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Familiennachzug

Felix Werner-vom Hove


Rechtsanwalt
Einleitung
Hintergrund
- Gemeinsame Flucht der ganzen Familie meist nicht möglich
- Trennung bei Antritt oder auf dem Fluchtweg
- Gründe: fehlende finanzielle Mittel, gesundheitliche Probleme
- Folge u.a.: Ankunft von geflüchteten Kindern, Jugendlichen, die von ihren
Verwandten getrennt wurden
- Um normales Leben führen zu können, Zusammenführen der Familie
essentiell für Wohlergehen Stabilität, vor allem von Kindern
- Problem: Nachholung der Familienangehörigen nach Deutschland wird
zunehmend schwieriger

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Aktuelle Zahlen

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Aktuelle Zahlen

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Aktuelle Zahlen
Trend:

- Anerkennung als Flüchtling nach Art. 16 GG und Genfer


Flüchtlingskonvention (GFK) rückläufig
- Zugleich Anstieg der Gewährung subsidiären Schutz

Viel mehr geflüchtete Personen erhalten nur noch subsidiären Schutz


 Engsten Familienmitgliedern bleibt der Nachzug aufgrund des lediglich
gewährten subsidiären Schutzes verwehrt

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Aktuelle Zahlen
- von 360.000 anerkannten Flüchtlingen aus Syrien und Irak im Zeitraum 2015
bis Mitte 2017 bisher 102.000 Visa an Familienmitglieder verteilt
- 70.000 Anträge in Bearbeitung
- Klage der Subsidiär Schutzberechtigten gegen Schutzstatu: 65.288 anhängige
Klagen gegen Erteilung subsidiären Schutz
- 276.492 Rechtsmittel
- lange Verfahrensdauer, Familienzusammenführung wird dadurch verlängert
-Im Durchschnitt Wartezeit 7 Monate
- Für unbegleitete Minderjährige laut Kleiner Anfrage im Bundestag ca. 11,8
Monate

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Gliederung
I. Inländische Familienzusammenführung, § 26 AsylG
II. Allgemeine Regelungen zum Familiennachzug, § 27 AufenthG
III. Familiennachzug zu Deutschen, § 28 AufenthG
IV. Familiennachzug zu Ausländern, §§ 29 ff. AufenthG
V. Härtefallregelung, § 36 AufenthG
VI. Praxishinweise

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I. § 26 AsylG
(1) Der Ehegatte oder der Lebenspartner eines Asylberechtigten wird auf Antrag als Asylberechtigter anerkannt, wenn
1. die Anerkennung des Asylberechtigten unanfechtbar ist,
2. die Ehe oder Lebenspartnerschaft mit dem Asylberechtigten schon in dem Staat bestanden hat, in dem der Asylberechtigte politisch verfolgt wird,
3. der Ehegatte oder der Lebenspartner vor der Anerkennung des Ausländers als Asylberechtigter eingereist ist oder er den Asylantrag unverzüglich nach der Einreise gestellt
hat und
4. die Anerkennung des Asylberechtigten nicht zu widerrufen oder zurückzunehmen ist.
(2) Ein zum Zeitpunkt seiner Asylantragstellung minderjähriges lediges Kind eines Asylberechtigten wird auf Antrag als asylberechtigt anerkannt, wenn die Anerkennung des
Ausländers als Asylberechtigter unanfechtbar ist und diese Anerkennung nicht zu widerrufen oder zurückzunehmen ist.
(3) Die Eltern eines minderjährigen ledigen Asylberechtigten oder ein anderer Erwachsener im Sinne des Artikels 2 Buchstabe j der Richtlinie 2011/95/EU werden auf Antrag
als Asylberechtigte anerkannt, wenn
1. die Anerkennung des Asylberechtigten unanfechtbar ist,
2. die Familie im Sinne des Artikels 2 Buchstabe j der Richtlinie 2011/95/EU schon in dem Staat bestanden hat, in dem der Asylberechtigte politisch verfolgt wird,
3. sie vor der Anerkennung des Asylberechtigten eingereist sind oder sie den Asylantrag unverzüglich nach der Einreise gestellt haben,
4. die Anerkennung des Asylberechtigten nicht zu widerrufen oder zurückzunehmen ist und
5. sie die Personensorge für den Asylberechtigten innehaben.
Für zum Zeitpunkt ihrer Antragstellung minderjährige ledige Geschwister des minderjährigen Asylberechtigten gilt Satz 1 Nummer 1 bis 4 entsprechend.
(4) Die Absätze 1 bis 3 gelten nicht für Familienangehörige im Sinne dieser Absätze, die die Voraussetzungen des § 60 Absatz 8 Satz 1 des Aufenthaltsgesetzes oder des § 3
Absatz 2 erfüllen oder bei denen das Bundesamt nach § 60 Absatz 8 Satz 3 des Aufenthaltsgesetzes von der Anwendung des § 60 Absatz 1 des Aufenthaltsgesetzes abgesehen
hat. Die Absätze 2 und 3 gelten nicht für Kinder eines Ausländers, der selbst nach Absatz 2 oder Absatz 3 als Asylberechtigter anerkannt worden ist.
(5) Auf Familienangehörige im Sinne der Absätze 1 bis 3 von international Schutzberechtigten sind die Absätze 1 bis 4 entsprechend anzuwenden. An die Stelle der
Asylberechtigung tritt die Flüchtlingseigenschaft oder der subsidiäre Schutz. Der subsidiäre Schutz als Familienangehöriger wird nicht gewährt, wenn ein Ausschlussgrund nach
§ 4 Absatz 2 vorliegt.
(6) […]

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I. § 26 AsylG
(1) Der Ehegatte oder der Lebenspartner eines Asylberechtigten wird auf Antrag als Asylberechtigter anerkannt, wenn
1. die Anerkennung des Asylberechtigten unanfechtbar ist,
2. die Ehe oder Lebenspartnerschaft mit dem Asylberechtigten schon in dem Staat bestanden hat, in dem der Asylberechtigte politisch verfolgt wird,
3. der Ehegatte oder der Lebenspartner vor der Anerkennung des Ausländers als Asylberechtigter eingereist ist oder er den Asylantrag unverzüglich nach der Einreise gestellt
hat und
4. die Anerkennung des Asylberechtigten nicht zu widerrufen oder zurückzunehmen ist.
(2) Ein zum Zeitpunkt seiner Asylantragstellung minderjähriges lediges Kind eines Asylberechtigten wird auf Antrag als asylberechtigt anerkannt, wenn die Anerkennung des
Ausländers als Asylberechtigter unanfechtbar ist und diese Anerkennung nicht zu widerrufen oder zurückzunehmen ist.
(3) Die Eltern eines minderjährigen ledigen Asylberechtigten oder ein anderer Erwachsener im Sinne des Artikels 2 Buchstabe j der Richtlinie 2011/95/EU werden auf Antrag
als Asylberechtigte anerkannt, wenn
1. die Anerkennung des Asylberechtigten unanfechtbar ist,
2. die Familie im Sinne des Artikels 2 Buchstabe j der Richtlinie 2011/95/EU schon in dem Staat bestanden hat, in dem der Asylberechtigte politisch verfolgt wird,
3. sie vor der Anerkennung des Asylberechtigten eingereist sind oder sie den Asylantrag unverzüglich nach der Einreise gestellt haben,
4. die Anerkennung des Asylberechtigten nicht zu widerrufen oder zurückzunehmen ist und
5. sie die Personensorge für den Asylberechtigten innehaben.
Für zum Zeitpunkt ihrer Antragstellung minderjährige ledige Geschwister des minderjährigen Asylberechtigten gilt Satz 1 Nummer 1 bis 4 entsprechend.
(4) Die Absätze 1 bis 3 gelten nicht für Familienangehörige im Sinne dieser Absätze, die die Voraussetzungen des § 60 Absatz 8 Satz 1 des Aufenthaltsgesetzes oder des § 3
Absatz 2 erfüllen oder bei denen das Bundesamt nach § 60 Absatz 8 Satz 3 des Aufenthaltsgesetzes von der Anwendung des § 60 Absatz 1 des Aufenthaltsgesetzes abgesehen
hat. Die Absätze 2 und 3 gelten nicht für Kinder eines Ausländers, der selbst nach Absatz 2 oder Absatz 3 als Asylberechtigter anerkannt worden ist.
(5) Auf Familienangehörige im Sinne der Absätze 1 bis 3 von international Schutzberechtigten sind die Absätze 1 bis 4 entsprechend anzuwenden. An die Stelle der
Asylberechtigung tritt die Flüchtlingseigenschaft oder der subsidiäre Schutz. Der subsidiäre Schutz als Familienangehöriger wird nicht gewährt, wenn ein Ausschlussgrund nach
§ 4 Absatz 2 vorliegt.
(6) […]

