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EGYPTE PHARAONIQUE Der Zwerg in der agyptischen Gemeinschaft Studien zur Agyptischen Anthropologie” 1eHT man zunachts von anatomisch-morphologischen und religions- phanomenologischen Besonderheiten ab, so kann man die Zwerge im alten Agypten in die Gruppe der gottlichen @) und die der nichtgottlichen Zwerge einteilen. Die vorliegende Untersuchung be- schrankt sich bewusst auf die nichtgdttlichen Zwerge (°), ohne aller- dings auch hier Vollstindigkeit beanspruchen zu kénnen, Sie soll Beitrage leisten zur Typologie der Zwerge und zur Materialbereitstel- lung fiir eine allgemeine Agyptische Anthropologie. Gleichzeitig ist jedoch beabsichtigt, am vorliegenden Material bestimmte anthropo- logische Aspekte zu gewinnen, und damit Vorarbeiten fir eine vom Verfasser geplante gréssere Abhandlung tiber das Wesen der Person zu leisten, So strebt diese Untersuchung itber den Zwerg als ihren unmittelbaren Gegenstand hinaus und auf die Grundlagen zur Wesens- bestimmung der Person hin, indem sie die Zwerge im weiteren Horizont als menschliche Wesen an der Grenze des Menschseins erfassen will. Der heuristische Charakter dieser Ausfiihrungen bedingt zum Teil auch ihre Vorliufigkeit, Abgeschen von subjektiven Beschrinkungen hat weiterhin die objektive Liickenhaftigheit des Materiales zur Folge, dass die Untersuchungen mehr phanomenologischer als entwicklungs- geschichtlicher Art sind. Als Zwerge kénnen in Agypten wahrscheinlich schon Funde der VZ, mit Sicherheit Funde der FZ gedeutet werden. Von Zwergen zeugen zundchts Vasenmalerei (vielleicht VZ, (1) (), Plastik (wahr- scheinlich schon seit der VZ) @), Stelen, Ritzzeichnung und anthropo- (1) In Dankbarkeit und Verehrung U. Mann zum 50. Geburtstag. (2) Zu ihrer Typologte bereits F. Barton, Prolegomena zur Geschichte der zwerg- hajten Gotter in Agypten, Moskau 1913. Zu den Patiiken S. Monenz, Ptah-Hephais- tos der Zwerg, in: FS fir F. Zucker zum 70. Geburtstag, Berlin 1954, 275-290, daselbst weitere Literaturhinweise. (3) Die hier berdcksichtigten Belege sind in Anhang I zusammengestellt. (4) Zu den Abkarzungen dieser Art s. Anhang 1. (5) Die Plastik wird kaum beriicksichtigt. Zur Schwierigkeit ihrer Auswertung 260 DER ZWERG IN DER AGYPTISCHEN GEMEINSCHAFT archdologische Funde, seit der 4. Dynastie weiterhin Reliefs (uber den Rahmen der Stelen wie 1. Dyn., 4 C hinaus) und seit der 5. und 6. Dyn. auch Mastabas #) und Texte. Die grésste Zahl der sicheren und datierbaren Belege stammt aus der 5. und 6. Dyn. (). Die konsequente Erfiillung der methodischen Grundforderung, alle verfiigbaren Mittel zur Deutung des Materiales zu nutzen, wie auch die vollstindige Beriicksichtigung aller Belege, wirde den Rahmen eines Aufsatzes sprengen. Dadurch muss selbstverstandlich eine ge- wisse Deutungsunsicherheit subjektiver Art in Kauf genommen wer- den (). Abgesehen davon, dass weitere Funde friihere Deutungen korrigieren kénnen, sind fiir die objektive Deutungsunsicherheit die wichtigsten Grinde : 1. stilisierte Darstellung (VZ, (1), VZ, 2 C-5 C)(, 2. Unsicherheit der Motivbestimmung (VZ, (1), u.U. auch bei Plastiken, deren Aussagegehalt nicht spezifisch genug und deren Einordnung in einen Zusammenhang auch sonst nicht méglich ist), 3. kiinstlerische Disproportionierung (J. J. Tycor-F. L. Garrrrrs, s. unter Deutungsunsicherheit, besonders 1., 2. (oft unzureichende Anhaltspunkte zur Relationsbestimmung) und 3. (1) Atp-hnmw : von Mariette in Saqqara entdeckt ; W. Wot, Die Kunst Agyptens, Anm. 25 zu Abschnitt 54. Snb: H. Junxer, Giza V. d-[ir: vermutlich zusammen mit seinem Brotherrn 3j-hr-p3-t? in einer Mastaba, aber in eigenem Granitsarg ; W. Sprecsieerc, ZAS 64, 76 ff. (2) Hier herangezogene Belege (einschliesslich fragliche): VZ = 8; 1. Dyn. = 21; 4. Dyn. = 2; 5. Dyn. = 30, darunter 3 Vierer- und 3 Zweiergruppen ; 6. Dyn. = 25, darunter 2 Vierer-, 1 Dreier- und 1 Zweiergruppe; 1. Zz. = 1; MR = 26, darunter 1 Vierer-, 1 Dreier- und 1 Zweiergruppe; 18. Dyn. = 16, aber nur 4 In- dividuen (davon 2 Individuen mebrfach variiert : in einer Abb. zweimal zugleich, viermal in Zweiergruppe und einmal nur eines der beiden Individuen dargestellt) ; Spz. = 7, darunter 1 Dreiergruppe. (3) Zu dieser tragt auch die Nichtdurchfithrbarkeit von Untersuchungen an den Originalen (zum Teil wenigstens zum gegenwiatigen Zeitpunkt) bei, die bei der Plastik und den anthropoarchdologischen Funden besonders dringend erforder- lich waren. Fotos elniger schwer erreichbarer Stucke in den U.S.A. hat mir freund- Jicherweise Herr H. G. Fischer (Curator des MMA, New York) nebst Literatur- hinweisen zur Verfagung gestellt. (4) Vergl. auch den Unterschied zwischen 6. Dyn., 14 € und 6. Dyn., 19 C, der durch den Gestaltzwang zustande kommt, der von der herkémmlichen Darstellung des normalwichsigen Grabherrn ausgetbt wird; s. fener smr-hl, 1 G und 2 C, die eigentlich nur auf Grund des hieroglyphischen Brauchs als Chondrodystiophie gedeutet werden kénnen. 261 EGYPTE PHARAONIQUE Pahery, Pl. 5, 2. Reg. von o.re. und 3. Reg. von oli. QA () ; viel- leicht auch 12. Dyn., 1, QA; cf. entsprehende Disproportionie- rungen bei Normalwiichsigen in Lance-ScuArer, Grab- und Denk- steine IV, Ta. 6 Nr. 20064 (QA) und ib. Ta. 55 Nr. 20732, QB), 4. méglicher Bedeutungsmassstab (1. Dyn., 4 C Fig. re.; J. G. Wu- xinson, Manners and customs I1, London 1878, 444 Abb. 481, hierzu H. Junker, Giza V, 8; auch bei 12. Dyn., 1 ist die Méglich- keit des Bedeutungsmassstabes nicht ganz von der Hand zu weisen ; 12. Dyn., 1 H), . unzulanglicher Erhaltungszustand des Originales (6. Dyn., 1; N. DE G. Davies, Sheihk Said, Pl. 4, Reg. u., zwischen den Tanzerinnen). o Wie eingangs erwahnt, sollen diese Untersuchungen auch einen Beitrag zur Typologie der Zwerge liefern. Hierzu sind einige erginzende Bemerkungen nétig. Den «Zwerg schlechthin» gibt es nicht. Im Verhdltnis zum «Eben- mass des Kérpers » oder gar zum kéniglichen « Musterkérper » gehéren die Zwerge in besonderem Masse zu der Gruppe der « naturgetreuen Kérper », die das « Zufallige » festhalten (*). Immerhin tendiert manches in den Darstellungen der Zwerge auf einen « idealen Typus » hin, indem es iiber die zufallige empirische Wirklichkeit hinaus auf die « wesenhaft gegenstandliche Wirklichkeit » in dem von J. Spiegel (*) geausserten Sinne hinweist. Das zeigt sich am deutlichsten in den Tendenzen, die auf einen einzelnen gemeinsamen Typus gerichtet sind und sicht- bar werden z.B. in der Pragung der Hieroglyphe fiir den Zwerg, die von der chondrodystrophen Gestalt ausgeht, oder in dem wiederholten Auftauchen der festen Merkmalkombination « grosser Kopf - vorge- wilbtes Gesass - knickebeinige Haltung - Extremitaten-Rumpf-Pro- portionen » (*). Vielleicht steht auch hinter dem Uberwiegen der chondrodystrophen Zwergengestalt im AR und in der Spatzeit (Patiken) (1) Erlduterung der Abktrzung ¢QA» am Schluss der Einleitung. Zwerge sind in der zitierten Darstellung héchstwahrscheinlich nicht abgebildet, so dass Ga- diners Hinweis (ders., Sinuhe 1909, S. 12, Aum. 11) auf diese Stelle als Beleg for die Darstellung des Zwergentanzes nicht stichhaltig ist. (2) Hierzu H. Scuirer, Von dgyptischer Kunst 19634, 18 £. ; zur naturelistischen Darstellung der Chondrodystrophen R. Htcxer, ZAS 70, 103. (8) MDAIK 9, 1940, 156-172. (4) Zur Deformierung des Kopfes von Chondrodystrophen bei der Geburt wegen seiner Grosse s. W. R. Dawson, Annals of Medical History 9, 1927, S. 323 ; s. terner unten im medizinischen Teil. 262 DER ZWERG IN DER AGYPTISCHEN GEMEINSCHAFT die Vorstellung eines «idealen Typus». Normalerweise treten ver- schiedene Merkmale der Zwerghaftigkeit einzeln und in verschiedenen Kombinationen in den mannigfaltigen Formen gleichzeitiger Typen hervor. Die Deutlichkeit des idealtypischen Bezugs der empirischen Typen ist dabei unterschiedlich @). Auf jeden Fall aber, gleichgiltig ob starker der Aspekt der zufalligen naturgetreuen oder idealtypischen Darstellung gilt, kann man das Wesen der Zwerge wie jedes anderen Phanomens in der Welt des Menschen nur durch Beriicksichtigung der Relation in der Seinsganzheit (2) erfassen. Der Aspekt der Relation diirfte auch dem Agyptischen personalen Empfinden entgegenkommen, wie es sich u.a. in dualistischen und polytheistischen Vorstellungen zeigt. Die Gefahr der Typologie liegt darin, dass sie monistisch entartet und die Kategorie der Relation verdrangt (). Der Gesichtspunkt der Relation bzw. Beziehung steht in den folgenden Untersuchungen als methodisches Prinzip im Vordergrund. In erster (1) Der idealtypische Zusammenhang des Hieroglyphentypus wird schon bei den Zwergendarstellungen der Stelen der 1. Dyn. spiirbar und ist vielleicht im ‘weitesten Sinne im Spiel, wenn der stehende Typus den sitzenden in det 5./6. Dyn. verdriingt. Im Grunde genommen ist die idealtypische Merkmalkombination (Kopf-Gesiss-Knie-Proportionen) nur die konkretere Gestaltung des Hieroglypen- typus ; auch sie wird vielleicht schon in der 1. Dyn. entwickelt : dun, 2 C und 3 C; (smr-Bt, 1 C); 5. Dyn., 10 C und 17 G; 6. Dyn., 15 G; HUcKEL, a.a.0. 104 Abb. 1 und 2. Schwankende Kombination und Deutlichkeit der Merkmale: 6. Dyn., 18 C (Q und Knie); MR, 1 C (Q und Gesiiss) ; bei den Pygmaen Spz., 1 P-3 P nur das Gesiiss (QB annihernd 1); weiterhin eine Auswahl in mag. Pap. Harris 8,9 f. : grosses Gesicht (cf. Hécwet, a.a.0. Abb. 1) — hoher Riicken (d. him Ver- hiltnis zu den Extremititen langer Stamm) — kurze Belne, Zur medizinischen Erortertung der Merkmale s.u. (2) «Sein» ist hier und im Folgenden unabhangig vom philosophischen Ver- stiindnis als Geftge der gesamten geordneten Welt gemeint im Sinne des jeweiligen Agyptischen Welt- und Selbstverstindnisses. (8) Typisierung und Relation liegen z.B. vor in der durch personale Umschrei- bung konkretisierten generellen Kategorisierung der Menschen nach solchen, in denen der Gott Seth bzw. Horus (2) ist (Boxner, Reallerikon 225). In anderem Zusammenhang wird im Rahmen der Religionsgeschichte auf das Verhdltnis von ‘Typisierung und Monismus und den Widerstreit der Kategorie der Relation gegen ihr Ausschliesslichkeitsstreben einzugehen sein. Erwahnenswert ist der Versuch von G. Mensching, bei der Wesensbestimmung der Religionen aber die starre Typologie innerhalb der Religionswissenschaft hinauszukommen durch das Neben- einander von Typologie der Religionen und Typologie der Religion (ders., Die Religionen, Stuttgart 1959, S. 7 ff.) ; cf. hierzu demndchst meinen Artikel « Re- ligion » im Ey, Staatslexikon. 263, EGYPTE PHARAONIQUE Linie wird die Relation zwischen Zwerg und Normalwichsigem erértert, daneben gelegentlich auch die zwischen Zwerg und Tier. Dabei um- schreibt der Begriff « Relation» Analogie und Grenze, Entsprechung und Andersartigkeit, Verbindenles und Trennendes zugleich. Weil der Begriff « Bezichung» eher mit der Vorstellung von der Analogie allein als mit der Vorstellung von Analogie und Grenze zugleich ver- bunden wird, ist der Begriff « Relation » besser geeignet, den hier ge- meinten Sachverhalt auszudriicken. Die Erérterung der Zwergen- darstellungen wird zeigen, wie sehr Analogie und Grenze ineinander iibergehen in der Beziehung zwischen Zwerg und Normalwiichsigem baw. zwischen Zwerg und Tier. Die beiden genannten und andere Relationen binden die Zwerge in einen Seinszusammenhang hinein. Dieser Seinszusammenhang ist bestimmt durch das altagyptische Welt- und Selbstverstandnis. Je eingehender die Relationen innerhalb des Seinszusammenhanges, in dem, die Zwerge stehen, erértert werden, desto zutreffender muss die Orts- und Wesensbestimmung der Zwerge in diesem Seinszusammen- hang baw. im Welt- und Selbstverstandnis des Agypters ausfallen (). Bei den Untersuchungen zur Orts- und Wesensbestimmung der Zwerge wird zwar der Gesichtspunkt der Relation und zwar haupt- sachlich zwischen Zwerg und Normalwiichsigem im Vordergrund stehen. Die Relation im weiter oben erérterten Sinne wird aber nur in ver- schiedenen Konkretionen wirklich. Methodisch wird deshalb am zweck- massigsten von diesen Konkretionen ausgegangen und werden am besten durch sie Gesichtspunkte fir den Ablauf der Untersuchungen gewonnen. Drei Gesichtspunkte werden hier ausgewahlt : 1. Funktion, 2. Partner, 3. Komposition. Wenn auch jeder der drei Gesichtspunkte besondere Wesensmerkmale der Zwerge eréffnet, so werden sich Uber- schneidungen bei der Erérterung doch nicht vermeiden lassen. Konsequent ist dieses Schema nur bei der Untersuchung des Materiales des Alten Reiches und zum Teil auch der 1. Dynastie durchgefiihrt. Auf dem Material des Alten Reiches liegt auch der Schwerpunkt der Untersuchungen, was schon durch die Zah! der hier beriicksichtigten Belege aus dieser Zeit zum Ausdruck kommt (). Bei der Erérterung (1) Das erkenntnistheoretische Problem, das sich aus dem Verhiltnis von Teil und Ganzem ergibt, soll in anderem Zusammenhang, insbesondere an Hand von religionsgeschichtlichem Material erdrtert werden. @) s. S. 261, Anm. 2. 