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Bernhard Reicher

MYTHOMAGIE
Grundlagen,Techniken und
S y m b o l m at r i c e s
Bernhard Reicher

MYTHOMAGIE
Grundlagen,
Techniken und
Symbolmatrices

 
 
 
 
 

Mythomagie · © 2009 by Bernhard Reicher. Alle Rechte vorbehalten!         www.mythomagie.at  Seite 2   
INHALT
 
Begriffsbestimmung und Urheberschaft  ...............................................  4 
Was kennzeichnet mythisches Denken?  .................................................  5 
  In der Zauberhöhle  .............................................................................................  5 
  Remythologisierung  ..........................................................................................  8 
  Schlußfolgerungen für die Anwendung in der Mythomagie  .........  24 
Magie, oder: Was ist eine Geschichte?  .................................................  25 
  Weltbild  ................................................................................................................  25 
  Das Prinzip von Sein, Haben und Tun  .....................................................  27 
  Warum Magie funktioniert  ..........................................................................  30 
  Wie Magie funktioniert  ..................................................................................  33 
  Ethos  ......................................................................................................................  34 
Techniken der Mythomagie, oder: Erzähl mir eine Geschichte  ..  36 
  Grundsätzliches Vorgehen und ritueller Rahmen  .............................  36 
    Enthòwil  .........................................................................................................  40 
  Das Erzählen von Märchen und Mythen  ................................................  41 
  Phantasiereisen  ................................................................................................  42 
  Film als mythomagisches Verfahren  .......................................................  42 
  Orakel  ....................................................................................................................  44 
    Tarot  ................................................................................................................  44 
    Ogham  .............................................................................................................  44 
  Magischer Schmuck; Sigillen, Talismane und Tattoos  .....................  45 
  Praktiken der Volksmagie  ............................................................................  45 
  Schamanische Techniken  .............................................................................  47 
    Schamanische Reisen  ...............................................................................  47 
    Schwitzhütte  .................................................................................................  47 
    Visionssuche  .................................................................................................  48 
    Krafttiere und Kraftplanzen  ..................................................................  48 
    Stäbe der Kraft  .............................................................................................  48 
  Mythomagischer Tempelschlaf  ..................................................................  49 
  Verstärkung durch Kristall‐Magie  ............................................................  49 
Symbolmatrices  ...........................................................................................  50 
  Die Reise des Helden  ......................................................................................  50 
  Das Enneagramm  .............................................................................................  51 
  Tarot  ......................................................................................................................  51 
  Der Runenkreis  .................................................................................................  52 
  Das Medizinrad  .................................................................................................  52 
  Der Zodiak  ...........................................................................................................  53 
  Korrespondenzen‐ und Chakrenlehre  ....................................................  55 
  – und natürlich: Mythen  ................................................................................  56 
Glossar  ............................................................................................................  58 
Autor  ................................................................................................................  73 
Literaturverzeichnis  ..................................................................................  78 
 
 
 
 
 
 
Mythomagie · © 2009 by Bernhard Reicher. Alle Rechte vorbehalten!         www.mythomagie.at  Seite 3   
Begriffsbestimmung und Urheberschaft
 
Ich  definiere  Magie als  die  Kunst und  die  Wissenschaft, mit  Hilfe  veränderter  Bewußt‐
seinszustände im Einklang mit seiner Bestimmung Veränderungen in der geistigen und 
(dadurch) stofflichen Welt herbeizuführen. Es gilt1: 
 
  M = W + I + T 
 
  M = magischer Akt 
  W = Wille (Wissenschaft: linke Gehirnhälfte, Vernunft, analytisch, rational, faktisch, formal‐logisch, Yang) 
  I = Imagination (Kunst: rechte Gehirnhälfte, Gefühl, synthetisch, irrational, mythisch, symbol‐logisch, Yin) 
  T = (magische) Trance: vorübergehende Ausschaltung des Zensors zwischen Bewußtsein und Unbewußtem 
 
W  Das gewünschte Resultat wird klar bestimmt; 
I  diese Definition wird in Form eines Gegenstandes, eines Bildes, einer Substanz oder einer rein geistigen 
Visualisierung kreativ ausgedrückt 
T  und  in  einem  Trancezustand  aktiviert  (wobei  zwischen  dämpfenden  und  erregenden  Trancen  unter‐
schieden wird, siehe Glossar). 
 
Dabei gibt es keine „weiße“ oder „schwarze“ Magie. Es gibt ja auch keinen „guten“ oder 
„bösen“ Strom. Es gibt also allenfalls weiße oder schwarze Magier.  
 
Mythomagie wurde von mir entwickelt und zum ersten Mal am 20. Mai 2007 im Rahmen 
des MerryMeet‐Festivals2 in dieser Form öffentlich vorgestellt. 
 
Sie  stellt  ein  eigenständiges  magisches  System  dar,  das  sich  in  seinem  philosophischen 
Rahmen und dem verwendeter Symbolmatrices verschiedener magischer Techniken be‐
dient. Mittels dieser archetypischen Verfahren wird einerseits gezielt auf bestimmte Tei‐
le  des  Unbewußten  zurückgegriffen,  die  dem  bewußten  Denken  im  Normalfall  unzu‐
gänglich sind – und durch symbol‐logische Veränderungen in diesen Bereichen werden 
andererseits auch Änderungen in der persönlichen Wahrnehmung ermöglicht… was ein 
neues Erleben der Realität herbeiführt. Um dem inneren Prozeß dabei eine strukturierte 
Form zu geben, bedient sich dieses flexible System3 der bildhaften Sprache des Mythos. 
 
Diese Arbeit versteht sich als vorläufige Darstellung des mythomagischen Systems. 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

1 Angelehnt an die Auslegung von Frater V D
2 http://www.wurzelwerk.at/infos/merrymeet/2007/ 
3
Insofern, als Mythomagie auch eklektizistisch auf unterschiedliche Traditionen, Schulen und Modelle zurück-
greift, folgt sie einem chaosmagischen Ansatz.

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Was kennzeichnet mythisches Denken?
 
Bei der Mythomagie werden die Fähigkeiten und Energien des Magiers durch methodi‐
schen Einsatz der umfassenden Wirkung mythischer Geschichten potenziert. Aus diesem 
Grund  ist  eine  genaue  Kenntnis  der  Funktionsweise  mythischen  Denkens  und  Empfin‐
dens erforderlich. 
 
 
In der Zauberhöhle 
 
Die Höhle ist Geborgenheit. 
 
Hier ist es trocken und sicher. Der Wind ist ausgesperrt, die Mägen sind gefüllt. Und vor 
allem: Es ist warm. In den Gesichtern der Menschen, die sich um das Feuer versammelt 
haben,  spiegelt  sich  die  allmähliche  Entspannung  wider,  die  sich  in  ihnen  breit  macht. 
Jetzt,  wo  die  Gefahreninstinkte  zur  Ruhe  gekommen  sind,  können  sie  ihrer  Phantasie 
Raum geben: Der Schamane erzählt. 
 
Diesmal ist es die Geschichte, wie sich der Sohn des Himmelsgottes in einen Bären ver‐
wandelte,  der  vom  Himmel  herabstieg  und  in  einer  Höhle  seine  Mutter,  die  Erde,  traf. 
Später  half  er  ihr  dabei,  die  Menschen  zu  erschaffen;  aber  ihre  Geschöpfe  wollten  sich 
nicht regen, es fehlte ihnen das Blut. Da opferte sich der Bär und ließ sein Blut in die Lei‐
ber der Menschen fließen, da erwachten sie. Und seither heißen sie der Bären‐Clan, ge‐
schaffen von Himmel und Erde, und das Blut in ihrem Körper legt davon Zeugnis ab bis 
ans Ende der Zeit. 
 
Die Menschen in der Höhle kennen die Geschichte seit ihrer frühesten Kindheit – seit sie 
sich erinnern können. Erzählt hat sie damals der Vorgänger des heutigen Schamanen, es 
ist  aber  immer  noch  dieselbe  Geschichte.  Während  der  Erzähler,  das  Bärenfell  um  die 
Schultern gelegt, zum Klang der Trommel durch die Höhle schreitet und den gefahrvol‐
len Weg des Himmelsgottes und der Erdmutter schildert, ihren Sohn aus der Unterwelt 
zurückzuholen,  breitet  sich  vor  dem  geistigen  Auge  der  Zuhörer  eine  immense  Land‐
schaft  aus:  das  graue  Feld  der  Ahnen,  auf  dem  ihre  Vorfahren  verzweifelt  nach  ihrem 
Sohn  suchen  ...  und  obwohl  sie  die  Geschichte  schon  so  oft  gehört  haben,  daß  sie  sie 
auswendig  kennen,  hat  sie  nichts  von  ihrer  Kraft  und  Eindringlichkeit  verloren.  Kaum 
wagen sie zu atmen, als die Götter am Ende der Welt stehen, und fast bleibt ihnen das 
Herz  stehen,  als  sie  ihren  Sohn  auf  dem  Rückweg  beinahe  verlieren  und  alle  Hoffnung 
verloren  scheint.  Kinder  und  Erwachsene  sitzen  im  Bann  der  Geschichte  und  lauschen 
dem Schamanen: Unter seinen Worten gewinnt die Welt Sinn und Gestalt, und die Seele 
findet Trost. 
 
Nachdem die Geschichte zu Ende ist, hört man nur noch das Atmen der Menschen vom 
Bären‐Clan. Und das Feuer knistert. Im flackernden Licht der Flammen wirken die Bil‐
der, die auf die Höhlenwände gemalt sind, beinahe lebendig. Der wieder auferstandene 
Bär  blickt  auf  seinen  Stamm  herab.  Unter  seinem  Schutz  schlafen  die  Menschen  ruhig 
ein. 
 
Inzwischen  hat  sich  die  Technik  des  Erzählens  weiterentwickelt.  Wir  hängen  uns  kein 
Bärenfell  mehr  um  und  unsere  Bilder  malen  wir  nicht  mehr  mit  Kalk,  Blut  und  Asche. 

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Aber  die  Geschichten  sind  immer  noch  die  gleichen4.  Manche  Geschichten  sind  so  gut, 
daß wir sie immer wieder hören möchten. Buchstäblich über Jahrtausende hinweg be‐
gaben  wir  uns  immer  wieder  mit  Gilgamesch  auf  die  Suche  nach  Unsterblichkeit, 
schwangen uns mit Ikarus in den Himmel empor und kosteten mit Siegfried vom Herz 
des Drachen. Solche Geschichten, die für uns offenbar etwas so Wichtiges und Faszinie‐
rendes enthalten, daß wir sie wieder und wieder erzählen, werden zu Märchen und My‐
then. Sie gehören zum Schatz der gesamten Menschheit. 
 
In  allen  guten  Geschichten finden  wir  mythische  Elemente.  Sie  sind der  Grund, warum 
wir die Geschichten erzählen; weil sie es sind, die uns in sich geordnete und geschlosse‐
ne  Welten  eröffnen  und  uns  unaufdringlich  Antwort  geben  auf  die  großen  Fragen  des 
Lebens. Mit dem allmählichen Verblassen der Tradition des mündlichen Erzählens wur‐
den andere Formen entwickelt, wesentliche Inhalte zu transportieren. Die Mythen wur‐
den in dramatische und literarische Gewänder gekleidet… und heute begegnen sie uns 
unter anderem in ihrer breitenwirksamsten, der filmischen Form. Die moderne „Höhle“, 
in der wir uns dem magischen Sog einer Geschichte aussetzen, ist das Kino. Unbewußt 
empfinden viele Menschen ein „Heimweh“ nach der Höhle, in der die Welt einfach war, 
in der eine Geschichte das Leben mit einem neuen Inhalt erfüllen konnte. 
 
Die Sehnsucht nach Inhalt ist eine Folge der zunehmenden Individualisierung und Pluralisierung der moder‐
nen Gesellschaft (U. Beck 1986). Unter diesen Bedingungen richtet sich eine „Auskuppelkultur“ (W. Salber 
1993) ein, in der sich die Menschen immer weniger in umfassende Lebensbilder eingebunden fühlen. Dafür 
genießen  sie  eine  noch  nie  dagewesene  Vielfalt  an  Möglichkeiten.  Um  nichts  zu  verpassen,  fahren  viele 
Menschen „mit durchgetretener Kupplung“ durchs Leben. Sie haben Angst, sich auf eine Gangart festzule‐
gen und halten sich alle Optionen offen. Aber das Getriebe des Lebens wird ihnen immer rätselhafter.  
So sieht sich tendenziell jeder selbst der Aufgabe ausgesetzt, eine Richtung in seinem Leben und eine 
„Moral“  für  seine  Unternehmungen  zu  finden.  Diese  Aufgabe  wurde  einst  von  Religionen,  Staatsführern, 
Weltanschauungen  und  den  durch  Arbeit  bestimmten  Lebensbildern  erfüllt.  Man  gliederte  sich  in  sie  ein 
oder stellte sich gegen sie. In dem Maße jedoch, in dem solche allgemeinen Sinnbildner nicht mehr zur Ver‐
fügung stehen, sind die Menschen allein. Jeder sucht für sich in der flirrenden Vielfalt von Lebensmöglich‐
keiten nach dem Eigenen. Besonders junge Erwachsene machen heute eine jahrelange Experimentierphase 
durch, in der sie sich in raschem Wandel in die unterschiedlichsten Milieus und Szenen einklinken. In vielen 
Fällen so lange, bis sie nicht mehr wissen, wer sie sind.5 
 
Der einzelne läßt sich mal von dem einen, dann wieder von einem anderen Bild ein Stück weit mitziehen. 
Man kann Buddhist sein, Esoteriker, Punk, Rocker, Raver, ja sogar Transvestit. Man kann sich als Single, als 
Familie  oder  als  bizarrer  Aussteiger  einrichten.  Beinahe  alle  erdenklichen  Lebensformen  werden  toleriert 
und finden ihren Rückhalt in entsprechenden Szenen und Märkten. Neue soziologische Begriffe wie „Erleb‐
nisgesellschaft“ (G. Schulze), „Pluralisierung“ und „Individualisierung“ (U. Beck) benennen diese Umorien‐
tierung. Grundlage dafür ist, was W. Salber (1993) „Auskuppeln“ nennt: Die Menschen verstehen sich im‐
mer weniger als Teil eines gesellschaftlichen Ganzen. Immer seltener sind sie in Entwicklungen von Anfang 
bis Ende einbezogen, halten sie für längere Zeit an ein und derselben Sache fest. Statt dessen schalten sie 
nach  kurzer  Zeit  um  wie  mit  den  Tasten  ihrer  Fernbedienung,  nehmen  Dienstleistungen  in  Anspruch  und 
überlassen sich den Strömungen der vielfältigen Medienangebote. Bevor sie eine Sache durchstehen, wech‐
seln sie lieber das Programm, den Partner oder gleich das Milieu. Das läßt sie freier erscheinen als je zuvor, 
das macht sie allerdings auch anfälliger für Zwänge, die in dieser Welt der Entscheidungsfreiheit Orientie‐
rung versprechen. 
Es mehren sich nämlich inzwischen die Anzeichen, daß die Menschen sich von der Vielfalt überfordert 
fühlen und unter Desorientierung und Ängsten leiden. Da grundsätzlich alles möglich ist, fällt es ihnen im‐
mer schwerer, sich für eine Sache zu entscheiden. Die ungeheure Gleichwertigkeit unserer kulturellen Viel‐

4 Vielleicht tragen den Helden nicht mehr der Wind oder sein weißes Pferd ans Ziel, sondern ein weißer 

Sportwagen, und das rettende Elixier ist nicht mehr ein Zaubertrank, sondern ein Computercode, aber im 
Kern bleiben die Erzählungen unverändert. 
5 Aus: Dirk Blothner, Erlebniswelt Kino, S. 9. 

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falt wird ihnen zuviel. Eine unbewußte Sehnsucht nach einer entschiedenen Sinngebung ist zu beobachten. 
So  frei  und  so  beweglich  sich  die  jüngere  Generation  auch  zeigt,  sie  wird  von  Sekten,  Abhängigkeiten, 
Zwängen  und  Obsessionen  angezogen,  die  in  der  flirrenden  Vielfalt  eine  Richtung  versprechen.  Vor  dem 
Hintergrund einer kunterbunten und scheinbar lebensfrohen Anarchie lockt das Diktat geregelter und ver‐
bindlicher Lebensformen.6 
 
Am Ende des 20. Jahrhunderts ist eine folgenschwere Kluft zwischen technischem und wissenschaftlichem 
Fortschritt einerseits und dem Fehlen von praktikablen Techniken der Alltagsbewältigung andererseits ent‐
standen. Kommunikationsmedien wie Telefon und Internet verbinden die entlegensten Orte der Erde, aber 
wir wissen immer weniger mit Nähe umzugehen. Wir manipulieren unsere Gene und stellen leistungsstarke 
Computer her, sind aber orientierungslos bei der Erziehung unserer Kinder. Wir haben Medikamente ent‐
wickelt, die das Leben verlängern. Aber wir wissen nicht, wie wir mit unseren alten Menschen umgehen sol‐
len. Seelisch und sozial werden wir mehr und mehr zu Analphabeten, während die Wissenschaftstempel der 
Moderne an dem Glauben festhalten, daß alles machbar sei. 
Wir  haben  vergessen  und  verlernt,  wie  das  Leben  funktioniert!  Apparate,  Computer  und  rund  um  die 
Uhr laufende Unterhaltungsprogramme nehmen uns die Gestaltung des Alltags ab. Im doppelten Sinne al‐
lerdings:  Sie  erleichtern  das  Leben,  nehmen  es  uns  aber  auch  weg.  Wir  können  uns  nicht  mehr  auf  uns 
selbst verlassen. Wir befinden uns in einem Netz von Schematisierungen, Formalisierungen und Apparatu‐
ren. Es erdrückt uns, und wir wollen es loswerden. Aber wir können es nicht loslassen, weil wir spüren, daß 
wir dann ins Ungewisse stürzen. Dann wissen wir nicht mehr, was wir tun sollen, wie wir den Augenblick ge‐
stalten können. Trotzdem hat es etwas Vielversprechendes, den ganzen komplizierten Ballast, die ganze Op‐
tionsvielfalt  zusammenbrechen  zu  sehen.  Eine  unbewußte  Sehnsucht  nach  einfachen  Formen  des  Umsat‐
zes, nach überschaubaren Lebenskreisen bestimmt unsere Zeit. Und in den Filmen findet diese Sehnsucht 
immer häufiger Ausdruck.7 
 
Aber  was  geschieht in der  Höhle noch,  abgesehen von relativ  abstrakten  Begriffen  wie 
„Sinn“ und „Inhalt“, die eine Geschichte vermittelt? – Wer schon einmal einem guten Er‐
zähler gelauscht hat, ihm mit all seinen Sinnen gefolgt ist, der weiß, daß sich einem hier 
die Möglichkeit bietet, einen Blick hinter die Kulissen seines Lebens zu tun und in ande‐
re Welten einzutauchen... und von dieser Perspektive aus wieder eine neue Sicht auf sein 
eigenes Leben zu gewinnen. 
 
Eine  archetypische  Geschichte  vermag,  auch  wenn  sie  einem  einmaligen  kulturspezifi‐
schen Ausdruck folgt, universale menschliche Erfahrungen ans Licht zu bringen – sie bie‐
tet uns so seltene Umgebungen und Figuren, daß wir uns an jedem Detail weiden kön‐
nen, während im Erzählen Konflikte beleuchtet werden, die für die Menschheit so wahr 
erscheinen,  daß  sie  in  jeder  Kultur  zu  Hause  sind.  Sind  wir  einmal  in  dieser  fremden 
Welt, entdecken wir uns selbst. Tief im Innern dieser Figuren und ihrer Konflikte erken‐
nen wir unser eigenes Menschsein. Wir lauschen diesen Geschichten, um eine neue, fas‐
zinierende Welt zu betreten, um indirekt ein anderes menschliches Wesen zu bewohnen, 
das uns zunächst so unähnlich scheint und doch im Grunde seines Herzens ist wie wir, 
um in einer erfundenen Wirklichkeit zu leben, die unsere tägliche Wirklichkeit erleuch‐
tet.  Wir  möchten  nicht  dem  Leben  entfliehen,  sondern  das  Leben  finden,  unseren  Ver‐
stand  auf frische,  experimentelle Weise  gebrauchen,  unsere  Gefühle  spielen  lassen,  ge‐
nießen, lernen, unseren Tagen Tiefe verleihen.8 
 
Die Begegnung mit dem Mythos kann demnach zur Selbsterfahrung werden. Wir suchen 
sie wegen der Erlebnisse, die wir in unserem Leben ähnlich intensiv nicht machen kön‐
nen oder wollen. Diese Begegnung bringt Saiten in uns zum Schwingen, auf die wir sonst 

6 Ebda, S. 215. 
7 Ebda, S. 235f. 
8 Nach Robert McKee, Story, S. 10‐12. 

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nur  selten  aufmerksam  werden,  sie  hebt  den  Grauschleier  des  Alltags  und  macht  die 
märchenhafte Konstruktion der Realität erfahrbar. 
 
Wir neigen dazu, den Alltag grau zu malen. Einerseits wegen seiner Gleichförmigkeit. Vor allem aber, weil 
wir seine unbewußte Dramatik, seine phantastischen Verwandlungen fürchten. Der eintönige Alltag ist ein 
Konstrukt der Menschen  aus  Furcht  vor  seinen ungeheuerlichen  Zuspitzungen.  Im  Unbewußten der  Men‐
schen wird häufiger gekämpft, getötet und überwältigt, als wir wahrhaben wollen. Hierauf hat uns die Tie‐
fenpsychologie aufmerksam gemacht. Es vergeht kein Tag ohne die Frage von Gelingen oder Verfehlen, oh‐
ne  den  Rausch  der  Vereinigung  und  den  Schmerz  des  Verrats.  Der  alltägliche  Klatsch  ist  oft  gespeist  von 
Neid  und  Haß.  Bei  manch  harmlosem  Einkaufsbummel  werden Ansätze zu  Raub und Mord  belebt. Dieser 
Bereich ist stets wirksam, aber er wird nur in Ansätzen bewußt.9 
 
Mythos vermag also auch ganz archaische Instinkte zu wecken, die wir in unserer zivili‐
sierten  Welt  weitgehend  nicht  mehr  bewußt  erleben  (können).  Doch  es  scheint  so  zu 
sein,  daß  wir  eben  diese  archaischen,  mythischen  Erlebnisse  brauchen.  So  wie  unser 
Körper den Vorgang des Träumens braucht, um gesund zu sein, dürfen wir unserer Seele 
den Mythos nicht vorenthalten. 
 
Eine der größten Schwierigkeiten dabei dürfte darin liegen, daß uns genau diese mythi‐
sche  Weltsicht  in  jahrelanger,  gewissenhafter  Arbeit  durch  das  Bildungssystem  abge‐
wöhnt wurde. In bester Absicht, den Aberglauben auszutreiben, hat die westliche Gesell‐
schaft seit der Aufklärung das Kind mit dem Bade ausgeschüttet und die Welt sukzessive 
entmythologisiert – mit allen negativen Konsequenzen. 
 
Jenes  Ungleichgewicht,  das  heute  in  der  westlichen  Gesellschaft  zugunsten  der  linken 
Gehirnhälfte  herrscht,  und  die  Auswirkungen  davon,  gehören  zu  den  Gründen,  warum 
sich  die  Menschen  (mehr  oder  weniger  unbewußt)  so  sehr  nach  Märchen  und  Mythen 
sehnen. 

Es kann keine Frage sein, daß wir heute – insofern wir ungläubig sind oder aber einen Glauben haben, der 
mit  den  wirklichen  Problemen  unserer  Gegenwart  keinen  Kontakt  hat  –  die  psychologischen  Gefahren, 
durch welche frühere Generationen von den Bildern und Exerzitien ihres mythischen und religiösen Erbes 
hindurchgeleitet wurden, allein zu bestehen haben oder bestenfalls unter zögernder, improvisierter und nur 
selten wirksamer Leitung. Dies ist unser Problem, das der modernen, „aufgeklärten“ Individuen, für die alle 
Götter und Teufel aus der Welt rationalisiert sind.10 
 
 
Remythologisierung 
 
Um  uns  der  Vorstellungs‐  und  Bilderwelt  des  Mythos  anzunähern,  lassen  wir  den  be‐
kannten Schriftsteller Thorwald Dethlefsen zu Wort kommen. In einem Vortrag bricht er 
eine Lanze für den Mythos. 
 
Der Mythos ist für uns erst einmal ein sehr schwieriger Begriff, schwer zu verstehen. Denn wir haben in den 
letzten Jahrzehnten eine Haltung entwickelt, die vor dem Wort „Mythos“ so ein „nur“ denkt, als etwas „nur 
Mythos“. Mit einer für unsere Zeit typischen, grandiosen Arroganz schauen wir ja auf alle früheren Kulturen 
und  alle  nicht‐technisierten  Kulturen  herab,  und  meinen,  sie  wären  immer  unterentwickelt,  gehen  davon 
aus, daß sie dümmer sind wie uns [sic], weniger weit wie wir sind. Wir setzen einfach voraus, daß unsere 
Art, mit dem Leben umzugehen, unsere von der Wissenschaft und von der Technik geprägte Welt einfach 

9 Aus: Dirk Blothner, Erlebniswelt Kino, S. 33. 
10 Aus: Joseph Campbell, Der Heros in tausend Gestalten, S. 103. 

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den absoluten Spitzenpunkt der Welt darstellt – das wäre das höchste, was Menschsein produzieren kann, 
was Menschsein erreichen kann. 
Die Zeit ist reif, an dieser Hybris ein wenig zu rütteln. Vielleicht waren die vor uns gar nicht so viel düm‐
mer; vielleicht waren sie in vielen Dingen weiser und wir verstehen sie nur nicht. Vielleicht ist das, was wir 
zur Zeit machen, gar nicht die letzte Lösung für das Menschsein, ist gar nicht der letzte Clou, in dem men‐
schliche  Entwicklung  enden  muß.  Wenn  wir  mal  mit  etwas  mehr  Bescheidenheit  und  etwas  mehr  Demut 
das anschauen, was Kulturen vor uns und außerhalb unseres engeren Kulturkreises hervorgebracht haben, 
dann finden wir, daß dort auf eine ganz andere Art und Weise Weisheit zu finden ist. 
Und dann werden wir vielleicht auch fähig, den Begriff des Mythos nicht einseitig abfällig zu beurteilen, 
indem es immer „nur Mythos“ ist, als Ausdruck von Leuten, „die eben es nicht besser wußten, und in ihrer 
kindlichen  Phantasie  so  Dinge  zusammenreimten  und  zusammenfabulierten,  die  ja  ganz  nett  sind,  aber 
sonst, ... was nützen sie uns schon?“ 
Mythos besteht rein äußerlich gesehen erst einmal aus einer Summe von Erzählungen, Geschichten, Bil‐
dern,  Riten,  Zeremonien  und  Symbolen.  Mythen  können  auf  geschichtlichen  Tatsachen  beruhen  –  aber 
nicht jede geschichtliche Tatsache, nicht jedes geschichtliche Ereignis ist geeignet, Mythos zu werden. My‐
thische Tradition wird nicht vorsätzlich, wird nicht willentlich aufgebaut. Mythos ist etwas, was wächst; es 
ist etwas ganz Lebendiges, was von sich aus aus den Tiefen unbewußter Schichten heraus wächst und eine 
Gestalt annimmt. Doch diese Gestalt, die hier angenommen wird, sollte man nicht als zufällig, sollte man 
nicht als sinnlos betrachten. 
Denn so wie auf der ganzen Welt Bäume wachsen – unterschiedlichster Art und Weise – und dennoch 
alle eine gemeinsame Grundstruktur haben, die sie eben alle unter dem Begriff „Bäume“ einreihbar macht, 
so wie auf der ganzen Welt Menschen auf die Welt kommen, unterschiedlichster Hautfarbe, unterschied‐
lichsten Aussehens, und doch liegt allen gemeinsam zugrunde eine Grundstruktur, die uns erlaubt, von ei‐
nem „Menschen“ zu sprechen – genauso wie schon den Schneekristallen und wie Metallsalzen eine Struk‐
tur, eine Kristallisationsstruktur zugrunde liegt – genauso liegt dem Wachstum eines Mythos eine Struktur 
zugrunde. Wir müssen uns an den Gedanken gewöhnen, daß Struktur nicht etwas ist, das durch den Men‐
schen aufgepflanzt wird, sondern das a se da ist. Das lehrt uns die Chemie, das lehren uns die Pflanzen, das 
lehrt uns die Natur. Hier wird nichts von den Menschen übergestülpt und trotzdem offenbaren sich arche‐
typische Strukturen. 
Und genauso ist es mit den Bildern, Vorstellungen, Erzählungen, Gleichnissen, die aus unbewußten Tie‐
fen des Volkes auftauchen: Ohne Willen, ohne ein bewußtes Dazutun wächst auch hier der Mythos nach ei‐
ner innenliegenden Struktur – und dadurch sind Mythologien (ähnlich wie Märchen, die ja auch in diesen 
Bereich gehören) aller Völker und aller Zeiten in sich vergleichbar, ähnlich wie Bäume untereinander ähnlich 
sind, auch wenn sie im individuellen Fall ein unterschiedliches Aussehen haben. Die Arbeiten von C. G. Jung 
waren geeignet, vielleicht unsere Einstellung zum Mythos grundsätzlich zu verändern – und wir sollten uns 
vielleicht mit dem Mythos in unserer Zeit wieder auseinandersetzen. 
Denn der Mythos ist letztlich die eigentliche Nahrung der Seele. Und wir sind alle ein bißchen verhun‐
gert auf diesem Gebiet, weil wir diese Nahrung verschmäht haben, weil wir glaubten, in einer gewissen Ar‐
roganz, darauf verzichten zu können, weil’s ja „nur Phantasie, nur Unwirkliches“ ist – und dabei übersehen 
haben, daß Mythos immer wirklicher ist, wie jemals Tatsachen, Ereignisse, Dinge oder Geschichte an sich je 
werden kann. 
Der  Mythos  kommt,  wie  ich  schon  sagte,  aus  einer  sehr  tiefen  seelischen  Schicht.  Aus  einer  seelischen 
Schicht oder einer Bewußtseinsschicht, die niemals in unsere Scheinwelt miteinbezogen wurde. Und damit 
spiegelt der Mythos seelische Wirklichkeit wider, und diese Wirklichkeit ist es, um die es uns geht. Mythos 
berührt damit den Menschen, wenn er noch aufgeschlossen ist. Mythos enthält Seelenbilder, die von den 
tiefen Schichten auch wieder verstanden werden. Und das ist es, was ich meinte mit „Nahrung für die See‐
le“.  Durch  den  Mythos  wurde  damit  das  Wissen  um  die  Wirklichkeit,  die  hinter  den  Erscheinungsformen 
liegt, immer allen Menschen zugänglich gemacht.11 
 
Somit ist der Mythos eine Mitteilungsform der Anderswelt. Inwiefern unterscheidet sich 
aber mythische Wahrnehmung von der alltäglichen? Betrachten wir dazu die Merkmale 
mythischen Denkens. 
 
Zunächst  müssen  wir  feststellen,  daß  unsere  Gesellschaft  eine  große  Ausnahme  dar‐
stellt: In jeder anderen Zivilisation, zu jeder anderen Zeit, wurde die Welt als etwas be‐

11 Thorwald Dethlefsen, Auszug aus dem Vortrag Die esoterische Bedeutung von Weihnachten, Tonband. 

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trachtet, das vom Göttlichen durchdrungen ist, das ein Ausdruck des Göttlichen, ja, Teil 
des  Göttlichen  selbst  war  –  wie  auch  immer  dieses  Göttliche  benannt  wurde.  Bezeich‐
nenderweise haben wir es in unserer Gesellschaft, in der alles Göttliche und Dämonische 
aus der Welt rationalisiert ist, geschafft, diese Welt an den Rand des Abgrunds zu führen. 
Menschen früherer Zeiten befanden sich in ihrem Glauben, ihrem Denken und Empfin‐
den  im  Einklang  mit  der  Welt  und  damit  dem  Göttlichen.  Mythisches  Denken  unter‐
scheidet  nicht  zwischen  Geist  und  Materie.  Für  den  Mythos  ist  alles  belebt,  der  Geist 
wohnt in der Materie – und in allen Kulturen gab es ein Wort dafür. 
 
Bei den Inuit gibt es eine göttliche Kraft, die als Sila bekannt ist. Es ist „eine Kraft ... die nicht in einfachen 
Worten erklärt werden kann. Ein großer Geist, der die Welt und das Wetter und alles Leben auf der Erde 
trägt.“ Sila spricht, aber nicht mit Worten, „sondern durch Sturm und Schnee und Regen und das Wüten der 
See; durch alle Kräfte der Natur, die der Mensch fürchtet.“ Aber Sila umfaßt auch die sanfte Natur und spricht 
„wenn die Sonne scheint und die See ruhig ist und kleine Kinder unschuldig spielen“. Der Inuitschamane Najag‐
neq erklärt, daß in den Ohren der Kinder Silas Stimme „sanft und freundlich ... fast wie die einer Frau“ klingt. Sila 
ist „gleichzeitig unter uns und unendlich weit fort“. Seine Stimme ist „so fein und freundlich, daß nicht einmal 
Kinder sich fürchten können. Was sie sagt, ist ‚Fürchtet Euch nicht vor dem Universum‘ “. 
Dieses Geflecht göttlicher Macht, das Sila genannt wird, entspricht der göttlichen Macht in anderen Urein‐
wohnerkulturen. Es ähnelt dem, was die Polynesier mana nennen, die Algonquin manitou, die Lakota wakanda, 
die Irokesen ironda, die Pawnee tirawa, und die !Kung ntum. Praktisch dasselbe wird in Indien durch Brahman 
ausgedrückt und in China und Japan durch tao. Eine europäische esoterische Tradition nennt es häufig magick. Es 
ist der Gott ohne Gestalt, der große Geist oder das wundersame Geheimnis hinter allem, was ist. Tatsächlich ist 
es Alles‐was‐ist. [...] 
Keltische Denker in der christlichen Ära nannten dieses Gewebe göttlicher Macht „Gnade“ oder „Chri‐
stus“. In der frühen irischen Kirche umschloß diese Vorstellung die Weltlichkeit der Schöpfung, die göttliche 
Gabe der Natur in all ihrer Körperlichkeit. Im Katholizismus und den späteren protestantischen Formen des 
Christentums  jedoch,  wurde  das  Heilige  vom  Weltlichen  geschieden  und  der  Geist  von  der  Materie  ge‐
trennt,  bis  schließlich  die  Natur  nicht  nur  als  unheilig,  sondern  als  dämonisch  galt.  „Die  Welt,  das  Fleisch 
und der Teufel“ war dafür eine Umschreibung. So verlor die westliche Welt die ältere keltische Vision einer 
Einheit von Natur und dem Göttlichen, von Materie und Geist. Die Welt wurde entzaubert, die Magie des 
Lebens verschwand.12 
 
Die  neue  Religion  brachte  eine  völlig  andere  Einstellung  zur  organischen  Welt.  Was  einst  heilig  gewesen 
war, wurde jetzt dämonisiert. Die fruchtbaren, lebensspendenden Naturgeister wurden nun als böse darge‐
stellt. Die heiligen Haine wurden zerstört, die heiligen Quellen verseucht und die Grünen Männer zu Teufeln 
gemacht. Wo heidnische Bräuche trotz christlicher Gegnerschaft unvermindert weiterbestanden, nahm die 
Kirche die heiligen Stätten in Beschlag und verwandelte sie in christliche Heiligtümer, die sie einem kirchli‐
chen Heiligen weihte. Das Ziel blieb dasselbe: jene Plätze in der Natur zu zerstören oder umzuwandeln, an 
denen  die  Menschen  in  Europa  über  Jahrhunderte  ihren  Göttern  und  Göttinnen  begegnet  waren  und  sie 
verehrt hatten. 
Die Schönheit der Natur konnte die Kirche weder zerstören noch leugnen. Aber sie entmythologisierte 
diese Schönheit und verwandelte sie in schale Stofflichkeit, die zwar Gottes Größe spiegelte oder versinn‐
bildlichte, aber in keiner Weise mehr das Göttliche selbst oder auch nur ein Behältnis des Göttlichen sein 
sollte. Was für die Keltenvölker Glaubenserfahrung war, wurde zur bloßen Ästhetik. Für den Kelten war der 
Wald nicht nur schön, sondern göttlich. Der Christ sah einfach einen Haufen Bäume voller Dämonen, wilder Tie‐
re und wilder Menschen. [...] Viele, die sich zu dem neuen Glauben bekehrten, vergaßen, daß die Natur einst ein 
Quell heilender Kraft und spiritueller Weisheit gewesen war.13 
 
Und doch scheint es für den Mythos kein Ablaufdatum zu geben, findet er doch immer 
wieder  Eingang  in  unser  Alltagsleben,  nicht  nur  in  Form  von  Geschichten:  Noch  heute 
stellen  wir  Maibäume  auf,  erwecken  zu  Halloween  die  Geister,  ehren  Sieger  mit  Gold, 
Silber und Bronze, schwören uns an bestimmten alten Eichen Liebe, pilgern zu besonde‐
ren Steinen oder Höhlen, denen man die Kraft zuschreibt, Fruchtbarkeit, Liebe und ein 

12 Aus: Tom Cowan, Die Schamanen von Avalon, S. 68f. 
13 Ebda, S. 153f. 

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langes Leben zu sichern und werfen Münzen in Brunnen – Handlungen, die allesamt auf 
das mythische Denken keltisch‐schamanischen Ursprungs zurückgehen.14 
 
Eine mythische Haltung der Natur und dem Leben gegenüber achtet diese nicht nur als 
gleichwertig, sondern sieht sie auch als belebt und heilig an. 
 
Sofern Naturerscheinungen wie Äußerungen von etwas Personalem wirken, werden diese Äußerungen als 
Sprache aufgefaßt,  aber  eben  nicht  als  Sprache  von Menschen, sondern als Sprache anderer Art, nämlich 
durch  Zeichen,  also  durch  Numina.  Am  deutlichsten  geschieht  dies  vielleicht  dort,  wo  außerordentliche, 
dem Menschen Furcht und Schrecken einjagende Naturerscheinungen auftreten. Sie können, wie Kant sag‐
te, den Eindruck des Erhabenen und der majestätischen Offenbarung eines Wesens vermitteln. Aber als Zei‐
chen  eines  Wesens  kann  auch  Bescheideneres  erfahren  werden,  so  etwa,  wenn  Hölderlin,  wie  erwähnt, 
vom „jauchzenden“ oder „säumenden“ Bach spricht oder vom Erwachen der Natur im Frühling. In beiden 
Fällen handelt es sich um Numina von etwas, das weder bloß Mensch noch bloß Natur ist, das aber zugleich 
als über beiden stehend aufgefaßt wird, weil es auf den Zusammenhang verweist, aus dem beide überhaupt 
erst abgeleitet sind. Hierin hat alles Lebendige seinen Ursprung, seinen Sinnbezug, und sein Verlust ist dem 
Tode vergleichbar. Deswegen ist es aber auch ein Göttliches und Heiliges. Außerhalb seiner haben weder der 
Mensch noch die Natur eine eigentliche Existenz, getrennt voneinander erscheinen beide als schattenhaft, leer 
und leblos.15 
 
Als  etwas  Lebendiges hat  die  Natur  auch  die  Fähigkeit, zu  kommunizieren,  und  das  ist 
die zweite wichtige Eigenschaft des mythischen Weltverständnisses: Wenn etwas belebt 
ist, dann spricht es auch zu uns! 
 
So sagt man etwa, dieses Tal sei „lieblich“ oder jener Berg „majestätisch“, womit vorausgesetzt wird, daß 
man von beiden den geradezu unwillkürlichen Eindruck einer Wesensgestalt hat. Gerade weil es sich aber 
um gebräuchliche Redewendungen handelt, deren Aufzählung überdies leicht ein Buch füllte, verraten sie 
eine allgemeine Erfahrung.16 
 
Denn was heißt denn Sprache? Eine langjährige Märchenerzählerin schreibt dazu: 
 
Das Märchen‐Erzählen fügt sich in den „Alltag“ und das „ganz normale Leben“, indem es alltägliche Gegen‐
stände, Tiere und Menschen vorkommen läßt. Es spielt mit diesem Alltag und verwandelt ihn, indem es den 
Gegenständen,  Tieren  und  Menschen  wunderbare  Eigenschaften  und  somit  eine  wunderbare  Bedeutung 
verleiht […].17 
 
Eine der wichtigsten wunderbaren Eigenschaften: Alles im Märchen kann sprechen. Nur 
ein voreiliger Mensch würde dies als kindisch oder naiv abtun. Was bedeutet denn Spra‐
che eigentlich? In seinem Buch Über die Sprache des Menschen. Sprache und Geschichte. 
Philosophische Essays, Stuttgart 1992, schreibt Walter Benjamin: 
 
„Es gibt kein Geschehen oder Ding weder in der belebten noch in der unbelebten Natur, das nicht in gewisser 
Weise an der Sprache teilhätte, denn es ist jedem wesentlich, seinen geistigen Gehalt mitzuteilen.“ 
Geht  man  von  diesem  Sprachverständnis  aus,  das  „jede  Mitteilung  geistiger  Inhalte“  umfaßt,  so  wird 
Sprache von einer bewußten Absicht, mitzuteilen, vom bewußten Aus‐Sprechen unabhängig.18 
 

14 Vgl. ebda, S. 78ff., S. 109, S. 154f., S. 176f. Auch bei anderen Bräuchen, die sich v. a. im alpenländischen 

Gebiet erhalten haben, wie etwa dem Perchtenlauf oder dem Glöckeln, erkennt man Jahr für Jahr bei Be‐
trachtern wie Ausführenden die Anziehungskraft des Mythisch‐Archaischen. 
15 Aus: Kurt Hübner, Die Wahrheit des Mythos, S. 24. 
16 Ebda, S. 25. 
17 Aus: Margarete Wenzel, Mit Märchen unterwegs, Eigenverlag, Wien 1998, S. 50 
18 Zitiert in und ebda, S. 128. 

