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Die arsakidische Zeit (ca. 240 v. u. Z. - 224/227 u. Z.) gehört noch immer
zu den quellenmäßig schlecht bezeugten Epochen des Altertums. Das meiste,
was davon bekannt ist, stammt aus der griechischen und lateinischen Über-
lieferung, während einheimische Zeugnisse in orientalischen Sprachen bis
jetzt nur in geringer Zahl zur Verfügung stehen. Unter diesen stellen die
Keilschrifttexte aus Babylonien eine besondere Gruppe dar. Wenn ihnen
im folgenden einige Bemerkungen gewidmet werden, so ist der Anstoß dazu
einerseits durch einige jüngst erschienene Beiträge zur arsakidischen Ge-
schichte gegeben worden, i andererseits handelt es sich um eine Fortsetzung
früher begonnener Untersuchungen des Verfassers zu den historischen
Angaben der spätbabylonischen Keilschriftdenkmäler aus hellenistischer
Zeit.2 Daß die seleukidische Zeit Babyloniens (305—141 v. u. Z.) dabei
zunächst ausgeklammert wird, liegt darin begründet, daß 1. ein beträcht-
licher Teil der Keilschrifttafeln dieses Zeitabschnittes bereits seit Jahr-
zehnten veröffentlicht ist und dementsprechend auch in historischer
Hinsicht schon öfter ausgewertet wurde, daß 2. das in den letzten Jahren pu-
blizierte Material fast nur Datierungen liefert, die sich in den bekannten
Rahmen einfügen und daß 3. eine ganze Anzahl von Texten, die offensichtlich
mindestens zum Teil interessante, historisch relevante Angaben enthalten,
noch nicht publiziert sind, es sich also empfiehlt, ihre Veröffentlichung ab-
zuwarten.''
Es wird ein Zufall der Überlieferung sein, daß aus der Regierungszeit
des letzten seleukidischen Herrschers vor der Eroberung Babyloniens durch
' Vgl. Thomas Fischer, Untersuchungen zum Partherkrieg Antiochos' V I I . im
Rahmen der Seleukidengeschichte, Tübingen 1970 (Phil. Diss.); Marie-Louise
Chaumont, fitudes d'histoire parthe I : Documents royaux ä Nisa, in: Syria 48
[1971], 143—164. Beide verwenden auch keilschriftliches Quellenmaterial.
2 J. Oelsner, Ein Beitrag zu keilschriftlichen Königstitulaturen in hellenistischer
Zeit, in: Z A 56 [1964], 262-274; ders., Keilschriftliche Beiträge zur politischen
Geschichte Babyloniens in den ersten Jahrzehnten der griechischen Herrschaft
(331-305 V. u. Z.), in: A o F I [1974], 129-151.
^ Vgl. zu 1: Der Ertrag der Texte für die Chronologie wurde zusammengefaßt von
R. A . Parker-W. H . Dubberstein, Babylonian Chronology 626 B. C . - A . D . 75,
Providence/Rhode Island 1956 (Brown University Studies 19), bes. S. 20-24 mit
weiterer Literatur (die Umrechnung der Daten in den julianischen Kalender im
folgenden nach diesem W e r k ) ; s. auch — um nur die wichtigsten Beiträge zu.
auf den Rändern). Auf diese Weise wird der Herrscherwechsel eindeutig
zum Ausdruck gebracht."^ Leider ist der Chronikteil am Ende des Abschnitts
für diesen Monat noch schlechter erhalten als der des Vormonats9:
Rs. (20') ITU B I UD ^ni-ihka-a-[tur1
ORd. ] [ ]x DIS LU? X 5«? D t ? " ' us-gIkin-nuITU 1 B[I?
] ^ar-sä-ka-a [LUGAL?] MAS? AM x [(x)] x-ü-tü x[
]x sd ^ar-sd-ka-a LUGAL DA? sd-tär""^^ ina TAR? x[
^an]-ii-'u-uk-su Hu-di-qe-e GAÖAN ana? [
(5) ]x £ x[
Bemerkungen:
''Ebenso wird auch LBAT 1431, Kol. I If. der Übergang von Alexander d. Gr.
auf Philipp Arrhidaios innerhalb des Jahres vermerkt. — Da in LBAT 418, Rs. 9'
der Zeilenanfang weggebrochen ist, läßt sich nicht sicher ermitteln, ob ein Doppel-
datum mit Jahresangabe nach AÄ und SÄ (dies in der Arsakidenzeit die Regel,
s. u. bei und mit Anm. 12f.) vorliegt oder nicht. Nach der Länge der Lücke
in Z. 8' ist ersteres möglich. In der in Anm. 3 genannten Königsliste wird der
Übergang der Herrschaft an die Arsakiden LRd. 2 verzeichnet, leider ist von
diesem Eintrag fast nichts erhalten: I] ^arj LU^GALj[.
® Vgl. Kugler VMbP 340f., s. auch Debevoise 24 Anm. 105 (mit falscher Zuordnung
des Monats). Das noch nicht veröffentlichte Fragment LBAT 417 (wahrscheinlich
zur selben Tafel gehörig, s. L B A T S. X V I I sub nr.) liefert vielleicht Ergänzungen
zu den beiden hier behandelten Abschnitten.
i" V M b P 342 f.
Siehe T h . G. Pinches, T h e Old T e s t a m e n t in t h e Light o f t h e H i s t o r i c a l R e c o r d s a n d
Legends of Assyria a n d Babylonia, London 1902 ( = Old Testament), 484 (und
2. Aufl., L o n d o n 1903, 553 — letztere Verfasser nicht zugänglich, zitiert von
Debevoise 24 A n m . 103).
»i Z u m Verhältnis beider vgl. Kugler S S B I I , 4 4 3 - 4 5 3 (s. auch Oelsner, in: ZA 56,
263). Manche der von Kugler diskutierten Fälle scheinbarer Abweichungen von
der Differenz von 64 J a h r e n beruhen wohl auf Kopierfehlern (für die T e x t e in
G. Reisner, Sumerisch-babylonische H y m n e n nach Thontafeln griechischer Zeit,
Berlin 1896 ( = S B H ) , k o n n t e es sicher nachgewiesen werden, s . u . A n m . 19).
