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1997), ist diese Thematik dennoch ein - in der aktuellen Forschungspraxis eher

ignorierter Problembereich. Insofern bedarf es nach Überzeugung des Ver-


Ulrich Kobbe fassers einer Untersuchung und Erarbeitung der Grundlagen, Funktionen und
Grenzen der Anwendung von Gewalt (vgl. Kobbe 1998a; 1998b). Entsprechend
Kooperation: Compliance -Anpassung - behandelt dieser Beitrag Fragen des normativen Anpassungsdrucks bzw. -effekts
Unterwerfung? in freiheitsentziehenden Institutionen, indem

Zur Dialektik von Verhaltensattributen und -erwartung: • die - zwangsläufig z.T. nur in speziellen psychologisch-psychiatrischen Pra-
xisbereichen bekannte, z.T. zwangsläufig historische - Literatur rekapitu-
Ergebnisse einer empirischen Felduntersuchung liert und
• die statistischen Ergebnisse einer empirischen Felduntersuchung sozialer
Urteile über das kooperative bzw. unkooperative Gesamtverhalten psychisch
gestörter Rechtsbrecher vorgestellt, ausgewertet und diskutiert werden.
Die freiheitsentziehende Unterbringung und Behandlung psychisch gestörter Die Tatsache, dass einerseits Gesetzes verschärfungen im Sexual strafrecht, ande-
Rechtsbrecher beinhaltet unweigerlich auch Komponenten des Zwangs und der rerseits für Sexualstraftäter eine Pflicht zur Behandlung eingeführt (Kobbe und
Kontrolle. Der Beitrag rekapituliert Literatur und referiert Befunde zur gesell- Pollähne 1999) und im Kontext wiederholter Sexualdelikte u.a. über unkriti-
schaftlichen, gutachterlichen, therapeutischen und institutionellen Praxis des Maß- sche gutachterliche Beurteilungen verhaltensunauffälliger, „angepasster"
regelvollzugs, um anschließend eine empirisch-statistische Analyse von Fremd-
Sexualstraftäter geklagt wird, indiziert geradezu die nähere Untersuchung der
beurteilungen über, Kooperation ' vorzunehmen. Im Ergebnis erweisen sich die sozi-
Art und Weise des Umgangs mit dem Alltagsverhalten dieser Personengruppe.
ale Wahrnehmung des Verhaltens und das soziale Urteil darüber als kontext- und
personenabhängig. Analog zur Compliance-Problematik lässt sich auch für die
geforderte Kooperation feststellen, dass diese zwar einseitig dem Patienten attri- 2. Forensische Psychologie als Politikum und Praxis
buiert wird, jedoch vielmehr Ergebnis einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung
sowie reziproker Verhaltenserwartungen und Interaktionserfahrungen ist. Die These Wie an anderer Stelle bereits ausführlicher dargestellt, stellt psychologisches
einer disziplinierenden Handlungs- und Behandlungspraxis konnte nicht bestätigt Arbeiten im Zwangskontext freiheitsentziehender Maßregeln - in forensisch-
werden. psychiatrischen Kliniken also - grundsätzliche ethische Fragen danach, wie
psychisch gestörten Rechtsbrechern einerseits in ihren Störungsanteilen the-
Co-operation: compliance - adaptation — subjection? The dialectics ofbehaviou- rapeutisch geholfen werden kann, wie sie andererseits in ihrem So-Sein res-
ral attributions and expectancies: Resultats oj an empirical research project pektiert, zugleich aber auch mit ihren devianten, fremdgefährlichen Hand-
The treatment of mentally ill delinquents in diseiplinary measures and forensic lungsweisen konfrontiert werden können. Wenn also „ein einseitiges Insistie-
hospitals includes undeniably aspects ofconstraint and control. First, the contri- ren auf der repressiven Funktion der Psychiatrie [...] nicht nur verdrießlich,
bution gives a repetition ofliterature and reports on results concerning the social, sondern auch irreführend" wird, weil diese eben „auch Hilfe ist" (Jervis 1979,
therapeutic, and institutional practice in special hospitals. In the second pari it S. 109), muss unter diesen Gesichtspunkten eine Analyse der Brennpunkte kon-
refers to an empirical and statistical analysis ofjudgements upon the patient's co- kreter Praxis versucht werden. Hierfür fordert Foucault eine Untersuchung der
operation, using these attributions to generate indications of behavioural norms Achsen der „Formierung des Wissens", der „Normativität des Verhaltens" und
and normalisation äs well äs oftheir implications. As expected, social perception der „Konstitution der Seinsweisen des Subjekts" (Reuter 1988, S. 15).
and social judgement prove to depend ofthe context and the involvedpersons. In
analogy to the compliance problem, the staff tends to one-sided attributions al- 2.1 Ausgrenzung & Disziplinierung: Die gesellschaftliche Praxis
though this demanded co-operation must be considered äs result of seiffulfilling
prophecies äs well äs of behavioural expectancies and interactional experiences. Die Strafpraxis der Aufklärung ist u.a. dadurch charakterisierbar, dass die frei-
The presumption of diseiplinary treatments couldnot be verified: Formally adapt- heitsentziehende Unterbringung von Rechtsbrechern nunmehr direkt auf Kör-
ed or subjecting behaviour had significantly no influence on decisions concerning per und Psyche einwirkt. Wenngleich die „peinlichen" Körperstrafen absolu-
future probation. tistischer Herrschaft mit der Zeitstrafe des Freiheitsentzugs durch ein schein-
bar „körperloses" Strafsystem ersetzt wurde, beinhaltet diese dennoch eine Dis-
1. Einleitung ponibilität des Körpers. Als eines der Ergebnisse dieser neuen, individualisierten
Strafmechanismen konstatiert Foucault (1977, S. 34) lapidar: „Die Seele tritt
Der Umgang mit struktureller Gewalt in Einrichtungen, die zugleich der Hilfe auf die Bühne der Justiz". Dieser Aspekt der „Konfiszierung von Lebenszeit
wie der Gefahrenabwehr dienen, war in den siebziger und achtziger Jahren als der nunmehr sich durchsetzenden Form strafenden Eingreifens" (Stangl 1978,
ein wesentliches Merkmal psychiatriepolitischer Auseinandersetzungen. S. 53) führt dazu, dass mancher Rechtsbrecher dem strafenden Staat - konkret
Wenngleich einer kritischen Diskussion dieser Problematik derzeit nur noch u.U. dem forensischen Psychologen oder Psychiater - entgegenhält: „Meine
punktuell Aufmerksamkeit geschenkt wird (Nickolai und Rcindl 1999; |<;ink Seele gehört mir!" (Volckart 1990, S. 182). Denn diese „Seele" sei nicht nur
266 Krim, .loiiniiil. 1l Krim. Journal. 3.V JK 2001, 11.4 267
„Effekt und Instrument einer politischen Anatomie" (Foucault 1977, S. 42) als Argument, die Fortsetzung der Unterbringung zu rechtfertigen" (Rasch 1984a, S.
geworden, sondern stelle zugleich die gemeinsame Matrix des Strafrechts und 133). Im Fazit stellt der Autor anschließend u.a. fest, „die Beschreibung der Patien-
der Wissenschaften der Medizin oder Psychologie dar (Foucault 1975, S. 38). ten und ihres Verhaltens ist eher oberflächlich und vermittelt den Eindruck, dass das
Insofern „sind die modernen Kriminalisierungen oder die Modernisierungen Hauptziel der Unterbringung das glatte Funktionieren der Institution ist oder dass die
der strafrechtlichen Kontrolle' in einem durchaus kritischen Sinne modern. Das Unterbringung zum Selbstzweck wurde" (Rasch 1984a, S. 134f.). - Auf das Verhal-
postmoderne Kontrollkonzept beginnt sich in Form verschiedenster Konflikt- ten der Patienten als Indikator für die prognostische Einschätzung zukünftiger Gefähr-
schlichtungsmodelle zu behaupten, das moderne Experiment Strafrecht lichkeit nahm Rasch in einer weiteren Arbeit (1984b) Bezug: „Die Praxis der Rauf-
jedoch zeigt sich davon unbeeindruckt" (Bussmann 1989, S. 16). und Runterstufung orientiert sich am unmittelbar beobachtbaren Verhalten bzw. an
den bekannt gewordenen Regelverstößen des Patienten. Seine Beurteilung richtet sich
Dabei lassen die Verhältnisse von Justiz, Medizin und Psychologie das Indivi- dadurch vor allem nach dem Maß seiner Anpassung an die Institution" (Rasch 1984b,
duum als ein Rechtssubjekt entstehen (Ladeur 1976, S. 91), o.S.).
• dessen Subjektstatus durch die rechtlichen Normen etabliert und Folgerichtig spielten das Wohlverhalten des Patienten, der Grad seiner Anpas-
• dem durch die hinzutretenden psychologischen Definitionen zwar einerseits sung an die Institution in der Praxis eines abgestufte Vollzugslockerungen prak-
bestätigt wird, grundsätzlich ein „übliches psychologisches Subjekt" zu sein tizierenden Behandlungskonzeptes eine entscheidende Rolle. So konnte es für
(Heinze 1992,8.49), die achtziger Jahre „kein Zufall sein, dass es sich bei den spektakulären
• das aber durch diagnostisch-psychopatho-logisierende Kategorisierung Zwischenfällen, die in den letzten Jahren durch Patienten des Maßregelvoll-
(,krank - gesund'; ,gestört - normal'; ,gefährlich - ungefährlich') ebenso zugs verursacht wurden, um Taten von Sexualdelinquenten handelte, bei denen
ausgegrenzt die Orientierung an der beobachtbaren institutionellen Anpassung zwangsläu-
• wie in seinen abweichenden, gefährlichen' Eigenschaften zugleich „peri- fig versagen muss" (Rasch 1985, S. 316). Entsprechend entwarf Rasch ein pro-
petal" (Heinze 1992) auf das Gesetz bezogen wird. totypisches Modell mehrdimensionaler Beurteilung des Patienten, in dem neben
den Tatcharakteristiken, der psychischen Erkrankung oder Störung, der Per-
Historisch lässt sich ein wissenschaftlicher Prozess beschreiben, der das Ver- sönlichkeit usw. auch das Alltagsverhalten während der Unterbringung einen
hältnis von Medizin, Psychologie und Strafjustiz durch die Schaffung der insti- von mehreren Datensätzen darstellen. Einschränkend fügte Rasch hinzu:
tutionellen und rechtlichen Struktur einer komplementären Kontrollinstanz ver-
ändert hat (Castel 1973, S. 294). Nach wie vor geht es „theoretisch (und auch „Bei der Bewertung der gemachten Beobachtungen sollte allerdings bedacht werden,
politisch)" darum, „ob und auf welche Weise die Vernunft kriminell werden welcher Bezug zwischen ihnen und dem eigentlichen Unterbringungsgrund besteht."
kann, und wie beides, Verbrechen und Wissen ,ertragen' werden kann von dem, So sei es „unzureichend, den bei einem Patienten angenommenen Fortschritt damit
was man die soziale Ordnung nennt" (Fontana 1973, S. 299). Diesbezüglich zu begründen, dass keine Straftaten von ihm bekannt geworden seien. Der Untersu-
sei für die letzten Jahren - so Heinze (1992) - ein gesellschafts- wie wissen- cher sollte sich bei jeder Stellungnahme auch darüber Rechenschaft geben, [...] wel-
schaftsinhärenter Prozess angebbar, der die Eliminierung der Kriminalität aus che realen Chancen für ihn bestanden, Kooperationsbereitschaft sinnvoll unter
Beweis zu stellen" (Rasch 1985, S. 320f).
dem öffentlichen gesellschaftlichen Diskurs und die Entwicklung interner Dis-
kurspraktiken der Besserung, Erziehung und Prävention umfasse. Wurde Wiederholt wurde herausgearbeitet, dass das formale Verhalten des Patienten
ursprünglich der Ort des Verbrechens im Subjekt und seinen unterschiedlichen zumindest in der Vergangenheit eine große prognostische Wertigkeit hatte und
Diskursen lokalisiert (Foucault 1973, S. 239f), so sei das Kriminelle durch die „vordergründig gut angepassten sozial unauffälligen Straftäter" (Speier und
, dekonstruktivistische Auflösungen des Subjekts ,jetzt weder in der Öffent- Nedopil 1992) unter den persönlichkeitsgestörten Sexualdelinquenten vor-
, lichkeit noch beim Täter lokalisiert. Sein neuer Ort liegt im psychiatrischen herrschen. Im selben Kontext ist allerdings auch an diese Autoren die Frage zu
i Raum, für den Medizin und Psychologie kategorial verantwortlich zeichnen" richten, ob die von ihnen für eine günstige Prognose geforderte weitgehende
(Heinze 1992,8.52). Selbstbild-Fremdbild-Kongruenz nicht eine subtile psychische Anpassung des
Patienten an die vermuteten Erwartungen des Therapeuten induziert - ein Tat-
2.2. Reduktion & Bewertung: Die gutachterliche Praxis bestand, der an die realsatirischen Regeln des ,Psychotherapie-Spiels' erinnert
(Bradley 1988).
Zu allgemeinen Fragen der Bewertung des mehr oder weniger (un-)kooperati-
ven Verhaltens psychisch gestörter Rechtsbrecher im Maßregelvollzug 2.3 Anpassung & Behandlung: Die therapeutische Praxis
beschrieb in den achtziger Jahren Rasch in einer umfassenderen Untersuchung
psychiatrischer Gutachten eine manifeste Kriterienreduktion: Die bei Rasch zugunsten organisatorischer Lösungsvorschläge weniger in den
Vordergrund gerückten Behandlungsgesichtspunkte werden im Kontext der
„An zweiter Stelle [der Begründung weiterer Unterbringung] wurde mit 11,3% die Problematisierung des inflationären Gebrauchs des Suffix ,Therapie' aufge-
mangelnde Bereitschaft genannt, sich behandeln zu lassen, 5% der Kriterienvariab- griffen:
len bezogen sich auf die unkooperative oder zurückgezogene Haltung des Patienten.
[...] Es war aber nicht nur der Mangel an Kooperation, der negative Konsequenzen „Verstärkt wird diese inflationistische Benutzung dadurch, dass der Gesetzgeber kei-
für den Patienten haben konnte: in 12 Fällen diente der Hinweis auf Ühcraiipassiing nerlei Disziplinarrechte für den Aspekt der Sicherung vorgesehen hat. So verbrämen

