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Justizvollzugsbeamter

Justizvollzugsbeamter ist im Öffentlichen Dienst in Deutschland eine Berufsbezeichnung im


Bereich der Justiz. Justizvollzugsbeamte sind in der Regel als Landesbeamte in einer
Justizvollzugsanstalt (JVA) eingesetzt. Umgangssprachliche Bezeichnungen wie
„Gefängniswärter“ oder „Schließer“ werden von Justizvollzugsbeamten als herabwürdigend
und der Aufgabe nicht gerecht werdend empfunden.

Inhaltsverzeichnis
 1 Berufsbeschreibung
 2 Tätigkeitsfelder
 3 Voraussetzungen und Ausbildung
 4 Belastungen und Rahmenbedingungen
 5 Weblinks
 6 Einzelnachweise

Berufsbeschreibung
Justizvollzugsbeamte sind in Justizvollzugsanstalten als Vollzugskräfte tätig. Sie handeln
nach den Regularien des Strafvollzugsgesetzes (StVollzG) und der
Strafvollstreckungsordnung (StVollstrO) sowie zum Vollzug der Untersuchungshaft nach der
Strafprozessordnung (StPO) und dem am 1. März 2010 in Kraft getretenen
Untersuchungshaftvollzugsgesetz (UVollzG), das die alte Untersuchungshaftvollzugsordnung
(UVollzO) abgelöst hat. Des Weiteren sind umfangreiche Kenntnisse im StGB, StVG, WaffG
und OwiG wichtig. Die Laufbahn des allgemeinen Vollzugsdienstes in den
Justizvollzugsanstalten gehört zur Laufbahngruppe des mittleren und gehobenen Dienstes.
Die JV-Beamten des mittleren Vollzugsdienstes üben in der Regel ihren Dienst uniformiert
aus. JV-Beamte des gehobenen Dienstes sind hierzu nicht mehr verpflichtet.

Tätigkeitsfelder
Die Beamten des allgemeinen Vollzugsdienstes sind in den Justizvollzugsanstalten
maßgeblich für die Betreuung, Beaufsichtigung und Versorgung der Gefangenen zuständig.
Hierbei werden die Beamten durch besondere Fachdienste (wie Sozialarbeiter, Psychologen,
Ärzte, Pädagogen, Seelsorger usw.) bei der Behandlung von Gefangenen unterstützt. Ein
wichtiger Teil der Arbeit ist aber auch, die Gefangenen dabei zu unterstützen, später ein
Leben in sozialer Verantwortung ohne Straftaten führen zu können. [1] Zu den weiteren
Aufgaben gehört das breite Aufgabenspektrum zur Einhaltung der Sicherheit und Ordnung in
den Anstalten. Die Beamten sind zum Tragen von Dienstkleidung verpflichtet und werden
überwiegend im Wechselschichtdienst (Früh-, Spät- und Nachtdienst) eingesetzt.[2]

Um die Sicherheit und Ordnung in den Justizvollzugsanstalten zu gewährleisten, üben die


Beamten hoheitliche Rechte aus. Sie sind dadurch berechtigt, zu jeder Tages- und Nachtzeit
Haftraum-, Bereichs-, Betriebs-, Lager- und Personenkontrollen durchzuführen. Gesucht wird
nach Alkohol, Drogen, Waffen und anderen verbotenen Gegenständen. Auch der Verkehr mit
der Außenwelt wird von den Justizvollzugsbeamten, gemäß den gesetzlichen Vorgaben bei
Untersuchungshäftlingen, unter Berücksichtigung der besonderen Anweisungen durch
Haftrichter oder der Staatsanwaltschaft, überwacht und kontrolliert. Daneben wird der
Postverkehr sowie der Telefonverkehr überwacht. Die Beamten dürfen nicht nur Gefangene,
sondern auch deren Besucher, Fremdpersonen und Fahrzeuge kontrollieren.[3]