Zu beachten ist a u c h die eigenartige Orthographie der Formel in den U r k u n d e n
der arsakidischen Zeit a u s U r u k (außer dem genannten T e x t noch A. T. Clay, Legal
D o c u m e n t s f r o m Erech, New York 1913 [Babylonian Records in t h e L i b r a r y of
J . P i e r p o n t Morgan 2] ( = B R M II) 52, vgl. ZA 56, 270, s. auch u. Anm. 14 zu
B R M I I , 53). - Gelegentlich kommen Datierungen nur nach der Seleukidenära vor
(Arsakidenära allein nicht bezeugt). Sie sind als von den Schreibern g e b r a u c h t e
A b k ü r z u n g e n zu b e t r a c h t e n , wobei verschiedene Fälle unterschieden werden
können (die A u s f ü h r u n g e n von Oelsner, i n : ZA 56, 271 mit Anm. 30 sind ent-
sprechend zu modifizieren): a) Neben dem D o p p e l d a t u m erscheint das v e r k ü r z t e
D a t u m , etwa auf den R ä n d e r n astronomischer Tafeln, besonders deutlich erkenn-
bar bei L B A T 1055 ( = J . E p p i n g - J . N. Strassmaier, Astronomisches a u s B a b y l o n ,
lonien nachweisbar ist, legt die A n n a h m e nahe, daß wir hier einen Brauch
vor u n s haben, der i m arsakidischen Machtbereich bereits seit einiger Zeit
g e ü b t wurde. D i e V e r m u t u n g , daß die Arsakidenära erst m i t der Aus-
d e h n u n g des Partherreiches auf Mesopotamien eingeführt wurde, halten wir
f ü r wenig wahrscheinlich. D a m i t soll jedoch nicht gesagt werden, daß d a s
E p o c h e n d a t u m , der 1. N i s a n 65 SÄ = 15. April 247 v . u . Z . , historisch
begründet ist. E i n e E i n f ü h r u n g der Arsakidenära e t w a i m Z u s a m m e n h a n g
m i t der Eroberung Mediens und des westlichen Iran erscheint uns denkbar.
D i e Tatsache, daß sie in den Datierungen der Seleukidenära voraufgeht,
spricht f ü r ihren offiziellen Charakter.
I n den dreißiger J a h r e n des 2. J h . v. u. Z. gehört B a b y lonien unbestritten
z u m Partherreich. D a s g i l t mindestens bis 116 A Ä = 180 SÄ ( = 4. April
132 — 21. April 131 v. u. Z.).^^ K ö n i g s n a m e u n d Titel werden in der Regel
Freiburg i. Br. 1889, Taf. 1-3, 189 SÄ) und LBAT 1059 ( = ebd. Taf. 4 - 6 ,
201 SÄ) bzw. 1051-1053 (188 SÄ); das gleiche dürfte für jene Texte gelten, bei
denen infolge Beschädigung nur die verkürzten Daten erhalten sind, z. B. LBAT
430 (175 SÄ). Das Nebeneinander von Doppeldatum und verkürzter Formel
auch bei einer Reihe der Verwaltungsurkunden des Archivs CT 49, 150ff. (vgl.
Oelsner, in: ZA 61 [1971], 165 Anm. 12; 218/219 SÄ; dort auch Urkunden, in
denen nur Doppel- bzw. nur verkürzte Daten verwendet werden); — b) Werden
verkürzte Datierungen ohne Herrschernamen und Titulatur gebraucht, dann steht
in der Regel nur das SÄ-Datum, z. B. LBAT 443, Z. 1 (180 SÄ); 1303, Vs. 1
(209 SÄ); wohl auch 1470, Vs. 1 (223 SÄ); 1472 ( - 1 - 1473), Vs. 1 (231 SÄ); -
c) Gelegentlich findet sich das SÄ-Datum allein auch bei voller Titulatur, z. B.
LBAT 1300, Vs. 16' ([1]86 SÄ), in dieser Form wohl auch LBAT 1285, Vs. 8
zu ergänzen (18[6] SÄ); s. auch o. zu den Urkunden CT 49, 150ff. Nachweisbar
sind die verkürzten Formen heute aus dem Zeitraum von 175 SÄ ( = LBAT 1285,
Rs. 4; s. auch ZA 8, III mit Belegen für 176 und 178 SÄ) bis mindestens 231 SÄ
(LBAT 1472, s. o.), s. ferner LBAT 1379, Z. 8' ([23] 9 oder [25] 9 SÄ) und LBAT
303 (falls [23] 8 SÄ zu datieren, dazu LBAT S. XV sub. nr., beide ohne Titulatur),
d. h. sie sind im Prinzip die gesamte arsakidische Zeit hindurch möglich.
Wenn sich die Jahreszahl „97" in dem parthischen Ostrakon aus Nisa Nr. 257 auf
die AÄ bezieht, läge ein sicheres Beispiel für ihre Verwendung vor der Ausdehnung
des Reiches nach Mesopotamien vor; die Herausgeber versehen die Umrechnung
(151 V . u. Z.) jedoch mit einem Fragezeichen, s. H. M. flbHKOHOB-B. A. J I h < m u h u ,
fl^OKyMeHTH H 3 H h c u I B . H O H . 9 . , Moskau 1960, 82. — Auf Grund einer Inschrift aus
Behistun vom Jahre 164 SÄ, die vermutlich vorparthisch ist, wird die
Eroberung Mediens heute um 145 v. u. Z. angesetzt, vgl. L. Robert, in: Gnomon 35
[1963], 7 0 - 7 3 ; J. Wolski, in: IrAnt 7 [1967], 138 mit Anm. 3; J. Hansman, in:
JRAS 1968, 113 mit Anm. 19.
Es soll hier und im folgenden keine vollständige Aufzählung der bekannten Daten
gegeben werden. Nur einige Bemerkungen seien erlaubt: LBAT 1038 bezeugt
Doppeldatum für 108 AÄ = 172 SÄ; in dem von J. Epping-J. N. Strassmaier,
in: ZA 6 [1891], 244 veröffentlichten Text Sp 131 dürfte die SÄ-Zahl in „175" zu
emendieren sein ( = III AÄ, ist vielleicht identisch mit dem Datum in ZA 8, III,
s. auch Kugler SSB II, 449). Eine unpublizierte Rechtsurkunde in Chikago (Inv.-Nr.
