010) für Seentypen individuelle Grenzwerte für
Phosphor fest. Diese liegen zwischen 10 und 30 µg P/l bzw. beim «Sondertyp» Neusied-
lersee bei 92 µg P/l. In der Schweiz wurden zwar bei den grossen Seen markante Fort-
schritte in der Reduktion der Phosphorbelastung erzielt, trotzdem werden in zahlreichen
Seen – so im Baldeggersee (24 µg P/l in 2014) und besonders im Zugersee (83 µg P/l in
2013) – die Anforderungen noch immer überschritten (BAFU 2015a). Phosphoreinträge
aus landwirtschaftlich genutzten Gebieten sind deshalb vor allem in Einzugsgebieten der-
jenigen Seen unerwünscht, welche trotz Phosphatverbot in Waschmitteln und einem
Ausbau der Abwasserreinigung noch immer überdüngt sind.
In 25 Prozent der Fliessgewässer besteht in Österreich nach wie vor die Gefahr, wegen
stofflicher Belastungen die Ziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) nicht zu errei-
chen. Stehende Gewässer sind mit einzelnen Ausnahmen in «gutem ökologischen Zu-
stand» hinsichtlich der Stoffbelastung eingestuft (UBA 2016b). In Österreich verfehlen
nur zwei Seen (Bodensee und Altausseer See) den typspezifischen Richtwert der QZV
Ökologie OG (BMLFUW 2015c). Es ist dabei zu berücksichtigen, dass Phosphorgehalte in
stehenden Gewässern im Laufe eines Jahres durch die biologischen Zyklen und Störungs-
effekte gewöhnlich sehr stark schwanken.
54 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

2.2.3 Pestizideinsatz

Chemische oder biologische Wirkstoffe in Pflanzenschutzmitteln werden in der Landwirt-


schaft eingesetzt, um Kulturpflanzen vor Schadorganismen und Krankheiten bzw. vor un-
erwünschten Pflanzen zu schützen, oder um das Wachstum zu regulieren. Das Ziel ist, die
Wirtschaftlichkeit des Pflanzenbaus zu erhöhen. Neben der beabsichtigten Wirkung tre-
ten negative Wirkungen auf Nichtzielorganismen (z. B. Nützlinge) und die Umwelt (Boden,
Wasser) auf (SRU 2016).
Grundsätzlich benötigen Pflanzenschutzmittel in der Schweiz und in Österreich eine
Zulassung der nationalen Behörden. Die Zulassungsverfahren sollen einerseits die Wirk-
samkeit beurteilen. Andererseits sollen sie sicherstellen, dass von den Pflanzenschutz-
mitteln keine unannehmbaren Nebenwirkungen auf Mensch und ihre natürliche Umwelt
ausgehen, und somit deren Gesundheit und die Umwelt schützen (Pflanzenschutzmittel-
verordnung (PSMV)). In Österreich waren Ende 2015 rund 270 chemische Wirkstoffe
zugelassen, sowie 40 Organismen bzw. deren Inhaltsstoffe als Bestandteile von Pflan-
zenschutzmitteln und rund 1220 Pflanzenschutzmittel (+122 gegenüber Ende 2014;
BMLFUW 2016b). Diese Wirkstoff- und Zulassungsvielfalt basiert einerseits auf den
EU-weiten Wirkstoffzulassungen und andererseits werden Zulassungen der Pflanzen-
schutzmittel aus Deutschland und den Niederlanden übernommen. In der Schweiz wa-
ren im Juli 2016 427 Wirkstoffe für die Verwendung in Pflanzenschutzmitteln zugelassen
(BLW 2016c).

Situation Pflanzenschutzmitteleinsatz
Einen Überblick über den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln vermitteln der schweizeri-
sche Agrarbericht und der österreichische Grüne Bericht (BLW 2016a; BMLFUW 2016b).
Messungen von Pflanzenschutzmittelrückständen werden in der Schweiz primär durch
die Überwachungsprogramme der Kantone (Lebensmittelkontrolle etc.) sowie zusätzlich
durch den Bund im Rahmen der nationalen Grundwasserqualitätsbeobachtungen (NA-
QUA) gewährleistet. In Österreich werden die Beobachtungen der Grundwassermesspe-
gel vom Bund über das Umweltbundesamt durchgeführt, die Oberflächengewässer lie-
gen in der Kompetenz der Bundesländer.
Ob die Zulassung und Anwendung von einzelnen Pflanzenschutzmittelwirkstoffen dem
in den EU-Verträgen erwähnten und in der Mitteilung der Kommission (Europäische Kom -
mission 2000) erläuterten Vorsorgeprinzip entspricht, wird – wie aktuell am Beispiel Gly-
phosat zu verfolgen ist – kontrovers diskutiert. Unter anderem auch, weil der Rückgriff auf
das Vorsorgeprinzip voraussetzt, dass «die möglichen negativen Folgen eines Phäno-
mens, eines Produkts oder eines Verfahrens ermittelt worden sind» (Europäische Kom-
mission 2000).
2014 betrug der Absatz an Pflanzenschutzmitteln für die Landwirtschaft in der Schweiz
2130 t (Abb. 13). Im Jahresvergleich ist diese Menge seit 2006 (1911 t) um etwa 10 Pro-
zent angestiegen. In Österreich lag die verkaufte Menge im Jahr 2006 bei 3416 t und 2014
bei 3378 t (Abb. 14). Im Jahresvergleich sind Schwankungen von +/-10 Prozent zu erken-
Landwirtschaft in den Alpenländern: Ein Gesundheits-Check 55

nen. Eine Ausnahme war das Jahr 2008, in dem mehr als 4000 t Pflanzenschutzmittel
verkauft wurden.

Pflanzenschutzmittel und Biodiversität


Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft ist nicht nur ein wichtiger
Treiber für den Rückgang und den Verlust von Biodiversität, sondern ist auch verantwort-
lich für Einschränkungen bei Ökosystemleistungen in Agrar- und hier speziell auch Acker-
baulandschaften (SRU 2016; Van Lexmond et al. 2015). Hauptsächlich sind Feldvögel,
Wildbienen und Hummeln, Amphibien und Wildkräuter betroffen (SRU 2016). Pflanzen-
schutzmittel beeinträchtigen auf vielfältige Weise die Flora und Fauna von Ökosystemen
(Gibbons et al. 2015). Erstens werden Populationen direkt durch toxische Insektizide, Ro-
dentizide und Fungizide (z. B. auf behandelten Samen) sowie durch toxische Herbizide
reduziert. Zweitens kommt es indirekt zu Artenverlusten über die Modifikation von Le-
bensräumen und Nahrungsspektren (qualitativ und quantitativ) sowie die Anreicherung
hormonell aktiver Wirkstoffe in der Nahrungskette, welche ein langfristiges Risiko für Säu-
getiere, Vögel, Amphibien und Fische darstellt. Untersuchungen von Mäder et al. (2002)
belegen, dass u. a. durch Pflanzenschutzmittel die Anzahl an Regenwürmern, symbioti-
scher Mykorrhiza und anderen Organismen in Böden zurückgehen.
Der Sachverständigenrat für Umweltfragen in Deutschland stellt fest, dass erhebliche
Defizite in der Umweltrisikobewertung von Pflanzenschutzmitteln und insbesondere in
Bezug auf die Auswirkungen auf die Biodiversität bestehen (Reuter und Neumeister 2015;
SRU 2016). Kritisiert wird, dass die Tests von Pflanzenschutzmitteln sich nur auf wenige
bzw. nicht spezifisch sensible Arten beschränken (Gibbons et al. 2015; Morrissey et al.
2015). Die Langzeiteffekte oder hormonellen Wirkungen von Pflanzenschutzmitteln wer-
den nur unzureichend bzw. gar nicht getestet (Reuter und Neumeister 2015). Darüber hi-
naus können Pestizidformulierungen ungleich toxischer auf Nichtzielorganismen (wie bei-
spielsweise auch den Menschen) wirken als Einzelwirkstoffe (Mullin et al. 2015).
Geiger et al. (2010a) untersuchten in einer europaweiten Studie die Effekte der land-
wirtschaftlichen Intensivierung auf die Artenvielfalt von Gefässpflanzen, Laufkäfern und
Brutvögeln in und um Ackerflächen sowie deren Einfluss auf die Schädlingskontrolle von
Blattläusen in Winterweizen. Von den dreizehn untersuchten Faktoren der landwirtschaft-
lichen Intensivierung hat die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln, vor allem von Insek-
tiziden und Fungiziden, den grössten negativen Effekt auf die Diversität von Pflanzen,
Laufkäfern und bodenbrütenden Ackervögeln in und um Ackerflächen sowie auf das
Potenzial der biologischen Schädlingsbekämpfung. Der Zusammenhang zwischen dem
Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft und der Biodiversität kann wie
folgt zusammengefasst werden (Geiger et al. 2010a):
1. Die Zahl der Pflanzenarten im Umkreis von Ackerflächen nimmt mit zunehmender
Häufigkeit von Herbizid- und Insektizid-Anwendungen sowie mit steigender Wirkstoff-
menge von Fungiziden ab.
2. Bei steigenden Insektizid-Wirkstoffmengen werden signifikant negative Effekte auf
Laufkäferarten auf Ackerflächen festgestellt.
56 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

Verkaufte Menge Pflanzenschutzmittel in der Schweiz


2500

2000
Tonnen Wirkstoff

1500

1000

500

0
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

Herbizide Fungizide Insektizide Wachstumsregulatoren Rodentizide

Abb. 13. Verkauf von Pflanzenschutzmitteln in der Schweiz 2006-2014. Quelle: Eigene Darstellung, ba-
sierend auf BLW (2016a).

Verkaufte Menge Pflanzenschutzmittel in Österreich


4500
4000
3500
3000
Tonnen Wirkstoff

2500
2000
1500
1000
500
0
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

Herbizide Fungizide Insektizide Wachstumsregulatoren Rodentizide Sonstige

Abb. 14. Verkauf von Pflanzenschutzmitteln in Österreich 2006-2014. Quelle: Eigene Darstellung, basie-
rend auf BMLFUW (2016b).
Landwirtschaft in den Alpenländern: Ein Gesundheits-Check 57

3. Die Abnahme von bodenbrütenden Vögeln im Umkreis von Ackerflächen korreliert eng
mit der Häufigkeit der Insektizid-Applikationen und wird auch durch Fungizid-Applika-
tionen beeinflusst.
4. Mit zunehmender Menge ausgebrachter Insektizide nimmt der Frassdruck auf Blatt-
läuse in Winterweizen ab.
5. Die biologische Bewirtschaftung und andere Formen von ökologischem Ausgleich er-
höhten die Pflanzen- und Laufkäfer-Diversität in und um Ackerflächen, jedoch nicht die
Diversität der Brutvögel.

Geiger et al. (2010a) kommen zu dem Schluss, dass sich Pflanzenschutzmittel trotz der
Agrarumweltprogramme nach wie vor «katastrophal» auf Wildpflanzen und Tierarten aus-
wirken. Der Schutz der Biodiversität und anderer natürlicher Ressourcen bzw. Ökosys-
temleistungen wird ohne Änderungen der Anwendungspraxis und Minimierung des Pflan-
zenschutzmitteleinsatzes in der Landwirtschaft nicht gelingen.

Pestizide in Oberflächengewässern
Aufgrund verbesserter Analysemethoden werden in den Fliessgewässern in den intensiv
bewirtschafteten Agrargebieten Österreichs und der Schweiz relativ viele Pflanzen-
schutzmittel und deren Abbauprodukte festgestellt. In der Studie von Wittmer et al.
(2014) wurden in der Schweiz fünf repräsentative, mittelgrosse Fliessgewässer auf mög-
lichst alle polaren organisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel und Biozide (etwa 300
Wirkstoffe) untersucht. Insgesamt konnten 104 verschiedene Pestizide, hauptsachlich
Pflanzenschutzmittel, nachgewiesen werden. Die Konzentrationssumme war in 78 Pro-
zent der Proben grösser als 1 μg/l. Die numerische Anforderung der Gewässerschutzver-
ordnung (GSchV) wurde bei 31 Pestiziden überschritten. Als problematisch sehen die
Autoren den Pestizidmix. Ferner nehmen sie an, dass es nach Niederschlagsereignissen
kurzfristig zu Spitzenwerten kommt, die den Grenzwert um ein Mehrfaches überschrei-
ten und bei einzelnen Substanzen zu für Wasserorganismen akut toxischen Konzentratio-
nen führen. Die Studie gilt als repräsentativ für das Schweizer Mittelland (BAFU 2015d).
Abbildung 15 zeigt die Fliessgewässer-Auswertungen und Überschreitung aus Munz et
al. (2012).
In einer aktuellen Studie des schweizerischen Oekotoxzentums und des Amtes für Um-
welt Thurgau wurde im Rahmen des Programms NAWA SPEZ eine Risikobewertung für
chemisch analysierte Pflanzenschutzmittelmischungen durchgeführt (L anger et al. 2017).
An vier von fünf analysierten Standorten wurde ein zeitweise hohes Risiko der Pflanzen-
schutzmittel-Mischung für Pflanzen oder wirbellose Organismen nachgewiesen.
Für sechs Fliessgewässer Österreichs wurden in einem Sondermessprogramm Pflan-
zenschutzmittel und Metaboliten stichprobenartig untersucht. 25 der 121 untersuchten
Pflanzenschutzmittelwirkstoffe und -metaboliten wurden in den Fliessgewässern nach-
gewiesen (BMLFUW 2011). Für sämtliche dieser nachgewiesenen Wirkstoffe mit einem
Resultat über 0,1 μg/l gibt es jedoch derzeit keine gültigen Umweltqualitätsnormen für
Fliessgewässer.
58 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

Anzahl Pestizide > 0.1 µg/l


0
1
2
3–5
6–10
11–15
16–38

Gewässerlinien: VECTOR200 © swisstopo (DV002213)


Kartenhintergrund © 2004, swisstopo

Abb. 15. Anzahl verschiedener Pestizide pro Fliessgewässer-Standort über 0,1 μg pro Liter (2005-2012).
Quelle: Munz et al. 2012.

Ferner hat in Österreich die Umweltschutzorganisation Global 2000 eine Untersuchung


der Oberflächengewässer mittels 75 Wasserproben aus 42 Fliessgewässern über das
gesamte Bundesgebiet durchgeführt (Global 2000 2014). In 22 der untersuchten Flüsse
fand die Umwelt-NGO 60 unterschiedliche Pestizide. Im Marchfeld, einer landwirtschaft-
lich sehr intensiv genutzten Region Österreichs, wurden in einer Probe 40 Pestizide nach-
gewiesen, wobei die mengenmässig stärksten Belastungen die Herbizide Glyphosat, Me-
tamitron und MCPA ausmachten. Die Studie ist bei weitem nicht so umfassend wie jene
von Wittmer et al. (2014). Trotzdem zeigt sich, dass hinsichtlich der Belastung mit Pflan-
zenschutzmitteln in intensiv genutzten Regionen der Schweiz und Österreichs ähnlich
prekäre Verhältnisse bestehen.
In Bezug auf die Monitoring-Programme von Oberflächengewässern bestehen starke
methodische Bedenken. Denn die für Ökosysteme relevanten Belastungsspitzen an
Pflanzenschutzmitteln, zum Beispiel nach grösseren Regenereignissen oder in kleinen
Gewässern, werden dabei systematisch unterschätzt (Braun et al. 2015; SRU 2016). Klei-
ne Gewässer stellen meist den Grossteil des Gewässernetzes dar (in der Schweiz sind es
z. B. 80 %) und sie sind von hoher ökologischer Bedeutung (Munz et al. 2012). Die be-
schriebene Problematik könnte daher in Österreichs Fliessgewässern insgesamt grösse-
ren Einfluss haben, als die punktuellen Untersuchungen an einzelnen Stichproben andeu-
ten. Die Auswahl der in einem Überwachungsprogramm erfassten Mittel wird durch die
Landwirtschaft in den Alpenländern: Ein Gesundheits-Check 59

Vielfalt an Wirkstoffen, zugelassenen Pflanzenschutzmitteln und deren Metaboliten sowie


die Flexibilität in der Anwendung erschwert. Dies kann dazu führen, dass Belastungen
möglicherweise erst spät oder gar nicht erkannt werden.

Pestizide im Grundwasser
Auch die Grundwassermessdaten in der Schweiz zeigen einen unbefriedigenden Zustand
im Hinblick auf Pestizidrückstände: Im Grundwasser werden vor allem Abbauprodukte
von Herbiziden nachgewiesen – an 20 Prozent der Messstellen wurden überhöhte Werte
von > 0,1 μg/l festgestellt (BAFU o. J.). Untersuchungen im Mittelland (repräsentativ für
eine intensive landwirtschaftliche Nutzung) zeigen, dass in Einzugsgebieten 30 bis 50
Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffe mit Konzentrationssummen mehrheitlich über 1 μg/l
nachgewiesen werden konnten. Allerdings wiesen 2012 in ackerbaulich genutzten Gebie-
ten 59 Prozent der Messstellen einen Nachweis von mindestens einer einzelnen Wirk-
stoffkonzentration über 0,1 μg/l auf (BAFU o. J.).
Im Rahmen des «Sondermessprogrammes Pestizide» wurden in Österreich 201 aus-
gewählte Grundwassermessstellen auf 121 Pflanzenschutzmittelwirkstoffe und -metabo-
lite ausgewertet. Es wurden 21 Wirkstoffe und 29 Metabolite im Grundwasser nachge-
wiesen. Bei rund 46 Prozent bzw. 92 Messstellen wurde zumindest bei einem Parameter
der Schwellenwert von 0,1 µg/l überschritten. Bei den Metaboliten Desethyl-Desisopro-
pylatrazin, N-Dimethylsulfamid, Metazachlor-Sulfonsäure und Metazachlor-Säure kam es
zu jeweils mehr als zehn Überschreitungen des Schwellenwerts von 0,1 μg/l (BMLFUW
2011). Überschreitungen treten vor allem in ackerbaulich intensiv genutzten Regionen ge-
häuft auf, so etwa bei den Grundwasserkörpern Marchfeld, Tullnerfeld und Traun-Enns-
Platte mit rund 90 Prozent, 82 Prozent bzw. 67 Prozent der Messstellen mit festgestellten
Überschreitungen.

2.2.4 Nutzungsintensivierung und Nutzungsaufgabe

Eine Intensivierung der Landwirtschaft bedeutet eine möglichst effiziente landwirtschaft-


liche Produktion mit dem Ziel, den grösstmöglichen Ertrag pro Fläche oder Tier zu erzielen.
Eine Intensivierung geht daher einher mit einem hohen Einsatz an externen Betriebsmit-
teln (Mineraldünger, chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel, Zukauf von Kraftfutter)
und einer hohen Mechanisierung und Technologisierung. Dies ermöglicht die Bewirt-
schaftung von grossen Ackerschlägen, engere Fruchtfolgen und hohe Tierbesatzdichten.
Die Nutzungsintensivierung ist kapitalintensiv und arbeitsextensiv und strebt eine hohe
Produktivität pro Arbeitsstunde an.
Diese Intensivierung der Landwirtschaft ist einerseits verantwortlich für die massiv ge-
stiegene Produktion an Lebensmitteln seit den 1960er Jahren – alleine zwischen 1970
und 2010 kam es zu einer Verdoppelung der Lebensmittelproduktion (R anders 2012). An-
dererseits ist sie einer der Haupttreiber für den Verlust an wertvollen Lebensräumen und
damit für den Rückgang der Biodiversität. Ferner ist sie verantwortlich für die «massive
Entwaldung, Wasserknappheit, Bodenermüdung und hohe Treibhausgasemissionen»,
60 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

also für die Degradation der natürlichen Ressourcen (EEA 2016; Fischer et al. 2015; FAO
2017b). Die auf externen Betriebsmitteln basierenden und somit ressourcenintensiven
Landbausysteme sind daher auch nicht in der Lage, eine nachhaltige Lebensmittel- und
agrarische Produktion zu gewährleisten (FAO 2017b).
Die Intensivierung der Landwirtschaft setzte in der Schweiz und in Österreich in den
1960er Jahren verstärkt ein. Mit den in Kapitel 2.1 vorgestellten agrarpolitischen Refor-
men in beiden Ländern und der EU wurde die Intensivierung zwar zum Teil gebremst, je-
doch nicht umgekehrt.

Auswirkungen auf die Lebensräume


Biodiversität in all seinen Facetten ist immer gebunden an entsprechende Lebensräume
(Walz und Syrbe 2013). Lebensraumverluste sind das Resultat von quantitativen Lebens-
raumverlusten (Zerstörung), abnehmenden Lebensraumqualitäten (Schädigung) sowie
von Fragmentierungen natürlicher und naturnaher Lebensräume. Die Fragmentierungen
führen zu einer Verkleinerung und Isolierung von Lebensräumen, wodurch die Aussterbe-
wahrscheinlichkeit von Arten steigt. Auch dieser Aspekt ist vor dem Hintergrund steigen-
der Temperaturen problematisch, da bei sich ändernden Lebensraumbedingungen Pflan-
zen- und Tierarten von Ausweich- und Rückzugsräumen abgeschnitten sind (Fischer et al.
2015). Einmal zerstörte Lebensräume können nicht mehr oder nur mit grossem Aufwand
revitalisiert werden (Fischer et al. 2015).
In den letzten Jahrzehnten gab es auf allen Ebenen der Biodiversität deutliche Verluste
(EEA 2016; Fischer et al. 2015), die die Funktionsfähigkeit der Ökosysteme beeinträchti-
gen (BAFU und BLW 2008). Viele dieser Funktionen und Leistungen von Ökosystemen
sind auch vor dem Hintergrund eines sich wandelnden Klimas, zum Beispiel für die Puffe-
rung von in Zukunft häufiger auftretenden Wetterextremen, von überaus grosser Bedeu-
tung.
Treibende Kräfte für den Lebensraumverlust in den Alpenländern sind, neben der Stick-
stoffdeposition, im Bereich Nutzungsintensivierung und Nutzungsaufgabe (für die
Schweiz: Ewald und K laus 2010; L achat et al. 2010; Stöcklin et al. 2007; Fischer et al.
2015; für Österreich: EEA 2016; UBA 2013a):
–– Die Intensivierung der Landwirtschaft.
–– Die Nutzungsaufgabe oder Aufforstung von Grenzertragsflächen, also Flächen, die
meistens artenreiche Wiesen und Weiden sind (davon ist insbesondere das Bergge-
biet betroffen).
–– Die zunehmende Über- bzw. Verbauung von Landwirtschaftsflächen (Siedlungsaus-
breitung), die Landschaftszerschneidung für Verkehr und Siedlungen sowie die Ver-
bauung von Fliessgewässern, v. a. im Siedlungsgebiet.

Die Intensivierung der Landwirtschaft führte zu einer sogenannten «Ausräumung» oder


«Homogenisierung» der Landschaft durch eine Vergrösserung der Ackerschläge und
Grünlandflächen und durch einen Rückgang von (Klein-)Strukturen. Die zunehmende Me-
chanisierung, meist einhergehend mit schwereren, den Boden in seiner Struktur ver-
Landwirtschaft in den Alpenländern: Ein Gesundheits-Check 61

schlechternden Maschinen, neue Mahdtechniken wie etwa Mähaufbereiter, die Melioria-


tion von Böden durch Entwässerung sowie der Einsatz von Dünge- und
Pflanzenschutzmitteln wirken sich ebenfalls negativ auf die Lebensräume aus. Zu einer
weiteren Homogenisierung der Landschaft führen zudem die Bewässerung v. a. von (ar-
tenreichen) Trockenstandorten und die Trockenlegung von Feuchtstandorten (insbeson-
dere Moore und Riedwiesen), die steigende Nutzung des Grünlands für Silage-Gewin-
nung und die häufigere und auch einheitlichere Schnittnutzung – mit dem Ziel der
proteinreichen Futtererzeugung – sowie die intensive Beweidung und der Rückgang von
Streuobst.
Ökosysteme im Alpenraum reagieren sehr empfindlich bereits auf geringfügige Verän-
derungen (Houet et al. 2010). Eine detailliertere Analyse des BAFU hat zudem gezeigt,
dass in den vergangenen Jahrzehnten die Intensivierung der landwirtschaftlichen Produk-
tion und die Zerstörung von Lebensraumstrukturen die mit Abstand bedeutendsten Ge-
fährdungsursachen waren (Billeter et al. 2008; BAFU 2011, 2015d; Europäische Kommis-
sion 2015a). Der Verlust an Lebensräumen zeigt sich besonders deutlich am Verlust der
Feldvogelarten (Reuter und Neumeister 2015): Für Zentral-/Osteuropa ist in den letzten
drei Jahrzehnten eine deutliche Abnahme von rund 50 Prozent erkennbar. Für Österreich
gab es allein zwischen 1998 und 2008 eine Abnahme des Farmland Bird Index von gut 20
Prozent, wobei dieser Trend die höheren Lagen (Almen) aufgrund zu geringer Datenmen-
gen nicht miteinschliesst (Teufelbauer 2010).
Geiger et al. (2010b) untersuchten die Auswirkungen der landwirtschaftlichen Intensi-
tät, der landwirtschaftlichen Managementpraktiken, der Landschaftsstruktur und des Ve-
getationskleides auf die überwinternden Feldvögel. Mechanische Unkrautbekämpfung
und die Ausbringungsmenge an organischem Dünger wirkten sich negativ aus auf die
Anzahl an Feldvögeln. Eine höhere Artenvielfalt zeigte sich in Gebieten mit grösseren Wei-
deanteilen. Zwar zeigen in der Studie biologisch bewirtschaftete Flächen im Vergleich mit
konventionellem Anbau eine höhere Anzahl und Artenzahl an Vögeln, dies gilt jedoch nicht
für Flächen mit häufiger mechanischer Unkrautbekämpfung (Geiger et al. 2010b).
Fischer et al. (2015) stellen fest, dass sich der Anteil intakter naturnaher Flächen im
Schweizer Mittelland und in den gut erreichbaren Tallagen der Berggebiete auf einem «be-
denklich tiefen Niveau» befinden. Zwar attestieren die Autoren den Agrarumweltmass-
nahmen zur Erhaltung und Förderung der Biodiversität einen positiven Beitrag zur Brem-
sung eines zuvor noch stärker negativen Trends; für einen Stopp oder gar eine Umkehr
«reicht es aber bei weitem nicht aus».
In Österreich ist bei den Lebensraumtypen (wie auch bei den Arten) der Anteil der
Schutzgüter mit günstigem Erhaltungszustand in der alpinen Region höher als in der kon-
tinentalen Region (Abb. 16 und 17). Beinahe die Hälfte weist in der kontinentalen Region
die schlechteste Kategorie des Erhaltungszustandes («ungünstig-schlecht») auf; knapp
90 Prozent der Schutzgüter zeigen einen ungünstigen und nur 3 Prozent einen günstigen
Zustand. Anders in der alpinen Region, wo immerhin 23 Prozent einen günstigen Zustand
vorweisen. Damit schneidet die alpine Region etwas besser ab als der Durchschnitt der
EU27, wo 16 Prozent der Lebensraumbewertungen als günstig, 47 Prozent als ungüns-
62 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

X = unbekannt

U2 = ungünstig - schlecht

U1 = ungünstig - unzureichend

FV = günstig

Abb. 16. Bewertung des Erhaltungszustands der Lebensraumtypen in der biogeographischen Region
«Alpine Region» in Österreich für den Zeitraum 2007-2012 (N=66). Quelle: UBA 2013a.

X = unbekannt

U2 = ungünstig - schlecht

U1 = ungünstig - unzureichend

FV = günstig

Abb. 17. Bewertung des Erhaltungszustands der Lebensraumtypen in der biogeographischen Region
«Kontinentale Region» in Österreich für den Zeitraum 2007-2012 (N=58). Quelle: UBA 2013a.

tig-unzureichend und 30 Prozent als ungünstig-schlecht eingestuft werden (Europäische


Kommission 2015a). Für die kontinentale Bioregion Österreichs ergibt sich im Vergleich zur
EU der 27 ein deutlich unterdurchschnittliches Bild (EEA 2016). Ähnlich wie in der EU, wo
30 Prozent der Lebensraumtypen einen Trend zur Verschlechterung aufweisen und nur
bei 4 Prozent eine Verbesserung erkennbar ist (Europäische Kommission 2015a), dürfte in
Österreich teilweise ein sehr ungünstiger Trend vorliegen.
In der Schweiz führte die Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion in den
Gunstlagen und die Aufgabe wenig produktiver Flächen in den Berggebieten zu einer star-
ken Reduktion an Lebensräumen und den damit assoziierten Arten (L achat et al. 2010).
Insgesamt gelten in der Schweiz 47 Prozent der 162 Lebensraumtypen als gefährdet (Fi -
Landwirtschaft in den Alpenländern: Ein Gesundheits-Check 63

scher et al. 2015, auf Basis von Delarze et al. unveröffentlicht). Insbesondere sind davon
die Lebensraumtypen der Gewässer (dabei zu 100 % die stehenden Gewässer), der Ufer-
und Feuchtgebiete sowie der Pioniervegetation und der Ackerbegleitflora betroffen
(Tab. 9). Neben baulichen und anderen Eingriffen des Menschen – z. B. Zerstörung der
Auen und Verbauung der Ufer, Entwässerung der Landschaft, Abflussschwankungen
durch die Wasserkraftwerke, Fragmentierung der Fliessgewässer durch künstliche Hin-
dernisse (Fischer et al. 2015) – sind die Gewässer durch die Nährstoff- und Pflanzen-
schutzmitteleinträge stark belastet (Wittmer et al. 2014). Moore sind einerseits beson-
ders wertvolle, andererseits auf Umwelteinflüsse äusserst sensibel reagierende
Lebensräume. Für 100 Prozent der Hochmoore und 84 Prozent der Flachmoore sind die
zu hohen Stickstoffeinträge problematisch, die Critical Loads für Stickstoff werden hier oft
deutlich überschritten (Fischer et al. 2015).

Tab. 9. Anzahl Lebensraumtypen in Grosslebensräumen und Anteil gefährdeter Lebensraumtypen in der


Schweiz. Quelle: Fischer et al. 2015, auf Basis von Auswertungen von Delarze et al. unveröffentlicht.

Lebensraumtyp Anzahl Lebensraum- Anteil gefährdeter


typen gesamt1 Lebensraumtypen

Stehende Gewässer 8 100 %


Fliessgewässer 18 50 %
Ufer- und Feuchtgebiete 20 85 %
Gletscher, Feld, Schutt, Moränen 14 29 %
Wiesen und Weiden 30 43 %
Krautsäume, Hochstaudenfluren, Gebüsche 25 12 %
Wälder 29 41 %
Pioniervegetation und Ackerbegleitflora 18 61 %
Total 162 47 %

1 Anzahl evaluierter Lebensraumtypen mit genügender Datengrundlage.

Nutzungsintensivierung und Boden


Boden als eine über einen langen Zeitraum «gewachsene» Struktur und Ressource, ist
nicht erneuerbar. In Bezug auf Boden hat die Intensivierung der Landwirtschaft die physi-
kalischen, chemischen und biologischen Bodenbelastungen verstärkt und zu einem Ver-
lust an fruchtbarem Boden geführt, trotz punktuellen Verbesserungen durch die landwirt-
schaftliche Praxis. Hier ist auch die zunehmende Über- bzw. Verbauung von
Landwirtschaftsflächen durch Siedlungen und Wirtschaftsflächen sowie für die Verkehrs-
und andere Infrastrukturen anzuführen (EEA 2016).
Durch den Einsatz von schweren Zug- und Erntemaschinen – zum Teil auch zu nicht
optimalen Bodenfeuchtebedingungen wie etwa bei der Ernte von Hackfrüchten – werden
Böden physikalisch stark belastet (Bodenverdichtung). Bodenverdichtung schädigt die
Bodenstruktur, wodurch wichtige biologische und physikalische Prozesse beeinträchtigt
64 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

werden, mit der Folge, dass das Erosions- und Hochwasserrisiko steigt. Bodenverdichtun-
gen sind vor allem im Unterboden zum grossen Teil irreversibel und schwierig zu sanieren.
Im österreichischen Alpenvorland sind nach einer Studie zur potentiellen Verdichtungs-
empfindlichkeit 9,1 Prozent der bewerteten Flächen äusserst hoch, 25,1 Prozent sehr
hoch und 32,6 Prozent hoch gefährdet (IKT und AGES 2010).
Der Prozess der Bodenerosion ist in Europa ein massgeblicher Faktor der Degradierung
bzw. Zerstörung von Bodenressourcen (Boardman und Poesen 2006). Dabei sind nicht
nur die Schäden im Agrarökosystem (on-site) – z. B. Humus- und Nährstoffverluste – von
Bedeutung, vielmehr wirken sich transportierte Schwebstoffe und daran partikulär gebun-
dene Schad- und Nährstoffe gravierend auf benachbarte bis weit entfernte Ökosysteme
aus.
Als Alpenländer mit hoher Reliefenergie sind die Schweiz und Österreich seit jeher mit
Erosion im weiteren Sinne und Massenbewegungen konfrontiert – und mit deren Be-
kämpfung (Bätzing 2015). Die Bodenerosion auf Ackerflächen wird in den beiden Ländern
unterschiedlich betrachtet.
Österreichs Hauptbodentypen in den ackerbaulich genutzten Regionen sind Brauner-
den mit mittlerem Erosionspotential. Die höchsten Erosionsraten treten auf Böden mit
Löss als Substrat auf, die vor allem in Niederösterreich in der pannonisch-trockenen Klima-
provinz mit sommerlichen Starkniederschlägen vorkommen (Strauss und K laghofer
2006). Über 800 000 Hektar oder 25 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen
Österreichs gelten als wassererosionsgefährdet. Auf rund 250 000 Hektar beträgt laut Be-
rechnungen des IKT Petzenkirchen der Bodenabtrag mehr als 6 Tonnen Erde pro Hektar
und Jahr (Strauss 2006). Zudem sind Regionen vor allem im Osten des Landes auch re-
lativ stark der Erosion durch Wind ausgesetzt.
In der Schweiz wird Bodenerosion in der Verordnung über Belastungen des Bodens
(VBBo) behandelt. Gemäss Anhang 3 der VBBo beträgt der Richtwert für Erosion auf
Ackerflächen zwei Tonnen pro Hektare und Jahr (t/ha/Jahr) bis zu einer durchwurzelbaren
Bodenmächtigkeit von 70 cm, bei einer durchwurzelbaren Bodenmächtigkeit von mehr als
70 cm beträgt er 4 t/ha/Jahr (Prasuhn et al. 2007). 22 Prozent aller Schweizer Ackerflä-
chen weisen einen kritischen Bodenabtrag zwischen 2 und 4 t/ha/Jahr und 17 Prozent der
Flächen übersteigen den VBBo-Richtwert und sind als stark erosionsgefährdet einzustu-
fen (Prasuhn et al. 2007).
In Österreich ist der landwirtschaftliche Bodenschutz föderal geregelt und auch der
Vollzug ist Ländersache. Im Gegensatz zur Schweiz enthalten die gesetzlichen Vorgaben
Österreichs keinen Anhaltspunkt über Schwellenwerte einer nicht mehr tolerierbaren Bo-
denerosion (Strauss und K laghofer 2006).

Nutzungsaufgabe
Die Nutzungsaufgabe oder Aufforstung von Grenzertragsflächen, also Flächen, die meis-
tens artenreiche Wiesen und Weiden sind, ist insbesondere im Berggebiet verbreitet. So
werden in der Schweiz jedes Jahr 2400 Hektar Sömmerungsweiden zu Wald, weil sich
die Nutzung aus ökonomischen Gründen nicht mehr lohnt (L auber et al. 2014). In Öster-
Landwirtschaft in den Alpenländern: Ein Gesundheits-Check 65

reich nahm laut INVEKOS die gesamte Grünlandfläche zwischen 2009 und 2011 um 4,9
Prozent ab (von rund 1,38 Mio. ha auf rund 1,31 Mio. ha). Den grössten Rückgang ver-
zeichnete dabei das extensiv genutzte Wirtschaftsgrünland, vor allem die Almflächen. Die
Fläche des intensiv genutzten Grünlands dagegen blieb relativ konstant (UBA 2013b). Die
Verbuschung durch Grünerlen führt zu einem Verlust an Biodiversität, einem Überschuss
an Stickstoff (aufgrund ihrer Fähigkeit Stickstoff zu fixieren), einer Reduktion der Boden-
qualität und der Beeinträchtigung des Landschaftsbildes (Bühlmann et al. 2013). Darüber
hinaus verzögert die Grünerle eine natürliche Sukzession und damit die Entwicklung eines
naturnahen Bergwaldes mit Schutzwaldfunktion gegenüber Erosion und Lawinen (Bühl-
mann et al. 2013). Die Aufgabe von landwirtschaftlichen Flächen vor allem auf marginalen
Standorten bietet jedoch auch die Chance zur Verwilderung von Ökosystemen. Navarro
und Pereira (2012) zeigen, dass sich die Nutzungsaufgabe nicht nur negativ auf die Bio-
diversität auswirkt, sondern dass eine beträchtliche Anzahl von Arten davon profitieren.
Die Verwilderung von aufgegebenen Flächen ist daher eine Chance, die vorteilhaft sein
kann für die Biodiversität und für die Ökosystemleistungen, und die bisher kaum beachtet
wurde.
Eine Form der Nutzungsintensivierung ist die Über- bzw. Verbauung von Landwirt-
schaftsflächen als Folge der Ausbreitung von Siedlungen und Betriebsflächen sowie die
Landschaftszerschneidung durch den Verkehr (EEA 2016). Vor allem in den Tallagen und
in den Alpenvorländern kommt es zu einer Zunahme der Siedlungs- und Wirtschaftsflä-
chen, tendenziell auch in den infrastrukturell hoch entwickelten und attraktiven Touris-
musgebieten der Hochalpen. Generell weisen die Alpenländer und insbesondere das
Berggebiet bereits eine Raumknappheit in Bezug auf Siedlungs- und Wirtschaftsentwick-
lung, Verkehr und Infrastruktur auf (Tappeiner et al. 2008).
In Österreich verdoppelte sich die Siedlungsfläche zwischen 1950 und 2010, während
die Bevölkerungszahl nur um 20 Prozent angestiegen ist (ÖROK 2012). Im Jahr 2016 wur-
den täglich 14,7 Hektar Freiflächen in Bau-, Verkehrs- und Betriebsflächen umgewandelt,
2013 waren es noch über 20 Hektar pro Tag (UBA 2017b). In der Schweiz gehen täglich
9,5 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche verloren. Das landwirtschaftliche Kulturland ist
zwischen 1979/85 und 2004/09 um 85 000 Hektar zurückgegangen (-5,4 %). Rund zwei
Drittel davon betrifft Landwirtschaftsflächen im Dauersiedlungsgebiet (-55 500 ha) und
ein Drittel alpwirtschaftlich genutzte Flächen (-29 500 ha) (BLW 2016b; BFS 2013).
Die negativen ökologischen und ökonomischen Effekte durch die Bodenversiegelung
sind laut Umweltbundesamt unter anderem der Verlust von biologischen Funktionen und
Produktivität, Gefährdung der biologischen Vielfalt und erhöhtes Hochwasserrisiko (UBA
2017b). Der Prozess der Siedlungsausweitung führt zu einem hohen Verlust an oft hoch-
wertigen Landwirtschaftsflächen in den Gunstlagen und ist eine unmittelbare Herausfor-
derung vor allem für die Landwirtschaft und die Raumplanung.
66 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

2.2.5 Treibhausgase und Klima

Methan (CH4 ) und Lachgas (Distickstoffmonoxid, N2O) sind Treibhausgase, die haupt-
sächlich von der Landwirtschaft in die Atmosphäre freigesetzt werden. Als Quelle von
fossilen Kohlendioxidemissionen (CO2 ) spielt die Landwirtschaft nur eine sekundäre Rolle.
Dies soll nun im Gesamtzusammenhang betrachtet werden.
In Tabelle 10 sind die Treibhausgasemissionen aller Sektoren aus beiden Ländern wie-
dergegeben. Die Angaben verstehen sich ohne Emissionen/Senken aus der Waldwirt-
schaft, der Landnutzung und den Landnutzungsänderungen. Beim Kohlendioxid sind die
Emissionen aus landwirtschaftlichen Fahrzeugen, Maschinen und Heizanlagen (ohne bio-
gene Brenn- und Treibstoffe) wiedergegeben.
Sowohl in der Schweiz als auch in Österreich beträgt der Anteil der Landwirtschaft bei
den beiden Treibhausgasen Methan und Lachgas über zwei Drittel der nationalen Emis-
sion (in CO2-Äquivalenten). Gemäss den Treibhausgasinventaren gehen in beiden Län-
dern um die 10 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen auf das Konto der Land-
wirtschaft.
Der Stellenwert der Landwirtschaft kann anhand der historischen Entwicklung der
Treibhausgasemissionen in der Schweiz seit Beginn des 20. Jahrhunderts beurteilt wer-
den. 1900 war der Sektor Landwirtschaft noch fast für die Hälfte der Treibhausgasemis-
sionen verantwortlich. Durch das Wirtschaftswachstum und vor allen durch den Verkehr
sind heute die Gewichte anders verteilt. Die Landwirtschaft trug im Jahr 2015 noch zu 13
Prozent an die Gesamtemissionen bei, während der Verkehr 32 Prozent der Gesamtemis-
sionen verursachte, die Haushalte und die Industrie 55 Prozent. Im Gegensatz zur Land-
wirtschaft wird in den anderen Bereichen vor allem Kohlendioxid aus fossilen Energieträ-
gern emittiert (BAFU 2017a).
Wie aus Tabelle 10 hervorgeht, stammten im Jahr 2015 82 Prozent der Methanemissio-
nen aus der Schweiz und 69 Prozent derjenigen aus Österreich aus dem Landwirtschafts-
sektor. Da Methan vor allem im Verdauungstrakt von Wiederkäuern (z. B. Rinder, Ziegen,
Schafe) entsteht, wird in der Schweiz der Grossteil dieser Emissionen der Milchkuhhal-
tung zugeordnet. In der Schweiz war der Methanausstoss schon im Jahr 1900 mit gegen
5 Mio. t CO2eq etwa gleich hoch wie heute (Abb. 18). Der Anstieg der gesamten Methan-
emissionen Ende der 1970er Jahre und deren Rückgang in der Folge wiederspiegelt pri-
mär die Entwicklung des Tierbestandes. Mitverantwortlich für die hohen Methanemissio-
nen zwischen 1970 und 1985 war die Zunahme der deponierten Siedlungsabfälle. Das im
Jahr 2000 erlassene Deponieverbot von brennbaren Abfällen bewirkte einen langsamen
Rückgang der Methanemissionen aus diesen Quellen.
Am Beispiel der Schweiz lassen sich exemplarisch die Mechanismen zwischen der
Milchproduktion und den Methanemissionen aufzeigen. Trotz sinkendem Milchkuhbe-
stand zwischen 1990 und 2013 hat die Milchproduktion in der Schweiz leicht zugenom-
men. Durch den höheren Milchoutput haben sich die Methanemissionen pro kg Milch
zwar verringert. Infolge der höheren Fütterungsintensität mit vorwiegend importierten
Kraftfuttern sind allerdings die Methanemissionen pro Tier gestiegen, so dass gesamthaft
Landwirtschaft in den Alpenländern: Ein Gesundheits-Check 67

Tab. 10. Treibhausgasemissionen in der Schweiz und in Österreich. Quellen: A nderl et al. 2017; BAFU 2017a.