K r i m hmm;il \> . ' 1 1 1 ) 1 I I .) Krim. Journal. 33. .In. 2001. H. 4 269


Einrichtungen ihre disziplinarischen Maßnahmen unter der Form therapeutischer Kon- 2.4. Sicherheit & Ordnung: Die institutionelle Praxis
sequenzen" (Duncker 1988, S. 77).
Für die Praxis der achtziger Jahre beschrieb Rasch (1983, S. 35) exemplarisch,
Hinzu finden sich beispielsweise Formulierungen „kriminaltherapeutischer" dass und wie institutionell insbesondere die formale oder „Scheinanpassung"
Leitlinien, die delinquenz-bedingenden Persönlichkeitsmerkmale seien „im an die Regeln der Institutionen gefördert worden sei. Faktisch konnte im kon-
Laufe der Behandlung zu neutralisieren, kompensieren, reduzieren oder - im kreten Fall „der Ablauf des Stationslebens in letzter Instanz als Therapie durch
nie erreichten Idealfall-zu eliminieren" (Müller-Isberner 1990, S. 9), was prak- intensive Verlegungspraxis" betrachtet werden (Petrovic 1984, S. 128).
tisch folgendes beinhalten müsse: „Offenbar nicht unbedingt reflektiert" seien neben der beliebigen Kombina-
„Die pädagogisch-psychagogischen Maßnahmen der Verhaltenskorrektur, ein kla- tion von Methoden unterschiedlicher Therapierichtungen auch reglementierend-
rer, nachvollziehbarer Rahmen von Verstärkern einerseits unter anderem mit Locke- disziplinierende Praxen inklusive „Ins-Gewissen-Reden" und „Moralisieren"
rungsgewährung in einem durchdachten und verbindlichen, zuweilen aber doch extrem vertreten worden (Rasch 1983, S. 37f).
flexibel gehandhabten Stufensystem, und kalkulierbare, maßvolle, zuweilen aber auch
Dass in freiheitsentziehenden Institutionen eine tradierte Tendenz zur Über-
eine recht deutliche Sanktion und Einschränkung andererseits, sind Verfahren, die
schätzung angepassten Verhaltens als Kriterium für zukünftige Straffreiheit
im Maßregelvollzug von eminenter Bedeutung sind. Sie sind offensichtlich geeig-
net, Ergebnisse früherer antisozialer Lernprozesse zu korrigieren" (Müller-Isberner
existiert(e) und welch hohen Stellenwert die Kooperation des Patienten, sein
1990, S. 10).
formal-korrektes Verhalten hat(te), wird eher unbeabsichtigt in der vom Ansatz
her durchaus kritisch intendierten Untersuchung von Petrovic (1984) trans-
Derart disziplinierende Vorstellungen einer „Strategie der wohlmeinenden the- parent: Vermutlich aufgrund ungenügender Distanz bzw. unreflektierter Nähe
rapeutischen Entmündigung" jedoch erinnern - so Pollähne (1992, S. 50) - in zur untersuchten Praxis und Institution, adoptiert der Autor nicht nur den dor-
Analogie zur ,schwarzen Pädagogik'1 in fataler Weise an „überwunden tigen stigmatisierend-akkusativischen Jargon (Schrenk 1976), sondern ihm ent-
geglaubte Konditionierungsprogramme", sodass sich die Assoziation einer gleitet - durchaus affektlogisch - auch die Fähigkeit zur kritischen Reflek-
,schwarzen Therapeutik' aufdrängt. In diesem ausdrücklichen Bekenntnis zur tion der Daten. So konstatiert er hinsichtlich des Verhaltens untergebrachter
Disziplinierung, die von Foucault wiederholt als eigentliches Ziel der Ein- Rechtsbrecher geradezu unvermittelt eine „Fehlentwicklung", die als „Oppo-
schlusssysteme von Kloster, Gefängnis wie Psychiatrie beschrieben wurde, sition des Patienten [...] in erster Linie gegen die Therapeuten, auch gegen
erfolgt dementsprechend eine reformistische „Verengung emanzipatorischer institutionelle Gegebenheiten" zu verstehen sei. Dieser „Opposition" hafte eine
Theorie(bildung) zu sozialtechnischen Vorstellungen" (Bruder 1982). Derar- „Verstärkungs- und Ausbreitungstendenz" an: Sie könne „auch ,epidemiear-
tige, vorwiegend auf das straffreie Funktionieren des Individuums ausgerich- tigen' Charakter" gewinnen. Sie sei als „Widerstand" mit „Selbstbestäti-
tete, Konzeptionen beinhalten insbesondere linear-mechanistische Verhaltens- gungsnote" zu verstehen und insofern „nicht unbedingt als destruktive Hal-
erwartungen2 mit dem Risiko einer Umstülpung von Theorie und Praxis, die tung bzw.. Energie zu beurteilen", doch gebe es auch die „Gruppe der Hart-
den Prozesscharakter therapeutischen Handelns in eine Herrschaft des sozial- näckigen, die meistens passive Opposition üben" (Petrovic 1984, S. 72f). -
technologisch Machbaren umkippen lässt. Wenn Psychotechnik grundsätzlich Dass Kooperation respektive Opposition eine entscheidende Rolle bei der prog-
eine methodologische Abwehrfunktion unterstellt werden kann, so wird diese nostischen Beurteilung zu spielen schienen, geht aus der Feststellung hervor,
Angstabwehr in der oben genannten sozial technologischen Anwendung von den untersuchten n = 101 Patienten sei „innerhalb von zwei Jahren die
gegenüber jedweder Devianz, sei es Krankheit oder Delinquenz, vorgenom- größte Gruppe von 45,5% entlassen [worden], die keine oppositionelle Hal-
men. tung gezeigt hatten" (Petrovic 1984, S. 74).
So geraten die gegen ein in der Institution befürchtetes „aggressives Chaos" Ohne weitere kritische Diskussion vertritt er die - institutionelle - Notwen-
eingesetzten Programme, wie Pollähne (1992, S. 50) offen legt, zu einem the- digkeit konstruktiver Zusammenarbeit und reibungslosen Einlebens: Im
rapeutisch-repressiven Freiheitsentzug: Er schlussfolgert u.a., „der therapeu- Gegensatz zur Auffassung von Sartre (1967), dass die Struktur von den Indi-
tische Wert und die prognostische Relevanz solcher Konditionierungspro- viduen „existiert wird"3 und nicht umgekehrt, hat sich bei Petrovic der zwangs-
gramme" sei „hochgradig umstritten" und impliziere als „erzwungene thera- untergebrachte Patient in die institutionelle Struktur einzufügen, sich ihr als
peutische Kooperation" nicht nur „die Gefahr anti therapeutischer Arrangements Subjekt zu unterwerfen4. Dieser Anpassungs- und Integrationserwartung
und korrumptiver Aushandlungsstrategien, sondern fördert nahezu zwangsläufig gegenüber sei „echte Opposition" eine Haltung oder ein Verhalten, das „dem
Prozesse vordergründiger Anpassung an institutionelle ,Regelsysteme'" (Pol-
lähne 1992, S. 51).
.} Sartre betont diese Tatsache explizit mit dem auch im Französischen ungewöhn-
1 Bezeichnung für disziplinierende, zum Teil drillartige Erziehungsmethoden in der lichen transitiven Gebrauch des Verbs „existieren".
- früheren - „bürgerlichen Erziehung" (Rutschky 1977), namentlich in der Heim- 4 Dass Subjekt-Objekt-Verhältnisse prinzipiell durch Unterwerfung gekennzeichnet
erziehung und schulischen Sozialisation. sind, macht unter anderem Lacan (1960) daran deutlich, dass das Subjekt als „sub-
2 im Sinne einfacher und direkter Ursache-Wirkung-Schemata (Auslöserei/ / Situ- jectum " ohnehin ein - durch Sprache vermittelten - sozialen Regeln Unterworfe-
ation - Reaktion / Verhalten bzw. Handlung) ner ist.