A 3690) trägt das Datum 4. x. 115 AÄ (SÄ-Datum wahrscheinlich weggebrochen,
wäre danach [179] SÄ; der Ausstellungsort ist nicht erhalten, die mit Anu ge-
bildeten Personennamen deuten auf Uruk (nach freundlicher Mitteilimg von
A. L. Oppenheim und J. Renger, wofür herzlich gedankt wird). Für die be-
schädigte Jahreszahl von BRM II, 53 halten wir heute eine Lesung ^MU 1 ME 80 j
(unter Auslassung von KÄM wie VS 15, 31; BRM II, 52) für möglich (SÄ-Datum,
AÄ-Datum verloren, vgl. Oelsner, in: ZA 56, 270 Anm. 28; zur Erwähnung der
Mutter des Königs vgl. Debevoise [s. Anm. 7] 26 Anm. 114 am Ende, 29 mit
Anm. 2; die Formulierung LUGAL™eä „Könige" ist singulär, sie ist wohl anders
zu bewerten als die Nennung der Frau des Herrschers in späterer Zeit, dazu u. bei
Anm. 38; ob jedoch daraus Minderjährigkeit des Arsakiden abzuleiten ist, wagen
wir zu bezweifeln). Da die Tafel am x. Ab geschrieben wurde, ergäbe sich für die
Abfassung der Zeitraum zwischen 31. Juli und 28. Aug. 132 v. u. Z. Weitere Texte
von 180 SÄ: LBAT 442 und 443. Die noch nicht veröffentlichten astronomischen
Tagebücher von 177—179 SÄ (LBAT 432—441) versprechen interessante histo-
rische Angaben.
Eine Ausnahme stellt der Titel LUGAL K U B . K U R m e ä „König der Länder"
i m K o l o p h o n v o n S H 8 1 - 7 - 6 , 1 2 2 d a r ( v o m 5 . K i s l e v 115 AÄ = 179 SÄ), s. SSB I I ,
446 (8), wohl identisch mit Strassmaier, in: ZA 8 [1893], I I I = SSB I I , 448, 2 b (2)
(der Text der Tafel noch nicht veröffentlicht). Zur Verwendung des genannten
Titels in seleukidischer Zeit s. Oelsner, in: ZA 66, 268.
Für die Gefangennahme Demetrios' II. gibt es bis jetzt noch kein keilschriftliches
Zeugnis. Zum Ablauf der Ereignisse im Seleukidenreich vom Regierungsantritt
Demetrios' II.bis zu Antiochos VII. s. jetzt auch Th. Fischer, in: Chiron 2 [1972],
201-213, bes. 212f.
" Fischer Diss. (s. Anm. 1).
Vgl. auch Fischer Diss. 91f. (Verzeichnis der Keilschrifttexte von 180-187 SÄ).
Dort auch die unpublizierten Texte vermerkt, nicht jedoch die astronomischen
Tafeln, deren Daten verloren sind.
auf ein SÄ-Datum bezogen. Dazu ist zu sagen Der Platz auf der Tafel
reicht zur Ergänzung von SÄ-Datum samt Herrschernamen und Titel aus;
die Unsicherheit der Lesung der Jahreszahl besteht darin, daß statt „17"
auch „18" möglich, aber weniger wahrscheinlich ist; die Namen von Besitzer
und Schreiber der Tafel sind bis auf den Ahnherrn des ersteren verloren.
Er gehört zu der Familie, von der die Mehrzahl der von Reisner veröffent-
lichten Tafeln stammt. Soweit Datierungen erhalten sind, ergibt sich der
Zeitraum von 148-226 SÄ,20 so daß es näher liegt, das Exemplar innerhalb
desselben anzusetzen als ohne zwingenden Grund drei Jahrzehnte früher.
182 SÄ = Ii. April 130-30. März 129:
SBH 25, Rs. 27729': 22. Ajar 182 SÄ, Antiochos = 1. Juni 130.2i
183 SÄ = 31. März 129-17. April 128:
LBAT 1137, Rs. 16f.: 183 SÄ, Antiochos.
184 SÄ = 18. April 128-7. April 127:
1. LBAT 1048, LRd.: [120 A Ä = ] 184 SÄ, Ars[akes].
2. LBAT 1441, Vs. If.: 120 AÄ = 1[84 SÄ], Arsakes.
3. Unpubl.: Chikago A 3689: 120 AÄ = 184 SÄ (aus U r u k ) . 2 2
Ein weiteres Zeugnis für Antiochos VII. liegt in dem unpublizierten
Fragment VAT 1746, Rs. l'f. (Rest des Kolophons) vor (s. Abb. 1; vgl.
auch SBH S. XIV):
[(Ort = Babylon?) ""x UD y"^"» M]U n ME 60 + x^ (Z. 1 b)"''"! [^an-ti-
'u-u]k-su III XX.23 Leider erlauben die Spuren in Z. 1' keine exakte Be-
stimmung der Jahreszahl, so daß sie nicht weiterhelfen.
I m Z u s a m m e n h a n g m i t der A u s a r b e i t u n g d e s vorliegenden B e i t r a g s w u r d e n
v o m Verfasser die D a t e n der v o n R e i s n e r S B H p u b h z i e r t e n T a f e l n der V o r d e r -
a s i a t i s c h e n A b t e i l u n g der S t a a t l i c h e n Museen zu Berlin k o l l a t i o n i e r t . F ü r die
E r l a u b n i s d a z u u n d die G e n e h m i g u n g zur V e r w e n d u n g d e r E r g e b n i s s e sei H e r r n
G e n e r a l d i r e k t o r P r o f . D r . G. R . Meyer a u c h hier herzlicher D a n k a u s g e s p r o c h e n .
D a s Ergebnis, d a s zu einigen n e u e n L e s u n g e n g e f ü h r t h a t , wird u. im A n h a n g
m i t g e t e i l t . D o r t a u c h eine K o p i e der f r a g l i c h e n Stelle.
Vgl. S B H S. X l l l f . , zu modifizieren d u r c h d a s im A n h a n g m i t g e t e i l t e K o l l a t i o n s -
ergebnis. Die U m r e c h n u n g der s p ä t e s t e n D a t e n e r g i b t 86/85 v . u. Z.