Emissionen in kt CO2- Schweiz Österreich


Äquivalenten
1990 2015 1990 2015
Kohlendioxid CO2 Gesamt 44 570 38 850 62 297 64 263
Landwirtschaft 540 460 94 109
Anteil Landwirtschaft 1,21 % 1,18 % 0,15 % 0,17 %
Methan CH4 Gesamt 6 100 5 080 10 599 6 623
Landwirtschaft 4 510 4 150 5 409 4 569
Anteil Landwirtschaft 73,93 % 81,69 % 51,03 % 68,99 %
Lachgas N2O Gesamt 2 830 2 350 4 293 3 427
Landwirtschaft 2 530 1 880 2 686 2 489
Anteil Landwirtschaft 89,40 % 80,00 % 62,57 % 72,63 %
Synth. Gase Gesamt 250 1 850 1 656 2 020
Landwirtschaft 0 0 0 0
Anteil Landwirtschaft 0,00 % 0,00 % 0,00 % 0,00 %
Total Gesamt 53 750 48 130 78 845 76 333
Landwirtschaft 7 580 6 490 8 189 7 168
Anteil Landwirtschaft 14,10 % 13,48 % 10,39 % 9,39 %

die Methanemissionen aus der Milchproduktion gegenüber 1990 um rund 15 Prozent zu-
genommen haben (Abb. 19).
Lachgas entsteht in der Landwirtschaft zu rund 86 Prozent über die Bodenbewirtschaf-
tung (Ackerbau und Grünlandbewirtschaftung) infolge der Ausbringung von Stickstoffdün-
gern (Mineral- und organische Dünger). Ein Teil des über Dünger ausgebrachten Stick-
stoffs wird im Boden mikrobiell zu Lachgas umgebaut und in die Atmosphäre emittiert.
Die restlichen 14 Prozent der landwirtschaftlichen Lachgasemissionen kommen aus der
Hofdüngerlagerung.
In den nationalen Treibhausgasinventaren nach IPCC Methodik (IPCC 2006) werden
die «grauen Emissionen», die bei der Produktion von Importgütern entstehen, nicht be-
rücksichtigt, da sich die Inventare nach dem Territorialitätsprinzip richten. Für den Bereich
Landwirtschaft fallen hier namentlich die Treibhausgas-Fussabdrücke der Produktion von
Futtermitteln und von mineralischen Stickstoffdüngern ins Gewicht (Bosshard et al. 2011).
Das Haber-Bosch-Verfahren zur Produktion von synthetischen Stickstoffdüngern benötigt
weltweit ein Prozent des Einsatzes an fossilen Brennstoffen (Heldstab et al. 2010).
Die Lachgasemissionen korrelieren sowohl in der Schweiz als auch in Österreich mit
der Intensität der landwirtschaftlichen Nutzung. Sie sind aber aus biochemischen Grün-
den nicht zu vermeiden. Der Agrarbericht 2016 der Schweiz vermerkt denn auch, dass es
«entsprechend schwierig ist, Massnahmen für eine wirksame Minderung der Emissionen
zu finden» (BLW 2016a).
68 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

CH4-Emissionen in der Schweiz


9
8
7
6
Mio. t CO2eq

5
4
3
2
1
0
1900
1910
1920
1930
1940
1950
1960
1965
1970
1975
1980
1985
1990
1995
2000
2005
2010
2015
Abb. 18. Entwicklung der CH4 -Emissionen in der Schweiz seit 1900. Quelle: BAFU 2017a.

Entwicklung Milchproduktion und CH4


%
120

100

80

60
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013

CH4-Emission pro kg Milch Jährliche Milchproduktion

CH4-Emission pro Milchkuh Milchkuhbestand


Abb. 19. Milchproduktion und Methanemissionen. Quelle: BLW 2015.
Landwirtschaft in den Alpenländern: Ein Gesundheits-Check 69

Die Höhe der Methanemissionen ist wiederum eng mit der Rindviehdichte verknüpft.
Wiederkäuer fressen Gras, welches von den Menschen und den Monogastriern nicht ver-
wertet werden kann, und veredeln es in Biomasse (Milch und Fleisch). Die Unterschei-
dung zwischen Wiederkäuern und Monogastriern bezieht sich auf Unterschiede in deren
Verdauung: Wiederkäuer wie beispielsweise Rinder, Schafe oder Ziegen haben einen
mehrteiligen Wiederkäuermagen und Monogastrier wie beispielsweise Schweine und
Geflügel haben einen einteiligen Magen. Bei der Betrachtung der schädlichen Wirkung auf
die Umwelt muss somit die Systemgrenze weit geöffnet werden. Dies ist gegenwärtig
bei den meisten Ökobilanzen leider nicht der Fall. Die Positionen zu dieser Problematik
reichen von den Aussagen der FAO-Studie «Lifestock‘s Long Shadow» (STEINFELD et al.
2006), welche zukünftig auf eine industrielle Landwirtschaft mit Monogastriern setzt, bis
zum Buch «Die Kuh ist kein Klimakiller» (Idel 2011), das auf die Bedeutung der Nutzung
der riesigen Graslandflächen durch Wiederkäuer weltweit hinweist. Wie das Beispiel der
Entwicklung der Methanemissionen in der Schweizer Milchproduktion zeigt, können
durch die Intensivierung der Produktion die Emissionen pro kg Produkt gesenkt werden.
Absolut betrachtet haben die Methanemissionen aus der Milchproduktion in der Schweiz
infolge der Intensivierung aber zugenommen. Würde die Milchproduktion in der Schweiz
vorwiegend graslandbasiert erfolgen, würde insgesamt eine geringere Milchmenge pro-
duziert, die pro kg Produkt vermutlich höhere Treibhausgasemissionen aufweisen würde.
Absolut würden sich aber die Methanemissionen aus der Milchproduktion in der Schweiz
aufgrund einer geringeren Anzahl Milchkühe reduzieren.
Sowohl in Österreich als auch in der Schweiz konzentriert sich die Reduktion der Treib-
hausgase auf die Reduktion der CO2 Emissionen, konkret auf die «Dekarbonisierung» der
Volkswirtschaft (Stocker 2017). Entsprechend werden die gesetzlichen Grundlagen er-
gänzt, um die Klimaziele für die Periode 2020-2030 zu erreichen. Österreich strebt im
Rahmen der Selbstverpflichtung unter dem Paris-Abkommen für das Jahr 2030 eine
Emissionsreduktion um 25 Prozent an, die Schweiz eine von 30 Prozent.
In der vorliegenden Publikation werden die relevanten CO2-Senken nicht beschrieben.
Eine Vergrösserung der pflanzlichen Biomasse (z. B. über mehr Waldflächen) und die Wie-
dervernässung von Mooren können durchaus positiv zum Klimaschutz beitragen. In der
Schweiz wäre insbesondere der Beitrag aus der Wiedervernässung heute drainierter
Moorböden signifikant. Es wird geschätzt, dass sich die Emissionen unter der heutigen
intensiven Bewirtschaftung (z. B. im Seeland) und dem damit verbundenen weiteren Ver-
lust von Humus in den Moorböden total zu etwa 9 Prozent des CO2-Budgets der Schweiz
im Rahmen des Paris-Abkommen summieren würden (Denzler 2017).

2.2.6 Fazit

Auf den vorangehenden Seiten haben wir dargelegt, welche Auswirkungen die heutige
landwirtschaftliche Praxis auf die Umwelt, wie beispielsweise die Biodiversität, die Bo-
denqualität, das Klima und die Luftqualität oder die Wasserqualität, hat und welche die
massgeblichen Treiber sind. Dem Stickstoff kommt dabei eine zentrale Rolle zu, doch
70 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

auch andere Stoffflüsse wirken sich negativ auf die Umwelt aus. Im Folgenden sind die
wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst:
–– Weltweit fordern die UN Nachhaltigkeitsziele Massnahmen in der Ernährungssicherung
und beim Klimaschutz. Globale Herausforderungen sind heute sowohl die CO2-Proble-
matik als auch der Einfluss von reaktiven Stickstoffverbindungen auf die Biosphäre.
–– Die Landwirtschaft spielt bei den Emissionen von reaktiven Stickstoffverbindungen
eine Schlüsselrolle. Sie ist heute der bedeutendste Emittent von reaktiven Stickstoff-
verbindungen. Durch effiziente Massnahmenpakete in den letzten Jahrzehnten hat
sich die Lage bei den übrigen Emittenten (Haushalte, Industrie und Verkehr) viel stärker
entspannt als bei der Landwirtschaft.
–– Bei den Luftschadstoffemissionen haben die oxidierten Verbindungen (NOx ) dank viel-
fältiger Reduktionsmassnahmen beim Verkehr und den Feuerungen deutlich abge-
nommen. Bei den reduzierten Verbindungen (NHy ) hingegen, die zu über 90 Prozent
aus der Landwirtschaft stammen, hat sich die Lage nicht im selben Ausmass verbes-
sert. Entsprechend sind auch die Depositionen von oxidierten Stickstoffverbindungen
stärker rückläufig als jene von reduzierten Stickstoffverbindungen
–– Die Landwirtschaft der Schweiz belastet die Umwelt hinsichtlich der reaktiven Stick-
stoffverbindungen deutlich stärker als diejenige von Österreich. So ist die Überschrei-
tung der Critical Loads für Stickstoffeinträge in empfindliche Ökosysteme besonders in
der Schweiz problematisch. Der durchschnittliche Stickstoff-Bruttoüberschuss aus der
Landwirtschaft war in der Schweiz für den Zeitraum 2010-2014 deutlich höher als in
Österreich (Schweiz: 90 kg N/ha, Österreich: 35 kg N/ha). Auch die Viehbesatzdichte
ist in Österreich mit 1,0 GVE/ha gegenüber der Schweiz mit bzw. 1,7 GVE/ha geringer
(ohne Sömmerungsweiden).
–– Bei den Gewässern werden die international festgeschriebenen Reduktionsziele für
Stickstoff weder in der Schweiz noch in Österreich erreicht. Handlungsbedarf besteht
primär bei der Reduktion der diffusen, primär durch die Landnutzung induzierten Stick-
stoffflüsse. Das Grundwasser ist nach wie vor mit Nitrat belastet und über den Pfad
Grundwasser-Oberflächenwasser werden die Meere primär mit Stickstofffrachten aus
dem Hauptemittenten «landwirtschaftliche Böden» belastet.
–– Der Eintrag von luftgetragenen reaktiven Stickstoffverbindungen wird sowohl in der
Schweiz als auch in Österreich hinsichtlich der Critical Loads weiträumig überschritten,
was sich drastisch auf die Biodiversität auswirkt. Die wichtigste Ursache dafür ist die
Deposition von reduzierten Stickstoffverbindungen, eine Folge der Emission von Am-
moniak. Zwischen den Ammoniakemissionen und der Anzahl Nutztiere besteht ein
sehr enger Zusammenhang.
–– Weder konnte der allgemeine Artenverlust gestoppt noch der Rückgang der Feldvogel-
arten und der Verlust von Lebensräumen verhindert werden. Die – regional unter-
schiedlichen – hohen Emissionen an Stickstoff, Phosphor und Pflanzenschutzmitteln
gelten als Hauptverursacher des Biodiversitätsverlustes im Alpenraum. Daneben wir-
ken sich die Aufgabe der landwirtschaftlichen Nutzung von wertvollem alpinem Grün-
Landwirtschaft in den Alpenländern: Ein Gesundheits-Check 71

land sowie die intensive Bewirtschaftung von Grünland (Schnitthäufigkeit, Schnitthö-


he) negativ auf die Arten- und Lebensraumvielfalt aus.
–– Der Bodenphosphorvorrat ist in der Schweiz, trotz Rückgang der hohen Überschüsse
in den Phosphorbilanzen der 1990er Jahre, nach wie vor sehr hoch. In Österreich hin-
gegen ist vor allem im Grünland der Bodenphosphorvorrat niedrig. Rund drei Viertel
des gesamten Phosphor-Düngereinsatzes in der Landwirtschaft stammt aus Hofdün-
gern. In der Schweiz entstehen deshalb die Probleme der Phosphorverluste in die Ge-
wässer vor allem auf regionaler Ebene, in Gebieten mit intensiver Tierhaltung (Zentral-
und Ostschweiz). Zudem bleibt generell die Problematik der hohen Phosphorvorräte
im Oberboden.
–– Pestizide belasten in hohem Masse Oberflächen- und Grundwasser. Dies widerspricht
der ökologischen Anforderung an eine Wasserqualität, bei der die Vorgaben für die
Konzentration von Pflanzenschutzmitteln nahe bei null liegen. Pestizide wirken direkt
schädigend auf Organismen, Arten und Populationen sowie indirekt schädigend auf
Ökosysteme bzw. Lebensräume. Zudem steht die Problematik von unbekannten Wirk-
stoffkombinationen im Raum.
–– Beim Klimaschutz ist eine gesamtheitliche Betrachtung notwendig. Sowohl die Me-
than- als auch die Lachgasemissionen zeigen eine aktuell hohe Intensität der landwirt-
schaftlichen Produktion. Die Lachgasemissionen sind aus biochemischen Gründen
nicht zu vermeiden, doch eine begrenzte Reduktion ist möglich, denn zwischen den
Lachgasemissionen und den als Dünger ausgebrachten Stickstoffmengen besteht ein
enger Zusammenhang. Die Methanemission der Wiederkäuer ist eine Folge der Ver-
edlung von Raufutter in für Menschen geniessbare Lebensmittel (Milch und Fleisch).
Diese Emissionen sind direkt von den Tierzahlen abhängig. Die Systemgrenze bei der
Analyse dieser Emissionen muss möglichst weit gezogen werden.

Aus diesen Schlussfolgerungen lässt sich folgender Handlungsbedarf ableiten:


1. Bei den Stickstoffflüssen zeigen die Trends als Folge der vermehrten Ökologisierung
der Agrarpolitik zwar mehrheitlich in Richtung mehr Nachhaltigkeit, doch der Hand-
lungsbedarf bleibt auch in Zukunft sehr gross, um die Stickstoffproblematik in den Griff
zu bekommen. Es gilt, die «treibenden» Stickstoffflüsse zu reduzieren und die Bearbei-
tung und Bepflanzung der landwirtschaftlichen Böden den jeweiligen Standorten anzu-
passen. Eine kritische Rolle kommt hier der Ausweitung des Maisanbaus zu. Als Re-
sultat würden die «induzierten» Stoffflüsse, beispielsweise die Emissionen aus den
Böden, verringert. Die gegenwärtige Agrarpolitik erreicht noch nicht den Mehrwert an
ökologischer Leistung, den sie sich zum Ziel gesetzt hat.
2. Angesichts der durch die luftgetragenen reduzierten Stickstoffverbindungen massiv
beeinträchtigten Biodiversität sowie der langfristig notwendigen Gesunderhaltung der
Wälder, erhält die Reduktion der Ammoniakemissionen aus der Landwirtschaft eine
zentrale Bedeutung. Es gilt, die grossräumige Überschreitung der Critical Loads für
Stickstoff in den Alpenländern zu reduzieren. Dies gilt vor allem für die Schweiz, doch
auch in Österreich wird die Reduktion der Ammoniakemissionen als zentrales Element
72 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

gesehen. Dabei ist ein differenziertes Vorgehen gefordert. Handlungsbedarf ergibt


sich primär in regionalen Hotspots in denen die Viehdichte reduziert werden muss.
3. Eine verstärkte Ausrichtung der Agrarpolitik auf die Vermeidung von Nitratauswa-
schung könnte die Nitratproblematik im Grundwasser entschärfen und gleichzeitig den
Export von Stickstoffverbindungen in Richtung der Meere reduzieren. Praxisbespiele
zeigen, dass in der Schweiz ein differenzierteres OECD-konformes Direktzahlungssys-
tem zum Erfolg führen kann. Volkswirtschaftliche Betrachtungen und Berechnungen
haben gezeigt, dass Massnahmen in der Landwirtschaft pro Tonne reduzierter Stick-
stoffemission weitaus billiger zu stehen kommen als zusätzliche Massnahmen in den
Bereichen Gewässerschutz und Lufthygiene (Biedermann und Leu 2003; Bundi 2001;
Projektgruppe Stickstoffhaushalt Schweiz 1996).
4. Konkret gilt es, die Stickstoff-Bilanzüberschüsse durch eine Verringerung des Einsat-
zes von Kraftfuttermitteln und der mineralischen Stickstoffdüngung zu reduzieren. Zen-
tral ist die Verringerung der Viehbesatzdichte bzw. die standortgerechte Anpassung
der Tierbestände. Die Kompensation von geringeren Tierbeständen durch Importe von
tierischen Produkten (Fleisch, Eier) könnte so gesteuert werden, dass die Importe aus
Ländern erfolgen, welche flächenmässig besser als die Alpenländer geeignet sind,
umweltgerecht zu produzieren. Langfristig ist zu diskutieren, wie unsere Ernährungs-
gewohnheiten hin zu weniger Fleischkonsum verändert werden können und welche
Reduktionsbeiträge beim Fleischkonsum von Wiederkäuern und Monogastriern auch
aus Sicht globaler Ernährungssicherheit geleistet werden sollen.
5. Die Probleme mit Phosphor stellen sich in der Schweiz vor allem in Gebieten intensiver
Tierhaltung. Das Ziel sollte eine ausgeglichene Phosphorbilanz sein, deren Überschüs-
se sind auf null reduzieren. Wege dazu sind die Anpassung der Viehbestände und bes-
sere Gestaltung der Suisse-Bilanz und deren Vollzug (BLW 2010; KVU 2006). In Grün-
landböden Österreichs wird zunehmend eine Unterversorgung mit Phosphor indiziert.
Ein daraus abgeleiteter Bedarf nach einer Aufdüngung muss jedoch sorgfältig auf die
potenzielle Artenvielfalt auf den Wiesen abgestimmt werden.

2.3 Thesen: Agrarpolitik und ihre Wirkung

Matthias Stolze, Rainer Weisshaidinger, Roger Biedermann, Othmar Schwank, Richard


Petrasek, Andreas Bartel, Adrian Müller, Gerhard Zethner, Helmut Gaugitsch

Abgeleitet aus der Entwicklung der Agrarpolitik und derer Auswirkungen können die fol-
genden vier Thesen formuliert werden:
Landwirtschaft in den Alpenländern: Ein Gesundheits-Check 73

These 1: Die derzeit verfügbaren Instrumente der Agrarpolitik werden keine


Trendwende hin zu einer ökologisch nachhaltigen Landnutzung in den Alpenlän-
dern einläuten.
Die Agrarpolitik ist der wichtigste Hebel für eine ökologisch nachhaltige Landwirtschaft.
Eine «Business-as-usual»-Strategie wird eine weitere Intensivierung der Landwirtschaft
in den Alpenländern Schweiz und Österreich nicht stoppen können. Die Folge: eine quali-
tative und quantitative Schädigung oder – im schlimmsten Fall – die Zerstörung natürlicher
Ressourcen und eine langfristige weitere Verringerung von Ökosystemleistungen. Die
Möglichkeiten der derzeitigen politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen schei-
nen ausgeschöpft zu sein. Diese haben nicht das Potenzial, weitere Anreize hin zu einer
ökologischeren Landnutzung zu geben, die über den aktuellen Stand hinausführt. Es ist
daher nicht zu erwarten, dass die bisher noch nicht erreichten Umweltziele der Landwirt-
schaft bezüglich Stickstoff-, Phosphor-, Pflanzenschutzmittel- und Treibhausgasemissio-
nen sowie der Erhalt der Biodiversität und der Bodenfruchtbarkeit mit dem jetzigen Inst-
rumentarium flächendeckend erreicht werden können.

Daraus resultierende Fragestellungen:


–– Wie sieht eine ökologisch nachhaltige Landnutzung in den Alpenländern aus – wo wol-
len wir hin?
–– Welche agrarpolitischen Instrumente führen zu einer solchen Landnutzung – wie kom-
men wir dahin?

These 2: Die Reduktion des Stickstoff-Inputs ist ein Schlüssel für den Erfolg.
Der Reduktion des Stickstoff-Inputs in landwirtschaftliche Landnutzungssysteme kommt
in einer ökologisch nachhaltigen Landnutzung eine Schlüsselstellung zu. Die Stickstoff-Mi-
neraldüngung zusammen mit den hohen Tierzahlen führen zu hohen Stickstoffüberschüs-
sen. Die hohen Tierzahlen sind möglich durch den Anbau von Futtermitteln auf Ackerflä-
chen und durch die Entkoppelung der Tierhaltung von der Pflanzenproduktion, d. h. hohen
Kraftfutterzukäufen, die zu hohe, flächenungebundene und standortunangepasste Vieh-
besatzdichten ermöglichen.
Stickstoff-Bilanzüberschüsse sind eine der wichtigsten Ursachen für die negativen Um-
weltwirkungen der Landwirtschaft: der Verlust der Lebensraumvielfalt und Biodiversität, die
Verschlechterung der Wasser- und der Luftqualität sowie die Erhöhung der Treibhausgase.

Daraus resultierende Fragestellungen:


–– Wie stark muss der Input an Stickstoff über Kraftfutter und Mineraldüngung zurück-
gefahren werden, um eine Verbesserung der Umweltwirkungen zu erzielen?
–– Wie wirkt sich dies auf die Produktionsmenge aus?
–– Wie verändern sich die Umweltwirkungen in Drittländern durch die Kompensation der
geringeren einheimischen Produktionsmenge über Importe (Export von Umweltwir-
kungen in Drittländer)?
–– Was sind die effektivsten Hebel zur Reduktion des Stickstoff-Inputs?
74 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

These 3: Ohne eine deutliche Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln


ist eine ökologisch nachhaltige Landnutzung in den Alpenländern nicht möglich.
In den Alpenländern Schweiz und Österreich werden vermehrt Pflanzenschutzmittel in
den Grund- und Oberflächengewässern festgestellt. Pflanzenschutzmittel wirken direkt
schädigend auf Organismen, Arten und Populationen sowie indirekt schädigend auf Öko-
systeme bzw. Lebensräume, deren Funktionen und somit auf Ökosystemleistungen (z. B.
Trinkwasserversorgung). Darüber hinaus stellen etliche Wirkstoffe von Pflanzenschutz-
mitteln sowie nicht beabsichtigte und in ihrer Wirkung völlig unbekannte Wirkstoffkombi-
nationen (sogenannte Pflanzenschutzmittel-Cocktails) aufgrund unbekannter Wirkeigen-
schaften ein erhebliches Umweltrisiko dar. Die Zulassungspraxis von Pflanzenschutzmitteln
ist von substanzieller Bedeutung und ist ungenügend im Hinblick auf ihren nachhaltigen
Einsatz und bezüglich Transparenz.

Daraus resultierende Fragestellungen:


–– Wie stark muss der Einsatz von Pestiziden reduziert werden, um die natürlichen Res-
sourcen ausreichend zu schützen, die Ökosystemleistungen nicht zu gefährden, und
um Belastungsgrenzwerte auch in Kleingewässern einzuhalten?
–– Wie wirkt sich dies auf die Produktionsmengen aus?
–– Wie kann das Wissensdefizit behoben werden?

These 4: Verluste an landwirtschaftlichen Flächen tragen dazu bei, den Druck zur
Intensivierung der Lebensmittelproduktion zu erhöhen.
Durch die Nutzungsaufgabe und den Flächenverbrauch für Siedlung und Infrastruktur ge-
hen in den Alpenländern in grossem Umfang Landwirtschaftsflächen verloren. Dies steht
im Konflikt zu einer ökologisch nachhaltigen Landwirtschaft. Denn um Flächenverluste zu
kompensieren und die gleiche Menge an Lebensmitteln zu produzieren, steigt der Druck
zur Intensivierung auf den verbliebenen Flächen.

Daraus resultierende Fragestellungen:


–– Wie stark ist der Druck zur Intensivierung für die Landwirtschaft, d. h. um wieviel Pro-
zent muss die Produktion jährlich steigen, um den Flächenverlust zu kompensieren?
–– Was sind effektive Hebel zur Kompensation des Flächenverlustes?
75

3 Grundsätze für eine neue Agrarpolitik

3.1 Systembetrachtung

Rainer Weisshaidinger, Othmar Schwank, Matthias Stolze

Die Landwirtschaft ist auf betrieblicher, regionaler und globaler Ebene mit einer zuneh-
menden Komplexität und Dynamik an sie beeinflussenden Grössen konfrontiert. Die Be-
trachtung systemischer Faktoren und Zusammenhänge der Landwirtschaft sind wichtig,
um Konzepte einer ökologisch nachhaltigen Landwirtschaft ableiten zu können. Neben
einer betrieblichen Perspektive, die im Fokus der nachfolgenden Kapitel steht, wollen wir
in diesem Kapitel auf beispielhafte Systembetrachtungen auf globaler und regionaler Ebe-
ne eingehen.

3.1.1 Die globale Perspektive

Die landwirtschaftliche Produktion hat sich zwischen 1960 und 2015 verdreifacht und hat
zu einer massiven Verbesserung der Lebensmittelversorgung beigetragen, jedoch mit er-
heblichen Folgen für die Umwelt, etwa verschwindenden Wäldern, sich erschöpfenden
Grundwasserressourcen, Bodendegradation, enormer Biodiversitätsverluste und Klima-
wandel (FAO 2017b). Die Landwirtschaft ist einerseits Verursacherin und andererseits
Betroffene dieser und weiterer Aspekte des globalen Wandels. Unter globalem Wandel
werden Veränderungen weltweiten Ausmasses, die die Funktionalität des Systems
­Erde-Mensch beeinflussen, verstanden, wobei dieses System physikalische, biogeoche-
mische, ökonomische, soziale, kulturelle, demographische und politische Prozesse be-
inhaltet (Steffen et al. 2015; Steffen et al. 2006). Gleichzeitig führt das globale Bevölke-
rungswachstum zu Fragen der Ernährungssicherung – die Vereinten Nationen berechnen
die Erdbevölkerung auf 9,7 Mrd. im Jahr 2050 und auf 11,2 Mrd. in 2100 (UN DESA 2015).
Ein Team um den schwedischen Umweltwissenschaftler Johan Rockström publizierte
2009 erstmals das Konzept der «Planetary Boundaries» (Rockström et al. 2009). Die «pla-
netarischen Grenzen» zeigen die ökologischen Belastungsgrenzen der Erde. Das Konzept
versucht, diese Grenzen zu definieren und zu quantifizieren und setzt die momentane Be-
lastung in Relation dazu. Bei einer dauerhaften Überschreitung postulieren die Autoren
«plötzliche und irreversible Änderungen des Ökosystems und in Folge eine mögliche mas-
sive Schädigung der Lebensgrundlage der Menschheit» (Rockström et al. 2009). Zwar
gibt es Kritik an diesem Konzept (Nordhaus et al. 2012), dennoch greifen massgebliche
Akteure wie etwa das Panel für globale Nachhaltigkeit der UN, das UN Umweltprogramm
(UNEP 2012) und der World Wide Fund for Nature (WWF) darauf zurück. Steffen et al.
(2015) legten neue Erkenntnisse zu den «Planetary Boundaries» vor. Die Untersuchungen
zeigen, dass in vier von neun Bereichen die ökologische Belastungsgrenze überschritten
ist. Dies betrifft den Klimawandel, den Verlust an Biodiversität, die Landnutzungsände-
76 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

rung – welche sich insbesondere auf den Boden negativ auswirkt – und die globalen Stick-
stoff-Phosphor-Kreisläufe (Abb. 20). Die Autoren messen dabei die weitaus grössten
Überschreitungen der ökologischen Belastungsgrenzen den Phosphor- und Stickstoffflüs-
sen sowie dem Verlust an Biodiversität zu.
Schneidewind (2015) spricht von Schwellen, ab denen sich Systeme mit einem hohen
Risiko destabilisieren und die Gesundheit und Lebensbedingungen für den Menschen
nachhaltig beeinträchtigt werden können: «Es entsteht eine neue Herausforderung für die
menschliche Zivilisation: Ein «immer mehr» in Gesellschaft und Ökonomie gerät an öko-
logische Grenzen.» Vor allem die sogenannte Konsumgesellschaft möchte Haben, Konsu-
mieren und Erleben maximieren. Nach Deckung der elementaren Grundbedürfnisse führt
das dazu, dass wir Dinge konsumieren nicht weil wir sie brauchen, sondern weil wir sie
kaufen können (Linz 2006).

Klimawandel
lf a lt
Intaktheit der V ie
c he
Biosphäre t is
ne
Ge t Neue Substanzen
al
el f
Vi
al e
on
k ti
F un

Ozenverlust in
Landnutzungs- der Stratosphäre
wandel

Süsswasser- Aerosolgehalt
nutzung der Atmosphäre

or
sp h
P ho
f
S t ic k s t o f
Versauerung
Biogeochemische der Meere
Flüsse

Belastungsgrenze weit überschritten Belastungsgrenze nicht überschritten

Belastungsgrenze überschritten Belastungsgrenze noch nicht berechnet

Abb. 20. Belastungsgrenzen des Planeten. Quelle: Steffen et al. 2015, modifiziert.
Grundsätze für eine neue Agrarpolitik 77

Bedenken in Bezug auf die weitere Überschreitung der Tragfähigkeit des Planeten be-
stehen aufgrund aktueller globaler Trends:
–– Steigender Pro-Kopf-Verbrauch: Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der
Vereinten Nationen (FAO) schätzt, dass der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch an
Lebensmitteln bis 2030 weiterhin ansteigen wird (A lexandratos und Bruinsma 2012;
FAO 2017b).
–– Steigende Weltbevölkerung: Die Weltbevölkerung wird von momentan 7,35 Mrd.
Menschen in 2015 auf 8,5 Mrd. in 2030 und 9,7 Mrd. in 2050 anwachsen (UN DESA
2015).
–– Steigender Fleischbedarf: Die steigende Kaufkraft in den Schwellen- und Entwick-
lungsländern führt global betrachtet zu einem Anstieg des Fleischkonsums (OECD/
FAO 2016) und somit zu einer weiteren Verschärfung der Situation.
–– Steigender Bedarf an Agrotreibstoffen und damit verbundene negative Auswirkungen
auf die Umwelt und die natürlichen Ressourcen (OECD 2012).
–– Sinkende landwirtschaftliche Nutzfläche (pro Kopf): Aufgrund von Bevölkerungs-
wachstum, Bodendegradierung (Versalzung, Desertifikation, Erosion) wird ein Rück-
gang der pro Kopf verfügbaren landwirtschaftlichen Nutzfläche von 2200 m2 im Jahr
2015 auf rund 2000 m2 im Jahr 2030 prognostiziert.

Foley et al. (2011) zufolge, werden lediglich 62 Prozent der pflanzlichen Produktion auf
Ackerland für die menschliche Ernährung herangezogen, 35 Prozent wird Tieren verfüttert
und 3 Prozent wird in Bio-Energie verwandelt. Die räumlichen Unterschiede sind markant:
Während in Afrika der Anteil für die menschliche Ernährung über 80 Prozent beträgt, ver-
wenden Europa und Nordamerika nur rund 40 Prozent dafür. Es kann angenommen wer-
den, dass die globale Zunahme des Fleischkonsums den Nutzungsdruck auf die Landwirt-
schaftsflächen verstärken wird. Dies führt unweigerlich zu einer Intensivierung und nicht
zu einer Extensivierung der Landwirtschaft und zu zunehmenden negativen Umweltwir-
kungen der Landwirtschaft auf globaler Ebene (z. B. Biodiversitätsverlust, Gewässerbe-
lastung). Heutzutage expandiert die Landwirtschaft hauptsächlich in den Tropen und 80
Prozent der neuen Flächen ersetzen Wälder (Gibbs et al. 2010), mit massiven negativen
Folgen für die natürlichen Ressourcen. Muller und Bautze (2017) und Foley et al. (2011)
betonen jedoch, dass für viele Regionen graslandbasierte Systeme, z. B. Beweidung oder
gemischtwirtschaftliche Systeme (d. h. pflanzliche und tierische Erzeugung), zur Ernäh-
rungssicherung beitragen können. Voraussetzung dafür ist, dass die Futtermittel keine
Ackerbauprodukte sind. In diesem Zusammenhang ist auch die Frage wichtig, wie Grenz-
standorte (insbesondere Grünland) nachhaltig bewirtschaftet werden können.
Aus diesen globalen Trends einer zunehmenden Überschreitung der planetaren Trag-
fähigkeit sowie eines starken Bevölkerungsanstieges, in Kombination mit einem steigen-
den Fleischverbrauch, ergibt sich die Frage: Wie ernähren wir die Weltbevölkerung mit
einer Landwirtschaft, die die Tragfähigkeit des Planeten nicht gefährdet?
Antworten darauf werden kontrovers diskutiert. Einige Akteure sehen den Ausweg in
einer reinen Effizienzsteigerung der landwirtschaftlichen Produktion, d. h. hoher Input an
78 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

Betriebsmitteln (wie Pestizide, synthetische Düngemittel, gentechnisch veränderte Kul-


turpflanzen) bei gleichzeitig hohem Output. Doch gerade diese Art Landwirtschaft ist auf-
grund ihrer negativen Umweltwirkungen massiv in der Kritik (DLG 2017), da sie zwar zum
Teil geringere Umweltwirkungen pro Produkteinheit, jedoch nicht pro Flächeneinheit auf-
weist.
Andere Akteure sehen daher die Sicherstellung der globalen Ernährung in einer stand-
ortangepassten und nachhaltigen Landwirtschaft, zum Beispiel agrarökologischen Ansät-
zen, Agroforst-Systemen und der biologischen Landwirtschaft (UNCTAD 2013). Allen drei
Beispielen liegen Systemansätze zugrunde, die weniger auf importierten als auf lokal ver-
fügbaren Betriebsmitteln und Ressourcen basieren sowie auf Ökosystemleistungen und
einer regenerativen Produktion. Schlussfolgernd weisen sie hohes Potential für die lang-
fristige Unterschreitung der «Planetary Boundaries» auf.

3.1.2 Die regionale Perspektive

Neben der skizzierten globalen Dynamik ist die heutige Landwirtschaft auf regionaler Ebe-
ne in komplexe naturräumliche und gesellschaftliche Entwicklungen eingebunden. Und
auch der beschriebene globale Wandel ist regional differenziert: Eine lokal-spezifische
Mischung an interaktiven Wandlungsprozessen führt zu unterschiedlichen regionalen Vo-
raussetzungen.
Die Landnutzung im Alpenraum wird durch eine Vielzahl an biophysischen und sozio-
ökonomischen Faktoren beeinflusst, die untereinander in einem Wirkungszusammen-
hang stehen (Claessens et al. 2009). Um herauszufinden, welche Faktoren die Landnut-
zung in den Alpenländern Österreich und der Schweiz beeinflussen und welche
Wechselwirkungen zwischen diesen Faktoren bestehen, kann man mit Hilfe einer Sys-
temanalyse ein mentales Denkmodell erstellen (Brand et al. 2013; Hecht et al. 2016).
Daraus lassen sich Ansatzpunkte für mögliche Hebel zur Veränderung ableiten.
Im Projekt «Mountland» wurde in der Schweiz eine Systemanalyse für die Region Visp
im Kanton Wallis durchgeführt (Brand et al. 2013). Diese Region ist typisch für viele
Alpenregionen, da sie mit einem Rückgang der Beschäftigung im Primärsektor und gleich-
zeitig einer Erhöhung der Beschäftigung im sekundären und tertiären Sektor (z. B. Touris-
mus) verbunden ist.
Die Leitfrage des Projekts für den Zeithorizont bis 2050 war: Welche Landnutzungs-
massnahmen können trotz globalen Wandels eine gewünschte langfristige Entwicklung
einschliesslich der Erhaltung des sozialen Wohlbefindens und wichtiger Ökosystemleis-
tungen sicherstellen?
Die Mountland-Systemanalyse ergab, dass drei Einflussfaktoren die Hebelfaktoren des
Systems bilden: (1) Raumplanung, (2) kommunales Haushaltsbudget und (3) demografi-
sche Entwicklung. Als weitere fünf Einflussfaktoren erwiesen sich: (4) die Umweltqualität,
(5, 6) die Art der Land- und Waldbewirtschaftung, (6) die Förderung von Unternehmen für
lokale Erzeugnisse und (7) die lokale Identität. Die Faktoren wurden als wichtig erachtet,
da sie sehr empfindlich auf andere Einflussfaktoren reagieren und daher ihre Auswirkun-
Grundsätze für eine neue Agrarpolitik 79

gen auf die Systemdynamik unvorhersehbar sind. Der Faktor Raumplanung hat den
stärksten Einfluss auf das System und wird gleichzeitig von anderen Faktoren erheblich
beeinflusst. Darüber hinaus war der Faktor lokale Identität (Bedeutung von Region, regio-
nalen Produkten und Traditionen im Alltag der Bewohner) der wichtigste Faktor des Sys-
tems. Neben diesen Faktoren spielt jedoch auch der Faktor Umweltqualität eine entschei-
dende Rolle für die langfristige Entwicklung einer Region im Alpenraum.
Das Projekt «Landnutzung im Alpenraum» untersuchte für die beiden Länder Öster-
reich und Schweiz die Frage, wie sich eine Fortführung der momentanen Landnutzung auf
Ökologie, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft auswirkt (Hecht et al. 2016). Das Ergebnis
zeigt, dass die Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Einflussfaktoren in ihrer Ge-
samtheit zu einer Intensivierung der Landwirtschaft im Alpenraum führen. Die Intensivie-
rung wiederum ist mit negativen Auswirkungen auf den ökologischen Zustand der land-
wirtschaftlichen Flächen verbunden: ökologische Qualität der landwirtschaftlichen
Flächen als Lebensraum und Vernetzungselement für Flora und Fauna bezüglich Arten-
vielfalt, Ökosystemleistungen, Boden, Bodenzustand und Resilienz.
Um den Systemdruck hin zu einer Intensivierung der Landwirtschaft zu bremsen und
somit den ökologischen Zustand der Flächen in den Alpenländern zu verbessern, haben
folgende Faktoren eine wichtige Hebelfunktion:
–– Verbesserung der Rahmenbedingungen für eine ressourcenschonende Landwirtschaft
und Reduktion der Anreize für eine Produktionsausweitung;
–– Das Stärken von Eigeninitiative lokaler Akteure und der Bereitschaft zur Verhaltensän-
derung (z. B. Umstellung von Ernährungsgewohnheiten zur Reduktion des Fleischkon-
sums);
–– Verbesserung der Beratung und Bildung für eine ressourcenschonende Landwirt-
schaft;
–– Förderung der Nachfrage nach Produkten mit Mehrwert (beispielsweise Bio-Produkte
oder regionale Produkte) und gleichzeitig Bremsen der Nachfrage nach tierischen Pro-
dukten;
–– Bremsen der Nutzungsaufgabe und des Verlusts von landwirtschaftlichen Flächen für
Infrastruktur und Siedlung.