770 Krim Iniiin.il \ h- 7.71


untergebrachten Patienten im Laute seiner Entwicklung Schäden zulügt" (Petro- Dynamik psychosomatischer Reaktionen (Kobbe 2000) lag es daher nahe, im
vic 1984, S. 93). Dies sei überwiegend bei neurotischen und pcrsönlichkeits- Rahmen einer Feldstudie
gestörten Patienten (n = 25 von insgesamt n = 49 als oppositionell' eingestuften
Patienten) zu finden, d.h. „Opposition" gegen die normativen Verhaltenser- • das Verhalten von (psychisch gestörten) Rechtsbrechern in der freiheitsent-
wartungen der Institution sei krankheits- bzw. störungsbedingt (Petrovic 1984, ziehenden Unterbringung und
S. 92). Zugleich konstatiert er, dass • deren Wahrnehmung bzw. Beurteilung durch die dort tätigen Behandler
(Psychologen, Ärzte, Krankenpflegepersonal usw.) zu untersuchen,
• Patienten ohne zugeschriebene „Opposition" zur Hälfte psychopharmako- • um so Anhaltspunkte dafür zu gewinnen, wie die o.g. Herstellung des Wis-
logisch behandelt wurden (51%) und zur Hälfte nicht (49%), hingegen sens, der Normativität des Verhaltens und der Konstitution der Seinsweisen
• Patienten mit attribuierter „Opposition" nur zu 25% Psychopharmaka des Subjekts abläuft.
erhielten und zu 75% keinerlei Medikamente.
Die vorliegenden empirischen Daten sind Teil eines umfangreicheren For-
Unklar bleibt, ob dies Effekt der fehlenden Kooperation des Patienten ist oder schungsprojekts innerhalb der forensischen Psychiatrie (Kobbe 1996), bei dem
ob tatsächlich kein Versuch gemacht wurde, Medikamentencompliance5 - und unterschiedliche Aspekte der klinischen Praxis eines forensisch gebräuchlichen
hierüber auch sonstige Kooperation - zu erzwingen. Deutlich wird allerdings, Screening- und Ratinginstruments untersucht wurden (vgl. Westfälischer
wie der strategisch-institutionelle Machtdiskurs den therapeutischen Raum kolo- Arbeitskreis .Maßregelvollzug' 1991; 1993; Kobbe 1992). Das Verfahren ent-
nisiert, den eigentlich ,ohn-mächtigen' psychotherapeutischen Diskurs ver- stammt der oben skizzierten Modellbildung mehrdimensionaler Beurteilungspraxis
hindert und einen medizinischen Diskurs als Anpassung und Kooperation for- von Rasch und ermöglichte die Fremdbeurteilung unterschiedlicher anamnesti-
dernden Machtdiskurs etabliert. scher, deliktbezogener, diagnostischer, klinisch-therapeutischer und verhaltens-
bezogener Eigenschaften des jeweiligen Patienten. Zur Anwendung kam in der
3. Erkenntnis & Interesse: Untersuchung und Feldforschungsan- Institution ein Fragebogenverfahren mit insgesamt 61 Items, die die vorgenann-
satz ten Eigenschaftsbereiche abfragen und weitgehend bipolar angeordnet und zwi-
schen l und 5 skaliert sind. Das Verfahren wurde institutionell standardisiert im
Folgt man den oben skizzierten Befunden, so ließ sich - durchaus auch i.S. Vorfeld jeder Lockerungsentscheidung als Fremdeinschätzung durch den
von Arbeitshypothesen - vermuten, dass selbst in einem mittlerweile thera- Psychotherapeuten oder das Behandlungsteam eingesetzt. In der aktuellen Unter-
peutischen Maßregelvollzug Bedingungen vorzufinden waren, die Koopera- suchung wurde eine Gesamtstichtagserhebung sämtlicher Patientenakten bezüg-
tion beispielsweise lich des jeweils neuesten Beurteilungsbogens durchgeführt. Von insgesamt n =
263 Patienten war zum Stichtag in n = 202 Akten ein Beurteilungsbogen vorhanden;
• euphemistisch i.S. von einseitig-repressiv herbeigeführtem Wohlverhalten, die restlichen Fälle hatten zu diesem Zeitpunkt keine Lockerung, mithin auch noch
von Anpassung, Unterwerfung verstehen, keine diesbezügliche Beurteilung. Aufgrund der vollständigen Datenerhebung in
• mitnichten als Ergebnis einer konflikt- und konsenshaft ausgehandelten Inter- der Gesamtinstitution ist von einer Repräsentativität des Datenmaterials auszu-
aktion, eines wechselseitigen Verstehens- und Kompromissbildungsprozes- gehen.
ses begreifen,
• durch institutionelle Mechanismen der heimlichen Disziplinierung und Zweck der Beurteilung war die Gewinnung eines standardisierten Querschnitts prog-
Unterwerfung herbeizuführen suchen, noserelevanter Daten in halbjährlichem Abstand, wobei der Beurteilungsbogen zwar
• als sozial erwünschtes, formal angepasstes Verhalten bis hin zu Als-ob-Per- theoretisch wie praktisch fundiert, hierbei jedoch in einer Form anwendungsorientiert
ist (vgl. Kobbe 1992; 1998c), dass in eine nachträgliche Untersuchung z.T. Inhalte
sönlichkeiten herauszubilden geeignet sind. eingingen, die ohne Selektion und Recodierung der Rohdaten zu erkenntnisstö-
Strukturelle Entindividualisierung und administrative Serialisierung6 des renden Verzerrungen oder Artefakten geführt hätten. In die Gesamtuntersuchung
• gefährlichen - Subjekts (Kobbe 1996b) indizieren eine Untersuchung der gingen n = 202 Beurteilungsbogen mit max. 61 Items ein, sodass das erfragte Gesamt-
subjektiven Praxis der Institutionen und der in ihnen tätigen Individuen nahe. verhalten nur einen von zahlreichen Datensätzen darstellte. Das betreffende Item
Parallel zu einer empirischen Untersuchung der Prävalenz und institutionellen fragt nach Angaben zum Verhalten im Beobachtungszeitraum: Gesamtverhalten,
wobei auf einer fünfstufigen Skala ein Rating zwischen ,unkooperativ' und
,kooperativ' gefordert wird. Bei einer früheren Überarbeitung dieses Instruments
wurde u.a. auch das Item Gesamtverhalten (Kooperation) neu diskutiert und da-
5 Die Begriffe „Compliance" bzw. „Non-Compliance" bezeichnen in der Medizin ein raufhingewiesen, dass Kooperation in Zusammenhang mit „dem therapeutischen
Spektrum des Therapieverhaltens von Patienten, nämlich die Einhaltung bzw. Nicht- Verhalten und dem Alltagsverhalten des Patienten" zu verstehen sei und „keines-
einhaltung der vom Arzt verordneten Medikamente oder anderen Behandlungs- falls [...] i.S. von Anpassung gesehen" werden dürfe: „Zur Differenzierung" wurde
maßnahmen. Bedingt wird dieses kooperative / unkooperative Verhalten wesent- eine zusätzliche Skala vorgeschlagen, um „sowohl den Grad der Selbständigkeit
lich durch die Arzt-Patient-Interaktion, d.h. durch sozialpsychologische Faktoren. (i.e. bei der Teilnahme an Gemeinschaftsaktivitäten, in der eigenständigen Aus-
