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RECHTLICHE

GRUNDLAGEN IN DER
PFLEGE
Rechtliche Grundlagen in der Pflege
Grundlagen der Rechtskunde
Definition Rechtskunde:
➢ Rechtskunde vermittelt den Inbegriff der Regeln, nach denen das Pflegepersonal
sein Verhalten ausrichtet
➢ Rechtliche Grundlagen schützen Menschen vor Unrecht
➢ Pflegepersonen haben oft mit rechtlichen Fragen und Situationen zu tun
➢ Pflegende beraten Patienten und Angehörige bzgl. Rechtlicher Aspekte
(z.B. gesetzliche Pflegeversicherung)

Einteilung des Rechts in drei große Rechtsgebiete (in DE):


- Zivilrecht (Familienrecht Kindschaftsrecht, Betreuungsrecht, Patientenverfügung)
- Strafrecht (Sterbehilfe)
- Öffentliches Recht (Unterbringungsrecht bzw. Hospizgesetz)

Öffentliches Recht = Es regelt das Verhältnis der Bürger zum Staat und alles, was die
staatliche Verwaltung betrifft Z.b. Straßenverkehrsordnung, Steuerrecht
Zivilrecht = betrifft die Rechtsbeziehungen der Bürger untereinander
Strafrecht = beinhaltet Rechtsnormen des StGBs, die bestimmte Handlungen oder
Verhaltensweisen der Bürger verbieten und unter Strafe stellen
• Probezeit:
Arbeitsrecht
➢ Maximal 6 Monate
➢ In der Zeit kann von beiden Seiten ohne Angaben von Gründen gekündigt werden
• Urlaub:
➢ Jeder AN hat Anspruch auf mindestens 20 Tage Urlaub bei einer 5 Tage Woche
und 24 Tage bei einer 6 Tage Woche.
➢ Je nach Arbeits- oder Tarifvertrag können es auch mehr Urlaubstage sein
• Gehalt:
➢ Wird im Arbeitsvertrag geregelt, meist durch einen Verweis auf den Tarifvertrag
➢ Sonderzahlungen (z.B. Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld) sind besondere Leistungen,
auf die kein Anspruch besteht, außer sie sind im Arbeitsvertrag festgehalten.
• Kündigung:
➢ Probezeit: Kündigung ohne Angaben von Gründen mit Kündigungsfrist von 2
Wochen
➢ Kündigung außerhalb der Probezeit: Kündigung durch AN ist grundsätzlich immer
möglich. Zu beachten sind Kündigungsfristen, AG muss zusätzlich
Kündigungsschutzgesetz beachten.
➢ Kündigungsschutzgesetz regelt: die Vorschriften zu Fristen und
Kündigungsgründen
➢ Unterscheidungen von Kündigungen: verhaltensbedingte (z.B. mehrmaliges zu
spät kommen), betriebsbedingte (z.B. aufgrund von betrieblichen Erfordernissen),
personenbedingte (z.B. Entzug des Führerscheins bei Kraftfahrern) Kündigung.
➢ Sonderkündigungsschutz besteht z.B. für Schwangere, Schwerbehinderte, Azubis,
Betriebsratmitglieder
• Pflichten:
➢ Pflegekräfte sind dazu verpflichtet, die vereinbarte Arbeit zu leisten
➢ Schweigepflicht einhalten
➢ AG treu zu sein
➢ Sorgfältiger Umgang mit Material
➢ Wirtschaftlichkeit
• Haftung:
➢ Pflegekraft ist für ihr Handeln selbst verantwortlich
➢ Handelt die Pflegekraft im Rahmen des Arbeitsverhältnisses, übernimmt die
Verantwortung der Arbeitgeber
➢ Bei grob fahrlässigen handeln, kann der AG Regressansprüche geltend machen,
d.h. Ausgleich des Schadens vom AN einfordern
Delegation
➢ Unter Delegation versteht man das Weiterreichen von Aufgaben innerhalb eines
Systems durch den AG (Direktions- und Weisungsrecht).
➢ Dazu gehört in der Gesundheitsversorgung auch das Übertragen von ärztlichen
Aufgaben an das Pflegepersonal
➢ Nicht alle Aufgaben können delegiert werden
Unterscheidung in:
• Allgemein delegationsfähige ärztliche Leistungen:
➢ Diese Maßnahmen erfordern keine Präsenz des Arztes
➢ Er kann die Aufgaben delegieren, nachdem er sich davon überzeugt hat, dass das
nichtärztliche Personal qualifiziert ist (Wundverbände, Katheter wechsel)
• Im Einzelfall delegationsfähige ärztliche Leistungen:
➢ Arzt entscheidet von Fall zu Fall, ob Pflegende die notwendige Kompetenz zur
Übernahme dieser Aufgabe mitbringt (i.m.- Injektionen, i.v.- Injektionen,
Blutentnahme)
• Nicht delegationsfähige ärztliche Leistungen:
➢ Aufgaben, die Ärzte persönlich erbringen müssen, weil sie besonders komplex sind
und ein hohes Risiko bergen (Operationen, invasive Untersuchungen)
Bei der Delegation werden folgende Verantwortungsbereiche unterschieden:
• Ärztliche Anordnungsverantwortung: Der Arzt trägt die Verantwortung dafür, dass
die Anordnung richtig ist. Die Anordnung muss klar, eindeutig und vollständig sein.
Der Arzt muss sicher sein, dass:
➢ Die Diagnose stimmt
➢ Die Indikation stimmt
➢ Die Person, die er beauftragt, die nötige Kompetenz besitzt
➢ Arzt trägt Instruktions- und Überwachungspflicht. Gleichzeitig hat er die
Gesamtverantwortung für die Behandlung des Patienten.
➢ Pflegende sollten bei unklarer Formulierung nachfragen und auf eine schriftliche
Delegation bestehen
• Übernahme- und Durchführungsverantwortung:
➢ wer eine Aufgabe übernimmt, sollte selbst prüfen, ob er sich fachlich dieser Aufgabe
gewachsen fühlt und die Übernahme verantworten kann (Übernahmeverantwortung)
➢ Bei der Durchführung der Aufgabe, sollte die Pflegekraft sorgfältig und nach
aktuellem Stand des Wissens arbeiten (Durchführungsverantwortung).

