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Das Fundament 2/2008

Das ganze Evangelium!


Die folgende Predigt wurde von dem walisischen Prediger Dr. Martyn Lloyd-
­Jones (1899-1981) wahrscheinlich um das Jahr 1960 herum gehalten. Sie fällt
in seine lange Wirkungsphase an der Westminster Chapel im Herzen Londons
(1938-1968). Der Originaltitel der Predigt lautet „The Complete Gospel“ (Das
vollständige Evangelium) und ist ein typisches Beispiel für Lloyd-Jones‘ Einsatz
zugunsten einer bibeltreuen Evangelisationspraxis. Schon in der Mitte des letzten
Jahrhunderts war die Theologie und Strategie der Evangelisation innerhalb der
evangelikalen Bewegung nicht unumstritten. Auch die von Lloyd-Jones aufge-
nommenen apologetischen Frage­stellungen beschäftigen uns fast fünfzig Jahre
nach dieser Predigt noch immer. Dem Theologen, der vor seiner Bekehrung
erfolgreich in der medizinischen Forschung gearbeitet hatte (sein Doktortitel
stammt aus dieser Zeit), war es ein dringendes Anliegen, den ideologischen
Anspruch falscher „Wissenschaftlichkeit“ zu entlarven. Er sah zum Beispiel in der
Evolutionslehre eine weltanschauliche Gegnerschaft zum biblischen Geschichts-
und Erlösungsverständnis. Die Predigt wurde von Frau Melanie Suydam über-
setzt und erschien in der Zeitschrift „Bekennende Kirche, August 2006, Nr. 25“.

 „Geht hin und tretet im Tempel hat schon Petrus gesagt: „Es ist
auf und redet zum Volk alle Worte in keinem anderen das Heil; denn
des Lebens“ (Apostelgeschichte 5, auch kein anderer Name unter dem
20). Es gibt nur eine Botschaft, die Himmel ist den Menschen gegeben,
Menschen aus jedem Jahrhundert in dem wir gerettet werden“ (Apos-
gerettet hat. Die gleiche Botschaft telgeschichte 4, 12). Das einzige
gilt auch für unser Jahrhundert. Mittel, das den Menschen damals
Menschen ändern sich nicht, gerettet hat, ist das einzige, was
deshalb brauchen sie die gleiche ihn heute retten kann. Das ist
Botschaft. Durch diese Botschaft eine Tatsache. Oder kennen Sie
entstand die Gemeinde. Darauf etwas anderes, das die Menschen
beruhte ihre Autorität. Es ist und heutzutage retten könnte? Was
bleibt die einzige Botschaft. Das haben unser Fortschritt und unser

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wachsendes Wissen denn wirklich Physik. Denkweisen ändern sich.


gebracht? Wir sind nicht dabei, un- Jeder, der einmal Student war, hat
sere Gesell­schaft und Welt erfolg- das entdeckt. Die Fachbücher, die
reich zu retten. Und wir können wir vor 30 oder 40 Jahren in der
uns selbst nicht retten! Es gibt nur Medizin benutzt haben, sind heute
eine Macht, die das Unmögliche hoffungslos veraltet.
tun kann - diese eine Botschaft. Neulich hörte ich von einigen
Ärzten, dass ein Mediziner, der
vor 1935 sein Examen gemacht
hat, die moderne Medizin gar
Heute modern, nicht mehr verstehen könne. Einst
galt das Schröpfen (der Aderlass)
morgen überholt als medizinisches Allheilmittel.
Daran sehen Sie, wie lächerlich Jeder wurde geschröpft und es gab
es wäre, wenn man die Botschaft „Ärzte“, die bestimmt tausende Pa-
den wechselnden Denkweisen der tienten umgebracht haben. Heute
Menschen anpassen würde. Nichts wird nicht mehr geschröpft. Jetzt
ist so typisch für den Menschen gibt es eine andere Lehrmeinung.
wie seine ständig wechselnden Sehen Sie, von Zeitalter zu Zeitalter
Denkweisen und Meinungen. Ich und von Generation zu Generation
könnte Ihnen viele Beispiele nen- ändern sich solche Sachen ständig.
nen, die das beweisen. Wie stark Aber, mein lieber Freund, bei der
haben sich etwa unsere Lehrmetho­ einen Botschaft beschäftigen wir
den verändert. Sie haben von der uns nicht mit den Gedanken des
Antike gehört, von den konkur- Menschen, sondern mit Gottes
rierenden Schulen der Philosophen. Gedanken. Gott kann sich nicht
Wie viele Lehrmeinungen hat es da verändern. Gott ist! Und Gott ist,
gegeben! Und schauen Sie auf die was Er immer war. Es gibt keinen
Naturwissenschaft. Bis vor kurzem Anfang, kein Ende, Er ist der ewige
war deren Vorgehensweise rein ICH BIN! Und wenn Er spricht,
materia­listisch ausgerichtet. Jetzt spricht Er die ewige Wahrheit,
haben wir eine neue Physik, die die unvergängliche Wahrheit, die
Kernphysik, oder wie auch immer unveränderliche Wahrheit - weil es
man sie nennen mag. Und die ist Gott selbst ist, der sie äußert.
völlig verschieden von der alten