6 Begriff bei Sartre (1967), mit dem dieser die unterschiedslose, verobjektivierende einandersetzung mit Angeboten, in der Kooperation mit Mitarbeitern/Mitpatien-
Reduzierung einer Vielfalt und Vielzahl von Individuen auf identische, d.h. ten) zu erfassen, als auch eine bloße Anpassung bzw. Oberflächlichkeit" zu berück-
serielle Verhaltensweisen, serielle Gefühle, serielle Gedanken kennzeichnet. sichtigen (vgl. Kobbe 1996, S. 237).
272 Krim. Journal, 33. Jg. 2001, H. 4 Krim. Journal, 33. Jg. 2001, H. 4 273
Das Forschungsprojekt, dessen Teil die hier dargestellte Fragestellung ist, war als Tab. l: Prävalenz der Zuschreibung kooperativen / unkooperativen Verhaltens
explorative Untersuchung des gesamten Datensatzes angelegt, um im Kontext der
o.g. Fragestellung beispielsweise den Zusammenhang von institutioneller Struk- Petrovic 1984 Kobbe 1996
tur, therapeutischer Programmatik, psychischer Störung und mehr oder weniger n % n %
kooperativem Verhalten untersuchen zu können. Insofern ging in die nachfolgend unkooperativ 23 22,8 1 0,5
referierten statistischen Berechnungen grundsätzlich die gesamte Itemanzahl ein, kaum kooperativ 26 25,7 9 4,5
d.h. für die jeweilige Fragestellung wurden alle anderen Items als unabhängige Vari-
ablen definiert. Begründet ist diese eher ungewöhnliche statistische Vorgehens- mittel - - 54 26,7
weise in der rein explorativ und auf Hypothesengenerierung - nicht Hypothesen- eher kooperativ 74 36,6
bestätigung - angelegte Untersuchung. Dies führt zwangsläufig dazu, dass bei der kooperativ 46 45,6 62 30,7
Untersuchung zunächst widersprüchliche Ergebnisse resultierten, die jedoch im
weiteren Rechengang für die Diskriminanz- und Regressionsanalysen eliminiert keine Angabe 6 5,9 2 1,0
werden konnten. Allerdings bleibt für die ebenfalls referierte Faktorenanalyse ein- 2 101 100,0 202 100,0
schränkend festzustellen, dass dort die zuvor als abhängig und unabhängig defi-
nierten Variablen gemeinsam in die Berechnung eingingen, womit diese - expe-
rimentelle - Beforschung der von Rasch behaupteten Dimensionen zuvor grup-
Tab. 2: Verteilung der Einzel- und Teambeurteiler
pierter Items (Anamnese - Delikt - Persönlichkeit - Behandlung - Verhalten) zu
einer statistisch zwar nicht korrekten, für weitere Forschungsbemühungen jedoch
n %
interessanten Kausalstruktur führt.
Einzelbeurteiler 48 23,8
Team 153 75,7
4. Statistische Ergebnisse keine Angabe 1 0,5
Hinsichtlich der Prävalenz kooperativen bzw. unkooperativen Gesamtverhal- S 202 100,0
tens lagen Angaben von Petrovic (1984, S. 74, Tab. XVIII) über n = 101 ent-
lassene Patienten vor, die im Vergleich mit einer eigenen Untersuchung in der- Hinsichtlich dieses - paradigmatischen - Wechsels in der institutionellen Prog-
selben Maßregelvollzugsklinik (Kobbe 1996, S. 357, Tab. 63) ungleich höhere nosepraxis war zu vermuten, dass die getroffene Beurteilung durch mehrere
Prozentzahlen von als eher unkooperativ beurteilten Patienten (etwa 50% der am Behandlungsverlauf beteiligte Personen aus unterschiedlichen Berufs-
untersuchten Population) enthalten und bereits einen ersten Hinweis auf unter- gruppen weitgehend das verhindern sollte, was in hierarchisierten Institutio-
schiedliche Interpretationen / Auffassungen derselben Fragestellung geben. nen als Gefahr angelegt ist: Die eventuelle Willkür und Einseitigkeit der prog-
nostischen Beurteilung durch einen einzelnen ,Experten' (Lorenz 1990). Hin-
Die anhand dieses Datenmaterials durchführbare Untersuchung von Fremd- gegen halten es Speier und Nedopil (1992, S. 7) für „zweifelhaft", ob „die Prog-
beurteilungen des (Wohl-?)Verhaltens psychisch gestörter Rechtsbrecher zielt nosebeurteilung durch das Anstaltsteam ein relevantes Außenkriterium" für tat-
auf mehrere Aspekte dieses Themenkomplexes ab: Wie im Weiteren differen- sächliche zukünftige Delinquenz sein könne.
zierter zu zeigen sein wird,
• sind die soziale Wahrnehmung des Verhaltens und das soziale Urteil mani- 4.1. Pauschal & inadäquat: Dynamik von Einzelpersonen und Teams
fest kontextabhängig,
Die institutionsinterne Verschiebung der Beurteilung von Einzelbeurteilera hin
• beinhaltet die Attribution von fehlender / mehr oder weniger / vorhandener
zum multiprofessionellen Team wurde einerseits als Ausdruck der Erwartung der
Kooperation äußerst unterschiedliche Aspekte der Verhaltenserwartungen
Institution an interdisziplinäre Kooperation und Konsensbildung der Behandler,
nicht nur des Patienten, sondern auch des Behandlers,
• lässt sich weniger ein Abbild des tatsächlichen Verhaltens der Patienten als andererseits als Garantie für eine breite Beurteilungsbasis aus unterschiedlichen
Perspektiven gewertet (Kobbe 1992): Das Fremdbild selbst sei in einem berufs-
vielmehr der Urteils- und Vorurteilsstrukturen der Behandler gewinnen.
übergreifenden Team angemessener - weil lebensnäher - zu erarbeiten und inso-
In der ursprünglichen Anwendung des Beurteilungsbogens wurde die Beur- fern korrigierbar, als die Multiprofessionalität der Beurteiler „ipsativen" Prog-
teilung zunächst durch einen Einzelbeurteiler (Psychologe / Arzt / Sozialar- nosekonzepten (Lorenz 1990), d.h. schulenspezifischen Konzepten, die die eige-
beiter) vorgenommen, nach einiger Zeit jedoch auf das jeweilige Behand- nen Vorannahmen, Überlegungen und Theorien in der auf sich selbst basieren-
lungsteam ausgeweitet. Damit trat die ursprünglich anzutreffende Dominanz den Beurteilung lediglich tautologisch bestätigten, Einhalt gebiete. Wenngleich
des ,,verantwortliche[n] Therapeut[en] als Stationsleiter bei der Gesamtbeur- Fremdbeurteilungen hierdurch nicht zwangsläufig gichtiger' ausfallen müssen,
teilung des einzelnen Untergebrachten" (Petrovic 1984, S. 21) konzeptionell erhöhte sich sicherlich der subjektive Glaube an die Qualität einer - ggf. objek-
und praktisch in den Hintergrund. Voraussetzung für die statistische Untersu- tiv unrichtigen - Entscheidung. Ob sich in der Tat qualitative Unterschiede erga-
chung war eine entsprechende Verteilung der Beurteilungsbögen auf einzelne ben, sollte in einer Voruntersuchung anhand der Klartexteintragungen in den Beur-
Beurteiler (Psychologen, Ärzte oder Sozialarbeiter) und beurteilende Teams. teilungsbögen zu einer Fragestellung nach der Zentralen Problematik des Patien-

