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Sportmedien

B-SPM_4 - Sommersemester 2023


Dipl.-Hdl. Uwe Schwäch

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3. Medien und Gesellschaft
Medialisierung und Kommerzialisierung als Spannungsfeld für Sportmedien

Macht der Bilder


Die Bilder des Sports sind ständig und überall präsent, vor allem im Fernsehen. Dort
haben mit der Ausweitung der Übertragungswege und Programme auch die Umfänge der
Sportübertragung erheblich zugenommen.
Wer möchte, kann rund um die Uhr Live-Sport im Fernsehen verfolgen. Dafür braucht
man noch nicht einmal auf die Angebote eines Abonnementkanals wie Sky oder DAZN
zurückzugreifen, das frei empfangbare Fernsehen mit den öffentlich-rechtlichen und
privaten Vollprogrammen sowie den Spartenkanälen Sport 1 und Eurosport genügt für
eine Rundumversorgung vollauf.
Das lässt sich für den Monat Februar 2021 anhand einiger ausgewählter
Wintersportereignisse dokumentieren:

08.-21.02.: Alpine Skiweltmeisterschaften in Cortina d‘Ampezzo


Live-Berichterstattung
10.-21.02: Biathlon Weltmeisterschaften in Pokljuka in ARD und ZDF

23.02.-07.03.: Nordische Skiweltmeisterschaften 2021


Außerdem fanden zwischen dem 10.02. und 22.02. die Australian Open in Melbourne statt
(übertragen in Free TV bei Eurosport).
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3. Medien und Gesellschaft
Medialisierung und Kommerzialisierung als Spannungsfeld für Sportmedien

Macht der Bilder

Im Februar 2022 dominierte die umfangreiche Live-Berichterstattung der Olympischen


Winterspiele in Peking. Diese wurden von den öffentlich-rechtlichen Sendern sowie von
Eurosport übertragen. Zahlreiche Sondersendungen ergänzten die Live-Berichterstattung.

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3. Medien und Gesellschaft
Medialisierung und Kommerzialisierung als Spannungsfeld für Sportmedien

Macht der Bilder


Eine Sportberichterstattung ohne Live-Bilder wäre ein großer Verlust, denn dem Sport
würde genau das beraubt, was ihn im Kern so attraktiv und unterhaltsam macht:
Emotionalität und Spannung.
Der Verlauf eines Wettkampfs oder eines Spiels ist (meist) unvorhersehbar und fesselt
den Zuschauer oftmals bis zum Schluss.

Die Verfügbarkeit der Bilder für jedermann ermöglicht einen echten Austausch über das
Geschehen, all die Diskussionen unter (selbsternannten) Experten, die auch zum Reiz
des Sports gehören.

Dabei können sinnvoll eingesetzte Bilder helfen, das Wesen des Sports besser zu
verstehen: wenn z.B. per Zeitlupe oder mit zusätzlichen Hilfsmittelns Details sichtbar und
dem Publikum verständlich gemacht werden.

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3. Medien und Gesellschaft
Medialisierung und Kommerzialisierung als Spannungsfeld für Sportmedien

Macht der Bilder


Wenn Fernsehsender Millionenbeträge für Senderechte ausgeben, dann tun sie das, um
möglichst noch höhere Millionenbeträge einzunehmen. Die Bilder des Sports sind aus
Sicht der Sender somit eine Ware, und als solche werden sie dem Publikum
(beziehungsweise den Werbekunden) verkauft.
Und weil niemand Interesse an langweiligen Bildern hat, wird die Sportwirklichkeit medial
oft technisch mit neuester Kamera- und Splitscreentechnik frisiert. Ziel ist es, Tempo
und Emotionen hochzuhalten.

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3. Medien und Gesellschaft
Medialisierung und Kommerzialisierung als Spannungsfeld für Sportmedien

Es ist längst nicht mehr so, dass die Medien sich darauf beschränken, über den Sport zu
berichten. Sie wollen ihn darüber hinaus auch nach ihren Bedürfnissen gestalten. So
werden Wettbewerbe nach den Bedürfnissen des Fernsehens modelliert und
weiterentwickelt. Hierzu einige Beispiele aus dem Wintersport:

Biathlon
Einführung der Single-Mixel-Staffel

Ski-Langlauf
Einführung von Verfolgungsrennen sowie Sprint Mixed-Staffeln

Skispringen
Einführung von Mixed Teamspringen

Ski Alpin
Einführung von Team-Parallelslalom
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3. Medien und Gesellschaft
Medialisierung und Kommerzialisierung als Spannungsfeld für Sportmedien

Auch Regeländerungen können dazu genutzt werden, die Dramaturgie im sportlichen


Wettkampf zu steigern (z.B. verkürzte Sätze im Tischtennis).

In etablierte Sportarten werden neue Sportarten eingeführt (Beachvolleyball, eSports).


Diese nutzen eine gesteigerte Aufmerksamkeit in neuen (jüngeren) Zielgruppen.

Über allem steht der Wunsch, Events zu kreieren, die sich bestmöglich vermarkten lassen
– auch, indem sie spektakuläre Bilder hervorbringen.