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Vollkommen zurecht bezeichnen wir mehr oder weniger ausdrucksstarke Gestik, Mimik, 
Körperhaltung  etc.  ja  als  „Körper‐Sprache“,  da  sie  uns  etwas  (und  oft  sogar  sehr  viel) 
über den Gefühlszustand und die Einstellungen eines Menschen mitteilen. Also: 
 
Was als Sprache verstanden werden kann, kann als solche gelten. 
In diesem Sinne ist die DNA eine Sprache. In diesem Sinne „spricht“ alles, das eigene Regeln hat (die wir 
feststellen können) zu uns, wie ein individuelles Gegenüber. 
Ein Baum sagt: „Laß mir Raum!“ oder „Leg’ dich in meinen Schatten!“. Durch bestimmte Zugsitze spricht 
ihr Konstrukteur: „Mir ist es egal, ob du es bequem hast.“ 19 
 
Dieses Denken gibt dem, der es praktiziert, eine Sprache, die leicht mit Dingen und Lebewesen in Kontakt 
kommt, die wir normalerweise eher als „sprachlos“ zu betrachten gewohnt sind. 
Goldmarie hört den Apfelbaum rufen: „Schüttle mich!“ – ähnlich kann es jedem ergehen, der beginnt, 
Lebewesen,  Dinge  und  Ereignisse  als  sprechendes  Gegenüber  wie  einen  Menschen  mit  seinen  eigenen 
Wünschen und Bedürfnissen wahrzunehmen. […] 
Wer die inneren Regeln dessen, womit er Tag für Tag zu tun hat, wie eine Sprache „hört“ oder „liest“, 
geht damit anders um, als wer dort keine eigene Sprache sieht. Wer sein Sprachverständnis in diesem Sinne 
radikal erweitert, der wird Märchenhaftes wahrnehmen, wo andere bloß die Oberfläche sehen.20 
 
Wenn all das Sprache ist, dann muß der konkrete verbale Ausdruck eines Menschen so‐
gar noch mehr sein als Mitteilung. Davon geht der Mythos aus, wenn er jedem einzelnen 
Wort magische Kraft beimißt. 
Eine solche Einheit von mythischer Wirklichkeit und gesprochenem Wort ist besonders im Gebet zu finden, 
ferner in der kultischen Rezitation von Mythen, im Trinkspruch, im Schwur und im Fluch. Im Worte steckt 
eine Kraft, die den Menschen als eine numinose Substanz durchdringt, eine Kraft, durch die ein Mythos ge‐
genwärtige Wirklichkeit wird [...] und künftiges Heil oder Unheil herbeigezwungen werden kann.21 
 
Auch aus diesem Grund wurden die Barden unserer Vergangenheit so sehr verehrt: 
 
Zu den magischen Kräften des Dichters zählte seine Fähigkeit, ein Spottgedicht zu verfassen, das deren Ge‐
genstand vernichten, die Landschaft umformen, die Elemente beherrschen und Tiere beeinflussen konnte. 
Besonders  Könige  fürchteten  diese  Spottgedichte,  denn sie  konnten  dazu  führen,  daß  sie  ihr  Herrschafts‐
recht verloren. [...] 
[...] 
Der  dichterische  Bannspruch  hatte  die  magische  Kraft,  den  von  ihm  beschriebenen  Zustand  herbeizu‐
führen. [...] 
[...] 
Das  Gegenstück  zum  Bannlied  ist  ein  Lobgesang,  und  auch  dieser  ist  eine  Form  der  Magie.  Könige  und 
mächtige Familien begrüßten günstige Lieder, denn sie sprachen von Schutz, Glück und erfolgreichen Un‐
ternehmungen und riefen all diese tatsächlich hervor. In diesen Stammesbräuchen lagen die Ursprünge des 
jetzigen  Amtes  des  poeta  laureatus,  dessen  Fähigkeiten  immer  noch  ein  klein  wenig  Magie  zu  besitzen 
scheinen. Offizielle Gedichte werden geschrieben, um eine Nation zu ehren und so ihr Wohlergehen zu si‐
chern. Schriebe ein poeta laureatus ein Gedicht, das sein Land kritisiert, würden manche Bürger das zweifel‐
los zumindest als schlechtes Omen ansehen, wenn nicht gar als einen regelrechten Fluch, der die Nation in 
Gefahr bringt.22 
 
In dieser Form der Magie liegen auch die heilbringende Wirkung des Segens und die un‐
heilvolle  Kraft  des  Fluchs.  Der  Grund  liegt  darin,  daß  den  Worten  eine  mythische  Sub‐

19 Ebda, S. 128f. 
20 Ebda, S. 129f.
21 Aus: Kurt Hübner, Die Wahrheit des Mythos, S. 124. 
22 Aus: Tom Cowan, Die Schamanen von Avalon, S. 121f. Man denke z. B. an die Rituale, vor Unterrichtsbe‐

ginn in amerikanischen Schulen oder vor Sportveranstaltungen die Nationalhymne zu singen, um sich 
bewußt zu machen, wie diese Kraft des Wortes auch heute noch überall genutzt wird. 

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stanz innewohnt, etwas, das man tiefenpsychologisch ausgedrückt vielleicht als archety‐
pische Energie bezeichnen würde. Welchem Zuschauer rinnt nicht ein Schauer über den 
Rücken, wenn Willeke van Ammelrooy in Antonias Welt ihren Fluch über den Vergewal‐
tiger  ausstößt?  Und  wer  ist  nicht  zutiefst  ergriffen  über  die  wunderbaren  irischen  Se‐
genssprüche?  Man  braucht  nur  einmal  dem  folgenden  nachzuspüren  (und  sich  dabei 
vielleicht vorstellen, wie einem der Barde dabei die Hand auf den Kopf legt), um die Ma‐
gie des Wortes direkt zu erfahren: 
 
Einen strahlenden leuchtenden Segen wünsche ich Dir: 
Licht von außen und von innen. 
 
Die Sonne möge Dich überstrahlen und Dein Herz wärmen, 
bis es glüht wie ein großes Torffeuer, 
zu dem der Fremdling gerne kommt, 
um sich zu wärmen. 
 
Aus Deinen Augen möge Licht voller Glück und Segen strahlen 
wie von einer Kerze, die in das Fenster gestellt wird, 
damit der Wanderer heimfindet 
aus dem Sturm in die Ruhe. 
 
Möge der gesegnete Regen – der frische, milde – auf Dich fallen, 
daß ringsum die Blumen hervorsprießen 
um mit ihrer Schönheit die Welt zu erfüllen. 
 
Möge der Segen der Erde – der guten, reichen Erde – bei Dir sein. 
 
Einmal aber soll Deine Seele leicht und unbeschwert 
wie ein Strahl von Licht aus der Tiefe sich erheben 
– auf und davon – zur Höhe, zum Licht, zu Gott. 
 
Das nächste Kennzeichen: Im Mythos kann, im Sinne des pars pro toto, ein Teil für das 
Ganze stehen. Ähnlich, wie sich in jeder einzelnen Zelle der Bauplan des gesamten Kör‐
pers befindet, enthält jedes Ding eine mythische Substanz dessen, wofür es steht. Wenn 
Karl  der  Große  die  Irminsul  zerstört,  schwächt  er  also  nachhaltiger  der  heidnischen 
Glauben der Sachsen unter Widukind als durch Krieg. Wer das World Trade Center zer‐
stört, stört den Welthandel äußerst effektiv. Das Symbol hat mehr Kraft als das Ding. 
 
Das  heißt,  daß  die  einem  Gott  geweihte  Statue  ihn  nicht  nur  versinnbildlicht,  sondern 
daß ein Teil seiner Kraft tatsächlich in ihr ist. Das heißt, daß, obwohl der einem Gott hei‐
lige Ort nicht der Gott selbst ist, die Kraft dieses Gottes an diesem Ort doch besonders 
hoch ist. 
 
Aber  oft  ist  die  Gegenwart  des  Gottes  an  einer  heiligen  Stelle  nur  beständiger  und  konzentrierter  als  an‐
derswo,  ohne deswegen dort  sozusagen  verwurzelt  zu  sein.  So  ist  zwar  Demeter  überall  da,  wo  das  Korn 
reift und auf dem Felde angerufen werden kann, und Zeus ist in jedem Blitz, Pan in vielen Wäldern einsamer 
Berggegenden, aber sie alle können sich auch irgendwo bevorzugt aufhalten und sich dort vielleicht sogar 
zur Personengestalt „verdichten“ (was die Griechen eine „Epiphanie“ nennen).23 
 
Für eine Kultur, die noch im Mythos verwurzelt ist, lebt ebenso wie jeder andere Aspekt der menschlichen 
Existenz  die  Landschaft  von  symbolischer  Sprache.  Die  Hügel  und  Haine  haben  ihre  übernatürlichen  Be‐
schützer und werden in den Schöpfungsberichten der Umwohnenden mit einzelnen Episoden der Erschaf‐
fung der Welt verknüpft. Außerdem gibt es da und dort besondere Heiligtümer. Wo immer ein Held gebo‐

23 Aus: Kurt Hübner, Die Wahrheit des Mythos, S. 113. 

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ren wurde, kämpfte oder wieder in die Leere einging, wird der Platz bezeichnet und verehrt. Der Tempel, 
der dort errichtet wird, bedeutet das Wunder der vollkommenen Sammlung in der Mitte, des Durchstoßens 
in den Überfluß. An dieser Stelle hat einer die Ewigkeit entdeckt. Der Ort kann deshalb zur fruchtbaren Me‐
ditation  beitragen.  In  der  Regel  bezeichnet  der  Grundriß  eines  solchen  Tempels  die  vier  Richtungen  des 
Welthorizonts, der Schrein oder Altar im Zentrum den unerschöpflichen Punkt. Wer in den Tempelbereich 
eintritt und sich dem Heiligtum nähert, ahmt die Tat des Helden selber nach. Sein Ziel ist die Übung im Be‐
gehen  des  universalen  Wegs,  um  in  sich  die  Erinnerung  an  die  lebenssammelnde  und  lebenerneuernde 
Form zu wecken. 
Wie die Tempel sind auch die alten Städte gebaut, mit den Stadttoren nach den vier Himmelsrichtungen 
und dem größten Tempel, dem des göttlichen Stadtgründers, im Zentrum. Die Bürger leben und arbeiten im 
Bereich dieses Symbols. Und im gleichen Sinne sind die Bereiche der großen Weltreligionen um eine Mut‐
terstadt wie um eine Nabe zentriert, die westliche Christenheit um Rom, der Islam um Mekka. Die gemein‐
samen Verbeugungen, die die mohammedanische Gemeinschaft in der ganzen Welt dreimal am Tage gen 
Mekka macht, so daß alle wie die Speichen eines weltweiten Rades auf die sie verbindende Kaaba weisen, 
schafft ein großes lebendes Symbol der „Unterwerfung“ (islam) eines jeden und aller unter den Willen Al‐
lahs.  „Denn  es  ist  er,  der  dir  die  Wahrheit  von  allem  zeigen  wird,  was  du  tust“,  heißt  es  im  Koran.  Und 
schließlich kann an jeder beliebigen Stelle ein großer Tempel errichtet werden, da im Grunde das All alleror‐
ten ist und jeglicher Ort der Sitz der Kraft werden kann. Im Mythos kann jeder Grashalm die Gestalt des Er‐
lösers annehmen und den suchenden Pilger ins Allerheiligste seines eigenen Herzens führen.24 
 
Aber  nicht  nur  Tempel,  Kirchen  oder  Städte  sind  diesem  mythischen  Empfinden  nach 
gebaut, auch Häuser entstanden früher auf diese Weise, damit sie unter dem Schutz der 
Götter standen. 
 
Der Himmelsthron ruht auf den vier Erdsektoren, manchmal getragen von vier karyatidenartigen Königen, 
Zwergen, Riesen, Elefanten oder Schildkröten. Daher die Bedeutung, die in dem mathematischen Problem 
der  Quadratur  des  Zirkels  in  der  Überlieferung  zukommt:  in  ihm  steckt  das  Geheimnis  der  Umwandlung 
himmlischer Formen in irdische. Der Herd im Hause ist wie der Altar im Tempel die Nabe des Erdrades, der 
Schoß der Weltmutter, und das Feuer darauf das Feuer des Lebens. Und die Öffnung am First der Hütte ist – 
wie auch die Krone, Spitze oder Rose am Dom – Nabe oder Mittelpunkt des Himmels, die Sonnentür, wel‐
che die Seelen passieren, wenn sie aus der Zeit wieder eingehen in die Ewigkeit, und durch welche auch der 
Duft der Opfergaben zieht, die im Feuer des Lebens verbrannt und auf der Achse des aufsteigenden Rauchs 
von der Nabe des Erdrades zu der des Himmelsrades getragen werden.25 
 
Es ist offensichtlich, daß auch Gegenstände von diesem Verständnis keineswegs ausge‐
schlossen sind – ja, das mythische pars pro toto wird anhand von Gegenständen am ehe‐
sten ersichtlich: 
 
Ein Objekt wurde genauso behandelt wie sein Bild, ein Wort ebenso wie das, wofür es stand, ein Traum wie 
die  äußere  Wirklichkeit.  [...]  Was  man  dem  Symbol  antut,  tut  man  ja,  entsprechen  der  magischen  Logik, 
auch dem Objekt an, das symbolisiert wird.26 
 
Aus diesem Grund bewahren wir auch Liebesbriefe auf oder kleine, materiell eigentlich 
wertlose Geschenke unserer Partner, die nicht mehr funktionierende Taschenuhr unse‐
res toten Großvaters, oder tragen die Fotos unserer Liebsten in der Brieftasche mit uns – 
sie alle erinnern uns durch die mythische Substanz dieser Menschen, die sie in sich tra‐
gen, an deren Wesen. Aus diesem Grund tragen viele Münzen auch heute noch das Bild 
gekrönter Häupter, haben Firmen Logos, sammeln Menschen Autogramme. 
 
Aus  diesem  Grund  enthält  auch  der  Name  das  Wesen  einer  mythischen  Gestalt:  eines 
Gottes oder Dämons, eines Engels oder Helden. Um einen Dämon zu beschwören, muß 

24 Aus: Joseph Campbell, Der Heros in tausend Gestalten, S. 47f. 
25 Ebda, S. 46. 
26
Aus: David Feinstein, Stanley Krippner, Persönliche Mythologie, S. 40.

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man  seinen  Namen  kennen.  Sobald  die  Königstochter  Rumpelstilzchens  Namen  weiß, 
hat  es  keine  Macht  mehr  über  sie.  In  vielen  Ureinwohnerkulturen  gibt  es  den  Brauch, 
daß die Menschen (meist beim Übertritt ins Erwachsenenalter) einen neuen Namen an‐
nehmen,  einen,  der  ihr  neues  Wesen  ausdrückt.  Beim  Eintritt  in  einen  Mönchsorden 
nimmt  man  einen  neuen  Namen  an,  meist  auch  bei  der  Hochzeit.  Ebenso  künden  der 
neue Namen des Papstes bei seinem Amtsantritt, Künstlernamen oder akademische Titel 
von diesem Prinzip. 
 
Das gleiche gilt auch umgekehrt, etwa bei in Unehre Gefallenen, deren Name nicht mehr 
ausgesprochen  wurde  –  was  sich  bis  heute  fortsetzt,  wenn  in  gewissen  Familien  über 
das „schwarze Schaf“ nicht gesprochen wird oder Gefängnisinsassen zu Nummern deg‐
radiert werden. Wundert es jemanden, daß im deutschsprachigen Raum seit 1945 so gut 
wie keine Kinder mehr auf den Namen „Adolf“ getauft werden? Der Name ist ein Ener‐
gieträger! Das haben sich die Dramatiker schon immer zu nutzen gemacht, wenn sie ih‐
ren  Figuren  „sprechende  Namen“  zuwiesen.  Das  finden  wir  auch  in  Bestandteilen  von 
Namen wie Mac, O‘, ­son, ­dottir, Ben, Ibn usw. 
 
Das Verständnis, einem Ding oder Namen wohne mythische Kraft inne, führt zum Ver‐
halten der Assimilation: Die Kraft des Gegners soll auf einen selbst übergehen. Eine Er‐
klärung  für  Kopfjagd,  Kannibalismus,  das  Nehmen  von  Skalps  oder  für  den  Brauch  bei 
einigen Fleischhauern, ein Achtel Liter Blut vom frisch geschlachteten Stier zu trinken. 
 
Wenn  die  Persönlichkeit  sich  aber den Kräften gewachsen  zeigt, die  ihr  begegnen,  und  es  versteht, sie  in 
sich  hineinzunehmen,  wird  sie  erfahren,  wie  Übersicht  und  Selbstbewußtsein  in  fast  übermenschlichem 
Maße wachsen.27 
 
Wenn der Held den Feind besiegt hat, nimmt er ihm seine Rüstung oder kostet das Blut des Drachen. 
Wenn wir der negativen Energie entgegentreten, die uns angreift, zähmen und assimilieren wir sie. Und 
das stärkt uns. Wenn man sich diese niederen Energien zu Nutze macht oder zähmt, assimiliert man sie wil‐
lentlich und bringt sie unter bewußte Kontrolle. Der Held, der das Blut des Drachen kostet, den er gerade 
erschlagen hat, ist eine perfekte Metapher für unsere Assimilation dieser Energien.28 
 
In einer gewissen Weise haben wir am Mythos teil, wenn wir einen Teil von ihm assimi‐
lieren,  oder  uns  sogar  mit  ihm  identifizieren.  Dazu  gehört  zum  Beispiel  das  Sich‐
Verkleiden. In alter Zeit stellte man den Mythos nach, indem man sich als mythische Fi‐
gur  verkleidete  und  ihre  Handlungen  nachahmte.  Daraus  entstand  bekanntlich  das 
Theater.  Dieser  unbewußte  mythische  Drang  ist  aber  auch  heute  noch  vorhanden  –  zu 
einem  nicht  unerheblichen  Teil  sorgt  er  für  ein  erfolgreiches  Product  Placement:  Man 
denke nur an erwachsene Star Wars – Fans, die mit Laserschwertern aus Plastik umher‐
laufen oder sich die Maske von Darth Vader aufsetzen. Unbewußt haben sie am Mythos 
teil. 
 
Ein  Mythomagier  macht  sich  das  zunutze,  indem  er  die  Elemente  in  seinem  Ritual  mit 
einer  charismatischen  Kraft  auflädt  oder  solche  schon  aufgeladenen  Gegenstände  ver‐
wendet. 
 
Wenn die Kraft, die Sie brauchen, eine übernatürliche gute oder böse Qualität ist, können Sie das wunder‐
bare oder fürchterliche Element kreieren, indem Sie es mit einem Objekt assoziieren. Der Heilige Gral hat 
Kraft, weil er mit Christusbewußtsein assoziiert wird; der Diamant der Hoffnung, weil er mit einem bösen 

27 Aus: Joseph Campbell, Der Heros in tausend Gestalten, S. 68. 
28 Aus: James Bonnet, Stealing Fire From The Gods, S. 120. 

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Fluch assoziiert wird; ein Beweis, weil er mit der Kraft assoziiert wird, einen Verbrecher zu überführen. Ein 
Dolch, der Dschingis Khan gehörte, oder Turnschuhe, die Michael Jordan gehörten, nehmen die guten oder 
schlechten Qualitäten an, die wir mit diesen Menschen assoziieren.29 
 
Die Stärke des Charisma wird zustande gebracht durch den Grad der Übereinstimmung mit der verborgenen 
Wahrheit  hinter  den  Archetypen.  Je  getreuer  die  Metaphern  diese  verborgene  Wahrheit  personifizieren, 
um  so  stärker  und  charismatischer  der  Effekt.  Eine  Erhöhung  der  Übereinstimmung  wird  durch  das  Be‐
schwören bewirkt [darunter versteht Bonnet eine kreative Technik, bei der zum Vorschein kommende Me‐
taphern zu immer perfekteren Spiegelbildern der darunterliegenden Archetypen entwickelt werden, Anm.] 
[…]. 
Bring Superman auf den Pyjama eines kleinen Jungen und er wird sich stärker fühlen. Er wird versuchen, 
im Raum herumzufliegen. Bring Nala auf die Turnschuhe eines kleinen Mädchens und sie fühlt sich lebhaft 
und  abenteuerlustig.  Bring  Einstein  auf  dein  T‐Shirt  und du  fühlst  dich schlauer.  Bring  Dschingis  Khan  auf 
deine Lederjacke und du bist bereit für eine Harley. Das ist Charisma.30 
 
Aber auch, wenn wir älter werden, verliert dieser Zauber seine  Faszination nicht: Man 
stelle sich vor, was ein Schriftsteller empfindet, wenn er plötzlich die Feder Shakespea‐
res in Händen hielte. Oder ein Tänzer, wenn er die Schuhe von Fred Astaire tragen dürf‐
te. Oder ein Jazzstudent, wenn er auf der Trompete von Louis Armstrong spielen könnte. 
Pars  pro toto! Darum  prügeln sich Teenager um ein Autogramm oder weinen am Grab 
ihres Idols, darum machen religiöse Menschen eine Wallfahrt oder verehren Reliquien. 
Darum verkaufen sich Steine der Berliner Mauer, darum pflanzen manche Eltern auf der 
Nachgeburt ihres Kindes einen Baum oder bewahren dessen erste Haarlocke auf. Das ist 
der  Hintergrund  von  Amuletten,  Talismanen  und  Glücksbringern.  Die  Gegenwart  des 
Mythischen leuchtet uns aber nicht nur aus einzelnen Objekten entgegen, sondern tritt 
uns auch ständig im politischen Alltag entgegen: 
 
Die Gegenwart der geschichtlichen Ereignisse, von denen hier die Rede ist, kann durchaus substantiell er‐
fahren werden. Manche empfinden einen „heiligen Schauer“, wenn sie Orte betreten, wo solche Ereignisse 
stattgefunden  haben,  oder  wenn  sie  der  Gegenstände  angesichtig  werden,  sie  gar  berühren  können,  die 
dabei  eine  Rolle  spielten.  Die  Reichsinsignien  zum  Beispiel  sind  für  solche  Betrachter  mehr  als  Gold  und 
Edelstein,  genauso  wie  das  Wasser,  mit  dem  getauft  wird,  mehr  als  Wasser,  der Wein  mehr  als  Wein  ist. 
Man erinnere sich in diesem Zusammenhang an den tiefen Eindruck, den die Rückkehr der Stephanskrone 
nach Ungarn vor wenigen Jahren hinterließ. So wird als „heiliger Schauer“ das Gefühl des Eindringens und 
Einfließens der in solchen Gegenständen liegenden Kraft beschrieben. Alles Physische löst sich hier in jene 
ideell‐materielle Einheit auf, die sich als kennzeichnend für mythische Substanzen erwies.31 
 
Ich erinnere mich gut an den Schauder, der mich unwillkürlich ergriff, als ich in Schott‐
land  im  William‐Wallace‐Museum  das  originale,  jahrhundertealte,  riesige  Schwert  von 
„Braveheart“ bestaunte. 
 
Ein „Nationalgefühl“ solcher Art ist offensichtlich von denselben ontologischen Vorstellungen geprägt wie 
das mythische Verständnis der Zugehörigkeit zu einer Sippe oder einem Stamm. [...] Auch hier verschwin‐
den  die  scharfen  Unterschiede  von  Materiellem  und  Ideellem,  von  Innerem  und  Äußerem.  Entsprechend 
werden damit äußere Gegenstände, in denen eine Nation „lebt“ und sich materialisiert, wie Landschaften, 
Baudenkmäler, Dokumente, Kultstätten usf., zu einem Teil des inneren Wesens jener selbst, welche dieser 
Nation  angehören.  Mensch  und  Vaterland,  Mensch  und  Heimat  verschmelzen  so  zu  einem  untrennbaren 
Ganzen; wer sie verliert, verliert seine Identität.32 
 

29 Ebda, S. 181. Ein Vorgang, den die magische Tradition das „Gesetz der Einprägung“ nennt. 
30 Ebda, S. 191. Wie sehr liebte ich als Kind meine Batman‐Maske! 
31 Aus: Kurt Hübner, Die Wahrheit des Mythos, S. 350. 
32 Ebda, S. 352. 

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Deswegen galt früher Verbannung als eine der schlimmsten Strafen: Weil sie den Verlust 
der (im Mythischen verwurzelten) Identität des Verbannten mit sich brachte. Das führt 
mich  zu  folgender  Überlegung  für  angehende  Machiavellis:  Wenn  du  ein  Volk  wirklich 
vernichten  willst,  nimm  ihm  seine  Überlieferungen,  seine  Mythen,  seine  Rituale,  seine 
Heiligtümer, seine Götter usw. – und ersetze sie durch neue, mindestens ebenso mächti‐
ge Bilder. 
So hat das Christentum die heidnischen Religionen verdrängt – indem es deren mythi‐
sche Bilder und Bräuche für böse erklärt hat oder sie modifiziert ins eigene System in‐
tegriert hat. So haben die Spanier halb Amerika erobert, indem sie ihre Kultstätten ge‐
schleift und ihre heiligen Artefakte zerstört haben (was sie nie hätten tun können, wenn 
die Indigenas nicht an einen Mythos geglaubt hätten, der das Wiederkommen eines Got‐
tes mit einem Bart und weißer Haut in naher Zukunft beschrieb...). So konnte der Natio‐
nalsozialismus unter anderem deshalb so erfolgreich sein, weil er anstelle des Vakuums, 
das herrschte, kraftvolle Bilder anzubieten hatte: erst nur Symbole und Visionen, dann, 
mit zunehmendem Einfluß, beispielsweise auch aufwendig inszenierte Reichsparteitage 
und die genialen Filme der Bildmagierin Leni Riefenstahl.33 
 
Ein weiterer, wesentlicher Punkt ist: Es existiert im Mythos kein Zufall! Zufall definiert 
der Duden als „etwas, wofür keine Ursache, kein Zusammenhang, keine Gesetzmäßigkeit 
erkennbar  ist“.  Wenn  etwas  jedoch  nur  nicht  erkennbar  ist,  heißt  das  nicht  notwendi‐
gerweise,  das  es  nicht  da  ist.  Im  Mythos  herrscht  konsequent  das  Gesetz  von  Ursache 
und Wirkung: Wie überall auf der Erde, gibt es auch im griechischen Mythos keinen Zu‐
fall und alles ist lebendig – der Nordwind etwa ist Boreas, der Sohn der Morgenröte Eos; 
die Gefühlslage des Achilleus wird als Gegenwärtigkeit der Athene verstanden; der Tod 
des Patroklos und seine Begleitumstände sind durch Apollo bewirkt; der Raub der Rü‐
stung  des  Helden  ist  der  Raub  seines  Wesens;  in  Münzen  ist  die  Substanz  von  Göttern 
wirksam, die auf ihnen abgebildet sind. 
 
Selbst das banalste Naturobjekt wird ganz verschieden aufgefaßt, zum Beispiel je nachdem, ob man darin 
etwa die mythische „Einheit des Ideellen und Materiellen“ sieht oder etwas rein Materielles. Läßt man also 
eine Deutung weg, erhält man nur eine andere Deutung. Dann werden zum Beispiel der Wind zu einer me‐
chanischen  Luftbewegung  (Physik),  die  Gefühlslage  eines  Menschen  zu  etwas  Subjektivem  (Psychologie), 
der Tod zu einem chemisch‐physikalischen Vorgang (Medizin), die Münze zu einem profanen Tauschmittel 
(Nationalökonomie). Wohlgemerkt, es geht hier nicht um die Frage, welche dieser Deutungen die richtige 
ist, sondern nur darum, daß alle diese Ereignisse in solchen Deutungen erfaßt werden und erfaßt werden 
können. Meist wird dies nur deswegen verkannt, weil man sich an eine bestimmte Auffassung von der Wirk‐
lichkeit so gewöhnt hat, daß man diese Auffassung nicht mehr reflektiert und ihr Ergebnis deshalb für eine 
„reine“ Tatsache hält.34 
 
Es gehört zu den bisher fast unausrottbaren Vorurteilen gegenüber dem Mythischen, daß es sich dabei um 
eine  Art  Glauben  an  etwas  Transzendentes,  zumindest  der  Wahrnehmung  und  Erfahrung  Unzugängliches 
gehandelt  habe.  In  Wahrheit  beruht  es  jedoch  ganz  im  Gegenteil  darauf,  daß  die  Wirklichkeit  dem  Men‐
schen ursprünglich mythisch entgegentrat. Er fand die Archái und ihre Gruppierungen in einer Mannigfaltig‐
keit einzelner Erfahrungen, durch eine Fülle von Ereignissen und Erscheinungen ebenso bestätigt oder wi‐
derlegt, wie der Wissenschaftler Naturgesetze oder geschichtliche Regeln.35 
 

33 Mehr aufschlußreiche Informationen zur okkult‐mythologischen Basis der NS‐Zeit finden sich in: Rüdi‐

ger Sünner, Schwarze Sonne. Die Macht des Mythos geht soweit, daß Menschen bereit sind, für Symbole zu 
sterben. 
34 Aus: Kurt Hübner, Die Wahrheit des Mythos, S. 260f. 
35 Ebda, S. 260. 

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Die Denkweise der mythischen Weltsicht ist nicht weniger logisch und plausibel als die 
der  wissenschaftlichen.  „Jede  Wahrnehmung  von  Wirklichkeit“  nämlich,  schreiben  die 
Psychologen David Feinstein und Stanley Krippner, „ist ihrer Natur nach mythisch.“36 
 
Und  ganz  gleich,  ob  es  sich  um  die  ersten  Versuche  eines  Kindes  handelt,  der  Welt  einen  Sinn  zu  geben, 
oder um das fortschrittlichste wissenschaftliche Denken – immer gilt das Prinzip „Die Landkarte ist nicht das 
Land“. Unsere Vorstellungen von der Welt mögen noch so entwickelt und verfeinert sein, sie sind und blei‐
ben doch mythische Konstruktionen.37 
 
Mythisches, religiöses und wissenschaftliches Denken sind einfach verschiedene Syste‐
me, die Welt zu erklären, sind drei verschiedene Ontologien. Jetzt wird auch verständ‐
lich, daß es kaum einen Unterschied gibt zwischen einem Märchen/ einem Mythos, einer 
wissenschaftlichen Erkenntnis und einer religiösen Glaubenslehre. 
 
Jede Konstruktion der Wirklichkeit – ob intuitiv oder wissenschaftlich – ist ihrer Natur nach metaphorisch 
und, genau besehen, Mythologie.38 
 
Alle  erklären  ihre  Erkenntnisse  über  die  Welt  anhand  von  Geschichten:  Der  Mythos  in 
Form von Sagen / Märchen, die Religion in Form von Gleichnissen und die Wissenschaft 
in Form bemühter Versuche, etwa: „... und dann kommt das Atom dahin und muß sich 
entscheiden, ob es nach links oder nach rechts will ...“ 
 
Es geht, wie Hübner sagt, hier nicht um die Frage, welche Art der Welterklärung die rich­
tige ist. Es ist allerdings bezeichnend, daß wir, seitdem wir das Mythische mit allen Mit‐
teln aus unserer Weltsicht zu verbannen versucht haben und es nur mehr „nur Mythos“ 
ist, die Welt dem ökologischen Kollaps immer näher brachten. 
 
Der Mensch hat den Trieb [...] unerklärte äußere Reize in eine zusammenhängende kognitive Matrix zu or‐
ganisieren. Diese Matrix hat in nichtindustriellen Gesellschaften die Form von Mythen [...]39 
 
Mit  dem  Beginn  der  wissenschaftlichen  Revolution  vor  etwa  300  Jahren,  „begann  der  menschliche  Ver‐
stand, sich ganz anders auf die Welt zu beziehen. Man machte es sich zur Gewohnheit, die Tatsachen der 
Natur  sorgfältig  zu beobachten  und  systematisch  in Begriffen  von physikalischer  Ursache und  Wirkung  zu 
interpretieren; diese Gewohnheit wurde immer stärker und hatte unberechenbare, aber meist wohltätige 
Folgen  durch  die  Anhäufung  praktischen  Wissens,  das  die  Manipulation  der  Natur  möglich  macht.“  Im 
neunzehnten Jahrhundert wurde ein weiterer Schritt getan, als „die zur Gewohnheit gewordene Praxis bei 
der Suche nach Wissen zum Dogma wurde, das man positive Philosophie oder Positivismus nannte. Positi‐
vismus ist die philosophische Bezeichnung für einen Glauben, den man heute eher unter dem Namen Mate‐
rialismus kennt. Er ist die Doktrin ... daß die oben erwähnte Methode, die Tatsachen der Natur zu interpre‐
tieren, nicht einfach eine nützliche, sondern die einzig sinnvolle Methode ist.“40 
 
Die  Grundregeln  des  rationalen  Denkens  wurden  zum  bestimmenden  Maßstab  in  der  Konstruktion  der 
Wirklichkeit,  zu  beherrschenden  Kriterien  der  autoritären  Mythologie  „betreffs  Wahrheit“.  Erfahrungsbe‐
reiche, die man mit den Begriffen dieser Rationalität nicht verstehen konnte, wurden systematisch aus dem 
offiziellen  Bewußtsein  ausgeschlossen.  Das  Ergebnis  all  dessen  sind  erfolgreiche  Nierentransplantationen, 
menschliche Fußabdrücke auf dem Mond und eine Entfremdung von der Natur, die [...] zur Auslöschung der 
Spezies Mensch führen kann.41 
 

36 Aus: David Feinstein, Stanley Krippner, Persönliche Mythologie, S. 30. 
37 Ebda, S. 28. 
38 Ebda, S. 437. 
39 Eugene d’Aquili und Charles D. Laughlin, zitiert in: Ebda, S. 83. 
40 Owen Barfield, zitiert in: Ebda, S. 61f. 
41 Ebda, S.45. 

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... es gab keine Harmonie mehr mit dem Himmel ..., sondern eine technologische Vergewaltigung der Natur .... 
Es ist eine Sache, sich von den Schwankungen der Natur, der Gefühle, Instinkte und unserer Umwelt zu be‐
freien – aber es ist etwas ganz anderes, sich ihnen zu entfremden.42 
 
Das  Göttliche  verschwand  völlig  aus  der  wissenschaftlichen  Weltsicht  und  hinterließ  ein  spirituelles  Va‐
kuum, das charakteristisch wurde für die Hauptrichtung unserer Kultur.43 
 
Wie kommt es nur, daß der Mensch, je mehr er die Welt zu seinen Gunsten manipulieren kann, desto weni‐
ger Sinn in ihr wahrzunehmen vermag?44 
 
Das soll kein Plädoyer für die Ausrottung der Vernunft sein, sondern ein Aufruf für die 
neuerliche Annäherung von Vernunft und Mythos – zweier Gebiete, die, wie wir gesehen 
haben, nicht so weit voneinander entfernt sind, wie man zu glauben meint. 
 
Selbst Aristoteles, wahrlich ein Freund der reinen Vernunft, hat gesagt: „Der Freund der Weisheit ist auch 
ein  Freund  des  Mythos“  [...].  Joseph  Campbell  sieht  eine  primäre  Funktion  der  Mythologie  darin,  daß  sie 
„dem Wachbewußtsein die Kräfte seines eigenen Ursprungs, aus dem es sich speist“, enthüllt.45 
 
Und damit kommen wir zum letzten und vielleicht faszinierendsten Merkmal: Mythos ist 
ein  Spiegel.  Jedes  Element  eines  Mythos,  jede  Figur,  jede  Situation  ist  ein  Spiegel  des 
menschlichen Geistes. Er bietet für jeden eine Projektionsfläche. Das bedeutet, daß der 
Mythos  ein  Echo  bildet,  von  woher  auch  immer  man  ruft.  Ob  Psychologen,  Soziologen, 
Historiker, Feministinnen, Esoteriker, Philosophen, Marxisten, Theologen, Künstler – sie 
alle haben mit ihren Interpretationen (insofern sie in sich folgerichtig sind) recht! 
 
Der  moderne  Intellekt  hat  die  Mythen  interpretiert  als  einen  primitiv‐täppischen  Versuch  der  Naturerklä‐
rung  (Frazer);  als  Produkt  der  poetischen  Phantasie  prähistorischer  Zeitalter,  verzerrt  von  den  folgenden 
(Müller); als Arsenal allegorischer Unterweisungen, die das Individuum der Gruppe gefügig machen sollen 
(Durkheim);  als  Gruppentraum,  in  dem  die  Tiefenschicht  der  Menschenseele  ihre  archetypischen  Impulse 
ausdrückt (Jung); als das überlieferte Medium metaphysischer Einsicht (Coomaraswamy) und schließlich als 
Offenbarung Gottes an seine Kinder (die Kirche). In Wahrheit sind die Mythen das alles, nur zeigen sie je‐
dem Interpreten, je nach dessen Standort, ein anderes Gesicht. Denn den Anliegen und Bedürfnissen der 
Individuen, Rassen und Zeitalter kommen sie so aufgeschlossen entgegen wie das Leben selbst, wenn die 
Frage  nicht  auf  ihr  Wesen,  sondern  auf  ihre  Funktion  dringt,  darauf,  wie  sie  in  der  Vergangenheit  der 
Menschheit gedient haben und wie sie es heute könnten.46 
 
Wenn wir uns auf den Mythos einlassen, öffnet sich uns eine Tür in die zeit­ und raumlose 
Anderswelt, und von mal zu mal erkennen wir dann ein Stück mehr von der Welt und uns 
selbst. Und ein wesentlicher Teil davon ist jedesmal, daß wir Schöpferkraft besitzen! Und 
das ist wesentlicher Bestandteil der Magie.  
 
Ohne Übertreibung läßt sich sagen, daß der Mythos der geheime Zufluß ist, durch den die unerschöpflichen 
Energien des Kosmos in die Erscheinungen der menschlichen Kultur einströmen. Religionen, Philosophien, 
Künste, primitive und zivilisierte Gesellschaftsformen, die Urentdeckungen der Wissenschaft und Technik, 
selbst die Träume, die den Schlaf erfüllen, all das gärt empor aus dem magischen Grundklang des Mythos. 
Das Seltsame ist, daß das charakteristische Vermögen, tiefliegende schöpferische Zentren zu berühren 
und zu wecken, auch dem geringsten Kindermärchen eigen ist, nicht anders, als der Geruch des Ozeans in 
einem winzigen Tropfen oder das ganze Geheimnis des Lebens in einem Fliegenei enthalten ist. Denn die 
mythischen  Symbole  sind  nicht  gemacht  und  können  weder  bestellt,  erfunden  noch  dauernd unterdrückt 

42 Ken Wilber, zitiert in: Ebda, S. 47. 
43 Fritjof Capra, zitiert in: Ebda, S. 438. 
44 Owen Barfield, zitiert in: Ebda, S. 61. 
45 Ebda, S. 447. 
46 Aus: Joseph Campbell, Der Heros in tausend Gestalten, S. 365f. 

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werden. Sie sind spontane Hervorbringungen der Psyche, und jedes trägt in sich, als unbeschädigten Keim, 
die Kraft seines Ursprungs.47 
 
Ein altes chinesisches Sprichwort sagt: „Wenn du den Griff einer Axt schnitzen willst, dann ist das Modell 
dafür in deiner Hand.“ Und wenn es um eine Sprache zum Verständnis der menschlichen Natur geht, dann 
ist die Art, wie die Seele sich ausdrückt, das Modell. Mythen sind, nach C. G. Jung, „zuerst und vor allem 
seelische Phänomene, die die Natur der Seele enthüllen“.48 
 
Damit  finden  wir  bestätigt,  was  Bonnet  sagt,  nämlich,  daß  der  Mythos  (in  Form  einer 
attraktiv verpackten Geschichte) die Geheimnisse des menschlichen Geistes enthüllt. 
 
Der große Philosoph A. K. Coomaraswamy hat ganz schlicht festgestellt, daß „der Mythos die größte Annä‐
herung an die absolute Wahrheit verkörpert, die man in Worte fassen kann“.49 
 
Der Mythos ist umfassende Erklärung der Welt und des Menschen in ihr durch univer‐
sell gültige, allgemein zugängliche Bilder und Metaphern. Er ist stichhaltig und folgerich‐
tig  und  dennoch  nicht  kompliziert.  Die  Geschichten,  die  er  erzählt,  sind  ein  Spiegel,  in 
dem  sich  der  Mensch (wieder)erkennen  kann  –  das ist einer der  Hauptgründe,  warum 
Menschen sich nach dem Mythos sehnen. 
 
„Wir  müssen  uns  wieder  daran erinnern,  wie  wichtig  Mythen  für  unsere  Seele  und  für 
die gesamte Zivilisation sind“, sagt John Houston, „denn sie sind so etwas wie die DNS 
der menschlichen Seele.“50 
 
Große Geschichten sind also komplexe Metaphern, deren unterschiedliche Charaktere, Schauplätze, Hand‐
lungen und Objekte verschiedene Aspekte jener versteckten, inneren Wahrheit reflektieren. Und wenn man 
Hunderte  dieser  großen  Geschichten  analysiert,  treten  bestimmte  Muster  in  Erscheinung.  Diese  Muster 
werden Archetypen genannt.51 
 
Nach Eliade besteht einer der herausragenden Grundzüge des Mythos darin, in einem für heilig erachteten 
Urereignis nicht etwas Vergangenes zu sehen, dessen man vielleicht gedenken oder das man irgendwie na‐
chahmen kann, sondern ein ewig Gegenwärtiges oder zumindest beständig identisch Wiederholbares. Der 
Mythos hat demnach im Archetypos seine Mitte. Dieser Archetypos kann im Kult, im Gesang, in der Rezita‐
tion usf. immer wieder herbeibeschworen werden und fortwirken wie am ersten Tag.52 
 
Die  Kraft  der  Archetypen  sorgt  demgemäß  dafür,  daß  der  Mythos  trotz  allem  lebendig 
bleibt  –  bis  in  die  heutige  Zeit  hinein!  Mythisches  Denken  und  Empfinden  bezieht  sich 
nicht nur auf Menschen früherer Zeiten und deren Weltbild, sondern es ist (wenn auch 
in den meisten Fällen unbewußt) auch noch in unserem heutigen Leben beheimatet; das 
haben wir in diesem Kapitel ansatzweise gesehen. 
 