Leider w a r diese Tafel bei m e i n e m A u f e n t h a l t in Berlin n i c h t zugänglich, k o n n t e
also n i c h t kollationiert w e r d e n . D a R e i s n e r s Z a h l e n n i c h t i m m e r zuverlässig sind
(s. u. im A n h a n g ) , ist d a s J a h r 183 SÄ ( e n t s p r ä c h e d a n n d e m 20. Mai 129) n i c h t
m i t absoluter Sicherheit auszusehließen {vgl. S B H S. V I I I s u b nr.). B i s zur
K l ä r u n g dieser F r a g e e m p f i e h l t es sich j e d o c h , v o n der K o p i e a u s z u g e h e n . Siehe
a u c h u. A n m . 23. — L B A T 445f. d ü r f t e n wichtige historische A n g a b e n f ü r dieses
J a h r e r w a r t e n lassen.
22 D i e K e n n t n i s des D a t u m s dieser R e c h t s u r k u n d e wird A. L. O p p e n h e i m u n d
J . R e n g e r v e r d a n k t (s. A n m . 14); d a n a c h 184 oder 185 SÄ zu lesen, l e t z t e r e s
wegen des A Ä - D a t u m s ausgeschlossen. E s ist d e r s p ä t e s t e bis j e t z t b e k a n n t e
K e i l s c h r i f t t e x t a u s U r u k . B e s t e h t vielleicht ein Z u s a m m e n h a n g zwischen d e n
Ereignissen, die d a s V o r d r i n g e n d e s H y s p a o s i n e s (s. a n s c h l i e ß e n d ) bis n a c h
B a b y l o n ermöglichten, u n d der Z e r s t ö r i m g der g r o ß e n H e i l i g t ü m e r U r u k s in
f r ü h p a r t h i s c h e r Zeit?
^ Zu diesem Titel s. schon Oelsner, i n : ZA 56, 271 m i t A n m . 31. Sollte die W a h l
dieses seltenen W o r t z e i c h e n s hier u n d in S B H 25 d a m i t z u s a m m e n h ä n g e n , d a ß
Auch CT 49, 142 (Z. 3), vom 23. Adar des Jahres 183 [ + x ?], erlaubt
keine genaue Einordnung (Herrschername verloren). Falls es sich nicht
um den Anfang eines Doppeldatums handelt - dann 183 [-|- x?] AÄ = 247
[ + X?] SÄ (ist wenig wahrscheinlich, da so späte Rechtsurkunden -
64 V. u. Z. bzw. noch später - bis jetzt nicht vorliegen) - , bleibt nur die
Mpr yrr<((i
Abb. 1
Annahme eines SÄ-Datums. Bei Lesung der Jahreszahl als 183 ergibt die
Umrechnung den 11. April 128 v . u . Z . ; der Herrschername ist dann als
Antiochos zu ergänzen im Anschluß an LBAT 1137. Eine andere Möglichkeit
besteht in der Ergänzung des Herrschernamens als Hyspaosines, der für
185 SÄ bezeugt ist (s. u.), und dementsprechend der Lesung der Jahreszahl
als 183 [ + 2] (184 und 186ff. SÄ scheiden aus, da für diese Jahre die Arsa-
kiden mit Doppeldaten bezeugt sind).
Beim Bemühen um die zeitliche Fixierung der Ereignisse am Ende der
Regierungszeit Antiochos' VII. müssen diese keilschriftlichen Zeugnisse
mit den sonstigen historischen Quellen kombiniert werden. Das ist durch
Th. Fischer in seiner Dissertation geschehen,veranlaßt uns jedoch zu
einigen Bemerkungen. Es empfiehlt sich dabei, vom Tod des Seleukiden
auszugehen. Nach der antiken nichtkeilschriftlichen Überlieferung erfolgte
dieser im Jahre 129 v. u. Z., und zwar im Winter. Fischer^^ schließt sich
den Forschern an, die für Februar/März dieses Jahres eintreten. Nach
mazedonischer Zählung fällt dies in das Jahr 183 SÄ, das im Herbst 130
V. u. Z. begann, nach babylonischer Zählung befindet man sich damit
aber noch am Ende des Jahres 182 SÄ (1. Nisan 183 SÄ hier = 31. März
129). Auch unter der Annahme, daß die Nachricht vom Tode Antiochos' VII.
erst mit einer gewissen Verspätung in Babylonien eintraf,26 erscheint es
auffällig, daß diesem Herrscher das gesamte Jahr zugeschrieben worden sein
soll (s.o. LBAT 1137), obwohl er höchstens wenige Wochen zu Beginn
desselben als Regent betrachtet werden konnte. Man darf sich also fragen,
Antiochos VII. sich seit seinem Einzug in Babylon „Großkönig" genannt hat
(s. dazu Fischer, Diss. 37, 108 und Justin X X X V I I I 10, 6) und die babylonischen
Schreiber versuchten, dies auf solche Weise zum Ausdruck zu bringen? Aber dann
kann man fragen, warum sie nicht das gebräuchlichere Sarru rabü anwendeten.
S. 2 9 - 4 8 , s. bes. die Zusammenfassung S. 4 6 - 4 8 , und S. 9 1 - 9 3 .
25 S. 47 mit Anm. 93.
So Fischer 47 bei Anm. 93.
3 AoFIII
ob der Tod Antiochos' VII. nicht später anzusetzen ist, wobei dann an den
Herbst/Winter 129/128 v. u. Z. gedacht werden müßte. Ohne an dieser
Stelle auf alle Quellen eingehen zu können, sei noch die Münzprägung ge-
streift. Nach Fischer 2' stammen die spätesten von Antiochos VII. bekannten
Münzen aus dem mazedonischen Jahr 183 SÄ ( = Herbst 130 — Spätsommer
129), im selben Jahr setzt auch die Münzprägung des aus parthischer Ge-
fangenschaft entlassenen und nach Syrien zurückgekehrten Demetrios II.
wieder ein. Wenn Antiochos im Frühjahr 129 starb, löst sich dies glatt auf,
und die Emissionen folgen aufeinander. Sind wir jedoch gezwungen, wie es
hier zur Diskussion gestellt wird, den Tod Antiochos' später anzusetzen,
so bedeutet dies, daß Demetrios bereits vor dem Tod seines Bruders Münzen
prägen ließ und von letzterem aus dem Ende seiner Regierungszeit (das
dann möglicherweise bereits in das mazedonische Jahr 184 SÄ fiele) keine
Münzen mehr bekannt sind. Die Numismatiker mögen entscheiden, ob eine
solche Möglichkeit besteht.