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3. Medien und Gesellschaft
Medialisierung und Kommerzialisierung als Spannungsfeld für Sportmedien

Die Sportler sind von gesellschaftlichem Interesse und zählen zur Prominenz des
Fernsehen. Sie gehören wie selbstverständlich zum Personal mit denen Talk-Shows und
Unterhaltungsformate des Fernsehens besetzt werden. Der Star-Status kann von national
bis international reichen.

Die Blaupausen für solche Ausnahmekarrieren liefert die Popmusikindustrie. Wie ein
weltweiter Star zu fabrizieren ist, hat man gelernt, indem man abschaute, wie eine aktuelle
Boy-Group promotet oder der Hype um eine Sängerin lanciert wird.

Gerade Verbindungen oder Ehen


von Sportlern mit anderen Prominenten
formen eine ästhetisch perfekte Fusion
aus Fußball- und Popmusik- oder
Fashionindustrie.

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3. Medien und Gesellschaft
Medialisierung und Kommerzialisierung als Spannungsfeld für Sportmedien

Aber auch Vereine und Verbände kopieren Strategien der Popmusik. Wenn die
deutschen Vereine darauf drängen, die Bilder der Spiele selbst herzustellen, dann
imitieren sie die Popstars, die längst die Abbildung ihrer selbst in die Hand genommen
haben. In Popkonzerten darf ebenso wenig fotografiert werden wie in Fußballspielen
gefilmt.

Stellten die Vereine allerdings die Bilder der Spiele eines Tages selbst her, ginge die
journalistische Unabhängigkeit in der Berichterstattung weitgehend verloren.

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3. Medien und Gesellschaft
Medialisierung und Kommerzialisierung als Spannungsfeld für Sportmedien

Bei der Sportberichterstattung in den Medien gilt, die Interessen des Publikums zu
bedienen, damit das eigene Produkt verkauft werden kann. Wie das am besten geschieht,
hängt in hohem Maße von der Art des Mediums ab:
Eine Boulevardzeitung berichtet über den Sport anders als ein Fachblatt.

Unterhaltung und Information, Ereignis und Hintergrund, Nähe und Distanz – das sind drei
Spannungsfelder, in denen sich die Berichterstattung in den Sportmedien bewegt und
die an dieser Stelle kurz vorgestellt werden sollen.

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3. Medien und Gesellschaft
Medialisierung und Kommerzialisierung als Spannungsfeld für Sportmedien

Spannungsfeld: Unterhaltung und Information


Das Begriffspaar Unterhaltung und Information wird nicht nur im Sport gern verwendet, um
Medieninhalte näher zu beschreiben bzw. voneinander abzugrenzen. Immer stärker sind
viele Medien auf eine Symbiose ausgerichtet – man spricht dann von Infotainment.

Ein Mediennutzer kann aus einem Unterhaltungsprogramm, auch aus einem fiktionalen,
wertvolle Informationen für sein Leben gewinnen. Andererseits sind Informationen, wie sie
in Nachrichtensendungen präsentiert werden, eher wie ein fiktionaler Stoff rezipiert.

So gestaltet es sich auch mit der Medienberichterstattung im Sport. Einerseits informativ


präsentiert, aber eben auch mit einer gehörigen Portion Unterhaltung ausgestattet.

Die amerikanische Kommunikationswissenschaft hat für den Mediensport sogar einmal


das Wort „Dallas with Balls“ geprägt, also eine Art Seifenoper, in der sich alles um den Ball
dreht.

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3. Medien und Gesellschaft
Medialisierung und Kommerzialisierung als Spannungsfeld für Sportmedien

Spannungsfeld: Unterhaltung und Information


Mit seinem dramatischen, seriellen Charakter und seinen Identifikationsangeboten an den
Rezipienten kann man den Sport durchaus in die Nähe fiktionaler Angebote rücken.
Für viele Zuschauer dürfte die Fußball-Bundesliga tatsächlich die erfolgreichste
Unterhaltungsserie in deutschen Fernsehen darstellen.

Für die Berichterstattung macht es jedoch einen Unterschied, ob man in erster Linie den
Regeln der Unterhaltungskunst folgt, oder ob man sich eher an den Fakten orientiert.
Natürlich ist es auch Aufgabe der Sportjournalisten, ihr Publikum gut zu unterhalten. Dazu
kann es auch gehören, im Sinne einer erzählerischen Verdichtung zuzuspitzen,
hervorzuheben, auszuklammern oder in Erinnerung zu rufen.

Angestrebt werden sollte den Sportfan bestmögliche Unterhaltung zu liefern und diese mit
verlässlichen Informationen und fachlicher Einordnung zu paaren. Dies gelingt bei weitem
nicht allen Medien gleichermaßen gut.
 Nennen Sie Beispiele!
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3. Medien und Gesellschaft
Medialisierung und Kommerzialisierung als Spannungsfeld für Sportmedien

Spannungsfeld: Ereignis und Hintergrund


Ein zweites Spannungsfeld ist das zwischen Ereignisberichterstattung und
Hintergrundberichterstattung. In welchem Maße die Sportjournalisten von den Ereignissen
des Sports, den Wettkämpfen, berichten soll und in welchem Maße er Hintergründe liefern
soll, die über das aktuelle Geschehen hinausgehen, ist eine Frage, die eng mit dem ersten
Spannungsfeld – Unterhaltung und Information – verbunden ist.