Eine Möglichkeit, willentlich in Kontakt mit der archetypischen Energie der Anderswelt 
zu treten, ist das Ritual. Im Schüler‐Duden „Die Philosophie“ liest man unter dem Eintrag 
„Mythos“ zum Thema Ritual: 
 
Wie  man  heute  aufgrund  religionswissenschaftlicher  und  ethnologischer  Untersuchungen  weiß,  sind  My‐
then untrennbar mit religiösen Ritualen verbunden. Rituale sind Ort und Zeit, wo die Mythen vorgetragen 

47 Ebda, S. 13. 
48 Aus: David Feinstein, Stanley Krippner, Persönliche Mythologie, S. 448. 
49 Ebda, S. 449. 
50 Zitiert in: Ebda, S. 9. 
51 Aus: James Bonnet, Stealing Fire From The Gods, S. 47 
52 Aus: Kurt Hübner, Die Wahrheit des Mythos, S. 81f. 

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werden,  also  auch  „geschehen“,  d.  h.  die  profane  (also  außerhalb  des  „fatum“,  des  Heiligen  befindliche) 
Welt ist im historisch‐geographischen Sinn real. Die sakrale, fane Welt wird aber in einem über‐historischen, 
über‐geographischen Sinn  real  verstanden.  Die  Ortlosigkeit  und  Zeitlosigkeit  mythischen  Geschehens  wird 
nun im Rahmen eines Rituals, das in „heiler Zeit“ am „heiligen Ort“ stattfindet (magischer Kreis, das Tem‐
pelinnere, zur Jahreswende oder anderen ausgezeichneten Zeiten), mit realem Geschehen magisch identifi‐
ziert. Dies sagt auch der griechische Ausdruck „sýmbolon“53. Nur im aktuell stattfindenden Ritual sind histo‐
risch‐reale Welt und Mythisches identisch: Das rituelle „Hier und Jetzt“ ist als Koinzidenz von „Himmel“ und 
„Erde“ ein „Nabel‐der‐Welt‐Ereignis“, und der Mythos ist das Drehbuch eines kosmischen Dramas. Alle Ver‐
suche, solche magische Identifizierung als „Irrtum“ „primitiven“ Denkens zu deuten (Frazer) sind gescheitert 
bzw. widerlegt worden (Wittgenstein, Eliade, Duerr). Der rituell inszenierte Mythos hat reale Auswirkungen: 
Er  dient  der  Legitimation  von  Handlungen  (z.  B.  Königsinitiationen),  der  Existenzabsicherung  (Stadtgrün‐
dung, Eheschließungen, Grundsteinlegungen), der Aufhebung der Angst um den Fortbestand der Welt (Jah‐
reswendfeste54) und der Ernährungsmöglichkeit (Jagd‐ und Fruchtbarkeitsriten), der Initiation eines Indivi‐
duums in die soziale Gruppe (sogenannte Übergangsriten), v. a. auch der Heilung von Krankheiten, deren 
tatsächliches Funktionieren heute nicht mehr ernsthaft bezweifelt werden kann (Schamanismus). 
 
Poetischer ausgedrückt: 
 
Ein Ritual ist, in der Tat, dreidimensionale Poesie, oder das in die Welt der Aktion und Bewegung gebrachte 
poetische und archetypische Reich.55 
 
Aldous Huxley meint, Rituale seien so etwas wie „das Tor, durch das die Seele aus der 
Zeit in die Ewigkeit schlüpft“. 
 
Erst in der Wiederholung, so lehrt uns die Mythologie, erhalten menschliche Eigenschaften und Beziehungs‐
formen  Bedeutung,  so  daß  vom  Individuellen  auf  das  Allgemeine,  vom  Sonderfall  auf  eine  Prägung  ge‐
schlossen werden kann und sich ein Mensch als Teil der Menschheit begreifen darf – das und nichts anderes 
ist das Wesen des Rituals. Im Ritual löst sich der Mythos ein. Die Geschichten wurden erzählt, damit sie sich 
wiederholen. Jeder mythische Held trägt in sich die Aufforderung, es ihm gleichzutun. Erst in der Wiederho‐
lung gewinnt der Mythos Sinn.56 
 
Das Fest‐ und Feierliche des mythischen Festes liegt aber darin, daß in ihm der Gott gegenwärtig ist, daß 
sich in ihm eine Epiphanie ereignet. Das Fest ist Begegnung mit der Gottheit.57 

53 Gr. symballein „zusammenwerfen“. Das Symbol als „einen tieferen Sinn andeutendes Zeichen“ oder als 

„bildhaftes, anschauliches, wirkungsvolles Zeichen für einen Begriff oder Vorgang“ (Wahrig), das in die‐
sem Sinn nicht nur in Religion, Kunst und Literatur eine Rolle spielt, sondern auch in den Naturwissen‐
schaften (z. B. chemische und mathematische Symbole), in der neueren Logik und Sprachphilosophie, in 
der Technik (z. B. Schaltzeichen), sowie im täglichen Leben (z. B. Piktogramme, Verkehrszeichen), entsteht 
durch jene „magische Identifikation“. Das Gegenteil ist übrigens gr. diaballein „auseinanderwerfen“, wo 
der große Auseinanderwerfer, der Diabolos (le Diable, der Teufel) seinen Ursprung hat. 
54 Vgl. dazu Joseph Campbell, Der Heros in tausend Gestalten, S.367f.: „Einen weiteren Horizont noch eröffnen 

die Feste, in denen der Jahreslauf kulminiert: daß so, wie das Individuum ein Organ der Gruppe ist, der Stamm, 
die Stadt und schließlich die ganze Menschheit nichts anderes sind als Phasen des kosmischen Riesenorganismus. 
Die übliche Interpretation dieser Feste der sogenannten Primitiven, als Versuche zur Naturbeherrschung, 
geht fehl. Sicher ist in jeder menschlichen Handlung, und besonders in jenen magischen Praktiken, die Regen‐
wolken erzeugen, Krankheiten heilen oder die Fluten abhalten sollen, der Wille zur Beherrschung lebendig. 
Was aber in allen religiösen und nicht nur finster magischen Zeremonien dominiert, ist das Motiv des Sich‐
Schickens ins Unabwendbare, und besonders auffallend ist es bei den Jahresfesten. Noch von keinem Zeremo‐
nial ist berichtet worden, das den Einbruch des Winters hätte verhindern wollen, sondern alle stimmen die 
Gruppe darauf ein, daß sie, zusammen mit der übrigen Schöpfung, die Zeit der schrecklichen Kälte über sich 
ergehen lassen muß. Ebensowenig sind die Frühlingsriten darauf aus, der Natur unmittelbar einen Strom von 
Korn, Bohnen und Früchten für die darbende Gruppe zu entlocken, sondern sie bringen den ganzen Stamm der 
Natur dar für die Arbeit der kommenden Jahreszeit. Gefeiert und vorgezeichnet wird immer, wie der Zyklus des 
Jahres mit seinen Mühen und Freuden in dem des Stammeslebens sich fortsetzt.“
55 OBOD, Gwers of the Bardic Grade. Grade Two. Übersetzung des Verfassers. 
56 Aus: Michael Köhlmeier, Geschichten von der Bibel. 
57 Aus: Kurt Hübner, Die Wahrheit des Mythos, S. 186. 

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„Als allgemeine Formel können wir sagen“, faßt Eliade zusammen, „daß man, die Mythen ‚lebend‘, aus der 
profanen, chronologischen Zeit in eine andere Zeit von anderer Beschaffenheit eintritt, nämlich eine ‚heilige 
Zeit‘, die ursprünglich und dennoch unbestimmt oft wiederholbar ist.“ „... die erste Aufgabe des Mythos be‐
steht darin, exemplarische Modelle für alle menschlichen Riten und alle bedeutsamen menschlichen Tätig‐
keiten zu offenbaren: Ernährungsweise oder Heirat, Erziehung, Kunst oder Weisheit...“ „Einen Mythos ‚le‐
ben‘ stellt demnach eine genuin ‚religiöse‘ Erfahrung dar, die sich von der gewöhnlichen Erfahrung des täg‐
lichen Lebens unterscheidet. Die ‚Religiosität‘ dieser Erfahrung liegt daran, daß man sagenhafte, erhebende, 
bedeutsame Ereignisse wieder in Kraft setzt“ (re‐enact) „und erneut Augenzeuge der schöpferischen Taten 
der Übernatürlichen“ (Supernaturals) „wird; man hört auf, in der täglichen Welt zu existieren und tritt in ei‐
ne verklärte, leuchtende Welt ein, die von der Gegenwart der Übernatürlichen durchdrungen ist. Es handelt 
sich nicht um eine Erinnerungsfeier“ (commemoration) „mythischer Ereignisse, sondern um deren Wieder‐
holung“ (reiteration). „Die handelnden Personen des Mythos werden gegenwärtig, man wird ihr Zeitgenos‐
se. Das bedeutet auch, daß man nicht länger in einer chronologischen Zeit lebt, sondern in der Urzeit, der 
Zeit, als das Ereignis zum ersten Mal stattfand ... Diese Zeit wieder zu erfahren, sie so oft wie möglich zu 
wiederholen, Zeuge des Schauspiels göttlichen Werkes zu sein, den Übernatürlichen zu begegnen und ihre 
schöpferische Lehre wieder zu lernen, das ist der Wunsch, der sich durch alle rituellen Wiederholungen des 
Mythos wie ein roter Faden hindurchzieht.58 
 
Das  Ritual  löst  in einer  „Zwischenwelt“  eine der  Zeit  entrückte,  wesentliche  Gefühlser‐
fahrung aus. Insofern ist es klar, daß ein Ritual jemanden nachhaltig verändern kann. Es 
ist  an  sich  heilsam  oder  zerstörend.  Wir  denken  an  Filme,  die  ganze  Generationen  be‐
einflußt haben oder der letzte Tropfen waren, der Mörder oder Selbstmörder zu ihren 
Taten getrieben hat. Wir denken an unser Lieblingsmärchen in der Kindheit. 
 
Immer  hatten  Mythen  und  Riten  vor  allem  die  Funktion,  die  Symbole  zu  liefern,  die  den  Menschen  vor‐
wärtstragen, und den anderen, ebenso konstanten Phantasiebildern entgegenzuwirken, die ihn an die Vergan‐
genheit ketten wollen. Es ist durchaus möglich, daß die große Häufigkeit der Neurosen in unserer Kultur ihren 
Grund im Verfall jener mythologischen Instanzen hat, die dem Individuum wirksam den Rücken stärkten.59 
 
Für  die  heutige  Zeit,  in  der  Gebete,  Rituale,  heilige  Zeremonien  in  den  meisten  Fällen 
entweder belächelt oder kommerzialisiert werden (wenn man sie nicht ohnedies igno‐
riert),  könnte  eine  Re‐Integration  des  Rituals  äußerst  heilsam  sein.  Das  Ritual  macht 
eine Situation, einen Ort nicht heilig, es versetzt uns in die Lage zu erkennen, daß diese 
Situation, dieser Ort heilig ist. 
 
Wie wohltuend ein Ritual sein kann, sehen wir etwa in schamanistischen Kulturen. Hier 
kann das Ritual als eine Methode betrachtet werden, um etwas in der äußeren Welt zu 
schaffen,  das  zum  inneren  Sein  und  zur  inneren  Welt  sprechen  kann.  Die  Normalität 
wird durch die Übereinkunft aller Betroffenen aufgehoben, und wir gehen zusammen in 
eine  heilige  Zeit  und  einen  heiligen  Raum  hinein  –  eine  Zeit,  in  der  wir  nichts  haben 
müssen,  nichts  erstreben  müssen  und  nichts  versuchen  müssen.  Wir  brauchen  nur  zu 
lauschen, unsere Wahrheit zu sagen, mit offenem Herzen zur großen Kraft des Univer‐
sums zu beten und tief auf die anderen, die auch im Kreis sind, zu hören. Wir treten in 
den magischen Raum der Zeitlosigkeit ein, in dem nur noch das Hier‐und‐Jetzt wichtig 
ist.60 Ein Großteil der Wirkung eines Rituals spielt sich – wie bei allen Mysterien – auf 
einer  unbewußten,  archaischen  Ebene  ab,  über  die  wir  kaum  Worte  verlieren  können, 
die wir auch nicht erklären können. Und das ist gut so, denn Dogmen erwachsen aus Er‐
klärungen, Mythen aus Einsichten. 
 

58 Ebda, S. 197f. 
59 Aus: Joseph Campbell, Der Heros in tausend Gestalten, S. 20. 
60 Vgl. Leo Rutherford, Schamanismus, S. 70f. 

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Es ist die Funktion der Mysterien, die Archetypen für eine zeitlose Zeit miteinander zu verknüpfen und so zu 
verschmelzen, daß sie in der menschlichen Psyche oder der äußeren Welt Resonanzen hervorrufen [...].61 
 
An  diesem  Punkt  [...]  muß  darauf  hingewiesen  werden,  daß  Schlüssel  wie  die  oben  beschriebenen  Diag‐
ramme und Analysen kein Ersatz für das eigentlich Gemeinte sind; die Mythen, Legenden und das damit zu‐
sammenhängende Weisheitswissen aus der kollektiven Tradition müssen direkt erfahren werden. Es ist völ‐
lig sinnlos, die bisher und im folgenden aufgezeigten Systeme bloß intellektuell oder oberflächlich korrelie‐
rend anzuwenden; man wird zwar die Zusammenhänge finden, man wird in den Charakteren oder mythi‐
schen  Themen  die  Muster  aufzeigen  können,  und  man  wird  lange  (und  langweilige)  Listen  von  Überein‐
stimmungen anfertigen können. All dies ist völlig wertlos ohne eine lebendige Reaktion aus unserem Innern. 
Ursprünglich wurden die Muster, die wir  diskutieren, direkt im Alltagsleben angewandt, als Leben und ri‐
tuelle Magie noch kaum getrennt waren.62
 
Wie  deutlich  die  Überschneidung  der  beiden  Welten  auch  in  unseren  Gebieten  früher 
noch  war, wurde  mir bewußt,  als  ich  für einen  Erzählabend  mit  Schauermärchen  über 
okkulte Bräuche in der Steiermark recherchierte: Vor 70, 80 Jahren gab es noch verein‐
zelt Zauberbücher, man braute Liebestränke, und die Leute glaubten an unterschiedlich‐
ste Hexenmittel. Es gab die Glückshand, mit der man jedes Schloß öffnen konnte: Dazu 
mußte  man  einer  Schwangeren  den  Leib  aufschneiden  und  dem  Embryo  die  Hand  ab‐
hacken.  Es  gab  „Gfrerte“,  die  sich  unverletzbar  machten,  indem  sie  sich  eine  geweihte 
Hostie in die linke Hand einnähten, zwischen Haut und Fleisch, und die nicht verwesten, 
wenn sie nicht vor dem Tod entfernt wurde (und noch während des Ersten Weltkrieges 
wurden Leichen ausgegraben, die vollkommen unverwest waren und eine Naht in ihrer 
linken  Handfläche  hatten).  Dann gibt  es  Gerichtsakten  über  die  „Herzlfresser“, die  sich 
an den rechten Arm ein Fledermausherz hingen, um beim Kegeln immer zu treffen und 
an  den  linken,  um  beim  Wildern  nie  zu  verfehlen,  die  einer  Jungfrau  das  Herz  heraus‐
schnitten und es aßen, um sich unsichtbar zu machen. Das alles hat wirklich stattgefun‐
den! Als ich mit meinen Großeltern darüber sprach, sagten sie mir: „Ja, das hat’s damals 
gegeben.“ Nicht: „...das hat man uns erzählt“! 
 
Es ist dem Rationalismus hoch anzurechnen, daß er viele Greuel, die der Aberglaube mit 
sich bringt, weitestgehend abgeschafft hat. Aber wie so oft wurde auch hier das Kind mit 
dem Bade ausgeschüttet: Alles, was nicht dem neuen Dogma der Meßbarkeit entsprach, 
wurde  gleichfalls  als  Aberglaube  bezeichnet  und  rigoros  aus  der  Welt  verbannt  –  mit 
dem  Ergebnis,  daß  unsere  Welt  nun  viel  ärmer  an  Geheimnissen  und  viel  reicher  an 
Problemen ist. Denn eine Verbindung mit dem Spirituellen, eine Verankerung im Trans‐
zendenten,  die  wir  (und  seien  wir  noch  so  aufgeklärt)  brauchen,  diesen  Halt,  den  der 
Mythos liefert, verweigerte sich die neue Weltsicht. Wie verheerend sich diese Trennung 
von  Ideellem  und  Materiellem  auf  die  Umwelt  auswirkte,  haben  wir  schon  untersucht; 
aber auch die Religion wurde entmythifiziert. 
 
Und  im  modernen  fortschrittlichen  Christentum  ist  der  Christus,  der  fleischgewordene  Logos  und  Erlöser 
der Welt, in der Hauptsache eine historische Persönlichkeit, ein harmloser ländlicher Weiser aus der halb‐
orientalischen Vergangenheit, der eine sanfte Lehre vom „Tue, wie du willst, daß dir getan werde“ verkün‐
digte,  aber  als  Verbrecher  hingerichtet  wurde.  Die  Geschichte  seines  Todes  liest  man  als  großartiges  Bei‐
spiel von Integrität und Seelenstärke. 
Wo immer die Poesie des Mythos als Biographie, Geschichte oder Wissenschaft verstanden wird, stirbt 
sie ab. Aus den lebenden Bildern werden entlegene Fakten aus einer fernen Zeit oder einem fernen Him‐
melsstrich. Außerdem ist es niemals schwer zu zeigen, daß der Mythos, als Wissenschaft oder Historie ge‐
nommen, absurd ist. Wenn eine Zivilisation anfängt, ihre Mythologie in dieser Weise umzudeuten, weicht 

61 Aus: Robert John Stewart, Merlin. Das Leben eines sagenumwobenen Magiers, S. 230. 
62 Ebda, S. 230f.

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das Leben aus ihr, die Tempel werden zu Museen, und die Verbindung zwischen den beiden Perspektiven 
reißt ab. Solches Welken hat ohne Zweifel die Bibel und einen großen Teil des christlichen Kultus befallen.63 
 
Kein Wunder, daß sich die Kirchen leeren. Wer dagegen keine hohlen, blutleeren Bräu‐
che  wiederholt,  sondern  wirkliche  Rituale  und  damit  etwas  aus  dem  Reich  des  Mythi‐
schen  in  unsere  Welt  bringt,  füllt  ein  spirituelles  Vakuum.  –  Diese Sehnsucht  der  Men‐
schen nach tiefgehenden Erlebnissen ist eine Basis für die Wirkweise der Mythomagie. 
Wer  wie  die  guten  Erzähler  aller  Zeiten  bedeutsame  Geschichten  anbieten  kann,  wird 
erfolgreich (ver)zaubern können. Dazu ist es jedoch entscheidend, wie man an die Sache 
herangeht. Beschäftigt man sich nur akademisch mit dem Mythos, wird kaum etwas zu 
spüren sein. Läßt man  die Geschichte jedoch  durch sich  hindurch,  wird man von einer 
andersweltlichen  Kraft  getragen  –  essentielle  Voraussetzung  für  nutzbringende  magi‐
sche Arbeit. Fassen wir abschließend also die Merkmale des mythischen Weltverständnis‐
ses zusammen und sehen, welche Grundsätze für die Mythomagie sich daraus ergeben: 
 
 
Schlußfolgerungen für die Anwendung in der Mythomagie 
 
1  Mythisches  Denken  unterscheidet  nicht  zwischen  Ideellem  und  Materiellem,  zwi‐
schen  Geist  und  Materie.  Alles  ist  belebt  –  und  zwar  vom  Göttlichen,  das  als  das  All­
Eine gesehen wird. Alles ist belebt und ursprünglich eins. 
2  Etwas,  das  belebt  ist,  teilt  sich  auch  mit.  Für  den  mythisch  denkenden  und  empfin‐
denden Menschen kann alles sprechen und er kann mit allem kommunizieren. Belebt 
sind natürlich auch die Wörter, und aus diesem Grund kann jemand, der die Magie des 
Wortes  beherrscht,  kraft  ihrer  Autorität  Veränderungen  hervorrufen.  Alles  erzählt 
(s)eine Geschichte und gibt Antwort. 
3  Im Sinne des pars pro toto kann ein Teil die mythische Kraft des Ganzen haben. Das 
schließt  alles  mit  ein:  Landschaften,  Städte,  Tempel,  Häuser,  Statuen,  Körperteile,  Klei‐
dungsstücke, Talismane und Namen – sie alle können mit der Energie eines Gottes, Dä‐
mons, Engels, Helden oder Heiligen aufgeladen sein. Darin hat die (religiöse wie profane) 
Reliquienverehrung  ihren  Ursprung,  auch  das  Sich‐Verkleiden  und  Nachspielen  mythi‐
scher Ereignisse als Assimilation eines (oder Identifikation mit einem) Mythos. Alles ist 
miteinander verbunden und besitzt Macht. 
4  Es gibt im Mythos keinen Zufall. Er befindet sich damit nicht im unauslöschlichen Ge‐
gensatz  zu  einer  naturwissenschaftlichen  Weltsicht,  sondern  stellt  lediglich  eine  an‐
dere,  in  sich  ebenso  logische  und  überzeugende  Ontologie  dar  –  eine  Erklärung  der 
Welt,  die  auf  allgemein  gültigen,  seelischen  Mustern  basiert.  Alles  wird  gestärkt 
durch die gezielte Ausrichtung des Fokus‘ der Aufmerksamkeit. 
5  Mythos  (und  jedes  seiner  Elemente)  ist  ein  Spiegel  des  menschlichen  Geistes.  Das  be‐
deutet,  daß  jeder  sich  in  ihm  wiederfinden  und  aus  dieser  Begegnung  eine  berei‐
chernde  Erkenntnis  und  /  oder  emotionale  Erfahrung  für  sein  Leben  mitnehmen 
kann, die ihn verändert. Die Begegnung mit dem Mythos weckt schöpferische Kräfte 
und  findet  immer  in  scheinbarer  Zeit­  und  Raumlosigkeit  statt  (das  Gefühl,  daß  Zeit 
sehr schnell oder sehr langsam verstreicht oder überhaupt nicht mehr zu wissen „ob 
Minuten  oder  Tage  vergangen  sind“  und  das  Gefühl,  in  eine  andere  Welt  hineinver‐
setzt  zu  sein,  so  daß  man  „nicht  mehr  mitbekommt,  was  rings  um  einen  vorgeht“). 
Denn im Reich des Mythos – hinter dem Spiegel – existieren Zeit und Raum nicht, be‐
ziehungsweise sind nur Schein. Den Eintritt in diese Ewigkeit des Mythischen ermög‐
licht das Ritual. Alles ist, wofür man es hält und kann dadurch verändert werden. 
63 Aus: Joseph Campbell, Der Heros in tausend Gestalten, S. 240f. 

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Magie, oder: Was ist eine Geschichte?
 
Die fünf grundlegenden Auffassungen mythischen Denkens und Empfindens haben im‐
plizite Konsequenzen für die Praxis der Mythomagie, die in diesem Abschnitt ausführli‐
cher beschrieben sind. 
 
Alles ist belebt und ursprünglich eins führt direkt zum Weltbild der Mythomagie. 
 
Alles wird gestärkt durch die gezielte Ausrichtung des Fokus‘ der Aufmerksamkeit 
wird genauer erläutert im magisch hochwirksamen Prinzip von Sein, Haben und Tun. 
 
Alles erzählt (s)eine Geschichte und gibt Antwort erklärt, warum Magie funktioniert. 
 
Alles ist, wofür man es hält und kann dadurch verändert werden beschreibt anhand 
verschiedener Paradigmen, wie Magie funktioniert. 
 
Alles  ist  miteinander  verbunden  und  besitzt  Macht  schließlich  begründet  das  Ethos 
der Mythomagie. 
 
 
Weltbild 
 
Entsprechend  dem  ersten  Grundsatz  mythischen  Denkens  und  Empfindens  folgt  das 
Weltbild  der  Mythomagie  dem  „idealistischen  Monismus“64.  Der  folgende  Text  ist  eine 
poetische Meditation darüber. 
 
Alles ist Eins. 
Es ist nicht nur alles mit allem verwoben und in ständiger Kommunikation miteinander und alles ein Teil 
voneinander – letztlich gibt es nichts, das mit einem anderen verbunden sein könnte, da es nichts ande‐
res gibt. Jegliche Form von Trennung ist illusionär. 
 
Es existiert nur das All‐Eine. 
Man hat dem All‐Einen unterschiedliche Namen gegeben (z. B. Gott, der universelle Geist, Tao, Atman, 
das Eine Bewußtsein, die Leere, Wakan Tanka, Allah, Ain, die Uressenz) und versucht, es zu personifizieren. 
Gegen eine solche Form der Personifizierung ist prinzipiell nichts einzuwenden, wenn sie im Bewußt‐
sein  geschieht,  daß  es  dem  Verstand erleichtert  wird,  sich  an  diese  Einheit  zu  erinnern  und  mit  ihr zu 
kommunizieren. (Wenn auch diese Art der Kommunikation illusionär ist... denn letztlich gibt es den Ver‐
stand, den Menschen und dessen Bewußtsein nicht. Es existiert nur das All‐Eine.) 
Das All‐Eine ist Das, Was Du Bist. 
 
Dieses All‐Eine Bewußtsein spielt ein Spiel. 
Es tut so (für einen Moment nur), als würde es sich teilen... in unendlich viele verschiedene Aspekte sei‐
ner selbst, in unendlich vielen Möglichkeiten und Welten. Dadurch erfährt es sich selbst. 
Ob als Straßenkehrer oder Generaldirektor, als materialistischer Börsenhai in New York oder sinnsu‐
chender  Aussteiger  in  einem  indischen  Ashram,  als  Elitesoldat  oder  als  Kindergärtnerin,  als  Außerirdi‐
scher, als Baum oder als Ameise, als Blume oder Wüste oder Fluß oder Planet oder Sonne, als Ignoranz 
oder Großmütigkeit – es ist Das, Was Du Bist. (Es kann sein, daß Du Dich in manchen Fällen so gut ver‐
kleidet hast, daß Du Dich nicht auf Anhieb erkennst. Aber das macht nichts, auch das gehört zum Spiel.) 
 All das sind die tausend verschiedenen Aspekte Gottes – die wie die Speichen eines Rades für sich 
stehen aber alle zur Mitte hin führen, die wie die einzelnen Facetten eines Juwels diesem seinen Glanz 
und seine Schönheit verleihen. 

64 Vgl. Amit Goswami, Das bewußte Universum und die Titel der „Neo‐Advaita“‐Sektion im Literaturverzeichnis. 

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Wenn die Zeit gekommen ist, wirst Du Dich wieder bewußt mit Deiner Göttlichkeit vertraut machen. 
Du wirst erwachen zu Deiner eigenen Herrlichkeit und Deine Schätze enthüllen. Dann bist Du ein leben‐
diger Ausdruck Deiner tiefsten Wahrheit und Liebe. 
Denn dann wirst „Du“ nicht mehr sein. 
Der letzte Schritt zurück ins Paradies ist die Erkenntnis, daß Du es nie verlassen hast. Es wertet Dein 
Selbst ab, wenn Du glaubst, Du müßtest etwas anderes sein als das, was Du bist. Gib Verbesserungsver‐
suche  auf.  Bejahe  Dein  Leben.  Laß  das  Groß‐Werden  los  und  erkenne  Dein  Groß‐Sein  an!  Du  bist  das 
Licht, das Du suchst. Du bist die Quelle von allem. 
Du mußt nichts "lernen". Du weißt schon alles. Du brauchst dich bloß daran zu erinnern. Ein Meister 
ist jemand, der die Auffassung des Geprüftwerdens hinter sich gelassen hat. 
Es existiert keine Schuld. Alles ist eine Einladung, Dich selbst mehr zu lieben. Alles im Leben hat das 
Potential,  Dich  Deiner  Göttlichkeit  wieder  bewußt  werden  zu  lassen;  auch  Essen  und  Einkaufen  und 
Kampf und Sex. Du hast die Berechtigung, so zu leben, wie Du willst. Das große Sein kümmert sich um Dich. 
Jede  Technik,  die  Du  erlernt,  jede  Methode,  die  Du  geübt,  jede  Tradition,  der  Du  Dich  anvertraut 
hast, haben  letztlich  ein  Ziel:  Dich  zur Erkenntnis Deiner selbst  zu  führen.  Du  kannst nichts  falsch ma‐
chen. Alle Wege führen ins Licht. 
Heiße jede Blüte des Seins mit offenem Gewahrsein willkommen. Sei Dir gewiß, daß Dein Leben eine 
schöpferische  Weise  ist,  Dich  selbst  zu  feiern.  Es  ist  wie  Verliebtsein  –  in  die  Poesie  der  Intimität  mit 
Dem, Was Ist. 
 
Dieses  Spiel  des  All‐Einen,  seine  Geschichte,  kann  folgendermaßen  vereinfacht  darge‐
stellt werden: 
 
Das All‐Eine 
  teilt sich auf in unzählige Bewußtseinsfunken. Einer davon empfindet sich als individualisiertes menschliches  
Bewußtsein. 
  Es enthält holographisch alle Aspekte oder Facetten des All‐Einen. Der Mensch nimmt sie wahr als 
Archetypische Energiemuster / Seinszustände, 
  die sich wiederum ausdrücken als 
Gefühle und Gedanken, 
  welche sich gegenseitig beeinflussen und 
Überzeugungen, Glaubenssätze, Charaktereigenschaften, Gewohnheiten, Worte und Taten 
  hervorbringen. Diese ziehen gemäß dem Prinzip der Resonanz ihnen entsprechende 
Menschen, Situationen, Orte und Dinge 
  in der „Realität“ an, wodurch sich das All‐Eine über das „Interface menschliches Bewußtsein“ erfährt. 
 
Dies ist wie gesagt eine Illusion, ein Traum. Es ist eine Geschichte, die sich das All‐Eine 
selbst erzählt, eine Geschichte, die aus unendlich vielen ineinander verschachtelten an‐
deren Geschichten aufgebaut ist. 
 
Innerhalb des Traums, innerhalb der Geschichte scheinen gewisse Gesetzmäßigkeiten zu 
gelten65.  Magie  ist  ein  Weg,  die  geträumte  Geschichte  für  das  individuelle  Bewußtsein, 
das  sich  als  Träumer  empfindet,  den  Gesetzmäßigkeiten  entsprechend  angenehmer  zu 
gestalten  (und  vielleicht  auch,  sich  an  die  ursprüngliche  Einheit  zu  erinnern:  aus  dem 
Traum  aufzuwachen).  Dies  geschieht,  indem  der  Magier  (genauer:  die  illusionäre  Vor‐
stellung  seines  Ichs)  den  oben  dargestellten  Prozeß  des  Erschaffens  bewußt  lenkt,  um 
damit  seine  Realität  zu  verändern.  Mythomagie  steuert  dabei  insbesondere  die  Ebene 
der archetypischen Energien an. Dort werden Impulse gesetzt. 
 
Dazu gibt es verschiedene Methoden, die im Abschnitt „Techniken“ genauer beschrieben 
werden.  Sie  dienen  dazu,  den  Prozeß  des  Erschaffens  willentlich  formend  zu  lenken… 
denn er verläuft ohnedies immerzu – meist unbewußt –, und zwar nach dem Prinzip von 
Sein, Haben und Tun. 

65 Sie werden im Kapitel „Ethos“ genauer dargestellt. 

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Das Prinzip von Sein, Haben und Tun 
 
Vor  allem  in  der  westlichen  Welt  herrscht  ein  Denkmuster,  das  besagt,  man  müßte  et‐
was tun, um dadurch etwas zu haben, um infolgedessen jemand zu sein. Beispielsweise 
glauben die meisten Menschen, sie müßten viel arbeiten, um Geld zu haben, um irgend‐
wann reich zu sein. Oder sie müßten Kontaktanzeigen aufgeben und ausgehen, um einen 
Partner zu finden, um dann verliebt zu sein. 
 
Durch  diese  Ausrichtung  des  Fokus‘  der  Aufmerksamkeit  auf  die  Voraussetzungen  für 
etwas (z. B. auf das Tun), werden die Voraussetzungen gestärkt, nicht notwendigerweise 
aber auch das gewünschte Ergebnis, der letztlich angestrebte Seinszustand. Das bedeu‐
tet  nicht,  daß  Tun  falsch  wäre.  Es  sollte  nur  nicht  an  erster  Stelle  stehen.  Wenn  ein 
Seinszustand klar ergriffen wurde, ergibt sich das Tun ohnedies automatisch. 
 
Jemandem,  der  reich  ist,  wird  auch  Geld  zufließen,  jemandem,  der  verliebt  ist,  werden 
sich  die  Herzen  öffnen.  Er  wird  vermutlich  auch  arbeiten  oder  ausgehen,  aber  nicht 
mehr, um etwas zu erreichen, sondern weil es sich sozusagen organisch aus dem gewähl‐
ten Seinszustand heraus ergibt, und diesen bestätigt. Eine ausführliche Abhandlung über 
das Prinzip von Sein, Haben und Tun findet sich zum Beispiel bei Neale Donald Walsch66: 
 
Sie  sind  ein  menschliches  Wesen,  kein  menschliches  Tun.  Deshalb  führt  eine  Entscheidung  über  ein  Tun 
oder eine Tätigkeit selten zum Ziel. Viel leichter fällt es durch eine Seins‐Entscheidung – die dann an irgend‐
einem Punkt zu einem Tun führt. Es geht weniger darum, was Sie tun, sondern wer Sie sein wollen. Das Tun 
möge dem Sein entspringen, nicht umgekehrt. 
Dinge,  die  Ihr  Körper  automatisch  macht,  sind  Widerspiegelungen  oder  Verkündungen  eines  Seinszu‐
standes, den Sie bereits erreicht haben: Wenn Sie lachen, ist es eine automatische Reaktion auf einen be‐
reits erlangten Seinszustand, den man mit Begriffen wie glücklich, freudig – oder in einigen Fällen auch mit 
dem  Wort  nervös  beschreibt.  Wenn  Sie  weinen,  ist  das  eine  automatische  Reaktion  auf  einen  bereits  er‐
langten Seinszustand, den man mit Begriffen wie traurig, kummervoll – oder in einigen Fällen auch mit dem 
Wort glücklich beschreibt. Wenn Ihr Herzschlag sehr viel schneller wird, ist das eine automatische Reaktion 
auf  einen  bereits  erlangten  Seinszustand,  den  man  aufgeregt  –  oder  in  einigen  Fällen  auch  verängstigt 
nennt. Wenn sich Ihr Herzschlag verlangsamt und einen langsamen und stetigen Pulsschlag erzeugt, ist das 
eine automatische Reaktion auf einen bereits erlangten Seinszustand, den man mit Begriffen wie friedvoll, 
heiter, gelassen beschreibt. 
Ihr Körper demonstriert stets, was Sie sind. Deshalb beschleunigt sich Ihr Herzschlag bei der Erinnerung 
an eine wunderschöne Frau oder an einen wunderbaren Mann. Beim Gedanken an eine beängstigende Si‐
tuation bricht Ihnen vielleicht sogar der kalte Schweiß aus... obwohl sich im gegenwärtigen Zeitpunkt über‐
haupt nichts ereignet! Doch das weiß der Körper nicht. Er ist ein lebendiger Ausdruck des Seinszustandes, in 
dem sich Ihre Seele befindet. 
Alles,  was  Sie  sind,  sind  Sie,  weil  Sie  beschließen,  es  zu  sein.  Wenn  Sie  in  irgendeinem  bestimmten 
Moment verängstigt sind, dann deshalb, weil Sie beschließen, es zu sein. Wenn Sie erfreut sind, dann des‐
halb,  weil  Sie  beschließen,  es  zu  sein.  Wenn  Sie  verärgert  sind,  dann  deshalb,  weil  Sie  beschließen,  es  zu 
sein. Wenn Sie schikaniert werden, dann deshalb, weil Sie sich dazu entschieden haben. Wenn Sie geliebt 
werden,  dann  deshalb,  weil  Sie  sich  dazu  entschieden  haben.  Wenn  Sie  ignoriert  werden,  dann  deshalb, 
weil Sie sich dazu entschieden haben. Wenn Ihnen geholfen wird, dann deshalb, weil Sie sich dazu entschie‐
den haben. Wenn Sie verletzt werden, dann deshalb, weil Sie sich dazu entschieden haben. Wenn Sie weise 
sind, dann deshalb, weil Sie sich dazu entschieden haben. Wenn Sie sich ungerecht behandelt fühlen, dann 
deshalb, weil Sie sich dazu entschieden haben. 
Sein ist ein Zustand, in dem man ist, und keine Handlung, die man unternimmt. Sie können nicht „glück‐
lich“  tun,  Sie  können  nur  „glücklich“  sein,  abhängig  davon,  was  zu  sein  Sie  entscheiden.  Sie  können  nicht 
„traurig“ tun. Sie können nicht „geängstigt“, „ins Unrecht gesetzt“ oder „verletzt“ oder „verärgert“ tun, Sie 
können diese Dinge nur sein. 

66 Das Folgende ist zum Teil sinngemäß umformuliert und / oder gekürzt, zum Teil wörtlich übernommen 

aus: Neale Donald Walsch, Bring Licht in die Welt, S. 31 – 74. 

Mythomagie · © 2009 by Bernhard Reicher. Alle Rechte vorbehalten!         www.mythomagie.at  Seite 27   
Und was bringt Sie dazu, diese Dinge zu sein? Nicht die Dinge, die um Sie herum vorgehen, oder das, was 
jemand anderer tut. Die Ursache dafür ist vielmehr die Entscheidung, die Sie in Bezug auf das Tun eines an‐
deren fällen. Es ist die Wahl, die Sie treffen. 
So viele Ihrer Entscheidungen werden inzwischen von Ihnen so automatisch (und tief gegründet auf frü‐
here Erfahrungen) gefällt, daß sie scheinbar gar nicht von Ihnen kontrolliert werden können. Deshalb sieht 
es so aus, als ob die Handlungen anderer oder Ihrer Erfahrungen in der Außenwelt die Reaktionen in Ihnen 
verursachten. 
Doch in Wahrheit entscheiden Sie sich dafür, in dem Zustand zu sein, in dem Sie sich befinden. Der Un‐
terschied liegt darin, daß jemand, der sein Leben wirklich meistert, bewußt und selbständig eine Wahl trifft. 
Ein Seinszustand wird gewählt und nicht durch etwas anderes hervorgerufen. Sie wählten zu sein, was 
Sie  erleben.  (Warum Sie  es  wählten  ist  eine  andere  Sache.)  Die Wahl  wurde  nicht  erzwungen.  Manchmal 
mag eine Wahl erzwungen scheinen, doch sie ist es nie. 
Sie können einen Seinszustand dadurch herstellen, daß Sie sich ganz einfach einen aussuchen. Und das 
können Sie jederzeit und überall tun. Sie können sich vornehmen, auf eine bestimmte Weise zu fühlen. Das 
heißt, Sie haben die Macht zu entscheiden, wie Sie sich fühlen wollen und wie Sie sich in diesem Augenblick 
fühlen. Damit ist Ihnen alle Freiheit garantiert, die Sie sich je wünschen konnten, um zu sein und zu erfah‐
ren, wer Sie wirklich sind. 
Akzeptieren  Sie  dies  zumindest  als  eine  Möglichkeit.  Entscheiden  Sie  sich,  sich  in  den  Seinszustand  zu 
begeben, den Sie gewählt haben, und treffen Sie die Wahl, das zu sein, ganz gleich, was Sie „tun“. Wählen 
Sie also jetzt den Seinszustand, den Sie in sich erfahren und erleben möchten. Dann seien Sie es. 
Und  wie?  Richten  Sie  Ihre  Aufmerksamkeit  darauf  und  bleiben  dabei  konzentriert!  Dann  werden  Sie 
merken, daß Ihr Körper automatisch Dinge tut, um Ihnen beizustehen und Sie diesen Seinszustand erfahren 
zu lassen. Unter anderem wird er Sie mit allem in Kontakt bringen oder Sie alles wahrnehmen lassen, was 
im Gegensatz steht zu dem, was Sie gewählt haben. (Warum das so ist, folgt im nächsten Absatz.) Danach 
wird er Sie zu all dem führen, was Ihrer Entscheidung entspricht und Sie von allem wegführen, was ihr nicht 
entspricht. Dazu wird er alle möglichen Tricks einsetzen. Wenn Sie sich beispielsweise dazu entschieden ha‐
ben, innerer Frieden zu sein, wird er sich aus Räumen entfernen, in denen es laut zugeht. Er wird sich dazu 
entschließen, ganz zu vergessen, den Fernseher einzuschalten. Er wird plötzlich eine ganz bestimmte Musik 
unerträglich  finden.  Er  könnte  eine  Möglichkeit  finden,  den  Verkehrslärm  auszublenden.  Wenn  Sie  ent‐
schlossen sind, etwas zu sein – ob „fröhlich“, „verliebt“, „erfolgreich“ oder „deprimiert und unfähig“  – dann 
kann nichts auf der Welt Sie davon abhalten. 
Das  Kontrastprogramm.  Seins‐Entscheidungen  sind  Zünder,  die  in  jeder  Faser  Ihres  Wesens  auf  allen 
Funktions‐ und Wirkungsebenen Reaktoren befeuern. Sie sind die Zündschlüssel, die den Schöpfungsmotor 
in Gang setzen. Wenn Sie auf diesen Prozeß vertrauen, werden Sie entdecken, daß Sie einen Seinszustand 
(oder auch mehrere) wählen und sich in diese Erfahrung hineinbegeben können. Sie werden auch entdek‐
ken, daß Ihr innerer Seinszustand nichts mit Ihrem äußeren Erleben zu tun hat. Sie werden sich ganz leicht 
und  mühelos  von  äußerlichen  Umständen  entfernen  oder  äußerliche  Bedingungen  ausschalten;  genau  so 
leicht werden Sie an den Umständen festhalten, die Sie bewahren wollen. So werden Sie sich als Ebenbild 
dessen, wer Sie wirklich sind, wieder aufs Neue erschaffen. Doch zu diesem Prozeß sollten Sie noch ein paar 
Dinge wissen. 
Zuerst werden Sie auf Opposition stoßen: In Form von Menschen, Ereignissen und Umständen, die Hin‐
dernisse für alles, was Sie Ihrer Aussage nach sind, schaffen werden; für alles, was zu sein Sie proklamieren. 
Diese Opposition wird es nicht nur geben, sie wird auch noch zunehmen. Sie wird größer sein denn je zuvor. 
Denn: Sobald Sie entschieden haben, wer und was Sie sind, kommt alles in den Raum, was im Gegensatz da‐
zu steht. 
Warum dies so ist? „Heiß“ kann nur in einem Umfeld oder Raum existieren, in dem „kalt“ vorkommt. 
„Groß“ existiert nicht, außer im Raum dessen, was „klein“ ist. „Schnell“ kann es nicht einmal als Begriff oder 
Vorstellung geben, wenn es nicht auch ein Ding namens „langsam“ gibt. In unserer Welt des Relativen (der 
Welt in der Sie Ihrer Entscheidung nach den größten Teil Ihrer Zeit verbringen), ist ein Ding nur das, was es 
in Relation zu einem anderen Ding ist, welches nicht dieses Ding ist. Das heißt, auch Sie können nur inner‐
halb des Raums dessen, was Sie nicht sind, etwas sein. 
Und daher wird das Gegenteil von dem, was Sie zu sein wünschen, in dem Moment in Erscheinung tre‐
ten, in dem Sie Ihren Wunsch, es zu sein, äußern. Sie können einen weißen Punkt nicht auf einer weißen 
Mauer erkennen, Sie brauchen den dunklen Hintergrund, damit die Konturen klar hervortreten. Sie können 
also in der Opposition ein sicheres Zeichen dafür erkennen, daß Sie sich auf Ihrem Weg befinden. 
Darüber hinaus ist das Auftreten und Wirken der negativen Gegenkräfte nur von vorübergehender Na‐
tur. Ihr Zweck ist es, jegliche negativen Gefühle, die Sie in Bezug auf die äußeren Erfahrungen Ihres Lebens 
gehegt haben mögen, ein für alle Mal zu heilen. 