274 Krim. Journal. 33. Jg. 2001, 11.4 Krim. Journal, 33. Jg. 2001, H. 4 275
ten untersucht werden: Angesichts erheblicher methodischer Probleme bei qua- niedrigerem Regulationsniveau und mündet der komplexe Interaktionsprozess
litativ-inhaltlichen Auswertungen frei formulierter Angaben wurde eine Eintei- in übervereinfachende Entdifferenzierung — eine Tatsache, die Schneider
lung in a) Kausalaussagen, b) Symptombeschreibungen, c) pauschal-undiffe- (1985) als „kollektive Dummheit" diffamiert, die jedoch u.a. dadurch bedingt
renzierte Stichwortangaben und d) inadäquat-arbiträre Mitteilungen vorgenom- ist, dass kognitive Regelsysteme zwar logische Diskursarten voraussetzen, mit
men und von einer unabhängigen, forensisch erfahrenen Kollegin hinsichtlich ihnen jedoch - speziell aufgrund ihrer Affinität zu Formen spekulativer Ver-
der Zuordnungen überprüft. Die Unterschiede lassen sich beispielhaft an folgenden nunft - mitnichten eins sind (Lyotard 1989, S. 97). Entsprechend handelt es
Klartexteintragungen zur erfragten zentralen Problematik illustrieren: sich um „heterogene Satz-Regelsysteme" (Lyotard 1989, S. 215ff), um aus ver-
schiedenen Diskursarten - Argumentieren, Erkennen, Beschreiben, Erzählen,
Kausalaussagen: „Kindliche Abhängigkeit von der Mutter - ausgeprägte Kon- Be-Fragen, Befehlen... - stammende, miteinander verkettete Aussagen, die auf-
takt- und Beziehungsstörung, ausgeprägte Aggressionshemmung; Selbstwert- grund ihrer Ungleichartigkeit „inkommensurabel", d.h. nicht ineinander über-
problematik, Ich-Schwäche; Suchtproblematik." (Fall E 208)
setzbar sind (vgl. Kobbe 1998d, S. 105f).
Symptombeschreibungen: „Im Rahmen der Schizophrenie entwickelte sich ein
paranoides Wahnsystem, in dessen Mittelpunkt schließlich die Mutter stand." 4.2. Paradigmen wechsel und Beurteilungskriterien
(Fall E 192)
Die eigentliche Fragestellung des Projekts bezog sich auf die institutionsin-
Pauschale Stichwortangaben: „Wahnthema" (Fall E 007) terne Veränderung der Zusammensetzung der Beurteiler(teams) und die vo-
Inadäquat-arbiträre Angaben: „Nach bisheriger Überwachung: recht unauf- rangestellten theoretischen Überlegungen. Es wurde davon ausgegangen und
fällig, angepasst, bemüht um Kooperation, andererseits: mäßige Beeinfluss- danach gefragt, dass bzw. ob
barkeit." (Fall E 258) • eine Veränderung der Beurteilungskriterien vorgenommen wurde und dies
Aufgrund des Datenniveaus wurde der Chi2-Test zur Erstellung einer auf fünf- • mit Hilfe der für Einzelbeurteiler und beurteilende Teams errechenbaren unter-
prozentigem Fehlerniveau gesicherten Korrelationsmatrix gewählt: schiedlichen Entscheidungsmodelle erklärbar bzw. interpretierbar ist.

Deutlich wird, dass sich signifikante Unterschiede hinsichtlich der Beschrei- Statistisch-methodisch wurden schrittweise Regressionen angewandt, die
bungsniveaus von Einzel- undTeambeurteilern feststellen lassen: Während die Modelle
Kausalaussagen (14,9% /17,8%) und Symptombeschreibungen (38,3% / 36,2%) • mit fünf Variablen und knapp 60% erklärter Gesamtstreuung für Einzel-
gleichverteilt sind, finden sich beurteiler sowie
• bei den Einzelbeurteilern signifikant gehäuft als inadäquat-arbiträr zu cha- • mit vier Variablen und einer Erklärungskraft von lediglich knapp 27% der
rakterisierende Angaben, Gesamtvarianz für beurteilende Teams ergaben.
• in den von Teams ausgefüllten Bögen signifikant mehr pauschal-undiffe- Bei der Auswertung fällt unmittelbar auf, dass beide Regressionsmodelle mani-
renzierte Stichwortnennungen. fest unterschiedlich sind: Die Matrix der Einzelbeurteiler der Tabelle 4
Insofern stellt die gemeinsame Reflektion und Beurteilung zweifelsohne ein • enthält die Variable der therapeutischen Einbindung in Beschäftigungs- und
Korrektiv dar und werden Überbewertungen marginaler Fakten oder irrelevanter Arbeitstherapie entsprechend der Intention der Fragestellung (s.o.),
Details verhindert; andererseits erfolgt im Team aber eine Urteilsbildung auf • gibt einen negativen Zusammenhang der Kooperation mit der Aufenthaltsdauer
an, sodass kooperatives Gesamtverhalten u.U. auch kontraphobische Funktion
haben kann und dementsprechend mitnichten Ergebnis kommunikativer Kom-
Tab. 3: Variable Zentrale Problematik- Beschreibungskategorien der Einzel- und
Teambeurteiler
petenz (s.u.) ist, sondern fallweise auch Resultat interpersoneller Abwehr durch
Anpassung und Unterwerfung (vgl. Rauchfleisch 1986, S. 743),
kausal symptomatisch pauschal inadäquat • beinhaltet die Berücksichtigung körperlicher Beschwerden i. S. einer ggf.
^ auch nonverbal-psychosomatischen Anpassungsleistung (vgl. Kobbe 2000)
Einzelbeurteiler n 7 18 5 17 47 und
% 14,9 38,3 10,6 36,2 • wird - nachvollziehbar - negativ durch manifeste psychotisch bzw. hirnor-
ganisch bedingte Störungen als Ausschlusskriterium für kooperatives
Teambeurteiler n 27 55 43 27 152 Gesamtverhalten definiert,
% 17,8 36,2 28,3 17,8 • lässt sich hinsichtlich der Kommunikationsrahigkeit dahingehend verstehen,
dass „Kommunikationsschwierigkeiten" zu sog. „malintegrativem Verhalten"
n 34 73 48 44 199
und dies wiederum zu Non-Compliance führt (Drews 1977, S. 90).
% 17,1 36,7 24,1 22,1 100
Kritisch hinzuweisen ist auf die fragliche Gleichsetzung von Kooperationsfähigkeit
Likelihood Ratio Chi2 = 10.6 Freiheitsgrade DF = 3 Signifikanz = .01 respektive -Bereitschaft mit Kommunikationsfahigkeit, da sich hier u.U. eine Interak-

276 Krim Journal, .U. Ju. 2001, H. 4 Krim. Journal. 33. Je. 2001. H. 4 277
Tabelle 4: Variable Gesamtvtrhalttn (Kooperation) Einzelbeurteiler Tatsächlich ist die Verbalisierungs- und Kommunikationsfähigkeit für die intrapsy-
chische Verarbeitung von Konflikten insofern von Belang, als erst „die Identifizie-
Beta SigT Variable rung einer Erregungsquelle (durch sprachliche Kommunikation)" dem Individuum
„den Weg für die Entdeckung einer Quelle der Abhilfe [öffnet]. Durch diese Pro-
.5027 .0000 Teilnahme an Beschäftigungs- / Arbeitstherapie zesse lernt ein Individuum, seine Impulse zu beherrschen" (Grossbard 1962, S. 172).
.2979 .0200 Vorliegen körperlicher Beschwerden Interessanterweise lässt sich für den Zusammenhang von Kommunikationsfähigkeit
.2916 .02.00 Qualität der Kommunikationsfähigkeit und Impulskontrolle anhand bivariater Korrelationen allerdings angeben, dass eine
-.2722 .0320 Vorliegen einer psychotischen / hirnorganischen Symptomatik verbesserte Impulskontrolle zu einer Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit führt,
.2679 .0310 Länge der Aufenthaltsdauer bei Beurteilung dieser Zusammenhang umgekehrt jedoch nur schwach ausgeprägt ist (Kobbe 2000,
Tab. lla/b).
S Beurteilungsbögen n = 47 Bestimmtheitsmaß r2 = .59

Tabelle 5: Variable Gesamtverhalten (Kooperation) - Teambeurteiler 4.3 Faktorielle Zusammenhänge