In der Regel ist ein Ereignisbericht über ein Weltmeisterschaftsspiel ein unterhaltsamerer
Stoff als zum Beispiel die Analyse der sportpolitischen Zusammenhänge zur Vergabe des
Sportevents in dessen Vorfeld.

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3. Medien und Gesellschaft
Medialisierung und Kommerzialisierung als Spannungsfeld für Sportmedien

Spannungsfeld: Ereignis und Hintergrund


Dennoch kann ein Hintergrundbericht etwa zur Vergabe der Fußball-WM 2018 und 2022
spannend wie ein Krimi inszeniert sein. Damit steigt dessen Unterhaltungswert. Problem
ist, dass das Interesse deutlich geringer ist als das Ereignis WM-Spiel.

Literaturempfehlung zum Selbststudium:


„Was war da eigentlich los“ – „Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 u. 2022“
In Horky, T./ Kamp, H.-C.: Sport – Basiswissen für die Medienpraxis, Köln 2012,
S. 158-160

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3. Medien und Gesellschaft
Medialisierung und Kommerzialisierung als Spannungsfeld für Sportmedien

Spannungsfeld: Ereignis und Hintergrund


Historisch ist der Sportjournalismus stark von der Ereignisberichterstattung geprägt.
Über die vergangenen Jahrzehnte ist das Konzept um die Hintergrundberichterstattung
ergänzt worden.

Das hat zum einen mit dem in der 1970er-Jahren entstandenen kritischen Bewusstsein
gegenüber dem Hochleistungssport und seinen Methoden zu tun. Zum anderen hängt es
mit der zunehmenden Medienkonkurrenz zusammen, in deren Rahmen sich diejenigen
Medien, die nicht live u./od. in Bewegtbildern von einem Ereignis berichten können, um
ein eigenes Profil bzw. um ein Verkaufsargument bemühen müssen.

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3. Medien und Gesellschaft
Medialisierung und Kommerzialisierung als Spannungsfeld für Sportmedien

Spannungsfeld: Ereignis und Hintergrund


Das Spannungsfeld ist von einem weiteren Trend geprägt. Die Zahl der Sportereignisse,
über die potenziell berichtet werden kann, nimmt erheblich zu. Der ohnehin schon dichte
Sportkalender wird von Jahr zu Jahr voller.

So hat es der Fußball als dominierende Sportart geschafft, sein Wettkampfprogramm so


auszuweiten und zu portionieren, dass es mit Ausnahme kurzer und seltener Ruhephasen
praktisch keine Lücken mehr gibt:
-Freitag bis Sonntag Erste und Zweite Bundesliga
-Dienstag und Mittwoch Champions League
-Mittwoch und Donnerstag Europa League

Dazu DFB-Pokal, Qualifikationsspiele der Nationalmannschaft und Freundschaftsspiele.

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3. Medien und Gesellschaft

Fernsehrechte für 1. + 2. Bundesliga


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3. Medien und Gesellschaft
Medialisierung und Kommerzialisierung als Spannungsfeld für Sportmedien

Spannungsfeld: Ereignis und Hintergrund


Auch in anderen Sportarten sind ähnliche Tendenzen zu beobachten. In der DEL, im
Handball und Tennis sowie in Wintersportarten hat sich der Wettkampfkalender erheblich
ausgedehnt.

Gerade für Medien mit einem begrenzten Platz- bzw. Zeitbudget stellt sich die Frage, wie
mit der Fülle an Ereignissen umzugehen ist. Der Wunsch, einen möglichst großen Teil des
Spektrums abbilden zu wollen, führt beinahe zwangsläufig dazu, dass für den Hintergrund
keine Kapazitäten mehr bestehen.

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3. Medien und Gesellschaft
Medialisierung und Kommerzialisierung als Spannungsfeld für Sportmedien

Spannungsfeld: Ereignis und Hintergrund


Vor allem überregionale Tageszeitungen, die in ihren Printausgaben nicht auf Live
Bilder zurückgreifen können, setzen auf eine Mischung in dem beschriebenen
Spannungsfeld. Die Berichterstattung konzentriert sich dann weniger auf die Dramaturgie
und die Geschehnisse innerhalb des Wettkampfs selbst, sondern versucht eher, den
Wettkampf und seinen Verlauf in einen größeren Kontext einzubinden.

Bsp. Radrennen: Die Berichterstattung ist in diesem Fall kein reiner Rennbericht, sondern
es könnten weitere Schwerpunkte wie bestimmte Fahrer, dessen Vita, die Lage des
Rennsports in einem Land oder Team oder auch Entwicklungen aus der Doping-Szene
eingebunden werden.

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3. Medien und Gesellschaft
Medialisierung und Kommerzialisierung als Spannungsfeld für Sportmedien

Spannungsfeld: Nähe und Distanz


Ein drittes Spannungsfeld ist das von Nähe und Distanz zum Berichterstattungs-
gegenstand. Also dem Sport und dessen handelnden Personen.