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I. § 26 AsylG
(1) Der Ehegatte oder der Lebenspartner eines Asylberechtigten wird auf Antrag als Asylberechtigter anerkannt, wenn
1. die Anerkennung des Asylberechtigten unanfechtbar ist,
2. die Ehe oder Lebenspartnerschaft mit dem Asylberechtigten schon in dem Staat bestanden hat, in dem der Asylberechtigte politisch verfolgt wird,
3. der Ehegatte oder der Lebenspartner vor der Anerkennung des Ausländers als Asylberechtigter eingereist ist oder er den Asylantrag unverzüglich nach der Einreise gestellt
hat und
4. die Anerkennung des Asylberechtigten nicht zu widerrufen oder zurückzunehmen ist.
(2) Ein zum Zeitpunkt seiner Asylantragstellung minderjähriges lediges Kind eines Asylberechtigten wird auf Antrag als asylberechtigt anerkannt, wenn die Anerkennung des
Ausländers als Asylberechtigter unanfechtbar ist und diese Anerkennung nicht zu widerrufen oder zurückzunehmen ist.
(3) Die Eltern eines minderjährigen ledigen Asylberechtigten oder ein anderer Erwachsener im Sinne des Artikels 2 Buchstabe j der Richtlinie 2011/95/EU werden auf Antrag
als Asylberechtigte anerkannt, wenn
1. die Anerkennung des Asylberechtigten unanfechtbar ist,
2. die Familie im Sinne des Artikels 2 Buchstabe j der Richtlinie 2011/95/EU schon in dem Staat bestanden hat, in dem der Asylberechtigte politisch verfolgt wird,
3. sie vor der Anerkennung des Asylberechtigten eingereist sind oder sie den Asylantrag unverzüglich nach der Einreise gestellt haben,
4. die Anerkennung des Asylberechtigten nicht zu widerrufen oder zurückzunehmen ist und
5. sie die Personensorge für den Asylberechtigten innehaben.
Für zum Zeitpunkt ihrer Antragstellung minderjährige ledige Geschwister des minderjährigen Asylberechtigten gilt Satz 1 Nummer 1 bis 4 entsprechend.
(4) Die Absätze 1 bis 3 gelten nicht für Familienangehörige im Sinne dieser Absätze, die die Voraussetzungen des § 60 Absatz 8 Satz 1 des Aufenthaltsgesetzes oder des § 3
Absatz 2 erfüllen oder bei denen das Bundesamt nach § 60 Absatz 8 Satz 3 des Aufenthaltsgesetzes von der Anwendung des § 60 Absatz 1 des Aufenthaltsgesetzes abgesehen
hat. Die Absätze 2 und 3 gelten nicht für Kinder eines Ausländers, der selbst nach Absatz 2 oder Absatz 3 als Asylberechtigter anerkannt worden ist.
(5) Auf Familienangehörige im Sinne der Absätze 1 bis 3 von international Schutzberechtigten sind die Absätze 1 bis 4 entsprechend anzuwenden. An die Stelle der
Asylberechtigung tritt die Flüchtlingseigenschaft oder der subsidiäre Schutz. Der subsidiäre Schutz als Familienangehöriger wird nicht gewährt, wenn ein Ausschlussgrund nach
§ 4 Absatz 2 vorliegt.
(6) […]

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I. § 26 AsylG
(1) Der Ehegatte oder der Lebenspartner eines Asylberechtigten wird auf Antrag als Asylberechtigter anerkannt, wenn
1. die Anerkennung des Asylberechtigten unanfechtbar ist,
2. die Ehe oder Lebenspartnerschaft mit dem Asylberechtigten schon in dem Staat bestanden hat, in dem der Asylberechtigte politisch verfolgt wird,
3. der Ehegatte oder der Lebenspartner vor der Anerkennung des Ausländers als Asylberechtigter eingereist ist oder er den Asylantrag unverzüglich nach der Einreise gestellt
hat und
4. die Anerkennung des Asylberechtigten nicht zu widerrufen oder zurückzunehmen ist.
(2) Ein zum Zeitpunkt seiner Asylantragstellung minderjähriges lediges Kind eines Asylberechtigten wird auf Antrag als asylberechtigt anerkannt, wenn die Anerkennung des
Ausländers als Asylberechtigter unanfechtbar ist und diese Anerkennung nicht zu widerrufen oder zurückzunehmen ist.
(3) Die Eltern eines minderjährigen ledigen Asylberechtigten oder ein anderer Erwachsener im Sinne des Artikels 2 Buchstabe j der Richtlinie 2011/95/EU werden auf Antrag
als Asylberechtigte anerkannt, wenn
1. die Anerkennung des Asylberechtigten unanfechtbar ist,
2. die Familie im Sinne des Artikels 2 Buchstabe j der Richtlinie 2011/95/EU schon in dem Staat bestanden hat, in dem der Asylberechtigte politisch verfolgt wird,
3. sie vor der Anerkennung des Asylberechtigten eingereist sind oder sie den Asylantrag unverzüglich nach der Einreise gestellt haben,
4. die Anerkennung des Asylberechtigten nicht zu widerrufen oder zurückzunehmen ist und
5. sie die Personensorge für den Asylberechtigten innehaben.
Für zum Zeitpunkt ihrer Antragstellung minderjährige ledige Geschwister des minderjährigen Asylberechtigten gilt Satz 1 Nummer 1 bis 4 entsprechend.
(4) Die Absätze 1 bis 3 gelten nicht für Familienangehörige im Sinne dieser Absätze, die die Voraussetzungen des § 60 Absatz 8 Satz 1 des Aufenthaltsgesetzes oder des § 3
Absatz 2 erfüllen oder bei denen das Bundesamt nach § 60 Absatz 8 Satz 3 des Aufenthaltsgesetzes von der Anwendung des § 60 Absatz 1 des Aufenthaltsgesetzes abgesehen
hat. Die Absätze 2 und 3 gelten nicht für Kinder eines Ausländers, der selbst nach Absatz 2 oder Absatz 3 als Asylberechtigter anerkannt worden ist.
(5) Auf Familienangehörige im Sinne der Absätze 1 bis 3 von international Schutzberechtigten sind die Absätze 1 bis 4 entsprechend anzuwenden. An die Stelle der
Asylberechtigung tritt die Flüchtlingseigenschaft oder der subsidiäre Schutz. Der subsidiäre Schutz als Familienangehöriger wird nicht gewährt, wenn ein Ausschlussgrund nach
§ 4 Absatz 2 vorliegt.
(6) […]