Weigerungsrecht:
➢ Pflegende sollten grundsätzlich ärztlichen Anordnungen nachkommen, aber dieses
Anweisungsrecht gilt nicht uneingeschränkt
➢ Die Anordnung muss ,,möglich und zumutbar‘‘ sein
➢ Pflegende dürfen Anordnungen verweigern, wenn ihnen die Kenntnisse und
Fertigkeiten (persönliche Qualifikation) oder die formale Qualifikation
(z.B. Weiterbildungsabschluss) fehlen.
Schweigepflicht
➢ Wird im Strafgesetzbuch §203 und §204 geregelt
➢ Keine Geheimnisse und Informationen dürfen an Dritte weitergegeben werden, die
nicht an der Behandlung beteiligt sind (z.B. auch Angehörige oder Freunde).
➢ Die Geheimhaltungspflicht gilt für medizinische und private Informationen
➢ Pflegekräfte können durch eine ausdrückliche oder eine mutmaßliche Einwilligung
von der Schweigepflicht entbunden werden.
➢ Die Schweigepflicht gilt auch über den Tod des Patienten hinaus und nach
Beendigung des Arbeitsverhältnisses.

Körperverletzung
➢ Medizinische und pflegerische Eingriffe (z.B. Injektionen) stellen grundsätzlich eine
Körperverletzung dar und bedürfen einen Rechtfertigungsgrund, um zulässig zu
sein.
Rechtfertigungsgründe sind:
➢ Ausdrückliche Einwilligung (schriftlich und mündlich)
➢ Mutmaßliche Einwilligung (z.B. bei bewusstlosen Patienten)
➢ Nothilfe bei akuter Bedrohung, um größere Schäden zu verhindern
(z.B. Reanimation)

Familienrecht – Elterliche Sorge


Als elterliche Sorge bezeichnet man die Pflicht und das Recht der Eltern, für das
minderjährige Kind zu sorgen (§ 1626 Abs. 1 BGB). Die Definition verdeutlicht, dass
das Sorgerecht den Eltern nicht um ihrer selbst, sondern um des Kindes willen
verliehen ist. Es handelt sich um ein Pflichtrecht. Gegenstände des e.n S.s sind die
Personen- und Vermögenssorge. Inhaltlich korrespondiert es mit dem
staatsgerichteten Elternrecht (Art. 6 Abs. 2 GG).
➢ Das GG steht über allen Gesetzen
Grundgesetz
➢ Hat Vorrang vor allen anderen Rechtsnormen des Bundes und der Länder
➢ Ist durch die Ewigkeitsklausel vor willkürlichen Veränderungen geschützt
➢ Das GG ist für alle Menschen garantiert
➢ Im GG finden sich u.a. Die Menschen und Bürgerrechte

Arzneimittelgesetz
➢ Regelt den Verkehr mit Arzneimitteln für eine ordnungsgemäße und sichere
Arzneimittelversorgung von Menschen und Tieren
➢ Verstöße gegen das AMG können mit Gefängnisstrafen bestraft werden
➢ Nur Arzneimittel Patienten verabreichen, die sie auch verschrieben bekommen
haben
➢ Rücksprache mit dem Arzt halten, falls man der Meinung ist die Medikation ist
fehlerhaft etc.