264 DER ZWERG IN DER AGYPTISCHEN GEMEINSCHAFT. des Materiales aus der 1. Dynastie und aus dem Alten Reich wird dem Dreipunkteschema ein Abschnitt iiber die Beziehung zu den Nor- malwiichsigen voraufgeschickt als Zusammenfassung der wichtigsten Ausdrucksmittel fiir Entsprechung und Andersartigkeit (Analogie und Grenze) im Verhiltnis zu den Normalwiichsigen. Vor diesen zusammen- fassenden Abschnitt wiecerum wird ein typologischer Uberblick ge- stellt, der auf die Frage der Relation nicht eingeht. Eine willkommene Stiitze erhalten diese Ausfiihrungen durch die beiden Extremitaten-Rumpf-Quotienten, die hier fiir die anthropolo- gischen Untersuchungen aufgestellt werden. Es handelt sich um den Armlange (QA), sowie Beinlange (QB). Rund 120 Rumpflinge a Rumpflange ‘ Messungen an Zwergen- und Normalwiichsigendarstellungen der Flach- kunst wurden ausgefiihrt. Die bereits erwahnte Deutungsunsicherheit begrenzt natiirlich auch den Wert dieser Quotienten, andererseits tragen aber gerade sie dazu bei, diese Deutungsunsicherheit einzugrenzen (z.B. im Falle des Bedeutungsmassstabes). In grésserem Kompositions- zusammenhang bieten die parallelen Messungen an Normalwiichsigen meistens einen Massstab fiir die Auswertharkeit der Zwergenquotienten. Die Quotienten sind von Bedeutung fiir die Bestimmung der medizinisch- antrhopologischen Gruppe und die Erarbeitung des agyptischen Ver- standnisses vom Wesen der Zwerge, weil die Extremititen-Rumpf- Proportionen auch kiinstlerisches Ausdrucksmittel fiir die Zwerghaftig- keit und die Normalwiichsigenrelation sind. Vor der chronologischen Erérterung des Materiales soll ein syste- matischer Uberblick gegeben werden : Quotienten A. Pathologie und Morphologie der Zwerge und Agyptische Bezeichnungen. Die moderne Medizin unterscheidet zwischen proportioniertem und disproportioniertem Zwergwuchs (). Der Proportionierte Zwergwuchs kann konstitutionell oder pathologisch sein. Der konstitutionelle proportionierte Zwergwuchs, auch genetischer oder primarer genannt, liegt bei den Pygmaen () vor. Schebesta ver- (1) E. Lerreren, Allgemeine Pathologie, Stuttgart 1959, S. 439 t. (2) Zu den Pygmien, die ebenso wie die Frage des Zwergentanzes hier nicht Dbebandelt werden, M. Srracaans, in: Mélanges’ Georges Smets, Briissel 1952, 265 18 EGYPTE PHARAONIQUE weist bei den zentralafrikanischen Pygmaen der Gegenwart auf im Verhaltnis zum Rumpf zu kurze untere und normale bis wenig zu lange obere Extremitaten ?), nennt jedoch keine absoluten Masse, die fiir unser System direkt verwendbar waren. Aus seinen relativen Werten fiir Arm-, Bein- und Stammlange, die er von Czekanowski tbernimmt, kann man indirekt fiir QB 0,98 und fir QA 0,82 ermitteln (Vergleichswerte fir Normalwiichsige weiter unten). Mit den grund- satzlichen Ausfiihrungen Schebestas tiber die Pygmaenproportionen stimmen QB und QA von Spz., 1 P - 3 P (die Werte der zwei Normal- wiichsigen stiitzen die Messungen) und wahrscheinlich auch von 12. Dyn., 1 P () tiberein. Geringfiigige Lordose, verbunden mit ebenfalls geringfiigiger sckundarer Steatopygie, ist unter den gegenwartigen Pygmien, besonders bei Frauen, beobachtet worden, findet sich aber gelegentlich auch bei Mannern (*). Auch Agyptische Belege von Pyg- mien zeigen Lordose (Spz., 4 P und 12. Dyn., 1 P) (*). Spz., 4 P wird von Daressy und Dawson als « grotesque» charakterisiert, erscheint aber weniger so, wenn man erkennt, dass hier sehr real ein be- stimmtes Krankheitsbild dargestellt ist. Der anormal aufgetriebene Leib entspricht den von Schebesta geschilderten Beobachtungen (a.a.0. 209 und 238). Die Abmagerung (Schliisselbein, Rippea) ist wahrschein- lich die Folge einer Krankheit, die ihrerseits zum Ascites (Bauchwasser- sucht) gefiihrt hat. Ausserdem ist ein Nabelbruch zu erkennen. Merk- wiirdig ist die Betonung der Brust. Eine besondere Bezeichnung fiir Pygmfen lasst sich mit Sicherheit nicht nachweisen (6). Dies fallt auf, weil Pygmaen bereits nach dem 621-681 mit umfangreicher Literaturangabe ; zum (jbj- und hbj-) Tanz der Pyemien und pathologischen Zwerge E. BRuNner, Tanz, 34 ff. und 78 f.. Uber die gegen- wwaitigen Pygmien ausfUbrliche anthropologische Beschreibungen und umfang- reiches Bildmaterial bei P. Scnepesta, Die Bambuti-Pygmden vom Ituri, Brissel 1938 ff. (gum Tanz Bd. Il, 1941, 252 if.) ; ders. und V. Lupzext=n, Anthropology of the Central African Pygmies in the Belgian Kongo, Prag 1933 (Taf. 26 und 43, ‘Vergleich mit Normalwichsigen). (1) Scuenesta, Bambuti-Pygmaen I, 234. 239. 242 it. (2) Genauere Untersuchungen in dieser Frage sind nur am Original méglich. Das gilt noch mehr von 1. Zz., 1 P. Bei Spz., 1 P ist QA ungefabr normal. (8) Scarszsta, Bambuti-Pygmden I, 187. 238. (4) Die Abnlichkeit von okzipitaler Region und der Form des Unterkiefers bei beiden ist auffallend. Zur knickebeinigen Haltung bei Spz., 1 P- 3 P's. 0. im Zu- sammenhang mit der Merkmalkombination. Spz. 4P hier Fig. 1 u. 2. (6) Durnacuen, Geogr. Inschr. I, Leipzig 1865, Ta. 31 hat nur das Ideogramm : 266 DER ZWERG IN DER AGYPTISCHEN GEMEINSCHAFT Zeugnis des AR eine bedeutende Rolle spielten und sich durch ihre Wertschatzung deutlich von den pathologischen Zwergen unterschieden. Im AR wird die Bezeichnung dng fir Pygmaen (Urkunden I, 128 ff., Pyramidentexte 1189) und pathologische Zwerge, z.B. in dngw ssrw, Leinwandzwerge (4), gebraucht. Dng muss in dem letzten Falle den pathologischen Zwerg bezeichnen, da Urkunden 1, 128 ff. dagegen spricht, dass im AR so viel Pygmaen im Lande waren, dass sie ganze Gruppen bilden konnten. Die pathologische Form des proportionierten Zwergwuchses kann durch Hypophysenhypofunktion oder Organerkrankungen verursacht sein (*). Beim hypophysaren Zwergwuchs sind die Proportionen normal (beim Beispiel von Hegglin QB 1,24) °). Darum ist die Deutungsun- sicherheit in Verbindung mit me lichem, Bedeutungsmassstab hier am gréssten (12. Dyn., 1 H). Auch die anderen pathologischen Mei k- male (*) kénnen die Deutung nicht sichern (®). Vielleicht ist diese Zwergenform wegen der mangelhaften Eindeutigkeit selten darge- stellt worden. Zum. disproportionierten Zwergwuchs gehdren Chondrodystrophie, Anomalien der Wirbelsaule, Rhachitis, Kretinismus und Fussdeformi- taten. Jedoch miissen diese Missgestaltungen ausser der Chondro- dystrophie und dem Kretinismus nicht immer mit zwerghaftem Er- scheinungsbild verbunden sein. « (Zwergenideogramm) nw bjswt rss. Die Lesart dng ist also keineswegs zwingend, sondern konnte héchstens in Analogie zu alten Umschrefbungen der Pygmaen wie in Urkunden I, 128 ff. vermutet werden. Grundsitzlich zur Méglichkeit afrikanischen Ursprungs des Wortes W. Vvarcut, Annales d’Ethiopie 1957, 248 f. ; danach kénnte dng von den Pygmien auf die (als Pygméenersatz gebrauchten ?) pathologischen Zwerge Ubertragen worden sein. E, EpEL, Alfag. Gramm. § 130,4 liest dig. (1) Jonxer, Giza V, 12. (2) Zum hypophysaren Zwergwuchs R. Hecetin, Differentialdiagnose innerer Krankheiten, Stuttgart 19618, S, 39 f. und S. 40 Abb. 35. (3) Normal sind ungeféhr folgende Werte fir QB: O Jahre = 0,92; 2 J. = 1,0; 6 J. = 1,04; 12 J. = 1,1; 25 J. = 1, 25. QA beim Erwachsenen = 0,85. (4) Genitalien unterentwickelt, sekundare Geschlechtsmerkmale (Behaarung, tiefe Stimme ; bei der Frau Briste, langes Haar, Stimme w.a.) bleiben ganz aus, gelegentlich + Stammfettsucht s, Akromikrie (Finger, Zehen, Gesicht), Erschép- fungszustande, Kopischmerzen, Schstorungen, geistige Fuhigkeiten dagegen normal entwickelt. (5) Siehe 4. Dyn., 1 H (unglicklicherweise unzuldngliche Reproduktion : Schritt, Ansatz des Geschlechtsteiles). Deutung als Knabe ist keineswegs ausgeschlossen (1), so 2.B. W. R. Dawson, Annals of Medical History 9, 1927, S. 321 Fig. 33. 267 EGYPTE PHARAONIQUE Ursache der Chondrodystrophie sind Wachstummstérungen am Knochen, durch die das Langenwachstum reduziert ist, wahrend das Dicken- und Weichteilwachstum, normal bleibt (5. Dyn., 24 C)@). Die Folge dieser Wachstumsstérung ist die Erscheinung des Sitzriesen, da der Stamm anndhrend normal gewachsen ist, die Extremitaten im Verhaltnis zu ihm aber zu kurz sind (6 Dyn., 19 C; 5. Dyn., 13 C). Das mangelhafte Langenwachstum der Schédelbasis fahrt zu einge- zogenen Nasenwurzeln (5. Dyn., 24 C; R. Hiickel, ZAS 70, 104 Abb. 1 und 2), Vergrésserung des Schadels in der Breite tiber die normale Kopf- Rumpf-Proportion hinaus ist méglich (Hiickel, a.a.0. ; zu weiteren De- formationen S. 262 Anm. 4 und W. R. Dawson, JEA 24, 188). Leichte Kriimmung der Beine (1. Dyn., 1 C; 5. Dyn., 9 C; 5. Dyn., 24 C) und leichte Lordose (dwn, 2 C ; smr-hi, 1 C (2); 5. Dyn., 17 C; 6. Dyn. 6 C; 6. Dyn., 15 C; MR, 1 C; Hitckel, a.a.0.) kénnen ebenfalls mit der Chondrodystrophie verbunden sein. Die Haut ist fiir die dicken, aber zu kurzen Extremititen vielfach 2u weit (5. Dyn., 24 C). Durch starke Verkiirzung der oberen Extremitaten nehmen die herabhangenden Hande Suppinationsstellung ein (5. Dyn., 24 C; Hiickel a.a.0.), Das Leiden kann erblich sein. E. Letterer nennt als mégliche Ursache auch foétale Rhachitis. Aber dieser Krankheitsgrund diirfte fiir das sonnige Agypten selten zutreffen (). Seit dem MR werden die chondrodystrophen Zwerge mit nmw () bezeichnet (11. Dyn., 1 C und 2 C). Der im AR den Zwergen oft bei- geliigte Eigenname (s. Anhang I, auch zur FZ) ist hier durch eine offenbar recht spezielle Gattungsbezeichnung ersetzt (zu beachten (1) Zur Chondrodystrophie R. Heceui, a.a.0. S. 39 und Abb. 34, weibliche Patientin (QB 0,08); E. Lerrerer, a.a.0. S. 440 f. und Abb. 359, mannliche Tot- geburt mit deutlicher Mikromelie (der Hydrocephalus gehért nicht zum Bild der Chondrodystrophie), die chondrodystrophe Missbildung ist also schon beim Neu- geborenen zu erkennen (1) (hier als Fig. 3 mit freundl. Erlaubnis des Verf.); H. J. Wotr, Einfiihrung in die innere Medizin, Stuttgart 19607, S. 602. Zur ag. Darstellung der Chondrodystrophie s. Fig. 4. (2) Ci. H. F. Siznisr, A History of Medicine, 1951, 47. Gegen fétale Rhachitis im Zusammenhang mit Chondrodystrophie mit guten Grimden Hicker, a.a.0., 103-117. (3) Worterbuch UL, $. 266 nmj, S. 267, 4 und 5 nmm, 6 nm.t. Zur Auseinanderset- zung mit Gardiners Interpretation von Sinuhe B 195 (GanprNen, Sinuhe 1909, 412 Anm. 11) s. ausser Anm. 10 J. Serreast, Unters. zu allay. Bestattungsdarstel- Tungen, in; Abhandl. des Deutschen Archaol. Inst. Kairo, agyptol. Reihe, Bd. 3, 1963, S. 43 f. 268 DER ZWERG IN DER AGYPTISCHEN GEMEINSCHAFT ist hierzu die Kombination mit 11. Dyn., 1 Or, 2 S und 3 Or) @). Im NR ist nmw eindeutig Eigenname (°), der ohne jeden mildernden oder interpretierenden Zusatz die alltagliche Gestalt des Individuums vor- dergriindig klassifiziert (*). Sehr viel spater wendet sich Amenemope mit theologischen Argumenten gegen die agressiven Auswiichse dieser vordergriindigen Beurteilung (#). Die theophore Namenbildung pih- stm-p3-nm (Spz., 1 C) dagegen scheint durch das zeitgendssische Frém- migkeitsgefiihl gepragt zu sein. Die Anomalien der Wirbelsdiule treten in dreifacher Form auf: als Skoliose, Kyphose und Lordose (°). Die Skoliose beruht auf nur halbseitiger Wirbelanlage (« Keilwirbel») und fahrt zur lateralen Ab- weichung der Wirbelsdule. Die von ihr Betroffenen missen keineswegs immer Zwerge sein (VZ, 2; 5. Dyn., 1 $ und 3S; 6. Dyn, 1S; 11. Dyn., 2S; Spz., 1S). Bei Skoliose miissen QA und QB vergréssert sein, da der Rumpf verkirzt ist. Die Kyphose ist die sagittale Abweichung der Brustwirbelsdule nach dorsal (5. Dyn., 2 K) (8), die Lordose die der Lendenwirbelsdule nach ventral (shéj, 1 L; s. auch oben zu den Pygmien und Chondro- dystrophen). Der krankhafte Zustand kann angeboren oder erworben sein. Zur Rhachitis in Agypten wurde bereits oben grundsatzlich Stellung genommen. Das Erscheinungsbild dieser Krankheit (*) kann sich teil- weise mit dem der Chondrodystrophie berihren: gelegentlich Kurz- (1) Auch wenn nmw Eigenname sein sollte, wire im Verhaltnis zum AR deutlich, dass jetzt das Anderssein des Zwergs stirker betont wird (in diesem Falle selbst in der Namengebung). (2) H. Ranxe, Personennamen I, 204, 10. (8) Sicherlich ist dieser Sachverhalt von demselben Grundverstindnis bestimmt, wie der Humor des NR, der darauf abziclt, die vielen kleinen Schwichen und Hass lichkeiten des Alltagslebens mit grésster Deutlichkeit herauszustellen. (4) H. 0. Lanox, Das Weisheitsbuch des Amenemope in : Det Kgl. Danske Videns- kabernes Selskab, Hist.-filol. Meddelelser XI, 2 Kopenhagen 1925, 119 ff. (Kap. 25; bei Lange XXIV, 8-20). (5) A. Watpever, Anatomie I, Berlin 1957, 91 und 103. (6) Die Pottsche Krankheit fahrt zur kyphoseartigen Deformierung der Wirbel- sdule; im Gegensatz zur Kyphose ist hier das Riickgrat spitzwinklig geknickt. Medizingeschichtliche Erértertung bei StcEnist, a.a.0., 53 f. ; zur Pottschen Krank- heit, Kyphose, Kyphoskoliose und Skoliose F. Jonckarens, Chronique a’ Eg. 23, 1948, 24-35 (mit Abb. (7) Siebe Hicker, a.a.0. 269 EGYPTE PHARAONIQUE gliedrigkeit der unteren Extremitaten verbunden mit hochgradiger Verkriimmung (bei Chondrodystrophie héchstens leichte Verkriimmung) ; die Wirbelsiule kann skoliotisch verkriimmt, die Nasenwurzel kann eingezogen sein. Neben der starken Verkriimmung der unteren Extre- mitaten (11. Dyn., 1 C und 2 C)() ist die Trichter- bzw. Hihnerbrust fiir die Rhachitis bezeichnend (gerade im Unterschied zur Chondro- dystrophie). Kretinismus scheint nur einmal (18. Dyn.) belegt zu sein (*). Fussde- formitaten sind ebensowenig wie Skoliose immer Anlass von Zwerg- haftigkeit (*). Individuen mit Fussdeformitaten erscheinen in Kompo- sitionsrelation mit Chondrodystrophen (11. Dyn, 1 Or und 3 Or, in beiden Fallen pes varus, « Klumpfuss ») oder allein (18. Dyn., 2 C - 15 C, nach Ausweis der Quotienten mit Sicherheit Zwerge). Im MR bezeichnet jw Individuen mit Skoliose (11. Dyn,, 2S) und dnb solche mit Fussdeformitaten (11. Dyn., 1 Or und 3 Or) ®. B. Historische Untersuchung. Der weitere Fortgang der Untersuchungen ist chronologisch be- stimmt. Dabei ist das Material des AR am ausfiihrlichsten, das Material der Zeit danach eklektisch behandelt. 