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I. § 26 AsylG
(1) Der Ehegatte oder der Lebenspartner eines Asylberechtigten wird auf Antrag als Asylberechtigter anerkannt, wenn
1. die Anerkennung des Asylberechtigten unanfechtbar ist,
2. die Ehe oder Lebenspartnerschaft mit dem Asylberechtigten schon in dem Staat bestanden hat, in dem der Asylberechtigte politisch verfolgt wird,
3. der Ehegatte oder der Lebenspartner vor der Anerkennung des Ausländers als Asylberechtigter eingereist ist oder er den Asylantrag unverzüglich nach der Einreise gestellt
hat und
4. die Anerkennung des Asylberechtigten nicht zu widerrufen oder zurückzunehmen ist.
(2) Ein zum Zeitpunkt seiner Asylantragstellung minderjähriges lediges Kind eines Asylberechtigten wird auf Antrag als asylberechtigt anerkannt, wenn die Anerkennung des
Ausländers als Asylberechtigter unanfechtbar ist und diese Anerkennung nicht zu widerrufen oder zurückzunehmen ist.
(3) Die Eltern eines minderjährigen ledigen Asylberechtigten oder ein anderer Erwachsener im Sinne des Artikels 2 Buchstabe j der Richtlinie 2011/95/EU werden auf Antrag als
Asylberechtigte anerkannt, wenn
1. die Anerkennung des Asylberechtigten unanfechtbar ist,
2. die Familie im Sinne des Artikels 2 Buchstabe j der Richtlinie 2011/95/EU schon in dem Staat bestanden hat, in dem der Asylberechtigte politisch verfolgt wird,
3. sie vor der Anerkennung des Asylberechtigten eingereist sind oder sie den Asylantrag unverzüglich nach der Einreise gestellt haben,
4. die Anerkennung des Asylberechtigten nicht zu widerrufen oder zurückzunehmen ist und
5. sie die Personensorge für den Asylberechtigten innehaben.
Für zum Zeitpunkt ihrer Antragstellung minderjährige ledige Geschwister des minderjährigen Asylberechtigten gilt Satz 1 Nummer 1 bis 4 entsprechend.
(4) Die Absätze 1 bis 3 gelten nicht für Familienangehörige im Sinne dieser Absätze, die die Voraussetzungen des § 60 Absatz 8 Satz 1 des Aufenthaltsgesetzes oder des § 3
Absatz 2 erfüllen oder bei denen das Bundesamt nach § 60 Absatz 8 Satz 3 des Aufenthaltsgesetzes von der Anwendung des § 60 Absatz 1 des Aufenthaltsgesetzes abgesehen
hat. Die Absätze 2 und 3 gelten nicht für Kinder eines Ausländers, der selbst nach Absatz 2 oder Absatz 3 als Asylberechtigter anerkannt worden ist.
(5) Auf Familienangehörige im Sinne der Absätze 1 bis 3 von international Schutzberechtigten sind die Absätze 1 bis 4 entsprechend anzuwenden. An die Stelle der
Asylberechtigung tritt die Flüchtlingseigenschaft oder der subsidiäre Schutz. Der subsidiäre Schutz als Familienangehöriger wird nicht gewährt, wenn ein Ausschlussgrund nach
§ 4 Absatz 2 vorliegt.
(6) […]

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Innerländische Familienzusammenführung, §
26 AsylG
• „auf Antrag“
• beschränkt auf die Kernfamilie
• Ehegatten/Lebenspartner
• Minderjährige Kinder zu den Eltern
• Eltern zum minderjährigen Kind

• Anspruch auf Familienasyl bei Ehegatten und Lebenspartnern: § 26 Abs. 1


AsylG
• Anspruch auf Familienasyl bei minderjährigen, ledigen Kindern: § 26 Abs. 2
AsylG
• bei Antragstellung Nachweis über Familienzusammengehörigkeit
miteinreichen
• Eindeutige Fotos
• Übersetzte, beglaubigte Dokumente (Familienbuch, Heirats- und Geburtsurkunden
etc.)

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II. Allgemeine Regelungen zum
Familiennachzug
Familiennachzug zu Ausländern (Kernfamilie)
Familiennachzug zu § 29
Sonstige
Deutschen
Familienangehörige
(Kernfamilie) § 28
§ 36
AufenthG
Ehegatten §
Kinder § 32
30

Erteilungsvoraussetzungen für jeden Familiennachzug


§ 27 AufenthG

Allgemeine Erteilungsvoraussetzungen: § 5
Keine Ausschlussgründe nach § 5 Abs. 4 und § 11
Bei Ermessensansprüchen auch § 10 Abs. 1 und Abs. 3

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§ 27 AufenthG
(1) Die Aufenthaltserlaubnis zur Herstellung und Wahrung der familiären Lebensgemeinschaft im Bundesgebiet für ausländische
Familienangehörige (Familiennachzug) wird zum Schutz von Ehe und Familie gemäß Artikel 6 des Grundgesetzes erteilt und verlängert.
(1a) Ein Familiennachzug wird nicht zugelassen, wenn
1. feststeht, dass die Ehe oder das Verwandtschaftsverhältnis ausschließlich zu dem Zweck geschlossen oder begründet wurde, dem
Nachziehenden die Einreise in das und den Aufenthalt im Bundesgebiet zu ermöglichen, oder
2. tatsächliche Anhaltspunkte die Annahme begründen, dass einer der Ehegatten zur Eingehung der Ehe genötigt wurde.
(2) Für die Herstellung und Wahrung einer lebenspartnerschaftlichen Gemeinschaft im Bundesgebiet finden die Absätze 1a und 3, § 9 Abs.
3, § 9c Satz 2, die §§ 28 bis 31 sowie 51 Abs. 2 entsprechende Anwendung.
(3) Die Erteilung der Aufenthaltserlaubnis zum Zweck des Familiennachzugs kann versagt werden, wenn derjenige, zu dem der
Familiennachzug stattfindet, für den Unterhalt von anderen Familienangehörigen oder anderen Haushaltsangehörigen auf Leistungen nach
dem Zweiten oder Zwölften Buch Sozialgesetzbuch angewiesen ist. Von § 5 Abs. 1 Nr. 2 kann abgesehen werden.
(4) Eine Aufenthaltserlaubnis zum Zweck des Familiennachzugs darf längstens für den Gültigkeitszeitraum der Aufenthaltserlaubnis des
Ausländers erteilt werden, zu dem der Familiennachzug stattfindet. Sie ist für diesen Zeitraum zu erteilen, wenn der Ausländer, zu dem der
Familiennachzug stattfindet, eine Aufenthaltserlaubnis nach § 20, § 38a oder eine Blaue Karte EU besitzt. Die Aufenthaltserlaubnis darf
jedoch nicht länger gelten als der Pass oder Passersatz des Familienangehörigen. Im Übrigen ist die Aufenthaltserlaubnis erstmals für
mindestens ein Jahr zu erteilen.
(5) Der Aufenthaltstitel nach diesem Abschnitt berechtigt zur Ausübung einer Erwerbstätigkeit.

15
§ 27 AufenthG
(1) Die Aufenthaltserlaubnis zur Herstellung und Wahrung der familiären Lebensgemeinschaft im Bundesgebiet für ausländische
Familienangehörige (Familiennachzug) wird zum Schutz von Ehe und Familie gemäß Artikel 6 des Grundgesetzes erteilt und verlängert.
(1a) Ein Familiennachzug wird nicht zugelassen, wenn
1. feststeht, dass die Ehe oder das Verwandtschaftsverhältnis ausschließlich zu dem Zweck geschlossen oder begründet wurde, dem
Nachziehenden die Einreise in das und den Aufenthalt im Bundesgebiet zu ermöglichen, oder
2. tatsächliche Anhaltspunkte die Annahme begründen, dass einer der Ehegatten zur Eingehung der Ehe genötigt wurde.
(2) Für die Herstellung und Wahrung einer lebenspartnerschaftlichen Gemeinschaft im Bundesgebiet finden die Absätze 1a und 3, § 9 Abs. 3,
§ 9c Satz 2, die §§ 28 bis 31 sowie 51 Abs. 2 entsprechende Anwendung.
(3) Die Erteilung der Aufenthaltserlaubnis zum Zweck des Familiennachzugs kann versagt werden, wenn derjenige, zu dem der
Familiennachzug stattfindet, für den Unterhalt von anderen Familienangehörigen oder anderen Haushaltsangehörigen auf Leistungen nach
dem Zweiten oder Zwölften Buch Sozialgesetzbuch angewiesen ist. Von § 5 Abs. 1 Nr. 2 kann abgesehen werden.
(4) Eine Aufenthaltserlaubnis zum Zweck des Familiennachzugs darf längstens für den Gültigkeitszeitraum der Aufenthaltserlaubnis des
Ausländers erteilt werden, zu dem der Familiennachzug stattfindet. Sie ist für diesen Zeitraum zu erteilen, wenn der Ausländer, zu dem der
Familiennachzug stattfindet, eine Aufenthaltserlaubnis nach § 20, § 38a oder eine Blaue Karte EU besitzt. Die Aufenthaltserlaubnis darf
jedoch nicht länger gelten als der Pass oder Passersatz des Familienangehörigen. Im Übrigen ist die Aufenthaltserlaubnis erstmals für
mindestens ein Jahr zu erteilen.
(5) Der Aufenthaltstitel nach diesem Abschnitt berechtigt zur Ausübung einer Erwerbstätigkeit.