Die Möglichkeiten der derzeitigen politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen


scheinen ausgeschöpft zu sein. Die vorherrschenden Gegebenheiten bieten kaum Poten-
tial für die Schaffung weiterer Anreize hin zu einer ökologischeren Landnutzung. Zentrale
Treiber des Systems Landnutzung wie beispielsweise staatliche Rahmenbedingungen für
die Landwirtschaft und/oder die Bereitschaft, das eigene Verhalten zu ändern, reichen
nicht aus, um die Nachhaltigkeit zu erhöhen: es braucht eine Trendwende, die wiederum
einen Paradigmenwechsel erfordern würde (Hecht et al. 2016).
80 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

3.2 Nachhaltigkeitsstrategien: Effizienz, Konsistenz, Suffizienz

Richard Petrasek, Adrian Müller, Matthias Stolze

In Kapitel 2 zeigten wir auf, dass durch die Agrarpolitik und die Landnutzung weder der
Artenverlust gestoppt, noch der Rückgang der Feldvogelarten und der Verlust von Le-
bensräumen verhindert werden konnte. Hauptverursacher sind hohe Emissionen an Stick-
stoff, Phosphor und Pflanzenschutzmitteln. Grundwasser ist nach wie vor mit Nitrat be-
lastet und über den Pfad Grundwasser-Oberflächenwasser werden die Meere primär mit
Stickstofffrachten aus dem Hauptemittenten «landwirtschaftliche Böden» belastet. Kapi-
tel 3.1 zeigte, dass die ökologische Belastungsgrenze unserer Erde überschritten ist be-
züglich Klimawandel, den Verlust an Biodiversität, der Landnutzungsänderung und den
globalen Stickstoff-Phosphor-Kreisläufen.
Die zentrale Frage dabei ist, mit welchen Handlungsstrategien wir denn einen Wandel
im Denken, Handeln sowie im Umgang mit uns und unserer Umwelt hin zu einer ökolo-
gisch nachhaltigen Landnutzung erreichen könnten?

Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit bzw. eine nachhaltige Entwicklung unserer Gesellschaft – unseres Lebens-
stils, unseres Wirtschaftssystems, unseres Umgangs mit der Natur – hat sich als Begriff
bereits seit Jahrzehnten etabliert (Galbraith 1958; Schumacher 1973). Der Ausgangs-
punkt für eine nachhaltige Entwicklung stellt die Gerechtigkeit innerhalb und zwischen
den Generationen dar. So definiert die Welternährungsorganisation FAO nachhaltige Ent-
wicklung – mit Fokus auf die Land- und Forstwirtschaft und die Fischerei – als «die Bewirt-
schaftung und Erhaltung der natürlichen Ressourcen und die Ausrichtung des technologi-
schen und institutionellen Wandels in einer Weise, die die Erreichung und Fortführung der
menschlichen Bedürfnisse für die gegenwärtigen und künftigen Generationen gewähr-
leistet. Eine solche nachhaltige Entwicklung (in den Bereichen Landwirtschaft, Forstwirt-
schaft und Fischerei) schont Land, Wasser, pflanzen- und tiergenetische Ressourcen, ist
umweltverträglich, technisch sinnvoll, wirtschaftlich und sozialverträglich» (FAO 2014).
Ferner unterscheidet die FAO (2014) in ihren Leitlinien zur Nachhaltigkeitsbewertung von
Agrar- und Lebensmittelsystemen vier Dimensionen der Nachhaltigkeit, die gleichberech-
tigt nebeneinanderstehen: ökologische Integrität, ökonomische Resilienz, soziales Wohl-
ergehen und Good Governance. Ott und Voget (2007) weisen darauf hin, dass Nachhal-
tigkeit ein kollektives Ziel darstellt, das individuelle aber vor allem auch kollektive
Verpflichtungen mit sich bringt, um es zu erreichen.
Im Grund sollte nach Huber (2000b) jede Nachhaltigkeitspolitik einerseits die wirt-
schaftliche Entwicklung ermöglichen und dabei andererseits die ökologische und soziale
Nachhaltigkeit sicherstellen. Das Ziel muss sein, dass sowohl die ökologische Tragfähig-
keit unserer Erde nicht überschritten wird als auch die soziale Gerechtigkeit durch eine
ausgewogenere Verteilung der Möglichkeiten, natürliche Ressourcen zu nutzen, und Zu-
gang zu Wohlstand gewährleistet wird.
Grundsätze für eine neue Agrarpolitik 81

Der hohe Ressourcen- und Energieverbrauch und die entsprechenden Emissionen unse-
rer Gesellschaft führen zu einer Überbeanspruchung der ökologischen Tragfähigkeit der
Erde bzw. der natürlichen Grenzen der Regenerierfähigkeit von Ökosystemen. Unsere
Handlungen negieren oft die Belastungsgrenzen bzw. sind sich deren nicht bewusst. Da-
raus ergeben sich für die gesamte Menschheit bisher nicht gekannte ökologische und
daraus folgend auch soziale Probleme (Huber 2000b; Steffen et al. 2015). Als Beispiel
hierfür kann der Verlust an Lebensräumen und damit verbunden der Verlust an Biodiversi-
tät genannt werden. Einmal zerstörte Lebensräume können nicht mehr oder nur mit gros-
sem Aufwand revitalisiert werden (Fischer et al. 2015). Langfristiges Denken und Han-
deln sind dabei wichtige Prinzipien der Nachhaltigkeit (Pufé 2012).

Strategien der Nachhaltigkeit


Der Erfolg nachhaltiger Entwicklung hängt vom richtigen Zusammenspiel von Schutz und
Nutzung ab, also etwa neuer Technologien, neuer Organisationsformen und neuer Le-
bensstile. Für den Transformationsprozess unserer Gesellschaft in Richtung Nachhaltig-
keit werden daher vor allem drei Strategien diskutiert: die Effizienz, die Konsistenz sowie
die Suffizienz.

3.2.1 Effizienz – «Mit wenigem viel»

Die Effizienzstrategie folgt dem ökonomischen Prinzip «Ertrag mit möglichst wenig Auf-
wand» (Minimalprinzip) bzw. «mit konstantem Aufwand möglichst viel Ertrag» (Maximal-
prinzip) zu erreichen. Damit wird also ein möglichst optimales Verhältnis zwischen Input
und Output angestrebt (A llievi et al. 2015; Huber 2000b). Die Effizienzstrategie hat das
Ziel eines geringeren Einsatzes von Ressourcen und Energie pro Ware oder Dienstleis-
tung und damit eines verringerten Verbrauchs natürlicher Ressourcen. Oftmals ergeben
sich daraus Win-Win-Situationen, weil ökonomische und ökologische Ziele gleichzeitig
erreicht werden können (Schäpke und R auschmayer 2014). Deshalb ist diese Strategie in
der Wirtschaft sehr verbreitet: «Eine Steigerung der Ressourcenproduktivität, der Stoff-
umlauf- und Energieeffizienz, ist in ökonomischer und ökologischer Hinsicht von Vorteil,
genauer gesagt, ökonomisch kostendämpfend und ökologisch belastungsmindernd» (Hu -
ber 2000a). Die Effizienzstrategie verspricht, dass der Weg zur Nachhaltigkeit keine Ände-
rungen von Werten oder Präferenzen erfordert, da die Effizienzstrategie kompatibel zum
Prinzip der Nutzenmaximierung ist.
Ökobilanzen sind Hilfsmittel und Werkzeuge anhand derer Effizienz bewertet bzw.
prospektiv abgeschätzt werden kann. Sie stellen den Input der Produktmenge (in kg
oder Fläche) gegenüber. Als effizient gilt jenes Produkt oder jener Produktionsprozess,
welches bzw. welcher am wenigsten Ressourcen verbraucht und die tiefste Umwelt-
belastung aufweist. Beim Einsatz von Ökobilanzen ist die zweckmässige Wahl von Sys-
temgrenzen zentral. Huber (2000a) betont, dass längerfristig die Effizienzstrategie und
deren Massnahmen alleine nicht zu mehr Nachhaltigkeit führen wird. Die Gründe dafür
sind:
82 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

–– Die Steigerung der Effizienz durch technologische Innovation unterliegt dem Prinzip
des abnehmenden Grenznutzens. Das bedeutet, dass ab einem bestimmten Punkt die
Kosten für eine weitere Effizienzverbesserung den Nutzen übersteigen. Es ist dann
eine gesellschaftliche Entscheidung ob sie sich eine weitere Effizienzsteigerung leis-
ten kann und will;
–– Dominoeffekte bzw. Rebound-Effekte sind die am meisten geäusserte Kritik an der
Effizienzstrategie (Berkhout et al. 2000; Herring und Roy 2007). Ein Rebound-Effekt
entsteht, wenn der aggregierte Ressourcenverbrauch durch eine zunehmende Nach-
frage nach der Effizienzmassnahmen aufgehoben wird oder sogar steigt (Schäpke und
R auschmayer 2014). Ein Beispiel dafür ist die Konsum-Akkumulation bei der neue, ef-
fiziente Technologien wie beispielsweise sparsame Motoren dazu führen, dass grösse-
re Motoren nachgefragt werden. Gründe dafür können zum Beispiel die geringeren
Kosten pro Einheit sein oder nachlassende Anreize, umweltbewusst zu handeln, da die
Wirkungen pro Einheit geringer werden. Bemühungen, eine höhere Effizienz zu errei-
chen, können somit zu höherem Output bei annähernd gleichbleibender Umweltbelas-
tung führen, zu konstantem Output bei geringerer Umweltbelastung oder zu einer
Kombination von beiden (Figge et al. 2001);
–– Die Effizienzstrategie verschiebt die Allokation des Verbrauchs von Ressourcen bzw.
die Allokation von Emissionen in Richtung des effizientesten Verfahrens, sofern die
Umweltregulierungen korrekt vollzogen werden. In der Landwirtschaft ist der mögli-
che Ertrag an das Potenzial des natürlichen Standorts gebunden. An Grenzstandorten
wie beispielsweise Grasland von Voralpen und Berggebiet kann pro Hektar Grünland
weniger Rindvieh gehalten und damit insgesamt weniger Milch oder Fleisch produziert
werden als an Gunststandorten. Eine konsequente Effizienzstrategie führt in der Ten-
denz dazu, dass die landwirtschaftliche Produktion über kurz oder lang an Hanglagen
in den Voralpen und im Bergebiet reduziert würde und damit weniger Milch und Fleisch
produziert würde.

3.2.2 Konsistenz – «Alles verändert sich, aber nichts geht verloren»

Die Konsistenzstrategie zielt auf qualitative Veränderungen in der Produktion und im Ver-
brauch durch Substitution von Ressourcen und auf möglichst geschlossene Stoff- und
Energiekreisläufe ab (Kopfmüller und Grunwald 2006; Schäpke und R auschmayer 2014).
Die Konsistenzstrategie strebt daher nicht in erster Linie an, weniger Ressourcen zu ver-
brauchen, sondern andere Arten der Nutzung zu forcieren. Diese können auch in grossen
Mengen aufrechterhalten werden, ohne die Ökosysteme und die Umwelt zu beeinträchti-
gen. Ein Beispiel ist die Nutzung von Grasland über Wiederkäuer zur Produktion von Le-
bensmitteln.
Ein weiterer Aspekt der Konsistenzstrategie ist die Schliessung von Stoff- und Energie-
kreisläufen. Emissionen können beispielsweise dadurch vermindert werden, dass Abfälle
und die Produkte selbst zu Rohstoffen werden und somit im Kreislauf bleiben (Braungart
et al. 2010).
Grundsätze für eine neue Agrarpolitik 83

Produkte bzw. Abfälle werden heute nicht vollständig im Kreislauf gehalten, zum Beispiel
aufgrund von Hygienevorschriften oder weil sie nicht rezyklierbar sind. Dadurch ist es in
der Praxis schwierig, Kreisläufe vollständig zu schliessen (Schmidt-Bleek 2007). Zudem
sind auch erneuerbare Energien und Rohstoffe nur begrenzt verfügbar. Oft kommt es zu
Zielkonflikten, um den Bedarf an Ressourcen zu decken. Beispielsweise bei den Ernäh-
rungsgewohnheiten (wie die Höhe des Fleischkonsums), bei der Produktion von Bio-Ener-
gie auf den Ackerflächen – oder der Nutzung von Wind in Windparks gegenüber dem
Vogelschutz und der Erhaltung eines intakten Landschaftsbildes.
Während die Effizienzstrategie auf eine Verbesserung der Wirkungsgrade alter Techno-
logie- und Produktlinien abzielt, versucht die Konsistenzstrategie grundlegende Technik-
und Produktinnovationen herbeizuführen (Huber 2000b). Agrarökologische Landnut-
zungssysteme (z. B. biologische Landwirtschaft) sind ein Beispiel für eine solche
Innovation (Padel 2001).

3.2.3 Suffizienz – «Von nichts zu viel»

Suffizienz ist eine Strategie zur Senkung des Ressourcenverbrauchs durch Verringerung
der Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen (A llievi et al. 2015; K leinhückelkotten
2005; Schäpke und R auschmayer 2014). Fischer und Griesshammer (2013) definieren Suf-
fizienz im Kontext der Planetary Boundaries so: «Unter Suffizienz verstehen wir Änderun-
gen in Konsummustern, die helfen, innerhalb der ökologischen Tragfähigkeit der Erde zu
bleiben, wobei sich Nutzenaspekte des Konsums ändern.»
Die Suffizienzstrategie beruht auf der Bereitschaft zur freiwilligen Selbstbegrenzung
des Verbrauchs natürlicher Ressourcen (Schäpke und R auschmayer 2014). Weniger Kon-
sum und Verbrauch wäre nicht nur aus einer ökologischen Perspektive wünschenswert,
sondern würde auch zu mehr Generationengerechtigkeit führen (K leinhückelkotten
2005). Zwar erfordert Suffizienz die individuelle Eigenverantwortung, den Konsum zu än-
dern (A llievi et al. 2015), jedoch soll suffizientes Konsumieren nicht bei Einzelpersonen
beginnen und enden, denn dies wäre weder gerecht noch zielführend (Geden 2009; Grun -
wald 2010). Letztendlich bringt es nichts für die Umwelt, wenn eine einzelne Person we-
niger Fleisch isst (Muller und Huppenbauer 2016). Vielmehr geht es darum festzulegen,
wie hoch das individuelle Verbrauchsniveau sein darf im Vergleich zum Verbrauch aller
anderen Bürger (Muller und Huppenbauer 2016). Die Suffizienzstrategie erfordert daher
ein gesellschaftliches Handeln und eine Diskussion über die gesellschaftlichen Ziele in
Bezug auf Nachhaltigkeit (A llievi et al. 2015; Lorek und Fuchs 2013).
Da die Suffizienzstrategie im Gegensatz zur Effizienzstrategie eine Änderung im Ver-
halten erfordert, ist diese Strategie aus Angst vor dem Verlust an Lebensqualität und auf-
grund der vorgeschriebenen Verhaltungsänderungen nicht sehr populär (Schäpke und
R auschmayer 2014). Suffizienz wird als «letztes Mittel» genannt, für den Fall, dass die
Effizienz- und Konsistenzstrategien versagen (Fischer und Griesshammer 2013). Ferner
werden auch Rebound-Effekte (Kap. 3.2.1) von Suffizienzstrategien angeführt (A lcott
2008). So kann bei Konsumenten der Verzicht auf das Produkt A zum vermehrten Konsum
84 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

von Produkt B führen. Oder eine verringerte Nachfrage nach Produkt A kann dessen Preis
reduzieren, wodurch dieses für andere Konsumenten attraktiver wird.
Die Umsetzung der Suffizienz muss die individuelle Verschiedenheit der Menschen mit
ihren eigenen Bedürfnissen und Zielen als auch den Aspekt der Gerechtigkeit berücksichti-
gen, wenn eine Gesellschaft und ihre Bürger sich in eine bestimmte Richtung entwickeln
(Muller und Huppenbauer 2016). Die Suffizienzstrategie ist daher keine Kurzfristlösung,
sondern erfordert einen längerfristigen Diskussionsprozess und von der Politik ein Umden-
ken. Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung für Globale Umweltveränderungen
in Deutschland (2011) fordert einen «gestaltenden Staat mit erweiterter Partizipation», der
«Suchprozesse» anregt und ihnen durch Rahmensetzung und Weichenstellung eine Rich-
tung gibt. Zum Beispiel durch einen zusätzlichen Wert in liberalen Gesellschaften, der auf
der einen Seite die klassischen drei Grundwerte der individuellen Freiheit, des Nicht-Scha-
den-Prinzips und der Gerechtigkeit um Suffizienz ergänzt, und auf der anderen Seite das
Vorhandensein globaler Grenzen bewusst macht (Muller und Huppenbauer 2016).

3.3 Ausrichtung der Agrarpolitik an Nachhaltigkeitskriterien

Richard Petrasek, Matthias Stolze, Rainer Weisshaidinger

Als wichtige oder sogar entscheidende Stellschraube für eine nachhaltige Entwicklung der
Landwirtschaft wird die Agrarpolitik genannt (Garske und Hoffmann 2016). Die Landwirt-
schaft produziert nicht nur private Güter (private goods), wie Nahrung, Fasern oder Treib-
stoff, sondern stellt auch öffentliche Güter (public goods) bereit, wie hohe Naturvielfalt
auf den Betriebsflächen oder sauberes Wasser. Um diese Leistungen zu realisieren,
braucht die Landwirtschaft primär natürliche Ressourcen, aber auch ein förderliches poli-
tisches und gesellschaftliches Umfeld.
In den Sustainable Development Goals (SDG) haben die Vereinten Nationen das Ziel
verankert, die landwirtschaftliche Produktion nach den Prinzipien der Nachhaltigkeit aus-
zurichten. Umweltkriterien der Nachhaltigkeit schliessen ein, dass die landwirtschaftliche
Produktion standort-, art- und tiergerecht erfolgen soll und externe Umwelteffekte zu mi-
nimieren sind (UN DESA 2018). Oft werden jedoch – entgegen der Formulierung der
Nachhaltigkeitsziele – nicht die den Zielen entsprechenden agrarpolitischen Instrumenten
eingesetzt (K aufer et al. 2013).
Die Gesellschaft verlangt aber zunehmend von der Politik den Nachweis, dass mit den
umgesetzten Agrarumweltmassnahmen auch tatsächlich die gesetzten Umweltziele er-
reicht werden können (Pacini et al. 2015; Schweizerischer Bundesrat 2016). So wünscht
sich die Schweizer Bevölkerung, dass Lebensmittel naturnah produziert werden und die
ökologische Vielfalt durch schonende Produktionsverfahren erhalten wird (Brandenberg
und Georgi 2015).
Die Umsetzung der Agrarumweltmassnahmen in Österreich und der Schweiz (Kap. 2.1)
erfolgt vor allem handlungsorientiert: Betriebe erhalten Zahlungen, wenn sie vorgeschrie-
Grundsätze für eine neue Agrarpolitik 85

bene landwirtschaftliche Praktiken einhalten und durchführen. Diese sind so definiert,


dass sie eine positive Wirkung auf die Umwelt erwarten lassen (Stolze et al. 2015). Das
Problem ist, dass durch die Zahlungen zwar Anreize zur Teilnahme an Agrarumweltpro-
grammen gesetzt werden, aber dass diese nicht unbedingt dazu führen, dass die er-
wünschten positiven Effekte auf die Umwelt erreicht werden (Hampicke 2013). Es gibt nur
wenige Belege dafür, dass handlungsorientierte Massnahmen langfristige Verhaltens-
und Einstellungsänderungen bei Bauern und Bäuerinnen bewirken (Schenk et al. 2007).
Die Effektivität von Agrarumweltmassnahmen liesse sich durch folgende Punkte verbes-
sern (Meyer et al. 2015; Pacini et al. 2015; Westhoek et al. 2013):
Agrarumweltmassnahmen sollten:
–– Ergebnisorientiert formuliert werden;
–– konsistent mit andern Politikmassnahmen sein;
–– die unterschiedlichen regionalen und lokalen Standortvoraussetzungen berücksichti-
gen;
–– durch Bildungs- und Beratungsangebote begleitet werden.

Systemorientierte Landnutzungssysteme, denen ökologische Prinzipien zu Grunde liegen,


und die Synergien zwischen und innerhalb der Pflanzenproduktion und der Tierhaltung
nutzen, sind eine kosteneffektive multifunktionale Massnahme, um die Umweltziele in
der Landwirtschaft zu erreichen (Schader et al. 2014b).
Für eine nachhaltige Entwicklung ist es wichtig, sowohl die Komplexität der Agraröko-
systeme als auch die Vielfalt der Landwirtschaft in Europa zu berücksichtigen und zu er-
fassen. Eine globale Betrachtungsebene, beispielsweise um den Beitrag der Landwirt-
schaft bzw. der Lebensmittelproduktion am Klimawandel oder der Überschreitung
globaler Belastungsgrenzen von Ressourcen und Ökosystemen (Rockström et al. 2009)
abzuschätzen, reicht nicht aus, um die Landwirtschaft auf diesen Weg zu bringen. Zusätz-
lich braucht es, im Sinne einer standortgerechten Bewirtschaftung, eine Beachtung regio-
naler bzw. lokaler Gegebenheiten (Wegener und Theuvsen 2010). Diese schliesst etwa
lokale und regionale Nährstoffbilanzen und die Erhaltung von Qualität und Fruchtbarkeit
von Böden ein. So stellt sich nicht nur die Frage, ob die derzeitige Agrarpolitik gesamthaft
eine nachhaltige Entwicklung der Landwirtschaft im Alpenraum vorantreibt, sondern
auch, ob sie dabei die regionalen Besonderheiten berücksichtigt.
Zur Messung, Bewertung und Optimierung von Nachhaltigkeitsleistungen gibt es eine
Vielzahl von Instrumenten, die für unterschiedliche Zwecke (Beratung, Monitoring, Zerti-
fizierung etc.) entwickelt wurden und denen unterschiedliche Systemgrenzen, Annahmen
und Daten zugrunde liegen (Schader et al. 2014a). Diese Instrumente erlauben es ihren
Anwendern, ökologische, soziale und ökonomische Aspekte der Nachhaltigkeit unter-
schiedlich genau und unterschiedlich schnell zu bewerten. Bisherige Anwendungen die-
ser Instrumente fanden allerdings vor allem im Forschungs- und privatwirtschaftlichen
Kontext statt. Gerade kosteneffizient einsetzbare Instrumente, die belastbare, reprodu-
zierbare und kontrollierbare Ergebnisse liefern, könnten für den Übergang zu einer ökolo-
gisch nachhaltigen Landwirtschaft grosse Synergien schaffen. Sie messen einerseits die
86 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

Leistungen von landwirtschaftlichen Betrieben umfassend und vergleichbar, gleichzeitig


verifizieren sie die Plausibilität der Angaben kosteneffektiv. Damit wäre ein Schritt hin zur
immer wieder diskutieren ergebnisorientierten Agrarpolitik getan (Burton und Schwarz
2013; Matzdorf und Lorenz 2010).

3.4 Grundsätze der Wiederkäuerfütterung

3.4.1 Artgemässe Wiederkäuerernährung – Überlegungen zu Grund- und Kraft-


futter

Gwendolyn Rudolph, Reinhard Gessl

Die artgemässe Ernährung von Nutztieren ist ein wesentlicher Bestandteil der Grundprin-
zipien einer standortgerechten und ökologisch nachhaltigen Landwirtschaft. Die Entwick-
lungen in den letzten Jahrzehnten zeigen allerdings deutliche Veränderungen in der Fütte-
rung und Leistung von Wiederkäuern auf, vor allem von Rindern. Diese sind aus der
Perspektive eines ganzheitlichen Ansatzes und hinsichtlich einer artgemässen Tierernäh-
rung zu hinterfragen: Schlagwörter wie artgemässe Wiederkäuerernährung, graslandba-
sierte Milchproduktion, Low- und High-Input oder auch Nahrungskonkurrenz zeigen das
grosse Diskussionspotenzial in der gängigen Rinderfütterung auf.
Von Natur aus frisst ein Rind vorrangig Gras und Heu, also faserreiches Grundfutter.
Darauf ist das spezialisierte Magen- und Darmsystem optimiert. Schweine und Geflügel
hingegen zählen zu den Allesfressern und benötigen hauptsächlich energie- und eiweiss-
reiche Futtermittel, die gerne als Kraftfutter bezeichnet werden. Die Bezeichnungen
«Kraftfutter» und «Grundfutter» für Futtermittelkategorien werden aus langer Tradition in
der landwirtschaftlichen Praxis verwendet – und finden ein allgemeines Verständnis.
Ein Blick in die Fachliteratur zeigt jedoch, wie komplex die Unterschiede zwischen Fut-
termitteln sind. So werden Futtermittelkategorien nach unterschiedlichen Kriterien gebil-
det: nach Konsistenz, Wassergehalt oder Hauptinhaltsstoffen. Andere Herangehenswei-
sen differenzieren nach einsatzorientierten Aspekten in Grobfuttermittel (Grünfutter,
-konserven, Stroh) und Konzentrate (Futtermittel mit hohem Energie- und/oder Rohprote-
ingehalt). Auch die Unterscheidung nach Energiegehalt und Struktur führt zu Kategorien,
die den einsatzorientierten Aspekten ähneln, jedoch die Grobfuttermittel zusätzlich unter-
teilen: strukturreiches Grobfutter, Saftfutter mit einem Strukturwert zwischen Kraft- und
Grobfutter und energiereiches, strukturarmes Kraftfutter (>7 Megajoule Netto-Ener-
gie-Laktation (NEL) pro kg Trockenmasse, wobei die NEL Auskunft über den Energiege-
halt des Futters gibt). Sowohl die Einteilung nach einsatzorientierten Aspekten als auch
die Differenzierung anhand von Strukturwert und Energiegehalt entspricht in etwa den
traditionellen Begriffen Grundfutter und Kraftfutter. Wesentliche Kriterien von Grundfut-
terkomponenten sind: sie sind (roh-)faserreich und energiearm. Kraftfutter hingegen soll
durch einen hohen Energie- und Proteingehalt und -qualität gekennzeichnet sein.
Grundsätze für eine neue Agrarpolitik 87

Welche Futtermittelkomponenten nun aber zu «Grundfutter» oder «Kraftfutter» zählen,


ist nicht eindeutig; die Grenzen zwischen den Futtermittelkategorien sind teils fliessend
und lassen ausreichend Raum für Grauzonen. Auch in gesetzlichen Verordnungen finden
die Überbegriffe Kraft- und Grundfutter (bzw. Raufutter) Verwendung, ohne die Begriffe
zu definieren. Jedoch muss beachtet werden, dass die Begriffsverwendung und die Zu-
ordnung der Futtermittel zu Kraft- bzw. Grundfutter nicht in allen Fällen aus wissenschaft-
lichen Erwägungen der artgemässen Tierernährung erfolgen, sondern das Ergebnis eines
politischen Dialogs sein können. Der grosse Stellenwert des Grundfutters für die gras-
landbasierte Milch- und Fleischproduktion, vor allem in der Rinderfütterung, wird bei-
spielsweise formuliert in den Durchführungsvorschriften (Verordnung (EG) Nr. 889/2008,
Art. 20, Abs. 2) zur EU Bio-Verordnung (Verordnung (EG) Nr. 834/2007), den Richtlinien
von Bio Austria und Bio Suisse oder in der Schweizer Direktzahlungsverordnung (Verord-
nung über die Direktzahlungen an die Landwirtschaft SR 910.13). In diesen Verordnungen
bzw. Richtlinien wird der Mindestanteil (in Prozent der Trockensubstanz) an frischem, ge-
trocknetem oder siliertem Raufutter an der Jahresfutterration folgendermassen definiert:
–– EU-Bio-Verordnung mind. 60 %,
–– Bio Austria-Richtlinien mind. 75 %,
–– Bio Suisse-Richtlinien mind. 90 %
–– Schweizer Direktzahlungsverordnung mind. 75 % für Betriebe in Tallage bzw. mind.
85 % für Betriebe im Berggebiet.

Weder die EU Bio-Verordnung noch die Richtlinien von Bio Austria definieren, welche Fut-
termittelkomponenten als Grund- bzw. Raufutter gelten. Dagegen machen die Schweizer
Direktzahlungsverordnung und die Bio Suisse Richtlinien dazu konkrete Vorgaben. Dabei
gilt Silomais (Ganzpflanzensilage) als Grundfutter, weshalb weitere Abgrenzungen erfor-
derlich sind, um die Anteile der graslandbasierten Fütterung herauszuarbeiten.
Betrachten wir die für die Wiederkäuer-Ernährung relevante Futtermittelproduktion:
Futtermittel werden auf Ackerflächen und auf dem Grünland produziert. Erzeugnisse vom
Grünland sind (roh-)faserreich und energiearm und entsprechen damit den genannten
Kriterien von Grundfutter. Auf Ackerflächen angebaute Kulturen wie Getreide, Körnerlegu-
minosen, Hackfrüchte, Ölfrüchte fallen aufgrund ihrer hohen Energie- und Proteingehalte
sowie ihrer Strukturarmut klar in die Kategorie «Kraftfutter». Klee, Kleegras oder Luzerne,
die auf Ackerflächen produziert werden, stellen hingegen klassisches Grundfutter oder
wie im Fall von energiereichem Silomais eine Schnittstelle zwischen unseren traditionel-
len Kategorien Grund- und Kraftfutter dar. Silomais verlangt zudem einen hohen Ressour-
ceneinsatz und unterscheidet sich dadurch zusätzlich von Klee, Kleegras oder Luzerne.
Silomais fällt daher in die Grauzone zwischen Grund- und Kraftfutter. Tabelle 11 zeigt die
Unterschiede ausgewählter Futtermittel anhand ihrer Nährstoffgehalte sowie ökologische
Aspekte wie Treibhausgasemissionen auf.
88 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

Tab. 11. Charakteristika von Futtermitteln aus dem Grünland und Ackerland.

Parameter Dauergrünland Ackerland

Feldfutter Ausgewählte Ackerfrüchte

Einheit Intensiv1 Exten- Luzerne, Silo- Gerste 4 Acker- Sonnen-


siv 2 Klee, mais 3 bohne 4 blumen
Kleegras (-kuchen) 5
Umsetzbare MJ/kg 9,5-10,5 5,3-9,8 8,2-10,5 10,6 12,2- 12,1-13,9 8,8-11,3
Energie (ME) TM 13,6
Nettoenergie- MJ NEL/ 5,6-6,3 2,9-5,8 4,6-6,3 6,6 7,4-8,8 7,2-8,8 4,8-11,3
Laktation (NEL) kg TM
Rohprotein (XP) g/kg TM 124-181 91-164 130-241 77 99-124 127-296 234-277
Rohfaser (XF) g/kg TM 217-258 218- 237-355 190 43-59 23-95 262-407
315
Energie für MJ Bio: Bio: Bio: Bio: Bio: Bio: Bio:
Bewirtschaf- Primär- 0,5-1,5 0,6-1,5 1,5 2,0 2,0 2,0 6,2
tung5 energie/
kg TM
Konv: Konv: Konv: Konv: Konv: Konv: Konv:
1,1-1,9 1,1-2,0 1,5 3,7 2,6 2,5 6,7
Treibhausgas- kg Bio: Bio: Bio: Bio: Bio: Bio: Bio:
emissionen 6 CO2-eq/ 0,14- 0,13- 0,17 0,15 0,29 0,31 0,20-0,60
kg TM 0,21 0,17
Konv: Konv: Konv: Konv: Konv: Konv: Konv:
0,20- 0,19- 0,17 0,21 0,32- 0,31 0,60
0,30 0,28 0,40
Biodiversität7 Reihung 2 1 3 5 4 4 5
Anteilige Roh- % 0 0 09 19-45 40-80 70-9010 14-46
protein-Nutzung
für den mensch-
lichen Verzehr 8

1 Nährstoffgehalte basieren auf Resch et al. (2006): Intensives Grünland: Mähwiese/-weide (drei und
mehr Nutzungen), Dauerweiden (Heu und Grünfutter) (Stadium Ähren- /Rispenschieben).
2 Nährstoffgehalte basieren auf R esch et al. (2006): Extensives Grünland: Einmähdige Wiesen, Mähwie-

se/-weide (zwei Nutzungen), Almen, Bergmähder, Hutweiden, Streuwiesen (Grünfutter) (Stadium Äh-
ren- /Rispenschieben).
3 Werte basieren auf Kolben zum Erntezeitpunkt Beginn Teigreife mit hohem Kolbenanteil (50 %) nach

Resch et al. (2006).


4 Nährstoffgehalte basieren auf der Schweizerischen Futtermitteldatenbank (FEEDBASE 2015) und der

Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG 2015); Werte für Treibhausgasemissionen und Energie


für Bewirtschaftung gelten für hofeigenes Futter.
5 Werte für Treibhausgasemissionen und Energie für Bewirtschaftung gelten für zugekauftes Futter mit

teilweisem Import der Sonnenblumen, Verarbeitung in industriellen Anlagen und weiteren Transport-
wegen im Vergleich zu hofeigenem Futter.
6 Berechnungen der Treibhausgasemissionen basieren auf H örtenhuber et al. (2011).
7 Biodiversität: Reihung der Flächen erfolgt nach einer Einschätzung von D rapela (2015) (1=höchste Bio-

diversität, 5=geringste Biodiversität).


8 Anteilige Nutzung für den menschlichen Verzehr (%) als Basis für die Lebensmittel-Konversionseffi-

zienz (eng. human-edible feed conversion efficiency). Berechnung: Ertl et al. 2015.
9 Wert von Lucernecobs.
10 Quelle: Ertl 2016.
Grundsätze für eine neue Agrarpolitik 89

Aus Tabelle 11 lassen sich folgende Schlussfolgerungen ziehen:


–– Die Energie- und Nährstoffgehalte von Futtermittel aus dem Dauergrünland sind struk-
turhaltig (rohfaserreich) und haben zum grossen Teil geringere Energiegehalte (MJ/kg
TM) als ausgewählte Feldfuttermittel vom Ackerland. Silomais ist deutlich strukturär-
mer dafür energiereicher als Luzerne, Klee oder Kleegräser;
–– Ertragreiche Feldfutterbestände, vor allem Leguminosen-betonte Ackerfuttermischun-
gen (z. B. Rotkleegras) und Luzerne, weisen im Vergleich zu Dauergrünlandfutter bis
zum Vegetationsstadium «Mitte bis Ende Blüte» höhere Rohproteingehalte auf (Resch
et al. 2006);
–– Dauergrünland ist die landwirtschaftliche Fläche für deren Nutzung die geringste Ener-
gie für die Bewirtschaftung benötigt wird; je nach Intensität der Bewirtschaftung wer-
den 0,5-1,5 MJ Primärenergie/kg TM aufgewendet;
–– Dauergrünland ist für die Biodiversität wertvoller als Silomaisflächen.

Um die Bedeutung der Begriffsdiskussion zu verdeutlichen, sind grundsätzliche Überle-


gungen zum Gras und Heu fressenden Rind anzustellen:
Unsere Vorfahren haben in erster Linie Wiederkäuerarten domestiziert, die faserreiche
Futterstoffe leicht verwerten können. Die Besiedelung vieler Gebiete und vor allem des
Alpenraums war erst durch die Haltung von Rindern als Lebensmittel-Lieferanten möglich
(K naus et al. 2006). Grundsätzlich sind Wiederkäuer, vor allem Rinder, also keine Nah-
rungskonkurrenten für den Menschen. Sie tun das, wofür sie durch die komplexe Vorma-
gen-Verdauung mithilfe symbiontischer Mikroorganismen hervorragend geeignet sind:
Rinder veredeln für den Menschen nicht direkt verwertbare faserhaltige Pflanzen(-teile)
zu Fleisch und Milch.
In Österreich und der Schweiz stieg die Milchleistung in den letzten Jahrzehnten stark
an. So betrug der Leistungszuwachs in den beiden Ländern zwischen 2005 und 2015
mehr als 10 Prozent (AMA 2016; BFS 2017b). Die Gründe für diese Leistungssteigerung
sind vor allem veränderte Fütterungspraktiken und verbesserte züchterische Methoden
inkl. künstlicher Besamung. Einerseits ist in den letzten Jahrzehnten strukturreiches
Grundfutter aus dem Grünland in der Rinderfütterung durch den Einsatz grosser Kraftfut-
termengen und strukturarmer Feldfutter, nämlich Silomais, verdrängt worden. Anderer-
seits wurde in der Züchtung die Selektion auf Kühe, die unter diesen veränderten Fütte-
rungsbedingungen bessere Leistungen erbrachten, angepasst. Somit haben
Zuchtmethoden und Fütterung parallel auf die Leistungssteigerung gewirkt, aber über die
intensivere Nährstoffversorgung konnten die genetisch selektierten Kühe ihr Potenzial
stärker erbringen (K lopfenstein et al. 2013; K naus 2008).
Die intensive Nährstoffversorgung der Kühe wurde lange Zeit begünstigt durch niedri-
ge Preise für Getreide und Mais und geringere Kosten für Kraft- als für Grünlandfutter.
Durch die Hybridmaiszüchtung, die Nutzung des Haber-Bosch-Verfahrens für die Herstel-
lung von Stickstoffdüngern für den Maisanbau, frühere Erntezeitpunkte und arbeitswirt-
schaftliche Vorteile hat sich der Maisanbau in vielen Gebieten ausgedehnt. In klimatisch
geeigneten Lagen hat Silomais in Österreich bereits etwa 30 Prozent Anteil in Milchvieh-
90 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

rationen, in der spezialisierten Rindermast stellt Silomais das vorwiegende Grundfutter-


mittel dar (Gruber und Hein 2007). In der Schweiz beträgt der Anteil von Silomais in der
Futterration bei mit Ackerbau kombinierten Verkehrsmilchbetrieben 20 Prozent, während
bei spezialisierten Verkehrsmilchbetrieben der Anteil unter 5 Prozent beträgt (Schmid und
L anz 2013). Der Anteil von Maissilage in Milchviehrationen korreliert positiv mit der Milch-
leistungssteigerung. Betriebe mit höheren Milchleistungen setzen demzufolge pro Kuh
geringere Mengen an Grünlandfutter ein (Blank et al. 2013; Schmid und L anz 2013).
Die Leistungssteigerung in der Milchviehhaltung, in Kombination mit einer strukturar-
men Ernährung, hat zu Gesundheitsproblemen geführt. Beispielsweise Verdauungs- und
Stoffwechselstörungen und ein starker Rückgang in der Fruchtbarkeit und Nutzungsdauer
der Milchkühe (Kap. 3.4.3).
Grundsätzlich braucht es eine eindeutige Differenzierung bei den als Grundfutter ein-
gesetzten Komponenten in der Rinderfütterung, um den Stellenwert des graslandbasier-
ten Grundfutters wieder zu stärken. Maissilage ist oftmals energiereich und rohfaserarm,
zudem könnte – bei anderer Ernte- und Konservierungstechnik und anderen (oft aber auch
den gleichen) Sorten – auch Körnermais von Silomais bereitgestellt werden. Eine geeig-
nete Möglichkeit, in der Rinderfütterung verantwortungsvoll und nachhaltig mit Maissila-
ge umzugehen, ist die teilweise Bewertung als Kraftfutter. Maissilage kann dafür in Kör-
nermais-Äquivalenten ausgedrückt werden und auf diese Weise anteilig aus dem
Grundfutter herausgerechnet und dem Kraftfutter zugeordnet werden.
Ein übermässiger Einsatz von Kraftfutter und Maissilage in der Rinderfütterung ist in-
adäquat für die Wiederkäuer-Ernährung. Zudem wird die Kuh zum Nahrungskonkurrenten
für den Menschen, statt für den Menschen nicht direkt konsumfähige Futtermittel effizi-
ent in Lebensmittel umzuwandeln. Rinderhaltung auf Basis einer intensiven Nährstoffver-
sorgung ist aufgrund der Nahrungskonkurrenz zum Menschen zudem extrem anfällig für
Krisen und Lebensmittelknappheit. Ein verantwortungsvoller Umgang mit Silomais ist da-
her in jeder Landwirtschaftsform wichtig. Initiativen wie agrarökologische und «Low-In-
put» Landnutzungssysteme wie der Biolandbau oder die graslandbasierte Milch- und
Fleischproduktion sind daher von grosser Bedeutung. Eine kritische Auseinandersetzung
darüber, was als Grundfutter zählt, ist auch hier unabdingbar.