Mythomagie · © 2009 by Bernhard Reicher. Alle Rechte vorbehalten!         www.mythomagie.at  Seite 28   
Das heißt, wenn Sie, um beim Beispiel zu bleiben, die Erklärung abgegeben haben: „Ich bin innerer Frie‐
den“, wird in dem Moment, in dem Sie das proklamieren, alles, was im Gegensatz zum „inneren Frieden“ 
steht, in Ihr Erfahrungsfeld einströmen – und die Kinder machen größeren Radau als je zuvor! Doch nun ha‐
ben  Sie,  was  Ihre  Reaktion  darauf  angeht,  die  Wahl,  denn  jetzt  wissen  und  verstehen  Sie,  warum  es  ge‐
schieht. Sie können sich dazu entscheiden, diesen Gegensatz als etwas anzusehen, was Ihnen ein Geschenk 
bringt, nämlich die günstige Gelegenheit, inneren Frieden zu erfahren und ihm Ausdruck zu verleihen. (Na‐
türlich können Sie sich auch dazu entscheiden, ihn als Dieb zu betrachten, der Ihnen den inneren Frieden raubt.) 
Wenn Sie nun an Ihren Beschluß halten und sich auf ihn konzentrieren, werden Sie nicht mehr auf die al‐
te gewohnte Art reagieren; Sie werden nicht genauso laut und chaotisch werden wie die Kinder, Sie werden 
nicht Ihre Stimme erheben und von ihnen verlangen, leiser zu sein. Sie werden sich ganz einfach friedlich 
und ruhig durch den Moment bewegen. Und unversehens werden die Kinder sich vielleicht ganz von allein 
beruhigen, weil sie Ihre energetischen Schwingungen aufgenommen haben. Und selbst wenn es nicht so ist, 
wird  es  keine  Rolle  spielen.  Sie  haben  den  Augenblick  gemeistert.  Sie  haben  die  Erfahrung  umgestaltet. 
Wenn Sie in den folgenden Tagen und Wochen auf Ihren Vorsatz gerichtet bleiben, wird das Ihren Kindern 
zeigen, daß Lärm zu machen kein Weg mehr ist, um Ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. Ja, sie werden mer‐
ken, daß das Gegenteil der Fall ist. Das wird zu einem großen Erwachen führen – in Ihnen und in Ihren Kin‐
dern. Als nächstes werden Sie bemerken, daß allgemein mehr Frieden herrscht. 
Und so wird es in jedem Lebensbereich sein. Was immer es ist, das Sie zu sein wählten, der Gegensatz 
wird in Erscheinung treten (oder es wird deutlicher zu Tage treten, daß er schon immer da war!). Wenn Sie 
sich dann von der Illusion heilen, daß der Gegensatz das ist, was Sie sind, und wenn Sie sich entschließen, kon‐
zentriert und stetig in den immer umfassender werdenden Ausdruck dessen, wer Sie wirklich sind, hineinbege‐
ben, wird das, was sich Ihnen entgegensetzte, keine Wirkung mehr haben; Sie haben es null und nichtig gemacht. 
So werden Sie nie mehr verdammen, was andere als böse oder das Übel bezeichnen. Denn Sie wissen: 
Das Ding, dem Sie sich widersetzen, bleibt bestehen, und das, was Sie sich anschauen, verschwindet. Das 
heißt, es verliert seine gegenwärtige Form, es hört auf, seine gegenwärtige Wirkung auszuüben. Das Gegen‐
teil von Liebe ist nicht Haß, sondern Urteilen. 
Lassen Sie die Form sich selbst erschaffen. Es gibt zwei Möglichkeiten, wie Sie Ihren tiefsten Herzens‐
wunsch in eine physische Form bringen können. Sie können versuchen, Ihre Wünsche in eine vorgegebene Form 
einzupassen, oder Sie lassen die Form sich selbst erschaffen. Die zweite Möglichkeit ist die empfehlenswerte. 
Denn  wenn  wir  darauf  beharren,  daß  sich  unsere  Wünsche  in  einer  bestimmten  Form  manifestieren, 
schränken  wir das  Leben gewissermaßen  ein.  Lassen  wir  aber  alle  Optionen  offen,  schaffen  wir  Raum  für 
wunderbare Schöpfungen. „Was soll ich tun, um den gewählten Aspekt meiner selbst auszudrücken?“ sollte 
die letzte Frage sein, die Sie stellen. 
Begeben Sie sich erst in den Seinszustand, in dem Sie verweilen möchten, und lassen Sie dann das Tun 
Ihres Lebens diesem Sein entströmen. Was das für ein Seinszustand ist? Er ist das, was immer Sie sich vor‐
stellen. Er ist Ihre Wahl. Er ist Ihre Entscheidung. 
 
Das Symbol des Prinzips von Sein, Haben und Tun ist für mich die Triskele – in ihr ist all 
das zusammengefaßt, was hier gesagt wurde. 
 
Um einen Seinszustand herbeizuführen, der dann in ein Haben 
und Tun mündet und so erfahren wird, genügt wie gesagt eine 
bewußte Entscheidung – das heißt, man richtet den Fokus sei‐
ner Aufmerksamkeit darauf. Um diese Entscheidung dann auch 
zu festigen (sie in seinem Unbewußten zu verankern, sie zu ver‐
innerlichen  oder  zu  inkorporieren  –  wie  auch  immer  man  das 
ausdrücken  möchte)  sind  bestimmte  Methoden  hilfreich  und 
machen  den  ganzen  Prozeß  wesentlich  effektiver.  Dazu  gehö‐
ren die im Späteren vorgestellten magischen Techniken. 
 
Darauf ist so viel Energie vorhanden / so viel Information in den Äther eingeprägt, daß 
dafür  gesorgt  ist,  dieser  durch  rituelle  Bekräftigung   intensivierten  Seins‐Entscheidung 
entsprechende  Energien  auf  allen  Ebenen  anzuziehen  –  so  daß  sich  gemäß  dem  Reso‐
nanzgesetz  die  Realität  als  immer  deutlicherer  Spiegel  dessen  darstellt,  was  in  einem 
schon zur Wirklichkeit geworden ist und man sich genußvoll, spielerisch und liebend als 
eins mit allem erlebt, was IST. Und damit schließt sich der Kreis. 
Mythomagie · © 2009 by Bernhard Reicher. Alle Rechte vorbehalten!         www.mythomagie.at  Seite 29   
Warum Magie funktioniert 
 
Die schamanische Auffassung davon, daß „alles träumt“ (unsichtbare Wirklichkeiten, die 
den  äußeren  Traum,  das  alltägliche  Leben,  hervorbringen),  entspricht  ziemlich  genau 
dem mythischen Verständnis, daß alles (s)eine Geschichte erzählt und Antwort gibt. 
 
Die Geschichte ist der innere Kern einer Erzählung. Handlung ist das, was geschieht; Ge‐
schichte  ist  das,  worum  es  geht.  Geschichten  sind  das,  womit  die  Menschen  der  Welt 
eine  Gestalt  geben.  Eine  Geschichte  kann  sich  durch  viele  verschiedene  Handlungen, 
Genres  und  Formen  (mündliche  Wiedergabe,  Theater,  Oper,  Roman,  Film,  das  Leben 
eines  Menschen…)  erzählen,  und  in  immer  wieder  neuen,  modernen  Varianten  auftau‐
chen (siehe etwa Aschenputtel und Pretty Woman, Beowulf und Alien, Jesus und E.T. etc.) 
– doch sobald sich die Geschichte ändert, muß sich eine neue Handlung ergeben. 
 
Eine Geschichte läßt sich hören. Ihre Strukturen und Bilder lassen sich durch Empathie, 
Vorstellungsvermögen und mythologisches Hintergrundwissen aufnehmen. Und wer die 
Muster  einer  Geschichte  verändert,  verwandelt  auch  die  Handlung  –  die  realen 
Ereignisse –, die aus dieser Geschichte hervorgehen. Wenn der bisherige Mythos (die 
Summe  seiner  Geschichten  zu  einem  Lebensbereich)  eines  Menschen  etwa  besagt  hat: 
„Ich  werde  ständig  ungerecht  behandelt“,  dann  läßt  sich  durch  mythomagische  Arbeit 
die  Beschaffenheit  dieses  alten  Mythos  herausfinden  und  dahingehend  verändern,  daß 
er eine neue, konstruktive Richtung nimmt und sich somit ungewöhnlich bejahende Er‐
fahrungen in der Realität auftun. Mythomagische Praxis besteht vielfach darin, die mo‐
mentane Geschichte eines Menschen, einer Firma, eines Organs, eines Gegenstands, ei‐
ner Stadt usw. zu „erlauschen“ und sie durch geeignete Techniken in eine konstruktivere 
Richtung zu verändern. Man kann ihnen eine neue Geschichte erzählen, sie einen neuen 
Traum träumen lassen. 
 
Weniger poetisch dargestellt, findet sich das gleiche Prinzip auch in physikalischen Mo‐
dellen wider. 
 
um mit den Worten des berühmten Physikers John Wheeler zu sprechen: „Das Nichts ist der Baustein des 
Universums.“  Das  Nichts  schließt  auch  die  gleichzeitige  Erfahrung  von  potentiell  allem  ein.  […]  Die  Leere 
zieht sich zusammen und bildet Ton, Licht, Energie, Raum, Materie und Zeit. Sie zieht sich weiter zusammen 
und bildet Energiemuster. Diese Energiemuster erzeugen das, was C. G. Jung als Archetypen bezeichnete. 
Das  uns  alle  verbindende  kollektive  Unbewußte  enthält  Energiemuster.  Wenn  sich  die  Energiemuster  zu‐
sammenziehen, erhalten wir universelle Geschichten bzw. Mythen. Jede Geschichte bzw. jeder Mythos ist 
verdichtete  Energie,  und  diese  wiederum  ist  verdichtete  Leere.  Wenn  sich  die  verdichtete  Energie  der 
archetypischen  Mythen  weiter  komprimiert,  bildet  sie  das  individuelle  Unbewußte  des  einzelnen  Men‐
schen. Das individuelle Unbewußte zieht sich dann weiter zusammen und erzeugt unseren bewußten Geist 
mit unseren Glaubenssätzen und Haltungen, die uns von anderen Menschen unterscheiden.67 
 
Alles in dieser Schöpfung ist in Schichten oder Stufen der Manifestation aufgebaut. Uns am nächsten liegt 
all das, was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen: Das ist die erste Ebene, die Oberfläche. Aber unter der 
Oberfläche  sind  zunehmend  feinere,  weniger  sichtbare  Ebenen  verborgen.  Sie  sind  nicht  direkt  greifbar, 
weniger konkret und schwerer zu erfassen. Sie scheinen stiller und weniger aktiv zu sein. Aber diese feinen 
Ebenen sind die Grundlage für die groben, sinnlich erfassbaren Ebenen. Und sie sind in Wahrheit mächtiger, 
kraftvoller als jene. 
Die moderne Quantenphysik hat das eindrucksvoll belegt. 
Mit dem bloßen Auge betrachtet, besteht die Welt aus klar abgegrenzten Objekten. […] 

67 Aus: Stephen Wolinksy, Jenseits des Enneagramms, S. 277. 

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Aber  schon  als  Schüler  haben  wir  gelernt,  dass  unsere  ach  so  feste  Materie  –  näher  betrachtet  –  gar 
nicht so solide ist, wie sie sich anfühlt. Die Dinge um uns herum bestehen aus Molekülen, diese wiederum 
aus Atomen, und die Atome setzen sich aus so genannten subatomaren Teilchen zusammen. 
Und  auf  der  Ebene  dieser  kaum  noch  zu  lokalisierenden,  extrem  feinen  Teilchen  geschieht  etwas  Er‐
staunliches: Hier löst sich die feste Materie auf. Es ist, als wären wir einer Fata Morgana aufgesessen. Die 
subatomaren Teilchen, das beweist die Quantenphysik, bestehen nicht aus solider Masse, sondern aus Wel‐
len. Und diese wiederum lassen sich auf noch fundamentalere Energie‐ oder Potenzialfelder zurückführen. 
Kurz: Die Bausteine der Schöpfung sind keine festen Kügelchen, wie wir uns das früher vorgestellt ha‐
ben. Es sind Phänomene, die Physiker mit Begriffen wie Wellenpakete, „Wavicles“ oder „Solitone“ beschrei‐
ben. Und das Feld, das wiederum die Grundlage die Grundlage dieser Wellenpakete bildet, ist ein unbeg‐
renzter Ozean reiner Potenzialität. Es ist unendliche Kraft, größtmögliche Energie und gleichzeitig tiefe Stil‐
le. Es enthält die konzentrierte Intelligenz der Natur. Alle Dynamik, so formuliert es die theoretische Physik, 
ist in diesem Feld schon in Form virtueller Fluktuationen enthalten. 
[…] 
Dieses Modell einer geschichteten Schöpfung gilt nicht nur in der Physik; andere Wissenschaftszweige 
sehen die Welt genauso. Nehmen wir unseren Körper. Auch er ist in Schichten oder Ebenen aufgebaut. Or‐
gane bestehen aus Zellen. Zellen besitzen Zellkerne, Membranen und andere Bestandteile. Diese wiederum 
setzen sich aus Molekülen zusammen, einschließlich der DNS‐Stränge, in denen die Baupläne des Körpers 
gespeichert sind. 
[…] 
Es ist außerordentlich wichtig, daß wir dieses Konzept verstehen: Das Feine ist die Grundlage des Gröbe‐
ren, des Greifbaren. […] 
Dieser Grundsatz gilt überall und ausnahmslos. In allen Bereichen der Schöpfung sind die jeweils feineren, 
fundamentaleren Ebenen machtvoller und energetischer als die gröberen, für uns sichtbaren Strukturen. […] 
[…] wahre Kraft wächst aus dem Feinen, wahre Macht aus dem Diskreten. Hier liegt das Geheimnis allen 
Erfolgs. Wer dieses Prinzip anwendet – bewusst oder unbewusst –, besitzt den Schlüssel, der alle Türen öffnet. 
[…] 
Vor 200 oder 300 Jahren noch war es üblich, Nachrichten auf Papier zu schreiben und mit reitenden Bo‐
ten von Stadt zu Stadt zu tragen. Und Kaufleute berechneten ihre Lagerbestände und Business‐Pläne, indem 
sie Steine auf Rechenbrettern oder Holzperlen auf Schnüren hin und her schoben. 
Heute erledigen Computer diese und viele andere Rechenvorgänge in unvorstellbar kurzer Zeit. Funk, Fax und 
Fernsehen, Laser, Glasfaserkabel und Internet schicken Nachrichten in Sekundenbruchteilen um die Welt. 
Wie ist das möglich? Weil Wissenschaftler und Ingenieure es gelernt haben, nicht nur die groben Ebenen 
der materiellen Welt zu nutzen – sondern auch die elektrische Ladung der Atombausteine und die unsicht‐
baren elektromagnetischen Felder. Erst diese feineren, für die Sinne nicht greifbaren Ebenen haben unsere 
modernen Telekommunikations‐Technologien entstehen lassen. 
[…] 
Unsere  Vorfahren  kannten  eine  wunderbar  einfache  Methode,  Steine  zu  sprengen.  Man  trieb  einen 
Holzkeil in eine Felsspalte und begoss ihn mit Wasser. Das sich ausdehnende Holz sprengte das Gestein wie 
von Götterhand. Nicht schlecht. Aber wie lange hätte es wohl gedauert, die Alpentunnel zu bauen oder den 
Eurotunnel unter dem Ärmelkanal – nur mit Keil und Hacke und Schaufel? 
Zum Glück kennen wir heute bessere Mittel, um Felsen zu spalten. Sprengstoffe wie Dynamit sind tau‐
sendmal wirksamer als Meißel, Keil und Hebel – weil sie nicht nur mechanische Kräfte nutzen, die an der 
Oberfläche der Dinge ansetzen. Sie nutzen die Energie, die bei einer bestimmten chemischen Reaktion ex‐
plosionsartig frei wird. Wissenschaftlich ausgedrückt: Sie setzen die Bindungsenergie frei, die Atome anei‐
nander kettet. 
Noch  tiefer,  feiner  und  tausendmal  kraftvoller  als  die  chemische Ebene ist  die  nukleare.  Bei  der  Kern‐
spaltung  wird  jene  Energie  freigesetzt,  die  innerhalb  eines  Atomkerns  die  Kernbausteine  zusammenhält. 
Was für eine unglaubliche Kraftreserve! […] 
Im nächsten Schritt werden Sie leicht erraten, warum die Kernfusion, die im Inneren der Sonne abläuft 
und unser gesamtes Planetensystem heizt und beleuchtet, noch mehr Energie freisetzt als die Kernspaltung. 
Richtig: Weil sie noch tiefere Kräfte nutzt. 
[…] 
In allen Bereichen gilt das universelle Gesetz: Je elementarer die Naturgesetze, die wir nutzen, – je fei‐
ner die Ebene der Schöpfung, auf der wir die Impulse setzen –, desto größer sind die Erfolge, die wir erzie‐
len. Und desto geringer wird der Aufwand, den wir betreiben müssen.68 

68 Aus: Fred Gratzon, The Lazy Way To Success, S. 100‐107. 

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Mythomagie setzt ihre Willens‐Impulse über den Zugang mythischer Geschichten meist 
auf den sehr feinen Ebenen der Archetypen und Energiemuster. 
 

 
 
Unsere  Realität  ist  ein  Produkt  unserer  Bewußtseinszustände.  Sie  ist  ein  verdichteter 
Ausschnitt der Wirklichkeit69, deren Großteil vom Alltagsbewußtsein ausgefiltert wird. 
Man könnte sagen, ein Aspekt des Unendlichen Bewußtseins identifiziert sich mit jenem 
kleinen Segment der Wirklichkeit namens Realität so sehr, daß er seine Erfahrung vor‐
nehmlich darauf beschränkt: „Er“ erlebt „sich“ als Mensch auf dem Planeten Erde zu ei‐
ner bestimmten, als linear empfundenen, Zeitspanne. 
 
Innerhalb  dieses  „Traums,  den  die  Welt  träumt“,  innerhalb  der  Großen  Geschichte,  in‐
nerhalb des illusionären Spiels des All‐Einen ist der Magier dazu aufgerufen, seine eige‐
ne  Geschichte  zu  finden  und  ihr  genau  die  Gestalt  zu  geben,  die  ihm  am  besten  dünkt. 
Das, was er somit be‐stimmt, ist seine Bestimmung. 

69 Das non‐duale, Unendliche Bewußtsein, das All‐Eine, das sich in verschiedenen Dichtegraden manife‐

stiert und buchstäblich alle möglichen Zustände an allen möglichen Orten (Stichwort parallele Dimensio‐
nen) und auch noch in bezug auf alle anderen möglichen Gesichtspunkte seiner selbst annehmen kann. 
Einzelne Segmente davon sind einzelne Realitäten. Daraus ergibt sich ein Raum unendlich vieler Varianten 
oder Möglichkeiten, innerhalb dessen sich ein Aspekt dieses Unendlichen Bewußtseins (der sich z. B. als einzel‐
ner Mensch empfindet) ausdrücken kann. Was er erfahren möchte, definiert er durch seine Bestimmung. 

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Wie Magie funktioniert 
 
Das  oben  beschriebene  direkte,  schöpferische  Eingreifen  in  die  Geschichten  impliziert 
wiederum eine Geisteshaltung, die in der grundlegenden mythischen Idee begründet ist, 
daß alles ist, wofür man es hält und dadurch verändert werden kann. 
 
Dies drückt sich auch in den folgenden vier Paradigmen der Magie aus, welche die un‐
terschiedlichen magischen Vorgänge erläutern und veranschaulichen. Sie sind chronolo‐
gisch nach ihrer Entwicklungsgeschichte geordnet, und ihre Grenzen sind untereinander 
natürlich fließend. Traditionell werden sie als Geister­, Energie­, Psychologisches und In­
formationsmodell bezeichnet. 
 
Modell  Dauer einer verändernden Operation
Geister‐  von einigen Stunden bis zu mehreren Tagen oder gar Wochen
Energie‐  bis zu mehreren Stunden
Psychologisches  wenige Minuten 
Informations‐  eine ¾ Sekunde, ≈ „Technik der Leeren Hand“
 
Modell  Weltbilder und häufig verwendete Techniken
Geister‐  Schamanismus, Channeling
Energie‐  traditionelle Volksmedizin, Radiästhesie
Psychologisches  verschiedene Formen der Therapie
Informations‐  Morphische Felder, Radionik, Homöopathie, „Bestellungen beim Universum“ 
 
Modell  wahrscheinlicher Grund einer Störung in Räumlichkeiten
Geister‐  Heim‐Suchung durch eine Wesenheit, Besetzung
Energie‐  energetisches Ungleichgewicht, Wasserader, Erdstrahlen
Psychologisches  verdrängte Bewußtseinsinhalte, Komplexe, negative Konditionierungen 
Informations‐  Beeinflussung durch eine/n fehlgesteuerte/n Information / Programmierbefehl 
 
Modell  als Krankheitsauslöser wird gesehen
Geister‐  real existierende Wesenheit(en)
Energie‐  Energieblockade(n), ‐stauung(en), ‐ungleichgewicht
Psychologisches  psychische Störung(en)
Informations‐  fehlende Heilinformation
 
Modell  Kraftobjekte werden aufgefaßt als
Geister‐  Tor zur und Werkzeug der Geisterwelt; belebte Wesenheit
Energie‐  Energiespeicher; Energielenker; Energieüberträger; Energiesauger 
Psychologisches  Projektionsmittel; Assoziationshilfe; Komplexauslöser
Informations‐  Informationsspeicher; Datenträger; Programmgenerator; Programmierbefehl 
 
Modell  Der Magier wird aufgefaßt als
Geister‐  Vermittler / Grenzgänger zwischen Geistern / Anderswelt und uns/erer 
Energie‐  Energiekünstler, der Feinstoffliches wahrnimmt, balanciert, polarisiert, etc. 
Psychologisches  Psychonaut / Meister des Unbewußten und dessen gezielter Konditionierung 
Informations‐  Kybernetiker / Informations‐Steuerer, der für sie kein Transportmedium braucht
 
Ein  routinierter  Mythomagier  wird  stets,  je  nach  Anforderung  seiner  Arbeit,  im  einen 
oder  anderen  Modell  arbeiten,  ja,  auch  während  einer  Arbeit  zwischen  verschiedenen 
Modellen wechseln – da er das übergeordnete Meta­Modell anwendet (das in diesen vier 
keinen Widerspruch sieht). Dieser autonome Umgang zeigt sich auch in seinem Ethos. 
 

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Ethos 
 
Auf einer Stele des in seiner Bedeutung für die Magie des 20. Jahrhunderts kaum zu un‐
terschätzenden Austin Osman Spare steht der Spruch „NOTHING IS TRUE. EVERYTHING 
IS  PERMITTED.“  Über  die  Bekundung,  nichts  sei  wahr  und  alles  erlaubt,  ließe  sich 
selbstverständlich  ein  eigenes  Buch  schreiben;  in  diesem  Zusammenhang  soll  der  Hin‐
weis  genügen,  daß  sich  der  Magier  nie  unreflektiert  an  eine  herrschende  „Wahrheit“ 
klammern soll. 
 
Er sucht sich vielmehr selbst aus, was er glaubt. 
Er erzählt sich bewußt seine eigene Geschichte. 
Er ist frei in der Wahl seines Realitätsmodells. 
 
Der  Magier  hält  die  Illusion  aufrecht.  Er  ist  selbst  die  Gottheit;  er  schafft  und  zerstört 
seine Welt und ist nur sich selbst verantwortlich. 
 
Das ist eine wichtige Forderung in meinem Verständnis von Magie: die nach Autonomie. 
Diese  Eigenständigkeit  im  magischen  Denken  und  Handeln  zeichnet  sich  zum  Beispiel 
aus durch die Freiheit, religiöse Systeme, jegliche Art von Glauben und Wesenheiten nur 
bewußt und nach Neigung anzunehmen. Dadurch entsteht auch eine Authentizität, die 
dazu beiträgt, die Möglichkeiten des menschlichen Geistes so unabhängig wie möglich zu 
erforschen („You create your reality according to your beliefs.“). Diese so weit als möglich 
völlige Unabhängigkeit geht auch mit absoluter Selbst‐Verantwortung einher – Autono‐
mie bedeutet mithin auch, daß man sich zutraut, in sich selbst die nötige Kraft finden zu 
können und niemandem eine wie auch immer geartete Schuld in die Schuhe schiebt. 
 
In diesem Sinne ist das hier vorgestellte Ethos der Mythomagie (wie auch ihr Weltbild 
und alles andere) für niemanden dogmatisch verbindlich. Es beruht nicht auf einer per 
se existierenden „Wahrheit“, sondern ist die Summe willkürlicher Entscheidungen: 
 
Als wesentliche Grundlage der mythomagischen Ethik erachte ich das non‐dualistische Weltbild70. 
Solange  der  Magier  intellektuell  und  gefühlsmäßig  von  einer  auch  nur  irgendwie  gearteten  Trennung 
ausgeht, kann er seine Kraft höchstens oberflächlich nutzen. 
 
Über allen mythomagischen Arbeiten steht das Prinzip des freien Willens. 
  Magische Akte sollen nur unter Beachtung der so weit als möglich freien Entscheidung aller Beteiligten 
stattfinden. (Ein Unterscheidungskriterium zwischen „weißen“ und „schwarzen“ Magiern.) Unter diesem 
Gesichtspunkt sind auch die folgenden drei Gesetzmäßigkeiten zu sehen: 
 
Analogie 
Andere Namen:  Gesetz von Mikrokosmos und Makrokosmos 
Kerngedanke:  Prinzipien und Verhältnisse entsprechen einander symbol‐logisch auf allen Ebenen. 
Beispiel:  Korrespondenzen und Synchronizität 
Spruch:  „Wie oben, so unten. Wie innen, so außen. Wie im Großen, so im Kleinen.“ 
Auswirkung:  Einprägung 
  Ein kleiner Teil der Energie des Magiers bleibt mit dem verbunden, was er berührt. Je 
stärker  Erinnerungen,  Bilder,  Emotionen  mit  etwas  verbunden  sind,  desto  intensiver 
können die Auswirkungen sein (bezieht sich auf Körperteile, persönliche Kraftobjekte, 
Bilder, Reliquienverehrung, Spukphänomene, etc.). Das Medium der Speicherung wird 
meist Äther oder Akasha genannt. 
 

70 Vgl. z. B. http://kiaos.net/text/t.nondual_2.html und http://kiaos.net/text/t.magiephil.html 

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Affinität 
Andere Namen:  Gesetz der Resonanz 
Kerngedanke:  Gleiches zieht Gleiches an. 
Beispiel:  Sympathiemagie, Funktionsweise einer Stimmgabel 
Spruch:  „Wie Du in den Wald hineinrufst, so schallt es zurück.“ 
Auswirkung:  Spiegel 
  Das, worauf man seine Aufmerksamkeit lenkt, wird gestärkt: „Du kriegst, was Du be‐
stellst.“ Deshalb: „Was Dich stört, ist Dein Problem!“ 
   
Ausgleich 
Andere Namen:  Gesetz des Rückstoßes / des Rhythmus / des Karmas 
Kerngedanke:  Alles ist mit allem verbunden und wirkt sich aufeinander aus. 
Beispiel:  Kugelstoßpendel (Newton‐Wiege) 
Spruch:  „Was Du säst, wirst Du ernten.“ 
Auswirkung:  Kausalität 
  Je  liebevoller  oder  angstbesetzter  seine  Beschäftigung  mit  etwas  ist,  um  so  schneller 
zieht man es in sein Leben (und zwar nach dem Prinzip von Sein, Haben und Tun): „Du 
erreichst  immer  Dein  wichtigstes  Ziel.“  Also:  „Sei  die  Quelle  dessen,  was  Du  erleben 
möchtest!“ 
 
In  diesem  Rahmen  erzählt  (sich)  der  Mythomagier  durch  sein  eigenes  Leben  eine  Ge‐
schichte. Die Stärken, die ihm dabei helfen, sind: 
 
Mnemotechnisches  Talent:  Neben  profundem  Wissen  über  magische  Zusammenhänge 
und mögliche Gefahren und den Umgang mit ihnen benötigt der Magier ein gutes Ge‐
dächtnis für Namen, Ritualabläufe, Strukturen von Symbolmatrices, Sprüche, usw. Zu 
diesem Talent gehört aber auch die Fähigkeit, etwas bewußt zu vergessen, ins Unbe‐
wußte zu versenken (etwa bei der Ladung von Sigillen). Entspricht der alten Forde‐
rung nach Wissen. 
Selbstreflexives Talent: Die Bereitschaft, sich selbst in Frage zu stellen und stellen zu las‐
sen, ist sozusagen die goldene Mitte zwischen übertriebenem Selbstwert und Selbst‐
zweifel.  Es  geht  darum,  sich  nicht  übermäßig  zu  identifizieren  mit  seiner  Realität 
(auch nicht mit sich selbst) und sich der Leerheit hinter allen Erscheinungen bewußt 
zu bleiben. Dieses beständige Arbeiten an sich selbst entspricht der alten Forderung 
des Wollens, das sich u. a. auszeichnet durch die Bereitschaft, für seinen magischen 
Weg und seine Bestimmung auch schwierige Situationen zu meistern und Unbequem‐
lichkeiten auf sich zu nehmen. 
Imaginatives  Talent:  Vorstellungskraft  kann  einerseits  die  außersinnliche  Wahrneh‐
mung  ergänzen  (und  manchmal  auch  im  zweifelnden  Widerstreit  mit  ihr  stehen…), 
andererseits ist sie auch nötig, um Ziele, Symbole, Entitäten usw. mit allen Sinnen zu 
visualisieren. Diese kreative Herangehensweise an die Dinge und der gezielte Einsatz 
von Phantasie führt zur alten Forderung nach dem Wagen, wozu der Mut gehört, sein 
Wollen auch Wirklichkeit werden zu lassen. 
Sensorisches Talent: Sinnliche und außersinnliche Wahrnehmung sind die Basis, um in‐
tensive Empfindungen bei sich und anderen wahrzunehmen, zu wecken und zu ver‐
ändern. Es beinhaltet die Fähigkeit, Elemente des Alltags auf magische Weise in eine 
stärkere,  klarere,  bedeutsamere  Erfahrung  umzuwandeln  und  es  umzugestalten  in 
ein mythisches Erzählen, das unser Leben bereichert. Genauso weiß der Magier aber 
auch um die alte Forderung des Schweigens: Er kann seine Wahrnehmungen für sich 
behalten und achtet darauf, wem er wann was erzählt. 
 
Diese  Eigenschaften  sind  beständig  zu  üben.  Sie  entscheiden,  wie  selbständig,  elegant 
und zielführend einzelne Techniken in der magischen Praxis eingesetzt werden können. 

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Techniken der Mythomagie, oder:
Erzähl mir eine Geschichte
 
Der  Mythomagier  tritt  in  eine  Wechselwirkung  mit  der  Geschichte,  der  er  lauscht:  Sie 
verrät ihm ihre Bedeutung; er erzählt ihr eine neue Wendung, die sie nehmen kann. Da‐
bei  besteht  die  Kunst  darin,  ein  winziges  Stück  vom  übrigen  Universum  abzutrennen 
und es in einer Weise hochzuhalten, daß es in diesem Moment als das Wichtigste, Faszi‐
nierendste überhaupt erscheint.71 Dafür gibt es unterschiedliche Methoden und Techni‐
ken, die Magie in ihren unterschiedlichen Systemen versammelt. 
 
Alle hier vorgestellten Verfahren 
•  führen  idealerweise  letztlich  zu  jenem  Punkt,  an  dem  man  sich  bewußt  für  einen 
Seinszustand  entscheidet,  ihn  gefühlsmäßig  auflädt,  durch  spielerische  Konzentration 
ausrichtet und anschließend losläßt, damit er sich verwirklicht 
•  und / oder unterstützen diesen Prozeß. So kann der Seinszustand wiederum für einen 
vorher bestimmten Zweck eingesetzt werden. 
 
Bei  der  Auswahl  der  Techniken  bin  ich  pragmatisch  vorgegangen:  Ich  habe  sie  selbst 
jahrelang  erprobt  und  empfinde  sie  als  hochwirksam.  Um  nicht  den  Rahmen  dieser 
Schrift zu sprengen, werden sie nur kurz dargestellt; detaillierte Beschreibungen sind in 
Form weiterer Traktate geplant. 
 
 
Grundsätzliches Vorgehen und ritueller Rahmen 
 
Im Folgenden gehe ich davon aus, daß eine gegebene unangenehme, unerwünschte Si‐
tuation als Basis einer mythomagischen Operation angesehen wird, die es konstruktiv zu 
verändern gilt. Die Beschreibungen sind so allgemein wie möglich gehalten; spezifische‐
re  und  vollständigere  Informationen  enthält  der  von  mir  angebotene  Lehrgang  in  My­
thomagie. 
 
Schritt 1: Der Geschichte lauschen. 
Zuerst geht es darum, die jeweilige Geschichte zu hören. Dazu muß man nichts tun. Der 
englische  Ausdruck  „Put  your  mind  at  ease“  trifft  es  ganz  gut:  eine  Geisteshaltung  der 
entspannten Ruhe und Leichtigkeit. Ich nenne es die Bereitschaft, der Geschichte zu lau­
schen. 
 
Dazu  braucht  es  einen  Seinszustand  der  Offenheit,  die  geprägt  ist  vom  Zurücknehmen 
des eigenen Egos, von Toleranz, Behutsamkeit, Mitgefühl, Neugierde und der Fähigkeit, 
den persönlichen (Wahrnehmungs‐)Filter und dessen Projektionen auf ein Mindestmaß 
zu  reduzieren.  Übungen,  um  einen  solchen  Seinszustand  rituell  zu  bestätigen,  sowie 
praktische  Anwendungsbeispiele  werden  wiederum  in  einem  gesonderten  Traktat  be‐
schrieben werden. 
 
Jede Geschichte hat ihre eigene Stimme, ihren eigenen Tonfall und Rhythmus. Der My‐
thomagier sollte bereit sein, sich diesen Gegebenheiten anzupassen. Es gibt einen Grund, 
warum diese Geschichte so und nicht anders spricht. Es sind ihre und allein ihre Inhalte, 

71 Vgl. Robert McKee, Story, S. 84f. 

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Strukturen, Gefühle. Niemand hat das Recht, ihr seine eigenen Sichtweisen aufzupfrop‐
fen oder sie zu verurteilen. 
 
Dieser Schritt beinhaltet, das bisherige „Ziel“ der Geschichte herauszufinden (meist ist es 
nicht offensichtlich), zu verstehen, aus welchem Grund sie erzählt wird, und die Erfah‐
rung,  die  sie  mit  sich  bringt,  voll  und  ganz  auszukosten,  bis  sie  in  Liebe  angenommen 
und losgelassen werden kann. 
 
Schritt 2: Eine neue Geschichte ins Leben rufen. 
Mit großem Einfühlungsvermögen und Besonnenheit vermag die bisherige Geschichte in 
eine neue, konstruktivere Richtung gelenkt werden. Im Fall, daß sie sich gänzlich verab‐
schiedet,  kann  in  das  herrschende  Vakuum  eine  völlig  neue  Geschichte  implementiert 
werden. 
 
In beiden Fällen möge sie so erzählt sein, daß sie sich für alle Beteiligten stimmig anfühlt 
(das heißt, daß sie daran „glauben“ können, daß sie keine Angst vor ihr haben, und daß 
sie entsprechende hinderliche Überzeugungen mit den geeigneten Mitteln überprüft und 
verwandelt haben). 
 
Dabei  läßt  er  sich  von  seiner  Inspiration  leiten  und  setzt  innerhalb  der  verwendeten 
Paradigmen und Symbolmatrices die im Moment geeigneten Techniken ein, um die neue 
Geschichte  abzubilden  –  in  welch  gegenständlicher  oder  abstrakter  Form  auch  immer. 
Das Ziel ist es jedenfalls, in diesem Schritt einen Seinszustand zu wählen und symbolisch 
darzustellen. 
 
Schritt 3: Die neue Geschichte in die Welt senden. 
Die  kreativ  abgebildete  Geschichte  (das  Ergebnis  kann  in  einer  mündlichen  Erzählung 
gemündet sein, einer in bedeutsamen Elementen veränderten Phantasiereise – eventuell 
im Rahmen eines mythomagischen Tempelschlafs –, in ein Symbol wie eine Sigille oder 
ein Tattoo, einen magisch aufgeladenen Knoten, einen Talisman oder Fetisch uvm.) wird 
gefühlsmäßig‐energetisch aufgeladen, ausgerichtet und „auf ihren Weg gesetzt“. 
 
Je nach verwendetem Paradigma, persönlicher Vorliebe und Vorstellungskraft wird die‐
ses „auf den Weg setzen“ unterschiedlich formuliert und verlangt daher unter Umstän‐
den  auch  unterschiedliche  Herangehensweisen  (etwa  zusätzliche  Opfer,  versicherndes 
Gebet, bewußtes psychologisches Verdrängen). Mögliche Ausdrücke für dieses Stadium: 
Die neue Geschichte wird 
•  ins Dasein geträumt, 
•  in den Äther eingeschrieben, 
•  in der Anderswelt proklamiert, 
•  als neuer Selbstausdruck angenommen, 
•  ins Unbewußte versenkt und bewußt vergessen, 
•  mit der Erlaubnis versehen, sich zu manifestieren, 
•  den Gottheiten oder geistigen Helfern zur Verwirklichung übergeben, 
•  und dergleichen mehr. 
 
Das verbindende Element all dieser Möglichkeiten ist, daß sie in magischer Trance statt­
finden  um  dann  vertrauensvoll  losgelassen  zu  werden.  (Welche  Art  von  Trance  dabei 
erzeugt  wird,  hängt  ebenfalls  von  den  örtlichen  Umständen,  dem  Zeitrahmen  und  der 
individuellen Neigung des Magiers ab.) 

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Zusammengefaßt könnte man sagen: Realität ist dadurch veränderbar, daß der My­
thomagier  innerhalb  seines  durch  sein  Weltbild  und  Ethos  gewählten  Machtbe­
reichs  sich  und  /  oder  anderen  jene  Geschichte  erzählt  (und  zwar  in  Form  einer 
Seinsentscheidung), 
 
   Kriterien  Magischer Akt
die seiner und / oder  Seinsentscheidung ist exakt formuliert und „stimmig“:  rational‐
deren Bestimmung in  Der freie Wille aller Beteiligten ist beachtet, hinderli‐ analytischer Teil 
diesem Moment noch  che Glaubenssätze und Ängste vor Mißerfolg sind 
mehr entspricht,  aufgelöst, alle können „ohne Scheiß“ dran glauben.  W 
seinen und / oder deren  Die im Verlauf der Zauberhandlung auftretende Inspi‐ kreativ‐
Sinn für Schönheit, Har‐ ration ist spielerisch umsetzt – in eine symbolische  schöpferischer Teil 
monie und Geheimnis  Form (die kann visuell, auditiv, gestisch, gegenständ‐
anspricht,  lich etc. sein oder auch eine Kombination daraus).  I 
und  die  Kraft  hat,  sich  zu  Die symbolische Form ist in einem Trance‐Zustand  magischer Teil
verwirklichen.  aufgeladen, auf ihr Ziel ausgerichtet und losgelassen.  T 
 
Dies  ist  die  Quintessenz  mythomagischer  Praxis.  Bei  aller  Unterschiedlichkeit  in  der 
konkreten Ausführung und der Anwendung verschiedener Paradigmen, Techniken und 
Symbolmatrices ist diese Grundstruktur der gemeinsame Nenner. 
 