So disparat die jeweiligen mathematischen Kriteriengerüste der Einzel- versus
Beta SigT Variable Teambeurteiler erscheinen mögen, so sehr hängen sie dennoch zusammen, denn
.4104 .0000 Bestehen einer tragfähigen therapeutischen Beziehung die Variable lässt sich unter Bezug auf weitergehende Analysen weiter kon-
.2287 .0040 Relevanz der Symptomatik für zukünftige Delinquenz kretisieren: Bei Durchführung einer explorativen faktorenanalytischen Unter-
.1804 .0130 Teilnahme an Gruppengesprächen suchung des Beurteilungsbogens ergab sich ein varimaxrotiertes 14-Faktoren-
.1504 .0440 Qualität der Impulskontrolle Modell, das 42,6% der Gesamtvarianz erklärte und dessen erste sechs Fakto-
ren sinnvoll interpretiert werden konnten (Kobbe 1996, S. 269ff.). Wie sich
Beurteilungsbögen n = 149 Bestimmtheitsmaß r2 = .26 anhand der Tabelle 6 zeigen lässt, laden eine Reihe der erklärenden Variablen
auf demselben Faktor, wenngleich sich aufgrund der in unterschiedlichen For-
schungsstrategien (Regressionsanalyse versus Faktorenanalyse) die Art des
tionsdynamik wiederfindet, für die Albrecht (1986, S. 65f.) beschreibt, der schwei- Zusammenhangs nicht eindeutig klären lässt.
gende Patient sei kein „Kommunikations- und Handlungspartner für sozialwissen- Somit lässt sich anhand der Faktorstruktur auch herausarbeiten, dass es sich
schaftliches Know-how, für verwissenschaftlichte und professionalisierte Hilfeansätze: bei der Variable Gesamtverhalten (Kooperation) nicht um die Beurteilung des
Also muss das Schweigen gebrochen wird die Kooperationsbereitschaft des Klienten Oberflächengeschehens des Verhaltens handelt, sondern um den Versuch, die-
schon auf [...] Handlungsebene gewonnen werden. Dabei droht sich die Ambivalenz sem Verhalten zugrunde liegende strukturelle Persönlichkeitseigenschaften zu
von Hilfe und Kontrolle einseitig zugunsten des Kontrollaspekts auszuwirken". erfassen. Wie ersichtlich, berücksichtigen die qualitativ unterschiedlichen
Wesentlich ist demzufolge, dass Kommunikationsfähigkeit nicht mit der Bereitschaft Urteilsstile der Einzel- und Teambeurteiler (vgl. 4.1) verschiedene Anteile der
zur Kommunikation - mit Kooperation also — gleichgesetzt oder verwechselt werden Struktur bzw. diese unterschiedlich ,gut'.
darf, da sonst die Schaffung eines neuen Kommunikationsimperativs als a) paradoxe
Auf-Forderung und b) Zerstörung des bislang ,zwanglosen' interaktionellen Raums
erfolgt.
Tab. 6: Explorative Faktorenanalyse - Faktor 2
Das Regressionsmodell der Teambeurteiler in Tabelle 5
• bezieht sich i.S. der Fragestellung auf die therapeutische Integration des Patien- Ladung cf/tf Variable Verweis
ten in Gruppengespräche, .690 0.718 Bearbeitung der zentralen Problematik
• gibt an, dass sich in tragfähigen Behandlungsbeziehungen befindliche .659 0.651 Bestehen einer tragfähigen therapeutischen Beziehung Tab. 5
Patienten als kooperativ eingeschätzt werden, wobei diese basale Koopera- .599 0.523 Relevanz der Symptomatik für zukünftige Delinquenz Tab. 5
tionsfähigkeit zugleich aber auch Grundlage zur Entwicklung dieser thera- .556 0.475 Qualität der Sublimierungsfähigkeit
peutischen Gestalt ist und die therapeutische Beziehung in ihrer Tragfähig- .535 0.479 Gesamtverhalten (Kooperation) Variable
keit maßgeblich von der Kommunikationsfähigkeit (s. Tabelle 4) des Patien- .503 0.413 Qualität der Kommunikationsfähigkeit Tab. 4
ten beeinflusst wird, wogegen sich der umgekehrte Bedingungszusammen- .502 0.428 Bisherige Vollzugslockerungen erfolgreich Tab. 9
hang nicht findet, .487 0.438 Schwere der Störung
• thematisiert den allgemein deliktrelevanten Charakter der vorliegenden psy- .423 0.318 Neigung zu Entweichung
chischen Störung i.S. eines - regressionsanalytisch bestätigten - engen .408 0.388 Relevanz der Aggressionen für zukünftige Delinquenz vgl. Tab. 5
Zusammenhangs mit unzureichender Impulskontrolle,
• enthält diese Persönlichkeitseigenschaft bzw. Ich-Funktion der Impulskon- a = Ladung des Faktors
trolle als erklärende Variable, die - wie sich auf bivariatem Niveau zeigt - h2 = Kommunalität
mit der Kommunikationsfähigkeit zusammenhängt. a 2 /h 2 = Anteil der durch den Faktor aufgeklärten Kommunalität

279
4.4. Wahrnehmungsdlfferenzcn und Compliance bei Betroffenen [...] verbessern wollen, gehen in diese Rich-
tung" (Hellerich 1995, S. 31). Diesbezüglich thematisiert Eink (1997, S. 133)
Angesichts der verschiedenartigen Kriterienmatrixen kamen Einzelpersonen vielfältige Formen von Abhängigkeit, Verweigerung von Intimsphäre, Zwän-
und Teams zu signifikant unterschiedlichen Beurteilungen: gen und Einschränkungen alltäglicher Wahlmöglichkeiten und den Druck zur
• Teams tendierten offensichtlich dazu, die Kooperationsbereitschaft und / oder Selbstoffenbarung hinsichtlich subtiler und verdeckter Formen der Kontrolle
-fähigkeit von Patienten zu zwei Dritteln mit einer ,Tendenz zur Mitte' ein- und fragt nach, ob der „modische Begriff der ,Compliance' ... mehr als die
zuschätzen (31% mittel, 40% eher kooperativ), erreichte Anpassung der Patienten / Klienten an das, was die Mitarbeiter für
• wogegen die einzeln beurteilenden Therapeuten zu 55% ein kooperatives wünschenswert halten", repräsentiere. Berücksichtigt man, dass die sog. ,Non-
Gesamtverhalten konstatierten. Complier' von Behandlern als „weniger zur Psychotherapie geeignet", als
„Patienten mit schlechterer Prognose" sowie als „aggressiver, feindlicher und
Tab. 7: Kreuztabellen für Ratings der Einzel- versus Teambeurteiler unangenehmer" eingeschätzt werden (Drews 1977, S. 70), so stellt sich die Frage
nach den iatrogenen Einflüssen der Interaktion von forensischer Institution,
un- kaum mittel eher Behandler und untergebrachtem Rechtsbrecher, nach Compliance - und eben
kooperativ kooperativ kooperativ kooperativ kooperativ S auch Non-Compliance - als Ergebnis eines gelungenen bzw. misslungenen
Teambeurteiler n 1 8 47 60 35 151
„wechselseitigen Prozesses der Verständigung, des Aushandelns und gleich-
% 0,7 5,3 31,1 39,7 23,2 75,5
mäßiger Annäherung"7 (Eink 1997, S. 133f.). Vor dem Hintergrund der arro-
ganten Formulierung, innerhalb sog. Probetherapien solle bei Rechtsbrechern
Einzelbeurteiler n 0 1 7 14 27 49 im Maßregelvollzug die Frage entschieden werden, „ob sich eine Therapie lohnt1'
% 2,0 14,3 28,6 55,1 24,5 oder nicht" (Kutter 1994, S. 87), lässt sich die Frage nach Kooperation in der
n 1 9 54 74 62 200 Behandlung auch als Beurteilung - bzw. besser Zuschreibung - von Wider-
% 0,5 4,5 27 37 31 100 stand übersetzen: Analog zu der Compliance-Problematik, bei der „der Arzt
weitgehend aus dem Zusammenhang der Interaktion und den daraus resultie-
renden Erscheinungen herausgenommen wird und die Phänomene mehr ,in den
Derartige Unterschiede überraschen keineswegs, denn sie sind nicht nur Patienten' verlegt werden", ist Resistenz auch für die Kooperationsproblema-
• auf die ,Erweiterung' von einer Beurteilungsperson auf eine Gruppe, tik eine mögliche Interpretation, wenn man Behandler, Institution und andere
• auf die hierdurch bewirkten Reflektions-, Kommunikations- und Konsens- Kontextvariablen bei der „Entstehung" von Non-Compliance außer Acht lässt
bildungsprozesse mit Differenzierungs- wie Integrationseffekten auf unter- (Drews 1977, S. 71f.). Anders ausgedrückt: „Wenn wir von Compliance [...]
schiedlichem Komplexitäts- und ggf. niedrigem Regulationsniveau, säuseln, ohne den Januskopf von Hilfe und Kontrolle kritisch zu reflektieren,
• auf soziodemographisch bedingte Auswirkungen der widerstreitenden - the- betrügen wir die Klienten und uns selbst" (Eink 1997, S. 134).
oretischen und lebenspraktischen - Bezugssysteme verschiedener Berufs- In diesem Zusammenhang ist interessant, dass die für Compliance relevanten
gruppen usw. subjektiven Krankheitstheorien und alltagsweltlichen Selbstverständnisse von
zurückzuführen. Vielmehr handelt es sich bei dem untersuchten Item um einen Krankheit oder Störung bei verschiedenen Patientengruppen (Persönlich-
zwangsläufig unscharfen Pauschalbegriff, der zwar u.U. gute Rerating-Werte, keitsgestörte, Psychosekranke, Minderbegabte...) für deren Lebensbewältigung
jedoch nur mäßige Interrater-Werte aufweisen dürfte (vgl. Weber 1998, S. 69ff.). unterschiedlich bedeutsam sind (vgl. Hellerich 1995) und insofern ein ergän-
Von Interesse ist das Ergebnis der statistischen Untersuchung also nicht hin- zendes Schlaglicht auf die erklärenden Variablen Vorliegen körperlicher
sichtlich seiner prognostischen Aussagekraft, sondern als hilfsweise qualifi- Beschwerden und Vorliegen einer psychotischen /hirnorganischen Symptomatik
zierbares Abbild der alltagspraktisch-sozialen Beurteilung - und der dahinter der Tabelle 5 werfen. Zugleich macht dies darauf aufmerksam, dass (un-)koope-
zu vermutenden sozialen Systeme und sozialen wie kognitiven Repräsentatio- ratives Gesamtverhalten dahingehend differenziert zu beurteilen ist, dass
nen - des Alltagsverhaltens von Rechtsbrechern im Maßregelvollzug. Denn „Anpassung" beispielsweise „nur bei minderbegabten Persönlichkeitsgestör-
immerhin ist zu vermuten, dass gerade dieses unpräzise Kriterium normativ- ten prognostisch positiv, bei nicht Minderbegabten u.U. sogar negativ zu wer-
imperative Verhaltenserwartungen in sich birgt bzw. zur Folge hat. ten ist" (Weber 1998, S. 80). In der Tat ergab sich auch bei einer Nachunter-
suchung zu den oben verwendeten Basisdaten, dass das als mehr oder weniger
Denn die implizite und mehr oder weniger explizite Forderung von Koopera- (un-)kooperativ eingeschätzte Patientenverhalten für sich allein genommen kei-
tion stellt eine Analogie mit dem sozialpsychiatrischen Reformdiskurs über nerlei signifikante Bedeutung für den Erfolg oder Misserfolg der Durchfüh-
Krankheitseinsicht und Compliance dar: „Zwar sind mangelnde Krankheits- rung von Lockerungen hatte.
einsicht, -bewusstsein und -gefühle" ebenso wie unzureichende Koopera-
tionsbereitschaft und -fähigkeit „nicht direkt gleichzusetzen mit Ablehnung der
Behandlung, aber sie korrelieren sehr eng" (Hellerich 1995, S. 23), sodass den
Behandlern viel daran liegt, „kooperative, also krankheitseinsichtige Patien- 7 Hervorhebung im Original
ten zu produzieren. Gewisse Modellprojekte, die [...] die Krankheitseinsicht 8 Hervorhebung durch den Verfasser