3.4.2 Teller oder Trog? Die Bedeutung des Graslands für die Lebensmittelproduk-
tion

Paul Ertl

Tierhaltungssysteme werden aus Sicht der Ernährungssicherheit oftmals sehr kritisch be-
trachtet. Diese Kritik ist zum Teil auch berechtigt, da Nutztiere grosse Mengen an Futter-
mitteln fressen, welche für die Menschen direkt essbar wären (z. B. Getreide oder Hül-
senfrüchte). Ausserdem finden sich nur rund 10 Prozent der aufgenommenen
Futterenergie in den tierischen Produkten wieder (Sabate und Soret 2014). Schätzungen
zufolge könnten über eine direkte Nutzung der derzeit angebauten landwirtschaftlichen
Grundsätze für eine neue Agrarpolitik 91

Kulturen für die menschliche Ernährung rund vier Milliarden Menschen zusätzlich ernährt
werden (Cassidy et al. 2013). Andererseits liefern Tierhaltungssysteme einen bedeuten-
den positiven Beitrag zur Ernährungssicherung, indem sie pflanzliche Ressourcen (z. B.
Gras), die nicht für die menschliche Ernährung geeignet sind, in tierische Lebensmittel
transformieren (Schader et al. 2015; Smith et al. 2013). Die Verfütterung von möglichst
geringen Anteilen an potenziell für die menschliche Ernährung geeignete Futtermitteln an
Nutztiere erhöht nicht nur die Menge an verfügbaren Lebensmitteln, sondern reduziert
auch die negativen Umweltwirkungen der Lebensmittelproduktion (Eisler et al. 2014;
Schader et al. 2015).
Aufgrund der Verschiedenheiten in ihren Verdauungssystemen, unterscheiden sich
Wiederkäuer und Monogastrier hinsichtlich Konkurrenz ihres Futters zur menschlichen
Nahrung deutlich. Bewertungen der in Österreich eingesetzten Futtermittel haben ge-
zeigt, dass die Rationen von Rindern, Schafen und Ziegen rund 10 Prozent für Menschen
direkt essbare Energie bzw. essbares Protein enthalten, während dieser Anteil bei Schwei-
nen und Geflügel bei 45-50 Prozent liegt (Tab. 12). In Österreich stammen rund 50 Prozent
der Futterenergie, sowie des Futterproteins für Wiederkäuer von Grasland, welches nur
über Wiederkäuer für die menschliche Ernährung genutzt werden kann. Umgekehrt be-
deutet dies, dass 50 Prozent der tierischen Produkte von Wiederkäuern ihren Ursprung im
Grasland haben. Zusätzlich zur Verwertung des Graslands werden über die Wiederkäuer
auch beträchtliche Mengen an Feldfutter, das wertvolle ökologische Vorteile bringt (z. B.
Fruchtfolge-Bestandteil, Stickstofffixierung, Schutz vor Bodenerosion etc.), in hochwerti-
ge Lebensmittel umgewandelt (Ertl et al. 2016a).
Stellt man nun dem Output an Lebensmitteln in Form von tierischen Produkten den In-
put an potenziellen Lebensmitteln über das Futter gegenüber (Lebensmittel-Konversions-
effizienz (LKE)), so zeigt sich, dass Rinder insgesamt und vor allem Milchkühe deutlich
mehr Lebensmittel produzieren als sie über das Futter aufnehmen (LKE >1). Andere Tier-
kategorien bleiben bei dieser quantitativen Betrachtung (MJ Energie bzw. kg Protein ess-
bar) mehr oder weniger deutlich bei einer LKE <1. Diese quantitative Betrachtung bezieht
allerdings nicht die Unterschiede in der Proteinqualität (Verdaulichkeit, Aminosäuren-Mus-
ter) mit ein (Wilkinson 2011). Bewertet man die Proteinqualität sowohl auf der Seite der
tierischen Produkte (Output), als auch auf der Seite der potenziell essbaren Futtermittel
(Input) mittels einer von der FAO vorgeschlagenen Methode (FAO 2013), so zeigt sich,
dass die Proteinqualität auf der Output-Seite im Durchschnitt um das 1,8-fache höher ist
als auf der Input-Seite (Proteinqualitäts-Verhältnis (PQV); Tab. 12). Berücksichtigt man
diese qualitativen Unterschiede in der Proteinqualität zusätzlich zu den mengenmässigen
Änderungen (LKEProtein*PQV), so erreichen neben Milchkühen und Rindern insgesamt
auch Schafe, Ziegen und Legehennen einen Wert >1, was einer Steigerung der Wertigkeit
des Proteins für die menschliche Ernährung entspricht. Die Empfehlungen mancher Wis-
senschaftler, Wiederkäuer aufgrund der günstigeren Effizienz bei der Umwandlung von
Futterenergie in tierische Produkte (kg Futter/kg tierisches Produkt) durch Schwein und
Geflügel zu ersetzen, ist daher aus Sicht der Lebensmittelproduktion nicht zu unterstüt-
zen.
92 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

Tab. 12. Berechneter Anteil an potenziell direkt für die menschliche Ernährung geeigneter Futterenergie
und geeignetem Futterprotein, Lebensmittel-Konversionseffizienzen. LKE: Lebensmittel-Konversionseffi-
zienz = essbarer Output/potenziell essbarer Input; PQV: Proteinqualitätsverhältnis = Proteinqualitäts-Sco-
re Output/Proteinqualitäts-Score Input; Produkt aus LKEProtein und PQV verschiedener Nutztierkategorien
in Österreich für die Jahre 2011–2013. Quelle: Ertl et al. 2016a.

Tierkategorie Pot. essbare Pot. essbares LKEEnergie LKEProtein PQV LKEProtein*PQV


Energie (%) Protein (%)

Milchkühe 10,30 10,00 1,44 1,98 1,90 3,78


Rinder gesamt 9,10 9,00 1,06 1,52 1,84 2,81
Schafe 10,30 10,00 0,31 0,54 1,94 1,04
Ziegen 9,40 10,20 0,64 0,82 1,86 1,53
Schweine 51,30 47,30 0,35 0,36 1,74 0,64
Legehennen 51,00 46,90 0,31 0,63 1,63 1,04
Masthühner 48,50 45,60 0,30 0,52 1,43 0,76

Graslandbasierte Fütterung: Effiziente Lebensmittelproduktion mit Wiederkäuern


Die Leistungssteigerungen in der Tierhaltung in den letzten Jahrzehnten wurden vorwie-
gend mit ökonomischen und effizienztechnischen Gründen begründet. Speziell bei Wie-
derkäuern führte die für diese höheren Leistungen erforderliche intensivere Fütterung
(inkl. Getreide und Proteinkonzentraten) allerdings zu keiner besseren Lebensmittel-Bi-
lanz. Hochleistungstiere sind zwar generell effizient bei der Umwandlung von Futterener-
gie und -protein in tierische Produkte, aber zumeist sehr ineffizient bei der Netto-Produk-
tion von Lebensmitteln (Output an tierischen Produkten, abzüglich potenziell essbarem
Input über Futtermittel). Denn ihre Rationen beinhalten oftmals sehr konzentrierte, auch
für Menschen direkt essbare, Futtermittel. Auf Milchviehbetrieben zum Beispiel hängt die
LKE nicht von der Milchleistung ab, sondern viel mehr vom Kraftfuttereinsatz je kg Milch
(welcher zumeist mit steigender Leistung ansteigt), sowie der Zusammensetzung des
Kraftfutters und des Futteranteils welcher vom Grasland stammt (Ertl et al. 2015). Bei
der Zusammensetzung des Kraftfutters spielt vor allem der Anteil an Nebenprodukten aus
der Lebensmittelverarbeitung, beispielsweise Weizenkleie oder Zuckerrübenschnitzel,
eine grosse Rolle. Diese Nebenprodukte sind aufgrund des hohen Fasergehaltes nur in
geringem Masse für Menschen essbar, aber sie sind dennoch eine konzentrierte Nähr-
stoffquelle für Wiederkäuer und ermöglichen eine günstige LKE (Bradford 1999; Ertl et
al. 2016b). Zusammengefasst bedeutet dies, dass die LKE durch eine möglichst fasserrei-
che Fütterung, welche überwiegend vom Grasland stammt, optimiert werden kann (Boc -
quier und Gonzalez-G arcia 2010).
Auch wenn eine faserreiche Fütterung von Wiederkäuern zur Optimierung der Net-
to-Lebensmittelproduktion der Biologie der Wiederkäuer entspricht, so ist diese Fütte-
rungsstrategie in der Praxis nicht ohne weiteres anwendbar. Ein Hauptgrund dafür ist,
dass das Leistungspotenzial heutiger Tiere oftmals bei weitem das überschreitet, was
über das Nährstoffangebot aus dem Futter von Grasland gedeckt werden kann. Ein wei-
Grundsätze für eine neue Agrarpolitik 93

teres Hindernis besteht darin, dass unter den derzeitigen ökonomischen Rahmenbedin-
gungen für die absoluten Leistungen bezahlt wird und nicht für netto produzierte Lebens-
mittel. Eine nachhaltige Lebensmittelproduktion im Alpenraum erfordert deshalb
einerseits, dass die Zuchtziele für Wiederkäuer wieder so ausgerichtet werden, dass die
Tiere auch über sehr faserreiches Futter ausreichend versorgt werden können. Anderer-
seits müssen die ökonomischen Voraussetzungen geschaffen werden, dass eine mög-
lichst hohe Netto-Lebensmittelproduktion auch aus wirtschaftlicher Sicht erstrebenswert
ist. Denn wenn Energie aus Getreide günstiger ist als aus Grasland, wird auch weiterhin
Getreide an Wiederkäuer verfüttert.

3.4.3 Kraftfutterreduktion auf Schweizerischen Bio-Milchviehbetrieben: Auswir-


kungen auf Tiergesundheit, Fruchtbarkeit und Nährstoffeffizienz

Florian Leiber

Der teilweise oder vollständige Verzicht auf Kraftfutter in der Milchviehfütterung kann
neben reduzierten Milchleistungen auch die Gefahr von Stoffwechselerkrankungen ber-
gen, die zum Beispiel Fruchtbarkeitsstörungen nach sich ziehen. Die starke genetische
Selektion auf hohe Milchleistungen in den vergangenen Jahrzehnten hat beim Milchvieh
zu Genotypen geführt, die ihre hohen Leistungen insbesondere in der ersten Laktations-
hälfte auch dann aufrecht erhalten, wenn sie nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt
sind (K naus 2009). Dies führt zu starker Mobilisierung von Körperreserven, und dabei zur
Bildung von Aceton und β-Hydroxibuttersäure, die die Leber je nach Konzentration latent
oder akut belasten. Der überlastete Organismus kann darauf unter anderem mit ausblei-
bendem Eisprung (Ovulation) oder Empfängnis (Konzeption) reagieren (Roche 2006). Als
weiterer Grund für Fruchtbarkeitsprobleme wird Eiweissmangel gesehen, auf den niedri-
ge Milchharnstoffgehalte hinweisen können.
Wenn Fütterungssysteme entwickelt werden, in denen wenig oder kein Kraftfutter
mehr eingesetzt werden soll, ist es wichtig, zu evaluieren, wie gesundheitliche Probleme
ausgeschlossen werden können. Eine weitere entscheidende Frage betrifft das Ausmass
der Milchmengenreduktion und ihr Verhältnis zum eingesparten Kraftfutter.
Um diese Fragen zu klären, führt das Forschungsinstitut für biologischen Landbau
(FiBL) verschiedene Versuche durch. Der umfangreichste war das Projekt «Feed no Food».
Dabei wurden 69 Bio-Milchviehbetriebe über drei Jahre wissenschaftlich begleitet, 42
davon über sechs Jahre – und ihre Fütterungs-, Milchleistungs- und Gesundheitsdaten
erhoben und ausgewertet. Im Detail umfasste die Erhebung: den Kraftfuttereinsatz, die
monatlich erhobenen Milchleistungsdaten (auch Milchinhaltsstoffe), die regelmässig er-
hobenen Körperkonditionsbeurteilungen (engl. Body Condition Scores (BCS); Isensee et
al. 2014), die Zwischenkalbezeiten als Fruchtbarkeitsmerkmal sowie die obligatorischen
Dokumentationen aller veterinärmedizinischen Behandlungen.
Nach einem ersten Jahr, in dem der Status quo als Basisvergleich erhoben worden war,
wurden die Betriebsleiter aufgefordert, ihren Kraftfuttereinsatz in einem freiwilligen aber
94 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

konstanten Ausmass zu reduzieren. Daraus ergaben sich fünf Gruppen von Betrieben (hier
aufgeführt sind nur die 42 Betriebe, die über die ganze Zeit teilgenommen haben): 1. Be-
triebe, welche bereits zu Projektbeginn kein Kraftfutter eingesetzt haben (n=6); 2. Betrie-
be, welche ihren Kraftfuttereinsatz im Projekt auf Null reduzierten (n=11); 3. Betriebe, die
ihren Kraftfuttereinsatz um mehr als 50 Prozent reduzierten (n=8); 4. Betriebe, welche
ihren Kraftfuttereinsatz um weniger als 50 Prozent reduzierten (n=12) und 5. Betriebe, wel-
che auf ihrem ursprünglichen Kraftfutterniveau verblieben (n=5). Es zeigte sich, dass in
den Gruppen 4 und 5 wesentlich mehr Betriebe mit Hochleistungsrassen und mit nennens-
wertem Maisanteil im Grundfutter vertreten waren. Hingegen wirtschafteten Betriebe, die
bereit waren, den Kraftfuttereinsatz stark zu reduzieren, grundsätzlich eher extensiv.
Eine erste Auswertung nach dem dritten Projektjahr (zwei Jahre Kraftfutterreduktion)
zeigte eine erwartungsgemässe leichte Reduktion der Milchleistungen, dafür aber keiner-
lei Beeinträchtigungen beim Body Condition Score und bei der Eutergesundheit in Form
von Zellzahlen in der Milch (Ivemeyer et al. 2014). Auch die Frequenz der dokumentierten
tierärztlichen Behandlungen war nicht erhöht und die Zwischenkalbezeiten sowie die
durchschnittliche Nutzungsdauer blieben gleich.
Das gleiche Bild zeigte sich auch im fünften Jahr nach Beginn der Kraftfutterreduktion
(Leiber et al. 2017). Die Gegenüberstellung der reduzierten Milchleistung mit der Menge
an eingespartem Kraftfutter ergab, dass je kg Kraftfutterreduktion 0,9-1,4 kg Milch weni-
ger produziert worden waren. Im Vergleich mit der häufig angenommenen Quote von 2 kg
Milch je kg Kraftfutter sind dies sehr niedrige Werte. Dies ist abhängig von den aktuellen
Milch- und Futterpreisen auch ökonomisch eher vorteilhaft. Bemerkenswert ist auch,
dass in allen Gruppen die Milchharnstoffkonzentrationen im Verlauf der Projektjahre auf
etwa 15 mg/dl sanken, was als kritischer Wert angesehen wird. Die Zwischenkalbezeiten,
die allgemeine Tiergesundheit und auch die Nutzungsdauer blieben jedoch davon unbe-
einflusst. Somit hat dieses Projekt gezeigt, dass unter den Bedingungen des Schweizer
Biolandbaus, der einerseits generell auf vergleichsweise niedrigen Inputs und anderer-
seits auf einer guten Grundfutterqualität beruht, verschiedene Grade der Kraftfutterreduk-
tion über einen Zeitraum von fünf Jahren ohne jede Beeinträchtigung der Tiergesundheit
und der Fruchtbarkeit möglich sind. Die damit einhergehenden Einbussen bei der Milch-
leistung blieben in einem Rahmen, der gemessen an den Einsparungen beim Kraftfutter,
bei den gegenwärtigen Futterpreisen keine ökonomische Einbusse darstellen.
Eine weitere wichtige Frage ist, ob bei kraftfutterarmen oder -freien Fütterungsre-
gimes die Nährstoffe – insbesondere der Stickstoff – effizient genutzt werden. Diese Fra-
ge untersuchte das FiBL in einem kontrollierten Experiment (Leiber et al. 2015). Das Füt-
terungsexperiment wurde auf einem Biobetrieb mit Schweizer Fleckvieh und einem
Stalldurchschnitt von 7000 kg Milch pro Jahr durchgeführt. Während der Winterfütte-
rungsperiode wurden 12 Kühen die auf dem Betrieb üblichen leistungsentsprechend ge-
fütterten Konzentrate (durchschnittlich 2,4 kg eines eiweissreichen Kraftfutters) vollstän-
dig gestrichen. Diese Kühe wurden mit 12 Stallgefährtinnen verglichen, die weiterhin
Kraftfutter erhielten. Der Versuch dauerte sechs Wochen. Während der Wochen drei und
sechs wurde die Futteraufnahme jeder Kuh individuell gewogen und die tägliche Milch-
Grundsätze für eine neue Agrarpolitik 95

leistung und Milchzusammensetzung erfasst. Beide Kuh-Gruppen waren in Bezug auf das
Laktationsstadium und die Leistung balanciert. Mithilfe von individuellen Kotsammlungen
und -analysen während der Erhebungswochen wurde die Verdaulichkeit des Rohproteins
geschätzt.
Die Kühe der kraftfutterfreien Gruppe kompensierten die 2,4 kg Kraftfutter fast exakt
mit einer entsprechend erhöhten Grundfutteraufnahme. Dies führte zu einer gleich blei-
benden Aufnahme an Netto-Energie (NEL), aber einer etwas tieferen Aufnahme an Roh-
protein. Als Konsequenz gaben diese Kühe rund 12 Prozent weniger Milch und 10,5 Pro-
zent weniger Milchprotein pro Tag. Der Milchproteingehalt pro Liter Milch war bei der
kraftfutterfreien Gruppe im Vergleich zur Gruppe mit Kraftfutter entsprechend leicht er-
höht. Die Reduktionen an Milch und Milchproteinen waren allerdings statistisch nicht signi-
fikant. Bemerkenswert war jedoch, dass in beiden Gruppen die Proteineffizienz, also die
tägliche Menge an Milchprotein im Verhältnis zum gefressenen Rohprotein, exakt gleich
blieb, nämlich 24 Prozent. Die wesentlich bessere Verdaulichkeit des Rohproteins im Kraft-
futter trug nicht zu einer Verbesserung der Proteinnutzung bei. Wenn das gebildete Milch-
protein in Beziehung gesetzt wird zur Aufnahme an verdaulichem Rohprotein (von wel-
chem im Kraftfutter mehr vorhanden ist), ist die Effizienz in der Gruppe, welche die
Konzentrate bekam, deutlich schlechter (34 % mit Kraftfutter; 39 % ohne Kraftfutter). Das
legt nahe, dass ein erheblicher Teil des Kraftfutterproteins im Pansen als Ammoniak ver-
loren ging. Von der Fütterungseffizienz her betrachtet, war also das als Kraftfutter verfüt-
terte Eiweiss verschwendet. Man könnte zwar vermuten, dass die Kühe ohne Kraftfutter
Körperprotein mobilisiert haben. Jedoch blieben alle erhobenen Indikatoren, die auf eine
Mobilisierung von Körperreserven hinweisen (BCS, Körpergewicht, Milch-Acetongehalte),
zwischen den beiden Gruppen gleich, sodass in der kraftfutterfreien Gruppe keine erhöhte
Mobilisierung anzunehmen ist. Unter Berücksichtigung der ökonomischen und ökologi-
schen Kraftfutterkosten erzielte die kraftfutterfreie Gruppe somit ein sehr gutes Ergebnis,
das je nach Betrachtungsweise sogar deutlich besser war als jenes der Gruppe mit Kraft-
futter. Die Ergebnisse dieses Projekts zeigen, dass die Effizienz von Konzentratgaben und
der Bedarf an Futterprotein bei Milchkühen unter Schweizer Bio-Bedingungen auch in Zu-
kunft kritisch betrachtet werden sollten und dass gras-basierte Fütterungssysteme auch
unter dem Gesichtspunkt der Nährstoffeffizienz nachhaltig sein können (Leiber et al. 2015).
Zusammengefasst zeigten die beiden beschriebenen Versuche, dass kraftfutterfreie
Fütterungssysteme unter Schweizer Bio-Bedingungen im Hinblick auf die Tiergesundheit,
die Fruchtbarkeit und die Nährstoffeffizienz sehr tragfähig sind.

3.4.4 Zum Einfluss von artenreichen Weiden auf die Fettqualität von Milch und
Rindfleisch

Florian Leiber

Die Haltung von Wiederkäuern auf alpinen Weiden führt zu deutlich erhöhten Konzentra-
tionen an Omega-3-Fettsäuren (n-3-Fettsäuren) in der produzierten Milch (K raft et al.
96 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

2003; Leiber et al. 2005) und im Fleisch (Gangnat et al. 2016; Willems et al. 2014). Dies
gilt jeweils im Vergleich mit der Haltung auf Kunstwiese im Tal oder der Stallfütterung mit
nennenswerten Anteilen an Getreide und Maissilage. Ausserdem werden die Gehalte an
weiteren gesundheitsfördernden Fettsäuren (konjugierte Linolsäuren und ihre Vorstufe,
die Vaccensäure) durch Futter von Bergweiden positiv beeinflusst (K hiaosa-ard et al.
2015; K raft et al. 2003). Welche Bedeutung haben die genannten Fettsäuren und wie
kommen die Vorteile des Weideganges auf Bergweiden gegenüber anderen Fütterungs-
systemen zustande?
Die Gruppe der n-3-Fettsäuren ist im Stoffwechsel aller Säugetiere von grosser Bedeu-
tung, insbesondere für die Entwicklung und Funktionalität von Gehirn und Nervensystem,
die Prävention von Gefässverengungen am Herzen und als entzündungshemmende Fak-
toren (Barceló -Coblijn und Murphy 2009). Die Ausgangsform der n-3-Fettsäuren ist die
α-Linolensäure (C18:3n-3), welche in allen grünen Pflanzenbestandteilen und in Ölen vor-
kommt. Sie ist essentiell, kann also von Säugetieren nicht selbst gebildet werden. Alle
längerkettigen n-3-Fettsäuren können jedoch von dieser Grundform der α-Linolensäure
im Säugetier abgeleitet werden (Burdge und Wootton 2007). Eine Steigerung der Kon-
zentration von n-3-Fettsäuren in Wiederkäuerprodukten ist daher als sehr positiv zu be-
werten. Dies ist offensichtlich in Wiederkäuerprodukten von Bergweiden gegeben. Die
konjugierte Linolsäure und die Vaccensäure gehören nicht zu den n-3-Fettsäuren, haben
aber ebenfalls nachgewiesene positive Effekte auf die menschliche Gesundheit, insbe-
sondere im Zusammenhang mit antikarzinogenen Wirkungen (Jutzeler van Wijlen und
Colombani 2010).
Auf welchen biologischen Zusammenhängen beruht der positive Effekt dieser weide-
basierten Fütterung? Bereits der Vergleich von kraftfutterreichen und kraftfutterarmen
Rationen für Milchkühe zeigt, dass letztere zu erhöhten Gehalten an α-Linolensäure im
Milchfett führen (K hiaosa-ard et al. 2010). Auch der Verzicht auf Maissilage in der Ration
führt zu deutlichen Erhöhungen der α-Linolensäure im Produkt (K hiaosa-ard et al. 2010).
Ein weiterer Effekt zeigt sich beim Vergleich von nährstoffreichen aber botanisch eher
artenarmen Talweiden (Kleegras) mit artenreichen Bergweiden. Dabei wird deutlich, dass
sich nicht die aufgenommene Menge an α-Linolensäure verändert, sondern die Transfer-
effizienz vom Futter in die Milch (Leiber et al. 2005). Der botanische Artenreichtum der
Weiden spielt hierbei möglicherweise eine wichtigere Rolle als die Höhenlage (Falchero
et al. 2010).
Zahlreiche Untersuchungen in den vergangenen 15 Jahren deuten darauf hin, dass vor
allem die mit der botanischen Vielfalt einhergehende biochemische Vielfalt der sogenann-
ten sekundären Pflanzeninhaltsstoffe den Fettstoffwechsel der Wiederkäuer entschei-
dend beeinflusst, wie im Folgenden beschrieben ist.
Die vom Wiederkäuer aufgenommenen Fette werden durch die anaerobe bakterielle
Fermentation im ersten Vormagen, dem Pansen, intensiv umgebaut. Dabei entstehen u. a.
aus der α-Linolensäure eine Vielzahl von Derivaten bis hin zur vollständig gesättigten Stea-
rinsäure (C18:0). Nur ein bis fünf Prozent der aufgenommenen α-Linolensäure überste-
hen die Vorgänge im Pansen und erreichen das Blut und damit den Stoffwechsel des
Grundsätze für eine neue Agrarpolitik 97

Tieres. Diese wichtige Fettsäure ist somit für den Wiederkäuer ein seltenes und teures
Gut. Die komplexen Umbauprozesse im Pansen werden durch die Wirkung verschiedener
pflanzlicher Substanzen (z. B. Tannine) gehemmt (Buccioni et al. 2012; Jayanegara et
al.,2012). Schon eine leichte Hemmung kann die Produktion von α-Linolensäure im endo-
genen Stoffwechsel und im Milchfett verdoppeln. Auch die konjugierte Linolsäure und die
Vaccensäure werden durch Effekte der pflanzlichen Wirkstoffe im Pansen stärker akkumu-
liert.
Die Konzentrationen an sekundären Pflanzeninhaltsstoffen sind in kräuterreichen Wei-
den höher als beispielsweise in Kleegraswiesen (Jayanegara et al. 2012; Willems et al.
2014) – darauf ist der Effekt einer artenreichen Bergweide im Wesentlichen zurückzufüh-
ren. Einen zusätzlichen positiven Einfluss hat es, wenn die Tiere grasen und somit besser
selektieren können als bei der Stallfütterung (K hiaosa-ard et al. 2015; Leiber et al. 2005).
Dabei kommt die Fähigkeit der Wiederkäuer zum Tragen, durch gezielte Selektion von
wirkstoffreichen Pflanzen ihren Pansenstoffwechsel zu regulieren (Provenza et al. 2007).
Aus den dargestellten Zusammenhängen wird ersichtlich, dass eine raufutterbasierte
Fütterung, insbesondere mit kräuterreichem Futter, eine ernährungsphysiologisch wert-
volle Zusammensetzung der Fette in Milch und Fleisch befördert. Man kann davon aus-
gehen, dass eine raufutterbasierte Fütterung auch für die Gesundheit der Tiere vorteilhaft
ist (Leiber 2014). Dies ist ein Paradebeispiel für einen mehrfachen Zusatznutzen einer
graslandbasierten Wiederkäuerwirtschaft. Allerdings dürfen nach den Bestimmungen
des schweizerischen Lebensmittelrechts (Verordnung des EDI betreffend die Information
über Lebensmittel vom 16. Dezember 2016) Rindfleisch und Milchprodukte nicht als
Quelle von Omega-3-Fettsäuren ausgelobt werden, weil der Gehalt an diesen Fettsäuren
zu gering ist. Dass kräuterreiches Futter zudem die Qualität von Lebensmitteln bezüglich
des Aromas aufwerten kann, zeigt der im Grenzgebiet Schweiz-Italien produzierte Bettel-
mattkäse. Sein besonderes Aroma verdankt dieser Käse dem auf den alpinen Weiden
gewachsenen Alpen-Mutterwurz (Ligusticum mutellina; Weissen 2015).

3.4.5 Weidebasierte Low-Input-Milchviehhaltung – eine mögliche Strategie im


Alpengebiet?

Andreas Steinwidder, Walter Starz

Intensivierung, Betriebsvergrösserung, Leistungsmaximierung oder starke Technisierung


passen in der Betriebsentwicklung nicht zu jedem Milchviehbetrieb. Auf der Suche nach
Alternativen steigt das Interesse an Low-Input- bzw. Low-Cost-Strategien. Die weideba-
sierte Low-Input-Milchviehhaltung strebt eine konsequente Minimierung der Abhängig-
keiten von externen Betriebsmitteln wie Energie, Dünger, Zukauffutter und Maschinen an
(Starz et al. 2014; Steinwidder et al. 2010). Es wird konsequent versucht, in allen Be-
triebsbereichen die Kosten zu minimieren. Dabei wird in der Milchviehhaltung bewusst
auf die höchsten Einzeltier-Milchleistungen verzichtet, aber eine gute Eigenflächenpro-
duktivität und eine hohe Grundfutter-Lebensleistung angestrebt (Abb. 21). Dies erfordert
98 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

Weide Grundfutter Grünland Boden

Milcherzeugung vorwiegend mit


Grünlandfutter und Weide

Betriebsführung Verzicht und Alternativen

Hohe Eigenflächeneffizienz Minimierung des Zukaufs an


und gute Entlohnung der Energie, Maschinen, Dünger,
Arbeit Arzneimittel

Low
Kühe mit hoher Grundfutter-­ Input Tiergemässe kostengünstige
Lebensleistung Milchviehhaltung (Stallbau,
(Fitness, Fruchtbarkeit, …) Technik, Weidehaltung)

Zucht Fütterung Betreuung Haltung Betriebskonzept

Abb. 21. Grundfutterbasierte Low-Input-Milchviehhaltung: gesamtbetriebliche Strategie. Quelle: Starz et


al. 2014.

eine optimierte Nutzung des Grünlandes, um ausreichend Grundfutter in bester Qualität


zur Verfügung zu haben. Durch den geringeren Nährstoff-Input in den Low-Input-Betrieb
muss dazu eine abgestufte Grünlandbewirtschaftung umgesetzt werden (A ngeringer et
al. 2016). Dabei werden die Gunstflächen intensiv bewirtschaftet und für die Erzeugung
des Futters für die Laktationsphase genutzt. Extensivere Flächen werden demgegenüber
weniger häufig geschnitten, mässig gedüngt und liefern das Futter für die nicht laktieren-
den Tiere. Die unterschiedlichen Nutzungsintensitäten erfordern unterschiedliche Grün-
landbestände und erhöhen die Biodiversität auf Betriebsebene. Bei einer Betriebsumstel-
lung ist dies zu beachten, beispielsweise müssen Grünlandflächen durch Über- und
Nachsaaten «begleitet» werden (Starz et al. 2009; Steinwidder und Starz 2015). Auch in
der Ausrichtung der Rinderzucht sind Anpassungen erforderlich, da beispielsweise gros-
se und schwere Kühe mit sehr hohen Tages-Milchleistungen auf Weidebetrieben weniger
gut geeignet sind. Demgegenüber sollten sich die Tiere durch beste Fitnessmerkmale
(Klauen, Euter, Fruchtbarkeit etc.) auszeichnen und eine hohe Weide- und Grundfutterauf-
nahme sowie Grundfutter-Umwandlungseffizienz in Milch erzielen (Starz et al. 2014;
Steinwidder et al. 2009). Da die Weidehaltung über fünf bis sieben Monate des Jahres im
Zentrum der Fütterung steht, muss ein für den Betrieb optimales Weidesystem umge-
setzt werden.
Teure Stallungen und eine hohe Technisierung rechnen sich unter Low-Input-Bedingun-
gen zumeist nicht, weshalb vorausschauendes Planen aber auch Betriebs- und Maschinen-
Grundsätze für eine neue Agrarpolitik 99

kooperationen wichtiger werden. Zu beachten ist, dass die Betriebsflächengebundenheit


bei grünlandbasierter Milchproduktion hoch ist. Dadurch sind Produktionsausweitungen
oft erschwert. Betriebe mit geringer Flächenausstattung oder solche in Regionen mit ho-
hen Pachtpreisen müssen dies beachten.

Wirtschaftlichkeit und Netto-Lebensmitteleffizienz


In einer aktuellen Studie wurden die Milchproduktionssysteme Stall- bzw. Vollweidehal-
tung hinsichtlich ihres Beitrags zur Netto-Lebensmittelversorgung sowie zur Wirtschaft-
lichkeit unter österreichischen Rahmenbedingungen untersucht (Steinwidder et al. 2017).
Dazu wurden die Daten, welche in einer dreijährigen Schweizer Systemstudie auf einem
geteilten Versuchsbetrieb erhoben wurden, unter österreichischen Rahmenbedingungen
evaluiert.
Im Vergleich zur Stallhaltung erzielte die Vollweidehaltung – neben einer besseren Le-
bensmittel-Konversionseffizienz (Kap. 3.4.2) – ein höheres landwirtschaftliches Einkom-
men, einen höheren Stundenlohn und einen höheren Unternehmergewinn. Diese ökono-
mischen Systemdifferenzen waren bei biologischer Wirtschaftsweise stärker ausgeprägt
als bei konventioneller Wirtschaftsweise. Untersuchungen aus der Schweiz, aus Deutsch-
land und Österreich bestätigen den Befund, wonach auch unter mitteleuropäischen Be-
dingungen die Low-Input-Vollweidehaltung bei passenden Betriebsbedingungen eine in-
teressante Entwicklungsstrategie darstellt (Steinwidder et al. 2010; Thomet et al. 2011).
Eine konsequente Kostenreduktion kann Leistungseinbussen (produzierte Milch pro Kuh
bzw. pro Betrieb), welche vorwiegend durch einen geringeren Zukauffutteranteil verur-
sacht werden, bei Vollweidehaltung ausgleichen.
Im Besonderen bietet die Kombination der Vollweidehaltung mit der biologischen Wirt-
schaftsweise und/oder mit speziellen Vermarktungsprogrammen (z. B. Heumilch) durch
höhere Milchpreise ein grösseres ökonomisches Potenzial. Bei zukünftig steigenden
Kraftfutter- und gleich bleibenden Milchpreisen könnte die Konkurrenzfähigkeit der Wei-
dehaltung weiter steigen. Darüber hinaus vermögen Low-Input-Systeme den Arbeitsein-
satz zu senken. Die Weideflächenverfügbarkeit kann bei wachsenden Betrieben hingegen
ein bedeutender Einschränkungsfaktor für Low-Input-Vollweide darstellen. Die Ergebnis-
se von Steinwidder et al. (2017) zeigen aber auch, dass in der österreichischen Milchvieh-
haltung nur bei guter Betriebsführung und öffentlichen Unterstützungen entsprechende
Stundenlöhne erzielt werden können.
Grünlandbasierte Milchviehhaltung setzt jedenfalls eine standort- und tierangepasste
Landbewirtschaftung mit sehr gutem «Know-How» voraus. Die Betriebsleiter und Be-
triebsleiterinnen benötigen daher besondere Unterstützung durch Forschung und Bera-
tung.
100 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

3.5 Thesen: Ansätze für eine neue Agrarpolitik

Matthias Stolze, Rainer Weisshaidinger, Roger Biedermann, Othmar Schwank, Richard


Petrasek, Andreas Bartel, Adrian Müller, Gerhard Zethner, Helmut Gaugitsch

Auf der Basis der vorangegangenen Beiträge in Kapitel 3 lassen sich drei weitere Thesen
für eine neue Agrarpolitik formulieren.

These 5: Lösungswege hin zu einer ökologisch nachhaltigen Landwirtschaft sind


effizient, standortgerecht und berücksichtigen den Konsumaspekt.
Lösungswege für eine ökologisch nachhaltige Gestaltung der Landwirtschaft sind effek-
tiv, wenn sie die drei Nachhaltigkeitsstrategien Effizienz, Konsistenz und Suffizienz kom-
binieren. Die Effizienzstrategie («mit wenigem viel») hat das Ziel eines geringeren Ein-
satzes von Ressourcen bzw. einer möglichst geringen Umweltbelastung pro Menge
Ertrag. Aufgrund der Intensität des Produktionssystems kann insbesondere die lokale
Umweltbelastung am Ort der Produktion so hoch sein, dass die natürlichen Belastungs-
grenzen der Umwelt überschritten sind und eine langfristig nachhaltige landwirtschaftli-
che Produktion am entsprechenden Standort nicht gegeben ist. Somit liefert die Effi-
zienzstrategie alleine keine Antwort darauf, ob eine bestimmte Produktionsintensität
überhaupt umweltverträglich ist. Die Konsistenzstrategie («alles verändert sich, aber
nichts geht verloren») basiert auf der Idee der Schliessung von Stoff- und Energiekreis-
läufen. Lokal verfügbare Ressourcen sollen standortgerecht für die Lebensmittelproduk-
tion genutzt werden. Die Suffizienzstrategie («von nichts zu viel») schliesslich verzichtet
auf den Wettbewerb um Höchstleistung und fokussiert auf die Verbrauchsbeschränkung.
Wir benötigen eine gesellschaftliche Diskussion darüber, wie unsere Ernährungsge-
wohnheiten hin zu weniger Fleischkonsum und zu mehr nachhaltigem Konsum verändert
werden können.

Daraus resultierende Fragestellungen:


–– Wie effektiv sind die unterschiedlichen Ansatzpunkte (Lösungswege) hinsichtlich Suf-
fizienz, Effizienz und Konsistenz?
–– Wenn die vorgeschlagenen Lösungswege zur Schliessung von Stoffkreisläufen nicht
ausreichen, wo soll dann die Reduktion des Inputs ansetzen?
–– In welchem Umfang sind Verhaltensänderungen beim Konsum notwendig?
–– Wie kann eine Verhaltungsänderung induziert werden?

These 6: Die Voraussetzung für die Minimierung der negativen Umweltwirkun-


gen ist eine systemische Betrachtung der Landwirtschaft auf globaler, lokaler
und betrieblicher Ebene.
Die Landwirtschaft ist mit einer zunehmenden Komplexität und Dynamik verschiedener
Faktoren auf betrieblicher, regionaler und globaler Ebene konfrontiert. Lösungswege sind
dann nachhaltig, wenn sie zu einer gesamthaften Verbesserung der Nachhaltigkeit führen,
Grundsätze für eine neue Agrarpolitik 101

also aus ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher sowie aus betrieblicher und gesell-
schaftlicher Sicht. So wird sichergestellt, dass Massnahmen, die sich positiv auf einen
Bereich auswirken, keine Verschlechterung in einem anderen Bereich bewirken.
Global werden 40 Prozent der pflanzlichen Produktion für die Tierfütterung verwendet.
Auch in den beiden Alpenländern Schweiz und Österreich werden in grossem Umfang
Futtermittel importiert und einheimische Ackerflächen mit Mais (Silomais, Corn-Cob-Mix,
Körnermais) und Getreide für die Futterproduktion von Nutztieren genutzt. Auf betriebli-
cher Ebene kommt es damit zur Entkoppelung der Tierproduktion von der Pflanzenpro-
duktion; Stoffkreisläufe werden unterbrochen. Einhergehend erfolgt der Export von nega-
tiven Umwelt- und Sozialwirkungen in Drittländer: a) importseitig in die Anbaugebiete von
Import-Futtermitteln und b) über den atmosphärischen und hydrologischen Export von
Nähr- und Schadstoffen. Darüber hinaus führt der Anbau von Futtermitteln auf dem Acker
zu einer Flächenkonkurrenz zwischen der Lebensmittel- und der Futtermittelproduktion.
Auf lokal-regionaler Ebene ist eine Systembetrachtung anzustreben, die neben der Land-
wirtschaft weitere Akteure – etwa Raumplanung, Regionalentwicklung, Tourismus und
Forstwirtschaft – einbezieht, um eine regional abgestimmte, nachhaltige Landwirtschaft
zu gestalten. Eine regional differenzierende Agrarpolitik ist erwünscht, um regional sehr
unterschiedliche negative Wirkungen der Landwirtschaft mit regional abgestimmten Ins-
trumenten zu entschärfen. Betriebswirtschaftlich bestehen in der High-Input-Landwirt-
schaft Abhängigkeiten von externen Betriebsmitteln wie etwa mineralische Düngemittel,
Zukaufsfutter und Energie. Graslandbasierte Milch- und Rindfleischproduktion bietet hier –
wenn kombiniert mit einer Niedrigkostenstrategie (z. B. Weidehaltung) – eine wirtschaft-
liche Alternative für den Einzelbetrieb.