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Eine neue Botschaft? Für Intellektuelle mag das ein


nettes Spiel sein, diese endlose
Das ist genau der Punkt, an dem Diskussion. Aber was ist mit Hinz
so viele heute vom rechten Weg und Kunz in der Nachbarschaft?
abkommen. Sie fordern eine „neue Was sollen sie mit diesen philoso­
Botschaft“ für das Atomzeitalter, phischen Spielereien anfangen?
für das wissenschaftliche Zeitalter, In den Evangelien finden wir
für die Nachkriegszeit, für den etwas anderes. Von Jesus heißt es
modernen Menschen und seine da: „Und die große Volksmenge hörte
Bedürfnisse. Meine lieben Freunde, ihn gern“ (Markus 12, 37). Mei-
das ist Unsinn. Denn der Mensch ne Freunde, wenn die einfachen
bleibt derselbe. Seine Bedürfnisse Menschen uns nicht mehr folgen
sind die gleichen, seine Schwierig- können, stimmt etwas nicht mit
keiten mit dem Evangelium sind unserer Botschaft. Die Volks­menge
heute nicht größer als in früheren hörte ihn gern! Denn Jesus predigte
Zeiten. Schon zu allen Zeiten hat- eine klare, definierbare Botschaft.
ten die Menschen Schwierigkeiten
mit diesem Evangelium. Trotzdem
galt der Auftrag: Geht, stellt euch
hin, redet im Tempel zu dem Volk
alle Worte des Lebens!
Wahrheit gegen Irrlehre
Damit komme ich zur nächsten Nun kommen wir zum nächsten
Aussage: Diese Botschaft ist nicht Schritt, der lautet: Dieses Evange-
nur unveränder­lich, sie ist zugleich lium kann nicht nur klar definiert
sehr bestimmt - alle Worte des Le- werden, es muss klar definiert
bens! Da gibt es nichts Vages, Nebu- werden! Mit anderen Worten:
löses. Es sind keine philosophischen Man muss deutlich zwischen dem
Träumereien oder poetischen Phan- richtigen Evangelium und einem
tasien. Sondern: Geht, stellt euch falschen Evangelium unterscheiden.
hin, redet alle Worte dieses Lebens! Hören Sie mal, was Paulus zu
Das Evangelium ist eine klare, defi- den Galatern sagt: „Ich wundere
nierbare Botschaft. Natürlich weiß mich, dass ihr euch so schnell von
ich, dass heute viele meinen, es gäbe dem, der euch durch die Gnade
keine Wahrheit, sondern nur die Christi berufen hat, abwendet zu
endlose Suche nach Wahrheit. einem anderen Evangelium, obwohl

