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Deutscher

BundeswehrVerband
- Abteilung Verbandspolitik und Recht -

BASIS-INFO
Anwendbares Recht und Rechtsschutz im Auslandseinsatz

Wichtiger Hinweis!
Diese Übersicht kann die Beratung durch Fachpersonal nicht ersetzen
und dient lediglich der Vermittlung eines groben Anhalts.
Die Bewertung einer Situation erfordert immer die Betrachtung des Einzelfalls.

„Krieg“ oder Frieden

Der Begriff „Krieg“ ist juristisch überholt. Es handelt sich daher nur um eine
umgangssprachliche Bezeichnung. Der korrekte juristische Begriff für entsprechende
Auseinandersetzungen ist „bewaffneter Konflikt“. Man unterscheidet zwischen
sogenannten internationalen bewaffneten Konflikten (zum Beispiel der klassische
Konflikt zweier Staaten) und nicht-internationalen bewaffneten Konflikten (zum Beispiel
Bürgerkrieg). Ob und welche Art eines bewaffneten Konfliktes vorliegt, hängt von
verschiedenen Bedingungen ab. Hierüber entscheiden zuständige Gerichte bzw. die
zuständigen Staatsanwaltschaften ordnen das Geschehen/ den Tatbestand ein, die
Meinung des BMVg ist daher nicht zwingend richtig.
Für den AFG Einsatz wird das Vorliegen eines nicht-internationalen bewaffneten
Konfliktes angenommen.

Anwendbares Recht

Man kann ganz grob zwischen „Friedensrecht“ und „Recht im bewaffneten Konflikt“
unterscheiden.
Das Friedensrecht ist immer dann anwendbar, wenn kein bewaffneter Konflikt vorliegt. Es
gelten alle uns in Deutschland auch bekannten Gesetze. Dies schließt eben auch
normales Strafrecht, das als Maßstab den inländischen Frieden hat, mit ein. Dieses
Recht folgt deutschen Soldaten auch in einen Auslandseinsatz. Maßgeblich sind hier
somit das Strafgesetzbuch (StGB) und die Strafprozessordnung (StPO).
Das „Recht im bewaffneten Konflikt“ erfasst die besondere Situation einer solchen
Auseinandersetzung und berücksichtigt in verschiedenen Gesetzen eben genau diese
Umstände. Zwar wird das normale Friedensrecht dadurch nicht unwirksam, spezielle
Gesetze überlagern dieses aber in Teilen, ein Beispiel hierfür ist das Völkerstrafgesetz
(VStG), welches zum Beispiel militärische Notwendigkeiten (Auftragserfüllung)
berücksichtigt. Wichtig ist hierbei auch stets die Anwendbarkeit des Humanitären
Völkerrechts (HVR), die Bundeswehr hat sich verpflichtet bei allen Einsätzen stets die
Grenzen des HVR einzuhalten.

Stand: 14. Januar 2014


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Grundsätze der StA

Grundsätzlich ist zunächst diejenige Staatsanwaltschaft für strafrechtliche Ermittlungen


zuständig, bei der der Soldat seinen Wohnsitz/ Dienstsitz hat.
Mit der Einführung des § 11a StPO ändert sich dies, denn es wird ergänzend eine
zentrale Zuständigkeit (Gerichtsstand) für Straftaten von Soldaten der Bundeswehr
während einer besonderen Auslandsverwendung begründet. Damit liegt die
Sonderzuständigkeit nunmehr bei der Staatsanwaltschaft in Kempten. Sie führt zukünftig
grundsätzlich alle strafrechtlichen Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit
Straftaten im Auslandseinsatz.
Schon beim Verdacht einer Straftat muss die StA zwingend ermitteln. Es handelt sich
dabei somit nur um Sachverhaltsaufklärung, durch die Ermittlungen wird man nicht
„angeklagt“. Die Staatsanwaltschaft muss ferner auch alle entlastenden Umstände
ermitteln, sie ist verpflichtet objektiv an alle Verfahren heranzugehen.
Wenn also gegen Soldaten im Ausland ermittelt wird, hat dies zunächst gar nichts mit
einer Anklage oder einem Gerichtsverfahren zu tun.
Es gilt in jedem Fall die Unschuldsvermutung.