In dem Maße, wie Medien versuchen, ihr Publikum möglichst dicht ans Geschehen
heranzubringen, gehört Nähe zu den Akteuren für einen Teil der Sportjournalisten
gewissenmaßen zum Berufsbild dazu. Viele Sportjournalisten sind ehemalige Sportler und
sind daher mit der Sportart auch emotional verbunden. Sie kennen die nachfolgende
Sportlergeneration zu, was automatisch zu Nähe führt. Diese Nähe kann durchaus auch
den Willen oder Mut für journalistische Kritik schmälern.

Der Versuch, eine besondere Nähe herzustellen, ist im Mediensport auf allen denkbaren
Ebenen zu beobachten. Bspw. auf einer technischen Ebene, wenn dem
Fernsehzuschauer bei der Übertragung des Formel 1-Rennens der Blick aus dem Cockpit
angeboten wird.

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3. Medien und Gesellschaft
Medialisierung und Kommerzialisierung als Spannungsfeld für Sportmedien

Spannungsfeld: Nähe und Distanz


Insgesamt befindet sich der Sportjournalismus, wenn es um Nähe geht, in einem nur
schwer aufzulösenden Spannungsfeld. Zum einen erwartet das Publikum größtmögliche
Nähe: Hautnah am Geschehen dabei sein, Emotionen zu transportieren, Geschichten zu
erzählen, die den Sportler als Menschen näherbringen usw.

Zum anderen wird erwartet, sich als Journalist nicht mit der Sache gemein zu machen und
Distanz zu wahren, wenn ein Skandal auftritt. Also kein gemeinsames Feiern mit den
Sportlern und keine Anbiederung durch ein zu persönlich dargestelltes Verhältnis in der
Öffentlichkeit.

Die Grenze wird spätestens dann überschritten, wenn Nähe zu Klüngelei wird und wenn
Journalisten diese Nähe zu einem finanziellen Vorteil nutzen wollen.

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3. Medien und Gesellschaft
Gesellschaft, Medien und Sport im Wandel

Vergleicht man die aktuellen Regelwerke verschiedenster Sportarten mit ihren


Vorversionen, so lässt sich feststellen, dass über die Jahre hinweg eine ständige
Weiterentwicklung auch vor dem Hintergrund der Medienwirksamkeit erfolgt ist.

Es ist noch keine 30 Jahre her, da zogen Biathleten einsame Runden im Wald, allein im
Kampf um die nächste Zwischenzeit. Dem Großteil der Bevölkerung waren weder der
Sport noch die Athleten bekannt. Der heutige Massenstart-Wettbewerb wirkt dagegen wie
der Auftakt zu einem Formel-1-Rennen mit dem Kampf um beste Ausgangspositionen.
Das Rennen verläuft auf einer von Zuschauern gesäumten Strecke und unter ständiger
Beobachtung aus verschiedensten Kameraperspektiven. Die Athleten treten direkt
gegeneinander an, das aktuelle Ranking mit Vorsprung oder Rückstand wird zu jedem
Zeitpunkt übersichtlich veranschaulicht. Am Schießstand kommt es zu packenden Duellen
und die Kulisse im Biathlon-Stadion überträgt sich auf das heimische Wohnzimmer.

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3. Medien und Gesellschaft
Gesellschaft, Medien und Sport im Wandel

Siege und Niederlagen werden in der Berichterstattung gleichermaßen verfolgt,


wenngleich die Gewinner von Goldmedaillen bei Weltmeisterschaften und Olympische
Spielen zu „ewigen Helden“ der Wintersportart Nr. 1 aufsteigen.

Getrübt wird dieses Vergnügen, wenn Siegertypen wie Magdalena Neuner oder Laura
Dahlmeier ihre Karriere (vorzeitig) beenden. Dabei sind sie gesellschaftlich so gefragt,
dass die Fernsehsender die ehemaligen Spitzensportler vorzugsweise als Experten in die
Sportberichterstattung aufnehmen (weitere Beispiele im Biathlon sind Kathi Wilhelm oder
Sven Fischer). Damit verlängern die Sportler ihren Lebenszyklus und bleiben als
Testimonials für die Industrie interessante Werbefiguren.

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3. Medien und Gesellschaft
Gesellschaft, Medien und Sport im Wandel

Blickt man auf den Spitzensport als Ganzes, so sind die Veränderungen im Biathlon bei
weitem keine Einzelfälle. Auch andere Sportarten scheinen immer stärken mit den Medien
zusammenzuarbeiten und sich dadurch zu wandeln.

Beach-Volleyball hat sich als medientauglichere Variante des Hallen-Volleyballs von einem
belächelten Freizeitvergnügen zu einer hochprofessionellen olympischen Sportart
entwickelt. Dazu haben eine beschleunigte Zählweise, ein gezielter Fokus auf attraktive
Optik, Ausstattung und Austragungsorte sowie detaillierte Medienstrategien. In
Deutschland haben Olympiasiege 2012 und 2016 darüber hinaus dazu beigetragen, dass
die Sportart in der Gesellschaft und den Medien einen Spitzenplatz eingenommen hat.

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3. Medien und Gesellschaft
Gesellschaft, Medien und Sport im Wandel

Sport ist heute in der Gesellschaft und den Medien omnipräsent. Die Sportarten buhlen
mit immer mehr Events des gesamte Jahr hindurch um Aufmerksamkeit und liefern so
ständig Nachschub für Nachrichten und Neuigkeiten in den Medien und für das
sportinteressierte Publikum.