1, Vorzerr. Die Deutung der Belege der Vz. ist allgemein unsicher (s.0. zur Deutungsunsicherheit), deshalb sollen hier nur einige Bemerkungen (1) Nach Sicenisr, a.a.0., 47 und Beischrift zu Fig. 4 ist die Diagnose nicht sicher. (2) Beleg und medizingeschichtliche E,érterung bei Srcrnist, a.a.0., 46 und Anm. 50; rein medizinisch R. Heccury, a.a.0., 89; E. Lerrensr, a.a.0., 440 und 439 Abb. 357; H. J. Wor, a.a.0, 483. Dieser Zwergwuchs ist hypothyreotisch {Schilddrisenhypofunktion), ¢normalerweise » mit Imbezillitat (angeborenem oder in frihester Kindheit erworbenem Schwachsinn) und angeborener Taubheit ver- bunden. Besondere Merkmale sind nach Wolf: eingezogene Nasenwurzel, grosser Schiidel und Kleines Gesicht, greisenhafles Aussehen durch tiefe Gesichtsfalten, dicke Zunge, tief liegende Augen, Schielen, Maulwurfstatzen, Spitzfuss, Froschbauch, blasse und teigige Haut, hingende Arme und gebeugte Knie. (3) Fussdeformitaten ohne Zusammenhang mit dem zwergischen Bereich bei Sigerist, a.a.0., Fig. 1.2. 20. 4) Zu gsr (hbr. Wurzel), + der Kurze» als n. pr. W. Hetox, Die Beziehungen Agyptens zu Vorderasien im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr., Wiesbaden 1962, 376, Nr. 29. dnb im n. pr.: Ranke, Personennamen I, 278, 4, 270 DER ZWERG IN DER AGYPTISCHEN GEMEINSCHAFT zur Morphologie gemacht werden. Rein phinomenologisch treten min- destens 5 Typen auf: 1. Vz., (1); 2. der ¢ Mac-Gregor-Typ », Vz., 2 C - 4033. Vz,15; 4 Vz. 5 C; 5. Vz, (2). Den 1. Typ hat Hornblower (s. Vz. (1)) ausfiihrlich beschrieben und vorbehaltlos als Zwerg interpretiert, trotz Deutungsunsicherheit. Medizinische Methoden versagen bei der Deutung zu so friiher Zeit und bei so starker Stilisierung (1). Vermutlich sind die zwar vom ¢ chen Frauentyp abweichenden (*), aber en face dargestellten Figuren Frauen (*). In welchem unmittelbaren Aktionszusammenhang sie mit den beiden mannlichen Figuren und den anderen Objekten stehen, wenn dies tiberhaupt der Fallist, zeigt die Kompositionsrelation nicht (4). Auch kunstgeschichtliche Vergleiche fihren zu keiner Klarung (°). Phanomenologisch sind manche Merkmale vergleichbar mit sicher nicht zwergischen Figuren in agyptischen Felszeichnungen (°), aber auch mit sicher zwergischen Figuren spiterer Zeit (*). (1) Nach Horweiower,, JEA 16, 14 Fig. 2 QB normal, QA verkleinert ; umnatir- liche Arm-Schulter-Kopf- und Oberschenkel-Gestalt ; Kopf- und Rumpfbreite im Verhiltnis ; Beine der Figur oben re. im Verhiltnis zu den anderen, li. Arm der Figur unten re., Die Quotienten haben hier nati.lich nur relative Bedeutung! (2) Zum Ublichen zeitgendssischen Frauentyp Worr, Kunst, 38 f.; CaParr, Primitive Art, Abb. 92. Zur Einmaligkeit der Figuren HomnsrowEn, a.a.0. :¢...per- haps the example ... is unique .... ¥ (8) ScHanrr, Altertiimer I, 142. (4) Hierzu allgemein Scuanrr, Altertiimer I, 142; Scudren, Kunst, 164. Auch der numerische Vergleich gibt keine Hinweise (zu parallelen Kompositionen Anm. 8). Stehen die 4 Frauenfiguren mit den 4 Gefisséffnungen in Zusammenhang? Zum Zusammenhang zwischen Bes, Geftiss und Inhalt bei einem spiiten Gefass s. Hornsiower, a. a. O. 15 f. (5) Vz., (1) und J. E, Quipeut, Archaic Objects, Cat. Gén., pl. 22, 14518 berthren sich in numerischer (4 krummbeinige Individuen, 2 normalwtchsige und phal- lische (2) und gestalttypischer (Arm-Schulter-Kopf- und Bein-Gestalt der Vierer- gruppe, von den 2 Normalwitchsigen einer mit und einer ohne ¢ Kopfputz ») Hin- sicht. ef. Caparr, Primitive Art, Abb. 92, wo eine Gruppe von 2 Miinnern mit und ohne Kopfputz und eine tanzende (so E. Bruner, Tanz, 11) Frau bei einem Schiff mit Flamingos dargestellt sind. (6) H. A. Winger, Rock-drawings of southern Upper Egypt, I und 11, London 1938-39. Grundsitzliches Gestaltungsprinzip, Betonung der Hitften, Manner: I, Taf. 27, 1- I, Taf. 51, 1, Text S. 31; Frauen: II, Taf. 42, 1, Text S. 28 (hier auch Erliuterung des Darstellungstypus). Arm-Schulter-Kopf-Rumpf(oben)- Gestalt: I1, Taf. 43, 1, Text S. 28. (7) Die Arm-Schulter-Kopf-Gestalt ist vergleichbar mit dwn, 1 (Arm li.) und smr-l, 1 C, die Arm-Schulter-Gestalt mit der Mac-Gregor-Gruppe. Die Gestalt 271 EGYPTE PHARAONIQUE, Die Abweichung des Mac-Gregor-Typs von der zeitgenéssischen Normalgestalt (4) legt die Zwergendeutung nahe (*). Vz., 1 scheint ebenfalls weiblichen Geschlechts zu sein. Die Arme sind deutlich zu kurz (kinstlerische Disproportionicrung?). An dem stark stilisierten Beleg Vz., 5 C (8) ist die Bewertung von Einzelheiten unméglich, nicht einmal das Geschlecht ist sicher. 2. Fatuzerr. a) Typologischer Uberblick. Mit dem Beginn der Fz. nimmt die Deutungssicherheit zu. Phano- menologische Typen sind jetzt: 1. der shfj-Typ auf Stelen (shij, 2 C und 1 L) und auf einer Schale als Ritzzeichnung (shfj, 1 C);2. der dwn-Typ (dwn, 1 G-4 C);3. der smr-hi-Typ (smr-hi, 1 C und 2 C); 4. 1. Dyn., 4 C;5. 1. Dyn., 1 C; 6. 1. Dyn, (1). Gemeinsam ist allen Typen die stehende Haltung (mit Ausnahme von 1. Dyn., (1)), ge- trennte Beine, vom Rumpf geléste Arme (Ausnahme 4.-6. Typ). Atm und Rumpf tiberschneiden einander in flachbildlichen Darstellungen nur einmal (1. Dyn., 4 C). Der Umriss der Belege des shéj-Typs ist in Einzelheiten variabel, das allgemeine Schema der Gestalt dagegen invariabel : Kopf seitlich (eindeutig sfifj, 1 C, wahrscheihlich auch in den anderen Fallen), Schul- tern von vorn, Beine seitlich, vorderes Bein im Knie deutlich gebeugt, hinteres wenig nach hinten durchgedriickt, Arme deutlich vom Rumpf gelist, Gesiss vorgewdlbt. Die zeitgendssischen Frauendeterminative auf Stelen (*) zeigen ebenfalls gemeinsame feste Merkmale allgemeiner der Beine erinnert an Bes-Darstellungen. Einen vergleichbaren Zwergenbeleg mit entsprechender Arm-Schullter-Kopf- und Bein-Gestalt gibt es nicht ; man kénnte hichstens an die Mac-Gregor-Gruppe denken, deren Bein-Gestalt aber zu stark abweicht. (1) W. M. F, Pernre, Prehistoric Egypt, Taf. II unten li., beide Typen zusammen. (2) Far die Zwergendeutung Horxetower, Scuarrr, Caparr. (3) Kopfform mit Ohren, Gesichtsgliederung erinnern an Scuanrr, Allertiimer II, Taf. 13 Nr. 59, die Vergleichsmomente sind jedoch zu vage, als dass hier die Deutung ankniipfen kénnte. (4 Zum Fehlen von Mannerdeterminativen auf Stelen unter shfj und zum Er- scheinen derselben unter wd s. P. Kaprony, a.a.0. I, 222 ff.; Belege fir Frauen- dcterminative ib., 224 (in der Tabelle V und V1). 272 DER ZWERG IN DER AGYPTISCHEN GEMEINSCHAFT Art und gleichzeitig variable Einzelheiten der Gestaltung ; im Gegensatz zu den Zwergendarstellungen sind sie fast gar nicht detailliert. Beim dwn-Typ ist das allgemeine Schema der Gestalt geblieben: In Einzelheiten sind Anderungen eingetreten, die auf einen iiberge- ordneten Entwicklungszusammenhang zuriickzufiihren sind. Das be- weisen die gleichen Vorginge am Frauendeterminativ. Den Neue- rungen ahnliche Gestaltmerkmale bei Mannerdeterminativen besta- tigen die Allgemeingiiltigkeit des gewandelten Gestaltverstandnisses (*). Der Umriss ist jetzt weniger zufillig, seine Linien sind gerader. Die Figuren sind schlank. Dieser Eindruck wird verstarkt durch die ge- raden Linien des Umrisses und den Verlauf der Oberarme, der nur wenig von der vertikalen Rumpfachse abweicht. Der vordere Arm ist am Ellenbogen schwach gebeugt, so dass die Hand leicht vorge- streckt wird. Die sehr deutliche Darstellung der Hande ist auch fir die Normalwiichsigenfiguren der Stelen bezeichnend. ‘Auch den smr-ht-Typ bestimmt das bereits bei den shtj-Darstellungen Deschriebene allgemeine Schema. Die Umrisse der beiden Belege sind so klar wie bei dwn, 1 C, aber die Gestalten sind nicht mehr schlank, Rumpf und Extremitaten sind gedrungen wie die beigefiigten Hiero- glyphen. Die Disproportionierung wird dadurch augenfilliger. Die Standflache wird vergréssert. Der Arm-Schulter-Abschnitt erinnert an Vz., (1): er liegt auf einem Bogen, dessen Endpunkte vom Rumpf entfernt sind; der Winkel am hinteren Arm-Rumpf-Ansatz ist einer Rundung gewichen. Der 4. Typ., 1. Dyn., 4, falllt aus dem Rahmen der bisherigen 3 Typen heraus : die Figur ist keine Hieroglyphe, sondern steht in einem kleinen Kompositionszusammenhang (*), es ist ein weibliches Wesen. Die Quotienten deuten auf Chondrodystrophie. Die ebenfalls weibliche Figur 1. Dyn., 1 C weicht nur mit QB von der Normalwiichsigenproportion ab. Knickebeiniger Stand und vorge- wolbtes Gesiiss sind allgemeinzwergische Merkmale, die auch zur oben erwihnten festen Merkmalkombination gehoren (S. 262). Die « Sabel- beine» sind fiir Chondrodystrophie bezeichnend (°). (1) Belege fur Ménnerdeterminative Kaptowy, a.a.0. (in der Tabelle III und IV). (2) Funktionsrelation : Kammerdienerin? Partnerrelation : unklar. (8) cf. Scuanrr, a.a.0. II, Taf. 16, 79, Text S. 50 f. zu den Proportionen, aber auch den Beinen (Frisur zwar dhnlich in den Nacken hangend, aber sonst vollig anders) ; cf. Qurpett, Hierakonpolis I, Taf. 9 unten 2. Fig. von re. grundsatzlich zum Typ der Stehenden mit in den Nacken hangender Frisur. 273 EGYPTE PHARAONIQUE Typ 6, verschiedentlich als Zwerg gedeutet (Petrie, Ballod, Hornblower), hat normalen QA und keine Merkmale pathologischen Zwergwuchses, Typengeschichtlich kiindigt sich in den Zwergendeterminativen der Stelen bereits der Hieroglyphentyp an. Schon in der 1. Dynastie ist hier der stehende Zwerg den sitzenden Normalwiichsigen gegentiber- gestellt @). b) Zwerg und Normalwiichsiger. Die Aufteilung des Hofstaates in Manner, Frauen, Zwerge und Hunde bringt im Rahmen der allgemeinen Analogie auch die Analogie zwischen. Zwergen und Normalwiichsigen zum Ausdruck (%). Wie bei allen Angehdrigen dieser Gruppen ist gewiss auch bei den Zwergen die Rela- tion auf den Konig die primare (*). Waren auch die Zwerge ein Glied der der Persénlichkeit des Kénigs zugehérigen Welt, so mussten sie ihre Funktion weiter ausiiben, wenn es um den Fortbestand der Person des Kénigs und also um den Fortbestand des dieser Person wesen- haften Relationsganzen ging (4). Das schliesst den Aspekt der Wechsel- wirkung nicht aus, nach dem sich auch umgekehrt die Leben erhaltende Funktion des Kénigs auf die Glieder des Hofstaates richtet (°), Die grosse zeitliche Verbreitung der Zwerge, von der die Stelen der 1. Dy- nastie zeugen, kann kaum durch haufiges zufalliges natiirliches Auf- treten derselben erklart werden. Dies allein hatte eher den Seltenheits- wert der Zwerge gemindert, als dass es zu ihrer anhaltenden Verwen- dung gefiihrt hatte. Vielmehr kénnte die grosse zeitliche Verbreitung der Zwerge zeigen, dass an ihnen ein bleibendes Interesse bestand und man auf ihre Funktion nicht gerne verzichtete, dass sie also in Analogie zu den Normalwiichsigen vollwertige Funktionstrager waren. Weiterhin kommt die Analogie zu den Normalwiichsigen zum Ausdruck (1) Zu stehenden Mannerfiguren am Ende der 1. Dynastie auf Stelen in Abydos Kapony, a.a.0., I, 439. (2) Zur Gleichwertigkeit von Zwergen und Hofleuten Kapzony, 2.2.0. I, 374, (8) ef. Fundort von smr-Bt, 1 A und 2A; q7, 1A. (4) cf. Kartony, a.a.0. I, 364. Zur auf den lebenden Kanig gerichteten Funk- tionsaustibung von Angehérigen des Hofstaates E. HoRNuNG, Grundztige der dgyp- lischen Geschichte, Darmstadt 1965, 12. (5) Diesen Aspekt stellt H. Kexs, Kulturgeschichte, 1933, S. 196 heraus. 274 DER ZWERG IN DER AGYPTISCHEN GEMEINSCHAFT durch die gleichartige Bestattung (), die Errichtung von Stelen (*), einen eigenen Namen und Teilnahme am Wandel des jeweiligen Ver- stehens- und Darstellungsganzen (z.B. Wandel der Typen). Der Aspekt der Grenze im Verhdltnis zu den Normalwiichsigen wird eben- falls verschiedentlich sichtbar, so in der Zuordnung zu einer besonderen Gruppe in der shéj- und dwn- Zeit durch Determinativ (*) ; dazu setzen eigene Stelen und Namen die individuelle Grenze. Dabei scheint der Name keine negative Grenze auszudriicken im Sinne von Spott oder Betonung der Krankheit, sofern man nicht 5dj (*) etwa als Wunsch- namen bei der Geburt des missgestalteten Kindes (5) und dd (®) ent- sprechend etwa als Ausdruck der Fiigung in das Handeln des Gottes sehen will. Typenhafter ist die mit der Gestalt gesetzte Grenze. Um das aligemeine pathologische Bild herauszustellen (Proportionen, even- tuell pathologische Veranderungen am Skelett), ist die Darstellung detailliert und sind die Determinative offenbar von Anfang an stehende Figuren. Vielleicht verbirgt sich in der Angleichung des Zwergen- determinativs an den Titel durch Voranstellung unter smr-ht die Vor- stellung apriorischer Funktionsqualifikation durch das blosse Zwerg- sein. Dazu-kénnte sich gut die gleichzeitige Namengebung fiigen (’). Schliesslich geht auch von der Minderzahl zwerghafter Individuen eine Grenzwirkung aus. Dass nur eine einzige Stele einer Zwergin erhalten ist, kann Zufall sein. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Grenze der Normalwiichsigenrelation positiv bestimmt ist. Sie tritt zwar sehr deutlich hervor, ist aber aus der unten noch naher zu er- lauternden Sicht der positiven Funktionsqualifikation gesehen. Aller- dings kann dabei die Méglichkeit wenigstens einer negativen Nuance in der Namengebung nicht vdllig ausgeschlossen werden, wenn auch _ @) Allerdings wurden auch Tiere in Grabkammern beigesetzt. Zu einem Hunde- grab des AR J. Janssen, MDAIK 16, 1958, 177. (2) Aus der Zeit des dwn auch 2 Hundestelen. Zu deren Bewertung Karrony, a.a.0. II, Anm, 1351; Ausschluss anderer Tierstelen bei dwn s. a.a.0., Anm. 1400. (3) Zusammenfassend Kaptony, a.a.0., 222 ff. ) Zum Namen Karuony, 651. (5) Zur Beachtung der «Knochen+ bei der Geburt ef. Westcan, 10, 10 (rad ksw.f). Zur grundsaizlichen Méglichkeit der Erkenntnis yon Missgestaltung un- mittelbar nach der Geburt s. S. 268, Anm. 1. Die Grdsse des Kopfes von Chondro- dystrophen gefhrdet Mutter und Kind bei der Geburt, so dass die Namenge- bung auch unter diesem Gesichtspunkt erfolgt sein kénnte (s. S. 262, Anm. 4). ~ (6) Kartony, 667. (1) nfr(), Kartony, 540. 275 EGYPTE PHARAONIQUE gerade die Bildung vollwertiger Namen die positive Grenzziehung bestatigt und positive Teilnahmebekunding ausrdiickt (4). ¢) Zwerg und Funktion. Die Zwerge begegnen uns in der 1. Dynastie als Tanzer, Kammer- diener und Kleiderzwerge (). Wie die agyptische Kulturgeschichte im Ganzen zeigt, dass ein Zwerg auf Grund seiner physischen Beschaffen- heit nicht jedes Amt, etwa das eines Wesirs ®) oder Berufssoldaten hatte bekleiden kénnen, so diirfte schon in friihester Zeit eine Grenze dieser Art als selbstverstandlich gegolten haben. Auch aus den kiinst- lerischen Darstellungen in der Mastaba des snb spricht der Stolz dessen, der eine schwer iiberwindbare Grenze durchbrochen hat. Explizit scheint jedoch die Grenze der Funktionsméglichkeiten fiir die Zwerge nicht negativ bestimmt worden zu sein. Eher diirfte sich mit zunehmen- der Herausstellung der einmaligen Funktionsqualifikation von selber in zunehmendem Masse die Grenze zu dem ausserhalb des Qualifikations- bereiches Liegenden positiv abgezeichnet haben: so sind offenbar wenigstens in einzelnen Fallen Zwerge den Normalwiichsigen, die sie sicher hatten ersetzen kénnen, vorgezogen worden, so driicken vielleicht einzelne Namen die besondere Qualifikation aus, und so gibt schliess- lich die Anndherung des Zwergendeterminativs an einen Titel eae dies zu erkennen. d) Zwerg und Partner, Zwerg und Komposition. Zur Beziehung zu einem Partner ist iiber die bisherigen allgemeinen soziologischen Andeutungen hinaus nichts zu sagen. 1. Dyn., 4 C ist zu dieser Frage, wie auch der der Einbeziehung in einen Kompositions- zusammenhang nicht hinreichend ausdeutbar. * (@) Zu Amara und Zwergenbezeichnungen des MR wie nmw, dnb s. unten; dagegen in der 1. Dynastie Namen als positive Funktionsbeschreibungen. (2) Zum Tanz und sjmj-ntr, zum Kammerdiener und (w)dj usb, zu den Kleider- zwergen und Stele 220 s. Karnowy, a.a.0., I, 375. ~ (3) Die zwerghaften Wesire von Amarna zeigen, wie absurd das fur agyplisches Empfinden ist. 276 DER ZWERG IN DER AGYPTISCHEN GEMEINSCHAFT 3. Autres REIcH. fe a) Zur Entwicklungsgeschichte. Auch im AR reicht das Material zur entwicklungsgeschichtlichen Betrachtung nicht aus. Es muss offen bleiben, ob sowohl die Liicke zwischen der 1, Dynastie und der 4./5. Dynastie als auch die geringe Zahl der Belege der 4. Dynastie auf Zufall oder tatsdchlicher zeit- weiliger Bedeutungslosigkeit der Zwerge, wie wahrscheinlich im NR, beruhen. Wenn die Zwerge nach der 1. Dynastie tatsiichlich in Ver- gessenheit geraten sein sollten, ware des unvermittelte und zahlreiche Auftreten seit der Mitte der 5. Dynastie schwer zu erklaren @). Immerhin sind einzelne Traditionszusammenhange nachweisbar, so zwischen 5. Dyn., 9 C - 10 C und 6. Dyn., 20 C und 1 S, beide in Gise. Die beiden Zwerge als Kammerdiener in senkrechter Kolumne mit normalwiichsigen Berufsgenossen bei njswt-nfr gehen vermutlich ebenso wie die Opferliste auf si7t-Jtp (ebenfalls in Gise!) zuriick. Njswt-njr iibernimmt die Komposition mit den 2 Scheintiiren und dem dazwischen stehenden Herrn, fiigt hinter diesem jedoch die Ehefrau hinzu und erhéht in den Kolumnen, welche die Aussenseiten der Scheintiiren begrenzen, die Zahl der stehenden Figuren von 3 auf 4. Davon sind in der Kolumne rechts die beiden unteren Figuren jetzt Zwerge. Bei ssm-nfr schliesslich wird die Blickrichtung des Ehepaares und der 4 Figuren der rechten Kolumne nach rechts gewendet und die Darbringung von Opfertieren und Nahrung zwischen den beiden Scheintiiren ganz gestrichen, so dass hier nur das Ehepaar mit einer wenig abwechslungs- teichen Ansammlung von 8 Personen tibrig bleibt ; ferner werden in der Kolumne rechts die mannlichen durch weibliche Dienerfiguren ersetzt und die Zwerginnen nach oben gestellt. S8m-njr scheint also auf njswt- nfr als Vorlage zuriickzugreifen. Vielleicht besteht auch ein Zusammenhang zwischen den sehr ahn- lichen Varianten des Motivs des Zwergs, der einen Affen auf dem Kopf (1) Dass die. Verbindung mit Ptah ein besonderes Merkmal der Zwerge des AR ist, lasst sich nicht beweisen. Einerseits treten die Zwerge seit der 4. Dynastie auch in nichthandwerklicher ‘Funktion auf, andererseits ist Ptah auch fir die nor- malwichsigen Handwerker_zustindig. Deshalb wid man die Erwahnung des Gottes in Zwergenreden (5. Dyn., 14 C) nicht iberbewerten diirfen. Im Falle bevor- zugter Verbindung des Ptah mit Zwergen fiele das enge handwerkliche Betatigungs- feld auf (Juwelier- und Textilarbeiten). 277 EGYPTE PHARAONIQUE bew. auf der Schulter tragt: 5. Dyn., 8 C, Gise, in einer Hand den Strick des Affen, der auf dem Kopfe hockt, in der anderen einen Korb (2); 6. Dyn., 8 C, Saqqara, Hande wie vorher, Affe auf der Schulter ; 6. Dyn., 15 C, wieder Gise, in einer Hand Strick mit dem Affen, die andere Hand stiitzt Hinterpfoten des Tieres, das wieder auf dem Kopfe hockt. b) Typologischer Uberblick. In den Zwergendarstellungen der Flachkunst des AR sind die beiden Grundtypen des stehenden bzw. schreitenden (Typ I) und sitzenden bzw. hockenden (Typ IJ) Menschen vertreten. Dabei entfallen bei 48 Belegen fiir das AR auf Typ I 6 und auf Typ II 3 Variationen (5. und 6. Dynastie mit je 6 und 7 Variationen beider Typen). Typ I iiberwiegt zu jeder Zeit: von den 48 Belegen entfallen auf Typ I 34 (4. Dynastie 2, ;5. Dynastie 13, 6. Dynastie 18), auf Typ II 14 (5. Dy- nastie 12, ;6. Dynastie 2), Typ I verdrangt in der 6. Dynastie Typ II bis auf nur eine Variante, die dazu auf den Anfang der Dynastie fallt. Diese Tendenz tritt auch deutlich in der Kombination von Typ I und Typ II zu Tage (): Mitte der 5. Dynastie (tiberhaupt erstes Auf- treten von Typ II in flachbildlichen Zwergendarstellungen, zu 1. Dyn., (1) 8.0.) wp-menjrt, Gise, 5. Dyn., 11 C- 14 C, Vierergruppe mit je einem Paar auf Sitzen ohne Lehne baw. mit angezogenen Knien am Boden hockend ; ahnlich ¢j, 5. Dyn., 3 C-4 C, nur sitzt der Zwerg rechts auf den untergeschlagenen Beinen; sr.f-k3, Schech Said, 5. Dyn., 20 C - 23 C kombiniert 3 Zwerge nach Typ II (auf Hockern?) bereits mit einem nach Typ I (Ablieferer mit Kragen in einer Hand) ; Ende der 5. Dynastie kombiniert pth-btp, Saqqara, 5. Dyn., 15 C - 18 C, als arbeitende Zwerge je zwei nach Typ IJ (auf Hockern wie bei wp-m-nfrf) und Typ I (beide Hande in Funktion) ; ebenfalls in Saq- qara dieselbe Kombination Anfang der 6. Dynastie bei mrrwk3, 6. Dyn., 1 C- 4 C; in Deschasche, jntj, 6. Dyn., 6 C-7 C und 21 C er- scheint nur noch Typ I, die beiden arbeitenden Zwerge mit geneigtem Oberkérper als neue Variante, dabei erinnert die Kombination Arbei- tende - Abliefernder an sr.j-k3 (5. Dyn., 20 C - 23-C) und nimmt auch hier rein formal gesehen die Stellung einer Ubergangsform ein zum Aufbau der Vierergruppe nur arbeitender Zwerge ausschliesslich nach Typ I wie bei jbj in Der al Gebrawi, 6. Dyn., 9 C - 12 C. (1) Die Beschreibung der Gruppen erfolgt von links nach rechts. Zusammenstel- lung der Typen des AR nach Ort, Zeit und Funktion auf der Tabelle in Anhang II. 278 DER ZWERG IN DER AGYPTISCHEN GEMEINSCHAFT Die Ausdrucksmittel der Zwerghaftigkeit sind bei Typ I und II zum Teil die gleichen. Nur einige seien angedeutet (fiir diese und andere sind zum gréssten Teil Beispiele im medizinischen Abschnitt zusammen- gestellt): QA und QB werden in Saqqara und Deschasche meistens sehr deutlich, in Gise nicht immer deutlich und in Der el Gebrawi kaum herausgestellt ; Kurzfingrigkeit soll vielleicht bei 5. Dyn., 17 C - 18 C dargestellt sein; haufig ist der Kopf gross, linglich und an der Stirnseite kantig (5. Dyn., 13 C, 4 C, 24 C; 6. Dyn., 7 C, 15 C, 17 C) Q); gelegentlich ist auch die Nase auffallend gross (5. Dyn., 4 C und 24 C) ; das Gesdss ist bei beiden Typen wiederholt stark vorge- wolbt (5. Dyn., 17 C, 16 C; 6. Dyn., 1 C, 7 C, 17 C). Abgesehen von Gemeinsamkeiten haben Typ I und Typ II je be- sondere Méglichkeiten, die Zwerghaftigkeit zum Ausdruck zu bringen. Typ II hebt schon durch den wiirfelférmigen lehnenlosen Sitz die Zwerge als solche hervor (*) (5. Dyn., 21 C - 23 € (2); 5. Dyn., 15 C - 16 C; 6. Dyn., 3C - 4 C). Bei wp-m-njrt wird dieses Ausdrucksmittel noch wirksamer, weil die Beine der Zwerge nicht bis zum Boden rei- chen (5. Dyn., 11 C - 12 C). Aber auch die mit angezogenen Knien auf dem Boden Hockenden unterscheiden sich bei wp-m-njrt deutlich von den Normalwiichsigen (®). Gerade wp-m-njrt zeigt, dass der Typ des sitzenden Zwergs grundsitzlich entwicklungsfahig gewesen wire als Ausdrucksmittel fiir die Zwerghaftigkeit und dafiir auch ein Weg zur Einordnung in den Kompositionszusammenhang gefunden wurde. Dass Typ II sich nicht durchsetzte, mag verschiedene Griinde haben. Das Beispiel des jbj lasst die Tendenz erkennen, die morphologische Grenze zu den Normalwiichsigen abzuschwachen durch Vergrésserung von QA und QB. Vielleicht ist in diesem Falle die Bevorzugung von Typ I auch in diesem Zusammenhang zu sehen, da dieser Typ auch fiir die Normalwiichsigendarstellungen (im Unterschied zum Grabherrn) der geldufigere ist. Im allgemeinen jedoch wird der Grund fiir die Bevorzugung von Typ I darin liegen, dass er iber Typ II hinaus zu- sastzliche Ausdrucksmittel fiir die Zwerghaftigkeit bietet; ein Grund, (1) 8. 262, Anm. 4. (2) Vereinzelt sitzen im AR auch normalwichsige Handwerker, zB. bei ff Bildhauer auf hochbeinigen Hockern mit trapezférmiger Seitenansicht (H. Kexs, Kaulturgeschichte, Abb. 39). Im NR sind sitzende Handwerker keine Seltenheit mehr. (8) 5. Dyn., 13 C- 14 C im Vergleich mit S. Hassan, Giza IJ, Fig. 219, 2. Reg. von u., 3. Figur von li.: Knie der Zwerge reichen knapp tber den Schurzrand, Knie der Normalwiichsigen bis zur Brust. 279 EGYPTE PHARAONIQUE der wahrscheinlich auch bei der Ausprigung des Hieroglyphentyps eine Rolle spielte. Dies gilt besonders von der Disproportionierung, die bei Typ I augenfalliger wird und durch Kontrast andere Ausdrucks- mittel betont oder iiberhaupt erst schafft wie z.B.: das vorgewdlbte Gesass, das auch bei Typ II méglich ist, aber bei Typ I durch die nur vertikale Linie des stehenden Kérpers und durch die Disproportionie- rung st&érker auffallt; der tief bis auf die Waden reichende Schurz (5. Dyn., 1 C; 9 C; 6. Dyn., 7 C; 12. Dyn., 1) ; knickebeinige Stellung (5. Dyn., 9 C- 10 C; 17 C- 18 C; 6. Dyn., 17 C, 18 C); die Beleibtheit mehrerer Zwerge (6. Dyn., 18 C, 1 C), zugleich kontrastierendes Kompo- sitionselement zum leptosomen Partner (6. Dyn., 2 C). Schliesslich lasst sich der Kontrast zu umgebenden Objekten beim stehenden Typ wirksam herausstellen, zumal wenn nach dem Prinzip des umgekehrten Bedeutungsmasstabes (*) der Zwergwuchs ibertrieben wird, mit gleich- zeitiger Tendenz, QA und QB zu verkleinern (besonders extrem 5. Dyn., 5 C und 19 C). Deshalb ist auch der Zwerg unter dem Stuhl des jbj (6. Dyn., 18 C) kein Gegenbeweis gegen die obigen Bemerkungen zum Darstellungstyp dieses Grabes, da QA und QB erheblich iber den Werten der zuvor genannten Beispiele liegen. c) Zwerg und Normalwiichsiger. Die ‘Analogie zu den Normalwichsigen kommt bei jbj vielleicht schon typologisch zum Ausdruck durch die Bevorzugung des auf- gerichteten stehenden Zwergs. Die Verminderung der Differenz zwischen den Quotienten der Zwerge und der Normalwiichsigen wurde ebenfalls bereits bei jj (s. unter b) typologischer Uberblick) diskutiert. Einen interessanten Sonderfall stellt snb dar. Einerseits méchte er in der Wirde des herkémmlicherweise normalwiichsigen Herrn erscheinen und gleicht aus diesem Grunde QA und QB weitgehend den Normal- wiichsigen an (6. Dyn., 14 Cf QB = 1) (®). Andererseits michte er diese seine erworbene Wiirde als Zwerg zur Schau tragen, so dass die Quotienten doch noch unter denen der Normalwiichsigen bleiben (besonders QA; s.a. Herausstellung der zwerghalten Kopfform in 14 C d im Verhdltnis zu 14 C e). Weiterhin wird die Analogie zu (2) 6. Dyn., 6 C Zwerg und Halskragen ; 5. Dyn., 25 C Zwerg unter der Schnauze eines Hundes (Fig. 5) ; 5. Dyn., 5 € Zwerg unter dem Affenschwanz ; 5. Dyn., 19 C Zwerg unter dem Stuhl (Fig. 6). (2) In diesem Sinne wohl auch Ubertreibung der Angaben uber seinen Besitz, s. H, Kees, Kullurgeschichte, 18 Anm. 2. 