Daraus resultierende Fragestellungen:


–– Sind die erzielten Verbesserungen der Umweltwirkungen in Österreich und in der
Schweiz global relevant?
–– Welche Synergien und Trade-offs der vorgeschlagenen Lösungswege sind aus ökolo-
gischer, sozialer und ökonomischer sowie aus betrieblicher und gesellschaftlicher
Sicht zu erwarten?

These 7: Die graslandbasierte Milch- und Rindfleischproduktion liefert einen


Beitrag zur Ernährungssicherung und zu einer ökologisch nachhaltigen Land-
wirtschaft.
Kraftfutter- und silomaisfreie Fütterungssysteme wie die graslandbasierte Milch- und
Rindfleischproduktion gelten als eine artgerechte Ernährung von Wiederkäuern und tra-
gen wirksam zur Ernährungssicherung sowie zur Reduzierung der negativen Umweltwir-
kungen der Landwirtschaft bei. Vorausgesetzt: die Futtermittel sind keine Ackerbaupro-
dukte:
1. Wenn man dem Output an Lebensmitteln, die durch Nutztiere produziert werden, den
dafür notwendigen Input an potenziell für den Menschen essbaren Futtermitteln
gegenüberstellt (Lebensmittel-Konversionseffizienz), so zeigt sich für Milchkühe und
102 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

Rinder ein deutlich positives Ergebnis. Die graslandbasierte Milch- und Fleischproduk-
tion produziert somit wesentlich mehr Lebensmittel als sie über das Futter aufnimmt.
Ausserdem liefert sie Produkte in einer meist höheren Qualität (Proteine, Aromen
etc.) – vorausgesetzt das Futter stammt von artenreichen Weiden und Wiesen. Da-
gegen ist bei den Monogastriern die Lebensmittel-Konversionseffizienz negativ, da
diese Tiere auf Futtermittel aus dem Ackerbau angewiesen sind.
2. Futter vom Grasland ist die natürliche Futtergrundlage für Wiederkäuer. Damit können
Wiederkäuer das für den Menschen nicht verwertbare Grasland zu Lebensmittel ver-
edeln, ohne dass dadurch eine Nahrungskonkurrenz zum Menschen entsteht. Wieder-
käuer sollten deshalb vom Grasland ernährt werden und nicht mit Futtermitteln, die auf
dem Acker angebaut wurden.
3. Aufgrund der Reduktion des Stickstoffs im Landnutzungssystem durch weniger Kraft-
futter, geringere Tierzahlen und ökologischere Fruchtfolgen, werden die Stickstoff-Bi-
lanzüberschüsse deutlich verringert. Das wirkt sich positiv aus auf die Biodiversität,
die Wasser- und die Luftqualität und verringert die Ammoniakemissionen aus der
Landwirtschaft.

Daraus resultierende Fragestellungen:


–– Wie verändert sich die Lebensmittel-Konversionseffizienz durch eine graslandbasierte
Milch- und Rindfleischproduktion im Vergleich zur heutigen Situation?
–– Wie viel an Kalorien und Proteinen kann auf den Ackerflächen, die durch den Verzicht
auf den Anbau von Kraftfutter und Silomais entstehen, für die menschliche Ernährung
produziert werden?
–– Wie müsste sich die Intensität der Ackerproduktion verändern, um die gleiche Menge
an Kalorien wie heute zu produzieren?
103

4 Lösungswege für eine ökologisch nachhaltige Land-


wirtschaft

4.1 Regenerative Milch- und Rindfleischproduktion: ein Lösungs-


ansatz

Matthias Stolze, Othmar Schwank

In der vorliegenden Analyse haben wir die Intensivierung der Landwirtschaft und insbe-
sondere die damit einhergehenden Stickstoff-Bilanzüberschüsse und -depositionen als
zentrale Faktoren für die negativen Umwelteffekte der Landwirtschaft identifiziert. An-
satzpunkte für eine ökologisch nachhaltige Landwirtschaft und die Reduzierung der Stick-
stoff-Bilanzüberschüsse sind demnach (Kap. 2.2):
–– Standortangepasste Tierbestände und verringerte Tierbestandsdichten;
–– Verringerung des Futtermittelzukaufs;
–– der vermehrte Anbau von stickstofffixierenden Leguminosen;
–– eine Verringerung der mineralischen Stickstoffdüngung;
–– eine der Bodeneignung angepasste Pflanzenproduktion;
–– eine Erhöhung der Stickstoffeffizienz in der Tierhaltung und im Pflanzenbau.

Diese Ansätze sind Teil der sogenannten «Regenerativen Landwirtschaft». Der Begriff
nimmt Bezug darauf, dass die Belastungsgrenzen des Planeten respektiert werden müs-
sen und dass mit allen Ressourcen (Natur, Mensch und Tier) so umgegangen wird, dass
sie sich immer wieder regenerieren können. Unter «Regenerative Landwirtschaft» fallen
damit Anbaumethoden und Prinzipien, die die Biodiversität und die Bodenfruchtbarkeit
langfristig erhöhen, Wasserkreisläufe verbessern, Ökosystemleistungen standort- bzw.
kontextangepasst (inklusive sozioökonomischer Aspekte) weiterentwickeln und die Resi-
lienz der Landwirtschaft erhöhen (The Carbon Underground and Regenerative Agriculture
Initiative 2017). Der Begriff der «Regenerativen Landwirtschaft» wurde von Robert Roda-
le in den 1980er Jahren erstmals verwendet (Rodale 1983).
Unser Lösungsweg der «Regenerativen Milch- und Rindfleischproduktion» greift die
Prinzipien und Praktiken der «Regenerativen Landwirtschaft» auf. Die Umsetzung des
Konzepts, welches sich unter Labels wie «Wiesenmilch», «Bio-Weidefleisch» oder «Heu-
milch» in Nischenmärkten bereits etabliert hat, erfordert präzisere Definitionen. Beispiels-
weise ist nicht einheitlich definiert, welche Futtermittelkomponenten zu «Grundfutter»
oder «Kraftfutter» zählen. Die Begriffe lassen somit Raum für Grauzonen und nicht immer
kann der Begriff «Raufutter» mit dem Begriff «Wiesen- und Weidefutter» gleichgesetzt
werden.
Im Rahmen von drei Workshops in Österreich und in der Schweiz wurden die länder-
spezifischen Anforderungen an die Rinderfütterung in den beiden «Grasländern» mit Ex-
perten (Landwirte, Wissenschaftler, Vertreter von Verbänden) bewertet und Lösungs-
104 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

möglichkeiten diskutiert. Im Vordergrund stand die Frage, wie die Fütterung in Österreich
und in der Schweiz wiederkäuergerecht und kraftfutterfrei (Fütterung mit Raufutter vom
Grünland) gestaltet werden kann. Das Ergebnis ist der folgende Vorschlag für eine rege-
nerative Milch- und Rindfleischproduktion.
Unter einer regenerativen Milch- und Rindfleischproduktion verstehen wir:
1. Eine wiederkäuergerechte Fütterung mit Raufutter vom Grünland und von Klee-
gras-Flächen;
2. die Haltung von standortangepassten Raufutterverzehrern, deren Genetik an die rau-
futterbasierte Fütterung angepasst ist;
3. eine standortgerechte und gekoppelte Pflanzen- und Tierproduktion;
4. einen nachhaltigen Erhalt der Bodenfruchtbarkeit;
5. eine Minimierung der Flächenkonkurrenz zwischen Nahrungs- und Futtermittelproduktion.

Grundsätzlich sind Wiederkäuer keine Nahrungskonkurrenten für den Menschen, sondern


können durch die komplexe Vormagen-Verdauung für den Menschen nicht direkt verwert-
bares Grasland zu Fleisch und Milch veredeln (Kap. 3). Indessen hat sich die Milchproduk-
tion in jüngster Zeit von der Grünlandwirtschaft teilweise abgekoppelt. Die Milchleistung
pro Kuh ist seit 1990 um 40 Prozent gestiegen. Hochleistungskühe, die jährlich 10 000 kg
Milch oder sogar mehr liefern, werden mit einem hohen bis sehr hohen Rationsanteil an
Kraftfutter – Getreide, Mais, Soja – gefüttert. Diese Produktionsweise wirft einerseits
Fragen zur artgemässen Wiederkäuernährung auf. Anderseits führt sie zu einer Nahrungs-
konkurrenz zwischen Nutztieren und den Menschen und trägt zur weltweiten Ausdeh-
nung von Ackerflächen in Wald- und Grasland-Ökosystemen bei. Gujer bemerkte für die
Schweiz: «Die Ackerflächen, auf denen Futtermittel für unser Milchvieh produziert wird,
würden reichen, um zwei Millionen Menschen zu ernähren» (Gujer, zitiert nach Baum -
gartner 2016). So sind beispielsweise Hochleistungsmilchkühe in der Lage, sehr effizient
Futterenergie und -protein in Milch und Fleisch umzuwandeln. Jedoch sind sie recht in-
effizient bei der Netto-Produktion von Lebensmitteln, das ist der Output an tierischen
Produkten abzüglich dem potenziell essbaren Input über die Futtermittel. Der Grund dafür
ist, dass die Futterrationen oftmals sehr konzentrierte Futtermittel (z. B. Getreide) enthal-
ten, die auch für Menschen direkt essbar sind (Kap. 3.4.2). Deshalb hängt die Lebensmit-
tel-Konversionseffizienz auf Milchviehbetrieben nicht von der Milchleistung ab, sondern
vom Kraftfuttereinsatz je kg Milch sowie der Zusammensetzung des Kraftfutters und des
Futteranteils welcher vom Grasland stammt (Ertl et al. 2015).
Die regenerative Milch- und Rindfleischproduktion nutzt deshalb im Sinne von Fairlie
(2010) lediglich Futtermittel, die bereits vorhanden aber nicht für die menschliche Ernäh-
rung geeignet sind (z. B. Gras) und somit nicht mit dem Ziel der Futtermittelproduktion
angebaut werden. Damit kann die Flächenkonkurrenz zwischen Nahrungs- und Futtermit-
telproduktion minimiert werden.
Die Ergebnisse aus dem Projekt «Feed no Food» (Kap. 3.4.3) zeigen, dass kraftfutter-
freie Fütterungssysteme im Hinblick auf die Tiergesundheit, die Fruchtbarkeit und die
Nährstoffeffizienz unter Schweizer Bio-Bedingungen sehr tragfähig sind.
Lösungswege für eine ökologisch nachhaltige Landwirtschaft 105

Bei der Zusammensetzung des Kraftfutters spielt vor allem der Anteil an Nebenprodukten
aus der Lebensmittelverarbeitung (z. B. Weizenkleie oder Zuckerrübenschnitzel) eine gros-
se Rolle. In Kapitel 3.4.2 und 3.4.5 zeigten wir, dass diese Nebenprodukte aufgrund des
hohen Fasergehaltes nur in geringem Masse für Menschen essbar sind, aber sie sind den-
noch eine konzentrierte Nährstoffquelle für Wiederkäuer und ermöglichen eine günstige
Lebensmittel-Konversionseffizienz (Bradford 1999; Ertl et al. 2016b). Somit birgt eine
möglichst faserreiche und graslandbasierte Fütterung von Wiederkäuern, welche Neben-
produkte aus der Lebensmittelverarbeitung mit einschliesst, ein grosses Optimierungs-
potenzial der Lebensmittel-Konversionseffizienz in der Milch- und Rindfleischproduktion
(Bocquier und Gonzalez-Garcia 2010). Ferner wirkt sich der botanische Artenreichtum
des Grünlands positiv auf die ernährungsphysiologisch wertvolle Zusammensetzung der
Fette in Milch und Fleisch aus. Dies ist ein Zusatznutzen einer graslandbasierten Wieder-
käuerwirtschaft (Kap. 3.4.4).
Das Potential einer regenerativen Milch- und Rindfleischproduktion für eine ökologisch
nachhaltige Landwirtschaft in Österreich und der Schweiz wird in Kapitel 5 in Modellrech-
nungen überprüft. Das Ziel ist es abzuschätzen, welche Auswirkungen eine landesweite
Umsetzung der regenerativen Milch- und Fleischproduktion bis zum Jahr 2030 auf die
Umwelt und die Ernährung hat. Um die jeweiligen Effekte exakt zuordnen zu können, wer-
den schrittweise folgende Ansätze umgesetzt und berechnet:
–– Reduktion des Kraftfutters in der Rinderfütterung und Verzicht auf Importe von Kraft-
futtermitteln;
–– Verzicht des Anbaus von Silomais für die Milch- und Rindfleischproduktion;
–– Verbesserung der Grünlandfutterqualität insbesondere durch Leguminosen (Zusatz-
nutzen: Stickstofffixierung aus der Luft);
–– Substitution von mineralischem Stickstoffdünger durch Anbau von Leguminosen auf
Ackerflächen für eine ökologischere Fruchtfolge (Zusatznutzen: Stickstofffixierung aus
der Luft);
–– Abfälle und Nebenprodukte aus der Lebensmittelproduktion (Ackerbau, Milchwirt-
schaft, Verarbeitung von Lebensmitteln), die nicht für die menschliche Ernährung ge-
eignet sind, können als «Kraftfutter» für Rinder und Monogastrier verwertet werden.

Diese Ansätze lassen sich den in Kapitel 3.2 dargestellten Nachhaltigkeitsstrategien zu-
ordnen. So verfolgt die graslandbasierte Fütterung, die einhergeht mit einer Reduktion
des Kraftfutters und dem Verzicht auf Silomais, die Konsistenzstrategie («Alles verändert
sich, aber nichts geht verloren»). Ausserdem trägt sie bei zur Schliessung von Stoffkreis-
läufen durch die Nutzung von Nebenprodukten aus der Lebensmittelproduktion und die
Substitution von Stickstoff-Mineraldünger durch Leguminosen. Dagegen ist die Verbesse-
rung der Grünlandqualität eine klassische Effizienzstrategie («Mit wenigem viel»). Wichtig
für eine nachhaltige Entwicklung wird das Zusammenspiel dieser Strategien sein. Darüber
hinaus passen zum Beispiel Konsistenz und Suffizienzstrategien («Von nichts zu viel»)
sehr gut zusammen: eine konsistente rein graslandbasierte Tierproduktion würde zu we-
niger Output führen, was gut mit einer Suffizienzstrategie von reduziertem Konsum tieri-
106 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

scher Produkte einhergehen würde. Eine Kombination von Effizienz-, Konsistenz- und Suf-
fizienzstrategien, die die Produktions- und Konsumseite mit einschliesst, könnte einen
höheren Grad an Resilienz nach sich ziehen.
Die vorgeschlagene regenerative Milch- und Rindfleischproduktion wird bereits mit Er-
folg auf landwirtschaftlichen Betrieben in der Schweiz und Österreich praktiziert. Im Fol-
genden werden die gesammelten Erfahrungen anhand von zwei Praxisbeiträgen vorge-
stellt.

4.2 Praxisbeispiele

4.2.1 Kraftfutterfreie Produktion am Lehenhof der Familie Braun in Rothrist


(Aargau, Schweiz)

Hans Braun

Der Lehenhof (Abb. 22) liegt am Rande des Dorfes Rothrist und sein Land grenzt zum Teil
direkt an die Aare. Der Lehenhof ist im Besitze der Ortsbürgergemeinde Rothrist und war
bis im Jahre 1928 das Armenhaus oder im heutigen Ausdruck das Altersheim von Roth-
rist. Nach einem Brandfall wurde der Hof 1929 wieder aufgebaut mit einem kleineren
Wohngebäude, aber für diese Zeit mit einem grossen Ökonomiegebäude. Der Hof konnte
dann von meinen Grosseltern von der Ortsbürgergemeinde gepachtet werden. Nach mei-
nen Grosseltern führten meine Eltern bis 1994 den Betrieb. 1995 übernahm ich zusam-
men mit meiner Frau Sandra den Pachtbetrieb. Seit 1996 bewirtschaften wir ihn nach den
Richtlinien von Bio Suisse. Weil der Betrieb verschiedene Bedingungen beim Tierschutz
und dem Gewässerschutz nicht mehr erfüllte und die Ortsbürgergemeinde aus finanziel-
len Gründen nicht fähig war, die bestehenden Missstände zu beheben, bekamen wir eine
Baurechtsparzelle von 30 Aren, wo wir einen neuen Viehstall mit Maschinenhalle aufstel-
len konnten. Der Lehenhof ist heute ein Familienbetrieb. Neben dem Betriebsleiterehe-
paar arbeitet unser Sohn Felix, gelernter Landwirt, mit. Unsere älteste Tochter Claudia,
gelernte Köchin, führt den Betriebszweig Direktvermarktung und Gästebewirtung und
hilft auch sonst überall mit.
Wir bewirtschaften eine Fläche von gut 44 Hektar. Neben 5 Hektar Getreide und 0,5
Hektar Kartoffeln ist der grösste Teil Wiesen und Weiden. Dazu kommen noch 12,5 Hek-
tar Ökoflächen, welche sich aus Hecken, Buntbrachen, Blumenwiesen, Flachwasserzone,
Kleinstrukturen und hundert Hochstammbäumen zusammensetzen. Der grosse Anteil
Ökoflächen ist durch die Zuteilung nach der Teilgüterregulierung der Bahn 2000 und dem
Neubau des Kraftwerkes Alpiq entstanden. Durch diese Flächen wurden auf unserem Be-
trieb Artenvielfalt und Vogelarten massiv erhöht.
Unser Viehbestand besteht aus durchschnittlich 55 Kühen mit einem Zuchtstier, dazu
kommen die Kälber. Im Alter von vier bis fünf Monaten gehen die weiblichen Tiere Rich-
tung Aufzuchtbetrieb und die männlichen Tiere gehen auf den Weidemastbetrieb. Unsere
Lösungswege für eine ökologisch nachhaltige Landwirtschaft 107

Kühe gehören zur Rasse Swiss Fleckvieh, welche ich zusammen mit Kollegen ab 1990
aus den Rassen Simmentaler und Red Holstein heraus gezüchtet habe. Die mittlerweile
anerkannte Rasse ist eine milchbetonte Zweinutzungskuh, die immer beliebter wird. Dazu
betreiben wir auf dem Betrieb eine Freibergerzucht mit eigenem Deckhengst. Neben
Schafen, Ziegen und Schweinen gibt es auch Enten, Hühner und Tauben auf dem Lehen-
hof. Diese Kleintiere sind bei den Schulklassen, welche uns im Rahmen des Projekts
«Schule auf dem Bauernhof» regelmässig besuchen, sehr beliebt.
Die meisten Flächen unseres Betriebes liegen im Gebiet Hungerzelg. Der Flurname
stammt aus der Zeit als dieses Gebiet noch von einem Vogt verwaltet wurde und dieser
aus dem Gebiet sehr wenig «Zehnten» erhielt. Er liess dann einen Bewässerungskanal
bauen und so entstanden sehr viele Wässermatten. Mit der Güterregulierung wurden
wieder zwei Wässermatten eingerichtet, welche nun wieder bewässert werden können.
In unserem Gebiet haben wir also leichte kiesige Böden, welche stark auf Trockenheit
reagieren. Die besten Jahre für uns sind eigentlich die nassen Jahre. Dank dieser Boden-
beschaffenheit vertragen unsere Böden das Austreiben der Kühe bei jedem Wetter.
Mit dem Neubau der Viehscheune und der Übernahme des Inventars haben wir uns
stark verschuldet. Die Hochleistungsstrategie passte nicht zum Biolandbau und zu unse-
rem Betrieb. Die Lebensqualität war auch nicht gerade berauschend. Den grössten Teil
des Futters konservieren und den Kühen im Stall wieder vorlegen war sehr aufwendig
und verursachte neben Stress auch sehr hohe Kosten, welche auf den Arbeitsverdienst
drückten. Ab 1997 erhöhten wir den Weideanteil und reduzierten den Anteil des Kraftfut-
ters. Für uns war schnell einmal klar, dass 100 kg Trockensubstanz (TS) ab der Weide rund
fünf bis sieben Mal weniger kostet als konserviertes Futter und 20 mal weniger als
Bio-Kraftfutter. Unsere Kühe arbeiten sehr gerne für uns. Als Motormäher haben sie das
Maul, als Ladewagen dient der Bauch und das Güllefass führen sie auch mit. Wir stellten
auch schnell einmal fest, dass es einen anderen Kuhtyp braucht. Die Hochleistungskühe
waren fähig, 20 kg TS und mehr im Stall, mit wenig Weidegang, aufzunehmen. Eine Kuh
auf einer guten Bioweide kann höchstens 15 kg TS aufnehmen. Damit die Kühe weiterhin
gute Fitnesswerte vorweisen können, war ein anderer Kuhtyp gefragt. Mit der Swiss
Fleckviehkuh, der Schweizer Weidekuh, haben wir heute eine ideale Rasse für das Voll-
weidesystem zur Verfügung. Ab dem Jahr 2000 stellten wir auf saisonales Abkalben um.
Unsere Kühe kalben Januar, Februar und März, dadurch konnte die Produktion noch mehr
der Natur (Graswachstumskurve) angepasst werden.
Im Jahr 2008 haben wir unseren Stall vergrössert, die Leistungen weiter gesenkt und
dadurch auch die Kosten vermindert. Seit 2011 verzichten wir bei den Kühen ganz auf
Kraftfutter und Mais. Nach einer Testphase verzichten wir mittlerweile auch bei den Käl-
bern auf den Einsatz von Kraftfutter. Dafür haben wir die Milchmenge auf 680 Liter pro
Kalb erhöht und sie auf eine Zeitdauer von 17 Wochen ausgedehnt. Mit rund fünf Monaten
gehen die weiblichen Kälber ins Berggebiet zur Aufzucht. Sie erhalten auch dort kein Er-
gänzungsfutter und kein Mais. Unsere Rinder kalben mit 24 Monaten ab. Auf unserem
Betrieb spielt die Einzelleistung eine untergeordnete Rolle, für uns zählt die Hektarleis-
tung. Wir sind heute glücklich mit einer Rinderleistung von rund 4500 kg und einer Leis-
108 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

tungssteigerung auf rund 6000 kg Milch bis zur 4. Laktation. Mehr als 6500 kg Milch
möchten wir gar nicht mehr.
Die Futterkonvertierungs-Effizienz (kg energiekorrigierte Milch pro kg Trockensubs-
tanz) beträgt 1,1 kg und die Fütterungskosten (Rp./kg TS) 25 Rp. Im Jahr 2014 erreichten
wir bei einem europäischen Bio-Weidewettbewerb eine Hektarleistung auf der Weide
von über 11 300 kg, das ist ein absoluter Spitzenwert und dies im Gebiet Hungerzelg.
Unsere Kühe sind ohne Kraftfutter auch viel gesünder. Die meisten Kühe erreichen eine
Lebensleistung von 50 000 kg Milch und mehr. Unser letzter Einsatz von Antibiotika bei
den Kühen war im Jahr 2005. Dank dieser gesteigerten Gesundheit, können wir immer
mehr Nutzkühe zu einem guten Preis verkaufen. Seit zwei Jahren tränken wir auch alle
männlichen Tiere ab. Mit rund fünf Monaten gehen sie in das Projekt «schwere Ochsen
aus Weidemast».

Zukunft
Der Bio-Viehzucht muss in Zukunft mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Es wird
nicht möglich sein, mit jedem Kuhtyp und jeder Rasse ohne Einsatz von Kraftfutter gesun-
de Bio-Lebensmittel zu produzieren. Um weiterhin ein besonderes, hochwertiges Produkt
zu produzieren, welches sich von den anderen deutlich differenziert, muss der Kraftfutter-
und Antibiotikaeinsatz weiter reduziert werden.

Abb. 22. Auf dem Lehenhof in Rothrist (Aargau). Foto Hans Braun.
Lösungswege für eine ökologisch nachhaltige Landwirtschaft 109

4.2.2 «Blüte» hat es gut am Felsenhof der Familie Kohler in Sulzberg (Vorarlberg,
Österreich)

Kaspar und Annemarie Kohler

«Blüte» hat es gut! Sie lebt schon seit vielen Jahren auf dem Felsenhof in Sulzberg (Abb. 23;
Vorarlberg), zusammen mit 28 gehörnten Braunviehkühen. Die Herde – natürlich mit Stier –
darf sich auf der weichen Liegefläche aus Stroh ausruhen und auf dem 600 m2 grossen
permanenten Auslauf bewegen. An rund 200 Tagen im Jahr ist unser Vieh auf der Weide.
Der Felsenhof liegt auf 650 m Seehöhe im vorderen Bregenzerwald. Hier leben wir,
Annemarie und Kaspar, seit 2015 auch unsere Tochter Anka mit Schwiegersohn Josef-Pe-
ter und ihren vier Kindern. Wir sind ein Heumilchbetrieb und verarbeiten einen Teil unserer
Milch zu Käse, Joghurt und Topfen.
Auf dem elterlichen Hof lernte ich schon als Kind, dass die Kühe neben Gras und Heu
eine Getreidemischung bekommen (müssen). Aufgrund von Futterknappheit, und um die
Kühe zu einer höheren Milchleistung zu bringen, fütterte mein Vater Kraftfutter zu. Er leg-
te grossen Wert auf die Viehzucht und um dort erfolgreich zu sein, wird ein entsprechen-
der Einsatz vorausgesetzt. Bis 1994 bekam man für Zuchtvieh noch gute Preise. Bei den
Viehschauen des Zuchtverbandes errangen unsere Kühe Gruppen-, Euter- und Gesamt-
siege. In den Kategorien Altkühe und Dauerleistungskühe waren wir damals besonders
gut vertreten. Ich war Viehzuchtobmann, bis ich die Zuchtrichtung und die Methoden der
modernen Zucht nicht mehr vertreten konnte. Die heutigen Anforderungen betreffend
Grösse und Länge (Rahmen) sowie Leistung und Gewicht können und wollen wir nicht
erfüllen. Wir brauchen leichte, geländegängige, gesunde, langlebige, weidetaugliche,
fruchtbare, robuste und gefrässige Grundfutterkühe mit guter Futterverwertung.
In der landwirtschaftlichen Fachschule und erst recht in der Ausbildung zum Landwirt-
schaftsmeister wurde der Einsatz von Kraftfutter in den verschiedensten Varianten ge-
lehrt. Lange Zeit vertrauten wir auf diese Irrlehren, die wir leider ungeprüft übernahmen.
Durch Zukauffutter aus der ganzen Welt werden Unmengen von Milch und Fleisch auf
den Markt geschleudert. Diese Art von Landwirtschaft hat verheerende Folgen:
–– Sie macht sich selbst und allen anderen Bauern die Preise kaputt und zwar im Ein- und
Verkauf.
–– Sie verursacht hohe Arbeitsbelastung, grosse Investitionen und viel Risiko.
–– Durch die Steigerung der Menge leidet die Qualität, damit auch das Image der Produk-
te und der Landwirtschaft und es gibt vermehrte Skandale.
–– Mitverursacht werden Hunger, Klimaveränderung, Transport, Biodiversitätsverlust,
Bauernsterben u.v.m.

Drastische Rückgänge bei den Erzeugerpreisen auf allen Märkten waren – wenn auch
nicht in dieser Höhe – vorhersehbar. Uns war klar, wir können und müssen bessere Milch
bieten als der Weltmarkt.
110 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

Ab Ende der 1980er Jahre bewirtschafteten wir unseren Hof biologisch. Obwohl wir da-
mals weder höhere Produktpreise noch eine Bioförderung bekamen, war es der richtige
Weg. Zur Mineralstoffversorgung gab es Natursalz fein gemahlen im Barren und Natur-
salzsteine zur freien Verfügung. Ausser der Umstellung auf Bio-Getreide und Bio-Stroh
hatten wir nichts zu ändern.
Weil das Bio-Getreide nur schwer zu bekommen und zudem teuer war, setzten wir es
zunehmend sparsamer ein und verzichteten während der Weidesaison ganz darauf. Wir
glaubten aber viel zu lange, die Kühe bräuchten zu Beginn der Winterfütterung wieder Ge-
treide, um gut ernährt und gesund zu sein. Dann verzichteten wir ganz darauf.
Ob die Kühe jetzt wohl viel weniger Milch geben, recht mager und vielleicht nicht träch-
tig werden? Was vorerst ein gewagter Versuch war, hat sich gut bewährt. Nun füttern wir
unsere Kälber, Rinder und Kühe bereits das zehnte Jahr ackerfutterfrei. Besonders wich-
tig ist, den Kühen das Heu möglichst schmackhaft zu machen. Abwechslung und Qualität
hat eine noch grössere Bedeutung. Das Gespür dafür, genau die richtige Menge zu geben,
damit es genug aber nicht zu viel ist, haben wir gelernt. Die Fütterung ohne Kraftfutter
braucht auch etwas mehr Zeit im Stall.
Einen entscheidenden Einfluss auf den Erfolg hat die Heuqualität. Artenreiche Pflan-
zenbestände sind Grundlage einer funktionierenden Herde. Kräuter und Leguminosen auf
den Wiesen und Weiden erhöhen die Schmackhaftigkeit des Futters und damit die Futter-
aufnahme der Tiere, während Gras und Heu von überdüngten Orten und Gailstellen ge-
mieden wird. Die Heuarbeit erfordert äusserste Sorgfalt. Wir schneiden unsere Wiesen
dreimal.
Die Wiederkäuer haben sich durch viele Jahrtausende auf Gras in frischer und getrock-
neter Form spezialisiert. Ihre vier Mägen kommen damit am besten zurecht. Andere Fut-
termittel wie Getreide, Soja, Mais, Industrienebenprodukte, Tiermehl usw. haben zwar
eine höhere Energiedichte, stören aber den Verdauungsablauf und die Pansenstabilität.
Auftretende Probleme sind beispielsweise Pansenübersäuerung, Labmagenverlagerung
oder Durchfall, aufgrund zu kurzer Verweildauer.
Die Kühe warten nicht auf Kraftfutter, widmen sich voll und ganz dem Grundfutter,
fressen sich satt und sind zufrieden. Unsere Tiere sind gesund, vital und brav. Mit der
Leistung unserer Kühe sind wir sehr zufrieden. Im den letzten Jahren erreichten wir einen
Stalldurchschnitt bis zu 6743 kg Milch, 4,3 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiss. «Gusta»
erreichte in der soeben abgeschlossenen 305 Tage Laktation 8966 kg Milch mit 4,54 Pro-
zent Fett und 3,41 Prozent Eiweiss. Damit ist sie unsere Rekordhalterin in Bezug auf Leis-
tung. Wenn alles gut geht wird sie mit einer errechneten Zwischenkalbezeit von 356 Ta-
gen das achte Mal kalben. Obwohl junge Kühe mit weniger als 5000 Liter starten liegt der
Betriebsdurchschnitt über 6000 kg.
Wir brauchen weder Kraftfutter noch Ergänzungsfutter, Mineralstoffmischungen, Vita-
min- und Hormonzusätze, Antibiotika für Euter, künstliche Besamung, Enthornung, Dip-
mittel, chemische Dünge- und Pflanzenschutzmittel, sowie wenig Medikamente. Damit
können die Kosten erheblich gesenkt werden.
Lösungswege für eine ökologisch nachhaltige Landwirtschaft 111

Trotzdem wird die Qualität der Produkte nicht schlechter, sondern erhöht sich zum Teil
signifikant, weil sie rückstandsfrei bzw. -arm sind und höhere Gehalte an erwünschten,
gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen wie Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Vi-
talstoffe, Antioxidantien, mehrfach ungesättigte Fettsäuren (Omega 3), und Lebensener-
gie haben.
Daraus resultiert eine beträchtliche Wertsteigerung der Lebensmittel, die zurzeit teil-
weise mit höheren Preisen honoriert wird. Die Orientierung an der Natur bringt gute Le-
bensmittel und betrieblichen Erfolg! Das war immer so – und ist es heute noch.

Abb. 23. Auf dem Felsenhof in Sulzberg (Vorarlberg). Foto Familie Kohler.
113

5 Die Lösungen im Modellcheck

Adrian Müller, Simon Moakes, Rebekka Frick, Matthias Stolze, Rainer Weisshaidinger

Dieses Kapitel präsentiert die Modellierungen zu den in Kapitel 4 vorgeschlagenen Lö-


sungswegen. Im Zentrum steht dabei die Analyse der Auswirkungen einer in Österreich
und in der Schweiz flächendeckend eingeführten regenerativen Milch- und Rindfleisch-
produktion auf die Umwelt und die Ernährung. Die Modellierungen erlauben es, die Lö-
sungsansätze in ihren Auswirkungen quantitativ fassbar zu machen und verschiedene
Szenarien zu vergleichen. Es geht dabei vor allem darum abzuschätzen, ob die vorgeschla-
genen Massnahmen machbar sind und welches Verbesserungspotenzial sie für die Um-
weltwirkung der Landwirtschaft aufweisen.
Die Modellierungen wurden mit einem rein bio-physikalischen Modell durchgeführt,
das keine ökonomische Komponente beinhaltet. Deshalb sind keine Aussagen über
Markteffekte, insbesondere Preise und landwirtschaftlichen Strukturwandel, möglich.
Andererseits sind solche rein bio-physikalische Modelle besser geeignet, den Raum der
Optionen abzustecken und zu identifizieren, was denn überhaupt erreicht werden könnte,
wenn gewisse Massnahmen umgesetzt würden. Ein wichtiger Aspekt ist das Heraus-
arbeiten von Konflikten und Synergien zwischen verschiedenen Zielen. Aufbauend auf
den Ergebnissen dieser Modellierungen können die vielversprechendsten Ansätze identi-
fiziert und in einem realen Kontext, der ökonomische und politische Aspekte berücksich-
tigt, auf ihre Umsetzbarkeit hin diskutiert werden.
Im Kapitel 5.1 präsentieren wir das verwendete Modell und diskutieren zentrale Ele-
mente und Annahmen desselben. Kapitel 5.2 beschreibt die modellierten Szenarien und
Kapitel 5.3 gibt einen Überblick über die Resultate der Modellierungen. In Kapitel 5.4 lei-
ten wir Schlussfolgerungen aus den Resultaten ab und in Kapitel 5.5 und 5.6 befassen wir
uns mit den Grenzen des Modells, insbesondere den Herausforderungen in Bezug auf die
Daten, die zur Modellierung benötigt werden. In Kapitel 6 werden die Resultate im weite-
ren Kontext vertieft diskutiert.

5.1 Das Modell und die Modellannahmen

Für die Modellierungen haben wir das SOL-Modell («Sustainable and Organic Livestock
Model») verwendet (Muller et al. 2017; Schader et al. 2015). Es bildet das Ernährungs-
system und dessen Umweltwirkungen für eine definierte Region ab. Das Ernährungssys-
tem beinhaltet die gesamte landwirtschaftliche Produktion an Nahrungs- und Futtermit-
teln, die Handelsflüsse landwirtschaftlicher Produkte (Importe und Exporte) und deren
Konsum. Mit Hilfe des Modells haben wir verschiedene Szenarien für ein neu strukturier-
tes Ernährungssystem und deren Auswirkungen auf die Produktionsmengen und Um-
weltwirkungen berechnet. Dies erlaubt es einerseits die Frage der «Konsistenz»: «Wel-
114 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

ches ist die optimale Nutzung einer Ressource (z. B. Grasland) in einem systemischen
Kontext?» und andererseits die Frage der «Suffizienz»: «Welches totale Konsumniveau ist
notwendig und tragbar (z. B. Anteil tierischer Produkte unserer Ernährung)?» in konsisten-
ter Weise auf der Ebene des gesamten Ernährungssystems zu diskutieren (Kap. 3.2).
Das Ernährungssystem wird im SOL-Modell über die folgenden Hauptkomponenten
dargestellt (Abb. 24):
–– Pflanzliche und tierische Produktion
–– Verwendung der Produktion
–– Umweltwirkungen

Ernährungssystem
Umweltwirkungen
• CH 4 -, N- und N2O-Emissio- • Emissionen der Inputs
nen aus der Hofdüngerlage- • N-Eutrophierung
rung, Düngung, Wiederkäu- • P-Eutrophierung
erverdauung und Reisanbau • Flächenbedarf

Verwendung der Produktion Exporte


• Lebensmittel • Abfall
• Futtermittel • Anderes
• Verarbeitung Importe

Pflanzliche Produktion Tierische Produktion

Outputs Outputs
• Pflanzliche Lebensmittel • Tierische Lebensmittel (Fleisch, Milch, Eier)
• Pflanzliche Futtermittel (Raufutter, Kraftfutter, • Tierische Futtermittel
Nebenprodukte) • Hofdünger
• Ernterückstände, Kompost

Inputs Inputs
• Landflächen • Pflanzenschutz • Gras/Weide • Elektrizität,
• Mineraldünger • Wasser • Sonstiges Raufutter Treibstoffe
• N-Fixierung • Elektrizität, Treibstoffe • Kraftfutter • Gebäude,
• N-Deposition • Gebäude, Infrastruktur Infrastruktur
• Saatgut

Abb. 24. Das SOL-Modell: Darstellung der Modellstruktur. Quelle: Eigene Darstellung.
Die Lösungen im Modellcheck 115

Die Komponenten «Pflanzliche Produktion» und «Tierische Produktion» bilden die gesam-
te landwirtschaftliche Produktion in den beiden Ländern und die damit verbundenen Nähr-
stoffflüsse ab. Dies beinhaltet einerseits die verfügbaren landwirtschaftlichen Flächen
(Acker- und Grasland) und die darauf produzierten Mengen pflanzlicher Produkte. Zu den
pflanzlichen Produkten zählen sowohl Lebensmittel für die menschliche Ernährung als
auch Futtermittel für die Nutztiere. Das Modell erfasst dabei die Landnutzung für die Pro-
duktion verschiedener pflanzlicher Kulturen und charakterisiert sie anhand der für den An-
bau benötigten Inputs (Flächen, Mineraldünger, organische Dünger, Saatgut, Pflanzen-
schutz, Wasser, Energie etc.), der Outputs (Erträge des Hauptprodukts, Ernterückstände)
und der Umweltwirkungen, die sich aus diesen Aktivitäten ergeben. Die Umweltwirkun-
gen setzen sich aus den Ammoniakemissionen, den Stickstoffbilanzüberschüssen, dem
Phosphoreinsatz und den Treibhausgasemissionen, inklusive der Emissionen aus der Wie-
derkäuer-Verdauung, zusammen. Biodiversitätseffekte wurden nicht modelliert, da der
Zusammenhang zwischen Wirkgrössen und Biodiversitätseffekten – soweit überhaupt
quantifiziert – sehr von den regionalen Gegebenheiten und der Art der Biodiversitätsindi-
katoren abhängen. Um abschätzen zu können, welche Effekte ein gegebenes Szenario
tendenziell auf die Biodiversität hätte, nehmen wir die Effekte auf den Stickstoffüber-
schuss sowie weitere Indikatoren eher extensiverer Systeme als Referenz-Variablen.
Analog zur pflanzlichen Produktion ist auch die tierische Produktion mit den entspre-
chenden Inputs, Outputs und Umweltwirkungen abgebildet. Die mögliche Anzahl an
Nutztieren ist abhängig von den verfügbaren Mengen an Futtermitteln (inländische Pro-
duktion plus Importe) sowie der Herdenstruktur. Aus der Anzahl an Nutztieren haben wir
die Menge tierischer Produkte abgeleitet. Die tierische und die pflanzliche Produktion sind
über die Futtermittel und die Hofdüngerflüsse verbunden. Mit Hilfe des SOL-Modells
konnten wir somit die detaillierten Massen- und Nährstoffflüsse in und aus der pflanzli-
chen und tierischen Produktion berechnen.
Die Komponente «Verwendung der Produktion» fokussiert auf die verfügbaren Men-
gen landwirtschaftlicher Produkte, deren unterschiedliche Nutzung und die Handelsflüs-
se. Das Modell bildet ab, über welche Kanäle die im Inland produzierten landwirtschaftli-
chen Produkte zu welchen Anteilen genutzt werden. Dazu zählen die Verwendung der
Produkte als Lebensmittel (direkt oder über die Lebensmittelverarbeitung) und als Futter-
mittel für die Nutztiere sowie die entstehenden Abfälle. Das Modell erfasst darüber hin-
aus auch die gesamthaft verfügbaren Agrarprodukte, welche sich aus der inländischen
Produktion, der Netto-Agrarimporte (Importe abzüglich Exporte) und der Veränderungen
in den Lagerbeständen zusammensetzt. Aus den Daten zur Verfügbarkeit und Nutzung
landwirtschaftlicher Produkte haben wir abgeleitet, welche Menge an Lebensmitteln und
Futtermitteln gemessen an deren Energie- und Proteingehalt in beiden Ländern zur Ver-
fügung stehen. Zudem werden die Umweltwirkungen auch auf der Ebene «Verwendung
der Produktion» ausgewiesen.
Zur Analyse der Auswirkungen einer in Österreich und in der Schweiz flächendeckend
eingeführten regenerativen Milch- und Rindfleischproduktion auf die Umwelt und die Er-
nährung wurde das ursprünglich als globales Modell entwickelte SOL-Modell für die bei-
116 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

den Länder regional differenziert. Dadurch können die regionalen Effekte in den acht
Hauptproduktionsregionen in Österreich (Hochalpen, Voralpen, Alpenostrand, Wald- und
Mühlviertel, Kärntner Becken, Alpenvorland, Südöstliches Flach- und Hügelland, Nordöst-
liches Flach- und Hügelland) und den drei Regionen in der Schweiz (Tal-, Hügel- und Berg-
zone) bewertet werden.