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§ 27 AufenthG
(1) Die Aufenthaltserlaubnis zur Herstellung und Wahrung der familiären Lebensgemeinschaft im Bundesgebiet für ausländische
Familienangehörige (Familiennachzug) wird zum Schutz von Ehe und Familie gemäß Artikel 6 des Grundgesetzes erteilt und verlängert.
(1a) Ein Familiennachzug wird nicht zugelassen, wenn
1. feststeht, dass die Ehe oder das Verwandtschaftsverhältnis ausschließlich zu dem Zweck geschlossen oder begründet wurde, dem
Nachziehenden die Einreise in das und den Aufenthalt im Bundesgebiet zu ermöglichen, oder
2. tatsächliche Anhaltspunkte die Annahme begründen, dass einer der Ehegatten zur Eingehung der Ehe genötigt wurde.
(2) Für die Herstellung und Wahrung einer lebenspartnerschaftlichen Gemeinschaft im Bundesgebiet finden die Absätze 1a und 3, § 9 Abs. 3,
§ 9c Satz 2, die §§ 28 bis 31 sowie 51 Abs. 2 entsprechende Anwendung.
(3) Die Erteilung der Aufenthaltserlaubnis zum Zweck des Familiennachzugs kann versagt werden, wenn derjenige, zu dem der
Familiennachzug stattfindet, für den Unterhalt von anderen Familienangehörigen oder anderen Haushaltsangehörigen auf Leistungen nach
dem Zweiten oder Zwölften Buch Sozialgesetzbuch angewiesen ist. Von § 5 Abs. 1 Nr. 2 kann abgesehen werden.
(4) Eine Aufenthaltserlaubnis zum Zweck des Familiennachzugs darf längstens für den Gültigkeitszeitraum der Aufenthaltserlaubnis des
Ausländers erteilt werden, zu dem der Familiennachzug stattfindet. Sie ist für diesen Zeitraum zu erteilen, wenn der Ausländer, zu dem der
Familiennachzug stattfindet, eine Aufenthaltserlaubnis nach § 20, § 38a oder eine Blaue Karte EU besitzt. Die Aufenthaltserlaubnis darf
jedoch nicht länger gelten als der Pass oder Passersatz des Familienangehörigen. Im Übrigen ist die Aufenthaltserlaubnis erstmals für
mindestens ein Jahr zu erteilen.
(5) Der Aufenthaltstitel nach diesem Abschnitt berechtigt zur Ausübung einer Erwerbstätigkeit.

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§ 27 AufenthG
(1) Die Aufenthaltserlaubnis zur Herstellung und Wahrung der familiären Lebensgemeinschaft im Bundesgebiet für ausländische
Familienangehörige (Familiennachzug) wird zum Schutz von Ehe und Familie gemäß Artikel 6 des Grundgesetzes erteilt und verlängert.
(1a) Ein Familiennachzug wird nicht zugelassen, wenn
1. feststeht, dass die Ehe oder das Verwandtschaftsverhältnis ausschließlich zu dem Zweck geschlossen oder begründet wurde, dem
Nachziehenden die Einreise in das und den Aufenthalt im Bundesgebiet zu ermöglichen, oder
2. tatsächliche Anhaltspunkte die Annahme begründen, dass einer der Ehegatten zur Eingehung der Ehe genötigt wurde.
(2) Für die Herstellung und Wahrung einer lebenspartnerschaftlichen Gemeinschaft im Bundesgebiet finden die Absätze 1a und 3, § 9 Abs. 3, § 5 AufenhaltsG
§ 9c Satz 2, die §§ 28 bis 31 sowie 51 Abs. 2 entsprechende Anwendung. bei Ausweisungs-
(3) Die Erteilung der Aufenthaltserlaubnis zum Zweck des Familiennachzugs kann versagt werden, wenn derjenige, zu dem der interesse kann
Familiennachzug stattfindet, für den Unterhalt von anderen Familienangehörigen oder anderen Haushaltsangehörigen auf Leistungen nach Aufenthaltserlaub
dem Zweiten oder Zwölften Buch Sozialgesetzbuch angewiesen ist. Von § 5 Abs. 1 Nr. 2 kann abgesehen werden. nis versagt
(4) Eine Aufenthaltserlaubnis zum Zweck des Familiennachzugs darf längstens für den Gültigkeitszeitraum der Aufenthaltserlaubnis des werden
Ausländers erteilt werden, zu dem der Familiennachzug stattfindet. Sie ist für diesen Zeitraum zu erteilen, wenn der Ausländer, zu dem der
Familiennachzug stattfindet, eine Aufenthaltserlaubnis nach § 20, § 38a oder eine Blaue Karte EU besitzt. Die Aufenthaltserlaubnis darf
jedoch nicht länger gelten als der Pass oder Passersatz des Familienangehörigen. Im Übrigen ist die Aufenthaltserlaubnis erstmals für
mindestens ein Jahr zu erteilen.
(5) Der Aufenthaltstitel nach diesem Abschnitt berechtigt zur Ausübung einer Erwerbstätigkeit.

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§ 27 AufenthG
• Aufenthaltszweck: Herstellung der familiären Lebensgemeinschaft
• grundsätzlich beschränkt auf die Kernfamilie
• Ehegatten/Lebenspartner
• Minderjährige Kinder zu den Eltern
• Eltern zum minderjährigen Kind
• bei erwachsenen Familienmitgliedern: „Beistandsgemeinschaft“
• im Eltern-Kind-Verhältnis: tatsächliche Übernahme von Erziehungsverantwortung + regelmäßiger
persönlicher Kontakt
• § 27 Abs. 3 S. 1 AufenthG: bei fehlender Sicherung des Lebensunterhalts kann die Aufenthaltserlaubnis
versagt werden
• § 27 Abs. 3 S. 1: bei Ausweisungsinteresse kann die Aufenthaltserlaubnis versagt werden

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Sicherung des Lebensunterhalts
• Erfordernis ergibt sich aus § 5 Abs. 1 Nr. 1 AufenthG
• ausreichender Wohnraum
• Min. 12 m²/Person
• Keine zu günstige Miete, muss dem Mietspiegel entsprechen
• Tatsächliche Kaltmiete, einschließlich Betriebskosten
• Nachweis der eigenständigen Finanzierung (definiert in § 9c AufenthG: Lebensunterhalt)
• Regelsätze 2018 des § 20 SGB II/ §§ 27a, 28 SGB XII:
• Alleinstehender: 416 €
• Ehegatten/Lebenspartner: 790 €
• Kinder bis 5 Jahre: 240 €
• Kinder 6-13 Jahre: 296 €
• Kinder 14-17 Jahre: 316 €
• Zu berücksichtigende volljährige Kinder: 327 €

• gilt nicht:
• Beim Nachzug zu Deutschen (i.d.R.)
• Beim Nachzug zu anerkannten Flüchtlingen oder subsidiär Schutzberechtigten, wenn der Antrag innerhalb von drei Monaten ab
Anerkennung gestellt wird
• In atypischen Fällen

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Ehegattennachzug, § 30 AufenthG
(1) Dem Ehegatten eines Ausländers ist eine Aufenthaltserlaubnis zu erteilen, wenn
1. beide Ehegatten das 18. Lebensjahr vollendet haben,
2. der Ehegatte sich zumindest auf einfache Art in deutscher Sprache verständigen kann und
3. der Ausländer
a) eine Niederlassungserlaubnis besitzt,
b) eine Erlaubnis zum Daueraufenthalt – EU besitzt,
c) eine Aufenthaltserlaubnis nach § 20 oder § 25 Abs. 1 oder Abs. 2 besitzt,
d) seit zwei Jahren eine Aufenthaltserlaubnis besitzt und die Aufenthaltserlaubnis nicht mit einer Nebenbestimmung nach § 8 Abs. 2 versehen oder die spätere
Erteilung einer Niederlassungserlaubnis nicht auf Grund einer Rechtsnorm ausgeschlossen ist,
e) eine Aufenthaltserlaubnis besitzt, die Ehe bei deren Erteilung bereits bestand und die Dauer seines Aufenthalts im Bundesgebiet voraussichtlich über ein
Jahr betragen wird,
f) eine Aufenthaltserlaubnis nach § 38a besitzt und die eheliche Lebensgemeinschaft bereits in dem Mitgliedstaat der Europäischen Union bestand, in dem der
Ausländer die Rechtsstellung eines langfristig Aufenthaltsberechtigten innehat, oder
g) eine Blaue Karte EU besitzt.
Satz 1 Nr. 1 und 2 ist für die Erteilung der Aufenthaltserlaubnis unbeachtlich, wenn
1. der Ausländer einen Aufenthaltstitel nach den §§ 19 bis 21 besitzt und die Ehe bereits bestand, als er seinen Lebensmittelpunkt in das Bundesgebiet verlegt hat,
2. der Ausländer unmittelbar vor der Erteilung einer Niederlassungserlaubnis oder einer Erlaubnis zum Daueraufenthalt – EU Inhaber einer Aufenthaltserlaubnis nach
§ 20 war oder
3. die Voraussetzungen des Satzes 1 Nr. 3 Buchstabe f vorliegen.