Alle Zauberhandlungen wirken um so stärker, je mehr sie ritualisiert werden. Während 
eines Rituals werden möglichst viele sinnlich erfahrbare Energiequalitäten in einem ma‐
gischen Akt bewußt kombiniert, um spezielle Effekte zu erzielen. Das konsequente sym‐
bolisch‐gleichnishafte  Vorwegnehmen  des  Gewünschten  kann  mächtige  Auswirkungen 
haben. 
 
Die Naturwissenschaft „spricht“ mit der Materie und wird von ihr zu neuen Antworten 
geführt;  im  Ritual  fragen  wir  das  Numinose  und  erhalten  Antworten  in  Form  innerer 
Bilder und intuitivem Wissen, in Form von Omen und Körperreaktionen, in Form intel‐
lektueller Erkenntnisse und gestärkter Gefühle. 
 
die Funktion eines Rituals – eines mythologisch begründeten Rituals – besteht darin, uns in die Erfahrung 
des Mythos zu befördern. Ein Ritual ist die Inkraftsetzung eines Mythos.72 
 
Ein  Ritual  bedient  sich  strukturierter  Mittel,  um  symbolische  Bedeutungen  sicht‐  und 
nachvollziehbar zu machen. Es vereinfacht das Erfahren und Verinnerlichen bestimmter 
Seinszustände  und  erleichtert  es  damit,  Entscheidungen  zu  treffen.  Das  Ritual  macht 
eine Situation, einen Ort jedoch nicht heilig; es versetzt uns in die Lage zu erkennen, daß 
diese Situation, dieser Ort heilig ist. Das Ritual ist eine Methode, um etwas in der äuße‐
ren Welt zu schaffen, das eine Brücke der Kommunikation mit der geistigen Welt bildet. 
Bei Ritualen sind folgende wichtige Punkte zu beachten: 
 
Vorbereitung des Rituals 
Dazu  gehören  die  Bestimmung  der  Zielsetzung,  die  Auswahl  der  Utensilien,  die  Termi‐
nierung  und  das  Festlegen  des  Ritualablaufs,  bei  Gruppenritualen  die  Aufgabenvertei‐
lung  sowie  natürlich  auch  das  innere  Sicheinstellen  auf  das  Ritual  und  seinen  Zweck. 
(Bei guter Vorbereitung ist letztlich festzustellen, daß eigentlich schon alles erledigt ist 
und die Durchführung des Rituals wenig mehr als die symbolische Krönung und Dank‐
sagung darstellt.) 

72 Joseph Campbell, zitiert auf http://www.martinweyers.com/sukhavati/rituale.htm (17. 03. 2009) 

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Eröffnung durch symbolisches Überschreiten der Schwelle 
Die  Normalität  wird  ab  jetzt  ersetzt  durch  eine  heilige  Zeit  und  einen  heiligen Raum  – 
eine  Zeit,  in  der  nichts  erstreben  werden,  nichts  versucht  werden  muß.  Im  magischen 
Raum der Zeitlosigkeit ist nur noch das Hier‐und‐Jetzt wichtig. Das kann durch ein spe‐
zielles  Ritualgewand  aller  Beteiligten  unterstützt  werden  (es  wird  traditionellerweise 
nicht gewaschen). Das Überschreiten der Schwelle wird z. B. durch einfache Gesten dar‐
gestellt. 
 
Reinigung / Schutz aufbauen 
Traditionellerweise  wird  der  Ritualplatz  geräuchert  oder  mit  klingenden  silbernen 
Glöckchen / Schellen umschritten. Jeder Teilnehmer visualisiert ein für sich „hieb‐ und 
stichfestes“ Bild, das unerwünschte Energien ausschließt, zum Beispiel: Goldene Kugel; 
Silberne  Pyramide;  Blaues  Ei;  Kristallwall;  Schwarzer  Würfel;  Transparenter  Kegel; 
Feuerring. 
 
Konzentration auf die gewünschte Energie 
Die gewünschten Energien werden in den Beteiligten erweckt – durch Techniken wie 
•  Phantasiereisen  oder  schamanische  Reisen  zu  den  jeweiligen  Orten  und  /  oder  We‐
sen, die diese Energie repräsentieren, 
•  szenisch‐rituelles Darstellen der gewünschten Kräfte, 
•  Gebet, 
•  ekstatisches Tanzen, usw. 
Es geht darum, die Energie so sehr zu verinnerlichen, daß man zu ihr „wird“. Durch diese 
magische Identifikation kann man in dieser Phase auch verfügen, daß etwaige zuvor an‐
gefertigte  Gegenstände  energetisch  geladen  werden.  Dies  ist  sozusagen  die  „Verwer‐
tung“ der gerufenen Energie: Sie wird gelenkt – d. h. sie mündet in den eigentlichen Wil‐
lensakt  –  (Talismane  werden  geladen,  Kerzen  abgebrannt,  Knoten  angezogen,  Fernbe‐
einflussungen  durchgeführt,  usw.)  oder  auch  ganz  einfach  nur  erfahren  (mystische  Er‐
lebnisse  werden  genossen,  Opfergaben  verzehrt,  usw.).  Bei  der  Lenkung  von  Energien 
werden diese in einen Gegenstand oder auf ein Ziel projiziert,  was unterstützt werden 
kann durch 
•  gezielte Atmung, 
•  eingesetzte Mantras, 
•  Kristalle, 
•  Orgasmus‐Entladung, 
•  schon früher geladene Kraftgegenstände, 
und natürlich Kombinationen aus diesen Punkten. 
 
Danksagung und Entlassung der gerufenen Energie(n) 
Das Ritual hat damit seinen Höhepunkt überschritten und wird organisch zu einem lok‐
kereren Schluß übergleiten. Bevor dies geschieht, ist jedenfalls ein nochmaliges Innehal‐
ten angebracht, um die geleistete Arbeit zu vergegenwärtigen und sich bei allen helfen‐
den  Energien  und  Wesenheiten  zu  bedanken,  die  durch  dieses  Ritual  gerufen  wurden. 
Sie werden in Frieden entlassen. 
 
Allmählicher Wiedereintritt ins Alltagsbewußtsein 
Das wird signalisiert durch Lachen und Plaudern. Der zuvor aufgebaute Schutz wird auf‐
gehoben; man tritt wieder über die Schwelle zurück. Sinnvoll ist, das Ritual auch zu Do‐
kumentationszwecken  in  ein  magisches  Tagebuch  einzutragen,  und  später  etwaige  Er‐
folgskontrollen beziehungsweise Auswertungen des Rituals durchzuführen. 

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Ein Ritual, das einen starken Anfang und ein starkes Ende hat, die Sinne anspricht, eine 
vertraute, berechenbare, vorhersagbare Form hat sowie verständlich und aus dem All‐
tag  herausgehoben  bleibt,  wird  seine  Wirkung  kaum  verfehlen73.  Der  Sinn  eines  er‐
folgsmagischen Rituals ist dann erfüllt, wenn 
•  der  Verstand  weiß,  daß  sich  die  Absicht  erfüllen  wird  und  auf  höheren  Ebenen  der 
Existenz schon erfüllt ist; 
•  das Herz das Gefühl der Erfüllung erfährt, so als ob es schon geschehen wäre; 
•  und der Körper die Erfahrung in sich selbst fühlt, genau so, als ob die Absicht gerade 
jetzt, in diesem Moment, erfüllt würde. 
 
Enthòwil 
 
Im Kapitel über die Kennzeichen mythischen Denkens habe ich schon kurz auf die Magie 
des Wortes verwiesen. Die kreative Umwandlung von gewöhnlicher Sprache in eine hö‐
here, ausdrucksvollere Form beschreibt lebendig unsere Welt und fängt ihre vielfältigen 
Stimmen ein („Alles spricht“). Dem immanent Magischen aller Dinge wird eine Stimme 
verliehen. Wie essentiell hierbei eine genaue Wortwahl ist, muß nicht extra betont wer‐
den – man denke nur an die vielen Witze mit der wunscherfüllenden Fee, die sich exakt 
an die Vorgabe hält. 
 
Sprache  und  Denken  haben  eine  uralte,  geheimnisvolle  Wechselwirkung  aufeinander. 
Nicht  von  ungefähr  werden  Zauberformeln,  Bannsprüche  u.  Ä.  häufig  in  „Ursprachen“ 
verfaßt, nicht umsonst gelten Sanskrit, Hebräisch, Altgriechisch oder Latein dem Magier 
als  „heilige  Matrix“,  aus  der  er  schöpft,  um  wirksame  Leitsätze  und  realitätsbeeinflus‐
sende Verse zu gestalten: Sie wirken allein schon durch ihr Alter und ihre Exotik auf uns 
– ein nicht zu unterschätzender Faktor in der Mantramistik. Um  so faszinierender und 
aufschlußreicher kann die Magie des Wortes sein, wenn wir uns einer Sprache bedienen, 
deren Kraft für uns persönlich maßgeschneidert ist! Aus diesem Grund setze ich im Ri‐
tual auch gerne die Strukturen und Wirkungen einer von mir selbst entwickelten Spra‐
che ein, die ich Enthòwil nenne. 
 
Ihre Strukturen hier umfassend darzustellen, würde zu weit führen. Eine eigene Schrift 
dazu ist in Planung. Als exemplarisches Beispiel soll hier die Erklärung des thá genügen, 
jenes Zeichens, das im Zentrum des Symbols der Mythomagie steht. 
 
Diese  Kalligraphie  ist  zusammengesetzt  aus  den  drei  Enthòwil‐
Buchstaben t, h, und á. Es ist eine Silbe, die mit „Beginn, Anfang“ 
übersetzt wird. Die drei Buchstaben stehen in diesem Zusammen‐
hang  auch  für  die  „Schöpfungsprinzipien“  Sein,  Haben  und  Tun: 
Das eindeutig‐klare Wählen eines Seinszustandes drückt sich im t 
aus, das sich wie selbstverständlich daraus ergebende Haben der 
dafür  nötigen  Umstände  im  gehauchten  h,  und  das  umfassende 
Genießen des Seins im Tun im vollen á. 
 
Daß  das  Zeichen  graphisch  in  gewisser  Weise  einer  Triskele  ähnelt,  zeigt  für  mich  die 
oftmals  verblüffend  anmutende  Fügung  einer  bewußt  gestalteten  Realität:  Als  das  thá 
intuitiv entstand, war ich 18 Jahre alt und hatte noch nie bewußt eine Triskele gesehen 
geschweige  denn  vom  Prinzip  von  Sein,  Haben  und  Tun  gehört.  Als  ich  dieses  Prinzip 

73 Vgl. Serge Kahili King, Der Stadt­Schamane, S. 228‐237. 

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mehr und mehr verstand und es bewußt anwendete, spürte ich gefühlsmäßig, daß mein 
altes thá es irgendwie ausdrückte. Erst in der Kontemplation darüber wurden mir diese 
Zusammenhänge bewußt. 
 
Enthòwil  ist  eine  Sprache,  die  viele  Wörter  aus  Silben  zusammensetzt  und  so  mehr‐
schichtige  Metaphern  erzeugt.  Das  Wort  für  „magisch“,  thahòr  (das  „h“  gesprochen  als 
stimmloser uvularer Frikativ, d. h. als „ch“), etwa ist zusammengesetzt aus dem thá und 
einer Ableitung des Wortes horás (das einerseits „Ehre“, andererseits „Handeln im Ein‐
klang mit der Bestimmung“ bedeutet), hòr. „Magie“ – wörtlich 
übersetzt  „Beginn  dessen,  was  sein  soll“  –  heißt  thahòread, 
wobei die verantwortungsbewußte und selbstverantwortlich‐
autonome Konnotation von horás bewußt mit anklingt. 
 
Eine  selbständige  Sprache  als  äußerst  authentische  Methode,  das  Denken  und  Fühlen 
mit  unabhängig  kreierten  Zauberformeln,  Mantras,  Anrufungen  etc.  zu  beeinflussen! 
Aber  natürlich  hat  Sprache  auch  eine  wichtige  magische  Wirkung,  wenn  sie  benutzt 
wird, um ein Geheimnis weiterzugeben: 
 
 
Das Erzählen von Märchen und Mythen 
 
Durch seine Inspiration schafft der Mythomagier beim mündlichen Erzählen den Brük‐
kenschlag  und  Austausch  zwischen  Alltag  und  mythischer  Anderswelt  –  persönliches 
Erleben  wird  ins  Allgemeingültige  überhöht,  Allgemeingültiges  als  etwas  Individuelles 
wahrgenommen.  Dies  geschieht  durch  den  Prozeß  der  Identifikation:  die  Eigenschaft 
des  menschlichen  Geistes,  sich  empathisch  in  ein  anderes  Wesen  einfühlen  zu  können 
und sich für eine bestimmte Zeit als dieses zu begreifen. 
 
Ausnahme‐Menschen wie Dichter, Geschichtenerzähler und Schamanen schienen einen Zauber zu gebrau‐
chen, wenn sie Visionen im Geiste der hellwachen Zuhörer hervorriefen, die ihren Geschichten, Märchen, 
Legenden und inneren Erlebnisse [sic] lauschten. Ohne diese geführte Imagination hielten die meisten Men‐
schen ihre Aufmerksamkeit auf die Außenwelt gerichtet, gefangen in deren relativen Gleichheit tagein, tag‐
aus, jahrein, jahraus.74 
 
Mircea Eliade sagt, Märchen und Mythen würden größtenteils aus Reiseerlebnissen von Schamanen in die 
Anderswelt abgeleitet sein. Es seien diese Erfahrungen, die den Stoff liefern, aus dem Mythologie einer Kul‐
tur gewirkt wird.75 
 
Wenn dem so ist, dann können Mythen und Märchen auch dazu verwendet werden, wie‐
der solche Erlebnisse und Fahrten in die Anderswelt herbeizuführen. 
 
Zum andern ist das gesprochene Wort oft nicht mehr Sinnbild, sondern heraufbeschworene und gegenwär‐
tige Wirklichkeit.76 
 
Das  (Herauf‐)Beschwören  innerer  Bilder  ist  aber  nicht  Selbstzweck,  es  dient  dem  My‐
thomagier als Mittel zur Verwirklichung seines Willens. 
 

74 Aus: Ebda, S. 142. 
75 Aus: Felix von Bonin (Hrsg.), Schamanismus und Märchen, S. 130. 
76 Ebda, S. 144. 

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Erzählt wird nicht ein unverbindliches „Es war einmal…“, sondern etwas, von dem man erhofft, daß es sich 
schon in der kommenden Nacht wieder erfüllen könnte. Die Erzählung von einer Initiation wird fast selbst 
zu einer Initiation. Wort und Nachahmung gehen ineinander über.77 
 
Im bildhaften Mit‐Erleben eines mythologischen Zyklus vollziehen die Zuhörer die Prü‐
fungen und Siege, die Katharsis und den Erfolg der Protagonisten an ihrem eigenen Leib 
nach. Sie werden für die rituelle Erzähl‐Zeit zum Helden und erfahren, obwohl es sich um 
allgemein menschliche Motive handelt, eine nur für sie gültige Wahrheit. 
 
 
Phantasiereisen 
 
Hierbei handelt es sich um geführte Meditationen, bei denen in tiefer Entspannung eine 
archetypische  Geschichte  erlebt  wird.  Sie  wirken  erfahrungsgemäß  um  so  stärker,  je 
eigenständiger sie erschaffen wurden. Dazu braucht es Übung und Grundverständnis für 
mythologische  Dramaturgie  (siehe  z.  B.  „Die  Reise  des  Helden“  im  Abschnitt  „Symbol‐
matrices“). 
 
Natürlich  ist  es  aber  auch  möglich,  in  die  Rolle  von  Mythen‐  oder  Märchenhelden  zu 
schlüpfen und deren Fahrten nachzuvollziehen. 
 
Bei meiner Aschenputtel‐Reise wünschte ich mir am Grab der Mutter eine Möglichkeit, beim Schreiben ei‐
nes Buches finanziert zu werden. Auf dem Baum saß ein Papagei und warf mir als Antwort einen Bleistift 
mit einem bunten Papageienkopf aus Holz herunter. Ich wusste nicht recht, was das bedeuten sollte. 
Ich hielt meinen Wunsch für völlig unrealistisch, aber wenige Wochen später begegnete ich tatsächlich 
einer Sponsorin, die mir anbot, meine Arbeit zu unterstützen. Wir saßen in ihrem Wintergarten, um die nä‐
heren Einzelheiten zu besprechen, als ich plötzlich im Blätterwerk eines Strauchs einen bunten Papagei aus 
Holz sitzen sah! Und nicht genug damit: Als mein Freundeskreis sich zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls 
für das Buch engagierte, saß ich während der Besprechung in einem Restaurant, das wieder mit lauter bun‐
ten Papageien aus Holz dekoriert war. 
Offenbar vermögen die Märchenreisen sogar Ereignisse in unserer Alltagswirklichkeit auszulösen. Vor al‐
lem aber führen sie zu größerer Selbsterkenntnis und führen darüber hinaus zu heilsamen Persönlichkeits‐
veränderungen.78 
 
Auf  mythomagischen  Phantasiereisen  können  einzelne  Elemente  mit  entsprechender 
Übung sogar bewußt umgestaltet werden, um Veränderungen in der Realität in Gang zu 
setzen. Eine „Basis‐Reise“ ist zum Beispiel die von mir entworfene „Zauberschloß‐Reise“. 
 
 
Film als mythomagisches Verfahren 
 
Viele Menschen lieben Filme – und dennoch meiden die meisten geflissentlich gewisse 
Arten von Filmen. Der eine kann keine Krimis sehen, der andere keine Liebesschnulzen. 
Viele  Menschen  haben  panische  Angst  vor  Horrorfilmen.  Andere  können  sich  partout 
keine Dokumentationen übers Dritte Reich anschauen. Wieder welche sehen sich völlig 
ruhig ein blutiges Gemetzel an, halten es aber keine Minute lang aus, mit anzusehen, wie 
jemand  im  Gefängnis  sitzt.  Ich  finde  solch  emotionale,  übertriebene  Abwehrreaktionen 
auf ein bestimmtes Genre oder bestimmte Situationen extrem spannend (wir sprechen 
hier nicht von einem relativ entspannten Sehverhalten oder von Desinteresse). 

77 Ebda, S. 152. 
78 Ebda, S. 206f. 

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Meiner Erfahrung nach lassen diese heftigen Abwehrreaktionen praktisch ausnahmslos 
auf  etwas  Verborgenes  (meist  unterdrückte  Ängste  in  unterschiedlicher  Form)  schlie‐
ßen, welches das Ego des Betreffenden nicht wahrhaben will: Film als Spiegel der Psy‐
che.  Richtig  ausgewählte  und  (nach)besprochene  Filme  können  ebenso  wie  erzählte 
Märchen  und  Mythen  durch  den  Mechanismus  der  Identifikation  dabei  helfen,  seinen 
Schattenseiten auf die Schliche zu kommen. 
 
Es  geht  hier  natürlich  keineswegs  darum,  abzustumpfen.  Es  ist  wichtig,  beispielsweise 
tatsächlich gewaltverherrlichende Dinge auch beim Namen zu nennen und nicht zu ver‐
harmlosen. Wenn einem grausame Szenen gefallen, wäre das genau so fragwürdig, wie 
die beschriebenen heftigen Abwehrreaktionen. Man muß Darstelllungen, die einem Ent‐
setzen  bereiten,  auch  nicht  unbedingt  suchen  (es  sei  denn,  man  möchte  sich  seinem 
Schatten  in  einem  mythomagischen  Prozeß  bewußt  stellen)  –  man  sollte  nur  keine 
Scheuklappen aufsetzen und sie fliehen, wenn sie einem begegnen. Wie bei allem ande‐
ren auch, ist es wünschenswert, sie objektiv sehen zu können… und viele Filme, denen 
man es nie zugetraut hätte, bergen große Schätze in sich. 
 
Manche Menschen schließen gewohnheitsmäßig bei Szenen, die ihnen nicht gefallen, die 
Augen. Diese Szene arbeitet dann unweigerlich im Unbewußten weiter: um so stärker, je 
mehr  sie  verdrängt  wird  –  und  nichts,  was  auf  der  Leinwand  gezeigt  wird,  kann  so 
schlimm  sein  wie  die  eigene  Phantasie!  Es  bringt  lang‐  und  meistens  auch  kurzfristig 
nichts, vor der Angst die Augen zu verschließen; dadurch wird sie höchstens größer. Die 
beste Möglichkeit, mit Angst umzugehen, ist stehenzubleiben, ihr in die Augen zu sehen 
und sie beim Namen nennen (vgl. S. 14f. dieser Arbeit). Dann bekommt man Macht über 
sie und sie verschwindet. Wer sie nicht wahrhaben will, den kontrolliert sie. 
 
Mit diesen Ausführungen steche ich oft in ein Wespennest. „Aber es gibt doch eindeutig 
Filme, die einfach nur brutal sind, und die gehören am besten verboten!“ klingt es dann. 
Ich  erinnere  mich  an  einen  Seminarteilnehmer,  dessen  Widerstand  gegen  Horrorfilme 
aller  Art  hier  als  Beispiel  dienen  soll  (ein  eigenes  Traktat  zur  Thematik  ist  geplant)  – 
seiner Meinung nach waren Horrorfilme prinzipiell verdammenswert und böse. Nun bin 
ich immer sehr hellhörig, wenn jemand pauschalisiert. Immerhin gibt es in diesem Genre 
eine  große  Bandbreite.  Doch  er  beharrte  darauf,  daß  alle  Horrorfilme  schlecht  wären. 
Ich fragte ihn weshalb, und er erwiderte, daß er Alpträume bekäme, seine Nerven regel‐
recht  darunter  leiden  würden  und  er  deswegen  schon  generell  eine  richtige  Wut  auf 
Horrorfilme hätte. 
 
„Was  löst  diese  Reaktion  denn  aus“,  fragte ich  ganz  sachlich,  „sind  es  vielleicht Vampi‐
re?“ – „Nein, Vampire machen mir eigentlich nichts aus.“ Aha. Und Werwölfe? Auch nicht 
schlimm. Monster jeglicher Art? Ach, die fand er im Grunde genommen sogar recht wit‐
zig.  Teenie‐Slasher?  Uninteressant.  Psycho‐Killer?  Spannend  und  faszinierend.  Schön 
langsam gingen mir die Untergattungen aus! Doch dadurch dämmerte es auch meinem 
Teilnehmer  schön  langsam,  daß  seine  Generalisierung  offensichtlich  nicht  unbedingt 
haltbar war; alle diese Elemente konnte er sich problemlos ansehen. Dann fiel mir noch 
eine  Klasse  des  Horrorfilms  ein:  „Und  wie  steht’s  mit  Zombies?“  –  „Exakt,  ja!  Genau! 
Zombies! Das geht überhaupt nicht!“ Treffer. 
 
Nun  erklärte  ich  ein  wenig,  daß  der  Zombiefilm  ursprünglich  als  herbe  Sozialkritik  im 
Gewand eines Gruselfilms gedacht war: Die letzten überlebenden Menschen nämlich, die 
sich  auf  der  Flucht  vor  den  Zombie‐Horden  in  beispielsweise  einem  Einkaufszentrum 

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verbarrikadieren und dort gefangen sind, tun einander viel schrecklichere Dinge an als 
die  Untoten  vor  den  Toren.  Was  also  innerhalb  der  Zombie‐Filme  war  es,  das  meinen 
Seminarteilnehmer  „antriggerte“?  Das  Eingeschlossensein?  Nö.  Lebende  Tote?  Die  sind 
doch eher lächerlich. Kannibalismus? Ist zwar grauslich, wenn Menschen gefressen wer‐
den, aber auch nicht wirklich. Hmmm. „Wenn einem mit der Axt der Schädel gespalten 
wird?“ Da sprang er beinahe auf wie von der Tarantel gestochen. Volltreffer. Ich fragte 
noch ein paar andere Elemente ab, aber es beschränkte sich genau darauf. Dieser Vor‐
gang  –  wenn  einem  anderen  mit der  Axt  der  Schädel  gespalten  wird  –  hatte  scheinbar 
eine so bedrohliche Konnotation für ihn, daß er bereit war, ein ganzes Genre zu verurtei‐
len, um nur ja nicht in Gefahr zu geraten, damit konfrontiert zu werden. Erschießen, er‐
würgen,  erdolchen,  erschlagen…  nichts  davon  löste  die  Reaktion  aus.  Als  ich  auf  einen 
intuitiven Impuls hin ganz naiv fragte, ob er denn selbst manchmal gerne jemandem mit 
der Axt den Schädel einschlagen würde, rief er wie aus der Pistole geschossen: „Ja natür‐
lich! Aber das darf man ja nicht!“ – um sich sofort darauf den Mund zuzuhalten. Von die‐
ser Überraschung mußte er sich erst mal erholen. Selbstreflektiert genug, war ihm klar 
geworden, daß ihm seine unterdrückten Aggressionen einen Spiegel vorgehalten hatten. 
 
Durch einen ehrlichen Umgang mit sich selbst können Filme ein Tor zu inneren Welten 
öffnen – und natürlich lassen sich nicht nur Schattenseiten bereisen… 
 
 
Orakel 
 
Ein Orakel kann als spielerische Technik benutzt werden, um Zugang zum Wissen unse‐
res  Unbewußten  zu  finden.  Verwendet  wird  ein  divinatorisches  System,  in  dem  einem 
nicht  vorhersehbaren  oder  nicht  beeinflußbaren  Ergebnis  zuvor  festgelegte  Bedeutun‐
gen  zugewiesen  werden:  vom  einfachen  Münzwurf  bis  zur  komplexen  Auslegung  bei‐
spielsweise des I Ging. 
 
Orakel ermöglichen es, die Zukunft bewußter zu gestalten – nicht notwendigerweise, sie 
vorherzusehen. Sie liefern aufschlußreiche Einsichten in unser eigenes Leben, geben uns 
Zusatzinformationen. So ermöglichen sie es, neue Ideen, Perspektiven und Zusammen‐
hänge  in  eine  Wahl  mit  einzubeziehen,  sie  nehmen  diese  selbstverantwortlichen  Ent‐
scheidungen jedoch niemandem ab. – In diesem Kontext interpretiere oder „dolmetsche“ 
ich die Aussage eines Orakels. Am häufigsten verwende ich die folgenden beiden Arten: 
 
Tarot 
 
Ich gebrauche mehrere Sets, am liebsten jedoch das so genannte „Rider‐Tarot“, das vom 
englischen Magier Arthur Edward Waite entworfen und der Künstlerin Pamela Colman 
Smith  gestaltet  wurde.  Seine  märchenhaften  Bilderwelten  kommen  meinem  visuellen 
Denken am meisten entgegen. 
 
Ogham 
 
Die  Ogam‐  oder  Ogham‐Buchstaben  waren  ein  Schriftsystem  in  Irland  und  westlichen 
Teilen  Britanniens,  benannt  nach  dem  altirischen  Gott  der  Redekunst,  Ogma.  Wahr‐
scheinlich wurden sie u. a. auch zu divinatorischen Zwecken verwendet. Ich habe selb‐
ständig eine Variante entwickelt, sie als Orakel einzusetzen, indem ich bardische Vierzei‐
ler, die ihnen als „Merksprüche“ zugeordnet werden, als Auslöser für Visionen benutze. 

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Magischer Schmuck; Sigillen, Talismane und Tattoos 
 
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. In ein magisches Symbol sind im Idealfall vielfälti‐
ge Informationen codiert, die dem bewußten Verstand nicht mehr zugänglich sind und 
aus diesem Grund von dessen zweifelndem oder moralisierendem „Zensor“ nicht mehr 
an ihrer Wirkung gehindert werden können. Dazu gehört etwa magischer Schmuck. 
 
Die  archetypischen  Energien,  die  der  Magier  mit  den  Elementen  eines  Schmuckstücks, 
Ringes oder Anhängers verbindet (und die im morphogenetischen Feld damit assoziiert 
werden) – zum Beispiel welches Metall, Holz, Horn oder Leder, welche Kräuter, Farbe(n) 
und  Gravierung(en),  welcher  Edelstein  verwendet  wurden  –  wirken  in  ihrer  Kombina‐
tion ganz automatisch auf ihn; dies natürlich um so gezielter, je bewußter er das Kleinod 
auswählt beziehungsweise gestaltet und je häufiger er es trägt. (Das Gleiche gilt im Übri‐
gen auch für magische Waffen.) „Aufladung“ wird hierbei vor allem erzeugt, … 
•  indem er es selbst gestaltet und nach Möglichkeit auch selbst herstellt; 
•  je länger es benutzt wird; und / oder 
•  wenn es ein Geschenk oder Erbe von einem ihm sehr verbundenen Menschen ist. 
 
Sigillen sind außergewöhnlich wirksame magische Zeichen, deren moderne Anwendung 
auf  Austin  Osman  Spare  zurückgeht.79  Sie  sind  nicht  zu  verwechseln  mit  den  für  das 
Spätmittelalter  und  die  Renaissance  typischen  „Siegeln“  von  Engeln,  Dämonen,  Plane‐
tenwesen etc. Ein Sigil / eine Sigille ist das Ergebnis eines meist in mehreren Schritten 
reduzierten Willenssatzes auf eine dem Verstand nicht mehr nachvollziehbare Form, die 
durch  geeignete  Methoden  „geladen“  (ins  Unbewußte  verdrängt)  und  danach  bewußt 
vergessen wird. Im Normalfall wird die graphische Darstellung der Sigille gleich danach 
zerstört. 
 
Es gibt aber auch Gründe, Sigillen bestehen zu lassen. Dazu gehören solche zu Lehr‐ und 
Übungszwecken; jene, die Bestandteil von Stelen sind; welche, die als materielle Grund‐
lage eines magisch erschaffenen Geistes dienen u. Ä. Sie lassen sich auch gut auf Talis‐
mane anbringen oder im Extremfall tätowieren. 
 
Da  es  ein  Leben  lang  hält  (und  auch  seine  Wirkung  durch  so  genannte  Cover‐Ups,  das 
heißt  „Übermalungen“  nicht  einbüßt),  kann  die  magische  Kraft  eines  Tattoos  gar  nicht 
unterschätzt werden. Wichtig ist meiner Meinung nach auch der Bewußtseinszustand, in 
dem sich der Tätowierer und sein Kunde beim Stechen befinden. 
 
 
Praktiken der Volksmagie 
 
Im Gegensatz zur Magie elitärer Gelehrter mußte das einfache Volk mit den Gebrauchs‐
gegenständen des täglichen Lebens auskommen, um Magie zu betreiben. Bis heute ver‐
wendet werden in allen möglichen Kulturkreisen z. B. Brot, Eier, Hölzer, Wurzeln, Asche, 
Wasser  von  Heilquellen,  Stoffe,  Wachs,  Kreide,  Besen,  Messer,  Spiegel,  Spucke,  Haare, 
Nägel uvm. Natürlich kommt auch die Magie des Wortes nicht zu kurz: Es wird gesegnet, 
verflucht,  ge‐  und  verwünscht,  besprochen  und  geflüstert.  Die  teilweise  beeindrucken‐
den Ergebnisse der Volksmagie zeigen auf, daß sie anderen Formen der Magie in nichts 
nachsteht. Exemplarisch beschreibe ich hier fünf Methoden der Verzauberung: 

79 Vgl. z. B. auch http://kiaos.net/text/t.zoskia.html 

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Knoten 
Knoten sind Symbole gespeicherter Energie; sie können in jeder Form und auch in Kom‐
bination mit fast allen hier beschrieben Techniken angewendet werden. Der Magier be‐
gibt sich innerlich so intensiv wie möglich in den Zustand seiner Wahl, so deutlich, daß 
er mit allen Sinnen erlebt, was er wünscht. Er wartet ab, bis sich dabei das Gefühl eines 
„Energiestaus“  im  Körper  entwickelt,  um  die  Ruhe  dann  explosionsartig  in  die  heftige, 
aber gesteuerte Bewegung des Knotenschließens münden zu lassen. (Der Knoten ist be‐
reits vorbereitet und wird beim Ruck zugezogen.) Dabei empfiehlt es sich, ebenso heftig 
und  ruckartig  einzuatmen,  um  sich  abschließend  durch  Lachen  wieder  zu  „erden“.  Es 
können auch mehrere Knoten auf eine Schnur gebunden werden, um die Energie so zu 
konzentrieren. Die Schnur wird entweder dem Kreislauf der Natur übergeben oder für 
eine bestimmte Zeit z. B. in der Hosentasche getragen: Jedesmal, wenn man dann in die 
Tasche greift, spielen die Finger mit der Schnur und das Unterbewußtsein erinnert sich 
an den Seinszustand, den man mit dieser Schnur verknüpft hat! 
 
Opfer 
 
Ein Krug, der randvoll ist, hat keinen Raum mehr für zusätzliches Wasser; ein voller Bauch kann kein weite‐
res  Essen  zu  sich  nehmen.  Das  Opfern,  Weggeben  oder  Verschenken  von  etwas  Bedeutungsvollem  oder 
Wertvollem, schafft einen leeren Raum, in dem sich Neues entfalten oder manifestieren kann.80 
 
Seit  jeher  werden  kostbare  Gegenstände,  Flüssigkeiten,  Speisen,  Körperflüssigkeiten, 
Statussymbole u. Ä. den Göttern, Ahnen, Schutzgeistern oder einem Ziel dargebracht. Im 
mythomagischen Kontext erklärt sich die Wirkung eines Opfers dadurch, daß man nur 
etwas weggeben kann, wenn man schon etwas hat. Das heißt, ein Opfer ist der sichtbare 
Ausdruck und das Bekräftigen eines Seinszustandes. 
 
Deflektionspuppe 
Eine Puppe (aus Ton, Wachs, Knetmasse o. Ä.), die den Magier darstellt und einen klei‐
nen  Teil  seines  Körpers  enthält  (Spucke,  Nagel,  Haar…).  Sie  wird  speziell  der  Aufgabe 
geweiht,  alle  negativen  Einflüsse,  die  gegen  ihn  gerichtet  sind,  auf  sich  zu  ziehen.  Sie 
muß selbst hergestellt und sicher verwahrt werden. 
 
Salz 
Salz verwehrt negativen Energien den Zugang zu einem Bereich (und ist damit, ähnlich 
wie Kalk oder Asche in dieser Hinsicht das genaue Gegenteil von Blut, Mehl oder ande‐
ren „lebensspendenden, nährenden Substanzen“). Aus diesem Grund können Schälchen 
mit  Salz  um  einen  zu  schützenden  Bereich  aufgestellt  oder  ein  Kreis  darum  gezogen 
werden. (Natürlich sollte man sich vorher vergewissern, daß man dadurch keine negati‐
ven Energien einschließt…) 
 
Gesegnete Nägel 
Ähnlichen  Schutz  bieten  drei  speziell  gesegnete  Nägel,  die  am  Türsturz  oder  am  Rand 
des Grundstücks eingeschlagen werden: Es heißt, „die Elfen“ mögen kein Eisen. 
 
Die erwähnte Weihung eines Gegenstandes erfolgt in einem Ritus, bei dem das Numino‐
se einer bestimmten archetypischen Energie auf diesen übertragen und dieser im Ideal‐
fall auch noch versiegelt wird. 
 

80 Aus: Wolf‐Dieter Storl, Naturrituale, S. 199. 

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Schamanische Techniken 
 
Die  im  Gegensatz  zur  rituellen  Magie  westlicher  Prägung  mit  einem  komplexen,  dreh‐
buchartigen Ablauf und fest vorgeschriebenen Utensilien meist eher formlosen Varian‐
ten schamanischer Praktiken sind teilweise an die Vorstellungswelt und die Kultur eines 
Volkes gebunden. Mithin sollte dem Magier bewußt sein, auf das Feld welcher sozioreli‐
giösen Tradition und damit verknüpften Kodices er sich einläßt, wenn er sich entschei‐
det, entsprechende Methoden, Formeln und Entitäten für seine Arbeit anzunehmen. 
 
Nichtsdestotrotz  besticht  der  Schamanismus  aber  auch  durch  universell  vergleichbare 
Techniken,  die  systemunabhängig  eingesetzt  werden  können.  In  beiden  Fällen  erleich‐
tern sie das Lauschen und Erzählen mythischer Geschichten ungemein. 
 
Schamanische Reisen 
 
Die Grenzen von Phantasiereisen zu schamanischen Reisen sind fließend; wo es sich bei 
Phantasiereisen in der Regel um reine inner‐psychische Erlebnisse handelt, kann es sich 
bei der schamanischen Erfahrung aber auch um tatsächliche Reisen in andere Bereiche 
der Wirklichkeit handeln. 
 
Meist geht das schamanische Weltbild von drei Welten aus (mit möglichen weiteren Un‐
terteilungen), die betreten und immer genauer erforscht werden können. Die Informa‐
tionen,  die auf  solchen  Reisen  bezogen  werden,  hängen  auch  von  diesen  Welten  ab:  In 
der  Unterwelt  trifft  man  auf  Tiere,  Pflanzen,  die  Elemente,  Elementarwesen,  verlorene 
Seelenanteile u. Ä.; in der Oberwelt nimmt man Kontakt zu Göttern, Geistwesen, Engeln 
und vergleichbaren Entitäten und Konzepten auf; in der Mittelwelt befindet man sich auf 
der uns bekannten Ebene der Erde, eventuell in ihrem Astralaspekt. Im psychologischen 
Modell  entsprechen  diese  drei  Welten  mit  ihren  vielfältigen,  archetypischen  Erschei‐
nungsformen ziemlich genau dem kollektiven Unbewußten C. G. Jungs. 
 
Das Spektrum des Erlebens reicht dabei von höchsten zu tiefsten emotionalen Extrem‐
zuständen, von befremdlichsten Identifikationen mit Pflanzen und Tieren bis hin zu gan‐
zen  Planeten,  von  kräftezehrenden  Kämpfen  mit  Ungeheuern  bis  hin  zur  beseligenden 
mystischen Ekstase. – Das Elixier, das der schamanisch praktizierende Magier von einer 
solchen Reise mit in die Realität bringt, kann ein tieferes Verständnis für eine Geschichte 
sein, eine Weisung für sich oder andere, eine veränderte Einstellung zu einem Sachverhalt, 
erweiterte Erkenntnisse, verschwundene Symptome, wiedergefundenes Vertrauen uvm. 
 
Schwitzhütte 
 
Vermutlich  hat  es  in  den  meisten  Kulturen  verschiedene  Formen  des  rituellen  Schwit‐
zens  gegeben;  auch  die  finnische  Sauna  ist  aus  solch  einer  Tradition  hervorgegangen. 
„Klassische“  Schwitzhütten  als  Mutterbauch,  in  den  man  für  eine  gewisse  Zeit  wieder 
zurück krabbelt, um sich dort zu reinigen, zu beten und mögliche Visionen zu empfan‐
gen,  sind  heute  selten  geworden.  Vor  allem  einige  nordamerikanische  Völker  konnten 
die  sweat  lodges  neben  anderen  ihrer  Zeremonien  am  Leben  halten.  Ich  besuche  mehr 
oder  weniger  regelmäßig  solche  Inipis  nach  Lakota‐Tradition,  namentlich  der  Familie 
Lame Deer.81 

81 Kontakt z. B. über www.lamedeer.org 

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Visionssuche 
 
Auch die Visionssuche hat ihre Wurzeln bei so gut wie allen Völkern – natürlich in un‐
terschiedlicher Form und zu unterschiedlichen Zwecken (Initiation, Gelübde, Vorberei‐
tung  für  ein  Ritual,  Abschluß  oder  Neubeginn  einer  Phase,  Heilung  uvm.).    In  unserer 
Kultur  sehen  wir  z.  B.  noch  Reste  davon  in  der  mittelalterlichen  Dichtung:  Die  Queste 
eines Ritters ähnelt mit ihren archetypischen Bezügen sehr dem rituellen Verlauf archa‐
ischer Visionssuchen. 
 
Wieder  hat  sich  bis  auf  einige  Reste  bei  indigenen  Kulturen  wenig  davon  erhalten,  es 
gibt  aber  Versuche  der  Wiederbelebung  im  Westen82.  Im  Allgemeinen  haben  diese  Vi‐
sionssuchen  aber  nicht  so  rigide  Rahmenbedingungen  wie  jene  überlieferter  Traditio‐
nen. Die Zeit der Einsamkeit, des Fastens und Betens in der Natur kann auch mit einer 
Dunkelheitserfahrung kombiniert werden (längerer Aufenthalt in einer Höhle). 
 
Krafttiere und Kraftpflanzen 
 
Clan‐ und Totemtiere sind nicht nur auf archaische Kulturen bezogen. Bis heute finden 
sie sich bei uns in Form von Adelswappen, Teilen von Orts‐, Flur‐ und Familiennamen. In 
Form  persönlicher  Krafttiere  begleiten  uns  die  Energien  bestimmter  Tiere  für  eine  ge‐
wisse Zeit oder unser ganzes Leben. Der Magier lernt, mit ihnen auf schamanische Weise 
zu kommunizieren, sich ihre Stärken zunutze zu machen, und sich in der Anderswelt von 
ihnen führen und beraten zu lassen. Je enger die (Ver‐)Bindung an sein Krafttier, desto 
mehr  wird  ein  Mensch  in  seinem  Verhalten  die  Eigenschaften  aufweisen,  die  ihm  zu‐
gesprochen  werden,  und  desto  mehr  kann  er  dessen  Züge  tatsächlich  auch  körperlich 
annehmen – so stark kann die Geschichte sein, die ihm das Tier über die Jahre erzählt. 
 