Problematisch ist auch der Beginn des Partherkrieges. Fischer 28 rechnet
mit zwei Feldzügen: dem ersten im Jahre 131 v. u. Z., bei dem Mesopotamien
erobert wurde, dem zweiten nach Überwinterung in diesem Gebiet im
folgenden Jahr, wobei zunächst Medien unterworfen wurde und dann im
Herbst/Frühwinter 130 v. u. Z. der Einfall in das parthische Kerngebiet
erfolgte. In den Keilschrifttexten findet diese These zunächst keine Stütze.
Fischer 29 erwartet, daß solche aus dem späteren Abschnitt des babylonischen
Jahres 181 SÄ bereits seleukidisch nach Antiochos datiert sein müßten.
Da in der oben erwähnten Tafel SBH Nr. 60 der Monatsname verloren ist,
trägt sie zur Entscheidung dieser Frage nichts bei, ebensowenig beweist das
arsakidische Datum des Jahres 181 SÄ (in einem astronomischen Text,
LBAT 1272, s. o.), daß die Parther das ganze Jahr über als Herrscher an-
erkannt wurden. 30
Während im Jahre 184 SÄ = 120 AÄ, wie oben gezeigt wurde, die
S. 46 mit Anm. 90. [Korrekturzusatz: Nachträglich hat auch Fischer (Brief vom
24. 3. 73) die Möglichkeit der Todes Antiochos' VII. zu Wintersanfang Ende 129
v. u. Z. mit Hinweis auf die Eusebios-Tradition (s. Diss. 30, 40 Anm. 70) ein-
geräumt.]
Zum Beginn und Verlauf des Krieges s. S. 35—44, 47. In der Rez. zu Fischers
Diss. hat B. Ghirshman, in: Syria 48 [1971], 508—510, Bedenken gegen die auf-
gestellte „Langchronologie" vorgetragen; auch uns erscheint sie nicht ausreichend
gesichert.
S. 48 imd bes. S. 93 am Ende. Daraus erklärt sich wohl auch das Bestreben, für
SBH 60 ein seleukidisches Datum anzunehmen (s. bei Anm. 19).
3® Die bis jetzt verfügbaren Keilschrifttexte tragen also nur wenig zur Klärung der
Chronologie des Partherkrieges Antiochos' VII. bei. Einigermaßen sicher ist
die seleukidische Anwesenheit in Babylonien nur für den Frühsommer 130 v. u. Z.
(mit der Einschränkung in Anm. 21) bezeugt; außerdem ist davon auszugehen,
daß mindestens in einem Teil des babylonischen Jahres 183 SÄ = 129/128 v. u. Z.
die seleukidische Herrschaft anerkannt wurde. Vielleicht helfen die oben in
Anm. 21 erwähnten unpublizierten Texte weiter.
Tabelle 1
' Nach Oebevoise (b. Anin. 7) 270 f. ( = Parker-Dubbersteln 24) ohne Berackslchtigrmg nenerei Ergebnisse.
Zu den abweichenden Zeitansätzen von M.-L. Chaomont s. Anm. 41.
' Nach J. Neosner, IrAnt 3 [1953), 46 ohne BerQcksichtlgang abweichender Einordnungen. Die MOnzbelege
beziehen sich jeweils auf die gesamte Eegierungszeit.
^ An dieser Stelle führt Neusner im AnscblnS an die ältere Forechung Artabanus II. (88-77 t . u. Z.) auf; der von
ihm für diesen Zeitraum gegebene Titel der Münzen „Großer König" wurde in die Tabelle eingesetzt.
^ In diesen Jahren (vielleicht auch 233 SA, s. o. Anm. 37) Nennung des Eigennamens neben Aisakes.
' Zur Zuordnung der Eeilschriftzengnisse an Sinatruces s. bei Anm. 41.
' In die Berrscherliste wurden die Nebenkönige der 2. Hälfte des 1. Jh. v. n. Z., Pacorus I. (starb 38; nach Neusner
TIteUKönig der Könige") und Tiridates n . (ca. 30-25), nicht aufgenommen, da es keine Hinweise auf sie in den
Keilschrifttezten gibt.
' Das Zeugnis für das Jahr 300 SÄ = 12/11 v. u. Z. wurde nicht aufgenommen, da der Titel verloren ist.
Dann werden die Zeugnisse seltener. Nach einer Lücke von einigen
Jahren begegnet 248, 249 und 254 SÄ „König der Könige" (LBAT 1183;
520; 1184), 263 SÄ „König" (ACT Nr. 18 = S. 23, Kolophon Zq),^» 277 SÄ
(Strassmaier, in: ZA 7 [1892], 204 = Kugler SSB II, 447 (32), unpubliziert),
und 305 SÄ (LBAT 1193; 1195; 1196) „König der Könige" (in LBAT
1188 + 1189 = 300 SÄ der Titel verloren, aber wohl in gleicher Weise zu
e r g ä n z e n D a m i t haben wir das Ende der überlieferten, heute verfügbaren
arsakidischen Datierungen erreicht. Auf der beigefügten Tabelle (S. 37) wird der
Versuch unternommen, sie auf die arsakidischen Herrscher des 1. Jh. v. u. Z.
zu verteilen und die in den Keilschrifttexten dieser Periode vorkommenden
Titulaturen mit den Titeln der Münzen zu vergleichen. Wie daraus zu ersehen
ist, gibt es einige Differenzen, die jedoch zur Zeit noch nicht erklärt werden
können, da die spätesten Keilschriftbelege noch zu spärlich sind.
Leider hat sich keine vollständige Übereinstimmung zwischen der Ver-
wendung des Titels in den Keilschrifttexten und dem Zeugnis der Münzen,
jedenfalls nach der gegenwärtig angenommenen Zuordnung, erreichen
lassen. Auch ist es nicht in allen Fällen möglich, eine exakte Zuordnung
der Keilschriftdenkmäler an einen bestimmten Herrscher vorzunehmen.