21
§ 30 AufenthG
(1)…
Satz 1 Nr. 2 ist für die Erteilung der Aufenthaltserlaubnis unbeachtlich, wenn
1. der Ausländer, der einen Aufenthaltstitel nach § 23 Absatz 4, § 25 Absatz 1 oder 2, § 26 Absatz 3 oder nach Erteilung einer
Aufenthaltserlaubnis nach § 25 Absatz 2 Satz 1 zweite Alternative eine Niederlassungserlaubnis nach § 26 Absatz 4 besitzt und die Ehe
bereits bestand, als der Ausländer seinen Lebensmittelpunkt in das Bundesgebiet verlegt hat,
2. der Ehegatte wegen einer körperlichen, geistigen oder seelischen Krankheit oder Behinderung nicht in der Lage ist, einfache
Kenntnisse der deutschen Sprache nachzuweisen,
3. bei dem Ehegatten ein erkennbar geringer Integrationsbedarf im Sinne einer nach § 43 Abs. 4 erlassenen Rechtsverordnung besteht
oder dieser aus anderen Gründen nach der Einreise keinen Anspruch nach § 44 auf Teilnahme am Integrationskurs hätte,
4. der Ausländer wegen seiner Staatsangehörigkeit auch für einen Aufenthalt, der kein Kurzaufenthalt ist, visumfrei in das Bundesgebiet
einreisen und sich darin aufhalten darf,
5. der Ausländer im Besitz einer Blauen Karte EU ist oder
6. es dem Ehegatten auf Grund besonderer Umstände des Einzelfalles nicht möglich oder nicht zumutbar ist, vor der Einreise
Bemühungen zum Erwerb einfacher Kenntnisse der deutschen Sprache zu unternehmen.
(2) Die Aufenthaltserlaubnis kann zur Vermeidung einer besonderen Härte abweichend von Absatz 1 Satz 1 Nr. 1 erteilt werden. Besitzt
der Ausländer eine Aufenthaltserlaubnis, kann von den anderen Voraussetzungen des Absatzes 1 Satz 1 Nr. 3 Buchstabe e abgesehen
werden.
(3) Die Aufenthaltserlaubnis kann abweichend von § 5 Abs. 1 Nr. 1 und § 29 Abs. 1 Nr. 2 verlängert werden, solange die eheliche
Lebensgemeinschaft fortbesteht.
(4) Ist ein Ausländer gleichzeitig mit mehreren Ehegatten verheiratet und lebt er gemeinsam mit einem Ehegatten im Bundesgebiet, wird
keinem weiteren Ehegatten eine Aufenthaltserlaubnis nach Absatz 1 oder Absatz 3 erteilt.

22
Ehegattennachzug
BVerwG 10 C 12.12: Ehe eines Deutschen
Für subsidiär Schutzberechtigte deren und einer Afghanin:
• formal gültig geschlossene Ehe
Aufenthaltserlaubnis nach dem Verwaltungsgericht:Grds. § 30
Sprachkurse auch in Kabul möglich. Da
17.03.2016 erteilt worden ist, gilt
• Nachweis durch Eheurkunde (übersetzt und beglaubigt) oder andere Beweise
eine Übergangsfrist von zwei Jahren. keine Kenntnisse nachgewiesen, wurde
Nachzug versagt.
• i.d.R.: Sprachkenntnisse auf dem Niveau A1 BVerwG: Aufgrund Interesse des dt.
Ehegatten an Ehe in Dtld. (Art. 11 GG)
• § 30 Abs. 1 Nr. 2 AufenthG (für Nachzug zu Ausländern) bzw. § 8 Abs. 1 S. 5 kann Interesse überwiegen:
Hier (+), Richtlinie 1 Jahr Bemühungen
AufenthG i.V.m. 30 Abs. 2 Nr. 2 AufenthG (für Nachzug zu Deutschen) erforderlich. Aber wenn Spracherwerb
von vornherein nicht zumutbar, wenn
• Gilt nicht: kein Angebot von Sprachkursen in dem
• für anerkannte Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte betreffenden Land oder deren Besuch
mit einem hohen Sicherheitsrisiko
• wenn es dem Ehegatten auf Grund besonderer Umstände des Einzelfalles nicht möglich
verbunden oderauch
ist und nicht zumutbar ist,
sonstige
vor der Einreise Bemühungen zum Erwerb einfacher Kenntnisse der deutschen Sprache zu unternehmen
erfolgversprechende Alternativen zum
(BVerwG 10 C 12.12) Spracherwerb nicht bestehen; in diesem
• bei „erkennbar geringem Integrationsbedarf“; für Staatsangehöriger aus bestimmten
Fall brauchtLändern wie den
die Jahresfrist nichtUSA,
Japan, Kanada, Israel, Australien, Neuseeland, Südkorea etc; ... abgewartet zu werden.

23
„Scheinehen“, Scheinvaterschaft,
Zwangsverheiratung
• § 27 Abs. 1a AufenthG:
„ein Familiennachzug wird nicht zugelassen, wenn
1. feststeht, dass die Ehe oder das Verwandtschaftsverhältnis ausschließlich zu dem Zweck geschlossen
oder begründet wurde, dem Nachziehenden die Einreise in das und den Aufenthalt im Bundesgebiet zu
ermöglichen, oder
2. Tatsächliche Anhaltspunkte die Annahme begründen, dass einer der Ehegatten zur Eingehung der Ehe
genötigt wurde.“

• Ausländerbehörde darf bei begründetem Verdacht ermitteln


• Getrennte Befragungen, Hausbesuche etc.
• strafbar nach § 95 Abs. 2 Nr. 2 AufenthG

24
III. Familiennachzug zu Deutschen, § 28
AufenthG
(1) Die Aufenthaltserlaubnis ist dem ausländischen
1. Ehegatten eines Deutschen,
2. minderjährigen ledigen Kind eines Deutschen,
3. Elternteil eines minderjährigen ledigen Deutschen zur Ausübung der Personensorge
zu erteilen, wenn der Deutsche seinen gewöhnlichen Aufenthalt im Bundesgebiet hat. Sie ist abweichend von § 5 Abs.
1 Nr. 1 in den Fällen des Satzes 1 Nr. 2 und 3 zu erteilen. Sie soll in der Regel abweichend von § 5 Abs. 1 Nr. 1 in den
Fällen des Satzes 1 Nr. 1 erteilt werden. Sie kann abweichend von § 5 Abs. 1 Nr. 1 dem nicht
personensorgeberechtigten Elternteil eines minderjährigen ledigen Deutschen erteilt werden, wenn die familiäre
Gemeinschaft schon im Bundesgebiet gelebt wird. § 30 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 und 2, Satz 3 und Abs. 2 Satz 1 ist in den
Fällen des Satzes 1 Nr. 1 entsprechend anzuwenden.
(2) Dem Ausländer ist in der Regel eine Niederlassungserlaubnis zu erteilen, wenn er drei Jahre im Besitz einer
Aufenthaltserlaubnis ist, die familiäre Lebensgemeinschaft mit dem Deutschen im Bundesgebiet fortbesteht, kein
Ausweisungsinteresse besteht und er über ausreichende Kenntnisse der deutschen Sprache verfügt. § 9 Absatz 2 Satz
2 bis 5 gilt entsprechend. Im Übrigen wird die Aufenthaltserlaubnis verlängert, solange die familiäre
Lebensgemeinschaft fortbesteht.
(3) Die §§ 31 und 34 finden mit der Maßgabe Anwendung, dass an die Stelle des Aufenthaltstitels des Ausländers der
gewöhnliche Aufenthalt des Deutschen im Bundesgebiet tritt. Die einem Elternteil eines minderjährigen ledigen
Deutschen zur Ausübung der Personensorge erteilte Aufenthaltserlaubnis ist auch nach Eintritt der Volljährigkeit des
Kindes zu verlängern, solange das Kind mit ihm in familiärer Lebensgemeinschaft lebt und das Kind sich in einer
Ausbildung befindet, die zu einem anerkannten schulischen oder beruflichen Bildungsabschluss oder
Hochschulabschluss führt.
(4) Auf sonstige Familienangehörige findet § 36 entsprechende Anwendung