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es doch kein anderes gibt; einige sind Menschen von diesem gesetz-
verwirren euch nur und wollen das lichen Gedanken gefangen, aber
Evangelium des Christus umkehren“ jetzt sind wir doch soweit, diese
(Galater 1, 6 - 7). Wenn das Evan- Irrtümer zu durchschauen ...“
gelium nur ein wunderbares Gefühl
oder eine fantastische Empfindung
wäre oder die große, spannende
Suche nach der Wahrheit, könnte Der verlorene Sohn -
man nicht von falsch und richtig
sprechen. Aber es handelt sich um
Heimkehr ohne Buße?
Gottes Evangelium! Deshalb ist es Und dann berief dieser Kritiker
klar definiert. Deshalb können wir sich auch noch auf das Gleichnis
falsche Lehre entlarven. vom verlorenen Sohn (Lukas 15).
Ich möchte aber noch etwas Mit folgendem Argument: „Als der
betonen, was in dem Wort „alle“ Sohn nach Hause kam, sagte der
enthalten ist (redet zu dem Volk alle Vater nicht: Pass mal auf, es ist in
Worte des Lebens). Das Evangeli- Ordnung, dass es dir leid tut, aber
um ist umfassend. Wissen Sie, letzte ich kann dir nicht so einfach verge-
Woche las ich noch einen Artikel ben. Erst muss ein Opfer her, erst
von einem belesenen Philosophen, muss stellvertretende Versöhnung
der sogar als Vorstandsmitglied in geschehen. Genau das sagte der Va-
einer Gemeinde tätig ist. Er griff ter nicht. Der Vater umarmte den
den orthodoxen Glauben an. Er Sohn nur! Er küsste ihn und umgab
griff das Evangelium an, das die ihn mit seiner Liebe. Sehen Sie, dies
Apostel predigten. Und er tat es ist die ganze christliche Botschaft.“
auf diesem Niveau, das mir schon So behauptet der Kritiker, und
oft begegnet ist: „Diese orthodoxen er will uns glauben machen, das sei
Leute, diese Fundamen­talisten (so die ganze Botschaft. Nur Liebe, kein
nannte er sie), reden vom Zorn Zorn Gottes, keine Versöhnung.
Gottes. Sie reden von der absoluten Nur das Gleichnis vom verlorenen
Notwendigkeit des Todes des Got- Sohn. Gottes Befehl an die Apostel
tessohnes. Sie sagen: Er musste die aber lautete anders: „Geht, stellt
Strafe für Sünde auf sich nehmen. euch hin, redet im Tempel zu dem
Wie furchtbar, so etwas noch heute Volk alle Worte dieses Lebens!“ Und
zu behaupten. Seit Jahrhunderten als Petrus dann anfängt, sehen Sie,

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wie er vom Gekreuzigten spricht len. Es ist eine großartige biblische,


(Apostelgeschichte 5, 31): „Den hat systematische Theologie. Und hier
Gott durch seine rechte Hand erhöht liegt der Grund, warum in der Welt
zum Fürsten und Heiland, um Israel so viel schiefgeht: Man glaubt dieser
Buße und Vergebung der Sünden zu Bibel nicht und verlässt sich lieber
geben“. Das Gleichnis vom verlo- auf menschliche Gedanken, Vermu-
renen Sohn zeigt uns einen wich- tungen und Theorien.
tigen Aspekt der Wahrheit. Aber es Aber diese Männer (Apostel-
enthält nicht das vollständige, ausge- geschichte 5) predigen, was ihnen
führte Evangelium. Darum brau- gegeben wurde: ALLE Worte dieses
chen wir die ganze Erlösungslehre Lebens! Und was ist der Inhalt die-
der Bibel. Wir haben den Auftrag, ser Botschaft? Sie beginnt mit der
alle Worte dieses Lebens zu predigen! Schöpfung der Welt und der Schöp-
fung des Menschen. Ich denke, es
gibt viele intelligente Menschen, die
vom Evangelium abgehalten wer-
Evangelium - einfach den, weil viele Gläubige das Evan­
gelium nicht richtig präsentieren.
und hochtheologisch Das Evangelium heißt doch nicht
zugleich! nur: „Kommen Sie zu Jesus!“ Da-
In gewissem Sinne ist das Evange- mit endet es. Aber am Anfang steht
lium einfach. Aber zugleich ist es die Frage: Was ist die Welt? Woher
auch die tiefgründigste Botschaft, kam sie? Was ist der Mensch? Wa-
die je in die Welt gekommen ist. rum ist er, wie er ist? Das ist ein Teil
Deshalb wurden diese Männer auf- der evangelistischen Botschaft. Sie
gefordert, sich hinzustellen und AL- beginnt mit der ganzen Schöpfung,
LES zu predigen! Und dies ist für dem ganzen Kosmos.
mich eine der faszinierenden Seiten
des Evangeliums: Seine Weite, seine
Größe, seine Vielseitigkeit. Sehen
Sie, das Evangelium ist ein großer Biblisches Geschichts-
Korpus der Wahrheit. Es um- bild unteilbar
schließt eine ganze Dogmatik. Es ist
eine große Theologie, wenn Sie wol- Dann müssen wir vom Sündenfall
sprechen. Auch das ist ein Teil von