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3. Medien und Gesellschaft
Gesellschaft, Medien und Sport im Wandel

Der Sport liefert als solches Erlebnisse und Emotionen. In einer Analyse von Digel und
Burk wurde untersucht, inwieweit durch den Sport Kompensationen von Problemen und
Verlusterfahrungen erfolgen können.
Das nachfolgende Schaubild zeigt einige der Kompensationsangebote durch die mediale
Verbreitung von Sport im Fernsehen.

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3. Medien und Gesellschaft
Gesellschaft, Medien und Sport im Wandel

Gesellschaftliches Problem Problemlösungsanspruch durch das


Sportfernsehen
Routinisierung, Bürokratisierung, Risikolose Befriedigung des Bedürfnisses
Langeweile im Arbeitsleben nach Spannung
Zunahme des Nicht-Verstehens bei Anschaulichkeit und einfach
gleichzeitiger Intellektualisierung der Nachvollziehbarkeit des Sports
Gesellschaft
Affektdämpfung, Körperdistanzierung Affekte im Sport erlaubt und erwünscht
Gemeinschaftsverlust Gemeinschaftserlebnis und Nähe
Beeinträchtigung von Geselligkeit und Sport als zentrales
Kommunikation durch Differenzierung Kommunikationsthema in der
und Spezialisierung Alltagskultur
Gesellschaftliche Problem und Lösungsangebote des Sportfernsehens
Quelle: nach Digel/Burk
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3. Medien und Gesellschaft
Sportmedienlandschaft in Deutschland

Insgesamt liegt der Schwerpunkt in der Sportberichterstattung für die Medien mit wenigen
Ausnahmen in der Ereignisberichterstattung. Hierbei gibt es eine Hierarchie der Medien,
wenn es darum geht, Zugang zu Informationen und Gesprächspartnern zu bekommen.

Vor allem in den attraktiven Sportarten mit teuren oder auch exklusiven Sportrechten,
richtet man sich danach, wer bezahlt bekommt auch das Recht zu berichten.

Bsp. Tennis Australian Open: Eurosport hat die Erstrechte im Free TV und nutzt diese für
exklusiven Interviews mit den Sportlern. Prominente Zugpferde wie Boris Becker nutzen
ihre Nähe zu den Sportlern und verschaffen dem Sender Qualität und Emotionalität.

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3. Medien und Gesellschaft
Sportmedienlandschaft in Deutschland: Fernsehen

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3. Medien und Gesellschaft
Sportmedienlandschaft in Deutschland: Fernsehen

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Sportmedienlandschaft in Deutschland: Fernsehen

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3. Medien und Gesellschaft
Sportmedienlandschaft in Deutschland: Fernsehen

In der Hierarchie der Medien steht Fernsehen konkurrenzlos an der Spitze. Private wie
öffentlich-rechtliche Sender haben größtes Interesse an Live-Sport als Programminhalt.
Gebührenfinanziert oder über Werbeeinnahmen verfügen sie über eine große
wirtschaftliche Macht und sind bereit, für Übertragungsrechte enorme Summen zu
bezahlen.

Das Geschäfts lohnt sich. Denn Live-Übertragungen erzielen enorme Reichweiten. Auch
hier steht Fußball an erster Stelle. Nur wenigen Sportereignissen außerhalb des Fußballs
gelingt es, vergleichbare Reichweiten zu erzielen. Große Reichweiten wirken sich
automatisch auf die Attraktivität für Werbetreibende aus.

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3. Medien und Gesellschaft

Sportmedienlandschaft in Deutschland: Fernsehen

Werbung im Umfeld von Sportberichterstattung erfreut sich großer Beliebtheit. Im Jahr


2014 wurden im Fernsehen rund 380 Mio. EUR für Werbung im Umfeld von
Sportberichterstattung ausgegeben. Das entspricht einem Anteil von 2,9% an den
gesamten TV-Spendings.1

Ein Grund dafür sind die hohen Reichweiten, die gerade Großereignisse wie die
Fußball-Weltmeisterschaft und die Olympischen Spiele erzielen. Die Live-Übertragung
der Spiele der FIFA Fußball-WM 2014 verfolgten im Durchschnitt 12,33 Mio. Zuschauer
ab drei Jahren. Die Spiele der deutschen Mannschaft sehen im Durchschnitt 28,91 Mio.
Zuschauer (Marktanteil von 84%).

Ein wichtiger Grund für Werbung im Sportumfeld ist die angestrebte Emotionalisierung der beworbenen Marke
durch diesen Kontext.

Nielsen Media Research, Brutto-Spendings


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3. Medien und Gesellschaft

Sportmedienlandschaft in Deutschland: Fernsehen

Die Live-Übertragung der Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang erreichte die


Topquote beim Biathlon-Sprint der Herren (ARD) mit 7,49 Mio. Zuschauern.
Das entspricht einem MA von 38,6%.