25
Ausländischer Ehegatte zu Deutschen -
Voraussetzungen
o In der Person des Deutschen
o Wohnsitz in Deutschland
o Gültige Ehe nach dem Recht des Ortes der Eheschließung
o Bereitschaft, die eheliche Lebensgemeinschaft zu führen
o Keine Schein- oder Zwangsehe
o In der Person des nachziehenden Ausländers
o Pass oder Passersatz
o Min. 18 Jahre alt
o Ausnahme in besonderen Härtefällen, § 28 Abs. 1 S. 4 iVm § 30 Abs. 2 S. 1 AufenthG
o Sprachkenntnisse A1
o Niedrigere Zumutbarkeitsgrenze bei Ausnahme nach § 30 Abs. 1 S. 3 Nr. 6 iVm § 28 Abs. 1 S. 5
AufenthG: ein deutscher Staatsangehöriger darf wegen Art. 11 GG nicht darauf verwiesen werden,
seine Ehe im Ausland zu führen (BVerwG 10 C 12.12)
o Kein Aufenthaltsverbot wegen Terrorismus oder Sperrwirkung
o Kein Ausweisungsinteresse, sonst nur Ermessensanspruch
o In Ausnahmefällen: Sicherung des Lebensunterhalts (§ 28 Abs. 1 S. 3 AufenthG)

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Ausländischer Ehegatte zu Deutschen -
Rechtsfolgen
o bei Antrag im Ausland: Rechtsanspruch auf nationales Visum
o bei Antrag bei der Ausländerbehörde (bei rechtmäßigem/geduldetem
Aufenthalt + Eheschließung in Deutschland): Anspruch auf
Aufenthaltserlaubnis
o Wenn ein Ausweisungsinteresse besteht:
o Ermessensanspruch auf Erteilung eines nationalen Visums
o Antragstellung in Deutschland nur, wenn Antrag im Herkunftsland
unzumutbar (§ 5 II 2 AufenthG)

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Ausländischer Elternteil zu deutschem Kind –
Voraussetzungen
o In der Person des Kindes
• Deutsche Staatsangehörigkeit, Nachweis durch Geburtsurkunde
• Wohnsitz in Deutschland
• Minderjährig
• Ledig
o In der Person des Elternteils
• Pass/Passersatz
• Sorgerecht, sonst nur Ermessensanspruch
• Kein Aufenthaltsverbot wegen Terrorismus oder Sperrwirkung
• Kein Ausweisungsinteresse, sonst nur Ermessensanspruch
• NICHT Sicherung des Lebensunterhalts, § 28 Abs. 1 S. 2 AufenthG

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Ausländisches Kind zu deutschem Elternteil –
Voraussetzungen § 32 AufenthG
o In der Person des Elternteils
• Deutsche Staatsangehörigkeit
• Wohnsitz in Deutschland
• Tatsächliches Eltern-Kind-Verhältnis
• NICHT Sicherung des Lebensunterhalts, § 28 Abs. 1 S. 2 AufenthG
o In der Person des Kindes
• Abstammung durch Geburtsurkunde nachgewiesen
• Pass oder Passersatz
• Minderjährig und ledig
• Kein Aufenthaltsverbot wegen Terrorismus oder Sperrwirkung
• Kein Ausweisungsinteresse, sonst Ermessensanspruch

29
Eltern-Kinder-Nachzug: Rechtsfolgen
o Antrag im Ausland: Rechtsanspruch auf nationales Visum
o Antrag bei der Ausländerbehörde (bei rechtmäßigem oder
geduldetem Aufenthalt): Rechtsanspruch auf Aufenthaltserlaubnis
o Wenn kein Sorgerecht besteht oder Ausweisungsinteresse vorliegt:
o Ermessensanspruch auf Erteilung eines nationalen Visums,
o Antragstellung im Ausland nur, wenn Antrag im Herkunftsland unzumutbar (§
5 II 2 AufenthG)

30
IV. Familiennachzug zu Ausländern,
§§ 29 ff. AufenthG
(1) Für den Familiennachzug zu einem Ausländer muss
1. der Ausländer eine Niederlassungserlaubnis, Erlaubnis zum Daueraufenthalt – EU, Aufenthaltserlaubnis oder eine Blaue Karte EU besitzen und
2. ausreichender Wohnraum zur Verfügung stehen.
(2) Bei dem Ehegatten und dem minderjährigen ledigen Kind eines Ausländers, der eine Aufenthaltserlaubnis nach § 23 Absatz 4, § 25 Absatz 1 oder 2,
eine Niederlassungserlaubnis nach § 26 Absatz 3 oder nach Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis nach § 25 Absatz 2 Satz 1 zweite Alternative eine
Niederlassungserlaubnis nach § 26 Absatz 4 besitzt, kann von den Voraussetzungen des § 5 Absatz 1 Nummer 1 und des Absatzes 1 Nummer 2
abgesehen werden. In den Fällen des Satzes 1 ist von diesen Voraussetzungen abzusehen, wenn
1. der im Zuge des Familiennachzugs erforderliche Antrag auf Erteilung eines Aufenthaltstitels innerhalb von drei Monaten nach unanfechtbarer
Anerkennung als Asylberechtigter oder unanfechtbarer Zuerkennung der Flüchtlingseigenschaft oder subsidiären Schutzes oder nach Erteilung einer
Aufenthaltserlaubnis nach § 23 Absatz 4 gestellt wird und
2. die Herstellung der familiären Lebensgemeinschaft in einem Staat, der nicht Mitgliedstaat der Europäischen Union ist und zu dem der Ausländer oder
seine Familienangehörigen eine besondere Bindung haben, nicht möglich ist.
Die in Satz 2 Nr. 1 genannte Frist wird auch durch die rechtzeitige Antragstellung des Ausländers gewahrt.
(3) Die Aufenthaltserlaubnis darf dem Ehegatten und dem minderjährigen Kind eines Ausländers, der eine Aufenthaltserlaubnis nach den §§ 22, 23 Absatz 1
oder Absatz 2 oder § 25 Absatz 3 oder Absatz 4a Satz 1, § 25a Absatz 1 oder § 25b Absatz 1 besitzt, nur aus völkerrechtlichen oder humanitären Gründen
oder zur Wahrung politischer Interessen der Bundesrepublik Deutschland erteilt werden. § 26 Abs. 4 gilt entsprechend. Ein Familiennachzug wird in den
Fällen des § 25 Absatz 4, 4b und 5, § 25a Absatz 2, § 25b Absatz 4, § 104a Abs. 1 Satz 1 und § 104b nicht gewährt.
(4) Die Aufenthaltserlaubnis wird dem Ehegatten und dem minderjährigen ledigen Kind eines Ausländers oder dem minderjährigen ledigen Kind seines
Ehegatten abweichend von § 5 Abs. 1 und § 27 Abs. 3 erteilt, wenn dem Ausländer vorübergehender Schutz nach § 24 Abs. 1 gewährt wurde und
1. die familiäre Lebensgemeinschaft im Herkunftsland durch die Fluchtsituation aufgehoben wurde und
2. der Familienangehörige aus einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union übernommen wird oder sich außerhalb der Europäischen Union
befindet und schutzbedürftig ist.
Die Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis an sonstige Familienangehörige eines Ausländers, dem vorübergehender Schutz nach § 24 Abs. 1 gewährt wurde,
richtet sich nach § 36. Auf die nach diesem Absatz aufgenommenen Familienangehörigen findet § 24 Anwendung.