Wenn  von  „Kraftpflanzen“  die  Rede  ist,  denken  viele  Menschen  zuerst  an  Entheogene, 
von  deren  Kraft  schamanische  Kulturen  zu  Recht  immer  nur  rituell  und  verantwor‐
tungsvoll Gebrauch machten. Doch jede Pflanze erzählt ihre eigene machtvolle Geschich‐
te, und ein schamanisch Praktizierender wird vermutlich auch einen besonders intensi‐
ven  Bezug  zu  bestimmten  Pflanzen  haben,  die  ihm  auf  seinem  Weg  immer  wieder  be‐
gegnen.  So  hat  mir  beispielsweise  der  Beifuß  sein  Lied  gegeben;  ich  verwende  ihn  auf 
alle  möglichen  Arten  und  zu  allen  möglichen  Gelegenheiten.  –  Zur  weiteren  Beschäfti‐
gung mit der heilsamen Wirkung der Pflanzen seien hier die hervorragenden Bücher des 
Ethnobotanikers und Kulturanthropologen Wolf‐Dieter Storl empfohlen. 
 
Stäbe der Kraft 
 
Seit alters her assoziieren wir mit dem Symbol des Stabes Macht und Autorität: Könige 
haben Zepter, Götter wundersame Speere, weise Eremiten den Pilger‐, Magier den Zau‐
ber‐ und Heiler den Äskulapstab, die als ihre Attribute archetypische Kräfte versinnbild‐
lichen. 
 
Ich  arbeite  sehr  gerne  mit  Stäben,  die  ich  nach  mythomagischen  Richtlinien  herstelle: 
Zuerst wird definiert, wofür der Stab stehen soll (d. h. welche Energien er repräsentiert, 
mit welchen Energien er geladen ist). Dann lasse ich mich im Wald führen, bis ich einen 
abgestorbenen Ast finde oder einen frischen schneide, der die richtige Länge und Dicke 

82 Vgl. z. B. Sylvia Koch‐Weser und Geseko v. Lüpke, Vision Quest. 

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und den richtigen Wuchs zu haben scheint (wenn ich einen frischen Ast oder gar einen 
jungen Baum schneide, vergewissere ich mich natürlich vorher bei ihm, ob ich das darf 
und hinterlasse ein Opfer). Die Schnittkanten werden abgerundet, und wenn es mir pas‐
send erscheint, ziehe ich die Rinde ab (danach salbe ich ihn vielleicht mit einem speziel‐
len Öl) oder schnitze Muster hinein. Ich bringe Symbole für die Energie, die in den Stab 
fließen soll, an ihm an (evtl. auch unter Zuhilfenahme eines „Medizinbeutels“); das kön‐
nen  sein:  Federn,  Knochen,  getrocknete  Blüten,  Kräuter,  Räucherwerk,  Steine,  Bänder, 
Metalle, Schnüre, Glas, Leder, Glöckchen, Perlen, etc. … bis er meinem ästhetischen und 
energetischen  Gespür  entspricht.  Ich  arbeite  nur  an  ihm,  wenn  ich  in  einer  der  ge‐
wünschten Energie / dem gewählten Seinszustand entsprechenden Stimmung bin! Nach 
der Fertigstellung weihe ich den neuen Stab für seine Aufgabe in einer Zeremonie und 
zu  einem  Zeitpunkt,  die  passend  erscheinen.  Danach  steht  /  liegt  /  hängt  er  an  einem 
entsprechenden Platz, solange ich ihn nicht aktiv benutze, und  verströmt von dort aus 
seine Wirkung. 
 
 
Mythomagischer Tempelschlaf 
 
In antiken Mysterienkulten gab es den von Mystagogen – eingeweihten Priestern – prak‐
tizierten Heilschlaf: Die Teilnehmer wurden nach einer Zeit der Reinigung in Tempeln, 
Höhlen oder Orakelstätten in einen der hypnotischen Trance verwandten Bewußtseins‐
zustand  versetzt.  Manchmal  wurden  sie  davor  durch  eine  Initiation  in  den  Kult  aufge‐
nommen.  Im  Verlauf  des  Tempelschlafs  begegneten  sie  in  einem  heiligen  Moment  den 
Göttern  oder  deren  Abgesandten  und  bargen  daraus  Erkenntnisse  für  ihre  Heilung, 
Klarheit für ein bevorstehendes Unternehmen, Einsichten in das Jenseits u. Ä. 
 
Die mythomagische Ausformung dieser Methode ist eine spirituelle Mischung aus Phan‐
tasiereise, Hypnose, Gebet und Segen. Hierbei fließen also verschiedene Techniken in ein 
umfassendes  Ritual  ein,  in  dessen  Rahmen  jemand  seiner  persönlichen  Mythologie  zu‐
tiefst auf den Grund gehen kann. Er geht verwandelt in seine Welt zurück. 
 
 
Verstärkung durch Kristall­Magie 
 
Wenn in diesem Zusammenhang der einfacheren Sprechweise zuliebe von Kristallen die 
Rede ist, meine ich damit grundsätzlich einzelne, ungeschliffene Bergkristallspitzen. Sie 
haben  die  grundsätzliche  Eigenschaft,  jedwede  Art  von  Energie  1.)  aufnehmen,  2.)  ver‐
stärken  und  3.)  weiterleiten  zu  können  (im  Unterschied  zu  anderen  Edelsteinen  oder 
Halbedelsteinen, die für jeweils einzelne bestimmte Energien geeignet sind). 
 
Bei der Kristall‐Magie werden die Fähigkeiten und Energien des Magiers durch gezielten 
Einsatz der Eigenschaften eines Bergkristalls potenziert. Aus diesem Grund ist eine ge‐
naue Kenntnis der magischen Funktionsweise von Kristallen erforderlich. 
 
Dann  sind  ihrer  Anwendung  jedoch  kaum  mehr  Grenzen  gesetzt.  Man  kann  mit  ihnen 
Energien projizieren, Aura und Räume schützen, Sigillen einschreiben, Wasser impräg‐
nieren,  sie  als  Talisman  und  Geisterfalle  verwenden,  als  Meditationsobjekt  und  Fokus 
außersinnlicher  Wahrnehmung,  sie  mit  einem  gewählten  Seinszustand  „programmie‐
ren“ uvm. 
 

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SYMBOLMATRICES
 
Im luftleeren Raum ist es schwierig, Halt zu finden. Menschen haben immer schon Be‐
zugssysteme entworfen, um bestimmte Bereiche ihres Lebens zu strukturieren. Ihr ma‐
gischer  Nutzen  liegt  nicht  nur  im  übersichtlichen  Organisieren  und  Festlegen  der  Ter‐
minologie  einer  Domäne,  sondern  auch  im  „Öffnen  eines  Tores“,  um  in  diese  Bereiche 
einzusteigen und sich dort wie mit einer Landkarte besser zurechtzufinden. 
 
Natürlich ist es eine lohnende Aufgabe, selbst eine Symbolmatrix zu ersinnen (ich habe 
das etwa mit der schon erwähnten „Zauberschloßreise“ gemacht und kann es nur jedem 
praktizierenden Magier empfehlen), doch muß man nicht jedes Mal das Rad neu erfin‐
den. Deshalb greift die Mythomagie gerne auf überlieferte Modelle zurück, die hier wie‐
derum in aller gebotenen Knappheit gezeigt werden. 
 
 
Die Reise des Helden 
 
Joseph  Campbell  hat  den  Monomythos  das  erste  Mal  akademisch  beschrieben:  In  allen 
Mythen, Märchen und Legenden der Welt, aber auch in praktisch allen moderneren Er‐
zählungen  bis  hin  zu  den  kleinen  und  großen  Zyklen  des  menschlichen  Lebens  finden 
wir die Geschichte des Helden, der aus seiner Alltagswelt aufbricht ins zauberhafte Un‐
bekannte,  wo  er  übernatürliche  Gegner  besiegt  und  seiner  größten  Angst  begegnet, 
stirbt und wiedergeboren wird, um schließlich mit dem Elixier zurückzukehren, das sei‐
ne Welt heilen wird. 
 
Ich  halte  mich  in  der  Darstellung  dieser  universalen  Dramaturgie  an  Christopher  Vog‐
ler83: 
 

83 Christopher Vogler, Die Odyssee des Drehbuchschreibers 

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Das Enneagramm 
 
Wahrscheinlich  ist  das  Enneagramm  die  älteste  Typologie  zumindest  des  westlichen 
Kulturkreises.  Seine  Aussagen  über  neun  verschiedene  Energien  beziehen  sich  aber 
nicht nur auf Menschentypen, sondern lassen sich auf beinahe alle Bereiche umlegen. Ich 
verwende die Interpretation von Rohr und Ebert84. 
 

 
 
 
Tarot 
 
Die Arkana des Tarot weisen als Orakel nicht nur auf Prinzipien menschlicher Erfahrung 
hin, sie erzählen darüber hinaus auch auf ihre Art von mythischer Weltenschöpfung und 
der darin stattfindenden Reise des Helden. 
 
Sie zeigen, wie aus uranfänglichem Chaos (0 = Narr) die 
beiden  polaren  Urprinzipien  hervorgehen,  das  zeugend 
Männliche (1 = Magier) und das empfangend Weibliche 
(2  =  Hohepriesterin),  die  sich  wieder  vereinen  müssen 
(1+2=3), um die Schöpfung in Gang zu setzen (3 = Herr‐
scherin, die Karte der Urkräfte der Natur, der Fruchtbar‐
keit und der steten Geburt des Neuen). So entsteht das 
geordnete Universum, die Welt mit ihren 4 Weltenden, 4 
Winden,  4  Elementen  und  den  4  Jahreszeiten  (ausged‐
rückt durch die 4. Karte, das Ordnungsprinzip, der Herr‐
scher).85 
 
Dies nur als einführende Gedanken. 

84 Richard Rohr und Andreas Ebert, Das Enneagramm. 

In Pfeilrichtung: „Streßpunkt“; gegen Pfeilrichtung: „Trostpunkt“. 
85 Aus: Hajo Banzhaf, Schlüsselworte zum Tarot, S. 23f. 

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Der Runenkreis 
 
Das Ältere Fuþark enthält ebenfalls eine in sich geschlossene Kosmologie, die in den drei 
Ættir dargelegt ist. 
 
Freyrs Ætt:  Fehu, Uruz, Þurisaz, Ansuz, Raiðo, Kenaz, Gebo, Wunjo 
Odins oder Hagals Ætt:  Hagalaz, Nauðiz, Isa, Jera, Eihwaz, Perþro, Algiz, Sowilo 
Tyrs Ætt:  Tiwaz, Berkano, Ehwaz, Mannaz, Laguz, Ingwaz, Dagaz, Oþala 
 

 
 
 
Das Medizinrad 
 
Viele  schamanische  Traditionen  beschreiben  mit  dem  einfachen  Symbol  des  Medizin‐
rads die ganze Welt: In ihm enthalten sind die Himmelsrichtungen und die vier Elemen‐
te, die Zyklen des Tages wie des menschlichen Lebens, die heiligen Farben und Totem‐
tiere, die gestaltenden Prinzipien. Es erzählt eine mächtige Geschichte. 
 
Märchen und Medizinrad sind, obwohl sie den Weg des Menschen darstellen, beide auch Ausdruck von et‐
was  ganz  anderem  –  von  einem  Raum.  Sie  sind  Darstellung  des  Raums,  in  dem  nichts  vergeht  und  sich 
nichts ändert, sondern alles immer überall vorhanden ist.86 
 
Für  naturmagische  Aktivitäten  orientiere  ich  mich  meistens  am  „  naturnahen  Freistil“ 
nach Frederic Lamond87: 
 
Erde – Wo befindet sich der größte Berg / die größte Landmasse? In dieser Richtung ist Erde. 
Wasser – Wo ist das größte Gewässer in der Nähe? In dieser Richtung ist Wasser. 
Feuer – In welcher Himmelsrichtung befindet sich die Sonne gerade? Dort ist Feuer. 
Luft – Umgibt uns überall, nimmt also die letzte Richtung ein (häufig kommen Winde von dort). 

86 Aus: Felix von Bonin (Hrsg.), Schamanismus und Märchen, S. 198. 
87 Vgl. Frederic Lamond, Naturpantheismus. Religion ohne Dogmen und Fifty Years of Wicca.

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Ansonsten gebrauche ich üblicherweise das Lakota‐Medizinrad, wie es von Chief Archie 
Fire Lame Deer überliefert wurde. 
 

 
 
 
Der Zodiak 
 
Die  vielfältigen  astrologischen  Bezüge  füllen  Regale  von  Bibliotheken.  Die  hier  vorge‐
stellten ersten Übersichten gehen zurück auf Hajo Banzhaf.88 
 

88 Vgl. Hajo Banzhaf, Astrologie, Diederichs, Kreuzlingen / München 2003 

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  Archetyp  Schatten Aufgabe 
Widder  der Streiter  der Zerstörer Neuland erobern, 
Krieger, Pionier  Risiken eingehen 
Stier  der Bewahrer  der Sturkopf Bewährtes hegen und pflegen, 
Bauer, Hirte, Hüter  Werte bewahren 
Zwilling  der Neugierige  der Zyniker Erkenntnisse gewinnen, 
Händler, Intellektueller  Neuigkeiten verbreiten 
Krebs  der Romantiker  das ewige Kind, emotionale Bande knüpfen und 
Barde, Dichter, Mutter  Glucke  pflegen, die Seele berühren 
Löwe  der Souveräne  das Großmaul würdevoller, vorbildlicher
König, Sonnenheld  Mittelpunkt sein 
Jungfrau  der Praktiker  der Pedant instinktsicher Nützliches 
Handwerker, Ökonom  von Nutzlosem trennen 
Waage  der Ästhet  der Unentschiedene Schönheit, Harmonie und
Künstler, Richter  Frieden in die Welt tragen 
Skorpion  der heimliche Machthaber der Besessene Hintergründiges erforschen, 
Magier, Schamane  Unangenehmes aufdecken 
Schütze  der Weltoffene  der Selbstgerechte den Sinn suchen und verkünden
Hohepriester, der Gerechte 
Steinbock  der Verantwortungsvolle der Verbitterte Grenzen setzen, 
Patriarch, der Älteste, Vater  Ziele verwirklichen 
Wassermann  der Individualist  der Exzentriker Altes überwinden und Neues in 
Humanist, der weise Narr  die Welt bringen 
Fische  der Spirituelle  der Haltlose Fantasie und Transzendenz in 
Mystiker  die Welt tragen 
 
Haus  Bereich  Thematik Leitsatz Körper
1 Eingangsbereich, Zug‐ Auftreten, Ich will Kopf, Blut, Muskeln, Biß 
brücke, Schaufenster  Erscheinungsbild 
2 Schatz‐ und  Werte und Sicherheit Ich habe Nacken, Hals, Schultern, Mund, 
Vorratskammer  Schlund, Speiseröhre 
3 Marktplatz, Redaktion,  Kommunikation, Ich denke Arme, Schlüsselbein, Hände, 
Schule, Telefonzentrale  Lernen  Finger, Bronchien, Lungen 
4 Ahnengalerie,  Herkunft, Geborgen‐ Ich fühle Brust, Magen, Gebärmutter, 
Kinderzimmer  heit, Zuhause  Drüsen 
5 Bühne, Spielwiese  Spielen, Hobby, Flirt Ich gestalte Wirbelsäule, Herz, Kreislauf
6 Arbeitsräume,  Arbeitsalltag, Ich prüfe Darm, Verdauungstrakt, 
Fitneßstudio  Gesundheit  Stoffwechsel, Sonnengeflecht 
7 Ehegemächer  dauerhafte Ich wäge ab Niere, Blase, Haut 
Verbindungen 
8 Keller, Friedhof, Lebenshintergründe,  Ich ergründe Geschlechtsorgane 
Tabuzone  Sexualität 
9 Universität, Kirche,   Erweiterung innerer u.  Ich glaube Hüften, Oberschenkel, Leber, 
Reisebüro  äußerer Horizonte  Galle 
10 Ruhmeshalle, der weit  Berufung, Lebensziel,  Ich vollende Knochen, Knie, Zähne, Nägel
sichtbare Turm  Anerkennung 
11 Gesellschaftsräume,  Freundschaft, Ich weiß Unterschenkel, Nerven, 
Gästezimmer  Gruppen, Teams  Bauchspeicheldrüse 
12 Einsiedelei,   Transzendenz,  Ich erahne Füße und Knöchel 
Meditationsraum  Aufopferung 
 
Daumen  Mars  Planeten‐ und Elementmatrix  Daumen  Wasser 
Zeigefinger  Jupiter  der Hand  Zeigefinger  Feuer 
Mittelfinger  Saturn          Mittelfinger  Äther 
Ringfinger  Sonne  Daumenballen  Venus  Ringfinger  Erde 
Kleiner Finger  Merkur  Außenballen  Mond    Kleiner Finger  Luft 

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Korrespondenzen­ und Chakrenlehre 
 
Als Beispiel für eine erweiterte, ausgearbeitete Übersicht magischer Analogien soll hier 
die „druidische Korrespondenzentabelle“ nach Douglas Monroe stehen.89 

Mond, weiblich, schwarz, Sonne, männlich, weiß,  
passiv, dunkel, unsichtbar,  aktiv, licht, sichtbar, 
Nacht, Silber, Anderswelt,   Tag, Gold, Welt, 
kalt / kühl, zusammenziehend,  warm / heiß, ausdehnend, 
Phantasie, Winter, Apfel,  Tatsache, Sommer, Eiche, 
Yin, Avalon, Kraft Yang, Anglesey, Gestalt
ERDE  WASSER  LUFT FEUER 
Norden  Westen  Osten Süden 
Lochstein / Pentakel  (Muschel‐)Kelch (Eichen‐)Stab Schwert / Goldsichel
Stein von Fal  Kessel des Dagda Speer von Lugh Schwert von Nuada
Schweigen  Wollen  Wissen Wagen 
Gnome, Zwerge  Undinen, Nixen Sylphen, Elfen Salamander, Drachen
Mitternacht  Abenddämmerung Morgendämmerung Mittag 
Winter  Herbst  Frühling Sommer 
Neumond  Abnehmender Mond Zunehmender Mond Vollmond 
Alter  Kindheit  Reife Jugend 
Mutter  Tochter  Sohn Vater 
Hase  Salm  Rabe Drache 
Trommel  Harfe  Flöte Horn 
Imbolc  Alban Arthuan  Samhain  Alban Elfed Alban Eiler Beltane Alban Heruin  Lugnasad
Samstag  Donnerstag  Montag  Freitag Sonntag Mittwoch  Dienstag
Saturn  Jupiter  Mond  Venus Sonne Merkur  Mars 
Blei  Zinn  Silber  Kupfer Gold Quecksilber  Eisen 
Note B  Note A  Note G  Note F Note E Note D  Note C
(lokrisch)  (äolisch)  (mixolydisch)  (lydisch)  (phrygisch)  (dorisch)  (ionisch) 
Onyx  Saphir  Perle  Smaragd Diamant Opal  Rubin
Mineral  Pflanze Tier
WEISE ALTE  MUTTER  JJJU
UN
U NG
N GFFFRRRAAAU
G U   
U

Elemente: in Ziehrichtung anrufend, gegen die Ziehrichtung bannend 
  Erde  Wasser  Luft  Feuer 

 
89 Douglas Monroe, Merlins Vermächtnis und Merlins Wiederkehr. 

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Das System der Chakren, wie es in der modernen Esoterik üblich ist, geht meines Wis‐
sens nach zurück auf Osho und stellt sich vereinfacht wie folgt dar: 

 
 
  Chakra  Farbe  Sanskrit  Drüse Lage Prinzip 
7  Scheitel‐  Violett  Sahasrara  Epiphyse / Zirbeldrüse Scheitel Spiritualität
6  Stirn‐  Indigo  Ajna  Hypophyse / Hirnanhangdrüse Stirn Intuition 
5  Hals‐  Blau  Vishuddha  Schilddrüse Kehle Kommunikation
4  Herz‐  Grün  Anahata  Thymusdrüse Herz Harmonie, Liebe
3  Nabel‐  Gelb  Manipura  Bauchspeicheldrüse Oberbauch  Selbstachtung
2  Sakral‐  Orange  Svadisthana  Keimdrüsen Unterbauch  Gefühle, Sex
1  Wurzel‐  Rot  Muladhara  Nebennieren Damm Lebensenergie
 
 
– und natürlich: Mythen 
 
Als  Systeme  der  Welterklärung  bieten  Mythen  und  Märchen,  klassische  wie  moderne 
Erzählungen, einen symbolischen Rahmen. 
 
Innerhalb der von ihnen vorgegebenen Matrix kann sich der Mythomagier frei bewegen 
– er kann diese Welten bereisen, sie als Metaphern für seinen eigenen Pfad ansehen, wie 
auch als Gleichnisse für andere Menschen. 
 
Als Spiegel bieten sie ihm immer wieder einen Raum der Selbstreflexion. 
 
Der Fundus der Menschheit an mythischen Geschichten ist nahezu unendlich. Jeder fin‐
det sich in anderen wieder. Die im Folgenden aufgelisteten Sekundärwelten stellen mei‐
ne  persönliche  Auswahl  dar;  ich  setze  ich  sie  häufig  für  die  mythomagische  Arbeit  ein 
(nicht berücksichtigt wurden Fernseh‐ und Computerspielwelten): 
 

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Mythen  Märchen  Legenden, historische Stoffe 
Sumerische Mythologie  1001 Nacht  Bibel und Heiligenlegenden 
Ägyptische Mythologie  Grimms Märchen  Jeanne d‘Arc 
Griechische Mythologie  Andersens Märchen  Robin Hood  
Indische Mythologie  Hauffs Märchen  Faust 
Nordische Mythologie  Hesses Märchen  Wilhelm Tell 
Keltische Mythologie    gängige Verschwörungstheorien 
Artus‐Sagenzyklus   
Tolkiens Mittelerde 
 
Literatur, Oper  Science‐Fiction und Fantasy  Comicwelten 
Die göttliche Komödie  Foundation‐Zyklus  V for Vendetta 
Don Quixote  Der Wüstenplanet  Watchmen 
Shakespeare‐Stücke  Star Wars  The League of Extraordinary Gentlemen 
Die Zauberflöte  Star Trek  Swamp Thing 
Wagner‐Opern  Stargate  The Sandman 
Cthulhu‐Mythos  Babylon 5  John Constantine ∙ Hellblazer 
Illuminatus!‐Trilogie  Otherland  Lucifer 
Die Scheibenwelt  Momo  The Invisibles 
Harry Potter  Die unendliche Geschichte  Preacher 
Die BuchWelt  Die Wächter‐Tetralogie  Transmetropolitan 
Jonathan Strange & Mr. Norrell    Fables 
    Promethea 
    Hellboy + B.U.A.P. 
    Sin City 
    … sowie die bekanntesten Superhelden 
von DC und Marvel, Asterix, das Disney‐
Universum (v. a. Carl Barks, Don Rosa), 
Zamonien, Die Simpsons 
 
 
In  vielen  Welten  des  Mythos  finde  ich  eine  verborgene  Anregung.  Sie  geht  darüber  hi‐
naus, Magie als Möglichkeit zu sehen, um den Traum zu verändern; sie weist auch darauf 
hin, durch sie aus ihm zu erwachen. Das ist der Moment, wo Magie und Mystik eins wer‐
den. Denn wer weiß, vielleicht lauschen wir dem Erzähler (der niemand anderes ist, als 
wir selbst) so gebannt, daß wir all die Jahre über vergessen haben, daß wir immer noch 
in der Zauberhöhle sitzen… 
 
Könnte  es  sein,  daß  wir  gar  keine  Individuen  sind,  sondern  das  Geschehen  der  Großen 
Geschichte?  Keine  Einzelwesen,  sondern  der  Raum  der  Erzählung?  Nicht  Verzweifelte, 
Suchende, Ängstliche, Inspirierte, Begnadete, Erleuchtete, sondern Ausdruck und Entfal­
tung des Mythos? Nicht der Weg, sondern das So‐Sein? 
 
Dann werden wir mit Sicherheit – wenn wir noch nicht gestorben sind – glücklich und 
zufrieden leben bis ans Ende unserer Tage. 
 
 
 
 
 
 
 
 

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Glossar
 
Übersicht  der  Termini,  wie  sie  in  der  Mythomagie  verwendet  werden.  Eingang  fanden 
insbesondere Begriffe der traditionellen und neueren Magie, der Mythologie, des Scha‐
manismus, sowie der Parapsychologie und gängigen Esoterik. 
 

 
Advaita:  Hinduistisch  geprägte  Ausformung  non‐dualer  Sichtweise,  welche  auch  die 
Grundlage des mythomagischen Weltbildes ist. 
 
Äther: Auch oft gleichgesetzt mit Akasha. Gilt in der westlichen Tradition neben den vier 
Elementen  Erde,  Wasser,  Luft  und  Feuer  als  fünftes,  geistiges  Element.  Langfristiges 
Speichermedium feinstofflicher Informationen und    Energien, die beispielsweise über 
 ASW abgerufen werden können. 
 
Altar: Ein Altar stellt ein Universum im Kleinen dar, eine „heilige Zone“, in der eine be‐
stimmte  Art  von  Kraft  herrscht.  Insofern  ist  der  Altar  auch  eine  Manifestationshilfe: 
Symbolische Objekte auf entsprechende Stellen des Altars gelegt, ermächtigen sie, in der 
  Realität  des  Magiers  stärker  zu  wirken,  um  seine  Visionen  aus  der    Anderswelt  in 
diese zu tragen. Diese Objekte können alles Mögliche sein – von einem besonderen Stein 
oder einer Muschel, über ein Medaillon oder eine Münze, ein Stück Wurzelholz oder eine 
Haarlocke,  bis  hin  zu  einer  getrockneten  Blüte,  einer  Götterstatuette  oder  einem  Kri‐
stall… oder noch tausend andere Dinge, die alle eine tiefe Verbindung zu seinem Leben 
haben: Eine lebendige    Symbolmatrix der wichtigsten Andenken, die ihm im Leben zu‐
fallen.  Indem  diesen  Objekten  vorher  genaue  Bedeutungen  zugewiesen  werden,  kann 
der Altar auch als   Orakel benutzt werden. 
 
Amulett: Ein magisch geladener Gegenstand zur Verhinderung eines bestimmten Ereig‐
nisses  oder  Zustandes.  Ein  Amulett  ist  „gegen  etwas“.  Vgl.  auch    Talisman  und    Fe‐
tisch.
 
Anderswelt: Keltische Bezeichnung für eine andere    Realität, die je nach    Paradigma 
als tatsächlich existierender Ort oder bildhafte Vorstellung in einem veränderten   Be‐
wußtseinszustand gesehen wird. Die Nichtalltägliche Wirklichkeit des    Schamanismus. 
Überschneidungen mit der esoterischen Vorstellung einer   Astralwelt. 
 
Archetyp: Urform, Grundtyp. Bildhafter Ausdruck des kollektiven Unbewußten für eine 
gewisse   Energie, die überall sofort intuitiv verstanden wird. Archetypen sind z. B.: der 
König, der Narr, der Räuber, die Mutter, das Opfer, der alte weise Mann, etc. Laut Jung 
repräsentieren  Archetypen  unterschiedliche  Elemente  unserer  Psyche;  so  kann  bei  ei‐
nem  der  Krieger‐Archetypus  schwach  ausgeprägt  sein,  beim  anderen  stark,  so  daß  er 
von ihm nahezu „besessen“ ist. 
 
Astralwelt:  Die  „nächstfeinere“  Ebene:  Jenes  feinstoffliche  Gebiet,  das  manchmal  auch 
Äther  oder  Jenseits  genannt  wird,  das  der  Materie  aber  (im  Vergleich  zu  noch  „höher“ 
schwingenden  Ebenen)  noch  relativ  nahe  steht.  Der  Wirkungsbereich  u.  a.  der    Ele‐
mentarwesen,  von  bestimmten  Außerirdischen  und  auch    Dämonen.  Aufenthaltsort 
von vielen Verstorbenen. Erfahrungsumfeld vieler Träume und Drogentrips. Bereich der 

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Astralreisen  und  mancher  schamanischer  Reisen.  Viele  paranormale  oder  Spukphäno‐
mene sind hier beheimatet. 
 
ASW:  Abkürzung  für  „außersinnliche  Wahrnehmung“;  beinhaltet  u.  a.    Hellsehen,   
Hellhören,    Hellfühlen  und    Intuition.  Geläufig  ist  auch  der  englische  Ausdruck  ESP 
(für extra­sensory perception). 
 
Aura:  Die  Gesamtheit  der  feinstofflichen  „Schichten“  des  Körpers.  Ein  Energiefeld,  das 
den  physischen  Körper  umgibt  und  über  verschiedene  Methoden  der    ASW  wahrge‐
nommen  werden  kann.  Darin  spiegeln  sich  unterschiedlichste  Gemütszustände  eines 
Menschen,  sein  gesundheitliches  Befinden  einschließlich  energetischer  Blockaden,  die 
Gesamtheit  seiner  Erfahrungen  aus  all  seinen  Inkarnationen,  seine  Hoffnungen,  Wün‐
sche, Ängste, Überzeugungen, Abneigungen, Talente etc. (Auf welche Art und Weise ein‐
zelne Informationen hiervon wahrgenommen werden, hängt u. a. von der benutzten Me‐
thode, der Übung und nicht zuletzt vom   Filter des Rezipienten ab.) Gleichzeitig stellt 
die Aura das energetische „Immunsystem“ des Menschen dar. 
 
Autonomie: Eine Forderung der Mythomagie nach Eigenständigkeit im magischen Den‐
ken  und  Handeln.  Zeichnet  sich  u.  a.  aus  durch  die  Freiheit,  religiöse  Systeme,  jegliche 
Art von Glauben und   Entitäten nur bewußt und nach Neigung anzunehmen. Soll dazu bei‐
tragen,  die  Möglichkeiten  des  menschlichen  Geistes  so  unabhängig  wie  möglich  zu  erfor‐
schen. Es bedeutet auch, daß man sich zutraut, in sich selbst die nötige Kraft finden zu kön‐
nen. Diese völlige Unabhängigkeit geht allerdings auch mit absoluter Selbst‐Verantwortung 
einher (was bei einer   Einweihung mit Kraftübertragung nicht gegeben ist.) 
 
 

 
Besetzung: Das zeitweise „Übernehmen“ eines Teils des Geistes eines Menschen durch 
ein  anderes  Wesen.  Beim    Channeling  beispielsweise  geschieht  dies  normalerweise 
bewußt, in gegenseitigem Einverständnis und ist zeitlich begrenzt (und würde daher in 
der  Praxis  auch  nicht  als  Besetzung  bezeichnet  werden,  schon  eher  als  in  Aktion  ge‐
brachte    Invokation).  Es  gibt  aber  auch  Fälle,  in  denen  ein  Mensch  ohne  sein  Wissen 
und / oder seine Einwilligung (gewöhnlich mit dem Ziel, ihn bis zu einem gewissen Grad 
zu kontrollieren) besetzt wird, was im Extremfall zum Phänomen der Besessenheit füh‐
ren kann (und von der klinischen Psychiatrie fälschlicherweise  etwa als Schizophrenie 
oder  psychotischer  Schub  diagnostiziert  werden  könnte).  In  diesem  Fall  kann  oft  nur 
noch ein   Exorzismus helfen. 
 
Bestimmung: Oft auch Wahrer Wille, Thelema. Ein Akt der Selbstdefinition; eine Entschei‐
dung darüber, welchen von all seinen potentiell unendlich vielen Seinszuständen man Aus‐
druck verleiht und dadurch (s)eine Realität gestaltet, die das eigene Wesen widerspiegelt. 
 
Bewußtseinszustand:  „Wahrnehmungsmatrix“,  innerhalb  der  bestimmte  Informatio‐
nen und Erlebnisinhalte erfahren werden können. 
 
"Wenn das Gehirn mit seinem Zusammenspiel von 100 Milliarden Neuronen wirklich die Bedeutung hat, die 
ihm in der Neurowissenschaft zugewiesen wird, dann kann es mindestens 10 hoch 2 hoch 11 mögliche (Be‐
wußtseins‐)Zustände annehmen."90 

90 Franz‐Theo Gottwald, zitiert in: Sylvia Koch‐Weser und Geseko v. Lüpke, Vision Quest, S. 238. 

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(Anders  ausgedrückt  das  „Betriebssystem“,  das  den  Hintergrund  für  damit  kompatible 
„Programme“ bildet. Um andere Programme laufen zu lassen, muß das Betriebssystem 
geändert  oder  erweitert  werden.)  Über  den  Zustand  des  „normalen“  Wach‐  oder  All‐
tagsbewußtseins hinausgehende Bewußtseinszustände sind z. B. das Traumbewußtsein, 
die  Hypnose,  das  Koma,  die  Meditation,  die  Kontemplation,  der    Flow,  die    Trance. 
Veränderte Bewußtseinszustände lassen sich als Gehirnwellen (EEG) messen: 
Wellen  Frequenz  Zustand und mögliche Effekte
Delta‐  1‐4 Hz  Traumlose Tiefschlafphase, Trance
Theta‐  4‐7 Hz  Tiefe Entspannung, visionäre Erfahrungen, Wachträume, Hypnose 
Alpha‐  8‐13 Hz  Leichte Entspannung, entspannte Wachheit, Super Learning 
Beta‐  14‐30 Hz  Wachbewußtsein von Aufmerksamkeit bis Streß; REM‐Schlaf 
Gamma‐  > 30 Hz  Starke Konzentration, Lernprozesse, hoher Informationsfluß  
 
Bindeglied  (magisches):  Oft  essentieller  Wirkstoff  in  der    Sympathiemagie;  Körper‐
substanzen des zu Beeinflussenden, sowie Fotografien, Darstellungen oder Gemälde ei‐
nes Ortes oder Gegenstandes. 
 
 

 
Chakren: Aus dem Sanskrit Chakra = Rad, etwas sich Drehendes. Energetische „Schalt‐
zentralen“ in der   Aura eines Menschen, die jeweils Verbindungen zu bestimmten Drü‐
sen  in  seinem  Körper  haben,  und  denen  eine  Vielzahl  von  Bedeutungen  und  Aufgaben 
zugeordnet werden. Traditionellerweise gibt es sieben Haupt‐ und einige Nebenchakren, 
die als Empfänger, Umwandler und Leiter von Energien wirken. 
 
Channeling: Tätigkeit eines Menschen, der sich als „Kanal“ für andere Wesen zur Verfü‐
gung  stellt,  die  durch  ihn  sprechen  (verbales  Channeling),  schreiben  (Automatisches 
Schreiben) oder handeln (eine Möglichkeit, wie   Flow zustande kommen kann). Dabei 
kann es  sich  um  einen  personifizierten  Teil des  eigenen  Unbewußten  handeln,  um  das 
Höhere Selbst, einen Verstorbenen, einen Außerirdischen, geistige Helfer und andere. 
 
Chaosmagie:  Relativ  junge  (Pete  Carroll  1978),  experimentelle  und  persönliche  Form 
der Magie, in der beispielsweise    Paradigmen willkürlich gewechselt und unterschied‐
lichste Traditionen kombiniert werden – in dem Moment aber, in dem man sie verwen‐
det, „glaubt“ man fest an sie. Chaosmagier stehen daher in der Regel außerhalb aller Ka‐
tegorien und benötigen auch nicht zwingend beschworene oder verehrte   Entitäten für 
eine  magische  Operation.  Der    Bewußtseinszustand  des  Magiers  selbst  wird  als  aus‐
schlaggebend angesehen (vgl.   Trance). 
 
 

 
Dämon: Oft auch Schatten. Mythologische Bezeichnung für ein Bewußtsein, das aus un‐
terschiedlichen  Gründen  Erfahrungen  der  „dunklen  Seite“  macht.  Siehe  auch    Beset‐
zung.
 
Dualseele:  Die  angenommene  andersgepolte  (im  Sinn  von  Yin  und  Yang)  „Ergänzung“ 
einer Seele mit der Vorstellung einer ursprünglichen Einheit zwischen diesen beiden. 
 

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Einweihung: Auch Initiation. Jemanden mit etwas, was er noch nicht weiß und was als 
vertraulich behandelt werden soll, vertraut machen. (Ein magischer Orden ist organisa‐
torisch  gesehen  selten  mehr  als ein  Einweihungssystem.)  Unter  den  folgenden  Einwei‐
hungstypen gibt es natürlich Mischformen und Überschneidungen: 
Einweihung durch  Merkmale 
Belehrung  Wissens‐ und / oder Erkenntniserwerb durch Upaguru (alles und jeder, mit dessen 
Hilfe man etwas lernt) oder Satguru („der wahre, eigentliche Guru“, ausschließlich 
für die spirituelle Entwicklung verantwortlich). 
Offenbarung  Plötzliche, unverhoffte Vision oder Berufung, die oft mit physiologischen Verände‐
rungen  einhergeht  (Schamanenkrankheiten),  sich  nicht  selten  jeder  sprachlichen 
Beschreibung entzieht und zu neuem Moralkodex führen kann. 
Übergangsriten  Kult‐ / Weihehandlung nach gewisser Probe‐ / Ausbildungszeit, bei der die Persön‐
lichkeit  /  Physis  des  Initianden  rituell  und  meist  stufenweise  von  einem  (gesell‐
schaftlichen)  Seinszustand  in  den  anderen  transformiert  wird;  fast  immer  rituell 
nachgespielter Tod. Künstlich herbeigeführtes Entsetzen (vgl. Erregungs trancen); 
Herbeiführen  von  Ehrfurcht,  Demut;  Erzeugen  von  plötzlicher  Überraschung  (z.  B. 
durch Abweichen vom minutiös besprochenen Ritus ohne Vorwarnung). 
die Praxis  Aktives,  kreatives  Experimentieren,  um  eigene  Erfahrungen  zu  gewinnen.  Keine 
formellen  Gradverleihungen.  Im  Gegensatz  zur  Einweihung  durch  Offenbarung 
entspringt  die  Einweihung  durch  eigenes  Tun  und  nicht  als  Gnade  einer  anderen, 
transzendenten Instanz. 
Selbsteinweihung  Magischer Eid: Der Magier geht vor sich selbst oder vor etwaigen anderen Mächten 
eine rituelle Verpflichtung ein. Dazu gehört viel Erfahrung, Ehrlichkeit und  Imagi‐
nationskraft. 
Was  die  magische  Einweihung  ausmacht,  ist  eine  Veränderung  der  Persönlichkeit,  der 
Wahrnehmung, der Lebensdeutung und ‐führung. Es geht nicht nur um Wissenserwerb, 
sondern  vor  allem  um  Transformation  (so  daß  das  Wissen  auf  allen  Ebenen  weihevoll 
wirken kann)! 
 
Elementarwesen: Eine bestimmte Lebensform, die Bewußtsein annehmen kann (wie es 
z. B. auch diejenige einer menschlichen Seele – egal auf welchem Planeten –, einer Sonne, 
eines  Planeten,  eines  Engels  etc.  annehmen  kann).  Elementarwesen  werden  nach  den 
vier klassischen Elementen Erde, Wasser, Luft und Feuer benannt, für die sie traditionel‐
lerweise „zuständig“ sind und in und mit denen sie in der   Astralwelt arbeiten. Über   
ASW  können  sie  wahrgenommen  werden.  Offenbar  war  die  Kommunikation  zwischen 
ihnen und den Menschen früher reger und selbstverständlicher als heute, wovon etliche 
Märchen und Volksüberlieferungen künden, die von Gnomen, Feen, Elfen, Baumwesen, 
Sylphen, Nixen, Wassermännern, Luftgeistern und Salamandern sprechen. 
 
Energie  (eingeschränkte  Definition):  Auch  Schöpfungsidee,  Seinszustand.  Abstrakte 
Kraft mit dem Drang, sich zu sinnlich Wahrnehmbarem zu verdichten – zu Bildern, Tö‐
nen, Düften, Geschmäckern und Berührungen; ebenfalls zu Bauwerken oder Landschaf‐
ten. Davon sprechen wir, wenn wir sagen, daß dieses oder jenes Gebäude, Musikstück, 
Parfüm etc. „etwas Harmonisches ausstrahlt“, „einen abstößt“ usw. Die Energien jedoch 
sind an sich neutral; wie sie in ihrer Verdichtung empfunden werden, darüber entschei‐
det der   Filter des jeweiligen Menschen – so können sie sich dann „positiv“ oder „nega‐
tiv“ auswirken. 
 
Energiemodell: Das zweitälteste   Paradigma der Magie. 
 

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Entitäten: Sammelbezeichnung für geistige Wesen wie Gottheiten,   Dämonen, Engel,    
geistige  Helfer,    Elementarwesen,    Psychogone,  Krafttiere,  Geister,  Planeten‐  oder 
Fabelwesen etc. 
 
Entlassungsformel:  „Hiermit  entlasse  ich  alle  Wesen  und  Energien,  die  durch  dieses 
Ritual gebannt wurden. Ziehet hin in Freiheit – Friede herrsche zwischen euch und mir!“ 
o. ä. 
 
„Erden“: Bezeichnung für den Vorgang, energetisch wieder „zurück auf den Boden“ zu 
kommen, um sich fest im „Hier‐und‐Jetzt“ zu verankern / „verwurzeln“. Oft als Ausgleich 
nötig, um nach intensiven spirituellen Erlebnissen nicht „den Boden unter den Füßen zu 
verlieren“ und „abzuheben“, was manchmal nicht ungefährliche Konsequenzen nach sich 
ziehen kann. Es gibt verschiedene Techniken, sich zu erden, denen allen gemeinsam ist, 
das Bewußtsein wieder auf den physischen Körper zu richten. 
 
Evokation:  Beschwören und Herbeirufen einer    Entität in möglichst sichtbarer Form 
durch  z.  B.  Opfer,  Beschwörungsformeln  u.  Ä.  zum  Zweck  der  Dienstbarmachung,  zum 
Schutz oder Erkenntnisgewinn, für einen Pakt etc. 
 
EVP:  Abkürzung  für  Electronic  Voice  Phenomenon.  Das  Auftauchen  von  postulierten 
Stimmen  Verstorbener  im  weißen  Hintergrundrauschen  auf  Tonband  oder  elektroni‐
schen Audiodateien. 
 