Weitere Topquoten erzielten: Zuschauer in Mio. MA in %


Platz 2: Biathlon Massenstart der Damen 6,83 46,8
Platz 3: Biathlon Massenstart der Herren 6,76 37,4
Platz 4: Biathlon Sprint der Damen 6,52 44,2
Platz 5: Skispringer der Männer Großschanze 6,36 37,5

Vergleich zur Sportschau (ARD, Sa., 24.08.2018): 4,03 Mio. / 21,2% MA.

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3. Medien und Gesellschaft

Sportmedienlandschaft in Deutschland: Fernsehen

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3. Medien und Gesellschaft

Entwicklung der
TV-Reichweite für
die 3. Liga

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3. Medien und Gesellschaft

Sportmedienlandschaft in Deutschland: Fernsehen

Aber auch die reguläre Fußball-Bundesliga oder Champions League erreichen


beachtliche Zuschauerzahlen. So sahen im Durchschnitt der Saison 2014/15 5,82 Mio.
Zuschauer ab drei Jahren die Berichterstattung zur Fußball-Bundesliga in der Sportschau
(ARD; Marktanteil 31,3%).

2022 kam es zu einem deutlichen Reichweitenrückgang bei allen Sendern mit TV-
Übertragungen. 3,91 Millionen Menschen sahen die Bundesliga-Highlights im Ersten im
Schnitt, dies entsprach einem Marktanteil von 18,6 Prozent. In der Vorsaison, die komplett
während der Corona-Pandemie stattfand, sahen noch 4,791 Millionen Zuschauer die
Spieltags-Zusammenfassungen samstags um 18:30 Uhr im Ersten, der Marktanteil lag bei
19,0 Prozent. Das ist für die Sportschau ein Rückgang von 900.000 Zuschauern.
Welche Gründen können diesen Rückgang erklären?

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3. Medien und Gesellschaft

Sportmedienlandschaft in Deutschland: Fernsehen

Die Berichterstattung hat sich im Laufe der Zeit gewandelt und sich damit den
Bedürfnissen der TV-Zuschauer angepasst. Am Beispiel von Biathlon lassen sich hier
drei zentrale Ansatzpunkte feststellen:

-Erhöhung des Umfangs der Berichterstattung, auch im Rahmen spezieller Sendefenster


für Wintersport
-Ausdehnung der Vor- und Nachberichterstattung sowie speziellen Reportagen mit
Hintergrundberichten
-Ästhetisch-technische Perfektionierung, z.B. durch modernste Kameratechniken,
Graphiken und Splittscreens

Die Aspekte sind typisch für moderne Mediensportarten und lassen sich auch auf andere
Sportarten wie Fußball übertragen.

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3. Medien und Gesellschaft

Sportmedienlandschaft in Deutschland: Fernsehen

Sport und Fernsehen sind aber nicht immer eine Win-Win-Situation – sie bergen auch
Gefahren und Risiken. So besaß RTL 30 Jahre die Formel-1-Rechte, deren Wert in den
letzten Jahren zurück ging. Nach dem Karriereende von Michael Schumacher sorgen die
deutschen Nachfolger noch jahrelang für Erfolge und entsprechende mediale
Aufmerksamkeit.

Ab der Saison 2021 liegen die Übertragungsrechte für Deutschland bei Sky. Die Formel 1
wird allerdings nicht komplett ins Pay-TV abwandern. Es werden vier ausgewählte
Rennen pro Saison im Free-TV zu sehen sein. Dazu kommt eine 30-minütige Highlight
Show nach jedem Rennen auf dem frei empfangbaren Sender Sky Sport News HD.

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3. Medien und Gesellschaft

Sportmedienlandschaft in Deutschland: Tageszeitungen

Neben Fernsehen ist es vor allem die Berichterstattung in Zeitungen und Zeitschriften,
die das Bild vom Sport in den Medien prägt. Aufgrund anderer technischer Möglichkeiten
im Vergleich zu TV müssen die Printmedien andere journalistische Mittel finden, um ihr
Publikum zu erreichen. Wer einen Wettkampf oder ein Spiel schon im Fernsehen
gesehen hat, wird an einer reinen Nacherzählung, sei sie auch handwerklich noch so gut
gemacht, wenig Reizvolles finden.

In der Abgrenzung zum Fernsehen werden verschiedene Strategien verfolgt:


Boulevardblätter zum Beispiel versuchen durch größtmögliche Nähe zu den Akteuren
exklusiv an Geschichten zu kommen.
Überregionale Zeitungen kommen ihrer journalistischen Qualität nach und versuchen,
ein breiteres Bild des Sports zu liefern und einen tieferen Zusammenhang mit
Hintergründen aufzuzeigen.

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3. Medien und Gesellschaft

Sportmedienlandschaft in Deutschland: Tageszeitungen

Zu den Tendenzen, auch bei den überregionalen Zeitungen, gehört es, dass der Sport in
Geschichten (sog. Storytelling) erzählt wird. Der Wettkampf oder das Resultat ist oft nur
der Anlass eines Textes. Er geht eher um die Einordnung in einen größeren Kontext. Man
könnte das den Versuch einer hintergründigen Ereignisberichterstattung nennen.

Anders gestaltet sich dies bei regionalen oder lokalen Zeitungen. Der steht nicht
unbedingt der ‚große‘ nationale oder internationale Sport im Vordergrund. Stattdessen
findet die Berichterstattung gewissermaßen auf Augenhöhe mit den Lesern statt: Die
Zeitungen dienen als Plattform für die Berichterstattung von lokalem/regionalem
Sport, der sich bis in die unteren Ligen und Jugendsport erstreckt.