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Familiennachzug zu Ausländern, § 29
AufenthG
• Stammberechtigter (Ausländer, zu dem nachgezogen werden soll)
besitzt Aufenthalts- oder Niederlassungserlaubnis
• Einreise mit Visum zum Zweck des Familiennachzugs (§ 5 Abs. 2
AufenthG)
• Nicht erforderlich, wenn ein Anspruch auf Erteilung der Aufenthaltserlaubnis
besteht
• Hält sich der Zuziehende rechtmäßig im Bundesgebiet auf, hat er einen
Anspruch auf Erteilung der Aufenthaltserlaubnis und wurde die Ehe erst im
Bundesgebiet geschlossen -> Beantragung bei der Ausländerbehörde
• Der Nachzug zu selbstständig Erwerbstätigen nach § 21 AufenthG
bestimmt sich nach § 30 und § 32 AufenthG

32
Nachzug zu anerkannten Flüchtlingen (GFK)
und (subsidiär Schutzberechtigten)
• Aufenthaltserlaubnis gem. § 25 Abs. 2 S. 1 AufenthG
• Wird der Antrag innerhalb von drei Monaten nach Flüchtlingsanerkennung
gestellt, wird vom Erfordernis der Sicherung des Lebensunterhalts
abgesehen (§ 29 Abs. 2 S. 2 AufenthG)
• Bei Antragstellung nach Ablauf von drei Monaten „kann“ von der Sicherung
des Lebensunterhalts abgesehen werden
• Das Spracherfordernis beim Ehegattennachzug besteht nicht, wenn die Ehe
bereits bestand, bevor der Stammberechtigte seinen Lebensmittelpunkt ins
Bundesgebiet verlegt hat (§ 30 Abs. 1 S. 3 Nr. 1 AufenthG)
• Subsidiär Geschützten, die nach dem 17.März 2016 anerkannt wurden,
wird erst ab dem 16. März 2018 Familiennachzug gewährt, § 104 Abs. 13
AufenthG

33
Nachzug zu Person mit nationalem
Abschiebeverbot
• Aufenthaltserlaubnis gem. § 25 Abs. 3 AufenthG
• Regelerteilungserfordernis der Lebensunterhaltssicherung besteht
• Aufenthaltserlaubnis darf nur aus humanitären Gründen erteilt
werden (§ 29 Abs. 3 S. 1 AufenthG)
• Immer dann, wenn die Familieneinheit nur in Deutschland hergestellt werden
kann

34
V. Härtefallregelung, § 36 Abs. 2 AufenthG
• Familiennachzug sonstiger Familienmitglieder nur „zur Vermeidung
einer außergewöhnlichen Härte“
• Setzt idR voraus, dass der im Bundesgebiet oder der im Ausland lebende, die
Aufenthaltserlaubnis beantragende Familienangehörige allein ein
„In der Regel handelt
eigenständiges Lebenes sich häufig
nicht nur um
führen ‚normale‘
kann Fällefamiliäre
und die von Hunger, Kriegsangst
und getrennten Familien.nur
Lebensgemeinschaft Es ist
imschwer, den Jugendlichen
Bundesgebiet zu erklären,
hergestellt werden dass das, was
kann
für sie so schwer zu tragen ist, kein Härtefall, sondern ganz normal ist.“
• Außergewöhnliche Härte muss sich gerade aus der Trennung von
Amtsvormundin aus Thüringen, 01.08.2017
Familienangehörigen ergeben
• Allgemeine Verhältnisse im Herkunftsland sind unbeachtlich
• Ermessensentscheidung
• -> sehr strenge Anforderungen!

35
VI. Praxishinweise
• Deutsche Botschaft in Damaskus ist geschlossen, zuständig sind daher
deutsche Vertretungen in Libanon, Jordanien, Türkei
• Libanon: Termin über familiennachzug.syrien@auswaertiges-amt.de
(aber lange Wartezeiten)
• Hilfreiche Infos unter
http://www.beirut.diplo.de/contentblob/4622196/Daten/5376704/Merkblatt
_Terminvereinbarung_Nachzug_anerkannten_Flchtling.pdf
• Türkei: hilfreiche Infos unter
• http://www.tuerkei.diplo.de/Vertretung/tuerkei/de/02-visa/i-data-hinweis-
deu-arab.html
• http://www.nds-fluerat.org/wp-content/uploads/2015/07/Tips-für-die-
Familienzusammenführung-1.pdf

36
Praxishinweise zum Familiennachzug zu unbegleiteten
Minderjährigen, § 36 Abs. 1 AufenthG
• Nachzug erst nach Anerkennung möglich
• Einreise der Eltern vor dem 18. Lebensjahr
• Deshalb: Verfahrensbeschleunigung!
• Nachzug beider Elternteile gleichzeitig ist möglich
• Problem: Nachzug nur eines Elternteiles
• Elternteil muss allein sorgeberechtigt sein oder der andere Elternteil muss
zustimmen
• Nachzug nicht möglich, wenn der andere Elternteil bereits in Deutschland lebt

37
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

38
Back up

39
Fall (nach BumF u. unicef Hintergrundpapier 2017)
Fall aus der Beratungspraxis: Doppelte Verwehrung des Familiennachzugs
Tarik, 16 Jahre aus Syrien, ist im Januar 2016 als unbegleiteter Minderjähriger nach Deutschland eingereist. Seine beiden
minderjährigen Schwestern und seine Mutter, bei der zwei Monate nach seiner Ausreise Brustkrebs diagnostiziert wurde,
befinden sich noch in Syrien. Im Juli wurde Tarik vom BAMF mitgeteilt, dass er lediglich subsidiären Schutz erhält. Der
Vormund, Sachbearbeiter eines Jugendamtes, befand sich im Urlaub und dessen Vertretung versäumte es, Klage zu
erheben. Im Januar 2017 wurde per Email ein Antrag auf Visumserteilung nach § 22 AufenthG beim Auswärtigen Amt
gestellt. Im Antrag wurde die Erkrankung der Mutter vorgetragen, das Attest dazu eingereicht und weiter begründet, dass
Tarik vor März 2018 volljährig werden würde und damit ein Antrag auf Familiennachzug nach März 2018 nicht möglich sei.
Das Auswärtige Amt hielt die Angaben im Attest zur Schwere der Erkrankung für ungenügend. Die Mutter bemühte sich
um neue Atteste, erhielt aber nur eine Ultraschalluntersuchung mit einer kurzen Stellungnahme. Die Unterlagen aus Syrien
wurden einem Arzt und Radiologen in Deutschland zur weiteren Stellungnahme vorgelegt. Der Arzt riet dringend zu einer
Behandlung in Deutschland, da ein bösartiger Tumor und damit eine Lebensbedrohung nicht ausgeschlossen werden
könne. Die Unterlagen wurden beim Auswärtigen Amt Ende März 2017 eingereicht. Anfang Mai sowie Anfang Juni 2017
wurde das Auswärtige Amt um Entscheidung gebeten. Das Auswärtige Amt teilte Mitte Juni 2017 mit, dass kein
Sondertermin erteilt werde. Die Familie werde kontaktiert, wenn Termine zur Vorsprache zur Verfügung stünden. Auf
Nachfrage zu den Gründen verwies das Auswärtige Amt auf eine Stellungnahme eines Vertrauensarztes in Beirut, deren
Inhalt der Familie aber nicht mitgeteilt wurde.