Betäubungsmittelgesetz
➢ Regelt den Umgang mit Betäubungsmitteln
➢ Sind besonders stark wirksame Arzneimittel, hohes Suchtpotenzial und starke
Nebenwirkungen
➢ Sind durch die Bundesregierung besonders reglementiert

Transplantationsgesetz
Das Transplantationsgesetz regelt, ob Organspenden zulässig sind und auf welche
Weise die Organe vergeben, Wartelisten geführt werden usw. – sowohl bei Lebenden
als auch bei Verstorbenen. Es gilt nicht für Blut, Blutbestandteile und Blutprodukte,
dafür ist das Transfusionsgesetz zuständig

Infektionsschutzgesetz
➢ Das Infektionsschutzgesetz (IfSG), trat am 01.01.2001 in Kraft
Das IfSG regelt:
welche Krankheiten bei Verdacht, Erkrankung oder Tod und welcher
labordiagnostischen Nachweise von Erregern meldepflichtig sind.
Welche Angaben von den Meldepflichtigen gemacht werden müssen und vom
Gesundheitsamt weiter übermittelt werden müssen.
Meldewege
Muster für Meldebögen und Belehrungen
Wohn- und Betreuungsgesetz
Das Wohn- und Betreuungsvertragsgesetz (WBVG) regelt die zivilrechtlichen Fragen
von Heimverträgen und Pflegeverträgen und hat die Regelungen des Heimgesetzes
ersetzt.

Unterbringung
Von einer Unterbringung (i. S. v. § 1906 Abs. 1 BGB) spricht man, wenn ein Betreuter
gegen seinen Willen an einen anderen Ort gebracht wird.

Unterbringungsgesetz (UBG)
Im Detail regeln die einzelnen Bundesländer dieses Gesetz. Es trägt unterschiedliche
Namen. Anwendung findet das UBG meist in der Psychiatrie, in vielen Ländern ist das
UBG als Psy- chisch-Kranken-Gesetz (PsychKG) geläufig.

Fixierung
➢ Zur Fixierung gehören:
• mechanische Fixierung: Dazu gehören u.a. Bettseitenteile, eingespannte Laken, die
den Ausstieg aus dem Bett erschweren oder verhindern, und Gurte.
• medikamentöse Fixierung: Schlafmittel und Psychopharmaka gelten dann als
freiheitsbeschränkende Maßnahmen, wenn sie allein aus dem Grund verabreicht
werden, einen Menschen ruhigzustellen.

Medizinproduktegesetz
Dieses Gesetz betrifft Medizinprodukte (keine
Arzneimittel!) und dient der Erfassung und Abwehr
von Risiken durch Medizinprodukte. Es enthält die
technischen, medizinischen und
Informationsanforderungen, um Medizinprodukte in
Verkehr zu bringen und anzuwenden.
Patientenverfügung
➢ Ist eine Erklärung des Patienten darüber, welche Dinge er sich in seiner letzten
Lebensphase wünscht, vor allem im Hinblick auf medizinische Behandlungen
(Z.B. keine lebenserhaltenden Maßnahmen, keine Beatmung, keine künstliche
Ernährung)
➢ Sichert die Selbstbestimmung eines Menschen
➢ Ist bindend für das medizinische und pflegerische Personal, wer sich nicht daran
hält macht sich strafbar
➢ Bei der Formulierung muss einiges beachtet werden; sinnvoll, vorgefertigte
Formulare zu verwenden.
➢ Muss schriftlich vorliegen
➢ Muss nicht handschriftlich geschrieben sein
➢ Benötigt die Unterschrift der betreffenden Person
➢ Darf von volljährigen erstellt werden

Sterbehilfe
➢ Bei der Sterbehilfe wird meist unterschieden zwischen folgenden Begriffen:
• Aktive Sterbehilfe: Eine andere Person führt den Tod eines Sterbenden herbei
• Passive Sterbehilfe: Einem Todkranken wird das Sterben ,,erlaubt‘‘, z.B. durch
einen Therapieabbruch
• Indirekte Sterbehilfe: Handlungen, die in der Sterbephase das Leiden nehmen, aber
gleichzeitig das Leben verkürzen z.B. Schmerzmittelgabe
➢ Aktive Sterbehilfe ist verboten und wird strafrechtlich verfolgt
➢ Passive und indirekte Sterbehilfe grundsätzlich erlaubt, wenn die gebotene Sorgfalt
(z.B. Beratungsgespräch) eingehalten wird.
➢ Beihilfe zum Suizid wird in Deutschland nicht gesetzlich geahndet
Gesetzliche Grundlagen, die das Thema Sterbehilfe behandeln:
• Grundgesetz, Artikel 1 und Artikel 2: die Würde des Menschen ist unantastbar, jeder
Mensch hat das Recht auf Leben.
• Strafgesetzbuch (§112): Personen, die einen anderen Menschen umbringen,
werden bestraft.
• Strafgesetzbuch (§216): Tötung auf Verlangen wird ebenfalls bestraft
• Strafgesetzbuch (§217): Geschäftsmäßige Forderung der Selbsttötung wird bestraft
(seit 2015 in Kraft)

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