Das Ziel dabei ist klar. Zum einen geht es darum regionale Kompetenz zu beweisen und
sich so von überregionalen Medienprodukten abzugrenzen. Zum anderen kann es nur im
Sinne der Leser-Blatt-Bindung sein, wenn Amateursportler sind und ihre Wettkämpfe in
der lokalen Presse wiederfinden.

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3. Medien und Gesellschaft

Sportmedienlandschaft in Deutschland: Tageszeitungen

Eine Besonderheit im deutschen Medienmarkt ist, dass sich keine Sport-Tageszeitung


etablieren konnte. Diese gibt es sehr erfolgreich in Frankreich, Italien und Spanien, wo
die führenden Blätter dieses Segments – L‘Equipe, Marca und La Gazzetta dello Sport –
die meistgelesenen überhaupt sind.

Der Hauptgrund dürfte darin liegen, die die herkömmlichen Tageszeitungen mit ihrem
stellenweise umfassenden Sportangebot den potenziellen Markt abdecken.

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3. Medien und Gesellschaft

Sportmedienlandschaft in Deutschland: Nachrichtenagenturen

Im Umfeld der Printmedien spielt auch die Berichterstattung der Nachrichtenagenturen


eine gewichtige Rolle. Sie liefern ihren Kunden längst nicht mehr nur Text zum Abdruck in
Zeitungen, sondern bereite ihre Inhalte auch multimedial auf. Sie können als
Großhändler von journalistischen Inhalten beschrieben werden.

Ein Großteil der Sportangebote in Zeitungen wird vom Material der


Nachrichtenagenturen geprägt. Angesichts der wirtschaftlichen Nöte der Verlagshäuser
bleiben Nachrichtenagenturen ein weiterhin wichtiger Lieferant für den Content in den
Zeitungen.

Zunehmende Bedeutung erlangen (kostenlose) Internetangebote oder Social-Media-


Produkte wie der Microblogging-Dienst Twitter auf das Geschäftsmodell und die
journalistische Arbeit der Nachrichtenagenturen.

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3. Medien und Gesellschaft

Sportmedienlandschaft in Deutschland: Zeitschriften

Während der Sport in Tageszeitungen und Nachrichtenagenturen insgesamt eine


ähnliche Themenstruktur bietet, die sich eher in der individuellen Präsentation
unterscheidet, ist das Erscheinungsbild der Sportzeitschriften thematisch stark
ausdifferenziert. In der Charakterisierung sind Zeitschriften umfassender, intensiver und
facettenreicher als Tageszeitung oder die elektronischen Medien.

Neben bekannten Größen wie kicker oder Sport Bild, die eine allgemeine Ausrichtung
haben, gibt es ein großes Spektrum an Fachblättern für einzelne Sportarten.
Der Markt lässt sich demnach in Spezialisten und Universalisten grob einteilen.

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3. Medien und Gesellschaft

Sportmedienlandschaft in Deutschland: Zeitschriften

Spezialisten haben ihr Verkaufsargument darin, dass sie sich thematisch in einem Feld
bewegen, das von den übrigen Medien wenig bis gar nicht bedient wird. Oft sind es
Zeitschriften mit kleiner Auflage.
Gleichzeitig ist auch die auflagenstärkste Sportzeitschrift ein Spezialist: das alle zwei
Monate erscheinende DAV Panorama des Deutschen Alpenvereins hat eine Auflage von
fast 700.000 Exemplaren und eine Leserreichweite von 830.000 (AWA 2020).

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3. Medien und Gesellschaft

Sportmedienlandschaft in Deutschland: Zeitschriften

Unter den Universalisten sind Sport Bild und kicker die Marktführer. Bei beiden steht
Fußball stark im Vordergrund.

Während Sport Bild sich stärker im Bereich der Personality und anderen typischen
Boulevardmustern bewegt, pflegt der kicker ein eher sachliches Image als Fachblatt – bei
dem Exklusivität ein Anspruch ist, der mithilfe guter Verbindungen in die Fußballwelt
erfüllt werden soll.

Mediadaten Sport Bild:


Verkaufte Auflage IV. Quartal 2020: 172.900

Mediadaten kicker:
Verkaufte Auflage IV. Quartal 2020:
Montagausgabe 103.000 / Donnerstagausgabe 96.200

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3. Medien und Gesellschaft

Sportmedienlandschaft in Deutschland: Zeitschriften

Ganz anders ist die Berichterstattung in Zeitschriften, die keinen besonderen Fokus auf
den Sport setzen. So gibt es im Spiegel eine Rubrik Sport, die sich neben anderen
Rubriken wie Wissenschaft + Technik, Gesellschaft, Kultur oder Ausland in die
Blattstruktur einreiht.

Wer an Sport jenseits der Ereignisberichterstattung interessiert ist, kommt an dem


Hamburger Nachrichtenmagazin kaum vorbei. Die Hintergrundberichte unterliegen hoher
journalistischer Qualität und sind oftmals in der Lage Themen des Sports aufzudecken
oder aufzuklären (z.B. Doping-Skandal im Profi-Radteam Telekom).