40
Fall - Bürokratie
Fall aus der Beratungspraxis: Fehlende Dokumente im Kontext der Volljährigkeit

Hussam ist mit 16 Jahren und seinem volljährigem Bruder 2015 aus Syrien nach Deutschland geflohen. Im Dezember 2015
wurde ihm der Flüchtlingsstatus anerkannt. Seine Eltern und vier volljährige Geschwister waren zu diesem Zeitpunkt noch
in Syrien. Der Vater deponierte die wichtigsten Dokumente (u.a. Familienregister, Geburtsurkunde, Heiratsurkunde) im
Krankenhaus, wo er als Arzt arbeitete, da die Familie diesen Ort für sicher hielt. Doch bei einem Bombenangriff auf das
Krankenhaus wurden alle Dokumente vernichtet. Wegen der kritischen Situation floh die Familie im Oktober 2016 in die
Türkei. Für den Visumsantrag der Eltern wurden neue Dokumente benötigt. Da die syrisch-türkische Grenze geschlossen
ist, keine Verwandten oder Bekannten mehr vor Ort sind und die Dokumente nur in Damaskus beantragt werden können,
wurden diese für viel Geld über einen Mittelsmann besorgt. Aufgrund der bevorstehenden Volljährigkeit Hussams
innerhalb eines Monats wurde ein Eilantrag auf Erteilung der Visa beim Verwaltungsgericht (VG) Berlin eingereicht. Zwei
Wochen vor dem 18. Geburtstag teilt jedoch die Botschaft dem VG mit, dass die Dokumente Fälschungsmerkmale
aufweisen. Das Visum könnte erst erteilt werden, sofern echte Dokumente nachgereicht werden. Da dies innerhalb der
kurzen Zeit kaum möglich ist, wird der Antrag wegen Aussichtslosigkeit und aus Kostengründen zurückgezogen. Hussams
Eltern befinden sich immer noch in der Türkei. Doch er kann sie nicht besuchen, da die türkische Regierung in der Regel
keine Visa für syrische Staatsbürger ausstellt. Auch nicht Personen mit anerkanntem Flüchtlingsstatus. Eltern und Sohn
sind somit auf unabsehbare Zeit getrennt.

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Fall - Geschwister
Fall aus der Beratungspraxis: Verwehrter Geschwister- und Familiennachzug
Omar war 15 Jahre alt als er alleine 2015 nach Deutschland einreiste. Ein Jahr später wurde ihm im Rahmen des
Asylverfahrens der Flüchtlingsstatus erteilt. Danach beantragten die Eltern und drei Geschwister (13, 9 und 6 Jahre alt), die
in einer kurdischen Region Syriens zurückgeblieben waren, den Familiennachzug. Es wurde jedoch nur dem Vater ein
Visum erteilt. Mit der Einreise im Februar 2017 wurde die Jungendhilfemaßnahme und Vormundschaft sofort beendet.
Nach drei Monaten in einer Flüchtlingsunterkunft bekamen Vater und Sohn eine eigene Wohnung. Der Vater beantragte
Asyl, um die Ehefrau und die anderen drei Kinder nachzuholen. Entgegen der Erwartungen wurde dem Vater nur
subsidiärer Schutz zugesprochen. Er wurde mit der Möglichkeit zur Antragstellung auf Familiennachzug im März 2018
vertröstet. Der Anwalt des Vaters hält zwar ein Rechtsmittel gegen den Anerkennungsbescheid für aussichtsreich,
befürchtet aber, dass das BAMF im Falle der Zuerkennung Rechtsmittel einlegen wird. Zeitgleich verschlimmert sich die
Situation von Mutter und Geschwistern in Syrien. Die inzwischen 14-jährige Tochter wurde durch kurdische Milizen
entführt und soll seit ihrer Rückkehr das Haus nicht mehr verlassen. Der Vater wird depressiv, hat starkes Heimweh und
möchte zurück nach Syrien. Das Zusammenleben von Vater und Sohn ist dadurch enorm belastet: Der Sohn übernimmt
aktiv die Rolle seines Vaters, er bemüht sich weiterhin erfolgreich in der Schule und Ausbildung und um soziale Kontakte.
Der Vater hingegen ist antriebslos aufgrund der Trauer und Sorge um die Familienmitglieder

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Fall – Familienzusammenführung Drittstaat
Fall aus der Beratungspraxis:

Keine Familieneinheit in Deutschland sondern in Ägypten Familie Y. konnte nicht gemeinsam aus Syrien fliehen. Daher
flohen die 13- und 16-jährigen Kinder zunächst mit ihrer Tante auf Umwegen nach Saudi-Arabien. Erst später konnten die
Eltern mit dem 5-jährigen Sohn nach Ägypten entkommen. Da es der Familie aber an Zukunftsperspektiven mangelte,
entschlossen sie sich über das Mittelmeer nach Europa zu flüchten. Doch bei der Meeresüberquerung kommt es zu einem
Unfall. Die Mutter ertrinkt beinah und wird von ihrem Sohn und Ehemann getrennt. Während die Mutter nach Europa
gelangt, werden der Ehemann und Sohn zurück nach Ägypten gebracht. In Deutschland wird der Mutter der
Flüchtlingsstatus anerkannt und die beiden Kinder in Saudi-Arabien erhalten im Frühjahr 2016 Visa für den
Familiennachzug nach Deutschland. Doch der Antrag des Ehemanns und des 5-jährigen Sohnes werden einige Monate
später abgelehnt. Die Begründung: Die Herstellung der familiären Lebensgemeinschaft sei auch in Ägypten möglich. Gegen
die Ablehnung wird eine Beschwerde eingelegt (Remonstration), da die Familie nicht lange zusammen in Ägypten lebte
und immer wieder darauf hinweist, dass sie dort über keinerlei Lebensperspektive verfügt. Zudem ist der Junge wegen des
Unglücks auf dem Mittelmeer schwer traumatisiert, und auch die Mutter in Deutschland ist aufgrund der unerwartet
langen Familientrennung depressiv. Aber auch das Remonstrationsverfahren wird Ende 2016 abgelehnt. Als Grund wird
neben der angeblichen Möglichkeit der Familieneinheit in Ägypten auch auf das fehlende Integrationsverhalten der Mutter
hingewiesen..

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Fall – Auswirkungen
Fall aus der Beratungspraxis:
Die Enttäuschung, wenn Kinder nicht mit ihren Eltern leben dürfen Die 16-jährige Nour ist gemeinsam mit ihren vier
Geschwistern im Oktober 2015 aus Syrien nach Deutschland geflohen. Nachdem sie zunächst mit ihrer 30-jährigen
Schwester und deren zweijährigen Zwillingen zusammenwohnte, äußerte sie schon bald den Wunsch, in einer deutschen
Pflegefamilie untergebracht zu werden, um zügig die deutsche Sprache zu lernen und die Kultur kennenzulernen. Schon im
ersten Hilfeplangespräch machte sie deutlich, dass sie unbedingt ihren Vater und ihre Mutter aus Syrien nachholen
möchte. 21 Monate nachdem der Asylantrag gestellt wurde, erhielt sie im Juni 2017 den Bescheid, dass ihr lediglich
subsidiärer Schutz erteilt wurde. Die Frustration über diese Entscheidung ist so groß, dass das Vertrauen in die
Pflegefamilie und in ihre Zukunft in Deutschland ins Wanken gerät. „Für Nour ist eine Welt zusammengebrochen. Sie
zweifelt inzwischen an allem und wir haben Angst um ihre schulische Laufbahn“, so der Pflegevater. Nour greift nach
jedem Strohhalm, um mit ihren Eltern zusammen zu sein. „Ich brauche meine Eltern und meine Eltern brauchen mich. Was
soll ich eigentlich noch hier?“ so ihre Worte. Sie hat bereits mehrere Male erwähnt, nach Syrien zurückkehren zu wollen,
falls ihre Eltern nicht kommen dürfen. Die Pflegeeltern beobachten mit großer Sorge, wie Nour aufgrund der großen
Traurigkeit, Wut und Frustration sich innerlich aufgibt, aus der Pflegefamilie ausziehen will und die selbstgesteckten Ziele
nicht mehr im Mittelpunkt stehen. Die Entscheidung des BAMF hat einen Keil zwischen Nour und ihre Pflegefamilie
geschoben. Von der Jugendhilfe möchte sie nichts mehr wissen. Als letztes Ressort wurde ein Härtefallantrag nach § 22
AufenthG gestellt, aber die Sorgen der Vormundin und Pflegefamilie sind groß, dass dieser nicht erfolgreich sein wird und
Nour in ein noch tieferes Loch fallen wird.

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