Auch hier liegen die Schwerpunkte beim Auffinden von Schmuggelwegen und der
Verhinderung des Einbringens von verbotenen Gegenständen. Zur Unterstützung werden
Diensthunde eingesetzt. Werden verbotene Gegenstände sichergestellt, so leitet die örtlich
zuständige Staatsanwaltschaft oder das Fachdezernat der Kriminalpolizei Strafverfahren ein.
Dies sind die speziellen Aufgaben des behördlichen Sicherheitsdienstes und/bzw. des
Sicherheitsbeauftragten, welche die Aufgaben der Ermittlungsbeamten, innerhalb und
außerhalb der Justizvollzugsanstalten, wahrnehmen. Diese Beamten sind speziell geschulte
Justizvollzugsbeamte, zu deren Hauptaufgaben folgende Tätigkeiten gehören: die
Zerschlagung von Subkulturen innerhalb der Justizvollzugsanstalten, die Erstermittlung sowie
Sicherung von Beweisen im Falle von Straftaten, die allgemeine und die besondere
Sicherheit. Die Beamten erstellen in Zusammenarbeit mit den Juristen der JVA die
besonderen Sicherungsmaßnahmen und setzen Zwangsmaßnahmen in Zusammenarbeit mit
anderen Justizvollzugbeamten durch.[4]

Jeder Justizvollzugsbeamte muss grundsätzlich damit rechnen, unmittelbare


Zwangsmaßnahmen durchzuführen. Hierbei sind Maßnahmen sowohl zum Schutz des
Gefangenen (Suizidgefahr) als auch zum Schutz der Allgemeinheit und im Besonderen zur
Wahrung der Sicherheit und Ordnung der jeweiligen Justizvollzugsanstalt denkbar. Der
Beamte ist gemäß seinem gesetzlichen Auftrag verpflichtet, flüchtende Gefangene unter allen
Umständen und mit jedem zur Verfügung stehenden Mittel zu verfolgen und ihre
Rückführung in die zuständige JVA zu gewährleisten (Festnahmerecht). Der Schutz der
Allgemeinheit hat hier oberste Priorität.

Auch außerhalb der Anstalten werden Justizvollzugsbeamte tätig. Im Zusammenhang mit


Aus- und Vorführungen von Gefangenen, welche zwangsläufig außerhalb der Anstalten
durchzuführen sind (etwa zur Vorstellung von Gefangenen bei Fachärzten, Vorführungen vor
Gericht, Bewachungen in Krankenhäusern, Ausführungen zu Angehörigen der Gefangenen).
Teilweise müssen diese Vorführungen auch zwangsweise durchgeführt werden, z. B.
Vorführung zur Hauptverhandlung. Daneben sind die Beamten auch für die Sauberkeit und
Ordnung zuständig. Um epidemische Erkrankungen zu verhindern, kommt es bisweilen zu
medizinischen Zwangsmaßnahmen, wenn Gefangene extrem unsauber sind. Dann müssen
Säuberungen und Desinfektionsmaßnahmen durchgeführt werden. Weiterhin arbeiten die
Bediensteten eng mit Gerichten, Staatsanwaltschaften, Strafvollstreckungskammern und der
Polizei zusammen.

Da der Vollzug den Lebensumständen in Freiheit so weit als möglich angepasst werden soll,
besteht im Widerstandsfalle eine erhebliche Gefährdung der Beamten, da der Gefangene auch
über Gegenstände verfügt, die als Waffe verwendet werden können. Hierzu werden teilweise
spezielle Einsatzgruppen in den JVAen mit Schutzausstattungen ausgestattet, um das
Schlimmste zu verhindern. Aber auch das bewahrt die Beamten nicht davor, im Einsatzfalle
verletzt zu werden. Zur Durchführung dieser Aufgaben bzw. zur Anwendung unmittelbaren
Zwanges führen die Beamten Schusswaffen. Darüber hinaus stehen ihnen andere Waffen
(Schlagstöcke, Reizstoffe wie z. B. Pfefferspray) und verschiedene Fesseln (z. B.
Handschellen, Fußschellen) zur Verfügung. Darüber hinaus können Sonderformen wie das
Tragen eines Fesselgurtes oder Ähnliches angeordnet werden. Des Weiteren verfügen die
Bediensteten über eine Ausbildung in Selbstverteidigung. Diese wird regelmäßig durch
besonders ausgebildete BKS/Einsatztrainer innerhalb des Justizvollzuges trainiert.[5]
Neben den normalen Einsatzfahrzeugen, den so genannten Gefangenentransportern (GTW),
verfügt der Justizvollzug über ein umfangreiches Transportwesen für Gefangene. Die –
permanent notwendigen – Gefangenentransporte werden ebenfalls von Justizvollzugsbeamten
durchgeführt, außer in Bayern, wo für das Transportwesen die Schubabteilung der Polizei
verantwortlich ist. Gemäß der GTV können die Transportfahrzeuge mit Sondersignal
ausgestattet werden. Abweichungen hiervon sind möglich, jedoch nur mit besonderer
Begründung zulässig (Fahrzeug, das nur zu Fiskalfahrten verwendet wird usw.).