5.2 Szenarien

Im Folgenden sind die Szenarien beschrieben, die wir für Österreich und die Schweiz an-
hand von quantitativen Analysen errechnet haben. Sie sind die Basis für die Diskussion der
in Kapitel 4 vorgeschlagenen Lösungswege, insbesondere der regenerativen Milch- und
Rindfleischproduktion. In den Szenarien modellieren wir Ernährungssysteme, in welchen
sukzessiv auf Kraftfutter und Silomais in der Fütterung verzichtet wird. Wir analysieren die
Auswirkungen dieser Szenarien auf die Produktionsmengen und die Umweltwirkungen.
Die Resultate der Szenarien haben wir mit dem heutigen Ernährungssystem (Ist-Situation)
verglichen. Die Ist-Situation wurde aus dem Durchschnitt der Jahre 2012-2014 errechnet.
Sie repliziert die Produktionsstrukturen in diesem Zeitraum und berechnet die dafür benö-
tigten Inputs, die daraus resultierenden Outputs und die Umweltwirkungen.
Der Verzicht auf Kraftfutter und Silomais bedeutet, dass im Inland kein Kraftfutter und
Silomais produziert wird und dass auf Kraftfutterimporte verzichtet wird. Entsprechend
sinkt das Futtermittelangebot und damit auch die tierische Produktion. Diese Strategien
haben wir zunächst nur für die Wiederkäuer umgesetzt, während sich dabei für Hühner
und Schweine vorerst nichts ändert. Dies erlaubt es, die spezifischen Effekte bei einem
Fokus auf graslandbasierte Systeme und Wiederkäuer separat zu betrachten. Die Futter-
mittelrationen verändern sich dadurch bei den Wiederkäuern hin zu einer vollständig gras-
landbasierten Fütterung. Bei den Hühnern kommt weiterhin 100 Prozent Kraftfutter zum
Einsatz und bei den Schweinen ein Teil des Futtermaises. Anschliessend haben wir die
Fütterungsstrategien für alle Tiere (Wiederkäuer und Monogastrier) gleichermassen um-
gesetzt. Hierbei kommen lediglich noch Nebenprodukte der Lebensmittelproduktion (z. B.
Kleie aus Getreidemühlen, Presskuchen aus Ölmühlen, Abfälle von Brauereien etc.) als
Kraftfutter in den Futterrationen vor. Dabei ist zu betonen, dass auch auf Soja-Pressku-
chen verzichtet wird, da wir diese nicht als Nebenprodukt ansehen.
Aus dem Verzicht auf den Anbau von Futtermitteln auf Ackerflächen entstehen neue
Optionen für die Nutzung dieser Flächen. Dazu haben wir unterschiedliche Nutzungsva-
rianten untersucht. Die erste Variante sieht vor, dass die Flächen frei bleiben und dient als
Vergleichs-Szenario, um die Auswirkungen der Futtermittelproduktion auf das Ackerland
gesondert identifizieren zu können. In der zweiten Variante werden die Flächen als Grün-
land (Anbau von Kleegras) genutzt und dienen demnach der Raufutterproduktion. In der
dritten Variante liegt der Fokus auf dem Anbau von Lebensmitteln für Menschen. Ein öko-
logisches Produktionssystem setzt voraus, dass auch bei dieser Variante ein gewisser
Anteil an Kleegras angebaut wird, um eine nachhaltige Fruchtfolge zu gewährleisten.
Die Lösungen im Modellcheck 117

Neben dem Verzicht auf Kraftfutter und Silomais sowie den unterschiedlichen Strategien
für die Umnutzung der freiwerdenden Flächen haben wir auch eine vollständige Umstel-
lung der landwirtschaftlichen Produktion auf biologischen Anbau modelliert. Dieses Sze-
nario erlaubt es, einerseits zu analysieren, wie sehr die mit dem biologischen Anbau ein-
hergehenden Ertragseinbussen sowie die erhöhten Leguminosen-Anteile das
Lebensmittelangebot verändern. Andererseits zeigt dieses Szenario auf, wie der Verzicht
auf Mineraldünger die Stickstoffbilanz verbessert. Dies ermöglicht den Vergleich der Aus-
wirkungen einer Extensivierung über die Reduktion der Stickstoffdüngereinträge durch
Umstellung auf biologischen Anbau mit den Auswirkungen einer Extensivierung über den
Kraftfuttermittelverzicht.
Es ergeben sich die folgenden sechs Szenarien (Tab. 13):

Szenario 1: «Kein Kraftfutter für Wiederkäuer»


In Szenario 1 wird auf den Anbau und den Import von Kraftfutter für die Fütterung von
Wiederkäuern verzichtet. Es wird lediglich Kraftfutter eingesetzt, welches aus Nebenpro-
dukten der Lebensmittelproduktion gewonnen wird. Die freiwerdenden Flächen werden
nicht umgenutzt und bleiben frei von landwirtschaftlicher Nutzung (Vergleichs-Szenario).

Szenario 2: «RMF» (Regenerative Milch- und Rindfleischproduktion)


Das Szenario «RMF» sieht analog zu Szenario 1 den Verzicht auf den Anbau und Import
von Kraftfutter für Wiederkäuer vor und setzt nur Nebenprodukte der Lebensmittelpro-
duktion als Kraftfutter für Wiederkäuer ein. Es unterscheidet sich jedoch von Szenario 1
darin, dass es auch auf Silomais als Futtermittel für Wiederkäuer verzichtet. Auch hier
werden die freiwerdenden Flächen nicht umgenutzt und bleiben frei von landwirtschaftli-
cher Nutzung (Vergleichs-Szenario).

Szenario 3: «RMF + Kleegras»


Szenario 3 beinhaltet den Verzicht auf Kraftfutter mit Ausnahme der Nebenprodukte aus
der Lebensmittelproduktion und den Verzicht auf Silomais für Wiederkäuer (regenerative
Milch- und Rindfleischproduktion). Es unterscheidet sich von Szenario 2 darin, dass es
eine Umnutzung der freiwerdenden Flächen vorsieht. Diese Flächen werden neu zu 100
Prozent für den Anbau von Kleegras genutzt.

Szenario 4: «RMF + Nahrung statt Futter»


In Szenario 4 wird weiterhin auf Kraftfutter und Silomais für Wiederkäuer verzichtet. Das
Szenario unterscheidet sich von den vorhergehenden darin, dass die freiwerdenden Flä-
chen zu 85 Prozent für den Anbau von pflanzlichen Lebensmitteln für die menschliche
Ernährung genutzt werden. Davon werden 25 Prozent für den Anbau von Soja genutzt
und 60 Prozent für den Anbau anderer Lebensmittel, wobei sich letztere an der heutigen
Flächenverteilung in der Lebensmittelproduktion orientieren. Auf den restlichen 15 Pro-
zent der Fläche wird Kleegras für eine ökologische Fruchtfolge angebaut.
118 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

Szenario 5: «RMF inkl. Monogastrier + Nahrung statt Futter»


In Szenario 5 wird der Verzicht auf Kraftfutter und Silomais auch auf die Monogastrier aus-
geweitet. Wiederkäuer und Monogastrier erhalten ausschliesslich Kraftfutter, welches
aus Nebenprodukten der Lebensmittelproduktion gewonnen wird. Neu werden auf 80
Prozent der freiwerdenden Flächen Lebensmittel proportional zu deren heutigen Flächen-
anteilen an der Lebensmittelproduktion angebaut und auf 20 Prozent Kleegras für eine
ökologische Fruchtfolge.

Szenario 6: «Extensivierung»
Szenario 6 sieht die vollständige Umstellung des Produktionssystems der Ist-Situation auf
biologischen Anbau und somit den Verzicht auf Mineraldünger vor.

Tab. 13. Definition der verschiedenen nachfolgend diskutierten Szenarien. RMF: Regenerative Milch- und
Rindfleischproduktion. Quelle: Eigene Darstellung.

Varianten Szenario 1 Szenario 2 Szenario 3 Szenario 4 Szenario 5 Szenario 6


«Kein «RMF» «RMF + «RMF + «RMF inkl. «Extensi-
Kraftfut- Kleegras» Nahrung Monogast- vierung»
ter für statt rier +
Wieder­ Futter» Nahrung
käuer» statt
Futter»

Fütterung
Analog zu Ist-Situation x
Kein Kraftfutter ausser
x x x x x
Nebenprodukte
Kein Silomais x x x x
Betroffene Nutztiere
Wiederkäuer x x x x x x
Monogastrier x x
Nutzung der freiwerdenden Ackerfläche
Ungenutzt x x
100 % Kleegras x
25 % Soja, 60 % andere
x
Lebensmittel, 15 % Kleegras
80 % Lebensmittel, 20 %
x
Kleegras
Die Lösungen im Modellcheck 119

5.3 Resultate

Im Folgenden sind die Veränderungen, die sich durch die Modellierung der sechs Szena-
rien auf das Ernährungssystem der Schweiz und Österreichs ergeben, dargestellt. Dies
beinhaltet die Veränderung der Tierzahlen (Kühe, Schweine, Hühner) und der sich daraus
ableitenden Veränderungen der Produktion von Milch und Fleisch. Ferner zeigen wir, wie
sich die Szenarien insgesamt auf die Lebensmittelproduktion hinsichtlich der Kalorien-
und der Proteinproduktion auswirken. Schliesslich stellen wir dar, wie sich die Umwelt-
wirkungen der Landwirtschaft in den einzelnen Szenarien verändern: die Ammoniakemis-
sionen, die Stickstoff-Bilanzüberschüsse (gesamthaft und pro Hektar), der Phosphoreinsatz
über Wirtschafsdünger sowie die Treibhausgase. Die sechs Szenarien sind dabei der
Ist-Situation gegenübergestellt. In den nachfolgenden Kapiteln 5.3.1 bis 5.3.4 beschrei-
ben wir die Resultate anhand der vier Hauptforschungsfragen, die die Basis der Szena-
rienbildung waren:
1. Inwieweit lassen sich durch eine regenerative Milch- und Rindfleischproduktion die
negativen Umweltwirkungen mildern?
2. Wie wirken sich die verschiedenen Optionen zur Umnutzung der freiwerdenden Flä-
chen auf die Produktionsmengen und die Umwelteinflüsse aus?
3. Was lässt sich aus einem vollständigen Kraftfutter- und Silomaisverzicht für alle Tiere
ableiten?
4. Wie wirkt sich die vollständige Umstellung aller landwirtschaftlichen Flächen auf bio-
logischen Landbau aus?

5.3.1 Effekte der regenerativen Milch- und Rindfleischproduktion

Tabelle 14 zeigt die Ergebnisse des Verzichts auf Kraftfutter (Szenario 1) sowie auf Kraft-
futter und Silomais (Szenario 2; regenerative Milch- und Rindfleischproduktion) in der
Wiederkäuerfütterung.
120 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

Tab. 14. Veränderungen in der landwirtschaftlichen Produktion und deren Umweltwirkungen in Szenario 1
(«Kein Kraftfutter für Wiederkäuer») und Szenario 2 («Regenerative Milch- und Rindfleischproduktion
(RMF)») im Vergleich zur Ist-Situation. Quelle: Eigene Berechnung.

Ist-Situation Szenario 1 Szenario 2


«Kein Kraftfutter für «RMF»
Wiederkäuer»

Einheit Schweiz Österreich Schweiz Österreich Schweiz Österreich

Kühe Anzahl 1526 451 1961247 1334 281 1699 711 1258 590 1546 236
Veränderung zu IST -192 170 -261536 -267 861 -415 011
Relative Veränderung -13 % -13 % -18 % -21 %

Ammoniak tN 46 558 51027 43 102 46 991 40 185 43 184


Veränderung zu IST -3 456 -4 036 -6 373 -7 843
Relative Veränderung -7 % -8 % -14 % -15 %

N-Bilanzüberschüsse tN 91733 114 690 73 961 97 907 63 684 83 180


Veränderung zu IST -17 772 -16 783 -28 049 -31510
Relative Veränderung -19 % -15 % -31 % -27 %

N-Bilanzüberschüsse kg N/ha 64,0 39,7 52,4 34,6 46,3 30,0


Veränderung zu IST -11,7 -5,2 -17,8 -9,8
Relative Veränderung -18 % -13 % -28 % -25 %

P in Wirtschaftsdünger t P 2O 5 53 109 75 888 47 597 69 177 45 054 63 350


Veränderung zu IST -5 512 -6 710 -8 056 -12 538
Relative Veränderung -10 % -9 % -15 % -17 %

Treibhausgase t CO2-eq 5 936 874 6 837 877 5 360 152 6 229 291 5 018 955 5 710 121
Veränderung zu IST -576 721 -608 586 -917 919 -1127 756
Relative Veränderung -10 % -9 % -15 % -16 %

Kalorienproduktion TCal 6 164 703 17 856 450 5 684 134 17 333 613 5 301644 16 963 627
Veränderung zu IST -480 569 -522 837 -863 058 -892 822
Relative Veränderung -8 % -3 % -14 % -5 %

Proteinproduktion t 259 342 556 587 232 178 536 363 211077 502 342
Veränderung zu IST -27 164 -20 224 -48 265 -54 245
Relative Veränderung -10 % -4 % -19 % -10 %

Milchproduktion t 4 188 978 3 441991 3 468 482 2 682 205 2 914 865 2 093 191
Veränderung zu IST -720 496 -759 786 -1274 113 -1348 800
Relative Veränderung -17 % -22 % -30 % -39 %

Fleischproduktion t 451417 852 350 438 441 828 199 426 948 805 494
Veränderung zu IST -12 976 -24 151 -24 469 -46 856
Relative Veränderung -3 % -3 % -5 % -5 %
Die Lösungen im Modellcheck 121

Durch die regenerative Milch- und Rindfleischproduktion (Szenario 2) sinkt die Anzahl Rin-
der und Milchkühe in beiden Ländern um etwa 20 Prozent. Die gesamthafte Produktion
an tierischem Protein sinkt um etwa 22 Prozent. Die Milchproduktion nimmt in der
Schweiz um etwa 30 Prozent und in Österreich um etwa 40 Prozent ab. Die Fleischpro-
duktion hingegen sinkt lediglich um etwa 5 Prozent. Der Effekt ist bei Fleisch kleiner als
bei Milch, da das Szenario 2 die Fleischproduktion von Wiederkäuern, nicht aber jene von
Schweinen und Hühnern reduziert. Zudem wirkt sich die veränderte Fütterung stark auf
die Milchmengen aus, da die raufutterbasierten Rationen schlechter verdaubar sind und
damit Ertragseinbussen von 15 bis 25 Prozent einhergehen. Betrachtet man nur die Rind-
fleischproduktion, so sinkt diese um knapp 20 Prozent in Österreich bzw. um rund 20 Pro-
zent in der Schweiz. Die gesamte Lebensmittelproduktion (tierisch und pflanzlich) sinkt
gemessen an den Kalorien in der Schweiz um 14 Prozent und in Österreich um 5 Prozent,
gemessen am Protein in der Schweiz um 19 Prozent und in Österreich um 10 Prozent.
Für alle untersuchten Umweltfaktoren (Ammoniakemissionen, Stickstoffüberschüsse,
Phosphoreinsatz und Treibhausgasemissionen) verbessern sich die Umweltauswirkungen
von Szenario 2 gegenüber der Ist-Situation. Der wesentliche Treiber für die Verbesserungen
der Umweltwirkungen sind die mit dieser Strategie einhergehenden Reduktionen der Tier-
zahlen und der Produktionsmengen. Wichtig ist es zu betonen, dass der alleinige Verzicht
auf importiertes Kraftfutter in beiden Ländern nicht sehr viel bewirken würde. Denn das
Kraftfutter und der Silomais, die im Inland produziert und verfüttert werden, tragen einen
grösseren Teil zur negativen Umweltwirkung der Milch- und Rindfleischproduktion bei.
Die Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft reduzieren sich in beiden Ländern um
etwa 15 bis 20 Prozent. Ammoniak aus der Hofdüngerlagerung nimmt um etwa 15 Pro-
zent ab, während Ammoniakemissionen aus der Landnutzung um etwa 10 Prozent redu-
ziert werden. Die totale Stickstoffbilanz reagiert stärker: Die Stickstoff-Bilanzüberschüsse
gehen in Österreich um 25 Prozent und in der Schweiz um 28 Prozent zurück.
Da der Anteil der Futterbauflächen an der Gesamtackerfläche in der Schweiz höher ist
als in Österreich, werden durch den Verzicht auf den Anbau von Kraftfutter und Silomais
für Wiederkäuer in der Schweiz etwa 20 Prozent und in Österreich etwa 10 Prozent der
Ackerflächen frei. In Szenario 2 werden die freiwerdenden Ackerflächen nicht anderweitig
genutzt. Auf den freiwerdenden Flächen besteht aber das Potenzial, weitere Lebensmittel
anzubauen und somit die Produktionseinbussen an Protein zu mindern oder vielleicht so-
gar mehr Protein zu produzieren also vorher. Dies wird im nächsten Abschnitt diskutiert.

5.3.2 Effekte verschiedener Nutzungsvarianten der freiwerdenden Flächen

Die freiwerdenden Ackerflächen können auf verschiedene Weise genutzt werden. Die
Szenarien 3 und 4 stellen verschiedene Nutzungsvarianten dar, wobei sich diese unter-
schiedlich auf die Lebensmittelproduktion, die Raufutterproduktion und die Fruchtfolge
auswirken. In Szenario 3 steht der Anbau von Kleegras und in Szenario 4 der Anbau von
Lebensmitteln (statt Futtermitteln) im Vordergrund. Tabelle 15 zeigt die Ergebnisse dieser
beiden Szenarien im Vergleich zur Ist-Situation und zu Szenario 2.
Tab. 15. Veränderungen in der landwirtschaftlichen Produktion und deren Umweltwirkungen in Szenario 3 («RMF + Kleegras»)
122

und Szenario 4 («RMF + Nahrung statt Futter») im Vergleich zu Szenario 2 und zur Ist-Situation. Quelle: Eigene Berechnung.

Ist-Situation Szenario 2 Szenario 3 Szenario 4


«RMF» «RMF + Kleegras» «RMF + Nahrung statt Futter»

Einheit Schweiz Österreich Schweiz Österreich Schweiz Österreich Schweiz Österreich

Kühe Anzahl 1 526 451 1 961 247 1 258 590 1 546 236 1 459 547 1 771 954 1 344 260 1 648 707
Veränderung zu IST -267 861 -415 011 -66 904 -189 293 -182 191 -312 540
Relative Veränderung -18 % -21 % -4 % -10 % -12 % -16 %
Ammoniak tN 46 558 51 027 40 185 43 184 45 341 47 533 42 435 45 164
Veränderung zu IST -6 373 -7 843 -1 217 -3 494 -4 123 -5 863
Relative Veränderung -14 % -15 % -3 % -7 % -9 % -11 %
N-Bilanzüberschüsse tN 91 733 114 690 63 684 83 180 68 422 90 629 69 654 89 977
Veränderung zu IST -28 049 -31 510 -23 311 -24 061 -22 079 -24 713
Relative Veränderung -31 % -27 % -25 % -21 % -24 % -22 %
N-Bilanzüberschüsse kg N/ha 64,0 39,7 46,3 30,0 47,8 31,4 48,6 31,2
Veränderung zu IST -17,8 -9,8 -16,3 -8,3 -15,4 -8,5
Relative Veränderung -28 % -25 % -25 % -21 % -24 % -21 %
P in Wirtschaftsdünger t P2O5 53 109 75 888 45 054 63 350 50 661 70 114 47 366 66 254
Veränderung zu IST -8 056 -12 538 -2 449 -5 774 -5 743 -9 633
Relative Veränderung -15 % -17 % -5 % -8 % -11 % -13 %
Treibhausgase t 5 936 874 6 837 877 5 018 955 5 710 121 5 697 049 6 365 191 5 360 776 6 066 951
CO2-eq
Veränderung zu IST -917 919 -1 127 756 -239 825 -472 686 -576 097 -770 926
Relative Veränderung -15 % -16 % -4 % -7 % -10 % -11 %
Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern
Fortsetzung

Ist-Situation Szenario 2 Szenario 3 Szenario 4


«RMF» «RMF + Kleegras» «RMF + Nahrung statt Futter»

Einheit Schweiz Österreich Schweiz Österreich Schweiz Österreich Schweiz Österreich

Kalorienproduktion TCal 6 164 703 17 856 450 5 301 644 16 963 627 5 671 526 17 142 192 6 226 350 18 392 143
Veränderung zu IST -863 058 -892 822 -493 176 -714 258 61 647 535 693
Relative Veränderung -14 % -5 % -8 % -4 % 1% 3%
Die Lösungen im Modellcheck

Proteinproduktion t 259 342 556 587 211 077 502 342 232 696 520 870 231 172 537 434
Veränderung zu IST -48 265 -54 245 -26 646 -35 717 -28 170 -19 153
Relative Veränderung -19 % -10 % -10 % -6 % -11 % -3 %
Milchproduktion t 4 188 978 3 441 991 2 914 865 2 093 191 3 422 309 2 430 895 3 121 724 2 238 298
Veränderung zu IST -1 274 113 -1 348 800 -766 669 -1 011 096 -1 067 254 -1 203 693
Relative Veränderung -30 % -39 % -18 % -29 % -25 % -35 %
Fleischproduktion t 451 417 852 350 426 948 805 494 453 423 851 329 434 979 818 917
Veränderung zu IST -24 469,0 -46 856,0 2 006,0 -1 021,0 -16 438 -33 433
Relative Veränderung -5 % -5 % 0% 0% -4 % -4 %
123
124 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

Durch den Anbau von Kleegras auf den freigewordenen Ackerflächen (Szenario 3) nimmt
die Zahl an Rindern und Milchkühen wieder zu. Im Vergleich zu den Szenarien 1 und 2 steigt
dadurch die Produktion wieder an und die Produktionseinbussen werden geringer. Die Zu-
nahme der Tierbestände vermindert jedoch die Verbesserungen der Umweltwirkungen.
Die Verbesserungen bei den Treibhausgas- und Ammoniakemissionen liegen beim
Szenario 3 im Bereich von 5 bis 10 Prozent und beim Szenario 4 im Bereich von 10 bis 15
Prozent im Vergleich zur Ist-Situation. Die Stickstoff-Bilanzüberschüsse reduzieren sich
um 5 Prozent bei Szenario 3, bzw. um 20 bis 25 Prozent bei Szenario 4.
Beim Szenario 3 bleibt die Produktion (gemessen an den Kalorien und am Protein) von
pflanzlichen Lebensmitteln naturgemäss gleich wie in der Ist-Situation, da die Flächen für
den Anbau von Lebensmitteln unverändert sind. Die Produktion an tierischem Protein und
Kalorien nimmt um 12 bis 15 Prozent ab. Durch die Nutzung der freiwerdenden Flächen
lassen sich die Produktionseinbussen im Kalorienbereich teils auffangen, beim Protein
jedoch nicht.
Für Szenario 4 steigt die totale Kalorienproduktion (tierisch und pflanzlich) in beiden
Ländern leicht an (Schweiz: +1 % und Österreich: +3 %), während die totale Proteinpro-
duktion in Österreich um knapp 5 Prozent und in der Schweiz um gut 10 Prozent abnimmt.
Diese unterschiedlichen Reaktionen lassen sich auf die unterschiedliche relative Wichtig-
keit der tierischen und pflanzlichen Produktion in der Gesamtproduktion an Kalorien und
Protein erklären.

5.3.3 Effekte der Szenarien vollständigen Kraftfutter- und Silomaisverzichts für


alle Tiere

Neben den Szenarien des Verzichts auf den Anbau und die Fütterung von Kraftfutter und
Silomais für die Wiederkäuer (Szenarien 2 bis 4) wurde auch ein Szenario berechnet, wel-
ches alle Tiere miteinschliesst, also auch die Monogastrier und insbesondere Schweine
und Geflügel (Szenario 5; Tab. 16). Szenario 5 sieht zudem vor, dass die freigewordenen
Flächen zu 80 Prozent für Lebensmittel und zu 20 Prozent mit Kleegras für eine ökologi-
sche Fruchtfolge bebaut werden. Die Lebensmittelproduktion basiert auf den Kulturen
und deren Flächenanteilen, wie sie in der Ist-Situation angebaut werden.
Der Miteinschluss vom Verzicht des Kraftfutter- und Silomaisanbaus für Monogastrier
bewirkt eine starke Abnahme der tierischen Produktion, da die Monogastrier heute fast
ausschliesslich mit auf Ackerland angebautem Futter gefüttert werden. Es handelt sich
also um ein Szenario, das eine radikale Veränderung im Vergleich zum heute bestehenden
Ernährungssystem (Ist-Situation) darstellt. Die Bestände an Monogastriern verschwinden
nicht gänzlich, da aus der Lebensmittelerzeugung Futtermittel in Form von Nebenproduk-
ten zur Verfügung stehen. Die Bestände reduzieren sich auf etwa 20 Prozent im Vergleich
zur Ist-Situation. Gemessen an den Kalorien, können die Produktionseinbussen durch die
Umnutzung der Ackerflächen kompensiert werden. Betrachtet man jedoch die Produktion
gemessen an Proteinen, so zeichnet sich ein anderes Bild: In Österreich ergeben sich Ein-
bussen von 6 Prozent und in der Schweiz von knapp 18 Prozent.
Die Lösungen im Modellcheck 125

Die Ammoniakemissionen und die Stickstoffbilanz bleiben in diesem Szenario auf einem
tiefen Niveau, da diese stark von den Tierzahlen abhängen. Dennoch lassen sich die for-
mulierten Ziele zu den Ammoniakemissionen selbst mit diesem Szenario nicht erreichen.
In der Schweiz liegt das Ziel beispielsweise bei 25 000 t Ammoniak-Emissionen (NH3 -N)
pro Jahr (BAFU und BLW 2008).

5.3.4 Effekte der Umstellung auf biologischen Landbau

Szenario 6 («Extensivierung») betrifft die Effekte einer vollständigen Umstellung auf bio-
logischen Landbau auf allen landwirtschaftlichen Flächen. Die Ergebnisse dieses Szena-
rios sind in Tabelle 16 dargestellt. Die Wirkungen dieses Szenarios auf die untersuchten
Faktoren beziehen sich auf die Folgen der Umstellung auf biologischen Landbau ohne
Reduktion des Kraftfutteranbaus bzw. dessen Verfütterung. Aufgrund der tieferen Erträge
im Biolandbau verglichen mit dem konventionellen Landbau reduziert sich das Produk-
tionsniveau um etwa 20 Prozent im Vergleich zur Ist-Situation.
Durch die Umstellung auf biologischen Landbau ergibt sich bei den untersuchten Indi-
katoren eine Reduktion der Umweltwirkungen von 5 bis 10 Prozent in der Schweiz und 10
bis 15 Prozent in Österreich. Dabei werden insbesondere die Stickstoffbilanzbilanzüber-
schüsse aufgrund des Verzichts auf Mineraldünger stark reduziert (Schweiz: -25 %, Öster-
reich: -70 %). Der starke Ausschlag in Österreich ist auf die Wichtigkeit des Mineraldün-
gers in der Stickstoffbilanz im Vergleich zum Hofdünger zurückzuführen. Das Schweizer
Ammoniakziel wird auch in diesem Szenario nicht erreicht, da die Ammoniak-Emissionen
auch im biologischen Landbau vornehmlich durch die Tierzahlen beeinflusst werden.
Kombiniert man die Umstellung auf Biolandbau mit der Kraftfutter- und Silomaisreduk-
tion (kein Anbau und keine Importe; nicht dargestellt in Tab. 16), so verbessern sich die
Umweltwirkungen weiter. Die Produktionseinbussen liessen sich durch die Nutzung der
freiwerdenden Flächen abfedern. Wegen der tieferen Erträge bleibt es im Kalorien- und
Proteinbereich bei einer totalen Reduktion von etwa 20 bis 25 Prozent. Die Einbussen bei
der Milchleistung aufgrund des Kraftfutterverzichts fallen nicht so stark ins Gewicht. Denn
der Kraftfutteranteil ist in der biologischen Produktion auch in der Ist-Situation bereits auf
einem tiefen Niveau und die Erträge sind entsprechend tiefer.

5.4 Fazit

Aus den Modellergebnissen wird klar, dass die landwirtschaftliche Produktion und die da-
mit verbundenen Umweltwirkungen stark mit dem Umfang der bewirtschafteten Fläche,
den Tierzahlen und der eingesetzten Düngermenge zusammenhängen. Signifikante Ver-
besserungen werden deshalb durch jene Strategien erreicht, die die Tierzahlen stark redu-
zieren, d. h. Kraftfutter- und Silomaisverzicht für alle Tiere (Wiederkäuer und Monogastrier).
Dabei ist zu betonen, dass eine Reduktion der Kraftfuttermittel alleine nur etwa halb so viel
bringt, wie in Kombination mit der Reduktion von Silomais. Wichtig ist auch die Erkenntnis,
Tab. 16. Veränderungen in der landwirtschaftlichen Produktion und deren Umweltwirkungen in Szenario 5 («RMF inkl. Monogastrier +
126

Nahrung statt Futter») und Szenario 6 («Extensivierung») im Vergleich zu Szenario 2 und zur Ist-Situation. Quelle: Eigene Berechnung.

Ist-Situation Szenario 2 Szenario 5 Szenario 6


«RMF» «RMF inkl. Monogastrier + «Extensivierung»
Nahrung statt Futter»

Einheit Schweiz Österreich Schweiz Österreich Schweiz Österreich Schweiz Österreich

Kühe Anzahl 1 526 451 1 961 247 1 258 590 1 546 236 1 378 374 1 703 321 1 400 270 1 720 324
Veränderung zu IST -267 861 -415 011 -148 077 -257 926 -126 181 -240 923
Relative Veränderung -18 % -21 % -10 % -13 % -8 % -12 %
Schweine Anzahl 1 512 241 2 936 787 1 512 241 2 936 787 305 565 368 953 1 175 513 2 229 442
Veränderung zu IST 0 0 -1 206 676 -2 567 834 -336 728 -707 344
Relative Veränderung 0% 0% -80 % -87 % -22 % -24 %
Hühner Anzahl 10 008 423 15 980 619 10 008 423 15 980 619 2 626 610 2 800 873 6 873 657 11 350 339
Veränderung zu IST 0 0 -7 381 813 -13 179 747 -3 134 766 -4 630 281
Relative Veränderung 0% 0% -74 % -82 % -31 % -29 %
Ammoniak tN 46 558 51 027 40 185 43 184 36 339 33 480 42 391 43 230
Veränderung zu IST -6 373 -7 843 -10 219 -17 548 -4 166 -7 798
Relative Veränderung -14 % -15 % -22 % -34 % -9 % -15 %
N-Bilanzüberschüsse tN 91 733 114 690 63 684 83 180 50 077 52 996 70 937 34 067
Veränderung zu IST -28 049 -31 510 -41 657 -61 694 -20 796 -80 623
Relative Veränderung -31 % -27 % -45 % -54 % -23 % -70 %
N-Bilanzüberschüsse kg N/ha 64,0 39,7 46,3 30,0 35,0 18,4 49,7 11,8
Veränderung zu IST -17,8 -9,8 -29,0 -21,4 -14,4 -27,9
Relative Veränderung -28 % -25 % -45 % -54 % -22 % -70 %
Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern
Fortsetzung

Ist-Situation Szenario 2 Szenario 5 Szenario 6


«RMF» «RMF inkl. Monogastrier + «Extensivierung»
Nahrung statt Futter»

Einheit Schweiz Österreich Schweiz Österreich Schweiz Österreich Schweiz Österreich

P in Wirtschaftsdünger t P2O5 53 109 75 888 45 054 63 350 39 473 50 138 47 808 64 768
Veränderung zu IST -8 056 -12 538 -13 636 -25 750 -5 301 -11 119
Relative Veränderung -15 % -17 % -26 % -34 % -10 % -15 %
Die Lösungen im Modellcheck

Treibhausgase t 5 936 874 6 837 877 5 018 955 5 710 121 5 124 246 5 707 305 5 188 657 5 914 699
CO2-eq
Veränderung zu IST -917 919 -1 127 756 -812 628 -1 130 572 -748 216 -923 178
Relative Veränderung -15 % -16 % -14 % -17 % -13 % -14 %
Kalorienproduktion TCal 6 164 703 17 856 450 5 596 250 17 237 684 6 663 081 20 652 249 4 625 321 12 374 153
Veränderung zu IST -568 453 -618 766 498 378 2 795 800 -1 539 382 -5 482 296
Relative Veränderung -9 % -3 % 8% 16 % -25 % -31 %
Proteinproduktion t 259 342 556 587 211 077 502 342 219 127 538 582 198 777 416 204
Veränderung zu IST -48 265 -54 245 -40 215 -18 005 -60 565 -140 383
Relative Veränderung -19 % -10 % -16 % -3 % -23 % -25 %
Milchproduktion t 4 188 978 3 441 991 2 914 865 2 093 191 3 187 725 2 307 178 3 436 661 3 065 932
Veränderung zu IST -1 274 113 -1 348 800 -1 001 253 -1 134 813 -752 317 -376 059
Relative Veränderung -30 % -39 % -24 % -33 % -18 % -11 %
Fleischproduktion t 451 417 852 350 426 948 805 494 192 030 281 200 346 542 664 348
Veränderung zu IST -24 469,0 -46 856,0 -259 387 -571 150 -104 875 -188 002
Relative Veränderung -5 % -5 % -57 % -67 % -23 % -22 %
127
Tab. 17. Veränderungen von Ammoniak-Emissionen, Stickstoff-Bilanzüberschüssen, Phosphor in Wirtschaftsdünger und Treibhausgasemissionen
128

für die verschiedenen Szenarien im Vergleich zur Ist-Situation und für 2013 im Vergleich zu 1995.

Szenario 11 Szenario 21 Szenario 31 Szenario 41 Szenario 51 Szenario 61 20132


«Kein «RMF» «RMF + «RMF + Nahrung «RMF inkl. «Extensivie-
Kraftfutter Kleegras» statt Futter» Monogastrier + rung»
für Wieder- Nahrung statt
käuer» Futter»
Vergleich zur Ist-Situation Vergleich zu 1995

Schweiz Veränderung (in %)


Ammoniak-Emissionen -7 % -14 % -3 % -9 % -22 % -9 % -13 %
Stickstoff-Bilanzüberschüsse -19 % -31 % -25 % -24 % -45 % -23 % -19 %
Phosphor in Wirtschaftsdünger -10 % -15 % -5 % -11 % -26 % -10 % -4 %
Treibhausgas-Emissionen -10 % -15 % -4 % -10 % -14 % -13 % -14 %3
Österreich Veränderung (in %)
Ammoniak-Emissionen -8 % -15 % -7 % -11 % -34 % -15 % -5 %
Stickstoff-Bilanzüberschüsse -15 % -27 % -21 % -22 % -54 % -70 % -16 %
Phosphor in Wirtschaftsdünger -9 % -17 % -8 % -13 % -34 % -15 % -17 %
Treibhausgas-Emissionen -9 % -16 % -7 % -11 % -17 % -14 % -12 %3

1 Quelle Veränderung Szenarien 1-6 im Vergleich zur Ist-Situation: Eigene Berechnung.


2 Quelle Veränderung 1995-2013 (Treibhausgase: 1990-2015): Ammoniak-Emissionen: Schweiz: BAFU 2017b; Österreich: UBA 2017a; Stickstoff-Bilanzüber-
schüsse: Schweiz: BFS 2017b; Österreich: BMLFUW 2012, 2016a; Phosphor in Wirtschaftsdünger: Eurostat 2017c; Treibhausgasemissionen: Schweiz: Bret-
scher et al. 2017; Österreich: A nderl et al. 2017.
3 Wert für 2015: Veränderung der Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990.
Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern
Die Lösungen im Modellcheck 129

dass die alleinige Reduktion importierter Futtermittel die hier besprochenen Umweltwir-
kungen nur wenig verbessert. Durch die Nutzung der freiwerdenden Flächen für die Le-
bensmittelproduktion und den Anbau von Kleegras vermindern sich die verbesserten Um-
weltwirkungen ein wenig. Gleichzeitig können dadurch die Produktionseinbussen im
Kalorienbereich überkompensiert und im Proteinbereich reduziert (aber nicht ausgeglichen)
werden. Schliesslich können die Umweltwirkungen durch eine Reduktion der Stickstoff-
mengen verbessert werden. Dies gelingt durch eine generelle Extensivierung der Pflanzen-
und Tierproduktion, zum Beispiel durch die Umstellung auf biologischen Landbau. Dabei ist
jedoch die damit einhergehende Ertragsreduktion zu berücksichtigen. Wenn eine solche
Extensivierung mit der Reduktion der Futtermittelproduktion auf Ackerflächen kombiniert
wird, können diese Ertragseinbussen durch die vermehrte Lebensmittelproduktion auf
Ackerflächen teilweise kompensiert werden, vor allem im Kalorienbereich.
Zusätzlich wurden die in den verschiedenen Szenarien im Vergleich zur Ist-Situation er-
zielten verbesserten Umweltwirkungen mit der tatsächlichen Entwicklung verglichen, die
in den beiden Ländern im Zeitraum von 1995-2013 stattgefunden hat (Tab. 17). Der Ver-
gleich zeigt, dass sich die Veränderungen aufgrund der Szenarien auf einem ähnlichen
Niveau bewegen wie die Veränderungen, die während der letzten 20 Jahre durch die Öko-
logisierung der Agrarpolitik erreicht wurden.