Problematik aus Sicht DBwV

Die zuständige StA ist zwar im Bereich StGB und StPO geschult, sie hat jedoch
regelmäßig wenig Bezug zu militärischen Strukturen. Eine einheitliche richtungweisende
Betrachtung oder Hilfestellung bei der Bewertung von Vorfällen im Auslandseinsatz
aufgrund von Rechtsprechung gibt es auch nicht, es gab bisher wenig derartige Vorfälle.
Dies erschwert die Ermittlungen der StA erheblich (besonders lange Verfahrensdauer,
weil sich umfassend in die „militärische Welt“ eingearbeitet werden muss), der StA kann
dabei aber kein Vorwurf gemacht werden.

Bei Annahme eines bewaffneten Konflikts und somit Anwendung des VStGB ist der
rechtliche Schutz des Soldaten grundsätzlich ausreichend gegeben. Hier werden
teilweise bereits im Tatbestand Umstände wie militärische Notwendigkeit und
Auftragserfüllung berücksichtigt.

Bei Anwendung des normalen Friedensrechts tut sich eine strafrechtliche Lücke auf, die
der Lage im Einsatz oftmals nicht gerecht wird. Militärische Notwendigkeit und
Auftragserfüllung spielen im StGB bei Rechtfertigungsgründen für Handlungen des
Soldaten keine Rolle. Die Ermittlungen als solche belasten den Soldaten.

Der DBwV fordert daher eine gesetzlich verankerte Lösung der genannten Probleme.
Unabhängig von der Bewertung des Auslandseinsatzes als bewaffneter Konflikt müssen
Soldaten, die ihren militärischen Auftrag erfüllen, klar durch eindeutig formuliertes Recht
geschützt sein.

Rechtsschutz

Ermittlungen gegen den Soldaten sind für diesen immer unangenehm. Um eine faire
Behandlung und die Einhaltung aller Rechte sicherzustellen ist das frühzeitige
Einschalten eines juristischen Beistandes niemals verkehrt. Dies gilt nicht nur im
Disziplinarrecht, sondern auch im Bereich strafrechtlicher Ermittlungen. Insbesondere
bei schwerwiegenden Vorfällen im Auslandseinsatz. Problematisch ist zunächst die
Hinzuziehung des richtigen Rechtsanwalts (RA). Nicht jeder RA, der einen
Reservedienstgrad führt, kennt sich auch tatsächlich mit den Besonderheiten des
Soldatenrechts aus. Die enge Zusammenarbeit des DBwV mit seinen Juristen und
Vertragsanwälten gewährleistet dagegen ein hohes Maß an Fachkompetenz.

Stand: 14. Januar 2014


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Die Bundeswehr bietet einen gewissen Rechtsschutz (Kostenübernahme bei


Hinzuziehung eines Rechtsanwalts) für ihre Soldaten bei strafrechtlichen Ermittlungen.
Voraussetzung hierfür ist der Vorwurf einer Straftat gegen das Leben oder die körperliche
Unversehrtheit wegen einer dienstlichen Tätigkeit im Ausland. Der Rechtsschutz gilt
somit nur für Strafverfahren und nicht für Disziplinarverfahren. Der Anspruch entfällt
allerdings rückwirkend bei Verurteilung wegen einer Vorsatztat, bereits empfangene
Leistungen müssen dann zurückgezahlt werden. Es ist übrigens dem DBwV zu
verdanken, dass die Leistungen nicht mehr in jedem Fall (also auch bei einer
Verfahrenseinstellung) zurückgefordert werden.

Der Rechtsschutz des DBwV ist dagegen viel umfassender. Das Recht auf
Rechtsberatung, also die Erläuterung und rechtliche Bewertung eines Sachverhalts,
ergibt sich genauso wie der Rechtsschutz bereits aus der Mitgliedschaft. Der
Rechtsschutz umfasst grundsätzlich jedes Strafverfahren (mit dienstlichem Bezug) und
alle Disziplinarverfahren. Rechtsschutz kann bereits gewährt werden, wenn
Entschuldigungs- oder Milderungsgründe ersichtlich sind. Die Kosten werden nicht bei
einer „Verurteilung“ zurückgefordert.

Somit kann der Rechtsschutz des DBwV objektiv als umfassender bewertet werden und
er bietet die Gewissheit, von Anfang an von fachlich versierten Juristen betreut zu
werden.

Stand: 14. Januar 2014

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