280 DER ZWERG IN DER AGYPTISCHEN GEMEINSCHAFT den Normalwiichsigen ausgedriickt durch die Funktionsausiibung (5. Dyn., 19 C, 15 C: auch bei Betonung der Grenze Zwerg - Normal- wiichsiger wird die in der menschlichen Uberlegenheit liegende Analogie z.B. durch das Halten einer Hunde- oder Affenleine ausgedriickt), durch das Partnerverhiltnis (5. Dyn., 9 C - 10 C und 6. Dyn., 1 S, 20 C: Zwerge und Normalwiichsige als Kammerdiener in einer senkrechten Kolumne) und durch die Einordnung in einen Kompositionszusanimen- hang (Juwelierzwerge zusammen mit normalwiichsigen Handwerkern). Die Grenze zu den Normalwiichsigen tritt bereits in der (allerdings nur indirekt feststellbaren) Begrenzung der Zahl der Berufe hervor, die fir einen Zwerg méglich sind @). Im Material der Flachkunst des AR fehlen z.B. Holz- und Steinarbeiten, schwere und grobe Metallar- beiten, Fisch- und Vogelfang (®), Aufzucht von Nutzvieh, Nahrungs- mittelbereitung, schwere Gelegenheitsarbeit wie das Sanftentragen \°), die Ausiibung des Schreiberberufes, obwohl letzteres im Falle des snb auf Grund seiner Karriere zu vermuten sein diirfte. Noch ein- deutiger wird die Grenze durch solche Rollen bestimmt, die fiir den Normalwichsigen ausgeschlossen sind. Unméglich ware im AR far einen Normalwiichsigen die Rolle des « Schiffsfiihrers » bei jnéj (6. Dyn.,5C), der Tanzerin bei njwj-nér (6. Dyn., 16 C), des Tierwarters unter dem Stuhl (4). Weiterhin wird die Grenze zu den Normalwiichsigen bei den Juwelierzwergen zeitweilig durch die Typenvariation des auf Hockern sitzenden Zwergs herausgestellt. Schliesslich wird die Grenze zu den Normalwiichsigen auch durch das Relationsgefalle deutlich, welchcs das Verhaltnis zwischen normalwichsigem Partner und Zwerg auszeichnet (s. unter d) Zwerg und Partner). (1) s.o. zur 1, Dynastie (unter 6) Zwerg und Normalwiichsiger, Erérterung der Grenze su den Normalwiichsigen) und S. 276. (2) Die Szene in der Mastaba des 7h(j-ldp (Louvre) war mir nicht zugénglich. Jcnxer, Giza V, 11 urteilt : «...auch hier wird es sich um eine spassige Szene han- deln... (8) cf. jedoch J. Vawprer, Manuel d’Archéol. égypt. II, pl. XXXIX, 1 (= Chi- cago, O.I. 10627), Text S. 97: «nains portant un sac ou des vases 0; nach der Abb, scheint es sich um Chondrodystrophie zu handeln: QA sehr klein, Nasenfligel und Kopf breit. ( cf. hierzu die unter 5. Dyn., 15 C - 18 C angegebene Darstellung, auf der Hund und Affe unter dem Stubl des Herren stehen, der normalwichsige Warter hinler dem Stubl Platz findet. 281 19 EGYPTE PHARAONIQUE d) Zwerg und Funktion. In der voraufgehenden Zusammenfassung (Zwerg und Normal- wiichsiger) wurde bereits auf den Zusammenhang Zwerg - Funktion Bezug genommen, soweit Analogie und Grenze im Verhaltnis zu den Normalwiichsigen auch durch die Funktionsausiibung der Zwerge aus- gedriickt werden. Im Interesse eines miéglichst abgerundeten Bildes von dem Funktionszusammenhang, in dem die Zwerge stehen, ist die detaillierte Wiederholung dieser Andeutungen unvermeidbar. Die Untersuchung der Zwerge unter dem Aspekt der Funktions- ausiibung stésst auf mannigfaltige Uberschneidungen mehrerer Ge- sichtspunkte, so dass eine klare Analyse nach dem Prinzip von Ana- logie und Grenze im Verhaltnis zu den Normalwiichsigen nicht immer méglich ist. Stett dessen treten mehrfach Grenzfalle auf. Generell kann man feststellen, dass die Zwerge im AR mit den an- deren zum Grabherrn in Relation stehenden normalwiichsigen Funktions- tragern gemeinsam haben, in Typen zu erschienen, die mit einer Hand oder beiden Handen, mit oder ohne Objekt (5. Dyn., 1 C) agieren. Ausnahimen finden sich in der Plastik, die im Falle des Anmw-bip (5. Dyn., 24 C) und snb (6. Dyn., 19 C) in einem anderen Relationsgefiige steht als die hier angefihrten Beispiele, unter denen wiederum die flachbildnerischen Darstellungen des snb eine Ausnahme sind. Be- sonders im Falle des snb fallt auf, wie viel mehr die Plastik im Verhaltnis zur Flachkunst die physischen Realitéten der Zwerghaftigkeit wieder- gibt. Im einzelnen wird die Analyse der Funktionsausiibung der Zwerge unter den drei Gesichtspunten der Funktionsqualifikation, der fach- gerechten Funktionsausiibung und des Relationsgeftilles vorgenommen. Die beiden zuerst genannten Gesichtspunkte gelten je nach Akzen- tuierung entweder der Zwerghaftigkeit oder der Normalwiichsigen als Norm. Im ersten Falle ist der Massstab fiir die Funktion der Zwerge die Funktionsqualifikation, die mit der Zwerghaftigkeit gesetzt ist (s.o. zur 1. Dynastic). Im zweiten Falle wird die Funktion der Zwerge mit dem heteronomen Masstab der Funktionsausiibung der Normal- wiichsigen gemessen, nach dem im Hinblick auf die Zwerge zwischen fachgerechter und nichtfachgerechter Funktionsausiibung zu unter- scheiden ist. Je mehr die Funktionsqualijikation herausgestellt ist, desto mehr wird die Zwerghaftigkeit hervortreten, desto mehr kann aber auch die Analogie zu den Normalwiichsigen unter Umstanden 282 DER ZWERG IN DER AGYPTISCHEN GEMEINSCHAFT zusammen mit der Grenze zu den Tieren (6. Dyn., 16 C;5. Dyn., 1 C) zum Problem werden. Die urspriinglich positiv gemeinte Funktions- qualifikation (smr-h, 1 C,2 C; 6. Dyn., 1 P- 2P; 12. Dyn.,1P-4 P) kann durch Verscharfung des Aspektes der Grenze zu den Normal- wiichsigen negativen Sinn erhalten und sogar zum Ausdrucksmittel einer Negation werden (18. Dyn., 2 C - 5 C), sie kann auch ganz weg- fallen und nur die negative Grenzbestimmung zu den Normalwiichsigen zuriicklassen (Amenemope) @). Je mehr die fachgerechte Funktions- ausiibung, also die Ubereinstimmung mit der Funktionsausibung der Normalwiichsigen, herausgestellt ist, desto mehr wird in der Regel die Analogie zu den Normalwiichsigen hervortreten, desto mehr kénnen aber die Grenze zu den Normalwiichsigen und die Zwerghaftigkeit, die unter Umstanden auch neben der Aussage der fachgerechten Funk- tionsausiibung durch die Funktionsqualifikation umschrieben wird, zum Problem werden. Das Spannungsfeld, in dem der Zwerg in Agypten steht, liegt also zwischen diesen beiden Extremen: Verscharfung der Analogie zu den Normalwiichsigen zusammen mit der Herausstellung der fachge- rechten Funktionsausiibung (6. Dyn., 9 C - 12 C, 14 C) und Verscharfung der Grenze zu den Normalwiichsigen bis zur negativen Interpretation oder gar Eliminierung der Funktionsqualifikation. Die beiden Aspekte der Funktionsqualifikation, also der Zwerghaftig- keit, und der fachgerechten Funktionsausiibung, also der Normal- wiichsigen als Norm, werden iiberlagert von dem Aspekt des Relations- gefdlles. Mit diesem Ausdruck soll umschrieben werden, dass zwischen zwei oder mehr Gliedern eines Zusammenhanges quantitative oder qualitative Abweichungen bestehen kénnen, die als Gefalle quanti- tativer oder qualitativer Qualitat verstanden werden. Bei verschie- denem Gesichtspunkt ist es méglich, dass die Richtung des Gefilles zwischen denselben Gliedern eines Zusammenhangs entgegengesetzt be- stimmt wird. Unter dem Gesichtspunkt der Funktionsqualifikation zB. kann dieses Gefalle vom Zwerg zum Normalwiichsigen, unter dem Gesichtspunkt der fachgerechten Funktionsausitbung entgegenge- setzt verlaufen. Das Relationsgefalle ist ein umiversaler Aspekt. Es gilt in allen Relationssystemen, also auch in solchen, in die nur Personen (Zwerg und Normalwiichsiger als Herr oder auf niederer (1) S. 269, Anm. 4. 283 EGYPTE PHARAONIQUE Ebene) oder Personen und Nicht-Personen (Zwerg und Tier) einbe- zogen sind. Oft kommt das Relationsgefille im agyptischen Komposi- tionszusammenhang durch den Bedeutungsmassstab und am sinn- fAlligsten durch den Verlauf der Scheitellinie zam Ausdruck : in Gruppen- kompositionen 5. Dyn., 20 C - 23 C (mit den Normalwiichsigen zu beiden Seiten), ahnlich 6. Dyn., 1 C- 4 C und 9 C - 12 C. Bei Einzelfi- guren ist der Aspekt des Relationsgefalles naturgemass noch deutlicher. Interessant sind die Ausnahmen (z.B. 6. Dyn., 5 C, 14 C £), in denen auch in der kiinstlerischen Gestaltung modifiziertes oder ablehnendes Verstandnis des traditionellen Relationsgefiilles (s.u.) zur Sprache kommt. Aber auch die kiinstlerische Gestaltung, die dem traditionellen Ver- standnis des Relationsgefalles zu folgen scheint, kann anderes meinen (18. Dyn., 2 C ff). Natiirlich iberschneiden sich auch die beiden Aspekte der Funktions- qualifikation (Zwerghaftigkeit) und der fachgerechten Funktionsaus- ‘bung (Normalwiichsiger als Norm). Die Verschiedenheit der Aspekte und deren Uberschneidungen sind Ausdruck des Problems der Ordnung im Ganzen des Seins und des impliziten Problems der Personhaftig- keit, in diesem Falle an der Grenze des Menschseins. Letzteres wird bei Amenemope éxplizit und unter ethisch-theologischem Aspekt einem Massstab unterworfen, der menschlichem Urteilsvermégen transzen- dent ist (s. am Schluss der Untersuchung). In der nun folgenden Betrachtung einzelner Belege werden zundchst die Beispiele untersucht, in denen starker der Aspekt der Funktions- qualifikation vorherrscht, und zwar fortschreitend von den unproble- matischen zu denen, die im Hinblick auf die Umschreibung der Zwerg- haftigkeit oder im Hinblick auf die Analogie zu den Normalwiichsigen problematisch sind. Danach folgen Beispiele, in denen der Aspekt der fachgerechten Funktionsausiibung, also die Betonung der Analogie zu den Normalwiichsigen im Vordergrund steht. Normalerweise wird die Zwerghaftigkeit durch die Betonung des Aspektes der Funktionsqualifikation besonders herausgestellt. Die Grenze zu den Normalwiichsigen kann auch dann positiv bestimmt sein. Das ist der Fall bei dem Zwerg, der als Tierwarter unter dem Stuhl des Herrn steht und im AR dort nur. als Zwerg denkbar ist. Seine Zwerghaftigkeit ist auf diese Weise zwar betont, gleichzeitig aber ist die Grenze zu den Normalwichsigen positiv bestimmt, indem die Analogie zu ihnen deutlich erhalten bleibt durch die Aussage per- sonaler Uberlegenheit. Diese zeigt sich hier durch die Herrschaft iiber 284. DER ZWERG IN DER AGYPTISCHEN GEMEINSCHAFT das Tier, das an der Leine gehalten wird (5. Dyn., 19 C(); 6. Dyn., 15 C). Dasgleiche gilt von dem Zwerg, der unter der Schnauze eines Hundes steht und ebenfalls eine Leine in der Hand halt (5. Dyn., 25 C)@). Ahn- lich sind andere Tierwarterszenen mit Zwergen, die eine Leine halten, zu interpretieren (5. Dyn., 5 C,6C, 8C, 19 C; 6. Dyn., 8 C, 15 C, 17 C). Selbst wenn die Funktionsqualifikation eine Rolle spielt, kann die Zwerghaftigkeit unvollkommen herausgestellt sein, wie wp-m-nfrt (5. Dyn, 11 C - 14 C) zeigt. Sowohl QB als auch QA sind sogar gering- fiigig hoher als bei jbj, trotzdem werden die Juwelierzwerge ohne Mihe als Zwerge erfasst. Das liegt einerseits daran, dass immer noch eine Reihe « Zwerghaftigkeiten » herausgearbeitet und z.T. durch den Kom- positionszusammenhang aussagekraftig geworden sind. Die Merkmale der Zwerghaftigkeit warden bei der Bespreching von Typ II bereits erértert, ebenso wurde auf die Bezeichnung der Grenze zu den Normal- wiichsigen durch den Kompositionszusammenhang hingewiesen (hocken- der Zwerg und Normalwiichsiger, Hocker der Zwerge). Andererseits ist aber auch die Funktionsqualifikation deutlich genug im Spiele. Dass Funktionsqualifikation der Zwerge fiir die Juwelierarbeiten nach damaliger Auffassung bestand, kann man indirekt schliessen aus der Beliebtheit dieser Szenen, das um so mehr, als sich hier auch fiir Typ I nicht die besten Gelegenheiten boten, die physische Seite der Zwerg- haftigkeit herauszustellen, wie das gerade im Verhiltnis zu Typ I der Juwelierzwerge z.B. bei der tanzenden Zwergin (6. Dyn., 16 C), oder dem Zwerg als Tierwarter unter dem Stuhl seines Herrn (5. Dyn., 19 C) @) baw. unter der Schnauze eines Hundes (5. Dyn., 25 C) @) so wirksam méglich ist. Ausnahmen sind bei Typ I der abliefernde Zwerg mit dem Halskragen (6. Dyn., 6 C) und, weniger wirksam, bei Typ IL die Zwerge auf dem Sitz, deren Beine nicht bis zum Boden reichen (5. Dyn., 11 C, 12 C). Es gibt Fille, in denen die Analogie zu den Normalwiichsigen zum Problem wird, weil der Aspekt der Funktionsqualifikation vorherrscht. Der Zwerg als Cheironom im Grab des kyj-‘pr (5. Dyn., 1 C) kénnte in fachgerechter Funktionsaustibung stehen (*). Zusammen mit dem Affen, der darunter in gleicher Weise agiert, muss die Szene jedoch humoristisch verstanden werden. Die grosse Ahnlichkeit zwischen der (1) Fig. 6. @) Fig. 5. (3) Zwerge werden auch sonst in den Bereich der Musik einbezogen, s. z. B. den Harfenisten bei J. Vanvrer, 2.2.0., 8-9 (= Chicago, 0.1. 10641), Text S. 97. 