5.5 Kritische Diskussion

Es ist wichtig hervorzuheben, welche Art Aussagen ein solches Massen- und Nährstoff-
flussmodell generell und anhand der hier betrachteten Szenarien im Speziellen machen
kann. Mit einem solchen Modell lässt sich sehr gut der Raum möglicher alternativer Pro-
duktions- und Ernährungssysteme analysieren sowie Zielkonflikte und Synergien aufgrund
agronomischer und materieller Aspekte identifizieren. Es geht dabei um Fragen wie: «Wie
viele Kalorien können produziert werden, wenn wir statt Futtermitteln mehr Nahrungsmit-
tel anbauen?» oder «Um wie viel reduziert sich die Produktion tierischer Produkte, wenn
kein Kraftfutter und kein Silomais mehr verfüttert würden?». Es lassen sich dadurch auch
systemische Aspekte der Konsistenz und Suffizienz insbesondere in Ergänzung zur gängi-
gen Effizienzdiskussion untersuchen. Somit kann ein graslandbasiertes Tierproduktions-
system (Beispiel einer Konsistenzstrategie) unter dem Strich zu weniger Treibhausgas-
emissionen führen, obwohl die Emissionen pro Kilogramm Fleisch und Milch höher sind als
im Vergleichssystem mit Kraftfutter- und Silomaisgaben. Dies ist der Fall, da ein solches
System ohne Kraftfutter und Silomais insgesamt viel weniger tierische Produkte produziert
als das Vergleichssystem, und die erhöhten Emissionen pro Kilogramm Produkt durch die-
sen Produktionsrückgang überkompensiert werden. Dabei ist zu beachten, dass natürlich
wenig gewonnen wäre, falls diese Produktionsreduktion einfach durch Importe substituiert
werden würde. Falls die reduzierte tierische Produktion aber in Kombination mit einer Suf-
fizienz-Strategie einhergehen würde, die auch den Konsum tierischer Produkte tief halten
würde, wäre eine solche Konsistenzstrategie sehr vielversprechend. Die hier verwendeten
130 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

Modellierungen helfen, die notwendigen Grundlagen bereitzustellen, um in einer Diskus-


sion nicht nur auf Produkt-, sondern auch auf Ernährungssystem-Ebene zu argumentieren
und die Herausforderungen von allen Seiten unvoreingenommen zu beleuchten.
Besondere Herausforderungen bei den Berechnungen ergaben sich vor allem aus vier
Punkten, die die Modellaussagen begrenzen: Erstens liegen gewisse Daten nur aggre-
giert auf Länderebene und nicht auf regionaler Ebene vor. Dies ist beispielsweise bei den
verwendeten Mengen an Mineraldünger oder bei den Futtermittelimporten der Fall. Diese
Probleme haben wir mit Annahmen zur Allokation der Dünger und Futtermittel auf die
Regionen und schliesslich auf die Flächen und Tierzahlen gelöst. Dabei werden die aggre-
gierten Werte proportional zum jeweiligen Bedarf zugeteilt.
Zweitens basieren die Futterrationen auf Annahmen, die zwar mit dem verfügbaren An-
gebot aggregiert gut übereinstimmen, aber die Realität auf den einzelnen Betrieben nicht
widerspiegeln. So reagieren die Erträge bei veränderten Futtermittelrationen nicht sehr stark.
Das Modell bildet also Situationen ab, in denen die Betriebsleiter mit den vorhandenen Futter-
mitteln relativ optimal füttern können. Das bedingt implizit, dass entsprechende Züchtungen
verfügbar sind und verwendet werden. So gesehen sind die Szenarien, in denen nur Silomais
oder nur Kraftfutter reduziert werden, eher extrem in dem Sinne, dass der hohe Energiege-
halt im Mais ideal mit dem hohen Proteingehalt im Soja zusammenspielen kann und die Re-
duktion einer dieser Komponenten die optimale Fütterung herausfordernder macht.
Drittens gibt es eine Diskrepanz zwischen Futtermittelbedarf und -angebot, welche vor
allem beim Grasland eine Rolle spielt, wo die Produktivität eine unsichere Grösse ist und
teils weit über dem Bedarf liegt. Das Problem wurde so gelöst, dass in allen Szenarien mit
einem identischen Verhältnis zwischen Futtermittelangebot und -bedarf gerechnet wurde,
was den Vergleich der verschiedenen Szenarien ermöglichte. Beim Grasland wurde die
Differenz zwischen Bedarf und Angebot rechnerisch als «Rückstände» behandelt, die auf
den Flächen bleiben.
Viertens fehlen Daten zu aktuellen Düngergaben pro Hektar. Auch der in den jeweiligen
Regionen vorhandene Hofdünger wird proportional zum Bedarf ausgebracht. Eine beson-
ders unsichere Grösse ist dabei die Menge Wirtschaftsdünger, die auf dem Grasland
bleibt. Diese Methode führt zu hypothetischen Düngergaben pro Hektar, die bei Extrem-
werten aufgrund der Düngeempfehlungen angepasst wurden. Für einzelne Kulturen bil-
den sie deshalb nicht unbedingt die Realität ab. Sie sind aber gut geeignet für aggregierte
Aussagen in Summe über alle Flächen, und für Vergleiche zwischen den einzelnen Szena-
rien. Analog verhält es sich mit den Futterrationen pro Tier.

5.6 Datengrundlagen

Die für die Modellierungen erforderlichen Daten stammen aus den bestehenden Daten-
basen des SOL-Modells und wurden mit spezifischen Daten für die beiden Länder er-
gänzt. Diese spezifischen Datenquellen und die damit verbundenen Herausforderungen
sind im Folgenden beschrieben.
Die Lösungen im Modellcheck 131

Die Daten zu den verfügbaren Futtermitteln stammen von Statistics Austria (2015a, b) für
Österreich und aus Hoop et al. (2016) für die Schweiz. Sie liegen nur auf Länderebene vor
und wurden mit Hilfe einer ökonomischen Allokation angepasst. Diese berücksichtigt
einerseits den unterschiedlichen Futtermittel-Bedarf der einzelnen Regionen, der aus de-
ren Wertschöpfung im Tiersektor abgeleitet wurde und andererseits die physiologischen
Bedürfnisse der Tiere an die Futterrationen, die mit Experten abgeglichenen wurden. Die
Daten zu Graslanderträgen und Leguminosen-Anteilen im Grasland stammen aus A m -
mann et al. (2009).
Für den Futtermittelbedarf von Milchkühen wurde auf Basis von DairyNZ Farmer Infor-
mation Service (o. J.) ein einfaches Modell entwickelt. Der Futtermittelbedarf der anderen
Tierkategorien wurde aus den Treibhausgasinventaren der beiden Länder entnommen
(A nderl et al. 2017; Bretscher et al. 2017). Diese Quellen liefern unter anderen auch An-
gaben zu den angewandten Hofdünger-Managementsystemen und zum Lebendgewicht.
Die atmosphärische Stickstoffdeposition wurde aufgrund von BAFU (2005) und Seit-
ler und Thöni (2016) abgeschätzt und so modelliert, dass ein Anteil von 60 Prozent direkt
auf die Menge des Stickstoffs aus der Landwirtschaft reagiert (volatil: NH3 und NOx ), sich
also beispielsweise entsprechend vermindert, wenn die Stickstoffmenge reduziert wird.
Die Stickstoff- und Phosphorbilanz wurden entsprechend der von der OECD verwendeten
«Gross N Balance» und «Gross P Balance» berechnet (OECD.Stat 2013). Wichtige Grund-
lagen dafür, zum Beispiel die Stickstoffverluste oder das Hofdünger-Management, stam-
men aus den IPCC-Berechnungen. Beim Vergleich von Österreich mit der Schweiz fällt
zum Teil auf, dass die Reaktionen auf die verschiedenen Szenarien im Zusammenhang mit
der Stickstoffmenge unterschiedlich stark ausfallen. Dies beruht darauf, dass sich die in
den Inventaren ausgewiesenen Hofdüngermanagementsysteme zwischen den Ländern
offenbar stark unterscheiden. Dies hat auch Einfluss auf die Treibhausgasemissionen. Um
die Modellresultate in der Ist-Situation mit Angaben zur totalen Menge an Stickstofffixie-
rung (Bretscher 2013; Spiess 2005) in Einklang zu bringen, war es auch nötig, unter-
schiedliche Annahmen zum Anteil an Leguminosen im Grasland und zur Fixierungsleis-
tung pro Hektar zu machen. Die Stickstoff-Fixierungsleistungen bei Leguminosen wurden
mit länderspezifischen Angaben aus Herridge et al. (2008) ergänzt.
Bei den Treibhausgas-Emissionen (THG-Emissionen) aus der Landwirtschaft gibt es
unterschiedliche Berechnungsmethoden. Im THG-Inventar des schweizerischen Bundes-
amtes für Umwelt (BAFU) wird die Nutzung fossiler Treibstoffe miteingerechnet. Dies ist
im Inventar der IPCC (IPCC Kategorie 1A4c), welches in Österreich angewandt wird, nicht
der Fall. Für die Modellrechnungen in diesem Kapitel verwenden wir die Systemgrenzen
der IPCC mit dem Genauigkeitsgrad «Tier 2» (IPCC 2006). Die THG-Emissionen der
schweizerischen Landwirtschaft fallen entsprechend für 2015 um etwa 0.5 Millionen Ton-
nen CO2-Äquivalente tiefer aus als im Inventar des BAFU ausgewiesen (Kap. 2.2.5). Die
Modellresultate zu den verschiedenen Treibhausgaskategorien und den einzelnen Werten
in der Stickstoff- und Phosphorbilanz wurden für die Ist-Situation mit den Treibhausgas-In-
ventaren und den OECD Stickstoff- und Phosphorbilanzen für Österreich und die Schweiz
verglichen und stimmen damit überein.
133

6 Schlussfolgerungen

Matthias Stolze, Rainer Weisshaidinger, Roger Biedermann, Othmar Schwank, Richard


Petrasek, Andreas Bartel, Adrian Müller, Helmut Gaugitsch

Die Landwirtschaft und die Agrarpolitik stehen rund 25 Jahre nach Einführung von Agrar­
umweltmassnahmen und der dadurch eingeläuteten Ökologisierung der Landwirtschaft
an einem Scheideweg: Der Sachverständigenrat für Umweltfragen der deutschen Bun-
desregierung bezeichnet «die Ergebnisse der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik aus
Sicht von Umwelt- und Naturschutz ernüchternd» (SRU 2015). In Österreich hat das ÖPUL
zwar Umweltverbesserungen angestossen, aber Umweltbelastungen durch die Landwirt-
schaft sind nach wie vor grossflächig zu beobachten. In der Schweiz stellt der Bundesrat
fest, dass bis 2016 keines der in den Umweltzielen Landwirtschaft formulierten Ziele er-
reicht werden konnte (Schweizerischer Bundesrat 2016).
Ein «Einfach weiter so» ist daher nicht möglich. Vielmehr braucht es neue Ansätze für
eine ökologisch nachhaltige Landwirtschaft in den Alpenländern Österreich und Schweiz.
In diesem Buch haben wir die Umweltwirkungen der heutigen Landwirtschaft detailliert
untersucht und auf dieser Grundlage die Potentiale einer graslandbasierten regenerativen
Milch- und Rindfleischproduktion dargestellt und überprüft. Daraus können wir folgende
Schlussfolgerungen ziehen und Handlungsempfehlungen ableiten:

Schlussfolgerung 1: Das Problem an seiner Wurzel angehen: Stickstoffreduktion.


Kapitel 2 zeigt eine eindeutige Faktenlage, die die Bedeutung des Stickstoffs als den
massgeblich treibenden Faktor für die negativen Umweltwirkungen der Landwirtschaft
klar identifiziert:
–– Die Landwirtschaft spielt bei den Emissionen von reaktiven Stickstoffverbindungen
eine Schlüsselrolle. Sie ist der bedeutendste Emittent von reaktiven Stickstoffverbin-
dungen.
–– Der Eintrag von luftgetragenen reaktiven Stickstoffverbindungen führt in der Schweiz
zu weiten Überschreitungen der Critical Loads. Auch in Österreich werden Überschrei-
tungen festgestellt, jedoch in geringerem Mass.
–– Die Schweiz hat einen deutlich höheren Stickstoff-Bruttoüberschuss als Österreich
(Durchschnitt 2010 bis 2014 ohne Miteinbezug der Sömmerungsflächen: Schweiz
90 kg N/ha, Österreich 35 kg N/ha).

Als Folge davon können bei den Gewässern weder in der Schweiz noch in Österreich die
international festgeschriebenen Reduktionsziele für Stickstoff erreicht werden. Das
Grundwasser ist daher nach wie vor mit Nitrat belastet und über den Pfad Grundwas-
ser-Oberflächengewässer werden die Meere primär mit Stickstofffrachten aus dem
Hauptemittenten «landwirtschaftliche Böden» belastet, was wiederum zum Absterben
der Flora und Fauna vor allem in Küstenregionen führt.
134 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

Darüber hinaus sind die regional unterschiedlich hohen Emissionen an Stickstoff in Zusam-
menspiel mit Phosphorüberschüssen und Pflanzenschutzmitteln die Hauptverursacher
des Biodiversitätsverlustes in den Alpenländern Österreich und Schweiz. Um den Verlust
an Lebensraumvielfalt und Biodiversität zu stoppen und um die Qualität von Grund- und
Oberflächengewässer zu verbessern, gilt es die «treibenden» Stickstoffflüsse zu reduzie-
ren. Zentral dabei ist die Verringerung der Ammoniakemissionen sowie der Stickstoff-Bi-
lanzüberschüsse. Über eine Reduktion der Ammoniakemissionen können einerseits die
bedrohliche Situation der durch luftgetragene, reduzierte Stickstoffverbindungen beein-
trächtigten Biodiversität verbessert und andererseits die Wälder und Feuchtgebiete lang-
fristig gesund erhalten werden. Mit reduzierten Stickstoff-Bilanzüberschüssen lässt sich
die Nitratauswaschung vermeiden, die Nitratproblematik im Grundwasser entschärfen und
gleichzeitig der Export von Stickstoffverbindungen in die Meere verringern.

Handlungsempfehlungen
Um die Situation beim Stickstoff zu verbessern, sind folgende Ansatzpunkte relevant:
1. Reduktion der Anzahl Nutztiere: insbesondere jener Nutztiere, die weitgehend mit Fut-
termitteln gefüttert werden, die auch für die menschliche Ernährung geeignet sind;
2. Verringerung des Zukaufs von betriebsexternen Futtermitteln: Durch den Zukauf von
Kraftfuttermitteln ist es möglich, die Tierproduktion von der Fläche zu entkoppeln. Da-
durch erst werden hohe Nutztierzahlen je Hektar (Viehdichten) und je Betrieb möglich;
3. Verringerung der mineralischen Stickstoffdüngung;
4. an den Standort angepasste Pflanzen- und Tierproduktion.

Wie könnte eine Reduzierung des Stickstoff-Inputs erreicht werden? Ansatzpunkte sind
die Verteuerung von Betriebsmitteln, Höchstgrenzen für die Viehdichte und die Förderung
von Landnutzungssystemen, die eine standortangepasste, landwirtschaftliche Produktion
umsetzen.
Ökonomische Instrumente (Pigou-Steuer, Lenkungsabgaben) werden seit vielen Jah-
ren immer wieder zur Reduzierung von Stickstoff-Inputs diskutiert. Länder in denen Steu-
ern auf mineralische Düngemittel eingeführt wurden sind beispielsweise Schweden (seit
1984) und Dänemark (seit 1996). Österreich führte 1986 eine Düngemittelabgabe ein, die
jedoch 1994 mit dem Beitritt zur EU wieder abgeschafft wurde (Gawel et al. 2011). Nach
Wegener und Theuvsen (2010) kann eine Abgabe oder Steuer auf Stickstoff-Mineraldün-
ger, auf Futtermittel oder organische Düngemittel erfolgen. Eine Stickstoff-Überschuss-
abgabe führt zur Verteuerung der Stickstoffbilanz-Überschüsse eines Betriebes und könn-
te neben Stickstoff auch weitere Nährstoffe einbeziehen (Wegener und Theuvsen 2010).
Gawel et al. (2011) und Möckel (2006) schlagen eine Kombination einer Abgabe bzw.
Verbrauchsteuer auf betriebsexterne Futtermittel in Kombination mit einer Verbrauch-
steuer auf Stickstoff-Mineraldünger vor. Dagegen kommen Wegener und Theuvsen (2010)
und der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU 2015) zum Ergebnis, dass eine
Stickstoff-Überschussabgabe zielgenauer und ausgewogener als eine Stickstoffsteuer
wirkt, da sie auch die Tierhaltung und damit den gesamten Betrieb miteinbezieht. Diese
Schlussfolgerungen 135

Abgaben und Steuern bewirken damit die Internalisierung der unzureichend berücksichtig-
ten externen Kosten des Stickstoffeinsatzes in der Landwirtschaft.

Schlussfolgerung 2: Schliessung von Stoffkreisläufen und standortangepasste


Produktion sind Kernelemente einer ökologisch nachhaltigen Landnutzung.
Die regenerative Milch- und Rindfleischproduktion steht sinnbildlich für einen Paradig-
menwechsel bei der strategischen Vorgehensweise zur Verminderung von negativen Um-
welteffekten der Landwirtschaft: Weniger Gewicht auf eine Orientierung an Höchstleis-
tung (Effizienzstrategie) und mehr Gewicht auf einerseits die Schliessung von
Stoffkreisläufen und andererseits standortangepasste Produktion (Konsistenzstrategie).

Handlungsempfehlungen
Schliessung von Stoffkreisläufen: Zur Schliessung von Stoffkreisläufen gibt es weitere bis-
her ungenutzte Potentiale (Baur 2013), die jedoch technologische Innovation und eine
gesellschaftliche Diskussion erfordern:
–– Rezyklieren von Phosphor für die Düngung von Pflanzen aus Klärschlamm und Klär-
schlammaschen;
–– Verwertung von mineral- und nährstoffreichen tierischen Abfällen (z. B. Tier- und Blut-
mehl) in der Fütterung von Monogastriern;
–– Gewinnung von Eiweissfutter aus Schlachtabfällen mit Insekten;
–– Nutzung von pflanzlichen Lebensmittelabfällen zur Kompostierung oder als Futtermit-
tel;
–– Reduktion von vermeidbaren Ernte- und Lagerverlusten sowie eine grundlegende Re-
duktion der Lebensmittelverschwendung.

Die Europäische Kommission stellt fest, dass für ein «nachhaltiges Wachstum» unsere
Ressourcen intelligenter und nachhaltiger genutzt werden müssen. Dazu schlägt die EU
für den Bereich Landwirtschaft und Lebensmittel folgende Massnahmen vor (Europäi-
sche Kommission 2015b):
–– Überarbeitung der EU-Düngemittelverordnung zur Erleichterung der Anerkennung von
organischem und aus Abfällen hergestelltem Dünger zwecks Aufbau eines EU-weiten
Markts.
–– Massnahmen treffen, um die EU-Rechtsvorschriften über Abfälle sowie Lebens- und
Futtermittel zu präzisieren und Lebensmittelspenden sowie die Wiederverwendung
von ehemaligen Lebensmitteln und von Nebenprodukten aus der Lebensmittelversor-
gungskette zur Herstellung von Futtermitteln zu erleichtern, ohne Abstriche bei der
Lebens- und Futtermittelsicherheit zu machen.
–– Eine Plattform einrichten, die die Mitgliedstaaten und alle Akteure der Lebensmittel-
versorgungskette zusammenführt, um die Massnahmen zur Erreichung der Nachhal-
tigkeitsziele in Bezug auf Lebensmittelverschwendung festzulegen, nachahmenswer-
te Verfahren auszutauschen und erreichte Fortschritte mitzuteilen.
136 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

Standortangepasste Produktion: Systemorientierten Landnutzungssystemen wie die ag-


rarökologische und biologische Landwirtschaft liegen ökologische Prinzipien zu Grunde
und sie nutzen Synergien zwischen und innerhalb der Pflanzenproduktion und der Tierhal-
tung. Schader et al. (2014b) zeigen, dass systemorientierte Ansätze als Paketlösung eine
kosteneffektive multifunktionale Massnahme darstellen, um die Umweltziele in der Land-
wirtschaft zu erreichen. Lösungsansätze für die Bewirtschaftung des an Grünland reichen
Alpenraums sollten das Ressourcenangebot standortgerecht und resilient nutzen und die
Wiederkäuerfütterung primär auf Wiese und Weide abstützen. Solche Lösungsansätze
basieren auf dem Prinzip der Standortgerechtigkeit der Bewirtschaftung (Ökosystem-Per-
spektive) und tragen dazu bei, Nährstoffkreisläufe auf Stufe Betrieb und Region zu schlies-
sen sowie zur Erhaltung der Biodiversität beizutragen. Low-Input-Systeme streben eben-
falls eine reduzierte Abhängigkeit von externen Betriebsmitteln an und verzichten u. a.
soweit möglich auf Futter vom Ackerland und minimieren dadurch die Konkurrenz um
Ackerflächen für die menschliche Ernährung und für die Futterproduktion. Aufgrund des
weitgehenden Verzichts auf externe Betriebsmittel (Stickstoffdüngung, betriebsexterne
Futtermittel) sind beide Systeme charakterisiert durch einen verringerten Stickstoff-Input
und eine an den Standort angepasste Tierhaltung und mit entsprechend beschränkter,
aber auch auf Ackerbauregionen angemessen verteilter Viehdichte. Die standortange-
passte Produktion verfolgt ein ausgewogenes Produktions- und Leistungsziel und ist nicht
mit einer «Bewirtschaftung zur Landschaftspflege» gleichzusetzen.
Standortangepasste Agrarumweltpolitik: Eine standortangepasste Produktion bedeu-
tet, dass die Produktion die lokalen Belastungs- und Ressourcengrenzen nicht überschrei-
tet (Kap. 3). Eine geringere Umweltbelastung pro Kilogramm Produkt heisst nicht a priori,
dass dieses Produkt auch tatsächlich umweltfreundlich produziert wurde. Die Intensität
eines Landnutzungssystems kann am Produktionsstandort zu hohen Umweltbelastungen
führen, so dass die natürlichen Belastungsgrenzen der Umwelt überschritten werden.
Diese lokalen Belastungs- und Ressourcengrenzen setzen sich aus regionalen Standort-
faktoren wie der Empfindlichkeit von Ökosystemen, Bodeneigenschaften und klimati-
schen Gegebenheiten zusammen (Meier et al. 2017). Obwohl diese Standortfaktoren für
die Nachhaltigkeit der Landwirtschaft zentral sind, werden sie bisher weder in Ökobilan-
zen noch in der Agrarumweltpolitik genügend berücksichtigt. Beispielsweise kann auf
marginalen Weiden im Alpenraum die Rindfleischproduktion aus Mutterkuhhaltung stand-
ortgerecht sein und das Grasland nachhaltig nutzen. Verglichen aber mit Rindfleisch aus
kraftfutterbasierter Stallhaltung, in welcher die überschüssigen Kälber aus der Milchpro-
duktion ausgemästet werden, kann ein Kilogramm Rindfleisch aus alpiner Produktion be-
züglich der Ökoeffizienz nicht mithalten (A lig et al. 2012; Meier et al. 2014). In der Mutter-
kuhhaltung werden dem Rindfleisch die Emissionen des Kalbes und auch die des
Muttertieres angelastet. Basierend auf der besseren Ökoeffizienz nun aber eine kraftfut-
terbasierte Rindfleischproduktion für alpine Regionen zu empfehlen, kann standortbe-
dingt keine nachhaltige Produktion sein. Aus Sicht der Ernährungssicherung braucht es
eine Agrarpolitik, die auch Produktionssysteme fördert, die an Grenzstandorte angepasst
sind:
Schlussfolgerungen 137

–– Eine stärkere Regionalisierung würde es erlauben, die Empfindlichkeit von Ökosyste-


men zu berücksichtigen und lokale Belastungsgrenzen zu definieren, die in der
­Flächennutzung nicht überschritten werden sollten (Meier et al. 2017). Regional diffe-
renzierte und die Belastungsgrenze eines Standorts berücksichtigende Agrarumwelt-
massnahmen könnten dem Rechnung tragen. Darüber hinaus empfiehlt der Sachver-
ständigenrat für Umweltfragen, die Anforderungen an das landwirtschaftliche
Nährstoffmanagement entsprechend der regionalen Bedingungen zu verschärfen
(SRU 2015).
–– Ausserdem erlauben raumplanerisch erfasste regionale Belastungs- und Ressourcen-
grenzen eine regional massgeschneiderte Agrarumweltpolitik. Die Möglichkeiten für
räumlich differenzierte Vorgaben in der Landwirtschaft und ihrer Implementierung soll-
ten geprüft werden (SRU 2015).

Schlussfolgerung 3: Die durch die regenerative Milch- und Rindfleischproduktion


erreichbaren Effekte übertreffen die Wirkungen der bisherigen Agrarpolitik seit
den 1990er Jahren.
Die regenerative Milch- und Rindfleischproduktion, welche die grünlandbasierte Fütte-
rung in den Vordergrund stellt, ist ein Lösungsansatz, der einen grossen Schritt hin zu
einer ökologisch nachhaltigen Landwirtschaft ermöglicht. So zeigen die Modellrechnun-
gen in Kapitel 5 eine Verbesserung bei einer Vielzahl von Umweltwirkungen:
–– Reduktion Ammoniakemissionen: etwa 15 Prozent,
–– Reduktion Stickstoff-Bilanzüberschüsse: 25 bis 30 Prozent,
–– Reduktion der gesamten Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft: 15 bis 20 Pro-
zent.

Vergleicht man diese Zahlen mit der Entwicklung zwischen 1995-2013 so zeigt sich, dass
sich mit der regenerativen Milch- und Rindfleischproduktion allein durch Wiederkäuer
mindestens die gleichen Umwelteffekte erzielen lassen, wie sie die Agrarpolitik in den
letzten 20 Jahren für den gesamten Landwirtschaftssektor ermöglichte.
Der Haupttreiber für diese Verbesserungen der Umweltwirkungen durch die regenera-
tive Milch- und Rindfleischproduktion sind die damit verbundenen Reduktionen bei der
Anzahl der Nutztiere um rund 20 Prozent und die geringere Produktion von Milch (Reduk-
tion um 30-40 %) und Rindfleisch (Reduktion um 20 %). Die regenerative Milch- und Rind-
fleischproduktion ist damit eine wirksame Lösung zur Reduktion der durch Stickstoff in-
duzierten negativen Umweltwirkungen der Landwirtschaft.

Handlungsempfehlungen
Die regenerative Milch- und Rindfleischproduktion ist damit ein Landnutzungssystem mit
standortangepasster Tierproduktion im Sinne der Schlussfolgerungen 1 und 2 und somit
Teil der Lösung.
Die regenerative Milch- und Rindfleischproduktion bietet sich an als eine konsequente
Weiterentwicklung bereits existierender Konzepte wie beispielsweise die graslandbasier-
138 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

te Milch- und Fleischproduktion (GMF) in der Schweiz oder verschiedene Wiesenheu-Ini-


tiativen (z. B. Heumilch-Regionen) in Österreich. Sie basiert auf einer klaren Grundidee,
wie sie bereits auf landwirtschaftlichen Betrieben in Österreich und der Schweiz unabhän-
gig von konventioneller oder ökologischer Produktion erfolgreich praktiziert wird:
–– Eine wiederkäuergerechte Fütterung mit Raufutter vom Grünland und von Klee-
gras-Flächen;
–– die Haltung von standortangepassten Raufutterverzehrern, deren Genetik an die rau-
futterbasierte Fütterung angepasst ist;
–– eine standortgerechte und gekoppelte Pflanzen- und Tierproduktion;
–– ein nachhaltiger Erhalt der Bodenfruchtbarkeit;
–– eine Minimierung der Flächenkonkurrenz zwischen Nahrungs- und Futtermittelproduk-
tion.

Es gibt jedoch sehr spezifische Situationen, beispielsweise im Nordosten Österreichs,


einem Produktionsgebiet ohne Tierhaltung (z. B. nordöstliches Flach- und Hügelland). In
diesem Gebiet führen die geringen Niederschläge in Verbindung mit intensivem Ackerbau
zu hohen Stickstoff-Konzentrationen im Grundwasser. Die Problemlösung liegt hier bei
einer deutlichen Extensivierung der Flächennutzung. Ausserdem würde ein Zurückfahren
des Acker- und Gemüsebaus die Wiedereinführung einer grünlandbasierten Tierhaltung,
zum Beispiel der regenerativen Milch- und Rindfleischproduktion, ermöglichen. Ansatz-
punkte bietet auch eine verstärkte Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie mit regio-
nal und standortangepassten Instrumenten und Massnahmen.

Schlussfolgerung 4: Die durch die regenerative Milch- und Rindfleischproduktion


frei werdenden Ackerflächen eröffnen Optionen für weitere Nutzungen.
Durch den Verzicht auf den Anbau von Futtermitteln (Kraftfutter und Silomais) für Wieder-
käuer werden etwa 10 bis 20 Prozent der Ackerflächen frei für eine alternative Nutzung.
Es gibt verschiedene Optionen für eine alternative Nutzung und es ist eine gesellschaftli-
che Frage, welche Optionen gewählt werden sollen.

Folgende Handlungsoptionen sind denkbar:


A. Nutzung für die Lebensmittelproduktion: Die freiwerdenden Flächen können für die
Lebensmittelproduktion genutzt werden. Damit lassen sich die Produktionseinbussen
im Kalorienbereich teilweise auffangen; beim Protein jedoch nicht.
B. Insgesamt Extensivierung der Landwirtschaft: Die Modellrechnungen in Kapitel 5 zei-
gen, dass durch eine generelle Extensivierung der Landwirtschaft in der Schweiz und
in Österreich aufgrund des Verzichts auf mineralischen Stickstoffdünger die Stickstoff-
bilanzüberschüsse deutlich reduziert werden können. Somit könnte man durch die ge-
nerelle Extensivierung der Landwirtschaft, zum Beispiel durch bereits bestehende ag-
rarökologische Landnutzungsformen wie den Biolandbau, die Integrierte Produktion
(IP, Extenso) oder Agroforst-Systeme, die Nitratproblematik vermindern und den Ver-
brauch an nicht erneuerbaren Ressourcen verringern. Ausserdem ist der quantitative
Schlussfolgerungen 139

und qualitative Schutz der Lebensräume und deren Vernetzung in den Alpenländern
Schweiz und Österreich besonders wichtig. Um die Ziele zu erreichen, müssen Natur-
schutz und Landwirtschaft einbezogen werden und dies ist ohne eine Kooperation mit
der Landwirtschaft nicht zu realisieren. Naturnahe und biodiversitätsfreundliche be-
triebliche Anbausysteme bieten hier, flankiert mit zusätzlichen Massnahmen zum
Schutz von Biodiversität und Lebensräumen, ein beträchtliches Potenzial.
C. Funktion des ökologischen Ausgleichs und des Naturschutzes stärken: Die freiwerden-
den Flächen können zur Erreichung der Gewässerschutzziele (z. B. Gewässerschutz-
streifen) oder zur Verbesserung der Lebensraumqualität (z. B. ökologische Vernetzung)
genutzt werden. Einen Schritt weiter gehen die Ausweitung von Naturschutzgebieten
auf naturschutzfachlich wertvollen Flächen sowie die Wiedervernässung von Moor-
böden. Wenn in den Gunstlangen zusätzliche Flächen für die Lebensmittelproduktion
zur Verfügung stehen, dann könnten im alpinen Gebiet Österreichs und der Schweiz
jetzt noch landwirtschaftlich genutzte Grenzertragsstandorte der Sukzession, der
standortgerechten Extensivierung oder der Renaturierung gewidmet werden. In Wild-
nisgebieten oder Naturpärken könnten natürliche Prozesse, die für den Erhalt von Ar-
ten und Lebensräumen von besonderer Wichtigkeit sind, unbeeinflusst vom Men-
schen stattfinden (ergebnisoffener Prozessschutz). Daher profitiert eine beträchtliche
Anzahl von Arten und Lebensräumen von einer Verwilderung von Ökosystemen (Mül-
ler 2015; N avarro und Pereira 2012; SRU 2016). Die Verwilderung von Flächen ist
eine Chance für die Biodiversität und für Ökosystemleistungen, die bisher kaum be-
achtet wurde.

Schlussfolgerung 5: Eine standortgerechte landwirtschaftliche Produktion in


den Alpenländern entlastet die Umwelt, reduziert aber den Selbstversorgungs-
grad. Dies kann durch nachhaltigen Handel und eine Änderung des Ernährungs-
verhaltens aufgefangen werden.
Mit der Strategie der regenerativen Milch- und Rindfleischproduktion lassen sich Verbes-
serungen bei zentralen Umweltindikatoren erzielen. Die wesentlichen treibenden Fakto-
ren sind Reduktionen bei den Tierzahlen und der Produktion. Bei Milchkühen führt die
veränderte, raufutterbasierte Fütterung aufgrund schlechterer Verdaubarkeit zu Ertrags-
einbussen. So geht die Milchproduktion um 30 bis 40 Prozent zurück und die Rindfleisch-
produktion sinkt um etwa 20 Prozent. Infolge dessen sinkt die Produktion an tierischem
Protein um 10 bis 20 Prozent. Die in Kapitel 4 angeführten Praxisbeispiele weisen aber
darauf hin, dass dieser Verlust mit angepasster Genetik der Rinder teilweise wieder wett-
gemacht werden kann und die Tiergesundheit – gemessen etwa an der erreichbaren An-
zahl Laktationen bei Milchkühen – verbessert wird.
Je nachdem ob die freiwerdenden Ackerfutterflächen vorrangig für die Rinderfütterung
durch Kleegras oder für die menschliche Ernährung genutzt werden, ändert sich die Ge-
samtproduktion an Kalorien und Protein (tierisch und pflanzlich). Sie bewegt sich dann bei
der Futternutzung bei rund -4 bis -8 Prozent Kalorienproduktion und -6 bis -10 Prozent
Proteinproduktion. Bei der Nutzung der Futterflächen für die menschliche Ernährung kann
140 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

der Verlust an Kalorienproduktion kompensiert werden, nicht aber die Reduktion der Pro-
teinproduktion, die zwischen 3 bis 11 Prozent unterhalb der heutigen Situation liegen wür-
de (Kap. 5). Angesichts eines hohen Selbstversorgungsgrades bei Konsummilch und
Rindfleisch von 162 Prozent bzw. 146 Prozent fallen diese Produktionseinbussen in Öster-
reich nicht ins Gewicht; etwas stärker jedoch in der Schweiz, wo der Selbstversorgungs-
grad bei Konsummilch 96 Prozent und bei Rindfleisch 86 Prozent beträgt (Kap. 2.1). In
beiden Ländern sind heute die Exporte von Milchprodukten relevant.
Erwartet die Gesellschaft aber, dass die Landwirtschaft in Zukunft die negativen Um-
weltwirkungen sehr viel stärker reduziert als dies mit einer regenerativen Milch- und Rind-
fleischproduktion möglich wäre, beispielsweise durch eine flächendeckende Extensivie-
rung der Landwirtschaft durch agrarökologische, Low-Input, IP oder biologische
Anbausysteme, dann verbessern sich zwar die Umweltwirkungen weiter, aber die Kalo-
rien- und Proteinproduktion sinkt um 23 bis 31 Prozent.
Prinzipiell gibt es zwei Wege, um mit dieser Reduktion der Produktion umzugehen:
1. Durch eine Kompensation über Importe;
2. durch eine Anpassung der Konsum- und Ernährungsgewohnheiten.

Solange die Konsumentinnen und Konsumenten ohne Einschränkungen möglichst preis-


günstiges Fleisch konsumieren möchten, birgt die Kompensation des Produktionsrück-
gangs durch Importe das Risiko, dass dadurch die negativen Umweltwirkungen aus der
Schweiz bzw. Österreich in Drittländer verlagert werden (Muller und Bautze 2017). In der
Summe wäre damit für die Umwelt nichts gewonnen. Um dies zu vermeiden, müssten
die importierten Lebensmittel in den exportierenden Ländern äquivalent zu den Umwelt-,
Sozial- und Nachhaltigkeitsstandards der importierenden Länder produziert werden.
Da höhere Umwelt-, Sozial- und Nachhaltigkeitsstandards dazu führen, dass die nega-
tiven Umwelteffekte internalisiert werden, erhöhen sich dadurch insgesamt die Lebens-
mittelpreise, insbesondere bei Fleisch. Dies kann wiederum eine Änderung der Konsum-
gewohnheiten zur Folge haben. Ausserdem würde sich bei der Kompensation über
Importe die Abhängigkeit von Lebensmitteln aus dem Ausland erhöhen. Für die Schweiz
ist zu relativieren, dass sie ihre Bevölkerung aufgrund der knappen landwirtschaftlichen
Flächen nicht selbst ernähren kann – weder mit der heutigen noch mit der hier vorgeschla-
genen ökologischen Nutztierhaltung (Baur 2013).
Der Sachverständigenrat für Umweltfragen in Deutschland stellt dagegen Folgendes
fest: «Durch veränderte, suffiziente Konsummuster kann verhindert werden, dass höhere
Umweltanforderungen an die Produktionsweise [hierzulande] zu Intensivierungen im Aus-
land und damit zu negativen Verlagerungseffekten führen» (SRU 2015). Eine Veränderung
der Landwirtschaft hin zu einer ökologisch nachhaltigen Lebensmittelproduktion müsste
dann einhergehen mit einer Veränderung der Konsumgewohnheiten. Das heisst, die ge-
sellschaftlichen Ziele für eine umweltfreundliche Landwirtschaft müssten konsistent sein
mit den gesellschaftlichen Zielen des Lebensmittelkonsums. Somit bedarf es einer Politik,
welche die Produktion und den Konsum aufeinander abstimmt. Notwendig ist also anstel-
le der heutigen Agrarpolitik eine Ernährungspolitik. Diese sollte zu einer angemessenen
Schlussfolgerungen 141

Existenzgrundlage für die Landwirtschaft, einem verbesserten Schutz der Umwelt, der
Natur und des Tierwohls, zu mehr sozialer Gerechtigkeit und verbesserter menschlicher
Gesundheit führen (Bailey et al. 2016). Nachhaltigkeit bedeutet dann, dass die Politik die
Rahmenbedingungen gestaltet für a) die Bereitstellung von öffentlichen Gütern durch die
Landwirtschaft und b) für eine gesunde und nachhaltige Ernährung (Bailey et al. 2016).

Handlungsempfehlungen
–– Eine allfällige Kompensation von Produktionsrückgängen aufgrund einer ökologisch
nachhaltigen Produktion in den Alpenländern Österreich und Schweiz über höhere Im-
porte erfordert, dass diese Importe mit den gleichen Umwelt-, Sozial- und Nachhaltig-
keitsstandards produziert werden wie sie für die Schweizer und österreichische Land-
wirtschaft gelten.
–– Es sollte ein gesellschaftlicher Diskurs angestossen werden, bei dem die Belastungs-
grenze unserer Erde sowie die daraus resultierenden Veränderungen für die Landwirt-
schaft (eine ökologisch nachhaltige Lebensmittelproduktion) und für die Konsumentin-
nen und Konsumenten (angepasste Konsummuster) thematisiert und diskutiert
werden sollten. Die Suffizienz ist dabei eine legitime Strategie für eine ökologisch
nachhaltige Lebensmittelproduktion und Ernährung. Ein solcher Zugang würde eine
nachhaltige Produktion ohne die Notwendigkeit einer Kompensation durch Importe er-
möglichen, da zum Beispiel die geringere Produktion der regenerativen Milch- und
Rindfleischproduktion durch eine entsprechend reduzierte Nachfrage nach diesen Pro-
dukten aufgefangen werden könnte. Ein solcher Diskurs braucht jedoch Zeit und sollte
behutsam gestaltet werden.
–– Dieser Diskurs sollte auch eine Diskussion über die Möglichkeiten, Lebensmittelabfäl-
le zu reduzieren, eine Veränderung des Anspruchsdenkens an bestimmte Lebensmit-
tel und die Verringerung des Konsums von tierischen Produkten anstossen. Die Dis-
kussion sollte durch zielgruppenspezifische Konsumenteninformationen begleitet
werden (SRU 2015).
–– Ein erster Schritt zur Transition der Agrarpolitik hin zu einer Ernährungspolitik könnte
ein Aktionsplan «Nachhaltige Ernährung» sein. In einem solchen Aktionsplan könnten
Synergien mit der Agrarumweltpolitik, zum Beispiel mit Gesundheitsaspekten, identi-
fiziert und eine breite gesellschaftliche Diskussion gestaltet werden (Muller und
Bautze 2017).