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allen Worten des Lebens. Warum abgelehnt haben. Es ist ein umfas-
braucht der Mensch überhaupt sendes Evangelium! Alle seine Teile
Rettung? Was ist mit uns los? Wa- sind notwendig. Wir dürfen nicht
rum sind wir, wie wir sind? Nun, auswählen, was uns gefällt, und
das Evangelium muss sich damit ablehnen, was uns nicht gefällt.
befassen. Es erzählt vom Menschen, Es ist nicht unsere Aufgabe,
von seinem Ungehorsam, seiner irgendeinen Teil des Evangeliums
Rebellion, und wie er in Schwierig- zu akzeptieren und einen anderen
keiten geraten ist. Und dann lehrt zurückzuweisen. Es ist vollständig
es von Gottes Urteil über diese von Gott. Kein Teil davon ist von
Schuld. Und dann stellt das Evan- Menschen, und deshalb müssen
gelium diese großartige Erlösung wir es ganz glauben und akzeptie-
vor. Wissen Sie, die Schwierigkeit ren, wie es ist.
beim Predigen ist Zeit, nicht wahr? Was können dagegen all die
Stellen Sie sich das vor: Großartige modernen Gedanken und Erkennt-
Erlösung um zehn vor acht. (Mar- nisse über unsere Situation wirk-
tyn Lloyd-Jones hielt diese Predigt lich aussagen? Ich weiß, sie haben
im Abendgottes­dienst, der offen- viel über das Weltall zu sagen.
sichtlich nicht viel länger als bis 20 Sie haben viel zu sagen über die
Uhr dauern sollte.) Meine lieben Mondoberfläche. Sie haben viel zu
Freunde, ich will nicht nur Stun- sagen über Maschinen und Technik
den, ich will Wochen, Monate, Jah- und wie die Elektrizität dies und
re. Ich will eine Ewigkeit an Zeit, jenes tut. Ganz richtig. Das möchte
um über diese großartige Erlösung ich nicht in Frage stellen. Nur diese
zu predigen! Dieses ganze, gesamte Frage stelle ich Ihnen: Was sagt
Evangelium. Diese gesamte, umfas- Ihre moderne Kenntnis über Sie
sende, herrliche Rettung. selbst? Über den Menschen? Über
Und dann, natürlich, das letzte den Zweck und das Ziel dieses Le-
Gericht. Die Wiederkunft des bens? Darüber, wie man leben soll?
Sohnes Gottes in dieser Welt, um Wie man die Welt und die Sünde
Gerechtigkeit zu bringen und um und den Teufel besiegt? Wie man
das ewige Urteil zu fällen. Segen für seine menschliche Natur reinigt?
alle, die dieser Botschaft geglaubt Was kann moderne Kenntnis darü-
haben. Aber ewige Verdammnis für ber sagen? Die Antwort ist: Nichts!
jene, die ihr nicht geglaubt und sie Aber wir brauchen Antworten.