Mit Sicherheit läßt sich jedoch sagen, daß die Tafeln aus den Jahren
232—236 SÄ demselben König zuzuweisen sind: Das Bindeglied bildet
LBAT 1446 (zur Datierung s. o. Anm. 37), da hier sowohl der Eigenname
Orodes als auch die Schwester des Königs als Herrscherin (wie in den Jahren
234—236 SÄ) erscheint. Damit ist die Herrschaft des Orodes in Babylonien
auf jeden Fall bis zum Jahre 76/75 v. u. Z. gesichert. Diese Aussage kollidiert
jedoch mit der von Mlle. Chaumont aufgestellten These, wonach auf Grund
eines Ostrakons aus Nisa bereits für das Jahr 170 AÄ = 234 SÄ = 78/77
V. u. Z. mit dem Regierungsbeginn des Sinatruces zu rechnen ist.'-' Da das
Zeugnis der Keilschrifttexte hier eindeutig ist, könnte die Lösung vielleicht
in der Richtung gesucht werden, daß Sinatruces bereits zu Lebzeiten seines
Vorgängers im parthischen Kernland an die Macht kam, aber Babylonien
erst später in seine Hände fiel. Auch beim Übergang von Sinatruces zu
Phraates III., auf Grund eines anderen Ostrakons 180 AÄ = 244 SÄ =
6 8 / 6 7 V . u. Z. angesetzt, lassen sich die verschiedenen Denkmäler nicht so
einfach verbinden. Die Keilschrifttafeln der Jahre 243 und 244 gehören
auf jeden Fall zusammen, da in ihnen dieselbe Person als Königin genannt
wird. Es kann allerdings nicht ausgeschlossen werden, daß der Wechsel
auf dem Thron im Verlaufe des Jahres 244 SÄ erfolgte, die astronomischen
Texte aus Babylonien jedoch nach dem Herrscher datiert werden, der
zu Beginn des Jahres regierte (Zeugnisse aus den folgenden Jahren fehlen
bis jetzt). Dann müßten wohl alle Tafeln der Jahre 242—244 SÄ Sinatruces
zugewiesen werden; gegenüber demselben Titel „König" fällt vielleicht
das Fehlen der Frau 242 SÄ weniger ins Gewicht. Wenn vom Titel aus-
gegangen wird, sind auch die Texte der Jahre 248, 249, 254 SÄ einem und
demselben Herrscher zuzuweisen, da sie alle „König der Könige" enthalten.
Allerdings tragen die gleichzeitigen Münzen Phraates' III. demgegenüber den
Titel „Großer König". Mithradates III. scheint keilschriffclich nicht bezeugt
zu sein. Die Zuordnung der spätesten Zeugnisse bereitet dann keine Schwie-
rigkeiten : Die Tafel vom Jahre 263 SÄ fällt in die Regierungszeit Orodes' II.,
wobei jedoch dem keilschriftlichen „König" auf den Münzen der Titel
„König der Könige" entspricht; bei den spätesten Daten aus der Zeit
Phraates' IV. besteht Übereinstimmung in den beiden Denkmälergruppen.
Die vorstehenden Ausführungen sollten darauf aufmerksam machen, daß
die babylonischen Texte bei der Untersuchung der parthischen Greschichte
des 1. Jh. V. u. Z. nicht vernachlässigt werden dürfen. Nur durch Kombi-
nation aller verfügbaren, sehr verschiedenartigen Quellen wird es möglich
Rs. 9'
ORd. 12'
Abb. 2
Vgl. o. Anm. 19. Die Stelle ist in letzter Zeit mehrmals besprochen worden,
s. H. Hunger, Babylonische und assyrische Kolophone, Kevelaer-Neukirchen,
Vluyn 1968 ( = AOAT 2), 58 Nr. 144; M.-L. Chaumont, in: Syria 48 [1971],
152f., s. auch Bickerman (s. Anm. 41) 16f. Alle diese Lesungen erfolgten in
Anlehnung an Minns (s. Anm. 41) 34 mit Anm. 23 sub h. Auf letzteren geht auch
die Ansicht zurück, daß zwei Frauen des Herrschers genannt werden.
Vgl. Minns 35 mit Anm. 25 sub j. Nach einer Bemerkung in Anm. 25 hat er
offensichtlich das Original eingesehen; Strassmaiers Lesung (in Keilschrift-
Typendruck), die am Zeilenende auf einer Ergänzung (nach Rm 844, s. hier b
und Minns sub i mit Anm. 24) beruht, kann dementsprechend nicht der Inter-
pretation zugrunde gelegt werden.
Sie lautet danach: Aräaka sarru sa sum-su Gutarzd (Frau nicht genannt);
bei R m 845 läßt der erhaltene Rest keine Entscheidung darüber zu, ob eine ent-
sprechende Ausdrucksweise vorliegt (worauf das Fehlen der Frau hindeutet) oder
in: ZA 3 [1888], 135, 147f. Xr. 9: 232 SÄ; f) L B A T 1446: 232 oder 233 S l / ' 5
Die aus diesen Tafeln zu gewinnende erweiterte arsakidisehe Datenformel
lautet:
MU (Jahr der AÄ) sä si-i MU (Jahr der SA) 'ar-sd-kdmiha-a (LUGAL)
•sd it-tär-ri-du '(Eigenname) '-'' LUGAL (ü "^Eigenname der Frau).^'
Vergleicht man die Kopien und Erstmitteilungen, so stellt man Differen-
zen in der Lesung der Verbalform fest. Strittig sind das erste und das letzte
Zeichen, dieses in e zunächst als I S gelesen, jenes in b, c und e teils als I D ,
teils als U S (leider ist die Keilschriftkopie von f an dieser Stelle auch nicht
eindeutig, in a verloren). Die richtige Lesung hat Minns gefunden, dem wir
soweit folgen, jedoch ohne Übernahme seiner D e u t u n g . E s dürfte sich
die volle Formel (nach der Kopie ist zu lesen: LRd. [. . . ^g]u-0,r-ri-iz LUGAL sd TA
(= uUu7) die drei letzten Zeichen vermutlich zur Serienbezeichnung der
Tafel gehörig). LBAT 1470 (223 SÄ) liegt wahrscheinlich eine verkürzte Datierung
ohne Herrschername und Titel vor (nach der Jahreszahl Text abgebrochen, für
die volle Formel reicht der Platz nicht aus). In anderen Tafeln der Jahre 221—225
SÄ sind die Daten verloren, eine Anzahl ist noch nicht veröffentlicht.