Justizvollzugsbeamte erfüllen neben dieser Vielzahl an Punkten verschiedene Dienste im


medizinischen Bereich als Sanitäter. Hier sind sowohl Pflege- als auch Notfalldienst an der
Tagesordnung.

Voraussetzungen und Ausbildung


Die duale Ausbildung dauert meist zwei Jahre, sie kann aber z. B. bei einem späteren Einsatz
z. B. Krankenpflegedienst, Werkdienst auf 1,5 Jahre verkürzt werden (in NRW und im
Saarland beträgt die Ausbildungszeit ebenfalls 2 Jahre auch wenn der Meisterbrief schon
vorhanden ist), wenn man einen entsprechenden Beruf (z. B. Krankenpfleger) erlernt hat. Die
theoretischen Abschnitte finden in einer Justizvollzugsschule statt; die praktischen
Ausbildungsabschnitte werden in verschiedenen Justizvollzugsanstalten durchgeführt.

Die Zulassungsvoraussetzungen unterscheiden sich je nach Bundesland. Länderübergreifend


müssen die Bewerberinnen und Bewerber die Kriterien der sogenannten PDV 300 erfüllen,
die auch für die Einstellung im Polizeivollzugsdienst bundesweit Anwendung findet.
Hierunter fällt unter anderem, dass Bewerber einen angemessenen BMI (Body Maß Index)
aufweisen müssen d.h. weder unter- noch übergewichtig sein dürfen. Ein tadelloses
Führungszeugnis ist ebenfalls Voraussetzung für eine Einstellung als Justizvollzugsbeamter.

Um in Berlin eingestellt zu werden, benötigt man entweder die mittlere Reife oder eine
Berufsbildungsreife mit abgeschlossener Berufsausbildung. Einstellungen finden zwischen
dem 21. und 45. Lebensjahr statt.[6] In Hessen ist ebenso ein Hauptschulabschluss mit im
Anschluss abgeschlossener Berufsausbildung oder die mittlere Reife Voraussetzung. Das
Höchstalter beträgt in der Regel 40 Jahre, wobei Ausnahmen, unter anderem nach dem
Soldatenversorgungsgesetz, möglich sind. [7]

Belastungen und Rahmenbedingungen


Wegen der Belastungen und des Machtpotentials des Dienstes ist bei der Personalgewinnung
eine qualifizierte Auswahl zu treffen. Dennoch kam es z.B. im August 2012 zur Entlassung
von vier Justizvollzugsbeamten: Die Hamburger Morgenpost hatte über die Gewaltphantasien
der Beamten berichtet, die auf Facebook erörtert hatten, von wo aus man am besten auf die
Häftlinge schießen könne.[8] Da die Gefangenen gegenüber den Beamten oft feindselig
eingestellt sind, stehen die Beamten unter einer hohen psychischen Belastung. Die
Vollzugsbeamten sind aber in der Regel auch dank ihrer zweijährigen Ausbildung und
Praxiserfahrung in der Lage, mit kritischen Situationen professionell umzugehen.
Unmittelbarer Zwang wird nur als letzte Ausgangsmöglichkeit gesehen.

Der Anteil an Frühpensionierungen sowie der Krankenstand ist auf hohem Niveau. In den
Bundesländern liegt der Anteil an Frühpensionierungen zwischen 46 und 56 Prozent. Den
höchsten Wert mit 56 % verzeichnet Nordrhein-Westfalen.
Die Beamten gehören zu dem Personenkreis, der bei Eingang und Verlassen der JVA
grundsätzlich nicht kontrolliert wird. So standen 2012 zwei Beamte der JVA Rheinbach mit
acht Häftlingen als Mitglieder einer Drogenbande vor Gericht, da sie Drogen
eingeschmuggelt haben sollen.[9]

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