285 EGYPTE PHARAONIQUE Gestalt des agierenden Zwergs und des Affen zeigt einerseits die Funk- tionsqualifikation des Zwergs gerade fiir diese Szene, riickt aber anderer- seits den Zwerg in die Nahe eines « Lieblingstieres », das man nach spterem Zengnis ohne Appell an die Vernunft abrichten kann (*). Im Gegensatz zur oben erérterten Funktion des Zwergs als Tierwarter ist hier die Grenze zum Tier fliessend und das Verhaltnis zu den Normal- wiichsigen und der Funktionszusammenhang nicht klar genug, als dass die Grenze zu den Normalwiichsigen mit Sicherheit erkannt werden kénnte (®). Ein anderer Grenzfall liegt vor mit der Zwergin, die inmitten normal- wiichsiger Tanzerinnen tanzt (6. Dyn., 16 C). Die physische Gestalt der Zwergin bedingt unter dem Aspekt des Normalwiichsigen als Norm die nichtfachgerechte Funktionsausiibung, welche zusammen mit Momenten der Kompositionsgestaltung (umgekehrter Bedeutungs- massstab, unvermittelte Einfagung in die Tanzerinnengruppe) die Grenze zu den Normalwiichsigen verstarkt. Auf dem Hintergrund dieser grenzbildenden Elemente und unter dem Aspekt der Zwerg- haftigkeit wird die humoristische Rolle der Zwergin und darin ihre Funk- tionsqualifikation sichtbar. Diese Funktionsqualifikation wird im Ge- gensatz z.B, zur 18, Dyn., 2C-5 C (%) positiv geschen, wie das leben- dige Agieren der Zwergin zeigt. Die Grenze zu den Normalwiichsigen verlicrt dadurch an Scharfe. Sie ist vergleichsweise in der Zwerginnen- szene im Grabe des dbhn noch schwacker (4. Dyn., 1 C). Hier steht die fachgerechte Funktionsausiibung der Kleiderwartung (Kleider- sack) neben der nichtfachgerechten als Imitation der Tanzerinnen. Allerdings ist die nichtfachgerechte Funktionsausiibung durch Kom- positionszusammenhang (Trennung durch Kleidersack), durch weniger drastische Bewegungen und durch Kombination mit einer zweiten Funktion weniger deutlich herausgearbeitet als bei 6. Dyn., 16 C, so dass hierduch die Grenze zu den Normalwitchsigen abgeschwacht ist. Bei sr.j-k? entspricht die Szene mit den Tanzerinnen und einem den Tanz imitierenden Affen (Davies, Schech Said Ta. 4) (*) der Komposition des njwj-ntr (6. Dyn., 16 C). Der Vergleich beider Szenen zeigt, wie leicht in diesem Zusammenhang Zwerg und Affe austauschbar sind, (1) Entsprechende Belege und zum Verhiltnis zwischen Menschein und Dressur H, Bruner, Erziehung, 58 und 60. (2) Zur humoristischen Funktionsqualifikation s. unten und S. 289, Anm. 1. (3) Fig. 7. () Fig. 6. 286 DER ZWERG IN DER AGYPTISCHEN GEMEINSCHAFT die Grenze zum Tier also weniger, die zum Normalwiichsigen in Ver- bindung mit anderen abgrenzenden Momenten starker hervortritt. Bei jnéj in Deschasche ist in der Szene des Zwergs als Schiffsoffizier (6. Dyn., 5 C) @) die Analogie zu den Normalwiichsigen durch die Funk- tionsausitbung und den Kompositionszusammenhang ausgedriickt. Je~ doch hebt die Funktionsausiibung auch die Grenze zum Normalwiich- sigen hervor. Ausserdem liegt in der Funktionsausiibung und im Partnerverhaltnis ein Missklang. Die Grenze zum Normalwiichsigen tritt dadurch hervor, dass die Funktionsausiibung des Zwergs sicher als nicht fachgerecht gemeint ist. Sie entspricht dem Schema der verkehrten Welt: der physisch unterlegene Zwerg regiert ein mit Normalwiichsigen besetztes Boot mit einem Strick. Die physische Unterlegenheit des Zwergs macht die Grenze zu den Normalwiichsigen augenfallig. Das entspriche dem Schema anderer humoristischer Szenen mit Zwergen, nach dem die physische Beschaffenheit des Zwergs seine humoristische Funktionsqualifikation und zugleich die Grenze zu den Normalwiichsigen zum Ausdruck bringt. Jedoch ist die Kom- position bei jbj mit einem Missklang behaftet, weil hier der Humor agressiv wird, was sonst im AR in Zwergenszenen nicht der Fall ist. Eine Zwischenstellung zwischen den zwei genannten Aspekten (Zwerg- haftigkeit und Normalwiichsige als Norm) scheint die Juwelierszene bei jj (6. Dyn., 9 C - 12 C) einzunehmen. Auch fir diese Juwelierszene wird das oben erérterte allgemeine Verstiindnis gelten, nach dem den Juwelierzwergen Funktionsqualifikation zukommt. Zugleich wird bei jbj der Aspekt der Normalwiichsigen durch morphologische Angleichung in den Vordergrund geriickt und damit das Urteil der fachgerechten Funktionsausiibung tiber das der speziell zwerghaften Funktions- qualifikation gestellt. In den Darstellungen der Mastaba des snb herrscht ebenfalls der Aspekt der Normalwiichsigen als Norm vor. Die Zwergengestalt des snb ist stark tberformt von der konventionellen Gestaltung des nor- malwiichsigen Grabherrn. Zwar ist hinreichend zu erkennen, dass er die Funktion des im allg:meinen normalwiichsigen Grabherrn als Zwerg ausiibt ; aber verstandlich genug ist gesagt, dass er troiz seines Zwergenseins die Rolle des Herrn spielt. Der Aspekt der Zwerghaftig- keit kommt nur in Sicht, um den Triumph seiner Uberwindung, nicht aber seine Funktionsqualifikation mitzuteilen. (1) Fig. 8. 287 EGYPTE PHARAONIQUE In allen Szenen stehen die Zwerge, wie bereits oben erwahnt, in Funk- tionsausitbung und damit in einer allgemeinen Analogie zu den Nor- malwiichsigen (s.0.), die sie zum Teil allerdings mit Tieren teilen. Aber im Gegensatz zu den Tieren haben die Zwerge fast immer mit den Normalwiichsigen personhafte Uberlegenheit und personhaft ver- niinftiges Handeln gemeinsam. Mit der Funktionsausibung der Zwerge ist also von vornherein normalerweise positive Zuordnung zur Gesamt- heit der personalen Funktionstrager und positive Einordnung in die Ganzheit des Systems der Funktionszusammenhange gegeben. Damit ist die abwertende Isolierung der Zwerghaftigkeit abgewiesen. Jedoch gibt es, wie oben festgestellt wurde, Falle, die problematisch sind, weil die Grenze zum Tier unklar ist (5. Dyn., 1 C; 6. Dyn., 16 C im Vergleich mit sr.f k3). Steht hier der Zwerg tatsachlich mehr auf der Seite des Tieres als auf der menschlicher Wesen? Dass man diese Alternative so ausschliesslich gar nicht aufstellen kann, wird man ver- muten diirfen, auch wenn die Lésung dieses Problems nur mit Hilfe von Einzeluntersuchungen der Relationen zwischen menschlichen Wesen und Tieren méglich ist. Hierbei wird auch die humoristische Funktions- qualifikation der Zwerge und die Funktion des Humors zu beachten sein. Allerdings wird man statt vom Humor umfassender von « Erheite- rung » sprechen. Ziel der Erheiterung ist, die ausgeglichene, zufriedene und freundliche Stimmung zu erhalten oder wiederherzustellen. Dazu gehért auch die Umstimmung zur Vorbeugung gegen Krisen oder zur Uberwindung derselben. Die Erheiterung umfasst also einen weiten Bereich, der von der reinen Unterhaltung bis zur extremen Notwendig- keit der Kriseniiberwindung ausgedehnt ist. Das n.pr. sjmy nir (dwn, 1 C) spielt auf diese Rolle der Zwerge bereits in der 1. Dynastie an. In PT 1189 iiben die dng-Zwerge das shmh-jb durch jbyw nir aus. Von shmh jb aus dffnet sich aber die Weite des Bereiches, der tiber den Tanz hinaus auch zur Erheiterung gehért (1). Was dem Wesen nach zur Erheiterung dient, umschreiben natiirlich auch andere Termini, oft fehlt die direkte Bezeichnung, obwohl die Sache gemeint ist. Der Anlass der Erheiterung ist verschiedenartig, sofern sie nicht lediglich im Dienste der Unterhaltung steht. Die Erzdhlung ‘iiber Snofru und d3d3-m-enh ist vermutlich mit einer Missstimmung des Kénigs motiviert, zu deren Behebung niemand im Palaste Rat weiss (2). (1) Siche Worterbuch IV, 252, 14 ff. (2) Wesrcar 4,25 ff. Zum Text G. Leresvre, Romans ef Contes, 78 Anm. 25. 288 DER ZWERG IN DER AGYPTISCHEN GEMEINSCHAFT Bei der Umstimmung der Hathor-Tefnut geht es um die Uberwindung einer kosmischen Krise. Mannigfaltige Mittel werden aufgeboten.@). Hierzu gehért wahrscheinlich auch die Funktionsqualifikation des Affen, fir die schon k3j-‘pr und sr.f-kz Beispiele bieten und dabei die quali- tative Ahnlichkeit 2wischen Zwerg und Affe illustrieren. Die géttliche Ordnung weist den Mitteln zur Erheiterung die Grenzen, wie der Tadel des ddj gegen Cheops zeigt (2). Zwar ist 6. Dyn., 5 C (®) angst nicht so extrem wie das Denken des Cheops. Im Prinzip aber ahneln beide Episoden einander. Auch 6. Dyn., 5 C durchbricht die Ordnung des herkémmlichen Relationsgefiilles (8). ©) Zwerg und Partner. Im Partnerverhaltnis wird die Analogie zu den Normalwiichsigen sichtbar durch gemeinsame Berufsgruppen, z.B. der Kammerdiener (5. Dyn., 9 C - 10 C; 6 Dyn., 1 S, 20 C) oder der Juweliere (6 Dyn., 1 C-4 C mit normalwiichsigen Juwelieren zu beiden Seiten; 6. Dyn., 6 C zusammen mit normalwiichsigem Ablieferer).- Bei ksj-“pr wird durch das Partnerverhiltnis Analogie zwischen Zwerg und Affe aus- gesagt. Auch die Grenze zu den Normalwiichsigen wird im Partnerverhalt- nis sichtbar, In den meisten Fallen besteht hier deutlich ein Relations- gefalle, das vom normalwiichsigen Partner zum Zwerg verlauft. Durch das Partnerverhdltnis selbst wird dieses Gefalle auch dann noch ein- deutig genug mitgeteilt, wenn es morphologisch, funktionell oder kom- positionnell kaum ausgedriickt ist, wie zB. in manchen Szenen mit Juwelierzwergen oder Kammerdienerzwergen. Es fehlt namlich immer ein direkter normalwiichsiger Partner. Nie agieren ein Zwerg und (1) Siehe H. Junxer, Der Auszug der Hathor-Tefnut aus Nubien, in: Abh. 4. Konigl. Preuss. Akad. d. Wiss. Jg. 1911 philos.-histor. Kl. Abh, III, S. 5 ; W. Srrzceu- sere, Der dg. Mythus vorr Sonnenauge nach dem Leidener demot. Papyrus I, 1917, 384. Exzihlung als Mittel der Erheiterung: Geschichte vom Schiffbritchigen ; wahscheinlich sind so auch die Erzihlungen am Hofe des Cheops zu verstehen. Rausch als Umstimmungsmittel auch im Mythus von der Vernichtung des Menschen- geschlechts. Berauschendes Getrink « vertreibt den Kummer (hj.t jd) » noch nach ptolemaischen Formeln: E. Orro, Gott und Mensch, AHAW (philos.-histor. Kl. Jg. 1964. 1. Abhandlung, S. 140). (2) «...denn nicht tut man so etwas am herrlichen Vich (Gottes) » Westear 8, 15; zum Text G. Lefebvre, 83 und Anm. 56. (3) Fig. 8. (4) Zum Relationsgefaille siehe oben und unter 7. ZUSAMMENFASSUNG. 289 EGYPTE PHARAONIQUE ein Normalwiichsiger miteinander in einer Zweiergruppe mit geringem oder keinem Relationsgefillle, sondern lediglich gleichzeitig neben- einander, wenn auch in der gleichen Funktion : 6. Dyn., 1 C - 4 C, Juwe- lierzwerge in zwei Zweiergruppen flankiert von je einer Zweiergruppe von Normalwiichsigen ; 5. Dyn., 9 C - 10 C und 6. Dyn., 1 §, 20 Kam- merdienerzwerge, ebenfalls in Nebeneinanderordnung mit Normal- wiichsigen in senkrechter Kolumne: Problematisch ist unter diesem Aspekt die Szene bei kzj-pr (5. Dyn., 1 C). Nach obiger These miisste die Szene wie 6. Dyn., 16 C z.B. zu verstehen sein, die Funktionsaus- bung des Zwergs ware als nichtfachgerecht zu bezeichnen. Fiir die humoristische Deutung spricht auh die Affendublette. f) Zwerg und Komposition. Auf die Einordnung in den Kompositionszusammenhang wurde bereits mehrfach hingewiesen. Sie ist fir die damalig2n Kiinstler sicher oft ein Problem gewesen: die physische Eigenart der Zwerge darf nicht verlorengehen, auch wenn der Bedeutungsmassstab im Spiele ist; umgekehrt darf auch nicht die Kompositionskontinuitat (Register- und Gruppenanordnung, Verlauf der Scheitellinie) gestort ‘werden. Die Méglichkeiten, Analogie und Grenze zu den Normalwiichsigen zu umschreiben, sind im Kompositionszusammenhang mannigfaltig. Eine Reihe von Méglichkeiten bietet schon die blosse Ordnung der Flache, die jedoch alleine als Ausdrucksmittel nicht eindeutig genug ist, wie z.B. die Deutungsunsicherheit zeigt, die durch den Bedeutungs- massstab verursacht sein kann. Der Kompositionszusammenhang bietet auch Ausdrucksmittel fiir die Funktionsqualifikation. So zeugt sehr nahe Zuordnung zum Grab- herrn, etwa wenn eine Zwergenszene die Liicke unter dem Stuhl des Herrn ausfiillt (5. Dyn., 19 C @); 6 Dyn., 15 C), von enger Relation zwischen diesem und dem Zwerg, die auf seiner Funktionsqualifikation beruht. Wichtiges Element der Kompositionsrelation ist die Registeran- ordnung. Der freie Registerraum iiber den kleinen Zwergengestalten wird mit Inschriften oder Gerdtschaften aufgefillt (5. Dyn., 15 C - 18 C), oder das Register wird halbiert (5. Dyn., 5 C, 1S), bzw. die Kolumnenabschnitte werden verschmilert (5. Dyn., 9 C, 10 C; 6. Dyn., (1) Fig. 6. 290 DER ZWERG IN DER AGYPTISCHEN GEMEINSCHAFT 20 C, 1 S), wobei letzteres eindeutiger ist als die Halbierung des Re- gisters. Beliebt ist auch, die Zwerge in Liicken einzuordnen, in denen im Alten Reich nie ein Normalwitchsiger zu finden ist (6. Dyn., 19 CQ), 25C @); 6. Dyn.,-15 C). Inder Szene 4, Dyn., 1 C ist ein Gegenstand (Kleidersack) Kompositionselement. Bei Gruppenszenen haben die Kinstler offenbar besonderen Wert auf den Verlauf der Scheitellinie gelegt. Funktions-, Partner- und Kompositionszusammenhang sowie Relationsgefalle zwischen Normal- wiichsigen und Zwergen werden durch sie interpretiert. 4 Dyn., 1 C wurde bereits wiederholt erwahnt ; hier verlduft die Scheitellinie weniger abrupt als in 6. Dyn., 16 C, weil der Kleidersack als Kompositionsele- ment ihren Verlauf beeinflusst. Besonders gelungene Kompositionen sind z.B. die Juwelierwerge bei sr.f-k3 in Schech Said (5. Dyn., 20 € - 23 C), bei wp-m-njrt in Gise (5. Dyn., 11 C - 14 C), die Szene des snb mit drei Schreibern (6. Dyn., 14 C £) und die Schiffsszene bei jntj in Deschasche (6. Dyn., 5C) (°). Bei sr.j-ky verbindet die ausschwingende Scheitellinie einen Normalwiichsigen links mit vier Zwergen zu einer Gruppe, nach rechts schwingt sie weiter aus zu einem zweiten Normal- wiichsigen. Die Finfergruppe ist durch verschiedene Mittel zusammen- gefiigt : die Funktionsrelation zwischen Zwergen und Normalwiichsigen stellt der abliefernde Zwerg her. Ap den Flanken wird die Gruppe begrenzt und zusammengeschlossen durch den ihr zugewandten Nor- malwiichsigen links und den ihr zugewandten einzelnen Zwerg rechts. Zum Reiz der Komposition tragt auch die Aufteilung der Zwerge in cine Zweiergruppe und zwei einzelne hei. Trotz enger Einbeziehung des Normalwitchsigen in die Gruppenkomposition bleibt das Relations- gefalle ausser durch die Aufseherfunktion des Normalwiichsigen auch durch die abwarts schwingende Scheitellinie erhalten. Auch bei snb schwingt die Scheitellinie in mehreren Kompositionen von den Normal- wiichsigen zum zwerghaften Grabherm hinunter (6. Dyn., 14 C f)! ‘Wirkt hier das Schema der Zwerg-Normalwiichsiger-Komposition nach? Die wbergeordnete Stellung des snb beschreiben die herkémmlichen Ausdrucksmittel (Stuhl, Stab usw.). Die Analyse des Funktionszusammenhangs in der Schiffsszene des jntj (6. Dyn., 5 C) zeigt die Umkehrung des herkémmlichen Relations- gefalles. Diese Feststellung kann durch die Analyse des Kompositions- (1) Fig. 6. (2) Fig. 5. () Fig. 8. 