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Unsere große natürlich nicht sagen. Was ist schon


Evolution? Sie ist nur eine Theorie.
Verantwortung Man kann sie nicht beweisen. Sie
Lassen Sie uns deshalb alle Worte wurde niemals bewiesen.
des Lebens predigen! Sehen Sie, wie
wunderbar Paulus an die Thes-
salonicher geschrieben hat: „Wir
sind von Gott für tauglich befunden Evangelium statt
und mit dem Evangelium betraut
worden. So reden wir nun nicht, um
Evolutionslehre!
Menschen zu gefallen, sondern Gott, Aber warum nehme ich diese Frage
der unsere Herzen prüft. Denn weder so ernst? Weil es um das ganze
sind wir jemals mit schmeichelnder Evangelium geht. Und wenn man
Rede aufgetreten, wie ihr wisst, noch irgendeinen Teil ablehnt oder weg-
mit einem Vorwand für Habsucht“ nimmt - zum Beispiel die Schöp-
(1. Thessalonischer 2, 4 - 5). fung und den Sündenfall - dann
Der Apostel Paulus versuchte nie, kommt man in Schwierigkeiten
seine Gemeinde zu beschwatzen. Er mit dem ganzen Rest. Es ist leicht
versuchte nie, mit ergreifenden Ge- dahingesagt: „Nun, ich glaube, der
schichten und Humor ein gutes Ver- Mensch stammt von Tieren ab, aber
hältnis aufzubauen, um dann seinen ich bin immer noch Christ. Ich
eigenen Ruhm zu pflegen. Er tat ge- glaube immer noch an die Lehre
nau das Gegenteil! Er predigte die der Erlösung.“ Aber wie kann man
ungeschminkte Wahrheit! Unange- das dann noch? Wovon braucht der
nehm für den natürlichen Menschen, Mensch Rettung? Warum braucht
wissend, dass der natürliche Mensch er Rettung? War er jemals vollkom-
sie hasst! Auch wir dürfen nichts vom men? Gab es einen Sündenfall oder
Evangelium wegnehmen. Obwohl nicht? Wie viele Menschen sind ge-
das bis heute immer wieder passiert. fallen, wenn es einen Fall gab? Was
Manche sagen: „Wir sind wissen- war die Ursache für den Tod?
schaftlich und wir können nicht an Sehen Sie, man gerät sofort in
die ersten Kapitel von 1. Mose Schwierigkeiten, wenn der Anfang
glauben. Die Wissenschaft beweist, der Bibel nicht wahr sein sollte.
dass sie nicht wahr sind.“ In Wirk- Das Ganze des Evangeliums hängt
lichkeit kann die Wissenschaft das zusammen. Manche sagen, sie

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könnten aus wissenschaftlichen predigten die Apostel, dass Jesu Süh-


Gründen der Bibel nicht glauben. netod notwendig war? Nein, nein,
Und dann als nächstes: Sie könnten seien Sie vorsichtig, meine Freunde:
heute überhaupt nicht glauben, was Wenn Sie irgendeinen Teil von die-
die Bibel über den Zorn Gottes sem Evangelium wegnehmen, wer-
lehrt. „Oh nein“, sagen sie, „wir wol- den Sie immer in Schwierigkeiten
len das Evangelium, und wir sind geraten und das Ganze verlieren.
bereit, dem Evangelium zu glauben,
aber ich kann nicht an einen Zorn
Gottes glauben.“ Paulus aber sagt
zu den Römern: „Denn es wird Nichts hinzufügen! Ka-
geoffenbart Gottes Zorn vom Him- tholische Sonderlehren
mel her über alle Gottlosigkeit und
Ungerechtigkeit der Menschen, welche Wir dürfen nichts weglassen. Wir
die Wahrheit durch Ungerechtigkeit sollen aber auch nichts hinzufügen.
niederhalten“ (Römer 1, 18). Alle Worte des Lebens sind völlig
„Natürlich“, erwidern die Kri- ausreichend. Sie wurden den ersten
tiker, „weil Paulus Jude war und als Aposteln vollständig gegeben. Die
Pharisäer erzogen wurde, redet er Katholische Kirche lehrt dagegen,
so. Er glaubte eben an den Gott des sie habe noch weitere Entdeckun-
Alten Testaments. Den Gott und gen gemacht. Sie behauptet, es wur-
Vater unseres Herrn Jesus Chris- den ihr seitdem zusätzliche Wahr-
tus kannte er nicht richtig. Es gibt heiten offenbart. Darauf gibt es nur
keinen zornigen Gott! Das Gleichnis eine Antwort, wie der Judasbrief
vom verlorenen Sohn beweist dies.“ schreibt: „Ihr sollt für den Glauben
Dies ist das moderne Argument, kämpfen, der ein für allemal den
nicht wahr? Man nimmt den Zorn Heiligen überliefert ist“ (Judas 3).
Gottes weg. Nun, dann stelle ich Alles wurde diesen ersten
Ihnen diese Frage: Wenn man den Aposteln gegeben. Und es gibt
Zorn Gottes wegnimmt, warum keine Hinzufügung! Maria ist keine
starb dann der Sohn Gottes? Warum Miterlöserin (oder Heilsmittlerin).
ging er zum Sterben nach Jerusalem? Die Hilfe der Heiligen im Him-
Warum sagte er, er müsse sterben? mel brauchen wir nicht. Wir sind
Warum sagte Er, dass es anders keine nicht von Priestern abhängig, um
Gerechtigkeit geben könne? Warum zu Gott kommen zu können. Man