280 Krim, .loiniiiil. H lr .'001, 11.4 K r i m J i m i i K i l , U. Jp.. .'001, I I •! 281


4.5. Einfluss der Verhaltensbeurteilung • als Ergebnis von auf früheren Interaktionserfahrungen beruhende Verhaltens-
und Interaktionserwartung, wie sie als für Compliance und Non-Compliance
Unter den Aspekten, dass Compliance bzw. Non-Compliance sowohl iatrogen signifikant beschrieben wird (Drews 1977, S. 75ff.).
als auch i.S. einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung verursacht worden sein
kann, zugleich vom Rechtsbrecher Mitwirkung an der Behandlung als deren Somit lassen sich bezüglich des fraglich disziplinierenden Charakters von Locke-
Bedingung erwartet wird, bleibt der Einfluss dieser Zuschreibung von vor- rungsmaßnahmen - wie andernorts dargelegt - „keine eindeutigen Antworten
handener / mehr oder weniger / fehlender Kooperation auf Entscheidungen geben", doch konnte unter Einbeziehung anderer Untersuchungsergebnisse „der
außerhalb der Therapie zu untersuchen. Hierzu wurden für die abhängige Vari- Kritikpunkt einer disziplinierenden Formalanpassung des Patienten als Kriterium
able Gesamtverhalten (Kooperation) bivariate Korrelationen berechnet, von für die Erweiterung von Freiräumen widerlegt werden" (Kobbe 1996, S. 420).
denen folgende Ergebnisse wesentlich erscheinen:
5. Nachtrag: Kontrollüberzeugungen
Tab. 8: Variable Gesamtverhalten (Kooperation) - bivariate Korrelationen
Im Kontrast zum obigen Resultat muss jedoch nachgetragen werden, dass die
p ursprüngliche Frage nach dem Gesamtverhalten im Beobachtungszeitraum in
Variable Chi2 DF c„rr Sign.
der Vorgeschichte vorübergehend und vereinzelt als Frage nach der Formal-
Entscheidung über Vollzugslockerungen 3.49 3 0.13 0.3 ns anpassung und der Anpassungsmotivation an die Regeln der Wohngruppe vari-
Art der Vollzugslockerung 35.59 12 0.44 0.0 <01 iert wurde (s. Kobbe 1996, S. 402ff.). Diese Dichotomisierung in intrinsische
Bisherige Vollzugslockerungen erfolgreich 29.10 12 0.42 0.0 <01 versus extrinsische Motivation greift das von Rotter eingeführte Konzept des
„locus of control of reinforcement" auf, für das sich in Deutschland die Über-
Wie ersichtlich wird, bestand keinerlei signifikanter Zusammenhang zwischen setzung ,Kontrollüberzeugung' eingebürgert hat (Flammer 1990, S. 22). Hier-
dem un-/kooperativen Gesamtverhalten und der Entscheidung über sog. Voll- mit kommt eine Position zum Tragen, die den Ort der Verstärkerkontrolle im
zugslockerungen (Ausgang mit / ohne Begleitung, Beurlaubung). Diese Tat- Rahmen internaler oder externaler (Selbst-)Kontrollfähigkeiten begreift
sache bestätigte sich auch in mehreren trivariaten statistischen Untersuchun- (Flammer 1990, S. 84) und sowohl Implikationen eines mechanistischen Ver-
gen, bei denen der Zusammenhang der Lockerungsentscheidung mit ver- stärkungskonzepts als auch unterschiedlicher Persönlichkeits- bzw. Selbst-
schiedenen Variablen bei gleichzeitiger Konstanthaltung und Berücksichtigung konzepttheorien haben kann (Flammer 1990, S. 119ff.).
der - fraglich - beeinflussenden Variable Gesamtverhalten (Kooperation) be- Nun ist intrinsische Kontrollmotivation allerdings insofern ein problematisches Kon-
rechnet wurde: Die Ergebnisse wiesen in keinem Fall signifikante Einflüsse zept, als eine Motivation, die nicht in einen Prozess, eine Auseinandersetzung mit
dieses zusätzlichen Parameters auf das Beurteilungsverhalten auf. externen Objekten oder inneren Objektrcpräsentanzen einbezogen ist, „eigentlich als
Wenngleich sich also - entgegen mancher Vorannahmen respektive Vorurteile Annahme überflüssig und unökonomisch" erscheint (Oerter 1972, S. 450). Zudem
• das Wohlverhalten des Rechtsbrechers nicht auf Entscheidungen über impliziert die Fragestellung die gängige Bewertung, eine intrinsische Anpassungs-
Lockerungen im Vollzug auswirkt, hatte es signifikant Einfluss auf die Art der motivation sei einer Fremdmotivation vorzuziehen, was sowohl hinsichtlich der Inter-
eingesetzten Maßnahme (Ausgang mit / ohne Begleitung, Beurlaubung): Die aktion beider Kontrollmotive wie der diesbezüglichen Voraussetzungen des Maßre-
Beziehung zwischen un-/kooperativem Gesamtverhalten und Lockerungsgrad gelvollzugs paradox ist, da der Freiheitsentzug, der Unterbringungszweck .Besserung'
lässt sich zunächst dadurch beschreiben, dass die eingeschätzte Kooperativität und die Konfrontation mit sich selbst als zu Behandelndem unausweichliche extrin-
eine Rolle für die Befürwortung des Ausgangs ohne Begleitung und die Beur- sische Kontrollmotive darstellen.
laubung spielt, wobei dies reziprok ebenfalls die Kooperativität des Patienten Daneben enthält die Frage die Unterscheidung von primärer und sekundärer Kon-
verstärkt. Hingegen werden die für einen Ausgang mit Begleitung vorge- trolle. Defmitorisch zielt primäre Kontrolle auf die Veränderung subjektexterner und
schlagenen Patienten vorwiegend als ,mittel-kooperativ' beurteilt. Das Rating, sekundäre Kontrolle auf die Änderung subjektinterner Gegebenheiten. Das heißt, dass
der Patient sei ,kaum kooperativ', führt vorwiegend zum Vorschlag einer Ver- sekundäre Kontrolle zur Veränderung eigener Ansprüche/Bedürfnisse eingesetzt wird,
legung von der Aufnahmestation auf eine nachfolgende Behandlungsstation, wenn eine Veränderung äußerer hinderlicher Umstände nicht möglich ist (siehe Wohn-
jedoch kaum zu einer ersten Lockerung i. S. eines begleiteten Ausgangs. gruppenregeln) und ein zufriedenstellendes Verhältnis von Individuum und Umwelt
erreicht werden soll. Damit aber ist sekundäre nicht immer leicht von primärer Kon-
Unter Berücksichtigung der o.g. Überlegungen zu Entstehungsbedingungen und trolle zu unterscheiden, da beide - ähnlich den Assimilations-Akkommodations-Pro-
Funktion der Beurteilung lässt sich anhand der Ergebnisse in Tabelle 10 hier- zessen bei Piaget-nicht gleichzusetzen sind. Flammer (1990, S. 160) beschreibt Ver-
über kein einheitlicher Aufschluss gewinnen: Das Verhalten der sich in der frei- wandtschaft und Unterschiede dieser Konzepte dahingehend, dass
heitsentziehenden Maßregel befindlichen Patienten kann sowohl
• primäre Kontrolle im Gegensatz zur Assimilation auf wirkliche Veränderungen
• als Ergebnis spezifischer Interaktionsmuster mit Behandlern und / oder der abzielt und
Institution interpretiert werden • sekundäre Kontrolle zwar mit Akkomodation „verwandt" sei, jedoch als Alterna-
• als auch i.S. einer - die ohnehin geplante Lockerungsmaßnahme legitimie- tive zur primären Kontrol le begriffen werden müsse, während Akkomodation „par-
renden - Self-fulfilling-Prophecy oder tiell mit jeder Assimilation gemeinsam auftritt".
Wenn Rothbaum et al. (1982, S. 8) optimale Adaptation darüber hinaus als Koor- Literatur
dination von primärer und sekundärer Kontrolle beschreiben, wird deutlich, dass