Zur Lesung der Jahreszahl von LBAT 1446 s. oben Anm. 37. Der Anfang der
Formel wahrscheinlich auch in dem unpublizierten Text LBAT 513 (232 SÄ),
nach Zitaten bei Strassmaier, in: ZA 8, 110, imd Kugler VMbP 339 dürfte zu lesen
sein: [MU 1 ME] 6 8 " » ad si-i MU <1 + > 1 ME ^ar-sd-kdm Sd [ (so das
letzte Zeichen bei Strassmaier, in: ZA 8, 110; bei Kugler sa[rTu\).
In a, b, c: ^gu-tdr-za-a (zu d s. Anm. 44), e: ^ü-ru-da-a, in f Anfang des Namens
verloren (vom Namen der Frau, s. o. 36, ist nur das erste Zeichen erhalten, aber
nach den Parallelen zu ergänzen).
Nennung der Frau nur in b, c und f, in a Titel und alles Folgende verloren; Titel
in SBH 51 imd e hinter Arsakes, in e wiederholt hinter Orodes. Zur Lesung von e
darf man sich nicht allein auf die Kopie stützen ( = Strassmaier, in: ZA 3, 147f.,
vgl. auch S. 135, und Strassmaier, in: ZA 8, 112, so auch noch Syria 48, 159),
sondern muß die Kollation bei E. Schräder, SB d. Kgl. Preuß. Akad. d. Wiss.
1890, 1327f. berücksichtigen. Danach ist am Ende von Z. 2 nur LUGAL = sarru
(und nicht LUGAL LUGAL""««) zu lesen, und in Z. 3 am Ende liegt dasselbe
Zeichen vor (das deckt sich auch mit dem oben für diesen Zeitraum ermittelten
Gebrauch). Nach Schräder S. 1328 ist das 5. Zeichen in Z. 3 nicht IS, sondern DU
zu lesen, was ebenfalls den Parallelstellen entspricht (vor dem Personennamen
fehlt dann nichts; s. auch Minns 35 mit Anm. 28 sub m). In f = LBAT 1446 Z. 1
dürften die beiden ersten Zeichen zu lesen sein, in Z. 2 das 3. und 4. Zeichen
sä! und it, das letzte du.
J H S 35, 34f. sub i, j, m (die sub h = SBH 51 gegebene Lesung ist nach dem
Zustand des Originals nicht aufrechtzuerhalten, s. u.). Zur Form des Zeichens
an den einzelnen Belegstellen ist zu sagen: in ZA 3 Nr. 9 Z. 3 ist ein deutliches I D
kopiert, zu diesem Zeichen passen auch die Reste in LBAT 1446 Z. 2; Rm 844
(oben Text b) bietet die Kopie zwar US, aber das Zeichen ist beschädigt imd bei
Berücksichtigung der häufig schrägen Schreibweise dieser Zeit ist die Verlesimg
erklärbar (Minns i-^[r-ri-du; besser wohl i\t-...). Zu der in Philadelphia be-
findlichen Tafel = LBAT 1295 vgl. oben Anm. 43; auch hier dürfte der Lesung
von Minns {it-tar-ri-du) der Vorzug zu geben sein vor Strassmaier ( = ustarridu,
s. auch ZA 8, 112; Schräder SB 1891, 3; diese Lesung auch noch Syria 48, 153;
die Versuche zur Erklärung der Form sind nicht haltbar). Zur Lesung des Zeichens
DU s. Anm. 47 am Ende. Die Übernahme der Lesung impliziert jedoch nicht die
Anerkennung der früheren Erklärungen der Form, die wirklich nicht akzeptabel
bei der Verbalform um ein Prät. des N-Stammes von tarädu „verjagen,
wegjagen" in passiver Bedeutung handeln, und die Formel kann folgender-
maßen übersetzt werden:
„Jahr sowieso, das gleich ist dem Jahr sowieso, Arsakes, der verjagt
wurde; Gotarzes (bzw. Orodes) ist König (und PN, seine Frau, ist Herrin/
Königin)."
Mit diesem Aufbau der Formel vor Augen können wir uns der Datierung
von SBH 51 zuwenden. Sie entspricht im Prinzip den übrigen Zeugnissen
mit Nennung des Eigennamens, ist jedoch in einem Punkt erweitert.
Gerade das ist aber die Stelle, deren Klärung noch aussteht:
Rs. 9' [E]"' ""DIR.SE U D e*^-" mj \ ME5% [+
[SD s]i-i M U 2 ME 21"*'" ^ar-sä-ka L U G A L sä (it-)tdr-ri-du
[^gu-t]a-dr-za-au 'a-si-'a-a-ba-ra^.-arl (oder: sil-ri)
ORd. 12' sä A D KUR? US? A DAM-SM G A S A N .
Bemerkungen:
10': Die Lesung der drei letzten Zeichen ist sicher, vom Zeichen ID sind
weder Spuren zu erkennen noch ist Platz dafür vorhanden, es wird des-
halb ein Schreibfehler angenommen.
11': Die letzten Zeichen des Frauennamens sind unsicher. Es ist zwar auf der
Tafel mehr zu erkennen als Reisners Kopie wiedergibt, aber eine eindeutige
Lesung konnte nicht erreicht werden. Statt ba wäre auch die Lesung ma
möglich, das darauf folgende Zeichen ist mit Sicherheit nicht TUM.
Damit entfällt die auf Grund von Rm 844 (s. o. S. 40 Text b) an-
genommene Lesung A-si-i-ba-tu(m) (nach Minns, in: JHS 35, 35 mit
Anm. 25 sub j, ist in LBAT 1295, s. o. Text c, nur . . erhalten;
alles andere ergänzt nach Rm 844. Auch ist dort das Zeichen TUM
zum größten Teil ergänzt und dementsprechend unsicher; am Zeilen-
ende fehlt eine unbestimmte Zahl von Zeichen, der Titel steht auf der
folgenden Zeile). Ich hatte Gelegenheit, die Stelle mit Kollegen Dr. H.