Exorzismus: Das Austreiben eines   Dämons aus dem Körper eines Besessenen (vgl.   
Besetzung) durch direkte Kommunikation und im Kontext vorgegebene Rituale. Insofern 
unterscheidet  sich  z.  B.  ein  schamanischer  Exorzismus  natürlich  stark  vom  Rituale  Ro­
manum der Katholischen Kirche. 
 
 

 
Fetisch: Ein magisch geladener und belebter Gegenstand zur Speicherung von Energien 
und zur magischen Einflußnahme. Ein Fetisch kann sowohl „für etwas“ als auch „gegen 
etwas“  sein,  wird  in  der  Regel  aber  eher  als  magische  Kraftbatterie  (zweckgebunden, 
nicht aber personengebunden) und / oder als Wohnort für ein Egregor (   Psychogon) 
gebraucht. Der Fetisch kann dazu dienen, andere Gegenstände aufzuladen oder zumin‐
dest bei ihrer Ladung behilflich sein. Vgl. auch   Talisman und   Amulett. 
 
Filter:  Das  persönliche  „Übersetzungsprogramm“,  das  erfahrungsfremde  Bereiche  in 
verständlichen Formen und Zeichen interpretiert. Sorgt dafür, daß man die über   ASW 
erhaltenen  Informationen  zunächst  in  den  gelernten  und  gewohnten  „irdischen“  Mu‐
stern  wahrnimmt  und  erlebt.  Dies  gilt  beispielsweise  für    Astral‐  und  „Jenseits“‐
Bereiche, vor deren direkte Wahrnehmung sich meist ein eigener „Bildteppich“ schiebt. 
Dies ist ein natürlicher, selbsttätiger Anpassungsmechanismus des Verstandes, der sich 
gleichzeitig  als  „Verfremdungsvorgang“  auswirkt,  so  daß  ein  und  der  selbe    geistige 
Helfer von einem stark religiösen Menschen vielleicht als Marienerscheinung, von einem 
modernen Esoteriker als „Engel“ oder „Aufgestiegener Meister“ und von einem amerika‐
nischen Ureinwohner als Vision eines Totemtieres wahrgenommen wird. Der Filter kann 
nie  wirklich  ganz  und  gar  ausgeschalten  werden,  muß  mithin  also  bei  allen  Berichten 
über  Astralreisen,  medialen  Durchsagen  oder  mystischen  Schwellenerfahrungen  be‐

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rücksichtigt werden. (Dieser Wirkungsmechanismus scheint den Verstorbenen übrigens 
bis in die Jenseitsbereiche hinein zu begleiten und hat häufig genug Verwirrung und vie‐
le  scheinbare  Widersprüche  zur  Folge.  Erst  die  zunehmende  Unabhängigkeit  von  kör‐
pergeprägtem  Bewußtsein  befreit  von  solchen  Verfremdungen  und  Verzerrungen.)  Es 
ist also bei Anwendung medialer Techniken darauf zu achten, die wahrgenommene Wir‐
kungskraft so weit als möglich von der eigenen Reaktion auf sie zu unterscheiden. 
 
Flow:  Auch  White  Moment.  Begriff  aus  der  Kreativitätsforschung,  beschreibt  den  Zu‐
stand vollkommener Inanspruchnahme, in dem das Bewußtsein von der eigenen Person 
verloren  geht  und  man  sich  auf  dem  Gipfel  seiner  Leistungsfähigkeit  befindet.  Man 
scheint mit der Aufgabe eins zu werden, und das kann in jedem Lebensbereich eintreten: 
beim Spiel, bei künstlerischer Tätigkeit, beim Sport, beim Liebesakt. Voraussetzung dazu 
scheint  zu  sein,  daß  die  Fähigkeiten  den  Erfordernissen  des  Augenblicks  vollkommen 
entsprechen (sonst entsteht entweder Angst oder Langeweile). Ein Zeichen für Flow ist 
das  Empfinden,  daß  die  Zeit  langsamer  (oder  schneller)  verstreicht  und  man  gefeit  ist 
gegen Ablenkungen. Es ist der effektivste Zustand des Gehirns (die an der Aufgabe betei‐
ligten Bereiche sind äußerst aktiv, alle anderen aber relativ passiv). 
 
 

 
Geistige Helfer: Auch Geistführer oder geistige Lehrer. Sammelbezeichnung für Wesen, 
die  –  von  unterschiedlichen  feinstofflichen  Ebenen  aus  –  einen  Menschen  als  Freunde 
und Ratgeber begleiten. Dabei kann es sich um wohlmeinende Ahnen des Betreffenden 
handeln, Geschwister aus seiner   Seelenfamilie, andere befreundete Seelen oder Men‐
toren, ein   Elementarwesen, seine   Dualseele usw. Kommunikation mit ihnen wird oft 
als Inspiration aufgefaßt, als rettender Einfall, warnende Stimme, visionärer Traum oder 
das Eingreifen des „Schutzengels“. Mit Hilfe von   ASW können geistige Helfer wahrge‐
nommen werden, wobei der persönliche   Filter eine wesentliche Rolle spielt. 
 
Geisterfalle: Magisch geladene Gegenstände, die für unerwünschte Geister / Energien / 
Projektionen eine Art Kerker darstellen. Oft fungiert die Geisterfalle auch als Kanal oder 
Eintrittstor,  mit  dessen  Hilfe  die  unerwünschten  Wesen  /  Energien  /  Projektionen  in 
eine andere Ebene („ins Licht“) transportiert werden. 
 
Geistermodell: Das älteste   Paradigma der Magie. 
 
Geschichte  (mythomagisch):  Der  innere  Kern  einer  Erzählung  (jede  Erzählung  weist 
mythische  Elemente  auf,  wenn  man  danach  sucht).  Handlung  ist  dabei  das,  was  ge­
schieht; Geschichte ist das, worum es geht. Das bedeutet: Eine Geschichte kann sich durch 
viele  verschiedene  Handlungen,  Genres  und  Formen  (mündliche  Wiedergabe,  Theater, 
Oper, Roman, Film, das Leben eines Menschen…) erzählen (siehe etwa Aschenputtel und 
Pretty Woman, Beowulf und Alien, Jesus und E.T. etc.) – doch sobald sich die Geschichte 
ändert,  muß  sich  eine  neue  Handlung  ergeben.  Mythomagische  Praxis  besteht  deshalb 
vielfach  darin,  die  momentane  Geschichte  eines  Menschen,  einer  Firma,  eines  Organs, 
einer Stadt usw. zu „erlauschen“ und sie durch geeignete Techniken in Übereinstimmung 
mit dem freien Willen in eine konstruktivere Richtung zu verändern. 
 
Gewand, magisches: Eine Kleidung, die ausschließlich bei magischen Arbeiten getragen 
und nicht gewaschen wird. Sie ist entweder a) selbst hergestellt (genäht) worden, oder 

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b) vererbt / geschenkt worden beziehungsweise durch ähnliche Bedeutung aufgeladen, 
und / oder c) durch langjähriges Tragen intensiv mit dem Magier verbunden. 
 
Gottesformen:  „Ganzkörpermudras“,  die  den  stilisierten  bildhaften  Darstellungen  von 
Gottheiten nachempfunden sind, um deren archetypische Attribute und Energien in ei‐
nen Zauber, ein Ritual etc. einfließen zu lassen. 
 
 

 
Hellfühlen:  Das  „Bauchgefühl“  des  Volksmundes,  geht  oft  auch  einher  mit  mehr  oder 
weniger  starken  körperlichen  Empfindungen.  Der  körperliche  Wahrnehmungsbereich 
dieses medialen Sinnes ist der Solarplexus (vom oberen Teil des Zwerchfells bis direkt 
unter den Nabel). 
 
Hellhören: Akustische Wahrnehmung außerhalb der Reichweite der physischen Ohren. 
Der  körperliche  Wahrnehmungsbereich  dieses  medialen  Sinnes  liegt  auf  beiden  Seiten 
des Kopfes, direkt über den Ohren (das ist die Gegend der Schläfenlappen des Gehirns). 
 
Hellsehen:  Auch  Clairvoyance.  Optische  Wahrnehmung  außerhalb  der  Reichweite  der 
physischen Augen. Taucht als inneres Bild, Vorstellung, Traum, visuelle Vorahnung, Visi‐
on o. ä. auf. Der körperliche Wahrnehmungsbereich dieses medialen Sinnes ist das „drit‐
te Auge“ (in etwa das sechste   Chakra oder Hypophyse / Hirnanhangdrüse). 
 
Höheres  Selbst:  Oft  auch  göttlicher  Funke.  Die  direkte  Verbindung  des  Menschen  zu 
seinem  Ursprung.  Die  Bezeichnung  „höheres  Selbst“  beinhaltet  einen  übergeordneten, 
emotionslosen,  nicht  verurteilenden  Standpunkt,  der  die  großen  Zusammenhänge  des 
Lebens überblickt und um die individuelle Bestimmung weiß. 
 
Hyperventilation: Kräftiges, flaches, sehr schnelles Schnaufen, bei dem das Gehirn mit 
einem  außergewöhnlichen  Sauerstoffanteil  versorgt  wird,  was  magische   Trance  ver‐
stärkt. 
 
Hypnose: Das absichtliche und zielgerichtete Nutzen der sinnesunabhängigen (bildhaf‐
ten) Erlebnisfähigkeit des Menschen. (Definition nach Andreas Winter.) 
 
 

 
Imagination:  Auch  Visualisieren.  Das  gezielte  geistige  Herbeirufen  so  vieler  (meist  ei‐
nander entsprechender und zu einem konzentrationsfördernden Zweck dienlicher) sen‐
sorischer Eindrücke wie möglich (innere Bilder, Töne, Gerüche, Tast‐ und Geschmacks‐
empfindungen) sowie folgender Assoziationen. 
 
Informationsmodell: Das modernste   Paradigma der Magie. 
 
Intuition:  Innere  Gewißheit,  die  von  keinem  äußeren  Reiz  abhängt.  Der  körperliche 
Wahrnehmungsbereich dieses medialen Sinnes befindet sich am oberen Teil des Kopfes 
und dem Bereich darüber (hilfreich ist die Vorstellung eines offenen Trichters, der vom 
Zentrum des Gehirns ausgeht – dem Corpus Callosum, jenem Nervenstrang, der die bei‐

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den Gehirnhälften miteinander verbindet – und sich von dort aufwärts erstreckt, wobei 
er um so weiter wird, je weiter er sich über den Kopf erhebt). 
 
Invokation: Anrufung und Hineinrufen einer    Entität in den Körper des Magiers, z. B. 
durch Gebet,    Gottesformen u. Ä., etwa zum Erkenntnisgewinn, der zeitweisen „Verei‐
nigung“ oder zum   Channeling. 
 
 

 
 

 
Kondensator: Auch Akkumulator. Flüssige oder feststoffliche (selten auch luftförmige) 
Substanz, die wie ein elektrischer Kondensator als Speichermedium bestimmter   Ener‐
gien  verstanden  wird.  Oft  sind  damit  die  feinstofflichen  Energien  der  Elemente  Erde, 
Wasser, Luft, Feuer, Äther gemeint. Traditionelle Kondensatoren sind Gold, Harze, Kräu‐
terextrakte, Blut, Sperma, Räuchermischungen, etc. Bei aus mehreren Bestandteilen zu‐
sammengesetzten  Kondensatoren  werden  die  einzelnen  Bestandteile  gern  pulverisiert 
und gut miteinander vermengt, um auf den zu ladenden Gegenstand gesiebt zu werden, 
nachdem  dieser  mit  farblosem  Lack  bestrichen  wurde;  danach  wird  das  Ganze  zum 
Trocknen beiseite gelegt. Das Pulver kann aber auch in eine Höhlung des Gegenstandes 
eingefüllt werden. 
 
Korrespondenzen:  Energetische  Entsprechungen.  Beispielsweise  entspricht  die  Ener‐
gie des (astrologischen) Mars auf der Ebene der Metalle dem Eisen und auf derjenige der 
Farben dem Rot; sie wird dem Dienstag, der Note C, dem Rubin, dem Daumen usw. zu‐
geordnet. 
 
Kristallmagie: Anwendung der grundsätzlichen Fähigkeit insbesondere ungeschliffener 
Bergkristall‐Spitzen, jedwede   Energie aufnehmen, verstärken und weiterleiten zu kön‐
nen. Aus diesem Grund eignen sie sich ideal für magische Arbeiten im    Energiemodell, 
aber auch als Projektionsfläche und / oder Konzentrationshilfe, etwa bei   ASW, Medita‐
tionsobjekt,   Geisterfalle, Kommunikationshilfe (speziell bei   Elementarwesen), uvm. 
 
Kybermagie:  Eine  der  modernsten  Ausformungen  der  Magie.  Gearbeitet  wird  aus‐
schließlich  im    Informationsmodell.  Sie  wird  v.  a.  eingesetzt  zum  Übertragen  des  In‐
halts  von  Wissensspeichern  (Fremdsprachen,  Fachwissen,  Erfahrung),  Energieschalt‐
kreisen (Energieleitbefehle bei Heil‐ und Beeinflussungszaubern) und zur Selbstbeeinf‐
lussung  (Aktivierung  von  „Blitz‐Willenssätzen“).  Die  Technik  der  Informationsübertra‐
gung verläuft dabei nach folgendem Schema: 
Aktivierung von Rückenmark und Hirn des Senders („Golfschlägerchakra“) – durch menta‐
len Befehl wird der Hauptdatenspeicher des Organismus aktiviert. 
Abrufbefehl – die gewünschten Daten werden mental benannt, ohne jede weitere Imagi‐
nation. 
Senden  –  die  aufgerufenen  Informationen  werden  ins  Scheitelchakra  geleitet  und  von 
dort mit einem mentalen Sendebefehl quasi „abgeschossen“. 
Empfang – der Empfang wird, wenn überhaupt, ganz ähnlich empfunden wie das Senden. 
Aktivierung  der  empfangenen  Information  –  die  Verarbeitung  empfangener  Informatio‐
nen erfolgt zunächst automatisch und wird meist in der Wirbelsäule wahrgenommen; es 

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fühlt sich oft so an, als „habe man diese vor ganz langer Zeit schon einmal gelernt“ und 
wird  durch  entsprechende  Kontextualisierung  aktiviert  (z.  B.  bei  empfangenen  Fremd‐
sprachenkenntnissen  bei  einer  Reise  in  das  entsprechende  Land).  Ein  großer  Teil  der 
empfangenen Informationen offenbart sich auf subtile Weise auch erst nach und nach. 
 
 

 
 

 
Magie:  Die  Kunst  und  die  Wissenschaft,  mit Hilfe  veränderter    Bewußtseinszustände 
im  Einklang  mit  seiner    Bestimmung  Veränderungen  in  der  geistigen  und  (dadurch) 
stofflichen Welt herbeizuführen. Zu welchem Zweck sie eingesetzt wird, entscheidet der 
Magier, Magie an sich ist neutral. 
 
Magiesystem: Ein in sich geschlossenes Modell der Magie mit eigenen philosophischen 
Vorstellungen und typischen Ausprägungen. Beispiele sind: die Ägyptische Magie, Dees 
und Kellys Henochischer Kult, die Abendländische Magie und der Golden Dawn, Crow‐
leys Magick, Spares Zos Kia, das Wiccatum u.v.a. Auch die Mythomagie stellt ein eigenes 
magisches System dar. 
 
Magis:  Bezeichung  für  die  magisch  wirksame  Kraft.  Ähnliche  Bezeichnungen  sind  Vril, 
Od, Orgon, Mana (und mit Einschränkungen auch Prana, Chi, Qi, Ki). 
 
Mantra:  Heilige  Silbe(nfolge),  eine  kurze  Wortfolge,  die  repetativ  rezitiert  wird.  Dies 
kann  entweder  flüsternd,  singend  oder  in  Gedanken  geschehen.  Das  Rezitieren  eines 
Mantras  dient  meist  dem  Freisetzen  mentaler  Energie. Auch  als  Beschwörungsformeln 
sind Mantras in Gebrauch. 
 
Medium:  Jemand,  der  sich  beispielweise  das    Channeling  zunutze  macht.  (Manchmal 
auch:  Jemand,  der  in  einer  spiritistischen  Sitzung  /  Séance,  meist  unter  Zuhilfenahme 
von Hilfsmitteln wie beispielsweise dem Ouija‐Brett, Kontakt zu Verstorbenen oder an‐
deren geistigen Wesen aufnimmt und mit ihnen kommuniziert.) 
 
Medizin (schamanisch): Alles, was die Power, die Kraft, in sich trägt, heilsam zu wirken 
(auf welche Weise, ist durch das jeweilige magische   Paradigma definiert). Es kann also 
nicht  nur  ein  Gegenstand  Medizin  haben,  sondern  auch  eine  Person  ihre  ganz  eigene 
Medizin in die Gemeinschaft einbringen, jede Gottheit kann einen an ihrer Medizin teil‐
haben lassen, jedes Krafttier steht für eine bestimmte Art von Medizin usw. 
 
Mudra: Symbolisch aufgeladene Handgeste von einfacher bis sehr komplexer Form mit 
magischer  Funktion  (Reinigung,  Heilung,  Schutz,  Verstärkung  des  Energieflusses  oder 
generell spezieller   Energien). 
 
Mythos  (mythomagisch):  Welterklärung  in  Form  von  Erzählungen  mit    archetypi‐
schen  Figuren  und  Dramaturgien.  Spiegel  des  menschlichen  Geistes  und  Metapher,  die 
ihm  als  „Landkarte“  /  Wegweiser  dient  und  dem  Leben  Bedeutung  verleiht.  Auch:  die 
Summe  der    Geschichten  eines  Menschen  zu  einem  bestimmten  Lebensbereich  (sog. 
„alter Mythos“ oder „neuer Mythos“). 

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Naturmagie: Magische Richtung, die aus einer religiösen Haltung erwächst, welche die 
Natur (Flüsse, Seen, Bäume, Tiere, Sonne, Mond und Sterne) ekstatisch verehrt. Verwen‐
det werden Pflanzen, Tiere und Mineralien sowie Naturphänomene (z. B. Mondphasen, 
Gewitter).  Eine  der  Ausdrucksformen  schamanistischer  Magie.  Naturmagie  wird  aber 
auch in diversen (neu)heidnischen rituellen Gruppen oder Hexenkreisen praktiziert und 
/ oder wieder neu belebt, meist in Form   sympathiemagischer Methoden. 
 
Nullpunkt:  Die  normalerweise  äußerst  kurze  Phase  zwischen  Wachbewußtsein  und 
Schlaf.  Tritt  ein  kurz  vor  dem  Einschlafen  und  kurz  vor  dem  Aufwachen.  Dieser  Über‐
gang  ist  gekennzeichnet  durch  uneindeutige  Ausrichtung  des  Bewußtseins,  immer 
schwächere  Identifizierung  mit  dem  Körper,  das  Einfließen  von  Traumbildern  in  die 
Wahrnehmung  und  deren  Vermischung  mit  Erinnerungen.  Zustand  extremer  Freiheit 
und Ruhe, des friedlichen Daseins, alles Mögliche könnte geschehen. Durch Übung kann 
diese  Phase  verlängert  und  bewußt  magisch  genutzt  werden  –  denn  Absichten,  Bilder, 
Gefühle  usw.  haben  dort  einen  wesentlich  stärkeren  Einfluß  auf  das  Leben  als  norma‐
lerweise. Im Nullpunkt ausgerichtete Intentionen wirken umfassend und nachdrücklich. 
 
 

 
Öffnen des Schleiers: Die Ausführung einer bestimmten magischen Geste – dabei stellt 
man  sich  vor,  man  würde  mit  ausgestreckten,  geschlossenen  Armen  (die  Handflächen 
zeigen dabei nach außen) einen zweigeteilten Vorhang in der Mitte öffnen und beiseite 
schieben. 
 
Opfer: Von lat. sacrificium, „heilig machen“. Das Darbringen von für den Magier wertvol‐
len Gütern / Lebewesen an eine „höhere“ Macht (Ahnen, geistige Helfer, Götter…). Tradi‐
tionellerweise  wird  oft  unterschieden  zwischen  Sühneopfer,  Bittopfer,  Dankopfer  und 
Lobopfer.  Der  Hintergrund  ist  die  starke  energetische  Verbindung,  die  dabei  zwischen 
dem Magier und der jeweiligen Macht entsteht. Neben herkömmlichen Opfern wie Räu­
cherwerk,  Statussymbole,  Geld,  Waffen  sind  hierbei  besonders  wichtig:  Speisen  und  Ge­
tränke,  heilige  Pflanzen  (Hier  ist  es  häufig  so,  daß  ein  Teil  des  Opfers  einem  Element 
überantwortet wird – auf die Erde oder ins Wasser gegossen, in den Wind gestreut, ver‐
brannt –, um danach den restlichen Teil des Opfers feierlich zu verzehren); Körperflüs­
sigkeiten („Blut, Schweiß und Tränen“ sowie alle anderen Körperflüssigkeiten zählen zu 
besonders effektiven Opfern, da sich von sich aus mit der Energie des Magiers aufgela‐
den  sind  –  um  so  mehr,  wenn  sie  im  Rahmen  eines  Rituals  dargebracht  werden,  da  in 
ihnen dann die Kraft der jeweiligen Zeremonie steckt. Achtung: Insbesondere bei Blut‐
opfern  und  ‐schwüren  entsteht  eine  äußerst  intensive  Bindung!);  Gelübde  (Das  Com‐
mitment, für eine bestimmte Zeit – traditionellerweise 21 oder 40 Tage bzw. nach intui‐
tiver „Vorgabe“ – auf etwas zu verzichten oder eine bestimmte Handlungsweise an den 
Tag zu legen, erzeugt eine gezielte Energetisierung, die für unterschiedliche Absichten ein‐
gesetzt werden kann, z. B. Reinigung, Dank, Visualisierung, Reue, Aneignung von Fähigkei‐
ten etc.). 
 
Orakel: Die Qualität des Augenblicks nutzende Methode, durch ein divinatorisches, be‐
wußt nicht beeinflußbares, „zufälliges“ System (z. B. ein frisch gemischter Stapel Karten, 
eine blind gezogene Rune, aber auch eine geworfene Münze) eine Antwort auf eine vor‐

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her gestellte Frage zu bekommen, wobei den einzelnen Komponenten des Systems tradi‐
tionellerweise  bestimmte  Bedeutungen  /  Aussagen  /  Prinzipien  zugeordnet  werden. 
Eine  spielerische  Technik,  um  Zugang  zum  Wissen  des  Unbewußten  zu  finden.  Orakel 
ermöglichen  es,  die  Zukunft  bewußter  zu  gestalten  –  nicht  notwendigerweise,  sie  vor­
herzusehen. 
 
 

 
Paradigmen der Magie: Das Phänomen der Magie erklärende Weltbilder, die, chrono‐
logisch  nach  ihrer  Entstehungsgeschichte  geordnet,  Geister­,  Energie­,  Psychologisches 
und Informationsmodell genannt werden. Alle weisen Vor‐ und Nachteile auf, überlappen 
sich  auch  fließend  und  werden  innerhalb  der  Mythomagie  im  Rahmen  eines  Meta­
Modells gesehen, das in diesen vier keinen Widerspruch sieht – je nach Erfordernis und 
Vorliebe des Magiers bewegt er sich in einem dieser Paradigmen. 
 
Prinzip  von  Sein,  Haben  und  Tun: Axiom des Manifestierens einer   Energie. Durch 
Ausrichten des Fokus der bewußten Wahrnehmung auf einen und Wahl eines bestimm‐
ten Seinszustandes ergibt sich ein „organischer“ Prozeß, der durch das Festhalten an der 
ursprünglichen  Wahl  trotz  widriger  Umstände  („Kontrastprogramm“)  die  Erfahrung 
ermöglicht, das auch zu haben und es im Tun des Alltags dann zu erleben. 
 
Psi­Fähigkeiten:  Phänomene  wie  Telepathie,  Telekinese,  Teleportation,  Radiästhesie, 
Prophetie, Psychometrie, Geistheilung oder   Remote Viewing werden unter dieser Be‐
zeichnung der parapsychologischen Forschung subsumiert. 
 
Psychogon: Auch Egregor(e). Magisches Kunstgeschöpf, das vor allem auf astraler Basis 
tätig wird und allenfalls durch seine materielle Basis an die grobstoffliche Ebene gebun‐
den ist. Entsteht durch bewußten magischen Akt (z. B. bei manchen Geheimbünden als 
Gruppen‐Egregor), durch kollektive Identifikation (z. B. Clan‐, Wappen‐ und Nationaltie‐
re) oder durch wiederholte unbewußte kollektive Projektion einer bestimmten Vorstel‐
lung (z. B. Weihnachtsmann, Superman, etc.) bzw. wird durch diese Möglichkeiten auch 
genährt und gestärkt. 
 
Psychologisches Modell: Das zweitjüngste   Paradigma der Magie. 
 
 

 
 

 
Realität: Ein verdichteter Ausschnitt der   Wirklichkeit, deren Großteil vom Alltagsbe‐
wußtsein  ausgefiltert  wird.  Das  materielle  Universum,  das  mit  den  fünf  körperlichen 
Sinnen wahrgenommen wird plus jene Bereiche der feinstofflichen Welt, die mit   ASW 
wahrgenommen  werden.  Man  könnte  sagen,  ein  Aspekt  des  Unendlichen  Bewußtseins 
identifiziert  sich  mit  jenem  kleinen  Segment  der  Wirklichkeit  namens  Realität  so  sehr, 
daß er seine Erfahrung vornehmlich darauf beschränkt: „Er“ erlebt „sich“ als Mensch auf 
dem Planeten Erde zu einer bestimmten, als linear empfundenen, Zeitspanne. – Mithin 

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ist etwa das Universum einer Comic‐Saga nicht unbedingt gleich „real“ wie die physische 
Alltagswelt, aber nichtsdestotrotz genau so „wirklich“. 
 
Remote  Viewing:  Fernwahrnehmung.  Bislang  einzige  wissenschaftlich  einigermaßen 
anerkannte    Psi‐Fähigkeit; wird beispielsweise eingesetzt, um vermißte Personen, Bo‐
denschätze oder Verbrecher aufzuspüren, aber auch zur Spionage. 
 
Ritual  (eingeschränkte  Definition):  Die  bewußte  und  zielgerichtete  Kombination 
möglichst vieler sinnlich erfahrbarer Verdichtungen von   Energien im magischen Akt, 
um spezielle Effekte zu erzielen. 
 
 

 
Seelenfamilie:  All  jene  Bewußtseinsfunken,  die  sich  zum  selben  „Zeitpunkt“  von  der 
Quelle ablösen. 
 
Schamanismus:  Archaische  „Urreligion“  universalen  Charakters,  das  heißt  mit  global 
beobachtbaren  übereinstimmenden  Phänomenen,  wie  der  Einteilung  des  Kosmos  in 
mehrere (meist drei) Welten, die vom Schamanen durch    Trance‐ und Ekstasetechni‐
ken  „bereist“  werden  können,  um  dort  Kontakt  zu    Entitäten  aufzunehmen,  Hilfestel‐
lung, Weisheit, Prophezeiungen und Heilungsmöglichkeiten für die Gemeinschaft zu fin‐
den. 
 
Schließen des Schleiers: Vgl.   Öffnen des Schleiers. Die Ausführung einer bestimmten 
magischen Geste – dabei stellt man sich vor, man würde mit geöffneten ausgestreckten 
Armen (die Handflächen zeigen dabei nach innen) einen Vorhang wieder schließen. 
 
Schutz:  Die  magisch  beeinflußte  Konzentration  des  Magiers  auf  seine  Mitte;  dient  der 
gesteigerten  Sorgfalt,  der  Fernhaltung  unerwünschter  Energien,  dem  Aussondern  von 
Überflüssigem,  sodaß  sich  nur  einmischen  kann,  was  ausdrücklich  gerufen  wurde.  Die 
(durch  unterschiedliche  Techniken  und    Imaginationen  hervorgerufene)  symbolische 
Bestätigung des individuellen Kosmos des Magiers, in dem er allmächtig ist. 
 
Schweigen: Einer der 4 Grundpfeiler der Magie (vgl. jeweils dort:    „Wissen – Wollen – 
Wagen  –  Schweigen“).  Das  Stillschweigen  über  die  eigenen  magischen  Aktivitäten,  um 
sie nicht zu zerreden, bevor sie zu wirken beginnen und zum persönlichen Schutz. 
 
Sigil: Auch Sigille. Eine durch die sog. Wort‐, Bild‐ oder mantrische Methode abstrahier‐
te graphische Darstellung eines Willenssatzes, traditionellerweise spasmisch ins Unter‐
bewußtsein geladen, (meistens) durch Lachen gebannt und durch Ablenkung vergessen. 
Sigillen entfalten ihre magische Wirkung im Idealfall schon nach wenigen Minuten oder 
Stunden. 
 
Symbolmatrix: Magisches Bezugssystem. Entsprechend dem Denken in Analogien und 
Korrespondenzen  ein  in  sich  geschlossenes  Modell,  das  einen  bestimmten  Erfahrungs‐
bereich  strukturiert‐übersichtlich  erfaßt.  Dieser  Bereich  kann  dabei  vom  Mikrokosmi‐
schen  zum  Makrokosmischen  reichen,  von  grundlegenden  Informationen  in  unseren 
Zellen  über  menschliche  Charakterzüge  und  Verhaltensweisen  bis  hin  zur  Kosmologie. 
Aus  diesem  Grund  kann  eine  Symbolmatrix  sowohl  als  „Portal“  benutzt  werden,  um  in 

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den  entsprechenden  Erfahrungsbereich  einzutreten,  als  sich  dort  auch  wie  mit  einer 
„Landkarte“ zurechtzufinden. 
 
Sympathiemagie: Das Anwenden des Prinzips der    Korrespondenzen, der magischen 
Philosophie,  daß  ähnliche  Dinge  zusammenhängen  und  aufeinander  wirken.  So  kann 
etwa durch die Manipulation einer Puppe, in die ein Fingernagel, ein Haar, ein Foto etc. 
eines Menschen eingearbeitet wurde, dieser beeinflußt werden. 
 
Synchronizität: Phänomen, bei dem ein äußeres Ereignis relativ zeitnah auf ein inneres 
Ereignis (z. B. Idee, Erkenntnis, Traum, Vision, Emotion) folgt, wobei das äußere Ereignis 
wie eine manifestierte Spiegelung, quasi eine Antwort auf den inneren Zustand wirkt. Es 
existiert für den Beobachter also eine sinnhafte Verbindung zwischen den beiden Ereig‐
nissen,  obwohl  dabei  keine  kausale  Beziehung  festgestellt  werden  kann.  So  kann  bei‐
spielsweise ein gehäuftes, synchronistisches Auftreten von Omen o. Ä. als Hinweis einer 
höheren  Macht  gedeutet  werden,  als  Botschaft  von    Entitäten  oder  dem    höheren 
Selbst, als Bestätigung für magischen Erfolg etc. 
 
 

 
Talisman: Ein magisch geladener Gegenstand zur Erreichung eines bestimmten Zwecks 
oder Ziels. Ein Talisman ist „für etwas“. Vgl. auch   Amulett und   Fetisch. 
 
Tempelschlaf:  Der    hypnotischen    Trance  vergleichbarer,  der  spirituellen  Heilung 
dienender   Bewußtseinszustand an einem geweihten Ort. Meist geht dem Tempelschlaf 
eine Zeit der rituellen Reinigung voraus (Fasten, Beten,    Opfer). Ziel des (je nach Kult 
unterschiedlich lange dauernden) Tempelschlafs kann die Begegnung mit einer Gottheit 
sein, die Ergründung von Wissen, Initiation (  Einweihung) o. Ä. 
 
Trance: Veränderter   Bewußtseinszustand. 
 
Der  Gehalt  an  Streßhormonen  wie  Adrenalin,  Noradrenalin  und  Cortisol  im  Blut  ist  dabei  verringert,  der 
Blutdruck sackt ab und der Puls erhöht sich. Die Medizin spricht von einem „paradoxen Erregungszustand“, 
weil der Körper diese Prozesse sonst nur in lebensbedrohenden Krisen wie hohem Blutverlust entwickelt. 
Auch die Wissenschaft erkennt heute an, daß Halluzinogene ebenso wie Fasten, Abgeschiedenheit, Schlaf‐
entzug, monotone Reize oder die konzentrierte Aufmerksamkeit zu ähnlichen Ergebnissen führen. […] Bei 
Trancezuständen  kommt  es  zu  einer  Veränderung  des  Denkens  mit  subjektiven  Konzentrationsstörungen 
oder dem Gefühl, klarer und schneller zu denken als sonst. Tiefe Entspannung, ein „Sich‐gehen‐lassen“, ist 
oft zu beobachten. Widersprüche bestehen konfliktfrei nebeneinander. Es herrscht eine Art „Zeitlosigkeit“, 
das Körperschema verändert sich, Empfindungen zu fliegen oder zu zerfließen werden beschrieben. Ein Ge‐
fühl des Verlustes der Selbstkontrolle tritt auf. Die Stimmungen schwanken stark und sind durch intensive 
Emotionalität gekennzeichnet. Es kommt zu einer Auflösung der „Subjekt‐Objekt‐Grenze“ und somit zu ei‐
nem Einswerden des Ichs mit der Umwelt.91 
 
Grundsätzlich  werden in  der  Magie  –  je nach Bedarf  –  zwei  Formen  der Trance  herge‐
stellt: 
 
 
 

91 Sylvia Koch‐Weser und Geseko v. Lüpke, Vision Quest, Ariston, Kreuzlingen · München 2000, S. 239f. 

Zum Thema vgl. auch http://de.wikipedia.org/wiki/Bewu%C3%9Ftseinszustand, 24. 3. 2009 

Mythomagie · © 2009 by Bernhard Reicher. Alle Rechte vorbehalten!         www.mythomagie.at  Seite 70   
Dämpfungstrance  Erregungstrance
•  Todeshaltung von A. O. Spare  • sexuelle Erregung
•  magische Trance auslösende Konzentration auf  •  starke Emotionen wie Wut, Furcht, Entsetzen 
Gegenstände, auf Bilder, auf Klänge (meist →  •  Schmerzfolter 
Mantras)  •  Flagellation 
•  Schlafentzug  •  Tanzen, Trommeln, Singsang 
•  Fasten  •  magisches Gehen 
•  Erschöpfung  •  erregende oder enthemmende Drogen 
•  Starren  •  milde Halluzinogene 
•  hypnotische oder tranceinduzierende Drogen  •  → Hyperventilation  
•  sensorische Deprivation (Entzug der Sinnesreize)  •  Reizüberflutung 
In Trance können z. B. magische Anweisungen dem Unbewußten eingeprägt werden, die 
dort ohne das Zutun des Verstandes umgesetzt werden. 
 
 

 
Unschärferelation, magische: Der Grad des magischen Erfolgs verhält sich umgekehrt 
proportional  zum  Grad  der  (rationalistischen)  Präzisierung  der  beim  magischen  Akt 
verwendeten  Formel.  (Beispiel:  Je  unpräziser  die  Aussage  eines  Orakels,  umso  höher 
seine  Trefferwahrscheinlichkeit.  Je  präziser  seine  Aussage,  umso  geringer  seine  Tref‐
ferwahrscheinlichkeit.) 
 
 

 
Volksmagie: Die Magie des „einfachen Volkes“, die mit wenig Aufwand und Gegenstän‐
den des Alltags auskommt. Einfache    sympathiemagische Zauber werden z. B. gewirkt 
mit  Kerzen,  Knoten  oder  Wachs;  zum  Repertoire  der  Volksmagie  zählen  aber  auch  Se‐
gen, Flüche,   Mudras,    Exorzismen uvm.  Deutliche Überschneidungen mit der    Na‐
turmagie. 
 

 
Waffen,  magische:  Auch  Paraphernalia.  Magische  Gerätschaften  sind  zunächst  einmal 
reine  Symbolhilfen,  um  den  Geist  des  Magiers  in  einen  bestimmten    Bewußtseinszu‐
stand  zu  bringen.  Indem  er  sein  Universum  äußerlich  wie  innerlich  durch  Symbole 
strukturiert,  setzt  er  „Bewußtseinsanker“.  Die  Projektion  eines  Teils  seiner  selbst  auf 
einen Gegenstand soll so total wie möglich sein, wenn sie Eigendynamik entwickeln und 
im gewünschten Sinne wirksam werden soll – ohne daß der Magier so abhängig von den 
Paraphernalia  wird,  daß  er  ohne  sie  handlungsunfähig  wäre.  Die  Unabhängigkeit  von 
magischen Werkzeugen wird in der Regel dadurch erlangt, daß der Magier so lange mit 
ihnen arbeitet, bis er sie wieder so weit verinnerlicht hat, daß sie auch auf der   astralen 
Ebene völlig real existieren („Technik der Leeren Hand“). 
 
Wagen: Einer der 4 Grundpfeiler der Magie (vgl. jeweils dort:   „Wissen – Wollen – Wa‐
gen – Schweigen“). Der Mut, sein Wollen auch Wirklichkeit werden zu lassen. 
 
Wirklichkeit:  Das  non‐duale,  Unendliche  Bewußtsein,  das  All‐Eine,  das  sich  in  ver‐
schiedenen Dichtegraden manifestiert (so wie Eis, Wasser und Dampf verschiedene Ma‐
nifestationen  derselben    Energie  sind)  und  buchstäblich  alle  möglichen  Zustände  an 

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allen  möglichen  Orten  (Stichwort  parallele  Dimensionen)  und  auch  noch  in  bezug  auf 
alle anderen möglichen Gesichtspunkte seiner selbst annehmen kann. Einzelne Segmen‐
te  davon  sind  einzelne    Realitäten.  Daraus  ergibt  sich  ein  Raum  unendlich  vieler  Va‐
rianten  oder  Möglichkeiten,  innerhalb  dessen  sich  ein  Aspekt  dieses  Unendlichen  Be‐
wußtseins (der sich z. B. als einzelner Mensch empfindet) ausdrücken kann. Was er er‐
fahren möchte, definiert er durch seine   Bestimmung. 
 
Wissen: Einer der 4 Grundpfeiler der Magie (vgl. jeweils dort:   „Wissen – Wollen – Wa‐
gen  –  Schweigen“).  Umfaßt  die  intellektuelle  Vorbereitung  der  magischen  Arbeit,  die 
grundlegende Beherrschung der Prinzipien und Techniken der Magie, die Kenntnis der 
eigenen Glaubenssysteme und   Symbolmatrices. 
 
Winkeltradition: Die deutlich konservativere, traditionalistischere Richtung in der Ma‐
gie; besonders verbreitet in „patriarchal“ strukturierten Orden. Zeichnet sich durch rigi‐
de, oft minutiös ausgearbeitete, „unumstößliche“ Rituale (und ebensolches Denken) aus. 
(Vgl.   Zirkeltradtion.) 
 
Wollen: Einer der 4 Grundpfeiler der Magie (vgl. jeweils dort:   „Wissen – Wollen – Wa‐
gen  –  Schweigen“).  Die  persönliche  Verbindlichkeit,  Magie  zu  betreiben,  seiner    Be‐
stimmung zu folgen und seine magischen Fähigkeiten zu verbessern. Zeichnet sich aus 
durch die Bereitschaft, dafür auch  schwierige Situationen zu  meistern und Unbequem‐
lichkeiten auf sich zu nehmen. 
 
 

 
 

 
 

 
Zauberei: Die Manipulation symbolischer Objekte um eines magischen Effekts willen. 
 
Zirkeltradition:  Die  eindeutig  progressivere,  unbekümmerte  Richtung  in  der  Magie; 
zeichnet sich durch hohen Anspruch an Individualität sowie hohe Anforderungen an das 
Wissen  um  Bezugssysteme  beziehungsweise  Fähigkeit  zur  Improvisation  aus.  (Vgl.   
Winkeltradition.) 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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Autor
 
Ich  möchte  an  dieser  Stelle  weniger  biographische  Details  berücksichtigen  –  wer  sich 
dafür  interessiert,  sei  auf  meine  Homepage  www.bernhardreicher.at  verwiesen  –,  son‐
dern anhand mythomagischer Korrespondenzen Aufschluß geben über mein Wesen. 
 
Astrologisch 
Geboren wurde ich am 19. Februar 1976, bin also vom Tag her Wassermann, jedoch von 
der Uhrzeit her schon Fisch – und bei meinem Aszendenten ist's noch knapper: um eine 
halbe  Minute  nicht  mehr  Jungfrau,  sondern  gerade  noch  Löwe.  Auf  die  Sekunde  genau 
gerechnet bin ich also Fisch / Löwe, sehe mich aber in beiden Fällen als Grenzgänger. 
 
Krafttiere 
Die  heilige  Geometrie  der  Fibonacci‐Sequenz  ruft  mir  ins  Gedächtnis,  die  Dinge  mit 
Leichtigkeit zu betrachten und mich daran zu erinnern, daß sich alles harmonisch fügt – 
etwas, das mir meine geistigen Helfer ebenso ständig vermitteln wie drei meiner wich‐
tigsten Krafttiere: Bär, Puma und Luchs. 

 
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Bär verbringt den Winter in seiner Höhle und träumt vom Großen Geist. Er ist der Hüter 
und Bewahrer der bildhaften neuen Ideen. Sein Platz der Kraft ist die Traumhütte, der 
Ort des inneren Wissens, wo der Tod der Illusion physischer Realität zusammenfällt mit 
der Ewigkeit. Von dort kommt der Rat der Geister. 
 