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wird nicht durch die Taufe gerettet, Reich. Und jeder Schritt und jedes
auch nicht durch die Teilnahme am einzelne Teil ist unentbehrlich für
Abendmahl oder den priesterlichen das gesamte Mosaik von Gottes Er-
Sündenerlass. Nein, nein, wir sollen lösungsplan. Der ist vollständig und
nichts anderes predigen als alle vollkommen: „Geht hin und tretet
Worte des Lebens. im Tempel auf und redet zum Volk
alle Worte des Lebens.“

Die Autorität des Kanons


Sie wurden den ersten Verkündi-
Schauen auf Christus!
gern überliefert - und es darf keine Wie herrlich ist diese Wahrheit!
Hinzufügung geben. So entstand Deshalb kann ich nichts davon
auch der Kanon des Neuen Testa- weglassen. Deswegen versuche ich,
ments. Die frühe Gemeinde erkann- Ihnen alles zu geben. Alles ist in Ihm.
te nur jene Bücher an, die den Test „In ihm wohnt die ganze Fülle der
der Apostolizität bestanden: nur Gottheit leibhaftig“ (Kolosser 2, 9).
das, was auf die Apostel zurückgeht, Gott hat alle die Kostbarkeiten Sei-
wurde als autoritativ anerkannt. ner Weisheit und Seiner Erkenntnis
Anders ausgedrückt: Kanonizität und Seiner Macht, Sein Alles in Ihm
beruht auf Apostolizität. Zur Bibel versammelt. Christus, die Macht
gehört nur, was durch apostolische Gottes, die Weisheit Gottes - die
Überlieferung beglaubigt wurde. finden sich in dieser wunderbaren
Was die ersten Christen gerettet Person. Schauen Sie auf Ihn! Schau-
hat, ist darum die gleiche Botschaft en Sie auf Seine Person, Sein Leben,
und die einzige Botschaft, die über- Sein Lehren. Schauen Sie auf Ihn in
haupt retten kann. Diese Botschaft Seinem Tod, schauen Sie auf Ihn in
ist ein vollkommenes Ganzes. Seinem Begräbnis, Seiner Auferste-
Darum seien Sie vorsichtig. Wenn hung, Seiner Himmelfahrt! Schauen
Sie einen Teil weglassen, werden Sie Sie auf Ihn als den Retter, der zur
Schwie­rigkeiten mit dem Rest be- Rechten Gottes sitzt, seinen Heiligen
kommen! Das Evangelium fängt mit Geist gesandt hat - und der wieder-
der Schöpfung an und endet mit kommen wird, um Gottes herrlichen
der Aufrichtung von Gottes ewigem Plan vollkommen zu vollenden. 

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