Literaturempfehlung zum Selbststudium:


„Die Medien und die Doping-Affäre um das Team Telekom“
In Horky, T./ Kamp, H.-C.: Sport – Basiswissen für die Medienpraxis, Köln 2012,
S. 34 – 39.

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3. Medien und Gesellschaft

Sportmedienlandschaft in Deutschland: Hörfunk

Wer an Sport im Radio denkt, dem kommt in der Regel sofort eines in den Sinn: Die
Bundesliga-Konferenz der ARD-Hörfunksender. Dass gerade diese Form der
Sportberichterstattung sehr lebendig ist und sich beim Publikum großer Beliebtheit
erfreut, zeigt sich Woche für Woche. Die Reichweite lag 2020 bei 7,6 Mio. Zuhörern.

Je nachdem was auf den Plätzen passiert, können die Zuhörer eine einzigartige,
atmosphärisch stark verdichtete Variante der Berichterstattung erleben.

Gut gemacht ist die Radioreportage eine Kunst für sich.


Ein Ereignis mit Worten so zu beschreiben, dass
es in den Köpfen der Rezipienten greifbar wird,
die Stimme so zu variieren, das der Zuhörer,
so er emotional bei der Sache ist,
Hoffnung schöpft oder Unheil ahnt.

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3. Medien und Gesellschaft

Sportmedienlandschaft in Deutschland: Hörfunk

Der Sport eignet sich also auch für das Radio als spannender Stoff – allerdings offenbar
mit Einschränkungen. Denn jenseits der Live-Berichterstattung gibt es nur wenige
Formate, die dem Hörer etwas Besonderes bieten, was er über andere Medienkanäle
nicht bekommt.

Auch hier versuchen regionale Anbieter zwar, Stärke im Verbreitungsgebiet zu zeigen


und widmen den lokalen Sportteams besondere Aufmerksamkeit mit eigenen Reportern.
Insgesamt aber wird der Sport, besonders bei privaten Radioprogrammen, fast
vollkommen auf den Entertainment-Faktor reduziert.

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3. Medien und Gesellschaft

Sportmedienlandschaft in Deutschland: Internet

Sowohl das Netz als Informationsquelle als auch die journalistische Präsentation vom
Sport im Internet haben großen Einfluss auf die Sportberichterstattung. Mit dem Internet
als weiterem Echtzeit-Medium hat sich vor allem die Geschwindigkeit der
Berichterstattung noch einmal erhöht.

Ergebnisse, Berichte, Live-Übertragungen sind praktisch in dem Moment online, in dem


der Wettkampf stattfindet. Auch Nachrichten und Interviews mit den Sportlern sind sofort
und überall verfügbar. Oftmals sind diese am nächsten Tag in den Zeitungen schon
überholt.

Medienspezifische Besonderheiten wie Interaktivität, Multimedialität und Personalisierung


bieten eine deutliche Abgrenzung zu den „klassischen“ Sportmedien. Die technischen
Möglichkeiten entwickeln sich rasant weiter. In praktisch jeder neuen Saison werden
Innovationen in die digitale Berichterstattung eingebunden.

51
3. Medien und Gesellschaft

Sportmedienlandschaft in Deutschland: Internet

Längst haben sich Omni-Channel-Strategien durchgesetzt. Die Präsenz der Medien


erweitert sich auf Website, Apps und Social Media-Kanäle.
Bsp. ARD-Sportschau:

52
3. Medien und Gesellschaft

Sportmedienlandschaft in Deutschland: Internet

Neben diesen auf Massenattraktivität ausgelegten Programmen bietet das Internet mit
seinen geringen Produktionshürden eine Reihe von Nischen. Das betrifft bspw.
Bewegtbilder von kleineren Sportarten, die den Weg ins Fernsehen aufgrund der
Dominanz des Branchenprimus Fußball und anderer populärer Sportarten nicht mehr
finden. Darunter fallen z.B. Hockey, Volleyball oder zuletzt auch Schwimmen. Diese
Sportarten werden dann überwiegend über das Internet übertragen.

Vereine und Verbände treten auch selbst als Anbieter medialer Inhalte im Internet auf.
Angefangen bei der eigenen Website sind sie mit eigenen Profilen auf Social Media-
Plattformen präsent. Der hier präsentierte Content lädt zur Interaktion mit Usern und
Followern ein und setzt auf Mitglieder- und Fan-Bindung.

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3. Medien und Gesellschaft

Sportmedienlandschaft in Deutschland

Übungsaufgabe (Gruppenarbeit):
Beschreiben und bewerten Sie folgende Medien hinsichtlich deren Sportberichterstattung
in Form einer Gegenüberstellung.

 Suchen Sie für die Bewertung eigenständig erstellte Kriterien.


 Veranschaulichen Sie den Vergleich durch das Aufzeigen von Beispielen aus
unterschiedlichen Sportarten.

1)Frankfurter Allgemeine Zeitung vs. BILD Zeitung


2)11 Freunde vs. kicker
3)WDR 2 vs. Deutschlandfunk
4)Facebook vs. YouTube

Bearbeitungszeit: 40 Minuten

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