weder die Angabe intrinsischer versus extrinsischer Kontrollmotive noch die ALBRECHT, P.-A., Prävention als problematische Zielbestimmung im Kriminal-
inhärente Unterscheidung primärer versus sekundärer Kontrolle i.S. einer gene- justizsystem, in: Kritische Vierteljahresschrift für Gesetzgebung und Rechtswis-
ralisierten, (un-)erwünschten Persönlichkeitseigenschaft ein geeignetes prog- senschaft 69, 1986,8.55-82.
nostisches Konzept enthalten kann. Vielmehr war dieses neue, auf Anpassung ALBRECHT, P.-A./LAMOTT, F., Wer braucht wen? Sozialtherapie in der Erpro-
bung, in: Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform 63, 1980, S. 263-
(= Akkomodation ohne Assimilation) bezogene Item als Thematisierung des Kon-
trollbedürfnisses eines Teilbereichs der Institution zu begreifen, das als Forde- 277.
BOSCH, H./REHMANN, J.C., Ideologische Staatsapparate und Subjekteffekt bei Alt-
rung nach intrinsischen Selbstkontrollmotiven mit sekundärem Kontrollcharak-
husser, in: Argument, Sonderheft 40, 1979, S. 105-129.
ter manifest wurde. Zwar sei die interne Kontrolle der Denkprozesse bei größt- BRADLEY, M., Therapy. Der ganze Lebenslauf der menschlichen Psyche in einem
möglicher Unabhängigkeit von externer Kontrolle ein pädagogisches Ziel (Oer- packenden Spiel, o.O., MB-Spiele 1988.
ter 1972, S. 481ff.), doch wird die unkritische Übertragung dieses Konzepts auf BRUDER, K.-J., Psychologie ohne Bewusstsein. Die Geburt der behavioristischen
geforderte Anpassungsleistungen des Subjekts im Maßregelvollzug äußerst prob- Sozialtechnologie, Frankfurt a.M. 1982.
lematisch. Gefordert wurde diese Zielsetzung sicherlich durch die ebenso unre- BUSSMANN, K.-D., Das moderne Experiment Strafrecht - Vom Strafrecht der
alistische wie (ein-)gängige Forderung intrinsischer Therapiemotivation (Van- Lebenswelt zum Strafrecht sozialer Systeme, in: Kriminalsoziologische Bibliografie
hoeck 2000), doch hier geriet sie zum moralisierenden Kontroll- und Zwangs- 16, 1989, S. 1-19.
konzept: „Wenn der Zielbereich der Kontrolle das Handeln anderer Menschen CARUSO, I.A., Krankmachender Krankheitsbegriff, in: BORNEMANN, E. (Hg.),
ist, nennen wir die Kontrolle soziale Macht; sie ist eigentlich Kontrolle über die Soziale Identität und Gruppendynamik. Zur Bildung individueller und kollektiver
Kontrolle anderer" (Flammer 1990, S. 83). Im Übrigen führen „Versuche, den Identität im Alltag, im Betrieb, im Krankenhaus, im Gefängnis. Klagenfurter Bei-
anderen zu kontrollieren", auch in dieser Hinsicht zu „malintegrativen Verhal- träge zur bildungswissenschaftlichen Forschung, Klagenfurt 1978, S. 83-102.
ten und dies zur Non-Compliance" (Drews 1977, S. 90). CASTEL, R., Die Ärzte und die Richter, in: FOUCAULT, M. (Hg.), Der Fall Rivi-
ere. Materialien zum Verhältnis von Psychiatrie und Strafjustiz, Frankfurt a.M. 1973,
Wenn also das Subjekt, das als aktives Element innerhalb der Beziehungen eines
S. 279-296.
sozialen Systems zu begreifen und dessen Struktur unterworfen ist, einer ganz DREWS, M., Compliance - Non-Compliance. Eine systematische Analyse. Werk-
anderen - repressiven - Struktur von Regeln unterworfen werden soll, wurde stattschriften zur Sozialpsychiatrie, Wunstorf 1977.
dies absurderweise als intrinsisch motivierte Leistung (!) des Individuums gefor- DUNCKER, H., Die totale Institution zwischen Therapie und Terror, in: Fragmente
dert. Diese von Albrecht und Lamott (1980, S. 264) als sozialstrukturelles Selek- 26, 1988,8.70-81.
tionskriterium kritisierte Auffassung „verkennt", dass es in der Zwangsun- EINK, M., Gewalttätige Psychiatrie. Ein Streitbuch, Bonn 1997.
terbringung des Maßregel- wie Strafvollzugs „eine echte Freiwilligkeit [...] so FLAMMER, A., Erfahrung der eigenen Wirksamkeit. Einführung in die Psycholo-
gut wie nie" geben kann und die Behandlungsmotivation zudem „auch von dem gie der Kontrollmeinung, Bern 1990.
verständlichen Bemühen geprägt sein" muss, Vollzugslockerungen zu errei- FONTANA, A„ Die Intermittenz der Vernunft, in: FOUCAULT, M. (Hg.), Der Fall
chen. Bedeutung erlangt die Frage der Anpassungserwartung insbesondere auch Riviere. Materialien zum Verhältnis von Psychiatrie und Strafjustiz, Frankfurt a.M.
vor dem Hintergrund der Kritik von Rasch (1991, S. 18) im Rahmen der insti- 1973,8.297-316.
tutionellen Analyse einer Maßregelvollzugsklinik: Er äußert für die dortigen FOUCAULT, M., Die Geburt der Klinik. Eine Archäologie des ärztlichen Blicks,
Bedingungen den naheliegenden „Verdacht", das institutionelle System diene München 1973.
weniger der Vorbereitung des Patienten auf ein straffreies Leben in Freiheit, FOUCAULT, M., Räderwerke des Überwachens und Strafens, in: FOUCAULT, M.
sondern „seiner Anpassung an die Erfordernisse an die Institution". (Hg.), Mikrophysik der Macht. Über Strafjustiz, Psychiatrie und Medizin, Berlin
1975,8.31-47.
Anders formuliert forderte die sonst keineswegs primär disziplinierende Insti- FOUCAULT, M., Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses, Frankfurt
tution (s.o.) passager eine „Unterwerfung in der Form der Freiwilligkeit" (Bosch a.M. 1977.
und Rehmann 1979, S. 111). Deutlich wird, dass und wie auch reformorien- GROSSBARD, H., Ego defiency in delinquents, in: Social Casework 43, 1962 S.
tierte Institutionen Gefahr laufen, in Verhältnisse zurückzufallen, die Formal- 171-178.
anpassung und Wohlverhalten, d.h. die „Zwangsanpassung an die offiziellen HEINZE, T.T., Simulo ergo sum. Paradoxa psychologischer Praxis in der Postmo-
Anstaltsnormen" als Selbstzweck zum Ziel haben konnten (Albrecht 1978, S. derne, in: Psychologie & Gesellschaftskritik 16, 1992, S. 43-68.
117ff.). Vor dem Hintergrund dieser Befunde bedeutet jede Reform des Maß- HELLERICH, G., Lebensbruch oder Krankheit? Eine Untersuchung der Betroffe-
regelvollzugs letztlich, dass „die Gewalt [...] auf der Seite des Experiments ste- nensynthese, Psychologie & Gesellschaftskritik 19, 1995, S. 23-32.
hen und die ,Unordnung' in einem engen Sektor seiner Verwaltung als Alibi JERVIS, G„ Die offene Institution. Über Psychiatrie und Politik, Frankfurt a.M. 1979.
dulden muss (Caruso 1978, S. 101). Insofern hat kritisches Arbeiten innerhalb KOBBE, U., Lockerungen im Maßregel Vollzug am Beispiel des Westfälischen Zen-
der bestehenden psychiatrischen Institutionen immer mit der Ambivalenz der trums für Forensische Psychiatrie Lippstadt - Ergebnisse eines Forschungsprojektes
Wirklichkeit, ihrem inhärenten Widerstreit zu tun, sodass sich jede Reform aus therapeutischer Sicht, in: SCHUMANN, V./ALBRECHT, P.-A./DIMMEK, B.
widerspruchsvoll mit ihrer eigenen Leugnung vermischt. (Hg.), Das Risiko kalkulieren... Patientenbeurteilung und Lockerungsentscheidung

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