Freydank, Berlin, zu besprechen, wofür ihm herzlich gedankt sei. Er
schlug für das auf bajma folgende Zeichen die Lesung ra vor, während
ich zunächst ein etwas ungewöhnlich geschriebenes da in Erwägung
zog, auch die Lesung ar geht auf seinen Vorschlag zurück, während
mir auch eine Lesung si'i-ri bzw. pi'i-ri denkbar erscheint. Es liegt
ein vermutlich iranischer Name vor, vielleicht gelingt eine iranistische
Erklärung, die zur Sicherstellung der Lesung beiträgt. Über und
unter den letzten Zeichen (offenbar bedeutungslose) Griffeleindrücke.
12': Die Lesung dieser Zeile bereitet Schwierigkeiten, eine Deutung ist
uns noch nicht gelungen. Mit Sicherheit läßt sich aussagen, daß vor sä
nichts verloren ist, also kein zweiter Name vorliegen kann.^® Zur
sind (darin ist Hunger [s. Anm. 42] 58 Anm. 1 zuzustimmen). Ähnlich schon
Bickerman (s. A n m . 41) 17 mit Anm. 18 (nacheinem Vorschlag von I.Mendelsohn).
So Minns 34 sub h ; Chaumont, in: Syria 48, 153; dagegen legt sich Hunger 58
Nr. 144 nicht fest.
Lesung des dritten Zeichens als KUR vgl. Ch. Fossey, Manuel d'assyrio-
logie 2, Paris 1926, 736 Nr. 24335 (ähnliche Form aus der Zeit Artaxer-
xes'). Auch die Lesung des folgenden Zeichens ist nicht völlig sicher.
Was mit diesem singulären Zusatz, der in den späteren Zeugnissen
der Zeit Grotarzes' fehlt, gemeint ist, kann nur erraten werden. Aus
seiner Stellung zwischen Namen und Titel kann geschlossen werden,
daß es sich um eine erklärende Bemerkung zur genannten Person,
d. h. der Frau des Herrschers, handelt, eingeleitet mit relativischem sd.
Die Zeugnisse, in denen der Eigenname des Herrschers genannt wird,
scheinen uns ein interessantes Licht auf die parthische Herrscherideologie
zu werfen. Mithradates II. ist nach anderen Quellen bis 88/87 v. u. Z. nach-
weisbar, dann fand er den Tod. Bis zu dieser Zeit nennt sich der „Gegen-
könig" Gotarzes mit dem Eigennamen, um dann zur normalen Titulatur
überzugehen. Ähnliches beobachten wir am Ende seiner Regierungszeit
bei Orodes. Man kann daraus schließen, daß sich der Usurpator (über die
Berechtigung dieses Terminus ist zu streiten) scheute, den Thron- und
Ehrennamen zu tragen, solange der legitime Herrscher am Leben w a r . ^ o
Abschließend noch ein Wort zu den historischen Notizen in den chronik-
artigen Teilen der astronomischen Tagebücher. In den publizierten Texten
dieser Art aus arsakidischer Zeit finden sich eine ganze Reihe von Be-
merkungen zu Ereignissen jener Zeit. Sie sind jedoch durchweg schlecht
erhalten. Bei einem so fragmentarischen Zustand lohnt sich eine Bearbei-
tung kaum. Erwähnt werden u. a. der Heeresoberste (teilweise mit Namen),
die Städte Babylon und Seleukia, das Land Assur, gelegentlich auch einmal
ein Satrap (Name seines Verwaltungsgebietes bis auf den Anfang verloren)
u. dgl. mehr. Da der Zusammenhang nicht zu erkennen ist, ist die Aussage-
kraft gering. Aus diesem Grunde wird hier auf die genannte Textgruppe
nicht eingegangen.
Anhang:
Datierungen in Reisner SBH - Kollationsergebnis
Wir lassen hier das Ergebnis der Kollation der Datierungen in den von
Reisner SBH veröffentlichten Tafeln folgen (s. o. Anm. 19). Kollationiert
wurden nur erstere, nicht die Texte selbst oder die übrigen Abschnitte der
Kolophone, dazu s. die Bearbeitung durch H. Hunger, Kolophone (s. Anm.
42). Bei Nummern, die nicht genannt werden, sind keine Bemerkungen
erforderlich.
SBH 3: Rs. 14: Lies i -'NÄ-MU-GlS statt '"EN- . . . (ebenso SBH
51, Rs. 7' — in beiden Fällen derselbe Schreiber).
Z. 16: Die beiden letzten Zeichen sind nicht sicher zu lesen,
sollte hier die Ortsangabe E''* stehen?
5» Vgl. auch Chaumont, in: Syria 48, 1 5 4 - 1 6 0 ; Debevoise (s. Anm. 7) 4 8 - 5 0 .
Al)b. 3
SBH 51: Siehe die ausführliche Besprechung (vgl. Abb. 2 auf S. 40).
Rs. 7': Der Name des Schreibers ist mit dem Namen des Schrei-
bers von SBH 3 identisch, lies ' " N Ä - . . . statt ' " E N - . . . (s. o.).
SBH 55: Rs. 33: Auf dem Original ist deutlich 162 A Ä zu erkennen
(s. o. bei Anm. 35).
Z. 34: Hinter LUGAL fehlt nichts, die Tafel wurde an dieser
Stelle wahrscheinlich schon im Altertum eingedrückt (s. Abb. 4).
^f f ^r <f ^ ^
Abb. 4
SBH 60: (SBH S. I X wurde die Inv.-Nr. dieser Tafel mit der von
SBH 29 vertauscht.) Siehe die Besprechung oben im Text bei
Anm. 19 und vgl. die Abb. 5.
Abb. 5
SBH S. X I V wird noch das unpublizierte Fragment VAT 1789 erwähnt.
Vom Kolophon auf der Rückseite dieses kleinen Bruchstückes
ist erhalten (Jahreszahl verloren):
nis-hi 4:-u x x[
I^BE-DIN-sm-E A sd i^EN-A-MU A ' " N A N [NA-Ü-TU]
GIS ( = qät) i"EN-A-MU A-sü "iGALA.TUR.R[U~'^AMAR.-
UTU. K Ä M ]
" " GU,? UD 22 [ + x]^"" MU 1 ME [+ x"^]-" sä
[si-i MU ].