Menschen mit Bärenmedizin, sagt man, brauchen viel Schlaf. Sie lieben ein warmes und 
gemütliches Heim. Sie sind selbstgenügsam und stehen lieber auf eigenen Beinen als von 
anderen  abhängig  zu  sein.  Zu  ihren  Stärken  gehören  Introspektion  und  Weisheit,  die 
Fähigkeit des Umgangs mit Einsamkeit, Tod und Wiedergeburt, Transformation und Hei‐
lung, Astralreisen, die Kommunikation mit den Geistern und Wesen der Träume. Bären‐
menschen sind die geborenen Propheten, Schamanen und Mystiker. 
Bär spricht überlegt aus ihnen, nachdem er alle verfügbaren Informationen begutachtet 
und sie an einem ruhigen Ort verarbeitet hat. Bär ist jemand, der sagt: „Ich muß in Ruhe 
darüber nachdenken. Ich melde mich wieder.“ Man kann sich auf das verlassen, was er 
sagt. Doch obwohl er schwerfällig und langsam wirkt, ist er ein grimmiger Krieger – er 
ist schwer zu erzürnen, doch einmal provoziert, kann seine Wut verheerend sein. Dann 
ist er blitzschnell. Bär trägt die Einladung, ihn in das Schweigen der Traumhütte zu be‐
gleiten, wo Visionen zu konkreten Realitäten werden. Das ist die Stärke des Bären. 
 
Puma  ist  derjenige,  der  hundertprozentig  zu  seinen  Überzeugungen  steht  und  andere 
dorthin führen kann, daß sie ebenfalls für ihre Grundsätze einstehen. Machtmißbrauch 
deckt er schonungslos auf. 
 
Menschen mit der Power von Puma  werden von ihrem ausgeprägten  Verantwortungs‐
bewußtsein  oft  dazu  gebracht,  dann  einzuspringen,  wenn  andere  nicht  (mehr)  können 
oder sich nicht trauen – selbst dann, wenn eine Situation schon aussichtslos ist. Dadurch 
werden sie auch immer wieder zum Sündenbock gemacht oder es wird Ihnen der letztli‐
che  Fehlschlag  vorgeworfen.  Ihre  leidenschaftliche  Kompromißlosigkeit  und  Konse‐
quenz machen es ihnen schwer, menschlich oder verletzlich zu sein. 
 
Puma ist verbindlich und sagt immer die Wahrheit. Er verweigert sich der Unsicherheit, 
sowohl bei sich als auch bei anderen. Er fordert dazu auf, die eigene Macht anzuerken‐
nen und zu nutzen! Puma brüllt mit Macht und lacht brüllend, um die Medizin im Gleich‐
gewicht zu halten. 
 
Luchs  ist  der  Träger  von  Geheimnissen  und  okkultem  Wissen.  Frei  und  hellsichtig  be‐
wegt er sich im Mysterium. Er beobachtet. Er hört zu.  Man kann  ihm seine Kenntnisse 
abluchsen,  aber  das  hat  seinen  Preis:  Er  weiß  um  Dinge,  die  man  am  liebsten  vor  sich 
selbst verborgen halten möchte. 
 
Luchsmenschen sehen die Ängste, die Lügen und den Selbstbetrug anderer – aber auch, 
wo deren Schatz liegt. Sie sprechen nicht darüber… außer wenn sie gefragt werden. Und 
sie erwarten, daß ihre Traditionen und Eigenheiten respektiert werden. 
 
Luchs  kann  einem  Dinge  über  sich  selbst  und  seine  eigene  Macht  beibringen,  die  man 
vergessen geglaubt hatte: in Form von Omen, Offenbarungen, Bildern, Geräuschen. Das 
in ihn gesetzte Vertrauen bricht man dabei besser nicht, sonst ist er sofort wieder ver‐
schwunden  –  und  lächelt  darüber,  wie  man  vergeblich  mit  seinen Bruchstücken  an  In‐
formation kämpft. Denn die Medizin von Luchs ist die des Rätsels. 
 

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Tattoos 
Die  Tattoos  auf  meinem  Körper  beschreiben  meine  Erfahrungen,  Charakterzüge  und 
Werte. – Auf meinem Rücken befinden sich drei Tattoos: 
 

 
 
Das  unterste  Symbol  ist  geheim.  Es  ist  eine  Sigille,  deren  komplexe  Bedeutung  nur  ich 
kenne. 
 
Den  mittleren  Kreis  nenne  ich  „Herz  der 
Welten“. Es ist eine Weiterentwicklung der 
vesica  pisces,  die  für  mich  die  Überschnei‐
dung  und  Durchdringung  zweier  Welten 
versinnbildlicht.  Als  schönste  Darstellung  dieses  Symbols 
empfinde ich die Verzierung des Brunnendeckels der Cha‐
lice Well in Glastonbury, wo sich der keltischen Überliefe‐
rung  nach  einer  der  heiligsten  jener  Plätze  befindet,  an 
dem sich unsere Welt und die Anderswelt berühren: 
 
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Das  Herz  der  Welten  stellt  für  mich  die  Über‐
schneidung  nicht  nur  zweier,  sondern  vieler 
verschiedener  Welten  dar,  die  sich  alle  in  ei‐
nem einzigen Punkt treffen. 
 
In  meinem  Leben  habe  ich  viele  Traditionen, 
Anschauungen,  Techniken  und  Vorstellungen 
kennengelernt.  Die  Kombination  von  sowohl 
außergewöhnlicher  spiritueller  als  auch  küns‐
tlerischer Begabung schlägt sich bei mir schon 
mindestens  in  vierter  Generation  in  direkter 
(der  mütterlichen)  Linie  meiner  Familie  nie‐
der: Meine Urgroßmutter war ein „Kräuterweibl“ und eine begabte Zitherspielerin, die 
ihr  (wohl  auch  schon  länger  weitergegebenes)  Hexenbüchlein  an  ihren  Sohn  vererbte, 
meinen  Großvater.  Er  beschäftigte  sich  sein  ganzes  Leben  lang  mit  ungewöhnlichen 
Phänomenen und Magie, konnte unsere Schafe hypnotisieren und war äußerst talentiert 
als Zeichner, Schnitzer und Musiker (unter anderem konnte er zwei Instrumente gleich‐
zeitig spielen). Seine Tochter, meine Mutter, ist eine hervorragende Pädagogin und Em‐
pathin. Sie malt, musiziert und dichtet. Bei mir zeigt sich die kreative Seite vor allem im 
Schreiben, Schauspielen und Erzählen, noch deutlicher aber eben die spirituelle: 
 
Seit meiner Kindheit habe ich immer wieder außerkörperliche Erfahrungen und mystische 
Einheitserlebnisse gehabt. Ich habe über mehrere Jahre regelmäßig alte Heilquellen aufge­
sucht und erlebte Visionen an keltischen Kraftplätzen. Ich habe mit Medien und Hellsehern 
aus dem In­ und Ausland meditiert und Energie­Arbeit verrichtet. 
 
Ich habe mit Maha Avatar  Babaji  in seinem Ashram in  Nainital  Übungen  des Kriya­Yoga 
praktiziert und vom 17. Gyalwa Karmapa Taye Dorje der Karma­Kagyü­Schule des tibeti­
schen Buddhismus eine Einweihung auf Milarepa erhalten. 
 
Ich habe unter der Leitung des peruanischen Schamanen Don Pedro an einer Ayahuasca­
Zeremonie  teilgenommen  und  bin  mehrmals  mit  John  Fire  Lame  Deer  jr.,  Häuptling  und 
Medizinmann der Sicangu­Lakota, in der Schwitzhütte gesessen. Der König des Benin, Aaré 
Omo Odu Dua, schenkte mir heilige Voodoo­Arzneien. 
 
Ich hatte teil an Heilritualen der Sangomas in Südafrika und an Kult­Handlungen von Wic­
ca­Priestern  und  ­Priesterinnen.  Ich  habe  die  Findhorn­Gemeinschaft  in  Schottland  be­
sucht,  in  der  Königskammer  der  Großen  Pyramide  von  Gizeh  meditiert,  Riten  mit  Chaos­
Magiern durchgeführt, an Zeremonien des Ordo Militia Templi Austria teilgenommen und 
den  magischen  Gebrauch  von  Runen  mit  Ásatrú­Anhängern  erforscht.  Mit  Druiden­
Schülern habe ich mich über die Verwendung von Orakeln und Heilkräutern ausgetauscht, 
mit Theosophen und Anthroposophen über altes Schrifttum und Menschheitsmythen disku­
tiert, mit Enthüllungsjournalisten und Geheimdienstlern Fragen der Verschwörungspraxis 
erörtert.  Mit  einem  Sufi  des  Mevlevi­Ordens  habe  ich  universelle  Prinzipien  der  Mystik 
besprochen und mit Advaita­Lehrern über den Witz des Lebens gelacht. 
 
Ich kann Wolken auflösen, Löffel verbiegen, channeln und hypnotisieren. Ich habe in eini­
gen Fällen große globale Ereignisse vorausgeahnt, schamanische Initiationserlebnisse ge­
habt, übe diverse Orakeltechniken  aus und kommuniziere mit Geistwesen. Ich habe Spuk­

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häuser  gereinigt  und  Exorzismen  durchgeführt,  ich  habe  gesehen,  wie  Kristalle  auf  einen 
Schlag klar wurden, sich in Luft aufgelöst und wieder materialisiert haben. Ich habe Spon­
tanheilungen gesehen und an mir selbst erlebt, ich kann mich an eine Parallel­Dimension 
meines eigenen Lebens erinnern. Ich habe Menschen unterrichtet, sie bei spiritueller, psy­
chischer und physischer Genesung unterstützt und auf vielfältige Weise inspiriert. 
 
Der Punkt in der Mitte des Symbols, das Herz der Welten, das, wohin alle Wege führen, 
ist für mich identisch mit dem, was  außerhalb  des  Symbols  ist:  der reinen Bewußtheit 
des All‐Einen. 
 

 
Sowohl  Labyrinth  als  auch  Ouroboros  gehören  zu  den  ältesten  Symbolen  der  Mensch‐
heit. Das Labyrinth ist wie eine Einladung des Lebens: Es lockt mich mit Geheimnis und 
Magie,  einem  zu  bergenden  Schatz,  Tod  und  Wiedergeburt,  Er‐
kenntnis, Abenteuer – und dem Versprechen, daß ich, egal wie der 
Weg  verläuft,  nicht  in die  Irre  gehen  kann. Es  ist  umwunden  vom 
Ouroboros:  Wenn  ich  mich  in  der  Identifikation  mit  dem  Spiel  zu 
sehr  verlieren  sollte,  erinnert  er  mich  (manchmal  schmerzhaft) 
daran,  daß  alles  in  diesem  Zyklus  eins  ist.  „Das  bin  ich  selbst“ 
merkt die Schlange, wenn sie sich in den Schwanz beißt. Mein Ou‐
roboros  ist  eine  geflügelte  Schlange,  ein  Drache  (ich  liebe  Dra‐
chen!), der all das träumt, was im Labyrinth geschieht. 
 
–  Auf  meinen  beiden  Unterarmen 
prangt die Triskele, um mich an das 
Prinzip von Sein, Haben und Tun zu 
erinnern.  Und  auf  meiner  Brust 
schließlich  lebt  ein  keltisches  Zei‐
chen, das für mich die größte Kraft 
und  letztlich  einzig  Wirkliche  sym‐
bolisiert: Liebe. 
 
 
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SPIRITUELLE UNTERSTÜTZUNG
 
Ich  stelle  meine  Erfahrung  als  „magischer  Reisebegleiter“  gerne  zur  Verfügung.  In  re‐
gelmäßigen Abständen in Graz (oder bei Interesse prinzipiell auch im gesamten deutsch‐ 
und englischsprachigen Raum) finden statt: 
  
Mythomagische Abende 
•  Unterricht zu Grundprinzipien und Feinheiten der Mythomagie 
•  Besprechen aktueller Fragen 
•  Vorstellen konkreter Techniken 
•  Mythomagische Rituale 
Termine unter: www.bernhardreicher.at 
 
Im Lauf der Jahre haben sich einige meiner Spezialgebiete herauskristallisiert; sie kön‐
nen als individuelle Betreuung in Anspruch genommen werden: 
 
Einzelcoaching 
•  Lebensaufgabe, Bestimmung 
•  Bewußtmachen destruktiver Konzepte 
•  Auflösen von hinderlichen Glaubenssätzen 
•  Unterstützung persönlicher Veränderungen 
•  Schamanische Grundtechniken 
•  Basistraining Channeling und außersinnliche Wahrnehmung 
 
Magische Beratung 
•  Supervision mythomagischer Arbeiten 
•  Hilfestellungen bei verwirrenden spirituellen Erfahrungen 
•  Entlassen von Besetzungen, Klären emotionaler Schatten 
•  Reinigen und Schützen von Räumen, Orten und Spukhäusern 
•  Orakelmethoden 
•  Nonduales Bewußtsein 
 
Tarife  und  Beschreibung  meiner  Arbeitsweise  auf  www.self­coaching.bernhardreicher.at 
Alle  Angebote  sind  überkonfessionell  und  politisch  unabhängig.  Voraussetzung  ist  die 
Bereitschaft, sich selbst in Frage stellen zu können sowie an sich arbeiten zu wollen. Ich 
lehne magische Arbeiten ab, die sich gegen das Wohlbefinden und den freien Willen an‐
derer Menschen richten. Die Arbeit findet in einem geschützten Raum statt, und selbst‐
verständlich gilt Verschwiegenheit. Weder bei magischen Arbeiten noch bei einem Ein‐
zelcoaching  wird  eine  hundertprozentige  Wirkung  garantiert.  Die  Verantwortung  liegt 
vollständig auf Seiten des Klienten / der Klientin, auch für etwaige durch die vermittel‐
ten Techniken auftretende Phänomene. Das während eines Termins vermittelte Wissen 
ist  rein  spiritueller  Natur,  das  der  Selbsterforschung,  ‐wahrnehmung  und  ‐entfaltung 
dient. Es ersetzt weder einen Besuch beim Arzt, Psychotherapeuten oder Heilpraktiker 
noch eine Diagnosestellung und ist keine Therapie im Sinne des Gesetzes, obwohl es die‐
se  unterstützen  kann.  Diese  Bedingungen  werden  durch  eine  Terminvereinbarung  zur 
Kenntnis genommen. 
 
 
 
 
Mythomagie · © 2009 by Bernhard Reicher. Alle Rechte vorbehalten!         www.mythomagie.at  Seite 78   
Literaturverzeichnis
 
Verwendete sowie weiterführende, vertiefende Literatur. Selbstverständlich stimme ich 
nicht notwendigerweise jeder Aussage in jedem dieser Titel ausdrücklich zu. 
 
Magie, Mystik, Alchemie und verwandte Gebiete 
Omraam Mikhaïl Aïvanhov, Die geometrischen Figuren und ihre Sprache, Prosveta, Fréjus 1988 
  ders., Geistiges und künstlerisches Schaffen, Prosveta, Fréjus, 1989 
  ders., Das Buch der göttlichen Magie, Prosveta, Fréjus, 1990 
Abdul Alhazred, Das Necronomicon, Verlag Richard Schikowski, Berlin 1980 
Dolores Ahscrift‐Nowicki und J. H. Brennan, Magical Use of Thought Forms, Llewellyn, Woodbury o. J. 
Arthur Avalon [d. i. Sir John Woodroffe], Shakti und Shakta. Lehre und Ritual der Tantras, O. W. Barth, Frankfurt a. Main 1998 
Hajo Banzhaf, Das Tarot‐Handbuch, Arkana / Goldmann, München 1998 
  ders., Schlüsselworte zum Tarot, Goldmann, München 1990 
Franz Bardon, Frabato, Rüggeberg, Wuppertal 1997 
  ders., Der Weg zum wahren Adepten, Rüggeberg, Wuppertal 2005 
  ders., Die Praxis der magischen Evokation, Rüggeberg, Wuppertal 2003 
Wolfgang Bauer, Irmtraud Dümotz und Sergius Golowin, Lexikon der Symbole, Fourier, Wiesbaden 1992 
Steve Blamires, Baum‐Magie, Heyne, München 2003 
Helena Petrowna Blavatsky, Die Geheimlehre, nikol, Hamburg 2003 
William Buhlman, Out of Body, Econ, München 2001 
E. R. Carmin, Das schwarze Reich, Nikol, Hamburg 2002 
Philip Carr‐Gomm, The Druid Way, Earth Quest / Element Books, Shaftesbury 1993 
Pete(r) Carroll, Liber Null & Psychonaut. An Introduction to Chaos Magic, RedWheel / Weiser, Newburyport 1990 
  ders., Liber Kaos. The Psychonomikon, RedWheel / Weiser, Newburyport 1992 
D. J. Conway, Der Tanz mit dem Drachen, Arun, Engerda 2002 
Margit und Rüdiger Dahlke, Okkultismus, Heyne, München 1990 
Frederick E. Dodson, Astralreisen. Das ultimative Trainingshandbuch für alle, Bohmeier, Leipzig 2006 
  ders., Zeitreisen. Fernwahrnehmung und luzides Träumen, Bohmeier, Leipzig 2006 
FILOSOFICA. Magazin für Kultur, Naturphilosophie und Humanismus. Graz, Ausgabe 2 / 99 
Frater V.∙. D.∙. [d. i. Ralph Tegtmeier], Schule der Hohen Magie, Ansata, München 2001 
  ders., Schule der Hohen Magie II, Ansata, München 2003 
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Pierre Derlon, Unter Hexen und Zauberern. Die geheimen Traditionen der Zigeuner, Sphinx, Kreuzlingen ∙ München 2007 
Andrea „Anwen“ Dreschning, Magische Wurzeln. Eine Einführung in die Wurzelmagie, Eigenverlag, Villach o. J. 
Mircea Eliade, Schamanismus und archaische Ekstasetechnik, Suhrkamp, Frankfurt a. Main 1975 
Michael Gienger, Lexikon der Heilsteine, Neue Erde, Saarbrücken 2002 
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Wolfgang Hahl, Die Erdenhüter‐Kristalle, Aquamarin, Grafing 2000 
Heilpflanzen bestimmen leicht gemacht, GU Kompass, München 2003 
Frederik Hetmann, Jenseitsreisen, Herder Spektrum, Freiburg ∙ Basel ∙ Wien 1999 
Serge Kahili King, Der Stadt‐Schamane, Lüchow, Stuttgart 2001 
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Mag. pharm. Dr. Alfred Klement (Hrsg.), Heilpflanzen sammeln zubereiten genießen, Kneipp Verlag, Leoben ∙ Wien 2006 
Sylvia Koch‐Weser und Geseko v. Lüpke, Vision Quest, Ariston, München 2000 
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Clemens Kuby, Unterwegs in die nächste Dimension, Kösel, München 2003 
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  ders., Streifzüge am Rande Midgards, KOHA, Burgrain 2006 
  ders., Der Bär. Krafttier der Heiler und Schamanen, AT, Aarau 2005 
  ders., Pflanzen der Kelten. Heilkunde, Pflanzenzauber, Baumkalender, AT, Aarau 2000 
  ders., Pflanzendevas. Die geistig‐seelischen Dimensionen der Pflanzen, AT, Aarau 1997 
  ders., Naturrituale. Mit schamanischen Ritualen zu den eigenen Wurzeln finden, AT, Aarau 2004 

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  ders., Erkenne dich selbst in der Natur, AT Verlag, Baden ∙ München 2009 
Hans Stucken, Das Seidhr Handbuch. Eine Einführung, Daniel Junker, Hamburg 2006 
Felix von Bonin (Hrsg.), Schamanismus und Märchen, param, Ahlerstedt 2006 
Elke‐Maria Waclawiczek, Heilen durch Erinnern, novum, Neckenmarkt 2009 
Carlo Zumstein, Reise hinter die Finsternis, Ullstein, München 2006 
 
Esoterik und Lebenshilfe, Bewußtseinsforschung und Quantenphysik 
Gregg Braden, Der Realitäts‐Code, Koha, Burgrain 2008 
William Bramley, Die Götter von Eden, In der Tat Verlag, Peiting 1990 
Rhonda Byrne, The Secret, Simon & Schuster, New York 2006 
David L. Calof und Robin Simons, Die Frau, die wieder sehen lernte, Limes, München 1997 
Frederick E. Dodson, Reality Creation, Bohmeier, Leipzig 2005 
Hale Dwoskin, Die Sedona‐Methode, VAK, Kirchzarten b. Freiburg 2006 
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Francoise und René Egli, Illusion oder Realität?, Editions d’Olt, Oetwil a. d. L. 2001 
Antoine Faivre, Esoterik im Überblick, Herder spektrum, Freiburg i. Br. 2001 
Grazyna Fosar und Franz Bludorf, Vernetzte Intelligenz. Die Natur geht online, Omega, Aachen 2003 
Thomas H. Fuss, Spezies Adam. Das unglaubliche Vermächtnis der Bibel, Argo, Marktoberdorf 1999 
Amit Goswami, Das bewußte Universum, Lüchow, Freuburg i. Br. 2002 
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Esther und Jerry Hicks, The Law of Attraction, Allegria / Ullstein, Berlin 2008 
Susanne Hühn, Loslassen und Reichtum schaffen, Schirner, Darmstadt 2004 
Shirley MacLaine, Der Jakobsweg. Eine spirituelle Reise, Goldmann, München 2001 
Ntosi Marna und Winfried Paarmann, Ahastar. Botschaften vom Rand der Galaxie, Peter Erd, München 1997 
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Bärbel Mohr, Bestellungen beim Universum, Omega, Düsseldorf 1999 
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  dies., Universum & Co, Omega, Düsseldorf 2000 
  dies., Nutze die täglichen Wunder, Koha, Burgrain 2001 
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Zoë Nelson, Der Wald oder Die magische Reise, Scherz, Bern ∙ München ∙ Wien 2000 
Sandro Paolini, SelfMade Reality, Eigenverlag, Wuppertal 2008 
Christian Reiland, LOA. Das Gesetz der Anziehung, Goldmann Arkana, München 2008 
Zecharia Sitchin, Der zwölfte Planet, Knaur, München 1995 
Jörg Starkmuth, Die Entstehung der Realität. Wie Bewusstsein die Welt erschafft, Eigenverlag, Bonn 2005‐2006 
Dr. Joshua David Stone, Verborgene Mysterien, Lippert, Wald 2003 
Dr. med. Rick Strassman, DMT. Das Molekül des Bewusstseins, AT Verlag, Baden ∙ München 2004 
Johannes von Buttlar, Der flüsternde Stein, Hugendubel, Kreuzlingen / München 2000 
Neale Donald Walsch, Gespräche mit Gott. Band 1, Goldmann / Arkana, München 1997 
  ders., Gespräche mit Gott. Band 2, Goldmann / Arkana, München 1998 
  ders., Gespräche mit Gott. Band 3, Goldmann / Arkana, München 1999 
  ders., Ich bin das Licht, Edition Sternenprinz / Hans Nietsch, Freiburg 2000 
  ders., Freundschaft mit Gott, Goldmann / Arkana, München 2000 
  ders., Gemeinschaft mit Gott, Goldmann / Arkana, München 2002 
  ders., Fragen und Antworten zu „Gespräche mit Gott“, Goldmann / Arkana, München 2002 
  ders., Neue Offenbarungen, Goldmann / Arkana, München 2003 
  ders., Gott heute, Goldmann / Arkana, München 2004 
  ders., Gespräche mit Gott für Jugendliche, Goldmann / Arkana, München 2004 
  ders., Bring Licht in die Welt, Mosaik bei Goldmann, München 2002 
  ders., Erschaffe dich neu, Mosaik bei Goldmann, München 2003 

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  ders., Rechtes Leben und Fülle, Goldmann / Arkana, München 2002 
  ders., Was Gott will, Goldmann / Arkana, München 2006 
  ders., Zuhause in Gott, Goldmann / Arkana, München 2006 
  ders., Glücklicher als Gott, Kamphausen, Bielefeld 2008 
  ders., When Everything Changes, Change Everything, Hampton Roads Publishing, Charlottesville 2009 
Stephen Lee Weinberg (Hrsg.), RAMTHA, In der Tat Verlag, Peiting 1989 
Viktor K. Wendt, Das Geheimnis der Hyperboreer. Legende, Mythos oder Wirklichkeit?, Sphinx, Basel 1984 
Helmut Werner, Lexikon der Esoterik, Fourier, Wiesbaden 1991 
Harald Wessbecher, Das dritte Auge öffnen, Econ, München 2001 
  ders., Das magische Selbst befreien, Ansata, München 2005 
  ders., Die Energie des Geldes, Integral, München 2001 
Stuart Wilde, Geld: fließende Energie, Heyne, München 2000 
Andreas Winter, Der Psychocoach (Bde. 1 ‐ 6), Mankau, Murnau am Staffelsee 2007 ‐ 2009 
 
Enneagramm 
Thomas Condon, The Enneagram Movie & Video Guide, Metamorphous Press, Portland 1999 
Margaret Frings Keyes, Enneagramm und Partnerschaft, Claudius, München 1993 
Waltraud Kirschke, Enneagramms Tierleben, Claudius, München 1993 
Helen Palmer und Paul B. Brown, Das Enneagramm im Beruf, Knaur, München 2000 
Richard Rohr und Andreas Ebert, Das Enneagramm, Claudius, München 1989 
  dies., Das Enneagramm [neue, erweiterte Auflage], Claudius, München 1999 
Stephen Wolinsky, Jenseits des Enneagramms, Lüchow, Freiburg i. Br. 1998 
 
Drehbuch 
Dirk Blothner, Erlebniswelt Kino. Über die unbewußte Wirkung des Films, Bastei, Bergisch‐Gladbach 1999 
  ders., Das geheime Drehbuch des Lebens. Kino als Spiegel der menschlichen Seele, Bastei, Bergisch‐Gladbach 2003 
James Bonnet, Stealing Fire From The Gods, Michael Wiese Productions, Studio City / California 1999 
Christopher Keane, Schritt für Schritt zum erfolgreichen Drehbuch, Autorenhaus Verlag, Berlin 2002 
Robert McKee, Story, Alexander Verlag, Berlin 2001 
Christopher Vogler, Die Odyssee des Drehbuchschreibers, Zweitausendeins, Frankfurt a. Main 1998 
 
Orakel 
Akron [d. i. Charles F. Frey], Der Akron‐Tarot, Urania, Neuhausen 2004 
Ralph Blum, Runen, Hugendubel (Kailash), Kreuzlingen ∙ München 2000 
Philip und Stephanie Carr‐Gomm, Das keltische Pflanzenorakel, Aurum / Kamphausen, Bielefeld 2007 
Raul und Gianluca Gestaro, Vice Versa Tarot, Lo Scarabeo, Torino 2003 
IVOI, Die Energie‐Karten, Aquamarin, Grafing 2003 
Chief Archie Fire Lame Deer, Karten des Feuers, Silberschnur, Neuwied 1996 
Caitlín Matthews, Keltische Weisheitsstäbchen, Kailash, Kreuzlingen ∙ München 2002 
John Matthews und Will Worthington, Das keltische Orakel, Arun, Engerda 2004 
Rachel Pollack und Dave McKean, The Vertigo Tarot, Vertigo / DC Comics, New York 1995 
Peter Pracownik und Andy Baggott, Ogham. Das Keltenorakel, Urania, Neuhausen 2004 
Gabriele Quinque, Tarot der Apokalpypse, param, Ahlerstedt 2004 
Jamie Sams und David Carson, Karten der Kraft, Windpferd, Aitrang 1998 
R. J. Stewart, Der Merlin‐Tarot, Bauer, Freiburg i. Br. 1997 
Voenix [d. i. Thomas Vömel], Weltenesche – Eschenwelten, Arun, Engerda 1999 
  ders., Das Germanische Götterorakel, Arun, Engerda 2000 
  ders., Magie der Runen, Urania, Neuhausen 1996 
Arthur Edward Waite, Rider Tarot, AGMüller, Neuhausen 
Gayan Sylvie Winter und Jo Dosé, Vision Quest, Urania, Neuhausen 1999 
 
Mythomagische Belletristik 
Poul Anderson, Das zerbrochene Schwert, Heyne, München 2002 
Brian Bates, Wyrd, Schirner, Darmstadt 2004 
Hans Bemman, Stein und Flöte, Weitbrecht, Stuttgart ∙ Wien 1983 
Richard Bach, Die Möwe Jonathan, Ullstein, Frankfurt a. Main ∙ Berlin 1990 
  ders., Illusionen, Ullstein, Frankfurt a. Main ∙ Berlin 1989 
Ambrose Bierce, Der Gnadenstoß, rororo, Leck / Schleswig 1965 

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Marion Zimmer Bradley, Die Wälder von Albion, Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 1993 
  dies., Die Herrin von Avalon, Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 1996 
  dies., Die Nebel von Avalon, Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 1983 
Gillian Bradshaw, Der Falke des Lichts, Marion von Schröder Verlag, Düsseldorf 1993 
  dies., Das Königreich des Sommers, Marion von Schröder Verlag, Düsseldorf 1993 
  dies., Die Krone von Camelot, Marion von Schröder Verlag, Düsseldorf 1993 
Harald Braem, Der Löwe von Uruk. Ein Gilgamesch‐Roman, Serie Piper, München ∙ Zürich 1990 
Axel Brück, Die Herrin und der Sommerkönig, Arun, Engerda 2005 
Lewis Carroll, Alice’s Adventures in Wonderland and Through The Looking Glass, Signet Classics, New York 2000 
Susanna Clarke, Jonathan Strange & Mr. Norrell, Bloomsbury, Berlin 2004 
  dies., Die Damen von Grace Adieu, Bloomsbury, Berlin 2006 
Paulo Coelho, Der Alchimist, Diogenes, Zürich 1996 
  ders., Auf dem Jakobsweg, Diogenes, Zürich 1999 
  ders., Bekenntnisse eines Suchenden, Diogenes, Zürich 2001 
  ders., The Valkyries, Harper Collins, London 2005 
  ders., Der Dämon und Fräulein Prym, Diogenes, Zürich 2001 
Philip K. Dick, Zeit aus den Fugen, Heyne, München 2002 
  ders., Blade Runner, Heyne, München 2002 
  ders., Ubik, Heyne, München 2003 
  ders., Die drei Stigmata des Palmer Eldritch, Heyne, München 2002 
  ders., Die Valis‐Trilogie, Heyne, München 2002 
  ders., Der unmögliche Planet, Heyne, München 2002 
Lord Dunsany, The Gods of Pegāna, eBook, www.wowio.com 2007
Umberto Eco, Das Foucaultsche Pendel, Hanser, München ∙ Wien 1989 
Michael Ende, Momo, K. Thienemann, Stuttgart o. J. 
  ders., Die unendliche Geschichte, dtv, München 1987 
  ders., Die Zauberschule und andere Geschichten, Thienemann, Stuttgart ∙ Wien 1994 
Jasper Fforde, Der Fall Jane Eyre, dtv, München 2004 
  ders., In einem anderen Buch, dtv, München 2004 
  ders., Im Brunnen der Manuskripte, dtv, München 2005 
  ders., Es ist was faul, dtv, München 2006 
  ders., First Among Sequels, Hodder, London 2007 
Brian Froud, The World of the Dark Crystal, Pavilion, London 2003 
Johann Wolfgang Goethe, Faust I, Reclam, Ditzingen 1991 
Gregor A. Gregorius, Exorial, Schikowksi, Berlin 1992 
Elisabeth Haich, Einweihung, Drei Eichen Verlag, Ulm 1972 
Frank Herbert, Der Wüstenplanet, Weltbild, Augsburg 1995 
  ders., Der Herr des Wüstenplaneten, Weltbild, Augsburg 1995 
  ders., Die Kinder des Wüstenplaneten, Weltbild, Augsburg 1995 
  ders., Der Gottkaiser des Wüstenplaneten, Weltbild, Augsburg 1995 
  ders., Die Ketzer des Wüstenplaneten, Weltbild, Augsburg 1995 
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E. T. A. Hoffmann, Die Elixiere des Teufels, dtv, München 1997 
Roland Kübler, Die Mondsteinmärchen, Stendel, Waiblingen 1996 
  ders., Der Märchenring, Stendel, Waiblingen 1996 
  ders., Lichtauge. Ein Märchen, Stendel, Waiblingen 1998 
Manfred Kyber, Die drei Lichter der kleinen Veronika, Heyne, München 1992 
  ders., Genius Astri, Drei Eichen Verlag, München ∙ Engelberg / Schweiz 1987 
  ders., Der Königsgaukler, Hyperion Verlag, Freiburg im Breisgau o. J. 
  ders., Das Land der Verheißung, Hyperion Verlag, Freiburg im Breisgau o. J. 
Derek Landy, Skulduggery Pleasant, Harper Collins, London 2007 
  ders., Skulduggery Pleasant: Playing With Fire, Harper Collins, London 2008 
Stephen Lawhead, Taliesin. Sänger und Seher, Serie Piper, München 1997 
  ders., Merlin. Magier und Krieger, Serie Piper, München 1997 
  ders., Artus. Der legendäre König, Serie Piper, München 1998 
  ders., Pendragon. Artus auf dem Weg zum heiligen Gral, Serie Piper, München 1998 

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Sergej Lukianenko, Wächter der Nacht, Heyne, München 2005 
  ders., Wächter des Tages, Heyne, München 2006 
  ders., Wächter des Zwielichts, Heyne, München 2006 
  ders., Wächter der Ewigkeit, Heyne, München 2007 
  ders., Spektrum, Heyne, München 2007 
  ders., Weltengänger, Heyne, München 2007 
  ders., Weltenträumer, Heyne, München 2008 
Patrick McCormack, Die Hüter des Grals, Heyne, München 2003 
George MacDonald, Lilith, Hobbit‐Presse / Klett‐Cotta, Stuttgart 1996 
Gustav Meyrink, Der Golem, Ullstein, Frankfurt am Main ∙ Berlin 1992 
  ders., Das grüne Gesicht, Knaur, Berlin 1983 
  ders., Der Mönch Laskaris, Festa, Leipzig 2004 
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Mike Mignola, Baltimore, or, The Steadfast Tin Soldier and the Vampire, Bantam, New York 2007 
Dan Millman, Der Weg des friedvollen Kriegers, Ansata, München 2004 
  ders., Socrates, Ansata, München 2005 
Walter Moers, Die 13½ Leben des Käpt‘n Blaubär, Eichborn, Frankfurt a. Main 1999 
  ders., Ensel und Krete. Ein Märchen aus Zamonien, Eichborn, Frankfurt a. Main 2000 
  ders., Wilde Reise durch die Nacht, Eichborn, Frankfurt a. Main 2001 
  ders., Rumo & Die Wunder im Dunkeln, Eichborn, Frankfurt a. Main 2003 
  ders., Die Stadt der Träumenden Bücher, Piber, München 2004 
  ders., Der Schrecksenmeister, Piber, München 2007 
Marlo Morgan, Traumfänger, Goldmann Taschenbuch, München 1995 
Mikhaïl Naimy, Das Buch des Mirdad, Rozekruis Pers, Haarlem 2000 
E. A. Poe, Grube und Pendel und andere Erzählungen, Insel, Frankfurt a. Main 1978 
  ders., Geschichten aus dem Dunkel, Dr. Riederer‐Verlag, Stuttgart o. J. 
James Redfield, Die Prophezeiungen von Celestine, Ullstein, Berlin 2004 
  ders., Die zehnte Prophezeiung von Celestine, Ullstein, Berlin 2006 
Jane Roberts, Überseele Sieben, Goldmann, München 1992 
Joanne K. Rowling, Harry Potter and the Philosopher’s Stone, Bloomsbury, London 1997 
  dies., Harry Potter and the Chamber of Secrets, Bloomsbury, London 1998 
  dies., Harry Potter and the Prisoner of Azkaban, Bloomsbury, London 1999 
  dies., Harry Potter and the Goblet of Fire, Bloomsbury, London 2000 
  dies., Harry Potter and the Order of the Phoenix, Bloomsbury, London 2003 
  dies., Harry Potter and the Half‐Blood Prince, Bloomsbury, London 2005 
  dies., Harry Potter and the Deathly Hallows, Bloomsbury, London 2007 
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Robert Silverberg, König Gilgamesch. Roman, Heyne, München 1987 
Robert Louis Stevenson, Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde, Diogenes, Zürich 1996 
Bram Stoker, Dracula, Insel, Frankfurt a. Main 2004 
Mária Szepes, Der Rote Löwe, Heyne, München 2002 
John Twelve Hawks, Traveler, Page & Turner / Goldmann, München 2005 
Elsa Sophia von Kamphoevener, Anatolische Hirtenerzählungen, rororo, Reinbek 1990 
Walter Wangerin, Das Buch von Gott. Die Bibel als Roman, R. Brockhaus Verlag, Wuppertal 1997 
T. H. White, Der König auf Camelot. Erstes Buch: Das Schwert im Stein. Zweites Buch: Die Königin von Luft und 
Dunkelheit, Hobbit‐Presse / Klett‐Cotta, Stuttgart 1996 
  ders., Der König auf Camelot. Drittes Buch: Der mißratene Ritter. Viertes Buch: Die Kerze im Wind, Hobbit‐
Presse / Klett‐Cotta, Stuttgart 1996 
  ders., Das Buch Merlin, Hobbit‐Presse / Klett‐Cotta, Stuttgart 1998 
Oscar Wilde, Erzählungen und Märchen, Phaidon, Essen o. J. 
Tad Williams, Otherland (Bde. 1‐4), Hobbit‐Presse / Klett‐Cotta, Stuttgart 1998‐2002 
Robert A. Wilson mit Robert Shea, The Illuminatus! Trilogy, Robinson, London 1998 
… sowie alle Bücher von: 
Neil Gaiman, insbesondere 
  American Gods, Heyne, München 2003 
  Anansi Boys, Heyne, München 2007 

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  Der Sternwanderer, Heyne, München 2007 
  Coraline, HarperTrophy, New York 2004 
  Neverwhere, Review, London 2005 
  Smoke and Mirrors, Review, London 2005 
  Fragile Things, Review, London 2006 
  The Graveyard Book, HarperCollins, New York 2008 
H. P. Lovecraft 
Terry Pratchett 
J. R. R. Tolkien 
 
Graphic Novels 
Für genauere Angaben, insbesondere der Continuity, siehe die „Comics und Graphic Novels“‐Sektion der Buch‐
tips unter dem Menüpunkt „Links“ auf www.bernhardreicher.at. Als absolut empfehlenswert erachte ich neben 
einzelnen Titeln hierbei folgende Reihen: 
Mike Mignola u. a., Hellboy plus B.U.A.P 
Alan Moore u. a., Swamp Thing 
Neil Gaiman u. a., The Sandman plus Spin‐Offs 
Neil Gaiman u. a., The Books of Magic plus Spin‐Offs 
Jamie Delano, Garth Ennis, Warren Ellis, Brian Azzarello, Mike Carey, Andy Diggle u. a., John Constantine ∙ Hellblazer 
Mike Carey u. a., Lucifer 
Grant Morrison u. a., The Invisibles plus The Filth 
Garth Ennis und Steve Dillon, Preacher 
Bill Willingham u. a., Fables plus Jack of Fables 
Alan Moore, J. H. Williams III und Mick Gray, Promethea 
 
Neo‐Advaita 
Diese Sektion ist nicht alphabetisch, sondern in der Reihenfolge geordnet, in der ich empfehle, die Bücher zu lesen: 
Werner Siefer und Christian Weber, ICH. Wie wir uns selbst erfinden, Campus, Frankfurt / Main 2006 
Alan Cohen, Wiedergefunden!, Lüchow, Freiburg i. Br. 1999 
Eckhart Tolle, Jetzt! Die Kraft der Gegenwart, Kamphausen, Bielefeld 2002 
  ders., Sogar die Sonne wird verglühen (2 CDs), Goldmann / Arkana Audio, München 2003 
  ders., Torwege zum Jetzt (CD), Goldmann / Arkana Audio, München 2004 
  ders., Worte sind Wegweiser (2 CDs), Goldmann / Arkana Audio, München 2003 
  ders., Freiheit von Gedanken (3 CDs), Kamphausen, Bielefeld 2004 
  ders., Es ist immer jetzt (2 DVDs), Kamphausen, Bielefeld 2004 
  ders., Eine neue Erde, Goldmann / Arkana, München 2005 
David Deida, Instant Erleuchtung. Schnell, tief und sexy, Kamphausen, Bielefeld 2008 
Chuck Hillig, Erleuchtung für Anfänger, Lüchow, Freiburg i. Br. 2001 
Daniel Ackermann, Alles eine Frage von Bewußtsein, Assunta, Serocca d’Agno 2002 
Hermann R. Lehner, Was suchst du?, spirit Rainbow Verlag, Aachen 2003 
  ders., Das große Blendwerk, Omega, Aachen 2005 
Sri Ramana Maharshi, Über das Selbst, Drei Eichen Verlag, Hammelburg 1997 
OM C. Parkin, Tod, advaitaMedia, Hamburg 2004 
OM C. Parkin, Gott + Teufel, advaitaMedia, Hamburg 2004 
Karl Renz, Das Buch Karl. Erleuchtung und andere Irrtümer, Kamphausen, Bielefeld 2004 
  ders., Essentielle Sehnsüchte (DVD), bliss Video Produktion, Scherer / Eggeling 2004 
Satyam Nadeen, Von der Zwiebel zur Perle, Kamphausen, Bielefeld 2002 
  ders., Satsang. Das Handbuch zum neuen Erwachen, Windpferd, Aitrang 2000 
Barbara Vödisch, Erwachen ist einfach, Kamphausen, Bielefeld 2003 
Samarpan, Glücklich sein in jedem Moment, Kamphausen, Bielefeld 2003 
Pyar Troll, Reise ins Nichts, Kamphausen, Bielefeld 2004 
Werner Ablass, Gar nichts tun und alles erreichen, Omega, Aachen 2006 
Jan Kersschot, Niemand zu Hause, Kamphausen, Bielefeld 2003 
Tony Parsons, Open Secret, Lüchow, Freiburg i. Br. 2000 
Tony Parsons, So wie es ist, Lüchow, Freiburg i. Br. 2002 
Tony Parsons, Das ist es, Kamphausen, Bielefeld 2004 
OWK [d. i. Edgar M. Hofer], Erleuchtung, Bohmeier, Leipzig 2003 
Nathan Gill, Schon wach, Kruse Verlag, Fürstenfeldbruck 2008 

Mythomagie · © 2009 by Bernhard Reicher. Alle Rechte vorbehalten!         www.mythomagie.at  Seite 87   

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