291 EGYPTE PHARAONIQUE zusammenhangs gestiitzt werden : die Scheitellinie schwingt vom Zwerg abwarts, und auch wenn sie wieder aufwarts fihrt, bleibt sein Scheitel- punkt der héchste. 9) Relationsgefalle - Funktionsqualifikation - Humor. Wie sich zeigte, verlauft das G2falle im allgemeinen vom Normal- wiichsigen zum Zwerg und vom Zwerg zum Tier. Unter typologischem Aspekt wurde dieser Sachverhalt bei snb und jbj sichtbar. Beide sind um Ausgleich des Gefilles Normalwiichsiger-Zwerg bemiiht, aller- dings von verschiedener Richtung her. Joj geht von einer herkémm- lichen Zwergenszene, snb von der herkémmlichen Gestalt des Grab- herrn aus. Auch im Partnerverhaltnis war das Relationsgefalle meistens im dblichen Sinne (vom Normalwichsigen zum Zwerg) verwirklicht : Der Zwerg spielt im Verhaltnis zum Normalwiichsigen keine iberge- ordnete (Ausnahme snb), keine agressive (Ausnahme 6. Dyn., 5 C) und keine in Partnergleichheit mit ihm zusammen auszufithrende Rolle. Die Ausdrucksmittel fiir das Relationsgefalle wurden hauptsachlich bei der Erérterung der Funktionsausiibung der Zwerge (besonders die nichtfachgerechte Funktionsausitbung) und der Einordumng der Zwerge in den Kompositionszusammenhang (Scheitellinie, fiir Normalwiichsige unmégliche Einordnung) heransgestellt. Das Relationsgefalle fihrt jedoch niemals zur absoluten Ausgren- zung des Zwergs aus der menschlichen Gemeinschaft, da die Funktionen des Zwergs immer positiv auf das Ganze der Funktionszusammen- hange unter dem Horizont des Grabherrn bezogen sind. In bestimmten Fallen der Funktionsausibung der Zwerge muss offen bleiben, ob iiberhaupt ein Relationsgefalle besteht. Das gilt fir alle Zwerge in fachgerechter Funktionsausiibung. Es ist zu fragen, wie weit das. auch unter dem Aspekt der Funktionsqualifikation, wenigstens bedingt, gilt, wenn hier nicht sogar, wieder bedingt, ein Relationsgefalle vom Zwerg zum Normalwiichsigen - besteht! Be- dingt soll heissen, dass diese Méglichkeit nur unter einem bestimmten Gesichtspunkt erwogen werden kann. Abgeschen von diesem Ge- sichtspunkt kommen wieder andere Eigenschaften zum Tragen, die das Relationsgefille im herkémmlichen Sinne festlegen (z.B. physische Beschaffenheit, Begrenzung der Berufe). Der besondere Gesichtspunkt, unter dem das Relationsgefalle vom Zwerg zum Normalwiichsigen verlauft, ware dieser, dass eine Rolle gespielt werden sollte, um einen 292 DER ZWERG IN DER AGYPTISCHEN GEMEINSCHAFT notwendigen Effekt herbeizufiihren, und dass dabei diese Rolle eine besondere Qualifikation voraussetzt. Dieser Sachverhalt liegt eindeutig in 6. Dyn., 1 P vor. Das Relations- gefille verliuft vom Zwerg zum Normalwiichsigen. Durch die Funk- tionsqualifikation wird der Zwerg zum Ausdrucksmittel des gottang2neh- men und gottnahen Zustandes, den 2u erlangen Ziel des Toten ist (s. die Erérterung am Schluss des Aufsatzes). Die Funktionsqualifikation gehért zwar zum Aspekt der Zwerg- haftigkeit. Sie wird aber namentlich in den humoristischen Szenen erst aktiviert durch Ubertreibung des Relationsgefiilles Normalwiich- siger-Zwerg, das unter dem Aspekt des Funktionszusammenhanges (nichtfachgerechte Funktionsausibung), des Kompositionszusammen- hanges (Scheitellinie, Einordnung in den Zusammenhang) und der Typologie (morphologische Ubertreibung der Zwerghaftigkeit) sicht- bar wird. Dabei wird die Ubertreibung eher bis zur Nivellierung der Grenze Zwerg-Tier vorangetrieben, als dass die Relation Normal- wiichsiger-Zwerg umgekehrt wird. Unter den beiden Ausnahmen (6. Dyn., 5 C, 1 P) lassen die Pyramidentexte das Prinzip der herkémm- lichen Weltordnung unangetastet und fiigen in die abfallende Reihe Gott-Mensch. lediglich noch den Zwerg ein, der, wie bereits erwahnt, personifizierend2 Umschreibung des Begehrens des Toten ist. Das Grundschema ist die Reihe Gott-Mensch und eigentlicher Bezugs- punkt bleibt ttber den Zwerg hinweg Gott. Zudem dient die Zwischen- schaltung des Zwergs lediglich dazu, einen Zustand zu umschreiben, den auch der Tote letzten Endes erreichen wird. Dagegen wird in 6. Dyn., 5 C die Funktionsqualifikation des Zwergs dadurch aktiviert, dass durch die agressive Rolle des Zwergs die Weltordnung und mit ihr das normale Relationsgefalle umgekehrt werden. Vielleicht steht dieser Wandel im Zusammenhang mit der von W. Wolf @) erwahnten Akzentverschiebung in den kiinstlerischen Darstellungen vom « Da- sein» im Grab zum « Wirken» auf den Besucher, bei der es ja auch um einen Durchbruch durch das herkémmliche Ordnungsprinzip geht. Demnach ist die Verwirklichung der humoristischen Funktionsquali- fikation der Zwerge dadurch charakterisiert, dass sie dem Prinzip des Kontrastes folgt. Das kann geschehen in Kompositionszusammen- hang mit Tieren dadurch, dass die Analogie zu ihnen und die Grenze zu den Normalwiichsigen deutlich in den Vordergrund geriickt werden. (1) W. Wor, Kunst, 248. 293 EGYPTE PHARAONIQUE Das kann auch geschehen in Kompositionszusammenhang mit Normal- wiichsigen durch Verstirkung oder Umkehrung des Relationsgefilles. In allen Fallen beruht der humoristische Effekt letzten Endes auf der Betonung der Grenze des Normalwiichsigenbereiches, indem die positiven Qualitaten desselben mit im Verhaltnis zu diesen negativen. Ausdrucksmitteln herausgestellt werden. Versteht man auch den zwerghaften Humor als einen Beitrag zur Uberwindung oder Verhiitung von Krisen jeder Art in der geordneten Welt oder auch nur als Unter- haltungsmittel, so ergibt sich die Tatsache, dass die Wirkung dieses Humors auf der Herausstellung und damit doch wohl Aktivierung der positiven Qualitaten innerhalb der geordneten Welt durch deren antithetisches Abbild beruht. 4, MirrLeres ReIcu. Unter diesem und den beiden folgenden Abschnitten werden ledig- lich ausgewahlte Beispiele erértert, sofern sie besonderer Art sind und zum gangigen Verstindnis des AR im Gegensatz oder zu bereits einge- tretenen anormalen Entwicklungen in Beziehung stehen. Seit dem MR spatestens scheint sich der Typ des stehenden Zwergs ganz durchgesetzt zu haben. Im AR begegnen uns im Verhaltnis zu der Uberzahl chondrodystro- pher Zwerge nur ausserordentlich selten « Kriippelzwerge », so in der gespriichigen Darstellungsfiille des ij ein Skoliotiker, in der des pth-btp eine fragliche Kyphose und eine ebenso fragliche Skoliose und bei sim-nfr eine Skoliose. Bei pth-hip und sim-njr stehen die Kriippel- zwerge in exponiertem Kompositionszusammenhang, begegnen uns jedoch in keinem Falle ohne Funktionsrelation und treten nie isoliert oder paarweise auf. Im MR dagegen werden sie noch mehr exponiert, in- dem sie hier véllig ohne Funktionsausiibung in unmittelbarer Nahe des Grabherrn (hinter ihm) und im Doppel (Fusskriippel und Skolio- tiker) oder wenn einzeln, dann zusammen mit cinem Chondrodystro- plien, dessen Beine ebenfalls stark difformiert (hachitisch?) sind, er- scheinen. Auch in Amarna taucht wiederholt eine Szene mit zwei Zwergen auf, die Fusskriippel sind. Im AR fehlt die Typenbezeichnung fiir die Zwerge in den Darstel- lungen. Jetzt, im MR, tauchen verschiedene Bezeichnungen auf (s.0.), ‘Auch dieser Sachverhalt umschreibt, wie die fehlende Einbeziehung in das Ganze der Funktionszusammenhinge, den Wandel im Verstand- 294 DER ZWERG IN DER AGYPTISCHEN GEMEINSCHAFT nis der Zwerge gegentiber dem AR. Im Hinblick auf die dwn-Zeit gar wird der Wechsel noch nachdriicklicher, wenn man bedenkt, dass die Eigennamen bereits die Funktionsausiibuog umsechrieben. Dagegen, dass insbesondere die lebendige Einbeziehung in die Ganzheit der Jebendigen Funktionszusammenhiinge der Isclierung weicht, scheint der Anstieg von QB (mindestens 0,8) zu sprechen. Damit scheint die in Der el Gebrawi sichtbar gewordene Tendenz der Annaherung an die Normalwiichsigen weiter wirksam zu sein. In Beni Hasan jedoch driickt diese Tatsache vermutlich cher Hilflosigkeit gegenither dem Wesen der Zwerghaftigkeit aus, so dass der Anstieg von QB wie Flucht zu dem geliufigen Gestalttypus der Normalwichsigen wirkt. Allerdings existieren auch jetzt noch Zwerge, die eine Funktion ausiiben, in plastischen ®) und flachbildnerischen ®) Darstellungen. Sogar die Funktion des Tanzers, und zwar des Pygméen, ist durch Plastiken aus Lischt belegt (12. Dyn., 1 P - 4 P). 5. AMARNAZEIT. In der Zwergenszene bei p3-nhsj (18. Dyn., 2 C - 5 C) @) ist wie bei 6, Dyn.,5C das Prinzip der umgekehrten Weltordnung mit Umkeh- reng des normalen Relationsgefilles angewandt. In Deschasche wird der Humor agressiv, in El Kab wird er zum Ausdrucksmittel spdttischer Verurteilung des Ketzers. Die Beischrift stellt die Analogie her zwischen Zwerg und Geachtetem und benutzt dadurch die Zwerghaftigkeit als Ausdrucksmittel fir die Ohnmacht des Geachteten, indem die Um- schreibung hoher Macht und Wirde mit der ohnmachtigen Gestalt des Zwergs verbunden wird. Die Scheitellinie, die zu den Zwergen abfallt und sich dem Strablengang der jin-Scheibe anpasst, spricht nicht gegen die Umkehrung des normalen Relationsgefalles, sondern macht die Szene noch aussagekraftiger. Das ohnmachtige Ketzerische ist trotz seiner Pclemik gegen jin auf die alleinige Macht des jin an- gewiesen, wenn es auch am Rande seiner Gemeinde steht. (1) 12. Dyn, (1) - (15). (2) MR, 1 C, 12. Dyn, 1 HL (8) Fig. 7. 295 EGYPTE PHARAONIQUE 6, AMENEMOPE. In Deschasche und Amarna wurde die Funktionsrelation und Funk- tionsqualifikation zwar umgekebrt, aber nicht aufgegeben. Dabei ging Amarna mit der religids-politischen Beanspruchung der Zwergenszene iiber Deschasche hinaus. Beide werden durch die Gegner iibertroffen, gegen die sich Amenemope wendet. Hier sind Funktionszusammenhang und Funktionsqualifikation villig dahingefallen. Die Zwerge werden einem sikularisierten Urteil unterworfen. Der Normalwiichsige bean- sprucht Autonomie und findet den absoluten Massstab des Urteils in sich selbst. Da ausschliesslich der Aspekt der Normalwiichsigen gilt, wird nur noch die Grenze zum Zwerg gesehen, die nach dem vorder- grindigen Bild von Leistung und Gestalt gezogen wird. Es handelt sich also um ein quantitatives Urteilsprinzip. Diesen Sachverhalt entlarvt Amenemope, indem er die vordergriindige Logik ins Irra- tionale iiberfiihrt. Die autonome menschliche Urteilskraft zerbricht vor dem transzendenten normativen Prinzip der gottlichen Spontanei- tat. Hier handelt es sich um ein qualitatives Prinzip, durch das auch die empirischen Unterschiede im menschlichen Bereich, die nicht geleug- net werden, qualitative Bedeutung erhalten. Die Grenzen im cmpiri- schen Bereich, die zunachst auf quantitativen Unterschieden zu be- tuhen scheinen, werden zuriickgeholt auf die eine absolute (*) und qua- litative Grenze, die durch die gittliche Spontaneitat gesetzt ist, und werden von dort her qualitativ interpretiert. 7. ZUSAMMENFASSUNG ! ZwerG - GRENZE - MENSCH Unter dem Aspekt der Funktionsrelation des AR wurde fiir den Zwerg das Spannungsfeld zwischen Analogie und Grenze der Normal- wiichsigenrelation bzw. zwischen fachgerechter Funktionsausiibung und (1) Der Begriff « absolut » wird hier im Lichte der gattlichen Spontaneitat ge- sehen : der gottliche Akt ist in keiner Weise vom Menschen her bestimmt oder ver- stehbar, der gittliche Bereich und seine Grenze sind also vom Menschen her geschen absolut ; hingegen ist der Mensch unter dem Aspekt des Gottlichen auf das Gattliche bezogen und durch dieses bestimmt, also relativ. Von der Frage, die sich hicraus im Hinblick auf den Mythos von der « Vernichtung des Menschengeschlechtes + ergibt, muss hier abgeschen werden. 296 DER ZWERG IN DER AGYPTISCHEN GEMEINSCHAFT Funktionsqualifikation abgesteckt (s.0.). Jene Grenzbestimmung wird unter dem Aspekt der Person und ihrer Grenze modifiziert. Die Funktionsqualifikation beschreibt einerseits die Grenze des Zwergs, wie die Erérterung der verschiedenen Relationssysteme zeigte. Sie wird aber andererseits in den Pyramidentexten eindeutig fir den Normalwiichsigen zu einem der zahlreichen Ausdrucksmittel seiner Grenze in der kritischen Situation des Todes. Das Relationsgefalle verliuft vom Zwerg zum Normalwiichsigen und wird nach dem Schema des «Mehr-Weniger », also quantitativ verstanden. Dieses Relations- gefalle wird vom normalwiichsigen Menschen her durch Identifika- kation, dh. durch quantitative Uberfithrung des Weniger in das Mehr nivelliert. Véllig anders liegen die Dinge bei Amenemope. Nach den Pyramiden- texten ist dem Menschen das Transzendente bekannt, und er kann es auch durch von ihm ausgehende und méglicherweise schon zu Lebzei- ten vorbereitete Praktiken erreichen. Amenemope muss den Menschen erst aus dem falschen Autonomieanspruch heraus zur Erkenntnis der Transzendenz hinfiihren. Hier wird am Empirischen das Wesen des Absoluten () sichtbar. Beides ist qualitativ verschieden. Aber das empirische, quantitative Relationsgefalle wird aufgehoben in das qua- litative, das vom géttlichen zum menschlichen Bereich verlauft. Dabei hat der Mensch keinen Einfluss auf das qualitative Relationsgefalle. Es ist Setzung, die ausschliesslich von der géttlichen Spontaneitat ausgeht und menschlichem Handeln immer vorauslauft. Das bedeutet aber, dass bei Amenemope das Personverstandnis tiber Pyramiden- texte 1189 hinausgefiihrt ist. Die quantitative Interpretation der Person nach dem Mehr-Weniger-Schema ist der qualitativen unter dem Aspekt der Spontaneitat gewichen. Allerdings stellt Amenemope an der zitierten Stelle cinseitig die Freiheit des géttlichen Personseins heraus. Das geschieht in einem solchen Masse, dass die Grenze Gott- Mensch aus der Sicht des Menschen absolut zu werden scheint (?). Alfred Rupp (1) s. S. 296, Anm, 1. (2) 8. Monenz, Religion, 71 (u. Anm. 61 ff.) erinnert an das Motiv der Gnaden- wal in Rm. 9, 21. 