Schlussfolgerung 6: Der Weg zu einer ökologisch nachhaltigen Landwirtschaft


ist lang.
Der Übergang zu einer systemorientierten ökologisch nachhaltigen Landwirtschaft benö-
tigt einen Zeitraum von mindestens 15 Jahren und eine Verlässlichkeit bei den politischen
Rahmenbedingungen. So kann beispielsweise die Umsetzung neuer Züchtungsziele für
standortangepasste Rindertypen mit einer langen Lebensleistung und hoher Grundfutter-
verwertung nicht innerhalb weniger Jahre erfolgen. Die Landwirtinnen und Landwirte ha-
ben vor dem Hintergrund der derzeitigen agrarpolitischen Rahmenbedingungen in Ma-
142 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

schinen und Ställe investiert, die zunächst abgeschrieben werden müssen. Sie sind durch
das investierte Kapital in ihrer Produktionsweise festgelegt, weshalb der Übergang zu
einer ökologisch nachhaltigen Landwirtschaft einen längeren Zeithorizont benötigt. Glei-
ches gilt für die vor- und nachgelagerten Bereiche der Landwirtschaft. Darüber hinaus ist
eine auf agrarökologischen Prinzipien beruhende Landwirtschaft aufgrund der komplexe-
ren Zusammenhänge äusserst wissensintensiv. Es ist daher notwendig, die agrarökologi-
schen Zusammenhänge zu einem Schwerpunkt in der Ausbildung, Beratung und For-
schung zu machen und die dafür notwendigen Strukturen aufzubauen.
Die Transformation der Landwirtschaft von der stark effizienzgeprägten Grundausrich-
tung zu einer an der Ökologie ausgerichteten Landnutzung kann daher nicht von heute auf
morgen umgesetzt werden.

Handlungsempfehlungen
Aus diesen Gründen ist es einerseits wichtig, den Landwirten und Marktakteuren aber
auch den Konsumenten schon heute die Perspektive einer ökologisch nachhaltigen Land-
wirtschaft zu vermitteln und anderseits die notwendigen Umsetzungsschritte einzuleiten,
um die Rahmenbedingungen und die Voraussetzungen für eine ökologisch nachhaltige
Produktion zu schaffen:
–– Es braucht eine Neuorientierung der Zuchtprogramme, die auf die Zucht standortange-
passter Rindertypen mit einer langen Lebensleistung und hoher Grundfutterverwer-
tung (Zweinutzungsrind) abzielen.
–– Damit eine ökologisch nachhaltige Landwirtschaft in den nächsten Jahrzehnten reali-
siert werden kann, muss die Weichenstellung schon heute erfolgen. Dies erfordert
klare Signale durch die Agrarpolitik, damit die Betriebe zukünftige Investitionen im Sin-
ne einer ökologisch nachhaltigen Landwirtschaft tätigen.
–– Die Bereitschaft von Landwirten, eine nachhaltige Produktion auf dem Betrieb umzu-
setzen, ist dann besonders hoch, wenn sie von der Relevanz und der Wirkung über-
zeugt sind. Aus diesen Gründen sollten die Grundlagen einer ökologisch nachhaltigen
Landwirtschaft, d. h. eine gemeinsame bzw. parallele Produktion von Lebensmitteln
und öffentlichen Gütern, in der Ausbildung und in der Beratung der Landwirte einen
hohen Stellenwert einnehmen. Dort gilt es, den Landwirten das Wissen für eine öko-
logisch nachhaltige Landnutzung zu vermitteln und somit den Grundstein für eine Ver-
änderung in der Landwirtschaft zu legen. Dies erfordert auch Investitionen in For-
schung und Beratung, um notwendiges Wissen der regenerativen Landwirtschaft zu
generieren und zu transferieren.
–– Um auch auf der Nachfrageseite die notwendigen Schritte umsetzen zu können, ist
eine stärkere Sensibilisierung der Konsumentinnen und Konsumenten nötig, was nicht
zuletzt über geeignete Preissignale erfolgen könnte, wenn die Internalisierung der Kos-
ten weiter voranschreiten würde. Eine Kernbotschaft aus der regenerativen Milch- und
Rindfleischproduktion an Konsumentinnen und Konsumenten ist, dass bei tiergerech-
ten Haltungsformen (einschliesslich Schlachtungen) ein gewisser Fleischkonsum die
Nachhaltigkeit des Systems stärkt. Gleichzeitig ist es wichtig, dass bei einem Umbau
Schlussfolgerungen 143

der Produktion in Richtung zunehmender Nachhaltigkeit die Konsumseite gleichzieht,


und nicht einfach auf Importe ausweicht. Deshalb ist es unabdingbar, dass der Kon-
sum tierischer Produkte schrittweise zurückgeht.
144

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164

Anhang

Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Entwicklung der landwirtschaftlichen Betriebsstrukturen in der Schweiz und Österreich
(1995 – 2015).
Tabelle 2: Entwicklung der Landnutzung und der Tierhaltung in der Schweiz und Österreich (1995 –
2015).
Tabelle 3: Entwicklung der landwirtschaftlichen Produktion, Selbstversorgung, Exporte und ein-
gesetzte Betriebsmittel in der Schweiz und Österreich (1995 – 2015).
Tabelle 4: Die wichtigsten Stickstoffverbindungen in der Umwelt, ihre Eigenschaften, Quellen und
Auswirkungen.
Tabelle 5: Darstellung der anthropogenen Emissionen von reduzierten und oxidierten Stickstoff-
verbindungen nach Stoffquellen.
Tabelle 6: Stickstoffbilanz Landwirtschaft Schweiz und Österreich.
Tabelle 7: Gesamte Ammoniakemissionen der landwirtschaftlichen Landnutzung in der Schweiz
und in Österreich 2013, Angaben in NH3, hier nicht als NH3 -N.
Tabelle 8: Ammoniakemissionen in t NH3 pro Landwirtschaftsfläche im Jahr 2013.
Tabelle 9: Anzahl Lebensraumtypen in Grosslebensräumen und Anteil gefährdeter Lebensraum-
typen in der Schweiz.
Tabelle 10: Treibhausgasemissionen in der Schweiz und in Österreich.
Tabelle 11: Charakteristika von Futtermitteln aus dem Grünland und Ackerland.
Tabelle 12: Berechneter Anteil an potenziell direkt für die menschliche Ernährung geeigneter Fut-
terenergie und geeignetem Futterprotein, Lebensmittel-Konversionseffizienzen.
Tabelle 13: Definition der verschiedenen nachfolgend diskutierten Szenarien.
Tabelle 14: Veränderungen in der landwirtschaftlichen Produktion und deren Umweltwirkungen in
Szenario 1 («Kein Kraftfutter für Wiederkäuer») und Szenario 2 («Regenerative Milch- und Rind-
fleischproduktion (RMF)») im Vergleich zur Ist-Situation.
Tabelle 15: Veränderungen in der landwirtschaftlichen Produktion und deren Umweltwirkungen in
Szenario 3 («RMF + Kleegras») und Szenario 4 («RMF + Nahrung statt Futter») im Vergleich zu
Szenario 2 und zur Ist-Situation.
Tabelle 16: Veränderungen in der landwirtschaftlichen Produktion und deren Umweltwirkungen in
Szenario 5 («RMF inkl. Monogastrier + Nahrung statt Futter») und Szenario 6 («Extensivie-
rung») im Vergleich zu Szenario 2 und zur Ist-Situation.
Tabelle 17: Veränderungen von Ammoniak-Emissionen, Stickstoff-Bilanzüberschüssen, Phosphor
in Wirtschaftsdünger und Treibhausgasemissionen für die verschiedenen Szenarien im Ver-
gleich zur Ist-Situation und für 2013 im Vergleich zu 1995.
Anhang 165

Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Systemdarstellung.
Abbildung 2: Phasen der Agrarpolitik in der Schweiz und in Österreich.
Abbildung 3: Konzept und Aufbau des weiterentwickelten Direktzahlungssystems der Agrarpolitik
2014-2017 in der Schweiz.
Abbildung 4: Übersicht über die GAP Reform 2014-2020 in der EU.
Abbildung 5: Auswirkungen von reaktiven Stickstoffverbindungen auf Mensch und Umwelt.
Abbildung 6: Inputs von Stickstoff in die schweizerische Landwirtschaft.
Abbildung 7: Entwicklung der Nitratkonzentrationen im «Pilotprojekt Nitratreduktion im Klettgau».
Abbildung 8: Überschreitungen der Critical Loads für Stickstoff in der Schweiz, Belastungskarte
des Jahres 2010 in kg N/ha/Jahr.
Abbildung 9: Überschreitung der Critical Loads für Stickstoff in Österreich, Belastungskarte für
das Jahr 2010 in kg N/ha/Jahr.
Abbildung 10: Modellierte Ammoniak-Emissionen in der Schweiz 2010.
Abbildung 11: Modellierte Ammoniak-Emissionen aus der Tierhaltung in Österreich 2010, bezogen
auf die jeweilige Gemeindefläche.
Abbildung 12: Phosphor-Nährstoffmenge in den Inputs der Schweizer Landwirtschaft.
Abbildung 13: Verkauf von Pflanzenschutzmitteln in der Schweiz 2006-2014.
Abbildung 14: Verkauf von Pflanzenschutzmitteln in Österreich 2006-2014.
Abbildung 15: Anzahl verschiedener Pestizide pro Fliessgewässer-Standort über 0,1 μg pro Liter
(2005-2012).
Abbildung 16: Bewertung des Erhaltungszustands der Lebensraumtypen in der biogeographi-
schen Region «Alpine Region» in Österreich für den Zeitraum 2007-2012 (N=66).
Abbildung 17: Bewertung des Erhaltungszustands der Lebensraumtypen in der biogeographi-
schen Region «Kontinentale Region» in Österreich für den Zeitraum 2007-2012 (N=58).
Abbildung 18: Entwicklung der CH4 -Emissionen in der Schweiz seit 1900.
Abbildung 19: Milchproduktion und Methanemissionen.
Abbildung 20: Belastungsgrenzen des Planeten.
Abbildung 21: Grundfutterbasierte Low-Input-Milchviehhaltung: gesamtbetriebliche Strategie.
Abbildung 22: Auf dem Lehenhof in Rothrist (Aargau).
Abbildung 23: Auf dem Felsenhof in Sulzberg (Vorarlberg).
Abbildung 24: Das SOL-Modell: Darstellung der Modellstruktur.
166 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

Gesetze, Verordnungen, Richtlinien


Schweiz
Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft (BV) vom 18.04.1999, i.d.F. vom
12.02.2017, AS 1999 2556.
Direktzahlungsverordnung 1993 (DZV): Verordnung vom 26.04.1993 über ergänzende Direktzah-
lungen in der Landwirtschaft, aufgehoben am 01.01.1999, AS 1993 1574.
Direktzahlungsverordnung 1998 (DZV): Verordnung vom 07.12.1998 über die Direktzahlungen an
die Landwirtschaft, aufgehoben am 01.01.2014, AS 1999 229.
Gewässerschutzverordnung (GSchV) vom 28.10.1998, i.d.F. vom 01.05.2017, AS 1998 2863.
Öko-Qualitätsverordnung (ÖQV): Verordnung vom 04.04.2001 über die regionale Förderung der
Qualität und der Vernetzung von ökologischen Ausgleichsflächen in der Landwirtschaft, aufge-
hoben am 01.01.2014, AS 2001 1310.
Pflanzenschutzmittelverordnung (PSMV): Verordnung über das Inverkehrbringen von Pflanzen-
schutzmitteln vom 12.05.2010, i.d.F. vom 01.02.2016, AS 2010 2331.
Verordnung des EDI betreffend die Information über Lebensmittel (LVI) vom 16.12.2016, i.d.F.
vom 07.06.2017, AS 2017 1353.
Verordnung über Belastungen des Bodens (VBBo) vom 01.07.1998, i.d.F. vom 01.07.2016, AS
1998 1854.

Österreich
Marktordnungsgesetz: Bundesgesetz, mit dem wirtschaftspolitische Maßnahmen auf dem Ge-
biete der Milch-, Getreide- und Viehwirtschaft getroffen werden vom 16.12.1958, i.d.F. vom
29.12.1958, BGBl. Nr. 276/1958.
Landwirtschaftsgesetz 1960: Bundesgesetz vom 13. Juli 1960, mit dem Maßnahmen zur Siche-
rung der Ernährung sowie zur Erhaltung eines wirtschaftlich gesunden Bauernstandes getrof-
fen werden, i.d.F. vom 27.07.1960, BGBl 1960/155.
Landwirtschaftsgesetz 1992 (LWG): Bundesgesetz vom 30. Juni 1992, mit dem Maßnahmen zur
Sicherung der Ernährung sowie zur Erhaltung einer flächendeckenden, leistungsfähigen, bäuer-
lichen Landwirtschaft getroffen werden, i.d.F. vom 24.07.2017, BGBl. Nr. 375/1992.
Qualitätszielverordnung Chemie Grundwasser (QZV Chemie GW):Verordnung des Bundesminis-
ters für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft über den guten chemischen
Zustand des Grundwassers, i.d.F. vom 23.10.2017, BGBl. II Nr. 98/2010.
Qualitätszielverordnung Ökologie Oberflächengewässer (QZV Ökologie OG): Verordnung des
Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft über die Fest-
legung des ökologischen Zustandes für Oberflächengewässer, i.d.F. vom 29.03.2010, BGBl. II
Nr. 99/2010.
Trinkwasserverordnung (TWV): Verordnung des Bundesministers für soziale Sicherheit und Gene-
rationen über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch, i.d.F. vom 23.10.2017,
BGBl. II Nr. 304/2001.
Wasserrechtsgesetz (WRG) von 1959, i.d.F. vom 23.10.2017, BGBl. Nr. 215/1959.
Anhang 167

International
Convention on Biological Diversity (CBD) der Vereinten Nationen vom 05.06.1992.
Convention on Long-Range Transboundary Air Pollution (CLRTAP) der UNO-Wirtschaftskommis-
sion für Europa (UNECE) vom 13.11.1979.
Donauschutzübereinkommen: Beschluss 97/825/EG des Rates vom 24. November 1997 über
den Abschluß des Übereinkommens über die Zusammenarbeit zum Schutz und zur verträgli-
chen Nutzung der Donau, i.d.F. vom 12.12.1997, ABl. L 342.
Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) der Europäischen Union: Richtlinie 92/43/EWG
des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildleben-
den Tiere und Pflanzen, i.d.F. vom 10.06.2013, ABl. L 158.
Nitratrichtlinie der Europäischen Union: Richtlinie 91/676/EWG zum Schutz der Gewässer vor Ver-
unreinigung durch Nitrat aus landwirtschaftlichen Quellen vom 31.12.1991, i.d.F. vom 11.12.2008,
ABl. L 375.
Verordnung (EG) Nr. 834/2007 über die ökologische/biologische Produktion und die Kennzeich-
nung von ökologischen/biologischen Erzeugnissen und zur Aufhebung der Verordnung (EWG)
Nr. 2092/91 vom 28.06.2007, ABl. L 189.
Verordnung (EG) Nr. 1782/2003 des Rates vom 29. September 2003 mit gemeinsamen Regeln für
Direktzahlungen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik und mit bestimmten Stützungsre-
gelungen für Inhaber landwirtschaftlicher Betriebe und zur Änderung der Verordnungen (EWG)
Nr. 2019/93, (EG) Nr. 1452/2001, (EG) Nr. 1453/2001, (EG) Nr. 1454/2001, (EG) Nr. 1868/94,
(EG) Nr. 1251/1999, (EG) Nr. 1254/1999, (EG) Nr. 1673/2000, (EWG) Nr. 2358/71 und (EG)
Nr. 2529/2001, i.d.F. vom 21.10.2003, ABl. L 270.
Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union: Richtlinie 2000/60/EG des Europäischen Parla-
ments und des Rates vom 23. Oktober 2000 zur Schaffung eines Ordnungsrahmens für Mass-
nahmen der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpolitik, i.d.F. vom 22.12.2000, ABl. L 327.
168 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

Abkürzungen
AGES Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH
BAFU Bundesamt für Umwelt (Schweiz)
BCS Body Condition Score
BFS Bundesamt für Statistik (Schweiz)
BLW Bundesamt für Landwirtschaft (Schweiz)
BMLF s. BMLFUW
BMLFUW Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasser-
wirtschaft (Österreich) (vormals BMLF)
BV Bundesverfassung
CAP Common Agricultural Policy (s. auch GAP)
CBD Convention on Biological Diversity (dt. Biodiversitätskonvention)
CLN «Critical Loads» für Stickstoffverbindungen
DZV Direktzahlungsverordnung
EFTA European Free Trade Association (dt. Europäische Freihandelsassoziation)
EFV Eidgenössische Finanzverwaltung
EG Europäische Gemeinschaft
EKL Eidgenössische Kommission für Lufthygiene
EP Europäisches Parlament
EU Europäische Union
EWG Europäische Wirtschaftsgemeinschaft
EZV Eidgenössische Zollverwaltung
FAO Food and Agriculture Organization of the United Nations (dt. Ernährungs-
und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen)
GAP Gemeinsame Agrarpolitik der EU (s. auch CAP)
GATT General Agreement on Tariffs and Trade (dt. Allgemeines Zoll- und Handels-
abkommen)
GMF Graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion
GSK Eidgenössische Gewässerschutzkommission
GVE Grossvieheinheit
IKSD Internationalen Kommission zum Schutz der Donau
IKSR Internationale Kommission zum Schutz des Rheins
IP Integrierte Produktion
IPCC Intergovernmental Panel on Climate Change (dt. Zwischenstaatlicher Aus-
schuss für Klimaänderungen)
LKE Lebensmittel-Konversionseffizienz
LN Landwirtschaftliche Nutzfläche
LRT Lebensraumtyp
MJ Megajoule
NAQUA Nationale Grundwasserqualitätsbeobachtungen (Schweiz)
NEL Netto-Energie-Laktation
Anhang 169

OECD Organisation for Economic Co-operation and Development (dt. Organisa-


tion für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung)
ÖLN Ökologischer Leistungsnachweis (Schweiz)
ÖPUL Österreichisches Programm für umweltgerechte Landwirtschaft
ÖQV Öko-Qualitätsverordnung
ÖROK Österreichische Raumordnungskonferenz
PQV Proteinqualitätsverhältnis
RMF Regenerative Milch- und Rindfleischproduktion
SBV Schweizer Bauernverband
SDG Sustainable Development Goals (dt. Ziele für nachhaltige Entwicklung)
SOLm Sustainable and Organic Livestock Model
SVG Selbstversorgungsgrad
SRU Sachverständigenrat für Umweltfragen (Deutschland)
TM Trockenmasse
TS Trockensubstanz
UBA Umweltbundesamt (Österreich)
UNECE United Nations Economic Commission for Europe (dt. Wirtschaftskommis-
sion für Europa der Vereinten Nationen)
UNEP United Nations Environment Programme (dt. Umweltprogramm der Verein-
ten Nationen)
UNO United Nations Organization (dt. Vereinte Nationen)
VKMB Vereinigung zum Schutz der kleinen und mittleren Bauern (Schweiz)
WTO World Trade Organization (dt. Welthandelsorganisation)
WWF World Wide Fund for Nature
XF Rohfaser
XP Rohprotein
170

Autorinnen und Autoren

Matthias Stolze
Nach einer Ausbildung als Landwirt studierte Matthias Stolze Ag-
rarwissenschaften und promovierte 1998 an der Universität Ho-
henheim (Deutschland) im Bereich Agrarökonomie. Seit 2001 leitet
er das Department Sozioökonomie am Forschungsinstitut für bio-
logischen Landbau (FiBL) in Frick. Ferner ist er Dozent an der Uni-
versität Hohenheim und an der Eidgenössischen Technischen
Hochschule Zürich (ETH Zürich). Seine Forschungsschwerpunkte
sind die Politikfolgenabschätzung, Politikevaluation und betriebs-
wirtschaftliche Wirkungsanalysen.
Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL),
Ackerstrasse 113, CH-5070 Frick
matthias.stolze@fibl.org, www.fibl.org

Rainer Weisshaidinger
Nach der Ausbildung zum Förster studierte Rainer Weisshaidinger
Geographie und Regionalforschung an der Universität Wien und
promovierte 2007 an der Universität Basel (Schweiz) im Bereich
Landschaftsökologie. Seit 2011 ist er leitender wissenschaftlicher
Mitarbeiter am Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL)
in Wien. Seine Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte sind die
Nachhaltigkeitsanalyse und die Entwicklungsforschung bezie-
hungsweise Projekte der Internationalen Kooperation im Bereich
Agrarökologie.
Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL),
Doblhoffgasse 7/10, A-1010 Wien
rainer.weisshaidinger@fibl.org, www.fibl.org

Andreas Bartel
Andreas Bartel ist Biologe und Landschaftsökologe und arbeitet
am österreichischen Umweltbundesamt zu Fragen der Umweltwir-
kungen von Landwirtschaft. Räumliche Beziehungen stehen im
Mittelpunkt der Auswertungen von Landnutzungsdaten in Bezug
auf Biodiversitätswirkungen, integrierte Raumplanung und Nut-
zungskonflikte. Der Alpenraum mit seinen spezifischen Vorausset-
zungen und Möglichkeiten und den vielfältigen Nutzungsansprü-
chen ist ihm ein besonderes Anliegen.
Umweltbundesamt GmbH, Spittelauer Lände 5, A-1090 Wien
andreas.bartel@umweltbundesamt.at,
www.umweltbundesamt.at
Autorinnen und Autoren 171

Othmar Schwank
Othmar Schwank ist Biologe und promovierter Agrarwissen-
schafter (ETH Zürich) mit einer Nachdiplomausbildung zu Fragen
der Entwicklungsländer. Er berät Bund, Kantone und internationale
Organisationen und forscht zu Stoffflüssen und Politikinstrumen-
ten an der Schnittstelle von Umwelt-, Entwicklungs-, Energie- und
Wirtschaftsfragen. Als Gründungspartner von Schwank Earthpart-
ner AG (2010) leistet er Beiträge zu urbaner Entwicklung, Land-
wirtschaft und Ernährung hin auf eine umweltverträgliche Kreis-
laufwirtschaft.
Schwank Earthpartner AG, Hinterdorfstrasse 15, CH-8455 Rüdlingen
os@schwank-earthpartner.ch, www.schwank-earthpartner.ch

Adrian Müller
Adrian Müller ist promovierter Physiker (Universität Zürich) und
arbeitete seit 2000 an der ETH Zürich, der Universität Zürich und
der Universität Göteborg zu verschiedenen Themen nachhaltiger
Energie- und Ernährungssysteme mit einem Fokus auf das Design
und die Analyse von Politikinstrumenten. Seit 2009 ist er wissen-
schaftlicher Mitarbeiter am Department Sozioökonomie am For-
schungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) in Frick und an der
ETH Zürich. Seine Forschungsschwerpunkte sind Ernährungssys-
temmodellierungen, Klimawandel und Landwirtschaft und Design
und Analyse von Politikinstrumenten.
Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), Ackerstrasse
113, CH-5070 Frick
adrian.mueller@fibl.org, www.fibl.org

Roger Biedermann
Roger Biedermann ist dipl.ing.agr. ETH und eidg.dipl. Lebensmit-
telchemiker. Nach seiner Promotion an der ETH Zürich mit einer
Dissertation über ein ernährungsphysiologisches Thema war er ei-
nige Jahre in der Produktionsleitung eines Unternehmens der Le-
bensmittelindustrie tätig. Von 1972 bis 2005 war Roger Bieder-
mann Kantonschemiker und zudem langjähriger Präsident der
Konferenz der Vorsteher der Umweltschutzamtsstellen der
Schweiz (KVU). Er ist Haupt- oder Mitautor zahlreicher strategi-
scher Studien unter anderem zum Stickstoffhaushalt, der Biozid-
problematik, der Energie- und Klimapolitik und dem Verwaltungs-
management. Nach dem Ausscheiden aus dem Staatsdienst
fokussierte er sein Engagement auf Fragen zur ökologischen Rele-
vanz der Landwirtschaft und zur Regionalentwicklung.
Schwank Earthpartner AG (Gast), Hinterdorfstrasse 15, CH-8455
Rüdlingen
biedermannroger@bluewin.ch, www.schwank-earthpartner.ch
172 Chancen der Landwirtschaft in den Alpenländern

Autorinnen und Autoren der Kurzbeiträge

Hans Braun
Lehenhof, Aareweg 46, CH-4852 Rothrist
braun.h@bluewin.ch, http://lehenhof.ch

Judith Brüggemann
Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), Ackerstrasse 113, CH-5070 Frick
judith.brueggemann@fibl.org, www.fibl.org

Paul Ertl
Universität für Bodenkultur Wien, Institut für Nutztierwissenschaften, wohnhaft in Oberdorf 2,
A-9800 Spittal an der Drau
paul.ertl@gmx.at

Rebekka Frick
Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), Ackerstrasse 113, CH-5070 Frick
rebekka.frick@fibl.org, www.fibl.org

Helmut Gaugitsch
Umweltbundesamt GmbH, Spittelauer Lände 5, A-1090 Wien
helmut.gaugitsch@umweltbundesamt.at, www.umweltbundesamt.at

Reinhard Gessl
Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), Doblhoffgasse 7/10, A-1010 Wien
reinhard.gessl@fibl.org, www.fibl.org

Annemarie Kohler
Felsenhof, Wandfluh 79, A-6934 Sulzberg
felsenhof.kohler@aon.at

Kaspar Kohler
Felsenhof, Wandfluh 79, A-6934 Sulzberg
felsenhof.kohler@aon.at

Thomas Labuda
Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), Doblhoffgasse 7/10, A-1010 Wien
thomas.labuda@fibl.org, www.fibl.org

Florian Leiber
Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), Ackerstrasse 113, CH-5070 Frick
florian.leiber@fibl.org, www.fibl.org
Autorinnen und Autoren 173

Matthias Meier
Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), Ackerstrasse 113, CH-5070 Frick
matthias.meier@fibl.org, www.fibl.org

Simon Moakes
Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), Ackerstrasse 113, CH-5070 Frick
simon.moakes@fibl.org, www.fibl.org

Richard Petrasek
Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), Doblhoffgasse 7/10, A-1010 Wien
richard.petrasek@fibl.org, www.fibl.org

Klavdija Ramsak-Noemi
Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), Ackerstrasse 113, CH-5070 Frick
klavdijaramsaknoemi@gmail.com

Gwendolyn Rudolph
Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), Doblhoffgasse 7/10, A-1010 Wien
gwendolyn.rudolph@fibl.org, www.fibl.org

Walter Starz
Bio-Institut der HBLFA Raumberg-Gumpenstein, Raumberg 38, A-8952 Irdning
walter.starz@raumberg-gumpenstein.at, www.raumberg-gumpenstein.at

Andreas Steinwidder
Bio-Institut der HBLFA Raumberg-Gumpenstein, Raumberg 38, A-8952 Irdning
andreas.steinwidder@raumberg-gumpenstein.at, www.raumberg-gumpenstein.at

Gerhard Zethner
Umweltbundesamt GmbH, Spittelauer Lände 5, A-1090 Wien
gerhard.zethner@umweltbundesamt.at, www.umweltbundesamt.at
Verzeichnis der Bristol-Schriftenreihe
Band 1 bis 7 siehe http://www.bristol-stiftung.ch

Band 8: Stremlow, M.; Sidler, C., 2002: Schreibzüge durch die Wildnis. Wildnisvorstellungen
in Literatur und Printmedien der Schweiz. Zürich, Bristol-Stiftung; Birmensdorf, Eidgenössische
Forschungsanstalt WSL; Bern, Stuttgart, Wien, Haupt. 192 S.

Band 9: Bräunicke, M.; Trautner, J., 2002: Die Laufkäfer der Bodenseeufer. Indikatoren für natur­-
schutzfachliche Bedeutung und Entwicklungsziele. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Stuttgart,
Wien, Haupt. 116 S.

Band 10: Mathis, P.; Siegrist, D.; Kessler, R., 2003: Neue Skigebiete in der Schweiz?
­Planungsstand und Finanzierung von touristischen Neuerschliessungen unter beson­derer
­Berücksichtigung der Kantone. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Stuttgart, Wien, Haupt. 83 S.

Band 11: Monitoring Institute for Rare Breeds and Seeds in Europe, 2003: Agricultural Genetic
Resources in the Alps, Landwirtschaftliche Genressourcen der Alpen, Re­ ­­ ssources génétiques
agricoles des Alpes, Risorse genetiche agricole delle Alpi, Kmetijski genetski viri v Alpah. Zürich,
Bristol-Stiftung; Bern, Stuttgart, Wien, Haupt. 178   S. + CD-ROM.

Band 12: Perrenoud, A.; Känzig-Schoch, U.; Schneider, O.; Wettstein, J.-B., 2003: Exploitation
durable des pâturages boisés. Un exemple appliqué du Jura suisse. Nach­haltige Bewirt­schaf­
tung von Wytweiden. Ein Fallbeispiel aus dem Schweizer Jura. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern,
Stuttgart, Wien, Haupt. 235 S.

Band 13: Borgmann, P., 2004: Magerwiesen in Liechtenstein. Vegetation – Diasporenbanken und
Restitutionspotentiale. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Stuttgart, Wien, Haupt. 121 S.

Band 14: Höchtl, F.; Lehringer, S.; Konold, W., 2005: Kulturlandschaft oder Wildnis in den Alpen?
Fallstudien im Val Grande-Nationalpark und im Stronatal (Piemont/Italien). Zürich, Bristol-Stiftung;
Bern, Stuttgart, Wien, Haupt. 629 S.

Band 15: Bauer, N., 2005: Für und wider Wildnis – Soziale Dimensionen einer aktuellen gesell­­-
schaft­lichen Debatte. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Stuttgart, Wien, Haupt. 185 S.

Band 16: Rust-Dubié, C.; Schneider, K.; Walter, T., 2006: Fauna der Schweizer Auen – Eine Daten­-
­bank für Praxis und Wissenschaft. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Stuttgart, Wien, Haupt. 214 S.

Band 17: Safi, K., 2006: Die Zweifarbfledermaus in der Schweiz. Status und Grundlagen für den
Schutz. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Stuttgart, Wien, Haupt. 100 S.

Band 18: Urmi, E.; Schubiger-Bossard, C.; Schnyder, N.; Müller, N.; Küchler, M.; Hofmann, H.;
Bisang, I., 2007: Zwei Jahrhunderte Bestandesentwicklung von Moosen in der Schweiz: Retrospek-­
­tives ­Monitoring für den Naturschutz. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Stuttgart, Wien, Haupt. 139 S.

Band 19: Seiler, A.; Zucchi, H., 2007: Kinder begegnen der Natur: Ein Projekt in der Stadt Osna­-
­ rück mit Anregungen für die Kindergartenpraxis. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Stuttgart, Wien,
b
Haupt. 126 S.
Band 20: Sauberer, N.; Moser, D.; Grabherr, G. (Red.) 2008: Biodiversität in Österreich. Räum-­­
liche Muster und Indikatoren der Arten- und Lebensraumvielfalt. Zürich, Bristol-­Stiftung; Bern,
Stuttgart, Wien, Haupt. 313 S.

Band 21: Di Giulio, M.; Holderegger, R.; Bernhardt, M.; Tobias, S., 2008: Zerschneidung der
Landschaft in dicht besiedelten Gebieten. Eine Literaturstudie zu den Wirkungen auf Natur
und Mensch und Lösungsansätze für die Praxis. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, S
­ tuttgart, Wien,
Haupt. 90 S.

Band 22: Spillmann, J.H.; Holderegger, R., 2008: Die Alpenpflanzen des Tössberglandes. Ein­­-
hundert Jahre nach Gustav Hegi. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Stuttgart, Wien, Haupt. 220 S.

Band 23: Stegmann, P.; Zucchi, H. (Red.) 2009: Dynamik-Inseln in der Kulturlandschaft. Ein
Projekt im Raum Osnabrück. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Stuttgart, Wien, Haupt. 109 S.

Band 24: Boschi, C.; Baur, B., 2009: Die Schneckenfauna der Schweizer Juraweiden – Auswir­-
kungen unterschiedlicher Bewirtschaftungsformen sowie der Bewirtschaftungs­geschichte auf
die Trockenweiden-Schneckengesellschaft. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Stuttgart, Wien, Haupt.
128 S.

Band 25: Lachat, T.; Pauli, D.; Gonseth, Y.; Klaus, G.; Scheidegger, C.; Vittoz, P.; Walter, T. (Red.)
2010: Wandel der Biodiversität in der Schweiz seit 1900. Ist die Talsohle erreicht? Zürich,
Bristol-Stiftung; Bern, Stuttgart, Wien, Haupt. 435 S.

Band 26: Schwick, C.; Jaeger, J.; Bertiller, R.; Kienast, F., 2010: Zersiedelung der Schweiz –
unauf­haltsam? Quantitative Analyse 1935 bis 2002 und Folgerungen für die Raum­planung.
Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Stuttgart, Wien, Haupt. 114 S. und 4 Karten.

Band 27: Meier, C.; Bucher, A., 2010: Die zukünftige Landschaft erinnern. Eine Fallstudie zu
Landschaft, Landschaftsbewusstsein und landschaftlicher Identität in Glarus Süd. Zürich,
Bristol-Stiftung; Bern, Stuttgart, Wien, Haupt. 186 S.

Band 28: Kilzer, R.; Willi, G., 2011: Avifaunistische Literatur und Landschaftswandel. B
­ eispiel
Vorarlberg. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Stuttgart, Wien, Haupt. 304 S.

Band 29: Lachat, T.; Pauli, D.; Gonseth, Y.; Klaus, G.; Scheidegger, C.; Vittoz, P.; Walter, T. (Réd.)
2011: Evolution de la biodiversité en Suisse depuis 1900. Avons-nous touché le fond? Zürich,
Bristol-Stiftung; Bern, Stuttgart, Wien, Haupt. 435 S.

Band 30: Stuber, M.; Bürgi, M., 2012: Hüeterbueb und Heitisträhl. Traditionelle Formen der
Waldnutzung in der Schweiz 1800 bis 2000. 2. Aufl. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Stuttgart,
Wien, Haupt. 302 S. + DVD.

Band 31: Hegg, O.; Schaffner, U. (Red.) 2012: 80 Jahre experimentelle Ökosystem­forschung auf
der Schynigen Platte im Berner Oberland. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Stuttgart, Wien, Haupt.
108 S.
Band 32: Schwick, C.; Jaeger, J.A.G.; Bertiller, R.; Kienast, F., 2012: L’étalement urbain en
Suisse – Impossible à freiner? Analyse quantitative de 1935 à 2002 et conséquences pour
l’aménagement du territoire. Urban Sprawl in Switzerland – Unstoppable? Quantitative Anal-
ysis 1935 to 2002 and Implications for Regional Planning. Zurich, Bristol-Stiftung; Berne,
Stuttgart, Vienna, Haupt. 216 p. 4 maps.

Band 33: Zurbuchen, A.; Müller, A. 2012: Wildbienenschutz – von der Wissenschaft zur Praxis.
Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Stuttgart, Wien, Haupt. 162 S.

Band 34: Herold, B., 2012: Neues Leben in alten Mooren – Brutvögel wiedervernässter
­ luss­talmoore. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Stuttgart, Wien, Haupt. 200 S.
F

Band 35: Schwab, S.; Zecca, M.; Konold, W., 2012: Das Paradies auf Erden? Der soziale und
­kulturelle Wert von alpinen Wildnisgebieten am Beispiel des Val Grande-Nationalparks im
P­iemont. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Stuttgart, Wien, Haupt. 147 S.

Band 36: Konold, W.; Petit, C. (Red.) 2013: Historische Terrassenweinberge. Baugeschichte,
Wahrnehmung, Erhaltung. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Stuttgart, Wien, Haupt. 333 S.

Band 37: Meister, B.; Baur, B., 2013: Die Ringelnatter im Schweizer Landwirtschaftsgebiet.
Einfluss unterschiedlich genutzter Landschaften auf die genetische Populationsstruktur. Zü-
rich, Bristol-Stiftung; Bern, Haupt. 112 S.

Band 38: Rehnus, M., 2013: Der Schneehase in den Alpen. Ein Überlebenskünstler mit unge-
wisser Zukunft. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Haupt. 93 S.

Band 39: Klarer, F.; Stöger, E.; Meier, B., 2013: Jenzerwurz und Chäslichrut. Pflanzliche Haus-
mittel für Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine und Pferde. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Haupt.
223 S.

Band 40: Held, T.; Minsch, J., 2013: Schweizgespräch. Von der Lust und Freude am Politi-
schen.
Eine Denk-Allmend für den Flugplatz Dübendorf. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Haupt. 145 S.

Band 41: Seijmonsbergen, A.C.; De Jong, M.G.G.; de Graaff, L.W.S.; Anders, N.S., 2014:
Geodiversität von Vorarlberg und Liechtenstein. Geodiversity of Vorarlberg and Liechtenstein.
Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Haupt. 304 S. 5 maps.

Band 42: Senn, J.; Kuehn, R., 2014: Habitatfragmentierung, kleine Populationen und das
Überleben von Wildtieren. Populationsbiologische Überlegungen und genetische Hinter­
gründe untersucht am Beispiel des Rehes. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Haupt. 77 S.

Band 43: Schuler, J., 2015: Baumbewohnende Ameisen mitteleuropäischer Auenwälder.


Artenspektrum und Ökologie arborikoler Ameisen in naturnahen Hartholzauen an Rhein, Elbe
und Donau. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Haupt. 131 S.

Band 44: Siegrist, D.; Gessner, S.; Ketterer Bonnelame, L., 2015: Naturnaher Tourismus.
­Qualitätsstandards für sanftes Reisen in den Alpen. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Haupt. 309 S.
Band 45: Luka, H.; Daniel, C.; Barloggio, G.; Pfiffner, L., 2015: Biodiversität fördern und nut-
zen – Schädlingsbekämpfung in Kohlgewächsen. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Haupt. 92 S.

Band 46: Pichler-Koban, C.; Jungmeier, M., 2015: Naturschutz, Werte, Wandel. Die Geschichte
ausgewählter Schutzgebiete in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zürich, Bristol-
Stiftung; Bern, Haupt. 297 S.

Band 47: Rodewald, R.; Baur, B. (Red.) 2015: Wasserfälle – Ökologische und sozio-kulturelle
Leistungen eines bedrohten Naturmonumentes. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Haupt. 246 S.

Band 48: Müri, H., 2015: Die kleine Wildnis. Einblicke in die Lebensgemeinschaft der kleinen
Raubsäuger und ihrer Beutetiere in Mitteleuropa. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Haupt. 225 S.

Band 49: Di Giulio, M., 2016: Förderung der Biodiversität im Siedlungsgebiet. Gute Beispiele
und Erfolgsfaktoren. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Haupt. 125 S.

Band 50: Bosshard, A., 2016: Das Naturwiesland der Schweiz und Mitteleuropas. Mit beson-
derer Berücksichtigung der Fromentalwiesen und des standortgemässen Futterbaus. Zürich,
Bristol-Stiftung; Bern, Haupt. 265 S.

Band 51: Keller, R., 2017: Ökosystemleistungen in der Schweiz. Chancen, Risiken und Neben­
wirkungen bei der praktischen Anwendung. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Haupt. 149 S.

Band 52: Kornmilch, J.C., 2017: Einblicke in das Leben der Europäischen Hornisse. Zürich,
Bristol-Stiftung; Bern, Haupt. 85 S.

Band 53: Weber, D., 2017: Feldhasen fördern funktioniert! Schlussfolgerungen aus dem Pro-
jekt HOPP HASE in der Nordwestschweiz. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Haupt. 119 S.

Band 54: Kiebacher, T.; Bergamini, A.; Scheidegger C.; Bürgi, M., 2018: Bergahornweiden
im Alpenraum. Kulturgeschichte, Biodiversität und Rudolphis Trompetenmoos. Zürich, Bris-
tol-Stiftung; Bern, Haupt. 235 S.

Band 55: Küchler, M.; Küchler, H.; Bergamini, A.; Bedolla, A.; Ecker, K.; Feldmeyer-Christe, E.;
Graf, U.; Holderegger, R., 2018: Moore der Schweiz. Zustand, Entwicklung, Regeneration.
Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Haupt. 258 S.

Band 56: Caviola, H.; Kläy, A.; Weiss, H., 2018: Sprachkompass Lanschaft und Umwelt. Wie
Sprache unseren Umgang mit der Natur prägt. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Haupt. 181 S.

Band 57: Schwick, C.; Jaeger, J.; Hersperger, A.; Cathomas, G.; Muggli, R., 2018: Zersiede-
lung messen und begrenzen. Massnahmen und Zielvorgaben für die Schweiz, ihre Kantone
und Gemeinden. Zürich, Bristol-Stiftung; Bern, Haupt. 238 S.

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