297 20 EGYPTE PHARAONIQUE Anuane I Im Text wird nach der hier gegebenen Zusammenstellung zitiert, und zwar folgendermassen : Vor dem Komma die Zeitangabe in iitblichen Abkiirzungen (in. der 1. Dyn. zum Teil auch nach Kénigen, deren Name dann allein vor dem Komma steht) ; nach dem Komma Belegnummer und medizinisch- anthropologische Gruppe (Belegnummer fiir jede medizinisch-anthropo- logische Gruppe gesondert innerhalb der jeweiligen vor dem Komma genannten Zeitgruppe fortlautend durchnummeriert). Wenn nur fest- steht, dass es sich um einen Zwerg handelt, ohne dass nahere Bestim- mung méglich ist, fehlt die medizinisch-anthropologische Gruppe. Steht die fortlaufende Nummer hinter dem Komma in Klammern (), so ist es fraglich, ob es sich iberhaupt um einen Zwerg handelt. Die be- kannten Namen der Zwerge folgen in der Belegliste unmittelbar dem Gleichheitszeichen ; Namen in Klammern stammen nicht von Zwergen, sondern von Grabinhabern usw.. Als medizinisch-anthropologische Abkiirzungen werden benutzt : A = anthropoarchdologisches Material, C = Chondrodystrophie, H = Hypophysenhypofunktion, K = Kyphose, L = Lordose, Or = orthopadische Deformitaten, P = Pygmae, S = Skoliose. Es heisst also z.B. «6. Dyn., 15 C = mrrj, (jdw 1)...» «6. Dynastie, 15. Beleg fir Chondrodystrophie, Name des Zwergen mrrj, Name des Grabinhabers jdw I». VZ, 1 = Fo.: W.M. F. Petrie, Abydos II, Taf. 5,48. Text: ib., S. 25 ; G. D. Hornblower, Jea 16, 1930, S. 14, Anm. 2. 2 = Fo.: Petrie, a.a.0., Taf. 5,46. Text: ib., S. 25. Wenn ein Zwerg, dann vermutlich Skoliose. 2c = Fo.: J. Capart, Les débuts de Vart, S. 167, Fig. 122 0. re.. Text: Hornblower, a.a.0.. 3c = Fo.: Capart, a.a.0., 0. li. 4C = Fo. : Guide to the Eg. Coll., S. 24, Fig. 8 ; H. Breasted, Geschichte Agyptens, Abb. 45. Text: A. Scharff, Altetiimer der Vor- und Friihzeit Ag. 11, 26. 5¢ == Fo.: J. E. Quibell, Hierakonpolis I, Ta. 18, 19. Text a.a.0. 7. ; 298 DER ZWERG IN DER AGYPTISCHEN GEMEINSCHAFT @) @) 1. Dyn., 1¢ 4C (1) 1A 2A shtj 1¢ 2c 1L(%) 1A 2a w3d, 1A 2A dwn, 1¢ 2C = Fo.: Quibell, Arch. 0bj., CGC, Nr. 11557. Zei. und Text: Hornblower, JEA 16, 14 mit Fig. 1 u. 2. = Fo.: Quibell, Hierakonpolis I, Taf. 18,7. Text: S. 7. : = Zei.: Hierakonpolis 1, Taf. 11. Text: S. 7; Horn- blower, a.2.0. Anm. 2. Datierung: Petrie u. Horn- blower = VZ; cf. dagegen Ahnlichkeit mit Scharff, Altertiimer II, 50, Nr. 79 und Datierung daselbst. = senhw-ht-hr, Saq.. Fo.: P. Kaplony, a.a.0., Suppl. Taf. 5,1067. Text: S. 33. Fo. : Abydos II, Taf. 10,213. Text : S. 27 ; Hornblower, a.a.0.; F. Ballod, Prolegomena, 37. = P. Kaplony, Jnschr. I, 216 nach E. Amélineau, Les nouvelles fouilles III, 104, Nr. 24; Beschreibung des letzteren sehr vage. = P. Kaplony, a.a.0. I und a.a.O. II, Anm. 1287 « Ge- beine von Zwergen». Weitere Belege fiir anthro- poarchaologisches Material a.a.0. I, 374 und W. R. Dawson, JEA 24, 186. (fir die ibrigen Belege der 1. Dyn. steht an Stelle der Zeitangabe der jeweilige Kénig, also: shij, 1 C usw.), Fo. : Abydos I, Taf. 4,11 ; H. Schafer, Kunst, Taf. 8,2. Sdj, Abydos, St. 220. Fo. : Scharff, a.a.0. II, Taf. 9. Text: S. 22, Nr. 43; P. Kaplony, a.a.O. I, 198,374 f.. = dd, Abydos, St. 58. Fo.: W. M. F. Petrie, Royal Tombs II, Taf. 28. Text : P. Kaplony, a.a.0. I, 184.374. humerus, rechts. Fo.: Royal Tombs II, Taf. 6a, 14. P. Kaplony, a.a.0. I, 217, « Skelett eines Zwergen ». I ql Il W. B. Emery, Great Tombs II, 36 und Taf. 25. s. H. Brunner, AfO 16, 1952/53, 388, « Zwergenleiche » (daselbst Literaturangabe). u fl = sjmj-nir, Abydos St. 205. Fo.: E. Amélinau, a.a.0. I, Taf. 37. Text, Li.: P. Kaplony, a.a.0. 197.374. Swdj-wsh, Abydos St. 186. Fo.: A. Klasens, Oudh. Med. NR 37, 1956, pl. 2. Zei.: S. 13, Zum Namen 299 EGYPTE PHARAONIQUE 3c 4c smr-, 1c 2c 1A 2A vs 1A 4. Dyn,, 1H 1c 5. Dyn., 1 2c 36, 4¢€ 5¢ 6C 8c ql I Kaplony, a.a.0. I, 471, allerdings ohne ¢; dieses bei Klasens, 16, der shd liest mit beigeftigtem Schiff, Li.: Klasens; Kaplony, 195.374. hp, Abydos St. 210. Text, Li.: P. Kaplony, a.a.0. 197.374. sr-jnpw, Abydos St. 201. Fo.: E. Amélinean, a.a.0., Taf. 37, Text, Li: P. Kaplony, a.a.0. 197.374, njr(t), Abydos St. 36. Fo. : Royal Tombs I, Taf. 35, 36. Text, Li.: P. Kaplony, a.a.0. I, 222.374; II, Anm. 1351. nfr(t). Abydos St. 37. Fo.: Royal Tombs I, Taf. 35, 37. Text, Li.: P. Kaplony, a.a.0. I, 182.374; II, Anm. 1351. Royal Tombs I, 13, u. Taf. 60 unten, «bones of a dwarf », gefunden in Kammer M zusammen mit einer der beiden Zwergenstelen aus demselben Grab. s. 1 A, «skeleton of a dwarf» aus Kammer L. Royal Tombs 1, Taf. 60, oben, Kammer 17, « dwarf? », Kammer 5 « dwarf». (jt), W. M. F. Petrie, Medum, Taf. 24. (dbbn), Gise. Fo.: S. Hassan, Giza IV, Taf. 49. nb-hip, Saq.. Zei.: ZY. Zaad, ASAE 1940, 681, Fig. 72. (ksj-cpr), Saq.. Zei.: H. G. Fischer, JNES 18, 1959, 243 Fig, 8. Text: 251. (nj-ksw-hr), Saq.. Zei.: J. E. Quibell, Excav. at Sagara II, Taf. 62. (@), Saq.. Zei.: P. Montet, Scénes, 283 Fig. 39. (f), Saq.. Fo.: L. Epron, MIFAO 65, Taf. 94. Zei. : Taf. 126, id.. Fo.: a.a.0., Taf. 18. Zei.: Taf. 16. (kz-njr), Gise. Zei.: G. Reisner, History of Giza Ne- cropolis I, Fig. 263. Text: Fischer, JNES 18, 1952, S. 252 (Zei.: 251, Fig. 263, Mitte), 300 DER ZWERG IN DER AGYPTISCHEN GEMEINSCHAFT 9c, 10C = ddj-re-nh u. cnhj-wds (njswt-nfr), Gise. Fo. : Junker, Giza III, Taf. 5 re.. Zei.: Abb. 27. Text: S. 166. Datierung: S. 16 und II, 172 ff. 11C-14C = (wp-mnjrt), Gise. S. Hassan, Giza IJ, Abb. 219. Datierung S. 200.. Reden der Zwerge S. 198 f.. 15C-18C = (pth-htp Il), Saq.. Zei.: Paget-Pirie, The Tomb of Ptah-Hetep, Taf. 35. 19C = (sr.f-k?), Schech Said. Zei.: Davies, Sheikh Said, Taf. 4., unter dem Stuhl des Ehepaares ; hier Fig. 6. 20C-23G = id. aa.0., Reg. unter dem Stuhl des Ehepaares ; hier Fig. 6. 24 = hnmw-hip, Saq., Fo. : W. Wolf, Kunst, 169 Abb. 135 ; s. auch Porter Moss, III, 198. : 25 C . 19 C, Zei.: a.a.0., Taf. 6; hier Fig. 5. Text : S. 12. 1s s. 5 C, Zwerg unten, mit 2 Hunden. 2K = (plh-htp U1), Saq.. Zei.: s. 15 C, a.a.0., Taf. 32, 3. Reg. von unten, obere Hialfte. 358 = Ss, 2K. Zei.: a.a.0., Taf. 31, Reg. oben, re.. 1P = Urkunden I, 128 £., Brief von ppj an hr-hw/ mit An- spielung auf bj-wr-dd, der unter jssj einen dng mit- gebracht habe. (1) = (nfr-jrt-nf), Saq. (Mar. D 55). Text: A. Mariette, Mastabas, S, 325; Junker, Giza V, 11. 6. Dyn., 1 = (sim-njr-ttj), Gise. Fo. : Junker, Giza XI, Taf. 25 a. Zei.: Abb. 100. Text: S. 136. 1¢ = (mrrw-k3), Saq.. Fo.: P. Duell u. a., The Mastaba of Mereruka I (Oriental Inst. Publ. 31), pl. 29. Zei.: pl. 30; pl. 32/33 Detail, mit den Zwergen. 2,306,4C =s16 5C = (jntj). W. M. F. Petrie, Deshashe, Taf. 5, unten li. ; hier Fig. 8. 6C,7C =s.5C, aa0., Taf. 13. 8c = (rnh-m-c-hr), Saq.. J. Capart, Rue de tombeaux, Taf. 41; Fischer, JNES 18, 1952, 252 u. 251 Abb. 18 re.. 9C-12€ (jbj). Zei. : Davies, Der el Gebrawi I, Taf. 13. uC Snb, Gise. Junker, Giza V, Abb. 20. 14Cb a.a.0. Abb. 14 a. 14Cc¢ a.a.0. Abb. 14 b. 301 EGYPTE PHARAONIQUE 14Cd 4Ce 14Cf 4Cg 15€ 18C 19 20 21 1s 1P 2P 1A 1, Zz, 1P MR, 1¢ = a.a.0. Abb. ‘15. aa.O. Abb. 18. . Abb. 22. a.a.0. Abb. 6, Sp. li, nur unter gréssten Vorbe- halten, da Umzeichnung. = inrrj, (jdw 1), Gise. Fo. : Junker, Giza VIII, Taf. 14 a. Zei. : S. 83, Abb. 35. Text: S. 82; Fischer, JNES 18, 1952, S. 252. = (njwj-nir), Gise. Fo.: Junker, Giza X, Taf. 18 d. c. Zei.: Abb. 46, Text: S. 136. = (k-gmenj), Saq.. Zei.: F. W. v. Bissing, Gemnikai 1, Taf. 22. = s. 9 C. Zei.: a.a.0., Taf. 17. = Snb (Plastik). Fo.: Junker, Giza V, Titelbild; W. Wolf, Kunst, 179 Abb. 150. (sim-njr), Gise. Zei.: R. Lepsius, Denkméiler I, 27. s. 6 C, Zwerg re., nur noch eine Spur des Ritckens erhalten. “= s. 20 C, oberste Zwergin. PT 1189 (dng pw jb3w ner). 8. 5. Dyn., 1 P, von hr-hwf nach Agypten gebrachter Pygmie (dng jbyw nir). = Skelett, Speos Artemidos, Grab 481. Text: J. Gar- stang, Burial Customs, 38.41. Knochen und Dar- stellung unter dem Stuhl des Grabherrn von dem- selben Individuum (so a.a.0. 41)? = Fo.: O. Koefoed-Petersen, Catalogue des statues et statuettes égyptiennes, Kopenhagen 1950, 144 und 145. J. Capart, Documents II, 39. Text: Capart, 37 f.; M. Stracmans, Mél. G. Smets 629 und Anm. 2 (Pygmae wegen Brachycephalie, Hinweis auf Sche- besta-Lebzelter, Anthropol. of the Central African” Pygmies Prag 1933, 72 ff.). = jmn-m-hjt-snb, (Grab des snb-sw-m-tj), Abydos. Fo. : Lange-Schafer, Grab- und Denksteine IV, Taf. 32, Nr. 20459. Text: II, 58 f. 302 DER ZWERG IN DER AGYPTISCHEN GEMEINSCHAFT () Q) @) 11. Dyn., 1c 2C 10r 28 3 Or 12. Dyn., 1 = $nb (Zwergin), Speos Artemidos, Grab 487, Knochen. Text: Garstang, Burial Customs, 41.113 f., Taf. 5, Funde aus dem Grab. = (kmhw), Abydos, Stele. Fo. : Lange-Schafer, a.a.0.1V, Taf. 54, Nr. 20725, 2. Reg. von unten, re.. Text: II, 357. = jmnj (Stele des skr-hip). Fo. : A. Moret, Rec. de Trav. 32, Taf. 3, 1. Text: S. 143-144. (htj), Beni Hasan, Grab 575, Plastik. Fo.: Garstang, a.a.0., 133 Fig. 131 (2. Fig. von re.). Text: 132. i] i «nmw >, (hj), Beni Hasan, Grab 17. Zei.: P. E. Newberry, Beni Hasan Il, Taf. 16 (Zwerg re). «nmu », (bzkt), Beni Hasan, Grab 29. Zei.: Newberry, a.a.O. Taf. 32 (Zwerg re.). «dnb», s. 1 C (Zwerg li.). jw», s. 2 C (Zwerg li). dnb», s. 2 C (Zwerg Mitte). = (wp-wywt-r), Stele. Fo.: A. A. Boeser, Beschr. van de Eg. Verz. Il, Taf. 4. Text: S. 3. 1P,2P,3P,4P = (hpj), Lischt. Fo.: A. Lansing, Bulletin of the 1H (1)-(45) (16) 18. Dyn, 20-5C 7C,8C 9C,10C 11€, 12 13C,14C 15C Q) M.M.A., Supplement to November 1934, Section II, S. 32, Fig. 31-33. Text : S. 30-36. = (snbj), Mér. Zei.: Rock Tombs of Meir I, Taf. 3. Text: S. 26. = Hayes, Scepter I, 222. a,a.0., 210. tt = (p3-nhsj). Zei.: Davies, Amarna II, Taf. 5, re. und li. jeweils dieselben zwei Zwerge; hier Fig. 7. = dieselben Zwerge wie 2 C.-5 C. Amarna Ul, Taf. 8. = id.. Amarna V, Taf. 3. id.. Amarna VI, Taf. 26. id.. Amarna VI, Taf. 28. = eines der beiden Zwergenindividuen (?). Amarna VI, Taf. 17. = (Tutanchamun), Theben. The Illustrated London News, July 6th, 1929, 12-13. 303 EGYPTE PHARAONIQUE Fir Deutung als Pygmain Hornblower, a.a.0. 15 Anm. 2, gestiitzt auf W. Dawson. Spz., 1C = pth-stm-p3-nm. W. Spiegelberg, Sitzungsber. der Bayr. Akad. 1925, 2. Abh. S. 9; hier Fig. 4. 2¢ = @-hr. Fo.: G. Maspero, Sarc. des Epogues Pers. et Piol., CGC, 30, 1, Taf. 22 Nr. 29307. Text: W. Spiegelberg, ZAS 64, 76-83. 1s = dluwtj-rh, (p3-dj-wsjr), Tuna. Fo.: J. Capart, Docu- ments IJ, Taf. 21. Text: S. 21. 1P-3P = Zei.: E. Naville, Fest. Hall of Os. I1., Taf. 20,5. Text : a.a.0. 30 f. ; Stracmans, Mél. G. Smets, 629 f. ; Dawson, Annals of medical History 1927, 317; ders., JEA 24, 186. 4P = Fo.: G. Danessy, ASAE 4, Taf. IV (hier Fig. 1 u. 2). Text: ib., S. 124 f.; M. Stracmans, a.a.0. 629 und Anm. 3, weitere Lit. ib.. Annane IT Die Abkiirzungen dieser Tabelle gelten auch im Text; es hedeutet : I = stehend, II = sitzend; in Verbindung mit I: A = Beine ge- schlossen, B = Beine geéffnet, C = Rumpf aus der Vertikalen geneigt ; in Verbinding mit Il: A = auf Hocker u.d., B = mit angezogenen Knien, C = auf beiden untergeschlagenen Beinen sitzend, E — Schnei- dersitz. Die arabischen Ziffern bedeuten bei I und II dasselbe: 1 = beide Hande untatig, 2 = eine Hand, 3 = beide Hinde in Tatigkeit, 4 = eine Hand, 5 = beide Hinde angewinkelt, k = Objekt auf dem Kopf. Die Grossbuchstaben A, B, C, E stehen in der oben genannten Bedeutung immer zwischen rémischen und arabischen Ziffern, Ver- wechslung mit dem Abkiirzungssystem nach Anhang I, das zudem nur im unteren Teil dieser Tabelle benutzt wird, ist also ausgeschlossen. 304 “MOE OCT “ane OLE “ane 907 meron snpog | ‘ures ost suka 9 Pp ma “Mn OTe vane OL, Ame 09 ‘TSO DG “wk -9 | ayaseyosacr ane O8G “MOET, O83 “MOE OB one 008, pres “Ane DTZ “ALL O6T wi “g yoaps, MOLL OLE “ang OF sang 9% ‘ane OF “MOLL DB “Mnf OF vuka "9, “ANE OST “ys19}00 ST “ane OLT “ane D9T “ww 99 ne OST “MOLL 99 | ANOLE SE “MNE OE | OS MG “Ane OF “aD OT Wey OG “ISPS OFS uk *¢ vawbbes suey 3 907 MOH O6T ouptes OFT “MIOEL, OST swnyL t | -zuprdoor | weydst Kao “NE OPT ANE OBE “mex 90T omng 98t anf OTT “AIOEL D8 suey 96 suka “¢ “pi/aur 601 usp asig “MOLL HIT suka umnpany, e911 eel Sav evIT TVIL soar | 28a eal car eVI TI WZ @ xo EGYPTE PHARAONIQUE Fig. 1 u. 2. — Danessy, ASAE, 1903, Taf. TV. Fig. 3. — Lerrersr, Allg. Pathol., Abb. 359. 306 DER ZWERG IN DER AGYPTISCHEN GEMEINSCHAFT MS v01fiu Fig. 4. — Srrecenpenc, Sitzungsber. der Bayr, Akad. 1925, 2. Abh. S. 9. Fig. 5. — Davies, Sheikh Said, Tat. 6. 307 EGYPTE PHARAONIQUE Sheikh Said, Tat. 4, 6. — Davies, DER ZWERG IN DER AGYPTISCHEN GEMEINSCHAFT Fig. 8. — Pernie, Deshashe, Tat. 5.

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